Patrick Stanke Charlotte Heinke Die letzten - adenberg.de · Das trifft meine Mutter hart. Ich lass...

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Die letzten Jahre Patrick Stanke Charlotte Heinke Musik und Liedtexte von Jason Robert Brown Deutsch von Wolfgang Adenberg

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Die letzten

Jahre

Patrick Stanke Charlotte Heinke

Musik und Liedtexte von Jason Robert BrownDeutsch von Wolfgang Adenberg

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Ich steh weInend da

Das Ende. Catherine alleine in der Wohnung.

CATHERINEJamie ist fort, und er kommt nicht zurück.Jamie hat neue Visionen im Blick.Jamie sucht künftig woanders sein Glück.Und ich steh weinend da.

Jamie gibt auf, und so schließt er die Tür.Jamie ist sicher, der Grund liegt bei mir.Jamie gibt sich keine Schuld mehr dafür.Und ich steh weinend da.

Sag mir nur eins, Jamie.Wie ist dir nach all den Lügen zumut?Fühlst du dich gut, Jamie?Fühlst du dich gut?

Jamie glaubt fest, dass uns alles entglitt.Jamie macht schnell einen sauberen Schnitt.Jamie nimmt viele Geheimnisse mit.Und ich steh weinend da.

Mach’s dir leicht und lauf doch weg!Lauf doch weg.Lauf und such dir was Bess’res.Geh und lauf in dein Versteck.Lauf doch weg,Als wär’s einfach,Als wär’s fair … Komm noch mal her, Jamie,Mit deinen Lügen und lass mich verstehn.Zeige es mir,Wie warst du dirSo sicher, dass wirKeine Chance mehr sehn?

Jamie ist fort, und wo soll ich jetzt hin?So ohne Mut und verletzt, wie ich bin.Es liegt vielleicht eine Lehre darin.Doch das ändert nichts daran,Bringt nicht zurück, was war.Das hält die Welt nicht an.Und ich steh weinend da.

MeIne GöttIn Der Anfang. Jamie nach seinem ersten Treffen mit Catherine.

JAMIEDas trifft meine Mutter hart.Ich lass mich mit ’ner Nichtjüdin ein.Das bricht der alten Dame das Herz.Ich kann’s bis hierher hör’n.

Mein Opa rotiert im Grab. Doch selbst wenn ich mit dir Schluss machen wollte,Ich bin schon zu verliebt.Ganz egal, was du tust, ich geb dich nicht mehr her!

Hättest du ein Tattoo, das wär in Ordung.Wär dein Schädel rasiert, das wär doch cool.Lebtest du nur ständig im Suff oder in einem Puff, oder pinkeltest in den Swimmingpool,All das würd ich akzeptierenUnd noch viel mehr dazu.Denn hey, hey, meine Göttin,Was ich immer gesucht hab, bist du!

Hab’s gesucht bei Angelica Schwartz und Erica Weiss und den Zwillingen Straus. Hab’s gesucht bei Rebecca Greenblatt, Annie Mincus, Karen Pincus und Lisa Gold.

Und Stacy Rosen, Ellen Kaplan, Julie Silber und Janie Stein.Am Schabat war ich wohl zum Essen schonBei jeder Miss Katz und bei jeder Miss Kohn.Aber als ich dich gesehn hab,Blieb mir glatt der Atem weg. Tagelang glotzte ich nur das Telefon an,Starr vor Angst wie der letzte Depp.Ich war ausgesetzt in der Wüste,Voller Schmerzen, voller Qual!Mein Volk hat gelitten seit ewiger Zeit,Und es ist mir scheißegal!

Wär deine Zunge gepierct, das wär kein Drama.Kommst du frisch aus dem Knast oder warst mal ein Mann, hältst du heimlich deine Eltern in zwei Salzsäurebehältern, um dann Wein daraus zu keltern, den man kaufen kann,Sag ich nur: „Hey, nobody’s perfect!“Da kenn ich kein Tabu.Ich sag „Hey! Hey! Meine Göttin!Was ich immer gewollt hab, bist …“Du bringst die Erleuchtung.Du bist, was ich such.Du bist die Geschichte für mein Buch.Mein großes Buch!

Wenn du rauchst wie ein Schlot, das wär doch primaDu ernährst dich von Blut? Das fänd ich süß!Machst du oft bei Überfällen BeuteOder ballerst gern auf Leute?Dann leg an auf mich und schieß!Alles, was du willst, ich erfüll es.Es gibt nichts, was ich nicht tu!Denn hey, hey, hey, hey!Was ich immer gesucht hab,Was ich immer gewollt hab, Ja, die Vision, in die ich mich verliebt hab,Bist du!

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2dIe Zukunft des Modernen MusIcals

Eine geniale Idee. Eine Idee, auf die man erst einmal kommen muss: Ein Musical über das Scheitern einer Beziehung, erzählt auf zwei gegenläufigen Zeitebenen. Der Mann beginnt mit seiner Geschichte zum Zeitpunkt des Kennenlernens und endet in der Gegenwart, als die Ehe der beiden zerbrochen ist. Die Frau beginnt mit der Trennung und geht immer weiter in der Zeit zurück bis zum ersten Treffen. Lediglich bei der Hochzeit in der Mitte des Stückes verweben sich die beiden Geschichten kurz, nur um dann wieder auseinanderzudriften.

Selbst in der Hand eines mittelmäßigen Autors würde diese Idee genügen, um ein Stück zu etwas Besonderem zu machen. Aber Jason Robert Brown ist kein mittelmäßiger Autor. Seine Brillanz tritt in jeder Note, in jedem Wort der vorliegenden Aufnahme deutlich zutage. Hier begegnet uns ein genauer Beobachter des menschlichen Verhaltens und ein Komponist, dem das seltene Kunststück gelingt, zeitgenössische Musik mit Theatermusik zu verbinden. Jedes einzelne Lied fügt sich nahtlos in den Fluss der Handlung ein, gibt immer wieder feine Querver-weise zum Verständnis der Geschichte. Und trotzdem könnte es auch für sich alleine stehen, ohne Zusammenhang, schlicht als Miniatur menschlicher Emotionen. So dass sich dem Zuhörer immer wieder die eine Frage stellt: „Woher kennt dieser Mann mein Leben?“

„The last 5 years“ wurde 2001 in Chicago uraufgeführt und erreichte 2002 den Off-Broadway. Seitdem hat es einen Siegeszug rund um die Welt angetreten und steht auch hierzulande regelmäßig auf den Spielplänen. Die vorliegende Aufnahme vereint die Hauptdarsteller der deutschsprachigen Erstaufführung Charlotte Heinke und Patrick Stanke.

Die letzten

Jahre

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schau, Ich lächle

Catherine mit Jamie in Ohio

CATHERINEIch kann’s nicht fassen: du bist wirklich da.Ich hab gedacht, du kommst nicht mehr.Schau, ich lächle.Das heißt, ich freu mich wirklich sehr.

Den Pulli hat der Fundus mir geliehn.Jetzt fehlt mir nur ein Cowboyhut.Da, wir lachen.Mit uns wird alles wieder gut.

Wir müssen’s einfach nur ganz fest versuchen.Mehr Rücksicht hier und da.Dann wird auch uns’re Liebe,Wie sie vor fünf Jahren war.Jetzt sind wir zwei schon in Ohio.Wer weiß, wo’s hingeht von da.

Ich bin gespannt, wie dir das Stück gefällt.Es ist mal ausnahmsweise gut.Na, da lachst du, und ich lächle.Und der Fluss rauscht in Ohio.Du bist hier.Das schaffen wir.

Wir beide wissen selbst, es ist nicht einfach.Doch ich hab oft gedacht,Dass uns so eine KriseLetztlich nur stärker macht.Lass uns dies Wochenende nutzen.Genießen wir Tag und Nacht.

Mir war nicht klar, dass du so bald schon fährst.Ich hab gedacht, wir hätten Zeit.Na, von mir aus, wenn es sein muss,

Wenn du wegmusst, dann von mir aus.Mir tut’s leid.Doch uns bleibt heut.

Und weißt du, was mich krank macht?Nein, lass mich das jetzt sagen!Was mich bald rasend macht?Jetzt sind wir einmal hier zusammen.Wir zusammen.Hätten mal Zeit.Könnten was tun.Doch dir sind offenbar all die andern lieber.Aber klar! Doch, Jamie, aber ganz genau so ist das!Du kannst hier sein bei mir oder da bei denen.Wie üblich ist klar, was du tust!Nein, Jamie, du musst nicht unbedingt auf die nächste Party,Um dann da wie sonst auch nur dumm rumzustehn.Du könnt’st mit deiner Frau ihren Geburtstag feiernUnd sogar - ach herrje! - dir mein Stück ansehn.Doch ich weiß, insgeheim kannst du’s kaum erwarten,Deine schnuckligen Freundinnen wiederzusehn.Bin ich nicht! Bin ich nicht! Sei doch ehrlich, Jamie,Bei dir geht’s immer nur um eins,Und das bist halt Du und du und immer nur du.Glänzender Schriftsteller, du.Erst achtundzwanzig, ist das nicht genial?Der Retter der Worte!Du und du und immer nur du -Oben und unten nur du.Durch alle Mauern, und immer bergaufZum Himmel hinauf!Und ich …

Ich kann’s nicht fassen, wie eiskalt du bist.Ist dir das alles einerlei?Du siehst mich weinenUnd stehst nur teilnahmslos dabei …

es Geht eIn bIsschen Zu schnell

JAMIEIst da ein Düsenjet durchgestartet?Ich fühl mich wie auf dem Karussell.Ich weiß zwar nicht, was mich noch erwartet,Doch ich hab langsam das Gefühl, es geht ein bisschen zu schnell.

Ich bin ein funkelnder Hochkaräter.Das Feuer in mir brennt strahlend hell.Ich dachte, all das kommt Jahre später.Ich hab so langsam das Gefühl, es geht ein bisschen zu schnell.

Schon heißt es: „Halt ein!Drossel die Fahrt!Immer schön moderat.Drum stopp den Zug.Halt ein! Das ist zu verworr’n!“Doch ich sag: Nein! Nein!Bei so einem Lauf,Da hört man nicht auf.Es ist nie genug.Bei allem, was ich tu, schieß ich mit Vollgas nach vorn!

Ich hab nie Angst, auf dem Seil zu gehen.Ich hab ein sorgloses Naturell.Doch jetzt kann ich kaum den Boden sehen.Ich hab so langsam das Gefühl, es geht ein bisschen zu schnell.

Ich hab die vollkomm‘ne Frau.Und das vollkomm’ne Verlagshaus.Kann zwar auch schiefgehn, doch:

Mancher zerpflückt jedes kleinste Detail.Mancher verstrickt sich in Schwarzseherei.

Mancher läuft ängstlich am Leben vorbei.Doch ich geh voll drauf los.Mancher, der schafft’s mit der Kunst nie ans Licht.Mancher sucht Liebe und findet sie nicht.Mancher verwechselt das Ganze nur schlicht.Doch ich geh voll drauf los.

Oh, oh, und sollt’s mal nicht mehr so sein,Na, oh, das Risiko geh ich ein.

Ich mische mit bei der Kulturelite.Die Angebote reißen nicht mehr ab.Hab meine eigene Aphrodite.Ich tu, was ich mir nicht mal vorgestellt hab!

Wir woll’n jetzt nach einer Wohnung gucken.Ich fühl mich wie in Siebenmeilenschuh’n.Das Atlantic Monthly will mich vorab drucken.2000 Cash, und ich muss nichts dafür tun!

Bin von der Uni ab, und das war richtig!Die New York Times schreibt, mein Roman wäre wichtig!Zum Held geboren!Mein Herz verloren!Und unverfroren drauf los!

Ich reite kühn auf dem wilden Orkan.Ich hab’s getanMit Haut und mit Haar’n.Mit 23 Jahr’n bin ich ganz oben dabei!Oben dabei!

Ich fall vielleicht schon bald von der Leiter.Kann sein, dass ich auf dem Beton zerschell.Doch ich bin glücklich, und mich stört’s nicht weiter,Dass ich so’n komisches Gefühl hab.Ich hab so langsam das Gefühl, es geht ein bisschen zu schnell!

Ich bIn teIl davon Catherine bei Jamies Buchsignierung

CATHERINE Bei uns geht’s oft zu wie bei den Waltons.Dann aber wieder auch ganz normal.Und häufig geht er auf Fahrt ins Jamieland,Starrt nur katatonisch aus dem Fenster,Zieht nicht mal die Jalousien rauf.

Dann blickt er auf.Er lächelt, und ich weiß, es ist geschehn.In ihm entstehnSoeben Welten neu.Und ich bin Teil davon.Ich bin Teil davon.Ich bin Teil davon.

Am nächsten Tag dann,Alles beim alten.Wir machen Pläne.Wir lachen viel.Dann steigt er ein in den Zug nach Jamieland,Futtert jede Menge fette Nachos,Macht in uns’rer Wohnung Dauerlauf.

Dann blickt er auf.Er lächelt, und mein Unmut kommt zu Fall.Er hat ’nen Knall,Doch seht nur, wie er schreibt.Und ich bin Teil davon.Ich bin Teil davon.Ich bin Teil davon.

Es ist wahr,Ich richte mich sehr stark nach ihm,Und doch sind wir ein Team,Ein gutes Paar.

Ja,Das ist die Rolle, die ich spiel,Ich helf ihm mit ans Ziel,Das ist doch klar.

Und sind wir da,Lacht er mich an,Und das war alles wert.Nichts ist verkehrt,Solange man sich liebt.Er lacht mich an.Wir schöpfen neue KraftUnd er erschafftDie Welt, die uns umgibt.Und ich bin Teil davon.Ich bin Teil davon.Ich bin Teil davon.Oder nicht?Ich bin Teil davon.Ich bin Teil davon.Ich bin Teil davon.

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das lIed von schMuel Jamie bei seinem ersten Weihnachtsfest mit Catherine

JAMIE Zuerst eine Geschichte. Neu und unveröffentlicht. Eine kleine Weihnachtsgeschichte. Ich nenne sie „Die Geschichte von Schmuel, dem Schneider aus Klimowitsch.“

Schmuel saß fleißig Tag für Tag in der Schneiderei in Klimowitsch.Pünktlich um sechs beim Glockenschlag bis um zehn Uhr in der Nacht.Schon vierzig Jahre nähte er in der Schneiderei in Klimowitsch.Schimpfte den Wintern hinterher und hat eines oft gedacht:

„Hätte ich nur die Zeit,“ so sagte er,„Nähte ich ein Kleid, das schöner wärAls alle Kleider,Die je ein SchneiderGenäht von hier bis Minsk.Doch ist’s zu spät, um sich noch zu bemühn.“Da begann die Wanduhr plötzlich hell zu glühn.

Und die Uhr sprach:„Na na na na, na na na,Oh Schmuel, ich mache dich glücklich.Na na na na, na na na,Ich gebe dir unendlich Zeit.Na na na na, na na na,Ja, Schmuel, los, näh und sei glücklich.”Doch Schmuel sprach, „Nein, nein, lass davon ab.Ich kann nur die Zeit nutzen, die ich hab.“

Schmuel war fertig um Punkt zehn, und er sagte, „Schlaf gut, Klimowitsch.“

Stieg in den Mantel, um zu gehn, doch da rief die Uhr, „Bleib stehn! Du bist nicht reich und herrschaftlich, doch der beste Mensch in Klimowitsch.Mach nur noch einen Nadelstich, und dann wirst du’s selber sehn.“

Schmuel sprach, „Uhr, es ist zu spät.Man muss wissen, wo man im Leben steht.“Doch die Uhr sprach, „Tu es!Und sieh, wozu esMit deinen Träumen führt.“

Und so gab Schmuel dem Drängen schließlich nach.Er griff sich eine Stoffbahn, und er sprach:„Ich will ins Bett. Was mache ich hier nur?Ich sitze da und red mit einer Uhr!“

Und die Uhr sprach:„Na na na na, na na na,Oh Schmuel, ich mache dich glücklich.Na na na na, na na na,Ich gebe dir unendlich Zeit.Na na na na, na na na,Los, tu es, denn dann wirst du glücklich.”

So fädelte Schmuel seinen Faden ein.Und das Mondlicht fiel in den Raum hinein.Seine Hand versenkte die Nadel tief,Als er sah, dass die Uhr nun rückwärts lief.

Und er maß und schnitt, und er nähte stumm.Und die Zeiger drehten sich links herum.Und die Seide glänzte, vom Mond erhellt.Und es war halb neun auf der ganzen Welt.

Jeder Stich und Schnitt, jede kleinste NahtSo perfekt, als wäre sie Gottes Tat.Und Schmuel rief, „Nimm mich mit zurück!

Nimm mich mit! Vierzig Jahre zu meinem Glück!“

Und immer fort ging es wunderbar,Bis Schmuels Kleid schließlich fertig war.Und er streckte sich, und er sah sich an,Wie die Dämmerung endlich im Osten begann.

Und in dieser endlosen Nacht entstandDort ein Kleid, wie man nirgends ein schön’res fand.Von dem einfachsten Saum bis zum Samtbesatz,Jeder Knopf, jede Schleife am rechten Platz.

Und eingenäht dort war’nDie Träume von vierzig Jahr’n,In der einen NachtWahr gemacht.

Und dasselbe Kleid, heißt es, hatte dannEine junge Frau in Odessa anAn dem Tag, als sie einen jungen MannDort heiratet namens Schmuel,An den sie am Tag zuvorFür immer ihr Herz verlor.

Manch einer träumt und hofft so sehr, doch er kommt nicht raus aus Klimowitsch. Wenn Schmuel ein hübsches junges Mädchen wär, säh er sicher aus wie du.Hast du auch Angst und zögerst noch, denk daran, es ist nicht schlimm-owitsch.In deinem Herzen willst du’s doch, nur dein Kopf lässt es nicht zu.

Doch zeig ihnen, dass sie existiert,Die Zauberfrau, die mich inspiriert.Du willst hoch hinaus, du bist talentiert.

Ist der Zeitpunkt jetzt nicht da?

Sag adieu zum Gläserspülen in der Bar.Sag Hallo zu Cathy Hiatt, Superstar!Denn ich sag:Na na na na na na na naCathy, geh hin und werd glücklich.Na na na na na Ich gebe dir unendlich Zeit.Na na na na naMach Schluss mit den Aushilfsjobs Und werd glücklich!Hier, ein Fotograf, der die Setcard macht.Und das Cover, von dem bald Cathy lacht.Nimm’s dir vor!Nimm es ernst!Nimm dir ein Herz …

Er gibt ihr sein Weihnachtsgeschenk: Eine Armbanduhr.

Nimm dir Zeit.

Hab ich heut schon erwähnt,Wie glücklich ich bin,Verliebt in dich zu sein?

eIn soMMer In ohIo

Catherine schreibt Jamie einen Brief.

CATHERINEIch könnt’ jetzt in Acapulco seinOder säß in St. Tropez beim Wein,Doch das wäre nicht so schön wie ein Sommer in OhioMit ’nem schwulen Zwerg namens KarlIn der Rolle des Porgy.Ich könnt’ in die Oper gehn in Prag

Oder Kutsche fahr’n im Central Park,Aber was ich noch mehr mag, ist ein Sommer in Ohio,Wo ich mir ein Zimmer teilMit ’ner Stripperin und ihrer Schlange: Knut!

Wenn ich einen großen Sack voll Dollars hätt,Hellsehn könnte beim Roulette,Schätze hätte im Tresor,

Wenn man mir die Kronjuwelen schenken will,Fahnen für mich schwenken will,Zöge ich es trotzdem vor,Hier mit all den RübenbauernTief in der Pampa zu versauern.

Ich hack’ mir vielleicht ein Knie entzweiOder ess ’nen Fisch vom letzten Mai,Doch das wäre nicht so furchtbar wie ein Sommer in OhioOhne Kabel, Heißwasser, chinesisches Essen und dich.

Im Buchgeschäft hab ich heut dein Buch gesehen.Und auf dem Schild stand: „Besondere Empfehlung“.Das Umschlagfoto von dir hab ich mir angesehnUnd wollt’ nicht wieder gehn.Richard, der dabei war, wurd’ ganz stumm und fing nur an zu schnaufen.Schließlich sagte er: „Wahrscheinlich musst du das ja wohl nicht kaufen.“Lächelnd wie die Mona Lisa legte ich die Visa hin.Er will mich, er will mich,Doch er kriegt mich bestimmt nicht!Bei dir nur werd ich schwach.Ich lieg oft abends wach,Danke Gott:„Sieh mich an!Heilige Scheiße!Scheint, dass ich was richtig mach!

Mal endlich was richtig mach!“

Oh, mir ist, als ob ich das Nirwana seh.Ich spiel Anita in der Matinee.Und ich hoff auf die gute Fee,Die sagt, es ist bald vorbei,Ohne dass ich je zurück muss nach Ohio!

Ich könnt’ runterfall’n von Bergeshöh’n,Oder nehm ein Bad mit meinem Föhn.Das wär lange nicht so schön wie derSommer werden wird für mich.Denn je schrecklicher all das hier ist,Umso schöner, wenn du bei mir bist.Drum mach schon und lauf,Tauch hier auf!Fang an, loszuziehn!Gruß vom Zwerg, der Stripp’rin, Schlange KnutUnd Mrs. Jamie Wellersteen,Das bin ich!

dIe nächste stunde

Jamie in einem Boot auf dem See im Central Park. Er zeigt auf die Hochhäuser an der Upper West Side.

JAMIENein, da wohnt Jerry Seinfeld.Da starb John Lennon, da.Nein, das Dakota.Das San Remo ist weiter da hoch.Warst du schon mal drin im Museum?Gehn wir rein.Dinosaurier sehn.Cathy.

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Er holt einen Ring aus der Tasche seiner Jeans.

Willst du dein Leben mit mir teil’nFür die nächste Stunde?Für die nächste Stunde,Wollen wir’s probiern?Sehn den Wellen zu,Sehn den Himmel weit,Oder warten nurAufs Vergehn der Zeit.Und fällt uns all das nicht schwer,Bitte ich dich nachherUm eine Stunde mehr.

Catherine erscheint. Sie trägt ihr Hochzeitskleid.

Und wenn du sie mir gewährst, Diese nächste StundeUnd die nächste Stunde,Bis der Morgen kommt,Halte ich dich fest,Und wenn du mich lässt,Bitt’ ich um mehr,Für die Träume, die ich so gern für uns erfüll.Denn ich finde nur in dir das, was ich will.

Jamie steckt Catherine den Ring an.

CATHERINEMach dich auf eines gefasst:Ich werd oft unpünktlich sein.Ich komm zu spät,Meine Spezialität!Aber irgendwann treff ich doch ein.

Glaub mir, ich kann nichts dafür.Ich kokettier nicht damit.Doch alles, wo’s nicht darum geht, immer pünktlich zu sein,Kann ich gut.

Warum sind alle in Hast?Warum beeilen sie sich?Ich weiß nicht, wie jemand nur dieses Leben erträgtOhne jemand wie dich.

Du bist mein Halt auf der Welt.Niemand war mir je so nah.Drum ja, Jamie, ja!Ich werde deine Frau.Ich schenke dir ein Kind.Ich will nichts mehrAls ein sehr glückerfülltes Leben mit dir.Das kann ich gut.Für immer, mit dir.

Sie stehen gemeinsam vor dem Altar.

JAMIE Willst du dein Leben mit mir teil’nFür Unendlichkeiten?Für Millionen Sommer,

BEIDEBis die Welt vergeht.Bis es keinen gibt,Der uns ohne einander sah.

JAMIEAll die Träume, die ich so gernFür uns erfüll.Mit dir änd’re ich die Welt.

CATHERINEMit dir fängt mein Leben an.

JAMIEDenn ich finde nur in dirDas, was ich will.

CATHERINEFür immer.Für immer, Jamie.

CATHERINEAll die Jahre, die ich mit Glück für dich erfüll.

wär dIe welt perfekt

Jamie mit einem Freund in einer Bar.

JAMIEJeder erzählt dir,Ab der Stunde deiner HeiratFindet jede and’re Frau der Welt dich plötzlich unwiderstehlich.Das stimmt so nicht.Es sind nämlich nur die Frau’n, mit denen du immer schon schlafen wolltest.Doch die hab’n dich mit dem Arsch nicht angesehn.Wie die jetzt plötzlich Schlange stehn.Sie fallen auf die Knie.So scheint es dir zumindest.Weil du nicht an sie ran darfst,Sie eigentlich nicht mal ansehn darfst!Augen zu, Augen zu, Augen zu.Aber dann sitzt du da,Beißt in dein Corned-Beef-Sandwich,Und dann laufen diese zwei Brüste da vorbei,Lächeln dich an,Und du nur:„Das ist nicht fair!“

Und wär die Welt perfekt,Dann gäb’ es jetzt ein Wunder.Und jede and’re Frau wär plötzlich weg.Es gäb’ nur mich und Cathy.Nichts and’res wäre wichtig.Doch schon gut, schon gut, schon gut,Ich bin ja glücklich.Mir geht’s gut, so gut, so gut.Das ist kein Thema.Es ist spannend,Einfach spannend,Sich zurückzuhalten.

Und ich muss gestehen:Was die Sache noch verschlimmert,Ist auf diesen Partys.Ich bin Mittelpunkt von allem,Ich bin der Big Player,Da kommt sie an:„Hast du Lust auf ’n Kaffee?Guck mal, was ich geschrieben hab.“Und ich zeig ihr meinen Ringfinger,Ich wedele mit meinem Ringfinger,Und dann - Wumms! - da ist Cathy,Denn sie weiß es. (Sie wissen’s immer.)Und dann die peinlichen Versuche,Wenn ich zeigen will, von mir ging das Ganze nicht aus.(Na ja, eigentlich ja schon.)Und ich will vor der Frau nicht wie’n Weichei erscheinen.Was echt blöd ist.Ist doch egal, was sie denkt,Weil ich sie eh nicht vögeln kann!

Und wär die Welt perfekt,Dann gäb’ es jetzt ein Wunder.Und jede Frau säh aus wie Mr. Bean.Es gäb’ nur mich und Cathy.Nichts and’res wäre wichtig.Doch schon gut, schon gut, schon gut.Ich lieb sie schließlich.Ist schon gut, schon gut, schon gut.Hab’s so gewollt!Mir geht’s gut, so gut, so gut.Das ist kein Thema.Es ist spannendUnd erfüllend,Sich zurückzuhalten.

Catherine bei ihrer letzten Audition für ihre Rolle in Ohio.

CATHERINEWenn du nach Hause kommst,Trag ich mein schönstes Kleid,Damit du Ewigkeiten bleibst.Wenn du nach Hause kommst,Wird alles himmelblau,Weil du das Grau in Grau vertreibst.

Bald lieg ich in deinem Arm.Und nach all der EinsamkeitHältst du mich fest und warm.

Mein Herz ist voll von dirBei allem, was ich tu,Wenn du nach Hause kommst zu mir.

Jamie telefoniert mit Catherine.

JAMIEAugenblick noch, Cathy!Ich mach noch das Kapitel, und schon geh ich los.Ich bin sofort bei dir, Cathy!Nur noch einen Moment.Ich bin so stolz auf dich, Liebling.Das, was du immer wolltest, wird nun endlich wahr.Und ich bin da und halt dich ganz fest.Wenn der Verlag mich endlich weglässt.

Keine Angst!Ich komm hin.Ist doch klar.Ich bin da!

Und wär die Welt perfekt,Dann gäb’ es jetzt ein Wunder.Und es wär vollkommen für uns zwei.Es gäb nur dich und mich.Auf der großen Reise,

CATHERINEIch will.

JAMIEIch will.

CATHERINEIch will.

BEIDEIch will …

Sie küssen sich. Beide halten solange wie möglich daran fest, als ob sie wüssten, dass ihnen nicht so viel Zeit bleiben wird. Dann steigt Catherine in das Boot. Jamie sieht ihr nach, während sie auf den See hinausgleitet.

CATHERINEStarb da nicht John Lennon?Ist das das San Remo?Ist das nicht das Museum?Gehn wir doch rein.Die Saurier sehn.

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Alles machte sichGanz nach unser’m Plan.Wir beide, du und ich.Nichts and’res wäre wichtigEs wird gut,So gut, so gut, so gut, so gut, so gut, so gut!Nur ganz kurz noch, Cathy.Ich komm bestimmt.

Ich koMMe voran

Catherine bei einer Audition. CATHERINEWenn du nach Hause kommst,Trag ich mein schönstes Kleid,Damit du Ewigkeiten …

Okay. Danke, vielen Dank.

Catherine bei einem Essen mit ihrem Vater. Ich komme voran, Papa,Komme voran.Ich stehe um sechs morgens auf.Und stelle mich an mit zweihundert Frau’n,Alle jünger und dünner als ich,Und viel besser trainiert sowieso.

Fünf Stunden lang warte ich daUnd seh, wie die Frauen kommen und gehen,In Kleidchen, die aussehn wie das.Und dann ruft man mich endlich herein.

Also gehe ich rein.Lauter Männer am Tisch.Immer Männer,Fast immer schwul.

Und die sitzen und gucken und machen auf cool.Bei zweihundert Frau’n, die schmettern, so hoch es nur geht!

Ich weiß, ich werd’s schaffen!Ich weiß, ich sehe gut aus!Ich weiß, dass ich das Talent hab!Wünsch mir Glück!

Catherine bei einer neuen Audition.

Wenn du nach Hau …Die wissen nicht, dass ich erkältet war.Jetzt denken die, ich singe immer so.Was spielt der Klavierspieler denn so laut?Sing ich jetzt lauter? Ich singe lauter!Vielleicht sollt’ ich noch mal von vorne.Ich sing’s noch mal von vorne.Warum starrt der Regisseur sich auf den Schritt?Was starrt der Mann so auf meinen Lebenslauf?Starr nicht auf den Lebenslauf.Der ist doch eh fast nur ausgedacht.Sieh auf mich! Sieh nicht auf das Blatt! Sieh auf mich!Nein, nicht auf meine Schuhe.Guck nicht dahin, die sehn so scheiße aus.Das sind die falschen Schuhe!Das ist das falsche Lied!Das ist der falsche Beruf!

Oh, der Klavierspieler hasst mich!Wenn ich den Callback heut nicht krieg,Geh ich mit Mama noch in die Stadt und kauf ‘ne Couch.Dann häng ich heut auch nicht zu Hause rum.Weil Jamie doch schreiben muss,Und ich bin ja scheinbar eine solche unerträgliche Störung für ihn.

Wie wird das erst, wenn wir mal Kinder haben?

Mein Herz ist voll …

Wieso streng ich mich eigentlich so an?Leute wie die da besetzen Brooke Shields für ein Musical.Ich bin schlecht! So schlecht, so schlecht, so schlecht!Wenn du nach Hause kommst Zu …

Oh. Okay. Danke, vielen Dank.

Catherine spricht mit einer Freundin.

Ich werd nie eine Frau, die in Vorstädten lebt,Nur nach Baby und Häuschen und Kleingarten strebt.Ich werd nie eine Frau, die ihr Leben nur borgtUnd die Gäste mit Schnittchen und Nüsschen versorgt.Ich werd nie eine Frau, die man fragt, wie es ist,Dass man sie nur am Ruhm ihres Ehemanns misst.Ich werd nie eine Frau, die nicht klarkommen kann ohne Mann!Und ich …

Wenn du nach Hause kommst, Trag ich mein schönstes Kleid …

wär Ich nIcht überZeuGt von dIr JAMIEOkay, Schluss jetzt. Cathy, Schluss jetzt! Hör mir zu. Diese LeuteVeröffentlichen mein Buch.Da gibt’s ’ne Party, wo alle hingehn.Und auch wenn du mir deutlich sagst, du wirst nicht hingehn,Ich werde hingehn,Ganz bestimmt.

Doch worum geht es denn hier?Geht es wirklich nur um die Party, Cathy?Lass uns einmal nicht streiten und sag mir, was vorgeht in dir.Liegt es daran, dass du enttäuscht bist,Diesen Sommer schon wieder zu tingeln?Du hast sicher gedacht, es wär einfacher,Und jetzt nagt es in dir.Doch dann sprich mit mir, Cathy.Sprich mit mir.

Wär ich nicht überzeugt von dir,Dann wären wir heut nicht so weit.Wär ich nicht überzeugt von dir,In all deiner schillernden Vielschichtigkeit,Wenn ich mir nicht so sicher wär,Dass du viel mehr kannst als irgendwer,Säh ich nicht das alles und noch viel mehr in dir, Ich sag es dir eindeutig, Cathy,Dann stünde ich heute nicht hier.

Wär ich nicht überzeugt von dir,Dann hätten wir nicht diesen Streit.Wär ich nicht überzeugt von dir,Dann sagte ich, „Cathy, Stiehl mir nicht die Zeit“Und ich glaub unbedingt,

Und ich glaub unbedingt,Dass du es auch schaffst.Irgendwann tritt es ein.Doch bis dieser Glückstag anbricht,Bitte weig’re dich nicht,Mit mir glücklich zu sein.

Keiner bannt deine Geister,Wenn du sie selber nicht bannst.Ich werd nicht verlier’n, nur damit es dir besser geht, Cathy.Nur weil du selbst nicht gewinnen kannst.

Wär ich nicht überzeugt von dir,Dann wär’s um uns traurig bestellt.Wär ich nicht überzeugt von dir,Dann hätt’ ich nicht damals vor Gott und der Welt

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Doch da kommen wir niemals hin,Weil ich mir deiner so sicher bin,Weil ich seit vier Jahren weiß, was in dir steckt.Bedingungslos an dich glauben, das hat mich noch nie geschreckt.

Werden wir jemals glücklich, Cathy?Wann nur ändert es sich?Werden wir je entspannt,So wie’s zu Beginn war, bevor es das Leichte verlor?

Wenn ich dich unterstütze, Cathy,Unterstütz doch auch mich.Und es kann doch nicht sein,Dass ich mich als Verbrecher fühl,Wenn ich nur tu, was ich mir immer schwor.

Und ich will so wie du,Dass dir alles gelingt.

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Gesagt: „Hiermit erwähl ich dich,Lass dich in Freud und Leid nicht im Stich.Weil es ein größeres Glück für mich nicht gibt.“War’n wir uns damals nicht einig, Cathy?Wär ich nicht überzeugt von dir, Dann hätt ich dich niemals geliebt.

Also, zieh doch dein Kleid an, und wir gehen hin, hm? Cathy? Können wir das tun, bitte? Bitte? Bitte!!!

MIr wIrd’s Mal besser erGehn

Catherine mit Jamie im Auto auf dem Weg zu ihren Eltern.

Meiner Freundin passierte ein Malheurchen, als sie kurz vor dem Abi stand.Und fürs Hochzeitsfest kam das Silberbesteck untern Hammer.Carollann schwoll von Tag zu Tag mehr an und kam sich vor wie im Niemandsland.Und Mitchell war jede Nacht draußen als Heavy-Metal-Drummer.

Sie zogen um in ein Haus in ein Neubaugebiet, mit zwei Buchsbäumen vor der Tür.Mitchell musste jetzt als Verkäufer im Laden stehn.Und das Baby kam an, und so lebten sie dann, mit der Rente schon im Visier.Ich sah mir das an und dachte,Mit mir soll das nicht geschehn.Strickte ’nen Latz für den kleinen Esser und sprach:Mir wird’s mal besser ergehn.

Ein Jahr später zog ich um in die Stadt und sagte: „Jetzt oder nie - ich tu’s!“Fand ein Zimmer mit Bad und wurd’ zwanzig Pfund dünner.In dem Kurs, den ich nahm, war ein Mann, der fast ausschaute wie Tom Cruise.Der erste Schritt ging von ihm aus, soweit ich mich erinner.

Und er war ziemlich süß,Und er war ziemlich nett,Und er war ziemlich gut im Bett.So ließ ich für ihn fast ein ganzes Jahr alles stehn.Und es kam der Moment, wo ich glaubte, dass ich mit ihm was Besonderes hätt’.Da sagt er, er braucht ‘ne Auszeit.Muss auf die „Karriere“ sehn.Und als er abzog in neue Gewässer,Dacht’ ich: Mir wird’s mal besser ergehn.

Du musst nicht den Haarschnitt ändern.Du musst nicht zum Fitness gehn.Musst kein Fan sein von Duran Duran,Nein, lieb mich nur.

Du musst nicht Armani tragenUnd die Nachrichten nicht sehn.Du musst keinen Tango können,Du musst kein Carpaccio mögen,Du musst gar nichts für mich tun,Sei einfach da.

Sei nur du und du und immer nur du.Oben und unten nur du.Endlich gibt’s etwas, auf das ich mich schon beim Aufwachen freue.

Du und du und immer nur du.Ich brauch nichts and’res dazu.

Ungetrübt, hundertprozentig und pur,So sollst du sein.Und ganz und gar mein!

Ich brauch keine Verpflichtung fürs Leben, keine Hochzeit, so schnell es geht.Und das letzte, was ich will, ist dich je einzuengen.Aber glaub mir, ich kann es erkennen, wenn das Richtige vor mir steht.Und wir zwei schlagen doch alle anderen um Längen.

Das hier war mein Zuhaus,Sieh dir nur das Kaff an.Und der Weg hier hinaus war weit.

Ich geh nie mehr zurück,Und ich schau mich nie mehr um.Und so hat mich mein Weg zu dir hingeführt,Und dort bleib ich für alle Zeit.Denk daran, was du wolltest,Was so weit weg erschien.Denk dran, wie ich dich liebe.Und lass uns zusammenziehn.

Das mit uns beiden ist so stabil.Alles davor war ein Trauerspiel.Das ist vorbei, denn wir machen’s viel besser.Tausendmal besser!Uns wird’s mal besser ergehn!Uns wird’s mal besser ergehn!

keIner Muss das erfahr’n

Jamie im Bett. JAMIEMorgen, mein Engel,Du siehst wunderschön aus.Irgendwann hat uns der Schlaf übermannt.Komm, lass uns aufstehn.Ich muss zu Cathy.

Wie selbstverständlich wir beide hier liegen.Meine Versprechen, ich glaubte daran.Ich hab mein eigenes Buch umgeschrieben.Cathy, und nun sieh mich an.

Kaum noch frag ich mich,Was hab ich getan?Kein Grund für Trauer und Hass.Keiner muss das erfahr’n.Mmmmm.

In meine RüstungUnd auf nach Ohio.Wieder aufs Schlachtfeld mit flackerndem Blick.Mache ihr vor, dass ich niemals bei dir warUnd sehne mich nach dir zurück.

So schwer war es nie.Wie soll’s weitergehn?Was ich auch tue und lass,Keiner wird das verstehn.Keiner wird das verstehn.

Wir bau’n ein BaumhausNach unserem Sinne.Und all die Risse sind fast nicht zu sehn.Eins, das stabil ist,

Bis ich dann beginne,Fehler bewusst zu begehn.

Das, was ich will, Ist ein kleines Versteck nur,In meinem Herzen, alleine für mich.Wenn ich eins findeUnd sag’s ihr, dann kommt sie,Zerstört es und will es für sich.

Keiner lässt locker,Wir ringen verbissen.Jeder zertrampeltSo viel, wie er kann.

Bleib noch im Bett, Schatz.Halt mich umschlungen.Versprochen, dich lüg ich nicht an.

Jeden Schmerz mit mirWerd ich dir erspar’n.Wenn ich’s auch selbst kaum versteh,Ich weiß, allen tut’s weh.Erschreckend, wie weit ich geh.Das muss keiner je erfahr’n.Keiner muss das erfahr’n.

Ich möchte wieder jemand lieben können.Endlich wieder jemand lieben können.Jemand, den ich vielleicht lieben könnte, bist du.

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Page 8: Patrick Stanke Charlotte Heinke Die letzten - adenberg.de · Das trifft meine Mutter hart. Ich lass mich mit ’ner Nichtjüdin ein. ... Aber als ich dich gesehn hab, ... was ich

Du kamst vorbei!Und du hast meine Flügel befreit!Ich öffne sie weit!

Oh, mach’s gut. Wir sehn uns morgen.Wenn ich den Boden wieder berühr.Ich werde drauf warten. Ich werde warten.Mach’s gut. Wir sehn uns morgen.Mach’s gut bis jeden Tag, der noch kommt.Denn ich werde warten.Ich werde warten auf dich.Warten auf dich.Warten auf dich.

Das Ende. Jamie alleine in der Wohnung

JAMIEGleich kommt Elise, die mir beim Packen hilft.Ich hab das Konto heute aufgelöst.Ich will nicht noch einen Versuch,Noch einen Kompromiss, der doch nichts bringt.Mir tut das alles ganz genau so weh.Doch sag mir, was uns sonst noch übrig bleibt.Die Kluft ist lange schon zu abgrundartig.Ich weiß mir wirklich keinen andern Rat.

Ich konnte nie dein Retter sein,Was du dir so wünschtest.Ich konnte nie dein Retter sein.Ich hab’s so sehr versucht.Mehr als dir Liebe gebenKonnte ich nicht tun.

Ich hab’s so sehr versucht.Mehr als dich loszulassen,Kann ich nicht mehr tun.

JAMIE:Hast du denn nie gemerkt,Wie’s um uns stand?

Es wird das beste für uns beide sein.

Mach’s gut, Cathy.

Mach’s gut.

Denn uns bleibt nurEndloser Streit,Wenn ich nicht geh.

CATHERINE:Mach’s gut, mach’s gut bis morgen.Bis ich gekrochen komme zu dir.Ich werde drauf warten.Ich werde warten.

Mach’s gut.Mach’s gut bis morgen.Bis mir die Dankgebete ausgehn.Ich hab so gewartet.Hab so gewartet auf dich!Ich hab gewartet,Hab so gewartet auf dich!Ich werde warten!Ich werde warten auf dich!

CATHERINE:Schließ nur die Tür.Ich warte hier.Jamie ...

BEIDE:Mach’s gut.

catherine: Charlotte HeinkeJamie: Patrick Stanke

die band:klavier & Musikalische leitung: Christian Auer Geige: Anna Khosroshwili cello 1: Eugen Bazijan cello 2: Wolfram Dierig Gitarre: Andreas Blüml e-bass: Siegfried Rössert

executive producers: Wolfgang Aschenbrenner (BR) & Wolfgang Adenbergproducer + editing: Torsten Schreierbalance engineer: Peter Urbantechnicians: Mechthild Homburg, Andreas FürstMastering: Christoph Stickel, msm-studios München

Grafik und design: Simone Leonhartsberger, www.leonhartsberger.netbühnenfotos: Frank Struckschnappschüsse: Wolfgang Aschenbrenner

Eine Koproduktion von Anything Goes Records und dem Bayerischen Rundfunk.Aufgenommen am 19.–24.11.2007, 18.2., 8. – 10.3. und 31.5.2008 im Studio 1 des Bayerischen Rundfunks, München

besonderen dank an:Daniel Witzke, Christoph Drewitz, Anja Adenberg, Sylvia Bogisch, Volkan Baydar, Heidrun Heinke und Ulli Heinke

Die deutschsprachige Erstaufführung von „Die letzten 5 Jahre“ fand am 18. Juni 2005 im Rex-Theater Wuppertal statt. Regie führten Daniel Witzke und Christoph Drewitz.

aufführungsrechte: Musik und Bühne, Marktplatz 13, 65183 Wiesbadenwww.musikundbuehne.de

Weitere Informationen unter www.adenberg.de

Jeden Samstag um 22:00 Uhr auf Bayern 1: Showbühne - Das Neueste aus Musical und Showbusiness

Mach’s Gut bIs MorGen/Ich konnte nIe deIn retter seIn

Der Anfang. Catherine am Ende ihres ersten Abends mit Jamie.

CATHERINENicht noch einen Abschiedskuss.Lass dieser Nacht den Zauber.Ich weiß schon, du willstSo wortlos nicht gehn.Doch sag jetzt nichts mehr.

Denn jedes Wort,Jedes Gefühl,Das lag in dem einen himmlischen Kuss.Lass es dabei. Ich seh dir nur noch nach, wenn du gehst.

Dann mach’s gut, wir sehn uns morgen.Mach’s gut, bis du mich wieder besuchst.Ich werde drauf warten.Ich werde warten.

Mach’s gut. Wir sehn uns morgen.Wenn mir mein Herzschlag wieder gehorcht.Ich hab so gewartet.Hab so gewartet auf dich.

Ich stehe am Klippenrand,Kann kaum die Balance halten.Nun öffne ich mich.Nun öffne ich mich.Ganz sacht, Naht für Naht.

Endlich ich selbst, Endlich erlöst.Und etwas trägt mich weit mit sich fort.

14 Die letzten

Jahre

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1 Ich steh weinend da

2 Meine Göttin

3 Schau, ich lächle 4 Es geht ein bisschen zu schnell

5 Ich bin Teil davon

6 Das Lied von Schmuel

7 Ein Sommer in Ohio

8 Die nächste Stunde

9 Wär die Welt perfekt 10 Ich komme voran

11 Wär ich nicht überzeugt von dir

12 Mir wird’s mal besser ergehn

13 Keiner muss das erfahr’n

14 Mach’s gut bis morgen/ Ich konnte nie dein Retter sein