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Institutionen und Wandel moderner Gesellschaften

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Themen

• Institutionen• Sozialer Wandel und Modernisierung

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Institutionen

• Was ist eine Institution?• Wie entstehen Institutionen und was leisten sie?• Wie können Regeln durchgesetzt werden?• Institutionen und sozialer Wandel

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Definition von Institution

Eine Institution ist ein Komplex von sozialen Regeln mit erwartetem Geltungsanspruch.

Normen-, Rollen- und Statusbeziehungen von strategisch-struktureller Bedeutung für das Funktionieren des gesellschaftlichen Systems

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Beispiele für Institutionen

• Familie / Ehe• Bildungswesen• Wirtschaft / Arbeit• Organisationen• Wissenschaft / Technologie• Religion• Gesundheitswesen• Staatl. Institutionen (Polizei, Justiz…)

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Leistungen von Institutionen

• Orientierungsfunktion

Entlastung von Unsicherheit und Entscheidungsdruck für den einzelnen

• Ordnungsfunktion

Absicherung der sozialen Ordnung

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Modernisierung

Was heißt Modernisierung?

Vier Dimensionen gesellschaftlicher Modernisierung:

- Differenzierung

- Rationalisierung

- Individualisierung

- Domestizierung/Naturbeherrschung

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Familie als Institution - Überblick

• Funktionen der Familie• Vorindustrielle Familienformen• Die bürgerliche Familie: Intimisierung und

Emotionalisierung• Die Gattenfamilie als Ort der frühkindlichen Sozialisation• Die soziale Rolle von Kindern in der Familie• Ehe als Institution, nicht-eheliche Lebensgemeinschaften• Familie und sozialer Wandel: Theorien,

Erklärungsmodelle

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Funktionen der Familienach R. Nave-Herz in Joas (2001), S. 29

• Befriedigung der Bedürfnisse nach Liebe und Geborgenheit

• Regulierung der Sexualität• Selbstrekrutierung ihrer Mitglieder• Schutz und Fürsorge• Soziale Platzierung

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Familie in der griechischen und römischen Antike• oikos bzw. familia als Hausgenossenschaft• Zentrale Aufgaben in Gerichtsbarkeit, Wirtschaft

und Erziehung• Unbeschränkte Rechte des pater familias• Frauen: Erziehung der Kleinkinder• Heiratsverbot für Sklaven

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Familien des Mittelalters und der frühen Neuzeit• Das „ganze Haus“ als romantische Vorstellung

- abhängig von ökonomischen Voraussetzungen• Hohes Heiratsalter• Geringe Lebenserwartung

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Familien mit Produktionsfunktion

• Landwirtschaft, Handwerk, Handel• Betrieb als familiärer Mittelpunkt: Gesinde,

Gesellen, Lehrlinge• Hausvater• Arbeitsteilung

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Familien ohne Produktionsfunktion

• Untere Schichten, eigentumslos• außerhäusliche Erwerbsarbeit: Lohnarbeit• Hirten, Tagelöhner, Häuslinge, SennerInnen,

Dienstboten, Bau, Transport, (Gerichts-)Diener, Türsteher, Wasch- und Nähfrauen, Küchenhilfen

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Das Haus als öffentlicher Versammlungsraum• Keine Trennung von Familien und

familienfremden Personen• Keine Intimität zwischen den Familienmitgliedern• Mehrzweckräume (außer Küche)

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Prozesse der Intimisierung und Emotionalisierung in der bürgerlichen Familie ab dem 19. Jh.• Neuer Wohnstil im Bürgertum: Trennung von

Wohnung und Betrieb• Trennung von hauswirtschaftlichen und

erwerbswirtschaftlichen Tätigkeiten• Räumliche Separierung im Haus• Romantische Liebe

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Die Gattenfamilie und Ort der frühkindlichen Sozialisation• Kernfamilie mit Eltern und Kindern• Kindheit als spezielle Lebensphase• Alleinverantwortung der Eltern (Mutter) für

frühkindliche Sozialisation• Ergänzungstheorien der Geschlechter: der Mann

als Haupt, die Frau als Seele der Familie• Familie als System mit Spezialisierung auf

emotionale Bedürfnislagen

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Das bürgerliche Familienideal: Ideal und Wirklichkeit• Wohnverhältnisse in der Arbeiterklasse• Erwerbstätigkeit von Müttern und Kindern• „golden age of marriage“ in 1950er/1960er

Jahren

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Die soziale Rolle des Kindes in der Familie bis ins 18./19. Jh.• Kinder sind kleine Erwachsene• Frühe Gewöhnung an Arbeit (ab 4 oder 5)• Frühe Sorge für Lebensunterhalt• Kinderarbeit im 19.Jh. in Heimindustrie,

Fabriken, Berg- und Hüttenwerken• Arbeitszeit bis zu 16 Stunden• 1839: erste Beschäftigungsverbote für Kinder

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Der „Nutzen“ von Kindern

• ökonomisch-utilitaristisch: Beitrag der Kinder zum Familienhaushalt

• psychologisch: Stärkung der innerfamiliären Beziehungen

• sozial-normativ: Statusgewinn

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Funktionswandel von Kindern in der Familie• Zusammenhang von Industrialisierungsgrad und

materiellen sowie sozial-normativen Nutzen (Versicherung gegen Lebensrisiken)

• heute: Kinder „um ihrer selbst“, zur eigenen psychischen Bereicherung

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Gewalt in der Familie

• Körperliche Züchtigung als Bestandteil der öffentlichen Strafjustiz

• Kinder müssen „geformt“, „gebändigt“ werden• Forderung nach anti-autoritärer Erziehung:

Förderung und Unterstützung des Vorhandenen anstelle von Unterdrückung

• Aufgrund der „Spezialisierung“ der Familie auf Geborgenheit und emotionale Sicherheit wird Gewalt als umso schlimmer erfahren

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Ehe als Institution

• Ehe: von der Familienangelegenheit zur öffentlich-rechtlichen Formalisierung

• Hochzeit als rite de passage• Emotionalisierung, Identitätsbildung und

-erhaltung

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Partnerschaft und egalitäre Beziehungsmuster als Ideal• Gleichheit als zentrale Beziehungsnorm• Haushaltstätigkeiten: normativer Wandel der

Einstellungen• Geburt von Kindern: Traditionalisierung der

Paarbeziehung• Eheliche Gewalt• Ehescheidung/Trennung

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Nicht-eheliche Lebensgemein-schaften: Unterschiede zur Ehe• Geringere Erwartungen an Dauerhaftigkeit• Kein ritueller Ablaufprozess und keine

zwingenden Verknüpfungen: Liebeserklärung, Verlobung, Heirat, Familiengründung

• Erwartungen an Erwerbstätige: Mobilität, Flexibilität, psychische physische Arbeitskraftintensität

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Familie und sozialer Wandel: Soziologische Theorien• Gesellschaftliche Differenzierung• Deinstitutionalisierung von Ehe und Familie• Individualisierung