Peter Joseph Lenné - Bundesstadt Bonn · 2019-07-15 · Peter Joseph Lenné – Der berühmte...

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Peter Joseph Lenné – Der berühmte königlich-preußische Generalgartendirektor und seine vielgeliebte Vaterstadt Bonn V o n G i s b e r t K n o p p „Gottes Natur – mein Meister, Sein Himmel – meine Heimat, und meine Werkstatt – Seine weite, schöne Erde“ Dieses Bekenntnis zur Natur, zu Gott, zu seiner Heimat und zu seiner Arbeit schrieb Peter Joseph Lenné am 12. Oktober 1862 in Endenich bei Bonn anlässlich eines Besuchs bei der befreundeten Familie Michels als Widmung auf ein Foto von sich i . Es dürfte wohl der letzte Aufenthalt in seiner rheinischen Heimat gewesen sein. Vier Jahre später ist er in Potsdam hoch geehrt und viel betrauert zu Grabe getragen worden. Marmortafel für „Dr. PETER JOSEPH LENNÉ in der Gartenkunst der grösste Meister seiner Zeit“ an der Rückfront seines Geburtshauses am Alten Zoll (Foto: Gisbert Knopp, 2010) Der Besucher Bonns, der nach Peter Joseph Lenné fragt, stößt im Allgemeinen auf Unkenntnis. Während Berlin und Potsdam den Schöpfer ihrer prachtvollen Parkanlagen gebührend feierte, fanden sich bis vor Jahren in Bonn nur der Hinweis einer Marmortafel für Dr. PETER JOSEPH LENNÉ in der Gartenkunst der grösste Meister seiner Zeit“ an der Rückseite seines Stadtmuseum Bonn Portraits und Kurzbiographien bekannter Persönlichkeiten mit Beziehungen zu Bonn

Transcript of Peter Joseph Lenné - Bundesstadt Bonn · 2019-07-15 · Peter Joseph Lenné – Der berühmte...

Peter Joseph Lenné –

Der berühmte königlich-preußische Generalgartendirektor und

seine vielgeliebte Vaterstadt Bonn

V o n G i s b e r t K n o p p

„Gottes Natur – mein Meister, Sein Himmel – meine Heimat, und meine Werkstatt – Seine weite, schöne Erde“

Dieses Bekenntnis zur Natur, zu Gott, zu seiner Heimat und zu seiner Arbeit schrieb Peter Joseph Lenné am 12. Oktober 1862 in Endenich bei Bonn anlässlich eines Besuchs bei der befreundeten Familie Michels als Widmung auf ein Foto von sichi. Es dürfte wohl der letzte Aufenthalt in seiner rheinischen Heimat gewesen sein. Vier Jahre später ist er in Potsdam hoch geehrt und viel betrauert zu Grabe getragen worden.

Marmortafel für „Dr. PETER JOSEPH LENNÉ in der Gartenkunst der grösste Meister seiner Zeit“ an

der Rückfront seines Geburtshauses am Alten Zoll (Foto: Gisbert Knopp, 2010) Der Besucher Bonns, der nach Peter Joseph Lenné fragt, stößt im Allgemeinen auf Unkenntnis. Während Berlin und Potsdam den Schöpfer ihrer prachtvollen Parkanlagen gebührend feierte, fanden sich bis vor Jahren in Bonn nur der Hinweis einer Marmortafel für „Dr. PETER JOSEPH LENNÉ in der Gartenkunst der grösste Meister seiner Zeit“ an der Rückseite seines

Stadtmuseum Bonn

Portraits und Kurzbiographien bekannter Persönlichkeiten mit Beziehungen zu Bonn

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Geburtshauses am Alten Zoll, und der Name einer zum Hofgarten führenden Straße. Inzwischen erinnern zwei Kopien der bekannten Lenné-Büste von

Das zur 2000-Jahr-Feier der Stadt Bonn 1989 kreierte „Lenné-Parterre“ auf der Rheinuferpromenade mit der Kopie der bekannten Lenné-Büste von Christian Daniel Rauch (Foto: Gisbert Knopp, 2010)

Christian Daniel Rauch – eine auf dem zur 2000 Jahrfeier der Stadt Bonn 1989 kreierten „Lenné-Parterre“ der Rheinuferpromenade, die andere am Eingang des Botanischen Gartens der Universität – an den, neben Beethoven, berühmtesten Sohn der Stadt. Der Potsdam Club widmete ihm 2002 eine an der Vorderfront des Geburtshauses angebrachte Bronzetafel mit einem etwas informativeren Text:

Geburtshaus des bedeutenden Gartengestalters des 19. Jahrhunderts Peter Joseph Lenné

geb. 29.9.1789 – gest. 23.1.1866 Als Sohn des Hofgärtners und Inspektors des Botanischen Gartens

in Bonn aufgewachsen, in Brühl und Paris ausgebildet, revolutionierte er die Gartenkunst seiner Zeit.

Er entwarf herausragende Parkanlagen in Preußen, darunter die Kölner Flora, den Berliner Tiergarten und

In Potsdam den Park von Sanssouci. König Friedrich Wilhelm IV. ernannte ihn zum

General-Gartendirektor der königlich-preußischen Gärten. Für die Städtepartnerschaft Bonn – Potsdam ist

der weltberühmte Rheinländer Peter Joseph Lenné eine ideale Persönlichkeitsbrücke

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Kopie der Lenné-Büste von Christian Daniel Rauch im Botanischen Garten der Universität.

Gestiftet vom Potsdam-Club, Juni 1995 (Foto: Gisbert Knopp, 2010)

Immerhin wurden dem StadtMuseum Bonn vor einiger Zeit zwei Stücke aus dem Nachlass Lennés - Geschenke Friedrich Wilhelms IV. - von seinen Nachfahren als Dauerleihgabe überlassen: ein Kavalierstöckchen aus Rosenholz, dessen Elfenbein-Knauf das Schnitzwerk eines hochdramatischen Kampfes von Löwe und Panther um eine Hasenbeute festhält, sowie eine reich bemalte und vergoldete Prunkvase aus der Königlich preußischen Porzellanmanufaktur mit Ansichten der Berliner Oper und des Schauspielhauses.

Kavalierstöckchen aus Rosenholz mit geschnitztem Elfenbein-Knauf und Prunkvase aus der

Königlich Preußischen Porzellanmanufaktur mit Ansichten der Berliner Oper und des Schauspielhauses: aus dem Nachlass Peter Joseph Lennés, von seinen Nachfahren dem StadtMuseum

Bonn als Dauerleihgabe überlassen (Fotos: StadtMuseum Bonn)

Lennés Geburtshaus am Alten Zoll, nach Kriegszerstörung in den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts als Wohnung für den Universitätskanzler verändert wiederaufgebaut, macht in seinem äußeren Bild einen unerfreulich vernachlässigten Eindruck, desgleichen der zugehörige Garten.

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Dabei ist Peter Joseph Lenné neben Friedrich Ludwig Sckell (1750-1823) und Hermann Graf Pückler-Muskau (1785-1871) der bedeutendste deutsche Gartenschöpfer des 19. Jahrhunderts. Mit dem älteren Sckell verbindet ihn über formale Anleihen hinaus die Professionalität einer bis zum Urgroßvater hinaufreichenden Gärtnerdynastie; mit dem fast gleichaltrigen Grafen Pückler, der die ältere englische Tradition des gartenkünstlerisch dilettierenden Aristokraten und Grundbesitzers in einer spätromantischen Variante fortsetzte, vor allem die zeitbedingte Aufgabe, den klassischen Landschaftsgartenstil gegen die politischen Zeitströmungen weiterzuentwickeln. Schon bevor sein Vorfahre Augustin Le Nain nach Deutschland kam, hatten sich dessen Vorväter im Lütticher Raum einen Namen mit der Aufzucht schöner Pflanzen gemacht. Augustin le Nain kam 1665, einem Ruf des Kölner Kurfürst-Erzbischofs Maximilian Heinrich – seit 1650 auch Bischof von Lüttich - folgend nach Poppelsdorf, angestellt als kurfürstlicher Hofgärtner zur Pflege des Lustgartens und der übrigen Gartenanlagen. Hier heiratete er die Bonnerin Anna Barbara Caron, mit der er vier Kinder hatteii. Als der Renaissance-Garten in Poppelsdorf in den kriegerischen Auseinandersetzungen und der Belagerung am Ende des Jahrhunderts „funditus ruiniert“ wurde, trat Augustin in die Dienste des Lothar Franz von Schönborn; 1692 errichtete er im Gaibacher Schlossgarten im Bereich des Ovalsees eine Grotteiii. Auf Augustin folgte in der Verwaltung der kurfürstlichen Gärten, jetzt unter Kurfürst Joseph Clemens, sein 1675 geborener Sohn Maximilian Heinrich, benannt nach dem Kurfürsten, der auch Taufpate war. Für 1699 (ohne Tag- und Monatsangabe) findet sich im Kirchenbuch von St. Martin in Bonn, zu der auch Poppelsdorf gehörte, der Eintrag der Hochzeit des „Herr(n) Maximilianus Lennè Hortulanus in arce Serenissimi in Poppelsdorff cum Anna Gertrude Esch“, einer Tochter des Poppelsdorfer Fronhalfeniv. Vom Kurfürsten erwarb Max Heinrich 1719 ein Landstück am Poppelsdorfer Schlossgarten, auf dem er ein stattliches Haus errichtete. An die Eheleute erinnert noch heute ein großes, an die sechs Meter hohes barockes Kreuz aus Andesit vom Stenzelberg auf dem Clemens-August –Platz in Poppelsdorf ; der volutengerahmte Sockel trägt die Inschrift:

MAXIMILIAN

HENRICH LENNE CHVRFVRSTLICHER

HOFF GARTNER VND

ANNA GERTRVDIS LENNE GENANT

ECHS EHELEVTHE 1762v

Die doch recht beachtliche Größe des Kreuzes lässt die Vermutung zu, dass diese fromme Stiftung durchaus auch der Repräsentation der Familien der

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erwähnten Eheleute in der Öffentlichkeit zu dienen hatte, indem sie zugleich die erreichte gesellschaftliche Stellung dokumentiertevi. Vermutlich war es Maximilian Heinrich, der den Familiennamen, der auf das französische Adjektiv nain (zwergenhaft, klein; lateinisch nanus) zurückgeht, ändert, um damit das diskriminierende Verkleinernde des Namens zu verdecken, sodass sich folgend die Namen „Le Nen“, „Lennen“, „Leneu“ und „Lenne“ finden – ab dem letzten Viertel des 18. Jahrhunderts dann ausschließlich die Schreibweise „Lenné“. Der älteste der drei Söhne Max Heinrichs, Johann Hubert, wurde, wie der Vater, Hofgärtner in Poppelsdorf der jüngste, Johann Cunibert, nach Wanderjahren ab 1748 Hofgärtner in Bonn, der dritte Sohn, Johann Heinrich, erwarb 1730 das Bonner Bürgerrecht und wurde Ratsverwandter und „Stadtmajor“.

Steinkreuz für die Eheleute Maximilian Heinrich und Anna Gertrudis Lenné auf dem Clemens-

August-Platz in Poppelsdorf. Foto, um 1960 (Stadtarchiv Bonn, Bildsammlung)

Johann Cunibert Lenné, „Lustgärtner in Bonn“, heiratete 1752 Maria Agnes Müllervii. Zwölf Kinder gingen aus dieser Ehe hervor – fünf Töchter und sieben Söhne – zwei davon erlernten wieder den Gärtnerberuf. Eine der Töchter, Johanna Gertrud, heiratete 1774 den Witwer Joseph Clemens Weyhe, kurfürstlicher Gärtner in Poppelsdorf, wodurch es neben der beruflichen auch zu einer verwandtschaftlichen Verbindung der beiden rheinischen Gärtnerfamilien Lenné und Weyhe kam. Johann Heinrich leitete den Poppelsdorfer Hofgarten. Der am 3. Februar 1756 geborene, ältere Bruder, Peter Joseph Johann Maria Lenné, wurde schon als Zehnjähriger von seinem Vater „adjungiert“ , d. h. als Gehilfe an die Hand gegebenviii; 1783 erfolgte die Ernennung zum „Verwalter

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des Schloß und Lustgartens zu Brühl“ix. Schon ein Jahr später tauschte er die Stelle mit seinem Schwager Joseph Clemens Weyhe und kehrte nach Poppelsdorf zurück. Offensichtlich war seine Begabung und Tüchtigkeit als Gartenmeister im kurfürstlichen Bauamt anerkannt, denn der Achtundzwanzigjährige hatte mit 200 Reichstalern - ohne die zur Entlohnung gehörenden Naturalien - dieselbe Besoldung wie sein Vater mit vierzig Jahren Berufstätigkeitx. 1787, nach dem Tod des Vaters, wurde Peter Joseph als dessen Nachfolger unter Kurfürst Max Franz zum Leitenden Hofgärtner in Bonn und zum Vorsteher des zur kurfürstlichen Universität gehörenden, 1786 auf der barocken Sterntor-Bastion (heutiger Bereich des Landgerichts) terrassenförmig angelegten Botanischen Gartens ernannt, wo er auch Botanikunterricht erteiltexi. Er bewohnte den „Pavillon parterre“ des Bonner Schlosses in der Nähe des Alten Zolls. Erst kürzlich ist in Paris ein Plan vom Poppelsdorfer Garten – Plan du jardin du Château de Poppelsdorf – aufgetaucht, der zweifelsfrei nicht dem berühmten Sohn Peter Joseph Lenné, sondern dem gleichnamigen Vater zugeschrieben werden muss. Er geht in seiner Grundstruktur auf den Plan von Guillaume Hauberat, um 1718 zurück und ist trotz vielfacher Modifizierung für die Gesamtanlage bis heute verbindlich geblieben. Der Plan zeigt den Gesamtkomplex in der Aufsicht, den von einem Wassergraben umzogenen, annähernd quadratischen Schlossbereich, aber auch die gegenüberliegenden Oekonomie-Gebäude mit dem ausgedehnten Nutzgarten. Das Schloss bildet das Zentrum der Gartenanlage, deren Hauptachsen sich im Mittelpunkt des Rundhofes schneiden. Der Garten besteht aus drei aufeinander bezogenen Bereichen: vor dem zur Stadt Bonn weisenden Eingangsflügel liegt der als „avans-Cour“ bezeichnete Eingangsbereich, auf der gegenüberliegenden Seite, der kurfürstliche Privatgarten. Der Bereich vor dem Gartenflügel ist als der eigentliche Lustgarten mit Parterre- und Bosquetzonen gestaltet.

Plan vom Poppelsdorfer Garten – Plan du jardin du Château de Poppelsdorf – Zuschreibung an

Peter Joseph Lenné d. Ä., um 1790 (Repro aus: Catalogue 14, 2010: Voyage au Pays des Architectes, Ingénieurs, Décorateurs ... Librairie Alain Cambon 30, rue Monsieur le Prince 75006 PARIS)

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Auf dem Plan ist der rechte, westliche Bosquetbereich bereits der neuen Gartenmode entsprechend als Englischer Landschaftspark – „Bosquet anglaise“ - umgestaltet. In den Jahren 1790 und 1791 hatte Lenné mehrere Eingaben an den Kurfürsten gerichtet „zu behuf der Unterhaltung...zu Poppelsdorf“, in denen eine Vielzahl von „geraden Stangen“ und „Bintgerten“ angefordert wurden, unter anderem für ein „Englisches bosquet“xii. Der Plan dürfte somit in die Zeit um 1790, also noch in die letzten Jahre der Regierungszeit von Kurfürst Max Franz, zu datieren sein. Der erwähnte Hundeshagen-Plan zeigt aber auch deutlich den von Vater Lenné am Alten Zoll und entlang des Galerieflügels bis zum Koblenzer-Tor angelegten Englischen Garten, den Joseph Gregor Lang in seiner 1790 verfassten „Reise auf dem Rhein“ erwähnt: Der sogenannte alte Zoll verdienet der überaus reizenden Aussicht wegen, so man von da auf den Fluß, nach dem Siebengebirge, und der ganzen übrigen entzükkenden Gegend hat, berühret zu werden...Ein Lusthäuschen mit einem kleinen engländischen Garten verschönern nun zum allgemeinen Genusse den zwar kleinen, aber doch angenehmen Plaz.“xiii Möglicherweise umfasste diese Neuanlage auch den Englischen Garten am daneben gelegenen Mastiaux`schen Haus, das gerade in diesem Jahr in den Besitz des Kurfürsten übergegangen war. Sohn Peter Joseph Lenné sollte diesen Plan, wie noch zu berichten ist, Oberbürgermeister Kaufmann zusammen mit anderen Archivalien für das Archiv der Stadt schenken. Peter Joseph Lenné hat den Übergang zum französischen Régime miterlebt und sich in verschiedenen Ämtern große Verdienste um die Erhaltung, Umgestaltung oder Weiterentwicklung der zuvor kurfürstlichen und städtischen Gärten, Parkanlagen erworben. Er gilt als der Retter der Baumbestände in Bonn, vor allem im Hofgarten, und der Alleen, vor allem der Poppelsdorfer Allee, die während der Franzosenzeit aus der Not heraus in größter Gefahr warenxiv. 1808 übertrug man ihm, inzwischen Garteninspektor, Lehrer der Botanik an der neuen Centralschule xv und deren Leiter, wiederum die Leitung des Botanischen Gartens. Von der neuen Regierung wurde er zudem mit der Instandsetzung und Haltung der städtischen Promenaden betrautxvi. Vermutlich aus dieser Zeit stammt ein mit „Lenné“ signierter Plan vom Gut Oberkassel bei Bonn, der, obwohl in der Plankammer der Stiftung Schlösser und Gärten Potsdam-Sanssouci aufbewahrt, von seiner Hand und nicht von der seines Sohnes ist.

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Grundriss der Stadt Bonn und Umgebung bis Poppelsdorf. Kolorierter Stadtplan von Bernhard

Hundeshagen aus dem Jahre 1810 (Stadtarchiv Bonn, Kartensammlung). Der Ausschnitt zeigt den Hofgarten mit dem Alten Zoll, dem Mastiaux’schen Anwesen und dem Galerieflügel der kurfürstlichen

Residenz, an dessen Ende das „Lenné-Haus“ angefügt ist

Plan vom Gut Oberkassel bei Bonn, bezeichnet: „Idee über den Garten Ihrer Excellenz der Frau Gräfin

zur Lippe in Ober Cassel, wobei nach Vorschrift die Größe des sich vorfindenden Küchen- und Baumgartens beybehalten, und die Blumenparthien zu beyden Seiten des Obern Lusthäuschens angebracht wurden.“

Sign. „Lenné“. Zuschreibung an Peter Joseph Lenné d. Ä., um 1814. (Plankammer der Stiftung Schlösser und Gärten Potsdam-Sanssouci; Repro aus: GÜNTHER/HARKSEN, Katalog der Zeichnungen

[wie Anm. 18], 517)

Er ist bezeichnet „Idee über den Garten Ihrer Excellenz der Frau Gräfin zur Lippe in Ober Cassel, wobei nach Vorschrift die Größe des sich vorfindenden Küchen- und Baumgartens beybehalten, und die Blumenparthien zu beyden

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Seiten des Obern Lusthäuschens angebracht wurden“. Schon 1967 datierte ihn Gerhard Hinz um 1814 oder etwas früherxvii. Der Plan zeigt einen kleinen Park in der Umgebung des vermutlich nach Plänen Johann Conrad Schlauns 1764 errichteten und seit 1770 im Besitz der Grafen zu Lippe befindlichen Landhauses mit landschaftlichen Stilmerkmalen , vor allem geschwungenen Wegen, aber auch barocken Elementen, wie eine lange gerade Mittelachse mit Point de Vue, dazu eine klare Gliederung von Parterre und Bosketts. Trotz aller landschaftlichen Auflockerung waltet noch durchaus der alte Geist der Symmetrie. Besonders eigenwillig sind die fischblasenförmigen Beete des „Hauptküchengartens“ zu beiden Seiten der Obstallee vor dem Haus, das nur mit der Freitreppe auf dem Plan auszumachen ist, und die nicht weniger aparten Formen der „Blumenparthien“ am Ende des Gartens in der Nähe des Lusthausesxviii. In weiten Teilen scheint dieser Garten den Anforderungen der Auftraggeberin weniger nach Prosperität denn nach Nützlichkeit sicherlich entsprochen zu haben. Graf Wilhelm Ernst zur Lippe ist auch der Initiator der Umgestaltung des von ihm ersteigerten Geländes der ehemaligen Abtei Heisterbach im Siebengebirge „ zu einer englischen Gartenanlage“xix. Verfasser des im Juli 1827 datierten Plans ist der einer Oberkasseler Gärtnerfamilie entstammende Peter Joseph Commans, der sich dann in den 40er Jahren als Kölner „Kunst- und Handelsgärtner“ im Brühler Schlossgarten im Zusammenhang mit den Umgestaltungsplänen Peter Joseph Lennés d. J. wieder findetxx. Ob er bei Vater Lenné gelernt und jetzt für den berühmten Sohn tätig war und er dieser Familie seine beiden Vornamen verdankt, müsste noch geklärt werden. Peter Joseph Lenné d. Ä. wurde 1812 zum Leiter der Landesbaumschule und des Botanischen Gartens in der Departementshauptstadt Koblenz ernannt, wo er am 4. Mai1821 starb. Welche Gründe es für diesen Wechsel gab, darüber schweigen die Quellen. Sein berühmter gleichnamiger Sohn erwähnt in seinem Lebenslauf sicherlich nicht ohne Stolz, dass sein Vater „schon eines gewissen Rufes als Landschafts-Gärtner“ genossxxi. Aus der am 21. Juni 1786 in St. Martin zu Bonn geschlossenen Ehe mit Anna Catharina Potgi(e)ter, der Tochter des Bürgermeisters von Rheinberg, gingen vier Söhne und vier Töchter hervor. Der älteste, benannt nach dem Vater, Peter Joseph, geboren am 29. September 1789, sollte einer der bedeutendsten deutschen Gartenkünstler werden. Noch 1773 wird als Wohnung des Hofgärtners Lenné die „kurfürstliche Residenz von hinten zu mit einem Ausgang in den kurfürstlichen Garten“ angegeben, doch dürfte schon einige Jahre später, wohl im Zusammenhang mit der Rückkehr von Vater Peter Joseph nach Poppelsdorf für die Großfamilie der Umzug in das neu errichtete, vom Kurfürsten überlassene Haus am Alten Zoll erfolgt sein. Für 1790 ist in den „Zustands-Tabellen“ unter Nr. 299 aufgeführt: Lenne Hofgärtner mit Frau, zwei männlichen Kindern unter 9 Jahren, eines über 9 Jahre, zwei weibliche über 9 Jahre, zwei Mägde, „Bruder und 2 Schwesterkinder“xxii. Im sog. Bonner „Sackkalender“ ist von 1804 bis zum Jahre

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1813 unter der Straßenbezeichnung „Am Alten Zoll“ unter der Nr. 1021 jeweils „Lenne“ aufgeführtxxiii. Im Verzeichnis der der Universität bei der Gründung übergebenen Bauten und Grundstücke vom 21. Juli 1821 wird es als „vormalige Hofgärtner Wohnung“ aufgeführt, die jetzt vom letzten Pächter, dem Färber Friedrich Göbelsmann, geräumt und Dienstwohnung des Professors der Astronomie von Münchow wirdxxiv. Das Haus liegt als Endpunkt in der Flucht des Galerieflügels, der in dem östlichen Flügel neben dem Koblenzer Tor im Obergeschoss eine Bibliothek und im Erdgeschoss Orangerie und dann später eine Reitbahn für das Ulanenregiment enthielt. Bei der Umwandlung zur Universität fand hier über zwei Geschosse die Anatomie, später das Convictorium für die angehenden Theologen Platz. Ein etwas schmalerer gläserner Trakt schuf die Verbindung zum neuen Haus am Alten Zoll. Seine Funktion zur kurfürstlichen Zeit als Treibhaus und Orangerie ist gesichert. Nach Dietz wurde er im August 1802 abgebrochenxxv; an seine Stelle trat dann später ein eingeschossiger, etwa quadratischer Hörsaalbau und etwas schmalerer, wohl hölzerner Zwischentrakt. Der Hundeshagen-Plan von 1819 xxvi zeigt deutlich diese Situation, vor allem aber, dass das neue Haus, das die Lennés bezogen hatten, nicht freistehend, sondern an den Zwischentrakt angefügt war. Zu erkennen ist hier sogar der Erdgeschoss-Grundriss. Eine erste bildliche Wiedergabe von der rückwärtigen, zum Alten Zoll gelegenen Hausfront, eine Bleistift-Zeichnung von 1823, verdanken wir dem mit dem Ehepaar Lenné aufs engste befreundeten Johann Gottlob Samuel Roesel, Landschaftsmaler, Lehrer - seit 1802 Professor - für Ornamentzeichnen an der Berliner Bauschule, der neben Aufenthalten in Rom, Neapel und Weimar bei Goethe, wohl auch mehrfach das Rheinland bereist hat. Die Zeichnung ist am oberen Rand beschriftet: „am Zoll von Bonn 25. Sept. ´23“. (Peter Lenné Geburts Haus)xxvii. Dargestellt ist, eingerahmt von hohen Bäumen, links einer

Blick vom Alten Zoll auf das Lenné-Haus (rechts) mit anschließendem laubenartigem Trakt, Hörsaalgebäude

und Galerieflügel. Foto, um 1920 (Stadtarchiv Bonn, Bildsammlung) Pappel, ein zweigeschossiges Haus mit hohem Mansarddach; man zählt in beiden Geschossen insgesamt sechs Fensterachsen, wobei zwischen der ersten und zweiten ein größerer Abstand ist. Das Dach ist mit acht Gauben bestückt, was dafür spricht, dass es als volles Wohngeschoss genutzt wurde. Eine der mittleren Achsen im Erdgeschoss ist als Türe ausgebildet, neben der eine Bank zum Verweilen mit Blick auf den Aufstieg zum Alten Zoll einlädt. Die

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langschmalen hochrechteckigen Fenster weisen auf Konsolen ruhende Sohlbänke auf, die teilweise mit Blumen geschmückt sind. Die Fassade ist durch horizontale Putzstreifen strukturiert und dabei die Fenster im oberen Abschluss keilsteinartig besonders herausgehoben. Bestätigt wird das Bild, was die Zeichnung wiedergibt, durch ein Foto von 1906. Einziger Unterschied: den breiten Zwischenraum zwischen den ersten beiden Fensterachsen ziert jetzt die bereits erwähnte Marmortafel. Deutlich werden aber auch die unterschiedliche Höhe der Fenster im Erd- und Obergeschoss und das Fehlen der Türe. Die Gebäudegröße ist mit 16, 50 Meter Länge und 11 Meter Breite, also ca. 130 qm Grundfläche auf den beiden Wohnetagen und ca. 98 qm im Dachgeschoss nicht eben klein, woraus zu schließen ist, dass es doch wohl eher ein „Mehrfamilienhaus“ für die Hofbediensteten gewesen sein muss. Über das Aussehen der Straßenfront lassen sich keine Angaben machen, da keine Bildquellen aus der Vorkriegszeit existieren. Von der ursprünglichen Raumaufteilung geben der Hundeshagenplan von 1819 und ein Gebäudeaufmaß vom Mai 1950 eine gewisse Vorstellung. Es wird deutlich, dass das Haus, so einheitlich es sich heute in seinem Äußeren darstellt, wohl als zwei Baukörper errichtet wurde: der rechte, westliche Teil zeigt in einer Breite von fast 6 Meter Mauerwerksstärken von 1,05 m an der Vorderfront und 0,63 bzw. 0,70 m an den

Erste bildliche Wiedergabe des „Lenné-Hauses“; Bleistift-Zeichnung von 1823 des Landschaftsmalers Johann Gottlob Samuel Roesel. Die Zeichnung ist am oberen Rand beschriftet: „am Zoll von Bonn 25. Sept. ’23 (Peter Lenné Geburts

Haus)“ – (Repro aus: GÜNTHER, Lenné [wie Anm. 11], S. 13) übrigen Wänden; die erste Fensterachse liegt exakt mittig in diesem Bauteil und die östliche Begrenzungsmauer trifft dort auf das Außenmauerwerk, wo die Fensterachse fehlt. Der Baukörper enthielt, nach dem Plan von 1819, wie heute auch, zwei gleichgroße Räume, die von beiden Seiten zugänglich waren. Möglicherweise wurden sie für wirtschaftliche Zwecke oder für den Aufenthalt der Gärtner genutzt. An die Ostseite dieses Teils wurde dann ein quadratischer Trakt von 11 m X 11 m als Wohnhaus angebaut, dem dann die Obergeschosse des Westtraktes offensichtlich hinzugefügt wurden. Der „Wohntrakt“ ist im Gegensatz zum Westteil mit einem Gewölbekeller versehen, dessen Scheitelhöhe immerhin 3,50 m beträgt. Der Hauseingang ist etwas aus der Mitte der nun einheitlich gestalteten Straßenfont verschoben, direkt dahinter befindet sich, wie auch früher, die Treppe in die oberen Etagen und in den Keller und

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nach hinten der Ausgang zum Park. Das Wohnhaus durchzieht auf allen drei Etagen ein Mittelflur, von dem im Erdgeschoss jeweils zwei etwa gleichgroße Zimmer zugänglich waren. Im Zweiten Weltkrieg, bei dem schwersten Bombenangriff auf Bonn am 18. Oktober 1944, wurde auch das inzwischen „Lenné-Haus“ genannte und als Phonetisches Institut genutzte Gebäude bis auf die Umfassungsmauern zerstört. Im Zuge des Wiederaufbaus des daneben gelegenen Universitätshauptgebäudes, das in gleicher Weise in Mitleidenschaft gezogen war, sollte es ab Mitte 1950 in seiner früheren Form unter Verwendung der noch vorhandenen Mauerreste wiederhergestellt werden.xxviii

Lenné-Haus, parkseitige Front. Foto, um 1906 (Stadtarchiv Bonn, Bildsammlung)

Gravierende Veränderungen sind – bewusst oder unbewusst - am Dach vorgenommen worden, das nun statt der geschwungenen Mansardform als schlichtes, an allen vier Seiten mit Gauben versehenes Walmdach ausgebildet wurde. Für die Auflager der neuen Betondecken hat man, wie ein Gebäudeschnitt glauben machen möchte, offensichtlich das Außenmauerwerk teilweise abgestemmt. An der parkseitigen Front wurde im Obergeschoss des „älteren„ Teils eine Fensterachse hinzugefügt und dabei die Marmorplatte von ihrer historischen Stelle ins Obergeschoss versetzt. Zu den Hausteinsohlbänken der Fenster kam jetzt noch eine aufstuckierte Umrahmung hinzu, die dem Haus einen mehr „barock-vornehmen“ Charakter verleihen sollte: schließlich war es künftig der Dienstwohnsitz des Kanzlers der Universität. Dem Rechnung tragend wurde – allerdings wenig sensibel – an der Westseite auf einer Garage eine große Terrasse angelegt und an der Ostseite zum Garten hin, um den Rheinblick ausreichend zu genießen, ein kleiner Balkon. Hier im Haus am Alten Zoll (heute Konviktstraße 4) wurde Peter Joseph Lenné d. J. Ende September 1789 geboren. Getauft wurde er, nach Ausweis des Taufregisters, am 29. September in der wenige Jahre später abgebrochenen Pfarrkirche St. Remigius, wobei es unwahrscheinlich ist, dass der Tauftag auch gleichzeitig der Geburtstag ist, er also einen Tag früher geboren sein dürfte. Als Paten sind aufgeführt: Petrus Jos. Brands aus Jüchen, Joseph Clemens Weyhe, Schwager des Vaters, und Anna Margarete Lenné, eine ältere Schwester des Vaters. Der Vater, Peter Joseph d. Ä., war auf eine gute Erziehung seines

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Sohnes bedacht. Dem Besuch des städtischen Gymnasiums folgte ab 1805 eine dreijährige Lehre bei seinem Patenonkel, dem Hofgärtner Joseph Clemens Weyhe in Brühl, der ihm am 15. September 1818 den damals üblichen Lehrbrief ausstellte: bekenne hiermit, daß Vorzeiger dieses, der ehrbare Peter Joseph

Nach dem Bombenangriff vom 18. Oktober 1944:

o. Konviktstraße mit Blick zum Rhein: rechts die Ruine des Lenné-Hauses, links das zerstörte Oberbergamt. Foto 1945 (Stadtarchiv Bonn, Bildsammlung)

u. Blick vom Alten Zoll auf die Ruine des Lenné-Hauses und des Hörsaal-Baus, im Vordergrund der umgeworfene Sockel des Ernst-Moritz-Arndt Denkmals (Stadtarchiv Bonn, Bildsammlung)

Lenné-Haus, Gartenseite an der Konviktstraße nach dem Wiederaufbau. Zustand 1999 (Fotos: Gisbert Knopp)

Lenné, Sohn des Herrn Peter Joseph Lenné Kurfürstlichen Hofgärtner in Bonn, bey mir in hiesigem Lustgarten, zur Erlernung der löblichen Gärtnereykünste drey nacheinander folgende Jahre vom 15. September 1805 bis dem 15. September 1808, zugebracht hat. Da diese seine Lehrzeit nun verflossen ist, und er sich während dieser Zeit, getreu, fleißig, gefällig, ehrliebend und so verhalten hat, dass ich jederzeit Vergnügen und Wohlgefallen an ihm hatte, so willfahre ich hiermit seinem Ersuchen, ihn in Beysein anderer Herrn Kunstgenossen von

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nun an frey und los zu sprechen.“xxix Daran schloss sich eine mehrjährige Reisezeit nach Süddeutschland an.

Taufeintragung von Petrus Josephus Lenné am 29. September 1789 im Taufregister von St. Remigius in Bonn

(Stadtarchiv Bonn)

Im April 1811 ging der Zweiundzwanzigjährige nach Paris, wo er neben einer praktischen Tätigkeit insbesondere eine wissenschaftliche Weiterbildung im Fach Botanik bei André Thouin findet. Gleichzeitig belegt er an der École Polytechnique einen Architekturkurs bei Jean Nicholas Louis Durand. Nach fast eineinhalb Jahren, im Sommer 1812, kehrte er zurück, zunächst nach Koblenz, wo der Vater zum Direktor der dortigen Gärten ernannt worden war. Aber nach nur wenigen Monaten ist er bereits wieder auf Studienreisen in die Schweiz und nach Süddeutschland, u. a. Aschaffenburg und München, wo er „die besten Gärtnereien“ besucht und wohl auch mit dem berühmten Friedrich Ludwig von Sckell in Kontakt kommt. Seit dem Spätherbst 1814 finden wir ihn in Wien, zunächst in Schönbrunn bei dem Hofgärtner Franz Boos, der mit dem Vater Lenné befreundet war, dann in Laxenburg, wo er in der Stellung eines „Kaiserlichen Garten Ingenieurs“ mit dem Entwurf eines Generalplans zur Umgestaltung und Verschönerung des Schlossparks beauftragt wird.xxx Verschwiegen werden soll an dieser Stelle nicht die Anekdote, dass der 23-jährige Peter Joseph Lenné 1812 in Wien den 42-jährigen, ebenfalls aus Bonn stammenden Ludwig van Beethoven besuchte und dieser ausgerufen haben soll; „Dich verstehe ich, Du sprichst bönnsch!“ 1815, zum Zeitpunkt des Abschlusses des Wiener Kongresses, kehrt Lenné, auf Geheiß des Vaters, nach Koblenz zurück. Die Erweiterung der Festungswerke hier veranlasst ihn zu einem Plan zur Verschönerung der Stadt mit Parkanlagen, der jedoch nicht ausgeführt wurde. Die Koblenzer Rheinanlage zählt zu seinen Spätwerken. Auf Vorschlag des preußischen Oberlandforstmeisters Georg Ludwig Hartig, der auf den jungen begabten Lenné bei einer Bereisung der Forsten in der soeben preußisch gewordenen Rheinprovinz aufmerksam geworden war, wurde er, nach einer Bewerbung beim Hofmarschall von Maltzahn, im Frühjahr 1816 als „Gartengeselle“, zunächst auf Probe bis Michaelis (29. September), nach Potsdam berufen: seine ersten Arbeiten gelten dem Neuen Garten und Planungen für die Anlagen Sanssouci. Sein steiler Aufstieg erfolgte unerwartet schnell: 1818 Mitglied der Gartenintendantur - vom 9. Februar 1818 datiert eine detaillierte Instruktion des Hofmarschalls und Intendanten der Königlichen Schlösser und Gärten von Maltzahn, die seine Pflichten und Rechte als Mitglied der Gartenintendantur festlegtexxxi -, 1824 Ernennung zum Gartendirektor, ab 1828 allein verantwortlich für die preußischen Hofgärten, schließlich seit 1854

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durch Ernennung König Friedrich Wilhelms IV. General-Gartendirektor und damit oberster preußischer Gärtner. In ihrer Summe waren die Schöpfungen Lennés im Landschaftsgürtel um Potsdam und Berlin mehr als zufällige Produkte fruchtbarer Zusammenarbeit mit dem Schinkelkreis. Dahinter stand die formale Vision des Kronprinzen, späteren Königs Friedrich Wilhelm IV., der das Weichbild einer ganzen Stadt in ein geschichtsträchtiges, Vergangenheit und Gegenwart verbindendes Landschaftsbild verwandeln wollte. Privataufträge, offizielle Planungen und Gutachten erweiterten Lennés Wirkungsradius weit über die Grenzen Preußens hinaus. Und auch die Verbindungen zu seiner rheinischen Heimat rissen niemals ab. Das Interesse des Königs galt insbesondere den Schlossparks von Brühl und Benrath, der Burg Stolzenfels und dem Koblenzer Schloss, deren Park- und Gartenanlagen Lenné zur Neu- oder Überplanung anvertraut wurden. Lennés Plan für den Garten von Schloss Augustusburg in Brühl zeigt dessen teilweise Umwandlung in einen Landschaftspark, jedoch unter Erhaltung des Barockparterres und einer gewissen Anzahl der alten gerade geführten Alleen. Koblenz ehrt ihren Gartengestalter mit seiner Büste von Rauch, wie sie im Park von Sanssouci, im Kurpark von Bad Homburg v. d. H. und eben auch seit einigen Jahren in Bonn aufgestellt wurde. Lennés Name ist im Rheinland insbesondere mit der Anlage der Flora im Kölner Stadtteil Riehl verbunden. Gewünscht war eine – ein botanischer Garten – ästhetisch-belehrenden Charakters in verschiedenen Stilarten und einer Vielfalt pflanzlicher Kostbarkeiten. Lenné ist es glänzend gelungen, diese verschiedenen Forderungen zu erfüllen. Im Oktober 1862 war sein Entwurf fertig, zwei Jahre später konnte die Flora eingeweiht werden. Ist das Stadtgebiet von Bonn im Gesamtwerk Lennés mit keiner nachweislich aus seiner Feder stammenden Gartenanlage vertreten – jedenfalls hat sich kein Plan erhalten, nicht vom Alten Friedhof, dessen Erweiterung von dem Garteninspektor Sinnig ausgeführt wurde, und auch nicht vom Redouten-Park - , so hat man sich dennoch gelegentlich des inzwischen berühmt gewordenen Bonners erinnert und um seinen Rat und Hilfe nachgesucht. Erstmals wohl, allerdings nicht fachlich, im Zusammenhang mit den Nachforschungen nach dem Verbleib des angeblich 1583 von Bonn nach Nassau verbrachten Bonner Stadtarchivs, das man wohl als Verlust verbuchen musste und sich deshalb um Schenkungen von privat bemühte. Am 6. März 1853 schrieb deshalb Oberbürgermeister Leopold Kaufmann an den „Königlichen Garten-Direktor“ Lenné, indem er zunächst bedauerte, dass er ihn bei seinem Besuch in Potsdam zusammen mit seinem Freund, dem Gymnasial-Direktor Professor Dr. Schopen, nicht angetroffen habe, um ihm „ein Programm des hiesigen Gymnasiums über das Schuljahr 1851-1852 zu überreichen“, da er bereits auf dem Wege nach Wien gewesen sei. Nach der Versicherung, „dass Sie noch immer bei Ihren rheinischen Landsleuten in lebhaftestem Andenken“ stehen, trägt er dann „im Interesse meiner Vaterstadt“ den Wunsch vor, ob er,

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wie Direktor Schopen meint, „im Besitz von interessanten Skripturen und Bildern sei, die sich auf die Stadt beziehen und welche Sie Ihrer Vaterstadt zu schenken nicht abgeneigt seyen“. Bereits sein Vorgänger Oppenhoff habe damit begonnen, derartige Archivalien, „für die Stadt Bonn und deren Geschichte werthvolle Sachen“, zu sammeln. Lenne antwortete mit einem in Sans Souci am 24. März 1853 datierten Schreibenxxxii: Eur Wohlgeboren In dem sehr geehrten Schreiben vom 6 ten v: ausgesprochenen Wunsch: zu der Urkunden-Sammlung, welche sich auf unsere Vaterstadt Bonn und deren Geschichte beziehen, auch meinerseits einen Beitrag zu liefern, komme ich gerne entgegen, indem ich mir die Ehre gebe, einige aus dem Nachlasse meiner Vorälteren /: die seit dem Jahre 1665 in ununterbrochener Folgereihe am Kurfürstlichen Hofe zu Bonn das Amt als Hofgärtner bekleidet haben :/ herstammende Pläne und Dokumente mit dem ganz ergebenen Anheimstellen zu übersenden: ob Sie dieselben zur Aufnahme in die dortige Sammlung geeignet erachten? Es befinden sich darunter zwei Pläne der Stadt Bonn und der nechsten Umgebung: einer vom Jahre 1703, der andere anscheinend aus viel früherer Zeit; auf letzterem eine Ansicht der Stadt von der Rheinseite. Ferner der Nivellements Plan der Gegend zwischen Bonn und Poppelsdorf, welcher der Anlage der dahin führenden Allee – die mein Großvater Cunibert Lenné gepflanzt hat – zum Grunde gelegt worden ist. Auch dessen Lehrbrief habe ich beigefügt, welcher insofern für Ihr Archiv einen hohen Werth haben dürfte, als derselbe eine genaue Darstellung des Kurfürstlichen Schlosses im Jahre 1732 enthält, und der alte Zoll rücksichtlich der herrlichen Aussicht, welche man von dort genießt, ein weltberühmter Punkt ist; so habe ich den von meinem Vater seelig zu dessen ersten Ausschmückung entworfenen Plan beigelegt. In dem Nachlaß meiner Vorälteren dürfte sich wohl noch Mehreres finden, was der Aufbewahrung werth ist, ich werde dafür Sorge tragen, dass dasjenige, was für die Geschichte meiner vielgeliebten Vaterstadt von Interesse ist, ihr nicht verloren geht. Schließlich drücke ich Ihrem hoch geehrten Herrn Landsmann noch mein lebhaftes Bedauern aus, dass meine Abwesenheit von hier mich des Vergnügens beraubt hat, Sie und Ihren geehrten Herrn Reisebegleiter im September v. J. unter meinem Dache zu empfangen, und verharre mit wahrer Hochachtung

Eur Wohlgeboren Sans Souci ganz ergebener den 24ten März 1853 Lenné Oberbürgermeister Kaufmann antwortete schon am folgenden Tag, sprach seinen „aufrichtigsten Dank“ aus und erfüllte auch gleichzeitig den Wunsch des hiesigen Gemeinderates, dem er von seiner „Güte“ Kenntnis gegeben hatte. Für den Fall, dass er seine Vaterstadt durch seinen Besuch beehren würde, könne er

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den Lehrbrief seines Großvaters, schön eingerahmt „als eine Zierde unter ähnlichen Decorationen“ in seinem Amtszimmer erblicken und sich überzeugen , „wie hohen Werth man hier auf Ihren gütigen Großvater legt“xxxiii. Und er schließt mit dem Wunsch, „Ihre wohlwollende Gesinnung gegen Ihre Vaterstadt ferner erhalten zu wollen“. Der Briefwechsel macht deutlich, dass Peter Joseph Lenné d. J. auch mehr als vier Jahrzehnte nach dem Abschied von Bonn seiner vielgeliebten Vaterstadt doch noch recht angetan ist, stolz auf die über 350jährige Tradition seiner Gärtnerfamilie und das, was sie für diese Stadt geleistet haben, die er deshalb gerne mit Dokumenten aus dem Nachlass seiner Vorfahren für das verloren gegangene Archiv bedenkt. Kurze Zeit später wird Lenne um Rat gebeten und zwar im Zusammenhang mit der 1853 konzessionierten Eisenbahn, deren Streckenführung im Stadtgebiet Schwierigkeiten bereitete, weil sie nicht nur durch die einsetzende Südstadtbebauung verlaufen sollte, was zu zahlreichen Protesten der Grundeigentümer führte, sondern weil die Gumme, ein verlandeter alter Rheinarm, die Aufschüttung eines Bahndamms erforderlich machte. Die Universität protestierte beim König gegen die Durchschneidung der in ihrem Eigentum befindlichen Poppelsdorfer Allee, die die barocke Sichtachse zerstöre. Immerhin betraute Friedrich Wilhelm IV. Peter Joseph Lenné mit der Gestaltung der Eisenbahnquerung. Lennés Entwurf fand indes nicht die volle Billigung von Stadt und Universität, die aber schließlich erreichen konnten dass die Böschung des Dammes weiter abgeflacht und die Straßenquerung aus der Mitte an die Südseite verlegt wurdexxxiv. Einige Jahre später, 1858, wandte man sich erneut an ihn, als es darum ging, Teile des Grundeigentums der Universität am Alten Zoll gewinnbringend zu veräußern: nur auf diesem Wege, so hatte Kultusminister von Raumer die Universität wissen lassen, könnten die dringend erforderlichen Neubauten für die Anatomie, das Chemische Institut usw. finanziert und damit der berühmte Hermann Helmholtz in Bonn gehalten werden. Der Senat der Universität hat gegen starke Opposition schließlich doch den Beschluss gefasst, den Garten südlich des Alten Zolls – heutiger Stadtgarten – sowie ein Stück von dessen Zugang zu veräußern, damit zwischen dem Hotel Kley und dem Alten Zoll ein mehrgeschossiges Haus gebaut werden könne. Dagegen trug die Stadt erhebliche Bedenken, indem sie befürchtete, dass „ein drei- oder vierstöckiger Spekulationsbau mit seinem kahlen Giebel sich an die Stelle der herrlichen Bäume unmittelbar vor den Fenstern des alten Residenzschlosses auftürme und die schöne, weltberühmte Promenade in eine dumpfe Gasse verwandele, einen bedeutenden Teil der Schloß-Fassade ganz verdecke und das schöne Michaelstor erdrücke“xxxv. In dieser sorgenvollen Situation wandte sich Oberbürgermeister Kaufmann durch Stadtbaumeister Paul Richard Thomann in einem Schreiben vom 11. Oktober 1858 an Peter Joseph Lenné: “...Es ist vor einiger Zeit zu meiner Kenntnis gelangt, dass die königliche Universität hierselbst beabsichtigt, einen, wie ich annehmen darf, Ew.

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Hochwohlgeboren nicht unbekannten Garten, an der Südseite des Alten Zolles, und mit demselben einen Theil der zum Alten Zoll gehörenden Promenade zu verkaufen. Diese schöne Anlage, eine der Hauptzierden unsrer Stadt, erschien mir dadurch so gefährdet, daß ich mich veranlaßt fand, über die Sache dem Herrn Bürgermeister Kaufmann den in Abschrift beiliegenden Bericht zu erstatten, und den Vorschlag zu machenden Garten seitens der Stadt, behufs Anlage eines an dieser Stelle sehr erwünschten Verbindungsweges zwischen dem Hofgarten und dem Rhein, unter der Hand anzukaufen. Der Herr Bürgermeister theilte meine Ansicht und legte meinen Bericht der Stadtverordnetenversammlung vor, welche ihn ermächtigte, mit der Universität in Unterhandlung zu treten. Auf eine in Folge dessen nachgesuchte Aufklärung über den wirklichen Sachverhalt theilte das königliche Curatorium (der Universität)... mit, daß es allerdings in der Absicht liege, den qu. Garten, und um demselben die Qualität als Bauplatz zu verschaffen, auch einen Theil des Alten Zolles, mit 23 Fuß Straßenfronte zu verkaufen und bemerkte dabei: daß es übrigens nicht mehr in der Macht des königl. Curatoriums stehe, den auf Vortrag Sr. Excellenz des Herrn Ministers von Raumer, seitens des Akademischen Senats beschlossenen Verkauf, nachdem derselbe durch Allerhöchste Cabinetts-Ordre genehmigt sei irgendwie rückgängig zu machen, und müsse es der Stadt überlassen bleiben, bei dem öffentlichen Verkaufe, wenn sie es für nöthig erachte, mit zu bieten. Gleichzeitig erklärte das königliche Curatorium meine Befüchtungen für unbegründet. Ich bedarf deshalb, um meine Ansicht, falls sie richtig ist, mit Erfolg vertreten zu können, einer anerkannten Auorität, auf die ich mich der Behauptung des königlichen Curatoriums gegenüber berufen kann und habe, da ich außerdem weiß, daß Ew. Hochwohlgeboren der Stadt Bonn einiges Interesse widmen, geglaubt, nichts Besseres thun zu können, als mich an Sie, Herr General-Garten-Director zu wenden, und gehorsamst anzufragen, ob Ew. Hochwohlgeboren wohl die Güte haben würde, mir Ihre Ansicht in dieser Sache mitzutheilen. ... Abgesehen davon, daß es nun für die Stadt fast unmöglich ist, den Garten bei einer öffentlichen Versteigerung zu erstehen, fürchte ich, daß die Stadtverordentenversammlung auf Grund der letzten Äußerung des königlichen Curatoriums zweifelhaft wird, ob die Angelegenheit wirklich von erheblicher Wichtigkeit für die Stadt sey, wie es mir scheint.“xxxvi Lenné hat daraufhin sofort Bedenken, mehr ästhetischer, denn grundsätzlicher Art, im Kultusministerium erhoben. Am 6. November 1858 schrieb er nach Bonn: “Ew. Wohlgeboren sehr geneigte Zuschrift vom 11. v. M. hat mich veranlasst, im Ministerium für die geist. Unterrichts pp. Angelegenheiten über das Vorhaben der dortigen Universität nähere Erkundigung einzuziehen. Nachdem mir Gewissheit geworden, daß dies Vorhaben wirklich begründet ist und die Zustimmung des vorgesetzten Ministeriums bereits erhalten hat, habe ich nicht Anstand genommen, die mancherlei sehr gewichtigen Gründe und

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Bedenken zur Sprache zu bringen, die in nähere Erwägung zu ziehen sein dürften, bevor man zur Ausführung dieses Vorhabens schreitet; insbesondere auf das Bedürfnis eines Verbindungsweges zwischen dem Hofgarten und dem Rheine, als unabweislich hingedeutet, und deshalb in Rücksicht der herrlichen Aussicht, die der Alte Zoll darbietet, in den Verkaufsbedingungen Vorsorge zu treffen sein dürfte, daß der Blick in die herrliche Landschaft nicht durch unaesthetische Bauwerke verkümmert werde; endlich habe ich kein Bedenken gehabt, die Besorgnisse, welche Ew. Wohlgeboren ... dargelegt haben, zur Sprache zu bringen. Hiernach ist mir nun die beruhigende Antwort zu Theil geworden, daß die von mir angedeuteten Bedenken einer eingehenden näheren Berathung unterzogen werden würden, und vor der Beschlussfassung noch mein specielles Votum eingefordert werden soll. Unter diesen Verhältnissen erscheint es mir vorerst nicht rathsam noch notwendig, weitere Schritte in dieser Angelegenheit zu thun, sondern abzuwarten, bis das Ministerium die Bedingungen, unter welchen der Verkauf des in Rede stehenden Grundstücks statt finden soll, festgestellt haben wird.“xxxvii Was für Lenné die Sache erschwerte war, dass das Ministerium dem Verkauf bereits zugestimmt hatte, und auch die Universität – gezwungenermaßen – hart blieb in ihrem Vorhaben. Sie wurde im Übrigen darin auch von der Kölner Regierung bestätigt, die die Bedenken der Stadt als „übertrieben, unrichtig und unzuverlässig“ hinstellte. Man wartete also ab bis zum Frühjahr des kommenden Jahres. Mit Schreiben vom 23. März 1859 wendet sich Oberbürgermeister Kaufmann, dem die Sache doch zu wichtig erschien, erneut an Lenné: „Diese Angelegenheit, deren hohe Wichtigkeit für die Stadt Bonn Sie... in Ihrem Schreiben an den Stadtbaumeister anerkennen, ist inzwischen in ein für die Stadt ungünstiges Stadium eingetreten. Ich hoffe daher, bei Ihnen hinreichend entschuldigt zu sein, wenn ich mir ergebenst erlaube, Sie noch ein Mal mit dieser Sache zu befassen und wiederholt um Ihren gütigen Beistand zu bitten. Der Herr Professor Braunxxxviii, der als Abgeordneter für Bonn in Berlin ist, hat Ihnen ohne Zweifel von den bisherigen Schritten, die seitens der Stadt bei dem Herrn Unterrichtsminister gethan worden sind, Mittheilung gemacht. Es liegt danach ein doppeltes Petitium vor, einmal den beabsichtigten Verkauf nicht zu gestatten und das andere Mal die Verbindung des Stadtgartens mit dem eigentlichen Alten Zolle zu einer Promenadenanlage zu vermitteln. Bis jetzt ist darauf Seitens des Herrn Ministers keine Antwort eingegangen, dagegen ist die königliche Regierung zu Cöln zur gutachtlichen Äußerung veranlaßt worden. Dieselbe hat nun unbegreiflicherweise sich für das Verkaufs-Projekt ausgesprochen und die Bedenken des Stadtbaumeisters als übertrieben, unrichtig und unzuverlässig dargestellt. ... Es ist mir von der königlichen Regierung zu Cöln gar keine Kenntnis davon gegeben worden, daß sie zum

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Bericht aufgefordert worden, noch weniger bin ich oder der Stadtbaumeister zu der ... vorgenommenen Ortsbesichtigung zugezogen worden. Dieses Gutachten der Cölner Regierung, von dem ich privatim Kenntnis erhalten habe, wird sich wahrscheinlich schon in den Händen des Unterrichtsministers befinden und kann es nicht ausbleiben, daß es auf die Ansicht desselben zum Nachtheile der Stadt einwirken wird. Ich halte es deshalb für wünschenswerth, wenn der Herr Unterrichtsminister durch eine Autorität in seiner ursprünglichen Auffassung der Sache bestärkt werde. Wer aber könnte in dieser Beziehung mehr Autorität sein als Sie, hochzuverehrender Herr. Ich bitte Sie darum, ... nehmen Sie sich gütigst der Sache recht warm an, helfen Sie Ihrer Vaterstadt, der sie schon so viele Beweise Ihres Wohlwollens gegeben...“xxxix Lennés Intervention beim Kultusminister war von Erfolg gekrönt, was nicht vorauszusehen war, was aber auch nicht verwundert: wenige Monate zuvor war der Posten mit dem ehemaligen Bonner Professor und Stadtratsmitglied August von Bethmann-Hollweg neu besetzt worden. Am 26. März 1859 schrieb er deshalb mit umso größerer Freude an Oberbürgermeister Kaufmann: „Ew. Wohlgeboren beeile ich mich... zu erwidern, daß ich vor etwa 14 Tagen bei einem persönlichen Zusammentreffen mit dem Herrn Minister von Bethmann-Hollweg Gelegenheit gehabt habe, demselben meine Bedenken gegen das Projekt der dortigen Universität ... mündlich vorzutragen. Vertraulich kann ich EuerWohlgeboren die beruhigende Nachricht geben, daß der Herr Minister die Gründe, welche ich gegen das Vorhaben der Universität auszusprechen nicht versäumt habe, als vollwichtig anerkannt hat und derselbe hiernach den ihm vorliegenden Anträgen ... seine Zustimmung versagen wird. Ich halte es für rathsam, vorläufig diese vertrauliche Mittheilung zu sekretieren, indem ich die Zusicherung beifüge, daß ich, wie im vorliegenden Falle, jederzeit bemüht sein werde, die Interessen meiner theuren Vaterstadt auf das Wärmste zu vertreten.“xl Von einem Verkauf des Gartens südlich vom Alten Zoll war einstweilen nicht mehr die Rede, wohl aber von der Umgestaltung und Verschönerung des Hofgartens, der, wie es der Universitätskurator von Beseler bei seinem Amtsamtritt ausdrückte, so ziemlich einer „Wüstenei“ gleiche, und dessen widerwärtigen Eindruck des Verfalls und der Verödung es fernzuhalten galtxli. Ein von dem Garteninspektor Ludwig Sinning 1862 ausgearbeiteter Plan, der auf der Mittelwiese ein aus dem Schlossweiher zu speisendes Bassin von 4-5 Morgen Größe und an den Seiten Springbrunnen und Blumenwiesen vorsah, fand angeblich die Zustimmung Peter Joseph Lennésxlii, andererseits ist einem Brief Kaufmanns an Lenné zu entnehmen, dass dieser einen eigenen Entwurf für den Hofgarten ausgearbeitet hattexliii. Allerdings, weder wurde Sinnings Planung ausgeführt, noch kam die mit städtischen Mitteln beabsichtigte bessere Unterhaltung des Hofgartens zu Stande. Einem Brief Kaufmanns an Lenné vom 5. April 1863 ist zu entnehmen, dass der Verkauf des Gartengeländes südlich des Alten Zolls keineswegs ausgestanden

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war, und der gebürtige Bonner Gartendirektor mit vorausgeschickten Schmeicheleien und Lobeshymne auf seine frühere „schöne Idee“ erneut um Intervention in dieser Sache gebeten wird: “ Der Zauber Ihres Namens fängt schon an, mächtig zu wirken, die Nachricht, daß Sie einen Verschönerungsplan des Hofgartens ausarbeiteten, hat namentlich in dem Kern der hiesigen Bürgerschaft große und freudige Sensation

Koblenzer Straße (heute Adenauerallee). Lithografie, um 1830/40 (Privatbesitz). Im Vordergrund rechts die Villa des

Advokaten von Recklinghausen, das spätere Hotel Kley, im Hintergrund das Koblenzer, ehem. Michaels-Tor

erregt. Ich halte es danach für möglich, daß man bis zu der Summe von 10 000,- Talern gehen wird. Nun entsteht plötzlich eine neue Gefahr für das ganze Projekt, indem die Universität soeben an den hiesigen Gastwirt Kley einen Teil des ihr zugehörigen, unterhalb des Alten Zolls gelegenen Gartens verkauft hat. Zwar wird dieser Theil... nicht durch künftige Canalisierung berührt, es ist aber sicher, daß auch Unterhandlungen über den Garten mit Kley angeknüpft sind... Dann würde es aber für immer unmöglich sein, die schöne Idee (zu verwirklichen), die Sie früher bei Gelegenheit des beabsichtigten Verkaufs eines Theils des Alten Zolls aussprachen, den unterhalb des Alten Zolls gelegenen Garten in eine Promenadenanlage zu verwandeln, die den Zusammenhang des mit einer heranwachsenden Ulmen-Allee versehenen großartigen Rheinufers mit dem verschönerten Hofgarten bilden würde und durch ihre geschützte Lage namentlich für ältere Leute und Reconvalescenten vortrefflich situiert wäre. Sie haben früher bei den angeknüpften Verhandlungen für die ganze Erhaltung des Alten Zolls mit solchem Erfolg interveniert, daß Herr von Bethmann-Hollweg das Projekt sistierte. Jetzt taucht es wieder auf...“xliv Der erwähnte Gastwirt Kley ist der Besitzer des unmittelbar an der Koblenzerstraße (heute Adenauer Allee) vor dem Koblenzer Tor gelegenen dreigeschossigen Hotelkomplexes, der hier 1830 errichtetet worden war und erst 1905 abgerissen wurde. Verständlich, dass hier Begehrlichkeiten bestanden, den gesamten, später von der Stadt erworbenen „Stadtgarten“, dem Hotel Kley zur Arrondierung seines Kaffee- und Konzertgartens anzugliedern.

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Es scheint, dass Lenné der Bitte des Bürgermeisters entsprach und – zum dritten Mal – in Berlin intervenierte, offensichtlich wiederum mit Erfolg: bis heute blieb dieser Teil südlich des Alten Zolls dank der Weitsichtigkeit Kaufmanns und seines Stadtbaumeisters Thomann in öffentlicher Hand. Noch ein Bereich Bonns wird mit dem Namen Lennés verbunden: die westliche Erweiterung des Alten Friedhofs, deren Planung 1867, ein Jahr nach dem Tod Lennés, begann, und die in ihrer Anlage 1869 durch den bereits erwähnten Garteninspektor Sinnig vollendet worden war. Lennés angebliche Urheberschaft oder Mit-Autorschaft gründet sich auf einen Hinweis in einem Schreiben Oberbürgermeister Kaufmanns an die Regierung in Köln vom 27. 1. 1869xlv. Von Bad Godesberg ist ebenfalls kein Plan vorhanden. Es wäre, wie in Oberkassel und nachfolgend in Endenich, wieder ein privater Auftrag gewesen: 1860 war Lenné durch Julie Freiin von der Heydt, die Gattin des preußischen Staatsministers August Freiherr von der Heydt, aufgefordert worden, einen Plan für die Umgebung einer Wasserheilanstalt zu entwerfen. Ob es dazu gekommen ist, lässt sich bislang nicht feststellen. Die ehemalige Wasserheilanstalt war der Gebäudekomplex der noch in kurfürstlicher Zeit errichteten Logierhäuser, in dem seit 1936 das Rathaus der Stadt Bad Godesberg untergebracht warxlvi. Eine Beteiligung Lennés am Redoutenpark hat schon Dietrich Jung 1991 ausschließen können mit dem Hinweis auf Wilhelm Nelle, der hier als Gärtner umfassend gewirkt hatxlvii. Allerdings sind Vater Lenné als Kurfürstlichem Gärtner die eigentliche gärtnerische Gestaltung der unmittelbaren Umgebung des Draitschbrunnens, insbesondere aber die Anlage der Alleen und Promenaden, wie der Weg zum Birgittenkloster Marienforst zu dankenxlviii. Vom Oktober 1859 datiert ein Plan Lennés „Project zur Garten-Anlage des Hrn. Michels zu Endenich bei Bonn“, also die Anlage eines parkartigen Hausgartens, was nicht verwundert, handelt es sich bei den Eigentümern doch um Verwandtschaft des Oberbürgermeisters Leopold Kaufmann. Der Großvater seiner Frau, Mathias Michels, hatte 1818 das Landgut Zum Kreuz gekauft und sein Sohn Peter Michels, Kölner Kaufmann, hatte im Jahre 1860 dort eine stattliche Villa, als Landhaus der Familie, errichtet. Paul Kaufmann, der älteste Sohn des Oberbürgermeisters, berichtet darüber in seinen Jugenderinnerungen: Es lag auf einer Anhöhe inmitten eines großen Parks, dem sich ein Obst- und Gemüsegarten anschloß, und eröffnete einen weiten Blick über blühendes rheinisches Landxlix. Der Plan Lennés zeigt am unteren Rand die stattliche Villa mit einer Vorfahrt von der Straße nach Endenich. Von hier aus führen

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Lenné-Plan „Project zur Garten Anlage des Hrn. Michels zu Endenich bei Bonn“, datiert vom Oktober 1859

(Plankammer der Stiftung Schlösser und Gärten Potsdam-Sanssouci; Repro aus: GÜNTHER/ HARKSEN, Katalog [wie Anm. 18], 516)

Villa Michels in Endenich, errichtet 1860 von dem Kölner Kaufmann Peter Michels, Schwiegervater des

Oberbürgermeisters Leopold Kaufmann (Foto: Bildsammlung Herbert Weffer)

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Porträt Peter Joseph Lennés, bezeichnet: „N. d. Nat. gez. von Fr. Krüger – Druck d. Königl. Lith. Instituts zu Berlin – Lith. Von Fr. Jentzen“. Mit persönlicher Widmung Lennés an Oberbürgermeister Kaufmann, Juli 1857 (Stadtarchiv

Bonn, Grafische Sammlung)

geschwungene Wege entlang der Grundstücksgrenzen und erschließen das gesamte Gelände. Seitlich des Wohnhauses liegt inmitten eines Ziergartens

etwas erhöht ein Sitzplatz mit Wasserbecken und Fontäne, das Ganze von einer breiten Pergola umzogen. Der Hauptblick des Hauses ist nach Nordosten zum

Siebengebirge ausgerichtet, wobei je drei kräftige Baumgruppen und dazugehörende Vorpflanzungen den Blick führen. Auch seitlich fügen sich

längliche Gartenräume ein, die von einem Gartenhaus bzw. von einer Rundbank mit Brunnenbecken ausgehen. In einem vorspringenden Grundstücksteil war

eine Reitbahn, ein hippodromartiger Garten mit Einzelbäumen geplantl. Im Herbst 1862 war Lenné dann zu Besuch in Endenich, ganz offensichtlich, um sein Werk in Augenschein zu nehmen; bei dieser Gelegenheit hinterließ er bei der Familie Michels sein Porträtfoto mit der eingangs zitierten Widmung. Das – persönliche – Verhältnis Kaufmanns zu Lenné scheint erfreulich gut gewesen zu sein. Eine 1857 vom Oberbürgermeister in schmeichelnder Form an den „berühmten Sohn“ gerichtete Bitte um Stiftung seines Porträts an seine

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Vaterstadt findet in einer für Lennés Bescheidenheit typischen Art Gehör:“ In der Voraussetzung, dass die in Ihrer gütigen Zuschrift beregte Portrait-Sammlung nicht ausschließlich für solche Männer, die in Bonn geboren, zugleich auch das Prädikat ′ berühmt′ verdienen, bestimmt ist, gereicht es mir zur großen Freude, Ihnen... einen Abdruck meines Portraits zu übersenden ich darf die Versicherung hier anschließen, dass die wohlwollende Gesinnung, welche Sie durch Ihr gütiges Schreiben dargelegt haben, mir eine große Freude bereitet hat, indem ich dieselbe als ein Zeugnis erkenne: wenn auch nicht zu den berühmten, doch zu den würdigen Söhnen meiner theuren Vaterstadt gezählt zu werden.“li Lenné übersandte eine Lithographie von Friedrich Jentzen nach einer Zeichnung von Franz Krüger von 1837 mit einer persönlichen Widmung nicht an die Stadt, sondern an Bürgermeister Kaufmann:

„Es giebt glücklichere Zonen

Als das Land, worin wir leidlich wohnen Wie der weitgereiste Wandrer spricht;

Aber hat Natur uns viel entzogen, War die Kunst uns freundschaftlich gewogen;

Unser Herz erwärmt an ihrem Licht. Meinem verehrten Landsmann dem Herrn Bürger-

Meister K a u f m a n n zum freundlichen Andenkern. Sans Souci im Juli

1857“ Die Ehrungen, die dem „berühmten“ Gartenarchitekten und Landschaftsgestalter zuteil wurden, hielten sich in Grenzen: Um seine Verdienste in bleibender

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Peter Joseph Lenné, Kopie des Gemäldes von Karl Begas, 1935 von dem Düsseldorfer Porträtmaler Christian Heyden

(1854–1939) im Auftrag der Familie angefertigt (Prof. Dr. M. Seiler, Berlin, Pfaueninsel) Peter Joseph Lenné, Kopie des Gemäldes von Karl Begas, 1935 von dem Düsseldorfer Porträtmaler Christian Heyden (1854–1939) im Auftrag der Familie angefertigt (Prof. Dr. M. Seiler,

Berlin, Pfaueninsel) Erinnerung zu halten, wurde im August 1839 auf Befehl Friedrich Wilhelms III.

einer neuen, mit dem Tiergarten in Verbindung stehenden Straße – ehemals Kanonenweg - der Name „Lenné-Straße“ gegeben. König Friedrich Wilhelm IV. dekorierte ihn, wie sein Vorgänger, mit dem Roten- Adler-Orden, jetzt mit der

II. Klasse mit Eichenlaub und als „rührenden Beweis des Allerhöchsten Wohlwollens„ ließ er am Todestag seines Vaters am 7. Juni 1848 Lennés ein

Jahr zuvor von Christian Daniel Rauch in seinem Auftrag geschaffene Marmorherme inmitten der von ihm geschaffenen Anlagen von Sanssouci

aufstellenlii. 1853 erfolgte die Ernennung zum Ehrenmitglied der „Königlichen Akademie der Künste und mechanischen Wissenschaften zu Berlin“, 1861 wurde er von der Philosophischen Fakultät der Universität Breslau mit der

Ehrendoktorwürde ausgezeichnet, erst 1863 verlieh ihm der Magistrat der Stadt Potsdam die Ehrenbürgerschaft - etwas peinlich: die Urkunde wurde auf „Herrn

Peter Paul Lenné“ ausgestellt – und benannte die Straße am Südrand von Sanssouci in Lennéstraße um. Die Botaniker ehrten ihn dadurch, dass sie einer Magnolienart, ein Fensterblatt aus der Familie der Aronstabgewächse und einer

Pflanzengattung aus der Familie der Papilionaceen (Schmetterlingsblütler) seinen Namen verliehen.

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Häufiger Gast im Hause Lenné war auch der aus Heinsberg bei Aachen stammende Maler Karl Joseph Begas, ebenfalls Akademiemitglied. Er porträtierte Lenné zweimal: 1830 und dann wieder zwei Jahrzehnte später, um 1850. Von letzterem, im Besitz der Staatlichen Museen zu Berlin – Nationalgalerie befindlichen Gemälde, das den gefeierten Generalgartendirektor im Alter von etwas über 60 Jahren zeigt, existiert eine sehr gute Kopie, die der Vater des seit 1952 in Bonn ansässigen Augenarztes, Dr. Heinz Lenné, bei dem renommierten Düsseldorfer Porträtmaler Christian Heyden 1935 in Auftrag gegeben hat. Während die beiden Begas-Gemälde in Publikationen über Peter Joseph Lenné bereits mehrfach wiedergegeben sind, kann die Porträtkopie Heydens hier erstmals publiziert werdenliii. Noch im Herbst 1865 nahm der kinderlos gebliebene Lenné, der seinen Lebensabend im vertrauten Rheinland verbringen wollte, in Koblenz den Bau seines Altersruhesitzes in Augenschein. Doch schon am 23. Januar 1866 ist der 76-jährige einem Gehirnschlag erlegen. Im Trauerzug von der Gartendirektion zum Bornstedter Kirchhof werden dem Verstorbenen auf samtenen Kissen seine Orden und ein silberner Lorbeerkranz mit fünfzig vergoldeten Blättern voran getragen: Auf jedem der Blätter ist der Name einer seiner bedeutendsten Schöpfungen eingraviert; Bonn, seine Vaterstadt, fehlt. i Notiz Kaufmanns auf einem Briefmanuskript, in: Stadtarchiv Bonn (StAB), Nachlass Kaufmann Nr. 33 Teil 1. ii Zur Familiengeschichte ausführlich: Wolf D. Penning, Die kurkölnischen Hofgärtner-Dynastien Lenné und Weyhe, in: Bonner Geschichtsblätter 53/54, 2004, S. 153-202. iii Wend Graf Kalnein, Das kurfürstliche Schloß Clemensruhe in Poppelsdorf, Düsseldorf 1956, S.34. iv Kirchenbuch der Kath. Pfarrei St. Martin, in: StAB, KB 3/11, S. 127 v Die Inschrift ist heute stark verwittert; der Wortlaut nach: Richard Pick, Zur Familiengeschichte der Lenné, in: Annalen des Historischen vereins für den Niederrhein (AHVN) 26/27, 1874, S. 408. - Die Jahresangabe ist sicherlich falsch gelesen. vi Penning, Kurkölnische Hofgärtner-Dynstien (wie Anm. 2), S. 157. vii Ihrer beider Porträts, um 1760 bzw. 1780, konnte kürzlich Wolf D. Penning in Schloss Glienecke, Berlin ausfindig machen und publizieren: Penning, Kurkölnische Hofgärtner-Dynastien (wie Anm. 2), S. 163, 165, 167. Johann Cunibert präsentiert dabei mit dem Stolz für sein eigenes Werk eine Ansicht des Bonner Hofgartens. viii Elisabeth Pieper, Organisation und Verwaltung des Kurkölnischen Hofstaates in den Jahren 1784-1794. Diss. Bonn 1949, maschschriftl. S. 53. ix Bernd Löhmann, Ein Garten für König und Volk. Peter Joseph Lenné und der Brühler Schloßgarten, Köln 2000, S.45 Anm.2. x Pieper, Organisation und Verwaltung (wie Anm. 8), S. 51. xi Harry Günther, Peter Joseph Lenné. Gärten/Parke/Landschaften, Berlin 1985, S. 12. – Marion Euskirchen, Die Geschichte der Sterntorbastion in Bonn, in: Bonner Geschichtsblätter 43/44, 1993/1994, S. 179-195, hier S. 186. xii Kalnein, Schloß Clemensruhe (wie Anm. 3), S. 159. – Helga Stoverock, Der Poppelsdorfer Garten. Vierhundert Jahre Gartengeschichte. Phil. Diss. Bonn 2001, S. 170. xiii Joseph Gregor Lang, Reise auf dem Rhein , Teil 2: Reise auf dem Rhein von Andernach bis Düsseldorf, Koblenz 1790, S. 176f. – Der Englische Garten und das Lusthäuschen werden auch im Verzeichnis der der Universität bei der Gründung übergebenen Bauten und

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Grundstücke vom 10. Juli 1821 aufgeführt, das Lusthäuschen, ein achteckiger Pavillon, wurde jetzt zu astronomischen Beobachtungen des im Lenné-Haus wohnenden Astronomen Münchow genutzt, vgl. Dietrich Höroldt, Stadtverwaltung und Universität, in: Bonner Geschichtsblätter 22, 1968, S. 239-365, hier S. 344. xiv Busso von der Dollen, Zur Erhaltung der kurfürstlichen Anlagen und Alleen von Bonn in französischer Zeit, Zwei Schriftstücke des Hofgärtners Peter J. Lenné aus den Jahren 1797/98, in: Bonner Geschichtsblätter 29, 1977, S. 131-141, hier S. 133ff. xv Lamberzsche Chronik, Auszüge aus den Ratsprotokollen 1689-1863, S. 30, in: StAB. xvi Pieper Organisation und Verwaltung (wie Anm. 8), S. 53. xvii Gerhard Hinz, Peter Joseph Lennés Schöpfungen im Rheinland, in: Rheinische Heimatpflege 1967, S. 194-207, hier S. 195. xviii Peter Joseph Lenné. Katalog der Zeichnungen, bearb. von Harri Günther und Sibylle Harksen, Tübingen/Berlin 1993, S.198, Abb. 517. xix Gisbert Knopp, Ernst Friedrich Zwirners Mausoleum der Grafen zur Lippe in Heisterbach, in: Kölner Domblatt, 1982, S. 161-174, hier S. 164. xx Bernd Löhmann, Ein Garten für König und Volk (wie Anm. 9), S. 93. - Wilfried Hansmann, Das Gartenparterre. Gestaltung und Sinngehalt nach Ansichten, Plänen und Schriften aus sechs Jahrhunderten, Worms 2009, S. 250. xxi Jörg Wacker, „Überall ist Lenné ´s Augenmerk auf Landes-Kultur und Landesverschönerung gerichtet...“ Der Lebenslauf von Lenné, verfaßt anlässlich seiner Ernennung zum Ehrenmitglied der Akademie der Künste zu Berlin, in: Günther/Harksen, Katalog (wie Anm. 18), S. 16 xxii StAB, Ku 34/2 – Josef Dietz, Topographie der Stadt Bonn vom Mittelalter bis zum Ende der kurfürstlichen Zeit, 2. Teil (= Bonner Geschichtsblätter 17), Bonn 1963, S. 724 xxiii Die entsprechenden Ausgaben befinden sich in: StAB. xxiv Dietrich Höroldt, Stadtverwaltung und Universität (wie Anm. 13), S. 344. xxv Josef Dietz, Topographie der Stadt Bonn vom Mittelalter bis zum Ende der kurfürstlichen Zeit, 1. Teil (= Bonner Geschichtsblätter 16), Bonn 1962, S. 181. xxvi Hundeshagen-Plan: Topographisch-architectonischer Grundriß der Stadt Bonn und Umgebung bis Poppelsdorf, 1:3600 (1819), in: StAB, Bb 60 (Vgl. Abb. 7). xxvii Wiedergegeben in: Harri Günther, Peter Joseph Lenné. Gärten /Parke/Landschaften (wie Anm. 11), S. 13 ohne Abb.-Nachweis xxviii Staatl. Bauleitung, Oberbaurat Gelderbloom an RP Köln, 19. 6. 1950, in: Rheinisches Amt für Denkmalpflege, Alt-Akten. xxix Im Original abgedruckt ohne Quellennachweis, in: Gerhard Hinz, Peter Josef Lenné und seine bedeutendsten Schöpfungen in Berlin und Potsdam, Berlin 1937 S. 9 Abb. 1. Nachdruck in: Gerhard Hinz, Peter Joseph Lenné, Das Gesamtwerk des Gartenarchitekten und Städteplaners, 2 Teile, Hildesheim, Zürich, New York 1989, S. 9. – Abgedruckt mit Quellenangabe (Schloss Charlottenburg, Plankammer, Stiftung Lenné, Sign.: PK 5609), in: Penning (wie Anm. 2), Anhang II. 8, S. 196 xxx Heinz Schönemann, Lenné und die neue Gartenzeit, in: Günther / Harksen, Katalog (wie Anm.18), S. 7. xxxi Abgedr. in: Günther, Gärten/Parke/Landschaften (wie Anm. 11), S. 11f. xxxii In: StAB, Pr 417. xxxiii Nach Pieper, Organisation und Verwaltung (wie Anm.8) befand sich die „künstlerisch ausgeführte Urkunde mit Siegel in weißer Hornkapsel...“ im Besitz des (Museums-)Vereins „Alt Bonn“, inventarisiert in der „Karthothek 56“ (S. 52), was durch einen entsprechenden Eintrag im Zugangsbuch bestätigt wird. Offensichtlich handelt es hierbei aber um Kriegsverlust, im StAB ist die Urkunde jedenfalls nicht mehr vorhanden. – Penning (wie Anm. 2), Anhang II., S. 191.

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xxxiv Dietrich Höroldt, Geschichte der Stadt Bonn Bd. 4, Bonn 1989, S. 224. xxxv StAB: P 30/179 n Bl. 73-85 . – Höroldt (wie Anm. 13), S. 142. xxxvi Zit. nach: Hinz (wie Anm. 29) S. 493f. xxxvii Zit. nach: ebd., S. 494. – StAB, Nachlass Kaufmann 33 Teil 1: der entspr. Brief Lennés ist lt. Revisionsvermerk in der Akte nicht mehr vorhanden xxxviii Johann Wilhelm Josef Braun, geb. 27.4.1801 gest. 30.9. 1863, seit 1829 Professor der Theologie für Kirchengeschichte und Neues Testament an der Universität Bonn, 1843 Amtsenthebung, 1863 Rehabilitierung. Bonn hatte neben Braun noch weitere sechs Professoren als Abgeordnete in der Frankfurter Nationalversammlung. xxxix In: StAB, Nachlass Kaufmann Nr. 33 Teil 1. – Abgedr. ohne Quellennachweis, in: Hinz, Lenné und seine bedeutendsten Schöpfungen (wie Anm. 29), S. 495 xl In: StAB, Nachlass Kaufmann Nr. 33 Teil 1 – Abgedr. ohne Quellenangabe: Hinz, Lenné und seine bedeutendsten Schöpfungen (wie Anm. 29) S. 495 f. xli Rudolf Schultze, Die Baugeschichte der Stadt Bonn von 1815-1915, masch. [ Bonn 1919], S. 16. – Höroldt, Stadtverwaltung und Universität (wie Anm. 13), S. 146f. xlii Schultze, Baugeschichte (wie Anm. 41), S. 16. xliii Günther /Harksen, Katalog (wie Anm. 18), S. 198. Zu einer persönlichen Beratung hielt sich Lenné Ende März 1863 in Bonn auf: vgl. Bonner Zeitung vom 22.3.1863. xliv In: StAB, Nachlass Kaufmann Nr. 33 Teil 1 – Abgedruckt ohne Quellenangabe, in: Hinz, Lenné und seine bedeutendsten Schöpfungen (wie Anm. 29) S. 497. xlv Erika Zander / Jörg Bätz, Der Alte Friedhof in Bonn: Kunst und Geschichte(n), Bonn 2001, S. 15f. – Der erwähnte Kaufmann Brief ist im StAB nicht auffindbar. xlvi Hinz, Lenné und seine bedeutendsten Schöpfungen (wie Anm. 29), S. 207 bzw. 492. xlvii Dietrich Jung, Zum Godesberger Redoutenpark, in: Godesberger Heimatblätter 29, 1991, S.178-182, hie S. 178. xlviii Norbert Schloßmacher, „... prickelnd, wie Champagner“. Zur Geschichte des Bad Godesberger Wassers, in: Godesberger Heimatblätter 41, 2003, S. 54-88,hier S.60 xlix Herbert Weffer, Endenich. Die Geschichte eines Bonner Vorortes, Bonn 1987, S. 542-544 mit 2 Abb. l Günther / Harksen, Katalog (wie Anm. 18); Nr. 516, S. 198 allerdings fälschlich „Garten Miderle“ statt „Michels“ genannt. – Hinz, Lenné und seine bedeutendsten Schöpfungen (wie Anm. 29), S. 492. – Das Gut Michels auf dem Hügel kaufte 1880 der Rentner Rudolf Küpper, der das Haus Villa Hoheneich nannte. 1926 erwarb die Stadt Bonn das Gebäude und richtete hier ein Erholungsheim für Kleinkinder ein. Die Villa wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört; auf dem in den alten Grenzen noch nahezu vollständig vorhandenen Parkgelände mit zum Teil altem Baumbestand befindet sich heute das Institut für Pflanzen- und Gartenbauwissenschaften der Universität Bonn. li Zit. nach: Hinz (wie Anm. 29), S. 497f. 52 Wacker, Lebenslauf (wie Anm. 21) S. 12 53 Christian Heyden, geb. 1854 in Köln, gest. 1939 in Düsseldorf. Er besuchte ab Mai 1871, nach erstem Unterricht bei seinem Bruder Carl Heyden, an der Düsseldorfer Kunstakademie die vorbereitenden Klassen von Andreas und Carl Müller und anschließend die Malklasse von Julius Roeting und beendete seine Ausbildung an den Kunst-Akademieen von Antwerpen und München. Nach 1887 ließ er sich endgültig in Düsseldorf nieder. Heyden widmete sich zunächst vorwiegend Genredarstellungen, später fast ausschließlich dem Porträt; bekannt die Bildnisse von Kardinal Antonius Fischer, Oberpräsident Freiherr von Schorlemer und Kaiser Wilhelm II. Vgl. Gerhard Rudolph: Lexikon der Düsseldorfer Malerschule 1819-1918 3 Bde, München 1997/98,hier Bd. 2, S. 103). - Das signierte und datierte Gemälde von Peter Joseph Lenné wurde vor kurzem Prof. Dr. Michael Seiler, ehem. Direktor der Stiftung Preußischer

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Schlösser und Gärten in Berlin-Brandenburg übereignet, mit dessen freundlicher Zustimmung und Mithilfe dankenswerterweise hier die Wiedergabe erfolgen kann. Bildunterschriften

Marmortafel für „Dr. PETER JOSEPH LENNÉ in der Gartenkunst der grösste Meister seiner Zeit“ an der Rückfront seines Geburtshauses am Alten Zoll (Foto: Gisbert Knopp, 2010) Das zur 2000-Jahrfeier der Stadt Bonn 1989 kreierte „Lenné-Parterre“ auf der Rheinuferpromenade mit der Kopie der bekannten Lenné-Büste von Christian Daniel Rauch (Foto: Gisbert Knopp, 2010) Kopie der Lenné-Büste von Christian Daniel Rauch im Botanischen Garten der Universität. Gestiftet vom Potsdam-Club, Juni 1995. (Foto: Gisbert Knopp, 2010) Kavalierstöckchen aus Rosenholz mit geschnitztem Elfenbein-Knauf und Prunkvase aus der Königlich preußischen Porzellanmanufaktur mit Ansichten der Berliner Oper und des Schauspielhauses: aus dem Nachlass Peter Joseph Lennés, von seinen Nachfahren dem StadtMuseum Bonn als Dauerleihgabe überlassen (Fotos: StadtMuseum Bonn) Steinkreuz für die Eheleute Maximilian Heinrich und Anna Gertrudis Lenné auf dem Clemens-August-Platz in Poppelsdorf. Foto, um 1960 (Stadtarchiv Bonn, Bildsammlung) Plan vom Poppelsdorfer Garten – Plan du jardin du Château de Poppelsdorf –Zuschreibung an Peter Joseph Lenné d. Ä., um 1790. Repro aus: Catalogue 14, 2010: Voyage au Pays des Architectes, Ingénieurs, Décorateurs... Librairie Alain Cambon 30, rue Monsieur le Prince 75006 PARIS Grundriß der Stadt Bonn und Umgebung bis Poppelsdorf. Kolorierter Stadtplan von Bernhard Hundeshagen aus dem Jahre 1819 Stadtarchiv Bonn, Grafische Sammlung). Der Ausschnitt zeigt den Hofgarten mit dem Alten Zoll, dem Mastiaux`schen Anwesen und den Galerieflügel der kurfürstlichen Residenz, an dessen Ende das „Lenné-Haus“ angefügt ist Plan vom Gut Oberkassel bei Bonn, bezeichnet: Idee über den Garten Ihrer Excellenz der Frau Gräfin zur Lippe in Ober Cassel, wobei nach Vorschrift die Größe des sich vorfindenden Küchen- und Baumgartens beybehalten, und die

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Blumenparthien zu beyden Seiten des Obern Lusthäuschens angebracht wurden. Sign. Lenné. Zuschreibung an Peter Joseph d. Ä., um 1814. (Plankammer der Stiftung Schlösser und Gärten Potsdam-Sanssouci; Repro aus: Günther / Harksen, Katalog der Zeichnungen, 517) Blick vom Alten Zoll auf Lenne-Haus (rechts) mit anschließendem laubenartigem Trakt, Hörsaalgebäude und Galerieflügel. Foto um 1920 (Stadtarchiv Bonn, Bildsammlung) Erste bildliche Wiedergabe des „Lenné-Hauses“; Bleistift-Zeichnung von 1823 des Landschaftsmalers Johann Gottlob Samuel Roesel. Die Zeichnung ist am oberen Rand beschriftet: am Zoll von Bonn 25. Sept. ´23. (Peter Lenné Geburts Haus) – (Repro aus: Günther, Lenné [wie Anm. 11], S. 13) Lenne-Haus, parkseitige Front. Foto um 1906 (Stadtarchiv Bonn, Bildsammlung) Nach dem Bombenangriff vom 18. Oktober 1944: 1. Konviktstraße mit Blick zum Rhein: rechts die Ruine des Lenne-Hauses, links das zerstörte Oberbergamt. Foto 1945 (Stadtarchiv Bonn, Bildsammlung) 2. Blick vom Alten Zoll auf die Ruine des Lenné-Hauses und des Hörsaal-Baus, im Vordergrund der umgeworfene Sockel des Ernst-Moritz-Arndt Denkmals Stadtarchiv Bonn, Bildsammlung) Lenne-Haus, Gartenseite und Vorderfront an der Konviktstraße nach dem Wiederaufbau. Zustand 1999 (Fotos: Gisbert Knopp) Taufeintragung von Petrus Josephus Lenné am 29. September 1789 im Taufregister von St. Remigius in Bonn (Stadtarchiv Bonn) Koblenzer Straße (heute Adenauer Allee). Lithographie, um 1830/40 (Stadtarchiv Bonn, Grafische Sammlung). Im Vordergrund rechts die Villa des Advokaten von Recklinghausen, das spätere Hotel Kley, im Hintergrund das Koblenzer-, ehem. Michaels-Tor Lenné Plan „Project zur Garten Anlage des Hrn. Michels zu Endenich bei Bonn“, datiert vom Oktober 1859 (Plankammer der Stiftung Schlösser und Gärten Potsdam-Sanssouci; Repro aus: Günther/Harksen, Katalog 516) Villa Michels in Endenich, errichtet 1860 von dem Kölner Kaufmann Peter Michels, Schwiegervater des Oberbürgermeisters Leopold Kaufmann (Foto: Bildsammlung Herbert Weffer)

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Porträt Peter Joseph Lenné, bezeichnet: N. d. Nat. gez. von Fr. Krüger – Druck d. Königl. Lith. Instituts zu Berlin – Lith. Von Fr. Jentzen. Mit persönlicher Widmung Lennés an Oberbürgermeister Kaufmann, Juli 1857 (Stadtarchiv Bonn, Grafische Sammlung) Peter Joseph Lenné, Kopie des Gemäldes von Karl Begas, 1935 von dem Düsseldorfer Porträtmaler Christian Heyden (1854-1939) im Auftrag der Familie angefertigt, heute im Besitz von Prof. Dr. M. Seiler, Berlin, Pfaueninsel