PAULO FREIRE

„GRUNDZÜGE DER PÄDAGOGIK DER UNTERDRÜCKTEN“

Inhaltsverzeichnis

• Wer war Paulo Freire ?

• Definition des Menschen/sein Bezug zur Welt

• Freires Menschenbild

—> aufgeteilt in seine acht anthropologischen Kategorien

• Die drei Stufen des Bewusstseins (Pädagogik der Unterdrückten)

• Mythologie (aufgrund naiv-transitives Bewusstseins)

• Das Bankierskonzept/ Bulimie lernen

• Die dialogische problemformulierende Bildung

• Die Unterdrückten/ die Unterdrücker

• Lehrer-Schüler-Kommunikation

• Kultur des Schweigens

• Quellen

Paulo Freire

• * 19. September 1921 in Recife

• † 2. Mai 1997 in Sao Paulo

• einflussreicher brasilianischer Pädagoge und weltweit rezipierter Autor

• studierte zuerst Jura und wurde Anwalt —> unglücklich, weil Anwälte Besitztum der Reichen verteidigen

• später: Lehrer für Portugiesisch

• 1964 Ausweisung aus Brasilien nach Putsch aufgrund seiner pädagogischen Tätigkeit

Definition des Menschen/ sein Bezug zur Welt

„ Der Mensch existiert in dieser Welt, mit der er sich aber nicht identifiziert, denn er steht zugleich außerhalb der Welt. Er hebt sich über die Welt der Dinge, der Objekte, durch sein Bewusstsein; er kann über sie verfügen und sie verändern, und dadurch macht er sie zu seiner persönlich Welt.“ (Hernandez 1977, 19)

außerhalb der Welt: innerhalb der Welt:

Alles was im Kopf passiert ist „außerweltlich“ und alles was der Mensch ausführt ist „innerweltlich“

• Ort, wo Mensch existiert

• Ort, wo er Einsatz, Tat und Hingabe zeigt

• Bewusstsein

• Idee oder Abstraktion

Freires Menschenbild 1. Der Mensch als Wesen in Situation

• der Mensch lebt im Moment —> er handelt situationsorientiert Situationalität als Ausgangsbasis des Menschen

• soziokulturelles Umfeld

• Wohnort des Menschen: datiert, lokalisiert und mit seinen Besonderheiten verankert

Freires Menschenbild 2. Der Mensch als Wesen mit Bewusstsein

• Subjekt-Objekt-Einheit: Menschen = Subjekt Dinge der Welt = Objekt

• Intentionalität: Mithilfe des Bewusstseins können wir die Welt von außen als Objekt betrachten und uns aber auch gleichzeitig dem Objekt zuwenden

Beispiel: Wir können in unserem Kopf die Vorstellung von einem Kochrezept haben, ohne tatsächlich zu kochen,

können aber die Fähigkeit nach Bedarf anwenden

Freires Menschenbild 3. Der Mensch als Wesen der Praxis

Reflexion <—> Aktion

• gehören unzertrennlich zusammen

• Reflexion: Distanzierung vom Objekt

• Aktion: Hinwendung zum betrachteten Objekt, eventuelle Veränderung

Erkenntnisgewinn

• Disharmonie zwischen Theorie und Praxis wird überwunden —> Theorie weist Gültigkeit in Praxis auf, Praxis findet Rückhalt in

Theorie

spielen sich gleichzeitig ab

Freires Menschenbild 4. Der Mensch als Integrationswesen

• Integration verwurzelt Menschen in der Welt

• Mensch strebt nicht zur Anpassung, sondern zur kritischen Integration (falls kritisch-transitives Bewusstsein vorhanden)

Erkennen —> schöpferisches Handeln (Realität) —> Veränderung der Realität

Freires Menschenbild 5. Der Mensch als Kulturwesen und Schöpfer der

Geschichte

• Mensch ist ein schöpferisches Wesen —> er kann das, was er auf Welt vorfindet, verändern und konstruieren

• Natur wird durch „ Aktion<—>Reflexion“ zur Kultur verwandelt/vermenschlicht

• Kultur: z.B.

Freires Menschenbild 6. Der Mensch als Wesen der Freiheit• Im Akt der Schöpfung und Neuschöpfung verwirklicht der Mensch seine Freiheit

• die Freiheit des Menschen wird eingeschränkt durch: Sektierertum, Extremismus, Ungerechtigkeit und Ausbeutung

• Wirkung: Verlust des Menschseins und Entfremdung ihrer selbst

• Lösung: Mensch muss Subjekt seiner Handlung sein

Erziehungsaspekt:

vorher: Menschen werden von anderen Menschen zum Objekt, zur Rolle, zur Versuchsperson gemacht

nachher: Erziehung ohne andere Menschen zum Objekt zu machen —> Befreiung (Solidarität, Nächstenliebe)

Freiheit = eigenes Denken und Handeln

Freiheit wird im Kampf errungen. Sie ist eine unverzichtbare Bedingung, für die Erfüllung des Menschen

Freires Menschenbild 7. Die Intersubjektivität der Menschen

• Menschen sind eigen, weisen aber auch Gemeinsamkeiten auf

• zuerst existiert das „Wir“, danach das „Ich“ —> wir bilden unsere Existenz u.a. aus der Existenz der Anderen

Freires Menschenbild 8. Der Mensch ein kommunikatives Wesen

Die drei Stufen des Bewusstseins

• naiv-transitives Bewusstsein

• semi-transitives Bewusstsein

• kritisch-transitives Bewusstsein

Bewusstwerdungsprozess /

Bewusstseinsbildungsprozess

naiv-transitives Bewusstsein

• Mensch sieht seine Situation als unveränderlich an

• Erfahrungswert ist begrenzt —> Mensch sieht die Welt, so wie sie ist, als von Gott gewollt an

• er ist nicht daran interessiert, die Welt zu verändern

Die Mythen der Personen, mit naiv-transitiven Bewusstsein

• Chancengleichheit: verspricht allen Menschen gleiche Chancen in Gesellschaft ( haben sozialbenachteiligte Menschen z.B. nicht)

• Freiheit: angeblich ist jeder frei, tatsächlich ist gesellschaftliche Situation durch Beherrschung und Unterdrückung gekennzeichnet

• Fortschritt: Lage wird sich bessern, allerdings sind Grenzen deutlich

• Leistung: reiche Länder sind durch Leistung reich geworden (Ausbeutung), unterentwickelte Länder müssten es nur ebenso machen

• Arbeitsfreiheit: jeder kann arbeiten, wo er will

• Menschenrechte

• Rangordnung (Unterdrücker/Unterdrückte)

semi-transitives Bewusstsein

• Menschen treten in den Dialog, dadurch nehmen sie Lebenswelt und die damit verbundenen Widersprüche wahr

kritisch-transitives Bewusstsein

• Mensch nimmt Missstände der Welt nicht nur wahr, sondern reflektiert sie auch kritisch

• ist in der Lage, Lösungen für seine Probleme zu suchen

Ziel: Mensch soll eben diese Stufe erreichen

Was haltet Ihr von dieser Methode?

Wird Bart Simpson hier „bewusst“, dass er was Schlimmes getan hat ?

Fällt euch eine alternative Lösung ein?

Bart Simpson Unsere Interpretation

• Nein, denn es wird nicht die Frage beantwortet warum seine Tat schlecht ist —> nicht jeder hat das gleiche Moralverständnis

• Empathievermögen so beeinflussen, dass er keinen vergräbt, der neu an die Schule kommt

• Streitgespräch führen (Täter<—>Opfer)

• von stupidem Abschreiben und Wiederholen lernt man nicht aus seinen Fehlern

• Gruppendiskussion über Mobbing

Das Bankierskonzept/Bulimie lernen

https://www.youtube.com/watch?v=fUTzWQPmyR0

Worin bestehen die Probleme bei dieser Methode?

Das Bankierskonzept

Das Bankierskonzept/Bulimie lernen

Geld= Wissen Einzahler= Lehrer Konto= Schüler

• Wissen wird so aufgenommen, wie Geld auf ein Konto eingezahlt wird

• Lehrer verfügt über Wissen - Schüler haben kein Wissen

Lehrer häuft in jedem Schüler Wissen, wie in einem Bankdepot an, dass bei Prüfungen abgerufen wird

Freires Kritik an diesem Konzept:

•Konzept der Unterdrücker und dient Aufrechterhaltung des Status quo

•Ziel davon ist, Menschen kritikunfähig zu machen und an das bestehende System anzupassen

Die dialogische problemformulierende Bildung

• Lehrer und Schüler treten in gleichberechtigten Dialog

• Lehrer und Schüler werden gemeinsam Erforscher von Wissen und Welt

• Lehrer soll Schüler zum kritischen Denken anregen, damit Schüler Wirklichkeit reflektieren kann und darauf reagieren bzw. Probleme lösen kann

• Mensch wird als Subjekt gesehen und nicht mehr als Objekt (unterdrückende Pädagogik) —> Gesellschaft ist veränderbar

• Lernende sollen Welt nicht als statische Wirklichkeit sehen, sondern Wirklichkeit im Prozess/Umwandlung

• Reflexion und Aktion auf die Wirklichkeit

Die Unterdrückten/ die Unterdrücker

• Berufung des Menschen= Humanisierung

• solange es Unterdrückte gibt = Enthumanisierung

• man kann nur so Erziehen, dass man entweder befreit oder unterdrückt

• Maßnahmen: Bewusstwerdungsprozesse ankurbeln (Kritik)

Dialog auf Augenhöhe soll Unterdrückung lösen Reflexion<—> Aktion

Lehrer-Schüler-Kommunikation

vom Bankierskonzept zur problemformulierenden Bildung:

• nicht mehr „Programmieren“, sondern „Problematisieren“ —> Schüler zur Selbstbestimmung bringen und ihnen nicht die Gedanken wegnehmen sich zu äußern

• Schüler und Lehrer forschen gemeinsam nach Leitmotiven, die in Leben der Schüler von Bedeutung sind

• Schüler wird zum Lehrer / Lehrer wird zum Schüler —> beide Seiten können voneinander lernen

Kultur des Schweigens

• Kontrolle der Unterdrückten durch Elite

• Unterdrückung durch fehlende Sprache, aufgrund von fehlender Freiheit

• Menschen, die nicht fähig waren etwas zu sagen —> Bewusstseinsbildungsarbeit verhilft zum Gesprochenen

• „solange Erfahrung sprachlos bleibt, ist Sprache sinnlos und Erfahrung folgenlos“(vgl. Lütjen, Grundzüge der „Pädagogik der Unterdrückten“ S.4)

sprachliche Erarbeitung von Erfahrungen, Anschauungen und Haltungen in den Dialog treten

in der Lage sein, sich selbst in Gesellschaft einzubringen (Beteiligung an Demokratie)

durch Befreiung

Quellen

• https://de.wikipedia.org/wiki/Paulo_Freire

• https://userpages.uni-koblenz.de/~luetjen/sose11/fm.pdf

• https://userpages.uni-koblenz.de/~luetjen/sose11/gpu.pdf

• http://die-simpsons.org/files/01_tafelgag.jpg

• Bilder: Diana Klassen