Peter Pörtner momenta nova i
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MALAPROPISMEN, RETROGRAD I Du, notwendiger Schmerz in mir, Leben, Das ich mir gebe, Freiheit, die Ich ertrage. Du, unverständliches Auswärts in mir, Beben, Das ich mir vergebe, Dreiheit, die Mich versagt. Ich , Ufer, ständiges Heimwärts in dir, Geben, Mit leerer Hand, Gebein, Kleid, Gefälle der Fülle, die dich wägt und Wiegt, verzagt, knirschendes Gelenk des Nichts, meiner, wir, Ereignis: Ge-‐ Menge aus Dusal und Ichsal, Du Mein, Gesell, ich deiner. Siehst du Dich, wenn ich mich Sehe? Es gilt Das gebrochene Wort.
MOMENTA NOVA „... das hurtig Ueberraschende...“
Wenn das Leben Seinem eigenen Druck Nicht gewachsen ist Wenn das Auge das In sich selbst blickt Zu sich sagt: was Für ein Teufelskreis Wenn das Licht sich Wie eine Wimper Von einem Schmetterling Über einen vielleicht den Letzten Gletscher Tragen lässt Wenn die Lust pfeffer-‐ Rot sich die eigenen Rockschöße stäubt und Hüsteln muss und ein wenig Verlegen lächelt und einen Duft verbreitet wie die per-‐ Sonifizierte Liebe in dem Augenblick In dem sie Aufgeht wie eine Klatschmohnblüte Oder ein Schirm oder Die Lade einer Registrierkasse Wenn die Unterlippe Sich in die Parade Fährt und merkt Dass sie mit sich Schon immer überkreuz War (das ist ein Moment!) Wenn du wie Zucker im Glas dich Umlagert fühlst Von Form oder
Wie Wasser oder Wein im Glas denkst: Wie ich mir gefalle Und denkst: Könnt Ich den Gefallen mir Doch tun und tunlichst Mit beiden Händen Aus den noch wattigen Wartenden Wolken Mich zu schälen Wenigstens der äußeren Form nach „...die Zeit, die der Allmächtige GOtt aus der unergründlichen Tieffe seiner Ewigkeit hervor gebracht, ist der allerköstlichste Zufall, um das ewige Leben zu erwerben, so jemahls gefunden...“
AUS DEM CHINESISCHEN (WIRKLICH) 君問 Du fragst wann Kommst du wieder Ich sage ich weiß Es noch nicht Der nächtliche Regen Überm Berg fällt und tropft In den herbstlichen Teich Wann werden wir Wieder hier Am westlichen Fenster Die Dochte der Kerzen Schneiden und Wieder Über den Nächtlichen Regen Heut In den Bergen Reden
KONTRÄRFASZINATIONEN Die Hand, die Krampft, die kann Nicht greifen Das Aug, das Zittert, kann Nicht schweifen Die Nase, die Sich bläht, ist Nicht sensibel Wer ins Blaue Dichtet, braucht Keinen Kübel
Das hätt ich wohl gern Ein Idyll Ich bin ein Gerümpel Ganz sehr eigner Art Eine Gans im Tümpel Zerzaust und smart Bin obendrein auch Gänserich Mein eigner Gegenkandidat Und werde ich noch gänzer Ich Dann trief ich vor Format Dann löse ich ganz/Gans formal mich auf Konkret als Widerspruch Nehm ich die Folgen noch in Kauf Dann werd ich wahr: ein Leich-‐ und Leinentuch Dann hüll ich Moor und Sümpfe ein Geb dem Gebirg ein Alibi Wasch meinen alten Strickstrümpf rein Und fühl mich wohlig fort -‐ wie nie
An der Wolken Silberknauf hängt ein Kuhgluckkahn Hilft der mir beim Schlusseinkauf komm ich heut noch an
Aber jetzt: Aufgeprunktes, unversehen; Kinder laufen sich entgegen Brich mir einen Wolkenkeks, nur der Geste wegen. Bleibt der Himmel trotzdem stille, ists der Götter wieder unverstandner Wille. Ach, was kannst Du da noch dichten? Hundert Jahre nach dem End der Menschheit. Nichts kann sich mehr lichten; Sehen bleibt Blindheit, Augen: Steine auf der eigenen Pupille. Die Trauer, das Gebräu, des Edlen letzter edelster Rest -‐ Die Zeit, der Fuchs, er macht mich scheu, weil er, weil sie mich nicht mehr wachen lässt.
Nachgetragen, hingeklotzt Kleister, Sahne, Knete, Gelatine. Des Meisters Fahne; bete. Vita, Miene (Leichenbitter-‐Miene) Hier vulkanisiert die Wüste, wenn sie nicht mehr wächst. Wenn ichs nur wüsste, wenn ich wüsste, was die Galaxien kleckst. Verhext -‐ ist ein zu braves Wort. Ich lass mich mir verfallen und zitiere Freud: Da! Fort! (Wieder mal.)
MOMENTA PASSATA Wenn sich dein Schreibstift nicht Verweigert hab Den Mut zu Schreiben wunderdunkel Hall öde Wandelstarre Wimper Zephir Eis-‐ Bezapft und Dir wird Sehen Und Hören Entstehen dort Im Restgehölz Spielt einer auf Der Wiedergänger der Kerbengeiger der Nach Blut und Bröseln geht der Sag-‐ und Fragenichts Mit dem schlichten schlanken Gläsern zitternden Fontänenton Dem Leid das Nur der Lärm ist den Die Liebenden machen Deswegen sag Und frage Ich dir Dank (Und immer schreibt der Stift. Animateur der Seinsverlockung. Komm heraus. Und Lach, wie Maya. Lach. Doch nur Amateur der Seinsverlockung?)
AN DEN BEWOHNER EINES OZONLOCHS Du stehst da Wie blütendrüber Auf deiner elends-‐ Hohen Spitze wo Der Luftberg aus Der Atmosphäre sticht Und bricht: Gib mir Fein acht Und kitzel Und bespitzel mir Keine Engel nicht
ISLÄNDISCHER NACHGESANG 15.1.2013 Die Natur zeigt Hier nur ihre kalte Schulter so heiß Sie sein mag Lava Ist hier erstarrtes Meer dazu da Dem Schnee eine Form Zu geben und Darüber die eine Wolke grau bis zu Allen Horizonten
INTENDIERTE SCHLICHTHEITEN Das Schweigen ist ein Zulieferer Das Denken ist Ein Gegenleser Das Sprechen ist ein Fluchthelfer Das Schauen baut Blockaden Das Hören Knüpft Netze Das Herz ja das Hatten wir doch schon Das Herz ist ein Fieberthermometer im After der Ereignisse
VERLORENE DELUSIONEN Der Augenblick ist der ältere Bruder der Ewigkeit Die Ewigkeit aber die jüngere Schwester des Augenblicks Der Abschied ist eine Brücke Die Zeit aber auch: Denn die Zeit ist eine Brücke Ins Jenseits der Ewigkeit Was eine Wange sei? Das weiß ich nicht.
POSTSCRIPT Im allgemeinen Ungemein Vertritt dir deine Beine Der gepfählte Glashausstein Bringt dich dann ins Reine