Pfarreiwallfahrt nach Saint-Mauriceder Pentapolis westlich von Alexandrien stammt, hat die...

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Pfarreiwallfahrt nach Saint-Maurice Samstag, 29. August 2015

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    Pfarreiwallfahrt nach Saint-MauriceSamstag, 29. August 2015

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    Inhaltsverzeichnis

    1. Ablauf S. 3

    2. Fenster der Kirche S. 5

    3. Stelenweg nach Vérolliez S. 12

    4. Texte und Gebete S. 23

    5. Lieder S. 26

    6. Platz für Notizen S. 30

    KontaktWinfried Baechler: 079 515 53 83Bettina Gruber: 077 466 89 39Christina Mönkehues: 076 786 03 56

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    Hinfahrt Hans Rahm stimmt uns ein.

    09.45 Uhr Pater Thomas empfängt und begleitet uns. Betrachtung des Modells der Anlage – Betrachtung und Besinnung der Hauptpforte Gebet / Lied 10.00–10.30 Uhr Basilika: Mauritius – Kirchenfenster 1. Fenster: Ägypten (Hans) 2. Fenster: Evangelium/Br. Klaus (Christina) 3. Fenster: Verweigerung (Helga) 4. Fenster: Martyrium (Magdalena) (5. Fenster Grablegung)

    10.30 –11.15 Uhr Gottesdienst mit den Chorherren

    11.15–11.30 Uhr Pause

    11.30–12.00 Uhr Gespräch mit Pater Thomas über das Ordensleben

    12.00–13.30 Uhr Mittagessen (Picknick)

    13.30–15.00 Uhr Besichtigung Martolet und Schatzkammer Individuell mit Audioguide oder in der Gruppe mit Pater Thomas

    15.00–15.30 Uhr Pause

    1. Ablauf

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    15.30–16.30 Uhr Stelenweg nach Vérolliez: In Begleitung von Pater Thomas. Gehschwache Personen werden im Car hingeführt.

    1. Stele: Sigismund (Hans)2. Stele: Augustinus (Beatrix)3. Stele: Theodul (Magdalena)4. Stele: Mauritius (Helga)5. Stele: Christus (Winfried)

    16.45–17.15 Uhr Andacht in der Kapelle von Vérolliez mit Pilgersegen von Pater Thomas

    Danach: Rückfahrt nach Freiburg

    Abtei-Jubiläum

    Die Abtei Saint-Maurice ist die äl-teste Abtei der westlichen Welt, die seit ihrer Gründung ohne Unterbrechung bis heute aktiv ist, was auch von der UNESCO anerkannt wurde. 1500 Jahre Saint-Maurice dürfen wir in diesem Jahr feiern.

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    Die Kirchenfenster zum Le-ben des Hl. Mauritius wurden vom Neuenburger Künstler Ed-mond Bille 1949 aufgrund al-ter Texte und Beschreibungen geschaffen. Das erste zeigt die Einschiffung und den Abschied der thebäischen Legion von Ägypten.Das Land im Nordosten Afrikas war im 3. Jahrhundert unter römischer Herrschaft. Der Wei-zen des fruchtbaren Nil tales er-nährte die Weltstadt Rom. Die römischen Herren hoben in verschiedenen Teilen des Rei-ches Truppen aus, die in ande-ren Regionen zur Sicherung der römischen Herrschaft und des Friedens eingesetzt wurden. In der Region um das oberägyp-tische Theben, dem heutigen Luxor mit seinen berühmten pharaonischen Tempeln und Königsgräbern, meldeten sich Mauritius mit seinen Gefähr-ten. Sie sollten im fernen und unbekannten Gallien einge-

    setzt werden.Der Künstler zeigt die Abstam-mung der ägyptischen Solda-ten mit Anleihen aus der phara-onischen Kunst. Wie der Pharao fährt der dunkelhäutige Anfüh-rer Moris auf einem Streitwa-gen vor seinen Untergebenen. Sie tragen jedoch römische Uniformen. Wie auf Grabmale-reien und Tempelreliefen erhe-ben Frauen mit Kopfbändern und langen Gewändern ihre Arme bei der Abfahrt der Schif-fe im Welthafen Alexandria am Mittelmeer. Doch sie präsen-tieren keine Opfergaben son-dern winken mit Tüchern. Der Nil und das Meer sind voller Fi-sche. Auch ein Hund steht da-bei, wahrscheinlich eine Refe-renz an den Totengott Anubis.Doch der Anführer Moris und

    seine Gefährten sind Christen. Ägyptische Christen. Das zeigt das ganz oben dargestell-te Anch-Zeichen.

    2. Basilika: Mauritius Kirchenfenster1. Fenster: Einschiffung und Abschied von Ägypten

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    Mit diesem Lebenszeichen – denn das heisst das dargestell-te Wort – spenden die Götter dem Pharao das Leben. Die Christen verwenden das Le-benszeichen, weil es das le-bensspendende Kreuz enthält. Der Evangelist Markus, der aus der Pentapolis westlich von Alexandrien stammt, hat die Frohbotschaft vom Tod und der Auferstehung Jesu Chris-ti in Alexandrien verkündet. In der Kultur- und Wirtschafts-metropole lebte damals eine grosse jüdische Gemeinschaft. Da die meisten griechischspra-chig waren, haben sie im 2. Jahrhundert vor Christus die jüdische Bibel ins Griechische übersetzt, die berühmte Sep-tuaginta. In der Gelehrtenstadt Alexandria lehrten an der Ka-techetenschule von der Mitte des 2. Jahrhunderts bis ins 4. Jahrhundert beispielsweise so berühmte Leute wie Clemens von Alexandrien und Origenes. Was wird die jungen Solda-ten im fernen Gallien erwar-ten? Berge und Schnee kennen sie aus ihrer Heimat nicht. Sie sprechen zwar Koptisch und

    einige sicher auch Griechisch, aber die Sprache der Bergvöl-ker und gallischen Bauern ken-nen sie nicht. Sie sind bereit, für den römischen Kaiser Diokleti-an, der im November 284 seine Herrschaft antrat, und seinen Mitregenten Maximian, als rö-mische Soldaten zu kämpfen. Der römische Friede hat alte Streitigkeiten zwischen Volks-stämmen beigelegt und einen regen Handel weit über Ägyp-ten hinaus ermöglicht. Sie ken-nen die pharaonischen Götter und wissen, dass sich die neu-en Kaiser als Götter verehren lassen. Doch sie glauben an Je-sus Christus, ihren wahren und einzigen Herrn.

    Wir beten:Herr Jesus Christus, wie du die jungen Soldaten aus Ägypten in ihre ungewisse Zukunft in der Ferne begleitet hast, so be-gleite auch uns. Wir wissen nicht, was uns die Zukunft bescheren wird. Zwar brechen die meisten von uns nicht in gänzlich unbekannte Gegenden auf, doch auch wenn

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    wir unser Zuhause nicht verlassen, brauchen wir deine Nähe und deinen Beistand. Mach uns bereit, im Vertrauen auf deine Gegenwart uns den täg-lichen Herausforderungen zu stellen und von der Liebe Gottes Zeugnis zu geben und auf sie zu vertrauen. Und wenn wir auf Widerstand stossen und unser Glaube an dich uns in Bedrängnis bringt, lass uns nicht verzagen. Lass uns Salz und Sauerteig sein und vom erfüllenden Leben im Vertrauen auf den Anbruch des Reiches Gottes Zeugnis geben. Darum bitten wir unseren Vater im Himmel, durch Christus Jesus, unsern Herrn und Bruder, im Heiligen Geist der Liebe, der Wahr-heit und der Hoffnung. Amen.

    (Hans Rahm)

    Fenster 1 Fenster 2

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    2. Fenster: Treue ggü. dem Evangelium/Bruder KlausSie kennen wahrscheinlich die Erzählung, die man im Lukas- und Mattäusevangelium fin-det: Der Teufel zeigt Jesus alle Reichtümer der Erde und ver-spricht ihm: „All die Macht und Herrlichkeit dieser Reiche will ich dir geben; denn sie sind mir überlassen und ich gebe sie, wem ich will. Wenn du dich vor mir niederwirfst und mich an-betest, wird dir alles gehören.“ Jesus antwortet ihm: „In der Schrift steht: Vor dem Herrn, deinem Gott, sollst du dich nie-derwerfen und ihm allein die-nen.“Wem soll man dienen? Wem die Treue schwören? Diese Fra-gen stellen sich auch Mauritius. Keinem weltlichen Herrscher unterstellt er sich (s. nächstes Fenster). Er, wie auch die The-bäer, schwören dem Evangeli-um die Treue. Mit den drei er-hobenen Findern bekräftigen sie ihren Glauben an die Drei-faltigkeit.Eingearbeitet in das Fenster ist ein weiteres Mosaik von Paul Monnier mit dem Bild des Bru-

    der Klaus, dem Landespatron der Schweiz, der 1947 von Papst Pius XII. heiliggesprochen wur-de. Auch Bruder Klaus suchte in seinem Leben ganz neue Priori-täten, verliess sogar seine Fami-lie und suchte Gott im Gebet. Gleichzeitig war er aber auch da für die Menschen in seinem Umfeld: Als Seelsorger und geistlicher Berater für die Land-bevölkerung, als Ratgeber für ausländische Staatsoberhäup-ter (so berichtet ein Schreiben des Sondergesandten des Her-zogtums von Mailand). Gott die Priorität im Leben ge-ben und dadurch in der Welt ei-nen Unterschied machen. Das verbindet Mauritius und Bruder Klaus.Impuls: Wem geben wir die Pri-orität in unserem Leben? Gebet: Mein Herr und mein Gott, nimm alles von mir, was mich hindert zu dir. Mein Herr und mein Gott, gib alles mir, was mich führet zu dir. Mein Herr und mein Gott, nimm mich mir und gib mich ganz zu eigen dir. (C. Mönkehues)

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    3. Fenster: Verweigerung gegenüber dem Kaiser

    Mauritius ist mit der tebäischen Legion in der Nähe von Saint Mau-rice, in Vérolliez, stationiert, um die Westgrenze des römischen Reiches zu verteidigen. Der Kaiser muss sich auf seine Soldaten ver-lassen können, deshalb schickt er einen Gesandten zu den Truppen. Diese sollen dem römischen Kai-ser erneut den Treue-Eid schwö-ren. Wir sehen den Gesandten hoch zu Ross und er befiehlt Mau-ritius und seinen Getreuen, den Kaiser als Gott anzuerkennen und zudem sollen sie die Christen, die in der Gegend leben, verfolgen. Mauritius trägt eine weisse Stola um seinen Hals. Dies ist ein Zei-chen, dass er getauft und auch ein Bürger des römischen Reiches ist.Mauritius weiss wohl, dass er den

    Ungehorsam gegenüber dem Kaiser mit dem Tod bezahlen wird. Vielleicht hat er an Jesu Wort „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist und Gott was Gott ist“.Wir wollen uns fragen:Haben auch wir den Mut, uns zu unserem Glauben zu bekennen, auch wenn wir wissen, das wir dadurch in Schwierigkeiten gera-ten?Können unsere Mitmenschen uns als Christen erkennen, nicht nur durch unsere Worte, sondern auch durch unsere Werke der Nächs-tenliebe? (Helga Gruber)

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    Die Fenster der Doppelkapelle stel-len die blutige Niedermetzelung der Märtyrer der Thebäer dar.

    Märtyrer sind Blutzeugen, sind Menschen, die um des Bekenntnis-ses ihres Glaubens willen leiden, und ihren gewaltsamen Tod erdul-den.

    Kaiser Maximianus soll der Thebä-ischen Legio, (die damals aus ca. 6000 Mann bestand) befohlen ha-ben, den alten Göttern zu opfern, um Glück für die Waffen zu erflehen und sich an der Verfolgung der Christen zu beteiligen.

    Doch der heilige Mauritius mit sei-ner Legion entfernte sich aus dem Lager in ein enges Tal bei dem heu-tigen Orte Saint-Maurice. Er wollte nämlich mit seinen Soldaten an dem Gräuel des Götzendienstes nicht teil-nehmen. Als der Kaiser davon hörte, geriet er in Zorn und ließ der Legion den Befehl zukommen, sogleich in das Lager zurückzukehren. Da die christlichen Soldaten sich weigerten, ließ er, von Wut gereizt, auf der Stelle jeden zehnten Mann vor den Augen der Kameraden enthaupten, in der Meinung, die Übrigen würden aus Furcht und Entsetzen gehorchen. Al-lein der Wüterich hatte sich verrech-net. Die ganze Legion erhob sich wie ein Mann und alle schrien:

    „Nie und nimmer werden wir uns zu einem so schmählichen Dienst her-geben, wir alle sind Christen und An-beter des wahren Gottes; eher haue man uns in Stücke, als etwas tun, was Gott missfällt.”

    Da ließ Maximianus zum zwei-ten Male jeden zehnten Mann ent-haupten. Es war ein erhabenes und schreckliches Schauspiel, zu sehen, wie jedes Mal freudig jeder zehnte Mann aus Reih und Glied hervortrat, und seinen Nacken dem Schwerte darbot. Keiner aus allen Soldaten wurde wankend; einer ermunterte den anderen zum festen Ausharren, und sollte auch die ganze Legion vertilgt werden.

    Diejenigen, welche die Soldaten am meisten zum heiligen Todeskampfe für Christus ermunterten, waren der Oberfeldherr Mauritius und seine beiden Hauptleute Eruperius und Kandidus. Sie gingen von Zelt zu Zelt, begeisterten die Starken, ermutigten die Zaghaften, stärkten die Schwa-chen, indem sie ihnen die Treue vor-hielten, welche sie dem Herrn Jesus schuldig seien.

    Es ist historisch bezeugt, dass der in Martigny weilende Kaiser Maximi-anus Herkulius die aus dem ägypti-schen Thebais stammende Legion niedermetzeln liess. Das Ereignis

    4. Fenster: Martyrium der Thebäer

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    wird auf einen 22. September zwi-schen 280 und 300 bei Agaunum (= St. Maurice) datiert.

    Dieses Ereignis erinnert uns an die schreckliche Enthauptung von Christen durch die Anhänger des Islamischen Staates, bei der wir sogar per Videofilm dabei sein konnten. Die Tatsache, dass diese Menschen Christen waren, liess sie Zeugnis ablegen für Christus. Sie sind die heutigen Märtyrer.

    Wir Christen hier im Westen wollen es gar nicht wahrhaben, dass es auf dieser Welt geschätzte 200 Mil-lionen Mitchristen gibt, die wegen ihres Glaubens an den Auferstan-denen Herrn diskriminiert, verfolgt und mit dem Tod bedroht werden.

    Wir fragen uns: Wie stark ist unser Glaube? Wür-den wir für Christus unser Leben hingeben? (Magdalena Blaser)

    Wir wollen beten:Allmächtiger, gnädiger Gott, wir bitten dich für alle, die wegen ihres Glau-bens und Handelns in der Nachfolge Jesu verfolgt werden. Sei ihnen gnä-dig! Rette sie! Verkürze ihr Leid! Schenk ihnen die Kraft, um durchzuhal-ten. Lass sie in ihrem Zeugnis standhaft bleiben. Gib ihnen Mut und Kraft für jeden neuen Tag. Wehre den Zweifeln, die über sie kommen. Lass sie deine Gegenwart gerade dann erfahren, wenn sie unter Druck geraten und sei ihnen Kraft. Bändige ihre Peiniger. Verhilf dem Recht zum Sieg. Bekehre die Herzen derer, die Christen Leid zufügen. Lass sie durch das Vorbild der Märtyrer zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Amen.

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    3. Stelenweg nach Vérolliez

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    Wir machen uns auf den Weg nach Vérolliez.Vérolliez bedeutet „wahrer Ort“ – hier wurden Mauritius und sei-ne Gefährten getötet. Begleitet werden wir auf dem Weg von mehren Heiligen. Mitglieder unserer Pfarrei haben Impulse zu den Stelen dieser Heiligen verfasst.

    Der Burgunderkönig Sigis-mund gründete 515 die Abtei Saint-Maurice und liess eine grosse, dreischiffige Basilika zu Ehren der Märtyrer errichten. Er förderte den katholischen Glauben, zu dem er übergetre-ten war, bei seinen Untertanen. Sigismund glaubte den Intri-gen seiner zweiten Frau, dass sein Sohn Sigerich aus erster Ehe die Herrschaft überneh-men wolle, und er liess ihn 522 von zwei Dienern im Schlaf er-drosseln. Die Unschuld von Si-gerich zeigte sich schnell. Sigis-mund erkannte seinen Fehler und zog sich ins Kloster zurück, wo er tagelang weinte, betete und fastete. Er verpflichtete die Mönche zum immerwähren-den Gebet, dem Laus perennis.Die Franken griffen die Burgun-

    1. Stele: König Sigismund von Burgund

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    der an. Sigismund verlor die Schlacht und floh in die Berge. Schliesslich wurde er ausgelie-fert. Nach einem Jahr Gefan-genschaft wurde Sigismund von den Burgundern mit seiner Gemahlin und seinen zwei Söh-nen enthauptet und in einen Brunnen geworfen. 535 wur-den ihre Gebeine in die heutige Sigismund-Kirche überführt.Der tragische Heilige Sigis-mund hatte eine grosse Schuld auf sich geladen. Die schreck-liche Tat konnte er nicht mehr ungeschehen machen. Er bete-te unter Tränen und Fasten.

    Unsere Taten und Unterlassun-gen sind nicht so offensichtlich und sicher nicht so schrecklich wie der Mord an Sigerich. Doch auch sie verstellen uns den Weg zu Gott. Jesus bietet uns die Umkehr an. Mit Gebet und Fas-ten nach seinem Vorbild führt er uns zum Vater zurück. Lasst uns Busse tun und wieder in das Licht des Reiches Gottes eintre-ten. Jesus Christus wird uns auf unserem Weg begleiten.

    (Hans Rahm)

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    2. Stele: Augustinus

    Glauben ist vielfältig – das ha-ben Christinnen und Christen in verschiedenen Epochen auf unterschiedliche Weise zum Ausdruck gebracht. Das legen-där übermalte Leben des Mauri-tius und seiner Gefährten steht für die Treue zu ihrem christli-chen Glauben. Im Leben und Wirken des hl. Augustinus (354 – 430) gab es Umbrüche und Veränderungen ehe er Mönch, Bischof und ein einflussreicher Kirchenlehrer wurde, der wäh-rend Jahrhunderten und bis in unsere Zeit die Entwicklung in Theologie, Kirche und Gesell-schaft wesentlich beeinflusste. Dabei sei nicht verschwiegen, dass einige seiner Lehren auch eine problematische Wirkungs-geschichte hatten (v. a. seine Erbsündenlehre, Argumente zur Rechtfertigung des „ge-rechten Krieges“, verbale Aus-fälle gegen Juden, seine Frau-en- und Leibfeindlichkeit). Positiv hervorgehoben seien hier aber drei seiner prägenden

    religiösen Kurzformeln, mit de-nen wir seinen und auch un-seren Glauben verinnerlichen können: 1. „Wenn du begreifst, ist es nicht Gott.“ Mit diesem Grund-gedanken betont Augustinus seine Einsicht, dass Gott der Un-begreifliche ist, über den wir als Menschen nie etwas Verbindli-ches aussagen können: „Weil Gott der Unbegreifliche ist, liegt mehr Wahrheit darin zu verste-hen, dass man ihn nicht ver-steht, als zu meinen, man habe etwas von ihm verstanden.“ Wie aber geht das zusammen mit all den Zuschreibungen, mit denen wir Gott in rituellen und privaten Gebeten lobend, bittend und dankend anspre-chen als allmächtigen, gütigen, barmherzigen, gerechten Gott? Eine mögliche Antwort: Wir dürfen so sprechen, weil wir von Gott nicht einfach schwei-gen können. Wenn wir aber mit menschlichen Worten von und zu Gott reden, sollten wir dies immer tun im Bewusstsein der

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    grundsätzlichen Unbegreiflich-keit Gottes, der all unsere Vor-stellungen und Begriffe über-steigt. 2. „Unruhig ist unser Herz bis es ruhet in dir.“ In diesen be-rühmt gewordenen Worten, mit denen sich Augustinus an Gott wendet „findet sich die Syn-these seines ganzen Lebens“ (so Papst Franziskus anlässlich eines Generalkapitels der Au-gustiner Mönche). In jungen Jahren war es die geistig-phi-losophische Suche, die Augus-tinus umtrieb, ihn aber letztlich nicht befriedigte. Seine Unruhe führte ihn zur Sehnsucht nach der Begegnung mit Gott, und er beginnt zu verstehen: Gott hat uns Menschen eine Spur seiner Ewigkeit ins Herz gelegt, er ist uns darin nahe, auch wenn wir es nicht immer spüren. Auf dich warten, Gott, auch wenn unsere Sinne dich lange nicht wahrnehmen können; wartend annehmen, bis wir dein Nahe-sein spüren dürfen, und sei es „nur ein Lächeln lang, um dich an alles Leben zu verschenken wie einen Dank“ (R. M. Rilke).

    3. „Liebe – und dann tue was du willst.“ Nein, hier wird kei-ne ausschweifende, nur auf die Selbstverliebtheit und den eigenen Vorteil bedachte Le-bensweise propagiert. Mit dem Rat: „Wenn du wissen willst, von welcher Art deine Liebe ist, dann achte darauf, wohin sie dich führt“, macht Augustinus, der nicht müde wird das Johan-nesevangelium zu zitieren, die Verhältnisse klar: Gott ist Liebe, und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott bleibt in ihm. Im Leben des Mannes aus Nazaret ist das vorbildhaft verwirklicht: In ihm hat Gott ei-nen Menschen gefunden, bei dem er sozusagen ganz landen konnte. In seiner Nachfolge wol-len auch wir anstreben, geleb-te (Mit-) Menschlichkeit als Teil göttlicher Selbstoffenbarung zu verwirklichen. Vielleicht ist das heute für viele Menschen die einzige frohe Botschaft, die sie verstehen können: Wo Liebe ist und Güte, da ist Gott.Gesang: Ubi caritas et amor, ubi caritas ibi deus est.

    (Beatrix Staub-Verhees)

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    Theodor (im Walliserdialekt auch Jodern) ist der erste histo-risch nachweisbare Bischof von Sitten. Er war Bischof von Octo-durum (heute Martigny, Unter-wallis, Schweiz), ist ein Heiliger und der Landespatron des Kan-

    tons Wallis sowie des Bistum Sitten. Er ist auch unter den Na-mensformen St. Theodul und St. Joder bekannt. Er ist gestor-ben anfangs 400. Der Leichnam Theoduls hingegen wurde zu-nächst an seinem Bischofssitz in

    Augustinus Theodul (Jodern)

    3. Stele: Theodul (Jodern)

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    Martigny begraben und später in die neue Bischofsstadt Sitten überführt. Seit der Besetzung der Stadt durch die Franzosen im Jahr 1798 sind die Gebeine verschollen.Laut den wenigen sicher ver-bürgten Informationen ist Theodul ein typischer früh-christlicher Bischof, der in sei-ner Heimat das christliche Le-ben festigt und fördert, aber auch ausserhalb der Grenzen seines engen Wirkungskreises an den Geisteskämpfen seiner Zeit Anteil nimmt und dabei mitspricht.Es wird berichtet, dass Theodul die Gebeine des Mauricius Pri-micerius und seiner Gefährten, der so genannten thebäischen Märtyrer, gefunden und sie in einer ihnen zu Ehren errichte-ten Basilika in Acaunum (Sankt Moritz, Saint Maurice) beige-setzt habe. Zusammen mit der Kirche St. Gallus (Kaiseraugst) zählt sie zu den ältesten be-kannten christlichen Gottes-häusern der Schweiz.Schon im 5. Jahrhundert be-treute eine Gemeinschaft von

    Priestern und Laien die vom Walliser Bischof Theodor im 4. Jahrhundert gegründete Wall-fahrtskirche mit Pilgerhospiz.

    Die Legende von Sankt Theo-dul: Die St. Jodern-GlockeEinst lebte in der Walliser Haupt-stadt Sitten ein heiligmässiger Bischof, der St. Jodern (Theo-dor) hiess. In der Nacht nun hatte der Bischof einen seltsa-men Traum. Es wurde ihm dar-in kundgetan, dass der Heilige Vater in Rom in grosser Gefahr schwebte, falls er nicht sofort gewarnt würde. In Schweiss ge-badet und in schweren Ängsten erwachte der Bischof. Sogleich dachte er angestrengt darüber nach, wie der dem Heiligen Va-ter wohl die Warnung zu wissen tun könnte, es gab ja weder Te-lefon, noch Internet. Da sah er plötzlich drei Teufel, die vor seinem bischöflichen Pa-last tanzten. Der Bischof rief sie an und fragte: „Wer von euch ist der Geschwindeste?“ Der erste Teufel sagte, er sei geschwind wie der Wind, der zweite, er flie-ge wie die Kugel aus dem Rohr

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    und der dritte höhnte, er durch-eile die Welt wie ein Weiberge-danke. Dieser dritte ist mein Mann, sagte erfreut der heili-ge Jodern. Und nun machten sie aus, der Bischof müsse dem dritten Teufel seine Seele zum Lohn geben, wenn er ihn in der Nacht nach Rom trage und auch noch zurück, bevor die Hähne den Tag beschrien. Zufrieden ging der Teufel den Handel ein. Der Teufel setzte einen schwar-zen Hahn auf die Stadtmauer und der Bischof einen weissen Hahn auf die Kirchturmspitze. Jetzt trug der Teufel den heili-gen auf dem Buckel und trug ihn über das Matterjoch (heu-te Theodulpass) im Hui nach Rom. Dort warnte der Bischof den Heiligen Vater. Dankbar schenkte dieser nun dem hei-ligen Jodern eine schöne Glo-cke, die der Bischof sofort dem Teufel aufbürdete. Wiederum ging‘s im Flug heimwärts gen Sitten, wo es noch finster war, als sie am Fusse des Bischofs-sitzes ankamen. Doch bevor der Teufel den Bischof abzuset-zen vermochte, fing der weisse Hahn auf der Kirchturmspitze

    aus Leibeskräften an zu krähen, wobei auch der schwarze Hahn aufwachte und mit krähte. Der Bischof war sogleich, wie er den Hahnenschrei gehört hatte, von des Teufels Rücken gesprun-gen und auf die Knie gefallen. Da packte der Satan die Glocke und war sie rasend vor Wut nach dem Heiligen, dass sie tief in die Erde hineinfuhr; dann machte er sich wie das böse Wetter da-von. Der gerettete Bischof aber streckte die Arme aus und rief: „Dona, Dona läut!“ Und da fing die Glocke im Boden zu läuten an und stieg läutend empor bis zuhöchst in den Kirchturm, wo sie im Glockenstuhl hängen blieb. Die St. Jodern-Glocke wird heute noch geläutet, wenn ein Unge-witter losbricht. Namensbedeutung: „Theodor“ ist griechisch und heisst „Got-tesgeschenk“.Darstellung: Als Bischof mit Schwert, Traube, Glocke oder Teufel mit Glocke.Patron: Des Kantons Wallis, des Bistums Sitten, der Winzer, der Glocken, des Viehs, des Wetters.

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    Wir wollen beten:Erlöse uns, Herr Jesus Christus. Er zeige uns Deine Huld, o Herr und schenke uns Dein Heil.Herr, erhöre unser Gebet und lass unser Rufen zu Dir kommen.Wir bitten dich, allgütiger Gott: Verleihe uns auf die Fürbitte des Heiligen Theodul immer Deinen Schutz; gib dass Ruhe sei in den Lüften, lass gegen Blitz und Ungewitter Dein Heil vom Himmel über uns Unwürdige herab kommen und mache mit Deiner star-ken Hand die dem Menschen stets feindlichen Mächte der Lüfte zunichte. Durch Dich, Christus , unser Herr. Amen.

    (Magdalena Blaser)

    4. Stele: MauritiusMärtyrertod des Hl. Mauritius, Ende des 3. Jahrhunderts

    Mauritius und seine Gefährten haben sich zu ihrem Glauben bekannt und den Märtyrertod erlitten.

    Auch heute sterben Menschen, weil sie sich zum Christentum bekennen.

    Wir schauen voller Anerkennung auf die Standfestigkeit dieser Christen aus Ägypten und wir sind traurig, dass auch nach 2000 Jahren Menschen ihr Leben verlieren, weil sie Jesu Bot-schaft nachfolgen.

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    Impulse

    Was können wir tun, um ein friedliches Zusammenleben von Men-schen unterschiedlicher Hautfarben und Religionen zu fördern?

    Wie tolerant sind wir gegenüber Christen anderer Konfessionen?

    Wie können wir heute dem Hauptgebot Jesu, das uns zur Gottes-, Nächsten- und Selbstliebe verpflichtet, nachleben?

    (Helga Gruber)

    5. Stele: ChristusJesus, du bist anders

    Du willst, dass der Mensch zu sich selber und zum wahren Leben findet, wo er meint, in der Religion müsse er nur schweigen und anderen gehorchen. Du zeigst dem Menschen, dass die Religion für ihn da ist,wo er meint, der Mensch sei für die Religion da.Du stellst den Menschen in den Mittelpunkt,wo er meint, er sei vor Gott wie ein Nichts.Du stellst Gott ins Zentrum, wo der Mensch meint, er könne sein wie Gott und er sei niemanden etwas schuldig.Du holst die Kinder zu dir, wo alle sie wegschi-cken wollen.

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    Du kehrst beim Zöllner ein, wo alle sich über ihn ärgern.Du hörst Bartimäus,wo alle ihn zum Schweigen bringen wollen.Du hast Mitleid mit den Aussätzigen, wo alle sie meiden und fürchten.Du stellst dich zur Ehebrecherin, wo alle sich von ihr distanzieren.Du willst im Gottesdienst den Mann mit der gelähmten Hand in der Mitte, wo sonst nur die heiligen Schriften das Allerheiligste sind.Du lässt dich gewaltlos gefangen nehmen, wo Petrus zum Schwert greift.Du vergibst dem Petrus, wo er sich selber verdammt.Du versprichst dem Verbrecher das Himmelreich,wo ihn schon alle verloren sehen. Du wirst getötet, weil du die religiöse Tradition, die öffentliche Sitte und die politische Vernunft gegen dich hast.Du stirbst am Kreuz, damit wir dich am Ende überall finden kön-nen, in jedem Abgrund, in jedem Schmerz und in jedem Tod.Du wirst auferweckt, wo alle meinen, alles sei zu Ende. Du rufst Paulus in die Nachfolge, wo ihn alle als Verfolger fürchten.

    Jesus, ich danke dir, dass du anders bist.

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    4. TextePsalm 121: Ein WallfahrtsliedIch hebe meine Augen auf zu den Bergen: Woher kommt mir Hilfe? Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat. Er lässt deinen Fuss nicht wanken;er, der dich behütet, schläft nicht. Nein, der Hüter Israels schläft und schlummert nicht. Der Herr ist dein Hüter, der Herr gibt dir Schatten;er steht dir zur Seite. Bei Tag wird dir die Sonne nicht schadennoch der Mond in der Nacht. Der Herr behüte dich vor allem Bösen,er behüte dein Leben. Der Herr behüte dich, wenn du fortgehst und wiederkommst,von nun an bis in Ewigkeit.

    Mt 6,32b–34Euer himmlischer Vater weiss, dass ihr das alles braucht. Euch aber muss es zuerst um sein Reich und um seine Gerechtig-keit gehen; dann wird euch alles andere dazugegeben.Sorgt euch also nicht um morgen; denn der morgige Tag wird für sich selbst sorgen. Jeder Tag hat genug eigene Plage.

    Lk 12,31Euch jedoch muss es um sein Reich gehen; dann wird euch das andere dazugegeben

    Röm 14,17Denn das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, es ist Gerechtigkeit, Friede und Freude im Heiligen Geist.

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    Gebete auf dem Weg

    Gott, gib mir den Mut,zu verändern, was sich verändern lässt;schenk mir die Kraft,anzunehmen, was nicht zu ändern ist;und gib mir die Weisheit,das eine vom andern zu unterscheiden.

    (Paul Claudel)

    Herr, gib mir Mut zum Brückenbauen,gib mir den Mut zum ersten Schritt.Lass mich auf deine Brücken trauen,und wenn ich gehe, geh du mit.

    Ich möchte gerne Brücken bauen,wo alle tiefe Gräben sehn.Ich möchte hinter Zäune schauenund über hohe Mauern gehn.

    Ich möchte gern dort Hände reichen,wo jemand harte Fäuste ballt.Ich suche unablässig Zeichendes Friedens zwischen Jung und Alt.

    Ich möchte nicht zum Mond gelangen,jedoch zu meines Feindes Tür.Ich möchte keinen Streit anfangen;ob Friede wird, liegt auch an mir.

    Herr, gib mir Mut zum Brückenbauen,gib mir den Mut zum ersten Schritt.Lass mich auf deine Brücken trauen,und wenn ich gehe, geh du mit.

    (Kurt Rommel)

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    Herr, erwecke deine Kircheund fange bei mir an.Herr, baue deine Gemeindeund fange bei mir an.Herr, lass Frieden überall auf Erden kommenund fange bei mir an.Herr bringe deine Liebe und Wahrheit zu allen Menschenund fange bei mir an.

    (Gebet eines chinesischen Christen)

    O Herr, mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens,lass mich Liebe bringen in den Hass, Verzeihung in die Schuld und Einheit in die Zwietracht.Lass mich Wahrheit bringen in den Irrtum, Glauben in den Zweifel und Hoffnung in die Verzweiflung.Lass mich Licht bringen in das Dunkel und Freude in die Traurigkeit.Herr, mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens

    (Franz von Assisi zugeschrieben)

    Herr, öffne meine Lippen, damit mein Mund Dein Lob verkündeund gute Worte finde.Herr, öffne meine Augen, damit ich Deine Herrlichkeit bestauneund die Not der Menschen sehe.Herr, öffne meine Ohren, damit ich Dein Wort vernehmeund auf die Mitmenschen höre.Herr, öffne mein ganzes Gesicht, damit ich Dir zugewandt lebeund allen offen begegne.Herr, öffne mein Herz, damit ich Raum habe für Dichund gute Gefühle für alle Menschen.Herr, öffne meine Hände, damit ich die Fülle des Lebens fasseund reich bin im Geben.

    (aus einer Liturgie der Klinik Sonnenhalde)

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    5. Lieder1.

    2.

    3.

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    4.

    1. Möge die Strasse uns zusammenführenund der Wind in deinem Rücken sein.Sanft falle Regen auf deine Felderund warm auf dein Gesicht der Sonnenschein.Und bis wir uns wiedersehen,halte Gott dich fest in seiner Hand.Und bis wir uns wiedersehen,halte Gott dich fest in seiner Hand.

    2. Führe die Strasse, die du gehst,immer nur zu deinem Ziel bergab.Hab‘, wenn es kühl wird, warme Gedankenund den vollen Mond in dunkler Nacht.Und bis wir uns wiedersehen ...

    3. Hab‘ unterm Kopf ein weiches Kissen,habe Kleidung und das täglich Brot.Sei über vierzig Jahre im Himmel,bevor der Teufel merkt: Du bist schon tot.Und bis wir uns wiedersehen ...

    4. Bis wir uns mal wiedersehen,hoffe ich, dass Gott dich nicht verlässt.Er halte dich in seinen Händen,doch drücke seine Faust dich nie zu fest.Und bis wir uns wiedersehen ...

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    6. Notizen

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