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60. Jahrgang/Nr. 4 Sommer 2005 Pfarrblatt „Bleibe bei uns, Herr!“ Zum Jahr der Eucharistie Neuigkeiten aus der Dompfarre Hl. Klara von Assisi Neues Dombuch: „Der Stephansdom“ „Bleibe bei uns, Herr!“

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60. Jahrgang/Nr. 4 Sommer 2005

Pfarrblatt

„Bleibe bei uns, Herr!“Zum Jahr der EucharistieNeuigkeiten aus der DompfarreHl. Klara von AssisiNeues Dombuch: „Der Stephansdom“

„Bleibe bei uns, Herr!“

Mane Nobiscum Domine!„Bleibe bei uns, Herr, denn es will Abendwerden“ (vgl. Lk 24,29), sagten die „Em-maus-Jünger“ zum Herrn.

Unter diesen Titel hat unser verstor-bener Papst Johannes Paul II. das heurigeJahr der Eucharistie gestellt. So wollenwir die Sommer-Ausgabe unseres Pfarr-blattes diesem Thema widmen.

Das Zweite Vatikanische Konzil be-zeichnet die Eucharistie als „Quelle undHöhepunkt des ganzen christlichen Le-bens“ (Lumen Gentium 11).

„Das ,Brotbrechen‘,wie die Eucharistieim Anfang genannt wurde, steht von jeher im Mittelpunkt des Lebens der Kirche.Mittels ihrer macht Christus durch denZeitenlauf hindurch das Geheimnis sei-nes Todes und seiner Auferstehung ge-genwärtig. In ihr empfangen wir Christusin Person als ,das lebendige Brot, das vomHimmel herabgekommen ist‘ (Joh 6,51). InIhm ist uns das Unterpfand des ewigenLebens gegeben,dank dessen wir das ewi-ge Gastmahl des himmlischen Jerusalemvorauskosten dürfen.“ So schreibt PapstJohannes Paul II. in seinem ApostolischenSchreiben „Mane Nobiscum Domine“.

In der Reliquienkapelle von St. Stephanwird ein Teil des Tischtuchs, das beimLetzten Abendmahl verwendet wurde,aufbewahrt. Es ist ein Geschenk von KönigLudwig von Ungarn an Rudolf den Stif-ter. Im Wiener Heilthumsbuch aus demJahr 1502 findet sich eine Abbildungendieser Stoff-Reliquie, so wie sie auch heu-te noch zu sehen ist. Die Beschreibungdazu lautet: ein „wolgezierts vergults ple-nari darinn des Tischtuchs auf dem derHerr Jhesus mit seinen Jungeren das lesstabentessen hat geessen“.Wahrscheinlichhandelt es sich bei dieser wohl schonmehr als tausend Jahre alten Stoffreli-quie nicht um das originale Tischtuch,das ist aber auch nicht wichtig. Es soll dieMenschen seit Generationen an jenesGeschehen im Abendmahlssaal erinnern,das sich auch heute noch auf dem Haupt-altar der Domkirche tagtäglich erneuert:„Tut dies zu meinem Gedächtnis!“

Während des Arbeitsjahres werden

an Werktagen täglich sechs heilige Mes-sen und an Sonn- und Feiertagen neunGottesdienste in St. Stephan gefeiert unddie Eligiuskapelle lädt täglich von sechsUhr früh bis 22 Uhr zur eucharistischenAnbetung ein. Daneben treffen sich Ge-betsgruppen zur Anbetung in der Curhaus-kapelle, und beim monatlichen Abendder Barmherzigkeit in der Domkirche wirdder eucharistische Herr zum Mittelpunktdes Gebets und des Lobpreises. In andererWeise geschieht dies auch zu Fronleich-nam; dazu bringen wir einen Artikel mitkritisch-liebevollem Blick auf Prozessionenim allgemeinen und die Fronleichnams-prozession in St. Stephan im besonderen.

Kurz vor seinem Tod sagte KardinalFranz König zu einem unserer Seelsorgernach einer der letzten Eucharistiefeiern,die er mitfeiern konnte:„Daraus lebe ich!“

Kardinal Schönborn hat in seinemHirtenbrief zum Jahr der Eucharistie ein-geladen,die Kommunion bewusst zu emp-fangen, und in einer Katechese eine sehrberührende Begebenheit geschildert:

„Ich muss kurz die Geschichte derkleinen Klara erzählen, das fünfte vonacht Kindern einer befreundeten Familie:Die Mutter kommt von der Kommunionin die Bank zurück. Klara, 4 1/2 Jahre,lehnt sich an ihre Brust und sagt:‚Jetzt ist

Grüß Gott!ó Editorial 2

ó Wort des Dompfarrers 3

ó Eucharistisch leben:»Das Eigentliche“ tun 4

ó Wasser aus Stein schlagen 6

ó Beitrag der Ostkirchen 12

ó 50 Jahre Leben aus der Eucharistie 14

ó Eine »Demo« der anderen Art 17

ó Eucharistische Anbetung in der Curhauskapelle 18

ó Der Mensch lebt nichtvom Wort allein 20

ó Mehr als Fürbitten für die Queen 22

ó Habt keine Angst – öffnet die Tore für Christus! 24

ó Festmahl für den Nächsten 25

ó Ein Pfarrball im Curhaus? 25

ó Homilie am Domweihfestvon St. Stephan 26

ó Kostbarer Fund im Domarchiv:Wahlliste aus dem Konklave von 1740 28

ó Der Stephansdom – ein Lernort Europas 30

ó Zum Seelenheil unserer Soldaten 32

ó Wir gratulieren 34

ó HR Dr. Rainer Egger – 70. Geburtstag 34

ó Wallfahrt nach Máriapócs 35

ó Telefondienstnach der Fernsehmesse 35

ó Leben und Tod lege ich dir vor… 36

ó »Und er kummt ned…« 36

ó Wiedersehen mit Bogdan Pelc 37

ó Das war ein toller Nachmittag! 38

ó Liebesgrüße aus Rom 39

ó Lustige Erlebnisse auf der BurgStreitwiesen 40

ó Rekordergebnis! 41

ó Was (wer) baut Kirche auf? 41

ó »Nicht vom Brot allein…« Klara von Assisi 42

ó Die Eucharistische Andachtim Dom 44

ó Sommer-Dom-Konzerte 45

ó »Originale, keine fotokopierten Christen!« 46

ó »Der Stephansdom« – neues Dombuch 48

ó »Und schaut der Steffl lächelnd auf uns nieder…!« 49

ó Gottesdienstordnung 50

ó Aus der Schatztruhe 52

ó Impressum 52

Inhalt Editorial

Kardinal Christoph Schönborn und Dompfarrer Toniüber das neue Dombuch.

„Die vielen Messen und das eine Opfer“war der Titel eines vielbeachteten Buchesdes berühmten Konzilstheologen KarlRahner, der mit Joseph Ratzinger (heutePapst Benedikt XVI.) die Redaktion derTexte des Zweiten Vatikanischen Konzilsmaßgeblich beeinflusste.

Jeden Tag werden wir in St. Stephandurch die hohe Zahl der Gottesdienstedaran erinnert: täglich sechs Messen, amSonntag neun, und dazu noch besonde-re Gottesdienste für größere wie kleine-re Anlässe. Ob es nun die jährlich stattfin-dende Fiacrius-Messe zu Ehren des Pa-trons der Pferdekutschen und Blumen-binder ist, oder wie vor kurzem die soge-nannte Marathonmesse. Sie hat ihrenNamen nicht von der zu erwartendenLänge der Liturgie, sondern stellt am Vor-abend des Wiener Stadtmarathons dasGebet für die mitlaufenden Sportler inden Vordergrund und gibt allen Gläubi-gen Ermutigung, selbst im Glauben so zulaufen, dass wir den Siegespreis erlangen.

Messen mit fast achttausend Mitfei-ernden, wie das Papstrequiem der polni-schen Gemeinde am Abend des Papstbe-gäbnisses, und Gottesdienste, wo derPriester allein in der Seitenkapelle dasOpfer Christi im Namen der Kirche dochgenauso wirksam darbringt. Gottes-dienste, an denen mittels Fernsehüber-tragung halb Europa teilnimmt, wie derPfingstgottesdienst anlässlich des Jubilä-umsjahres, oder schlichte Feiern, bei de-nen in der Sprachbeherrschung undSprachgewalt des Predigers oder so man-cher mitwirkender Ministranten, Lekto-ren oder Kantoren noch durchaus Verbes-serungspotenzial ausgemacht werdenkann: „Ecclesia ex Eucharistia vivat“ – dieKirche lebt aus der Eucharistie. Der Titeldes päpstlichen Lehrschreibens zum Jahrder Eucharistie wird gerade in St. Ste-phan immer neu unter Beweis gestellt.

Das bezeugen die aktiv und bewusstMitfeiernden am Morgen eines Arbeitsta-ges, wenn sie noch kurz vor dem Gang zur

Arbeit in dieses lebenstiftende Geheimniseintauchen, das bezeugen die vielen Teil-nehmer am Gottesdienst zur mittäglichenStunde, denen diese geistliche Nahrungoft wichtiger ist als der Mittagsimbiss,oder nach einem anstrengenden Tag,wennder Abend im Gottesdienst ein Wieder-zur-Ruhe-Kommen verheißt. Wenn großeFeste mit Pauken und Trompeten den freu-digen Glanz des Besonderen ausstrahlenoder die nüchterne Stimme des psalmo-dierenden Kantors dem Trauernden dochgenauso viel Trost verheißen kann.Für deneinen gilt es, immer den besten Platz mög-lichst in den ersten Reihen zu erlangenoder gar zu erkämpfen,andere wählen be-wusst den stillen Platz hinter der Säuleoder vor einem Seitenaltar.

Mit Freude wurde von vielen die Mög-lichkeit angenommen, bei „großen“ Got-tesdiensten durch die Vermittlung derPlasma-Bildschirme das Geschehen imAltarraum nicht nur akustisch, sondernauch visuell intensiv mitzuerleben, an-deren genügt es, mit geschlossenen Au-gen die ganz besonders spürbare Einzig-artigkeit des Sakralraumes zu erfahren.

Wie viele finden in der eucharisti-schen Gegenwart des Herrn in der Anbe-tungskapelle einen, der ihnen zuhört, wosie abladen können, was sie selbst nichtmehr tragen können? Der Pulsschlag derStadt wird so oft in den überlaufenenFußgängerzonen der belebten Innenstadtgesucht, gefunden wird das Lebenszen-trum sicher leichter in der Eligiuskapellevor dem Brot des Lebens.„Es gibt ja so vie-le Leute da draußen, wo gibt es aber einenMenschen, der mir zuhört und mich ver-steht?“ Diese Frage eines Suchenden kanneine Antwort finden:„Ich bin der Weg, dieWahrheit und das Leben …“

Auf ein Wiedersehen rund um St. Ste-phan freut sich und grüßt Sie herzlich Ihr

Dompfarrer Kan. Mag. Anton Faber

Liebe LeserInnen unseres Pfarrblattes!

Wort des Dompfarrers

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Sommer 2005 3

Jesus bei dir, da möchte ich ihm nahesein.‘ Die Mutter bittet darauf den Pfar-rer, ob die kleine Klara nicht zur Frühkom-munion gehen könnte. Der Pfarrer fragtKlara:‚Willst du, dass Jesus zu dir kommt?‘Worauf Klara antwortet: ‚Nein, Jesus willzu mir kommen!‘“

Es tut uns allen sicher gut, in diesemJahr der Eucharistie darüber nachzuden-ken, wie wir die hl. Messe mitfeiern undwie wir die hl. Kommunion empfangen.

Papst Johannes Paul II. schloss seinApostolisches Schreiben mit den Worten:

„Das eucharistische Brot, das wirempfangen, ist das makellose Fleisch desSohnes:,Ave verum Corpus natum de MariaVirgine‘ (Sei gegrüßt, wahrer Leib desHerrn, geboren von der Jungfrau Maria).In diesem Gnadenjahr möge die Kirchemit der Hilfe Marias neuen Elan für ihreMission erhalten und in der Eucharistieimmer mehr die Quelle und den Höhe-punkt ihres ganzen Lebens erkennen.“

Dass uns dies immer mehr gelingt,wünscht Ihnen verbunden mit den bes-ten Urlaubswünschen und einem herzli-chen Grüß Gott aus St. Stephan, Ihr

Reinhard H. Gruber, Domarchivar

Faber freuen sich gemeinsam mit Reinhard Gruber

Eucharistisch leben: »Das Eigentliche“ tunFranz Bierbaumer

Bei einer Fronleichnamsprozession solleinmal folgendes passiert sein: Der Pries-ter bemerkte erst unterwegs, dass erzwar die Monstranz mitgenommen hat-te, aber die große Hostie in der Mons-tranz hatte er vergessen. Vielleicht hatteer zu viel im Kopf – ich weiß es nicht. DieProzession war in allem gut organisiert.Es fehlte nichts, außer dem Wesentli-chen: der Hostie, dem Leib des Herrn. Analles hat man gedacht: an die Altäre, andie Blumen, an die Gesänge, an den Him-mel, an den Weihrauch, an die Musikka-pelle, an die Vereine, an das tragbare Mi-krophon etc. Nur das Wichtigste wurdevergessen. Peinlich berührt und zutiefsterschrocken ließ der Priester die Prozes-sion anhalten und von einem Kommuni-onhelfer die konsekrierte Hostie aus derKirche holen.

Ich denke, diese Geschichte, die sichirgendwo in Deutschland wirklich zuge-tragen haben soll, stimmt sehr nach-denklich. Sie kann uns so manches be-wusst und deutlich machen. Sie könnte

ein Bild sein für uns Menschen, für jedeneinzelnen von uns: die leere Monstranz,der das Wesentliche fehlt.

Täglich sind wir ausgefüllt mit Termi-nen, Aufgaben, Erledigungen und Arbei-ten. Wir sind beschäftigt mit allem Mög-lichen und Unmöglichen. Wir reden sehroft über Unwesentliches, Nebensächli-ches; wir reden über andere, über’s Wet-ter, über die Krankheiten. Wir machenUnwichtiges wichtig und verzetteln unsin Zweitrangiges oder Drittrangiges. Undweil wir ja ständig so viel im Kopf haben,immer mit den Gedanken woanders unddauernd auf Trab sind, haben wir nie Zeit.Wir finden kaum noch Zeit für uns sel-ber, für die Stille, fürs Gebet.

Da wäre es gut, wenn wir dann auchgelegentlich erschrecken würden wie derPriester mit der leeren Monstranz in derHand.

Ich habe oft den Eindruck, dass auchdie Kirche, viele Pfarren und viele enga-gierte Christen einer Monstranz ohneHostie gleichen. Wir tun alles Mögliche:

Wir sind pausenlos beschäftigt und tunso wenig. Vieles läuft mit Volldampf imLeerlauf.Wir reden viel und sagen wenig.Es werden viele Sitzungen gehalten, aberes sitzt so wenig von dem, was beschlos-sen wird. Statt um den Herrn kreisen wirmeistens um uns selber: um unsere Ide-en, Ansichten, Vorstellungen und Proble-me. Statt ihn darzustellen, stellen wir oftuns selber dar, ohne dass uns das be-wusst ist. Wir tun alles Mögliche, nichtaber das Wesentliche, das „eine Notwen-dige“; das, worauf es ankommt. Und daist in mir die Frage wach geworden ... ei-ne wirklich lebenswichtige Frage:

Tun wir eigentlich „das Eigentliche“?Das, worauf es ankommt? Doch was istdas? Was ist „das Eigentliche“? Wann tuteiner „das Eigentliche“?

Die Eucharistie zeigt uns auf sehr an-schauliche Weise: Der Herr tut „das Ei-gentliche“: Er ist da! Er ist immer um unsherum! Er steht uns hilfreich und wohl-wollend zur Seite! Er geht uns voran aufunserem Weg! Er ist DA: in der MonstranzKirche, in der Monstranz Pfarrgemeinde,in der Monstranz eines jeden Christen.Er ist da in jeder Eucharistiefeier, noch da-zu für alle sichtbar und angreifbar, undgibt sich uns in Brot und Wein zu essenund zu trinken. Er ist da in den Menschen,unter den Menschen und zwischen denMenschen. Nur vergessen wir das oft. DerHerr jedenfalls tut „das Eigentliche“!

Wann tut ein Mensch,eine Pfarre, „das Eigentliche“?Eine Mutter beispielsweise tut „das Ei-gentliche“, wenn sie nicht bloß das Essenpünktlich auf den Tisch stellt und denHaushalt „in Schuss hält“, sondern ihrHaus zu einem Zuhause macht.

Ein Vater tut „das Eigentliche“, wenner nicht nur das Geld heimbringt und dieFamilie versorgt, sondern auch Gebor-genheit schenkt, Zeit hat und sich Zeitnimmt für Frau und Kinder.

Ein Lehrer tut „das Eigentliche“, wenn

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Zum Jahr der Eucharistie

er nicht nur Wissen in die Köpfe der Schü-ler hineintransportiert, sondern das Best-mögliche aus ihnen herausholt und ih-nen viel fürs Leben mitgibt.

Ein Arzt tut „das Eigentliche“, wenn erseine Patienten nicht nur körperlich repa-riert und ihnen entsprechende Medika-mente verschreibt, sondern wenn ihmseine Patienten ein Anliegen sind, wenner auf sie als Ganzes eingeht.

Ein Pfarrer tut „das Eigentliche“,wenn er nicht nur seinen Service leistet,Termine abhakt, Sitzungen einberuft undtut, was zu tun ist beziehungsweise tut,was die Leute von ihm erwarten und for-dern, damit „der Laden“ einigermaßengut läuft, sondern wenn er ein guter Hir-te ist, der um die Seinen herum ist.

Eine Pfarre tut „das Eigentliche“,wenn sie in Christus ihre Mitte hat –nicht nur theoretisch, sondern auch prak-tisch, wenn sie um den Herrn herum istund seine Anliegen und seinen Auftragselbstlos wahrnimmt.

Wir alle tun „das Eigentliche“, wennwir tun, was der Augenblick von uns ver-langt ... wenn wir im wirklichen Sinn desWortes leben und die Zeit, die uns ge-schenkt ist, nützen und nicht vertrödeln.

Meister Ekkehard hat erkannt, und genaudas ist damit gemeint: „Der wichtigsteMensch ist der, der dir jetzt gegenüber-steht. Die wichtigste Stunde ist die jetzi-ge. Die wichtigste Tat ist die Tat der Lie-be, die du jetzt tun kannst. Morgen könn-te es zu spät sein.“

Wie kommt man dahin,dass man „das Eigentliche“ tut?Zunächst einmal, indem man sich regel-mäßig Zeit nimmt: Zeit für sich selbst, fürandere, für die Stille, für eine Betrach-tung, für eine Schriftmeditation, … undein Hörender und Schauender ist.

Dann, indem man – wie einmal der hl.Augustinus gesagt hat – auf den „inne-ren Lehrer“ hört, also auf die „innereStimme“, auf ein „inneres Drängen“ odersogar „inneres Müssen“…

Und schließlich, indem man im Jetztlebt, im Augenblick und den Augenblicklebt.

Eucharistisch leben heißt „das Eigent-liche“ tun! ó

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Mag. Franz Bierbaumer

Führungen und Eintritts-gebühren in St. Stephan

DOMFÜHRUNGEN Mo. bis Sa.: 10.30 Uhr u. 15.00 UhrSonn- und Feiertag: 15.00 UhrFührungsgebühren:Erwachsene: € 4,–Schülergruppen (15–18 Jahre): € 2,50Kinder (bis 14 Jahre): € 1,50

KATAKOMBENFÜHRUNGEN Mo. bis Sa.: 10.00–11.30 Uhr

und 13.30–16.30 UhrSonn- und Feiertage: 13.30–16.30 UhrFührungsgebühren:wie bei den Domführungen

GRUPPENANMELDUNGEN für Dom- u./od. Katakombenführungen unter Tel.: 51552/3526 oder per Fax:51552/3164 oder E-Mail: [email protected]

TURMBESTEIGUNG (Südturm)täglich: 9.00–17.30 UhrErwachsene: € 3,–Schülergruppen (15–18 Jahre): € 2,–Kinder (6–15 Jahre): € 1,–

AUFZUG ZUR PUMMERIN (Nordturm)8.30–17.00 UhrErwachsene: € 4,–Kinder (6–15 Jahre): € 1,50Kindergartenkinder in d. Gruppe: € 0,50

ÖFFNUNGSZEITEN DES DOMES:Mo. bis Sa 6.00–22.00 UhrSonn- und Feiertag: 7.00–22.00 Uhr

Druckkostenbeitrag Bitte unterstützen Sie uns auch weiterhinund überweisen Sie Ihren Druckkosten-beitrag mit dem beigelegten Zahlscheinauf unser Pfarrblatt-Konto Nr. 224 568,BLZ 19190. Herzlichen Dank im Voraus!

ReaktionenWenn Sie uns etwas mitteilen wollen,dann zögern Sie nicht: Schreiben Sie bittean: Dompfarre St. Stephan, „Pfarrblatt“,Stephansplatz 3, A-1010 Wien, oder per E-Mail: [email protected]

Neuer ServiceAudio-Guide-Führungen im StephansdomGrundpreis für die 30-Minuten-Tour:4,90 € / Ermäßigt: 3,90 € / Kinder: 1,50 €für die Schatzkammer-Ausstellung:4,50 € / Ermäßigt: 3,50 € / Kinder: 1,50 €Kombitarif:7,50 € / Ermäßigt: 5,50 € / Kinder: frei

Zum Jahr der Eucharistie

Wer sich fragt, wie es zur Stunde um dieÖkumene steht und wie die Aussichtensind für den Wunsch nach voller Euchari-stiegemeinschaft, betritt eine zerklüfteteGedankenwelt. Keine Konfession, die bis-lang am ökumenischen Gespräch betei-ligt war, will den Stillstand. Dennoch sindabgrenzende Positionen in jüngster Zeitwieder schärfer konturiert worden. Wieein Paukenschlag wirkte der harsche, viel-leicht auch nur missverständliche Be-scheid des vatikanischen Dokuments„Dominus lesus“ aus dem Jahr 2000 überdie so genannten „kirchlichen Gemein-schaften“; da sie „den gültigen Episkopatund die ursprüngliche und volle Wirklich-keit des eucharistischen Mysteriumsnicht bewahrt“ hätten, durften ‘sie nichtals „Kirchen im eigentlichen Sinn“ gelten’.Aber nur innerhalb der einen, “eigentli-chen“ Kirche Jesu Christi ist das gemein-same Herrenmahl denkbar. Daran hatPapst Johannes Paul II. in seiner Eucharis-tie-Enzyklika vom April 2003 ausdrücklicherinnert. Er hat Kriterien genannt, die alscharakteristische Merkmale die eine Kir-che der einen Eucharistie kenntlich ma-chen: In ihr müsse „volle Gemeinschaft“auf dem Fundament „des Glaubensbe-kenntnisses, der Sakramente und deskirchlichen Leitungsamtes“ herrschen. In-terpretiert man diese ekklesialen Erken-nungszeichen im Horizont konfessionel-ler Grenzen, wird vielen christlichen De-nominationen ein schwer zu definieren-der Rang außerhalb der „eigentlichen“Kirche zugewiesen. In diesem Fall büßtder inständige Wunsch des Papstes, dasseines Tages „gemeinsam die Eucharistiedes Herrn“ gefeiert werden, an theologi-scher Schubkraft ein.

Von protestantischer Seite ergehtschon seit langem der Aufruf zur unein-geschränkten Öffnung der eucharisti-schen Mahlgemeinschaften für alleChristinnen und Christen. Allerdings hatsich, was die Frage nach dem liturgischenVorsitz betrifft, die evangelische Kirchein Deutschland gegenüber der römisch-

katholischen und orthodoxen Lehre völliganders positioniert. In einer offiziellen Er-klärung aus dem Jahr 2003 (der neulich einvieldiskutierten Studienpapier der VELKDbestätigend zur Seite trat) heißt es:

„Nach evangelischem Verständnis istdie Ordination zum Pfarrer keine Weihe,die eine besondere Fähigkeit im Blick aufdas Abendmahl und seine Feiern vermittelt.Jeder Christenmensch könnte die Feier lei-ten und die Einsetzungsworte sprechen,weil er durch die Taufe Anteil an dem gan-zen Heilswerk Christi bekommt und ohneeinen besonderen priesterlichen Mittlerunmittelbar Zugang zu Gott hat.“‘

Diese Auskunft zeigt im übrigen kei-ne Sympathie für anderslautende, inter-konfessionelle Theologentexte aus denletzten Jahrzehnten. Sie dient zur Fest-schreibung einer kontradiktorischen Al-ternative, die freilich nicht als ökumeni-scher Hemmschuh empfunden wird.

Einen sehr impulsiven Anlauf in Rich-tung Eucharistiegemeinschaft haben -ebenfalls im Jahr 2003 – die Ökumeni-schen Institute in Straßburg, Tübingenund Bensheim unternommen. Dokumen-te wachsender Übereinstimmung fan-den hier breite Beachtung, wobei es überderen abwägende Art hinaus zur konkre-ten Forderung kam: Die ersehnte „Abend-mahlsgemeinschaft“ sei sofort möglichund auch geboten, da „eine vollständigeÜbereinstimmung im Eucharistie- sowieAmts- und Kirchenverständnis“ nicht ge-geben sein müsse. Indes bringt die eu-charistische Gastfreundschaft noch nichtdas Herrenmahl der einen Kirche zur Gel-tung. Und sollte die unverzügliche, ge-genseitige Einladung nicht zugleich daskonkurrenzlose Weltzeugnis der Institu-tionen nach sich ziehen, so wäre sie, wieOtto Hermann Pesch eingeräumt hat,eine„Lüge – nichts sonst“. Ausserdem kommtfür orthodoxe Gemeinschaften eine Alli-anz auf Grund von Teilübereinstimmun-gen (bezüglich fundamentaler dogmati-scher Inhalte) auf keinen Fall in Frage.

Auch nach vielen Jahren ökumeni-

scher Aktivitäten steht also Vision gegenVision, steht Forderung gegen Forderung,steht Dogmatik gegen Dogmatik. Dabeigibt es durchaus Texte, in denen Dogma-tik zu Dogmatik gefunden hat, so dass imBlick auf die Eucharistiefrage von Teilüber-einstimmungen nicht mehr unbedingtdie Rede zu sein bräuchte (was freilich ge-rade deswegen wieder Kontroversen aus-gelöst hat). Ein herausragendes Beispielist das Dokument „Communio Sancto-rum“ aus dem Jahr 2000. Im Auftrag derDeutschen Bischofskonferenz sowie derKirchenleitung der Vereinigten Evange-lisch-Lutherischen Kirche Deutschlands(VELKD) arbeitend, konnten die Verfasserfesthalten:

„Gemeinsam lehren wir, dass JesusChristus der eigentliche Spender der Sakra-mente ist. Im stiftungsgemäßen Handelnder Kirche ist der Herr selbst gegenwärtig,um sich seinem Volk mitzuteilen und ihmseine Gaben zu schenken. Diejenigen, dieden Dienst der Verwaltung und Spendungder Sakramente wahrnehmen, handelnhier ,in Stellvertretung Christi‘“.

Verankert ist dieser sakramenten-theologische Konsens in einer gelunge-nen Formulierung zum Thema Kirche-sein, die auch an orthodoxes Empfindenheranreicht:

„Gemeinsam können wir nunmehr sa-gen, dass die in der örtlichen Versamm-lung um Wort, Art und Sakrament sichvollziehende kirchliche Gemeinschaft alsGemeinschaft mit Gott und untereinan-der zwar nicht die ganze Kirche“, aber doch„ganz Kirche ist“.

Erfahrungsgemäss lässt die Über-nahme solcher Aussagen durch Kirchen-leitungen und das breite Kirchenvolkhartnäckig auf sich warten. Aber warumeigentlich? Weil sie kaum bekannt sind?Weil es sich nur um ein Segment ausdem Kosmos vieler, auch widersprüchli-cher Äusserungen handelt? Weil die Spra-che zu akademisch klingt? Weil alte Ge-wohnheiten schwerfällig sind und kon-fessionelles Eigengut bedroht scheint?

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Wasser aus Stein schlagenÖkumene und eucharistische Spiritualität. Von Bertram Stubenrauch

Weil Unklarheit besteht hinsichtlich öku-menischer Zielvorstellungen? Dies magalles sein. Ich vermute aber, der Grundliegt tiefer: Man hat immer noch zu we-nig über den Zusammenhang von Lehreund Spiritualität nachgedacht. Bleibt die-ser Konnex unterbelichtet, wird das geist-liche Leben von Christinnen und Christennicht die Bedeutung erlangen, die ihmfür den ökumenischen Verständigungs-prozess zukommt.

Geistlicher ÖkumenismusDringend geboten ist eine neue Art undWeise der Dogmenlektüre, die Dogma ineinem zweifachen Sinn versteht, nämlichals ganzheitliches, christliches Lehrprofilsowie als konfessionell gefärbten Be-kenntnissatz: Das ökumenische Augen-merk müsste sich entschiedener auf diespirituelle Tiefendimension richten, in diedas Dogma eingebettet ist. Es gilt gleich-

sam, Wasser aus Stein zu schlagen – da-mit das normative Wort als Quell undAusdruck geistlichen Lebens fruchtbarwird. Um eine Ökumene jenseits definier-ter Inhalte geht es dabei also nicht. Ge-meint ist vielmehr eine an der gelebtenFrömmigkeit orientierte Horizonterwei-terung, die das Glaubensgut im Licht vonLobpreis und Gebet erschließen hilft –wie analog der Jude Jesus das Gesetz Is-raels nicht aufgehoben, sondern verin-nerlicht und damit „erfüllt“, in seinertheologischen Größe gewürdigt hat (vgl.Mt 5,17; Lk 16,17).

Doch um weniger hoch zu greifen: Alsder bedeutende Kirchenschriftsteller Ori-genes von Alexandrien († 254) eines derersten systematischen Werke der nochungeteilten Kirche schrieb und sich zudiesem Zweck auf seine intensive Be-schäftigung mit der Bibel berief, bemerk-te er lakonisch:

„Die Ursache der einfältigen Reden vonGott dürfte keine andere sein als die, dassdie Schrift nicht geistlich verstanden, son-dern nach dem bloßen Buchstaben aufge-fasst wird.“

Natürlich sind die Ebenen nicht einszu eins vergleichbar. Die Heilige Schriftstellt ein literarisch sehr viel komplexeresUniversum dar als der abstrakte und ge-danklich hochkonzentrierte Glaubens-satz; entsprechend greifen bei ihr äus-serst vielfältige Arten der Auslegung, de-ren Legitimität man inzwischen wiederzustimmend diskutiert hat. Welche Me-thode man auch immer wählt – in jedemFall wird der biblische Urtext insofern„geistlich“ überstiegen, als er sich nur imKontext der Lebens- und Glaubenspraxisseiner Leserschaft erschließt. Als geister-füllte, vom Pneuma geleitete Menschen(vgl. 1 Joh 2,20) sind Christinnen undChristen dazu ermächtigt, das biblische

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Sommer 2005 7

Gott und Mensch haben einander gefunden; der eine verschenkt sich, der andere empfängt.

Anliegen „anders“ zu sagen, und zwarebenfalls in sachlicher Bezogenheit aufdie Vorgänge „von damals“. Gerade die-ses pneumatische Anders-Sagen ist eineWeise spiritueller Glaubensaneignung,die auch für das Entstehen und das Ver-stehen dogmatischer Texte grundlegen-de Bedeutung hat.

Das Dogma redet nicht, wie die Schriftes tut; aber es spricht im selben Geist wiesie. Es ist der Geist ursprünglicher Got-teserfahrung angesichts der Lebensge-schichte Jesu und der Ereignisse umOstern, unter deren Eindruck zunächstdas Neue Testament selbst, dann ge-samtkirchlich-synodale und schliesslichkonfessionelle Lehr- bzw. Bekenntnissät-ze entstanden sind. Von daher steht zuerwarten, dass die Innenseite christlicherGlaubensäußerungen einen Tiefblickvermittelt, der Glaubende mit der Ge-burtsstunde des Christentums intuitiv

vertraut macht. Wer also das Dogmageistlich – sprich pneumatisch – auffasst,vergewissert sich mit ihm des Ursprungsder Kirche und damit ihrer wesenhaftenEinheit.

Es hat wiederholt Theologen gege-ben, die in eine solche Richtung dachten.Wenigstens zwei Namen seien genannt:Johann Arndt und Albert Brandenburg.Der protestantische Celler Generalsuper-intendent Johann Arndt (1555–1621) hatin seinen „Büchern vom wahren Chris-tentum“ als überzeugter Lutheraner denGlauben als einen lebenslangen Prozessbeschrieben, durch den sich das EbenbildGottes im Menschen nach und nach auf-richtet. Seine Ausführungen lesen sichwie ein vorweggenommener Kommen-tar zur „Gemeinsamen Erklärung über dieRechtfertigung“ von 1999:

„Wer ein Christ sein will, soll sich be-fleißigen, dass man Christus selbst in ihm

sieht, nämlich an seiner Liebe, Demut undFreundlichkeit. Denn niemand kann einChrist sein, in dem Christus nicht lebt. Einsolches Leben muss von innen aus demHerzen und dem Geist gehen, wie ein Apfelaus der inneren, grünenden Kraft des Bau-mes zehrt.“

Für die spirituelle Praxis von Christin-nen und Christen zeigte sich im 20. Jahr-hundert auch der katholische Paderbor-ner Gelehrte Albert Brandenburg (1908-1978) empfänglich. Seine Arbeit gehörtedem schrittweisen Erkunden christlicherKatholizität im Horizont der Schrift, derVäter und dem Erbe Luthers; er setzte aufdas grenzüberschreitende Gebet und ge-meinsam verwendetes Liedgut.

Dogmatischer Gehaltund spirituelle HaltungZurück zum Thema Eucharistiegemein-schaft:Was wollen Lehraussagen im Den-

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Sommer 20058

Zum Jahr der Eucharistie

Abend der Barmherzigkeit im Dom: Lobpreis, Dank und Anbetung.

ken und Fühlen geisterfüllter Menschen(andere feiern das Herrenmahl nicht)evozieren? Inwiefern appellieren sie anden Geist ursprünglicher Gotteserfah-rung in ursprünglich kirchlicher Einheit?Ich möchte im folgenden, um wenigstensanzudeuten, was eine spirituelle Dog-menlektüre leisten könnte, einen kleinenVersuch im Blick auf die sensiblen The-menbereiche Realpräsenz, Opfer undAmt machen. Hierzu gibt es, auf diskur-siver Ebene und insbesondere zwischenKatholiken und Lutheranern, weitrei-chende Ubereinstimmungen. Entschei-dend ist freilich, worin die spirituelleKommunikationskraft der gemeinsambedachten Formulierungen liegt.

Das Konzil von Trient hat betont, dassChristus in Brot und Wein „wahrhaft,wirklich und substantiell“ gegenwärtigsei (vere, realiter et substantialiter); dassind Worte, die später zu einem Schibbo-leth katholischer Rechtgläubigkeit ge-worden sind. Jenseits ihrer zeitweise po-lemischen Funktion wohnt freilich einegroße Verheißung in ihnen. Es ist die Zu-sage, dass Jesus gegeben hat, was er ge-ben konnte, nämlich sich selbst – undnicht weniger. Johannes Maria Vianney,der Pfarrer von Ars, ein Seelsorger, der sei-nen Glauben auf den Knien gelernt hat,wusste darüber mit entwaffnenderSchlichtheit zu reden: „Wenn sich dergläubige Christ vom heiligen Tisch er-hebt, hat er den ganzen Himmel in sei-nem Herzen.“ Genau darum geht es. DieLehre von der Realpräsenz bringt hin-sichtlich der liturgischen Dimension desChristseins zum Ausdruck, was Rechtfer-tigung „allein aus Gnade“ bedeutet: Gottund Mensch haben sich gefunden; der ei-ne verschenkt sich, der andere empfängt.Maranatha – der Herr ist da. Er ist da un-ter den Bedingungen von Raum und Zeitund nur mit den Augen des Glaubens zuschauen, doch als Gabe seiner selbst, sokonkret und real wie Brot und Wein kon-kret und real sind. Dieses Wissen ruft inder feiernden Gemeinschaft Staunenund Dankbarkeit hervor. Sie weist denMenschen als ein Geschöpf aus, das gera-de im Gestus des Empfangens in seinvom Schöpfer gewolltes Format hinein-

reift. Dazu noch einmal Johannes MariaVianney:„O meine Seele, wie groß bist du,dass nur Gott dich zufriedenstellen kann!“

Von da aus führt der Weg sofort zu ei-ner wichtigen Konsequenz für den Kir-chengedanken. Denn die eucharistischeGabe, Christus selbst, geht in die feierndeGemeinschaft ein, damit sie ihrerseitszum Christusleib wird – in der Kraft desHeiligen Geistes. Deshalb spielt die Epi-klese, die Bitte um den Geist, eine ent-scheidende Rolle. Sein Handeln an Brotund Wein ist nicht weniger real zu den-ken als sein Handeln an denen, die Brotund Wein empfangen und durch das Hö-ren des Evangeliums für die Gegenwartihres Herrn sensibilisiert worden sind. IhreGrundhaltung heißt Ehrfurcht: Brot undWein sind für die geisterfüllten Gläubigennichts als Christus selbst, und Katholikenbeugen deshalb ihre Knie. Aber diese an-betende Geste vor den eucharistischenGestalten ist eng verwandt mit dem res-pektvollen Umgang der Versammeltenuntereinander. Sie stärken sich gegensei-tig im Glauben als die auf das Evangeli-um antwortende Jüngerschaft – sie tunes zugleich als lebendige Christusikonen,weil sie im Heiligen Geist die Würde von„Christusträgern“ haben (Cyrill von Jeru-salem). So untermauert die Spiritualitätder pneumatischen Gegenwart Christi inBrot und Wein das Mysterium der pneu-matischen Gegenwart des Erhöhten inden Schwestern und Brüdern.

Was den Opfercharakter der Eucharis-tiefeier betrifft, so bleibt zunächst einmalfestzuhalten, dass es das Herrenmahlnicht gäbe ohne das Kreuz. Es wurde vorknapp 2000 Jahren errichtet, und wasdann auf Golgota geschah, ist unwieder-holbar. Nichts vermag die Kirche demhinzuzufügen. Aber: Sie ist preisendeZeugin dessen, was den Kreuzestod Jesutheologisch auszeichnet. Sie ist Zeugineiner Verwandlung: Abgründiger Hasswurde in abgründige Liebe gewendet, alsJesus den grausamen Akt, am Kreuz buch-stäblich zerschlagen zu werden,ummünz-te in eine Geste des sich Verschenkens.Vondaher kommt die Eucharistiegemeindenicht nur als Zeugin dieser Verwandlung,sondern zugleich als deren Adressatin in

den Blick: Für sie hat sich der zerschlage-ne Jesus als neue Lebensgrundlage ange-boten, als „Lebensmittel“ im wahrstenSinn des Wortes. Es ist die biblische Spiri-tualität des Gotteslammes, die hier insZentrum rückt, und das Lamm will, ummit Pius Parsch zu reden, „geopfert wer-den“. Die Eucharistie also ein Opfer derKirche? Das Opfer der feiernden Gemein-schaft und die entsprechende geistlicheHaltung besteht darin, dass sie die Hin-gabe ihres Herrn preisend annimmt undfür das Heil aller Menschen bittet; dasssie darauf verzichtet, verwandeltes Lebenanders denn im Vertrauen auf das ge-schlachtete Lamm zu erwarten, mit demdas Böse seinen unschuldigen Widersa-cher fand; dass sie selbst ganz auf dengöttlichen Willen einschwenkt, von demdas Tun und Lassen des Gekreuzigtendurchdrungen war.

Jedweder Werkgerechtigkeit ist da-mit eine Absage erteilt. Das Entscheiden-de im eucharistischen Geschehen tutChristus, nicht die Kirche. Doch die Kir-che hört sein Wort der Hingabe („Nehmtund esst“), und sie versteht es. Zugleichliegt es an ihr, dass dem Geschehen vondamals die gebührende Öffentlichkeitzuwächst. Indem die Eucharistiegemein-de „den Tod des Herrn verkündet, bis erkommt“ (1 Kor 11,26), hat sie, diesen Toddeutend und verstehend, Teil an dessengrößter Liebestat. Es ist also eine Spiri-tualität der zustimmenden Zeugen-schaft, die dem Opfercharakter der Eu-charistiefeier entspricht und die in dieBereitschaft mündet, Christus für seinenDienst als „der Sünder Gesellen“ (MartinLuther) innerlich freizugeben.

Zeugen gewesen zu sein für den letz-ten Weg Jesu, der ein Weg verwandelnderHingabe war, und diese verwandelndeLiebe dem Gedächtnis der Christenheitübergeben zu haben – darin liegt dennauch die eucharistische Dimension desurkirchlichen Apostolats. Den Evangelienzufolge waren es die „Zwölf“, die „Apos-tel“, mit denen Jesus sein Abschiedsmahlfeierte (die Gleichsetzung der Titel erfolgtnoch im Neuen Testament selbst). AnOstern vollends bekehrt und mit der Ver-kündigung des heilbringenden Todes Je-

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Zum Jahr der Eucharistiesu und seiner Auferstehung beauftragt,sind sie zu den Ziehvätern der apostoli-schen Kirche geworden. Nach römisch-katholischer und orthodoxer Überzeu-gung bedeutet dies, dass der priesterlicheDienst bestimmter Personen für die Fei-er des Herrenmahls unerlässlich bleibt.Diese handeln zum einen als Bevoll-mächtigte einer Körperschaft, die – inden Bischöfen – als ganze den Apostelnnachgefolgt ist. Sie kommen zum ande-ren ihrer Aufgabe als Vorsteher der Eu-charistiefeier insofern nach, als sie tun,was niemand anderer tun kann als Chris-tus selbst. Aus diesem Grund stehen sieder Gemeinde in liturgischer Funktiongrundsätzlich gegenüber; ihr Auftragstammt nicht von ihr.

Obgleich diese Sicht inzwischen auchvielen Katholiken fremd zu werden droht,ist sie, auf ihre spirituelle Innenseite hinbefragt, ökumenisch gut vermittelbar.Gerade aus protestantischer Sicht istnämlich klar, dass die erlösende Wort-handlung Jesu – die zu preisen und zuveröffentlichen das Gottesvolk insgesamtals apostolische Gemeinschaft auszeich-net – den Gläubigen jeweils von außenzukommen muss: extra nos. Der eigentli-che, authentische Vorsitz. in der Eucharis-tiefeier gehört demnach Christus selbst,und der Sinn des priesterlichen Dienstesbesteht darin, dass der Erhöhte unver-stellt zu Wort kommt. So ist dieser Dienstganz und gar vikarial zu verstehen – alsTätigkeit reiner Durchgabe. Die Spirituali-tät derer, die ihn versehen, erfordert denradikalen Verzicht auf Selbstbehauptung:„Ich bin es nicht.“ Dem entspricht die Spi-ritualität der feiernden Gemeinde, die imBlick auf für sie enteignete Mitglaubendevertrauensvoll sagen darf:„Er selbst han-delt an uns.“

Dass der Auftrag zum Eucharistievor-sitz einer Körperschaft vorbehalten ist,der einzelne Getaufte durch ein besonde-res Mandat zugeordnet werden, liegtnach katholischer und orthodoxer Auf-fassung an Weichenstellungen Jesu vorund nach Ostern: Er hat zwar viele in dasmessianische Gottesvolk berufen, abernicht alle in seine engere Nachfolge. Zu-gleich wirken vom Geist getragene, früh-

kirchliche Entwicklungen weiter, die jesu-anische Impulse zu einem festen Amtwerden liessen.„Wer euch hört,hört mich“(vgl. Lk 10,16). Der persönliche Christusbe-zug dieses Amtes verbürgt sozusagenauf Ehr und Treu, dass die Verkündigungdes Wortes, die sich in der Eucharistiefei-er sakramental verdichtet, hier und jetztnicht anders geschieht als in der Nach-bargemeinde oder vor 1000 Jahren. Des-halb dient der amtliche Eucharistievor-sitz der Erhaltung und Förderung einereucharistischen Katholizität (im ur-sprünglichen Sinn verstanden). Diesezeichnet sich durch ein universales Wir-Bewusstsein und den Sinn für historischeAugenblicke – namentlich der Ära Jesuund der frühen Kirche – aus, von denendas Christentum zeitlebens geprägtbleibt.

Eucharistische Spiritualitätund ökumenische ZukunftWie kann der Wunsch nach eucharisti-scher Tischgemeinschaft weiter an Tiefegewinnen? Ich möchte einige Überlegun-gen, die sich aus dem Gesagten ergeben,als Anfragen formulieren, die ich dann inaller Kürze kommentiere. Die ersten Fra-gen richten sich an die Verantwortlichenfür Lehre und Verkündigung: Wird in Pre-digten, Katechesen und amtlichen Ver-lautbarungen genug dafür getan, dassder innere Zusammenhang von Dogmaund Spiritualität zutage tritt? Oft hatman viel zu dualistisch gedacht: hier dieLehre, dort die Frömmigkeit; aber Lehreerstarrte so zur Doktrin, und die Fröm-migkeit glitt in Gefühle ab, über die sichkaum noch vernünftig reden lässt. Ichfrage weiter: Besteht die Bereitschaft,dogmatische Gehalte „anders“ zu sagenund es auch zuzulassen, dass sie andersgesagt werden, nämlich jenseits einge-fahrener Schulformeln, die nicht seltenzu konfessionellen Schützengräben ge-worden sind? Es geht hier um eine Artspiritueller Hellhörigkeit. Denn echtesgeistliches Leben hat Rückwirkungen aufdie Lehre; aber man braucht eben ein Ohrdafür und ein Gefühl für den theologi-schen Tiefgang der Sprache. Vielleichtherrscht diesbezüglich einfach zu viel

Angst vor. Doch etwas anders zu sagenheisst nicht, etwas Anderes zu sagen;christliche Spiritualität hat von Natur ausein Gespür für das Gewachsene; traditio-nalistisch ist sie gleichwohl nicht.

Anfragen gehen auch an die Exper-tinnen und Experten ökumenischen For-schens: Müsste das gewaltige Erbe spiri-tueller Erfahrungen, das alle Konfessio-nen umgreift, nicht viel mehr als bisher inKonvergenztexten zum Tragen kommen?Gewiss war dieser Aspekt niemals völligausgeblendet. So bietet die GemeinsameErklärung von 1999 ein schönes Panora-ma biblisch durchherrschter Frömmig-keit. Aber man erfährt nichts darüber, wiedas Rechtfertigungsthema von Christin-nen und Christen verinnerlicht wurdeund in welchen Lebensformen es begegnet.

Ich frage weiter in Richtung Kirchen-leitungen und wissenschaftliche Theolo-gie: Wie gedenkt man in Zukunft theolo-gisch verantwortet mit der Tatsache um-zugehen, dass sich spirituell interessierte,erklärtermaßen praktizierende Getaufteunterschiedlicher Konfessionen sehr vielnäher stehen als Interessierte und Desin-teressierte der je eigenen Gemeinschaft?Ganz bestimmt bilden gerade die „From-men“ – durch konfessionelle Grenzen ge-trennt, aber durch ihr geistliches Wissengeeint – jene Keimzelle fundamentalerVerständigung, aus der heraus die unver-stellte Kirchen- und Eucharistiegemein-schaft wachsen wird. Ihr spiritueller Im-petus ist für das Christentum lebensnot-wendig.

Was sind die nächstliegenden Schrit-te auf dem Weg zum gemeinsamen Her-renmahl? Der wichtigste ist natürlich dasintensivierte geistliche Gespräch: Chris-tinnen und Christen befragen sich ge-genseitig nach dem Grund ihrer eucha-ristischen Zuversicht. So werden Schätzegehoben und geteilt. Nach scholasti-schem Brauch mussten Disputanten zu-nächst einmal in positiver Weise das Ar-gument des Gegners wiederholen; dieseRegel – entsprechend erweitert – greiftauch hier. Wenn nämlich praktizierendeChristinnen und Christen die Anliegenandersdenkender Christen „im Herzen er-wägen“ (vgl. Lk 2,19), so tun sie das un-

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willkürlich im Verständnishorizont des ei-genen geistlichen Erlebens. Es soll janicht „fremde“ Lehre durch „eigene“ Leh-re und auch nicht einfach durch „gemein-same“ Lehre ersetzt, sondern in das spiri-tuelle Empfinden der anderen Traditionübersetzt werden.

Schält sich dann ein in der Tiefe ver-bindendes (nicht unbedingt identisches)Verständnis des Herrenmahles heraus,rückt die gemeinsame Feier in greifbareNähe. Sie ließe den eher unglücklichenBegriff der „Eucharistischen Gastfreund-schaft“ weit hinter sich.Wer Gastfreund-schaft gewährt, gibt Anteil an dem, wasihm gehört. Aber die Eucharistie kann nurdie eine Eucharistie der einen Kirche JesuChristi sein und als solche gehört sienicht den Konfessionen. Es mag Abschat-tungen geben, Verzerrungen auch, jenachdem, wie weit sich eine Gemein-schaft von den Idealen der Schrift unddes frühen Christentums entfernt hat.Um so dringender ist der Dienst gegen-seitiger Hilfestellung für die Konzentra-tion auf die gemeinsame Mitte, aus derjegliche Vielfalt allererst ihre Legitimitätbezieht.

Dass der intensivierte geistliche Aus-tausch mit der intensivierten gottes-dienstlichen Praxis zusammenhängt, ver-steht sich von selbst. Infolgedessen er-gibt sich der Auftrag: Jede Gemeinschaftfeiert ihre Liturgie in einer Haltung, die esanderen ermöglicht, sich „geistlich“ darinwiederzufinden. Es gibt längst entspre-chende Vorschläge, und niemand erwar-tet zu diesem Zweck ein rituelles Einerlei.Vielleicht wäre es aber hilfreich, wenn imkatholischen Gottesdienst die Namender vor Ort verantwortlichen protestanti-schen oder orthodoxen Amtspersonengenannt würden und diese umgekehrtden katholischen Bischof und den Papsteinbezögen. Auf diese Weise könnte einKlima entstehen, das die geistliche Ver-ständigung nicht zuletzt im Blick auf dasgemeinsame Weltzeugnis unterstützt.

Und dann eben die gemeinsame Feier:Wann sie kommt, weiß niemand, und er-zwingen darf man sie nicht. Allerdings istdie gelegentlich praktizierte Mahlge-meinschaft (in verschiedenen Varianten)

bereits gang und gäbe. Bleibt diese Tatsa-che ohne pastorale Begleitung, sofern sielieber von Rechts wegen geahndet, ein-fach ignoriert oder vorschnell abgeseg-net wird, gibt es neue, gefährliche Risse.

Deshalb stehen Kirchenobere, aber auchGläubige, die sich zu einem solchenSchritt gedrängt fühlen, geistlich in derPflicht. An den ungeduldig Entschlosse-nen liegt es, dass sie nichts unternehmenohne das notwendige Verantwortungs-bewusstsein gegenüber dem sakramen-talen Erbe der Gesamtkirche (sentire cumEcclesia). Auf keinen Fall darf eine eucha-ristische Handlung mental oder expressisverbis in trotziger oder gar schismati-scher Gesinnung vollzogen werden, undes wäre abwegig, wenn sich ein elitäresWir-Gefühl etablierte, das zwar einerGruppe momentan gut tun mag, aberandere unter Druck setzt oder verletzt.Den kirchlichen Oberen gebietet die Un-geduld so vieler Christinnen und Christendie eigene theologisch-spirituelle Weiter-bildung und das im besten Sinn des Wor-tes kritische Gespräch. Mit wem solltensie denn sonst reden, wenn nicht mit de-nen, die um der ökumenischen Zukunftwillen unter Umständen mehr wagen alszur Stunde erlaubt oder vertretbar ist? Injedem Fall brauchen alle die offene, lern-bereite Auseinandersetzung; sonst steigtder Verdacht auf, dass an einem wirkli-chen Fortschritt gar kein Interesse be-steht.

Auf welche ökumenische Zielvorstel-lung liefe der spirituelle Austausch überdie Eucharistie hinaus? Ich meine, dermomentan viel beschworene Koinonia-Gedanke wäre wohl der geeignete Rah-men: Getaufte unterschiedlicher Glau-bensrichtungen geben der liturgischenMitte ihrer Existenz dadurch die Ehre,dass sie füreinander gleichsam Aug’ undOhr sind. Dies ermöglicht eine Ökumeneder gegenseitigen Anerkennung, die ih-rerseits zur institutionellen Vernetzungermutigt. Das charakteristische Gesichtder einzelnen Konfessionen bliebe dabeigewahrt; doch es wüchse das Empfindenaller, in ihren Ortskirchen als „Geheilig-te“ und „Heilige“ der einen Kirche Christizu leben (vgl. 1 Kor 1,2; Röm 1,7). ó

Univ. Prof. Dr. Bertram Stubenrauchin: Stimmen der Zeit, 223. Band,

130. Jahrgang, Heft 5, 329–338Abdruck mit freundlicher Erlaubnis

des Verfassers

Die Eligiuskapelle im Stephansdom lädttäglich von 6.00 Uhr bis 22.00 Uhr zureucharistischen Anbetung ein.

Eucharistische Anbetung

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Zum Jahr der EucharistieJahr der heiligen EucharistieDer Beitrag der Ostkirchen des byzantinischen Ritus. Von Domkurat Franz Schlegl

In den Tagen des Zweiten Vaticanumswurde jede Woche einmal in einem ande-ren orientalischen Ritus in St. Peter dieheilige Eucharistie gefeiert,um die Vielfaltund das reiche Erbe der verschiedenen li-turgischen Traditionen erfahrbar zu ma-chen. Erst durch die Kenntnis der uralten li-turgischen Formen der östlichen Kirchenwird der ganze Reichtum der eucharisti-schen Frömmigkeit plastisch dargestellt.Aus diesem Grund soll in diesem Beitragdie Symbolik und der Ablauf der byzanti-nischen Messfeier dargestellt werden.

Die „Göttliche Liturgie“, so nennendie Byzantiner, gleichgültig ob sie ortho-dox (also von Rom getrennt) sind odergriechisch-katholisch (also in Gemein-schaft mit Rom stehen), die heilige Eu-charistie. Damit soll gesagt werden, dassnicht wir Menschen (auch nicht der Zele-brant) die Liturgie „machen“, sondern sieuns als Geschenk des Heiligen Geistes,der große Liturgieschöpfer (z. B. den hl.Basilius, † 379) erfüllte, gegeben ist.

Während der westliche (römische) Ri-tus eher nüchtern und historisch an dieHeiltatsachen herangeht und eine gewis-se eschatologische Spannung zwischendem Hier und Jetzt und der endzeitlichenVollendung ausdrückt (z. B.„Deinen Tod, oHerr verkünden wir und deine Auferste-hung preisen wir, bis du kommst in Herr-lichkeit“), durchbricht die Bildtheologieder byzantinischen Kirche die Grenzenzwischen irdischer und himmlischer Welt.Irdische Liturgie wird Abbild der himmli-schen Liturgie, wie sie uns in der Offenba-rung des Johannes (Kap 7 und 8) be-schrieben wird.

Schon die Inneneinrichtung der by-zantinischen Kirche macht dies deutlich.Der Altarraum, den nur die Liturgen be-treten, ist durch eine Bilderwand (Ikono-stase), die von drei Türen durchbrochenwird, vom Raum der Gläubigen getrennt.Ausgangspunkt waren wohl die „Cancelli“(Chorschranken), die man auch in derWestkirche seit dem 4./5. Jahrhundertkennt. Das „Bildprogramm“ einer guten

Ikonostase folgt zumeist einem Kanon:Auf der mittleren – „königlichen – Tür, dienur Diakon, Priester und Bischof durch-schreiten, ist immer die Ankündigung derGeburt Christi an Maria (Lk 1,26–39) dar-gestellt.Wie Christus durch Maria unsereMenschennatur angenommen hat, sokommt er auch heute noch zu uns, wennder Diakon oder der Priester durch diemittlere Tür treten, um das hl. Evangeli-um zu verkünden oder in der Eucharistieden Gläubigen Leib und Blut Christi ge-reicht werden. Über der mittleren Pfortebefindet sich immer eine Darstellung desletzten Abendmahles, die Byzantiner be-vorzugen die Bezeichnung „Apostelkom-munion“. Rechts vor der Tür steht odersitzt der lehrende Christus, links die Got-tesmutter mit dem Jesuskind. Die rechteSeitentüre schmückt der hl. ErzdiakonStephanus, die linke der hl. Georg. Ober-halb der drei Türen sieht man gewöhnlichdie Propheten des Alten Testaments, da-rüber sind die Apostel dargestellt. Überdem Bild der Heiligsten Dreifaltigkeit be-findet sich das Kreuz.

Der Altar, der bei geöffneten Königs-türen zu sehen ist, steht frei umschreit-bar und ist zumeist von einer Kuppel aufvier Säulen überwölbt. Die Zelebrantenschauen nach Osten, zelebrieren also mitdem Rücken zu Volk. Links vom Altar be-findet sich in einer Nische der Rüsttisch(Prothesis), ein kleiner Altar, auf dem vorBeginn der Liturgie die Opferbereitung(Proskomidie) von Brot und Wein vollzo-gen wird.

Die Proskomidie symbolisiert das„verborgene“ Leben Jesu von seiner Ge-burt bis zum ersten öffentlichen Auftre-ten. Der Asteriskos (Sternbogen), der aufdie Patene (Diskos) gestellt wird, stelltdas Himmelsgewölbe mit dem Stern vonBethlehem dar, der dort stehen blieb, wodas Kind war.

Die Liturgie beginnt mit dem Öffnender mittleren Türe, der Beräucherung vonAltar, Ikonen, Klerus und Volk, worauf derPriester einen Lobpreis auf die Heiligste

Dreifaltigkeit singt. Es folgen vom Diakonim Wechsel mit Volk oder Chor gesunge-ne Fürbitten für alle Stände der Kircheund die großen Anliegen der Menschheit.Die Antwort lautet stets „Kyrie eleison“(Herr erbarme dich) – slawisch „Hosspodipomiluj“. Nach der ersten Antiphon(Psalm 102) folgt das byzantinische „Glo-ria“, der Hymnus „Monogenes“, der aufKaiser Justinian II. zurückgeht. Nach einerkurzen Fürbittlitanei (Ektenie) folgt dererste Höhepunkt – der „Kleine Einzug“.Das Evangelienbuch wird in Prozessionum den Altar in die Kirche getragen (sym-bolisch das Kommen Christi zu seinerLehrtätigkeit). Ursprünglich war dies derBeginn der Liturgie, was sich noch heutedarin zeigt, dass der Bischof, der bisherauf der Kathedra im Gläubigenraum saß,nun feierlich hinter dem Evangeliums-buch in den Altarraum einzieht. Nachdem Troparion, das das Festgeheimnisbesingt, folgt das Trishagion, das in derrömischen Kirche nur mehr am Karfrei-tag gesungen wird: „Heiliger Gott, heili-ger Starker, heiliger Unsterblicher, erbar-me dich unser.“ Nach Lesung, Allelujaund Evangelium folgt wieder eine Ekte-nie, die unseren Fürbitten entspricht. Da-rauf singt der Chor den „CherubinischenHymnus“: „Wir stellen geheimnisvoll dieCherubim dar und singen der lebens-spendenden Dreifaltigkeit den Dreimal-heilig-Hymnus, lasst uns alle irdischenSorgen ablegen“. Als zweiter Höhepunktfolgt nun der „Große Einzug“, der dasKommen Jesu zu seiner Lebenshingabein Jerusalem symbolisiert. Der Zelebrantsingt eine Fürbitte für den Papst (Ortho-doxe für ihren Patriarchen), alle Bischöfeund die Anliegen der Gläubigen. Nach ei-ner weiteren Ektenie erfolgt schon jetztder Friedensgruß; nur wer versöhnt ist,kann am hl. Opfer teilnehmen. Das großeNicaeno-Konstantinopolitanische Glau-bensbekenntnis wurde im 8. Jahrhundertzwischen Friedensgruß und Präfationeingeschoben. Während des Credo (Sym-bolon) hebt der Priester das Kelchvelum

(Aer) vor seinen Augen in die Höhe, dennGlauben heißt (nach Hebr 11,1) ein Über-zeugtsein von unsichtbaren Dingen. DiePräfation beginnt mit dem paulinischenSegensgruß und leitet über zum Sanctus.Das Hochgebet (Anaphora) wird leise ge-sprochen, die Wandlungsworte jedochgesungen. Mit gekreuzten Armen erhebtder Diakon sodann Kelch und Diskos(Hostienpatene mit Fuß), um zu zeigen,dass die Eucharistie die unblutige Gegen-wärtigsetzung des Kreuzesopfers ist. DieEpiklese (Herabrufung des Heiligen Geis-tes) vollendet schließlich die Konsekrati-on. Das Gedächtnis der Heiligen wird un-

terbrochen durch den Lobpreis der Got-tesmutter (Megalynarion). Ein Gedächt-nis des Papstes (Patriarchen) und der Bi-schöfe leitet über zur Bittlitanei, die imVaterunser endet. Es folgt der uralteKommunionruf: „Das Heilige den Heili-gen“, worauf die quadratische Weißbro-thostie in vier Teile gebrochen wird. Diehl. Kommunion wird unter beiden Gestal-ten mit Löffel oder durch Eintauchen ge-spendet. Am Ende der Kommunion wirdmit den im Kelch verbliebenen hl. Gestal-ten der sakramentale Segen erteilt, derdie Himmelfahrt des Herrn symbolisiert.Eine letzte kurze Litanei, das Gebet vor

der Christusikone, Segen und Entlassungbeenden die so genannte „Chrysosto-mosliturgie“.

Am 1. Jänner, den fünf Fastensonnta-gen, Gründonnerstag, Karsamstag früh,am Heiligen Abend und zu Epiphanie (al-so zehn Mal im Jahr) feiert man die län-gere Basiliusliturgie.

Das Leben aus dieser Göttlichen Litur-gie hat Millionen Ostchristen (Orthodoxewie Katholiken) in den härtesten Verfol-gungszeiten die Kraft gegeben, Men-schen und Christen zu bleiben, denn die-se Liturgie lässt uns ein „Stück Himmelauf Erden“ erleben. ó

Domkurat Mag. Franz Schlegl hat alsPriester des römischen Ritus seit

30 Jahren die päpstliche Erlaubnis zurZelebration im byzantinischen Ritus

und ist auch Aushilfsseelsorger der ukrainisch-griechisch-katholischen

Pfarre St. Barbara in der Postgasse,Wien I.

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Sommer 2005 13

Proskomedie: Opferbereitung.„Einer der Soldaten durchbohrte mitder Lanze seine Seite, und sogleichströmten Blut und Wasser hervor:und er sah, er hat es bezeugt, und seinZeugnis ist wahr.“

Ja, Papst Johannes Paul II. hat dieses Jahrzum Jahr der Eucharistie ausgerufen. EinImpuls für alle Christen und ihre Priester,auch für mich nach fünfzig Priesterjah-ren, um zu danken und die Tiefe und denReichtum dieses Geheimnisses wiederneu und vor allem tiefer zu entdecken.Vom täglichen Brot leben wir; vom „Brotdes Lebens“, Jesus Christus, leben wir alsChristen. In einer Betrachtung zu diesemJahr schreibt der Papst unter anderem:

„Auf den Straßen unserer Fragen undunserer Unruhe, zuweilen unserer tiefenEnttäuschungen, will der göttliche ‚Wan-derer’uns weiterhin Gefährte sein,um unsdurch die Auslegung der Heiligen Schrift indas Verstehen der Geheimnisse Gottes ein-zuführen. Wenn die Begegnung mit demHerrn zur Fülle gelangt, tritt an die Stelledes ‚Lichtes des Wortes‘ jenes Licht,das ausdem ‚Brot des Lebens‘ hervorgeht,mit demChristus in höchster Form seine Zusage‚Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende derWelt‘ erfüllt (Mt 28,20).“ [Aus dem aposto-lischen Schreiben: Mane Nobiscum Domi-ne (Bleibe bei uns, Herr)]

Wertvolles SymbolverständnisManche Gegenstände erhalten oft einesymbolische Bedeutung, die die rein fak-tischen Gegebenheiten weit übersteigt.Das passiert sowohl im Großen als auchim Kleinen. Die auf Halbmast gesetzteFlagge ruft bei der Totenehrung Stille her-vor und Ehrfurcht, nicht weil das StückFahnentuch diese Ehrerbietung verdient,sondern weil es ein Symbol ist für unse-ren Respekt gegenüber den Verstorbe-nen. Die Geschenke, die wir Kinder unse-ren Eltern am Mutter- oder Vatertag über-reichten, waren mehr als ein Werkstückaus der Schule, mehr als Karton, Papieroder Farbe. Sie sagten etwas aus über dieBeziehung der Eltern zu uns Kindern;Würdigung, Verbundenheit und Sympa-thie kamen darin zum Ausdruck. Deshalbfanden sie dann auch einen herausra-genden Platz im Haus.Wenn sie nach ge-raumer Zeit weggeräumt oder auf den

Dachboden gebracht wurden, geschahdies nicht ohne einen Anhauch vonSchuldgefühl.

Vielleicht ist vielen Menschen heutedas Gespür für manche religiöse undkirchliche Symbole abhanden gekom-men, aber es gibt auch heute noch vieleSymbole, die uns etwas zu sagen haben,die in uns wirken und uns aufschließenfür eine andere Wirklichkeit.

Für mich war jedenfalls gerade dasSymbolverständnis in der hervorragen-den religiösen Erziehung daheim in derFamilie der erste Schritt zur Glaubenslie-be und zur Eucharistie.

Brot, das an vieles erinnert …Über eine ganze Anzahl solcher Symbolehat der Theologe Leonardo Boff einmalein Büchlein geschrieben, die „Kleine Sa-kramentenlehre“. Um dieses Wort „Sakra-ment“ in seiner Bedeutung zu erklären,be-schreibt er,wie in seiner Familie einmal imJahr Brot gebacken wurde in derselbenWeise, wie es seine Mutter früher getan.Dieses Brot wurde unter die Familienmit-glieder verteilt. Wenn auch die Elternlängst verstorben sind und Schwesternund Brüder weit voneinander entfernt le-ben, das Brot hält die Familienangehöri-gen zusammen. Es wird aus Wasser undMehl bereitet, wie das Brot vom Bäcker,und doch ist es anders. Es erinnert an dieGeborgenheit der Kindheitsjahre, als dieKinder vom aufgehenden Brotteig nasch-ten und die Mutter frisches Brot auf demTisch hatte, wenn der Vater von der Arbeitheimkehrte. Solche Erinnerungen bringt

das Brot zum Leben, daher stillt es nichtden leiblichen Hunger, sondern den Hun-ger auf einander. Es schafft auch Verbun-denheit zwischen den entfernt wohnen-den Geschwistern, es schenkt Lebens-kraft und Lebensfreude. Boff nennt dasBrot sakramental, weil es, obwohl ge-wöhnliches Brot, nicht einfach nur Brotist, sonders von einer anderen, viel größe-ren Wirklichkeit spricht.

Brot der Gemeinschaft, der Communio Dies gilt ganz besonders auch von demBrot, das wir immer wieder auf den Altar-tisch legen. Es ist normales Brot, wenn-gleich besonders geformt, aber doch Brotaus Wasser und Mehl.Weil aber in der Eu-charistie darüber gebetet wird, ist esnicht einfach nur Brot für uns, es erzähltvon einer größeren Wirklichkeit, von derLebenskraft, die wir von Gott empfangen.Dadurch, dass wir dieses Brot miteinan-der teilen, werden wir eins nicht nur mitGott, sondern auch untereinander. Com-munio nennen wir dieses Brot, und dasbezeichnet es auch: communio, Gemein-schaft; mit dem Allerhöchsten und mitei-nander kommunizieren. In der ältestenTheologie wird diese Bezeichnung nichtverwendet für das konsekrierte Brot, son-dern für die Kirche, für jeden, der zu Chris-tus gehört.Wir nehmen vom Leib Christi,um selbst Leib Christi zu werden und zusein, um als Kirche, als Nachfolger Jesu,mit ihm und miteinander vereint zu sein.Weil diese Verbundenheit mit ihm unduntereinander so heilig und heilsam ist,wird dieses Brot auch für uns heilig. DasBrot auf dem Tisch verbindet Menschen,schafft Gemeinschaft. Es hat symboli-sche Bedeutung, will aber ebenso effektivsein, wie die Geschenke an die Eltern. DieWirklichkeit, auf die symbolisch hinge-wiesen wird, sagt etwas aus über unseretiefste Sehnsucht, dass echte Verbunden-heit zwischen Mensch und Gott und un-ter den Menschen entsteht und diese er-sichtlich wird im Umgang miteinander, inunserer Sorge füreinander.

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Sommer 200514

50 Jahre Leben aus der EucharistieVon Msgr. Lambert Nouwens

Zum Jahr der Eucharistie

Msgr. Dr.Lambert Nouwens

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Brot zum Brechen, Teilen und reichen …Jesus hat dafür wieder und wieder einBeispiel gegeben, auch das Lukas-Evan-gelium berichtet darüber (Lk 9,11b–17).Wenn 5000 Menschen hungrig beisam-men sind, fängt Jesus an zu brechen undzu teilen. Fünf Brote, zwei Fische. Daskann niemals reichen für so viele Men-schen, dennoch wird jeder satt, es bleibtsogar noch etwas übrig.War es eine wirk-liche Brotvermehrung, tatsächlich einWunder, oder sollen wir diese Erzählungsymbolisch verstehen? Erzählt der Evan-gelist, dass Menschen auf vielerlei Weisehungrig sein können und dass sie nichtallein durch Nahrung gesättigt werden,sondern durch Aufmerksamkeit, Verbun-denheit und Sinngebung? Auch daringibt Jesus ein Beispiel. Er weiß, Menschenwerden dadurch wirklich zu Menschen,dass sie miteinander leben und teilen:Nahrung, aber auch Freundschaft, auchWorte, die aussprechen, was jemand aufdem Herzen hat, oder die Verständnisund Verbundenheit ausdrücken.Wer Brotmit anderen bricht und teilt, bringt darinzum Ausdruck, dass er (sie) sich mit ande-ren Menschen verbinden will, alles bre-chen und teilen will, wovon ein Menschleben kann.

Hier möchte ich eine Erfahrung zumAusdruck bringen, die mir bei den vielenapostolischen Einsätzen in fünfzig Pries-terjahren manchmal ein wenig wehge-tan hat: Herr gib uns Brot!

Ich klopfe an deiner Türe in der Nacht.Herr, gib mir Brot! Von weit her sind Men-schen zu mir gekommen, die der Hungerplagt und die hoffen, von mir gesättigt zuwerden.

Aber meine Truhe ist leer, mein Vorrat er-schöpft. Herr, du hast genügend Brot,dein Bestand ist unerschöpflich,und nur du kannst geben, was ich selbstbrauche und was die Menschen von mirzu erhalten erwarten.

Herr, ich gehe nicht von hier, ich hörenicht auf zu klopfen, ich bleibe hier ste-hen in der Nacht, bis du mir gegebenhast, was unser aller Hunger stillt, bis duuns gesättigt hast mit dem Brot der Un-vergänglichkeit.

Ein Blick auf den historischen Hintergrund Zu Fronleichnam feiert die Kirche dasFest des allerheiligsten Sakramentes desLeibes und Blutes Jesu. Wie diese offiziel-le Bezeichnung bereits angibt, geht es andiesem Tag um das Sakrament der Eu-charistie. Eigentlich wird die Einsetzungder Eucharistie am Gründonnerstag ge-feiert, doch im Laufe der Zeit entstanddas Bedürfnis, das Andenken an ihre Ein-setzung ausgiebiger zu begehen. Ange-sichts des Bußcharakters der Karwocheverschob man die festliche Feier auf eineandere Zeit im Kirchenjahr. Im BistumLüttich entstand im 13.Jahrhundert derBrauch, Fronleichnam nach Pfingsten zufeiern. Dies wurde schon bald (1264) fürdie gesamte Kirche als verpflichtend an-geordnet. Es hängt auch mit der mittelal-terlichen Spiritualität zusammen: Da-mals fand die Anbetung der Gegenwartdes Herrn in den Zeichen von Brot undWein mehr Beachtung als der Mahlcha-rakter der Eucharistie. Die Gegenrefor-mation hat dieses Fest ausgebaut als Re-aktion auf die Reformation; in den refor-mierten Kirchen hatte damals der Mahl-aspekt den Vorrang. Aus dieser Zeit stam-men auch die meisten eucharistischenWunder oder Zeichen; hier beginnen diefeierlichen Anbetungen des Altarssakra-mentes und die eucharistischen Prozes-sionen. Es ist kein Zufall, dass in jener Zeitauch die theologischen Fragen nach derrealen oder nur symbolischen Gegenwartdes Herrn in den eucharistischen Zeichenaufkommen. Unterschiedliche Wunderund zahlreiche Frömmigkeitsformenstützten zu Recht die traditionelle kirchli-che Lehre von der realen Wesensver-wandlung, der Transsubstantiation.

Die Eucharistie ist die Herzmitte deskatholischen Glaubens und insbesonde-re auch des priesterlichen Daseins. In derEucharistie kommen wir in Berührungmit dem Leben, Sterben und AuferstehenJesu und, mehr noch, die gesamte Ge-schichte Gottes mit den Menschen klingtmit. So ist der Wortgottesdienst unver-zichtbares Element der Eucharistiefeier:Wir essen und trinken die Glaubenswor-te der heiligen Schrift. Wir probieren, obsie zu unseren heutigen Erfahrungenpassen, ob sie uns inspirieren, ermutigenund froh machen. Die eigentliche Eucha-ristiefeier möchte uns verbinden mitGott durch Jesus Christus. In Gebetenund mit Brot und Wein wenden wir unsGott zu. In der Kommunion kommt er unsentgegen.Was Eucharistie ist, wird schönausgedrückt in den Worten beim Kom-munionempfang: „Der Leib Christi“. Daswird von der Hostie gesagt; es soll unserinnern: Sei dir bewusst, dass du Chris-tus empfängst. Es wird uns aber auch ge-sagt:Wir sind der Leib Christi. Jede Eucha-ristiefeier möchte uns das wieder einprä-gen. Er schenkt sich uns, um seine Gegen-wart überall da zu zeigen, wo wir hin-kommen. Er kommt in unser Herz undwir sind seine Augen und Ohren, seinMund und seine Hände und Füße.

Wichtiges aus der schriftlichen Offenbarung Paulus beschreibt die Überlieferung derChristen von Korinth, die sie selbst emp-fangen haben. Er schreibt, wie der HerrJesus in der Nacht, in der er ausgeliefertwurde, ein Brot nahm, das Dankgebetsprach, das Brot brach und sagte:„Das istmein Leib. Er ist für euch. Tut dies zu mei-nem Gedächtnis“ (1 Kor 11,23.24). Nachdem Mahl sagte Jesus über dem Becher:„Dieser Kelch ist der neue Bund in mei-nem Blut. Tut dies zum Gedenken anmich“ (11,25). Paulus schließt diese Erinne-rung mit der Aufforderung ab, die wir ausder Eucharistiefeier kennen: „Sooft ihrdieses Brot esst und aus dem Kelch trinkt,

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Sommer 200516

Zum Jahr der Eucharistieverkündet ihr den Tod des Herrn, bis erkommt“ (11,26).

Diese Paulusworte aus dem Jahr 56oder 57 sind die älteste schriftliche Quel-le über das letzte Abendmahl. Weil Pau-lus selbst diesem Abendmahl nicht bei-

gewohnt hat, muss er diese Erinnerungaus der Überlieferung empfangen haben.Das deutet auf eine früh bestehende li-turgische Praxis hin. In der Schrift findenwir die Einsetzung der Eucharistie auchin den synoptischen Evangelien. Die Tex-te gleichen einander zwar, es gibt aberauch kleine Unterschiede, die das We-sentliche nicht betreffen und auf die wirhier nicht eingehen wollen. Aber der dop-pelte Auftrag des Paulus („Tut dies zumeinem Gedächtnis“) ist von größter Be-deutung.„Gedächtnis“, Gedenken ist ausbiblischer Sicht mehr als ein „sich in Er-innerung rufen“, sich erinnern. Es ist wieein Beleben und Feiern. Das, dessen mangedenkt, wird neu Wirklichkeit. Ich kannes nicht vergessen, wie ein Bub in der Kir-che, zwei Reihen vor mir, sich aus vollemHerzen „versprach“, als er beim Dankge-sang aus der Haydn-Messe (GL 901) statt„Du bist bei uns zugegen“ „Du bist ausunserer Gegend“ sang. Aber dogmatisch

hatte er Recht. Die Heilstat aus der Ver-gangenheit bringt die Teilnehmer an derFeier neu zum Leben. Eine Gedächtnisfei-er bewirkt das, woran man denkt. Wir er-kennen hierin, was uns die Theologieüber das Wirken des Sakraments sagt: ei-

ne sichtbare, symbolische Handlung, diedas bewirkt, was sie darstellt. Brot undWein sind Zeichen der Selbsthingabe Je-su. Das Gedächtnis Jesu um Brot undWein macht seine Selbsthingabe wiederlebendig. Jesus teilt seinen Leib und seinBlut mit uns. Und wir dürfen davon essenund trinken „bis er wiederkommt“ (11,26).Der Tod Jesu war ja nicht das Ende. Er istder lebendige Herr, der auferstanden istund wiederkommen wird. Die Feier derEucharistie ist ausgerichtet auf dieseWiederkunft, sie stärkt unsere Sehnsuchtnach dem Kommen des Herrn. Das Brot,das er selbst ist, ist eine Kraftquelle fürden Lebensweg und bleibende Speise, dieewiges Leben gibt.

Wunderbare Speisung Die Erzählung von der wunderbarenSpeisung war in der jungen Kirche sehrpopulär. Insgesamt finden wir sie in denEvangelien sechs Mal ( je zweimal bei

Markus und Matthäus). Die Popularitätgeht zurück auf historische Erfahrungenmit Jesus und auf Mahlzeiten mit ihmund erinnert zudem an die eucharisti-sche Verbundenheit. Die junge Kirche hatsie messianisch gedeutet und erkanntein ihr das üppige Festmahl auf dem Bergin der Prophetie des Jesaia (Jes 25,6). DerBezug zur Eucharistie kommt vor allemdurch die Ähnlichkeiten mit der Ge-schichte vom letzten Abendmahl zustan-de:Wenn wir lesen, dass Jesus Brote (undFische) nahm, brach und gab, erkennenwir dieselbe Abfolge von Handlungenwie beim letzten Abendmahl. Aussage-kräftiger ist vielleicht noch die Geschich-te von den Emmausjüngern, ausgelöstdurch die übereinstimmende Tageszeit(als es Abend wurde). Die Emmausge-schichte gibt uns so auch den Interpre-tationsrahmen an. Jesus wird erkannt imBrechen des Brotes.Das wiederum schlägtdie Brücke zu der Eucharistiefeier des je-weiligen Tages:Auch wir dürfen ihn immerwieder erkennen im Brechen des Brotes.

Herr unser Gott, du hast dein Wortunter uns ausgesät und uns deinen Sohngeschenkt. Für uns gebrochen und ge-storben wurde er zum Brot für die Welt.Wir danken dir für dein Wort, das uns er-mutig und für das Brot, das uns unter-wegs Nahrung ist. Gib uns Kraft, Jesusauf seinem Weg zu folgen und so fürein-ander fruchtbar zu werden wie Saat undnahrhaft wie Brot.

Lass uns immer deine Kinder sein, vondir gestärkt, von dir geliebt. Verlass unsnicht und sei uns ein fester Grund.

Du bist unsere Zukunft durch Chris-tus, unsern Herrn. AMEN ó

Und die heilige Edith Stein betete:O MutterLehre uns denLeib des Herrn empfangenWie du ihnEmpfangen hast.

Die Dompfarre St. Stephan gratuliertGR. Msgr. Prof. Dr. Lambert Nouwens

zum Goldenen Priesterjubiläum und dankt für alle seelsorglichen

Dienste in der Domkirche.

Jesus teilt seinen Leib mit uns.

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Sommer 2005 17

Das Fest zu Ehren des Allerheiligstenwurde von Papst Urban IV. 1264 einge-führt und wird alljährlich am zweitenDonnerstag nach Pfingsten gefeiert. Eswurde durch eine Stiftung Heinrichs vonLuzern, Pfarrer von St. Stephan, 1334 miteinem feierlichen Umzug innerhalb derKirche gefeiert, an dem alle in Wien be-findlichen Weltpriester teilnahmen. Dieöffentliche Fronleichnamsprozessiondurch die Stadt wurde 1363 von HerzogRudolf IV. verordnet. Seit Ferdinand II.(erstmals 1622) nahmen die Monarchenan der Prozession in der Innenstadt per-sönlich teil. Bis zur Mitte des 18. Jahrhun-derts – um diese Zeit pflegten schon rich-tige Musikkapellen den Umgang zu be-gleiten – waren die musikalischen Dar-bietungen eher einfach. 1719 wurde ange-ordnet, dass anstatt des bis dahin ver-wendeten Dudelsacks Schalmei und Fa-gott zu verwenden seien. Die mit baro-ckem Gepränge ablaufenden Fronleich-namsprozessionen waren in Wien durchdie Teilnahme der verschiedenen Zünfte(anno 1650 waren es z.B. 50) gewaltig. Die„Nobelprozession“ unter Teilnahme des

Kaisers, des Hofs und der Honoratioren,zelebriert vom jeweiligen Wiener Erzbi-schof und von kaiserlichen Truppen mitklingendem Spiel begleitet, fand in derNeuzeit in der Stadt am Feiertag selbst, inden Vororten meist am darauf folgendenSonntag statt. In der Stadt nahm (undnimmt) die Prozession ihren Ausgangvon der Stephanskirche; bei der Kapuzi-nerkirche, am Lobkowitzplatz (damals„Schweinemarkt“) und am Michaelerplatzwaren prachtvolle Segensaltäre aufge-stellt,bei denen das Evangelium gesungen,der Segen erteilt und „Salve geschossen“wurde. Die Altäre waren mit Birkenreiserngeschmückt, denen apotropäische Wir-kung bei Unwettern zugeschrieben wurde.

Die josephinischen Reformen setztenzwar dem barocken Prunk ein Ende, dochwar die Fronleichnamsprozession vonden Verboten als einzige nicht betroffen.

Auch heute noch ist die Fronleich-namsprozession von St. Stephan, an deralle Pfarren und Ordensgemeinschaftender Inneren Stadt teilnehmen, eine Mani-festation des Glaubens. Nach dem Ponti-fikalamt im Dom formiert sich unter dem

Geläute der Pummerin die Stadtprozessi-on, an der oftmals auch politische Promi-nenz teilnimmt. Sie zieht sich durch dieInnenstadt hin und findet ihr Ende erstgegen Mittag wieder am Stephansplatz.Zur Eucharistiefeier im Dom und dannzur Prozession wird der so genannte „Ma-ria-Theresien-Ornat“ getragen, den dieKaiserin 1732 zu Ehren des GnadenbildesMaria Pócs gestiftet hat. Es handelt sichdabei um florale Stickereien, die auf Seideappliziert wurden. Das große Gewichtverlangt vom Erzbischof ob der Dauer derProzession auch eine gute körperlicheKonstitution. Anlässlich des zweiten Pas-toralbesuches von Papst Johannes Paul II.in Österreich 1988 wurde der Ornat res-tauriert. Der Heilige Vater hat bei der Ves-per am 23. Juni 1988 das Pluviale selbstgetragen. ó

Aus dem neuen Buch von Reinhard H. Gruber (Text) und

Robert Bouchal (Fotos):Der Stephansdom

Monument des Glaubens – Stein gewordene Geschichte

ISBN: 3854313683, Preis: 29,90 Euro

Eine »Demo« der anderen ArtFronleichnam in St. Stephan

„Herz Jesu, Quell der heil’gen Liebeentflamme uns durch Deinen Geist,dass unser Herz Dir ähnlich werde,dass Deine Liebe in uns brennt.“

Dieser Liedtext klingt in mir auf,wenn ich an „Eucharistische Anbetung“denke. Mir wird dabei zutiefst bewusst,dass die Quelle der Liebe, Jesus selber, dieBeziehung zu mir aufgenommen hat, ERhat den ersten Schritt gemacht, ER ist aufmich zugegangen, nicht umgekehrt. Unddas höre ich von allen Menschen, die voneiner Gotteserfahrung erzählen.

Ich wurde nicht katholisch erzogen,aber irgendwann als neugierige Studen-tin hab ich in einer aufregenden Nachtdas Neue Testament durchgeblättert undwar von diesem Rabbi Jesus einfach be-geistert. Dieser Jesus beeindruckte michmehr als alle Philosophen, mehr als allePropheten anderer Religionen. DerMensch Jesus.

Viele Jahre später bin ich dem Dom-

prediger Msgr. A. Zimmermann über denWeg gelaufen, aus dieser Begegnungwurden lange Gespräche. Langsam durf-te ich erahnen, dass dieser jüdische Rab-bi der Sohn Gottes ist. Am 21. Mai 1976, aneinem Freitag um 16 Uhr, durfte ich in derCurhauskapelle das Sakrament der Fir-mung empfangen. Bis zum heutigen Tagist mir nicht nur das Datum, sondernauch die genaue Uhrzeit und der Ablaufdieses ganzen Tages in klarster Erinne-rung. Es war DAS Ereignis meines Lebens.Als logische Konsequenz führte michmein Weg in die Charismatische Erneue-rung und in dieser spirituellen Richtungzu einer tiefen Verehrung der Eucharistie.

EucharistieUnser Gott war sich nicht zu schade, einleidvolles menschliches Leben auf sich zunehmen. Und in der Eucharistie überbie-tet ER auch noch dieses Wunder. ERmacht sich noch kleiner als ein Mensch.

ER ist da in einem kleinen Stück Brot, reg-los, leblos, hilflos. ER liefert sich uns totalaus. ER überlässt es jedem von uns, ob wirihn anbeten oder verhöhnen. Unfassbar.

Vor diesem Geheimnis dasein, stau-nen, das ist für mich Anbetung.

Früher haben Verliebte oft ein Herzin die Baumrinde geschnitzt. Daran den-ke ich, wenn mir liebe Menschen ihre Sor-gen anvertrauen. Sie schnitzen gleichsamihre Worte in mein Herz. In der Anbetungdarf ich mein Herz in das Licht Christi hal-ten, und so stehen diese Menschen auchalle in Seinem Licht. In unserem Herzendürfen wir die ganze Welt zu Gott brin-gen. Schwierige Entscheidungen treffeich am besten vor dem Allerheiligsten, ichhabe auch schon Briefe vor dem Taber-nakel geschrieben oder Gespräche vo-rausmeditiert. Alles gelingt besser in dersichtbaren und spürbaren Nähe des Herrn.

Vielleicht wäre „Jesus-Therapie“ einegute Zusammenfassung von Anbetung,

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Sommer 200518

Zum Jahr der Eucharistie

Eucharistische Anbetung in der CurhauskVon Martha Friedl

denn ER ist der beste Begleiter in alles Le-benslagen.

Nach der Firmung hat es mich immerwieder in die Curhauskapelle gezogen.Unter den achtsamen Augen von Msgr. A.Zimmermann ist eine Gebetsgruppe ent-standen. Seit vielen Jahren teilen wir un-sere Sorgen und Freuden vor dem Aller-heiligsten.Wir treffen uns jeden Mittwochabend und freuen uns über alle Gäste.

Im Folgenden Gedanken von ChristaKummer aus unserer Gebetsgruppe:

Was bedeutet eucharistische Anbetung für mich?Am Mittwochabend, wenn ich in die Cur-hauskapelle zu unserer Gebetsgruppeder ‚charismatischen Frauen’, wie unsDompfarrer Toni Faber zu nennen pflegt,komme, beginnt für mich eine ganz be-sondere Zeit: die Zeit der eucharistischenAnbetung. Was heißt das eigentlich: ‚eu-charistische Anbetung’? Wir versam-

meln uns vor dem ausgesetzten Allerhei-ligsten zum gemeinsamen Gebet. Zu-nächst versuchen wir ruhig zu werden.Lärm und Unruhe des Alltags fallen lang-sam von uns ab – wir wollen zu unsererMitte finden. In der Gestalt des Brotesbietet sich uns Jesus Christus als unsereSpeise dar. Mit einem Gott, der nicht infernen Himmeln wohnt, sondern unserMenschsein bis zur letzten Konsequenzgeteilt hat, durch Leiden und Tod gegan-gen ist, aber den Tod letztlich überwun-den hat, bekommen alle Dinge des Le-bens eine andere Relevanz.

Da wird mir auf einmal bewusst, dassich vor diesen Gott hintreten kann ganzso wie ich wirklich bin, mit all meinenSorgen und Ängsten, aber auch mit mei-nen Freuden - mit meinem Lobpreis undin Dankbarkeit für die Fülle des Lebens.Da ist Einer, bei dem darf ich ganz ich sel-ber sein. Wenn ich mich auf Ihn einlasse,dann wird Unmögliches möglich, Schwä-

chen werden zu Stärken, Leiden be-kommt einen neuen Sinn, in der Traurig-keit ist auf einmal Trost da. Nicht ersteinmal durften wir erleben, wie sich dieDinge unseres Lebens, die zunächst aus-sichtslos schienen, völlig umkehrten, voneinem neuen Sinn erfüllt und uns letzt-lich zum Heil wurden.

Manchmal schaffe ich es nicht amMittwochabend zu kommen – es gibt janoch so viel anderes zu tun! Aber wennich dann wiederkomme, wird mir be-wusst, was mir gefehlt hat – es ist wie einNachhausekommen. Heute könnte ichmir mein Leben gar nicht mehr vorstellenohne diese Quelle, aus der wir schöpfenund trinken dürfen, um gestärkt wiederhinauszugehen ins Leben. Ich bin sehrdankbar, dass uns diese Möglichkeit vonder Dompfarre geschenkt wird. Gottsteht an unserer Türschwelle – wir müs-sen Ihm nur aufmachen, dann kann Ereintreten! ó

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Sommer 2005 19

CHRISTUS SONNE

KEINEM DEN SEIN STRAHL

MAN KANN IHN MAN KANN IHN

DAS ÄNDERT ER IST

UMWÖLKTESTEN UND ES

STÜNDLICH DASS ER

DIE GROSSEERLISCHTFÜR IMMEREINMAL DURCHLEUCHTET

VERGESSENABSCHWÖRENNICHTS.VERGRABEN IMHERZENKANNGESCHEHENAUFERSTEHT

(Hans Carossa)

apelle

Der Mensch lebt nicht vom Wort alleinFachliche Überlegungen zur „Sprache der Prozession“ – angeregt durch den Dom-Fronleichnam 2005 von Rupert Klieber

Gott, der Herr, hat uns mit vielen Sinnenausgestattet. Und entgegen allen mani-chäischen Versuchungen der Leibfeind-lichkeit hat sie die Allgemeine Kirche inOst und West stets für fähig und würdigerachtet, sich an das Geheimnis Gott he-ranzutasten und ihn auf ihre Weise zu lo-ben. Die Lateinische Kirche hat dieses Zu-trauen auch gegen sehr ernst zu neh-

mende reformatorische Entwürfe vertei-digt, die mehr oder weniger exklusiv aufdas Wort setzten. Dieser Mut zur sinnli-chen Geste findet seinen vielleicht dich-testen Ausdruck in der Prozession: Saloppgesprochen ist sie ein „Elchtest“ für unserVertrauen in die religiöse Empfänglich-keit der Sinne.

Die Prozession ist keine Erfindung derChristen; sie gehört vielmehr in einenFundus vitaler religiöser Ausdrucksfor-men, aus dem Menschen in unterschied-lichen Zusammenhängen schöpfen. Dasdiskreditiert sie nicht, sondern verweist

auf ihre Potenz – so wie eine Liebesgestenicht ihren Wert einbüßt, weil viele Paa-re sie austauschen oder einzelne siemissbrauchen. Um ihre Kraft zu entfal-ten, muss sie freilich ihrem Wesen gemäßeingesetzt werden. Dabei gilt es einenreichen Erfahrungsschatz zu nutzen: Hatdoch gerade die katholische Tradition inkreativen Schüben (in unseren Breiten

v.a. im Spätmittelalter, zwischen 1650und 1750 sowie von 1850 bis 1950) ein In-strumentarium entwickelt, das viele An-regungen enthält und zur schöpferi-schen Weiterentwicklung einlädt.

Was Prozessionen brauchenProzessionen leben von starken optischenund akustischen Signalen, mit denen mankeineswegs geizen soll. Akustisch bietensich dafür seit jeher an (in genau dieserReihenfolge):

Trommeln: Sie sprechen das Urele-ment Rhythmus an; wer dessen Wirkung

nicht kennt, war nie jung (oder in einerDiskothek). Trommeln sind Urlaut, weilsie den Schlag des Herzens nachahmenund anregen. Und das Herz pocht geradeLiebenden rasch und kräftig; es sprichtdeshalb auch Gläubigen aus der Seele.Bei längeren Zügen empfehlen sich inAbständen mehrere Formationen; Trom-melwirbel zum Segen ersetzt ländlicheBöller oder Gewehr-Salven.

Handglocken: Sie lassen wie derGong in ostasiatischen Traditionen dasMysterium anklingen; deshalb setzt siechristliche Liturgie zur Wandlung ein undin voller Intensität in der Osternacht. Kei-ne noch so erbauliche Kommentierungerreicht ihre Wirkung. Bei theophori-schen Prozessionen sollte deshalb imUmfeld der Monstranz selbstverständ-lich alles diesbezüglich zur Verfügungstehende im rhythmischen Wechsel auf-geboten werden.

Musikformationen (v.a. Blechinstru-mente): Sie setzen Akzente bei den Sta-tionen der Prozession (beim Aus- undEinzug in die Kirche; bei den Altären zuFronleichnam bzw. als Gliederung fürlängere Prozessionen); mehrere kleineFormationen tun mitunter bessereDienste als eine große.

Stärker als akustische Zeichen unter-liegen die optischen einem Wandel derAusdrucksweisen. Jede Zeit kann dafürihre eigene Kreativität ins Spiel bringenund Altes um Neues bereichern:

(Optisch unterscheidbare) Formatio-nen:Von ihnen lebt jede Prozession, wes-halb nicht genug Personenkreise ani-miert werden können, sich als Gruppe zuformieren und optische Signale zu set-zen. Sie setzen gesellschaftliche undkirchliche Vielfalt ins Bild, die sowohl derUniformität wie der Anonymität wehrt –Kirche ist Dach für viele Gruppen, die sichim Gotteslob finden. Traditionelle Grup-pierungen (von Universitätsprofessorenbis zu Orden) gilt es stets aufs Neue zumotivieren, in ihren alten Trachten aufzu-treten – auch wenn sie sich aus (postmo-

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Sommer 200520

Zum Jahr der Eucharistie

Prozessionen leben von starken optischen und akustischen Signalen.

dern längst obsoleten) „Modernitäts-gründen“ zieren. Zudem ist Kreativitätgefordert: Auch neue Gruppierungen wiePfarrgemeinderäte, Gebetskreise – wa-rum nicht auch kritische Gruppen – kön-nen ihre Zusammengehörigkeit sichtbarmachen, und sei es durch ein flottes Hals-tuch oder ein simples Farbband umsHandgelenk (siehe zuletzt: KärntnerChristentag).

Traditionelle „Prozessionszier“: Dazugehören nach altem Herkommen Fah-nen, Stangen, Laternen, Kreuze, Schilderetc. Alles, was diesbezüglich in Dachbö-den und Abstellkammern schlummert,gehört wieder entdeckt,restauriert,einge-setzt – hier gilt es einen Trend zu nutzen,der viele Familien, Vereine, Gemeinden,Stadtteile, Betriebe wieder für ihre Ver-gangenheit sensibilisiert und deren Relik-ten wiederum Wertschätzung beschert.

Neue „Prozessions-Bilder“:Wie in denBlütezeiten der Prozessionskultur gilt eswieder den Ehrgeiz von Gruppierungenzu wecken, sich gestalterisch mit selbstGebildetem einzubringen. Viele Schulen(nicht zuletzt katholische Privatschulen)z.B. sprühen vor künstlerischer Kreativität– warum sie nicht für diese religiöse Zei-chensetzung in der Öffentlichkeit nut-zen? Ein einmal gesetzter Anfang kannunter Umständen einen gesunden Wett-streit anfachen, Glaubensgeheimnisseund religiöse Überzeugungen in neueroptischer Sprache auszudrücken.

Was Prozessionen abträglich istProzessionen sprechen die Zeichenspra-che von Zeiten, die auf natürliche räum-liche Gegebenheiten zu antworten hat-ten. Wer diese Sprache heute einsetzenwill, sollte diese ebenfalls respektierenund auf alle Elemente verzichten, dietechnischer Krücken bedürfen. Sie sindleicht auf einen Nenner gebracht: alles,was Strom braucht (vom Lautsprecher!bis zum Kopierer) ist der Prozession we-sensfremd und nimmt ihr genuine Wir-kung. Sie ist deshalb kein Ort für Predigt,Ansprache oder Katechese – und seien sieso gediegen, fundiert, Herz und Hirn an-regend wie jene unseres hoch verehrtenHerrn Kardinals. Die Ansprache vom ers-

ten Stationsaltar schon im Dom – einGlücksfall; dieselbe draußen eigentlich„fehl am Platz“ (die so gewonnene Zeitgestattet u.U. den vierten Altar). Vielschlechter noch bekommt einer Prozessi-on die Dauerbeschallung durch (unver-meidlich knarrende und pfeifende) Me-gaphone, die eine Mischung aus Vorbeter(der sich die Antworten mit gesenkterTonhöhe gleich selber gibt) und geistli-cher Kommentator versorgt – und seiendie Litaneien so theologisch anregend,die Bitten so punktgenau und die Erläu-terungen so wohl gesetzt wie jene desDompfarrers Anton Faber. Unbewusstund ungewollt regt sich hier ein josephi-nischer Impetus, der ganz auf Belehrungund Erbauung setzt: Indem man der Sin-nensprache von Prozession zu wenig zu-traut, bringt man sie zugleich um ihreKraft – die wenigen Momente eines Laut-sprecher-Ausfalls sind dann zugleich dieinnigsten. Ein Wortschwall rührt die Frau-en und Männer am Straßenrand aberkaum; damit werden sie tagtäglich vonden Medien überflutet – und vielleichthat gerade er sie aus den Kirchen getrie-ben (?). Wonach sie aber sehr wohl lech-zen, sind kräftige natürliche Signale fürAuge und Ohr: Davon hat die Welt näm-lich kaum mehr etwas anzubieten; sie er-regen Gänsehaut und reißen Leute vonden Kaffeehaus-Hockern am Weg. Zeiten,die auf sie gesetzt haben, sind damitnicht schlecht gefahren.

Wenn man denn Gebet und Gesangder Teilnehmer will (was Prozession imUnterschied von Wallfahrt nicht zwin-gend braucht – siehe Italien, Spanien), soplatziere man in Abständen Vorbeter mitguter Lunge. Bei Liedern wird man gezieltauf bekannte erste Strophen setzen – Ko-

pierzettel in aller Hände sind mit Sicher-heit kein Gewinn fürs „Gesamtkunst-werk“. Unverzichtbar hingegen sind: einDiakon mit kräftiger Naturstimme, der ei-nen Außenraum wie den Josephs-Platzakustisch ausfüllen kann und damit dievorgesehenen liturgischen Akzente vongesungenen Evangelien und Fürbittensetzt – ostkirchliche Amtsbrüder werdendiesbezüglich gerne Nachhilfe leisten.Und man braucht Ordner, die mit Nach-druck ohne Aufregung die nötigen Abläu-fe organisieren und notfalls auch Foto-graphen daran hindern, bis tief in die li-turgische Kerntruppe der Prozession ein-zudringen.

Die kämpferischen Konnotationender Prozession sind Gottlob überwunden(als antiprotestantische Manifestationoder katholisches Pendant zum sozialisti-schen Mai-Aufmarsch): Ihre Sprache istälter und geht tiefer als solche zeitbe-dingten Spannungen. Sie ist ein „Braut-zug“ des Volkes Gottes zu oder mit ihremBräutigam. Seine Elemente sind Schau-bilder, Musik und Tanz (mit dem etwaSchwarzspanier im 16. Jahrhundert dieprotestantisierenden Wiener Stadtbür-ger verschreckten) – das Wort aber darfpausieren, wie immer, wenn es innig wirdzwischen Liebenden. Und wie im „Liedder Lieder“ – einer Serie von Liebesgesän-gen des Ersten Testaments, die jüdischeund christliche Theologen auf die Bezie-hung Israels zu seinem Gott bzw. der Kir-che zu ihrem Bräutigam Christus über-tragen haben – können wir dann unsereErnte an alten und neuen Früchten prä-sentieren und singen (Hoheslied 7,11-14):Ich gehöre meinem Geliebten, und ihnverlangt nach mir.Komm, mein Geliebter, wandern wir aufdas Land, schlafen wir in den Dörfern.Früh wollen wir dann zu den Weinbergengehen, und sehen, ob der Weinstockschon treibt,ob die Rebenblüte sich öffnet,ob die Granatbäume blühen.Dort schenke ich dir meine Liebe.Die Liebesäpfel duften; an unserer Türwarten alle köstlichen Früchte,frische und solche vom Vorjahr; für dichhab ich sie aufgehoben, Geliebter. ó

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Sommer 2005 21

Univ.-Prof. Dr.Rupert Klieber

Bischofsvikar Anton Berger hat einmalgeschrieben, in seinen Ferien, die er imAusland verbringe, feiere er gerne irgend-wo als „normaler“ Gläubiger die Messemit, um sich von der Art und Weise, wieein anderer Priester die Messe zelebriert,bereichern und inspirieren zu lassen.

Auch für einen katholischen Laien istes von besonderer Schönheit, im Auslandden Sonntagsgottesdienst mitzufeiern.Zunächst können wir Katholiken wirklichfroh und dankbar über unsere weltweiteinheitliche und gemeinsame Liturgiesein. Diese Bemerkung sei ohne un-öku-menische Überheblichkeit erlaubt. Aberes ist einfach ein angenehmes Gefühlund zutiefst sinnvoll, selbst dann, wenndie Messe in der jeweiligen Landesspra-che gefeiert wird, die man vielleicht garnicht kennt, immer zu wissen, was gerade„los“ ist.

Weiters ist es beeindruckend, welchvorbildliche Priester es gerade in Länderngibt, wo die Katholiken „nur“ eine Minder-heit sind, Priester, die immer wieder vollerEnthusiasmus versuchen, am Sonntagdie Gemeinde um den Tisch des Herrn zuscharen und sie zu einen.

Dann aber ist immer wieder festzu-stellen – gerade für einen Wiener undStephaner, der also aus Österreich, einem„Mutterland“ der Liturgischen Bewegung,stammt und in einer Bischofs- und Pfarr-kirche den Sonntagsgottesdienst mitfei-ert, wo man eine durchaus hohe Mei-nung von der eigenen Liturgie und ihrem„Niveau“ hat –, dass in manchen europäi-schen Bischofskirchen eine vielleicht nochkonsequentere und beeindruckenderepostkonziliare Liturgie gefeiert wird.

Zum Beispiel besuche man – wennman an einem Sonntag in London ist –unbedingt die Westminster Cathedral –das ist die römisch-katholische Bischofs-kirche, nicht zu verwechseln mit der an-

glikanischen Westminster Abbey! Neh-men wir in dieser Kathedrale nur denGottesdienst um 10.30 Uhr am Sonntag:

Man betritt die Westminster-Kathe-drale und erhält drei verschiedene Texte:erstens ein kleines Buch mit den gleichbleibenden Messtexten in englischer undlateinischer Sprache, zweitens ein Heft inenglischer Sprache mit einem Willkom-mensgruß, einer Einführung, was diechristliche Messe eigentlich ist (nämlichDanksagung, Erinnerung, Vergegenwär-tigung, Opfer und Mahl), einer Kurzbe-schreibung der Kathedrale, einer Erklä-rung zur Musik, die am jeweiligen Sonn-tag vom Chor gesungen wird, einige Tex-te zum Mitsingen (hauptsächlich in latei-nischer Sprache1 und drittens einen Zet-tel mit allen Lesungen vom Sonntag undeiner abgedruckten Kurzpredigt.

Diesen letzten Zettel gibt es in allenwichtigen Sprachen der Welt! Die deut-sche Kurzpredigt beispielsweise ist infehlerfreiem Deutsch. Die drei genann-ten Schriften liegen nicht etwa auf, son-dern jeder, der die Kathedrale betritt, er-hält sie von einer freundlichen Dame indie Hand gedrückt.

Der Altar ist ohne Tabernakel, sodasssich die Aufmerksamkeit voll auf das li-turgische Geschehen konzentrieren kann,das sich am Altar und am Ambo entfal-tet. Mit dem Hauptzelebranten und denmeist mehreren Konzelebranten ziehtder gewaltige Chor, ausschließlich ausKnaben und Männern bestehend, ein, derbereits während des Einzugs den Eröff-nungsvers intoniert. Der Chor – die Sän-ger samt und sonders in liturgischer Klei-dung – steht während der Messe erhöhthinter dem Altar in der Apsis, wo es aucheine kleine Orgel gibt, die – wenn derChor alternierend mit der Gemeindesingt – mit der großen Orgel am „klassi-schen“ Ort „hinten oben“ in Dialog tritt.

Der Chor „kann alles“, von Palestrina undHeinrich Schütz über Schubert, Max Re-ger und Benjamin Britten bis zu zeitge-nössischer Kirchenmusik.

Man verwendet Weihrauch und Ker-zen. Lesungen und Fürbitten werden vonjeden Sonntag wechselnden männlichenund weiblichen Lektoren gelesen. Die Pre-digt dauert ziemlich genau 10 Minuten,ist sehr „praxisorientiert“, humorvoll unddoch auch ernst und entzieht sich jegli-cher kirchenpolitischer Etikettierung. Beiden Fürbitten wird für die Queen und „ihre“Minister sowie – jeden Sonntag unterNennung der Namen! – für alle Schwer-kranken im Pfarrgebiet, für alle kürzlichVerstorbenen und für alle schon längerVerstorbenen, deren Todestag sich jährt,gebetet. Überhaupt sind die Fürbitten ei-gens vorbereitet und thematisieren haupt-sächlich Aktuelles – in den vergangenenMonaten waren selbstverständlich derIrakkonflikt und das Beten für die Geiselnein beherrschendes Thema. Die Fürbittenwerden mit dem Ave Maria abgeschlossen.

Es gibt eine eigene Gabenprozessionaus der Gemeinde „heraus“: Mehrere Ge-meindemitglieder, meistens Eltern mitihren Kindern, bringen die Gaben – be-gleitet von Fakulanten – in den Altarraumhinauf, wo Zelebrant und Diakon die Ga-ben übernehmen. Die Kollekte wirdgleichzeitig von pfarrlichen Mitarbeiterneingesammelt.

Während des Sanctus wird im Altar-raum gut sichtbar neuer Weihrauch ein-gelegt, der dann bereits zu diesem Zeit-punkt in einer gewaltigen Rauchsäuleaufsteigt, sodass irgendwie schon allesauf den Höhepunkt, die Wandlung, zu-steuert. Während der Wandlung kniendie Akolythen mit den Kerzen neben demThurifer. Die Gemeinde kniet währenddes gesamten Hochgebets.

Bei der Kommunion gibt es eine gro-

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Sommer 200522

Zum Jahr der EucharistieMehr als Fürbitten für die QueenWozu in die Ferne schweifen? Ein Lokalaugenschein von Heinrich Foglar-Deinhardstein in London

1) Übrigens war es Kardinal König, der anlässlich des allerersten Domgesprächs im Jahr 1999 (bei dem es auch zu einem legendären Dialog mit Prälat Musger über die

Rolle der Pfarrgemeinderäte kam) meinte, die Zurückdrängung des Latein in der Folge des Konzils sei im Gesamtausmaß zu weit gegangen, und er sei daher sehr froh,

dass es im Stephansdom jeden Sonntag auch eine lateinische Messe gebe.

ße Zahl von männlichen und weiblichenLaien-Kommunionspendern. Sie tragenwie selbstverständlich alle Anzug mitKrawatte bzw. Kostüm sowie zusätzlicheinen weißen Stoffkragen (sieht ein biss-chen aus wie ein Pallium, ist aber völligeindeutig ein Zeichen der Laien und kannnicht mit einem „Priesterkragen“ odergar einer Stola verwechselt werden) undwerden meistens von Fakulanten beglei-tet. In den ausgeteilten Texten werden al-le, die nicht zur Kommunion gehen wol-len oder nicht römisch-katholisch sind,schriftlich eingeladen, trotzdem nachvorne zu kommen und durch überkreuzteArme anzuzeigen, dass sie sich vom Kom-munionspender segnen lassen wollen.

Am Schluss gibt es während der Mit-teilungen für die kommende Woche einezweite Kollekte für den Chor, beim Aus-gang oft sogar noch eine dritte Kollektefür einen caritativen Zweck. Jeder erhältdas Wochenblatt persönlich überreicht.Das monatlich erscheinende Pfarrblatt„Oremus“ wird zum Kauf angeboten.Selbstverständlich wird zu einem Pfarrca-fé eingeladen. Erhältlich ist auch „TheTablet“, jene katholische Wochenzeitung,in der Kardinal König – von der österrei-chischen Öffentlichkeit bezeichnender-weise weitgehend unbemerkt – so gernein englischer Sprache publiziert hat.Wennan hohen Festtagen der Erzbischof vonWestminster, Kardinal Cormac Murphy-

O’Connor, selbst der Messe vorsteht, sozieht er am Schluss direkt auf den Platzvor der Kirche, legt dort die liturgischenGewänder ab und unterhält sich an-schließend angeregt mit der Gemeinde.Der Administrator der Kathedrale, Msgr.Mark Langham, obwohl selbst ein begna-deter Prediger, feiert die Messe oft nurganz bescheiden in Chorkleidung mit.

Mir ist bewusst, dass nach unseremGlauben die Präsenz unseres Herrn JesusChristus in der Messe in seinem Wortund unter den verwandelten Gestaltenvon Brot und Wein natürlich in keinerWeise vom „Niveau“ der Liturgie ab-hängt, sodass man natürlich überhauptschwierig von liturgischem Niveau spre-chen kann. Nach seinem eigenen Wortreicht es ja bereits, dass sich zwei oderdrei in seinem Namen versammeln, da-mit der Herr mitten unter ihnen ist. Unddennoch: Besuchen Sie zum Beispiel dieWestminster Cathedral und feiern Siemit. Der Vergleich wird Sie sicher ma-chen, dass sich hier – ganz im Sinne desKonzils und ohne sich auch nur irgendei-nem Verdacht kirchenpolitischer oderideologischer Einseitigkeit auszusetzen –die Liturgie im Glanz edler Einfachheit inganz besonderer Weise und Schönheitentfaltet.

Ob vielleicht mancher Gedanke „vonauswärts“ auch als zusätzlicher Anspornfür uns in Sankt Stephan dienen könnte?

Ganz zum Schluss noch eine kleineFeinheit aus der Sonntagmesse, in derenRahmen der Apostolische Nuntius in Lon-don verabschiedet wurde. In seiner Dank-ansprache erklärte der scheidende Nun-tius, warum er in den vorzeitigen Ruhe-stand getreten sei und sich nunmehr alseinfacher Seelsorger in eine kleine Pfarrein Spanien zurückziehen wolle. Zunächstschilderte er detailreich seine lange di-plomatische Laufbahn im Dienst des Hei-ligen Stuhls. Und dann meinte er: „For thefinal years of my life I would like to be anormal priest for normal people with nor-mal problems.“ ó

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Sommer 2005 23

Das Äußere der Westminster-Kathedrale in London.

Aus der Dompfarre

„Non avete paura! Aprite, anzi spalancatele porte a Cristo!“ – Fürchtet euch nicht,öffnet, ja reißt die Tore für Christus weitauf! Diese Worte hat Johannes Paul II. amBeginn seines Pontifikats am 22. Oktober1978 einer in Blöcke geteilten Welt zuge-rufen. Am gleichen Tag fast zeitgleich zudiesen Worten wurde ich zur Welt ge-bracht. Mein Papst war geboren.

An das Attentat und die Europaves-per kann ich mich nicht erinnern. Vomzweiten Österreichbesuch 1988 weiß ich,dass er mich gesegnet hat und geradedabei war, den Ostblock ins Wanken zubringen.„Ohne Johannes Paul II. wäre dieWende in Osteuropa nicht möglich ge-wesen“ hat der letzte SowjetpräsidentMichail Gorbatschow festgestellt. 1998bin ich schon dem gebrechlichen HeiligenGroßvater begegnet, der von der Sehn-sucht erfüllt war, die Kirche ins dritte Jahr-tausend zu führen. „Keine Formel wirduns retten, sondern eine Person, und dieGewissheit, die sie uns ins Herz spricht:,Ich bin bei euch!’“ hat er uns „in das neueJahrtausend eintretend“ mitgegeben.

Unvergesslich ist für mich die Begeg-nung beim Weltjugendtag in Rom im Ju-biläumsjahr: der totgesagte Pontifex injugendlicher Frische und mit einer Klar-heit seiner Botschaft, die er durch sein ei-genes Leben bezeugt:„Es ist Jesus, den ihrsucht, wenn ihr vom Glück träumt. Er ist

es, der auf euch wartet, wenn euch nichtsvon dem zufrieden stellt, was ihr vorfin-det; er ist es, der euch provoziert mit je-nem Durst nach Radikalität, der euch kei-ne Anpassung an den Kompromiss er-laubt; er ist es, der euch dazu drängt, dieMasken abzulegen, die das Leben verfäl-schen. Jesus ist es, der in euch etwas ent-facht: die Sehnsucht, aus eurem Leben et-was Großes zu machen; den Mut, euchin Demut und Treue darum zu mühen,euch selbst und die Gesellschaft besserzu machen, damit sie menschlicher undgeschwisterlicher werde.“ Aus Rom binich verändert zurückgekommen, so wiedie anderen zwei Millionen. Er hat mir dieFreude an der Kirche geschenkt und michdafür geöffnet, Jesus in meinem Leben zubegegnen. Diese Aufbrüche der jungenKirche im Geist Mariens sind Früchte desTotus-tuus-Papstes, die in Millionen vonPilgern beim Tod von Johannes Paul sichtbargeworden sind.„Die Kirche ist jung, die Kir-che lebt“ stellte sein Nachfolger zutreffendfest, über dessen Namenswahl ich michsehr gefreut habe. Mein zweiter Papst.

Bei der Amtseinführung von PapstBenedikt XVI. war ich direkt in Rom inmit-ten von Gläubigen aus aller Welt. Gerührthabe ich seiner italienischen Predigt zu-gehört, als er meinen Geburtstag zurSprache gebracht hat: „In dieser Stundegeht meine Erinnerung zurück zum 22.

Oktober 1978, als Papst Johannes Paul II.hier auf dem Petersplatz sein Amt über-nahm. Immer noch und immer wiederklingen mir seine Worte von damals inden Ohren: Non avete paura: Aprite, anzispalancate le porte per Cristo! Der Papstsprach zu den Menschen, besonders zuden jungen Menschen. Haben wir nichtalle irgendwie Angst, wenn wir Christusganz herein lassen, uns ihm ganz öffnen,könnte uns etwas genommen werdenvon unserem Leben? Müssen wir dannnicht auf so vieles verzichten, was das Le-ben erst so richtig schön macht? Würdenwir nicht eingeengt und unfrei? Nein.Wer Christus einlässt, dem geht nichts,nichts – gar nichts verloren von dem, wasdas Leben frei, schön und groß macht.Nein, erst in dieser Freundschaft öffnensich die Türen des Lebens. Erst in dieserFreundschaft gehen überhaupt die gro-ßen Möglichkeiten des Menschseins auf.Erst in dieser Freundschaft erfahren wir,was schön und was befreiend ist. Somöchte ich heute mit großem Nachdruckund großer Überzeugung aus der Erfah-rung eines eigenen langen Lebens euch,liebe junge Menschen, sagen: Habt keineAngst vor Christus! Er nimmt nichts under gibt alles. Wer sich ihm gibt, der erhältalles hundertfach zurück.“ Ich freue michschon darauf, mehr von diesem Papstbeim Weltjugendtag zu hören. ó

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Sommer 200524

Habt keine Angst – öffnet die Tore für Christus!Persönliche Erinnerungen an die Päpste von Benedikt J. Michal

Lange habe ich mich gesträubt. Ich woll-te nicht glauben, dass wir in St. Stephanim Curhaus einen eleganten und unge-zwungenen Pfarrball feiern können. DieWiener Balltradition gehörte für mich zusehr in die dafür ausgewiesenen bewähr-ten Räume wie Hofburg, Konzerthaus,Musikverein, Palais Ferstel und ähnliche.

Vor vielen Jahren war die Traditiondes eigenständigen Pfarrballs St. Ste-phan im Palais Auersperg unterbrochenworden, weil die Finanzierung größereProbleme aufwarf. Jetzt sollte die neuegroßzügige Raumsituation im Parterredes Curhauses und der inzwischen zur In-stitution aufgestiegene Steffl-Kirtag denrichtigen Rahmen für ein Mitarbeiter-Fest bilden.

Alle, die dabei waren, können es be-zeugen: Es war ein rauschendes Fest undeine kurzweilige Ballnacht. Vielen ist zudanken.Vor allem denen, die in der Vorbe-reitungsgruppe trotz allen Unglaubensmeinerseits daran festgehalten haben,dass es allen Stephanern gut tut, gemein-

sam nicht nur in der Kirche zu feiern, son-dern auch bei einem Ball in unseren eige-nen Räumen. Jeder im Team hat Aufga-ben für den Abend übernommen unddurchgeführt. Ich denke mit großemDank an das Eröffnungskomitee, denGarderobendienst, die Einladungen, dieSektbar, die Einlagen in Wort und Tanz,die Dekoration und noch vieles mehr …

Ganz besonders ist der Gastgewerbe-schule am Judenplatz zu danken, die unszu sensationellen Bedingungen in Kostund Service einfach verwöhnt haben.Nochmals ein herzliches Vergelt’s Gott demDirektor Prof. Zodl und seinem hervor-ragenden Team der Lehrer und Schüler.

Es sollte ein Fest von Stephanern fürStephaner werden. Es ist gelungen. Vielehaben dazu beigetragen. Durch ihr Mit-denken, Planen, Überlegen, durch ihrenMut.

Und natürlich durch ihr Kommen. DieFrage wird nicht aufzuhalten sein:

„Wann ist eigentlich das nächste Ste-phanerfest?“ ó

Unter der „Regieführung“ unserer stetseinsatzbereiten Frau Keglevic trafen ei-nander am Vormittag des 24. April 2005Jung und Alt, Geweihte und nicht Ge-weihte, Männer und Frauen in der Foyer-küche des Curhauses, um wieder einmalein Fest für jene vorzubereiten, denen dasLeben sonst selten ein solches ist. Zwi-schen dem ganz normalen Pfarrcafébe-trieb und dem Elternempfang nach derErstkommunion im Stephanisaal wurdenTische geschleppt und liebevoll gedeckt,Salat geschnitten und in Schüsseln ver-teilt, Kartoffelpüree gerührt, Suppe ge-kocht, Kuchen geschnitten ... Es ging„drunter und drüber“, und trotzdemspürte man die Freude, mit denen alle

Helfer/innen bei der Sache waren, unddas friedvolle Miteinander.

In der Küche des ersten Stockes berei-tete indessen unser Meisterkoch, HerrKeglevic,150 Portionen Schweinsbraten zu.

Punkt 13 Uhr wurden die Türen für un-sere etwa 130 Gäste geöffnet. Die Warte-zeiten, die sich dabei notwendigerweiseergaben, wurden in den beiden Räumendurch seelsorgliche Gespräche mit Dom-pfarrer Toni Faber und Domkurat TimothyMc Donnell und das feierliche Tischgebetüberbrückt.

Alle warteten geduldig auf dennächsten Gang, lobten das hervorragen-de Essen, freuten sich über die Gemein-schaft und dankten den vielen Fleißigen

mit dem berührend vorgetragenen Lied„Viel Glück und viel Segen auf all deinenWegen ...“, das der Herr Pfarrer vorherausführlich mit ihnen geprobt hatte. ó

Ein Pfarrball im Curhaus?Dompfarrer Toni Faber über das „Stephanerfest“

Festmahl für den NächstenKarin Domany

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Sommer 2005 25

˚ Ein ganz herzliches Dankeschön derGastgewerbeschule am Judenplatz.

˙ Prof. Franz Michal wagt ein Tänzchen.

Ohne die treuen Seelen und die fleißigenHände wäre das Festmahl für den Nächs-ten nicht zustande gekommen. AllenHelfern ein herzliches Dankeschön!

Aus der Dompfarre

Das Domweihefest steht heuer unterzwei besonderen Vorzeichen: Österreichbegeht ein großes Gedenkjahr und amDienstag dieser Woche ist Kardinal Jo-seph Ratzinger zum neuen Papst gewähltworden und wird den Namen BenediktXVI tragen. Der ehrwürdige Dom spiegeltGeschichte wider, gibt aber allem Ge-schehen auch geistliche Deutung und fürdie Zukunft geistliche Impulse.

1. Der Dom ein Symbol der Geschichte Österreichs.Das Bauwerk selbst ist voll von Geschich-te. Ganz konkret wird dies aber im Rück-blick auf die letzten 60 Jahre seit demKrieg. Der Brand des Doms und seine

Zerstörung rufen das ganze Kriegsleidin Erinnerung. Sein Wiederaufbau wirdzum Spiegelbild des neuentstehendenÖsterreichs. Schon vor dem eigentlichenKriegsende begann das neue Leben.Noch im April 1945 formierten sich dieSozialisten wieder, wurden ÖGB und ÖVPgegründet. Am 27. April wurde die ersteRegierung im selbständigen Österreichausgerufen. Am 15. Mai rief Kardinal In-nitzer zum Wiederaufbau des Domesauf. 1952 wird der Dom feierlich wieder-eröffnet. Am 15. Mai 1955 wird ein feierli-ches Te Deum für den Staatsvertrag ge-sungen. Im selben Jahr im Dezemberwird Österreich in die UNO aufgenom-men; am 1. Jänner 1995 tritt es der EU bei.

Der Wiederaufbau des Doms waraber nicht nur Sache der Kirche, sondernein Zusammenwirken aller Bundeslän-der, von Christen und Nichtchristen undist somit ein Symbol gemeinsamer Ver-antwortung und Solidarität, die diese Zeitauszeichneten. Und wer irdisches Ge-schehen aus dem Glauben deutet siehtdarin, dass aller Aufbau nicht nur vonMenschenhand kommt, sondern GottesHand im Spiel war, sein Segen und seineKraft uns dies alles gelingen ließ. Dafürlasst uns heute gläubig danken.

2. Der Dom, ein Ort der Versammlung.Der Dom ist ein Gotteshaus und hat sichseine religiöse Atmosphäre bewahrt. Unddoch ist er immer auch ein Versamm-lungsraum „aller“: von Menschen aus Kir-che und Politik, aus Kunst und Kultur, fürVertreter anderer Religionen, für Men-schen aus aller Herren Länder.Wie selbst-verständlich haben sich hier zu entschei-denden Ereignissen in der Geschichte un-seres Landes Menschen aller Glaubens-richtungen, aller politische Denkrichtun-gen und Nationen versammelt. Weil derDom ein Anliegen aller ist, aber auch einneutraler Ort, wo die sonst trennendenUnterschiede für Stunden vergessen er-scheinen.Wir haben das im vergangenen

Jahr beim Begräbnis von Kardinal Königerlebt und ganz besonders beim Begräb-nis von Bundespräsident Klestil, wo Re-gierungsvertreter aus aller Welt zusam-menkamen. Immer dann wird der Domaus Stein zu einem Bau lebendiger Bau-steine, nämlich von Menschen. Für Chris-ten wird das zum Bild, dass wir selber Got-tes Tempel sind, und dass der Geist Gottesin uns wohnt oder wohnen will. Und dassdieser Tempel, diese Gemeinschaft heiligist, und wo immer sie fehlt, das Zusam-menleben schwerst bedroht ist.

3. Der Dom, ein Ort der Versöhnung.Hier waren so oft Menschen aus unter-schiedlichen Lagern zusammengekom-men aus gemeinsamer Sorge in einergroßen Krise, oft zum äußeren Dank fürGelungenes, nicht selten nur aus Reprä-sentation, weil Politik nicht fehlen darf,wo das Volk feiert. Was ist nach solchenGemeinsamkeiten geblieben? Ging manda wie früher auseinander? Man kanndas von außen nicht sagen. Mir kommtaber hier das Wort aus der Bergpredigt inden Sinn: „Wenn du deine Gabe zum Al-tar bringst und dir dabei einfällt, dassdein Bruder etwas gegen dich hat, so lassdeine Gabe dort vor dem Altar liegen; gehund versöhne dich zuerst mit deinemBruder, dann komm und opfere deine Ga-be.“ Kann es nicht auch umgekehrt sein,dass man hier gemeinsam betet, oder zu-mindest feiert und dabei erkennt, wieschön und unbedingt nötig eigentlichVersöhnung wäre? Mir erschien als histo-

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Sommer 200526

WeihbischofDDr. Helmut Krätzl

Homilie am Domweihfest von St.Stephan23. April 2005 (1. Lesg. Apg 7, 4–50, 2. Lesg. 1 Kor 3, 9c-1.16–17, Ev. Mt 5, 23–24) Von Weihbischof Helmut Krätzl

„Feyerliche Begehung des Oster Festesin der St. Stephans Dom Kirche zu Wienvon Pius dem VI. Röm. Papst Im Jahr 1782“(Bleistift, Feder, aquarelliert von K. Schütz)

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Sommer 2005 27

risches Ereignis, als bei Klestils BegräbnisRusslands Staatspräsident Putin sichbeim Friedensgruß zu anderen wendeteund ihnen offenbar Frieden wünschte. Ichdenke dabei an die Botschaft des Aufer-standenen, der die Seinen in die Welt sen-det um ihr einen Frieden zu bringen, densie sich selbst allein nicht geben kann.

4. Der Dom in seiner Verbindung zur Weltkirche.Der Dom hat eine besondere Beziehungzu Päpsten. Am 31. März 1782, am Oster-sonntag, hat Pius VI hier die Messe gefei-ert. Dafür wurde ein eigener Altar zumVolk hin aufgebaut, weil Päpste gewohntwaren, so zu zelebrieren. Am 27. April 1952zur Einweihungsfeierlichkeit des wieder-erstellten Domes erklang die StimmePius’ XII. über Radio Vatikan in diesemRaum. 1983 feierte Johannes Paul II mituns die Messe und 1988 eine Vesper. Derneue Papst Benedikt XVI hat zunächst beiseinen vielen privaten Wienbesuchen alsKardinal des öfteren ganz schlicht mittenunter dem Volk hier Eucharistie mitge-feiert. Einmal war es am 15. August 2001,wo ich selbst das Hochamt und die Pre-digt hielt. Zuletzt aber war er hier als Ver-treter des Papstes beim Begräbnis vonKardinal König. Wir dürfen wohl erwar-ten, dass Ratzinger nun auch als BenediktXVI einmal Wien besuchen wird. Heuteaber, am Vorabend seiner feierlichenAmtseinführung, schicken wir innige Ge-bete zum Himmel, dass sich nun in seinerAufgabe als Papst all das bündelt, was indiesem reichen Priesterleben je nach Auf-gabe unterschiedlich aufgeleuchtet ist:Der fortschrittliche Theologe, der das II.Vatikanische Konzil theologisch wesent-lich beeinflusste und sich über KardinalFrings auch strukturell einmischte. DerBischof von München, der hautnah dienachkonziliare Erneuerung in der Basisund die wachsenden Probleme in derSeelsorge nicht ohne Konflikte miterleb-te. Der treue Hüter des Glaubens in Rom,der auf Grund seines Amtes festzuma-chen versuchte, was weltweit in der Kir-che auseinander zu laufen schien. Wirvertrauen auf seine überreichen Bega-bungen. Eugen Biser nennt ihn den theo-

logisch kompetentesten Paps seit Leodem Großen. Und er selbst hat sich dasehrgeizige Ziel gesetzt, das Erbe seinesVorgängers weiterzutragen, aber die Kir-che in eine neue Zeit zu führen.

Lasst uns nun in dieser Eucharistie,alsoin dieser Danksagung, die Geschichte un-

seres Landes dankbar, aber auch selbstkri-tisch vor Gott hintragen.Und beten wir fürBenedikt XVI, dass er die Kirche zu einerinneren Erneuerung führt, die sie geradeheute braucht, um der Welt im Geiste JesuChristi jenen Dienst zu leisten, der sonstvon nirgends anders zu erwarten ist. ó

Papst Benedikt XVI. feierte als Dekan des Kardinalskollegiums das Requiem für Kardi-nal Franz König im Stephansdom (27. April 2004).

Papst Johannes Paul II. feierte 1983 einen feierlichen Pontifikalgottesdienstin St. Stephan.

Im Zusammenhang mit der Wahl PapstBenedikts wurde viel über die geheimenRituale des Konklave spekuliert und be-richtet. Dabei wurde auch immer betont,dass alle Aufzeichnungen zur Papstwahlgeheim bleiben bzw. verbrannt werden

müssen. Trotzdem hat sich im DomarchivSt. Stephan eine Wahlliste aus dem Kon-klave von 1740 erhalten, die wohl der da-malige Erzbischof von Wien, Kardinal Si-gismund Graf von Kollonitz, versehent-lich (oder absichtlich?) mit nach Wien ge-

nommen hat; auf welchen unerklärli-chen Umwegen sie im Domarchiv gelan-det ist, wissen wir nicht.

Die Zählliste vom 29. April 1740 misst50 mal 37 Zentimeter und befindet sichin einwandfreiem Zustand. Abgedruckt

Aus der Dompfarre

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Sommer 200528

Kostbarer Fund im Domarchiv: Wahlliste

˚ Papst Benedikt XIV. vormalsKardinal Prospero Lambertini

˙ Kardinal Sigismund Graf von Kollonitz,damals Fürsterzbischof von Wien

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Sommer 2005 29

aus dem Konklave von 1740sind die Namen von 66 Kardinälen, ge-ordnet nach Kardinalbischöfen (Episcopi),Kardinalpriestern (Presbyteri) und Kardi-naldiakonen (Diaconi).

Das Konklave fand im Vatikan stattund war eines der längsten in der Kir-

chengeschichte. Es dauerte 180 Tage,vom 18. Februar 1740 bis zum 17. August1740. Die Wahl fiel schließlich auf denErzbischof von Bologna, Kardinal ProsperoLambertini, der sich Benedikt XIV. nannteund bis zu seinem Tod am 3. Mai 1758 die

Kirche leitete. Er gilt als einer der gelehr-testen Päpste. Seinen Namen kann manauf der Zählliste unter den Kardinal-priestern an 15. Stelle erkennen, er erhieltan diesem Tag nur zwei Stimmen – ein-mal „per scrutinium“, also in geheimerWahl durch zweimal gefaltete Zettel,und einmal „per accessus“ (per acclama-tionem, per quasi-inspirationem) – d. h.einer der Kardinäle machte einen Wahl-vorschlag, dem andere zustimmten (die-ser Wahlmodus wurde durch JohannesPaul II. abgeschafft). Wie man erkennt,konnten von den am 29. April anwesen-den 52 Kardinälen 23 keinem dieser Wahl-vorschläge zustimmen (rechts unten:„Nemini 23“).

Kardinal Sigismund Graf von Kollo-nitz, dessen Namen man an 17. Stelleebenfalls unter den Kardinalspriesternfindet, war Wiens erster Fürsterzbischof.Unter ihm wurde beispielsweise die Un-tere Sakristei von St. Stephan vergrößertund barock umgestaltet. 1738 wurde ervom Papst zum „Protector Germaniae“ er-nannt, demgegenüber trägt der Salzbur-ger Erzbischof den Titel „Primas Germa-niae“. Am 4. April 1751 schloss der bedeu-tende Kirchenfürst für immer seine Au-gen und wurde unter großer Aneilnahmeder Wiener Bevölkerung im Stephans-dom beigesetzt.

An vierter Stelle der Kardinalpries-ter fällt dem Betrachter der Name„Schönborn“ ins Auge. Es handelt sichdabei um den damaligen Erzbischof vonWürzburg Kardinal Friedrich Carl vonSchönborn, einen Verwandten unseresheutigen Wiener Erzbischofs. Seine Re-gierungszeit gilt in wirtschaftlicher undkultureller Hinsicht als Höhepunkt inder Geschichte Frankens. Dem religiö-sen Leben gab er Akzente durch Bau undRenovierung von rund einhundert Kir-chen allein im Bistum Würzburg unddurch eine Neuordnung des Theologie-studiums. Seine Seelsorgetätigkeit wurdewiederholt durch päpstliches Lob aus-gezeichnet. Gestorben ist der Erzbischofim Jahr 1746. ó

Aus der DompfarreDer Stephansdom – ein Lernort EuropasEindrücke aus einer europäischen Lernpartnerschaft. Von Hans Prömper

Kirchengebäude und Identität – Die gemeinsame FrageVom 9.–12. Mai 2005 trafen sich in WienVertreter der Grundtvig-Lernpartner-schaft „Citykirchen als Lernorte europäi-scher Identität“. Sie kamen aus Antwer-pen, Frankfurt, Köln, Prag, Roskilde/Ko-penhagen, Rotterdam und Wien. In allendiesen europäischen Großstädten stehengroße, historische Kathedralen und Do-me. Haben diese christlichen Kirchenge-bäude etwas Gemeinsames? Zeigt sich in

ihnen eine Gemeinsamkeit, die bedeut-sam ist für die Identität der Europäer?Trotz aller Verschiedenheit der Konfessio-nen, der Nationalitäten, der regionalenKultur und Baugeschichte. Bei aller Un-terschiedlichkeit der heutigen Nutzungund der religiösen Situation in den einzel-nen Ländern. Oder gerade deswegen?Eignen sich diese großen Kirchen desChristentums, um Europa das zu geben,was der Politik im Moment nicht so rechtgelingen will: eine gemeinsame Identi-tät?!

Unterschiedliche Situationen und ErfahrungenPastor und Dompfarrer, Museumsdirek-tor und Tourismusmanager, Kirchenfüh-

rer und Erwachsenenbildner – sie sinddrei Jahre lang diesen und anderen Fra-gen im Rahmen einer europäischen Lern-partnerschaft nachgegangen. Finanziertvom Grundtvig-Programm der Europäi-schen Union. Für die meisten Teilnehmerund Teilnehmerinnen war es ein Pilotpro-jekt. Erste gemeinsame Gehversuche aufdem europäischen Parkett der Kirche.Lohnende Schritte.

Am Anfang stand die Wahrnehmungder Unterschiede. Stephansdom, Veits-dom und Kölner Dom sind sicherlich ei-ne eigene Klasse – Magnete des Massen-tourismus. Vor der großen Herausforde-rung, dabei die Würde des Sakralraumeszu halten. Anders in Antwerpen: Ein ka-tholischer Dom mit Eintrittsgeld. DerDom als Ausstellungsort für Rubens.Wasist hier eine „Kirche“? Ein Ausstellungs-raum für große Kunst? Oder ein Raum derGotteserfahrung und der gottesdienstli-chen Feier? Wie sind hier eine Kirche undihre Kunstwerke zu präsentieren? In einernachchristlichen Kultur. Was verstehenMenschen aus anderen Kulturen und Re-ligionen?

Noch anders in Rotterdam: Die Wun-den der Zerstörungen im 2. Weltkriegsind der Laurenskerk noch anzusehen.Bedeutsamer aber: Ihre Umgebung hatsich völlig verändert. Die Laurenskerk bil-det nicht mehr das Zentrum einer protes-tantisch geprägten Stadt und Lebens-welt. In einer multikulturell geprägtenMetropole suchen die neuen Bewohnereher eine Moschee als eine christlicheKirche. Pastoral und Diakonie finanzie-ren sich aus Vermietungen der Laurens-kerk für Events und Symposien, aus Ein-tritten für Orgel- und andere Konzerte.Die Lernpartner fragen: Ist das Christen-tum tatsächlich noch eine werteprägen-de Kraft in Europa?

Wieder anders Roskilde, die Grablegeder dänischen Könige. 90 % der Dänensind evangelisch. Staatskirche. Aber dieKirchenbänke bleiben meistens leer.Trotzoder wegen dieser engen Verbindung?

Kann sich die Kirche vom Staat lösen unddie Herzen der Menschen neu binden?Mit neuen, alten Ritualen und Festen?Aus innerer Überzeugung und Bindung,nicht aus Staatsräson und Gewohnheit.

Und Frankfurt? Die Wahl- und Krö-nungskirche der deutschen Kaiser undKönige wird überragt von den Wolken-kratzern der Großbanken. Wo die Machtdes Geldes fast alles überbietet: Bleibtnoch Raum für ein Europa der Werte?

Das verbindende MusterUnd dennoch: Die Lernpartner entdeckenein gemeinsames, verbindendes Muster.Europa – als Einheit in der Vielfalt – wirdan diesen Kirchen erfahrbar. Sie verbindeteine gemeinsame Geschichte und Kulturin einem Raum, der nach innen immer ei-ne hohe Dichte von Kontakt und Begeg-nung aufwies, seit mindestens 1000 Jah-ren. Sie verbindet eine gemeinsame Strö-mung von Architektur, Skulptur und Mu-sik. Nur die „lateinische Christenheit desWestens“ kannte die dreidimensionalePlastik in der religiösen Kunst. Nur sieentwickelte diese spezifische Trennungund Balance von weltlicher und kirchli-cher Macht. Wo keiner allein über dasGanze verfügt; weder Staat noch Kirche.

Die großen Citykirchen sind hervor-ragende Orte des kulturellen Gedächtnis-ses Europas. Sie erinnern an Leid und Zer-störungswut, an Eroberungswillen undGrößenphantasien von Menschen. Siesind Orte von Krieg und Versöhnung, vonBürgerstolz und Toleranz, von Freiheitund Recht. Sie stehen für große Liturgienund Rituale, die dem Leben einen Rah-men geben; die Politik und Gesellschafteinbinden in die zeitübergreifenden Pro-zesse von Geburt und Tod, in die Span-nung von irdischer Heimat und ewigemFrieden. Und sie stehen für Rituale, in de-nen eine ganze Gesellschaft sich als Ein-heit und politischer Körper erfährt.

Ein Netz für die Seele EuropasAus Wien waren am Gesamtprojekt be-

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Sommer 200530

Birgit Staudinger und Reinhard Gruberwaren für den Ablauf des Treffensverantwortlich.

teiligt: Dompfarrer Anton Faber, Domar-chivar Reinhard Gruber, Mag. Birgit Stau-dinger. Beim Projekttreffen im Mai 2005wirkten aus Wien weiter mit: Bischofsvi-kar Karl Rühringer, Weihbischof DDr. Hel-mut Krätzl, Kirchenmeister Franz Wein-wurm und Mitarbeiter, Stadtrat Dr. Jo-hannes Hahn, Dr. Annemarie Fenzl, PaterAlbert Gabriel SDS. Sie alle trugen dazubei, den Stephansdom als konkretenLernort europäischer Identität erfahrbarzu machen.

Die Teilnehmer der internationalenLernpartnerschaft sehen sich erst am An-fang. In drei Jahren haben sie etwas vonden Herausforderungen der Kirche in derModerne und vom Gewinn der Citykir-chen für die Identität Europas erspürt. Siesehen ihre Mission, dieses Netz Europasweiter zu knüpfen. Deshalb wollen siesich wieder treffen. Deshalb wollen siedie Idee transportieren und das Netz ver-breitern. Deshalb möchten sie das Themaauch in den politischen Raum der Euro-päischen Union hineinkommunizieren.Sie möchten dazu beitragen, dass Europamehr wird als eine Wirtschaftseinheitohne innere Bindung und Überzeugung.

Sie möchten Europa das geben, was esseit mindestens 1000 Jahren hat: eine ge-meinsame Seele, die in den großen Kir-chen offen liegt. Aber dafür braucht es ei-ne neue Sehschule: Die Seelenorte Eu-ropas wollen neu erschlossen werden.Für die religiös „unmusikalisch“ geworde-

nen Europäer. Für die Touristen aus an-deren Religionen und Kulturen. Deshalbhaben sich die Lernpartner wieder ver-abredet. Nächstes Jahr in Frankfurt soll esweiter gehen. Nach Möglichkeit mit Part-nern aus weiteren Ländern und Citykir-chen. ó

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Sommer 2005 31

Die Teilnehmer der Lernpartnerschaft in Wien gemeinsam mit Dompfarrer Toni Faber.

„Lernort Citykirchen“ – Grundidee und Auftrag

„Die großen Kathedralen leisten einenunverwechselbaren Beitrag zur EinigungEuropas. Die Grundidee Europas als Ein-heit in Vielfalt kann an diesen Kirchen er-fahren werden. An diesen Orten kulturel-len Gedächtnissen werden Elemente ei-ner gemeinsamen Identität deutlich.

Vertreter verschiedener Kathedralenund Citykirchen stellen sich die Aufgabe,gemeinsam an einer Topographie derSeele Europas zu arbeiten. Sie erweiterndie Perspektiven regionaler Architekturund Kultur auf Zusammenhänge undMuster einer gemeinsamen Geschichteund Gegenwart. Die Kirchen stehen fürIdentität in der Fremde, Austausch von

Stilen und Personen, für Werte und öf-fentliche Rituale, für Zerstörung und Ver-söhnung.

Dieser Beitrag der christlichen Religi-on zur Identität Europas muss immer ge-wonnen werden. Das Netzwerk bündeltund präsentiert Energien und Erfahrun-gen. Es ist offen für weitere Partner.“

Vertreter der Kathedralkirchen vonAntwerpen (Onze-Lieve-Vrouwe-Kathe-draal), Frankfurt am Main (Kaiserdom St.Bartholomäus), Köln (Kölner Dom), Roskil-de (Folkerkerken), Rotterdam (St. Laurens-kerk) und Wien (Stephansdom)

(Aus den vorläufigen Textbausteinenfür eine gemeinsame Präsentation)

Aus der DompfarreZum Seelenheil unserer SoldatenSeit November 2004 darf ich als Mitgliedder Curpriestergemeinschaft an der Metro-politan- und Domkirche St. Stephan inWien mitleben und seelsorgliche Diensteleisten. Ich wurde am 24. Mai 1975 in Kla-genfurt geboren.Als Ministrant war ich seitmeinem achten Lebensjahr in der Militär-pfarre Kärnten, in der Soldatenkirche Len-dorf sowie in der Kärntner Dompfarre tätig.Die Berufung zum Militärseelsorger undder Wunsch,Seelsorger im Heer zu werden,wurden bei mir wesentlich durch die Be-gegnung mit verschiedenen Militärpfar-rern und dem damaligen Militärbischof Dr.Alfred Kostelecky,ehemals Sekretär der Ös-terreichischen Bischofskonferenz und Ka-nonikus zu St. Stephan,geweckt. So lag derWunsch nahe, nach Absolvierung des Hu-manistischen Gymnasiums mich in einemStudium mit Philosophie und Theologie zubeschäftigen.Der hochwürdigste Militärbi-schof Mag. Christian Werner sandte mich1995 zum Studium an die Päpstliche Uni-versität Gregoriana in Rom,wo ich das not-wendige Rüstzeug für meinen priesterli-chen Dienst erwerben konnte. Nach dreiJahren durfte ich mich im Fachbereich derpatristischen Theologie spezialisieren,während ich nebenbei in zwei römischenPfarren erste pastorale Erfahrungen sam-melte. 1999 wurde ich zum Diakon, im Hei-ligen Jahr 2000 in Wiener Neustadt in derSt. Georgs-Kathedrale zum Priester ge-weiht. Meine ersten Priesterjahre durfteich ebenfalls in Rom verbringen, wo ich inmeinem Doktoratsstudium versuchte,mich mit dem philosophischen und theo-logischen Denken in den Predigten desBischofs Caesarius von Arles auseinander-zusetzen. Gleichzeitig vertiefte ich meineStudien in Kunstgeschichte und dem Kir-chenrecht. Ein Stück Österreich blieb mirdadurch erhalten,dass ich im PriesterkollegSanta Maria dell’ Anima im Herzen vonRom an der Deutsch-ÖsterreichischenNationalkirche wohnen und auch in derPilgerseelsorge mitarbeiten durfte. ImDezember 2003 gelang es mir dann, nachakribischer Arbeit an lateinischen Textenmeine Doktorarbeit zu verteidigen.

Eine große Umstellung brachte der Ta-petenwechsel von Italien nach Österreichmit sich, wo ich im April 2004 den Grund-wehrdienst beim Österreichischen Bun-desheer,zuerst bei der S- Kompanie des Jä-gerbatallions 24 im schönen Lienz in Ostti-rol und danach bei der Stabskompanieund in der Militärpfarre Wien leisten durf-te.Während dieser Zeit konnte ich mich indie seelsorgliche Arbeit beim Militärkom-mando Wien entsprechend einarbeiten,und mit 1. Jänner 2005 bestellte mich derBundesminister für LandesverteidigungGünther Platter zum Militärkuraten. Mili-tärbischof Mag. Werner ernannte michfolglich zum Militärpfarrer beim Militär-kommando Wien sowie zum Rektor derMilitärpfarrkirche St. Johannes Nepomukin 1130 Wien. In dieser Funktion folge ichdem Herrn Militärgeneralvikar Dr. FranzFahrner nach, der vielen Gläubigen undPriestern am Stephansplatz bekannt ist,daer selbst über einige Jahre an der Erzbi-schöflichen Cur gelebt und gewirkt hat.

Als Militärseelsorger habe ich einweites Wirkungsfeld. Im lebenskundli-chen Unterricht bei den jeweiligen Trup-pen in den Kasernen wird versucht, denGrundwehrdienern und Unteroffizierendie Grundlagen des christlichen Glau-bens und der Soziallehre der katholi-schen Kirche in der Tradition des abend-ländisch-philosophischen Denkens nä-herzubringen. Bei diesem Unterricht ge-hören ethische Fragen der Menschenfüh-rung, des Einsatzes von Gewalt und Fra-gen der Betreuung in belastenden Situa-tionen zum Tagesordnungspunkt. DurchFortbildungsveranstaltungen (Exerzitien,

Einkehrtage) wird versucht, den Offizie-ren, Unteroffizieren, Grundwehrdienernund deren Familien eine geistige Vertie-fung zur Ausprägung ethisch motivier-ten Handelns anhand aktueller wehr-ethischer und berufsethischer Themenzu bieten. In dieser Aufgabe werde ichvon einem Pfarrteam, dem Militärpfarr-gemeinderat und der Arbeitsgemein-schaft katholischer Soldaten unterstützt.Zu meinen Hauptaufgaben zählen darü-ber hinaus die Vorbereitung und Feiervon Gottesdiensten (Eucharistiefeier,Taufe, Firmung, Trauung, Bußsakrament,Krankensalbung, Beerdigung) sowie dieGestaltung und Feier von Sonn- und Fei-ertagen, Weihnachten, Ostern und Aller-seelen. Insbesondere wirke ich als Militär-seelsorger bei den militärischen Feiern(Angelobung, Totenehrung, Fahnenseg-nung) durch Ansprachen, Predigten, Seg-nungen und Gebete mit. Die Hauptauf-gabe jedoch besteht in der Begegnungmit Menschen darin, diese in persönli-chen Not- und Krisensituationen sowiebei Existenzfragen zu beraten oder ihnenals Betreuer und Begleiter nach belasten-den Erlebnissen zur Seite zu stehen.

Dies betrifft natürlich auch die Kran-kenbetreuung sowie die Begleitung vonSterbenden. Auch bei den vielen militäri-schen Übungen, Verlegungen und Einsät-zen aller Art wirkt der Militärseelsorger mitund versucht dem Kameraden Trost und Si-cherheit durch den Glauben zu schenken.

Neben den organisierten Soldatenfir-mungen sowie Soldatenwallfahrten gehörtauch die Familienbetreuung der Soldaten,die sich im Auslandseinsatz (im Kosovo, amGolan oder in Bosnien) befinden, zu mei-nem Aufgabengebiet. In meinem seelsorg-lichen Dienst gilt es immer wieder die je-weiligen Kommandanten in Fragen der Mi-litärseelsorge und Menschenführung (Ge-wissensbildung) pastoralpsychologischund ethisch zu beraten. Dabei soll es gelin-gen, der militärischen Führung zur Wah-rung der menschlichen Würde zu verhelfenund sie zur Sicherstellung der Einhaltungdes humanitären Völkerrechts zu bewegen.

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Sommer 200532

MilitärkuratDr. Harald Tripp,

Militärpfarrer beimMilitärkommando

Wien

Die schönste Aufgabe für mich als Militär-seelsorger ist jedoch das ungezwungeneGespräch mit dem Kameraden, das Einge-hen auf deren Probleme, die Vermittlungvon Glaubenswissen in den jeweiligen Si-tuationen menschlichen Lebens sowie dieFeier der Eucharistie mit den Soldaten undderen Familien. Große Freude war für michjüngst unsere gemeinsame Wallfahrt nachLourdes, wo 105 Soldaten aus Wien an derInternationalen Soldatenwallfahrt teilge-nommen haben. Auch die letzte Soldaten-firmung im Mai, wo ich gemeinsam mitmeinem Seelsorgeteam 45 Grundwehrdie-ner auf den Empfang des Firmsakramen-tes vorbereiten konnte, war für mich einschönes Zeichen, dass junge Menschenauch in unserer Zeit sich bewusst für einLeben aus dem Glauben entscheiden.

Die Militärseelsorge ist nicht zuletztdeshalb für mich eine Herausforderung,da sie die Möglichkeit bietet, junge Men-schen in einer bestimmten Lebenssitua-tion zu begleiten und deren Glaubensle-ben zu bereichern. Ich sehe deshalb dieMilitärseelsorge als Ergänzung zur Zivil-seelsorge, die es den Menschen im Öster-reichischen Bundesheer ermöglicht, alsSoldaten Kirche aus dem gemeinsamenGlauben in Freude zu leben und ein Be-kenntnis für Christus, der unser Friede ist(vgl. Eph 2, 14), abzulegen.

Bis Ende Juni 2005 wirke ich an denWochenenden darüber hinaus noch alsPfarrmoderator für die Pfarre Preiteneggim schönen oberen Lavanttal an der Stei-risch- Kärntnerischen Grenze, wo ich ei-nen Mitbruder vertreten darf, der zur Zeitden wertvollen Dienst als Militärseelsor-ger bei den Soldaten im UNO-Einsatz amGolan in Syrien leistet. Danach freue ichmich jedenfalls darauf, vermehrt undnach Kräften die Seelsorge am Dom wiebisher durch Beicht- und Aussprache-dienst sowie durch die Feier der heiligenMesse unterstützten zu können. Dabeihabe ich den Wunsch, den vielen Men-schen aus unserer Dompfarre und derStadt Wien als Seelsorger in allen Anlie-gen begegnen zu können. ó

Juli 19454.7. Heute wurde mit der Freilegung derromanischen Fundamente des Ottokari-schen Chores begonnen. Der Grundrißwird genau festgelegt. Dann werden dieFundamente wieder zugeschüttet. DieArbeit wird voraussichtlich bis Septem-ber dauern.Insgesamt wurden 1.700 Tonnen Schuttaus dem Albertinischen Chor entfernt.Die Holzmenge des verbrannten Dach-stuhles entspricht einem Wald in derGröße der Josefstadt (8. Bezirk), das sind2.000 m3 Lärchenholz.

August 19455.8. Dr. Josef Köstner wurde von Erzbi-schof Andreas Rohracher von Salzburgzum Bischof von Klagenfurt geweiht.9.8. Die Alliierten haben Österreich unddie Stadt Wien in vier Besatzungszonenaufgeteilt. Die Erzdiözese Wien liegt zurGänze in der russischen Zone. In Wiensind die Bezirke 2, 4, 10, 20–26 russischeBesatzungszone. Die anderen Bezirkesind amerikanisch, englisch und franzö-sisch. Der 1. Bezirk wird abwechslungs-weise von allen vier Besatzungsmächtenverwaltet. Der Wechsel wird monatlicherfolgen.

13.8. Das neue Feiertagsgesetz der provi-sorischen Regierung hat den 6.1., 29.6.und 8.12 nicht mehr zu staatlichen Feier-tagen erklärt.29.8. Heute hat das Staatsamt für Finan-zen eine Stephansdom-Wiederaufbau-Lotterie bewilligt.

September 19451.9. Heute zogen die Amerikaner, Englän-der und Franzosen in die ihnen zugeteil-ten Besatzungszonen Wiens ein.4.9. Prälat Josef Wagner wurde zum Dom-dechant, Prälat Franz Feichtinger zumDomkantor, Propst Dr. Alois Wildenauerzum Domscholaster ernannt. Msgr. JosefHlawati, bisher Religionsprofessor, sowieeb. Sekretär Dr. Jakob Weinbacher wur-den zu Domkapitularen ernannt.12.9. Kardinal Innitzer hielt in der KircheAm Hof einen Dankgottesdienst anläßlichder Beendigung des Krieges. (KapitulationDeutschlands am 8. 5., Japans am 15. 8.)15.9. Die Ausgrabungen im Frauenchorhaben begonnen.20.9. Erste österreichische Bischofskonfe-renz nach dem Krieg und seit dem Jahre1938 in Salzburg.23.9. Die Lebensmittelrationen für Nor-malverbraucher wurden von 800 auf1.500 Kalorien erhöht.29.9. Kardinal Innitzer konnte mit alliier-ter Genehmigung nach Rom fahren.

Vor 60 Jahren

Los der Wiederaufbau-Lotterie

Aus der Pfarrchronik von St. Stephan

Aus der DompfarreHR Dr. Rainer Egger – 70. GeburtstagSeit vielen, vielen Jahren bringst du, ver-ehrter Herr Hofrat und lieber Rainer, dei-ne Talente in die Pfarre ein. Du warst jah-relang ein treuer und eifriger Mitarbei-ter im Pfarrgemeinderat. Wir haben dichsehr schätzen gelernt und sind froh unddankbar, dass du seitdem nicht müde ge-worden bist, Aufgaben zu übernehmen.Jahrelang hast du für den Elternclub,dann für den Mittwochclub Verantwor-tung übernommen und dich Monat fürMonat um interessante Themen und Re-ferenten gekümmert. Unzählige Malehast du den Pfarrausflug vorbereitet undorganisiert. Der ökumenische Bibelkreis,den du schon seit so vielen Jahren leitest,ist dir aus der persönlichen Lebenssitua-tion ein großes Herzensanliegen gewor-den. Immer wieder wird hier das WortGottes in den Mittelpunkt gestellt und sovielen Menschen wieder verständlichergemacht. Aus der Fülle deiner Aufgabenkann ich hier nur einige schildern. Deinestillen Dienste bei der Krankenkommuni-on möchte ich nicht unerwähnt lassen.Was aber für alle sichtbar ist, ist dein re-gelmäßiger Dienst am Sonntag bei derPfarrmesse um 9 Uhr. Sonntag für Sonn-

tag bist du da – außer ein kurzer Urlauboder familiäre Anlässe hindern dich da-ran – , verkündest das Wort Gottes in denLesungen und teilst den Gläubigen dieEucharistie aus. Manchmal bist du sogarder einzige „Ministrant“, Lektor und Kom-munionspender. So hoffe ich, dass geradeaus diesen Momenten deines unermüd-lichen Dienstes dir sehr viel Gnade er-wächst.

Mit folgenden Verszeilen möchte ichdir, lieber Rainer, alles Liebe und Gute, Ge-sundheit und noch viele frohe, zufriedene

Jahre wünschen. Gottes Segen begleitedich weiterhin auf all deinen Wegen. ó

˘ Unserem Weihbischof Dr. LudwigSchwarz zur Ernennung zum Diözesan-bischof von Linz.˘ Herrn Hofrat Dr. Rainer Egger zurpäpstlichen Auszeichnung „Ritter des Sil-vesterordens“ (Cavaliere dell’Ordine di SanSilvestro P.), die ihm unser hwst. Herr Erz-bischof in einem feierlichen Rahmen imerzbischöflichen Palais am Freitag, dem3. Juni 2005 überreicht hat. Ich freuemich, dass der Heilige Vater seine Ver-dienste, die ich oben nur unvollkommenaufzählen konnte, auf diese Art ausge-zeichnet hat,. HR Egger gehört zu jenen,die nicht gerne in der ersten Reihe ste-hen, um Lob entgegen zu nehmen. Um-

so mehr verdient er diese Auszeichnung,weil es ihm immer um das Dienen in derSache ging. Im Namen des PGR und dergesamten Pfarrgemeinde gratuliere ichihm herzlich zu dieser Auszeichnung.˘ Frau Marie Therese Stockert zurpäpstlichen Auszeichnung „Dama des Sil-vesterordnes“, die ihr unser hwst. HerrErzbischof in der gleichen Feier am 3. Juni2005 überreichent hat. Als langjährigeMitarbeiterin in der Dompfarre hat auchsie diese Auszeichnung aufs Höchste ver-dient. Seit Dompfarrers Dr. Karl R. DorrsZeiten ist sie bemüht, ihr Christentum inrechter Weise glaubwürdig zu leben, undvergisst dabei nie auf die einsamen und

alten Menschen, die sie seit vielen Jah-ren zu ihren Festtagen besuchen. Auchwenn bedingt durch das Alter die Haus-besuche schon schwerer fallen, ist sienoch immer bereit, nach besten Kräftendiesen Dienst zu leisten. Bei der Laudatiohat unser Dompfarrer ihre Verdiensteaufgezählt. Leider fehlt der Platz, um dasauch hier zu tun. Auch für sie trifft zu,dass sie seit vielen Jahren still im Hinter-grund ihren Dienst versieht und dabeinicht im Rampenlicht stehen will. Im Na-men des PGR und der gesamten Pfarrge-meinde gratuliere ich Frau Stockert herz-lich zu dieser Auszeichnung.˘ Mag. Marius Zediu zur Priesterweiheam 24. Juni 2005 im Dom zu St. Stephan˘ DI Andreas Kaiser zur Diakonenweiheam 7. Mai 2005

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Sommer 200534

Zum 70er

Auf 70 Jahre blickst du nun zurück, auf manche Sorgen, manches Glück.Bist immer da, wenn man dich braucht, und jung geblieben bist du auch.Doch sei nicht traurig, du wirst sehn, mit 70 wird’s erst richtig schön!Denn – 70 Jahre sind es wert, dass man dich besonders ehrt.Gemeinsam wollen wir dir sagen, es ist schön, dass wir dich haben.

In aufrichtiger Dankbarkeit für all deine stillen und vorbildhaften Dienste inunserer Pfarrgemeinde übermittle ich dir im Namen der Pfarr- und Dom-gemeinde die herzlichsten Glück- und Segenswünsche zum besonderenGeburtstag dein Prof. Franz Michal, Stv.Vorsitzender des PGR

HofratDr. Rainer Egger

Wir gratulieren

Ein im Fernsehen übertragender Gottes-dienst – das bedeutet nicht nur sekun-dengenaues Durchplanen der Hl. Messe,sondern auch, dass in den Stunden nachdem Gottesdienst (bis 19 Uhr) bis zu fünfTelefone von Mitarbeitern der Pfarre zubesetzen sind...

18 Frauen und Männer waren ge-meinsam mit unserem Dompfarrer trotzPfingstsonntag dazu bereit und setztensich in mehr als hundert Anrufen u.a. mitFolgendem auseinander:˘ Dank und Lob für den wunderschönenGottesdienst˘ Wie heißen die Solisten?˘ Wer ist der Komponist von Antwort-psalm und Halleluja?˘ Wann ist das nächste Pfarrcafé?˘ Der Blumenschmuck war besondersschön!˘ Erinnerungen an frühere Aufenthaltein Wien wurden durch den Gottesdienstgeweckt˘ Hat die heutige Jugend überhauptnoch Werte?˘ Was machen Sie mit den Kerzenres-ten?˘ Bitten um Zusendung der Predigt des

Herrn Kardinals und anderer Texte ˘ Kritik an der Stellung der Frau in derkatholischen Kirche˘ Bitten um priesterlichen Zuspruch undSegen am Krankenbett˘ Was ist der Staatsvertrag?˘ Der Gottesdienst hat den Wunsch be-kräftigt, von der evangelischen zur katho-lischen Kirche überzutreten˘ Infragestellung der Unfehlbarkeit desPapstes˘ Die Kirche sollte „lockerer“ werden˘ Viel „Schein“ statt „Sein“ in der Kirche ˘ In die Fürbitten sollten auch Tiere auf-genommen werden ...

Résumée des Tages:Sinnvoll war’s: Viele haben in uns Zuhörerund Gesprächspartner (wenigstens fürdiesen Sonntag) gefundenSpannend war’s: Wie geht man mit nichtaufhören wollenden (Kirchen)-Kritikernum?Bereichernd war’s: Die Anrufe warenüberwiegend aus Deutschland oder an-deren europäischen LändernGemeinschaftsfördernd für uns war’s:Zwischen den Telefonaten war immer

wieder Zeit, miteinander zu plaudernEine Bestätigung der Verlässlichkeit

unserer Mitarbeiter war’s:Trotz anfängli-cher Schwierigkeiten, jemanden für die-sen Dienst zu finden, waren wir letztenEndes doch 18! ó

„Bitte kommt wieder!“, sagte Bischof Szi-lárd Keresztes von der griechisch-katho-lischen Diözese Hajdúdorog (Bildmitte)zum Abschied den Wiener Pilgerinnenund Pilgern von Dompfarre und Peterskir-che. Anlass der Wallfahrt am 21. und 22.Mai 2005 nach Máriapócs in Ostungarn,dem Ursprungsort der im Stephansdomverehrten Ikone, war ein Doppeljubiläum:Vor 100 Jahren fand an der Kopie der Iko-ne zum letzten Mal ein Tränenwunderstatt, vor 50 Jahren betete der hl. Josef-maria, der Gründer des Opus Dei, in Wienvor dem Bild im Stephansdom zum ers- ten Mal das Stoßgebet „Sancta Maria, Stella Orientis, filios tuos adiuva!“ ó

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Sommer 2005 35

Telefondienst nach der Fernsehmessezusammengestellt von Karin Domany

Eine wichtige Art von Seelsorge:Telefondienst nach dem Fernsehgottes-dienst am Pfingstsonntag

Wallfahrt nach MáriapócsEin Kurzbericht von Martin Schlag

Unter diesem Motto stand die zweite„Lange Nacht der Bibel“ der Dompfarream 1. April 2005. Angesichts des stündlichzu erwartenden Ablebens des Hl. Vatersan diesem Abend gewannen die ausge-wählten biblischen Texte ganz besondersan „Lebensbezug“ zum Heute.

Einbegleitet durch erklärende Worteund umrahmt von Liedern unterschied-lichster Epochen und Stile wurden dieTexte von etwa fünfzehn Lektorinnenund Lektoren der Dompfarre von derDomkanzel aus gelesen. Die Verschieden-heit der Stimmen und die ganz persönli-che Art der Einzelnen, an das Lesen eines

Textes heranzugehen, brachten auchheuer wieder viel Abwechslung und lu-den ein, immer wieder neu auf das WortGottes hinzuhören! Einige der Zuhörervertieften für sich dieses Erlebnis, indemsie sich in die Dunkelheit der vorderenHälfte des Domes zurückzogen.

Nicht nur die Lektor(inn)en konntensich während des ganzen Abends in derSakristei bei einem liebevoll hergerichte-ten „biblischen Buffet“ stärken.Viele nah-men die Einladung dankbar an.

Der für Akteure und Zuhörer sehr be-reichernde Abend schloss gegen 23.30Uhr mit den Segensworten unseres

Herrn Dompfarrers. ó

Aus der Dompfarre»Und er kummt ned …«Pfarrausflug am 17. April 2005. Ein Reisebericht von Karin Domany

Sehnsüchtige Blicke in Richtung Schuler-straße am Sonntag um 7.30 Uhr in derFrüh.Vergeblich – er kommt nicht! „Er“ istder Bus – der, wie wir bald draufkommen,gar nicht bestellt war! Etwas Peinlicheresund Schwierigeres kann Organisatorengar nicht passieren – noch dazu, wo esgerade zu regnen anfängt!

Nach der ersten Schrecksekunde be-ginnen viele kluge Menschen nachzu-denken, zu telefonieren, ihre Beziehun-gen zu nützen … Mit Erfolg! Alle sind ver-ständnisvoll und nehmen den rasch zu-bereiteten Kaffee im Curhaus gerne an.Mitnur knapp einer Stunde Verspätung fahrenetwa siebzig Pfarrausflügler doch noch inRichtung Neumarkt an der Ybbs ab.

Enttäuschung über unsere Verspä-tung herrscht vor allem bei unseren lie-ben Gastgebern, den Pfarrmitgliedernvon Neumarkt, der Heimatgemeinde un-seres Diakons Roman Faux. Sie habensich nämlich auf die Predigt unseresHerrn Dompfarrers so sehr gefreut! ZumTrost verspricht er, wiederzukommen.

Froh darüber, dass nichts Ernstes pas-siert ist, werden wir ganz herzlich in denRäumlichkeiten der Pfarre empfangenund bewirtet. So manche Bekanntschaf-ten, die schon bei der Diakonenweiheund beim Pfarrausflug der Neumarkternach St. Stephan im vorigen Herbst ge-knüpft wurden, werden aufgefrischt.

Dann lernen wir durch den Bauherrn,Herrn Pfarrer Streißelberger, die vor eini-

gen Jahren renovierte und sehr zweck-mäßig und interessant umgestaltetePfarrkirche kennen, in der wir anschlie-ßend auch unseren Gottesdienst feiernkönnen.

Pünktlich geht’s weiter zum Mittag-essen nach Maria Taferl, wo uns schonstrahlender Sonnenschein empfängt.

Auch für einen Kirchenbesuch und ei-nen Blick über die herrlich blühendeFrühlingslandschaft des Donautales istZeit, bevor wir die wenigen Kilometerzum Schloss Artstetten wegen der unsi-cheren Wetterlage doch alle mit dem Buszurücklegen. Jeder kommt dort auf seineRechnung: Historisch Interessierte be-sichtigen das Schloss und die Grabstättedes ermordeten Thronfolgers Franz Ferdi-nand, Sportliche wandern ein wenig, Ge-mütliche genießen einfach auf der Son-nenterrasse den Kaffee.

Bei strahlender Spätnachmittagssonnegenießen wir die Fahrt durch die Wachau.

Der Ausflug, der beinahe nicht statt-finden hätte können, findet einen ge-mütlichen Ausklang beim Heurigen inStrebersdorf. ó

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Sommer 200536

Domkapellmeister Mag. Johannes Ebenbauer beendet mit30. November 2005 einvernehmlich seinDienstverhältnis mit der Domkirche St. Ste-phan; auf Grund vieler Resturlaubstagewird er seinen letzten Dienst am 22. Juliverrichten. Wir danken ihm herzlich fürseine fruchtbare Arbeit am Dom, wo erseit 1985 tätig war, und wünschen ihmfür seine Zukunft alles Gute und GottesSegen.

Leben und Tod lege ich dir vor … … Segen und Fluch. Wähle also das Leben! Von Karin Domany

Pünktlich um 5.30 Uhr trafen einandernoch etwas verschlafen, aber froh gelaunt27 Mitarbeiter/innen der Dompfarre amSüdbahnhof, um nach Martin Priller imVorjahr heuer unseren ehemaligen Domku-raten Dr. Bogdan Pelc in Prag zu besuchen.

So bubenhaft-jugendlich, wie ihn vie-le von uns in Erinnerung haben, ist er ge-blieben – der Herr Dozent an der theolo-gischen Fakultät der Universität Prag.Schon die erste Begegnung am Bahnhof,wo er uns Gott sei Dank pünktlich abhol-te, war so vertraut und herzlich, als wärenwir gestern auseinandergegangen ... Soblieb es auch die beiden Tage, die wir inder strahlend-sonnigen, aber eiskalt-win-terlichen „Goldenen Stadt“ verbrachten.Bogdan erforschte mit uns gemeinsamso manche beeindruckende Sehenswür-digkeit der Stadt genauso zum erstenMal wie viele von uns. Es war wunder-schön, obwohl uns die eisige Kälte schon

sehr zu schaffen machte. Da halfen auchkeine Innenräume von Kirchen zum Auf-wärmen, weil es drinnen fast noch kälterals heraußen war …

Bogdan ist jetzt Pfarrer in der Gemein-de St. Gotthard in einem schönen Grün-derzeit-Viertel am Rand der Innenstadt.Zu seiner Gemeinde gehören etwa 140 (!)Katholiken, die viele Jahrzehnte lang ihrenGlauben gar nicht oder nur unter schwie-rigsten Bedingungen leben konnten. Inder liebevoll renovierten kleinen Barock-kirche durften wir dann auch am Sonntagmit der Pfarrgemeinde gemeinsam die Hl.Messe in Deutsch und Tschechisch feiern.Dankbar wurden wir uns in der Begeg-nung mit jenen Gläubigen wieder einmalbewusst, welches Geschenk die Möglich-keit der freien Glaubensausübung dochist (und wie wenig wir diese Chance viel-leicht manchmal nützen …).

Die beiden Tage waren ausgefüllt mit

dem gemeinsamen Bewundern derSchönheiten dieser Stadt, aber auch mitvielen Begegnungen und Gesprächenuntereinander und mit unserem „Gast-geber“ Bogdan Pelc! Wir freuen uns schonauf Budapest 2006! ó

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Sommer 2005 37

Wiedersehen mit Bogdan PelcPragfahrt der Pfarrmitarbeiter am 26. und 27. Februar 2005. Von Karin Domany

Die Teilnehmer der Prag-Exkursion mitDompfarrer Faber und Bogdan Pelc(links) in dessen Pfarrkirche St. Gotthard.

Aus der Dompfarre

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Sommer 200538

Das war ein toller Nachmittag!Elisabeth Wittmann (11) erzählt vom gemeinsamen Inline-Skaten

Am 30. April sind wir Dommininstrantenauch heuer wieder, wie jedes Jahr, zumRollerbladen auf die Donauinsel gefah-ren. Treffpunkt war um 15.00 Uhr beimCurhaus und dann ging es ab mit der U1.Nachdem wir uns die Rollerblades ange-zogen hatten, wir Minis fuhren natürlichmit Hand-, Ellbogen- und Knieschutz so-wie Sturzhelm, sind wir stromabwärts biszur Lobau gefahren. Manche von uns si-cherer und schneller, andere langsamerund vorsichtig, aber alle hatten gute Lau-ne. Das Wetter war zum Rollerbladen ide-al. Es war sonnig, aber nicht zu heiß. ZurStärkung bekamen wir ein Eis, bevor wirwieder zur U-Bahnstation zurückfuhren.Wir hatten an diesem Nachmittag gro-ßen Spaß und haben sehr viel gelacht.Um 18.00 Uhr sind wir müde und er-schöpft beim Curhaus angekommen.

Wir Minis möchten uns bei unserenGruppenleitern bedanken, dass sie im-mer wieder so tolle Ausflüge organisie-ren. Es macht mir viel Freude, bei denDomministranten zu sein. ó

So wie jedes Jahr fanden sich auch heuerwieder ein paar ältere Domministrantenzusammen, um über das Palmsonntag -Wochenende nach Italien zu fahren. Die-ses Mal war wieder Rom an der Reihe. Fürdie meisten ging die Reise Freitagabendam Südbahnhof los, wo sie ihren Zug be-stiegen. Eine kleinere Gruppe flog Sams-tag in der Früh mit dem Flugzeug. Nur ei-ne einzige Person entschloss sich dazu,sich ganz alleine auf den Weg zu machen.Manche behaupten, sie tat dies, weil siemit dem Rest der Truppe nicht wirklichzurechtkommt, andere wiederum mei-nen, sie tat es, weil sie in Bologna studiertund daher einen anderen Anreiseweghatte. Welche Theorie stimmt, werden

wir vielleicht nie erfahren.Als nun alle Beteiligten endlich einge-

troffen waren, wurde zuerst einmal ge-gessen und dann im Park neben der En-gelsburg die durch die Anreise verlorengegangenen Kräfte wieder aufgebaut.Frisch gestärkt begann das Sightseeing,das neben dem Shoppen eine unsererHauptbeschäftigungen war. Auf der Lis-te der Sehenswürdigkeiten standen dieüblichen Verdächtigen wie der Peters-dom, das Pantheon, das Kolosseum oderdas Forum Romanum.

Besonders hervorzuheben ist unserBesuch der „Anima“, ihres Zeichens frü-her Pilgerzentrum für deutschsprachigePilger, heute eine Stätte der Bildung für

Priester hauptsächlich aus Österreichund Deutschland. In der Anima genossenwir eine extra für uns anberaumte Füh-rung durch Rektor Msgr. Dr. Johann Hö-rist, die durch zahlreiche äußerst amü-sante Anekdoten aus der Geschichte derAnima und über das römische Abwasser-system geschmückt wurde.

Absoluter Höhepunkt der Reise war,dass wir bei der Palmsonntagsmesse aufdem Petersplatz noch die Möglichkeithatten, unseren kürzlich verstorbenenPapst Johannes Paul II. ein letztes Mal zusehen, was für alle Beteiligten ein sehrbewegender Moment war. ó

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Sommer 2005 39

Liebesgrüße aus RomAndreas Waberer über die Domministrantenfahrt 2005

Aus der Dompfarre

Wir (das ganze Mini-Team) sind amSamstag, den 21.05. auf die Burg Streit-wiesen gefahren.

Nein, ich kann euch sagen, dort wares mehr als nur lustig! Wir haben super-tolle Spiele gemacht und haben sogardort übernachtet. Ihr könnt euch vorstel-len, was für einen Krach die Buben ge-macht haben,– das hat so was von genervt.Naja, endlich sind wir eingeschlafen.

Am nächsten Morgen steh’ ich auf, -machen die anderen eine Polsterschlacht!So wie es ist muss ich natürlich wiederhelfen. Endlich ist die Polsterschlacht fer-tig und es gibt Frühstück. Mmm, Marme-ladebrot! Allen, glaub’ ich, schmecktMarmelade. Dann wird der Tisch abge-räumt und wir gehen hinaus, um etwaszu spielen.

O.k., wir spielen 1, 2, 3 abgepasst. Puhh,

das war ganz schön knapp! „Veronika (ei-ne Gruppenleiterin), können wir etwasanderes spielen?“ Gut, wir gehn Fußballspielen. Natürlich waren alle damit ein-verstanden und wir gingen los. Das Fuß-ballfeld ein bisschen schief, – meinst dunicht auch Miriam? – aber es wird schongehn. Irgendwann wird mir dann fad undich setz’ mich in den Schatten.

Besonders hat mir das Geländetafel-spiel gefallen. Da waren wir echt im Waldund mussten einen Küchenfetzen suchen,den die andere Gruppe versteckt hat.

Es wurde schon dunkel und wir gin-gen nach Hause in die Burg und packtenunsere Sachen ein. Nach ein paar Minu-ten fuhren wir wieder heim. Und es warsuperlustig dort und am Mini-Lager imJuli wird es genauso schön, – glaub ich!

Eure Margot Rahel Richter ó

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Sommer 200540

Lustige Erlebnisse auf der Burg StreitwiesenMargot R. Richter (8) berichtet über ein gelungenes Ministrantenwochenende

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Der 42. Flohmarkt am 11. und 12. Juni istvorbei und gut gelaufen. Am ersten Taggab es einen noch nie dagewesenen An-sturm auf unsere Waren wie Kleidung,Schuhe, Pelze, Taschen, Spielwaren, Bü-cher, Geschirr, Porzellan und sonstigemKrimskrams.

War es das Warenangebot oder dieKäuferschicht, die uns ein neues Rekord-ergebnis von € 8.009,54 einbrachten? Wirwissen es nicht.Wir freuen uns aber überdie Steigerung von € 1000,– gegenüberdem vorjährigen Flohmarkt. Die gesam-te Summe wird wie immer für karitative

Zwecke verwendet (€ 1.626,82 für unsereMissionsstation Tanzania, € 5.982, 72 fürdie Pfarrcaritas und € 400,– als Unter-stützung des Restwarentransports in dieUkraine).

Wohin mit den Resten des Flohmarkts?Genau vor dieser Frage stehen die Verant-wortlichen der Dompfarre jedes Jahr. Voreinigen Jahren lernte unser DomkuratMag. Franz Schlegl auf Grund seiner Aus-hilfstätigkeit als Seelsorger für die ukrai-nisch griechisch–katholische ZentralpfarreSt. Barbara in der Postgasse Herrn Gott-

fried J.Gary und seine „Osthilfe“ (HilfswerkOst, Aufbauhilfe für Osteuropa, Himbergbei Wien) kennen. Seit dieser Zeit über-nimmt diese Organisation regelmäßigden Transport der großen Flohmarkt-Restmenge von Bekleidungsartikeln, Ge-schirr, Elektrogeräten usw. in die Ukraine,wo die Hilfsgüter nach eingehender Prü-fung an Einzelpersonen, Gemeinschaftenund Kooperativen verteilt werden.

Allen Spendern, Käufern und den zahl-reichen Helfern und Verkäufern (die vorallem am Samstag sehr gefordert waren)sage ich ein herzliches Vergelt’s Gott! ó

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Sommer 2005 41

Zuhörend, betend, im Austausch mitei-nander, im gemeinsamen Messe Feiernund im geselligen Beisammensein amAbend stellten sich insgesamt 38 Pfarrge-meinderäte und Mitarbeiter der Dom-pfarre dieser Frage. Für unsere diesjähri-ge Klausur zogen wir uns am 20. und 21.Mai wieder in die Stille des Stiftes Heili-genkreuz zurück.

Begleitet wurden wir dabei von PaterJohannes Lechner, Prior des Klosters derSt. Johannesgemeinschaft in Marchegg.

In Anlehnung an die ersten Kapitelder Offenbarung ermunterte er uns, unsals Pfarrgemeinde doch als „goldenerLeuchter“ zu sehen und jede/r sich selbstals ein Arm dieses Leuchters – fähig zustrahlen, weil das Licht Christi uns er-leuchtet hat. Keiner hat und kann dabeialles – wir brauchen einander in der Viel-falt unserer Gaben! („Besondere Gnaden-gaben würden uns dabei zuteil durchMenschen, die uns auf die Nerven ge-hen“ – ein „Brocken“, an dem so manchervon uns längere Zeit „kiefelte“).

Christus hat uns (und zwar jede/nvon uns) als Gemeinde erwählt und zu-sammengeführt – Es liegt an uns, einan-

der immer wieder zu „erwählen“, einan-der „ins Licht zu heben“, um einander soim Glauben zu stärken und in der Entfal-tung unserer Gaben weiterzuhelfen.

Die Zeit nach dem Mittagessen amSamstag nützten wir für eine „Bestands-aufnahme“ und ein planendes Bedenken

der vielen diakonalen Dienste in unsererGemeinde.

In den etwa 24 Stunden im frühsom-merlich strahlenden Wienerwald konn-ten wir auf vielfältige Weise „auftanken“für die „Fahrt“ durch das kommende Ar-beitsjahr! ó

Was (wer) baut Kirche auf ?PGR – Klausur in Heiligenkreuz. Von Karin Domany

Rekordergebnis!Ein Bericht von Anneliese Höbart vom 42. Flohmarkt der Dompfarre

Der jüngste Klausurteilnehmer

»Nicht vom Brot allein …«Klara von AssisiEin Leben gegen den Zeitgeist. Von Birgit Staudinger

„Der Mensch lebt nicht nur von Brot, son-dern von jedem Wort, das aus GottesMund kommt.“ (Lk 4,4). Dieser biblischeSatz trifft besonders auf das Leben vonChiara Offreduccio zu, die als Gefährtindes hl. Franz von Assisi in die Geschichteeinging. Ihre Person und ihr Leben pola-risierten schon damals und sie bleibt bisheute eine Provokation für unsere mo-derne Wohlstandsgesellschaft.

Ein Leben gegen den Willen der FamilieGeboren um das Jahr 1193 wuchs sie in ei-ner sehr gläubigen adeligen Familie aufund sollte auch standesgemäß verheira-tet werden. Doch Klara lehnte sich gegendie Heiratspläne ihrer Familie auf. Sie warbegeistert von dem Glauben und der Le-bensweise eines jungen Mannes, der sei-ne prächtigen Kaufmannskleider gegendas Bettelgewand getauscht hat. Franzvon Assisi provozierte mit seinem Verhal-ten bei seinen Mitmenschen entwederUnverständnis, Spott und Hohn, odereben auch Faszination und Nachfolge.Klara wollte weder heiraten noch moch-te sie in ein vornehmes Kloster gehen, indem sie ebenfalls ein angenehmes Lebenhätte führen können. Sie wollte ihr Lebenganz dem Gebet und der Hingabe zuGott widmen – und zwar in Armut. Da ih-re Eltern niemals ihrem Wunsch entspro-chen hätten, flüchtete sie im Jahr 1212 inder Nacht vom Palmsonntag zu Franzis-kus, der ihr im Kreis seiner Gefährten fei-erlich die Haare abschnitt, sie mit einemgroben Bußgewand bekleidete und vordem sie schließlich auch die Gelübde derArmut, der Keuschheit und des Gehor-sams ablegte. Als ihre Verwandten vonihrem Entschluss erfuhren, waren sie em-pört und versuchten sie wieder zurückzu-holen: So ein einfacher Lebenswandel ge-ziemte sich ihrem adeligen Geschlechtnicht, so etwas wäre in der Familie nochnie vorgekommen...! Aber mit dem wach-

senden Widerstand ihrer Familienange-hörigen wuchs auch Klaras Mut und sieblieb bei ihrer Entscheidung. Als wenigspäter auch ihre Schwester Agnes diesenWeg wählte, schreckte die Familie selbstvor Gewalt nicht zurück. Vergebens. DieIronie der Geschichte: Später traten nocheine weitere Schwester und die MutterKlaras ins Kloster ein.

Ein Leben in Demut und ArmutIn der Kirche San Damiano, in der der be-tende Franz eine Stimme vom Holz desKreuzes her vernahm: „Franziskus, gehhin, stelle mein Haus wieder her; es ver-fällt ganz, wie du siehst“, - an diesem Ortfand Klara mit ihrer Schwester endlichRuhe, und hier wurde der „Zweite Ordender Armen Frauen“ als Zweig der Franzis-kaner gegründet. Auch wenn Klara dieKlostermauern nicht mehr verließ, ver-breitete sich ihr Ruf sehr rasch und dieGemeinschaft der Schwestern wuchs.Nach drei Jahren musste sie die Leitungdes Klosters als Äbtissin übernehmen,was sie eigentlich aufgrund ihrer tiefen

Demutshaltung abgelehnt hatte; das Kir-chenrecht aber machte es erforderlich.Sie nahm es mit der Haltung der Demutnämlich sehr genau. Lieber verrichtete sieeinen Dienst selbst , bevor sie Befehle er-teilte und übernahm auch gerne unan-genehme Arbeiten, die mit Schmutz undGestank verbunden waren. Sie liebte dieArmut, und bis an ihr Lebensende kämpf-te sie auch um das Privileg der Armut inder päpstlichen Bestätigung ihrer Or-densregel. Für sie war die Armut heilig.

Heilig? Eigentlich verbinde ich mitdem Wort „Armut“ Leid und Elend, ichmuss unwillkürlich an Menschen den-ken, die aus stinkenden Abfalleimernoder Müllbergen unserer vom Wohlstandverwöhnten Gesellschaft noch Verwert-bares suchen. Diese Armut ist nichtschön, sie macht nicht glücklich. Wiekann Armut heilig sein? Klara hat sie frei-willig gewählt. Damit verherrlichte sienicht die Armut und die Ungerechtigkei-ten dieser Welt, ganz im Gegenteil: In-dem sie allem vergänglichen Besitz kei-nen Stellenwert in ihrem Leben einräum-te, solidarisierte sie sich mit all jenenMenschen, die auf die Schattenseite desLebens gefallen sind. Sie solidarisiertesich wie Jesus mit den Hungrigen undden Durstigen und folgte ihm so nach.Und es gelang ihr, mit ihrem Leben einZeichen zu setzen, das andere herausfor-dern soll, ihre Haltung zu Besitz zu über-denken und zu ändern. Die Besitzlosig-keit hat sie frei gemacht. Es ist allerdingseine andere Freiheit als jene, die sich vie-le Menschen heute wünschen: so viel zubesitzen, dass man sich alles leisten kann,was man möchte, dass man überall hinfahren kann, wohin man will usw. ... DieGefahr, vom Besitzdenken gefangen ge-nommen zu werden,ist groß.Wenn sich al-les nur mehr darum dreht, wie man seinenBesitz verteidigen und vermehren kann,wird das Lebensglück leicht vom Wohl-

Heilige im Dom

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Sommer 200542

KlaraGedenktag: 11. AugustAttribute: mit Monstranz, Äbtissinnen-stab, Kreuz, Lilie, RegelbuchPatronin: von Assisi; der Wäscherinnen,Stickerinnen, Glaser, Glasmaler und Ver-golder; der Blinden; gegen Fieber undAugenleiden; der Telegrafen und Telefo-ne. Papst Pius XII. ernannte sie 1958 auchzur Patronin des Fernsehens aufgrundder an ihr gerühmten (tele-)visionärenBegabung.

Im Curhaus ist der neue Medienraumder hl.Klara gewidmet,dort steht auch einAbguss der Figur der Heiligen, stammendvom 1945 verbrannten spätgotischenChorgestühl von Wilhelm Rollinger.

stand abhängig. Und der wiederum kannschnell abhanden kommen. Klaras Lebenhingegen war zwar sehr arm, dafür aberumso reicher an Liebe, Freude und Glück.

Ein Leben in KrankheitAb 1224/25 war Klara von schwerer Krank-heit geplagt und leitete vom Krankenbettaus ihren sich in mehreren Klöstern aus-breitenden Orden. Trotz großer Schmer-zen werden ihr viel Geduld, Umsicht, Sor-ge um ihre Mitschwestern und nie einWort der Klage nachgesagt. Ihre Kraftfand Klara im innigen Gebet zu Gott. DerEmpfang der hl. Kommunion war für siestets eine tief berührende Erfahrung. AnsBett gefesselt verbrachte sie viel Zeit mitder Stickerei von Kirchenwäsche, die fürdie damals aufkommende eucharistischeFrömmigkeit benötigt wurde.. Über drei-ßig Jahre dauerte ihr Leidensweg, abertrotz aller Einschränkungen war Klara vollSchaffenskraft. Sie ist wohl ein gutes Bei-spiel dafür, dass selbst ein Leben verbun-den mit großen körperlichen Schmerzenund in totaler Abhängigkeit von der Um-welt bis zur letzten Minute sinnvoll, le-benswert und glücklich sein kann.

Klara werden auch Heilungen undviele wundersame Begebenheiten nach-gesagt. Ich möchte hier nur eine erwäh-nen, nämlich jene, die vor allem in der bil-denden Kunst Niederschlag gefundenhat: Als 1240 feindliche Heere vor denStadtmauern Assisis lagerten und die Sa-razenen bereits die Klostermauern be-stiegen hatten, ließ sich die darnieder lie-gende Klara von ihren verängstigtenSchwestern vor die Feinde legen und be-gann in Gegenwart des Allerheiligsten zubeten. Daraufhin zogen die Sarazenenverstört ab und verschonten auch dieStadt Assisi. Es ist zwar historisch eherfragwürdig, ob Klara die Monstranz oderein Ziborium mit dem Allerheiligstenselbst in Händen gehalten hat, wie es in

der Kunstgeschichte dargestellt wird unddie Legende es besagt. Die Aussage aberist: Sie ging den Weg des Friedens undvertraute ganz auf Gott, dessen Gegen-wart in der Gestalt des Brotes für sie ganzspürbar nahe war.

Ein Leben und Sterben in DankbarkeitKlara fastete viel und lebte von sehr we-nig. Stets war sie aber für das Wenige, dassie zum Leben brauchte, zutiefst dankbar.Als sie krank wurde und das viele Fastenihren zarten Körper noch zusätzlichschwächte, hatte Franziskus – zwischenden beiden hatte sich eine tiefe Freund-schaft und eine innere Verbundenheitentwickelt - ihr auferlegt, dass sie jedenTag zumindest eine kleine Menge Brot zusich nehmen müsse.

Besonders mit Dankbarkeit erfülltesie, dass der Papst sie in den letzten Mo-naten ihres Lebens am Krankenbett be-suchte und ihr die Bestätigung ihrer Or-densregel zusicherte. Mehrmals wurdeden Schwestern Regeln auferlegt, dienicht dem Geist des hl. Franziskus ent-

sprachen. Immer wieder wurde Klara ent-täuscht, bis sie selbst eine Regel verfass-te und um deren Anerkennung kämpfte.Auch wenn die Päpste große Achtung vorKlaras Glaubenshaltung hatten, mit demIdeal der franziskanischen Armut tatensie sich schwer. Zwei Tage vor ihrem Toderhielt Klara endlich von Papst InnozenzIX die schriftliche Bestätigung ihrer Regel.Nun konnte sie in Frieden von dieser Weltgehen. Es war der 11. August 1253. Ihreletzten Worte sind uns überliefert. Siesprach zu ihrer Seele: „Geh hin in Sicher-heit, denn du hast ein gutes Reisegeleite.Geh hin, denn der dich erschaffen hat, hatdich geheiligt. Er hat dich stets behütetwie eine Mutter ihr Kind und dich mitzärtlicher Liebe geliebt.“ Und weiters:„Herr, sei gepriesen, weil du mich ge-schaffen hast!“ ó

Verwendete Literatur:Leben und Schriften der heiligen Klara

von Assisi. Einf., Übers., u. Anm. v. Engel-bert Grau OFM. Erläuterungen v. LotharHardick OFM. 6.Aufl. Werl/Westf. 1988.

www.heiligenlexikon.de

Assisi: Heimat- und Wirkungsort der hl. Klara und des hl. Franziskus.

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Sommer 2005 43

Heilige Zeichen

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Sommer 200544

Die Eucharistische Andacht im DomVon Diakon Roman Faux

„Unter allen Frömmigkeitsformenist die Anbetung des eucharisti-schen Christus die erste nach denSakramenten; sie ist Gott dieliebste und uns die nützlichste“.

(Hl. Alfons von Liguori)

Von Montag bis Freitag versammelt sichtäglich eine größere (manchmal auch nureine kleinere) Schar von Beterinnen undBetern beim Wiener Neustädter Altar zurEucharistischen Andacht, denn die katho-lische Kirche erweist der heiligen Eucha-ristie nicht nur während der heiligenMesse,sondern auch außerhalb der Mess-feier den Kult der Anbetung. (KKK 1378)

Die Eucharistischen Andachten in un-serer Domkirche haben ihren Anfang inden frühen 70er Jahren des vergangenenJahrhunderts und wurden auf Anregungmeines Vorgängers Diakon Ernst Ballnerins Leben gerufen.

Das Eucharistische Jahr war Anlass,die Gestaltung dieser Liturgie ein wenigzu überarbeiten und den Gegebenheiten

der Zeit anzupassen. So nehmen wir unsin diesen Wortgottesdiensten immerwieder der Anliegen der Kirche und derWelt an, beten und bitten dafür.

Ein zweiter Schwerpunkt sind die (Ta-ges-) Heiligen, die wir uns in den Andach-ten immer wieder vor Augen führen, anderen Leben wir Beispiel und Orientie-rung für unser eigenes Leben suchen undderen Fürsprache wir uns und die ganzeKirche besonders anvertrauen. Die Mona-te Mai und Oktober sind geprägt durchdie sehr beliebten und überaus gut be-suchten Maiandachten bzw. Rosenkranz-andachten.

Der Kult, welcher der Eucharistie au-ßerhalb der Messe erwiesen wird, hat ei-nen unschätzbaren Wert für das Lebender Kirche. Er ist eng mit der Feier des eu-charistischen Opfers verbunden. Die Ge-genwart Christi unter den heiligen Ge-stalten, die nach der Messe aufbewahrtwerden, kommt von der Feier des Opfersher und strebt auf die sakramentale wiedie geistliche Kommunion zu. In seiner

eucharistischen Gegenwart bleibt ER ge-heimnisvoll in unserer Mitte als der, dersich für uns hingegeben hat (KKK 1380).

„Ich bin das lebendige Brot, das vomHimmel herab gekommen ist“ (Joh 6,51)

Sein ganzes Leben ist es, „Brot vomHimmel“ zu sein, Brot, das Leben gibt, in-dem es sich schenkt. Jesu Gegenwart un-ter der Brotgestalt bezeichnet den tiefs-ten Sinn seiner Sendung: Er ist und bleibtunter uns als das für uns gebrochene unduns gereichte lebendige Brot, als unser„Lebensmittel“. (KKK 1380).

Höhepunkt unserer Andachten ist dieAussetzung und Anbetung des Allerhei-ligsten. Mir ist besonders wichtig, dassdabei auch eine kurze Zeit der Stille ge-halten wird, in der wir das zuvor Gehörteim Blick auf das Allerheiligste betrach-ten und bedenken. In dieser stillen Anbe-tung des eucharistischen Brotes sollensich Sendung und Auftrag Jesu unseremLeben einprägen, damit auch wir Brotwerden wie ER, Brot „für das Leben derWelt“. ó

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Du Brot gegen den Tod. Wir essen dich. Wir sterben nicht, wir leben.Du Brot gegen den Hass. Wir teilen dich. Wir streiten nicht, wir lieben.Du Brot gegen den Stolz. Wir nehmen dich. Wir höhnen nicht, wir dienen.Du Brot gegen den Neid. Wir speisen dich. Wir gieren nicht, wir lassen los.Du Brot gegen die Angst. Wir kosten dich. Wir fürchten nicht, wir hoffen.Du Brot gegen das Leid. Wir schmecken dich. Wir zagen nicht, wir kämpfen.Du Brot gegen das Nichts. Wir brechen dich. Wir zweifeln nicht, wir glauben.Leib Christi – mein Fest, das niemand machen kann, weil er es gibt.Leib Christi – dein Fest, zu dem ich gerne kommen möchte.Leib Christi – sein Fest, das Fest ohne Ende.Leib Christi – unser Fest, selbst dann, wenn wir nur Klagen singen.Leib Christi – euer Fest, das ihr bereitet auf den Parade- und auf den Elendsplätzen der Welt.Leib Christi – ihr Fest, all derer, die mühselig und beladen sind.Leib Christi – unser Leib, unser Los, unser Fest, unser Leben.(Unbekannter Verfasser)

Sommer-Dom-Konzertemit dem Wiener

KammerOrchesterIn den Sommermonaten Juli und August sowie Anfang Semester

jeden Freitag und Samstag 20.45 Uhr bis 21.45 Uhr

1./2., 8./9., 15./16., 22./23., 29./30. Juli5./6., 12./13., 19./20., 26./27. August

2./3. September

Programm Freitag :T. ALBINONI – Konzert für Trompete und Streicher

W.A. MOZART – Divertimento B-Dur KV 137 (Salzburger Sinfonie Nr. 2)J.S. BACH – Air

F. SCHUBERT – „Rosamunde“-Streichquartett op.29 A-moll, 2. SatzA. MARCELLO – Konzert für Trompete, 2. Satz, Adagio

J. HAYDN – „Kaiser“-Streichquartett op. 76 Nr. 3, 2. Satz poco Adagio CantabileA. BORODIN – Nocturne (2. Satz) aus dem Streichquartett Nr. 2

J. HAYDN – „Lerchen-Quartett“, 1. Satz, AllegroG. Ph. TELEMANN – Konzert für Trompete und Streicher in D, Allegro-Grave-Allegro

Programm Samstag :W.A. MOZART – Divertimento D-Dur, KV 136 (Salzburger Sinfonie Nr.1)

J.S. BACH - AriosoB. BRITTEN – Simple Symphony, 3. Satz „Sentimental Sarabande“

F. SMETANA – Streichquartett „Aus meinem Leben“, 2. Satz Allegro moderato a la PolkaF. SCHUBERT – 2. Satz aus dem Streichquartett Es Dur

G. ROSSINI – Sonate für Streicher Nr.2 A-DurF. SCHUBERT – Ave Maria

J. HAYDN – Serenade aus dem Streichquartett Op.3 Nr.5O. RESPIGHI – Antiche Danze ed Arie. Suite Nr.3

Kartenpreis:Kategorie A:€ 35,– / 25,– (mit Sicht)

Kategorie B:€ 15,– (ohne Sicht)innerhalb der Kartenkategorie freie Sitzplatzwahl

Karten bei:Kunst & Kultur – ohne Grenzen

Gumpendorfer Straße 35A-1060 W I E N

Tel: ++43 (0)1 586 73 08Fax: ++43 (0)1 585 71 93

e-mail: [email protected]

sowie im Domshop

Ad fontes – zu den Quellen„Gott, der Herr der Geschichte“

Theologische Abendemit Domkurat Mag. Franz Schlegl

Donnerstag, 29. September 2005»Die Anfänge«(AT: Biblische Urfragen,Patriarchen- und Mosesgeschichte)

Donnerstag, 20. Oktober 2005»Die Entfaltung«(AT: Richterzeit, Königszeit,nachexilisches Judentum)

Donnerstag, 24. November 2005»Die Erfüllung »(NT: Die Botschaft der vier Evangelien)

Donnerstag, 26. Jänner 2006»Die Umsetzung«(Apostelgeschichte, Paulusbriefe,Apokalypse)

Donnerstag, 23. Februar 2006»Die Anpassung«(Kirchenväter/Kirchenlehrer)

Donnerstag, 30. März 2006»Die Festlegung«(Die katholische Dogmatik im Überblick)

Donnerstag, 27. April 2006»Die Praxis«(Die katholische Moraltheologie im Überblick)

Donnerstag, 18. Mai 2006»Die Irrtümer«(Fehlauffassungen bezüglich Bibel,Dogmatik und Moral)

um 19.30 Uhrim Stephanisaal des Curhauses,Stephansplatz 3

Aus der Dompfarre

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Sommer 2005 45

»Originale, keine fotokopierten Christen!«Heinrich Foglar-Deinhardstein: Nochmals zur Bücherreihe „Faszinierende Gestalten der Kirche Österreichs“

Der heimgegangene Papst Johannes PaulII. erwarb sich binnen kürzester Zeit nachseiner Wahl 1978 im deutschsprachigenRaum den Spitznamen „eiliger Vater“. Zuseinen ausgedehnten Reisen inspirierteihn, wie er selber verriet, die umfassendeMissionsreisetätigkeit des VölkerapostelsPaulus. Es ist nicht anzunehmen, dassPapst Johannes Paul jemals das Buch„Großstadtseelsorge“ von Heinrich Swo-boda († 1923) zur Kenntnis genommenhat. In jenem Werk entwickelte der Wie-ner Pastoraltheologe Swoboda jedochbereits 1909 die Idee eines durch die Weltreisenden Papstes, ein Vorschlag, der die-sem Theologen schon damals keines-wegs kühn, sondern geradezu natürlicherschien: „Man würde sehen, welch mo-ralische Kraft von dem Mann im weißenKleid ausgeht.“

Heinrich Swoboda, dieser Visionär derSeelsorge, ist eine der zahlreichen Per-sönlichkeiten, die in die Buchreihe „Faszi-nierende Gestalten der Kirche Öster-reichs“, herausgegeben von Jan Mikrut,aufgenommen wurden. Seit einer erstenBesprechung im Pfarrblatt 58/1 (Septem-ber 2002) ist diese verdienstvolle Serieum fast das doppelte auf insgesamt elfBände angewachsen und wurde nun vor-läufig beendet.

Auch weiterhin begegnen dem LeserStephaner zuhauf: zwei Erzbischöfe vonWien – Joseph Othmar Kardinal von Rau-scher und natürlich Kardinal König –, einDompropst – Bischofsvikar Josef Nowak –,drei weitere Domkapitulare – Regens KarlHandloß, Militärbischof Alfred Kosteleckyund Weihbischof Florian Kuntner –, dreiEhrendomherren – Pfarrer Karl Rondonell,Zeitungsgründer und NotkirchenerbauerJosef Gorbach und Domprediger AdolfZimmermann – und ein weiterer Dom-prediger – Johann Emanuel Veith.

Mit Dr. Adolf Zimmermann (Band 11)ist nun – nach Karl Raphael Dorr (Band 4),Otto Mauer (Band 2) und Anton Berger(Band 5) – eine weitere Priesterfigur un-ter die „faszinierenden Gestalten“ einge-

reiht, die mit unserer Dompfarre in derZeit der Zweiten Republik aufs engsteverbunden war. In einer sehr gelungenenBeschreibung skizziert unser Domarchi-var Reinhard H. Gruber Leben und Wirkendes spätberufenen Priesters Prälat Zim-mermann (1914–1991).

Dr. Zimmermann, der „Dompfaff“, wieer sich gerne selber nannte, war nicht nurein gefeierter Prediger, sondern auch einunermüdlicher Beichtvater und gesuch-ter Ratgeber, ein gerne gelesener Dich-ter, ein beliebter Religionslehrer in derVolksschule und ein zu meditativem Ge-bet anregender Spiritual, etwa des Malte-serordens und im Oratorium St. Stephan.Er war ein hochgebildeter und feinsinni-ger Mann von Welt, der sich aber noch inhohem Alter auf „geistiger Augenhöhe“mit Kindern unterhalten konnte.Wer im-mer als Kind Zimmermanns knappe Mah-nung „Gib nicht die Hand wie ein Fisch!“gehört hat, wird sich wohl in der Folge ei-nen festen Händedruck angewöhnt ha-ben. So beeindruckte Zimmermann nichtnur als eine große intellektuelle undgeistliche Persönlichkeit, als Sprachenta-lent und als Mann mit der Praxisorien-tierung, Lebenserfahrung und „Boden-haftung“ des Spätberufenen, sondern istvielen auch als ein Mann des skurril-origi-nellen Humors in Erinnerung. Seinen Vor-namen pflegte er mit den Worten zukommentieren: „Eine schöne Erinnerungan den verstorbenen BundespräsidentenSchärf.“ Mit Scharfsicht spürte er eige-nen und fremden Schwächen nach undnützte solche Beobachtungen für man-che brillante Predigt ebenso wie zur ge-zielten Verunsicherung seiner Mitmen-schen, nicht nur aus ungetrübter Fröh-lichkeit heraus, sondern auch, um aus ge-wohntem Trott aufzuscheuchen undzum Nachdenken anzuregen. Ein großerNaturliebhaber, suchte er wohl auch inder Stadt die Freiheit, wenn er in regel-mäßigen Abständen die Spitze des Ste-phansturms erkletterte.

Grundthema seiner Predigten, Medi-

tationstexte und Gedichte – seine Textewurden in sechs Büchern und zahlrei-chen Pfarrblattartikeln publiziert – wardie Bewährung des Christen im alltägli-chen Leben. Sehr charakteristisch für ihnsind die Worte, mit denen er seine Predigtbei der Maria Namen-Feier in der WienerStadthalle im September 1974 beschloss:„Beten wir. Das letzte Wort, das uns ausder öffentlichen Lehrtätigkeit Jesu nachLukas überliefert wurde, lautet: ,Wachetalso allezeit und betet, damit ihr imstan-de seid, all dem zu entkommen, was dakommen wird, und zu bestehen vor demMenschensohn.‘ Ja, das Gebet ist das ers-te Zeichen der Bekehrung, es bringt Ver-söhnung mit Gott, es gibt uns Einsicht,Kraft und Beharrlichkeit. Und nicht zu-letzt – Freude. Sie ist ein Kennzeichenwahrer Verbundenheit mit Gott; sie ent-springt dem rechten, liebevollen Verhält-nis zum Mitmenschen; sie ist ein Grund-element christlicher Existenz, nicht alsStimmung, sondern als Gestimmtheit,wie ein Instrument gestimmt ist. Darumsagte uns ja der heilige Paulus: ,Freueteuch allezeit im Herrn, wiederum sageich euch: freuet euch!‘ Wir wollen unsfreuen, dass Gott uns das Leben schenkteund damit die Anwartschaft auf die ewi-ge selige Liebesgemeinschaft mit ihm.Wir wollen uns freuen, dass Christus, un-ser Heiland, uns erlöst hat, Er, in dem,durch den und auf den hin alles geschaf-fen ist.Wir wollen uns freuen, dass Er unsberufen hat, vor Ihm zu stehen und Ihmzu dienen. Und wir wollen uns freuen anallem Schönen und Beglückenden in un-serem Leben als Christen, trotz allemLeid, trotz dem Kreuz, das jedem von unsauferlegt ist. Ja, wir wollen mit Maria ju-beln: ,Hoch preiset meine Seele den Herrnund mein Geist frohlockt in Gott, mei-nem Heiland, denn Großes hat an mir ge-tan, der da mächtig ist und dessen Na-men heilig!‘ Amen.“

Man mag kritisch zu der hier noch-mals präsentierten und empfohlenenReihe der „Faszinierenden Gestalten“ ste-

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Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Sommer 200546

hen, wenn man nicht ganz zu Unrechtmeint, dass derartige schriftstellerischeUnternehmungen die Gefahr einer Glo-rifizierung der Vergangenheit in sich ber-gen.Tatsächlich kann etwa eine objektiveAufarbeitung der österreichischen Kir-chengeschichte zwischen 1985 und 1998– ohne einseitige Verdammung oder Ver-herrlichung, ohne Fokussierung auf ge-wisse Themen, aber auch ohne derenAussparung – von dieser Serie nicht ge-leistet werden und wird anderen, ver-mutlich späteren Kirchenhistorikern vor-behalten bleiben. Stoff für eine zu erhof-fende Fortsetzung der Reihe „Faszinieren-de Gestalten“ gäbe es dennoch mehr als

genug. Ausständig ist wohl beispielswei-se ein Portrait von Prälat Leopold Ungar.

Jedenfalls darf vermutet werden, dasseine Buchserie, die bemüht ist, exempla-rische Christen vor dem Vergessen zu be-wahren, ganz im Sinn von Papst Johan-nes Paul II. ist, der 1998 am Wiener Hel-denplatz über die drei damals „neuen“Seligen Maria Restituta Kafka, Jakob Kernund Anton Maria Schwartz predigte. Da-bei sprach der Papst Worte, die sich imübertragenen Sinn – und bei aller gebo-tenen Zurückhaltung vor vorschnellen„Heiligsprechungen“ – auch auf die „fas-zinierenden Gestalten“ anwenden las-sen:„Sie waren keine fotokopierten Chris-

ten, sondern jeder für sich war ein Origi-nal, unauswechselbar und einzigartig. […]Die Kirche von heute braucht keine Teil-zeitkatholiken, sondern Vollblutchristen!Die drei neuen Seligen waren es. An ih-nen können wir Maß nehmen.“ ó

Jan Mikrut (Hg.),Faszinierende Gestalten der Kirche Österreichs,Band 11, Dom Verlag, Wien 2004,ISBN 3-85351-186-4,€ 18,–

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Sommer 2005 47

»Der Stephansdom« – neues DombuchVerena Michalke hat es gelesen

Führer (papierene, nicht menschliche)durch unseren Stephansdom gibt es vie-le, und alle paar Jahre werden neue ge-schrieben. Auch andere Dom-Bücher gibtes in großer Zahl, und niemand weiß daswohl besser als Domarchivar ReinhardGruber, der die meisten davon auch archi-viert hat. Warum wagte dann gerade eres, zusammen mit dem PhotographenRobert Bouchal ein neues Stephansdom-Buch vorzulegen?

Nun, einerseits gibt es wohl wenige,die den Dom so gut „von innen“ kennen– nicht als noch so kenntnisreiche Fach-leute von außen, sondern durch jahrelan-ge Dienste am und im Dom, als Archivar,Domführer und jahrelang auch als Mes-ner. Und gerade letzteres erscheint mirhier wichtig: Ein Mesner erlebt seine Kir-che nicht primär als geschichtliches Mo-nument oder kunsthistorisches und äs-thetisches Objekt, sondern als gottes-dienstlichen Raum. Er hat täglich mitdem Eigentlichen zu tun, wofür jede Kir-che gebaut wurde: mit der Feier der Eu-charistie, ihren Abläufen und allem, wasdafür gebraucht wird.

Ein Zweites: Reinhard Gruber ist(nicht nur, aber auch) Theologe. Er fragtnach der geistlich-spirituellen Bedeu-tung, nach der Botschaft der einzelnenElemente im Dom: Was wollen uns dieTiere und Dämonen am Riesentor, dieHeiligen an den Pfeilern, die Kröten undSchlangen am Geländer der Domkanzelsagen? Warum sind die Fenster im Lang-haus vierteilig, die im Chor dreiteilig?Was bedeutet die 37, die „Maßzahl“ desDomes? Warum weist das Langhaus ei-nen (fast nicht bemerkbaren) Knick nachNorden auf? Und was hat die Allerheili-genlitanei mit dem Stephansdom zu tun?

Ein Drittes: Als Historiker und Domar-chivar ist dem Verfasser sehr geläufig,wie der Innenraum des Doms in früherenJahrhunderten „möbliert“ war. Es ist auchfür regelmäßige Dombesucher reizvoll,zu wissen:Wo ich jetzt sitze, war bis 1945das gotische Chorgestühl, wo ich das

„Gotteslob“ aus dem Wagerl nehme,stand einmal der Gottsleichnams-Altar ...

Ein Viertes: Die zahlreichen schönenPhotos von Robert Bouchal zeigen vielePerspektiven und verborgene Winkel, dieauch alte „Stephaner“ selten oder nie zuGesicht bekommen.

Und schließlich: Reinhard Gruberkennt den „Hausherrn“ des Doms, undauf ihn passt ganz besonders das Psalm-wort „Herr, ich liebe den Ort, wo deinTempel steht, die Stätte, wo deine Herr-lichkeit wohnt.“ (Ps 26,8).

So möchte ich mit den Worten Weih-bischof Krätzls bei der Präsentation am2. Juni 2005 schließen:

„Mögen viele dieses Buch betrachtenund lesen. Und vom Photographen denBlick der Zusammenschau und dochauch nach innen lernen und vom AutorReinhard Gruber die Liebe zum Dom, diebei ihm mit zwölf Jahren anlässlich desPapstbesuches 1983, als er staunend vordem Dom stand, erwachte.“ ó

Robert Bouchal (Fotos),Reinhard H. Gruber (Text):

Der Stephansdom. Monument des Glaubens – Stein gewordene Geschichte

Pichler Verlag,€ 29,90ISBN: 3854313683, 192 Seiten,

21,5 x 27 cm, durchgehend farbig,Hardcover mit Schutzumschlag

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Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Sommer 200548

Seien Sie gegrüßt!Die vergangenen Monate waren ja ziem-lich aufregend für mich – und meine Glo-cken samt der Pummerin hatten „Hoch-betrieb“. Ich kann mich nicht erinnern,dass die Marienglocke, so der offizielleName der „Pummerin“, jemals so oft inwenigen Wochen ihren mächtigen Klangüber die Dächer der Stadt Wien erklingenhat lassen: Zuerst bei der Todesnachrichtvon Papst Johannes Paul II., dann beimersten Requiem mit Kardinal Schönborn,beim offiziellen Requiem mit NuntiusErzbischof Zur, beim Gedenken an denAbsturz der alten Pummerin am 12. April,bei der bestätigten Wahl des neuen Paps-tes Benedikt XVI. im Verbund mit allenGlocken Wiens, beim „Te Deum“ der Dom-pfarre und beim Dankgottesdienst derÖsterreichischen Bischofskonferenz. Da-zu kamen natürlich die „normalen“ An-lässe in der Osternacht, am Ostersonntag,zum Domweihetag, zu Pfingsten (dabeiauch anlässlich des 50-Jahr Jubiläumsder Staatsvertragsunterzeichnung) undzu Fronleichnam.

Gefreut hab ich mich über das Me-dieninteresse. In allen Live-Berichterstat-tungen, so wurde mir erzählt, wurde im-mer wieder vom Stephansplatz berich-tet und konnte der Klang der zweitgröß-ten freischwingenden Glocke der Welt inallen österreichischen Wohnzimmern ge-hört werden. Gewundert hat mich diesesInteresse eigentlich nicht, denn wie mirvon anderer Seite zugeflüstert wurde, ha-ben 94 Prozent der Österreicher bei ei-ner Umfrage anlässlich des heurigen Ge-denk- und Bedenkjahres den Stephans-dom als das Wahrzeichen angegeben,mit dem sie sich am meisten als demSymbol für die Republik identifizieren.Das ist wirklich faszinierend und auch eingroßer Auftrag. Über die Konfessionen hi-naus ist Ihr alter Steffl ein wichtiger Iden-tifikationspunkt, ein Symbol für ein gan-zes Land. Das darf mich nicht stolz ma-chen, sondern es ist eine große Verant-

wortung für mich und für alle, die fürmich arbeiten. Ich habe viel Zeit, mir dasdurch den Kopf gehen zu lassen, und eswird mir immer bewusster: Jeder, der fürden Steffl seinen Dienst verrichtet, wirdgleichzeitig mit „der Kirche“ und mit„dem Symbol“ identifiziert. Jedes freund-liche Eingehen auf den anderen, jedeDienstleistung, die über das Selbstver-ständliche hinaus geht, wird „der Kirche“gutgeschrieben – gleichzeitig werdenaber auch alle Unvollkommenheiten„meiner“ Mitarbeiter, die vielleicht gera-de einen schlechten Tag haben, „der Kir-che“ angelastet. Keine leichte Bürde fürdie Vielen, die unter meinem Dach oderauch am Turm und im Curhaus versu-chen, Ordnung zu halten, Spenden zu ge-winnen und die darauf achten, dass nichteine schöne gotische Fiale jemandem aufden Kopf fällt.

Eines darf bei aller „Berühmtheit“ aller-dings nicht außer Acht gelassen werden:

In den alten monastischen Klösternwurde den Novizen immer wieder ge-sagt: Es geht um das „magis“, um das„mehr“. Der hl. Benedikt hat es so ausge-drückt:„Ut in omnibus glorificetur deus“ –„damit in allem Gott verherrlicht werde“.Es geht also bei aller Liebe zu Ihrem Stefflnicht in erster Linie um den Bau aus Stein,der dem Verfall anheim gestellt undletztlich vergänglich ist, sondern um denHausherrn, um den, zu dessen Ehre dieserBau errichtet wurde. Auch wenn sich derHausherr in St. Stephan ein wenig zu-rückgezogen hat - in die Eligiuskapelle -so ist er doch im gesamten Haus gegen-wärtig und wartet auf alle: auf den Be-ter, den Touristen, den Kunstliebhaber...Und jeden, der die Kirche durch ihre Toreverlässt, den segnet er auch und beglei-tet ihn auf seinem Weg durch den Alltagdes Lebens.

Wenn es gelingt, dass beim Anblickdes alten Steffl – und natürlich bei jedemanderen Kirchturm - die/der eine oderdie/der andere daran erinnert wird, dass

es sich bei diesem wunderbaren Bauwerkum ein Gotteshaus handelt und dass un-sere Kirchen das Angesicht des Landesprägen, eben weil unsere Altvorderengläubige Menschen waren, dann hat dieIdee der mittelalterlichen Bauherrendurchaus ihren Sinn gehabt und ihr Zielerreicht. Vielleicht erinnern Sie sich da-ran, wenn Sie in den Ferien eine Kircheoder Kathedrale in Österreich oder in ei-nem fernen Land besuchen.

Dies meint mit den besten Urlaubs-wünschen und einem herzlichen „GrüßGott“,

Ein- und Ausblicke»Und schaut der Steffllächelnd auf uns nieder...!«

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Sommer 2005 49

Sommer-Gottesdienstordnung im Pfarrgebiet von St. Stephan 3. Juli bis 4. September 2005

Gottesdienste an Sonn- und Feiertagen

8.45 Uhr Hl. Messe10.00 Uhr Hl. Messe11.15 Uhr Hl. Messe

Gottesdienste an Werktagen6.30 Uhr Hl. Messe

10.00 Uhr Hl. Messe16.30 Uhr Hl. Messe

(Samstag:Vorabendmesse)

Gottesdienste an Sonn- und Feiertagen

9.00 Uhr Hl. Messe11.00 Uhr Hl. Messe

(in ungarischer Sprache)

Gottesdienste an Werktagen9.00 Uhr Hl. Messe

18.00 Uhr Vorabendmesse fürpsychisch Leidende(Samstag)

Gottesdienste an Sonn- und Feiertagen

7.30 Uhr Hl. Messe9.30 Uhr Hochamt

12.00 Uhr Hl. Messe18.00 Uhr Hl. Messe19.00 Uhr Hl. Messe21.00 Uhr Hl. Messe

Gottesdienste an Werktagen

7.30 Uhr Hl. Messe12.00 Uhr Hl. Messe18.00 Uhr Hl. Messe

(nur am Samstag)19.00 Uhr Hl. Messe (Samstag

in englischer Sprache)

Deutschordenskirche Singerstraße 7

Franziskanerkirche Franziskanerplatz 4

St. Stephan

Gottesdienst jeden Samstag18.00 Uhr Vorabendmesse

Gemeinde St. Ruprecht Ruprechtsplatz

Beichte und AusspracheMontag bis Samstag: 7.00 bis 8.30 Uhr, 11.30 bis 12.30 Uhr, 18.00 bis 20.00 UhrSonn- und Feiertag: 9.00 bis 12.00 Uhr, 18.00 bis 20.00 Uhr

Beichte und AusspracheSonn- und Feiertage: während der hl. MessenWochentags: 7.30 bis 11.30 Uhr und 14.30 bis 17.30 Uhr

Beichte und AusspracheNach Voranmeldung vor oder nach der hl. Messe

Mag. Franz Bierbaumer, Feuerwehrseelsorgerder Stadt Wien

Mag. Karin Domany, AHS-Lehrerin, PGR-Mit-glied

Kan. Mag. Anton Faber, Dompfarrer, Dechantfür das Stadtdekanat Wien 1

Diakon Roman Faux, HauptschullehrerMag. Heinrich Foglar-Deinhardstein, Post-

graduate-Student, Mitglied des Finanz-ausschusses, Kommunionspender

Martha Friedl, Charismatischer GebetskreisReinhard H. Gruber, Domarchivar, Redaktions-

leiterAnneliese Höbart, PGR-Mitglied, Obfrau des

FinanzausschussesAo.Univ.Prof. Dr. Rupert Klieber, Institut für

Kirchengeschichte an der Kath.-Theol.Fakultät der Universität Wien

DDr. Helmut Krätzl, Weihbischof der ErzdiözeseWien

MMag. Benedikt J. Michal, AHS-Unterrichts-praktikant, PGR-Mitglied

Prof. Franz Michal, stv. Vors. des PGR St. Ste-phan, Dekanatsvertreter, stv. Vorsitzenderdes Pastoralen Vikariatsrates

Verena Michalke, Mitarbeiterin der Dompfarr-kanzlei

GR Msgr. Prof. Dr. Lambert Nouwens, Beicht-vater in St. Stephan

Dr. Hans Prömper, Leiter der KatholischenErwachsenenbildung in Frankfurt/ Main

Margot Rahel Richter, DomministrantinGR Mag. Franz Schlegl, DomkuratDDr. Martin Schlag, Regionalvikar des

Opus Dei für ÖsterreichMag. Birgit Staudinger, Leiterin der Dompfarr-

kanzlei (in Karenz)O. Univ. Prof. Dr. Bertram Stubenrauch, Pro-

fessor für Dogmatische Theologie an derKath.-Theol. Fakultät der Universität Wien

Militärkurat Dr. Harald Tripp, Militärpfarrerbeim Militärkommando Wien

Andreas Waberer, Student, DomministrantElisabeth Wittmann, Domministrantin

RedaktionRedaktionsleitung: Reinhard H. GruberLektorat:Verena Michalke, Reinhard H. GruberRedaktionsteam: Mag. Toni Faber, Diakon

Roman Faux, Mag. Heinrich Foglar-Dein-hardstein, Anneliese Höbart, VerenaMichalke, Mag. Birgit Staudinger.Unter Mitarbeit von Christian D. Herrlichund Mag. Karin Domany.

Die Autoren dieser Nummer

Die Schatzkammer des Stephansdomesbirgt die verschiedensten Schätze desDomes wie wertvolle Messkleider undverschiedene liturgische Geräte. Dassdiese nach wie vor in liturgischer Verwen-dung stehen, also nicht nur museal auf-bewahrt werden, zeigt sich auch an derPerson des allseits verehrten ehemaligenWiener Erzbischofs Kardinal Dr. Franz Kö-nig, der in den 29 Jahren seines Wirkensals Oberhirte von Wien fast alle Paramen-te getragen hat. Aus Anlass seines hun-dertsten Geburtstages wird die heurigeSonderausstellung in der Domsakristeiseinem Leben und Wirken gewidmet. Ge-zeigt werden Dokumente, Bilder und per-sönliche Gegenstände des Kardinals inZusammenschau mit den Kostbarkeitender Domkirche. Ein gemeinsames Projektder Domkirche St. Stephan mit dem Diö-zesanarchiv Wien/Kardinal-König-Archiv.Vom 4. Juli bis Ende Oktober 2005Eintrittsgebühren:Audioguide-Führungen(mit Original-Ton von Kardinal König):Erwachsene:€ 4,50Senioren/Studenten:€ 3,50Kinder bis 15:€ 1,50Ohne Audioguide: Erwachsene:€ 1,–

Chronik

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Sommer 2005 51

In die Ewigkeit gingen uns voranAmalia Bardi, Erika Brockmann, Dr. Wal-traude Da Rocha, Dr. Bruno Kunz, RosinaLukele, Christine Mannl, Dkfm. ErichMesnik, Dr. Josef Neubauer, Anna Ochs,Cäcilie Rossipal, Friedrich Kaindl, Dkfm.Mag. Groschopf, Herbert Föderl, Dr. FranzHirsch, DKfm.Dr.Emilyan Cornell, RobertG. Owen, KR György Hegyi, Vincenz Pru-cha-Westerguard,Walter Scherb, MichaelSchramm, Margareta Schwerer , Johan-na Velimirov , Liselotte Walters, AmaliaBardi, Anna Glas, Liselotte Michlmayer,Gertrud Trimbacher, Maria Hinteregger,Karoline Szemenyei , Josefine Hawelka,Helga Freinthaler, Brunhilde Hallavanya,Bozena Oczos , Helga Freinthaler, HedwigEissing, Ing.Rudolf Ros, Nelly Schwach,Michael Ujevic, Maria Planeta, JaninaNimmerrichter, Dr. Maria Pollak

Getauft wurdenSamanta Amora,Valentin Willinger, SarahReindl, Lilian Reindl, Claudia Lagger, IstvánBakó, Zoe Thauss, Julian Muthspiel, Juli-an Tunjic, Jeremia Hochmeister, Franzis-ka Ramoser, Luna Gregor, Anna Holmes,Theodor Wightman, Marie Blumauer, Fe-lix Stein, Mia Maria Mustapic, FriederikeWenning, Chihiro Johannes Hayashi,Franziska Hartl, Lisa Martin, Sandro Do-bringer, Tobias Corti, Patrick Matolcsi,Benjamin Albrecht, Bernadette Neubau-er, Lukas Neßmerak, Laetitia Moser, Kon-rad Emil Wohlgemuth, Arthur Schmitz ,Pierre Luigi Gasciarino, Lina Zoe Rendl,Gregor Seifert, Johanna Fleisch, JuliusSagmeister, Maximilian Esti , Alexander

Getraut wurdenZoltan Budai und Martina LulakDr. Lukas Twardosz und

B.A. Katharina Scora Dipl. Ing. Daniel Berger und

Mag. Irene HarichDr. Bruno Putzi und Luiza CiortanMag. Matthias Winkler und

Mag. Alexandra WinklerDr. Christian Baumgartner und

Mag. Anja Katharina ReitzHartwig Klammerberger und

Daniela PufflerDr. Stefan Piëch und

Mag. Christina PolacsekHarald Vilimsky und Daniela HärtelWaldemar Dürr und Regina Gawlinsky

Schatzkammer-Ausstellung: Kardinal König (1905–2004) in der Domsakristei St. Stephan

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Gottheit tief verborgen, betend nah’ ich Dir.Unter diesen Zeichen bist Du wahrhaft hier.Sieh, mit ganzem Herzen schenk’ ich Dir mich hin,Weil vor solchem Wunder ich nur Armut bin.

Augen, Mund und Hände täuschen sich in Dir,Doch des Wortes Botschaft offenbart Dich mir.Was Gott Sohn gesprochen, nehm’ ich glaubend an;Er ist selbst die Wahrheit, die nicht trügen kann.

Einst am Kreuz verhüllte sich der Gottheit Glanz,Hier ist auch verborgen Deine Menschheit ganz.Beide sieht mein Glaube in dem Brote hier,Wie der Schächer ruf ich, Herr, um Gnad zu Dir.

Kann ich nicht wie Thomas schaun die Wunden rot,Bet’ ich dennoch gläubig:„Du mein Herr und Gott“.Tief und tiefer werde dieser Glaube mein,Fester lass die Hoffnung, treu die Liebe sein.

Denkmal, das uns mahnet an des Herren Tod!Du gibst uns das Leben, o lebendig Brot.Werde gnädig Nahrung meinem Geiste Du,Dass er Deine Wonnen koste immerzu.

Gleich dem Pelikane starbst Du, Jesu mein,Wasch in Deinem Blute mich von Sünden rein.Schon ein kleiner Tropfen sühnet alle Schuld,Bringt der ganzen Erde Gottes Heil und Huld.

Jesus, den verborgen jetzt mein Auge sieht,Stille mein Verlangen, das mich heiß durchglüht:Lass’ die Schleier fallen einst in Deinem Licht,Dass ich selig schaue, Herr, Dein Angesicht.

Amen.

DompfarrerKan. Mag. Anton Faber 51552-3521

[email protected] Fr. 9.00–12.00 Uhr

www.st.stephan.at/[email protected]

Fax: 51552-3720Christian D. Herrlich 51552-3530

[email protected] Michalke 51552-3136

[email protected] TrauungsanmeldungAnna Jez 51552-3534

[email protected], AltenpastoralMo., Mi., Do., Fr. 8.00–10.00 Uhr

[email protected] Meran 51552-3544

[email protected] H. Gruber 51552-3531Altmatrikeneinsicht Do. 13.00–15.00 Uhr

[email protected]@edw.or.at

Domsakristei 51552-3536KirchenmeisteramtFührungsanmeldung 51552-3526

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So erreichen Sie uns:

Aus der Schatztruhe der geistlichen Traditionder Kirche

Hl. Thomas v. Aquin,13. Jh., „Adoro te devote“

Übertragung von Petronia Steiner 1951

Gotteslob Nr. 546