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CAD CAM 5-6/2009 41 CAM-PROZESSKETTE PRAXIS SELBSTÄNDIG WERKZEUGE ER- STELLEN. Vor 125 Jahren gründete der Schweizer Unternehmer Karl Elsener 1884 seine damalige Mes- serschmiede. Täglich werden hier 28 000 Schweizer Messer in 100 Va- rianten, 32 000 Taschenwerkzeuge sowie 60 000 Haushalts- und Be- rufsmesser hergestellt. Inzwischen hat sich Victorinox nicht nur als Outdoor-, Beklei- dungs- und Reisegepäckspezialist einen Namen gemacht, sondern bietet auch Uhren- und Parfumkol- lektionen. Diese Diversifizierung von der Messerschmiede zur inter- nationalen Marke konnte nicht zu- letzt durch die hohe Spezialisierung der Produkte mit eigenen Metho- den erreicht werden. Hierzu stehen den 900 Mitarbei- tern am Standort Ibach im Kanton Schwyz rund 800 Maschinen zur Verfügung, von denen rund ein Drittel im Eigenbau hergestellt und ein weiteres Drittel modifizierte Maschinen sind. Die Zusammenarbeit von Victo- rinox mit Camtek aus Weinstadt- Endersbach bei Stuttgart wurde im Frühjahr 2006 in die Wege geleitet. Bruno Spiess, Leiter Funkenerosion und stellvertretender Leiter Werk- zeugbau bei Victorinox, erzählt: »Wir hatten vorher das System Ea- syCut, das nicht mehr weiterent- wickelt wurde. Erst durch die Auf- gabenstellung einer DNC3-Über- tragung über eine serielle Schnitt- stelle kamen wir mit dem Außen- dienst des Peps-Systems in Kon- takt.« Die damalige Aufgabe lautete, komfortabel 3D-Daten an die Ma- schine absenden, einlesen und dar- aus Programme erstellen zu kön- nen. »Der Hintergrund war auch, Peps als komplettes, fachspezifi- sches CAM-System einsetzen zu können. Wir wollten kein Fremd- produkt integrieren; wir hatten schon Unigraphics – das System bot zwar auch Drahtschneiden, war aber zu wenig weit für unsere An- forderungen entwickelt«, so Spiess. »Weitere Anforderung an das Peps 7.0 bei Victorinox Schnell und flexibel agieren Victorinox gehört zu den Traditionsunternehmen der Schweizer Maschinenbau-Gilde. Täglich werden hier Tausende von Klingen, Stanz- und Gussteilen auf hochentwickelten, zum Teil selbst gebauten Hightech-Maschinen erzeugt. Um die nötige Qualität und Effizienz bei den hergestellten Werkzeugen zu erreichen, ist Peps 7.0 von Camtek im Einsatz. Markus Frutig, freier Autor Detailansicht der per Matritzenero- sion hergestellten Gussformen für die Haushaltsmesser-Griffschalen. Gut erkennbar ist die fein struktu- rierte Oberfläche für einen rutsch- freien Griff. Die NC-Programmer- stellung für die Senkerodierma- schinen Roboform wird durch eine umfangreiche Datenbank, Kollisionskontrolle und eine automatische Einrichteblatt- Erstellung zum jederzeit nachvoll- ziehbaren und modifizierbaren Produktionsablauf. (Bild: M. Frutig)

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CAD CAM 5-6/2009 4 1

CAM-PROZESSKET TE PRAXIS

SELBSTÄNDIG WERKZEUGE ER-STELLEN. Vor 125 Jahren gründeteder Schweizer Unternehmer KarlElsener 1884 seine damalige Mes-serschmiede. Täglich werden hier28 000 Schweizer Messer in 100 Va-rianten, 32 000 Taschenwerkzeugesowie 60 000 Haushalts- und Be-rufsmesser hergestellt.

Inzwischen hat sich Victorinoxnicht nur als Outdoor-, Beklei-dungs- und Reisegepäckspezialisteinen Namen gemacht, sondernbietet auch Uhren- und Parfumkol-lektionen. Diese Diversifizierung

von der Messerschmiede zur inter-nationalen Marke konnte nicht zu-letzt durch die hohe Spezialisierungder Produkte mit eigenen Metho-den erreicht werden.

Hierzu stehen den 900 Mitarbei-tern am Standort Ibach im KantonSchwyz rund 800 Maschinen zurVerfügung, von denen rund einDrittel im Eigenbau hergestellt undein weiteres Drittel modifizierteMaschinen sind.

Die Zusammenarbeit von Victo-rinox mit Camtek aus Weinstadt-Endersbach bei Stuttgart wurde im

Frühjahr 2006 in die Wege geleitet.Bruno Spiess, Leiter Funkenerosionund stellvertretender Leiter Werk-zeugbau bei Victorinox, erzählt:»Wir hatten vorher das System Ea-syCut, das nicht mehr weiterent-wickelt wurde. Erst durch die Auf-gabenstellung einer DNC3-Über-tragung über eine serielle Schnitt-stelle kamen wir mit dem Außen-dienst des Peps-Systems in Kon-takt.«

Die damalige Aufgabe lautete,komfortabel 3D-Daten an die Ma-schine absenden, einlesen und dar-

aus Programme erstellen zu kön-nen. »Der Hintergrund war auch,Peps als komplettes, fachspezifi-sches CAM-System einsetzen zukönnen. Wir wollten kein Fremd-produkt integrieren; wir hattenschon Unigraphics – das Systembot zwar auch Drahtschneiden, waraber zu wenig weit für unsere An-forderungen entwickelt«, so Spiess.»Weitere Anforderung an das

P e p s 7. 0 b e i V i c t o r i n o x

Schnell und flexibel agierenVictorinox gehört zu den Traditionsunternehmen der Schweizer Maschinenbau-Gilde. Täglich

werden hier Tausende von Klingen, Stanz- und Gussteilen auf hochentwickelten, zum Teil

selbst gebauten Hightech-Maschinen erzeugt. Um die nötige Qualität und Effizienz bei den

hergestellten Werkzeugen zu erreichen, ist Peps 7.0 von Camtek im Einsatz.

Markus Frutig, freier Autor

Detailansicht der per Matritzenero-

sion hergestellten Gussformen für

die Haushaltsmesser-Griffschalen.

Gut erkennbar ist die fein struktu-

rierte Oberfläche für einen rutsch-

freien Griff. Die NC-Programmer-

stellung für die Senkerodierma-

schinen Roboform wird durch eine

umfangreiche Datenbank,

Kollisionskontrolle und eine

automatische Einrichteblatt-

Erstellung zum jederzeit nachvoll-

ziehbaren und modifizierbaren

Produktionsablauf.

(Bild: M. Frutig)

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PRAXIS CAM-PROZESSKET TE

CAM-System war, durch mitSplines bestückte Matrizen einenSchnitt auf halber Höhe durchfüh-ren zu können, wobei sich eine sau-bere Linien- und Bogenkontur ab-leiten lässt. Die Anbieter sagten,dass sie das könnten. Der Camtek-Mitarbeiter hatte bei der Evalua-tion eine Peps-Version dabei, dieursprünglich gar nicht zur Diskus-sion stand. Diese konnte die Aufga-be jedoch optimal lösen.«

Einlesen der 3D-DatenWichtigste Aufgabe in der Abtei-lung ›Funkenerosion und Werk-zeugbau‹ ist das Einlesen von 3D-Daten, um Bearbeitungskonturenerstellen zu können. Besondere Sys-temanforderungen sind das Einle-sen der CAD-Daten und die fehler-freie Ausgabe von Bearbeitungs-programmen für das Schleifen,Senk- und Drahterodieren. DieWerkzeuge werden für die rund800 Maschinen vornehmlich in ei-gener Produktion hergestellt.

Bruno Spiess: »Als erosionslasti-ge Firma müssen wir mit entspre-chender Software arbeiten. ZweiDrahterodiermaschinen sind miteinem Roboter ausgerüstet. Wir ha-ben drei Senkerodierzentren mit je40 Werkstück- und 150 Elektroden-plätzen – so können wir die Maschi-nen dreischichtig betreiben.« Dersehr hohe Automatisierungsgradbei Victorinox trägt maßgeblich zur

Rendite bei, denn die Maschinensollten autark laufen können. Nurein zufriedener Bediener ist bereit,auch mal nach Feierabend vorbei-zuschauen, falls etwas nicht perfektlaufen sollte.

Selbst in die Hand nehmenZiele für die Abteilung sind vor al-lem Unabhängigkeit und Flexibi-lität, um selbständig Werkzeugeund Formen erstellen zu können.Spiess führt aus: »Es gibt nichtsSchlimmeres, als ins technische Bü-ro gehen zu müssen, um nach ei-nem neuen Programm zu fragenund zu hören, dass man keine Zeithabe, da die Mitarbeiter dort Neu-entwicklungen machen müssten.Wir aber müssen es selbst in dieHand nehmen können. Das habenwir mit Peps erreicht.«

Die CAD-Daten werden direktaus Unigraphics übernommen undals Solid-Volumenmodell eingele-sen. Die NC-Daten werden von den Peps-Modulen ›3D Drahterodie-

ren‹ beziehungsweise. ›SolidElec-trode‹ erstellt. Zum Koordinaten-schleifen kommt das Peps-Modul›Fräsen‹ zum Einsatz. Gemessenwerden die Werkzeuge extern auf ei-nem Preset-3D-Messplatz. Die sechsCAD/CAM-Arbeitsplätze laufenunter Windows XP und sind überEthernet DNC 3D vernetzt. Auchdas flexible Zwei-Schicht-Modellprofitiert von einem flexiblen, je-derzeit anpassbaren System, das diegroße Fertigungstiefe unterstützt.

Die Anwendungsbereiche in derAbteilung ›Funkenerosion‹ vonVictorinox sind unter anderemSchleifen, Senkerodieren, Draht-erodieren sowie die Eigenherstel-lung von Elektroden, Formen undWerkzeugen. Besonders die Vielsei-tigkeit des Programms ist in dertäglichen Anwendung von großerBedeutung. Wichtig ist auch eine ei-genständige Datenverwaltung, dieProduktionsprozesse ohne Rück-fragen mit der Konstruktion er-laubt. Nur so kann effizient und ziel-orientiert gearbeitet werden. Dieoptional erhältliche NC-Pro-grammverwaltung von Peps Cam-man 4.1 beinhaltet die NC-Pro-gramm- und Elektrodenverwaltungsowie einen 3D-VDM-Viewer in-klusive OpenGL-Funktionalität.

Seit Einführung des neuen Sys-tems erreichte die Abteilung Fun-kenerosion eine deutliche Zeiter-

Eine Mitarbeiterin am CAD/CAM-Arbeits-

platz in der Abteilung Funkenerosion bei

Victorinox. Vom Peps-System werden die

NC-Daten direkt an die Drahterodiermaschi-

ne gesendet. (Bild: M. Frutig)

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sparnis in der individuellen Pro-duktion von rund 30 Prozent. Denngerade der Eigenbedarf an großenund komplexen Werkstücken fürdie nachfolgende Produktion istzeitlich nie genau definier- undvorhersehbar. Die Termine der be-stellten Werkzeuge ergeben die Pro-duktionsreihenfolge. Die Elektro-den müssen in der Werkstatt jeder-zeit verfügbar sein. Dies macht eszur besonderen Herausforderungfür Spiess und sein Team, zeitnahjeden Auftrag in kürzester Zeit oh-ne Unterbrechungen in höchsterPräzision zu fertigen.

Fachkundiges Personal greifbarFachkundiges Personal in greifba-rer Nähe für die technische Unter-stützung bei Fragen oder Fehlfunk-tionen ist ein weiteres Thema. »Es

nützt mir nichts, wenn ich ein Pro-blem habe und dann ist kein Mitar-beiter beim Softwarehersteller er-reichbar. Mit Peps setze ich vor al-lem E-Mails ein, welche dann spä-testens nach ein bis zwei Stundenvom Support bei Camtek beant-wortet werden. Das spart uns Zeit«,so Bruno Spiess.

Eine sofortige Anpassung an an-dere Systeme ist auch eine Voraus-setzung. Es ist sonst müßig, wennetwa der CAD-Anbieter oder dieProgrammversion im technischenBüro wechselt. Dann ist es wichtig,dass die Daten mit einem Updateohne Rückfragen mit der Kon-struktion eingelesen werden kön-nen. Auf Basis der Konstruktions-daten müssen die NC-Daten umge-hend ausgelesen werden können,damit die oft komplexen Teile um-gehend bearbeitet werden können.

Gusti Rickenbach, Abteilungs-leiter Werkzeugmacherei, erklärtdie Ist-Situation bei Victorinox:»Wenn es sein muss, können wirinnerhalb von zehn Minuten mitden fertigen Daten und den Mess-werten auf der Maschine sein. Dazumüssen die Maschinen ebenso wiedie Software flexibel sein. Die Agie-Charmilles-Maschinen und dasPeps von Camtek erfüllen eben das.Wir sind sehr eng mit der Produk-tion verkettet, daher ist es wichtig,dass wir mit kürzestem Unterbruchschnell reagieren können.« RSt

www.gfac.com /www.peps.de / www.TextConceptions.ch / www.victorinox.comDiesen Artikel finden Sie auf unserer Homepagewww.cad-cam.de unter der Dokumenten-nummer CC110039.

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Bruno Spiess, Leiter

Funkenerosion und

stellvertretender Leiter

Werkzeugbau bei Victori-

nox, prüft an der Agie-

Charmilles-Funkenero-

sionsmaschine die vom

Netzwerkserver übertra-

genen Einstellwerte für

den Radius, welche zuvor

am CAD/CAM-Arbeits-

platz programmiert

wurden. (Bild: M. Frutig)

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