Pflanzengenetische Ressourcen in Deutschland - BMEL

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Nationales Fachprogramm zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung pflanzen- genetischer Ressourcen landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Kulturpflanzen Pflanzengenetische Ressourcen in Deutschland www.bmel.de

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Nationales Fachprogramm zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung pflanzen-genetischer Ressourcen landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Kulturpflanzen

Pflanzengenetische Ressourcen in Deutschland

wwwbmelde

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Inhalt

1 EINLEITUNG 6

2 BEDEUTUNGGEFAumlHRDUNGUNDNUTZUNGPFLANZENGENETISCHERRESSOURCEN 8

21 Begriffsbestimmungen 8

22 Bedeutung 9

23 ZustandundGefaumlhrdung 10

24 ErhaltungpflanzengenetischerRessourcen 10

3 POLITISCHEUNDRECHTLICHERAHMENBEDINGUNGEN 12

31 InternationaleEbene 12311 Uumlbereinkommen uumlber die biologische Vielfalt 12312 Internationaler Vertrag uumlber pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft 13313 Globaler Treuhandfonds fuumlr Nutzpflanzenvielfalt 14

32 EuropaumlischeEbene 15321 EU-Agrarpolitik 15322 Europaumlisches Kooperationsprogramm fuumlr pflanzengenetische Ressourcen 16

33 NationaleEbene 17331 Zugang zu pflanzengenetischen Ressourcen 19 332 Rechtlicher Rahmen fuumlr das Inverkehrbringen von Saat- und Pflanzgut 21333 Auswirkungen des Naturschutzrechts 23

4 SCHWERPUNKTEDESARBEITSPROGRAMMS 24

41 Ex-situ-Erhaltung 24411 Bundeszentrale Genbank fuumlr landwirtschaftliche und gartenbauliche Kulturpflanzen 26412 Deutsche Genbank Obst 27413 Deutsche Genbank Reben 29414 Deutsche Genbank Zierpflanzen 30415 Genbank fuumlr Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft 32416 Implementierung der bdquoEuropaumlischen Genbankldquo (AEGIS) im Rahmen des ECPGR 33417 Implementierung des Multilateralen Systems des Internationalen Vertrags 34

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42 In-situ-Erhaltung 35421 On-farm-Bewirtschaftung 354211 Weiterentwicklung der bdquoRoten Liste der gefaumlhrdeten einheimischen Nutzpflanzenldquo 364212 Staumlrkung der On-farm-Erhaltung und -Bewirtschaftung 374213 Erhaltung und nachhaltige Nutzung der genetischen Vielfalt im Gruumlnland 384214 Aufbau von Kompetenzzentren 404215 Aufbau von Fortbildungsangeboten im Bereich On-farm-Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen 41422 In-situ-Erhaltung von Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (WEL) 424221 Identifizierung von Schwerpunktarten 434222 Bestandsstuumltzende Maszlignahmen 444223 Identifizierung Aufbau und Ausweisung bdquogenetischer Schutzgebieteldquo 444224 Verwendung gebietseigener Wildpflanzen in der freien Natur 45

43 NachhaltigeNutzungpflanzengenetischerRessourcen 46431 Weiterfuumlhrung von Agrarumweltmaszlignahmen 46432 Weiterentwicklung nachhaltiger Nutzungssysteme 47433 Entwicklung und Verbesserung von Indikatoren fuumlr die Bestimmung der Gefaumlhrdung von pflanzengenetischen Ressourcen 48434 Foumlrderung der Evaluierung und Charakterisierung 48435 Erschlieszligung von Innovationspotenzialen pflanzengenetischer Ressourcen durch die Zuumlchtungsforschung 49436 Erweiterung der genetischen Diversitaumlt durch den Aufbau von Evolutionsramschen 50437 Vermarktung von bdquoVielfaltsproduktenldquo 51

44 InformationundDokumentation 52441 Auf- und Ausbau institutioneller Informationsinfrastruktur 52442 Portal fuumlr Ex-situ-Erhaltungskulturen einheimischer Wildpflanzen 53443 Auf- und Ausbau einer Dokumentationsinfrastruktur zwischen Bund und Laumlndern fuumlr den Bereich in situ und on farm 54444 Nationales Inventar bdquoPGRDEUldquo 54445 Nationale Informationsinfrastruktur fuumlr Charakterisierungs- und Evaluierungsdaten 55446 Bundesinformationssystem Genetische Ressourcen 56

45 Oumlffentlichkeitsarbeit 57

5 ORGANISATIONUNDDURCHFUumlHRUNG 58

6 ABKUumlRZUNGSVERZEICHNIS 60

7 LITERATUR 62

8 ZITIERTEGESETZESTEXTEUNDMITTEILUNGEN 63

9 WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONENUNDADRESSVERZEICHNIS 64

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Vorwort

Sehr geehrte Leserinnnen

und Leser

Pflanzen bilden die Grundlage unseres Lebens Sie sind die Basis einer nachhaltigen Landwirtschaft und Quelle gesunder und sicherer Nahrungsmittel Sie liefern Roh-stoffe und Energie

Wir koumlnnen heute auf einen groszligen Schatz pflanzenge-netischer Ressourcen zuruumlckgreifen Unsere heimische Flora umfasst ca 3500 Arten Mehr als 2800 dieser Arten sind entweder direkt fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft nutzbar oder koumlnnen in der Pflanzenzuumlchtung eingesetzt werden Zudem verfuumlgen wir uumlber eine groszlige geneti-sche Vielfalt angepasster Kulturpflanzen Diese entstand durch staumlndige Auslese und Weiterentwicklung und damit durch die Arbeit der Baumluerinnen und Bauern Die Vielfalt der Nutzpflanzen sowie das Wissen uumlber Anbau Vermehrung und Nutzung sind somit auch ein bedeu-tender Teil unseres kulturellen Erbes

Neben der wirtschaftlichen Bedeutung ist die Vielfalt der genutzten und nutzbaren Pflanzen eine wertvolle Res-source fuumlr kuumlnftige Nutzungen und Innovationen Neue Rahmenbedingungen die beispielsweise durch Klima-verschiebungen oder eine veraumlnderte Nachfrage entste-hen erfordern eine Anpassung unserer Pflanzen Hierfuumlr muumlssen wir auf unsere pflanzengenetischen Ressourcen zuruumlckgreifen Vielfalt ist eine grundlegende Vorausset-zung fuumlr zukuumlnftige Nutzungen und zuumlchterischen Fort-schritt Einmal verloren gegangene biologische Vielfalt ist nicht wieder herstellbar Aus diesem Grund ist in be-sonderer Weise Vorsorge geboten

Hier setzt das nationale Fachprogramm an Es bildet die wesentliche Grundlage fuumlr bundesweit abgestimmte Ak-tivitaumlten zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung unse-rer genetischen Ressourcen Die vorliegende Uumlberarbei-tung traumlgt bedeutenden Entwicklungen seit der ersten Auflage aus dem Jahr 2002 Rechnung

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Dazu gehoumlrt in erster Linie der Beitritt Deutschlands zum bdquoInternationalen Vertrag fuumlr pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaftldquo im Jahr 2004 Ziel des Vertrages ist es pflanzengenetische Res-sourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft langfristig zu erhalten und nachhaltig zu nutzen Deutschland hat sich fuumlr diesen Vertrag eingesetzt und gehoumlrt auch heute noch zu seinen wesentlichen Unterstuumltzern Das vorlie-gende Fachprogramm spielt in der Umsetzung des inter-nationalen Vertrages eine wichtige Rolle

Zudem wurde die Sektorstrategie des BMEL bdquoAgrobio-diversitaumlt erhalten Potenziale der Land- Forst- und Fischereiwirtschaft erschlieszligen und nachhaltig nutzenldquo erarbeitet Diese Strategie bildet einen Rahmen fuumlr die sektoralen nationalen Fachprogramme die fuumlr pflan-zen- tier- forst- und aquatische genetische Ressourcen erstellt worden sind Auch sie ist bei der Neufassung des Fachprogramms beruumlcksichtigt worden

Eine der wichtigsten Aufgaben des Fachprogramms ist es die wesentlichen Akteure auf dem Gebiet der Erhal-tung und nachhaltigen Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen zusammenzubringen Eine tragende Saumlu-le bildet dabei der Beratungs- und Koordinierungsaus-schuss fuumlr genetische Ressourcen landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Kulturpflanzen Den Ausschussmit-gliedern moumlchte ich meinen besonderen Dank fuumlr ihre Arbeit aussprechen

Danken moumlchte ich auch den vielen Menschen die durch ihre taumlgliche Arbeit als Bauern Gaumlrtner oder sons-tige Erhalter oder auch durch bewusste Konsument-scheidungen dazu beitragen die heute noch bestehende Vielfalt fuumlr die nachfolgenden Generationen zu sichern

Christian Schmidt MdBBundesminister fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

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1 Einleitung

Das Bundesministerium fuumlr Ernaumlhrung Landwirt-schaft und Forsten (BML) hatte u a zur Umsetzung des Uumlbereinkommens uumlber die biologische Vielfalt (CBD) 1999 eine Konzeption zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung genetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung Landwirtschaft und Forsten in seiner Schriftenreihe (BML Heft 487) veroumlffentlicht Das darin vorgesehene nationale Programm setzte sich aus sektoralen Fachprogrammen zu den einzelnen Teilgebieten genetischer Ressourcen zusammenAufbauend auf die bereits 1990 veroumlffentlichte Kon-zeption fuumlr Pflanzengenetische Ressourcen wurde 2001 das erste Nationale Fachprogramm zur Erhal-tung und nachhaltigen Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Kulturpflanzen erarbeitet Es wurde 2002 von der Agrarministerkonferenz verabschiedet und war bis 2011 die wesentliche Grundlage fuumlr bundesweit ab-gestimmte Aktivitaumlten auf diesem Gebiet in Deutsch-land

Im Jahr 2004 trat der Internationale Vertrag uumlber pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft in Kraft Als Vertragsstaat verpflichtet sich Deutschland pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft langfristig zu erhal-ten und nachhaltig zu nutzen Die Vertragsstaaten verpflichten sich zudem bei ihren Erhaltungsbemuuml-hungen zur gegenseitigen Unterstuumltzung und inter-nationalen Zusammenarbeit

Mit der Erarbeitung der Strategie des Bundesministe-riums fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (BMEL) fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der biologi-schen Vielfalt fuumlr die Ernaumlhrung Land- Forst- und Fischereiwirtschaft im Jahr 20071 (kurz Agrobiodi-versitaumltsstrategie) wurde die Erhaltung genetischer Ressourcen in ein uumlbergreifendes Konzept zur Erhal-tung und nachhaltigen Nutzung der Agrobiodiversitaumlt eingebettet Diese BMEL-Strategie ergaumlnzt die vom Bundeskabinett 2007 beschlossene Nationale Strate-gie fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt

Aufgrund geaumlnderter Rahmenbedingungen auf nationaler und internationaler Ebene und unter Beruumlcksichtigung der Fortschritte und Erfahrungen aus der bisherigen Umsetzung des nationalen Fach-programms wurde eine grundlegende Aktualisierung vorgenommen

Die Struktur des nun vorliegenden zweiten Fach-programms orientiert sich weiterhin am Globalen Aktionsplan der Ernaumlhrungs- und Landwirtschaftsor-ganisation der Vereinten Nationen2 (Food and Agri-culture Organisation of the United Nations - FAO) und seinen vier Hauptbereichen In-situ-Erhaltung und Entwicklung Ex-situ-Erhaltung Nachhaltige Nutzung und Staumlrkung institutioneller und personeller Kapa-zitaumlten

Das Fachprogramm wird durch den Beratungs- und Koordinierungsausschuss fuumlr genetische Ressour-cen landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Kul-turpflanzen (BEKO) begleitet Dieser besteht aus 17 Mitgliedern die von Bundes- und Landesbehoumlrden Fachverbaumlnden und Organisationen aus Wissenschaft und Wirtschaft benannt und gegebenenfalls auch als sachkundige Einzelpersonen vom BMEL berufen werden

1 httpwwwgenresdefileadminSITE_GENRESdownlo-adsdocsStrategiepapierAgrobiodiversitaet_deutschpdf2 httpwwwglobalplanofactionorgidgpa

Der Bund die Laumlnder sowie die verschiedenen staat-lichen und privaten Einrichtungen Gremien und sonstigen Akteure stellen durch gemeinsame An-strengungen und eigene Leistungen die Umsetzung

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des Nationalen Fachprogramms sicher Die Bundes-laumlnder unterstuumltzen das Nationale Fachprogramm durch eigene Laumlnderprogramme oder durch einzelne Maszlignahmen in anderen bestehenden Programmen

Mit dem Fachprogramm werden

Informationen uumlber Bedeutung Vorkommen und Erhaltungszustand der jeweiligen genetischen Ressourcen erhoben zusammengefuumlhrt konso-lidiert ausgewertet und zu einem Gesamtbild zusammengefuumlgt das als Entscheidungsgrundlage dientMaszlignahmen zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung genetischer Ressourcen entwickelt deren Umsetzung angestoszligen werden sollen undinstitutionelle personelle und finanzielle Ressour-cen gebuumlndelt sowiedie maszliggeblichen Akteure aus Verwaltung For-schung und dem gesellschaftlichen Umfeld zu-sammengefuumlhrt

BluumlhenderAckerrandstreifen

Ausgehend von den internationalen und nationa-len Vorgaben insbesondere der Agrobiodiversi-taumltsstrategie des BMEL sind die wesentlichen Zie-le des Nationalen Fachprogramms zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen landwirtschaftlicher und gartenbauli-cher Kulturpflanzen

Ressourcen sichern die Vielfalt der wild wachsenden und der kultivierten pflanzen-genetischen Ressourcen langfristig in wissen-schaftlich abgesicherter und kosteneffizienter Weise in situ und ex situ erhaltenOumlkosysteme erhalten einen Beitrag zur Erhaltung und Wiederherstellung landwirt-schaftlich und gartenbaulich gepraumlgter Oumlko-systeme einschlieszliglich der obstbaulichen und Gruumlnlandoumlkosysteme leistenVielfalt nutzen pflanzengenetische Ressour-cen durch geeignete Maszlignahmen u a durch Charakterisierung Evaluierung Dokumen-tation zuumlchterische Erschlieszligung Bildungs- und Oumlffentlichkeitsarbeit verstaumlrkt nutzbar machenAnbau diversifizieren eine groumlszligere Vielfalt landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Kulturpflanzenarten und -sorten (einschlieszlig-lich Zierpflanzen) in Deutschland nachhaltig wirtschaftlich nutzenZustaumlndigkeiten darlegen mehr Transpa-renz bei den verteilten Zustaumlndigkeiten und Verantwortlichkeiten von Bund Laumlndern und Gemeinden sowie den auf dem Gebiet taumltigen Organisationen und Institutionen bei der Er-haltung und Nutzung der pflanzengenetischen Ressourcen herstellen undNational und international zusammenarbei-ten Synergien nutzen die sich aus einer ver-staumlrkten Zusammenarbeit auf der nationalen uumlberstaatlich-regionalen und internationalen Ebene ergeben koumlnnen und diese foumlrdern

Bohnenvielfalt

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2 Bedeutung Gefaumlhrdung und Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen

21 Begriffsbestimmungen

Fuumlr die im vorliegenden Fachprogramm verwendeten Begriffe gelten die im Rahmen des Internationalen Vertrags uumlber pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (International Treaty on Plant Genetic Resources for Food and Agriculture ndash Internationaler Vertrag) bzw dem Uumlbereinkommen uumlber die biologische Vielfalt (Convention on Biological Diversity ndash CBD) erarbeiteten Begriffsbestimmungen

Oumlkosystem bedeutet einen dynamischen Komplex von Gemeinschaften aus Pflanzen Tieren und Mikro-organismen sowie deren nicht lebender Umwelt die als funktionelle Einheit in Wechselwirkung stehen

Biologische Vielfalt ist die Variabilitaumlt unter lebenden Organismen jeglicher Herkunft darunter u a Land- Meeres- und sonstige aquatische Oumlkosysteme und die oumlkologischen Komplexe zu denen sie gehoumlren dies umfasst die Vielfalt innerhalb der Arten und zwischen den Arten und die Vielfalt der Oumlko-systeme

Genetische Ressourcen sind genetisches Material von tatsaumlchlichem oder potenziellem Wert

Genetisches Material ist jedes Material pflanzlichen tierischen mikrobiellen oder sonstigen Ursprungs das funktionale Erbeinheiten enthaumllt

Pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft bedeutet jedes genetische Material pflanzlichen Ursprungs das einen tatsaumlchlichen oder potenziellen Wert fuumlr Ernaumlhrung und Landwirt-schaft hat

Ex-situ-Erhaltung ist die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft auszligerhalb ihres natuumlrlichen Lebensraums

In-situ-Erhaltung bedeutet die Erhaltung von Oumlkosystemen und natuumlrlichen Lebensraumlumen sowie die Bewahrung und Wiederherstellung lebensfaumlhiger Populationen von Arten in ihrer natuumlrlichen Umge-bung und ndash im Fall domestizierter oder gezuumlchteter Pflanzenarten ndash in der Umgebung in der sie ihre besonderen Eigenschaften entwickelt haben

Nachhaltige Nutzung ist die Nutzung von Bestandteilen der biologischen Vielfalt in einer Weise und in einem Ausmaszlig die nicht zum langfristigen Ruumlckgang der biologischen Vielfalt fuumlhren wodurch ihr Po-tential erhalten bleibt die Beduumlrfnisse und Wuumlnsche heutiger und kuumlnftiger Generationen zu erfuumlllen

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On-farm-Bewirtschaftung als besondere Form der In-situ-Erhaltung ist die Erhaltung und Weiterent-wicklung lokal oder regional angepasster so genannter Landsorten in der Umgebung in der sie ihre besonderen Eigenschaften entwickelt haben d h im landwirtschaftlichen Betrieb im weiteren Sinne

Landsorten sind Populationen oder Klone innerhalb einer Kulturart die durch reproduzierbare Ausprauml-gung ihrer Merkmale definiert sind und sich in der Regel aus mehreren morphologisch oder physiolo-gisch voneinander abweichenden Typen zusammensetzen die sich laufend an die natuumlrlichen Umwelt-bedingungen ihrer Region anpassen

Erhaltungssorten im Sinne des Saatgutrechts sind Sorten von landwirtschaftlichen Arten und Gemuuml-searten die traditionell in bestimmten Gebieten (Ursprungsregionen) angebaut wurden an die natuumlr-lichen oumlrtlichen und regionalen Umweltbedingungen angepasst von genetischer Erosion bedroht und hinsichtlich der Erhaltung von pflanzengenetischen Ressourcen bedeutsam sind

Amateursorten im Sinne des Saatgutrechts sind Sorten von Gemuumlsearten die an sich ohne Wert fuumlr den Anbau zu kommerziellen Zwecken sind und die fuumlr den Anbau unter besonderen klimatischen boden- oder agrotechnischen Bedingungen gezuumlchtet wurden

22 Bedeutung

Von der Landnutzung in Deutschland entfaumlllt etwas mehr als die Haumllfte auf die Landwirtschaft ndash unsere agrarisch gepraumlgten Kulturlandschaften Die dort angebauten oder genutzten Kulturpflanzen haben aufgrund der damit erzeugten Produkte eine erheb-liche oumlkonomische Bedeutung ihre Nutzung bietet vielen Menschen in Deutschland Nahrung Beschaumlf-tigung und Einkommen Kulturlandschaften haben aufgrund ihrer Ausdehnung bei uns als Lebensraumlume fuumlr Pflanzen und Tiere einen hohen oumlkologischen Stellenwert

Der groumlszligte Teil der heute vorhandenen genetischen Vielfalt unserer Nutzpflanzen entstand durch staumln-dige Auslese und Weiterentwicklung im Rahmen der landwirtschaftlichen Produktion damit ist die da-durch entstandene Vielfalt in Form von angepassten Kulturpflanzenarten und -sorten sowie des Wissens uumlber Anbau Vermehrung und Nutzung auch Teil unseres kulturellen Erbes

Uumlber den aktuellen oumlkonomischen Nutzen hinaus stellt die Vielfalt der genutzten und nutzbaren Pflan-zen aufgrund der Vererbbarkeit ihrer Eigenschaf-ten zudem eine wertvolle Ressource fuumlr zukuumlnftige Nutzungen und eine Grundlage fuumlr Innovationen und erweiterte wirtschaftliche Aktivitaumlten dar Auch eine Anpassung an veraumlnderte Rahmenbedingungen wie Klimaveraumlnderungen oder veraumlnderte Nachfra-ge koumlnnen den Ruumlckgriff auf pflanzengenetische

Ressourcen erfordern Die Vielfalt ist eine grundle-gende Voraussetzung fuumlr zukuumlnftige Nutzungen und zuumlchterischen Fortschritt Einmal verloren gegangene biologische Vielfalt ist nicht wieder herstellbar Aus diesem Grunde ist in besonderer Weise Vorsorge geboten

Daruumlber hinaus sind kulturelle und aumlsthetische Werte zu beruumlcksichtigen Bei den Zierpflanzen haben letz-tere auch unmittelbar groszlige oumlkonomische Bedeutung erlangt Traditionelle Arten oder alte Sorten von Kulturpflanzen zeugen von den kulturellen Leis-tungen fruumlherer Generationen und der historischen Entwicklung des Land- und Gartenbaus in einer Region Traditionelle Formen der agrarisch gepraumlgten Kulturlandschaften haben zudem einen besonderen Erlebnis- oder Erholungswert der unter dem Stich-wort bdquoDiversifizierung der Land- und Forstwirtschaftldquo regional wiederum oumlkonomische Bedeutung als Standortfaktor erlangt

AnbauverschiedenerSalatsorten

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23 Zustand

und Gefaumlhrdung

Die Ausgangslage hinsichtlich Zustand und Gefaumlhr-dung landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Kul-turen sowie fuumlr den Weinbau werden in der Agrobio-diversitaumltsstrategie des BMEL beschrieben Weitere Informationen zu landwirtschaftlichen Nutzpflanzen Gruumlnlandpflanzen Gemuumlse Obstkulturen Zierpflan-zen Sonderkulturen und potentiell nutzbaren Wild-pflanzen finden sich im zweiten Nationalen Bericht uumlber Pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft in Deutschland aus dem Jahr 20083 Die Nationalen Berichte bildeten auch die Grundlage fuumlr den zweiten Weltzustandsbericht uumlber pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft der FAO4

Auch wenn sich einige Arten infolge gezielter Erhal-tungsmaszlignahmen erholen konnten ist insgesamt die Vielfalt der genutzten Arten und teilweise auch die genetische Vielfalt innerhalb der Arten stark ruumlck-laumlufig Der Ruumlckgang ging einher mit einer regional unterschiedlich ausgepraumlgten Intensivierung der Landwirtschaft und der Nutzungsaufgabe von er-tragsarmen Standorten Die Gefaumlhrdung der heimi-schen Nutzpflanzenvielfalt soll zukuumlnftig vor allem durch die Weiterentwicklung der bdquoRoten Liste der gefaumlhrdeten einheimischen Nutzpflanzenldquo (s Kapitel 4211) besser dokumentiert werden

Fast ein Drittel der landwirtschaftlichen Nutzflaumlche nimmt das Gruumlnland ein Es gehoumlrt mit seinem Arten-reichtum zu den wertvollsten Agraroumlkosystemen und leistet damit neben seinem Beitrag zur landwirt-schaftlichen Produktion auch wichtige Dienste als Oumlkosystem Auch bei intensiv genutztem Gruumlnland ist ein Ruumlckgang des Artenreichtums zu verzeichnen Um moumlglichst umfassende Informationen uumlber den Artenreichtum von Gruumlnlandstandorten zu erhalten ist es zunaumlchst notwendig entsprechende Indikator- oder Kennarten zu bestimmen um dann eine Auf-nahmemethode zur Identifikation der unterschiedli-chen Gruumlnlandformen festzulegen

24 Erhaltung pflanzen-

genetischer Ressourcen

Die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft erfolgt durch zwei grundsaumltzlich unterschiedliche Wege die sich jedoch ergaumlnzen Die Ex-situ- und die In-situ-ErhaltungDie Ex-situ-Erhaltung in Deutschland erfolgt v a in Genbanken Botanischen Gaumlrten und sonstigen Institutionen Waumlhrend bei der Arbeit in den Bota-nischen Gaumlrten primaumlr die globale Artenvielfalt fuumlr Forschungs- und Ausbildungszwecke im Vordergrund steht raumlumen die Genbanken vor allem der innerart-lichen Variabilitaumlt unserer Kulturarten Prioritaumlt ein Von den deutschen Genbanken betreut die zentrale Kulturpflanzengenbank Deutschlands am Leibniz-Institut fuumlr Pflanzengenetik und Kulturpflanzenfor-schung (IPK) eine sehr artenreiche Sammlung die Ak-zessionen von uumlber 3200 Arten umfasst wobei auch hier bezogen auf die Anzahl der Muster der Samm-lungsschwerpunkt bei wenigen landwirtschaftlich be-deutenden Arten (v a Getreide) liegt Diese Genbank gehoumlrt zu den weltweit groumlszligten Sammlungen

Acker-Rittersporn(Consolida regalis)Einepotenziellnutzbare

WildpflanzefuumlrErnaumlhrungundLandwirtschaft(WEL)

3 httpwwwgenresdefileadminSITE_GENRESdownloadsschriftenreiheagrobiodiversitaet_band_29pdf4 httpwwwfaoorgdocrep013i1500ei1500e00htm

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Bluumlhende Streuobstwiese

Da die Erhaltung einiger Kulturen wie Obst Gehoumllze und Zierpflanzen nicht in den Aufgabenbereich der IPK-Genbank faumlllt ist die Etablierung weiterer spezi- alisierter Genbanken bzw Genbanknetzwerke not- wendig (siehe Kapitel 41) Ergaumlnzend bieten sich auch die Botanischen Gaumlrten fuumlr die Erhaltung genetischer Ressourcen an die gleichzeitig alte Sorten wie auch Wildarten und Wildformen von Kulturarten am na- tuumlrlichen Standort als auch ex situ erhalten koumlnnen Aber auch Erhaltungsinitiativen und sonstige Insti-tutionen einschlieszliglich Privatpersonen die speziali-sierte Sammlungen mit wenigen oder nur einer Art unterhalten koumlnnen in diese Erhaltungsaktivitaumlten einbezogen werden Zur besseren Koordination dieser Sammlungsaktivitaumlten werden derzeit Erhaltungs-infrastrukturen in Form von Genbanknetzwerken etabliert bzw weiter ausgebaut (Naumlheres hierzu siehe wwwgenresde)

Traditionell sind der Schutz und die Erhaltung in situ Schwerpunktaktivitaumlten des Naturschutzes Die Arten bleiben in ihren Oumlkosystemen den dynamischen Prozessen der Evolution ausgesetzt Die notwendige Anpassung durch natuumlrliche Selektion an wechseln-de Umwelteinfluumlsse ist so gewaumlhrleistet Mit unse-ren Kulturarten verwandte Wildpflanzen (crop wild

relatives ndash CWR) und aktuell oder potenziell nutzbare Wildarten stellen mit mehr als 2800 Arten als so-genannte Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Land-wirtschaft (WEL) einen beachtlichen Anteil unserer heimischen Flora (ca 3500 Arten) WEL leisten einen wichtigen Beitrag zur Erweiterung der genetischen Basis und sind damit fuumlr die Pflanzenzuumlchtung eine wertvolle Quelle neuer Eigenschaften In der nach-haltigen landwirtschaftlichen und gartenbaulichen Pflanzenproduktion werden heute leistungsfaumlhige und gesunde Sorten mit ausgepraumlgten Qualitaumlts-eigenschaften und guter Widerstandsfaumlhigkeit gegen Pflanzenkrankheiten und Schaumldlinge benoumltigt

Eine besondere Form der In-situ-Erhaltung ist die On-farm-Bewirtschaftung Erhaltungsinitiativen aber auch einige Betriebe des oumlkologischen Landbaus bauen alte regional angepasste Sorten (so genannte Landsorten) an Beim Erhalt gartenbaulicher Kul-turpflanzen und Sonderkulturen kann ebenfalls die traditionelle Nutzung in Gaumlrten sehr wichtig sein

Die Erhaltung und nachhaltige Nutzung genetischer Ressourcen gehoumlrt zu den wichtigen Zukunftsaufgaben von Bundes- und Landesregierungen Deutschlands

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3 Politische und rechtliche Rahmen- bedingungen

31 Internationale Ebene

311 Uumlbereinkommen uumlber die biologische Vielfalt

Das 1992 in Rio de Janeiro von der Voumllkergemein-schaft beschlossene Uumlbereinkommen uumlber die biolo-gische Vielfalt (Convention on Biological Diversity ndash CBD) verpflichtet die Vertragsstaaten zur langfris-tigen Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der auf ihrem Hoheitsgebiet vorkommenden biologischen Vielfalt Es enthaumllt auch Bestimmungen uumlber den Zugang zu genetischen Ressourcen und der Teilha-be an den sich aus der Nutzung dieser Ressourcen ergebenden Vorteile (siehe hierzu auch Kapitel 331) Deutschland ist seit 1993 Vertragspartei der CBD (Ge-setz zu dem Uumlbereinkommen vom 5 Juli 1992 uumlber die biologische Vielfalt (BGBI II 1993 1741))

Ein wichtiger Erfolg des CBD-Prozesses war die Ver-abschiedung der Bonner Leitlinien uumlber den Zugang zu genetischen Ressourcen und die gerechte und ausgewogene Beteiligung an den Vorteilen aus ihrer Nutzung im Jahr 2002 Mit der Verabschiedung des sogenannten Nagoya-Protokolls auf der 10 Vertrags-staatenkonferenz unter voller Beruumlcksichtigung be-reits bestehender internationaler Regelungen wurden die Grundlagen fuumlr kuumlnftige Regelungen zu Zugang und Vorteilsausgleich geschaffen

Fuumlr den Schutz die Erhaltung und nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen ist daruumlber hinaus die 2002 im Rahmen der CBD verabschiede-te Globale Strategie zum Erhalt der Pflanzenvielfalt (Global Strategy for Plant Conservation ndash GSPC) von Bedeutung Sie stellt ein Instrument dar um das 2010-Ziel (signifikante Verminderung des Verlusts an biologischer Vielfalt) welches durch die Staats- und Regierungschefs anlaumlsslich des Weltgipfels fuumlr nach-haltige Entwicklung (World Summit on Sustainable Development) 2002 beschlossen wurde zu erreichen Alle Vertragsstaaten der CBD sind aufgefordert die GSPC bei der Erarbeitung von nationalen Strategien

und Programmen zu beruumlcksichtigen Auf der 10 Vertragsstaatenkonferenz der CBD im Oktober 2010 in Nagoya Japan wurde eine uumlberarbeitete GSPC beschlossen Die GSPC umfasst 16 konkrete Ziele in 5 Handlungsbereichen (I) Erfassung und Dokumen-tation (II) Erhaltung (III) Nachhaltige Nutzung (IV) Foumlrderung von Bildung und Bewusstsein uumlber die Pflanzenvielfalt und (V) Schaffung von fachlichen Kapazitaumlten zu deren Erhaltung In einem For-schungs- und Entwicklungsvorhaben des BfN mit den Botanischen Gaumlrten der Universitaumlt Bonn (2005ndash2008) wurden Vorschlaumlge zu Umsetzungserfordernissen der GSPC in Deutschland erarbeitet Die im Rahmen dieses Vorhabens geleistete Luumlckenanalyse und Erar-beitung von Handlungsprioritaumlten unterstuumltzen seit Beendigung des Projekts die Umsetzung einzelner Ziele durch betroffene Akteure in Deutschland

Delegierte verhandeln die internationalen Rahmenbedingungen fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen

5 Planta Europa ist ein Netzwerk unabhaumlngiger Regierungs- und Nicht-Regierungs-Organisationen die fuumlr den Schutz der europaumlischen Flora zusammenarbeiten (wwwplantaeuropaorg)

Eine weitere Grundlage bilden auch die detaillierte-ren Anforderungen der Europaumlischen Strategie zur Erhaltung der Pflanzen (European Plant Conserva-tion Strategy ndash EPCS) Die EPCS wurde von Planta Europa5 und dem Europarat entwickelt und stellt die Ziele der GSPC in einen europaumlischen Zusammen-hang Sie enthaumllt 42 klare Ziele fuumlr Europa mit der die in der GSPC definierten 16 Ziele bis Mitte 2010 um-gesetzt werden sollen Im Jahre 2007 wurde die EPCS uumlberpruumlft und weiter mit der GSPC harmonisiert Die neue Europaumlische Strategie (European Strategy for

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Plant Conservation ndash ESPC) gilt jetzt von 2008 ndash 2014 und untersetzt jedes der 16 Ziele der GSPC mit spezi-fischen europaumlischen Zielen die teilweise von hoher Relevanz fuumlr das vorliegende Fachprogramm sind (z B ESPC Ziel 91 Establishment of 25 European crop wild relative genetic reserves covering the major hot-spots of species and genetic diversity) Die Umsetzung der ESPC wird von Planta Europa koordiniert

312 Internationaler Vertrag uumlber pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

Auf internationaler Ebene trat das wichtigste Abkom-men zur Erhaltung und Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft der Internationale Vertrag uumlber pflanzengenetische Res-sourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (ITPGR) im Jahr 2004 in Kraft (vgl wwwplanttreatyorg) Der Vertrag ist als zustimmungspflichtiges Bundesgesetz ratifiziert worden61

Die Vertragsstaaten des ITPGR verpflichten sich pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft langfristig zu erhalten und nachhal-tig zu nutzen sie verpflichten sich zudem bei ihren Erhaltungsbemuumlhungen zur gegenseitigen Unterstuumlt-zung und internationalen Zusammenarbeit Ein zent-rales Element des ITPGR ist ein Multilaterales System (MLS) aus dem pflanzengenetische Ressourcen unter erleichterten Bedingungen mit Hilfe eines bdquoStandard Material Transfer Agreements (SMTA)ldquo fuumlr eine Nut-zung verfuumlgbar gemacht werden Uumlber dieses SMTA werden im ITPGR unter den jeweiligen Bedingungen entweder obligatorische oder freiwillige Zahlungen in den sogenannten bdquoBenefit Sharing (BS) Fundldquo des ITPGR eingenommen Der BS-Fund foumlrdert daraus Projekte in Entwicklungslaumlndern und Laumlndern mit Uumlbergangswirtschaften soweit sie Vertragsstaaten des ITPGR sind

Ferner erkennt der ITPGR die Rechte der Bauern (Farmerslsquo Rights) durch Anerkennung des Beitrags den die ortsansaumlssigen und eingeborenen Gemein-schaften und Bauern zur Erhaltung und Entwicklung pflanzengenetischer Ressourcen geleistet haben und weiter leisten an

Deutschland ratifizierte den ITPGR im Jahr 2004 und seine Umsetzung auf nationaler Ebene ist zwischen-zeitlich weit fortgeschritten BMEL ist federfuumlhrendes Ressort und nationale Kontaktstelle (Focal Point) fuumlr den Vertrag Die relevanten Akteure wurden aufge-fordert pflanzengenetische Ressourcen fuumlr das MLS bereitzustellen und fuumlr die Abgabe von Material dieser pflanzengenetischen Ressourcen das SMTA zu verwenden Zur besseren Information aller Ak-teure wurde eine deutsche Sprachversion des SMTA (rechtlich guumlltig ist nur die englische Textversion) in Abstimmung mit Oumlsterreich und der Schweiz erstellt und mit weiteren erlaumluternden Informationsmateri-alien u a auf der Internetseite des BMEL eingestellt Deutsche Einrichtungen haben seit 2008 insgesamt ca 108000 Genbankmuster in das MLS eingebracht Die Muster des MLS sind im Nationalen Inventar zu Pflanzengenetischen Ressourcen PGRDEU6 entspre-chend gekennzeichnet so dass eine gezielte Online-Recherche nach Material welches aus Deutschland fuumlr das MLS bereitgestellt wird moumlglich ist

Die weitere Unterstuumltzung des ITPGR ist ein wesentli-ches Element der deutschen Agrobiodiversitaumltsstrategie

6 httppgrdeugenresde61 Gesetz zu dem befristeten Vertrag vom 3 November 2001 uumlber pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft BbBI II 2003 906

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Kommission fuumlr Genetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft der FAO

Eine fuumlhrende Rolle in der internationalen Zusammenarbeit zu genetischen Ressourcen hat die Kommission fuumlr Genetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft der FAO (Com-mission on Genetic Resources for Food and Agri-culture ndash CGRFA) Dabei handelt es sich um eine zwischenstaatliche Regierungskommission die die FAO-Konferenz in Fragen der Agrobiodiversi-taumlt einschlieszliglich der genetischen Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft beraumlt Die CGRFA wurde 1983 gegruumlndet und hat z Z 172 Staaten und die EU als Mitglieder Sie ist zustaumlndig fuumlr genetische Ressourcen der Nutzpflanzen Nutztie-re Forstpflanzen aquatische genetische Res-sourcen Mikroorganismen und Wirbellose sowie Querschnittsfragen wie beispielsweise Zugang zu genetischen Ressourcen und gerechter Vor-teilsausgleich Biotechnologie zur Sicherung und Nutzung der genetischen Ressourcen Monitoring und Indikatoren oder oumlkosystemare Ansaumltze

Die CGRFA hat ein rollendes 10-jaumlhriges Ar-beitsprogramm (Multi-Year Programme of Work ndash MYPOW) zu den genetischen Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft aller Berei-che In diesem Rahmen wurde auch der zweite Weltzustandsbericht uumlber pflanzengenetische Ressourcen erstellt und basierend darauf der Globale Aktionsplan fuumlr Erhaltung und nachhal-tige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft uumlberarbeitet Mit dem Globalen Aktionsplan werden weltweite Erhaltungsansaumltze abgestimmt und uumlbergeordne-te Ziele vereinbart Die Fertigstellung des dritten Weltzustandsbericht uumlber pflanzengenetische Ressourcen ist fuumlr 2019 geplant Deutschland beteiligt sich aktiv an der Arbeit der CGRFA

313 Globaler Treuhandfonds fuumlr Nutzpflanzenvielfalt

Der Globale Treuhandfonds fuumlr Nutzpflanzenvielfalt (Global Crop Diversity Trust ndash GCDT) wurde 2004 als eigenstaumlndige internationale Organisation gegruumln-det (s wwwcroptrustorg) Er hat die Aufgabe die

dauerhafte Erhaltung und Verfuumlgbarkeit pflanzen-genetischer Ressourcen sicherzustellen um eine nachhaltige Landwirtschaft und die Sicherheit der Nahrungsmittelversorgung zu unterstuumltzen Dazu verfolgt er international vereinbarte wissenschaftlich fundierte Strategien zur Erhaltung pflanzengeneti-scher Ressourcen die darauf abzielen ein effizien-tes globales Ex-situ-Erhaltungssystem fuumlr wichtige Fruchtarten aufzubauen Von einer derart verbes-serten internationalen Zusammenarbeit sowie einer Effizienz- und Qualitaumltssteigerung bei der Ex-situ-Erhaltung werden kuumlnftig auch nationale Erhalter und Nutzer dieser pflanzengenetischen Ressourcen profitieren

Annual Report 2010

Jahresbericht des Globalen Treuhandfonds fuumlr Nutzpflanzenvielfalt

Diese Strategien werden vor allem abgestimmt mit dem Internationalen Vertrag uumlber pflanzengeneti-sche Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (ITPGR) und der FAO-Kommission fuumlr genetische Ressourcen Da der Fonds somit auch Aufgaben im Rahmen des ITPGR uumlbernimmt ist er ein wichtiger Teil des Finanzierungskonzepts des ITPGR

In Uumlbereinstimmung mit der Agrobiodiversitaumltsstra-tegie des BMEL sowie dem Fachprogramm von 2002 hat Deutschland zum Stiftungskapital des GCDT in den Jahren 2006ndash2010 insgesamt 75 Millionen Euro beigetragen Deutsche Experten leiteten auszligerdem die Erarbeitung der globalen Erhaltungsstrategie fuumlr Hafer (Avena) und waren an der Erarbeitung der Stra-tegie fuumlr Erdbeere (Fragaria) beteiligt

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32 Europaumlische Ebene

321 EU-Agrarpolitik

Die durch die Gemeinsame Agrarpolitik der EU (GAP) gesetzten Rahmenbedingungen fuumlr eine nach-haltige Landwirtschaft sind in den letzten Jahren deutlich verbessert worden Mit der sogenannten Gesundheitsuumlberpruumlfung (bdquohealth checkldquo) der GAP im November 2008 beschloss der EU-Agrarministerrat die Landwirtschaft bei der Bewaumlltigung der neuen Herausforderungen zu denen neben dem Klimawan-del auch die biologische Vielfalt zaumlhlen staumlrker zu unterstuumltzen und die Beschluumlsse der Agrarreform von 2003 entsprechend weiterzuentwickeln Die Agrarum-weltmaszlignahmen sind ein wesentliches Instrument zur Erreichung dieser Ziele der GAP Rechtsgrund-lage fuumlr die Foumlrderung der Agrarmaszlignahmen ist die Verordnung (EG) Nr 16982005 uumlber die Foumlrderung der Entwicklung des laumlndlichen Raums (ELER-Ver-ordnung) Die Umsetzung erfolgt uumlber entsprechende Programme der Bundeslaumlnder Im Rahmen der von Bund und Laumlndern getragenen Gemeinschaftsaufga-be bdquoVerbesserung der Agrarstruktur und des Kuumls-tenschutzesldquo (GAK) unterstuumltzt auch der Bund die Agrarumweltmaszlignahmen Daruumlber hinaus werden von den Laumlndern spezifische Foumlrdermaszlignahmen im Bereich des Vertragsnaturschutzes durchgefuumlhrt

Daneben existieren verschiedene Aktionsplaumlne der EU mit Relevanz fuumlr den Erhalt der Agrobiodiversi-taumlt7 Zur Fortfuumlhrung des Aktionsplans zur Eindaumlm-mung des Verlusts der biologischen Vielfalt von 2006 hat die EU-Kommission mit ihrer Mitteilung vom 3 Mai 2011 eine Biodiversitaumltsstrategie der EU bis zum Jahr 2020 vorgelegt81

Mit der Verordnung uumlber ein Gemeinschaftspro-gramm zur Sammlung Erhaltung Charakterisie-rung und Nutzung genetischer Ressourcen der Landwirtschaft (VO (EG) Nr 8702004) wurden seit 2004 EU-weit fuumlr zehn Mio Euro entsprechende Pro-jekte gefoumlrdert Die Verordnung die nach Verausga-bung der Foumlrdermittel faktisch ausgelaufen ist wird 2012 evaluiert Deutschland setzt sich zusammen mit anderen Mitgliedstaaten fuumlr eine Fortfuumlhrung bei entsprechender Mittelaufstockung ein

Fuumlr die Fortfuumlhrung der GAP bis 2020 zeichnet sich auch weiterhin eine in zwei Saumlulen gegliederte Politik ab Diese soll insgesamt ihre Beitraumlge zu den Zielen der Strategie bdquoEuropa 2020ldquo und zu Umweltzielen erhoumlhen Dafuumlr fordert die Europaumlische Kommission eine bdquogruumlnereldquo erste Saumlule wobei die landwirtschaft-lichen Direktzahlungen nur dann in voller Houmlhe gewaumlhrt werden sollen wenn die Landwirte be-stimmte umweltbezogene Maszlignahmen durchfuumlhren Fuumlr die zweite Saumlule fordert die Kommission eine Ausrichtung auf die Schwerpunkte Wettbewerb und Innovation Klimawandel und Umwelt8 Dazu zaumlhlt sie u a die Erhaltung und Verbesserung von Oumlkosys-temen die von der Land- und Forstwirtschaft abhaumln-gen Hierdurch werden sich auch Auswirkungen auf die Foumlrderung im Bereich der Agrobiodiversitaumlt und damit auch auf die Rahmenbedingungen fuumlr Teile des Nationalen Fachprogramms ergeben deren Ausmaszlig zum derzeitigen Stand aber noch nicht absehbar ist

Fuumlr Forschung und Innovation werden von der EU-Kommission im Zeitraum 2007ndash2013 rund 60 Mrd Euro zur Verfuumlgung gestellt davon rund 50 Mrd Euro fuumlr das 7 Forschungsrahmenprogramm mittlerwei-le das weltweit groumlszligte Forschungsfoumlrderprogramm Foumlrdermoumlglichkeiten bestehen im Rahmen der regelmaumlszligigen Ausschreibungen v a im spezifischen Programm bdquoZusammenarbeitldquo (Forschungsbereich Le-bensmittel Landwirtschaft Fischerei und Biotechno-logie) sowie im spezifischen Programm bdquoKapazitaumltenldquo (Forschungsinfrastrukturen)

Fuumlr Futterpflanzen und viele weitere Kulturpflanzen des Acker-landes und der Gaumlrten bildet extensives Gruumlnland den Lebensraum ihrer verwandten Wildarten

7 Mitteilung der Kommission an den Rat und das Europaumlische Parlament - Aktionsplan zur Erhaltung der Biologischen Vielfalt in der Landwirtschaft KOM20010162 endg und MITTEILUNG DER KOMMISSION EINDAumlMMUNG DES VERLUSTS DER BIOLOGISCHEN VIELFALT BIS ZUM JAHR 2010 ndash UND DARUumlBER HINAUS KOM(2006) 216 endg8 Mitteilung der Kommission an das Europaumlische Parlament den Rat den Europaumlischen Wirtschafts- und Sozialausschuss und den Ausschuss der Regionen ndash Die GAP bis 2020 Nahrungsmittel natuumlrliche Ressourcen und laumlndliche Gebiete ndash die kuumlnftigen Herausforderungen KOM (2010) 672581 (vollstaumlndige Bezeichnung)

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Wiese mit blau bluumlhenden Lupinen

322 Europaumlisches Kooperationsprogramm fuumlr pflanzengenetische Ressourcen

Um die langfristige In-situ- und Ex-situ-Erhaltung von pflanzengenetischen Ressourcen in Europa auf einer arbeitsteiligen Basis zu erleichtern und deren Nutzung in Europa zu verbessern wurde das Europauml-ische Kooperationsprogramm fuumlr pflanzengenetische Ressourcen (European Cooperative Programme for Plant Genetic Resources - ECPGR) ins Leben gerufen Es beruht im Wesentlichen auf der Zusammenarbeit von Institutionen in den derzeit 42 Mitgliedsstaaten und finanziert sich uumlber deren Beitraumlge Weitere Ziele des ECPGR sind die Foumlrderung der Zusammenarbeit auf allen Akteursebenen (oumlffentliche Einrichtungen Erhaltungsinitiativen Zuumlchtungsunternehmen etc) auch in Form gemeinsamer Projekte und Oumlffent-lichkeitsarbeit Letztlich stellt das ECPGR damit die zentrale europaumlische Plattform fuumlr die technische Zusammenarbeit innerhalb Europas und mit anderen Regionen bzw regionalen und internationalen Initia-tiven oder Programmen dar

Das ECPGR gliedert sich in arten- oder themenspe-zifische Netzwerke Die Arbeit in den Netzwerken wird von Arbeits- und Projektgruppen durchgefuumlhrt Deutsche Vertreter wirken in allen Arbeits- und

Projektgruppen mit Zudem werden die zentralen europaumlischen fruchtartspezifischen Datenbanken fuumlr Avena Beta Hordeum Minor Leafy Vegetable Poa und Vitis zur Zeit von deutschen Institutionen betrieben

Die deutsche Mitarbeit im Kooperationsprogramm wird von der Expertengruppe bdquoECPGRldquo des BEKO koordiniert Sie bereitet zu bevorstehenden Treffen den nationalen Beitrag vor berichtet uumlber die Ergeb-nisse und traumlgt zur Weiterentwicklung des ECPGR bei Ferner beraumlt diese Expertengruppe den BEKO im Hin-blick auf fruchtart- und themenspezifische FragenDie Weiterentwicklung des ECPGR ist eines der Ziele der Agrobiodiversitaumltsstrategie des BMEL Deutsch-land unterstuumltzt deshalb im Rahmen der ECPGR-Ko-operation die Umsetzung und Weiterentwicklung des Europaumlischen Suchkatalogs fuumlr pflanzengenetische Ressourcen (European Plant Genetic Resources Search Catalogue ndash EURISCO) EURISCO ist ein internetba-sierter Suchkatalog der Informationen uumlber Ex-situ-Sammlungen in ganz Europa liefert Er umfasst derzeit sogenannte Passportdaten dh Informatio-nen die ein Muster eindeutig beschreiben (zB Artzu-gehoumlrigkeit Sortenname Ursprungsland erhaltende Einrichtung etc) von mehr als 11 Millionen Mustern pflanzlicher Vielfalt die in ca 240 europaumlischen Instituten in 38 Laumlndern erhalten werden Eines der Hauptelemente von EURISCO ist ein Netzwerk nati-onaler Kontaktstellen die fuumlr das jeweilige nationale Inventar und den Datenfluss zwischen dem natio-nalen Inventar und EURISCO zustaumlndig sind Jedes Land traumlgt die volle Verantwortung fuumlr die Verfuumlg-barkeit und Richtigkeit seiner eigenen Daten sowie fuumlr die regelmaumlszligige Aktualisierung der Daten des nationalen Inventars in EURISCO Derzeit haben 40 Laumlnder eine nationale Kontaktstelle benannt und 31 nationale Inventare wurden in EURISCO integriert Die Bedingungen fuumlr die Zusammenarbeit wurden in einer Vereinbarung festgelegt die zwischen Bioversity International9 und den nationalen Kontaktstellen fuumlr die nationalen Inventare in Deutschland dem Infor-mations- und Koordinationszentrum fuumlr Biologische Vielfalt der BLE abgeschlossen wurde Eine weitere wichtige Aufgabe des ECPGR die von Deutschland ebenfalls maszliggeblich unterstuumltzt wird ist der Auf-bau der bdquoEuropaumlischen Genbankldquo AEGIS (A European Genebank Integrated System) mit der die Erhaltungs-infrastruktur fuumlr pflanzengenetische Ressourcen in Europa effizienter gestaltet werden soll

9 Bioversity International ist die internationale Forschungsorganisation zur Agrobiodiversitaumlt mit Sitz in Maccarese bei Rom Italien

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Organisationsstruktur des ECPGR mit seinen Netzwerken Arbeitsgruppen und Task Forces der Phase VIII (2009ndash2013)

Leistungsgremium

Sekretariat

Netzwerk Netzwerk Netzwerk Netzwerk Netzwerk NetzwerkGetreide Futterpflanze

Kulturpflanzennetzwerke Thematische Netzwerke

Obst Oumlle und eiweiszligshyliefernde Pflanzen

Zuckershy Staumlrkeshy und Faserpflanzen

Gemuumlse

Arbeitsgruppen Arbeitsgruppen Arbeitsgruppen Arbeitsgruppen Arbeitsgruppen Arbeitsgruppenmiddot Hafermiddot Gerstemiddot Weizen

middot Futtershypflanzen

middot MalusPyrusmiddot Prunusmiddot Weinrebe

middot Koumlrnershy leguminosen

middot Ruumlbenmiddot Faserpflanzen

(FlachsHanf)middot Heilshy und Geshy

wuumlrzpflanzenmiddot Kartoffel

middot Alliummiddot Brassicamiddot Kuumlrbissemiddot Blattgemuumlsemiddot Umbellifera

Netzwerk- koordinierungs-

gruppe

Netzwerkkoordinierungsgruppe

Netzwerkkoordinierungsgruppe

Netzwerkkoordinierungsgruppe

Netzwerk- koordinierungs-

gruppe

Netzwerk- koordinierungs-

gruppe

Netzwerk- koordinierungs-

gruppe

Netzwerk- koordinierungs-

gruppe

Netzwerk- koordinierungs-

gruppe

Dokumentations- und Informationsnetzwerk

Netzwerk In-Situ und On-farm-Erhaltung

Netzwerk interregionale Zusammenarbeit

middot Kontaktstellen fuumlr die nationalen Inventaremiddot Manager der europaumlischen zentralen Kulturdatenbanken

middot Arbeitsgruppe Erhaltung von Wildarten in Genetischen Reservatenmiddot Arbeitsgruppe OnshyfarmshyErhaltung und shyManagement

33 Nationale Ebene

Die Erhaltung und nachhaltige Nutzung genetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft ist eine uumlbergreifende Aufgabe der Bundesregierung von hoher Bedeutung Als Vertragsstaat des Uumlbereinkommens uumlber die biologische Vielfalt und des Internationalen Vertrags uumlber pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Er-naumlhrung und Landwirtschaft verpflichtet sich Deutsch-land diese Ressourcen langfristig zu erhalten und nachhaltig zu nutzen Innerhalb der Bundesregierung liegt die Zustaumlndigkeit fuumlr die Erhaltung und nachhalti-ge Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen land- und gartenbaulicher Kulturpflanzen beim BMEL

Mit der Erarbeitung der Strategie des BMEL fuumlr die

Erhaltung und nachhaltige Nutzung der biologi-schen Vielfalt fuumlr die Ernaumlhrung Land- Forst- und Fischereiwirtschaft im Jahr 2007 (kurz Agrobiodi-versitaumltsstrategie) wurde die Erhaltung genetischer Ressourcen in ein uumlbergreifendes Konzept zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der Agrobiodi-versitaumlt eingebettet Diese Strategie ergaumlnzt die vom Bundeskabinett beschlossene nationale Strategie fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der biologi-schen Vielfalt Die Bedeutung genetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft wird auch in der Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung betont

Als uumlbergreifende Aufgabe wird auch die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen von mehreren Politik- und Rechtsbereichen erfasst vor allem von

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der Agrar- und der Umwelt- und Naturschutzpolitik Aber auch die Forschungspolitik ist fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung genetischer Ressourcen von groszliger Bedeutung

Regionale Produkte werden haumlufig auf Wochenmaumlrkten verkauft

Innerhalb des foumlderalen Systems ist der Bund fuumlr die Erhaltung und Nutzung genetischer Ressourcen insoweit zustaumlndig als er von seiner Gesetzgebungs-kompetenz im Rahmen der konkurrierenden Gesetz-gebung zur Foumlrderung der land- und forstwirtschaft-lichen Erzeugung sowie zur Sicherung der Ernaumlhrung Gebrauch macht Darunter fallen fuumlr die landwirt-schaftlichen Nutzpflanzenarten u a das Saatgutver-kehrsgesetz mit den dazu erlassenen Verordnungen die das Inverkehrbringen von Saat- und Pflanzgut und die Zulassung von Pflanzensorten regeln Von Relevanz sind weiterhin auch Regelungen zum Schutz des geistigen Eigentums (z B Sortenschutz siehe Kapitel 332) Aus der Zustaumlndigkeit des Bundes fuumlr die auswaumlrtigen Beziehungen ergeben sich in Bezug auf EU-Programme oder internationale Programme und Vereinbarungen auch Koordinierungsaufgaben

Zustaumlndigkeiten ergeben sich zudem aus der ge-meinschaftlichen Foumlrderung von Einrichtungen und Vorhaben der Forschung von gesamtstaatlicher und uumlberregionaler Bedeutung durch Bund und Laumlnder

Fuumlr die Durchfuumlhrung der Taumltigkeiten zur Erhaltung von pflanzengenetischen Ressourcen einschlieszliglich Forschung Schulung und Ausbildung und die regio-nale Umsetzung und Ausgestaltung der durch die EU und den Bund vorgegebenen politischen Rahmenbe-dingungen sind in Deutschland die Laumlnder verant-wortlich Weiterhin ergeben sich im Zusammenhang mit der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung fuumlr die Laumlnder innerstaatliche Verpflichtungen aus dem Internationalen Vertrag uumlber pflanzengenetische Res-sourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft sowie aus dem Uumlbereinkommen uumlber die biologische Vielfalt Gleichzeitig wirken die Laumlnder bei der Formulierung dieser Rahmenbedingungen mit und entwickeln zu-saumltzliche eigene Maszlignahmen Vertreter der Laumlnderre-ferenten fuumlr Acker- und Pflanzenbau Extensivierung Gartenbau Weinbau und die Laumlnder-Arbeitsgemein-schaft Naturschutz arbeiten im BEKO mit um das Nationale Fachprogramm stellvertretend zu begleiten

Die Durchfuumlhrung des nationalen Fachprogramms unterstuumltzt und foumlrdert BMEL u a auch durch Bereit-stellung der notwendigen Daten und Informationen im Rahmen von Erhebungen Bestandsaufnahmen und nichtwissenschaftlichen Untersuchungen im Be-reich der biologischen Vielfalt Ziel ist die Erfassung Inventarisierung und Dokumentation genetischer Ressourcen das Monitoring der Bestandsentwicklung genetischer Ressourcen und die Erstellung sonsti-ger Informationsgrundlagen in diesem Bereich Zur Vergabe der Auftraumlge fuumlhrt die BLE Ausschreibungen durch die ggf im Bundesanzeiger und im Internetan-gebot der BLE (wwwblede) veroumlffentlicht werden

Die im Auftrag des BMEL durchgefuumlhrten Modell- und Demonstrationsvorhaben (MuD) haben das Ziel innovative Konzepte mit Vorbildcharakter zu ent-wickeln und umzusetzen und dabei ggf auftretende Schwierigkeiten bei der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung genetischer Ressourcen in Deutschland ab-zubauen Grundlage fuumlr die Foumlrderung eines Projektes als MuD ist die bdquoRichtlinie des BMEL zur Foumlrderung von Modell- und Demonstrationsvorhaben im Be-reich der Erhaltung und innovativen nachhaltigen Nutzung der Biologischen Vielfaltldquo10

10 httpwwwbledeDE03_Forschungsfoerderung04_BiologischeVielfaltMuD-VorhabenMuD-VorhabenBV_nodehtml

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Ein wichtiges Instrument um den Erhalt und die Foumlrderung der Biodiversitaumlt mit landwirtschaftlichen Nutzungssystemen besser in Einklang zu bringen sind Agrarumweltmaszlig nahm en von Bund und Laumln-dern11 Sie honorieren u a die Erhaltung vielfaumlltiger Fruchtfolgen den Anbau regional angepasster Sorten Streuobstanbau sowie die Gruumlnlandextensivierung Die Bundeslaumlnder bieten ein breit gefaumlchertes Ange-bot von Foumlrdermaszlignahmen an das insbesondere den regionalen Besonderheiten und Erfordernissen der laumlndlichen Entwicklung des Landes angepasst wurde

In den Rahmenplan der Gemeinschaftsaufgabe bdquoVerbesserung der Agrarstruktur und des Kuumlsten-schutzesldquo haben Bund und Laumlnder 2008 ein neues Foumlrderangebot zur Erhaltung genetischer Ressourcen in der Landwirtschaft aufgenommen Daruumlber hinaus koumlnnen die Laumlnder den Anbau gefaumlhrdeter einheimi-scher Nutzpflanzen auch im Rahmen ihrer landesei-genen Entwicklungsprogramme foumlrdern und durch den Aufbau regionaler Kompetenzzentren unterstuumlt-zen In beiden Umsetzungsbereichen bedarf es der Wahrnehmung von Abstimmungs- und Koordinie-rungsfunktionen durch den Bund Auszligerdem koumlnnen die Laumlnder das Thema durch ihre Oumlffentlichkeitsar-beit zu pflanzengenetischen Ressourcen im Bereich Landessortenpruumlfung Saatgutananerkennung sowie Aus- und Fortbildung (im Bereich Landwirtschaft Gartenbau und Umwelt) in den Fokus ruumlcken

331 Zugang zu pflanzengenetischen Ressourcen

Der Zugang zu pflanzengenetischen Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft betrifft sowohl In-situ-Vorkommen (natuumlrliche Wildpflanzen oder verwandte Wildarten der Kulturpflanzen) On-farm-Bestaumlnde (Land sorten) oder Ex-situ-Bestaumlnde (Akzessionen von Wild- und Nutzpflanzen in Genbanken oder Pflanzen-sammlungen fuumlr Forschung und Innovation)

Nach dem geltenden innerstaatlichen Recht haumlngt die Regelung des Zugangs zu pflanzengenetischen Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft grundsaumltzlich von dem Eigentuumlmer der Ressourcen ab Diese koumlnnen sich sowohl im Privatbesitz befin-

den als auch der oumlffentlichen Hand gehoumlren In der Regel gilt der Eigentuumlmer der Land- oder Wasserflauml-che als Eigentuumlmer der biologischen bzw genetischen Ressourcen die dort vorgefunden werden Somit steht der Zugang zu pflanzengenetischen Ressourcen die sich im Privateigentum (in situ oder ex situ) befin-den im Allgemeinen im Ermessen des Eigentuumlmers

Genbanken sichern die langfristige Erhaltung von pflanzen-genetischen Ressourcen

Deutschland ndash seit 1993 Vertragspartei der CBD ndash hat wie die meisten EU-Mitgliedstaaten keine eigenen gesetzlichen Bestimmungen die den Zugang zu gene-tischen Ressourcen auf ihrem Hoheitsgebiet im Sinne der CBD gesondert regeln Daher ist es in Deutsch-land grundsaumltzlich jedem erlaubt in situ wachsende Pflanzen zu sammeln und zwar unter Beachtung der o g Eigentumsrechte des Natur- und Artenschutzes der Regelungen zur Pflanzengesundheit und sonsti-ger besonderer Schutzrechte Um ausreichende und transparente Informationen uumlber die Bestimmungen zum Zugang und Vorteilsausgleich im Rahmen der CBD zur Verfuumlgung zu stellen hat Deutschland eine nationale Informationsstelle benannt und eine Inter-netseite zur Information uumlber Zugang und Vorteilsaus-gleich eingerichtet (httpwwwbiodiv-chmde)

11 wwwbmelde

Auf internationaler Ebene besteht seit 2004 mit dem Internationalen Vertrag eine weitere wichtige Rege-lung fuumlr den Zugang zu pflanzengenetischen Ressour-cen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft In Deutsch-land wurde mit der Ratifizierung des Internationalen

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Vertrags ein leistungsfaumlhiger und transparenter Pro-zess zur Erleichterung des Zugangs zu 35 landwirt-schaftlichen Hauptfruchtarten (z B Hafer Gerste und Kartoffeln) und zu 29 Gruumlnlandarten -gattungen (z B Leguminosen und Futtergraumlser) geschaffen

Keimpruumlfung in Filterschalen

Zentrales Element ist das sogenannte Multilaterale System fuumlr Zugang und Vorteilsausgleich (MLS) Die Vertragsstaaten des Internationalen Vertrags bringen pflanzengenetische Ressourcen von Nutzpflanzen die im Anhang I des Internationalen Vertrags aufge-fuumlhrt sind und unter ihrer Verwaltung und Kontrolle stehen in dieses MLS ein Fuumlr Material innerhalb des MLS gelten einheitliche und erleichterte Zugangs-bedingungen sofern das Material fuumlr Zwecke der Forschung Zuumlchtung und Ausbildung fuumlr Ernaumlh-rung und Landwirtschaft verwendet wird Eine vom Lenkungsorgan des Internationalen Vertrags im Jahr 2006 verabschiedete standardisierte Materialuumlber-tragungsvereinbarung (Standard Material Transfer Agreement ndash SMTA) bildet die vertragliche Grundlage jedweder Materialabgabe aus dem MLS und regelt die Einzelheiten bezuumlglich Zugang und Vorteilsausgleich Bis Mitte 2008 haben die Bundeszentrale Ex-situ-Gen-bank des Leibniz-Instituts fuumlr Pflanzengenetik und

Kulturpflanzenforschung in Gatersleben sowie die Obst-Genbank des Instituts fuumlr Zuumlchtungsforschung an gartenbaulichen Kulturen und Obst Dresden-Pill-nitz des Julius Kuumlhn-Instituts das SMTA eingefuumlhrt und seither insgesamt ca 108000 Muster fuumlr das MLS bereitgestellt Die Ressourcen der Deutschen Gen-bank Obst werden ebenfalls unter Verwendung des SMTA bereitgestellt

Fuumlr Botanische Gaumlrten beeinflussen Regelungen zum Zugang zu genetischen Ressourcen wesentlich den Austausch von Pflanzenmaterial zwischen den Gaumlrten und den internationalen Zugang zu Wildarten Zur Umsetzung der CBD-Regelungen wurde durch einige Botanische Gaumlrten ein internationales Pflanzenaus-tauschnetzwerk IPEN (International Plant Exchange Network) erarbeitet Das Netzwerk ermoumlglicht seinen Mitgliedsgaumlrten unter Einhaltung der CBD-Regeln einen vereinfachten Transfer von lebendem Pflanzen-material zur nicht-kommerziellen Nutzung unterei-nander Zu diesem Zweck wurde ein Verhaltenskodex erstellt der die Mitglieder verpflichtet das Pflan-zenmaterial ausschlieszliglich fuumlr nicht-kommerzielle Zwecke zu nutzen Daruumlber hinaus wird Material zur kommerziellen Nutzung nur abgegeben wenn der

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potenzielle Nutzer vorher das Einverstaumlndnis des Ursprungslandes eingeholt hat und dieses glaub-wuumlrdig nachweisen kann Durch die Einfuumlhrung von IPEN-Nummern die das innerhalb IPEN zirkulierte Pflanzenmaterial begleiten und von den beteiligten Gaumlrten jeweils in ihren Datenbanken gespeichert werden bleibt das Ursprungsland der Pflanze stets nachvollziehbar so dass zu jeder Zeit bei einer kom-merziellen Nutzung der genetischen Ressourcen ein angemessener Teil der Vorteile an das Ursprungsland weitergegeben werden koumlnnte Durch das Pflanzen-austauschnetzwerk wird somit die Einhaltung der CBD-Regelungen kontrolliert und zugleich stellt das System eine Zugangserleichterung zu Pflanzenmate-rial fuumlr die wichtige Arbeit von Botanischen Gaumlrten dar IPEN gehoumlren derzeit 46 Botanische Gaumlrten in Deutschland an

Der Zugang zu pflanzengenetischen Ressourcen kann durch geistige Eigentumsrechte eingeschraumlnkt sein Das deutsche Patentgesetz schlieszligt zwar eine Patentierung von Pflanzensorten und Tierrassen ausdruumlcklich aus Patente koumlnnen allerdings durch-aus fuumlr Erfindungen erteilt werden bdquoderen Gegen-stand Pflanzen oder Tiere sind wenn die Ausfuumlhrung der Erfindung technisch nicht auf eine bestimmte Pflanzensorte oder Tierrasse beschraumlnkt istldquo Damit besteht die Moumlglichkeit dass aus der Patentierung eines Herstellungsverfahrens (Erfindung) fuumlr erzeugte Produkte (Pflanzen deren Zellen oder Gene bestimm-te Eigenschaften aufweisen) ein Sachschutz abge-leitet werden kann der sich auf Folgegenerationen erstreckt Genetische Ressourcen koumlnnen sich damit unter Umstaumlnden einer uneingeschraumlnkten Nutzung entziehen

Damit das breite Spektrum von Kulturpflanzen fuumlr alle Zuumlchter und Landwirte verfuumlgbar bleibt und nicht durch Biopatente eingeengt wird hat sich Deutschland fuumlr den Schutz des geistigen Eigen-tums an neu gezuumlchteten Pflanzensorten nach dem UPOV12-Uumlbereinkommen entschieden Das deutsche Sortenschutzgesetz foumlrdert ndash wie auch die entspre-chende EG-Sortenschutzverordnung ndash den notwen-digen Zuumlchtungsfortschritt und hat den Interessen-ausgleich zwischen Zuumlchtern und Landwirten zum Ziel Das Sortenschutzrecht ermoumlglicht es einem Pflanzenzuumlchter die von ihm uumlber viele Jahre fuumlr die Zuumlchtung einer Sorte aufgewendeten Kosten wieder zu erwirtschaften z B uumlber Lizenzgebuumlhren Land-

wirte duumlrfen aber fuumlr bestimmte Arten das in ihrem eigenen Betrieb gewonnene Saat- oder Pflanzgut ei-ner geschuumltzten Sorte zur Wiederaussaat verwenden (bdquoLandwirteprivilegldquo) Allerdings sind sie in diesem Fall verpflichtet ein sogenanntes Nachbauentgelt das in der Regel deutlich niedriger als die fuumlr zerti-fiziertes Saatgut erhobene Lizenzgebuumlhr ist an den Sortenschutzinhaber zu entrichten Anders als bei der sogenannten Biopatentierung koumlnnen andere Zuumlchter sortenschutzrechtlich geschuumltzte Pflanzensorten zu eigenen Zuumlchtungsarbeiten verwenden (sogenanntes bdquoZuumlchterprivilegldquo)

Das heiszligt auch dass urspruumlngliche genetische Res-sourcen die z B in neue Pflanzensorten eingekreuzt werden durch den Sortenschutz nicht der Nutzung durch Dritte entzogen werden Die Dauer des Sorten-schutzes betraumlgt bei den meisten Pflanzenarten 25 Jahre bei Hopfen Kartoffel Rebe und Baumarten 30 Jahre

332 RechtlicherRahmenfuumlrdas InverkehrbringenvonSaat-und Pflanzgut

Beim Inverkehrbringen von Saat- und Pflanzgut ist bei bestimmten Arten das Saatgutverkehrsgesetz (SaatG) zu beachten Auf der Grundlage der EU-Saatgutrichtlinien regeln das SaatG und die dazu erlassenen Verordnungen das Inverkehrbringen von Saat- und Pflanzgut und die Zulassung von Pflanzen-sorten Das SaatG dient v a dem Schutz des Verbrau-chers und der Versorgung der Landwirtschaft und des Gartenbaus mit Saat- und Pflanzgut von leistungsfauml-higen qualitativ hochwertigen und gesunden Sorten Voraussetzung fuumlr das Inverkehrbringen und den gewerblichen Vertrieb von Saat- und Pflanzgut von Sorten landwirtschaftlicher Pflanzenarten Rebe und Gemuumlsearten ist deren Zulassung Bei Sorten land-wirtschaftlicher Arten werden fuumlr die Zulassung auch Wert gebende Eigenschaften wie Ertrag Qualitaumlt Widerstandsfaumlhigkeit Resistenzen und Anbaueigen-schaften gepruumlft (landeskultureller Wert) Die Sor-tenzulassung wird fuumlr zehn (bei Rebe 20) Jahre erteilt und kann bei Vorliegen bestimmter Voraussetzungen immer wieder verlaumlngert werden Bei Obst und Zier-pflanzenarten ist eine Sortenzulassung moumlglich diese ist aber derzeit keine Voraussetzung fuumlr die Handels-faumlhigkeit

12 Internationaler Verband zum Schutz von Pflanzenzuumlchtungen (UPOV) wwwupovorg

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Eine weitere Voraussetzung fuumlr das Inverkehrbringen von Saatgut zugelassener Sorten landwirtschaftlicher Arten ist die amtliche Saatgutanerkennung die erteilt wird wenn die Saatgutvermehrungsflaumlchen und die Beschaffenheit des Saatgutes den saatgutrechtlich vorgegebenen Normen entsprechen

Fuumlr alle Arten die nicht im Artenverzeichnis zum SaatG aufgefuumlhrt sind ist keine Zulassung der Sorten fuumlr die Handelsfaumlhigkeit des Saatgutes erforderlichIm Rahmen des bislang geltenden Saatgutrechts war es schwierig Saatgut alter saatgutrechtlich nicht bzw ehemals zugelassener Pflanzensorten gewerblich in den Verkehr zu bringen da diese Sorten uumlberwiegend nicht in der Lage sind die hohen Anforderungen der Registerpruumlfung (Unterscheidbarkeit Homogenitaumlt und Bestaumlndigkeit) zu erfuumlllen und den Nachweis des landeskulturellen Werts zu erbringen Da solche Sorten in besonderer Weise zur Erhaltung pflanzen-genetischer Ressourcen beitragen koumlnnen hat die EU im Rahmen der EU-Saatgutrichtlinien gemeinschafts-rechtliche Durchfuumlhrungsvorschriften erlassen die das gewerbliche Inverkehrbringen von Saat- und Pflanzgut von Sorten die als genetische Ressource

erhaltenswert erscheinen gezielt erleichtern Diese EU-Regelungen wurden 2009 in einer Erhaltungssor-tenverordnung13 zunaumlchst fuumlr landwirtschaftliche Ar-ten in das nationale Recht umgesetzt sie wurde um Regelungen zu Erhaltungs- und Amateursorten von Gemuumlse im Dezember 2010 ergaumlnzt14 Dies traumlgt dazu bei die biologische Vielfalt in der Landwirtschaft und im Gartenbau (Gemuumlsebau) zu sichern Erhaltungs-sorten koumlnnen in einem vereinfachten Verfahren zugelassen werden wenn sie fuumlr die Erhaltung als genetische Ressource bedeutsam sind Eine amtliche Anerkennung des Saatgutes als Voraussetzung fuumlr das Inverkehrbringen ist nicht erforderlich das Saatgut muss aber die gleichen Qualitaumltsanforderungen wie ansonsten zertifiziertes Saatgut (bzw Standardsaatgut bei Gemuumlsearten) erfuumlllen

PflanzengenetischeRessourcensindeinewichtigeGrundlagefuumlrdieZuumlchtungsforschung

Die ersten Erhaltungssorten (Winterweichweizen-sorte bdquoGoldblumeldquo und bdquoLuxaroldquo Winterroggensorte bdquoLikoroldquo Kartoffelsorten bdquoHeideniereldquo bdquoAckergoldldquo bdquoBamberger Houmlrnchenldquo und bdquoRosemarieldquo Ackerboh-ne bdquoHerz Freyaldquo) sind bereits vom Bundessortenamt zugelassen worden Weitere Zulassungsantraumlge liegen vor Der aktuelle Stand ist auf den Internetseiten des Bundessortenamtes einzusehen15

Im Dezember 2011 ist eine weitere EU-Richtlinie mit Ausnahmeregelungen fuumlr das Inverkehrbringen fuumlr Saatgutmischungen die sogenannte Erhaltungsmi-schungsverordnung die zur Erhaltung der natuumlrli-chen Umwelt verwendet werden sollen in nationales Recht umgesetzt worden16

Daneben existieren auch weitere Moumlglichkeiten alte Pflanzensorten ohne Zulassung als Erhaltungssorte zu vermehren und anzubauen z B im Vertragsanbau oder bei Begruumlnungsmaszlignahmen mit einheimischen Graumlsermischungen durch Mahdgutuumlbertragung Die Regelungen des Saatgutverkehrs der EU wurden ab 2008 einer Evaluierung unterzogen Die Ergebnisse wurden 2011 bewertet und sollen die Grundlage fuumlr eine Uumlberarbeitung des europaumlischen Saatgutrechts bilden

13 Verordnung uumlber die Zulassung von Erhaltungssorten und das Inverkehrbringen von Saat- und Pflanzgut von Erhaltungssorten vom 21 Juli 2009 (BGBl I S 2107)14 Vierzehnte Verordnung zur Aumlnderung saatgutrechtlicher Verordnungen vom 17 Dezember 2010 (BGBl I S 2128)15 wwwbundessortenamtdeinternet30indexphpid=2116 Verordnung fuumlr das Inverkehrbringen von Saatgut von Erhaltungsmischungen vom 6 Dezember 2011 (BGBl I S 2641)

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Eine wichtige Rolle nehmen die Vermarktungsricht-linien der EU fuumlr Vermehrungsmaterial auszliger fuumlr Saatgut von Gemuumlse Obst und Zierpflanzen ein So sollen z B bei der Umsetzung der Richtlinie uumlber das Inverkehrbringen von Vermehrungsmaterial und Pflanzen von Obstarten zur Fruchterzeugung (200890EG) die bestehenden Ausnahmemoumlglich-keiten insbesondere zur Erhaltung der genetischen Vielfalt national genutzt werden

333 AuswirkungendesNaturschutzrechts

Auswirkungen auf die Erhaltung pflanzengeneti-scher Ressourcen fuumlr Landwirtschaft und Ernaumlhrung ergeben sich auch aus dem Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) Dieses zielt darauf ab Natur und Land-schaft im besiedelten und unbesiedelten Raum so zu schuumltzen zu pflegen und zu entwickeln dass die Leis-tungs- und Funktionsfaumlhigkeit des Naturhaushalts die Regenerations- und Nutzungsfaumlhigkeit der Natur-guumlter die Pflanzen- und Tierwelt sowie die Vielfalt Eigenart und Schoumlnheit von Natur und Landschaft als Lebensgrundlagen des Menschen nachhaltig gesichert sind Zur Sicherung der Leistungs- und Funktionsfauml-higkeit des Naturhaushalts ist die biologische Viel-falt zu erhalten und zu entwickeln Die biologische Vielfalt umfasst die Vielfalt an Lebensraumlumen und Lebensgemeinschaften die Vielfalt an Arten sowie die genetische Vielfalt innerhalb der Arten

Die einzelnen Schutzgebietskategorien und der gesetzliche Biotopschutz dienen in besonderer Weise dem Erhalt bedrohter Arten dort vorkommender wild lebender Tiere und Pflanzen einschlieszliglich ihrer genetischen Ressourcen Spezielle Bezuumlge zu geneti-schen Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft enthaumllt das BNatSchG nur hinsichtlich seiner Bestim-mungen zu Biosphaumlrenreservaten Ziele von Biosphauml-renreservaten sind die bdquoErhaltung Entwicklung oder Wiederherstellung einer durch hergebrachte viel-faumlltige Nutzung gepraumlgten Landschaft und der darin historisch gewachsenen Arten- und Biotopvielfalt einschlieszliglich Wild- und fruumlherer Kulturformen wirt-schaftlich genutzter oder nutzbarer Tier- und Pflan-zenartenldquo Allgemein koumlnnen Biosphaumlrenreservate als Modellgebiete gesehen werden um nachhaltige Ent-wicklungsansaumltze auf regionaler Ebene zu entwickeln Damit ist die Grundstruktur gegeben praxisorientier-te (v a) In-situ- und On-farm-Management-Projekte zum Erhalt und zur nachhaltigen Nutzung (pflanzen-) genetischer Ressourcen zu implementieren Es ist al-lerdings festzustellen dass fuumlr diese Aufgabengebiete nur begrenzte finanzielle Mittel verfuumlgbar sind

bluumlhenderAckerrandstreifenmitRaps

Mit der Richtlinie 4392EWG zur Erhaltung der na-tuumlrlichen Lebensraumlume sowie der wild lebenden Tiere und Pflanzen (Fauna-Flora-Habitat - FFH) wurde eine gemeinschaftliche Rechtsgrundlage zur Erhaltung des europaumlischen Naturerbes und somit der wild vorkommenden genetischen Ressourcen geschaffen Die FFH-Richtlinie ist eines der zentralen Instrumen-te mit denen Verpflichtungen der CBD zur In-situ-Erhaltung der biologischen Vielfalt erfuumlllt werden koumlnnen Sie verpflichtet die Mitgliedsstaaten ein ko-haumlrentes europaumlisches oumlkologisches Netz besonderer Schutzgebiete bekannt als bdquoNatura 2000ldquo einzurich-ten die wertvolle Lebensraumtypen und seltene und bedrohte bzw einzigartige Arten beherbergen Die Richtlinie verlangt eine Erfolgskontrolle im Natur-schutzmanagement enthaumllt ein Uumlberwachungsgebot des Erhaltungszustands und umfassende Berichts-pflichten Aktuell sind ca 14 des Bundesgebiets als Schutzflaumlche im Rahmen von bdquoNatura 2000ldquo ausge-wiesen Diese Richtlinie beinhaltet allerdings keine besonderen Maszlignahmen im Hinblick auf genetische Ressourcen speziell fuumlr Ernaumlhrung und Landwirt-schaft Sie ermoumlglicht aber z B im Rahmen des Gruumln-landschutzes und im Bereich der In-situ-Erhaltung von Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (WEL) Synergieeffekte

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4 Schwerpunkte des Arbeitsprogramms

In diesem Kapitel werden die zur Erreichung der in Kapitel 1 genannten Ziele der Agrobiodiversitaumlts-strategie und des vorliegenden Nationalen Fachpro-gramms notwendigen Schwerpunkte des Arbeitspro-gramms festgelegt das bisher Erreichte beschrieben sowie die weiteren notwendigen Maszlignahmen ausge-fuumlhrt

41 Ex-situ-Erhaltung

Der Ausbau der Ex-situ-Erhaltung ist eines der Ziele aus der Nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt17 (insbesondere Ziel B 114 Genetische Vielfalt von wildlebenden und domestizierten Arten) und der Agrobiodiversitaumltsstrategie des BMEL (insbesonde-re das Ziel Erhaltungsinfrastruktur zu sichern und auszubauen) Dieser Ausbau bildet auch einen Teil des nationalen Beitrags u a zum Multilateralen System des Internationalen Vertrags uumlber PGRFA zur Globa-len Strategie zum Erhalt der Pflanzenvielfalt (z B GSPC-Ziel 9 bdquoErhaltung von 70 der geneti-schen Vielfalt der Nutzpflanzen und des damit ver-bundenen indigenen und lokalen Wissensldquo) und zum Aufbau der Europaumlischen Genbank AEGIS

Die Ex-situ-Erhaltung pflanzengenetischer Res-sourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft erfolgt uumlberwiegend durch die Aufbewahrung von Saat- oder Pflanzgutmustern in Sammlungen so genannten Genbanken und z T auch in Botanischen Gaumlrten Kernaufgabe von Genbanken ist die Sammlung Erhaltung Charakterisierung Dokumentation und Bereitstellung von Mustern Waumlhrend bei der Arbeit in den Botanischen Gaumlrten primaumlr die globale Arten-vielfalt fuumlr Forschungs- und Ausbildungszwecke im Vordergrund steht raumlumen die Genbanken vor allem der innerartlichen Variabilitaumlt unserer Kulturarten Prioritaumlt ein Damit bieten Genbanken eine wichtige Grundlage fuumlr die Erhaltung der Vielfalt aber auch fuumlr die Zuumlchtungsforschung und Zuumlchtung Vielfach ist Zuumlchtungsforschung direkter Bestandteil des Auf-gabenspektrums von Genbanken

Zu einer geeigneten Erhaltungsinfrastruktur zaumlhlt nicht nur die Erhaltung und der Ausbau derartiger Einrichtungen und damit die Verfuumlgbarkeit geneti-scher Ressourcen sondern auch die Gewinnung der

notwendigen Informationen uumlber ihre Eigenschaften und Nutzungsmoumlglichkeiten (Charakterisierung und Evaluierung) Dafuumlr sind vor allem Evaluierungs- und Forschungsaktivitaumlten ebenso aber auch die Bewah-rung traditionellen Wissens von Bedeutung Es sind entsprechende Inventare zu erstellen und Doku-mentations- Informations- und Monitoringsysteme auf- und auszubauen Schlieszliglich ist ein effizientes Wissensmanagement unerlaumlsslich Entsprechende Einrichtungen und Maszlignahmen koumlnnen sowohl zen-tral als auch dezentral ggf als Netzwerke organisiert bzw durchgefuumlhrt werden Letzteres hat den Vorteil durch Nutzung bestehender Strukturen und bessere Abstimmung von Programmen und Maszlignahmen Sy-nergien nutzen zu koumlnnen Bei solchen Maszlignahmen sind auch die Aktivitaumlten bestehender privater Initi-ativen zu beruumlcksichtigen Diese Ziele werden auch von der Agrobiodiversitaumltsstrategie aufgegriffen Zur Sicherstellung der vorhandenen Kapazitaumlten aber vor allem auch im Hinblick auf kuumlnftig zu erwarten-de Anforderungen (z B im Rahmen internationaler Zusammenarbeit) ist es notwendig dass bestehende Erhaltungseinrichtungen modernisiert und ihre quantitativen Kapazitaumlten erweitert werden Zudem ist v a auch die Qualitaumlt der Erhaltung sicherzustel-len bzw wo moumlglich zu erhoumlhen und internationalen Standards anzupassen In diesem Zusammenhang spielen auch moderne Informationssysteme (siehe Kapitel 44) eine bedeutende Rolle bei der Steigerung von Qualitaumlt und Effizienz der Erhaltungsarbeit

EinzelpflanzenpruumlfungvonGemuumlseanbausortenimBundessortenamt

17 httpwwwbmudefilespdfsallgemeinapplicationpdfbroschuere_biolog_vielfalt_strategie_bfpdf

25

Ex-situ-Erhaltung und Dokumentation von PGR in Deutschland

Bundeszentrale Ex-Situ-Genbanklandwirtschaftlicher und gaumlrtnerischer Kulturpflanzen

Leibniz Institut fuumlr Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung

Deutsche GenbankRebe

Reben-GenbankJulius-Kuumlhn-Institut

Rebensammlungenin Laumlndereinrichtungen

Deutsche GenbankObst

Obst-GenbankJulius-Kuumlhn-Institut

Sammlungen zuApfel Kirsche Erdbeere

Tabak-GenbankLandwirtschaftlichesTechnologiezentrum

Nationales Inventar PGRDEU

Genbank fuumlrWildpflanzen fuumlr

Ernaumlhrung undLandwirtschaft

Deutsche Genbank ZierpflanzenKoordination durch die

Bundesanstalt fuumlr Landwirtschaft und Ernaumlhrung

Rose Rhodo-dendron

Handlungsbedarf

Y Sicherstellung und ggf Ausbau bestehender Erhal-tungskapazitaumlten

Y Sicherstellung der Qualitaumlt der Erhaltungsarbeit und ggf Anpassung an internationale Standards

Y Einbettung der nationalen Aktivitaumlten in die inter-nationalen Strategien z B des Globalen Treuhand-fonds fuumlr Nutzpflanzenvielfalt

Y Optimierung der Ex-situ-Erhaltung durch dauer-hafte Sicherung und verbesserte Kooperation der entsprechenden Einrichtungen (z B Genbanken Botanische Gaumlrten Museen)

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411 BundeszentraleGenbankfuumlr landwirtschaftlicheund gartenbaulicheKulturpflanzen

Die bundeszentrale Ex-situ-Genbank ist am Leibniz-Institut fuumlr Pflanzengenetik und Kulturpflanzen-forschung (IPK)18 angesiedelt Die von Bund und Laumlndern gemeinsam finanzierte Kulturpflanzen-Genbank zaumlhlt mit einem Gesamtbestand von 151000 Mustern aus uumlber 3200 verschiedenen Arten aus na-hezu 800 botanischen Gattungen zu den aumlltesten und bedeutendsten Sammlungen der Welt Neben dem Hauptstandort in Gatersleben unterhaumllt die Kultur-pflanzen-Genbank Sammlungen in ihren Auszligenstel-len in MalchowPoel (Oumll- und Futterpflanzen) und Groszlig Luumlsewitz (Kartoffel) Durch die Einlagerung der Sicherheitsduplikate im Svalbard Global Seed Vault auf der Insel Spitzbergen Norwegen erfolgt eine zu-saumltzliche Absicherung des Genbankmaterials Bereits 30000 Akzessionen sind dorthin versandt angestrebt ist die Duplizierung der gesamten Kollektion

Die Aufgaben der Genbank umfassen die Sammlung Erhaltung Dokumentation und Bereitstellung pflan-zengenetischer Ressourcen Ein Schwerpunkt bildet die fortlaufende Anpassung der internen Ablaumlufe bei der Vermehrung und Lagerung von Pflanzenmustern an internationale Standards sowie die weitere Opti-mierung des Qualitaumltsmanagements Daruumlber hinaus werden Forschungsarbeiten zur weiteren Optimie-rung des Sammlungsmanagements und zur Nutz-barmachung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr die Pflanzenzuumlchtung durchgefuumlhrt Die Kulturpflanzen-Genbank leistet damit einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Vielfalt von Kulturpflanzen und den mit ihnen verwandten Wildarten und bietet die Grund-lage fuumlr eine gezieltere und vielfaumlltigere Nutzung der genetischen Ressourcen in der Forschung in der Pflanzenzuumlchtung der Landwirtschaft der Biotech-nologie und im Umweltschutz

Neben eigenen Forschungsbeitraumlgen stellt sie einem breiten Spektrum an Nutzern Saat- und Pflanzgut zur Verfuumlgung So wurden z B im Jahr 2010 mehr als 33000 Muster abgegeben u a 25 an Forschungs-einrichtungen 57 an Nichtregierungsorganisatio-nen und Privatpersonen und 13 an Pflanzenzuumlch-

ter Durch die Bereitstellung dieser Ressourcen uumlber das SMTA unterstuumltzt die bundeszentrale Genbank auch die Implementierung des ITPGR

KleingewaumlchshaumluserimIPK

Das IPK unterstuumltzt den Aufbau der bdquoEuropaumlischen Genbankldquo (AEGIS) Das Genbankinformationssystem GBIS wird ausgebaut und den neuen Erfordernissen des Sammlungsmanagements angepasst Die europauml-ischen und internationalen Fruchtartendatenbanken fuumlr Allium Hordeum Minor Leafy Vegetables und Poa werden fortgefuumlhrt

Ein weiterer wichtiger Bestandteil ist der Ex-situ-Erhalt samenfester Sorten landwirtschaftlicher Arten einschlieszliglich Gemuumlse Erlischt die Zulassung einer Sorte beim Bundessortenamt erfolgt bei Zustimmung des Zuumlchters die Einlagerung des letzten Saatgutmus-ters einschlieszliglich der Sortenbeschreibung beim IPK Da das IPK Saatgut zu den Bedingungen des SMTA abgibt wird dadurch ein weiterer wichtiger Beitrag der privaten Pflanzenzuumlchter zum MLS des ITPGR geleistet Vor dem Hintergrund zunehmend knapper werdender Erhaltungskapazitaumlten beim IPK bedarf es Uumlberlegungen und entsprechender Regelungen da-mit auch kuumlnftig Saatgut von Sorten landwirtschaft-licher Arten einschlieszliglich Gemuumlse deren Zulassung erlischt auf Dauer ex situ erhalten wird

18 wwwipk-gaterslebende

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Handlungsbedarf

Weiterer Ausbau der bestehenden Kryosammlun-gen (Kartoffel Allium Mentha)

Erweiterung der Kapazitaumlten fuumlr die Charakterisie-rung und Evaluierung von PGRWeiterentwicklung des Genbankinformations-systems GBIS hinsichtlich der Anpassung an neue Erfordernisse zum Datenaustausch und zur Daten-integration

Schaffung der notwendigen Voraussetzungen zur dauerhaften Erhaltung von Sorten landwirtschaft-licher Arten einschlieszliglich Gemuumlse als Teil der Genbanksammlung des IPK (einschlieszliglich der uumlbernommenen Saatgutmuster geloumlschter Sorten)

412 DeutscheGenbankObst

Im Laufe der Jahrhunderte hat sich im Obstbau eine groszlige Obstarten und -sortenvielfalt entwickelt Es wird geschaumltzt dass dabei ca 40 Arten und zwischen 5000 und 6000 Sorten oder Herkuumlnfte genutzt wur-den davon allein rund 2000 Apfelsorten Die Erhal-tung von heimischen obstgenetischen Ressourcen ist eine Grundlage fuumlr die dauerhafte Sicherung des Obstbaus in Deutschland Aus diesem Grund werden bereits seit Beginn des 20 Jahrhunderts zahlreiche Sorten unterschiedlicher Obstarten in staatlichen und nichtstaatlichen Sammlungen erhalten Sie bilden die genetische Basis fuumlr die Zuumlchtung neuer Sorten Daruumlber hinaus sind sie ein Stuumlck Kultur-geschichte und tragen wesentlich zur Erhaltung der Struktur unserer Kulturlandschaft bei Aber die Erhaltung genetischer Ressourcen in vielen vonein-ander unabhaumlngigen Sammlungen ist problematisch Waumlhrend einzelne Genotypen in vielen dieser Samm-lungen erhalten werden kommen andere nur noch in einer in wenigen oder in keiner Sammlung mehr vor Das fuumlhrt langfristig zu einem schleichenden Verlust Mit der in der Agrobiodiversitaumltsstrategie des BMEL vorgesehenen Gruumlndung der Deutschen Genbank Obst (DGO) ist nun ein dezentrales Netzwerk geschaf-fen worden in dem sich Sammlungen durch einen Kooperationsvertrag zusammengeschlossen haben und ihre Erhaltungsarbeit koordinieren Die Koordi-nierungsstelle befindet sich am Julius Kuumlhn-Institut

(JKI) Institut fuumlr Zuumlchtungsforschung an gartenbauli-chen Kulturen und Obst in Dresden-Pillnitz

Von insgesamt ca 50 derzeit in Deutschland vorkom-menden Obstarten sind 30 heimisch ndash d h traditio-nell genutzt ndash und sollen langfristig erhalten werden Fuumlr jede dieser Arten erfolgt eine Auswahl der zu erhaltenden Sorten Erhalten werden vor allem

Y deutsche Sorten einschlieszliglich deutscher Neuzuumlchtungen

Y Sorten mit soziokulturellem lokalem oder historischem Bezug zu Deutschland und

Y Sorten mit wichtigen obstbaulichen Merkmalen fuumlr Forschungs- und Zuumlchtungszwecke

FormenvielfaltdesApfels

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Bislang wurden drei obstartenspezifische Netzwerke etabliert Im Apfelnetzwerk engagieren sich sechs sammlungshaltende Partner mit insgesamt ca 950 als bdquoerhaltenswertldquo eingestuften Apfelsorten Die beiden Partner des Erdbeernetzwerkes erhalten insgesamt ca 400 Sorten Im Kirschennetzwerk haben sich sieben Partner zusammengeschlossen die zur Zeit ca 300 Suumlszlig- und 100 Sauerkirschsorten erhalten Am JKI in Pillnitz werden zur Ergaumlnzung der Feldsammlungen Versuche zur Kryolagerung bzw -konservierung z B der Lagerung von Meristemen und schlafenden Knos-pen in fluumlssigem Stickstoff (-196 degC) durchgefuumlhrt Mit Hilfe dieser Langzeitlagerung soll Sammlungsver-lusten durch biotische und abiotische Schadfaktoren vorgebeugt werden

Um die Echtheit der zu erhaltenden Sorten zu ge-waumlhrleisten wird eine pomologische Echtheitspruuml-fung durchgefuumlhrt Anschlieszligend werden fuumlr alle Sorten nach den vom ECPGR bzw dem europaumlischen Groszligforschungsprojekt GENBERRY erarbeiteten Richtlinien DNA-Fingerprints erstellt Beides erfolgt im Rahmen von BMEL-Auftraumlgen fuumlr Bestandsauf-nahmen und Erhebungen und nichtwissenschaftli-chen Untersuchungen im Bereich der biologischen Vielfalt

Die Dokumentation der zu erhaltenden Sorten sowie der dazugehoumlrigen Bewertungsdaten erfolgt uumlber die Webseite der DGO (wwwdeutsche-genbank-obstde) Bis Ende 2011 werden die aktualisierten Daten dann unter der neuen Adresse wwwdeutsche-genbankobstjkibundde erreichbar sein Interessenten koumlnnen daruumlber dann den Sammlungsbestand recherchieren und direkt Anfragen nach Pflanzenmaterial alter Sorten stellen

Zielstruktur Deutsche Genbank Obst

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Handlungsbedarf

Y Sicherstellung einer hohen Qualitaumlt der in der Deutschen Genbank Obst erhaltenen Sortimente und ihrer Erhaltungsstandards

Y Erhebungen zur Sortenechtheit (pomologisch und molekularbiologisch) Dokumentation und Charakterisierung der Akzessionen

Y Ausbau um weitere fruchtartspezifische Netz-werke

Y Sicherung aller Akzessionen an mindestens zwei Standorten (Sicherheitsduplikat) innerhalb der Deutschen Genbank Obst

Y Aufnahme von unterstuumltzenden Partnern in die Deutsche Genbank Obst

Y Ausbau der Kryokonservierung der Fragaria- und Malus-Sammlung des JKI

413 DeutscheGenbankReben

Nach Schaumltzung des Instituts fuumlr Rebenzuumlchtung Geilweilerhof des Julius Kuumlhn-Instituts (JKI) duumlrften in der Vergangenheit im deutschsprachigen Raum rund 300 Rebsorten eine nennenswerte Bedeutung erlangt haben Davon sind heute noch 15 ndash 20 Sorten fuumlr den Anbau klassifiziert Neben dem Schutz oumlko-logisch wertvoller alter Weinberge gilt es die geneti-sche Basis traditioneller Rebsorten zu sichern

Sammlungen rebengenetischer Ressourcen gibt es am Institut fuumlr Rebenzuumlchtung Geilweilerhof sowie vor allem in verschiedenen Laumlndereinrichtungen Zur Koordinierung und Effizienzsteigerung wurde wie in der Agrobiodiversitaumltsstrategie des BMEL vorgesehen die Deutsche Genbank Reben als Netzwerk rebener-haltender Einrichtungen auf Bundes- und Landes-ebene am 9 Juli 2010 gegruumlndet Am JKI dient die Genbanksammlung auch als Ausgangsmaterial fuumlr die Zuumlchtung von Reben mit einer hohen Resistenz ge-genuumlber Schaumldlingen Krankheiten und abiotischem Stress sowie zur Weiterentwicklung der Zuumlchtungs-forschung uumlber Reben Die Erhaltung der Weinrebe (Vitis vinifera L Sorten und andere wild wachsende Arten) erfolgt unter Freilandbedingungen Zurzeit umfassen die Bestaumlnde in Siebeldingen rund 3800 Akzessionen Die nationale und internationale Do-kumentation der rebengenetischen Ressourcen wird durch zwei Datenbanken unterstuumltzt Die Europaumli-

sche Vitis-Datenbank und die internationale Reben-datenbank (Vitis International Variety Catalogue) die beide von der Genbankabteilung gepflegt werden

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Handlungsbedarf

Verbesserung der rechtlichen Rahmenbedin-gungen der Erhaltung der traditionell genutzten Rebsorten

Fortfuumlhrung der Erfassung Dokumentation und Erhaltung rebengenetischer Ressourcen in alten Weinbergen im Rahmen von Erfassungsprojekten und ihre Erhaltung insbesondere fuumlr die kuumlnftige Klonzuumlchtung

Festlegung von Kriterien fuumlr die Erhaltung der Rebarten -sorten und -klone zum Auf- und Ausbau des Sammlungsbestandes der Deutschen Genbank Reben basierend auf den Sammlungen der Genbankpartner federfuumlhrend durch das JKI zusammen mit anderen Partnern

Evaluierung sowie ampelographische und mole-kulargenetische Charakterisierung der Rebarten -sorten und -klone

Entwicklung effizienter Verfahren zur Eliminie-rung von Viren aus Genbankmaterial im Rahmen von Forschungsprojekten

Gewaumlhrleistung hoher Standards bei den Erhal-tungsmaszlignahmen

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414 DeutscheGenbankZierpflanzen

Mit etwa 3600 Gattungen 18000 Arten und 40000 Sorten ist die Vielfalt der Zierpflanzensortimente in Deutschland enorm Das wirtschaftliche Potenzial dieser natuumlrlichen Ressourcen stellt einen wesentli-chen Aspekt fuumlr den Gartenbau dar

Die Deutsche Genbank Zierpflanzen ist als Gen-banknetzwerk konzipiert und organisiert in dem Institutionen und Akteure mit wichtigen Zierpflan-zensammlungen zusammenarbeiten um gemeinsam das nationale Inventar dieser genetischen Ressourcen zu erhalten Die Ausgestaltung dieser Netzwerke wird jeweils entsprechend den spezifischen Bedingun-gen in den Teilnetzwerken in Form einer Koopera-tionsvereinbarung geregelt Dabei gibt es obligate und fakultative Elemente Rein organisatorisch ist immer die Rolle der koordinierenden Stelle fuumlr das jeweilige Genbanknetzwerk zu besetzen Zusaumltzlich muss auch mindestens eine Einrichtung wenigstens Teile ihrer Sammlung als Sammlungsbestand fuumlr das betreffende Genbanknetzwerk bereitstellen (Samm-

lungshaltender Partner) Wesentliches Element ist auch die vereinfachte Bereitstellung der Ressourcen fuumlr Forschung und Zuumlchtung die uumlber eine einheit-liche Materialuumlbertragungsvereinbarung geregelt wird (als Bestandteil der Kooperationsvereinbarung) Fakultativ ist z B die Einbeziehung von Partnern moumlglich die zwar keinen eigenen Sammlungsbestand in das Genbanknetzwerk einbringen dafuumlr aber die Arbeiten im Netzwerk durch eigene Kapazitaumlten und Expertise unterstuumltzen (Unterstuumltzende Partner)

Die Deutsche Genbank Zierpflanzen bildet die Dachorganisation fuumlr diese Teilnetzwerke und wird durch das Informations- und Koordinationszentrum fuumlr Biologische Vielfalt (IBV) der Bundesanstalt fuumlr Landwirtschaft und Ernaumlhrung (BLE) koordiniert In dieser Funktion dokumentiert die BLE auch den Gesamtbestand uumlber das Nationale Inventar zu Pflan-zengenetischen Ressourcen PGRDEU Weitere verbin-dende Elemente wie ein gemeinsames Logo sowie ein noch zu etablierender Beirat unterstuumltzen dabei die Einbindung der Teilnetze

RosenbogenimEuropa-RosariumSangerhausen(ERS)dasERSistKoordinatorderDeutschenGenbankRose

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Drei Petunienbluumlten im Vergleich

Im Fruumlhjahr 2009 wurde die Deutsche Genbank Rose als erster Teil der Deutschen Genbank Zierpflanzen gegruumlndet Als naumlchstes Teilnetzwerk wurde im Mai 2010 die Deutsche Genbank Rhododendron wwwlwk-niedersachsendegenbank-rhododendron gegruumlndet

Das langfristige Ziel ist die Erweiterung und die Fes-tigung der Deutschen Genbank Zierpflanzen insbe-sondere durch die Verbesserung der Zusammenarbeit der auf diesem Gebiet bereits engagierten Akteure Die Einbindung von Botanischen Gaumlrten ist dort zu pruumlfen wo der Auftrag des Gartens und das daraus resultierende Selbstverstaumlndnis eine Zusammenarbeit mit Liebhaberorganisationen oder Zuumlchterfirmen erlauben

Aufgrund vorstehender Kriterien und Informationen wurde von der Koordinationsstelle der Deutschen Genbank Zierpflanzen und unterstuumltzt durch eine Expertengruppe ein Konzept entwickelt auf deren Grundlage der weitere Auf- und Ausbau erfolgen soll Die geschilderte Struktur ist in der Abbildung unten exemplarisch dargestellt

Wichtig ist die unterstuumltzende Einbeziehung der privaten Sammler und Liebhabergesellschaften in das Gesamtkonzept der Deutschen Genbank Zierpflanze In Deutschland existierten 2010 uumlber 30 Pflanzen-liebhaber-Gesellschaften Schaumltzungen sprechen von rund 30000 Mitgliedern Die Mitglieder dieser Gesell-schaften verfuumlgen idR nicht nur uumlber ein enormes Spezialwissen sondern teilweise auch uumlber sehr um-fangreiche Sammlungen an zierpflanzengenetischen Ressourcen der jeweiligen Zierpflanzentaxa

Unter dem Dach der Deutschen Gartenbaugesell-schaft 1822 e V (DGG) hat sich 2010 die Bundes-arbeitsgemeinschaft Pflanzensammlungen (BAPS) etabliert Dementsprechend bietet sich eine intensive Zusammenarbeit der Deutschen Genbank Zierpflan-zen mit den Liebhabergesellschaften respektive der DGG mit dem Ziel einer gegenseitigen Unterstuumltzung an Das Modell- und Demonstrationsvorhaben bdquoNetz-werk Pflanzensammlungenldquo soll dafuumlr den organisa-torischen Rahmen schaffen

Modularer Aufbau der Deutschen Genbank Zierpflanzen

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Handlungsbedarf

Y Erarbeitung einer Konzeption zur Foumlrderung von Koordinierungsstellen dezentraler Genbanken und Erhaltungsnetzwerke fuumlr gartenbauliche pflan-zengenetische Ressourcen durch den Bund unter Beteiligung der Laumlnder

Y Ausbau einer Genbank fuumlr generativ vermehrte Zierpflanzen als Teil der Deutschen Genbank Zier-pflanzen

Y Auf- und Ausbau einer Genbank fuumlr vegetativ vermehrte Zierpflanzen oder eines Genbank-netzwerks unter maszliggeblicher Beteiligung Bota-nischer Gaumlrten als Teil der Deutschen Genbank Zierpflanzen

Y Gruumlndung weiterer gattungs-artspezifischer Gen-banknetzwerke analog Rose und Rhododendron

Y Erweiterung des Nationalen Inventars zu Pflan-zengenetischen Ressourcen PGRDEU um Arten und Akzessionen der Deutschen Genbank Zier-pflanze mit wichtigen Charakterisierungs- und Bilddaten

Y Pruumlfung und ggf Bereitstellung von Software zur Unterstuumltzung der Dokumentation der einzelnen Teilsammlungen

Y Einbindung von Privatsammlungen und Lieb-habergesellschaften als Partner der Deutschen Genbank Zierpflanzen in einem bdquoNetzwerk Pflan-zensammlungenldquo

Die Kornrade (Agrostemma githago) ist ein gefaumlhrdetes Ackerbeikraut

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415 Genbank fuumlr Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

Eine Verstaumlrkung der Anstrengungen zur Erhaltung der Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft ist eine der wesentlichen Forderungen des zweiten Weltzustandsberichts der FAO zu PGRFA und we-sentliches Element des entsprechenden Globalen Aktionsplans (zur Bedeutung von WEL s Kapitel In-situ-Erhaltung von Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (WEL)) Aufgrund der begrenzten Kapazitaumlten der bundeszentralen Kulturpflanzengen-bank des IPK konzentriert sich diese auf die wich-tigsten Kulturpflanzen der gemaumlszligigten Breiten und eine Auswahl von damit verwandten Wildarten Um weitere speziell in Deutschland wild vorkommende pflanzengenetische Ressourcen zu erhalten haben sich derzeit vier Botanische Gaumlrten (Osnabruumlck als Koordinator Berlin Karlsruhe und Regensburg) zu einem Genbanknetzwerk fuumlr Wildpflanzen fuumlr Ernaumlh-rung und Landwirtschaft (WEL) zusammengeschlos-sen Fokus der zu erhaltenden Zielarten liegt dabei auf gefaumlhrdeten einheimischen wild vorkommenden Arten landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Kul-turpflanzen ndash insbesondere solche die uumlber Diaspo-ren (meistens Samen) erhalten werden ndash die fuumlr die nationale Forschung und Zuumlchtung von besonderer Bedeutung sind Dadurch wird auch ein Beitrag zur Umsetzung der Globalen Strategie zum Erhalt der Pflanzenvielfalt (s Kapitel 311) geleistet

Mit Unterstuumltzung des BMEL wird ein Konzept fuumlr die Ex-situ-Erhaltung von Wildpflanzen fuumlr Er-naumlh-rung und Landwirtschaft unter besonderer Beruumlck-sichtigung von Aktivitaumlten bei kompetenten Partnereinrichtungen (z B Genbanken) entwickelt und modellhaft erprobt1 Der Ansatz bildet damit ein weiteres Beispiel wie Botanische Gaumlrten in die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen landwirt-schaftlicher und gartenbaulicher Arten eingebunden werden koumlnnen

1) wwwbiologieuni-osnabrueckdegenbank-welHome

Handlungsbedarf

Weiterentwicklung des Konzepts fuumlr die Ex-situ-Erhaltung von heimischen Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft unter besonderer Beruumlcksichtigung von Aktivitaumlten kompetenter Partnereinrichtungen (z B Botanischer Gaumlrten)

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Gruumlndung der Genbank fuumlr Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft als dezentrales Genbanknetzwerk Gewinnung weiterer Partner fuumlr die Genbank fuumlr Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

Aufbau von Sicherungsduplikaten Kontinuierliche Erweiterung der deutschland-weit ex situ zu erhaltenden WEL-Arten und deren Populationen in Abstimmung mit bestehenden Sammlungen insbesondere mit der Kulturpflan-zen-Genbank des IPK

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Internetportal der Genbank fuumlr Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

416 Implementierung der bdquoEuropaumlischen Genbankldquo (AEGIS) im Rahmen des ECPGR

Das im Rahmen des ECPGR erarbeitete Konzept fuumlr ein europaumlisches integriertes Genbanksystem AEGIS (kurz bdquoEuropaumlische Genbankldquo) entstand unter maszlig-geblicher Beteiligung Deutschlands (s Kapitel 322) Seine Umsetzung durch die Gruumlndung von AEGIS und die damit verbundenen nationalen Aktivitaumlten sollen ebenso prioritaumlr verfolgt werden wie die Wei-terentwicklung von AEGIS auf europaumlischer Ebene

Mit AEGIS sollen die in Europa vorhandenen Res-sourcen effizient koordiniert und fuumlr die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen eingesetzt werden Hierzu verpflichten sich Erhaltungseinrichtungen von AEGIS-Mitgliedstaaten in einem arbeitsteiligen Konzept geeignete pflanzengenetische Ressourcen nach gemeinsamen Standards als europaumlische Ak-zessionen langfristig zu erhalten und zu den Be-dingungen des SMTA des Internationalen Vertrags fuumlr Forschung und Zuumlchtung bereitzustellen Damit gehen die Mitgliedstaaten uumlber die Verpflichtungen des Internationalen Vertrages fuumlr Pflanzengenetische Ressourcen ndash welcher diesen Ansatz nur fuumlr Annex I Arten vorsieht ndash hinaus Deutschland spielt eine aktive Rolle bei der Weiterentwicklung von AEGIS insbe-sondere bei den laufenden Arbeiten zu Allium und Avena und im Beratungsausschuss von AEGIS Fuumlr die formale Gruumlndung von AEGIS wurde eine zwischen-staatliche Kooperationsvereinbarung (Memorandum of Understanding ndash MoU) entwickelt Damit erklaumlren die Staaten ihren Beitritt zu AEGIS Anfang des Jahres 2012 haben 30 Staaten u a Deutschland das MoU ge-zeichnet Die Beteiligung von Erhaltungseinrichtun-gen innerhalb eines AEGIS-Mitgliedstaates wird durch das bdquoAssociate Membership Agreementldquo (AMA) geregelt In Deutschland ist der Abschluss des AMA durch den Nationalen Koordinator beim IBV der BLE mit IPK JKI und BSA erfolgt Weitere Partner sollen folgen

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Zwiebelgewaumlchse im Schaugarten des VERN

Handlungsbedarf

Abschluss von bdquoAEGIS Associate Membership Agreementsldquo durch den Nationalen Koordinator mit weiteren Partnern

Erarbeitung von Vorschlagslisten fuumlr bdquoEuropaumlische Akzessionenldquo

Erarbeitung von Vorschlagslisten fuumlr bdquoAEGIS-Dienstleistungenldquo

Nationale Umsetzung der vom ECPGR gepruumlften und angenommenen AEGIS-Aufgaben (Erhaltung der bdquoEuropaumlischen Akzessionenldquo sowie Bereitstellung der bdquoAEGIS-Dienstleistungenldquo)

Unterstuumltzung der Entwicklung einer europaumlischen Finanzierung fuumlr AEGIS

417 Implementierung des Multilateralen Systems (MLS) des Internationalen Vertrags

Zur Erfuumlllung seiner internationalen Verpflichtun-gen muss Deutschland die nationale Umsetzung des Internationalen Vertrags weiter fortsetzen Dies betrifft zum einen die Einbeziehung weiterer Akteure (oumlffentliche und private) die sich mit ihren Samm-lungen oder Teilen davon am MLS beteiligen und das SMTA zur Materialabgabe verwenden (vgl Kapitel 312) Zum anderen sollen im Rahmen des Vorteils-ausgleichs (Artikel 13 des Internationalen Vertrags) neben dem finanziellen Ausgleich im Rahmen des SMTA vor allem auch der Informationsaustausch der Technologietransfer und der Aufbau von Kapazitaumlten gefoumlrdert werden

Handlungsbedarf

Bereitstellung weiterer pflanzengenetischer Res-sourcen fuumlr das MLS des Internationalen Vertrags u a durch die Deutsche Genbank Obst

Verbesserung der Beteiligung privater Akteure am MLS

Zusammenstellung bestehender Maszlignahmen zum Informationsaustausch Technologietransfer und Aufbau von Kapazitaumlten

Unterstuumltzung des Aufbaus von Kapazitaumlten im Bereich Pflanzenzuumlchtung und Saatgutversorgung in Vertragsstaaten des Internationalen Vertrags

Samen von verschiedenen Kulturpflanzen

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42 In-situ-Erhaltung

421 On-farm-Bewirtschaftung

Nach der Definition der CBD stellt die On-farm-Be-wirtschaftung einen Spezialfall der In-situ-Erhaltung dar bei der PGR im Rahmen einer landwirtschaft-lichen oder gaumlrtnerischen Nutzung erhalten und weiterentwickelt werden Der zweite Weltzustandsbe-richt uumlber pflanzengenetische Ressourcen betont die besondere Bedeutung der On-farm-Bewirtschaftung fuumlr die Erhaltung von PGR Allerdings wird auch deutlich dass ein groszliger Nachholbedarf fuumlr die Ent-wicklung wissenschaftlich fundierter Konzepte fuumlr diesen Bereich besteht Auch wird die staumlrkere inter-nationale Vernetzung dieser Aktivitaumlten angeregt

In der Landwirtschaft und im Gartenbau konzentriert sich zunehmend weltweit der Anbau hauptsaumlchlich aufgrund der vorherrschenden Wettbewerbsbedin-gungen auf wenige Fruchtarten Auch die Pflanzen-zuumlchtung setzt ihre Schwerpunkte wegen fehlender Wertschoumlpfung oder Nachfrage auf oumlkonomisch interessante Kulturarten Wenn Zuumlchtungsprogram-me nicht weitergefuumlhrt werden ist auch ein Verlust der genetischen Diversitaumlt zu erwarten

Wenn Sorten landwirtschaftlicher Kulturarten nicht mehr groszligflaumlchig angebaut werden und somit von genetischer Erosion bedroht sind bietet auch die Erhaltung ex situ nur eine Teilloumlsung Zum einen koumlnnen schon aus Kapazitaumltsgruumlnden nicht alle gezuumlchteten Sorten ex situ erhalten werden und zum anderen werden diese Sorten bezuumlglich ihrer Leis-tungsmerkmale lediglich in einem Status quo bdquoein-gefrorenldquo Es findet kein Zuumlchtungsfortschritt und keine Anpassung an geaumlnderte Umweltbedingungen und Nutzungsanforderungen mehr statt Daher ist die direkte Nutzung solcher Sorten fuumlr den Anbau nach laumlngerer Ex-situ-Erhaltung in der Regel erst nach ei-nem Prozess der zuumlchterischen Bearbeitung moumlglich Das genetische Potenzial dieser Sorten findet sich allerdings teilweise in ihren Nachfolgesorten wieder

Durch On-farm-Bewirtschaftung koumlnnten auch Nutz-pflanzen die durch die Zuumlchtungswirtschaft nicht zuumlchterisch bearbeitet werden Anbaubedeutung erlangen

Damit kann die On-farm-Bewirtschaftung einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt von Kulturpflanzen und deren innerartlichen Vielfalt leis-ten Unmittelbar damit verknuumlpft ist eine moumlgliche

Erweiterung des Lebensmittelangebots und somit ei-ner vielfaumlltigen und abwechslungsreichen Ernaumlhrung oder die innovative Nutzung von Pflanzenz B fuumlr technische oder energetische Zwecke Wenn es gelingt den Anbau heimischer von genetischer Erosion bedrohter Kulturpflanzen durch entspre-chende Foumlrdermaszlignahmen und durch entspre-chendes Ernaumlhrungs- und Nachfrageverhalten der Verbraucher und Verbraucherinnen fuumlr Landwirte wieder attraktiv zu gestalten koumlnnten sich hier neue Nischenmaumlrkte entwickeln

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Viele alte Kulturpflanzen wie der Schwarzemmer sind aus dem Anbau fast verschwunden

Die On-farm-Bewirtschaftung koumlnnte auch einen Beitrag zur Erhoumlhung der Biodiversitaumlt in der land-wirtschaftlichen Produktion leisten durch

die Erhoumlhung der Artenvielfaltdie Erhoumlhung der Sortenvielfalt bei vernach-laumlssigten Kulturpflanzendie Erhoumlhung der genetischen Vielfaltdie Erhaltung von historisch bedeutsamen Kulturpflanzen und Bewirtschaftungsformendie Verbreitung und Pflege von Wissen und praktischen Fertigkeiten

und die Erhaltung von Nischenmaumlrkten fuumlr regionale Produkte

2011 foumlrderten insbesondere zwei Laumlnder die On-farm-Bewirtschaftung in Deutschland In Branden-burg werden im Rahmen des Kulturlandschaftspro-gramms bdquoKULAP 2007ldquo (Foumlrderung erfolgt seit dem Jahr 2000) u a finanzielle Unterstuumltzung fuumlr den Anbau von ca 70 alten Zucht- und Landsorten von sechs Kulturpflanzenarten (Weizen Gerste Roggen Hafer Hirse Mais) gewaumlhrt die durch genetische Erosion gefaumlhrdet sind In Nordrhein-Westfalen

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(NRW) wurde ein Modellprojekt durchgefuumlhrt mit dem Ziel der Evaluierung von alten Sorten ihrer Wiedereinfuumlhrung in die landwirtschaftliche Pro-duktion und der Entwicklung neuer Produkte aus diesen alten Sorten sowie deren Vermarktung Nach Abschluss des Projektes 2006 wurden die Aktivitaumlten vom neu eingerichteten Kompetenzzentrum fuumlr die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen an der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen in Muumlnster fortgesetzt das u a fuumlr die Organisation der Erzeugung und Verteilung von Saatgut zustaumlndig ist Hier flossen auch die Erfahrungen des von 2002ndash2007 durchgefuumlhrten grenzuumlberschreitenden EUREGIO-Projekt GEVIP (grenzuumlberschreitende Entwicklung Verarbeitung und Vermarktung von historischen sowie innovativen Produkten aus regionalen Pflan-zenerzeugnissen) zwischen Nordrhein-Westfalen und den Niederlanden mit ein das sich mit der Entwick-lung und Vermarktung von neuen Erzeugnissen auf der Grundlage von pflanzengenetischen Ressourcen befasst hat

Mehrere Laumlnder unterstuumltzen zudem die Bewirtschaf-tung von Streuobstwiesen zur Foumlrderung des Anbaus eines genetisch breiten Spektrums alter Obstsorten Solche Maszlignahmen dienen gleichzeitig dem Schutz gefaumlhrdeter Arten in diesen Oumlkosystemen Diese Akti-vitaumlten sind durch die EU im Rahmen der Ratsverord-nung (EG) Nr 16982005 kofinanzierungsfaumlhig Da sie nicht an besondere Vorgaben hinsichtlich der Sorten-auswahl gebunden sind laumlsst sich ihre Wirkung auf die Erhaltung obstgenetischer Ressourcen on farm nicht genau abschaumltzen

In einigen Regionen Deutschlands gibt es eine erfolg-reiche Zusammenarbeit zwischen regionalen Arten-schutzinitiativen und Vertretern des Pomologenver-eins In diesen Faumlllen gelingt die Verknuumlpfung von Zielen des Arten- und Lebensraumschutzes mit der Erhaltung obstgenetischer Ressourcen on farm

4211 Weiterentwicklung der bdquoRoten Liste der gefaumlhrdeten einheimischen Nutzpflanzenldquo

Der Globale Aktionsplan der FAO zur Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft nennt die Kenntnis uumlber die aktuell existierenden genetischen Ressourcen als grund-legende Voraussetzung fuumlr gezielte und effiziente Erhaltungsaktivitaumlten Darauf wurde bereits im ersten

Fachprogramm im Jahr 2002 hingewiesen Auch die nationale Biodiversitaumltsstrategie der Bundesregierung sieht den Aufbau einer Liste der auf nationaler Ebene durch Ex-situ-Maszlignahmen dringend zu schuumltzenden Arten und deren innerartlichen Vielfalt vor

Manche Gaumlrten sind noch ein Refugium fuumlr Pflanzenvielfalt

Aus diesen Gruumlnden und um auf den erheblichen Ruumlckgang der Nutzpflanzenvielfalt auch fuumlr Deutsch-land aufmerksam zu machen sowie um Maszlignahmen zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung pflanzenge-netischer Ressourcen zu unterstuumltzen wurde die Rote Liste der gefaumlhrdeten einheimischen Nutzpflanzen in Deutschland erstellt Die Rote Liste soll alle Arten-gruppen von einheimischen Nutzpflanzen und deren Sorten Landsorten und Varietaumlten umfassen die in Deutschland an lokale Bedingungen angepasst und von Bedeutung waren

Zur Unterstuumltzung des Anbaus bedrohter regional angepasster Nutzpflanzen besteht im Rahmen der Ge-

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meinschaftsaufgabe bdquoVerbesserung der Agrarstruktur und des Kuumlstenschutzesldquo (GAK) der Foumlrdergrundsatz bdquoErhaltung genetischer Ressourcen in der Landwirt-schaftldquo Die Auswahl der unter diesem Grundsatz foumlrderfaumlhigen Nutzpflanzen erfolgt durch die zustaumln-digen Laumlnderbehoumlrden auf Basis von Empfehlungen des BEKO Die vom BEKO fuumlr eine Foumlrderung im Rahmen der GAK empfohlenen Nutzpflanzen sind in der Roten Liste entsprechend gekennzeichnet

Auch im Rahmen der Erhaltungssortenverordnung dient die Rote Liste dem Bundessortenamt und den zustaumlndigen Laumlnderdienststellen als eine moumlgliche Referenz fuumlr eine Sorte hinsichtlich ihrer Bedeut-samkeit als pflanzengenetische Ressource in ihrer Ursprungsregion

Handlungsbedarf

Y Verbesserung der wissenschaftlichen Grundlagen fuumlr die Erstellung der Roten Liste

Y Laufende Aktualisierung der Liste auf Basis der Empfehlungen des BEKO

Y Aufbau eines bdquoOn-farm-Inventarsldquo beim IBV u a auf Basis der im Rahmen der GAK verpflichtenden Meldungen der Bundeslaumlnder uumlber die gefoumlrder-ten Flaumlchen je Nutzpflanze und anderer Quellen

4212 Staumlrkung der On-farm-Erhaltung und -Bewirtschaftung

Neben der Erhaltung im Rahmen der landwirt-schaftlichen Nutzung sowie der direkten Nutzung in der Pflanzenzuumlchtung erfolgt eine On-farm-Bewirtschaftung u a bei besonders gefaumlhrdeten aus der kommerziellen Nutzung und Zuumlchtung laumlngst verschwundenen Arten und Sorten v a durch ver-schiedene Erhaltungsinitiativen sowie in agrarhisto-rischen Museen Freilichtmuseen in Gaumlrten (Haus- Klein- und Bauerngaumlrten) und in den gartenbauli-chen Sortimenten vieler Gartenbaubetriebe Aktuelle und detaillierte Erhebungen zur Anzahl der hieruumlber erhaltenen pflanzengenetischen Ressourcen liegen derzeit nicht vor und ein Konzept zur Koordination dieser verschiedenen Aktivitaumlten fehlt bislang ebenso wie konzeptionelle Maszlignahmen zur Staumlrkung dieses Sektors

Diese vielfaumlltigen Einzelinitiativen privater Personen und Vereinigungen haben eine groszlige Bedeutung fuumlr die Erhaltung der Kulturpflanzenvielfalt

Anbau von Rotkohl und Zuckermais

Von unmittelbarer Bedeutung sind auch die Maszlig-nahmen der zweiten Saumlule der Agrarpolitik der laumlndlichen Entwicklungspolitik und hier vor allem

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die Agrarumweltmaszlignahmen deren Rechtsgrundlage die sog ELER-Verordnung vom September 2005 ist (s 431) Foumlrderfaumlhig sind u a besonders biodiversi-taumltserhaltende Nutzungsformen wie Streuobstwiesen extensive Weidewirtschaft oder der Oumlkolandbau Mit der Vergroumlszligerung des Fruchtartenspektrums und der Erweiterung von Fruchtfolgen sowie der Nutzung ausreichender innerartlicher Vielfalt wird nicht nur eine standortangepasste und nachhaltige landwirt-schaftliche Produktion angestrebt sondern es soll damit auch ein Beitrag zur Erhaltung und nachhalti-gen Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen geleis-tet werden

Die positiven Auswirkungen der Maszlignahmen der zweiten Saumlule auf die biologische Vielfalt insbeson-dere auch auf den Erhalt und die nachhaltige Nut-zung pflanzengenetischer Ressourcen koumlnnen durch die Verbesserung der Foumlrdermodalitaumlten vergroumlszligert werden

Bewaumlhrt haben sich ebenfalls die vom BMEL unter-stuumltzten Modell- und Demonstrationsvorhaben die zur Erhaltung besseren Verfuumlgbarkeit oder verstaumlrk-ten nachhaltigen Nutzung genetischer Ressourcen der Land- Forst- Fischerei- und Ernaumlhrungswirt-schaft einschlieszliglich Gartenbau beitragen Die durchgefuumlhrten Vorhaben sollen einen Vorbildcha-rakter fuumlr potenzielle Nachahmer entfalten

Eine erfolgreiche On-farm-Bewirtschaftung muss durch unterstuumltzende Maszlignahmen begleitet wer-den Dazu gehoumlren beispielsweise der Aufbau von Kompetenzzentren (s 4214) die Evaluierung der Pflanzen unter Praxisbedingungen die Bereitstellung von Saat- und Pflanzgut die technische Unterstuumlt-zung bei der Reinigung und Lagerung von Saat- und Pflanzgut die Aus- und Fortbildung fuumlr die On-farm-Bewirtschaftung die Entwicklung von neuen Produk-ten und Marketingkonzepten und die Etablierung von Netzwerken von an der On-farm-Bewirtschaftung interessierten Gruppen

Die ausreichende Verfuumlgbarkeit Vermehrung und dauerhafte Erzeugung von Saatgut ist haumlufig das zentrale Problem fuumlr die On-farm-Bewirtschaftung Um dies zu verbessern wurden bereits entsprechende Regelungen erlassen die das Inverkehrbringen von Saat- und Pflanzgut von Sorten die als genetische Ressource erhaltenswert erscheinen gezielt erleich-tern Eine Uumlberpruumlfung weiterer Ausnahmeregelun-gen fuumlr Aktivitaumlten zur Erhaltung der genetischen Vielfalt wird angestrebt

Handlungsbedarf

Verbesserte Erfassung Vernetzung und Koor-dinierung von Aktivitaumlten im Bereich On-farm-Bewirtschaftung

Entwicklung und Pruumlfung eines abgestimmten Konzeptes zur On-farm-Bewirtschaftung unter Beruumlcksichtigung der bestehenden Aktivitaumlten

Erstellung eines Konzepts fuumlr die Foumlrderung des Anbaus gefaumlhrdeter einheimischer Nutzpflanzen in Deutschland Weiterfuumlhrung geeigneter Foumlrdermaszlignahmen im Rahmen der GAK wie zB Fruchtartendiversifizie-rung (ua Leguminosen Gemengeanbau) Anbau von Zwischenfruumlchten Anbau gefaumlhrdeter heimi-scher Nutzpflanzen

Pruumlfung Konzeption und ggf Etablierung projekt-unabhaumlngiger Foumlrdermoumlglichkeiten zur Unterstuumlt-zung von Erhaltungsinitiativen und Akteuren der On-farm-Bewirtschaftung

Uumlberpruumlfung der Regelungen des Saatgut- und ggf des Pflanzenschutzrechts hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf die Aktivitaumlten zur Erhaltung der genetischen Vielfalt

4213 Erhaltung und nachhaltige Nutzung der genetischen Vielfalt im Gruumlnland

Gruumlnland ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Kulturlandschaft und groszligflaumlchig erst durch die Be-wirtschaftung des Menschen entstanden Im Gruumln-land wachsen mehr als die Haumllfte aller in Deutsch-land vorkommenden Bluumltenpflanzenarten Fuumlr Futterpflanzen und viele weitere Kulturpflanzen des Ackerlandes und der Gaumlrten bildet extensives Gruumln-land den Lebensraum ihrer verwandten Wildarten Artenreiches Gruumlnland stellt somit einen wichtigen Ort zum Erhalt der genetischen Vielfalt der Kultur-pflanzen dar Die ausdauernden Pflanzenbestaumlnde des Gruumlnlands bilden uumlber das ganze Jahr Lebensraum fuumlr eine groszlige Zahl heimischer Tierarten Gruumlnland hat zudem wichtige Funktionen fuumlr den Gewaumlsser- Klima- und Bodenschutz der Landschaften Gruumln-land hat somit zusammenfassend nicht nur eine herausragende Bedeutung fuumlr die genetische Vielfalt der Kulturpflanzen und ihrer wilden Verwandten sondern auch fuumlr typische Kulturlandschaften die weitere Funktionen fuumlr die Erholung und den Touris-mus erfuumlllen

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Artenreiche Almwiese

Die Artenzusammensetzung und die Auspraumlgung der Gruumlnlandvegetation richtet sich hauptsaumlchlich nach den natuumlrlichen Faktoren wie Standort (Boden Wasserhaushalt Klima Houmlhenlage etc) und nach den Bewirtschaftungsfaktoren Zu den entscheidenden Bewirtschaftungsfaktoren gehoumlren Mahd oder Be-weidung Tierbesatz Nutzungshaumlufigkeit (Anzahl der Schnitte) Nutzungstermine und Bewirtschaftungs-technik In Jahrhunderten entstand somit eine groszlige Vielfalt verschiedenster Gruumlnlandgesellschaften Seit mehr als 120 Jahren betraumlgt der Anteil von Gruumlnland nahezu konstant etwa ein Drittel der land-wirtschaftlichen Nutzflaumlche In diesem Zeitraum ist allerdings die landwirtschaftliche Nutzflaumlche insge-samt deutlich zuruumlckgegangen und damit anteilig auch die Gruumlnlandflaumlche absolut Wenn auch der landwirtschaftliche Flaumlchenverbrauch in den letzten Jahren abgeschwaumlcht worden ist so gehen taumlglich immer noch eine Flaumlche von ca 90 ha in Deutschland verloren die hauptsaumlchlich in Wohn- Verkehrs- und Wirtschaftsflaumlchen umgewandelt werden Der stetige Flaumlchenverlust geht einher mit einer staumlrkeren Inten-sivierung der Landwirtschaft und fuumlhrt damit auch in einigen Regionen zu einer Zunahme der Bewirtschaf-tungsintensitaumlt des Gruumlnlandes Damit ist auch eine Aumlnderung der Artenzusammensetzung und haumlufig eine Abnahme der biologischen Vielfalt verbunden

Im Rahmen der Gewaumlhrung von EU-Direktzahlungen haben die EU-Mitgliedstaaten sicher zu stellen dass bezuumlglich der beantragten Flaumlchen der Anteil des

Dauergruumlnlandes an der landwirtschaftlichen Flaumlche bezogen auf das Referenzjahr 2003 erhalten bleibt Bei einem Ruumlckgang dieses Anteils um mehr als 5 sind die Laumlnder gemaumlszlig der Bestimmungen des nationalen Direktzahlungen-Verpflichungengesetzes ermaumlchtigt den weiteren Umbruch von Dauergruumlnland per Lan-des-Verordnung von einer Genehmigung abhaumlngig zu machen Anfang 2011 gab es solche Landes-Verord-nungen in sechs Laumlndern In allen anderen Laumlndern betrug der Ruumlckgang des Dauergruumlnlandanteils we-niger als 5 In zwei Laumlndern war sogar eine geringe Zunahme des Dauergruumlnlandanteils zu verzeichnen Daruumlber hinaus ist die Gewaumlhrung der Direktzahlun-gen im Rahmen der Cross Compliance-Vorgaben auch von der Beachtung bestimmter fachrechtlich beste-hender Umbruchbeschraumlnkungen abhaumlngig

Biologische Vielfalt im bewirtschafteten Gruumlnland erhaumllt sich allerdings nicht von selbst Durch Biodi-versitaumltsmanagement kann der Landwirt artenrei-che Gruumlnlandflaumlchen erhalten und entwickeln Hier setzen die Agrarumweltmaszlignahmen im Rahmen der GAK an die ein breit gefaumlchertes und flexibles regi-onalspezifisches Instrumentarium anbieten Soweit regional erforderlich sollte ggf eine zielgerichtete Anpassung der Maszlignahmen erfolgen (siehe Kapitel zu 431)

Zur Anreicherung oder Wiederherstellung artenrei-cher Gruumlnlandflaumlchen mit gebietsheimischen Pflan-zenarten wurden in den letzten Jahren neue Konzepte diskutiert und erprobt (s 4224)

Handlungsbedarf

(Weiter-)Entwicklung von Methoden zur Identifi-kation unterschiedlicher Gruumlnlandformen auf der Grundlage von Indikator- oder KennartenErhebungen zu Vorkommen von artenreichem urspruumlnglichem bzw natuumlrlichem Gruumlnland in Schutzgebieten und Pruumlfen der Anwendung des Konzeptes bdquogenetischer Schutzgebieteldquo (siehe Kapitel 4223) zum Schutz wertvoller Gruumlnlands-tandorte in FFH-GebietenWeiterentwicklung standortgerechter und oumlkono-misch nachhaltiger Gruumlnlandnutzungssysteme

Weiterfuumlhrung und ggf Anpassung der Foumlrderung von biodiversitaumltsfoumlrdernden Agrarumweltmaszlig-nahmen im Rahmen der GAK wie extensive Be-wirtschaftung von Gruumlnlandflaumlchen zur Erhaltung pflanzengenetisch wertvoller Gruumlnlandvegetation Streuobstwiesen Umwandlung von Ackerland in extensiv zu nutzendes Gruumlnland

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Y Weiterfuumlhrung und ggf Ausweitung geeigneter Vertragsnaturschutzmaszlignahmen auf Laumlnderebene unter Beteiligung von EU und Bund

Y Pruumlfen inwieweit Foumlrderschwerpunkte des Bun-desprogramms bdquoBiologische Vielfaltldquo wie bdquoHot-spots der biologischen Vielfalt in Deutschlandldquo oder auch die bislang nicht definierte Kategorie bdquoWeitere Maszlignahmen von besonderer repraumlsenta-tiver Bedeutung fuumlr die Strategieldquo genutzt werden koumlnnen um der besonderen Bedeutung des arten-reichen Gruumlnlands gerecht zu werden

4214 Aufbau von Kompetenzzentren

Der Aufbau regionaler Kompetenzzentren faumlllt in die Zustaumlndigkeit der einzelnen Bundeslaumlnder Entspre-chend des in der Agrobiodiversitaumltsstrategie des BMEL beschriebenen Handlungsbedarfs wurden die Laumlnder z B durch Modellvorhaben fuumlr die Erhal-tung traditioneller regionaltypischer und bedrohter Kulturpflanzen on farm durch BMEL unterstuumltzt

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Umfangreiche Sortenkenntnisse sind Voraussetzung fuumlr die Erhal-tungsarbeit

Die Erfahrungen des Kompetenzzentrums fuumlr die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen an der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen sowie der Sortenerhaltungszentrale Baden-Wuumlrttemberg am Kompetenzzentrum Obstbau-Bodensee Baven-dorf belegen einen weitergehenden Bedarf fuumlr eine Unterstuumltzung der On-farm-Bewirtschaftung auf der regionalen bzw Laumlnderebene In den anderen Bundeslaumlndern fehlt eine derartige Infrastruktur zur Beratung und Koordination entsprechender Akteu-re bisher weitgehend Der Bedarf erstreckt sich auf den Aufbau von Netzwerken auf Erzeugerebene und stufenuumlbergreifend auf die Erzeugung und Verteilung von Saatgut sowie auf unterstuumltzende Maszlignahmen zur Entwicklung und Vermarktung so genannter bdquoVielfaltsprodukteldquo

Handlungsbedarf

Evaluierung der bisher geleisteten Arbeit und der Erfahrungen in einzelnen Bundeslaumlndern mit dem Ziel einen Leitfaden und Handlungsvorschlaumlge in Abstimmung mit den Bundeslaumlndern zu ent-wickeln

Unterstuumltzung bei der Gruumlndung weiterer Kom-pe tenzzentren fuumlr die Erhaltung nachhaltige Nutzung und Vermarktung pflanzengenetischer Ress ourcen einschlieszliglich Fortbildungs- Bildungs- und Oumlffentlichkeitsarbeit

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4215 AufbauvonFortbildungsangeboten imBereichOn-farm-Erhaltung pflanzengenetischerRessourcen

Bereits die Agrobiodiversitaumltsstrategie des BMEL betont die Bedeutung einer verstaumlrkten Ausbildung in Fragen der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt Das Wissen uumlber Anbau Ver-mehrung und Nutzung alter Sorten wird derzeit zu einem groszligen Teil durch Erhalterinitiativen gepflegt und weitergegeben Berufliche und wissenschaftli-che Ausbildungsgaumlnge haben relevante Inhalte (z B Samengaumlrtnerei Taxonomie) in ihren Curricula leider stark reduziert In einer Befragung von Personen die aktiv im Bereich On-farm-Management engagiert sind konnte ermittelt werden dass Kenntnisse uumlber die praktische zuumlchterische Erhaltung von Nutz-pflanzen nur unzureichend vorhanden sind Von den Personen wurde diesbezuumlglich mehrheitlich Fortbil-dungsbedarf geaumluszligert Weiterhin wurde in einer vom BMEL in Auftrag gegebenen Studie zur Analyse von Konzepten der On-farm-Bewirtschaftung pflanzenge-netischer Ressourcen in Deutschland festgestellt dass eine erfolgreiche On-farm-Bewirtschaftung durch unterstuumltzende Maszlignahmen begleitet werden muss die auch die Entwicklung von neuen Produkten und Marketingkonzepten beinhalten sollte

Praktische Erhaltungstaumltigkeit ist ohne die Einbin-dung in Netzwerke ungleich schwerer da der Aus-tausch von Erfahrungen Informationen aber auch der unmittelbare Austausch von Material und Gerauml-

ten von entscheidender Bedeutung sind Die bereits existierenden Einrichtungen Initiativen und Vereine stellen diesbezuumlglich eine gute Basis dar allerdings fehlt es derzeit noch an etablierten Netzwerk-strukturen

Handlungsbedarf

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Erfassung von Einrichtungen die grundsaumltzlich fuumlr Fortbildungsangebote im Bereich Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen und On-farm-Management geeignet sind Erarbeitung von Fortbildungsangeboten (z B bdquoErhaltungsgaumlrtnerldquo) in Zusammenarbeit mit ent-sprechenden Bildungseinrichtungen und Erhal-tungsorganisationen Aufbau eines Fortbildungsangebotes im Bereich Unternehmensgruumlndung und Marketing in Zu-sammenarbeit mit geeigneten Fortbildungsein-richtungenErarbeitung von Fortbildungs- und Schulungsma-terial unter Einbindung vorhandener Bundesein-richtungen

Aufbau eines Beratungsnetzwerkes fuumlr den Be-reich Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen und On-farm-Management in Zusammenarbeit mit Erhaltungsorganisationen und Botanischen Gaumlrten und weiteren Akteuren sowie die oumlffentlichkeits-wirksame Bekanntmachung des Netzwerkes

Alle Maszlignahmen werden bundesweit durch das IBV der BLE unterstuumltzt und koordiniert

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422 In-situ-ErhaltungvonWildpflanzen fuumlrErnaumlhrungundLandwirtschaft (WEL)

Mehr als 2800 Arten unserer heimischen Flora (ca 3500 Arten) stellen so genannte bdquomit Kulturarten verwandte Wildartenldquo (im internationalen Sprach-gebrauch crop wild relative ndash CWR) dar oder sind potenziell fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft nutzba-re Wildarten19 Diese bdquoWildarten fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaftldquo (WEL) sind zudem eine bedeutende Ressource fuumlr die Pflanzenzuumlchtung Deshalb ist die Erhaltung der Anpassungsfaumlhigkeit dieser Artengrup-pe fuumlr die langfristige Sicherung einer ausreichenden und sicheren landwirtschaftlichen Pflanzenprodukti-on eine wichtige Voraussetzung

Gerade bei der groszligen Anzahl an heimischen poten-ziell nutzbaren Wildpflanzenarten ist die In-situ-Er-haltung schon aus quantitativen pragmatischen und finanziellen Gruumlnden die wohl einzige realistische Schutzmaszlignahme Dabei bleiben die Arten in ihren Oumlkosystemen den dynamischen Prozessen der Evolu-tion ausgesetzt

Die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft spielt bei Bewirt-schaftungs- Pflege- und Erhaltungsmaszlignahmen des Naturschutzes als eigenstaumlndige Zielsetzung bisher keine groszlige Rolle Allerdings entsprechen die seit vielen Jahren durchgefuumlhrten Maszlignahmen z B im Vertragsnaturschutz auch dem Ziel der Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen

Als wichtige Komponenten der In-situ-Erhaltung sind die nachhaltige land- und forstwirtschaftliche Flaumlchennutzung im Rahmen von Agrarumweltmaszlig-nahmen sowie die Aktivitaumlten des Natur- und Land-schaftsschutzes zu nennen Diese Aktivitaumlten um-fassen u a Maszlignahmen des Artenschutzes und des flaumlchenbezogenen Biotopschutzes

Eine aktive Bewirtschaftung innerartlicher geneti-scher Vielfalt von in Deutschland wild vorkommen-den pflanzengenetischen Ressourcen einschlieszliglich der mit den Kulturpflanzen verwandten Wildarten (WEL) setzt eine enge fachliche Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Naturschutz voraus Die aktive Erhaltung genetischer Vielfalt auf dafuumlr

ausgewaumlhlten Flaumlchen wird umso effizienter und kostenguumlnstiger sein je mehr Arten innerhalb eines bewirtschafteten Areals vorkommen Inwieweit Maszlig-nahmen des Naturschutzes ausreichend sind gene-tische Ressourcen tatsaumlchlich dauerhaft zu erhalten ist bisher aber ebenso wenig bekannt wie Standorte mit hohem Aufkommen von WEL-Arten und hoher genetischer Vielfalt

Einen Uumlberblick uumlber die wild wachsenden Pflan-zenarten (Farn- und Bluumltenpflanzen) Pflanzengesell-schaften und die natuumlrliche Vegetation Deutschlands ermoumlglicht das Informationsangebot FloraWeb (httpwwwflorawebde) des Bundesamtes fuumlr Naturschutz (BfN) Zu den ca 3500 wild wachsenden Pflanzenarten koumlnnen Artensteckbriefe mit bis zu 55 Einzelinformationen uumlber Taxonomie Systematik Biologie Oumlkologie Lebensraum Verbreitung und Be-standssituation Gefaumlhrdung und Schutz sowie Fotos abgerufen werden Informationen uumlber die Verbrei-tung in Deutschland sind durch dynamisch erstellte Karten und die interaktive GIS-Anwendung bdquoFlora-Mapldquo zugaumlnglich Die Angaben stammen aus laufend aktualisierten Datenbanken und Projekten des BfN und dessen Kooperationspartnern

Im Rahmen des Berichtssystems zum europaumlischen Schutzgebietsnetz bdquoNatura 2000ldquo erfolgt ebenfalls eine Erfassung der in diesen Gebieten vorkommen-den Pflanzenarten der Anhaumlnge II - V der FFH-Richt-linie auf Laumlnderebene doch kommen von den mehr als 1000 Tier- und Pflanzenarten der entsprechenden Anhaumlnge II - IV der FFH-Richtlinie nur ganze 50 Arten von Farn- und Bluumltenpflanzen in Deutsch-land uumlberhaupt vor Ein wesentlich groumlszligerer Anteil von Pflanzenarten wird allerdings durch die Kartie-rung von FFH-Lebensraumlumen (Anhang I) und z T auszligerhalb von Natura 2000-Gebieten im Rahmen der Biotopkartierungen der Laumlnder erfasst

Auf nationaler Ebene gibt es daruumlber hinaus nur wenige Erhebungen uumlber das Vorkommen pflan-zengenetischer Ressourcen inner- und auszligerhalb bestehender Schutzgebiete bzw eine diesbezuumlgliche Auswertung vorhandener Kartierungsdaten Bisher durchgefuumlhrte detailliertere Erhebungen beziehen sich meist punktuell auf spezifische Gebiete Auszliger-dem ist die innerartliche Variabilitaumlt der Wildpflan-zen nur ansatzweise bekannt

19 Von den ca 3500 in Deutschland in situ vorkommenden Pflanzenarten sind fuumlr uumlber 1000 Arten aktuelle oder potenzielle Nutzungen beschrieben Unter Einbeziehung der Nutzungsformen bdquoZuumlchtungldquo bzw bdquoZierpflanzeldquo kommen weitere ca 1800 Arten als bdquoheimischeldquo pflanzengenetische Ressourcen hinzu

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Sanddorn(Hippophaerhamnoides)eineWildpflanzeausderenFruumlchtenleckereSaumlfteundMarmeladenhergestelltwerdenkoumlnnen

Das IBV betreut ein Verzeichnis pflanzengenetischer Ressourcen welches sowohl die Kulturpflanzen als auch die Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirt-schaft umfasst Dieses Verzeichnis ist uumlber das Nati-onale Inventar zu pflanzengenetischen Ressourcen PGRDEU (httppgrdeugenresde) zugaumlnglich

Daten zum Vorkommen pflanzengenetischer Res-sourcen in situ sind bisher nur in eingeschraumlnktem Maszlige fuumlr bestimmte Pflanzenarten durch die Bun-deslaumlnder und auf Kommunal- oder Projektebene verfuumlgbar Eine allgemeine Zugaumlnglichkeit zu diesen Informationen existiert in der Regel nicht oder sie ist nur sehr eingeschraumlnkt vorhanden Im Rahmen eines vom BMEL gefoumlrderten Modell- und Demonstrati-onsvorhabens bdquoAufbau eines Berichts- und Monito-ringsystems fuumlr die In-situ-Erhaltung genetischer

Ressourcen der den Kulturpflanzen verwandten Wildarten in Brandenburgldquo wird derzeit eine mo-dellhafte Berichtsinfrastruktur auf Bundeslandebene aufgebaut welche hier kuumlnftig durch verbesserten In-formationsfluss ndash sowohl innerhalb des Bundeslandes selbst als auch von dort zur Bundesebene ndash Abhilfe schaffen soll Daneben werden uumlber weitere Modell- und Demonstrationsvorhaben die Vorkommen der verwandten Wildarten von Apfel und Rebe Malus sylvestris (L) Mill und Vitis vinifera subsp sylvestris (C C Gmel) Hegi erhoben und genetisch beschrie-ben der Erhaltungszustand der Vorkommen bewer-tet sowie Maszlignahmen fuumlr ein In-situ-Management entwickelt und gepruumlft

Handlungsbedarf

Erstellung eines nationalen Konzepts zur In-situ-Erhaltung von in Deutschland wild vorkommen-den pflanzengenetischen Ressourcen

4221 IdentifizierungvonSchwerpunktarten

Fuumlr in Deutschland wild vorkommende pflanzenge-netische Ressourcen mit ihren mehr als 2800 Arten ist die In-situ-Erhaltung der wichtigste Erhaltungs-ansatz Die groszlige Artenzahl macht hier eine Schwer-punktsetzung noumltig um weitere Schutzmaszlignahmen realistisch und umsetzbar planen zu koumlnnen

Handlungsbedarf

Pflege und Fortschreibung der Liste in Deutschland vorkommender pflanzengenetischer Ressourcen20

Entwicklung nationale und internationale Ab-stimmung und Feststellung geeigneter Kriterien fuumlr die Priorisierung von in Deutschland wild vorkommenden pflanzengenetischen Ressourcen Markierung der prioritaumlren Arten in der Liste pflanzengenetischer Ressourcen nach diesen Kriterien als Grundlage einer weiteren Schwer-punktsetzung von Erhaltungsmaszlignahmen auf nationaler und internationaler EbeneMeldung der prioritaumlren Arten und ggf von Maszlignahmen zu ihrem Schutz an internationale Informationssysteme zwecks europaumlischer und internationaler Abstimmung

20 httppgrdeugenresdeindexphptpl=an_Liste

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AgrarlandschaftmitbluumlhendemAckerrandstreifen

4222 BestandsstuumltzendeMaszlignahmen

Zur Unterstuumltzung des Ziels in Deutschland wild vorkommende pflanzengenetische Ressourcen vorrangig in situ zu erhalten sind auch bestands-stuumltzende Maszlignahmen fuumlr Vorkommen und Popula-tionen einzelner Arten zu pruumlfen und wo angebracht umzusetzen Hierbei sind u a auch die Moumlglichkei-ten einer Nutzung bestehender Aktivitaumlten z B im Rahmen der nationalen Umsetzung der Europaumlischen Strategie zur Erhaltung der Pflanzen (EPCS vgl Kapi-tel 311) zu pruumlfen Die Entwicklung und Etablierung von bestandsstuumltzenden Maszlignahmen erfolgte bisher modellhaft bei Malus sylvestris (L) Mill und Vitis vinifera subsp sylvestris (C C Gmel) Hegi im Rahmen von Modell- und Demonstrationsvorhaben

Handlungsbedarf

Entwicklung und Pruumlfung eines Konzepts zur Stuumltzung von Vorkommen und Populationen durch Vermehrung von Saatgut oder Pflanzen und deren Wiederausbringung

4223 IdentifizierungAufbauundAusweisung bdquogenetischerSchutzgebieteldquo

Bisher gibt es keine spezifischen Schutzgebiete fuumlr WEL Das von der Europaumlischen Kommission im Rahmen der Ratsverordnung (EG) Nr 8702004 finanzierte Vorhaben bdquoEin integrierter europaumlischer Arbeitsplan fuumlr das In-situ-Management Umsetzung der Konzepte bdquogenetisches Schutzgebietldquo und bdquoon farmldquo (AEGRO)ldquo befasst sich mit allen wesentlichen Aspekten des In-situ-Managements AEGRO fuumlhrt Daten aus europaumlischen und internationalen Quellen zusammen und harmonisiert und strukturiert Infor-mationen damit sich diese fuumlr Entscheidungspro-zesse nutzen lassen Erste Ergebnisse zeigen dass die Qualitaumlt der in verschiedenen Quellen (GBIF EURISCO) mehr oder minder auf dem kleinsten ge-meinsamen Nenner zusammengefuumlhrten Daten in taxonomischer und geographischer Hinsicht in keiner Weise fuumlr eine aggregierende Betrachtung die fuumlr die Priorisierung von Arten und Gebieten erforderlich ist ausreicht und einer umfangreichen Bearbeitung bedarf

AEGRO beschreibt ferner die genetische Diversitaumlt ausgewaumlhlter Gattungen und Arten und schafft fuumlr ausgewaumlhlte Vorkommen die organisatorischen und methodischen Voraussetzungen fuumlr das demographi-sche und genetische Monitoring Es werden fuumlr diese Modellarten auf europaumlischer Ebene abgestimmte Er-haltungsstrategien entwickelt die anderen als Vorlage dienen koumlnnen Fuumlr das In-situ-Management werden Qualitaumltsstandards als Voraussetzung fuumlr eine verbes-serte europaumlische Zusammenarbeit in diesem Bereich entwickelt und die Moumlglichkeiten zur Einrichtung genetischer Schutzareale in bdquoMost Appropriate Areas ndash MAAldquo gepruumlft Das EU-Vorhaben begann im Oktober 2007 und wird vom Julius Kuumlhn-Institut koordiniert

Bereits im Fachprogramm von 2002 war vorgesehen auch in Deutschland bestehende Schutzgebiete mit einer hohen Dichte an prioritaumlren Arten zu identifi-zieren und zusaumltzlich als bdquogenetisches Schutzgebietldquo auszuweisen Dabei koumlnnen nun die Ergebnisse des AEGRO-Projekts als Grundlage fuumlr ein nationales Erhaltungskonzept dienen

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Handlungsbedarf

Y Identifizierung geeigneter Flaumlchen mit hoher bdquoVorkommensdichteldquo prioritaumlrer Arten im Rahmen eines Projektes

Y Entwicklung bzw Weiterentwicklung von Mana-gementmaszlignahmen fuumlr die prioritaumlren Arten

Y Ausweisung bereits vorhandener Schutzgebiete als bdquogenetische Schutzgebieteldquo fuumlr prioritaumlre Arten durch die zustaumlndigen Stellen und in Abstimmung mit den laufenden Arbeiten der Laumlnderbehoumlrden zur Ausweisung der FFH-Gebiete

4224 VerwendunggebietseigenerWildpflanzen inderfreienNatur

Das novellierte Gesetz uumlber Naturschutz und Landschaftspflege (Bundesnaturschutzgesetz ndash BNatSchG21) formuliert in sect 40 (4) strenge Anforde-rungen an das Ausbringen von Pflanzen gebiets-fremder Arten in der freien Natur22 Bereits vor der Novellierung war vorgeschrieben dass in der freien Natur kein Pflanzmaterial verwendet werden soll das seinen genetischen Ursprung nicht in der jewei-ligen Region hat Die mit der Novelle nun bundesun-mittelbar geltende Vorschrift des sect 40 Absatz 4 muss in den Laumlndern vollzogen werden ohne dass Abwei-chungsmoumlglichkeiten bestehen Zur Erleichterung wurde eine 10-jaumlhrige Uumlbergangsregelung bis zum 1 Maumlrz 2020 geschaffen in der gebietseigene Pflan-zen und Gehoumllze vorzugsweise verwendet werden sollen Erst danach gilt die neu gestaltete Genehmi-gungspflicht uneingeschraumlnkt

Der Genehmigungsvorbehalt des BNatSchG gilt nur fuumlr das Ausbringen in der freien Natur Davon sind alle Ausgleichsmaszlignahmen Rekultivierungen Straszligenbegleitgruumln und sonstigen Begruumlnungs- und Rekultivierungsmaszlignahmen in der freien Natur be-troffen Die Land- und Forstwirtschaft einschlieszliglich des Gartenbaus ist aber sowohl als Erzeuger gebiets-eigenen Saat- und Pflanzguts das in der freien Natur verwendet werden soll als auch im Rahmen von Dienstleistungen in Landschaftsbau und ndashpflege als Ausbringer betroffen

Fuumlr krautige Pflanzen gibt es sehr einfache effektive und seit Jahren in der Praxis bewaumlhrte Methoden der Begruumlnung wie Selbstbegruumlnung Heudruschver-fahren oder auch Mahdgutuumlbertragungsverfahren Weitere alternative naturnahe Begruumlnungsmethoden wurden bereits in Modellvorhaben erprobt Alle genannten Verfahren haben den Vorteil dass die Verwendung vorhandener lokaler gebietseigener Her-kuumlnfte von Wildpflanzen bei der Ausbringung in die freie Landschaft gesichert ist Es besteht jedoch auch ein zunehmender Bedarf fuumlr einen Markt fuumlr gebiets-eigenes Saatgut (z B Regiosaatgut) fuumlr diese Begruuml-nungs- und Rekultivierungsmaszlignahmen in der freien Natur Mit der nationalen Umsetzung der Richtlinie 201060EU der Kommission besteht ab Anfang 2012 die Moumlglichkeit Saatgutmischungen sogenannte Erhaltungsmischungen die zur Erhaltung der natuumlrli-chen Umwelt verwendet werden sollen auch dann in den gewerblichen Verkehr zu bringen wenn sie unter das Saatgutverkehrsgesetz fallen

ArtenreichesSchnittgruumlnlandmitgebietseigenenWildpflanzen

21 Bundesnaturschutzgesetz vom 29 Juli 2009 (BGBl I S 2542) das zuletzt durch Artikel 5 des Gesetzes vom 6 Februar 2012 (BGBl I S 148) geaumlndert worden ist

22 BNatSchG sect 40 (4) bdquoDas Ausbringen von Pflanzen gebietsfremder Arten in der freien Natur sowie von Tieren bedarf der Genehmigung der zustaumlndigen Behoumlrde Kuumlnstlich vermehrte Pflanzen sind nicht gebietsfremd wenn sie ihren genetischen Ursprung in dem betreffenden Gebiet haben Die Genehmi-gung ist zu versagen wenn eine Gefaumlhrdung von Oumlkosystemen Biotopen oder Arten der Mitgliedstaaten nicht auszuschlieszligen ist Von dem Erfordernis einer Genehmigung sind ausgenommen (hellip) 4das Ausbringen von Gehoumllzen und Saatgut auszligerhalb ihrer Vorkommensgebiete bis einschlieszliglich 1 Maumlrz 2020 bis zu diesem Zeitpunkt sollen in der freien Natur Gehoumllze und Saatgut vorzugsweise nur innerhalb ihrer Vorkommensgebiete ausgebracht werdenldquo

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Um die entsprechenden Qualitaumltsvorgaben zu garan-tieren wurden bereits privatrechtliche Zertifizie-rungssysteme fuumlr Regiosaatgut geschaffen Somit kann gebietseigenes Saatgut das durch Besamm-lung von Wildpflanzen in einer bestimmten Region gewonnen wird ndash in der Regel nach einer Zwischen-vermehrung ndash wieder in dieser Region ausgebracht werden Die in diesen Zertifizierungssystemen defi-nierten Regionen orientieren sich am Ergebnis eines Forschungsprojektes der Deutschen Bundesstiftung Umwelt Es wurden 22 deutsche Regionen voneinan-der abgegrenzt indem standoumlrtlich-klimatisch aumlhn-liche Naturraumlume mit vergleichbarem Artenspektrum zu einer Region zusammengefasst wurden

Fuumlr Gehoumllze ist ebenfalls eine bundesweit einheit-liche Umsetzung anzustreben Zu diesem Zweck wurde die bdquoArbeitsgruppe gebietseigene Gehoumllzeldquo beim BMU ins Leben gerufen in der die Interessen der Naturschutz- Forst- und Gartenbaubehoumlrden von Bund und Laumlndern der Verkehrsplanung der Baumschulverbaumlnde und Forschung gleichberechtigt vertreten sind Mit dem bdquoLeitfaden zur Verwendung gebietseigener Gehoumllze23ldquo hat die Arbeitsgruppe entsprechende Grundlagen und Empfehlungen fuumlr eine praktikable Umsetzung vorgelegt Sie empfiehlt bundeseinheitlich eine Einteilung in sechs Gebiete als Basis fuumlr die Produktion und Ausbringung gebietseigener Gehoumllze zu Grunde zu legen Fuumlr die Handhabung der Sonderfaumllle Straszligenbegleitgruumln und Obstgehoumllze in der freien Landschaft werden ebenfalls Empfehlungen ausgesprochen

Handlungsbedarf

Y Unterstuumltzung bei der Identifikation geeigneter natuumlrlicher Vorkommen gebietseigener Pflanzen um die Erzeugung und Herkunftssicherung von Saat- und Pflanzgut gebietseigener Pflanzen vor-anzubringen

43 Nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen

In der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt wird die Vision formuliert dass eine moumlglichst groszlige Vielfalt genetischer Ressourcen aktiv und nachhaltig genutzt wird Denn diese nachhaltige Nutzung ist in der Regel die beste Voraussetzung fuumlr den langfristi-gen Erhalt der genetischen Ressourcen Im Rahmen der BMEL-Kommunikationsarbeit wurde der Slogan bdquoSchutz durch Nutzungldquo in der oumlffentlichen Diskus-sion bekannt gemacht

431 WeiterfuumlhrungvonAgrarumwelt- maszlignahmen

Agrarumweltprogramme sind ein wichtiges Instru-ment der EU-Agrarpolitik um neben anderen um-weltrelevanten Zielen insbesondere auch die biolo-gische Vielfalt in Agraroumlkosystemen einschlieszliglich pflanzengenetischer Ressourcen zu erhalten Sie werden bei uns auf circa 30 Prozent der landwirt-schaftlichen Flaumlche durchgefuumlhrt Sie honorieren die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt etwa durch Erhalt vielfaumlltiger Fruchtfolgen Bewahrung regional angepasster Kulturpflanzen-sorten und Nutztierrassen sowie durch Gruumlnland-extensivierung

Die Ausgestaltung dieser Maszlignahmen hat auf Grund ihres finanziellen und flaumlchenmaumlszligigen Umfangs einen deutlichen Einfluss auf die Ziele dieses Fachprogramms

Entsprechend der bestehenden Hauptnutzungen und der korrespondierenden Lebensraumbedingungen fuumlr WEL ist die Weiterfuumlhrung der Agrarumweltmaszlig-nahmen standortangepasst (naturraumlumliche Bedin-gungen Nutzungen) erforderlich Ggf kann ndash unter Beruumlcksichtigung des Verwaltungs- und Kontrollauf-wandes ndash gepruumlft werden inwieweit bei einzelnen Maszlignahmen Indikatoren und standoumlrtliche Diffe-renzierungen der Maszlignahmen zu Fortschritten bei Effektivitaumlt der Maszlignahmen zur Erhaltung pflanzen-genetischer Ressourcen fuumlhren

23 Leitfaden zur Verwendung gebietseigener Gehoumllze Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) Stand Januar 2012 httpwwwbmudefilespdfsallgemeinapplicationpdfleitfaden_gehoelze_bfpdf

47

Handlungsbedarf

Y Ermittlung von Indikatoren fuumlr den Erhalt pflan-zengenetischer Ressourcen als Komponente der Biodiversitaumlt bei der Weiterfuumlhrung bestimmter Agrarumweltmaszlignahmen

Y Entwicklung und Anwendung standortangepass-ter Maszlignahmen differenziert u a nach Agrar-landschaftstyp und Bodenmerkmalen mit hoher Wirkeffizienz fuumlr den Erhalt pflanzengenetischer Ressourcen

Y Uumlberpruumlfung der Wirksamkeit von Agrarumwelt-maszlignahmen fuumlr den Erhalt und die nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen mit Hilfe entsprechender Indikatoren

432 Weiterentwicklungnachhaltiger Nutzungssysteme

Wichtiges Ziel muss es sein agrarische Nutzungssys-teme im Einklang mit den Zielen der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der genetischen Ressourcen weiterzuentwickeln Dies betrifft die klassischen Nut-zungen zur Nahrungs- und Futtermittelproduktion in den Hauptausrichtungen Ackerbau Gruumlnlandbewirt-schaftung und Obst-Weinanbau Zunehmend gewin-nen aber auch die Produktionsbereiche bdquonachwach-sende Rohstoffeldquo bdquoBioenergieldquo und bdquoKlimaschutzldquo fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung pflanzenge-netischer Ressourcen an Bedeutung Potenzial ist da-bei solchen Verfahren beizumessen denen es gelingt wichtige Ziele des Biodiversitaumltsschutzes in produk-tive d h wirtschaftlich rentable Nutzungssysteme zu integrieren Unter diesem Aspekt sollten besonders solche Nutzungsformen und Produktionsverfahren entwickelt und durch Projekte unterstuumltzt werden die zu einer messbaren Integration der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung pflanzengenetischer Ressour-cen in die Produktion fuumlhren Die Wirksamkeit und Kosteneffizienz bestehender Instrumente zur Foumlrde-rung der Agrobiodiversitaumlt insbesondere der pflan-zengenetischen Ressourcen ist in der Diskussion

Handlungsbedarf

Y Modellhafte Erprobung von Produktionsverfah-ren die die Erhaltung und nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen in die Produktion

integrieren (z B Modell- und Demonstrations-vorhaben in Ackerbaubetrieben) und Uumlbertragung der Ergebnisse in die breitere landwirtschaftliche Praxis

Y Oumlkonomische Bewertungen integrierter Maszlignah-men des Agrobiodiversitaumlts- und Naturschutzes zur Gewaumlhrleistung wirtschaftlich rentabler Nut-zungssysteme

Y Erstellung von Maszlignahmenkatalogen fuumlr effizi-ente Naturschutzmaszlignahmen (Handbuumlcher fuumlr Landwirte) fuumlr Ackerbau- Gruumlnland- Obst-Wein-bau- und Heidegebiete moumlglichst mit regionalem naturraumlumlichem Bezug

Y Entwicklung und Erprobung von Verfahren fuumlr Nutzungen zur Bioenergieerzeugung die Aspekte der Erhaltung der pflanzengenetischen Ressour-cen beruumlcksichtigen z B Nutzung eines breiten Spektrums an Kulturarten streifenfoumlrmige Ener-gieholzpflanzungen in Ackerbau- und Gruumlnland-gebieten in Verbindung mit weiteren Biodiversi-taumltszielen

ErhaltenswerteregionaleApfelsorten

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433 EntwicklungundVerbesserungvon IndikatorenfuumlrdieBestimmungder Gefaumlhrdungvonpflanzengenetischen Ressourcen

Entwickelte bundesweite Biodiversitaumltsindikatoren (Vogelindikator high-natural-value-Farmland(HNV) gefaumlhrdete Arten Schmetterlinge) dienen einer orientierenden Bewertung der Situation der biologi-schen Vielfalt in Hauptlebensraumlumen Die agrarischen Gebiete werden dabei zusammenfassend durch stark generalisierte indikatorisch daher relativ wenig sensitive Maszligzahlen z B den Vogelindex fuumlr Agrar-land in Deutschland dargestellt Fuumlr die Bewertung der Situation der genetischen Vielfalt der Pflanzen in der Flaumlche z B der Entwicklung der Artenzahlen im Dauergruumlnland die genetische Vielfalt genutzter Sorten im groszligflaumlchigen Anbau sowie schlieszliglich auch schlussfolgernd fuumlr die Anwendung verbesserter Bewirtschaftungsmethoden reichen diese Indikato-ren jedoch nicht aus Dringend erforderlich ist daher die Entwicklung von Indikatoren zur Kennzeichnung der Entwicklung der genetischen Vielfalt der Nutz-pflanzen in den Produktionssystemen Bezuumlglich tier-genetischer Ressourcen war es 2010 gelungen einen entsprechenden Indikator fuumlr den Indikatorenbe-richt 2010 zur Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt zu entwickeln und einzubringen Bestehende Indikatoren mit einem Bezug auf die fuumlr viele Wild-pflanzenarten wichtigen Lebensraumlume und extensi-ven Nutzungsformen wie der HNV-Farmlandindi-kator oder der Vogelindikator muumlssen methodisch weiterentwickelt werden um den direkten Bezug zu spezifischen landwirtschaftlichen Nutzungen (Acker Gruumlnland Obst-Weinbau Heiden) zu gewaumlhrleisten

Handlungsbedarf

Y Entwicklung eines nationalen Indikators bdquopflan-zengenetische Vielfalt in Landwirtschaft und Ernaumlhrungldquo unter Beteiligung der Laumlnder

Y Weiterentwicklung von regio nalisierten landwirtschaftl ich sensitiven Biodiversitaumltsindi-ka toren auf der Basis bestehender Indikatoren (Voumlgel HNV-Farmland Schmetterlinge)

Y Entwicklung von indirekten Biodiversitaumltsindi-katoren in Form kalibrierter Schnellmethoden zur lokalen Bewertung der Bio diversitaumlt z B Schaumltz-verfahren mit Hilfe von Vegetationsstrukturmerk-malen der Pflanzenbestaumlnde

Y Entwicklung von Methoden zur Nutzung der Biodiversitaumltsindikatoren fuumlr die Evaluierung der Biodiversitaumltswirkungen von Agrarumweltmaszlig-nahmen von Maszlignahmen der Landschafts pflege und des Vertragsnaturschutzes

Y Erarbeitung von Methoden zur Kopplung der Felderhebungen der Biodiversitaumltsindikatoren mit Datenerhebungen aus landwirt schaftlichen Nutzungen zur Ableitung von praxistauglichen Maszlignahmen fuumlr die Verbesserung der Bestands-situation von Indikatorarten sowie von HNV-Farmland Flaumlchen

434 FoumlrderungderEvaluierungund Charakterisierung

Um eine gezielte Nutzung genetischer Ressourcen zur zuumlchterischen Verbesserung von Kulturpflanzen zu erreichen sind besondere Anstrengungen erforder-lich Grundvoraussetzung ist deren Charakterisierung und Evaluierung Charakterisierungsdaten beschrei-ben Merkmale von Pflanzen die in hohem Maszlige erblich sind und mit bloszligem Auge sichtbare Eigen-schaften darstellen wie z B Wuchshoumlhe und Bluumlh-zeitpunkt Evaluierungsdaten beschreiben vor allem komplexere Eigenschaften die fuumlr die Nutzung der Pflanzen wichtig sind wie Ertrag Anbaueigenschaf-ten Standorteigenschaften und Resistenzen gegen Schaderreger und Schaumldlinge

In der Evaluierung spielen zunehmend molekular- genetische und pflanzenphysiologische Untersuchun-gen die Schluumlsselrolle Waumlhrend die Sequenzierung komplexer Pflanzengenome (Genotypisierung) mit dem technischen Fortschritt zunehmend moumlglich einfacher und kostenguumlnstiger wird ist ein Engpass im Erkenntnisgewinn und damit in der Nutzbar-machung pflanzengenetischer Ressourcen zu beob-achten Dies betrifft besonders die aufwendige aber unabdingbare Phaumlnotypisierung also die quantitative Analyse pflanzlicher Strukturen und Funktionen

BoniturvonFruchtmerkmalendesApfels

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Notwendig waumlre deshalb vor allem die Entwicklung praumlziser Hochdurchsatz-Phaumlnotypisierungen wenn die Nutzung genetischer Ressourcen zukuumlnftig schnell und effizient erfolgen soll

Handlungsbedarf

Y Foumlrderung interdisziplinaumlrer Forschungsvorhaben zur Hochdurchsatz-Phaumlnotypisierung der marker-gestuumltzten Selektion der Versuchstechnik sowie der Verarbeitung und Analyse massiver Daten-mengen um die notwendige breite Wissensbasis zu erhalten und die erforderlichen Kapazitaumlten aufzubauen

Y Ausbau von Netzwerken zur Ermittlung und Be-wertung der Eigenschaften genetischer Ressour-cen landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Kulturpflanzen unter Beteiligung der Zuumlchter u a durch weiteren Ausbau des Nationalen Evalu-ierungsprogramms pflanzengenetischer Ressour-cen (EVA II) durch Ausweitung der Evaluierung bei Getreidearten z B auf Merkmale zur Verbes-serung der Widerstandsfaumlhigkeit gegen biotische und abiotische Stressfaktoren sowie durch Ein-beziehung weiterer Kulturarten

Y Evaluierung pflanzengenetischer Ressourcen und Intensivierung der Zuumlchtungsforschung durch das Julius Kuumlhn-Institut in Zusammenarbeit mit privaten Zuumlchtungsunternehmen relevanten For-schungseinrichtungen Erhaltungsinitiativen und sonstigen Akteuren Neben den Hauptkulturen sollen auch bisher vernachlaumlssigte (neue und nicht mehr genutzte) Fruchtarten einbezogen werden

Y

Y

435 ErschlieszligungvonInnovationspoten- zialenpflanzengenetischerRessourcen durchdieZuumlchtungsforschung

Die Pflanzenzuumlchtungsforschung bildet eine der wichtigsten Grundlagen der Ernaumlhrungssicherung und Rohstoffversorgung insbesondere unter sich veraumlndernden Produktionsbedingungen durch Klimawandel und einer stetig wachsenden Weltbe-voumllkerung Ziel ist die genetische Anpassung bzw pflanzenzuumlchterische Verbesserung unserer Kultur-arten gegenuumlber allen moumlglichen Stressfaktoren (z B Temperatur Trockenheit Starkniederschlaumlge Schaderreger) Ausgangspunkt der pflanzenzuumlchte-rischen Verbesserung ist die Erfassung Bewertung und Nutzung der genetischen Variation fuumlr Eigen-schaften wie Widerstandsfaumlhigkeit gegen Hitze und Trockenheit sowie Krankheiten und Schaumldlinge in pflanzengenetischen Ressourcen Im Rahmen der Pflanzenzuumlchtungsforschung gilt es diese geneti-

sche Variation sicher und effektiv zu erfassen und beschleunigt nutzbar zu machen Dies ist die Aufgabe der so genannten Vorlaufzuumlchtung (pre-breeding) Fuumlr diesen Zweck stehen heute Zell- und Gewebe-kulturverfahren sowie molekulare Techniken die eine Merkmalserfassung auf der Ebene der Erbsubs-tanz erlauben zur Verfuumlgung

BlickineinenartenreichenZuchtgarten

Die Basis fuumlr diese Arbeiten bildet ein moumlglichst groszliges Spektrum pflanzengenetischer Ressourcen Beispiele der erfolgreichen Nutzung dieser Ressour-cen durch die Ressortforschung des BMEL sind die Herbeifuumlhrung dauerhafter Krautfaumluleresistenz bei der Kartoffel durch Nutzung von Solanum-Wildarten als Resistenzressourcen die Einkreuzung neuer hochwirksamer Resistenzgene gegen verschiedene Pilz- und Viruskrankheiten aus der Wildart Hordeum bulbosum in die Kulturgerste oder die Identifizierung von Herkuumlnften der Blauen und Gelben Lupine mit Widerstandsfaumlhigkeit gegen die Brennfleckenkrank-heit (Anthraknose)

Handlungsbedarf

Weitere Unterstuumltzung der Zuumlchtungsforschung im Rahmen der bestehender Foumlrderprogram-me (z B Programm zur Innovationsfoumlrderung Foumlrderprogramm Nachwachsende Rohstoffe und Demonstrationsvorhaben Bioenergie der Fach-agentur Nachwachsende Rohstoffe Bundespro-gramm Oumlkologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft)

Foumlrderung von Programmen und Projekten zur Uumlberfuumlhrung wichtiger Merkmale in adaptiertes Pflanzenmaterial (Erstellung und Weiterentwick-lung von Basispopulationen Selektion von Vorstu-fenmaterial)

50

436 Erweiterungdergenetischen DiversitaumltdurchdenAufbauvon Evolutionsramschen

Die Erhoumlhung der genetischen Diversitaumlt in Elite-zuchtmaterial ist eine wichtige Voraussetzung fuumlr die dauerhafte Verbesserung von Kulturpflanzen Entsprechende Ansaumltze reichen von der Einlagerung einzelner Resistenzgene aus Wildformen bis hin zur Herstellung so genannter Introgressionslinien welche definierte Chromosomensegmente aus Wildformen bzw Wildarten enthalten Entsprechen-de Forschungsaktivitaumlten wurden ua im Rahmen von Projekten der bdquoGenomanalyse im Biologischen System Pflanze (GABI)ldquo bearbeitet Daruumlber hinaus koumlnnen Evolutionsramsche einen wichtigen Beitrag fuumlr die Nutzbarmachung und Weiterentwicklung pflanzengenetischer Ressourcen leisten

Evolutionsramsche entstehen aus der Durchkreu-zung unterschiedlicher Genotypen die zusammen die derzeit verfuumlgbare genetische Diversitaumlt des jeweiligen Zuumlchtungspools umfassen In den Kreu-zungsnachkommenschaften finden im Gegensatz zur Ex-situ-Erhaltung der reinen Ausgangslinien weiter-hin Anpassungsprozesse statt die durch die Dynamik natuumlrlicher Selektion verursacht werden Im Gegen-satz zu Zuchtpopulationen erfolgt keine zuumlchteri-sche Auslese auf spezifische Merkmale Im Zuge des Anpassungsprozesses koumlnnen in einem genetisch breiten Reservoir besondere auch neue Genkombina-tionen entstehen die in dieser Form moumlglicherweise im stark selektierten Elitematerial von Zuchtunter-nehmen nicht entstehen wuumlrden Evolutionsramsche sind eine wichtige Maszlignahme zur Erzeugung neuer Ausgangsvariabilitaumlt fuumlr Zuumlchtungsforschung und Pflanzenzuumlchtung

Darstellung der Hauptkoordinatenanalyse (PCoA) von 32 Sorten

Pict

AlinghiAlissa

Gaulois Cervoise

Sorna Vulcan

BirgitLomerit

Merlot

NaomieLeibniz

ElbanyPeragis

Frances

Gilberta

Alpaca

Eiszapfen

BantengLudmilla

Fridericus

EngelensII

Catinka

Venus Plana

Vogels Gold

Andrea

HordHexGig

Engelens 6zig

Mammut

Borwina

Bayava

ErfurtTraminerBrunhild

Franka

Tocka

F1-1(40)

F1-2

(41)

F1-3(26)

F1-4(14)

F1-7(51)F1-6(33)

LentaF1-5(32)

F1-6A(18)

F1-9(65)

F1-10(30)

F1-10A(11)

F1-10A(25)F1-13(25)

F1-1

4(10

) F1-1

5(24

)

F1-18A(40)

F1-8A(20)

F1-12(67)

F1-8

(55)

F1-1

1(61

)

I II

III IV

05000

02500

00000

-02500

-05000

-05000 -02500 -00000 02500 05000

109

172

Alternative

Vorrangige Kreuzung

DarstellungderHauptkoordinatenanalyse(PCoA)von32SortenwelchedenGroszligteildergenetischeVielfaltdesdeutschenWintergers-

tensortimentesrepraumlsentieren(QuelleJKI)Diey-bzwx-AchsebeschreibendenAnteildererstenundzweitenDimensionderPCoAMit

StrichenverbundeneSortenkennzeichnengeplantePaarkreuzungen

51

YY

Y

Y

Y

KuumlrbisvielfaltaufeinemVerkaufsstand

Handlungsbedarf

Fortfuumlhrung der Evolutionsramsche bei GersteAnlage Entwicklung und wissenschaftliche Begleitung von Evolutionsramschen bei weiteren wichtigen Kulturarten (insbesondere fremd- befruchtende Arten gartenbauliche Kulturen)

437 VermarktungvonbdquoVielfaltsproduktenldquo

Neben einer Nutzung pflanzengenetischer Ressour-cen im Rahmen der Zuumlchtungsforschung bzw der Pflanzenzuumlchtung soll auch ihre Nutzung durch die Vermarktung so genannter bdquoVielfaltsprodukteldquo d h von Produkten aus bestimmten Sorten bzw anderen derzeit wenig genutzten Arten gefoumlrdert werden

Als allgemeine Maszlignahme zur Weiterentwicklung von Nutzungssystemen dient nach der Agrobiodiver-sitaumltsstrategie die Foumlrderung von Maszlignahmen die die

Erhaltung und Nutzung der Agrobiodiversitaumlt besser verbinden und Innovationen foumlrdern Dazu gehoumlrt vor allem die Entwicklung geeigneter Vermark-tungsformen sowie der Verbraucherinformation und ndashaufklaumlrung Diese Ansaumltze koumlnnen durch Projekte zur Entwicklung von integrierten Erhaltungs- und Nutzungskonzepten und von Foumlrderinstrumenten fuumlr Innovationen zur verstaumlrkten nachhaltigen Nutzung von Bestandteilen der Agrobiodiversitaumlt erprobt werden

Handlungsbedarf

Durchfuumlhrung von Studien u a zum Aufzeigen der potentiellen Wertschoumlpfungsketten von bdquoVielfaltsproduktenldquoFoumlrderung von bdquoVielfaltsproduktenldquo durch Oumlffentlichkeitsarbeit

Foumlrderung innovativer Produkte u a im Rahmen der Richtlinie zur Erhaltung und innovativen nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt des BMEL

52

44 Information und Dokumentation

Die Agrobiodiversitaumltsstrategie betont die Bedeutung verstaumlrkter Informations- Beratungs- und Koordi-nationsaktivitaumlten fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der Agrobiodiversitaumlt auf Bundesebene insbesondere vor dem Hintergrund zunehmender europaumlischer und internationaler Zusammenarbeit Dies erfordert die Vervollstaumlndigung und regel- maumlszligige Aktualisierung der Inventare in situ und ex situ vorhandener pflanzengenetischer Ressourcen sowie deren Aufnahme in das nationale Informa-tionssystem Genetische Ressourcen bdquoGENRESldquo24 Der Ausbau dieses Informationssystems als Teil des deutschen Clearing-House-Mechanismus der CBD ist auch Ziel der Nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt

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InternetportaldesInformationssystemsGenetischeRessourcen(GENRES)

441 Auf-undAusbauinstitutioneller Informationsinfrastruktur

Moderne Informationssysteme sind ein wesentli-ches Arbeitswerkzeug um Qualitaumlt und Effizienz der Erhaltungsarbeit bei pflanzengenetischen Ressour-cen und ihre nachhaltige Nutzung zu gewaumlhrleisten Der rasante technische Fortschritt in diesem Bereich erlaubt immer leistungsfaumlhigere Systeme welche eine effizientere Verarbeitung der steigenden Daten-mengen erlauben und eine bessere Anpassung an die Beduumlrfnisse der Nutzer ermoumlglichen Deshalb gilt es bestehende Systeme weiter auszubauen und zu aktualisieren Dabei wird auch kuumlnftig ein bdquozentral-dezentralerldquo Ansatz Verwendung finden d h wo immer moumlglich und sinnvoll werden aufgrund der neuen technischen Moumlglichkeiten zentrale Systeme aufgebaut werden die einer Vielzahl von Nutzern zur Verfuumlgung stehen Daneben wird es auch weiter-hin ndash schon aus rein pragmatischen Gruumlnden ndash einen Bedarf an dezentralen Informationssystemen (insti-tutionelle Informationsinfrastruktur) bei den Akteu-ren selbst geben da jeder dieser Nutzer ggf andere nicht zu standardisierende Anwendungen benoumltigt In diesem Fall werden zur Gewaumlhrleistung des Daten-austausches verbindliche Standards immer wichtiger wie sie z B im Rahmen der Aktualisierung des Natio-nalen Inventars PGRDEU bereits angewandt werden

Mit der Neuentwicklung bzw Absicherung oder dem weiteren Ausbau von Dokumentationssystemen der Akteure des Nationalen Fachprogramms soll eine wesentliche Voraussetzung fuumlr eine effiziente Umset-zung wichtiger Teile des Fachprogramms geschaffen werden

24 wwwgenresde

Handlungsbedarf

Anpassung des Genbankinformationssystems GBIS beim IPK an neue Bedarfe wie z B die Entwicklung einer Schnittstelle zum Nationalen Inventar PGRDEUEntwicklung und Implementierung eines Genbank-informationssystems fuumlr die Deutsche Genbank Obst beim Julius Kuumlhn-Institut

Entwicklung und Implementierung eines Gen-bankinformationssystems fuumlr die Deutsche Gen-bank Reben beim Julius Kuumlhn-Institut auf Basis der existierenden Rebendatenbanken

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Auf- und Ausbau von Informationssystemen anderer Ex-situ-EinrichtungenZusammenarbeit von Erhaltungsinitiativen beim Aufbau gemeinsamer Informationssysteme bzw zur Vernetzung bereits bestehender Informations-systeme zusammen mit dem IBV der BLE

DasFruumlhlings-Adonisroumlschen(Adonisvernalis)wirdimRahmenderEx-situ-ErhaltungskulturenderBotanischenGaumlrtenerhalten

442 PortalfuumlrEx-situ-Erhaltungskulturen einheimischerWildpflanzen

Im Rahmen des botanischen Naturschutzes wird die Erhaltungsinfrastruktur Botanischer Gaumlrten bereits genutzt Ein von der Arbeitsgruppe bdquoEx-situ-Erhaltungskulturenldquo des Netzwerks fuumlr botanischen Naturschutz erarbeitetes Konzept befasst sich mit der Erhaltung gefaumlhrdeter einheimischer Wildpflanzen in Ex-situ-Kulturen und der Bereitstellung fuumlr die Wiederausbringung

Das BMEL foumlrdert in diesem Zusammenhang den Aufbau des ersten uumlberregionalen und interaktiven Portals zur Ex-situ-Erhaltung einheimischer Wild-pflanzen die im Gegensatz zur Genbank fuumlr Wild-pflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft nicht als eingelagerte Diasporen sondern in Lebendkollek- tionen der Botanischen Gaumlrten erhalten werden Das Portal bildet den gesamten Pflanzenbestand

der Erhaltungskulturen in deutschen Botanischen Gaumlrten ab Fuumlr 75 ausgewaumlhlte Arten darunter 56 fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft besonders relevante werden detaillierte Steckbriefe erstellt Daruumlber hinaus bietet es die Moumlglichkeit fuumlr Wissens- und Materialtransfer und spezielle Angebote fuumlr Nutzer aus dem Bereich Gartenbau sowie ein hohes Maszlig an Transparenz fuumlr Naturschutzfachbehoumlrden

Neben der technischen Realisierung beinhaltet die Umsetzung des Projekts vor allem die ausfuumlhrliche Recherche kritische Bewertung und webgerechte Aufarbeitung der folgenden Punkte Hintergrund-informationen Steckbriefe fuumlr ausgewaumlhlte Taxa Kulturhinweise Informationen fuumlr Rekultivierer Materialboumlrse Informationen zu Wiederansiedlungs-projekten Prioritaumltskonzept umfangreiche Verlin-kung und Vernetzung weiterfuumlhrende Informationen und die Datenweitergabe an die zentrale Dokumen-tation zu pflanzengenetischen Ressourcen landwirt-schaftlicher und gartenbaulicher Arten in Deutsch-land (PGRDEU)

Handlungsbedarf

Aufbau Fortfuumlhrung und weiterer Ausbau des bundesweiten Portals bdquoEx-situ- Erhaltungs-kulturen einheimischer Wildpflanzenldquo

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Y

InternetauftrittdesbundesweitenPortalsbdquoEx-situ-ErhaltungskultureneinheimischerWildpflanzenldquo

443 Auf-undAusbaueinerDokumen- tationsinfrastrukturzwischenBund undLaumlndernfuumlrdenBereichin situ undon farm

Daten zum Vorkommen pflanzengenetischer Res-sourcen in situ bzw on farm fallen v a auf der Ebene der Bundeslaumlndern an sind bislang aber wenig ver-netzt und in der Regel selbst auf Bundeslandebene nicht einheitlich zugreifbar Informationsinfrastruk-turen zur Vernetzung der in den Bundeslaumlndern vorhandenen Daten sowie eine Schnittstelle zum Nationalen Inventar PGRDEU auf Bundesebene sind noch aufzubauen

BrombeerenSchmackhafteWildpflanzen

Handlungsbedarf

Implementierung der Ergebnisse des Modell- und Demonstrationsvorhabens bdquoAufbau eines Berichts- und Monitoringsystems fuumlr die In-situ-Erhaltung genetischer Ressourcen der den Kulturpflanzen verwandten Wildarten in Brandenburgldquo durch einen dauerhaften Datenaustausch zwischen Brandenburg und dem IBV

Implementierung von gemeinsamen Schnitt-stellen fuumlr den Datenaustausch fuumlr In-situ- bzw On-farm-Daten zwischen dem IBV und weiteren Bundeslaumlndern

Implementierung von gemeinsamen Schnittstel-len fuumlr den Datenaustausch uumlber die im Rahmen der GAK gefoumlrderten Flaumlchen je Nutzpflanze zwischen den Bundeslaumlndern und dem IBV

444 NationalesInventarbdquoPGRDEUldquo

Das Nationale Inventar (PGRDEU) ist die zentrale Dokumentation zu pflanzengenetischen Ressourcen landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Arten in Deutschland

In PGRDEU sind auch die Muster des deutschen Bei-trags zum Multilateralen System (MLS) entsprechend des Internationalen Vertrages enthalten und gekenn-zeichnet so dass eine gezielte Online-Recherche nach

55

diesem Material moumlglich ist Deutsche Einrichtungen haben seit 2008 insgesamt ca 108000 Genbankmuster in das MLS eingebracht Die Absicherung des Natio-nalen Inventars sowie der weitere Ausbau ist eine wesentliche Voraussetzung fuumlr die Umsetzung des Nationalen Fachprogramms sowie fuumlr die Erfuumlllung internationaler Berichtspflichten

Handlungsbedarf

Y Staumlndige Aktualisierung vorhandener Daten und Erweiterung im Bereich ex situ v a um die Daten aus den neu zu gruumlndenden Genbanknetzwer-ken bei Obst Reben und Zierpflanzen bzw fuumlr in Deutschland wild vorkommende pflanzengeneti-sche Ressourcen (inkl WEL)

Y Erfuumlllen der Dokumentations- und Informations-verpflichtungen aus dem MLS des Internationalen Vertrags

Y Weiterer Ausbau der Teile zur In-situ- und On-farm-Dokumentation in PGRDEU um eine kohaumlrente und umfassende Dokumentation fuumlr den gesamten Bereich pflanzengenetischer Res-sourcen zu ermoumlglichen

Y Weiterer Ausbau der Teile zur In-situ- und On-farm-Dokumentation in PGRDEU einschlieszliglich Angaben zur in der landwirtschaftlichen Produkti-on vorhandenen Vielfalt (Kulturpflanzeninventar) um eine kohaumlrente und umfassende Dokumentati-on fuumlr den gesamten Bereich pflanzengenetischer Ressourcen zu ermoumlglichen

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445 NationaleInformationsinfrastruktur fuumlrCharakterisierungs-undEvaluie- rungsdaten

Charakterisierungs- und Evaluierungsdaten (CampE-Daten) fallen bei den unterschiedlichsten Instituten (u a Forschungsinstitute Genbanken Zuumlchtern) und im Rahmen zahlreicher Forschungsprojekte an Eine nutzerfreundliche Zusammenfuumlhrung dieser Daten wurde bisher u a im Rahmen des Projektes EVA I (In-formationssystem fuumlr frei zugaumlngliche Evaluierungs-daten pflanzengenetischer Ressourcen) sowie durch dessen Weiterfuumlhrung im Verbund EVA II begonnen25 Ein aktuelles kohaumlrentes nationales Informations-system zur zentralen Speicherung von oumlffentlich zugaumlnglichen CampE-Daten fehlt jedoch bislang Das zu etablierende nationale Informations- und Doku-mentationssystem fuumlr Charakterisierungs- und

Evaluierungsdaten (Nationale Informationsinfrastruk-tur fuumlr Charakterisierungs- und Evaluierungsdaten in Deutschland NICE-D) soll deshalb auf bereits vorhan-denen Evaluierungsdaten (Daten des Julius Kuumlhn-Ins-tituts CampE-Daten der ehemaligen BAZFAL-Genbank historische Daten aus dem Informationssystem EVA I und Daten aus dem Nationalen Evaluierungspro-gramm EVA II) aufbauen und um CampE-Daten die bei Projekten in Genbanken und Universitaumlten anfallen ergaumlnzt werden Zusaumltzlich soll NICE-D auch die Moumlglichkeit bieten Daten die bei der Evaluierung von Material aus dem MLS des Internationalen Ver-trags in Deutschland entstehen zu dokumentieren

ZuchtgartenmitGetreidepflanzen

Handlungsbedarf

Aufbau eines Informations- und Dokumentati-onssystems fuumlr CampE-Daten beim Julius Kuumlhn-Ins-titut unter Verwendung von oumlffentlich zugaumlngli-chen Daten aus EVA I und EVA II sowie den beim Julius Kuumlhn-Institut vorhandenen und staumlndig neu hinzukommenden CampE-DatenWeiterer Ausbau des Informations- und Doku-mentationssystems fuumlr die Dokumentation von CampE-Daten die bei Zuumlchtern Universitaumlten Genbanken sonstigen Forschungsinstituten und Akteuren anfallen

Erweiterung von NICE-D um ein Modul fuumlr die Speicherung von CampE-Daten die an MLS-Material von deutschen Empfaumlngern erhoben werden

25 wwwgenresdeeva

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Y

Y

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FeldmitjungenErbsen

446 Bundesinformationssystem GenetischeRessourcen

Das Bundesinformationssystem Genetische Res-sourcen (BIG) bildet Informationen uumlber Wild- und Kulturpflanzen in Deutschland aus verschiedenen dezentralen Datenbanken ab Zentrales Element ist ein Portal welches Daten zu Vorkommen und Verbreitung (in situ und ex situ) zu Eigenschaften Gefaumlhrdung und Taxonomie uumlber einen zentralen Zugang aus den angeschlossenen Partnerdaten- banken benutzergerecht aufgearbeitet bereitstellt Seit seiner Inbetriebnahme im Jahr 2003 hat sich zwar die Informationslandschaft im Bereich biologi-scher Daten z B durch die Fortentwicklung von GBIF (Global Biodiversity Information Facility) veraumlndert dennoch gibt es weiterhin einen Bedarf fuumlr das spezi-elle Angebot von BIG im Bereich pflanzengenetischer Ressourcen Fuumlr den weiteren Betrieb von BIG ist es

aus der bisherigen Erfahrung allerdings notwendig BIG auf eine moderne technische Plattform nach neuestem Stand zu portieren durch Einbeziehung neuer Datenquellen und die Entwicklung neuer Informationsangebote zu uumlberarbeiten und zu erweitern und dabei auch das BIG-Portal weiter-zuentwickeln

Handlungsbedarf

Uumlberarbeitung und Erweiterung des BIG-Portals einschlieszliglich der zentralen technischen Kom-ponenten von BIG beim IBV der BLE

Einbeziehung neuer Datenquellen zu CampE-Daten und zu Sorteninformationen durch die BIG-Partner zusammen mit dem Julius Kuumlhn-Institut (NICE-D) und dem BundessortenamtAktualisierung und technische Anpassung der BIG-Partnerdatenbanken

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45 Oumlffentlichkeitsarbeit

Bereits im Fachprogramm von 2002 wurde festge-stellt dass die Information der breiten Oumlffentlichkeit uumlber das Thema Erhaltung und nachhaltige Nutzung von PGR eher unzureichend ist Verschiedene Unter-suchungen zeigen dass auch heute die Kenntnisse uumlber die Themengebiete Biodiversitaumlt Agrobiodiver-sitaumlt oder genetische Ressourcen immer noch sehr gering sind Aus diesem Grund wurde in der Agrobio-diversitaumltsstrategie die Information und Aufklaumlrung der Oumlffentlichkeit insbesondere mit Blick auf das Nachfrage- und Ernaumlhrungsverhalten der Verbrau-cher als sektoruumlbergreifender Handlungsbedarf herausgestellt Im UN-Jahr der Biodiversitaumlt 2010 hat BMEL eine umfangreiche Kommunikations-kam-pagne zu dem Thema durchgefuumlhrt

Weiterhin wurde der Aufbau eines bdquoWissensnetzes Agrobiodiversitaumltldquo als Teil eines uumlbergreifenden deutschen Wissenschaftsnetzwerkes zur Biodiversi-taumltsforschung in der Agrobiodiversitaumltsstrategie als Leuchtturmprojekt herausgestellt

Der eigene Garten ist aus verschiedenen Gruumlnden immer seltener Teil des Alltags der Menschen in Deutschland Damit einher geht ein Verlust selbst einfachster Kenntnisse uumlber den praktischen Um-

gang und den Wert der Nutzpflanzen d h uumlber das Aussehen das Wachstum die Kultivierung Ernte und Nutzung von Pflanzen Neben der Verarmung der un-mittelbaren Agrobiodiversitaumlt findet somit zugleich ein Verlust von Erfahrungswissen statt

Im Rahmen des Leuchtturmprojekts bdquoVielfalts-Kam-pagne ndash Agrobiodiversitaumltldquo der Agrobiodiversitaumlts-strategie des BMEL wurde eine integrierte Kommuni-kationsstrategie zur Agrobiodiversitaumlt entwickelt und umgesetzt Diese muss durch geeignete Maszlignahmen aus dem Teilbereich pflanzengenetischer Ressourcen unterstuumltzt und mit den verfuumlgbaren Ressourcen fortgefuumlhrt werden

Handlungsbedarf

Y Veroumlffentlichung des Nationalen Fachprogramms als Broschuumlre in deutsch und englisch

Y Erstellen von Faktenblaumlttern und Faltblaumlttern zum Nationalen Fachprogramm durch verschiedene Akteure

Y Erstellen von Informationsmaterial fuumlr die Oumlffent-lichkeitsarbeit zu pflanzengenetischen Ressourcen (z B bdquoWho is Wholdquo der Agrobiodiversitaumlt)

Y Nutzung von Synergieeffekten bei der Kommuni-kation von Einzelmaszlignahmen durch die Akteure im Bereich pflanzengenetischer Ressourcen und Agrobiodiversitaumlt

BMELVKampagnenbusbdquoBiologischeVielfaltschuumltzenundnutzenldquo2010

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5 Organisation und Durchfuumlhrung

Der Bund und die Laumlnder sind mit der Ratifizierung des Uumlbereinkommens uumlber die Biologische Viel-falt (CBD) und des Internationalen Vertrags uumlber pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (ITPGR) umfangreiche internationale Verpflichtungen eingegangen die u a den Erhalt und die nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen betreffen

Mit der CBD verpflichten sich die Vertragsparteien nationale Strategien Plaumlne und Programme zur Er-haltung und nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt insgesamt zu entwickeln und bestimmte Informationspflichten zu erfuumlllen Dieser Verpflich-tung kommt Deutschland mit der bdquoNationalen Strategie zur biologischen Vielfaltldquo nach Sie wird ergaumlnzt durch die vom BMEL entwickelte bdquoStrategie zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der biolo-gischen Vielfalt in der Ernaumlhrungs- Land- Forst- und Fischereiwirtschaftldquo Diese Agrobiodiversitaumltsstrategie bildet einen Rahmen fuumlr die sektoralen nationalen Fachprogramme die speziell fuumlr pflanzen- tier- forst- und aquatische genetische Ressourcen erstellt worden sind

Mit dem ITPGR werden Verpflichtungen einge-gangen die speziell die Erhaltung und nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlh-rung und Landwirtschaft betreffen Nach Artikel 5 des ITPGR foumlrdert jede Vertragspartei nach Maszliggabe der innerstaatlichen Rechtsvorschriften und gegebe-nenfalls in Zusammenarbeit mit anderen Vertrags-parteien einen integrierten Ansatz zur Erforschung Erhaltung und nachhaltigen Nutzung pflanzenge-netischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirt-schaft Auszligerdem ergreifen die Vertragsparteien sofern angebracht Maszlignahmen um Gefahren fuumlr pflanzengenetische Ressourcen auf ein Mindestmaszlig zu beschraumlnken oder nach Moumlglichkeit zu beseitigen Auch diese Verpflichtungen werden in der Agrobiodi-versitaumltsstrategie des BMEL sowie dem vorliegenden Fachprogramm aufgegriffen

Die Bestimmungen der CBD und des ITPGR sind in Form zustimmungspflichtiger Bundesgesetze nach Art 59 Abs 2 des Grundgesetzes in nationales Recht umgesetzt worden (CBD BGBl II 1993 S 1741 ITPGR BGBl II 2003 S 906) Die Durchfuumlhrung und Uumlberwachung von Bundesgesetzen obliegt den Laumlndern soweit die Gesetze keine anderen

Bestimmungen enthalten Damit erstrecken sich die o g Verpflichtungen auf alle staatlichen Ebenen in Deutschland

In der Regel befinden sich die genetischen Ressour-cen in der Verfuumlgungsgewalt der Laumlnder teilweise allerdings auch in der des Bundes oder anderer nichtstaatlicher Akteure So unterhaumllt die Ressort-forschung oder das Bundessortenamt zur Erfuumlllung seiner gesetzlichen Aufgaben auch eigene Samm- lungen genetischer Ressourcen

Innerhalb des foumlderalen Systems ist der Bund fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung genetischer Ressourcen auch insoweit zustaumlndig als er von seiner Gesetzgebungskompetenz im Rahmen der konkur-rierenden Gesetzgebung zur Foumlrderung der land- und forstwirtschaftlichen Erzeugung sowie zur Sicherung der Ernaumlhrung Gebrauch macht Von Relevanz sind aber u a auch Regelungen zum Schutz des geistigen Eigentums (z B Sortenschutz)

Aus der Zustaumlndigkeit des Bundes fuumlr die auswaumlrtigen Beziehungen ergeben sich Koordinierungsaufgaben in Bezug auf Programme auf europaumlischer oder inter-nationaler Ebene und Vereinbarungen zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung genetischer Ressourcen Um diese Verpflichtungen erfuumlllen zu koumlnnen ist eine nationale Koordination der entsprechenden Inventa-risierungs- Erhaltungs- und Berichtsaktivitaumlten der Bundeslaumlnder notwendig Diese Aufgabe wurde auf Bundesebene zum groszligen Teil an das Informations- und Koordinationszentrum fuumlr Biologische Vielfalt (IBV) der BLE uumlbertragen

Die Koordination von Erhaltungsaktivitaumlten und Unterstuumltzung von Erhaltungsnetzwerken durch das IBV zeigt sich gegenwaumlrtig u a in der Koordination der Deutschen Genbank Zierpflanzen und der Mitar-beit in verschiedenen weiteren Erhaltungsnetzwerken (z B Rebe Obst)

Zustaumlndigkeiten des Bundes ergeben sich zudem aus der gemeinschaftlichen Foumlrderung von Einrichtun-gen und Vorhaben der Forschung von gesamtstaat-licher und uumlberregionaler Bedeutung durch Bund und Laumlnder So wird die Bundeszentrale Genbank fuumlr landwirtschaftliche und gaumlrtnerische Kulturpflanzen am Leibniz-Institut fuumlr Pflanzengenetik und Kultur-pflanzenforschung (IPK) vom Bund kofinanziert

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GruumlnlandmitStreuobstbaumlumenimMittelgebirge

Die Erhaltung genetischer Ressourcen hat in Deutschland in einigen Bereichen eine lange Traditi-on mit teilweise gut etablierten staatlichen oder pri-vaten Strukturen In der Agrobiodiversitaumltsstrategie und im vorliegenden Fachprogramm wird anerkannt dass die angestrebte Erhaltung und nachhaltige Nutzung genetischer Ressourcen nicht allein durch staatliche Stellen gewaumlhrleistet werden kann Aus diesem Grund sind die Erhaltungsanstrengungen von Bund und Laumlndern haumlufig in Form von Netzwerken angelegt Die Koordination der Akteure erfolgt u a uumlber den BEKO und das vorliegende FachprogrammDa es sich beim vorliegenden bdquoNationalen Fachpro-grammldquo um ein gemeinsames Programm aller rele-vanten Akteure im Bereich pflanzengenetischer Res-sourcen handelt wird dieses auch von allen Akteuren auf freiwilliger oder gesetzlicher Basis mitgetragen Ein aktueller Uumlberblick uumlber die einzelnen Akteure im Bereich der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft sowie deren Beitraumlge zur Umsetzung des vorliegenden Fachprogramms findet sich im zentralen Informationssystem Genetische Ressourcen bdquoGENRESldquo (wwwgenresde)

Der Bund die Laumlnder sowie die einzelnen Institute Gremien und Akteure stellen durch eigene Leistun-gen die Durchfuumlhrung dieses Fachprogramms sicher BMEL im Rahmen der Bundesregierung federfuumlhrend fuumlr dieses Fachprogramm wird bei der Durchfuumlhrung der ihm obliegenden Zustaumlndigkeiten besonders bei der Koordination von Maszlignahmen vom Bera-tungs- und Koordinierungsausschuss fuumlr genetische Ressourcen landwirtschaftlicher und gartenbaulicher

Kulturpflanzen (BEKO) und dessen pflanzen- und themenspezifischen Expertengruppen unterstuumltzt Die Laumlnder unterstuumltzen das Programm ggf durch die Einrichtung eigener Landesprogramme oder durch die Einbeziehung einzelner Maszlignahmen in bestehen-de Programme Wesentlich fuumlr Transparenz Kohaumlrenz und Effizienz von Maszlignahmen ist die Verbesserung des Informationsflusses und der Kommunikation zwischen den Akteuren Das Programm wird von Zeit zu Zeit unter Beteiligung der maszliggeb-lichen Akteure uumlberpruumlft und ggf fortgeschrieben

Die Durchfuumlhrung von Maszlignahmen des Arbeits-programms kann durch die Vereinbarung konkreter Projekte vorangetrieben und unterstuumltzt werden Diese werden in einem Projektplan beschrieben in welchem die Projektziele und die zu deren Umset-zung notwendigen Maszlignahmen definiert sind sowie Projektpartner und deren Aufgaben festgelegt wer-den Weitere Bestandteile des Projektplans sollten eine Auflistung von Meilensteinen ein Zeitplan sowie ein Finanzierungsplan sein der neben den Eigen-leistungen der Akteure auch externe Finanzierung beinhalten kann

Die Projekte koumlnnen sowohl durch die Akteure als auch durch den BEKO initiiert werden Die Experten-gruppen des BEKO sowie das Sekretariat unterstuumlt-zen die Erstellung der jeweiligen Projektplaumlne Die Projektdurchfuumlhrung wird durch den BEKO begleitet hierzu unterstuumltzt das Sekretariat den dazu notwen-digen Informationsaustausch zwischen den Akteuren und dem BEKO

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6 Abkuumlrzungsverzeichnis

AEGIS A European Genebank Integrated System ndash Europaumlische Genbank AEGIS

AEGRO An Integrated European In Situ Manage-ment Work Plan Implementing Genetic Reserves and On Farm Concepts ndash Ein integrierter europaumlischer Arbeitsplan fuumlr das In-situ-Management Umsetzung der Konzepte bdquogenetisches Schutzgebietldquo und bdquoOn farmldquo

AMA Associate Membership Agreement ndash Beitrittsvereinbarung

BAZFAL Bundesanstalt fuumlr Zuumlchtungsforschung an Kulturpflanzen (bis 122007)

BEKO Beratungs- und Koordinierungsausschuss fuumlr genetische Ressourcen landwirt-schaftlicher und gartenbaulicher Kultur-pflanzen

BfN Bundesamt fuumlr Naturschutz

BGB Buumlrgerliches Gesetzbuch

BIG Bundesinformationssystem Genetische Ressourcen

BLE Bundesanstalt fuumlr Landwirtschaft und Ernaumlhrung

BMEL Bundesministerium fuumlr Ernaumlhrung undLandwirtschaft

BML Bundesministerium fuumlr Ernaumlhrung Land-wirtschaft und Forsten (heute BMEL)

BMU Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz und Reaktorsicherheit

BNatSchG Bundesnaturschutzgesetz

BS Benefit Sharing

BSA Bundessortenamt

CBD Convention on Biological Diversity ndash Uumlbereinkommen uumlber die Biologische Vielfalt

CGIAR Consultative Group on International Agricultural Research ndash Beratungsgruppe fuumlr Internationale Agrarforschung

CGRFA Commission on Genetic Resources for Food and Agriculture ndash Kommission fuumlr genetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

CWR Crop Wild Relative ndash mit Kulturarten verwandte Wildarten

CampE Charakterisierung und Evaluierung

DGG Deutsche Gartenbau-Gesellschaft 1822 e V

DGO Deutsche Genbank Obst

ECPGR European Cooperative Programme for Plant Genetic Resources ndash Europaumlisches Kooperationsprogramm fuumlr Pflanzen-genetische Ressourcen

EG Europaumlische Gemeinschaft

ELER Europaumlischer Landwirtschaftsfonds fuumlr die Entwicklung des laumlndlichen Raums

EPCS European Plant Conservation Strategy ndash Europaumlische Strategie zur Erhaltung der Pflanzen

EU Europaumlische Union

EUREGIO Deutsch-niederlaumlndischer Kommunal-verband e V

EURISCO European Plant Genetic Resources Search Catalogue ndash Europaumlischer Suchkatalog fuumlr Pflanzengenetische Ressourcen

EVA Nationales Evaluierungsprogramm fuumlr Pflanzengenetische Ressourcen

EWG Europaumlische Wirtschaftsgemeinschaft (seit 1994 umbenannt in EG)

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FAO Food and Agricultural Organisation of the United Nations ndash Ernaumlhrungs- und Land-wirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen

FFH Fauna-Flora-Habitat

GABI Genomanalyse im Biologischen System Pflanze

GAK Gemeinschaftsaufgabe bdquoVerbesserung der Agrarstruktur und des Kuumlstenschutzesldquo

GAP Gemeinsame Agrarpolitik

GBIF Global Biodiversity Information Facility

GBIS Genbankinformationssystem des IPK

GCDT Global Crop Diversity Trust ndash Globaler Fonds fuumlr die Nutzpflanzenvielfalt

GEVIP Grenzuumlberschreitende Entwicklung und Vermarktung innovativer Pflanzen-produkte

GIS Geoinformationssystem

GSPC Global Strategy for Plant Conservation ndash Globale Strategie zum Erhalt der Pflan-zenvielfalt

HNV High Nature Value Farmland ndash Indikator fuumlr Landwirtschaftsflaumlchen mit hohem Naturwert

IBV Informations- und Koordinationszentrum fuumlr Biologische Vielfalt

IPEN International Plant Exchange Network ndash Internationales Pflanzenaustausch- netzwerk

IPK Leibniz-Institut fuumlr Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung

ITPGRFA International Treaty on Plant Genetic Resources for Food and Agriculture ndash Internationaler Vertrag uumlber pflanzen-genetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

JKI Julius Kuumlhn-Institut ndash Bundesforschungs-institut fuumlr Kulturpflanzen

KULAP Kulturlandschaftsprogramm

LfL Bayrische Landesanstalt fuumlr Landwirt-schaft

MAA Most Appropriate Areas

MoU Memorandum of Understanding ndash Kooperationsvereinbarung

MuD Modell- und Demonstrationsvorhaben

MLS Multilateral System of Access and Benefit-Sharing ndash Multilaterales System fuumlr Zugang und Vorteilsausgleich

NICE-D Nationale Informationsinfrastruktur fuumlr Charakterisierungs- und Evaluierungs- daten in Deutschland

PGRDEU Nationales Inventar Pflanzengenetische Ressourcen in Deutschland

PGR Pflanzengenetische Ressourcen

PGRFA Plant Genetic Resources for Food and Agriculture ndash Pflanzengenetische Ressour-cen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

RL Richtlinie

SaatG Saatgutverkehrsgesetz

SMTA Standard Material Transfer Agreement ndash Standardisierte Materialuumlbertragungs-vereinbarung

SortG Sortenschutzgesetz

UPOV International Union for the Protection of New Varieties of Plants ndash Internationaler Verband zum Schutz von Pflanzenzuumlch-tungen

VITIS Europaumlische Fruchtartendatenbanken fuumlr Vitis

WEL Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

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7 Literatur

BfN (1999) Daten zur Natur Landwirtschaftsverlag Muumlnster

BLAG (Bund-Laumlnder-Arbeitsgruppe bdquoForstliche Genressourcen und Forstsaatgutrechtldquo) (2000) Konzept zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung forstlicher Genressourcen in der Bundesrepublik Deutschland

BLE (2008) Pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Er-naumlhrung und Landwirtschaft in Deutschland Zweiter Nationaler Bericht Schriftenreihe des Informations- und Koordinationszentrums fuumlr Biologische Vielfalt Band 29

BMELV (2007) Agrobiodiversitaumlt erhalten Potenziale der Land- Forst- und Fischereiwirtschaft erschlieszligen und nachhaltig nutzen Eine Strategie des BMELV fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt fuumlr die Ernaumlhrung Land- Forst- und Fischerei-wirtschaft

BML (1996) Nutzpflanzen - Vielfalt fuumlr die Zukunft Deutscher Bericht zur Vorbereitung der 4 Internationalen Technischen Konferenz der FAO uumlber Pflanzengenetische Ressourcen vom 17-23 Juni 1996 in Leipzig Sonderdruck 625-1396 Bonn

BML (1997) 4 Internationale Technische Konferenz der FAO uumlber Pflanzengenetische Ressourcen-Schriften zu Genetischen Ressourcen (Sonder-band) Bonn

BML (2000a) Genetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung Landwirtschaft und Forsten Reihe A Angewandte Wissenschaft Heft 487 Landwirt-schaftsverlag Muumlnster-Hiltrup

BML (2000b) Statistisches Jahrbuch uumlber Ernaumlhrung Landwirtschaft und Forsten Landwirtschafts-verlag Muumlnster-Hiltrup

Bommer DFR amp K Beese (1990) Pflanzengenetische Ressourcen ndash Ein Konzept zur Erhaltung und Nutzung fuumlr die Bundesrepublik Deutschland Schriftenreihe des Bundesministeriums fuumlr Ernaumlhrung Landwirtschaft und Forsten Reihe A Angewandte Wissenschaft Heft 388

FAO (1996) Global Plan of Action for the Conservati-on and Sustainable Utilization of Plant Genetic Resources for Food and Agriculture FAO Rom

FAO (2010) The Second Report on the State of the Worldacutes Plant Genetic Resources for Food and Agriculture Rome

Hammer K (1998) Agrarbiodiversitaumlt und pflanzen-genetische Ressourcen Schriften zu Geneti-schen Ressourcen Band 10 ZADI Bonn

Korneck D amp H Sukopp (1988) Rote Liste der in der Bundesrepublik Deutschland ausgestorbenen verschollenen und gefaumlhrdeten Farn- und Bluumltenpflanzen und ihre Auswertung fuumlr den Arten- und Biotopschutz Schr ndashRF Vegeta-tionskunde 19

Korneck D M Schnittler amp I Vollmer (1996) Rote Liste der Farn- und Bluumltenpflanzen Deutsch-lands Schr-R f Vegetationskunde 28

Laliberte B Maggioni L Maxted N amp V Negri (eds) (2000) Report of a Task Force on Wild Species Conservation in Genetic Reserves and a Task Force on On-farm Conservation and Manage-ment IPGRI Rom

Leopold J (1998) Saatgut-Nachbau und Saatgut-Pflege ndash eine Umfrage bei Demeter-Landwirten und ndashGaumlrtnern ndash Forschungsring fuumlr biolo-gisch-dynamische Wirtschaftsweise Darm-stadt

Schneider C U Sukopp amp H Sukopp (1994) Bio-logisch-oumlkologische Grundlagen des Schutzes gefaumlhrdeter Segetalpflanzen Schr-R f Vege-tationskunde 26

63

8 Zitierte Gesetzestexte und Mitteilungen

BMJ (1993) Gesetz zu dem Uumlbereinkommen uumlber die biologische Vielfalt vom 05 Juni 1992 Bundesgesetzblatt Teil II Z 1998 A 09 Sept 1993 Nr 32

BMELV (2011) Richtlinie zur Foumlrderung von Modell- und Demonstrationsvorhaben im Bereich der Erhaltung und innovativen nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt

BMU (2012) Leitfaden zur Verwendung gebietseige-ner Gehoumllze Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) Stand Januar 2012 httpwwwbmudefilespdfsallgemeinapplicationpdfleitfaden_ gehoelze_bfpdf Letzter Zugriff 06032012

Bundesnaturschutzgesetz vom 29 Juli 2009 (BGBl I S 2542) das zuletzt durch Artikel 5 des Geset-zes vom 6 Februar 2012 (BGBl I S 148) geaumln-dert worden ist

KOM (2001) Mitteilung der Kommission an den Rat und das Europaumlische Parlament ndash Aktionsplan zur Erhaltung der Biologischen Vielfalt in der Landwirtschaft KOM20010162 endg

KOM (2006) Mitteilung der Kommission Eindaumlm-mung des Verlusts der Biologischen Vielfalt bis zum Jahr 2010 ndash Und daruumlber hinaus KOM (2006) 216 endg

KOM (2010) Mitteilung der Kommission an das Euro-paumlische Parlament den Rat den Europaumlischen Wirtschafts- und Sozialausschuss und den Ausschuss der Regionen ndash Die GAP bis 2020 Nahrungsmittel natuumlrliche Ressourcen und laumlndliche Gebiete ndash die kuumlnftigen Herausfor-derungen KOM (2010) 6725

Verordnung uumlber das Inverkehrbringen von Saatgut von Erhaltungsmischungen vom 6 Dezember 2011 (BGBl I S 2641)

Verordnung uumlber die Zulassung von Erhaltungssor-ten und das Inverkehrbringen von Saat- und Pflanzgut von Erhaltungssorten vom 21 Juli 2009 (BGBl I S 2107)

Vierzehnte Verordnung zur Aumlnderung saatgutrecht-licher Verordnungen vom 17 Dezember 2010 (BGBl I S 2128)

VO (EG) Nr 8702007

VO (EG) Nr 16882005 (ELER-VO)

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9 Weiterfuumlhrende Informationen und Adressverzeichnis

Weiterfuumlhrende Informationen Hintergrundmaterial und ein aktuelles Adressverzeichnis fuumlr alle am vorliegenden Fachprogramm beteiligten Akteure findet sich im Informationssystem Genetische Ressourcen GENRES (httpwwwgenresdekultur-und-wildpflanzenrahmenbedingungenfachprogramm)

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66

ImpressumHerausgeberBundesministerium fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (BMEL)Wilhelmstraszlige 54 10117 Berlin

StandJanuar 2015

Text und AnsprechpartnerBundesministerium fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (BMEL)Referat 522Biologische Vielfalt und BiopatenteRochusstraszlige 153123 BonnTelefon +49 228 99 529-0

Gestaltungdesignidee buumlro_fuumlr_gestaltung Erfurt

BildnachweisChristian PedantFotoliacom S 1 BMELPhototheknetThomas Koumlhler S 4 R_RFotoliacom S 6 12 Herrn Dr Hoffmann ZALF S 15 S 45 Xochiquetzal FonsecaCIMMYT S 19 BMEL designidee S 28Europa-Rosarium Sangerhausen Frau Schulz S 30 B Ditsch BG Dresden S 53 Thomas Stephan Dominic MenzlerBundesanstalt fuumlr Landwirt-schaft und Ernaumlhrung (BLE)wwwoekolandbaude S 8 9 16 18 20 34 37 40 51 54 56 Informations- und Koordinationszentrum fuumlr Biologische Vielfalt (IBV) S 7 10 23 25 27 31 32 34 35 36 40 43 44 59N HirneisenPicleasecom H Winter Picleasecom S 11 FocalPointFo-toliacom S 41 G EllwangerPicleasecom H Duty Picleasecom

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Diese Broschuumlre wird im Rahmen der Oumlffentlichkeits- arbeit des BMEL kostenlos herausgegeben Sie darf nicht im Rahmen von Wahlwerbung politischer Parteien oder Gruppen eingesetzt werden

Weitere Informationen finden Sie im Internet unterwwwbmelde

  • Nationales Fachprogramm zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung pflanzen- genetischer Ressourcen landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Kulturpflanzen Pflanzengenetische Ressourcen in Deutschland
    • Inhalt
    • Vorwort
      • Sehr geehrte Leserinnnen und Leser
        • 1 Einleitung
        • 2 Bedeutung Gefaumlhrdung und Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen
          • 21 Begriffsbestimmungen
          • 22 Bedeutung
          • 23 Zustand und Gefaumlhrdung
          • 24 Erhaltung pflanzen- genetischer Ressourcen
            • 3 Politische und rechtliche Rahmen- bedingungen
              • 31 Internationale Ebene
                • 311 Uumlbereinkommen uumlber die biologische Vielfalt
                • 312 Internationaler Vertrag uumlber pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft
                  • Kommission fuumlr Genetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft der FAO
                    • 313 Globaler Treuhandfonds fuumlr Nutzpflanzenvielfalt
                      • 32 Europaumlische Ebene
                        • 321 EU-Agrarpolitik
                        • 322 Europaumlisches Kooperationsprogramm fuumlr pflanzengenetische Ressourcen
                          • 33 Nationale Ebene
                            • 331 Zugang zu pflanzengenetischen Ressourcen
                            • 332 RechtlicherRahmenfuumlrdas InverkehrbringenvonSaat-und Pflanzgut
                            • 333 AuswirkungendesNaturschutzrechts
                                • 4 Schwerpunkte des Arbeitsprogramms
                                  • 41 Ex-situ-Erhaltung
                                    • Handlungsbedarf
                                    • 411 BundeszentraleGenbankfuumlr landwirtschaftlicheund gartenbaulicheKulturpflanzen
                                      • Handlungsbedarf
                                        • 412 DeutscheGenbankObst
                                          • Handlungsbedarf
                                            • 413 DeutscheGenbankReben
                                              • Handlungsbedarf
                                                • 414 DeutscheGenbankZierpflanzen
                                                  • Handlungsbedarf
                                                    • 415 Genbank fuumlr Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft
                                                      • Handlungsbedarf
                                                        • 416 Implementierung der bdquoEuropaumlischen Genbankldquo (AEGIS) im Rahmen des ECPGR
                                                          • Handlungsbedarf
                                                            • 417 Implementierung des Multilateralen Systems (MLS) des Internationalen Vertrags
                                                              • Handlungsbedarf
                                                                  • 42 In-situ-Erhaltung
                                                                    • 421 On-farm-Bewirtschaftung
                                                                      • 4211 Weiterentwicklung der bdquoRoten Liste der gefaumlhrdeten einheimischen Nutzpflanzenldquo
                                                                        • Handlungsbedarf
                                                                          • 4212 Staumlrkung der On-farm-Erhaltung und -Bewirtschaftung
                                                                            • Handlungsbedarf
                                                                              • 4213 Erhaltung und nachhaltige Nutzung der genetischen Vielfalt im Gruumlnland
                                                                                • Handlungsbedarf
                                                                                  • 4214 Aufbau von Kompetenzzentren
                                                                                    • Handlungsbedarf
                                                                                      • 4215 AufbauvonFortbildungsangeboten imBereichOn-farm-Erhaltung pflanzengenetischerRessourcen
                                                                                        • Handlungsbedarf
                                                                                            • 422 In-situ-ErhaltungvonWildpflanzen fuumlrErnaumlhrungundLandwirtschaft (WEL)
                                                                                              • Handlungsbedarf
                                                                                              • 4221 IdentifizierungvonSchwerpunktarten
                                                                                                • Handlungsbedarf
                                                                                                  • 4222 BestandsstuumltzendeMaszlignahmen
                                                                                                    • Handlungsbedarf
                                                                                                      • 4223 IdentifizierungAufbauundAusweisung bdquogenetischerSchutzgebieteldquo
                                                                                                        • Handlungsbedarf
                                                                                                          • 4224 VerwendunggebietseigenerWildpflanzen inderfreienNatur
                                                                                                            • Handlungsbedarf
                                                                                                              • 43 Nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen
                                                                                                                • 431 WeiterfuumlhrungvonAgrarumwelt- maszlignahmen
                                                                                                                  • Handlungsbedarf
                                                                                                                    • 432 Weiterentwicklungnachhaltiger Nutzungssysteme
                                                                                                                      • Handlungsbedarf
                                                                                                                        • 433 EntwicklungundVerbesserungvon IndikatorenfuumlrdieBestimmungder Gefaumlhrdungvonpflanzengenetischen Ressourcen
                                                                                                                          • Handlungsbedarf
                                                                                                                            • 434 FoumlrderungderEvaluierungund Charakterisierung
                                                                                                                              • Handlungsbedarf
                                                                                                                                • 435 ErschlieszligungvonInnovationspoten- zialenpflanzengenetischerRessourcen durchdieZuumlchtungsforschung
                                                                                                                                  • Handlungsbedarf
                                                                                                                                    • 436 Erweiterungdergenetischen DiversitaumltdurchdenAufbauvon Evolutionsramschen
                                                                                                                                      • Handlungsbedarf
                                                                                                                                        • 437 VermarktungvonbdquoVielfaltsproduktenldquo
                                                                                                                                          • Handlungsbedarf
                                                                                                                                              • 44 Information und Dokumentation
                                                                                                                                                • 441 Auf-undAusbauinstitutioneller Informationsinfrastruktur
                                                                                                                                                  • Handlungsbedarf
                                                                                                                                                    • 442 PortalfuumlrEx-situ-Erhaltungskulturen einheimischerWildpflanzen
                                                                                                                                                      • Handlungsbedarf
                                                                                                                                                        • 443 Auf-undAusbaueinerDokumen- tationsinfrastrukturzwischenBund undLaumlndernfuumlrdenBereichin situ undon farm
                                                                                                                                                          • Handlungsbedarf
                                                                                                                                                            • 444 NationalesInventarbdquoPGRDEUldquo
                                                                                                                                                              • Handlungsbedarf
                                                                                                                                                                • 445 NationaleInformationsinfrastruktur fuumlrCharakterisierungs-undEvaluie- rungsdaten
                                                                                                                                                                  • Handlungsbedarf
                                                                                                                                                                    • 446 Bundesinformationssystem GenetischeRessourcen
                                                                                                                                                                      • Handlungsbedarf
                                                                                                                                                                          • 45 Oumlffentlichkeitsarbeit
                                                                                                                                                                            • Handlungsbedarf
                                                                                                                                                                                • 5 Organisation und Durchfuumlhrung
                                                                                                                                                                                • 6 Abkuumlrzungsverzeichnis
                                                                                                                                                                                • 7 Literatur
                                                                                                                                                                                • 8 Zitierte Gesetzestexte und Mitteilungen
                                                                                                                                                                                • 9 Weiterfuumlhrende Informationen und Adressverzeichnis
                                                                                                                                                                                • Impressum
                                                                                                                                                                                  • Herausgeber
                                                                                                                                                                                  • Stand
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Page 2: Pflanzengenetische Ressourcen in Deutschland - BMEL

2

Inhalt

1 EINLEITUNG 6

2 BEDEUTUNGGEFAumlHRDUNGUNDNUTZUNGPFLANZENGENETISCHERRESSOURCEN 8

21 Begriffsbestimmungen 8

22 Bedeutung 9

23 ZustandundGefaumlhrdung 10

24 ErhaltungpflanzengenetischerRessourcen 10

3 POLITISCHEUNDRECHTLICHERAHMENBEDINGUNGEN 12

31 InternationaleEbene 12311 Uumlbereinkommen uumlber die biologische Vielfalt 12312 Internationaler Vertrag uumlber pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft 13313 Globaler Treuhandfonds fuumlr Nutzpflanzenvielfalt 14

32 EuropaumlischeEbene 15321 EU-Agrarpolitik 15322 Europaumlisches Kooperationsprogramm fuumlr pflanzengenetische Ressourcen 16

33 NationaleEbene 17331 Zugang zu pflanzengenetischen Ressourcen 19 332 Rechtlicher Rahmen fuumlr das Inverkehrbringen von Saat- und Pflanzgut 21333 Auswirkungen des Naturschutzrechts 23

4 SCHWERPUNKTEDESARBEITSPROGRAMMS 24

41 Ex-situ-Erhaltung 24411 Bundeszentrale Genbank fuumlr landwirtschaftliche und gartenbauliche Kulturpflanzen 26412 Deutsche Genbank Obst 27413 Deutsche Genbank Reben 29414 Deutsche Genbank Zierpflanzen 30415 Genbank fuumlr Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft 32416 Implementierung der bdquoEuropaumlischen Genbankldquo (AEGIS) im Rahmen des ECPGR 33417 Implementierung des Multilateralen Systems des Internationalen Vertrags 34

3

42 In-situ-Erhaltung 35421 On-farm-Bewirtschaftung 354211 Weiterentwicklung der bdquoRoten Liste der gefaumlhrdeten einheimischen Nutzpflanzenldquo 364212 Staumlrkung der On-farm-Erhaltung und -Bewirtschaftung 374213 Erhaltung und nachhaltige Nutzung der genetischen Vielfalt im Gruumlnland 384214 Aufbau von Kompetenzzentren 404215 Aufbau von Fortbildungsangeboten im Bereich On-farm-Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen 41422 In-situ-Erhaltung von Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (WEL) 424221 Identifizierung von Schwerpunktarten 434222 Bestandsstuumltzende Maszlignahmen 444223 Identifizierung Aufbau und Ausweisung bdquogenetischer Schutzgebieteldquo 444224 Verwendung gebietseigener Wildpflanzen in der freien Natur 45

43 NachhaltigeNutzungpflanzengenetischerRessourcen 46431 Weiterfuumlhrung von Agrarumweltmaszlignahmen 46432 Weiterentwicklung nachhaltiger Nutzungssysteme 47433 Entwicklung und Verbesserung von Indikatoren fuumlr die Bestimmung der Gefaumlhrdung von pflanzengenetischen Ressourcen 48434 Foumlrderung der Evaluierung und Charakterisierung 48435 Erschlieszligung von Innovationspotenzialen pflanzengenetischer Ressourcen durch die Zuumlchtungsforschung 49436 Erweiterung der genetischen Diversitaumlt durch den Aufbau von Evolutionsramschen 50437 Vermarktung von bdquoVielfaltsproduktenldquo 51

44 InformationundDokumentation 52441 Auf- und Ausbau institutioneller Informationsinfrastruktur 52442 Portal fuumlr Ex-situ-Erhaltungskulturen einheimischer Wildpflanzen 53443 Auf- und Ausbau einer Dokumentationsinfrastruktur zwischen Bund und Laumlndern fuumlr den Bereich in situ und on farm 54444 Nationales Inventar bdquoPGRDEUldquo 54445 Nationale Informationsinfrastruktur fuumlr Charakterisierungs- und Evaluierungsdaten 55446 Bundesinformationssystem Genetische Ressourcen 56

45 Oumlffentlichkeitsarbeit 57

5 ORGANISATIONUNDDURCHFUumlHRUNG 58

6 ABKUumlRZUNGSVERZEICHNIS 60

7 LITERATUR 62

8 ZITIERTEGESETZESTEXTEUNDMITTEILUNGEN 63

9 WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONENUNDADRESSVERZEICHNIS 64

4

Vorwort

Sehr geehrte Leserinnnen

und Leser

Pflanzen bilden die Grundlage unseres Lebens Sie sind die Basis einer nachhaltigen Landwirtschaft und Quelle gesunder und sicherer Nahrungsmittel Sie liefern Roh-stoffe und Energie

Wir koumlnnen heute auf einen groszligen Schatz pflanzenge-netischer Ressourcen zuruumlckgreifen Unsere heimische Flora umfasst ca 3500 Arten Mehr als 2800 dieser Arten sind entweder direkt fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft nutzbar oder koumlnnen in der Pflanzenzuumlchtung eingesetzt werden Zudem verfuumlgen wir uumlber eine groszlige geneti-sche Vielfalt angepasster Kulturpflanzen Diese entstand durch staumlndige Auslese und Weiterentwicklung und damit durch die Arbeit der Baumluerinnen und Bauern Die Vielfalt der Nutzpflanzen sowie das Wissen uumlber Anbau Vermehrung und Nutzung sind somit auch ein bedeu-tender Teil unseres kulturellen Erbes

Neben der wirtschaftlichen Bedeutung ist die Vielfalt der genutzten und nutzbaren Pflanzen eine wertvolle Res-source fuumlr kuumlnftige Nutzungen und Innovationen Neue Rahmenbedingungen die beispielsweise durch Klima-verschiebungen oder eine veraumlnderte Nachfrage entste-hen erfordern eine Anpassung unserer Pflanzen Hierfuumlr muumlssen wir auf unsere pflanzengenetischen Ressourcen zuruumlckgreifen Vielfalt ist eine grundlegende Vorausset-zung fuumlr zukuumlnftige Nutzungen und zuumlchterischen Fort-schritt Einmal verloren gegangene biologische Vielfalt ist nicht wieder herstellbar Aus diesem Grund ist in be-sonderer Weise Vorsorge geboten

Hier setzt das nationale Fachprogramm an Es bildet die wesentliche Grundlage fuumlr bundesweit abgestimmte Ak-tivitaumlten zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung unse-rer genetischen Ressourcen Die vorliegende Uumlberarbei-tung traumlgt bedeutenden Entwicklungen seit der ersten Auflage aus dem Jahr 2002 Rechnung

5

Dazu gehoumlrt in erster Linie der Beitritt Deutschlands zum bdquoInternationalen Vertrag fuumlr pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaftldquo im Jahr 2004 Ziel des Vertrages ist es pflanzengenetische Res-sourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft langfristig zu erhalten und nachhaltig zu nutzen Deutschland hat sich fuumlr diesen Vertrag eingesetzt und gehoumlrt auch heute noch zu seinen wesentlichen Unterstuumltzern Das vorlie-gende Fachprogramm spielt in der Umsetzung des inter-nationalen Vertrages eine wichtige Rolle

Zudem wurde die Sektorstrategie des BMEL bdquoAgrobio-diversitaumlt erhalten Potenziale der Land- Forst- und Fischereiwirtschaft erschlieszligen und nachhaltig nutzenldquo erarbeitet Diese Strategie bildet einen Rahmen fuumlr die sektoralen nationalen Fachprogramme die fuumlr pflan-zen- tier- forst- und aquatische genetische Ressourcen erstellt worden sind Auch sie ist bei der Neufassung des Fachprogramms beruumlcksichtigt worden

Eine der wichtigsten Aufgaben des Fachprogramms ist es die wesentlichen Akteure auf dem Gebiet der Erhal-tung und nachhaltigen Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen zusammenzubringen Eine tragende Saumlu-le bildet dabei der Beratungs- und Koordinierungsaus-schuss fuumlr genetische Ressourcen landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Kulturpflanzen Den Ausschussmit-gliedern moumlchte ich meinen besonderen Dank fuumlr ihre Arbeit aussprechen

Danken moumlchte ich auch den vielen Menschen die durch ihre taumlgliche Arbeit als Bauern Gaumlrtner oder sons-tige Erhalter oder auch durch bewusste Konsument-scheidungen dazu beitragen die heute noch bestehende Vielfalt fuumlr die nachfolgenden Generationen zu sichern

Christian Schmidt MdBBundesminister fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

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1 Einleitung

Das Bundesministerium fuumlr Ernaumlhrung Landwirt-schaft und Forsten (BML) hatte u a zur Umsetzung des Uumlbereinkommens uumlber die biologische Vielfalt (CBD) 1999 eine Konzeption zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung genetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung Landwirtschaft und Forsten in seiner Schriftenreihe (BML Heft 487) veroumlffentlicht Das darin vorgesehene nationale Programm setzte sich aus sektoralen Fachprogrammen zu den einzelnen Teilgebieten genetischer Ressourcen zusammenAufbauend auf die bereits 1990 veroumlffentlichte Kon-zeption fuumlr Pflanzengenetische Ressourcen wurde 2001 das erste Nationale Fachprogramm zur Erhal-tung und nachhaltigen Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Kulturpflanzen erarbeitet Es wurde 2002 von der Agrarministerkonferenz verabschiedet und war bis 2011 die wesentliche Grundlage fuumlr bundesweit ab-gestimmte Aktivitaumlten auf diesem Gebiet in Deutsch-land

Im Jahr 2004 trat der Internationale Vertrag uumlber pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft in Kraft Als Vertragsstaat verpflichtet sich Deutschland pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft langfristig zu erhal-ten und nachhaltig zu nutzen Die Vertragsstaaten verpflichten sich zudem bei ihren Erhaltungsbemuuml-hungen zur gegenseitigen Unterstuumltzung und inter-nationalen Zusammenarbeit

Mit der Erarbeitung der Strategie des Bundesministe-riums fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (BMEL) fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der biologi-schen Vielfalt fuumlr die Ernaumlhrung Land- Forst- und Fischereiwirtschaft im Jahr 20071 (kurz Agrobiodi-versitaumltsstrategie) wurde die Erhaltung genetischer Ressourcen in ein uumlbergreifendes Konzept zur Erhal-tung und nachhaltigen Nutzung der Agrobiodiversitaumlt eingebettet Diese BMEL-Strategie ergaumlnzt die vom Bundeskabinett 2007 beschlossene Nationale Strate-gie fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt

Aufgrund geaumlnderter Rahmenbedingungen auf nationaler und internationaler Ebene und unter Beruumlcksichtigung der Fortschritte und Erfahrungen aus der bisherigen Umsetzung des nationalen Fach-programms wurde eine grundlegende Aktualisierung vorgenommen

Die Struktur des nun vorliegenden zweiten Fach-programms orientiert sich weiterhin am Globalen Aktionsplan der Ernaumlhrungs- und Landwirtschaftsor-ganisation der Vereinten Nationen2 (Food and Agri-culture Organisation of the United Nations - FAO) und seinen vier Hauptbereichen In-situ-Erhaltung und Entwicklung Ex-situ-Erhaltung Nachhaltige Nutzung und Staumlrkung institutioneller und personeller Kapa-zitaumlten

Das Fachprogramm wird durch den Beratungs- und Koordinierungsausschuss fuumlr genetische Ressour-cen landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Kul-turpflanzen (BEKO) begleitet Dieser besteht aus 17 Mitgliedern die von Bundes- und Landesbehoumlrden Fachverbaumlnden und Organisationen aus Wissenschaft und Wirtschaft benannt und gegebenenfalls auch als sachkundige Einzelpersonen vom BMEL berufen werden

1 httpwwwgenresdefileadminSITE_GENRESdownlo-adsdocsStrategiepapierAgrobiodiversitaet_deutschpdf2 httpwwwglobalplanofactionorgidgpa

Der Bund die Laumlnder sowie die verschiedenen staat-lichen und privaten Einrichtungen Gremien und sonstigen Akteure stellen durch gemeinsame An-strengungen und eigene Leistungen die Umsetzung

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des Nationalen Fachprogramms sicher Die Bundes-laumlnder unterstuumltzen das Nationale Fachprogramm durch eigene Laumlnderprogramme oder durch einzelne Maszlignahmen in anderen bestehenden Programmen

Mit dem Fachprogramm werden

Informationen uumlber Bedeutung Vorkommen und Erhaltungszustand der jeweiligen genetischen Ressourcen erhoben zusammengefuumlhrt konso-lidiert ausgewertet und zu einem Gesamtbild zusammengefuumlgt das als Entscheidungsgrundlage dientMaszlignahmen zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung genetischer Ressourcen entwickelt deren Umsetzung angestoszligen werden sollen undinstitutionelle personelle und finanzielle Ressour-cen gebuumlndelt sowiedie maszliggeblichen Akteure aus Verwaltung For-schung und dem gesellschaftlichen Umfeld zu-sammengefuumlhrt

BluumlhenderAckerrandstreifen

Ausgehend von den internationalen und nationa-len Vorgaben insbesondere der Agrobiodiversi-taumltsstrategie des BMEL sind die wesentlichen Zie-le des Nationalen Fachprogramms zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen landwirtschaftlicher und gartenbauli-cher Kulturpflanzen

Ressourcen sichern die Vielfalt der wild wachsenden und der kultivierten pflanzen-genetischen Ressourcen langfristig in wissen-schaftlich abgesicherter und kosteneffizienter Weise in situ und ex situ erhaltenOumlkosysteme erhalten einen Beitrag zur Erhaltung und Wiederherstellung landwirt-schaftlich und gartenbaulich gepraumlgter Oumlko-systeme einschlieszliglich der obstbaulichen und Gruumlnlandoumlkosysteme leistenVielfalt nutzen pflanzengenetische Ressour-cen durch geeignete Maszlignahmen u a durch Charakterisierung Evaluierung Dokumen-tation zuumlchterische Erschlieszligung Bildungs- und Oumlffentlichkeitsarbeit verstaumlrkt nutzbar machenAnbau diversifizieren eine groumlszligere Vielfalt landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Kulturpflanzenarten und -sorten (einschlieszlig-lich Zierpflanzen) in Deutschland nachhaltig wirtschaftlich nutzenZustaumlndigkeiten darlegen mehr Transpa-renz bei den verteilten Zustaumlndigkeiten und Verantwortlichkeiten von Bund Laumlndern und Gemeinden sowie den auf dem Gebiet taumltigen Organisationen und Institutionen bei der Er-haltung und Nutzung der pflanzengenetischen Ressourcen herstellen undNational und international zusammenarbei-ten Synergien nutzen die sich aus einer ver-staumlrkten Zusammenarbeit auf der nationalen uumlberstaatlich-regionalen und internationalen Ebene ergeben koumlnnen und diese foumlrdern

Bohnenvielfalt

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2 Bedeutung Gefaumlhrdung und Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen

21 Begriffsbestimmungen

Fuumlr die im vorliegenden Fachprogramm verwendeten Begriffe gelten die im Rahmen des Internationalen Vertrags uumlber pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (International Treaty on Plant Genetic Resources for Food and Agriculture ndash Internationaler Vertrag) bzw dem Uumlbereinkommen uumlber die biologische Vielfalt (Convention on Biological Diversity ndash CBD) erarbeiteten Begriffsbestimmungen

Oumlkosystem bedeutet einen dynamischen Komplex von Gemeinschaften aus Pflanzen Tieren und Mikro-organismen sowie deren nicht lebender Umwelt die als funktionelle Einheit in Wechselwirkung stehen

Biologische Vielfalt ist die Variabilitaumlt unter lebenden Organismen jeglicher Herkunft darunter u a Land- Meeres- und sonstige aquatische Oumlkosysteme und die oumlkologischen Komplexe zu denen sie gehoumlren dies umfasst die Vielfalt innerhalb der Arten und zwischen den Arten und die Vielfalt der Oumlko-systeme

Genetische Ressourcen sind genetisches Material von tatsaumlchlichem oder potenziellem Wert

Genetisches Material ist jedes Material pflanzlichen tierischen mikrobiellen oder sonstigen Ursprungs das funktionale Erbeinheiten enthaumllt

Pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft bedeutet jedes genetische Material pflanzlichen Ursprungs das einen tatsaumlchlichen oder potenziellen Wert fuumlr Ernaumlhrung und Landwirt-schaft hat

Ex-situ-Erhaltung ist die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft auszligerhalb ihres natuumlrlichen Lebensraums

In-situ-Erhaltung bedeutet die Erhaltung von Oumlkosystemen und natuumlrlichen Lebensraumlumen sowie die Bewahrung und Wiederherstellung lebensfaumlhiger Populationen von Arten in ihrer natuumlrlichen Umge-bung und ndash im Fall domestizierter oder gezuumlchteter Pflanzenarten ndash in der Umgebung in der sie ihre besonderen Eigenschaften entwickelt haben

Nachhaltige Nutzung ist die Nutzung von Bestandteilen der biologischen Vielfalt in einer Weise und in einem Ausmaszlig die nicht zum langfristigen Ruumlckgang der biologischen Vielfalt fuumlhren wodurch ihr Po-tential erhalten bleibt die Beduumlrfnisse und Wuumlnsche heutiger und kuumlnftiger Generationen zu erfuumlllen

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On-farm-Bewirtschaftung als besondere Form der In-situ-Erhaltung ist die Erhaltung und Weiterent-wicklung lokal oder regional angepasster so genannter Landsorten in der Umgebung in der sie ihre besonderen Eigenschaften entwickelt haben d h im landwirtschaftlichen Betrieb im weiteren Sinne

Landsorten sind Populationen oder Klone innerhalb einer Kulturart die durch reproduzierbare Ausprauml-gung ihrer Merkmale definiert sind und sich in der Regel aus mehreren morphologisch oder physiolo-gisch voneinander abweichenden Typen zusammensetzen die sich laufend an die natuumlrlichen Umwelt-bedingungen ihrer Region anpassen

Erhaltungssorten im Sinne des Saatgutrechts sind Sorten von landwirtschaftlichen Arten und Gemuuml-searten die traditionell in bestimmten Gebieten (Ursprungsregionen) angebaut wurden an die natuumlr-lichen oumlrtlichen und regionalen Umweltbedingungen angepasst von genetischer Erosion bedroht und hinsichtlich der Erhaltung von pflanzengenetischen Ressourcen bedeutsam sind

Amateursorten im Sinne des Saatgutrechts sind Sorten von Gemuumlsearten die an sich ohne Wert fuumlr den Anbau zu kommerziellen Zwecken sind und die fuumlr den Anbau unter besonderen klimatischen boden- oder agrotechnischen Bedingungen gezuumlchtet wurden

22 Bedeutung

Von der Landnutzung in Deutschland entfaumlllt etwas mehr als die Haumllfte auf die Landwirtschaft ndash unsere agrarisch gepraumlgten Kulturlandschaften Die dort angebauten oder genutzten Kulturpflanzen haben aufgrund der damit erzeugten Produkte eine erheb-liche oumlkonomische Bedeutung ihre Nutzung bietet vielen Menschen in Deutschland Nahrung Beschaumlf-tigung und Einkommen Kulturlandschaften haben aufgrund ihrer Ausdehnung bei uns als Lebensraumlume fuumlr Pflanzen und Tiere einen hohen oumlkologischen Stellenwert

Der groumlszligte Teil der heute vorhandenen genetischen Vielfalt unserer Nutzpflanzen entstand durch staumln-dige Auslese und Weiterentwicklung im Rahmen der landwirtschaftlichen Produktion damit ist die da-durch entstandene Vielfalt in Form von angepassten Kulturpflanzenarten und -sorten sowie des Wissens uumlber Anbau Vermehrung und Nutzung auch Teil unseres kulturellen Erbes

Uumlber den aktuellen oumlkonomischen Nutzen hinaus stellt die Vielfalt der genutzten und nutzbaren Pflan-zen aufgrund der Vererbbarkeit ihrer Eigenschaf-ten zudem eine wertvolle Ressource fuumlr zukuumlnftige Nutzungen und eine Grundlage fuumlr Innovationen und erweiterte wirtschaftliche Aktivitaumlten dar Auch eine Anpassung an veraumlnderte Rahmenbedingungen wie Klimaveraumlnderungen oder veraumlnderte Nachfra-ge koumlnnen den Ruumlckgriff auf pflanzengenetische

Ressourcen erfordern Die Vielfalt ist eine grundle-gende Voraussetzung fuumlr zukuumlnftige Nutzungen und zuumlchterischen Fortschritt Einmal verloren gegangene biologische Vielfalt ist nicht wieder herstellbar Aus diesem Grunde ist in besonderer Weise Vorsorge geboten

Daruumlber hinaus sind kulturelle und aumlsthetische Werte zu beruumlcksichtigen Bei den Zierpflanzen haben letz-tere auch unmittelbar groszlige oumlkonomische Bedeutung erlangt Traditionelle Arten oder alte Sorten von Kulturpflanzen zeugen von den kulturellen Leis-tungen fruumlherer Generationen und der historischen Entwicklung des Land- und Gartenbaus in einer Region Traditionelle Formen der agrarisch gepraumlgten Kulturlandschaften haben zudem einen besonderen Erlebnis- oder Erholungswert der unter dem Stich-wort bdquoDiversifizierung der Land- und Forstwirtschaftldquo regional wiederum oumlkonomische Bedeutung als Standortfaktor erlangt

AnbauverschiedenerSalatsorten

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23 Zustand

und Gefaumlhrdung

Die Ausgangslage hinsichtlich Zustand und Gefaumlhr-dung landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Kul-turen sowie fuumlr den Weinbau werden in der Agrobio-diversitaumltsstrategie des BMEL beschrieben Weitere Informationen zu landwirtschaftlichen Nutzpflanzen Gruumlnlandpflanzen Gemuumlse Obstkulturen Zierpflan-zen Sonderkulturen und potentiell nutzbaren Wild-pflanzen finden sich im zweiten Nationalen Bericht uumlber Pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft in Deutschland aus dem Jahr 20083 Die Nationalen Berichte bildeten auch die Grundlage fuumlr den zweiten Weltzustandsbericht uumlber pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft der FAO4

Auch wenn sich einige Arten infolge gezielter Erhal-tungsmaszlignahmen erholen konnten ist insgesamt die Vielfalt der genutzten Arten und teilweise auch die genetische Vielfalt innerhalb der Arten stark ruumlck-laumlufig Der Ruumlckgang ging einher mit einer regional unterschiedlich ausgepraumlgten Intensivierung der Landwirtschaft und der Nutzungsaufgabe von er-tragsarmen Standorten Die Gefaumlhrdung der heimi-schen Nutzpflanzenvielfalt soll zukuumlnftig vor allem durch die Weiterentwicklung der bdquoRoten Liste der gefaumlhrdeten einheimischen Nutzpflanzenldquo (s Kapitel 4211) besser dokumentiert werden

Fast ein Drittel der landwirtschaftlichen Nutzflaumlche nimmt das Gruumlnland ein Es gehoumlrt mit seinem Arten-reichtum zu den wertvollsten Agraroumlkosystemen und leistet damit neben seinem Beitrag zur landwirt-schaftlichen Produktion auch wichtige Dienste als Oumlkosystem Auch bei intensiv genutztem Gruumlnland ist ein Ruumlckgang des Artenreichtums zu verzeichnen Um moumlglichst umfassende Informationen uumlber den Artenreichtum von Gruumlnlandstandorten zu erhalten ist es zunaumlchst notwendig entsprechende Indikator- oder Kennarten zu bestimmen um dann eine Auf-nahmemethode zur Identifikation der unterschiedli-chen Gruumlnlandformen festzulegen

24 Erhaltung pflanzen-

genetischer Ressourcen

Die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft erfolgt durch zwei grundsaumltzlich unterschiedliche Wege die sich jedoch ergaumlnzen Die Ex-situ- und die In-situ-ErhaltungDie Ex-situ-Erhaltung in Deutschland erfolgt v a in Genbanken Botanischen Gaumlrten und sonstigen Institutionen Waumlhrend bei der Arbeit in den Bota-nischen Gaumlrten primaumlr die globale Artenvielfalt fuumlr Forschungs- und Ausbildungszwecke im Vordergrund steht raumlumen die Genbanken vor allem der innerart-lichen Variabilitaumlt unserer Kulturarten Prioritaumlt ein Von den deutschen Genbanken betreut die zentrale Kulturpflanzengenbank Deutschlands am Leibniz-Institut fuumlr Pflanzengenetik und Kulturpflanzenfor-schung (IPK) eine sehr artenreiche Sammlung die Ak-zessionen von uumlber 3200 Arten umfasst wobei auch hier bezogen auf die Anzahl der Muster der Samm-lungsschwerpunkt bei wenigen landwirtschaftlich be-deutenden Arten (v a Getreide) liegt Diese Genbank gehoumlrt zu den weltweit groumlszligten Sammlungen

Acker-Rittersporn(Consolida regalis)Einepotenziellnutzbare

WildpflanzefuumlrErnaumlhrungundLandwirtschaft(WEL)

3 httpwwwgenresdefileadminSITE_GENRESdownloadsschriftenreiheagrobiodiversitaet_band_29pdf4 httpwwwfaoorgdocrep013i1500ei1500e00htm

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Bluumlhende Streuobstwiese

Da die Erhaltung einiger Kulturen wie Obst Gehoumllze und Zierpflanzen nicht in den Aufgabenbereich der IPK-Genbank faumlllt ist die Etablierung weiterer spezi- alisierter Genbanken bzw Genbanknetzwerke not- wendig (siehe Kapitel 41) Ergaumlnzend bieten sich auch die Botanischen Gaumlrten fuumlr die Erhaltung genetischer Ressourcen an die gleichzeitig alte Sorten wie auch Wildarten und Wildformen von Kulturarten am na- tuumlrlichen Standort als auch ex situ erhalten koumlnnen Aber auch Erhaltungsinitiativen und sonstige Insti-tutionen einschlieszliglich Privatpersonen die speziali-sierte Sammlungen mit wenigen oder nur einer Art unterhalten koumlnnen in diese Erhaltungsaktivitaumlten einbezogen werden Zur besseren Koordination dieser Sammlungsaktivitaumlten werden derzeit Erhaltungs-infrastrukturen in Form von Genbanknetzwerken etabliert bzw weiter ausgebaut (Naumlheres hierzu siehe wwwgenresde)

Traditionell sind der Schutz und die Erhaltung in situ Schwerpunktaktivitaumlten des Naturschutzes Die Arten bleiben in ihren Oumlkosystemen den dynamischen Prozessen der Evolution ausgesetzt Die notwendige Anpassung durch natuumlrliche Selektion an wechseln-de Umwelteinfluumlsse ist so gewaumlhrleistet Mit unse-ren Kulturarten verwandte Wildpflanzen (crop wild

relatives ndash CWR) und aktuell oder potenziell nutzbare Wildarten stellen mit mehr als 2800 Arten als so-genannte Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Land-wirtschaft (WEL) einen beachtlichen Anteil unserer heimischen Flora (ca 3500 Arten) WEL leisten einen wichtigen Beitrag zur Erweiterung der genetischen Basis und sind damit fuumlr die Pflanzenzuumlchtung eine wertvolle Quelle neuer Eigenschaften In der nach-haltigen landwirtschaftlichen und gartenbaulichen Pflanzenproduktion werden heute leistungsfaumlhige und gesunde Sorten mit ausgepraumlgten Qualitaumlts-eigenschaften und guter Widerstandsfaumlhigkeit gegen Pflanzenkrankheiten und Schaumldlinge benoumltigt

Eine besondere Form der In-situ-Erhaltung ist die On-farm-Bewirtschaftung Erhaltungsinitiativen aber auch einige Betriebe des oumlkologischen Landbaus bauen alte regional angepasste Sorten (so genannte Landsorten) an Beim Erhalt gartenbaulicher Kul-turpflanzen und Sonderkulturen kann ebenfalls die traditionelle Nutzung in Gaumlrten sehr wichtig sein

Die Erhaltung und nachhaltige Nutzung genetischer Ressourcen gehoumlrt zu den wichtigen Zukunftsaufgaben von Bundes- und Landesregierungen Deutschlands

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3 Politische und rechtliche Rahmen- bedingungen

31 Internationale Ebene

311 Uumlbereinkommen uumlber die biologische Vielfalt

Das 1992 in Rio de Janeiro von der Voumllkergemein-schaft beschlossene Uumlbereinkommen uumlber die biolo-gische Vielfalt (Convention on Biological Diversity ndash CBD) verpflichtet die Vertragsstaaten zur langfris-tigen Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der auf ihrem Hoheitsgebiet vorkommenden biologischen Vielfalt Es enthaumllt auch Bestimmungen uumlber den Zugang zu genetischen Ressourcen und der Teilha-be an den sich aus der Nutzung dieser Ressourcen ergebenden Vorteile (siehe hierzu auch Kapitel 331) Deutschland ist seit 1993 Vertragspartei der CBD (Ge-setz zu dem Uumlbereinkommen vom 5 Juli 1992 uumlber die biologische Vielfalt (BGBI II 1993 1741))

Ein wichtiger Erfolg des CBD-Prozesses war die Ver-abschiedung der Bonner Leitlinien uumlber den Zugang zu genetischen Ressourcen und die gerechte und ausgewogene Beteiligung an den Vorteilen aus ihrer Nutzung im Jahr 2002 Mit der Verabschiedung des sogenannten Nagoya-Protokolls auf der 10 Vertrags-staatenkonferenz unter voller Beruumlcksichtigung be-reits bestehender internationaler Regelungen wurden die Grundlagen fuumlr kuumlnftige Regelungen zu Zugang und Vorteilsausgleich geschaffen

Fuumlr den Schutz die Erhaltung und nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen ist daruumlber hinaus die 2002 im Rahmen der CBD verabschiede-te Globale Strategie zum Erhalt der Pflanzenvielfalt (Global Strategy for Plant Conservation ndash GSPC) von Bedeutung Sie stellt ein Instrument dar um das 2010-Ziel (signifikante Verminderung des Verlusts an biologischer Vielfalt) welches durch die Staats- und Regierungschefs anlaumlsslich des Weltgipfels fuumlr nach-haltige Entwicklung (World Summit on Sustainable Development) 2002 beschlossen wurde zu erreichen Alle Vertragsstaaten der CBD sind aufgefordert die GSPC bei der Erarbeitung von nationalen Strategien

und Programmen zu beruumlcksichtigen Auf der 10 Vertragsstaatenkonferenz der CBD im Oktober 2010 in Nagoya Japan wurde eine uumlberarbeitete GSPC beschlossen Die GSPC umfasst 16 konkrete Ziele in 5 Handlungsbereichen (I) Erfassung und Dokumen-tation (II) Erhaltung (III) Nachhaltige Nutzung (IV) Foumlrderung von Bildung und Bewusstsein uumlber die Pflanzenvielfalt und (V) Schaffung von fachlichen Kapazitaumlten zu deren Erhaltung In einem For-schungs- und Entwicklungsvorhaben des BfN mit den Botanischen Gaumlrten der Universitaumlt Bonn (2005ndash2008) wurden Vorschlaumlge zu Umsetzungserfordernissen der GSPC in Deutschland erarbeitet Die im Rahmen dieses Vorhabens geleistete Luumlckenanalyse und Erar-beitung von Handlungsprioritaumlten unterstuumltzen seit Beendigung des Projekts die Umsetzung einzelner Ziele durch betroffene Akteure in Deutschland

Delegierte verhandeln die internationalen Rahmenbedingungen fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen

5 Planta Europa ist ein Netzwerk unabhaumlngiger Regierungs- und Nicht-Regierungs-Organisationen die fuumlr den Schutz der europaumlischen Flora zusammenarbeiten (wwwplantaeuropaorg)

Eine weitere Grundlage bilden auch die detaillierte-ren Anforderungen der Europaumlischen Strategie zur Erhaltung der Pflanzen (European Plant Conserva-tion Strategy ndash EPCS) Die EPCS wurde von Planta Europa5 und dem Europarat entwickelt und stellt die Ziele der GSPC in einen europaumlischen Zusammen-hang Sie enthaumllt 42 klare Ziele fuumlr Europa mit der die in der GSPC definierten 16 Ziele bis Mitte 2010 um-gesetzt werden sollen Im Jahre 2007 wurde die EPCS uumlberpruumlft und weiter mit der GSPC harmonisiert Die neue Europaumlische Strategie (European Strategy for

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Plant Conservation ndash ESPC) gilt jetzt von 2008 ndash 2014 und untersetzt jedes der 16 Ziele der GSPC mit spezi-fischen europaumlischen Zielen die teilweise von hoher Relevanz fuumlr das vorliegende Fachprogramm sind (z B ESPC Ziel 91 Establishment of 25 European crop wild relative genetic reserves covering the major hot-spots of species and genetic diversity) Die Umsetzung der ESPC wird von Planta Europa koordiniert

312 Internationaler Vertrag uumlber pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

Auf internationaler Ebene trat das wichtigste Abkom-men zur Erhaltung und Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft der Internationale Vertrag uumlber pflanzengenetische Res-sourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (ITPGR) im Jahr 2004 in Kraft (vgl wwwplanttreatyorg) Der Vertrag ist als zustimmungspflichtiges Bundesgesetz ratifiziert worden61

Die Vertragsstaaten des ITPGR verpflichten sich pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft langfristig zu erhalten und nachhal-tig zu nutzen sie verpflichten sich zudem bei ihren Erhaltungsbemuumlhungen zur gegenseitigen Unterstuumlt-zung und internationalen Zusammenarbeit Ein zent-rales Element des ITPGR ist ein Multilaterales System (MLS) aus dem pflanzengenetische Ressourcen unter erleichterten Bedingungen mit Hilfe eines bdquoStandard Material Transfer Agreements (SMTA)ldquo fuumlr eine Nut-zung verfuumlgbar gemacht werden Uumlber dieses SMTA werden im ITPGR unter den jeweiligen Bedingungen entweder obligatorische oder freiwillige Zahlungen in den sogenannten bdquoBenefit Sharing (BS) Fundldquo des ITPGR eingenommen Der BS-Fund foumlrdert daraus Projekte in Entwicklungslaumlndern und Laumlndern mit Uumlbergangswirtschaften soweit sie Vertragsstaaten des ITPGR sind

Ferner erkennt der ITPGR die Rechte der Bauern (Farmerslsquo Rights) durch Anerkennung des Beitrags den die ortsansaumlssigen und eingeborenen Gemein-schaften und Bauern zur Erhaltung und Entwicklung pflanzengenetischer Ressourcen geleistet haben und weiter leisten an

Deutschland ratifizierte den ITPGR im Jahr 2004 und seine Umsetzung auf nationaler Ebene ist zwischen-zeitlich weit fortgeschritten BMEL ist federfuumlhrendes Ressort und nationale Kontaktstelle (Focal Point) fuumlr den Vertrag Die relevanten Akteure wurden aufge-fordert pflanzengenetische Ressourcen fuumlr das MLS bereitzustellen und fuumlr die Abgabe von Material dieser pflanzengenetischen Ressourcen das SMTA zu verwenden Zur besseren Information aller Ak-teure wurde eine deutsche Sprachversion des SMTA (rechtlich guumlltig ist nur die englische Textversion) in Abstimmung mit Oumlsterreich und der Schweiz erstellt und mit weiteren erlaumluternden Informationsmateri-alien u a auf der Internetseite des BMEL eingestellt Deutsche Einrichtungen haben seit 2008 insgesamt ca 108000 Genbankmuster in das MLS eingebracht Die Muster des MLS sind im Nationalen Inventar zu Pflanzengenetischen Ressourcen PGRDEU6 entspre-chend gekennzeichnet so dass eine gezielte Online-Recherche nach Material welches aus Deutschland fuumlr das MLS bereitgestellt wird moumlglich ist

Die weitere Unterstuumltzung des ITPGR ist ein wesentli-ches Element der deutschen Agrobiodiversitaumltsstrategie

6 httppgrdeugenresde61 Gesetz zu dem befristeten Vertrag vom 3 November 2001 uumlber pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft BbBI II 2003 906

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Kommission fuumlr Genetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft der FAO

Eine fuumlhrende Rolle in der internationalen Zusammenarbeit zu genetischen Ressourcen hat die Kommission fuumlr Genetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft der FAO (Com-mission on Genetic Resources for Food and Agri-culture ndash CGRFA) Dabei handelt es sich um eine zwischenstaatliche Regierungskommission die die FAO-Konferenz in Fragen der Agrobiodiversi-taumlt einschlieszliglich der genetischen Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft beraumlt Die CGRFA wurde 1983 gegruumlndet und hat z Z 172 Staaten und die EU als Mitglieder Sie ist zustaumlndig fuumlr genetische Ressourcen der Nutzpflanzen Nutztie-re Forstpflanzen aquatische genetische Res-sourcen Mikroorganismen und Wirbellose sowie Querschnittsfragen wie beispielsweise Zugang zu genetischen Ressourcen und gerechter Vor-teilsausgleich Biotechnologie zur Sicherung und Nutzung der genetischen Ressourcen Monitoring und Indikatoren oder oumlkosystemare Ansaumltze

Die CGRFA hat ein rollendes 10-jaumlhriges Ar-beitsprogramm (Multi-Year Programme of Work ndash MYPOW) zu den genetischen Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft aller Berei-che In diesem Rahmen wurde auch der zweite Weltzustandsbericht uumlber pflanzengenetische Ressourcen erstellt und basierend darauf der Globale Aktionsplan fuumlr Erhaltung und nachhal-tige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft uumlberarbeitet Mit dem Globalen Aktionsplan werden weltweite Erhaltungsansaumltze abgestimmt und uumlbergeordne-te Ziele vereinbart Die Fertigstellung des dritten Weltzustandsbericht uumlber pflanzengenetische Ressourcen ist fuumlr 2019 geplant Deutschland beteiligt sich aktiv an der Arbeit der CGRFA

313 Globaler Treuhandfonds fuumlr Nutzpflanzenvielfalt

Der Globale Treuhandfonds fuumlr Nutzpflanzenvielfalt (Global Crop Diversity Trust ndash GCDT) wurde 2004 als eigenstaumlndige internationale Organisation gegruumln-det (s wwwcroptrustorg) Er hat die Aufgabe die

dauerhafte Erhaltung und Verfuumlgbarkeit pflanzen-genetischer Ressourcen sicherzustellen um eine nachhaltige Landwirtschaft und die Sicherheit der Nahrungsmittelversorgung zu unterstuumltzen Dazu verfolgt er international vereinbarte wissenschaftlich fundierte Strategien zur Erhaltung pflanzengeneti-scher Ressourcen die darauf abzielen ein effizien-tes globales Ex-situ-Erhaltungssystem fuumlr wichtige Fruchtarten aufzubauen Von einer derart verbes-serten internationalen Zusammenarbeit sowie einer Effizienz- und Qualitaumltssteigerung bei der Ex-situ-Erhaltung werden kuumlnftig auch nationale Erhalter und Nutzer dieser pflanzengenetischen Ressourcen profitieren

Annual Report 2010

Jahresbericht des Globalen Treuhandfonds fuumlr Nutzpflanzenvielfalt

Diese Strategien werden vor allem abgestimmt mit dem Internationalen Vertrag uumlber pflanzengeneti-sche Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (ITPGR) und der FAO-Kommission fuumlr genetische Ressourcen Da der Fonds somit auch Aufgaben im Rahmen des ITPGR uumlbernimmt ist er ein wichtiger Teil des Finanzierungskonzepts des ITPGR

In Uumlbereinstimmung mit der Agrobiodiversitaumltsstra-tegie des BMEL sowie dem Fachprogramm von 2002 hat Deutschland zum Stiftungskapital des GCDT in den Jahren 2006ndash2010 insgesamt 75 Millionen Euro beigetragen Deutsche Experten leiteten auszligerdem die Erarbeitung der globalen Erhaltungsstrategie fuumlr Hafer (Avena) und waren an der Erarbeitung der Stra-tegie fuumlr Erdbeere (Fragaria) beteiligt

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32 Europaumlische Ebene

321 EU-Agrarpolitik

Die durch die Gemeinsame Agrarpolitik der EU (GAP) gesetzten Rahmenbedingungen fuumlr eine nach-haltige Landwirtschaft sind in den letzten Jahren deutlich verbessert worden Mit der sogenannten Gesundheitsuumlberpruumlfung (bdquohealth checkldquo) der GAP im November 2008 beschloss der EU-Agrarministerrat die Landwirtschaft bei der Bewaumlltigung der neuen Herausforderungen zu denen neben dem Klimawan-del auch die biologische Vielfalt zaumlhlen staumlrker zu unterstuumltzen und die Beschluumlsse der Agrarreform von 2003 entsprechend weiterzuentwickeln Die Agrarum-weltmaszlignahmen sind ein wesentliches Instrument zur Erreichung dieser Ziele der GAP Rechtsgrund-lage fuumlr die Foumlrderung der Agrarmaszlignahmen ist die Verordnung (EG) Nr 16982005 uumlber die Foumlrderung der Entwicklung des laumlndlichen Raums (ELER-Ver-ordnung) Die Umsetzung erfolgt uumlber entsprechende Programme der Bundeslaumlnder Im Rahmen der von Bund und Laumlndern getragenen Gemeinschaftsaufga-be bdquoVerbesserung der Agrarstruktur und des Kuumls-tenschutzesldquo (GAK) unterstuumltzt auch der Bund die Agrarumweltmaszlignahmen Daruumlber hinaus werden von den Laumlndern spezifische Foumlrdermaszlignahmen im Bereich des Vertragsnaturschutzes durchgefuumlhrt

Daneben existieren verschiedene Aktionsplaumlne der EU mit Relevanz fuumlr den Erhalt der Agrobiodiversi-taumlt7 Zur Fortfuumlhrung des Aktionsplans zur Eindaumlm-mung des Verlusts der biologischen Vielfalt von 2006 hat die EU-Kommission mit ihrer Mitteilung vom 3 Mai 2011 eine Biodiversitaumltsstrategie der EU bis zum Jahr 2020 vorgelegt81

Mit der Verordnung uumlber ein Gemeinschaftspro-gramm zur Sammlung Erhaltung Charakterisie-rung und Nutzung genetischer Ressourcen der Landwirtschaft (VO (EG) Nr 8702004) wurden seit 2004 EU-weit fuumlr zehn Mio Euro entsprechende Pro-jekte gefoumlrdert Die Verordnung die nach Verausga-bung der Foumlrdermittel faktisch ausgelaufen ist wird 2012 evaluiert Deutschland setzt sich zusammen mit anderen Mitgliedstaaten fuumlr eine Fortfuumlhrung bei entsprechender Mittelaufstockung ein

Fuumlr die Fortfuumlhrung der GAP bis 2020 zeichnet sich auch weiterhin eine in zwei Saumlulen gegliederte Politik ab Diese soll insgesamt ihre Beitraumlge zu den Zielen der Strategie bdquoEuropa 2020ldquo und zu Umweltzielen erhoumlhen Dafuumlr fordert die Europaumlische Kommission eine bdquogruumlnereldquo erste Saumlule wobei die landwirtschaft-lichen Direktzahlungen nur dann in voller Houmlhe gewaumlhrt werden sollen wenn die Landwirte be-stimmte umweltbezogene Maszlignahmen durchfuumlhren Fuumlr die zweite Saumlule fordert die Kommission eine Ausrichtung auf die Schwerpunkte Wettbewerb und Innovation Klimawandel und Umwelt8 Dazu zaumlhlt sie u a die Erhaltung und Verbesserung von Oumlkosys-temen die von der Land- und Forstwirtschaft abhaumln-gen Hierdurch werden sich auch Auswirkungen auf die Foumlrderung im Bereich der Agrobiodiversitaumlt und damit auch auf die Rahmenbedingungen fuumlr Teile des Nationalen Fachprogramms ergeben deren Ausmaszlig zum derzeitigen Stand aber noch nicht absehbar ist

Fuumlr Forschung und Innovation werden von der EU-Kommission im Zeitraum 2007ndash2013 rund 60 Mrd Euro zur Verfuumlgung gestellt davon rund 50 Mrd Euro fuumlr das 7 Forschungsrahmenprogramm mittlerwei-le das weltweit groumlszligte Forschungsfoumlrderprogramm Foumlrdermoumlglichkeiten bestehen im Rahmen der regelmaumlszligigen Ausschreibungen v a im spezifischen Programm bdquoZusammenarbeitldquo (Forschungsbereich Le-bensmittel Landwirtschaft Fischerei und Biotechno-logie) sowie im spezifischen Programm bdquoKapazitaumltenldquo (Forschungsinfrastrukturen)

Fuumlr Futterpflanzen und viele weitere Kulturpflanzen des Acker-landes und der Gaumlrten bildet extensives Gruumlnland den Lebensraum ihrer verwandten Wildarten

7 Mitteilung der Kommission an den Rat und das Europaumlische Parlament - Aktionsplan zur Erhaltung der Biologischen Vielfalt in der Landwirtschaft KOM20010162 endg und MITTEILUNG DER KOMMISSION EINDAumlMMUNG DES VERLUSTS DER BIOLOGISCHEN VIELFALT BIS ZUM JAHR 2010 ndash UND DARUumlBER HINAUS KOM(2006) 216 endg8 Mitteilung der Kommission an das Europaumlische Parlament den Rat den Europaumlischen Wirtschafts- und Sozialausschuss und den Ausschuss der Regionen ndash Die GAP bis 2020 Nahrungsmittel natuumlrliche Ressourcen und laumlndliche Gebiete ndash die kuumlnftigen Herausforderungen KOM (2010) 672581 (vollstaumlndige Bezeichnung)

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Wiese mit blau bluumlhenden Lupinen

322 Europaumlisches Kooperationsprogramm fuumlr pflanzengenetische Ressourcen

Um die langfristige In-situ- und Ex-situ-Erhaltung von pflanzengenetischen Ressourcen in Europa auf einer arbeitsteiligen Basis zu erleichtern und deren Nutzung in Europa zu verbessern wurde das Europauml-ische Kooperationsprogramm fuumlr pflanzengenetische Ressourcen (European Cooperative Programme for Plant Genetic Resources - ECPGR) ins Leben gerufen Es beruht im Wesentlichen auf der Zusammenarbeit von Institutionen in den derzeit 42 Mitgliedsstaaten und finanziert sich uumlber deren Beitraumlge Weitere Ziele des ECPGR sind die Foumlrderung der Zusammenarbeit auf allen Akteursebenen (oumlffentliche Einrichtungen Erhaltungsinitiativen Zuumlchtungsunternehmen etc) auch in Form gemeinsamer Projekte und Oumlffent-lichkeitsarbeit Letztlich stellt das ECPGR damit die zentrale europaumlische Plattform fuumlr die technische Zusammenarbeit innerhalb Europas und mit anderen Regionen bzw regionalen und internationalen Initia-tiven oder Programmen dar

Das ECPGR gliedert sich in arten- oder themenspe-zifische Netzwerke Die Arbeit in den Netzwerken wird von Arbeits- und Projektgruppen durchgefuumlhrt Deutsche Vertreter wirken in allen Arbeits- und

Projektgruppen mit Zudem werden die zentralen europaumlischen fruchtartspezifischen Datenbanken fuumlr Avena Beta Hordeum Minor Leafy Vegetable Poa und Vitis zur Zeit von deutschen Institutionen betrieben

Die deutsche Mitarbeit im Kooperationsprogramm wird von der Expertengruppe bdquoECPGRldquo des BEKO koordiniert Sie bereitet zu bevorstehenden Treffen den nationalen Beitrag vor berichtet uumlber die Ergeb-nisse und traumlgt zur Weiterentwicklung des ECPGR bei Ferner beraumlt diese Expertengruppe den BEKO im Hin-blick auf fruchtart- und themenspezifische FragenDie Weiterentwicklung des ECPGR ist eines der Ziele der Agrobiodiversitaumltsstrategie des BMEL Deutsch-land unterstuumltzt deshalb im Rahmen der ECPGR-Ko-operation die Umsetzung und Weiterentwicklung des Europaumlischen Suchkatalogs fuumlr pflanzengenetische Ressourcen (European Plant Genetic Resources Search Catalogue ndash EURISCO) EURISCO ist ein internetba-sierter Suchkatalog der Informationen uumlber Ex-situ-Sammlungen in ganz Europa liefert Er umfasst derzeit sogenannte Passportdaten dh Informatio-nen die ein Muster eindeutig beschreiben (zB Artzu-gehoumlrigkeit Sortenname Ursprungsland erhaltende Einrichtung etc) von mehr als 11 Millionen Mustern pflanzlicher Vielfalt die in ca 240 europaumlischen Instituten in 38 Laumlndern erhalten werden Eines der Hauptelemente von EURISCO ist ein Netzwerk nati-onaler Kontaktstellen die fuumlr das jeweilige nationale Inventar und den Datenfluss zwischen dem natio-nalen Inventar und EURISCO zustaumlndig sind Jedes Land traumlgt die volle Verantwortung fuumlr die Verfuumlg-barkeit und Richtigkeit seiner eigenen Daten sowie fuumlr die regelmaumlszligige Aktualisierung der Daten des nationalen Inventars in EURISCO Derzeit haben 40 Laumlnder eine nationale Kontaktstelle benannt und 31 nationale Inventare wurden in EURISCO integriert Die Bedingungen fuumlr die Zusammenarbeit wurden in einer Vereinbarung festgelegt die zwischen Bioversity International9 und den nationalen Kontaktstellen fuumlr die nationalen Inventare in Deutschland dem Infor-mations- und Koordinationszentrum fuumlr Biologische Vielfalt der BLE abgeschlossen wurde Eine weitere wichtige Aufgabe des ECPGR die von Deutschland ebenfalls maszliggeblich unterstuumltzt wird ist der Auf-bau der bdquoEuropaumlischen Genbankldquo AEGIS (A European Genebank Integrated System) mit der die Erhaltungs-infrastruktur fuumlr pflanzengenetische Ressourcen in Europa effizienter gestaltet werden soll

9 Bioversity International ist die internationale Forschungsorganisation zur Agrobiodiversitaumlt mit Sitz in Maccarese bei Rom Italien

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Organisationsstruktur des ECPGR mit seinen Netzwerken Arbeitsgruppen und Task Forces der Phase VIII (2009ndash2013)

Leistungsgremium

Sekretariat

Netzwerk Netzwerk Netzwerk Netzwerk Netzwerk NetzwerkGetreide Futterpflanze

Kulturpflanzennetzwerke Thematische Netzwerke

Obst Oumlle und eiweiszligshyliefernde Pflanzen

Zuckershy Staumlrkeshy und Faserpflanzen

Gemuumlse

Arbeitsgruppen Arbeitsgruppen Arbeitsgruppen Arbeitsgruppen Arbeitsgruppen Arbeitsgruppenmiddot Hafermiddot Gerstemiddot Weizen

middot Futtershypflanzen

middot MalusPyrusmiddot Prunusmiddot Weinrebe

middot Koumlrnershy leguminosen

middot Ruumlbenmiddot Faserpflanzen

(FlachsHanf)middot Heilshy und Geshy

wuumlrzpflanzenmiddot Kartoffel

middot Alliummiddot Brassicamiddot Kuumlrbissemiddot Blattgemuumlsemiddot Umbellifera

Netzwerk- koordinierungs-

gruppe

Netzwerkkoordinierungsgruppe

Netzwerkkoordinierungsgruppe

Netzwerkkoordinierungsgruppe

Netzwerk- koordinierungs-

gruppe

Netzwerk- koordinierungs-

gruppe

Netzwerk- koordinierungs-

gruppe

Netzwerk- koordinierungs-

gruppe

Netzwerk- koordinierungs-

gruppe

Dokumentations- und Informationsnetzwerk

Netzwerk In-Situ und On-farm-Erhaltung

Netzwerk interregionale Zusammenarbeit

middot Kontaktstellen fuumlr die nationalen Inventaremiddot Manager der europaumlischen zentralen Kulturdatenbanken

middot Arbeitsgruppe Erhaltung von Wildarten in Genetischen Reservatenmiddot Arbeitsgruppe OnshyfarmshyErhaltung und shyManagement

33 Nationale Ebene

Die Erhaltung und nachhaltige Nutzung genetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft ist eine uumlbergreifende Aufgabe der Bundesregierung von hoher Bedeutung Als Vertragsstaat des Uumlbereinkommens uumlber die biologische Vielfalt und des Internationalen Vertrags uumlber pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Er-naumlhrung und Landwirtschaft verpflichtet sich Deutsch-land diese Ressourcen langfristig zu erhalten und nachhaltig zu nutzen Innerhalb der Bundesregierung liegt die Zustaumlndigkeit fuumlr die Erhaltung und nachhalti-ge Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen land- und gartenbaulicher Kulturpflanzen beim BMEL

Mit der Erarbeitung der Strategie des BMEL fuumlr die

Erhaltung und nachhaltige Nutzung der biologi-schen Vielfalt fuumlr die Ernaumlhrung Land- Forst- und Fischereiwirtschaft im Jahr 2007 (kurz Agrobiodi-versitaumltsstrategie) wurde die Erhaltung genetischer Ressourcen in ein uumlbergreifendes Konzept zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der Agrobiodi-versitaumlt eingebettet Diese Strategie ergaumlnzt die vom Bundeskabinett beschlossene nationale Strategie fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der biologi-schen Vielfalt Die Bedeutung genetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft wird auch in der Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung betont

Als uumlbergreifende Aufgabe wird auch die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen von mehreren Politik- und Rechtsbereichen erfasst vor allem von

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der Agrar- und der Umwelt- und Naturschutzpolitik Aber auch die Forschungspolitik ist fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung genetischer Ressourcen von groszliger Bedeutung

Regionale Produkte werden haumlufig auf Wochenmaumlrkten verkauft

Innerhalb des foumlderalen Systems ist der Bund fuumlr die Erhaltung und Nutzung genetischer Ressourcen insoweit zustaumlndig als er von seiner Gesetzgebungs-kompetenz im Rahmen der konkurrierenden Gesetz-gebung zur Foumlrderung der land- und forstwirtschaft-lichen Erzeugung sowie zur Sicherung der Ernaumlhrung Gebrauch macht Darunter fallen fuumlr die landwirt-schaftlichen Nutzpflanzenarten u a das Saatgutver-kehrsgesetz mit den dazu erlassenen Verordnungen die das Inverkehrbringen von Saat- und Pflanzgut und die Zulassung von Pflanzensorten regeln Von Relevanz sind weiterhin auch Regelungen zum Schutz des geistigen Eigentums (z B Sortenschutz siehe Kapitel 332) Aus der Zustaumlndigkeit des Bundes fuumlr die auswaumlrtigen Beziehungen ergeben sich in Bezug auf EU-Programme oder internationale Programme und Vereinbarungen auch Koordinierungsaufgaben

Zustaumlndigkeiten ergeben sich zudem aus der ge-meinschaftlichen Foumlrderung von Einrichtungen und Vorhaben der Forschung von gesamtstaatlicher und uumlberregionaler Bedeutung durch Bund und Laumlnder

Fuumlr die Durchfuumlhrung der Taumltigkeiten zur Erhaltung von pflanzengenetischen Ressourcen einschlieszliglich Forschung Schulung und Ausbildung und die regio-nale Umsetzung und Ausgestaltung der durch die EU und den Bund vorgegebenen politischen Rahmenbe-dingungen sind in Deutschland die Laumlnder verant-wortlich Weiterhin ergeben sich im Zusammenhang mit der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung fuumlr die Laumlnder innerstaatliche Verpflichtungen aus dem Internationalen Vertrag uumlber pflanzengenetische Res-sourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft sowie aus dem Uumlbereinkommen uumlber die biologische Vielfalt Gleichzeitig wirken die Laumlnder bei der Formulierung dieser Rahmenbedingungen mit und entwickeln zu-saumltzliche eigene Maszlignahmen Vertreter der Laumlnderre-ferenten fuumlr Acker- und Pflanzenbau Extensivierung Gartenbau Weinbau und die Laumlnder-Arbeitsgemein-schaft Naturschutz arbeiten im BEKO mit um das Nationale Fachprogramm stellvertretend zu begleiten

Die Durchfuumlhrung des nationalen Fachprogramms unterstuumltzt und foumlrdert BMEL u a auch durch Bereit-stellung der notwendigen Daten und Informationen im Rahmen von Erhebungen Bestandsaufnahmen und nichtwissenschaftlichen Untersuchungen im Be-reich der biologischen Vielfalt Ziel ist die Erfassung Inventarisierung und Dokumentation genetischer Ressourcen das Monitoring der Bestandsentwicklung genetischer Ressourcen und die Erstellung sonsti-ger Informationsgrundlagen in diesem Bereich Zur Vergabe der Auftraumlge fuumlhrt die BLE Ausschreibungen durch die ggf im Bundesanzeiger und im Internetan-gebot der BLE (wwwblede) veroumlffentlicht werden

Die im Auftrag des BMEL durchgefuumlhrten Modell- und Demonstrationsvorhaben (MuD) haben das Ziel innovative Konzepte mit Vorbildcharakter zu ent-wickeln und umzusetzen und dabei ggf auftretende Schwierigkeiten bei der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung genetischer Ressourcen in Deutschland ab-zubauen Grundlage fuumlr die Foumlrderung eines Projektes als MuD ist die bdquoRichtlinie des BMEL zur Foumlrderung von Modell- und Demonstrationsvorhaben im Be-reich der Erhaltung und innovativen nachhaltigen Nutzung der Biologischen Vielfaltldquo10

10 httpwwwbledeDE03_Forschungsfoerderung04_BiologischeVielfaltMuD-VorhabenMuD-VorhabenBV_nodehtml

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Ein wichtiges Instrument um den Erhalt und die Foumlrderung der Biodiversitaumlt mit landwirtschaftlichen Nutzungssystemen besser in Einklang zu bringen sind Agrarumweltmaszlig nahm en von Bund und Laumln-dern11 Sie honorieren u a die Erhaltung vielfaumlltiger Fruchtfolgen den Anbau regional angepasster Sorten Streuobstanbau sowie die Gruumlnlandextensivierung Die Bundeslaumlnder bieten ein breit gefaumlchertes Ange-bot von Foumlrdermaszlignahmen an das insbesondere den regionalen Besonderheiten und Erfordernissen der laumlndlichen Entwicklung des Landes angepasst wurde

In den Rahmenplan der Gemeinschaftsaufgabe bdquoVerbesserung der Agrarstruktur und des Kuumlsten-schutzesldquo haben Bund und Laumlnder 2008 ein neues Foumlrderangebot zur Erhaltung genetischer Ressourcen in der Landwirtschaft aufgenommen Daruumlber hinaus koumlnnen die Laumlnder den Anbau gefaumlhrdeter einheimi-scher Nutzpflanzen auch im Rahmen ihrer landesei-genen Entwicklungsprogramme foumlrdern und durch den Aufbau regionaler Kompetenzzentren unterstuumlt-zen In beiden Umsetzungsbereichen bedarf es der Wahrnehmung von Abstimmungs- und Koordinie-rungsfunktionen durch den Bund Auszligerdem koumlnnen die Laumlnder das Thema durch ihre Oumlffentlichkeitsar-beit zu pflanzengenetischen Ressourcen im Bereich Landessortenpruumlfung Saatgutananerkennung sowie Aus- und Fortbildung (im Bereich Landwirtschaft Gartenbau und Umwelt) in den Fokus ruumlcken

331 Zugang zu pflanzengenetischen Ressourcen

Der Zugang zu pflanzengenetischen Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft betrifft sowohl In-situ-Vorkommen (natuumlrliche Wildpflanzen oder verwandte Wildarten der Kulturpflanzen) On-farm-Bestaumlnde (Land sorten) oder Ex-situ-Bestaumlnde (Akzessionen von Wild- und Nutzpflanzen in Genbanken oder Pflanzen-sammlungen fuumlr Forschung und Innovation)

Nach dem geltenden innerstaatlichen Recht haumlngt die Regelung des Zugangs zu pflanzengenetischen Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft grundsaumltzlich von dem Eigentuumlmer der Ressourcen ab Diese koumlnnen sich sowohl im Privatbesitz befin-

den als auch der oumlffentlichen Hand gehoumlren In der Regel gilt der Eigentuumlmer der Land- oder Wasserflauml-che als Eigentuumlmer der biologischen bzw genetischen Ressourcen die dort vorgefunden werden Somit steht der Zugang zu pflanzengenetischen Ressourcen die sich im Privateigentum (in situ oder ex situ) befin-den im Allgemeinen im Ermessen des Eigentuumlmers

Genbanken sichern die langfristige Erhaltung von pflanzen-genetischen Ressourcen

Deutschland ndash seit 1993 Vertragspartei der CBD ndash hat wie die meisten EU-Mitgliedstaaten keine eigenen gesetzlichen Bestimmungen die den Zugang zu gene-tischen Ressourcen auf ihrem Hoheitsgebiet im Sinne der CBD gesondert regeln Daher ist es in Deutsch-land grundsaumltzlich jedem erlaubt in situ wachsende Pflanzen zu sammeln und zwar unter Beachtung der o g Eigentumsrechte des Natur- und Artenschutzes der Regelungen zur Pflanzengesundheit und sonsti-ger besonderer Schutzrechte Um ausreichende und transparente Informationen uumlber die Bestimmungen zum Zugang und Vorteilsausgleich im Rahmen der CBD zur Verfuumlgung zu stellen hat Deutschland eine nationale Informationsstelle benannt und eine Inter-netseite zur Information uumlber Zugang und Vorteilsaus-gleich eingerichtet (httpwwwbiodiv-chmde)

11 wwwbmelde

Auf internationaler Ebene besteht seit 2004 mit dem Internationalen Vertrag eine weitere wichtige Rege-lung fuumlr den Zugang zu pflanzengenetischen Ressour-cen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft In Deutsch-land wurde mit der Ratifizierung des Internationalen

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Vertrags ein leistungsfaumlhiger und transparenter Pro-zess zur Erleichterung des Zugangs zu 35 landwirt-schaftlichen Hauptfruchtarten (z B Hafer Gerste und Kartoffeln) und zu 29 Gruumlnlandarten -gattungen (z B Leguminosen und Futtergraumlser) geschaffen

Keimpruumlfung in Filterschalen

Zentrales Element ist das sogenannte Multilaterale System fuumlr Zugang und Vorteilsausgleich (MLS) Die Vertragsstaaten des Internationalen Vertrags bringen pflanzengenetische Ressourcen von Nutzpflanzen die im Anhang I des Internationalen Vertrags aufge-fuumlhrt sind und unter ihrer Verwaltung und Kontrolle stehen in dieses MLS ein Fuumlr Material innerhalb des MLS gelten einheitliche und erleichterte Zugangs-bedingungen sofern das Material fuumlr Zwecke der Forschung Zuumlchtung und Ausbildung fuumlr Ernaumlh-rung und Landwirtschaft verwendet wird Eine vom Lenkungsorgan des Internationalen Vertrags im Jahr 2006 verabschiedete standardisierte Materialuumlber-tragungsvereinbarung (Standard Material Transfer Agreement ndash SMTA) bildet die vertragliche Grundlage jedweder Materialabgabe aus dem MLS und regelt die Einzelheiten bezuumlglich Zugang und Vorteilsausgleich Bis Mitte 2008 haben die Bundeszentrale Ex-situ-Gen-bank des Leibniz-Instituts fuumlr Pflanzengenetik und

Kulturpflanzenforschung in Gatersleben sowie die Obst-Genbank des Instituts fuumlr Zuumlchtungsforschung an gartenbaulichen Kulturen und Obst Dresden-Pill-nitz des Julius Kuumlhn-Instituts das SMTA eingefuumlhrt und seither insgesamt ca 108000 Muster fuumlr das MLS bereitgestellt Die Ressourcen der Deutschen Gen-bank Obst werden ebenfalls unter Verwendung des SMTA bereitgestellt

Fuumlr Botanische Gaumlrten beeinflussen Regelungen zum Zugang zu genetischen Ressourcen wesentlich den Austausch von Pflanzenmaterial zwischen den Gaumlrten und den internationalen Zugang zu Wildarten Zur Umsetzung der CBD-Regelungen wurde durch einige Botanische Gaumlrten ein internationales Pflanzenaus-tauschnetzwerk IPEN (International Plant Exchange Network) erarbeitet Das Netzwerk ermoumlglicht seinen Mitgliedsgaumlrten unter Einhaltung der CBD-Regeln einen vereinfachten Transfer von lebendem Pflanzen-material zur nicht-kommerziellen Nutzung unterei-nander Zu diesem Zweck wurde ein Verhaltenskodex erstellt der die Mitglieder verpflichtet das Pflan-zenmaterial ausschlieszliglich fuumlr nicht-kommerzielle Zwecke zu nutzen Daruumlber hinaus wird Material zur kommerziellen Nutzung nur abgegeben wenn der

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potenzielle Nutzer vorher das Einverstaumlndnis des Ursprungslandes eingeholt hat und dieses glaub-wuumlrdig nachweisen kann Durch die Einfuumlhrung von IPEN-Nummern die das innerhalb IPEN zirkulierte Pflanzenmaterial begleiten und von den beteiligten Gaumlrten jeweils in ihren Datenbanken gespeichert werden bleibt das Ursprungsland der Pflanze stets nachvollziehbar so dass zu jeder Zeit bei einer kom-merziellen Nutzung der genetischen Ressourcen ein angemessener Teil der Vorteile an das Ursprungsland weitergegeben werden koumlnnte Durch das Pflanzen-austauschnetzwerk wird somit die Einhaltung der CBD-Regelungen kontrolliert und zugleich stellt das System eine Zugangserleichterung zu Pflanzenmate-rial fuumlr die wichtige Arbeit von Botanischen Gaumlrten dar IPEN gehoumlren derzeit 46 Botanische Gaumlrten in Deutschland an

Der Zugang zu pflanzengenetischen Ressourcen kann durch geistige Eigentumsrechte eingeschraumlnkt sein Das deutsche Patentgesetz schlieszligt zwar eine Patentierung von Pflanzensorten und Tierrassen ausdruumlcklich aus Patente koumlnnen allerdings durch-aus fuumlr Erfindungen erteilt werden bdquoderen Gegen-stand Pflanzen oder Tiere sind wenn die Ausfuumlhrung der Erfindung technisch nicht auf eine bestimmte Pflanzensorte oder Tierrasse beschraumlnkt istldquo Damit besteht die Moumlglichkeit dass aus der Patentierung eines Herstellungsverfahrens (Erfindung) fuumlr erzeugte Produkte (Pflanzen deren Zellen oder Gene bestimm-te Eigenschaften aufweisen) ein Sachschutz abge-leitet werden kann der sich auf Folgegenerationen erstreckt Genetische Ressourcen koumlnnen sich damit unter Umstaumlnden einer uneingeschraumlnkten Nutzung entziehen

Damit das breite Spektrum von Kulturpflanzen fuumlr alle Zuumlchter und Landwirte verfuumlgbar bleibt und nicht durch Biopatente eingeengt wird hat sich Deutschland fuumlr den Schutz des geistigen Eigen-tums an neu gezuumlchteten Pflanzensorten nach dem UPOV12-Uumlbereinkommen entschieden Das deutsche Sortenschutzgesetz foumlrdert ndash wie auch die entspre-chende EG-Sortenschutzverordnung ndash den notwen-digen Zuumlchtungsfortschritt und hat den Interessen-ausgleich zwischen Zuumlchtern und Landwirten zum Ziel Das Sortenschutzrecht ermoumlglicht es einem Pflanzenzuumlchter die von ihm uumlber viele Jahre fuumlr die Zuumlchtung einer Sorte aufgewendeten Kosten wieder zu erwirtschaften z B uumlber Lizenzgebuumlhren Land-

wirte duumlrfen aber fuumlr bestimmte Arten das in ihrem eigenen Betrieb gewonnene Saat- oder Pflanzgut ei-ner geschuumltzten Sorte zur Wiederaussaat verwenden (bdquoLandwirteprivilegldquo) Allerdings sind sie in diesem Fall verpflichtet ein sogenanntes Nachbauentgelt das in der Regel deutlich niedriger als die fuumlr zerti-fiziertes Saatgut erhobene Lizenzgebuumlhr ist an den Sortenschutzinhaber zu entrichten Anders als bei der sogenannten Biopatentierung koumlnnen andere Zuumlchter sortenschutzrechtlich geschuumltzte Pflanzensorten zu eigenen Zuumlchtungsarbeiten verwenden (sogenanntes bdquoZuumlchterprivilegldquo)

Das heiszligt auch dass urspruumlngliche genetische Res-sourcen die z B in neue Pflanzensorten eingekreuzt werden durch den Sortenschutz nicht der Nutzung durch Dritte entzogen werden Die Dauer des Sorten-schutzes betraumlgt bei den meisten Pflanzenarten 25 Jahre bei Hopfen Kartoffel Rebe und Baumarten 30 Jahre

332 RechtlicherRahmenfuumlrdas InverkehrbringenvonSaat-und Pflanzgut

Beim Inverkehrbringen von Saat- und Pflanzgut ist bei bestimmten Arten das Saatgutverkehrsgesetz (SaatG) zu beachten Auf der Grundlage der EU-Saatgutrichtlinien regeln das SaatG und die dazu erlassenen Verordnungen das Inverkehrbringen von Saat- und Pflanzgut und die Zulassung von Pflanzen-sorten Das SaatG dient v a dem Schutz des Verbrau-chers und der Versorgung der Landwirtschaft und des Gartenbaus mit Saat- und Pflanzgut von leistungsfauml-higen qualitativ hochwertigen und gesunden Sorten Voraussetzung fuumlr das Inverkehrbringen und den gewerblichen Vertrieb von Saat- und Pflanzgut von Sorten landwirtschaftlicher Pflanzenarten Rebe und Gemuumlsearten ist deren Zulassung Bei Sorten land-wirtschaftlicher Arten werden fuumlr die Zulassung auch Wert gebende Eigenschaften wie Ertrag Qualitaumlt Widerstandsfaumlhigkeit Resistenzen und Anbaueigen-schaften gepruumlft (landeskultureller Wert) Die Sor-tenzulassung wird fuumlr zehn (bei Rebe 20) Jahre erteilt und kann bei Vorliegen bestimmter Voraussetzungen immer wieder verlaumlngert werden Bei Obst und Zier-pflanzenarten ist eine Sortenzulassung moumlglich diese ist aber derzeit keine Voraussetzung fuumlr die Handels-faumlhigkeit

12 Internationaler Verband zum Schutz von Pflanzenzuumlchtungen (UPOV) wwwupovorg

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Eine weitere Voraussetzung fuumlr das Inverkehrbringen von Saatgut zugelassener Sorten landwirtschaftlicher Arten ist die amtliche Saatgutanerkennung die erteilt wird wenn die Saatgutvermehrungsflaumlchen und die Beschaffenheit des Saatgutes den saatgutrechtlich vorgegebenen Normen entsprechen

Fuumlr alle Arten die nicht im Artenverzeichnis zum SaatG aufgefuumlhrt sind ist keine Zulassung der Sorten fuumlr die Handelsfaumlhigkeit des Saatgutes erforderlichIm Rahmen des bislang geltenden Saatgutrechts war es schwierig Saatgut alter saatgutrechtlich nicht bzw ehemals zugelassener Pflanzensorten gewerblich in den Verkehr zu bringen da diese Sorten uumlberwiegend nicht in der Lage sind die hohen Anforderungen der Registerpruumlfung (Unterscheidbarkeit Homogenitaumlt und Bestaumlndigkeit) zu erfuumlllen und den Nachweis des landeskulturellen Werts zu erbringen Da solche Sorten in besonderer Weise zur Erhaltung pflanzen-genetischer Ressourcen beitragen koumlnnen hat die EU im Rahmen der EU-Saatgutrichtlinien gemeinschafts-rechtliche Durchfuumlhrungsvorschriften erlassen die das gewerbliche Inverkehrbringen von Saat- und Pflanzgut von Sorten die als genetische Ressource

erhaltenswert erscheinen gezielt erleichtern Diese EU-Regelungen wurden 2009 in einer Erhaltungssor-tenverordnung13 zunaumlchst fuumlr landwirtschaftliche Ar-ten in das nationale Recht umgesetzt sie wurde um Regelungen zu Erhaltungs- und Amateursorten von Gemuumlse im Dezember 2010 ergaumlnzt14 Dies traumlgt dazu bei die biologische Vielfalt in der Landwirtschaft und im Gartenbau (Gemuumlsebau) zu sichern Erhaltungs-sorten koumlnnen in einem vereinfachten Verfahren zugelassen werden wenn sie fuumlr die Erhaltung als genetische Ressource bedeutsam sind Eine amtliche Anerkennung des Saatgutes als Voraussetzung fuumlr das Inverkehrbringen ist nicht erforderlich das Saatgut muss aber die gleichen Qualitaumltsanforderungen wie ansonsten zertifiziertes Saatgut (bzw Standardsaatgut bei Gemuumlsearten) erfuumlllen

PflanzengenetischeRessourcensindeinewichtigeGrundlagefuumlrdieZuumlchtungsforschung

Die ersten Erhaltungssorten (Winterweichweizen-sorte bdquoGoldblumeldquo und bdquoLuxaroldquo Winterroggensorte bdquoLikoroldquo Kartoffelsorten bdquoHeideniereldquo bdquoAckergoldldquo bdquoBamberger Houmlrnchenldquo und bdquoRosemarieldquo Ackerboh-ne bdquoHerz Freyaldquo) sind bereits vom Bundessortenamt zugelassen worden Weitere Zulassungsantraumlge liegen vor Der aktuelle Stand ist auf den Internetseiten des Bundessortenamtes einzusehen15

Im Dezember 2011 ist eine weitere EU-Richtlinie mit Ausnahmeregelungen fuumlr das Inverkehrbringen fuumlr Saatgutmischungen die sogenannte Erhaltungsmi-schungsverordnung die zur Erhaltung der natuumlrli-chen Umwelt verwendet werden sollen in nationales Recht umgesetzt worden16

Daneben existieren auch weitere Moumlglichkeiten alte Pflanzensorten ohne Zulassung als Erhaltungssorte zu vermehren und anzubauen z B im Vertragsanbau oder bei Begruumlnungsmaszlignahmen mit einheimischen Graumlsermischungen durch Mahdgutuumlbertragung Die Regelungen des Saatgutverkehrs der EU wurden ab 2008 einer Evaluierung unterzogen Die Ergebnisse wurden 2011 bewertet und sollen die Grundlage fuumlr eine Uumlberarbeitung des europaumlischen Saatgutrechts bilden

13 Verordnung uumlber die Zulassung von Erhaltungssorten und das Inverkehrbringen von Saat- und Pflanzgut von Erhaltungssorten vom 21 Juli 2009 (BGBl I S 2107)14 Vierzehnte Verordnung zur Aumlnderung saatgutrechtlicher Verordnungen vom 17 Dezember 2010 (BGBl I S 2128)15 wwwbundessortenamtdeinternet30indexphpid=2116 Verordnung fuumlr das Inverkehrbringen von Saatgut von Erhaltungsmischungen vom 6 Dezember 2011 (BGBl I S 2641)

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Eine wichtige Rolle nehmen die Vermarktungsricht-linien der EU fuumlr Vermehrungsmaterial auszliger fuumlr Saatgut von Gemuumlse Obst und Zierpflanzen ein So sollen z B bei der Umsetzung der Richtlinie uumlber das Inverkehrbringen von Vermehrungsmaterial und Pflanzen von Obstarten zur Fruchterzeugung (200890EG) die bestehenden Ausnahmemoumlglich-keiten insbesondere zur Erhaltung der genetischen Vielfalt national genutzt werden

333 AuswirkungendesNaturschutzrechts

Auswirkungen auf die Erhaltung pflanzengeneti-scher Ressourcen fuumlr Landwirtschaft und Ernaumlhrung ergeben sich auch aus dem Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) Dieses zielt darauf ab Natur und Land-schaft im besiedelten und unbesiedelten Raum so zu schuumltzen zu pflegen und zu entwickeln dass die Leis-tungs- und Funktionsfaumlhigkeit des Naturhaushalts die Regenerations- und Nutzungsfaumlhigkeit der Natur-guumlter die Pflanzen- und Tierwelt sowie die Vielfalt Eigenart und Schoumlnheit von Natur und Landschaft als Lebensgrundlagen des Menschen nachhaltig gesichert sind Zur Sicherung der Leistungs- und Funktionsfauml-higkeit des Naturhaushalts ist die biologische Viel-falt zu erhalten und zu entwickeln Die biologische Vielfalt umfasst die Vielfalt an Lebensraumlumen und Lebensgemeinschaften die Vielfalt an Arten sowie die genetische Vielfalt innerhalb der Arten

Die einzelnen Schutzgebietskategorien und der gesetzliche Biotopschutz dienen in besonderer Weise dem Erhalt bedrohter Arten dort vorkommender wild lebender Tiere und Pflanzen einschlieszliglich ihrer genetischen Ressourcen Spezielle Bezuumlge zu geneti-schen Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft enthaumllt das BNatSchG nur hinsichtlich seiner Bestim-mungen zu Biosphaumlrenreservaten Ziele von Biosphauml-renreservaten sind die bdquoErhaltung Entwicklung oder Wiederherstellung einer durch hergebrachte viel-faumlltige Nutzung gepraumlgten Landschaft und der darin historisch gewachsenen Arten- und Biotopvielfalt einschlieszliglich Wild- und fruumlherer Kulturformen wirt-schaftlich genutzter oder nutzbarer Tier- und Pflan-zenartenldquo Allgemein koumlnnen Biosphaumlrenreservate als Modellgebiete gesehen werden um nachhaltige Ent-wicklungsansaumltze auf regionaler Ebene zu entwickeln Damit ist die Grundstruktur gegeben praxisorientier-te (v a) In-situ- und On-farm-Management-Projekte zum Erhalt und zur nachhaltigen Nutzung (pflanzen-) genetischer Ressourcen zu implementieren Es ist al-lerdings festzustellen dass fuumlr diese Aufgabengebiete nur begrenzte finanzielle Mittel verfuumlgbar sind

bluumlhenderAckerrandstreifenmitRaps

Mit der Richtlinie 4392EWG zur Erhaltung der na-tuumlrlichen Lebensraumlume sowie der wild lebenden Tiere und Pflanzen (Fauna-Flora-Habitat - FFH) wurde eine gemeinschaftliche Rechtsgrundlage zur Erhaltung des europaumlischen Naturerbes und somit der wild vorkommenden genetischen Ressourcen geschaffen Die FFH-Richtlinie ist eines der zentralen Instrumen-te mit denen Verpflichtungen der CBD zur In-situ-Erhaltung der biologischen Vielfalt erfuumlllt werden koumlnnen Sie verpflichtet die Mitgliedsstaaten ein ko-haumlrentes europaumlisches oumlkologisches Netz besonderer Schutzgebiete bekannt als bdquoNatura 2000ldquo einzurich-ten die wertvolle Lebensraumtypen und seltene und bedrohte bzw einzigartige Arten beherbergen Die Richtlinie verlangt eine Erfolgskontrolle im Natur-schutzmanagement enthaumllt ein Uumlberwachungsgebot des Erhaltungszustands und umfassende Berichts-pflichten Aktuell sind ca 14 des Bundesgebiets als Schutzflaumlche im Rahmen von bdquoNatura 2000ldquo ausge-wiesen Diese Richtlinie beinhaltet allerdings keine besonderen Maszlignahmen im Hinblick auf genetische Ressourcen speziell fuumlr Ernaumlhrung und Landwirt-schaft Sie ermoumlglicht aber z B im Rahmen des Gruumln-landschutzes und im Bereich der In-situ-Erhaltung von Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (WEL) Synergieeffekte

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4 Schwerpunkte des Arbeitsprogramms

In diesem Kapitel werden die zur Erreichung der in Kapitel 1 genannten Ziele der Agrobiodiversitaumlts-strategie und des vorliegenden Nationalen Fachpro-gramms notwendigen Schwerpunkte des Arbeitspro-gramms festgelegt das bisher Erreichte beschrieben sowie die weiteren notwendigen Maszlignahmen ausge-fuumlhrt

41 Ex-situ-Erhaltung

Der Ausbau der Ex-situ-Erhaltung ist eines der Ziele aus der Nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt17 (insbesondere Ziel B 114 Genetische Vielfalt von wildlebenden und domestizierten Arten) und der Agrobiodiversitaumltsstrategie des BMEL (insbesonde-re das Ziel Erhaltungsinfrastruktur zu sichern und auszubauen) Dieser Ausbau bildet auch einen Teil des nationalen Beitrags u a zum Multilateralen System des Internationalen Vertrags uumlber PGRFA zur Globa-len Strategie zum Erhalt der Pflanzenvielfalt (z B GSPC-Ziel 9 bdquoErhaltung von 70 der geneti-schen Vielfalt der Nutzpflanzen und des damit ver-bundenen indigenen und lokalen Wissensldquo) und zum Aufbau der Europaumlischen Genbank AEGIS

Die Ex-situ-Erhaltung pflanzengenetischer Res-sourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft erfolgt uumlberwiegend durch die Aufbewahrung von Saat- oder Pflanzgutmustern in Sammlungen so genannten Genbanken und z T auch in Botanischen Gaumlrten Kernaufgabe von Genbanken ist die Sammlung Erhaltung Charakterisierung Dokumentation und Bereitstellung von Mustern Waumlhrend bei der Arbeit in den Botanischen Gaumlrten primaumlr die globale Arten-vielfalt fuumlr Forschungs- und Ausbildungszwecke im Vordergrund steht raumlumen die Genbanken vor allem der innerartlichen Variabilitaumlt unserer Kulturarten Prioritaumlt ein Damit bieten Genbanken eine wichtige Grundlage fuumlr die Erhaltung der Vielfalt aber auch fuumlr die Zuumlchtungsforschung und Zuumlchtung Vielfach ist Zuumlchtungsforschung direkter Bestandteil des Auf-gabenspektrums von Genbanken

Zu einer geeigneten Erhaltungsinfrastruktur zaumlhlt nicht nur die Erhaltung und der Ausbau derartiger Einrichtungen und damit die Verfuumlgbarkeit geneti-scher Ressourcen sondern auch die Gewinnung der

notwendigen Informationen uumlber ihre Eigenschaften und Nutzungsmoumlglichkeiten (Charakterisierung und Evaluierung) Dafuumlr sind vor allem Evaluierungs- und Forschungsaktivitaumlten ebenso aber auch die Bewah-rung traditionellen Wissens von Bedeutung Es sind entsprechende Inventare zu erstellen und Doku-mentations- Informations- und Monitoringsysteme auf- und auszubauen Schlieszliglich ist ein effizientes Wissensmanagement unerlaumlsslich Entsprechende Einrichtungen und Maszlignahmen koumlnnen sowohl zen-tral als auch dezentral ggf als Netzwerke organisiert bzw durchgefuumlhrt werden Letzteres hat den Vorteil durch Nutzung bestehender Strukturen und bessere Abstimmung von Programmen und Maszlignahmen Sy-nergien nutzen zu koumlnnen Bei solchen Maszlignahmen sind auch die Aktivitaumlten bestehender privater Initi-ativen zu beruumlcksichtigen Diese Ziele werden auch von der Agrobiodiversitaumltsstrategie aufgegriffen Zur Sicherstellung der vorhandenen Kapazitaumlten aber vor allem auch im Hinblick auf kuumlnftig zu erwarten-de Anforderungen (z B im Rahmen internationaler Zusammenarbeit) ist es notwendig dass bestehende Erhaltungseinrichtungen modernisiert und ihre quantitativen Kapazitaumlten erweitert werden Zudem ist v a auch die Qualitaumlt der Erhaltung sicherzustel-len bzw wo moumlglich zu erhoumlhen und internationalen Standards anzupassen In diesem Zusammenhang spielen auch moderne Informationssysteme (siehe Kapitel 44) eine bedeutende Rolle bei der Steigerung von Qualitaumlt und Effizienz der Erhaltungsarbeit

EinzelpflanzenpruumlfungvonGemuumlseanbausortenimBundessortenamt

17 httpwwwbmudefilespdfsallgemeinapplicationpdfbroschuere_biolog_vielfalt_strategie_bfpdf

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Ex-situ-Erhaltung und Dokumentation von PGR in Deutschland

Bundeszentrale Ex-Situ-Genbanklandwirtschaftlicher und gaumlrtnerischer Kulturpflanzen

Leibniz Institut fuumlr Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung

Deutsche GenbankRebe

Reben-GenbankJulius-Kuumlhn-Institut

Rebensammlungenin Laumlndereinrichtungen

Deutsche GenbankObst

Obst-GenbankJulius-Kuumlhn-Institut

Sammlungen zuApfel Kirsche Erdbeere

Tabak-GenbankLandwirtschaftlichesTechnologiezentrum

Nationales Inventar PGRDEU

Genbank fuumlrWildpflanzen fuumlr

Ernaumlhrung undLandwirtschaft

Deutsche Genbank ZierpflanzenKoordination durch die

Bundesanstalt fuumlr Landwirtschaft und Ernaumlhrung

Rose Rhodo-dendron

Handlungsbedarf

Y Sicherstellung und ggf Ausbau bestehender Erhal-tungskapazitaumlten

Y Sicherstellung der Qualitaumlt der Erhaltungsarbeit und ggf Anpassung an internationale Standards

Y Einbettung der nationalen Aktivitaumlten in die inter-nationalen Strategien z B des Globalen Treuhand-fonds fuumlr Nutzpflanzenvielfalt

Y Optimierung der Ex-situ-Erhaltung durch dauer-hafte Sicherung und verbesserte Kooperation der entsprechenden Einrichtungen (z B Genbanken Botanische Gaumlrten Museen)

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411 BundeszentraleGenbankfuumlr landwirtschaftlicheund gartenbaulicheKulturpflanzen

Die bundeszentrale Ex-situ-Genbank ist am Leibniz-Institut fuumlr Pflanzengenetik und Kulturpflanzen-forschung (IPK)18 angesiedelt Die von Bund und Laumlndern gemeinsam finanzierte Kulturpflanzen-Genbank zaumlhlt mit einem Gesamtbestand von 151000 Mustern aus uumlber 3200 verschiedenen Arten aus na-hezu 800 botanischen Gattungen zu den aumlltesten und bedeutendsten Sammlungen der Welt Neben dem Hauptstandort in Gatersleben unterhaumllt die Kultur-pflanzen-Genbank Sammlungen in ihren Auszligenstel-len in MalchowPoel (Oumll- und Futterpflanzen) und Groszlig Luumlsewitz (Kartoffel) Durch die Einlagerung der Sicherheitsduplikate im Svalbard Global Seed Vault auf der Insel Spitzbergen Norwegen erfolgt eine zu-saumltzliche Absicherung des Genbankmaterials Bereits 30000 Akzessionen sind dorthin versandt angestrebt ist die Duplizierung der gesamten Kollektion

Die Aufgaben der Genbank umfassen die Sammlung Erhaltung Dokumentation und Bereitstellung pflan-zengenetischer Ressourcen Ein Schwerpunkt bildet die fortlaufende Anpassung der internen Ablaumlufe bei der Vermehrung und Lagerung von Pflanzenmustern an internationale Standards sowie die weitere Opti-mierung des Qualitaumltsmanagements Daruumlber hinaus werden Forschungsarbeiten zur weiteren Optimie-rung des Sammlungsmanagements und zur Nutz-barmachung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr die Pflanzenzuumlchtung durchgefuumlhrt Die Kulturpflanzen-Genbank leistet damit einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Vielfalt von Kulturpflanzen und den mit ihnen verwandten Wildarten und bietet die Grund-lage fuumlr eine gezieltere und vielfaumlltigere Nutzung der genetischen Ressourcen in der Forschung in der Pflanzenzuumlchtung der Landwirtschaft der Biotech-nologie und im Umweltschutz

Neben eigenen Forschungsbeitraumlgen stellt sie einem breiten Spektrum an Nutzern Saat- und Pflanzgut zur Verfuumlgung So wurden z B im Jahr 2010 mehr als 33000 Muster abgegeben u a 25 an Forschungs-einrichtungen 57 an Nichtregierungsorganisatio-nen und Privatpersonen und 13 an Pflanzenzuumlch-

ter Durch die Bereitstellung dieser Ressourcen uumlber das SMTA unterstuumltzt die bundeszentrale Genbank auch die Implementierung des ITPGR

KleingewaumlchshaumluserimIPK

Das IPK unterstuumltzt den Aufbau der bdquoEuropaumlischen Genbankldquo (AEGIS) Das Genbankinformationssystem GBIS wird ausgebaut und den neuen Erfordernissen des Sammlungsmanagements angepasst Die europauml-ischen und internationalen Fruchtartendatenbanken fuumlr Allium Hordeum Minor Leafy Vegetables und Poa werden fortgefuumlhrt

Ein weiterer wichtiger Bestandteil ist der Ex-situ-Erhalt samenfester Sorten landwirtschaftlicher Arten einschlieszliglich Gemuumlse Erlischt die Zulassung einer Sorte beim Bundessortenamt erfolgt bei Zustimmung des Zuumlchters die Einlagerung des letzten Saatgutmus-ters einschlieszliglich der Sortenbeschreibung beim IPK Da das IPK Saatgut zu den Bedingungen des SMTA abgibt wird dadurch ein weiterer wichtiger Beitrag der privaten Pflanzenzuumlchter zum MLS des ITPGR geleistet Vor dem Hintergrund zunehmend knapper werdender Erhaltungskapazitaumlten beim IPK bedarf es Uumlberlegungen und entsprechender Regelungen da-mit auch kuumlnftig Saatgut von Sorten landwirtschaft-licher Arten einschlieszliglich Gemuumlse deren Zulassung erlischt auf Dauer ex situ erhalten wird

18 wwwipk-gaterslebende

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Handlungsbedarf

Weiterer Ausbau der bestehenden Kryosammlun-gen (Kartoffel Allium Mentha)

Erweiterung der Kapazitaumlten fuumlr die Charakterisie-rung und Evaluierung von PGRWeiterentwicklung des Genbankinformations-systems GBIS hinsichtlich der Anpassung an neue Erfordernisse zum Datenaustausch und zur Daten-integration

Schaffung der notwendigen Voraussetzungen zur dauerhaften Erhaltung von Sorten landwirtschaft-licher Arten einschlieszliglich Gemuumlse als Teil der Genbanksammlung des IPK (einschlieszliglich der uumlbernommenen Saatgutmuster geloumlschter Sorten)

412 DeutscheGenbankObst

Im Laufe der Jahrhunderte hat sich im Obstbau eine groszlige Obstarten und -sortenvielfalt entwickelt Es wird geschaumltzt dass dabei ca 40 Arten und zwischen 5000 und 6000 Sorten oder Herkuumlnfte genutzt wur-den davon allein rund 2000 Apfelsorten Die Erhal-tung von heimischen obstgenetischen Ressourcen ist eine Grundlage fuumlr die dauerhafte Sicherung des Obstbaus in Deutschland Aus diesem Grund werden bereits seit Beginn des 20 Jahrhunderts zahlreiche Sorten unterschiedlicher Obstarten in staatlichen und nichtstaatlichen Sammlungen erhalten Sie bilden die genetische Basis fuumlr die Zuumlchtung neuer Sorten Daruumlber hinaus sind sie ein Stuumlck Kultur-geschichte und tragen wesentlich zur Erhaltung der Struktur unserer Kulturlandschaft bei Aber die Erhaltung genetischer Ressourcen in vielen vonein-ander unabhaumlngigen Sammlungen ist problematisch Waumlhrend einzelne Genotypen in vielen dieser Samm-lungen erhalten werden kommen andere nur noch in einer in wenigen oder in keiner Sammlung mehr vor Das fuumlhrt langfristig zu einem schleichenden Verlust Mit der in der Agrobiodiversitaumltsstrategie des BMEL vorgesehenen Gruumlndung der Deutschen Genbank Obst (DGO) ist nun ein dezentrales Netzwerk geschaf-fen worden in dem sich Sammlungen durch einen Kooperationsvertrag zusammengeschlossen haben und ihre Erhaltungsarbeit koordinieren Die Koordi-nierungsstelle befindet sich am Julius Kuumlhn-Institut

(JKI) Institut fuumlr Zuumlchtungsforschung an gartenbauli-chen Kulturen und Obst in Dresden-Pillnitz

Von insgesamt ca 50 derzeit in Deutschland vorkom-menden Obstarten sind 30 heimisch ndash d h traditio-nell genutzt ndash und sollen langfristig erhalten werden Fuumlr jede dieser Arten erfolgt eine Auswahl der zu erhaltenden Sorten Erhalten werden vor allem

Y deutsche Sorten einschlieszliglich deutscher Neuzuumlchtungen

Y Sorten mit soziokulturellem lokalem oder historischem Bezug zu Deutschland und

Y Sorten mit wichtigen obstbaulichen Merkmalen fuumlr Forschungs- und Zuumlchtungszwecke

FormenvielfaltdesApfels

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Bislang wurden drei obstartenspezifische Netzwerke etabliert Im Apfelnetzwerk engagieren sich sechs sammlungshaltende Partner mit insgesamt ca 950 als bdquoerhaltenswertldquo eingestuften Apfelsorten Die beiden Partner des Erdbeernetzwerkes erhalten insgesamt ca 400 Sorten Im Kirschennetzwerk haben sich sieben Partner zusammengeschlossen die zur Zeit ca 300 Suumlszlig- und 100 Sauerkirschsorten erhalten Am JKI in Pillnitz werden zur Ergaumlnzung der Feldsammlungen Versuche zur Kryolagerung bzw -konservierung z B der Lagerung von Meristemen und schlafenden Knos-pen in fluumlssigem Stickstoff (-196 degC) durchgefuumlhrt Mit Hilfe dieser Langzeitlagerung soll Sammlungsver-lusten durch biotische und abiotische Schadfaktoren vorgebeugt werden

Um die Echtheit der zu erhaltenden Sorten zu ge-waumlhrleisten wird eine pomologische Echtheitspruuml-fung durchgefuumlhrt Anschlieszligend werden fuumlr alle Sorten nach den vom ECPGR bzw dem europaumlischen Groszligforschungsprojekt GENBERRY erarbeiteten Richtlinien DNA-Fingerprints erstellt Beides erfolgt im Rahmen von BMEL-Auftraumlgen fuumlr Bestandsauf-nahmen und Erhebungen und nichtwissenschaftli-chen Untersuchungen im Bereich der biologischen Vielfalt

Die Dokumentation der zu erhaltenden Sorten sowie der dazugehoumlrigen Bewertungsdaten erfolgt uumlber die Webseite der DGO (wwwdeutsche-genbank-obstde) Bis Ende 2011 werden die aktualisierten Daten dann unter der neuen Adresse wwwdeutsche-genbankobstjkibundde erreichbar sein Interessenten koumlnnen daruumlber dann den Sammlungsbestand recherchieren und direkt Anfragen nach Pflanzenmaterial alter Sorten stellen

Zielstruktur Deutsche Genbank Obst

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Handlungsbedarf

Y Sicherstellung einer hohen Qualitaumlt der in der Deutschen Genbank Obst erhaltenen Sortimente und ihrer Erhaltungsstandards

Y Erhebungen zur Sortenechtheit (pomologisch und molekularbiologisch) Dokumentation und Charakterisierung der Akzessionen

Y Ausbau um weitere fruchtartspezifische Netz-werke

Y Sicherung aller Akzessionen an mindestens zwei Standorten (Sicherheitsduplikat) innerhalb der Deutschen Genbank Obst

Y Aufnahme von unterstuumltzenden Partnern in die Deutsche Genbank Obst

Y Ausbau der Kryokonservierung der Fragaria- und Malus-Sammlung des JKI

413 DeutscheGenbankReben

Nach Schaumltzung des Instituts fuumlr Rebenzuumlchtung Geilweilerhof des Julius Kuumlhn-Instituts (JKI) duumlrften in der Vergangenheit im deutschsprachigen Raum rund 300 Rebsorten eine nennenswerte Bedeutung erlangt haben Davon sind heute noch 15 ndash 20 Sorten fuumlr den Anbau klassifiziert Neben dem Schutz oumlko-logisch wertvoller alter Weinberge gilt es die geneti-sche Basis traditioneller Rebsorten zu sichern

Sammlungen rebengenetischer Ressourcen gibt es am Institut fuumlr Rebenzuumlchtung Geilweilerhof sowie vor allem in verschiedenen Laumlndereinrichtungen Zur Koordinierung und Effizienzsteigerung wurde wie in der Agrobiodiversitaumltsstrategie des BMEL vorgesehen die Deutsche Genbank Reben als Netzwerk rebener-haltender Einrichtungen auf Bundes- und Landes-ebene am 9 Juli 2010 gegruumlndet Am JKI dient die Genbanksammlung auch als Ausgangsmaterial fuumlr die Zuumlchtung von Reben mit einer hohen Resistenz ge-genuumlber Schaumldlingen Krankheiten und abiotischem Stress sowie zur Weiterentwicklung der Zuumlchtungs-forschung uumlber Reben Die Erhaltung der Weinrebe (Vitis vinifera L Sorten und andere wild wachsende Arten) erfolgt unter Freilandbedingungen Zurzeit umfassen die Bestaumlnde in Siebeldingen rund 3800 Akzessionen Die nationale und internationale Do-kumentation der rebengenetischen Ressourcen wird durch zwei Datenbanken unterstuumltzt Die Europaumli-

sche Vitis-Datenbank und die internationale Reben-datenbank (Vitis International Variety Catalogue) die beide von der Genbankabteilung gepflegt werden

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Handlungsbedarf

Verbesserung der rechtlichen Rahmenbedin-gungen der Erhaltung der traditionell genutzten Rebsorten

Fortfuumlhrung der Erfassung Dokumentation und Erhaltung rebengenetischer Ressourcen in alten Weinbergen im Rahmen von Erfassungsprojekten und ihre Erhaltung insbesondere fuumlr die kuumlnftige Klonzuumlchtung

Festlegung von Kriterien fuumlr die Erhaltung der Rebarten -sorten und -klone zum Auf- und Ausbau des Sammlungsbestandes der Deutschen Genbank Reben basierend auf den Sammlungen der Genbankpartner federfuumlhrend durch das JKI zusammen mit anderen Partnern

Evaluierung sowie ampelographische und mole-kulargenetische Charakterisierung der Rebarten -sorten und -klone

Entwicklung effizienter Verfahren zur Eliminie-rung von Viren aus Genbankmaterial im Rahmen von Forschungsprojekten

Gewaumlhrleistung hoher Standards bei den Erhal-tungsmaszlignahmen

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414 DeutscheGenbankZierpflanzen

Mit etwa 3600 Gattungen 18000 Arten und 40000 Sorten ist die Vielfalt der Zierpflanzensortimente in Deutschland enorm Das wirtschaftliche Potenzial dieser natuumlrlichen Ressourcen stellt einen wesentli-chen Aspekt fuumlr den Gartenbau dar

Die Deutsche Genbank Zierpflanzen ist als Gen-banknetzwerk konzipiert und organisiert in dem Institutionen und Akteure mit wichtigen Zierpflan-zensammlungen zusammenarbeiten um gemeinsam das nationale Inventar dieser genetischen Ressourcen zu erhalten Die Ausgestaltung dieser Netzwerke wird jeweils entsprechend den spezifischen Bedingun-gen in den Teilnetzwerken in Form einer Koopera-tionsvereinbarung geregelt Dabei gibt es obligate und fakultative Elemente Rein organisatorisch ist immer die Rolle der koordinierenden Stelle fuumlr das jeweilige Genbanknetzwerk zu besetzen Zusaumltzlich muss auch mindestens eine Einrichtung wenigstens Teile ihrer Sammlung als Sammlungsbestand fuumlr das betreffende Genbanknetzwerk bereitstellen (Samm-

lungshaltender Partner) Wesentliches Element ist auch die vereinfachte Bereitstellung der Ressourcen fuumlr Forschung und Zuumlchtung die uumlber eine einheit-liche Materialuumlbertragungsvereinbarung geregelt wird (als Bestandteil der Kooperationsvereinbarung) Fakultativ ist z B die Einbeziehung von Partnern moumlglich die zwar keinen eigenen Sammlungsbestand in das Genbanknetzwerk einbringen dafuumlr aber die Arbeiten im Netzwerk durch eigene Kapazitaumlten und Expertise unterstuumltzen (Unterstuumltzende Partner)

Die Deutsche Genbank Zierpflanzen bildet die Dachorganisation fuumlr diese Teilnetzwerke und wird durch das Informations- und Koordinationszentrum fuumlr Biologische Vielfalt (IBV) der Bundesanstalt fuumlr Landwirtschaft und Ernaumlhrung (BLE) koordiniert In dieser Funktion dokumentiert die BLE auch den Gesamtbestand uumlber das Nationale Inventar zu Pflan-zengenetischen Ressourcen PGRDEU Weitere verbin-dende Elemente wie ein gemeinsames Logo sowie ein noch zu etablierender Beirat unterstuumltzen dabei die Einbindung der Teilnetze

RosenbogenimEuropa-RosariumSangerhausen(ERS)dasERSistKoordinatorderDeutschenGenbankRose

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Drei Petunienbluumlten im Vergleich

Im Fruumlhjahr 2009 wurde die Deutsche Genbank Rose als erster Teil der Deutschen Genbank Zierpflanzen gegruumlndet Als naumlchstes Teilnetzwerk wurde im Mai 2010 die Deutsche Genbank Rhododendron wwwlwk-niedersachsendegenbank-rhododendron gegruumlndet

Das langfristige Ziel ist die Erweiterung und die Fes-tigung der Deutschen Genbank Zierpflanzen insbe-sondere durch die Verbesserung der Zusammenarbeit der auf diesem Gebiet bereits engagierten Akteure Die Einbindung von Botanischen Gaumlrten ist dort zu pruumlfen wo der Auftrag des Gartens und das daraus resultierende Selbstverstaumlndnis eine Zusammenarbeit mit Liebhaberorganisationen oder Zuumlchterfirmen erlauben

Aufgrund vorstehender Kriterien und Informationen wurde von der Koordinationsstelle der Deutschen Genbank Zierpflanzen und unterstuumltzt durch eine Expertengruppe ein Konzept entwickelt auf deren Grundlage der weitere Auf- und Ausbau erfolgen soll Die geschilderte Struktur ist in der Abbildung unten exemplarisch dargestellt

Wichtig ist die unterstuumltzende Einbeziehung der privaten Sammler und Liebhabergesellschaften in das Gesamtkonzept der Deutschen Genbank Zierpflanze In Deutschland existierten 2010 uumlber 30 Pflanzen-liebhaber-Gesellschaften Schaumltzungen sprechen von rund 30000 Mitgliedern Die Mitglieder dieser Gesell-schaften verfuumlgen idR nicht nur uumlber ein enormes Spezialwissen sondern teilweise auch uumlber sehr um-fangreiche Sammlungen an zierpflanzengenetischen Ressourcen der jeweiligen Zierpflanzentaxa

Unter dem Dach der Deutschen Gartenbaugesell-schaft 1822 e V (DGG) hat sich 2010 die Bundes-arbeitsgemeinschaft Pflanzensammlungen (BAPS) etabliert Dementsprechend bietet sich eine intensive Zusammenarbeit der Deutschen Genbank Zierpflan-zen mit den Liebhabergesellschaften respektive der DGG mit dem Ziel einer gegenseitigen Unterstuumltzung an Das Modell- und Demonstrationsvorhaben bdquoNetz-werk Pflanzensammlungenldquo soll dafuumlr den organisa-torischen Rahmen schaffen

Modularer Aufbau der Deutschen Genbank Zierpflanzen

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Handlungsbedarf

Y Erarbeitung einer Konzeption zur Foumlrderung von Koordinierungsstellen dezentraler Genbanken und Erhaltungsnetzwerke fuumlr gartenbauliche pflan-zengenetische Ressourcen durch den Bund unter Beteiligung der Laumlnder

Y Ausbau einer Genbank fuumlr generativ vermehrte Zierpflanzen als Teil der Deutschen Genbank Zier-pflanzen

Y Auf- und Ausbau einer Genbank fuumlr vegetativ vermehrte Zierpflanzen oder eines Genbank-netzwerks unter maszliggeblicher Beteiligung Bota-nischer Gaumlrten als Teil der Deutschen Genbank Zierpflanzen

Y Gruumlndung weiterer gattungs-artspezifischer Gen-banknetzwerke analog Rose und Rhododendron

Y Erweiterung des Nationalen Inventars zu Pflan-zengenetischen Ressourcen PGRDEU um Arten und Akzessionen der Deutschen Genbank Zier-pflanze mit wichtigen Charakterisierungs- und Bilddaten

Y Pruumlfung und ggf Bereitstellung von Software zur Unterstuumltzung der Dokumentation der einzelnen Teilsammlungen

Y Einbindung von Privatsammlungen und Lieb-habergesellschaften als Partner der Deutschen Genbank Zierpflanzen in einem bdquoNetzwerk Pflan-zensammlungenldquo

Die Kornrade (Agrostemma githago) ist ein gefaumlhrdetes Ackerbeikraut

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415 Genbank fuumlr Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

Eine Verstaumlrkung der Anstrengungen zur Erhaltung der Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft ist eine der wesentlichen Forderungen des zweiten Weltzustandsberichts der FAO zu PGRFA und we-sentliches Element des entsprechenden Globalen Aktionsplans (zur Bedeutung von WEL s Kapitel In-situ-Erhaltung von Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (WEL)) Aufgrund der begrenzten Kapazitaumlten der bundeszentralen Kulturpflanzengen-bank des IPK konzentriert sich diese auf die wich-tigsten Kulturpflanzen der gemaumlszligigten Breiten und eine Auswahl von damit verwandten Wildarten Um weitere speziell in Deutschland wild vorkommende pflanzengenetische Ressourcen zu erhalten haben sich derzeit vier Botanische Gaumlrten (Osnabruumlck als Koordinator Berlin Karlsruhe und Regensburg) zu einem Genbanknetzwerk fuumlr Wildpflanzen fuumlr Ernaumlh-rung und Landwirtschaft (WEL) zusammengeschlos-sen Fokus der zu erhaltenden Zielarten liegt dabei auf gefaumlhrdeten einheimischen wild vorkommenden Arten landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Kul-turpflanzen ndash insbesondere solche die uumlber Diaspo-ren (meistens Samen) erhalten werden ndash die fuumlr die nationale Forschung und Zuumlchtung von besonderer Bedeutung sind Dadurch wird auch ein Beitrag zur Umsetzung der Globalen Strategie zum Erhalt der Pflanzenvielfalt (s Kapitel 311) geleistet

Mit Unterstuumltzung des BMEL wird ein Konzept fuumlr die Ex-situ-Erhaltung von Wildpflanzen fuumlr Er-naumlh-rung und Landwirtschaft unter besonderer Beruumlck-sichtigung von Aktivitaumlten bei kompetenten Partnereinrichtungen (z B Genbanken) entwickelt und modellhaft erprobt1 Der Ansatz bildet damit ein weiteres Beispiel wie Botanische Gaumlrten in die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen landwirt-schaftlicher und gartenbaulicher Arten eingebunden werden koumlnnen

1) wwwbiologieuni-osnabrueckdegenbank-welHome

Handlungsbedarf

Weiterentwicklung des Konzepts fuumlr die Ex-situ-Erhaltung von heimischen Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft unter besonderer Beruumlcksichtigung von Aktivitaumlten kompetenter Partnereinrichtungen (z B Botanischer Gaumlrten)

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Gruumlndung der Genbank fuumlr Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft als dezentrales Genbanknetzwerk Gewinnung weiterer Partner fuumlr die Genbank fuumlr Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

Aufbau von Sicherungsduplikaten Kontinuierliche Erweiterung der deutschland-weit ex situ zu erhaltenden WEL-Arten und deren Populationen in Abstimmung mit bestehenden Sammlungen insbesondere mit der Kulturpflan-zen-Genbank des IPK

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Internetportal der Genbank fuumlr Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

416 Implementierung der bdquoEuropaumlischen Genbankldquo (AEGIS) im Rahmen des ECPGR

Das im Rahmen des ECPGR erarbeitete Konzept fuumlr ein europaumlisches integriertes Genbanksystem AEGIS (kurz bdquoEuropaumlische Genbankldquo) entstand unter maszlig-geblicher Beteiligung Deutschlands (s Kapitel 322) Seine Umsetzung durch die Gruumlndung von AEGIS und die damit verbundenen nationalen Aktivitaumlten sollen ebenso prioritaumlr verfolgt werden wie die Wei-terentwicklung von AEGIS auf europaumlischer Ebene

Mit AEGIS sollen die in Europa vorhandenen Res-sourcen effizient koordiniert und fuumlr die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen eingesetzt werden Hierzu verpflichten sich Erhaltungseinrichtungen von AEGIS-Mitgliedstaaten in einem arbeitsteiligen Konzept geeignete pflanzengenetische Ressourcen nach gemeinsamen Standards als europaumlische Ak-zessionen langfristig zu erhalten und zu den Be-dingungen des SMTA des Internationalen Vertrags fuumlr Forschung und Zuumlchtung bereitzustellen Damit gehen die Mitgliedstaaten uumlber die Verpflichtungen des Internationalen Vertrages fuumlr Pflanzengenetische Ressourcen ndash welcher diesen Ansatz nur fuumlr Annex I Arten vorsieht ndash hinaus Deutschland spielt eine aktive Rolle bei der Weiterentwicklung von AEGIS insbe-sondere bei den laufenden Arbeiten zu Allium und Avena und im Beratungsausschuss von AEGIS Fuumlr die formale Gruumlndung von AEGIS wurde eine zwischen-staatliche Kooperationsvereinbarung (Memorandum of Understanding ndash MoU) entwickelt Damit erklaumlren die Staaten ihren Beitritt zu AEGIS Anfang des Jahres 2012 haben 30 Staaten u a Deutschland das MoU ge-zeichnet Die Beteiligung von Erhaltungseinrichtun-gen innerhalb eines AEGIS-Mitgliedstaates wird durch das bdquoAssociate Membership Agreementldquo (AMA) geregelt In Deutschland ist der Abschluss des AMA durch den Nationalen Koordinator beim IBV der BLE mit IPK JKI und BSA erfolgt Weitere Partner sollen folgen

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Zwiebelgewaumlchse im Schaugarten des VERN

Handlungsbedarf

Abschluss von bdquoAEGIS Associate Membership Agreementsldquo durch den Nationalen Koordinator mit weiteren Partnern

Erarbeitung von Vorschlagslisten fuumlr bdquoEuropaumlische Akzessionenldquo

Erarbeitung von Vorschlagslisten fuumlr bdquoAEGIS-Dienstleistungenldquo

Nationale Umsetzung der vom ECPGR gepruumlften und angenommenen AEGIS-Aufgaben (Erhaltung der bdquoEuropaumlischen Akzessionenldquo sowie Bereitstellung der bdquoAEGIS-Dienstleistungenldquo)

Unterstuumltzung der Entwicklung einer europaumlischen Finanzierung fuumlr AEGIS

417 Implementierung des Multilateralen Systems (MLS) des Internationalen Vertrags

Zur Erfuumlllung seiner internationalen Verpflichtun-gen muss Deutschland die nationale Umsetzung des Internationalen Vertrags weiter fortsetzen Dies betrifft zum einen die Einbeziehung weiterer Akteure (oumlffentliche und private) die sich mit ihren Samm-lungen oder Teilen davon am MLS beteiligen und das SMTA zur Materialabgabe verwenden (vgl Kapitel 312) Zum anderen sollen im Rahmen des Vorteils-ausgleichs (Artikel 13 des Internationalen Vertrags) neben dem finanziellen Ausgleich im Rahmen des SMTA vor allem auch der Informationsaustausch der Technologietransfer und der Aufbau von Kapazitaumlten gefoumlrdert werden

Handlungsbedarf

Bereitstellung weiterer pflanzengenetischer Res-sourcen fuumlr das MLS des Internationalen Vertrags u a durch die Deutsche Genbank Obst

Verbesserung der Beteiligung privater Akteure am MLS

Zusammenstellung bestehender Maszlignahmen zum Informationsaustausch Technologietransfer und Aufbau von Kapazitaumlten

Unterstuumltzung des Aufbaus von Kapazitaumlten im Bereich Pflanzenzuumlchtung und Saatgutversorgung in Vertragsstaaten des Internationalen Vertrags

Samen von verschiedenen Kulturpflanzen

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42 In-situ-Erhaltung

421 On-farm-Bewirtschaftung

Nach der Definition der CBD stellt die On-farm-Be-wirtschaftung einen Spezialfall der In-situ-Erhaltung dar bei der PGR im Rahmen einer landwirtschaft-lichen oder gaumlrtnerischen Nutzung erhalten und weiterentwickelt werden Der zweite Weltzustandsbe-richt uumlber pflanzengenetische Ressourcen betont die besondere Bedeutung der On-farm-Bewirtschaftung fuumlr die Erhaltung von PGR Allerdings wird auch deutlich dass ein groszliger Nachholbedarf fuumlr die Ent-wicklung wissenschaftlich fundierter Konzepte fuumlr diesen Bereich besteht Auch wird die staumlrkere inter-nationale Vernetzung dieser Aktivitaumlten angeregt

In der Landwirtschaft und im Gartenbau konzentriert sich zunehmend weltweit der Anbau hauptsaumlchlich aufgrund der vorherrschenden Wettbewerbsbedin-gungen auf wenige Fruchtarten Auch die Pflanzen-zuumlchtung setzt ihre Schwerpunkte wegen fehlender Wertschoumlpfung oder Nachfrage auf oumlkonomisch interessante Kulturarten Wenn Zuumlchtungsprogram-me nicht weitergefuumlhrt werden ist auch ein Verlust der genetischen Diversitaumlt zu erwarten

Wenn Sorten landwirtschaftlicher Kulturarten nicht mehr groszligflaumlchig angebaut werden und somit von genetischer Erosion bedroht sind bietet auch die Erhaltung ex situ nur eine Teilloumlsung Zum einen koumlnnen schon aus Kapazitaumltsgruumlnden nicht alle gezuumlchteten Sorten ex situ erhalten werden und zum anderen werden diese Sorten bezuumlglich ihrer Leis-tungsmerkmale lediglich in einem Status quo bdquoein-gefrorenldquo Es findet kein Zuumlchtungsfortschritt und keine Anpassung an geaumlnderte Umweltbedingungen und Nutzungsanforderungen mehr statt Daher ist die direkte Nutzung solcher Sorten fuumlr den Anbau nach laumlngerer Ex-situ-Erhaltung in der Regel erst nach ei-nem Prozess der zuumlchterischen Bearbeitung moumlglich Das genetische Potenzial dieser Sorten findet sich allerdings teilweise in ihren Nachfolgesorten wieder

Durch On-farm-Bewirtschaftung koumlnnten auch Nutz-pflanzen die durch die Zuumlchtungswirtschaft nicht zuumlchterisch bearbeitet werden Anbaubedeutung erlangen

Damit kann die On-farm-Bewirtschaftung einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt von Kulturpflanzen und deren innerartlichen Vielfalt leis-ten Unmittelbar damit verknuumlpft ist eine moumlgliche

Erweiterung des Lebensmittelangebots und somit ei-ner vielfaumlltigen und abwechslungsreichen Ernaumlhrung oder die innovative Nutzung von Pflanzenz B fuumlr technische oder energetische Zwecke Wenn es gelingt den Anbau heimischer von genetischer Erosion bedrohter Kulturpflanzen durch entspre-chende Foumlrdermaszlignahmen und durch entspre-chendes Ernaumlhrungs- und Nachfrageverhalten der Verbraucher und Verbraucherinnen fuumlr Landwirte wieder attraktiv zu gestalten koumlnnten sich hier neue Nischenmaumlrkte entwickeln

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Viele alte Kulturpflanzen wie der Schwarzemmer sind aus dem Anbau fast verschwunden

Die On-farm-Bewirtschaftung koumlnnte auch einen Beitrag zur Erhoumlhung der Biodiversitaumlt in der land-wirtschaftlichen Produktion leisten durch

die Erhoumlhung der Artenvielfaltdie Erhoumlhung der Sortenvielfalt bei vernach-laumlssigten Kulturpflanzendie Erhoumlhung der genetischen Vielfaltdie Erhaltung von historisch bedeutsamen Kulturpflanzen und Bewirtschaftungsformendie Verbreitung und Pflege von Wissen und praktischen Fertigkeiten

und die Erhaltung von Nischenmaumlrkten fuumlr regionale Produkte

2011 foumlrderten insbesondere zwei Laumlnder die On-farm-Bewirtschaftung in Deutschland In Branden-burg werden im Rahmen des Kulturlandschaftspro-gramms bdquoKULAP 2007ldquo (Foumlrderung erfolgt seit dem Jahr 2000) u a finanzielle Unterstuumltzung fuumlr den Anbau von ca 70 alten Zucht- und Landsorten von sechs Kulturpflanzenarten (Weizen Gerste Roggen Hafer Hirse Mais) gewaumlhrt die durch genetische Erosion gefaumlhrdet sind In Nordrhein-Westfalen

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(NRW) wurde ein Modellprojekt durchgefuumlhrt mit dem Ziel der Evaluierung von alten Sorten ihrer Wiedereinfuumlhrung in die landwirtschaftliche Pro-duktion und der Entwicklung neuer Produkte aus diesen alten Sorten sowie deren Vermarktung Nach Abschluss des Projektes 2006 wurden die Aktivitaumlten vom neu eingerichteten Kompetenzzentrum fuumlr die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen an der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen in Muumlnster fortgesetzt das u a fuumlr die Organisation der Erzeugung und Verteilung von Saatgut zustaumlndig ist Hier flossen auch die Erfahrungen des von 2002ndash2007 durchgefuumlhrten grenzuumlberschreitenden EUREGIO-Projekt GEVIP (grenzuumlberschreitende Entwicklung Verarbeitung und Vermarktung von historischen sowie innovativen Produkten aus regionalen Pflan-zenerzeugnissen) zwischen Nordrhein-Westfalen und den Niederlanden mit ein das sich mit der Entwick-lung und Vermarktung von neuen Erzeugnissen auf der Grundlage von pflanzengenetischen Ressourcen befasst hat

Mehrere Laumlnder unterstuumltzen zudem die Bewirtschaf-tung von Streuobstwiesen zur Foumlrderung des Anbaus eines genetisch breiten Spektrums alter Obstsorten Solche Maszlignahmen dienen gleichzeitig dem Schutz gefaumlhrdeter Arten in diesen Oumlkosystemen Diese Akti-vitaumlten sind durch die EU im Rahmen der Ratsverord-nung (EG) Nr 16982005 kofinanzierungsfaumlhig Da sie nicht an besondere Vorgaben hinsichtlich der Sorten-auswahl gebunden sind laumlsst sich ihre Wirkung auf die Erhaltung obstgenetischer Ressourcen on farm nicht genau abschaumltzen

In einigen Regionen Deutschlands gibt es eine erfolg-reiche Zusammenarbeit zwischen regionalen Arten-schutzinitiativen und Vertretern des Pomologenver-eins In diesen Faumlllen gelingt die Verknuumlpfung von Zielen des Arten- und Lebensraumschutzes mit der Erhaltung obstgenetischer Ressourcen on farm

4211 Weiterentwicklung der bdquoRoten Liste der gefaumlhrdeten einheimischen Nutzpflanzenldquo

Der Globale Aktionsplan der FAO zur Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft nennt die Kenntnis uumlber die aktuell existierenden genetischen Ressourcen als grund-legende Voraussetzung fuumlr gezielte und effiziente Erhaltungsaktivitaumlten Darauf wurde bereits im ersten

Fachprogramm im Jahr 2002 hingewiesen Auch die nationale Biodiversitaumltsstrategie der Bundesregierung sieht den Aufbau einer Liste der auf nationaler Ebene durch Ex-situ-Maszlignahmen dringend zu schuumltzenden Arten und deren innerartlichen Vielfalt vor

Manche Gaumlrten sind noch ein Refugium fuumlr Pflanzenvielfalt

Aus diesen Gruumlnden und um auf den erheblichen Ruumlckgang der Nutzpflanzenvielfalt auch fuumlr Deutsch-land aufmerksam zu machen sowie um Maszlignahmen zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung pflanzenge-netischer Ressourcen zu unterstuumltzen wurde die Rote Liste der gefaumlhrdeten einheimischen Nutzpflanzen in Deutschland erstellt Die Rote Liste soll alle Arten-gruppen von einheimischen Nutzpflanzen und deren Sorten Landsorten und Varietaumlten umfassen die in Deutschland an lokale Bedingungen angepasst und von Bedeutung waren

Zur Unterstuumltzung des Anbaus bedrohter regional angepasster Nutzpflanzen besteht im Rahmen der Ge-

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meinschaftsaufgabe bdquoVerbesserung der Agrarstruktur und des Kuumlstenschutzesldquo (GAK) der Foumlrdergrundsatz bdquoErhaltung genetischer Ressourcen in der Landwirt-schaftldquo Die Auswahl der unter diesem Grundsatz foumlrderfaumlhigen Nutzpflanzen erfolgt durch die zustaumln-digen Laumlnderbehoumlrden auf Basis von Empfehlungen des BEKO Die vom BEKO fuumlr eine Foumlrderung im Rahmen der GAK empfohlenen Nutzpflanzen sind in der Roten Liste entsprechend gekennzeichnet

Auch im Rahmen der Erhaltungssortenverordnung dient die Rote Liste dem Bundessortenamt und den zustaumlndigen Laumlnderdienststellen als eine moumlgliche Referenz fuumlr eine Sorte hinsichtlich ihrer Bedeut-samkeit als pflanzengenetische Ressource in ihrer Ursprungsregion

Handlungsbedarf

Y Verbesserung der wissenschaftlichen Grundlagen fuumlr die Erstellung der Roten Liste

Y Laufende Aktualisierung der Liste auf Basis der Empfehlungen des BEKO

Y Aufbau eines bdquoOn-farm-Inventarsldquo beim IBV u a auf Basis der im Rahmen der GAK verpflichtenden Meldungen der Bundeslaumlnder uumlber die gefoumlrder-ten Flaumlchen je Nutzpflanze und anderer Quellen

4212 Staumlrkung der On-farm-Erhaltung und -Bewirtschaftung

Neben der Erhaltung im Rahmen der landwirt-schaftlichen Nutzung sowie der direkten Nutzung in der Pflanzenzuumlchtung erfolgt eine On-farm-Bewirtschaftung u a bei besonders gefaumlhrdeten aus der kommerziellen Nutzung und Zuumlchtung laumlngst verschwundenen Arten und Sorten v a durch ver-schiedene Erhaltungsinitiativen sowie in agrarhisto-rischen Museen Freilichtmuseen in Gaumlrten (Haus- Klein- und Bauerngaumlrten) und in den gartenbauli-chen Sortimenten vieler Gartenbaubetriebe Aktuelle und detaillierte Erhebungen zur Anzahl der hieruumlber erhaltenen pflanzengenetischen Ressourcen liegen derzeit nicht vor und ein Konzept zur Koordination dieser verschiedenen Aktivitaumlten fehlt bislang ebenso wie konzeptionelle Maszlignahmen zur Staumlrkung dieses Sektors

Diese vielfaumlltigen Einzelinitiativen privater Personen und Vereinigungen haben eine groszlige Bedeutung fuumlr die Erhaltung der Kulturpflanzenvielfalt

Anbau von Rotkohl und Zuckermais

Von unmittelbarer Bedeutung sind auch die Maszlig-nahmen der zweiten Saumlule der Agrarpolitik der laumlndlichen Entwicklungspolitik und hier vor allem

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die Agrarumweltmaszlignahmen deren Rechtsgrundlage die sog ELER-Verordnung vom September 2005 ist (s 431) Foumlrderfaumlhig sind u a besonders biodiversi-taumltserhaltende Nutzungsformen wie Streuobstwiesen extensive Weidewirtschaft oder der Oumlkolandbau Mit der Vergroumlszligerung des Fruchtartenspektrums und der Erweiterung von Fruchtfolgen sowie der Nutzung ausreichender innerartlicher Vielfalt wird nicht nur eine standortangepasste und nachhaltige landwirt-schaftliche Produktion angestrebt sondern es soll damit auch ein Beitrag zur Erhaltung und nachhalti-gen Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen geleis-tet werden

Die positiven Auswirkungen der Maszlignahmen der zweiten Saumlule auf die biologische Vielfalt insbeson-dere auch auf den Erhalt und die nachhaltige Nut-zung pflanzengenetischer Ressourcen koumlnnen durch die Verbesserung der Foumlrdermodalitaumlten vergroumlszligert werden

Bewaumlhrt haben sich ebenfalls die vom BMEL unter-stuumltzten Modell- und Demonstrationsvorhaben die zur Erhaltung besseren Verfuumlgbarkeit oder verstaumlrk-ten nachhaltigen Nutzung genetischer Ressourcen der Land- Forst- Fischerei- und Ernaumlhrungswirt-schaft einschlieszliglich Gartenbau beitragen Die durchgefuumlhrten Vorhaben sollen einen Vorbildcha-rakter fuumlr potenzielle Nachahmer entfalten

Eine erfolgreiche On-farm-Bewirtschaftung muss durch unterstuumltzende Maszlignahmen begleitet wer-den Dazu gehoumlren beispielsweise der Aufbau von Kompetenzzentren (s 4214) die Evaluierung der Pflanzen unter Praxisbedingungen die Bereitstellung von Saat- und Pflanzgut die technische Unterstuumlt-zung bei der Reinigung und Lagerung von Saat- und Pflanzgut die Aus- und Fortbildung fuumlr die On-farm-Bewirtschaftung die Entwicklung von neuen Produk-ten und Marketingkonzepten und die Etablierung von Netzwerken von an der On-farm-Bewirtschaftung interessierten Gruppen

Die ausreichende Verfuumlgbarkeit Vermehrung und dauerhafte Erzeugung von Saatgut ist haumlufig das zentrale Problem fuumlr die On-farm-Bewirtschaftung Um dies zu verbessern wurden bereits entsprechende Regelungen erlassen die das Inverkehrbringen von Saat- und Pflanzgut von Sorten die als genetische Ressource erhaltenswert erscheinen gezielt erleich-tern Eine Uumlberpruumlfung weiterer Ausnahmeregelun-gen fuumlr Aktivitaumlten zur Erhaltung der genetischen Vielfalt wird angestrebt

Handlungsbedarf

Verbesserte Erfassung Vernetzung und Koor-dinierung von Aktivitaumlten im Bereich On-farm-Bewirtschaftung

Entwicklung und Pruumlfung eines abgestimmten Konzeptes zur On-farm-Bewirtschaftung unter Beruumlcksichtigung der bestehenden Aktivitaumlten

Erstellung eines Konzepts fuumlr die Foumlrderung des Anbaus gefaumlhrdeter einheimischer Nutzpflanzen in Deutschland Weiterfuumlhrung geeigneter Foumlrdermaszlignahmen im Rahmen der GAK wie zB Fruchtartendiversifizie-rung (ua Leguminosen Gemengeanbau) Anbau von Zwischenfruumlchten Anbau gefaumlhrdeter heimi-scher Nutzpflanzen

Pruumlfung Konzeption und ggf Etablierung projekt-unabhaumlngiger Foumlrdermoumlglichkeiten zur Unterstuumlt-zung von Erhaltungsinitiativen und Akteuren der On-farm-Bewirtschaftung

Uumlberpruumlfung der Regelungen des Saatgut- und ggf des Pflanzenschutzrechts hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf die Aktivitaumlten zur Erhaltung der genetischen Vielfalt

4213 Erhaltung und nachhaltige Nutzung der genetischen Vielfalt im Gruumlnland

Gruumlnland ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Kulturlandschaft und groszligflaumlchig erst durch die Be-wirtschaftung des Menschen entstanden Im Gruumln-land wachsen mehr als die Haumllfte aller in Deutsch-land vorkommenden Bluumltenpflanzenarten Fuumlr Futterpflanzen und viele weitere Kulturpflanzen des Ackerlandes und der Gaumlrten bildet extensives Gruumln-land den Lebensraum ihrer verwandten Wildarten Artenreiches Gruumlnland stellt somit einen wichtigen Ort zum Erhalt der genetischen Vielfalt der Kultur-pflanzen dar Die ausdauernden Pflanzenbestaumlnde des Gruumlnlands bilden uumlber das ganze Jahr Lebensraum fuumlr eine groszlige Zahl heimischer Tierarten Gruumlnland hat zudem wichtige Funktionen fuumlr den Gewaumlsser- Klima- und Bodenschutz der Landschaften Gruumln-land hat somit zusammenfassend nicht nur eine herausragende Bedeutung fuumlr die genetische Vielfalt der Kulturpflanzen und ihrer wilden Verwandten sondern auch fuumlr typische Kulturlandschaften die weitere Funktionen fuumlr die Erholung und den Touris-mus erfuumlllen

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Artenreiche Almwiese

Die Artenzusammensetzung und die Auspraumlgung der Gruumlnlandvegetation richtet sich hauptsaumlchlich nach den natuumlrlichen Faktoren wie Standort (Boden Wasserhaushalt Klima Houmlhenlage etc) und nach den Bewirtschaftungsfaktoren Zu den entscheidenden Bewirtschaftungsfaktoren gehoumlren Mahd oder Be-weidung Tierbesatz Nutzungshaumlufigkeit (Anzahl der Schnitte) Nutzungstermine und Bewirtschaftungs-technik In Jahrhunderten entstand somit eine groszlige Vielfalt verschiedenster Gruumlnlandgesellschaften Seit mehr als 120 Jahren betraumlgt der Anteil von Gruumlnland nahezu konstant etwa ein Drittel der land-wirtschaftlichen Nutzflaumlche In diesem Zeitraum ist allerdings die landwirtschaftliche Nutzflaumlche insge-samt deutlich zuruumlckgegangen und damit anteilig auch die Gruumlnlandflaumlche absolut Wenn auch der landwirtschaftliche Flaumlchenverbrauch in den letzten Jahren abgeschwaumlcht worden ist so gehen taumlglich immer noch eine Flaumlche von ca 90 ha in Deutschland verloren die hauptsaumlchlich in Wohn- Verkehrs- und Wirtschaftsflaumlchen umgewandelt werden Der stetige Flaumlchenverlust geht einher mit einer staumlrkeren Inten-sivierung der Landwirtschaft und fuumlhrt damit auch in einigen Regionen zu einer Zunahme der Bewirtschaf-tungsintensitaumlt des Gruumlnlandes Damit ist auch eine Aumlnderung der Artenzusammensetzung und haumlufig eine Abnahme der biologischen Vielfalt verbunden

Im Rahmen der Gewaumlhrung von EU-Direktzahlungen haben die EU-Mitgliedstaaten sicher zu stellen dass bezuumlglich der beantragten Flaumlchen der Anteil des

Dauergruumlnlandes an der landwirtschaftlichen Flaumlche bezogen auf das Referenzjahr 2003 erhalten bleibt Bei einem Ruumlckgang dieses Anteils um mehr als 5 sind die Laumlnder gemaumlszlig der Bestimmungen des nationalen Direktzahlungen-Verpflichungengesetzes ermaumlchtigt den weiteren Umbruch von Dauergruumlnland per Lan-des-Verordnung von einer Genehmigung abhaumlngig zu machen Anfang 2011 gab es solche Landes-Verord-nungen in sechs Laumlndern In allen anderen Laumlndern betrug der Ruumlckgang des Dauergruumlnlandanteils we-niger als 5 In zwei Laumlndern war sogar eine geringe Zunahme des Dauergruumlnlandanteils zu verzeichnen Daruumlber hinaus ist die Gewaumlhrung der Direktzahlun-gen im Rahmen der Cross Compliance-Vorgaben auch von der Beachtung bestimmter fachrechtlich beste-hender Umbruchbeschraumlnkungen abhaumlngig

Biologische Vielfalt im bewirtschafteten Gruumlnland erhaumllt sich allerdings nicht von selbst Durch Biodi-versitaumltsmanagement kann der Landwirt artenrei-che Gruumlnlandflaumlchen erhalten und entwickeln Hier setzen die Agrarumweltmaszlignahmen im Rahmen der GAK an die ein breit gefaumlchertes und flexibles regi-onalspezifisches Instrumentarium anbieten Soweit regional erforderlich sollte ggf eine zielgerichtete Anpassung der Maszlignahmen erfolgen (siehe Kapitel zu 431)

Zur Anreicherung oder Wiederherstellung artenrei-cher Gruumlnlandflaumlchen mit gebietsheimischen Pflan-zenarten wurden in den letzten Jahren neue Konzepte diskutiert und erprobt (s 4224)

Handlungsbedarf

(Weiter-)Entwicklung von Methoden zur Identifi-kation unterschiedlicher Gruumlnlandformen auf der Grundlage von Indikator- oder KennartenErhebungen zu Vorkommen von artenreichem urspruumlnglichem bzw natuumlrlichem Gruumlnland in Schutzgebieten und Pruumlfen der Anwendung des Konzeptes bdquogenetischer Schutzgebieteldquo (siehe Kapitel 4223) zum Schutz wertvoller Gruumlnlands-tandorte in FFH-GebietenWeiterentwicklung standortgerechter und oumlkono-misch nachhaltiger Gruumlnlandnutzungssysteme

Weiterfuumlhrung und ggf Anpassung der Foumlrderung von biodiversitaumltsfoumlrdernden Agrarumweltmaszlig-nahmen im Rahmen der GAK wie extensive Be-wirtschaftung von Gruumlnlandflaumlchen zur Erhaltung pflanzengenetisch wertvoller Gruumlnlandvegetation Streuobstwiesen Umwandlung von Ackerland in extensiv zu nutzendes Gruumlnland

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Y Weiterfuumlhrung und ggf Ausweitung geeigneter Vertragsnaturschutzmaszlignahmen auf Laumlnderebene unter Beteiligung von EU und Bund

Y Pruumlfen inwieweit Foumlrderschwerpunkte des Bun-desprogramms bdquoBiologische Vielfaltldquo wie bdquoHot-spots der biologischen Vielfalt in Deutschlandldquo oder auch die bislang nicht definierte Kategorie bdquoWeitere Maszlignahmen von besonderer repraumlsenta-tiver Bedeutung fuumlr die Strategieldquo genutzt werden koumlnnen um der besonderen Bedeutung des arten-reichen Gruumlnlands gerecht zu werden

4214 Aufbau von Kompetenzzentren

Der Aufbau regionaler Kompetenzzentren faumlllt in die Zustaumlndigkeit der einzelnen Bundeslaumlnder Entspre-chend des in der Agrobiodiversitaumltsstrategie des BMEL beschriebenen Handlungsbedarfs wurden die Laumlnder z B durch Modellvorhaben fuumlr die Erhal-tung traditioneller regionaltypischer und bedrohter Kulturpflanzen on farm durch BMEL unterstuumltzt

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Umfangreiche Sortenkenntnisse sind Voraussetzung fuumlr die Erhal-tungsarbeit

Die Erfahrungen des Kompetenzzentrums fuumlr die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen an der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen sowie der Sortenerhaltungszentrale Baden-Wuumlrttemberg am Kompetenzzentrum Obstbau-Bodensee Baven-dorf belegen einen weitergehenden Bedarf fuumlr eine Unterstuumltzung der On-farm-Bewirtschaftung auf der regionalen bzw Laumlnderebene In den anderen Bundeslaumlndern fehlt eine derartige Infrastruktur zur Beratung und Koordination entsprechender Akteu-re bisher weitgehend Der Bedarf erstreckt sich auf den Aufbau von Netzwerken auf Erzeugerebene und stufenuumlbergreifend auf die Erzeugung und Verteilung von Saatgut sowie auf unterstuumltzende Maszlignahmen zur Entwicklung und Vermarktung so genannter bdquoVielfaltsprodukteldquo

Handlungsbedarf

Evaluierung der bisher geleisteten Arbeit und der Erfahrungen in einzelnen Bundeslaumlndern mit dem Ziel einen Leitfaden und Handlungsvorschlaumlge in Abstimmung mit den Bundeslaumlndern zu ent-wickeln

Unterstuumltzung bei der Gruumlndung weiterer Kom-pe tenzzentren fuumlr die Erhaltung nachhaltige Nutzung und Vermarktung pflanzengenetischer Ress ourcen einschlieszliglich Fortbildungs- Bildungs- und Oumlffentlichkeitsarbeit

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4215 AufbauvonFortbildungsangeboten imBereichOn-farm-Erhaltung pflanzengenetischerRessourcen

Bereits die Agrobiodiversitaumltsstrategie des BMEL betont die Bedeutung einer verstaumlrkten Ausbildung in Fragen der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt Das Wissen uumlber Anbau Ver-mehrung und Nutzung alter Sorten wird derzeit zu einem groszligen Teil durch Erhalterinitiativen gepflegt und weitergegeben Berufliche und wissenschaftli-che Ausbildungsgaumlnge haben relevante Inhalte (z B Samengaumlrtnerei Taxonomie) in ihren Curricula leider stark reduziert In einer Befragung von Personen die aktiv im Bereich On-farm-Management engagiert sind konnte ermittelt werden dass Kenntnisse uumlber die praktische zuumlchterische Erhaltung von Nutz-pflanzen nur unzureichend vorhanden sind Von den Personen wurde diesbezuumlglich mehrheitlich Fortbil-dungsbedarf geaumluszligert Weiterhin wurde in einer vom BMEL in Auftrag gegebenen Studie zur Analyse von Konzepten der On-farm-Bewirtschaftung pflanzenge-netischer Ressourcen in Deutschland festgestellt dass eine erfolgreiche On-farm-Bewirtschaftung durch unterstuumltzende Maszlignahmen begleitet werden muss die auch die Entwicklung von neuen Produkten und Marketingkonzepten beinhalten sollte

Praktische Erhaltungstaumltigkeit ist ohne die Einbin-dung in Netzwerke ungleich schwerer da der Aus-tausch von Erfahrungen Informationen aber auch der unmittelbare Austausch von Material und Gerauml-

ten von entscheidender Bedeutung sind Die bereits existierenden Einrichtungen Initiativen und Vereine stellen diesbezuumlglich eine gute Basis dar allerdings fehlt es derzeit noch an etablierten Netzwerk-strukturen

Handlungsbedarf

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Erfassung von Einrichtungen die grundsaumltzlich fuumlr Fortbildungsangebote im Bereich Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen und On-farm-Management geeignet sind Erarbeitung von Fortbildungsangeboten (z B bdquoErhaltungsgaumlrtnerldquo) in Zusammenarbeit mit ent-sprechenden Bildungseinrichtungen und Erhal-tungsorganisationen Aufbau eines Fortbildungsangebotes im Bereich Unternehmensgruumlndung und Marketing in Zu-sammenarbeit mit geeigneten Fortbildungsein-richtungenErarbeitung von Fortbildungs- und Schulungsma-terial unter Einbindung vorhandener Bundesein-richtungen

Aufbau eines Beratungsnetzwerkes fuumlr den Be-reich Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen und On-farm-Management in Zusammenarbeit mit Erhaltungsorganisationen und Botanischen Gaumlrten und weiteren Akteuren sowie die oumlffentlichkeits-wirksame Bekanntmachung des Netzwerkes

Alle Maszlignahmen werden bundesweit durch das IBV der BLE unterstuumltzt und koordiniert

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422 In-situ-ErhaltungvonWildpflanzen fuumlrErnaumlhrungundLandwirtschaft (WEL)

Mehr als 2800 Arten unserer heimischen Flora (ca 3500 Arten) stellen so genannte bdquomit Kulturarten verwandte Wildartenldquo (im internationalen Sprach-gebrauch crop wild relative ndash CWR) dar oder sind potenziell fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft nutzba-re Wildarten19 Diese bdquoWildarten fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaftldquo (WEL) sind zudem eine bedeutende Ressource fuumlr die Pflanzenzuumlchtung Deshalb ist die Erhaltung der Anpassungsfaumlhigkeit dieser Artengrup-pe fuumlr die langfristige Sicherung einer ausreichenden und sicheren landwirtschaftlichen Pflanzenprodukti-on eine wichtige Voraussetzung

Gerade bei der groszligen Anzahl an heimischen poten-ziell nutzbaren Wildpflanzenarten ist die In-situ-Er-haltung schon aus quantitativen pragmatischen und finanziellen Gruumlnden die wohl einzige realistische Schutzmaszlignahme Dabei bleiben die Arten in ihren Oumlkosystemen den dynamischen Prozessen der Evolu-tion ausgesetzt

Die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft spielt bei Bewirt-schaftungs- Pflege- und Erhaltungsmaszlignahmen des Naturschutzes als eigenstaumlndige Zielsetzung bisher keine groszlige Rolle Allerdings entsprechen die seit vielen Jahren durchgefuumlhrten Maszlignahmen z B im Vertragsnaturschutz auch dem Ziel der Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen

Als wichtige Komponenten der In-situ-Erhaltung sind die nachhaltige land- und forstwirtschaftliche Flaumlchennutzung im Rahmen von Agrarumweltmaszlig-nahmen sowie die Aktivitaumlten des Natur- und Land-schaftsschutzes zu nennen Diese Aktivitaumlten um-fassen u a Maszlignahmen des Artenschutzes und des flaumlchenbezogenen Biotopschutzes

Eine aktive Bewirtschaftung innerartlicher geneti-scher Vielfalt von in Deutschland wild vorkommen-den pflanzengenetischen Ressourcen einschlieszliglich der mit den Kulturpflanzen verwandten Wildarten (WEL) setzt eine enge fachliche Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Naturschutz voraus Die aktive Erhaltung genetischer Vielfalt auf dafuumlr

ausgewaumlhlten Flaumlchen wird umso effizienter und kostenguumlnstiger sein je mehr Arten innerhalb eines bewirtschafteten Areals vorkommen Inwieweit Maszlig-nahmen des Naturschutzes ausreichend sind gene-tische Ressourcen tatsaumlchlich dauerhaft zu erhalten ist bisher aber ebenso wenig bekannt wie Standorte mit hohem Aufkommen von WEL-Arten und hoher genetischer Vielfalt

Einen Uumlberblick uumlber die wild wachsenden Pflan-zenarten (Farn- und Bluumltenpflanzen) Pflanzengesell-schaften und die natuumlrliche Vegetation Deutschlands ermoumlglicht das Informationsangebot FloraWeb (httpwwwflorawebde) des Bundesamtes fuumlr Naturschutz (BfN) Zu den ca 3500 wild wachsenden Pflanzenarten koumlnnen Artensteckbriefe mit bis zu 55 Einzelinformationen uumlber Taxonomie Systematik Biologie Oumlkologie Lebensraum Verbreitung und Be-standssituation Gefaumlhrdung und Schutz sowie Fotos abgerufen werden Informationen uumlber die Verbrei-tung in Deutschland sind durch dynamisch erstellte Karten und die interaktive GIS-Anwendung bdquoFlora-Mapldquo zugaumlnglich Die Angaben stammen aus laufend aktualisierten Datenbanken und Projekten des BfN und dessen Kooperationspartnern

Im Rahmen des Berichtssystems zum europaumlischen Schutzgebietsnetz bdquoNatura 2000ldquo erfolgt ebenfalls eine Erfassung der in diesen Gebieten vorkommen-den Pflanzenarten der Anhaumlnge II - V der FFH-Richt-linie auf Laumlnderebene doch kommen von den mehr als 1000 Tier- und Pflanzenarten der entsprechenden Anhaumlnge II - IV der FFH-Richtlinie nur ganze 50 Arten von Farn- und Bluumltenpflanzen in Deutsch-land uumlberhaupt vor Ein wesentlich groumlszligerer Anteil von Pflanzenarten wird allerdings durch die Kartie-rung von FFH-Lebensraumlumen (Anhang I) und z T auszligerhalb von Natura 2000-Gebieten im Rahmen der Biotopkartierungen der Laumlnder erfasst

Auf nationaler Ebene gibt es daruumlber hinaus nur wenige Erhebungen uumlber das Vorkommen pflan-zengenetischer Ressourcen inner- und auszligerhalb bestehender Schutzgebiete bzw eine diesbezuumlgliche Auswertung vorhandener Kartierungsdaten Bisher durchgefuumlhrte detailliertere Erhebungen beziehen sich meist punktuell auf spezifische Gebiete Auszliger-dem ist die innerartliche Variabilitaumlt der Wildpflan-zen nur ansatzweise bekannt

19 Von den ca 3500 in Deutschland in situ vorkommenden Pflanzenarten sind fuumlr uumlber 1000 Arten aktuelle oder potenzielle Nutzungen beschrieben Unter Einbeziehung der Nutzungsformen bdquoZuumlchtungldquo bzw bdquoZierpflanzeldquo kommen weitere ca 1800 Arten als bdquoheimischeldquo pflanzengenetische Ressourcen hinzu

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Sanddorn(Hippophaerhamnoides)eineWildpflanzeausderenFruumlchtenleckereSaumlfteundMarmeladenhergestelltwerdenkoumlnnen

Das IBV betreut ein Verzeichnis pflanzengenetischer Ressourcen welches sowohl die Kulturpflanzen als auch die Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirt-schaft umfasst Dieses Verzeichnis ist uumlber das Nati-onale Inventar zu pflanzengenetischen Ressourcen PGRDEU (httppgrdeugenresde) zugaumlnglich

Daten zum Vorkommen pflanzengenetischer Res-sourcen in situ sind bisher nur in eingeschraumlnktem Maszlige fuumlr bestimmte Pflanzenarten durch die Bun-deslaumlnder und auf Kommunal- oder Projektebene verfuumlgbar Eine allgemeine Zugaumlnglichkeit zu diesen Informationen existiert in der Regel nicht oder sie ist nur sehr eingeschraumlnkt vorhanden Im Rahmen eines vom BMEL gefoumlrderten Modell- und Demonstrati-onsvorhabens bdquoAufbau eines Berichts- und Monito-ringsystems fuumlr die In-situ-Erhaltung genetischer

Ressourcen der den Kulturpflanzen verwandten Wildarten in Brandenburgldquo wird derzeit eine mo-dellhafte Berichtsinfrastruktur auf Bundeslandebene aufgebaut welche hier kuumlnftig durch verbesserten In-formationsfluss ndash sowohl innerhalb des Bundeslandes selbst als auch von dort zur Bundesebene ndash Abhilfe schaffen soll Daneben werden uumlber weitere Modell- und Demonstrationsvorhaben die Vorkommen der verwandten Wildarten von Apfel und Rebe Malus sylvestris (L) Mill und Vitis vinifera subsp sylvestris (C C Gmel) Hegi erhoben und genetisch beschrie-ben der Erhaltungszustand der Vorkommen bewer-tet sowie Maszlignahmen fuumlr ein In-situ-Management entwickelt und gepruumlft

Handlungsbedarf

Erstellung eines nationalen Konzepts zur In-situ-Erhaltung von in Deutschland wild vorkommen-den pflanzengenetischen Ressourcen

4221 IdentifizierungvonSchwerpunktarten

Fuumlr in Deutschland wild vorkommende pflanzenge-netische Ressourcen mit ihren mehr als 2800 Arten ist die In-situ-Erhaltung der wichtigste Erhaltungs-ansatz Die groszlige Artenzahl macht hier eine Schwer-punktsetzung noumltig um weitere Schutzmaszlignahmen realistisch und umsetzbar planen zu koumlnnen

Handlungsbedarf

Pflege und Fortschreibung der Liste in Deutschland vorkommender pflanzengenetischer Ressourcen20

Entwicklung nationale und internationale Ab-stimmung und Feststellung geeigneter Kriterien fuumlr die Priorisierung von in Deutschland wild vorkommenden pflanzengenetischen Ressourcen Markierung der prioritaumlren Arten in der Liste pflanzengenetischer Ressourcen nach diesen Kriterien als Grundlage einer weiteren Schwer-punktsetzung von Erhaltungsmaszlignahmen auf nationaler und internationaler EbeneMeldung der prioritaumlren Arten und ggf von Maszlignahmen zu ihrem Schutz an internationale Informationssysteme zwecks europaumlischer und internationaler Abstimmung

20 httppgrdeugenresdeindexphptpl=an_Liste

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AgrarlandschaftmitbluumlhendemAckerrandstreifen

4222 BestandsstuumltzendeMaszlignahmen

Zur Unterstuumltzung des Ziels in Deutschland wild vorkommende pflanzengenetische Ressourcen vorrangig in situ zu erhalten sind auch bestands-stuumltzende Maszlignahmen fuumlr Vorkommen und Popula-tionen einzelner Arten zu pruumlfen und wo angebracht umzusetzen Hierbei sind u a auch die Moumlglichkei-ten einer Nutzung bestehender Aktivitaumlten z B im Rahmen der nationalen Umsetzung der Europaumlischen Strategie zur Erhaltung der Pflanzen (EPCS vgl Kapi-tel 311) zu pruumlfen Die Entwicklung und Etablierung von bestandsstuumltzenden Maszlignahmen erfolgte bisher modellhaft bei Malus sylvestris (L) Mill und Vitis vinifera subsp sylvestris (C C Gmel) Hegi im Rahmen von Modell- und Demonstrationsvorhaben

Handlungsbedarf

Entwicklung und Pruumlfung eines Konzepts zur Stuumltzung von Vorkommen und Populationen durch Vermehrung von Saatgut oder Pflanzen und deren Wiederausbringung

4223 IdentifizierungAufbauundAusweisung bdquogenetischerSchutzgebieteldquo

Bisher gibt es keine spezifischen Schutzgebiete fuumlr WEL Das von der Europaumlischen Kommission im Rahmen der Ratsverordnung (EG) Nr 8702004 finanzierte Vorhaben bdquoEin integrierter europaumlischer Arbeitsplan fuumlr das In-situ-Management Umsetzung der Konzepte bdquogenetisches Schutzgebietldquo und bdquoon farmldquo (AEGRO)ldquo befasst sich mit allen wesentlichen Aspekten des In-situ-Managements AEGRO fuumlhrt Daten aus europaumlischen und internationalen Quellen zusammen und harmonisiert und strukturiert Infor-mationen damit sich diese fuumlr Entscheidungspro-zesse nutzen lassen Erste Ergebnisse zeigen dass die Qualitaumlt der in verschiedenen Quellen (GBIF EURISCO) mehr oder minder auf dem kleinsten ge-meinsamen Nenner zusammengefuumlhrten Daten in taxonomischer und geographischer Hinsicht in keiner Weise fuumlr eine aggregierende Betrachtung die fuumlr die Priorisierung von Arten und Gebieten erforderlich ist ausreicht und einer umfangreichen Bearbeitung bedarf

AEGRO beschreibt ferner die genetische Diversitaumlt ausgewaumlhlter Gattungen und Arten und schafft fuumlr ausgewaumlhlte Vorkommen die organisatorischen und methodischen Voraussetzungen fuumlr das demographi-sche und genetische Monitoring Es werden fuumlr diese Modellarten auf europaumlischer Ebene abgestimmte Er-haltungsstrategien entwickelt die anderen als Vorlage dienen koumlnnen Fuumlr das In-situ-Management werden Qualitaumltsstandards als Voraussetzung fuumlr eine verbes-serte europaumlische Zusammenarbeit in diesem Bereich entwickelt und die Moumlglichkeiten zur Einrichtung genetischer Schutzareale in bdquoMost Appropriate Areas ndash MAAldquo gepruumlft Das EU-Vorhaben begann im Oktober 2007 und wird vom Julius Kuumlhn-Institut koordiniert

Bereits im Fachprogramm von 2002 war vorgesehen auch in Deutschland bestehende Schutzgebiete mit einer hohen Dichte an prioritaumlren Arten zu identifi-zieren und zusaumltzlich als bdquogenetisches Schutzgebietldquo auszuweisen Dabei koumlnnen nun die Ergebnisse des AEGRO-Projekts als Grundlage fuumlr ein nationales Erhaltungskonzept dienen

45

Handlungsbedarf

Y Identifizierung geeigneter Flaumlchen mit hoher bdquoVorkommensdichteldquo prioritaumlrer Arten im Rahmen eines Projektes

Y Entwicklung bzw Weiterentwicklung von Mana-gementmaszlignahmen fuumlr die prioritaumlren Arten

Y Ausweisung bereits vorhandener Schutzgebiete als bdquogenetische Schutzgebieteldquo fuumlr prioritaumlre Arten durch die zustaumlndigen Stellen und in Abstimmung mit den laufenden Arbeiten der Laumlnderbehoumlrden zur Ausweisung der FFH-Gebiete

4224 VerwendunggebietseigenerWildpflanzen inderfreienNatur

Das novellierte Gesetz uumlber Naturschutz und Landschaftspflege (Bundesnaturschutzgesetz ndash BNatSchG21) formuliert in sect 40 (4) strenge Anforde-rungen an das Ausbringen von Pflanzen gebiets-fremder Arten in der freien Natur22 Bereits vor der Novellierung war vorgeschrieben dass in der freien Natur kein Pflanzmaterial verwendet werden soll das seinen genetischen Ursprung nicht in der jewei-ligen Region hat Die mit der Novelle nun bundesun-mittelbar geltende Vorschrift des sect 40 Absatz 4 muss in den Laumlndern vollzogen werden ohne dass Abwei-chungsmoumlglichkeiten bestehen Zur Erleichterung wurde eine 10-jaumlhrige Uumlbergangsregelung bis zum 1 Maumlrz 2020 geschaffen in der gebietseigene Pflan-zen und Gehoumllze vorzugsweise verwendet werden sollen Erst danach gilt die neu gestaltete Genehmi-gungspflicht uneingeschraumlnkt

Der Genehmigungsvorbehalt des BNatSchG gilt nur fuumlr das Ausbringen in der freien Natur Davon sind alle Ausgleichsmaszlignahmen Rekultivierungen Straszligenbegleitgruumln und sonstigen Begruumlnungs- und Rekultivierungsmaszlignahmen in der freien Natur be-troffen Die Land- und Forstwirtschaft einschlieszliglich des Gartenbaus ist aber sowohl als Erzeuger gebiets-eigenen Saat- und Pflanzguts das in der freien Natur verwendet werden soll als auch im Rahmen von Dienstleistungen in Landschaftsbau und ndashpflege als Ausbringer betroffen

Fuumlr krautige Pflanzen gibt es sehr einfache effektive und seit Jahren in der Praxis bewaumlhrte Methoden der Begruumlnung wie Selbstbegruumlnung Heudruschver-fahren oder auch Mahdgutuumlbertragungsverfahren Weitere alternative naturnahe Begruumlnungsmethoden wurden bereits in Modellvorhaben erprobt Alle genannten Verfahren haben den Vorteil dass die Verwendung vorhandener lokaler gebietseigener Her-kuumlnfte von Wildpflanzen bei der Ausbringung in die freie Landschaft gesichert ist Es besteht jedoch auch ein zunehmender Bedarf fuumlr einen Markt fuumlr gebiets-eigenes Saatgut (z B Regiosaatgut) fuumlr diese Begruuml-nungs- und Rekultivierungsmaszlignahmen in der freien Natur Mit der nationalen Umsetzung der Richtlinie 201060EU der Kommission besteht ab Anfang 2012 die Moumlglichkeit Saatgutmischungen sogenannte Erhaltungsmischungen die zur Erhaltung der natuumlrli-chen Umwelt verwendet werden sollen auch dann in den gewerblichen Verkehr zu bringen wenn sie unter das Saatgutverkehrsgesetz fallen

ArtenreichesSchnittgruumlnlandmitgebietseigenenWildpflanzen

21 Bundesnaturschutzgesetz vom 29 Juli 2009 (BGBl I S 2542) das zuletzt durch Artikel 5 des Gesetzes vom 6 Februar 2012 (BGBl I S 148) geaumlndert worden ist

22 BNatSchG sect 40 (4) bdquoDas Ausbringen von Pflanzen gebietsfremder Arten in der freien Natur sowie von Tieren bedarf der Genehmigung der zustaumlndigen Behoumlrde Kuumlnstlich vermehrte Pflanzen sind nicht gebietsfremd wenn sie ihren genetischen Ursprung in dem betreffenden Gebiet haben Die Genehmi-gung ist zu versagen wenn eine Gefaumlhrdung von Oumlkosystemen Biotopen oder Arten der Mitgliedstaaten nicht auszuschlieszligen ist Von dem Erfordernis einer Genehmigung sind ausgenommen (hellip) 4das Ausbringen von Gehoumllzen und Saatgut auszligerhalb ihrer Vorkommensgebiete bis einschlieszliglich 1 Maumlrz 2020 bis zu diesem Zeitpunkt sollen in der freien Natur Gehoumllze und Saatgut vorzugsweise nur innerhalb ihrer Vorkommensgebiete ausgebracht werdenldquo

46

Um die entsprechenden Qualitaumltsvorgaben zu garan-tieren wurden bereits privatrechtliche Zertifizie-rungssysteme fuumlr Regiosaatgut geschaffen Somit kann gebietseigenes Saatgut das durch Besamm-lung von Wildpflanzen in einer bestimmten Region gewonnen wird ndash in der Regel nach einer Zwischen-vermehrung ndash wieder in dieser Region ausgebracht werden Die in diesen Zertifizierungssystemen defi-nierten Regionen orientieren sich am Ergebnis eines Forschungsprojektes der Deutschen Bundesstiftung Umwelt Es wurden 22 deutsche Regionen voneinan-der abgegrenzt indem standoumlrtlich-klimatisch aumlhn-liche Naturraumlume mit vergleichbarem Artenspektrum zu einer Region zusammengefasst wurden

Fuumlr Gehoumllze ist ebenfalls eine bundesweit einheit-liche Umsetzung anzustreben Zu diesem Zweck wurde die bdquoArbeitsgruppe gebietseigene Gehoumllzeldquo beim BMU ins Leben gerufen in der die Interessen der Naturschutz- Forst- und Gartenbaubehoumlrden von Bund und Laumlndern der Verkehrsplanung der Baumschulverbaumlnde und Forschung gleichberechtigt vertreten sind Mit dem bdquoLeitfaden zur Verwendung gebietseigener Gehoumllze23ldquo hat die Arbeitsgruppe entsprechende Grundlagen und Empfehlungen fuumlr eine praktikable Umsetzung vorgelegt Sie empfiehlt bundeseinheitlich eine Einteilung in sechs Gebiete als Basis fuumlr die Produktion und Ausbringung gebietseigener Gehoumllze zu Grunde zu legen Fuumlr die Handhabung der Sonderfaumllle Straszligenbegleitgruumln und Obstgehoumllze in der freien Landschaft werden ebenfalls Empfehlungen ausgesprochen

Handlungsbedarf

Y Unterstuumltzung bei der Identifikation geeigneter natuumlrlicher Vorkommen gebietseigener Pflanzen um die Erzeugung und Herkunftssicherung von Saat- und Pflanzgut gebietseigener Pflanzen vor-anzubringen

43 Nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen

In der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt wird die Vision formuliert dass eine moumlglichst groszlige Vielfalt genetischer Ressourcen aktiv und nachhaltig genutzt wird Denn diese nachhaltige Nutzung ist in der Regel die beste Voraussetzung fuumlr den langfristi-gen Erhalt der genetischen Ressourcen Im Rahmen der BMEL-Kommunikationsarbeit wurde der Slogan bdquoSchutz durch Nutzungldquo in der oumlffentlichen Diskus-sion bekannt gemacht

431 WeiterfuumlhrungvonAgrarumwelt- maszlignahmen

Agrarumweltprogramme sind ein wichtiges Instru-ment der EU-Agrarpolitik um neben anderen um-weltrelevanten Zielen insbesondere auch die biolo-gische Vielfalt in Agraroumlkosystemen einschlieszliglich pflanzengenetischer Ressourcen zu erhalten Sie werden bei uns auf circa 30 Prozent der landwirt-schaftlichen Flaumlche durchgefuumlhrt Sie honorieren die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt etwa durch Erhalt vielfaumlltiger Fruchtfolgen Bewahrung regional angepasster Kulturpflanzen-sorten und Nutztierrassen sowie durch Gruumlnland-extensivierung

Die Ausgestaltung dieser Maszlignahmen hat auf Grund ihres finanziellen und flaumlchenmaumlszligigen Umfangs einen deutlichen Einfluss auf die Ziele dieses Fachprogramms

Entsprechend der bestehenden Hauptnutzungen und der korrespondierenden Lebensraumbedingungen fuumlr WEL ist die Weiterfuumlhrung der Agrarumweltmaszlig-nahmen standortangepasst (naturraumlumliche Bedin-gungen Nutzungen) erforderlich Ggf kann ndash unter Beruumlcksichtigung des Verwaltungs- und Kontrollauf-wandes ndash gepruumlft werden inwieweit bei einzelnen Maszlignahmen Indikatoren und standoumlrtliche Diffe-renzierungen der Maszlignahmen zu Fortschritten bei Effektivitaumlt der Maszlignahmen zur Erhaltung pflanzen-genetischer Ressourcen fuumlhren

23 Leitfaden zur Verwendung gebietseigener Gehoumllze Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) Stand Januar 2012 httpwwwbmudefilespdfsallgemeinapplicationpdfleitfaden_gehoelze_bfpdf

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Handlungsbedarf

Y Ermittlung von Indikatoren fuumlr den Erhalt pflan-zengenetischer Ressourcen als Komponente der Biodiversitaumlt bei der Weiterfuumlhrung bestimmter Agrarumweltmaszlignahmen

Y Entwicklung und Anwendung standortangepass-ter Maszlignahmen differenziert u a nach Agrar-landschaftstyp und Bodenmerkmalen mit hoher Wirkeffizienz fuumlr den Erhalt pflanzengenetischer Ressourcen

Y Uumlberpruumlfung der Wirksamkeit von Agrarumwelt-maszlignahmen fuumlr den Erhalt und die nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen mit Hilfe entsprechender Indikatoren

432 Weiterentwicklungnachhaltiger Nutzungssysteme

Wichtiges Ziel muss es sein agrarische Nutzungssys-teme im Einklang mit den Zielen der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der genetischen Ressourcen weiterzuentwickeln Dies betrifft die klassischen Nut-zungen zur Nahrungs- und Futtermittelproduktion in den Hauptausrichtungen Ackerbau Gruumlnlandbewirt-schaftung und Obst-Weinanbau Zunehmend gewin-nen aber auch die Produktionsbereiche bdquonachwach-sende Rohstoffeldquo bdquoBioenergieldquo und bdquoKlimaschutzldquo fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung pflanzenge-netischer Ressourcen an Bedeutung Potenzial ist da-bei solchen Verfahren beizumessen denen es gelingt wichtige Ziele des Biodiversitaumltsschutzes in produk-tive d h wirtschaftlich rentable Nutzungssysteme zu integrieren Unter diesem Aspekt sollten besonders solche Nutzungsformen und Produktionsverfahren entwickelt und durch Projekte unterstuumltzt werden die zu einer messbaren Integration der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung pflanzengenetischer Ressour-cen in die Produktion fuumlhren Die Wirksamkeit und Kosteneffizienz bestehender Instrumente zur Foumlrde-rung der Agrobiodiversitaumlt insbesondere der pflan-zengenetischen Ressourcen ist in der Diskussion

Handlungsbedarf

Y Modellhafte Erprobung von Produktionsverfah-ren die die Erhaltung und nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen in die Produktion

integrieren (z B Modell- und Demonstrations-vorhaben in Ackerbaubetrieben) und Uumlbertragung der Ergebnisse in die breitere landwirtschaftliche Praxis

Y Oumlkonomische Bewertungen integrierter Maszlignah-men des Agrobiodiversitaumlts- und Naturschutzes zur Gewaumlhrleistung wirtschaftlich rentabler Nut-zungssysteme

Y Erstellung von Maszlignahmenkatalogen fuumlr effizi-ente Naturschutzmaszlignahmen (Handbuumlcher fuumlr Landwirte) fuumlr Ackerbau- Gruumlnland- Obst-Wein-bau- und Heidegebiete moumlglichst mit regionalem naturraumlumlichem Bezug

Y Entwicklung und Erprobung von Verfahren fuumlr Nutzungen zur Bioenergieerzeugung die Aspekte der Erhaltung der pflanzengenetischen Ressour-cen beruumlcksichtigen z B Nutzung eines breiten Spektrums an Kulturarten streifenfoumlrmige Ener-gieholzpflanzungen in Ackerbau- und Gruumlnland-gebieten in Verbindung mit weiteren Biodiversi-taumltszielen

ErhaltenswerteregionaleApfelsorten

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433 EntwicklungundVerbesserungvon IndikatorenfuumlrdieBestimmungder Gefaumlhrdungvonpflanzengenetischen Ressourcen

Entwickelte bundesweite Biodiversitaumltsindikatoren (Vogelindikator high-natural-value-Farmland(HNV) gefaumlhrdete Arten Schmetterlinge) dienen einer orientierenden Bewertung der Situation der biologi-schen Vielfalt in Hauptlebensraumlumen Die agrarischen Gebiete werden dabei zusammenfassend durch stark generalisierte indikatorisch daher relativ wenig sensitive Maszligzahlen z B den Vogelindex fuumlr Agrar-land in Deutschland dargestellt Fuumlr die Bewertung der Situation der genetischen Vielfalt der Pflanzen in der Flaumlche z B der Entwicklung der Artenzahlen im Dauergruumlnland die genetische Vielfalt genutzter Sorten im groszligflaumlchigen Anbau sowie schlieszliglich auch schlussfolgernd fuumlr die Anwendung verbesserter Bewirtschaftungsmethoden reichen diese Indikato-ren jedoch nicht aus Dringend erforderlich ist daher die Entwicklung von Indikatoren zur Kennzeichnung der Entwicklung der genetischen Vielfalt der Nutz-pflanzen in den Produktionssystemen Bezuumlglich tier-genetischer Ressourcen war es 2010 gelungen einen entsprechenden Indikator fuumlr den Indikatorenbe-richt 2010 zur Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt zu entwickeln und einzubringen Bestehende Indikatoren mit einem Bezug auf die fuumlr viele Wild-pflanzenarten wichtigen Lebensraumlume und extensi-ven Nutzungsformen wie der HNV-Farmlandindi-kator oder der Vogelindikator muumlssen methodisch weiterentwickelt werden um den direkten Bezug zu spezifischen landwirtschaftlichen Nutzungen (Acker Gruumlnland Obst-Weinbau Heiden) zu gewaumlhrleisten

Handlungsbedarf

Y Entwicklung eines nationalen Indikators bdquopflan-zengenetische Vielfalt in Landwirtschaft und Ernaumlhrungldquo unter Beteiligung der Laumlnder

Y Weiterentwicklung von regio nalisierten landwirtschaftl ich sensitiven Biodiversitaumltsindi-ka toren auf der Basis bestehender Indikatoren (Voumlgel HNV-Farmland Schmetterlinge)

Y Entwicklung von indirekten Biodiversitaumltsindi-katoren in Form kalibrierter Schnellmethoden zur lokalen Bewertung der Bio diversitaumlt z B Schaumltz-verfahren mit Hilfe von Vegetationsstrukturmerk-malen der Pflanzenbestaumlnde

Y Entwicklung von Methoden zur Nutzung der Biodiversitaumltsindikatoren fuumlr die Evaluierung der Biodiversitaumltswirkungen von Agrarumweltmaszlig-nahmen von Maszlignahmen der Landschafts pflege und des Vertragsnaturschutzes

Y Erarbeitung von Methoden zur Kopplung der Felderhebungen der Biodiversitaumltsindikatoren mit Datenerhebungen aus landwirt schaftlichen Nutzungen zur Ableitung von praxistauglichen Maszlignahmen fuumlr die Verbesserung der Bestands-situation von Indikatorarten sowie von HNV-Farmland Flaumlchen

434 FoumlrderungderEvaluierungund Charakterisierung

Um eine gezielte Nutzung genetischer Ressourcen zur zuumlchterischen Verbesserung von Kulturpflanzen zu erreichen sind besondere Anstrengungen erforder-lich Grundvoraussetzung ist deren Charakterisierung und Evaluierung Charakterisierungsdaten beschrei-ben Merkmale von Pflanzen die in hohem Maszlige erblich sind und mit bloszligem Auge sichtbare Eigen-schaften darstellen wie z B Wuchshoumlhe und Bluumlh-zeitpunkt Evaluierungsdaten beschreiben vor allem komplexere Eigenschaften die fuumlr die Nutzung der Pflanzen wichtig sind wie Ertrag Anbaueigenschaf-ten Standorteigenschaften und Resistenzen gegen Schaderreger und Schaumldlinge

In der Evaluierung spielen zunehmend molekular- genetische und pflanzenphysiologische Untersuchun-gen die Schluumlsselrolle Waumlhrend die Sequenzierung komplexer Pflanzengenome (Genotypisierung) mit dem technischen Fortschritt zunehmend moumlglich einfacher und kostenguumlnstiger wird ist ein Engpass im Erkenntnisgewinn und damit in der Nutzbar-machung pflanzengenetischer Ressourcen zu beob-achten Dies betrifft besonders die aufwendige aber unabdingbare Phaumlnotypisierung also die quantitative Analyse pflanzlicher Strukturen und Funktionen

BoniturvonFruchtmerkmalendesApfels

49

Notwendig waumlre deshalb vor allem die Entwicklung praumlziser Hochdurchsatz-Phaumlnotypisierungen wenn die Nutzung genetischer Ressourcen zukuumlnftig schnell und effizient erfolgen soll

Handlungsbedarf

Y Foumlrderung interdisziplinaumlrer Forschungsvorhaben zur Hochdurchsatz-Phaumlnotypisierung der marker-gestuumltzten Selektion der Versuchstechnik sowie der Verarbeitung und Analyse massiver Daten-mengen um die notwendige breite Wissensbasis zu erhalten und die erforderlichen Kapazitaumlten aufzubauen

Y Ausbau von Netzwerken zur Ermittlung und Be-wertung der Eigenschaften genetischer Ressour-cen landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Kulturpflanzen unter Beteiligung der Zuumlchter u a durch weiteren Ausbau des Nationalen Evalu-ierungsprogramms pflanzengenetischer Ressour-cen (EVA II) durch Ausweitung der Evaluierung bei Getreidearten z B auf Merkmale zur Verbes-serung der Widerstandsfaumlhigkeit gegen biotische und abiotische Stressfaktoren sowie durch Ein-beziehung weiterer Kulturarten

Y Evaluierung pflanzengenetischer Ressourcen und Intensivierung der Zuumlchtungsforschung durch das Julius Kuumlhn-Institut in Zusammenarbeit mit privaten Zuumlchtungsunternehmen relevanten For-schungseinrichtungen Erhaltungsinitiativen und sonstigen Akteuren Neben den Hauptkulturen sollen auch bisher vernachlaumlssigte (neue und nicht mehr genutzte) Fruchtarten einbezogen werden

Y

Y

435 ErschlieszligungvonInnovationspoten- zialenpflanzengenetischerRessourcen durchdieZuumlchtungsforschung

Die Pflanzenzuumlchtungsforschung bildet eine der wichtigsten Grundlagen der Ernaumlhrungssicherung und Rohstoffversorgung insbesondere unter sich veraumlndernden Produktionsbedingungen durch Klimawandel und einer stetig wachsenden Weltbe-voumllkerung Ziel ist die genetische Anpassung bzw pflanzenzuumlchterische Verbesserung unserer Kultur-arten gegenuumlber allen moumlglichen Stressfaktoren (z B Temperatur Trockenheit Starkniederschlaumlge Schaderreger) Ausgangspunkt der pflanzenzuumlchte-rischen Verbesserung ist die Erfassung Bewertung und Nutzung der genetischen Variation fuumlr Eigen-schaften wie Widerstandsfaumlhigkeit gegen Hitze und Trockenheit sowie Krankheiten und Schaumldlinge in pflanzengenetischen Ressourcen Im Rahmen der Pflanzenzuumlchtungsforschung gilt es diese geneti-

sche Variation sicher und effektiv zu erfassen und beschleunigt nutzbar zu machen Dies ist die Aufgabe der so genannten Vorlaufzuumlchtung (pre-breeding) Fuumlr diesen Zweck stehen heute Zell- und Gewebe-kulturverfahren sowie molekulare Techniken die eine Merkmalserfassung auf der Ebene der Erbsubs-tanz erlauben zur Verfuumlgung

BlickineinenartenreichenZuchtgarten

Die Basis fuumlr diese Arbeiten bildet ein moumlglichst groszliges Spektrum pflanzengenetischer Ressourcen Beispiele der erfolgreichen Nutzung dieser Ressour-cen durch die Ressortforschung des BMEL sind die Herbeifuumlhrung dauerhafter Krautfaumluleresistenz bei der Kartoffel durch Nutzung von Solanum-Wildarten als Resistenzressourcen die Einkreuzung neuer hochwirksamer Resistenzgene gegen verschiedene Pilz- und Viruskrankheiten aus der Wildart Hordeum bulbosum in die Kulturgerste oder die Identifizierung von Herkuumlnften der Blauen und Gelben Lupine mit Widerstandsfaumlhigkeit gegen die Brennfleckenkrank-heit (Anthraknose)

Handlungsbedarf

Weitere Unterstuumltzung der Zuumlchtungsforschung im Rahmen der bestehender Foumlrderprogram-me (z B Programm zur Innovationsfoumlrderung Foumlrderprogramm Nachwachsende Rohstoffe und Demonstrationsvorhaben Bioenergie der Fach-agentur Nachwachsende Rohstoffe Bundespro-gramm Oumlkologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft)

Foumlrderung von Programmen und Projekten zur Uumlberfuumlhrung wichtiger Merkmale in adaptiertes Pflanzenmaterial (Erstellung und Weiterentwick-lung von Basispopulationen Selektion von Vorstu-fenmaterial)

50

436 Erweiterungdergenetischen DiversitaumltdurchdenAufbauvon Evolutionsramschen

Die Erhoumlhung der genetischen Diversitaumlt in Elite-zuchtmaterial ist eine wichtige Voraussetzung fuumlr die dauerhafte Verbesserung von Kulturpflanzen Entsprechende Ansaumltze reichen von der Einlagerung einzelner Resistenzgene aus Wildformen bis hin zur Herstellung so genannter Introgressionslinien welche definierte Chromosomensegmente aus Wildformen bzw Wildarten enthalten Entsprechen-de Forschungsaktivitaumlten wurden ua im Rahmen von Projekten der bdquoGenomanalyse im Biologischen System Pflanze (GABI)ldquo bearbeitet Daruumlber hinaus koumlnnen Evolutionsramsche einen wichtigen Beitrag fuumlr die Nutzbarmachung und Weiterentwicklung pflanzengenetischer Ressourcen leisten

Evolutionsramsche entstehen aus der Durchkreu-zung unterschiedlicher Genotypen die zusammen die derzeit verfuumlgbare genetische Diversitaumlt des jeweiligen Zuumlchtungspools umfassen In den Kreu-zungsnachkommenschaften finden im Gegensatz zur Ex-situ-Erhaltung der reinen Ausgangslinien weiter-hin Anpassungsprozesse statt die durch die Dynamik natuumlrlicher Selektion verursacht werden Im Gegen-satz zu Zuchtpopulationen erfolgt keine zuumlchteri-sche Auslese auf spezifische Merkmale Im Zuge des Anpassungsprozesses koumlnnen in einem genetisch breiten Reservoir besondere auch neue Genkombina-tionen entstehen die in dieser Form moumlglicherweise im stark selektierten Elitematerial von Zuchtunter-nehmen nicht entstehen wuumlrden Evolutionsramsche sind eine wichtige Maszlignahme zur Erzeugung neuer Ausgangsvariabilitaumlt fuumlr Zuumlchtungsforschung und Pflanzenzuumlchtung

Darstellung der Hauptkoordinatenanalyse (PCoA) von 32 Sorten

Pict

AlinghiAlissa

Gaulois Cervoise

Sorna Vulcan

BirgitLomerit

Merlot

NaomieLeibniz

ElbanyPeragis

Frances

Gilberta

Alpaca

Eiszapfen

BantengLudmilla

Fridericus

EngelensII

Catinka

Venus Plana

Vogels Gold

Andrea

HordHexGig

Engelens 6zig

Mammut

Borwina

Bayava

ErfurtTraminerBrunhild

Franka

Tocka

F1-1(40)

F1-2

(41)

F1-3(26)

F1-4(14)

F1-7(51)F1-6(33)

LentaF1-5(32)

F1-6A(18)

F1-9(65)

F1-10(30)

F1-10A(11)

F1-10A(25)F1-13(25)

F1-1

4(10

) F1-1

5(24

)

F1-18A(40)

F1-8A(20)

F1-12(67)

F1-8

(55)

F1-1

1(61

)

I II

III IV

05000

02500

00000

-02500

-05000

-05000 -02500 -00000 02500 05000

109

172

Alternative

Vorrangige Kreuzung

DarstellungderHauptkoordinatenanalyse(PCoA)von32SortenwelchedenGroszligteildergenetischeVielfaltdesdeutschenWintergers-

tensortimentesrepraumlsentieren(QuelleJKI)Diey-bzwx-AchsebeschreibendenAnteildererstenundzweitenDimensionderPCoAMit

StrichenverbundeneSortenkennzeichnengeplantePaarkreuzungen

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YY

Y

Y

Y

KuumlrbisvielfaltaufeinemVerkaufsstand

Handlungsbedarf

Fortfuumlhrung der Evolutionsramsche bei GersteAnlage Entwicklung und wissenschaftliche Begleitung von Evolutionsramschen bei weiteren wichtigen Kulturarten (insbesondere fremd- befruchtende Arten gartenbauliche Kulturen)

437 VermarktungvonbdquoVielfaltsproduktenldquo

Neben einer Nutzung pflanzengenetischer Ressour-cen im Rahmen der Zuumlchtungsforschung bzw der Pflanzenzuumlchtung soll auch ihre Nutzung durch die Vermarktung so genannter bdquoVielfaltsprodukteldquo d h von Produkten aus bestimmten Sorten bzw anderen derzeit wenig genutzten Arten gefoumlrdert werden

Als allgemeine Maszlignahme zur Weiterentwicklung von Nutzungssystemen dient nach der Agrobiodiver-sitaumltsstrategie die Foumlrderung von Maszlignahmen die die

Erhaltung und Nutzung der Agrobiodiversitaumlt besser verbinden und Innovationen foumlrdern Dazu gehoumlrt vor allem die Entwicklung geeigneter Vermark-tungsformen sowie der Verbraucherinformation und ndashaufklaumlrung Diese Ansaumltze koumlnnen durch Projekte zur Entwicklung von integrierten Erhaltungs- und Nutzungskonzepten und von Foumlrderinstrumenten fuumlr Innovationen zur verstaumlrkten nachhaltigen Nutzung von Bestandteilen der Agrobiodiversitaumlt erprobt werden

Handlungsbedarf

Durchfuumlhrung von Studien u a zum Aufzeigen der potentiellen Wertschoumlpfungsketten von bdquoVielfaltsproduktenldquoFoumlrderung von bdquoVielfaltsproduktenldquo durch Oumlffentlichkeitsarbeit

Foumlrderung innovativer Produkte u a im Rahmen der Richtlinie zur Erhaltung und innovativen nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt des BMEL

52

44 Information und Dokumentation

Die Agrobiodiversitaumltsstrategie betont die Bedeutung verstaumlrkter Informations- Beratungs- und Koordi-nationsaktivitaumlten fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der Agrobiodiversitaumlt auf Bundesebene insbesondere vor dem Hintergrund zunehmender europaumlischer und internationaler Zusammenarbeit Dies erfordert die Vervollstaumlndigung und regel- maumlszligige Aktualisierung der Inventare in situ und ex situ vorhandener pflanzengenetischer Ressourcen sowie deren Aufnahme in das nationale Informa-tionssystem Genetische Ressourcen bdquoGENRESldquo24 Der Ausbau dieses Informationssystems als Teil des deutschen Clearing-House-Mechanismus der CBD ist auch Ziel der Nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt

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Y

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InternetportaldesInformationssystemsGenetischeRessourcen(GENRES)

441 Auf-undAusbauinstitutioneller Informationsinfrastruktur

Moderne Informationssysteme sind ein wesentli-ches Arbeitswerkzeug um Qualitaumlt und Effizienz der Erhaltungsarbeit bei pflanzengenetischen Ressour-cen und ihre nachhaltige Nutzung zu gewaumlhrleisten Der rasante technische Fortschritt in diesem Bereich erlaubt immer leistungsfaumlhigere Systeme welche eine effizientere Verarbeitung der steigenden Daten-mengen erlauben und eine bessere Anpassung an die Beduumlrfnisse der Nutzer ermoumlglichen Deshalb gilt es bestehende Systeme weiter auszubauen und zu aktualisieren Dabei wird auch kuumlnftig ein bdquozentral-dezentralerldquo Ansatz Verwendung finden d h wo immer moumlglich und sinnvoll werden aufgrund der neuen technischen Moumlglichkeiten zentrale Systeme aufgebaut werden die einer Vielzahl von Nutzern zur Verfuumlgung stehen Daneben wird es auch weiter-hin ndash schon aus rein pragmatischen Gruumlnden ndash einen Bedarf an dezentralen Informationssystemen (insti-tutionelle Informationsinfrastruktur) bei den Akteu-ren selbst geben da jeder dieser Nutzer ggf andere nicht zu standardisierende Anwendungen benoumltigt In diesem Fall werden zur Gewaumlhrleistung des Daten-austausches verbindliche Standards immer wichtiger wie sie z B im Rahmen der Aktualisierung des Natio-nalen Inventars PGRDEU bereits angewandt werden

Mit der Neuentwicklung bzw Absicherung oder dem weiteren Ausbau von Dokumentationssystemen der Akteure des Nationalen Fachprogramms soll eine wesentliche Voraussetzung fuumlr eine effiziente Umset-zung wichtiger Teile des Fachprogramms geschaffen werden

24 wwwgenresde

Handlungsbedarf

Anpassung des Genbankinformationssystems GBIS beim IPK an neue Bedarfe wie z B die Entwicklung einer Schnittstelle zum Nationalen Inventar PGRDEUEntwicklung und Implementierung eines Genbank-informationssystems fuumlr die Deutsche Genbank Obst beim Julius Kuumlhn-Institut

Entwicklung und Implementierung eines Gen-bankinformationssystems fuumlr die Deutsche Gen-bank Reben beim Julius Kuumlhn-Institut auf Basis der existierenden Rebendatenbanken

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Y

Y

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Auf- und Ausbau von Informationssystemen anderer Ex-situ-EinrichtungenZusammenarbeit von Erhaltungsinitiativen beim Aufbau gemeinsamer Informationssysteme bzw zur Vernetzung bereits bestehender Informations-systeme zusammen mit dem IBV der BLE

DasFruumlhlings-Adonisroumlschen(Adonisvernalis)wirdimRahmenderEx-situ-ErhaltungskulturenderBotanischenGaumlrtenerhalten

442 PortalfuumlrEx-situ-Erhaltungskulturen einheimischerWildpflanzen

Im Rahmen des botanischen Naturschutzes wird die Erhaltungsinfrastruktur Botanischer Gaumlrten bereits genutzt Ein von der Arbeitsgruppe bdquoEx-situ-Erhaltungskulturenldquo des Netzwerks fuumlr botanischen Naturschutz erarbeitetes Konzept befasst sich mit der Erhaltung gefaumlhrdeter einheimischer Wildpflanzen in Ex-situ-Kulturen und der Bereitstellung fuumlr die Wiederausbringung

Das BMEL foumlrdert in diesem Zusammenhang den Aufbau des ersten uumlberregionalen und interaktiven Portals zur Ex-situ-Erhaltung einheimischer Wild-pflanzen die im Gegensatz zur Genbank fuumlr Wild-pflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft nicht als eingelagerte Diasporen sondern in Lebendkollek- tionen der Botanischen Gaumlrten erhalten werden Das Portal bildet den gesamten Pflanzenbestand

der Erhaltungskulturen in deutschen Botanischen Gaumlrten ab Fuumlr 75 ausgewaumlhlte Arten darunter 56 fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft besonders relevante werden detaillierte Steckbriefe erstellt Daruumlber hinaus bietet es die Moumlglichkeit fuumlr Wissens- und Materialtransfer und spezielle Angebote fuumlr Nutzer aus dem Bereich Gartenbau sowie ein hohes Maszlig an Transparenz fuumlr Naturschutzfachbehoumlrden

Neben der technischen Realisierung beinhaltet die Umsetzung des Projekts vor allem die ausfuumlhrliche Recherche kritische Bewertung und webgerechte Aufarbeitung der folgenden Punkte Hintergrund-informationen Steckbriefe fuumlr ausgewaumlhlte Taxa Kulturhinweise Informationen fuumlr Rekultivierer Materialboumlrse Informationen zu Wiederansiedlungs-projekten Prioritaumltskonzept umfangreiche Verlin-kung und Vernetzung weiterfuumlhrende Informationen und die Datenweitergabe an die zentrale Dokumen-tation zu pflanzengenetischen Ressourcen landwirt-schaftlicher und gartenbaulicher Arten in Deutsch-land (PGRDEU)

Handlungsbedarf

Aufbau Fortfuumlhrung und weiterer Ausbau des bundesweiten Portals bdquoEx-situ- Erhaltungs-kulturen einheimischer Wildpflanzenldquo

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Y

Y

InternetauftrittdesbundesweitenPortalsbdquoEx-situ-ErhaltungskultureneinheimischerWildpflanzenldquo

443 Auf-undAusbaueinerDokumen- tationsinfrastrukturzwischenBund undLaumlndernfuumlrdenBereichin situ undon farm

Daten zum Vorkommen pflanzengenetischer Res-sourcen in situ bzw on farm fallen v a auf der Ebene der Bundeslaumlndern an sind bislang aber wenig ver-netzt und in der Regel selbst auf Bundeslandebene nicht einheitlich zugreifbar Informationsinfrastruk-turen zur Vernetzung der in den Bundeslaumlndern vorhandenen Daten sowie eine Schnittstelle zum Nationalen Inventar PGRDEU auf Bundesebene sind noch aufzubauen

BrombeerenSchmackhafteWildpflanzen

Handlungsbedarf

Implementierung der Ergebnisse des Modell- und Demonstrationsvorhabens bdquoAufbau eines Berichts- und Monitoringsystems fuumlr die In-situ-Erhaltung genetischer Ressourcen der den Kulturpflanzen verwandten Wildarten in Brandenburgldquo durch einen dauerhaften Datenaustausch zwischen Brandenburg und dem IBV

Implementierung von gemeinsamen Schnitt-stellen fuumlr den Datenaustausch fuumlr In-situ- bzw On-farm-Daten zwischen dem IBV und weiteren Bundeslaumlndern

Implementierung von gemeinsamen Schnittstel-len fuumlr den Datenaustausch uumlber die im Rahmen der GAK gefoumlrderten Flaumlchen je Nutzpflanze zwischen den Bundeslaumlndern und dem IBV

444 NationalesInventarbdquoPGRDEUldquo

Das Nationale Inventar (PGRDEU) ist die zentrale Dokumentation zu pflanzengenetischen Ressourcen landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Arten in Deutschland

In PGRDEU sind auch die Muster des deutschen Bei-trags zum Multilateralen System (MLS) entsprechend des Internationalen Vertrages enthalten und gekenn-zeichnet so dass eine gezielte Online-Recherche nach

55

diesem Material moumlglich ist Deutsche Einrichtungen haben seit 2008 insgesamt ca 108000 Genbankmuster in das MLS eingebracht Die Absicherung des Natio-nalen Inventars sowie der weitere Ausbau ist eine wesentliche Voraussetzung fuumlr die Umsetzung des Nationalen Fachprogramms sowie fuumlr die Erfuumlllung internationaler Berichtspflichten

Handlungsbedarf

Y Staumlndige Aktualisierung vorhandener Daten und Erweiterung im Bereich ex situ v a um die Daten aus den neu zu gruumlndenden Genbanknetzwer-ken bei Obst Reben und Zierpflanzen bzw fuumlr in Deutschland wild vorkommende pflanzengeneti-sche Ressourcen (inkl WEL)

Y Erfuumlllen der Dokumentations- und Informations-verpflichtungen aus dem MLS des Internationalen Vertrags

Y Weiterer Ausbau der Teile zur In-situ- und On-farm-Dokumentation in PGRDEU um eine kohaumlrente und umfassende Dokumentation fuumlr den gesamten Bereich pflanzengenetischer Res-sourcen zu ermoumlglichen

Y Weiterer Ausbau der Teile zur In-situ- und On-farm-Dokumentation in PGRDEU einschlieszliglich Angaben zur in der landwirtschaftlichen Produkti-on vorhandenen Vielfalt (Kulturpflanzeninventar) um eine kohaumlrente und umfassende Dokumentati-on fuumlr den gesamten Bereich pflanzengenetischer Ressourcen zu ermoumlglichen

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445 NationaleInformationsinfrastruktur fuumlrCharakterisierungs-undEvaluie- rungsdaten

Charakterisierungs- und Evaluierungsdaten (CampE-Daten) fallen bei den unterschiedlichsten Instituten (u a Forschungsinstitute Genbanken Zuumlchtern) und im Rahmen zahlreicher Forschungsprojekte an Eine nutzerfreundliche Zusammenfuumlhrung dieser Daten wurde bisher u a im Rahmen des Projektes EVA I (In-formationssystem fuumlr frei zugaumlngliche Evaluierungs-daten pflanzengenetischer Ressourcen) sowie durch dessen Weiterfuumlhrung im Verbund EVA II begonnen25 Ein aktuelles kohaumlrentes nationales Informations-system zur zentralen Speicherung von oumlffentlich zugaumlnglichen CampE-Daten fehlt jedoch bislang Das zu etablierende nationale Informations- und Doku-mentationssystem fuumlr Charakterisierungs- und

Evaluierungsdaten (Nationale Informationsinfrastruk-tur fuumlr Charakterisierungs- und Evaluierungsdaten in Deutschland NICE-D) soll deshalb auf bereits vorhan-denen Evaluierungsdaten (Daten des Julius Kuumlhn-Ins-tituts CampE-Daten der ehemaligen BAZFAL-Genbank historische Daten aus dem Informationssystem EVA I und Daten aus dem Nationalen Evaluierungspro-gramm EVA II) aufbauen und um CampE-Daten die bei Projekten in Genbanken und Universitaumlten anfallen ergaumlnzt werden Zusaumltzlich soll NICE-D auch die Moumlglichkeit bieten Daten die bei der Evaluierung von Material aus dem MLS des Internationalen Ver-trags in Deutschland entstehen zu dokumentieren

ZuchtgartenmitGetreidepflanzen

Handlungsbedarf

Aufbau eines Informations- und Dokumentati-onssystems fuumlr CampE-Daten beim Julius Kuumlhn-Ins-titut unter Verwendung von oumlffentlich zugaumlngli-chen Daten aus EVA I und EVA II sowie den beim Julius Kuumlhn-Institut vorhandenen und staumlndig neu hinzukommenden CampE-DatenWeiterer Ausbau des Informations- und Doku-mentationssystems fuumlr die Dokumentation von CampE-Daten die bei Zuumlchtern Universitaumlten Genbanken sonstigen Forschungsinstituten und Akteuren anfallen

Erweiterung von NICE-D um ein Modul fuumlr die Speicherung von CampE-Daten die an MLS-Material von deutschen Empfaumlngern erhoben werden

25 wwwgenresdeeva

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FeldmitjungenErbsen

446 Bundesinformationssystem GenetischeRessourcen

Das Bundesinformationssystem Genetische Res-sourcen (BIG) bildet Informationen uumlber Wild- und Kulturpflanzen in Deutschland aus verschiedenen dezentralen Datenbanken ab Zentrales Element ist ein Portal welches Daten zu Vorkommen und Verbreitung (in situ und ex situ) zu Eigenschaften Gefaumlhrdung und Taxonomie uumlber einen zentralen Zugang aus den angeschlossenen Partnerdaten- banken benutzergerecht aufgearbeitet bereitstellt Seit seiner Inbetriebnahme im Jahr 2003 hat sich zwar die Informationslandschaft im Bereich biologi-scher Daten z B durch die Fortentwicklung von GBIF (Global Biodiversity Information Facility) veraumlndert dennoch gibt es weiterhin einen Bedarf fuumlr das spezi-elle Angebot von BIG im Bereich pflanzengenetischer Ressourcen Fuumlr den weiteren Betrieb von BIG ist es

aus der bisherigen Erfahrung allerdings notwendig BIG auf eine moderne technische Plattform nach neuestem Stand zu portieren durch Einbeziehung neuer Datenquellen und die Entwicklung neuer Informationsangebote zu uumlberarbeiten und zu erweitern und dabei auch das BIG-Portal weiter-zuentwickeln

Handlungsbedarf

Uumlberarbeitung und Erweiterung des BIG-Portals einschlieszliglich der zentralen technischen Kom-ponenten von BIG beim IBV der BLE

Einbeziehung neuer Datenquellen zu CampE-Daten und zu Sorteninformationen durch die BIG-Partner zusammen mit dem Julius Kuumlhn-Institut (NICE-D) und dem BundessortenamtAktualisierung und technische Anpassung der BIG-Partnerdatenbanken

57

45 Oumlffentlichkeitsarbeit

Bereits im Fachprogramm von 2002 wurde festge-stellt dass die Information der breiten Oumlffentlichkeit uumlber das Thema Erhaltung und nachhaltige Nutzung von PGR eher unzureichend ist Verschiedene Unter-suchungen zeigen dass auch heute die Kenntnisse uumlber die Themengebiete Biodiversitaumlt Agrobiodiver-sitaumlt oder genetische Ressourcen immer noch sehr gering sind Aus diesem Grund wurde in der Agrobio-diversitaumltsstrategie die Information und Aufklaumlrung der Oumlffentlichkeit insbesondere mit Blick auf das Nachfrage- und Ernaumlhrungsverhalten der Verbrau-cher als sektoruumlbergreifender Handlungsbedarf herausgestellt Im UN-Jahr der Biodiversitaumlt 2010 hat BMEL eine umfangreiche Kommunikations-kam-pagne zu dem Thema durchgefuumlhrt

Weiterhin wurde der Aufbau eines bdquoWissensnetzes Agrobiodiversitaumltldquo als Teil eines uumlbergreifenden deutschen Wissenschaftsnetzwerkes zur Biodiversi-taumltsforschung in der Agrobiodiversitaumltsstrategie als Leuchtturmprojekt herausgestellt

Der eigene Garten ist aus verschiedenen Gruumlnden immer seltener Teil des Alltags der Menschen in Deutschland Damit einher geht ein Verlust selbst einfachster Kenntnisse uumlber den praktischen Um-

gang und den Wert der Nutzpflanzen d h uumlber das Aussehen das Wachstum die Kultivierung Ernte und Nutzung von Pflanzen Neben der Verarmung der un-mittelbaren Agrobiodiversitaumlt findet somit zugleich ein Verlust von Erfahrungswissen statt

Im Rahmen des Leuchtturmprojekts bdquoVielfalts-Kam-pagne ndash Agrobiodiversitaumltldquo der Agrobiodiversitaumlts-strategie des BMEL wurde eine integrierte Kommuni-kationsstrategie zur Agrobiodiversitaumlt entwickelt und umgesetzt Diese muss durch geeignete Maszlignahmen aus dem Teilbereich pflanzengenetischer Ressourcen unterstuumltzt und mit den verfuumlgbaren Ressourcen fortgefuumlhrt werden

Handlungsbedarf

Y Veroumlffentlichung des Nationalen Fachprogramms als Broschuumlre in deutsch und englisch

Y Erstellen von Faktenblaumlttern und Faltblaumlttern zum Nationalen Fachprogramm durch verschiedene Akteure

Y Erstellen von Informationsmaterial fuumlr die Oumlffent-lichkeitsarbeit zu pflanzengenetischen Ressourcen (z B bdquoWho is Wholdquo der Agrobiodiversitaumlt)

Y Nutzung von Synergieeffekten bei der Kommuni-kation von Einzelmaszlignahmen durch die Akteure im Bereich pflanzengenetischer Ressourcen und Agrobiodiversitaumlt

BMELVKampagnenbusbdquoBiologischeVielfaltschuumltzenundnutzenldquo2010

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5 Organisation und Durchfuumlhrung

Der Bund und die Laumlnder sind mit der Ratifizierung des Uumlbereinkommens uumlber die Biologische Viel-falt (CBD) und des Internationalen Vertrags uumlber pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (ITPGR) umfangreiche internationale Verpflichtungen eingegangen die u a den Erhalt und die nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen betreffen

Mit der CBD verpflichten sich die Vertragsparteien nationale Strategien Plaumlne und Programme zur Er-haltung und nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt insgesamt zu entwickeln und bestimmte Informationspflichten zu erfuumlllen Dieser Verpflich-tung kommt Deutschland mit der bdquoNationalen Strategie zur biologischen Vielfaltldquo nach Sie wird ergaumlnzt durch die vom BMEL entwickelte bdquoStrategie zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der biolo-gischen Vielfalt in der Ernaumlhrungs- Land- Forst- und Fischereiwirtschaftldquo Diese Agrobiodiversitaumltsstrategie bildet einen Rahmen fuumlr die sektoralen nationalen Fachprogramme die speziell fuumlr pflanzen- tier- forst- und aquatische genetische Ressourcen erstellt worden sind

Mit dem ITPGR werden Verpflichtungen einge-gangen die speziell die Erhaltung und nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlh-rung und Landwirtschaft betreffen Nach Artikel 5 des ITPGR foumlrdert jede Vertragspartei nach Maszliggabe der innerstaatlichen Rechtsvorschriften und gegebe-nenfalls in Zusammenarbeit mit anderen Vertrags-parteien einen integrierten Ansatz zur Erforschung Erhaltung und nachhaltigen Nutzung pflanzenge-netischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirt-schaft Auszligerdem ergreifen die Vertragsparteien sofern angebracht Maszlignahmen um Gefahren fuumlr pflanzengenetische Ressourcen auf ein Mindestmaszlig zu beschraumlnken oder nach Moumlglichkeit zu beseitigen Auch diese Verpflichtungen werden in der Agrobiodi-versitaumltsstrategie des BMEL sowie dem vorliegenden Fachprogramm aufgegriffen

Die Bestimmungen der CBD und des ITPGR sind in Form zustimmungspflichtiger Bundesgesetze nach Art 59 Abs 2 des Grundgesetzes in nationales Recht umgesetzt worden (CBD BGBl II 1993 S 1741 ITPGR BGBl II 2003 S 906) Die Durchfuumlhrung und Uumlberwachung von Bundesgesetzen obliegt den Laumlndern soweit die Gesetze keine anderen

Bestimmungen enthalten Damit erstrecken sich die o g Verpflichtungen auf alle staatlichen Ebenen in Deutschland

In der Regel befinden sich die genetischen Ressour-cen in der Verfuumlgungsgewalt der Laumlnder teilweise allerdings auch in der des Bundes oder anderer nichtstaatlicher Akteure So unterhaumllt die Ressort-forschung oder das Bundessortenamt zur Erfuumlllung seiner gesetzlichen Aufgaben auch eigene Samm- lungen genetischer Ressourcen

Innerhalb des foumlderalen Systems ist der Bund fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung genetischer Ressourcen auch insoweit zustaumlndig als er von seiner Gesetzgebungskompetenz im Rahmen der konkur-rierenden Gesetzgebung zur Foumlrderung der land- und forstwirtschaftlichen Erzeugung sowie zur Sicherung der Ernaumlhrung Gebrauch macht Von Relevanz sind aber u a auch Regelungen zum Schutz des geistigen Eigentums (z B Sortenschutz)

Aus der Zustaumlndigkeit des Bundes fuumlr die auswaumlrtigen Beziehungen ergeben sich Koordinierungsaufgaben in Bezug auf Programme auf europaumlischer oder inter-nationaler Ebene und Vereinbarungen zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung genetischer Ressourcen Um diese Verpflichtungen erfuumlllen zu koumlnnen ist eine nationale Koordination der entsprechenden Inventa-risierungs- Erhaltungs- und Berichtsaktivitaumlten der Bundeslaumlnder notwendig Diese Aufgabe wurde auf Bundesebene zum groszligen Teil an das Informations- und Koordinationszentrum fuumlr Biologische Vielfalt (IBV) der BLE uumlbertragen

Die Koordination von Erhaltungsaktivitaumlten und Unterstuumltzung von Erhaltungsnetzwerken durch das IBV zeigt sich gegenwaumlrtig u a in der Koordination der Deutschen Genbank Zierpflanzen und der Mitar-beit in verschiedenen weiteren Erhaltungsnetzwerken (z B Rebe Obst)

Zustaumlndigkeiten des Bundes ergeben sich zudem aus der gemeinschaftlichen Foumlrderung von Einrichtun-gen und Vorhaben der Forschung von gesamtstaat-licher und uumlberregionaler Bedeutung durch Bund und Laumlnder So wird die Bundeszentrale Genbank fuumlr landwirtschaftliche und gaumlrtnerische Kulturpflanzen am Leibniz-Institut fuumlr Pflanzengenetik und Kultur-pflanzenforschung (IPK) vom Bund kofinanziert

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GruumlnlandmitStreuobstbaumlumenimMittelgebirge

Die Erhaltung genetischer Ressourcen hat in Deutschland in einigen Bereichen eine lange Traditi-on mit teilweise gut etablierten staatlichen oder pri-vaten Strukturen In der Agrobiodiversitaumltsstrategie und im vorliegenden Fachprogramm wird anerkannt dass die angestrebte Erhaltung und nachhaltige Nutzung genetischer Ressourcen nicht allein durch staatliche Stellen gewaumlhrleistet werden kann Aus diesem Grund sind die Erhaltungsanstrengungen von Bund und Laumlndern haumlufig in Form von Netzwerken angelegt Die Koordination der Akteure erfolgt u a uumlber den BEKO und das vorliegende FachprogrammDa es sich beim vorliegenden bdquoNationalen Fachpro-grammldquo um ein gemeinsames Programm aller rele-vanten Akteure im Bereich pflanzengenetischer Res-sourcen handelt wird dieses auch von allen Akteuren auf freiwilliger oder gesetzlicher Basis mitgetragen Ein aktueller Uumlberblick uumlber die einzelnen Akteure im Bereich der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft sowie deren Beitraumlge zur Umsetzung des vorliegenden Fachprogramms findet sich im zentralen Informationssystem Genetische Ressourcen bdquoGENRESldquo (wwwgenresde)

Der Bund die Laumlnder sowie die einzelnen Institute Gremien und Akteure stellen durch eigene Leistun-gen die Durchfuumlhrung dieses Fachprogramms sicher BMEL im Rahmen der Bundesregierung federfuumlhrend fuumlr dieses Fachprogramm wird bei der Durchfuumlhrung der ihm obliegenden Zustaumlndigkeiten besonders bei der Koordination von Maszlignahmen vom Bera-tungs- und Koordinierungsausschuss fuumlr genetische Ressourcen landwirtschaftlicher und gartenbaulicher

Kulturpflanzen (BEKO) und dessen pflanzen- und themenspezifischen Expertengruppen unterstuumltzt Die Laumlnder unterstuumltzen das Programm ggf durch die Einrichtung eigener Landesprogramme oder durch die Einbeziehung einzelner Maszlignahmen in bestehen-de Programme Wesentlich fuumlr Transparenz Kohaumlrenz und Effizienz von Maszlignahmen ist die Verbesserung des Informationsflusses und der Kommunikation zwischen den Akteuren Das Programm wird von Zeit zu Zeit unter Beteiligung der maszliggeb-lichen Akteure uumlberpruumlft und ggf fortgeschrieben

Die Durchfuumlhrung von Maszlignahmen des Arbeits-programms kann durch die Vereinbarung konkreter Projekte vorangetrieben und unterstuumltzt werden Diese werden in einem Projektplan beschrieben in welchem die Projektziele und die zu deren Umset-zung notwendigen Maszlignahmen definiert sind sowie Projektpartner und deren Aufgaben festgelegt wer-den Weitere Bestandteile des Projektplans sollten eine Auflistung von Meilensteinen ein Zeitplan sowie ein Finanzierungsplan sein der neben den Eigen-leistungen der Akteure auch externe Finanzierung beinhalten kann

Die Projekte koumlnnen sowohl durch die Akteure als auch durch den BEKO initiiert werden Die Experten-gruppen des BEKO sowie das Sekretariat unterstuumlt-zen die Erstellung der jeweiligen Projektplaumlne Die Projektdurchfuumlhrung wird durch den BEKO begleitet hierzu unterstuumltzt das Sekretariat den dazu notwen-digen Informationsaustausch zwischen den Akteuren und dem BEKO

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6 Abkuumlrzungsverzeichnis

AEGIS A European Genebank Integrated System ndash Europaumlische Genbank AEGIS

AEGRO An Integrated European In Situ Manage-ment Work Plan Implementing Genetic Reserves and On Farm Concepts ndash Ein integrierter europaumlischer Arbeitsplan fuumlr das In-situ-Management Umsetzung der Konzepte bdquogenetisches Schutzgebietldquo und bdquoOn farmldquo

AMA Associate Membership Agreement ndash Beitrittsvereinbarung

BAZFAL Bundesanstalt fuumlr Zuumlchtungsforschung an Kulturpflanzen (bis 122007)

BEKO Beratungs- und Koordinierungsausschuss fuumlr genetische Ressourcen landwirt-schaftlicher und gartenbaulicher Kultur-pflanzen

BfN Bundesamt fuumlr Naturschutz

BGB Buumlrgerliches Gesetzbuch

BIG Bundesinformationssystem Genetische Ressourcen

BLE Bundesanstalt fuumlr Landwirtschaft und Ernaumlhrung

BMEL Bundesministerium fuumlr Ernaumlhrung undLandwirtschaft

BML Bundesministerium fuumlr Ernaumlhrung Land-wirtschaft und Forsten (heute BMEL)

BMU Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz und Reaktorsicherheit

BNatSchG Bundesnaturschutzgesetz

BS Benefit Sharing

BSA Bundessortenamt

CBD Convention on Biological Diversity ndash Uumlbereinkommen uumlber die Biologische Vielfalt

CGIAR Consultative Group on International Agricultural Research ndash Beratungsgruppe fuumlr Internationale Agrarforschung

CGRFA Commission on Genetic Resources for Food and Agriculture ndash Kommission fuumlr genetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

CWR Crop Wild Relative ndash mit Kulturarten verwandte Wildarten

CampE Charakterisierung und Evaluierung

DGG Deutsche Gartenbau-Gesellschaft 1822 e V

DGO Deutsche Genbank Obst

ECPGR European Cooperative Programme for Plant Genetic Resources ndash Europaumlisches Kooperationsprogramm fuumlr Pflanzen-genetische Ressourcen

EG Europaumlische Gemeinschaft

ELER Europaumlischer Landwirtschaftsfonds fuumlr die Entwicklung des laumlndlichen Raums

EPCS European Plant Conservation Strategy ndash Europaumlische Strategie zur Erhaltung der Pflanzen

EU Europaumlische Union

EUREGIO Deutsch-niederlaumlndischer Kommunal-verband e V

EURISCO European Plant Genetic Resources Search Catalogue ndash Europaumlischer Suchkatalog fuumlr Pflanzengenetische Ressourcen

EVA Nationales Evaluierungsprogramm fuumlr Pflanzengenetische Ressourcen

EWG Europaumlische Wirtschaftsgemeinschaft (seit 1994 umbenannt in EG)

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FAO Food and Agricultural Organisation of the United Nations ndash Ernaumlhrungs- und Land-wirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen

FFH Fauna-Flora-Habitat

GABI Genomanalyse im Biologischen System Pflanze

GAK Gemeinschaftsaufgabe bdquoVerbesserung der Agrarstruktur und des Kuumlstenschutzesldquo

GAP Gemeinsame Agrarpolitik

GBIF Global Biodiversity Information Facility

GBIS Genbankinformationssystem des IPK

GCDT Global Crop Diversity Trust ndash Globaler Fonds fuumlr die Nutzpflanzenvielfalt

GEVIP Grenzuumlberschreitende Entwicklung und Vermarktung innovativer Pflanzen-produkte

GIS Geoinformationssystem

GSPC Global Strategy for Plant Conservation ndash Globale Strategie zum Erhalt der Pflan-zenvielfalt

HNV High Nature Value Farmland ndash Indikator fuumlr Landwirtschaftsflaumlchen mit hohem Naturwert

IBV Informations- und Koordinationszentrum fuumlr Biologische Vielfalt

IPEN International Plant Exchange Network ndash Internationales Pflanzenaustausch- netzwerk

IPK Leibniz-Institut fuumlr Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung

ITPGRFA International Treaty on Plant Genetic Resources for Food and Agriculture ndash Internationaler Vertrag uumlber pflanzen-genetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

JKI Julius Kuumlhn-Institut ndash Bundesforschungs-institut fuumlr Kulturpflanzen

KULAP Kulturlandschaftsprogramm

LfL Bayrische Landesanstalt fuumlr Landwirt-schaft

MAA Most Appropriate Areas

MoU Memorandum of Understanding ndash Kooperationsvereinbarung

MuD Modell- und Demonstrationsvorhaben

MLS Multilateral System of Access and Benefit-Sharing ndash Multilaterales System fuumlr Zugang und Vorteilsausgleich

NICE-D Nationale Informationsinfrastruktur fuumlr Charakterisierungs- und Evaluierungs- daten in Deutschland

PGRDEU Nationales Inventar Pflanzengenetische Ressourcen in Deutschland

PGR Pflanzengenetische Ressourcen

PGRFA Plant Genetic Resources for Food and Agriculture ndash Pflanzengenetische Ressour-cen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

RL Richtlinie

SaatG Saatgutverkehrsgesetz

SMTA Standard Material Transfer Agreement ndash Standardisierte Materialuumlbertragungs-vereinbarung

SortG Sortenschutzgesetz

UPOV International Union for the Protection of New Varieties of Plants ndash Internationaler Verband zum Schutz von Pflanzenzuumlch-tungen

VITIS Europaumlische Fruchtartendatenbanken fuumlr Vitis

WEL Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

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7 Literatur

BfN (1999) Daten zur Natur Landwirtschaftsverlag Muumlnster

BLAG (Bund-Laumlnder-Arbeitsgruppe bdquoForstliche Genressourcen und Forstsaatgutrechtldquo) (2000) Konzept zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung forstlicher Genressourcen in der Bundesrepublik Deutschland

BLE (2008) Pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Er-naumlhrung und Landwirtschaft in Deutschland Zweiter Nationaler Bericht Schriftenreihe des Informations- und Koordinationszentrums fuumlr Biologische Vielfalt Band 29

BMELV (2007) Agrobiodiversitaumlt erhalten Potenziale der Land- Forst- und Fischereiwirtschaft erschlieszligen und nachhaltig nutzen Eine Strategie des BMELV fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt fuumlr die Ernaumlhrung Land- Forst- und Fischerei-wirtschaft

BML (1996) Nutzpflanzen - Vielfalt fuumlr die Zukunft Deutscher Bericht zur Vorbereitung der 4 Internationalen Technischen Konferenz der FAO uumlber Pflanzengenetische Ressourcen vom 17-23 Juni 1996 in Leipzig Sonderdruck 625-1396 Bonn

BML (1997) 4 Internationale Technische Konferenz der FAO uumlber Pflanzengenetische Ressourcen-Schriften zu Genetischen Ressourcen (Sonder-band) Bonn

BML (2000a) Genetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung Landwirtschaft und Forsten Reihe A Angewandte Wissenschaft Heft 487 Landwirt-schaftsverlag Muumlnster-Hiltrup

BML (2000b) Statistisches Jahrbuch uumlber Ernaumlhrung Landwirtschaft und Forsten Landwirtschafts-verlag Muumlnster-Hiltrup

Bommer DFR amp K Beese (1990) Pflanzengenetische Ressourcen ndash Ein Konzept zur Erhaltung und Nutzung fuumlr die Bundesrepublik Deutschland Schriftenreihe des Bundesministeriums fuumlr Ernaumlhrung Landwirtschaft und Forsten Reihe A Angewandte Wissenschaft Heft 388

FAO (1996) Global Plan of Action for the Conservati-on and Sustainable Utilization of Plant Genetic Resources for Food and Agriculture FAO Rom

FAO (2010) The Second Report on the State of the Worldacutes Plant Genetic Resources for Food and Agriculture Rome

Hammer K (1998) Agrarbiodiversitaumlt und pflanzen-genetische Ressourcen Schriften zu Geneti-schen Ressourcen Band 10 ZADI Bonn

Korneck D amp H Sukopp (1988) Rote Liste der in der Bundesrepublik Deutschland ausgestorbenen verschollenen und gefaumlhrdeten Farn- und Bluumltenpflanzen und ihre Auswertung fuumlr den Arten- und Biotopschutz Schr ndashRF Vegeta-tionskunde 19

Korneck D M Schnittler amp I Vollmer (1996) Rote Liste der Farn- und Bluumltenpflanzen Deutsch-lands Schr-R f Vegetationskunde 28

Laliberte B Maggioni L Maxted N amp V Negri (eds) (2000) Report of a Task Force on Wild Species Conservation in Genetic Reserves and a Task Force on On-farm Conservation and Manage-ment IPGRI Rom

Leopold J (1998) Saatgut-Nachbau und Saatgut-Pflege ndash eine Umfrage bei Demeter-Landwirten und ndashGaumlrtnern ndash Forschungsring fuumlr biolo-gisch-dynamische Wirtschaftsweise Darm-stadt

Schneider C U Sukopp amp H Sukopp (1994) Bio-logisch-oumlkologische Grundlagen des Schutzes gefaumlhrdeter Segetalpflanzen Schr-R f Vege-tationskunde 26

63

8 Zitierte Gesetzestexte und Mitteilungen

BMJ (1993) Gesetz zu dem Uumlbereinkommen uumlber die biologische Vielfalt vom 05 Juni 1992 Bundesgesetzblatt Teil II Z 1998 A 09 Sept 1993 Nr 32

BMELV (2011) Richtlinie zur Foumlrderung von Modell- und Demonstrationsvorhaben im Bereich der Erhaltung und innovativen nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt

BMU (2012) Leitfaden zur Verwendung gebietseige-ner Gehoumllze Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) Stand Januar 2012 httpwwwbmudefilespdfsallgemeinapplicationpdfleitfaden_ gehoelze_bfpdf Letzter Zugriff 06032012

Bundesnaturschutzgesetz vom 29 Juli 2009 (BGBl I S 2542) das zuletzt durch Artikel 5 des Geset-zes vom 6 Februar 2012 (BGBl I S 148) geaumln-dert worden ist

KOM (2001) Mitteilung der Kommission an den Rat und das Europaumlische Parlament ndash Aktionsplan zur Erhaltung der Biologischen Vielfalt in der Landwirtschaft KOM20010162 endg

KOM (2006) Mitteilung der Kommission Eindaumlm-mung des Verlusts der Biologischen Vielfalt bis zum Jahr 2010 ndash Und daruumlber hinaus KOM (2006) 216 endg

KOM (2010) Mitteilung der Kommission an das Euro-paumlische Parlament den Rat den Europaumlischen Wirtschafts- und Sozialausschuss und den Ausschuss der Regionen ndash Die GAP bis 2020 Nahrungsmittel natuumlrliche Ressourcen und laumlndliche Gebiete ndash die kuumlnftigen Herausfor-derungen KOM (2010) 6725

Verordnung uumlber das Inverkehrbringen von Saatgut von Erhaltungsmischungen vom 6 Dezember 2011 (BGBl I S 2641)

Verordnung uumlber die Zulassung von Erhaltungssor-ten und das Inverkehrbringen von Saat- und Pflanzgut von Erhaltungssorten vom 21 Juli 2009 (BGBl I S 2107)

Vierzehnte Verordnung zur Aumlnderung saatgutrecht-licher Verordnungen vom 17 Dezember 2010 (BGBl I S 2128)

VO (EG) Nr 8702007

VO (EG) Nr 16882005 (ELER-VO)

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9 Weiterfuumlhrende Informationen und Adressverzeichnis

Weiterfuumlhrende Informationen Hintergrundmaterial und ein aktuelles Adressverzeichnis fuumlr alle am vorliegenden Fachprogramm beteiligten Akteure findet sich im Informationssystem Genetische Ressourcen GENRES (httpwwwgenresdekultur-und-wildpflanzenrahmenbedingungenfachprogramm)

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ImpressumHerausgeberBundesministerium fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (BMEL)Wilhelmstraszlige 54 10117 Berlin

StandJanuar 2015

Text und AnsprechpartnerBundesministerium fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (BMEL)Referat 522Biologische Vielfalt und BiopatenteRochusstraszlige 153123 BonnTelefon +49 228 99 529-0

Gestaltungdesignidee buumlro_fuumlr_gestaltung Erfurt

BildnachweisChristian PedantFotoliacom S 1 BMELPhototheknetThomas Koumlhler S 4 R_RFotoliacom S 6 12 Herrn Dr Hoffmann ZALF S 15 S 45 Xochiquetzal FonsecaCIMMYT S 19 BMEL designidee S 28Europa-Rosarium Sangerhausen Frau Schulz S 30 B Ditsch BG Dresden S 53 Thomas Stephan Dominic MenzlerBundesanstalt fuumlr Landwirt-schaft und Ernaumlhrung (BLE)wwwoekolandbaude S 8 9 16 18 20 34 37 40 51 54 56 Informations- und Koordinationszentrum fuumlr Biologische Vielfalt (IBV) S 7 10 23 25 27 31 32 34 35 36 40 43 44 59N HirneisenPicleasecom H Winter Picleasecom S 11 FocalPointFo-toliacom S 41 G EllwangerPicleasecom H Duty Picleasecom

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Diese Broschuumlre wird im Rahmen der Oumlffentlichkeits- arbeit des BMEL kostenlos herausgegeben Sie darf nicht im Rahmen von Wahlwerbung politischer Parteien oder Gruppen eingesetzt werden

Weitere Informationen finden Sie im Internet unterwwwbmelde

  • Nationales Fachprogramm zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung pflanzen- genetischer Ressourcen landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Kulturpflanzen Pflanzengenetische Ressourcen in Deutschland
    • Inhalt
    • Vorwort
      • Sehr geehrte Leserinnnen und Leser
        • 1 Einleitung
        • 2 Bedeutung Gefaumlhrdung und Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen
          • 21 Begriffsbestimmungen
          • 22 Bedeutung
          • 23 Zustand und Gefaumlhrdung
          • 24 Erhaltung pflanzen- genetischer Ressourcen
            • 3 Politische und rechtliche Rahmen- bedingungen
              • 31 Internationale Ebene
                • 311 Uumlbereinkommen uumlber die biologische Vielfalt
                • 312 Internationaler Vertrag uumlber pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft
                  • Kommission fuumlr Genetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft der FAO
                    • 313 Globaler Treuhandfonds fuumlr Nutzpflanzenvielfalt
                      • 32 Europaumlische Ebene
                        • 321 EU-Agrarpolitik
                        • 322 Europaumlisches Kooperationsprogramm fuumlr pflanzengenetische Ressourcen
                          • 33 Nationale Ebene
                            • 331 Zugang zu pflanzengenetischen Ressourcen
                            • 332 RechtlicherRahmenfuumlrdas InverkehrbringenvonSaat-und Pflanzgut
                            • 333 AuswirkungendesNaturschutzrechts
                                • 4 Schwerpunkte des Arbeitsprogramms
                                  • 41 Ex-situ-Erhaltung
                                    • Handlungsbedarf
                                    • 411 BundeszentraleGenbankfuumlr landwirtschaftlicheund gartenbaulicheKulturpflanzen
                                      • Handlungsbedarf
                                        • 412 DeutscheGenbankObst
                                          • Handlungsbedarf
                                            • 413 DeutscheGenbankReben
                                              • Handlungsbedarf
                                                • 414 DeutscheGenbankZierpflanzen
                                                  • Handlungsbedarf
                                                    • 415 Genbank fuumlr Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft
                                                      • Handlungsbedarf
                                                        • 416 Implementierung der bdquoEuropaumlischen Genbankldquo (AEGIS) im Rahmen des ECPGR
                                                          • Handlungsbedarf
                                                            • 417 Implementierung des Multilateralen Systems (MLS) des Internationalen Vertrags
                                                              • Handlungsbedarf
                                                                  • 42 In-situ-Erhaltung
                                                                    • 421 On-farm-Bewirtschaftung
                                                                      • 4211 Weiterentwicklung der bdquoRoten Liste der gefaumlhrdeten einheimischen Nutzpflanzenldquo
                                                                        • Handlungsbedarf
                                                                          • 4212 Staumlrkung der On-farm-Erhaltung und -Bewirtschaftung
                                                                            • Handlungsbedarf
                                                                              • 4213 Erhaltung und nachhaltige Nutzung der genetischen Vielfalt im Gruumlnland
                                                                                • Handlungsbedarf
                                                                                  • 4214 Aufbau von Kompetenzzentren
                                                                                    • Handlungsbedarf
                                                                                      • 4215 AufbauvonFortbildungsangeboten imBereichOn-farm-Erhaltung pflanzengenetischerRessourcen
                                                                                        • Handlungsbedarf
                                                                                            • 422 In-situ-ErhaltungvonWildpflanzen fuumlrErnaumlhrungundLandwirtschaft (WEL)
                                                                                              • Handlungsbedarf
                                                                                              • 4221 IdentifizierungvonSchwerpunktarten
                                                                                                • Handlungsbedarf
                                                                                                  • 4222 BestandsstuumltzendeMaszlignahmen
                                                                                                    • Handlungsbedarf
                                                                                                      • 4223 IdentifizierungAufbauundAusweisung bdquogenetischerSchutzgebieteldquo
                                                                                                        • Handlungsbedarf
                                                                                                          • 4224 VerwendunggebietseigenerWildpflanzen inderfreienNatur
                                                                                                            • Handlungsbedarf
                                                                                                              • 43 Nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen
                                                                                                                • 431 WeiterfuumlhrungvonAgrarumwelt- maszlignahmen
                                                                                                                  • Handlungsbedarf
                                                                                                                    • 432 Weiterentwicklungnachhaltiger Nutzungssysteme
                                                                                                                      • Handlungsbedarf
                                                                                                                        • 433 EntwicklungundVerbesserungvon IndikatorenfuumlrdieBestimmungder Gefaumlhrdungvonpflanzengenetischen Ressourcen
                                                                                                                          • Handlungsbedarf
                                                                                                                            • 434 FoumlrderungderEvaluierungund Charakterisierung
                                                                                                                              • Handlungsbedarf
                                                                                                                                • 435 ErschlieszligungvonInnovationspoten- zialenpflanzengenetischerRessourcen durchdieZuumlchtungsforschung
                                                                                                                                  • Handlungsbedarf
                                                                                                                                    • 436 Erweiterungdergenetischen DiversitaumltdurchdenAufbauvon Evolutionsramschen
                                                                                                                                      • Handlungsbedarf
                                                                                                                                        • 437 VermarktungvonbdquoVielfaltsproduktenldquo
                                                                                                                                          • Handlungsbedarf
                                                                                                                                              • 44 Information und Dokumentation
                                                                                                                                                • 441 Auf-undAusbauinstitutioneller Informationsinfrastruktur
                                                                                                                                                  • Handlungsbedarf
                                                                                                                                                    • 442 PortalfuumlrEx-situ-Erhaltungskulturen einheimischerWildpflanzen
                                                                                                                                                      • Handlungsbedarf
                                                                                                                                                        • 443 Auf-undAusbaueinerDokumen- tationsinfrastrukturzwischenBund undLaumlndernfuumlrdenBereichin situ undon farm
                                                                                                                                                          • Handlungsbedarf
                                                                                                                                                            • 444 NationalesInventarbdquoPGRDEUldquo
                                                                                                                                                              • Handlungsbedarf
                                                                                                                                                                • 445 NationaleInformationsinfrastruktur fuumlrCharakterisierungs-undEvaluie- rungsdaten
                                                                                                                                                                  • Handlungsbedarf
                                                                                                                                                                    • 446 Bundesinformationssystem GenetischeRessourcen
                                                                                                                                                                      • Handlungsbedarf
                                                                                                                                                                          • 45 Oumlffentlichkeitsarbeit
                                                                                                                                                                            • Handlungsbedarf
                                                                                                                                                                                • 5 Organisation und Durchfuumlhrung
                                                                                                                                                                                • 6 Abkuumlrzungsverzeichnis
                                                                                                                                                                                • 7 Literatur
                                                                                                                                                                                • 8 Zitierte Gesetzestexte und Mitteilungen
                                                                                                                                                                                • 9 Weiterfuumlhrende Informationen und Adressverzeichnis
                                                                                                                                                                                • Impressum
                                                                                                                                                                                  • Herausgeber
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                                                                                                                                                                                  • Gestaltung
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Page 3: Pflanzengenetische Ressourcen in Deutschland - BMEL

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42 In-situ-Erhaltung 35421 On-farm-Bewirtschaftung 354211 Weiterentwicklung der bdquoRoten Liste der gefaumlhrdeten einheimischen Nutzpflanzenldquo 364212 Staumlrkung der On-farm-Erhaltung und -Bewirtschaftung 374213 Erhaltung und nachhaltige Nutzung der genetischen Vielfalt im Gruumlnland 384214 Aufbau von Kompetenzzentren 404215 Aufbau von Fortbildungsangeboten im Bereich On-farm-Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen 41422 In-situ-Erhaltung von Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (WEL) 424221 Identifizierung von Schwerpunktarten 434222 Bestandsstuumltzende Maszlignahmen 444223 Identifizierung Aufbau und Ausweisung bdquogenetischer Schutzgebieteldquo 444224 Verwendung gebietseigener Wildpflanzen in der freien Natur 45

43 NachhaltigeNutzungpflanzengenetischerRessourcen 46431 Weiterfuumlhrung von Agrarumweltmaszlignahmen 46432 Weiterentwicklung nachhaltiger Nutzungssysteme 47433 Entwicklung und Verbesserung von Indikatoren fuumlr die Bestimmung der Gefaumlhrdung von pflanzengenetischen Ressourcen 48434 Foumlrderung der Evaluierung und Charakterisierung 48435 Erschlieszligung von Innovationspotenzialen pflanzengenetischer Ressourcen durch die Zuumlchtungsforschung 49436 Erweiterung der genetischen Diversitaumlt durch den Aufbau von Evolutionsramschen 50437 Vermarktung von bdquoVielfaltsproduktenldquo 51

44 InformationundDokumentation 52441 Auf- und Ausbau institutioneller Informationsinfrastruktur 52442 Portal fuumlr Ex-situ-Erhaltungskulturen einheimischer Wildpflanzen 53443 Auf- und Ausbau einer Dokumentationsinfrastruktur zwischen Bund und Laumlndern fuumlr den Bereich in situ und on farm 54444 Nationales Inventar bdquoPGRDEUldquo 54445 Nationale Informationsinfrastruktur fuumlr Charakterisierungs- und Evaluierungsdaten 55446 Bundesinformationssystem Genetische Ressourcen 56

45 Oumlffentlichkeitsarbeit 57

5 ORGANISATIONUNDDURCHFUumlHRUNG 58

6 ABKUumlRZUNGSVERZEICHNIS 60

7 LITERATUR 62

8 ZITIERTEGESETZESTEXTEUNDMITTEILUNGEN 63

9 WEITERFUumlHRENDEINFORMATIONENUNDADRESSVERZEICHNIS 64

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Vorwort

Sehr geehrte Leserinnnen

und Leser

Pflanzen bilden die Grundlage unseres Lebens Sie sind die Basis einer nachhaltigen Landwirtschaft und Quelle gesunder und sicherer Nahrungsmittel Sie liefern Roh-stoffe und Energie

Wir koumlnnen heute auf einen groszligen Schatz pflanzenge-netischer Ressourcen zuruumlckgreifen Unsere heimische Flora umfasst ca 3500 Arten Mehr als 2800 dieser Arten sind entweder direkt fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft nutzbar oder koumlnnen in der Pflanzenzuumlchtung eingesetzt werden Zudem verfuumlgen wir uumlber eine groszlige geneti-sche Vielfalt angepasster Kulturpflanzen Diese entstand durch staumlndige Auslese und Weiterentwicklung und damit durch die Arbeit der Baumluerinnen und Bauern Die Vielfalt der Nutzpflanzen sowie das Wissen uumlber Anbau Vermehrung und Nutzung sind somit auch ein bedeu-tender Teil unseres kulturellen Erbes

Neben der wirtschaftlichen Bedeutung ist die Vielfalt der genutzten und nutzbaren Pflanzen eine wertvolle Res-source fuumlr kuumlnftige Nutzungen und Innovationen Neue Rahmenbedingungen die beispielsweise durch Klima-verschiebungen oder eine veraumlnderte Nachfrage entste-hen erfordern eine Anpassung unserer Pflanzen Hierfuumlr muumlssen wir auf unsere pflanzengenetischen Ressourcen zuruumlckgreifen Vielfalt ist eine grundlegende Vorausset-zung fuumlr zukuumlnftige Nutzungen und zuumlchterischen Fort-schritt Einmal verloren gegangene biologische Vielfalt ist nicht wieder herstellbar Aus diesem Grund ist in be-sonderer Weise Vorsorge geboten

Hier setzt das nationale Fachprogramm an Es bildet die wesentliche Grundlage fuumlr bundesweit abgestimmte Ak-tivitaumlten zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung unse-rer genetischen Ressourcen Die vorliegende Uumlberarbei-tung traumlgt bedeutenden Entwicklungen seit der ersten Auflage aus dem Jahr 2002 Rechnung

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Dazu gehoumlrt in erster Linie der Beitritt Deutschlands zum bdquoInternationalen Vertrag fuumlr pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaftldquo im Jahr 2004 Ziel des Vertrages ist es pflanzengenetische Res-sourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft langfristig zu erhalten und nachhaltig zu nutzen Deutschland hat sich fuumlr diesen Vertrag eingesetzt und gehoumlrt auch heute noch zu seinen wesentlichen Unterstuumltzern Das vorlie-gende Fachprogramm spielt in der Umsetzung des inter-nationalen Vertrages eine wichtige Rolle

Zudem wurde die Sektorstrategie des BMEL bdquoAgrobio-diversitaumlt erhalten Potenziale der Land- Forst- und Fischereiwirtschaft erschlieszligen und nachhaltig nutzenldquo erarbeitet Diese Strategie bildet einen Rahmen fuumlr die sektoralen nationalen Fachprogramme die fuumlr pflan-zen- tier- forst- und aquatische genetische Ressourcen erstellt worden sind Auch sie ist bei der Neufassung des Fachprogramms beruumlcksichtigt worden

Eine der wichtigsten Aufgaben des Fachprogramms ist es die wesentlichen Akteure auf dem Gebiet der Erhal-tung und nachhaltigen Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen zusammenzubringen Eine tragende Saumlu-le bildet dabei der Beratungs- und Koordinierungsaus-schuss fuumlr genetische Ressourcen landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Kulturpflanzen Den Ausschussmit-gliedern moumlchte ich meinen besonderen Dank fuumlr ihre Arbeit aussprechen

Danken moumlchte ich auch den vielen Menschen die durch ihre taumlgliche Arbeit als Bauern Gaumlrtner oder sons-tige Erhalter oder auch durch bewusste Konsument-scheidungen dazu beitragen die heute noch bestehende Vielfalt fuumlr die nachfolgenden Generationen zu sichern

Christian Schmidt MdBBundesminister fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

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1 Einleitung

Das Bundesministerium fuumlr Ernaumlhrung Landwirt-schaft und Forsten (BML) hatte u a zur Umsetzung des Uumlbereinkommens uumlber die biologische Vielfalt (CBD) 1999 eine Konzeption zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung genetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung Landwirtschaft und Forsten in seiner Schriftenreihe (BML Heft 487) veroumlffentlicht Das darin vorgesehene nationale Programm setzte sich aus sektoralen Fachprogrammen zu den einzelnen Teilgebieten genetischer Ressourcen zusammenAufbauend auf die bereits 1990 veroumlffentlichte Kon-zeption fuumlr Pflanzengenetische Ressourcen wurde 2001 das erste Nationale Fachprogramm zur Erhal-tung und nachhaltigen Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Kulturpflanzen erarbeitet Es wurde 2002 von der Agrarministerkonferenz verabschiedet und war bis 2011 die wesentliche Grundlage fuumlr bundesweit ab-gestimmte Aktivitaumlten auf diesem Gebiet in Deutsch-land

Im Jahr 2004 trat der Internationale Vertrag uumlber pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft in Kraft Als Vertragsstaat verpflichtet sich Deutschland pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft langfristig zu erhal-ten und nachhaltig zu nutzen Die Vertragsstaaten verpflichten sich zudem bei ihren Erhaltungsbemuuml-hungen zur gegenseitigen Unterstuumltzung und inter-nationalen Zusammenarbeit

Mit der Erarbeitung der Strategie des Bundesministe-riums fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (BMEL) fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der biologi-schen Vielfalt fuumlr die Ernaumlhrung Land- Forst- und Fischereiwirtschaft im Jahr 20071 (kurz Agrobiodi-versitaumltsstrategie) wurde die Erhaltung genetischer Ressourcen in ein uumlbergreifendes Konzept zur Erhal-tung und nachhaltigen Nutzung der Agrobiodiversitaumlt eingebettet Diese BMEL-Strategie ergaumlnzt die vom Bundeskabinett 2007 beschlossene Nationale Strate-gie fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt

Aufgrund geaumlnderter Rahmenbedingungen auf nationaler und internationaler Ebene und unter Beruumlcksichtigung der Fortschritte und Erfahrungen aus der bisherigen Umsetzung des nationalen Fach-programms wurde eine grundlegende Aktualisierung vorgenommen

Die Struktur des nun vorliegenden zweiten Fach-programms orientiert sich weiterhin am Globalen Aktionsplan der Ernaumlhrungs- und Landwirtschaftsor-ganisation der Vereinten Nationen2 (Food and Agri-culture Organisation of the United Nations - FAO) und seinen vier Hauptbereichen In-situ-Erhaltung und Entwicklung Ex-situ-Erhaltung Nachhaltige Nutzung und Staumlrkung institutioneller und personeller Kapa-zitaumlten

Das Fachprogramm wird durch den Beratungs- und Koordinierungsausschuss fuumlr genetische Ressour-cen landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Kul-turpflanzen (BEKO) begleitet Dieser besteht aus 17 Mitgliedern die von Bundes- und Landesbehoumlrden Fachverbaumlnden und Organisationen aus Wissenschaft und Wirtschaft benannt und gegebenenfalls auch als sachkundige Einzelpersonen vom BMEL berufen werden

1 httpwwwgenresdefileadminSITE_GENRESdownlo-adsdocsStrategiepapierAgrobiodiversitaet_deutschpdf2 httpwwwglobalplanofactionorgidgpa

Der Bund die Laumlnder sowie die verschiedenen staat-lichen und privaten Einrichtungen Gremien und sonstigen Akteure stellen durch gemeinsame An-strengungen und eigene Leistungen die Umsetzung

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des Nationalen Fachprogramms sicher Die Bundes-laumlnder unterstuumltzen das Nationale Fachprogramm durch eigene Laumlnderprogramme oder durch einzelne Maszlignahmen in anderen bestehenden Programmen

Mit dem Fachprogramm werden

Informationen uumlber Bedeutung Vorkommen und Erhaltungszustand der jeweiligen genetischen Ressourcen erhoben zusammengefuumlhrt konso-lidiert ausgewertet und zu einem Gesamtbild zusammengefuumlgt das als Entscheidungsgrundlage dientMaszlignahmen zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung genetischer Ressourcen entwickelt deren Umsetzung angestoszligen werden sollen undinstitutionelle personelle und finanzielle Ressour-cen gebuumlndelt sowiedie maszliggeblichen Akteure aus Verwaltung For-schung und dem gesellschaftlichen Umfeld zu-sammengefuumlhrt

BluumlhenderAckerrandstreifen

Ausgehend von den internationalen und nationa-len Vorgaben insbesondere der Agrobiodiversi-taumltsstrategie des BMEL sind die wesentlichen Zie-le des Nationalen Fachprogramms zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen landwirtschaftlicher und gartenbauli-cher Kulturpflanzen

Ressourcen sichern die Vielfalt der wild wachsenden und der kultivierten pflanzen-genetischen Ressourcen langfristig in wissen-schaftlich abgesicherter und kosteneffizienter Weise in situ und ex situ erhaltenOumlkosysteme erhalten einen Beitrag zur Erhaltung und Wiederherstellung landwirt-schaftlich und gartenbaulich gepraumlgter Oumlko-systeme einschlieszliglich der obstbaulichen und Gruumlnlandoumlkosysteme leistenVielfalt nutzen pflanzengenetische Ressour-cen durch geeignete Maszlignahmen u a durch Charakterisierung Evaluierung Dokumen-tation zuumlchterische Erschlieszligung Bildungs- und Oumlffentlichkeitsarbeit verstaumlrkt nutzbar machenAnbau diversifizieren eine groumlszligere Vielfalt landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Kulturpflanzenarten und -sorten (einschlieszlig-lich Zierpflanzen) in Deutschland nachhaltig wirtschaftlich nutzenZustaumlndigkeiten darlegen mehr Transpa-renz bei den verteilten Zustaumlndigkeiten und Verantwortlichkeiten von Bund Laumlndern und Gemeinden sowie den auf dem Gebiet taumltigen Organisationen und Institutionen bei der Er-haltung und Nutzung der pflanzengenetischen Ressourcen herstellen undNational und international zusammenarbei-ten Synergien nutzen die sich aus einer ver-staumlrkten Zusammenarbeit auf der nationalen uumlberstaatlich-regionalen und internationalen Ebene ergeben koumlnnen und diese foumlrdern

Bohnenvielfalt

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2 Bedeutung Gefaumlhrdung und Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen

21 Begriffsbestimmungen

Fuumlr die im vorliegenden Fachprogramm verwendeten Begriffe gelten die im Rahmen des Internationalen Vertrags uumlber pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (International Treaty on Plant Genetic Resources for Food and Agriculture ndash Internationaler Vertrag) bzw dem Uumlbereinkommen uumlber die biologische Vielfalt (Convention on Biological Diversity ndash CBD) erarbeiteten Begriffsbestimmungen

Oumlkosystem bedeutet einen dynamischen Komplex von Gemeinschaften aus Pflanzen Tieren und Mikro-organismen sowie deren nicht lebender Umwelt die als funktionelle Einheit in Wechselwirkung stehen

Biologische Vielfalt ist die Variabilitaumlt unter lebenden Organismen jeglicher Herkunft darunter u a Land- Meeres- und sonstige aquatische Oumlkosysteme und die oumlkologischen Komplexe zu denen sie gehoumlren dies umfasst die Vielfalt innerhalb der Arten und zwischen den Arten und die Vielfalt der Oumlko-systeme

Genetische Ressourcen sind genetisches Material von tatsaumlchlichem oder potenziellem Wert

Genetisches Material ist jedes Material pflanzlichen tierischen mikrobiellen oder sonstigen Ursprungs das funktionale Erbeinheiten enthaumllt

Pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft bedeutet jedes genetische Material pflanzlichen Ursprungs das einen tatsaumlchlichen oder potenziellen Wert fuumlr Ernaumlhrung und Landwirt-schaft hat

Ex-situ-Erhaltung ist die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft auszligerhalb ihres natuumlrlichen Lebensraums

In-situ-Erhaltung bedeutet die Erhaltung von Oumlkosystemen und natuumlrlichen Lebensraumlumen sowie die Bewahrung und Wiederherstellung lebensfaumlhiger Populationen von Arten in ihrer natuumlrlichen Umge-bung und ndash im Fall domestizierter oder gezuumlchteter Pflanzenarten ndash in der Umgebung in der sie ihre besonderen Eigenschaften entwickelt haben

Nachhaltige Nutzung ist die Nutzung von Bestandteilen der biologischen Vielfalt in einer Weise und in einem Ausmaszlig die nicht zum langfristigen Ruumlckgang der biologischen Vielfalt fuumlhren wodurch ihr Po-tential erhalten bleibt die Beduumlrfnisse und Wuumlnsche heutiger und kuumlnftiger Generationen zu erfuumlllen

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On-farm-Bewirtschaftung als besondere Form der In-situ-Erhaltung ist die Erhaltung und Weiterent-wicklung lokal oder regional angepasster so genannter Landsorten in der Umgebung in der sie ihre besonderen Eigenschaften entwickelt haben d h im landwirtschaftlichen Betrieb im weiteren Sinne

Landsorten sind Populationen oder Klone innerhalb einer Kulturart die durch reproduzierbare Ausprauml-gung ihrer Merkmale definiert sind und sich in der Regel aus mehreren morphologisch oder physiolo-gisch voneinander abweichenden Typen zusammensetzen die sich laufend an die natuumlrlichen Umwelt-bedingungen ihrer Region anpassen

Erhaltungssorten im Sinne des Saatgutrechts sind Sorten von landwirtschaftlichen Arten und Gemuuml-searten die traditionell in bestimmten Gebieten (Ursprungsregionen) angebaut wurden an die natuumlr-lichen oumlrtlichen und regionalen Umweltbedingungen angepasst von genetischer Erosion bedroht und hinsichtlich der Erhaltung von pflanzengenetischen Ressourcen bedeutsam sind

Amateursorten im Sinne des Saatgutrechts sind Sorten von Gemuumlsearten die an sich ohne Wert fuumlr den Anbau zu kommerziellen Zwecken sind und die fuumlr den Anbau unter besonderen klimatischen boden- oder agrotechnischen Bedingungen gezuumlchtet wurden

22 Bedeutung

Von der Landnutzung in Deutschland entfaumlllt etwas mehr als die Haumllfte auf die Landwirtschaft ndash unsere agrarisch gepraumlgten Kulturlandschaften Die dort angebauten oder genutzten Kulturpflanzen haben aufgrund der damit erzeugten Produkte eine erheb-liche oumlkonomische Bedeutung ihre Nutzung bietet vielen Menschen in Deutschland Nahrung Beschaumlf-tigung und Einkommen Kulturlandschaften haben aufgrund ihrer Ausdehnung bei uns als Lebensraumlume fuumlr Pflanzen und Tiere einen hohen oumlkologischen Stellenwert

Der groumlszligte Teil der heute vorhandenen genetischen Vielfalt unserer Nutzpflanzen entstand durch staumln-dige Auslese und Weiterentwicklung im Rahmen der landwirtschaftlichen Produktion damit ist die da-durch entstandene Vielfalt in Form von angepassten Kulturpflanzenarten und -sorten sowie des Wissens uumlber Anbau Vermehrung und Nutzung auch Teil unseres kulturellen Erbes

Uumlber den aktuellen oumlkonomischen Nutzen hinaus stellt die Vielfalt der genutzten und nutzbaren Pflan-zen aufgrund der Vererbbarkeit ihrer Eigenschaf-ten zudem eine wertvolle Ressource fuumlr zukuumlnftige Nutzungen und eine Grundlage fuumlr Innovationen und erweiterte wirtschaftliche Aktivitaumlten dar Auch eine Anpassung an veraumlnderte Rahmenbedingungen wie Klimaveraumlnderungen oder veraumlnderte Nachfra-ge koumlnnen den Ruumlckgriff auf pflanzengenetische

Ressourcen erfordern Die Vielfalt ist eine grundle-gende Voraussetzung fuumlr zukuumlnftige Nutzungen und zuumlchterischen Fortschritt Einmal verloren gegangene biologische Vielfalt ist nicht wieder herstellbar Aus diesem Grunde ist in besonderer Weise Vorsorge geboten

Daruumlber hinaus sind kulturelle und aumlsthetische Werte zu beruumlcksichtigen Bei den Zierpflanzen haben letz-tere auch unmittelbar groszlige oumlkonomische Bedeutung erlangt Traditionelle Arten oder alte Sorten von Kulturpflanzen zeugen von den kulturellen Leis-tungen fruumlherer Generationen und der historischen Entwicklung des Land- und Gartenbaus in einer Region Traditionelle Formen der agrarisch gepraumlgten Kulturlandschaften haben zudem einen besonderen Erlebnis- oder Erholungswert der unter dem Stich-wort bdquoDiversifizierung der Land- und Forstwirtschaftldquo regional wiederum oumlkonomische Bedeutung als Standortfaktor erlangt

AnbauverschiedenerSalatsorten

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23 Zustand

und Gefaumlhrdung

Die Ausgangslage hinsichtlich Zustand und Gefaumlhr-dung landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Kul-turen sowie fuumlr den Weinbau werden in der Agrobio-diversitaumltsstrategie des BMEL beschrieben Weitere Informationen zu landwirtschaftlichen Nutzpflanzen Gruumlnlandpflanzen Gemuumlse Obstkulturen Zierpflan-zen Sonderkulturen und potentiell nutzbaren Wild-pflanzen finden sich im zweiten Nationalen Bericht uumlber Pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft in Deutschland aus dem Jahr 20083 Die Nationalen Berichte bildeten auch die Grundlage fuumlr den zweiten Weltzustandsbericht uumlber pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft der FAO4

Auch wenn sich einige Arten infolge gezielter Erhal-tungsmaszlignahmen erholen konnten ist insgesamt die Vielfalt der genutzten Arten und teilweise auch die genetische Vielfalt innerhalb der Arten stark ruumlck-laumlufig Der Ruumlckgang ging einher mit einer regional unterschiedlich ausgepraumlgten Intensivierung der Landwirtschaft und der Nutzungsaufgabe von er-tragsarmen Standorten Die Gefaumlhrdung der heimi-schen Nutzpflanzenvielfalt soll zukuumlnftig vor allem durch die Weiterentwicklung der bdquoRoten Liste der gefaumlhrdeten einheimischen Nutzpflanzenldquo (s Kapitel 4211) besser dokumentiert werden

Fast ein Drittel der landwirtschaftlichen Nutzflaumlche nimmt das Gruumlnland ein Es gehoumlrt mit seinem Arten-reichtum zu den wertvollsten Agraroumlkosystemen und leistet damit neben seinem Beitrag zur landwirt-schaftlichen Produktion auch wichtige Dienste als Oumlkosystem Auch bei intensiv genutztem Gruumlnland ist ein Ruumlckgang des Artenreichtums zu verzeichnen Um moumlglichst umfassende Informationen uumlber den Artenreichtum von Gruumlnlandstandorten zu erhalten ist es zunaumlchst notwendig entsprechende Indikator- oder Kennarten zu bestimmen um dann eine Auf-nahmemethode zur Identifikation der unterschiedli-chen Gruumlnlandformen festzulegen

24 Erhaltung pflanzen-

genetischer Ressourcen

Die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft erfolgt durch zwei grundsaumltzlich unterschiedliche Wege die sich jedoch ergaumlnzen Die Ex-situ- und die In-situ-ErhaltungDie Ex-situ-Erhaltung in Deutschland erfolgt v a in Genbanken Botanischen Gaumlrten und sonstigen Institutionen Waumlhrend bei der Arbeit in den Bota-nischen Gaumlrten primaumlr die globale Artenvielfalt fuumlr Forschungs- und Ausbildungszwecke im Vordergrund steht raumlumen die Genbanken vor allem der innerart-lichen Variabilitaumlt unserer Kulturarten Prioritaumlt ein Von den deutschen Genbanken betreut die zentrale Kulturpflanzengenbank Deutschlands am Leibniz-Institut fuumlr Pflanzengenetik und Kulturpflanzenfor-schung (IPK) eine sehr artenreiche Sammlung die Ak-zessionen von uumlber 3200 Arten umfasst wobei auch hier bezogen auf die Anzahl der Muster der Samm-lungsschwerpunkt bei wenigen landwirtschaftlich be-deutenden Arten (v a Getreide) liegt Diese Genbank gehoumlrt zu den weltweit groumlszligten Sammlungen

Acker-Rittersporn(Consolida regalis)Einepotenziellnutzbare

WildpflanzefuumlrErnaumlhrungundLandwirtschaft(WEL)

3 httpwwwgenresdefileadminSITE_GENRESdownloadsschriftenreiheagrobiodiversitaet_band_29pdf4 httpwwwfaoorgdocrep013i1500ei1500e00htm

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Bluumlhende Streuobstwiese

Da die Erhaltung einiger Kulturen wie Obst Gehoumllze und Zierpflanzen nicht in den Aufgabenbereich der IPK-Genbank faumlllt ist die Etablierung weiterer spezi- alisierter Genbanken bzw Genbanknetzwerke not- wendig (siehe Kapitel 41) Ergaumlnzend bieten sich auch die Botanischen Gaumlrten fuumlr die Erhaltung genetischer Ressourcen an die gleichzeitig alte Sorten wie auch Wildarten und Wildformen von Kulturarten am na- tuumlrlichen Standort als auch ex situ erhalten koumlnnen Aber auch Erhaltungsinitiativen und sonstige Insti-tutionen einschlieszliglich Privatpersonen die speziali-sierte Sammlungen mit wenigen oder nur einer Art unterhalten koumlnnen in diese Erhaltungsaktivitaumlten einbezogen werden Zur besseren Koordination dieser Sammlungsaktivitaumlten werden derzeit Erhaltungs-infrastrukturen in Form von Genbanknetzwerken etabliert bzw weiter ausgebaut (Naumlheres hierzu siehe wwwgenresde)

Traditionell sind der Schutz und die Erhaltung in situ Schwerpunktaktivitaumlten des Naturschutzes Die Arten bleiben in ihren Oumlkosystemen den dynamischen Prozessen der Evolution ausgesetzt Die notwendige Anpassung durch natuumlrliche Selektion an wechseln-de Umwelteinfluumlsse ist so gewaumlhrleistet Mit unse-ren Kulturarten verwandte Wildpflanzen (crop wild

relatives ndash CWR) und aktuell oder potenziell nutzbare Wildarten stellen mit mehr als 2800 Arten als so-genannte Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Land-wirtschaft (WEL) einen beachtlichen Anteil unserer heimischen Flora (ca 3500 Arten) WEL leisten einen wichtigen Beitrag zur Erweiterung der genetischen Basis und sind damit fuumlr die Pflanzenzuumlchtung eine wertvolle Quelle neuer Eigenschaften In der nach-haltigen landwirtschaftlichen und gartenbaulichen Pflanzenproduktion werden heute leistungsfaumlhige und gesunde Sorten mit ausgepraumlgten Qualitaumlts-eigenschaften und guter Widerstandsfaumlhigkeit gegen Pflanzenkrankheiten und Schaumldlinge benoumltigt

Eine besondere Form der In-situ-Erhaltung ist die On-farm-Bewirtschaftung Erhaltungsinitiativen aber auch einige Betriebe des oumlkologischen Landbaus bauen alte regional angepasste Sorten (so genannte Landsorten) an Beim Erhalt gartenbaulicher Kul-turpflanzen und Sonderkulturen kann ebenfalls die traditionelle Nutzung in Gaumlrten sehr wichtig sein

Die Erhaltung und nachhaltige Nutzung genetischer Ressourcen gehoumlrt zu den wichtigen Zukunftsaufgaben von Bundes- und Landesregierungen Deutschlands

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3 Politische und rechtliche Rahmen- bedingungen

31 Internationale Ebene

311 Uumlbereinkommen uumlber die biologische Vielfalt

Das 1992 in Rio de Janeiro von der Voumllkergemein-schaft beschlossene Uumlbereinkommen uumlber die biolo-gische Vielfalt (Convention on Biological Diversity ndash CBD) verpflichtet die Vertragsstaaten zur langfris-tigen Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der auf ihrem Hoheitsgebiet vorkommenden biologischen Vielfalt Es enthaumllt auch Bestimmungen uumlber den Zugang zu genetischen Ressourcen und der Teilha-be an den sich aus der Nutzung dieser Ressourcen ergebenden Vorteile (siehe hierzu auch Kapitel 331) Deutschland ist seit 1993 Vertragspartei der CBD (Ge-setz zu dem Uumlbereinkommen vom 5 Juli 1992 uumlber die biologische Vielfalt (BGBI II 1993 1741))

Ein wichtiger Erfolg des CBD-Prozesses war die Ver-abschiedung der Bonner Leitlinien uumlber den Zugang zu genetischen Ressourcen und die gerechte und ausgewogene Beteiligung an den Vorteilen aus ihrer Nutzung im Jahr 2002 Mit der Verabschiedung des sogenannten Nagoya-Protokolls auf der 10 Vertrags-staatenkonferenz unter voller Beruumlcksichtigung be-reits bestehender internationaler Regelungen wurden die Grundlagen fuumlr kuumlnftige Regelungen zu Zugang und Vorteilsausgleich geschaffen

Fuumlr den Schutz die Erhaltung und nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen ist daruumlber hinaus die 2002 im Rahmen der CBD verabschiede-te Globale Strategie zum Erhalt der Pflanzenvielfalt (Global Strategy for Plant Conservation ndash GSPC) von Bedeutung Sie stellt ein Instrument dar um das 2010-Ziel (signifikante Verminderung des Verlusts an biologischer Vielfalt) welches durch die Staats- und Regierungschefs anlaumlsslich des Weltgipfels fuumlr nach-haltige Entwicklung (World Summit on Sustainable Development) 2002 beschlossen wurde zu erreichen Alle Vertragsstaaten der CBD sind aufgefordert die GSPC bei der Erarbeitung von nationalen Strategien

und Programmen zu beruumlcksichtigen Auf der 10 Vertragsstaatenkonferenz der CBD im Oktober 2010 in Nagoya Japan wurde eine uumlberarbeitete GSPC beschlossen Die GSPC umfasst 16 konkrete Ziele in 5 Handlungsbereichen (I) Erfassung und Dokumen-tation (II) Erhaltung (III) Nachhaltige Nutzung (IV) Foumlrderung von Bildung und Bewusstsein uumlber die Pflanzenvielfalt und (V) Schaffung von fachlichen Kapazitaumlten zu deren Erhaltung In einem For-schungs- und Entwicklungsvorhaben des BfN mit den Botanischen Gaumlrten der Universitaumlt Bonn (2005ndash2008) wurden Vorschlaumlge zu Umsetzungserfordernissen der GSPC in Deutschland erarbeitet Die im Rahmen dieses Vorhabens geleistete Luumlckenanalyse und Erar-beitung von Handlungsprioritaumlten unterstuumltzen seit Beendigung des Projekts die Umsetzung einzelner Ziele durch betroffene Akteure in Deutschland

Delegierte verhandeln die internationalen Rahmenbedingungen fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen

5 Planta Europa ist ein Netzwerk unabhaumlngiger Regierungs- und Nicht-Regierungs-Organisationen die fuumlr den Schutz der europaumlischen Flora zusammenarbeiten (wwwplantaeuropaorg)

Eine weitere Grundlage bilden auch die detaillierte-ren Anforderungen der Europaumlischen Strategie zur Erhaltung der Pflanzen (European Plant Conserva-tion Strategy ndash EPCS) Die EPCS wurde von Planta Europa5 und dem Europarat entwickelt und stellt die Ziele der GSPC in einen europaumlischen Zusammen-hang Sie enthaumllt 42 klare Ziele fuumlr Europa mit der die in der GSPC definierten 16 Ziele bis Mitte 2010 um-gesetzt werden sollen Im Jahre 2007 wurde die EPCS uumlberpruumlft und weiter mit der GSPC harmonisiert Die neue Europaumlische Strategie (European Strategy for

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Plant Conservation ndash ESPC) gilt jetzt von 2008 ndash 2014 und untersetzt jedes der 16 Ziele der GSPC mit spezi-fischen europaumlischen Zielen die teilweise von hoher Relevanz fuumlr das vorliegende Fachprogramm sind (z B ESPC Ziel 91 Establishment of 25 European crop wild relative genetic reserves covering the major hot-spots of species and genetic diversity) Die Umsetzung der ESPC wird von Planta Europa koordiniert

312 Internationaler Vertrag uumlber pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

Auf internationaler Ebene trat das wichtigste Abkom-men zur Erhaltung und Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft der Internationale Vertrag uumlber pflanzengenetische Res-sourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (ITPGR) im Jahr 2004 in Kraft (vgl wwwplanttreatyorg) Der Vertrag ist als zustimmungspflichtiges Bundesgesetz ratifiziert worden61

Die Vertragsstaaten des ITPGR verpflichten sich pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft langfristig zu erhalten und nachhal-tig zu nutzen sie verpflichten sich zudem bei ihren Erhaltungsbemuumlhungen zur gegenseitigen Unterstuumlt-zung und internationalen Zusammenarbeit Ein zent-rales Element des ITPGR ist ein Multilaterales System (MLS) aus dem pflanzengenetische Ressourcen unter erleichterten Bedingungen mit Hilfe eines bdquoStandard Material Transfer Agreements (SMTA)ldquo fuumlr eine Nut-zung verfuumlgbar gemacht werden Uumlber dieses SMTA werden im ITPGR unter den jeweiligen Bedingungen entweder obligatorische oder freiwillige Zahlungen in den sogenannten bdquoBenefit Sharing (BS) Fundldquo des ITPGR eingenommen Der BS-Fund foumlrdert daraus Projekte in Entwicklungslaumlndern und Laumlndern mit Uumlbergangswirtschaften soweit sie Vertragsstaaten des ITPGR sind

Ferner erkennt der ITPGR die Rechte der Bauern (Farmerslsquo Rights) durch Anerkennung des Beitrags den die ortsansaumlssigen und eingeborenen Gemein-schaften und Bauern zur Erhaltung und Entwicklung pflanzengenetischer Ressourcen geleistet haben und weiter leisten an

Deutschland ratifizierte den ITPGR im Jahr 2004 und seine Umsetzung auf nationaler Ebene ist zwischen-zeitlich weit fortgeschritten BMEL ist federfuumlhrendes Ressort und nationale Kontaktstelle (Focal Point) fuumlr den Vertrag Die relevanten Akteure wurden aufge-fordert pflanzengenetische Ressourcen fuumlr das MLS bereitzustellen und fuumlr die Abgabe von Material dieser pflanzengenetischen Ressourcen das SMTA zu verwenden Zur besseren Information aller Ak-teure wurde eine deutsche Sprachversion des SMTA (rechtlich guumlltig ist nur die englische Textversion) in Abstimmung mit Oumlsterreich und der Schweiz erstellt und mit weiteren erlaumluternden Informationsmateri-alien u a auf der Internetseite des BMEL eingestellt Deutsche Einrichtungen haben seit 2008 insgesamt ca 108000 Genbankmuster in das MLS eingebracht Die Muster des MLS sind im Nationalen Inventar zu Pflanzengenetischen Ressourcen PGRDEU6 entspre-chend gekennzeichnet so dass eine gezielte Online-Recherche nach Material welches aus Deutschland fuumlr das MLS bereitgestellt wird moumlglich ist

Die weitere Unterstuumltzung des ITPGR ist ein wesentli-ches Element der deutschen Agrobiodiversitaumltsstrategie

6 httppgrdeugenresde61 Gesetz zu dem befristeten Vertrag vom 3 November 2001 uumlber pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft BbBI II 2003 906

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Kommission fuumlr Genetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft der FAO

Eine fuumlhrende Rolle in der internationalen Zusammenarbeit zu genetischen Ressourcen hat die Kommission fuumlr Genetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft der FAO (Com-mission on Genetic Resources for Food and Agri-culture ndash CGRFA) Dabei handelt es sich um eine zwischenstaatliche Regierungskommission die die FAO-Konferenz in Fragen der Agrobiodiversi-taumlt einschlieszliglich der genetischen Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft beraumlt Die CGRFA wurde 1983 gegruumlndet und hat z Z 172 Staaten und die EU als Mitglieder Sie ist zustaumlndig fuumlr genetische Ressourcen der Nutzpflanzen Nutztie-re Forstpflanzen aquatische genetische Res-sourcen Mikroorganismen und Wirbellose sowie Querschnittsfragen wie beispielsweise Zugang zu genetischen Ressourcen und gerechter Vor-teilsausgleich Biotechnologie zur Sicherung und Nutzung der genetischen Ressourcen Monitoring und Indikatoren oder oumlkosystemare Ansaumltze

Die CGRFA hat ein rollendes 10-jaumlhriges Ar-beitsprogramm (Multi-Year Programme of Work ndash MYPOW) zu den genetischen Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft aller Berei-che In diesem Rahmen wurde auch der zweite Weltzustandsbericht uumlber pflanzengenetische Ressourcen erstellt und basierend darauf der Globale Aktionsplan fuumlr Erhaltung und nachhal-tige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft uumlberarbeitet Mit dem Globalen Aktionsplan werden weltweite Erhaltungsansaumltze abgestimmt und uumlbergeordne-te Ziele vereinbart Die Fertigstellung des dritten Weltzustandsbericht uumlber pflanzengenetische Ressourcen ist fuumlr 2019 geplant Deutschland beteiligt sich aktiv an der Arbeit der CGRFA

313 Globaler Treuhandfonds fuumlr Nutzpflanzenvielfalt

Der Globale Treuhandfonds fuumlr Nutzpflanzenvielfalt (Global Crop Diversity Trust ndash GCDT) wurde 2004 als eigenstaumlndige internationale Organisation gegruumln-det (s wwwcroptrustorg) Er hat die Aufgabe die

dauerhafte Erhaltung und Verfuumlgbarkeit pflanzen-genetischer Ressourcen sicherzustellen um eine nachhaltige Landwirtschaft und die Sicherheit der Nahrungsmittelversorgung zu unterstuumltzen Dazu verfolgt er international vereinbarte wissenschaftlich fundierte Strategien zur Erhaltung pflanzengeneti-scher Ressourcen die darauf abzielen ein effizien-tes globales Ex-situ-Erhaltungssystem fuumlr wichtige Fruchtarten aufzubauen Von einer derart verbes-serten internationalen Zusammenarbeit sowie einer Effizienz- und Qualitaumltssteigerung bei der Ex-situ-Erhaltung werden kuumlnftig auch nationale Erhalter und Nutzer dieser pflanzengenetischen Ressourcen profitieren

Annual Report 2010

Jahresbericht des Globalen Treuhandfonds fuumlr Nutzpflanzenvielfalt

Diese Strategien werden vor allem abgestimmt mit dem Internationalen Vertrag uumlber pflanzengeneti-sche Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (ITPGR) und der FAO-Kommission fuumlr genetische Ressourcen Da der Fonds somit auch Aufgaben im Rahmen des ITPGR uumlbernimmt ist er ein wichtiger Teil des Finanzierungskonzepts des ITPGR

In Uumlbereinstimmung mit der Agrobiodiversitaumltsstra-tegie des BMEL sowie dem Fachprogramm von 2002 hat Deutschland zum Stiftungskapital des GCDT in den Jahren 2006ndash2010 insgesamt 75 Millionen Euro beigetragen Deutsche Experten leiteten auszligerdem die Erarbeitung der globalen Erhaltungsstrategie fuumlr Hafer (Avena) und waren an der Erarbeitung der Stra-tegie fuumlr Erdbeere (Fragaria) beteiligt

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32 Europaumlische Ebene

321 EU-Agrarpolitik

Die durch die Gemeinsame Agrarpolitik der EU (GAP) gesetzten Rahmenbedingungen fuumlr eine nach-haltige Landwirtschaft sind in den letzten Jahren deutlich verbessert worden Mit der sogenannten Gesundheitsuumlberpruumlfung (bdquohealth checkldquo) der GAP im November 2008 beschloss der EU-Agrarministerrat die Landwirtschaft bei der Bewaumlltigung der neuen Herausforderungen zu denen neben dem Klimawan-del auch die biologische Vielfalt zaumlhlen staumlrker zu unterstuumltzen und die Beschluumlsse der Agrarreform von 2003 entsprechend weiterzuentwickeln Die Agrarum-weltmaszlignahmen sind ein wesentliches Instrument zur Erreichung dieser Ziele der GAP Rechtsgrund-lage fuumlr die Foumlrderung der Agrarmaszlignahmen ist die Verordnung (EG) Nr 16982005 uumlber die Foumlrderung der Entwicklung des laumlndlichen Raums (ELER-Ver-ordnung) Die Umsetzung erfolgt uumlber entsprechende Programme der Bundeslaumlnder Im Rahmen der von Bund und Laumlndern getragenen Gemeinschaftsaufga-be bdquoVerbesserung der Agrarstruktur und des Kuumls-tenschutzesldquo (GAK) unterstuumltzt auch der Bund die Agrarumweltmaszlignahmen Daruumlber hinaus werden von den Laumlndern spezifische Foumlrdermaszlignahmen im Bereich des Vertragsnaturschutzes durchgefuumlhrt

Daneben existieren verschiedene Aktionsplaumlne der EU mit Relevanz fuumlr den Erhalt der Agrobiodiversi-taumlt7 Zur Fortfuumlhrung des Aktionsplans zur Eindaumlm-mung des Verlusts der biologischen Vielfalt von 2006 hat die EU-Kommission mit ihrer Mitteilung vom 3 Mai 2011 eine Biodiversitaumltsstrategie der EU bis zum Jahr 2020 vorgelegt81

Mit der Verordnung uumlber ein Gemeinschaftspro-gramm zur Sammlung Erhaltung Charakterisie-rung und Nutzung genetischer Ressourcen der Landwirtschaft (VO (EG) Nr 8702004) wurden seit 2004 EU-weit fuumlr zehn Mio Euro entsprechende Pro-jekte gefoumlrdert Die Verordnung die nach Verausga-bung der Foumlrdermittel faktisch ausgelaufen ist wird 2012 evaluiert Deutschland setzt sich zusammen mit anderen Mitgliedstaaten fuumlr eine Fortfuumlhrung bei entsprechender Mittelaufstockung ein

Fuumlr die Fortfuumlhrung der GAP bis 2020 zeichnet sich auch weiterhin eine in zwei Saumlulen gegliederte Politik ab Diese soll insgesamt ihre Beitraumlge zu den Zielen der Strategie bdquoEuropa 2020ldquo und zu Umweltzielen erhoumlhen Dafuumlr fordert die Europaumlische Kommission eine bdquogruumlnereldquo erste Saumlule wobei die landwirtschaft-lichen Direktzahlungen nur dann in voller Houmlhe gewaumlhrt werden sollen wenn die Landwirte be-stimmte umweltbezogene Maszlignahmen durchfuumlhren Fuumlr die zweite Saumlule fordert die Kommission eine Ausrichtung auf die Schwerpunkte Wettbewerb und Innovation Klimawandel und Umwelt8 Dazu zaumlhlt sie u a die Erhaltung und Verbesserung von Oumlkosys-temen die von der Land- und Forstwirtschaft abhaumln-gen Hierdurch werden sich auch Auswirkungen auf die Foumlrderung im Bereich der Agrobiodiversitaumlt und damit auch auf die Rahmenbedingungen fuumlr Teile des Nationalen Fachprogramms ergeben deren Ausmaszlig zum derzeitigen Stand aber noch nicht absehbar ist

Fuumlr Forschung und Innovation werden von der EU-Kommission im Zeitraum 2007ndash2013 rund 60 Mrd Euro zur Verfuumlgung gestellt davon rund 50 Mrd Euro fuumlr das 7 Forschungsrahmenprogramm mittlerwei-le das weltweit groumlszligte Forschungsfoumlrderprogramm Foumlrdermoumlglichkeiten bestehen im Rahmen der regelmaumlszligigen Ausschreibungen v a im spezifischen Programm bdquoZusammenarbeitldquo (Forschungsbereich Le-bensmittel Landwirtschaft Fischerei und Biotechno-logie) sowie im spezifischen Programm bdquoKapazitaumltenldquo (Forschungsinfrastrukturen)

Fuumlr Futterpflanzen und viele weitere Kulturpflanzen des Acker-landes und der Gaumlrten bildet extensives Gruumlnland den Lebensraum ihrer verwandten Wildarten

7 Mitteilung der Kommission an den Rat und das Europaumlische Parlament - Aktionsplan zur Erhaltung der Biologischen Vielfalt in der Landwirtschaft KOM20010162 endg und MITTEILUNG DER KOMMISSION EINDAumlMMUNG DES VERLUSTS DER BIOLOGISCHEN VIELFALT BIS ZUM JAHR 2010 ndash UND DARUumlBER HINAUS KOM(2006) 216 endg8 Mitteilung der Kommission an das Europaumlische Parlament den Rat den Europaumlischen Wirtschafts- und Sozialausschuss und den Ausschuss der Regionen ndash Die GAP bis 2020 Nahrungsmittel natuumlrliche Ressourcen und laumlndliche Gebiete ndash die kuumlnftigen Herausforderungen KOM (2010) 672581 (vollstaumlndige Bezeichnung)

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Wiese mit blau bluumlhenden Lupinen

322 Europaumlisches Kooperationsprogramm fuumlr pflanzengenetische Ressourcen

Um die langfristige In-situ- und Ex-situ-Erhaltung von pflanzengenetischen Ressourcen in Europa auf einer arbeitsteiligen Basis zu erleichtern und deren Nutzung in Europa zu verbessern wurde das Europauml-ische Kooperationsprogramm fuumlr pflanzengenetische Ressourcen (European Cooperative Programme for Plant Genetic Resources - ECPGR) ins Leben gerufen Es beruht im Wesentlichen auf der Zusammenarbeit von Institutionen in den derzeit 42 Mitgliedsstaaten und finanziert sich uumlber deren Beitraumlge Weitere Ziele des ECPGR sind die Foumlrderung der Zusammenarbeit auf allen Akteursebenen (oumlffentliche Einrichtungen Erhaltungsinitiativen Zuumlchtungsunternehmen etc) auch in Form gemeinsamer Projekte und Oumlffent-lichkeitsarbeit Letztlich stellt das ECPGR damit die zentrale europaumlische Plattform fuumlr die technische Zusammenarbeit innerhalb Europas und mit anderen Regionen bzw regionalen und internationalen Initia-tiven oder Programmen dar

Das ECPGR gliedert sich in arten- oder themenspe-zifische Netzwerke Die Arbeit in den Netzwerken wird von Arbeits- und Projektgruppen durchgefuumlhrt Deutsche Vertreter wirken in allen Arbeits- und

Projektgruppen mit Zudem werden die zentralen europaumlischen fruchtartspezifischen Datenbanken fuumlr Avena Beta Hordeum Minor Leafy Vegetable Poa und Vitis zur Zeit von deutschen Institutionen betrieben

Die deutsche Mitarbeit im Kooperationsprogramm wird von der Expertengruppe bdquoECPGRldquo des BEKO koordiniert Sie bereitet zu bevorstehenden Treffen den nationalen Beitrag vor berichtet uumlber die Ergeb-nisse und traumlgt zur Weiterentwicklung des ECPGR bei Ferner beraumlt diese Expertengruppe den BEKO im Hin-blick auf fruchtart- und themenspezifische FragenDie Weiterentwicklung des ECPGR ist eines der Ziele der Agrobiodiversitaumltsstrategie des BMEL Deutsch-land unterstuumltzt deshalb im Rahmen der ECPGR-Ko-operation die Umsetzung und Weiterentwicklung des Europaumlischen Suchkatalogs fuumlr pflanzengenetische Ressourcen (European Plant Genetic Resources Search Catalogue ndash EURISCO) EURISCO ist ein internetba-sierter Suchkatalog der Informationen uumlber Ex-situ-Sammlungen in ganz Europa liefert Er umfasst derzeit sogenannte Passportdaten dh Informatio-nen die ein Muster eindeutig beschreiben (zB Artzu-gehoumlrigkeit Sortenname Ursprungsland erhaltende Einrichtung etc) von mehr als 11 Millionen Mustern pflanzlicher Vielfalt die in ca 240 europaumlischen Instituten in 38 Laumlndern erhalten werden Eines der Hauptelemente von EURISCO ist ein Netzwerk nati-onaler Kontaktstellen die fuumlr das jeweilige nationale Inventar und den Datenfluss zwischen dem natio-nalen Inventar und EURISCO zustaumlndig sind Jedes Land traumlgt die volle Verantwortung fuumlr die Verfuumlg-barkeit und Richtigkeit seiner eigenen Daten sowie fuumlr die regelmaumlszligige Aktualisierung der Daten des nationalen Inventars in EURISCO Derzeit haben 40 Laumlnder eine nationale Kontaktstelle benannt und 31 nationale Inventare wurden in EURISCO integriert Die Bedingungen fuumlr die Zusammenarbeit wurden in einer Vereinbarung festgelegt die zwischen Bioversity International9 und den nationalen Kontaktstellen fuumlr die nationalen Inventare in Deutschland dem Infor-mations- und Koordinationszentrum fuumlr Biologische Vielfalt der BLE abgeschlossen wurde Eine weitere wichtige Aufgabe des ECPGR die von Deutschland ebenfalls maszliggeblich unterstuumltzt wird ist der Auf-bau der bdquoEuropaumlischen Genbankldquo AEGIS (A European Genebank Integrated System) mit der die Erhaltungs-infrastruktur fuumlr pflanzengenetische Ressourcen in Europa effizienter gestaltet werden soll

9 Bioversity International ist die internationale Forschungsorganisation zur Agrobiodiversitaumlt mit Sitz in Maccarese bei Rom Italien

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Organisationsstruktur des ECPGR mit seinen Netzwerken Arbeitsgruppen und Task Forces der Phase VIII (2009ndash2013)

Leistungsgremium

Sekretariat

Netzwerk Netzwerk Netzwerk Netzwerk Netzwerk NetzwerkGetreide Futterpflanze

Kulturpflanzennetzwerke Thematische Netzwerke

Obst Oumlle und eiweiszligshyliefernde Pflanzen

Zuckershy Staumlrkeshy und Faserpflanzen

Gemuumlse

Arbeitsgruppen Arbeitsgruppen Arbeitsgruppen Arbeitsgruppen Arbeitsgruppen Arbeitsgruppenmiddot Hafermiddot Gerstemiddot Weizen

middot Futtershypflanzen

middot MalusPyrusmiddot Prunusmiddot Weinrebe

middot Koumlrnershy leguminosen

middot Ruumlbenmiddot Faserpflanzen

(FlachsHanf)middot Heilshy und Geshy

wuumlrzpflanzenmiddot Kartoffel

middot Alliummiddot Brassicamiddot Kuumlrbissemiddot Blattgemuumlsemiddot Umbellifera

Netzwerk- koordinierungs-

gruppe

Netzwerkkoordinierungsgruppe

Netzwerkkoordinierungsgruppe

Netzwerkkoordinierungsgruppe

Netzwerk- koordinierungs-

gruppe

Netzwerk- koordinierungs-

gruppe

Netzwerk- koordinierungs-

gruppe

Netzwerk- koordinierungs-

gruppe

Netzwerk- koordinierungs-

gruppe

Dokumentations- und Informationsnetzwerk

Netzwerk In-Situ und On-farm-Erhaltung

Netzwerk interregionale Zusammenarbeit

middot Kontaktstellen fuumlr die nationalen Inventaremiddot Manager der europaumlischen zentralen Kulturdatenbanken

middot Arbeitsgruppe Erhaltung von Wildarten in Genetischen Reservatenmiddot Arbeitsgruppe OnshyfarmshyErhaltung und shyManagement

33 Nationale Ebene

Die Erhaltung und nachhaltige Nutzung genetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft ist eine uumlbergreifende Aufgabe der Bundesregierung von hoher Bedeutung Als Vertragsstaat des Uumlbereinkommens uumlber die biologische Vielfalt und des Internationalen Vertrags uumlber pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Er-naumlhrung und Landwirtschaft verpflichtet sich Deutsch-land diese Ressourcen langfristig zu erhalten und nachhaltig zu nutzen Innerhalb der Bundesregierung liegt die Zustaumlndigkeit fuumlr die Erhaltung und nachhalti-ge Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen land- und gartenbaulicher Kulturpflanzen beim BMEL

Mit der Erarbeitung der Strategie des BMEL fuumlr die

Erhaltung und nachhaltige Nutzung der biologi-schen Vielfalt fuumlr die Ernaumlhrung Land- Forst- und Fischereiwirtschaft im Jahr 2007 (kurz Agrobiodi-versitaumltsstrategie) wurde die Erhaltung genetischer Ressourcen in ein uumlbergreifendes Konzept zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der Agrobiodi-versitaumlt eingebettet Diese Strategie ergaumlnzt die vom Bundeskabinett beschlossene nationale Strategie fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der biologi-schen Vielfalt Die Bedeutung genetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft wird auch in der Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung betont

Als uumlbergreifende Aufgabe wird auch die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen von mehreren Politik- und Rechtsbereichen erfasst vor allem von

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der Agrar- und der Umwelt- und Naturschutzpolitik Aber auch die Forschungspolitik ist fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung genetischer Ressourcen von groszliger Bedeutung

Regionale Produkte werden haumlufig auf Wochenmaumlrkten verkauft

Innerhalb des foumlderalen Systems ist der Bund fuumlr die Erhaltung und Nutzung genetischer Ressourcen insoweit zustaumlndig als er von seiner Gesetzgebungs-kompetenz im Rahmen der konkurrierenden Gesetz-gebung zur Foumlrderung der land- und forstwirtschaft-lichen Erzeugung sowie zur Sicherung der Ernaumlhrung Gebrauch macht Darunter fallen fuumlr die landwirt-schaftlichen Nutzpflanzenarten u a das Saatgutver-kehrsgesetz mit den dazu erlassenen Verordnungen die das Inverkehrbringen von Saat- und Pflanzgut und die Zulassung von Pflanzensorten regeln Von Relevanz sind weiterhin auch Regelungen zum Schutz des geistigen Eigentums (z B Sortenschutz siehe Kapitel 332) Aus der Zustaumlndigkeit des Bundes fuumlr die auswaumlrtigen Beziehungen ergeben sich in Bezug auf EU-Programme oder internationale Programme und Vereinbarungen auch Koordinierungsaufgaben

Zustaumlndigkeiten ergeben sich zudem aus der ge-meinschaftlichen Foumlrderung von Einrichtungen und Vorhaben der Forschung von gesamtstaatlicher und uumlberregionaler Bedeutung durch Bund und Laumlnder

Fuumlr die Durchfuumlhrung der Taumltigkeiten zur Erhaltung von pflanzengenetischen Ressourcen einschlieszliglich Forschung Schulung und Ausbildung und die regio-nale Umsetzung und Ausgestaltung der durch die EU und den Bund vorgegebenen politischen Rahmenbe-dingungen sind in Deutschland die Laumlnder verant-wortlich Weiterhin ergeben sich im Zusammenhang mit der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung fuumlr die Laumlnder innerstaatliche Verpflichtungen aus dem Internationalen Vertrag uumlber pflanzengenetische Res-sourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft sowie aus dem Uumlbereinkommen uumlber die biologische Vielfalt Gleichzeitig wirken die Laumlnder bei der Formulierung dieser Rahmenbedingungen mit und entwickeln zu-saumltzliche eigene Maszlignahmen Vertreter der Laumlnderre-ferenten fuumlr Acker- und Pflanzenbau Extensivierung Gartenbau Weinbau und die Laumlnder-Arbeitsgemein-schaft Naturschutz arbeiten im BEKO mit um das Nationale Fachprogramm stellvertretend zu begleiten

Die Durchfuumlhrung des nationalen Fachprogramms unterstuumltzt und foumlrdert BMEL u a auch durch Bereit-stellung der notwendigen Daten und Informationen im Rahmen von Erhebungen Bestandsaufnahmen und nichtwissenschaftlichen Untersuchungen im Be-reich der biologischen Vielfalt Ziel ist die Erfassung Inventarisierung und Dokumentation genetischer Ressourcen das Monitoring der Bestandsentwicklung genetischer Ressourcen und die Erstellung sonsti-ger Informationsgrundlagen in diesem Bereich Zur Vergabe der Auftraumlge fuumlhrt die BLE Ausschreibungen durch die ggf im Bundesanzeiger und im Internetan-gebot der BLE (wwwblede) veroumlffentlicht werden

Die im Auftrag des BMEL durchgefuumlhrten Modell- und Demonstrationsvorhaben (MuD) haben das Ziel innovative Konzepte mit Vorbildcharakter zu ent-wickeln und umzusetzen und dabei ggf auftretende Schwierigkeiten bei der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung genetischer Ressourcen in Deutschland ab-zubauen Grundlage fuumlr die Foumlrderung eines Projektes als MuD ist die bdquoRichtlinie des BMEL zur Foumlrderung von Modell- und Demonstrationsvorhaben im Be-reich der Erhaltung und innovativen nachhaltigen Nutzung der Biologischen Vielfaltldquo10

10 httpwwwbledeDE03_Forschungsfoerderung04_BiologischeVielfaltMuD-VorhabenMuD-VorhabenBV_nodehtml

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Ein wichtiges Instrument um den Erhalt und die Foumlrderung der Biodiversitaumlt mit landwirtschaftlichen Nutzungssystemen besser in Einklang zu bringen sind Agrarumweltmaszlig nahm en von Bund und Laumln-dern11 Sie honorieren u a die Erhaltung vielfaumlltiger Fruchtfolgen den Anbau regional angepasster Sorten Streuobstanbau sowie die Gruumlnlandextensivierung Die Bundeslaumlnder bieten ein breit gefaumlchertes Ange-bot von Foumlrdermaszlignahmen an das insbesondere den regionalen Besonderheiten und Erfordernissen der laumlndlichen Entwicklung des Landes angepasst wurde

In den Rahmenplan der Gemeinschaftsaufgabe bdquoVerbesserung der Agrarstruktur und des Kuumlsten-schutzesldquo haben Bund und Laumlnder 2008 ein neues Foumlrderangebot zur Erhaltung genetischer Ressourcen in der Landwirtschaft aufgenommen Daruumlber hinaus koumlnnen die Laumlnder den Anbau gefaumlhrdeter einheimi-scher Nutzpflanzen auch im Rahmen ihrer landesei-genen Entwicklungsprogramme foumlrdern und durch den Aufbau regionaler Kompetenzzentren unterstuumlt-zen In beiden Umsetzungsbereichen bedarf es der Wahrnehmung von Abstimmungs- und Koordinie-rungsfunktionen durch den Bund Auszligerdem koumlnnen die Laumlnder das Thema durch ihre Oumlffentlichkeitsar-beit zu pflanzengenetischen Ressourcen im Bereich Landessortenpruumlfung Saatgutananerkennung sowie Aus- und Fortbildung (im Bereich Landwirtschaft Gartenbau und Umwelt) in den Fokus ruumlcken

331 Zugang zu pflanzengenetischen Ressourcen

Der Zugang zu pflanzengenetischen Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft betrifft sowohl In-situ-Vorkommen (natuumlrliche Wildpflanzen oder verwandte Wildarten der Kulturpflanzen) On-farm-Bestaumlnde (Land sorten) oder Ex-situ-Bestaumlnde (Akzessionen von Wild- und Nutzpflanzen in Genbanken oder Pflanzen-sammlungen fuumlr Forschung und Innovation)

Nach dem geltenden innerstaatlichen Recht haumlngt die Regelung des Zugangs zu pflanzengenetischen Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft grundsaumltzlich von dem Eigentuumlmer der Ressourcen ab Diese koumlnnen sich sowohl im Privatbesitz befin-

den als auch der oumlffentlichen Hand gehoumlren In der Regel gilt der Eigentuumlmer der Land- oder Wasserflauml-che als Eigentuumlmer der biologischen bzw genetischen Ressourcen die dort vorgefunden werden Somit steht der Zugang zu pflanzengenetischen Ressourcen die sich im Privateigentum (in situ oder ex situ) befin-den im Allgemeinen im Ermessen des Eigentuumlmers

Genbanken sichern die langfristige Erhaltung von pflanzen-genetischen Ressourcen

Deutschland ndash seit 1993 Vertragspartei der CBD ndash hat wie die meisten EU-Mitgliedstaaten keine eigenen gesetzlichen Bestimmungen die den Zugang zu gene-tischen Ressourcen auf ihrem Hoheitsgebiet im Sinne der CBD gesondert regeln Daher ist es in Deutsch-land grundsaumltzlich jedem erlaubt in situ wachsende Pflanzen zu sammeln und zwar unter Beachtung der o g Eigentumsrechte des Natur- und Artenschutzes der Regelungen zur Pflanzengesundheit und sonsti-ger besonderer Schutzrechte Um ausreichende und transparente Informationen uumlber die Bestimmungen zum Zugang und Vorteilsausgleich im Rahmen der CBD zur Verfuumlgung zu stellen hat Deutschland eine nationale Informationsstelle benannt und eine Inter-netseite zur Information uumlber Zugang und Vorteilsaus-gleich eingerichtet (httpwwwbiodiv-chmde)

11 wwwbmelde

Auf internationaler Ebene besteht seit 2004 mit dem Internationalen Vertrag eine weitere wichtige Rege-lung fuumlr den Zugang zu pflanzengenetischen Ressour-cen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft In Deutsch-land wurde mit der Ratifizierung des Internationalen

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Vertrags ein leistungsfaumlhiger und transparenter Pro-zess zur Erleichterung des Zugangs zu 35 landwirt-schaftlichen Hauptfruchtarten (z B Hafer Gerste und Kartoffeln) und zu 29 Gruumlnlandarten -gattungen (z B Leguminosen und Futtergraumlser) geschaffen

Keimpruumlfung in Filterschalen

Zentrales Element ist das sogenannte Multilaterale System fuumlr Zugang und Vorteilsausgleich (MLS) Die Vertragsstaaten des Internationalen Vertrags bringen pflanzengenetische Ressourcen von Nutzpflanzen die im Anhang I des Internationalen Vertrags aufge-fuumlhrt sind und unter ihrer Verwaltung und Kontrolle stehen in dieses MLS ein Fuumlr Material innerhalb des MLS gelten einheitliche und erleichterte Zugangs-bedingungen sofern das Material fuumlr Zwecke der Forschung Zuumlchtung und Ausbildung fuumlr Ernaumlh-rung und Landwirtschaft verwendet wird Eine vom Lenkungsorgan des Internationalen Vertrags im Jahr 2006 verabschiedete standardisierte Materialuumlber-tragungsvereinbarung (Standard Material Transfer Agreement ndash SMTA) bildet die vertragliche Grundlage jedweder Materialabgabe aus dem MLS und regelt die Einzelheiten bezuumlglich Zugang und Vorteilsausgleich Bis Mitte 2008 haben die Bundeszentrale Ex-situ-Gen-bank des Leibniz-Instituts fuumlr Pflanzengenetik und

Kulturpflanzenforschung in Gatersleben sowie die Obst-Genbank des Instituts fuumlr Zuumlchtungsforschung an gartenbaulichen Kulturen und Obst Dresden-Pill-nitz des Julius Kuumlhn-Instituts das SMTA eingefuumlhrt und seither insgesamt ca 108000 Muster fuumlr das MLS bereitgestellt Die Ressourcen der Deutschen Gen-bank Obst werden ebenfalls unter Verwendung des SMTA bereitgestellt

Fuumlr Botanische Gaumlrten beeinflussen Regelungen zum Zugang zu genetischen Ressourcen wesentlich den Austausch von Pflanzenmaterial zwischen den Gaumlrten und den internationalen Zugang zu Wildarten Zur Umsetzung der CBD-Regelungen wurde durch einige Botanische Gaumlrten ein internationales Pflanzenaus-tauschnetzwerk IPEN (International Plant Exchange Network) erarbeitet Das Netzwerk ermoumlglicht seinen Mitgliedsgaumlrten unter Einhaltung der CBD-Regeln einen vereinfachten Transfer von lebendem Pflanzen-material zur nicht-kommerziellen Nutzung unterei-nander Zu diesem Zweck wurde ein Verhaltenskodex erstellt der die Mitglieder verpflichtet das Pflan-zenmaterial ausschlieszliglich fuumlr nicht-kommerzielle Zwecke zu nutzen Daruumlber hinaus wird Material zur kommerziellen Nutzung nur abgegeben wenn der

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potenzielle Nutzer vorher das Einverstaumlndnis des Ursprungslandes eingeholt hat und dieses glaub-wuumlrdig nachweisen kann Durch die Einfuumlhrung von IPEN-Nummern die das innerhalb IPEN zirkulierte Pflanzenmaterial begleiten und von den beteiligten Gaumlrten jeweils in ihren Datenbanken gespeichert werden bleibt das Ursprungsland der Pflanze stets nachvollziehbar so dass zu jeder Zeit bei einer kom-merziellen Nutzung der genetischen Ressourcen ein angemessener Teil der Vorteile an das Ursprungsland weitergegeben werden koumlnnte Durch das Pflanzen-austauschnetzwerk wird somit die Einhaltung der CBD-Regelungen kontrolliert und zugleich stellt das System eine Zugangserleichterung zu Pflanzenmate-rial fuumlr die wichtige Arbeit von Botanischen Gaumlrten dar IPEN gehoumlren derzeit 46 Botanische Gaumlrten in Deutschland an

Der Zugang zu pflanzengenetischen Ressourcen kann durch geistige Eigentumsrechte eingeschraumlnkt sein Das deutsche Patentgesetz schlieszligt zwar eine Patentierung von Pflanzensorten und Tierrassen ausdruumlcklich aus Patente koumlnnen allerdings durch-aus fuumlr Erfindungen erteilt werden bdquoderen Gegen-stand Pflanzen oder Tiere sind wenn die Ausfuumlhrung der Erfindung technisch nicht auf eine bestimmte Pflanzensorte oder Tierrasse beschraumlnkt istldquo Damit besteht die Moumlglichkeit dass aus der Patentierung eines Herstellungsverfahrens (Erfindung) fuumlr erzeugte Produkte (Pflanzen deren Zellen oder Gene bestimm-te Eigenschaften aufweisen) ein Sachschutz abge-leitet werden kann der sich auf Folgegenerationen erstreckt Genetische Ressourcen koumlnnen sich damit unter Umstaumlnden einer uneingeschraumlnkten Nutzung entziehen

Damit das breite Spektrum von Kulturpflanzen fuumlr alle Zuumlchter und Landwirte verfuumlgbar bleibt und nicht durch Biopatente eingeengt wird hat sich Deutschland fuumlr den Schutz des geistigen Eigen-tums an neu gezuumlchteten Pflanzensorten nach dem UPOV12-Uumlbereinkommen entschieden Das deutsche Sortenschutzgesetz foumlrdert ndash wie auch die entspre-chende EG-Sortenschutzverordnung ndash den notwen-digen Zuumlchtungsfortschritt und hat den Interessen-ausgleich zwischen Zuumlchtern und Landwirten zum Ziel Das Sortenschutzrecht ermoumlglicht es einem Pflanzenzuumlchter die von ihm uumlber viele Jahre fuumlr die Zuumlchtung einer Sorte aufgewendeten Kosten wieder zu erwirtschaften z B uumlber Lizenzgebuumlhren Land-

wirte duumlrfen aber fuumlr bestimmte Arten das in ihrem eigenen Betrieb gewonnene Saat- oder Pflanzgut ei-ner geschuumltzten Sorte zur Wiederaussaat verwenden (bdquoLandwirteprivilegldquo) Allerdings sind sie in diesem Fall verpflichtet ein sogenanntes Nachbauentgelt das in der Regel deutlich niedriger als die fuumlr zerti-fiziertes Saatgut erhobene Lizenzgebuumlhr ist an den Sortenschutzinhaber zu entrichten Anders als bei der sogenannten Biopatentierung koumlnnen andere Zuumlchter sortenschutzrechtlich geschuumltzte Pflanzensorten zu eigenen Zuumlchtungsarbeiten verwenden (sogenanntes bdquoZuumlchterprivilegldquo)

Das heiszligt auch dass urspruumlngliche genetische Res-sourcen die z B in neue Pflanzensorten eingekreuzt werden durch den Sortenschutz nicht der Nutzung durch Dritte entzogen werden Die Dauer des Sorten-schutzes betraumlgt bei den meisten Pflanzenarten 25 Jahre bei Hopfen Kartoffel Rebe und Baumarten 30 Jahre

332 RechtlicherRahmenfuumlrdas InverkehrbringenvonSaat-und Pflanzgut

Beim Inverkehrbringen von Saat- und Pflanzgut ist bei bestimmten Arten das Saatgutverkehrsgesetz (SaatG) zu beachten Auf der Grundlage der EU-Saatgutrichtlinien regeln das SaatG und die dazu erlassenen Verordnungen das Inverkehrbringen von Saat- und Pflanzgut und die Zulassung von Pflanzen-sorten Das SaatG dient v a dem Schutz des Verbrau-chers und der Versorgung der Landwirtschaft und des Gartenbaus mit Saat- und Pflanzgut von leistungsfauml-higen qualitativ hochwertigen und gesunden Sorten Voraussetzung fuumlr das Inverkehrbringen und den gewerblichen Vertrieb von Saat- und Pflanzgut von Sorten landwirtschaftlicher Pflanzenarten Rebe und Gemuumlsearten ist deren Zulassung Bei Sorten land-wirtschaftlicher Arten werden fuumlr die Zulassung auch Wert gebende Eigenschaften wie Ertrag Qualitaumlt Widerstandsfaumlhigkeit Resistenzen und Anbaueigen-schaften gepruumlft (landeskultureller Wert) Die Sor-tenzulassung wird fuumlr zehn (bei Rebe 20) Jahre erteilt und kann bei Vorliegen bestimmter Voraussetzungen immer wieder verlaumlngert werden Bei Obst und Zier-pflanzenarten ist eine Sortenzulassung moumlglich diese ist aber derzeit keine Voraussetzung fuumlr die Handels-faumlhigkeit

12 Internationaler Verband zum Schutz von Pflanzenzuumlchtungen (UPOV) wwwupovorg

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Eine weitere Voraussetzung fuumlr das Inverkehrbringen von Saatgut zugelassener Sorten landwirtschaftlicher Arten ist die amtliche Saatgutanerkennung die erteilt wird wenn die Saatgutvermehrungsflaumlchen und die Beschaffenheit des Saatgutes den saatgutrechtlich vorgegebenen Normen entsprechen

Fuumlr alle Arten die nicht im Artenverzeichnis zum SaatG aufgefuumlhrt sind ist keine Zulassung der Sorten fuumlr die Handelsfaumlhigkeit des Saatgutes erforderlichIm Rahmen des bislang geltenden Saatgutrechts war es schwierig Saatgut alter saatgutrechtlich nicht bzw ehemals zugelassener Pflanzensorten gewerblich in den Verkehr zu bringen da diese Sorten uumlberwiegend nicht in der Lage sind die hohen Anforderungen der Registerpruumlfung (Unterscheidbarkeit Homogenitaumlt und Bestaumlndigkeit) zu erfuumlllen und den Nachweis des landeskulturellen Werts zu erbringen Da solche Sorten in besonderer Weise zur Erhaltung pflanzen-genetischer Ressourcen beitragen koumlnnen hat die EU im Rahmen der EU-Saatgutrichtlinien gemeinschafts-rechtliche Durchfuumlhrungsvorschriften erlassen die das gewerbliche Inverkehrbringen von Saat- und Pflanzgut von Sorten die als genetische Ressource

erhaltenswert erscheinen gezielt erleichtern Diese EU-Regelungen wurden 2009 in einer Erhaltungssor-tenverordnung13 zunaumlchst fuumlr landwirtschaftliche Ar-ten in das nationale Recht umgesetzt sie wurde um Regelungen zu Erhaltungs- und Amateursorten von Gemuumlse im Dezember 2010 ergaumlnzt14 Dies traumlgt dazu bei die biologische Vielfalt in der Landwirtschaft und im Gartenbau (Gemuumlsebau) zu sichern Erhaltungs-sorten koumlnnen in einem vereinfachten Verfahren zugelassen werden wenn sie fuumlr die Erhaltung als genetische Ressource bedeutsam sind Eine amtliche Anerkennung des Saatgutes als Voraussetzung fuumlr das Inverkehrbringen ist nicht erforderlich das Saatgut muss aber die gleichen Qualitaumltsanforderungen wie ansonsten zertifiziertes Saatgut (bzw Standardsaatgut bei Gemuumlsearten) erfuumlllen

PflanzengenetischeRessourcensindeinewichtigeGrundlagefuumlrdieZuumlchtungsforschung

Die ersten Erhaltungssorten (Winterweichweizen-sorte bdquoGoldblumeldquo und bdquoLuxaroldquo Winterroggensorte bdquoLikoroldquo Kartoffelsorten bdquoHeideniereldquo bdquoAckergoldldquo bdquoBamberger Houmlrnchenldquo und bdquoRosemarieldquo Ackerboh-ne bdquoHerz Freyaldquo) sind bereits vom Bundessortenamt zugelassen worden Weitere Zulassungsantraumlge liegen vor Der aktuelle Stand ist auf den Internetseiten des Bundessortenamtes einzusehen15

Im Dezember 2011 ist eine weitere EU-Richtlinie mit Ausnahmeregelungen fuumlr das Inverkehrbringen fuumlr Saatgutmischungen die sogenannte Erhaltungsmi-schungsverordnung die zur Erhaltung der natuumlrli-chen Umwelt verwendet werden sollen in nationales Recht umgesetzt worden16

Daneben existieren auch weitere Moumlglichkeiten alte Pflanzensorten ohne Zulassung als Erhaltungssorte zu vermehren und anzubauen z B im Vertragsanbau oder bei Begruumlnungsmaszlignahmen mit einheimischen Graumlsermischungen durch Mahdgutuumlbertragung Die Regelungen des Saatgutverkehrs der EU wurden ab 2008 einer Evaluierung unterzogen Die Ergebnisse wurden 2011 bewertet und sollen die Grundlage fuumlr eine Uumlberarbeitung des europaumlischen Saatgutrechts bilden

13 Verordnung uumlber die Zulassung von Erhaltungssorten und das Inverkehrbringen von Saat- und Pflanzgut von Erhaltungssorten vom 21 Juli 2009 (BGBl I S 2107)14 Vierzehnte Verordnung zur Aumlnderung saatgutrechtlicher Verordnungen vom 17 Dezember 2010 (BGBl I S 2128)15 wwwbundessortenamtdeinternet30indexphpid=2116 Verordnung fuumlr das Inverkehrbringen von Saatgut von Erhaltungsmischungen vom 6 Dezember 2011 (BGBl I S 2641)

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Eine wichtige Rolle nehmen die Vermarktungsricht-linien der EU fuumlr Vermehrungsmaterial auszliger fuumlr Saatgut von Gemuumlse Obst und Zierpflanzen ein So sollen z B bei der Umsetzung der Richtlinie uumlber das Inverkehrbringen von Vermehrungsmaterial und Pflanzen von Obstarten zur Fruchterzeugung (200890EG) die bestehenden Ausnahmemoumlglich-keiten insbesondere zur Erhaltung der genetischen Vielfalt national genutzt werden

333 AuswirkungendesNaturschutzrechts

Auswirkungen auf die Erhaltung pflanzengeneti-scher Ressourcen fuumlr Landwirtschaft und Ernaumlhrung ergeben sich auch aus dem Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) Dieses zielt darauf ab Natur und Land-schaft im besiedelten und unbesiedelten Raum so zu schuumltzen zu pflegen und zu entwickeln dass die Leis-tungs- und Funktionsfaumlhigkeit des Naturhaushalts die Regenerations- und Nutzungsfaumlhigkeit der Natur-guumlter die Pflanzen- und Tierwelt sowie die Vielfalt Eigenart und Schoumlnheit von Natur und Landschaft als Lebensgrundlagen des Menschen nachhaltig gesichert sind Zur Sicherung der Leistungs- und Funktionsfauml-higkeit des Naturhaushalts ist die biologische Viel-falt zu erhalten und zu entwickeln Die biologische Vielfalt umfasst die Vielfalt an Lebensraumlumen und Lebensgemeinschaften die Vielfalt an Arten sowie die genetische Vielfalt innerhalb der Arten

Die einzelnen Schutzgebietskategorien und der gesetzliche Biotopschutz dienen in besonderer Weise dem Erhalt bedrohter Arten dort vorkommender wild lebender Tiere und Pflanzen einschlieszliglich ihrer genetischen Ressourcen Spezielle Bezuumlge zu geneti-schen Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft enthaumllt das BNatSchG nur hinsichtlich seiner Bestim-mungen zu Biosphaumlrenreservaten Ziele von Biosphauml-renreservaten sind die bdquoErhaltung Entwicklung oder Wiederherstellung einer durch hergebrachte viel-faumlltige Nutzung gepraumlgten Landschaft und der darin historisch gewachsenen Arten- und Biotopvielfalt einschlieszliglich Wild- und fruumlherer Kulturformen wirt-schaftlich genutzter oder nutzbarer Tier- und Pflan-zenartenldquo Allgemein koumlnnen Biosphaumlrenreservate als Modellgebiete gesehen werden um nachhaltige Ent-wicklungsansaumltze auf regionaler Ebene zu entwickeln Damit ist die Grundstruktur gegeben praxisorientier-te (v a) In-situ- und On-farm-Management-Projekte zum Erhalt und zur nachhaltigen Nutzung (pflanzen-) genetischer Ressourcen zu implementieren Es ist al-lerdings festzustellen dass fuumlr diese Aufgabengebiete nur begrenzte finanzielle Mittel verfuumlgbar sind

bluumlhenderAckerrandstreifenmitRaps

Mit der Richtlinie 4392EWG zur Erhaltung der na-tuumlrlichen Lebensraumlume sowie der wild lebenden Tiere und Pflanzen (Fauna-Flora-Habitat - FFH) wurde eine gemeinschaftliche Rechtsgrundlage zur Erhaltung des europaumlischen Naturerbes und somit der wild vorkommenden genetischen Ressourcen geschaffen Die FFH-Richtlinie ist eines der zentralen Instrumen-te mit denen Verpflichtungen der CBD zur In-situ-Erhaltung der biologischen Vielfalt erfuumlllt werden koumlnnen Sie verpflichtet die Mitgliedsstaaten ein ko-haumlrentes europaumlisches oumlkologisches Netz besonderer Schutzgebiete bekannt als bdquoNatura 2000ldquo einzurich-ten die wertvolle Lebensraumtypen und seltene und bedrohte bzw einzigartige Arten beherbergen Die Richtlinie verlangt eine Erfolgskontrolle im Natur-schutzmanagement enthaumllt ein Uumlberwachungsgebot des Erhaltungszustands und umfassende Berichts-pflichten Aktuell sind ca 14 des Bundesgebiets als Schutzflaumlche im Rahmen von bdquoNatura 2000ldquo ausge-wiesen Diese Richtlinie beinhaltet allerdings keine besonderen Maszlignahmen im Hinblick auf genetische Ressourcen speziell fuumlr Ernaumlhrung und Landwirt-schaft Sie ermoumlglicht aber z B im Rahmen des Gruumln-landschutzes und im Bereich der In-situ-Erhaltung von Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (WEL) Synergieeffekte

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4 Schwerpunkte des Arbeitsprogramms

In diesem Kapitel werden die zur Erreichung der in Kapitel 1 genannten Ziele der Agrobiodiversitaumlts-strategie und des vorliegenden Nationalen Fachpro-gramms notwendigen Schwerpunkte des Arbeitspro-gramms festgelegt das bisher Erreichte beschrieben sowie die weiteren notwendigen Maszlignahmen ausge-fuumlhrt

41 Ex-situ-Erhaltung

Der Ausbau der Ex-situ-Erhaltung ist eines der Ziele aus der Nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt17 (insbesondere Ziel B 114 Genetische Vielfalt von wildlebenden und domestizierten Arten) und der Agrobiodiversitaumltsstrategie des BMEL (insbesonde-re das Ziel Erhaltungsinfrastruktur zu sichern und auszubauen) Dieser Ausbau bildet auch einen Teil des nationalen Beitrags u a zum Multilateralen System des Internationalen Vertrags uumlber PGRFA zur Globa-len Strategie zum Erhalt der Pflanzenvielfalt (z B GSPC-Ziel 9 bdquoErhaltung von 70 der geneti-schen Vielfalt der Nutzpflanzen und des damit ver-bundenen indigenen und lokalen Wissensldquo) und zum Aufbau der Europaumlischen Genbank AEGIS

Die Ex-situ-Erhaltung pflanzengenetischer Res-sourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft erfolgt uumlberwiegend durch die Aufbewahrung von Saat- oder Pflanzgutmustern in Sammlungen so genannten Genbanken und z T auch in Botanischen Gaumlrten Kernaufgabe von Genbanken ist die Sammlung Erhaltung Charakterisierung Dokumentation und Bereitstellung von Mustern Waumlhrend bei der Arbeit in den Botanischen Gaumlrten primaumlr die globale Arten-vielfalt fuumlr Forschungs- und Ausbildungszwecke im Vordergrund steht raumlumen die Genbanken vor allem der innerartlichen Variabilitaumlt unserer Kulturarten Prioritaumlt ein Damit bieten Genbanken eine wichtige Grundlage fuumlr die Erhaltung der Vielfalt aber auch fuumlr die Zuumlchtungsforschung und Zuumlchtung Vielfach ist Zuumlchtungsforschung direkter Bestandteil des Auf-gabenspektrums von Genbanken

Zu einer geeigneten Erhaltungsinfrastruktur zaumlhlt nicht nur die Erhaltung und der Ausbau derartiger Einrichtungen und damit die Verfuumlgbarkeit geneti-scher Ressourcen sondern auch die Gewinnung der

notwendigen Informationen uumlber ihre Eigenschaften und Nutzungsmoumlglichkeiten (Charakterisierung und Evaluierung) Dafuumlr sind vor allem Evaluierungs- und Forschungsaktivitaumlten ebenso aber auch die Bewah-rung traditionellen Wissens von Bedeutung Es sind entsprechende Inventare zu erstellen und Doku-mentations- Informations- und Monitoringsysteme auf- und auszubauen Schlieszliglich ist ein effizientes Wissensmanagement unerlaumlsslich Entsprechende Einrichtungen und Maszlignahmen koumlnnen sowohl zen-tral als auch dezentral ggf als Netzwerke organisiert bzw durchgefuumlhrt werden Letzteres hat den Vorteil durch Nutzung bestehender Strukturen und bessere Abstimmung von Programmen und Maszlignahmen Sy-nergien nutzen zu koumlnnen Bei solchen Maszlignahmen sind auch die Aktivitaumlten bestehender privater Initi-ativen zu beruumlcksichtigen Diese Ziele werden auch von der Agrobiodiversitaumltsstrategie aufgegriffen Zur Sicherstellung der vorhandenen Kapazitaumlten aber vor allem auch im Hinblick auf kuumlnftig zu erwarten-de Anforderungen (z B im Rahmen internationaler Zusammenarbeit) ist es notwendig dass bestehende Erhaltungseinrichtungen modernisiert und ihre quantitativen Kapazitaumlten erweitert werden Zudem ist v a auch die Qualitaumlt der Erhaltung sicherzustel-len bzw wo moumlglich zu erhoumlhen und internationalen Standards anzupassen In diesem Zusammenhang spielen auch moderne Informationssysteme (siehe Kapitel 44) eine bedeutende Rolle bei der Steigerung von Qualitaumlt und Effizienz der Erhaltungsarbeit

EinzelpflanzenpruumlfungvonGemuumlseanbausortenimBundessortenamt

17 httpwwwbmudefilespdfsallgemeinapplicationpdfbroschuere_biolog_vielfalt_strategie_bfpdf

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Ex-situ-Erhaltung und Dokumentation von PGR in Deutschland

Bundeszentrale Ex-Situ-Genbanklandwirtschaftlicher und gaumlrtnerischer Kulturpflanzen

Leibniz Institut fuumlr Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung

Deutsche GenbankRebe

Reben-GenbankJulius-Kuumlhn-Institut

Rebensammlungenin Laumlndereinrichtungen

Deutsche GenbankObst

Obst-GenbankJulius-Kuumlhn-Institut

Sammlungen zuApfel Kirsche Erdbeere

Tabak-GenbankLandwirtschaftlichesTechnologiezentrum

Nationales Inventar PGRDEU

Genbank fuumlrWildpflanzen fuumlr

Ernaumlhrung undLandwirtschaft

Deutsche Genbank ZierpflanzenKoordination durch die

Bundesanstalt fuumlr Landwirtschaft und Ernaumlhrung

Rose Rhodo-dendron

Handlungsbedarf

Y Sicherstellung und ggf Ausbau bestehender Erhal-tungskapazitaumlten

Y Sicherstellung der Qualitaumlt der Erhaltungsarbeit und ggf Anpassung an internationale Standards

Y Einbettung der nationalen Aktivitaumlten in die inter-nationalen Strategien z B des Globalen Treuhand-fonds fuumlr Nutzpflanzenvielfalt

Y Optimierung der Ex-situ-Erhaltung durch dauer-hafte Sicherung und verbesserte Kooperation der entsprechenden Einrichtungen (z B Genbanken Botanische Gaumlrten Museen)

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411 BundeszentraleGenbankfuumlr landwirtschaftlicheund gartenbaulicheKulturpflanzen

Die bundeszentrale Ex-situ-Genbank ist am Leibniz-Institut fuumlr Pflanzengenetik und Kulturpflanzen-forschung (IPK)18 angesiedelt Die von Bund und Laumlndern gemeinsam finanzierte Kulturpflanzen-Genbank zaumlhlt mit einem Gesamtbestand von 151000 Mustern aus uumlber 3200 verschiedenen Arten aus na-hezu 800 botanischen Gattungen zu den aumlltesten und bedeutendsten Sammlungen der Welt Neben dem Hauptstandort in Gatersleben unterhaumllt die Kultur-pflanzen-Genbank Sammlungen in ihren Auszligenstel-len in MalchowPoel (Oumll- und Futterpflanzen) und Groszlig Luumlsewitz (Kartoffel) Durch die Einlagerung der Sicherheitsduplikate im Svalbard Global Seed Vault auf der Insel Spitzbergen Norwegen erfolgt eine zu-saumltzliche Absicherung des Genbankmaterials Bereits 30000 Akzessionen sind dorthin versandt angestrebt ist die Duplizierung der gesamten Kollektion

Die Aufgaben der Genbank umfassen die Sammlung Erhaltung Dokumentation und Bereitstellung pflan-zengenetischer Ressourcen Ein Schwerpunkt bildet die fortlaufende Anpassung der internen Ablaumlufe bei der Vermehrung und Lagerung von Pflanzenmustern an internationale Standards sowie die weitere Opti-mierung des Qualitaumltsmanagements Daruumlber hinaus werden Forschungsarbeiten zur weiteren Optimie-rung des Sammlungsmanagements und zur Nutz-barmachung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr die Pflanzenzuumlchtung durchgefuumlhrt Die Kulturpflanzen-Genbank leistet damit einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Vielfalt von Kulturpflanzen und den mit ihnen verwandten Wildarten und bietet die Grund-lage fuumlr eine gezieltere und vielfaumlltigere Nutzung der genetischen Ressourcen in der Forschung in der Pflanzenzuumlchtung der Landwirtschaft der Biotech-nologie und im Umweltschutz

Neben eigenen Forschungsbeitraumlgen stellt sie einem breiten Spektrum an Nutzern Saat- und Pflanzgut zur Verfuumlgung So wurden z B im Jahr 2010 mehr als 33000 Muster abgegeben u a 25 an Forschungs-einrichtungen 57 an Nichtregierungsorganisatio-nen und Privatpersonen und 13 an Pflanzenzuumlch-

ter Durch die Bereitstellung dieser Ressourcen uumlber das SMTA unterstuumltzt die bundeszentrale Genbank auch die Implementierung des ITPGR

KleingewaumlchshaumluserimIPK

Das IPK unterstuumltzt den Aufbau der bdquoEuropaumlischen Genbankldquo (AEGIS) Das Genbankinformationssystem GBIS wird ausgebaut und den neuen Erfordernissen des Sammlungsmanagements angepasst Die europauml-ischen und internationalen Fruchtartendatenbanken fuumlr Allium Hordeum Minor Leafy Vegetables und Poa werden fortgefuumlhrt

Ein weiterer wichtiger Bestandteil ist der Ex-situ-Erhalt samenfester Sorten landwirtschaftlicher Arten einschlieszliglich Gemuumlse Erlischt die Zulassung einer Sorte beim Bundessortenamt erfolgt bei Zustimmung des Zuumlchters die Einlagerung des letzten Saatgutmus-ters einschlieszliglich der Sortenbeschreibung beim IPK Da das IPK Saatgut zu den Bedingungen des SMTA abgibt wird dadurch ein weiterer wichtiger Beitrag der privaten Pflanzenzuumlchter zum MLS des ITPGR geleistet Vor dem Hintergrund zunehmend knapper werdender Erhaltungskapazitaumlten beim IPK bedarf es Uumlberlegungen und entsprechender Regelungen da-mit auch kuumlnftig Saatgut von Sorten landwirtschaft-licher Arten einschlieszliglich Gemuumlse deren Zulassung erlischt auf Dauer ex situ erhalten wird

18 wwwipk-gaterslebende

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Handlungsbedarf

Weiterer Ausbau der bestehenden Kryosammlun-gen (Kartoffel Allium Mentha)

Erweiterung der Kapazitaumlten fuumlr die Charakterisie-rung und Evaluierung von PGRWeiterentwicklung des Genbankinformations-systems GBIS hinsichtlich der Anpassung an neue Erfordernisse zum Datenaustausch und zur Daten-integration

Schaffung der notwendigen Voraussetzungen zur dauerhaften Erhaltung von Sorten landwirtschaft-licher Arten einschlieszliglich Gemuumlse als Teil der Genbanksammlung des IPK (einschlieszliglich der uumlbernommenen Saatgutmuster geloumlschter Sorten)

412 DeutscheGenbankObst

Im Laufe der Jahrhunderte hat sich im Obstbau eine groszlige Obstarten und -sortenvielfalt entwickelt Es wird geschaumltzt dass dabei ca 40 Arten und zwischen 5000 und 6000 Sorten oder Herkuumlnfte genutzt wur-den davon allein rund 2000 Apfelsorten Die Erhal-tung von heimischen obstgenetischen Ressourcen ist eine Grundlage fuumlr die dauerhafte Sicherung des Obstbaus in Deutschland Aus diesem Grund werden bereits seit Beginn des 20 Jahrhunderts zahlreiche Sorten unterschiedlicher Obstarten in staatlichen und nichtstaatlichen Sammlungen erhalten Sie bilden die genetische Basis fuumlr die Zuumlchtung neuer Sorten Daruumlber hinaus sind sie ein Stuumlck Kultur-geschichte und tragen wesentlich zur Erhaltung der Struktur unserer Kulturlandschaft bei Aber die Erhaltung genetischer Ressourcen in vielen vonein-ander unabhaumlngigen Sammlungen ist problematisch Waumlhrend einzelne Genotypen in vielen dieser Samm-lungen erhalten werden kommen andere nur noch in einer in wenigen oder in keiner Sammlung mehr vor Das fuumlhrt langfristig zu einem schleichenden Verlust Mit der in der Agrobiodiversitaumltsstrategie des BMEL vorgesehenen Gruumlndung der Deutschen Genbank Obst (DGO) ist nun ein dezentrales Netzwerk geschaf-fen worden in dem sich Sammlungen durch einen Kooperationsvertrag zusammengeschlossen haben und ihre Erhaltungsarbeit koordinieren Die Koordi-nierungsstelle befindet sich am Julius Kuumlhn-Institut

(JKI) Institut fuumlr Zuumlchtungsforschung an gartenbauli-chen Kulturen und Obst in Dresden-Pillnitz

Von insgesamt ca 50 derzeit in Deutschland vorkom-menden Obstarten sind 30 heimisch ndash d h traditio-nell genutzt ndash und sollen langfristig erhalten werden Fuumlr jede dieser Arten erfolgt eine Auswahl der zu erhaltenden Sorten Erhalten werden vor allem

Y deutsche Sorten einschlieszliglich deutscher Neuzuumlchtungen

Y Sorten mit soziokulturellem lokalem oder historischem Bezug zu Deutschland und

Y Sorten mit wichtigen obstbaulichen Merkmalen fuumlr Forschungs- und Zuumlchtungszwecke

FormenvielfaltdesApfels

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Bislang wurden drei obstartenspezifische Netzwerke etabliert Im Apfelnetzwerk engagieren sich sechs sammlungshaltende Partner mit insgesamt ca 950 als bdquoerhaltenswertldquo eingestuften Apfelsorten Die beiden Partner des Erdbeernetzwerkes erhalten insgesamt ca 400 Sorten Im Kirschennetzwerk haben sich sieben Partner zusammengeschlossen die zur Zeit ca 300 Suumlszlig- und 100 Sauerkirschsorten erhalten Am JKI in Pillnitz werden zur Ergaumlnzung der Feldsammlungen Versuche zur Kryolagerung bzw -konservierung z B der Lagerung von Meristemen und schlafenden Knos-pen in fluumlssigem Stickstoff (-196 degC) durchgefuumlhrt Mit Hilfe dieser Langzeitlagerung soll Sammlungsver-lusten durch biotische und abiotische Schadfaktoren vorgebeugt werden

Um die Echtheit der zu erhaltenden Sorten zu ge-waumlhrleisten wird eine pomologische Echtheitspruuml-fung durchgefuumlhrt Anschlieszligend werden fuumlr alle Sorten nach den vom ECPGR bzw dem europaumlischen Groszligforschungsprojekt GENBERRY erarbeiteten Richtlinien DNA-Fingerprints erstellt Beides erfolgt im Rahmen von BMEL-Auftraumlgen fuumlr Bestandsauf-nahmen und Erhebungen und nichtwissenschaftli-chen Untersuchungen im Bereich der biologischen Vielfalt

Die Dokumentation der zu erhaltenden Sorten sowie der dazugehoumlrigen Bewertungsdaten erfolgt uumlber die Webseite der DGO (wwwdeutsche-genbank-obstde) Bis Ende 2011 werden die aktualisierten Daten dann unter der neuen Adresse wwwdeutsche-genbankobstjkibundde erreichbar sein Interessenten koumlnnen daruumlber dann den Sammlungsbestand recherchieren und direkt Anfragen nach Pflanzenmaterial alter Sorten stellen

Zielstruktur Deutsche Genbank Obst

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Handlungsbedarf

Y Sicherstellung einer hohen Qualitaumlt der in der Deutschen Genbank Obst erhaltenen Sortimente und ihrer Erhaltungsstandards

Y Erhebungen zur Sortenechtheit (pomologisch und molekularbiologisch) Dokumentation und Charakterisierung der Akzessionen

Y Ausbau um weitere fruchtartspezifische Netz-werke

Y Sicherung aller Akzessionen an mindestens zwei Standorten (Sicherheitsduplikat) innerhalb der Deutschen Genbank Obst

Y Aufnahme von unterstuumltzenden Partnern in die Deutsche Genbank Obst

Y Ausbau der Kryokonservierung der Fragaria- und Malus-Sammlung des JKI

413 DeutscheGenbankReben

Nach Schaumltzung des Instituts fuumlr Rebenzuumlchtung Geilweilerhof des Julius Kuumlhn-Instituts (JKI) duumlrften in der Vergangenheit im deutschsprachigen Raum rund 300 Rebsorten eine nennenswerte Bedeutung erlangt haben Davon sind heute noch 15 ndash 20 Sorten fuumlr den Anbau klassifiziert Neben dem Schutz oumlko-logisch wertvoller alter Weinberge gilt es die geneti-sche Basis traditioneller Rebsorten zu sichern

Sammlungen rebengenetischer Ressourcen gibt es am Institut fuumlr Rebenzuumlchtung Geilweilerhof sowie vor allem in verschiedenen Laumlndereinrichtungen Zur Koordinierung und Effizienzsteigerung wurde wie in der Agrobiodiversitaumltsstrategie des BMEL vorgesehen die Deutsche Genbank Reben als Netzwerk rebener-haltender Einrichtungen auf Bundes- und Landes-ebene am 9 Juli 2010 gegruumlndet Am JKI dient die Genbanksammlung auch als Ausgangsmaterial fuumlr die Zuumlchtung von Reben mit einer hohen Resistenz ge-genuumlber Schaumldlingen Krankheiten und abiotischem Stress sowie zur Weiterentwicklung der Zuumlchtungs-forschung uumlber Reben Die Erhaltung der Weinrebe (Vitis vinifera L Sorten und andere wild wachsende Arten) erfolgt unter Freilandbedingungen Zurzeit umfassen die Bestaumlnde in Siebeldingen rund 3800 Akzessionen Die nationale und internationale Do-kumentation der rebengenetischen Ressourcen wird durch zwei Datenbanken unterstuumltzt Die Europaumli-

sche Vitis-Datenbank und die internationale Reben-datenbank (Vitis International Variety Catalogue) die beide von der Genbankabteilung gepflegt werden

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Handlungsbedarf

Verbesserung der rechtlichen Rahmenbedin-gungen der Erhaltung der traditionell genutzten Rebsorten

Fortfuumlhrung der Erfassung Dokumentation und Erhaltung rebengenetischer Ressourcen in alten Weinbergen im Rahmen von Erfassungsprojekten und ihre Erhaltung insbesondere fuumlr die kuumlnftige Klonzuumlchtung

Festlegung von Kriterien fuumlr die Erhaltung der Rebarten -sorten und -klone zum Auf- und Ausbau des Sammlungsbestandes der Deutschen Genbank Reben basierend auf den Sammlungen der Genbankpartner federfuumlhrend durch das JKI zusammen mit anderen Partnern

Evaluierung sowie ampelographische und mole-kulargenetische Charakterisierung der Rebarten -sorten und -klone

Entwicklung effizienter Verfahren zur Eliminie-rung von Viren aus Genbankmaterial im Rahmen von Forschungsprojekten

Gewaumlhrleistung hoher Standards bei den Erhal-tungsmaszlignahmen

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414 DeutscheGenbankZierpflanzen

Mit etwa 3600 Gattungen 18000 Arten und 40000 Sorten ist die Vielfalt der Zierpflanzensortimente in Deutschland enorm Das wirtschaftliche Potenzial dieser natuumlrlichen Ressourcen stellt einen wesentli-chen Aspekt fuumlr den Gartenbau dar

Die Deutsche Genbank Zierpflanzen ist als Gen-banknetzwerk konzipiert und organisiert in dem Institutionen und Akteure mit wichtigen Zierpflan-zensammlungen zusammenarbeiten um gemeinsam das nationale Inventar dieser genetischen Ressourcen zu erhalten Die Ausgestaltung dieser Netzwerke wird jeweils entsprechend den spezifischen Bedingun-gen in den Teilnetzwerken in Form einer Koopera-tionsvereinbarung geregelt Dabei gibt es obligate und fakultative Elemente Rein organisatorisch ist immer die Rolle der koordinierenden Stelle fuumlr das jeweilige Genbanknetzwerk zu besetzen Zusaumltzlich muss auch mindestens eine Einrichtung wenigstens Teile ihrer Sammlung als Sammlungsbestand fuumlr das betreffende Genbanknetzwerk bereitstellen (Samm-

lungshaltender Partner) Wesentliches Element ist auch die vereinfachte Bereitstellung der Ressourcen fuumlr Forschung und Zuumlchtung die uumlber eine einheit-liche Materialuumlbertragungsvereinbarung geregelt wird (als Bestandteil der Kooperationsvereinbarung) Fakultativ ist z B die Einbeziehung von Partnern moumlglich die zwar keinen eigenen Sammlungsbestand in das Genbanknetzwerk einbringen dafuumlr aber die Arbeiten im Netzwerk durch eigene Kapazitaumlten und Expertise unterstuumltzen (Unterstuumltzende Partner)

Die Deutsche Genbank Zierpflanzen bildet die Dachorganisation fuumlr diese Teilnetzwerke und wird durch das Informations- und Koordinationszentrum fuumlr Biologische Vielfalt (IBV) der Bundesanstalt fuumlr Landwirtschaft und Ernaumlhrung (BLE) koordiniert In dieser Funktion dokumentiert die BLE auch den Gesamtbestand uumlber das Nationale Inventar zu Pflan-zengenetischen Ressourcen PGRDEU Weitere verbin-dende Elemente wie ein gemeinsames Logo sowie ein noch zu etablierender Beirat unterstuumltzen dabei die Einbindung der Teilnetze

RosenbogenimEuropa-RosariumSangerhausen(ERS)dasERSistKoordinatorderDeutschenGenbankRose

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Drei Petunienbluumlten im Vergleich

Im Fruumlhjahr 2009 wurde die Deutsche Genbank Rose als erster Teil der Deutschen Genbank Zierpflanzen gegruumlndet Als naumlchstes Teilnetzwerk wurde im Mai 2010 die Deutsche Genbank Rhododendron wwwlwk-niedersachsendegenbank-rhododendron gegruumlndet

Das langfristige Ziel ist die Erweiterung und die Fes-tigung der Deutschen Genbank Zierpflanzen insbe-sondere durch die Verbesserung der Zusammenarbeit der auf diesem Gebiet bereits engagierten Akteure Die Einbindung von Botanischen Gaumlrten ist dort zu pruumlfen wo der Auftrag des Gartens und das daraus resultierende Selbstverstaumlndnis eine Zusammenarbeit mit Liebhaberorganisationen oder Zuumlchterfirmen erlauben

Aufgrund vorstehender Kriterien und Informationen wurde von der Koordinationsstelle der Deutschen Genbank Zierpflanzen und unterstuumltzt durch eine Expertengruppe ein Konzept entwickelt auf deren Grundlage der weitere Auf- und Ausbau erfolgen soll Die geschilderte Struktur ist in der Abbildung unten exemplarisch dargestellt

Wichtig ist die unterstuumltzende Einbeziehung der privaten Sammler und Liebhabergesellschaften in das Gesamtkonzept der Deutschen Genbank Zierpflanze In Deutschland existierten 2010 uumlber 30 Pflanzen-liebhaber-Gesellschaften Schaumltzungen sprechen von rund 30000 Mitgliedern Die Mitglieder dieser Gesell-schaften verfuumlgen idR nicht nur uumlber ein enormes Spezialwissen sondern teilweise auch uumlber sehr um-fangreiche Sammlungen an zierpflanzengenetischen Ressourcen der jeweiligen Zierpflanzentaxa

Unter dem Dach der Deutschen Gartenbaugesell-schaft 1822 e V (DGG) hat sich 2010 die Bundes-arbeitsgemeinschaft Pflanzensammlungen (BAPS) etabliert Dementsprechend bietet sich eine intensive Zusammenarbeit der Deutschen Genbank Zierpflan-zen mit den Liebhabergesellschaften respektive der DGG mit dem Ziel einer gegenseitigen Unterstuumltzung an Das Modell- und Demonstrationsvorhaben bdquoNetz-werk Pflanzensammlungenldquo soll dafuumlr den organisa-torischen Rahmen schaffen

Modularer Aufbau der Deutschen Genbank Zierpflanzen

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Handlungsbedarf

Y Erarbeitung einer Konzeption zur Foumlrderung von Koordinierungsstellen dezentraler Genbanken und Erhaltungsnetzwerke fuumlr gartenbauliche pflan-zengenetische Ressourcen durch den Bund unter Beteiligung der Laumlnder

Y Ausbau einer Genbank fuumlr generativ vermehrte Zierpflanzen als Teil der Deutschen Genbank Zier-pflanzen

Y Auf- und Ausbau einer Genbank fuumlr vegetativ vermehrte Zierpflanzen oder eines Genbank-netzwerks unter maszliggeblicher Beteiligung Bota-nischer Gaumlrten als Teil der Deutschen Genbank Zierpflanzen

Y Gruumlndung weiterer gattungs-artspezifischer Gen-banknetzwerke analog Rose und Rhododendron

Y Erweiterung des Nationalen Inventars zu Pflan-zengenetischen Ressourcen PGRDEU um Arten und Akzessionen der Deutschen Genbank Zier-pflanze mit wichtigen Charakterisierungs- und Bilddaten

Y Pruumlfung und ggf Bereitstellung von Software zur Unterstuumltzung der Dokumentation der einzelnen Teilsammlungen

Y Einbindung von Privatsammlungen und Lieb-habergesellschaften als Partner der Deutschen Genbank Zierpflanzen in einem bdquoNetzwerk Pflan-zensammlungenldquo

Die Kornrade (Agrostemma githago) ist ein gefaumlhrdetes Ackerbeikraut

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415 Genbank fuumlr Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

Eine Verstaumlrkung der Anstrengungen zur Erhaltung der Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft ist eine der wesentlichen Forderungen des zweiten Weltzustandsberichts der FAO zu PGRFA und we-sentliches Element des entsprechenden Globalen Aktionsplans (zur Bedeutung von WEL s Kapitel In-situ-Erhaltung von Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (WEL)) Aufgrund der begrenzten Kapazitaumlten der bundeszentralen Kulturpflanzengen-bank des IPK konzentriert sich diese auf die wich-tigsten Kulturpflanzen der gemaumlszligigten Breiten und eine Auswahl von damit verwandten Wildarten Um weitere speziell in Deutschland wild vorkommende pflanzengenetische Ressourcen zu erhalten haben sich derzeit vier Botanische Gaumlrten (Osnabruumlck als Koordinator Berlin Karlsruhe und Regensburg) zu einem Genbanknetzwerk fuumlr Wildpflanzen fuumlr Ernaumlh-rung und Landwirtschaft (WEL) zusammengeschlos-sen Fokus der zu erhaltenden Zielarten liegt dabei auf gefaumlhrdeten einheimischen wild vorkommenden Arten landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Kul-turpflanzen ndash insbesondere solche die uumlber Diaspo-ren (meistens Samen) erhalten werden ndash die fuumlr die nationale Forschung und Zuumlchtung von besonderer Bedeutung sind Dadurch wird auch ein Beitrag zur Umsetzung der Globalen Strategie zum Erhalt der Pflanzenvielfalt (s Kapitel 311) geleistet

Mit Unterstuumltzung des BMEL wird ein Konzept fuumlr die Ex-situ-Erhaltung von Wildpflanzen fuumlr Er-naumlh-rung und Landwirtschaft unter besonderer Beruumlck-sichtigung von Aktivitaumlten bei kompetenten Partnereinrichtungen (z B Genbanken) entwickelt und modellhaft erprobt1 Der Ansatz bildet damit ein weiteres Beispiel wie Botanische Gaumlrten in die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen landwirt-schaftlicher und gartenbaulicher Arten eingebunden werden koumlnnen

1) wwwbiologieuni-osnabrueckdegenbank-welHome

Handlungsbedarf

Weiterentwicklung des Konzepts fuumlr die Ex-situ-Erhaltung von heimischen Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft unter besonderer Beruumlcksichtigung von Aktivitaumlten kompetenter Partnereinrichtungen (z B Botanischer Gaumlrten)

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Gruumlndung der Genbank fuumlr Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft als dezentrales Genbanknetzwerk Gewinnung weiterer Partner fuumlr die Genbank fuumlr Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

Aufbau von Sicherungsduplikaten Kontinuierliche Erweiterung der deutschland-weit ex situ zu erhaltenden WEL-Arten und deren Populationen in Abstimmung mit bestehenden Sammlungen insbesondere mit der Kulturpflan-zen-Genbank des IPK

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Internetportal der Genbank fuumlr Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

416 Implementierung der bdquoEuropaumlischen Genbankldquo (AEGIS) im Rahmen des ECPGR

Das im Rahmen des ECPGR erarbeitete Konzept fuumlr ein europaumlisches integriertes Genbanksystem AEGIS (kurz bdquoEuropaumlische Genbankldquo) entstand unter maszlig-geblicher Beteiligung Deutschlands (s Kapitel 322) Seine Umsetzung durch die Gruumlndung von AEGIS und die damit verbundenen nationalen Aktivitaumlten sollen ebenso prioritaumlr verfolgt werden wie die Wei-terentwicklung von AEGIS auf europaumlischer Ebene

Mit AEGIS sollen die in Europa vorhandenen Res-sourcen effizient koordiniert und fuumlr die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen eingesetzt werden Hierzu verpflichten sich Erhaltungseinrichtungen von AEGIS-Mitgliedstaaten in einem arbeitsteiligen Konzept geeignete pflanzengenetische Ressourcen nach gemeinsamen Standards als europaumlische Ak-zessionen langfristig zu erhalten und zu den Be-dingungen des SMTA des Internationalen Vertrags fuumlr Forschung und Zuumlchtung bereitzustellen Damit gehen die Mitgliedstaaten uumlber die Verpflichtungen des Internationalen Vertrages fuumlr Pflanzengenetische Ressourcen ndash welcher diesen Ansatz nur fuumlr Annex I Arten vorsieht ndash hinaus Deutschland spielt eine aktive Rolle bei der Weiterentwicklung von AEGIS insbe-sondere bei den laufenden Arbeiten zu Allium und Avena und im Beratungsausschuss von AEGIS Fuumlr die formale Gruumlndung von AEGIS wurde eine zwischen-staatliche Kooperationsvereinbarung (Memorandum of Understanding ndash MoU) entwickelt Damit erklaumlren die Staaten ihren Beitritt zu AEGIS Anfang des Jahres 2012 haben 30 Staaten u a Deutschland das MoU ge-zeichnet Die Beteiligung von Erhaltungseinrichtun-gen innerhalb eines AEGIS-Mitgliedstaates wird durch das bdquoAssociate Membership Agreementldquo (AMA) geregelt In Deutschland ist der Abschluss des AMA durch den Nationalen Koordinator beim IBV der BLE mit IPK JKI und BSA erfolgt Weitere Partner sollen folgen

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Zwiebelgewaumlchse im Schaugarten des VERN

Handlungsbedarf

Abschluss von bdquoAEGIS Associate Membership Agreementsldquo durch den Nationalen Koordinator mit weiteren Partnern

Erarbeitung von Vorschlagslisten fuumlr bdquoEuropaumlische Akzessionenldquo

Erarbeitung von Vorschlagslisten fuumlr bdquoAEGIS-Dienstleistungenldquo

Nationale Umsetzung der vom ECPGR gepruumlften und angenommenen AEGIS-Aufgaben (Erhaltung der bdquoEuropaumlischen Akzessionenldquo sowie Bereitstellung der bdquoAEGIS-Dienstleistungenldquo)

Unterstuumltzung der Entwicklung einer europaumlischen Finanzierung fuumlr AEGIS

417 Implementierung des Multilateralen Systems (MLS) des Internationalen Vertrags

Zur Erfuumlllung seiner internationalen Verpflichtun-gen muss Deutschland die nationale Umsetzung des Internationalen Vertrags weiter fortsetzen Dies betrifft zum einen die Einbeziehung weiterer Akteure (oumlffentliche und private) die sich mit ihren Samm-lungen oder Teilen davon am MLS beteiligen und das SMTA zur Materialabgabe verwenden (vgl Kapitel 312) Zum anderen sollen im Rahmen des Vorteils-ausgleichs (Artikel 13 des Internationalen Vertrags) neben dem finanziellen Ausgleich im Rahmen des SMTA vor allem auch der Informationsaustausch der Technologietransfer und der Aufbau von Kapazitaumlten gefoumlrdert werden

Handlungsbedarf

Bereitstellung weiterer pflanzengenetischer Res-sourcen fuumlr das MLS des Internationalen Vertrags u a durch die Deutsche Genbank Obst

Verbesserung der Beteiligung privater Akteure am MLS

Zusammenstellung bestehender Maszlignahmen zum Informationsaustausch Technologietransfer und Aufbau von Kapazitaumlten

Unterstuumltzung des Aufbaus von Kapazitaumlten im Bereich Pflanzenzuumlchtung und Saatgutversorgung in Vertragsstaaten des Internationalen Vertrags

Samen von verschiedenen Kulturpflanzen

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42 In-situ-Erhaltung

421 On-farm-Bewirtschaftung

Nach der Definition der CBD stellt die On-farm-Be-wirtschaftung einen Spezialfall der In-situ-Erhaltung dar bei der PGR im Rahmen einer landwirtschaft-lichen oder gaumlrtnerischen Nutzung erhalten und weiterentwickelt werden Der zweite Weltzustandsbe-richt uumlber pflanzengenetische Ressourcen betont die besondere Bedeutung der On-farm-Bewirtschaftung fuumlr die Erhaltung von PGR Allerdings wird auch deutlich dass ein groszliger Nachholbedarf fuumlr die Ent-wicklung wissenschaftlich fundierter Konzepte fuumlr diesen Bereich besteht Auch wird die staumlrkere inter-nationale Vernetzung dieser Aktivitaumlten angeregt

In der Landwirtschaft und im Gartenbau konzentriert sich zunehmend weltweit der Anbau hauptsaumlchlich aufgrund der vorherrschenden Wettbewerbsbedin-gungen auf wenige Fruchtarten Auch die Pflanzen-zuumlchtung setzt ihre Schwerpunkte wegen fehlender Wertschoumlpfung oder Nachfrage auf oumlkonomisch interessante Kulturarten Wenn Zuumlchtungsprogram-me nicht weitergefuumlhrt werden ist auch ein Verlust der genetischen Diversitaumlt zu erwarten

Wenn Sorten landwirtschaftlicher Kulturarten nicht mehr groszligflaumlchig angebaut werden und somit von genetischer Erosion bedroht sind bietet auch die Erhaltung ex situ nur eine Teilloumlsung Zum einen koumlnnen schon aus Kapazitaumltsgruumlnden nicht alle gezuumlchteten Sorten ex situ erhalten werden und zum anderen werden diese Sorten bezuumlglich ihrer Leis-tungsmerkmale lediglich in einem Status quo bdquoein-gefrorenldquo Es findet kein Zuumlchtungsfortschritt und keine Anpassung an geaumlnderte Umweltbedingungen und Nutzungsanforderungen mehr statt Daher ist die direkte Nutzung solcher Sorten fuumlr den Anbau nach laumlngerer Ex-situ-Erhaltung in der Regel erst nach ei-nem Prozess der zuumlchterischen Bearbeitung moumlglich Das genetische Potenzial dieser Sorten findet sich allerdings teilweise in ihren Nachfolgesorten wieder

Durch On-farm-Bewirtschaftung koumlnnten auch Nutz-pflanzen die durch die Zuumlchtungswirtschaft nicht zuumlchterisch bearbeitet werden Anbaubedeutung erlangen

Damit kann die On-farm-Bewirtschaftung einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt von Kulturpflanzen und deren innerartlichen Vielfalt leis-ten Unmittelbar damit verknuumlpft ist eine moumlgliche

Erweiterung des Lebensmittelangebots und somit ei-ner vielfaumlltigen und abwechslungsreichen Ernaumlhrung oder die innovative Nutzung von Pflanzenz B fuumlr technische oder energetische Zwecke Wenn es gelingt den Anbau heimischer von genetischer Erosion bedrohter Kulturpflanzen durch entspre-chende Foumlrdermaszlignahmen und durch entspre-chendes Ernaumlhrungs- und Nachfrageverhalten der Verbraucher und Verbraucherinnen fuumlr Landwirte wieder attraktiv zu gestalten koumlnnten sich hier neue Nischenmaumlrkte entwickeln

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Viele alte Kulturpflanzen wie der Schwarzemmer sind aus dem Anbau fast verschwunden

Die On-farm-Bewirtschaftung koumlnnte auch einen Beitrag zur Erhoumlhung der Biodiversitaumlt in der land-wirtschaftlichen Produktion leisten durch

die Erhoumlhung der Artenvielfaltdie Erhoumlhung der Sortenvielfalt bei vernach-laumlssigten Kulturpflanzendie Erhoumlhung der genetischen Vielfaltdie Erhaltung von historisch bedeutsamen Kulturpflanzen und Bewirtschaftungsformendie Verbreitung und Pflege von Wissen und praktischen Fertigkeiten

und die Erhaltung von Nischenmaumlrkten fuumlr regionale Produkte

2011 foumlrderten insbesondere zwei Laumlnder die On-farm-Bewirtschaftung in Deutschland In Branden-burg werden im Rahmen des Kulturlandschaftspro-gramms bdquoKULAP 2007ldquo (Foumlrderung erfolgt seit dem Jahr 2000) u a finanzielle Unterstuumltzung fuumlr den Anbau von ca 70 alten Zucht- und Landsorten von sechs Kulturpflanzenarten (Weizen Gerste Roggen Hafer Hirse Mais) gewaumlhrt die durch genetische Erosion gefaumlhrdet sind In Nordrhein-Westfalen

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(NRW) wurde ein Modellprojekt durchgefuumlhrt mit dem Ziel der Evaluierung von alten Sorten ihrer Wiedereinfuumlhrung in die landwirtschaftliche Pro-duktion und der Entwicklung neuer Produkte aus diesen alten Sorten sowie deren Vermarktung Nach Abschluss des Projektes 2006 wurden die Aktivitaumlten vom neu eingerichteten Kompetenzzentrum fuumlr die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen an der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen in Muumlnster fortgesetzt das u a fuumlr die Organisation der Erzeugung und Verteilung von Saatgut zustaumlndig ist Hier flossen auch die Erfahrungen des von 2002ndash2007 durchgefuumlhrten grenzuumlberschreitenden EUREGIO-Projekt GEVIP (grenzuumlberschreitende Entwicklung Verarbeitung und Vermarktung von historischen sowie innovativen Produkten aus regionalen Pflan-zenerzeugnissen) zwischen Nordrhein-Westfalen und den Niederlanden mit ein das sich mit der Entwick-lung und Vermarktung von neuen Erzeugnissen auf der Grundlage von pflanzengenetischen Ressourcen befasst hat

Mehrere Laumlnder unterstuumltzen zudem die Bewirtschaf-tung von Streuobstwiesen zur Foumlrderung des Anbaus eines genetisch breiten Spektrums alter Obstsorten Solche Maszlignahmen dienen gleichzeitig dem Schutz gefaumlhrdeter Arten in diesen Oumlkosystemen Diese Akti-vitaumlten sind durch die EU im Rahmen der Ratsverord-nung (EG) Nr 16982005 kofinanzierungsfaumlhig Da sie nicht an besondere Vorgaben hinsichtlich der Sorten-auswahl gebunden sind laumlsst sich ihre Wirkung auf die Erhaltung obstgenetischer Ressourcen on farm nicht genau abschaumltzen

In einigen Regionen Deutschlands gibt es eine erfolg-reiche Zusammenarbeit zwischen regionalen Arten-schutzinitiativen und Vertretern des Pomologenver-eins In diesen Faumlllen gelingt die Verknuumlpfung von Zielen des Arten- und Lebensraumschutzes mit der Erhaltung obstgenetischer Ressourcen on farm

4211 Weiterentwicklung der bdquoRoten Liste der gefaumlhrdeten einheimischen Nutzpflanzenldquo

Der Globale Aktionsplan der FAO zur Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft nennt die Kenntnis uumlber die aktuell existierenden genetischen Ressourcen als grund-legende Voraussetzung fuumlr gezielte und effiziente Erhaltungsaktivitaumlten Darauf wurde bereits im ersten

Fachprogramm im Jahr 2002 hingewiesen Auch die nationale Biodiversitaumltsstrategie der Bundesregierung sieht den Aufbau einer Liste der auf nationaler Ebene durch Ex-situ-Maszlignahmen dringend zu schuumltzenden Arten und deren innerartlichen Vielfalt vor

Manche Gaumlrten sind noch ein Refugium fuumlr Pflanzenvielfalt

Aus diesen Gruumlnden und um auf den erheblichen Ruumlckgang der Nutzpflanzenvielfalt auch fuumlr Deutsch-land aufmerksam zu machen sowie um Maszlignahmen zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung pflanzenge-netischer Ressourcen zu unterstuumltzen wurde die Rote Liste der gefaumlhrdeten einheimischen Nutzpflanzen in Deutschland erstellt Die Rote Liste soll alle Arten-gruppen von einheimischen Nutzpflanzen und deren Sorten Landsorten und Varietaumlten umfassen die in Deutschland an lokale Bedingungen angepasst und von Bedeutung waren

Zur Unterstuumltzung des Anbaus bedrohter regional angepasster Nutzpflanzen besteht im Rahmen der Ge-

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meinschaftsaufgabe bdquoVerbesserung der Agrarstruktur und des Kuumlstenschutzesldquo (GAK) der Foumlrdergrundsatz bdquoErhaltung genetischer Ressourcen in der Landwirt-schaftldquo Die Auswahl der unter diesem Grundsatz foumlrderfaumlhigen Nutzpflanzen erfolgt durch die zustaumln-digen Laumlnderbehoumlrden auf Basis von Empfehlungen des BEKO Die vom BEKO fuumlr eine Foumlrderung im Rahmen der GAK empfohlenen Nutzpflanzen sind in der Roten Liste entsprechend gekennzeichnet

Auch im Rahmen der Erhaltungssortenverordnung dient die Rote Liste dem Bundessortenamt und den zustaumlndigen Laumlnderdienststellen als eine moumlgliche Referenz fuumlr eine Sorte hinsichtlich ihrer Bedeut-samkeit als pflanzengenetische Ressource in ihrer Ursprungsregion

Handlungsbedarf

Y Verbesserung der wissenschaftlichen Grundlagen fuumlr die Erstellung der Roten Liste

Y Laufende Aktualisierung der Liste auf Basis der Empfehlungen des BEKO

Y Aufbau eines bdquoOn-farm-Inventarsldquo beim IBV u a auf Basis der im Rahmen der GAK verpflichtenden Meldungen der Bundeslaumlnder uumlber die gefoumlrder-ten Flaumlchen je Nutzpflanze und anderer Quellen

4212 Staumlrkung der On-farm-Erhaltung und -Bewirtschaftung

Neben der Erhaltung im Rahmen der landwirt-schaftlichen Nutzung sowie der direkten Nutzung in der Pflanzenzuumlchtung erfolgt eine On-farm-Bewirtschaftung u a bei besonders gefaumlhrdeten aus der kommerziellen Nutzung und Zuumlchtung laumlngst verschwundenen Arten und Sorten v a durch ver-schiedene Erhaltungsinitiativen sowie in agrarhisto-rischen Museen Freilichtmuseen in Gaumlrten (Haus- Klein- und Bauerngaumlrten) und in den gartenbauli-chen Sortimenten vieler Gartenbaubetriebe Aktuelle und detaillierte Erhebungen zur Anzahl der hieruumlber erhaltenen pflanzengenetischen Ressourcen liegen derzeit nicht vor und ein Konzept zur Koordination dieser verschiedenen Aktivitaumlten fehlt bislang ebenso wie konzeptionelle Maszlignahmen zur Staumlrkung dieses Sektors

Diese vielfaumlltigen Einzelinitiativen privater Personen und Vereinigungen haben eine groszlige Bedeutung fuumlr die Erhaltung der Kulturpflanzenvielfalt

Anbau von Rotkohl und Zuckermais

Von unmittelbarer Bedeutung sind auch die Maszlig-nahmen der zweiten Saumlule der Agrarpolitik der laumlndlichen Entwicklungspolitik und hier vor allem

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die Agrarumweltmaszlignahmen deren Rechtsgrundlage die sog ELER-Verordnung vom September 2005 ist (s 431) Foumlrderfaumlhig sind u a besonders biodiversi-taumltserhaltende Nutzungsformen wie Streuobstwiesen extensive Weidewirtschaft oder der Oumlkolandbau Mit der Vergroumlszligerung des Fruchtartenspektrums und der Erweiterung von Fruchtfolgen sowie der Nutzung ausreichender innerartlicher Vielfalt wird nicht nur eine standortangepasste und nachhaltige landwirt-schaftliche Produktion angestrebt sondern es soll damit auch ein Beitrag zur Erhaltung und nachhalti-gen Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen geleis-tet werden

Die positiven Auswirkungen der Maszlignahmen der zweiten Saumlule auf die biologische Vielfalt insbeson-dere auch auf den Erhalt und die nachhaltige Nut-zung pflanzengenetischer Ressourcen koumlnnen durch die Verbesserung der Foumlrdermodalitaumlten vergroumlszligert werden

Bewaumlhrt haben sich ebenfalls die vom BMEL unter-stuumltzten Modell- und Demonstrationsvorhaben die zur Erhaltung besseren Verfuumlgbarkeit oder verstaumlrk-ten nachhaltigen Nutzung genetischer Ressourcen der Land- Forst- Fischerei- und Ernaumlhrungswirt-schaft einschlieszliglich Gartenbau beitragen Die durchgefuumlhrten Vorhaben sollen einen Vorbildcha-rakter fuumlr potenzielle Nachahmer entfalten

Eine erfolgreiche On-farm-Bewirtschaftung muss durch unterstuumltzende Maszlignahmen begleitet wer-den Dazu gehoumlren beispielsweise der Aufbau von Kompetenzzentren (s 4214) die Evaluierung der Pflanzen unter Praxisbedingungen die Bereitstellung von Saat- und Pflanzgut die technische Unterstuumlt-zung bei der Reinigung und Lagerung von Saat- und Pflanzgut die Aus- und Fortbildung fuumlr die On-farm-Bewirtschaftung die Entwicklung von neuen Produk-ten und Marketingkonzepten und die Etablierung von Netzwerken von an der On-farm-Bewirtschaftung interessierten Gruppen

Die ausreichende Verfuumlgbarkeit Vermehrung und dauerhafte Erzeugung von Saatgut ist haumlufig das zentrale Problem fuumlr die On-farm-Bewirtschaftung Um dies zu verbessern wurden bereits entsprechende Regelungen erlassen die das Inverkehrbringen von Saat- und Pflanzgut von Sorten die als genetische Ressource erhaltenswert erscheinen gezielt erleich-tern Eine Uumlberpruumlfung weiterer Ausnahmeregelun-gen fuumlr Aktivitaumlten zur Erhaltung der genetischen Vielfalt wird angestrebt

Handlungsbedarf

Verbesserte Erfassung Vernetzung und Koor-dinierung von Aktivitaumlten im Bereich On-farm-Bewirtschaftung

Entwicklung und Pruumlfung eines abgestimmten Konzeptes zur On-farm-Bewirtschaftung unter Beruumlcksichtigung der bestehenden Aktivitaumlten

Erstellung eines Konzepts fuumlr die Foumlrderung des Anbaus gefaumlhrdeter einheimischer Nutzpflanzen in Deutschland Weiterfuumlhrung geeigneter Foumlrdermaszlignahmen im Rahmen der GAK wie zB Fruchtartendiversifizie-rung (ua Leguminosen Gemengeanbau) Anbau von Zwischenfruumlchten Anbau gefaumlhrdeter heimi-scher Nutzpflanzen

Pruumlfung Konzeption und ggf Etablierung projekt-unabhaumlngiger Foumlrdermoumlglichkeiten zur Unterstuumlt-zung von Erhaltungsinitiativen und Akteuren der On-farm-Bewirtschaftung

Uumlberpruumlfung der Regelungen des Saatgut- und ggf des Pflanzenschutzrechts hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf die Aktivitaumlten zur Erhaltung der genetischen Vielfalt

4213 Erhaltung und nachhaltige Nutzung der genetischen Vielfalt im Gruumlnland

Gruumlnland ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Kulturlandschaft und groszligflaumlchig erst durch die Be-wirtschaftung des Menschen entstanden Im Gruumln-land wachsen mehr als die Haumllfte aller in Deutsch-land vorkommenden Bluumltenpflanzenarten Fuumlr Futterpflanzen und viele weitere Kulturpflanzen des Ackerlandes und der Gaumlrten bildet extensives Gruumln-land den Lebensraum ihrer verwandten Wildarten Artenreiches Gruumlnland stellt somit einen wichtigen Ort zum Erhalt der genetischen Vielfalt der Kultur-pflanzen dar Die ausdauernden Pflanzenbestaumlnde des Gruumlnlands bilden uumlber das ganze Jahr Lebensraum fuumlr eine groszlige Zahl heimischer Tierarten Gruumlnland hat zudem wichtige Funktionen fuumlr den Gewaumlsser- Klima- und Bodenschutz der Landschaften Gruumln-land hat somit zusammenfassend nicht nur eine herausragende Bedeutung fuumlr die genetische Vielfalt der Kulturpflanzen und ihrer wilden Verwandten sondern auch fuumlr typische Kulturlandschaften die weitere Funktionen fuumlr die Erholung und den Touris-mus erfuumlllen

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Artenreiche Almwiese

Die Artenzusammensetzung und die Auspraumlgung der Gruumlnlandvegetation richtet sich hauptsaumlchlich nach den natuumlrlichen Faktoren wie Standort (Boden Wasserhaushalt Klima Houmlhenlage etc) und nach den Bewirtschaftungsfaktoren Zu den entscheidenden Bewirtschaftungsfaktoren gehoumlren Mahd oder Be-weidung Tierbesatz Nutzungshaumlufigkeit (Anzahl der Schnitte) Nutzungstermine und Bewirtschaftungs-technik In Jahrhunderten entstand somit eine groszlige Vielfalt verschiedenster Gruumlnlandgesellschaften Seit mehr als 120 Jahren betraumlgt der Anteil von Gruumlnland nahezu konstant etwa ein Drittel der land-wirtschaftlichen Nutzflaumlche In diesem Zeitraum ist allerdings die landwirtschaftliche Nutzflaumlche insge-samt deutlich zuruumlckgegangen und damit anteilig auch die Gruumlnlandflaumlche absolut Wenn auch der landwirtschaftliche Flaumlchenverbrauch in den letzten Jahren abgeschwaumlcht worden ist so gehen taumlglich immer noch eine Flaumlche von ca 90 ha in Deutschland verloren die hauptsaumlchlich in Wohn- Verkehrs- und Wirtschaftsflaumlchen umgewandelt werden Der stetige Flaumlchenverlust geht einher mit einer staumlrkeren Inten-sivierung der Landwirtschaft und fuumlhrt damit auch in einigen Regionen zu einer Zunahme der Bewirtschaf-tungsintensitaumlt des Gruumlnlandes Damit ist auch eine Aumlnderung der Artenzusammensetzung und haumlufig eine Abnahme der biologischen Vielfalt verbunden

Im Rahmen der Gewaumlhrung von EU-Direktzahlungen haben die EU-Mitgliedstaaten sicher zu stellen dass bezuumlglich der beantragten Flaumlchen der Anteil des

Dauergruumlnlandes an der landwirtschaftlichen Flaumlche bezogen auf das Referenzjahr 2003 erhalten bleibt Bei einem Ruumlckgang dieses Anteils um mehr als 5 sind die Laumlnder gemaumlszlig der Bestimmungen des nationalen Direktzahlungen-Verpflichungengesetzes ermaumlchtigt den weiteren Umbruch von Dauergruumlnland per Lan-des-Verordnung von einer Genehmigung abhaumlngig zu machen Anfang 2011 gab es solche Landes-Verord-nungen in sechs Laumlndern In allen anderen Laumlndern betrug der Ruumlckgang des Dauergruumlnlandanteils we-niger als 5 In zwei Laumlndern war sogar eine geringe Zunahme des Dauergruumlnlandanteils zu verzeichnen Daruumlber hinaus ist die Gewaumlhrung der Direktzahlun-gen im Rahmen der Cross Compliance-Vorgaben auch von der Beachtung bestimmter fachrechtlich beste-hender Umbruchbeschraumlnkungen abhaumlngig

Biologische Vielfalt im bewirtschafteten Gruumlnland erhaumllt sich allerdings nicht von selbst Durch Biodi-versitaumltsmanagement kann der Landwirt artenrei-che Gruumlnlandflaumlchen erhalten und entwickeln Hier setzen die Agrarumweltmaszlignahmen im Rahmen der GAK an die ein breit gefaumlchertes und flexibles regi-onalspezifisches Instrumentarium anbieten Soweit regional erforderlich sollte ggf eine zielgerichtete Anpassung der Maszlignahmen erfolgen (siehe Kapitel zu 431)

Zur Anreicherung oder Wiederherstellung artenrei-cher Gruumlnlandflaumlchen mit gebietsheimischen Pflan-zenarten wurden in den letzten Jahren neue Konzepte diskutiert und erprobt (s 4224)

Handlungsbedarf

(Weiter-)Entwicklung von Methoden zur Identifi-kation unterschiedlicher Gruumlnlandformen auf der Grundlage von Indikator- oder KennartenErhebungen zu Vorkommen von artenreichem urspruumlnglichem bzw natuumlrlichem Gruumlnland in Schutzgebieten und Pruumlfen der Anwendung des Konzeptes bdquogenetischer Schutzgebieteldquo (siehe Kapitel 4223) zum Schutz wertvoller Gruumlnlands-tandorte in FFH-GebietenWeiterentwicklung standortgerechter und oumlkono-misch nachhaltiger Gruumlnlandnutzungssysteme

Weiterfuumlhrung und ggf Anpassung der Foumlrderung von biodiversitaumltsfoumlrdernden Agrarumweltmaszlig-nahmen im Rahmen der GAK wie extensive Be-wirtschaftung von Gruumlnlandflaumlchen zur Erhaltung pflanzengenetisch wertvoller Gruumlnlandvegetation Streuobstwiesen Umwandlung von Ackerland in extensiv zu nutzendes Gruumlnland

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Y Weiterfuumlhrung und ggf Ausweitung geeigneter Vertragsnaturschutzmaszlignahmen auf Laumlnderebene unter Beteiligung von EU und Bund

Y Pruumlfen inwieweit Foumlrderschwerpunkte des Bun-desprogramms bdquoBiologische Vielfaltldquo wie bdquoHot-spots der biologischen Vielfalt in Deutschlandldquo oder auch die bislang nicht definierte Kategorie bdquoWeitere Maszlignahmen von besonderer repraumlsenta-tiver Bedeutung fuumlr die Strategieldquo genutzt werden koumlnnen um der besonderen Bedeutung des arten-reichen Gruumlnlands gerecht zu werden

4214 Aufbau von Kompetenzzentren

Der Aufbau regionaler Kompetenzzentren faumlllt in die Zustaumlndigkeit der einzelnen Bundeslaumlnder Entspre-chend des in der Agrobiodiversitaumltsstrategie des BMEL beschriebenen Handlungsbedarfs wurden die Laumlnder z B durch Modellvorhaben fuumlr die Erhal-tung traditioneller regionaltypischer und bedrohter Kulturpflanzen on farm durch BMEL unterstuumltzt

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Umfangreiche Sortenkenntnisse sind Voraussetzung fuumlr die Erhal-tungsarbeit

Die Erfahrungen des Kompetenzzentrums fuumlr die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen an der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen sowie der Sortenerhaltungszentrale Baden-Wuumlrttemberg am Kompetenzzentrum Obstbau-Bodensee Baven-dorf belegen einen weitergehenden Bedarf fuumlr eine Unterstuumltzung der On-farm-Bewirtschaftung auf der regionalen bzw Laumlnderebene In den anderen Bundeslaumlndern fehlt eine derartige Infrastruktur zur Beratung und Koordination entsprechender Akteu-re bisher weitgehend Der Bedarf erstreckt sich auf den Aufbau von Netzwerken auf Erzeugerebene und stufenuumlbergreifend auf die Erzeugung und Verteilung von Saatgut sowie auf unterstuumltzende Maszlignahmen zur Entwicklung und Vermarktung so genannter bdquoVielfaltsprodukteldquo

Handlungsbedarf

Evaluierung der bisher geleisteten Arbeit und der Erfahrungen in einzelnen Bundeslaumlndern mit dem Ziel einen Leitfaden und Handlungsvorschlaumlge in Abstimmung mit den Bundeslaumlndern zu ent-wickeln

Unterstuumltzung bei der Gruumlndung weiterer Kom-pe tenzzentren fuumlr die Erhaltung nachhaltige Nutzung und Vermarktung pflanzengenetischer Ress ourcen einschlieszliglich Fortbildungs- Bildungs- und Oumlffentlichkeitsarbeit

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4215 AufbauvonFortbildungsangeboten imBereichOn-farm-Erhaltung pflanzengenetischerRessourcen

Bereits die Agrobiodiversitaumltsstrategie des BMEL betont die Bedeutung einer verstaumlrkten Ausbildung in Fragen der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt Das Wissen uumlber Anbau Ver-mehrung und Nutzung alter Sorten wird derzeit zu einem groszligen Teil durch Erhalterinitiativen gepflegt und weitergegeben Berufliche und wissenschaftli-che Ausbildungsgaumlnge haben relevante Inhalte (z B Samengaumlrtnerei Taxonomie) in ihren Curricula leider stark reduziert In einer Befragung von Personen die aktiv im Bereich On-farm-Management engagiert sind konnte ermittelt werden dass Kenntnisse uumlber die praktische zuumlchterische Erhaltung von Nutz-pflanzen nur unzureichend vorhanden sind Von den Personen wurde diesbezuumlglich mehrheitlich Fortbil-dungsbedarf geaumluszligert Weiterhin wurde in einer vom BMEL in Auftrag gegebenen Studie zur Analyse von Konzepten der On-farm-Bewirtschaftung pflanzenge-netischer Ressourcen in Deutschland festgestellt dass eine erfolgreiche On-farm-Bewirtschaftung durch unterstuumltzende Maszlignahmen begleitet werden muss die auch die Entwicklung von neuen Produkten und Marketingkonzepten beinhalten sollte

Praktische Erhaltungstaumltigkeit ist ohne die Einbin-dung in Netzwerke ungleich schwerer da der Aus-tausch von Erfahrungen Informationen aber auch der unmittelbare Austausch von Material und Gerauml-

ten von entscheidender Bedeutung sind Die bereits existierenden Einrichtungen Initiativen und Vereine stellen diesbezuumlglich eine gute Basis dar allerdings fehlt es derzeit noch an etablierten Netzwerk-strukturen

Handlungsbedarf

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Erfassung von Einrichtungen die grundsaumltzlich fuumlr Fortbildungsangebote im Bereich Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen und On-farm-Management geeignet sind Erarbeitung von Fortbildungsangeboten (z B bdquoErhaltungsgaumlrtnerldquo) in Zusammenarbeit mit ent-sprechenden Bildungseinrichtungen und Erhal-tungsorganisationen Aufbau eines Fortbildungsangebotes im Bereich Unternehmensgruumlndung und Marketing in Zu-sammenarbeit mit geeigneten Fortbildungsein-richtungenErarbeitung von Fortbildungs- und Schulungsma-terial unter Einbindung vorhandener Bundesein-richtungen

Aufbau eines Beratungsnetzwerkes fuumlr den Be-reich Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen und On-farm-Management in Zusammenarbeit mit Erhaltungsorganisationen und Botanischen Gaumlrten und weiteren Akteuren sowie die oumlffentlichkeits-wirksame Bekanntmachung des Netzwerkes

Alle Maszlignahmen werden bundesweit durch das IBV der BLE unterstuumltzt und koordiniert

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422 In-situ-ErhaltungvonWildpflanzen fuumlrErnaumlhrungundLandwirtschaft (WEL)

Mehr als 2800 Arten unserer heimischen Flora (ca 3500 Arten) stellen so genannte bdquomit Kulturarten verwandte Wildartenldquo (im internationalen Sprach-gebrauch crop wild relative ndash CWR) dar oder sind potenziell fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft nutzba-re Wildarten19 Diese bdquoWildarten fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaftldquo (WEL) sind zudem eine bedeutende Ressource fuumlr die Pflanzenzuumlchtung Deshalb ist die Erhaltung der Anpassungsfaumlhigkeit dieser Artengrup-pe fuumlr die langfristige Sicherung einer ausreichenden und sicheren landwirtschaftlichen Pflanzenprodukti-on eine wichtige Voraussetzung

Gerade bei der groszligen Anzahl an heimischen poten-ziell nutzbaren Wildpflanzenarten ist die In-situ-Er-haltung schon aus quantitativen pragmatischen und finanziellen Gruumlnden die wohl einzige realistische Schutzmaszlignahme Dabei bleiben die Arten in ihren Oumlkosystemen den dynamischen Prozessen der Evolu-tion ausgesetzt

Die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft spielt bei Bewirt-schaftungs- Pflege- und Erhaltungsmaszlignahmen des Naturschutzes als eigenstaumlndige Zielsetzung bisher keine groszlige Rolle Allerdings entsprechen die seit vielen Jahren durchgefuumlhrten Maszlignahmen z B im Vertragsnaturschutz auch dem Ziel der Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen

Als wichtige Komponenten der In-situ-Erhaltung sind die nachhaltige land- und forstwirtschaftliche Flaumlchennutzung im Rahmen von Agrarumweltmaszlig-nahmen sowie die Aktivitaumlten des Natur- und Land-schaftsschutzes zu nennen Diese Aktivitaumlten um-fassen u a Maszlignahmen des Artenschutzes und des flaumlchenbezogenen Biotopschutzes

Eine aktive Bewirtschaftung innerartlicher geneti-scher Vielfalt von in Deutschland wild vorkommen-den pflanzengenetischen Ressourcen einschlieszliglich der mit den Kulturpflanzen verwandten Wildarten (WEL) setzt eine enge fachliche Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Naturschutz voraus Die aktive Erhaltung genetischer Vielfalt auf dafuumlr

ausgewaumlhlten Flaumlchen wird umso effizienter und kostenguumlnstiger sein je mehr Arten innerhalb eines bewirtschafteten Areals vorkommen Inwieweit Maszlig-nahmen des Naturschutzes ausreichend sind gene-tische Ressourcen tatsaumlchlich dauerhaft zu erhalten ist bisher aber ebenso wenig bekannt wie Standorte mit hohem Aufkommen von WEL-Arten und hoher genetischer Vielfalt

Einen Uumlberblick uumlber die wild wachsenden Pflan-zenarten (Farn- und Bluumltenpflanzen) Pflanzengesell-schaften und die natuumlrliche Vegetation Deutschlands ermoumlglicht das Informationsangebot FloraWeb (httpwwwflorawebde) des Bundesamtes fuumlr Naturschutz (BfN) Zu den ca 3500 wild wachsenden Pflanzenarten koumlnnen Artensteckbriefe mit bis zu 55 Einzelinformationen uumlber Taxonomie Systematik Biologie Oumlkologie Lebensraum Verbreitung und Be-standssituation Gefaumlhrdung und Schutz sowie Fotos abgerufen werden Informationen uumlber die Verbrei-tung in Deutschland sind durch dynamisch erstellte Karten und die interaktive GIS-Anwendung bdquoFlora-Mapldquo zugaumlnglich Die Angaben stammen aus laufend aktualisierten Datenbanken und Projekten des BfN und dessen Kooperationspartnern

Im Rahmen des Berichtssystems zum europaumlischen Schutzgebietsnetz bdquoNatura 2000ldquo erfolgt ebenfalls eine Erfassung der in diesen Gebieten vorkommen-den Pflanzenarten der Anhaumlnge II - V der FFH-Richt-linie auf Laumlnderebene doch kommen von den mehr als 1000 Tier- und Pflanzenarten der entsprechenden Anhaumlnge II - IV der FFH-Richtlinie nur ganze 50 Arten von Farn- und Bluumltenpflanzen in Deutsch-land uumlberhaupt vor Ein wesentlich groumlszligerer Anteil von Pflanzenarten wird allerdings durch die Kartie-rung von FFH-Lebensraumlumen (Anhang I) und z T auszligerhalb von Natura 2000-Gebieten im Rahmen der Biotopkartierungen der Laumlnder erfasst

Auf nationaler Ebene gibt es daruumlber hinaus nur wenige Erhebungen uumlber das Vorkommen pflan-zengenetischer Ressourcen inner- und auszligerhalb bestehender Schutzgebiete bzw eine diesbezuumlgliche Auswertung vorhandener Kartierungsdaten Bisher durchgefuumlhrte detailliertere Erhebungen beziehen sich meist punktuell auf spezifische Gebiete Auszliger-dem ist die innerartliche Variabilitaumlt der Wildpflan-zen nur ansatzweise bekannt

19 Von den ca 3500 in Deutschland in situ vorkommenden Pflanzenarten sind fuumlr uumlber 1000 Arten aktuelle oder potenzielle Nutzungen beschrieben Unter Einbeziehung der Nutzungsformen bdquoZuumlchtungldquo bzw bdquoZierpflanzeldquo kommen weitere ca 1800 Arten als bdquoheimischeldquo pflanzengenetische Ressourcen hinzu

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Sanddorn(Hippophaerhamnoides)eineWildpflanzeausderenFruumlchtenleckereSaumlfteundMarmeladenhergestelltwerdenkoumlnnen

Das IBV betreut ein Verzeichnis pflanzengenetischer Ressourcen welches sowohl die Kulturpflanzen als auch die Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirt-schaft umfasst Dieses Verzeichnis ist uumlber das Nati-onale Inventar zu pflanzengenetischen Ressourcen PGRDEU (httppgrdeugenresde) zugaumlnglich

Daten zum Vorkommen pflanzengenetischer Res-sourcen in situ sind bisher nur in eingeschraumlnktem Maszlige fuumlr bestimmte Pflanzenarten durch die Bun-deslaumlnder und auf Kommunal- oder Projektebene verfuumlgbar Eine allgemeine Zugaumlnglichkeit zu diesen Informationen existiert in der Regel nicht oder sie ist nur sehr eingeschraumlnkt vorhanden Im Rahmen eines vom BMEL gefoumlrderten Modell- und Demonstrati-onsvorhabens bdquoAufbau eines Berichts- und Monito-ringsystems fuumlr die In-situ-Erhaltung genetischer

Ressourcen der den Kulturpflanzen verwandten Wildarten in Brandenburgldquo wird derzeit eine mo-dellhafte Berichtsinfrastruktur auf Bundeslandebene aufgebaut welche hier kuumlnftig durch verbesserten In-formationsfluss ndash sowohl innerhalb des Bundeslandes selbst als auch von dort zur Bundesebene ndash Abhilfe schaffen soll Daneben werden uumlber weitere Modell- und Demonstrationsvorhaben die Vorkommen der verwandten Wildarten von Apfel und Rebe Malus sylvestris (L) Mill und Vitis vinifera subsp sylvestris (C C Gmel) Hegi erhoben und genetisch beschrie-ben der Erhaltungszustand der Vorkommen bewer-tet sowie Maszlignahmen fuumlr ein In-situ-Management entwickelt und gepruumlft

Handlungsbedarf

Erstellung eines nationalen Konzepts zur In-situ-Erhaltung von in Deutschland wild vorkommen-den pflanzengenetischen Ressourcen

4221 IdentifizierungvonSchwerpunktarten

Fuumlr in Deutschland wild vorkommende pflanzenge-netische Ressourcen mit ihren mehr als 2800 Arten ist die In-situ-Erhaltung der wichtigste Erhaltungs-ansatz Die groszlige Artenzahl macht hier eine Schwer-punktsetzung noumltig um weitere Schutzmaszlignahmen realistisch und umsetzbar planen zu koumlnnen

Handlungsbedarf

Pflege und Fortschreibung der Liste in Deutschland vorkommender pflanzengenetischer Ressourcen20

Entwicklung nationale und internationale Ab-stimmung und Feststellung geeigneter Kriterien fuumlr die Priorisierung von in Deutschland wild vorkommenden pflanzengenetischen Ressourcen Markierung der prioritaumlren Arten in der Liste pflanzengenetischer Ressourcen nach diesen Kriterien als Grundlage einer weiteren Schwer-punktsetzung von Erhaltungsmaszlignahmen auf nationaler und internationaler EbeneMeldung der prioritaumlren Arten und ggf von Maszlignahmen zu ihrem Schutz an internationale Informationssysteme zwecks europaumlischer und internationaler Abstimmung

20 httppgrdeugenresdeindexphptpl=an_Liste

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AgrarlandschaftmitbluumlhendemAckerrandstreifen

4222 BestandsstuumltzendeMaszlignahmen

Zur Unterstuumltzung des Ziels in Deutschland wild vorkommende pflanzengenetische Ressourcen vorrangig in situ zu erhalten sind auch bestands-stuumltzende Maszlignahmen fuumlr Vorkommen und Popula-tionen einzelner Arten zu pruumlfen und wo angebracht umzusetzen Hierbei sind u a auch die Moumlglichkei-ten einer Nutzung bestehender Aktivitaumlten z B im Rahmen der nationalen Umsetzung der Europaumlischen Strategie zur Erhaltung der Pflanzen (EPCS vgl Kapi-tel 311) zu pruumlfen Die Entwicklung und Etablierung von bestandsstuumltzenden Maszlignahmen erfolgte bisher modellhaft bei Malus sylvestris (L) Mill und Vitis vinifera subsp sylvestris (C C Gmel) Hegi im Rahmen von Modell- und Demonstrationsvorhaben

Handlungsbedarf

Entwicklung und Pruumlfung eines Konzepts zur Stuumltzung von Vorkommen und Populationen durch Vermehrung von Saatgut oder Pflanzen und deren Wiederausbringung

4223 IdentifizierungAufbauundAusweisung bdquogenetischerSchutzgebieteldquo

Bisher gibt es keine spezifischen Schutzgebiete fuumlr WEL Das von der Europaumlischen Kommission im Rahmen der Ratsverordnung (EG) Nr 8702004 finanzierte Vorhaben bdquoEin integrierter europaumlischer Arbeitsplan fuumlr das In-situ-Management Umsetzung der Konzepte bdquogenetisches Schutzgebietldquo und bdquoon farmldquo (AEGRO)ldquo befasst sich mit allen wesentlichen Aspekten des In-situ-Managements AEGRO fuumlhrt Daten aus europaumlischen und internationalen Quellen zusammen und harmonisiert und strukturiert Infor-mationen damit sich diese fuumlr Entscheidungspro-zesse nutzen lassen Erste Ergebnisse zeigen dass die Qualitaumlt der in verschiedenen Quellen (GBIF EURISCO) mehr oder minder auf dem kleinsten ge-meinsamen Nenner zusammengefuumlhrten Daten in taxonomischer und geographischer Hinsicht in keiner Weise fuumlr eine aggregierende Betrachtung die fuumlr die Priorisierung von Arten und Gebieten erforderlich ist ausreicht und einer umfangreichen Bearbeitung bedarf

AEGRO beschreibt ferner die genetische Diversitaumlt ausgewaumlhlter Gattungen und Arten und schafft fuumlr ausgewaumlhlte Vorkommen die organisatorischen und methodischen Voraussetzungen fuumlr das demographi-sche und genetische Monitoring Es werden fuumlr diese Modellarten auf europaumlischer Ebene abgestimmte Er-haltungsstrategien entwickelt die anderen als Vorlage dienen koumlnnen Fuumlr das In-situ-Management werden Qualitaumltsstandards als Voraussetzung fuumlr eine verbes-serte europaumlische Zusammenarbeit in diesem Bereich entwickelt und die Moumlglichkeiten zur Einrichtung genetischer Schutzareale in bdquoMost Appropriate Areas ndash MAAldquo gepruumlft Das EU-Vorhaben begann im Oktober 2007 und wird vom Julius Kuumlhn-Institut koordiniert

Bereits im Fachprogramm von 2002 war vorgesehen auch in Deutschland bestehende Schutzgebiete mit einer hohen Dichte an prioritaumlren Arten zu identifi-zieren und zusaumltzlich als bdquogenetisches Schutzgebietldquo auszuweisen Dabei koumlnnen nun die Ergebnisse des AEGRO-Projekts als Grundlage fuumlr ein nationales Erhaltungskonzept dienen

45

Handlungsbedarf

Y Identifizierung geeigneter Flaumlchen mit hoher bdquoVorkommensdichteldquo prioritaumlrer Arten im Rahmen eines Projektes

Y Entwicklung bzw Weiterentwicklung von Mana-gementmaszlignahmen fuumlr die prioritaumlren Arten

Y Ausweisung bereits vorhandener Schutzgebiete als bdquogenetische Schutzgebieteldquo fuumlr prioritaumlre Arten durch die zustaumlndigen Stellen und in Abstimmung mit den laufenden Arbeiten der Laumlnderbehoumlrden zur Ausweisung der FFH-Gebiete

4224 VerwendunggebietseigenerWildpflanzen inderfreienNatur

Das novellierte Gesetz uumlber Naturschutz und Landschaftspflege (Bundesnaturschutzgesetz ndash BNatSchG21) formuliert in sect 40 (4) strenge Anforde-rungen an das Ausbringen von Pflanzen gebiets-fremder Arten in der freien Natur22 Bereits vor der Novellierung war vorgeschrieben dass in der freien Natur kein Pflanzmaterial verwendet werden soll das seinen genetischen Ursprung nicht in der jewei-ligen Region hat Die mit der Novelle nun bundesun-mittelbar geltende Vorschrift des sect 40 Absatz 4 muss in den Laumlndern vollzogen werden ohne dass Abwei-chungsmoumlglichkeiten bestehen Zur Erleichterung wurde eine 10-jaumlhrige Uumlbergangsregelung bis zum 1 Maumlrz 2020 geschaffen in der gebietseigene Pflan-zen und Gehoumllze vorzugsweise verwendet werden sollen Erst danach gilt die neu gestaltete Genehmi-gungspflicht uneingeschraumlnkt

Der Genehmigungsvorbehalt des BNatSchG gilt nur fuumlr das Ausbringen in der freien Natur Davon sind alle Ausgleichsmaszlignahmen Rekultivierungen Straszligenbegleitgruumln und sonstigen Begruumlnungs- und Rekultivierungsmaszlignahmen in der freien Natur be-troffen Die Land- und Forstwirtschaft einschlieszliglich des Gartenbaus ist aber sowohl als Erzeuger gebiets-eigenen Saat- und Pflanzguts das in der freien Natur verwendet werden soll als auch im Rahmen von Dienstleistungen in Landschaftsbau und ndashpflege als Ausbringer betroffen

Fuumlr krautige Pflanzen gibt es sehr einfache effektive und seit Jahren in der Praxis bewaumlhrte Methoden der Begruumlnung wie Selbstbegruumlnung Heudruschver-fahren oder auch Mahdgutuumlbertragungsverfahren Weitere alternative naturnahe Begruumlnungsmethoden wurden bereits in Modellvorhaben erprobt Alle genannten Verfahren haben den Vorteil dass die Verwendung vorhandener lokaler gebietseigener Her-kuumlnfte von Wildpflanzen bei der Ausbringung in die freie Landschaft gesichert ist Es besteht jedoch auch ein zunehmender Bedarf fuumlr einen Markt fuumlr gebiets-eigenes Saatgut (z B Regiosaatgut) fuumlr diese Begruuml-nungs- und Rekultivierungsmaszlignahmen in der freien Natur Mit der nationalen Umsetzung der Richtlinie 201060EU der Kommission besteht ab Anfang 2012 die Moumlglichkeit Saatgutmischungen sogenannte Erhaltungsmischungen die zur Erhaltung der natuumlrli-chen Umwelt verwendet werden sollen auch dann in den gewerblichen Verkehr zu bringen wenn sie unter das Saatgutverkehrsgesetz fallen

ArtenreichesSchnittgruumlnlandmitgebietseigenenWildpflanzen

21 Bundesnaturschutzgesetz vom 29 Juli 2009 (BGBl I S 2542) das zuletzt durch Artikel 5 des Gesetzes vom 6 Februar 2012 (BGBl I S 148) geaumlndert worden ist

22 BNatSchG sect 40 (4) bdquoDas Ausbringen von Pflanzen gebietsfremder Arten in der freien Natur sowie von Tieren bedarf der Genehmigung der zustaumlndigen Behoumlrde Kuumlnstlich vermehrte Pflanzen sind nicht gebietsfremd wenn sie ihren genetischen Ursprung in dem betreffenden Gebiet haben Die Genehmi-gung ist zu versagen wenn eine Gefaumlhrdung von Oumlkosystemen Biotopen oder Arten der Mitgliedstaaten nicht auszuschlieszligen ist Von dem Erfordernis einer Genehmigung sind ausgenommen (hellip) 4das Ausbringen von Gehoumllzen und Saatgut auszligerhalb ihrer Vorkommensgebiete bis einschlieszliglich 1 Maumlrz 2020 bis zu diesem Zeitpunkt sollen in der freien Natur Gehoumllze und Saatgut vorzugsweise nur innerhalb ihrer Vorkommensgebiete ausgebracht werdenldquo

46

Um die entsprechenden Qualitaumltsvorgaben zu garan-tieren wurden bereits privatrechtliche Zertifizie-rungssysteme fuumlr Regiosaatgut geschaffen Somit kann gebietseigenes Saatgut das durch Besamm-lung von Wildpflanzen in einer bestimmten Region gewonnen wird ndash in der Regel nach einer Zwischen-vermehrung ndash wieder in dieser Region ausgebracht werden Die in diesen Zertifizierungssystemen defi-nierten Regionen orientieren sich am Ergebnis eines Forschungsprojektes der Deutschen Bundesstiftung Umwelt Es wurden 22 deutsche Regionen voneinan-der abgegrenzt indem standoumlrtlich-klimatisch aumlhn-liche Naturraumlume mit vergleichbarem Artenspektrum zu einer Region zusammengefasst wurden

Fuumlr Gehoumllze ist ebenfalls eine bundesweit einheit-liche Umsetzung anzustreben Zu diesem Zweck wurde die bdquoArbeitsgruppe gebietseigene Gehoumllzeldquo beim BMU ins Leben gerufen in der die Interessen der Naturschutz- Forst- und Gartenbaubehoumlrden von Bund und Laumlndern der Verkehrsplanung der Baumschulverbaumlnde und Forschung gleichberechtigt vertreten sind Mit dem bdquoLeitfaden zur Verwendung gebietseigener Gehoumllze23ldquo hat die Arbeitsgruppe entsprechende Grundlagen und Empfehlungen fuumlr eine praktikable Umsetzung vorgelegt Sie empfiehlt bundeseinheitlich eine Einteilung in sechs Gebiete als Basis fuumlr die Produktion und Ausbringung gebietseigener Gehoumllze zu Grunde zu legen Fuumlr die Handhabung der Sonderfaumllle Straszligenbegleitgruumln und Obstgehoumllze in der freien Landschaft werden ebenfalls Empfehlungen ausgesprochen

Handlungsbedarf

Y Unterstuumltzung bei der Identifikation geeigneter natuumlrlicher Vorkommen gebietseigener Pflanzen um die Erzeugung und Herkunftssicherung von Saat- und Pflanzgut gebietseigener Pflanzen vor-anzubringen

43 Nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen

In der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt wird die Vision formuliert dass eine moumlglichst groszlige Vielfalt genetischer Ressourcen aktiv und nachhaltig genutzt wird Denn diese nachhaltige Nutzung ist in der Regel die beste Voraussetzung fuumlr den langfristi-gen Erhalt der genetischen Ressourcen Im Rahmen der BMEL-Kommunikationsarbeit wurde der Slogan bdquoSchutz durch Nutzungldquo in der oumlffentlichen Diskus-sion bekannt gemacht

431 WeiterfuumlhrungvonAgrarumwelt- maszlignahmen

Agrarumweltprogramme sind ein wichtiges Instru-ment der EU-Agrarpolitik um neben anderen um-weltrelevanten Zielen insbesondere auch die biolo-gische Vielfalt in Agraroumlkosystemen einschlieszliglich pflanzengenetischer Ressourcen zu erhalten Sie werden bei uns auf circa 30 Prozent der landwirt-schaftlichen Flaumlche durchgefuumlhrt Sie honorieren die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt etwa durch Erhalt vielfaumlltiger Fruchtfolgen Bewahrung regional angepasster Kulturpflanzen-sorten und Nutztierrassen sowie durch Gruumlnland-extensivierung

Die Ausgestaltung dieser Maszlignahmen hat auf Grund ihres finanziellen und flaumlchenmaumlszligigen Umfangs einen deutlichen Einfluss auf die Ziele dieses Fachprogramms

Entsprechend der bestehenden Hauptnutzungen und der korrespondierenden Lebensraumbedingungen fuumlr WEL ist die Weiterfuumlhrung der Agrarumweltmaszlig-nahmen standortangepasst (naturraumlumliche Bedin-gungen Nutzungen) erforderlich Ggf kann ndash unter Beruumlcksichtigung des Verwaltungs- und Kontrollauf-wandes ndash gepruumlft werden inwieweit bei einzelnen Maszlignahmen Indikatoren und standoumlrtliche Diffe-renzierungen der Maszlignahmen zu Fortschritten bei Effektivitaumlt der Maszlignahmen zur Erhaltung pflanzen-genetischer Ressourcen fuumlhren

23 Leitfaden zur Verwendung gebietseigener Gehoumllze Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) Stand Januar 2012 httpwwwbmudefilespdfsallgemeinapplicationpdfleitfaden_gehoelze_bfpdf

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Handlungsbedarf

Y Ermittlung von Indikatoren fuumlr den Erhalt pflan-zengenetischer Ressourcen als Komponente der Biodiversitaumlt bei der Weiterfuumlhrung bestimmter Agrarumweltmaszlignahmen

Y Entwicklung und Anwendung standortangepass-ter Maszlignahmen differenziert u a nach Agrar-landschaftstyp und Bodenmerkmalen mit hoher Wirkeffizienz fuumlr den Erhalt pflanzengenetischer Ressourcen

Y Uumlberpruumlfung der Wirksamkeit von Agrarumwelt-maszlignahmen fuumlr den Erhalt und die nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen mit Hilfe entsprechender Indikatoren

432 Weiterentwicklungnachhaltiger Nutzungssysteme

Wichtiges Ziel muss es sein agrarische Nutzungssys-teme im Einklang mit den Zielen der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der genetischen Ressourcen weiterzuentwickeln Dies betrifft die klassischen Nut-zungen zur Nahrungs- und Futtermittelproduktion in den Hauptausrichtungen Ackerbau Gruumlnlandbewirt-schaftung und Obst-Weinanbau Zunehmend gewin-nen aber auch die Produktionsbereiche bdquonachwach-sende Rohstoffeldquo bdquoBioenergieldquo und bdquoKlimaschutzldquo fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung pflanzenge-netischer Ressourcen an Bedeutung Potenzial ist da-bei solchen Verfahren beizumessen denen es gelingt wichtige Ziele des Biodiversitaumltsschutzes in produk-tive d h wirtschaftlich rentable Nutzungssysteme zu integrieren Unter diesem Aspekt sollten besonders solche Nutzungsformen und Produktionsverfahren entwickelt und durch Projekte unterstuumltzt werden die zu einer messbaren Integration der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung pflanzengenetischer Ressour-cen in die Produktion fuumlhren Die Wirksamkeit und Kosteneffizienz bestehender Instrumente zur Foumlrde-rung der Agrobiodiversitaumlt insbesondere der pflan-zengenetischen Ressourcen ist in der Diskussion

Handlungsbedarf

Y Modellhafte Erprobung von Produktionsverfah-ren die die Erhaltung und nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen in die Produktion

integrieren (z B Modell- und Demonstrations-vorhaben in Ackerbaubetrieben) und Uumlbertragung der Ergebnisse in die breitere landwirtschaftliche Praxis

Y Oumlkonomische Bewertungen integrierter Maszlignah-men des Agrobiodiversitaumlts- und Naturschutzes zur Gewaumlhrleistung wirtschaftlich rentabler Nut-zungssysteme

Y Erstellung von Maszlignahmenkatalogen fuumlr effizi-ente Naturschutzmaszlignahmen (Handbuumlcher fuumlr Landwirte) fuumlr Ackerbau- Gruumlnland- Obst-Wein-bau- und Heidegebiete moumlglichst mit regionalem naturraumlumlichem Bezug

Y Entwicklung und Erprobung von Verfahren fuumlr Nutzungen zur Bioenergieerzeugung die Aspekte der Erhaltung der pflanzengenetischen Ressour-cen beruumlcksichtigen z B Nutzung eines breiten Spektrums an Kulturarten streifenfoumlrmige Ener-gieholzpflanzungen in Ackerbau- und Gruumlnland-gebieten in Verbindung mit weiteren Biodiversi-taumltszielen

ErhaltenswerteregionaleApfelsorten

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433 EntwicklungundVerbesserungvon IndikatorenfuumlrdieBestimmungder Gefaumlhrdungvonpflanzengenetischen Ressourcen

Entwickelte bundesweite Biodiversitaumltsindikatoren (Vogelindikator high-natural-value-Farmland(HNV) gefaumlhrdete Arten Schmetterlinge) dienen einer orientierenden Bewertung der Situation der biologi-schen Vielfalt in Hauptlebensraumlumen Die agrarischen Gebiete werden dabei zusammenfassend durch stark generalisierte indikatorisch daher relativ wenig sensitive Maszligzahlen z B den Vogelindex fuumlr Agrar-land in Deutschland dargestellt Fuumlr die Bewertung der Situation der genetischen Vielfalt der Pflanzen in der Flaumlche z B der Entwicklung der Artenzahlen im Dauergruumlnland die genetische Vielfalt genutzter Sorten im groszligflaumlchigen Anbau sowie schlieszliglich auch schlussfolgernd fuumlr die Anwendung verbesserter Bewirtschaftungsmethoden reichen diese Indikato-ren jedoch nicht aus Dringend erforderlich ist daher die Entwicklung von Indikatoren zur Kennzeichnung der Entwicklung der genetischen Vielfalt der Nutz-pflanzen in den Produktionssystemen Bezuumlglich tier-genetischer Ressourcen war es 2010 gelungen einen entsprechenden Indikator fuumlr den Indikatorenbe-richt 2010 zur Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt zu entwickeln und einzubringen Bestehende Indikatoren mit einem Bezug auf die fuumlr viele Wild-pflanzenarten wichtigen Lebensraumlume und extensi-ven Nutzungsformen wie der HNV-Farmlandindi-kator oder der Vogelindikator muumlssen methodisch weiterentwickelt werden um den direkten Bezug zu spezifischen landwirtschaftlichen Nutzungen (Acker Gruumlnland Obst-Weinbau Heiden) zu gewaumlhrleisten

Handlungsbedarf

Y Entwicklung eines nationalen Indikators bdquopflan-zengenetische Vielfalt in Landwirtschaft und Ernaumlhrungldquo unter Beteiligung der Laumlnder

Y Weiterentwicklung von regio nalisierten landwirtschaftl ich sensitiven Biodiversitaumltsindi-ka toren auf der Basis bestehender Indikatoren (Voumlgel HNV-Farmland Schmetterlinge)

Y Entwicklung von indirekten Biodiversitaumltsindi-katoren in Form kalibrierter Schnellmethoden zur lokalen Bewertung der Bio diversitaumlt z B Schaumltz-verfahren mit Hilfe von Vegetationsstrukturmerk-malen der Pflanzenbestaumlnde

Y Entwicklung von Methoden zur Nutzung der Biodiversitaumltsindikatoren fuumlr die Evaluierung der Biodiversitaumltswirkungen von Agrarumweltmaszlig-nahmen von Maszlignahmen der Landschafts pflege und des Vertragsnaturschutzes

Y Erarbeitung von Methoden zur Kopplung der Felderhebungen der Biodiversitaumltsindikatoren mit Datenerhebungen aus landwirt schaftlichen Nutzungen zur Ableitung von praxistauglichen Maszlignahmen fuumlr die Verbesserung der Bestands-situation von Indikatorarten sowie von HNV-Farmland Flaumlchen

434 FoumlrderungderEvaluierungund Charakterisierung

Um eine gezielte Nutzung genetischer Ressourcen zur zuumlchterischen Verbesserung von Kulturpflanzen zu erreichen sind besondere Anstrengungen erforder-lich Grundvoraussetzung ist deren Charakterisierung und Evaluierung Charakterisierungsdaten beschrei-ben Merkmale von Pflanzen die in hohem Maszlige erblich sind und mit bloszligem Auge sichtbare Eigen-schaften darstellen wie z B Wuchshoumlhe und Bluumlh-zeitpunkt Evaluierungsdaten beschreiben vor allem komplexere Eigenschaften die fuumlr die Nutzung der Pflanzen wichtig sind wie Ertrag Anbaueigenschaf-ten Standorteigenschaften und Resistenzen gegen Schaderreger und Schaumldlinge

In der Evaluierung spielen zunehmend molekular- genetische und pflanzenphysiologische Untersuchun-gen die Schluumlsselrolle Waumlhrend die Sequenzierung komplexer Pflanzengenome (Genotypisierung) mit dem technischen Fortschritt zunehmend moumlglich einfacher und kostenguumlnstiger wird ist ein Engpass im Erkenntnisgewinn und damit in der Nutzbar-machung pflanzengenetischer Ressourcen zu beob-achten Dies betrifft besonders die aufwendige aber unabdingbare Phaumlnotypisierung also die quantitative Analyse pflanzlicher Strukturen und Funktionen

BoniturvonFruchtmerkmalendesApfels

49

Notwendig waumlre deshalb vor allem die Entwicklung praumlziser Hochdurchsatz-Phaumlnotypisierungen wenn die Nutzung genetischer Ressourcen zukuumlnftig schnell und effizient erfolgen soll

Handlungsbedarf

Y Foumlrderung interdisziplinaumlrer Forschungsvorhaben zur Hochdurchsatz-Phaumlnotypisierung der marker-gestuumltzten Selektion der Versuchstechnik sowie der Verarbeitung und Analyse massiver Daten-mengen um die notwendige breite Wissensbasis zu erhalten und die erforderlichen Kapazitaumlten aufzubauen

Y Ausbau von Netzwerken zur Ermittlung und Be-wertung der Eigenschaften genetischer Ressour-cen landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Kulturpflanzen unter Beteiligung der Zuumlchter u a durch weiteren Ausbau des Nationalen Evalu-ierungsprogramms pflanzengenetischer Ressour-cen (EVA II) durch Ausweitung der Evaluierung bei Getreidearten z B auf Merkmale zur Verbes-serung der Widerstandsfaumlhigkeit gegen biotische und abiotische Stressfaktoren sowie durch Ein-beziehung weiterer Kulturarten

Y Evaluierung pflanzengenetischer Ressourcen und Intensivierung der Zuumlchtungsforschung durch das Julius Kuumlhn-Institut in Zusammenarbeit mit privaten Zuumlchtungsunternehmen relevanten For-schungseinrichtungen Erhaltungsinitiativen und sonstigen Akteuren Neben den Hauptkulturen sollen auch bisher vernachlaumlssigte (neue und nicht mehr genutzte) Fruchtarten einbezogen werden

Y

Y

435 ErschlieszligungvonInnovationspoten- zialenpflanzengenetischerRessourcen durchdieZuumlchtungsforschung

Die Pflanzenzuumlchtungsforschung bildet eine der wichtigsten Grundlagen der Ernaumlhrungssicherung und Rohstoffversorgung insbesondere unter sich veraumlndernden Produktionsbedingungen durch Klimawandel und einer stetig wachsenden Weltbe-voumllkerung Ziel ist die genetische Anpassung bzw pflanzenzuumlchterische Verbesserung unserer Kultur-arten gegenuumlber allen moumlglichen Stressfaktoren (z B Temperatur Trockenheit Starkniederschlaumlge Schaderreger) Ausgangspunkt der pflanzenzuumlchte-rischen Verbesserung ist die Erfassung Bewertung und Nutzung der genetischen Variation fuumlr Eigen-schaften wie Widerstandsfaumlhigkeit gegen Hitze und Trockenheit sowie Krankheiten und Schaumldlinge in pflanzengenetischen Ressourcen Im Rahmen der Pflanzenzuumlchtungsforschung gilt es diese geneti-

sche Variation sicher und effektiv zu erfassen und beschleunigt nutzbar zu machen Dies ist die Aufgabe der so genannten Vorlaufzuumlchtung (pre-breeding) Fuumlr diesen Zweck stehen heute Zell- und Gewebe-kulturverfahren sowie molekulare Techniken die eine Merkmalserfassung auf der Ebene der Erbsubs-tanz erlauben zur Verfuumlgung

BlickineinenartenreichenZuchtgarten

Die Basis fuumlr diese Arbeiten bildet ein moumlglichst groszliges Spektrum pflanzengenetischer Ressourcen Beispiele der erfolgreichen Nutzung dieser Ressour-cen durch die Ressortforschung des BMEL sind die Herbeifuumlhrung dauerhafter Krautfaumluleresistenz bei der Kartoffel durch Nutzung von Solanum-Wildarten als Resistenzressourcen die Einkreuzung neuer hochwirksamer Resistenzgene gegen verschiedene Pilz- und Viruskrankheiten aus der Wildart Hordeum bulbosum in die Kulturgerste oder die Identifizierung von Herkuumlnften der Blauen und Gelben Lupine mit Widerstandsfaumlhigkeit gegen die Brennfleckenkrank-heit (Anthraknose)

Handlungsbedarf

Weitere Unterstuumltzung der Zuumlchtungsforschung im Rahmen der bestehender Foumlrderprogram-me (z B Programm zur Innovationsfoumlrderung Foumlrderprogramm Nachwachsende Rohstoffe und Demonstrationsvorhaben Bioenergie der Fach-agentur Nachwachsende Rohstoffe Bundespro-gramm Oumlkologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft)

Foumlrderung von Programmen und Projekten zur Uumlberfuumlhrung wichtiger Merkmale in adaptiertes Pflanzenmaterial (Erstellung und Weiterentwick-lung von Basispopulationen Selektion von Vorstu-fenmaterial)

50

436 Erweiterungdergenetischen DiversitaumltdurchdenAufbauvon Evolutionsramschen

Die Erhoumlhung der genetischen Diversitaumlt in Elite-zuchtmaterial ist eine wichtige Voraussetzung fuumlr die dauerhafte Verbesserung von Kulturpflanzen Entsprechende Ansaumltze reichen von der Einlagerung einzelner Resistenzgene aus Wildformen bis hin zur Herstellung so genannter Introgressionslinien welche definierte Chromosomensegmente aus Wildformen bzw Wildarten enthalten Entsprechen-de Forschungsaktivitaumlten wurden ua im Rahmen von Projekten der bdquoGenomanalyse im Biologischen System Pflanze (GABI)ldquo bearbeitet Daruumlber hinaus koumlnnen Evolutionsramsche einen wichtigen Beitrag fuumlr die Nutzbarmachung und Weiterentwicklung pflanzengenetischer Ressourcen leisten

Evolutionsramsche entstehen aus der Durchkreu-zung unterschiedlicher Genotypen die zusammen die derzeit verfuumlgbare genetische Diversitaumlt des jeweiligen Zuumlchtungspools umfassen In den Kreu-zungsnachkommenschaften finden im Gegensatz zur Ex-situ-Erhaltung der reinen Ausgangslinien weiter-hin Anpassungsprozesse statt die durch die Dynamik natuumlrlicher Selektion verursacht werden Im Gegen-satz zu Zuchtpopulationen erfolgt keine zuumlchteri-sche Auslese auf spezifische Merkmale Im Zuge des Anpassungsprozesses koumlnnen in einem genetisch breiten Reservoir besondere auch neue Genkombina-tionen entstehen die in dieser Form moumlglicherweise im stark selektierten Elitematerial von Zuchtunter-nehmen nicht entstehen wuumlrden Evolutionsramsche sind eine wichtige Maszlignahme zur Erzeugung neuer Ausgangsvariabilitaumlt fuumlr Zuumlchtungsforschung und Pflanzenzuumlchtung

Darstellung der Hauptkoordinatenanalyse (PCoA) von 32 Sorten

Pict

AlinghiAlissa

Gaulois Cervoise

Sorna Vulcan

BirgitLomerit

Merlot

NaomieLeibniz

ElbanyPeragis

Frances

Gilberta

Alpaca

Eiszapfen

BantengLudmilla

Fridericus

EngelensII

Catinka

Venus Plana

Vogels Gold

Andrea

HordHexGig

Engelens 6zig

Mammut

Borwina

Bayava

ErfurtTraminerBrunhild

Franka

Tocka

F1-1(40)

F1-2

(41)

F1-3(26)

F1-4(14)

F1-7(51)F1-6(33)

LentaF1-5(32)

F1-6A(18)

F1-9(65)

F1-10(30)

F1-10A(11)

F1-10A(25)F1-13(25)

F1-1

4(10

) F1-1

5(24

)

F1-18A(40)

F1-8A(20)

F1-12(67)

F1-8

(55)

F1-1

1(61

)

I II

III IV

05000

02500

00000

-02500

-05000

-05000 -02500 -00000 02500 05000

109

172

Alternative

Vorrangige Kreuzung

DarstellungderHauptkoordinatenanalyse(PCoA)von32SortenwelchedenGroszligteildergenetischeVielfaltdesdeutschenWintergers-

tensortimentesrepraumlsentieren(QuelleJKI)Diey-bzwx-AchsebeschreibendenAnteildererstenundzweitenDimensionderPCoAMit

StrichenverbundeneSortenkennzeichnengeplantePaarkreuzungen

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YY

Y

Y

Y

KuumlrbisvielfaltaufeinemVerkaufsstand

Handlungsbedarf

Fortfuumlhrung der Evolutionsramsche bei GersteAnlage Entwicklung und wissenschaftliche Begleitung von Evolutionsramschen bei weiteren wichtigen Kulturarten (insbesondere fremd- befruchtende Arten gartenbauliche Kulturen)

437 VermarktungvonbdquoVielfaltsproduktenldquo

Neben einer Nutzung pflanzengenetischer Ressour-cen im Rahmen der Zuumlchtungsforschung bzw der Pflanzenzuumlchtung soll auch ihre Nutzung durch die Vermarktung so genannter bdquoVielfaltsprodukteldquo d h von Produkten aus bestimmten Sorten bzw anderen derzeit wenig genutzten Arten gefoumlrdert werden

Als allgemeine Maszlignahme zur Weiterentwicklung von Nutzungssystemen dient nach der Agrobiodiver-sitaumltsstrategie die Foumlrderung von Maszlignahmen die die

Erhaltung und Nutzung der Agrobiodiversitaumlt besser verbinden und Innovationen foumlrdern Dazu gehoumlrt vor allem die Entwicklung geeigneter Vermark-tungsformen sowie der Verbraucherinformation und ndashaufklaumlrung Diese Ansaumltze koumlnnen durch Projekte zur Entwicklung von integrierten Erhaltungs- und Nutzungskonzepten und von Foumlrderinstrumenten fuumlr Innovationen zur verstaumlrkten nachhaltigen Nutzung von Bestandteilen der Agrobiodiversitaumlt erprobt werden

Handlungsbedarf

Durchfuumlhrung von Studien u a zum Aufzeigen der potentiellen Wertschoumlpfungsketten von bdquoVielfaltsproduktenldquoFoumlrderung von bdquoVielfaltsproduktenldquo durch Oumlffentlichkeitsarbeit

Foumlrderung innovativer Produkte u a im Rahmen der Richtlinie zur Erhaltung und innovativen nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt des BMEL

52

44 Information und Dokumentation

Die Agrobiodiversitaumltsstrategie betont die Bedeutung verstaumlrkter Informations- Beratungs- und Koordi-nationsaktivitaumlten fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der Agrobiodiversitaumlt auf Bundesebene insbesondere vor dem Hintergrund zunehmender europaumlischer und internationaler Zusammenarbeit Dies erfordert die Vervollstaumlndigung und regel- maumlszligige Aktualisierung der Inventare in situ und ex situ vorhandener pflanzengenetischer Ressourcen sowie deren Aufnahme in das nationale Informa-tionssystem Genetische Ressourcen bdquoGENRESldquo24 Der Ausbau dieses Informationssystems als Teil des deutschen Clearing-House-Mechanismus der CBD ist auch Ziel der Nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt

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Y

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InternetportaldesInformationssystemsGenetischeRessourcen(GENRES)

441 Auf-undAusbauinstitutioneller Informationsinfrastruktur

Moderne Informationssysteme sind ein wesentli-ches Arbeitswerkzeug um Qualitaumlt und Effizienz der Erhaltungsarbeit bei pflanzengenetischen Ressour-cen und ihre nachhaltige Nutzung zu gewaumlhrleisten Der rasante technische Fortschritt in diesem Bereich erlaubt immer leistungsfaumlhigere Systeme welche eine effizientere Verarbeitung der steigenden Daten-mengen erlauben und eine bessere Anpassung an die Beduumlrfnisse der Nutzer ermoumlglichen Deshalb gilt es bestehende Systeme weiter auszubauen und zu aktualisieren Dabei wird auch kuumlnftig ein bdquozentral-dezentralerldquo Ansatz Verwendung finden d h wo immer moumlglich und sinnvoll werden aufgrund der neuen technischen Moumlglichkeiten zentrale Systeme aufgebaut werden die einer Vielzahl von Nutzern zur Verfuumlgung stehen Daneben wird es auch weiter-hin ndash schon aus rein pragmatischen Gruumlnden ndash einen Bedarf an dezentralen Informationssystemen (insti-tutionelle Informationsinfrastruktur) bei den Akteu-ren selbst geben da jeder dieser Nutzer ggf andere nicht zu standardisierende Anwendungen benoumltigt In diesem Fall werden zur Gewaumlhrleistung des Daten-austausches verbindliche Standards immer wichtiger wie sie z B im Rahmen der Aktualisierung des Natio-nalen Inventars PGRDEU bereits angewandt werden

Mit der Neuentwicklung bzw Absicherung oder dem weiteren Ausbau von Dokumentationssystemen der Akteure des Nationalen Fachprogramms soll eine wesentliche Voraussetzung fuumlr eine effiziente Umset-zung wichtiger Teile des Fachprogramms geschaffen werden

24 wwwgenresde

Handlungsbedarf

Anpassung des Genbankinformationssystems GBIS beim IPK an neue Bedarfe wie z B die Entwicklung einer Schnittstelle zum Nationalen Inventar PGRDEUEntwicklung und Implementierung eines Genbank-informationssystems fuumlr die Deutsche Genbank Obst beim Julius Kuumlhn-Institut

Entwicklung und Implementierung eines Gen-bankinformationssystems fuumlr die Deutsche Gen-bank Reben beim Julius Kuumlhn-Institut auf Basis der existierenden Rebendatenbanken

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Y

Y

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Auf- und Ausbau von Informationssystemen anderer Ex-situ-EinrichtungenZusammenarbeit von Erhaltungsinitiativen beim Aufbau gemeinsamer Informationssysteme bzw zur Vernetzung bereits bestehender Informations-systeme zusammen mit dem IBV der BLE

DasFruumlhlings-Adonisroumlschen(Adonisvernalis)wirdimRahmenderEx-situ-ErhaltungskulturenderBotanischenGaumlrtenerhalten

442 PortalfuumlrEx-situ-Erhaltungskulturen einheimischerWildpflanzen

Im Rahmen des botanischen Naturschutzes wird die Erhaltungsinfrastruktur Botanischer Gaumlrten bereits genutzt Ein von der Arbeitsgruppe bdquoEx-situ-Erhaltungskulturenldquo des Netzwerks fuumlr botanischen Naturschutz erarbeitetes Konzept befasst sich mit der Erhaltung gefaumlhrdeter einheimischer Wildpflanzen in Ex-situ-Kulturen und der Bereitstellung fuumlr die Wiederausbringung

Das BMEL foumlrdert in diesem Zusammenhang den Aufbau des ersten uumlberregionalen und interaktiven Portals zur Ex-situ-Erhaltung einheimischer Wild-pflanzen die im Gegensatz zur Genbank fuumlr Wild-pflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft nicht als eingelagerte Diasporen sondern in Lebendkollek- tionen der Botanischen Gaumlrten erhalten werden Das Portal bildet den gesamten Pflanzenbestand

der Erhaltungskulturen in deutschen Botanischen Gaumlrten ab Fuumlr 75 ausgewaumlhlte Arten darunter 56 fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft besonders relevante werden detaillierte Steckbriefe erstellt Daruumlber hinaus bietet es die Moumlglichkeit fuumlr Wissens- und Materialtransfer und spezielle Angebote fuumlr Nutzer aus dem Bereich Gartenbau sowie ein hohes Maszlig an Transparenz fuumlr Naturschutzfachbehoumlrden

Neben der technischen Realisierung beinhaltet die Umsetzung des Projekts vor allem die ausfuumlhrliche Recherche kritische Bewertung und webgerechte Aufarbeitung der folgenden Punkte Hintergrund-informationen Steckbriefe fuumlr ausgewaumlhlte Taxa Kulturhinweise Informationen fuumlr Rekultivierer Materialboumlrse Informationen zu Wiederansiedlungs-projekten Prioritaumltskonzept umfangreiche Verlin-kung und Vernetzung weiterfuumlhrende Informationen und die Datenweitergabe an die zentrale Dokumen-tation zu pflanzengenetischen Ressourcen landwirt-schaftlicher und gartenbaulicher Arten in Deutsch-land (PGRDEU)

Handlungsbedarf

Aufbau Fortfuumlhrung und weiterer Ausbau des bundesweiten Portals bdquoEx-situ- Erhaltungs-kulturen einheimischer Wildpflanzenldquo

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Y

Y

InternetauftrittdesbundesweitenPortalsbdquoEx-situ-ErhaltungskultureneinheimischerWildpflanzenldquo

443 Auf-undAusbaueinerDokumen- tationsinfrastrukturzwischenBund undLaumlndernfuumlrdenBereichin situ undon farm

Daten zum Vorkommen pflanzengenetischer Res-sourcen in situ bzw on farm fallen v a auf der Ebene der Bundeslaumlndern an sind bislang aber wenig ver-netzt und in der Regel selbst auf Bundeslandebene nicht einheitlich zugreifbar Informationsinfrastruk-turen zur Vernetzung der in den Bundeslaumlndern vorhandenen Daten sowie eine Schnittstelle zum Nationalen Inventar PGRDEU auf Bundesebene sind noch aufzubauen

BrombeerenSchmackhafteWildpflanzen

Handlungsbedarf

Implementierung der Ergebnisse des Modell- und Demonstrationsvorhabens bdquoAufbau eines Berichts- und Monitoringsystems fuumlr die In-situ-Erhaltung genetischer Ressourcen der den Kulturpflanzen verwandten Wildarten in Brandenburgldquo durch einen dauerhaften Datenaustausch zwischen Brandenburg und dem IBV

Implementierung von gemeinsamen Schnitt-stellen fuumlr den Datenaustausch fuumlr In-situ- bzw On-farm-Daten zwischen dem IBV und weiteren Bundeslaumlndern

Implementierung von gemeinsamen Schnittstel-len fuumlr den Datenaustausch uumlber die im Rahmen der GAK gefoumlrderten Flaumlchen je Nutzpflanze zwischen den Bundeslaumlndern und dem IBV

444 NationalesInventarbdquoPGRDEUldquo

Das Nationale Inventar (PGRDEU) ist die zentrale Dokumentation zu pflanzengenetischen Ressourcen landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Arten in Deutschland

In PGRDEU sind auch die Muster des deutschen Bei-trags zum Multilateralen System (MLS) entsprechend des Internationalen Vertrages enthalten und gekenn-zeichnet so dass eine gezielte Online-Recherche nach

55

diesem Material moumlglich ist Deutsche Einrichtungen haben seit 2008 insgesamt ca 108000 Genbankmuster in das MLS eingebracht Die Absicherung des Natio-nalen Inventars sowie der weitere Ausbau ist eine wesentliche Voraussetzung fuumlr die Umsetzung des Nationalen Fachprogramms sowie fuumlr die Erfuumlllung internationaler Berichtspflichten

Handlungsbedarf

Y Staumlndige Aktualisierung vorhandener Daten und Erweiterung im Bereich ex situ v a um die Daten aus den neu zu gruumlndenden Genbanknetzwer-ken bei Obst Reben und Zierpflanzen bzw fuumlr in Deutschland wild vorkommende pflanzengeneti-sche Ressourcen (inkl WEL)

Y Erfuumlllen der Dokumentations- und Informations-verpflichtungen aus dem MLS des Internationalen Vertrags

Y Weiterer Ausbau der Teile zur In-situ- und On-farm-Dokumentation in PGRDEU um eine kohaumlrente und umfassende Dokumentation fuumlr den gesamten Bereich pflanzengenetischer Res-sourcen zu ermoumlglichen

Y Weiterer Ausbau der Teile zur In-situ- und On-farm-Dokumentation in PGRDEU einschlieszliglich Angaben zur in der landwirtschaftlichen Produkti-on vorhandenen Vielfalt (Kulturpflanzeninventar) um eine kohaumlrente und umfassende Dokumentati-on fuumlr den gesamten Bereich pflanzengenetischer Ressourcen zu ermoumlglichen

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445 NationaleInformationsinfrastruktur fuumlrCharakterisierungs-undEvaluie- rungsdaten

Charakterisierungs- und Evaluierungsdaten (CampE-Daten) fallen bei den unterschiedlichsten Instituten (u a Forschungsinstitute Genbanken Zuumlchtern) und im Rahmen zahlreicher Forschungsprojekte an Eine nutzerfreundliche Zusammenfuumlhrung dieser Daten wurde bisher u a im Rahmen des Projektes EVA I (In-formationssystem fuumlr frei zugaumlngliche Evaluierungs-daten pflanzengenetischer Ressourcen) sowie durch dessen Weiterfuumlhrung im Verbund EVA II begonnen25 Ein aktuelles kohaumlrentes nationales Informations-system zur zentralen Speicherung von oumlffentlich zugaumlnglichen CampE-Daten fehlt jedoch bislang Das zu etablierende nationale Informations- und Doku-mentationssystem fuumlr Charakterisierungs- und

Evaluierungsdaten (Nationale Informationsinfrastruk-tur fuumlr Charakterisierungs- und Evaluierungsdaten in Deutschland NICE-D) soll deshalb auf bereits vorhan-denen Evaluierungsdaten (Daten des Julius Kuumlhn-Ins-tituts CampE-Daten der ehemaligen BAZFAL-Genbank historische Daten aus dem Informationssystem EVA I und Daten aus dem Nationalen Evaluierungspro-gramm EVA II) aufbauen und um CampE-Daten die bei Projekten in Genbanken und Universitaumlten anfallen ergaumlnzt werden Zusaumltzlich soll NICE-D auch die Moumlglichkeit bieten Daten die bei der Evaluierung von Material aus dem MLS des Internationalen Ver-trags in Deutschland entstehen zu dokumentieren

ZuchtgartenmitGetreidepflanzen

Handlungsbedarf

Aufbau eines Informations- und Dokumentati-onssystems fuumlr CampE-Daten beim Julius Kuumlhn-Ins-titut unter Verwendung von oumlffentlich zugaumlngli-chen Daten aus EVA I und EVA II sowie den beim Julius Kuumlhn-Institut vorhandenen und staumlndig neu hinzukommenden CampE-DatenWeiterer Ausbau des Informations- und Doku-mentationssystems fuumlr die Dokumentation von CampE-Daten die bei Zuumlchtern Universitaumlten Genbanken sonstigen Forschungsinstituten und Akteuren anfallen

Erweiterung von NICE-D um ein Modul fuumlr die Speicherung von CampE-Daten die an MLS-Material von deutschen Empfaumlngern erhoben werden

25 wwwgenresdeeva

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FeldmitjungenErbsen

446 Bundesinformationssystem GenetischeRessourcen

Das Bundesinformationssystem Genetische Res-sourcen (BIG) bildet Informationen uumlber Wild- und Kulturpflanzen in Deutschland aus verschiedenen dezentralen Datenbanken ab Zentrales Element ist ein Portal welches Daten zu Vorkommen und Verbreitung (in situ und ex situ) zu Eigenschaften Gefaumlhrdung und Taxonomie uumlber einen zentralen Zugang aus den angeschlossenen Partnerdaten- banken benutzergerecht aufgearbeitet bereitstellt Seit seiner Inbetriebnahme im Jahr 2003 hat sich zwar die Informationslandschaft im Bereich biologi-scher Daten z B durch die Fortentwicklung von GBIF (Global Biodiversity Information Facility) veraumlndert dennoch gibt es weiterhin einen Bedarf fuumlr das spezi-elle Angebot von BIG im Bereich pflanzengenetischer Ressourcen Fuumlr den weiteren Betrieb von BIG ist es

aus der bisherigen Erfahrung allerdings notwendig BIG auf eine moderne technische Plattform nach neuestem Stand zu portieren durch Einbeziehung neuer Datenquellen und die Entwicklung neuer Informationsangebote zu uumlberarbeiten und zu erweitern und dabei auch das BIG-Portal weiter-zuentwickeln

Handlungsbedarf

Uumlberarbeitung und Erweiterung des BIG-Portals einschlieszliglich der zentralen technischen Kom-ponenten von BIG beim IBV der BLE

Einbeziehung neuer Datenquellen zu CampE-Daten und zu Sorteninformationen durch die BIG-Partner zusammen mit dem Julius Kuumlhn-Institut (NICE-D) und dem BundessortenamtAktualisierung und technische Anpassung der BIG-Partnerdatenbanken

57

45 Oumlffentlichkeitsarbeit

Bereits im Fachprogramm von 2002 wurde festge-stellt dass die Information der breiten Oumlffentlichkeit uumlber das Thema Erhaltung und nachhaltige Nutzung von PGR eher unzureichend ist Verschiedene Unter-suchungen zeigen dass auch heute die Kenntnisse uumlber die Themengebiete Biodiversitaumlt Agrobiodiver-sitaumlt oder genetische Ressourcen immer noch sehr gering sind Aus diesem Grund wurde in der Agrobio-diversitaumltsstrategie die Information und Aufklaumlrung der Oumlffentlichkeit insbesondere mit Blick auf das Nachfrage- und Ernaumlhrungsverhalten der Verbrau-cher als sektoruumlbergreifender Handlungsbedarf herausgestellt Im UN-Jahr der Biodiversitaumlt 2010 hat BMEL eine umfangreiche Kommunikations-kam-pagne zu dem Thema durchgefuumlhrt

Weiterhin wurde der Aufbau eines bdquoWissensnetzes Agrobiodiversitaumltldquo als Teil eines uumlbergreifenden deutschen Wissenschaftsnetzwerkes zur Biodiversi-taumltsforschung in der Agrobiodiversitaumltsstrategie als Leuchtturmprojekt herausgestellt

Der eigene Garten ist aus verschiedenen Gruumlnden immer seltener Teil des Alltags der Menschen in Deutschland Damit einher geht ein Verlust selbst einfachster Kenntnisse uumlber den praktischen Um-

gang und den Wert der Nutzpflanzen d h uumlber das Aussehen das Wachstum die Kultivierung Ernte und Nutzung von Pflanzen Neben der Verarmung der un-mittelbaren Agrobiodiversitaumlt findet somit zugleich ein Verlust von Erfahrungswissen statt

Im Rahmen des Leuchtturmprojekts bdquoVielfalts-Kam-pagne ndash Agrobiodiversitaumltldquo der Agrobiodiversitaumlts-strategie des BMEL wurde eine integrierte Kommuni-kationsstrategie zur Agrobiodiversitaumlt entwickelt und umgesetzt Diese muss durch geeignete Maszlignahmen aus dem Teilbereich pflanzengenetischer Ressourcen unterstuumltzt und mit den verfuumlgbaren Ressourcen fortgefuumlhrt werden

Handlungsbedarf

Y Veroumlffentlichung des Nationalen Fachprogramms als Broschuumlre in deutsch und englisch

Y Erstellen von Faktenblaumlttern und Faltblaumlttern zum Nationalen Fachprogramm durch verschiedene Akteure

Y Erstellen von Informationsmaterial fuumlr die Oumlffent-lichkeitsarbeit zu pflanzengenetischen Ressourcen (z B bdquoWho is Wholdquo der Agrobiodiversitaumlt)

Y Nutzung von Synergieeffekten bei der Kommuni-kation von Einzelmaszlignahmen durch die Akteure im Bereich pflanzengenetischer Ressourcen und Agrobiodiversitaumlt

BMELVKampagnenbusbdquoBiologischeVielfaltschuumltzenundnutzenldquo2010

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5 Organisation und Durchfuumlhrung

Der Bund und die Laumlnder sind mit der Ratifizierung des Uumlbereinkommens uumlber die Biologische Viel-falt (CBD) und des Internationalen Vertrags uumlber pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (ITPGR) umfangreiche internationale Verpflichtungen eingegangen die u a den Erhalt und die nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen betreffen

Mit der CBD verpflichten sich die Vertragsparteien nationale Strategien Plaumlne und Programme zur Er-haltung und nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt insgesamt zu entwickeln und bestimmte Informationspflichten zu erfuumlllen Dieser Verpflich-tung kommt Deutschland mit der bdquoNationalen Strategie zur biologischen Vielfaltldquo nach Sie wird ergaumlnzt durch die vom BMEL entwickelte bdquoStrategie zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der biolo-gischen Vielfalt in der Ernaumlhrungs- Land- Forst- und Fischereiwirtschaftldquo Diese Agrobiodiversitaumltsstrategie bildet einen Rahmen fuumlr die sektoralen nationalen Fachprogramme die speziell fuumlr pflanzen- tier- forst- und aquatische genetische Ressourcen erstellt worden sind

Mit dem ITPGR werden Verpflichtungen einge-gangen die speziell die Erhaltung und nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlh-rung und Landwirtschaft betreffen Nach Artikel 5 des ITPGR foumlrdert jede Vertragspartei nach Maszliggabe der innerstaatlichen Rechtsvorschriften und gegebe-nenfalls in Zusammenarbeit mit anderen Vertrags-parteien einen integrierten Ansatz zur Erforschung Erhaltung und nachhaltigen Nutzung pflanzenge-netischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirt-schaft Auszligerdem ergreifen die Vertragsparteien sofern angebracht Maszlignahmen um Gefahren fuumlr pflanzengenetische Ressourcen auf ein Mindestmaszlig zu beschraumlnken oder nach Moumlglichkeit zu beseitigen Auch diese Verpflichtungen werden in der Agrobiodi-versitaumltsstrategie des BMEL sowie dem vorliegenden Fachprogramm aufgegriffen

Die Bestimmungen der CBD und des ITPGR sind in Form zustimmungspflichtiger Bundesgesetze nach Art 59 Abs 2 des Grundgesetzes in nationales Recht umgesetzt worden (CBD BGBl II 1993 S 1741 ITPGR BGBl II 2003 S 906) Die Durchfuumlhrung und Uumlberwachung von Bundesgesetzen obliegt den Laumlndern soweit die Gesetze keine anderen

Bestimmungen enthalten Damit erstrecken sich die o g Verpflichtungen auf alle staatlichen Ebenen in Deutschland

In der Regel befinden sich die genetischen Ressour-cen in der Verfuumlgungsgewalt der Laumlnder teilweise allerdings auch in der des Bundes oder anderer nichtstaatlicher Akteure So unterhaumllt die Ressort-forschung oder das Bundessortenamt zur Erfuumlllung seiner gesetzlichen Aufgaben auch eigene Samm- lungen genetischer Ressourcen

Innerhalb des foumlderalen Systems ist der Bund fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung genetischer Ressourcen auch insoweit zustaumlndig als er von seiner Gesetzgebungskompetenz im Rahmen der konkur-rierenden Gesetzgebung zur Foumlrderung der land- und forstwirtschaftlichen Erzeugung sowie zur Sicherung der Ernaumlhrung Gebrauch macht Von Relevanz sind aber u a auch Regelungen zum Schutz des geistigen Eigentums (z B Sortenschutz)

Aus der Zustaumlndigkeit des Bundes fuumlr die auswaumlrtigen Beziehungen ergeben sich Koordinierungsaufgaben in Bezug auf Programme auf europaumlischer oder inter-nationaler Ebene und Vereinbarungen zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung genetischer Ressourcen Um diese Verpflichtungen erfuumlllen zu koumlnnen ist eine nationale Koordination der entsprechenden Inventa-risierungs- Erhaltungs- und Berichtsaktivitaumlten der Bundeslaumlnder notwendig Diese Aufgabe wurde auf Bundesebene zum groszligen Teil an das Informations- und Koordinationszentrum fuumlr Biologische Vielfalt (IBV) der BLE uumlbertragen

Die Koordination von Erhaltungsaktivitaumlten und Unterstuumltzung von Erhaltungsnetzwerken durch das IBV zeigt sich gegenwaumlrtig u a in der Koordination der Deutschen Genbank Zierpflanzen und der Mitar-beit in verschiedenen weiteren Erhaltungsnetzwerken (z B Rebe Obst)

Zustaumlndigkeiten des Bundes ergeben sich zudem aus der gemeinschaftlichen Foumlrderung von Einrichtun-gen und Vorhaben der Forschung von gesamtstaat-licher und uumlberregionaler Bedeutung durch Bund und Laumlnder So wird die Bundeszentrale Genbank fuumlr landwirtschaftliche und gaumlrtnerische Kulturpflanzen am Leibniz-Institut fuumlr Pflanzengenetik und Kultur-pflanzenforschung (IPK) vom Bund kofinanziert

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GruumlnlandmitStreuobstbaumlumenimMittelgebirge

Die Erhaltung genetischer Ressourcen hat in Deutschland in einigen Bereichen eine lange Traditi-on mit teilweise gut etablierten staatlichen oder pri-vaten Strukturen In der Agrobiodiversitaumltsstrategie und im vorliegenden Fachprogramm wird anerkannt dass die angestrebte Erhaltung und nachhaltige Nutzung genetischer Ressourcen nicht allein durch staatliche Stellen gewaumlhrleistet werden kann Aus diesem Grund sind die Erhaltungsanstrengungen von Bund und Laumlndern haumlufig in Form von Netzwerken angelegt Die Koordination der Akteure erfolgt u a uumlber den BEKO und das vorliegende FachprogrammDa es sich beim vorliegenden bdquoNationalen Fachpro-grammldquo um ein gemeinsames Programm aller rele-vanten Akteure im Bereich pflanzengenetischer Res-sourcen handelt wird dieses auch von allen Akteuren auf freiwilliger oder gesetzlicher Basis mitgetragen Ein aktueller Uumlberblick uumlber die einzelnen Akteure im Bereich der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft sowie deren Beitraumlge zur Umsetzung des vorliegenden Fachprogramms findet sich im zentralen Informationssystem Genetische Ressourcen bdquoGENRESldquo (wwwgenresde)

Der Bund die Laumlnder sowie die einzelnen Institute Gremien und Akteure stellen durch eigene Leistun-gen die Durchfuumlhrung dieses Fachprogramms sicher BMEL im Rahmen der Bundesregierung federfuumlhrend fuumlr dieses Fachprogramm wird bei der Durchfuumlhrung der ihm obliegenden Zustaumlndigkeiten besonders bei der Koordination von Maszlignahmen vom Bera-tungs- und Koordinierungsausschuss fuumlr genetische Ressourcen landwirtschaftlicher und gartenbaulicher

Kulturpflanzen (BEKO) und dessen pflanzen- und themenspezifischen Expertengruppen unterstuumltzt Die Laumlnder unterstuumltzen das Programm ggf durch die Einrichtung eigener Landesprogramme oder durch die Einbeziehung einzelner Maszlignahmen in bestehen-de Programme Wesentlich fuumlr Transparenz Kohaumlrenz und Effizienz von Maszlignahmen ist die Verbesserung des Informationsflusses und der Kommunikation zwischen den Akteuren Das Programm wird von Zeit zu Zeit unter Beteiligung der maszliggeb-lichen Akteure uumlberpruumlft und ggf fortgeschrieben

Die Durchfuumlhrung von Maszlignahmen des Arbeits-programms kann durch die Vereinbarung konkreter Projekte vorangetrieben und unterstuumltzt werden Diese werden in einem Projektplan beschrieben in welchem die Projektziele und die zu deren Umset-zung notwendigen Maszlignahmen definiert sind sowie Projektpartner und deren Aufgaben festgelegt wer-den Weitere Bestandteile des Projektplans sollten eine Auflistung von Meilensteinen ein Zeitplan sowie ein Finanzierungsplan sein der neben den Eigen-leistungen der Akteure auch externe Finanzierung beinhalten kann

Die Projekte koumlnnen sowohl durch die Akteure als auch durch den BEKO initiiert werden Die Experten-gruppen des BEKO sowie das Sekretariat unterstuumlt-zen die Erstellung der jeweiligen Projektplaumlne Die Projektdurchfuumlhrung wird durch den BEKO begleitet hierzu unterstuumltzt das Sekretariat den dazu notwen-digen Informationsaustausch zwischen den Akteuren und dem BEKO

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6 Abkuumlrzungsverzeichnis

AEGIS A European Genebank Integrated System ndash Europaumlische Genbank AEGIS

AEGRO An Integrated European In Situ Manage-ment Work Plan Implementing Genetic Reserves and On Farm Concepts ndash Ein integrierter europaumlischer Arbeitsplan fuumlr das In-situ-Management Umsetzung der Konzepte bdquogenetisches Schutzgebietldquo und bdquoOn farmldquo

AMA Associate Membership Agreement ndash Beitrittsvereinbarung

BAZFAL Bundesanstalt fuumlr Zuumlchtungsforschung an Kulturpflanzen (bis 122007)

BEKO Beratungs- und Koordinierungsausschuss fuumlr genetische Ressourcen landwirt-schaftlicher und gartenbaulicher Kultur-pflanzen

BfN Bundesamt fuumlr Naturschutz

BGB Buumlrgerliches Gesetzbuch

BIG Bundesinformationssystem Genetische Ressourcen

BLE Bundesanstalt fuumlr Landwirtschaft und Ernaumlhrung

BMEL Bundesministerium fuumlr Ernaumlhrung undLandwirtschaft

BML Bundesministerium fuumlr Ernaumlhrung Land-wirtschaft und Forsten (heute BMEL)

BMU Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz und Reaktorsicherheit

BNatSchG Bundesnaturschutzgesetz

BS Benefit Sharing

BSA Bundessortenamt

CBD Convention on Biological Diversity ndash Uumlbereinkommen uumlber die Biologische Vielfalt

CGIAR Consultative Group on International Agricultural Research ndash Beratungsgruppe fuumlr Internationale Agrarforschung

CGRFA Commission on Genetic Resources for Food and Agriculture ndash Kommission fuumlr genetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

CWR Crop Wild Relative ndash mit Kulturarten verwandte Wildarten

CampE Charakterisierung und Evaluierung

DGG Deutsche Gartenbau-Gesellschaft 1822 e V

DGO Deutsche Genbank Obst

ECPGR European Cooperative Programme for Plant Genetic Resources ndash Europaumlisches Kooperationsprogramm fuumlr Pflanzen-genetische Ressourcen

EG Europaumlische Gemeinschaft

ELER Europaumlischer Landwirtschaftsfonds fuumlr die Entwicklung des laumlndlichen Raums

EPCS European Plant Conservation Strategy ndash Europaumlische Strategie zur Erhaltung der Pflanzen

EU Europaumlische Union

EUREGIO Deutsch-niederlaumlndischer Kommunal-verband e V

EURISCO European Plant Genetic Resources Search Catalogue ndash Europaumlischer Suchkatalog fuumlr Pflanzengenetische Ressourcen

EVA Nationales Evaluierungsprogramm fuumlr Pflanzengenetische Ressourcen

EWG Europaumlische Wirtschaftsgemeinschaft (seit 1994 umbenannt in EG)

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FAO Food and Agricultural Organisation of the United Nations ndash Ernaumlhrungs- und Land-wirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen

FFH Fauna-Flora-Habitat

GABI Genomanalyse im Biologischen System Pflanze

GAK Gemeinschaftsaufgabe bdquoVerbesserung der Agrarstruktur und des Kuumlstenschutzesldquo

GAP Gemeinsame Agrarpolitik

GBIF Global Biodiversity Information Facility

GBIS Genbankinformationssystem des IPK

GCDT Global Crop Diversity Trust ndash Globaler Fonds fuumlr die Nutzpflanzenvielfalt

GEVIP Grenzuumlberschreitende Entwicklung und Vermarktung innovativer Pflanzen-produkte

GIS Geoinformationssystem

GSPC Global Strategy for Plant Conservation ndash Globale Strategie zum Erhalt der Pflan-zenvielfalt

HNV High Nature Value Farmland ndash Indikator fuumlr Landwirtschaftsflaumlchen mit hohem Naturwert

IBV Informations- und Koordinationszentrum fuumlr Biologische Vielfalt

IPEN International Plant Exchange Network ndash Internationales Pflanzenaustausch- netzwerk

IPK Leibniz-Institut fuumlr Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung

ITPGRFA International Treaty on Plant Genetic Resources for Food and Agriculture ndash Internationaler Vertrag uumlber pflanzen-genetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

JKI Julius Kuumlhn-Institut ndash Bundesforschungs-institut fuumlr Kulturpflanzen

KULAP Kulturlandschaftsprogramm

LfL Bayrische Landesanstalt fuumlr Landwirt-schaft

MAA Most Appropriate Areas

MoU Memorandum of Understanding ndash Kooperationsvereinbarung

MuD Modell- und Demonstrationsvorhaben

MLS Multilateral System of Access and Benefit-Sharing ndash Multilaterales System fuumlr Zugang und Vorteilsausgleich

NICE-D Nationale Informationsinfrastruktur fuumlr Charakterisierungs- und Evaluierungs- daten in Deutschland

PGRDEU Nationales Inventar Pflanzengenetische Ressourcen in Deutschland

PGR Pflanzengenetische Ressourcen

PGRFA Plant Genetic Resources for Food and Agriculture ndash Pflanzengenetische Ressour-cen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

RL Richtlinie

SaatG Saatgutverkehrsgesetz

SMTA Standard Material Transfer Agreement ndash Standardisierte Materialuumlbertragungs-vereinbarung

SortG Sortenschutzgesetz

UPOV International Union for the Protection of New Varieties of Plants ndash Internationaler Verband zum Schutz von Pflanzenzuumlch-tungen

VITIS Europaumlische Fruchtartendatenbanken fuumlr Vitis

WEL Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

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7 Literatur

BfN (1999) Daten zur Natur Landwirtschaftsverlag Muumlnster

BLAG (Bund-Laumlnder-Arbeitsgruppe bdquoForstliche Genressourcen und Forstsaatgutrechtldquo) (2000) Konzept zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung forstlicher Genressourcen in der Bundesrepublik Deutschland

BLE (2008) Pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Er-naumlhrung und Landwirtschaft in Deutschland Zweiter Nationaler Bericht Schriftenreihe des Informations- und Koordinationszentrums fuumlr Biologische Vielfalt Band 29

BMELV (2007) Agrobiodiversitaumlt erhalten Potenziale der Land- Forst- und Fischereiwirtschaft erschlieszligen und nachhaltig nutzen Eine Strategie des BMELV fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt fuumlr die Ernaumlhrung Land- Forst- und Fischerei-wirtschaft

BML (1996) Nutzpflanzen - Vielfalt fuumlr die Zukunft Deutscher Bericht zur Vorbereitung der 4 Internationalen Technischen Konferenz der FAO uumlber Pflanzengenetische Ressourcen vom 17-23 Juni 1996 in Leipzig Sonderdruck 625-1396 Bonn

BML (1997) 4 Internationale Technische Konferenz der FAO uumlber Pflanzengenetische Ressourcen-Schriften zu Genetischen Ressourcen (Sonder-band) Bonn

BML (2000a) Genetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung Landwirtschaft und Forsten Reihe A Angewandte Wissenschaft Heft 487 Landwirt-schaftsverlag Muumlnster-Hiltrup

BML (2000b) Statistisches Jahrbuch uumlber Ernaumlhrung Landwirtschaft und Forsten Landwirtschafts-verlag Muumlnster-Hiltrup

Bommer DFR amp K Beese (1990) Pflanzengenetische Ressourcen ndash Ein Konzept zur Erhaltung und Nutzung fuumlr die Bundesrepublik Deutschland Schriftenreihe des Bundesministeriums fuumlr Ernaumlhrung Landwirtschaft und Forsten Reihe A Angewandte Wissenschaft Heft 388

FAO (1996) Global Plan of Action for the Conservati-on and Sustainable Utilization of Plant Genetic Resources for Food and Agriculture FAO Rom

FAO (2010) The Second Report on the State of the Worldacutes Plant Genetic Resources for Food and Agriculture Rome

Hammer K (1998) Agrarbiodiversitaumlt und pflanzen-genetische Ressourcen Schriften zu Geneti-schen Ressourcen Band 10 ZADI Bonn

Korneck D amp H Sukopp (1988) Rote Liste der in der Bundesrepublik Deutschland ausgestorbenen verschollenen und gefaumlhrdeten Farn- und Bluumltenpflanzen und ihre Auswertung fuumlr den Arten- und Biotopschutz Schr ndashRF Vegeta-tionskunde 19

Korneck D M Schnittler amp I Vollmer (1996) Rote Liste der Farn- und Bluumltenpflanzen Deutsch-lands Schr-R f Vegetationskunde 28

Laliberte B Maggioni L Maxted N amp V Negri (eds) (2000) Report of a Task Force on Wild Species Conservation in Genetic Reserves and a Task Force on On-farm Conservation and Manage-ment IPGRI Rom

Leopold J (1998) Saatgut-Nachbau und Saatgut-Pflege ndash eine Umfrage bei Demeter-Landwirten und ndashGaumlrtnern ndash Forschungsring fuumlr biolo-gisch-dynamische Wirtschaftsweise Darm-stadt

Schneider C U Sukopp amp H Sukopp (1994) Bio-logisch-oumlkologische Grundlagen des Schutzes gefaumlhrdeter Segetalpflanzen Schr-R f Vege-tationskunde 26

63

8 Zitierte Gesetzestexte und Mitteilungen

BMJ (1993) Gesetz zu dem Uumlbereinkommen uumlber die biologische Vielfalt vom 05 Juni 1992 Bundesgesetzblatt Teil II Z 1998 A 09 Sept 1993 Nr 32

BMELV (2011) Richtlinie zur Foumlrderung von Modell- und Demonstrationsvorhaben im Bereich der Erhaltung und innovativen nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt

BMU (2012) Leitfaden zur Verwendung gebietseige-ner Gehoumllze Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) Stand Januar 2012 httpwwwbmudefilespdfsallgemeinapplicationpdfleitfaden_ gehoelze_bfpdf Letzter Zugriff 06032012

Bundesnaturschutzgesetz vom 29 Juli 2009 (BGBl I S 2542) das zuletzt durch Artikel 5 des Geset-zes vom 6 Februar 2012 (BGBl I S 148) geaumln-dert worden ist

KOM (2001) Mitteilung der Kommission an den Rat und das Europaumlische Parlament ndash Aktionsplan zur Erhaltung der Biologischen Vielfalt in der Landwirtschaft KOM20010162 endg

KOM (2006) Mitteilung der Kommission Eindaumlm-mung des Verlusts der Biologischen Vielfalt bis zum Jahr 2010 ndash Und daruumlber hinaus KOM (2006) 216 endg

KOM (2010) Mitteilung der Kommission an das Euro-paumlische Parlament den Rat den Europaumlischen Wirtschafts- und Sozialausschuss und den Ausschuss der Regionen ndash Die GAP bis 2020 Nahrungsmittel natuumlrliche Ressourcen und laumlndliche Gebiete ndash die kuumlnftigen Herausfor-derungen KOM (2010) 6725

Verordnung uumlber das Inverkehrbringen von Saatgut von Erhaltungsmischungen vom 6 Dezember 2011 (BGBl I S 2641)

Verordnung uumlber die Zulassung von Erhaltungssor-ten und das Inverkehrbringen von Saat- und Pflanzgut von Erhaltungssorten vom 21 Juli 2009 (BGBl I S 2107)

Vierzehnte Verordnung zur Aumlnderung saatgutrecht-licher Verordnungen vom 17 Dezember 2010 (BGBl I S 2128)

VO (EG) Nr 8702007

VO (EG) Nr 16882005 (ELER-VO)

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9 Weiterfuumlhrende Informationen und Adressverzeichnis

Weiterfuumlhrende Informationen Hintergrundmaterial und ein aktuelles Adressverzeichnis fuumlr alle am vorliegenden Fachprogramm beteiligten Akteure findet sich im Informationssystem Genetische Ressourcen GENRES (httpwwwgenresdekultur-und-wildpflanzenrahmenbedingungenfachprogramm)

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ImpressumHerausgeberBundesministerium fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (BMEL)Wilhelmstraszlige 54 10117 Berlin

StandJanuar 2015

Text und AnsprechpartnerBundesministerium fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (BMEL)Referat 522Biologische Vielfalt und BiopatenteRochusstraszlige 153123 BonnTelefon +49 228 99 529-0

Gestaltungdesignidee buumlro_fuumlr_gestaltung Erfurt

BildnachweisChristian PedantFotoliacom S 1 BMELPhototheknetThomas Koumlhler S 4 R_RFotoliacom S 6 12 Herrn Dr Hoffmann ZALF S 15 S 45 Xochiquetzal FonsecaCIMMYT S 19 BMEL designidee S 28Europa-Rosarium Sangerhausen Frau Schulz S 30 B Ditsch BG Dresden S 53 Thomas Stephan Dominic MenzlerBundesanstalt fuumlr Landwirt-schaft und Ernaumlhrung (BLE)wwwoekolandbaude S 8 9 16 18 20 34 37 40 51 54 56 Informations- und Koordinationszentrum fuumlr Biologische Vielfalt (IBV) S 7 10 23 25 27 31 32 34 35 36 40 43 44 59N HirneisenPicleasecom H Winter Picleasecom S 11 FocalPointFo-toliacom S 41 G EllwangerPicleasecom H Duty Picleasecom

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Diese Broschuumlre wird im Rahmen der Oumlffentlichkeits- arbeit des BMEL kostenlos herausgegeben Sie darf nicht im Rahmen von Wahlwerbung politischer Parteien oder Gruppen eingesetzt werden

Weitere Informationen finden Sie im Internet unterwwwbmelde

  • Nationales Fachprogramm zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung pflanzen- genetischer Ressourcen landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Kulturpflanzen Pflanzengenetische Ressourcen in Deutschland
    • Inhalt
    • Vorwort
      • Sehr geehrte Leserinnnen und Leser
        • 1 Einleitung
        • 2 Bedeutung Gefaumlhrdung und Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen
          • 21 Begriffsbestimmungen
          • 22 Bedeutung
          • 23 Zustand und Gefaumlhrdung
          • 24 Erhaltung pflanzen- genetischer Ressourcen
            • 3 Politische und rechtliche Rahmen- bedingungen
              • 31 Internationale Ebene
                • 311 Uumlbereinkommen uumlber die biologische Vielfalt
                • 312 Internationaler Vertrag uumlber pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft
                  • Kommission fuumlr Genetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft der FAO
                    • 313 Globaler Treuhandfonds fuumlr Nutzpflanzenvielfalt
                      • 32 Europaumlische Ebene
                        • 321 EU-Agrarpolitik
                        • 322 Europaumlisches Kooperationsprogramm fuumlr pflanzengenetische Ressourcen
                          • 33 Nationale Ebene
                            • 331 Zugang zu pflanzengenetischen Ressourcen
                            • 332 RechtlicherRahmenfuumlrdas InverkehrbringenvonSaat-und Pflanzgut
                            • 333 AuswirkungendesNaturschutzrechts
                                • 4 Schwerpunkte des Arbeitsprogramms
                                  • 41 Ex-situ-Erhaltung
                                    • Handlungsbedarf
                                    • 411 BundeszentraleGenbankfuumlr landwirtschaftlicheund gartenbaulicheKulturpflanzen
                                      • Handlungsbedarf
                                        • 412 DeutscheGenbankObst
                                          • Handlungsbedarf
                                            • 413 DeutscheGenbankReben
                                              • Handlungsbedarf
                                                • 414 DeutscheGenbankZierpflanzen
                                                  • Handlungsbedarf
                                                    • 415 Genbank fuumlr Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft
                                                      • Handlungsbedarf
                                                        • 416 Implementierung der bdquoEuropaumlischen Genbankldquo (AEGIS) im Rahmen des ECPGR
                                                          • Handlungsbedarf
                                                            • 417 Implementierung des Multilateralen Systems (MLS) des Internationalen Vertrags
                                                              • Handlungsbedarf
                                                                  • 42 In-situ-Erhaltung
                                                                    • 421 On-farm-Bewirtschaftung
                                                                      • 4211 Weiterentwicklung der bdquoRoten Liste der gefaumlhrdeten einheimischen Nutzpflanzenldquo
                                                                        • Handlungsbedarf
                                                                          • 4212 Staumlrkung der On-farm-Erhaltung und -Bewirtschaftung
                                                                            • Handlungsbedarf
                                                                              • 4213 Erhaltung und nachhaltige Nutzung der genetischen Vielfalt im Gruumlnland
                                                                                • Handlungsbedarf
                                                                                  • 4214 Aufbau von Kompetenzzentren
                                                                                    • Handlungsbedarf
                                                                                      • 4215 AufbauvonFortbildungsangeboten imBereichOn-farm-Erhaltung pflanzengenetischerRessourcen
                                                                                        • Handlungsbedarf
                                                                                            • 422 In-situ-ErhaltungvonWildpflanzen fuumlrErnaumlhrungundLandwirtschaft (WEL)
                                                                                              • Handlungsbedarf
                                                                                              • 4221 IdentifizierungvonSchwerpunktarten
                                                                                                • Handlungsbedarf
                                                                                                  • 4222 BestandsstuumltzendeMaszlignahmen
                                                                                                    • Handlungsbedarf
                                                                                                      • 4223 IdentifizierungAufbauundAusweisung bdquogenetischerSchutzgebieteldquo
                                                                                                        • Handlungsbedarf
                                                                                                          • 4224 VerwendunggebietseigenerWildpflanzen inderfreienNatur
                                                                                                            • Handlungsbedarf
                                                                                                              • 43 Nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen
                                                                                                                • 431 WeiterfuumlhrungvonAgrarumwelt- maszlignahmen
                                                                                                                  • Handlungsbedarf
                                                                                                                    • 432 Weiterentwicklungnachhaltiger Nutzungssysteme
                                                                                                                      • Handlungsbedarf
                                                                                                                        • 433 EntwicklungundVerbesserungvon IndikatorenfuumlrdieBestimmungder Gefaumlhrdungvonpflanzengenetischen Ressourcen
                                                                                                                          • Handlungsbedarf
                                                                                                                            • 434 FoumlrderungderEvaluierungund Charakterisierung
                                                                                                                              • Handlungsbedarf
                                                                                                                                • 435 ErschlieszligungvonInnovationspoten- zialenpflanzengenetischerRessourcen durchdieZuumlchtungsforschung
                                                                                                                                  • Handlungsbedarf
                                                                                                                                    • 436 Erweiterungdergenetischen DiversitaumltdurchdenAufbauvon Evolutionsramschen
                                                                                                                                      • Handlungsbedarf
                                                                                                                                        • 437 VermarktungvonbdquoVielfaltsproduktenldquo
                                                                                                                                          • Handlungsbedarf
                                                                                                                                              • 44 Information und Dokumentation
                                                                                                                                                • 441 Auf-undAusbauinstitutioneller Informationsinfrastruktur
                                                                                                                                                  • Handlungsbedarf
                                                                                                                                                    • 442 PortalfuumlrEx-situ-Erhaltungskulturen einheimischerWildpflanzen
                                                                                                                                                      • Handlungsbedarf
                                                                                                                                                        • 443 Auf-undAusbaueinerDokumen- tationsinfrastrukturzwischenBund undLaumlndernfuumlrdenBereichin situ undon farm
                                                                                                                                                          • Handlungsbedarf
                                                                                                                                                            • 444 NationalesInventarbdquoPGRDEUldquo
                                                                                                                                                              • Handlungsbedarf
                                                                                                                                                                • 445 NationaleInformationsinfrastruktur fuumlrCharakterisierungs-undEvaluie- rungsdaten
                                                                                                                                                                  • Handlungsbedarf
                                                                                                                                                                    • 446 Bundesinformationssystem GenetischeRessourcen
                                                                                                                                                                      • Handlungsbedarf
                                                                                                                                                                          • 45 Oumlffentlichkeitsarbeit
                                                                                                                                                                            • Handlungsbedarf
                                                                                                                                                                                • 5 Organisation und Durchfuumlhrung
                                                                                                                                                                                • 6 Abkuumlrzungsverzeichnis
                                                                                                                                                                                • 7 Literatur
                                                                                                                                                                                • 8 Zitierte Gesetzestexte und Mitteilungen
                                                                                                                                                                                • 9 Weiterfuumlhrende Informationen und Adressverzeichnis
                                                                                                                                                                                • Impressum
                                                                                                                                                                                  • Herausgeber
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Page 4: Pflanzengenetische Ressourcen in Deutschland - BMEL

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Vorwort

Sehr geehrte Leserinnnen

und Leser

Pflanzen bilden die Grundlage unseres Lebens Sie sind die Basis einer nachhaltigen Landwirtschaft und Quelle gesunder und sicherer Nahrungsmittel Sie liefern Roh-stoffe und Energie

Wir koumlnnen heute auf einen groszligen Schatz pflanzenge-netischer Ressourcen zuruumlckgreifen Unsere heimische Flora umfasst ca 3500 Arten Mehr als 2800 dieser Arten sind entweder direkt fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft nutzbar oder koumlnnen in der Pflanzenzuumlchtung eingesetzt werden Zudem verfuumlgen wir uumlber eine groszlige geneti-sche Vielfalt angepasster Kulturpflanzen Diese entstand durch staumlndige Auslese und Weiterentwicklung und damit durch die Arbeit der Baumluerinnen und Bauern Die Vielfalt der Nutzpflanzen sowie das Wissen uumlber Anbau Vermehrung und Nutzung sind somit auch ein bedeu-tender Teil unseres kulturellen Erbes

Neben der wirtschaftlichen Bedeutung ist die Vielfalt der genutzten und nutzbaren Pflanzen eine wertvolle Res-source fuumlr kuumlnftige Nutzungen und Innovationen Neue Rahmenbedingungen die beispielsweise durch Klima-verschiebungen oder eine veraumlnderte Nachfrage entste-hen erfordern eine Anpassung unserer Pflanzen Hierfuumlr muumlssen wir auf unsere pflanzengenetischen Ressourcen zuruumlckgreifen Vielfalt ist eine grundlegende Vorausset-zung fuumlr zukuumlnftige Nutzungen und zuumlchterischen Fort-schritt Einmal verloren gegangene biologische Vielfalt ist nicht wieder herstellbar Aus diesem Grund ist in be-sonderer Weise Vorsorge geboten

Hier setzt das nationale Fachprogramm an Es bildet die wesentliche Grundlage fuumlr bundesweit abgestimmte Ak-tivitaumlten zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung unse-rer genetischen Ressourcen Die vorliegende Uumlberarbei-tung traumlgt bedeutenden Entwicklungen seit der ersten Auflage aus dem Jahr 2002 Rechnung

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Dazu gehoumlrt in erster Linie der Beitritt Deutschlands zum bdquoInternationalen Vertrag fuumlr pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaftldquo im Jahr 2004 Ziel des Vertrages ist es pflanzengenetische Res-sourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft langfristig zu erhalten und nachhaltig zu nutzen Deutschland hat sich fuumlr diesen Vertrag eingesetzt und gehoumlrt auch heute noch zu seinen wesentlichen Unterstuumltzern Das vorlie-gende Fachprogramm spielt in der Umsetzung des inter-nationalen Vertrages eine wichtige Rolle

Zudem wurde die Sektorstrategie des BMEL bdquoAgrobio-diversitaumlt erhalten Potenziale der Land- Forst- und Fischereiwirtschaft erschlieszligen und nachhaltig nutzenldquo erarbeitet Diese Strategie bildet einen Rahmen fuumlr die sektoralen nationalen Fachprogramme die fuumlr pflan-zen- tier- forst- und aquatische genetische Ressourcen erstellt worden sind Auch sie ist bei der Neufassung des Fachprogramms beruumlcksichtigt worden

Eine der wichtigsten Aufgaben des Fachprogramms ist es die wesentlichen Akteure auf dem Gebiet der Erhal-tung und nachhaltigen Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen zusammenzubringen Eine tragende Saumlu-le bildet dabei der Beratungs- und Koordinierungsaus-schuss fuumlr genetische Ressourcen landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Kulturpflanzen Den Ausschussmit-gliedern moumlchte ich meinen besonderen Dank fuumlr ihre Arbeit aussprechen

Danken moumlchte ich auch den vielen Menschen die durch ihre taumlgliche Arbeit als Bauern Gaumlrtner oder sons-tige Erhalter oder auch durch bewusste Konsument-scheidungen dazu beitragen die heute noch bestehende Vielfalt fuumlr die nachfolgenden Generationen zu sichern

Christian Schmidt MdBBundesminister fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

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1 Einleitung

Das Bundesministerium fuumlr Ernaumlhrung Landwirt-schaft und Forsten (BML) hatte u a zur Umsetzung des Uumlbereinkommens uumlber die biologische Vielfalt (CBD) 1999 eine Konzeption zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung genetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung Landwirtschaft und Forsten in seiner Schriftenreihe (BML Heft 487) veroumlffentlicht Das darin vorgesehene nationale Programm setzte sich aus sektoralen Fachprogrammen zu den einzelnen Teilgebieten genetischer Ressourcen zusammenAufbauend auf die bereits 1990 veroumlffentlichte Kon-zeption fuumlr Pflanzengenetische Ressourcen wurde 2001 das erste Nationale Fachprogramm zur Erhal-tung und nachhaltigen Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Kulturpflanzen erarbeitet Es wurde 2002 von der Agrarministerkonferenz verabschiedet und war bis 2011 die wesentliche Grundlage fuumlr bundesweit ab-gestimmte Aktivitaumlten auf diesem Gebiet in Deutsch-land

Im Jahr 2004 trat der Internationale Vertrag uumlber pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft in Kraft Als Vertragsstaat verpflichtet sich Deutschland pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft langfristig zu erhal-ten und nachhaltig zu nutzen Die Vertragsstaaten verpflichten sich zudem bei ihren Erhaltungsbemuuml-hungen zur gegenseitigen Unterstuumltzung und inter-nationalen Zusammenarbeit

Mit der Erarbeitung der Strategie des Bundesministe-riums fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (BMEL) fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der biologi-schen Vielfalt fuumlr die Ernaumlhrung Land- Forst- und Fischereiwirtschaft im Jahr 20071 (kurz Agrobiodi-versitaumltsstrategie) wurde die Erhaltung genetischer Ressourcen in ein uumlbergreifendes Konzept zur Erhal-tung und nachhaltigen Nutzung der Agrobiodiversitaumlt eingebettet Diese BMEL-Strategie ergaumlnzt die vom Bundeskabinett 2007 beschlossene Nationale Strate-gie fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt

Aufgrund geaumlnderter Rahmenbedingungen auf nationaler und internationaler Ebene und unter Beruumlcksichtigung der Fortschritte und Erfahrungen aus der bisherigen Umsetzung des nationalen Fach-programms wurde eine grundlegende Aktualisierung vorgenommen

Die Struktur des nun vorliegenden zweiten Fach-programms orientiert sich weiterhin am Globalen Aktionsplan der Ernaumlhrungs- und Landwirtschaftsor-ganisation der Vereinten Nationen2 (Food and Agri-culture Organisation of the United Nations - FAO) und seinen vier Hauptbereichen In-situ-Erhaltung und Entwicklung Ex-situ-Erhaltung Nachhaltige Nutzung und Staumlrkung institutioneller und personeller Kapa-zitaumlten

Das Fachprogramm wird durch den Beratungs- und Koordinierungsausschuss fuumlr genetische Ressour-cen landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Kul-turpflanzen (BEKO) begleitet Dieser besteht aus 17 Mitgliedern die von Bundes- und Landesbehoumlrden Fachverbaumlnden und Organisationen aus Wissenschaft und Wirtschaft benannt und gegebenenfalls auch als sachkundige Einzelpersonen vom BMEL berufen werden

1 httpwwwgenresdefileadminSITE_GENRESdownlo-adsdocsStrategiepapierAgrobiodiversitaet_deutschpdf2 httpwwwglobalplanofactionorgidgpa

Der Bund die Laumlnder sowie die verschiedenen staat-lichen und privaten Einrichtungen Gremien und sonstigen Akteure stellen durch gemeinsame An-strengungen und eigene Leistungen die Umsetzung

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des Nationalen Fachprogramms sicher Die Bundes-laumlnder unterstuumltzen das Nationale Fachprogramm durch eigene Laumlnderprogramme oder durch einzelne Maszlignahmen in anderen bestehenden Programmen

Mit dem Fachprogramm werden

Informationen uumlber Bedeutung Vorkommen und Erhaltungszustand der jeweiligen genetischen Ressourcen erhoben zusammengefuumlhrt konso-lidiert ausgewertet und zu einem Gesamtbild zusammengefuumlgt das als Entscheidungsgrundlage dientMaszlignahmen zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung genetischer Ressourcen entwickelt deren Umsetzung angestoszligen werden sollen undinstitutionelle personelle und finanzielle Ressour-cen gebuumlndelt sowiedie maszliggeblichen Akteure aus Verwaltung For-schung und dem gesellschaftlichen Umfeld zu-sammengefuumlhrt

BluumlhenderAckerrandstreifen

Ausgehend von den internationalen und nationa-len Vorgaben insbesondere der Agrobiodiversi-taumltsstrategie des BMEL sind die wesentlichen Zie-le des Nationalen Fachprogramms zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen landwirtschaftlicher und gartenbauli-cher Kulturpflanzen

Ressourcen sichern die Vielfalt der wild wachsenden und der kultivierten pflanzen-genetischen Ressourcen langfristig in wissen-schaftlich abgesicherter und kosteneffizienter Weise in situ und ex situ erhaltenOumlkosysteme erhalten einen Beitrag zur Erhaltung und Wiederherstellung landwirt-schaftlich und gartenbaulich gepraumlgter Oumlko-systeme einschlieszliglich der obstbaulichen und Gruumlnlandoumlkosysteme leistenVielfalt nutzen pflanzengenetische Ressour-cen durch geeignete Maszlignahmen u a durch Charakterisierung Evaluierung Dokumen-tation zuumlchterische Erschlieszligung Bildungs- und Oumlffentlichkeitsarbeit verstaumlrkt nutzbar machenAnbau diversifizieren eine groumlszligere Vielfalt landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Kulturpflanzenarten und -sorten (einschlieszlig-lich Zierpflanzen) in Deutschland nachhaltig wirtschaftlich nutzenZustaumlndigkeiten darlegen mehr Transpa-renz bei den verteilten Zustaumlndigkeiten und Verantwortlichkeiten von Bund Laumlndern und Gemeinden sowie den auf dem Gebiet taumltigen Organisationen und Institutionen bei der Er-haltung und Nutzung der pflanzengenetischen Ressourcen herstellen undNational und international zusammenarbei-ten Synergien nutzen die sich aus einer ver-staumlrkten Zusammenarbeit auf der nationalen uumlberstaatlich-regionalen und internationalen Ebene ergeben koumlnnen und diese foumlrdern

Bohnenvielfalt

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2 Bedeutung Gefaumlhrdung und Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen

21 Begriffsbestimmungen

Fuumlr die im vorliegenden Fachprogramm verwendeten Begriffe gelten die im Rahmen des Internationalen Vertrags uumlber pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (International Treaty on Plant Genetic Resources for Food and Agriculture ndash Internationaler Vertrag) bzw dem Uumlbereinkommen uumlber die biologische Vielfalt (Convention on Biological Diversity ndash CBD) erarbeiteten Begriffsbestimmungen

Oumlkosystem bedeutet einen dynamischen Komplex von Gemeinschaften aus Pflanzen Tieren und Mikro-organismen sowie deren nicht lebender Umwelt die als funktionelle Einheit in Wechselwirkung stehen

Biologische Vielfalt ist die Variabilitaumlt unter lebenden Organismen jeglicher Herkunft darunter u a Land- Meeres- und sonstige aquatische Oumlkosysteme und die oumlkologischen Komplexe zu denen sie gehoumlren dies umfasst die Vielfalt innerhalb der Arten und zwischen den Arten und die Vielfalt der Oumlko-systeme

Genetische Ressourcen sind genetisches Material von tatsaumlchlichem oder potenziellem Wert

Genetisches Material ist jedes Material pflanzlichen tierischen mikrobiellen oder sonstigen Ursprungs das funktionale Erbeinheiten enthaumllt

Pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft bedeutet jedes genetische Material pflanzlichen Ursprungs das einen tatsaumlchlichen oder potenziellen Wert fuumlr Ernaumlhrung und Landwirt-schaft hat

Ex-situ-Erhaltung ist die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft auszligerhalb ihres natuumlrlichen Lebensraums

In-situ-Erhaltung bedeutet die Erhaltung von Oumlkosystemen und natuumlrlichen Lebensraumlumen sowie die Bewahrung und Wiederherstellung lebensfaumlhiger Populationen von Arten in ihrer natuumlrlichen Umge-bung und ndash im Fall domestizierter oder gezuumlchteter Pflanzenarten ndash in der Umgebung in der sie ihre besonderen Eigenschaften entwickelt haben

Nachhaltige Nutzung ist die Nutzung von Bestandteilen der biologischen Vielfalt in einer Weise und in einem Ausmaszlig die nicht zum langfristigen Ruumlckgang der biologischen Vielfalt fuumlhren wodurch ihr Po-tential erhalten bleibt die Beduumlrfnisse und Wuumlnsche heutiger und kuumlnftiger Generationen zu erfuumlllen

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On-farm-Bewirtschaftung als besondere Form der In-situ-Erhaltung ist die Erhaltung und Weiterent-wicklung lokal oder regional angepasster so genannter Landsorten in der Umgebung in der sie ihre besonderen Eigenschaften entwickelt haben d h im landwirtschaftlichen Betrieb im weiteren Sinne

Landsorten sind Populationen oder Klone innerhalb einer Kulturart die durch reproduzierbare Ausprauml-gung ihrer Merkmale definiert sind und sich in der Regel aus mehreren morphologisch oder physiolo-gisch voneinander abweichenden Typen zusammensetzen die sich laufend an die natuumlrlichen Umwelt-bedingungen ihrer Region anpassen

Erhaltungssorten im Sinne des Saatgutrechts sind Sorten von landwirtschaftlichen Arten und Gemuuml-searten die traditionell in bestimmten Gebieten (Ursprungsregionen) angebaut wurden an die natuumlr-lichen oumlrtlichen und regionalen Umweltbedingungen angepasst von genetischer Erosion bedroht und hinsichtlich der Erhaltung von pflanzengenetischen Ressourcen bedeutsam sind

Amateursorten im Sinne des Saatgutrechts sind Sorten von Gemuumlsearten die an sich ohne Wert fuumlr den Anbau zu kommerziellen Zwecken sind und die fuumlr den Anbau unter besonderen klimatischen boden- oder agrotechnischen Bedingungen gezuumlchtet wurden

22 Bedeutung

Von der Landnutzung in Deutschland entfaumlllt etwas mehr als die Haumllfte auf die Landwirtschaft ndash unsere agrarisch gepraumlgten Kulturlandschaften Die dort angebauten oder genutzten Kulturpflanzen haben aufgrund der damit erzeugten Produkte eine erheb-liche oumlkonomische Bedeutung ihre Nutzung bietet vielen Menschen in Deutschland Nahrung Beschaumlf-tigung und Einkommen Kulturlandschaften haben aufgrund ihrer Ausdehnung bei uns als Lebensraumlume fuumlr Pflanzen und Tiere einen hohen oumlkologischen Stellenwert

Der groumlszligte Teil der heute vorhandenen genetischen Vielfalt unserer Nutzpflanzen entstand durch staumln-dige Auslese und Weiterentwicklung im Rahmen der landwirtschaftlichen Produktion damit ist die da-durch entstandene Vielfalt in Form von angepassten Kulturpflanzenarten und -sorten sowie des Wissens uumlber Anbau Vermehrung und Nutzung auch Teil unseres kulturellen Erbes

Uumlber den aktuellen oumlkonomischen Nutzen hinaus stellt die Vielfalt der genutzten und nutzbaren Pflan-zen aufgrund der Vererbbarkeit ihrer Eigenschaf-ten zudem eine wertvolle Ressource fuumlr zukuumlnftige Nutzungen und eine Grundlage fuumlr Innovationen und erweiterte wirtschaftliche Aktivitaumlten dar Auch eine Anpassung an veraumlnderte Rahmenbedingungen wie Klimaveraumlnderungen oder veraumlnderte Nachfra-ge koumlnnen den Ruumlckgriff auf pflanzengenetische

Ressourcen erfordern Die Vielfalt ist eine grundle-gende Voraussetzung fuumlr zukuumlnftige Nutzungen und zuumlchterischen Fortschritt Einmal verloren gegangene biologische Vielfalt ist nicht wieder herstellbar Aus diesem Grunde ist in besonderer Weise Vorsorge geboten

Daruumlber hinaus sind kulturelle und aumlsthetische Werte zu beruumlcksichtigen Bei den Zierpflanzen haben letz-tere auch unmittelbar groszlige oumlkonomische Bedeutung erlangt Traditionelle Arten oder alte Sorten von Kulturpflanzen zeugen von den kulturellen Leis-tungen fruumlherer Generationen und der historischen Entwicklung des Land- und Gartenbaus in einer Region Traditionelle Formen der agrarisch gepraumlgten Kulturlandschaften haben zudem einen besonderen Erlebnis- oder Erholungswert der unter dem Stich-wort bdquoDiversifizierung der Land- und Forstwirtschaftldquo regional wiederum oumlkonomische Bedeutung als Standortfaktor erlangt

AnbauverschiedenerSalatsorten

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23 Zustand

und Gefaumlhrdung

Die Ausgangslage hinsichtlich Zustand und Gefaumlhr-dung landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Kul-turen sowie fuumlr den Weinbau werden in der Agrobio-diversitaumltsstrategie des BMEL beschrieben Weitere Informationen zu landwirtschaftlichen Nutzpflanzen Gruumlnlandpflanzen Gemuumlse Obstkulturen Zierpflan-zen Sonderkulturen und potentiell nutzbaren Wild-pflanzen finden sich im zweiten Nationalen Bericht uumlber Pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft in Deutschland aus dem Jahr 20083 Die Nationalen Berichte bildeten auch die Grundlage fuumlr den zweiten Weltzustandsbericht uumlber pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft der FAO4

Auch wenn sich einige Arten infolge gezielter Erhal-tungsmaszlignahmen erholen konnten ist insgesamt die Vielfalt der genutzten Arten und teilweise auch die genetische Vielfalt innerhalb der Arten stark ruumlck-laumlufig Der Ruumlckgang ging einher mit einer regional unterschiedlich ausgepraumlgten Intensivierung der Landwirtschaft und der Nutzungsaufgabe von er-tragsarmen Standorten Die Gefaumlhrdung der heimi-schen Nutzpflanzenvielfalt soll zukuumlnftig vor allem durch die Weiterentwicklung der bdquoRoten Liste der gefaumlhrdeten einheimischen Nutzpflanzenldquo (s Kapitel 4211) besser dokumentiert werden

Fast ein Drittel der landwirtschaftlichen Nutzflaumlche nimmt das Gruumlnland ein Es gehoumlrt mit seinem Arten-reichtum zu den wertvollsten Agraroumlkosystemen und leistet damit neben seinem Beitrag zur landwirt-schaftlichen Produktion auch wichtige Dienste als Oumlkosystem Auch bei intensiv genutztem Gruumlnland ist ein Ruumlckgang des Artenreichtums zu verzeichnen Um moumlglichst umfassende Informationen uumlber den Artenreichtum von Gruumlnlandstandorten zu erhalten ist es zunaumlchst notwendig entsprechende Indikator- oder Kennarten zu bestimmen um dann eine Auf-nahmemethode zur Identifikation der unterschiedli-chen Gruumlnlandformen festzulegen

24 Erhaltung pflanzen-

genetischer Ressourcen

Die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft erfolgt durch zwei grundsaumltzlich unterschiedliche Wege die sich jedoch ergaumlnzen Die Ex-situ- und die In-situ-ErhaltungDie Ex-situ-Erhaltung in Deutschland erfolgt v a in Genbanken Botanischen Gaumlrten und sonstigen Institutionen Waumlhrend bei der Arbeit in den Bota-nischen Gaumlrten primaumlr die globale Artenvielfalt fuumlr Forschungs- und Ausbildungszwecke im Vordergrund steht raumlumen die Genbanken vor allem der innerart-lichen Variabilitaumlt unserer Kulturarten Prioritaumlt ein Von den deutschen Genbanken betreut die zentrale Kulturpflanzengenbank Deutschlands am Leibniz-Institut fuumlr Pflanzengenetik und Kulturpflanzenfor-schung (IPK) eine sehr artenreiche Sammlung die Ak-zessionen von uumlber 3200 Arten umfasst wobei auch hier bezogen auf die Anzahl der Muster der Samm-lungsschwerpunkt bei wenigen landwirtschaftlich be-deutenden Arten (v a Getreide) liegt Diese Genbank gehoumlrt zu den weltweit groumlszligten Sammlungen

Acker-Rittersporn(Consolida regalis)Einepotenziellnutzbare

WildpflanzefuumlrErnaumlhrungundLandwirtschaft(WEL)

3 httpwwwgenresdefileadminSITE_GENRESdownloadsschriftenreiheagrobiodiversitaet_band_29pdf4 httpwwwfaoorgdocrep013i1500ei1500e00htm

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Bluumlhende Streuobstwiese

Da die Erhaltung einiger Kulturen wie Obst Gehoumllze und Zierpflanzen nicht in den Aufgabenbereich der IPK-Genbank faumlllt ist die Etablierung weiterer spezi- alisierter Genbanken bzw Genbanknetzwerke not- wendig (siehe Kapitel 41) Ergaumlnzend bieten sich auch die Botanischen Gaumlrten fuumlr die Erhaltung genetischer Ressourcen an die gleichzeitig alte Sorten wie auch Wildarten und Wildformen von Kulturarten am na- tuumlrlichen Standort als auch ex situ erhalten koumlnnen Aber auch Erhaltungsinitiativen und sonstige Insti-tutionen einschlieszliglich Privatpersonen die speziali-sierte Sammlungen mit wenigen oder nur einer Art unterhalten koumlnnen in diese Erhaltungsaktivitaumlten einbezogen werden Zur besseren Koordination dieser Sammlungsaktivitaumlten werden derzeit Erhaltungs-infrastrukturen in Form von Genbanknetzwerken etabliert bzw weiter ausgebaut (Naumlheres hierzu siehe wwwgenresde)

Traditionell sind der Schutz und die Erhaltung in situ Schwerpunktaktivitaumlten des Naturschutzes Die Arten bleiben in ihren Oumlkosystemen den dynamischen Prozessen der Evolution ausgesetzt Die notwendige Anpassung durch natuumlrliche Selektion an wechseln-de Umwelteinfluumlsse ist so gewaumlhrleistet Mit unse-ren Kulturarten verwandte Wildpflanzen (crop wild

relatives ndash CWR) und aktuell oder potenziell nutzbare Wildarten stellen mit mehr als 2800 Arten als so-genannte Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Land-wirtschaft (WEL) einen beachtlichen Anteil unserer heimischen Flora (ca 3500 Arten) WEL leisten einen wichtigen Beitrag zur Erweiterung der genetischen Basis und sind damit fuumlr die Pflanzenzuumlchtung eine wertvolle Quelle neuer Eigenschaften In der nach-haltigen landwirtschaftlichen und gartenbaulichen Pflanzenproduktion werden heute leistungsfaumlhige und gesunde Sorten mit ausgepraumlgten Qualitaumlts-eigenschaften und guter Widerstandsfaumlhigkeit gegen Pflanzenkrankheiten und Schaumldlinge benoumltigt

Eine besondere Form der In-situ-Erhaltung ist die On-farm-Bewirtschaftung Erhaltungsinitiativen aber auch einige Betriebe des oumlkologischen Landbaus bauen alte regional angepasste Sorten (so genannte Landsorten) an Beim Erhalt gartenbaulicher Kul-turpflanzen und Sonderkulturen kann ebenfalls die traditionelle Nutzung in Gaumlrten sehr wichtig sein

Die Erhaltung und nachhaltige Nutzung genetischer Ressourcen gehoumlrt zu den wichtigen Zukunftsaufgaben von Bundes- und Landesregierungen Deutschlands

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3 Politische und rechtliche Rahmen- bedingungen

31 Internationale Ebene

311 Uumlbereinkommen uumlber die biologische Vielfalt

Das 1992 in Rio de Janeiro von der Voumllkergemein-schaft beschlossene Uumlbereinkommen uumlber die biolo-gische Vielfalt (Convention on Biological Diversity ndash CBD) verpflichtet die Vertragsstaaten zur langfris-tigen Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der auf ihrem Hoheitsgebiet vorkommenden biologischen Vielfalt Es enthaumllt auch Bestimmungen uumlber den Zugang zu genetischen Ressourcen und der Teilha-be an den sich aus der Nutzung dieser Ressourcen ergebenden Vorteile (siehe hierzu auch Kapitel 331) Deutschland ist seit 1993 Vertragspartei der CBD (Ge-setz zu dem Uumlbereinkommen vom 5 Juli 1992 uumlber die biologische Vielfalt (BGBI II 1993 1741))

Ein wichtiger Erfolg des CBD-Prozesses war die Ver-abschiedung der Bonner Leitlinien uumlber den Zugang zu genetischen Ressourcen und die gerechte und ausgewogene Beteiligung an den Vorteilen aus ihrer Nutzung im Jahr 2002 Mit der Verabschiedung des sogenannten Nagoya-Protokolls auf der 10 Vertrags-staatenkonferenz unter voller Beruumlcksichtigung be-reits bestehender internationaler Regelungen wurden die Grundlagen fuumlr kuumlnftige Regelungen zu Zugang und Vorteilsausgleich geschaffen

Fuumlr den Schutz die Erhaltung und nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen ist daruumlber hinaus die 2002 im Rahmen der CBD verabschiede-te Globale Strategie zum Erhalt der Pflanzenvielfalt (Global Strategy for Plant Conservation ndash GSPC) von Bedeutung Sie stellt ein Instrument dar um das 2010-Ziel (signifikante Verminderung des Verlusts an biologischer Vielfalt) welches durch die Staats- und Regierungschefs anlaumlsslich des Weltgipfels fuumlr nach-haltige Entwicklung (World Summit on Sustainable Development) 2002 beschlossen wurde zu erreichen Alle Vertragsstaaten der CBD sind aufgefordert die GSPC bei der Erarbeitung von nationalen Strategien

und Programmen zu beruumlcksichtigen Auf der 10 Vertragsstaatenkonferenz der CBD im Oktober 2010 in Nagoya Japan wurde eine uumlberarbeitete GSPC beschlossen Die GSPC umfasst 16 konkrete Ziele in 5 Handlungsbereichen (I) Erfassung und Dokumen-tation (II) Erhaltung (III) Nachhaltige Nutzung (IV) Foumlrderung von Bildung und Bewusstsein uumlber die Pflanzenvielfalt und (V) Schaffung von fachlichen Kapazitaumlten zu deren Erhaltung In einem For-schungs- und Entwicklungsvorhaben des BfN mit den Botanischen Gaumlrten der Universitaumlt Bonn (2005ndash2008) wurden Vorschlaumlge zu Umsetzungserfordernissen der GSPC in Deutschland erarbeitet Die im Rahmen dieses Vorhabens geleistete Luumlckenanalyse und Erar-beitung von Handlungsprioritaumlten unterstuumltzen seit Beendigung des Projekts die Umsetzung einzelner Ziele durch betroffene Akteure in Deutschland

Delegierte verhandeln die internationalen Rahmenbedingungen fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen

5 Planta Europa ist ein Netzwerk unabhaumlngiger Regierungs- und Nicht-Regierungs-Organisationen die fuumlr den Schutz der europaumlischen Flora zusammenarbeiten (wwwplantaeuropaorg)

Eine weitere Grundlage bilden auch die detaillierte-ren Anforderungen der Europaumlischen Strategie zur Erhaltung der Pflanzen (European Plant Conserva-tion Strategy ndash EPCS) Die EPCS wurde von Planta Europa5 und dem Europarat entwickelt und stellt die Ziele der GSPC in einen europaumlischen Zusammen-hang Sie enthaumllt 42 klare Ziele fuumlr Europa mit der die in der GSPC definierten 16 Ziele bis Mitte 2010 um-gesetzt werden sollen Im Jahre 2007 wurde die EPCS uumlberpruumlft und weiter mit der GSPC harmonisiert Die neue Europaumlische Strategie (European Strategy for

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Plant Conservation ndash ESPC) gilt jetzt von 2008 ndash 2014 und untersetzt jedes der 16 Ziele der GSPC mit spezi-fischen europaumlischen Zielen die teilweise von hoher Relevanz fuumlr das vorliegende Fachprogramm sind (z B ESPC Ziel 91 Establishment of 25 European crop wild relative genetic reserves covering the major hot-spots of species and genetic diversity) Die Umsetzung der ESPC wird von Planta Europa koordiniert

312 Internationaler Vertrag uumlber pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

Auf internationaler Ebene trat das wichtigste Abkom-men zur Erhaltung und Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft der Internationale Vertrag uumlber pflanzengenetische Res-sourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (ITPGR) im Jahr 2004 in Kraft (vgl wwwplanttreatyorg) Der Vertrag ist als zustimmungspflichtiges Bundesgesetz ratifiziert worden61

Die Vertragsstaaten des ITPGR verpflichten sich pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft langfristig zu erhalten und nachhal-tig zu nutzen sie verpflichten sich zudem bei ihren Erhaltungsbemuumlhungen zur gegenseitigen Unterstuumlt-zung und internationalen Zusammenarbeit Ein zent-rales Element des ITPGR ist ein Multilaterales System (MLS) aus dem pflanzengenetische Ressourcen unter erleichterten Bedingungen mit Hilfe eines bdquoStandard Material Transfer Agreements (SMTA)ldquo fuumlr eine Nut-zung verfuumlgbar gemacht werden Uumlber dieses SMTA werden im ITPGR unter den jeweiligen Bedingungen entweder obligatorische oder freiwillige Zahlungen in den sogenannten bdquoBenefit Sharing (BS) Fundldquo des ITPGR eingenommen Der BS-Fund foumlrdert daraus Projekte in Entwicklungslaumlndern und Laumlndern mit Uumlbergangswirtschaften soweit sie Vertragsstaaten des ITPGR sind

Ferner erkennt der ITPGR die Rechte der Bauern (Farmerslsquo Rights) durch Anerkennung des Beitrags den die ortsansaumlssigen und eingeborenen Gemein-schaften und Bauern zur Erhaltung und Entwicklung pflanzengenetischer Ressourcen geleistet haben und weiter leisten an

Deutschland ratifizierte den ITPGR im Jahr 2004 und seine Umsetzung auf nationaler Ebene ist zwischen-zeitlich weit fortgeschritten BMEL ist federfuumlhrendes Ressort und nationale Kontaktstelle (Focal Point) fuumlr den Vertrag Die relevanten Akteure wurden aufge-fordert pflanzengenetische Ressourcen fuumlr das MLS bereitzustellen und fuumlr die Abgabe von Material dieser pflanzengenetischen Ressourcen das SMTA zu verwenden Zur besseren Information aller Ak-teure wurde eine deutsche Sprachversion des SMTA (rechtlich guumlltig ist nur die englische Textversion) in Abstimmung mit Oumlsterreich und der Schweiz erstellt und mit weiteren erlaumluternden Informationsmateri-alien u a auf der Internetseite des BMEL eingestellt Deutsche Einrichtungen haben seit 2008 insgesamt ca 108000 Genbankmuster in das MLS eingebracht Die Muster des MLS sind im Nationalen Inventar zu Pflanzengenetischen Ressourcen PGRDEU6 entspre-chend gekennzeichnet so dass eine gezielte Online-Recherche nach Material welches aus Deutschland fuumlr das MLS bereitgestellt wird moumlglich ist

Die weitere Unterstuumltzung des ITPGR ist ein wesentli-ches Element der deutschen Agrobiodiversitaumltsstrategie

6 httppgrdeugenresde61 Gesetz zu dem befristeten Vertrag vom 3 November 2001 uumlber pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft BbBI II 2003 906

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Kommission fuumlr Genetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft der FAO

Eine fuumlhrende Rolle in der internationalen Zusammenarbeit zu genetischen Ressourcen hat die Kommission fuumlr Genetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft der FAO (Com-mission on Genetic Resources for Food and Agri-culture ndash CGRFA) Dabei handelt es sich um eine zwischenstaatliche Regierungskommission die die FAO-Konferenz in Fragen der Agrobiodiversi-taumlt einschlieszliglich der genetischen Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft beraumlt Die CGRFA wurde 1983 gegruumlndet und hat z Z 172 Staaten und die EU als Mitglieder Sie ist zustaumlndig fuumlr genetische Ressourcen der Nutzpflanzen Nutztie-re Forstpflanzen aquatische genetische Res-sourcen Mikroorganismen und Wirbellose sowie Querschnittsfragen wie beispielsweise Zugang zu genetischen Ressourcen und gerechter Vor-teilsausgleich Biotechnologie zur Sicherung und Nutzung der genetischen Ressourcen Monitoring und Indikatoren oder oumlkosystemare Ansaumltze

Die CGRFA hat ein rollendes 10-jaumlhriges Ar-beitsprogramm (Multi-Year Programme of Work ndash MYPOW) zu den genetischen Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft aller Berei-che In diesem Rahmen wurde auch der zweite Weltzustandsbericht uumlber pflanzengenetische Ressourcen erstellt und basierend darauf der Globale Aktionsplan fuumlr Erhaltung und nachhal-tige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft uumlberarbeitet Mit dem Globalen Aktionsplan werden weltweite Erhaltungsansaumltze abgestimmt und uumlbergeordne-te Ziele vereinbart Die Fertigstellung des dritten Weltzustandsbericht uumlber pflanzengenetische Ressourcen ist fuumlr 2019 geplant Deutschland beteiligt sich aktiv an der Arbeit der CGRFA

313 Globaler Treuhandfonds fuumlr Nutzpflanzenvielfalt

Der Globale Treuhandfonds fuumlr Nutzpflanzenvielfalt (Global Crop Diversity Trust ndash GCDT) wurde 2004 als eigenstaumlndige internationale Organisation gegruumln-det (s wwwcroptrustorg) Er hat die Aufgabe die

dauerhafte Erhaltung und Verfuumlgbarkeit pflanzen-genetischer Ressourcen sicherzustellen um eine nachhaltige Landwirtschaft und die Sicherheit der Nahrungsmittelversorgung zu unterstuumltzen Dazu verfolgt er international vereinbarte wissenschaftlich fundierte Strategien zur Erhaltung pflanzengeneti-scher Ressourcen die darauf abzielen ein effizien-tes globales Ex-situ-Erhaltungssystem fuumlr wichtige Fruchtarten aufzubauen Von einer derart verbes-serten internationalen Zusammenarbeit sowie einer Effizienz- und Qualitaumltssteigerung bei der Ex-situ-Erhaltung werden kuumlnftig auch nationale Erhalter und Nutzer dieser pflanzengenetischen Ressourcen profitieren

Annual Report 2010

Jahresbericht des Globalen Treuhandfonds fuumlr Nutzpflanzenvielfalt

Diese Strategien werden vor allem abgestimmt mit dem Internationalen Vertrag uumlber pflanzengeneti-sche Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (ITPGR) und der FAO-Kommission fuumlr genetische Ressourcen Da der Fonds somit auch Aufgaben im Rahmen des ITPGR uumlbernimmt ist er ein wichtiger Teil des Finanzierungskonzepts des ITPGR

In Uumlbereinstimmung mit der Agrobiodiversitaumltsstra-tegie des BMEL sowie dem Fachprogramm von 2002 hat Deutschland zum Stiftungskapital des GCDT in den Jahren 2006ndash2010 insgesamt 75 Millionen Euro beigetragen Deutsche Experten leiteten auszligerdem die Erarbeitung der globalen Erhaltungsstrategie fuumlr Hafer (Avena) und waren an der Erarbeitung der Stra-tegie fuumlr Erdbeere (Fragaria) beteiligt

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32 Europaumlische Ebene

321 EU-Agrarpolitik

Die durch die Gemeinsame Agrarpolitik der EU (GAP) gesetzten Rahmenbedingungen fuumlr eine nach-haltige Landwirtschaft sind in den letzten Jahren deutlich verbessert worden Mit der sogenannten Gesundheitsuumlberpruumlfung (bdquohealth checkldquo) der GAP im November 2008 beschloss der EU-Agrarministerrat die Landwirtschaft bei der Bewaumlltigung der neuen Herausforderungen zu denen neben dem Klimawan-del auch die biologische Vielfalt zaumlhlen staumlrker zu unterstuumltzen und die Beschluumlsse der Agrarreform von 2003 entsprechend weiterzuentwickeln Die Agrarum-weltmaszlignahmen sind ein wesentliches Instrument zur Erreichung dieser Ziele der GAP Rechtsgrund-lage fuumlr die Foumlrderung der Agrarmaszlignahmen ist die Verordnung (EG) Nr 16982005 uumlber die Foumlrderung der Entwicklung des laumlndlichen Raums (ELER-Ver-ordnung) Die Umsetzung erfolgt uumlber entsprechende Programme der Bundeslaumlnder Im Rahmen der von Bund und Laumlndern getragenen Gemeinschaftsaufga-be bdquoVerbesserung der Agrarstruktur und des Kuumls-tenschutzesldquo (GAK) unterstuumltzt auch der Bund die Agrarumweltmaszlignahmen Daruumlber hinaus werden von den Laumlndern spezifische Foumlrdermaszlignahmen im Bereich des Vertragsnaturschutzes durchgefuumlhrt

Daneben existieren verschiedene Aktionsplaumlne der EU mit Relevanz fuumlr den Erhalt der Agrobiodiversi-taumlt7 Zur Fortfuumlhrung des Aktionsplans zur Eindaumlm-mung des Verlusts der biologischen Vielfalt von 2006 hat die EU-Kommission mit ihrer Mitteilung vom 3 Mai 2011 eine Biodiversitaumltsstrategie der EU bis zum Jahr 2020 vorgelegt81

Mit der Verordnung uumlber ein Gemeinschaftspro-gramm zur Sammlung Erhaltung Charakterisie-rung und Nutzung genetischer Ressourcen der Landwirtschaft (VO (EG) Nr 8702004) wurden seit 2004 EU-weit fuumlr zehn Mio Euro entsprechende Pro-jekte gefoumlrdert Die Verordnung die nach Verausga-bung der Foumlrdermittel faktisch ausgelaufen ist wird 2012 evaluiert Deutschland setzt sich zusammen mit anderen Mitgliedstaaten fuumlr eine Fortfuumlhrung bei entsprechender Mittelaufstockung ein

Fuumlr die Fortfuumlhrung der GAP bis 2020 zeichnet sich auch weiterhin eine in zwei Saumlulen gegliederte Politik ab Diese soll insgesamt ihre Beitraumlge zu den Zielen der Strategie bdquoEuropa 2020ldquo und zu Umweltzielen erhoumlhen Dafuumlr fordert die Europaumlische Kommission eine bdquogruumlnereldquo erste Saumlule wobei die landwirtschaft-lichen Direktzahlungen nur dann in voller Houmlhe gewaumlhrt werden sollen wenn die Landwirte be-stimmte umweltbezogene Maszlignahmen durchfuumlhren Fuumlr die zweite Saumlule fordert die Kommission eine Ausrichtung auf die Schwerpunkte Wettbewerb und Innovation Klimawandel und Umwelt8 Dazu zaumlhlt sie u a die Erhaltung und Verbesserung von Oumlkosys-temen die von der Land- und Forstwirtschaft abhaumln-gen Hierdurch werden sich auch Auswirkungen auf die Foumlrderung im Bereich der Agrobiodiversitaumlt und damit auch auf die Rahmenbedingungen fuumlr Teile des Nationalen Fachprogramms ergeben deren Ausmaszlig zum derzeitigen Stand aber noch nicht absehbar ist

Fuumlr Forschung und Innovation werden von der EU-Kommission im Zeitraum 2007ndash2013 rund 60 Mrd Euro zur Verfuumlgung gestellt davon rund 50 Mrd Euro fuumlr das 7 Forschungsrahmenprogramm mittlerwei-le das weltweit groumlszligte Forschungsfoumlrderprogramm Foumlrdermoumlglichkeiten bestehen im Rahmen der regelmaumlszligigen Ausschreibungen v a im spezifischen Programm bdquoZusammenarbeitldquo (Forschungsbereich Le-bensmittel Landwirtschaft Fischerei und Biotechno-logie) sowie im spezifischen Programm bdquoKapazitaumltenldquo (Forschungsinfrastrukturen)

Fuumlr Futterpflanzen und viele weitere Kulturpflanzen des Acker-landes und der Gaumlrten bildet extensives Gruumlnland den Lebensraum ihrer verwandten Wildarten

7 Mitteilung der Kommission an den Rat und das Europaumlische Parlament - Aktionsplan zur Erhaltung der Biologischen Vielfalt in der Landwirtschaft KOM20010162 endg und MITTEILUNG DER KOMMISSION EINDAumlMMUNG DES VERLUSTS DER BIOLOGISCHEN VIELFALT BIS ZUM JAHR 2010 ndash UND DARUumlBER HINAUS KOM(2006) 216 endg8 Mitteilung der Kommission an das Europaumlische Parlament den Rat den Europaumlischen Wirtschafts- und Sozialausschuss und den Ausschuss der Regionen ndash Die GAP bis 2020 Nahrungsmittel natuumlrliche Ressourcen und laumlndliche Gebiete ndash die kuumlnftigen Herausforderungen KOM (2010) 672581 (vollstaumlndige Bezeichnung)

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Wiese mit blau bluumlhenden Lupinen

322 Europaumlisches Kooperationsprogramm fuumlr pflanzengenetische Ressourcen

Um die langfristige In-situ- und Ex-situ-Erhaltung von pflanzengenetischen Ressourcen in Europa auf einer arbeitsteiligen Basis zu erleichtern und deren Nutzung in Europa zu verbessern wurde das Europauml-ische Kooperationsprogramm fuumlr pflanzengenetische Ressourcen (European Cooperative Programme for Plant Genetic Resources - ECPGR) ins Leben gerufen Es beruht im Wesentlichen auf der Zusammenarbeit von Institutionen in den derzeit 42 Mitgliedsstaaten und finanziert sich uumlber deren Beitraumlge Weitere Ziele des ECPGR sind die Foumlrderung der Zusammenarbeit auf allen Akteursebenen (oumlffentliche Einrichtungen Erhaltungsinitiativen Zuumlchtungsunternehmen etc) auch in Form gemeinsamer Projekte und Oumlffent-lichkeitsarbeit Letztlich stellt das ECPGR damit die zentrale europaumlische Plattform fuumlr die technische Zusammenarbeit innerhalb Europas und mit anderen Regionen bzw regionalen und internationalen Initia-tiven oder Programmen dar

Das ECPGR gliedert sich in arten- oder themenspe-zifische Netzwerke Die Arbeit in den Netzwerken wird von Arbeits- und Projektgruppen durchgefuumlhrt Deutsche Vertreter wirken in allen Arbeits- und

Projektgruppen mit Zudem werden die zentralen europaumlischen fruchtartspezifischen Datenbanken fuumlr Avena Beta Hordeum Minor Leafy Vegetable Poa und Vitis zur Zeit von deutschen Institutionen betrieben

Die deutsche Mitarbeit im Kooperationsprogramm wird von der Expertengruppe bdquoECPGRldquo des BEKO koordiniert Sie bereitet zu bevorstehenden Treffen den nationalen Beitrag vor berichtet uumlber die Ergeb-nisse und traumlgt zur Weiterentwicklung des ECPGR bei Ferner beraumlt diese Expertengruppe den BEKO im Hin-blick auf fruchtart- und themenspezifische FragenDie Weiterentwicklung des ECPGR ist eines der Ziele der Agrobiodiversitaumltsstrategie des BMEL Deutsch-land unterstuumltzt deshalb im Rahmen der ECPGR-Ko-operation die Umsetzung und Weiterentwicklung des Europaumlischen Suchkatalogs fuumlr pflanzengenetische Ressourcen (European Plant Genetic Resources Search Catalogue ndash EURISCO) EURISCO ist ein internetba-sierter Suchkatalog der Informationen uumlber Ex-situ-Sammlungen in ganz Europa liefert Er umfasst derzeit sogenannte Passportdaten dh Informatio-nen die ein Muster eindeutig beschreiben (zB Artzu-gehoumlrigkeit Sortenname Ursprungsland erhaltende Einrichtung etc) von mehr als 11 Millionen Mustern pflanzlicher Vielfalt die in ca 240 europaumlischen Instituten in 38 Laumlndern erhalten werden Eines der Hauptelemente von EURISCO ist ein Netzwerk nati-onaler Kontaktstellen die fuumlr das jeweilige nationale Inventar und den Datenfluss zwischen dem natio-nalen Inventar und EURISCO zustaumlndig sind Jedes Land traumlgt die volle Verantwortung fuumlr die Verfuumlg-barkeit und Richtigkeit seiner eigenen Daten sowie fuumlr die regelmaumlszligige Aktualisierung der Daten des nationalen Inventars in EURISCO Derzeit haben 40 Laumlnder eine nationale Kontaktstelle benannt und 31 nationale Inventare wurden in EURISCO integriert Die Bedingungen fuumlr die Zusammenarbeit wurden in einer Vereinbarung festgelegt die zwischen Bioversity International9 und den nationalen Kontaktstellen fuumlr die nationalen Inventare in Deutschland dem Infor-mations- und Koordinationszentrum fuumlr Biologische Vielfalt der BLE abgeschlossen wurde Eine weitere wichtige Aufgabe des ECPGR die von Deutschland ebenfalls maszliggeblich unterstuumltzt wird ist der Auf-bau der bdquoEuropaumlischen Genbankldquo AEGIS (A European Genebank Integrated System) mit der die Erhaltungs-infrastruktur fuumlr pflanzengenetische Ressourcen in Europa effizienter gestaltet werden soll

9 Bioversity International ist die internationale Forschungsorganisation zur Agrobiodiversitaumlt mit Sitz in Maccarese bei Rom Italien

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Organisationsstruktur des ECPGR mit seinen Netzwerken Arbeitsgruppen und Task Forces der Phase VIII (2009ndash2013)

Leistungsgremium

Sekretariat

Netzwerk Netzwerk Netzwerk Netzwerk Netzwerk NetzwerkGetreide Futterpflanze

Kulturpflanzennetzwerke Thematische Netzwerke

Obst Oumlle und eiweiszligshyliefernde Pflanzen

Zuckershy Staumlrkeshy und Faserpflanzen

Gemuumlse

Arbeitsgruppen Arbeitsgruppen Arbeitsgruppen Arbeitsgruppen Arbeitsgruppen Arbeitsgruppenmiddot Hafermiddot Gerstemiddot Weizen

middot Futtershypflanzen

middot MalusPyrusmiddot Prunusmiddot Weinrebe

middot Koumlrnershy leguminosen

middot Ruumlbenmiddot Faserpflanzen

(FlachsHanf)middot Heilshy und Geshy

wuumlrzpflanzenmiddot Kartoffel

middot Alliummiddot Brassicamiddot Kuumlrbissemiddot Blattgemuumlsemiddot Umbellifera

Netzwerk- koordinierungs-

gruppe

Netzwerkkoordinierungsgruppe

Netzwerkkoordinierungsgruppe

Netzwerkkoordinierungsgruppe

Netzwerk- koordinierungs-

gruppe

Netzwerk- koordinierungs-

gruppe

Netzwerk- koordinierungs-

gruppe

Netzwerk- koordinierungs-

gruppe

Netzwerk- koordinierungs-

gruppe

Dokumentations- und Informationsnetzwerk

Netzwerk In-Situ und On-farm-Erhaltung

Netzwerk interregionale Zusammenarbeit

middot Kontaktstellen fuumlr die nationalen Inventaremiddot Manager der europaumlischen zentralen Kulturdatenbanken

middot Arbeitsgruppe Erhaltung von Wildarten in Genetischen Reservatenmiddot Arbeitsgruppe OnshyfarmshyErhaltung und shyManagement

33 Nationale Ebene

Die Erhaltung und nachhaltige Nutzung genetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft ist eine uumlbergreifende Aufgabe der Bundesregierung von hoher Bedeutung Als Vertragsstaat des Uumlbereinkommens uumlber die biologische Vielfalt und des Internationalen Vertrags uumlber pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Er-naumlhrung und Landwirtschaft verpflichtet sich Deutsch-land diese Ressourcen langfristig zu erhalten und nachhaltig zu nutzen Innerhalb der Bundesregierung liegt die Zustaumlndigkeit fuumlr die Erhaltung und nachhalti-ge Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen land- und gartenbaulicher Kulturpflanzen beim BMEL

Mit der Erarbeitung der Strategie des BMEL fuumlr die

Erhaltung und nachhaltige Nutzung der biologi-schen Vielfalt fuumlr die Ernaumlhrung Land- Forst- und Fischereiwirtschaft im Jahr 2007 (kurz Agrobiodi-versitaumltsstrategie) wurde die Erhaltung genetischer Ressourcen in ein uumlbergreifendes Konzept zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der Agrobiodi-versitaumlt eingebettet Diese Strategie ergaumlnzt die vom Bundeskabinett beschlossene nationale Strategie fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der biologi-schen Vielfalt Die Bedeutung genetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft wird auch in der Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung betont

Als uumlbergreifende Aufgabe wird auch die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen von mehreren Politik- und Rechtsbereichen erfasst vor allem von

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der Agrar- und der Umwelt- und Naturschutzpolitik Aber auch die Forschungspolitik ist fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung genetischer Ressourcen von groszliger Bedeutung

Regionale Produkte werden haumlufig auf Wochenmaumlrkten verkauft

Innerhalb des foumlderalen Systems ist der Bund fuumlr die Erhaltung und Nutzung genetischer Ressourcen insoweit zustaumlndig als er von seiner Gesetzgebungs-kompetenz im Rahmen der konkurrierenden Gesetz-gebung zur Foumlrderung der land- und forstwirtschaft-lichen Erzeugung sowie zur Sicherung der Ernaumlhrung Gebrauch macht Darunter fallen fuumlr die landwirt-schaftlichen Nutzpflanzenarten u a das Saatgutver-kehrsgesetz mit den dazu erlassenen Verordnungen die das Inverkehrbringen von Saat- und Pflanzgut und die Zulassung von Pflanzensorten regeln Von Relevanz sind weiterhin auch Regelungen zum Schutz des geistigen Eigentums (z B Sortenschutz siehe Kapitel 332) Aus der Zustaumlndigkeit des Bundes fuumlr die auswaumlrtigen Beziehungen ergeben sich in Bezug auf EU-Programme oder internationale Programme und Vereinbarungen auch Koordinierungsaufgaben

Zustaumlndigkeiten ergeben sich zudem aus der ge-meinschaftlichen Foumlrderung von Einrichtungen und Vorhaben der Forschung von gesamtstaatlicher und uumlberregionaler Bedeutung durch Bund und Laumlnder

Fuumlr die Durchfuumlhrung der Taumltigkeiten zur Erhaltung von pflanzengenetischen Ressourcen einschlieszliglich Forschung Schulung und Ausbildung und die regio-nale Umsetzung und Ausgestaltung der durch die EU und den Bund vorgegebenen politischen Rahmenbe-dingungen sind in Deutschland die Laumlnder verant-wortlich Weiterhin ergeben sich im Zusammenhang mit der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung fuumlr die Laumlnder innerstaatliche Verpflichtungen aus dem Internationalen Vertrag uumlber pflanzengenetische Res-sourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft sowie aus dem Uumlbereinkommen uumlber die biologische Vielfalt Gleichzeitig wirken die Laumlnder bei der Formulierung dieser Rahmenbedingungen mit und entwickeln zu-saumltzliche eigene Maszlignahmen Vertreter der Laumlnderre-ferenten fuumlr Acker- und Pflanzenbau Extensivierung Gartenbau Weinbau und die Laumlnder-Arbeitsgemein-schaft Naturschutz arbeiten im BEKO mit um das Nationale Fachprogramm stellvertretend zu begleiten

Die Durchfuumlhrung des nationalen Fachprogramms unterstuumltzt und foumlrdert BMEL u a auch durch Bereit-stellung der notwendigen Daten und Informationen im Rahmen von Erhebungen Bestandsaufnahmen und nichtwissenschaftlichen Untersuchungen im Be-reich der biologischen Vielfalt Ziel ist die Erfassung Inventarisierung und Dokumentation genetischer Ressourcen das Monitoring der Bestandsentwicklung genetischer Ressourcen und die Erstellung sonsti-ger Informationsgrundlagen in diesem Bereich Zur Vergabe der Auftraumlge fuumlhrt die BLE Ausschreibungen durch die ggf im Bundesanzeiger und im Internetan-gebot der BLE (wwwblede) veroumlffentlicht werden

Die im Auftrag des BMEL durchgefuumlhrten Modell- und Demonstrationsvorhaben (MuD) haben das Ziel innovative Konzepte mit Vorbildcharakter zu ent-wickeln und umzusetzen und dabei ggf auftretende Schwierigkeiten bei der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung genetischer Ressourcen in Deutschland ab-zubauen Grundlage fuumlr die Foumlrderung eines Projektes als MuD ist die bdquoRichtlinie des BMEL zur Foumlrderung von Modell- und Demonstrationsvorhaben im Be-reich der Erhaltung und innovativen nachhaltigen Nutzung der Biologischen Vielfaltldquo10

10 httpwwwbledeDE03_Forschungsfoerderung04_BiologischeVielfaltMuD-VorhabenMuD-VorhabenBV_nodehtml

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Ein wichtiges Instrument um den Erhalt und die Foumlrderung der Biodiversitaumlt mit landwirtschaftlichen Nutzungssystemen besser in Einklang zu bringen sind Agrarumweltmaszlig nahm en von Bund und Laumln-dern11 Sie honorieren u a die Erhaltung vielfaumlltiger Fruchtfolgen den Anbau regional angepasster Sorten Streuobstanbau sowie die Gruumlnlandextensivierung Die Bundeslaumlnder bieten ein breit gefaumlchertes Ange-bot von Foumlrdermaszlignahmen an das insbesondere den regionalen Besonderheiten und Erfordernissen der laumlndlichen Entwicklung des Landes angepasst wurde

In den Rahmenplan der Gemeinschaftsaufgabe bdquoVerbesserung der Agrarstruktur und des Kuumlsten-schutzesldquo haben Bund und Laumlnder 2008 ein neues Foumlrderangebot zur Erhaltung genetischer Ressourcen in der Landwirtschaft aufgenommen Daruumlber hinaus koumlnnen die Laumlnder den Anbau gefaumlhrdeter einheimi-scher Nutzpflanzen auch im Rahmen ihrer landesei-genen Entwicklungsprogramme foumlrdern und durch den Aufbau regionaler Kompetenzzentren unterstuumlt-zen In beiden Umsetzungsbereichen bedarf es der Wahrnehmung von Abstimmungs- und Koordinie-rungsfunktionen durch den Bund Auszligerdem koumlnnen die Laumlnder das Thema durch ihre Oumlffentlichkeitsar-beit zu pflanzengenetischen Ressourcen im Bereich Landessortenpruumlfung Saatgutananerkennung sowie Aus- und Fortbildung (im Bereich Landwirtschaft Gartenbau und Umwelt) in den Fokus ruumlcken

331 Zugang zu pflanzengenetischen Ressourcen

Der Zugang zu pflanzengenetischen Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft betrifft sowohl In-situ-Vorkommen (natuumlrliche Wildpflanzen oder verwandte Wildarten der Kulturpflanzen) On-farm-Bestaumlnde (Land sorten) oder Ex-situ-Bestaumlnde (Akzessionen von Wild- und Nutzpflanzen in Genbanken oder Pflanzen-sammlungen fuumlr Forschung und Innovation)

Nach dem geltenden innerstaatlichen Recht haumlngt die Regelung des Zugangs zu pflanzengenetischen Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft grundsaumltzlich von dem Eigentuumlmer der Ressourcen ab Diese koumlnnen sich sowohl im Privatbesitz befin-

den als auch der oumlffentlichen Hand gehoumlren In der Regel gilt der Eigentuumlmer der Land- oder Wasserflauml-che als Eigentuumlmer der biologischen bzw genetischen Ressourcen die dort vorgefunden werden Somit steht der Zugang zu pflanzengenetischen Ressourcen die sich im Privateigentum (in situ oder ex situ) befin-den im Allgemeinen im Ermessen des Eigentuumlmers

Genbanken sichern die langfristige Erhaltung von pflanzen-genetischen Ressourcen

Deutschland ndash seit 1993 Vertragspartei der CBD ndash hat wie die meisten EU-Mitgliedstaaten keine eigenen gesetzlichen Bestimmungen die den Zugang zu gene-tischen Ressourcen auf ihrem Hoheitsgebiet im Sinne der CBD gesondert regeln Daher ist es in Deutsch-land grundsaumltzlich jedem erlaubt in situ wachsende Pflanzen zu sammeln und zwar unter Beachtung der o g Eigentumsrechte des Natur- und Artenschutzes der Regelungen zur Pflanzengesundheit und sonsti-ger besonderer Schutzrechte Um ausreichende und transparente Informationen uumlber die Bestimmungen zum Zugang und Vorteilsausgleich im Rahmen der CBD zur Verfuumlgung zu stellen hat Deutschland eine nationale Informationsstelle benannt und eine Inter-netseite zur Information uumlber Zugang und Vorteilsaus-gleich eingerichtet (httpwwwbiodiv-chmde)

11 wwwbmelde

Auf internationaler Ebene besteht seit 2004 mit dem Internationalen Vertrag eine weitere wichtige Rege-lung fuumlr den Zugang zu pflanzengenetischen Ressour-cen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft In Deutsch-land wurde mit der Ratifizierung des Internationalen

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Vertrags ein leistungsfaumlhiger und transparenter Pro-zess zur Erleichterung des Zugangs zu 35 landwirt-schaftlichen Hauptfruchtarten (z B Hafer Gerste und Kartoffeln) und zu 29 Gruumlnlandarten -gattungen (z B Leguminosen und Futtergraumlser) geschaffen

Keimpruumlfung in Filterschalen

Zentrales Element ist das sogenannte Multilaterale System fuumlr Zugang und Vorteilsausgleich (MLS) Die Vertragsstaaten des Internationalen Vertrags bringen pflanzengenetische Ressourcen von Nutzpflanzen die im Anhang I des Internationalen Vertrags aufge-fuumlhrt sind und unter ihrer Verwaltung und Kontrolle stehen in dieses MLS ein Fuumlr Material innerhalb des MLS gelten einheitliche und erleichterte Zugangs-bedingungen sofern das Material fuumlr Zwecke der Forschung Zuumlchtung und Ausbildung fuumlr Ernaumlh-rung und Landwirtschaft verwendet wird Eine vom Lenkungsorgan des Internationalen Vertrags im Jahr 2006 verabschiedete standardisierte Materialuumlber-tragungsvereinbarung (Standard Material Transfer Agreement ndash SMTA) bildet die vertragliche Grundlage jedweder Materialabgabe aus dem MLS und regelt die Einzelheiten bezuumlglich Zugang und Vorteilsausgleich Bis Mitte 2008 haben die Bundeszentrale Ex-situ-Gen-bank des Leibniz-Instituts fuumlr Pflanzengenetik und

Kulturpflanzenforschung in Gatersleben sowie die Obst-Genbank des Instituts fuumlr Zuumlchtungsforschung an gartenbaulichen Kulturen und Obst Dresden-Pill-nitz des Julius Kuumlhn-Instituts das SMTA eingefuumlhrt und seither insgesamt ca 108000 Muster fuumlr das MLS bereitgestellt Die Ressourcen der Deutschen Gen-bank Obst werden ebenfalls unter Verwendung des SMTA bereitgestellt

Fuumlr Botanische Gaumlrten beeinflussen Regelungen zum Zugang zu genetischen Ressourcen wesentlich den Austausch von Pflanzenmaterial zwischen den Gaumlrten und den internationalen Zugang zu Wildarten Zur Umsetzung der CBD-Regelungen wurde durch einige Botanische Gaumlrten ein internationales Pflanzenaus-tauschnetzwerk IPEN (International Plant Exchange Network) erarbeitet Das Netzwerk ermoumlglicht seinen Mitgliedsgaumlrten unter Einhaltung der CBD-Regeln einen vereinfachten Transfer von lebendem Pflanzen-material zur nicht-kommerziellen Nutzung unterei-nander Zu diesem Zweck wurde ein Verhaltenskodex erstellt der die Mitglieder verpflichtet das Pflan-zenmaterial ausschlieszliglich fuumlr nicht-kommerzielle Zwecke zu nutzen Daruumlber hinaus wird Material zur kommerziellen Nutzung nur abgegeben wenn der

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potenzielle Nutzer vorher das Einverstaumlndnis des Ursprungslandes eingeholt hat und dieses glaub-wuumlrdig nachweisen kann Durch die Einfuumlhrung von IPEN-Nummern die das innerhalb IPEN zirkulierte Pflanzenmaterial begleiten und von den beteiligten Gaumlrten jeweils in ihren Datenbanken gespeichert werden bleibt das Ursprungsland der Pflanze stets nachvollziehbar so dass zu jeder Zeit bei einer kom-merziellen Nutzung der genetischen Ressourcen ein angemessener Teil der Vorteile an das Ursprungsland weitergegeben werden koumlnnte Durch das Pflanzen-austauschnetzwerk wird somit die Einhaltung der CBD-Regelungen kontrolliert und zugleich stellt das System eine Zugangserleichterung zu Pflanzenmate-rial fuumlr die wichtige Arbeit von Botanischen Gaumlrten dar IPEN gehoumlren derzeit 46 Botanische Gaumlrten in Deutschland an

Der Zugang zu pflanzengenetischen Ressourcen kann durch geistige Eigentumsrechte eingeschraumlnkt sein Das deutsche Patentgesetz schlieszligt zwar eine Patentierung von Pflanzensorten und Tierrassen ausdruumlcklich aus Patente koumlnnen allerdings durch-aus fuumlr Erfindungen erteilt werden bdquoderen Gegen-stand Pflanzen oder Tiere sind wenn die Ausfuumlhrung der Erfindung technisch nicht auf eine bestimmte Pflanzensorte oder Tierrasse beschraumlnkt istldquo Damit besteht die Moumlglichkeit dass aus der Patentierung eines Herstellungsverfahrens (Erfindung) fuumlr erzeugte Produkte (Pflanzen deren Zellen oder Gene bestimm-te Eigenschaften aufweisen) ein Sachschutz abge-leitet werden kann der sich auf Folgegenerationen erstreckt Genetische Ressourcen koumlnnen sich damit unter Umstaumlnden einer uneingeschraumlnkten Nutzung entziehen

Damit das breite Spektrum von Kulturpflanzen fuumlr alle Zuumlchter und Landwirte verfuumlgbar bleibt und nicht durch Biopatente eingeengt wird hat sich Deutschland fuumlr den Schutz des geistigen Eigen-tums an neu gezuumlchteten Pflanzensorten nach dem UPOV12-Uumlbereinkommen entschieden Das deutsche Sortenschutzgesetz foumlrdert ndash wie auch die entspre-chende EG-Sortenschutzverordnung ndash den notwen-digen Zuumlchtungsfortschritt und hat den Interessen-ausgleich zwischen Zuumlchtern und Landwirten zum Ziel Das Sortenschutzrecht ermoumlglicht es einem Pflanzenzuumlchter die von ihm uumlber viele Jahre fuumlr die Zuumlchtung einer Sorte aufgewendeten Kosten wieder zu erwirtschaften z B uumlber Lizenzgebuumlhren Land-

wirte duumlrfen aber fuumlr bestimmte Arten das in ihrem eigenen Betrieb gewonnene Saat- oder Pflanzgut ei-ner geschuumltzten Sorte zur Wiederaussaat verwenden (bdquoLandwirteprivilegldquo) Allerdings sind sie in diesem Fall verpflichtet ein sogenanntes Nachbauentgelt das in der Regel deutlich niedriger als die fuumlr zerti-fiziertes Saatgut erhobene Lizenzgebuumlhr ist an den Sortenschutzinhaber zu entrichten Anders als bei der sogenannten Biopatentierung koumlnnen andere Zuumlchter sortenschutzrechtlich geschuumltzte Pflanzensorten zu eigenen Zuumlchtungsarbeiten verwenden (sogenanntes bdquoZuumlchterprivilegldquo)

Das heiszligt auch dass urspruumlngliche genetische Res-sourcen die z B in neue Pflanzensorten eingekreuzt werden durch den Sortenschutz nicht der Nutzung durch Dritte entzogen werden Die Dauer des Sorten-schutzes betraumlgt bei den meisten Pflanzenarten 25 Jahre bei Hopfen Kartoffel Rebe und Baumarten 30 Jahre

332 RechtlicherRahmenfuumlrdas InverkehrbringenvonSaat-und Pflanzgut

Beim Inverkehrbringen von Saat- und Pflanzgut ist bei bestimmten Arten das Saatgutverkehrsgesetz (SaatG) zu beachten Auf der Grundlage der EU-Saatgutrichtlinien regeln das SaatG und die dazu erlassenen Verordnungen das Inverkehrbringen von Saat- und Pflanzgut und die Zulassung von Pflanzen-sorten Das SaatG dient v a dem Schutz des Verbrau-chers und der Versorgung der Landwirtschaft und des Gartenbaus mit Saat- und Pflanzgut von leistungsfauml-higen qualitativ hochwertigen und gesunden Sorten Voraussetzung fuumlr das Inverkehrbringen und den gewerblichen Vertrieb von Saat- und Pflanzgut von Sorten landwirtschaftlicher Pflanzenarten Rebe und Gemuumlsearten ist deren Zulassung Bei Sorten land-wirtschaftlicher Arten werden fuumlr die Zulassung auch Wert gebende Eigenschaften wie Ertrag Qualitaumlt Widerstandsfaumlhigkeit Resistenzen und Anbaueigen-schaften gepruumlft (landeskultureller Wert) Die Sor-tenzulassung wird fuumlr zehn (bei Rebe 20) Jahre erteilt und kann bei Vorliegen bestimmter Voraussetzungen immer wieder verlaumlngert werden Bei Obst und Zier-pflanzenarten ist eine Sortenzulassung moumlglich diese ist aber derzeit keine Voraussetzung fuumlr die Handels-faumlhigkeit

12 Internationaler Verband zum Schutz von Pflanzenzuumlchtungen (UPOV) wwwupovorg

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Eine weitere Voraussetzung fuumlr das Inverkehrbringen von Saatgut zugelassener Sorten landwirtschaftlicher Arten ist die amtliche Saatgutanerkennung die erteilt wird wenn die Saatgutvermehrungsflaumlchen und die Beschaffenheit des Saatgutes den saatgutrechtlich vorgegebenen Normen entsprechen

Fuumlr alle Arten die nicht im Artenverzeichnis zum SaatG aufgefuumlhrt sind ist keine Zulassung der Sorten fuumlr die Handelsfaumlhigkeit des Saatgutes erforderlichIm Rahmen des bislang geltenden Saatgutrechts war es schwierig Saatgut alter saatgutrechtlich nicht bzw ehemals zugelassener Pflanzensorten gewerblich in den Verkehr zu bringen da diese Sorten uumlberwiegend nicht in der Lage sind die hohen Anforderungen der Registerpruumlfung (Unterscheidbarkeit Homogenitaumlt und Bestaumlndigkeit) zu erfuumlllen und den Nachweis des landeskulturellen Werts zu erbringen Da solche Sorten in besonderer Weise zur Erhaltung pflanzen-genetischer Ressourcen beitragen koumlnnen hat die EU im Rahmen der EU-Saatgutrichtlinien gemeinschafts-rechtliche Durchfuumlhrungsvorschriften erlassen die das gewerbliche Inverkehrbringen von Saat- und Pflanzgut von Sorten die als genetische Ressource

erhaltenswert erscheinen gezielt erleichtern Diese EU-Regelungen wurden 2009 in einer Erhaltungssor-tenverordnung13 zunaumlchst fuumlr landwirtschaftliche Ar-ten in das nationale Recht umgesetzt sie wurde um Regelungen zu Erhaltungs- und Amateursorten von Gemuumlse im Dezember 2010 ergaumlnzt14 Dies traumlgt dazu bei die biologische Vielfalt in der Landwirtschaft und im Gartenbau (Gemuumlsebau) zu sichern Erhaltungs-sorten koumlnnen in einem vereinfachten Verfahren zugelassen werden wenn sie fuumlr die Erhaltung als genetische Ressource bedeutsam sind Eine amtliche Anerkennung des Saatgutes als Voraussetzung fuumlr das Inverkehrbringen ist nicht erforderlich das Saatgut muss aber die gleichen Qualitaumltsanforderungen wie ansonsten zertifiziertes Saatgut (bzw Standardsaatgut bei Gemuumlsearten) erfuumlllen

PflanzengenetischeRessourcensindeinewichtigeGrundlagefuumlrdieZuumlchtungsforschung

Die ersten Erhaltungssorten (Winterweichweizen-sorte bdquoGoldblumeldquo und bdquoLuxaroldquo Winterroggensorte bdquoLikoroldquo Kartoffelsorten bdquoHeideniereldquo bdquoAckergoldldquo bdquoBamberger Houmlrnchenldquo und bdquoRosemarieldquo Ackerboh-ne bdquoHerz Freyaldquo) sind bereits vom Bundessortenamt zugelassen worden Weitere Zulassungsantraumlge liegen vor Der aktuelle Stand ist auf den Internetseiten des Bundessortenamtes einzusehen15

Im Dezember 2011 ist eine weitere EU-Richtlinie mit Ausnahmeregelungen fuumlr das Inverkehrbringen fuumlr Saatgutmischungen die sogenannte Erhaltungsmi-schungsverordnung die zur Erhaltung der natuumlrli-chen Umwelt verwendet werden sollen in nationales Recht umgesetzt worden16

Daneben existieren auch weitere Moumlglichkeiten alte Pflanzensorten ohne Zulassung als Erhaltungssorte zu vermehren und anzubauen z B im Vertragsanbau oder bei Begruumlnungsmaszlignahmen mit einheimischen Graumlsermischungen durch Mahdgutuumlbertragung Die Regelungen des Saatgutverkehrs der EU wurden ab 2008 einer Evaluierung unterzogen Die Ergebnisse wurden 2011 bewertet und sollen die Grundlage fuumlr eine Uumlberarbeitung des europaumlischen Saatgutrechts bilden

13 Verordnung uumlber die Zulassung von Erhaltungssorten und das Inverkehrbringen von Saat- und Pflanzgut von Erhaltungssorten vom 21 Juli 2009 (BGBl I S 2107)14 Vierzehnte Verordnung zur Aumlnderung saatgutrechtlicher Verordnungen vom 17 Dezember 2010 (BGBl I S 2128)15 wwwbundessortenamtdeinternet30indexphpid=2116 Verordnung fuumlr das Inverkehrbringen von Saatgut von Erhaltungsmischungen vom 6 Dezember 2011 (BGBl I S 2641)

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Eine wichtige Rolle nehmen die Vermarktungsricht-linien der EU fuumlr Vermehrungsmaterial auszliger fuumlr Saatgut von Gemuumlse Obst und Zierpflanzen ein So sollen z B bei der Umsetzung der Richtlinie uumlber das Inverkehrbringen von Vermehrungsmaterial und Pflanzen von Obstarten zur Fruchterzeugung (200890EG) die bestehenden Ausnahmemoumlglich-keiten insbesondere zur Erhaltung der genetischen Vielfalt national genutzt werden

333 AuswirkungendesNaturschutzrechts

Auswirkungen auf die Erhaltung pflanzengeneti-scher Ressourcen fuumlr Landwirtschaft und Ernaumlhrung ergeben sich auch aus dem Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) Dieses zielt darauf ab Natur und Land-schaft im besiedelten und unbesiedelten Raum so zu schuumltzen zu pflegen und zu entwickeln dass die Leis-tungs- und Funktionsfaumlhigkeit des Naturhaushalts die Regenerations- und Nutzungsfaumlhigkeit der Natur-guumlter die Pflanzen- und Tierwelt sowie die Vielfalt Eigenart und Schoumlnheit von Natur und Landschaft als Lebensgrundlagen des Menschen nachhaltig gesichert sind Zur Sicherung der Leistungs- und Funktionsfauml-higkeit des Naturhaushalts ist die biologische Viel-falt zu erhalten und zu entwickeln Die biologische Vielfalt umfasst die Vielfalt an Lebensraumlumen und Lebensgemeinschaften die Vielfalt an Arten sowie die genetische Vielfalt innerhalb der Arten

Die einzelnen Schutzgebietskategorien und der gesetzliche Biotopschutz dienen in besonderer Weise dem Erhalt bedrohter Arten dort vorkommender wild lebender Tiere und Pflanzen einschlieszliglich ihrer genetischen Ressourcen Spezielle Bezuumlge zu geneti-schen Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft enthaumllt das BNatSchG nur hinsichtlich seiner Bestim-mungen zu Biosphaumlrenreservaten Ziele von Biosphauml-renreservaten sind die bdquoErhaltung Entwicklung oder Wiederherstellung einer durch hergebrachte viel-faumlltige Nutzung gepraumlgten Landschaft und der darin historisch gewachsenen Arten- und Biotopvielfalt einschlieszliglich Wild- und fruumlherer Kulturformen wirt-schaftlich genutzter oder nutzbarer Tier- und Pflan-zenartenldquo Allgemein koumlnnen Biosphaumlrenreservate als Modellgebiete gesehen werden um nachhaltige Ent-wicklungsansaumltze auf regionaler Ebene zu entwickeln Damit ist die Grundstruktur gegeben praxisorientier-te (v a) In-situ- und On-farm-Management-Projekte zum Erhalt und zur nachhaltigen Nutzung (pflanzen-) genetischer Ressourcen zu implementieren Es ist al-lerdings festzustellen dass fuumlr diese Aufgabengebiete nur begrenzte finanzielle Mittel verfuumlgbar sind

bluumlhenderAckerrandstreifenmitRaps

Mit der Richtlinie 4392EWG zur Erhaltung der na-tuumlrlichen Lebensraumlume sowie der wild lebenden Tiere und Pflanzen (Fauna-Flora-Habitat - FFH) wurde eine gemeinschaftliche Rechtsgrundlage zur Erhaltung des europaumlischen Naturerbes und somit der wild vorkommenden genetischen Ressourcen geschaffen Die FFH-Richtlinie ist eines der zentralen Instrumen-te mit denen Verpflichtungen der CBD zur In-situ-Erhaltung der biologischen Vielfalt erfuumlllt werden koumlnnen Sie verpflichtet die Mitgliedsstaaten ein ko-haumlrentes europaumlisches oumlkologisches Netz besonderer Schutzgebiete bekannt als bdquoNatura 2000ldquo einzurich-ten die wertvolle Lebensraumtypen und seltene und bedrohte bzw einzigartige Arten beherbergen Die Richtlinie verlangt eine Erfolgskontrolle im Natur-schutzmanagement enthaumllt ein Uumlberwachungsgebot des Erhaltungszustands und umfassende Berichts-pflichten Aktuell sind ca 14 des Bundesgebiets als Schutzflaumlche im Rahmen von bdquoNatura 2000ldquo ausge-wiesen Diese Richtlinie beinhaltet allerdings keine besonderen Maszlignahmen im Hinblick auf genetische Ressourcen speziell fuumlr Ernaumlhrung und Landwirt-schaft Sie ermoumlglicht aber z B im Rahmen des Gruumln-landschutzes und im Bereich der In-situ-Erhaltung von Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (WEL) Synergieeffekte

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4 Schwerpunkte des Arbeitsprogramms

In diesem Kapitel werden die zur Erreichung der in Kapitel 1 genannten Ziele der Agrobiodiversitaumlts-strategie und des vorliegenden Nationalen Fachpro-gramms notwendigen Schwerpunkte des Arbeitspro-gramms festgelegt das bisher Erreichte beschrieben sowie die weiteren notwendigen Maszlignahmen ausge-fuumlhrt

41 Ex-situ-Erhaltung

Der Ausbau der Ex-situ-Erhaltung ist eines der Ziele aus der Nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt17 (insbesondere Ziel B 114 Genetische Vielfalt von wildlebenden und domestizierten Arten) und der Agrobiodiversitaumltsstrategie des BMEL (insbesonde-re das Ziel Erhaltungsinfrastruktur zu sichern und auszubauen) Dieser Ausbau bildet auch einen Teil des nationalen Beitrags u a zum Multilateralen System des Internationalen Vertrags uumlber PGRFA zur Globa-len Strategie zum Erhalt der Pflanzenvielfalt (z B GSPC-Ziel 9 bdquoErhaltung von 70 der geneti-schen Vielfalt der Nutzpflanzen und des damit ver-bundenen indigenen und lokalen Wissensldquo) und zum Aufbau der Europaumlischen Genbank AEGIS

Die Ex-situ-Erhaltung pflanzengenetischer Res-sourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft erfolgt uumlberwiegend durch die Aufbewahrung von Saat- oder Pflanzgutmustern in Sammlungen so genannten Genbanken und z T auch in Botanischen Gaumlrten Kernaufgabe von Genbanken ist die Sammlung Erhaltung Charakterisierung Dokumentation und Bereitstellung von Mustern Waumlhrend bei der Arbeit in den Botanischen Gaumlrten primaumlr die globale Arten-vielfalt fuumlr Forschungs- und Ausbildungszwecke im Vordergrund steht raumlumen die Genbanken vor allem der innerartlichen Variabilitaumlt unserer Kulturarten Prioritaumlt ein Damit bieten Genbanken eine wichtige Grundlage fuumlr die Erhaltung der Vielfalt aber auch fuumlr die Zuumlchtungsforschung und Zuumlchtung Vielfach ist Zuumlchtungsforschung direkter Bestandteil des Auf-gabenspektrums von Genbanken

Zu einer geeigneten Erhaltungsinfrastruktur zaumlhlt nicht nur die Erhaltung und der Ausbau derartiger Einrichtungen und damit die Verfuumlgbarkeit geneti-scher Ressourcen sondern auch die Gewinnung der

notwendigen Informationen uumlber ihre Eigenschaften und Nutzungsmoumlglichkeiten (Charakterisierung und Evaluierung) Dafuumlr sind vor allem Evaluierungs- und Forschungsaktivitaumlten ebenso aber auch die Bewah-rung traditionellen Wissens von Bedeutung Es sind entsprechende Inventare zu erstellen und Doku-mentations- Informations- und Monitoringsysteme auf- und auszubauen Schlieszliglich ist ein effizientes Wissensmanagement unerlaumlsslich Entsprechende Einrichtungen und Maszlignahmen koumlnnen sowohl zen-tral als auch dezentral ggf als Netzwerke organisiert bzw durchgefuumlhrt werden Letzteres hat den Vorteil durch Nutzung bestehender Strukturen und bessere Abstimmung von Programmen und Maszlignahmen Sy-nergien nutzen zu koumlnnen Bei solchen Maszlignahmen sind auch die Aktivitaumlten bestehender privater Initi-ativen zu beruumlcksichtigen Diese Ziele werden auch von der Agrobiodiversitaumltsstrategie aufgegriffen Zur Sicherstellung der vorhandenen Kapazitaumlten aber vor allem auch im Hinblick auf kuumlnftig zu erwarten-de Anforderungen (z B im Rahmen internationaler Zusammenarbeit) ist es notwendig dass bestehende Erhaltungseinrichtungen modernisiert und ihre quantitativen Kapazitaumlten erweitert werden Zudem ist v a auch die Qualitaumlt der Erhaltung sicherzustel-len bzw wo moumlglich zu erhoumlhen und internationalen Standards anzupassen In diesem Zusammenhang spielen auch moderne Informationssysteme (siehe Kapitel 44) eine bedeutende Rolle bei der Steigerung von Qualitaumlt und Effizienz der Erhaltungsarbeit

EinzelpflanzenpruumlfungvonGemuumlseanbausortenimBundessortenamt

17 httpwwwbmudefilespdfsallgemeinapplicationpdfbroschuere_biolog_vielfalt_strategie_bfpdf

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Ex-situ-Erhaltung und Dokumentation von PGR in Deutschland

Bundeszentrale Ex-Situ-Genbanklandwirtschaftlicher und gaumlrtnerischer Kulturpflanzen

Leibniz Institut fuumlr Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung

Deutsche GenbankRebe

Reben-GenbankJulius-Kuumlhn-Institut

Rebensammlungenin Laumlndereinrichtungen

Deutsche GenbankObst

Obst-GenbankJulius-Kuumlhn-Institut

Sammlungen zuApfel Kirsche Erdbeere

Tabak-GenbankLandwirtschaftlichesTechnologiezentrum

Nationales Inventar PGRDEU

Genbank fuumlrWildpflanzen fuumlr

Ernaumlhrung undLandwirtschaft

Deutsche Genbank ZierpflanzenKoordination durch die

Bundesanstalt fuumlr Landwirtschaft und Ernaumlhrung

Rose Rhodo-dendron

Handlungsbedarf

Y Sicherstellung und ggf Ausbau bestehender Erhal-tungskapazitaumlten

Y Sicherstellung der Qualitaumlt der Erhaltungsarbeit und ggf Anpassung an internationale Standards

Y Einbettung der nationalen Aktivitaumlten in die inter-nationalen Strategien z B des Globalen Treuhand-fonds fuumlr Nutzpflanzenvielfalt

Y Optimierung der Ex-situ-Erhaltung durch dauer-hafte Sicherung und verbesserte Kooperation der entsprechenden Einrichtungen (z B Genbanken Botanische Gaumlrten Museen)

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411 BundeszentraleGenbankfuumlr landwirtschaftlicheund gartenbaulicheKulturpflanzen

Die bundeszentrale Ex-situ-Genbank ist am Leibniz-Institut fuumlr Pflanzengenetik und Kulturpflanzen-forschung (IPK)18 angesiedelt Die von Bund und Laumlndern gemeinsam finanzierte Kulturpflanzen-Genbank zaumlhlt mit einem Gesamtbestand von 151000 Mustern aus uumlber 3200 verschiedenen Arten aus na-hezu 800 botanischen Gattungen zu den aumlltesten und bedeutendsten Sammlungen der Welt Neben dem Hauptstandort in Gatersleben unterhaumllt die Kultur-pflanzen-Genbank Sammlungen in ihren Auszligenstel-len in MalchowPoel (Oumll- und Futterpflanzen) und Groszlig Luumlsewitz (Kartoffel) Durch die Einlagerung der Sicherheitsduplikate im Svalbard Global Seed Vault auf der Insel Spitzbergen Norwegen erfolgt eine zu-saumltzliche Absicherung des Genbankmaterials Bereits 30000 Akzessionen sind dorthin versandt angestrebt ist die Duplizierung der gesamten Kollektion

Die Aufgaben der Genbank umfassen die Sammlung Erhaltung Dokumentation und Bereitstellung pflan-zengenetischer Ressourcen Ein Schwerpunkt bildet die fortlaufende Anpassung der internen Ablaumlufe bei der Vermehrung und Lagerung von Pflanzenmustern an internationale Standards sowie die weitere Opti-mierung des Qualitaumltsmanagements Daruumlber hinaus werden Forschungsarbeiten zur weiteren Optimie-rung des Sammlungsmanagements und zur Nutz-barmachung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr die Pflanzenzuumlchtung durchgefuumlhrt Die Kulturpflanzen-Genbank leistet damit einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Vielfalt von Kulturpflanzen und den mit ihnen verwandten Wildarten und bietet die Grund-lage fuumlr eine gezieltere und vielfaumlltigere Nutzung der genetischen Ressourcen in der Forschung in der Pflanzenzuumlchtung der Landwirtschaft der Biotech-nologie und im Umweltschutz

Neben eigenen Forschungsbeitraumlgen stellt sie einem breiten Spektrum an Nutzern Saat- und Pflanzgut zur Verfuumlgung So wurden z B im Jahr 2010 mehr als 33000 Muster abgegeben u a 25 an Forschungs-einrichtungen 57 an Nichtregierungsorganisatio-nen und Privatpersonen und 13 an Pflanzenzuumlch-

ter Durch die Bereitstellung dieser Ressourcen uumlber das SMTA unterstuumltzt die bundeszentrale Genbank auch die Implementierung des ITPGR

KleingewaumlchshaumluserimIPK

Das IPK unterstuumltzt den Aufbau der bdquoEuropaumlischen Genbankldquo (AEGIS) Das Genbankinformationssystem GBIS wird ausgebaut und den neuen Erfordernissen des Sammlungsmanagements angepasst Die europauml-ischen und internationalen Fruchtartendatenbanken fuumlr Allium Hordeum Minor Leafy Vegetables und Poa werden fortgefuumlhrt

Ein weiterer wichtiger Bestandteil ist der Ex-situ-Erhalt samenfester Sorten landwirtschaftlicher Arten einschlieszliglich Gemuumlse Erlischt die Zulassung einer Sorte beim Bundessortenamt erfolgt bei Zustimmung des Zuumlchters die Einlagerung des letzten Saatgutmus-ters einschlieszliglich der Sortenbeschreibung beim IPK Da das IPK Saatgut zu den Bedingungen des SMTA abgibt wird dadurch ein weiterer wichtiger Beitrag der privaten Pflanzenzuumlchter zum MLS des ITPGR geleistet Vor dem Hintergrund zunehmend knapper werdender Erhaltungskapazitaumlten beim IPK bedarf es Uumlberlegungen und entsprechender Regelungen da-mit auch kuumlnftig Saatgut von Sorten landwirtschaft-licher Arten einschlieszliglich Gemuumlse deren Zulassung erlischt auf Dauer ex situ erhalten wird

18 wwwipk-gaterslebende

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Handlungsbedarf

Weiterer Ausbau der bestehenden Kryosammlun-gen (Kartoffel Allium Mentha)

Erweiterung der Kapazitaumlten fuumlr die Charakterisie-rung und Evaluierung von PGRWeiterentwicklung des Genbankinformations-systems GBIS hinsichtlich der Anpassung an neue Erfordernisse zum Datenaustausch und zur Daten-integration

Schaffung der notwendigen Voraussetzungen zur dauerhaften Erhaltung von Sorten landwirtschaft-licher Arten einschlieszliglich Gemuumlse als Teil der Genbanksammlung des IPK (einschlieszliglich der uumlbernommenen Saatgutmuster geloumlschter Sorten)

412 DeutscheGenbankObst

Im Laufe der Jahrhunderte hat sich im Obstbau eine groszlige Obstarten und -sortenvielfalt entwickelt Es wird geschaumltzt dass dabei ca 40 Arten und zwischen 5000 und 6000 Sorten oder Herkuumlnfte genutzt wur-den davon allein rund 2000 Apfelsorten Die Erhal-tung von heimischen obstgenetischen Ressourcen ist eine Grundlage fuumlr die dauerhafte Sicherung des Obstbaus in Deutschland Aus diesem Grund werden bereits seit Beginn des 20 Jahrhunderts zahlreiche Sorten unterschiedlicher Obstarten in staatlichen und nichtstaatlichen Sammlungen erhalten Sie bilden die genetische Basis fuumlr die Zuumlchtung neuer Sorten Daruumlber hinaus sind sie ein Stuumlck Kultur-geschichte und tragen wesentlich zur Erhaltung der Struktur unserer Kulturlandschaft bei Aber die Erhaltung genetischer Ressourcen in vielen vonein-ander unabhaumlngigen Sammlungen ist problematisch Waumlhrend einzelne Genotypen in vielen dieser Samm-lungen erhalten werden kommen andere nur noch in einer in wenigen oder in keiner Sammlung mehr vor Das fuumlhrt langfristig zu einem schleichenden Verlust Mit der in der Agrobiodiversitaumltsstrategie des BMEL vorgesehenen Gruumlndung der Deutschen Genbank Obst (DGO) ist nun ein dezentrales Netzwerk geschaf-fen worden in dem sich Sammlungen durch einen Kooperationsvertrag zusammengeschlossen haben und ihre Erhaltungsarbeit koordinieren Die Koordi-nierungsstelle befindet sich am Julius Kuumlhn-Institut

(JKI) Institut fuumlr Zuumlchtungsforschung an gartenbauli-chen Kulturen und Obst in Dresden-Pillnitz

Von insgesamt ca 50 derzeit in Deutschland vorkom-menden Obstarten sind 30 heimisch ndash d h traditio-nell genutzt ndash und sollen langfristig erhalten werden Fuumlr jede dieser Arten erfolgt eine Auswahl der zu erhaltenden Sorten Erhalten werden vor allem

Y deutsche Sorten einschlieszliglich deutscher Neuzuumlchtungen

Y Sorten mit soziokulturellem lokalem oder historischem Bezug zu Deutschland und

Y Sorten mit wichtigen obstbaulichen Merkmalen fuumlr Forschungs- und Zuumlchtungszwecke

FormenvielfaltdesApfels

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Bislang wurden drei obstartenspezifische Netzwerke etabliert Im Apfelnetzwerk engagieren sich sechs sammlungshaltende Partner mit insgesamt ca 950 als bdquoerhaltenswertldquo eingestuften Apfelsorten Die beiden Partner des Erdbeernetzwerkes erhalten insgesamt ca 400 Sorten Im Kirschennetzwerk haben sich sieben Partner zusammengeschlossen die zur Zeit ca 300 Suumlszlig- und 100 Sauerkirschsorten erhalten Am JKI in Pillnitz werden zur Ergaumlnzung der Feldsammlungen Versuche zur Kryolagerung bzw -konservierung z B der Lagerung von Meristemen und schlafenden Knos-pen in fluumlssigem Stickstoff (-196 degC) durchgefuumlhrt Mit Hilfe dieser Langzeitlagerung soll Sammlungsver-lusten durch biotische und abiotische Schadfaktoren vorgebeugt werden

Um die Echtheit der zu erhaltenden Sorten zu ge-waumlhrleisten wird eine pomologische Echtheitspruuml-fung durchgefuumlhrt Anschlieszligend werden fuumlr alle Sorten nach den vom ECPGR bzw dem europaumlischen Groszligforschungsprojekt GENBERRY erarbeiteten Richtlinien DNA-Fingerprints erstellt Beides erfolgt im Rahmen von BMEL-Auftraumlgen fuumlr Bestandsauf-nahmen und Erhebungen und nichtwissenschaftli-chen Untersuchungen im Bereich der biologischen Vielfalt

Die Dokumentation der zu erhaltenden Sorten sowie der dazugehoumlrigen Bewertungsdaten erfolgt uumlber die Webseite der DGO (wwwdeutsche-genbank-obstde) Bis Ende 2011 werden die aktualisierten Daten dann unter der neuen Adresse wwwdeutsche-genbankobstjkibundde erreichbar sein Interessenten koumlnnen daruumlber dann den Sammlungsbestand recherchieren und direkt Anfragen nach Pflanzenmaterial alter Sorten stellen

Zielstruktur Deutsche Genbank Obst

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Handlungsbedarf

Y Sicherstellung einer hohen Qualitaumlt der in der Deutschen Genbank Obst erhaltenen Sortimente und ihrer Erhaltungsstandards

Y Erhebungen zur Sortenechtheit (pomologisch und molekularbiologisch) Dokumentation und Charakterisierung der Akzessionen

Y Ausbau um weitere fruchtartspezifische Netz-werke

Y Sicherung aller Akzessionen an mindestens zwei Standorten (Sicherheitsduplikat) innerhalb der Deutschen Genbank Obst

Y Aufnahme von unterstuumltzenden Partnern in die Deutsche Genbank Obst

Y Ausbau der Kryokonservierung der Fragaria- und Malus-Sammlung des JKI

413 DeutscheGenbankReben

Nach Schaumltzung des Instituts fuumlr Rebenzuumlchtung Geilweilerhof des Julius Kuumlhn-Instituts (JKI) duumlrften in der Vergangenheit im deutschsprachigen Raum rund 300 Rebsorten eine nennenswerte Bedeutung erlangt haben Davon sind heute noch 15 ndash 20 Sorten fuumlr den Anbau klassifiziert Neben dem Schutz oumlko-logisch wertvoller alter Weinberge gilt es die geneti-sche Basis traditioneller Rebsorten zu sichern

Sammlungen rebengenetischer Ressourcen gibt es am Institut fuumlr Rebenzuumlchtung Geilweilerhof sowie vor allem in verschiedenen Laumlndereinrichtungen Zur Koordinierung und Effizienzsteigerung wurde wie in der Agrobiodiversitaumltsstrategie des BMEL vorgesehen die Deutsche Genbank Reben als Netzwerk rebener-haltender Einrichtungen auf Bundes- und Landes-ebene am 9 Juli 2010 gegruumlndet Am JKI dient die Genbanksammlung auch als Ausgangsmaterial fuumlr die Zuumlchtung von Reben mit einer hohen Resistenz ge-genuumlber Schaumldlingen Krankheiten und abiotischem Stress sowie zur Weiterentwicklung der Zuumlchtungs-forschung uumlber Reben Die Erhaltung der Weinrebe (Vitis vinifera L Sorten und andere wild wachsende Arten) erfolgt unter Freilandbedingungen Zurzeit umfassen die Bestaumlnde in Siebeldingen rund 3800 Akzessionen Die nationale und internationale Do-kumentation der rebengenetischen Ressourcen wird durch zwei Datenbanken unterstuumltzt Die Europaumli-

sche Vitis-Datenbank und die internationale Reben-datenbank (Vitis International Variety Catalogue) die beide von der Genbankabteilung gepflegt werden

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Handlungsbedarf

Verbesserung der rechtlichen Rahmenbedin-gungen der Erhaltung der traditionell genutzten Rebsorten

Fortfuumlhrung der Erfassung Dokumentation und Erhaltung rebengenetischer Ressourcen in alten Weinbergen im Rahmen von Erfassungsprojekten und ihre Erhaltung insbesondere fuumlr die kuumlnftige Klonzuumlchtung

Festlegung von Kriterien fuumlr die Erhaltung der Rebarten -sorten und -klone zum Auf- und Ausbau des Sammlungsbestandes der Deutschen Genbank Reben basierend auf den Sammlungen der Genbankpartner federfuumlhrend durch das JKI zusammen mit anderen Partnern

Evaluierung sowie ampelographische und mole-kulargenetische Charakterisierung der Rebarten -sorten und -klone

Entwicklung effizienter Verfahren zur Eliminie-rung von Viren aus Genbankmaterial im Rahmen von Forschungsprojekten

Gewaumlhrleistung hoher Standards bei den Erhal-tungsmaszlignahmen

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414 DeutscheGenbankZierpflanzen

Mit etwa 3600 Gattungen 18000 Arten und 40000 Sorten ist die Vielfalt der Zierpflanzensortimente in Deutschland enorm Das wirtschaftliche Potenzial dieser natuumlrlichen Ressourcen stellt einen wesentli-chen Aspekt fuumlr den Gartenbau dar

Die Deutsche Genbank Zierpflanzen ist als Gen-banknetzwerk konzipiert und organisiert in dem Institutionen und Akteure mit wichtigen Zierpflan-zensammlungen zusammenarbeiten um gemeinsam das nationale Inventar dieser genetischen Ressourcen zu erhalten Die Ausgestaltung dieser Netzwerke wird jeweils entsprechend den spezifischen Bedingun-gen in den Teilnetzwerken in Form einer Koopera-tionsvereinbarung geregelt Dabei gibt es obligate und fakultative Elemente Rein organisatorisch ist immer die Rolle der koordinierenden Stelle fuumlr das jeweilige Genbanknetzwerk zu besetzen Zusaumltzlich muss auch mindestens eine Einrichtung wenigstens Teile ihrer Sammlung als Sammlungsbestand fuumlr das betreffende Genbanknetzwerk bereitstellen (Samm-

lungshaltender Partner) Wesentliches Element ist auch die vereinfachte Bereitstellung der Ressourcen fuumlr Forschung und Zuumlchtung die uumlber eine einheit-liche Materialuumlbertragungsvereinbarung geregelt wird (als Bestandteil der Kooperationsvereinbarung) Fakultativ ist z B die Einbeziehung von Partnern moumlglich die zwar keinen eigenen Sammlungsbestand in das Genbanknetzwerk einbringen dafuumlr aber die Arbeiten im Netzwerk durch eigene Kapazitaumlten und Expertise unterstuumltzen (Unterstuumltzende Partner)

Die Deutsche Genbank Zierpflanzen bildet die Dachorganisation fuumlr diese Teilnetzwerke und wird durch das Informations- und Koordinationszentrum fuumlr Biologische Vielfalt (IBV) der Bundesanstalt fuumlr Landwirtschaft und Ernaumlhrung (BLE) koordiniert In dieser Funktion dokumentiert die BLE auch den Gesamtbestand uumlber das Nationale Inventar zu Pflan-zengenetischen Ressourcen PGRDEU Weitere verbin-dende Elemente wie ein gemeinsames Logo sowie ein noch zu etablierender Beirat unterstuumltzen dabei die Einbindung der Teilnetze

RosenbogenimEuropa-RosariumSangerhausen(ERS)dasERSistKoordinatorderDeutschenGenbankRose

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Drei Petunienbluumlten im Vergleich

Im Fruumlhjahr 2009 wurde die Deutsche Genbank Rose als erster Teil der Deutschen Genbank Zierpflanzen gegruumlndet Als naumlchstes Teilnetzwerk wurde im Mai 2010 die Deutsche Genbank Rhododendron wwwlwk-niedersachsendegenbank-rhododendron gegruumlndet

Das langfristige Ziel ist die Erweiterung und die Fes-tigung der Deutschen Genbank Zierpflanzen insbe-sondere durch die Verbesserung der Zusammenarbeit der auf diesem Gebiet bereits engagierten Akteure Die Einbindung von Botanischen Gaumlrten ist dort zu pruumlfen wo der Auftrag des Gartens und das daraus resultierende Selbstverstaumlndnis eine Zusammenarbeit mit Liebhaberorganisationen oder Zuumlchterfirmen erlauben

Aufgrund vorstehender Kriterien und Informationen wurde von der Koordinationsstelle der Deutschen Genbank Zierpflanzen und unterstuumltzt durch eine Expertengruppe ein Konzept entwickelt auf deren Grundlage der weitere Auf- und Ausbau erfolgen soll Die geschilderte Struktur ist in der Abbildung unten exemplarisch dargestellt

Wichtig ist die unterstuumltzende Einbeziehung der privaten Sammler und Liebhabergesellschaften in das Gesamtkonzept der Deutschen Genbank Zierpflanze In Deutschland existierten 2010 uumlber 30 Pflanzen-liebhaber-Gesellschaften Schaumltzungen sprechen von rund 30000 Mitgliedern Die Mitglieder dieser Gesell-schaften verfuumlgen idR nicht nur uumlber ein enormes Spezialwissen sondern teilweise auch uumlber sehr um-fangreiche Sammlungen an zierpflanzengenetischen Ressourcen der jeweiligen Zierpflanzentaxa

Unter dem Dach der Deutschen Gartenbaugesell-schaft 1822 e V (DGG) hat sich 2010 die Bundes-arbeitsgemeinschaft Pflanzensammlungen (BAPS) etabliert Dementsprechend bietet sich eine intensive Zusammenarbeit der Deutschen Genbank Zierpflan-zen mit den Liebhabergesellschaften respektive der DGG mit dem Ziel einer gegenseitigen Unterstuumltzung an Das Modell- und Demonstrationsvorhaben bdquoNetz-werk Pflanzensammlungenldquo soll dafuumlr den organisa-torischen Rahmen schaffen

Modularer Aufbau der Deutschen Genbank Zierpflanzen

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Handlungsbedarf

Y Erarbeitung einer Konzeption zur Foumlrderung von Koordinierungsstellen dezentraler Genbanken und Erhaltungsnetzwerke fuumlr gartenbauliche pflan-zengenetische Ressourcen durch den Bund unter Beteiligung der Laumlnder

Y Ausbau einer Genbank fuumlr generativ vermehrte Zierpflanzen als Teil der Deutschen Genbank Zier-pflanzen

Y Auf- und Ausbau einer Genbank fuumlr vegetativ vermehrte Zierpflanzen oder eines Genbank-netzwerks unter maszliggeblicher Beteiligung Bota-nischer Gaumlrten als Teil der Deutschen Genbank Zierpflanzen

Y Gruumlndung weiterer gattungs-artspezifischer Gen-banknetzwerke analog Rose und Rhododendron

Y Erweiterung des Nationalen Inventars zu Pflan-zengenetischen Ressourcen PGRDEU um Arten und Akzessionen der Deutschen Genbank Zier-pflanze mit wichtigen Charakterisierungs- und Bilddaten

Y Pruumlfung und ggf Bereitstellung von Software zur Unterstuumltzung der Dokumentation der einzelnen Teilsammlungen

Y Einbindung von Privatsammlungen und Lieb-habergesellschaften als Partner der Deutschen Genbank Zierpflanzen in einem bdquoNetzwerk Pflan-zensammlungenldquo

Die Kornrade (Agrostemma githago) ist ein gefaumlhrdetes Ackerbeikraut

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415 Genbank fuumlr Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

Eine Verstaumlrkung der Anstrengungen zur Erhaltung der Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft ist eine der wesentlichen Forderungen des zweiten Weltzustandsberichts der FAO zu PGRFA und we-sentliches Element des entsprechenden Globalen Aktionsplans (zur Bedeutung von WEL s Kapitel In-situ-Erhaltung von Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (WEL)) Aufgrund der begrenzten Kapazitaumlten der bundeszentralen Kulturpflanzengen-bank des IPK konzentriert sich diese auf die wich-tigsten Kulturpflanzen der gemaumlszligigten Breiten und eine Auswahl von damit verwandten Wildarten Um weitere speziell in Deutschland wild vorkommende pflanzengenetische Ressourcen zu erhalten haben sich derzeit vier Botanische Gaumlrten (Osnabruumlck als Koordinator Berlin Karlsruhe und Regensburg) zu einem Genbanknetzwerk fuumlr Wildpflanzen fuumlr Ernaumlh-rung und Landwirtschaft (WEL) zusammengeschlos-sen Fokus der zu erhaltenden Zielarten liegt dabei auf gefaumlhrdeten einheimischen wild vorkommenden Arten landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Kul-turpflanzen ndash insbesondere solche die uumlber Diaspo-ren (meistens Samen) erhalten werden ndash die fuumlr die nationale Forschung und Zuumlchtung von besonderer Bedeutung sind Dadurch wird auch ein Beitrag zur Umsetzung der Globalen Strategie zum Erhalt der Pflanzenvielfalt (s Kapitel 311) geleistet

Mit Unterstuumltzung des BMEL wird ein Konzept fuumlr die Ex-situ-Erhaltung von Wildpflanzen fuumlr Er-naumlh-rung und Landwirtschaft unter besonderer Beruumlck-sichtigung von Aktivitaumlten bei kompetenten Partnereinrichtungen (z B Genbanken) entwickelt und modellhaft erprobt1 Der Ansatz bildet damit ein weiteres Beispiel wie Botanische Gaumlrten in die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen landwirt-schaftlicher und gartenbaulicher Arten eingebunden werden koumlnnen

1) wwwbiologieuni-osnabrueckdegenbank-welHome

Handlungsbedarf

Weiterentwicklung des Konzepts fuumlr die Ex-situ-Erhaltung von heimischen Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft unter besonderer Beruumlcksichtigung von Aktivitaumlten kompetenter Partnereinrichtungen (z B Botanischer Gaumlrten)

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Gruumlndung der Genbank fuumlr Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft als dezentrales Genbanknetzwerk Gewinnung weiterer Partner fuumlr die Genbank fuumlr Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

Aufbau von Sicherungsduplikaten Kontinuierliche Erweiterung der deutschland-weit ex situ zu erhaltenden WEL-Arten und deren Populationen in Abstimmung mit bestehenden Sammlungen insbesondere mit der Kulturpflan-zen-Genbank des IPK

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Internetportal der Genbank fuumlr Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

416 Implementierung der bdquoEuropaumlischen Genbankldquo (AEGIS) im Rahmen des ECPGR

Das im Rahmen des ECPGR erarbeitete Konzept fuumlr ein europaumlisches integriertes Genbanksystem AEGIS (kurz bdquoEuropaumlische Genbankldquo) entstand unter maszlig-geblicher Beteiligung Deutschlands (s Kapitel 322) Seine Umsetzung durch die Gruumlndung von AEGIS und die damit verbundenen nationalen Aktivitaumlten sollen ebenso prioritaumlr verfolgt werden wie die Wei-terentwicklung von AEGIS auf europaumlischer Ebene

Mit AEGIS sollen die in Europa vorhandenen Res-sourcen effizient koordiniert und fuumlr die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen eingesetzt werden Hierzu verpflichten sich Erhaltungseinrichtungen von AEGIS-Mitgliedstaaten in einem arbeitsteiligen Konzept geeignete pflanzengenetische Ressourcen nach gemeinsamen Standards als europaumlische Ak-zessionen langfristig zu erhalten und zu den Be-dingungen des SMTA des Internationalen Vertrags fuumlr Forschung und Zuumlchtung bereitzustellen Damit gehen die Mitgliedstaaten uumlber die Verpflichtungen des Internationalen Vertrages fuumlr Pflanzengenetische Ressourcen ndash welcher diesen Ansatz nur fuumlr Annex I Arten vorsieht ndash hinaus Deutschland spielt eine aktive Rolle bei der Weiterentwicklung von AEGIS insbe-sondere bei den laufenden Arbeiten zu Allium und Avena und im Beratungsausschuss von AEGIS Fuumlr die formale Gruumlndung von AEGIS wurde eine zwischen-staatliche Kooperationsvereinbarung (Memorandum of Understanding ndash MoU) entwickelt Damit erklaumlren die Staaten ihren Beitritt zu AEGIS Anfang des Jahres 2012 haben 30 Staaten u a Deutschland das MoU ge-zeichnet Die Beteiligung von Erhaltungseinrichtun-gen innerhalb eines AEGIS-Mitgliedstaates wird durch das bdquoAssociate Membership Agreementldquo (AMA) geregelt In Deutschland ist der Abschluss des AMA durch den Nationalen Koordinator beim IBV der BLE mit IPK JKI und BSA erfolgt Weitere Partner sollen folgen

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Zwiebelgewaumlchse im Schaugarten des VERN

Handlungsbedarf

Abschluss von bdquoAEGIS Associate Membership Agreementsldquo durch den Nationalen Koordinator mit weiteren Partnern

Erarbeitung von Vorschlagslisten fuumlr bdquoEuropaumlische Akzessionenldquo

Erarbeitung von Vorschlagslisten fuumlr bdquoAEGIS-Dienstleistungenldquo

Nationale Umsetzung der vom ECPGR gepruumlften und angenommenen AEGIS-Aufgaben (Erhaltung der bdquoEuropaumlischen Akzessionenldquo sowie Bereitstellung der bdquoAEGIS-Dienstleistungenldquo)

Unterstuumltzung der Entwicklung einer europaumlischen Finanzierung fuumlr AEGIS

417 Implementierung des Multilateralen Systems (MLS) des Internationalen Vertrags

Zur Erfuumlllung seiner internationalen Verpflichtun-gen muss Deutschland die nationale Umsetzung des Internationalen Vertrags weiter fortsetzen Dies betrifft zum einen die Einbeziehung weiterer Akteure (oumlffentliche und private) die sich mit ihren Samm-lungen oder Teilen davon am MLS beteiligen und das SMTA zur Materialabgabe verwenden (vgl Kapitel 312) Zum anderen sollen im Rahmen des Vorteils-ausgleichs (Artikel 13 des Internationalen Vertrags) neben dem finanziellen Ausgleich im Rahmen des SMTA vor allem auch der Informationsaustausch der Technologietransfer und der Aufbau von Kapazitaumlten gefoumlrdert werden

Handlungsbedarf

Bereitstellung weiterer pflanzengenetischer Res-sourcen fuumlr das MLS des Internationalen Vertrags u a durch die Deutsche Genbank Obst

Verbesserung der Beteiligung privater Akteure am MLS

Zusammenstellung bestehender Maszlignahmen zum Informationsaustausch Technologietransfer und Aufbau von Kapazitaumlten

Unterstuumltzung des Aufbaus von Kapazitaumlten im Bereich Pflanzenzuumlchtung und Saatgutversorgung in Vertragsstaaten des Internationalen Vertrags

Samen von verschiedenen Kulturpflanzen

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42 In-situ-Erhaltung

421 On-farm-Bewirtschaftung

Nach der Definition der CBD stellt die On-farm-Be-wirtschaftung einen Spezialfall der In-situ-Erhaltung dar bei der PGR im Rahmen einer landwirtschaft-lichen oder gaumlrtnerischen Nutzung erhalten und weiterentwickelt werden Der zweite Weltzustandsbe-richt uumlber pflanzengenetische Ressourcen betont die besondere Bedeutung der On-farm-Bewirtschaftung fuumlr die Erhaltung von PGR Allerdings wird auch deutlich dass ein groszliger Nachholbedarf fuumlr die Ent-wicklung wissenschaftlich fundierter Konzepte fuumlr diesen Bereich besteht Auch wird die staumlrkere inter-nationale Vernetzung dieser Aktivitaumlten angeregt

In der Landwirtschaft und im Gartenbau konzentriert sich zunehmend weltweit der Anbau hauptsaumlchlich aufgrund der vorherrschenden Wettbewerbsbedin-gungen auf wenige Fruchtarten Auch die Pflanzen-zuumlchtung setzt ihre Schwerpunkte wegen fehlender Wertschoumlpfung oder Nachfrage auf oumlkonomisch interessante Kulturarten Wenn Zuumlchtungsprogram-me nicht weitergefuumlhrt werden ist auch ein Verlust der genetischen Diversitaumlt zu erwarten

Wenn Sorten landwirtschaftlicher Kulturarten nicht mehr groszligflaumlchig angebaut werden und somit von genetischer Erosion bedroht sind bietet auch die Erhaltung ex situ nur eine Teilloumlsung Zum einen koumlnnen schon aus Kapazitaumltsgruumlnden nicht alle gezuumlchteten Sorten ex situ erhalten werden und zum anderen werden diese Sorten bezuumlglich ihrer Leis-tungsmerkmale lediglich in einem Status quo bdquoein-gefrorenldquo Es findet kein Zuumlchtungsfortschritt und keine Anpassung an geaumlnderte Umweltbedingungen und Nutzungsanforderungen mehr statt Daher ist die direkte Nutzung solcher Sorten fuumlr den Anbau nach laumlngerer Ex-situ-Erhaltung in der Regel erst nach ei-nem Prozess der zuumlchterischen Bearbeitung moumlglich Das genetische Potenzial dieser Sorten findet sich allerdings teilweise in ihren Nachfolgesorten wieder

Durch On-farm-Bewirtschaftung koumlnnten auch Nutz-pflanzen die durch die Zuumlchtungswirtschaft nicht zuumlchterisch bearbeitet werden Anbaubedeutung erlangen

Damit kann die On-farm-Bewirtschaftung einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt von Kulturpflanzen und deren innerartlichen Vielfalt leis-ten Unmittelbar damit verknuumlpft ist eine moumlgliche

Erweiterung des Lebensmittelangebots und somit ei-ner vielfaumlltigen und abwechslungsreichen Ernaumlhrung oder die innovative Nutzung von Pflanzenz B fuumlr technische oder energetische Zwecke Wenn es gelingt den Anbau heimischer von genetischer Erosion bedrohter Kulturpflanzen durch entspre-chende Foumlrdermaszlignahmen und durch entspre-chendes Ernaumlhrungs- und Nachfrageverhalten der Verbraucher und Verbraucherinnen fuumlr Landwirte wieder attraktiv zu gestalten koumlnnten sich hier neue Nischenmaumlrkte entwickeln

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Viele alte Kulturpflanzen wie der Schwarzemmer sind aus dem Anbau fast verschwunden

Die On-farm-Bewirtschaftung koumlnnte auch einen Beitrag zur Erhoumlhung der Biodiversitaumlt in der land-wirtschaftlichen Produktion leisten durch

die Erhoumlhung der Artenvielfaltdie Erhoumlhung der Sortenvielfalt bei vernach-laumlssigten Kulturpflanzendie Erhoumlhung der genetischen Vielfaltdie Erhaltung von historisch bedeutsamen Kulturpflanzen und Bewirtschaftungsformendie Verbreitung und Pflege von Wissen und praktischen Fertigkeiten

und die Erhaltung von Nischenmaumlrkten fuumlr regionale Produkte

2011 foumlrderten insbesondere zwei Laumlnder die On-farm-Bewirtschaftung in Deutschland In Branden-burg werden im Rahmen des Kulturlandschaftspro-gramms bdquoKULAP 2007ldquo (Foumlrderung erfolgt seit dem Jahr 2000) u a finanzielle Unterstuumltzung fuumlr den Anbau von ca 70 alten Zucht- und Landsorten von sechs Kulturpflanzenarten (Weizen Gerste Roggen Hafer Hirse Mais) gewaumlhrt die durch genetische Erosion gefaumlhrdet sind In Nordrhein-Westfalen

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(NRW) wurde ein Modellprojekt durchgefuumlhrt mit dem Ziel der Evaluierung von alten Sorten ihrer Wiedereinfuumlhrung in die landwirtschaftliche Pro-duktion und der Entwicklung neuer Produkte aus diesen alten Sorten sowie deren Vermarktung Nach Abschluss des Projektes 2006 wurden die Aktivitaumlten vom neu eingerichteten Kompetenzzentrum fuumlr die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen an der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen in Muumlnster fortgesetzt das u a fuumlr die Organisation der Erzeugung und Verteilung von Saatgut zustaumlndig ist Hier flossen auch die Erfahrungen des von 2002ndash2007 durchgefuumlhrten grenzuumlberschreitenden EUREGIO-Projekt GEVIP (grenzuumlberschreitende Entwicklung Verarbeitung und Vermarktung von historischen sowie innovativen Produkten aus regionalen Pflan-zenerzeugnissen) zwischen Nordrhein-Westfalen und den Niederlanden mit ein das sich mit der Entwick-lung und Vermarktung von neuen Erzeugnissen auf der Grundlage von pflanzengenetischen Ressourcen befasst hat

Mehrere Laumlnder unterstuumltzen zudem die Bewirtschaf-tung von Streuobstwiesen zur Foumlrderung des Anbaus eines genetisch breiten Spektrums alter Obstsorten Solche Maszlignahmen dienen gleichzeitig dem Schutz gefaumlhrdeter Arten in diesen Oumlkosystemen Diese Akti-vitaumlten sind durch die EU im Rahmen der Ratsverord-nung (EG) Nr 16982005 kofinanzierungsfaumlhig Da sie nicht an besondere Vorgaben hinsichtlich der Sorten-auswahl gebunden sind laumlsst sich ihre Wirkung auf die Erhaltung obstgenetischer Ressourcen on farm nicht genau abschaumltzen

In einigen Regionen Deutschlands gibt es eine erfolg-reiche Zusammenarbeit zwischen regionalen Arten-schutzinitiativen und Vertretern des Pomologenver-eins In diesen Faumlllen gelingt die Verknuumlpfung von Zielen des Arten- und Lebensraumschutzes mit der Erhaltung obstgenetischer Ressourcen on farm

4211 Weiterentwicklung der bdquoRoten Liste der gefaumlhrdeten einheimischen Nutzpflanzenldquo

Der Globale Aktionsplan der FAO zur Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft nennt die Kenntnis uumlber die aktuell existierenden genetischen Ressourcen als grund-legende Voraussetzung fuumlr gezielte und effiziente Erhaltungsaktivitaumlten Darauf wurde bereits im ersten

Fachprogramm im Jahr 2002 hingewiesen Auch die nationale Biodiversitaumltsstrategie der Bundesregierung sieht den Aufbau einer Liste der auf nationaler Ebene durch Ex-situ-Maszlignahmen dringend zu schuumltzenden Arten und deren innerartlichen Vielfalt vor

Manche Gaumlrten sind noch ein Refugium fuumlr Pflanzenvielfalt

Aus diesen Gruumlnden und um auf den erheblichen Ruumlckgang der Nutzpflanzenvielfalt auch fuumlr Deutsch-land aufmerksam zu machen sowie um Maszlignahmen zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung pflanzenge-netischer Ressourcen zu unterstuumltzen wurde die Rote Liste der gefaumlhrdeten einheimischen Nutzpflanzen in Deutschland erstellt Die Rote Liste soll alle Arten-gruppen von einheimischen Nutzpflanzen und deren Sorten Landsorten und Varietaumlten umfassen die in Deutschland an lokale Bedingungen angepasst und von Bedeutung waren

Zur Unterstuumltzung des Anbaus bedrohter regional angepasster Nutzpflanzen besteht im Rahmen der Ge-

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meinschaftsaufgabe bdquoVerbesserung der Agrarstruktur und des Kuumlstenschutzesldquo (GAK) der Foumlrdergrundsatz bdquoErhaltung genetischer Ressourcen in der Landwirt-schaftldquo Die Auswahl der unter diesem Grundsatz foumlrderfaumlhigen Nutzpflanzen erfolgt durch die zustaumln-digen Laumlnderbehoumlrden auf Basis von Empfehlungen des BEKO Die vom BEKO fuumlr eine Foumlrderung im Rahmen der GAK empfohlenen Nutzpflanzen sind in der Roten Liste entsprechend gekennzeichnet

Auch im Rahmen der Erhaltungssortenverordnung dient die Rote Liste dem Bundessortenamt und den zustaumlndigen Laumlnderdienststellen als eine moumlgliche Referenz fuumlr eine Sorte hinsichtlich ihrer Bedeut-samkeit als pflanzengenetische Ressource in ihrer Ursprungsregion

Handlungsbedarf

Y Verbesserung der wissenschaftlichen Grundlagen fuumlr die Erstellung der Roten Liste

Y Laufende Aktualisierung der Liste auf Basis der Empfehlungen des BEKO

Y Aufbau eines bdquoOn-farm-Inventarsldquo beim IBV u a auf Basis der im Rahmen der GAK verpflichtenden Meldungen der Bundeslaumlnder uumlber die gefoumlrder-ten Flaumlchen je Nutzpflanze und anderer Quellen

4212 Staumlrkung der On-farm-Erhaltung und -Bewirtschaftung

Neben der Erhaltung im Rahmen der landwirt-schaftlichen Nutzung sowie der direkten Nutzung in der Pflanzenzuumlchtung erfolgt eine On-farm-Bewirtschaftung u a bei besonders gefaumlhrdeten aus der kommerziellen Nutzung und Zuumlchtung laumlngst verschwundenen Arten und Sorten v a durch ver-schiedene Erhaltungsinitiativen sowie in agrarhisto-rischen Museen Freilichtmuseen in Gaumlrten (Haus- Klein- und Bauerngaumlrten) und in den gartenbauli-chen Sortimenten vieler Gartenbaubetriebe Aktuelle und detaillierte Erhebungen zur Anzahl der hieruumlber erhaltenen pflanzengenetischen Ressourcen liegen derzeit nicht vor und ein Konzept zur Koordination dieser verschiedenen Aktivitaumlten fehlt bislang ebenso wie konzeptionelle Maszlignahmen zur Staumlrkung dieses Sektors

Diese vielfaumlltigen Einzelinitiativen privater Personen und Vereinigungen haben eine groszlige Bedeutung fuumlr die Erhaltung der Kulturpflanzenvielfalt

Anbau von Rotkohl und Zuckermais

Von unmittelbarer Bedeutung sind auch die Maszlig-nahmen der zweiten Saumlule der Agrarpolitik der laumlndlichen Entwicklungspolitik und hier vor allem

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die Agrarumweltmaszlignahmen deren Rechtsgrundlage die sog ELER-Verordnung vom September 2005 ist (s 431) Foumlrderfaumlhig sind u a besonders biodiversi-taumltserhaltende Nutzungsformen wie Streuobstwiesen extensive Weidewirtschaft oder der Oumlkolandbau Mit der Vergroumlszligerung des Fruchtartenspektrums und der Erweiterung von Fruchtfolgen sowie der Nutzung ausreichender innerartlicher Vielfalt wird nicht nur eine standortangepasste und nachhaltige landwirt-schaftliche Produktion angestrebt sondern es soll damit auch ein Beitrag zur Erhaltung und nachhalti-gen Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen geleis-tet werden

Die positiven Auswirkungen der Maszlignahmen der zweiten Saumlule auf die biologische Vielfalt insbeson-dere auch auf den Erhalt und die nachhaltige Nut-zung pflanzengenetischer Ressourcen koumlnnen durch die Verbesserung der Foumlrdermodalitaumlten vergroumlszligert werden

Bewaumlhrt haben sich ebenfalls die vom BMEL unter-stuumltzten Modell- und Demonstrationsvorhaben die zur Erhaltung besseren Verfuumlgbarkeit oder verstaumlrk-ten nachhaltigen Nutzung genetischer Ressourcen der Land- Forst- Fischerei- und Ernaumlhrungswirt-schaft einschlieszliglich Gartenbau beitragen Die durchgefuumlhrten Vorhaben sollen einen Vorbildcha-rakter fuumlr potenzielle Nachahmer entfalten

Eine erfolgreiche On-farm-Bewirtschaftung muss durch unterstuumltzende Maszlignahmen begleitet wer-den Dazu gehoumlren beispielsweise der Aufbau von Kompetenzzentren (s 4214) die Evaluierung der Pflanzen unter Praxisbedingungen die Bereitstellung von Saat- und Pflanzgut die technische Unterstuumlt-zung bei der Reinigung und Lagerung von Saat- und Pflanzgut die Aus- und Fortbildung fuumlr die On-farm-Bewirtschaftung die Entwicklung von neuen Produk-ten und Marketingkonzepten und die Etablierung von Netzwerken von an der On-farm-Bewirtschaftung interessierten Gruppen

Die ausreichende Verfuumlgbarkeit Vermehrung und dauerhafte Erzeugung von Saatgut ist haumlufig das zentrale Problem fuumlr die On-farm-Bewirtschaftung Um dies zu verbessern wurden bereits entsprechende Regelungen erlassen die das Inverkehrbringen von Saat- und Pflanzgut von Sorten die als genetische Ressource erhaltenswert erscheinen gezielt erleich-tern Eine Uumlberpruumlfung weiterer Ausnahmeregelun-gen fuumlr Aktivitaumlten zur Erhaltung der genetischen Vielfalt wird angestrebt

Handlungsbedarf

Verbesserte Erfassung Vernetzung und Koor-dinierung von Aktivitaumlten im Bereich On-farm-Bewirtschaftung

Entwicklung und Pruumlfung eines abgestimmten Konzeptes zur On-farm-Bewirtschaftung unter Beruumlcksichtigung der bestehenden Aktivitaumlten

Erstellung eines Konzepts fuumlr die Foumlrderung des Anbaus gefaumlhrdeter einheimischer Nutzpflanzen in Deutschland Weiterfuumlhrung geeigneter Foumlrdermaszlignahmen im Rahmen der GAK wie zB Fruchtartendiversifizie-rung (ua Leguminosen Gemengeanbau) Anbau von Zwischenfruumlchten Anbau gefaumlhrdeter heimi-scher Nutzpflanzen

Pruumlfung Konzeption und ggf Etablierung projekt-unabhaumlngiger Foumlrdermoumlglichkeiten zur Unterstuumlt-zung von Erhaltungsinitiativen und Akteuren der On-farm-Bewirtschaftung

Uumlberpruumlfung der Regelungen des Saatgut- und ggf des Pflanzenschutzrechts hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf die Aktivitaumlten zur Erhaltung der genetischen Vielfalt

4213 Erhaltung und nachhaltige Nutzung der genetischen Vielfalt im Gruumlnland

Gruumlnland ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Kulturlandschaft und groszligflaumlchig erst durch die Be-wirtschaftung des Menschen entstanden Im Gruumln-land wachsen mehr als die Haumllfte aller in Deutsch-land vorkommenden Bluumltenpflanzenarten Fuumlr Futterpflanzen und viele weitere Kulturpflanzen des Ackerlandes und der Gaumlrten bildet extensives Gruumln-land den Lebensraum ihrer verwandten Wildarten Artenreiches Gruumlnland stellt somit einen wichtigen Ort zum Erhalt der genetischen Vielfalt der Kultur-pflanzen dar Die ausdauernden Pflanzenbestaumlnde des Gruumlnlands bilden uumlber das ganze Jahr Lebensraum fuumlr eine groszlige Zahl heimischer Tierarten Gruumlnland hat zudem wichtige Funktionen fuumlr den Gewaumlsser- Klima- und Bodenschutz der Landschaften Gruumln-land hat somit zusammenfassend nicht nur eine herausragende Bedeutung fuumlr die genetische Vielfalt der Kulturpflanzen und ihrer wilden Verwandten sondern auch fuumlr typische Kulturlandschaften die weitere Funktionen fuumlr die Erholung und den Touris-mus erfuumlllen

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Artenreiche Almwiese

Die Artenzusammensetzung und die Auspraumlgung der Gruumlnlandvegetation richtet sich hauptsaumlchlich nach den natuumlrlichen Faktoren wie Standort (Boden Wasserhaushalt Klima Houmlhenlage etc) und nach den Bewirtschaftungsfaktoren Zu den entscheidenden Bewirtschaftungsfaktoren gehoumlren Mahd oder Be-weidung Tierbesatz Nutzungshaumlufigkeit (Anzahl der Schnitte) Nutzungstermine und Bewirtschaftungs-technik In Jahrhunderten entstand somit eine groszlige Vielfalt verschiedenster Gruumlnlandgesellschaften Seit mehr als 120 Jahren betraumlgt der Anteil von Gruumlnland nahezu konstant etwa ein Drittel der land-wirtschaftlichen Nutzflaumlche In diesem Zeitraum ist allerdings die landwirtschaftliche Nutzflaumlche insge-samt deutlich zuruumlckgegangen und damit anteilig auch die Gruumlnlandflaumlche absolut Wenn auch der landwirtschaftliche Flaumlchenverbrauch in den letzten Jahren abgeschwaumlcht worden ist so gehen taumlglich immer noch eine Flaumlche von ca 90 ha in Deutschland verloren die hauptsaumlchlich in Wohn- Verkehrs- und Wirtschaftsflaumlchen umgewandelt werden Der stetige Flaumlchenverlust geht einher mit einer staumlrkeren Inten-sivierung der Landwirtschaft und fuumlhrt damit auch in einigen Regionen zu einer Zunahme der Bewirtschaf-tungsintensitaumlt des Gruumlnlandes Damit ist auch eine Aumlnderung der Artenzusammensetzung und haumlufig eine Abnahme der biologischen Vielfalt verbunden

Im Rahmen der Gewaumlhrung von EU-Direktzahlungen haben die EU-Mitgliedstaaten sicher zu stellen dass bezuumlglich der beantragten Flaumlchen der Anteil des

Dauergruumlnlandes an der landwirtschaftlichen Flaumlche bezogen auf das Referenzjahr 2003 erhalten bleibt Bei einem Ruumlckgang dieses Anteils um mehr als 5 sind die Laumlnder gemaumlszlig der Bestimmungen des nationalen Direktzahlungen-Verpflichungengesetzes ermaumlchtigt den weiteren Umbruch von Dauergruumlnland per Lan-des-Verordnung von einer Genehmigung abhaumlngig zu machen Anfang 2011 gab es solche Landes-Verord-nungen in sechs Laumlndern In allen anderen Laumlndern betrug der Ruumlckgang des Dauergruumlnlandanteils we-niger als 5 In zwei Laumlndern war sogar eine geringe Zunahme des Dauergruumlnlandanteils zu verzeichnen Daruumlber hinaus ist die Gewaumlhrung der Direktzahlun-gen im Rahmen der Cross Compliance-Vorgaben auch von der Beachtung bestimmter fachrechtlich beste-hender Umbruchbeschraumlnkungen abhaumlngig

Biologische Vielfalt im bewirtschafteten Gruumlnland erhaumllt sich allerdings nicht von selbst Durch Biodi-versitaumltsmanagement kann der Landwirt artenrei-che Gruumlnlandflaumlchen erhalten und entwickeln Hier setzen die Agrarumweltmaszlignahmen im Rahmen der GAK an die ein breit gefaumlchertes und flexibles regi-onalspezifisches Instrumentarium anbieten Soweit regional erforderlich sollte ggf eine zielgerichtete Anpassung der Maszlignahmen erfolgen (siehe Kapitel zu 431)

Zur Anreicherung oder Wiederherstellung artenrei-cher Gruumlnlandflaumlchen mit gebietsheimischen Pflan-zenarten wurden in den letzten Jahren neue Konzepte diskutiert und erprobt (s 4224)

Handlungsbedarf

(Weiter-)Entwicklung von Methoden zur Identifi-kation unterschiedlicher Gruumlnlandformen auf der Grundlage von Indikator- oder KennartenErhebungen zu Vorkommen von artenreichem urspruumlnglichem bzw natuumlrlichem Gruumlnland in Schutzgebieten und Pruumlfen der Anwendung des Konzeptes bdquogenetischer Schutzgebieteldquo (siehe Kapitel 4223) zum Schutz wertvoller Gruumlnlands-tandorte in FFH-GebietenWeiterentwicklung standortgerechter und oumlkono-misch nachhaltiger Gruumlnlandnutzungssysteme

Weiterfuumlhrung und ggf Anpassung der Foumlrderung von biodiversitaumltsfoumlrdernden Agrarumweltmaszlig-nahmen im Rahmen der GAK wie extensive Be-wirtschaftung von Gruumlnlandflaumlchen zur Erhaltung pflanzengenetisch wertvoller Gruumlnlandvegetation Streuobstwiesen Umwandlung von Ackerland in extensiv zu nutzendes Gruumlnland

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Y Weiterfuumlhrung und ggf Ausweitung geeigneter Vertragsnaturschutzmaszlignahmen auf Laumlnderebene unter Beteiligung von EU und Bund

Y Pruumlfen inwieweit Foumlrderschwerpunkte des Bun-desprogramms bdquoBiologische Vielfaltldquo wie bdquoHot-spots der biologischen Vielfalt in Deutschlandldquo oder auch die bislang nicht definierte Kategorie bdquoWeitere Maszlignahmen von besonderer repraumlsenta-tiver Bedeutung fuumlr die Strategieldquo genutzt werden koumlnnen um der besonderen Bedeutung des arten-reichen Gruumlnlands gerecht zu werden

4214 Aufbau von Kompetenzzentren

Der Aufbau regionaler Kompetenzzentren faumlllt in die Zustaumlndigkeit der einzelnen Bundeslaumlnder Entspre-chend des in der Agrobiodiversitaumltsstrategie des BMEL beschriebenen Handlungsbedarfs wurden die Laumlnder z B durch Modellvorhaben fuumlr die Erhal-tung traditioneller regionaltypischer und bedrohter Kulturpflanzen on farm durch BMEL unterstuumltzt

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Umfangreiche Sortenkenntnisse sind Voraussetzung fuumlr die Erhal-tungsarbeit

Die Erfahrungen des Kompetenzzentrums fuumlr die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen an der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen sowie der Sortenerhaltungszentrale Baden-Wuumlrttemberg am Kompetenzzentrum Obstbau-Bodensee Baven-dorf belegen einen weitergehenden Bedarf fuumlr eine Unterstuumltzung der On-farm-Bewirtschaftung auf der regionalen bzw Laumlnderebene In den anderen Bundeslaumlndern fehlt eine derartige Infrastruktur zur Beratung und Koordination entsprechender Akteu-re bisher weitgehend Der Bedarf erstreckt sich auf den Aufbau von Netzwerken auf Erzeugerebene und stufenuumlbergreifend auf die Erzeugung und Verteilung von Saatgut sowie auf unterstuumltzende Maszlignahmen zur Entwicklung und Vermarktung so genannter bdquoVielfaltsprodukteldquo

Handlungsbedarf

Evaluierung der bisher geleisteten Arbeit und der Erfahrungen in einzelnen Bundeslaumlndern mit dem Ziel einen Leitfaden und Handlungsvorschlaumlge in Abstimmung mit den Bundeslaumlndern zu ent-wickeln

Unterstuumltzung bei der Gruumlndung weiterer Kom-pe tenzzentren fuumlr die Erhaltung nachhaltige Nutzung und Vermarktung pflanzengenetischer Ress ourcen einschlieszliglich Fortbildungs- Bildungs- und Oumlffentlichkeitsarbeit

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4215 AufbauvonFortbildungsangeboten imBereichOn-farm-Erhaltung pflanzengenetischerRessourcen

Bereits die Agrobiodiversitaumltsstrategie des BMEL betont die Bedeutung einer verstaumlrkten Ausbildung in Fragen der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt Das Wissen uumlber Anbau Ver-mehrung und Nutzung alter Sorten wird derzeit zu einem groszligen Teil durch Erhalterinitiativen gepflegt und weitergegeben Berufliche und wissenschaftli-che Ausbildungsgaumlnge haben relevante Inhalte (z B Samengaumlrtnerei Taxonomie) in ihren Curricula leider stark reduziert In einer Befragung von Personen die aktiv im Bereich On-farm-Management engagiert sind konnte ermittelt werden dass Kenntnisse uumlber die praktische zuumlchterische Erhaltung von Nutz-pflanzen nur unzureichend vorhanden sind Von den Personen wurde diesbezuumlglich mehrheitlich Fortbil-dungsbedarf geaumluszligert Weiterhin wurde in einer vom BMEL in Auftrag gegebenen Studie zur Analyse von Konzepten der On-farm-Bewirtschaftung pflanzenge-netischer Ressourcen in Deutschland festgestellt dass eine erfolgreiche On-farm-Bewirtschaftung durch unterstuumltzende Maszlignahmen begleitet werden muss die auch die Entwicklung von neuen Produkten und Marketingkonzepten beinhalten sollte

Praktische Erhaltungstaumltigkeit ist ohne die Einbin-dung in Netzwerke ungleich schwerer da der Aus-tausch von Erfahrungen Informationen aber auch der unmittelbare Austausch von Material und Gerauml-

ten von entscheidender Bedeutung sind Die bereits existierenden Einrichtungen Initiativen und Vereine stellen diesbezuumlglich eine gute Basis dar allerdings fehlt es derzeit noch an etablierten Netzwerk-strukturen

Handlungsbedarf

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Erfassung von Einrichtungen die grundsaumltzlich fuumlr Fortbildungsangebote im Bereich Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen und On-farm-Management geeignet sind Erarbeitung von Fortbildungsangeboten (z B bdquoErhaltungsgaumlrtnerldquo) in Zusammenarbeit mit ent-sprechenden Bildungseinrichtungen und Erhal-tungsorganisationen Aufbau eines Fortbildungsangebotes im Bereich Unternehmensgruumlndung und Marketing in Zu-sammenarbeit mit geeigneten Fortbildungsein-richtungenErarbeitung von Fortbildungs- und Schulungsma-terial unter Einbindung vorhandener Bundesein-richtungen

Aufbau eines Beratungsnetzwerkes fuumlr den Be-reich Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen und On-farm-Management in Zusammenarbeit mit Erhaltungsorganisationen und Botanischen Gaumlrten und weiteren Akteuren sowie die oumlffentlichkeits-wirksame Bekanntmachung des Netzwerkes

Alle Maszlignahmen werden bundesweit durch das IBV der BLE unterstuumltzt und koordiniert

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422 In-situ-ErhaltungvonWildpflanzen fuumlrErnaumlhrungundLandwirtschaft (WEL)

Mehr als 2800 Arten unserer heimischen Flora (ca 3500 Arten) stellen so genannte bdquomit Kulturarten verwandte Wildartenldquo (im internationalen Sprach-gebrauch crop wild relative ndash CWR) dar oder sind potenziell fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft nutzba-re Wildarten19 Diese bdquoWildarten fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaftldquo (WEL) sind zudem eine bedeutende Ressource fuumlr die Pflanzenzuumlchtung Deshalb ist die Erhaltung der Anpassungsfaumlhigkeit dieser Artengrup-pe fuumlr die langfristige Sicherung einer ausreichenden und sicheren landwirtschaftlichen Pflanzenprodukti-on eine wichtige Voraussetzung

Gerade bei der groszligen Anzahl an heimischen poten-ziell nutzbaren Wildpflanzenarten ist die In-situ-Er-haltung schon aus quantitativen pragmatischen und finanziellen Gruumlnden die wohl einzige realistische Schutzmaszlignahme Dabei bleiben die Arten in ihren Oumlkosystemen den dynamischen Prozessen der Evolu-tion ausgesetzt

Die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft spielt bei Bewirt-schaftungs- Pflege- und Erhaltungsmaszlignahmen des Naturschutzes als eigenstaumlndige Zielsetzung bisher keine groszlige Rolle Allerdings entsprechen die seit vielen Jahren durchgefuumlhrten Maszlignahmen z B im Vertragsnaturschutz auch dem Ziel der Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen

Als wichtige Komponenten der In-situ-Erhaltung sind die nachhaltige land- und forstwirtschaftliche Flaumlchennutzung im Rahmen von Agrarumweltmaszlig-nahmen sowie die Aktivitaumlten des Natur- und Land-schaftsschutzes zu nennen Diese Aktivitaumlten um-fassen u a Maszlignahmen des Artenschutzes und des flaumlchenbezogenen Biotopschutzes

Eine aktive Bewirtschaftung innerartlicher geneti-scher Vielfalt von in Deutschland wild vorkommen-den pflanzengenetischen Ressourcen einschlieszliglich der mit den Kulturpflanzen verwandten Wildarten (WEL) setzt eine enge fachliche Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Naturschutz voraus Die aktive Erhaltung genetischer Vielfalt auf dafuumlr

ausgewaumlhlten Flaumlchen wird umso effizienter und kostenguumlnstiger sein je mehr Arten innerhalb eines bewirtschafteten Areals vorkommen Inwieweit Maszlig-nahmen des Naturschutzes ausreichend sind gene-tische Ressourcen tatsaumlchlich dauerhaft zu erhalten ist bisher aber ebenso wenig bekannt wie Standorte mit hohem Aufkommen von WEL-Arten und hoher genetischer Vielfalt

Einen Uumlberblick uumlber die wild wachsenden Pflan-zenarten (Farn- und Bluumltenpflanzen) Pflanzengesell-schaften und die natuumlrliche Vegetation Deutschlands ermoumlglicht das Informationsangebot FloraWeb (httpwwwflorawebde) des Bundesamtes fuumlr Naturschutz (BfN) Zu den ca 3500 wild wachsenden Pflanzenarten koumlnnen Artensteckbriefe mit bis zu 55 Einzelinformationen uumlber Taxonomie Systematik Biologie Oumlkologie Lebensraum Verbreitung und Be-standssituation Gefaumlhrdung und Schutz sowie Fotos abgerufen werden Informationen uumlber die Verbrei-tung in Deutschland sind durch dynamisch erstellte Karten und die interaktive GIS-Anwendung bdquoFlora-Mapldquo zugaumlnglich Die Angaben stammen aus laufend aktualisierten Datenbanken und Projekten des BfN und dessen Kooperationspartnern

Im Rahmen des Berichtssystems zum europaumlischen Schutzgebietsnetz bdquoNatura 2000ldquo erfolgt ebenfalls eine Erfassung der in diesen Gebieten vorkommen-den Pflanzenarten der Anhaumlnge II - V der FFH-Richt-linie auf Laumlnderebene doch kommen von den mehr als 1000 Tier- und Pflanzenarten der entsprechenden Anhaumlnge II - IV der FFH-Richtlinie nur ganze 50 Arten von Farn- und Bluumltenpflanzen in Deutsch-land uumlberhaupt vor Ein wesentlich groumlszligerer Anteil von Pflanzenarten wird allerdings durch die Kartie-rung von FFH-Lebensraumlumen (Anhang I) und z T auszligerhalb von Natura 2000-Gebieten im Rahmen der Biotopkartierungen der Laumlnder erfasst

Auf nationaler Ebene gibt es daruumlber hinaus nur wenige Erhebungen uumlber das Vorkommen pflan-zengenetischer Ressourcen inner- und auszligerhalb bestehender Schutzgebiete bzw eine diesbezuumlgliche Auswertung vorhandener Kartierungsdaten Bisher durchgefuumlhrte detailliertere Erhebungen beziehen sich meist punktuell auf spezifische Gebiete Auszliger-dem ist die innerartliche Variabilitaumlt der Wildpflan-zen nur ansatzweise bekannt

19 Von den ca 3500 in Deutschland in situ vorkommenden Pflanzenarten sind fuumlr uumlber 1000 Arten aktuelle oder potenzielle Nutzungen beschrieben Unter Einbeziehung der Nutzungsformen bdquoZuumlchtungldquo bzw bdquoZierpflanzeldquo kommen weitere ca 1800 Arten als bdquoheimischeldquo pflanzengenetische Ressourcen hinzu

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Sanddorn(Hippophaerhamnoides)eineWildpflanzeausderenFruumlchtenleckereSaumlfteundMarmeladenhergestelltwerdenkoumlnnen

Das IBV betreut ein Verzeichnis pflanzengenetischer Ressourcen welches sowohl die Kulturpflanzen als auch die Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirt-schaft umfasst Dieses Verzeichnis ist uumlber das Nati-onale Inventar zu pflanzengenetischen Ressourcen PGRDEU (httppgrdeugenresde) zugaumlnglich

Daten zum Vorkommen pflanzengenetischer Res-sourcen in situ sind bisher nur in eingeschraumlnktem Maszlige fuumlr bestimmte Pflanzenarten durch die Bun-deslaumlnder und auf Kommunal- oder Projektebene verfuumlgbar Eine allgemeine Zugaumlnglichkeit zu diesen Informationen existiert in der Regel nicht oder sie ist nur sehr eingeschraumlnkt vorhanden Im Rahmen eines vom BMEL gefoumlrderten Modell- und Demonstrati-onsvorhabens bdquoAufbau eines Berichts- und Monito-ringsystems fuumlr die In-situ-Erhaltung genetischer

Ressourcen der den Kulturpflanzen verwandten Wildarten in Brandenburgldquo wird derzeit eine mo-dellhafte Berichtsinfrastruktur auf Bundeslandebene aufgebaut welche hier kuumlnftig durch verbesserten In-formationsfluss ndash sowohl innerhalb des Bundeslandes selbst als auch von dort zur Bundesebene ndash Abhilfe schaffen soll Daneben werden uumlber weitere Modell- und Demonstrationsvorhaben die Vorkommen der verwandten Wildarten von Apfel und Rebe Malus sylvestris (L) Mill und Vitis vinifera subsp sylvestris (C C Gmel) Hegi erhoben und genetisch beschrie-ben der Erhaltungszustand der Vorkommen bewer-tet sowie Maszlignahmen fuumlr ein In-situ-Management entwickelt und gepruumlft

Handlungsbedarf

Erstellung eines nationalen Konzepts zur In-situ-Erhaltung von in Deutschland wild vorkommen-den pflanzengenetischen Ressourcen

4221 IdentifizierungvonSchwerpunktarten

Fuumlr in Deutschland wild vorkommende pflanzenge-netische Ressourcen mit ihren mehr als 2800 Arten ist die In-situ-Erhaltung der wichtigste Erhaltungs-ansatz Die groszlige Artenzahl macht hier eine Schwer-punktsetzung noumltig um weitere Schutzmaszlignahmen realistisch und umsetzbar planen zu koumlnnen

Handlungsbedarf

Pflege und Fortschreibung der Liste in Deutschland vorkommender pflanzengenetischer Ressourcen20

Entwicklung nationale und internationale Ab-stimmung und Feststellung geeigneter Kriterien fuumlr die Priorisierung von in Deutschland wild vorkommenden pflanzengenetischen Ressourcen Markierung der prioritaumlren Arten in der Liste pflanzengenetischer Ressourcen nach diesen Kriterien als Grundlage einer weiteren Schwer-punktsetzung von Erhaltungsmaszlignahmen auf nationaler und internationaler EbeneMeldung der prioritaumlren Arten und ggf von Maszlignahmen zu ihrem Schutz an internationale Informationssysteme zwecks europaumlischer und internationaler Abstimmung

20 httppgrdeugenresdeindexphptpl=an_Liste

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AgrarlandschaftmitbluumlhendemAckerrandstreifen

4222 BestandsstuumltzendeMaszlignahmen

Zur Unterstuumltzung des Ziels in Deutschland wild vorkommende pflanzengenetische Ressourcen vorrangig in situ zu erhalten sind auch bestands-stuumltzende Maszlignahmen fuumlr Vorkommen und Popula-tionen einzelner Arten zu pruumlfen und wo angebracht umzusetzen Hierbei sind u a auch die Moumlglichkei-ten einer Nutzung bestehender Aktivitaumlten z B im Rahmen der nationalen Umsetzung der Europaumlischen Strategie zur Erhaltung der Pflanzen (EPCS vgl Kapi-tel 311) zu pruumlfen Die Entwicklung und Etablierung von bestandsstuumltzenden Maszlignahmen erfolgte bisher modellhaft bei Malus sylvestris (L) Mill und Vitis vinifera subsp sylvestris (C C Gmel) Hegi im Rahmen von Modell- und Demonstrationsvorhaben

Handlungsbedarf

Entwicklung und Pruumlfung eines Konzepts zur Stuumltzung von Vorkommen und Populationen durch Vermehrung von Saatgut oder Pflanzen und deren Wiederausbringung

4223 IdentifizierungAufbauundAusweisung bdquogenetischerSchutzgebieteldquo

Bisher gibt es keine spezifischen Schutzgebiete fuumlr WEL Das von der Europaumlischen Kommission im Rahmen der Ratsverordnung (EG) Nr 8702004 finanzierte Vorhaben bdquoEin integrierter europaumlischer Arbeitsplan fuumlr das In-situ-Management Umsetzung der Konzepte bdquogenetisches Schutzgebietldquo und bdquoon farmldquo (AEGRO)ldquo befasst sich mit allen wesentlichen Aspekten des In-situ-Managements AEGRO fuumlhrt Daten aus europaumlischen und internationalen Quellen zusammen und harmonisiert und strukturiert Infor-mationen damit sich diese fuumlr Entscheidungspro-zesse nutzen lassen Erste Ergebnisse zeigen dass die Qualitaumlt der in verschiedenen Quellen (GBIF EURISCO) mehr oder minder auf dem kleinsten ge-meinsamen Nenner zusammengefuumlhrten Daten in taxonomischer und geographischer Hinsicht in keiner Weise fuumlr eine aggregierende Betrachtung die fuumlr die Priorisierung von Arten und Gebieten erforderlich ist ausreicht und einer umfangreichen Bearbeitung bedarf

AEGRO beschreibt ferner die genetische Diversitaumlt ausgewaumlhlter Gattungen und Arten und schafft fuumlr ausgewaumlhlte Vorkommen die organisatorischen und methodischen Voraussetzungen fuumlr das demographi-sche und genetische Monitoring Es werden fuumlr diese Modellarten auf europaumlischer Ebene abgestimmte Er-haltungsstrategien entwickelt die anderen als Vorlage dienen koumlnnen Fuumlr das In-situ-Management werden Qualitaumltsstandards als Voraussetzung fuumlr eine verbes-serte europaumlische Zusammenarbeit in diesem Bereich entwickelt und die Moumlglichkeiten zur Einrichtung genetischer Schutzareale in bdquoMost Appropriate Areas ndash MAAldquo gepruumlft Das EU-Vorhaben begann im Oktober 2007 und wird vom Julius Kuumlhn-Institut koordiniert

Bereits im Fachprogramm von 2002 war vorgesehen auch in Deutschland bestehende Schutzgebiete mit einer hohen Dichte an prioritaumlren Arten zu identifi-zieren und zusaumltzlich als bdquogenetisches Schutzgebietldquo auszuweisen Dabei koumlnnen nun die Ergebnisse des AEGRO-Projekts als Grundlage fuumlr ein nationales Erhaltungskonzept dienen

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Handlungsbedarf

Y Identifizierung geeigneter Flaumlchen mit hoher bdquoVorkommensdichteldquo prioritaumlrer Arten im Rahmen eines Projektes

Y Entwicklung bzw Weiterentwicklung von Mana-gementmaszlignahmen fuumlr die prioritaumlren Arten

Y Ausweisung bereits vorhandener Schutzgebiete als bdquogenetische Schutzgebieteldquo fuumlr prioritaumlre Arten durch die zustaumlndigen Stellen und in Abstimmung mit den laufenden Arbeiten der Laumlnderbehoumlrden zur Ausweisung der FFH-Gebiete

4224 VerwendunggebietseigenerWildpflanzen inderfreienNatur

Das novellierte Gesetz uumlber Naturschutz und Landschaftspflege (Bundesnaturschutzgesetz ndash BNatSchG21) formuliert in sect 40 (4) strenge Anforde-rungen an das Ausbringen von Pflanzen gebiets-fremder Arten in der freien Natur22 Bereits vor der Novellierung war vorgeschrieben dass in der freien Natur kein Pflanzmaterial verwendet werden soll das seinen genetischen Ursprung nicht in der jewei-ligen Region hat Die mit der Novelle nun bundesun-mittelbar geltende Vorschrift des sect 40 Absatz 4 muss in den Laumlndern vollzogen werden ohne dass Abwei-chungsmoumlglichkeiten bestehen Zur Erleichterung wurde eine 10-jaumlhrige Uumlbergangsregelung bis zum 1 Maumlrz 2020 geschaffen in der gebietseigene Pflan-zen und Gehoumllze vorzugsweise verwendet werden sollen Erst danach gilt die neu gestaltete Genehmi-gungspflicht uneingeschraumlnkt

Der Genehmigungsvorbehalt des BNatSchG gilt nur fuumlr das Ausbringen in der freien Natur Davon sind alle Ausgleichsmaszlignahmen Rekultivierungen Straszligenbegleitgruumln und sonstigen Begruumlnungs- und Rekultivierungsmaszlignahmen in der freien Natur be-troffen Die Land- und Forstwirtschaft einschlieszliglich des Gartenbaus ist aber sowohl als Erzeuger gebiets-eigenen Saat- und Pflanzguts das in der freien Natur verwendet werden soll als auch im Rahmen von Dienstleistungen in Landschaftsbau und ndashpflege als Ausbringer betroffen

Fuumlr krautige Pflanzen gibt es sehr einfache effektive und seit Jahren in der Praxis bewaumlhrte Methoden der Begruumlnung wie Selbstbegruumlnung Heudruschver-fahren oder auch Mahdgutuumlbertragungsverfahren Weitere alternative naturnahe Begruumlnungsmethoden wurden bereits in Modellvorhaben erprobt Alle genannten Verfahren haben den Vorteil dass die Verwendung vorhandener lokaler gebietseigener Her-kuumlnfte von Wildpflanzen bei der Ausbringung in die freie Landschaft gesichert ist Es besteht jedoch auch ein zunehmender Bedarf fuumlr einen Markt fuumlr gebiets-eigenes Saatgut (z B Regiosaatgut) fuumlr diese Begruuml-nungs- und Rekultivierungsmaszlignahmen in der freien Natur Mit der nationalen Umsetzung der Richtlinie 201060EU der Kommission besteht ab Anfang 2012 die Moumlglichkeit Saatgutmischungen sogenannte Erhaltungsmischungen die zur Erhaltung der natuumlrli-chen Umwelt verwendet werden sollen auch dann in den gewerblichen Verkehr zu bringen wenn sie unter das Saatgutverkehrsgesetz fallen

ArtenreichesSchnittgruumlnlandmitgebietseigenenWildpflanzen

21 Bundesnaturschutzgesetz vom 29 Juli 2009 (BGBl I S 2542) das zuletzt durch Artikel 5 des Gesetzes vom 6 Februar 2012 (BGBl I S 148) geaumlndert worden ist

22 BNatSchG sect 40 (4) bdquoDas Ausbringen von Pflanzen gebietsfremder Arten in der freien Natur sowie von Tieren bedarf der Genehmigung der zustaumlndigen Behoumlrde Kuumlnstlich vermehrte Pflanzen sind nicht gebietsfremd wenn sie ihren genetischen Ursprung in dem betreffenden Gebiet haben Die Genehmi-gung ist zu versagen wenn eine Gefaumlhrdung von Oumlkosystemen Biotopen oder Arten der Mitgliedstaaten nicht auszuschlieszligen ist Von dem Erfordernis einer Genehmigung sind ausgenommen (hellip) 4das Ausbringen von Gehoumllzen und Saatgut auszligerhalb ihrer Vorkommensgebiete bis einschlieszliglich 1 Maumlrz 2020 bis zu diesem Zeitpunkt sollen in der freien Natur Gehoumllze und Saatgut vorzugsweise nur innerhalb ihrer Vorkommensgebiete ausgebracht werdenldquo

46

Um die entsprechenden Qualitaumltsvorgaben zu garan-tieren wurden bereits privatrechtliche Zertifizie-rungssysteme fuumlr Regiosaatgut geschaffen Somit kann gebietseigenes Saatgut das durch Besamm-lung von Wildpflanzen in einer bestimmten Region gewonnen wird ndash in der Regel nach einer Zwischen-vermehrung ndash wieder in dieser Region ausgebracht werden Die in diesen Zertifizierungssystemen defi-nierten Regionen orientieren sich am Ergebnis eines Forschungsprojektes der Deutschen Bundesstiftung Umwelt Es wurden 22 deutsche Regionen voneinan-der abgegrenzt indem standoumlrtlich-klimatisch aumlhn-liche Naturraumlume mit vergleichbarem Artenspektrum zu einer Region zusammengefasst wurden

Fuumlr Gehoumllze ist ebenfalls eine bundesweit einheit-liche Umsetzung anzustreben Zu diesem Zweck wurde die bdquoArbeitsgruppe gebietseigene Gehoumllzeldquo beim BMU ins Leben gerufen in der die Interessen der Naturschutz- Forst- und Gartenbaubehoumlrden von Bund und Laumlndern der Verkehrsplanung der Baumschulverbaumlnde und Forschung gleichberechtigt vertreten sind Mit dem bdquoLeitfaden zur Verwendung gebietseigener Gehoumllze23ldquo hat die Arbeitsgruppe entsprechende Grundlagen und Empfehlungen fuumlr eine praktikable Umsetzung vorgelegt Sie empfiehlt bundeseinheitlich eine Einteilung in sechs Gebiete als Basis fuumlr die Produktion und Ausbringung gebietseigener Gehoumllze zu Grunde zu legen Fuumlr die Handhabung der Sonderfaumllle Straszligenbegleitgruumln und Obstgehoumllze in der freien Landschaft werden ebenfalls Empfehlungen ausgesprochen

Handlungsbedarf

Y Unterstuumltzung bei der Identifikation geeigneter natuumlrlicher Vorkommen gebietseigener Pflanzen um die Erzeugung und Herkunftssicherung von Saat- und Pflanzgut gebietseigener Pflanzen vor-anzubringen

43 Nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen

In der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt wird die Vision formuliert dass eine moumlglichst groszlige Vielfalt genetischer Ressourcen aktiv und nachhaltig genutzt wird Denn diese nachhaltige Nutzung ist in der Regel die beste Voraussetzung fuumlr den langfristi-gen Erhalt der genetischen Ressourcen Im Rahmen der BMEL-Kommunikationsarbeit wurde der Slogan bdquoSchutz durch Nutzungldquo in der oumlffentlichen Diskus-sion bekannt gemacht

431 WeiterfuumlhrungvonAgrarumwelt- maszlignahmen

Agrarumweltprogramme sind ein wichtiges Instru-ment der EU-Agrarpolitik um neben anderen um-weltrelevanten Zielen insbesondere auch die biolo-gische Vielfalt in Agraroumlkosystemen einschlieszliglich pflanzengenetischer Ressourcen zu erhalten Sie werden bei uns auf circa 30 Prozent der landwirt-schaftlichen Flaumlche durchgefuumlhrt Sie honorieren die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt etwa durch Erhalt vielfaumlltiger Fruchtfolgen Bewahrung regional angepasster Kulturpflanzen-sorten und Nutztierrassen sowie durch Gruumlnland-extensivierung

Die Ausgestaltung dieser Maszlignahmen hat auf Grund ihres finanziellen und flaumlchenmaumlszligigen Umfangs einen deutlichen Einfluss auf die Ziele dieses Fachprogramms

Entsprechend der bestehenden Hauptnutzungen und der korrespondierenden Lebensraumbedingungen fuumlr WEL ist die Weiterfuumlhrung der Agrarumweltmaszlig-nahmen standortangepasst (naturraumlumliche Bedin-gungen Nutzungen) erforderlich Ggf kann ndash unter Beruumlcksichtigung des Verwaltungs- und Kontrollauf-wandes ndash gepruumlft werden inwieweit bei einzelnen Maszlignahmen Indikatoren und standoumlrtliche Diffe-renzierungen der Maszlignahmen zu Fortschritten bei Effektivitaumlt der Maszlignahmen zur Erhaltung pflanzen-genetischer Ressourcen fuumlhren

23 Leitfaden zur Verwendung gebietseigener Gehoumllze Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) Stand Januar 2012 httpwwwbmudefilespdfsallgemeinapplicationpdfleitfaden_gehoelze_bfpdf

47

Handlungsbedarf

Y Ermittlung von Indikatoren fuumlr den Erhalt pflan-zengenetischer Ressourcen als Komponente der Biodiversitaumlt bei der Weiterfuumlhrung bestimmter Agrarumweltmaszlignahmen

Y Entwicklung und Anwendung standortangepass-ter Maszlignahmen differenziert u a nach Agrar-landschaftstyp und Bodenmerkmalen mit hoher Wirkeffizienz fuumlr den Erhalt pflanzengenetischer Ressourcen

Y Uumlberpruumlfung der Wirksamkeit von Agrarumwelt-maszlignahmen fuumlr den Erhalt und die nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen mit Hilfe entsprechender Indikatoren

432 Weiterentwicklungnachhaltiger Nutzungssysteme

Wichtiges Ziel muss es sein agrarische Nutzungssys-teme im Einklang mit den Zielen der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der genetischen Ressourcen weiterzuentwickeln Dies betrifft die klassischen Nut-zungen zur Nahrungs- und Futtermittelproduktion in den Hauptausrichtungen Ackerbau Gruumlnlandbewirt-schaftung und Obst-Weinanbau Zunehmend gewin-nen aber auch die Produktionsbereiche bdquonachwach-sende Rohstoffeldquo bdquoBioenergieldquo und bdquoKlimaschutzldquo fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung pflanzenge-netischer Ressourcen an Bedeutung Potenzial ist da-bei solchen Verfahren beizumessen denen es gelingt wichtige Ziele des Biodiversitaumltsschutzes in produk-tive d h wirtschaftlich rentable Nutzungssysteme zu integrieren Unter diesem Aspekt sollten besonders solche Nutzungsformen und Produktionsverfahren entwickelt und durch Projekte unterstuumltzt werden die zu einer messbaren Integration der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung pflanzengenetischer Ressour-cen in die Produktion fuumlhren Die Wirksamkeit und Kosteneffizienz bestehender Instrumente zur Foumlrde-rung der Agrobiodiversitaumlt insbesondere der pflan-zengenetischen Ressourcen ist in der Diskussion

Handlungsbedarf

Y Modellhafte Erprobung von Produktionsverfah-ren die die Erhaltung und nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen in die Produktion

integrieren (z B Modell- und Demonstrations-vorhaben in Ackerbaubetrieben) und Uumlbertragung der Ergebnisse in die breitere landwirtschaftliche Praxis

Y Oumlkonomische Bewertungen integrierter Maszlignah-men des Agrobiodiversitaumlts- und Naturschutzes zur Gewaumlhrleistung wirtschaftlich rentabler Nut-zungssysteme

Y Erstellung von Maszlignahmenkatalogen fuumlr effizi-ente Naturschutzmaszlignahmen (Handbuumlcher fuumlr Landwirte) fuumlr Ackerbau- Gruumlnland- Obst-Wein-bau- und Heidegebiete moumlglichst mit regionalem naturraumlumlichem Bezug

Y Entwicklung und Erprobung von Verfahren fuumlr Nutzungen zur Bioenergieerzeugung die Aspekte der Erhaltung der pflanzengenetischen Ressour-cen beruumlcksichtigen z B Nutzung eines breiten Spektrums an Kulturarten streifenfoumlrmige Ener-gieholzpflanzungen in Ackerbau- und Gruumlnland-gebieten in Verbindung mit weiteren Biodiversi-taumltszielen

ErhaltenswerteregionaleApfelsorten

48

433 EntwicklungundVerbesserungvon IndikatorenfuumlrdieBestimmungder Gefaumlhrdungvonpflanzengenetischen Ressourcen

Entwickelte bundesweite Biodiversitaumltsindikatoren (Vogelindikator high-natural-value-Farmland(HNV) gefaumlhrdete Arten Schmetterlinge) dienen einer orientierenden Bewertung der Situation der biologi-schen Vielfalt in Hauptlebensraumlumen Die agrarischen Gebiete werden dabei zusammenfassend durch stark generalisierte indikatorisch daher relativ wenig sensitive Maszligzahlen z B den Vogelindex fuumlr Agrar-land in Deutschland dargestellt Fuumlr die Bewertung der Situation der genetischen Vielfalt der Pflanzen in der Flaumlche z B der Entwicklung der Artenzahlen im Dauergruumlnland die genetische Vielfalt genutzter Sorten im groszligflaumlchigen Anbau sowie schlieszliglich auch schlussfolgernd fuumlr die Anwendung verbesserter Bewirtschaftungsmethoden reichen diese Indikato-ren jedoch nicht aus Dringend erforderlich ist daher die Entwicklung von Indikatoren zur Kennzeichnung der Entwicklung der genetischen Vielfalt der Nutz-pflanzen in den Produktionssystemen Bezuumlglich tier-genetischer Ressourcen war es 2010 gelungen einen entsprechenden Indikator fuumlr den Indikatorenbe-richt 2010 zur Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt zu entwickeln und einzubringen Bestehende Indikatoren mit einem Bezug auf die fuumlr viele Wild-pflanzenarten wichtigen Lebensraumlume und extensi-ven Nutzungsformen wie der HNV-Farmlandindi-kator oder der Vogelindikator muumlssen methodisch weiterentwickelt werden um den direkten Bezug zu spezifischen landwirtschaftlichen Nutzungen (Acker Gruumlnland Obst-Weinbau Heiden) zu gewaumlhrleisten

Handlungsbedarf

Y Entwicklung eines nationalen Indikators bdquopflan-zengenetische Vielfalt in Landwirtschaft und Ernaumlhrungldquo unter Beteiligung der Laumlnder

Y Weiterentwicklung von regio nalisierten landwirtschaftl ich sensitiven Biodiversitaumltsindi-ka toren auf der Basis bestehender Indikatoren (Voumlgel HNV-Farmland Schmetterlinge)

Y Entwicklung von indirekten Biodiversitaumltsindi-katoren in Form kalibrierter Schnellmethoden zur lokalen Bewertung der Bio diversitaumlt z B Schaumltz-verfahren mit Hilfe von Vegetationsstrukturmerk-malen der Pflanzenbestaumlnde

Y Entwicklung von Methoden zur Nutzung der Biodiversitaumltsindikatoren fuumlr die Evaluierung der Biodiversitaumltswirkungen von Agrarumweltmaszlig-nahmen von Maszlignahmen der Landschafts pflege und des Vertragsnaturschutzes

Y Erarbeitung von Methoden zur Kopplung der Felderhebungen der Biodiversitaumltsindikatoren mit Datenerhebungen aus landwirt schaftlichen Nutzungen zur Ableitung von praxistauglichen Maszlignahmen fuumlr die Verbesserung der Bestands-situation von Indikatorarten sowie von HNV-Farmland Flaumlchen

434 FoumlrderungderEvaluierungund Charakterisierung

Um eine gezielte Nutzung genetischer Ressourcen zur zuumlchterischen Verbesserung von Kulturpflanzen zu erreichen sind besondere Anstrengungen erforder-lich Grundvoraussetzung ist deren Charakterisierung und Evaluierung Charakterisierungsdaten beschrei-ben Merkmale von Pflanzen die in hohem Maszlige erblich sind und mit bloszligem Auge sichtbare Eigen-schaften darstellen wie z B Wuchshoumlhe und Bluumlh-zeitpunkt Evaluierungsdaten beschreiben vor allem komplexere Eigenschaften die fuumlr die Nutzung der Pflanzen wichtig sind wie Ertrag Anbaueigenschaf-ten Standorteigenschaften und Resistenzen gegen Schaderreger und Schaumldlinge

In der Evaluierung spielen zunehmend molekular- genetische und pflanzenphysiologische Untersuchun-gen die Schluumlsselrolle Waumlhrend die Sequenzierung komplexer Pflanzengenome (Genotypisierung) mit dem technischen Fortschritt zunehmend moumlglich einfacher und kostenguumlnstiger wird ist ein Engpass im Erkenntnisgewinn und damit in der Nutzbar-machung pflanzengenetischer Ressourcen zu beob-achten Dies betrifft besonders die aufwendige aber unabdingbare Phaumlnotypisierung also die quantitative Analyse pflanzlicher Strukturen und Funktionen

BoniturvonFruchtmerkmalendesApfels

49

Notwendig waumlre deshalb vor allem die Entwicklung praumlziser Hochdurchsatz-Phaumlnotypisierungen wenn die Nutzung genetischer Ressourcen zukuumlnftig schnell und effizient erfolgen soll

Handlungsbedarf

Y Foumlrderung interdisziplinaumlrer Forschungsvorhaben zur Hochdurchsatz-Phaumlnotypisierung der marker-gestuumltzten Selektion der Versuchstechnik sowie der Verarbeitung und Analyse massiver Daten-mengen um die notwendige breite Wissensbasis zu erhalten und die erforderlichen Kapazitaumlten aufzubauen

Y Ausbau von Netzwerken zur Ermittlung und Be-wertung der Eigenschaften genetischer Ressour-cen landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Kulturpflanzen unter Beteiligung der Zuumlchter u a durch weiteren Ausbau des Nationalen Evalu-ierungsprogramms pflanzengenetischer Ressour-cen (EVA II) durch Ausweitung der Evaluierung bei Getreidearten z B auf Merkmale zur Verbes-serung der Widerstandsfaumlhigkeit gegen biotische und abiotische Stressfaktoren sowie durch Ein-beziehung weiterer Kulturarten

Y Evaluierung pflanzengenetischer Ressourcen und Intensivierung der Zuumlchtungsforschung durch das Julius Kuumlhn-Institut in Zusammenarbeit mit privaten Zuumlchtungsunternehmen relevanten For-schungseinrichtungen Erhaltungsinitiativen und sonstigen Akteuren Neben den Hauptkulturen sollen auch bisher vernachlaumlssigte (neue und nicht mehr genutzte) Fruchtarten einbezogen werden

Y

Y

435 ErschlieszligungvonInnovationspoten- zialenpflanzengenetischerRessourcen durchdieZuumlchtungsforschung

Die Pflanzenzuumlchtungsforschung bildet eine der wichtigsten Grundlagen der Ernaumlhrungssicherung und Rohstoffversorgung insbesondere unter sich veraumlndernden Produktionsbedingungen durch Klimawandel und einer stetig wachsenden Weltbe-voumllkerung Ziel ist die genetische Anpassung bzw pflanzenzuumlchterische Verbesserung unserer Kultur-arten gegenuumlber allen moumlglichen Stressfaktoren (z B Temperatur Trockenheit Starkniederschlaumlge Schaderreger) Ausgangspunkt der pflanzenzuumlchte-rischen Verbesserung ist die Erfassung Bewertung und Nutzung der genetischen Variation fuumlr Eigen-schaften wie Widerstandsfaumlhigkeit gegen Hitze und Trockenheit sowie Krankheiten und Schaumldlinge in pflanzengenetischen Ressourcen Im Rahmen der Pflanzenzuumlchtungsforschung gilt es diese geneti-

sche Variation sicher und effektiv zu erfassen und beschleunigt nutzbar zu machen Dies ist die Aufgabe der so genannten Vorlaufzuumlchtung (pre-breeding) Fuumlr diesen Zweck stehen heute Zell- und Gewebe-kulturverfahren sowie molekulare Techniken die eine Merkmalserfassung auf der Ebene der Erbsubs-tanz erlauben zur Verfuumlgung

BlickineinenartenreichenZuchtgarten

Die Basis fuumlr diese Arbeiten bildet ein moumlglichst groszliges Spektrum pflanzengenetischer Ressourcen Beispiele der erfolgreichen Nutzung dieser Ressour-cen durch die Ressortforschung des BMEL sind die Herbeifuumlhrung dauerhafter Krautfaumluleresistenz bei der Kartoffel durch Nutzung von Solanum-Wildarten als Resistenzressourcen die Einkreuzung neuer hochwirksamer Resistenzgene gegen verschiedene Pilz- und Viruskrankheiten aus der Wildart Hordeum bulbosum in die Kulturgerste oder die Identifizierung von Herkuumlnften der Blauen und Gelben Lupine mit Widerstandsfaumlhigkeit gegen die Brennfleckenkrank-heit (Anthraknose)

Handlungsbedarf

Weitere Unterstuumltzung der Zuumlchtungsforschung im Rahmen der bestehender Foumlrderprogram-me (z B Programm zur Innovationsfoumlrderung Foumlrderprogramm Nachwachsende Rohstoffe und Demonstrationsvorhaben Bioenergie der Fach-agentur Nachwachsende Rohstoffe Bundespro-gramm Oumlkologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft)

Foumlrderung von Programmen und Projekten zur Uumlberfuumlhrung wichtiger Merkmale in adaptiertes Pflanzenmaterial (Erstellung und Weiterentwick-lung von Basispopulationen Selektion von Vorstu-fenmaterial)

50

436 Erweiterungdergenetischen DiversitaumltdurchdenAufbauvon Evolutionsramschen

Die Erhoumlhung der genetischen Diversitaumlt in Elite-zuchtmaterial ist eine wichtige Voraussetzung fuumlr die dauerhafte Verbesserung von Kulturpflanzen Entsprechende Ansaumltze reichen von der Einlagerung einzelner Resistenzgene aus Wildformen bis hin zur Herstellung so genannter Introgressionslinien welche definierte Chromosomensegmente aus Wildformen bzw Wildarten enthalten Entsprechen-de Forschungsaktivitaumlten wurden ua im Rahmen von Projekten der bdquoGenomanalyse im Biologischen System Pflanze (GABI)ldquo bearbeitet Daruumlber hinaus koumlnnen Evolutionsramsche einen wichtigen Beitrag fuumlr die Nutzbarmachung und Weiterentwicklung pflanzengenetischer Ressourcen leisten

Evolutionsramsche entstehen aus der Durchkreu-zung unterschiedlicher Genotypen die zusammen die derzeit verfuumlgbare genetische Diversitaumlt des jeweiligen Zuumlchtungspools umfassen In den Kreu-zungsnachkommenschaften finden im Gegensatz zur Ex-situ-Erhaltung der reinen Ausgangslinien weiter-hin Anpassungsprozesse statt die durch die Dynamik natuumlrlicher Selektion verursacht werden Im Gegen-satz zu Zuchtpopulationen erfolgt keine zuumlchteri-sche Auslese auf spezifische Merkmale Im Zuge des Anpassungsprozesses koumlnnen in einem genetisch breiten Reservoir besondere auch neue Genkombina-tionen entstehen die in dieser Form moumlglicherweise im stark selektierten Elitematerial von Zuchtunter-nehmen nicht entstehen wuumlrden Evolutionsramsche sind eine wichtige Maszlignahme zur Erzeugung neuer Ausgangsvariabilitaumlt fuumlr Zuumlchtungsforschung und Pflanzenzuumlchtung

Darstellung der Hauptkoordinatenanalyse (PCoA) von 32 Sorten

Pict

AlinghiAlissa

Gaulois Cervoise

Sorna Vulcan

BirgitLomerit

Merlot

NaomieLeibniz

ElbanyPeragis

Frances

Gilberta

Alpaca

Eiszapfen

BantengLudmilla

Fridericus

EngelensII

Catinka

Venus Plana

Vogels Gold

Andrea

HordHexGig

Engelens 6zig

Mammut

Borwina

Bayava

ErfurtTraminerBrunhild

Franka

Tocka

F1-1(40)

F1-2

(41)

F1-3(26)

F1-4(14)

F1-7(51)F1-6(33)

LentaF1-5(32)

F1-6A(18)

F1-9(65)

F1-10(30)

F1-10A(11)

F1-10A(25)F1-13(25)

F1-1

4(10

) F1-1

5(24

)

F1-18A(40)

F1-8A(20)

F1-12(67)

F1-8

(55)

F1-1

1(61

)

I II

III IV

05000

02500

00000

-02500

-05000

-05000 -02500 -00000 02500 05000

109

172

Alternative

Vorrangige Kreuzung

DarstellungderHauptkoordinatenanalyse(PCoA)von32SortenwelchedenGroszligteildergenetischeVielfaltdesdeutschenWintergers-

tensortimentesrepraumlsentieren(QuelleJKI)Diey-bzwx-AchsebeschreibendenAnteildererstenundzweitenDimensionderPCoAMit

StrichenverbundeneSortenkennzeichnengeplantePaarkreuzungen

51

YY

Y

Y

Y

KuumlrbisvielfaltaufeinemVerkaufsstand

Handlungsbedarf

Fortfuumlhrung der Evolutionsramsche bei GersteAnlage Entwicklung und wissenschaftliche Begleitung von Evolutionsramschen bei weiteren wichtigen Kulturarten (insbesondere fremd- befruchtende Arten gartenbauliche Kulturen)

437 VermarktungvonbdquoVielfaltsproduktenldquo

Neben einer Nutzung pflanzengenetischer Ressour-cen im Rahmen der Zuumlchtungsforschung bzw der Pflanzenzuumlchtung soll auch ihre Nutzung durch die Vermarktung so genannter bdquoVielfaltsprodukteldquo d h von Produkten aus bestimmten Sorten bzw anderen derzeit wenig genutzten Arten gefoumlrdert werden

Als allgemeine Maszlignahme zur Weiterentwicklung von Nutzungssystemen dient nach der Agrobiodiver-sitaumltsstrategie die Foumlrderung von Maszlignahmen die die

Erhaltung und Nutzung der Agrobiodiversitaumlt besser verbinden und Innovationen foumlrdern Dazu gehoumlrt vor allem die Entwicklung geeigneter Vermark-tungsformen sowie der Verbraucherinformation und ndashaufklaumlrung Diese Ansaumltze koumlnnen durch Projekte zur Entwicklung von integrierten Erhaltungs- und Nutzungskonzepten und von Foumlrderinstrumenten fuumlr Innovationen zur verstaumlrkten nachhaltigen Nutzung von Bestandteilen der Agrobiodiversitaumlt erprobt werden

Handlungsbedarf

Durchfuumlhrung von Studien u a zum Aufzeigen der potentiellen Wertschoumlpfungsketten von bdquoVielfaltsproduktenldquoFoumlrderung von bdquoVielfaltsproduktenldquo durch Oumlffentlichkeitsarbeit

Foumlrderung innovativer Produkte u a im Rahmen der Richtlinie zur Erhaltung und innovativen nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt des BMEL

52

44 Information und Dokumentation

Die Agrobiodiversitaumltsstrategie betont die Bedeutung verstaumlrkter Informations- Beratungs- und Koordi-nationsaktivitaumlten fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der Agrobiodiversitaumlt auf Bundesebene insbesondere vor dem Hintergrund zunehmender europaumlischer und internationaler Zusammenarbeit Dies erfordert die Vervollstaumlndigung und regel- maumlszligige Aktualisierung der Inventare in situ und ex situ vorhandener pflanzengenetischer Ressourcen sowie deren Aufnahme in das nationale Informa-tionssystem Genetische Ressourcen bdquoGENRESldquo24 Der Ausbau dieses Informationssystems als Teil des deutschen Clearing-House-Mechanismus der CBD ist auch Ziel der Nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt

Y

Y

Y

InternetportaldesInformationssystemsGenetischeRessourcen(GENRES)

441 Auf-undAusbauinstitutioneller Informationsinfrastruktur

Moderne Informationssysteme sind ein wesentli-ches Arbeitswerkzeug um Qualitaumlt und Effizienz der Erhaltungsarbeit bei pflanzengenetischen Ressour-cen und ihre nachhaltige Nutzung zu gewaumlhrleisten Der rasante technische Fortschritt in diesem Bereich erlaubt immer leistungsfaumlhigere Systeme welche eine effizientere Verarbeitung der steigenden Daten-mengen erlauben und eine bessere Anpassung an die Beduumlrfnisse der Nutzer ermoumlglichen Deshalb gilt es bestehende Systeme weiter auszubauen und zu aktualisieren Dabei wird auch kuumlnftig ein bdquozentral-dezentralerldquo Ansatz Verwendung finden d h wo immer moumlglich und sinnvoll werden aufgrund der neuen technischen Moumlglichkeiten zentrale Systeme aufgebaut werden die einer Vielzahl von Nutzern zur Verfuumlgung stehen Daneben wird es auch weiter-hin ndash schon aus rein pragmatischen Gruumlnden ndash einen Bedarf an dezentralen Informationssystemen (insti-tutionelle Informationsinfrastruktur) bei den Akteu-ren selbst geben da jeder dieser Nutzer ggf andere nicht zu standardisierende Anwendungen benoumltigt In diesem Fall werden zur Gewaumlhrleistung des Daten-austausches verbindliche Standards immer wichtiger wie sie z B im Rahmen der Aktualisierung des Natio-nalen Inventars PGRDEU bereits angewandt werden

Mit der Neuentwicklung bzw Absicherung oder dem weiteren Ausbau von Dokumentationssystemen der Akteure des Nationalen Fachprogramms soll eine wesentliche Voraussetzung fuumlr eine effiziente Umset-zung wichtiger Teile des Fachprogramms geschaffen werden

24 wwwgenresde

Handlungsbedarf

Anpassung des Genbankinformationssystems GBIS beim IPK an neue Bedarfe wie z B die Entwicklung einer Schnittstelle zum Nationalen Inventar PGRDEUEntwicklung und Implementierung eines Genbank-informationssystems fuumlr die Deutsche Genbank Obst beim Julius Kuumlhn-Institut

Entwicklung und Implementierung eines Gen-bankinformationssystems fuumlr die Deutsche Gen-bank Reben beim Julius Kuumlhn-Institut auf Basis der existierenden Rebendatenbanken

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Y

Y

Y

Auf- und Ausbau von Informationssystemen anderer Ex-situ-EinrichtungenZusammenarbeit von Erhaltungsinitiativen beim Aufbau gemeinsamer Informationssysteme bzw zur Vernetzung bereits bestehender Informations-systeme zusammen mit dem IBV der BLE

DasFruumlhlings-Adonisroumlschen(Adonisvernalis)wirdimRahmenderEx-situ-ErhaltungskulturenderBotanischenGaumlrtenerhalten

442 PortalfuumlrEx-situ-Erhaltungskulturen einheimischerWildpflanzen

Im Rahmen des botanischen Naturschutzes wird die Erhaltungsinfrastruktur Botanischer Gaumlrten bereits genutzt Ein von der Arbeitsgruppe bdquoEx-situ-Erhaltungskulturenldquo des Netzwerks fuumlr botanischen Naturschutz erarbeitetes Konzept befasst sich mit der Erhaltung gefaumlhrdeter einheimischer Wildpflanzen in Ex-situ-Kulturen und der Bereitstellung fuumlr die Wiederausbringung

Das BMEL foumlrdert in diesem Zusammenhang den Aufbau des ersten uumlberregionalen und interaktiven Portals zur Ex-situ-Erhaltung einheimischer Wild-pflanzen die im Gegensatz zur Genbank fuumlr Wild-pflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft nicht als eingelagerte Diasporen sondern in Lebendkollek- tionen der Botanischen Gaumlrten erhalten werden Das Portal bildet den gesamten Pflanzenbestand

der Erhaltungskulturen in deutschen Botanischen Gaumlrten ab Fuumlr 75 ausgewaumlhlte Arten darunter 56 fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft besonders relevante werden detaillierte Steckbriefe erstellt Daruumlber hinaus bietet es die Moumlglichkeit fuumlr Wissens- und Materialtransfer und spezielle Angebote fuumlr Nutzer aus dem Bereich Gartenbau sowie ein hohes Maszlig an Transparenz fuumlr Naturschutzfachbehoumlrden

Neben der technischen Realisierung beinhaltet die Umsetzung des Projekts vor allem die ausfuumlhrliche Recherche kritische Bewertung und webgerechte Aufarbeitung der folgenden Punkte Hintergrund-informationen Steckbriefe fuumlr ausgewaumlhlte Taxa Kulturhinweise Informationen fuumlr Rekultivierer Materialboumlrse Informationen zu Wiederansiedlungs-projekten Prioritaumltskonzept umfangreiche Verlin-kung und Vernetzung weiterfuumlhrende Informationen und die Datenweitergabe an die zentrale Dokumen-tation zu pflanzengenetischen Ressourcen landwirt-schaftlicher und gartenbaulicher Arten in Deutsch-land (PGRDEU)

Handlungsbedarf

Aufbau Fortfuumlhrung und weiterer Ausbau des bundesweiten Portals bdquoEx-situ- Erhaltungs-kulturen einheimischer Wildpflanzenldquo

54

Y

Y

Y

InternetauftrittdesbundesweitenPortalsbdquoEx-situ-ErhaltungskultureneinheimischerWildpflanzenldquo

443 Auf-undAusbaueinerDokumen- tationsinfrastrukturzwischenBund undLaumlndernfuumlrdenBereichin situ undon farm

Daten zum Vorkommen pflanzengenetischer Res-sourcen in situ bzw on farm fallen v a auf der Ebene der Bundeslaumlndern an sind bislang aber wenig ver-netzt und in der Regel selbst auf Bundeslandebene nicht einheitlich zugreifbar Informationsinfrastruk-turen zur Vernetzung der in den Bundeslaumlndern vorhandenen Daten sowie eine Schnittstelle zum Nationalen Inventar PGRDEU auf Bundesebene sind noch aufzubauen

BrombeerenSchmackhafteWildpflanzen

Handlungsbedarf

Implementierung der Ergebnisse des Modell- und Demonstrationsvorhabens bdquoAufbau eines Berichts- und Monitoringsystems fuumlr die In-situ-Erhaltung genetischer Ressourcen der den Kulturpflanzen verwandten Wildarten in Brandenburgldquo durch einen dauerhaften Datenaustausch zwischen Brandenburg und dem IBV

Implementierung von gemeinsamen Schnitt-stellen fuumlr den Datenaustausch fuumlr In-situ- bzw On-farm-Daten zwischen dem IBV und weiteren Bundeslaumlndern

Implementierung von gemeinsamen Schnittstel-len fuumlr den Datenaustausch uumlber die im Rahmen der GAK gefoumlrderten Flaumlchen je Nutzpflanze zwischen den Bundeslaumlndern und dem IBV

444 NationalesInventarbdquoPGRDEUldquo

Das Nationale Inventar (PGRDEU) ist die zentrale Dokumentation zu pflanzengenetischen Ressourcen landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Arten in Deutschland

In PGRDEU sind auch die Muster des deutschen Bei-trags zum Multilateralen System (MLS) entsprechend des Internationalen Vertrages enthalten und gekenn-zeichnet so dass eine gezielte Online-Recherche nach

55

diesem Material moumlglich ist Deutsche Einrichtungen haben seit 2008 insgesamt ca 108000 Genbankmuster in das MLS eingebracht Die Absicherung des Natio-nalen Inventars sowie der weitere Ausbau ist eine wesentliche Voraussetzung fuumlr die Umsetzung des Nationalen Fachprogramms sowie fuumlr die Erfuumlllung internationaler Berichtspflichten

Handlungsbedarf

Y Staumlndige Aktualisierung vorhandener Daten und Erweiterung im Bereich ex situ v a um die Daten aus den neu zu gruumlndenden Genbanknetzwer-ken bei Obst Reben und Zierpflanzen bzw fuumlr in Deutschland wild vorkommende pflanzengeneti-sche Ressourcen (inkl WEL)

Y Erfuumlllen der Dokumentations- und Informations-verpflichtungen aus dem MLS des Internationalen Vertrags

Y Weiterer Ausbau der Teile zur In-situ- und On-farm-Dokumentation in PGRDEU um eine kohaumlrente und umfassende Dokumentation fuumlr den gesamten Bereich pflanzengenetischer Res-sourcen zu ermoumlglichen

Y Weiterer Ausbau der Teile zur In-situ- und On-farm-Dokumentation in PGRDEU einschlieszliglich Angaben zur in der landwirtschaftlichen Produkti-on vorhandenen Vielfalt (Kulturpflanzeninventar) um eine kohaumlrente und umfassende Dokumentati-on fuumlr den gesamten Bereich pflanzengenetischer Ressourcen zu ermoumlglichen

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Y

Y

445 NationaleInformationsinfrastruktur fuumlrCharakterisierungs-undEvaluie- rungsdaten

Charakterisierungs- und Evaluierungsdaten (CampE-Daten) fallen bei den unterschiedlichsten Instituten (u a Forschungsinstitute Genbanken Zuumlchtern) und im Rahmen zahlreicher Forschungsprojekte an Eine nutzerfreundliche Zusammenfuumlhrung dieser Daten wurde bisher u a im Rahmen des Projektes EVA I (In-formationssystem fuumlr frei zugaumlngliche Evaluierungs-daten pflanzengenetischer Ressourcen) sowie durch dessen Weiterfuumlhrung im Verbund EVA II begonnen25 Ein aktuelles kohaumlrentes nationales Informations-system zur zentralen Speicherung von oumlffentlich zugaumlnglichen CampE-Daten fehlt jedoch bislang Das zu etablierende nationale Informations- und Doku-mentationssystem fuumlr Charakterisierungs- und

Evaluierungsdaten (Nationale Informationsinfrastruk-tur fuumlr Charakterisierungs- und Evaluierungsdaten in Deutschland NICE-D) soll deshalb auf bereits vorhan-denen Evaluierungsdaten (Daten des Julius Kuumlhn-Ins-tituts CampE-Daten der ehemaligen BAZFAL-Genbank historische Daten aus dem Informationssystem EVA I und Daten aus dem Nationalen Evaluierungspro-gramm EVA II) aufbauen und um CampE-Daten die bei Projekten in Genbanken und Universitaumlten anfallen ergaumlnzt werden Zusaumltzlich soll NICE-D auch die Moumlglichkeit bieten Daten die bei der Evaluierung von Material aus dem MLS des Internationalen Ver-trags in Deutschland entstehen zu dokumentieren

ZuchtgartenmitGetreidepflanzen

Handlungsbedarf

Aufbau eines Informations- und Dokumentati-onssystems fuumlr CampE-Daten beim Julius Kuumlhn-Ins-titut unter Verwendung von oumlffentlich zugaumlngli-chen Daten aus EVA I und EVA II sowie den beim Julius Kuumlhn-Institut vorhandenen und staumlndig neu hinzukommenden CampE-DatenWeiterer Ausbau des Informations- und Doku-mentationssystems fuumlr die Dokumentation von CampE-Daten die bei Zuumlchtern Universitaumlten Genbanken sonstigen Forschungsinstituten und Akteuren anfallen

Erweiterung von NICE-D um ein Modul fuumlr die Speicherung von CampE-Daten die an MLS-Material von deutschen Empfaumlngern erhoben werden

25 wwwgenresdeeva

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Y

Y

Y

FeldmitjungenErbsen

446 Bundesinformationssystem GenetischeRessourcen

Das Bundesinformationssystem Genetische Res-sourcen (BIG) bildet Informationen uumlber Wild- und Kulturpflanzen in Deutschland aus verschiedenen dezentralen Datenbanken ab Zentrales Element ist ein Portal welches Daten zu Vorkommen und Verbreitung (in situ und ex situ) zu Eigenschaften Gefaumlhrdung und Taxonomie uumlber einen zentralen Zugang aus den angeschlossenen Partnerdaten- banken benutzergerecht aufgearbeitet bereitstellt Seit seiner Inbetriebnahme im Jahr 2003 hat sich zwar die Informationslandschaft im Bereich biologi-scher Daten z B durch die Fortentwicklung von GBIF (Global Biodiversity Information Facility) veraumlndert dennoch gibt es weiterhin einen Bedarf fuumlr das spezi-elle Angebot von BIG im Bereich pflanzengenetischer Ressourcen Fuumlr den weiteren Betrieb von BIG ist es

aus der bisherigen Erfahrung allerdings notwendig BIG auf eine moderne technische Plattform nach neuestem Stand zu portieren durch Einbeziehung neuer Datenquellen und die Entwicklung neuer Informationsangebote zu uumlberarbeiten und zu erweitern und dabei auch das BIG-Portal weiter-zuentwickeln

Handlungsbedarf

Uumlberarbeitung und Erweiterung des BIG-Portals einschlieszliglich der zentralen technischen Kom-ponenten von BIG beim IBV der BLE

Einbeziehung neuer Datenquellen zu CampE-Daten und zu Sorteninformationen durch die BIG-Partner zusammen mit dem Julius Kuumlhn-Institut (NICE-D) und dem BundessortenamtAktualisierung und technische Anpassung der BIG-Partnerdatenbanken

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45 Oumlffentlichkeitsarbeit

Bereits im Fachprogramm von 2002 wurde festge-stellt dass die Information der breiten Oumlffentlichkeit uumlber das Thema Erhaltung und nachhaltige Nutzung von PGR eher unzureichend ist Verschiedene Unter-suchungen zeigen dass auch heute die Kenntnisse uumlber die Themengebiete Biodiversitaumlt Agrobiodiver-sitaumlt oder genetische Ressourcen immer noch sehr gering sind Aus diesem Grund wurde in der Agrobio-diversitaumltsstrategie die Information und Aufklaumlrung der Oumlffentlichkeit insbesondere mit Blick auf das Nachfrage- und Ernaumlhrungsverhalten der Verbrau-cher als sektoruumlbergreifender Handlungsbedarf herausgestellt Im UN-Jahr der Biodiversitaumlt 2010 hat BMEL eine umfangreiche Kommunikations-kam-pagne zu dem Thema durchgefuumlhrt

Weiterhin wurde der Aufbau eines bdquoWissensnetzes Agrobiodiversitaumltldquo als Teil eines uumlbergreifenden deutschen Wissenschaftsnetzwerkes zur Biodiversi-taumltsforschung in der Agrobiodiversitaumltsstrategie als Leuchtturmprojekt herausgestellt

Der eigene Garten ist aus verschiedenen Gruumlnden immer seltener Teil des Alltags der Menschen in Deutschland Damit einher geht ein Verlust selbst einfachster Kenntnisse uumlber den praktischen Um-

gang und den Wert der Nutzpflanzen d h uumlber das Aussehen das Wachstum die Kultivierung Ernte und Nutzung von Pflanzen Neben der Verarmung der un-mittelbaren Agrobiodiversitaumlt findet somit zugleich ein Verlust von Erfahrungswissen statt

Im Rahmen des Leuchtturmprojekts bdquoVielfalts-Kam-pagne ndash Agrobiodiversitaumltldquo der Agrobiodiversitaumlts-strategie des BMEL wurde eine integrierte Kommuni-kationsstrategie zur Agrobiodiversitaumlt entwickelt und umgesetzt Diese muss durch geeignete Maszlignahmen aus dem Teilbereich pflanzengenetischer Ressourcen unterstuumltzt und mit den verfuumlgbaren Ressourcen fortgefuumlhrt werden

Handlungsbedarf

Y Veroumlffentlichung des Nationalen Fachprogramms als Broschuumlre in deutsch und englisch

Y Erstellen von Faktenblaumlttern und Faltblaumlttern zum Nationalen Fachprogramm durch verschiedene Akteure

Y Erstellen von Informationsmaterial fuumlr die Oumlffent-lichkeitsarbeit zu pflanzengenetischen Ressourcen (z B bdquoWho is Wholdquo der Agrobiodiversitaumlt)

Y Nutzung von Synergieeffekten bei der Kommuni-kation von Einzelmaszlignahmen durch die Akteure im Bereich pflanzengenetischer Ressourcen und Agrobiodiversitaumlt

BMELVKampagnenbusbdquoBiologischeVielfaltschuumltzenundnutzenldquo2010

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5 Organisation und Durchfuumlhrung

Der Bund und die Laumlnder sind mit der Ratifizierung des Uumlbereinkommens uumlber die Biologische Viel-falt (CBD) und des Internationalen Vertrags uumlber pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (ITPGR) umfangreiche internationale Verpflichtungen eingegangen die u a den Erhalt und die nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen betreffen

Mit der CBD verpflichten sich die Vertragsparteien nationale Strategien Plaumlne und Programme zur Er-haltung und nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt insgesamt zu entwickeln und bestimmte Informationspflichten zu erfuumlllen Dieser Verpflich-tung kommt Deutschland mit der bdquoNationalen Strategie zur biologischen Vielfaltldquo nach Sie wird ergaumlnzt durch die vom BMEL entwickelte bdquoStrategie zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der biolo-gischen Vielfalt in der Ernaumlhrungs- Land- Forst- und Fischereiwirtschaftldquo Diese Agrobiodiversitaumltsstrategie bildet einen Rahmen fuumlr die sektoralen nationalen Fachprogramme die speziell fuumlr pflanzen- tier- forst- und aquatische genetische Ressourcen erstellt worden sind

Mit dem ITPGR werden Verpflichtungen einge-gangen die speziell die Erhaltung und nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlh-rung und Landwirtschaft betreffen Nach Artikel 5 des ITPGR foumlrdert jede Vertragspartei nach Maszliggabe der innerstaatlichen Rechtsvorschriften und gegebe-nenfalls in Zusammenarbeit mit anderen Vertrags-parteien einen integrierten Ansatz zur Erforschung Erhaltung und nachhaltigen Nutzung pflanzenge-netischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirt-schaft Auszligerdem ergreifen die Vertragsparteien sofern angebracht Maszlignahmen um Gefahren fuumlr pflanzengenetische Ressourcen auf ein Mindestmaszlig zu beschraumlnken oder nach Moumlglichkeit zu beseitigen Auch diese Verpflichtungen werden in der Agrobiodi-versitaumltsstrategie des BMEL sowie dem vorliegenden Fachprogramm aufgegriffen

Die Bestimmungen der CBD und des ITPGR sind in Form zustimmungspflichtiger Bundesgesetze nach Art 59 Abs 2 des Grundgesetzes in nationales Recht umgesetzt worden (CBD BGBl II 1993 S 1741 ITPGR BGBl II 2003 S 906) Die Durchfuumlhrung und Uumlberwachung von Bundesgesetzen obliegt den Laumlndern soweit die Gesetze keine anderen

Bestimmungen enthalten Damit erstrecken sich die o g Verpflichtungen auf alle staatlichen Ebenen in Deutschland

In der Regel befinden sich die genetischen Ressour-cen in der Verfuumlgungsgewalt der Laumlnder teilweise allerdings auch in der des Bundes oder anderer nichtstaatlicher Akteure So unterhaumllt die Ressort-forschung oder das Bundessortenamt zur Erfuumlllung seiner gesetzlichen Aufgaben auch eigene Samm- lungen genetischer Ressourcen

Innerhalb des foumlderalen Systems ist der Bund fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung genetischer Ressourcen auch insoweit zustaumlndig als er von seiner Gesetzgebungskompetenz im Rahmen der konkur-rierenden Gesetzgebung zur Foumlrderung der land- und forstwirtschaftlichen Erzeugung sowie zur Sicherung der Ernaumlhrung Gebrauch macht Von Relevanz sind aber u a auch Regelungen zum Schutz des geistigen Eigentums (z B Sortenschutz)

Aus der Zustaumlndigkeit des Bundes fuumlr die auswaumlrtigen Beziehungen ergeben sich Koordinierungsaufgaben in Bezug auf Programme auf europaumlischer oder inter-nationaler Ebene und Vereinbarungen zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung genetischer Ressourcen Um diese Verpflichtungen erfuumlllen zu koumlnnen ist eine nationale Koordination der entsprechenden Inventa-risierungs- Erhaltungs- und Berichtsaktivitaumlten der Bundeslaumlnder notwendig Diese Aufgabe wurde auf Bundesebene zum groszligen Teil an das Informations- und Koordinationszentrum fuumlr Biologische Vielfalt (IBV) der BLE uumlbertragen

Die Koordination von Erhaltungsaktivitaumlten und Unterstuumltzung von Erhaltungsnetzwerken durch das IBV zeigt sich gegenwaumlrtig u a in der Koordination der Deutschen Genbank Zierpflanzen und der Mitar-beit in verschiedenen weiteren Erhaltungsnetzwerken (z B Rebe Obst)

Zustaumlndigkeiten des Bundes ergeben sich zudem aus der gemeinschaftlichen Foumlrderung von Einrichtun-gen und Vorhaben der Forschung von gesamtstaat-licher und uumlberregionaler Bedeutung durch Bund und Laumlnder So wird die Bundeszentrale Genbank fuumlr landwirtschaftliche und gaumlrtnerische Kulturpflanzen am Leibniz-Institut fuumlr Pflanzengenetik und Kultur-pflanzenforschung (IPK) vom Bund kofinanziert

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GruumlnlandmitStreuobstbaumlumenimMittelgebirge

Die Erhaltung genetischer Ressourcen hat in Deutschland in einigen Bereichen eine lange Traditi-on mit teilweise gut etablierten staatlichen oder pri-vaten Strukturen In der Agrobiodiversitaumltsstrategie und im vorliegenden Fachprogramm wird anerkannt dass die angestrebte Erhaltung und nachhaltige Nutzung genetischer Ressourcen nicht allein durch staatliche Stellen gewaumlhrleistet werden kann Aus diesem Grund sind die Erhaltungsanstrengungen von Bund und Laumlndern haumlufig in Form von Netzwerken angelegt Die Koordination der Akteure erfolgt u a uumlber den BEKO und das vorliegende FachprogrammDa es sich beim vorliegenden bdquoNationalen Fachpro-grammldquo um ein gemeinsames Programm aller rele-vanten Akteure im Bereich pflanzengenetischer Res-sourcen handelt wird dieses auch von allen Akteuren auf freiwilliger oder gesetzlicher Basis mitgetragen Ein aktueller Uumlberblick uumlber die einzelnen Akteure im Bereich der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft sowie deren Beitraumlge zur Umsetzung des vorliegenden Fachprogramms findet sich im zentralen Informationssystem Genetische Ressourcen bdquoGENRESldquo (wwwgenresde)

Der Bund die Laumlnder sowie die einzelnen Institute Gremien und Akteure stellen durch eigene Leistun-gen die Durchfuumlhrung dieses Fachprogramms sicher BMEL im Rahmen der Bundesregierung federfuumlhrend fuumlr dieses Fachprogramm wird bei der Durchfuumlhrung der ihm obliegenden Zustaumlndigkeiten besonders bei der Koordination von Maszlignahmen vom Bera-tungs- und Koordinierungsausschuss fuumlr genetische Ressourcen landwirtschaftlicher und gartenbaulicher

Kulturpflanzen (BEKO) und dessen pflanzen- und themenspezifischen Expertengruppen unterstuumltzt Die Laumlnder unterstuumltzen das Programm ggf durch die Einrichtung eigener Landesprogramme oder durch die Einbeziehung einzelner Maszlignahmen in bestehen-de Programme Wesentlich fuumlr Transparenz Kohaumlrenz und Effizienz von Maszlignahmen ist die Verbesserung des Informationsflusses und der Kommunikation zwischen den Akteuren Das Programm wird von Zeit zu Zeit unter Beteiligung der maszliggeb-lichen Akteure uumlberpruumlft und ggf fortgeschrieben

Die Durchfuumlhrung von Maszlignahmen des Arbeits-programms kann durch die Vereinbarung konkreter Projekte vorangetrieben und unterstuumltzt werden Diese werden in einem Projektplan beschrieben in welchem die Projektziele und die zu deren Umset-zung notwendigen Maszlignahmen definiert sind sowie Projektpartner und deren Aufgaben festgelegt wer-den Weitere Bestandteile des Projektplans sollten eine Auflistung von Meilensteinen ein Zeitplan sowie ein Finanzierungsplan sein der neben den Eigen-leistungen der Akteure auch externe Finanzierung beinhalten kann

Die Projekte koumlnnen sowohl durch die Akteure als auch durch den BEKO initiiert werden Die Experten-gruppen des BEKO sowie das Sekretariat unterstuumlt-zen die Erstellung der jeweiligen Projektplaumlne Die Projektdurchfuumlhrung wird durch den BEKO begleitet hierzu unterstuumltzt das Sekretariat den dazu notwen-digen Informationsaustausch zwischen den Akteuren und dem BEKO

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6 Abkuumlrzungsverzeichnis

AEGIS A European Genebank Integrated System ndash Europaumlische Genbank AEGIS

AEGRO An Integrated European In Situ Manage-ment Work Plan Implementing Genetic Reserves and On Farm Concepts ndash Ein integrierter europaumlischer Arbeitsplan fuumlr das In-situ-Management Umsetzung der Konzepte bdquogenetisches Schutzgebietldquo und bdquoOn farmldquo

AMA Associate Membership Agreement ndash Beitrittsvereinbarung

BAZFAL Bundesanstalt fuumlr Zuumlchtungsforschung an Kulturpflanzen (bis 122007)

BEKO Beratungs- und Koordinierungsausschuss fuumlr genetische Ressourcen landwirt-schaftlicher und gartenbaulicher Kultur-pflanzen

BfN Bundesamt fuumlr Naturschutz

BGB Buumlrgerliches Gesetzbuch

BIG Bundesinformationssystem Genetische Ressourcen

BLE Bundesanstalt fuumlr Landwirtschaft und Ernaumlhrung

BMEL Bundesministerium fuumlr Ernaumlhrung undLandwirtschaft

BML Bundesministerium fuumlr Ernaumlhrung Land-wirtschaft und Forsten (heute BMEL)

BMU Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz und Reaktorsicherheit

BNatSchG Bundesnaturschutzgesetz

BS Benefit Sharing

BSA Bundessortenamt

CBD Convention on Biological Diversity ndash Uumlbereinkommen uumlber die Biologische Vielfalt

CGIAR Consultative Group on International Agricultural Research ndash Beratungsgruppe fuumlr Internationale Agrarforschung

CGRFA Commission on Genetic Resources for Food and Agriculture ndash Kommission fuumlr genetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

CWR Crop Wild Relative ndash mit Kulturarten verwandte Wildarten

CampE Charakterisierung und Evaluierung

DGG Deutsche Gartenbau-Gesellschaft 1822 e V

DGO Deutsche Genbank Obst

ECPGR European Cooperative Programme for Plant Genetic Resources ndash Europaumlisches Kooperationsprogramm fuumlr Pflanzen-genetische Ressourcen

EG Europaumlische Gemeinschaft

ELER Europaumlischer Landwirtschaftsfonds fuumlr die Entwicklung des laumlndlichen Raums

EPCS European Plant Conservation Strategy ndash Europaumlische Strategie zur Erhaltung der Pflanzen

EU Europaumlische Union

EUREGIO Deutsch-niederlaumlndischer Kommunal-verband e V

EURISCO European Plant Genetic Resources Search Catalogue ndash Europaumlischer Suchkatalog fuumlr Pflanzengenetische Ressourcen

EVA Nationales Evaluierungsprogramm fuumlr Pflanzengenetische Ressourcen

EWG Europaumlische Wirtschaftsgemeinschaft (seit 1994 umbenannt in EG)

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FAO Food and Agricultural Organisation of the United Nations ndash Ernaumlhrungs- und Land-wirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen

FFH Fauna-Flora-Habitat

GABI Genomanalyse im Biologischen System Pflanze

GAK Gemeinschaftsaufgabe bdquoVerbesserung der Agrarstruktur und des Kuumlstenschutzesldquo

GAP Gemeinsame Agrarpolitik

GBIF Global Biodiversity Information Facility

GBIS Genbankinformationssystem des IPK

GCDT Global Crop Diversity Trust ndash Globaler Fonds fuumlr die Nutzpflanzenvielfalt

GEVIP Grenzuumlberschreitende Entwicklung und Vermarktung innovativer Pflanzen-produkte

GIS Geoinformationssystem

GSPC Global Strategy for Plant Conservation ndash Globale Strategie zum Erhalt der Pflan-zenvielfalt

HNV High Nature Value Farmland ndash Indikator fuumlr Landwirtschaftsflaumlchen mit hohem Naturwert

IBV Informations- und Koordinationszentrum fuumlr Biologische Vielfalt

IPEN International Plant Exchange Network ndash Internationales Pflanzenaustausch- netzwerk

IPK Leibniz-Institut fuumlr Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung

ITPGRFA International Treaty on Plant Genetic Resources for Food and Agriculture ndash Internationaler Vertrag uumlber pflanzen-genetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

JKI Julius Kuumlhn-Institut ndash Bundesforschungs-institut fuumlr Kulturpflanzen

KULAP Kulturlandschaftsprogramm

LfL Bayrische Landesanstalt fuumlr Landwirt-schaft

MAA Most Appropriate Areas

MoU Memorandum of Understanding ndash Kooperationsvereinbarung

MuD Modell- und Demonstrationsvorhaben

MLS Multilateral System of Access and Benefit-Sharing ndash Multilaterales System fuumlr Zugang und Vorteilsausgleich

NICE-D Nationale Informationsinfrastruktur fuumlr Charakterisierungs- und Evaluierungs- daten in Deutschland

PGRDEU Nationales Inventar Pflanzengenetische Ressourcen in Deutschland

PGR Pflanzengenetische Ressourcen

PGRFA Plant Genetic Resources for Food and Agriculture ndash Pflanzengenetische Ressour-cen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

RL Richtlinie

SaatG Saatgutverkehrsgesetz

SMTA Standard Material Transfer Agreement ndash Standardisierte Materialuumlbertragungs-vereinbarung

SortG Sortenschutzgesetz

UPOV International Union for the Protection of New Varieties of Plants ndash Internationaler Verband zum Schutz von Pflanzenzuumlch-tungen

VITIS Europaumlische Fruchtartendatenbanken fuumlr Vitis

WEL Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

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7 Literatur

BfN (1999) Daten zur Natur Landwirtschaftsverlag Muumlnster

BLAG (Bund-Laumlnder-Arbeitsgruppe bdquoForstliche Genressourcen und Forstsaatgutrechtldquo) (2000) Konzept zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung forstlicher Genressourcen in der Bundesrepublik Deutschland

BLE (2008) Pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Er-naumlhrung und Landwirtschaft in Deutschland Zweiter Nationaler Bericht Schriftenreihe des Informations- und Koordinationszentrums fuumlr Biologische Vielfalt Band 29

BMELV (2007) Agrobiodiversitaumlt erhalten Potenziale der Land- Forst- und Fischereiwirtschaft erschlieszligen und nachhaltig nutzen Eine Strategie des BMELV fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt fuumlr die Ernaumlhrung Land- Forst- und Fischerei-wirtschaft

BML (1996) Nutzpflanzen - Vielfalt fuumlr die Zukunft Deutscher Bericht zur Vorbereitung der 4 Internationalen Technischen Konferenz der FAO uumlber Pflanzengenetische Ressourcen vom 17-23 Juni 1996 in Leipzig Sonderdruck 625-1396 Bonn

BML (1997) 4 Internationale Technische Konferenz der FAO uumlber Pflanzengenetische Ressourcen-Schriften zu Genetischen Ressourcen (Sonder-band) Bonn

BML (2000a) Genetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung Landwirtschaft und Forsten Reihe A Angewandte Wissenschaft Heft 487 Landwirt-schaftsverlag Muumlnster-Hiltrup

BML (2000b) Statistisches Jahrbuch uumlber Ernaumlhrung Landwirtschaft und Forsten Landwirtschafts-verlag Muumlnster-Hiltrup

Bommer DFR amp K Beese (1990) Pflanzengenetische Ressourcen ndash Ein Konzept zur Erhaltung und Nutzung fuumlr die Bundesrepublik Deutschland Schriftenreihe des Bundesministeriums fuumlr Ernaumlhrung Landwirtschaft und Forsten Reihe A Angewandte Wissenschaft Heft 388

FAO (1996) Global Plan of Action for the Conservati-on and Sustainable Utilization of Plant Genetic Resources for Food and Agriculture FAO Rom

FAO (2010) The Second Report on the State of the Worldacutes Plant Genetic Resources for Food and Agriculture Rome

Hammer K (1998) Agrarbiodiversitaumlt und pflanzen-genetische Ressourcen Schriften zu Geneti-schen Ressourcen Band 10 ZADI Bonn

Korneck D amp H Sukopp (1988) Rote Liste der in der Bundesrepublik Deutschland ausgestorbenen verschollenen und gefaumlhrdeten Farn- und Bluumltenpflanzen und ihre Auswertung fuumlr den Arten- und Biotopschutz Schr ndashRF Vegeta-tionskunde 19

Korneck D M Schnittler amp I Vollmer (1996) Rote Liste der Farn- und Bluumltenpflanzen Deutsch-lands Schr-R f Vegetationskunde 28

Laliberte B Maggioni L Maxted N amp V Negri (eds) (2000) Report of a Task Force on Wild Species Conservation in Genetic Reserves and a Task Force on On-farm Conservation and Manage-ment IPGRI Rom

Leopold J (1998) Saatgut-Nachbau und Saatgut-Pflege ndash eine Umfrage bei Demeter-Landwirten und ndashGaumlrtnern ndash Forschungsring fuumlr biolo-gisch-dynamische Wirtschaftsweise Darm-stadt

Schneider C U Sukopp amp H Sukopp (1994) Bio-logisch-oumlkologische Grundlagen des Schutzes gefaumlhrdeter Segetalpflanzen Schr-R f Vege-tationskunde 26

63

8 Zitierte Gesetzestexte und Mitteilungen

BMJ (1993) Gesetz zu dem Uumlbereinkommen uumlber die biologische Vielfalt vom 05 Juni 1992 Bundesgesetzblatt Teil II Z 1998 A 09 Sept 1993 Nr 32

BMELV (2011) Richtlinie zur Foumlrderung von Modell- und Demonstrationsvorhaben im Bereich der Erhaltung und innovativen nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt

BMU (2012) Leitfaden zur Verwendung gebietseige-ner Gehoumllze Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) Stand Januar 2012 httpwwwbmudefilespdfsallgemeinapplicationpdfleitfaden_ gehoelze_bfpdf Letzter Zugriff 06032012

Bundesnaturschutzgesetz vom 29 Juli 2009 (BGBl I S 2542) das zuletzt durch Artikel 5 des Geset-zes vom 6 Februar 2012 (BGBl I S 148) geaumln-dert worden ist

KOM (2001) Mitteilung der Kommission an den Rat und das Europaumlische Parlament ndash Aktionsplan zur Erhaltung der Biologischen Vielfalt in der Landwirtschaft KOM20010162 endg

KOM (2006) Mitteilung der Kommission Eindaumlm-mung des Verlusts der Biologischen Vielfalt bis zum Jahr 2010 ndash Und daruumlber hinaus KOM (2006) 216 endg

KOM (2010) Mitteilung der Kommission an das Euro-paumlische Parlament den Rat den Europaumlischen Wirtschafts- und Sozialausschuss und den Ausschuss der Regionen ndash Die GAP bis 2020 Nahrungsmittel natuumlrliche Ressourcen und laumlndliche Gebiete ndash die kuumlnftigen Herausfor-derungen KOM (2010) 6725

Verordnung uumlber das Inverkehrbringen von Saatgut von Erhaltungsmischungen vom 6 Dezember 2011 (BGBl I S 2641)

Verordnung uumlber die Zulassung von Erhaltungssor-ten und das Inverkehrbringen von Saat- und Pflanzgut von Erhaltungssorten vom 21 Juli 2009 (BGBl I S 2107)

Vierzehnte Verordnung zur Aumlnderung saatgutrecht-licher Verordnungen vom 17 Dezember 2010 (BGBl I S 2128)

VO (EG) Nr 8702007

VO (EG) Nr 16882005 (ELER-VO)

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9 Weiterfuumlhrende Informationen und Adressverzeichnis

Weiterfuumlhrende Informationen Hintergrundmaterial und ein aktuelles Adressverzeichnis fuumlr alle am vorliegenden Fachprogramm beteiligten Akteure findet sich im Informationssystem Genetische Ressourcen GENRES (httpwwwgenresdekultur-und-wildpflanzenrahmenbedingungenfachprogramm)

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66

ImpressumHerausgeberBundesministerium fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (BMEL)Wilhelmstraszlige 54 10117 Berlin

StandJanuar 2015

Text und AnsprechpartnerBundesministerium fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (BMEL)Referat 522Biologische Vielfalt und BiopatenteRochusstraszlige 153123 BonnTelefon +49 228 99 529-0

Gestaltungdesignidee buumlro_fuumlr_gestaltung Erfurt

BildnachweisChristian PedantFotoliacom S 1 BMELPhototheknetThomas Koumlhler S 4 R_RFotoliacom S 6 12 Herrn Dr Hoffmann ZALF S 15 S 45 Xochiquetzal FonsecaCIMMYT S 19 BMEL designidee S 28Europa-Rosarium Sangerhausen Frau Schulz S 30 B Ditsch BG Dresden S 53 Thomas Stephan Dominic MenzlerBundesanstalt fuumlr Landwirt-schaft und Ernaumlhrung (BLE)wwwoekolandbaude S 8 9 16 18 20 34 37 40 51 54 56 Informations- und Koordinationszentrum fuumlr Biologische Vielfalt (IBV) S 7 10 23 25 27 31 32 34 35 36 40 43 44 59N HirneisenPicleasecom H Winter Picleasecom S 11 FocalPointFo-toliacom S 41 G EllwangerPicleasecom H Duty Picleasecom

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Diese Broschuumlre wird im Rahmen der Oumlffentlichkeits- arbeit des BMEL kostenlos herausgegeben Sie darf nicht im Rahmen von Wahlwerbung politischer Parteien oder Gruppen eingesetzt werden

Weitere Informationen finden Sie im Internet unterwwwbmelde

  • Nationales Fachprogramm zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung pflanzen- genetischer Ressourcen landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Kulturpflanzen Pflanzengenetische Ressourcen in Deutschland
    • Inhalt
    • Vorwort
      • Sehr geehrte Leserinnnen und Leser
        • 1 Einleitung
        • 2 Bedeutung Gefaumlhrdung und Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen
          • 21 Begriffsbestimmungen
          • 22 Bedeutung
          • 23 Zustand und Gefaumlhrdung
          • 24 Erhaltung pflanzen- genetischer Ressourcen
            • 3 Politische und rechtliche Rahmen- bedingungen
              • 31 Internationale Ebene
                • 311 Uumlbereinkommen uumlber die biologische Vielfalt
                • 312 Internationaler Vertrag uumlber pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft
                  • Kommission fuumlr Genetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft der FAO
                    • 313 Globaler Treuhandfonds fuumlr Nutzpflanzenvielfalt
                      • 32 Europaumlische Ebene
                        • 321 EU-Agrarpolitik
                        • 322 Europaumlisches Kooperationsprogramm fuumlr pflanzengenetische Ressourcen
                          • 33 Nationale Ebene
                            • 331 Zugang zu pflanzengenetischen Ressourcen
                            • 332 RechtlicherRahmenfuumlrdas InverkehrbringenvonSaat-und Pflanzgut
                            • 333 AuswirkungendesNaturschutzrechts
                                • 4 Schwerpunkte des Arbeitsprogramms
                                  • 41 Ex-situ-Erhaltung
                                    • Handlungsbedarf
                                    • 411 BundeszentraleGenbankfuumlr landwirtschaftlicheund gartenbaulicheKulturpflanzen
                                      • Handlungsbedarf
                                        • 412 DeutscheGenbankObst
                                          • Handlungsbedarf
                                            • 413 DeutscheGenbankReben
                                              • Handlungsbedarf
                                                • 414 DeutscheGenbankZierpflanzen
                                                  • Handlungsbedarf
                                                    • 415 Genbank fuumlr Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft
                                                      • Handlungsbedarf
                                                        • 416 Implementierung der bdquoEuropaumlischen Genbankldquo (AEGIS) im Rahmen des ECPGR
                                                          • Handlungsbedarf
                                                            • 417 Implementierung des Multilateralen Systems (MLS) des Internationalen Vertrags
                                                              • Handlungsbedarf
                                                                  • 42 In-situ-Erhaltung
                                                                    • 421 On-farm-Bewirtschaftung
                                                                      • 4211 Weiterentwicklung der bdquoRoten Liste der gefaumlhrdeten einheimischen Nutzpflanzenldquo
                                                                        • Handlungsbedarf
                                                                          • 4212 Staumlrkung der On-farm-Erhaltung und -Bewirtschaftung
                                                                            • Handlungsbedarf
                                                                              • 4213 Erhaltung und nachhaltige Nutzung der genetischen Vielfalt im Gruumlnland
                                                                                • Handlungsbedarf
                                                                                  • 4214 Aufbau von Kompetenzzentren
                                                                                    • Handlungsbedarf
                                                                                      • 4215 AufbauvonFortbildungsangeboten imBereichOn-farm-Erhaltung pflanzengenetischerRessourcen
                                                                                        • Handlungsbedarf
                                                                                            • 422 In-situ-ErhaltungvonWildpflanzen fuumlrErnaumlhrungundLandwirtschaft (WEL)
                                                                                              • Handlungsbedarf
                                                                                              • 4221 IdentifizierungvonSchwerpunktarten
                                                                                                • Handlungsbedarf
                                                                                                  • 4222 BestandsstuumltzendeMaszlignahmen
                                                                                                    • Handlungsbedarf
                                                                                                      • 4223 IdentifizierungAufbauundAusweisung bdquogenetischerSchutzgebieteldquo
                                                                                                        • Handlungsbedarf
                                                                                                          • 4224 VerwendunggebietseigenerWildpflanzen inderfreienNatur
                                                                                                            • Handlungsbedarf
                                                                                                              • 43 Nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen
                                                                                                                • 431 WeiterfuumlhrungvonAgrarumwelt- maszlignahmen
                                                                                                                  • Handlungsbedarf
                                                                                                                    • 432 Weiterentwicklungnachhaltiger Nutzungssysteme
                                                                                                                      • Handlungsbedarf
                                                                                                                        • 433 EntwicklungundVerbesserungvon IndikatorenfuumlrdieBestimmungder Gefaumlhrdungvonpflanzengenetischen Ressourcen
                                                                                                                          • Handlungsbedarf
                                                                                                                            • 434 FoumlrderungderEvaluierungund Charakterisierung
                                                                                                                              • Handlungsbedarf
                                                                                                                                • 435 ErschlieszligungvonInnovationspoten- zialenpflanzengenetischerRessourcen durchdieZuumlchtungsforschung
                                                                                                                                  • Handlungsbedarf
                                                                                                                                    • 436 Erweiterungdergenetischen DiversitaumltdurchdenAufbauvon Evolutionsramschen
                                                                                                                                      • Handlungsbedarf
                                                                                                                                        • 437 VermarktungvonbdquoVielfaltsproduktenldquo
                                                                                                                                          • Handlungsbedarf
                                                                                                                                              • 44 Information und Dokumentation
                                                                                                                                                • 441 Auf-undAusbauinstitutioneller Informationsinfrastruktur
                                                                                                                                                  • Handlungsbedarf
                                                                                                                                                    • 442 PortalfuumlrEx-situ-Erhaltungskulturen einheimischerWildpflanzen
                                                                                                                                                      • Handlungsbedarf
                                                                                                                                                        • 443 Auf-undAusbaueinerDokumen- tationsinfrastrukturzwischenBund undLaumlndernfuumlrdenBereichin situ undon farm
                                                                                                                                                          • Handlungsbedarf
                                                                                                                                                            • 444 NationalesInventarbdquoPGRDEUldquo
                                                                                                                                                              • Handlungsbedarf
                                                                                                                                                                • 445 NationaleInformationsinfrastruktur fuumlrCharakterisierungs-undEvaluie- rungsdaten
                                                                                                                                                                  • Handlungsbedarf
                                                                                                                                                                    • 446 Bundesinformationssystem GenetischeRessourcen
                                                                                                                                                                      • Handlungsbedarf
                                                                                                                                                                          • 45 Oumlffentlichkeitsarbeit
                                                                                                                                                                            • Handlungsbedarf
                                                                                                                                                                                • 5 Organisation und Durchfuumlhrung
                                                                                                                                                                                • 6 Abkuumlrzungsverzeichnis
                                                                                                                                                                                • 7 Literatur
                                                                                                                                                                                • 8 Zitierte Gesetzestexte und Mitteilungen
                                                                                                                                                                                • 9 Weiterfuumlhrende Informationen und Adressverzeichnis
                                                                                                                                                                                • Impressum
                                                                                                                                                                                  • Herausgeber
                                                                                                                                                                                  • Stand
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Page 5: Pflanzengenetische Ressourcen in Deutschland - BMEL

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Dazu gehoumlrt in erster Linie der Beitritt Deutschlands zum bdquoInternationalen Vertrag fuumlr pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaftldquo im Jahr 2004 Ziel des Vertrages ist es pflanzengenetische Res-sourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft langfristig zu erhalten und nachhaltig zu nutzen Deutschland hat sich fuumlr diesen Vertrag eingesetzt und gehoumlrt auch heute noch zu seinen wesentlichen Unterstuumltzern Das vorlie-gende Fachprogramm spielt in der Umsetzung des inter-nationalen Vertrages eine wichtige Rolle

Zudem wurde die Sektorstrategie des BMEL bdquoAgrobio-diversitaumlt erhalten Potenziale der Land- Forst- und Fischereiwirtschaft erschlieszligen und nachhaltig nutzenldquo erarbeitet Diese Strategie bildet einen Rahmen fuumlr die sektoralen nationalen Fachprogramme die fuumlr pflan-zen- tier- forst- und aquatische genetische Ressourcen erstellt worden sind Auch sie ist bei der Neufassung des Fachprogramms beruumlcksichtigt worden

Eine der wichtigsten Aufgaben des Fachprogramms ist es die wesentlichen Akteure auf dem Gebiet der Erhal-tung und nachhaltigen Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen zusammenzubringen Eine tragende Saumlu-le bildet dabei der Beratungs- und Koordinierungsaus-schuss fuumlr genetische Ressourcen landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Kulturpflanzen Den Ausschussmit-gliedern moumlchte ich meinen besonderen Dank fuumlr ihre Arbeit aussprechen

Danken moumlchte ich auch den vielen Menschen die durch ihre taumlgliche Arbeit als Bauern Gaumlrtner oder sons-tige Erhalter oder auch durch bewusste Konsument-scheidungen dazu beitragen die heute noch bestehende Vielfalt fuumlr die nachfolgenden Generationen zu sichern

Christian Schmidt MdBBundesminister fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

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1 Einleitung

Das Bundesministerium fuumlr Ernaumlhrung Landwirt-schaft und Forsten (BML) hatte u a zur Umsetzung des Uumlbereinkommens uumlber die biologische Vielfalt (CBD) 1999 eine Konzeption zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung genetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung Landwirtschaft und Forsten in seiner Schriftenreihe (BML Heft 487) veroumlffentlicht Das darin vorgesehene nationale Programm setzte sich aus sektoralen Fachprogrammen zu den einzelnen Teilgebieten genetischer Ressourcen zusammenAufbauend auf die bereits 1990 veroumlffentlichte Kon-zeption fuumlr Pflanzengenetische Ressourcen wurde 2001 das erste Nationale Fachprogramm zur Erhal-tung und nachhaltigen Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Kulturpflanzen erarbeitet Es wurde 2002 von der Agrarministerkonferenz verabschiedet und war bis 2011 die wesentliche Grundlage fuumlr bundesweit ab-gestimmte Aktivitaumlten auf diesem Gebiet in Deutsch-land

Im Jahr 2004 trat der Internationale Vertrag uumlber pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft in Kraft Als Vertragsstaat verpflichtet sich Deutschland pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft langfristig zu erhal-ten und nachhaltig zu nutzen Die Vertragsstaaten verpflichten sich zudem bei ihren Erhaltungsbemuuml-hungen zur gegenseitigen Unterstuumltzung und inter-nationalen Zusammenarbeit

Mit der Erarbeitung der Strategie des Bundesministe-riums fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (BMEL) fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der biologi-schen Vielfalt fuumlr die Ernaumlhrung Land- Forst- und Fischereiwirtschaft im Jahr 20071 (kurz Agrobiodi-versitaumltsstrategie) wurde die Erhaltung genetischer Ressourcen in ein uumlbergreifendes Konzept zur Erhal-tung und nachhaltigen Nutzung der Agrobiodiversitaumlt eingebettet Diese BMEL-Strategie ergaumlnzt die vom Bundeskabinett 2007 beschlossene Nationale Strate-gie fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt

Aufgrund geaumlnderter Rahmenbedingungen auf nationaler und internationaler Ebene und unter Beruumlcksichtigung der Fortschritte und Erfahrungen aus der bisherigen Umsetzung des nationalen Fach-programms wurde eine grundlegende Aktualisierung vorgenommen

Die Struktur des nun vorliegenden zweiten Fach-programms orientiert sich weiterhin am Globalen Aktionsplan der Ernaumlhrungs- und Landwirtschaftsor-ganisation der Vereinten Nationen2 (Food and Agri-culture Organisation of the United Nations - FAO) und seinen vier Hauptbereichen In-situ-Erhaltung und Entwicklung Ex-situ-Erhaltung Nachhaltige Nutzung und Staumlrkung institutioneller und personeller Kapa-zitaumlten

Das Fachprogramm wird durch den Beratungs- und Koordinierungsausschuss fuumlr genetische Ressour-cen landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Kul-turpflanzen (BEKO) begleitet Dieser besteht aus 17 Mitgliedern die von Bundes- und Landesbehoumlrden Fachverbaumlnden und Organisationen aus Wissenschaft und Wirtschaft benannt und gegebenenfalls auch als sachkundige Einzelpersonen vom BMEL berufen werden

1 httpwwwgenresdefileadminSITE_GENRESdownlo-adsdocsStrategiepapierAgrobiodiversitaet_deutschpdf2 httpwwwglobalplanofactionorgidgpa

Der Bund die Laumlnder sowie die verschiedenen staat-lichen und privaten Einrichtungen Gremien und sonstigen Akteure stellen durch gemeinsame An-strengungen und eigene Leistungen die Umsetzung

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des Nationalen Fachprogramms sicher Die Bundes-laumlnder unterstuumltzen das Nationale Fachprogramm durch eigene Laumlnderprogramme oder durch einzelne Maszlignahmen in anderen bestehenden Programmen

Mit dem Fachprogramm werden

Informationen uumlber Bedeutung Vorkommen und Erhaltungszustand der jeweiligen genetischen Ressourcen erhoben zusammengefuumlhrt konso-lidiert ausgewertet und zu einem Gesamtbild zusammengefuumlgt das als Entscheidungsgrundlage dientMaszlignahmen zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung genetischer Ressourcen entwickelt deren Umsetzung angestoszligen werden sollen undinstitutionelle personelle und finanzielle Ressour-cen gebuumlndelt sowiedie maszliggeblichen Akteure aus Verwaltung For-schung und dem gesellschaftlichen Umfeld zu-sammengefuumlhrt

BluumlhenderAckerrandstreifen

Ausgehend von den internationalen und nationa-len Vorgaben insbesondere der Agrobiodiversi-taumltsstrategie des BMEL sind die wesentlichen Zie-le des Nationalen Fachprogramms zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen landwirtschaftlicher und gartenbauli-cher Kulturpflanzen

Ressourcen sichern die Vielfalt der wild wachsenden und der kultivierten pflanzen-genetischen Ressourcen langfristig in wissen-schaftlich abgesicherter und kosteneffizienter Weise in situ und ex situ erhaltenOumlkosysteme erhalten einen Beitrag zur Erhaltung und Wiederherstellung landwirt-schaftlich und gartenbaulich gepraumlgter Oumlko-systeme einschlieszliglich der obstbaulichen und Gruumlnlandoumlkosysteme leistenVielfalt nutzen pflanzengenetische Ressour-cen durch geeignete Maszlignahmen u a durch Charakterisierung Evaluierung Dokumen-tation zuumlchterische Erschlieszligung Bildungs- und Oumlffentlichkeitsarbeit verstaumlrkt nutzbar machenAnbau diversifizieren eine groumlszligere Vielfalt landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Kulturpflanzenarten und -sorten (einschlieszlig-lich Zierpflanzen) in Deutschland nachhaltig wirtschaftlich nutzenZustaumlndigkeiten darlegen mehr Transpa-renz bei den verteilten Zustaumlndigkeiten und Verantwortlichkeiten von Bund Laumlndern und Gemeinden sowie den auf dem Gebiet taumltigen Organisationen und Institutionen bei der Er-haltung und Nutzung der pflanzengenetischen Ressourcen herstellen undNational und international zusammenarbei-ten Synergien nutzen die sich aus einer ver-staumlrkten Zusammenarbeit auf der nationalen uumlberstaatlich-regionalen und internationalen Ebene ergeben koumlnnen und diese foumlrdern

Bohnenvielfalt

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2 Bedeutung Gefaumlhrdung und Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen

21 Begriffsbestimmungen

Fuumlr die im vorliegenden Fachprogramm verwendeten Begriffe gelten die im Rahmen des Internationalen Vertrags uumlber pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (International Treaty on Plant Genetic Resources for Food and Agriculture ndash Internationaler Vertrag) bzw dem Uumlbereinkommen uumlber die biologische Vielfalt (Convention on Biological Diversity ndash CBD) erarbeiteten Begriffsbestimmungen

Oumlkosystem bedeutet einen dynamischen Komplex von Gemeinschaften aus Pflanzen Tieren und Mikro-organismen sowie deren nicht lebender Umwelt die als funktionelle Einheit in Wechselwirkung stehen

Biologische Vielfalt ist die Variabilitaumlt unter lebenden Organismen jeglicher Herkunft darunter u a Land- Meeres- und sonstige aquatische Oumlkosysteme und die oumlkologischen Komplexe zu denen sie gehoumlren dies umfasst die Vielfalt innerhalb der Arten und zwischen den Arten und die Vielfalt der Oumlko-systeme

Genetische Ressourcen sind genetisches Material von tatsaumlchlichem oder potenziellem Wert

Genetisches Material ist jedes Material pflanzlichen tierischen mikrobiellen oder sonstigen Ursprungs das funktionale Erbeinheiten enthaumllt

Pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft bedeutet jedes genetische Material pflanzlichen Ursprungs das einen tatsaumlchlichen oder potenziellen Wert fuumlr Ernaumlhrung und Landwirt-schaft hat

Ex-situ-Erhaltung ist die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft auszligerhalb ihres natuumlrlichen Lebensraums

In-situ-Erhaltung bedeutet die Erhaltung von Oumlkosystemen und natuumlrlichen Lebensraumlumen sowie die Bewahrung und Wiederherstellung lebensfaumlhiger Populationen von Arten in ihrer natuumlrlichen Umge-bung und ndash im Fall domestizierter oder gezuumlchteter Pflanzenarten ndash in der Umgebung in der sie ihre besonderen Eigenschaften entwickelt haben

Nachhaltige Nutzung ist die Nutzung von Bestandteilen der biologischen Vielfalt in einer Weise und in einem Ausmaszlig die nicht zum langfristigen Ruumlckgang der biologischen Vielfalt fuumlhren wodurch ihr Po-tential erhalten bleibt die Beduumlrfnisse und Wuumlnsche heutiger und kuumlnftiger Generationen zu erfuumlllen

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On-farm-Bewirtschaftung als besondere Form der In-situ-Erhaltung ist die Erhaltung und Weiterent-wicklung lokal oder regional angepasster so genannter Landsorten in der Umgebung in der sie ihre besonderen Eigenschaften entwickelt haben d h im landwirtschaftlichen Betrieb im weiteren Sinne

Landsorten sind Populationen oder Klone innerhalb einer Kulturart die durch reproduzierbare Ausprauml-gung ihrer Merkmale definiert sind und sich in der Regel aus mehreren morphologisch oder physiolo-gisch voneinander abweichenden Typen zusammensetzen die sich laufend an die natuumlrlichen Umwelt-bedingungen ihrer Region anpassen

Erhaltungssorten im Sinne des Saatgutrechts sind Sorten von landwirtschaftlichen Arten und Gemuuml-searten die traditionell in bestimmten Gebieten (Ursprungsregionen) angebaut wurden an die natuumlr-lichen oumlrtlichen und regionalen Umweltbedingungen angepasst von genetischer Erosion bedroht und hinsichtlich der Erhaltung von pflanzengenetischen Ressourcen bedeutsam sind

Amateursorten im Sinne des Saatgutrechts sind Sorten von Gemuumlsearten die an sich ohne Wert fuumlr den Anbau zu kommerziellen Zwecken sind und die fuumlr den Anbau unter besonderen klimatischen boden- oder agrotechnischen Bedingungen gezuumlchtet wurden

22 Bedeutung

Von der Landnutzung in Deutschland entfaumlllt etwas mehr als die Haumllfte auf die Landwirtschaft ndash unsere agrarisch gepraumlgten Kulturlandschaften Die dort angebauten oder genutzten Kulturpflanzen haben aufgrund der damit erzeugten Produkte eine erheb-liche oumlkonomische Bedeutung ihre Nutzung bietet vielen Menschen in Deutschland Nahrung Beschaumlf-tigung und Einkommen Kulturlandschaften haben aufgrund ihrer Ausdehnung bei uns als Lebensraumlume fuumlr Pflanzen und Tiere einen hohen oumlkologischen Stellenwert

Der groumlszligte Teil der heute vorhandenen genetischen Vielfalt unserer Nutzpflanzen entstand durch staumln-dige Auslese und Weiterentwicklung im Rahmen der landwirtschaftlichen Produktion damit ist die da-durch entstandene Vielfalt in Form von angepassten Kulturpflanzenarten und -sorten sowie des Wissens uumlber Anbau Vermehrung und Nutzung auch Teil unseres kulturellen Erbes

Uumlber den aktuellen oumlkonomischen Nutzen hinaus stellt die Vielfalt der genutzten und nutzbaren Pflan-zen aufgrund der Vererbbarkeit ihrer Eigenschaf-ten zudem eine wertvolle Ressource fuumlr zukuumlnftige Nutzungen und eine Grundlage fuumlr Innovationen und erweiterte wirtschaftliche Aktivitaumlten dar Auch eine Anpassung an veraumlnderte Rahmenbedingungen wie Klimaveraumlnderungen oder veraumlnderte Nachfra-ge koumlnnen den Ruumlckgriff auf pflanzengenetische

Ressourcen erfordern Die Vielfalt ist eine grundle-gende Voraussetzung fuumlr zukuumlnftige Nutzungen und zuumlchterischen Fortschritt Einmal verloren gegangene biologische Vielfalt ist nicht wieder herstellbar Aus diesem Grunde ist in besonderer Weise Vorsorge geboten

Daruumlber hinaus sind kulturelle und aumlsthetische Werte zu beruumlcksichtigen Bei den Zierpflanzen haben letz-tere auch unmittelbar groszlige oumlkonomische Bedeutung erlangt Traditionelle Arten oder alte Sorten von Kulturpflanzen zeugen von den kulturellen Leis-tungen fruumlherer Generationen und der historischen Entwicklung des Land- und Gartenbaus in einer Region Traditionelle Formen der agrarisch gepraumlgten Kulturlandschaften haben zudem einen besonderen Erlebnis- oder Erholungswert der unter dem Stich-wort bdquoDiversifizierung der Land- und Forstwirtschaftldquo regional wiederum oumlkonomische Bedeutung als Standortfaktor erlangt

AnbauverschiedenerSalatsorten

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23 Zustand

und Gefaumlhrdung

Die Ausgangslage hinsichtlich Zustand und Gefaumlhr-dung landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Kul-turen sowie fuumlr den Weinbau werden in der Agrobio-diversitaumltsstrategie des BMEL beschrieben Weitere Informationen zu landwirtschaftlichen Nutzpflanzen Gruumlnlandpflanzen Gemuumlse Obstkulturen Zierpflan-zen Sonderkulturen und potentiell nutzbaren Wild-pflanzen finden sich im zweiten Nationalen Bericht uumlber Pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft in Deutschland aus dem Jahr 20083 Die Nationalen Berichte bildeten auch die Grundlage fuumlr den zweiten Weltzustandsbericht uumlber pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft der FAO4

Auch wenn sich einige Arten infolge gezielter Erhal-tungsmaszlignahmen erholen konnten ist insgesamt die Vielfalt der genutzten Arten und teilweise auch die genetische Vielfalt innerhalb der Arten stark ruumlck-laumlufig Der Ruumlckgang ging einher mit einer regional unterschiedlich ausgepraumlgten Intensivierung der Landwirtschaft und der Nutzungsaufgabe von er-tragsarmen Standorten Die Gefaumlhrdung der heimi-schen Nutzpflanzenvielfalt soll zukuumlnftig vor allem durch die Weiterentwicklung der bdquoRoten Liste der gefaumlhrdeten einheimischen Nutzpflanzenldquo (s Kapitel 4211) besser dokumentiert werden

Fast ein Drittel der landwirtschaftlichen Nutzflaumlche nimmt das Gruumlnland ein Es gehoumlrt mit seinem Arten-reichtum zu den wertvollsten Agraroumlkosystemen und leistet damit neben seinem Beitrag zur landwirt-schaftlichen Produktion auch wichtige Dienste als Oumlkosystem Auch bei intensiv genutztem Gruumlnland ist ein Ruumlckgang des Artenreichtums zu verzeichnen Um moumlglichst umfassende Informationen uumlber den Artenreichtum von Gruumlnlandstandorten zu erhalten ist es zunaumlchst notwendig entsprechende Indikator- oder Kennarten zu bestimmen um dann eine Auf-nahmemethode zur Identifikation der unterschiedli-chen Gruumlnlandformen festzulegen

24 Erhaltung pflanzen-

genetischer Ressourcen

Die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft erfolgt durch zwei grundsaumltzlich unterschiedliche Wege die sich jedoch ergaumlnzen Die Ex-situ- und die In-situ-ErhaltungDie Ex-situ-Erhaltung in Deutschland erfolgt v a in Genbanken Botanischen Gaumlrten und sonstigen Institutionen Waumlhrend bei der Arbeit in den Bota-nischen Gaumlrten primaumlr die globale Artenvielfalt fuumlr Forschungs- und Ausbildungszwecke im Vordergrund steht raumlumen die Genbanken vor allem der innerart-lichen Variabilitaumlt unserer Kulturarten Prioritaumlt ein Von den deutschen Genbanken betreut die zentrale Kulturpflanzengenbank Deutschlands am Leibniz-Institut fuumlr Pflanzengenetik und Kulturpflanzenfor-schung (IPK) eine sehr artenreiche Sammlung die Ak-zessionen von uumlber 3200 Arten umfasst wobei auch hier bezogen auf die Anzahl der Muster der Samm-lungsschwerpunkt bei wenigen landwirtschaftlich be-deutenden Arten (v a Getreide) liegt Diese Genbank gehoumlrt zu den weltweit groumlszligten Sammlungen

Acker-Rittersporn(Consolida regalis)Einepotenziellnutzbare

WildpflanzefuumlrErnaumlhrungundLandwirtschaft(WEL)

3 httpwwwgenresdefileadminSITE_GENRESdownloadsschriftenreiheagrobiodiversitaet_band_29pdf4 httpwwwfaoorgdocrep013i1500ei1500e00htm

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Bluumlhende Streuobstwiese

Da die Erhaltung einiger Kulturen wie Obst Gehoumllze und Zierpflanzen nicht in den Aufgabenbereich der IPK-Genbank faumlllt ist die Etablierung weiterer spezi- alisierter Genbanken bzw Genbanknetzwerke not- wendig (siehe Kapitel 41) Ergaumlnzend bieten sich auch die Botanischen Gaumlrten fuumlr die Erhaltung genetischer Ressourcen an die gleichzeitig alte Sorten wie auch Wildarten und Wildformen von Kulturarten am na- tuumlrlichen Standort als auch ex situ erhalten koumlnnen Aber auch Erhaltungsinitiativen und sonstige Insti-tutionen einschlieszliglich Privatpersonen die speziali-sierte Sammlungen mit wenigen oder nur einer Art unterhalten koumlnnen in diese Erhaltungsaktivitaumlten einbezogen werden Zur besseren Koordination dieser Sammlungsaktivitaumlten werden derzeit Erhaltungs-infrastrukturen in Form von Genbanknetzwerken etabliert bzw weiter ausgebaut (Naumlheres hierzu siehe wwwgenresde)

Traditionell sind der Schutz und die Erhaltung in situ Schwerpunktaktivitaumlten des Naturschutzes Die Arten bleiben in ihren Oumlkosystemen den dynamischen Prozessen der Evolution ausgesetzt Die notwendige Anpassung durch natuumlrliche Selektion an wechseln-de Umwelteinfluumlsse ist so gewaumlhrleistet Mit unse-ren Kulturarten verwandte Wildpflanzen (crop wild

relatives ndash CWR) und aktuell oder potenziell nutzbare Wildarten stellen mit mehr als 2800 Arten als so-genannte Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Land-wirtschaft (WEL) einen beachtlichen Anteil unserer heimischen Flora (ca 3500 Arten) WEL leisten einen wichtigen Beitrag zur Erweiterung der genetischen Basis und sind damit fuumlr die Pflanzenzuumlchtung eine wertvolle Quelle neuer Eigenschaften In der nach-haltigen landwirtschaftlichen und gartenbaulichen Pflanzenproduktion werden heute leistungsfaumlhige und gesunde Sorten mit ausgepraumlgten Qualitaumlts-eigenschaften und guter Widerstandsfaumlhigkeit gegen Pflanzenkrankheiten und Schaumldlinge benoumltigt

Eine besondere Form der In-situ-Erhaltung ist die On-farm-Bewirtschaftung Erhaltungsinitiativen aber auch einige Betriebe des oumlkologischen Landbaus bauen alte regional angepasste Sorten (so genannte Landsorten) an Beim Erhalt gartenbaulicher Kul-turpflanzen und Sonderkulturen kann ebenfalls die traditionelle Nutzung in Gaumlrten sehr wichtig sein

Die Erhaltung und nachhaltige Nutzung genetischer Ressourcen gehoumlrt zu den wichtigen Zukunftsaufgaben von Bundes- und Landesregierungen Deutschlands

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3 Politische und rechtliche Rahmen- bedingungen

31 Internationale Ebene

311 Uumlbereinkommen uumlber die biologische Vielfalt

Das 1992 in Rio de Janeiro von der Voumllkergemein-schaft beschlossene Uumlbereinkommen uumlber die biolo-gische Vielfalt (Convention on Biological Diversity ndash CBD) verpflichtet die Vertragsstaaten zur langfris-tigen Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der auf ihrem Hoheitsgebiet vorkommenden biologischen Vielfalt Es enthaumllt auch Bestimmungen uumlber den Zugang zu genetischen Ressourcen und der Teilha-be an den sich aus der Nutzung dieser Ressourcen ergebenden Vorteile (siehe hierzu auch Kapitel 331) Deutschland ist seit 1993 Vertragspartei der CBD (Ge-setz zu dem Uumlbereinkommen vom 5 Juli 1992 uumlber die biologische Vielfalt (BGBI II 1993 1741))

Ein wichtiger Erfolg des CBD-Prozesses war die Ver-abschiedung der Bonner Leitlinien uumlber den Zugang zu genetischen Ressourcen und die gerechte und ausgewogene Beteiligung an den Vorteilen aus ihrer Nutzung im Jahr 2002 Mit der Verabschiedung des sogenannten Nagoya-Protokolls auf der 10 Vertrags-staatenkonferenz unter voller Beruumlcksichtigung be-reits bestehender internationaler Regelungen wurden die Grundlagen fuumlr kuumlnftige Regelungen zu Zugang und Vorteilsausgleich geschaffen

Fuumlr den Schutz die Erhaltung und nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen ist daruumlber hinaus die 2002 im Rahmen der CBD verabschiede-te Globale Strategie zum Erhalt der Pflanzenvielfalt (Global Strategy for Plant Conservation ndash GSPC) von Bedeutung Sie stellt ein Instrument dar um das 2010-Ziel (signifikante Verminderung des Verlusts an biologischer Vielfalt) welches durch die Staats- und Regierungschefs anlaumlsslich des Weltgipfels fuumlr nach-haltige Entwicklung (World Summit on Sustainable Development) 2002 beschlossen wurde zu erreichen Alle Vertragsstaaten der CBD sind aufgefordert die GSPC bei der Erarbeitung von nationalen Strategien

und Programmen zu beruumlcksichtigen Auf der 10 Vertragsstaatenkonferenz der CBD im Oktober 2010 in Nagoya Japan wurde eine uumlberarbeitete GSPC beschlossen Die GSPC umfasst 16 konkrete Ziele in 5 Handlungsbereichen (I) Erfassung und Dokumen-tation (II) Erhaltung (III) Nachhaltige Nutzung (IV) Foumlrderung von Bildung und Bewusstsein uumlber die Pflanzenvielfalt und (V) Schaffung von fachlichen Kapazitaumlten zu deren Erhaltung In einem For-schungs- und Entwicklungsvorhaben des BfN mit den Botanischen Gaumlrten der Universitaumlt Bonn (2005ndash2008) wurden Vorschlaumlge zu Umsetzungserfordernissen der GSPC in Deutschland erarbeitet Die im Rahmen dieses Vorhabens geleistete Luumlckenanalyse und Erar-beitung von Handlungsprioritaumlten unterstuumltzen seit Beendigung des Projekts die Umsetzung einzelner Ziele durch betroffene Akteure in Deutschland

Delegierte verhandeln die internationalen Rahmenbedingungen fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen

5 Planta Europa ist ein Netzwerk unabhaumlngiger Regierungs- und Nicht-Regierungs-Organisationen die fuumlr den Schutz der europaumlischen Flora zusammenarbeiten (wwwplantaeuropaorg)

Eine weitere Grundlage bilden auch die detaillierte-ren Anforderungen der Europaumlischen Strategie zur Erhaltung der Pflanzen (European Plant Conserva-tion Strategy ndash EPCS) Die EPCS wurde von Planta Europa5 und dem Europarat entwickelt und stellt die Ziele der GSPC in einen europaumlischen Zusammen-hang Sie enthaumllt 42 klare Ziele fuumlr Europa mit der die in der GSPC definierten 16 Ziele bis Mitte 2010 um-gesetzt werden sollen Im Jahre 2007 wurde die EPCS uumlberpruumlft und weiter mit der GSPC harmonisiert Die neue Europaumlische Strategie (European Strategy for

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Plant Conservation ndash ESPC) gilt jetzt von 2008 ndash 2014 und untersetzt jedes der 16 Ziele der GSPC mit spezi-fischen europaumlischen Zielen die teilweise von hoher Relevanz fuumlr das vorliegende Fachprogramm sind (z B ESPC Ziel 91 Establishment of 25 European crop wild relative genetic reserves covering the major hot-spots of species and genetic diversity) Die Umsetzung der ESPC wird von Planta Europa koordiniert

312 Internationaler Vertrag uumlber pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

Auf internationaler Ebene trat das wichtigste Abkom-men zur Erhaltung und Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft der Internationale Vertrag uumlber pflanzengenetische Res-sourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (ITPGR) im Jahr 2004 in Kraft (vgl wwwplanttreatyorg) Der Vertrag ist als zustimmungspflichtiges Bundesgesetz ratifiziert worden61

Die Vertragsstaaten des ITPGR verpflichten sich pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft langfristig zu erhalten und nachhal-tig zu nutzen sie verpflichten sich zudem bei ihren Erhaltungsbemuumlhungen zur gegenseitigen Unterstuumlt-zung und internationalen Zusammenarbeit Ein zent-rales Element des ITPGR ist ein Multilaterales System (MLS) aus dem pflanzengenetische Ressourcen unter erleichterten Bedingungen mit Hilfe eines bdquoStandard Material Transfer Agreements (SMTA)ldquo fuumlr eine Nut-zung verfuumlgbar gemacht werden Uumlber dieses SMTA werden im ITPGR unter den jeweiligen Bedingungen entweder obligatorische oder freiwillige Zahlungen in den sogenannten bdquoBenefit Sharing (BS) Fundldquo des ITPGR eingenommen Der BS-Fund foumlrdert daraus Projekte in Entwicklungslaumlndern und Laumlndern mit Uumlbergangswirtschaften soweit sie Vertragsstaaten des ITPGR sind

Ferner erkennt der ITPGR die Rechte der Bauern (Farmerslsquo Rights) durch Anerkennung des Beitrags den die ortsansaumlssigen und eingeborenen Gemein-schaften und Bauern zur Erhaltung und Entwicklung pflanzengenetischer Ressourcen geleistet haben und weiter leisten an

Deutschland ratifizierte den ITPGR im Jahr 2004 und seine Umsetzung auf nationaler Ebene ist zwischen-zeitlich weit fortgeschritten BMEL ist federfuumlhrendes Ressort und nationale Kontaktstelle (Focal Point) fuumlr den Vertrag Die relevanten Akteure wurden aufge-fordert pflanzengenetische Ressourcen fuumlr das MLS bereitzustellen und fuumlr die Abgabe von Material dieser pflanzengenetischen Ressourcen das SMTA zu verwenden Zur besseren Information aller Ak-teure wurde eine deutsche Sprachversion des SMTA (rechtlich guumlltig ist nur die englische Textversion) in Abstimmung mit Oumlsterreich und der Schweiz erstellt und mit weiteren erlaumluternden Informationsmateri-alien u a auf der Internetseite des BMEL eingestellt Deutsche Einrichtungen haben seit 2008 insgesamt ca 108000 Genbankmuster in das MLS eingebracht Die Muster des MLS sind im Nationalen Inventar zu Pflanzengenetischen Ressourcen PGRDEU6 entspre-chend gekennzeichnet so dass eine gezielte Online-Recherche nach Material welches aus Deutschland fuumlr das MLS bereitgestellt wird moumlglich ist

Die weitere Unterstuumltzung des ITPGR ist ein wesentli-ches Element der deutschen Agrobiodiversitaumltsstrategie

6 httppgrdeugenresde61 Gesetz zu dem befristeten Vertrag vom 3 November 2001 uumlber pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft BbBI II 2003 906

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Kommission fuumlr Genetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft der FAO

Eine fuumlhrende Rolle in der internationalen Zusammenarbeit zu genetischen Ressourcen hat die Kommission fuumlr Genetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft der FAO (Com-mission on Genetic Resources for Food and Agri-culture ndash CGRFA) Dabei handelt es sich um eine zwischenstaatliche Regierungskommission die die FAO-Konferenz in Fragen der Agrobiodiversi-taumlt einschlieszliglich der genetischen Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft beraumlt Die CGRFA wurde 1983 gegruumlndet und hat z Z 172 Staaten und die EU als Mitglieder Sie ist zustaumlndig fuumlr genetische Ressourcen der Nutzpflanzen Nutztie-re Forstpflanzen aquatische genetische Res-sourcen Mikroorganismen und Wirbellose sowie Querschnittsfragen wie beispielsweise Zugang zu genetischen Ressourcen und gerechter Vor-teilsausgleich Biotechnologie zur Sicherung und Nutzung der genetischen Ressourcen Monitoring und Indikatoren oder oumlkosystemare Ansaumltze

Die CGRFA hat ein rollendes 10-jaumlhriges Ar-beitsprogramm (Multi-Year Programme of Work ndash MYPOW) zu den genetischen Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft aller Berei-che In diesem Rahmen wurde auch der zweite Weltzustandsbericht uumlber pflanzengenetische Ressourcen erstellt und basierend darauf der Globale Aktionsplan fuumlr Erhaltung und nachhal-tige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft uumlberarbeitet Mit dem Globalen Aktionsplan werden weltweite Erhaltungsansaumltze abgestimmt und uumlbergeordne-te Ziele vereinbart Die Fertigstellung des dritten Weltzustandsbericht uumlber pflanzengenetische Ressourcen ist fuumlr 2019 geplant Deutschland beteiligt sich aktiv an der Arbeit der CGRFA

313 Globaler Treuhandfonds fuumlr Nutzpflanzenvielfalt

Der Globale Treuhandfonds fuumlr Nutzpflanzenvielfalt (Global Crop Diversity Trust ndash GCDT) wurde 2004 als eigenstaumlndige internationale Organisation gegruumln-det (s wwwcroptrustorg) Er hat die Aufgabe die

dauerhafte Erhaltung und Verfuumlgbarkeit pflanzen-genetischer Ressourcen sicherzustellen um eine nachhaltige Landwirtschaft und die Sicherheit der Nahrungsmittelversorgung zu unterstuumltzen Dazu verfolgt er international vereinbarte wissenschaftlich fundierte Strategien zur Erhaltung pflanzengeneti-scher Ressourcen die darauf abzielen ein effizien-tes globales Ex-situ-Erhaltungssystem fuumlr wichtige Fruchtarten aufzubauen Von einer derart verbes-serten internationalen Zusammenarbeit sowie einer Effizienz- und Qualitaumltssteigerung bei der Ex-situ-Erhaltung werden kuumlnftig auch nationale Erhalter und Nutzer dieser pflanzengenetischen Ressourcen profitieren

Annual Report 2010

Jahresbericht des Globalen Treuhandfonds fuumlr Nutzpflanzenvielfalt

Diese Strategien werden vor allem abgestimmt mit dem Internationalen Vertrag uumlber pflanzengeneti-sche Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (ITPGR) und der FAO-Kommission fuumlr genetische Ressourcen Da der Fonds somit auch Aufgaben im Rahmen des ITPGR uumlbernimmt ist er ein wichtiger Teil des Finanzierungskonzepts des ITPGR

In Uumlbereinstimmung mit der Agrobiodiversitaumltsstra-tegie des BMEL sowie dem Fachprogramm von 2002 hat Deutschland zum Stiftungskapital des GCDT in den Jahren 2006ndash2010 insgesamt 75 Millionen Euro beigetragen Deutsche Experten leiteten auszligerdem die Erarbeitung der globalen Erhaltungsstrategie fuumlr Hafer (Avena) und waren an der Erarbeitung der Stra-tegie fuumlr Erdbeere (Fragaria) beteiligt

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32 Europaumlische Ebene

321 EU-Agrarpolitik

Die durch die Gemeinsame Agrarpolitik der EU (GAP) gesetzten Rahmenbedingungen fuumlr eine nach-haltige Landwirtschaft sind in den letzten Jahren deutlich verbessert worden Mit der sogenannten Gesundheitsuumlberpruumlfung (bdquohealth checkldquo) der GAP im November 2008 beschloss der EU-Agrarministerrat die Landwirtschaft bei der Bewaumlltigung der neuen Herausforderungen zu denen neben dem Klimawan-del auch die biologische Vielfalt zaumlhlen staumlrker zu unterstuumltzen und die Beschluumlsse der Agrarreform von 2003 entsprechend weiterzuentwickeln Die Agrarum-weltmaszlignahmen sind ein wesentliches Instrument zur Erreichung dieser Ziele der GAP Rechtsgrund-lage fuumlr die Foumlrderung der Agrarmaszlignahmen ist die Verordnung (EG) Nr 16982005 uumlber die Foumlrderung der Entwicklung des laumlndlichen Raums (ELER-Ver-ordnung) Die Umsetzung erfolgt uumlber entsprechende Programme der Bundeslaumlnder Im Rahmen der von Bund und Laumlndern getragenen Gemeinschaftsaufga-be bdquoVerbesserung der Agrarstruktur und des Kuumls-tenschutzesldquo (GAK) unterstuumltzt auch der Bund die Agrarumweltmaszlignahmen Daruumlber hinaus werden von den Laumlndern spezifische Foumlrdermaszlignahmen im Bereich des Vertragsnaturschutzes durchgefuumlhrt

Daneben existieren verschiedene Aktionsplaumlne der EU mit Relevanz fuumlr den Erhalt der Agrobiodiversi-taumlt7 Zur Fortfuumlhrung des Aktionsplans zur Eindaumlm-mung des Verlusts der biologischen Vielfalt von 2006 hat die EU-Kommission mit ihrer Mitteilung vom 3 Mai 2011 eine Biodiversitaumltsstrategie der EU bis zum Jahr 2020 vorgelegt81

Mit der Verordnung uumlber ein Gemeinschaftspro-gramm zur Sammlung Erhaltung Charakterisie-rung und Nutzung genetischer Ressourcen der Landwirtschaft (VO (EG) Nr 8702004) wurden seit 2004 EU-weit fuumlr zehn Mio Euro entsprechende Pro-jekte gefoumlrdert Die Verordnung die nach Verausga-bung der Foumlrdermittel faktisch ausgelaufen ist wird 2012 evaluiert Deutschland setzt sich zusammen mit anderen Mitgliedstaaten fuumlr eine Fortfuumlhrung bei entsprechender Mittelaufstockung ein

Fuumlr die Fortfuumlhrung der GAP bis 2020 zeichnet sich auch weiterhin eine in zwei Saumlulen gegliederte Politik ab Diese soll insgesamt ihre Beitraumlge zu den Zielen der Strategie bdquoEuropa 2020ldquo und zu Umweltzielen erhoumlhen Dafuumlr fordert die Europaumlische Kommission eine bdquogruumlnereldquo erste Saumlule wobei die landwirtschaft-lichen Direktzahlungen nur dann in voller Houmlhe gewaumlhrt werden sollen wenn die Landwirte be-stimmte umweltbezogene Maszlignahmen durchfuumlhren Fuumlr die zweite Saumlule fordert die Kommission eine Ausrichtung auf die Schwerpunkte Wettbewerb und Innovation Klimawandel und Umwelt8 Dazu zaumlhlt sie u a die Erhaltung und Verbesserung von Oumlkosys-temen die von der Land- und Forstwirtschaft abhaumln-gen Hierdurch werden sich auch Auswirkungen auf die Foumlrderung im Bereich der Agrobiodiversitaumlt und damit auch auf die Rahmenbedingungen fuumlr Teile des Nationalen Fachprogramms ergeben deren Ausmaszlig zum derzeitigen Stand aber noch nicht absehbar ist

Fuumlr Forschung und Innovation werden von der EU-Kommission im Zeitraum 2007ndash2013 rund 60 Mrd Euro zur Verfuumlgung gestellt davon rund 50 Mrd Euro fuumlr das 7 Forschungsrahmenprogramm mittlerwei-le das weltweit groumlszligte Forschungsfoumlrderprogramm Foumlrdermoumlglichkeiten bestehen im Rahmen der regelmaumlszligigen Ausschreibungen v a im spezifischen Programm bdquoZusammenarbeitldquo (Forschungsbereich Le-bensmittel Landwirtschaft Fischerei und Biotechno-logie) sowie im spezifischen Programm bdquoKapazitaumltenldquo (Forschungsinfrastrukturen)

Fuumlr Futterpflanzen und viele weitere Kulturpflanzen des Acker-landes und der Gaumlrten bildet extensives Gruumlnland den Lebensraum ihrer verwandten Wildarten

7 Mitteilung der Kommission an den Rat und das Europaumlische Parlament - Aktionsplan zur Erhaltung der Biologischen Vielfalt in der Landwirtschaft KOM20010162 endg und MITTEILUNG DER KOMMISSION EINDAumlMMUNG DES VERLUSTS DER BIOLOGISCHEN VIELFALT BIS ZUM JAHR 2010 ndash UND DARUumlBER HINAUS KOM(2006) 216 endg8 Mitteilung der Kommission an das Europaumlische Parlament den Rat den Europaumlischen Wirtschafts- und Sozialausschuss und den Ausschuss der Regionen ndash Die GAP bis 2020 Nahrungsmittel natuumlrliche Ressourcen und laumlndliche Gebiete ndash die kuumlnftigen Herausforderungen KOM (2010) 672581 (vollstaumlndige Bezeichnung)

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Wiese mit blau bluumlhenden Lupinen

322 Europaumlisches Kooperationsprogramm fuumlr pflanzengenetische Ressourcen

Um die langfristige In-situ- und Ex-situ-Erhaltung von pflanzengenetischen Ressourcen in Europa auf einer arbeitsteiligen Basis zu erleichtern und deren Nutzung in Europa zu verbessern wurde das Europauml-ische Kooperationsprogramm fuumlr pflanzengenetische Ressourcen (European Cooperative Programme for Plant Genetic Resources - ECPGR) ins Leben gerufen Es beruht im Wesentlichen auf der Zusammenarbeit von Institutionen in den derzeit 42 Mitgliedsstaaten und finanziert sich uumlber deren Beitraumlge Weitere Ziele des ECPGR sind die Foumlrderung der Zusammenarbeit auf allen Akteursebenen (oumlffentliche Einrichtungen Erhaltungsinitiativen Zuumlchtungsunternehmen etc) auch in Form gemeinsamer Projekte und Oumlffent-lichkeitsarbeit Letztlich stellt das ECPGR damit die zentrale europaumlische Plattform fuumlr die technische Zusammenarbeit innerhalb Europas und mit anderen Regionen bzw regionalen und internationalen Initia-tiven oder Programmen dar

Das ECPGR gliedert sich in arten- oder themenspe-zifische Netzwerke Die Arbeit in den Netzwerken wird von Arbeits- und Projektgruppen durchgefuumlhrt Deutsche Vertreter wirken in allen Arbeits- und

Projektgruppen mit Zudem werden die zentralen europaumlischen fruchtartspezifischen Datenbanken fuumlr Avena Beta Hordeum Minor Leafy Vegetable Poa und Vitis zur Zeit von deutschen Institutionen betrieben

Die deutsche Mitarbeit im Kooperationsprogramm wird von der Expertengruppe bdquoECPGRldquo des BEKO koordiniert Sie bereitet zu bevorstehenden Treffen den nationalen Beitrag vor berichtet uumlber die Ergeb-nisse und traumlgt zur Weiterentwicklung des ECPGR bei Ferner beraumlt diese Expertengruppe den BEKO im Hin-blick auf fruchtart- und themenspezifische FragenDie Weiterentwicklung des ECPGR ist eines der Ziele der Agrobiodiversitaumltsstrategie des BMEL Deutsch-land unterstuumltzt deshalb im Rahmen der ECPGR-Ko-operation die Umsetzung und Weiterentwicklung des Europaumlischen Suchkatalogs fuumlr pflanzengenetische Ressourcen (European Plant Genetic Resources Search Catalogue ndash EURISCO) EURISCO ist ein internetba-sierter Suchkatalog der Informationen uumlber Ex-situ-Sammlungen in ganz Europa liefert Er umfasst derzeit sogenannte Passportdaten dh Informatio-nen die ein Muster eindeutig beschreiben (zB Artzu-gehoumlrigkeit Sortenname Ursprungsland erhaltende Einrichtung etc) von mehr als 11 Millionen Mustern pflanzlicher Vielfalt die in ca 240 europaumlischen Instituten in 38 Laumlndern erhalten werden Eines der Hauptelemente von EURISCO ist ein Netzwerk nati-onaler Kontaktstellen die fuumlr das jeweilige nationale Inventar und den Datenfluss zwischen dem natio-nalen Inventar und EURISCO zustaumlndig sind Jedes Land traumlgt die volle Verantwortung fuumlr die Verfuumlg-barkeit und Richtigkeit seiner eigenen Daten sowie fuumlr die regelmaumlszligige Aktualisierung der Daten des nationalen Inventars in EURISCO Derzeit haben 40 Laumlnder eine nationale Kontaktstelle benannt und 31 nationale Inventare wurden in EURISCO integriert Die Bedingungen fuumlr die Zusammenarbeit wurden in einer Vereinbarung festgelegt die zwischen Bioversity International9 und den nationalen Kontaktstellen fuumlr die nationalen Inventare in Deutschland dem Infor-mations- und Koordinationszentrum fuumlr Biologische Vielfalt der BLE abgeschlossen wurde Eine weitere wichtige Aufgabe des ECPGR die von Deutschland ebenfalls maszliggeblich unterstuumltzt wird ist der Auf-bau der bdquoEuropaumlischen Genbankldquo AEGIS (A European Genebank Integrated System) mit der die Erhaltungs-infrastruktur fuumlr pflanzengenetische Ressourcen in Europa effizienter gestaltet werden soll

9 Bioversity International ist die internationale Forschungsorganisation zur Agrobiodiversitaumlt mit Sitz in Maccarese bei Rom Italien

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Organisationsstruktur des ECPGR mit seinen Netzwerken Arbeitsgruppen und Task Forces der Phase VIII (2009ndash2013)

Leistungsgremium

Sekretariat

Netzwerk Netzwerk Netzwerk Netzwerk Netzwerk NetzwerkGetreide Futterpflanze

Kulturpflanzennetzwerke Thematische Netzwerke

Obst Oumlle und eiweiszligshyliefernde Pflanzen

Zuckershy Staumlrkeshy und Faserpflanzen

Gemuumlse

Arbeitsgruppen Arbeitsgruppen Arbeitsgruppen Arbeitsgruppen Arbeitsgruppen Arbeitsgruppenmiddot Hafermiddot Gerstemiddot Weizen

middot Futtershypflanzen

middot MalusPyrusmiddot Prunusmiddot Weinrebe

middot Koumlrnershy leguminosen

middot Ruumlbenmiddot Faserpflanzen

(FlachsHanf)middot Heilshy und Geshy

wuumlrzpflanzenmiddot Kartoffel

middot Alliummiddot Brassicamiddot Kuumlrbissemiddot Blattgemuumlsemiddot Umbellifera

Netzwerk- koordinierungs-

gruppe

Netzwerkkoordinierungsgruppe

Netzwerkkoordinierungsgruppe

Netzwerkkoordinierungsgruppe

Netzwerk- koordinierungs-

gruppe

Netzwerk- koordinierungs-

gruppe

Netzwerk- koordinierungs-

gruppe

Netzwerk- koordinierungs-

gruppe

Netzwerk- koordinierungs-

gruppe

Dokumentations- und Informationsnetzwerk

Netzwerk In-Situ und On-farm-Erhaltung

Netzwerk interregionale Zusammenarbeit

middot Kontaktstellen fuumlr die nationalen Inventaremiddot Manager der europaumlischen zentralen Kulturdatenbanken

middot Arbeitsgruppe Erhaltung von Wildarten in Genetischen Reservatenmiddot Arbeitsgruppe OnshyfarmshyErhaltung und shyManagement

33 Nationale Ebene

Die Erhaltung und nachhaltige Nutzung genetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft ist eine uumlbergreifende Aufgabe der Bundesregierung von hoher Bedeutung Als Vertragsstaat des Uumlbereinkommens uumlber die biologische Vielfalt und des Internationalen Vertrags uumlber pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Er-naumlhrung und Landwirtschaft verpflichtet sich Deutsch-land diese Ressourcen langfristig zu erhalten und nachhaltig zu nutzen Innerhalb der Bundesregierung liegt die Zustaumlndigkeit fuumlr die Erhaltung und nachhalti-ge Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen land- und gartenbaulicher Kulturpflanzen beim BMEL

Mit der Erarbeitung der Strategie des BMEL fuumlr die

Erhaltung und nachhaltige Nutzung der biologi-schen Vielfalt fuumlr die Ernaumlhrung Land- Forst- und Fischereiwirtschaft im Jahr 2007 (kurz Agrobiodi-versitaumltsstrategie) wurde die Erhaltung genetischer Ressourcen in ein uumlbergreifendes Konzept zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der Agrobiodi-versitaumlt eingebettet Diese Strategie ergaumlnzt die vom Bundeskabinett beschlossene nationale Strategie fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der biologi-schen Vielfalt Die Bedeutung genetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft wird auch in der Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung betont

Als uumlbergreifende Aufgabe wird auch die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen von mehreren Politik- und Rechtsbereichen erfasst vor allem von

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der Agrar- und der Umwelt- und Naturschutzpolitik Aber auch die Forschungspolitik ist fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung genetischer Ressourcen von groszliger Bedeutung

Regionale Produkte werden haumlufig auf Wochenmaumlrkten verkauft

Innerhalb des foumlderalen Systems ist der Bund fuumlr die Erhaltung und Nutzung genetischer Ressourcen insoweit zustaumlndig als er von seiner Gesetzgebungs-kompetenz im Rahmen der konkurrierenden Gesetz-gebung zur Foumlrderung der land- und forstwirtschaft-lichen Erzeugung sowie zur Sicherung der Ernaumlhrung Gebrauch macht Darunter fallen fuumlr die landwirt-schaftlichen Nutzpflanzenarten u a das Saatgutver-kehrsgesetz mit den dazu erlassenen Verordnungen die das Inverkehrbringen von Saat- und Pflanzgut und die Zulassung von Pflanzensorten regeln Von Relevanz sind weiterhin auch Regelungen zum Schutz des geistigen Eigentums (z B Sortenschutz siehe Kapitel 332) Aus der Zustaumlndigkeit des Bundes fuumlr die auswaumlrtigen Beziehungen ergeben sich in Bezug auf EU-Programme oder internationale Programme und Vereinbarungen auch Koordinierungsaufgaben

Zustaumlndigkeiten ergeben sich zudem aus der ge-meinschaftlichen Foumlrderung von Einrichtungen und Vorhaben der Forschung von gesamtstaatlicher und uumlberregionaler Bedeutung durch Bund und Laumlnder

Fuumlr die Durchfuumlhrung der Taumltigkeiten zur Erhaltung von pflanzengenetischen Ressourcen einschlieszliglich Forschung Schulung und Ausbildung und die regio-nale Umsetzung und Ausgestaltung der durch die EU und den Bund vorgegebenen politischen Rahmenbe-dingungen sind in Deutschland die Laumlnder verant-wortlich Weiterhin ergeben sich im Zusammenhang mit der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung fuumlr die Laumlnder innerstaatliche Verpflichtungen aus dem Internationalen Vertrag uumlber pflanzengenetische Res-sourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft sowie aus dem Uumlbereinkommen uumlber die biologische Vielfalt Gleichzeitig wirken die Laumlnder bei der Formulierung dieser Rahmenbedingungen mit und entwickeln zu-saumltzliche eigene Maszlignahmen Vertreter der Laumlnderre-ferenten fuumlr Acker- und Pflanzenbau Extensivierung Gartenbau Weinbau und die Laumlnder-Arbeitsgemein-schaft Naturschutz arbeiten im BEKO mit um das Nationale Fachprogramm stellvertretend zu begleiten

Die Durchfuumlhrung des nationalen Fachprogramms unterstuumltzt und foumlrdert BMEL u a auch durch Bereit-stellung der notwendigen Daten und Informationen im Rahmen von Erhebungen Bestandsaufnahmen und nichtwissenschaftlichen Untersuchungen im Be-reich der biologischen Vielfalt Ziel ist die Erfassung Inventarisierung und Dokumentation genetischer Ressourcen das Monitoring der Bestandsentwicklung genetischer Ressourcen und die Erstellung sonsti-ger Informationsgrundlagen in diesem Bereich Zur Vergabe der Auftraumlge fuumlhrt die BLE Ausschreibungen durch die ggf im Bundesanzeiger und im Internetan-gebot der BLE (wwwblede) veroumlffentlicht werden

Die im Auftrag des BMEL durchgefuumlhrten Modell- und Demonstrationsvorhaben (MuD) haben das Ziel innovative Konzepte mit Vorbildcharakter zu ent-wickeln und umzusetzen und dabei ggf auftretende Schwierigkeiten bei der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung genetischer Ressourcen in Deutschland ab-zubauen Grundlage fuumlr die Foumlrderung eines Projektes als MuD ist die bdquoRichtlinie des BMEL zur Foumlrderung von Modell- und Demonstrationsvorhaben im Be-reich der Erhaltung und innovativen nachhaltigen Nutzung der Biologischen Vielfaltldquo10

10 httpwwwbledeDE03_Forschungsfoerderung04_BiologischeVielfaltMuD-VorhabenMuD-VorhabenBV_nodehtml

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Ein wichtiges Instrument um den Erhalt und die Foumlrderung der Biodiversitaumlt mit landwirtschaftlichen Nutzungssystemen besser in Einklang zu bringen sind Agrarumweltmaszlig nahm en von Bund und Laumln-dern11 Sie honorieren u a die Erhaltung vielfaumlltiger Fruchtfolgen den Anbau regional angepasster Sorten Streuobstanbau sowie die Gruumlnlandextensivierung Die Bundeslaumlnder bieten ein breit gefaumlchertes Ange-bot von Foumlrdermaszlignahmen an das insbesondere den regionalen Besonderheiten und Erfordernissen der laumlndlichen Entwicklung des Landes angepasst wurde

In den Rahmenplan der Gemeinschaftsaufgabe bdquoVerbesserung der Agrarstruktur und des Kuumlsten-schutzesldquo haben Bund und Laumlnder 2008 ein neues Foumlrderangebot zur Erhaltung genetischer Ressourcen in der Landwirtschaft aufgenommen Daruumlber hinaus koumlnnen die Laumlnder den Anbau gefaumlhrdeter einheimi-scher Nutzpflanzen auch im Rahmen ihrer landesei-genen Entwicklungsprogramme foumlrdern und durch den Aufbau regionaler Kompetenzzentren unterstuumlt-zen In beiden Umsetzungsbereichen bedarf es der Wahrnehmung von Abstimmungs- und Koordinie-rungsfunktionen durch den Bund Auszligerdem koumlnnen die Laumlnder das Thema durch ihre Oumlffentlichkeitsar-beit zu pflanzengenetischen Ressourcen im Bereich Landessortenpruumlfung Saatgutananerkennung sowie Aus- und Fortbildung (im Bereich Landwirtschaft Gartenbau und Umwelt) in den Fokus ruumlcken

331 Zugang zu pflanzengenetischen Ressourcen

Der Zugang zu pflanzengenetischen Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft betrifft sowohl In-situ-Vorkommen (natuumlrliche Wildpflanzen oder verwandte Wildarten der Kulturpflanzen) On-farm-Bestaumlnde (Land sorten) oder Ex-situ-Bestaumlnde (Akzessionen von Wild- und Nutzpflanzen in Genbanken oder Pflanzen-sammlungen fuumlr Forschung und Innovation)

Nach dem geltenden innerstaatlichen Recht haumlngt die Regelung des Zugangs zu pflanzengenetischen Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft grundsaumltzlich von dem Eigentuumlmer der Ressourcen ab Diese koumlnnen sich sowohl im Privatbesitz befin-

den als auch der oumlffentlichen Hand gehoumlren In der Regel gilt der Eigentuumlmer der Land- oder Wasserflauml-che als Eigentuumlmer der biologischen bzw genetischen Ressourcen die dort vorgefunden werden Somit steht der Zugang zu pflanzengenetischen Ressourcen die sich im Privateigentum (in situ oder ex situ) befin-den im Allgemeinen im Ermessen des Eigentuumlmers

Genbanken sichern die langfristige Erhaltung von pflanzen-genetischen Ressourcen

Deutschland ndash seit 1993 Vertragspartei der CBD ndash hat wie die meisten EU-Mitgliedstaaten keine eigenen gesetzlichen Bestimmungen die den Zugang zu gene-tischen Ressourcen auf ihrem Hoheitsgebiet im Sinne der CBD gesondert regeln Daher ist es in Deutsch-land grundsaumltzlich jedem erlaubt in situ wachsende Pflanzen zu sammeln und zwar unter Beachtung der o g Eigentumsrechte des Natur- und Artenschutzes der Regelungen zur Pflanzengesundheit und sonsti-ger besonderer Schutzrechte Um ausreichende und transparente Informationen uumlber die Bestimmungen zum Zugang und Vorteilsausgleich im Rahmen der CBD zur Verfuumlgung zu stellen hat Deutschland eine nationale Informationsstelle benannt und eine Inter-netseite zur Information uumlber Zugang und Vorteilsaus-gleich eingerichtet (httpwwwbiodiv-chmde)

11 wwwbmelde

Auf internationaler Ebene besteht seit 2004 mit dem Internationalen Vertrag eine weitere wichtige Rege-lung fuumlr den Zugang zu pflanzengenetischen Ressour-cen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft In Deutsch-land wurde mit der Ratifizierung des Internationalen

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Vertrags ein leistungsfaumlhiger und transparenter Pro-zess zur Erleichterung des Zugangs zu 35 landwirt-schaftlichen Hauptfruchtarten (z B Hafer Gerste und Kartoffeln) und zu 29 Gruumlnlandarten -gattungen (z B Leguminosen und Futtergraumlser) geschaffen

Keimpruumlfung in Filterschalen

Zentrales Element ist das sogenannte Multilaterale System fuumlr Zugang und Vorteilsausgleich (MLS) Die Vertragsstaaten des Internationalen Vertrags bringen pflanzengenetische Ressourcen von Nutzpflanzen die im Anhang I des Internationalen Vertrags aufge-fuumlhrt sind und unter ihrer Verwaltung und Kontrolle stehen in dieses MLS ein Fuumlr Material innerhalb des MLS gelten einheitliche und erleichterte Zugangs-bedingungen sofern das Material fuumlr Zwecke der Forschung Zuumlchtung und Ausbildung fuumlr Ernaumlh-rung und Landwirtschaft verwendet wird Eine vom Lenkungsorgan des Internationalen Vertrags im Jahr 2006 verabschiedete standardisierte Materialuumlber-tragungsvereinbarung (Standard Material Transfer Agreement ndash SMTA) bildet die vertragliche Grundlage jedweder Materialabgabe aus dem MLS und regelt die Einzelheiten bezuumlglich Zugang und Vorteilsausgleich Bis Mitte 2008 haben die Bundeszentrale Ex-situ-Gen-bank des Leibniz-Instituts fuumlr Pflanzengenetik und

Kulturpflanzenforschung in Gatersleben sowie die Obst-Genbank des Instituts fuumlr Zuumlchtungsforschung an gartenbaulichen Kulturen und Obst Dresden-Pill-nitz des Julius Kuumlhn-Instituts das SMTA eingefuumlhrt und seither insgesamt ca 108000 Muster fuumlr das MLS bereitgestellt Die Ressourcen der Deutschen Gen-bank Obst werden ebenfalls unter Verwendung des SMTA bereitgestellt

Fuumlr Botanische Gaumlrten beeinflussen Regelungen zum Zugang zu genetischen Ressourcen wesentlich den Austausch von Pflanzenmaterial zwischen den Gaumlrten und den internationalen Zugang zu Wildarten Zur Umsetzung der CBD-Regelungen wurde durch einige Botanische Gaumlrten ein internationales Pflanzenaus-tauschnetzwerk IPEN (International Plant Exchange Network) erarbeitet Das Netzwerk ermoumlglicht seinen Mitgliedsgaumlrten unter Einhaltung der CBD-Regeln einen vereinfachten Transfer von lebendem Pflanzen-material zur nicht-kommerziellen Nutzung unterei-nander Zu diesem Zweck wurde ein Verhaltenskodex erstellt der die Mitglieder verpflichtet das Pflan-zenmaterial ausschlieszliglich fuumlr nicht-kommerzielle Zwecke zu nutzen Daruumlber hinaus wird Material zur kommerziellen Nutzung nur abgegeben wenn der

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potenzielle Nutzer vorher das Einverstaumlndnis des Ursprungslandes eingeholt hat und dieses glaub-wuumlrdig nachweisen kann Durch die Einfuumlhrung von IPEN-Nummern die das innerhalb IPEN zirkulierte Pflanzenmaterial begleiten und von den beteiligten Gaumlrten jeweils in ihren Datenbanken gespeichert werden bleibt das Ursprungsland der Pflanze stets nachvollziehbar so dass zu jeder Zeit bei einer kom-merziellen Nutzung der genetischen Ressourcen ein angemessener Teil der Vorteile an das Ursprungsland weitergegeben werden koumlnnte Durch das Pflanzen-austauschnetzwerk wird somit die Einhaltung der CBD-Regelungen kontrolliert und zugleich stellt das System eine Zugangserleichterung zu Pflanzenmate-rial fuumlr die wichtige Arbeit von Botanischen Gaumlrten dar IPEN gehoumlren derzeit 46 Botanische Gaumlrten in Deutschland an

Der Zugang zu pflanzengenetischen Ressourcen kann durch geistige Eigentumsrechte eingeschraumlnkt sein Das deutsche Patentgesetz schlieszligt zwar eine Patentierung von Pflanzensorten und Tierrassen ausdruumlcklich aus Patente koumlnnen allerdings durch-aus fuumlr Erfindungen erteilt werden bdquoderen Gegen-stand Pflanzen oder Tiere sind wenn die Ausfuumlhrung der Erfindung technisch nicht auf eine bestimmte Pflanzensorte oder Tierrasse beschraumlnkt istldquo Damit besteht die Moumlglichkeit dass aus der Patentierung eines Herstellungsverfahrens (Erfindung) fuumlr erzeugte Produkte (Pflanzen deren Zellen oder Gene bestimm-te Eigenschaften aufweisen) ein Sachschutz abge-leitet werden kann der sich auf Folgegenerationen erstreckt Genetische Ressourcen koumlnnen sich damit unter Umstaumlnden einer uneingeschraumlnkten Nutzung entziehen

Damit das breite Spektrum von Kulturpflanzen fuumlr alle Zuumlchter und Landwirte verfuumlgbar bleibt und nicht durch Biopatente eingeengt wird hat sich Deutschland fuumlr den Schutz des geistigen Eigen-tums an neu gezuumlchteten Pflanzensorten nach dem UPOV12-Uumlbereinkommen entschieden Das deutsche Sortenschutzgesetz foumlrdert ndash wie auch die entspre-chende EG-Sortenschutzverordnung ndash den notwen-digen Zuumlchtungsfortschritt und hat den Interessen-ausgleich zwischen Zuumlchtern und Landwirten zum Ziel Das Sortenschutzrecht ermoumlglicht es einem Pflanzenzuumlchter die von ihm uumlber viele Jahre fuumlr die Zuumlchtung einer Sorte aufgewendeten Kosten wieder zu erwirtschaften z B uumlber Lizenzgebuumlhren Land-

wirte duumlrfen aber fuumlr bestimmte Arten das in ihrem eigenen Betrieb gewonnene Saat- oder Pflanzgut ei-ner geschuumltzten Sorte zur Wiederaussaat verwenden (bdquoLandwirteprivilegldquo) Allerdings sind sie in diesem Fall verpflichtet ein sogenanntes Nachbauentgelt das in der Regel deutlich niedriger als die fuumlr zerti-fiziertes Saatgut erhobene Lizenzgebuumlhr ist an den Sortenschutzinhaber zu entrichten Anders als bei der sogenannten Biopatentierung koumlnnen andere Zuumlchter sortenschutzrechtlich geschuumltzte Pflanzensorten zu eigenen Zuumlchtungsarbeiten verwenden (sogenanntes bdquoZuumlchterprivilegldquo)

Das heiszligt auch dass urspruumlngliche genetische Res-sourcen die z B in neue Pflanzensorten eingekreuzt werden durch den Sortenschutz nicht der Nutzung durch Dritte entzogen werden Die Dauer des Sorten-schutzes betraumlgt bei den meisten Pflanzenarten 25 Jahre bei Hopfen Kartoffel Rebe und Baumarten 30 Jahre

332 RechtlicherRahmenfuumlrdas InverkehrbringenvonSaat-und Pflanzgut

Beim Inverkehrbringen von Saat- und Pflanzgut ist bei bestimmten Arten das Saatgutverkehrsgesetz (SaatG) zu beachten Auf der Grundlage der EU-Saatgutrichtlinien regeln das SaatG und die dazu erlassenen Verordnungen das Inverkehrbringen von Saat- und Pflanzgut und die Zulassung von Pflanzen-sorten Das SaatG dient v a dem Schutz des Verbrau-chers und der Versorgung der Landwirtschaft und des Gartenbaus mit Saat- und Pflanzgut von leistungsfauml-higen qualitativ hochwertigen und gesunden Sorten Voraussetzung fuumlr das Inverkehrbringen und den gewerblichen Vertrieb von Saat- und Pflanzgut von Sorten landwirtschaftlicher Pflanzenarten Rebe und Gemuumlsearten ist deren Zulassung Bei Sorten land-wirtschaftlicher Arten werden fuumlr die Zulassung auch Wert gebende Eigenschaften wie Ertrag Qualitaumlt Widerstandsfaumlhigkeit Resistenzen und Anbaueigen-schaften gepruumlft (landeskultureller Wert) Die Sor-tenzulassung wird fuumlr zehn (bei Rebe 20) Jahre erteilt und kann bei Vorliegen bestimmter Voraussetzungen immer wieder verlaumlngert werden Bei Obst und Zier-pflanzenarten ist eine Sortenzulassung moumlglich diese ist aber derzeit keine Voraussetzung fuumlr die Handels-faumlhigkeit

12 Internationaler Verband zum Schutz von Pflanzenzuumlchtungen (UPOV) wwwupovorg

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Eine weitere Voraussetzung fuumlr das Inverkehrbringen von Saatgut zugelassener Sorten landwirtschaftlicher Arten ist die amtliche Saatgutanerkennung die erteilt wird wenn die Saatgutvermehrungsflaumlchen und die Beschaffenheit des Saatgutes den saatgutrechtlich vorgegebenen Normen entsprechen

Fuumlr alle Arten die nicht im Artenverzeichnis zum SaatG aufgefuumlhrt sind ist keine Zulassung der Sorten fuumlr die Handelsfaumlhigkeit des Saatgutes erforderlichIm Rahmen des bislang geltenden Saatgutrechts war es schwierig Saatgut alter saatgutrechtlich nicht bzw ehemals zugelassener Pflanzensorten gewerblich in den Verkehr zu bringen da diese Sorten uumlberwiegend nicht in der Lage sind die hohen Anforderungen der Registerpruumlfung (Unterscheidbarkeit Homogenitaumlt und Bestaumlndigkeit) zu erfuumlllen und den Nachweis des landeskulturellen Werts zu erbringen Da solche Sorten in besonderer Weise zur Erhaltung pflanzen-genetischer Ressourcen beitragen koumlnnen hat die EU im Rahmen der EU-Saatgutrichtlinien gemeinschafts-rechtliche Durchfuumlhrungsvorschriften erlassen die das gewerbliche Inverkehrbringen von Saat- und Pflanzgut von Sorten die als genetische Ressource

erhaltenswert erscheinen gezielt erleichtern Diese EU-Regelungen wurden 2009 in einer Erhaltungssor-tenverordnung13 zunaumlchst fuumlr landwirtschaftliche Ar-ten in das nationale Recht umgesetzt sie wurde um Regelungen zu Erhaltungs- und Amateursorten von Gemuumlse im Dezember 2010 ergaumlnzt14 Dies traumlgt dazu bei die biologische Vielfalt in der Landwirtschaft und im Gartenbau (Gemuumlsebau) zu sichern Erhaltungs-sorten koumlnnen in einem vereinfachten Verfahren zugelassen werden wenn sie fuumlr die Erhaltung als genetische Ressource bedeutsam sind Eine amtliche Anerkennung des Saatgutes als Voraussetzung fuumlr das Inverkehrbringen ist nicht erforderlich das Saatgut muss aber die gleichen Qualitaumltsanforderungen wie ansonsten zertifiziertes Saatgut (bzw Standardsaatgut bei Gemuumlsearten) erfuumlllen

PflanzengenetischeRessourcensindeinewichtigeGrundlagefuumlrdieZuumlchtungsforschung

Die ersten Erhaltungssorten (Winterweichweizen-sorte bdquoGoldblumeldquo und bdquoLuxaroldquo Winterroggensorte bdquoLikoroldquo Kartoffelsorten bdquoHeideniereldquo bdquoAckergoldldquo bdquoBamberger Houmlrnchenldquo und bdquoRosemarieldquo Ackerboh-ne bdquoHerz Freyaldquo) sind bereits vom Bundessortenamt zugelassen worden Weitere Zulassungsantraumlge liegen vor Der aktuelle Stand ist auf den Internetseiten des Bundessortenamtes einzusehen15

Im Dezember 2011 ist eine weitere EU-Richtlinie mit Ausnahmeregelungen fuumlr das Inverkehrbringen fuumlr Saatgutmischungen die sogenannte Erhaltungsmi-schungsverordnung die zur Erhaltung der natuumlrli-chen Umwelt verwendet werden sollen in nationales Recht umgesetzt worden16

Daneben existieren auch weitere Moumlglichkeiten alte Pflanzensorten ohne Zulassung als Erhaltungssorte zu vermehren und anzubauen z B im Vertragsanbau oder bei Begruumlnungsmaszlignahmen mit einheimischen Graumlsermischungen durch Mahdgutuumlbertragung Die Regelungen des Saatgutverkehrs der EU wurden ab 2008 einer Evaluierung unterzogen Die Ergebnisse wurden 2011 bewertet und sollen die Grundlage fuumlr eine Uumlberarbeitung des europaumlischen Saatgutrechts bilden

13 Verordnung uumlber die Zulassung von Erhaltungssorten und das Inverkehrbringen von Saat- und Pflanzgut von Erhaltungssorten vom 21 Juli 2009 (BGBl I S 2107)14 Vierzehnte Verordnung zur Aumlnderung saatgutrechtlicher Verordnungen vom 17 Dezember 2010 (BGBl I S 2128)15 wwwbundessortenamtdeinternet30indexphpid=2116 Verordnung fuumlr das Inverkehrbringen von Saatgut von Erhaltungsmischungen vom 6 Dezember 2011 (BGBl I S 2641)

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Eine wichtige Rolle nehmen die Vermarktungsricht-linien der EU fuumlr Vermehrungsmaterial auszliger fuumlr Saatgut von Gemuumlse Obst und Zierpflanzen ein So sollen z B bei der Umsetzung der Richtlinie uumlber das Inverkehrbringen von Vermehrungsmaterial und Pflanzen von Obstarten zur Fruchterzeugung (200890EG) die bestehenden Ausnahmemoumlglich-keiten insbesondere zur Erhaltung der genetischen Vielfalt national genutzt werden

333 AuswirkungendesNaturschutzrechts

Auswirkungen auf die Erhaltung pflanzengeneti-scher Ressourcen fuumlr Landwirtschaft und Ernaumlhrung ergeben sich auch aus dem Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) Dieses zielt darauf ab Natur und Land-schaft im besiedelten und unbesiedelten Raum so zu schuumltzen zu pflegen und zu entwickeln dass die Leis-tungs- und Funktionsfaumlhigkeit des Naturhaushalts die Regenerations- und Nutzungsfaumlhigkeit der Natur-guumlter die Pflanzen- und Tierwelt sowie die Vielfalt Eigenart und Schoumlnheit von Natur und Landschaft als Lebensgrundlagen des Menschen nachhaltig gesichert sind Zur Sicherung der Leistungs- und Funktionsfauml-higkeit des Naturhaushalts ist die biologische Viel-falt zu erhalten und zu entwickeln Die biologische Vielfalt umfasst die Vielfalt an Lebensraumlumen und Lebensgemeinschaften die Vielfalt an Arten sowie die genetische Vielfalt innerhalb der Arten

Die einzelnen Schutzgebietskategorien und der gesetzliche Biotopschutz dienen in besonderer Weise dem Erhalt bedrohter Arten dort vorkommender wild lebender Tiere und Pflanzen einschlieszliglich ihrer genetischen Ressourcen Spezielle Bezuumlge zu geneti-schen Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft enthaumllt das BNatSchG nur hinsichtlich seiner Bestim-mungen zu Biosphaumlrenreservaten Ziele von Biosphauml-renreservaten sind die bdquoErhaltung Entwicklung oder Wiederherstellung einer durch hergebrachte viel-faumlltige Nutzung gepraumlgten Landschaft und der darin historisch gewachsenen Arten- und Biotopvielfalt einschlieszliglich Wild- und fruumlherer Kulturformen wirt-schaftlich genutzter oder nutzbarer Tier- und Pflan-zenartenldquo Allgemein koumlnnen Biosphaumlrenreservate als Modellgebiete gesehen werden um nachhaltige Ent-wicklungsansaumltze auf regionaler Ebene zu entwickeln Damit ist die Grundstruktur gegeben praxisorientier-te (v a) In-situ- und On-farm-Management-Projekte zum Erhalt und zur nachhaltigen Nutzung (pflanzen-) genetischer Ressourcen zu implementieren Es ist al-lerdings festzustellen dass fuumlr diese Aufgabengebiete nur begrenzte finanzielle Mittel verfuumlgbar sind

bluumlhenderAckerrandstreifenmitRaps

Mit der Richtlinie 4392EWG zur Erhaltung der na-tuumlrlichen Lebensraumlume sowie der wild lebenden Tiere und Pflanzen (Fauna-Flora-Habitat - FFH) wurde eine gemeinschaftliche Rechtsgrundlage zur Erhaltung des europaumlischen Naturerbes und somit der wild vorkommenden genetischen Ressourcen geschaffen Die FFH-Richtlinie ist eines der zentralen Instrumen-te mit denen Verpflichtungen der CBD zur In-situ-Erhaltung der biologischen Vielfalt erfuumlllt werden koumlnnen Sie verpflichtet die Mitgliedsstaaten ein ko-haumlrentes europaumlisches oumlkologisches Netz besonderer Schutzgebiete bekannt als bdquoNatura 2000ldquo einzurich-ten die wertvolle Lebensraumtypen und seltene und bedrohte bzw einzigartige Arten beherbergen Die Richtlinie verlangt eine Erfolgskontrolle im Natur-schutzmanagement enthaumllt ein Uumlberwachungsgebot des Erhaltungszustands und umfassende Berichts-pflichten Aktuell sind ca 14 des Bundesgebiets als Schutzflaumlche im Rahmen von bdquoNatura 2000ldquo ausge-wiesen Diese Richtlinie beinhaltet allerdings keine besonderen Maszlignahmen im Hinblick auf genetische Ressourcen speziell fuumlr Ernaumlhrung und Landwirt-schaft Sie ermoumlglicht aber z B im Rahmen des Gruumln-landschutzes und im Bereich der In-situ-Erhaltung von Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (WEL) Synergieeffekte

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4 Schwerpunkte des Arbeitsprogramms

In diesem Kapitel werden die zur Erreichung der in Kapitel 1 genannten Ziele der Agrobiodiversitaumlts-strategie und des vorliegenden Nationalen Fachpro-gramms notwendigen Schwerpunkte des Arbeitspro-gramms festgelegt das bisher Erreichte beschrieben sowie die weiteren notwendigen Maszlignahmen ausge-fuumlhrt

41 Ex-situ-Erhaltung

Der Ausbau der Ex-situ-Erhaltung ist eines der Ziele aus der Nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt17 (insbesondere Ziel B 114 Genetische Vielfalt von wildlebenden und domestizierten Arten) und der Agrobiodiversitaumltsstrategie des BMEL (insbesonde-re das Ziel Erhaltungsinfrastruktur zu sichern und auszubauen) Dieser Ausbau bildet auch einen Teil des nationalen Beitrags u a zum Multilateralen System des Internationalen Vertrags uumlber PGRFA zur Globa-len Strategie zum Erhalt der Pflanzenvielfalt (z B GSPC-Ziel 9 bdquoErhaltung von 70 der geneti-schen Vielfalt der Nutzpflanzen und des damit ver-bundenen indigenen und lokalen Wissensldquo) und zum Aufbau der Europaumlischen Genbank AEGIS

Die Ex-situ-Erhaltung pflanzengenetischer Res-sourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft erfolgt uumlberwiegend durch die Aufbewahrung von Saat- oder Pflanzgutmustern in Sammlungen so genannten Genbanken und z T auch in Botanischen Gaumlrten Kernaufgabe von Genbanken ist die Sammlung Erhaltung Charakterisierung Dokumentation und Bereitstellung von Mustern Waumlhrend bei der Arbeit in den Botanischen Gaumlrten primaumlr die globale Arten-vielfalt fuumlr Forschungs- und Ausbildungszwecke im Vordergrund steht raumlumen die Genbanken vor allem der innerartlichen Variabilitaumlt unserer Kulturarten Prioritaumlt ein Damit bieten Genbanken eine wichtige Grundlage fuumlr die Erhaltung der Vielfalt aber auch fuumlr die Zuumlchtungsforschung und Zuumlchtung Vielfach ist Zuumlchtungsforschung direkter Bestandteil des Auf-gabenspektrums von Genbanken

Zu einer geeigneten Erhaltungsinfrastruktur zaumlhlt nicht nur die Erhaltung und der Ausbau derartiger Einrichtungen und damit die Verfuumlgbarkeit geneti-scher Ressourcen sondern auch die Gewinnung der

notwendigen Informationen uumlber ihre Eigenschaften und Nutzungsmoumlglichkeiten (Charakterisierung und Evaluierung) Dafuumlr sind vor allem Evaluierungs- und Forschungsaktivitaumlten ebenso aber auch die Bewah-rung traditionellen Wissens von Bedeutung Es sind entsprechende Inventare zu erstellen und Doku-mentations- Informations- und Monitoringsysteme auf- und auszubauen Schlieszliglich ist ein effizientes Wissensmanagement unerlaumlsslich Entsprechende Einrichtungen und Maszlignahmen koumlnnen sowohl zen-tral als auch dezentral ggf als Netzwerke organisiert bzw durchgefuumlhrt werden Letzteres hat den Vorteil durch Nutzung bestehender Strukturen und bessere Abstimmung von Programmen und Maszlignahmen Sy-nergien nutzen zu koumlnnen Bei solchen Maszlignahmen sind auch die Aktivitaumlten bestehender privater Initi-ativen zu beruumlcksichtigen Diese Ziele werden auch von der Agrobiodiversitaumltsstrategie aufgegriffen Zur Sicherstellung der vorhandenen Kapazitaumlten aber vor allem auch im Hinblick auf kuumlnftig zu erwarten-de Anforderungen (z B im Rahmen internationaler Zusammenarbeit) ist es notwendig dass bestehende Erhaltungseinrichtungen modernisiert und ihre quantitativen Kapazitaumlten erweitert werden Zudem ist v a auch die Qualitaumlt der Erhaltung sicherzustel-len bzw wo moumlglich zu erhoumlhen und internationalen Standards anzupassen In diesem Zusammenhang spielen auch moderne Informationssysteme (siehe Kapitel 44) eine bedeutende Rolle bei der Steigerung von Qualitaumlt und Effizienz der Erhaltungsarbeit

EinzelpflanzenpruumlfungvonGemuumlseanbausortenimBundessortenamt

17 httpwwwbmudefilespdfsallgemeinapplicationpdfbroschuere_biolog_vielfalt_strategie_bfpdf

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Ex-situ-Erhaltung und Dokumentation von PGR in Deutschland

Bundeszentrale Ex-Situ-Genbanklandwirtschaftlicher und gaumlrtnerischer Kulturpflanzen

Leibniz Institut fuumlr Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung

Deutsche GenbankRebe

Reben-GenbankJulius-Kuumlhn-Institut

Rebensammlungenin Laumlndereinrichtungen

Deutsche GenbankObst

Obst-GenbankJulius-Kuumlhn-Institut

Sammlungen zuApfel Kirsche Erdbeere

Tabak-GenbankLandwirtschaftlichesTechnologiezentrum

Nationales Inventar PGRDEU

Genbank fuumlrWildpflanzen fuumlr

Ernaumlhrung undLandwirtschaft

Deutsche Genbank ZierpflanzenKoordination durch die

Bundesanstalt fuumlr Landwirtschaft und Ernaumlhrung

Rose Rhodo-dendron

Handlungsbedarf

Y Sicherstellung und ggf Ausbau bestehender Erhal-tungskapazitaumlten

Y Sicherstellung der Qualitaumlt der Erhaltungsarbeit und ggf Anpassung an internationale Standards

Y Einbettung der nationalen Aktivitaumlten in die inter-nationalen Strategien z B des Globalen Treuhand-fonds fuumlr Nutzpflanzenvielfalt

Y Optimierung der Ex-situ-Erhaltung durch dauer-hafte Sicherung und verbesserte Kooperation der entsprechenden Einrichtungen (z B Genbanken Botanische Gaumlrten Museen)

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411 BundeszentraleGenbankfuumlr landwirtschaftlicheund gartenbaulicheKulturpflanzen

Die bundeszentrale Ex-situ-Genbank ist am Leibniz-Institut fuumlr Pflanzengenetik und Kulturpflanzen-forschung (IPK)18 angesiedelt Die von Bund und Laumlndern gemeinsam finanzierte Kulturpflanzen-Genbank zaumlhlt mit einem Gesamtbestand von 151000 Mustern aus uumlber 3200 verschiedenen Arten aus na-hezu 800 botanischen Gattungen zu den aumlltesten und bedeutendsten Sammlungen der Welt Neben dem Hauptstandort in Gatersleben unterhaumllt die Kultur-pflanzen-Genbank Sammlungen in ihren Auszligenstel-len in MalchowPoel (Oumll- und Futterpflanzen) und Groszlig Luumlsewitz (Kartoffel) Durch die Einlagerung der Sicherheitsduplikate im Svalbard Global Seed Vault auf der Insel Spitzbergen Norwegen erfolgt eine zu-saumltzliche Absicherung des Genbankmaterials Bereits 30000 Akzessionen sind dorthin versandt angestrebt ist die Duplizierung der gesamten Kollektion

Die Aufgaben der Genbank umfassen die Sammlung Erhaltung Dokumentation und Bereitstellung pflan-zengenetischer Ressourcen Ein Schwerpunkt bildet die fortlaufende Anpassung der internen Ablaumlufe bei der Vermehrung und Lagerung von Pflanzenmustern an internationale Standards sowie die weitere Opti-mierung des Qualitaumltsmanagements Daruumlber hinaus werden Forschungsarbeiten zur weiteren Optimie-rung des Sammlungsmanagements und zur Nutz-barmachung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr die Pflanzenzuumlchtung durchgefuumlhrt Die Kulturpflanzen-Genbank leistet damit einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Vielfalt von Kulturpflanzen und den mit ihnen verwandten Wildarten und bietet die Grund-lage fuumlr eine gezieltere und vielfaumlltigere Nutzung der genetischen Ressourcen in der Forschung in der Pflanzenzuumlchtung der Landwirtschaft der Biotech-nologie und im Umweltschutz

Neben eigenen Forschungsbeitraumlgen stellt sie einem breiten Spektrum an Nutzern Saat- und Pflanzgut zur Verfuumlgung So wurden z B im Jahr 2010 mehr als 33000 Muster abgegeben u a 25 an Forschungs-einrichtungen 57 an Nichtregierungsorganisatio-nen und Privatpersonen und 13 an Pflanzenzuumlch-

ter Durch die Bereitstellung dieser Ressourcen uumlber das SMTA unterstuumltzt die bundeszentrale Genbank auch die Implementierung des ITPGR

KleingewaumlchshaumluserimIPK

Das IPK unterstuumltzt den Aufbau der bdquoEuropaumlischen Genbankldquo (AEGIS) Das Genbankinformationssystem GBIS wird ausgebaut und den neuen Erfordernissen des Sammlungsmanagements angepasst Die europauml-ischen und internationalen Fruchtartendatenbanken fuumlr Allium Hordeum Minor Leafy Vegetables und Poa werden fortgefuumlhrt

Ein weiterer wichtiger Bestandteil ist der Ex-situ-Erhalt samenfester Sorten landwirtschaftlicher Arten einschlieszliglich Gemuumlse Erlischt die Zulassung einer Sorte beim Bundessortenamt erfolgt bei Zustimmung des Zuumlchters die Einlagerung des letzten Saatgutmus-ters einschlieszliglich der Sortenbeschreibung beim IPK Da das IPK Saatgut zu den Bedingungen des SMTA abgibt wird dadurch ein weiterer wichtiger Beitrag der privaten Pflanzenzuumlchter zum MLS des ITPGR geleistet Vor dem Hintergrund zunehmend knapper werdender Erhaltungskapazitaumlten beim IPK bedarf es Uumlberlegungen und entsprechender Regelungen da-mit auch kuumlnftig Saatgut von Sorten landwirtschaft-licher Arten einschlieszliglich Gemuumlse deren Zulassung erlischt auf Dauer ex situ erhalten wird

18 wwwipk-gaterslebende

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Handlungsbedarf

Weiterer Ausbau der bestehenden Kryosammlun-gen (Kartoffel Allium Mentha)

Erweiterung der Kapazitaumlten fuumlr die Charakterisie-rung und Evaluierung von PGRWeiterentwicklung des Genbankinformations-systems GBIS hinsichtlich der Anpassung an neue Erfordernisse zum Datenaustausch und zur Daten-integration

Schaffung der notwendigen Voraussetzungen zur dauerhaften Erhaltung von Sorten landwirtschaft-licher Arten einschlieszliglich Gemuumlse als Teil der Genbanksammlung des IPK (einschlieszliglich der uumlbernommenen Saatgutmuster geloumlschter Sorten)

412 DeutscheGenbankObst

Im Laufe der Jahrhunderte hat sich im Obstbau eine groszlige Obstarten und -sortenvielfalt entwickelt Es wird geschaumltzt dass dabei ca 40 Arten und zwischen 5000 und 6000 Sorten oder Herkuumlnfte genutzt wur-den davon allein rund 2000 Apfelsorten Die Erhal-tung von heimischen obstgenetischen Ressourcen ist eine Grundlage fuumlr die dauerhafte Sicherung des Obstbaus in Deutschland Aus diesem Grund werden bereits seit Beginn des 20 Jahrhunderts zahlreiche Sorten unterschiedlicher Obstarten in staatlichen und nichtstaatlichen Sammlungen erhalten Sie bilden die genetische Basis fuumlr die Zuumlchtung neuer Sorten Daruumlber hinaus sind sie ein Stuumlck Kultur-geschichte und tragen wesentlich zur Erhaltung der Struktur unserer Kulturlandschaft bei Aber die Erhaltung genetischer Ressourcen in vielen vonein-ander unabhaumlngigen Sammlungen ist problematisch Waumlhrend einzelne Genotypen in vielen dieser Samm-lungen erhalten werden kommen andere nur noch in einer in wenigen oder in keiner Sammlung mehr vor Das fuumlhrt langfristig zu einem schleichenden Verlust Mit der in der Agrobiodiversitaumltsstrategie des BMEL vorgesehenen Gruumlndung der Deutschen Genbank Obst (DGO) ist nun ein dezentrales Netzwerk geschaf-fen worden in dem sich Sammlungen durch einen Kooperationsvertrag zusammengeschlossen haben und ihre Erhaltungsarbeit koordinieren Die Koordi-nierungsstelle befindet sich am Julius Kuumlhn-Institut

(JKI) Institut fuumlr Zuumlchtungsforschung an gartenbauli-chen Kulturen und Obst in Dresden-Pillnitz

Von insgesamt ca 50 derzeit in Deutschland vorkom-menden Obstarten sind 30 heimisch ndash d h traditio-nell genutzt ndash und sollen langfristig erhalten werden Fuumlr jede dieser Arten erfolgt eine Auswahl der zu erhaltenden Sorten Erhalten werden vor allem

Y deutsche Sorten einschlieszliglich deutscher Neuzuumlchtungen

Y Sorten mit soziokulturellem lokalem oder historischem Bezug zu Deutschland und

Y Sorten mit wichtigen obstbaulichen Merkmalen fuumlr Forschungs- und Zuumlchtungszwecke

FormenvielfaltdesApfels

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Bislang wurden drei obstartenspezifische Netzwerke etabliert Im Apfelnetzwerk engagieren sich sechs sammlungshaltende Partner mit insgesamt ca 950 als bdquoerhaltenswertldquo eingestuften Apfelsorten Die beiden Partner des Erdbeernetzwerkes erhalten insgesamt ca 400 Sorten Im Kirschennetzwerk haben sich sieben Partner zusammengeschlossen die zur Zeit ca 300 Suumlszlig- und 100 Sauerkirschsorten erhalten Am JKI in Pillnitz werden zur Ergaumlnzung der Feldsammlungen Versuche zur Kryolagerung bzw -konservierung z B der Lagerung von Meristemen und schlafenden Knos-pen in fluumlssigem Stickstoff (-196 degC) durchgefuumlhrt Mit Hilfe dieser Langzeitlagerung soll Sammlungsver-lusten durch biotische und abiotische Schadfaktoren vorgebeugt werden

Um die Echtheit der zu erhaltenden Sorten zu ge-waumlhrleisten wird eine pomologische Echtheitspruuml-fung durchgefuumlhrt Anschlieszligend werden fuumlr alle Sorten nach den vom ECPGR bzw dem europaumlischen Groszligforschungsprojekt GENBERRY erarbeiteten Richtlinien DNA-Fingerprints erstellt Beides erfolgt im Rahmen von BMEL-Auftraumlgen fuumlr Bestandsauf-nahmen und Erhebungen und nichtwissenschaftli-chen Untersuchungen im Bereich der biologischen Vielfalt

Die Dokumentation der zu erhaltenden Sorten sowie der dazugehoumlrigen Bewertungsdaten erfolgt uumlber die Webseite der DGO (wwwdeutsche-genbank-obstde) Bis Ende 2011 werden die aktualisierten Daten dann unter der neuen Adresse wwwdeutsche-genbankobstjkibundde erreichbar sein Interessenten koumlnnen daruumlber dann den Sammlungsbestand recherchieren und direkt Anfragen nach Pflanzenmaterial alter Sorten stellen

Zielstruktur Deutsche Genbank Obst

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Handlungsbedarf

Y Sicherstellung einer hohen Qualitaumlt der in der Deutschen Genbank Obst erhaltenen Sortimente und ihrer Erhaltungsstandards

Y Erhebungen zur Sortenechtheit (pomologisch und molekularbiologisch) Dokumentation und Charakterisierung der Akzessionen

Y Ausbau um weitere fruchtartspezifische Netz-werke

Y Sicherung aller Akzessionen an mindestens zwei Standorten (Sicherheitsduplikat) innerhalb der Deutschen Genbank Obst

Y Aufnahme von unterstuumltzenden Partnern in die Deutsche Genbank Obst

Y Ausbau der Kryokonservierung der Fragaria- und Malus-Sammlung des JKI

413 DeutscheGenbankReben

Nach Schaumltzung des Instituts fuumlr Rebenzuumlchtung Geilweilerhof des Julius Kuumlhn-Instituts (JKI) duumlrften in der Vergangenheit im deutschsprachigen Raum rund 300 Rebsorten eine nennenswerte Bedeutung erlangt haben Davon sind heute noch 15 ndash 20 Sorten fuumlr den Anbau klassifiziert Neben dem Schutz oumlko-logisch wertvoller alter Weinberge gilt es die geneti-sche Basis traditioneller Rebsorten zu sichern

Sammlungen rebengenetischer Ressourcen gibt es am Institut fuumlr Rebenzuumlchtung Geilweilerhof sowie vor allem in verschiedenen Laumlndereinrichtungen Zur Koordinierung und Effizienzsteigerung wurde wie in der Agrobiodiversitaumltsstrategie des BMEL vorgesehen die Deutsche Genbank Reben als Netzwerk rebener-haltender Einrichtungen auf Bundes- und Landes-ebene am 9 Juli 2010 gegruumlndet Am JKI dient die Genbanksammlung auch als Ausgangsmaterial fuumlr die Zuumlchtung von Reben mit einer hohen Resistenz ge-genuumlber Schaumldlingen Krankheiten und abiotischem Stress sowie zur Weiterentwicklung der Zuumlchtungs-forschung uumlber Reben Die Erhaltung der Weinrebe (Vitis vinifera L Sorten und andere wild wachsende Arten) erfolgt unter Freilandbedingungen Zurzeit umfassen die Bestaumlnde in Siebeldingen rund 3800 Akzessionen Die nationale und internationale Do-kumentation der rebengenetischen Ressourcen wird durch zwei Datenbanken unterstuumltzt Die Europaumli-

sche Vitis-Datenbank und die internationale Reben-datenbank (Vitis International Variety Catalogue) die beide von der Genbankabteilung gepflegt werden

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Handlungsbedarf

Verbesserung der rechtlichen Rahmenbedin-gungen der Erhaltung der traditionell genutzten Rebsorten

Fortfuumlhrung der Erfassung Dokumentation und Erhaltung rebengenetischer Ressourcen in alten Weinbergen im Rahmen von Erfassungsprojekten und ihre Erhaltung insbesondere fuumlr die kuumlnftige Klonzuumlchtung

Festlegung von Kriterien fuumlr die Erhaltung der Rebarten -sorten und -klone zum Auf- und Ausbau des Sammlungsbestandes der Deutschen Genbank Reben basierend auf den Sammlungen der Genbankpartner federfuumlhrend durch das JKI zusammen mit anderen Partnern

Evaluierung sowie ampelographische und mole-kulargenetische Charakterisierung der Rebarten -sorten und -klone

Entwicklung effizienter Verfahren zur Eliminie-rung von Viren aus Genbankmaterial im Rahmen von Forschungsprojekten

Gewaumlhrleistung hoher Standards bei den Erhal-tungsmaszlignahmen

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414 DeutscheGenbankZierpflanzen

Mit etwa 3600 Gattungen 18000 Arten und 40000 Sorten ist die Vielfalt der Zierpflanzensortimente in Deutschland enorm Das wirtschaftliche Potenzial dieser natuumlrlichen Ressourcen stellt einen wesentli-chen Aspekt fuumlr den Gartenbau dar

Die Deutsche Genbank Zierpflanzen ist als Gen-banknetzwerk konzipiert und organisiert in dem Institutionen und Akteure mit wichtigen Zierpflan-zensammlungen zusammenarbeiten um gemeinsam das nationale Inventar dieser genetischen Ressourcen zu erhalten Die Ausgestaltung dieser Netzwerke wird jeweils entsprechend den spezifischen Bedingun-gen in den Teilnetzwerken in Form einer Koopera-tionsvereinbarung geregelt Dabei gibt es obligate und fakultative Elemente Rein organisatorisch ist immer die Rolle der koordinierenden Stelle fuumlr das jeweilige Genbanknetzwerk zu besetzen Zusaumltzlich muss auch mindestens eine Einrichtung wenigstens Teile ihrer Sammlung als Sammlungsbestand fuumlr das betreffende Genbanknetzwerk bereitstellen (Samm-

lungshaltender Partner) Wesentliches Element ist auch die vereinfachte Bereitstellung der Ressourcen fuumlr Forschung und Zuumlchtung die uumlber eine einheit-liche Materialuumlbertragungsvereinbarung geregelt wird (als Bestandteil der Kooperationsvereinbarung) Fakultativ ist z B die Einbeziehung von Partnern moumlglich die zwar keinen eigenen Sammlungsbestand in das Genbanknetzwerk einbringen dafuumlr aber die Arbeiten im Netzwerk durch eigene Kapazitaumlten und Expertise unterstuumltzen (Unterstuumltzende Partner)

Die Deutsche Genbank Zierpflanzen bildet die Dachorganisation fuumlr diese Teilnetzwerke und wird durch das Informations- und Koordinationszentrum fuumlr Biologische Vielfalt (IBV) der Bundesanstalt fuumlr Landwirtschaft und Ernaumlhrung (BLE) koordiniert In dieser Funktion dokumentiert die BLE auch den Gesamtbestand uumlber das Nationale Inventar zu Pflan-zengenetischen Ressourcen PGRDEU Weitere verbin-dende Elemente wie ein gemeinsames Logo sowie ein noch zu etablierender Beirat unterstuumltzen dabei die Einbindung der Teilnetze

RosenbogenimEuropa-RosariumSangerhausen(ERS)dasERSistKoordinatorderDeutschenGenbankRose

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Drei Petunienbluumlten im Vergleich

Im Fruumlhjahr 2009 wurde die Deutsche Genbank Rose als erster Teil der Deutschen Genbank Zierpflanzen gegruumlndet Als naumlchstes Teilnetzwerk wurde im Mai 2010 die Deutsche Genbank Rhododendron wwwlwk-niedersachsendegenbank-rhododendron gegruumlndet

Das langfristige Ziel ist die Erweiterung und die Fes-tigung der Deutschen Genbank Zierpflanzen insbe-sondere durch die Verbesserung der Zusammenarbeit der auf diesem Gebiet bereits engagierten Akteure Die Einbindung von Botanischen Gaumlrten ist dort zu pruumlfen wo der Auftrag des Gartens und das daraus resultierende Selbstverstaumlndnis eine Zusammenarbeit mit Liebhaberorganisationen oder Zuumlchterfirmen erlauben

Aufgrund vorstehender Kriterien und Informationen wurde von der Koordinationsstelle der Deutschen Genbank Zierpflanzen und unterstuumltzt durch eine Expertengruppe ein Konzept entwickelt auf deren Grundlage der weitere Auf- und Ausbau erfolgen soll Die geschilderte Struktur ist in der Abbildung unten exemplarisch dargestellt

Wichtig ist die unterstuumltzende Einbeziehung der privaten Sammler und Liebhabergesellschaften in das Gesamtkonzept der Deutschen Genbank Zierpflanze In Deutschland existierten 2010 uumlber 30 Pflanzen-liebhaber-Gesellschaften Schaumltzungen sprechen von rund 30000 Mitgliedern Die Mitglieder dieser Gesell-schaften verfuumlgen idR nicht nur uumlber ein enormes Spezialwissen sondern teilweise auch uumlber sehr um-fangreiche Sammlungen an zierpflanzengenetischen Ressourcen der jeweiligen Zierpflanzentaxa

Unter dem Dach der Deutschen Gartenbaugesell-schaft 1822 e V (DGG) hat sich 2010 die Bundes-arbeitsgemeinschaft Pflanzensammlungen (BAPS) etabliert Dementsprechend bietet sich eine intensive Zusammenarbeit der Deutschen Genbank Zierpflan-zen mit den Liebhabergesellschaften respektive der DGG mit dem Ziel einer gegenseitigen Unterstuumltzung an Das Modell- und Demonstrationsvorhaben bdquoNetz-werk Pflanzensammlungenldquo soll dafuumlr den organisa-torischen Rahmen schaffen

Modularer Aufbau der Deutschen Genbank Zierpflanzen

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Handlungsbedarf

Y Erarbeitung einer Konzeption zur Foumlrderung von Koordinierungsstellen dezentraler Genbanken und Erhaltungsnetzwerke fuumlr gartenbauliche pflan-zengenetische Ressourcen durch den Bund unter Beteiligung der Laumlnder

Y Ausbau einer Genbank fuumlr generativ vermehrte Zierpflanzen als Teil der Deutschen Genbank Zier-pflanzen

Y Auf- und Ausbau einer Genbank fuumlr vegetativ vermehrte Zierpflanzen oder eines Genbank-netzwerks unter maszliggeblicher Beteiligung Bota-nischer Gaumlrten als Teil der Deutschen Genbank Zierpflanzen

Y Gruumlndung weiterer gattungs-artspezifischer Gen-banknetzwerke analog Rose und Rhododendron

Y Erweiterung des Nationalen Inventars zu Pflan-zengenetischen Ressourcen PGRDEU um Arten und Akzessionen der Deutschen Genbank Zier-pflanze mit wichtigen Charakterisierungs- und Bilddaten

Y Pruumlfung und ggf Bereitstellung von Software zur Unterstuumltzung der Dokumentation der einzelnen Teilsammlungen

Y Einbindung von Privatsammlungen und Lieb-habergesellschaften als Partner der Deutschen Genbank Zierpflanzen in einem bdquoNetzwerk Pflan-zensammlungenldquo

Die Kornrade (Agrostemma githago) ist ein gefaumlhrdetes Ackerbeikraut

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415 Genbank fuumlr Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

Eine Verstaumlrkung der Anstrengungen zur Erhaltung der Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft ist eine der wesentlichen Forderungen des zweiten Weltzustandsberichts der FAO zu PGRFA und we-sentliches Element des entsprechenden Globalen Aktionsplans (zur Bedeutung von WEL s Kapitel In-situ-Erhaltung von Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (WEL)) Aufgrund der begrenzten Kapazitaumlten der bundeszentralen Kulturpflanzengen-bank des IPK konzentriert sich diese auf die wich-tigsten Kulturpflanzen der gemaumlszligigten Breiten und eine Auswahl von damit verwandten Wildarten Um weitere speziell in Deutschland wild vorkommende pflanzengenetische Ressourcen zu erhalten haben sich derzeit vier Botanische Gaumlrten (Osnabruumlck als Koordinator Berlin Karlsruhe und Regensburg) zu einem Genbanknetzwerk fuumlr Wildpflanzen fuumlr Ernaumlh-rung und Landwirtschaft (WEL) zusammengeschlos-sen Fokus der zu erhaltenden Zielarten liegt dabei auf gefaumlhrdeten einheimischen wild vorkommenden Arten landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Kul-turpflanzen ndash insbesondere solche die uumlber Diaspo-ren (meistens Samen) erhalten werden ndash die fuumlr die nationale Forschung und Zuumlchtung von besonderer Bedeutung sind Dadurch wird auch ein Beitrag zur Umsetzung der Globalen Strategie zum Erhalt der Pflanzenvielfalt (s Kapitel 311) geleistet

Mit Unterstuumltzung des BMEL wird ein Konzept fuumlr die Ex-situ-Erhaltung von Wildpflanzen fuumlr Er-naumlh-rung und Landwirtschaft unter besonderer Beruumlck-sichtigung von Aktivitaumlten bei kompetenten Partnereinrichtungen (z B Genbanken) entwickelt und modellhaft erprobt1 Der Ansatz bildet damit ein weiteres Beispiel wie Botanische Gaumlrten in die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen landwirt-schaftlicher und gartenbaulicher Arten eingebunden werden koumlnnen

1) wwwbiologieuni-osnabrueckdegenbank-welHome

Handlungsbedarf

Weiterentwicklung des Konzepts fuumlr die Ex-situ-Erhaltung von heimischen Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft unter besonderer Beruumlcksichtigung von Aktivitaumlten kompetenter Partnereinrichtungen (z B Botanischer Gaumlrten)

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Gruumlndung der Genbank fuumlr Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft als dezentrales Genbanknetzwerk Gewinnung weiterer Partner fuumlr die Genbank fuumlr Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

Aufbau von Sicherungsduplikaten Kontinuierliche Erweiterung der deutschland-weit ex situ zu erhaltenden WEL-Arten und deren Populationen in Abstimmung mit bestehenden Sammlungen insbesondere mit der Kulturpflan-zen-Genbank des IPK

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Internetportal der Genbank fuumlr Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

416 Implementierung der bdquoEuropaumlischen Genbankldquo (AEGIS) im Rahmen des ECPGR

Das im Rahmen des ECPGR erarbeitete Konzept fuumlr ein europaumlisches integriertes Genbanksystem AEGIS (kurz bdquoEuropaumlische Genbankldquo) entstand unter maszlig-geblicher Beteiligung Deutschlands (s Kapitel 322) Seine Umsetzung durch die Gruumlndung von AEGIS und die damit verbundenen nationalen Aktivitaumlten sollen ebenso prioritaumlr verfolgt werden wie die Wei-terentwicklung von AEGIS auf europaumlischer Ebene

Mit AEGIS sollen die in Europa vorhandenen Res-sourcen effizient koordiniert und fuumlr die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen eingesetzt werden Hierzu verpflichten sich Erhaltungseinrichtungen von AEGIS-Mitgliedstaaten in einem arbeitsteiligen Konzept geeignete pflanzengenetische Ressourcen nach gemeinsamen Standards als europaumlische Ak-zessionen langfristig zu erhalten und zu den Be-dingungen des SMTA des Internationalen Vertrags fuumlr Forschung und Zuumlchtung bereitzustellen Damit gehen die Mitgliedstaaten uumlber die Verpflichtungen des Internationalen Vertrages fuumlr Pflanzengenetische Ressourcen ndash welcher diesen Ansatz nur fuumlr Annex I Arten vorsieht ndash hinaus Deutschland spielt eine aktive Rolle bei der Weiterentwicklung von AEGIS insbe-sondere bei den laufenden Arbeiten zu Allium und Avena und im Beratungsausschuss von AEGIS Fuumlr die formale Gruumlndung von AEGIS wurde eine zwischen-staatliche Kooperationsvereinbarung (Memorandum of Understanding ndash MoU) entwickelt Damit erklaumlren die Staaten ihren Beitritt zu AEGIS Anfang des Jahres 2012 haben 30 Staaten u a Deutschland das MoU ge-zeichnet Die Beteiligung von Erhaltungseinrichtun-gen innerhalb eines AEGIS-Mitgliedstaates wird durch das bdquoAssociate Membership Agreementldquo (AMA) geregelt In Deutschland ist der Abschluss des AMA durch den Nationalen Koordinator beim IBV der BLE mit IPK JKI und BSA erfolgt Weitere Partner sollen folgen

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Zwiebelgewaumlchse im Schaugarten des VERN

Handlungsbedarf

Abschluss von bdquoAEGIS Associate Membership Agreementsldquo durch den Nationalen Koordinator mit weiteren Partnern

Erarbeitung von Vorschlagslisten fuumlr bdquoEuropaumlische Akzessionenldquo

Erarbeitung von Vorschlagslisten fuumlr bdquoAEGIS-Dienstleistungenldquo

Nationale Umsetzung der vom ECPGR gepruumlften und angenommenen AEGIS-Aufgaben (Erhaltung der bdquoEuropaumlischen Akzessionenldquo sowie Bereitstellung der bdquoAEGIS-Dienstleistungenldquo)

Unterstuumltzung der Entwicklung einer europaumlischen Finanzierung fuumlr AEGIS

417 Implementierung des Multilateralen Systems (MLS) des Internationalen Vertrags

Zur Erfuumlllung seiner internationalen Verpflichtun-gen muss Deutschland die nationale Umsetzung des Internationalen Vertrags weiter fortsetzen Dies betrifft zum einen die Einbeziehung weiterer Akteure (oumlffentliche und private) die sich mit ihren Samm-lungen oder Teilen davon am MLS beteiligen und das SMTA zur Materialabgabe verwenden (vgl Kapitel 312) Zum anderen sollen im Rahmen des Vorteils-ausgleichs (Artikel 13 des Internationalen Vertrags) neben dem finanziellen Ausgleich im Rahmen des SMTA vor allem auch der Informationsaustausch der Technologietransfer und der Aufbau von Kapazitaumlten gefoumlrdert werden

Handlungsbedarf

Bereitstellung weiterer pflanzengenetischer Res-sourcen fuumlr das MLS des Internationalen Vertrags u a durch die Deutsche Genbank Obst

Verbesserung der Beteiligung privater Akteure am MLS

Zusammenstellung bestehender Maszlignahmen zum Informationsaustausch Technologietransfer und Aufbau von Kapazitaumlten

Unterstuumltzung des Aufbaus von Kapazitaumlten im Bereich Pflanzenzuumlchtung und Saatgutversorgung in Vertragsstaaten des Internationalen Vertrags

Samen von verschiedenen Kulturpflanzen

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42 In-situ-Erhaltung

421 On-farm-Bewirtschaftung

Nach der Definition der CBD stellt die On-farm-Be-wirtschaftung einen Spezialfall der In-situ-Erhaltung dar bei der PGR im Rahmen einer landwirtschaft-lichen oder gaumlrtnerischen Nutzung erhalten und weiterentwickelt werden Der zweite Weltzustandsbe-richt uumlber pflanzengenetische Ressourcen betont die besondere Bedeutung der On-farm-Bewirtschaftung fuumlr die Erhaltung von PGR Allerdings wird auch deutlich dass ein groszliger Nachholbedarf fuumlr die Ent-wicklung wissenschaftlich fundierter Konzepte fuumlr diesen Bereich besteht Auch wird die staumlrkere inter-nationale Vernetzung dieser Aktivitaumlten angeregt

In der Landwirtschaft und im Gartenbau konzentriert sich zunehmend weltweit der Anbau hauptsaumlchlich aufgrund der vorherrschenden Wettbewerbsbedin-gungen auf wenige Fruchtarten Auch die Pflanzen-zuumlchtung setzt ihre Schwerpunkte wegen fehlender Wertschoumlpfung oder Nachfrage auf oumlkonomisch interessante Kulturarten Wenn Zuumlchtungsprogram-me nicht weitergefuumlhrt werden ist auch ein Verlust der genetischen Diversitaumlt zu erwarten

Wenn Sorten landwirtschaftlicher Kulturarten nicht mehr groszligflaumlchig angebaut werden und somit von genetischer Erosion bedroht sind bietet auch die Erhaltung ex situ nur eine Teilloumlsung Zum einen koumlnnen schon aus Kapazitaumltsgruumlnden nicht alle gezuumlchteten Sorten ex situ erhalten werden und zum anderen werden diese Sorten bezuumlglich ihrer Leis-tungsmerkmale lediglich in einem Status quo bdquoein-gefrorenldquo Es findet kein Zuumlchtungsfortschritt und keine Anpassung an geaumlnderte Umweltbedingungen und Nutzungsanforderungen mehr statt Daher ist die direkte Nutzung solcher Sorten fuumlr den Anbau nach laumlngerer Ex-situ-Erhaltung in der Regel erst nach ei-nem Prozess der zuumlchterischen Bearbeitung moumlglich Das genetische Potenzial dieser Sorten findet sich allerdings teilweise in ihren Nachfolgesorten wieder

Durch On-farm-Bewirtschaftung koumlnnten auch Nutz-pflanzen die durch die Zuumlchtungswirtschaft nicht zuumlchterisch bearbeitet werden Anbaubedeutung erlangen

Damit kann die On-farm-Bewirtschaftung einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt von Kulturpflanzen und deren innerartlichen Vielfalt leis-ten Unmittelbar damit verknuumlpft ist eine moumlgliche

Erweiterung des Lebensmittelangebots und somit ei-ner vielfaumlltigen und abwechslungsreichen Ernaumlhrung oder die innovative Nutzung von Pflanzenz B fuumlr technische oder energetische Zwecke Wenn es gelingt den Anbau heimischer von genetischer Erosion bedrohter Kulturpflanzen durch entspre-chende Foumlrdermaszlignahmen und durch entspre-chendes Ernaumlhrungs- und Nachfrageverhalten der Verbraucher und Verbraucherinnen fuumlr Landwirte wieder attraktiv zu gestalten koumlnnten sich hier neue Nischenmaumlrkte entwickeln

YY YY Y Y

Viele alte Kulturpflanzen wie der Schwarzemmer sind aus dem Anbau fast verschwunden

Die On-farm-Bewirtschaftung koumlnnte auch einen Beitrag zur Erhoumlhung der Biodiversitaumlt in der land-wirtschaftlichen Produktion leisten durch

die Erhoumlhung der Artenvielfaltdie Erhoumlhung der Sortenvielfalt bei vernach-laumlssigten Kulturpflanzendie Erhoumlhung der genetischen Vielfaltdie Erhaltung von historisch bedeutsamen Kulturpflanzen und Bewirtschaftungsformendie Verbreitung und Pflege von Wissen und praktischen Fertigkeiten

und die Erhaltung von Nischenmaumlrkten fuumlr regionale Produkte

2011 foumlrderten insbesondere zwei Laumlnder die On-farm-Bewirtschaftung in Deutschland In Branden-burg werden im Rahmen des Kulturlandschaftspro-gramms bdquoKULAP 2007ldquo (Foumlrderung erfolgt seit dem Jahr 2000) u a finanzielle Unterstuumltzung fuumlr den Anbau von ca 70 alten Zucht- und Landsorten von sechs Kulturpflanzenarten (Weizen Gerste Roggen Hafer Hirse Mais) gewaumlhrt die durch genetische Erosion gefaumlhrdet sind In Nordrhein-Westfalen

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(NRW) wurde ein Modellprojekt durchgefuumlhrt mit dem Ziel der Evaluierung von alten Sorten ihrer Wiedereinfuumlhrung in die landwirtschaftliche Pro-duktion und der Entwicklung neuer Produkte aus diesen alten Sorten sowie deren Vermarktung Nach Abschluss des Projektes 2006 wurden die Aktivitaumlten vom neu eingerichteten Kompetenzzentrum fuumlr die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen an der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen in Muumlnster fortgesetzt das u a fuumlr die Organisation der Erzeugung und Verteilung von Saatgut zustaumlndig ist Hier flossen auch die Erfahrungen des von 2002ndash2007 durchgefuumlhrten grenzuumlberschreitenden EUREGIO-Projekt GEVIP (grenzuumlberschreitende Entwicklung Verarbeitung und Vermarktung von historischen sowie innovativen Produkten aus regionalen Pflan-zenerzeugnissen) zwischen Nordrhein-Westfalen und den Niederlanden mit ein das sich mit der Entwick-lung und Vermarktung von neuen Erzeugnissen auf der Grundlage von pflanzengenetischen Ressourcen befasst hat

Mehrere Laumlnder unterstuumltzen zudem die Bewirtschaf-tung von Streuobstwiesen zur Foumlrderung des Anbaus eines genetisch breiten Spektrums alter Obstsorten Solche Maszlignahmen dienen gleichzeitig dem Schutz gefaumlhrdeter Arten in diesen Oumlkosystemen Diese Akti-vitaumlten sind durch die EU im Rahmen der Ratsverord-nung (EG) Nr 16982005 kofinanzierungsfaumlhig Da sie nicht an besondere Vorgaben hinsichtlich der Sorten-auswahl gebunden sind laumlsst sich ihre Wirkung auf die Erhaltung obstgenetischer Ressourcen on farm nicht genau abschaumltzen

In einigen Regionen Deutschlands gibt es eine erfolg-reiche Zusammenarbeit zwischen regionalen Arten-schutzinitiativen und Vertretern des Pomologenver-eins In diesen Faumlllen gelingt die Verknuumlpfung von Zielen des Arten- und Lebensraumschutzes mit der Erhaltung obstgenetischer Ressourcen on farm

4211 Weiterentwicklung der bdquoRoten Liste der gefaumlhrdeten einheimischen Nutzpflanzenldquo

Der Globale Aktionsplan der FAO zur Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft nennt die Kenntnis uumlber die aktuell existierenden genetischen Ressourcen als grund-legende Voraussetzung fuumlr gezielte und effiziente Erhaltungsaktivitaumlten Darauf wurde bereits im ersten

Fachprogramm im Jahr 2002 hingewiesen Auch die nationale Biodiversitaumltsstrategie der Bundesregierung sieht den Aufbau einer Liste der auf nationaler Ebene durch Ex-situ-Maszlignahmen dringend zu schuumltzenden Arten und deren innerartlichen Vielfalt vor

Manche Gaumlrten sind noch ein Refugium fuumlr Pflanzenvielfalt

Aus diesen Gruumlnden und um auf den erheblichen Ruumlckgang der Nutzpflanzenvielfalt auch fuumlr Deutsch-land aufmerksam zu machen sowie um Maszlignahmen zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung pflanzenge-netischer Ressourcen zu unterstuumltzen wurde die Rote Liste der gefaumlhrdeten einheimischen Nutzpflanzen in Deutschland erstellt Die Rote Liste soll alle Arten-gruppen von einheimischen Nutzpflanzen und deren Sorten Landsorten und Varietaumlten umfassen die in Deutschland an lokale Bedingungen angepasst und von Bedeutung waren

Zur Unterstuumltzung des Anbaus bedrohter regional angepasster Nutzpflanzen besteht im Rahmen der Ge-

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meinschaftsaufgabe bdquoVerbesserung der Agrarstruktur und des Kuumlstenschutzesldquo (GAK) der Foumlrdergrundsatz bdquoErhaltung genetischer Ressourcen in der Landwirt-schaftldquo Die Auswahl der unter diesem Grundsatz foumlrderfaumlhigen Nutzpflanzen erfolgt durch die zustaumln-digen Laumlnderbehoumlrden auf Basis von Empfehlungen des BEKO Die vom BEKO fuumlr eine Foumlrderung im Rahmen der GAK empfohlenen Nutzpflanzen sind in der Roten Liste entsprechend gekennzeichnet

Auch im Rahmen der Erhaltungssortenverordnung dient die Rote Liste dem Bundessortenamt und den zustaumlndigen Laumlnderdienststellen als eine moumlgliche Referenz fuumlr eine Sorte hinsichtlich ihrer Bedeut-samkeit als pflanzengenetische Ressource in ihrer Ursprungsregion

Handlungsbedarf

Y Verbesserung der wissenschaftlichen Grundlagen fuumlr die Erstellung der Roten Liste

Y Laufende Aktualisierung der Liste auf Basis der Empfehlungen des BEKO

Y Aufbau eines bdquoOn-farm-Inventarsldquo beim IBV u a auf Basis der im Rahmen der GAK verpflichtenden Meldungen der Bundeslaumlnder uumlber die gefoumlrder-ten Flaumlchen je Nutzpflanze und anderer Quellen

4212 Staumlrkung der On-farm-Erhaltung und -Bewirtschaftung

Neben der Erhaltung im Rahmen der landwirt-schaftlichen Nutzung sowie der direkten Nutzung in der Pflanzenzuumlchtung erfolgt eine On-farm-Bewirtschaftung u a bei besonders gefaumlhrdeten aus der kommerziellen Nutzung und Zuumlchtung laumlngst verschwundenen Arten und Sorten v a durch ver-schiedene Erhaltungsinitiativen sowie in agrarhisto-rischen Museen Freilichtmuseen in Gaumlrten (Haus- Klein- und Bauerngaumlrten) und in den gartenbauli-chen Sortimenten vieler Gartenbaubetriebe Aktuelle und detaillierte Erhebungen zur Anzahl der hieruumlber erhaltenen pflanzengenetischen Ressourcen liegen derzeit nicht vor und ein Konzept zur Koordination dieser verschiedenen Aktivitaumlten fehlt bislang ebenso wie konzeptionelle Maszlignahmen zur Staumlrkung dieses Sektors

Diese vielfaumlltigen Einzelinitiativen privater Personen und Vereinigungen haben eine groszlige Bedeutung fuumlr die Erhaltung der Kulturpflanzenvielfalt

Anbau von Rotkohl und Zuckermais

Von unmittelbarer Bedeutung sind auch die Maszlig-nahmen der zweiten Saumlule der Agrarpolitik der laumlndlichen Entwicklungspolitik und hier vor allem

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die Agrarumweltmaszlignahmen deren Rechtsgrundlage die sog ELER-Verordnung vom September 2005 ist (s 431) Foumlrderfaumlhig sind u a besonders biodiversi-taumltserhaltende Nutzungsformen wie Streuobstwiesen extensive Weidewirtschaft oder der Oumlkolandbau Mit der Vergroumlszligerung des Fruchtartenspektrums und der Erweiterung von Fruchtfolgen sowie der Nutzung ausreichender innerartlicher Vielfalt wird nicht nur eine standortangepasste und nachhaltige landwirt-schaftliche Produktion angestrebt sondern es soll damit auch ein Beitrag zur Erhaltung und nachhalti-gen Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen geleis-tet werden

Die positiven Auswirkungen der Maszlignahmen der zweiten Saumlule auf die biologische Vielfalt insbeson-dere auch auf den Erhalt und die nachhaltige Nut-zung pflanzengenetischer Ressourcen koumlnnen durch die Verbesserung der Foumlrdermodalitaumlten vergroumlszligert werden

Bewaumlhrt haben sich ebenfalls die vom BMEL unter-stuumltzten Modell- und Demonstrationsvorhaben die zur Erhaltung besseren Verfuumlgbarkeit oder verstaumlrk-ten nachhaltigen Nutzung genetischer Ressourcen der Land- Forst- Fischerei- und Ernaumlhrungswirt-schaft einschlieszliglich Gartenbau beitragen Die durchgefuumlhrten Vorhaben sollen einen Vorbildcha-rakter fuumlr potenzielle Nachahmer entfalten

Eine erfolgreiche On-farm-Bewirtschaftung muss durch unterstuumltzende Maszlignahmen begleitet wer-den Dazu gehoumlren beispielsweise der Aufbau von Kompetenzzentren (s 4214) die Evaluierung der Pflanzen unter Praxisbedingungen die Bereitstellung von Saat- und Pflanzgut die technische Unterstuumlt-zung bei der Reinigung und Lagerung von Saat- und Pflanzgut die Aus- und Fortbildung fuumlr die On-farm-Bewirtschaftung die Entwicklung von neuen Produk-ten und Marketingkonzepten und die Etablierung von Netzwerken von an der On-farm-Bewirtschaftung interessierten Gruppen

Die ausreichende Verfuumlgbarkeit Vermehrung und dauerhafte Erzeugung von Saatgut ist haumlufig das zentrale Problem fuumlr die On-farm-Bewirtschaftung Um dies zu verbessern wurden bereits entsprechende Regelungen erlassen die das Inverkehrbringen von Saat- und Pflanzgut von Sorten die als genetische Ressource erhaltenswert erscheinen gezielt erleich-tern Eine Uumlberpruumlfung weiterer Ausnahmeregelun-gen fuumlr Aktivitaumlten zur Erhaltung der genetischen Vielfalt wird angestrebt

Handlungsbedarf

Verbesserte Erfassung Vernetzung und Koor-dinierung von Aktivitaumlten im Bereich On-farm-Bewirtschaftung

Entwicklung und Pruumlfung eines abgestimmten Konzeptes zur On-farm-Bewirtschaftung unter Beruumlcksichtigung der bestehenden Aktivitaumlten

Erstellung eines Konzepts fuumlr die Foumlrderung des Anbaus gefaumlhrdeter einheimischer Nutzpflanzen in Deutschland Weiterfuumlhrung geeigneter Foumlrdermaszlignahmen im Rahmen der GAK wie zB Fruchtartendiversifizie-rung (ua Leguminosen Gemengeanbau) Anbau von Zwischenfruumlchten Anbau gefaumlhrdeter heimi-scher Nutzpflanzen

Pruumlfung Konzeption und ggf Etablierung projekt-unabhaumlngiger Foumlrdermoumlglichkeiten zur Unterstuumlt-zung von Erhaltungsinitiativen und Akteuren der On-farm-Bewirtschaftung

Uumlberpruumlfung der Regelungen des Saatgut- und ggf des Pflanzenschutzrechts hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf die Aktivitaumlten zur Erhaltung der genetischen Vielfalt

4213 Erhaltung und nachhaltige Nutzung der genetischen Vielfalt im Gruumlnland

Gruumlnland ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Kulturlandschaft und groszligflaumlchig erst durch die Be-wirtschaftung des Menschen entstanden Im Gruumln-land wachsen mehr als die Haumllfte aller in Deutsch-land vorkommenden Bluumltenpflanzenarten Fuumlr Futterpflanzen und viele weitere Kulturpflanzen des Ackerlandes und der Gaumlrten bildet extensives Gruumln-land den Lebensraum ihrer verwandten Wildarten Artenreiches Gruumlnland stellt somit einen wichtigen Ort zum Erhalt der genetischen Vielfalt der Kultur-pflanzen dar Die ausdauernden Pflanzenbestaumlnde des Gruumlnlands bilden uumlber das ganze Jahr Lebensraum fuumlr eine groszlige Zahl heimischer Tierarten Gruumlnland hat zudem wichtige Funktionen fuumlr den Gewaumlsser- Klima- und Bodenschutz der Landschaften Gruumln-land hat somit zusammenfassend nicht nur eine herausragende Bedeutung fuumlr die genetische Vielfalt der Kulturpflanzen und ihrer wilden Verwandten sondern auch fuumlr typische Kulturlandschaften die weitere Funktionen fuumlr die Erholung und den Touris-mus erfuumlllen

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Artenreiche Almwiese

Die Artenzusammensetzung und die Auspraumlgung der Gruumlnlandvegetation richtet sich hauptsaumlchlich nach den natuumlrlichen Faktoren wie Standort (Boden Wasserhaushalt Klima Houmlhenlage etc) und nach den Bewirtschaftungsfaktoren Zu den entscheidenden Bewirtschaftungsfaktoren gehoumlren Mahd oder Be-weidung Tierbesatz Nutzungshaumlufigkeit (Anzahl der Schnitte) Nutzungstermine und Bewirtschaftungs-technik In Jahrhunderten entstand somit eine groszlige Vielfalt verschiedenster Gruumlnlandgesellschaften Seit mehr als 120 Jahren betraumlgt der Anteil von Gruumlnland nahezu konstant etwa ein Drittel der land-wirtschaftlichen Nutzflaumlche In diesem Zeitraum ist allerdings die landwirtschaftliche Nutzflaumlche insge-samt deutlich zuruumlckgegangen und damit anteilig auch die Gruumlnlandflaumlche absolut Wenn auch der landwirtschaftliche Flaumlchenverbrauch in den letzten Jahren abgeschwaumlcht worden ist so gehen taumlglich immer noch eine Flaumlche von ca 90 ha in Deutschland verloren die hauptsaumlchlich in Wohn- Verkehrs- und Wirtschaftsflaumlchen umgewandelt werden Der stetige Flaumlchenverlust geht einher mit einer staumlrkeren Inten-sivierung der Landwirtschaft und fuumlhrt damit auch in einigen Regionen zu einer Zunahme der Bewirtschaf-tungsintensitaumlt des Gruumlnlandes Damit ist auch eine Aumlnderung der Artenzusammensetzung und haumlufig eine Abnahme der biologischen Vielfalt verbunden

Im Rahmen der Gewaumlhrung von EU-Direktzahlungen haben die EU-Mitgliedstaaten sicher zu stellen dass bezuumlglich der beantragten Flaumlchen der Anteil des

Dauergruumlnlandes an der landwirtschaftlichen Flaumlche bezogen auf das Referenzjahr 2003 erhalten bleibt Bei einem Ruumlckgang dieses Anteils um mehr als 5 sind die Laumlnder gemaumlszlig der Bestimmungen des nationalen Direktzahlungen-Verpflichungengesetzes ermaumlchtigt den weiteren Umbruch von Dauergruumlnland per Lan-des-Verordnung von einer Genehmigung abhaumlngig zu machen Anfang 2011 gab es solche Landes-Verord-nungen in sechs Laumlndern In allen anderen Laumlndern betrug der Ruumlckgang des Dauergruumlnlandanteils we-niger als 5 In zwei Laumlndern war sogar eine geringe Zunahme des Dauergruumlnlandanteils zu verzeichnen Daruumlber hinaus ist die Gewaumlhrung der Direktzahlun-gen im Rahmen der Cross Compliance-Vorgaben auch von der Beachtung bestimmter fachrechtlich beste-hender Umbruchbeschraumlnkungen abhaumlngig

Biologische Vielfalt im bewirtschafteten Gruumlnland erhaumllt sich allerdings nicht von selbst Durch Biodi-versitaumltsmanagement kann der Landwirt artenrei-che Gruumlnlandflaumlchen erhalten und entwickeln Hier setzen die Agrarumweltmaszlignahmen im Rahmen der GAK an die ein breit gefaumlchertes und flexibles regi-onalspezifisches Instrumentarium anbieten Soweit regional erforderlich sollte ggf eine zielgerichtete Anpassung der Maszlignahmen erfolgen (siehe Kapitel zu 431)

Zur Anreicherung oder Wiederherstellung artenrei-cher Gruumlnlandflaumlchen mit gebietsheimischen Pflan-zenarten wurden in den letzten Jahren neue Konzepte diskutiert und erprobt (s 4224)

Handlungsbedarf

(Weiter-)Entwicklung von Methoden zur Identifi-kation unterschiedlicher Gruumlnlandformen auf der Grundlage von Indikator- oder KennartenErhebungen zu Vorkommen von artenreichem urspruumlnglichem bzw natuumlrlichem Gruumlnland in Schutzgebieten und Pruumlfen der Anwendung des Konzeptes bdquogenetischer Schutzgebieteldquo (siehe Kapitel 4223) zum Schutz wertvoller Gruumlnlands-tandorte in FFH-GebietenWeiterentwicklung standortgerechter und oumlkono-misch nachhaltiger Gruumlnlandnutzungssysteme

Weiterfuumlhrung und ggf Anpassung der Foumlrderung von biodiversitaumltsfoumlrdernden Agrarumweltmaszlig-nahmen im Rahmen der GAK wie extensive Be-wirtschaftung von Gruumlnlandflaumlchen zur Erhaltung pflanzengenetisch wertvoller Gruumlnlandvegetation Streuobstwiesen Umwandlung von Ackerland in extensiv zu nutzendes Gruumlnland

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Y Weiterfuumlhrung und ggf Ausweitung geeigneter Vertragsnaturschutzmaszlignahmen auf Laumlnderebene unter Beteiligung von EU und Bund

Y Pruumlfen inwieweit Foumlrderschwerpunkte des Bun-desprogramms bdquoBiologische Vielfaltldquo wie bdquoHot-spots der biologischen Vielfalt in Deutschlandldquo oder auch die bislang nicht definierte Kategorie bdquoWeitere Maszlignahmen von besonderer repraumlsenta-tiver Bedeutung fuumlr die Strategieldquo genutzt werden koumlnnen um der besonderen Bedeutung des arten-reichen Gruumlnlands gerecht zu werden

4214 Aufbau von Kompetenzzentren

Der Aufbau regionaler Kompetenzzentren faumlllt in die Zustaumlndigkeit der einzelnen Bundeslaumlnder Entspre-chend des in der Agrobiodiversitaumltsstrategie des BMEL beschriebenen Handlungsbedarfs wurden die Laumlnder z B durch Modellvorhaben fuumlr die Erhal-tung traditioneller regionaltypischer und bedrohter Kulturpflanzen on farm durch BMEL unterstuumltzt

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Umfangreiche Sortenkenntnisse sind Voraussetzung fuumlr die Erhal-tungsarbeit

Die Erfahrungen des Kompetenzzentrums fuumlr die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen an der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen sowie der Sortenerhaltungszentrale Baden-Wuumlrttemberg am Kompetenzzentrum Obstbau-Bodensee Baven-dorf belegen einen weitergehenden Bedarf fuumlr eine Unterstuumltzung der On-farm-Bewirtschaftung auf der regionalen bzw Laumlnderebene In den anderen Bundeslaumlndern fehlt eine derartige Infrastruktur zur Beratung und Koordination entsprechender Akteu-re bisher weitgehend Der Bedarf erstreckt sich auf den Aufbau von Netzwerken auf Erzeugerebene und stufenuumlbergreifend auf die Erzeugung und Verteilung von Saatgut sowie auf unterstuumltzende Maszlignahmen zur Entwicklung und Vermarktung so genannter bdquoVielfaltsprodukteldquo

Handlungsbedarf

Evaluierung der bisher geleisteten Arbeit und der Erfahrungen in einzelnen Bundeslaumlndern mit dem Ziel einen Leitfaden und Handlungsvorschlaumlge in Abstimmung mit den Bundeslaumlndern zu ent-wickeln

Unterstuumltzung bei der Gruumlndung weiterer Kom-pe tenzzentren fuumlr die Erhaltung nachhaltige Nutzung und Vermarktung pflanzengenetischer Ress ourcen einschlieszliglich Fortbildungs- Bildungs- und Oumlffentlichkeitsarbeit

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4215 AufbauvonFortbildungsangeboten imBereichOn-farm-Erhaltung pflanzengenetischerRessourcen

Bereits die Agrobiodiversitaumltsstrategie des BMEL betont die Bedeutung einer verstaumlrkten Ausbildung in Fragen der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt Das Wissen uumlber Anbau Ver-mehrung und Nutzung alter Sorten wird derzeit zu einem groszligen Teil durch Erhalterinitiativen gepflegt und weitergegeben Berufliche und wissenschaftli-che Ausbildungsgaumlnge haben relevante Inhalte (z B Samengaumlrtnerei Taxonomie) in ihren Curricula leider stark reduziert In einer Befragung von Personen die aktiv im Bereich On-farm-Management engagiert sind konnte ermittelt werden dass Kenntnisse uumlber die praktische zuumlchterische Erhaltung von Nutz-pflanzen nur unzureichend vorhanden sind Von den Personen wurde diesbezuumlglich mehrheitlich Fortbil-dungsbedarf geaumluszligert Weiterhin wurde in einer vom BMEL in Auftrag gegebenen Studie zur Analyse von Konzepten der On-farm-Bewirtschaftung pflanzenge-netischer Ressourcen in Deutschland festgestellt dass eine erfolgreiche On-farm-Bewirtschaftung durch unterstuumltzende Maszlignahmen begleitet werden muss die auch die Entwicklung von neuen Produkten und Marketingkonzepten beinhalten sollte

Praktische Erhaltungstaumltigkeit ist ohne die Einbin-dung in Netzwerke ungleich schwerer da der Aus-tausch von Erfahrungen Informationen aber auch der unmittelbare Austausch von Material und Gerauml-

ten von entscheidender Bedeutung sind Die bereits existierenden Einrichtungen Initiativen und Vereine stellen diesbezuumlglich eine gute Basis dar allerdings fehlt es derzeit noch an etablierten Netzwerk-strukturen

Handlungsbedarf

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Erfassung von Einrichtungen die grundsaumltzlich fuumlr Fortbildungsangebote im Bereich Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen und On-farm-Management geeignet sind Erarbeitung von Fortbildungsangeboten (z B bdquoErhaltungsgaumlrtnerldquo) in Zusammenarbeit mit ent-sprechenden Bildungseinrichtungen und Erhal-tungsorganisationen Aufbau eines Fortbildungsangebotes im Bereich Unternehmensgruumlndung und Marketing in Zu-sammenarbeit mit geeigneten Fortbildungsein-richtungenErarbeitung von Fortbildungs- und Schulungsma-terial unter Einbindung vorhandener Bundesein-richtungen

Aufbau eines Beratungsnetzwerkes fuumlr den Be-reich Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen und On-farm-Management in Zusammenarbeit mit Erhaltungsorganisationen und Botanischen Gaumlrten und weiteren Akteuren sowie die oumlffentlichkeits-wirksame Bekanntmachung des Netzwerkes

Alle Maszlignahmen werden bundesweit durch das IBV der BLE unterstuumltzt und koordiniert

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422 In-situ-ErhaltungvonWildpflanzen fuumlrErnaumlhrungundLandwirtschaft (WEL)

Mehr als 2800 Arten unserer heimischen Flora (ca 3500 Arten) stellen so genannte bdquomit Kulturarten verwandte Wildartenldquo (im internationalen Sprach-gebrauch crop wild relative ndash CWR) dar oder sind potenziell fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft nutzba-re Wildarten19 Diese bdquoWildarten fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaftldquo (WEL) sind zudem eine bedeutende Ressource fuumlr die Pflanzenzuumlchtung Deshalb ist die Erhaltung der Anpassungsfaumlhigkeit dieser Artengrup-pe fuumlr die langfristige Sicherung einer ausreichenden und sicheren landwirtschaftlichen Pflanzenprodukti-on eine wichtige Voraussetzung

Gerade bei der groszligen Anzahl an heimischen poten-ziell nutzbaren Wildpflanzenarten ist die In-situ-Er-haltung schon aus quantitativen pragmatischen und finanziellen Gruumlnden die wohl einzige realistische Schutzmaszlignahme Dabei bleiben die Arten in ihren Oumlkosystemen den dynamischen Prozessen der Evolu-tion ausgesetzt

Die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft spielt bei Bewirt-schaftungs- Pflege- und Erhaltungsmaszlignahmen des Naturschutzes als eigenstaumlndige Zielsetzung bisher keine groszlige Rolle Allerdings entsprechen die seit vielen Jahren durchgefuumlhrten Maszlignahmen z B im Vertragsnaturschutz auch dem Ziel der Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen

Als wichtige Komponenten der In-situ-Erhaltung sind die nachhaltige land- und forstwirtschaftliche Flaumlchennutzung im Rahmen von Agrarumweltmaszlig-nahmen sowie die Aktivitaumlten des Natur- und Land-schaftsschutzes zu nennen Diese Aktivitaumlten um-fassen u a Maszlignahmen des Artenschutzes und des flaumlchenbezogenen Biotopschutzes

Eine aktive Bewirtschaftung innerartlicher geneti-scher Vielfalt von in Deutschland wild vorkommen-den pflanzengenetischen Ressourcen einschlieszliglich der mit den Kulturpflanzen verwandten Wildarten (WEL) setzt eine enge fachliche Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Naturschutz voraus Die aktive Erhaltung genetischer Vielfalt auf dafuumlr

ausgewaumlhlten Flaumlchen wird umso effizienter und kostenguumlnstiger sein je mehr Arten innerhalb eines bewirtschafteten Areals vorkommen Inwieweit Maszlig-nahmen des Naturschutzes ausreichend sind gene-tische Ressourcen tatsaumlchlich dauerhaft zu erhalten ist bisher aber ebenso wenig bekannt wie Standorte mit hohem Aufkommen von WEL-Arten und hoher genetischer Vielfalt

Einen Uumlberblick uumlber die wild wachsenden Pflan-zenarten (Farn- und Bluumltenpflanzen) Pflanzengesell-schaften und die natuumlrliche Vegetation Deutschlands ermoumlglicht das Informationsangebot FloraWeb (httpwwwflorawebde) des Bundesamtes fuumlr Naturschutz (BfN) Zu den ca 3500 wild wachsenden Pflanzenarten koumlnnen Artensteckbriefe mit bis zu 55 Einzelinformationen uumlber Taxonomie Systematik Biologie Oumlkologie Lebensraum Verbreitung und Be-standssituation Gefaumlhrdung und Schutz sowie Fotos abgerufen werden Informationen uumlber die Verbrei-tung in Deutschland sind durch dynamisch erstellte Karten und die interaktive GIS-Anwendung bdquoFlora-Mapldquo zugaumlnglich Die Angaben stammen aus laufend aktualisierten Datenbanken und Projekten des BfN und dessen Kooperationspartnern

Im Rahmen des Berichtssystems zum europaumlischen Schutzgebietsnetz bdquoNatura 2000ldquo erfolgt ebenfalls eine Erfassung der in diesen Gebieten vorkommen-den Pflanzenarten der Anhaumlnge II - V der FFH-Richt-linie auf Laumlnderebene doch kommen von den mehr als 1000 Tier- und Pflanzenarten der entsprechenden Anhaumlnge II - IV der FFH-Richtlinie nur ganze 50 Arten von Farn- und Bluumltenpflanzen in Deutsch-land uumlberhaupt vor Ein wesentlich groumlszligerer Anteil von Pflanzenarten wird allerdings durch die Kartie-rung von FFH-Lebensraumlumen (Anhang I) und z T auszligerhalb von Natura 2000-Gebieten im Rahmen der Biotopkartierungen der Laumlnder erfasst

Auf nationaler Ebene gibt es daruumlber hinaus nur wenige Erhebungen uumlber das Vorkommen pflan-zengenetischer Ressourcen inner- und auszligerhalb bestehender Schutzgebiete bzw eine diesbezuumlgliche Auswertung vorhandener Kartierungsdaten Bisher durchgefuumlhrte detailliertere Erhebungen beziehen sich meist punktuell auf spezifische Gebiete Auszliger-dem ist die innerartliche Variabilitaumlt der Wildpflan-zen nur ansatzweise bekannt

19 Von den ca 3500 in Deutschland in situ vorkommenden Pflanzenarten sind fuumlr uumlber 1000 Arten aktuelle oder potenzielle Nutzungen beschrieben Unter Einbeziehung der Nutzungsformen bdquoZuumlchtungldquo bzw bdquoZierpflanzeldquo kommen weitere ca 1800 Arten als bdquoheimischeldquo pflanzengenetische Ressourcen hinzu

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Sanddorn(Hippophaerhamnoides)eineWildpflanzeausderenFruumlchtenleckereSaumlfteundMarmeladenhergestelltwerdenkoumlnnen

Das IBV betreut ein Verzeichnis pflanzengenetischer Ressourcen welches sowohl die Kulturpflanzen als auch die Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirt-schaft umfasst Dieses Verzeichnis ist uumlber das Nati-onale Inventar zu pflanzengenetischen Ressourcen PGRDEU (httppgrdeugenresde) zugaumlnglich

Daten zum Vorkommen pflanzengenetischer Res-sourcen in situ sind bisher nur in eingeschraumlnktem Maszlige fuumlr bestimmte Pflanzenarten durch die Bun-deslaumlnder und auf Kommunal- oder Projektebene verfuumlgbar Eine allgemeine Zugaumlnglichkeit zu diesen Informationen existiert in der Regel nicht oder sie ist nur sehr eingeschraumlnkt vorhanden Im Rahmen eines vom BMEL gefoumlrderten Modell- und Demonstrati-onsvorhabens bdquoAufbau eines Berichts- und Monito-ringsystems fuumlr die In-situ-Erhaltung genetischer

Ressourcen der den Kulturpflanzen verwandten Wildarten in Brandenburgldquo wird derzeit eine mo-dellhafte Berichtsinfrastruktur auf Bundeslandebene aufgebaut welche hier kuumlnftig durch verbesserten In-formationsfluss ndash sowohl innerhalb des Bundeslandes selbst als auch von dort zur Bundesebene ndash Abhilfe schaffen soll Daneben werden uumlber weitere Modell- und Demonstrationsvorhaben die Vorkommen der verwandten Wildarten von Apfel und Rebe Malus sylvestris (L) Mill und Vitis vinifera subsp sylvestris (C C Gmel) Hegi erhoben und genetisch beschrie-ben der Erhaltungszustand der Vorkommen bewer-tet sowie Maszlignahmen fuumlr ein In-situ-Management entwickelt und gepruumlft

Handlungsbedarf

Erstellung eines nationalen Konzepts zur In-situ-Erhaltung von in Deutschland wild vorkommen-den pflanzengenetischen Ressourcen

4221 IdentifizierungvonSchwerpunktarten

Fuumlr in Deutschland wild vorkommende pflanzenge-netische Ressourcen mit ihren mehr als 2800 Arten ist die In-situ-Erhaltung der wichtigste Erhaltungs-ansatz Die groszlige Artenzahl macht hier eine Schwer-punktsetzung noumltig um weitere Schutzmaszlignahmen realistisch und umsetzbar planen zu koumlnnen

Handlungsbedarf

Pflege und Fortschreibung der Liste in Deutschland vorkommender pflanzengenetischer Ressourcen20

Entwicklung nationale und internationale Ab-stimmung und Feststellung geeigneter Kriterien fuumlr die Priorisierung von in Deutschland wild vorkommenden pflanzengenetischen Ressourcen Markierung der prioritaumlren Arten in der Liste pflanzengenetischer Ressourcen nach diesen Kriterien als Grundlage einer weiteren Schwer-punktsetzung von Erhaltungsmaszlignahmen auf nationaler und internationaler EbeneMeldung der prioritaumlren Arten und ggf von Maszlignahmen zu ihrem Schutz an internationale Informationssysteme zwecks europaumlischer und internationaler Abstimmung

20 httppgrdeugenresdeindexphptpl=an_Liste

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AgrarlandschaftmitbluumlhendemAckerrandstreifen

4222 BestandsstuumltzendeMaszlignahmen

Zur Unterstuumltzung des Ziels in Deutschland wild vorkommende pflanzengenetische Ressourcen vorrangig in situ zu erhalten sind auch bestands-stuumltzende Maszlignahmen fuumlr Vorkommen und Popula-tionen einzelner Arten zu pruumlfen und wo angebracht umzusetzen Hierbei sind u a auch die Moumlglichkei-ten einer Nutzung bestehender Aktivitaumlten z B im Rahmen der nationalen Umsetzung der Europaumlischen Strategie zur Erhaltung der Pflanzen (EPCS vgl Kapi-tel 311) zu pruumlfen Die Entwicklung und Etablierung von bestandsstuumltzenden Maszlignahmen erfolgte bisher modellhaft bei Malus sylvestris (L) Mill und Vitis vinifera subsp sylvestris (C C Gmel) Hegi im Rahmen von Modell- und Demonstrationsvorhaben

Handlungsbedarf

Entwicklung und Pruumlfung eines Konzepts zur Stuumltzung von Vorkommen und Populationen durch Vermehrung von Saatgut oder Pflanzen und deren Wiederausbringung

4223 IdentifizierungAufbauundAusweisung bdquogenetischerSchutzgebieteldquo

Bisher gibt es keine spezifischen Schutzgebiete fuumlr WEL Das von der Europaumlischen Kommission im Rahmen der Ratsverordnung (EG) Nr 8702004 finanzierte Vorhaben bdquoEin integrierter europaumlischer Arbeitsplan fuumlr das In-situ-Management Umsetzung der Konzepte bdquogenetisches Schutzgebietldquo und bdquoon farmldquo (AEGRO)ldquo befasst sich mit allen wesentlichen Aspekten des In-situ-Managements AEGRO fuumlhrt Daten aus europaumlischen und internationalen Quellen zusammen und harmonisiert und strukturiert Infor-mationen damit sich diese fuumlr Entscheidungspro-zesse nutzen lassen Erste Ergebnisse zeigen dass die Qualitaumlt der in verschiedenen Quellen (GBIF EURISCO) mehr oder minder auf dem kleinsten ge-meinsamen Nenner zusammengefuumlhrten Daten in taxonomischer und geographischer Hinsicht in keiner Weise fuumlr eine aggregierende Betrachtung die fuumlr die Priorisierung von Arten und Gebieten erforderlich ist ausreicht und einer umfangreichen Bearbeitung bedarf

AEGRO beschreibt ferner die genetische Diversitaumlt ausgewaumlhlter Gattungen und Arten und schafft fuumlr ausgewaumlhlte Vorkommen die organisatorischen und methodischen Voraussetzungen fuumlr das demographi-sche und genetische Monitoring Es werden fuumlr diese Modellarten auf europaumlischer Ebene abgestimmte Er-haltungsstrategien entwickelt die anderen als Vorlage dienen koumlnnen Fuumlr das In-situ-Management werden Qualitaumltsstandards als Voraussetzung fuumlr eine verbes-serte europaumlische Zusammenarbeit in diesem Bereich entwickelt und die Moumlglichkeiten zur Einrichtung genetischer Schutzareale in bdquoMost Appropriate Areas ndash MAAldquo gepruumlft Das EU-Vorhaben begann im Oktober 2007 und wird vom Julius Kuumlhn-Institut koordiniert

Bereits im Fachprogramm von 2002 war vorgesehen auch in Deutschland bestehende Schutzgebiete mit einer hohen Dichte an prioritaumlren Arten zu identifi-zieren und zusaumltzlich als bdquogenetisches Schutzgebietldquo auszuweisen Dabei koumlnnen nun die Ergebnisse des AEGRO-Projekts als Grundlage fuumlr ein nationales Erhaltungskonzept dienen

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Handlungsbedarf

Y Identifizierung geeigneter Flaumlchen mit hoher bdquoVorkommensdichteldquo prioritaumlrer Arten im Rahmen eines Projektes

Y Entwicklung bzw Weiterentwicklung von Mana-gementmaszlignahmen fuumlr die prioritaumlren Arten

Y Ausweisung bereits vorhandener Schutzgebiete als bdquogenetische Schutzgebieteldquo fuumlr prioritaumlre Arten durch die zustaumlndigen Stellen und in Abstimmung mit den laufenden Arbeiten der Laumlnderbehoumlrden zur Ausweisung der FFH-Gebiete

4224 VerwendunggebietseigenerWildpflanzen inderfreienNatur

Das novellierte Gesetz uumlber Naturschutz und Landschaftspflege (Bundesnaturschutzgesetz ndash BNatSchG21) formuliert in sect 40 (4) strenge Anforde-rungen an das Ausbringen von Pflanzen gebiets-fremder Arten in der freien Natur22 Bereits vor der Novellierung war vorgeschrieben dass in der freien Natur kein Pflanzmaterial verwendet werden soll das seinen genetischen Ursprung nicht in der jewei-ligen Region hat Die mit der Novelle nun bundesun-mittelbar geltende Vorschrift des sect 40 Absatz 4 muss in den Laumlndern vollzogen werden ohne dass Abwei-chungsmoumlglichkeiten bestehen Zur Erleichterung wurde eine 10-jaumlhrige Uumlbergangsregelung bis zum 1 Maumlrz 2020 geschaffen in der gebietseigene Pflan-zen und Gehoumllze vorzugsweise verwendet werden sollen Erst danach gilt die neu gestaltete Genehmi-gungspflicht uneingeschraumlnkt

Der Genehmigungsvorbehalt des BNatSchG gilt nur fuumlr das Ausbringen in der freien Natur Davon sind alle Ausgleichsmaszlignahmen Rekultivierungen Straszligenbegleitgruumln und sonstigen Begruumlnungs- und Rekultivierungsmaszlignahmen in der freien Natur be-troffen Die Land- und Forstwirtschaft einschlieszliglich des Gartenbaus ist aber sowohl als Erzeuger gebiets-eigenen Saat- und Pflanzguts das in der freien Natur verwendet werden soll als auch im Rahmen von Dienstleistungen in Landschaftsbau und ndashpflege als Ausbringer betroffen

Fuumlr krautige Pflanzen gibt es sehr einfache effektive und seit Jahren in der Praxis bewaumlhrte Methoden der Begruumlnung wie Selbstbegruumlnung Heudruschver-fahren oder auch Mahdgutuumlbertragungsverfahren Weitere alternative naturnahe Begruumlnungsmethoden wurden bereits in Modellvorhaben erprobt Alle genannten Verfahren haben den Vorteil dass die Verwendung vorhandener lokaler gebietseigener Her-kuumlnfte von Wildpflanzen bei der Ausbringung in die freie Landschaft gesichert ist Es besteht jedoch auch ein zunehmender Bedarf fuumlr einen Markt fuumlr gebiets-eigenes Saatgut (z B Regiosaatgut) fuumlr diese Begruuml-nungs- und Rekultivierungsmaszlignahmen in der freien Natur Mit der nationalen Umsetzung der Richtlinie 201060EU der Kommission besteht ab Anfang 2012 die Moumlglichkeit Saatgutmischungen sogenannte Erhaltungsmischungen die zur Erhaltung der natuumlrli-chen Umwelt verwendet werden sollen auch dann in den gewerblichen Verkehr zu bringen wenn sie unter das Saatgutverkehrsgesetz fallen

ArtenreichesSchnittgruumlnlandmitgebietseigenenWildpflanzen

21 Bundesnaturschutzgesetz vom 29 Juli 2009 (BGBl I S 2542) das zuletzt durch Artikel 5 des Gesetzes vom 6 Februar 2012 (BGBl I S 148) geaumlndert worden ist

22 BNatSchG sect 40 (4) bdquoDas Ausbringen von Pflanzen gebietsfremder Arten in der freien Natur sowie von Tieren bedarf der Genehmigung der zustaumlndigen Behoumlrde Kuumlnstlich vermehrte Pflanzen sind nicht gebietsfremd wenn sie ihren genetischen Ursprung in dem betreffenden Gebiet haben Die Genehmi-gung ist zu versagen wenn eine Gefaumlhrdung von Oumlkosystemen Biotopen oder Arten der Mitgliedstaaten nicht auszuschlieszligen ist Von dem Erfordernis einer Genehmigung sind ausgenommen (hellip) 4das Ausbringen von Gehoumllzen und Saatgut auszligerhalb ihrer Vorkommensgebiete bis einschlieszliglich 1 Maumlrz 2020 bis zu diesem Zeitpunkt sollen in der freien Natur Gehoumllze und Saatgut vorzugsweise nur innerhalb ihrer Vorkommensgebiete ausgebracht werdenldquo

46

Um die entsprechenden Qualitaumltsvorgaben zu garan-tieren wurden bereits privatrechtliche Zertifizie-rungssysteme fuumlr Regiosaatgut geschaffen Somit kann gebietseigenes Saatgut das durch Besamm-lung von Wildpflanzen in einer bestimmten Region gewonnen wird ndash in der Regel nach einer Zwischen-vermehrung ndash wieder in dieser Region ausgebracht werden Die in diesen Zertifizierungssystemen defi-nierten Regionen orientieren sich am Ergebnis eines Forschungsprojektes der Deutschen Bundesstiftung Umwelt Es wurden 22 deutsche Regionen voneinan-der abgegrenzt indem standoumlrtlich-klimatisch aumlhn-liche Naturraumlume mit vergleichbarem Artenspektrum zu einer Region zusammengefasst wurden

Fuumlr Gehoumllze ist ebenfalls eine bundesweit einheit-liche Umsetzung anzustreben Zu diesem Zweck wurde die bdquoArbeitsgruppe gebietseigene Gehoumllzeldquo beim BMU ins Leben gerufen in der die Interessen der Naturschutz- Forst- und Gartenbaubehoumlrden von Bund und Laumlndern der Verkehrsplanung der Baumschulverbaumlnde und Forschung gleichberechtigt vertreten sind Mit dem bdquoLeitfaden zur Verwendung gebietseigener Gehoumllze23ldquo hat die Arbeitsgruppe entsprechende Grundlagen und Empfehlungen fuumlr eine praktikable Umsetzung vorgelegt Sie empfiehlt bundeseinheitlich eine Einteilung in sechs Gebiete als Basis fuumlr die Produktion und Ausbringung gebietseigener Gehoumllze zu Grunde zu legen Fuumlr die Handhabung der Sonderfaumllle Straszligenbegleitgruumln und Obstgehoumllze in der freien Landschaft werden ebenfalls Empfehlungen ausgesprochen

Handlungsbedarf

Y Unterstuumltzung bei der Identifikation geeigneter natuumlrlicher Vorkommen gebietseigener Pflanzen um die Erzeugung und Herkunftssicherung von Saat- und Pflanzgut gebietseigener Pflanzen vor-anzubringen

43 Nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen

In der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt wird die Vision formuliert dass eine moumlglichst groszlige Vielfalt genetischer Ressourcen aktiv und nachhaltig genutzt wird Denn diese nachhaltige Nutzung ist in der Regel die beste Voraussetzung fuumlr den langfristi-gen Erhalt der genetischen Ressourcen Im Rahmen der BMEL-Kommunikationsarbeit wurde der Slogan bdquoSchutz durch Nutzungldquo in der oumlffentlichen Diskus-sion bekannt gemacht

431 WeiterfuumlhrungvonAgrarumwelt- maszlignahmen

Agrarumweltprogramme sind ein wichtiges Instru-ment der EU-Agrarpolitik um neben anderen um-weltrelevanten Zielen insbesondere auch die biolo-gische Vielfalt in Agraroumlkosystemen einschlieszliglich pflanzengenetischer Ressourcen zu erhalten Sie werden bei uns auf circa 30 Prozent der landwirt-schaftlichen Flaumlche durchgefuumlhrt Sie honorieren die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt etwa durch Erhalt vielfaumlltiger Fruchtfolgen Bewahrung regional angepasster Kulturpflanzen-sorten und Nutztierrassen sowie durch Gruumlnland-extensivierung

Die Ausgestaltung dieser Maszlignahmen hat auf Grund ihres finanziellen und flaumlchenmaumlszligigen Umfangs einen deutlichen Einfluss auf die Ziele dieses Fachprogramms

Entsprechend der bestehenden Hauptnutzungen und der korrespondierenden Lebensraumbedingungen fuumlr WEL ist die Weiterfuumlhrung der Agrarumweltmaszlig-nahmen standortangepasst (naturraumlumliche Bedin-gungen Nutzungen) erforderlich Ggf kann ndash unter Beruumlcksichtigung des Verwaltungs- und Kontrollauf-wandes ndash gepruumlft werden inwieweit bei einzelnen Maszlignahmen Indikatoren und standoumlrtliche Diffe-renzierungen der Maszlignahmen zu Fortschritten bei Effektivitaumlt der Maszlignahmen zur Erhaltung pflanzen-genetischer Ressourcen fuumlhren

23 Leitfaden zur Verwendung gebietseigener Gehoumllze Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) Stand Januar 2012 httpwwwbmudefilespdfsallgemeinapplicationpdfleitfaden_gehoelze_bfpdf

47

Handlungsbedarf

Y Ermittlung von Indikatoren fuumlr den Erhalt pflan-zengenetischer Ressourcen als Komponente der Biodiversitaumlt bei der Weiterfuumlhrung bestimmter Agrarumweltmaszlignahmen

Y Entwicklung und Anwendung standortangepass-ter Maszlignahmen differenziert u a nach Agrar-landschaftstyp und Bodenmerkmalen mit hoher Wirkeffizienz fuumlr den Erhalt pflanzengenetischer Ressourcen

Y Uumlberpruumlfung der Wirksamkeit von Agrarumwelt-maszlignahmen fuumlr den Erhalt und die nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen mit Hilfe entsprechender Indikatoren

432 Weiterentwicklungnachhaltiger Nutzungssysteme

Wichtiges Ziel muss es sein agrarische Nutzungssys-teme im Einklang mit den Zielen der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der genetischen Ressourcen weiterzuentwickeln Dies betrifft die klassischen Nut-zungen zur Nahrungs- und Futtermittelproduktion in den Hauptausrichtungen Ackerbau Gruumlnlandbewirt-schaftung und Obst-Weinanbau Zunehmend gewin-nen aber auch die Produktionsbereiche bdquonachwach-sende Rohstoffeldquo bdquoBioenergieldquo und bdquoKlimaschutzldquo fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung pflanzenge-netischer Ressourcen an Bedeutung Potenzial ist da-bei solchen Verfahren beizumessen denen es gelingt wichtige Ziele des Biodiversitaumltsschutzes in produk-tive d h wirtschaftlich rentable Nutzungssysteme zu integrieren Unter diesem Aspekt sollten besonders solche Nutzungsformen und Produktionsverfahren entwickelt und durch Projekte unterstuumltzt werden die zu einer messbaren Integration der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung pflanzengenetischer Ressour-cen in die Produktion fuumlhren Die Wirksamkeit und Kosteneffizienz bestehender Instrumente zur Foumlrde-rung der Agrobiodiversitaumlt insbesondere der pflan-zengenetischen Ressourcen ist in der Diskussion

Handlungsbedarf

Y Modellhafte Erprobung von Produktionsverfah-ren die die Erhaltung und nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen in die Produktion

integrieren (z B Modell- und Demonstrations-vorhaben in Ackerbaubetrieben) und Uumlbertragung der Ergebnisse in die breitere landwirtschaftliche Praxis

Y Oumlkonomische Bewertungen integrierter Maszlignah-men des Agrobiodiversitaumlts- und Naturschutzes zur Gewaumlhrleistung wirtschaftlich rentabler Nut-zungssysteme

Y Erstellung von Maszlignahmenkatalogen fuumlr effizi-ente Naturschutzmaszlignahmen (Handbuumlcher fuumlr Landwirte) fuumlr Ackerbau- Gruumlnland- Obst-Wein-bau- und Heidegebiete moumlglichst mit regionalem naturraumlumlichem Bezug

Y Entwicklung und Erprobung von Verfahren fuumlr Nutzungen zur Bioenergieerzeugung die Aspekte der Erhaltung der pflanzengenetischen Ressour-cen beruumlcksichtigen z B Nutzung eines breiten Spektrums an Kulturarten streifenfoumlrmige Ener-gieholzpflanzungen in Ackerbau- und Gruumlnland-gebieten in Verbindung mit weiteren Biodiversi-taumltszielen

ErhaltenswerteregionaleApfelsorten

48

433 EntwicklungundVerbesserungvon IndikatorenfuumlrdieBestimmungder Gefaumlhrdungvonpflanzengenetischen Ressourcen

Entwickelte bundesweite Biodiversitaumltsindikatoren (Vogelindikator high-natural-value-Farmland(HNV) gefaumlhrdete Arten Schmetterlinge) dienen einer orientierenden Bewertung der Situation der biologi-schen Vielfalt in Hauptlebensraumlumen Die agrarischen Gebiete werden dabei zusammenfassend durch stark generalisierte indikatorisch daher relativ wenig sensitive Maszligzahlen z B den Vogelindex fuumlr Agrar-land in Deutschland dargestellt Fuumlr die Bewertung der Situation der genetischen Vielfalt der Pflanzen in der Flaumlche z B der Entwicklung der Artenzahlen im Dauergruumlnland die genetische Vielfalt genutzter Sorten im groszligflaumlchigen Anbau sowie schlieszliglich auch schlussfolgernd fuumlr die Anwendung verbesserter Bewirtschaftungsmethoden reichen diese Indikato-ren jedoch nicht aus Dringend erforderlich ist daher die Entwicklung von Indikatoren zur Kennzeichnung der Entwicklung der genetischen Vielfalt der Nutz-pflanzen in den Produktionssystemen Bezuumlglich tier-genetischer Ressourcen war es 2010 gelungen einen entsprechenden Indikator fuumlr den Indikatorenbe-richt 2010 zur Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt zu entwickeln und einzubringen Bestehende Indikatoren mit einem Bezug auf die fuumlr viele Wild-pflanzenarten wichtigen Lebensraumlume und extensi-ven Nutzungsformen wie der HNV-Farmlandindi-kator oder der Vogelindikator muumlssen methodisch weiterentwickelt werden um den direkten Bezug zu spezifischen landwirtschaftlichen Nutzungen (Acker Gruumlnland Obst-Weinbau Heiden) zu gewaumlhrleisten

Handlungsbedarf

Y Entwicklung eines nationalen Indikators bdquopflan-zengenetische Vielfalt in Landwirtschaft und Ernaumlhrungldquo unter Beteiligung der Laumlnder

Y Weiterentwicklung von regio nalisierten landwirtschaftl ich sensitiven Biodiversitaumltsindi-ka toren auf der Basis bestehender Indikatoren (Voumlgel HNV-Farmland Schmetterlinge)

Y Entwicklung von indirekten Biodiversitaumltsindi-katoren in Form kalibrierter Schnellmethoden zur lokalen Bewertung der Bio diversitaumlt z B Schaumltz-verfahren mit Hilfe von Vegetationsstrukturmerk-malen der Pflanzenbestaumlnde

Y Entwicklung von Methoden zur Nutzung der Biodiversitaumltsindikatoren fuumlr die Evaluierung der Biodiversitaumltswirkungen von Agrarumweltmaszlig-nahmen von Maszlignahmen der Landschafts pflege und des Vertragsnaturschutzes

Y Erarbeitung von Methoden zur Kopplung der Felderhebungen der Biodiversitaumltsindikatoren mit Datenerhebungen aus landwirt schaftlichen Nutzungen zur Ableitung von praxistauglichen Maszlignahmen fuumlr die Verbesserung der Bestands-situation von Indikatorarten sowie von HNV-Farmland Flaumlchen

434 FoumlrderungderEvaluierungund Charakterisierung

Um eine gezielte Nutzung genetischer Ressourcen zur zuumlchterischen Verbesserung von Kulturpflanzen zu erreichen sind besondere Anstrengungen erforder-lich Grundvoraussetzung ist deren Charakterisierung und Evaluierung Charakterisierungsdaten beschrei-ben Merkmale von Pflanzen die in hohem Maszlige erblich sind und mit bloszligem Auge sichtbare Eigen-schaften darstellen wie z B Wuchshoumlhe und Bluumlh-zeitpunkt Evaluierungsdaten beschreiben vor allem komplexere Eigenschaften die fuumlr die Nutzung der Pflanzen wichtig sind wie Ertrag Anbaueigenschaf-ten Standorteigenschaften und Resistenzen gegen Schaderreger und Schaumldlinge

In der Evaluierung spielen zunehmend molekular- genetische und pflanzenphysiologische Untersuchun-gen die Schluumlsselrolle Waumlhrend die Sequenzierung komplexer Pflanzengenome (Genotypisierung) mit dem technischen Fortschritt zunehmend moumlglich einfacher und kostenguumlnstiger wird ist ein Engpass im Erkenntnisgewinn und damit in der Nutzbar-machung pflanzengenetischer Ressourcen zu beob-achten Dies betrifft besonders die aufwendige aber unabdingbare Phaumlnotypisierung also die quantitative Analyse pflanzlicher Strukturen und Funktionen

BoniturvonFruchtmerkmalendesApfels

49

Notwendig waumlre deshalb vor allem die Entwicklung praumlziser Hochdurchsatz-Phaumlnotypisierungen wenn die Nutzung genetischer Ressourcen zukuumlnftig schnell und effizient erfolgen soll

Handlungsbedarf

Y Foumlrderung interdisziplinaumlrer Forschungsvorhaben zur Hochdurchsatz-Phaumlnotypisierung der marker-gestuumltzten Selektion der Versuchstechnik sowie der Verarbeitung und Analyse massiver Daten-mengen um die notwendige breite Wissensbasis zu erhalten und die erforderlichen Kapazitaumlten aufzubauen

Y Ausbau von Netzwerken zur Ermittlung und Be-wertung der Eigenschaften genetischer Ressour-cen landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Kulturpflanzen unter Beteiligung der Zuumlchter u a durch weiteren Ausbau des Nationalen Evalu-ierungsprogramms pflanzengenetischer Ressour-cen (EVA II) durch Ausweitung der Evaluierung bei Getreidearten z B auf Merkmale zur Verbes-serung der Widerstandsfaumlhigkeit gegen biotische und abiotische Stressfaktoren sowie durch Ein-beziehung weiterer Kulturarten

Y Evaluierung pflanzengenetischer Ressourcen und Intensivierung der Zuumlchtungsforschung durch das Julius Kuumlhn-Institut in Zusammenarbeit mit privaten Zuumlchtungsunternehmen relevanten For-schungseinrichtungen Erhaltungsinitiativen und sonstigen Akteuren Neben den Hauptkulturen sollen auch bisher vernachlaumlssigte (neue und nicht mehr genutzte) Fruchtarten einbezogen werden

Y

Y

435 ErschlieszligungvonInnovationspoten- zialenpflanzengenetischerRessourcen durchdieZuumlchtungsforschung

Die Pflanzenzuumlchtungsforschung bildet eine der wichtigsten Grundlagen der Ernaumlhrungssicherung und Rohstoffversorgung insbesondere unter sich veraumlndernden Produktionsbedingungen durch Klimawandel und einer stetig wachsenden Weltbe-voumllkerung Ziel ist die genetische Anpassung bzw pflanzenzuumlchterische Verbesserung unserer Kultur-arten gegenuumlber allen moumlglichen Stressfaktoren (z B Temperatur Trockenheit Starkniederschlaumlge Schaderreger) Ausgangspunkt der pflanzenzuumlchte-rischen Verbesserung ist die Erfassung Bewertung und Nutzung der genetischen Variation fuumlr Eigen-schaften wie Widerstandsfaumlhigkeit gegen Hitze und Trockenheit sowie Krankheiten und Schaumldlinge in pflanzengenetischen Ressourcen Im Rahmen der Pflanzenzuumlchtungsforschung gilt es diese geneti-

sche Variation sicher und effektiv zu erfassen und beschleunigt nutzbar zu machen Dies ist die Aufgabe der so genannten Vorlaufzuumlchtung (pre-breeding) Fuumlr diesen Zweck stehen heute Zell- und Gewebe-kulturverfahren sowie molekulare Techniken die eine Merkmalserfassung auf der Ebene der Erbsubs-tanz erlauben zur Verfuumlgung

BlickineinenartenreichenZuchtgarten

Die Basis fuumlr diese Arbeiten bildet ein moumlglichst groszliges Spektrum pflanzengenetischer Ressourcen Beispiele der erfolgreichen Nutzung dieser Ressour-cen durch die Ressortforschung des BMEL sind die Herbeifuumlhrung dauerhafter Krautfaumluleresistenz bei der Kartoffel durch Nutzung von Solanum-Wildarten als Resistenzressourcen die Einkreuzung neuer hochwirksamer Resistenzgene gegen verschiedene Pilz- und Viruskrankheiten aus der Wildart Hordeum bulbosum in die Kulturgerste oder die Identifizierung von Herkuumlnften der Blauen und Gelben Lupine mit Widerstandsfaumlhigkeit gegen die Brennfleckenkrank-heit (Anthraknose)

Handlungsbedarf

Weitere Unterstuumltzung der Zuumlchtungsforschung im Rahmen der bestehender Foumlrderprogram-me (z B Programm zur Innovationsfoumlrderung Foumlrderprogramm Nachwachsende Rohstoffe und Demonstrationsvorhaben Bioenergie der Fach-agentur Nachwachsende Rohstoffe Bundespro-gramm Oumlkologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft)

Foumlrderung von Programmen und Projekten zur Uumlberfuumlhrung wichtiger Merkmale in adaptiertes Pflanzenmaterial (Erstellung und Weiterentwick-lung von Basispopulationen Selektion von Vorstu-fenmaterial)

50

436 Erweiterungdergenetischen DiversitaumltdurchdenAufbauvon Evolutionsramschen

Die Erhoumlhung der genetischen Diversitaumlt in Elite-zuchtmaterial ist eine wichtige Voraussetzung fuumlr die dauerhafte Verbesserung von Kulturpflanzen Entsprechende Ansaumltze reichen von der Einlagerung einzelner Resistenzgene aus Wildformen bis hin zur Herstellung so genannter Introgressionslinien welche definierte Chromosomensegmente aus Wildformen bzw Wildarten enthalten Entsprechen-de Forschungsaktivitaumlten wurden ua im Rahmen von Projekten der bdquoGenomanalyse im Biologischen System Pflanze (GABI)ldquo bearbeitet Daruumlber hinaus koumlnnen Evolutionsramsche einen wichtigen Beitrag fuumlr die Nutzbarmachung und Weiterentwicklung pflanzengenetischer Ressourcen leisten

Evolutionsramsche entstehen aus der Durchkreu-zung unterschiedlicher Genotypen die zusammen die derzeit verfuumlgbare genetische Diversitaumlt des jeweiligen Zuumlchtungspools umfassen In den Kreu-zungsnachkommenschaften finden im Gegensatz zur Ex-situ-Erhaltung der reinen Ausgangslinien weiter-hin Anpassungsprozesse statt die durch die Dynamik natuumlrlicher Selektion verursacht werden Im Gegen-satz zu Zuchtpopulationen erfolgt keine zuumlchteri-sche Auslese auf spezifische Merkmale Im Zuge des Anpassungsprozesses koumlnnen in einem genetisch breiten Reservoir besondere auch neue Genkombina-tionen entstehen die in dieser Form moumlglicherweise im stark selektierten Elitematerial von Zuchtunter-nehmen nicht entstehen wuumlrden Evolutionsramsche sind eine wichtige Maszlignahme zur Erzeugung neuer Ausgangsvariabilitaumlt fuumlr Zuumlchtungsforschung und Pflanzenzuumlchtung

Darstellung der Hauptkoordinatenanalyse (PCoA) von 32 Sorten

Pict

AlinghiAlissa

Gaulois Cervoise

Sorna Vulcan

BirgitLomerit

Merlot

NaomieLeibniz

ElbanyPeragis

Frances

Gilberta

Alpaca

Eiszapfen

BantengLudmilla

Fridericus

EngelensII

Catinka

Venus Plana

Vogels Gold

Andrea

HordHexGig

Engelens 6zig

Mammut

Borwina

Bayava

ErfurtTraminerBrunhild

Franka

Tocka

F1-1(40)

F1-2

(41)

F1-3(26)

F1-4(14)

F1-7(51)F1-6(33)

LentaF1-5(32)

F1-6A(18)

F1-9(65)

F1-10(30)

F1-10A(11)

F1-10A(25)F1-13(25)

F1-1

4(10

) F1-1

5(24

)

F1-18A(40)

F1-8A(20)

F1-12(67)

F1-8

(55)

F1-1

1(61

)

I II

III IV

05000

02500

00000

-02500

-05000

-05000 -02500 -00000 02500 05000

109

172

Alternative

Vorrangige Kreuzung

DarstellungderHauptkoordinatenanalyse(PCoA)von32SortenwelchedenGroszligteildergenetischeVielfaltdesdeutschenWintergers-

tensortimentesrepraumlsentieren(QuelleJKI)Diey-bzwx-AchsebeschreibendenAnteildererstenundzweitenDimensionderPCoAMit

StrichenverbundeneSortenkennzeichnengeplantePaarkreuzungen

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YY

Y

Y

Y

KuumlrbisvielfaltaufeinemVerkaufsstand

Handlungsbedarf

Fortfuumlhrung der Evolutionsramsche bei GersteAnlage Entwicklung und wissenschaftliche Begleitung von Evolutionsramschen bei weiteren wichtigen Kulturarten (insbesondere fremd- befruchtende Arten gartenbauliche Kulturen)

437 VermarktungvonbdquoVielfaltsproduktenldquo

Neben einer Nutzung pflanzengenetischer Ressour-cen im Rahmen der Zuumlchtungsforschung bzw der Pflanzenzuumlchtung soll auch ihre Nutzung durch die Vermarktung so genannter bdquoVielfaltsprodukteldquo d h von Produkten aus bestimmten Sorten bzw anderen derzeit wenig genutzten Arten gefoumlrdert werden

Als allgemeine Maszlignahme zur Weiterentwicklung von Nutzungssystemen dient nach der Agrobiodiver-sitaumltsstrategie die Foumlrderung von Maszlignahmen die die

Erhaltung und Nutzung der Agrobiodiversitaumlt besser verbinden und Innovationen foumlrdern Dazu gehoumlrt vor allem die Entwicklung geeigneter Vermark-tungsformen sowie der Verbraucherinformation und ndashaufklaumlrung Diese Ansaumltze koumlnnen durch Projekte zur Entwicklung von integrierten Erhaltungs- und Nutzungskonzepten und von Foumlrderinstrumenten fuumlr Innovationen zur verstaumlrkten nachhaltigen Nutzung von Bestandteilen der Agrobiodiversitaumlt erprobt werden

Handlungsbedarf

Durchfuumlhrung von Studien u a zum Aufzeigen der potentiellen Wertschoumlpfungsketten von bdquoVielfaltsproduktenldquoFoumlrderung von bdquoVielfaltsproduktenldquo durch Oumlffentlichkeitsarbeit

Foumlrderung innovativer Produkte u a im Rahmen der Richtlinie zur Erhaltung und innovativen nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt des BMEL

52

44 Information und Dokumentation

Die Agrobiodiversitaumltsstrategie betont die Bedeutung verstaumlrkter Informations- Beratungs- und Koordi-nationsaktivitaumlten fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der Agrobiodiversitaumlt auf Bundesebene insbesondere vor dem Hintergrund zunehmender europaumlischer und internationaler Zusammenarbeit Dies erfordert die Vervollstaumlndigung und regel- maumlszligige Aktualisierung der Inventare in situ und ex situ vorhandener pflanzengenetischer Ressourcen sowie deren Aufnahme in das nationale Informa-tionssystem Genetische Ressourcen bdquoGENRESldquo24 Der Ausbau dieses Informationssystems als Teil des deutschen Clearing-House-Mechanismus der CBD ist auch Ziel der Nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt

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InternetportaldesInformationssystemsGenetischeRessourcen(GENRES)

441 Auf-undAusbauinstitutioneller Informationsinfrastruktur

Moderne Informationssysteme sind ein wesentli-ches Arbeitswerkzeug um Qualitaumlt und Effizienz der Erhaltungsarbeit bei pflanzengenetischen Ressour-cen und ihre nachhaltige Nutzung zu gewaumlhrleisten Der rasante technische Fortschritt in diesem Bereich erlaubt immer leistungsfaumlhigere Systeme welche eine effizientere Verarbeitung der steigenden Daten-mengen erlauben und eine bessere Anpassung an die Beduumlrfnisse der Nutzer ermoumlglichen Deshalb gilt es bestehende Systeme weiter auszubauen und zu aktualisieren Dabei wird auch kuumlnftig ein bdquozentral-dezentralerldquo Ansatz Verwendung finden d h wo immer moumlglich und sinnvoll werden aufgrund der neuen technischen Moumlglichkeiten zentrale Systeme aufgebaut werden die einer Vielzahl von Nutzern zur Verfuumlgung stehen Daneben wird es auch weiter-hin ndash schon aus rein pragmatischen Gruumlnden ndash einen Bedarf an dezentralen Informationssystemen (insti-tutionelle Informationsinfrastruktur) bei den Akteu-ren selbst geben da jeder dieser Nutzer ggf andere nicht zu standardisierende Anwendungen benoumltigt In diesem Fall werden zur Gewaumlhrleistung des Daten-austausches verbindliche Standards immer wichtiger wie sie z B im Rahmen der Aktualisierung des Natio-nalen Inventars PGRDEU bereits angewandt werden

Mit der Neuentwicklung bzw Absicherung oder dem weiteren Ausbau von Dokumentationssystemen der Akteure des Nationalen Fachprogramms soll eine wesentliche Voraussetzung fuumlr eine effiziente Umset-zung wichtiger Teile des Fachprogramms geschaffen werden

24 wwwgenresde

Handlungsbedarf

Anpassung des Genbankinformationssystems GBIS beim IPK an neue Bedarfe wie z B die Entwicklung einer Schnittstelle zum Nationalen Inventar PGRDEUEntwicklung und Implementierung eines Genbank-informationssystems fuumlr die Deutsche Genbank Obst beim Julius Kuumlhn-Institut

Entwicklung und Implementierung eines Gen-bankinformationssystems fuumlr die Deutsche Gen-bank Reben beim Julius Kuumlhn-Institut auf Basis der existierenden Rebendatenbanken

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Auf- und Ausbau von Informationssystemen anderer Ex-situ-EinrichtungenZusammenarbeit von Erhaltungsinitiativen beim Aufbau gemeinsamer Informationssysteme bzw zur Vernetzung bereits bestehender Informations-systeme zusammen mit dem IBV der BLE

DasFruumlhlings-Adonisroumlschen(Adonisvernalis)wirdimRahmenderEx-situ-ErhaltungskulturenderBotanischenGaumlrtenerhalten

442 PortalfuumlrEx-situ-Erhaltungskulturen einheimischerWildpflanzen

Im Rahmen des botanischen Naturschutzes wird die Erhaltungsinfrastruktur Botanischer Gaumlrten bereits genutzt Ein von der Arbeitsgruppe bdquoEx-situ-Erhaltungskulturenldquo des Netzwerks fuumlr botanischen Naturschutz erarbeitetes Konzept befasst sich mit der Erhaltung gefaumlhrdeter einheimischer Wildpflanzen in Ex-situ-Kulturen und der Bereitstellung fuumlr die Wiederausbringung

Das BMEL foumlrdert in diesem Zusammenhang den Aufbau des ersten uumlberregionalen und interaktiven Portals zur Ex-situ-Erhaltung einheimischer Wild-pflanzen die im Gegensatz zur Genbank fuumlr Wild-pflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft nicht als eingelagerte Diasporen sondern in Lebendkollek- tionen der Botanischen Gaumlrten erhalten werden Das Portal bildet den gesamten Pflanzenbestand

der Erhaltungskulturen in deutschen Botanischen Gaumlrten ab Fuumlr 75 ausgewaumlhlte Arten darunter 56 fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft besonders relevante werden detaillierte Steckbriefe erstellt Daruumlber hinaus bietet es die Moumlglichkeit fuumlr Wissens- und Materialtransfer und spezielle Angebote fuumlr Nutzer aus dem Bereich Gartenbau sowie ein hohes Maszlig an Transparenz fuumlr Naturschutzfachbehoumlrden

Neben der technischen Realisierung beinhaltet die Umsetzung des Projekts vor allem die ausfuumlhrliche Recherche kritische Bewertung und webgerechte Aufarbeitung der folgenden Punkte Hintergrund-informationen Steckbriefe fuumlr ausgewaumlhlte Taxa Kulturhinweise Informationen fuumlr Rekultivierer Materialboumlrse Informationen zu Wiederansiedlungs-projekten Prioritaumltskonzept umfangreiche Verlin-kung und Vernetzung weiterfuumlhrende Informationen und die Datenweitergabe an die zentrale Dokumen-tation zu pflanzengenetischen Ressourcen landwirt-schaftlicher und gartenbaulicher Arten in Deutsch-land (PGRDEU)

Handlungsbedarf

Aufbau Fortfuumlhrung und weiterer Ausbau des bundesweiten Portals bdquoEx-situ- Erhaltungs-kulturen einheimischer Wildpflanzenldquo

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Y

InternetauftrittdesbundesweitenPortalsbdquoEx-situ-ErhaltungskultureneinheimischerWildpflanzenldquo

443 Auf-undAusbaueinerDokumen- tationsinfrastrukturzwischenBund undLaumlndernfuumlrdenBereichin situ undon farm

Daten zum Vorkommen pflanzengenetischer Res-sourcen in situ bzw on farm fallen v a auf der Ebene der Bundeslaumlndern an sind bislang aber wenig ver-netzt und in der Regel selbst auf Bundeslandebene nicht einheitlich zugreifbar Informationsinfrastruk-turen zur Vernetzung der in den Bundeslaumlndern vorhandenen Daten sowie eine Schnittstelle zum Nationalen Inventar PGRDEU auf Bundesebene sind noch aufzubauen

BrombeerenSchmackhafteWildpflanzen

Handlungsbedarf

Implementierung der Ergebnisse des Modell- und Demonstrationsvorhabens bdquoAufbau eines Berichts- und Monitoringsystems fuumlr die In-situ-Erhaltung genetischer Ressourcen der den Kulturpflanzen verwandten Wildarten in Brandenburgldquo durch einen dauerhaften Datenaustausch zwischen Brandenburg und dem IBV

Implementierung von gemeinsamen Schnitt-stellen fuumlr den Datenaustausch fuumlr In-situ- bzw On-farm-Daten zwischen dem IBV und weiteren Bundeslaumlndern

Implementierung von gemeinsamen Schnittstel-len fuumlr den Datenaustausch uumlber die im Rahmen der GAK gefoumlrderten Flaumlchen je Nutzpflanze zwischen den Bundeslaumlndern und dem IBV

444 NationalesInventarbdquoPGRDEUldquo

Das Nationale Inventar (PGRDEU) ist die zentrale Dokumentation zu pflanzengenetischen Ressourcen landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Arten in Deutschland

In PGRDEU sind auch die Muster des deutschen Bei-trags zum Multilateralen System (MLS) entsprechend des Internationalen Vertrages enthalten und gekenn-zeichnet so dass eine gezielte Online-Recherche nach

55

diesem Material moumlglich ist Deutsche Einrichtungen haben seit 2008 insgesamt ca 108000 Genbankmuster in das MLS eingebracht Die Absicherung des Natio-nalen Inventars sowie der weitere Ausbau ist eine wesentliche Voraussetzung fuumlr die Umsetzung des Nationalen Fachprogramms sowie fuumlr die Erfuumlllung internationaler Berichtspflichten

Handlungsbedarf

Y Staumlndige Aktualisierung vorhandener Daten und Erweiterung im Bereich ex situ v a um die Daten aus den neu zu gruumlndenden Genbanknetzwer-ken bei Obst Reben und Zierpflanzen bzw fuumlr in Deutschland wild vorkommende pflanzengeneti-sche Ressourcen (inkl WEL)

Y Erfuumlllen der Dokumentations- und Informations-verpflichtungen aus dem MLS des Internationalen Vertrags

Y Weiterer Ausbau der Teile zur In-situ- und On-farm-Dokumentation in PGRDEU um eine kohaumlrente und umfassende Dokumentation fuumlr den gesamten Bereich pflanzengenetischer Res-sourcen zu ermoumlglichen

Y Weiterer Ausbau der Teile zur In-situ- und On-farm-Dokumentation in PGRDEU einschlieszliglich Angaben zur in der landwirtschaftlichen Produkti-on vorhandenen Vielfalt (Kulturpflanzeninventar) um eine kohaumlrente und umfassende Dokumentati-on fuumlr den gesamten Bereich pflanzengenetischer Ressourcen zu ermoumlglichen

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445 NationaleInformationsinfrastruktur fuumlrCharakterisierungs-undEvaluie- rungsdaten

Charakterisierungs- und Evaluierungsdaten (CampE-Daten) fallen bei den unterschiedlichsten Instituten (u a Forschungsinstitute Genbanken Zuumlchtern) und im Rahmen zahlreicher Forschungsprojekte an Eine nutzerfreundliche Zusammenfuumlhrung dieser Daten wurde bisher u a im Rahmen des Projektes EVA I (In-formationssystem fuumlr frei zugaumlngliche Evaluierungs-daten pflanzengenetischer Ressourcen) sowie durch dessen Weiterfuumlhrung im Verbund EVA II begonnen25 Ein aktuelles kohaumlrentes nationales Informations-system zur zentralen Speicherung von oumlffentlich zugaumlnglichen CampE-Daten fehlt jedoch bislang Das zu etablierende nationale Informations- und Doku-mentationssystem fuumlr Charakterisierungs- und

Evaluierungsdaten (Nationale Informationsinfrastruk-tur fuumlr Charakterisierungs- und Evaluierungsdaten in Deutschland NICE-D) soll deshalb auf bereits vorhan-denen Evaluierungsdaten (Daten des Julius Kuumlhn-Ins-tituts CampE-Daten der ehemaligen BAZFAL-Genbank historische Daten aus dem Informationssystem EVA I und Daten aus dem Nationalen Evaluierungspro-gramm EVA II) aufbauen und um CampE-Daten die bei Projekten in Genbanken und Universitaumlten anfallen ergaumlnzt werden Zusaumltzlich soll NICE-D auch die Moumlglichkeit bieten Daten die bei der Evaluierung von Material aus dem MLS des Internationalen Ver-trags in Deutschland entstehen zu dokumentieren

ZuchtgartenmitGetreidepflanzen

Handlungsbedarf

Aufbau eines Informations- und Dokumentati-onssystems fuumlr CampE-Daten beim Julius Kuumlhn-Ins-titut unter Verwendung von oumlffentlich zugaumlngli-chen Daten aus EVA I und EVA II sowie den beim Julius Kuumlhn-Institut vorhandenen und staumlndig neu hinzukommenden CampE-DatenWeiterer Ausbau des Informations- und Doku-mentationssystems fuumlr die Dokumentation von CampE-Daten die bei Zuumlchtern Universitaumlten Genbanken sonstigen Forschungsinstituten und Akteuren anfallen

Erweiterung von NICE-D um ein Modul fuumlr die Speicherung von CampE-Daten die an MLS-Material von deutschen Empfaumlngern erhoben werden

25 wwwgenresdeeva

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FeldmitjungenErbsen

446 Bundesinformationssystem GenetischeRessourcen

Das Bundesinformationssystem Genetische Res-sourcen (BIG) bildet Informationen uumlber Wild- und Kulturpflanzen in Deutschland aus verschiedenen dezentralen Datenbanken ab Zentrales Element ist ein Portal welches Daten zu Vorkommen und Verbreitung (in situ und ex situ) zu Eigenschaften Gefaumlhrdung und Taxonomie uumlber einen zentralen Zugang aus den angeschlossenen Partnerdaten- banken benutzergerecht aufgearbeitet bereitstellt Seit seiner Inbetriebnahme im Jahr 2003 hat sich zwar die Informationslandschaft im Bereich biologi-scher Daten z B durch die Fortentwicklung von GBIF (Global Biodiversity Information Facility) veraumlndert dennoch gibt es weiterhin einen Bedarf fuumlr das spezi-elle Angebot von BIG im Bereich pflanzengenetischer Ressourcen Fuumlr den weiteren Betrieb von BIG ist es

aus der bisherigen Erfahrung allerdings notwendig BIG auf eine moderne technische Plattform nach neuestem Stand zu portieren durch Einbeziehung neuer Datenquellen und die Entwicklung neuer Informationsangebote zu uumlberarbeiten und zu erweitern und dabei auch das BIG-Portal weiter-zuentwickeln

Handlungsbedarf

Uumlberarbeitung und Erweiterung des BIG-Portals einschlieszliglich der zentralen technischen Kom-ponenten von BIG beim IBV der BLE

Einbeziehung neuer Datenquellen zu CampE-Daten und zu Sorteninformationen durch die BIG-Partner zusammen mit dem Julius Kuumlhn-Institut (NICE-D) und dem BundessortenamtAktualisierung und technische Anpassung der BIG-Partnerdatenbanken

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45 Oumlffentlichkeitsarbeit

Bereits im Fachprogramm von 2002 wurde festge-stellt dass die Information der breiten Oumlffentlichkeit uumlber das Thema Erhaltung und nachhaltige Nutzung von PGR eher unzureichend ist Verschiedene Unter-suchungen zeigen dass auch heute die Kenntnisse uumlber die Themengebiete Biodiversitaumlt Agrobiodiver-sitaumlt oder genetische Ressourcen immer noch sehr gering sind Aus diesem Grund wurde in der Agrobio-diversitaumltsstrategie die Information und Aufklaumlrung der Oumlffentlichkeit insbesondere mit Blick auf das Nachfrage- und Ernaumlhrungsverhalten der Verbrau-cher als sektoruumlbergreifender Handlungsbedarf herausgestellt Im UN-Jahr der Biodiversitaumlt 2010 hat BMEL eine umfangreiche Kommunikations-kam-pagne zu dem Thema durchgefuumlhrt

Weiterhin wurde der Aufbau eines bdquoWissensnetzes Agrobiodiversitaumltldquo als Teil eines uumlbergreifenden deutschen Wissenschaftsnetzwerkes zur Biodiversi-taumltsforschung in der Agrobiodiversitaumltsstrategie als Leuchtturmprojekt herausgestellt

Der eigene Garten ist aus verschiedenen Gruumlnden immer seltener Teil des Alltags der Menschen in Deutschland Damit einher geht ein Verlust selbst einfachster Kenntnisse uumlber den praktischen Um-

gang und den Wert der Nutzpflanzen d h uumlber das Aussehen das Wachstum die Kultivierung Ernte und Nutzung von Pflanzen Neben der Verarmung der un-mittelbaren Agrobiodiversitaumlt findet somit zugleich ein Verlust von Erfahrungswissen statt

Im Rahmen des Leuchtturmprojekts bdquoVielfalts-Kam-pagne ndash Agrobiodiversitaumltldquo der Agrobiodiversitaumlts-strategie des BMEL wurde eine integrierte Kommuni-kationsstrategie zur Agrobiodiversitaumlt entwickelt und umgesetzt Diese muss durch geeignete Maszlignahmen aus dem Teilbereich pflanzengenetischer Ressourcen unterstuumltzt und mit den verfuumlgbaren Ressourcen fortgefuumlhrt werden

Handlungsbedarf

Y Veroumlffentlichung des Nationalen Fachprogramms als Broschuumlre in deutsch und englisch

Y Erstellen von Faktenblaumlttern und Faltblaumlttern zum Nationalen Fachprogramm durch verschiedene Akteure

Y Erstellen von Informationsmaterial fuumlr die Oumlffent-lichkeitsarbeit zu pflanzengenetischen Ressourcen (z B bdquoWho is Wholdquo der Agrobiodiversitaumlt)

Y Nutzung von Synergieeffekten bei der Kommuni-kation von Einzelmaszlignahmen durch die Akteure im Bereich pflanzengenetischer Ressourcen und Agrobiodiversitaumlt

BMELVKampagnenbusbdquoBiologischeVielfaltschuumltzenundnutzenldquo2010

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5 Organisation und Durchfuumlhrung

Der Bund und die Laumlnder sind mit der Ratifizierung des Uumlbereinkommens uumlber die Biologische Viel-falt (CBD) und des Internationalen Vertrags uumlber pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (ITPGR) umfangreiche internationale Verpflichtungen eingegangen die u a den Erhalt und die nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen betreffen

Mit der CBD verpflichten sich die Vertragsparteien nationale Strategien Plaumlne und Programme zur Er-haltung und nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt insgesamt zu entwickeln und bestimmte Informationspflichten zu erfuumlllen Dieser Verpflich-tung kommt Deutschland mit der bdquoNationalen Strategie zur biologischen Vielfaltldquo nach Sie wird ergaumlnzt durch die vom BMEL entwickelte bdquoStrategie zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der biolo-gischen Vielfalt in der Ernaumlhrungs- Land- Forst- und Fischereiwirtschaftldquo Diese Agrobiodiversitaumltsstrategie bildet einen Rahmen fuumlr die sektoralen nationalen Fachprogramme die speziell fuumlr pflanzen- tier- forst- und aquatische genetische Ressourcen erstellt worden sind

Mit dem ITPGR werden Verpflichtungen einge-gangen die speziell die Erhaltung und nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlh-rung und Landwirtschaft betreffen Nach Artikel 5 des ITPGR foumlrdert jede Vertragspartei nach Maszliggabe der innerstaatlichen Rechtsvorschriften und gegebe-nenfalls in Zusammenarbeit mit anderen Vertrags-parteien einen integrierten Ansatz zur Erforschung Erhaltung und nachhaltigen Nutzung pflanzenge-netischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirt-schaft Auszligerdem ergreifen die Vertragsparteien sofern angebracht Maszlignahmen um Gefahren fuumlr pflanzengenetische Ressourcen auf ein Mindestmaszlig zu beschraumlnken oder nach Moumlglichkeit zu beseitigen Auch diese Verpflichtungen werden in der Agrobiodi-versitaumltsstrategie des BMEL sowie dem vorliegenden Fachprogramm aufgegriffen

Die Bestimmungen der CBD und des ITPGR sind in Form zustimmungspflichtiger Bundesgesetze nach Art 59 Abs 2 des Grundgesetzes in nationales Recht umgesetzt worden (CBD BGBl II 1993 S 1741 ITPGR BGBl II 2003 S 906) Die Durchfuumlhrung und Uumlberwachung von Bundesgesetzen obliegt den Laumlndern soweit die Gesetze keine anderen

Bestimmungen enthalten Damit erstrecken sich die o g Verpflichtungen auf alle staatlichen Ebenen in Deutschland

In der Regel befinden sich die genetischen Ressour-cen in der Verfuumlgungsgewalt der Laumlnder teilweise allerdings auch in der des Bundes oder anderer nichtstaatlicher Akteure So unterhaumllt die Ressort-forschung oder das Bundessortenamt zur Erfuumlllung seiner gesetzlichen Aufgaben auch eigene Samm- lungen genetischer Ressourcen

Innerhalb des foumlderalen Systems ist der Bund fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung genetischer Ressourcen auch insoweit zustaumlndig als er von seiner Gesetzgebungskompetenz im Rahmen der konkur-rierenden Gesetzgebung zur Foumlrderung der land- und forstwirtschaftlichen Erzeugung sowie zur Sicherung der Ernaumlhrung Gebrauch macht Von Relevanz sind aber u a auch Regelungen zum Schutz des geistigen Eigentums (z B Sortenschutz)

Aus der Zustaumlndigkeit des Bundes fuumlr die auswaumlrtigen Beziehungen ergeben sich Koordinierungsaufgaben in Bezug auf Programme auf europaumlischer oder inter-nationaler Ebene und Vereinbarungen zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung genetischer Ressourcen Um diese Verpflichtungen erfuumlllen zu koumlnnen ist eine nationale Koordination der entsprechenden Inventa-risierungs- Erhaltungs- und Berichtsaktivitaumlten der Bundeslaumlnder notwendig Diese Aufgabe wurde auf Bundesebene zum groszligen Teil an das Informations- und Koordinationszentrum fuumlr Biologische Vielfalt (IBV) der BLE uumlbertragen

Die Koordination von Erhaltungsaktivitaumlten und Unterstuumltzung von Erhaltungsnetzwerken durch das IBV zeigt sich gegenwaumlrtig u a in der Koordination der Deutschen Genbank Zierpflanzen und der Mitar-beit in verschiedenen weiteren Erhaltungsnetzwerken (z B Rebe Obst)

Zustaumlndigkeiten des Bundes ergeben sich zudem aus der gemeinschaftlichen Foumlrderung von Einrichtun-gen und Vorhaben der Forschung von gesamtstaat-licher und uumlberregionaler Bedeutung durch Bund und Laumlnder So wird die Bundeszentrale Genbank fuumlr landwirtschaftliche und gaumlrtnerische Kulturpflanzen am Leibniz-Institut fuumlr Pflanzengenetik und Kultur-pflanzenforschung (IPK) vom Bund kofinanziert

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GruumlnlandmitStreuobstbaumlumenimMittelgebirge

Die Erhaltung genetischer Ressourcen hat in Deutschland in einigen Bereichen eine lange Traditi-on mit teilweise gut etablierten staatlichen oder pri-vaten Strukturen In der Agrobiodiversitaumltsstrategie und im vorliegenden Fachprogramm wird anerkannt dass die angestrebte Erhaltung und nachhaltige Nutzung genetischer Ressourcen nicht allein durch staatliche Stellen gewaumlhrleistet werden kann Aus diesem Grund sind die Erhaltungsanstrengungen von Bund und Laumlndern haumlufig in Form von Netzwerken angelegt Die Koordination der Akteure erfolgt u a uumlber den BEKO und das vorliegende FachprogrammDa es sich beim vorliegenden bdquoNationalen Fachpro-grammldquo um ein gemeinsames Programm aller rele-vanten Akteure im Bereich pflanzengenetischer Res-sourcen handelt wird dieses auch von allen Akteuren auf freiwilliger oder gesetzlicher Basis mitgetragen Ein aktueller Uumlberblick uumlber die einzelnen Akteure im Bereich der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft sowie deren Beitraumlge zur Umsetzung des vorliegenden Fachprogramms findet sich im zentralen Informationssystem Genetische Ressourcen bdquoGENRESldquo (wwwgenresde)

Der Bund die Laumlnder sowie die einzelnen Institute Gremien und Akteure stellen durch eigene Leistun-gen die Durchfuumlhrung dieses Fachprogramms sicher BMEL im Rahmen der Bundesregierung federfuumlhrend fuumlr dieses Fachprogramm wird bei der Durchfuumlhrung der ihm obliegenden Zustaumlndigkeiten besonders bei der Koordination von Maszlignahmen vom Bera-tungs- und Koordinierungsausschuss fuumlr genetische Ressourcen landwirtschaftlicher und gartenbaulicher

Kulturpflanzen (BEKO) und dessen pflanzen- und themenspezifischen Expertengruppen unterstuumltzt Die Laumlnder unterstuumltzen das Programm ggf durch die Einrichtung eigener Landesprogramme oder durch die Einbeziehung einzelner Maszlignahmen in bestehen-de Programme Wesentlich fuumlr Transparenz Kohaumlrenz und Effizienz von Maszlignahmen ist die Verbesserung des Informationsflusses und der Kommunikation zwischen den Akteuren Das Programm wird von Zeit zu Zeit unter Beteiligung der maszliggeb-lichen Akteure uumlberpruumlft und ggf fortgeschrieben

Die Durchfuumlhrung von Maszlignahmen des Arbeits-programms kann durch die Vereinbarung konkreter Projekte vorangetrieben und unterstuumltzt werden Diese werden in einem Projektplan beschrieben in welchem die Projektziele und die zu deren Umset-zung notwendigen Maszlignahmen definiert sind sowie Projektpartner und deren Aufgaben festgelegt wer-den Weitere Bestandteile des Projektplans sollten eine Auflistung von Meilensteinen ein Zeitplan sowie ein Finanzierungsplan sein der neben den Eigen-leistungen der Akteure auch externe Finanzierung beinhalten kann

Die Projekte koumlnnen sowohl durch die Akteure als auch durch den BEKO initiiert werden Die Experten-gruppen des BEKO sowie das Sekretariat unterstuumlt-zen die Erstellung der jeweiligen Projektplaumlne Die Projektdurchfuumlhrung wird durch den BEKO begleitet hierzu unterstuumltzt das Sekretariat den dazu notwen-digen Informationsaustausch zwischen den Akteuren und dem BEKO

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6 Abkuumlrzungsverzeichnis

AEGIS A European Genebank Integrated System ndash Europaumlische Genbank AEGIS

AEGRO An Integrated European In Situ Manage-ment Work Plan Implementing Genetic Reserves and On Farm Concepts ndash Ein integrierter europaumlischer Arbeitsplan fuumlr das In-situ-Management Umsetzung der Konzepte bdquogenetisches Schutzgebietldquo und bdquoOn farmldquo

AMA Associate Membership Agreement ndash Beitrittsvereinbarung

BAZFAL Bundesanstalt fuumlr Zuumlchtungsforschung an Kulturpflanzen (bis 122007)

BEKO Beratungs- und Koordinierungsausschuss fuumlr genetische Ressourcen landwirt-schaftlicher und gartenbaulicher Kultur-pflanzen

BfN Bundesamt fuumlr Naturschutz

BGB Buumlrgerliches Gesetzbuch

BIG Bundesinformationssystem Genetische Ressourcen

BLE Bundesanstalt fuumlr Landwirtschaft und Ernaumlhrung

BMEL Bundesministerium fuumlr Ernaumlhrung undLandwirtschaft

BML Bundesministerium fuumlr Ernaumlhrung Land-wirtschaft und Forsten (heute BMEL)

BMU Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz und Reaktorsicherheit

BNatSchG Bundesnaturschutzgesetz

BS Benefit Sharing

BSA Bundessortenamt

CBD Convention on Biological Diversity ndash Uumlbereinkommen uumlber die Biologische Vielfalt

CGIAR Consultative Group on International Agricultural Research ndash Beratungsgruppe fuumlr Internationale Agrarforschung

CGRFA Commission on Genetic Resources for Food and Agriculture ndash Kommission fuumlr genetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

CWR Crop Wild Relative ndash mit Kulturarten verwandte Wildarten

CampE Charakterisierung und Evaluierung

DGG Deutsche Gartenbau-Gesellschaft 1822 e V

DGO Deutsche Genbank Obst

ECPGR European Cooperative Programme for Plant Genetic Resources ndash Europaumlisches Kooperationsprogramm fuumlr Pflanzen-genetische Ressourcen

EG Europaumlische Gemeinschaft

ELER Europaumlischer Landwirtschaftsfonds fuumlr die Entwicklung des laumlndlichen Raums

EPCS European Plant Conservation Strategy ndash Europaumlische Strategie zur Erhaltung der Pflanzen

EU Europaumlische Union

EUREGIO Deutsch-niederlaumlndischer Kommunal-verband e V

EURISCO European Plant Genetic Resources Search Catalogue ndash Europaumlischer Suchkatalog fuumlr Pflanzengenetische Ressourcen

EVA Nationales Evaluierungsprogramm fuumlr Pflanzengenetische Ressourcen

EWG Europaumlische Wirtschaftsgemeinschaft (seit 1994 umbenannt in EG)

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FAO Food and Agricultural Organisation of the United Nations ndash Ernaumlhrungs- und Land-wirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen

FFH Fauna-Flora-Habitat

GABI Genomanalyse im Biologischen System Pflanze

GAK Gemeinschaftsaufgabe bdquoVerbesserung der Agrarstruktur und des Kuumlstenschutzesldquo

GAP Gemeinsame Agrarpolitik

GBIF Global Biodiversity Information Facility

GBIS Genbankinformationssystem des IPK

GCDT Global Crop Diversity Trust ndash Globaler Fonds fuumlr die Nutzpflanzenvielfalt

GEVIP Grenzuumlberschreitende Entwicklung und Vermarktung innovativer Pflanzen-produkte

GIS Geoinformationssystem

GSPC Global Strategy for Plant Conservation ndash Globale Strategie zum Erhalt der Pflan-zenvielfalt

HNV High Nature Value Farmland ndash Indikator fuumlr Landwirtschaftsflaumlchen mit hohem Naturwert

IBV Informations- und Koordinationszentrum fuumlr Biologische Vielfalt

IPEN International Plant Exchange Network ndash Internationales Pflanzenaustausch- netzwerk

IPK Leibniz-Institut fuumlr Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung

ITPGRFA International Treaty on Plant Genetic Resources for Food and Agriculture ndash Internationaler Vertrag uumlber pflanzen-genetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

JKI Julius Kuumlhn-Institut ndash Bundesforschungs-institut fuumlr Kulturpflanzen

KULAP Kulturlandschaftsprogramm

LfL Bayrische Landesanstalt fuumlr Landwirt-schaft

MAA Most Appropriate Areas

MoU Memorandum of Understanding ndash Kooperationsvereinbarung

MuD Modell- und Demonstrationsvorhaben

MLS Multilateral System of Access and Benefit-Sharing ndash Multilaterales System fuumlr Zugang und Vorteilsausgleich

NICE-D Nationale Informationsinfrastruktur fuumlr Charakterisierungs- und Evaluierungs- daten in Deutschland

PGRDEU Nationales Inventar Pflanzengenetische Ressourcen in Deutschland

PGR Pflanzengenetische Ressourcen

PGRFA Plant Genetic Resources for Food and Agriculture ndash Pflanzengenetische Ressour-cen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

RL Richtlinie

SaatG Saatgutverkehrsgesetz

SMTA Standard Material Transfer Agreement ndash Standardisierte Materialuumlbertragungs-vereinbarung

SortG Sortenschutzgesetz

UPOV International Union for the Protection of New Varieties of Plants ndash Internationaler Verband zum Schutz von Pflanzenzuumlch-tungen

VITIS Europaumlische Fruchtartendatenbanken fuumlr Vitis

WEL Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

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7 Literatur

BfN (1999) Daten zur Natur Landwirtschaftsverlag Muumlnster

BLAG (Bund-Laumlnder-Arbeitsgruppe bdquoForstliche Genressourcen und Forstsaatgutrechtldquo) (2000) Konzept zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung forstlicher Genressourcen in der Bundesrepublik Deutschland

BLE (2008) Pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Er-naumlhrung und Landwirtschaft in Deutschland Zweiter Nationaler Bericht Schriftenreihe des Informations- und Koordinationszentrums fuumlr Biologische Vielfalt Band 29

BMELV (2007) Agrobiodiversitaumlt erhalten Potenziale der Land- Forst- und Fischereiwirtschaft erschlieszligen und nachhaltig nutzen Eine Strategie des BMELV fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt fuumlr die Ernaumlhrung Land- Forst- und Fischerei-wirtschaft

BML (1996) Nutzpflanzen - Vielfalt fuumlr die Zukunft Deutscher Bericht zur Vorbereitung der 4 Internationalen Technischen Konferenz der FAO uumlber Pflanzengenetische Ressourcen vom 17-23 Juni 1996 in Leipzig Sonderdruck 625-1396 Bonn

BML (1997) 4 Internationale Technische Konferenz der FAO uumlber Pflanzengenetische Ressourcen-Schriften zu Genetischen Ressourcen (Sonder-band) Bonn

BML (2000a) Genetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung Landwirtschaft und Forsten Reihe A Angewandte Wissenschaft Heft 487 Landwirt-schaftsverlag Muumlnster-Hiltrup

BML (2000b) Statistisches Jahrbuch uumlber Ernaumlhrung Landwirtschaft und Forsten Landwirtschafts-verlag Muumlnster-Hiltrup

Bommer DFR amp K Beese (1990) Pflanzengenetische Ressourcen ndash Ein Konzept zur Erhaltung und Nutzung fuumlr die Bundesrepublik Deutschland Schriftenreihe des Bundesministeriums fuumlr Ernaumlhrung Landwirtschaft und Forsten Reihe A Angewandte Wissenschaft Heft 388

FAO (1996) Global Plan of Action for the Conservati-on and Sustainable Utilization of Plant Genetic Resources for Food and Agriculture FAO Rom

FAO (2010) The Second Report on the State of the Worldacutes Plant Genetic Resources for Food and Agriculture Rome

Hammer K (1998) Agrarbiodiversitaumlt und pflanzen-genetische Ressourcen Schriften zu Geneti-schen Ressourcen Band 10 ZADI Bonn

Korneck D amp H Sukopp (1988) Rote Liste der in der Bundesrepublik Deutschland ausgestorbenen verschollenen und gefaumlhrdeten Farn- und Bluumltenpflanzen und ihre Auswertung fuumlr den Arten- und Biotopschutz Schr ndashRF Vegeta-tionskunde 19

Korneck D M Schnittler amp I Vollmer (1996) Rote Liste der Farn- und Bluumltenpflanzen Deutsch-lands Schr-R f Vegetationskunde 28

Laliberte B Maggioni L Maxted N amp V Negri (eds) (2000) Report of a Task Force on Wild Species Conservation in Genetic Reserves and a Task Force on On-farm Conservation and Manage-ment IPGRI Rom

Leopold J (1998) Saatgut-Nachbau und Saatgut-Pflege ndash eine Umfrage bei Demeter-Landwirten und ndashGaumlrtnern ndash Forschungsring fuumlr biolo-gisch-dynamische Wirtschaftsweise Darm-stadt

Schneider C U Sukopp amp H Sukopp (1994) Bio-logisch-oumlkologische Grundlagen des Schutzes gefaumlhrdeter Segetalpflanzen Schr-R f Vege-tationskunde 26

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8 Zitierte Gesetzestexte und Mitteilungen

BMJ (1993) Gesetz zu dem Uumlbereinkommen uumlber die biologische Vielfalt vom 05 Juni 1992 Bundesgesetzblatt Teil II Z 1998 A 09 Sept 1993 Nr 32

BMELV (2011) Richtlinie zur Foumlrderung von Modell- und Demonstrationsvorhaben im Bereich der Erhaltung und innovativen nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt

BMU (2012) Leitfaden zur Verwendung gebietseige-ner Gehoumllze Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) Stand Januar 2012 httpwwwbmudefilespdfsallgemeinapplicationpdfleitfaden_ gehoelze_bfpdf Letzter Zugriff 06032012

Bundesnaturschutzgesetz vom 29 Juli 2009 (BGBl I S 2542) das zuletzt durch Artikel 5 des Geset-zes vom 6 Februar 2012 (BGBl I S 148) geaumln-dert worden ist

KOM (2001) Mitteilung der Kommission an den Rat und das Europaumlische Parlament ndash Aktionsplan zur Erhaltung der Biologischen Vielfalt in der Landwirtschaft KOM20010162 endg

KOM (2006) Mitteilung der Kommission Eindaumlm-mung des Verlusts der Biologischen Vielfalt bis zum Jahr 2010 ndash Und daruumlber hinaus KOM (2006) 216 endg

KOM (2010) Mitteilung der Kommission an das Euro-paumlische Parlament den Rat den Europaumlischen Wirtschafts- und Sozialausschuss und den Ausschuss der Regionen ndash Die GAP bis 2020 Nahrungsmittel natuumlrliche Ressourcen und laumlndliche Gebiete ndash die kuumlnftigen Herausfor-derungen KOM (2010) 6725

Verordnung uumlber das Inverkehrbringen von Saatgut von Erhaltungsmischungen vom 6 Dezember 2011 (BGBl I S 2641)

Verordnung uumlber die Zulassung von Erhaltungssor-ten und das Inverkehrbringen von Saat- und Pflanzgut von Erhaltungssorten vom 21 Juli 2009 (BGBl I S 2107)

Vierzehnte Verordnung zur Aumlnderung saatgutrecht-licher Verordnungen vom 17 Dezember 2010 (BGBl I S 2128)

VO (EG) Nr 8702007

VO (EG) Nr 16882005 (ELER-VO)

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9 Weiterfuumlhrende Informationen und Adressverzeichnis

Weiterfuumlhrende Informationen Hintergrundmaterial und ein aktuelles Adressverzeichnis fuumlr alle am vorliegenden Fachprogramm beteiligten Akteure findet sich im Informationssystem Genetische Ressourcen GENRES (httpwwwgenresdekultur-und-wildpflanzenrahmenbedingungenfachprogramm)

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ImpressumHerausgeberBundesministerium fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (BMEL)Wilhelmstraszlige 54 10117 Berlin

StandJanuar 2015

Text und AnsprechpartnerBundesministerium fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (BMEL)Referat 522Biologische Vielfalt und BiopatenteRochusstraszlige 153123 BonnTelefon +49 228 99 529-0

Gestaltungdesignidee buumlro_fuumlr_gestaltung Erfurt

BildnachweisChristian PedantFotoliacom S 1 BMELPhototheknetThomas Koumlhler S 4 R_RFotoliacom S 6 12 Herrn Dr Hoffmann ZALF S 15 S 45 Xochiquetzal FonsecaCIMMYT S 19 BMEL designidee S 28Europa-Rosarium Sangerhausen Frau Schulz S 30 B Ditsch BG Dresden S 53 Thomas Stephan Dominic MenzlerBundesanstalt fuumlr Landwirt-schaft und Ernaumlhrung (BLE)wwwoekolandbaude S 8 9 16 18 20 34 37 40 51 54 56 Informations- und Koordinationszentrum fuumlr Biologische Vielfalt (IBV) S 7 10 23 25 27 31 32 34 35 36 40 43 44 59N HirneisenPicleasecom H Winter Picleasecom S 11 FocalPointFo-toliacom S 41 G EllwangerPicleasecom H Duty Picleasecom

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Diese Broschuumlre wird im Rahmen der Oumlffentlichkeits- arbeit des BMEL kostenlos herausgegeben Sie darf nicht im Rahmen von Wahlwerbung politischer Parteien oder Gruppen eingesetzt werden

Weitere Informationen finden Sie im Internet unterwwwbmelde

  • Nationales Fachprogramm zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung pflanzen- genetischer Ressourcen landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Kulturpflanzen Pflanzengenetische Ressourcen in Deutschland
    • Inhalt
    • Vorwort
      • Sehr geehrte Leserinnnen und Leser
        • 1 Einleitung
        • 2 Bedeutung Gefaumlhrdung und Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen
          • 21 Begriffsbestimmungen
          • 22 Bedeutung
          • 23 Zustand und Gefaumlhrdung
          • 24 Erhaltung pflanzen- genetischer Ressourcen
            • 3 Politische und rechtliche Rahmen- bedingungen
              • 31 Internationale Ebene
                • 311 Uumlbereinkommen uumlber die biologische Vielfalt
                • 312 Internationaler Vertrag uumlber pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft
                  • Kommission fuumlr Genetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft der FAO
                    • 313 Globaler Treuhandfonds fuumlr Nutzpflanzenvielfalt
                      • 32 Europaumlische Ebene
                        • 321 EU-Agrarpolitik
                        • 322 Europaumlisches Kooperationsprogramm fuumlr pflanzengenetische Ressourcen
                          • 33 Nationale Ebene
                            • 331 Zugang zu pflanzengenetischen Ressourcen
                            • 332 RechtlicherRahmenfuumlrdas InverkehrbringenvonSaat-und Pflanzgut
                            • 333 AuswirkungendesNaturschutzrechts
                                • 4 Schwerpunkte des Arbeitsprogramms
                                  • 41 Ex-situ-Erhaltung
                                    • Handlungsbedarf
                                    • 411 BundeszentraleGenbankfuumlr landwirtschaftlicheund gartenbaulicheKulturpflanzen
                                      • Handlungsbedarf
                                        • 412 DeutscheGenbankObst
                                          • Handlungsbedarf
                                            • 413 DeutscheGenbankReben
                                              • Handlungsbedarf
                                                • 414 DeutscheGenbankZierpflanzen
                                                  • Handlungsbedarf
                                                    • 415 Genbank fuumlr Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft
                                                      • Handlungsbedarf
                                                        • 416 Implementierung der bdquoEuropaumlischen Genbankldquo (AEGIS) im Rahmen des ECPGR
                                                          • Handlungsbedarf
                                                            • 417 Implementierung des Multilateralen Systems (MLS) des Internationalen Vertrags
                                                              • Handlungsbedarf
                                                                  • 42 In-situ-Erhaltung
                                                                    • 421 On-farm-Bewirtschaftung
                                                                      • 4211 Weiterentwicklung der bdquoRoten Liste der gefaumlhrdeten einheimischen Nutzpflanzenldquo
                                                                        • Handlungsbedarf
                                                                          • 4212 Staumlrkung der On-farm-Erhaltung und -Bewirtschaftung
                                                                            • Handlungsbedarf
                                                                              • 4213 Erhaltung und nachhaltige Nutzung der genetischen Vielfalt im Gruumlnland
                                                                                • Handlungsbedarf
                                                                                  • 4214 Aufbau von Kompetenzzentren
                                                                                    • Handlungsbedarf
                                                                                      • 4215 AufbauvonFortbildungsangeboten imBereichOn-farm-Erhaltung pflanzengenetischerRessourcen
                                                                                        • Handlungsbedarf
                                                                                            • 422 In-situ-ErhaltungvonWildpflanzen fuumlrErnaumlhrungundLandwirtschaft (WEL)
                                                                                              • Handlungsbedarf
                                                                                              • 4221 IdentifizierungvonSchwerpunktarten
                                                                                                • Handlungsbedarf
                                                                                                  • 4222 BestandsstuumltzendeMaszlignahmen
                                                                                                    • Handlungsbedarf
                                                                                                      • 4223 IdentifizierungAufbauundAusweisung bdquogenetischerSchutzgebieteldquo
                                                                                                        • Handlungsbedarf
                                                                                                          • 4224 VerwendunggebietseigenerWildpflanzen inderfreienNatur
                                                                                                            • Handlungsbedarf
                                                                                                              • 43 Nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen
                                                                                                                • 431 WeiterfuumlhrungvonAgrarumwelt- maszlignahmen
                                                                                                                  • Handlungsbedarf
                                                                                                                    • 432 Weiterentwicklungnachhaltiger Nutzungssysteme
                                                                                                                      • Handlungsbedarf
                                                                                                                        • 433 EntwicklungundVerbesserungvon IndikatorenfuumlrdieBestimmungder Gefaumlhrdungvonpflanzengenetischen Ressourcen
                                                                                                                          • Handlungsbedarf
                                                                                                                            • 434 FoumlrderungderEvaluierungund Charakterisierung
                                                                                                                              • Handlungsbedarf
                                                                                                                                • 435 ErschlieszligungvonInnovationspoten- zialenpflanzengenetischerRessourcen durchdieZuumlchtungsforschung
                                                                                                                                  • Handlungsbedarf
                                                                                                                                    • 436 Erweiterungdergenetischen DiversitaumltdurchdenAufbauvon Evolutionsramschen
                                                                                                                                      • Handlungsbedarf
                                                                                                                                        • 437 VermarktungvonbdquoVielfaltsproduktenldquo
                                                                                                                                          • Handlungsbedarf
                                                                                                                                              • 44 Information und Dokumentation
                                                                                                                                                • 441 Auf-undAusbauinstitutioneller Informationsinfrastruktur
                                                                                                                                                  • Handlungsbedarf
                                                                                                                                                    • 442 PortalfuumlrEx-situ-Erhaltungskulturen einheimischerWildpflanzen
                                                                                                                                                      • Handlungsbedarf
                                                                                                                                                        • 443 Auf-undAusbaueinerDokumen- tationsinfrastrukturzwischenBund undLaumlndernfuumlrdenBereichin situ undon farm
                                                                                                                                                          • Handlungsbedarf
                                                                                                                                                            • 444 NationalesInventarbdquoPGRDEUldquo
                                                                                                                                                              • Handlungsbedarf
                                                                                                                                                                • 445 NationaleInformationsinfrastruktur fuumlrCharakterisierungs-undEvaluie- rungsdaten
                                                                                                                                                                  • Handlungsbedarf
                                                                                                                                                                    • 446 Bundesinformationssystem GenetischeRessourcen
                                                                                                                                                                      • Handlungsbedarf
                                                                                                                                                                          • 45 Oumlffentlichkeitsarbeit
                                                                                                                                                                            • Handlungsbedarf
                                                                                                                                                                                • 5 Organisation und Durchfuumlhrung
                                                                                                                                                                                • 6 Abkuumlrzungsverzeichnis
                                                                                                                                                                                • 7 Literatur
                                                                                                                                                                                • 8 Zitierte Gesetzestexte und Mitteilungen
                                                                                                                                                                                • 9 Weiterfuumlhrende Informationen und Adressverzeichnis
                                                                                                                                                                                • Impressum
                                                                                                                                                                                  • Herausgeber
                                                                                                                                                                                  • Stand
                                                                                                                                                                                  • Text und Ansprechpartner
                                                                                                                                                                                  • Gestaltung
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Page 6: Pflanzengenetische Ressourcen in Deutschland - BMEL

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1 Einleitung

Das Bundesministerium fuumlr Ernaumlhrung Landwirt-schaft und Forsten (BML) hatte u a zur Umsetzung des Uumlbereinkommens uumlber die biologische Vielfalt (CBD) 1999 eine Konzeption zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung genetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung Landwirtschaft und Forsten in seiner Schriftenreihe (BML Heft 487) veroumlffentlicht Das darin vorgesehene nationale Programm setzte sich aus sektoralen Fachprogrammen zu den einzelnen Teilgebieten genetischer Ressourcen zusammenAufbauend auf die bereits 1990 veroumlffentlichte Kon-zeption fuumlr Pflanzengenetische Ressourcen wurde 2001 das erste Nationale Fachprogramm zur Erhal-tung und nachhaltigen Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Kulturpflanzen erarbeitet Es wurde 2002 von der Agrarministerkonferenz verabschiedet und war bis 2011 die wesentliche Grundlage fuumlr bundesweit ab-gestimmte Aktivitaumlten auf diesem Gebiet in Deutsch-land

Im Jahr 2004 trat der Internationale Vertrag uumlber pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft in Kraft Als Vertragsstaat verpflichtet sich Deutschland pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft langfristig zu erhal-ten und nachhaltig zu nutzen Die Vertragsstaaten verpflichten sich zudem bei ihren Erhaltungsbemuuml-hungen zur gegenseitigen Unterstuumltzung und inter-nationalen Zusammenarbeit

Mit der Erarbeitung der Strategie des Bundesministe-riums fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (BMEL) fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der biologi-schen Vielfalt fuumlr die Ernaumlhrung Land- Forst- und Fischereiwirtschaft im Jahr 20071 (kurz Agrobiodi-versitaumltsstrategie) wurde die Erhaltung genetischer Ressourcen in ein uumlbergreifendes Konzept zur Erhal-tung und nachhaltigen Nutzung der Agrobiodiversitaumlt eingebettet Diese BMEL-Strategie ergaumlnzt die vom Bundeskabinett 2007 beschlossene Nationale Strate-gie fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt

Aufgrund geaumlnderter Rahmenbedingungen auf nationaler und internationaler Ebene und unter Beruumlcksichtigung der Fortschritte und Erfahrungen aus der bisherigen Umsetzung des nationalen Fach-programms wurde eine grundlegende Aktualisierung vorgenommen

Die Struktur des nun vorliegenden zweiten Fach-programms orientiert sich weiterhin am Globalen Aktionsplan der Ernaumlhrungs- und Landwirtschaftsor-ganisation der Vereinten Nationen2 (Food and Agri-culture Organisation of the United Nations - FAO) und seinen vier Hauptbereichen In-situ-Erhaltung und Entwicklung Ex-situ-Erhaltung Nachhaltige Nutzung und Staumlrkung institutioneller und personeller Kapa-zitaumlten

Das Fachprogramm wird durch den Beratungs- und Koordinierungsausschuss fuumlr genetische Ressour-cen landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Kul-turpflanzen (BEKO) begleitet Dieser besteht aus 17 Mitgliedern die von Bundes- und Landesbehoumlrden Fachverbaumlnden und Organisationen aus Wissenschaft und Wirtschaft benannt und gegebenenfalls auch als sachkundige Einzelpersonen vom BMEL berufen werden

1 httpwwwgenresdefileadminSITE_GENRESdownlo-adsdocsStrategiepapierAgrobiodiversitaet_deutschpdf2 httpwwwglobalplanofactionorgidgpa

Der Bund die Laumlnder sowie die verschiedenen staat-lichen und privaten Einrichtungen Gremien und sonstigen Akteure stellen durch gemeinsame An-strengungen und eigene Leistungen die Umsetzung

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des Nationalen Fachprogramms sicher Die Bundes-laumlnder unterstuumltzen das Nationale Fachprogramm durch eigene Laumlnderprogramme oder durch einzelne Maszlignahmen in anderen bestehenden Programmen

Mit dem Fachprogramm werden

Informationen uumlber Bedeutung Vorkommen und Erhaltungszustand der jeweiligen genetischen Ressourcen erhoben zusammengefuumlhrt konso-lidiert ausgewertet und zu einem Gesamtbild zusammengefuumlgt das als Entscheidungsgrundlage dientMaszlignahmen zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung genetischer Ressourcen entwickelt deren Umsetzung angestoszligen werden sollen undinstitutionelle personelle und finanzielle Ressour-cen gebuumlndelt sowiedie maszliggeblichen Akteure aus Verwaltung For-schung und dem gesellschaftlichen Umfeld zu-sammengefuumlhrt

BluumlhenderAckerrandstreifen

Ausgehend von den internationalen und nationa-len Vorgaben insbesondere der Agrobiodiversi-taumltsstrategie des BMEL sind die wesentlichen Zie-le des Nationalen Fachprogramms zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen landwirtschaftlicher und gartenbauli-cher Kulturpflanzen

Ressourcen sichern die Vielfalt der wild wachsenden und der kultivierten pflanzen-genetischen Ressourcen langfristig in wissen-schaftlich abgesicherter und kosteneffizienter Weise in situ und ex situ erhaltenOumlkosysteme erhalten einen Beitrag zur Erhaltung und Wiederherstellung landwirt-schaftlich und gartenbaulich gepraumlgter Oumlko-systeme einschlieszliglich der obstbaulichen und Gruumlnlandoumlkosysteme leistenVielfalt nutzen pflanzengenetische Ressour-cen durch geeignete Maszlignahmen u a durch Charakterisierung Evaluierung Dokumen-tation zuumlchterische Erschlieszligung Bildungs- und Oumlffentlichkeitsarbeit verstaumlrkt nutzbar machenAnbau diversifizieren eine groumlszligere Vielfalt landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Kulturpflanzenarten und -sorten (einschlieszlig-lich Zierpflanzen) in Deutschland nachhaltig wirtschaftlich nutzenZustaumlndigkeiten darlegen mehr Transpa-renz bei den verteilten Zustaumlndigkeiten und Verantwortlichkeiten von Bund Laumlndern und Gemeinden sowie den auf dem Gebiet taumltigen Organisationen und Institutionen bei der Er-haltung und Nutzung der pflanzengenetischen Ressourcen herstellen undNational und international zusammenarbei-ten Synergien nutzen die sich aus einer ver-staumlrkten Zusammenarbeit auf der nationalen uumlberstaatlich-regionalen und internationalen Ebene ergeben koumlnnen und diese foumlrdern

Bohnenvielfalt

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2 Bedeutung Gefaumlhrdung und Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen

21 Begriffsbestimmungen

Fuumlr die im vorliegenden Fachprogramm verwendeten Begriffe gelten die im Rahmen des Internationalen Vertrags uumlber pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (International Treaty on Plant Genetic Resources for Food and Agriculture ndash Internationaler Vertrag) bzw dem Uumlbereinkommen uumlber die biologische Vielfalt (Convention on Biological Diversity ndash CBD) erarbeiteten Begriffsbestimmungen

Oumlkosystem bedeutet einen dynamischen Komplex von Gemeinschaften aus Pflanzen Tieren und Mikro-organismen sowie deren nicht lebender Umwelt die als funktionelle Einheit in Wechselwirkung stehen

Biologische Vielfalt ist die Variabilitaumlt unter lebenden Organismen jeglicher Herkunft darunter u a Land- Meeres- und sonstige aquatische Oumlkosysteme und die oumlkologischen Komplexe zu denen sie gehoumlren dies umfasst die Vielfalt innerhalb der Arten und zwischen den Arten und die Vielfalt der Oumlko-systeme

Genetische Ressourcen sind genetisches Material von tatsaumlchlichem oder potenziellem Wert

Genetisches Material ist jedes Material pflanzlichen tierischen mikrobiellen oder sonstigen Ursprungs das funktionale Erbeinheiten enthaumllt

Pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft bedeutet jedes genetische Material pflanzlichen Ursprungs das einen tatsaumlchlichen oder potenziellen Wert fuumlr Ernaumlhrung und Landwirt-schaft hat

Ex-situ-Erhaltung ist die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft auszligerhalb ihres natuumlrlichen Lebensraums

In-situ-Erhaltung bedeutet die Erhaltung von Oumlkosystemen und natuumlrlichen Lebensraumlumen sowie die Bewahrung und Wiederherstellung lebensfaumlhiger Populationen von Arten in ihrer natuumlrlichen Umge-bung und ndash im Fall domestizierter oder gezuumlchteter Pflanzenarten ndash in der Umgebung in der sie ihre besonderen Eigenschaften entwickelt haben

Nachhaltige Nutzung ist die Nutzung von Bestandteilen der biologischen Vielfalt in einer Weise und in einem Ausmaszlig die nicht zum langfristigen Ruumlckgang der biologischen Vielfalt fuumlhren wodurch ihr Po-tential erhalten bleibt die Beduumlrfnisse und Wuumlnsche heutiger und kuumlnftiger Generationen zu erfuumlllen

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On-farm-Bewirtschaftung als besondere Form der In-situ-Erhaltung ist die Erhaltung und Weiterent-wicklung lokal oder regional angepasster so genannter Landsorten in der Umgebung in der sie ihre besonderen Eigenschaften entwickelt haben d h im landwirtschaftlichen Betrieb im weiteren Sinne

Landsorten sind Populationen oder Klone innerhalb einer Kulturart die durch reproduzierbare Ausprauml-gung ihrer Merkmale definiert sind und sich in der Regel aus mehreren morphologisch oder physiolo-gisch voneinander abweichenden Typen zusammensetzen die sich laufend an die natuumlrlichen Umwelt-bedingungen ihrer Region anpassen

Erhaltungssorten im Sinne des Saatgutrechts sind Sorten von landwirtschaftlichen Arten und Gemuuml-searten die traditionell in bestimmten Gebieten (Ursprungsregionen) angebaut wurden an die natuumlr-lichen oumlrtlichen und regionalen Umweltbedingungen angepasst von genetischer Erosion bedroht und hinsichtlich der Erhaltung von pflanzengenetischen Ressourcen bedeutsam sind

Amateursorten im Sinne des Saatgutrechts sind Sorten von Gemuumlsearten die an sich ohne Wert fuumlr den Anbau zu kommerziellen Zwecken sind und die fuumlr den Anbau unter besonderen klimatischen boden- oder agrotechnischen Bedingungen gezuumlchtet wurden

22 Bedeutung

Von der Landnutzung in Deutschland entfaumlllt etwas mehr als die Haumllfte auf die Landwirtschaft ndash unsere agrarisch gepraumlgten Kulturlandschaften Die dort angebauten oder genutzten Kulturpflanzen haben aufgrund der damit erzeugten Produkte eine erheb-liche oumlkonomische Bedeutung ihre Nutzung bietet vielen Menschen in Deutschland Nahrung Beschaumlf-tigung und Einkommen Kulturlandschaften haben aufgrund ihrer Ausdehnung bei uns als Lebensraumlume fuumlr Pflanzen und Tiere einen hohen oumlkologischen Stellenwert

Der groumlszligte Teil der heute vorhandenen genetischen Vielfalt unserer Nutzpflanzen entstand durch staumln-dige Auslese und Weiterentwicklung im Rahmen der landwirtschaftlichen Produktion damit ist die da-durch entstandene Vielfalt in Form von angepassten Kulturpflanzenarten und -sorten sowie des Wissens uumlber Anbau Vermehrung und Nutzung auch Teil unseres kulturellen Erbes

Uumlber den aktuellen oumlkonomischen Nutzen hinaus stellt die Vielfalt der genutzten und nutzbaren Pflan-zen aufgrund der Vererbbarkeit ihrer Eigenschaf-ten zudem eine wertvolle Ressource fuumlr zukuumlnftige Nutzungen und eine Grundlage fuumlr Innovationen und erweiterte wirtschaftliche Aktivitaumlten dar Auch eine Anpassung an veraumlnderte Rahmenbedingungen wie Klimaveraumlnderungen oder veraumlnderte Nachfra-ge koumlnnen den Ruumlckgriff auf pflanzengenetische

Ressourcen erfordern Die Vielfalt ist eine grundle-gende Voraussetzung fuumlr zukuumlnftige Nutzungen und zuumlchterischen Fortschritt Einmal verloren gegangene biologische Vielfalt ist nicht wieder herstellbar Aus diesem Grunde ist in besonderer Weise Vorsorge geboten

Daruumlber hinaus sind kulturelle und aumlsthetische Werte zu beruumlcksichtigen Bei den Zierpflanzen haben letz-tere auch unmittelbar groszlige oumlkonomische Bedeutung erlangt Traditionelle Arten oder alte Sorten von Kulturpflanzen zeugen von den kulturellen Leis-tungen fruumlherer Generationen und der historischen Entwicklung des Land- und Gartenbaus in einer Region Traditionelle Formen der agrarisch gepraumlgten Kulturlandschaften haben zudem einen besonderen Erlebnis- oder Erholungswert der unter dem Stich-wort bdquoDiversifizierung der Land- und Forstwirtschaftldquo regional wiederum oumlkonomische Bedeutung als Standortfaktor erlangt

AnbauverschiedenerSalatsorten

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23 Zustand

und Gefaumlhrdung

Die Ausgangslage hinsichtlich Zustand und Gefaumlhr-dung landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Kul-turen sowie fuumlr den Weinbau werden in der Agrobio-diversitaumltsstrategie des BMEL beschrieben Weitere Informationen zu landwirtschaftlichen Nutzpflanzen Gruumlnlandpflanzen Gemuumlse Obstkulturen Zierpflan-zen Sonderkulturen und potentiell nutzbaren Wild-pflanzen finden sich im zweiten Nationalen Bericht uumlber Pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft in Deutschland aus dem Jahr 20083 Die Nationalen Berichte bildeten auch die Grundlage fuumlr den zweiten Weltzustandsbericht uumlber pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft der FAO4

Auch wenn sich einige Arten infolge gezielter Erhal-tungsmaszlignahmen erholen konnten ist insgesamt die Vielfalt der genutzten Arten und teilweise auch die genetische Vielfalt innerhalb der Arten stark ruumlck-laumlufig Der Ruumlckgang ging einher mit einer regional unterschiedlich ausgepraumlgten Intensivierung der Landwirtschaft und der Nutzungsaufgabe von er-tragsarmen Standorten Die Gefaumlhrdung der heimi-schen Nutzpflanzenvielfalt soll zukuumlnftig vor allem durch die Weiterentwicklung der bdquoRoten Liste der gefaumlhrdeten einheimischen Nutzpflanzenldquo (s Kapitel 4211) besser dokumentiert werden

Fast ein Drittel der landwirtschaftlichen Nutzflaumlche nimmt das Gruumlnland ein Es gehoumlrt mit seinem Arten-reichtum zu den wertvollsten Agraroumlkosystemen und leistet damit neben seinem Beitrag zur landwirt-schaftlichen Produktion auch wichtige Dienste als Oumlkosystem Auch bei intensiv genutztem Gruumlnland ist ein Ruumlckgang des Artenreichtums zu verzeichnen Um moumlglichst umfassende Informationen uumlber den Artenreichtum von Gruumlnlandstandorten zu erhalten ist es zunaumlchst notwendig entsprechende Indikator- oder Kennarten zu bestimmen um dann eine Auf-nahmemethode zur Identifikation der unterschiedli-chen Gruumlnlandformen festzulegen

24 Erhaltung pflanzen-

genetischer Ressourcen

Die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft erfolgt durch zwei grundsaumltzlich unterschiedliche Wege die sich jedoch ergaumlnzen Die Ex-situ- und die In-situ-ErhaltungDie Ex-situ-Erhaltung in Deutschland erfolgt v a in Genbanken Botanischen Gaumlrten und sonstigen Institutionen Waumlhrend bei der Arbeit in den Bota-nischen Gaumlrten primaumlr die globale Artenvielfalt fuumlr Forschungs- und Ausbildungszwecke im Vordergrund steht raumlumen die Genbanken vor allem der innerart-lichen Variabilitaumlt unserer Kulturarten Prioritaumlt ein Von den deutschen Genbanken betreut die zentrale Kulturpflanzengenbank Deutschlands am Leibniz-Institut fuumlr Pflanzengenetik und Kulturpflanzenfor-schung (IPK) eine sehr artenreiche Sammlung die Ak-zessionen von uumlber 3200 Arten umfasst wobei auch hier bezogen auf die Anzahl der Muster der Samm-lungsschwerpunkt bei wenigen landwirtschaftlich be-deutenden Arten (v a Getreide) liegt Diese Genbank gehoumlrt zu den weltweit groumlszligten Sammlungen

Acker-Rittersporn(Consolida regalis)Einepotenziellnutzbare

WildpflanzefuumlrErnaumlhrungundLandwirtschaft(WEL)

3 httpwwwgenresdefileadminSITE_GENRESdownloadsschriftenreiheagrobiodiversitaet_band_29pdf4 httpwwwfaoorgdocrep013i1500ei1500e00htm

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Bluumlhende Streuobstwiese

Da die Erhaltung einiger Kulturen wie Obst Gehoumllze und Zierpflanzen nicht in den Aufgabenbereich der IPK-Genbank faumlllt ist die Etablierung weiterer spezi- alisierter Genbanken bzw Genbanknetzwerke not- wendig (siehe Kapitel 41) Ergaumlnzend bieten sich auch die Botanischen Gaumlrten fuumlr die Erhaltung genetischer Ressourcen an die gleichzeitig alte Sorten wie auch Wildarten und Wildformen von Kulturarten am na- tuumlrlichen Standort als auch ex situ erhalten koumlnnen Aber auch Erhaltungsinitiativen und sonstige Insti-tutionen einschlieszliglich Privatpersonen die speziali-sierte Sammlungen mit wenigen oder nur einer Art unterhalten koumlnnen in diese Erhaltungsaktivitaumlten einbezogen werden Zur besseren Koordination dieser Sammlungsaktivitaumlten werden derzeit Erhaltungs-infrastrukturen in Form von Genbanknetzwerken etabliert bzw weiter ausgebaut (Naumlheres hierzu siehe wwwgenresde)

Traditionell sind der Schutz und die Erhaltung in situ Schwerpunktaktivitaumlten des Naturschutzes Die Arten bleiben in ihren Oumlkosystemen den dynamischen Prozessen der Evolution ausgesetzt Die notwendige Anpassung durch natuumlrliche Selektion an wechseln-de Umwelteinfluumlsse ist so gewaumlhrleistet Mit unse-ren Kulturarten verwandte Wildpflanzen (crop wild

relatives ndash CWR) und aktuell oder potenziell nutzbare Wildarten stellen mit mehr als 2800 Arten als so-genannte Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Land-wirtschaft (WEL) einen beachtlichen Anteil unserer heimischen Flora (ca 3500 Arten) WEL leisten einen wichtigen Beitrag zur Erweiterung der genetischen Basis und sind damit fuumlr die Pflanzenzuumlchtung eine wertvolle Quelle neuer Eigenschaften In der nach-haltigen landwirtschaftlichen und gartenbaulichen Pflanzenproduktion werden heute leistungsfaumlhige und gesunde Sorten mit ausgepraumlgten Qualitaumlts-eigenschaften und guter Widerstandsfaumlhigkeit gegen Pflanzenkrankheiten und Schaumldlinge benoumltigt

Eine besondere Form der In-situ-Erhaltung ist die On-farm-Bewirtschaftung Erhaltungsinitiativen aber auch einige Betriebe des oumlkologischen Landbaus bauen alte regional angepasste Sorten (so genannte Landsorten) an Beim Erhalt gartenbaulicher Kul-turpflanzen und Sonderkulturen kann ebenfalls die traditionelle Nutzung in Gaumlrten sehr wichtig sein

Die Erhaltung und nachhaltige Nutzung genetischer Ressourcen gehoumlrt zu den wichtigen Zukunftsaufgaben von Bundes- und Landesregierungen Deutschlands

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3 Politische und rechtliche Rahmen- bedingungen

31 Internationale Ebene

311 Uumlbereinkommen uumlber die biologische Vielfalt

Das 1992 in Rio de Janeiro von der Voumllkergemein-schaft beschlossene Uumlbereinkommen uumlber die biolo-gische Vielfalt (Convention on Biological Diversity ndash CBD) verpflichtet die Vertragsstaaten zur langfris-tigen Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der auf ihrem Hoheitsgebiet vorkommenden biologischen Vielfalt Es enthaumllt auch Bestimmungen uumlber den Zugang zu genetischen Ressourcen und der Teilha-be an den sich aus der Nutzung dieser Ressourcen ergebenden Vorteile (siehe hierzu auch Kapitel 331) Deutschland ist seit 1993 Vertragspartei der CBD (Ge-setz zu dem Uumlbereinkommen vom 5 Juli 1992 uumlber die biologische Vielfalt (BGBI II 1993 1741))

Ein wichtiger Erfolg des CBD-Prozesses war die Ver-abschiedung der Bonner Leitlinien uumlber den Zugang zu genetischen Ressourcen und die gerechte und ausgewogene Beteiligung an den Vorteilen aus ihrer Nutzung im Jahr 2002 Mit der Verabschiedung des sogenannten Nagoya-Protokolls auf der 10 Vertrags-staatenkonferenz unter voller Beruumlcksichtigung be-reits bestehender internationaler Regelungen wurden die Grundlagen fuumlr kuumlnftige Regelungen zu Zugang und Vorteilsausgleich geschaffen

Fuumlr den Schutz die Erhaltung und nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen ist daruumlber hinaus die 2002 im Rahmen der CBD verabschiede-te Globale Strategie zum Erhalt der Pflanzenvielfalt (Global Strategy for Plant Conservation ndash GSPC) von Bedeutung Sie stellt ein Instrument dar um das 2010-Ziel (signifikante Verminderung des Verlusts an biologischer Vielfalt) welches durch die Staats- und Regierungschefs anlaumlsslich des Weltgipfels fuumlr nach-haltige Entwicklung (World Summit on Sustainable Development) 2002 beschlossen wurde zu erreichen Alle Vertragsstaaten der CBD sind aufgefordert die GSPC bei der Erarbeitung von nationalen Strategien

und Programmen zu beruumlcksichtigen Auf der 10 Vertragsstaatenkonferenz der CBD im Oktober 2010 in Nagoya Japan wurde eine uumlberarbeitete GSPC beschlossen Die GSPC umfasst 16 konkrete Ziele in 5 Handlungsbereichen (I) Erfassung und Dokumen-tation (II) Erhaltung (III) Nachhaltige Nutzung (IV) Foumlrderung von Bildung und Bewusstsein uumlber die Pflanzenvielfalt und (V) Schaffung von fachlichen Kapazitaumlten zu deren Erhaltung In einem For-schungs- und Entwicklungsvorhaben des BfN mit den Botanischen Gaumlrten der Universitaumlt Bonn (2005ndash2008) wurden Vorschlaumlge zu Umsetzungserfordernissen der GSPC in Deutschland erarbeitet Die im Rahmen dieses Vorhabens geleistete Luumlckenanalyse und Erar-beitung von Handlungsprioritaumlten unterstuumltzen seit Beendigung des Projekts die Umsetzung einzelner Ziele durch betroffene Akteure in Deutschland

Delegierte verhandeln die internationalen Rahmenbedingungen fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen

5 Planta Europa ist ein Netzwerk unabhaumlngiger Regierungs- und Nicht-Regierungs-Organisationen die fuumlr den Schutz der europaumlischen Flora zusammenarbeiten (wwwplantaeuropaorg)

Eine weitere Grundlage bilden auch die detaillierte-ren Anforderungen der Europaumlischen Strategie zur Erhaltung der Pflanzen (European Plant Conserva-tion Strategy ndash EPCS) Die EPCS wurde von Planta Europa5 und dem Europarat entwickelt und stellt die Ziele der GSPC in einen europaumlischen Zusammen-hang Sie enthaumllt 42 klare Ziele fuumlr Europa mit der die in der GSPC definierten 16 Ziele bis Mitte 2010 um-gesetzt werden sollen Im Jahre 2007 wurde die EPCS uumlberpruumlft und weiter mit der GSPC harmonisiert Die neue Europaumlische Strategie (European Strategy for

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Plant Conservation ndash ESPC) gilt jetzt von 2008 ndash 2014 und untersetzt jedes der 16 Ziele der GSPC mit spezi-fischen europaumlischen Zielen die teilweise von hoher Relevanz fuumlr das vorliegende Fachprogramm sind (z B ESPC Ziel 91 Establishment of 25 European crop wild relative genetic reserves covering the major hot-spots of species and genetic diversity) Die Umsetzung der ESPC wird von Planta Europa koordiniert

312 Internationaler Vertrag uumlber pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

Auf internationaler Ebene trat das wichtigste Abkom-men zur Erhaltung und Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft der Internationale Vertrag uumlber pflanzengenetische Res-sourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (ITPGR) im Jahr 2004 in Kraft (vgl wwwplanttreatyorg) Der Vertrag ist als zustimmungspflichtiges Bundesgesetz ratifiziert worden61

Die Vertragsstaaten des ITPGR verpflichten sich pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft langfristig zu erhalten und nachhal-tig zu nutzen sie verpflichten sich zudem bei ihren Erhaltungsbemuumlhungen zur gegenseitigen Unterstuumlt-zung und internationalen Zusammenarbeit Ein zent-rales Element des ITPGR ist ein Multilaterales System (MLS) aus dem pflanzengenetische Ressourcen unter erleichterten Bedingungen mit Hilfe eines bdquoStandard Material Transfer Agreements (SMTA)ldquo fuumlr eine Nut-zung verfuumlgbar gemacht werden Uumlber dieses SMTA werden im ITPGR unter den jeweiligen Bedingungen entweder obligatorische oder freiwillige Zahlungen in den sogenannten bdquoBenefit Sharing (BS) Fundldquo des ITPGR eingenommen Der BS-Fund foumlrdert daraus Projekte in Entwicklungslaumlndern und Laumlndern mit Uumlbergangswirtschaften soweit sie Vertragsstaaten des ITPGR sind

Ferner erkennt der ITPGR die Rechte der Bauern (Farmerslsquo Rights) durch Anerkennung des Beitrags den die ortsansaumlssigen und eingeborenen Gemein-schaften und Bauern zur Erhaltung und Entwicklung pflanzengenetischer Ressourcen geleistet haben und weiter leisten an

Deutschland ratifizierte den ITPGR im Jahr 2004 und seine Umsetzung auf nationaler Ebene ist zwischen-zeitlich weit fortgeschritten BMEL ist federfuumlhrendes Ressort und nationale Kontaktstelle (Focal Point) fuumlr den Vertrag Die relevanten Akteure wurden aufge-fordert pflanzengenetische Ressourcen fuumlr das MLS bereitzustellen und fuumlr die Abgabe von Material dieser pflanzengenetischen Ressourcen das SMTA zu verwenden Zur besseren Information aller Ak-teure wurde eine deutsche Sprachversion des SMTA (rechtlich guumlltig ist nur die englische Textversion) in Abstimmung mit Oumlsterreich und der Schweiz erstellt und mit weiteren erlaumluternden Informationsmateri-alien u a auf der Internetseite des BMEL eingestellt Deutsche Einrichtungen haben seit 2008 insgesamt ca 108000 Genbankmuster in das MLS eingebracht Die Muster des MLS sind im Nationalen Inventar zu Pflanzengenetischen Ressourcen PGRDEU6 entspre-chend gekennzeichnet so dass eine gezielte Online-Recherche nach Material welches aus Deutschland fuumlr das MLS bereitgestellt wird moumlglich ist

Die weitere Unterstuumltzung des ITPGR ist ein wesentli-ches Element der deutschen Agrobiodiversitaumltsstrategie

6 httppgrdeugenresde61 Gesetz zu dem befristeten Vertrag vom 3 November 2001 uumlber pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft BbBI II 2003 906

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Kommission fuumlr Genetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft der FAO

Eine fuumlhrende Rolle in der internationalen Zusammenarbeit zu genetischen Ressourcen hat die Kommission fuumlr Genetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft der FAO (Com-mission on Genetic Resources for Food and Agri-culture ndash CGRFA) Dabei handelt es sich um eine zwischenstaatliche Regierungskommission die die FAO-Konferenz in Fragen der Agrobiodiversi-taumlt einschlieszliglich der genetischen Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft beraumlt Die CGRFA wurde 1983 gegruumlndet und hat z Z 172 Staaten und die EU als Mitglieder Sie ist zustaumlndig fuumlr genetische Ressourcen der Nutzpflanzen Nutztie-re Forstpflanzen aquatische genetische Res-sourcen Mikroorganismen und Wirbellose sowie Querschnittsfragen wie beispielsweise Zugang zu genetischen Ressourcen und gerechter Vor-teilsausgleich Biotechnologie zur Sicherung und Nutzung der genetischen Ressourcen Monitoring und Indikatoren oder oumlkosystemare Ansaumltze

Die CGRFA hat ein rollendes 10-jaumlhriges Ar-beitsprogramm (Multi-Year Programme of Work ndash MYPOW) zu den genetischen Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft aller Berei-che In diesem Rahmen wurde auch der zweite Weltzustandsbericht uumlber pflanzengenetische Ressourcen erstellt und basierend darauf der Globale Aktionsplan fuumlr Erhaltung und nachhal-tige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft uumlberarbeitet Mit dem Globalen Aktionsplan werden weltweite Erhaltungsansaumltze abgestimmt und uumlbergeordne-te Ziele vereinbart Die Fertigstellung des dritten Weltzustandsbericht uumlber pflanzengenetische Ressourcen ist fuumlr 2019 geplant Deutschland beteiligt sich aktiv an der Arbeit der CGRFA

313 Globaler Treuhandfonds fuumlr Nutzpflanzenvielfalt

Der Globale Treuhandfonds fuumlr Nutzpflanzenvielfalt (Global Crop Diversity Trust ndash GCDT) wurde 2004 als eigenstaumlndige internationale Organisation gegruumln-det (s wwwcroptrustorg) Er hat die Aufgabe die

dauerhafte Erhaltung und Verfuumlgbarkeit pflanzen-genetischer Ressourcen sicherzustellen um eine nachhaltige Landwirtschaft und die Sicherheit der Nahrungsmittelversorgung zu unterstuumltzen Dazu verfolgt er international vereinbarte wissenschaftlich fundierte Strategien zur Erhaltung pflanzengeneti-scher Ressourcen die darauf abzielen ein effizien-tes globales Ex-situ-Erhaltungssystem fuumlr wichtige Fruchtarten aufzubauen Von einer derart verbes-serten internationalen Zusammenarbeit sowie einer Effizienz- und Qualitaumltssteigerung bei der Ex-situ-Erhaltung werden kuumlnftig auch nationale Erhalter und Nutzer dieser pflanzengenetischen Ressourcen profitieren

Annual Report 2010

Jahresbericht des Globalen Treuhandfonds fuumlr Nutzpflanzenvielfalt

Diese Strategien werden vor allem abgestimmt mit dem Internationalen Vertrag uumlber pflanzengeneti-sche Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (ITPGR) und der FAO-Kommission fuumlr genetische Ressourcen Da der Fonds somit auch Aufgaben im Rahmen des ITPGR uumlbernimmt ist er ein wichtiger Teil des Finanzierungskonzepts des ITPGR

In Uumlbereinstimmung mit der Agrobiodiversitaumltsstra-tegie des BMEL sowie dem Fachprogramm von 2002 hat Deutschland zum Stiftungskapital des GCDT in den Jahren 2006ndash2010 insgesamt 75 Millionen Euro beigetragen Deutsche Experten leiteten auszligerdem die Erarbeitung der globalen Erhaltungsstrategie fuumlr Hafer (Avena) und waren an der Erarbeitung der Stra-tegie fuumlr Erdbeere (Fragaria) beteiligt

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32 Europaumlische Ebene

321 EU-Agrarpolitik

Die durch die Gemeinsame Agrarpolitik der EU (GAP) gesetzten Rahmenbedingungen fuumlr eine nach-haltige Landwirtschaft sind in den letzten Jahren deutlich verbessert worden Mit der sogenannten Gesundheitsuumlberpruumlfung (bdquohealth checkldquo) der GAP im November 2008 beschloss der EU-Agrarministerrat die Landwirtschaft bei der Bewaumlltigung der neuen Herausforderungen zu denen neben dem Klimawan-del auch die biologische Vielfalt zaumlhlen staumlrker zu unterstuumltzen und die Beschluumlsse der Agrarreform von 2003 entsprechend weiterzuentwickeln Die Agrarum-weltmaszlignahmen sind ein wesentliches Instrument zur Erreichung dieser Ziele der GAP Rechtsgrund-lage fuumlr die Foumlrderung der Agrarmaszlignahmen ist die Verordnung (EG) Nr 16982005 uumlber die Foumlrderung der Entwicklung des laumlndlichen Raums (ELER-Ver-ordnung) Die Umsetzung erfolgt uumlber entsprechende Programme der Bundeslaumlnder Im Rahmen der von Bund und Laumlndern getragenen Gemeinschaftsaufga-be bdquoVerbesserung der Agrarstruktur und des Kuumls-tenschutzesldquo (GAK) unterstuumltzt auch der Bund die Agrarumweltmaszlignahmen Daruumlber hinaus werden von den Laumlndern spezifische Foumlrdermaszlignahmen im Bereich des Vertragsnaturschutzes durchgefuumlhrt

Daneben existieren verschiedene Aktionsplaumlne der EU mit Relevanz fuumlr den Erhalt der Agrobiodiversi-taumlt7 Zur Fortfuumlhrung des Aktionsplans zur Eindaumlm-mung des Verlusts der biologischen Vielfalt von 2006 hat die EU-Kommission mit ihrer Mitteilung vom 3 Mai 2011 eine Biodiversitaumltsstrategie der EU bis zum Jahr 2020 vorgelegt81

Mit der Verordnung uumlber ein Gemeinschaftspro-gramm zur Sammlung Erhaltung Charakterisie-rung und Nutzung genetischer Ressourcen der Landwirtschaft (VO (EG) Nr 8702004) wurden seit 2004 EU-weit fuumlr zehn Mio Euro entsprechende Pro-jekte gefoumlrdert Die Verordnung die nach Verausga-bung der Foumlrdermittel faktisch ausgelaufen ist wird 2012 evaluiert Deutschland setzt sich zusammen mit anderen Mitgliedstaaten fuumlr eine Fortfuumlhrung bei entsprechender Mittelaufstockung ein

Fuumlr die Fortfuumlhrung der GAP bis 2020 zeichnet sich auch weiterhin eine in zwei Saumlulen gegliederte Politik ab Diese soll insgesamt ihre Beitraumlge zu den Zielen der Strategie bdquoEuropa 2020ldquo und zu Umweltzielen erhoumlhen Dafuumlr fordert die Europaumlische Kommission eine bdquogruumlnereldquo erste Saumlule wobei die landwirtschaft-lichen Direktzahlungen nur dann in voller Houmlhe gewaumlhrt werden sollen wenn die Landwirte be-stimmte umweltbezogene Maszlignahmen durchfuumlhren Fuumlr die zweite Saumlule fordert die Kommission eine Ausrichtung auf die Schwerpunkte Wettbewerb und Innovation Klimawandel und Umwelt8 Dazu zaumlhlt sie u a die Erhaltung und Verbesserung von Oumlkosys-temen die von der Land- und Forstwirtschaft abhaumln-gen Hierdurch werden sich auch Auswirkungen auf die Foumlrderung im Bereich der Agrobiodiversitaumlt und damit auch auf die Rahmenbedingungen fuumlr Teile des Nationalen Fachprogramms ergeben deren Ausmaszlig zum derzeitigen Stand aber noch nicht absehbar ist

Fuumlr Forschung und Innovation werden von der EU-Kommission im Zeitraum 2007ndash2013 rund 60 Mrd Euro zur Verfuumlgung gestellt davon rund 50 Mrd Euro fuumlr das 7 Forschungsrahmenprogramm mittlerwei-le das weltweit groumlszligte Forschungsfoumlrderprogramm Foumlrdermoumlglichkeiten bestehen im Rahmen der regelmaumlszligigen Ausschreibungen v a im spezifischen Programm bdquoZusammenarbeitldquo (Forschungsbereich Le-bensmittel Landwirtschaft Fischerei und Biotechno-logie) sowie im spezifischen Programm bdquoKapazitaumltenldquo (Forschungsinfrastrukturen)

Fuumlr Futterpflanzen und viele weitere Kulturpflanzen des Acker-landes und der Gaumlrten bildet extensives Gruumlnland den Lebensraum ihrer verwandten Wildarten

7 Mitteilung der Kommission an den Rat und das Europaumlische Parlament - Aktionsplan zur Erhaltung der Biologischen Vielfalt in der Landwirtschaft KOM20010162 endg und MITTEILUNG DER KOMMISSION EINDAumlMMUNG DES VERLUSTS DER BIOLOGISCHEN VIELFALT BIS ZUM JAHR 2010 ndash UND DARUumlBER HINAUS KOM(2006) 216 endg8 Mitteilung der Kommission an das Europaumlische Parlament den Rat den Europaumlischen Wirtschafts- und Sozialausschuss und den Ausschuss der Regionen ndash Die GAP bis 2020 Nahrungsmittel natuumlrliche Ressourcen und laumlndliche Gebiete ndash die kuumlnftigen Herausforderungen KOM (2010) 672581 (vollstaumlndige Bezeichnung)

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Wiese mit blau bluumlhenden Lupinen

322 Europaumlisches Kooperationsprogramm fuumlr pflanzengenetische Ressourcen

Um die langfristige In-situ- und Ex-situ-Erhaltung von pflanzengenetischen Ressourcen in Europa auf einer arbeitsteiligen Basis zu erleichtern und deren Nutzung in Europa zu verbessern wurde das Europauml-ische Kooperationsprogramm fuumlr pflanzengenetische Ressourcen (European Cooperative Programme for Plant Genetic Resources - ECPGR) ins Leben gerufen Es beruht im Wesentlichen auf der Zusammenarbeit von Institutionen in den derzeit 42 Mitgliedsstaaten und finanziert sich uumlber deren Beitraumlge Weitere Ziele des ECPGR sind die Foumlrderung der Zusammenarbeit auf allen Akteursebenen (oumlffentliche Einrichtungen Erhaltungsinitiativen Zuumlchtungsunternehmen etc) auch in Form gemeinsamer Projekte und Oumlffent-lichkeitsarbeit Letztlich stellt das ECPGR damit die zentrale europaumlische Plattform fuumlr die technische Zusammenarbeit innerhalb Europas und mit anderen Regionen bzw regionalen und internationalen Initia-tiven oder Programmen dar

Das ECPGR gliedert sich in arten- oder themenspe-zifische Netzwerke Die Arbeit in den Netzwerken wird von Arbeits- und Projektgruppen durchgefuumlhrt Deutsche Vertreter wirken in allen Arbeits- und

Projektgruppen mit Zudem werden die zentralen europaumlischen fruchtartspezifischen Datenbanken fuumlr Avena Beta Hordeum Minor Leafy Vegetable Poa und Vitis zur Zeit von deutschen Institutionen betrieben

Die deutsche Mitarbeit im Kooperationsprogramm wird von der Expertengruppe bdquoECPGRldquo des BEKO koordiniert Sie bereitet zu bevorstehenden Treffen den nationalen Beitrag vor berichtet uumlber die Ergeb-nisse und traumlgt zur Weiterentwicklung des ECPGR bei Ferner beraumlt diese Expertengruppe den BEKO im Hin-blick auf fruchtart- und themenspezifische FragenDie Weiterentwicklung des ECPGR ist eines der Ziele der Agrobiodiversitaumltsstrategie des BMEL Deutsch-land unterstuumltzt deshalb im Rahmen der ECPGR-Ko-operation die Umsetzung und Weiterentwicklung des Europaumlischen Suchkatalogs fuumlr pflanzengenetische Ressourcen (European Plant Genetic Resources Search Catalogue ndash EURISCO) EURISCO ist ein internetba-sierter Suchkatalog der Informationen uumlber Ex-situ-Sammlungen in ganz Europa liefert Er umfasst derzeit sogenannte Passportdaten dh Informatio-nen die ein Muster eindeutig beschreiben (zB Artzu-gehoumlrigkeit Sortenname Ursprungsland erhaltende Einrichtung etc) von mehr als 11 Millionen Mustern pflanzlicher Vielfalt die in ca 240 europaumlischen Instituten in 38 Laumlndern erhalten werden Eines der Hauptelemente von EURISCO ist ein Netzwerk nati-onaler Kontaktstellen die fuumlr das jeweilige nationale Inventar und den Datenfluss zwischen dem natio-nalen Inventar und EURISCO zustaumlndig sind Jedes Land traumlgt die volle Verantwortung fuumlr die Verfuumlg-barkeit und Richtigkeit seiner eigenen Daten sowie fuumlr die regelmaumlszligige Aktualisierung der Daten des nationalen Inventars in EURISCO Derzeit haben 40 Laumlnder eine nationale Kontaktstelle benannt und 31 nationale Inventare wurden in EURISCO integriert Die Bedingungen fuumlr die Zusammenarbeit wurden in einer Vereinbarung festgelegt die zwischen Bioversity International9 und den nationalen Kontaktstellen fuumlr die nationalen Inventare in Deutschland dem Infor-mations- und Koordinationszentrum fuumlr Biologische Vielfalt der BLE abgeschlossen wurde Eine weitere wichtige Aufgabe des ECPGR die von Deutschland ebenfalls maszliggeblich unterstuumltzt wird ist der Auf-bau der bdquoEuropaumlischen Genbankldquo AEGIS (A European Genebank Integrated System) mit der die Erhaltungs-infrastruktur fuumlr pflanzengenetische Ressourcen in Europa effizienter gestaltet werden soll

9 Bioversity International ist die internationale Forschungsorganisation zur Agrobiodiversitaumlt mit Sitz in Maccarese bei Rom Italien

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Organisationsstruktur des ECPGR mit seinen Netzwerken Arbeitsgruppen und Task Forces der Phase VIII (2009ndash2013)

Leistungsgremium

Sekretariat

Netzwerk Netzwerk Netzwerk Netzwerk Netzwerk NetzwerkGetreide Futterpflanze

Kulturpflanzennetzwerke Thematische Netzwerke

Obst Oumlle und eiweiszligshyliefernde Pflanzen

Zuckershy Staumlrkeshy und Faserpflanzen

Gemuumlse

Arbeitsgruppen Arbeitsgruppen Arbeitsgruppen Arbeitsgruppen Arbeitsgruppen Arbeitsgruppenmiddot Hafermiddot Gerstemiddot Weizen

middot Futtershypflanzen

middot MalusPyrusmiddot Prunusmiddot Weinrebe

middot Koumlrnershy leguminosen

middot Ruumlbenmiddot Faserpflanzen

(FlachsHanf)middot Heilshy und Geshy

wuumlrzpflanzenmiddot Kartoffel

middot Alliummiddot Brassicamiddot Kuumlrbissemiddot Blattgemuumlsemiddot Umbellifera

Netzwerk- koordinierungs-

gruppe

Netzwerkkoordinierungsgruppe

Netzwerkkoordinierungsgruppe

Netzwerkkoordinierungsgruppe

Netzwerk- koordinierungs-

gruppe

Netzwerk- koordinierungs-

gruppe

Netzwerk- koordinierungs-

gruppe

Netzwerk- koordinierungs-

gruppe

Netzwerk- koordinierungs-

gruppe

Dokumentations- und Informationsnetzwerk

Netzwerk In-Situ und On-farm-Erhaltung

Netzwerk interregionale Zusammenarbeit

middot Kontaktstellen fuumlr die nationalen Inventaremiddot Manager der europaumlischen zentralen Kulturdatenbanken

middot Arbeitsgruppe Erhaltung von Wildarten in Genetischen Reservatenmiddot Arbeitsgruppe OnshyfarmshyErhaltung und shyManagement

33 Nationale Ebene

Die Erhaltung und nachhaltige Nutzung genetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft ist eine uumlbergreifende Aufgabe der Bundesregierung von hoher Bedeutung Als Vertragsstaat des Uumlbereinkommens uumlber die biologische Vielfalt und des Internationalen Vertrags uumlber pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Er-naumlhrung und Landwirtschaft verpflichtet sich Deutsch-land diese Ressourcen langfristig zu erhalten und nachhaltig zu nutzen Innerhalb der Bundesregierung liegt die Zustaumlndigkeit fuumlr die Erhaltung und nachhalti-ge Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen land- und gartenbaulicher Kulturpflanzen beim BMEL

Mit der Erarbeitung der Strategie des BMEL fuumlr die

Erhaltung und nachhaltige Nutzung der biologi-schen Vielfalt fuumlr die Ernaumlhrung Land- Forst- und Fischereiwirtschaft im Jahr 2007 (kurz Agrobiodi-versitaumltsstrategie) wurde die Erhaltung genetischer Ressourcen in ein uumlbergreifendes Konzept zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der Agrobiodi-versitaumlt eingebettet Diese Strategie ergaumlnzt die vom Bundeskabinett beschlossene nationale Strategie fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der biologi-schen Vielfalt Die Bedeutung genetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft wird auch in der Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung betont

Als uumlbergreifende Aufgabe wird auch die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen von mehreren Politik- und Rechtsbereichen erfasst vor allem von

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der Agrar- und der Umwelt- und Naturschutzpolitik Aber auch die Forschungspolitik ist fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung genetischer Ressourcen von groszliger Bedeutung

Regionale Produkte werden haumlufig auf Wochenmaumlrkten verkauft

Innerhalb des foumlderalen Systems ist der Bund fuumlr die Erhaltung und Nutzung genetischer Ressourcen insoweit zustaumlndig als er von seiner Gesetzgebungs-kompetenz im Rahmen der konkurrierenden Gesetz-gebung zur Foumlrderung der land- und forstwirtschaft-lichen Erzeugung sowie zur Sicherung der Ernaumlhrung Gebrauch macht Darunter fallen fuumlr die landwirt-schaftlichen Nutzpflanzenarten u a das Saatgutver-kehrsgesetz mit den dazu erlassenen Verordnungen die das Inverkehrbringen von Saat- und Pflanzgut und die Zulassung von Pflanzensorten regeln Von Relevanz sind weiterhin auch Regelungen zum Schutz des geistigen Eigentums (z B Sortenschutz siehe Kapitel 332) Aus der Zustaumlndigkeit des Bundes fuumlr die auswaumlrtigen Beziehungen ergeben sich in Bezug auf EU-Programme oder internationale Programme und Vereinbarungen auch Koordinierungsaufgaben

Zustaumlndigkeiten ergeben sich zudem aus der ge-meinschaftlichen Foumlrderung von Einrichtungen und Vorhaben der Forschung von gesamtstaatlicher und uumlberregionaler Bedeutung durch Bund und Laumlnder

Fuumlr die Durchfuumlhrung der Taumltigkeiten zur Erhaltung von pflanzengenetischen Ressourcen einschlieszliglich Forschung Schulung und Ausbildung und die regio-nale Umsetzung und Ausgestaltung der durch die EU und den Bund vorgegebenen politischen Rahmenbe-dingungen sind in Deutschland die Laumlnder verant-wortlich Weiterhin ergeben sich im Zusammenhang mit der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung fuumlr die Laumlnder innerstaatliche Verpflichtungen aus dem Internationalen Vertrag uumlber pflanzengenetische Res-sourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft sowie aus dem Uumlbereinkommen uumlber die biologische Vielfalt Gleichzeitig wirken die Laumlnder bei der Formulierung dieser Rahmenbedingungen mit und entwickeln zu-saumltzliche eigene Maszlignahmen Vertreter der Laumlnderre-ferenten fuumlr Acker- und Pflanzenbau Extensivierung Gartenbau Weinbau und die Laumlnder-Arbeitsgemein-schaft Naturschutz arbeiten im BEKO mit um das Nationale Fachprogramm stellvertretend zu begleiten

Die Durchfuumlhrung des nationalen Fachprogramms unterstuumltzt und foumlrdert BMEL u a auch durch Bereit-stellung der notwendigen Daten und Informationen im Rahmen von Erhebungen Bestandsaufnahmen und nichtwissenschaftlichen Untersuchungen im Be-reich der biologischen Vielfalt Ziel ist die Erfassung Inventarisierung und Dokumentation genetischer Ressourcen das Monitoring der Bestandsentwicklung genetischer Ressourcen und die Erstellung sonsti-ger Informationsgrundlagen in diesem Bereich Zur Vergabe der Auftraumlge fuumlhrt die BLE Ausschreibungen durch die ggf im Bundesanzeiger und im Internetan-gebot der BLE (wwwblede) veroumlffentlicht werden

Die im Auftrag des BMEL durchgefuumlhrten Modell- und Demonstrationsvorhaben (MuD) haben das Ziel innovative Konzepte mit Vorbildcharakter zu ent-wickeln und umzusetzen und dabei ggf auftretende Schwierigkeiten bei der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung genetischer Ressourcen in Deutschland ab-zubauen Grundlage fuumlr die Foumlrderung eines Projektes als MuD ist die bdquoRichtlinie des BMEL zur Foumlrderung von Modell- und Demonstrationsvorhaben im Be-reich der Erhaltung und innovativen nachhaltigen Nutzung der Biologischen Vielfaltldquo10

10 httpwwwbledeDE03_Forschungsfoerderung04_BiologischeVielfaltMuD-VorhabenMuD-VorhabenBV_nodehtml

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Ein wichtiges Instrument um den Erhalt und die Foumlrderung der Biodiversitaumlt mit landwirtschaftlichen Nutzungssystemen besser in Einklang zu bringen sind Agrarumweltmaszlig nahm en von Bund und Laumln-dern11 Sie honorieren u a die Erhaltung vielfaumlltiger Fruchtfolgen den Anbau regional angepasster Sorten Streuobstanbau sowie die Gruumlnlandextensivierung Die Bundeslaumlnder bieten ein breit gefaumlchertes Ange-bot von Foumlrdermaszlignahmen an das insbesondere den regionalen Besonderheiten und Erfordernissen der laumlndlichen Entwicklung des Landes angepasst wurde

In den Rahmenplan der Gemeinschaftsaufgabe bdquoVerbesserung der Agrarstruktur und des Kuumlsten-schutzesldquo haben Bund und Laumlnder 2008 ein neues Foumlrderangebot zur Erhaltung genetischer Ressourcen in der Landwirtschaft aufgenommen Daruumlber hinaus koumlnnen die Laumlnder den Anbau gefaumlhrdeter einheimi-scher Nutzpflanzen auch im Rahmen ihrer landesei-genen Entwicklungsprogramme foumlrdern und durch den Aufbau regionaler Kompetenzzentren unterstuumlt-zen In beiden Umsetzungsbereichen bedarf es der Wahrnehmung von Abstimmungs- und Koordinie-rungsfunktionen durch den Bund Auszligerdem koumlnnen die Laumlnder das Thema durch ihre Oumlffentlichkeitsar-beit zu pflanzengenetischen Ressourcen im Bereich Landessortenpruumlfung Saatgutananerkennung sowie Aus- und Fortbildung (im Bereich Landwirtschaft Gartenbau und Umwelt) in den Fokus ruumlcken

331 Zugang zu pflanzengenetischen Ressourcen

Der Zugang zu pflanzengenetischen Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft betrifft sowohl In-situ-Vorkommen (natuumlrliche Wildpflanzen oder verwandte Wildarten der Kulturpflanzen) On-farm-Bestaumlnde (Land sorten) oder Ex-situ-Bestaumlnde (Akzessionen von Wild- und Nutzpflanzen in Genbanken oder Pflanzen-sammlungen fuumlr Forschung und Innovation)

Nach dem geltenden innerstaatlichen Recht haumlngt die Regelung des Zugangs zu pflanzengenetischen Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft grundsaumltzlich von dem Eigentuumlmer der Ressourcen ab Diese koumlnnen sich sowohl im Privatbesitz befin-

den als auch der oumlffentlichen Hand gehoumlren In der Regel gilt der Eigentuumlmer der Land- oder Wasserflauml-che als Eigentuumlmer der biologischen bzw genetischen Ressourcen die dort vorgefunden werden Somit steht der Zugang zu pflanzengenetischen Ressourcen die sich im Privateigentum (in situ oder ex situ) befin-den im Allgemeinen im Ermessen des Eigentuumlmers

Genbanken sichern die langfristige Erhaltung von pflanzen-genetischen Ressourcen

Deutschland ndash seit 1993 Vertragspartei der CBD ndash hat wie die meisten EU-Mitgliedstaaten keine eigenen gesetzlichen Bestimmungen die den Zugang zu gene-tischen Ressourcen auf ihrem Hoheitsgebiet im Sinne der CBD gesondert regeln Daher ist es in Deutsch-land grundsaumltzlich jedem erlaubt in situ wachsende Pflanzen zu sammeln und zwar unter Beachtung der o g Eigentumsrechte des Natur- und Artenschutzes der Regelungen zur Pflanzengesundheit und sonsti-ger besonderer Schutzrechte Um ausreichende und transparente Informationen uumlber die Bestimmungen zum Zugang und Vorteilsausgleich im Rahmen der CBD zur Verfuumlgung zu stellen hat Deutschland eine nationale Informationsstelle benannt und eine Inter-netseite zur Information uumlber Zugang und Vorteilsaus-gleich eingerichtet (httpwwwbiodiv-chmde)

11 wwwbmelde

Auf internationaler Ebene besteht seit 2004 mit dem Internationalen Vertrag eine weitere wichtige Rege-lung fuumlr den Zugang zu pflanzengenetischen Ressour-cen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft In Deutsch-land wurde mit der Ratifizierung des Internationalen

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Vertrags ein leistungsfaumlhiger und transparenter Pro-zess zur Erleichterung des Zugangs zu 35 landwirt-schaftlichen Hauptfruchtarten (z B Hafer Gerste und Kartoffeln) und zu 29 Gruumlnlandarten -gattungen (z B Leguminosen und Futtergraumlser) geschaffen

Keimpruumlfung in Filterschalen

Zentrales Element ist das sogenannte Multilaterale System fuumlr Zugang und Vorteilsausgleich (MLS) Die Vertragsstaaten des Internationalen Vertrags bringen pflanzengenetische Ressourcen von Nutzpflanzen die im Anhang I des Internationalen Vertrags aufge-fuumlhrt sind und unter ihrer Verwaltung und Kontrolle stehen in dieses MLS ein Fuumlr Material innerhalb des MLS gelten einheitliche und erleichterte Zugangs-bedingungen sofern das Material fuumlr Zwecke der Forschung Zuumlchtung und Ausbildung fuumlr Ernaumlh-rung und Landwirtschaft verwendet wird Eine vom Lenkungsorgan des Internationalen Vertrags im Jahr 2006 verabschiedete standardisierte Materialuumlber-tragungsvereinbarung (Standard Material Transfer Agreement ndash SMTA) bildet die vertragliche Grundlage jedweder Materialabgabe aus dem MLS und regelt die Einzelheiten bezuumlglich Zugang und Vorteilsausgleich Bis Mitte 2008 haben die Bundeszentrale Ex-situ-Gen-bank des Leibniz-Instituts fuumlr Pflanzengenetik und

Kulturpflanzenforschung in Gatersleben sowie die Obst-Genbank des Instituts fuumlr Zuumlchtungsforschung an gartenbaulichen Kulturen und Obst Dresden-Pill-nitz des Julius Kuumlhn-Instituts das SMTA eingefuumlhrt und seither insgesamt ca 108000 Muster fuumlr das MLS bereitgestellt Die Ressourcen der Deutschen Gen-bank Obst werden ebenfalls unter Verwendung des SMTA bereitgestellt

Fuumlr Botanische Gaumlrten beeinflussen Regelungen zum Zugang zu genetischen Ressourcen wesentlich den Austausch von Pflanzenmaterial zwischen den Gaumlrten und den internationalen Zugang zu Wildarten Zur Umsetzung der CBD-Regelungen wurde durch einige Botanische Gaumlrten ein internationales Pflanzenaus-tauschnetzwerk IPEN (International Plant Exchange Network) erarbeitet Das Netzwerk ermoumlglicht seinen Mitgliedsgaumlrten unter Einhaltung der CBD-Regeln einen vereinfachten Transfer von lebendem Pflanzen-material zur nicht-kommerziellen Nutzung unterei-nander Zu diesem Zweck wurde ein Verhaltenskodex erstellt der die Mitglieder verpflichtet das Pflan-zenmaterial ausschlieszliglich fuumlr nicht-kommerzielle Zwecke zu nutzen Daruumlber hinaus wird Material zur kommerziellen Nutzung nur abgegeben wenn der

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potenzielle Nutzer vorher das Einverstaumlndnis des Ursprungslandes eingeholt hat und dieses glaub-wuumlrdig nachweisen kann Durch die Einfuumlhrung von IPEN-Nummern die das innerhalb IPEN zirkulierte Pflanzenmaterial begleiten und von den beteiligten Gaumlrten jeweils in ihren Datenbanken gespeichert werden bleibt das Ursprungsland der Pflanze stets nachvollziehbar so dass zu jeder Zeit bei einer kom-merziellen Nutzung der genetischen Ressourcen ein angemessener Teil der Vorteile an das Ursprungsland weitergegeben werden koumlnnte Durch das Pflanzen-austauschnetzwerk wird somit die Einhaltung der CBD-Regelungen kontrolliert und zugleich stellt das System eine Zugangserleichterung zu Pflanzenmate-rial fuumlr die wichtige Arbeit von Botanischen Gaumlrten dar IPEN gehoumlren derzeit 46 Botanische Gaumlrten in Deutschland an

Der Zugang zu pflanzengenetischen Ressourcen kann durch geistige Eigentumsrechte eingeschraumlnkt sein Das deutsche Patentgesetz schlieszligt zwar eine Patentierung von Pflanzensorten und Tierrassen ausdruumlcklich aus Patente koumlnnen allerdings durch-aus fuumlr Erfindungen erteilt werden bdquoderen Gegen-stand Pflanzen oder Tiere sind wenn die Ausfuumlhrung der Erfindung technisch nicht auf eine bestimmte Pflanzensorte oder Tierrasse beschraumlnkt istldquo Damit besteht die Moumlglichkeit dass aus der Patentierung eines Herstellungsverfahrens (Erfindung) fuumlr erzeugte Produkte (Pflanzen deren Zellen oder Gene bestimm-te Eigenschaften aufweisen) ein Sachschutz abge-leitet werden kann der sich auf Folgegenerationen erstreckt Genetische Ressourcen koumlnnen sich damit unter Umstaumlnden einer uneingeschraumlnkten Nutzung entziehen

Damit das breite Spektrum von Kulturpflanzen fuumlr alle Zuumlchter und Landwirte verfuumlgbar bleibt und nicht durch Biopatente eingeengt wird hat sich Deutschland fuumlr den Schutz des geistigen Eigen-tums an neu gezuumlchteten Pflanzensorten nach dem UPOV12-Uumlbereinkommen entschieden Das deutsche Sortenschutzgesetz foumlrdert ndash wie auch die entspre-chende EG-Sortenschutzverordnung ndash den notwen-digen Zuumlchtungsfortschritt und hat den Interessen-ausgleich zwischen Zuumlchtern und Landwirten zum Ziel Das Sortenschutzrecht ermoumlglicht es einem Pflanzenzuumlchter die von ihm uumlber viele Jahre fuumlr die Zuumlchtung einer Sorte aufgewendeten Kosten wieder zu erwirtschaften z B uumlber Lizenzgebuumlhren Land-

wirte duumlrfen aber fuumlr bestimmte Arten das in ihrem eigenen Betrieb gewonnene Saat- oder Pflanzgut ei-ner geschuumltzten Sorte zur Wiederaussaat verwenden (bdquoLandwirteprivilegldquo) Allerdings sind sie in diesem Fall verpflichtet ein sogenanntes Nachbauentgelt das in der Regel deutlich niedriger als die fuumlr zerti-fiziertes Saatgut erhobene Lizenzgebuumlhr ist an den Sortenschutzinhaber zu entrichten Anders als bei der sogenannten Biopatentierung koumlnnen andere Zuumlchter sortenschutzrechtlich geschuumltzte Pflanzensorten zu eigenen Zuumlchtungsarbeiten verwenden (sogenanntes bdquoZuumlchterprivilegldquo)

Das heiszligt auch dass urspruumlngliche genetische Res-sourcen die z B in neue Pflanzensorten eingekreuzt werden durch den Sortenschutz nicht der Nutzung durch Dritte entzogen werden Die Dauer des Sorten-schutzes betraumlgt bei den meisten Pflanzenarten 25 Jahre bei Hopfen Kartoffel Rebe und Baumarten 30 Jahre

332 RechtlicherRahmenfuumlrdas InverkehrbringenvonSaat-und Pflanzgut

Beim Inverkehrbringen von Saat- und Pflanzgut ist bei bestimmten Arten das Saatgutverkehrsgesetz (SaatG) zu beachten Auf der Grundlage der EU-Saatgutrichtlinien regeln das SaatG und die dazu erlassenen Verordnungen das Inverkehrbringen von Saat- und Pflanzgut und die Zulassung von Pflanzen-sorten Das SaatG dient v a dem Schutz des Verbrau-chers und der Versorgung der Landwirtschaft und des Gartenbaus mit Saat- und Pflanzgut von leistungsfauml-higen qualitativ hochwertigen und gesunden Sorten Voraussetzung fuumlr das Inverkehrbringen und den gewerblichen Vertrieb von Saat- und Pflanzgut von Sorten landwirtschaftlicher Pflanzenarten Rebe und Gemuumlsearten ist deren Zulassung Bei Sorten land-wirtschaftlicher Arten werden fuumlr die Zulassung auch Wert gebende Eigenschaften wie Ertrag Qualitaumlt Widerstandsfaumlhigkeit Resistenzen und Anbaueigen-schaften gepruumlft (landeskultureller Wert) Die Sor-tenzulassung wird fuumlr zehn (bei Rebe 20) Jahre erteilt und kann bei Vorliegen bestimmter Voraussetzungen immer wieder verlaumlngert werden Bei Obst und Zier-pflanzenarten ist eine Sortenzulassung moumlglich diese ist aber derzeit keine Voraussetzung fuumlr die Handels-faumlhigkeit

12 Internationaler Verband zum Schutz von Pflanzenzuumlchtungen (UPOV) wwwupovorg

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Eine weitere Voraussetzung fuumlr das Inverkehrbringen von Saatgut zugelassener Sorten landwirtschaftlicher Arten ist die amtliche Saatgutanerkennung die erteilt wird wenn die Saatgutvermehrungsflaumlchen und die Beschaffenheit des Saatgutes den saatgutrechtlich vorgegebenen Normen entsprechen

Fuumlr alle Arten die nicht im Artenverzeichnis zum SaatG aufgefuumlhrt sind ist keine Zulassung der Sorten fuumlr die Handelsfaumlhigkeit des Saatgutes erforderlichIm Rahmen des bislang geltenden Saatgutrechts war es schwierig Saatgut alter saatgutrechtlich nicht bzw ehemals zugelassener Pflanzensorten gewerblich in den Verkehr zu bringen da diese Sorten uumlberwiegend nicht in der Lage sind die hohen Anforderungen der Registerpruumlfung (Unterscheidbarkeit Homogenitaumlt und Bestaumlndigkeit) zu erfuumlllen und den Nachweis des landeskulturellen Werts zu erbringen Da solche Sorten in besonderer Weise zur Erhaltung pflanzen-genetischer Ressourcen beitragen koumlnnen hat die EU im Rahmen der EU-Saatgutrichtlinien gemeinschafts-rechtliche Durchfuumlhrungsvorschriften erlassen die das gewerbliche Inverkehrbringen von Saat- und Pflanzgut von Sorten die als genetische Ressource

erhaltenswert erscheinen gezielt erleichtern Diese EU-Regelungen wurden 2009 in einer Erhaltungssor-tenverordnung13 zunaumlchst fuumlr landwirtschaftliche Ar-ten in das nationale Recht umgesetzt sie wurde um Regelungen zu Erhaltungs- und Amateursorten von Gemuumlse im Dezember 2010 ergaumlnzt14 Dies traumlgt dazu bei die biologische Vielfalt in der Landwirtschaft und im Gartenbau (Gemuumlsebau) zu sichern Erhaltungs-sorten koumlnnen in einem vereinfachten Verfahren zugelassen werden wenn sie fuumlr die Erhaltung als genetische Ressource bedeutsam sind Eine amtliche Anerkennung des Saatgutes als Voraussetzung fuumlr das Inverkehrbringen ist nicht erforderlich das Saatgut muss aber die gleichen Qualitaumltsanforderungen wie ansonsten zertifiziertes Saatgut (bzw Standardsaatgut bei Gemuumlsearten) erfuumlllen

PflanzengenetischeRessourcensindeinewichtigeGrundlagefuumlrdieZuumlchtungsforschung

Die ersten Erhaltungssorten (Winterweichweizen-sorte bdquoGoldblumeldquo und bdquoLuxaroldquo Winterroggensorte bdquoLikoroldquo Kartoffelsorten bdquoHeideniereldquo bdquoAckergoldldquo bdquoBamberger Houmlrnchenldquo und bdquoRosemarieldquo Ackerboh-ne bdquoHerz Freyaldquo) sind bereits vom Bundessortenamt zugelassen worden Weitere Zulassungsantraumlge liegen vor Der aktuelle Stand ist auf den Internetseiten des Bundessortenamtes einzusehen15

Im Dezember 2011 ist eine weitere EU-Richtlinie mit Ausnahmeregelungen fuumlr das Inverkehrbringen fuumlr Saatgutmischungen die sogenannte Erhaltungsmi-schungsverordnung die zur Erhaltung der natuumlrli-chen Umwelt verwendet werden sollen in nationales Recht umgesetzt worden16

Daneben existieren auch weitere Moumlglichkeiten alte Pflanzensorten ohne Zulassung als Erhaltungssorte zu vermehren und anzubauen z B im Vertragsanbau oder bei Begruumlnungsmaszlignahmen mit einheimischen Graumlsermischungen durch Mahdgutuumlbertragung Die Regelungen des Saatgutverkehrs der EU wurden ab 2008 einer Evaluierung unterzogen Die Ergebnisse wurden 2011 bewertet und sollen die Grundlage fuumlr eine Uumlberarbeitung des europaumlischen Saatgutrechts bilden

13 Verordnung uumlber die Zulassung von Erhaltungssorten und das Inverkehrbringen von Saat- und Pflanzgut von Erhaltungssorten vom 21 Juli 2009 (BGBl I S 2107)14 Vierzehnte Verordnung zur Aumlnderung saatgutrechtlicher Verordnungen vom 17 Dezember 2010 (BGBl I S 2128)15 wwwbundessortenamtdeinternet30indexphpid=2116 Verordnung fuumlr das Inverkehrbringen von Saatgut von Erhaltungsmischungen vom 6 Dezember 2011 (BGBl I S 2641)

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Eine wichtige Rolle nehmen die Vermarktungsricht-linien der EU fuumlr Vermehrungsmaterial auszliger fuumlr Saatgut von Gemuumlse Obst und Zierpflanzen ein So sollen z B bei der Umsetzung der Richtlinie uumlber das Inverkehrbringen von Vermehrungsmaterial und Pflanzen von Obstarten zur Fruchterzeugung (200890EG) die bestehenden Ausnahmemoumlglich-keiten insbesondere zur Erhaltung der genetischen Vielfalt national genutzt werden

333 AuswirkungendesNaturschutzrechts

Auswirkungen auf die Erhaltung pflanzengeneti-scher Ressourcen fuumlr Landwirtschaft und Ernaumlhrung ergeben sich auch aus dem Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) Dieses zielt darauf ab Natur und Land-schaft im besiedelten und unbesiedelten Raum so zu schuumltzen zu pflegen und zu entwickeln dass die Leis-tungs- und Funktionsfaumlhigkeit des Naturhaushalts die Regenerations- und Nutzungsfaumlhigkeit der Natur-guumlter die Pflanzen- und Tierwelt sowie die Vielfalt Eigenart und Schoumlnheit von Natur und Landschaft als Lebensgrundlagen des Menschen nachhaltig gesichert sind Zur Sicherung der Leistungs- und Funktionsfauml-higkeit des Naturhaushalts ist die biologische Viel-falt zu erhalten und zu entwickeln Die biologische Vielfalt umfasst die Vielfalt an Lebensraumlumen und Lebensgemeinschaften die Vielfalt an Arten sowie die genetische Vielfalt innerhalb der Arten

Die einzelnen Schutzgebietskategorien und der gesetzliche Biotopschutz dienen in besonderer Weise dem Erhalt bedrohter Arten dort vorkommender wild lebender Tiere und Pflanzen einschlieszliglich ihrer genetischen Ressourcen Spezielle Bezuumlge zu geneti-schen Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft enthaumllt das BNatSchG nur hinsichtlich seiner Bestim-mungen zu Biosphaumlrenreservaten Ziele von Biosphauml-renreservaten sind die bdquoErhaltung Entwicklung oder Wiederherstellung einer durch hergebrachte viel-faumlltige Nutzung gepraumlgten Landschaft und der darin historisch gewachsenen Arten- und Biotopvielfalt einschlieszliglich Wild- und fruumlherer Kulturformen wirt-schaftlich genutzter oder nutzbarer Tier- und Pflan-zenartenldquo Allgemein koumlnnen Biosphaumlrenreservate als Modellgebiete gesehen werden um nachhaltige Ent-wicklungsansaumltze auf regionaler Ebene zu entwickeln Damit ist die Grundstruktur gegeben praxisorientier-te (v a) In-situ- und On-farm-Management-Projekte zum Erhalt und zur nachhaltigen Nutzung (pflanzen-) genetischer Ressourcen zu implementieren Es ist al-lerdings festzustellen dass fuumlr diese Aufgabengebiete nur begrenzte finanzielle Mittel verfuumlgbar sind

bluumlhenderAckerrandstreifenmitRaps

Mit der Richtlinie 4392EWG zur Erhaltung der na-tuumlrlichen Lebensraumlume sowie der wild lebenden Tiere und Pflanzen (Fauna-Flora-Habitat - FFH) wurde eine gemeinschaftliche Rechtsgrundlage zur Erhaltung des europaumlischen Naturerbes und somit der wild vorkommenden genetischen Ressourcen geschaffen Die FFH-Richtlinie ist eines der zentralen Instrumen-te mit denen Verpflichtungen der CBD zur In-situ-Erhaltung der biologischen Vielfalt erfuumlllt werden koumlnnen Sie verpflichtet die Mitgliedsstaaten ein ko-haumlrentes europaumlisches oumlkologisches Netz besonderer Schutzgebiete bekannt als bdquoNatura 2000ldquo einzurich-ten die wertvolle Lebensraumtypen und seltene und bedrohte bzw einzigartige Arten beherbergen Die Richtlinie verlangt eine Erfolgskontrolle im Natur-schutzmanagement enthaumllt ein Uumlberwachungsgebot des Erhaltungszustands und umfassende Berichts-pflichten Aktuell sind ca 14 des Bundesgebiets als Schutzflaumlche im Rahmen von bdquoNatura 2000ldquo ausge-wiesen Diese Richtlinie beinhaltet allerdings keine besonderen Maszlignahmen im Hinblick auf genetische Ressourcen speziell fuumlr Ernaumlhrung und Landwirt-schaft Sie ermoumlglicht aber z B im Rahmen des Gruumln-landschutzes und im Bereich der In-situ-Erhaltung von Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (WEL) Synergieeffekte

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4 Schwerpunkte des Arbeitsprogramms

In diesem Kapitel werden die zur Erreichung der in Kapitel 1 genannten Ziele der Agrobiodiversitaumlts-strategie und des vorliegenden Nationalen Fachpro-gramms notwendigen Schwerpunkte des Arbeitspro-gramms festgelegt das bisher Erreichte beschrieben sowie die weiteren notwendigen Maszlignahmen ausge-fuumlhrt

41 Ex-situ-Erhaltung

Der Ausbau der Ex-situ-Erhaltung ist eines der Ziele aus der Nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt17 (insbesondere Ziel B 114 Genetische Vielfalt von wildlebenden und domestizierten Arten) und der Agrobiodiversitaumltsstrategie des BMEL (insbesonde-re das Ziel Erhaltungsinfrastruktur zu sichern und auszubauen) Dieser Ausbau bildet auch einen Teil des nationalen Beitrags u a zum Multilateralen System des Internationalen Vertrags uumlber PGRFA zur Globa-len Strategie zum Erhalt der Pflanzenvielfalt (z B GSPC-Ziel 9 bdquoErhaltung von 70 der geneti-schen Vielfalt der Nutzpflanzen und des damit ver-bundenen indigenen und lokalen Wissensldquo) und zum Aufbau der Europaumlischen Genbank AEGIS

Die Ex-situ-Erhaltung pflanzengenetischer Res-sourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft erfolgt uumlberwiegend durch die Aufbewahrung von Saat- oder Pflanzgutmustern in Sammlungen so genannten Genbanken und z T auch in Botanischen Gaumlrten Kernaufgabe von Genbanken ist die Sammlung Erhaltung Charakterisierung Dokumentation und Bereitstellung von Mustern Waumlhrend bei der Arbeit in den Botanischen Gaumlrten primaumlr die globale Arten-vielfalt fuumlr Forschungs- und Ausbildungszwecke im Vordergrund steht raumlumen die Genbanken vor allem der innerartlichen Variabilitaumlt unserer Kulturarten Prioritaumlt ein Damit bieten Genbanken eine wichtige Grundlage fuumlr die Erhaltung der Vielfalt aber auch fuumlr die Zuumlchtungsforschung und Zuumlchtung Vielfach ist Zuumlchtungsforschung direkter Bestandteil des Auf-gabenspektrums von Genbanken

Zu einer geeigneten Erhaltungsinfrastruktur zaumlhlt nicht nur die Erhaltung und der Ausbau derartiger Einrichtungen und damit die Verfuumlgbarkeit geneti-scher Ressourcen sondern auch die Gewinnung der

notwendigen Informationen uumlber ihre Eigenschaften und Nutzungsmoumlglichkeiten (Charakterisierung und Evaluierung) Dafuumlr sind vor allem Evaluierungs- und Forschungsaktivitaumlten ebenso aber auch die Bewah-rung traditionellen Wissens von Bedeutung Es sind entsprechende Inventare zu erstellen und Doku-mentations- Informations- und Monitoringsysteme auf- und auszubauen Schlieszliglich ist ein effizientes Wissensmanagement unerlaumlsslich Entsprechende Einrichtungen und Maszlignahmen koumlnnen sowohl zen-tral als auch dezentral ggf als Netzwerke organisiert bzw durchgefuumlhrt werden Letzteres hat den Vorteil durch Nutzung bestehender Strukturen und bessere Abstimmung von Programmen und Maszlignahmen Sy-nergien nutzen zu koumlnnen Bei solchen Maszlignahmen sind auch die Aktivitaumlten bestehender privater Initi-ativen zu beruumlcksichtigen Diese Ziele werden auch von der Agrobiodiversitaumltsstrategie aufgegriffen Zur Sicherstellung der vorhandenen Kapazitaumlten aber vor allem auch im Hinblick auf kuumlnftig zu erwarten-de Anforderungen (z B im Rahmen internationaler Zusammenarbeit) ist es notwendig dass bestehende Erhaltungseinrichtungen modernisiert und ihre quantitativen Kapazitaumlten erweitert werden Zudem ist v a auch die Qualitaumlt der Erhaltung sicherzustel-len bzw wo moumlglich zu erhoumlhen und internationalen Standards anzupassen In diesem Zusammenhang spielen auch moderne Informationssysteme (siehe Kapitel 44) eine bedeutende Rolle bei der Steigerung von Qualitaumlt und Effizienz der Erhaltungsarbeit

EinzelpflanzenpruumlfungvonGemuumlseanbausortenimBundessortenamt

17 httpwwwbmudefilespdfsallgemeinapplicationpdfbroschuere_biolog_vielfalt_strategie_bfpdf

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Ex-situ-Erhaltung und Dokumentation von PGR in Deutschland

Bundeszentrale Ex-Situ-Genbanklandwirtschaftlicher und gaumlrtnerischer Kulturpflanzen

Leibniz Institut fuumlr Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung

Deutsche GenbankRebe

Reben-GenbankJulius-Kuumlhn-Institut

Rebensammlungenin Laumlndereinrichtungen

Deutsche GenbankObst

Obst-GenbankJulius-Kuumlhn-Institut

Sammlungen zuApfel Kirsche Erdbeere

Tabak-GenbankLandwirtschaftlichesTechnologiezentrum

Nationales Inventar PGRDEU

Genbank fuumlrWildpflanzen fuumlr

Ernaumlhrung undLandwirtschaft

Deutsche Genbank ZierpflanzenKoordination durch die

Bundesanstalt fuumlr Landwirtschaft und Ernaumlhrung

Rose Rhodo-dendron

Handlungsbedarf

Y Sicherstellung und ggf Ausbau bestehender Erhal-tungskapazitaumlten

Y Sicherstellung der Qualitaumlt der Erhaltungsarbeit und ggf Anpassung an internationale Standards

Y Einbettung der nationalen Aktivitaumlten in die inter-nationalen Strategien z B des Globalen Treuhand-fonds fuumlr Nutzpflanzenvielfalt

Y Optimierung der Ex-situ-Erhaltung durch dauer-hafte Sicherung und verbesserte Kooperation der entsprechenden Einrichtungen (z B Genbanken Botanische Gaumlrten Museen)

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411 BundeszentraleGenbankfuumlr landwirtschaftlicheund gartenbaulicheKulturpflanzen

Die bundeszentrale Ex-situ-Genbank ist am Leibniz-Institut fuumlr Pflanzengenetik und Kulturpflanzen-forschung (IPK)18 angesiedelt Die von Bund und Laumlndern gemeinsam finanzierte Kulturpflanzen-Genbank zaumlhlt mit einem Gesamtbestand von 151000 Mustern aus uumlber 3200 verschiedenen Arten aus na-hezu 800 botanischen Gattungen zu den aumlltesten und bedeutendsten Sammlungen der Welt Neben dem Hauptstandort in Gatersleben unterhaumllt die Kultur-pflanzen-Genbank Sammlungen in ihren Auszligenstel-len in MalchowPoel (Oumll- und Futterpflanzen) und Groszlig Luumlsewitz (Kartoffel) Durch die Einlagerung der Sicherheitsduplikate im Svalbard Global Seed Vault auf der Insel Spitzbergen Norwegen erfolgt eine zu-saumltzliche Absicherung des Genbankmaterials Bereits 30000 Akzessionen sind dorthin versandt angestrebt ist die Duplizierung der gesamten Kollektion

Die Aufgaben der Genbank umfassen die Sammlung Erhaltung Dokumentation und Bereitstellung pflan-zengenetischer Ressourcen Ein Schwerpunkt bildet die fortlaufende Anpassung der internen Ablaumlufe bei der Vermehrung und Lagerung von Pflanzenmustern an internationale Standards sowie die weitere Opti-mierung des Qualitaumltsmanagements Daruumlber hinaus werden Forschungsarbeiten zur weiteren Optimie-rung des Sammlungsmanagements und zur Nutz-barmachung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr die Pflanzenzuumlchtung durchgefuumlhrt Die Kulturpflanzen-Genbank leistet damit einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Vielfalt von Kulturpflanzen und den mit ihnen verwandten Wildarten und bietet die Grund-lage fuumlr eine gezieltere und vielfaumlltigere Nutzung der genetischen Ressourcen in der Forschung in der Pflanzenzuumlchtung der Landwirtschaft der Biotech-nologie und im Umweltschutz

Neben eigenen Forschungsbeitraumlgen stellt sie einem breiten Spektrum an Nutzern Saat- und Pflanzgut zur Verfuumlgung So wurden z B im Jahr 2010 mehr als 33000 Muster abgegeben u a 25 an Forschungs-einrichtungen 57 an Nichtregierungsorganisatio-nen und Privatpersonen und 13 an Pflanzenzuumlch-

ter Durch die Bereitstellung dieser Ressourcen uumlber das SMTA unterstuumltzt die bundeszentrale Genbank auch die Implementierung des ITPGR

KleingewaumlchshaumluserimIPK

Das IPK unterstuumltzt den Aufbau der bdquoEuropaumlischen Genbankldquo (AEGIS) Das Genbankinformationssystem GBIS wird ausgebaut und den neuen Erfordernissen des Sammlungsmanagements angepasst Die europauml-ischen und internationalen Fruchtartendatenbanken fuumlr Allium Hordeum Minor Leafy Vegetables und Poa werden fortgefuumlhrt

Ein weiterer wichtiger Bestandteil ist der Ex-situ-Erhalt samenfester Sorten landwirtschaftlicher Arten einschlieszliglich Gemuumlse Erlischt die Zulassung einer Sorte beim Bundessortenamt erfolgt bei Zustimmung des Zuumlchters die Einlagerung des letzten Saatgutmus-ters einschlieszliglich der Sortenbeschreibung beim IPK Da das IPK Saatgut zu den Bedingungen des SMTA abgibt wird dadurch ein weiterer wichtiger Beitrag der privaten Pflanzenzuumlchter zum MLS des ITPGR geleistet Vor dem Hintergrund zunehmend knapper werdender Erhaltungskapazitaumlten beim IPK bedarf es Uumlberlegungen und entsprechender Regelungen da-mit auch kuumlnftig Saatgut von Sorten landwirtschaft-licher Arten einschlieszliglich Gemuumlse deren Zulassung erlischt auf Dauer ex situ erhalten wird

18 wwwipk-gaterslebende

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Handlungsbedarf

Weiterer Ausbau der bestehenden Kryosammlun-gen (Kartoffel Allium Mentha)

Erweiterung der Kapazitaumlten fuumlr die Charakterisie-rung und Evaluierung von PGRWeiterentwicklung des Genbankinformations-systems GBIS hinsichtlich der Anpassung an neue Erfordernisse zum Datenaustausch und zur Daten-integration

Schaffung der notwendigen Voraussetzungen zur dauerhaften Erhaltung von Sorten landwirtschaft-licher Arten einschlieszliglich Gemuumlse als Teil der Genbanksammlung des IPK (einschlieszliglich der uumlbernommenen Saatgutmuster geloumlschter Sorten)

412 DeutscheGenbankObst

Im Laufe der Jahrhunderte hat sich im Obstbau eine groszlige Obstarten und -sortenvielfalt entwickelt Es wird geschaumltzt dass dabei ca 40 Arten und zwischen 5000 und 6000 Sorten oder Herkuumlnfte genutzt wur-den davon allein rund 2000 Apfelsorten Die Erhal-tung von heimischen obstgenetischen Ressourcen ist eine Grundlage fuumlr die dauerhafte Sicherung des Obstbaus in Deutschland Aus diesem Grund werden bereits seit Beginn des 20 Jahrhunderts zahlreiche Sorten unterschiedlicher Obstarten in staatlichen und nichtstaatlichen Sammlungen erhalten Sie bilden die genetische Basis fuumlr die Zuumlchtung neuer Sorten Daruumlber hinaus sind sie ein Stuumlck Kultur-geschichte und tragen wesentlich zur Erhaltung der Struktur unserer Kulturlandschaft bei Aber die Erhaltung genetischer Ressourcen in vielen vonein-ander unabhaumlngigen Sammlungen ist problematisch Waumlhrend einzelne Genotypen in vielen dieser Samm-lungen erhalten werden kommen andere nur noch in einer in wenigen oder in keiner Sammlung mehr vor Das fuumlhrt langfristig zu einem schleichenden Verlust Mit der in der Agrobiodiversitaumltsstrategie des BMEL vorgesehenen Gruumlndung der Deutschen Genbank Obst (DGO) ist nun ein dezentrales Netzwerk geschaf-fen worden in dem sich Sammlungen durch einen Kooperationsvertrag zusammengeschlossen haben und ihre Erhaltungsarbeit koordinieren Die Koordi-nierungsstelle befindet sich am Julius Kuumlhn-Institut

(JKI) Institut fuumlr Zuumlchtungsforschung an gartenbauli-chen Kulturen und Obst in Dresden-Pillnitz

Von insgesamt ca 50 derzeit in Deutschland vorkom-menden Obstarten sind 30 heimisch ndash d h traditio-nell genutzt ndash und sollen langfristig erhalten werden Fuumlr jede dieser Arten erfolgt eine Auswahl der zu erhaltenden Sorten Erhalten werden vor allem

Y deutsche Sorten einschlieszliglich deutscher Neuzuumlchtungen

Y Sorten mit soziokulturellem lokalem oder historischem Bezug zu Deutschland und

Y Sorten mit wichtigen obstbaulichen Merkmalen fuumlr Forschungs- und Zuumlchtungszwecke

FormenvielfaltdesApfels

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Bislang wurden drei obstartenspezifische Netzwerke etabliert Im Apfelnetzwerk engagieren sich sechs sammlungshaltende Partner mit insgesamt ca 950 als bdquoerhaltenswertldquo eingestuften Apfelsorten Die beiden Partner des Erdbeernetzwerkes erhalten insgesamt ca 400 Sorten Im Kirschennetzwerk haben sich sieben Partner zusammengeschlossen die zur Zeit ca 300 Suumlszlig- und 100 Sauerkirschsorten erhalten Am JKI in Pillnitz werden zur Ergaumlnzung der Feldsammlungen Versuche zur Kryolagerung bzw -konservierung z B der Lagerung von Meristemen und schlafenden Knos-pen in fluumlssigem Stickstoff (-196 degC) durchgefuumlhrt Mit Hilfe dieser Langzeitlagerung soll Sammlungsver-lusten durch biotische und abiotische Schadfaktoren vorgebeugt werden

Um die Echtheit der zu erhaltenden Sorten zu ge-waumlhrleisten wird eine pomologische Echtheitspruuml-fung durchgefuumlhrt Anschlieszligend werden fuumlr alle Sorten nach den vom ECPGR bzw dem europaumlischen Groszligforschungsprojekt GENBERRY erarbeiteten Richtlinien DNA-Fingerprints erstellt Beides erfolgt im Rahmen von BMEL-Auftraumlgen fuumlr Bestandsauf-nahmen und Erhebungen und nichtwissenschaftli-chen Untersuchungen im Bereich der biologischen Vielfalt

Die Dokumentation der zu erhaltenden Sorten sowie der dazugehoumlrigen Bewertungsdaten erfolgt uumlber die Webseite der DGO (wwwdeutsche-genbank-obstde) Bis Ende 2011 werden die aktualisierten Daten dann unter der neuen Adresse wwwdeutsche-genbankobstjkibundde erreichbar sein Interessenten koumlnnen daruumlber dann den Sammlungsbestand recherchieren und direkt Anfragen nach Pflanzenmaterial alter Sorten stellen

Zielstruktur Deutsche Genbank Obst

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Handlungsbedarf

Y Sicherstellung einer hohen Qualitaumlt der in der Deutschen Genbank Obst erhaltenen Sortimente und ihrer Erhaltungsstandards

Y Erhebungen zur Sortenechtheit (pomologisch und molekularbiologisch) Dokumentation und Charakterisierung der Akzessionen

Y Ausbau um weitere fruchtartspezifische Netz-werke

Y Sicherung aller Akzessionen an mindestens zwei Standorten (Sicherheitsduplikat) innerhalb der Deutschen Genbank Obst

Y Aufnahme von unterstuumltzenden Partnern in die Deutsche Genbank Obst

Y Ausbau der Kryokonservierung der Fragaria- und Malus-Sammlung des JKI

413 DeutscheGenbankReben

Nach Schaumltzung des Instituts fuumlr Rebenzuumlchtung Geilweilerhof des Julius Kuumlhn-Instituts (JKI) duumlrften in der Vergangenheit im deutschsprachigen Raum rund 300 Rebsorten eine nennenswerte Bedeutung erlangt haben Davon sind heute noch 15 ndash 20 Sorten fuumlr den Anbau klassifiziert Neben dem Schutz oumlko-logisch wertvoller alter Weinberge gilt es die geneti-sche Basis traditioneller Rebsorten zu sichern

Sammlungen rebengenetischer Ressourcen gibt es am Institut fuumlr Rebenzuumlchtung Geilweilerhof sowie vor allem in verschiedenen Laumlndereinrichtungen Zur Koordinierung und Effizienzsteigerung wurde wie in der Agrobiodiversitaumltsstrategie des BMEL vorgesehen die Deutsche Genbank Reben als Netzwerk rebener-haltender Einrichtungen auf Bundes- und Landes-ebene am 9 Juli 2010 gegruumlndet Am JKI dient die Genbanksammlung auch als Ausgangsmaterial fuumlr die Zuumlchtung von Reben mit einer hohen Resistenz ge-genuumlber Schaumldlingen Krankheiten und abiotischem Stress sowie zur Weiterentwicklung der Zuumlchtungs-forschung uumlber Reben Die Erhaltung der Weinrebe (Vitis vinifera L Sorten und andere wild wachsende Arten) erfolgt unter Freilandbedingungen Zurzeit umfassen die Bestaumlnde in Siebeldingen rund 3800 Akzessionen Die nationale und internationale Do-kumentation der rebengenetischen Ressourcen wird durch zwei Datenbanken unterstuumltzt Die Europaumli-

sche Vitis-Datenbank und die internationale Reben-datenbank (Vitis International Variety Catalogue) die beide von der Genbankabteilung gepflegt werden

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Handlungsbedarf

Verbesserung der rechtlichen Rahmenbedin-gungen der Erhaltung der traditionell genutzten Rebsorten

Fortfuumlhrung der Erfassung Dokumentation und Erhaltung rebengenetischer Ressourcen in alten Weinbergen im Rahmen von Erfassungsprojekten und ihre Erhaltung insbesondere fuumlr die kuumlnftige Klonzuumlchtung

Festlegung von Kriterien fuumlr die Erhaltung der Rebarten -sorten und -klone zum Auf- und Ausbau des Sammlungsbestandes der Deutschen Genbank Reben basierend auf den Sammlungen der Genbankpartner federfuumlhrend durch das JKI zusammen mit anderen Partnern

Evaluierung sowie ampelographische und mole-kulargenetische Charakterisierung der Rebarten -sorten und -klone

Entwicklung effizienter Verfahren zur Eliminie-rung von Viren aus Genbankmaterial im Rahmen von Forschungsprojekten

Gewaumlhrleistung hoher Standards bei den Erhal-tungsmaszlignahmen

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414 DeutscheGenbankZierpflanzen

Mit etwa 3600 Gattungen 18000 Arten und 40000 Sorten ist die Vielfalt der Zierpflanzensortimente in Deutschland enorm Das wirtschaftliche Potenzial dieser natuumlrlichen Ressourcen stellt einen wesentli-chen Aspekt fuumlr den Gartenbau dar

Die Deutsche Genbank Zierpflanzen ist als Gen-banknetzwerk konzipiert und organisiert in dem Institutionen und Akteure mit wichtigen Zierpflan-zensammlungen zusammenarbeiten um gemeinsam das nationale Inventar dieser genetischen Ressourcen zu erhalten Die Ausgestaltung dieser Netzwerke wird jeweils entsprechend den spezifischen Bedingun-gen in den Teilnetzwerken in Form einer Koopera-tionsvereinbarung geregelt Dabei gibt es obligate und fakultative Elemente Rein organisatorisch ist immer die Rolle der koordinierenden Stelle fuumlr das jeweilige Genbanknetzwerk zu besetzen Zusaumltzlich muss auch mindestens eine Einrichtung wenigstens Teile ihrer Sammlung als Sammlungsbestand fuumlr das betreffende Genbanknetzwerk bereitstellen (Samm-

lungshaltender Partner) Wesentliches Element ist auch die vereinfachte Bereitstellung der Ressourcen fuumlr Forschung und Zuumlchtung die uumlber eine einheit-liche Materialuumlbertragungsvereinbarung geregelt wird (als Bestandteil der Kooperationsvereinbarung) Fakultativ ist z B die Einbeziehung von Partnern moumlglich die zwar keinen eigenen Sammlungsbestand in das Genbanknetzwerk einbringen dafuumlr aber die Arbeiten im Netzwerk durch eigene Kapazitaumlten und Expertise unterstuumltzen (Unterstuumltzende Partner)

Die Deutsche Genbank Zierpflanzen bildet die Dachorganisation fuumlr diese Teilnetzwerke und wird durch das Informations- und Koordinationszentrum fuumlr Biologische Vielfalt (IBV) der Bundesanstalt fuumlr Landwirtschaft und Ernaumlhrung (BLE) koordiniert In dieser Funktion dokumentiert die BLE auch den Gesamtbestand uumlber das Nationale Inventar zu Pflan-zengenetischen Ressourcen PGRDEU Weitere verbin-dende Elemente wie ein gemeinsames Logo sowie ein noch zu etablierender Beirat unterstuumltzen dabei die Einbindung der Teilnetze

RosenbogenimEuropa-RosariumSangerhausen(ERS)dasERSistKoordinatorderDeutschenGenbankRose

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Drei Petunienbluumlten im Vergleich

Im Fruumlhjahr 2009 wurde die Deutsche Genbank Rose als erster Teil der Deutschen Genbank Zierpflanzen gegruumlndet Als naumlchstes Teilnetzwerk wurde im Mai 2010 die Deutsche Genbank Rhododendron wwwlwk-niedersachsendegenbank-rhododendron gegruumlndet

Das langfristige Ziel ist die Erweiterung und die Fes-tigung der Deutschen Genbank Zierpflanzen insbe-sondere durch die Verbesserung der Zusammenarbeit der auf diesem Gebiet bereits engagierten Akteure Die Einbindung von Botanischen Gaumlrten ist dort zu pruumlfen wo der Auftrag des Gartens und das daraus resultierende Selbstverstaumlndnis eine Zusammenarbeit mit Liebhaberorganisationen oder Zuumlchterfirmen erlauben

Aufgrund vorstehender Kriterien und Informationen wurde von der Koordinationsstelle der Deutschen Genbank Zierpflanzen und unterstuumltzt durch eine Expertengruppe ein Konzept entwickelt auf deren Grundlage der weitere Auf- und Ausbau erfolgen soll Die geschilderte Struktur ist in der Abbildung unten exemplarisch dargestellt

Wichtig ist die unterstuumltzende Einbeziehung der privaten Sammler und Liebhabergesellschaften in das Gesamtkonzept der Deutschen Genbank Zierpflanze In Deutschland existierten 2010 uumlber 30 Pflanzen-liebhaber-Gesellschaften Schaumltzungen sprechen von rund 30000 Mitgliedern Die Mitglieder dieser Gesell-schaften verfuumlgen idR nicht nur uumlber ein enormes Spezialwissen sondern teilweise auch uumlber sehr um-fangreiche Sammlungen an zierpflanzengenetischen Ressourcen der jeweiligen Zierpflanzentaxa

Unter dem Dach der Deutschen Gartenbaugesell-schaft 1822 e V (DGG) hat sich 2010 die Bundes-arbeitsgemeinschaft Pflanzensammlungen (BAPS) etabliert Dementsprechend bietet sich eine intensive Zusammenarbeit der Deutschen Genbank Zierpflan-zen mit den Liebhabergesellschaften respektive der DGG mit dem Ziel einer gegenseitigen Unterstuumltzung an Das Modell- und Demonstrationsvorhaben bdquoNetz-werk Pflanzensammlungenldquo soll dafuumlr den organisa-torischen Rahmen schaffen

Modularer Aufbau der Deutschen Genbank Zierpflanzen

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Handlungsbedarf

Y Erarbeitung einer Konzeption zur Foumlrderung von Koordinierungsstellen dezentraler Genbanken und Erhaltungsnetzwerke fuumlr gartenbauliche pflan-zengenetische Ressourcen durch den Bund unter Beteiligung der Laumlnder

Y Ausbau einer Genbank fuumlr generativ vermehrte Zierpflanzen als Teil der Deutschen Genbank Zier-pflanzen

Y Auf- und Ausbau einer Genbank fuumlr vegetativ vermehrte Zierpflanzen oder eines Genbank-netzwerks unter maszliggeblicher Beteiligung Bota-nischer Gaumlrten als Teil der Deutschen Genbank Zierpflanzen

Y Gruumlndung weiterer gattungs-artspezifischer Gen-banknetzwerke analog Rose und Rhododendron

Y Erweiterung des Nationalen Inventars zu Pflan-zengenetischen Ressourcen PGRDEU um Arten und Akzessionen der Deutschen Genbank Zier-pflanze mit wichtigen Charakterisierungs- und Bilddaten

Y Pruumlfung und ggf Bereitstellung von Software zur Unterstuumltzung der Dokumentation der einzelnen Teilsammlungen

Y Einbindung von Privatsammlungen und Lieb-habergesellschaften als Partner der Deutschen Genbank Zierpflanzen in einem bdquoNetzwerk Pflan-zensammlungenldquo

Die Kornrade (Agrostemma githago) ist ein gefaumlhrdetes Ackerbeikraut

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415 Genbank fuumlr Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

Eine Verstaumlrkung der Anstrengungen zur Erhaltung der Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft ist eine der wesentlichen Forderungen des zweiten Weltzustandsberichts der FAO zu PGRFA und we-sentliches Element des entsprechenden Globalen Aktionsplans (zur Bedeutung von WEL s Kapitel In-situ-Erhaltung von Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (WEL)) Aufgrund der begrenzten Kapazitaumlten der bundeszentralen Kulturpflanzengen-bank des IPK konzentriert sich diese auf die wich-tigsten Kulturpflanzen der gemaumlszligigten Breiten und eine Auswahl von damit verwandten Wildarten Um weitere speziell in Deutschland wild vorkommende pflanzengenetische Ressourcen zu erhalten haben sich derzeit vier Botanische Gaumlrten (Osnabruumlck als Koordinator Berlin Karlsruhe und Regensburg) zu einem Genbanknetzwerk fuumlr Wildpflanzen fuumlr Ernaumlh-rung und Landwirtschaft (WEL) zusammengeschlos-sen Fokus der zu erhaltenden Zielarten liegt dabei auf gefaumlhrdeten einheimischen wild vorkommenden Arten landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Kul-turpflanzen ndash insbesondere solche die uumlber Diaspo-ren (meistens Samen) erhalten werden ndash die fuumlr die nationale Forschung und Zuumlchtung von besonderer Bedeutung sind Dadurch wird auch ein Beitrag zur Umsetzung der Globalen Strategie zum Erhalt der Pflanzenvielfalt (s Kapitel 311) geleistet

Mit Unterstuumltzung des BMEL wird ein Konzept fuumlr die Ex-situ-Erhaltung von Wildpflanzen fuumlr Er-naumlh-rung und Landwirtschaft unter besonderer Beruumlck-sichtigung von Aktivitaumlten bei kompetenten Partnereinrichtungen (z B Genbanken) entwickelt und modellhaft erprobt1 Der Ansatz bildet damit ein weiteres Beispiel wie Botanische Gaumlrten in die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen landwirt-schaftlicher und gartenbaulicher Arten eingebunden werden koumlnnen

1) wwwbiologieuni-osnabrueckdegenbank-welHome

Handlungsbedarf

Weiterentwicklung des Konzepts fuumlr die Ex-situ-Erhaltung von heimischen Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft unter besonderer Beruumlcksichtigung von Aktivitaumlten kompetenter Partnereinrichtungen (z B Botanischer Gaumlrten)

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Gruumlndung der Genbank fuumlr Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft als dezentrales Genbanknetzwerk Gewinnung weiterer Partner fuumlr die Genbank fuumlr Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

Aufbau von Sicherungsduplikaten Kontinuierliche Erweiterung der deutschland-weit ex situ zu erhaltenden WEL-Arten und deren Populationen in Abstimmung mit bestehenden Sammlungen insbesondere mit der Kulturpflan-zen-Genbank des IPK

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Internetportal der Genbank fuumlr Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

416 Implementierung der bdquoEuropaumlischen Genbankldquo (AEGIS) im Rahmen des ECPGR

Das im Rahmen des ECPGR erarbeitete Konzept fuumlr ein europaumlisches integriertes Genbanksystem AEGIS (kurz bdquoEuropaumlische Genbankldquo) entstand unter maszlig-geblicher Beteiligung Deutschlands (s Kapitel 322) Seine Umsetzung durch die Gruumlndung von AEGIS und die damit verbundenen nationalen Aktivitaumlten sollen ebenso prioritaumlr verfolgt werden wie die Wei-terentwicklung von AEGIS auf europaumlischer Ebene

Mit AEGIS sollen die in Europa vorhandenen Res-sourcen effizient koordiniert und fuumlr die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen eingesetzt werden Hierzu verpflichten sich Erhaltungseinrichtungen von AEGIS-Mitgliedstaaten in einem arbeitsteiligen Konzept geeignete pflanzengenetische Ressourcen nach gemeinsamen Standards als europaumlische Ak-zessionen langfristig zu erhalten und zu den Be-dingungen des SMTA des Internationalen Vertrags fuumlr Forschung und Zuumlchtung bereitzustellen Damit gehen die Mitgliedstaaten uumlber die Verpflichtungen des Internationalen Vertrages fuumlr Pflanzengenetische Ressourcen ndash welcher diesen Ansatz nur fuumlr Annex I Arten vorsieht ndash hinaus Deutschland spielt eine aktive Rolle bei der Weiterentwicklung von AEGIS insbe-sondere bei den laufenden Arbeiten zu Allium und Avena und im Beratungsausschuss von AEGIS Fuumlr die formale Gruumlndung von AEGIS wurde eine zwischen-staatliche Kooperationsvereinbarung (Memorandum of Understanding ndash MoU) entwickelt Damit erklaumlren die Staaten ihren Beitritt zu AEGIS Anfang des Jahres 2012 haben 30 Staaten u a Deutschland das MoU ge-zeichnet Die Beteiligung von Erhaltungseinrichtun-gen innerhalb eines AEGIS-Mitgliedstaates wird durch das bdquoAssociate Membership Agreementldquo (AMA) geregelt In Deutschland ist der Abschluss des AMA durch den Nationalen Koordinator beim IBV der BLE mit IPK JKI und BSA erfolgt Weitere Partner sollen folgen

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Zwiebelgewaumlchse im Schaugarten des VERN

Handlungsbedarf

Abschluss von bdquoAEGIS Associate Membership Agreementsldquo durch den Nationalen Koordinator mit weiteren Partnern

Erarbeitung von Vorschlagslisten fuumlr bdquoEuropaumlische Akzessionenldquo

Erarbeitung von Vorschlagslisten fuumlr bdquoAEGIS-Dienstleistungenldquo

Nationale Umsetzung der vom ECPGR gepruumlften und angenommenen AEGIS-Aufgaben (Erhaltung der bdquoEuropaumlischen Akzessionenldquo sowie Bereitstellung der bdquoAEGIS-Dienstleistungenldquo)

Unterstuumltzung der Entwicklung einer europaumlischen Finanzierung fuumlr AEGIS

417 Implementierung des Multilateralen Systems (MLS) des Internationalen Vertrags

Zur Erfuumlllung seiner internationalen Verpflichtun-gen muss Deutschland die nationale Umsetzung des Internationalen Vertrags weiter fortsetzen Dies betrifft zum einen die Einbeziehung weiterer Akteure (oumlffentliche und private) die sich mit ihren Samm-lungen oder Teilen davon am MLS beteiligen und das SMTA zur Materialabgabe verwenden (vgl Kapitel 312) Zum anderen sollen im Rahmen des Vorteils-ausgleichs (Artikel 13 des Internationalen Vertrags) neben dem finanziellen Ausgleich im Rahmen des SMTA vor allem auch der Informationsaustausch der Technologietransfer und der Aufbau von Kapazitaumlten gefoumlrdert werden

Handlungsbedarf

Bereitstellung weiterer pflanzengenetischer Res-sourcen fuumlr das MLS des Internationalen Vertrags u a durch die Deutsche Genbank Obst

Verbesserung der Beteiligung privater Akteure am MLS

Zusammenstellung bestehender Maszlignahmen zum Informationsaustausch Technologietransfer und Aufbau von Kapazitaumlten

Unterstuumltzung des Aufbaus von Kapazitaumlten im Bereich Pflanzenzuumlchtung und Saatgutversorgung in Vertragsstaaten des Internationalen Vertrags

Samen von verschiedenen Kulturpflanzen

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42 In-situ-Erhaltung

421 On-farm-Bewirtschaftung

Nach der Definition der CBD stellt die On-farm-Be-wirtschaftung einen Spezialfall der In-situ-Erhaltung dar bei der PGR im Rahmen einer landwirtschaft-lichen oder gaumlrtnerischen Nutzung erhalten und weiterentwickelt werden Der zweite Weltzustandsbe-richt uumlber pflanzengenetische Ressourcen betont die besondere Bedeutung der On-farm-Bewirtschaftung fuumlr die Erhaltung von PGR Allerdings wird auch deutlich dass ein groszliger Nachholbedarf fuumlr die Ent-wicklung wissenschaftlich fundierter Konzepte fuumlr diesen Bereich besteht Auch wird die staumlrkere inter-nationale Vernetzung dieser Aktivitaumlten angeregt

In der Landwirtschaft und im Gartenbau konzentriert sich zunehmend weltweit der Anbau hauptsaumlchlich aufgrund der vorherrschenden Wettbewerbsbedin-gungen auf wenige Fruchtarten Auch die Pflanzen-zuumlchtung setzt ihre Schwerpunkte wegen fehlender Wertschoumlpfung oder Nachfrage auf oumlkonomisch interessante Kulturarten Wenn Zuumlchtungsprogram-me nicht weitergefuumlhrt werden ist auch ein Verlust der genetischen Diversitaumlt zu erwarten

Wenn Sorten landwirtschaftlicher Kulturarten nicht mehr groszligflaumlchig angebaut werden und somit von genetischer Erosion bedroht sind bietet auch die Erhaltung ex situ nur eine Teilloumlsung Zum einen koumlnnen schon aus Kapazitaumltsgruumlnden nicht alle gezuumlchteten Sorten ex situ erhalten werden und zum anderen werden diese Sorten bezuumlglich ihrer Leis-tungsmerkmale lediglich in einem Status quo bdquoein-gefrorenldquo Es findet kein Zuumlchtungsfortschritt und keine Anpassung an geaumlnderte Umweltbedingungen und Nutzungsanforderungen mehr statt Daher ist die direkte Nutzung solcher Sorten fuumlr den Anbau nach laumlngerer Ex-situ-Erhaltung in der Regel erst nach ei-nem Prozess der zuumlchterischen Bearbeitung moumlglich Das genetische Potenzial dieser Sorten findet sich allerdings teilweise in ihren Nachfolgesorten wieder

Durch On-farm-Bewirtschaftung koumlnnten auch Nutz-pflanzen die durch die Zuumlchtungswirtschaft nicht zuumlchterisch bearbeitet werden Anbaubedeutung erlangen

Damit kann die On-farm-Bewirtschaftung einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt von Kulturpflanzen und deren innerartlichen Vielfalt leis-ten Unmittelbar damit verknuumlpft ist eine moumlgliche

Erweiterung des Lebensmittelangebots und somit ei-ner vielfaumlltigen und abwechslungsreichen Ernaumlhrung oder die innovative Nutzung von Pflanzenz B fuumlr technische oder energetische Zwecke Wenn es gelingt den Anbau heimischer von genetischer Erosion bedrohter Kulturpflanzen durch entspre-chende Foumlrdermaszlignahmen und durch entspre-chendes Ernaumlhrungs- und Nachfrageverhalten der Verbraucher und Verbraucherinnen fuumlr Landwirte wieder attraktiv zu gestalten koumlnnten sich hier neue Nischenmaumlrkte entwickeln

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Viele alte Kulturpflanzen wie der Schwarzemmer sind aus dem Anbau fast verschwunden

Die On-farm-Bewirtschaftung koumlnnte auch einen Beitrag zur Erhoumlhung der Biodiversitaumlt in der land-wirtschaftlichen Produktion leisten durch

die Erhoumlhung der Artenvielfaltdie Erhoumlhung der Sortenvielfalt bei vernach-laumlssigten Kulturpflanzendie Erhoumlhung der genetischen Vielfaltdie Erhaltung von historisch bedeutsamen Kulturpflanzen und Bewirtschaftungsformendie Verbreitung und Pflege von Wissen und praktischen Fertigkeiten

und die Erhaltung von Nischenmaumlrkten fuumlr regionale Produkte

2011 foumlrderten insbesondere zwei Laumlnder die On-farm-Bewirtschaftung in Deutschland In Branden-burg werden im Rahmen des Kulturlandschaftspro-gramms bdquoKULAP 2007ldquo (Foumlrderung erfolgt seit dem Jahr 2000) u a finanzielle Unterstuumltzung fuumlr den Anbau von ca 70 alten Zucht- und Landsorten von sechs Kulturpflanzenarten (Weizen Gerste Roggen Hafer Hirse Mais) gewaumlhrt die durch genetische Erosion gefaumlhrdet sind In Nordrhein-Westfalen

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(NRW) wurde ein Modellprojekt durchgefuumlhrt mit dem Ziel der Evaluierung von alten Sorten ihrer Wiedereinfuumlhrung in die landwirtschaftliche Pro-duktion und der Entwicklung neuer Produkte aus diesen alten Sorten sowie deren Vermarktung Nach Abschluss des Projektes 2006 wurden die Aktivitaumlten vom neu eingerichteten Kompetenzzentrum fuumlr die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen an der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen in Muumlnster fortgesetzt das u a fuumlr die Organisation der Erzeugung und Verteilung von Saatgut zustaumlndig ist Hier flossen auch die Erfahrungen des von 2002ndash2007 durchgefuumlhrten grenzuumlberschreitenden EUREGIO-Projekt GEVIP (grenzuumlberschreitende Entwicklung Verarbeitung und Vermarktung von historischen sowie innovativen Produkten aus regionalen Pflan-zenerzeugnissen) zwischen Nordrhein-Westfalen und den Niederlanden mit ein das sich mit der Entwick-lung und Vermarktung von neuen Erzeugnissen auf der Grundlage von pflanzengenetischen Ressourcen befasst hat

Mehrere Laumlnder unterstuumltzen zudem die Bewirtschaf-tung von Streuobstwiesen zur Foumlrderung des Anbaus eines genetisch breiten Spektrums alter Obstsorten Solche Maszlignahmen dienen gleichzeitig dem Schutz gefaumlhrdeter Arten in diesen Oumlkosystemen Diese Akti-vitaumlten sind durch die EU im Rahmen der Ratsverord-nung (EG) Nr 16982005 kofinanzierungsfaumlhig Da sie nicht an besondere Vorgaben hinsichtlich der Sorten-auswahl gebunden sind laumlsst sich ihre Wirkung auf die Erhaltung obstgenetischer Ressourcen on farm nicht genau abschaumltzen

In einigen Regionen Deutschlands gibt es eine erfolg-reiche Zusammenarbeit zwischen regionalen Arten-schutzinitiativen und Vertretern des Pomologenver-eins In diesen Faumlllen gelingt die Verknuumlpfung von Zielen des Arten- und Lebensraumschutzes mit der Erhaltung obstgenetischer Ressourcen on farm

4211 Weiterentwicklung der bdquoRoten Liste der gefaumlhrdeten einheimischen Nutzpflanzenldquo

Der Globale Aktionsplan der FAO zur Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft nennt die Kenntnis uumlber die aktuell existierenden genetischen Ressourcen als grund-legende Voraussetzung fuumlr gezielte und effiziente Erhaltungsaktivitaumlten Darauf wurde bereits im ersten

Fachprogramm im Jahr 2002 hingewiesen Auch die nationale Biodiversitaumltsstrategie der Bundesregierung sieht den Aufbau einer Liste der auf nationaler Ebene durch Ex-situ-Maszlignahmen dringend zu schuumltzenden Arten und deren innerartlichen Vielfalt vor

Manche Gaumlrten sind noch ein Refugium fuumlr Pflanzenvielfalt

Aus diesen Gruumlnden und um auf den erheblichen Ruumlckgang der Nutzpflanzenvielfalt auch fuumlr Deutsch-land aufmerksam zu machen sowie um Maszlignahmen zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung pflanzenge-netischer Ressourcen zu unterstuumltzen wurde die Rote Liste der gefaumlhrdeten einheimischen Nutzpflanzen in Deutschland erstellt Die Rote Liste soll alle Arten-gruppen von einheimischen Nutzpflanzen und deren Sorten Landsorten und Varietaumlten umfassen die in Deutschland an lokale Bedingungen angepasst und von Bedeutung waren

Zur Unterstuumltzung des Anbaus bedrohter regional angepasster Nutzpflanzen besteht im Rahmen der Ge-

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meinschaftsaufgabe bdquoVerbesserung der Agrarstruktur und des Kuumlstenschutzesldquo (GAK) der Foumlrdergrundsatz bdquoErhaltung genetischer Ressourcen in der Landwirt-schaftldquo Die Auswahl der unter diesem Grundsatz foumlrderfaumlhigen Nutzpflanzen erfolgt durch die zustaumln-digen Laumlnderbehoumlrden auf Basis von Empfehlungen des BEKO Die vom BEKO fuumlr eine Foumlrderung im Rahmen der GAK empfohlenen Nutzpflanzen sind in der Roten Liste entsprechend gekennzeichnet

Auch im Rahmen der Erhaltungssortenverordnung dient die Rote Liste dem Bundessortenamt und den zustaumlndigen Laumlnderdienststellen als eine moumlgliche Referenz fuumlr eine Sorte hinsichtlich ihrer Bedeut-samkeit als pflanzengenetische Ressource in ihrer Ursprungsregion

Handlungsbedarf

Y Verbesserung der wissenschaftlichen Grundlagen fuumlr die Erstellung der Roten Liste

Y Laufende Aktualisierung der Liste auf Basis der Empfehlungen des BEKO

Y Aufbau eines bdquoOn-farm-Inventarsldquo beim IBV u a auf Basis der im Rahmen der GAK verpflichtenden Meldungen der Bundeslaumlnder uumlber die gefoumlrder-ten Flaumlchen je Nutzpflanze und anderer Quellen

4212 Staumlrkung der On-farm-Erhaltung und -Bewirtschaftung

Neben der Erhaltung im Rahmen der landwirt-schaftlichen Nutzung sowie der direkten Nutzung in der Pflanzenzuumlchtung erfolgt eine On-farm-Bewirtschaftung u a bei besonders gefaumlhrdeten aus der kommerziellen Nutzung und Zuumlchtung laumlngst verschwundenen Arten und Sorten v a durch ver-schiedene Erhaltungsinitiativen sowie in agrarhisto-rischen Museen Freilichtmuseen in Gaumlrten (Haus- Klein- und Bauerngaumlrten) und in den gartenbauli-chen Sortimenten vieler Gartenbaubetriebe Aktuelle und detaillierte Erhebungen zur Anzahl der hieruumlber erhaltenen pflanzengenetischen Ressourcen liegen derzeit nicht vor und ein Konzept zur Koordination dieser verschiedenen Aktivitaumlten fehlt bislang ebenso wie konzeptionelle Maszlignahmen zur Staumlrkung dieses Sektors

Diese vielfaumlltigen Einzelinitiativen privater Personen und Vereinigungen haben eine groszlige Bedeutung fuumlr die Erhaltung der Kulturpflanzenvielfalt

Anbau von Rotkohl und Zuckermais

Von unmittelbarer Bedeutung sind auch die Maszlig-nahmen der zweiten Saumlule der Agrarpolitik der laumlndlichen Entwicklungspolitik und hier vor allem

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die Agrarumweltmaszlignahmen deren Rechtsgrundlage die sog ELER-Verordnung vom September 2005 ist (s 431) Foumlrderfaumlhig sind u a besonders biodiversi-taumltserhaltende Nutzungsformen wie Streuobstwiesen extensive Weidewirtschaft oder der Oumlkolandbau Mit der Vergroumlszligerung des Fruchtartenspektrums und der Erweiterung von Fruchtfolgen sowie der Nutzung ausreichender innerartlicher Vielfalt wird nicht nur eine standortangepasste und nachhaltige landwirt-schaftliche Produktion angestrebt sondern es soll damit auch ein Beitrag zur Erhaltung und nachhalti-gen Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen geleis-tet werden

Die positiven Auswirkungen der Maszlignahmen der zweiten Saumlule auf die biologische Vielfalt insbeson-dere auch auf den Erhalt und die nachhaltige Nut-zung pflanzengenetischer Ressourcen koumlnnen durch die Verbesserung der Foumlrdermodalitaumlten vergroumlszligert werden

Bewaumlhrt haben sich ebenfalls die vom BMEL unter-stuumltzten Modell- und Demonstrationsvorhaben die zur Erhaltung besseren Verfuumlgbarkeit oder verstaumlrk-ten nachhaltigen Nutzung genetischer Ressourcen der Land- Forst- Fischerei- und Ernaumlhrungswirt-schaft einschlieszliglich Gartenbau beitragen Die durchgefuumlhrten Vorhaben sollen einen Vorbildcha-rakter fuumlr potenzielle Nachahmer entfalten

Eine erfolgreiche On-farm-Bewirtschaftung muss durch unterstuumltzende Maszlignahmen begleitet wer-den Dazu gehoumlren beispielsweise der Aufbau von Kompetenzzentren (s 4214) die Evaluierung der Pflanzen unter Praxisbedingungen die Bereitstellung von Saat- und Pflanzgut die technische Unterstuumlt-zung bei der Reinigung und Lagerung von Saat- und Pflanzgut die Aus- und Fortbildung fuumlr die On-farm-Bewirtschaftung die Entwicklung von neuen Produk-ten und Marketingkonzepten und die Etablierung von Netzwerken von an der On-farm-Bewirtschaftung interessierten Gruppen

Die ausreichende Verfuumlgbarkeit Vermehrung und dauerhafte Erzeugung von Saatgut ist haumlufig das zentrale Problem fuumlr die On-farm-Bewirtschaftung Um dies zu verbessern wurden bereits entsprechende Regelungen erlassen die das Inverkehrbringen von Saat- und Pflanzgut von Sorten die als genetische Ressource erhaltenswert erscheinen gezielt erleich-tern Eine Uumlberpruumlfung weiterer Ausnahmeregelun-gen fuumlr Aktivitaumlten zur Erhaltung der genetischen Vielfalt wird angestrebt

Handlungsbedarf

Verbesserte Erfassung Vernetzung und Koor-dinierung von Aktivitaumlten im Bereich On-farm-Bewirtschaftung

Entwicklung und Pruumlfung eines abgestimmten Konzeptes zur On-farm-Bewirtschaftung unter Beruumlcksichtigung der bestehenden Aktivitaumlten

Erstellung eines Konzepts fuumlr die Foumlrderung des Anbaus gefaumlhrdeter einheimischer Nutzpflanzen in Deutschland Weiterfuumlhrung geeigneter Foumlrdermaszlignahmen im Rahmen der GAK wie zB Fruchtartendiversifizie-rung (ua Leguminosen Gemengeanbau) Anbau von Zwischenfruumlchten Anbau gefaumlhrdeter heimi-scher Nutzpflanzen

Pruumlfung Konzeption und ggf Etablierung projekt-unabhaumlngiger Foumlrdermoumlglichkeiten zur Unterstuumlt-zung von Erhaltungsinitiativen und Akteuren der On-farm-Bewirtschaftung

Uumlberpruumlfung der Regelungen des Saatgut- und ggf des Pflanzenschutzrechts hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf die Aktivitaumlten zur Erhaltung der genetischen Vielfalt

4213 Erhaltung und nachhaltige Nutzung der genetischen Vielfalt im Gruumlnland

Gruumlnland ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Kulturlandschaft und groszligflaumlchig erst durch die Be-wirtschaftung des Menschen entstanden Im Gruumln-land wachsen mehr als die Haumllfte aller in Deutsch-land vorkommenden Bluumltenpflanzenarten Fuumlr Futterpflanzen und viele weitere Kulturpflanzen des Ackerlandes und der Gaumlrten bildet extensives Gruumln-land den Lebensraum ihrer verwandten Wildarten Artenreiches Gruumlnland stellt somit einen wichtigen Ort zum Erhalt der genetischen Vielfalt der Kultur-pflanzen dar Die ausdauernden Pflanzenbestaumlnde des Gruumlnlands bilden uumlber das ganze Jahr Lebensraum fuumlr eine groszlige Zahl heimischer Tierarten Gruumlnland hat zudem wichtige Funktionen fuumlr den Gewaumlsser- Klima- und Bodenschutz der Landschaften Gruumln-land hat somit zusammenfassend nicht nur eine herausragende Bedeutung fuumlr die genetische Vielfalt der Kulturpflanzen und ihrer wilden Verwandten sondern auch fuumlr typische Kulturlandschaften die weitere Funktionen fuumlr die Erholung und den Touris-mus erfuumlllen

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Artenreiche Almwiese

Die Artenzusammensetzung und die Auspraumlgung der Gruumlnlandvegetation richtet sich hauptsaumlchlich nach den natuumlrlichen Faktoren wie Standort (Boden Wasserhaushalt Klima Houmlhenlage etc) und nach den Bewirtschaftungsfaktoren Zu den entscheidenden Bewirtschaftungsfaktoren gehoumlren Mahd oder Be-weidung Tierbesatz Nutzungshaumlufigkeit (Anzahl der Schnitte) Nutzungstermine und Bewirtschaftungs-technik In Jahrhunderten entstand somit eine groszlige Vielfalt verschiedenster Gruumlnlandgesellschaften Seit mehr als 120 Jahren betraumlgt der Anteil von Gruumlnland nahezu konstant etwa ein Drittel der land-wirtschaftlichen Nutzflaumlche In diesem Zeitraum ist allerdings die landwirtschaftliche Nutzflaumlche insge-samt deutlich zuruumlckgegangen und damit anteilig auch die Gruumlnlandflaumlche absolut Wenn auch der landwirtschaftliche Flaumlchenverbrauch in den letzten Jahren abgeschwaumlcht worden ist so gehen taumlglich immer noch eine Flaumlche von ca 90 ha in Deutschland verloren die hauptsaumlchlich in Wohn- Verkehrs- und Wirtschaftsflaumlchen umgewandelt werden Der stetige Flaumlchenverlust geht einher mit einer staumlrkeren Inten-sivierung der Landwirtschaft und fuumlhrt damit auch in einigen Regionen zu einer Zunahme der Bewirtschaf-tungsintensitaumlt des Gruumlnlandes Damit ist auch eine Aumlnderung der Artenzusammensetzung und haumlufig eine Abnahme der biologischen Vielfalt verbunden

Im Rahmen der Gewaumlhrung von EU-Direktzahlungen haben die EU-Mitgliedstaaten sicher zu stellen dass bezuumlglich der beantragten Flaumlchen der Anteil des

Dauergruumlnlandes an der landwirtschaftlichen Flaumlche bezogen auf das Referenzjahr 2003 erhalten bleibt Bei einem Ruumlckgang dieses Anteils um mehr als 5 sind die Laumlnder gemaumlszlig der Bestimmungen des nationalen Direktzahlungen-Verpflichungengesetzes ermaumlchtigt den weiteren Umbruch von Dauergruumlnland per Lan-des-Verordnung von einer Genehmigung abhaumlngig zu machen Anfang 2011 gab es solche Landes-Verord-nungen in sechs Laumlndern In allen anderen Laumlndern betrug der Ruumlckgang des Dauergruumlnlandanteils we-niger als 5 In zwei Laumlndern war sogar eine geringe Zunahme des Dauergruumlnlandanteils zu verzeichnen Daruumlber hinaus ist die Gewaumlhrung der Direktzahlun-gen im Rahmen der Cross Compliance-Vorgaben auch von der Beachtung bestimmter fachrechtlich beste-hender Umbruchbeschraumlnkungen abhaumlngig

Biologische Vielfalt im bewirtschafteten Gruumlnland erhaumllt sich allerdings nicht von selbst Durch Biodi-versitaumltsmanagement kann der Landwirt artenrei-che Gruumlnlandflaumlchen erhalten und entwickeln Hier setzen die Agrarumweltmaszlignahmen im Rahmen der GAK an die ein breit gefaumlchertes und flexibles regi-onalspezifisches Instrumentarium anbieten Soweit regional erforderlich sollte ggf eine zielgerichtete Anpassung der Maszlignahmen erfolgen (siehe Kapitel zu 431)

Zur Anreicherung oder Wiederherstellung artenrei-cher Gruumlnlandflaumlchen mit gebietsheimischen Pflan-zenarten wurden in den letzten Jahren neue Konzepte diskutiert und erprobt (s 4224)

Handlungsbedarf

(Weiter-)Entwicklung von Methoden zur Identifi-kation unterschiedlicher Gruumlnlandformen auf der Grundlage von Indikator- oder KennartenErhebungen zu Vorkommen von artenreichem urspruumlnglichem bzw natuumlrlichem Gruumlnland in Schutzgebieten und Pruumlfen der Anwendung des Konzeptes bdquogenetischer Schutzgebieteldquo (siehe Kapitel 4223) zum Schutz wertvoller Gruumlnlands-tandorte in FFH-GebietenWeiterentwicklung standortgerechter und oumlkono-misch nachhaltiger Gruumlnlandnutzungssysteme

Weiterfuumlhrung und ggf Anpassung der Foumlrderung von biodiversitaumltsfoumlrdernden Agrarumweltmaszlig-nahmen im Rahmen der GAK wie extensive Be-wirtschaftung von Gruumlnlandflaumlchen zur Erhaltung pflanzengenetisch wertvoller Gruumlnlandvegetation Streuobstwiesen Umwandlung von Ackerland in extensiv zu nutzendes Gruumlnland

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Y Weiterfuumlhrung und ggf Ausweitung geeigneter Vertragsnaturschutzmaszlignahmen auf Laumlnderebene unter Beteiligung von EU und Bund

Y Pruumlfen inwieweit Foumlrderschwerpunkte des Bun-desprogramms bdquoBiologische Vielfaltldquo wie bdquoHot-spots der biologischen Vielfalt in Deutschlandldquo oder auch die bislang nicht definierte Kategorie bdquoWeitere Maszlignahmen von besonderer repraumlsenta-tiver Bedeutung fuumlr die Strategieldquo genutzt werden koumlnnen um der besonderen Bedeutung des arten-reichen Gruumlnlands gerecht zu werden

4214 Aufbau von Kompetenzzentren

Der Aufbau regionaler Kompetenzzentren faumlllt in die Zustaumlndigkeit der einzelnen Bundeslaumlnder Entspre-chend des in der Agrobiodiversitaumltsstrategie des BMEL beschriebenen Handlungsbedarfs wurden die Laumlnder z B durch Modellvorhaben fuumlr die Erhal-tung traditioneller regionaltypischer und bedrohter Kulturpflanzen on farm durch BMEL unterstuumltzt

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Umfangreiche Sortenkenntnisse sind Voraussetzung fuumlr die Erhal-tungsarbeit

Die Erfahrungen des Kompetenzzentrums fuumlr die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen an der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen sowie der Sortenerhaltungszentrale Baden-Wuumlrttemberg am Kompetenzzentrum Obstbau-Bodensee Baven-dorf belegen einen weitergehenden Bedarf fuumlr eine Unterstuumltzung der On-farm-Bewirtschaftung auf der regionalen bzw Laumlnderebene In den anderen Bundeslaumlndern fehlt eine derartige Infrastruktur zur Beratung und Koordination entsprechender Akteu-re bisher weitgehend Der Bedarf erstreckt sich auf den Aufbau von Netzwerken auf Erzeugerebene und stufenuumlbergreifend auf die Erzeugung und Verteilung von Saatgut sowie auf unterstuumltzende Maszlignahmen zur Entwicklung und Vermarktung so genannter bdquoVielfaltsprodukteldquo

Handlungsbedarf

Evaluierung der bisher geleisteten Arbeit und der Erfahrungen in einzelnen Bundeslaumlndern mit dem Ziel einen Leitfaden und Handlungsvorschlaumlge in Abstimmung mit den Bundeslaumlndern zu ent-wickeln

Unterstuumltzung bei der Gruumlndung weiterer Kom-pe tenzzentren fuumlr die Erhaltung nachhaltige Nutzung und Vermarktung pflanzengenetischer Ress ourcen einschlieszliglich Fortbildungs- Bildungs- und Oumlffentlichkeitsarbeit

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4215 AufbauvonFortbildungsangeboten imBereichOn-farm-Erhaltung pflanzengenetischerRessourcen

Bereits die Agrobiodiversitaumltsstrategie des BMEL betont die Bedeutung einer verstaumlrkten Ausbildung in Fragen der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt Das Wissen uumlber Anbau Ver-mehrung und Nutzung alter Sorten wird derzeit zu einem groszligen Teil durch Erhalterinitiativen gepflegt und weitergegeben Berufliche und wissenschaftli-che Ausbildungsgaumlnge haben relevante Inhalte (z B Samengaumlrtnerei Taxonomie) in ihren Curricula leider stark reduziert In einer Befragung von Personen die aktiv im Bereich On-farm-Management engagiert sind konnte ermittelt werden dass Kenntnisse uumlber die praktische zuumlchterische Erhaltung von Nutz-pflanzen nur unzureichend vorhanden sind Von den Personen wurde diesbezuumlglich mehrheitlich Fortbil-dungsbedarf geaumluszligert Weiterhin wurde in einer vom BMEL in Auftrag gegebenen Studie zur Analyse von Konzepten der On-farm-Bewirtschaftung pflanzenge-netischer Ressourcen in Deutschland festgestellt dass eine erfolgreiche On-farm-Bewirtschaftung durch unterstuumltzende Maszlignahmen begleitet werden muss die auch die Entwicklung von neuen Produkten und Marketingkonzepten beinhalten sollte

Praktische Erhaltungstaumltigkeit ist ohne die Einbin-dung in Netzwerke ungleich schwerer da der Aus-tausch von Erfahrungen Informationen aber auch der unmittelbare Austausch von Material und Gerauml-

ten von entscheidender Bedeutung sind Die bereits existierenden Einrichtungen Initiativen und Vereine stellen diesbezuumlglich eine gute Basis dar allerdings fehlt es derzeit noch an etablierten Netzwerk-strukturen

Handlungsbedarf

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Erfassung von Einrichtungen die grundsaumltzlich fuumlr Fortbildungsangebote im Bereich Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen und On-farm-Management geeignet sind Erarbeitung von Fortbildungsangeboten (z B bdquoErhaltungsgaumlrtnerldquo) in Zusammenarbeit mit ent-sprechenden Bildungseinrichtungen und Erhal-tungsorganisationen Aufbau eines Fortbildungsangebotes im Bereich Unternehmensgruumlndung und Marketing in Zu-sammenarbeit mit geeigneten Fortbildungsein-richtungenErarbeitung von Fortbildungs- und Schulungsma-terial unter Einbindung vorhandener Bundesein-richtungen

Aufbau eines Beratungsnetzwerkes fuumlr den Be-reich Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen und On-farm-Management in Zusammenarbeit mit Erhaltungsorganisationen und Botanischen Gaumlrten und weiteren Akteuren sowie die oumlffentlichkeits-wirksame Bekanntmachung des Netzwerkes

Alle Maszlignahmen werden bundesweit durch das IBV der BLE unterstuumltzt und koordiniert

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422 In-situ-ErhaltungvonWildpflanzen fuumlrErnaumlhrungundLandwirtschaft (WEL)

Mehr als 2800 Arten unserer heimischen Flora (ca 3500 Arten) stellen so genannte bdquomit Kulturarten verwandte Wildartenldquo (im internationalen Sprach-gebrauch crop wild relative ndash CWR) dar oder sind potenziell fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft nutzba-re Wildarten19 Diese bdquoWildarten fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaftldquo (WEL) sind zudem eine bedeutende Ressource fuumlr die Pflanzenzuumlchtung Deshalb ist die Erhaltung der Anpassungsfaumlhigkeit dieser Artengrup-pe fuumlr die langfristige Sicherung einer ausreichenden und sicheren landwirtschaftlichen Pflanzenprodukti-on eine wichtige Voraussetzung

Gerade bei der groszligen Anzahl an heimischen poten-ziell nutzbaren Wildpflanzenarten ist die In-situ-Er-haltung schon aus quantitativen pragmatischen und finanziellen Gruumlnden die wohl einzige realistische Schutzmaszlignahme Dabei bleiben die Arten in ihren Oumlkosystemen den dynamischen Prozessen der Evolu-tion ausgesetzt

Die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft spielt bei Bewirt-schaftungs- Pflege- und Erhaltungsmaszlignahmen des Naturschutzes als eigenstaumlndige Zielsetzung bisher keine groszlige Rolle Allerdings entsprechen die seit vielen Jahren durchgefuumlhrten Maszlignahmen z B im Vertragsnaturschutz auch dem Ziel der Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen

Als wichtige Komponenten der In-situ-Erhaltung sind die nachhaltige land- und forstwirtschaftliche Flaumlchennutzung im Rahmen von Agrarumweltmaszlig-nahmen sowie die Aktivitaumlten des Natur- und Land-schaftsschutzes zu nennen Diese Aktivitaumlten um-fassen u a Maszlignahmen des Artenschutzes und des flaumlchenbezogenen Biotopschutzes

Eine aktive Bewirtschaftung innerartlicher geneti-scher Vielfalt von in Deutschland wild vorkommen-den pflanzengenetischen Ressourcen einschlieszliglich der mit den Kulturpflanzen verwandten Wildarten (WEL) setzt eine enge fachliche Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Naturschutz voraus Die aktive Erhaltung genetischer Vielfalt auf dafuumlr

ausgewaumlhlten Flaumlchen wird umso effizienter und kostenguumlnstiger sein je mehr Arten innerhalb eines bewirtschafteten Areals vorkommen Inwieweit Maszlig-nahmen des Naturschutzes ausreichend sind gene-tische Ressourcen tatsaumlchlich dauerhaft zu erhalten ist bisher aber ebenso wenig bekannt wie Standorte mit hohem Aufkommen von WEL-Arten und hoher genetischer Vielfalt

Einen Uumlberblick uumlber die wild wachsenden Pflan-zenarten (Farn- und Bluumltenpflanzen) Pflanzengesell-schaften und die natuumlrliche Vegetation Deutschlands ermoumlglicht das Informationsangebot FloraWeb (httpwwwflorawebde) des Bundesamtes fuumlr Naturschutz (BfN) Zu den ca 3500 wild wachsenden Pflanzenarten koumlnnen Artensteckbriefe mit bis zu 55 Einzelinformationen uumlber Taxonomie Systematik Biologie Oumlkologie Lebensraum Verbreitung und Be-standssituation Gefaumlhrdung und Schutz sowie Fotos abgerufen werden Informationen uumlber die Verbrei-tung in Deutschland sind durch dynamisch erstellte Karten und die interaktive GIS-Anwendung bdquoFlora-Mapldquo zugaumlnglich Die Angaben stammen aus laufend aktualisierten Datenbanken und Projekten des BfN und dessen Kooperationspartnern

Im Rahmen des Berichtssystems zum europaumlischen Schutzgebietsnetz bdquoNatura 2000ldquo erfolgt ebenfalls eine Erfassung der in diesen Gebieten vorkommen-den Pflanzenarten der Anhaumlnge II - V der FFH-Richt-linie auf Laumlnderebene doch kommen von den mehr als 1000 Tier- und Pflanzenarten der entsprechenden Anhaumlnge II - IV der FFH-Richtlinie nur ganze 50 Arten von Farn- und Bluumltenpflanzen in Deutsch-land uumlberhaupt vor Ein wesentlich groumlszligerer Anteil von Pflanzenarten wird allerdings durch die Kartie-rung von FFH-Lebensraumlumen (Anhang I) und z T auszligerhalb von Natura 2000-Gebieten im Rahmen der Biotopkartierungen der Laumlnder erfasst

Auf nationaler Ebene gibt es daruumlber hinaus nur wenige Erhebungen uumlber das Vorkommen pflan-zengenetischer Ressourcen inner- und auszligerhalb bestehender Schutzgebiete bzw eine diesbezuumlgliche Auswertung vorhandener Kartierungsdaten Bisher durchgefuumlhrte detailliertere Erhebungen beziehen sich meist punktuell auf spezifische Gebiete Auszliger-dem ist die innerartliche Variabilitaumlt der Wildpflan-zen nur ansatzweise bekannt

19 Von den ca 3500 in Deutschland in situ vorkommenden Pflanzenarten sind fuumlr uumlber 1000 Arten aktuelle oder potenzielle Nutzungen beschrieben Unter Einbeziehung der Nutzungsformen bdquoZuumlchtungldquo bzw bdquoZierpflanzeldquo kommen weitere ca 1800 Arten als bdquoheimischeldquo pflanzengenetische Ressourcen hinzu

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Sanddorn(Hippophaerhamnoides)eineWildpflanzeausderenFruumlchtenleckereSaumlfteundMarmeladenhergestelltwerdenkoumlnnen

Das IBV betreut ein Verzeichnis pflanzengenetischer Ressourcen welches sowohl die Kulturpflanzen als auch die Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirt-schaft umfasst Dieses Verzeichnis ist uumlber das Nati-onale Inventar zu pflanzengenetischen Ressourcen PGRDEU (httppgrdeugenresde) zugaumlnglich

Daten zum Vorkommen pflanzengenetischer Res-sourcen in situ sind bisher nur in eingeschraumlnktem Maszlige fuumlr bestimmte Pflanzenarten durch die Bun-deslaumlnder und auf Kommunal- oder Projektebene verfuumlgbar Eine allgemeine Zugaumlnglichkeit zu diesen Informationen existiert in der Regel nicht oder sie ist nur sehr eingeschraumlnkt vorhanden Im Rahmen eines vom BMEL gefoumlrderten Modell- und Demonstrati-onsvorhabens bdquoAufbau eines Berichts- und Monito-ringsystems fuumlr die In-situ-Erhaltung genetischer

Ressourcen der den Kulturpflanzen verwandten Wildarten in Brandenburgldquo wird derzeit eine mo-dellhafte Berichtsinfrastruktur auf Bundeslandebene aufgebaut welche hier kuumlnftig durch verbesserten In-formationsfluss ndash sowohl innerhalb des Bundeslandes selbst als auch von dort zur Bundesebene ndash Abhilfe schaffen soll Daneben werden uumlber weitere Modell- und Demonstrationsvorhaben die Vorkommen der verwandten Wildarten von Apfel und Rebe Malus sylvestris (L) Mill und Vitis vinifera subsp sylvestris (C C Gmel) Hegi erhoben und genetisch beschrie-ben der Erhaltungszustand der Vorkommen bewer-tet sowie Maszlignahmen fuumlr ein In-situ-Management entwickelt und gepruumlft

Handlungsbedarf

Erstellung eines nationalen Konzepts zur In-situ-Erhaltung von in Deutschland wild vorkommen-den pflanzengenetischen Ressourcen

4221 IdentifizierungvonSchwerpunktarten

Fuumlr in Deutschland wild vorkommende pflanzenge-netische Ressourcen mit ihren mehr als 2800 Arten ist die In-situ-Erhaltung der wichtigste Erhaltungs-ansatz Die groszlige Artenzahl macht hier eine Schwer-punktsetzung noumltig um weitere Schutzmaszlignahmen realistisch und umsetzbar planen zu koumlnnen

Handlungsbedarf

Pflege und Fortschreibung der Liste in Deutschland vorkommender pflanzengenetischer Ressourcen20

Entwicklung nationale und internationale Ab-stimmung und Feststellung geeigneter Kriterien fuumlr die Priorisierung von in Deutschland wild vorkommenden pflanzengenetischen Ressourcen Markierung der prioritaumlren Arten in der Liste pflanzengenetischer Ressourcen nach diesen Kriterien als Grundlage einer weiteren Schwer-punktsetzung von Erhaltungsmaszlignahmen auf nationaler und internationaler EbeneMeldung der prioritaumlren Arten und ggf von Maszlignahmen zu ihrem Schutz an internationale Informationssysteme zwecks europaumlischer und internationaler Abstimmung

20 httppgrdeugenresdeindexphptpl=an_Liste

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AgrarlandschaftmitbluumlhendemAckerrandstreifen

4222 BestandsstuumltzendeMaszlignahmen

Zur Unterstuumltzung des Ziels in Deutschland wild vorkommende pflanzengenetische Ressourcen vorrangig in situ zu erhalten sind auch bestands-stuumltzende Maszlignahmen fuumlr Vorkommen und Popula-tionen einzelner Arten zu pruumlfen und wo angebracht umzusetzen Hierbei sind u a auch die Moumlglichkei-ten einer Nutzung bestehender Aktivitaumlten z B im Rahmen der nationalen Umsetzung der Europaumlischen Strategie zur Erhaltung der Pflanzen (EPCS vgl Kapi-tel 311) zu pruumlfen Die Entwicklung und Etablierung von bestandsstuumltzenden Maszlignahmen erfolgte bisher modellhaft bei Malus sylvestris (L) Mill und Vitis vinifera subsp sylvestris (C C Gmel) Hegi im Rahmen von Modell- und Demonstrationsvorhaben

Handlungsbedarf

Entwicklung und Pruumlfung eines Konzepts zur Stuumltzung von Vorkommen und Populationen durch Vermehrung von Saatgut oder Pflanzen und deren Wiederausbringung

4223 IdentifizierungAufbauundAusweisung bdquogenetischerSchutzgebieteldquo

Bisher gibt es keine spezifischen Schutzgebiete fuumlr WEL Das von der Europaumlischen Kommission im Rahmen der Ratsverordnung (EG) Nr 8702004 finanzierte Vorhaben bdquoEin integrierter europaumlischer Arbeitsplan fuumlr das In-situ-Management Umsetzung der Konzepte bdquogenetisches Schutzgebietldquo und bdquoon farmldquo (AEGRO)ldquo befasst sich mit allen wesentlichen Aspekten des In-situ-Managements AEGRO fuumlhrt Daten aus europaumlischen und internationalen Quellen zusammen und harmonisiert und strukturiert Infor-mationen damit sich diese fuumlr Entscheidungspro-zesse nutzen lassen Erste Ergebnisse zeigen dass die Qualitaumlt der in verschiedenen Quellen (GBIF EURISCO) mehr oder minder auf dem kleinsten ge-meinsamen Nenner zusammengefuumlhrten Daten in taxonomischer und geographischer Hinsicht in keiner Weise fuumlr eine aggregierende Betrachtung die fuumlr die Priorisierung von Arten und Gebieten erforderlich ist ausreicht und einer umfangreichen Bearbeitung bedarf

AEGRO beschreibt ferner die genetische Diversitaumlt ausgewaumlhlter Gattungen und Arten und schafft fuumlr ausgewaumlhlte Vorkommen die organisatorischen und methodischen Voraussetzungen fuumlr das demographi-sche und genetische Monitoring Es werden fuumlr diese Modellarten auf europaumlischer Ebene abgestimmte Er-haltungsstrategien entwickelt die anderen als Vorlage dienen koumlnnen Fuumlr das In-situ-Management werden Qualitaumltsstandards als Voraussetzung fuumlr eine verbes-serte europaumlische Zusammenarbeit in diesem Bereich entwickelt und die Moumlglichkeiten zur Einrichtung genetischer Schutzareale in bdquoMost Appropriate Areas ndash MAAldquo gepruumlft Das EU-Vorhaben begann im Oktober 2007 und wird vom Julius Kuumlhn-Institut koordiniert

Bereits im Fachprogramm von 2002 war vorgesehen auch in Deutschland bestehende Schutzgebiete mit einer hohen Dichte an prioritaumlren Arten zu identifi-zieren und zusaumltzlich als bdquogenetisches Schutzgebietldquo auszuweisen Dabei koumlnnen nun die Ergebnisse des AEGRO-Projekts als Grundlage fuumlr ein nationales Erhaltungskonzept dienen

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Handlungsbedarf

Y Identifizierung geeigneter Flaumlchen mit hoher bdquoVorkommensdichteldquo prioritaumlrer Arten im Rahmen eines Projektes

Y Entwicklung bzw Weiterentwicklung von Mana-gementmaszlignahmen fuumlr die prioritaumlren Arten

Y Ausweisung bereits vorhandener Schutzgebiete als bdquogenetische Schutzgebieteldquo fuumlr prioritaumlre Arten durch die zustaumlndigen Stellen und in Abstimmung mit den laufenden Arbeiten der Laumlnderbehoumlrden zur Ausweisung der FFH-Gebiete

4224 VerwendunggebietseigenerWildpflanzen inderfreienNatur

Das novellierte Gesetz uumlber Naturschutz und Landschaftspflege (Bundesnaturschutzgesetz ndash BNatSchG21) formuliert in sect 40 (4) strenge Anforde-rungen an das Ausbringen von Pflanzen gebiets-fremder Arten in der freien Natur22 Bereits vor der Novellierung war vorgeschrieben dass in der freien Natur kein Pflanzmaterial verwendet werden soll das seinen genetischen Ursprung nicht in der jewei-ligen Region hat Die mit der Novelle nun bundesun-mittelbar geltende Vorschrift des sect 40 Absatz 4 muss in den Laumlndern vollzogen werden ohne dass Abwei-chungsmoumlglichkeiten bestehen Zur Erleichterung wurde eine 10-jaumlhrige Uumlbergangsregelung bis zum 1 Maumlrz 2020 geschaffen in der gebietseigene Pflan-zen und Gehoumllze vorzugsweise verwendet werden sollen Erst danach gilt die neu gestaltete Genehmi-gungspflicht uneingeschraumlnkt

Der Genehmigungsvorbehalt des BNatSchG gilt nur fuumlr das Ausbringen in der freien Natur Davon sind alle Ausgleichsmaszlignahmen Rekultivierungen Straszligenbegleitgruumln und sonstigen Begruumlnungs- und Rekultivierungsmaszlignahmen in der freien Natur be-troffen Die Land- und Forstwirtschaft einschlieszliglich des Gartenbaus ist aber sowohl als Erzeuger gebiets-eigenen Saat- und Pflanzguts das in der freien Natur verwendet werden soll als auch im Rahmen von Dienstleistungen in Landschaftsbau und ndashpflege als Ausbringer betroffen

Fuumlr krautige Pflanzen gibt es sehr einfache effektive und seit Jahren in der Praxis bewaumlhrte Methoden der Begruumlnung wie Selbstbegruumlnung Heudruschver-fahren oder auch Mahdgutuumlbertragungsverfahren Weitere alternative naturnahe Begruumlnungsmethoden wurden bereits in Modellvorhaben erprobt Alle genannten Verfahren haben den Vorteil dass die Verwendung vorhandener lokaler gebietseigener Her-kuumlnfte von Wildpflanzen bei der Ausbringung in die freie Landschaft gesichert ist Es besteht jedoch auch ein zunehmender Bedarf fuumlr einen Markt fuumlr gebiets-eigenes Saatgut (z B Regiosaatgut) fuumlr diese Begruuml-nungs- und Rekultivierungsmaszlignahmen in der freien Natur Mit der nationalen Umsetzung der Richtlinie 201060EU der Kommission besteht ab Anfang 2012 die Moumlglichkeit Saatgutmischungen sogenannte Erhaltungsmischungen die zur Erhaltung der natuumlrli-chen Umwelt verwendet werden sollen auch dann in den gewerblichen Verkehr zu bringen wenn sie unter das Saatgutverkehrsgesetz fallen

ArtenreichesSchnittgruumlnlandmitgebietseigenenWildpflanzen

21 Bundesnaturschutzgesetz vom 29 Juli 2009 (BGBl I S 2542) das zuletzt durch Artikel 5 des Gesetzes vom 6 Februar 2012 (BGBl I S 148) geaumlndert worden ist

22 BNatSchG sect 40 (4) bdquoDas Ausbringen von Pflanzen gebietsfremder Arten in der freien Natur sowie von Tieren bedarf der Genehmigung der zustaumlndigen Behoumlrde Kuumlnstlich vermehrte Pflanzen sind nicht gebietsfremd wenn sie ihren genetischen Ursprung in dem betreffenden Gebiet haben Die Genehmi-gung ist zu versagen wenn eine Gefaumlhrdung von Oumlkosystemen Biotopen oder Arten der Mitgliedstaaten nicht auszuschlieszligen ist Von dem Erfordernis einer Genehmigung sind ausgenommen (hellip) 4das Ausbringen von Gehoumllzen und Saatgut auszligerhalb ihrer Vorkommensgebiete bis einschlieszliglich 1 Maumlrz 2020 bis zu diesem Zeitpunkt sollen in der freien Natur Gehoumllze und Saatgut vorzugsweise nur innerhalb ihrer Vorkommensgebiete ausgebracht werdenldquo

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Um die entsprechenden Qualitaumltsvorgaben zu garan-tieren wurden bereits privatrechtliche Zertifizie-rungssysteme fuumlr Regiosaatgut geschaffen Somit kann gebietseigenes Saatgut das durch Besamm-lung von Wildpflanzen in einer bestimmten Region gewonnen wird ndash in der Regel nach einer Zwischen-vermehrung ndash wieder in dieser Region ausgebracht werden Die in diesen Zertifizierungssystemen defi-nierten Regionen orientieren sich am Ergebnis eines Forschungsprojektes der Deutschen Bundesstiftung Umwelt Es wurden 22 deutsche Regionen voneinan-der abgegrenzt indem standoumlrtlich-klimatisch aumlhn-liche Naturraumlume mit vergleichbarem Artenspektrum zu einer Region zusammengefasst wurden

Fuumlr Gehoumllze ist ebenfalls eine bundesweit einheit-liche Umsetzung anzustreben Zu diesem Zweck wurde die bdquoArbeitsgruppe gebietseigene Gehoumllzeldquo beim BMU ins Leben gerufen in der die Interessen der Naturschutz- Forst- und Gartenbaubehoumlrden von Bund und Laumlndern der Verkehrsplanung der Baumschulverbaumlnde und Forschung gleichberechtigt vertreten sind Mit dem bdquoLeitfaden zur Verwendung gebietseigener Gehoumllze23ldquo hat die Arbeitsgruppe entsprechende Grundlagen und Empfehlungen fuumlr eine praktikable Umsetzung vorgelegt Sie empfiehlt bundeseinheitlich eine Einteilung in sechs Gebiete als Basis fuumlr die Produktion und Ausbringung gebietseigener Gehoumllze zu Grunde zu legen Fuumlr die Handhabung der Sonderfaumllle Straszligenbegleitgruumln und Obstgehoumllze in der freien Landschaft werden ebenfalls Empfehlungen ausgesprochen

Handlungsbedarf

Y Unterstuumltzung bei der Identifikation geeigneter natuumlrlicher Vorkommen gebietseigener Pflanzen um die Erzeugung und Herkunftssicherung von Saat- und Pflanzgut gebietseigener Pflanzen vor-anzubringen

43 Nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen

In der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt wird die Vision formuliert dass eine moumlglichst groszlige Vielfalt genetischer Ressourcen aktiv und nachhaltig genutzt wird Denn diese nachhaltige Nutzung ist in der Regel die beste Voraussetzung fuumlr den langfristi-gen Erhalt der genetischen Ressourcen Im Rahmen der BMEL-Kommunikationsarbeit wurde der Slogan bdquoSchutz durch Nutzungldquo in der oumlffentlichen Diskus-sion bekannt gemacht

431 WeiterfuumlhrungvonAgrarumwelt- maszlignahmen

Agrarumweltprogramme sind ein wichtiges Instru-ment der EU-Agrarpolitik um neben anderen um-weltrelevanten Zielen insbesondere auch die biolo-gische Vielfalt in Agraroumlkosystemen einschlieszliglich pflanzengenetischer Ressourcen zu erhalten Sie werden bei uns auf circa 30 Prozent der landwirt-schaftlichen Flaumlche durchgefuumlhrt Sie honorieren die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt etwa durch Erhalt vielfaumlltiger Fruchtfolgen Bewahrung regional angepasster Kulturpflanzen-sorten und Nutztierrassen sowie durch Gruumlnland-extensivierung

Die Ausgestaltung dieser Maszlignahmen hat auf Grund ihres finanziellen und flaumlchenmaumlszligigen Umfangs einen deutlichen Einfluss auf die Ziele dieses Fachprogramms

Entsprechend der bestehenden Hauptnutzungen und der korrespondierenden Lebensraumbedingungen fuumlr WEL ist die Weiterfuumlhrung der Agrarumweltmaszlig-nahmen standortangepasst (naturraumlumliche Bedin-gungen Nutzungen) erforderlich Ggf kann ndash unter Beruumlcksichtigung des Verwaltungs- und Kontrollauf-wandes ndash gepruumlft werden inwieweit bei einzelnen Maszlignahmen Indikatoren und standoumlrtliche Diffe-renzierungen der Maszlignahmen zu Fortschritten bei Effektivitaumlt der Maszlignahmen zur Erhaltung pflanzen-genetischer Ressourcen fuumlhren

23 Leitfaden zur Verwendung gebietseigener Gehoumllze Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) Stand Januar 2012 httpwwwbmudefilespdfsallgemeinapplicationpdfleitfaden_gehoelze_bfpdf

47

Handlungsbedarf

Y Ermittlung von Indikatoren fuumlr den Erhalt pflan-zengenetischer Ressourcen als Komponente der Biodiversitaumlt bei der Weiterfuumlhrung bestimmter Agrarumweltmaszlignahmen

Y Entwicklung und Anwendung standortangepass-ter Maszlignahmen differenziert u a nach Agrar-landschaftstyp und Bodenmerkmalen mit hoher Wirkeffizienz fuumlr den Erhalt pflanzengenetischer Ressourcen

Y Uumlberpruumlfung der Wirksamkeit von Agrarumwelt-maszlignahmen fuumlr den Erhalt und die nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen mit Hilfe entsprechender Indikatoren

432 Weiterentwicklungnachhaltiger Nutzungssysteme

Wichtiges Ziel muss es sein agrarische Nutzungssys-teme im Einklang mit den Zielen der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der genetischen Ressourcen weiterzuentwickeln Dies betrifft die klassischen Nut-zungen zur Nahrungs- und Futtermittelproduktion in den Hauptausrichtungen Ackerbau Gruumlnlandbewirt-schaftung und Obst-Weinanbau Zunehmend gewin-nen aber auch die Produktionsbereiche bdquonachwach-sende Rohstoffeldquo bdquoBioenergieldquo und bdquoKlimaschutzldquo fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung pflanzenge-netischer Ressourcen an Bedeutung Potenzial ist da-bei solchen Verfahren beizumessen denen es gelingt wichtige Ziele des Biodiversitaumltsschutzes in produk-tive d h wirtschaftlich rentable Nutzungssysteme zu integrieren Unter diesem Aspekt sollten besonders solche Nutzungsformen und Produktionsverfahren entwickelt und durch Projekte unterstuumltzt werden die zu einer messbaren Integration der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung pflanzengenetischer Ressour-cen in die Produktion fuumlhren Die Wirksamkeit und Kosteneffizienz bestehender Instrumente zur Foumlrde-rung der Agrobiodiversitaumlt insbesondere der pflan-zengenetischen Ressourcen ist in der Diskussion

Handlungsbedarf

Y Modellhafte Erprobung von Produktionsverfah-ren die die Erhaltung und nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen in die Produktion

integrieren (z B Modell- und Demonstrations-vorhaben in Ackerbaubetrieben) und Uumlbertragung der Ergebnisse in die breitere landwirtschaftliche Praxis

Y Oumlkonomische Bewertungen integrierter Maszlignah-men des Agrobiodiversitaumlts- und Naturschutzes zur Gewaumlhrleistung wirtschaftlich rentabler Nut-zungssysteme

Y Erstellung von Maszlignahmenkatalogen fuumlr effizi-ente Naturschutzmaszlignahmen (Handbuumlcher fuumlr Landwirte) fuumlr Ackerbau- Gruumlnland- Obst-Wein-bau- und Heidegebiete moumlglichst mit regionalem naturraumlumlichem Bezug

Y Entwicklung und Erprobung von Verfahren fuumlr Nutzungen zur Bioenergieerzeugung die Aspekte der Erhaltung der pflanzengenetischen Ressour-cen beruumlcksichtigen z B Nutzung eines breiten Spektrums an Kulturarten streifenfoumlrmige Ener-gieholzpflanzungen in Ackerbau- und Gruumlnland-gebieten in Verbindung mit weiteren Biodiversi-taumltszielen

ErhaltenswerteregionaleApfelsorten

48

433 EntwicklungundVerbesserungvon IndikatorenfuumlrdieBestimmungder Gefaumlhrdungvonpflanzengenetischen Ressourcen

Entwickelte bundesweite Biodiversitaumltsindikatoren (Vogelindikator high-natural-value-Farmland(HNV) gefaumlhrdete Arten Schmetterlinge) dienen einer orientierenden Bewertung der Situation der biologi-schen Vielfalt in Hauptlebensraumlumen Die agrarischen Gebiete werden dabei zusammenfassend durch stark generalisierte indikatorisch daher relativ wenig sensitive Maszligzahlen z B den Vogelindex fuumlr Agrar-land in Deutschland dargestellt Fuumlr die Bewertung der Situation der genetischen Vielfalt der Pflanzen in der Flaumlche z B der Entwicklung der Artenzahlen im Dauergruumlnland die genetische Vielfalt genutzter Sorten im groszligflaumlchigen Anbau sowie schlieszliglich auch schlussfolgernd fuumlr die Anwendung verbesserter Bewirtschaftungsmethoden reichen diese Indikato-ren jedoch nicht aus Dringend erforderlich ist daher die Entwicklung von Indikatoren zur Kennzeichnung der Entwicklung der genetischen Vielfalt der Nutz-pflanzen in den Produktionssystemen Bezuumlglich tier-genetischer Ressourcen war es 2010 gelungen einen entsprechenden Indikator fuumlr den Indikatorenbe-richt 2010 zur Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt zu entwickeln und einzubringen Bestehende Indikatoren mit einem Bezug auf die fuumlr viele Wild-pflanzenarten wichtigen Lebensraumlume und extensi-ven Nutzungsformen wie der HNV-Farmlandindi-kator oder der Vogelindikator muumlssen methodisch weiterentwickelt werden um den direkten Bezug zu spezifischen landwirtschaftlichen Nutzungen (Acker Gruumlnland Obst-Weinbau Heiden) zu gewaumlhrleisten

Handlungsbedarf

Y Entwicklung eines nationalen Indikators bdquopflan-zengenetische Vielfalt in Landwirtschaft und Ernaumlhrungldquo unter Beteiligung der Laumlnder

Y Weiterentwicklung von regio nalisierten landwirtschaftl ich sensitiven Biodiversitaumltsindi-ka toren auf der Basis bestehender Indikatoren (Voumlgel HNV-Farmland Schmetterlinge)

Y Entwicklung von indirekten Biodiversitaumltsindi-katoren in Form kalibrierter Schnellmethoden zur lokalen Bewertung der Bio diversitaumlt z B Schaumltz-verfahren mit Hilfe von Vegetationsstrukturmerk-malen der Pflanzenbestaumlnde

Y Entwicklung von Methoden zur Nutzung der Biodiversitaumltsindikatoren fuumlr die Evaluierung der Biodiversitaumltswirkungen von Agrarumweltmaszlig-nahmen von Maszlignahmen der Landschafts pflege und des Vertragsnaturschutzes

Y Erarbeitung von Methoden zur Kopplung der Felderhebungen der Biodiversitaumltsindikatoren mit Datenerhebungen aus landwirt schaftlichen Nutzungen zur Ableitung von praxistauglichen Maszlignahmen fuumlr die Verbesserung der Bestands-situation von Indikatorarten sowie von HNV-Farmland Flaumlchen

434 FoumlrderungderEvaluierungund Charakterisierung

Um eine gezielte Nutzung genetischer Ressourcen zur zuumlchterischen Verbesserung von Kulturpflanzen zu erreichen sind besondere Anstrengungen erforder-lich Grundvoraussetzung ist deren Charakterisierung und Evaluierung Charakterisierungsdaten beschrei-ben Merkmale von Pflanzen die in hohem Maszlige erblich sind und mit bloszligem Auge sichtbare Eigen-schaften darstellen wie z B Wuchshoumlhe und Bluumlh-zeitpunkt Evaluierungsdaten beschreiben vor allem komplexere Eigenschaften die fuumlr die Nutzung der Pflanzen wichtig sind wie Ertrag Anbaueigenschaf-ten Standorteigenschaften und Resistenzen gegen Schaderreger und Schaumldlinge

In der Evaluierung spielen zunehmend molekular- genetische und pflanzenphysiologische Untersuchun-gen die Schluumlsselrolle Waumlhrend die Sequenzierung komplexer Pflanzengenome (Genotypisierung) mit dem technischen Fortschritt zunehmend moumlglich einfacher und kostenguumlnstiger wird ist ein Engpass im Erkenntnisgewinn und damit in der Nutzbar-machung pflanzengenetischer Ressourcen zu beob-achten Dies betrifft besonders die aufwendige aber unabdingbare Phaumlnotypisierung also die quantitative Analyse pflanzlicher Strukturen und Funktionen

BoniturvonFruchtmerkmalendesApfels

49

Notwendig waumlre deshalb vor allem die Entwicklung praumlziser Hochdurchsatz-Phaumlnotypisierungen wenn die Nutzung genetischer Ressourcen zukuumlnftig schnell und effizient erfolgen soll

Handlungsbedarf

Y Foumlrderung interdisziplinaumlrer Forschungsvorhaben zur Hochdurchsatz-Phaumlnotypisierung der marker-gestuumltzten Selektion der Versuchstechnik sowie der Verarbeitung und Analyse massiver Daten-mengen um die notwendige breite Wissensbasis zu erhalten und die erforderlichen Kapazitaumlten aufzubauen

Y Ausbau von Netzwerken zur Ermittlung und Be-wertung der Eigenschaften genetischer Ressour-cen landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Kulturpflanzen unter Beteiligung der Zuumlchter u a durch weiteren Ausbau des Nationalen Evalu-ierungsprogramms pflanzengenetischer Ressour-cen (EVA II) durch Ausweitung der Evaluierung bei Getreidearten z B auf Merkmale zur Verbes-serung der Widerstandsfaumlhigkeit gegen biotische und abiotische Stressfaktoren sowie durch Ein-beziehung weiterer Kulturarten

Y Evaluierung pflanzengenetischer Ressourcen und Intensivierung der Zuumlchtungsforschung durch das Julius Kuumlhn-Institut in Zusammenarbeit mit privaten Zuumlchtungsunternehmen relevanten For-schungseinrichtungen Erhaltungsinitiativen und sonstigen Akteuren Neben den Hauptkulturen sollen auch bisher vernachlaumlssigte (neue und nicht mehr genutzte) Fruchtarten einbezogen werden

Y

Y

435 ErschlieszligungvonInnovationspoten- zialenpflanzengenetischerRessourcen durchdieZuumlchtungsforschung

Die Pflanzenzuumlchtungsforschung bildet eine der wichtigsten Grundlagen der Ernaumlhrungssicherung und Rohstoffversorgung insbesondere unter sich veraumlndernden Produktionsbedingungen durch Klimawandel und einer stetig wachsenden Weltbe-voumllkerung Ziel ist die genetische Anpassung bzw pflanzenzuumlchterische Verbesserung unserer Kultur-arten gegenuumlber allen moumlglichen Stressfaktoren (z B Temperatur Trockenheit Starkniederschlaumlge Schaderreger) Ausgangspunkt der pflanzenzuumlchte-rischen Verbesserung ist die Erfassung Bewertung und Nutzung der genetischen Variation fuumlr Eigen-schaften wie Widerstandsfaumlhigkeit gegen Hitze und Trockenheit sowie Krankheiten und Schaumldlinge in pflanzengenetischen Ressourcen Im Rahmen der Pflanzenzuumlchtungsforschung gilt es diese geneti-

sche Variation sicher und effektiv zu erfassen und beschleunigt nutzbar zu machen Dies ist die Aufgabe der so genannten Vorlaufzuumlchtung (pre-breeding) Fuumlr diesen Zweck stehen heute Zell- und Gewebe-kulturverfahren sowie molekulare Techniken die eine Merkmalserfassung auf der Ebene der Erbsubs-tanz erlauben zur Verfuumlgung

BlickineinenartenreichenZuchtgarten

Die Basis fuumlr diese Arbeiten bildet ein moumlglichst groszliges Spektrum pflanzengenetischer Ressourcen Beispiele der erfolgreichen Nutzung dieser Ressour-cen durch die Ressortforschung des BMEL sind die Herbeifuumlhrung dauerhafter Krautfaumluleresistenz bei der Kartoffel durch Nutzung von Solanum-Wildarten als Resistenzressourcen die Einkreuzung neuer hochwirksamer Resistenzgene gegen verschiedene Pilz- und Viruskrankheiten aus der Wildart Hordeum bulbosum in die Kulturgerste oder die Identifizierung von Herkuumlnften der Blauen und Gelben Lupine mit Widerstandsfaumlhigkeit gegen die Brennfleckenkrank-heit (Anthraknose)

Handlungsbedarf

Weitere Unterstuumltzung der Zuumlchtungsforschung im Rahmen der bestehender Foumlrderprogram-me (z B Programm zur Innovationsfoumlrderung Foumlrderprogramm Nachwachsende Rohstoffe und Demonstrationsvorhaben Bioenergie der Fach-agentur Nachwachsende Rohstoffe Bundespro-gramm Oumlkologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft)

Foumlrderung von Programmen und Projekten zur Uumlberfuumlhrung wichtiger Merkmale in adaptiertes Pflanzenmaterial (Erstellung und Weiterentwick-lung von Basispopulationen Selektion von Vorstu-fenmaterial)

50

436 Erweiterungdergenetischen DiversitaumltdurchdenAufbauvon Evolutionsramschen

Die Erhoumlhung der genetischen Diversitaumlt in Elite-zuchtmaterial ist eine wichtige Voraussetzung fuumlr die dauerhafte Verbesserung von Kulturpflanzen Entsprechende Ansaumltze reichen von der Einlagerung einzelner Resistenzgene aus Wildformen bis hin zur Herstellung so genannter Introgressionslinien welche definierte Chromosomensegmente aus Wildformen bzw Wildarten enthalten Entsprechen-de Forschungsaktivitaumlten wurden ua im Rahmen von Projekten der bdquoGenomanalyse im Biologischen System Pflanze (GABI)ldquo bearbeitet Daruumlber hinaus koumlnnen Evolutionsramsche einen wichtigen Beitrag fuumlr die Nutzbarmachung und Weiterentwicklung pflanzengenetischer Ressourcen leisten

Evolutionsramsche entstehen aus der Durchkreu-zung unterschiedlicher Genotypen die zusammen die derzeit verfuumlgbare genetische Diversitaumlt des jeweiligen Zuumlchtungspools umfassen In den Kreu-zungsnachkommenschaften finden im Gegensatz zur Ex-situ-Erhaltung der reinen Ausgangslinien weiter-hin Anpassungsprozesse statt die durch die Dynamik natuumlrlicher Selektion verursacht werden Im Gegen-satz zu Zuchtpopulationen erfolgt keine zuumlchteri-sche Auslese auf spezifische Merkmale Im Zuge des Anpassungsprozesses koumlnnen in einem genetisch breiten Reservoir besondere auch neue Genkombina-tionen entstehen die in dieser Form moumlglicherweise im stark selektierten Elitematerial von Zuchtunter-nehmen nicht entstehen wuumlrden Evolutionsramsche sind eine wichtige Maszlignahme zur Erzeugung neuer Ausgangsvariabilitaumlt fuumlr Zuumlchtungsforschung und Pflanzenzuumlchtung

Darstellung der Hauptkoordinatenanalyse (PCoA) von 32 Sorten

Pict

AlinghiAlissa

Gaulois Cervoise

Sorna Vulcan

BirgitLomerit

Merlot

NaomieLeibniz

ElbanyPeragis

Frances

Gilberta

Alpaca

Eiszapfen

BantengLudmilla

Fridericus

EngelensII

Catinka

Venus Plana

Vogels Gold

Andrea

HordHexGig

Engelens 6zig

Mammut

Borwina

Bayava

ErfurtTraminerBrunhild

Franka

Tocka

F1-1(40)

F1-2

(41)

F1-3(26)

F1-4(14)

F1-7(51)F1-6(33)

LentaF1-5(32)

F1-6A(18)

F1-9(65)

F1-10(30)

F1-10A(11)

F1-10A(25)F1-13(25)

F1-1

4(10

) F1-1

5(24

)

F1-18A(40)

F1-8A(20)

F1-12(67)

F1-8

(55)

F1-1

1(61

)

I II

III IV

05000

02500

00000

-02500

-05000

-05000 -02500 -00000 02500 05000

109

172

Alternative

Vorrangige Kreuzung

DarstellungderHauptkoordinatenanalyse(PCoA)von32SortenwelchedenGroszligteildergenetischeVielfaltdesdeutschenWintergers-

tensortimentesrepraumlsentieren(QuelleJKI)Diey-bzwx-AchsebeschreibendenAnteildererstenundzweitenDimensionderPCoAMit

StrichenverbundeneSortenkennzeichnengeplantePaarkreuzungen

51

YY

Y

Y

Y

KuumlrbisvielfaltaufeinemVerkaufsstand

Handlungsbedarf

Fortfuumlhrung der Evolutionsramsche bei GersteAnlage Entwicklung und wissenschaftliche Begleitung von Evolutionsramschen bei weiteren wichtigen Kulturarten (insbesondere fremd- befruchtende Arten gartenbauliche Kulturen)

437 VermarktungvonbdquoVielfaltsproduktenldquo

Neben einer Nutzung pflanzengenetischer Ressour-cen im Rahmen der Zuumlchtungsforschung bzw der Pflanzenzuumlchtung soll auch ihre Nutzung durch die Vermarktung so genannter bdquoVielfaltsprodukteldquo d h von Produkten aus bestimmten Sorten bzw anderen derzeit wenig genutzten Arten gefoumlrdert werden

Als allgemeine Maszlignahme zur Weiterentwicklung von Nutzungssystemen dient nach der Agrobiodiver-sitaumltsstrategie die Foumlrderung von Maszlignahmen die die

Erhaltung und Nutzung der Agrobiodiversitaumlt besser verbinden und Innovationen foumlrdern Dazu gehoumlrt vor allem die Entwicklung geeigneter Vermark-tungsformen sowie der Verbraucherinformation und ndashaufklaumlrung Diese Ansaumltze koumlnnen durch Projekte zur Entwicklung von integrierten Erhaltungs- und Nutzungskonzepten und von Foumlrderinstrumenten fuumlr Innovationen zur verstaumlrkten nachhaltigen Nutzung von Bestandteilen der Agrobiodiversitaumlt erprobt werden

Handlungsbedarf

Durchfuumlhrung von Studien u a zum Aufzeigen der potentiellen Wertschoumlpfungsketten von bdquoVielfaltsproduktenldquoFoumlrderung von bdquoVielfaltsproduktenldquo durch Oumlffentlichkeitsarbeit

Foumlrderung innovativer Produkte u a im Rahmen der Richtlinie zur Erhaltung und innovativen nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt des BMEL

52

44 Information und Dokumentation

Die Agrobiodiversitaumltsstrategie betont die Bedeutung verstaumlrkter Informations- Beratungs- und Koordi-nationsaktivitaumlten fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der Agrobiodiversitaumlt auf Bundesebene insbesondere vor dem Hintergrund zunehmender europaumlischer und internationaler Zusammenarbeit Dies erfordert die Vervollstaumlndigung und regel- maumlszligige Aktualisierung der Inventare in situ und ex situ vorhandener pflanzengenetischer Ressourcen sowie deren Aufnahme in das nationale Informa-tionssystem Genetische Ressourcen bdquoGENRESldquo24 Der Ausbau dieses Informationssystems als Teil des deutschen Clearing-House-Mechanismus der CBD ist auch Ziel der Nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt

Y

Y

Y

InternetportaldesInformationssystemsGenetischeRessourcen(GENRES)

441 Auf-undAusbauinstitutioneller Informationsinfrastruktur

Moderne Informationssysteme sind ein wesentli-ches Arbeitswerkzeug um Qualitaumlt und Effizienz der Erhaltungsarbeit bei pflanzengenetischen Ressour-cen und ihre nachhaltige Nutzung zu gewaumlhrleisten Der rasante technische Fortschritt in diesem Bereich erlaubt immer leistungsfaumlhigere Systeme welche eine effizientere Verarbeitung der steigenden Daten-mengen erlauben und eine bessere Anpassung an die Beduumlrfnisse der Nutzer ermoumlglichen Deshalb gilt es bestehende Systeme weiter auszubauen und zu aktualisieren Dabei wird auch kuumlnftig ein bdquozentral-dezentralerldquo Ansatz Verwendung finden d h wo immer moumlglich und sinnvoll werden aufgrund der neuen technischen Moumlglichkeiten zentrale Systeme aufgebaut werden die einer Vielzahl von Nutzern zur Verfuumlgung stehen Daneben wird es auch weiter-hin ndash schon aus rein pragmatischen Gruumlnden ndash einen Bedarf an dezentralen Informationssystemen (insti-tutionelle Informationsinfrastruktur) bei den Akteu-ren selbst geben da jeder dieser Nutzer ggf andere nicht zu standardisierende Anwendungen benoumltigt In diesem Fall werden zur Gewaumlhrleistung des Daten-austausches verbindliche Standards immer wichtiger wie sie z B im Rahmen der Aktualisierung des Natio-nalen Inventars PGRDEU bereits angewandt werden

Mit der Neuentwicklung bzw Absicherung oder dem weiteren Ausbau von Dokumentationssystemen der Akteure des Nationalen Fachprogramms soll eine wesentliche Voraussetzung fuumlr eine effiziente Umset-zung wichtiger Teile des Fachprogramms geschaffen werden

24 wwwgenresde

Handlungsbedarf

Anpassung des Genbankinformationssystems GBIS beim IPK an neue Bedarfe wie z B die Entwicklung einer Schnittstelle zum Nationalen Inventar PGRDEUEntwicklung und Implementierung eines Genbank-informationssystems fuumlr die Deutsche Genbank Obst beim Julius Kuumlhn-Institut

Entwicklung und Implementierung eines Gen-bankinformationssystems fuumlr die Deutsche Gen-bank Reben beim Julius Kuumlhn-Institut auf Basis der existierenden Rebendatenbanken

53

Y

Y

Y

Auf- und Ausbau von Informationssystemen anderer Ex-situ-EinrichtungenZusammenarbeit von Erhaltungsinitiativen beim Aufbau gemeinsamer Informationssysteme bzw zur Vernetzung bereits bestehender Informations-systeme zusammen mit dem IBV der BLE

DasFruumlhlings-Adonisroumlschen(Adonisvernalis)wirdimRahmenderEx-situ-ErhaltungskulturenderBotanischenGaumlrtenerhalten

442 PortalfuumlrEx-situ-Erhaltungskulturen einheimischerWildpflanzen

Im Rahmen des botanischen Naturschutzes wird die Erhaltungsinfrastruktur Botanischer Gaumlrten bereits genutzt Ein von der Arbeitsgruppe bdquoEx-situ-Erhaltungskulturenldquo des Netzwerks fuumlr botanischen Naturschutz erarbeitetes Konzept befasst sich mit der Erhaltung gefaumlhrdeter einheimischer Wildpflanzen in Ex-situ-Kulturen und der Bereitstellung fuumlr die Wiederausbringung

Das BMEL foumlrdert in diesem Zusammenhang den Aufbau des ersten uumlberregionalen und interaktiven Portals zur Ex-situ-Erhaltung einheimischer Wild-pflanzen die im Gegensatz zur Genbank fuumlr Wild-pflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft nicht als eingelagerte Diasporen sondern in Lebendkollek- tionen der Botanischen Gaumlrten erhalten werden Das Portal bildet den gesamten Pflanzenbestand

der Erhaltungskulturen in deutschen Botanischen Gaumlrten ab Fuumlr 75 ausgewaumlhlte Arten darunter 56 fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft besonders relevante werden detaillierte Steckbriefe erstellt Daruumlber hinaus bietet es die Moumlglichkeit fuumlr Wissens- und Materialtransfer und spezielle Angebote fuumlr Nutzer aus dem Bereich Gartenbau sowie ein hohes Maszlig an Transparenz fuumlr Naturschutzfachbehoumlrden

Neben der technischen Realisierung beinhaltet die Umsetzung des Projekts vor allem die ausfuumlhrliche Recherche kritische Bewertung und webgerechte Aufarbeitung der folgenden Punkte Hintergrund-informationen Steckbriefe fuumlr ausgewaumlhlte Taxa Kulturhinweise Informationen fuumlr Rekultivierer Materialboumlrse Informationen zu Wiederansiedlungs-projekten Prioritaumltskonzept umfangreiche Verlin-kung und Vernetzung weiterfuumlhrende Informationen und die Datenweitergabe an die zentrale Dokumen-tation zu pflanzengenetischen Ressourcen landwirt-schaftlicher und gartenbaulicher Arten in Deutsch-land (PGRDEU)

Handlungsbedarf

Aufbau Fortfuumlhrung und weiterer Ausbau des bundesweiten Portals bdquoEx-situ- Erhaltungs-kulturen einheimischer Wildpflanzenldquo

54

Y

Y

Y

InternetauftrittdesbundesweitenPortalsbdquoEx-situ-ErhaltungskultureneinheimischerWildpflanzenldquo

443 Auf-undAusbaueinerDokumen- tationsinfrastrukturzwischenBund undLaumlndernfuumlrdenBereichin situ undon farm

Daten zum Vorkommen pflanzengenetischer Res-sourcen in situ bzw on farm fallen v a auf der Ebene der Bundeslaumlndern an sind bislang aber wenig ver-netzt und in der Regel selbst auf Bundeslandebene nicht einheitlich zugreifbar Informationsinfrastruk-turen zur Vernetzung der in den Bundeslaumlndern vorhandenen Daten sowie eine Schnittstelle zum Nationalen Inventar PGRDEU auf Bundesebene sind noch aufzubauen

BrombeerenSchmackhafteWildpflanzen

Handlungsbedarf

Implementierung der Ergebnisse des Modell- und Demonstrationsvorhabens bdquoAufbau eines Berichts- und Monitoringsystems fuumlr die In-situ-Erhaltung genetischer Ressourcen der den Kulturpflanzen verwandten Wildarten in Brandenburgldquo durch einen dauerhaften Datenaustausch zwischen Brandenburg und dem IBV

Implementierung von gemeinsamen Schnitt-stellen fuumlr den Datenaustausch fuumlr In-situ- bzw On-farm-Daten zwischen dem IBV und weiteren Bundeslaumlndern

Implementierung von gemeinsamen Schnittstel-len fuumlr den Datenaustausch uumlber die im Rahmen der GAK gefoumlrderten Flaumlchen je Nutzpflanze zwischen den Bundeslaumlndern und dem IBV

444 NationalesInventarbdquoPGRDEUldquo

Das Nationale Inventar (PGRDEU) ist die zentrale Dokumentation zu pflanzengenetischen Ressourcen landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Arten in Deutschland

In PGRDEU sind auch die Muster des deutschen Bei-trags zum Multilateralen System (MLS) entsprechend des Internationalen Vertrages enthalten und gekenn-zeichnet so dass eine gezielte Online-Recherche nach

55

diesem Material moumlglich ist Deutsche Einrichtungen haben seit 2008 insgesamt ca 108000 Genbankmuster in das MLS eingebracht Die Absicherung des Natio-nalen Inventars sowie der weitere Ausbau ist eine wesentliche Voraussetzung fuumlr die Umsetzung des Nationalen Fachprogramms sowie fuumlr die Erfuumlllung internationaler Berichtspflichten

Handlungsbedarf

Y Staumlndige Aktualisierung vorhandener Daten und Erweiterung im Bereich ex situ v a um die Daten aus den neu zu gruumlndenden Genbanknetzwer-ken bei Obst Reben und Zierpflanzen bzw fuumlr in Deutschland wild vorkommende pflanzengeneti-sche Ressourcen (inkl WEL)

Y Erfuumlllen der Dokumentations- und Informations-verpflichtungen aus dem MLS des Internationalen Vertrags

Y Weiterer Ausbau der Teile zur In-situ- und On-farm-Dokumentation in PGRDEU um eine kohaumlrente und umfassende Dokumentation fuumlr den gesamten Bereich pflanzengenetischer Res-sourcen zu ermoumlglichen

Y Weiterer Ausbau der Teile zur In-situ- und On-farm-Dokumentation in PGRDEU einschlieszliglich Angaben zur in der landwirtschaftlichen Produkti-on vorhandenen Vielfalt (Kulturpflanzeninventar) um eine kohaumlrente und umfassende Dokumentati-on fuumlr den gesamten Bereich pflanzengenetischer Ressourcen zu ermoumlglichen

Y

Y

Y

445 NationaleInformationsinfrastruktur fuumlrCharakterisierungs-undEvaluie- rungsdaten

Charakterisierungs- und Evaluierungsdaten (CampE-Daten) fallen bei den unterschiedlichsten Instituten (u a Forschungsinstitute Genbanken Zuumlchtern) und im Rahmen zahlreicher Forschungsprojekte an Eine nutzerfreundliche Zusammenfuumlhrung dieser Daten wurde bisher u a im Rahmen des Projektes EVA I (In-formationssystem fuumlr frei zugaumlngliche Evaluierungs-daten pflanzengenetischer Ressourcen) sowie durch dessen Weiterfuumlhrung im Verbund EVA II begonnen25 Ein aktuelles kohaumlrentes nationales Informations-system zur zentralen Speicherung von oumlffentlich zugaumlnglichen CampE-Daten fehlt jedoch bislang Das zu etablierende nationale Informations- und Doku-mentationssystem fuumlr Charakterisierungs- und

Evaluierungsdaten (Nationale Informationsinfrastruk-tur fuumlr Charakterisierungs- und Evaluierungsdaten in Deutschland NICE-D) soll deshalb auf bereits vorhan-denen Evaluierungsdaten (Daten des Julius Kuumlhn-Ins-tituts CampE-Daten der ehemaligen BAZFAL-Genbank historische Daten aus dem Informationssystem EVA I und Daten aus dem Nationalen Evaluierungspro-gramm EVA II) aufbauen und um CampE-Daten die bei Projekten in Genbanken und Universitaumlten anfallen ergaumlnzt werden Zusaumltzlich soll NICE-D auch die Moumlglichkeit bieten Daten die bei der Evaluierung von Material aus dem MLS des Internationalen Ver-trags in Deutschland entstehen zu dokumentieren

ZuchtgartenmitGetreidepflanzen

Handlungsbedarf

Aufbau eines Informations- und Dokumentati-onssystems fuumlr CampE-Daten beim Julius Kuumlhn-Ins-titut unter Verwendung von oumlffentlich zugaumlngli-chen Daten aus EVA I und EVA II sowie den beim Julius Kuumlhn-Institut vorhandenen und staumlndig neu hinzukommenden CampE-DatenWeiterer Ausbau des Informations- und Doku-mentationssystems fuumlr die Dokumentation von CampE-Daten die bei Zuumlchtern Universitaumlten Genbanken sonstigen Forschungsinstituten und Akteuren anfallen

Erweiterung von NICE-D um ein Modul fuumlr die Speicherung von CampE-Daten die an MLS-Material von deutschen Empfaumlngern erhoben werden

25 wwwgenresdeeva

56

Y

Y

Y

FeldmitjungenErbsen

446 Bundesinformationssystem GenetischeRessourcen

Das Bundesinformationssystem Genetische Res-sourcen (BIG) bildet Informationen uumlber Wild- und Kulturpflanzen in Deutschland aus verschiedenen dezentralen Datenbanken ab Zentrales Element ist ein Portal welches Daten zu Vorkommen und Verbreitung (in situ und ex situ) zu Eigenschaften Gefaumlhrdung und Taxonomie uumlber einen zentralen Zugang aus den angeschlossenen Partnerdaten- banken benutzergerecht aufgearbeitet bereitstellt Seit seiner Inbetriebnahme im Jahr 2003 hat sich zwar die Informationslandschaft im Bereich biologi-scher Daten z B durch die Fortentwicklung von GBIF (Global Biodiversity Information Facility) veraumlndert dennoch gibt es weiterhin einen Bedarf fuumlr das spezi-elle Angebot von BIG im Bereich pflanzengenetischer Ressourcen Fuumlr den weiteren Betrieb von BIG ist es

aus der bisherigen Erfahrung allerdings notwendig BIG auf eine moderne technische Plattform nach neuestem Stand zu portieren durch Einbeziehung neuer Datenquellen und die Entwicklung neuer Informationsangebote zu uumlberarbeiten und zu erweitern und dabei auch das BIG-Portal weiter-zuentwickeln

Handlungsbedarf

Uumlberarbeitung und Erweiterung des BIG-Portals einschlieszliglich der zentralen technischen Kom-ponenten von BIG beim IBV der BLE

Einbeziehung neuer Datenquellen zu CampE-Daten und zu Sorteninformationen durch die BIG-Partner zusammen mit dem Julius Kuumlhn-Institut (NICE-D) und dem BundessortenamtAktualisierung und technische Anpassung der BIG-Partnerdatenbanken

57

45 Oumlffentlichkeitsarbeit

Bereits im Fachprogramm von 2002 wurde festge-stellt dass die Information der breiten Oumlffentlichkeit uumlber das Thema Erhaltung und nachhaltige Nutzung von PGR eher unzureichend ist Verschiedene Unter-suchungen zeigen dass auch heute die Kenntnisse uumlber die Themengebiete Biodiversitaumlt Agrobiodiver-sitaumlt oder genetische Ressourcen immer noch sehr gering sind Aus diesem Grund wurde in der Agrobio-diversitaumltsstrategie die Information und Aufklaumlrung der Oumlffentlichkeit insbesondere mit Blick auf das Nachfrage- und Ernaumlhrungsverhalten der Verbrau-cher als sektoruumlbergreifender Handlungsbedarf herausgestellt Im UN-Jahr der Biodiversitaumlt 2010 hat BMEL eine umfangreiche Kommunikations-kam-pagne zu dem Thema durchgefuumlhrt

Weiterhin wurde der Aufbau eines bdquoWissensnetzes Agrobiodiversitaumltldquo als Teil eines uumlbergreifenden deutschen Wissenschaftsnetzwerkes zur Biodiversi-taumltsforschung in der Agrobiodiversitaumltsstrategie als Leuchtturmprojekt herausgestellt

Der eigene Garten ist aus verschiedenen Gruumlnden immer seltener Teil des Alltags der Menschen in Deutschland Damit einher geht ein Verlust selbst einfachster Kenntnisse uumlber den praktischen Um-

gang und den Wert der Nutzpflanzen d h uumlber das Aussehen das Wachstum die Kultivierung Ernte und Nutzung von Pflanzen Neben der Verarmung der un-mittelbaren Agrobiodiversitaumlt findet somit zugleich ein Verlust von Erfahrungswissen statt

Im Rahmen des Leuchtturmprojekts bdquoVielfalts-Kam-pagne ndash Agrobiodiversitaumltldquo der Agrobiodiversitaumlts-strategie des BMEL wurde eine integrierte Kommuni-kationsstrategie zur Agrobiodiversitaumlt entwickelt und umgesetzt Diese muss durch geeignete Maszlignahmen aus dem Teilbereich pflanzengenetischer Ressourcen unterstuumltzt und mit den verfuumlgbaren Ressourcen fortgefuumlhrt werden

Handlungsbedarf

Y Veroumlffentlichung des Nationalen Fachprogramms als Broschuumlre in deutsch und englisch

Y Erstellen von Faktenblaumlttern und Faltblaumlttern zum Nationalen Fachprogramm durch verschiedene Akteure

Y Erstellen von Informationsmaterial fuumlr die Oumlffent-lichkeitsarbeit zu pflanzengenetischen Ressourcen (z B bdquoWho is Wholdquo der Agrobiodiversitaumlt)

Y Nutzung von Synergieeffekten bei der Kommuni-kation von Einzelmaszlignahmen durch die Akteure im Bereich pflanzengenetischer Ressourcen und Agrobiodiversitaumlt

BMELVKampagnenbusbdquoBiologischeVielfaltschuumltzenundnutzenldquo2010

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5 Organisation und Durchfuumlhrung

Der Bund und die Laumlnder sind mit der Ratifizierung des Uumlbereinkommens uumlber die Biologische Viel-falt (CBD) und des Internationalen Vertrags uumlber pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (ITPGR) umfangreiche internationale Verpflichtungen eingegangen die u a den Erhalt und die nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen betreffen

Mit der CBD verpflichten sich die Vertragsparteien nationale Strategien Plaumlne und Programme zur Er-haltung und nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt insgesamt zu entwickeln und bestimmte Informationspflichten zu erfuumlllen Dieser Verpflich-tung kommt Deutschland mit der bdquoNationalen Strategie zur biologischen Vielfaltldquo nach Sie wird ergaumlnzt durch die vom BMEL entwickelte bdquoStrategie zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der biolo-gischen Vielfalt in der Ernaumlhrungs- Land- Forst- und Fischereiwirtschaftldquo Diese Agrobiodiversitaumltsstrategie bildet einen Rahmen fuumlr die sektoralen nationalen Fachprogramme die speziell fuumlr pflanzen- tier- forst- und aquatische genetische Ressourcen erstellt worden sind

Mit dem ITPGR werden Verpflichtungen einge-gangen die speziell die Erhaltung und nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlh-rung und Landwirtschaft betreffen Nach Artikel 5 des ITPGR foumlrdert jede Vertragspartei nach Maszliggabe der innerstaatlichen Rechtsvorschriften und gegebe-nenfalls in Zusammenarbeit mit anderen Vertrags-parteien einen integrierten Ansatz zur Erforschung Erhaltung und nachhaltigen Nutzung pflanzenge-netischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirt-schaft Auszligerdem ergreifen die Vertragsparteien sofern angebracht Maszlignahmen um Gefahren fuumlr pflanzengenetische Ressourcen auf ein Mindestmaszlig zu beschraumlnken oder nach Moumlglichkeit zu beseitigen Auch diese Verpflichtungen werden in der Agrobiodi-versitaumltsstrategie des BMEL sowie dem vorliegenden Fachprogramm aufgegriffen

Die Bestimmungen der CBD und des ITPGR sind in Form zustimmungspflichtiger Bundesgesetze nach Art 59 Abs 2 des Grundgesetzes in nationales Recht umgesetzt worden (CBD BGBl II 1993 S 1741 ITPGR BGBl II 2003 S 906) Die Durchfuumlhrung und Uumlberwachung von Bundesgesetzen obliegt den Laumlndern soweit die Gesetze keine anderen

Bestimmungen enthalten Damit erstrecken sich die o g Verpflichtungen auf alle staatlichen Ebenen in Deutschland

In der Regel befinden sich die genetischen Ressour-cen in der Verfuumlgungsgewalt der Laumlnder teilweise allerdings auch in der des Bundes oder anderer nichtstaatlicher Akteure So unterhaumllt die Ressort-forschung oder das Bundessortenamt zur Erfuumlllung seiner gesetzlichen Aufgaben auch eigene Samm- lungen genetischer Ressourcen

Innerhalb des foumlderalen Systems ist der Bund fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung genetischer Ressourcen auch insoweit zustaumlndig als er von seiner Gesetzgebungskompetenz im Rahmen der konkur-rierenden Gesetzgebung zur Foumlrderung der land- und forstwirtschaftlichen Erzeugung sowie zur Sicherung der Ernaumlhrung Gebrauch macht Von Relevanz sind aber u a auch Regelungen zum Schutz des geistigen Eigentums (z B Sortenschutz)

Aus der Zustaumlndigkeit des Bundes fuumlr die auswaumlrtigen Beziehungen ergeben sich Koordinierungsaufgaben in Bezug auf Programme auf europaumlischer oder inter-nationaler Ebene und Vereinbarungen zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung genetischer Ressourcen Um diese Verpflichtungen erfuumlllen zu koumlnnen ist eine nationale Koordination der entsprechenden Inventa-risierungs- Erhaltungs- und Berichtsaktivitaumlten der Bundeslaumlnder notwendig Diese Aufgabe wurde auf Bundesebene zum groszligen Teil an das Informations- und Koordinationszentrum fuumlr Biologische Vielfalt (IBV) der BLE uumlbertragen

Die Koordination von Erhaltungsaktivitaumlten und Unterstuumltzung von Erhaltungsnetzwerken durch das IBV zeigt sich gegenwaumlrtig u a in der Koordination der Deutschen Genbank Zierpflanzen und der Mitar-beit in verschiedenen weiteren Erhaltungsnetzwerken (z B Rebe Obst)

Zustaumlndigkeiten des Bundes ergeben sich zudem aus der gemeinschaftlichen Foumlrderung von Einrichtun-gen und Vorhaben der Forschung von gesamtstaat-licher und uumlberregionaler Bedeutung durch Bund und Laumlnder So wird die Bundeszentrale Genbank fuumlr landwirtschaftliche und gaumlrtnerische Kulturpflanzen am Leibniz-Institut fuumlr Pflanzengenetik und Kultur-pflanzenforschung (IPK) vom Bund kofinanziert

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GruumlnlandmitStreuobstbaumlumenimMittelgebirge

Die Erhaltung genetischer Ressourcen hat in Deutschland in einigen Bereichen eine lange Traditi-on mit teilweise gut etablierten staatlichen oder pri-vaten Strukturen In der Agrobiodiversitaumltsstrategie und im vorliegenden Fachprogramm wird anerkannt dass die angestrebte Erhaltung und nachhaltige Nutzung genetischer Ressourcen nicht allein durch staatliche Stellen gewaumlhrleistet werden kann Aus diesem Grund sind die Erhaltungsanstrengungen von Bund und Laumlndern haumlufig in Form von Netzwerken angelegt Die Koordination der Akteure erfolgt u a uumlber den BEKO und das vorliegende FachprogrammDa es sich beim vorliegenden bdquoNationalen Fachpro-grammldquo um ein gemeinsames Programm aller rele-vanten Akteure im Bereich pflanzengenetischer Res-sourcen handelt wird dieses auch von allen Akteuren auf freiwilliger oder gesetzlicher Basis mitgetragen Ein aktueller Uumlberblick uumlber die einzelnen Akteure im Bereich der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft sowie deren Beitraumlge zur Umsetzung des vorliegenden Fachprogramms findet sich im zentralen Informationssystem Genetische Ressourcen bdquoGENRESldquo (wwwgenresde)

Der Bund die Laumlnder sowie die einzelnen Institute Gremien und Akteure stellen durch eigene Leistun-gen die Durchfuumlhrung dieses Fachprogramms sicher BMEL im Rahmen der Bundesregierung federfuumlhrend fuumlr dieses Fachprogramm wird bei der Durchfuumlhrung der ihm obliegenden Zustaumlndigkeiten besonders bei der Koordination von Maszlignahmen vom Bera-tungs- und Koordinierungsausschuss fuumlr genetische Ressourcen landwirtschaftlicher und gartenbaulicher

Kulturpflanzen (BEKO) und dessen pflanzen- und themenspezifischen Expertengruppen unterstuumltzt Die Laumlnder unterstuumltzen das Programm ggf durch die Einrichtung eigener Landesprogramme oder durch die Einbeziehung einzelner Maszlignahmen in bestehen-de Programme Wesentlich fuumlr Transparenz Kohaumlrenz und Effizienz von Maszlignahmen ist die Verbesserung des Informationsflusses und der Kommunikation zwischen den Akteuren Das Programm wird von Zeit zu Zeit unter Beteiligung der maszliggeb-lichen Akteure uumlberpruumlft und ggf fortgeschrieben

Die Durchfuumlhrung von Maszlignahmen des Arbeits-programms kann durch die Vereinbarung konkreter Projekte vorangetrieben und unterstuumltzt werden Diese werden in einem Projektplan beschrieben in welchem die Projektziele und die zu deren Umset-zung notwendigen Maszlignahmen definiert sind sowie Projektpartner und deren Aufgaben festgelegt wer-den Weitere Bestandteile des Projektplans sollten eine Auflistung von Meilensteinen ein Zeitplan sowie ein Finanzierungsplan sein der neben den Eigen-leistungen der Akteure auch externe Finanzierung beinhalten kann

Die Projekte koumlnnen sowohl durch die Akteure als auch durch den BEKO initiiert werden Die Experten-gruppen des BEKO sowie das Sekretariat unterstuumlt-zen die Erstellung der jeweiligen Projektplaumlne Die Projektdurchfuumlhrung wird durch den BEKO begleitet hierzu unterstuumltzt das Sekretariat den dazu notwen-digen Informationsaustausch zwischen den Akteuren und dem BEKO

60

6 Abkuumlrzungsverzeichnis

AEGIS A European Genebank Integrated System ndash Europaumlische Genbank AEGIS

AEGRO An Integrated European In Situ Manage-ment Work Plan Implementing Genetic Reserves and On Farm Concepts ndash Ein integrierter europaumlischer Arbeitsplan fuumlr das In-situ-Management Umsetzung der Konzepte bdquogenetisches Schutzgebietldquo und bdquoOn farmldquo

AMA Associate Membership Agreement ndash Beitrittsvereinbarung

BAZFAL Bundesanstalt fuumlr Zuumlchtungsforschung an Kulturpflanzen (bis 122007)

BEKO Beratungs- und Koordinierungsausschuss fuumlr genetische Ressourcen landwirt-schaftlicher und gartenbaulicher Kultur-pflanzen

BfN Bundesamt fuumlr Naturschutz

BGB Buumlrgerliches Gesetzbuch

BIG Bundesinformationssystem Genetische Ressourcen

BLE Bundesanstalt fuumlr Landwirtschaft und Ernaumlhrung

BMEL Bundesministerium fuumlr Ernaumlhrung undLandwirtschaft

BML Bundesministerium fuumlr Ernaumlhrung Land-wirtschaft und Forsten (heute BMEL)

BMU Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz und Reaktorsicherheit

BNatSchG Bundesnaturschutzgesetz

BS Benefit Sharing

BSA Bundessortenamt

CBD Convention on Biological Diversity ndash Uumlbereinkommen uumlber die Biologische Vielfalt

CGIAR Consultative Group on International Agricultural Research ndash Beratungsgruppe fuumlr Internationale Agrarforschung

CGRFA Commission on Genetic Resources for Food and Agriculture ndash Kommission fuumlr genetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

CWR Crop Wild Relative ndash mit Kulturarten verwandte Wildarten

CampE Charakterisierung und Evaluierung

DGG Deutsche Gartenbau-Gesellschaft 1822 e V

DGO Deutsche Genbank Obst

ECPGR European Cooperative Programme for Plant Genetic Resources ndash Europaumlisches Kooperationsprogramm fuumlr Pflanzen-genetische Ressourcen

EG Europaumlische Gemeinschaft

ELER Europaumlischer Landwirtschaftsfonds fuumlr die Entwicklung des laumlndlichen Raums

EPCS European Plant Conservation Strategy ndash Europaumlische Strategie zur Erhaltung der Pflanzen

EU Europaumlische Union

EUREGIO Deutsch-niederlaumlndischer Kommunal-verband e V

EURISCO European Plant Genetic Resources Search Catalogue ndash Europaumlischer Suchkatalog fuumlr Pflanzengenetische Ressourcen

EVA Nationales Evaluierungsprogramm fuumlr Pflanzengenetische Ressourcen

EWG Europaumlische Wirtschaftsgemeinschaft (seit 1994 umbenannt in EG)

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FAO Food and Agricultural Organisation of the United Nations ndash Ernaumlhrungs- und Land-wirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen

FFH Fauna-Flora-Habitat

GABI Genomanalyse im Biologischen System Pflanze

GAK Gemeinschaftsaufgabe bdquoVerbesserung der Agrarstruktur und des Kuumlstenschutzesldquo

GAP Gemeinsame Agrarpolitik

GBIF Global Biodiversity Information Facility

GBIS Genbankinformationssystem des IPK

GCDT Global Crop Diversity Trust ndash Globaler Fonds fuumlr die Nutzpflanzenvielfalt

GEVIP Grenzuumlberschreitende Entwicklung und Vermarktung innovativer Pflanzen-produkte

GIS Geoinformationssystem

GSPC Global Strategy for Plant Conservation ndash Globale Strategie zum Erhalt der Pflan-zenvielfalt

HNV High Nature Value Farmland ndash Indikator fuumlr Landwirtschaftsflaumlchen mit hohem Naturwert

IBV Informations- und Koordinationszentrum fuumlr Biologische Vielfalt

IPEN International Plant Exchange Network ndash Internationales Pflanzenaustausch- netzwerk

IPK Leibniz-Institut fuumlr Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung

ITPGRFA International Treaty on Plant Genetic Resources for Food and Agriculture ndash Internationaler Vertrag uumlber pflanzen-genetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

JKI Julius Kuumlhn-Institut ndash Bundesforschungs-institut fuumlr Kulturpflanzen

KULAP Kulturlandschaftsprogramm

LfL Bayrische Landesanstalt fuumlr Landwirt-schaft

MAA Most Appropriate Areas

MoU Memorandum of Understanding ndash Kooperationsvereinbarung

MuD Modell- und Demonstrationsvorhaben

MLS Multilateral System of Access and Benefit-Sharing ndash Multilaterales System fuumlr Zugang und Vorteilsausgleich

NICE-D Nationale Informationsinfrastruktur fuumlr Charakterisierungs- und Evaluierungs- daten in Deutschland

PGRDEU Nationales Inventar Pflanzengenetische Ressourcen in Deutschland

PGR Pflanzengenetische Ressourcen

PGRFA Plant Genetic Resources for Food and Agriculture ndash Pflanzengenetische Ressour-cen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

RL Richtlinie

SaatG Saatgutverkehrsgesetz

SMTA Standard Material Transfer Agreement ndash Standardisierte Materialuumlbertragungs-vereinbarung

SortG Sortenschutzgesetz

UPOV International Union for the Protection of New Varieties of Plants ndash Internationaler Verband zum Schutz von Pflanzenzuumlch-tungen

VITIS Europaumlische Fruchtartendatenbanken fuumlr Vitis

WEL Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

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7 Literatur

BfN (1999) Daten zur Natur Landwirtschaftsverlag Muumlnster

BLAG (Bund-Laumlnder-Arbeitsgruppe bdquoForstliche Genressourcen und Forstsaatgutrechtldquo) (2000) Konzept zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung forstlicher Genressourcen in der Bundesrepublik Deutschland

BLE (2008) Pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Er-naumlhrung und Landwirtschaft in Deutschland Zweiter Nationaler Bericht Schriftenreihe des Informations- und Koordinationszentrums fuumlr Biologische Vielfalt Band 29

BMELV (2007) Agrobiodiversitaumlt erhalten Potenziale der Land- Forst- und Fischereiwirtschaft erschlieszligen und nachhaltig nutzen Eine Strategie des BMELV fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt fuumlr die Ernaumlhrung Land- Forst- und Fischerei-wirtschaft

BML (1996) Nutzpflanzen - Vielfalt fuumlr die Zukunft Deutscher Bericht zur Vorbereitung der 4 Internationalen Technischen Konferenz der FAO uumlber Pflanzengenetische Ressourcen vom 17-23 Juni 1996 in Leipzig Sonderdruck 625-1396 Bonn

BML (1997) 4 Internationale Technische Konferenz der FAO uumlber Pflanzengenetische Ressourcen-Schriften zu Genetischen Ressourcen (Sonder-band) Bonn

BML (2000a) Genetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung Landwirtschaft und Forsten Reihe A Angewandte Wissenschaft Heft 487 Landwirt-schaftsverlag Muumlnster-Hiltrup

BML (2000b) Statistisches Jahrbuch uumlber Ernaumlhrung Landwirtschaft und Forsten Landwirtschafts-verlag Muumlnster-Hiltrup

Bommer DFR amp K Beese (1990) Pflanzengenetische Ressourcen ndash Ein Konzept zur Erhaltung und Nutzung fuumlr die Bundesrepublik Deutschland Schriftenreihe des Bundesministeriums fuumlr Ernaumlhrung Landwirtschaft und Forsten Reihe A Angewandte Wissenschaft Heft 388

FAO (1996) Global Plan of Action for the Conservati-on and Sustainable Utilization of Plant Genetic Resources for Food and Agriculture FAO Rom

FAO (2010) The Second Report on the State of the Worldacutes Plant Genetic Resources for Food and Agriculture Rome

Hammer K (1998) Agrarbiodiversitaumlt und pflanzen-genetische Ressourcen Schriften zu Geneti-schen Ressourcen Band 10 ZADI Bonn

Korneck D amp H Sukopp (1988) Rote Liste der in der Bundesrepublik Deutschland ausgestorbenen verschollenen und gefaumlhrdeten Farn- und Bluumltenpflanzen und ihre Auswertung fuumlr den Arten- und Biotopschutz Schr ndashRF Vegeta-tionskunde 19

Korneck D M Schnittler amp I Vollmer (1996) Rote Liste der Farn- und Bluumltenpflanzen Deutsch-lands Schr-R f Vegetationskunde 28

Laliberte B Maggioni L Maxted N amp V Negri (eds) (2000) Report of a Task Force on Wild Species Conservation in Genetic Reserves and a Task Force on On-farm Conservation and Manage-ment IPGRI Rom

Leopold J (1998) Saatgut-Nachbau und Saatgut-Pflege ndash eine Umfrage bei Demeter-Landwirten und ndashGaumlrtnern ndash Forschungsring fuumlr biolo-gisch-dynamische Wirtschaftsweise Darm-stadt

Schneider C U Sukopp amp H Sukopp (1994) Bio-logisch-oumlkologische Grundlagen des Schutzes gefaumlhrdeter Segetalpflanzen Schr-R f Vege-tationskunde 26

63

8 Zitierte Gesetzestexte und Mitteilungen

BMJ (1993) Gesetz zu dem Uumlbereinkommen uumlber die biologische Vielfalt vom 05 Juni 1992 Bundesgesetzblatt Teil II Z 1998 A 09 Sept 1993 Nr 32

BMELV (2011) Richtlinie zur Foumlrderung von Modell- und Demonstrationsvorhaben im Bereich der Erhaltung und innovativen nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt

BMU (2012) Leitfaden zur Verwendung gebietseige-ner Gehoumllze Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) Stand Januar 2012 httpwwwbmudefilespdfsallgemeinapplicationpdfleitfaden_ gehoelze_bfpdf Letzter Zugriff 06032012

Bundesnaturschutzgesetz vom 29 Juli 2009 (BGBl I S 2542) das zuletzt durch Artikel 5 des Geset-zes vom 6 Februar 2012 (BGBl I S 148) geaumln-dert worden ist

KOM (2001) Mitteilung der Kommission an den Rat und das Europaumlische Parlament ndash Aktionsplan zur Erhaltung der Biologischen Vielfalt in der Landwirtschaft KOM20010162 endg

KOM (2006) Mitteilung der Kommission Eindaumlm-mung des Verlusts der Biologischen Vielfalt bis zum Jahr 2010 ndash Und daruumlber hinaus KOM (2006) 216 endg

KOM (2010) Mitteilung der Kommission an das Euro-paumlische Parlament den Rat den Europaumlischen Wirtschafts- und Sozialausschuss und den Ausschuss der Regionen ndash Die GAP bis 2020 Nahrungsmittel natuumlrliche Ressourcen und laumlndliche Gebiete ndash die kuumlnftigen Herausfor-derungen KOM (2010) 6725

Verordnung uumlber das Inverkehrbringen von Saatgut von Erhaltungsmischungen vom 6 Dezember 2011 (BGBl I S 2641)

Verordnung uumlber die Zulassung von Erhaltungssor-ten und das Inverkehrbringen von Saat- und Pflanzgut von Erhaltungssorten vom 21 Juli 2009 (BGBl I S 2107)

Vierzehnte Verordnung zur Aumlnderung saatgutrecht-licher Verordnungen vom 17 Dezember 2010 (BGBl I S 2128)

VO (EG) Nr 8702007

VO (EG) Nr 16882005 (ELER-VO)

64

9 Weiterfuumlhrende Informationen und Adressverzeichnis

Weiterfuumlhrende Informationen Hintergrundmaterial und ein aktuelles Adressverzeichnis fuumlr alle am vorliegenden Fachprogramm beteiligten Akteure findet sich im Informationssystem Genetische Ressourcen GENRES (httpwwwgenresdekultur-und-wildpflanzenrahmenbedingungenfachprogramm)

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66

ImpressumHerausgeberBundesministerium fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (BMEL)Wilhelmstraszlige 54 10117 Berlin

StandJanuar 2015

Text und AnsprechpartnerBundesministerium fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (BMEL)Referat 522Biologische Vielfalt und BiopatenteRochusstraszlige 153123 BonnTelefon +49 228 99 529-0

Gestaltungdesignidee buumlro_fuumlr_gestaltung Erfurt

BildnachweisChristian PedantFotoliacom S 1 BMELPhototheknetThomas Koumlhler S 4 R_RFotoliacom S 6 12 Herrn Dr Hoffmann ZALF S 15 S 45 Xochiquetzal FonsecaCIMMYT S 19 BMEL designidee S 28Europa-Rosarium Sangerhausen Frau Schulz S 30 B Ditsch BG Dresden S 53 Thomas Stephan Dominic MenzlerBundesanstalt fuumlr Landwirt-schaft und Ernaumlhrung (BLE)wwwoekolandbaude S 8 9 16 18 20 34 37 40 51 54 56 Informations- und Koordinationszentrum fuumlr Biologische Vielfalt (IBV) S 7 10 23 25 27 31 32 34 35 36 40 43 44 59N HirneisenPicleasecom H Winter Picleasecom S 11 FocalPointFo-toliacom S 41 G EllwangerPicleasecom H Duty Picleasecom

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Diese Broschuumlre wird im Rahmen der Oumlffentlichkeits- arbeit des BMEL kostenlos herausgegeben Sie darf nicht im Rahmen von Wahlwerbung politischer Parteien oder Gruppen eingesetzt werden

Weitere Informationen finden Sie im Internet unterwwwbmelde

  • Nationales Fachprogramm zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung pflanzen- genetischer Ressourcen landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Kulturpflanzen Pflanzengenetische Ressourcen in Deutschland
    • Inhalt
    • Vorwort
      • Sehr geehrte Leserinnnen und Leser
        • 1 Einleitung
        • 2 Bedeutung Gefaumlhrdung und Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen
          • 21 Begriffsbestimmungen
          • 22 Bedeutung
          • 23 Zustand und Gefaumlhrdung
          • 24 Erhaltung pflanzen- genetischer Ressourcen
            • 3 Politische und rechtliche Rahmen- bedingungen
              • 31 Internationale Ebene
                • 311 Uumlbereinkommen uumlber die biologische Vielfalt
                • 312 Internationaler Vertrag uumlber pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft
                  • Kommission fuumlr Genetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft der FAO
                    • 313 Globaler Treuhandfonds fuumlr Nutzpflanzenvielfalt
                      • 32 Europaumlische Ebene
                        • 321 EU-Agrarpolitik
                        • 322 Europaumlisches Kooperationsprogramm fuumlr pflanzengenetische Ressourcen
                          • 33 Nationale Ebene
                            • 331 Zugang zu pflanzengenetischen Ressourcen
                            • 332 RechtlicherRahmenfuumlrdas InverkehrbringenvonSaat-und Pflanzgut
                            • 333 AuswirkungendesNaturschutzrechts
                                • 4 Schwerpunkte des Arbeitsprogramms
                                  • 41 Ex-situ-Erhaltung
                                    • Handlungsbedarf
                                    • 411 BundeszentraleGenbankfuumlr landwirtschaftlicheund gartenbaulicheKulturpflanzen
                                      • Handlungsbedarf
                                        • 412 DeutscheGenbankObst
                                          • Handlungsbedarf
                                            • 413 DeutscheGenbankReben
                                              • Handlungsbedarf
                                                • 414 DeutscheGenbankZierpflanzen
                                                  • Handlungsbedarf
                                                    • 415 Genbank fuumlr Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft
                                                      • Handlungsbedarf
                                                        • 416 Implementierung der bdquoEuropaumlischen Genbankldquo (AEGIS) im Rahmen des ECPGR
                                                          • Handlungsbedarf
                                                            • 417 Implementierung des Multilateralen Systems (MLS) des Internationalen Vertrags
                                                              • Handlungsbedarf
                                                                  • 42 In-situ-Erhaltung
                                                                    • 421 On-farm-Bewirtschaftung
                                                                      • 4211 Weiterentwicklung der bdquoRoten Liste der gefaumlhrdeten einheimischen Nutzpflanzenldquo
                                                                        • Handlungsbedarf
                                                                          • 4212 Staumlrkung der On-farm-Erhaltung und -Bewirtschaftung
                                                                            • Handlungsbedarf
                                                                              • 4213 Erhaltung und nachhaltige Nutzung der genetischen Vielfalt im Gruumlnland
                                                                                • Handlungsbedarf
                                                                                  • 4214 Aufbau von Kompetenzzentren
                                                                                    • Handlungsbedarf
                                                                                      • 4215 AufbauvonFortbildungsangeboten imBereichOn-farm-Erhaltung pflanzengenetischerRessourcen
                                                                                        • Handlungsbedarf
                                                                                            • 422 In-situ-ErhaltungvonWildpflanzen fuumlrErnaumlhrungundLandwirtschaft (WEL)
                                                                                              • Handlungsbedarf
                                                                                              • 4221 IdentifizierungvonSchwerpunktarten
                                                                                                • Handlungsbedarf
                                                                                                  • 4222 BestandsstuumltzendeMaszlignahmen
                                                                                                    • Handlungsbedarf
                                                                                                      • 4223 IdentifizierungAufbauundAusweisung bdquogenetischerSchutzgebieteldquo
                                                                                                        • Handlungsbedarf
                                                                                                          • 4224 VerwendunggebietseigenerWildpflanzen inderfreienNatur
                                                                                                            • Handlungsbedarf
                                                                                                              • 43 Nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen
                                                                                                                • 431 WeiterfuumlhrungvonAgrarumwelt- maszlignahmen
                                                                                                                  • Handlungsbedarf
                                                                                                                    • 432 Weiterentwicklungnachhaltiger Nutzungssysteme
                                                                                                                      • Handlungsbedarf
                                                                                                                        • 433 EntwicklungundVerbesserungvon IndikatorenfuumlrdieBestimmungder Gefaumlhrdungvonpflanzengenetischen Ressourcen
                                                                                                                          • Handlungsbedarf
                                                                                                                            • 434 FoumlrderungderEvaluierungund Charakterisierung
                                                                                                                              • Handlungsbedarf
                                                                                                                                • 435 ErschlieszligungvonInnovationspoten- zialenpflanzengenetischerRessourcen durchdieZuumlchtungsforschung
                                                                                                                                  • Handlungsbedarf
                                                                                                                                    • 436 Erweiterungdergenetischen DiversitaumltdurchdenAufbauvon Evolutionsramschen
                                                                                                                                      • Handlungsbedarf
                                                                                                                                        • 437 VermarktungvonbdquoVielfaltsproduktenldquo
                                                                                                                                          • Handlungsbedarf
                                                                                                                                              • 44 Information und Dokumentation
                                                                                                                                                • 441 Auf-undAusbauinstitutioneller Informationsinfrastruktur
                                                                                                                                                  • Handlungsbedarf
                                                                                                                                                    • 442 PortalfuumlrEx-situ-Erhaltungskulturen einheimischerWildpflanzen
                                                                                                                                                      • Handlungsbedarf
                                                                                                                                                        • 443 Auf-undAusbaueinerDokumen- tationsinfrastrukturzwischenBund undLaumlndernfuumlrdenBereichin situ undon farm
                                                                                                                                                          • Handlungsbedarf
                                                                                                                                                            • 444 NationalesInventarbdquoPGRDEUldquo
                                                                                                                                                              • Handlungsbedarf
                                                                                                                                                                • 445 NationaleInformationsinfrastruktur fuumlrCharakterisierungs-undEvaluie- rungsdaten
                                                                                                                                                                  • Handlungsbedarf
                                                                                                                                                                    • 446 Bundesinformationssystem GenetischeRessourcen
                                                                                                                                                                      • Handlungsbedarf
                                                                                                                                                                          • 45 Oumlffentlichkeitsarbeit
                                                                                                                                                                            • Handlungsbedarf
                                                                                                                                                                                • 5 Organisation und Durchfuumlhrung
                                                                                                                                                                                • 6 Abkuumlrzungsverzeichnis
                                                                                                                                                                                • 7 Literatur
                                                                                                                                                                                • 8 Zitierte Gesetzestexte und Mitteilungen
                                                                                                                                                                                • 9 Weiterfuumlhrende Informationen und Adressverzeichnis
                                                                                                                                                                                • Impressum
                                                                                                                                                                                  • Herausgeber
                                                                                                                                                                                  • Stand
                                                                                                                                                                                  • Text und Ansprechpartner
                                                                                                                                                                                  • Gestaltung
                                                                                                                                                                                  • Bildnachweis
                                                                                                                                                                                  • Druck
                                                                                                                                                                                  • Bestellinformation
Page 7: Pflanzengenetische Ressourcen in Deutschland - BMEL

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des Nationalen Fachprogramms sicher Die Bundes-laumlnder unterstuumltzen das Nationale Fachprogramm durch eigene Laumlnderprogramme oder durch einzelne Maszlignahmen in anderen bestehenden Programmen

Mit dem Fachprogramm werden

Informationen uumlber Bedeutung Vorkommen und Erhaltungszustand der jeweiligen genetischen Ressourcen erhoben zusammengefuumlhrt konso-lidiert ausgewertet und zu einem Gesamtbild zusammengefuumlgt das als Entscheidungsgrundlage dientMaszlignahmen zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung genetischer Ressourcen entwickelt deren Umsetzung angestoszligen werden sollen undinstitutionelle personelle und finanzielle Ressour-cen gebuumlndelt sowiedie maszliggeblichen Akteure aus Verwaltung For-schung und dem gesellschaftlichen Umfeld zu-sammengefuumlhrt

BluumlhenderAckerrandstreifen

Ausgehend von den internationalen und nationa-len Vorgaben insbesondere der Agrobiodiversi-taumltsstrategie des BMEL sind die wesentlichen Zie-le des Nationalen Fachprogramms zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen landwirtschaftlicher und gartenbauli-cher Kulturpflanzen

Ressourcen sichern die Vielfalt der wild wachsenden und der kultivierten pflanzen-genetischen Ressourcen langfristig in wissen-schaftlich abgesicherter und kosteneffizienter Weise in situ und ex situ erhaltenOumlkosysteme erhalten einen Beitrag zur Erhaltung und Wiederherstellung landwirt-schaftlich und gartenbaulich gepraumlgter Oumlko-systeme einschlieszliglich der obstbaulichen und Gruumlnlandoumlkosysteme leistenVielfalt nutzen pflanzengenetische Ressour-cen durch geeignete Maszlignahmen u a durch Charakterisierung Evaluierung Dokumen-tation zuumlchterische Erschlieszligung Bildungs- und Oumlffentlichkeitsarbeit verstaumlrkt nutzbar machenAnbau diversifizieren eine groumlszligere Vielfalt landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Kulturpflanzenarten und -sorten (einschlieszlig-lich Zierpflanzen) in Deutschland nachhaltig wirtschaftlich nutzenZustaumlndigkeiten darlegen mehr Transpa-renz bei den verteilten Zustaumlndigkeiten und Verantwortlichkeiten von Bund Laumlndern und Gemeinden sowie den auf dem Gebiet taumltigen Organisationen und Institutionen bei der Er-haltung und Nutzung der pflanzengenetischen Ressourcen herstellen undNational und international zusammenarbei-ten Synergien nutzen die sich aus einer ver-staumlrkten Zusammenarbeit auf der nationalen uumlberstaatlich-regionalen und internationalen Ebene ergeben koumlnnen und diese foumlrdern

Bohnenvielfalt

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2 Bedeutung Gefaumlhrdung und Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen

21 Begriffsbestimmungen

Fuumlr die im vorliegenden Fachprogramm verwendeten Begriffe gelten die im Rahmen des Internationalen Vertrags uumlber pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (International Treaty on Plant Genetic Resources for Food and Agriculture ndash Internationaler Vertrag) bzw dem Uumlbereinkommen uumlber die biologische Vielfalt (Convention on Biological Diversity ndash CBD) erarbeiteten Begriffsbestimmungen

Oumlkosystem bedeutet einen dynamischen Komplex von Gemeinschaften aus Pflanzen Tieren und Mikro-organismen sowie deren nicht lebender Umwelt die als funktionelle Einheit in Wechselwirkung stehen

Biologische Vielfalt ist die Variabilitaumlt unter lebenden Organismen jeglicher Herkunft darunter u a Land- Meeres- und sonstige aquatische Oumlkosysteme und die oumlkologischen Komplexe zu denen sie gehoumlren dies umfasst die Vielfalt innerhalb der Arten und zwischen den Arten und die Vielfalt der Oumlko-systeme

Genetische Ressourcen sind genetisches Material von tatsaumlchlichem oder potenziellem Wert

Genetisches Material ist jedes Material pflanzlichen tierischen mikrobiellen oder sonstigen Ursprungs das funktionale Erbeinheiten enthaumllt

Pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft bedeutet jedes genetische Material pflanzlichen Ursprungs das einen tatsaumlchlichen oder potenziellen Wert fuumlr Ernaumlhrung und Landwirt-schaft hat

Ex-situ-Erhaltung ist die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft auszligerhalb ihres natuumlrlichen Lebensraums

In-situ-Erhaltung bedeutet die Erhaltung von Oumlkosystemen und natuumlrlichen Lebensraumlumen sowie die Bewahrung und Wiederherstellung lebensfaumlhiger Populationen von Arten in ihrer natuumlrlichen Umge-bung und ndash im Fall domestizierter oder gezuumlchteter Pflanzenarten ndash in der Umgebung in der sie ihre besonderen Eigenschaften entwickelt haben

Nachhaltige Nutzung ist die Nutzung von Bestandteilen der biologischen Vielfalt in einer Weise und in einem Ausmaszlig die nicht zum langfristigen Ruumlckgang der biologischen Vielfalt fuumlhren wodurch ihr Po-tential erhalten bleibt die Beduumlrfnisse und Wuumlnsche heutiger und kuumlnftiger Generationen zu erfuumlllen

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On-farm-Bewirtschaftung als besondere Form der In-situ-Erhaltung ist die Erhaltung und Weiterent-wicklung lokal oder regional angepasster so genannter Landsorten in der Umgebung in der sie ihre besonderen Eigenschaften entwickelt haben d h im landwirtschaftlichen Betrieb im weiteren Sinne

Landsorten sind Populationen oder Klone innerhalb einer Kulturart die durch reproduzierbare Ausprauml-gung ihrer Merkmale definiert sind und sich in der Regel aus mehreren morphologisch oder physiolo-gisch voneinander abweichenden Typen zusammensetzen die sich laufend an die natuumlrlichen Umwelt-bedingungen ihrer Region anpassen

Erhaltungssorten im Sinne des Saatgutrechts sind Sorten von landwirtschaftlichen Arten und Gemuuml-searten die traditionell in bestimmten Gebieten (Ursprungsregionen) angebaut wurden an die natuumlr-lichen oumlrtlichen und regionalen Umweltbedingungen angepasst von genetischer Erosion bedroht und hinsichtlich der Erhaltung von pflanzengenetischen Ressourcen bedeutsam sind

Amateursorten im Sinne des Saatgutrechts sind Sorten von Gemuumlsearten die an sich ohne Wert fuumlr den Anbau zu kommerziellen Zwecken sind und die fuumlr den Anbau unter besonderen klimatischen boden- oder agrotechnischen Bedingungen gezuumlchtet wurden

22 Bedeutung

Von der Landnutzung in Deutschland entfaumlllt etwas mehr als die Haumllfte auf die Landwirtschaft ndash unsere agrarisch gepraumlgten Kulturlandschaften Die dort angebauten oder genutzten Kulturpflanzen haben aufgrund der damit erzeugten Produkte eine erheb-liche oumlkonomische Bedeutung ihre Nutzung bietet vielen Menschen in Deutschland Nahrung Beschaumlf-tigung und Einkommen Kulturlandschaften haben aufgrund ihrer Ausdehnung bei uns als Lebensraumlume fuumlr Pflanzen und Tiere einen hohen oumlkologischen Stellenwert

Der groumlszligte Teil der heute vorhandenen genetischen Vielfalt unserer Nutzpflanzen entstand durch staumln-dige Auslese und Weiterentwicklung im Rahmen der landwirtschaftlichen Produktion damit ist die da-durch entstandene Vielfalt in Form von angepassten Kulturpflanzenarten und -sorten sowie des Wissens uumlber Anbau Vermehrung und Nutzung auch Teil unseres kulturellen Erbes

Uumlber den aktuellen oumlkonomischen Nutzen hinaus stellt die Vielfalt der genutzten und nutzbaren Pflan-zen aufgrund der Vererbbarkeit ihrer Eigenschaf-ten zudem eine wertvolle Ressource fuumlr zukuumlnftige Nutzungen und eine Grundlage fuumlr Innovationen und erweiterte wirtschaftliche Aktivitaumlten dar Auch eine Anpassung an veraumlnderte Rahmenbedingungen wie Klimaveraumlnderungen oder veraumlnderte Nachfra-ge koumlnnen den Ruumlckgriff auf pflanzengenetische

Ressourcen erfordern Die Vielfalt ist eine grundle-gende Voraussetzung fuumlr zukuumlnftige Nutzungen und zuumlchterischen Fortschritt Einmal verloren gegangene biologische Vielfalt ist nicht wieder herstellbar Aus diesem Grunde ist in besonderer Weise Vorsorge geboten

Daruumlber hinaus sind kulturelle und aumlsthetische Werte zu beruumlcksichtigen Bei den Zierpflanzen haben letz-tere auch unmittelbar groszlige oumlkonomische Bedeutung erlangt Traditionelle Arten oder alte Sorten von Kulturpflanzen zeugen von den kulturellen Leis-tungen fruumlherer Generationen und der historischen Entwicklung des Land- und Gartenbaus in einer Region Traditionelle Formen der agrarisch gepraumlgten Kulturlandschaften haben zudem einen besonderen Erlebnis- oder Erholungswert der unter dem Stich-wort bdquoDiversifizierung der Land- und Forstwirtschaftldquo regional wiederum oumlkonomische Bedeutung als Standortfaktor erlangt

AnbauverschiedenerSalatsorten

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23 Zustand

und Gefaumlhrdung

Die Ausgangslage hinsichtlich Zustand und Gefaumlhr-dung landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Kul-turen sowie fuumlr den Weinbau werden in der Agrobio-diversitaumltsstrategie des BMEL beschrieben Weitere Informationen zu landwirtschaftlichen Nutzpflanzen Gruumlnlandpflanzen Gemuumlse Obstkulturen Zierpflan-zen Sonderkulturen und potentiell nutzbaren Wild-pflanzen finden sich im zweiten Nationalen Bericht uumlber Pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft in Deutschland aus dem Jahr 20083 Die Nationalen Berichte bildeten auch die Grundlage fuumlr den zweiten Weltzustandsbericht uumlber pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft der FAO4

Auch wenn sich einige Arten infolge gezielter Erhal-tungsmaszlignahmen erholen konnten ist insgesamt die Vielfalt der genutzten Arten und teilweise auch die genetische Vielfalt innerhalb der Arten stark ruumlck-laumlufig Der Ruumlckgang ging einher mit einer regional unterschiedlich ausgepraumlgten Intensivierung der Landwirtschaft und der Nutzungsaufgabe von er-tragsarmen Standorten Die Gefaumlhrdung der heimi-schen Nutzpflanzenvielfalt soll zukuumlnftig vor allem durch die Weiterentwicklung der bdquoRoten Liste der gefaumlhrdeten einheimischen Nutzpflanzenldquo (s Kapitel 4211) besser dokumentiert werden

Fast ein Drittel der landwirtschaftlichen Nutzflaumlche nimmt das Gruumlnland ein Es gehoumlrt mit seinem Arten-reichtum zu den wertvollsten Agraroumlkosystemen und leistet damit neben seinem Beitrag zur landwirt-schaftlichen Produktion auch wichtige Dienste als Oumlkosystem Auch bei intensiv genutztem Gruumlnland ist ein Ruumlckgang des Artenreichtums zu verzeichnen Um moumlglichst umfassende Informationen uumlber den Artenreichtum von Gruumlnlandstandorten zu erhalten ist es zunaumlchst notwendig entsprechende Indikator- oder Kennarten zu bestimmen um dann eine Auf-nahmemethode zur Identifikation der unterschiedli-chen Gruumlnlandformen festzulegen

24 Erhaltung pflanzen-

genetischer Ressourcen

Die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft erfolgt durch zwei grundsaumltzlich unterschiedliche Wege die sich jedoch ergaumlnzen Die Ex-situ- und die In-situ-ErhaltungDie Ex-situ-Erhaltung in Deutschland erfolgt v a in Genbanken Botanischen Gaumlrten und sonstigen Institutionen Waumlhrend bei der Arbeit in den Bota-nischen Gaumlrten primaumlr die globale Artenvielfalt fuumlr Forschungs- und Ausbildungszwecke im Vordergrund steht raumlumen die Genbanken vor allem der innerart-lichen Variabilitaumlt unserer Kulturarten Prioritaumlt ein Von den deutschen Genbanken betreut die zentrale Kulturpflanzengenbank Deutschlands am Leibniz-Institut fuumlr Pflanzengenetik und Kulturpflanzenfor-schung (IPK) eine sehr artenreiche Sammlung die Ak-zessionen von uumlber 3200 Arten umfasst wobei auch hier bezogen auf die Anzahl der Muster der Samm-lungsschwerpunkt bei wenigen landwirtschaftlich be-deutenden Arten (v a Getreide) liegt Diese Genbank gehoumlrt zu den weltweit groumlszligten Sammlungen

Acker-Rittersporn(Consolida regalis)Einepotenziellnutzbare

WildpflanzefuumlrErnaumlhrungundLandwirtschaft(WEL)

3 httpwwwgenresdefileadminSITE_GENRESdownloadsschriftenreiheagrobiodiversitaet_band_29pdf4 httpwwwfaoorgdocrep013i1500ei1500e00htm

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Bluumlhende Streuobstwiese

Da die Erhaltung einiger Kulturen wie Obst Gehoumllze und Zierpflanzen nicht in den Aufgabenbereich der IPK-Genbank faumlllt ist die Etablierung weiterer spezi- alisierter Genbanken bzw Genbanknetzwerke not- wendig (siehe Kapitel 41) Ergaumlnzend bieten sich auch die Botanischen Gaumlrten fuumlr die Erhaltung genetischer Ressourcen an die gleichzeitig alte Sorten wie auch Wildarten und Wildformen von Kulturarten am na- tuumlrlichen Standort als auch ex situ erhalten koumlnnen Aber auch Erhaltungsinitiativen und sonstige Insti-tutionen einschlieszliglich Privatpersonen die speziali-sierte Sammlungen mit wenigen oder nur einer Art unterhalten koumlnnen in diese Erhaltungsaktivitaumlten einbezogen werden Zur besseren Koordination dieser Sammlungsaktivitaumlten werden derzeit Erhaltungs-infrastrukturen in Form von Genbanknetzwerken etabliert bzw weiter ausgebaut (Naumlheres hierzu siehe wwwgenresde)

Traditionell sind der Schutz und die Erhaltung in situ Schwerpunktaktivitaumlten des Naturschutzes Die Arten bleiben in ihren Oumlkosystemen den dynamischen Prozessen der Evolution ausgesetzt Die notwendige Anpassung durch natuumlrliche Selektion an wechseln-de Umwelteinfluumlsse ist so gewaumlhrleistet Mit unse-ren Kulturarten verwandte Wildpflanzen (crop wild

relatives ndash CWR) und aktuell oder potenziell nutzbare Wildarten stellen mit mehr als 2800 Arten als so-genannte Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Land-wirtschaft (WEL) einen beachtlichen Anteil unserer heimischen Flora (ca 3500 Arten) WEL leisten einen wichtigen Beitrag zur Erweiterung der genetischen Basis und sind damit fuumlr die Pflanzenzuumlchtung eine wertvolle Quelle neuer Eigenschaften In der nach-haltigen landwirtschaftlichen und gartenbaulichen Pflanzenproduktion werden heute leistungsfaumlhige und gesunde Sorten mit ausgepraumlgten Qualitaumlts-eigenschaften und guter Widerstandsfaumlhigkeit gegen Pflanzenkrankheiten und Schaumldlinge benoumltigt

Eine besondere Form der In-situ-Erhaltung ist die On-farm-Bewirtschaftung Erhaltungsinitiativen aber auch einige Betriebe des oumlkologischen Landbaus bauen alte regional angepasste Sorten (so genannte Landsorten) an Beim Erhalt gartenbaulicher Kul-turpflanzen und Sonderkulturen kann ebenfalls die traditionelle Nutzung in Gaumlrten sehr wichtig sein

Die Erhaltung und nachhaltige Nutzung genetischer Ressourcen gehoumlrt zu den wichtigen Zukunftsaufgaben von Bundes- und Landesregierungen Deutschlands

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3 Politische und rechtliche Rahmen- bedingungen

31 Internationale Ebene

311 Uumlbereinkommen uumlber die biologische Vielfalt

Das 1992 in Rio de Janeiro von der Voumllkergemein-schaft beschlossene Uumlbereinkommen uumlber die biolo-gische Vielfalt (Convention on Biological Diversity ndash CBD) verpflichtet die Vertragsstaaten zur langfris-tigen Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der auf ihrem Hoheitsgebiet vorkommenden biologischen Vielfalt Es enthaumllt auch Bestimmungen uumlber den Zugang zu genetischen Ressourcen und der Teilha-be an den sich aus der Nutzung dieser Ressourcen ergebenden Vorteile (siehe hierzu auch Kapitel 331) Deutschland ist seit 1993 Vertragspartei der CBD (Ge-setz zu dem Uumlbereinkommen vom 5 Juli 1992 uumlber die biologische Vielfalt (BGBI II 1993 1741))

Ein wichtiger Erfolg des CBD-Prozesses war die Ver-abschiedung der Bonner Leitlinien uumlber den Zugang zu genetischen Ressourcen und die gerechte und ausgewogene Beteiligung an den Vorteilen aus ihrer Nutzung im Jahr 2002 Mit der Verabschiedung des sogenannten Nagoya-Protokolls auf der 10 Vertrags-staatenkonferenz unter voller Beruumlcksichtigung be-reits bestehender internationaler Regelungen wurden die Grundlagen fuumlr kuumlnftige Regelungen zu Zugang und Vorteilsausgleich geschaffen

Fuumlr den Schutz die Erhaltung und nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen ist daruumlber hinaus die 2002 im Rahmen der CBD verabschiede-te Globale Strategie zum Erhalt der Pflanzenvielfalt (Global Strategy for Plant Conservation ndash GSPC) von Bedeutung Sie stellt ein Instrument dar um das 2010-Ziel (signifikante Verminderung des Verlusts an biologischer Vielfalt) welches durch die Staats- und Regierungschefs anlaumlsslich des Weltgipfels fuumlr nach-haltige Entwicklung (World Summit on Sustainable Development) 2002 beschlossen wurde zu erreichen Alle Vertragsstaaten der CBD sind aufgefordert die GSPC bei der Erarbeitung von nationalen Strategien

und Programmen zu beruumlcksichtigen Auf der 10 Vertragsstaatenkonferenz der CBD im Oktober 2010 in Nagoya Japan wurde eine uumlberarbeitete GSPC beschlossen Die GSPC umfasst 16 konkrete Ziele in 5 Handlungsbereichen (I) Erfassung und Dokumen-tation (II) Erhaltung (III) Nachhaltige Nutzung (IV) Foumlrderung von Bildung und Bewusstsein uumlber die Pflanzenvielfalt und (V) Schaffung von fachlichen Kapazitaumlten zu deren Erhaltung In einem For-schungs- und Entwicklungsvorhaben des BfN mit den Botanischen Gaumlrten der Universitaumlt Bonn (2005ndash2008) wurden Vorschlaumlge zu Umsetzungserfordernissen der GSPC in Deutschland erarbeitet Die im Rahmen dieses Vorhabens geleistete Luumlckenanalyse und Erar-beitung von Handlungsprioritaumlten unterstuumltzen seit Beendigung des Projekts die Umsetzung einzelner Ziele durch betroffene Akteure in Deutschland

Delegierte verhandeln die internationalen Rahmenbedingungen fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen

5 Planta Europa ist ein Netzwerk unabhaumlngiger Regierungs- und Nicht-Regierungs-Organisationen die fuumlr den Schutz der europaumlischen Flora zusammenarbeiten (wwwplantaeuropaorg)

Eine weitere Grundlage bilden auch die detaillierte-ren Anforderungen der Europaumlischen Strategie zur Erhaltung der Pflanzen (European Plant Conserva-tion Strategy ndash EPCS) Die EPCS wurde von Planta Europa5 und dem Europarat entwickelt und stellt die Ziele der GSPC in einen europaumlischen Zusammen-hang Sie enthaumllt 42 klare Ziele fuumlr Europa mit der die in der GSPC definierten 16 Ziele bis Mitte 2010 um-gesetzt werden sollen Im Jahre 2007 wurde die EPCS uumlberpruumlft und weiter mit der GSPC harmonisiert Die neue Europaumlische Strategie (European Strategy for

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Plant Conservation ndash ESPC) gilt jetzt von 2008 ndash 2014 und untersetzt jedes der 16 Ziele der GSPC mit spezi-fischen europaumlischen Zielen die teilweise von hoher Relevanz fuumlr das vorliegende Fachprogramm sind (z B ESPC Ziel 91 Establishment of 25 European crop wild relative genetic reserves covering the major hot-spots of species and genetic diversity) Die Umsetzung der ESPC wird von Planta Europa koordiniert

312 Internationaler Vertrag uumlber pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

Auf internationaler Ebene trat das wichtigste Abkom-men zur Erhaltung und Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft der Internationale Vertrag uumlber pflanzengenetische Res-sourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (ITPGR) im Jahr 2004 in Kraft (vgl wwwplanttreatyorg) Der Vertrag ist als zustimmungspflichtiges Bundesgesetz ratifiziert worden61

Die Vertragsstaaten des ITPGR verpflichten sich pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft langfristig zu erhalten und nachhal-tig zu nutzen sie verpflichten sich zudem bei ihren Erhaltungsbemuumlhungen zur gegenseitigen Unterstuumlt-zung und internationalen Zusammenarbeit Ein zent-rales Element des ITPGR ist ein Multilaterales System (MLS) aus dem pflanzengenetische Ressourcen unter erleichterten Bedingungen mit Hilfe eines bdquoStandard Material Transfer Agreements (SMTA)ldquo fuumlr eine Nut-zung verfuumlgbar gemacht werden Uumlber dieses SMTA werden im ITPGR unter den jeweiligen Bedingungen entweder obligatorische oder freiwillige Zahlungen in den sogenannten bdquoBenefit Sharing (BS) Fundldquo des ITPGR eingenommen Der BS-Fund foumlrdert daraus Projekte in Entwicklungslaumlndern und Laumlndern mit Uumlbergangswirtschaften soweit sie Vertragsstaaten des ITPGR sind

Ferner erkennt der ITPGR die Rechte der Bauern (Farmerslsquo Rights) durch Anerkennung des Beitrags den die ortsansaumlssigen und eingeborenen Gemein-schaften und Bauern zur Erhaltung und Entwicklung pflanzengenetischer Ressourcen geleistet haben und weiter leisten an

Deutschland ratifizierte den ITPGR im Jahr 2004 und seine Umsetzung auf nationaler Ebene ist zwischen-zeitlich weit fortgeschritten BMEL ist federfuumlhrendes Ressort und nationale Kontaktstelle (Focal Point) fuumlr den Vertrag Die relevanten Akteure wurden aufge-fordert pflanzengenetische Ressourcen fuumlr das MLS bereitzustellen und fuumlr die Abgabe von Material dieser pflanzengenetischen Ressourcen das SMTA zu verwenden Zur besseren Information aller Ak-teure wurde eine deutsche Sprachversion des SMTA (rechtlich guumlltig ist nur die englische Textversion) in Abstimmung mit Oumlsterreich und der Schweiz erstellt und mit weiteren erlaumluternden Informationsmateri-alien u a auf der Internetseite des BMEL eingestellt Deutsche Einrichtungen haben seit 2008 insgesamt ca 108000 Genbankmuster in das MLS eingebracht Die Muster des MLS sind im Nationalen Inventar zu Pflanzengenetischen Ressourcen PGRDEU6 entspre-chend gekennzeichnet so dass eine gezielte Online-Recherche nach Material welches aus Deutschland fuumlr das MLS bereitgestellt wird moumlglich ist

Die weitere Unterstuumltzung des ITPGR ist ein wesentli-ches Element der deutschen Agrobiodiversitaumltsstrategie

6 httppgrdeugenresde61 Gesetz zu dem befristeten Vertrag vom 3 November 2001 uumlber pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft BbBI II 2003 906

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Kommission fuumlr Genetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft der FAO

Eine fuumlhrende Rolle in der internationalen Zusammenarbeit zu genetischen Ressourcen hat die Kommission fuumlr Genetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft der FAO (Com-mission on Genetic Resources for Food and Agri-culture ndash CGRFA) Dabei handelt es sich um eine zwischenstaatliche Regierungskommission die die FAO-Konferenz in Fragen der Agrobiodiversi-taumlt einschlieszliglich der genetischen Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft beraumlt Die CGRFA wurde 1983 gegruumlndet und hat z Z 172 Staaten und die EU als Mitglieder Sie ist zustaumlndig fuumlr genetische Ressourcen der Nutzpflanzen Nutztie-re Forstpflanzen aquatische genetische Res-sourcen Mikroorganismen und Wirbellose sowie Querschnittsfragen wie beispielsweise Zugang zu genetischen Ressourcen und gerechter Vor-teilsausgleich Biotechnologie zur Sicherung und Nutzung der genetischen Ressourcen Monitoring und Indikatoren oder oumlkosystemare Ansaumltze

Die CGRFA hat ein rollendes 10-jaumlhriges Ar-beitsprogramm (Multi-Year Programme of Work ndash MYPOW) zu den genetischen Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft aller Berei-che In diesem Rahmen wurde auch der zweite Weltzustandsbericht uumlber pflanzengenetische Ressourcen erstellt und basierend darauf der Globale Aktionsplan fuumlr Erhaltung und nachhal-tige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft uumlberarbeitet Mit dem Globalen Aktionsplan werden weltweite Erhaltungsansaumltze abgestimmt und uumlbergeordne-te Ziele vereinbart Die Fertigstellung des dritten Weltzustandsbericht uumlber pflanzengenetische Ressourcen ist fuumlr 2019 geplant Deutschland beteiligt sich aktiv an der Arbeit der CGRFA

313 Globaler Treuhandfonds fuumlr Nutzpflanzenvielfalt

Der Globale Treuhandfonds fuumlr Nutzpflanzenvielfalt (Global Crop Diversity Trust ndash GCDT) wurde 2004 als eigenstaumlndige internationale Organisation gegruumln-det (s wwwcroptrustorg) Er hat die Aufgabe die

dauerhafte Erhaltung und Verfuumlgbarkeit pflanzen-genetischer Ressourcen sicherzustellen um eine nachhaltige Landwirtschaft und die Sicherheit der Nahrungsmittelversorgung zu unterstuumltzen Dazu verfolgt er international vereinbarte wissenschaftlich fundierte Strategien zur Erhaltung pflanzengeneti-scher Ressourcen die darauf abzielen ein effizien-tes globales Ex-situ-Erhaltungssystem fuumlr wichtige Fruchtarten aufzubauen Von einer derart verbes-serten internationalen Zusammenarbeit sowie einer Effizienz- und Qualitaumltssteigerung bei der Ex-situ-Erhaltung werden kuumlnftig auch nationale Erhalter und Nutzer dieser pflanzengenetischen Ressourcen profitieren

Annual Report 2010

Jahresbericht des Globalen Treuhandfonds fuumlr Nutzpflanzenvielfalt

Diese Strategien werden vor allem abgestimmt mit dem Internationalen Vertrag uumlber pflanzengeneti-sche Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (ITPGR) und der FAO-Kommission fuumlr genetische Ressourcen Da der Fonds somit auch Aufgaben im Rahmen des ITPGR uumlbernimmt ist er ein wichtiger Teil des Finanzierungskonzepts des ITPGR

In Uumlbereinstimmung mit der Agrobiodiversitaumltsstra-tegie des BMEL sowie dem Fachprogramm von 2002 hat Deutschland zum Stiftungskapital des GCDT in den Jahren 2006ndash2010 insgesamt 75 Millionen Euro beigetragen Deutsche Experten leiteten auszligerdem die Erarbeitung der globalen Erhaltungsstrategie fuumlr Hafer (Avena) und waren an der Erarbeitung der Stra-tegie fuumlr Erdbeere (Fragaria) beteiligt

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32 Europaumlische Ebene

321 EU-Agrarpolitik

Die durch die Gemeinsame Agrarpolitik der EU (GAP) gesetzten Rahmenbedingungen fuumlr eine nach-haltige Landwirtschaft sind in den letzten Jahren deutlich verbessert worden Mit der sogenannten Gesundheitsuumlberpruumlfung (bdquohealth checkldquo) der GAP im November 2008 beschloss der EU-Agrarministerrat die Landwirtschaft bei der Bewaumlltigung der neuen Herausforderungen zu denen neben dem Klimawan-del auch die biologische Vielfalt zaumlhlen staumlrker zu unterstuumltzen und die Beschluumlsse der Agrarreform von 2003 entsprechend weiterzuentwickeln Die Agrarum-weltmaszlignahmen sind ein wesentliches Instrument zur Erreichung dieser Ziele der GAP Rechtsgrund-lage fuumlr die Foumlrderung der Agrarmaszlignahmen ist die Verordnung (EG) Nr 16982005 uumlber die Foumlrderung der Entwicklung des laumlndlichen Raums (ELER-Ver-ordnung) Die Umsetzung erfolgt uumlber entsprechende Programme der Bundeslaumlnder Im Rahmen der von Bund und Laumlndern getragenen Gemeinschaftsaufga-be bdquoVerbesserung der Agrarstruktur und des Kuumls-tenschutzesldquo (GAK) unterstuumltzt auch der Bund die Agrarumweltmaszlignahmen Daruumlber hinaus werden von den Laumlndern spezifische Foumlrdermaszlignahmen im Bereich des Vertragsnaturschutzes durchgefuumlhrt

Daneben existieren verschiedene Aktionsplaumlne der EU mit Relevanz fuumlr den Erhalt der Agrobiodiversi-taumlt7 Zur Fortfuumlhrung des Aktionsplans zur Eindaumlm-mung des Verlusts der biologischen Vielfalt von 2006 hat die EU-Kommission mit ihrer Mitteilung vom 3 Mai 2011 eine Biodiversitaumltsstrategie der EU bis zum Jahr 2020 vorgelegt81

Mit der Verordnung uumlber ein Gemeinschaftspro-gramm zur Sammlung Erhaltung Charakterisie-rung und Nutzung genetischer Ressourcen der Landwirtschaft (VO (EG) Nr 8702004) wurden seit 2004 EU-weit fuumlr zehn Mio Euro entsprechende Pro-jekte gefoumlrdert Die Verordnung die nach Verausga-bung der Foumlrdermittel faktisch ausgelaufen ist wird 2012 evaluiert Deutschland setzt sich zusammen mit anderen Mitgliedstaaten fuumlr eine Fortfuumlhrung bei entsprechender Mittelaufstockung ein

Fuumlr die Fortfuumlhrung der GAP bis 2020 zeichnet sich auch weiterhin eine in zwei Saumlulen gegliederte Politik ab Diese soll insgesamt ihre Beitraumlge zu den Zielen der Strategie bdquoEuropa 2020ldquo und zu Umweltzielen erhoumlhen Dafuumlr fordert die Europaumlische Kommission eine bdquogruumlnereldquo erste Saumlule wobei die landwirtschaft-lichen Direktzahlungen nur dann in voller Houmlhe gewaumlhrt werden sollen wenn die Landwirte be-stimmte umweltbezogene Maszlignahmen durchfuumlhren Fuumlr die zweite Saumlule fordert die Kommission eine Ausrichtung auf die Schwerpunkte Wettbewerb und Innovation Klimawandel und Umwelt8 Dazu zaumlhlt sie u a die Erhaltung und Verbesserung von Oumlkosys-temen die von der Land- und Forstwirtschaft abhaumln-gen Hierdurch werden sich auch Auswirkungen auf die Foumlrderung im Bereich der Agrobiodiversitaumlt und damit auch auf die Rahmenbedingungen fuumlr Teile des Nationalen Fachprogramms ergeben deren Ausmaszlig zum derzeitigen Stand aber noch nicht absehbar ist

Fuumlr Forschung und Innovation werden von der EU-Kommission im Zeitraum 2007ndash2013 rund 60 Mrd Euro zur Verfuumlgung gestellt davon rund 50 Mrd Euro fuumlr das 7 Forschungsrahmenprogramm mittlerwei-le das weltweit groumlszligte Forschungsfoumlrderprogramm Foumlrdermoumlglichkeiten bestehen im Rahmen der regelmaumlszligigen Ausschreibungen v a im spezifischen Programm bdquoZusammenarbeitldquo (Forschungsbereich Le-bensmittel Landwirtschaft Fischerei und Biotechno-logie) sowie im spezifischen Programm bdquoKapazitaumltenldquo (Forschungsinfrastrukturen)

Fuumlr Futterpflanzen und viele weitere Kulturpflanzen des Acker-landes und der Gaumlrten bildet extensives Gruumlnland den Lebensraum ihrer verwandten Wildarten

7 Mitteilung der Kommission an den Rat und das Europaumlische Parlament - Aktionsplan zur Erhaltung der Biologischen Vielfalt in der Landwirtschaft KOM20010162 endg und MITTEILUNG DER KOMMISSION EINDAumlMMUNG DES VERLUSTS DER BIOLOGISCHEN VIELFALT BIS ZUM JAHR 2010 ndash UND DARUumlBER HINAUS KOM(2006) 216 endg8 Mitteilung der Kommission an das Europaumlische Parlament den Rat den Europaumlischen Wirtschafts- und Sozialausschuss und den Ausschuss der Regionen ndash Die GAP bis 2020 Nahrungsmittel natuumlrliche Ressourcen und laumlndliche Gebiete ndash die kuumlnftigen Herausforderungen KOM (2010) 672581 (vollstaumlndige Bezeichnung)

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Wiese mit blau bluumlhenden Lupinen

322 Europaumlisches Kooperationsprogramm fuumlr pflanzengenetische Ressourcen

Um die langfristige In-situ- und Ex-situ-Erhaltung von pflanzengenetischen Ressourcen in Europa auf einer arbeitsteiligen Basis zu erleichtern und deren Nutzung in Europa zu verbessern wurde das Europauml-ische Kooperationsprogramm fuumlr pflanzengenetische Ressourcen (European Cooperative Programme for Plant Genetic Resources - ECPGR) ins Leben gerufen Es beruht im Wesentlichen auf der Zusammenarbeit von Institutionen in den derzeit 42 Mitgliedsstaaten und finanziert sich uumlber deren Beitraumlge Weitere Ziele des ECPGR sind die Foumlrderung der Zusammenarbeit auf allen Akteursebenen (oumlffentliche Einrichtungen Erhaltungsinitiativen Zuumlchtungsunternehmen etc) auch in Form gemeinsamer Projekte und Oumlffent-lichkeitsarbeit Letztlich stellt das ECPGR damit die zentrale europaumlische Plattform fuumlr die technische Zusammenarbeit innerhalb Europas und mit anderen Regionen bzw regionalen und internationalen Initia-tiven oder Programmen dar

Das ECPGR gliedert sich in arten- oder themenspe-zifische Netzwerke Die Arbeit in den Netzwerken wird von Arbeits- und Projektgruppen durchgefuumlhrt Deutsche Vertreter wirken in allen Arbeits- und

Projektgruppen mit Zudem werden die zentralen europaumlischen fruchtartspezifischen Datenbanken fuumlr Avena Beta Hordeum Minor Leafy Vegetable Poa und Vitis zur Zeit von deutschen Institutionen betrieben

Die deutsche Mitarbeit im Kooperationsprogramm wird von der Expertengruppe bdquoECPGRldquo des BEKO koordiniert Sie bereitet zu bevorstehenden Treffen den nationalen Beitrag vor berichtet uumlber die Ergeb-nisse und traumlgt zur Weiterentwicklung des ECPGR bei Ferner beraumlt diese Expertengruppe den BEKO im Hin-blick auf fruchtart- und themenspezifische FragenDie Weiterentwicklung des ECPGR ist eines der Ziele der Agrobiodiversitaumltsstrategie des BMEL Deutsch-land unterstuumltzt deshalb im Rahmen der ECPGR-Ko-operation die Umsetzung und Weiterentwicklung des Europaumlischen Suchkatalogs fuumlr pflanzengenetische Ressourcen (European Plant Genetic Resources Search Catalogue ndash EURISCO) EURISCO ist ein internetba-sierter Suchkatalog der Informationen uumlber Ex-situ-Sammlungen in ganz Europa liefert Er umfasst derzeit sogenannte Passportdaten dh Informatio-nen die ein Muster eindeutig beschreiben (zB Artzu-gehoumlrigkeit Sortenname Ursprungsland erhaltende Einrichtung etc) von mehr als 11 Millionen Mustern pflanzlicher Vielfalt die in ca 240 europaumlischen Instituten in 38 Laumlndern erhalten werden Eines der Hauptelemente von EURISCO ist ein Netzwerk nati-onaler Kontaktstellen die fuumlr das jeweilige nationale Inventar und den Datenfluss zwischen dem natio-nalen Inventar und EURISCO zustaumlndig sind Jedes Land traumlgt die volle Verantwortung fuumlr die Verfuumlg-barkeit und Richtigkeit seiner eigenen Daten sowie fuumlr die regelmaumlszligige Aktualisierung der Daten des nationalen Inventars in EURISCO Derzeit haben 40 Laumlnder eine nationale Kontaktstelle benannt und 31 nationale Inventare wurden in EURISCO integriert Die Bedingungen fuumlr die Zusammenarbeit wurden in einer Vereinbarung festgelegt die zwischen Bioversity International9 und den nationalen Kontaktstellen fuumlr die nationalen Inventare in Deutschland dem Infor-mations- und Koordinationszentrum fuumlr Biologische Vielfalt der BLE abgeschlossen wurde Eine weitere wichtige Aufgabe des ECPGR die von Deutschland ebenfalls maszliggeblich unterstuumltzt wird ist der Auf-bau der bdquoEuropaumlischen Genbankldquo AEGIS (A European Genebank Integrated System) mit der die Erhaltungs-infrastruktur fuumlr pflanzengenetische Ressourcen in Europa effizienter gestaltet werden soll

9 Bioversity International ist die internationale Forschungsorganisation zur Agrobiodiversitaumlt mit Sitz in Maccarese bei Rom Italien

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Organisationsstruktur des ECPGR mit seinen Netzwerken Arbeitsgruppen und Task Forces der Phase VIII (2009ndash2013)

Leistungsgremium

Sekretariat

Netzwerk Netzwerk Netzwerk Netzwerk Netzwerk NetzwerkGetreide Futterpflanze

Kulturpflanzennetzwerke Thematische Netzwerke

Obst Oumlle und eiweiszligshyliefernde Pflanzen

Zuckershy Staumlrkeshy und Faserpflanzen

Gemuumlse

Arbeitsgruppen Arbeitsgruppen Arbeitsgruppen Arbeitsgruppen Arbeitsgruppen Arbeitsgruppenmiddot Hafermiddot Gerstemiddot Weizen

middot Futtershypflanzen

middot MalusPyrusmiddot Prunusmiddot Weinrebe

middot Koumlrnershy leguminosen

middot Ruumlbenmiddot Faserpflanzen

(FlachsHanf)middot Heilshy und Geshy

wuumlrzpflanzenmiddot Kartoffel

middot Alliummiddot Brassicamiddot Kuumlrbissemiddot Blattgemuumlsemiddot Umbellifera

Netzwerk- koordinierungs-

gruppe

Netzwerkkoordinierungsgruppe

Netzwerkkoordinierungsgruppe

Netzwerkkoordinierungsgruppe

Netzwerk- koordinierungs-

gruppe

Netzwerk- koordinierungs-

gruppe

Netzwerk- koordinierungs-

gruppe

Netzwerk- koordinierungs-

gruppe

Netzwerk- koordinierungs-

gruppe

Dokumentations- und Informationsnetzwerk

Netzwerk In-Situ und On-farm-Erhaltung

Netzwerk interregionale Zusammenarbeit

middot Kontaktstellen fuumlr die nationalen Inventaremiddot Manager der europaumlischen zentralen Kulturdatenbanken

middot Arbeitsgruppe Erhaltung von Wildarten in Genetischen Reservatenmiddot Arbeitsgruppe OnshyfarmshyErhaltung und shyManagement

33 Nationale Ebene

Die Erhaltung und nachhaltige Nutzung genetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft ist eine uumlbergreifende Aufgabe der Bundesregierung von hoher Bedeutung Als Vertragsstaat des Uumlbereinkommens uumlber die biologische Vielfalt und des Internationalen Vertrags uumlber pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Er-naumlhrung und Landwirtschaft verpflichtet sich Deutsch-land diese Ressourcen langfristig zu erhalten und nachhaltig zu nutzen Innerhalb der Bundesregierung liegt die Zustaumlndigkeit fuumlr die Erhaltung und nachhalti-ge Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen land- und gartenbaulicher Kulturpflanzen beim BMEL

Mit der Erarbeitung der Strategie des BMEL fuumlr die

Erhaltung und nachhaltige Nutzung der biologi-schen Vielfalt fuumlr die Ernaumlhrung Land- Forst- und Fischereiwirtschaft im Jahr 2007 (kurz Agrobiodi-versitaumltsstrategie) wurde die Erhaltung genetischer Ressourcen in ein uumlbergreifendes Konzept zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der Agrobiodi-versitaumlt eingebettet Diese Strategie ergaumlnzt die vom Bundeskabinett beschlossene nationale Strategie fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der biologi-schen Vielfalt Die Bedeutung genetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft wird auch in der Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung betont

Als uumlbergreifende Aufgabe wird auch die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen von mehreren Politik- und Rechtsbereichen erfasst vor allem von

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der Agrar- und der Umwelt- und Naturschutzpolitik Aber auch die Forschungspolitik ist fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung genetischer Ressourcen von groszliger Bedeutung

Regionale Produkte werden haumlufig auf Wochenmaumlrkten verkauft

Innerhalb des foumlderalen Systems ist der Bund fuumlr die Erhaltung und Nutzung genetischer Ressourcen insoweit zustaumlndig als er von seiner Gesetzgebungs-kompetenz im Rahmen der konkurrierenden Gesetz-gebung zur Foumlrderung der land- und forstwirtschaft-lichen Erzeugung sowie zur Sicherung der Ernaumlhrung Gebrauch macht Darunter fallen fuumlr die landwirt-schaftlichen Nutzpflanzenarten u a das Saatgutver-kehrsgesetz mit den dazu erlassenen Verordnungen die das Inverkehrbringen von Saat- und Pflanzgut und die Zulassung von Pflanzensorten regeln Von Relevanz sind weiterhin auch Regelungen zum Schutz des geistigen Eigentums (z B Sortenschutz siehe Kapitel 332) Aus der Zustaumlndigkeit des Bundes fuumlr die auswaumlrtigen Beziehungen ergeben sich in Bezug auf EU-Programme oder internationale Programme und Vereinbarungen auch Koordinierungsaufgaben

Zustaumlndigkeiten ergeben sich zudem aus der ge-meinschaftlichen Foumlrderung von Einrichtungen und Vorhaben der Forschung von gesamtstaatlicher und uumlberregionaler Bedeutung durch Bund und Laumlnder

Fuumlr die Durchfuumlhrung der Taumltigkeiten zur Erhaltung von pflanzengenetischen Ressourcen einschlieszliglich Forschung Schulung und Ausbildung und die regio-nale Umsetzung und Ausgestaltung der durch die EU und den Bund vorgegebenen politischen Rahmenbe-dingungen sind in Deutschland die Laumlnder verant-wortlich Weiterhin ergeben sich im Zusammenhang mit der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung fuumlr die Laumlnder innerstaatliche Verpflichtungen aus dem Internationalen Vertrag uumlber pflanzengenetische Res-sourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft sowie aus dem Uumlbereinkommen uumlber die biologische Vielfalt Gleichzeitig wirken die Laumlnder bei der Formulierung dieser Rahmenbedingungen mit und entwickeln zu-saumltzliche eigene Maszlignahmen Vertreter der Laumlnderre-ferenten fuumlr Acker- und Pflanzenbau Extensivierung Gartenbau Weinbau und die Laumlnder-Arbeitsgemein-schaft Naturschutz arbeiten im BEKO mit um das Nationale Fachprogramm stellvertretend zu begleiten

Die Durchfuumlhrung des nationalen Fachprogramms unterstuumltzt und foumlrdert BMEL u a auch durch Bereit-stellung der notwendigen Daten und Informationen im Rahmen von Erhebungen Bestandsaufnahmen und nichtwissenschaftlichen Untersuchungen im Be-reich der biologischen Vielfalt Ziel ist die Erfassung Inventarisierung und Dokumentation genetischer Ressourcen das Monitoring der Bestandsentwicklung genetischer Ressourcen und die Erstellung sonsti-ger Informationsgrundlagen in diesem Bereich Zur Vergabe der Auftraumlge fuumlhrt die BLE Ausschreibungen durch die ggf im Bundesanzeiger und im Internetan-gebot der BLE (wwwblede) veroumlffentlicht werden

Die im Auftrag des BMEL durchgefuumlhrten Modell- und Demonstrationsvorhaben (MuD) haben das Ziel innovative Konzepte mit Vorbildcharakter zu ent-wickeln und umzusetzen und dabei ggf auftretende Schwierigkeiten bei der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung genetischer Ressourcen in Deutschland ab-zubauen Grundlage fuumlr die Foumlrderung eines Projektes als MuD ist die bdquoRichtlinie des BMEL zur Foumlrderung von Modell- und Demonstrationsvorhaben im Be-reich der Erhaltung und innovativen nachhaltigen Nutzung der Biologischen Vielfaltldquo10

10 httpwwwbledeDE03_Forschungsfoerderung04_BiologischeVielfaltMuD-VorhabenMuD-VorhabenBV_nodehtml

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Ein wichtiges Instrument um den Erhalt und die Foumlrderung der Biodiversitaumlt mit landwirtschaftlichen Nutzungssystemen besser in Einklang zu bringen sind Agrarumweltmaszlig nahm en von Bund und Laumln-dern11 Sie honorieren u a die Erhaltung vielfaumlltiger Fruchtfolgen den Anbau regional angepasster Sorten Streuobstanbau sowie die Gruumlnlandextensivierung Die Bundeslaumlnder bieten ein breit gefaumlchertes Ange-bot von Foumlrdermaszlignahmen an das insbesondere den regionalen Besonderheiten und Erfordernissen der laumlndlichen Entwicklung des Landes angepasst wurde

In den Rahmenplan der Gemeinschaftsaufgabe bdquoVerbesserung der Agrarstruktur und des Kuumlsten-schutzesldquo haben Bund und Laumlnder 2008 ein neues Foumlrderangebot zur Erhaltung genetischer Ressourcen in der Landwirtschaft aufgenommen Daruumlber hinaus koumlnnen die Laumlnder den Anbau gefaumlhrdeter einheimi-scher Nutzpflanzen auch im Rahmen ihrer landesei-genen Entwicklungsprogramme foumlrdern und durch den Aufbau regionaler Kompetenzzentren unterstuumlt-zen In beiden Umsetzungsbereichen bedarf es der Wahrnehmung von Abstimmungs- und Koordinie-rungsfunktionen durch den Bund Auszligerdem koumlnnen die Laumlnder das Thema durch ihre Oumlffentlichkeitsar-beit zu pflanzengenetischen Ressourcen im Bereich Landessortenpruumlfung Saatgutananerkennung sowie Aus- und Fortbildung (im Bereich Landwirtschaft Gartenbau und Umwelt) in den Fokus ruumlcken

331 Zugang zu pflanzengenetischen Ressourcen

Der Zugang zu pflanzengenetischen Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft betrifft sowohl In-situ-Vorkommen (natuumlrliche Wildpflanzen oder verwandte Wildarten der Kulturpflanzen) On-farm-Bestaumlnde (Land sorten) oder Ex-situ-Bestaumlnde (Akzessionen von Wild- und Nutzpflanzen in Genbanken oder Pflanzen-sammlungen fuumlr Forschung und Innovation)

Nach dem geltenden innerstaatlichen Recht haumlngt die Regelung des Zugangs zu pflanzengenetischen Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft grundsaumltzlich von dem Eigentuumlmer der Ressourcen ab Diese koumlnnen sich sowohl im Privatbesitz befin-

den als auch der oumlffentlichen Hand gehoumlren In der Regel gilt der Eigentuumlmer der Land- oder Wasserflauml-che als Eigentuumlmer der biologischen bzw genetischen Ressourcen die dort vorgefunden werden Somit steht der Zugang zu pflanzengenetischen Ressourcen die sich im Privateigentum (in situ oder ex situ) befin-den im Allgemeinen im Ermessen des Eigentuumlmers

Genbanken sichern die langfristige Erhaltung von pflanzen-genetischen Ressourcen

Deutschland ndash seit 1993 Vertragspartei der CBD ndash hat wie die meisten EU-Mitgliedstaaten keine eigenen gesetzlichen Bestimmungen die den Zugang zu gene-tischen Ressourcen auf ihrem Hoheitsgebiet im Sinne der CBD gesondert regeln Daher ist es in Deutsch-land grundsaumltzlich jedem erlaubt in situ wachsende Pflanzen zu sammeln und zwar unter Beachtung der o g Eigentumsrechte des Natur- und Artenschutzes der Regelungen zur Pflanzengesundheit und sonsti-ger besonderer Schutzrechte Um ausreichende und transparente Informationen uumlber die Bestimmungen zum Zugang und Vorteilsausgleich im Rahmen der CBD zur Verfuumlgung zu stellen hat Deutschland eine nationale Informationsstelle benannt und eine Inter-netseite zur Information uumlber Zugang und Vorteilsaus-gleich eingerichtet (httpwwwbiodiv-chmde)

11 wwwbmelde

Auf internationaler Ebene besteht seit 2004 mit dem Internationalen Vertrag eine weitere wichtige Rege-lung fuumlr den Zugang zu pflanzengenetischen Ressour-cen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft In Deutsch-land wurde mit der Ratifizierung des Internationalen

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Vertrags ein leistungsfaumlhiger und transparenter Pro-zess zur Erleichterung des Zugangs zu 35 landwirt-schaftlichen Hauptfruchtarten (z B Hafer Gerste und Kartoffeln) und zu 29 Gruumlnlandarten -gattungen (z B Leguminosen und Futtergraumlser) geschaffen

Keimpruumlfung in Filterschalen

Zentrales Element ist das sogenannte Multilaterale System fuumlr Zugang und Vorteilsausgleich (MLS) Die Vertragsstaaten des Internationalen Vertrags bringen pflanzengenetische Ressourcen von Nutzpflanzen die im Anhang I des Internationalen Vertrags aufge-fuumlhrt sind und unter ihrer Verwaltung und Kontrolle stehen in dieses MLS ein Fuumlr Material innerhalb des MLS gelten einheitliche und erleichterte Zugangs-bedingungen sofern das Material fuumlr Zwecke der Forschung Zuumlchtung und Ausbildung fuumlr Ernaumlh-rung und Landwirtschaft verwendet wird Eine vom Lenkungsorgan des Internationalen Vertrags im Jahr 2006 verabschiedete standardisierte Materialuumlber-tragungsvereinbarung (Standard Material Transfer Agreement ndash SMTA) bildet die vertragliche Grundlage jedweder Materialabgabe aus dem MLS und regelt die Einzelheiten bezuumlglich Zugang und Vorteilsausgleich Bis Mitte 2008 haben die Bundeszentrale Ex-situ-Gen-bank des Leibniz-Instituts fuumlr Pflanzengenetik und

Kulturpflanzenforschung in Gatersleben sowie die Obst-Genbank des Instituts fuumlr Zuumlchtungsforschung an gartenbaulichen Kulturen und Obst Dresden-Pill-nitz des Julius Kuumlhn-Instituts das SMTA eingefuumlhrt und seither insgesamt ca 108000 Muster fuumlr das MLS bereitgestellt Die Ressourcen der Deutschen Gen-bank Obst werden ebenfalls unter Verwendung des SMTA bereitgestellt

Fuumlr Botanische Gaumlrten beeinflussen Regelungen zum Zugang zu genetischen Ressourcen wesentlich den Austausch von Pflanzenmaterial zwischen den Gaumlrten und den internationalen Zugang zu Wildarten Zur Umsetzung der CBD-Regelungen wurde durch einige Botanische Gaumlrten ein internationales Pflanzenaus-tauschnetzwerk IPEN (International Plant Exchange Network) erarbeitet Das Netzwerk ermoumlglicht seinen Mitgliedsgaumlrten unter Einhaltung der CBD-Regeln einen vereinfachten Transfer von lebendem Pflanzen-material zur nicht-kommerziellen Nutzung unterei-nander Zu diesem Zweck wurde ein Verhaltenskodex erstellt der die Mitglieder verpflichtet das Pflan-zenmaterial ausschlieszliglich fuumlr nicht-kommerzielle Zwecke zu nutzen Daruumlber hinaus wird Material zur kommerziellen Nutzung nur abgegeben wenn der

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potenzielle Nutzer vorher das Einverstaumlndnis des Ursprungslandes eingeholt hat und dieses glaub-wuumlrdig nachweisen kann Durch die Einfuumlhrung von IPEN-Nummern die das innerhalb IPEN zirkulierte Pflanzenmaterial begleiten und von den beteiligten Gaumlrten jeweils in ihren Datenbanken gespeichert werden bleibt das Ursprungsland der Pflanze stets nachvollziehbar so dass zu jeder Zeit bei einer kom-merziellen Nutzung der genetischen Ressourcen ein angemessener Teil der Vorteile an das Ursprungsland weitergegeben werden koumlnnte Durch das Pflanzen-austauschnetzwerk wird somit die Einhaltung der CBD-Regelungen kontrolliert und zugleich stellt das System eine Zugangserleichterung zu Pflanzenmate-rial fuumlr die wichtige Arbeit von Botanischen Gaumlrten dar IPEN gehoumlren derzeit 46 Botanische Gaumlrten in Deutschland an

Der Zugang zu pflanzengenetischen Ressourcen kann durch geistige Eigentumsrechte eingeschraumlnkt sein Das deutsche Patentgesetz schlieszligt zwar eine Patentierung von Pflanzensorten und Tierrassen ausdruumlcklich aus Patente koumlnnen allerdings durch-aus fuumlr Erfindungen erteilt werden bdquoderen Gegen-stand Pflanzen oder Tiere sind wenn die Ausfuumlhrung der Erfindung technisch nicht auf eine bestimmte Pflanzensorte oder Tierrasse beschraumlnkt istldquo Damit besteht die Moumlglichkeit dass aus der Patentierung eines Herstellungsverfahrens (Erfindung) fuumlr erzeugte Produkte (Pflanzen deren Zellen oder Gene bestimm-te Eigenschaften aufweisen) ein Sachschutz abge-leitet werden kann der sich auf Folgegenerationen erstreckt Genetische Ressourcen koumlnnen sich damit unter Umstaumlnden einer uneingeschraumlnkten Nutzung entziehen

Damit das breite Spektrum von Kulturpflanzen fuumlr alle Zuumlchter und Landwirte verfuumlgbar bleibt und nicht durch Biopatente eingeengt wird hat sich Deutschland fuumlr den Schutz des geistigen Eigen-tums an neu gezuumlchteten Pflanzensorten nach dem UPOV12-Uumlbereinkommen entschieden Das deutsche Sortenschutzgesetz foumlrdert ndash wie auch die entspre-chende EG-Sortenschutzverordnung ndash den notwen-digen Zuumlchtungsfortschritt und hat den Interessen-ausgleich zwischen Zuumlchtern und Landwirten zum Ziel Das Sortenschutzrecht ermoumlglicht es einem Pflanzenzuumlchter die von ihm uumlber viele Jahre fuumlr die Zuumlchtung einer Sorte aufgewendeten Kosten wieder zu erwirtschaften z B uumlber Lizenzgebuumlhren Land-

wirte duumlrfen aber fuumlr bestimmte Arten das in ihrem eigenen Betrieb gewonnene Saat- oder Pflanzgut ei-ner geschuumltzten Sorte zur Wiederaussaat verwenden (bdquoLandwirteprivilegldquo) Allerdings sind sie in diesem Fall verpflichtet ein sogenanntes Nachbauentgelt das in der Regel deutlich niedriger als die fuumlr zerti-fiziertes Saatgut erhobene Lizenzgebuumlhr ist an den Sortenschutzinhaber zu entrichten Anders als bei der sogenannten Biopatentierung koumlnnen andere Zuumlchter sortenschutzrechtlich geschuumltzte Pflanzensorten zu eigenen Zuumlchtungsarbeiten verwenden (sogenanntes bdquoZuumlchterprivilegldquo)

Das heiszligt auch dass urspruumlngliche genetische Res-sourcen die z B in neue Pflanzensorten eingekreuzt werden durch den Sortenschutz nicht der Nutzung durch Dritte entzogen werden Die Dauer des Sorten-schutzes betraumlgt bei den meisten Pflanzenarten 25 Jahre bei Hopfen Kartoffel Rebe und Baumarten 30 Jahre

332 RechtlicherRahmenfuumlrdas InverkehrbringenvonSaat-und Pflanzgut

Beim Inverkehrbringen von Saat- und Pflanzgut ist bei bestimmten Arten das Saatgutverkehrsgesetz (SaatG) zu beachten Auf der Grundlage der EU-Saatgutrichtlinien regeln das SaatG und die dazu erlassenen Verordnungen das Inverkehrbringen von Saat- und Pflanzgut und die Zulassung von Pflanzen-sorten Das SaatG dient v a dem Schutz des Verbrau-chers und der Versorgung der Landwirtschaft und des Gartenbaus mit Saat- und Pflanzgut von leistungsfauml-higen qualitativ hochwertigen und gesunden Sorten Voraussetzung fuumlr das Inverkehrbringen und den gewerblichen Vertrieb von Saat- und Pflanzgut von Sorten landwirtschaftlicher Pflanzenarten Rebe und Gemuumlsearten ist deren Zulassung Bei Sorten land-wirtschaftlicher Arten werden fuumlr die Zulassung auch Wert gebende Eigenschaften wie Ertrag Qualitaumlt Widerstandsfaumlhigkeit Resistenzen und Anbaueigen-schaften gepruumlft (landeskultureller Wert) Die Sor-tenzulassung wird fuumlr zehn (bei Rebe 20) Jahre erteilt und kann bei Vorliegen bestimmter Voraussetzungen immer wieder verlaumlngert werden Bei Obst und Zier-pflanzenarten ist eine Sortenzulassung moumlglich diese ist aber derzeit keine Voraussetzung fuumlr die Handels-faumlhigkeit

12 Internationaler Verband zum Schutz von Pflanzenzuumlchtungen (UPOV) wwwupovorg

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Eine weitere Voraussetzung fuumlr das Inverkehrbringen von Saatgut zugelassener Sorten landwirtschaftlicher Arten ist die amtliche Saatgutanerkennung die erteilt wird wenn die Saatgutvermehrungsflaumlchen und die Beschaffenheit des Saatgutes den saatgutrechtlich vorgegebenen Normen entsprechen

Fuumlr alle Arten die nicht im Artenverzeichnis zum SaatG aufgefuumlhrt sind ist keine Zulassung der Sorten fuumlr die Handelsfaumlhigkeit des Saatgutes erforderlichIm Rahmen des bislang geltenden Saatgutrechts war es schwierig Saatgut alter saatgutrechtlich nicht bzw ehemals zugelassener Pflanzensorten gewerblich in den Verkehr zu bringen da diese Sorten uumlberwiegend nicht in der Lage sind die hohen Anforderungen der Registerpruumlfung (Unterscheidbarkeit Homogenitaumlt und Bestaumlndigkeit) zu erfuumlllen und den Nachweis des landeskulturellen Werts zu erbringen Da solche Sorten in besonderer Weise zur Erhaltung pflanzen-genetischer Ressourcen beitragen koumlnnen hat die EU im Rahmen der EU-Saatgutrichtlinien gemeinschafts-rechtliche Durchfuumlhrungsvorschriften erlassen die das gewerbliche Inverkehrbringen von Saat- und Pflanzgut von Sorten die als genetische Ressource

erhaltenswert erscheinen gezielt erleichtern Diese EU-Regelungen wurden 2009 in einer Erhaltungssor-tenverordnung13 zunaumlchst fuumlr landwirtschaftliche Ar-ten in das nationale Recht umgesetzt sie wurde um Regelungen zu Erhaltungs- und Amateursorten von Gemuumlse im Dezember 2010 ergaumlnzt14 Dies traumlgt dazu bei die biologische Vielfalt in der Landwirtschaft und im Gartenbau (Gemuumlsebau) zu sichern Erhaltungs-sorten koumlnnen in einem vereinfachten Verfahren zugelassen werden wenn sie fuumlr die Erhaltung als genetische Ressource bedeutsam sind Eine amtliche Anerkennung des Saatgutes als Voraussetzung fuumlr das Inverkehrbringen ist nicht erforderlich das Saatgut muss aber die gleichen Qualitaumltsanforderungen wie ansonsten zertifiziertes Saatgut (bzw Standardsaatgut bei Gemuumlsearten) erfuumlllen

PflanzengenetischeRessourcensindeinewichtigeGrundlagefuumlrdieZuumlchtungsforschung

Die ersten Erhaltungssorten (Winterweichweizen-sorte bdquoGoldblumeldquo und bdquoLuxaroldquo Winterroggensorte bdquoLikoroldquo Kartoffelsorten bdquoHeideniereldquo bdquoAckergoldldquo bdquoBamberger Houmlrnchenldquo und bdquoRosemarieldquo Ackerboh-ne bdquoHerz Freyaldquo) sind bereits vom Bundessortenamt zugelassen worden Weitere Zulassungsantraumlge liegen vor Der aktuelle Stand ist auf den Internetseiten des Bundessortenamtes einzusehen15

Im Dezember 2011 ist eine weitere EU-Richtlinie mit Ausnahmeregelungen fuumlr das Inverkehrbringen fuumlr Saatgutmischungen die sogenannte Erhaltungsmi-schungsverordnung die zur Erhaltung der natuumlrli-chen Umwelt verwendet werden sollen in nationales Recht umgesetzt worden16

Daneben existieren auch weitere Moumlglichkeiten alte Pflanzensorten ohne Zulassung als Erhaltungssorte zu vermehren und anzubauen z B im Vertragsanbau oder bei Begruumlnungsmaszlignahmen mit einheimischen Graumlsermischungen durch Mahdgutuumlbertragung Die Regelungen des Saatgutverkehrs der EU wurden ab 2008 einer Evaluierung unterzogen Die Ergebnisse wurden 2011 bewertet und sollen die Grundlage fuumlr eine Uumlberarbeitung des europaumlischen Saatgutrechts bilden

13 Verordnung uumlber die Zulassung von Erhaltungssorten und das Inverkehrbringen von Saat- und Pflanzgut von Erhaltungssorten vom 21 Juli 2009 (BGBl I S 2107)14 Vierzehnte Verordnung zur Aumlnderung saatgutrechtlicher Verordnungen vom 17 Dezember 2010 (BGBl I S 2128)15 wwwbundessortenamtdeinternet30indexphpid=2116 Verordnung fuumlr das Inverkehrbringen von Saatgut von Erhaltungsmischungen vom 6 Dezember 2011 (BGBl I S 2641)

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Eine wichtige Rolle nehmen die Vermarktungsricht-linien der EU fuumlr Vermehrungsmaterial auszliger fuumlr Saatgut von Gemuumlse Obst und Zierpflanzen ein So sollen z B bei der Umsetzung der Richtlinie uumlber das Inverkehrbringen von Vermehrungsmaterial und Pflanzen von Obstarten zur Fruchterzeugung (200890EG) die bestehenden Ausnahmemoumlglich-keiten insbesondere zur Erhaltung der genetischen Vielfalt national genutzt werden

333 AuswirkungendesNaturschutzrechts

Auswirkungen auf die Erhaltung pflanzengeneti-scher Ressourcen fuumlr Landwirtschaft und Ernaumlhrung ergeben sich auch aus dem Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) Dieses zielt darauf ab Natur und Land-schaft im besiedelten und unbesiedelten Raum so zu schuumltzen zu pflegen und zu entwickeln dass die Leis-tungs- und Funktionsfaumlhigkeit des Naturhaushalts die Regenerations- und Nutzungsfaumlhigkeit der Natur-guumlter die Pflanzen- und Tierwelt sowie die Vielfalt Eigenart und Schoumlnheit von Natur und Landschaft als Lebensgrundlagen des Menschen nachhaltig gesichert sind Zur Sicherung der Leistungs- und Funktionsfauml-higkeit des Naturhaushalts ist die biologische Viel-falt zu erhalten und zu entwickeln Die biologische Vielfalt umfasst die Vielfalt an Lebensraumlumen und Lebensgemeinschaften die Vielfalt an Arten sowie die genetische Vielfalt innerhalb der Arten

Die einzelnen Schutzgebietskategorien und der gesetzliche Biotopschutz dienen in besonderer Weise dem Erhalt bedrohter Arten dort vorkommender wild lebender Tiere und Pflanzen einschlieszliglich ihrer genetischen Ressourcen Spezielle Bezuumlge zu geneti-schen Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft enthaumllt das BNatSchG nur hinsichtlich seiner Bestim-mungen zu Biosphaumlrenreservaten Ziele von Biosphauml-renreservaten sind die bdquoErhaltung Entwicklung oder Wiederherstellung einer durch hergebrachte viel-faumlltige Nutzung gepraumlgten Landschaft und der darin historisch gewachsenen Arten- und Biotopvielfalt einschlieszliglich Wild- und fruumlherer Kulturformen wirt-schaftlich genutzter oder nutzbarer Tier- und Pflan-zenartenldquo Allgemein koumlnnen Biosphaumlrenreservate als Modellgebiete gesehen werden um nachhaltige Ent-wicklungsansaumltze auf regionaler Ebene zu entwickeln Damit ist die Grundstruktur gegeben praxisorientier-te (v a) In-situ- und On-farm-Management-Projekte zum Erhalt und zur nachhaltigen Nutzung (pflanzen-) genetischer Ressourcen zu implementieren Es ist al-lerdings festzustellen dass fuumlr diese Aufgabengebiete nur begrenzte finanzielle Mittel verfuumlgbar sind

bluumlhenderAckerrandstreifenmitRaps

Mit der Richtlinie 4392EWG zur Erhaltung der na-tuumlrlichen Lebensraumlume sowie der wild lebenden Tiere und Pflanzen (Fauna-Flora-Habitat - FFH) wurde eine gemeinschaftliche Rechtsgrundlage zur Erhaltung des europaumlischen Naturerbes und somit der wild vorkommenden genetischen Ressourcen geschaffen Die FFH-Richtlinie ist eines der zentralen Instrumen-te mit denen Verpflichtungen der CBD zur In-situ-Erhaltung der biologischen Vielfalt erfuumlllt werden koumlnnen Sie verpflichtet die Mitgliedsstaaten ein ko-haumlrentes europaumlisches oumlkologisches Netz besonderer Schutzgebiete bekannt als bdquoNatura 2000ldquo einzurich-ten die wertvolle Lebensraumtypen und seltene und bedrohte bzw einzigartige Arten beherbergen Die Richtlinie verlangt eine Erfolgskontrolle im Natur-schutzmanagement enthaumllt ein Uumlberwachungsgebot des Erhaltungszustands und umfassende Berichts-pflichten Aktuell sind ca 14 des Bundesgebiets als Schutzflaumlche im Rahmen von bdquoNatura 2000ldquo ausge-wiesen Diese Richtlinie beinhaltet allerdings keine besonderen Maszlignahmen im Hinblick auf genetische Ressourcen speziell fuumlr Ernaumlhrung und Landwirt-schaft Sie ermoumlglicht aber z B im Rahmen des Gruumln-landschutzes und im Bereich der In-situ-Erhaltung von Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (WEL) Synergieeffekte

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4 Schwerpunkte des Arbeitsprogramms

In diesem Kapitel werden die zur Erreichung der in Kapitel 1 genannten Ziele der Agrobiodiversitaumlts-strategie und des vorliegenden Nationalen Fachpro-gramms notwendigen Schwerpunkte des Arbeitspro-gramms festgelegt das bisher Erreichte beschrieben sowie die weiteren notwendigen Maszlignahmen ausge-fuumlhrt

41 Ex-situ-Erhaltung

Der Ausbau der Ex-situ-Erhaltung ist eines der Ziele aus der Nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt17 (insbesondere Ziel B 114 Genetische Vielfalt von wildlebenden und domestizierten Arten) und der Agrobiodiversitaumltsstrategie des BMEL (insbesonde-re das Ziel Erhaltungsinfrastruktur zu sichern und auszubauen) Dieser Ausbau bildet auch einen Teil des nationalen Beitrags u a zum Multilateralen System des Internationalen Vertrags uumlber PGRFA zur Globa-len Strategie zum Erhalt der Pflanzenvielfalt (z B GSPC-Ziel 9 bdquoErhaltung von 70 der geneti-schen Vielfalt der Nutzpflanzen und des damit ver-bundenen indigenen und lokalen Wissensldquo) und zum Aufbau der Europaumlischen Genbank AEGIS

Die Ex-situ-Erhaltung pflanzengenetischer Res-sourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft erfolgt uumlberwiegend durch die Aufbewahrung von Saat- oder Pflanzgutmustern in Sammlungen so genannten Genbanken und z T auch in Botanischen Gaumlrten Kernaufgabe von Genbanken ist die Sammlung Erhaltung Charakterisierung Dokumentation und Bereitstellung von Mustern Waumlhrend bei der Arbeit in den Botanischen Gaumlrten primaumlr die globale Arten-vielfalt fuumlr Forschungs- und Ausbildungszwecke im Vordergrund steht raumlumen die Genbanken vor allem der innerartlichen Variabilitaumlt unserer Kulturarten Prioritaumlt ein Damit bieten Genbanken eine wichtige Grundlage fuumlr die Erhaltung der Vielfalt aber auch fuumlr die Zuumlchtungsforschung und Zuumlchtung Vielfach ist Zuumlchtungsforschung direkter Bestandteil des Auf-gabenspektrums von Genbanken

Zu einer geeigneten Erhaltungsinfrastruktur zaumlhlt nicht nur die Erhaltung und der Ausbau derartiger Einrichtungen und damit die Verfuumlgbarkeit geneti-scher Ressourcen sondern auch die Gewinnung der

notwendigen Informationen uumlber ihre Eigenschaften und Nutzungsmoumlglichkeiten (Charakterisierung und Evaluierung) Dafuumlr sind vor allem Evaluierungs- und Forschungsaktivitaumlten ebenso aber auch die Bewah-rung traditionellen Wissens von Bedeutung Es sind entsprechende Inventare zu erstellen und Doku-mentations- Informations- und Monitoringsysteme auf- und auszubauen Schlieszliglich ist ein effizientes Wissensmanagement unerlaumlsslich Entsprechende Einrichtungen und Maszlignahmen koumlnnen sowohl zen-tral als auch dezentral ggf als Netzwerke organisiert bzw durchgefuumlhrt werden Letzteres hat den Vorteil durch Nutzung bestehender Strukturen und bessere Abstimmung von Programmen und Maszlignahmen Sy-nergien nutzen zu koumlnnen Bei solchen Maszlignahmen sind auch die Aktivitaumlten bestehender privater Initi-ativen zu beruumlcksichtigen Diese Ziele werden auch von der Agrobiodiversitaumltsstrategie aufgegriffen Zur Sicherstellung der vorhandenen Kapazitaumlten aber vor allem auch im Hinblick auf kuumlnftig zu erwarten-de Anforderungen (z B im Rahmen internationaler Zusammenarbeit) ist es notwendig dass bestehende Erhaltungseinrichtungen modernisiert und ihre quantitativen Kapazitaumlten erweitert werden Zudem ist v a auch die Qualitaumlt der Erhaltung sicherzustel-len bzw wo moumlglich zu erhoumlhen und internationalen Standards anzupassen In diesem Zusammenhang spielen auch moderne Informationssysteme (siehe Kapitel 44) eine bedeutende Rolle bei der Steigerung von Qualitaumlt und Effizienz der Erhaltungsarbeit

EinzelpflanzenpruumlfungvonGemuumlseanbausortenimBundessortenamt

17 httpwwwbmudefilespdfsallgemeinapplicationpdfbroschuere_biolog_vielfalt_strategie_bfpdf

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Ex-situ-Erhaltung und Dokumentation von PGR in Deutschland

Bundeszentrale Ex-Situ-Genbanklandwirtschaftlicher und gaumlrtnerischer Kulturpflanzen

Leibniz Institut fuumlr Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung

Deutsche GenbankRebe

Reben-GenbankJulius-Kuumlhn-Institut

Rebensammlungenin Laumlndereinrichtungen

Deutsche GenbankObst

Obst-GenbankJulius-Kuumlhn-Institut

Sammlungen zuApfel Kirsche Erdbeere

Tabak-GenbankLandwirtschaftlichesTechnologiezentrum

Nationales Inventar PGRDEU

Genbank fuumlrWildpflanzen fuumlr

Ernaumlhrung undLandwirtschaft

Deutsche Genbank ZierpflanzenKoordination durch die

Bundesanstalt fuumlr Landwirtschaft und Ernaumlhrung

Rose Rhodo-dendron

Handlungsbedarf

Y Sicherstellung und ggf Ausbau bestehender Erhal-tungskapazitaumlten

Y Sicherstellung der Qualitaumlt der Erhaltungsarbeit und ggf Anpassung an internationale Standards

Y Einbettung der nationalen Aktivitaumlten in die inter-nationalen Strategien z B des Globalen Treuhand-fonds fuumlr Nutzpflanzenvielfalt

Y Optimierung der Ex-situ-Erhaltung durch dauer-hafte Sicherung und verbesserte Kooperation der entsprechenden Einrichtungen (z B Genbanken Botanische Gaumlrten Museen)

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411 BundeszentraleGenbankfuumlr landwirtschaftlicheund gartenbaulicheKulturpflanzen

Die bundeszentrale Ex-situ-Genbank ist am Leibniz-Institut fuumlr Pflanzengenetik und Kulturpflanzen-forschung (IPK)18 angesiedelt Die von Bund und Laumlndern gemeinsam finanzierte Kulturpflanzen-Genbank zaumlhlt mit einem Gesamtbestand von 151000 Mustern aus uumlber 3200 verschiedenen Arten aus na-hezu 800 botanischen Gattungen zu den aumlltesten und bedeutendsten Sammlungen der Welt Neben dem Hauptstandort in Gatersleben unterhaumllt die Kultur-pflanzen-Genbank Sammlungen in ihren Auszligenstel-len in MalchowPoel (Oumll- und Futterpflanzen) und Groszlig Luumlsewitz (Kartoffel) Durch die Einlagerung der Sicherheitsduplikate im Svalbard Global Seed Vault auf der Insel Spitzbergen Norwegen erfolgt eine zu-saumltzliche Absicherung des Genbankmaterials Bereits 30000 Akzessionen sind dorthin versandt angestrebt ist die Duplizierung der gesamten Kollektion

Die Aufgaben der Genbank umfassen die Sammlung Erhaltung Dokumentation und Bereitstellung pflan-zengenetischer Ressourcen Ein Schwerpunkt bildet die fortlaufende Anpassung der internen Ablaumlufe bei der Vermehrung und Lagerung von Pflanzenmustern an internationale Standards sowie die weitere Opti-mierung des Qualitaumltsmanagements Daruumlber hinaus werden Forschungsarbeiten zur weiteren Optimie-rung des Sammlungsmanagements und zur Nutz-barmachung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr die Pflanzenzuumlchtung durchgefuumlhrt Die Kulturpflanzen-Genbank leistet damit einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Vielfalt von Kulturpflanzen und den mit ihnen verwandten Wildarten und bietet die Grund-lage fuumlr eine gezieltere und vielfaumlltigere Nutzung der genetischen Ressourcen in der Forschung in der Pflanzenzuumlchtung der Landwirtschaft der Biotech-nologie und im Umweltschutz

Neben eigenen Forschungsbeitraumlgen stellt sie einem breiten Spektrum an Nutzern Saat- und Pflanzgut zur Verfuumlgung So wurden z B im Jahr 2010 mehr als 33000 Muster abgegeben u a 25 an Forschungs-einrichtungen 57 an Nichtregierungsorganisatio-nen und Privatpersonen und 13 an Pflanzenzuumlch-

ter Durch die Bereitstellung dieser Ressourcen uumlber das SMTA unterstuumltzt die bundeszentrale Genbank auch die Implementierung des ITPGR

KleingewaumlchshaumluserimIPK

Das IPK unterstuumltzt den Aufbau der bdquoEuropaumlischen Genbankldquo (AEGIS) Das Genbankinformationssystem GBIS wird ausgebaut und den neuen Erfordernissen des Sammlungsmanagements angepasst Die europauml-ischen und internationalen Fruchtartendatenbanken fuumlr Allium Hordeum Minor Leafy Vegetables und Poa werden fortgefuumlhrt

Ein weiterer wichtiger Bestandteil ist der Ex-situ-Erhalt samenfester Sorten landwirtschaftlicher Arten einschlieszliglich Gemuumlse Erlischt die Zulassung einer Sorte beim Bundessortenamt erfolgt bei Zustimmung des Zuumlchters die Einlagerung des letzten Saatgutmus-ters einschlieszliglich der Sortenbeschreibung beim IPK Da das IPK Saatgut zu den Bedingungen des SMTA abgibt wird dadurch ein weiterer wichtiger Beitrag der privaten Pflanzenzuumlchter zum MLS des ITPGR geleistet Vor dem Hintergrund zunehmend knapper werdender Erhaltungskapazitaumlten beim IPK bedarf es Uumlberlegungen und entsprechender Regelungen da-mit auch kuumlnftig Saatgut von Sorten landwirtschaft-licher Arten einschlieszliglich Gemuumlse deren Zulassung erlischt auf Dauer ex situ erhalten wird

18 wwwipk-gaterslebende

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Y

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Handlungsbedarf

Weiterer Ausbau der bestehenden Kryosammlun-gen (Kartoffel Allium Mentha)

Erweiterung der Kapazitaumlten fuumlr die Charakterisie-rung und Evaluierung von PGRWeiterentwicklung des Genbankinformations-systems GBIS hinsichtlich der Anpassung an neue Erfordernisse zum Datenaustausch und zur Daten-integration

Schaffung der notwendigen Voraussetzungen zur dauerhaften Erhaltung von Sorten landwirtschaft-licher Arten einschlieszliglich Gemuumlse als Teil der Genbanksammlung des IPK (einschlieszliglich der uumlbernommenen Saatgutmuster geloumlschter Sorten)

412 DeutscheGenbankObst

Im Laufe der Jahrhunderte hat sich im Obstbau eine groszlige Obstarten und -sortenvielfalt entwickelt Es wird geschaumltzt dass dabei ca 40 Arten und zwischen 5000 und 6000 Sorten oder Herkuumlnfte genutzt wur-den davon allein rund 2000 Apfelsorten Die Erhal-tung von heimischen obstgenetischen Ressourcen ist eine Grundlage fuumlr die dauerhafte Sicherung des Obstbaus in Deutschland Aus diesem Grund werden bereits seit Beginn des 20 Jahrhunderts zahlreiche Sorten unterschiedlicher Obstarten in staatlichen und nichtstaatlichen Sammlungen erhalten Sie bilden die genetische Basis fuumlr die Zuumlchtung neuer Sorten Daruumlber hinaus sind sie ein Stuumlck Kultur-geschichte und tragen wesentlich zur Erhaltung der Struktur unserer Kulturlandschaft bei Aber die Erhaltung genetischer Ressourcen in vielen vonein-ander unabhaumlngigen Sammlungen ist problematisch Waumlhrend einzelne Genotypen in vielen dieser Samm-lungen erhalten werden kommen andere nur noch in einer in wenigen oder in keiner Sammlung mehr vor Das fuumlhrt langfristig zu einem schleichenden Verlust Mit der in der Agrobiodiversitaumltsstrategie des BMEL vorgesehenen Gruumlndung der Deutschen Genbank Obst (DGO) ist nun ein dezentrales Netzwerk geschaf-fen worden in dem sich Sammlungen durch einen Kooperationsvertrag zusammengeschlossen haben und ihre Erhaltungsarbeit koordinieren Die Koordi-nierungsstelle befindet sich am Julius Kuumlhn-Institut

(JKI) Institut fuumlr Zuumlchtungsforschung an gartenbauli-chen Kulturen und Obst in Dresden-Pillnitz

Von insgesamt ca 50 derzeit in Deutschland vorkom-menden Obstarten sind 30 heimisch ndash d h traditio-nell genutzt ndash und sollen langfristig erhalten werden Fuumlr jede dieser Arten erfolgt eine Auswahl der zu erhaltenden Sorten Erhalten werden vor allem

Y deutsche Sorten einschlieszliglich deutscher Neuzuumlchtungen

Y Sorten mit soziokulturellem lokalem oder historischem Bezug zu Deutschland und

Y Sorten mit wichtigen obstbaulichen Merkmalen fuumlr Forschungs- und Zuumlchtungszwecke

FormenvielfaltdesApfels

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Bislang wurden drei obstartenspezifische Netzwerke etabliert Im Apfelnetzwerk engagieren sich sechs sammlungshaltende Partner mit insgesamt ca 950 als bdquoerhaltenswertldquo eingestuften Apfelsorten Die beiden Partner des Erdbeernetzwerkes erhalten insgesamt ca 400 Sorten Im Kirschennetzwerk haben sich sieben Partner zusammengeschlossen die zur Zeit ca 300 Suumlszlig- und 100 Sauerkirschsorten erhalten Am JKI in Pillnitz werden zur Ergaumlnzung der Feldsammlungen Versuche zur Kryolagerung bzw -konservierung z B der Lagerung von Meristemen und schlafenden Knos-pen in fluumlssigem Stickstoff (-196 degC) durchgefuumlhrt Mit Hilfe dieser Langzeitlagerung soll Sammlungsver-lusten durch biotische und abiotische Schadfaktoren vorgebeugt werden

Um die Echtheit der zu erhaltenden Sorten zu ge-waumlhrleisten wird eine pomologische Echtheitspruuml-fung durchgefuumlhrt Anschlieszligend werden fuumlr alle Sorten nach den vom ECPGR bzw dem europaumlischen Groszligforschungsprojekt GENBERRY erarbeiteten Richtlinien DNA-Fingerprints erstellt Beides erfolgt im Rahmen von BMEL-Auftraumlgen fuumlr Bestandsauf-nahmen und Erhebungen und nichtwissenschaftli-chen Untersuchungen im Bereich der biologischen Vielfalt

Die Dokumentation der zu erhaltenden Sorten sowie der dazugehoumlrigen Bewertungsdaten erfolgt uumlber die Webseite der DGO (wwwdeutsche-genbank-obstde) Bis Ende 2011 werden die aktualisierten Daten dann unter der neuen Adresse wwwdeutsche-genbankobstjkibundde erreichbar sein Interessenten koumlnnen daruumlber dann den Sammlungsbestand recherchieren und direkt Anfragen nach Pflanzenmaterial alter Sorten stellen

Zielstruktur Deutsche Genbank Obst

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Handlungsbedarf

Y Sicherstellung einer hohen Qualitaumlt der in der Deutschen Genbank Obst erhaltenen Sortimente und ihrer Erhaltungsstandards

Y Erhebungen zur Sortenechtheit (pomologisch und molekularbiologisch) Dokumentation und Charakterisierung der Akzessionen

Y Ausbau um weitere fruchtartspezifische Netz-werke

Y Sicherung aller Akzessionen an mindestens zwei Standorten (Sicherheitsduplikat) innerhalb der Deutschen Genbank Obst

Y Aufnahme von unterstuumltzenden Partnern in die Deutsche Genbank Obst

Y Ausbau der Kryokonservierung der Fragaria- und Malus-Sammlung des JKI

413 DeutscheGenbankReben

Nach Schaumltzung des Instituts fuumlr Rebenzuumlchtung Geilweilerhof des Julius Kuumlhn-Instituts (JKI) duumlrften in der Vergangenheit im deutschsprachigen Raum rund 300 Rebsorten eine nennenswerte Bedeutung erlangt haben Davon sind heute noch 15 ndash 20 Sorten fuumlr den Anbau klassifiziert Neben dem Schutz oumlko-logisch wertvoller alter Weinberge gilt es die geneti-sche Basis traditioneller Rebsorten zu sichern

Sammlungen rebengenetischer Ressourcen gibt es am Institut fuumlr Rebenzuumlchtung Geilweilerhof sowie vor allem in verschiedenen Laumlndereinrichtungen Zur Koordinierung und Effizienzsteigerung wurde wie in der Agrobiodiversitaumltsstrategie des BMEL vorgesehen die Deutsche Genbank Reben als Netzwerk rebener-haltender Einrichtungen auf Bundes- und Landes-ebene am 9 Juli 2010 gegruumlndet Am JKI dient die Genbanksammlung auch als Ausgangsmaterial fuumlr die Zuumlchtung von Reben mit einer hohen Resistenz ge-genuumlber Schaumldlingen Krankheiten und abiotischem Stress sowie zur Weiterentwicklung der Zuumlchtungs-forschung uumlber Reben Die Erhaltung der Weinrebe (Vitis vinifera L Sorten und andere wild wachsende Arten) erfolgt unter Freilandbedingungen Zurzeit umfassen die Bestaumlnde in Siebeldingen rund 3800 Akzessionen Die nationale und internationale Do-kumentation der rebengenetischen Ressourcen wird durch zwei Datenbanken unterstuumltzt Die Europaumli-

sche Vitis-Datenbank und die internationale Reben-datenbank (Vitis International Variety Catalogue) die beide von der Genbankabteilung gepflegt werden

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Handlungsbedarf

Verbesserung der rechtlichen Rahmenbedin-gungen der Erhaltung der traditionell genutzten Rebsorten

Fortfuumlhrung der Erfassung Dokumentation und Erhaltung rebengenetischer Ressourcen in alten Weinbergen im Rahmen von Erfassungsprojekten und ihre Erhaltung insbesondere fuumlr die kuumlnftige Klonzuumlchtung

Festlegung von Kriterien fuumlr die Erhaltung der Rebarten -sorten und -klone zum Auf- und Ausbau des Sammlungsbestandes der Deutschen Genbank Reben basierend auf den Sammlungen der Genbankpartner federfuumlhrend durch das JKI zusammen mit anderen Partnern

Evaluierung sowie ampelographische und mole-kulargenetische Charakterisierung der Rebarten -sorten und -klone

Entwicklung effizienter Verfahren zur Eliminie-rung von Viren aus Genbankmaterial im Rahmen von Forschungsprojekten

Gewaumlhrleistung hoher Standards bei den Erhal-tungsmaszlignahmen

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414 DeutscheGenbankZierpflanzen

Mit etwa 3600 Gattungen 18000 Arten und 40000 Sorten ist die Vielfalt der Zierpflanzensortimente in Deutschland enorm Das wirtschaftliche Potenzial dieser natuumlrlichen Ressourcen stellt einen wesentli-chen Aspekt fuumlr den Gartenbau dar

Die Deutsche Genbank Zierpflanzen ist als Gen-banknetzwerk konzipiert und organisiert in dem Institutionen und Akteure mit wichtigen Zierpflan-zensammlungen zusammenarbeiten um gemeinsam das nationale Inventar dieser genetischen Ressourcen zu erhalten Die Ausgestaltung dieser Netzwerke wird jeweils entsprechend den spezifischen Bedingun-gen in den Teilnetzwerken in Form einer Koopera-tionsvereinbarung geregelt Dabei gibt es obligate und fakultative Elemente Rein organisatorisch ist immer die Rolle der koordinierenden Stelle fuumlr das jeweilige Genbanknetzwerk zu besetzen Zusaumltzlich muss auch mindestens eine Einrichtung wenigstens Teile ihrer Sammlung als Sammlungsbestand fuumlr das betreffende Genbanknetzwerk bereitstellen (Samm-

lungshaltender Partner) Wesentliches Element ist auch die vereinfachte Bereitstellung der Ressourcen fuumlr Forschung und Zuumlchtung die uumlber eine einheit-liche Materialuumlbertragungsvereinbarung geregelt wird (als Bestandteil der Kooperationsvereinbarung) Fakultativ ist z B die Einbeziehung von Partnern moumlglich die zwar keinen eigenen Sammlungsbestand in das Genbanknetzwerk einbringen dafuumlr aber die Arbeiten im Netzwerk durch eigene Kapazitaumlten und Expertise unterstuumltzen (Unterstuumltzende Partner)

Die Deutsche Genbank Zierpflanzen bildet die Dachorganisation fuumlr diese Teilnetzwerke und wird durch das Informations- und Koordinationszentrum fuumlr Biologische Vielfalt (IBV) der Bundesanstalt fuumlr Landwirtschaft und Ernaumlhrung (BLE) koordiniert In dieser Funktion dokumentiert die BLE auch den Gesamtbestand uumlber das Nationale Inventar zu Pflan-zengenetischen Ressourcen PGRDEU Weitere verbin-dende Elemente wie ein gemeinsames Logo sowie ein noch zu etablierender Beirat unterstuumltzen dabei die Einbindung der Teilnetze

RosenbogenimEuropa-RosariumSangerhausen(ERS)dasERSistKoordinatorderDeutschenGenbankRose

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Drei Petunienbluumlten im Vergleich

Im Fruumlhjahr 2009 wurde die Deutsche Genbank Rose als erster Teil der Deutschen Genbank Zierpflanzen gegruumlndet Als naumlchstes Teilnetzwerk wurde im Mai 2010 die Deutsche Genbank Rhododendron wwwlwk-niedersachsendegenbank-rhododendron gegruumlndet

Das langfristige Ziel ist die Erweiterung und die Fes-tigung der Deutschen Genbank Zierpflanzen insbe-sondere durch die Verbesserung der Zusammenarbeit der auf diesem Gebiet bereits engagierten Akteure Die Einbindung von Botanischen Gaumlrten ist dort zu pruumlfen wo der Auftrag des Gartens und das daraus resultierende Selbstverstaumlndnis eine Zusammenarbeit mit Liebhaberorganisationen oder Zuumlchterfirmen erlauben

Aufgrund vorstehender Kriterien und Informationen wurde von der Koordinationsstelle der Deutschen Genbank Zierpflanzen und unterstuumltzt durch eine Expertengruppe ein Konzept entwickelt auf deren Grundlage der weitere Auf- und Ausbau erfolgen soll Die geschilderte Struktur ist in der Abbildung unten exemplarisch dargestellt

Wichtig ist die unterstuumltzende Einbeziehung der privaten Sammler und Liebhabergesellschaften in das Gesamtkonzept der Deutschen Genbank Zierpflanze In Deutschland existierten 2010 uumlber 30 Pflanzen-liebhaber-Gesellschaften Schaumltzungen sprechen von rund 30000 Mitgliedern Die Mitglieder dieser Gesell-schaften verfuumlgen idR nicht nur uumlber ein enormes Spezialwissen sondern teilweise auch uumlber sehr um-fangreiche Sammlungen an zierpflanzengenetischen Ressourcen der jeweiligen Zierpflanzentaxa

Unter dem Dach der Deutschen Gartenbaugesell-schaft 1822 e V (DGG) hat sich 2010 die Bundes-arbeitsgemeinschaft Pflanzensammlungen (BAPS) etabliert Dementsprechend bietet sich eine intensive Zusammenarbeit der Deutschen Genbank Zierpflan-zen mit den Liebhabergesellschaften respektive der DGG mit dem Ziel einer gegenseitigen Unterstuumltzung an Das Modell- und Demonstrationsvorhaben bdquoNetz-werk Pflanzensammlungenldquo soll dafuumlr den organisa-torischen Rahmen schaffen

Modularer Aufbau der Deutschen Genbank Zierpflanzen

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Handlungsbedarf

Y Erarbeitung einer Konzeption zur Foumlrderung von Koordinierungsstellen dezentraler Genbanken und Erhaltungsnetzwerke fuumlr gartenbauliche pflan-zengenetische Ressourcen durch den Bund unter Beteiligung der Laumlnder

Y Ausbau einer Genbank fuumlr generativ vermehrte Zierpflanzen als Teil der Deutschen Genbank Zier-pflanzen

Y Auf- und Ausbau einer Genbank fuumlr vegetativ vermehrte Zierpflanzen oder eines Genbank-netzwerks unter maszliggeblicher Beteiligung Bota-nischer Gaumlrten als Teil der Deutschen Genbank Zierpflanzen

Y Gruumlndung weiterer gattungs-artspezifischer Gen-banknetzwerke analog Rose und Rhododendron

Y Erweiterung des Nationalen Inventars zu Pflan-zengenetischen Ressourcen PGRDEU um Arten und Akzessionen der Deutschen Genbank Zier-pflanze mit wichtigen Charakterisierungs- und Bilddaten

Y Pruumlfung und ggf Bereitstellung von Software zur Unterstuumltzung der Dokumentation der einzelnen Teilsammlungen

Y Einbindung von Privatsammlungen und Lieb-habergesellschaften als Partner der Deutschen Genbank Zierpflanzen in einem bdquoNetzwerk Pflan-zensammlungenldquo

Die Kornrade (Agrostemma githago) ist ein gefaumlhrdetes Ackerbeikraut

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415 Genbank fuumlr Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

Eine Verstaumlrkung der Anstrengungen zur Erhaltung der Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft ist eine der wesentlichen Forderungen des zweiten Weltzustandsberichts der FAO zu PGRFA und we-sentliches Element des entsprechenden Globalen Aktionsplans (zur Bedeutung von WEL s Kapitel In-situ-Erhaltung von Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (WEL)) Aufgrund der begrenzten Kapazitaumlten der bundeszentralen Kulturpflanzengen-bank des IPK konzentriert sich diese auf die wich-tigsten Kulturpflanzen der gemaumlszligigten Breiten und eine Auswahl von damit verwandten Wildarten Um weitere speziell in Deutschland wild vorkommende pflanzengenetische Ressourcen zu erhalten haben sich derzeit vier Botanische Gaumlrten (Osnabruumlck als Koordinator Berlin Karlsruhe und Regensburg) zu einem Genbanknetzwerk fuumlr Wildpflanzen fuumlr Ernaumlh-rung und Landwirtschaft (WEL) zusammengeschlos-sen Fokus der zu erhaltenden Zielarten liegt dabei auf gefaumlhrdeten einheimischen wild vorkommenden Arten landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Kul-turpflanzen ndash insbesondere solche die uumlber Diaspo-ren (meistens Samen) erhalten werden ndash die fuumlr die nationale Forschung und Zuumlchtung von besonderer Bedeutung sind Dadurch wird auch ein Beitrag zur Umsetzung der Globalen Strategie zum Erhalt der Pflanzenvielfalt (s Kapitel 311) geleistet

Mit Unterstuumltzung des BMEL wird ein Konzept fuumlr die Ex-situ-Erhaltung von Wildpflanzen fuumlr Er-naumlh-rung und Landwirtschaft unter besonderer Beruumlck-sichtigung von Aktivitaumlten bei kompetenten Partnereinrichtungen (z B Genbanken) entwickelt und modellhaft erprobt1 Der Ansatz bildet damit ein weiteres Beispiel wie Botanische Gaumlrten in die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen landwirt-schaftlicher und gartenbaulicher Arten eingebunden werden koumlnnen

1) wwwbiologieuni-osnabrueckdegenbank-welHome

Handlungsbedarf

Weiterentwicklung des Konzepts fuumlr die Ex-situ-Erhaltung von heimischen Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft unter besonderer Beruumlcksichtigung von Aktivitaumlten kompetenter Partnereinrichtungen (z B Botanischer Gaumlrten)

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Gruumlndung der Genbank fuumlr Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft als dezentrales Genbanknetzwerk Gewinnung weiterer Partner fuumlr die Genbank fuumlr Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

Aufbau von Sicherungsduplikaten Kontinuierliche Erweiterung der deutschland-weit ex situ zu erhaltenden WEL-Arten und deren Populationen in Abstimmung mit bestehenden Sammlungen insbesondere mit der Kulturpflan-zen-Genbank des IPK

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Internetportal der Genbank fuumlr Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

416 Implementierung der bdquoEuropaumlischen Genbankldquo (AEGIS) im Rahmen des ECPGR

Das im Rahmen des ECPGR erarbeitete Konzept fuumlr ein europaumlisches integriertes Genbanksystem AEGIS (kurz bdquoEuropaumlische Genbankldquo) entstand unter maszlig-geblicher Beteiligung Deutschlands (s Kapitel 322) Seine Umsetzung durch die Gruumlndung von AEGIS und die damit verbundenen nationalen Aktivitaumlten sollen ebenso prioritaumlr verfolgt werden wie die Wei-terentwicklung von AEGIS auf europaumlischer Ebene

Mit AEGIS sollen die in Europa vorhandenen Res-sourcen effizient koordiniert und fuumlr die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen eingesetzt werden Hierzu verpflichten sich Erhaltungseinrichtungen von AEGIS-Mitgliedstaaten in einem arbeitsteiligen Konzept geeignete pflanzengenetische Ressourcen nach gemeinsamen Standards als europaumlische Ak-zessionen langfristig zu erhalten und zu den Be-dingungen des SMTA des Internationalen Vertrags fuumlr Forschung und Zuumlchtung bereitzustellen Damit gehen die Mitgliedstaaten uumlber die Verpflichtungen des Internationalen Vertrages fuumlr Pflanzengenetische Ressourcen ndash welcher diesen Ansatz nur fuumlr Annex I Arten vorsieht ndash hinaus Deutschland spielt eine aktive Rolle bei der Weiterentwicklung von AEGIS insbe-sondere bei den laufenden Arbeiten zu Allium und Avena und im Beratungsausschuss von AEGIS Fuumlr die formale Gruumlndung von AEGIS wurde eine zwischen-staatliche Kooperationsvereinbarung (Memorandum of Understanding ndash MoU) entwickelt Damit erklaumlren die Staaten ihren Beitritt zu AEGIS Anfang des Jahres 2012 haben 30 Staaten u a Deutschland das MoU ge-zeichnet Die Beteiligung von Erhaltungseinrichtun-gen innerhalb eines AEGIS-Mitgliedstaates wird durch das bdquoAssociate Membership Agreementldquo (AMA) geregelt In Deutschland ist der Abschluss des AMA durch den Nationalen Koordinator beim IBV der BLE mit IPK JKI und BSA erfolgt Weitere Partner sollen folgen

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Zwiebelgewaumlchse im Schaugarten des VERN

Handlungsbedarf

Abschluss von bdquoAEGIS Associate Membership Agreementsldquo durch den Nationalen Koordinator mit weiteren Partnern

Erarbeitung von Vorschlagslisten fuumlr bdquoEuropaumlische Akzessionenldquo

Erarbeitung von Vorschlagslisten fuumlr bdquoAEGIS-Dienstleistungenldquo

Nationale Umsetzung der vom ECPGR gepruumlften und angenommenen AEGIS-Aufgaben (Erhaltung der bdquoEuropaumlischen Akzessionenldquo sowie Bereitstellung der bdquoAEGIS-Dienstleistungenldquo)

Unterstuumltzung der Entwicklung einer europaumlischen Finanzierung fuumlr AEGIS

417 Implementierung des Multilateralen Systems (MLS) des Internationalen Vertrags

Zur Erfuumlllung seiner internationalen Verpflichtun-gen muss Deutschland die nationale Umsetzung des Internationalen Vertrags weiter fortsetzen Dies betrifft zum einen die Einbeziehung weiterer Akteure (oumlffentliche und private) die sich mit ihren Samm-lungen oder Teilen davon am MLS beteiligen und das SMTA zur Materialabgabe verwenden (vgl Kapitel 312) Zum anderen sollen im Rahmen des Vorteils-ausgleichs (Artikel 13 des Internationalen Vertrags) neben dem finanziellen Ausgleich im Rahmen des SMTA vor allem auch der Informationsaustausch der Technologietransfer und der Aufbau von Kapazitaumlten gefoumlrdert werden

Handlungsbedarf

Bereitstellung weiterer pflanzengenetischer Res-sourcen fuumlr das MLS des Internationalen Vertrags u a durch die Deutsche Genbank Obst

Verbesserung der Beteiligung privater Akteure am MLS

Zusammenstellung bestehender Maszlignahmen zum Informationsaustausch Technologietransfer und Aufbau von Kapazitaumlten

Unterstuumltzung des Aufbaus von Kapazitaumlten im Bereich Pflanzenzuumlchtung und Saatgutversorgung in Vertragsstaaten des Internationalen Vertrags

Samen von verschiedenen Kulturpflanzen

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42 In-situ-Erhaltung

421 On-farm-Bewirtschaftung

Nach der Definition der CBD stellt die On-farm-Be-wirtschaftung einen Spezialfall der In-situ-Erhaltung dar bei der PGR im Rahmen einer landwirtschaft-lichen oder gaumlrtnerischen Nutzung erhalten und weiterentwickelt werden Der zweite Weltzustandsbe-richt uumlber pflanzengenetische Ressourcen betont die besondere Bedeutung der On-farm-Bewirtschaftung fuumlr die Erhaltung von PGR Allerdings wird auch deutlich dass ein groszliger Nachholbedarf fuumlr die Ent-wicklung wissenschaftlich fundierter Konzepte fuumlr diesen Bereich besteht Auch wird die staumlrkere inter-nationale Vernetzung dieser Aktivitaumlten angeregt

In der Landwirtschaft und im Gartenbau konzentriert sich zunehmend weltweit der Anbau hauptsaumlchlich aufgrund der vorherrschenden Wettbewerbsbedin-gungen auf wenige Fruchtarten Auch die Pflanzen-zuumlchtung setzt ihre Schwerpunkte wegen fehlender Wertschoumlpfung oder Nachfrage auf oumlkonomisch interessante Kulturarten Wenn Zuumlchtungsprogram-me nicht weitergefuumlhrt werden ist auch ein Verlust der genetischen Diversitaumlt zu erwarten

Wenn Sorten landwirtschaftlicher Kulturarten nicht mehr groszligflaumlchig angebaut werden und somit von genetischer Erosion bedroht sind bietet auch die Erhaltung ex situ nur eine Teilloumlsung Zum einen koumlnnen schon aus Kapazitaumltsgruumlnden nicht alle gezuumlchteten Sorten ex situ erhalten werden und zum anderen werden diese Sorten bezuumlglich ihrer Leis-tungsmerkmale lediglich in einem Status quo bdquoein-gefrorenldquo Es findet kein Zuumlchtungsfortschritt und keine Anpassung an geaumlnderte Umweltbedingungen und Nutzungsanforderungen mehr statt Daher ist die direkte Nutzung solcher Sorten fuumlr den Anbau nach laumlngerer Ex-situ-Erhaltung in der Regel erst nach ei-nem Prozess der zuumlchterischen Bearbeitung moumlglich Das genetische Potenzial dieser Sorten findet sich allerdings teilweise in ihren Nachfolgesorten wieder

Durch On-farm-Bewirtschaftung koumlnnten auch Nutz-pflanzen die durch die Zuumlchtungswirtschaft nicht zuumlchterisch bearbeitet werden Anbaubedeutung erlangen

Damit kann die On-farm-Bewirtschaftung einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt von Kulturpflanzen und deren innerartlichen Vielfalt leis-ten Unmittelbar damit verknuumlpft ist eine moumlgliche

Erweiterung des Lebensmittelangebots und somit ei-ner vielfaumlltigen und abwechslungsreichen Ernaumlhrung oder die innovative Nutzung von Pflanzenz B fuumlr technische oder energetische Zwecke Wenn es gelingt den Anbau heimischer von genetischer Erosion bedrohter Kulturpflanzen durch entspre-chende Foumlrdermaszlignahmen und durch entspre-chendes Ernaumlhrungs- und Nachfrageverhalten der Verbraucher und Verbraucherinnen fuumlr Landwirte wieder attraktiv zu gestalten koumlnnten sich hier neue Nischenmaumlrkte entwickeln

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Viele alte Kulturpflanzen wie der Schwarzemmer sind aus dem Anbau fast verschwunden

Die On-farm-Bewirtschaftung koumlnnte auch einen Beitrag zur Erhoumlhung der Biodiversitaumlt in der land-wirtschaftlichen Produktion leisten durch

die Erhoumlhung der Artenvielfaltdie Erhoumlhung der Sortenvielfalt bei vernach-laumlssigten Kulturpflanzendie Erhoumlhung der genetischen Vielfaltdie Erhaltung von historisch bedeutsamen Kulturpflanzen und Bewirtschaftungsformendie Verbreitung und Pflege von Wissen und praktischen Fertigkeiten

und die Erhaltung von Nischenmaumlrkten fuumlr regionale Produkte

2011 foumlrderten insbesondere zwei Laumlnder die On-farm-Bewirtschaftung in Deutschland In Branden-burg werden im Rahmen des Kulturlandschaftspro-gramms bdquoKULAP 2007ldquo (Foumlrderung erfolgt seit dem Jahr 2000) u a finanzielle Unterstuumltzung fuumlr den Anbau von ca 70 alten Zucht- und Landsorten von sechs Kulturpflanzenarten (Weizen Gerste Roggen Hafer Hirse Mais) gewaumlhrt die durch genetische Erosion gefaumlhrdet sind In Nordrhein-Westfalen

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(NRW) wurde ein Modellprojekt durchgefuumlhrt mit dem Ziel der Evaluierung von alten Sorten ihrer Wiedereinfuumlhrung in die landwirtschaftliche Pro-duktion und der Entwicklung neuer Produkte aus diesen alten Sorten sowie deren Vermarktung Nach Abschluss des Projektes 2006 wurden die Aktivitaumlten vom neu eingerichteten Kompetenzzentrum fuumlr die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen an der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen in Muumlnster fortgesetzt das u a fuumlr die Organisation der Erzeugung und Verteilung von Saatgut zustaumlndig ist Hier flossen auch die Erfahrungen des von 2002ndash2007 durchgefuumlhrten grenzuumlberschreitenden EUREGIO-Projekt GEVIP (grenzuumlberschreitende Entwicklung Verarbeitung und Vermarktung von historischen sowie innovativen Produkten aus regionalen Pflan-zenerzeugnissen) zwischen Nordrhein-Westfalen und den Niederlanden mit ein das sich mit der Entwick-lung und Vermarktung von neuen Erzeugnissen auf der Grundlage von pflanzengenetischen Ressourcen befasst hat

Mehrere Laumlnder unterstuumltzen zudem die Bewirtschaf-tung von Streuobstwiesen zur Foumlrderung des Anbaus eines genetisch breiten Spektrums alter Obstsorten Solche Maszlignahmen dienen gleichzeitig dem Schutz gefaumlhrdeter Arten in diesen Oumlkosystemen Diese Akti-vitaumlten sind durch die EU im Rahmen der Ratsverord-nung (EG) Nr 16982005 kofinanzierungsfaumlhig Da sie nicht an besondere Vorgaben hinsichtlich der Sorten-auswahl gebunden sind laumlsst sich ihre Wirkung auf die Erhaltung obstgenetischer Ressourcen on farm nicht genau abschaumltzen

In einigen Regionen Deutschlands gibt es eine erfolg-reiche Zusammenarbeit zwischen regionalen Arten-schutzinitiativen und Vertretern des Pomologenver-eins In diesen Faumlllen gelingt die Verknuumlpfung von Zielen des Arten- und Lebensraumschutzes mit der Erhaltung obstgenetischer Ressourcen on farm

4211 Weiterentwicklung der bdquoRoten Liste der gefaumlhrdeten einheimischen Nutzpflanzenldquo

Der Globale Aktionsplan der FAO zur Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft nennt die Kenntnis uumlber die aktuell existierenden genetischen Ressourcen als grund-legende Voraussetzung fuumlr gezielte und effiziente Erhaltungsaktivitaumlten Darauf wurde bereits im ersten

Fachprogramm im Jahr 2002 hingewiesen Auch die nationale Biodiversitaumltsstrategie der Bundesregierung sieht den Aufbau einer Liste der auf nationaler Ebene durch Ex-situ-Maszlignahmen dringend zu schuumltzenden Arten und deren innerartlichen Vielfalt vor

Manche Gaumlrten sind noch ein Refugium fuumlr Pflanzenvielfalt

Aus diesen Gruumlnden und um auf den erheblichen Ruumlckgang der Nutzpflanzenvielfalt auch fuumlr Deutsch-land aufmerksam zu machen sowie um Maszlignahmen zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung pflanzenge-netischer Ressourcen zu unterstuumltzen wurde die Rote Liste der gefaumlhrdeten einheimischen Nutzpflanzen in Deutschland erstellt Die Rote Liste soll alle Arten-gruppen von einheimischen Nutzpflanzen und deren Sorten Landsorten und Varietaumlten umfassen die in Deutschland an lokale Bedingungen angepasst und von Bedeutung waren

Zur Unterstuumltzung des Anbaus bedrohter regional angepasster Nutzpflanzen besteht im Rahmen der Ge-

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meinschaftsaufgabe bdquoVerbesserung der Agrarstruktur und des Kuumlstenschutzesldquo (GAK) der Foumlrdergrundsatz bdquoErhaltung genetischer Ressourcen in der Landwirt-schaftldquo Die Auswahl der unter diesem Grundsatz foumlrderfaumlhigen Nutzpflanzen erfolgt durch die zustaumln-digen Laumlnderbehoumlrden auf Basis von Empfehlungen des BEKO Die vom BEKO fuumlr eine Foumlrderung im Rahmen der GAK empfohlenen Nutzpflanzen sind in der Roten Liste entsprechend gekennzeichnet

Auch im Rahmen der Erhaltungssortenverordnung dient die Rote Liste dem Bundessortenamt und den zustaumlndigen Laumlnderdienststellen als eine moumlgliche Referenz fuumlr eine Sorte hinsichtlich ihrer Bedeut-samkeit als pflanzengenetische Ressource in ihrer Ursprungsregion

Handlungsbedarf

Y Verbesserung der wissenschaftlichen Grundlagen fuumlr die Erstellung der Roten Liste

Y Laufende Aktualisierung der Liste auf Basis der Empfehlungen des BEKO

Y Aufbau eines bdquoOn-farm-Inventarsldquo beim IBV u a auf Basis der im Rahmen der GAK verpflichtenden Meldungen der Bundeslaumlnder uumlber die gefoumlrder-ten Flaumlchen je Nutzpflanze und anderer Quellen

4212 Staumlrkung der On-farm-Erhaltung und -Bewirtschaftung

Neben der Erhaltung im Rahmen der landwirt-schaftlichen Nutzung sowie der direkten Nutzung in der Pflanzenzuumlchtung erfolgt eine On-farm-Bewirtschaftung u a bei besonders gefaumlhrdeten aus der kommerziellen Nutzung und Zuumlchtung laumlngst verschwundenen Arten und Sorten v a durch ver-schiedene Erhaltungsinitiativen sowie in agrarhisto-rischen Museen Freilichtmuseen in Gaumlrten (Haus- Klein- und Bauerngaumlrten) und in den gartenbauli-chen Sortimenten vieler Gartenbaubetriebe Aktuelle und detaillierte Erhebungen zur Anzahl der hieruumlber erhaltenen pflanzengenetischen Ressourcen liegen derzeit nicht vor und ein Konzept zur Koordination dieser verschiedenen Aktivitaumlten fehlt bislang ebenso wie konzeptionelle Maszlignahmen zur Staumlrkung dieses Sektors

Diese vielfaumlltigen Einzelinitiativen privater Personen und Vereinigungen haben eine groszlige Bedeutung fuumlr die Erhaltung der Kulturpflanzenvielfalt

Anbau von Rotkohl und Zuckermais

Von unmittelbarer Bedeutung sind auch die Maszlig-nahmen der zweiten Saumlule der Agrarpolitik der laumlndlichen Entwicklungspolitik und hier vor allem

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die Agrarumweltmaszlignahmen deren Rechtsgrundlage die sog ELER-Verordnung vom September 2005 ist (s 431) Foumlrderfaumlhig sind u a besonders biodiversi-taumltserhaltende Nutzungsformen wie Streuobstwiesen extensive Weidewirtschaft oder der Oumlkolandbau Mit der Vergroumlszligerung des Fruchtartenspektrums und der Erweiterung von Fruchtfolgen sowie der Nutzung ausreichender innerartlicher Vielfalt wird nicht nur eine standortangepasste und nachhaltige landwirt-schaftliche Produktion angestrebt sondern es soll damit auch ein Beitrag zur Erhaltung und nachhalti-gen Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen geleis-tet werden

Die positiven Auswirkungen der Maszlignahmen der zweiten Saumlule auf die biologische Vielfalt insbeson-dere auch auf den Erhalt und die nachhaltige Nut-zung pflanzengenetischer Ressourcen koumlnnen durch die Verbesserung der Foumlrdermodalitaumlten vergroumlszligert werden

Bewaumlhrt haben sich ebenfalls die vom BMEL unter-stuumltzten Modell- und Demonstrationsvorhaben die zur Erhaltung besseren Verfuumlgbarkeit oder verstaumlrk-ten nachhaltigen Nutzung genetischer Ressourcen der Land- Forst- Fischerei- und Ernaumlhrungswirt-schaft einschlieszliglich Gartenbau beitragen Die durchgefuumlhrten Vorhaben sollen einen Vorbildcha-rakter fuumlr potenzielle Nachahmer entfalten

Eine erfolgreiche On-farm-Bewirtschaftung muss durch unterstuumltzende Maszlignahmen begleitet wer-den Dazu gehoumlren beispielsweise der Aufbau von Kompetenzzentren (s 4214) die Evaluierung der Pflanzen unter Praxisbedingungen die Bereitstellung von Saat- und Pflanzgut die technische Unterstuumlt-zung bei der Reinigung und Lagerung von Saat- und Pflanzgut die Aus- und Fortbildung fuumlr die On-farm-Bewirtschaftung die Entwicklung von neuen Produk-ten und Marketingkonzepten und die Etablierung von Netzwerken von an der On-farm-Bewirtschaftung interessierten Gruppen

Die ausreichende Verfuumlgbarkeit Vermehrung und dauerhafte Erzeugung von Saatgut ist haumlufig das zentrale Problem fuumlr die On-farm-Bewirtschaftung Um dies zu verbessern wurden bereits entsprechende Regelungen erlassen die das Inverkehrbringen von Saat- und Pflanzgut von Sorten die als genetische Ressource erhaltenswert erscheinen gezielt erleich-tern Eine Uumlberpruumlfung weiterer Ausnahmeregelun-gen fuumlr Aktivitaumlten zur Erhaltung der genetischen Vielfalt wird angestrebt

Handlungsbedarf

Verbesserte Erfassung Vernetzung und Koor-dinierung von Aktivitaumlten im Bereich On-farm-Bewirtschaftung

Entwicklung und Pruumlfung eines abgestimmten Konzeptes zur On-farm-Bewirtschaftung unter Beruumlcksichtigung der bestehenden Aktivitaumlten

Erstellung eines Konzepts fuumlr die Foumlrderung des Anbaus gefaumlhrdeter einheimischer Nutzpflanzen in Deutschland Weiterfuumlhrung geeigneter Foumlrdermaszlignahmen im Rahmen der GAK wie zB Fruchtartendiversifizie-rung (ua Leguminosen Gemengeanbau) Anbau von Zwischenfruumlchten Anbau gefaumlhrdeter heimi-scher Nutzpflanzen

Pruumlfung Konzeption und ggf Etablierung projekt-unabhaumlngiger Foumlrdermoumlglichkeiten zur Unterstuumlt-zung von Erhaltungsinitiativen und Akteuren der On-farm-Bewirtschaftung

Uumlberpruumlfung der Regelungen des Saatgut- und ggf des Pflanzenschutzrechts hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf die Aktivitaumlten zur Erhaltung der genetischen Vielfalt

4213 Erhaltung und nachhaltige Nutzung der genetischen Vielfalt im Gruumlnland

Gruumlnland ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Kulturlandschaft und groszligflaumlchig erst durch die Be-wirtschaftung des Menschen entstanden Im Gruumln-land wachsen mehr als die Haumllfte aller in Deutsch-land vorkommenden Bluumltenpflanzenarten Fuumlr Futterpflanzen und viele weitere Kulturpflanzen des Ackerlandes und der Gaumlrten bildet extensives Gruumln-land den Lebensraum ihrer verwandten Wildarten Artenreiches Gruumlnland stellt somit einen wichtigen Ort zum Erhalt der genetischen Vielfalt der Kultur-pflanzen dar Die ausdauernden Pflanzenbestaumlnde des Gruumlnlands bilden uumlber das ganze Jahr Lebensraum fuumlr eine groszlige Zahl heimischer Tierarten Gruumlnland hat zudem wichtige Funktionen fuumlr den Gewaumlsser- Klima- und Bodenschutz der Landschaften Gruumln-land hat somit zusammenfassend nicht nur eine herausragende Bedeutung fuumlr die genetische Vielfalt der Kulturpflanzen und ihrer wilden Verwandten sondern auch fuumlr typische Kulturlandschaften die weitere Funktionen fuumlr die Erholung und den Touris-mus erfuumlllen

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Artenreiche Almwiese

Die Artenzusammensetzung und die Auspraumlgung der Gruumlnlandvegetation richtet sich hauptsaumlchlich nach den natuumlrlichen Faktoren wie Standort (Boden Wasserhaushalt Klima Houmlhenlage etc) und nach den Bewirtschaftungsfaktoren Zu den entscheidenden Bewirtschaftungsfaktoren gehoumlren Mahd oder Be-weidung Tierbesatz Nutzungshaumlufigkeit (Anzahl der Schnitte) Nutzungstermine und Bewirtschaftungs-technik In Jahrhunderten entstand somit eine groszlige Vielfalt verschiedenster Gruumlnlandgesellschaften Seit mehr als 120 Jahren betraumlgt der Anteil von Gruumlnland nahezu konstant etwa ein Drittel der land-wirtschaftlichen Nutzflaumlche In diesem Zeitraum ist allerdings die landwirtschaftliche Nutzflaumlche insge-samt deutlich zuruumlckgegangen und damit anteilig auch die Gruumlnlandflaumlche absolut Wenn auch der landwirtschaftliche Flaumlchenverbrauch in den letzten Jahren abgeschwaumlcht worden ist so gehen taumlglich immer noch eine Flaumlche von ca 90 ha in Deutschland verloren die hauptsaumlchlich in Wohn- Verkehrs- und Wirtschaftsflaumlchen umgewandelt werden Der stetige Flaumlchenverlust geht einher mit einer staumlrkeren Inten-sivierung der Landwirtschaft und fuumlhrt damit auch in einigen Regionen zu einer Zunahme der Bewirtschaf-tungsintensitaumlt des Gruumlnlandes Damit ist auch eine Aumlnderung der Artenzusammensetzung und haumlufig eine Abnahme der biologischen Vielfalt verbunden

Im Rahmen der Gewaumlhrung von EU-Direktzahlungen haben die EU-Mitgliedstaaten sicher zu stellen dass bezuumlglich der beantragten Flaumlchen der Anteil des

Dauergruumlnlandes an der landwirtschaftlichen Flaumlche bezogen auf das Referenzjahr 2003 erhalten bleibt Bei einem Ruumlckgang dieses Anteils um mehr als 5 sind die Laumlnder gemaumlszlig der Bestimmungen des nationalen Direktzahlungen-Verpflichungengesetzes ermaumlchtigt den weiteren Umbruch von Dauergruumlnland per Lan-des-Verordnung von einer Genehmigung abhaumlngig zu machen Anfang 2011 gab es solche Landes-Verord-nungen in sechs Laumlndern In allen anderen Laumlndern betrug der Ruumlckgang des Dauergruumlnlandanteils we-niger als 5 In zwei Laumlndern war sogar eine geringe Zunahme des Dauergruumlnlandanteils zu verzeichnen Daruumlber hinaus ist die Gewaumlhrung der Direktzahlun-gen im Rahmen der Cross Compliance-Vorgaben auch von der Beachtung bestimmter fachrechtlich beste-hender Umbruchbeschraumlnkungen abhaumlngig

Biologische Vielfalt im bewirtschafteten Gruumlnland erhaumllt sich allerdings nicht von selbst Durch Biodi-versitaumltsmanagement kann der Landwirt artenrei-che Gruumlnlandflaumlchen erhalten und entwickeln Hier setzen die Agrarumweltmaszlignahmen im Rahmen der GAK an die ein breit gefaumlchertes und flexibles regi-onalspezifisches Instrumentarium anbieten Soweit regional erforderlich sollte ggf eine zielgerichtete Anpassung der Maszlignahmen erfolgen (siehe Kapitel zu 431)

Zur Anreicherung oder Wiederherstellung artenrei-cher Gruumlnlandflaumlchen mit gebietsheimischen Pflan-zenarten wurden in den letzten Jahren neue Konzepte diskutiert und erprobt (s 4224)

Handlungsbedarf

(Weiter-)Entwicklung von Methoden zur Identifi-kation unterschiedlicher Gruumlnlandformen auf der Grundlage von Indikator- oder KennartenErhebungen zu Vorkommen von artenreichem urspruumlnglichem bzw natuumlrlichem Gruumlnland in Schutzgebieten und Pruumlfen der Anwendung des Konzeptes bdquogenetischer Schutzgebieteldquo (siehe Kapitel 4223) zum Schutz wertvoller Gruumlnlands-tandorte in FFH-GebietenWeiterentwicklung standortgerechter und oumlkono-misch nachhaltiger Gruumlnlandnutzungssysteme

Weiterfuumlhrung und ggf Anpassung der Foumlrderung von biodiversitaumltsfoumlrdernden Agrarumweltmaszlig-nahmen im Rahmen der GAK wie extensive Be-wirtschaftung von Gruumlnlandflaumlchen zur Erhaltung pflanzengenetisch wertvoller Gruumlnlandvegetation Streuobstwiesen Umwandlung von Ackerland in extensiv zu nutzendes Gruumlnland

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Y Weiterfuumlhrung und ggf Ausweitung geeigneter Vertragsnaturschutzmaszlignahmen auf Laumlnderebene unter Beteiligung von EU und Bund

Y Pruumlfen inwieweit Foumlrderschwerpunkte des Bun-desprogramms bdquoBiologische Vielfaltldquo wie bdquoHot-spots der biologischen Vielfalt in Deutschlandldquo oder auch die bislang nicht definierte Kategorie bdquoWeitere Maszlignahmen von besonderer repraumlsenta-tiver Bedeutung fuumlr die Strategieldquo genutzt werden koumlnnen um der besonderen Bedeutung des arten-reichen Gruumlnlands gerecht zu werden

4214 Aufbau von Kompetenzzentren

Der Aufbau regionaler Kompetenzzentren faumlllt in die Zustaumlndigkeit der einzelnen Bundeslaumlnder Entspre-chend des in der Agrobiodiversitaumltsstrategie des BMEL beschriebenen Handlungsbedarfs wurden die Laumlnder z B durch Modellvorhaben fuumlr die Erhal-tung traditioneller regionaltypischer und bedrohter Kulturpflanzen on farm durch BMEL unterstuumltzt

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Umfangreiche Sortenkenntnisse sind Voraussetzung fuumlr die Erhal-tungsarbeit

Die Erfahrungen des Kompetenzzentrums fuumlr die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen an der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen sowie der Sortenerhaltungszentrale Baden-Wuumlrttemberg am Kompetenzzentrum Obstbau-Bodensee Baven-dorf belegen einen weitergehenden Bedarf fuumlr eine Unterstuumltzung der On-farm-Bewirtschaftung auf der regionalen bzw Laumlnderebene In den anderen Bundeslaumlndern fehlt eine derartige Infrastruktur zur Beratung und Koordination entsprechender Akteu-re bisher weitgehend Der Bedarf erstreckt sich auf den Aufbau von Netzwerken auf Erzeugerebene und stufenuumlbergreifend auf die Erzeugung und Verteilung von Saatgut sowie auf unterstuumltzende Maszlignahmen zur Entwicklung und Vermarktung so genannter bdquoVielfaltsprodukteldquo

Handlungsbedarf

Evaluierung der bisher geleisteten Arbeit und der Erfahrungen in einzelnen Bundeslaumlndern mit dem Ziel einen Leitfaden und Handlungsvorschlaumlge in Abstimmung mit den Bundeslaumlndern zu ent-wickeln

Unterstuumltzung bei der Gruumlndung weiterer Kom-pe tenzzentren fuumlr die Erhaltung nachhaltige Nutzung und Vermarktung pflanzengenetischer Ress ourcen einschlieszliglich Fortbildungs- Bildungs- und Oumlffentlichkeitsarbeit

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4215 AufbauvonFortbildungsangeboten imBereichOn-farm-Erhaltung pflanzengenetischerRessourcen

Bereits die Agrobiodiversitaumltsstrategie des BMEL betont die Bedeutung einer verstaumlrkten Ausbildung in Fragen der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt Das Wissen uumlber Anbau Ver-mehrung und Nutzung alter Sorten wird derzeit zu einem groszligen Teil durch Erhalterinitiativen gepflegt und weitergegeben Berufliche und wissenschaftli-che Ausbildungsgaumlnge haben relevante Inhalte (z B Samengaumlrtnerei Taxonomie) in ihren Curricula leider stark reduziert In einer Befragung von Personen die aktiv im Bereich On-farm-Management engagiert sind konnte ermittelt werden dass Kenntnisse uumlber die praktische zuumlchterische Erhaltung von Nutz-pflanzen nur unzureichend vorhanden sind Von den Personen wurde diesbezuumlglich mehrheitlich Fortbil-dungsbedarf geaumluszligert Weiterhin wurde in einer vom BMEL in Auftrag gegebenen Studie zur Analyse von Konzepten der On-farm-Bewirtschaftung pflanzenge-netischer Ressourcen in Deutschland festgestellt dass eine erfolgreiche On-farm-Bewirtschaftung durch unterstuumltzende Maszlignahmen begleitet werden muss die auch die Entwicklung von neuen Produkten und Marketingkonzepten beinhalten sollte

Praktische Erhaltungstaumltigkeit ist ohne die Einbin-dung in Netzwerke ungleich schwerer da der Aus-tausch von Erfahrungen Informationen aber auch der unmittelbare Austausch von Material und Gerauml-

ten von entscheidender Bedeutung sind Die bereits existierenden Einrichtungen Initiativen und Vereine stellen diesbezuumlglich eine gute Basis dar allerdings fehlt es derzeit noch an etablierten Netzwerk-strukturen

Handlungsbedarf

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Erfassung von Einrichtungen die grundsaumltzlich fuumlr Fortbildungsangebote im Bereich Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen und On-farm-Management geeignet sind Erarbeitung von Fortbildungsangeboten (z B bdquoErhaltungsgaumlrtnerldquo) in Zusammenarbeit mit ent-sprechenden Bildungseinrichtungen und Erhal-tungsorganisationen Aufbau eines Fortbildungsangebotes im Bereich Unternehmensgruumlndung und Marketing in Zu-sammenarbeit mit geeigneten Fortbildungsein-richtungenErarbeitung von Fortbildungs- und Schulungsma-terial unter Einbindung vorhandener Bundesein-richtungen

Aufbau eines Beratungsnetzwerkes fuumlr den Be-reich Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen und On-farm-Management in Zusammenarbeit mit Erhaltungsorganisationen und Botanischen Gaumlrten und weiteren Akteuren sowie die oumlffentlichkeits-wirksame Bekanntmachung des Netzwerkes

Alle Maszlignahmen werden bundesweit durch das IBV der BLE unterstuumltzt und koordiniert

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422 In-situ-ErhaltungvonWildpflanzen fuumlrErnaumlhrungundLandwirtschaft (WEL)

Mehr als 2800 Arten unserer heimischen Flora (ca 3500 Arten) stellen so genannte bdquomit Kulturarten verwandte Wildartenldquo (im internationalen Sprach-gebrauch crop wild relative ndash CWR) dar oder sind potenziell fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft nutzba-re Wildarten19 Diese bdquoWildarten fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaftldquo (WEL) sind zudem eine bedeutende Ressource fuumlr die Pflanzenzuumlchtung Deshalb ist die Erhaltung der Anpassungsfaumlhigkeit dieser Artengrup-pe fuumlr die langfristige Sicherung einer ausreichenden und sicheren landwirtschaftlichen Pflanzenprodukti-on eine wichtige Voraussetzung

Gerade bei der groszligen Anzahl an heimischen poten-ziell nutzbaren Wildpflanzenarten ist die In-situ-Er-haltung schon aus quantitativen pragmatischen und finanziellen Gruumlnden die wohl einzige realistische Schutzmaszlignahme Dabei bleiben die Arten in ihren Oumlkosystemen den dynamischen Prozessen der Evolu-tion ausgesetzt

Die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft spielt bei Bewirt-schaftungs- Pflege- und Erhaltungsmaszlignahmen des Naturschutzes als eigenstaumlndige Zielsetzung bisher keine groszlige Rolle Allerdings entsprechen die seit vielen Jahren durchgefuumlhrten Maszlignahmen z B im Vertragsnaturschutz auch dem Ziel der Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen

Als wichtige Komponenten der In-situ-Erhaltung sind die nachhaltige land- und forstwirtschaftliche Flaumlchennutzung im Rahmen von Agrarumweltmaszlig-nahmen sowie die Aktivitaumlten des Natur- und Land-schaftsschutzes zu nennen Diese Aktivitaumlten um-fassen u a Maszlignahmen des Artenschutzes und des flaumlchenbezogenen Biotopschutzes

Eine aktive Bewirtschaftung innerartlicher geneti-scher Vielfalt von in Deutschland wild vorkommen-den pflanzengenetischen Ressourcen einschlieszliglich der mit den Kulturpflanzen verwandten Wildarten (WEL) setzt eine enge fachliche Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Naturschutz voraus Die aktive Erhaltung genetischer Vielfalt auf dafuumlr

ausgewaumlhlten Flaumlchen wird umso effizienter und kostenguumlnstiger sein je mehr Arten innerhalb eines bewirtschafteten Areals vorkommen Inwieweit Maszlig-nahmen des Naturschutzes ausreichend sind gene-tische Ressourcen tatsaumlchlich dauerhaft zu erhalten ist bisher aber ebenso wenig bekannt wie Standorte mit hohem Aufkommen von WEL-Arten und hoher genetischer Vielfalt

Einen Uumlberblick uumlber die wild wachsenden Pflan-zenarten (Farn- und Bluumltenpflanzen) Pflanzengesell-schaften und die natuumlrliche Vegetation Deutschlands ermoumlglicht das Informationsangebot FloraWeb (httpwwwflorawebde) des Bundesamtes fuumlr Naturschutz (BfN) Zu den ca 3500 wild wachsenden Pflanzenarten koumlnnen Artensteckbriefe mit bis zu 55 Einzelinformationen uumlber Taxonomie Systematik Biologie Oumlkologie Lebensraum Verbreitung und Be-standssituation Gefaumlhrdung und Schutz sowie Fotos abgerufen werden Informationen uumlber die Verbrei-tung in Deutschland sind durch dynamisch erstellte Karten und die interaktive GIS-Anwendung bdquoFlora-Mapldquo zugaumlnglich Die Angaben stammen aus laufend aktualisierten Datenbanken und Projekten des BfN und dessen Kooperationspartnern

Im Rahmen des Berichtssystems zum europaumlischen Schutzgebietsnetz bdquoNatura 2000ldquo erfolgt ebenfalls eine Erfassung der in diesen Gebieten vorkommen-den Pflanzenarten der Anhaumlnge II - V der FFH-Richt-linie auf Laumlnderebene doch kommen von den mehr als 1000 Tier- und Pflanzenarten der entsprechenden Anhaumlnge II - IV der FFH-Richtlinie nur ganze 50 Arten von Farn- und Bluumltenpflanzen in Deutsch-land uumlberhaupt vor Ein wesentlich groumlszligerer Anteil von Pflanzenarten wird allerdings durch die Kartie-rung von FFH-Lebensraumlumen (Anhang I) und z T auszligerhalb von Natura 2000-Gebieten im Rahmen der Biotopkartierungen der Laumlnder erfasst

Auf nationaler Ebene gibt es daruumlber hinaus nur wenige Erhebungen uumlber das Vorkommen pflan-zengenetischer Ressourcen inner- und auszligerhalb bestehender Schutzgebiete bzw eine diesbezuumlgliche Auswertung vorhandener Kartierungsdaten Bisher durchgefuumlhrte detailliertere Erhebungen beziehen sich meist punktuell auf spezifische Gebiete Auszliger-dem ist die innerartliche Variabilitaumlt der Wildpflan-zen nur ansatzweise bekannt

19 Von den ca 3500 in Deutschland in situ vorkommenden Pflanzenarten sind fuumlr uumlber 1000 Arten aktuelle oder potenzielle Nutzungen beschrieben Unter Einbeziehung der Nutzungsformen bdquoZuumlchtungldquo bzw bdquoZierpflanzeldquo kommen weitere ca 1800 Arten als bdquoheimischeldquo pflanzengenetische Ressourcen hinzu

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Sanddorn(Hippophaerhamnoides)eineWildpflanzeausderenFruumlchtenleckereSaumlfteundMarmeladenhergestelltwerdenkoumlnnen

Das IBV betreut ein Verzeichnis pflanzengenetischer Ressourcen welches sowohl die Kulturpflanzen als auch die Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirt-schaft umfasst Dieses Verzeichnis ist uumlber das Nati-onale Inventar zu pflanzengenetischen Ressourcen PGRDEU (httppgrdeugenresde) zugaumlnglich

Daten zum Vorkommen pflanzengenetischer Res-sourcen in situ sind bisher nur in eingeschraumlnktem Maszlige fuumlr bestimmte Pflanzenarten durch die Bun-deslaumlnder und auf Kommunal- oder Projektebene verfuumlgbar Eine allgemeine Zugaumlnglichkeit zu diesen Informationen existiert in der Regel nicht oder sie ist nur sehr eingeschraumlnkt vorhanden Im Rahmen eines vom BMEL gefoumlrderten Modell- und Demonstrati-onsvorhabens bdquoAufbau eines Berichts- und Monito-ringsystems fuumlr die In-situ-Erhaltung genetischer

Ressourcen der den Kulturpflanzen verwandten Wildarten in Brandenburgldquo wird derzeit eine mo-dellhafte Berichtsinfrastruktur auf Bundeslandebene aufgebaut welche hier kuumlnftig durch verbesserten In-formationsfluss ndash sowohl innerhalb des Bundeslandes selbst als auch von dort zur Bundesebene ndash Abhilfe schaffen soll Daneben werden uumlber weitere Modell- und Demonstrationsvorhaben die Vorkommen der verwandten Wildarten von Apfel und Rebe Malus sylvestris (L) Mill und Vitis vinifera subsp sylvestris (C C Gmel) Hegi erhoben und genetisch beschrie-ben der Erhaltungszustand der Vorkommen bewer-tet sowie Maszlignahmen fuumlr ein In-situ-Management entwickelt und gepruumlft

Handlungsbedarf

Erstellung eines nationalen Konzepts zur In-situ-Erhaltung von in Deutschland wild vorkommen-den pflanzengenetischen Ressourcen

4221 IdentifizierungvonSchwerpunktarten

Fuumlr in Deutschland wild vorkommende pflanzenge-netische Ressourcen mit ihren mehr als 2800 Arten ist die In-situ-Erhaltung der wichtigste Erhaltungs-ansatz Die groszlige Artenzahl macht hier eine Schwer-punktsetzung noumltig um weitere Schutzmaszlignahmen realistisch und umsetzbar planen zu koumlnnen

Handlungsbedarf

Pflege und Fortschreibung der Liste in Deutschland vorkommender pflanzengenetischer Ressourcen20

Entwicklung nationale und internationale Ab-stimmung und Feststellung geeigneter Kriterien fuumlr die Priorisierung von in Deutschland wild vorkommenden pflanzengenetischen Ressourcen Markierung der prioritaumlren Arten in der Liste pflanzengenetischer Ressourcen nach diesen Kriterien als Grundlage einer weiteren Schwer-punktsetzung von Erhaltungsmaszlignahmen auf nationaler und internationaler EbeneMeldung der prioritaumlren Arten und ggf von Maszlignahmen zu ihrem Schutz an internationale Informationssysteme zwecks europaumlischer und internationaler Abstimmung

20 httppgrdeugenresdeindexphptpl=an_Liste

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AgrarlandschaftmitbluumlhendemAckerrandstreifen

4222 BestandsstuumltzendeMaszlignahmen

Zur Unterstuumltzung des Ziels in Deutschland wild vorkommende pflanzengenetische Ressourcen vorrangig in situ zu erhalten sind auch bestands-stuumltzende Maszlignahmen fuumlr Vorkommen und Popula-tionen einzelner Arten zu pruumlfen und wo angebracht umzusetzen Hierbei sind u a auch die Moumlglichkei-ten einer Nutzung bestehender Aktivitaumlten z B im Rahmen der nationalen Umsetzung der Europaumlischen Strategie zur Erhaltung der Pflanzen (EPCS vgl Kapi-tel 311) zu pruumlfen Die Entwicklung und Etablierung von bestandsstuumltzenden Maszlignahmen erfolgte bisher modellhaft bei Malus sylvestris (L) Mill und Vitis vinifera subsp sylvestris (C C Gmel) Hegi im Rahmen von Modell- und Demonstrationsvorhaben

Handlungsbedarf

Entwicklung und Pruumlfung eines Konzepts zur Stuumltzung von Vorkommen und Populationen durch Vermehrung von Saatgut oder Pflanzen und deren Wiederausbringung

4223 IdentifizierungAufbauundAusweisung bdquogenetischerSchutzgebieteldquo

Bisher gibt es keine spezifischen Schutzgebiete fuumlr WEL Das von der Europaumlischen Kommission im Rahmen der Ratsverordnung (EG) Nr 8702004 finanzierte Vorhaben bdquoEin integrierter europaumlischer Arbeitsplan fuumlr das In-situ-Management Umsetzung der Konzepte bdquogenetisches Schutzgebietldquo und bdquoon farmldquo (AEGRO)ldquo befasst sich mit allen wesentlichen Aspekten des In-situ-Managements AEGRO fuumlhrt Daten aus europaumlischen und internationalen Quellen zusammen und harmonisiert und strukturiert Infor-mationen damit sich diese fuumlr Entscheidungspro-zesse nutzen lassen Erste Ergebnisse zeigen dass die Qualitaumlt der in verschiedenen Quellen (GBIF EURISCO) mehr oder minder auf dem kleinsten ge-meinsamen Nenner zusammengefuumlhrten Daten in taxonomischer und geographischer Hinsicht in keiner Weise fuumlr eine aggregierende Betrachtung die fuumlr die Priorisierung von Arten und Gebieten erforderlich ist ausreicht und einer umfangreichen Bearbeitung bedarf

AEGRO beschreibt ferner die genetische Diversitaumlt ausgewaumlhlter Gattungen und Arten und schafft fuumlr ausgewaumlhlte Vorkommen die organisatorischen und methodischen Voraussetzungen fuumlr das demographi-sche und genetische Monitoring Es werden fuumlr diese Modellarten auf europaumlischer Ebene abgestimmte Er-haltungsstrategien entwickelt die anderen als Vorlage dienen koumlnnen Fuumlr das In-situ-Management werden Qualitaumltsstandards als Voraussetzung fuumlr eine verbes-serte europaumlische Zusammenarbeit in diesem Bereich entwickelt und die Moumlglichkeiten zur Einrichtung genetischer Schutzareale in bdquoMost Appropriate Areas ndash MAAldquo gepruumlft Das EU-Vorhaben begann im Oktober 2007 und wird vom Julius Kuumlhn-Institut koordiniert

Bereits im Fachprogramm von 2002 war vorgesehen auch in Deutschland bestehende Schutzgebiete mit einer hohen Dichte an prioritaumlren Arten zu identifi-zieren und zusaumltzlich als bdquogenetisches Schutzgebietldquo auszuweisen Dabei koumlnnen nun die Ergebnisse des AEGRO-Projekts als Grundlage fuumlr ein nationales Erhaltungskonzept dienen

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Handlungsbedarf

Y Identifizierung geeigneter Flaumlchen mit hoher bdquoVorkommensdichteldquo prioritaumlrer Arten im Rahmen eines Projektes

Y Entwicklung bzw Weiterentwicklung von Mana-gementmaszlignahmen fuumlr die prioritaumlren Arten

Y Ausweisung bereits vorhandener Schutzgebiete als bdquogenetische Schutzgebieteldquo fuumlr prioritaumlre Arten durch die zustaumlndigen Stellen und in Abstimmung mit den laufenden Arbeiten der Laumlnderbehoumlrden zur Ausweisung der FFH-Gebiete

4224 VerwendunggebietseigenerWildpflanzen inderfreienNatur

Das novellierte Gesetz uumlber Naturschutz und Landschaftspflege (Bundesnaturschutzgesetz ndash BNatSchG21) formuliert in sect 40 (4) strenge Anforde-rungen an das Ausbringen von Pflanzen gebiets-fremder Arten in der freien Natur22 Bereits vor der Novellierung war vorgeschrieben dass in der freien Natur kein Pflanzmaterial verwendet werden soll das seinen genetischen Ursprung nicht in der jewei-ligen Region hat Die mit der Novelle nun bundesun-mittelbar geltende Vorschrift des sect 40 Absatz 4 muss in den Laumlndern vollzogen werden ohne dass Abwei-chungsmoumlglichkeiten bestehen Zur Erleichterung wurde eine 10-jaumlhrige Uumlbergangsregelung bis zum 1 Maumlrz 2020 geschaffen in der gebietseigene Pflan-zen und Gehoumllze vorzugsweise verwendet werden sollen Erst danach gilt die neu gestaltete Genehmi-gungspflicht uneingeschraumlnkt

Der Genehmigungsvorbehalt des BNatSchG gilt nur fuumlr das Ausbringen in der freien Natur Davon sind alle Ausgleichsmaszlignahmen Rekultivierungen Straszligenbegleitgruumln und sonstigen Begruumlnungs- und Rekultivierungsmaszlignahmen in der freien Natur be-troffen Die Land- und Forstwirtschaft einschlieszliglich des Gartenbaus ist aber sowohl als Erzeuger gebiets-eigenen Saat- und Pflanzguts das in der freien Natur verwendet werden soll als auch im Rahmen von Dienstleistungen in Landschaftsbau und ndashpflege als Ausbringer betroffen

Fuumlr krautige Pflanzen gibt es sehr einfache effektive und seit Jahren in der Praxis bewaumlhrte Methoden der Begruumlnung wie Selbstbegruumlnung Heudruschver-fahren oder auch Mahdgutuumlbertragungsverfahren Weitere alternative naturnahe Begruumlnungsmethoden wurden bereits in Modellvorhaben erprobt Alle genannten Verfahren haben den Vorteil dass die Verwendung vorhandener lokaler gebietseigener Her-kuumlnfte von Wildpflanzen bei der Ausbringung in die freie Landschaft gesichert ist Es besteht jedoch auch ein zunehmender Bedarf fuumlr einen Markt fuumlr gebiets-eigenes Saatgut (z B Regiosaatgut) fuumlr diese Begruuml-nungs- und Rekultivierungsmaszlignahmen in der freien Natur Mit der nationalen Umsetzung der Richtlinie 201060EU der Kommission besteht ab Anfang 2012 die Moumlglichkeit Saatgutmischungen sogenannte Erhaltungsmischungen die zur Erhaltung der natuumlrli-chen Umwelt verwendet werden sollen auch dann in den gewerblichen Verkehr zu bringen wenn sie unter das Saatgutverkehrsgesetz fallen

ArtenreichesSchnittgruumlnlandmitgebietseigenenWildpflanzen

21 Bundesnaturschutzgesetz vom 29 Juli 2009 (BGBl I S 2542) das zuletzt durch Artikel 5 des Gesetzes vom 6 Februar 2012 (BGBl I S 148) geaumlndert worden ist

22 BNatSchG sect 40 (4) bdquoDas Ausbringen von Pflanzen gebietsfremder Arten in der freien Natur sowie von Tieren bedarf der Genehmigung der zustaumlndigen Behoumlrde Kuumlnstlich vermehrte Pflanzen sind nicht gebietsfremd wenn sie ihren genetischen Ursprung in dem betreffenden Gebiet haben Die Genehmi-gung ist zu versagen wenn eine Gefaumlhrdung von Oumlkosystemen Biotopen oder Arten der Mitgliedstaaten nicht auszuschlieszligen ist Von dem Erfordernis einer Genehmigung sind ausgenommen (hellip) 4das Ausbringen von Gehoumllzen und Saatgut auszligerhalb ihrer Vorkommensgebiete bis einschlieszliglich 1 Maumlrz 2020 bis zu diesem Zeitpunkt sollen in der freien Natur Gehoumllze und Saatgut vorzugsweise nur innerhalb ihrer Vorkommensgebiete ausgebracht werdenldquo

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Um die entsprechenden Qualitaumltsvorgaben zu garan-tieren wurden bereits privatrechtliche Zertifizie-rungssysteme fuumlr Regiosaatgut geschaffen Somit kann gebietseigenes Saatgut das durch Besamm-lung von Wildpflanzen in einer bestimmten Region gewonnen wird ndash in der Regel nach einer Zwischen-vermehrung ndash wieder in dieser Region ausgebracht werden Die in diesen Zertifizierungssystemen defi-nierten Regionen orientieren sich am Ergebnis eines Forschungsprojektes der Deutschen Bundesstiftung Umwelt Es wurden 22 deutsche Regionen voneinan-der abgegrenzt indem standoumlrtlich-klimatisch aumlhn-liche Naturraumlume mit vergleichbarem Artenspektrum zu einer Region zusammengefasst wurden

Fuumlr Gehoumllze ist ebenfalls eine bundesweit einheit-liche Umsetzung anzustreben Zu diesem Zweck wurde die bdquoArbeitsgruppe gebietseigene Gehoumllzeldquo beim BMU ins Leben gerufen in der die Interessen der Naturschutz- Forst- und Gartenbaubehoumlrden von Bund und Laumlndern der Verkehrsplanung der Baumschulverbaumlnde und Forschung gleichberechtigt vertreten sind Mit dem bdquoLeitfaden zur Verwendung gebietseigener Gehoumllze23ldquo hat die Arbeitsgruppe entsprechende Grundlagen und Empfehlungen fuumlr eine praktikable Umsetzung vorgelegt Sie empfiehlt bundeseinheitlich eine Einteilung in sechs Gebiete als Basis fuumlr die Produktion und Ausbringung gebietseigener Gehoumllze zu Grunde zu legen Fuumlr die Handhabung der Sonderfaumllle Straszligenbegleitgruumln und Obstgehoumllze in der freien Landschaft werden ebenfalls Empfehlungen ausgesprochen

Handlungsbedarf

Y Unterstuumltzung bei der Identifikation geeigneter natuumlrlicher Vorkommen gebietseigener Pflanzen um die Erzeugung und Herkunftssicherung von Saat- und Pflanzgut gebietseigener Pflanzen vor-anzubringen

43 Nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen

In der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt wird die Vision formuliert dass eine moumlglichst groszlige Vielfalt genetischer Ressourcen aktiv und nachhaltig genutzt wird Denn diese nachhaltige Nutzung ist in der Regel die beste Voraussetzung fuumlr den langfristi-gen Erhalt der genetischen Ressourcen Im Rahmen der BMEL-Kommunikationsarbeit wurde der Slogan bdquoSchutz durch Nutzungldquo in der oumlffentlichen Diskus-sion bekannt gemacht

431 WeiterfuumlhrungvonAgrarumwelt- maszlignahmen

Agrarumweltprogramme sind ein wichtiges Instru-ment der EU-Agrarpolitik um neben anderen um-weltrelevanten Zielen insbesondere auch die biolo-gische Vielfalt in Agraroumlkosystemen einschlieszliglich pflanzengenetischer Ressourcen zu erhalten Sie werden bei uns auf circa 30 Prozent der landwirt-schaftlichen Flaumlche durchgefuumlhrt Sie honorieren die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt etwa durch Erhalt vielfaumlltiger Fruchtfolgen Bewahrung regional angepasster Kulturpflanzen-sorten und Nutztierrassen sowie durch Gruumlnland-extensivierung

Die Ausgestaltung dieser Maszlignahmen hat auf Grund ihres finanziellen und flaumlchenmaumlszligigen Umfangs einen deutlichen Einfluss auf die Ziele dieses Fachprogramms

Entsprechend der bestehenden Hauptnutzungen und der korrespondierenden Lebensraumbedingungen fuumlr WEL ist die Weiterfuumlhrung der Agrarumweltmaszlig-nahmen standortangepasst (naturraumlumliche Bedin-gungen Nutzungen) erforderlich Ggf kann ndash unter Beruumlcksichtigung des Verwaltungs- und Kontrollauf-wandes ndash gepruumlft werden inwieweit bei einzelnen Maszlignahmen Indikatoren und standoumlrtliche Diffe-renzierungen der Maszlignahmen zu Fortschritten bei Effektivitaumlt der Maszlignahmen zur Erhaltung pflanzen-genetischer Ressourcen fuumlhren

23 Leitfaden zur Verwendung gebietseigener Gehoumllze Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) Stand Januar 2012 httpwwwbmudefilespdfsallgemeinapplicationpdfleitfaden_gehoelze_bfpdf

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Handlungsbedarf

Y Ermittlung von Indikatoren fuumlr den Erhalt pflan-zengenetischer Ressourcen als Komponente der Biodiversitaumlt bei der Weiterfuumlhrung bestimmter Agrarumweltmaszlignahmen

Y Entwicklung und Anwendung standortangepass-ter Maszlignahmen differenziert u a nach Agrar-landschaftstyp und Bodenmerkmalen mit hoher Wirkeffizienz fuumlr den Erhalt pflanzengenetischer Ressourcen

Y Uumlberpruumlfung der Wirksamkeit von Agrarumwelt-maszlignahmen fuumlr den Erhalt und die nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen mit Hilfe entsprechender Indikatoren

432 Weiterentwicklungnachhaltiger Nutzungssysteme

Wichtiges Ziel muss es sein agrarische Nutzungssys-teme im Einklang mit den Zielen der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der genetischen Ressourcen weiterzuentwickeln Dies betrifft die klassischen Nut-zungen zur Nahrungs- und Futtermittelproduktion in den Hauptausrichtungen Ackerbau Gruumlnlandbewirt-schaftung und Obst-Weinanbau Zunehmend gewin-nen aber auch die Produktionsbereiche bdquonachwach-sende Rohstoffeldquo bdquoBioenergieldquo und bdquoKlimaschutzldquo fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung pflanzenge-netischer Ressourcen an Bedeutung Potenzial ist da-bei solchen Verfahren beizumessen denen es gelingt wichtige Ziele des Biodiversitaumltsschutzes in produk-tive d h wirtschaftlich rentable Nutzungssysteme zu integrieren Unter diesem Aspekt sollten besonders solche Nutzungsformen und Produktionsverfahren entwickelt und durch Projekte unterstuumltzt werden die zu einer messbaren Integration der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung pflanzengenetischer Ressour-cen in die Produktion fuumlhren Die Wirksamkeit und Kosteneffizienz bestehender Instrumente zur Foumlrde-rung der Agrobiodiversitaumlt insbesondere der pflan-zengenetischen Ressourcen ist in der Diskussion

Handlungsbedarf

Y Modellhafte Erprobung von Produktionsverfah-ren die die Erhaltung und nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen in die Produktion

integrieren (z B Modell- und Demonstrations-vorhaben in Ackerbaubetrieben) und Uumlbertragung der Ergebnisse in die breitere landwirtschaftliche Praxis

Y Oumlkonomische Bewertungen integrierter Maszlignah-men des Agrobiodiversitaumlts- und Naturschutzes zur Gewaumlhrleistung wirtschaftlich rentabler Nut-zungssysteme

Y Erstellung von Maszlignahmenkatalogen fuumlr effizi-ente Naturschutzmaszlignahmen (Handbuumlcher fuumlr Landwirte) fuumlr Ackerbau- Gruumlnland- Obst-Wein-bau- und Heidegebiete moumlglichst mit regionalem naturraumlumlichem Bezug

Y Entwicklung und Erprobung von Verfahren fuumlr Nutzungen zur Bioenergieerzeugung die Aspekte der Erhaltung der pflanzengenetischen Ressour-cen beruumlcksichtigen z B Nutzung eines breiten Spektrums an Kulturarten streifenfoumlrmige Ener-gieholzpflanzungen in Ackerbau- und Gruumlnland-gebieten in Verbindung mit weiteren Biodiversi-taumltszielen

ErhaltenswerteregionaleApfelsorten

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433 EntwicklungundVerbesserungvon IndikatorenfuumlrdieBestimmungder Gefaumlhrdungvonpflanzengenetischen Ressourcen

Entwickelte bundesweite Biodiversitaumltsindikatoren (Vogelindikator high-natural-value-Farmland(HNV) gefaumlhrdete Arten Schmetterlinge) dienen einer orientierenden Bewertung der Situation der biologi-schen Vielfalt in Hauptlebensraumlumen Die agrarischen Gebiete werden dabei zusammenfassend durch stark generalisierte indikatorisch daher relativ wenig sensitive Maszligzahlen z B den Vogelindex fuumlr Agrar-land in Deutschland dargestellt Fuumlr die Bewertung der Situation der genetischen Vielfalt der Pflanzen in der Flaumlche z B der Entwicklung der Artenzahlen im Dauergruumlnland die genetische Vielfalt genutzter Sorten im groszligflaumlchigen Anbau sowie schlieszliglich auch schlussfolgernd fuumlr die Anwendung verbesserter Bewirtschaftungsmethoden reichen diese Indikato-ren jedoch nicht aus Dringend erforderlich ist daher die Entwicklung von Indikatoren zur Kennzeichnung der Entwicklung der genetischen Vielfalt der Nutz-pflanzen in den Produktionssystemen Bezuumlglich tier-genetischer Ressourcen war es 2010 gelungen einen entsprechenden Indikator fuumlr den Indikatorenbe-richt 2010 zur Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt zu entwickeln und einzubringen Bestehende Indikatoren mit einem Bezug auf die fuumlr viele Wild-pflanzenarten wichtigen Lebensraumlume und extensi-ven Nutzungsformen wie der HNV-Farmlandindi-kator oder der Vogelindikator muumlssen methodisch weiterentwickelt werden um den direkten Bezug zu spezifischen landwirtschaftlichen Nutzungen (Acker Gruumlnland Obst-Weinbau Heiden) zu gewaumlhrleisten

Handlungsbedarf

Y Entwicklung eines nationalen Indikators bdquopflan-zengenetische Vielfalt in Landwirtschaft und Ernaumlhrungldquo unter Beteiligung der Laumlnder

Y Weiterentwicklung von regio nalisierten landwirtschaftl ich sensitiven Biodiversitaumltsindi-ka toren auf der Basis bestehender Indikatoren (Voumlgel HNV-Farmland Schmetterlinge)

Y Entwicklung von indirekten Biodiversitaumltsindi-katoren in Form kalibrierter Schnellmethoden zur lokalen Bewertung der Bio diversitaumlt z B Schaumltz-verfahren mit Hilfe von Vegetationsstrukturmerk-malen der Pflanzenbestaumlnde

Y Entwicklung von Methoden zur Nutzung der Biodiversitaumltsindikatoren fuumlr die Evaluierung der Biodiversitaumltswirkungen von Agrarumweltmaszlig-nahmen von Maszlignahmen der Landschafts pflege und des Vertragsnaturschutzes

Y Erarbeitung von Methoden zur Kopplung der Felderhebungen der Biodiversitaumltsindikatoren mit Datenerhebungen aus landwirt schaftlichen Nutzungen zur Ableitung von praxistauglichen Maszlignahmen fuumlr die Verbesserung der Bestands-situation von Indikatorarten sowie von HNV-Farmland Flaumlchen

434 FoumlrderungderEvaluierungund Charakterisierung

Um eine gezielte Nutzung genetischer Ressourcen zur zuumlchterischen Verbesserung von Kulturpflanzen zu erreichen sind besondere Anstrengungen erforder-lich Grundvoraussetzung ist deren Charakterisierung und Evaluierung Charakterisierungsdaten beschrei-ben Merkmale von Pflanzen die in hohem Maszlige erblich sind und mit bloszligem Auge sichtbare Eigen-schaften darstellen wie z B Wuchshoumlhe und Bluumlh-zeitpunkt Evaluierungsdaten beschreiben vor allem komplexere Eigenschaften die fuumlr die Nutzung der Pflanzen wichtig sind wie Ertrag Anbaueigenschaf-ten Standorteigenschaften und Resistenzen gegen Schaderreger und Schaumldlinge

In der Evaluierung spielen zunehmend molekular- genetische und pflanzenphysiologische Untersuchun-gen die Schluumlsselrolle Waumlhrend die Sequenzierung komplexer Pflanzengenome (Genotypisierung) mit dem technischen Fortschritt zunehmend moumlglich einfacher und kostenguumlnstiger wird ist ein Engpass im Erkenntnisgewinn und damit in der Nutzbar-machung pflanzengenetischer Ressourcen zu beob-achten Dies betrifft besonders die aufwendige aber unabdingbare Phaumlnotypisierung also die quantitative Analyse pflanzlicher Strukturen und Funktionen

BoniturvonFruchtmerkmalendesApfels

49

Notwendig waumlre deshalb vor allem die Entwicklung praumlziser Hochdurchsatz-Phaumlnotypisierungen wenn die Nutzung genetischer Ressourcen zukuumlnftig schnell und effizient erfolgen soll

Handlungsbedarf

Y Foumlrderung interdisziplinaumlrer Forschungsvorhaben zur Hochdurchsatz-Phaumlnotypisierung der marker-gestuumltzten Selektion der Versuchstechnik sowie der Verarbeitung und Analyse massiver Daten-mengen um die notwendige breite Wissensbasis zu erhalten und die erforderlichen Kapazitaumlten aufzubauen

Y Ausbau von Netzwerken zur Ermittlung und Be-wertung der Eigenschaften genetischer Ressour-cen landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Kulturpflanzen unter Beteiligung der Zuumlchter u a durch weiteren Ausbau des Nationalen Evalu-ierungsprogramms pflanzengenetischer Ressour-cen (EVA II) durch Ausweitung der Evaluierung bei Getreidearten z B auf Merkmale zur Verbes-serung der Widerstandsfaumlhigkeit gegen biotische und abiotische Stressfaktoren sowie durch Ein-beziehung weiterer Kulturarten

Y Evaluierung pflanzengenetischer Ressourcen und Intensivierung der Zuumlchtungsforschung durch das Julius Kuumlhn-Institut in Zusammenarbeit mit privaten Zuumlchtungsunternehmen relevanten For-schungseinrichtungen Erhaltungsinitiativen und sonstigen Akteuren Neben den Hauptkulturen sollen auch bisher vernachlaumlssigte (neue und nicht mehr genutzte) Fruchtarten einbezogen werden

Y

Y

435 ErschlieszligungvonInnovationspoten- zialenpflanzengenetischerRessourcen durchdieZuumlchtungsforschung

Die Pflanzenzuumlchtungsforschung bildet eine der wichtigsten Grundlagen der Ernaumlhrungssicherung und Rohstoffversorgung insbesondere unter sich veraumlndernden Produktionsbedingungen durch Klimawandel und einer stetig wachsenden Weltbe-voumllkerung Ziel ist die genetische Anpassung bzw pflanzenzuumlchterische Verbesserung unserer Kultur-arten gegenuumlber allen moumlglichen Stressfaktoren (z B Temperatur Trockenheit Starkniederschlaumlge Schaderreger) Ausgangspunkt der pflanzenzuumlchte-rischen Verbesserung ist die Erfassung Bewertung und Nutzung der genetischen Variation fuumlr Eigen-schaften wie Widerstandsfaumlhigkeit gegen Hitze und Trockenheit sowie Krankheiten und Schaumldlinge in pflanzengenetischen Ressourcen Im Rahmen der Pflanzenzuumlchtungsforschung gilt es diese geneti-

sche Variation sicher und effektiv zu erfassen und beschleunigt nutzbar zu machen Dies ist die Aufgabe der so genannten Vorlaufzuumlchtung (pre-breeding) Fuumlr diesen Zweck stehen heute Zell- und Gewebe-kulturverfahren sowie molekulare Techniken die eine Merkmalserfassung auf der Ebene der Erbsubs-tanz erlauben zur Verfuumlgung

BlickineinenartenreichenZuchtgarten

Die Basis fuumlr diese Arbeiten bildet ein moumlglichst groszliges Spektrum pflanzengenetischer Ressourcen Beispiele der erfolgreichen Nutzung dieser Ressour-cen durch die Ressortforschung des BMEL sind die Herbeifuumlhrung dauerhafter Krautfaumluleresistenz bei der Kartoffel durch Nutzung von Solanum-Wildarten als Resistenzressourcen die Einkreuzung neuer hochwirksamer Resistenzgene gegen verschiedene Pilz- und Viruskrankheiten aus der Wildart Hordeum bulbosum in die Kulturgerste oder die Identifizierung von Herkuumlnften der Blauen und Gelben Lupine mit Widerstandsfaumlhigkeit gegen die Brennfleckenkrank-heit (Anthraknose)

Handlungsbedarf

Weitere Unterstuumltzung der Zuumlchtungsforschung im Rahmen der bestehender Foumlrderprogram-me (z B Programm zur Innovationsfoumlrderung Foumlrderprogramm Nachwachsende Rohstoffe und Demonstrationsvorhaben Bioenergie der Fach-agentur Nachwachsende Rohstoffe Bundespro-gramm Oumlkologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft)

Foumlrderung von Programmen und Projekten zur Uumlberfuumlhrung wichtiger Merkmale in adaptiertes Pflanzenmaterial (Erstellung und Weiterentwick-lung von Basispopulationen Selektion von Vorstu-fenmaterial)

50

436 Erweiterungdergenetischen DiversitaumltdurchdenAufbauvon Evolutionsramschen

Die Erhoumlhung der genetischen Diversitaumlt in Elite-zuchtmaterial ist eine wichtige Voraussetzung fuumlr die dauerhafte Verbesserung von Kulturpflanzen Entsprechende Ansaumltze reichen von der Einlagerung einzelner Resistenzgene aus Wildformen bis hin zur Herstellung so genannter Introgressionslinien welche definierte Chromosomensegmente aus Wildformen bzw Wildarten enthalten Entsprechen-de Forschungsaktivitaumlten wurden ua im Rahmen von Projekten der bdquoGenomanalyse im Biologischen System Pflanze (GABI)ldquo bearbeitet Daruumlber hinaus koumlnnen Evolutionsramsche einen wichtigen Beitrag fuumlr die Nutzbarmachung und Weiterentwicklung pflanzengenetischer Ressourcen leisten

Evolutionsramsche entstehen aus der Durchkreu-zung unterschiedlicher Genotypen die zusammen die derzeit verfuumlgbare genetische Diversitaumlt des jeweiligen Zuumlchtungspools umfassen In den Kreu-zungsnachkommenschaften finden im Gegensatz zur Ex-situ-Erhaltung der reinen Ausgangslinien weiter-hin Anpassungsprozesse statt die durch die Dynamik natuumlrlicher Selektion verursacht werden Im Gegen-satz zu Zuchtpopulationen erfolgt keine zuumlchteri-sche Auslese auf spezifische Merkmale Im Zuge des Anpassungsprozesses koumlnnen in einem genetisch breiten Reservoir besondere auch neue Genkombina-tionen entstehen die in dieser Form moumlglicherweise im stark selektierten Elitematerial von Zuchtunter-nehmen nicht entstehen wuumlrden Evolutionsramsche sind eine wichtige Maszlignahme zur Erzeugung neuer Ausgangsvariabilitaumlt fuumlr Zuumlchtungsforschung und Pflanzenzuumlchtung

Darstellung der Hauptkoordinatenanalyse (PCoA) von 32 Sorten

Pict

AlinghiAlissa

Gaulois Cervoise

Sorna Vulcan

BirgitLomerit

Merlot

NaomieLeibniz

ElbanyPeragis

Frances

Gilberta

Alpaca

Eiszapfen

BantengLudmilla

Fridericus

EngelensII

Catinka

Venus Plana

Vogels Gold

Andrea

HordHexGig

Engelens 6zig

Mammut

Borwina

Bayava

ErfurtTraminerBrunhild

Franka

Tocka

F1-1(40)

F1-2

(41)

F1-3(26)

F1-4(14)

F1-7(51)F1-6(33)

LentaF1-5(32)

F1-6A(18)

F1-9(65)

F1-10(30)

F1-10A(11)

F1-10A(25)F1-13(25)

F1-1

4(10

) F1-1

5(24

)

F1-18A(40)

F1-8A(20)

F1-12(67)

F1-8

(55)

F1-1

1(61

)

I II

III IV

05000

02500

00000

-02500

-05000

-05000 -02500 -00000 02500 05000

109

172

Alternative

Vorrangige Kreuzung

DarstellungderHauptkoordinatenanalyse(PCoA)von32SortenwelchedenGroszligteildergenetischeVielfaltdesdeutschenWintergers-

tensortimentesrepraumlsentieren(QuelleJKI)Diey-bzwx-AchsebeschreibendenAnteildererstenundzweitenDimensionderPCoAMit

StrichenverbundeneSortenkennzeichnengeplantePaarkreuzungen

51

YY

Y

Y

Y

KuumlrbisvielfaltaufeinemVerkaufsstand

Handlungsbedarf

Fortfuumlhrung der Evolutionsramsche bei GersteAnlage Entwicklung und wissenschaftliche Begleitung von Evolutionsramschen bei weiteren wichtigen Kulturarten (insbesondere fremd- befruchtende Arten gartenbauliche Kulturen)

437 VermarktungvonbdquoVielfaltsproduktenldquo

Neben einer Nutzung pflanzengenetischer Ressour-cen im Rahmen der Zuumlchtungsforschung bzw der Pflanzenzuumlchtung soll auch ihre Nutzung durch die Vermarktung so genannter bdquoVielfaltsprodukteldquo d h von Produkten aus bestimmten Sorten bzw anderen derzeit wenig genutzten Arten gefoumlrdert werden

Als allgemeine Maszlignahme zur Weiterentwicklung von Nutzungssystemen dient nach der Agrobiodiver-sitaumltsstrategie die Foumlrderung von Maszlignahmen die die

Erhaltung und Nutzung der Agrobiodiversitaumlt besser verbinden und Innovationen foumlrdern Dazu gehoumlrt vor allem die Entwicklung geeigneter Vermark-tungsformen sowie der Verbraucherinformation und ndashaufklaumlrung Diese Ansaumltze koumlnnen durch Projekte zur Entwicklung von integrierten Erhaltungs- und Nutzungskonzepten und von Foumlrderinstrumenten fuumlr Innovationen zur verstaumlrkten nachhaltigen Nutzung von Bestandteilen der Agrobiodiversitaumlt erprobt werden

Handlungsbedarf

Durchfuumlhrung von Studien u a zum Aufzeigen der potentiellen Wertschoumlpfungsketten von bdquoVielfaltsproduktenldquoFoumlrderung von bdquoVielfaltsproduktenldquo durch Oumlffentlichkeitsarbeit

Foumlrderung innovativer Produkte u a im Rahmen der Richtlinie zur Erhaltung und innovativen nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt des BMEL

52

44 Information und Dokumentation

Die Agrobiodiversitaumltsstrategie betont die Bedeutung verstaumlrkter Informations- Beratungs- und Koordi-nationsaktivitaumlten fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der Agrobiodiversitaumlt auf Bundesebene insbesondere vor dem Hintergrund zunehmender europaumlischer und internationaler Zusammenarbeit Dies erfordert die Vervollstaumlndigung und regel- maumlszligige Aktualisierung der Inventare in situ und ex situ vorhandener pflanzengenetischer Ressourcen sowie deren Aufnahme in das nationale Informa-tionssystem Genetische Ressourcen bdquoGENRESldquo24 Der Ausbau dieses Informationssystems als Teil des deutschen Clearing-House-Mechanismus der CBD ist auch Ziel der Nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt

Y

Y

Y

InternetportaldesInformationssystemsGenetischeRessourcen(GENRES)

441 Auf-undAusbauinstitutioneller Informationsinfrastruktur

Moderne Informationssysteme sind ein wesentli-ches Arbeitswerkzeug um Qualitaumlt und Effizienz der Erhaltungsarbeit bei pflanzengenetischen Ressour-cen und ihre nachhaltige Nutzung zu gewaumlhrleisten Der rasante technische Fortschritt in diesem Bereich erlaubt immer leistungsfaumlhigere Systeme welche eine effizientere Verarbeitung der steigenden Daten-mengen erlauben und eine bessere Anpassung an die Beduumlrfnisse der Nutzer ermoumlglichen Deshalb gilt es bestehende Systeme weiter auszubauen und zu aktualisieren Dabei wird auch kuumlnftig ein bdquozentral-dezentralerldquo Ansatz Verwendung finden d h wo immer moumlglich und sinnvoll werden aufgrund der neuen technischen Moumlglichkeiten zentrale Systeme aufgebaut werden die einer Vielzahl von Nutzern zur Verfuumlgung stehen Daneben wird es auch weiter-hin ndash schon aus rein pragmatischen Gruumlnden ndash einen Bedarf an dezentralen Informationssystemen (insti-tutionelle Informationsinfrastruktur) bei den Akteu-ren selbst geben da jeder dieser Nutzer ggf andere nicht zu standardisierende Anwendungen benoumltigt In diesem Fall werden zur Gewaumlhrleistung des Daten-austausches verbindliche Standards immer wichtiger wie sie z B im Rahmen der Aktualisierung des Natio-nalen Inventars PGRDEU bereits angewandt werden

Mit der Neuentwicklung bzw Absicherung oder dem weiteren Ausbau von Dokumentationssystemen der Akteure des Nationalen Fachprogramms soll eine wesentliche Voraussetzung fuumlr eine effiziente Umset-zung wichtiger Teile des Fachprogramms geschaffen werden

24 wwwgenresde

Handlungsbedarf

Anpassung des Genbankinformationssystems GBIS beim IPK an neue Bedarfe wie z B die Entwicklung einer Schnittstelle zum Nationalen Inventar PGRDEUEntwicklung und Implementierung eines Genbank-informationssystems fuumlr die Deutsche Genbank Obst beim Julius Kuumlhn-Institut

Entwicklung und Implementierung eines Gen-bankinformationssystems fuumlr die Deutsche Gen-bank Reben beim Julius Kuumlhn-Institut auf Basis der existierenden Rebendatenbanken

53

Y

Y

Y

Auf- und Ausbau von Informationssystemen anderer Ex-situ-EinrichtungenZusammenarbeit von Erhaltungsinitiativen beim Aufbau gemeinsamer Informationssysteme bzw zur Vernetzung bereits bestehender Informations-systeme zusammen mit dem IBV der BLE

DasFruumlhlings-Adonisroumlschen(Adonisvernalis)wirdimRahmenderEx-situ-ErhaltungskulturenderBotanischenGaumlrtenerhalten

442 PortalfuumlrEx-situ-Erhaltungskulturen einheimischerWildpflanzen

Im Rahmen des botanischen Naturschutzes wird die Erhaltungsinfrastruktur Botanischer Gaumlrten bereits genutzt Ein von der Arbeitsgruppe bdquoEx-situ-Erhaltungskulturenldquo des Netzwerks fuumlr botanischen Naturschutz erarbeitetes Konzept befasst sich mit der Erhaltung gefaumlhrdeter einheimischer Wildpflanzen in Ex-situ-Kulturen und der Bereitstellung fuumlr die Wiederausbringung

Das BMEL foumlrdert in diesem Zusammenhang den Aufbau des ersten uumlberregionalen und interaktiven Portals zur Ex-situ-Erhaltung einheimischer Wild-pflanzen die im Gegensatz zur Genbank fuumlr Wild-pflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft nicht als eingelagerte Diasporen sondern in Lebendkollek- tionen der Botanischen Gaumlrten erhalten werden Das Portal bildet den gesamten Pflanzenbestand

der Erhaltungskulturen in deutschen Botanischen Gaumlrten ab Fuumlr 75 ausgewaumlhlte Arten darunter 56 fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft besonders relevante werden detaillierte Steckbriefe erstellt Daruumlber hinaus bietet es die Moumlglichkeit fuumlr Wissens- und Materialtransfer und spezielle Angebote fuumlr Nutzer aus dem Bereich Gartenbau sowie ein hohes Maszlig an Transparenz fuumlr Naturschutzfachbehoumlrden

Neben der technischen Realisierung beinhaltet die Umsetzung des Projekts vor allem die ausfuumlhrliche Recherche kritische Bewertung und webgerechte Aufarbeitung der folgenden Punkte Hintergrund-informationen Steckbriefe fuumlr ausgewaumlhlte Taxa Kulturhinweise Informationen fuumlr Rekultivierer Materialboumlrse Informationen zu Wiederansiedlungs-projekten Prioritaumltskonzept umfangreiche Verlin-kung und Vernetzung weiterfuumlhrende Informationen und die Datenweitergabe an die zentrale Dokumen-tation zu pflanzengenetischen Ressourcen landwirt-schaftlicher und gartenbaulicher Arten in Deutsch-land (PGRDEU)

Handlungsbedarf

Aufbau Fortfuumlhrung und weiterer Ausbau des bundesweiten Portals bdquoEx-situ- Erhaltungs-kulturen einheimischer Wildpflanzenldquo

54

Y

Y

Y

InternetauftrittdesbundesweitenPortalsbdquoEx-situ-ErhaltungskultureneinheimischerWildpflanzenldquo

443 Auf-undAusbaueinerDokumen- tationsinfrastrukturzwischenBund undLaumlndernfuumlrdenBereichin situ undon farm

Daten zum Vorkommen pflanzengenetischer Res-sourcen in situ bzw on farm fallen v a auf der Ebene der Bundeslaumlndern an sind bislang aber wenig ver-netzt und in der Regel selbst auf Bundeslandebene nicht einheitlich zugreifbar Informationsinfrastruk-turen zur Vernetzung der in den Bundeslaumlndern vorhandenen Daten sowie eine Schnittstelle zum Nationalen Inventar PGRDEU auf Bundesebene sind noch aufzubauen

BrombeerenSchmackhafteWildpflanzen

Handlungsbedarf

Implementierung der Ergebnisse des Modell- und Demonstrationsvorhabens bdquoAufbau eines Berichts- und Monitoringsystems fuumlr die In-situ-Erhaltung genetischer Ressourcen der den Kulturpflanzen verwandten Wildarten in Brandenburgldquo durch einen dauerhaften Datenaustausch zwischen Brandenburg und dem IBV

Implementierung von gemeinsamen Schnitt-stellen fuumlr den Datenaustausch fuumlr In-situ- bzw On-farm-Daten zwischen dem IBV und weiteren Bundeslaumlndern

Implementierung von gemeinsamen Schnittstel-len fuumlr den Datenaustausch uumlber die im Rahmen der GAK gefoumlrderten Flaumlchen je Nutzpflanze zwischen den Bundeslaumlndern und dem IBV

444 NationalesInventarbdquoPGRDEUldquo

Das Nationale Inventar (PGRDEU) ist die zentrale Dokumentation zu pflanzengenetischen Ressourcen landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Arten in Deutschland

In PGRDEU sind auch die Muster des deutschen Bei-trags zum Multilateralen System (MLS) entsprechend des Internationalen Vertrages enthalten und gekenn-zeichnet so dass eine gezielte Online-Recherche nach

55

diesem Material moumlglich ist Deutsche Einrichtungen haben seit 2008 insgesamt ca 108000 Genbankmuster in das MLS eingebracht Die Absicherung des Natio-nalen Inventars sowie der weitere Ausbau ist eine wesentliche Voraussetzung fuumlr die Umsetzung des Nationalen Fachprogramms sowie fuumlr die Erfuumlllung internationaler Berichtspflichten

Handlungsbedarf

Y Staumlndige Aktualisierung vorhandener Daten und Erweiterung im Bereich ex situ v a um die Daten aus den neu zu gruumlndenden Genbanknetzwer-ken bei Obst Reben und Zierpflanzen bzw fuumlr in Deutschland wild vorkommende pflanzengeneti-sche Ressourcen (inkl WEL)

Y Erfuumlllen der Dokumentations- und Informations-verpflichtungen aus dem MLS des Internationalen Vertrags

Y Weiterer Ausbau der Teile zur In-situ- und On-farm-Dokumentation in PGRDEU um eine kohaumlrente und umfassende Dokumentation fuumlr den gesamten Bereich pflanzengenetischer Res-sourcen zu ermoumlglichen

Y Weiterer Ausbau der Teile zur In-situ- und On-farm-Dokumentation in PGRDEU einschlieszliglich Angaben zur in der landwirtschaftlichen Produkti-on vorhandenen Vielfalt (Kulturpflanzeninventar) um eine kohaumlrente und umfassende Dokumentati-on fuumlr den gesamten Bereich pflanzengenetischer Ressourcen zu ermoumlglichen

Y

Y

Y

445 NationaleInformationsinfrastruktur fuumlrCharakterisierungs-undEvaluie- rungsdaten

Charakterisierungs- und Evaluierungsdaten (CampE-Daten) fallen bei den unterschiedlichsten Instituten (u a Forschungsinstitute Genbanken Zuumlchtern) und im Rahmen zahlreicher Forschungsprojekte an Eine nutzerfreundliche Zusammenfuumlhrung dieser Daten wurde bisher u a im Rahmen des Projektes EVA I (In-formationssystem fuumlr frei zugaumlngliche Evaluierungs-daten pflanzengenetischer Ressourcen) sowie durch dessen Weiterfuumlhrung im Verbund EVA II begonnen25 Ein aktuelles kohaumlrentes nationales Informations-system zur zentralen Speicherung von oumlffentlich zugaumlnglichen CampE-Daten fehlt jedoch bislang Das zu etablierende nationale Informations- und Doku-mentationssystem fuumlr Charakterisierungs- und

Evaluierungsdaten (Nationale Informationsinfrastruk-tur fuumlr Charakterisierungs- und Evaluierungsdaten in Deutschland NICE-D) soll deshalb auf bereits vorhan-denen Evaluierungsdaten (Daten des Julius Kuumlhn-Ins-tituts CampE-Daten der ehemaligen BAZFAL-Genbank historische Daten aus dem Informationssystem EVA I und Daten aus dem Nationalen Evaluierungspro-gramm EVA II) aufbauen und um CampE-Daten die bei Projekten in Genbanken und Universitaumlten anfallen ergaumlnzt werden Zusaumltzlich soll NICE-D auch die Moumlglichkeit bieten Daten die bei der Evaluierung von Material aus dem MLS des Internationalen Ver-trags in Deutschland entstehen zu dokumentieren

ZuchtgartenmitGetreidepflanzen

Handlungsbedarf

Aufbau eines Informations- und Dokumentati-onssystems fuumlr CampE-Daten beim Julius Kuumlhn-Ins-titut unter Verwendung von oumlffentlich zugaumlngli-chen Daten aus EVA I und EVA II sowie den beim Julius Kuumlhn-Institut vorhandenen und staumlndig neu hinzukommenden CampE-DatenWeiterer Ausbau des Informations- und Doku-mentationssystems fuumlr die Dokumentation von CampE-Daten die bei Zuumlchtern Universitaumlten Genbanken sonstigen Forschungsinstituten und Akteuren anfallen

Erweiterung von NICE-D um ein Modul fuumlr die Speicherung von CampE-Daten die an MLS-Material von deutschen Empfaumlngern erhoben werden

25 wwwgenresdeeva

56

Y

Y

Y

FeldmitjungenErbsen

446 Bundesinformationssystem GenetischeRessourcen

Das Bundesinformationssystem Genetische Res-sourcen (BIG) bildet Informationen uumlber Wild- und Kulturpflanzen in Deutschland aus verschiedenen dezentralen Datenbanken ab Zentrales Element ist ein Portal welches Daten zu Vorkommen und Verbreitung (in situ und ex situ) zu Eigenschaften Gefaumlhrdung und Taxonomie uumlber einen zentralen Zugang aus den angeschlossenen Partnerdaten- banken benutzergerecht aufgearbeitet bereitstellt Seit seiner Inbetriebnahme im Jahr 2003 hat sich zwar die Informationslandschaft im Bereich biologi-scher Daten z B durch die Fortentwicklung von GBIF (Global Biodiversity Information Facility) veraumlndert dennoch gibt es weiterhin einen Bedarf fuumlr das spezi-elle Angebot von BIG im Bereich pflanzengenetischer Ressourcen Fuumlr den weiteren Betrieb von BIG ist es

aus der bisherigen Erfahrung allerdings notwendig BIG auf eine moderne technische Plattform nach neuestem Stand zu portieren durch Einbeziehung neuer Datenquellen und die Entwicklung neuer Informationsangebote zu uumlberarbeiten und zu erweitern und dabei auch das BIG-Portal weiter-zuentwickeln

Handlungsbedarf

Uumlberarbeitung und Erweiterung des BIG-Portals einschlieszliglich der zentralen technischen Kom-ponenten von BIG beim IBV der BLE

Einbeziehung neuer Datenquellen zu CampE-Daten und zu Sorteninformationen durch die BIG-Partner zusammen mit dem Julius Kuumlhn-Institut (NICE-D) und dem BundessortenamtAktualisierung und technische Anpassung der BIG-Partnerdatenbanken

57

45 Oumlffentlichkeitsarbeit

Bereits im Fachprogramm von 2002 wurde festge-stellt dass die Information der breiten Oumlffentlichkeit uumlber das Thema Erhaltung und nachhaltige Nutzung von PGR eher unzureichend ist Verschiedene Unter-suchungen zeigen dass auch heute die Kenntnisse uumlber die Themengebiete Biodiversitaumlt Agrobiodiver-sitaumlt oder genetische Ressourcen immer noch sehr gering sind Aus diesem Grund wurde in der Agrobio-diversitaumltsstrategie die Information und Aufklaumlrung der Oumlffentlichkeit insbesondere mit Blick auf das Nachfrage- und Ernaumlhrungsverhalten der Verbrau-cher als sektoruumlbergreifender Handlungsbedarf herausgestellt Im UN-Jahr der Biodiversitaumlt 2010 hat BMEL eine umfangreiche Kommunikations-kam-pagne zu dem Thema durchgefuumlhrt

Weiterhin wurde der Aufbau eines bdquoWissensnetzes Agrobiodiversitaumltldquo als Teil eines uumlbergreifenden deutschen Wissenschaftsnetzwerkes zur Biodiversi-taumltsforschung in der Agrobiodiversitaumltsstrategie als Leuchtturmprojekt herausgestellt

Der eigene Garten ist aus verschiedenen Gruumlnden immer seltener Teil des Alltags der Menschen in Deutschland Damit einher geht ein Verlust selbst einfachster Kenntnisse uumlber den praktischen Um-

gang und den Wert der Nutzpflanzen d h uumlber das Aussehen das Wachstum die Kultivierung Ernte und Nutzung von Pflanzen Neben der Verarmung der un-mittelbaren Agrobiodiversitaumlt findet somit zugleich ein Verlust von Erfahrungswissen statt

Im Rahmen des Leuchtturmprojekts bdquoVielfalts-Kam-pagne ndash Agrobiodiversitaumltldquo der Agrobiodiversitaumlts-strategie des BMEL wurde eine integrierte Kommuni-kationsstrategie zur Agrobiodiversitaumlt entwickelt und umgesetzt Diese muss durch geeignete Maszlignahmen aus dem Teilbereich pflanzengenetischer Ressourcen unterstuumltzt und mit den verfuumlgbaren Ressourcen fortgefuumlhrt werden

Handlungsbedarf

Y Veroumlffentlichung des Nationalen Fachprogramms als Broschuumlre in deutsch und englisch

Y Erstellen von Faktenblaumlttern und Faltblaumlttern zum Nationalen Fachprogramm durch verschiedene Akteure

Y Erstellen von Informationsmaterial fuumlr die Oumlffent-lichkeitsarbeit zu pflanzengenetischen Ressourcen (z B bdquoWho is Wholdquo der Agrobiodiversitaumlt)

Y Nutzung von Synergieeffekten bei der Kommuni-kation von Einzelmaszlignahmen durch die Akteure im Bereich pflanzengenetischer Ressourcen und Agrobiodiversitaumlt

BMELVKampagnenbusbdquoBiologischeVielfaltschuumltzenundnutzenldquo2010

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5 Organisation und Durchfuumlhrung

Der Bund und die Laumlnder sind mit der Ratifizierung des Uumlbereinkommens uumlber die Biologische Viel-falt (CBD) und des Internationalen Vertrags uumlber pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (ITPGR) umfangreiche internationale Verpflichtungen eingegangen die u a den Erhalt und die nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen betreffen

Mit der CBD verpflichten sich die Vertragsparteien nationale Strategien Plaumlne und Programme zur Er-haltung und nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt insgesamt zu entwickeln und bestimmte Informationspflichten zu erfuumlllen Dieser Verpflich-tung kommt Deutschland mit der bdquoNationalen Strategie zur biologischen Vielfaltldquo nach Sie wird ergaumlnzt durch die vom BMEL entwickelte bdquoStrategie zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der biolo-gischen Vielfalt in der Ernaumlhrungs- Land- Forst- und Fischereiwirtschaftldquo Diese Agrobiodiversitaumltsstrategie bildet einen Rahmen fuumlr die sektoralen nationalen Fachprogramme die speziell fuumlr pflanzen- tier- forst- und aquatische genetische Ressourcen erstellt worden sind

Mit dem ITPGR werden Verpflichtungen einge-gangen die speziell die Erhaltung und nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlh-rung und Landwirtschaft betreffen Nach Artikel 5 des ITPGR foumlrdert jede Vertragspartei nach Maszliggabe der innerstaatlichen Rechtsvorschriften und gegebe-nenfalls in Zusammenarbeit mit anderen Vertrags-parteien einen integrierten Ansatz zur Erforschung Erhaltung und nachhaltigen Nutzung pflanzenge-netischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirt-schaft Auszligerdem ergreifen die Vertragsparteien sofern angebracht Maszlignahmen um Gefahren fuumlr pflanzengenetische Ressourcen auf ein Mindestmaszlig zu beschraumlnken oder nach Moumlglichkeit zu beseitigen Auch diese Verpflichtungen werden in der Agrobiodi-versitaumltsstrategie des BMEL sowie dem vorliegenden Fachprogramm aufgegriffen

Die Bestimmungen der CBD und des ITPGR sind in Form zustimmungspflichtiger Bundesgesetze nach Art 59 Abs 2 des Grundgesetzes in nationales Recht umgesetzt worden (CBD BGBl II 1993 S 1741 ITPGR BGBl II 2003 S 906) Die Durchfuumlhrung und Uumlberwachung von Bundesgesetzen obliegt den Laumlndern soweit die Gesetze keine anderen

Bestimmungen enthalten Damit erstrecken sich die o g Verpflichtungen auf alle staatlichen Ebenen in Deutschland

In der Regel befinden sich die genetischen Ressour-cen in der Verfuumlgungsgewalt der Laumlnder teilweise allerdings auch in der des Bundes oder anderer nichtstaatlicher Akteure So unterhaumllt die Ressort-forschung oder das Bundessortenamt zur Erfuumlllung seiner gesetzlichen Aufgaben auch eigene Samm- lungen genetischer Ressourcen

Innerhalb des foumlderalen Systems ist der Bund fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung genetischer Ressourcen auch insoweit zustaumlndig als er von seiner Gesetzgebungskompetenz im Rahmen der konkur-rierenden Gesetzgebung zur Foumlrderung der land- und forstwirtschaftlichen Erzeugung sowie zur Sicherung der Ernaumlhrung Gebrauch macht Von Relevanz sind aber u a auch Regelungen zum Schutz des geistigen Eigentums (z B Sortenschutz)

Aus der Zustaumlndigkeit des Bundes fuumlr die auswaumlrtigen Beziehungen ergeben sich Koordinierungsaufgaben in Bezug auf Programme auf europaumlischer oder inter-nationaler Ebene und Vereinbarungen zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung genetischer Ressourcen Um diese Verpflichtungen erfuumlllen zu koumlnnen ist eine nationale Koordination der entsprechenden Inventa-risierungs- Erhaltungs- und Berichtsaktivitaumlten der Bundeslaumlnder notwendig Diese Aufgabe wurde auf Bundesebene zum groszligen Teil an das Informations- und Koordinationszentrum fuumlr Biologische Vielfalt (IBV) der BLE uumlbertragen

Die Koordination von Erhaltungsaktivitaumlten und Unterstuumltzung von Erhaltungsnetzwerken durch das IBV zeigt sich gegenwaumlrtig u a in der Koordination der Deutschen Genbank Zierpflanzen und der Mitar-beit in verschiedenen weiteren Erhaltungsnetzwerken (z B Rebe Obst)

Zustaumlndigkeiten des Bundes ergeben sich zudem aus der gemeinschaftlichen Foumlrderung von Einrichtun-gen und Vorhaben der Forschung von gesamtstaat-licher und uumlberregionaler Bedeutung durch Bund und Laumlnder So wird die Bundeszentrale Genbank fuumlr landwirtschaftliche und gaumlrtnerische Kulturpflanzen am Leibniz-Institut fuumlr Pflanzengenetik und Kultur-pflanzenforschung (IPK) vom Bund kofinanziert

59

GruumlnlandmitStreuobstbaumlumenimMittelgebirge

Die Erhaltung genetischer Ressourcen hat in Deutschland in einigen Bereichen eine lange Traditi-on mit teilweise gut etablierten staatlichen oder pri-vaten Strukturen In der Agrobiodiversitaumltsstrategie und im vorliegenden Fachprogramm wird anerkannt dass die angestrebte Erhaltung und nachhaltige Nutzung genetischer Ressourcen nicht allein durch staatliche Stellen gewaumlhrleistet werden kann Aus diesem Grund sind die Erhaltungsanstrengungen von Bund und Laumlndern haumlufig in Form von Netzwerken angelegt Die Koordination der Akteure erfolgt u a uumlber den BEKO und das vorliegende FachprogrammDa es sich beim vorliegenden bdquoNationalen Fachpro-grammldquo um ein gemeinsames Programm aller rele-vanten Akteure im Bereich pflanzengenetischer Res-sourcen handelt wird dieses auch von allen Akteuren auf freiwilliger oder gesetzlicher Basis mitgetragen Ein aktueller Uumlberblick uumlber die einzelnen Akteure im Bereich der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft sowie deren Beitraumlge zur Umsetzung des vorliegenden Fachprogramms findet sich im zentralen Informationssystem Genetische Ressourcen bdquoGENRESldquo (wwwgenresde)

Der Bund die Laumlnder sowie die einzelnen Institute Gremien und Akteure stellen durch eigene Leistun-gen die Durchfuumlhrung dieses Fachprogramms sicher BMEL im Rahmen der Bundesregierung federfuumlhrend fuumlr dieses Fachprogramm wird bei der Durchfuumlhrung der ihm obliegenden Zustaumlndigkeiten besonders bei der Koordination von Maszlignahmen vom Bera-tungs- und Koordinierungsausschuss fuumlr genetische Ressourcen landwirtschaftlicher und gartenbaulicher

Kulturpflanzen (BEKO) und dessen pflanzen- und themenspezifischen Expertengruppen unterstuumltzt Die Laumlnder unterstuumltzen das Programm ggf durch die Einrichtung eigener Landesprogramme oder durch die Einbeziehung einzelner Maszlignahmen in bestehen-de Programme Wesentlich fuumlr Transparenz Kohaumlrenz und Effizienz von Maszlignahmen ist die Verbesserung des Informationsflusses und der Kommunikation zwischen den Akteuren Das Programm wird von Zeit zu Zeit unter Beteiligung der maszliggeb-lichen Akteure uumlberpruumlft und ggf fortgeschrieben

Die Durchfuumlhrung von Maszlignahmen des Arbeits-programms kann durch die Vereinbarung konkreter Projekte vorangetrieben und unterstuumltzt werden Diese werden in einem Projektplan beschrieben in welchem die Projektziele und die zu deren Umset-zung notwendigen Maszlignahmen definiert sind sowie Projektpartner und deren Aufgaben festgelegt wer-den Weitere Bestandteile des Projektplans sollten eine Auflistung von Meilensteinen ein Zeitplan sowie ein Finanzierungsplan sein der neben den Eigen-leistungen der Akteure auch externe Finanzierung beinhalten kann

Die Projekte koumlnnen sowohl durch die Akteure als auch durch den BEKO initiiert werden Die Experten-gruppen des BEKO sowie das Sekretariat unterstuumlt-zen die Erstellung der jeweiligen Projektplaumlne Die Projektdurchfuumlhrung wird durch den BEKO begleitet hierzu unterstuumltzt das Sekretariat den dazu notwen-digen Informationsaustausch zwischen den Akteuren und dem BEKO

60

6 Abkuumlrzungsverzeichnis

AEGIS A European Genebank Integrated System ndash Europaumlische Genbank AEGIS

AEGRO An Integrated European In Situ Manage-ment Work Plan Implementing Genetic Reserves and On Farm Concepts ndash Ein integrierter europaumlischer Arbeitsplan fuumlr das In-situ-Management Umsetzung der Konzepte bdquogenetisches Schutzgebietldquo und bdquoOn farmldquo

AMA Associate Membership Agreement ndash Beitrittsvereinbarung

BAZFAL Bundesanstalt fuumlr Zuumlchtungsforschung an Kulturpflanzen (bis 122007)

BEKO Beratungs- und Koordinierungsausschuss fuumlr genetische Ressourcen landwirt-schaftlicher und gartenbaulicher Kultur-pflanzen

BfN Bundesamt fuumlr Naturschutz

BGB Buumlrgerliches Gesetzbuch

BIG Bundesinformationssystem Genetische Ressourcen

BLE Bundesanstalt fuumlr Landwirtschaft und Ernaumlhrung

BMEL Bundesministerium fuumlr Ernaumlhrung undLandwirtschaft

BML Bundesministerium fuumlr Ernaumlhrung Land-wirtschaft und Forsten (heute BMEL)

BMU Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz und Reaktorsicherheit

BNatSchG Bundesnaturschutzgesetz

BS Benefit Sharing

BSA Bundessortenamt

CBD Convention on Biological Diversity ndash Uumlbereinkommen uumlber die Biologische Vielfalt

CGIAR Consultative Group on International Agricultural Research ndash Beratungsgruppe fuumlr Internationale Agrarforschung

CGRFA Commission on Genetic Resources for Food and Agriculture ndash Kommission fuumlr genetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

CWR Crop Wild Relative ndash mit Kulturarten verwandte Wildarten

CampE Charakterisierung und Evaluierung

DGG Deutsche Gartenbau-Gesellschaft 1822 e V

DGO Deutsche Genbank Obst

ECPGR European Cooperative Programme for Plant Genetic Resources ndash Europaumlisches Kooperationsprogramm fuumlr Pflanzen-genetische Ressourcen

EG Europaumlische Gemeinschaft

ELER Europaumlischer Landwirtschaftsfonds fuumlr die Entwicklung des laumlndlichen Raums

EPCS European Plant Conservation Strategy ndash Europaumlische Strategie zur Erhaltung der Pflanzen

EU Europaumlische Union

EUREGIO Deutsch-niederlaumlndischer Kommunal-verband e V

EURISCO European Plant Genetic Resources Search Catalogue ndash Europaumlischer Suchkatalog fuumlr Pflanzengenetische Ressourcen

EVA Nationales Evaluierungsprogramm fuumlr Pflanzengenetische Ressourcen

EWG Europaumlische Wirtschaftsgemeinschaft (seit 1994 umbenannt in EG)

61

FAO Food and Agricultural Organisation of the United Nations ndash Ernaumlhrungs- und Land-wirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen

FFH Fauna-Flora-Habitat

GABI Genomanalyse im Biologischen System Pflanze

GAK Gemeinschaftsaufgabe bdquoVerbesserung der Agrarstruktur und des Kuumlstenschutzesldquo

GAP Gemeinsame Agrarpolitik

GBIF Global Biodiversity Information Facility

GBIS Genbankinformationssystem des IPK

GCDT Global Crop Diversity Trust ndash Globaler Fonds fuumlr die Nutzpflanzenvielfalt

GEVIP Grenzuumlberschreitende Entwicklung und Vermarktung innovativer Pflanzen-produkte

GIS Geoinformationssystem

GSPC Global Strategy for Plant Conservation ndash Globale Strategie zum Erhalt der Pflan-zenvielfalt

HNV High Nature Value Farmland ndash Indikator fuumlr Landwirtschaftsflaumlchen mit hohem Naturwert

IBV Informations- und Koordinationszentrum fuumlr Biologische Vielfalt

IPEN International Plant Exchange Network ndash Internationales Pflanzenaustausch- netzwerk

IPK Leibniz-Institut fuumlr Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung

ITPGRFA International Treaty on Plant Genetic Resources for Food and Agriculture ndash Internationaler Vertrag uumlber pflanzen-genetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

JKI Julius Kuumlhn-Institut ndash Bundesforschungs-institut fuumlr Kulturpflanzen

KULAP Kulturlandschaftsprogramm

LfL Bayrische Landesanstalt fuumlr Landwirt-schaft

MAA Most Appropriate Areas

MoU Memorandum of Understanding ndash Kooperationsvereinbarung

MuD Modell- und Demonstrationsvorhaben

MLS Multilateral System of Access and Benefit-Sharing ndash Multilaterales System fuumlr Zugang und Vorteilsausgleich

NICE-D Nationale Informationsinfrastruktur fuumlr Charakterisierungs- und Evaluierungs- daten in Deutschland

PGRDEU Nationales Inventar Pflanzengenetische Ressourcen in Deutschland

PGR Pflanzengenetische Ressourcen

PGRFA Plant Genetic Resources for Food and Agriculture ndash Pflanzengenetische Ressour-cen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

RL Richtlinie

SaatG Saatgutverkehrsgesetz

SMTA Standard Material Transfer Agreement ndash Standardisierte Materialuumlbertragungs-vereinbarung

SortG Sortenschutzgesetz

UPOV International Union for the Protection of New Varieties of Plants ndash Internationaler Verband zum Schutz von Pflanzenzuumlch-tungen

VITIS Europaumlische Fruchtartendatenbanken fuumlr Vitis

WEL Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

62

7 Literatur

BfN (1999) Daten zur Natur Landwirtschaftsverlag Muumlnster

BLAG (Bund-Laumlnder-Arbeitsgruppe bdquoForstliche Genressourcen und Forstsaatgutrechtldquo) (2000) Konzept zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung forstlicher Genressourcen in der Bundesrepublik Deutschland

BLE (2008) Pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Er-naumlhrung und Landwirtschaft in Deutschland Zweiter Nationaler Bericht Schriftenreihe des Informations- und Koordinationszentrums fuumlr Biologische Vielfalt Band 29

BMELV (2007) Agrobiodiversitaumlt erhalten Potenziale der Land- Forst- und Fischereiwirtschaft erschlieszligen und nachhaltig nutzen Eine Strategie des BMELV fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt fuumlr die Ernaumlhrung Land- Forst- und Fischerei-wirtschaft

BML (1996) Nutzpflanzen - Vielfalt fuumlr die Zukunft Deutscher Bericht zur Vorbereitung der 4 Internationalen Technischen Konferenz der FAO uumlber Pflanzengenetische Ressourcen vom 17-23 Juni 1996 in Leipzig Sonderdruck 625-1396 Bonn

BML (1997) 4 Internationale Technische Konferenz der FAO uumlber Pflanzengenetische Ressourcen-Schriften zu Genetischen Ressourcen (Sonder-band) Bonn

BML (2000a) Genetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung Landwirtschaft und Forsten Reihe A Angewandte Wissenschaft Heft 487 Landwirt-schaftsverlag Muumlnster-Hiltrup

BML (2000b) Statistisches Jahrbuch uumlber Ernaumlhrung Landwirtschaft und Forsten Landwirtschafts-verlag Muumlnster-Hiltrup

Bommer DFR amp K Beese (1990) Pflanzengenetische Ressourcen ndash Ein Konzept zur Erhaltung und Nutzung fuumlr die Bundesrepublik Deutschland Schriftenreihe des Bundesministeriums fuumlr Ernaumlhrung Landwirtschaft und Forsten Reihe A Angewandte Wissenschaft Heft 388

FAO (1996) Global Plan of Action for the Conservati-on and Sustainable Utilization of Plant Genetic Resources for Food and Agriculture FAO Rom

FAO (2010) The Second Report on the State of the Worldacutes Plant Genetic Resources for Food and Agriculture Rome

Hammer K (1998) Agrarbiodiversitaumlt und pflanzen-genetische Ressourcen Schriften zu Geneti-schen Ressourcen Band 10 ZADI Bonn

Korneck D amp H Sukopp (1988) Rote Liste der in der Bundesrepublik Deutschland ausgestorbenen verschollenen und gefaumlhrdeten Farn- und Bluumltenpflanzen und ihre Auswertung fuumlr den Arten- und Biotopschutz Schr ndashRF Vegeta-tionskunde 19

Korneck D M Schnittler amp I Vollmer (1996) Rote Liste der Farn- und Bluumltenpflanzen Deutsch-lands Schr-R f Vegetationskunde 28

Laliberte B Maggioni L Maxted N amp V Negri (eds) (2000) Report of a Task Force on Wild Species Conservation in Genetic Reserves and a Task Force on On-farm Conservation and Manage-ment IPGRI Rom

Leopold J (1998) Saatgut-Nachbau und Saatgut-Pflege ndash eine Umfrage bei Demeter-Landwirten und ndashGaumlrtnern ndash Forschungsring fuumlr biolo-gisch-dynamische Wirtschaftsweise Darm-stadt

Schneider C U Sukopp amp H Sukopp (1994) Bio-logisch-oumlkologische Grundlagen des Schutzes gefaumlhrdeter Segetalpflanzen Schr-R f Vege-tationskunde 26

63

8 Zitierte Gesetzestexte und Mitteilungen

BMJ (1993) Gesetz zu dem Uumlbereinkommen uumlber die biologische Vielfalt vom 05 Juni 1992 Bundesgesetzblatt Teil II Z 1998 A 09 Sept 1993 Nr 32

BMELV (2011) Richtlinie zur Foumlrderung von Modell- und Demonstrationsvorhaben im Bereich der Erhaltung und innovativen nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt

BMU (2012) Leitfaden zur Verwendung gebietseige-ner Gehoumllze Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) Stand Januar 2012 httpwwwbmudefilespdfsallgemeinapplicationpdfleitfaden_ gehoelze_bfpdf Letzter Zugriff 06032012

Bundesnaturschutzgesetz vom 29 Juli 2009 (BGBl I S 2542) das zuletzt durch Artikel 5 des Geset-zes vom 6 Februar 2012 (BGBl I S 148) geaumln-dert worden ist

KOM (2001) Mitteilung der Kommission an den Rat und das Europaumlische Parlament ndash Aktionsplan zur Erhaltung der Biologischen Vielfalt in der Landwirtschaft KOM20010162 endg

KOM (2006) Mitteilung der Kommission Eindaumlm-mung des Verlusts der Biologischen Vielfalt bis zum Jahr 2010 ndash Und daruumlber hinaus KOM (2006) 216 endg

KOM (2010) Mitteilung der Kommission an das Euro-paumlische Parlament den Rat den Europaumlischen Wirtschafts- und Sozialausschuss und den Ausschuss der Regionen ndash Die GAP bis 2020 Nahrungsmittel natuumlrliche Ressourcen und laumlndliche Gebiete ndash die kuumlnftigen Herausfor-derungen KOM (2010) 6725

Verordnung uumlber das Inverkehrbringen von Saatgut von Erhaltungsmischungen vom 6 Dezember 2011 (BGBl I S 2641)

Verordnung uumlber die Zulassung von Erhaltungssor-ten und das Inverkehrbringen von Saat- und Pflanzgut von Erhaltungssorten vom 21 Juli 2009 (BGBl I S 2107)

Vierzehnte Verordnung zur Aumlnderung saatgutrecht-licher Verordnungen vom 17 Dezember 2010 (BGBl I S 2128)

VO (EG) Nr 8702007

VO (EG) Nr 16882005 (ELER-VO)

64

9 Weiterfuumlhrende Informationen und Adressverzeichnis

Weiterfuumlhrende Informationen Hintergrundmaterial und ein aktuelles Adressverzeichnis fuumlr alle am vorliegenden Fachprogramm beteiligten Akteure findet sich im Informationssystem Genetische Ressourcen GENRES (httpwwwgenresdekultur-und-wildpflanzenrahmenbedingungenfachprogramm)

65

66

ImpressumHerausgeberBundesministerium fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (BMEL)Wilhelmstraszlige 54 10117 Berlin

StandJanuar 2015

Text und AnsprechpartnerBundesministerium fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (BMEL)Referat 522Biologische Vielfalt und BiopatenteRochusstraszlige 153123 BonnTelefon +49 228 99 529-0

Gestaltungdesignidee buumlro_fuumlr_gestaltung Erfurt

BildnachweisChristian PedantFotoliacom S 1 BMELPhototheknetThomas Koumlhler S 4 R_RFotoliacom S 6 12 Herrn Dr Hoffmann ZALF S 15 S 45 Xochiquetzal FonsecaCIMMYT S 19 BMEL designidee S 28Europa-Rosarium Sangerhausen Frau Schulz S 30 B Ditsch BG Dresden S 53 Thomas Stephan Dominic MenzlerBundesanstalt fuumlr Landwirt-schaft und Ernaumlhrung (BLE)wwwoekolandbaude S 8 9 16 18 20 34 37 40 51 54 56 Informations- und Koordinationszentrum fuumlr Biologische Vielfalt (IBV) S 7 10 23 25 27 31 32 34 35 36 40 43 44 59N HirneisenPicleasecom H Winter Picleasecom S 11 FocalPointFo-toliacom S 41 G EllwangerPicleasecom H Duty Picleasecom

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Diese Broschuumlre wird im Rahmen der Oumlffentlichkeits- arbeit des BMEL kostenlos herausgegeben Sie darf nicht im Rahmen von Wahlwerbung politischer Parteien oder Gruppen eingesetzt werden

Weitere Informationen finden Sie im Internet unterwwwbmelde

  • Nationales Fachprogramm zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung pflanzen- genetischer Ressourcen landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Kulturpflanzen Pflanzengenetische Ressourcen in Deutschland
    • Inhalt
    • Vorwort
      • Sehr geehrte Leserinnnen und Leser
        • 1 Einleitung
        • 2 Bedeutung Gefaumlhrdung und Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen
          • 21 Begriffsbestimmungen
          • 22 Bedeutung
          • 23 Zustand und Gefaumlhrdung
          • 24 Erhaltung pflanzen- genetischer Ressourcen
            • 3 Politische und rechtliche Rahmen- bedingungen
              • 31 Internationale Ebene
                • 311 Uumlbereinkommen uumlber die biologische Vielfalt
                • 312 Internationaler Vertrag uumlber pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft
                  • Kommission fuumlr Genetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft der FAO
                    • 313 Globaler Treuhandfonds fuumlr Nutzpflanzenvielfalt
                      • 32 Europaumlische Ebene
                        • 321 EU-Agrarpolitik
                        • 322 Europaumlisches Kooperationsprogramm fuumlr pflanzengenetische Ressourcen
                          • 33 Nationale Ebene
                            • 331 Zugang zu pflanzengenetischen Ressourcen
                            • 332 RechtlicherRahmenfuumlrdas InverkehrbringenvonSaat-und Pflanzgut
                            • 333 AuswirkungendesNaturschutzrechts
                                • 4 Schwerpunkte des Arbeitsprogramms
                                  • 41 Ex-situ-Erhaltung
                                    • Handlungsbedarf
                                    • 411 BundeszentraleGenbankfuumlr landwirtschaftlicheund gartenbaulicheKulturpflanzen
                                      • Handlungsbedarf
                                        • 412 DeutscheGenbankObst
                                          • Handlungsbedarf
                                            • 413 DeutscheGenbankReben
                                              • Handlungsbedarf
                                                • 414 DeutscheGenbankZierpflanzen
                                                  • Handlungsbedarf
                                                    • 415 Genbank fuumlr Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft
                                                      • Handlungsbedarf
                                                        • 416 Implementierung der bdquoEuropaumlischen Genbankldquo (AEGIS) im Rahmen des ECPGR
                                                          • Handlungsbedarf
                                                            • 417 Implementierung des Multilateralen Systems (MLS) des Internationalen Vertrags
                                                              • Handlungsbedarf
                                                                  • 42 In-situ-Erhaltung
                                                                    • 421 On-farm-Bewirtschaftung
                                                                      • 4211 Weiterentwicklung der bdquoRoten Liste der gefaumlhrdeten einheimischen Nutzpflanzenldquo
                                                                        • Handlungsbedarf
                                                                          • 4212 Staumlrkung der On-farm-Erhaltung und -Bewirtschaftung
                                                                            • Handlungsbedarf
                                                                              • 4213 Erhaltung und nachhaltige Nutzung der genetischen Vielfalt im Gruumlnland
                                                                                • Handlungsbedarf
                                                                                  • 4214 Aufbau von Kompetenzzentren
                                                                                    • Handlungsbedarf
                                                                                      • 4215 AufbauvonFortbildungsangeboten imBereichOn-farm-Erhaltung pflanzengenetischerRessourcen
                                                                                        • Handlungsbedarf
                                                                                            • 422 In-situ-ErhaltungvonWildpflanzen fuumlrErnaumlhrungundLandwirtschaft (WEL)
                                                                                              • Handlungsbedarf
                                                                                              • 4221 IdentifizierungvonSchwerpunktarten
                                                                                                • Handlungsbedarf
                                                                                                  • 4222 BestandsstuumltzendeMaszlignahmen
                                                                                                    • Handlungsbedarf
                                                                                                      • 4223 IdentifizierungAufbauundAusweisung bdquogenetischerSchutzgebieteldquo
                                                                                                        • Handlungsbedarf
                                                                                                          • 4224 VerwendunggebietseigenerWildpflanzen inderfreienNatur
                                                                                                            • Handlungsbedarf
                                                                                                              • 43 Nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen
                                                                                                                • 431 WeiterfuumlhrungvonAgrarumwelt- maszlignahmen
                                                                                                                  • Handlungsbedarf
                                                                                                                    • 432 Weiterentwicklungnachhaltiger Nutzungssysteme
                                                                                                                      • Handlungsbedarf
                                                                                                                        • 433 EntwicklungundVerbesserungvon IndikatorenfuumlrdieBestimmungder Gefaumlhrdungvonpflanzengenetischen Ressourcen
                                                                                                                          • Handlungsbedarf
                                                                                                                            • 434 FoumlrderungderEvaluierungund Charakterisierung
                                                                                                                              • Handlungsbedarf
                                                                                                                                • 435 ErschlieszligungvonInnovationspoten- zialenpflanzengenetischerRessourcen durchdieZuumlchtungsforschung
                                                                                                                                  • Handlungsbedarf
                                                                                                                                    • 436 Erweiterungdergenetischen DiversitaumltdurchdenAufbauvon Evolutionsramschen
                                                                                                                                      • Handlungsbedarf
                                                                                                                                        • 437 VermarktungvonbdquoVielfaltsproduktenldquo
                                                                                                                                          • Handlungsbedarf
                                                                                                                                              • 44 Information und Dokumentation
                                                                                                                                                • 441 Auf-undAusbauinstitutioneller Informationsinfrastruktur
                                                                                                                                                  • Handlungsbedarf
                                                                                                                                                    • 442 PortalfuumlrEx-situ-Erhaltungskulturen einheimischerWildpflanzen
                                                                                                                                                      • Handlungsbedarf
                                                                                                                                                        • 443 Auf-undAusbaueinerDokumen- tationsinfrastrukturzwischenBund undLaumlndernfuumlrdenBereichin situ undon farm
                                                                                                                                                          • Handlungsbedarf
                                                                                                                                                            • 444 NationalesInventarbdquoPGRDEUldquo
                                                                                                                                                              • Handlungsbedarf
                                                                                                                                                                • 445 NationaleInformationsinfrastruktur fuumlrCharakterisierungs-undEvaluie- rungsdaten
                                                                                                                                                                  • Handlungsbedarf
                                                                                                                                                                    • 446 Bundesinformationssystem GenetischeRessourcen
                                                                                                                                                                      • Handlungsbedarf
                                                                                                                                                                          • 45 Oumlffentlichkeitsarbeit
                                                                                                                                                                            • Handlungsbedarf
                                                                                                                                                                                • 5 Organisation und Durchfuumlhrung
                                                                                                                                                                                • 6 Abkuumlrzungsverzeichnis
                                                                                                                                                                                • 7 Literatur
                                                                                                                                                                                • 8 Zitierte Gesetzestexte und Mitteilungen
                                                                                                                                                                                • 9 Weiterfuumlhrende Informationen und Adressverzeichnis
                                                                                                                                                                                • Impressum
                                                                                                                                                                                  • Herausgeber
                                                                                                                                                                                  • Stand
                                                                                                                                                                                  • Text und Ansprechpartner
                                                                                                                                                                                  • Gestaltung
                                                                                                                                                                                  • Bildnachweis
                                                                                                                                                                                  • Druck
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Page 8: Pflanzengenetische Ressourcen in Deutschland - BMEL

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2 Bedeutung Gefaumlhrdung und Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen

21 Begriffsbestimmungen

Fuumlr die im vorliegenden Fachprogramm verwendeten Begriffe gelten die im Rahmen des Internationalen Vertrags uumlber pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (International Treaty on Plant Genetic Resources for Food and Agriculture ndash Internationaler Vertrag) bzw dem Uumlbereinkommen uumlber die biologische Vielfalt (Convention on Biological Diversity ndash CBD) erarbeiteten Begriffsbestimmungen

Oumlkosystem bedeutet einen dynamischen Komplex von Gemeinschaften aus Pflanzen Tieren und Mikro-organismen sowie deren nicht lebender Umwelt die als funktionelle Einheit in Wechselwirkung stehen

Biologische Vielfalt ist die Variabilitaumlt unter lebenden Organismen jeglicher Herkunft darunter u a Land- Meeres- und sonstige aquatische Oumlkosysteme und die oumlkologischen Komplexe zu denen sie gehoumlren dies umfasst die Vielfalt innerhalb der Arten und zwischen den Arten und die Vielfalt der Oumlko-systeme

Genetische Ressourcen sind genetisches Material von tatsaumlchlichem oder potenziellem Wert

Genetisches Material ist jedes Material pflanzlichen tierischen mikrobiellen oder sonstigen Ursprungs das funktionale Erbeinheiten enthaumllt

Pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft bedeutet jedes genetische Material pflanzlichen Ursprungs das einen tatsaumlchlichen oder potenziellen Wert fuumlr Ernaumlhrung und Landwirt-schaft hat

Ex-situ-Erhaltung ist die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft auszligerhalb ihres natuumlrlichen Lebensraums

In-situ-Erhaltung bedeutet die Erhaltung von Oumlkosystemen und natuumlrlichen Lebensraumlumen sowie die Bewahrung und Wiederherstellung lebensfaumlhiger Populationen von Arten in ihrer natuumlrlichen Umge-bung und ndash im Fall domestizierter oder gezuumlchteter Pflanzenarten ndash in der Umgebung in der sie ihre besonderen Eigenschaften entwickelt haben

Nachhaltige Nutzung ist die Nutzung von Bestandteilen der biologischen Vielfalt in einer Weise und in einem Ausmaszlig die nicht zum langfristigen Ruumlckgang der biologischen Vielfalt fuumlhren wodurch ihr Po-tential erhalten bleibt die Beduumlrfnisse und Wuumlnsche heutiger und kuumlnftiger Generationen zu erfuumlllen

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On-farm-Bewirtschaftung als besondere Form der In-situ-Erhaltung ist die Erhaltung und Weiterent-wicklung lokal oder regional angepasster so genannter Landsorten in der Umgebung in der sie ihre besonderen Eigenschaften entwickelt haben d h im landwirtschaftlichen Betrieb im weiteren Sinne

Landsorten sind Populationen oder Klone innerhalb einer Kulturart die durch reproduzierbare Ausprauml-gung ihrer Merkmale definiert sind und sich in der Regel aus mehreren morphologisch oder physiolo-gisch voneinander abweichenden Typen zusammensetzen die sich laufend an die natuumlrlichen Umwelt-bedingungen ihrer Region anpassen

Erhaltungssorten im Sinne des Saatgutrechts sind Sorten von landwirtschaftlichen Arten und Gemuuml-searten die traditionell in bestimmten Gebieten (Ursprungsregionen) angebaut wurden an die natuumlr-lichen oumlrtlichen und regionalen Umweltbedingungen angepasst von genetischer Erosion bedroht und hinsichtlich der Erhaltung von pflanzengenetischen Ressourcen bedeutsam sind

Amateursorten im Sinne des Saatgutrechts sind Sorten von Gemuumlsearten die an sich ohne Wert fuumlr den Anbau zu kommerziellen Zwecken sind und die fuumlr den Anbau unter besonderen klimatischen boden- oder agrotechnischen Bedingungen gezuumlchtet wurden

22 Bedeutung

Von der Landnutzung in Deutschland entfaumlllt etwas mehr als die Haumllfte auf die Landwirtschaft ndash unsere agrarisch gepraumlgten Kulturlandschaften Die dort angebauten oder genutzten Kulturpflanzen haben aufgrund der damit erzeugten Produkte eine erheb-liche oumlkonomische Bedeutung ihre Nutzung bietet vielen Menschen in Deutschland Nahrung Beschaumlf-tigung und Einkommen Kulturlandschaften haben aufgrund ihrer Ausdehnung bei uns als Lebensraumlume fuumlr Pflanzen und Tiere einen hohen oumlkologischen Stellenwert

Der groumlszligte Teil der heute vorhandenen genetischen Vielfalt unserer Nutzpflanzen entstand durch staumln-dige Auslese und Weiterentwicklung im Rahmen der landwirtschaftlichen Produktion damit ist die da-durch entstandene Vielfalt in Form von angepassten Kulturpflanzenarten und -sorten sowie des Wissens uumlber Anbau Vermehrung und Nutzung auch Teil unseres kulturellen Erbes

Uumlber den aktuellen oumlkonomischen Nutzen hinaus stellt die Vielfalt der genutzten und nutzbaren Pflan-zen aufgrund der Vererbbarkeit ihrer Eigenschaf-ten zudem eine wertvolle Ressource fuumlr zukuumlnftige Nutzungen und eine Grundlage fuumlr Innovationen und erweiterte wirtschaftliche Aktivitaumlten dar Auch eine Anpassung an veraumlnderte Rahmenbedingungen wie Klimaveraumlnderungen oder veraumlnderte Nachfra-ge koumlnnen den Ruumlckgriff auf pflanzengenetische

Ressourcen erfordern Die Vielfalt ist eine grundle-gende Voraussetzung fuumlr zukuumlnftige Nutzungen und zuumlchterischen Fortschritt Einmal verloren gegangene biologische Vielfalt ist nicht wieder herstellbar Aus diesem Grunde ist in besonderer Weise Vorsorge geboten

Daruumlber hinaus sind kulturelle und aumlsthetische Werte zu beruumlcksichtigen Bei den Zierpflanzen haben letz-tere auch unmittelbar groszlige oumlkonomische Bedeutung erlangt Traditionelle Arten oder alte Sorten von Kulturpflanzen zeugen von den kulturellen Leis-tungen fruumlherer Generationen und der historischen Entwicklung des Land- und Gartenbaus in einer Region Traditionelle Formen der agrarisch gepraumlgten Kulturlandschaften haben zudem einen besonderen Erlebnis- oder Erholungswert der unter dem Stich-wort bdquoDiversifizierung der Land- und Forstwirtschaftldquo regional wiederum oumlkonomische Bedeutung als Standortfaktor erlangt

AnbauverschiedenerSalatsorten

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23 Zustand

und Gefaumlhrdung

Die Ausgangslage hinsichtlich Zustand und Gefaumlhr-dung landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Kul-turen sowie fuumlr den Weinbau werden in der Agrobio-diversitaumltsstrategie des BMEL beschrieben Weitere Informationen zu landwirtschaftlichen Nutzpflanzen Gruumlnlandpflanzen Gemuumlse Obstkulturen Zierpflan-zen Sonderkulturen und potentiell nutzbaren Wild-pflanzen finden sich im zweiten Nationalen Bericht uumlber Pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft in Deutschland aus dem Jahr 20083 Die Nationalen Berichte bildeten auch die Grundlage fuumlr den zweiten Weltzustandsbericht uumlber pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft der FAO4

Auch wenn sich einige Arten infolge gezielter Erhal-tungsmaszlignahmen erholen konnten ist insgesamt die Vielfalt der genutzten Arten und teilweise auch die genetische Vielfalt innerhalb der Arten stark ruumlck-laumlufig Der Ruumlckgang ging einher mit einer regional unterschiedlich ausgepraumlgten Intensivierung der Landwirtschaft und der Nutzungsaufgabe von er-tragsarmen Standorten Die Gefaumlhrdung der heimi-schen Nutzpflanzenvielfalt soll zukuumlnftig vor allem durch die Weiterentwicklung der bdquoRoten Liste der gefaumlhrdeten einheimischen Nutzpflanzenldquo (s Kapitel 4211) besser dokumentiert werden

Fast ein Drittel der landwirtschaftlichen Nutzflaumlche nimmt das Gruumlnland ein Es gehoumlrt mit seinem Arten-reichtum zu den wertvollsten Agraroumlkosystemen und leistet damit neben seinem Beitrag zur landwirt-schaftlichen Produktion auch wichtige Dienste als Oumlkosystem Auch bei intensiv genutztem Gruumlnland ist ein Ruumlckgang des Artenreichtums zu verzeichnen Um moumlglichst umfassende Informationen uumlber den Artenreichtum von Gruumlnlandstandorten zu erhalten ist es zunaumlchst notwendig entsprechende Indikator- oder Kennarten zu bestimmen um dann eine Auf-nahmemethode zur Identifikation der unterschiedli-chen Gruumlnlandformen festzulegen

24 Erhaltung pflanzen-

genetischer Ressourcen

Die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft erfolgt durch zwei grundsaumltzlich unterschiedliche Wege die sich jedoch ergaumlnzen Die Ex-situ- und die In-situ-ErhaltungDie Ex-situ-Erhaltung in Deutschland erfolgt v a in Genbanken Botanischen Gaumlrten und sonstigen Institutionen Waumlhrend bei der Arbeit in den Bota-nischen Gaumlrten primaumlr die globale Artenvielfalt fuumlr Forschungs- und Ausbildungszwecke im Vordergrund steht raumlumen die Genbanken vor allem der innerart-lichen Variabilitaumlt unserer Kulturarten Prioritaumlt ein Von den deutschen Genbanken betreut die zentrale Kulturpflanzengenbank Deutschlands am Leibniz-Institut fuumlr Pflanzengenetik und Kulturpflanzenfor-schung (IPK) eine sehr artenreiche Sammlung die Ak-zessionen von uumlber 3200 Arten umfasst wobei auch hier bezogen auf die Anzahl der Muster der Samm-lungsschwerpunkt bei wenigen landwirtschaftlich be-deutenden Arten (v a Getreide) liegt Diese Genbank gehoumlrt zu den weltweit groumlszligten Sammlungen

Acker-Rittersporn(Consolida regalis)Einepotenziellnutzbare

WildpflanzefuumlrErnaumlhrungundLandwirtschaft(WEL)

3 httpwwwgenresdefileadminSITE_GENRESdownloadsschriftenreiheagrobiodiversitaet_band_29pdf4 httpwwwfaoorgdocrep013i1500ei1500e00htm

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Bluumlhende Streuobstwiese

Da die Erhaltung einiger Kulturen wie Obst Gehoumllze und Zierpflanzen nicht in den Aufgabenbereich der IPK-Genbank faumlllt ist die Etablierung weiterer spezi- alisierter Genbanken bzw Genbanknetzwerke not- wendig (siehe Kapitel 41) Ergaumlnzend bieten sich auch die Botanischen Gaumlrten fuumlr die Erhaltung genetischer Ressourcen an die gleichzeitig alte Sorten wie auch Wildarten und Wildformen von Kulturarten am na- tuumlrlichen Standort als auch ex situ erhalten koumlnnen Aber auch Erhaltungsinitiativen und sonstige Insti-tutionen einschlieszliglich Privatpersonen die speziali-sierte Sammlungen mit wenigen oder nur einer Art unterhalten koumlnnen in diese Erhaltungsaktivitaumlten einbezogen werden Zur besseren Koordination dieser Sammlungsaktivitaumlten werden derzeit Erhaltungs-infrastrukturen in Form von Genbanknetzwerken etabliert bzw weiter ausgebaut (Naumlheres hierzu siehe wwwgenresde)

Traditionell sind der Schutz und die Erhaltung in situ Schwerpunktaktivitaumlten des Naturschutzes Die Arten bleiben in ihren Oumlkosystemen den dynamischen Prozessen der Evolution ausgesetzt Die notwendige Anpassung durch natuumlrliche Selektion an wechseln-de Umwelteinfluumlsse ist so gewaumlhrleistet Mit unse-ren Kulturarten verwandte Wildpflanzen (crop wild

relatives ndash CWR) und aktuell oder potenziell nutzbare Wildarten stellen mit mehr als 2800 Arten als so-genannte Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Land-wirtschaft (WEL) einen beachtlichen Anteil unserer heimischen Flora (ca 3500 Arten) WEL leisten einen wichtigen Beitrag zur Erweiterung der genetischen Basis und sind damit fuumlr die Pflanzenzuumlchtung eine wertvolle Quelle neuer Eigenschaften In der nach-haltigen landwirtschaftlichen und gartenbaulichen Pflanzenproduktion werden heute leistungsfaumlhige und gesunde Sorten mit ausgepraumlgten Qualitaumlts-eigenschaften und guter Widerstandsfaumlhigkeit gegen Pflanzenkrankheiten und Schaumldlinge benoumltigt

Eine besondere Form der In-situ-Erhaltung ist die On-farm-Bewirtschaftung Erhaltungsinitiativen aber auch einige Betriebe des oumlkologischen Landbaus bauen alte regional angepasste Sorten (so genannte Landsorten) an Beim Erhalt gartenbaulicher Kul-turpflanzen und Sonderkulturen kann ebenfalls die traditionelle Nutzung in Gaumlrten sehr wichtig sein

Die Erhaltung und nachhaltige Nutzung genetischer Ressourcen gehoumlrt zu den wichtigen Zukunftsaufgaben von Bundes- und Landesregierungen Deutschlands

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3 Politische und rechtliche Rahmen- bedingungen

31 Internationale Ebene

311 Uumlbereinkommen uumlber die biologische Vielfalt

Das 1992 in Rio de Janeiro von der Voumllkergemein-schaft beschlossene Uumlbereinkommen uumlber die biolo-gische Vielfalt (Convention on Biological Diversity ndash CBD) verpflichtet die Vertragsstaaten zur langfris-tigen Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der auf ihrem Hoheitsgebiet vorkommenden biologischen Vielfalt Es enthaumllt auch Bestimmungen uumlber den Zugang zu genetischen Ressourcen und der Teilha-be an den sich aus der Nutzung dieser Ressourcen ergebenden Vorteile (siehe hierzu auch Kapitel 331) Deutschland ist seit 1993 Vertragspartei der CBD (Ge-setz zu dem Uumlbereinkommen vom 5 Juli 1992 uumlber die biologische Vielfalt (BGBI II 1993 1741))

Ein wichtiger Erfolg des CBD-Prozesses war die Ver-abschiedung der Bonner Leitlinien uumlber den Zugang zu genetischen Ressourcen und die gerechte und ausgewogene Beteiligung an den Vorteilen aus ihrer Nutzung im Jahr 2002 Mit der Verabschiedung des sogenannten Nagoya-Protokolls auf der 10 Vertrags-staatenkonferenz unter voller Beruumlcksichtigung be-reits bestehender internationaler Regelungen wurden die Grundlagen fuumlr kuumlnftige Regelungen zu Zugang und Vorteilsausgleich geschaffen

Fuumlr den Schutz die Erhaltung und nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen ist daruumlber hinaus die 2002 im Rahmen der CBD verabschiede-te Globale Strategie zum Erhalt der Pflanzenvielfalt (Global Strategy for Plant Conservation ndash GSPC) von Bedeutung Sie stellt ein Instrument dar um das 2010-Ziel (signifikante Verminderung des Verlusts an biologischer Vielfalt) welches durch die Staats- und Regierungschefs anlaumlsslich des Weltgipfels fuumlr nach-haltige Entwicklung (World Summit on Sustainable Development) 2002 beschlossen wurde zu erreichen Alle Vertragsstaaten der CBD sind aufgefordert die GSPC bei der Erarbeitung von nationalen Strategien

und Programmen zu beruumlcksichtigen Auf der 10 Vertragsstaatenkonferenz der CBD im Oktober 2010 in Nagoya Japan wurde eine uumlberarbeitete GSPC beschlossen Die GSPC umfasst 16 konkrete Ziele in 5 Handlungsbereichen (I) Erfassung und Dokumen-tation (II) Erhaltung (III) Nachhaltige Nutzung (IV) Foumlrderung von Bildung und Bewusstsein uumlber die Pflanzenvielfalt und (V) Schaffung von fachlichen Kapazitaumlten zu deren Erhaltung In einem For-schungs- und Entwicklungsvorhaben des BfN mit den Botanischen Gaumlrten der Universitaumlt Bonn (2005ndash2008) wurden Vorschlaumlge zu Umsetzungserfordernissen der GSPC in Deutschland erarbeitet Die im Rahmen dieses Vorhabens geleistete Luumlckenanalyse und Erar-beitung von Handlungsprioritaumlten unterstuumltzen seit Beendigung des Projekts die Umsetzung einzelner Ziele durch betroffene Akteure in Deutschland

Delegierte verhandeln die internationalen Rahmenbedingungen fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen

5 Planta Europa ist ein Netzwerk unabhaumlngiger Regierungs- und Nicht-Regierungs-Organisationen die fuumlr den Schutz der europaumlischen Flora zusammenarbeiten (wwwplantaeuropaorg)

Eine weitere Grundlage bilden auch die detaillierte-ren Anforderungen der Europaumlischen Strategie zur Erhaltung der Pflanzen (European Plant Conserva-tion Strategy ndash EPCS) Die EPCS wurde von Planta Europa5 und dem Europarat entwickelt und stellt die Ziele der GSPC in einen europaumlischen Zusammen-hang Sie enthaumllt 42 klare Ziele fuumlr Europa mit der die in der GSPC definierten 16 Ziele bis Mitte 2010 um-gesetzt werden sollen Im Jahre 2007 wurde die EPCS uumlberpruumlft und weiter mit der GSPC harmonisiert Die neue Europaumlische Strategie (European Strategy for

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Plant Conservation ndash ESPC) gilt jetzt von 2008 ndash 2014 und untersetzt jedes der 16 Ziele der GSPC mit spezi-fischen europaumlischen Zielen die teilweise von hoher Relevanz fuumlr das vorliegende Fachprogramm sind (z B ESPC Ziel 91 Establishment of 25 European crop wild relative genetic reserves covering the major hot-spots of species and genetic diversity) Die Umsetzung der ESPC wird von Planta Europa koordiniert

312 Internationaler Vertrag uumlber pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

Auf internationaler Ebene trat das wichtigste Abkom-men zur Erhaltung und Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft der Internationale Vertrag uumlber pflanzengenetische Res-sourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (ITPGR) im Jahr 2004 in Kraft (vgl wwwplanttreatyorg) Der Vertrag ist als zustimmungspflichtiges Bundesgesetz ratifiziert worden61

Die Vertragsstaaten des ITPGR verpflichten sich pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft langfristig zu erhalten und nachhal-tig zu nutzen sie verpflichten sich zudem bei ihren Erhaltungsbemuumlhungen zur gegenseitigen Unterstuumlt-zung und internationalen Zusammenarbeit Ein zent-rales Element des ITPGR ist ein Multilaterales System (MLS) aus dem pflanzengenetische Ressourcen unter erleichterten Bedingungen mit Hilfe eines bdquoStandard Material Transfer Agreements (SMTA)ldquo fuumlr eine Nut-zung verfuumlgbar gemacht werden Uumlber dieses SMTA werden im ITPGR unter den jeweiligen Bedingungen entweder obligatorische oder freiwillige Zahlungen in den sogenannten bdquoBenefit Sharing (BS) Fundldquo des ITPGR eingenommen Der BS-Fund foumlrdert daraus Projekte in Entwicklungslaumlndern und Laumlndern mit Uumlbergangswirtschaften soweit sie Vertragsstaaten des ITPGR sind

Ferner erkennt der ITPGR die Rechte der Bauern (Farmerslsquo Rights) durch Anerkennung des Beitrags den die ortsansaumlssigen und eingeborenen Gemein-schaften und Bauern zur Erhaltung und Entwicklung pflanzengenetischer Ressourcen geleistet haben und weiter leisten an

Deutschland ratifizierte den ITPGR im Jahr 2004 und seine Umsetzung auf nationaler Ebene ist zwischen-zeitlich weit fortgeschritten BMEL ist federfuumlhrendes Ressort und nationale Kontaktstelle (Focal Point) fuumlr den Vertrag Die relevanten Akteure wurden aufge-fordert pflanzengenetische Ressourcen fuumlr das MLS bereitzustellen und fuumlr die Abgabe von Material dieser pflanzengenetischen Ressourcen das SMTA zu verwenden Zur besseren Information aller Ak-teure wurde eine deutsche Sprachversion des SMTA (rechtlich guumlltig ist nur die englische Textversion) in Abstimmung mit Oumlsterreich und der Schweiz erstellt und mit weiteren erlaumluternden Informationsmateri-alien u a auf der Internetseite des BMEL eingestellt Deutsche Einrichtungen haben seit 2008 insgesamt ca 108000 Genbankmuster in das MLS eingebracht Die Muster des MLS sind im Nationalen Inventar zu Pflanzengenetischen Ressourcen PGRDEU6 entspre-chend gekennzeichnet so dass eine gezielte Online-Recherche nach Material welches aus Deutschland fuumlr das MLS bereitgestellt wird moumlglich ist

Die weitere Unterstuumltzung des ITPGR ist ein wesentli-ches Element der deutschen Agrobiodiversitaumltsstrategie

6 httppgrdeugenresde61 Gesetz zu dem befristeten Vertrag vom 3 November 2001 uumlber pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft BbBI II 2003 906

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Kommission fuumlr Genetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft der FAO

Eine fuumlhrende Rolle in der internationalen Zusammenarbeit zu genetischen Ressourcen hat die Kommission fuumlr Genetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft der FAO (Com-mission on Genetic Resources for Food and Agri-culture ndash CGRFA) Dabei handelt es sich um eine zwischenstaatliche Regierungskommission die die FAO-Konferenz in Fragen der Agrobiodiversi-taumlt einschlieszliglich der genetischen Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft beraumlt Die CGRFA wurde 1983 gegruumlndet und hat z Z 172 Staaten und die EU als Mitglieder Sie ist zustaumlndig fuumlr genetische Ressourcen der Nutzpflanzen Nutztie-re Forstpflanzen aquatische genetische Res-sourcen Mikroorganismen und Wirbellose sowie Querschnittsfragen wie beispielsweise Zugang zu genetischen Ressourcen und gerechter Vor-teilsausgleich Biotechnologie zur Sicherung und Nutzung der genetischen Ressourcen Monitoring und Indikatoren oder oumlkosystemare Ansaumltze

Die CGRFA hat ein rollendes 10-jaumlhriges Ar-beitsprogramm (Multi-Year Programme of Work ndash MYPOW) zu den genetischen Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft aller Berei-che In diesem Rahmen wurde auch der zweite Weltzustandsbericht uumlber pflanzengenetische Ressourcen erstellt und basierend darauf der Globale Aktionsplan fuumlr Erhaltung und nachhal-tige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft uumlberarbeitet Mit dem Globalen Aktionsplan werden weltweite Erhaltungsansaumltze abgestimmt und uumlbergeordne-te Ziele vereinbart Die Fertigstellung des dritten Weltzustandsbericht uumlber pflanzengenetische Ressourcen ist fuumlr 2019 geplant Deutschland beteiligt sich aktiv an der Arbeit der CGRFA

313 Globaler Treuhandfonds fuumlr Nutzpflanzenvielfalt

Der Globale Treuhandfonds fuumlr Nutzpflanzenvielfalt (Global Crop Diversity Trust ndash GCDT) wurde 2004 als eigenstaumlndige internationale Organisation gegruumln-det (s wwwcroptrustorg) Er hat die Aufgabe die

dauerhafte Erhaltung und Verfuumlgbarkeit pflanzen-genetischer Ressourcen sicherzustellen um eine nachhaltige Landwirtschaft und die Sicherheit der Nahrungsmittelversorgung zu unterstuumltzen Dazu verfolgt er international vereinbarte wissenschaftlich fundierte Strategien zur Erhaltung pflanzengeneti-scher Ressourcen die darauf abzielen ein effizien-tes globales Ex-situ-Erhaltungssystem fuumlr wichtige Fruchtarten aufzubauen Von einer derart verbes-serten internationalen Zusammenarbeit sowie einer Effizienz- und Qualitaumltssteigerung bei der Ex-situ-Erhaltung werden kuumlnftig auch nationale Erhalter und Nutzer dieser pflanzengenetischen Ressourcen profitieren

Annual Report 2010

Jahresbericht des Globalen Treuhandfonds fuumlr Nutzpflanzenvielfalt

Diese Strategien werden vor allem abgestimmt mit dem Internationalen Vertrag uumlber pflanzengeneti-sche Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (ITPGR) und der FAO-Kommission fuumlr genetische Ressourcen Da der Fonds somit auch Aufgaben im Rahmen des ITPGR uumlbernimmt ist er ein wichtiger Teil des Finanzierungskonzepts des ITPGR

In Uumlbereinstimmung mit der Agrobiodiversitaumltsstra-tegie des BMEL sowie dem Fachprogramm von 2002 hat Deutschland zum Stiftungskapital des GCDT in den Jahren 2006ndash2010 insgesamt 75 Millionen Euro beigetragen Deutsche Experten leiteten auszligerdem die Erarbeitung der globalen Erhaltungsstrategie fuumlr Hafer (Avena) und waren an der Erarbeitung der Stra-tegie fuumlr Erdbeere (Fragaria) beteiligt

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32 Europaumlische Ebene

321 EU-Agrarpolitik

Die durch die Gemeinsame Agrarpolitik der EU (GAP) gesetzten Rahmenbedingungen fuumlr eine nach-haltige Landwirtschaft sind in den letzten Jahren deutlich verbessert worden Mit der sogenannten Gesundheitsuumlberpruumlfung (bdquohealth checkldquo) der GAP im November 2008 beschloss der EU-Agrarministerrat die Landwirtschaft bei der Bewaumlltigung der neuen Herausforderungen zu denen neben dem Klimawan-del auch die biologische Vielfalt zaumlhlen staumlrker zu unterstuumltzen und die Beschluumlsse der Agrarreform von 2003 entsprechend weiterzuentwickeln Die Agrarum-weltmaszlignahmen sind ein wesentliches Instrument zur Erreichung dieser Ziele der GAP Rechtsgrund-lage fuumlr die Foumlrderung der Agrarmaszlignahmen ist die Verordnung (EG) Nr 16982005 uumlber die Foumlrderung der Entwicklung des laumlndlichen Raums (ELER-Ver-ordnung) Die Umsetzung erfolgt uumlber entsprechende Programme der Bundeslaumlnder Im Rahmen der von Bund und Laumlndern getragenen Gemeinschaftsaufga-be bdquoVerbesserung der Agrarstruktur und des Kuumls-tenschutzesldquo (GAK) unterstuumltzt auch der Bund die Agrarumweltmaszlignahmen Daruumlber hinaus werden von den Laumlndern spezifische Foumlrdermaszlignahmen im Bereich des Vertragsnaturschutzes durchgefuumlhrt

Daneben existieren verschiedene Aktionsplaumlne der EU mit Relevanz fuumlr den Erhalt der Agrobiodiversi-taumlt7 Zur Fortfuumlhrung des Aktionsplans zur Eindaumlm-mung des Verlusts der biologischen Vielfalt von 2006 hat die EU-Kommission mit ihrer Mitteilung vom 3 Mai 2011 eine Biodiversitaumltsstrategie der EU bis zum Jahr 2020 vorgelegt81

Mit der Verordnung uumlber ein Gemeinschaftspro-gramm zur Sammlung Erhaltung Charakterisie-rung und Nutzung genetischer Ressourcen der Landwirtschaft (VO (EG) Nr 8702004) wurden seit 2004 EU-weit fuumlr zehn Mio Euro entsprechende Pro-jekte gefoumlrdert Die Verordnung die nach Verausga-bung der Foumlrdermittel faktisch ausgelaufen ist wird 2012 evaluiert Deutschland setzt sich zusammen mit anderen Mitgliedstaaten fuumlr eine Fortfuumlhrung bei entsprechender Mittelaufstockung ein

Fuumlr die Fortfuumlhrung der GAP bis 2020 zeichnet sich auch weiterhin eine in zwei Saumlulen gegliederte Politik ab Diese soll insgesamt ihre Beitraumlge zu den Zielen der Strategie bdquoEuropa 2020ldquo und zu Umweltzielen erhoumlhen Dafuumlr fordert die Europaumlische Kommission eine bdquogruumlnereldquo erste Saumlule wobei die landwirtschaft-lichen Direktzahlungen nur dann in voller Houmlhe gewaumlhrt werden sollen wenn die Landwirte be-stimmte umweltbezogene Maszlignahmen durchfuumlhren Fuumlr die zweite Saumlule fordert die Kommission eine Ausrichtung auf die Schwerpunkte Wettbewerb und Innovation Klimawandel und Umwelt8 Dazu zaumlhlt sie u a die Erhaltung und Verbesserung von Oumlkosys-temen die von der Land- und Forstwirtschaft abhaumln-gen Hierdurch werden sich auch Auswirkungen auf die Foumlrderung im Bereich der Agrobiodiversitaumlt und damit auch auf die Rahmenbedingungen fuumlr Teile des Nationalen Fachprogramms ergeben deren Ausmaszlig zum derzeitigen Stand aber noch nicht absehbar ist

Fuumlr Forschung und Innovation werden von der EU-Kommission im Zeitraum 2007ndash2013 rund 60 Mrd Euro zur Verfuumlgung gestellt davon rund 50 Mrd Euro fuumlr das 7 Forschungsrahmenprogramm mittlerwei-le das weltweit groumlszligte Forschungsfoumlrderprogramm Foumlrdermoumlglichkeiten bestehen im Rahmen der regelmaumlszligigen Ausschreibungen v a im spezifischen Programm bdquoZusammenarbeitldquo (Forschungsbereich Le-bensmittel Landwirtschaft Fischerei und Biotechno-logie) sowie im spezifischen Programm bdquoKapazitaumltenldquo (Forschungsinfrastrukturen)

Fuumlr Futterpflanzen und viele weitere Kulturpflanzen des Acker-landes und der Gaumlrten bildet extensives Gruumlnland den Lebensraum ihrer verwandten Wildarten

7 Mitteilung der Kommission an den Rat und das Europaumlische Parlament - Aktionsplan zur Erhaltung der Biologischen Vielfalt in der Landwirtschaft KOM20010162 endg und MITTEILUNG DER KOMMISSION EINDAumlMMUNG DES VERLUSTS DER BIOLOGISCHEN VIELFALT BIS ZUM JAHR 2010 ndash UND DARUumlBER HINAUS KOM(2006) 216 endg8 Mitteilung der Kommission an das Europaumlische Parlament den Rat den Europaumlischen Wirtschafts- und Sozialausschuss und den Ausschuss der Regionen ndash Die GAP bis 2020 Nahrungsmittel natuumlrliche Ressourcen und laumlndliche Gebiete ndash die kuumlnftigen Herausforderungen KOM (2010) 672581 (vollstaumlndige Bezeichnung)

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Wiese mit blau bluumlhenden Lupinen

322 Europaumlisches Kooperationsprogramm fuumlr pflanzengenetische Ressourcen

Um die langfristige In-situ- und Ex-situ-Erhaltung von pflanzengenetischen Ressourcen in Europa auf einer arbeitsteiligen Basis zu erleichtern und deren Nutzung in Europa zu verbessern wurde das Europauml-ische Kooperationsprogramm fuumlr pflanzengenetische Ressourcen (European Cooperative Programme for Plant Genetic Resources - ECPGR) ins Leben gerufen Es beruht im Wesentlichen auf der Zusammenarbeit von Institutionen in den derzeit 42 Mitgliedsstaaten und finanziert sich uumlber deren Beitraumlge Weitere Ziele des ECPGR sind die Foumlrderung der Zusammenarbeit auf allen Akteursebenen (oumlffentliche Einrichtungen Erhaltungsinitiativen Zuumlchtungsunternehmen etc) auch in Form gemeinsamer Projekte und Oumlffent-lichkeitsarbeit Letztlich stellt das ECPGR damit die zentrale europaumlische Plattform fuumlr die technische Zusammenarbeit innerhalb Europas und mit anderen Regionen bzw regionalen und internationalen Initia-tiven oder Programmen dar

Das ECPGR gliedert sich in arten- oder themenspe-zifische Netzwerke Die Arbeit in den Netzwerken wird von Arbeits- und Projektgruppen durchgefuumlhrt Deutsche Vertreter wirken in allen Arbeits- und

Projektgruppen mit Zudem werden die zentralen europaumlischen fruchtartspezifischen Datenbanken fuumlr Avena Beta Hordeum Minor Leafy Vegetable Poa und Vitis zur Zeit von deutschen Institutionen betrieben

Die deutsche Mitarbeit im Kooperationsprogramm wird von der Expertengruppe bdquoECPGRldquo des BEKO koordiniert Sie bereitet zu bevorstehenden Treffen den nationalen Beitrag vor berichtet uumlber die Ergeb-nisse und traumlgt zur Weiterentwicklung des ECPGR bei Ferner beraumlt diese Expertengruppe den BEKO im Hin-blick auf fruchtart- und themenspezifische FragenDie Weiterentwicklung des ECPGR ist eines der Ziele der Agrobiodiversitaumltsstrategie des BMEL Deutsch-land unterstuumltzt deshalb im Rahmen der ECPGR-Ko-operation die Umsetzung und Weiterentwicklung des Europaumlischen Suchkatalogs fuumlr pflanzengenetische Ressourcen (European Plant Genetic Resources Search Catalogue ndash EURISCO) EURISCO ist ein internetba-sierter Suchkatalog der Informationen uumlber Ex-situ-Sammlungen in ganz Europa liefert Er umfasst derzeit sogenannte Passportdaten dh Informatio-nen die ein Muster eindeutig beschreiben (zB Artzu-gehoumlrigkeit Sortenname Ursprungsland erhaltende Einrichtung etc) von mehr als 11 Millionen Mustern pflanzlicher Vielfalt die in ca 240 europaumlischen Instituten in 38 Laumlndern erhalten werden Eines der Hauptelemente von EURISCO ist ein Netzwerk nati-onaler Kontaktstellen die fuumlr das jeweilige nationale Inventar und den Datenfluss zwischen dem natio-nalen Inventar und EURISCO zustaumlndig sind Jedes Land traumlgt die volle Verantwortung fuumlr die Verfuumlg-barkeit und Richtigkeit seiner eigenen Daten sowie fuumlr die regelmaumlszligige Aktualisierung der Daten des nationalen Inventars in EURISCO Derzeit haben 40 Laumlnder eine nationale Kontaktstelle benannt und 31 nationale Inventare wurden in EURISCO integriert Die Bedingungen fuumlr die Zusammenarbeit wurden in einer Vereinbarung festgelegt die zwischen Bioversity International9 und den nationalen Kontaktstellen fuumlr die nationalen Inventare in Deutschland dem Infor-mations- und Koordinationszentrum fuumlr Biologische Vielfalt der BLE abgeschlossen wurde Eine weitere wichtige Aufgabe des ECPGR die von Deutschland ebenfalls maszliggeblich unterstuumltzt wird ist der Auf-bau der bdquoEuropaumlischen Genbankldquo AEGIS (A European Genebank Integrated System) mit der die Erhaltungs-infrastruktur fuumlr pflanzengenetische Ressourcen in Europa effizienter gestaltet werden soll

9 Bioversity International ist die internationale Forschungsorganisation zur Agrobiodiversitaumlt mit Sitz in Maccarese bei Rom Italien

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Organisationsstruktur des ECPGR mit seinen Netzwerken Arbeitsgruppen und Task Forces der Phase VIII (2009ndash2013)

Leistungsgremium

Sekretariat

Netzwerk Netzwerk Netzwerk Netzwerk Netzwerk NetzwerkGetreide Futterpflanze

Kulturpflanzennetzwerke Thematische Netzwerke

Obst Oumlle und eiweiszligshyliefernde Pflanzen

Zuckershy Staumlrkeshy und Faserpflanzen

Gemuumlse

Arbeitsgruppen Arbeitsgruppen Arbeitsgruppen Arbeitsgruppen Arbeitsgruppen Arbeitsgruppenmiddot Hafermiddot Gerstemiddot Weizen

middot Futtershypflanzen

middot MalusPyrusmiddot Prunusmiddot Weinrebe

middot Koumlrnershy leguminosen

middot Ruumlbenmiddot Faserpflanzen

(FlachsHanf)middot Heilshy und Geshy

wuumlrzpflanzenmiddot Kartoffel

middot Alliummiddot Brassicamiddot Kuumlrbissemiddot Blattgemuumlsemiddot Umbellifera

Netzwerk- koordinierungs-

gruppe

Netzwerkkoordinierungsgruppe

Netzwerkkoordinierungsgruppe

Netzwerkkoordinierungsgruppe

Netzwerk- koordinierungs-

gruppe

Netzwerk- koordinierungs-

gruppe

Netzwerk- koordinierungs-

gruppe

Netzwerk- koordinierungs-

gruppe

Netzwerk- koordinierungs-

gruppe

Dokumentations- und Informationsnetzwerk

Netzwerk In-Situ und On-farm-Erhaltung

Netzwerk interregionale Zusammenarbeit

middot Kontaktstellen fuumlr die nationalen Inventaremiddot Manager der europaumlischen zentralen Kulturdatenbanken

middot Arbeitsgruppe Erhaltung von Wildarten in Genetischen Reservatenmiddot Arbeitsgruppe OnshyfarmshyErhaltung und shyManagement

33 Nationale Ebene

Die Erhaltung und nachhaltige Nutzung genetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft ist eine uumlbergreifende Aufgabe der Bundesregierung von hoher Bedeutung Als Vertragsstaat des Uumlbereinkommens uumlber die biologische Vielfalt und des Internationalen Vertrags uumlber pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Er-naumlhrung und Landwirtschaft verpflichtet sich Deutsch-land diese Ressourcen langfristig zu erhalten und nachhaltig zu nutzen Innerhalb der Bundesregierung liegt die Zustaumlndigkeit fuumlr die Erhaltung und nachhalti-ge Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen land- und gartenbaulicher Kulturpflanzen beim BMEL

Mit der Erarbeitung der Strategie des BMEL fuumlr die

Erhaltung und nachhaltige Nutzung der biologi-schen Vielfalt fuumlr die Ernaumlhrung Land- Forst- und Fischereiwirtschaft im Jahr 2007 (kurz Agrobiodi-versitaumltsstrategie) wurde die Erhaltung genetischer Ressourcen in ein uumlbergreifendes Konzept zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der Agrobiodi-versitaumlt eingebettet Diese Strategie ergaumlnzt die vom Bundeskabinett beschlossene nationale Strategie fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der biologi-schen Vielfalt Die Bedeutung genetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft wird auch in der Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung betont

Als uumlbergreifende Aufgabe wird auch die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen von mehreren Politik- und Rechtsbereichen erfasst vor allem von

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der Agrar- und der Umwelt- und Naturschutzpolitik Aber auch die Forschungspolitik ist fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung genetischer Ressourcen von groszliger Bedeutung

Regionale Produkte werden haumlufig auf Wochenmaumlrkten verkauft

Innerhalb des foumlderalen Systems ist der Bund fuumlr die Erhaltung und Nutzung genetischer Ressourcen insoweit zustaumlndig als er von seiner Gesetzgebungs-kompetenz im Rahmen der konkurrierenden Gesetz-gebung zur Foumlrderung der land- und forstwirtschaft-lichen Erzeugung sowie zur Sicherung der Ernaumlhrung Gebrauch macht Darunter fallen fuumlr die landwirt-schaftlichen Nutzpflanzenarten u a das Saatgutver-kehrsgesetz mit den dazu erlassenen Verordnungen die das Inverkehrbringen von Saat- und Pflanzgut und die Zulassung von Pflanzensorten regeln Von Relevanz sind weiterhin auch Regelungen zum Schutz des geistigen Eigentums (z B Sortenschutz siehe Kapitel 332) Aus der Zustaumlndigkeit des Bundes fuumlr die auswaumlrtigen Beziehungen ergeben sich in Bezug auf EU-Programme oder internationale Programme und Vereinbarungen auch Koordinierungsaufgaben

Zustaumlndigkeiten ergeben sich zudem aus der ge-meinschaftlichen Foumlrderung von Einrichtungen und Vorhaben der Forschung von gesamtstaatlicher und uumlberregionaler Bedeutung durch Bund und Laumlnder

Fuumlr die Durchfuumlhrung der Taumltigkeiten zur Erhaltung von pflanzengenetischen Ressourcen einschlieszliglich Forschung Schulung und Ausbildung und die regio-nale Umsetzung und Ausgestaltung der durch die EU und den Bund vorgegebenen politischen Rahmenbe-dingungen sind in Deutschland die Laumlnder verant-wortlich Weiterhin ergeben sich im Zusammenhang mit der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung fuumlr die Laumlnder innerstaatliche Verpflichtungen aus dem Internationalen Vertrag uumlber pflanzengenetische Res-sourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft sowie aus dem Uumlbereinkommen uumlber die biologische Vielfalt Gleichzeitig wirken die Laumlnder bei der Formulierung dieser Rahmenbedingungen mit und entwickeln zu-saumltzliche eigene Maszlignahmen Vertreter der Laumlnderre-ferenten fuumlr Acker- und Pflanzenbau Extensivierung Gartenbau Weinbau und die Laumlnder-Arbeitsgemein-schaft Naturschutz arbeiten im BEKO mit um das Nationale Fachprogramm stellvertretend zu begleiten

Die Durchfuumlhrung des nationalen Fachprogramms unterstuumltzt und foumlrdert BMEL u a auch durch Bereit-stellung der notwendigen Daten und Informationen im Rahmen von Erhebungen Bestandsaufnahmen und nichtwissenschaftlichen Untersuchungen im Be-reich der biologischen Vielfalt Ziel ist die Erfassung Inventarisierung und Dokumentation genetischer Ressourcen das Monitoring der Bestandsentwicklung genetischer Ressourcen und die Erstellung sonsti-ger Informationsgrundlagen in diesem Bereich Zur Vergabe der Auftraumlge fuumlhrt die BLE Ausschreibungen durch die ggf im Bundesanzeiger und im Internetan-gebot der BLE (wwwblede) veroumlffentlicht werden

Die im Auftrag des BMEL durchgefuumlhrten Modell- und Demonstrationsvorhaben (MuD) haben das Ziel innovative Konzepte mit Vorbildcharakter zu ent-wickeln und umzusetzen und dabei ggf auftretende Schwierigkeiten bei der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung genetischer Ressourcen in Deutschland ab-zubauen Grundlage fuumlr die Foumlrderung eines Projektes als MuD ist die bdquoRichtlinie des BMEL zur Foumlrderung von Modell- und Demonstrationsvorhaben im Be-reich der Erhaltung und innovativen nachhaltigen Nutzung der Biologischen Vielfaltldquo10

10 httpwwwbledeDE03_Forschungsfoerderung04_BiologischeVielfaltMuD-VorhabenMuD-VorhabenBV_nodehtml

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Ein wichtiges Instrument um den Erhalt und die Foumlrderung der Biodiversitaumlt mit landwirtschaftlichen Nutzungssystemen besser in Einklang zu bringen sind Agrarumweltmaszlig nahm en von Bund und Laumln-dern11 Sie honorieren u a die Erhaltung vielfaumlltiger Fruchtfolgen den Anbau regional angepasster Sorten Streuobstanbau sowie die Gruumlnlandextensivierung Die Bundeslaumlnder bieten ein breit gefaumlchertes Ange-bot von Foumlrdermaszlignahmen an das insbesondere den regionalen Besonderheiten und Erfordernissen der laumlndlichen Entwicklung des Landes angepasst wurde

In den Rahmenplan der Gemeinschaftsaufgabe bdquoVerbesserung der Agrarstruktur und des Kuumlsten-schutzesldquo haben Bund und Laumlnder 2008 ein neues Foumlrderangebot zur Erhaltung genetischer Ressourcen in der Landwirtschaft aufgenommen Daruumlber hinaus koumlnnen die Laumlnder den Anbau gefaumlhrdeter einheimi-scher Nutzpflanzen auch im Rahmen ihrer landesei-genen Entwicklungsprogramme foumlrdern und durch den Aufbau regionaler Kompetenzzentren unterstuumlt-zen In beiden Umsetzungsbereichen bedarf es der Wahrnehmung von Abstimmungs- und Koordinie-rungsfunktionen durch den Bund Auszligerdem koumlnnen die Laumlnder das Thema durch ihre Oumlffentlichkeitsar-beit zu pflanzengenetischen Ressourcen im Bereich Landessortenpruumlfung Saatgutananerkennung sowie Aus- und Fortbildung (im Bereich Landwirtschaft Gartenbau und Umwelt) in den Fokus ruumlcken

331 Zugang zu pflanzengenetischen Ressourcen

Der Zugang zu pflanzengenetischen Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft betrifft sowohl In-situ-Vorkommen (natuumlrliche Wildpflanzen oder verwandte Wildarten der Kulturpflanzen) On-farm-Bestaumlnde (Land sorten) oder Ex-situ-Bestaumlnde (Akzessionen von Wild- und Nutzpflanzen in Genbanken oder Pflanzen-sammlungen fuumlr Forschung und Innovation)

Nach dem geltenden innerstaatlichen Recht haumlngt die Regelung des Zugangs zu pflanzengenetischen Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft grundsaumltzlich von dem Eigentuumlmer der Ressourcen ab Diese koumlnnen sich sowohl im Privatbesitz befin-

den als auch der oumlffentlichen Hand gehoumlren In der Regel gilt der Eigentuumlmer der Land- oder Wasserflauml-che als Eigentuumlmer der biologischen bzw genetischen Ressourcen die dort vorgefunden werden Somit steht der Zugang zu pflanzengenetischen Ressourcen die sich im Privateigentum (in situ oder ex situ) befin-den im Allgemeinen im Ermessen des Eigentuumlmers

Genbanken sichern die langfristige Erhaltung von pflanzen-genetischen Ressourcen

Deutschland ndash seit 1993 Vertragspartei der CBD ndash hat wie die meisten EU-Mitgliedstaaten keine eigenen gesetzlichen Bestimmungen die den Zugang zu gene-tischen Ressourcen auf ihrem Hoheitsgebiet im Sinne der CBD gesondert regeln Daher ist es in Deutsch-land grundsaumltzlich jedem erlaubt in situ wachsende Pflanzen zu sammeln und zwar unter Beachtung der o g Eigentumsrechte des Natur- und Artenschutzes der Regelungen zur Pflanzengesundheit und sonsti-ger besonderer Schutzrechte Um ausreichende und transparente Informationen uumlber die Bestimmungen zum Zugang und Vorteilsausgleich im Rahmen der CBD zur Verfuumlgung zu stellen hat Deutschland eine nationale Informationsstelle benannt und eine Inter-netseite zur Information uumlber Zugang und Vorteilsaus-gleich eingerichtet (httpwwwbiodiv-chmde)

11 wwwbmelde

Auf internationaler Ebene besteht seit 2004 mit dem Internationalen Vertrag eine weitere wichtige Rege-lung fuumlr den Zugang zu pflanzengenetischen Ressour-cen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft In Deutsch-land wurde mit der Ratifizierung des Internationalen

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Vertrags ein leistungsfaumlhiger und transparenter Pro-zess zur Erleichterung des Zugangs zu 35 landwirt-schaftlichen Hauptfruchtarten (z B Hafer Gerste und Kartoffeln) und zu 29 Gruumlnlandarten -gattungen (z B Leguminosen und Futtergraumlser) geschaffen

Keimpruumlfung in Filterschalen

Zentrales Element ist das sogenannte Multilaterale System fuumlr Zugang und Vorteilsausgleich (MLS) Die Vertragsstaaten des Internationalen Vertrags bringen pflanzengenetische Ressourcen von Nutzpflanzen die im Anhang I des Internationalen Vertrags aufge-fuumlhrt sind und unter ihrer Verwaltung und Kontrolle stehen in dieses MLS ein Fuumlr Material innerhalb des MLS gelten einheitliche und erleichterte Zugangs-bedingungen sofern das Material fuumlr Zwecke der Forschung Zuumlchtung und Ausbildung fuumlr Ernaumlh-rung und Landwirtschaft verwendet wird Eine vom Lenkungsorgan des Internationalen Vertrags im Jahr 2006 verabschiedete standardisierte Materialuumlber-tragungsvereinbarung (Standard Material Transfer Agreement ndash SMTA) bildet die vertragliche Grundlage jedweder Materialabgabe aus dem MLS und regelt die Einzelheiten bezuumlglich Zugang und Vorteilsausgleich Bis Mitte 2008 haben die Bundeszentrale Ex-situ-Gen-bank des Leibniz-Instituts fuumlr Pflanzengenetik und

Kulturpflanzenforschung in Gatersleben sowie die Obst-Genbank des Instituts fuumlr Zuumlchtungsforschung an gartenbaulichen Kulturen und Obst Dresden-Pill-nitz des Julius Kuumlhn-Instituts das SMTA eingefuumlhrt und seither insgesamt ca 108000 Muster fuumlr das MLS bereitgestellt Die Ressourcen der Deutschen Gen-bank Obst werden ebenfalls unter Verwendung des SMTA bereitgestellt

Fuumlr Botanische Gaumlrten beeinflussen Regelungen zum Zugang zu genetischen Ressourcen wesentlich den Austausch von Pflanzenmaterial zwischen den Gaumlrten und den internationalen Zugang zu Wildarten Zur Umsetzung der CBD-Regelungen wurde durch einige Botanische Gaumlrten ein internationales Pflanzenaus-tauschnetzwerk IPEN (International Plant Exchange Network) erarbeitet Das Netzwerk ermoumlglicht seinen Mitgliedsgaumlrten unter Einhaltung der CBD-Regeln einen vereinfachten Transfer von lebendem Pflanzen-material zur nicht-kommerziellen Nutzung unterei-nander Zu diesem Zweck wurde ein Verhaltenskodex erstellt der die Mitglieder verpflichtet das Pflan-zenmaterial ausschlieszliglich fuumlr nicht-kommerzielle Zwecke zu nutzen Daruumlber hinaus wird Material zur kommerziellen Nutzung nur abgegeben wenn der

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potenzielle Nutzer vorher das Einverstaumlndnis des Ursprungslandes eingeholt hat und dieses glaub-wuumlrdig nachweisen kann Durch die Einfuumlhrung von IPEN-Nummern die das innerhalb IPEN zirkulierte Pflanzenmaterial begleiten und von den beteiligten Gaumlrten jeweils in ihren Datenbanken gespeichert werden bleibt das Ursprungsland der Pflanze stets nachvollziehbar so dass zu jeder Zeit bei einer kom-merziellen Nutzung der genetischen Ressourcen ein angemessener Teil der Vorteile an das Ursprungsland weitergegeben werden koumlnnte Durch das Pflanzen-austauschnetzwerk wird somit die Einhaltung der CBD-Regelungen kontrolliert und zugleich stellt das System eine Zugangserleichterung zu Pflanzenmate-rial fuumlr die wichtige Arbeit von Botanischen Gaumlrten dar IPEN gehoumlren derzeit 46 Botanische Gaumlrten in Deutschland an

Der Zugang zu pflanzengenetischen Ressourcen kann durch geistige Eigentumsrechte eingeschraumlnkt sein Das deutsche Patentgesetz schlieszligt zwar eine Patentierung von Pflanzensorten und Tierrassen ausdruumlcklich aus Patente koumlnnen allerdings durch-aus fuumlr Erfindungen erteilt werden bdquoderen Gegen-stand Pflanzen oder Tiere sind wenn die Ausfuumlhrung der Erfindung technisch nicht auf eine bestimmte Pflanzensorte oder Tierrasse beschraumlnkt istldquo Damit besteht die Moumlglichkeit dass aus der Patentierung eines Herstellungsverfahrens (Erfindung) fuumlr erzeugte Produkte (Pflanzen deren Zellen oder Gene bestimm-te Eigenschaften aufweisen) ein Sachschutz abge-leitet werden kann der sich auf Folgegenerationen erstreckt Genetische Ressourcen koumlnnen sich damit unter Umstaumlnden einer uneingeschraumlnkten Nutzung entziehen

Damit das breite Spektrum von Kulturpflanzen fuumlr alle Zuumlchter und Landwirte verfuumlgbar bleibt und nicht durch Biopatente eingeengt wird hat sich Deutschland fuumlr den Schutz des geistigen Eigen-tums an neu gezuumlchteten Pflanzensorten nach dem UPOV12-Uumlbereinkommen entschieden Das deutsche Sortenschutzgesetz foumlrdert ndash wie auch die entspre-chende EG-Sortenschutzverordnung ndash den notwen-digen Zuumlchtungsfortschritt und hat den Interessen-ausgleich zwischen Zuumlchtern und Landwirten zum Ziel Das Sortenschutzrecht ermoumlglicht es einem Pflanzenzuumlchter die von ihm uumlber viele Jahre fuumlr die Zuumlchtung einer Sorte aufgewendeten Kosten wieder zu erwirtschaften z B uumlber Lizenzgebuumlhren Land-

wirte duumlrfen aber fuumlr bestimmte Arten das in ihrem eigenen Betrieb gewonnene Saat- oder Pflanzgut ei-ner geschuumltzten Sorte zur Wiederaussaat verwenden (bdquoLandwirteprivilegldquo) Allerdings sind sie in diesem Fall verpflichtet ein sogenanntes Nachbauentgelt das in der Regel deutlich niedriger als die fuumlr zerti-fiziertes Saatgut erhobene Lizenzgebuumlhr ist an den Sortenschutzinhaber zu entrichten Anders als bei der sogenannten Biopatentierung koumlnnen andere Zuumlchter sortenschutzrechtlich geschuumltzte Pflanzensorten zu eigenen Zuumlchtungsarbeiten verwenden (sogenanntes bdquoZuumlchterprivilegldquo)

Das heiszligt auch dass urspruumlngliche genetische Res-sourcen die z B in neue Pflanzensorten eingekreuzt werden durch den Sortenschutz nicht der Nutzung durch Dritte entzogen werden Die Dauer des Sorten-schutzes betraumlgt bei den meisten Pflanzenarten 25 Jahre bei Hopfen Kartoffel Rebe und Baumarten 30 Jahre

332 RechtlicherRahmenfuumlrdas InverkehrbringenvonSaat-und Pflanzgut

Beim Inverkehrbringen von Saat- und Pflanzgut ist bei bestimmten Arten das Saatgutverkehrsgesetz (SaatG) zu beachten Auf der Grundlage der EU-Saatgutrichtlinien regeln das SaatG und die dazu erlassenen Verordnungen das Inverkehrbringen von Saat- und Pflanzgut und die Zulassung von Pflanzen-sorten Das SaatG dient v a dem Schutz des Verbrau-chers und der Versorgung der Landwirtschaft und des Gartenbaus mit Saat- und Pflanzgut von leistungsfauml-higen qualitativ hochwertigen und gesunden Sorten Voraussetzung fuumlr das Inverkehrbringen und den gewerblichen Vertrieb von Saat- und Pflanzgut von Sorten landwirtschaftlicher Pflanzenarten Rebe und Gemuumlsearten ist deren Zulassung Bei Sorten land-wirtschaftlicher Arten werden fuumlr die Zulassung auch Wert gebende Eigenschaften wie Ertrag Qualitaumlt Widerstandsfaumlhigkeit Resistenzen und Anbaueigen-schaften gepruumlft (landeskultureller Wert) Die Sor-tenzulassung wird fuumlr zehn (bei Rebe 20) Jahre erteilt und kann bei Vorliegen bestimmter Voraussetzungen immer wieder verlaumlngert werden Bei Obst und Zier-pflanzenarten ist eine Sortenzulassung moumlglich diese ist aber derzeit keine Voraussetzung fuumlr die Handels-faumlhigkeit

12 Internationaler Verband zum Schutz von Pflanzenzuumlchtungen (UPOV) wwwupovorg

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Eine weitere Voraussetzung fuumlr das Inverkehrbringen von Saatgut zugelassener Sorten landwirtschaftlicher Arten ist die amtliche Saatgutanerkennung die erteilt wird wenn die Saatgutvermehrungsflaumlchen und die Beschaffenheit des Saatgutes den saatgutrechtlich vorgegebenen Normen entsprechen

Fuumlr alle Arten die nicht im Artenverzeichnis zum SaatG aufgefuumlhrt sind ist keine Zulassung der Sorten fuumlr die Handelsfaumlhigkeit des Saatgutes erforderlichIm Rahmen des bislang geltenden Saatgutrechts war es schwierig Saatgut alter saatgutrechtlich nicht bzw ehemals zugelassener Pflanzensorten gewerblich in den Verkehr zu bringen da diese Sorten uumlberwiegend nicht in der Lage sind die hohen Anforderungen der Registerpruumlfung (Unterscheidbarkeit Homogenitaumlt und Bestaumlndigkeit) zu erfuumlllen und den Nachweis des landeskulturellen Werts zu erbringen Da solche Sorten in besonderer Weise zur Erhaltung pflanzen-genetischer Ressourcen beitragen koumlnnen hat die EU im Rahmen der EU-Saatgutrichtlinien gemeinschafts-rechtliche Durchfuumlhrungsvorschriften erlassen die das gewerbliche Inverkehrbringen von Saat- und Pflanzgut von Sorten die als genetische Ressource

erhaltenswert erscheinen gezielt erleichtern Diese EU-Regelungen wurden 2009 in einer Erhaltungssor-tenverordnung13 zunaumlchst fuumlr landwirtschaftliche Ar-ten in das nationale Recht umgesetzt sie wurde um Regelungen zu Erhaltungs- und Amateursorten von Gemuumlse im Dezember 2010 ergaumlnzt14 Dies traumlgt dazu bei die biologische Vielfalt in der Landwirtschaft und im Gartenbau (Gemuumlsebau) zu sichern Erhaltungs-sorten koumlnnen in einem vereinfachten Verfahren zugelassen werden wenn sie fuumlr die Erhaltung als genetische Ressource bedeutsam sind Eine amtliche Anerkennung des Saatgutes als Voraussetzung fuumlr das Inverkehrbringen ist nicht erforderlich das Saatgut muss aber die gleichen Qualitaumltsanforderungen wie ansonsten zertifiziertes Saatgut (bzw Standardsaatgut bei Gemuumlsearten) erfuumlllen

PflanzengenetischeRessourcensindeinewichtigeGrundlagefuumlrdieZuumlchtungsforschung

Die ersten Erhaltungssorten (Winterweichweizen-sorte bdquoGoldblumeldquo und bdquoLuxaroldquo Winterroggensorte bdquoLikoroldquo Kartoffelsorten bdquoHeideniereldquo bdquoAckergoldldquo bdquoBamberger Houmlrnchenldquo und bdquoRosemarieldquo Ackerboh-ne bdquoHerz Freyaldquo) sind bereits vom Bundessortenamt zugelassen worden Weitere Zulassungsantraumlge liegen vor Der aktuelle Stand ist auf den Internetseiten des Bundessortenamtes einzusehen15

Im Dezember 2011 ist eine weitere EU-Richtlinie mit Ausnahmeregelungen fuumlr das Inverkehrbringen fuumlr Saatgutmischungen die sogenannte Erhaltungsmi-schungsverordnung die zur Erhaltung der natuumlrli-chen Umwelt verwendet werden sollen in nationales Recht umgesetzt worden16

Daneben existieren auch weitere Moumlglichkeiten alte Pflanzensorten ohne Zulassung als Erhaltungssorte zu vermehren und anzubauen z B im Vertragsanbau oder bei Begruumlnungsmaszlignahmen mit einheimischen Graumlsermischungen durch Mahdgutuumlbertragung Die Regelungen des Saatgutverkehrs der EU wurden ab 2008 einer Evaluierung unterzogen Die Ergebnisse wurden 2011 bewertet und sollen die Grundlage fuumlr eine Uumlberarbeitung des europaumlischen Saatgutrechts bilden

13 Verordnung uumlber die Zulassung von Erhaltungssorten und das Inverkehrbringen von Saat- und Pflanzgut von Erhaltungssorten vom 21 Juli 2009 (BGBl I S 2107)14 Vierzehnte Verordnung zur Aumlnderung saatgutrechtlicher Verordnungen vom 17 Dezember 2010 (BGBl I S 2128)15 wwwbundessortenamtdeinternet30indexphpid=2116 Verordnung fuumlr das Inverkehrbringen von Saatgut von Erhaltungsmischungen vom 6 Dezember 2011 (BGBl I S 2641)

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Eine wichtige Rolle nehmen die Vermarktungsricht-linien der EU fuumlr Vermehrungsmaterial auszliger fuumlr Saatgut von Gemuumlse Obst und Zierpflanzen ein So sollen z B bei der Umsetzung der Richtlinie uumlber das Inverkehrbringen von Vermehrungsmaterial und Pflanzen von Obstarten zur Fruchterzeugung (200890EG) die bestehenden Ausnahmemoumlglich-keiten insbesondere zur Erhaltung der genetischen Vielfalt national genutzt werden

333 AuswirkungendesNaturschutzrechts

Auswirkungen auf die Erhaltung pflanzengeneti-scher Ressourcen fuumlr Landwirtschaft und Ernaumlhrung ergeben sich auch aus dem Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) Dieses zielt darauf ab Natur und Land-schaft im besiedelten und unbesiedelten Raum so zu schuumltzen zu pflegen und zu entwickeln dass die Leis-tungs- und Funktionsfaumlhigkeit des Naturhaushalts die Regenerations- und Nutzungsfaumlhigkeit der Natur-guumlter die Pflanzen- und Tierwelt sowie die Vielfalt Eigenart und Schoumlnheit von Natur und Landschaft als Lebensgrundlagen des Menschen nachhaltig gesichert sind Zur Sicherung der Leistungs- und Funktionsfauml-higkeit des Naturhaushalts ist die biologische Viel-falt zu erhalten und zu entwickeln Die biologische Vielfalt umfasst die Vielfalt an Lebensraumlumen und Lebensgemeinschaften die Vielfalt an Arten sowie die genetische Vielfalt innerhalb der Arten

Die einzelnen Schutzgebietskategorien und der gesetzliche Biotopschutz dienen in besonderer Weise dem Erhalt bedrohter Arten dort vorkommender wild lebender Tiere und Pflanzen einschlieszliglich ihrer genetischen Ressourcen Spezielle Bezuumlge zu geneti-schen Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft enthaumllt das BNatSchG nur hinsichtlich seiner Bestim-mungen zu Biosphaumlrenreservaten Ziele von Biosphauml-renreservaten sind die bdquoErhaltung Entwicklung oder Wiederherstellung einer durch hergebrachte viel-faumlltige Nutzung gepraumlgten Landschaft und der darin historisch gewachsenen Arten- und Biotopvielfalt einschlieszliglich Wild- und fruumlherer Kulturformen wirt-schaftlich genutzter oder nutzbarer Tier- und Pflan-zenartenldquo Allgemein koumlnnen Biosphaumlrenreservate als Modellgebiete gesehen werden um nachhaltige Ent-wicklungsansaumltze auf regionaler Ebene zu entwickeln Damit ist die Grundstruktur gegeben praxisorientier-te (v a) In-situ- und On-farm-Management-Projekte zum Erhalt und zur nachhaltigen Nutzung (pflanzen-) genetischer Ressourcen zu implementieren Es ist al-lerdings festzustellen dass fuumlr diese Aufgabengebiete nur begrenzte finanzielle Mittel verfuumlgbar sind

bluumlhenderAckerrandstreifenmitRaps

Mit der Richtlinie 4392EWG zur Erhaltung der na-tuumlrlichen Lebensraumlume sowie der wild lebenden Tiere und Pflanzen (Fauna-Flora-Habitat - FFH) wurde eine gemeinschaftliche Rechtsgrundlage zur Erhaltung des europaumlischen Naturerbes und somit der wild vorkommenden genetischen Ressourcen geschaffen Die FFH-Richtlinie ist eines der zentralen Instrumen-te mit denen Verpflichtungen der CBD zur In-situ-Erhaltung der biologischen Vielfalt erfuumlllt werden koumlnnen Sie verpflichtet die Mitgliedsstaaten ein ko-haumlrentes europaumlisches oumlkologisches Netz besonderer Schutzgebiete bekannt als bdquoNatura 2000ldquo einzurich-ten die wertvolle Lebensraumtypen und seltene und bedrohte bzw einzigartige Arten beherbergen Die Richtlinie verlangt eine Erfolgskontrolle im Natur-schutzmanagement enthaumllt ein Uumlberwachungsgebot des Erhaltungszustands und umfassende Berichts-pflichten Aktuell sind ca 14 des Bundesgebiets als Schutzflaumlche im Rahmen von bdquoNatura 2000ldquo ausge-wiesen Diese Richtlinie beinhaltet allerdings keine besonderen Maszlignahmen im Hinblick auf genetische Ressourcen speziell fuumlr Ernaumlhrung und Landwirt-schaft Sie ermoumlglicht aber z B im Rahmen des Gruumln-landschutzes und im Bereich der In-situ-Erhaltung von Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (WEL) Synergieeffekte

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4 Schwerpunkte des Arbeitsprogramms

In diesem Kapitel werden die zur Erreichung der in Kapitel 1 genannten Ziele der Agrobiodiversitaumlts-strategie und des vorliegenden Nationalen Fachpro-gramms notwendigen Schwerpunkte des Arbeitspro-gramms festgelegt das bisher Erreichte beschrieben sowie die weiteren notwendigen Maszlignahmen ausge-fuumlhrt

41 Ex-situ-Erhaltung

Der Ausbau der Ex-situ-Erhaltung ist eines der Ziele aus der Nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt17 (insbesondere Ziel B 114 Genetische Vielfalt von wildlebenden und domestizierten Arten) und der Agrobiodiversitaumltsstrategie des BMEL (insbesonde-re das Ziel Erhaltungsinfrastruktur zu sichern und auszubauen) Dieser Ausbau bildet auch einen Teil des nationalen Beitrags u a zum Multilateralen System des Internationalen Vertrags uumlber PGRFA zur Globa-len Strategie zum Erhalt der Pflanzenvielfalt (z B GSPC-Ziel 9 bdquoErhaltung von 70 der geneti-schen Vielfalt der Nutzpflanzen und des damit ver-bundenen indigenen und lokalen Wissensldquo) und zum Aufbau der Europaumlischen Genbank AEGIS

Die Ex-situ-Erhaltung pflanzengenetischer Res-sourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft erfolgt uumlberwiegend durch die Aufbewahrung von Saat- oder Pflanzgutmustern in Sammlungen so genannten Genbanken und z T auch in Botanischen Gaumlrten Kernaufgabe von Genbanken ist die Sammlung Erhaltung Charakterisierung Dokumentation und Bereitstellung von Mustern Waumlhrend bei der Arbeit in den Botanischen Gaumlrten primaumlr die globale Arten-vielfalt fuumlr Forschungs- und Ausbildungszwecke im Vordergrund steht raumlumen die Genbanken vor allem der innerartlichen Variabilitaumlt unserer Kulturarten Prioritaumlt ein Damit bieten Genbanken eine wichtige Grundlage fuumlr die Erhaltung der Vielfalt aber auch fuumlr die Zuumlchtungsforschung und Zuumlchtung Vielfach ist Zuumlchtungsforschung direkter Bestandteil des Auf-gabenspektrums von Genbanken

Zu einer geeigneten Erhaltungsinfrastruktur zaumlhlt nicht nur die Erhaltung und der Ausbau derartiger Einrichtungen und damit die Verfuumlgbarkeit geneti-scher Ressourcen sondern auch die Gewinnung der

notwendigen Informationen uumlber ihre Eigenschaften und Nutzungsmoumlglichkeiten (Charakterisierung und Evaluierung) Dafuumlr sind vor allem Evaluierungs- und Forschungsaktivitaumlten ebenso aber auch die Bewah-rung traditionellen Wissens von Bedeutung Es sind entsprechende Inventare zu erstellen und Doku-mentations- Informations- und Monitoringsysteme auf- und auszubauen Schlieszliglich ist ein effizientes Wissensmanagement unerlaumlsslich Entsprechende Einrichtungen und Maszlignahmen koumlnnen sowohl zen-tral als auch dezentral ggf als Netzwerke organisiert bzw durchgefuumlhrt werden Letzteres hat den Vorteil durch Nutzung bestehender Strukturen und bessere Abstimmung von Programmen und Maszlignahmen Sy-nergien nutzen zu koumlnnen Bei solchen Maszlignahmen sind auch die Aktivitaumlten bestehender privater Initi-ativen zu beruumlcksichtigen Diese Ziele werden auch von der Agrobiodiversitaumltsstrategie aufgegriffen Zur Sicherstellung der vorhandenen Kapazitaumlten aber vor allem auch im Hinblick auf kuumlnftig zu erwarten-de Anforderungen (z B im Rahmen internationaler Zusammenarbeit) ist es notwendig dass bestehende Erhaltungseinrichtungen modernisiert und ihre quantitativen Kapazitaumlten erweitert werden Zudem ist v a auch die Qualitaumlt der Erhaltung sicherzustel-len bzw wo moumlglich zu erhoumlhen und internationalen Standards anzupassen In diesem Zusammenhang spielen auch moderne Informationssysteme (siehe Kapitel 44) eine bedeutende Rolle bei der Steigerung von Qualitaumlt und Effizienz der Erhaltungsarbeit

EinzelpflanzenpruumlfungvonGemuumlseanbausortenimBundessortenamt

17 httpwwwbmudefilespdfsallgemeinapplicationpdfbroschuere_biolog_vielfalt_strategie_bfpdf

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Ex-situ-Erhaltung und Dokumentation von PGR in Deutschland

Bundeszentrale Ex-Situ-Genbanklandwirtschaftlicher und gaumlrtnerischer Kulturpflanzen

Leibniz Institut fuumlr Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung

Deutsche GenbankRebe

Reben-GenbankJulius-Kuumlhn-Institut

Rebensammlungenin Laumlndereinrichtungen

Deutsche GenbankObst

Obst-GenbankJulius-Kuumlhn-Institut

Sammlungen zuApfel Kirsche Erdbeere

Tabak-GenbankLandwirtschaftlichesTechnologiezentrum

Nationales Inventar PGRDEU

Genbank fuumlrWildpflanzen fuumlr

Ernaumlhrung undLandwirtschaft

Deutsche Genbank ZierpflanzenKoordination durch die

Bundesanstalt fuumlr Landwirtschaft und Ernaumlhrung

Rose Rhodo-dendron

Handlungsbedarf

Y Sicherstellung und ggf Ausbau bestehender Erhal-tungskapazitaumlten

Y Sicherstellung der Qualitaumlt der Erhaltungsarbeit und ggf Anpassung an internationale Standards

Y Einbettung der nationalen Aktivitaumlten in die inter-nationalen Strategien z B des Globalen Treuhand-fonds fuumlr Nutzpflanzenvielfalt

Y Optimierung der Ex-situ-Erhaltung durch dauer-hafte Sicherung und verbesserte Kooperation der entsprechenden Einrichtungen (z B Genbanken Botanische Gaumlrten Museen)

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411 BundeszentraleGenbankfuumlr landwirtschaftlicheund gartenbaulicheKulturpflanzen

Die bundeszentrale Ex-situ-Genbank ist am Leibniz-Institut fuumlr Pflanzengenetik und Kulturpflanzen-forschung (IPK)18 angesiedelt Die von Bund und Laumlndern gemeinsam finanzierte Kulturpflanzen-Genbank zaumlhlt mit einem Gesamtbestand von 151000 Mustern aus uumlber 3200 verschiedenen Arten aus na-hezu 800 botanischen Gattungen zu den aumlltesten und bedeutendsten Sammlungen der Welt Neben dem Hauptstandort in Gatersleben unterhaumllt die Kultur-pflanzen-Genbank Sammlungen in ihren Auszligenstel-len in MalchowPoel (Oumll- und Futterpflanzen) und Groszlig Luumlsewitz (Kartoffel) Durch die Einlagerung der Sicherheitsduplikate im Svalbard Global Seed Vault auf der Insel Spitzbergen Norwegen erfolgt eine zu-saumltzliche Absicherung des Genbankmaterials Bereits 30000 Akzessionen sind dorthin versandt angestrebt ist die Duplizierung der gesamten Kollektion

Die Aufgaben der Genbank umfassen die Sammlung Erhaltung Dokumentation und Bereitstellung pflan-zengenetischer Ressourcen Ein Schwerpunkt bildet die fortlaufende Anpassung der internen Ablaumlufe bei der Vermehrung und Lagerung von Pflanzenmustern an internationale Standards sowie die weitere Opti-mierung des Qualitaumltsmanagements Daruumlber hinaus werden Forschungsarbeiten zur weiteren Optimie-rung des Sammlungsmanagements und zur Nutz-barmachung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr die Pflanzenzuumlchtung durchgefuumlhrt Die Kulturpflanzen-Genbank leistet damit einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Vielfalt von Kulturpflanzen und den mit ihnen verwandten Wildarten und bietet die Grund-lage fuumlr eine gezieltere und vielfaumlltigere Nutzung der genetischen Ressourcen in der Forschung in der Pflanzenzuumlchtung der Landwirtschaft der Biotech-nologie und im Umweltschutz

Neben eigenen Forschungsbeitraumlgen stellt sie einem breiten Spektrum an Nutzern Saat- und Pflanzgut zur Verfuumlgung So wurden z B im Jahr 2010 mehr als 33000 Muster abgegeben u a 25 an Forschungs-einrichtungen 57 an Nichtregierungsorganisatio-nen und Privatpersonen und 13 an Pflanzenzuumlch-

ter Durch die Bereitstellung dieser Ressourcen uumlber das SMTA unterstuumltzt die bundeszentrale Genbank auch die Implementierung des ITPGR

KleingewaumlchshaumluserimIPK

Das IPK unterstuumltzt den Aufbau der bdquoEuropaumlischen Genbankldquo (AEGIS) Das Genbankinformationssystem GBIS wird ausgebaut und den neuen Erfordernissen des Sammlungsmanagements angepasst Die europauml-ischen und internationalen Fruchtartendatenbanken fuumlr Allium Hordeum Minor Leafy Vegetables und Poa werden fortgefuumlhrt

Ein weiterer wichtiger Bestandteil ist der Ex-situ-Erhalt samenfester Sorten landwirtschaftlicher Arten einschlieszliglich Gemuumlse Erlischt die Zulassung einer Sorte beim Bundessortenamt erfolgt bei Zustimmung des Zuumlchters die Einlagerung des letzten Saatgutmus-ters einschlieszliglich der Sortenbeschreibung beim IPK Da das IPK Saatgut zu den Bedingungen des SMTA abgibt wird dadurch ein weiterer wichtiger Beitrag der privaten Pflanzenzuumlchter zum MLS des ITPGR geleistet Vor dem Hintergrund zunehmend knapper werdender Erhaltungskapazitaumlten beim IPK bedarf es Uumlberlegungen und entsprechender Regelungen da-mit auch kuumlnftig Saatgut von Sorten landwirtschaft-licher Arten einschlieszliglich Gemuumlse deren Zulassung erlischt auf Dauer ex situ erhalten wird

18 wwwipk-gaterslebende

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Handlungsbedarf

Weiterer Ausbau der bestehenden Kryosammlun-gen (Kartoffel Allium Mentha)

Erweiterung der Kapazitaumlten fuumlr die Charakterisie-rung und Evaluierung von PGRWeiterentwicklung des Genbankinformations-systems GBIS hinsichtlich der Anpassung an neue Erfordernisse zum Datenaustausch und zur Daten-integration

Schaffung der notwendigen Voraussetzungen zur dauerhaften Erhaltung von Sorten landwirtschaft-licher Arten einschlieszliglich Gemuumlse als Teil der Genbanksammlung des IPK (einschlieszliglich der uumlbernommenen Saatgutmuster geloumlschter Sorten)

412 DeutscheGenbankObst

Im Laufe der Jahrhunderte hat sich im Obstbau eine groszlige Obstarten und -sortenvielfalt entwickelt Es wird geschaumltzt dass dabei ca 40 Arten und zwischen 5000 und 6000 Sorten oder Herkuumlnfte genutzt wur-den davon allein rund 2000 Apfelsorten Die Erhal-tung von heimischen obstgenetischen Ressourcen ist eine Grundlage fuumlr die dauerhafte Sicherung des Obstbaus in Deutschland Aus diesem Grund werden bereits seit Beginn des 20 Jahrhunderts zahlreiche Sorten unterschiedlicher Obstarten in staatlichen und nichtstaatlichen Sammlungen erhalten Sie bilden die genetische Basis fuumlr die Zuumlchtung neuer Sorten Daruumlber hinaus sind sie ein Stuumlck Kultur-geschichte und tragen wesentlich zur Erhaltung der Struktur unserer Kulturlandschaft bei Aber die Erhaltung genetischer Ressourcen in vielen vonein-ander unabhaumlngigen Sammlungen ist problematisch Waumlhrend einzelne Genotypen in vielen dieser Samm-lungen erhalten werden kommen andere nur noch in einer in wenigen oder in keiner Sammlung mehr vor Das fuumlhrt langfristig zu einem schleichenden Verlust Mit der in der Agrobiodiversitaumltsstrategie des BMEL vorgesehenen Gruumlndung der Deutschen Genbank Obst (DGO) ist nun ein dezentrales Netzwerk geschaf-fen worden in dem sich Sammlungen durch einen Kooperationsvertrag zusammengeschlossen haben und ihre Erhaltungsarbeit koordinieren Die Koordi-nierungsstelle befindet sich am Julius Kuumlhn-Institut

(JKI) Institut fuumlr Zuumlchtungsforschung an gartenbauli-chen Kulturen und Obst in Dresden-Pillnitz

Von insgesamt ca 50 derzeit in Deutschland vorkom-menden Obstarten sind 30 heimisch ndash d h traditio-nell genutzt ndash und sollen langfristig erhalten werden Fuumlr jede dieser Arten erfolgt eine Auswahl der zu erhaltenden Sorten Erhalten werden vor allem

Y deutsche Sorten einschlieszliglich deutscher Neuzuumlchtungen

Y Sorten mit soziokulturellem lokalem oder historischem Bezug zu Deutschland und

Y Sorten mit wichtigen obstbaulichen Merkmalen fuumlr Forschungs- und Zuumlchtungszwecke

FormenvielfaltdesApfels

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Bislang wurden drei obstartenspezifische Netzwerke etabliert Im Apfelnetzwerk engagieren sich sechs sammlungshaltende Partner mit insgesamt ca 950 als bdquoerhaltenswertldquo eingestuften Apfelsorten Die beiden Partner des Erdbeernetzwerkes erhalten insgesamt ca 400 Sorten Im Kirschennetzwerk haben sich sieben Partner zusammengeschlossen die zur Zeit ca 300 Suumlszlig- und 100 Sauerkirschsorten erhalten Am JKI in Pillnitz werden zur Ergaumlnzung der Feldsammlungen Versuche zur Kryolagerung bzw -konservierung z B der Lagerung von Meristemen und schlafenden Knos-pen in fluumlssigem Stickstoff (-196 degC) durchgefuumlhrt Mit Hilfe dieser Langzeitlagerung soll Sammlungsver-lusten durch biotische und abiotische Schadfaktoren vorgebeugt werden

Um die Echtheit der zu erhaltenden Sorten zu ge-waumlhrleisten wird eine pomologische Echtheitspruuml-fung durchgefuumlhrt Anschlieszligend werden fuumlr alle Sorten nach den vom ECPGR bzw dem europaumlischen Groszligforschungsprojekt GENBERRY erarbeiteten Richtlinien DNA-Fingerprints erstellt Beides erfolgt im Rahmen von BMEL-Auftraumlgen fuumlr Bestandsauf-nahmen und Erhebungen und nichtwissenschaftli-chen Untersuchungen im Bereich der biologischen Vielfalt

Die Dokumentation der zu erhaltenden Sorten sowie der dazugehoumlrigen Bewertungsdaten erfolgt uumlber die Webseite der DGO (wwwdeutsche-genbank-obstde) Bis Ende 2011 werden die aktualisierten Daten dann unter der neuen Adresse wwwdeutsche-genbankobstjkibundde erreichbar sein Interessenten koumlnnen daruumlber dann den Sammlungsbestand recherchieren und direkt Anfragen nach Pflanzenmaterial alter Sorten stellen

Zielstruktur Deutsche Genbank Obst

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Handlungsbedarf

Y Sicherstellung einer hohen Qualitaumlt der in der Deutschen Genbank Obst erhaltenen Sortimente und ihrer Erhaltungsstandards

Y Erhebungen zur Sortenechtheit (pomologisch und molekularbiologisch) Dokumentation und Charakterisierung der Akzessionen

Y Ausbau um weitere fruchtartspezifische Netz-werke

Y Sicherung aller Akzessionen an mindestens zwei Standorten (Sicherheitsduplikat) innerhalb der Deutschen Genbank Obst

Y Aufnahme von unterstuumltzenden Partnern in die Deutsche Genbank Obst

Y Ausbau der Kryokonservierung der Fragaria- und Malus-Sammlung des JKI

413 DeutscheGenbankReben

Nach Schaumltzung des Instituts fuumlr Rebenzuumlchtung Geilweilerhof des Julius Kuumlhn-Instituts (JKI) duumlrften in der Vergangenheit im deutschsprachigen Raum rund 300 Rebsorten eine nennenswerte Bedeutung erlangt haben Davon sind heute noch 15 ndash 20 Sorten fuumlr den Anbau klassifiziert Neben dem Schutz oumlko-logisch wertvoller alter Weinberge gilt es die geneti-sche Basis traditioneller Rebsorten zu sichern

Sammlungen rebengenetischer Ressourcen gibt es am Institut fuumlr Rebenzuumlchtung Geilweilerhof sowie vor allem in verschiedenen Laumlndereinrichtungen Zur Koordinierung und Effizienzsteigerung wurde wie in der Agrobiodiversitaumltsstrategie des BMEL vorgesehen die Deutsche Genbank Reben als Netzwerk rebener-haltender Einrichtungen auf Bundes- und Landes-ebene am 9 Juli 2010 gegruumlndet Am JKI dient die Genbanksammlung auch als Ausgangsmaterial fuumlr die Zuumlchtung von Reben mit einer hohen Resistenz ge-genuumlber Schaumldlingen Krankheiten und abiotischem Stress sowie zur Weiterentwicklung der Zuumlchtungs-forschung uumlber Reben Die Erhaltung der Weinrebe (Vitis vinifera L Sorten und andere wild wachsende Arten) erfolgt unter Freilandbedingungen Zurzeit umfassen die Bestaumlnde in Siebeldingen rund 3800 Akzessionen Die nationale und internationale Do-kumentation der rebengenetischen Ressourcen wird durch zwei Datenbanken unterstuumltzt Die Europaumli-

sche Vitis-Datenbank und die internationale Reben-datenbank (Vitis International Variety Catalogue) die beide von der Genbankabteilung gepflegt werden

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Handlungsbedarf

Verbesserung der rechtlichen Rahmenbedin-gungen der Erhaltung der traditionell genutzten Rebsorten

Fortfuumlhrung der Erfassung Dokumentation und Erhaltung rebengenetischer Ressourcen in alten Weinbergen im Rahmen von Erfassungsprojekten und ihre Erhaltung insbesondere fuumlr die kuumlnftige Klonzuumlchtung

Festlegung von Kriterien fuumlr die Erhaltung der Rebarten -sorten und -klone zum Auf- und Ausbau des Sammlungsbestandes der Deutschen Genbank Reben basierend auf den Sammlungen der Genbankpartner federfuumlhrend durch das JKI zusammen mit anderen Partnern

Evaluierung sowie ampelographische und mole-kulargenetische Charakterisierung der Rebarten -sorten und -klone

Entwicklung effizienter Verfahren zur Eliminie-rung von Viren aus Genbankmaterial im Rahmen von Forschungsprojekten

Gewaumlhrleistung hoher Standards bei den Erhal-tungsmaszlignahmen

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414 DeutscheGenbankZierpflanzen

Mit etwa 3600 Gattungen 18000 Arten und 40000 Sorten ist die Vielfalt der Zierpflanzensortimente in Deutschland enorm Das wirtschaftliche Potenzial dieser natuumlrlichen Ressourcen stellt einen wesentli-chen Aspekt fuumlr den Gartenbau dar

Die Deutsche Genbank Zierpflanzen ist als Gen-banknetzwerk konzipiert und organisiert in dem Institutionen und Akteure mit wichtigen Zierpflan-zensammlungen zusammenarbeiten um gemeinsam das nationale Inventar dieser genetischen Ressourcen zu erhalten Die Ausgestaltung dieser Netzwerke wird jeweils entsprechend den spezifischen Bedingun-gen in den Teilnetzwerken in Form einer Koopera-tionsvereinbarung geregelt Dabei gibt es obligate und fakultative Elemente Rein organisatorisch ist immer die Rolle der koordinierenden Stelle fuumlr das jeweilige Genbanknetzwerk zu besetzen Zusaumltzlich muss auch mindestens eine Einrichtung wenigstens Teile ihrer Sammlung als Sammlungsbestand fuumlr das betreffende Genbanknetzwerk bereitstellen (Samm-

lungshaltender Partner) Wesentliches Element ist auch die vereinfachte Bereitstellung der Ressourcen fuumlr Forschung und Zuumlchtung die uumlber eine einheit-liche Materialuumlbertragungsvereinbarung geregelt wird (als Bestandteil der Kooperationsvereinbarung) Fakultativ ist z B die Einbeziehung von Partnern moumlglich die zwar keinen eigenen Sammlungsbestand in das Genbanknetzwerk einbringen dafuumlr aber die Arbeiten im Netzwerk durch eigene Kapazitaumlten und Expertise unterstuumltzen (Unterstuumltzende Partner)

Die Deutsche Genbank Zierpflanzen bildet die Dachorganisation fuumlr diese Teilnetzwerke und wird durch das Informations- und Koordinationszentrum fuumlr Biologische Vielfalt (IBV) der Bundesanstalt fuumlr Landwirtschaft und Ernaumlhrung (BLE) koordiniert In dieser Funktion dokumentiert die BLE auch den Gesamtbestand uumlber das Nationale Inventar zu Pflan-zengenetischen Ressourcen PGRDEU Weitere verbin-dende Elemente wie ein gemeinsames Logo sowie ein noch zu etablierender Beirat unterstuumltzen dabei die Einbindung der Teilnetze

RosenbogenimEuropa-RosariumSangerhausen(ERS)dasERSistKoordinatorderDeutschenGenbankRose

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Drei Petunienbluumlten im Vergleich

Im Fruumlhjahr 2009 wurde die Deutsche Genbank Rose als erster Teil der Deutschen Genbank Zierpflanzen gegruumlndet Als naumlchstes Teilnetzwerk wurde im Mai 2010 die Deutsche Genbank Rhododendron wwwlwk-niedersachsendegenbank-rhododendron gegruumlndet

Das langfristige Ziel ist die Erweiterung und die Fes-tigung der Deutschen Genbank Zierpflanzen insbe-sondere durch die Verbesserung der Zusammenarbeit der auf diesem Gebiet bereits engagierten Akteure Die Einbindung von Botanischen Gaumlrten ist dort zu pruumlfen wo der Auftrag des Gartens und das daraus resultierende Selbstverstaumlndnis eine Zusammenarbeit mit Liebhaberorganisationen oder Zuumlchterfirmen erlauben

Aufgrund vorstehender Kriterien und Informationen wurde von der Koordinationsstelle der Deutschen Genbank Zierpflanzen und unterstuumltzt durch eine Expertengruppe ein Konzept entwickelt auf deren Grundlage der weitere Auf- und Ausbau erfolgen soll Die geschilderte Struktur ist in der Abbildung unten exemplarisch dargestellt

Wichtig ist die unterstuumltzende Einbeziehung der privaten Sammler und Liebhabergesellschaften in das Gesamtkonzept der Deutschen Genbank Zierpflanze In Deutschland existierten 2010 uumlber 30 Pflanzen-liebhaber-Gesellschaften Schaumltzungen sprechen von rund 30000 Mitgliedern Die Mitglieder dieser Gesell-schaften verfuumlgen idR nicht nur uumlber ein enormes Spezialwissen sondern teilweise auch uumlber sehr um-fangreiche Sammlungen an zierpflanzengenetischen Ressourcen der jeweiligen Zierpflanzentaxa

Unter dem Dach der Deutschen Gartenbaugesell-schaft 1822 e V (DGG) hat sich 2010 die Bundes-arbeitsgemeinschaft Pflanzensammlungen (BAPS) etabliert Dementsprechend bietet sich eine intensive Zusammenarbeit der Deutschen Genbank Zierpflan-zen mit den Liebhabergesellschaften respektive der DGG mit dem Ziel einer gegenseitigen Unterstuumltzung an Das Modell- und Demonstrationsvorhaben bdquoNetz-werk Pflanzensammlungenldquo soll dafuumlr den organisa-torischen Rahmen schaffen

Modularer Aufbau der Deutschen Genbank Zierpflanzen

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Handlungsbedarf

Y Erarbeitung einer Konzeption zur Foumlrderung von Koordinierungsstellen dezentraler Genbanken und Erhaltungsnetzwerke fuumlr gartenbauliche pflan-zengenetische Ressourcen durch den Bund unter Beteiligung der Laumlnder

Y Ausbau einer Genbank fuumlr generativ vermehrte Zierpflanzen als Teil der Deutschen Genbank Zier-pflanzen

Y Auf- und Ausbau einer Genbank fuumlr vegetativ vermehrte Zierpflanzen oder eines Genbank-netzwerks unter maszliggeblicher Beteiligung Bota-nischer Gaumlrten als Teil der Deutschen Genbank Zierpflanzen

Y Gruumlndung weiterer gattungs-artspezifischer Gen-banknetzwerke analog Rose und Rhododendron

Y Erweiterung des Nationalen Inventars zu Pflan-zengenetischen Ressourcen PGRDEU um Arten und Akzessionen der Deutschen Genbank Zier-pflanze mit wichtigen Charakterisierungs- und Bilddaten

Y Pruumlfung und ggf Bereitstellung von Software zur Unterstuumltzung der Dokumentation der einzelnen Teilsammlungen

Y Einbindung von Privatsammlungen und Lieb-habergesellschaften als Partner der Deutschen Genbank Zierpflanzen in einem bdquoNetzwerk Pflan-zensammlungenldquo

Die Kornrade (Agrostemma githago) ist ein gefaumlhrdetes Ackerbeikraut

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415 Genbank fuumlr Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

Eine Verstaumlrkung der Anstrengungen zur Erhaltung der Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft ist eine der wesentlichen Forderungen des zweiten Weltzustandsberichts der FAO zu PGRFA und we-sentliches Element des entsprechenden Globalen Aktionsplans (zur Bedeutung von WEL s Kapitel In-situ-Erhaltung von Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (WEL)) Aufgrund der begrenzten Kapazitaumlten der bundeszentralen Kulturpflanzengen-bank des IPK konzentriert sich diese auf die wich-tigsten Kulturpflanzen der gemaumlszligigten Breiten und eine Auswahl von damit verwandten Wildarten Um weitere speziell in Deutschland wild vorkommende pflanzengenetische Ressourcen zu erhalten haben sich derzeit vier Botanische Gaumlrten (Osnabruumlck als Koordinator Berlin Karlsruhe und Regensburg) zu einem Genbanknetzwerk fuumlr Wildpflanzen fuumlr Ernaumlh-rung und Landwirtschaft (WEL) zusammengeschlos-sen Fokus der zu erhaltenden Zielarten liegt dabei auf gefaumlhrdeten einheimischen wild vorkommenden Arten landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Kul-turpflanzen ndash insbesondere solche die uumlber Diaspo-ren (meistens Samen) erhalten werden ndash die fuumlr die nationale Forschung und Zuumlchtung von besonderer Bedeutung sind Dadurch wird auch ein Beitrag zur Umsetzung der Globalen Strategie zum Erhalt der Pflanzenvielfalt (s Kapitel 311) geleistet

Mit Unterstuumltzung des BMEL wird ein Konzept fuumlr die Ex-situ-Erhaltung von Wildpflanzen fuumlr Er-naumlh-rung und Landwirtschaft unter besonderer Beruumlck-sichtigung von Aktivitaumlten bei kompetenten Partnereinrichtungen (z B Genbanken) entwickelt und modellhaft erprobt1 Der Ansatz bildet damit ein weiteres Beispiel wie Botanische Gaumlrten in die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen landwirt-schaftlicher und gartenbaulicher Arten eingebunden werden koumlnnen

1) wwwbiologieuni-osnabrueckdegenbank-welHome

Handlungsbedarf

Weiterentwicklung des Konzepts fuumlr die Ex-situ-Erhaltung von heimischen Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft unter besonderer Beruumlcksichtigung von Aktivitaumlten kompetenter Partnereinrichtungen (z B Botanischer Gaumlrten)

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Gruumlndung der Genbank fuumlr Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft als dezentrales Genbanknetzwerk Gewinnung weiterer Partner fuumlr die Genbank fuumlr Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

Aufbau von Sicherungsduplikaten Kontinuierliche Erweiterung der deutschland-weit ex situ zu erhaltenden WEL-Arten und deren Populationen in Abstimmung mit bestehenden Sammlungen insbesondere mit der Kulturpflan-zen-Genbank des IPK

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Internetportal der Genbank fuumlr Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

416 Implementierung der bdquoEuropaumlischen Genbankldquo (AEGIS) im Rahmen des ECPGR

Das im Rahmen des ECPGR erarbeitete Konzept fuumlr ein europaumlisches integriertes Genbanksystem AEGIS (kurz bdquoEuropaumlische Genbankldquo) entstand unter maszlig-geblicher Beteiligung Deutschlands (s Kapitel 322) Seine Umsetzung durch die Gruumlndung von AEGIS und die damit verbundenen nationalen Aktivitaumlten sollen ebenso prioritaumlr verfolgt werden wie die Wei-terentwicklung von AEGIS auf europaumlischer Ebene

Mit AEGIS sollen die in Europa vorhandenen Res-sourcen effizient koordiniert und fuumlr die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen eingesetzt werden Hierzu verpflichten sich Erhaltungseinrichtungen von AEGIS-Mitgliedstaaten in einem arbeitsteiligen Konzept geeignete pflanzengenetische Ressourcen nach gemeinsamen Standards als europaumlische Ak-zessionen langfristig zu erhalten und zu den Be-dingungen des SMTA des Internationalen Vertrags fuumlr Forschung und Zuumlchtung bereitzustellen Damit gehen die Mitgliedstaaten uumlber die Verpflichtungen des Internationalen Vertrages fuumlr Pflanzengenetische Ressourcen ndash welcher diesen Ansatz nur fuumlr Annex I Arten vorsieht ndash hinaus Deutschland spielt eine aktive Rolle bei der Weiterentwicklung von AEGIS insbe-sondere bei den laufenden Arbeiten zu Allium und Avena und im Beratungsausschuss von AEGIS Fuumlr die formale Gruumlndung von AEGIS wurde eine zwischen-staatliche Kooperationsvereinbarung (Memorandum of Understanding ndash MoU) entwickelt Damit erklaumlren die Staaten ihren Beitritt zu AEGIS Anfang des Jahres 2012 haben 30 Staaten u a Deutschland das MoU ge-zeichnet Die Beteiligung von Erhaltungseinrichtun-gen innerhalb eines AEGIS-Mitgliedstaates wird durch das bdquoAssociate Membership Agreementldquo (AMA) geregelt In Deutschland ist der Abschluss des AMA durch den Nationalen Koordinator beim IBV der BLE mit IPK JKI und BSA erfolgt Weitere Partner sollen folgen

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Zwiebelgewaumlchse im Schaugarten des VERN

Handlungsbedarf

Abschluss von bdquoAEGIS Associate Membership Agreementsldquo durch den Nationalen Koordinator mit weiteren Partnern

Erarbeitung von Vorschlagslisten fuumlr bdquoEuropaumlische Akzessionenldquo

Erarbeitung von Vorschlagslisten fuumlr bdquoAEGIS-Dienstleistungenldquo

Nationale Umsetzung der vom ECPGR gepruumlften und angenommenen AEGIS-Aufgaben (Erhaltung der bdquoEuropaumlischen Akzessionenldquo sowie Bereitstellung der bdquoAEGIS-Dienstleistungenldquo)

Unterstuumltzung der Entwicklung einer europaumlischen Finanzierung fuumlr AEGIS

417 Implementierung des Multilateralen Systems (MLS) des Internationalen Vertrags

Zur Erfuumlllung seiner internationalen Verpflichtun-gen muss Deutschland die nationale Umsetzung des Internationalen Vertrags weiter fortsetzen Dies betrifft zum einen die Einbeziehung weiterer Akteure (oumlffentliche und private) die sich mit ihren Samm-lungen oder Teilen davon am MLS beteiligen und das SMTA zur Materialabgabe verwenden (vgl Kapitel 312) Zum anderen sollen im Rahmen des Vorteils-ausgleichs (Artikel 13 des Internationalen Vertrags) neben dem finanziellen Ausgleich im Rahmen des SMTA vor allem auch der Informationsaustausch der Technologietransfer und der Aufbau von Kapazitaumlten gefoumlrdert werden

Handlungsbedarf

Bereitstellung weiterer pflanzengenetischer Res-sourcen fuumlr das MLS des Internationalen Vertrags u a durch die Deutsche Genbank Obst

Verbesserung der Beteiligung privater Akteure am MLS

Zusammenstellung bestehender Maszlignahmen zum Informationsaustausch Technologietransfer und Aufbau von Kapazitaumlten

Unterstuumltzung des Aufbaus von Kapazitaumlten im Bereich Pflanzenzuumlchtung und Saatgutversorgung in Vertragsstaaten des Internationalen Vertrags

Samen von verschiedenen Kulturpflanzen

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42 In-situ-Erhaltung

421 On-farm-Bewirtschaftung

Nach der Definition der CBD stellt die On-farm-Be-wirtschaftung einen Spezialfall der In-situ-Erhaltung dar bei der PGR im Rahmen einer landwirtschaft-lichen oder gaumlrtnerischen Nutzung erhalten und weiterentwickelt werden Der zweite Weltzustandsbe-richt uumlber pflanzengenetische Ressourcen betont die besondere Bedeutung der On-farm-Bewirtschaftung fuumlr die Erhaltung von PGR Allerdings wird auch deutlich dass ein groszliger Nachholbedarf fuumlr die Ent-wicklung wissenschaftlich fundierter Konzepte fuumlr diesen Bereich besteht Auch wird die staumlrkere inter-nationale Vernetzung dieser Aktivitaumlten angeregt

In der Landwirtschaft und im Gartenbau konzentriert sich zunehmend weltweit der Anbau hauptsaumlchlich aufgrund der vorherrschenden Wettbewerbsbedin-gungen auf wenige Fruchtarten Auch die Pflanzen-zuumlchtung setzt ihre Schwerpunkte wegen fehlender Wertschoumlpfung oder Nachfrage auf oumlkonomisch interessante Kulturarten Wenn Zuumlchtungsprogram-me nicht weitergefuumlhrt werden ist auch ein Verlust der genetischen Diversitaumlt zu erwarten

Wenn Sorten landwirtschaftlicher Kulturarten nicht mehr groszligflaumlchig angebaut werden und somit von genetischer Erosion bedroht sind bietet auch die Erhaltung ex situ nur eine Teilloumlsung Zum einen koumlnnen schon aus Kapazitaumltsgruumlnden nicht alle gezuumlchteten Sorten ex situ erhalten werden und zum anderen werden diese Sorten bezuumlglich ihrer Leis-tungsmerkmale lediglich in einem Status quo bdquoein-gefrorenldquo Es findet kein Zuumlchtungsfortschritt und keine Anpassung an geaumlnderte Umweltbedingungen und Nutzungsanforderungen mehr statt Daher ist die direkte Nutzung solcher Sorten fuumlr den Anbau nach laumlngerer Ex-situ-Erhaltung in der Regel erst nach ei-nem Prozess der zuumlchterischen Bearbeitung moumlglich Das genetische Potenzial dieser Sorten findet sich allerdings teilweise in ihren Nachfolgesorten wieder

Durch On-farm-Bewirtschaftung koumlnnten auch Nutz-pflanzen die durch die Zuumlchtungswirtschaft nicht zuumlchterisch bearbeitet werden Anbaubedeutung erlangen

Damit kann die On-farm-Bewirtschaftung einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt von Kulturpflanzen und deren innerartlichen Vielfalt leis-ten Unmittelbar damit verknuumlpft ist eine moumlgliche

Erweiterung des Lebensmittelangebots und somit ei-ner vielfaumlltigen und abwechslungsreichen Ernaumlhrung oder die innovative Nutzung von Pflanzenz B fuumlr technische oder energetische Zwecke Wenn es gelingt den Anbau heimischer von genetischer Erosion bedrohter Kulturpflanzen durch entspre-chende Foumlrdermaszlignahmen und durch entspre-chendes Ernaumlhrungs- und Nachfrageverhalten der Verbraucher und Verbraucherinnen fuumlr Landwirte wieder attraktiv zu gestalten koumlnnten sich hier neue Nischenmaumlrkte entwickeln

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Viele alte Kulturpflanzen wie der Schwarzemmer sind aus dem Anbau fast verschwunden

Die On-farm-Bewirtschaftung koumlnnte auch einen Beitrag zur Erhoumlhung der Biodiversitaumlt in der land-wirtschaftlichen Produktion leisten durch

die Erhoumlhung der Artenvielfaltdie Erhoumlhung der Sortenvielfalt bei vernach-laumlssigten Kulturpflanzendie Erhoumlhung der genetischen Vielfaltdie Erhaltung von historisch bedeutsamen Kulturpflanzen und Bewirtschaftungsformendie Verbreitung und Pflege von Wissen und praktischen Fertigkeiten

und die Erhaltung von Nischenmaumlrkten fuumlr regionale Produkte

2011 foumlrderten insbesondere zwei Laumlnder die On-farm-Bewirtschaftung in Deutschland In Branden-burg werden im Rahmen des Kulturlandschaftspro-gramms bdquoKULAP 2007ldquo (Foumlrderung erfolgt seit dem Jahr 2000) u a finanzielle Unterstuumltzung fuumlr den Anbau von ca 70 alten Zucht- und Landsorten von sechs Kulturpflanzenarten (Weizen Gerste Roggen Hafer Hirse Mais) gewaumlhrt die durch genetische Erosion gefaumlhrdet sind In Nordrhein-Westfalen

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(NRW) wurde ein Modellprojekt durchgefuumlhrt mit dem Ziel der Evaluierung von alten Sorten ihrer Wiedereinfuumlhrung in die landwirtschaftliche Pro-duktion und der Entwicklung neuer Produkte aus diesen alten Sorten sowie deren Vermarktung Nach Abschluss des Projektes 2006 wurden die Aktivitaumlten vom neu eingerichteten Kompetenzzentrum fuumlr die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen an der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen in Muumlnster fortgesetzt das u a fuumlr die Organisation der Erzeugung und Verteilung von Saatgut zustaumlndig ist Hier flossen auch die Erfahrungen des von 2002ndash2007 durchgefuumlhrten grenzuumlberschreitenden EUREGIO-Projekt GEVIP (grenzuumlberschreitende Entwicklung Verarbeitung und Vermarktung von historischen sowie innovativen Produkten aus regionalen Pflan-zenerzeugnissen) zwischen Nordrhein-Westfalen und den Niederlanden mit ein das sich mit der Entwick-lung und Vermarktung von neuen Erzeugnissen auf der Grundlage von pflanzengenetischen Ressourcen befasst hat

Mehrere Laumlnder unterstuumltzen zudem die Bewirtschaf-tung von Streuobstwiesen zur Foumlrderung des Anbaus eines genetisch breiten Spektrums alter Obstsorten Solche Maszlignahmen dienen gleichzeitig dem Schutz gefaumlhrdeter Arten in diesen Oumlkosystemen Diese Akti-vitaumlten sind durch die EU im Rahmen der Ratsverord-nung (EG) Nr 16982005 kofinanzierungsfaumlhig Da sie nicht an besondere Vorgaben hinsichtlich der Sorten-auswahl gebunden sind laumlsst sich ihre Wirkung auf die Erhaltung obstgenetischer Ressourcen on farm nicht genau abschaumltzen

In einigen Regionen Deutschlands gibt es eine erfolg-reiche Zusammenarbeit zwischen regionalen Arten-schutzinitiativen und Vertretern des Pomologenver-eins In diesen Faumlllen gelingt die Verknuumlpfung von Zielen des Arten- und Lebensraumschutzes mit der Erhaltung obstgenetischer Ressourcen on farm

4211 Weiterentwicklung der bdquoRoten Liste der gefaumlhrdeten einheimischen Nutzpflanzenldquo

Der Globale Aktionsplan der FAO zur Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft nennt die Kenntnis uumlber die aktuell existierenden genetischen Ressourcen als grund-legende Voraussetzung fuumlr gezielte und effiziente Erhaltungsaktivitaumlten Darauf wurde bereits im ersten

Fachprogramm im Jahr 2002 hingewiesen Auch die nationale Biodiversitaumltsstrategie der Bundesregierung sieht den Aufbau einer Liste der auf nationaler Ebene durch Ex-situ-Maszlignahmen dringend zu schuumltzenden Arten und deren innerartlichen Vielfalt vor

Manche Gaumlrten sind noch ein Refugium fuumlr Pflanzenvielfalt

Aus diesen Gruumlnden und um auf den erheblichen Ruumlckgang der Nutzpflanzenvielfalt auch fuumlr Deutsch-land aufmerksam zu machen sowie um Maszlignahmen zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung pflanzenge-netischer Ressourcen zu unterstuumltzen wurde die Rote Liste der gefaumlhrdeten einheimischen Nutzpflanzen in Deutschland erstellt Die Rote Liste soll alle Arten-gruppen von einheimischen Nutzpflanzen und deren Sorten Landsorten und Varietaumlten umfassen die in Deutschland an lokale Bedingungen angepasst und von Bedeutung waren

Zur Unterstuumltzung des Anbaus bedrohter regional angepasster Nutzpflanzen besteht im Rahmen der Ge-

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meinschaftsaufgabe bdquoVerbesserung der Agrarstruktur und des Kuumlstenschutzesldquo (GAK) der Foumlrdergrundsatz bdquoErhaltung genetischer Ressourcen in der Landwirt-schaftldquo Die Auswahl der unter diesem Grundsatz foumlrderfaumlhigen Nutzpflanzen erfolgt durch die zustaumln-digen Laumlnderbehoumlrden auf Basis von Empfehlungen des BEKO Die vom BEKO fuumlr eine Foumlrderung im Rahmen der GAK empfohlenen Nutzpflanzen sind in der Roten Liste entsprechend gekennzeichnet

Auch im Rahmen der Erhaltungssortenverordnung dient die Rote Liste dem Bundessortenamt und den zustaumlndigen Laumlnderdienststellen als eine moumlgliche Referenz fuumlr eine Sorte hinsichtlich ihrer Bedeut-samkeit als pflanzengenetische Ressource in ihrer Ursprungsregion

Handlungsbedarf

Y Verbesserung der wissenschaftlichen Grundlagen fuumlr die Erstellung der Roten Liste

Y Laufende Aktualisierung der Liste auf Basis der Empfehlungen des BEKO

Y Aufbau eines bdquoOn-farm-Inventarsldquo beim IBV u a auf Basis der im Rahmen der GAK verpflichtenden Meldungen der Bundeslaumlnder uumlber die gefoumlrder-ten Flaumlchen je Nutzpflanze und anderer Quellen

4212 Staumlrkung der On-farm-Erhaltung und -Bewirtschaftung

Neben der Erhaltung im Rahmen der landwirt-schaftlichen Nutzung sowie der direkten Nutzung in der Pflanzenzuumlchtung erfolgt eine On-farm-Bewirtschaftung u a bei besonders gefaumlhrdeten aus der kommerziellen Nutzung und Zuumlchtung laumlngst verschwundenen Arten und Sorten v a durch ver-schiedene Erhaltungsinitiativen sowie in agrarhisto-rischen Museen Freilichtmuseen in Gaumlrten (Haus- Klein- und Bauerngaumlrten) und in den gartenbauli-chen Sortimenten vieler Gartenbaubetriebe Aktuelle und detaillierte Erhebungen zur Anzahl der hieruumlber erhaltenen pflanzengenetischen Ressourcen liegen derzeit nicht vor und ein Konzept zur Koordination dieser verschiedenen Aktivitaumlten fehlt bislang ebenso wie konzeptionelle Maszlignahmen zur Staumlrkung dieses Sektors

Diese vielfaumlltigen Einzelinitiativen privater Personen und Vereinigungen haben eine groszlige Bedeutung fuumlr die Erhaltung der Kulturpflanzenvielfalt

Anbau von Rotkohl und Zuckermais

Von unmittelbarer Bedeutung sind auch die Maszlig-nahmen der zweiten Saumlule der Agrarpolitik der laumlndlichen Entwicklungspolitik und hier vor allem

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die Agrarumweltmaszlignahmen deren Rechtsgrundlage die sog ELER-Verordnung vom September 2005 ist (s 431) Foumlrderfaumlhig sind u a besonders biodiversi-taumltserhaltende Nutzungsformen wie Streuobstwiesen extensive Weidewirtschaft oder der Oumlkolandbau Mit der Vergroumlszligerung des Fruchtartenspektrums und der Erweiterung von Fruchtfolgen sowie der Nutzung ausreichender innerartlicher Vielfalt wird nicht nur eine standortangepasste und nachhaltige landwirt-schaftliche Produktion angestrebt sondern es soll damit auch ein Beitrag zur Erhaltung und nachhalti-gen Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen geleis-tet werden

Die positiven Auswirkungen der Maszlignahmen der zweiten Saumlule auf die biologische Vielfalt insbeson-dere auch auf den Erhalt und die nachhaltige Nut-zung pflanzengenetischer Ressourcen koumlnnen durch die Verbesserung der Foumlrdermodalitaumlten vergroumlszligert werden

Bewaumlhrt haben sich ebenfalls die vom BMEL unter-stuumltzten Modell- und Demonstrationsvorhaben die zur Erhaltung besseren Verfuumlgbarkeit oder verstaumlrk-ten nachhaltigen Nutzung genetischer Ressourcen der Land- Forst- Fischerei- und Ernaumlhrungswirt-schaft einschlieszliglich Gartenbau beitragen Die durchgefuumlhrten Vorhaben sollen einen Vorbildcha-rakter fuumlr potenzielle Nachahmer entfalten

Eine erfolgreiche On-farm-Bewirtschaftung muss durch unterstuumltzende Maszlignahmen begleitet wer-den Dazu gehoumlren beispielsweise der Aufbau von Kompetenzzentren (s 4214) die Evaluierung der Pflanzen unter Praxisbedingungen die Bereitstellung von Saat- und Pflanzgut die technische Unterstuumlt-zung bei der Reinigung und Lagerung von Saat- und Pflanzgut die Aus- und Fortbildung fuumlr die On-farm-Bewirtschaftung die Entwicklung von neuen Produk-ten und Marketingkonzepten und die Etablierung von Netzwerken von an der On-farm-Bewirtschaftung interessierten Gruppen

Die ausreichende Verfuumlgbarkeit Vermehrung und dauerhafte Erzeugung von Saatgut ist haumlufig das zentrale Problem fuumlr die On-farm-Bewirtschaftung Um dies zu verbessern wurden bereits entsprechende Regelungen erlassen die das Inverkehrbringen von Saat- und Pflanzgut von Sorten die als genetische Ressource erhaltenswert erscheinen gezielt erleich-tern Eine Uumlberpruumlfung weiterer Ausnahmeregelun-gen fuumlr Aktivitaumlten zur Erhaltung der genetischen Vielfalt wird angestrebt

Handlungsbedarf

Verbesserte Erfassung Vernetzung und Koor-dinierung von Aktivitaumlten im Bereich On-farm-Bewirtschaftung

Entwicklung und Pruumlfung eines abgestimmten Konzeptes zur On-farm-Bewirtschaftung unter Beruumlcksichtigung der bestehenden Aktivitaumlten

Erstellung eines Konzepts fuumlr die Foumlrderung des Anbaus gefaumlhrdeter einheimischer Nutzpflanzen in Deutschland Weiterfuumlhrung geeigneter Foumlrdermaszlignahmen im Rahmen der GAK wie zB Fruchtartendiversifizie-rung (ua Leguminosen Gemengeanbau) Anbau von Zwischenfruumlchten Anbau gefaumlhrdeter heimi-scher Nutzpflanzen

Pruumlfung Konzeption und ggf Etablierung projekt-unabhaumlngiger Foumlrdermoumlglichkeiten zur Unterstuumlt-zung von Erhaltungsinitiativen und Akteuren der On-farm-Bewirtschaftung

Uumlberpruumlfung der Regelungen des Saatgut- und ggf des Pflanzenschutzrechts hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf die Aktivitaumlten zur Erhaltung der genetischen Vielfalt

4213 Erhaltung und nachhaltige Nutzung der genetischen Vielfalt im Gruumlnland

Gruumlnland ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Kulturlandschaft und groszligflaumlchig erst durch die Be-wirtschaftung des Menschen entstanden Im Gruumln-land wachsen mehr als die Haumllfte aller in Deutsch-land vorkommenden Bluumltenpflanzenarten Fuumlr Futterpflanzen und viele weitere Kulturpflanzen des Ackerlandes und der Gaumlrten bildet extensives Gruumln-land den Lebensraum ihrer verwandten Wildarten Artenreiches Gruumlnland stellt somit einen wichtigen Ort zum Erhalt der genetischen Vielfalt der Kultur-pflanzen dar Die ausdauernden Pflanzenbestaumlnde des Gruumlnlands bilden uumlber das ganze Jahr Lebensraum fuumlr eine groszlige Zahl heimischer Tierarten Gruumlnland hat zudem wichtige Funktionen fuumlr den Gewaumlsser- Klima- und Bodenschutz der Landschaften Gruumln-land hat somit zusammenfassend nicht nur eine herausragende Bedeutung fuumlr die genetische Vielfalt der Kulturpflanzen und ihrer wilden Verwandten sondern auch fuumlr typische Kulturlandschaften die weitere Funktionen fuumlr die Erholung und den Touris-mus erfuumlllen

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Artenreiche Almwiese

Die Artenzusammensetzung und die Auspraumlgung der Gruumlnlandvegetation richtet sich hauptsaumlchlich nach den natuumlrlichen Faktoren wie Standort (Boden Wasserhaushalt Klima Houmlhenlage etc) und nach den Bewirtschaftungsfaktoren Zu den entscheidenden Bewirtschaftungsfaktoren gehoumlren Mahd oder Be-weidung Tierbesatz Nutzungshaumlufigkeit (Anzahl der Schnitte) Nutzungstermine und Bewirtschaftungs-technik In Jahrhunderten entstand somit eine groszlige Vielfalt verschiedenster Gruumlnlandgesellschaften Seit mehr als 120 Jahren betraumlgt der Anteil von Gruumlnland nahezu konstant etwa ein Drittel der land-wirtschaftlichen Nutzflaumlche In diesem Zeitraum ist allerdings die landwirtschaftliche Nutzflaumlche insge-samt deutlich zuruumlckgegangen und damit anteilig auch die Gruumlnlandflaumlche absolut Wenn auch der landwirtschaftliche Flaumlchenverbrauch in den letzten Jahren abgeschwaumlcht worden ist so gehen taumlglich immer noch eine Flaumlche von ca 90 ha in Deutschland verloren die hauptsaumlchlich in Wohn- Verkehrs- und Wirtschaftsflaumlchen umgewandelt werden Der stetige Flaumlchenverlust geht einher mit einer staumlrkeren Inten-sivierung der Landwirtschaft und fuumlhrt damit auch in einigen Regionen zu einer Zunahme der Bewirtschaf-tungsintensitaumlt des Gruumlnlandes Damit ist auch eine Aumlnderung der Artenzusammensetzung und haumlufig eine Abnahme der biologischen Vielfalt verbunden

Im Rahmen der Gewaumlhrung von EU-Direktzahlungen haben die EU-Mitgliedstaaten sicher zu stellen dass bezuumlglich der beantragten Flaumlchen der Anteil des

Dauergruumlnlandes an der landwirtschaftlichen Flaumlche bezogen auf das Referenzjahr 2003 erhalten bleibt Bei einem Ruumlckgang dieses Anteils um mehr als 5 sind die Laumlnder gemaumlszlig der Bestimmungen des nationalen Direktzahlungen-Verpflichungengesetzes ermaumlchtigt den weiteren Umbruch von Dauergruumlnland per Lan-des-Verordnung von einer Genehmigung abhaumlngig zu machen Anfang 2011 gab es solche Landes-Verord-nungen in sechs Laumlndern In allen anderen Laumlndern betrug der Ruumlckgang des Dauergruumlnlandanteils we-niger als 5 In zwei Laumlndern war sogar eine geringe Zunahme des Dauergruumlnlandanteils zu verzeichnen Daruumlber hinaus ist die Gewaumlhrung der Direktzahlun-gen im Rahmen der Cross Compliance-Vorgaben auch von der Beachtung bestimmter fachrechtlich beste-hender Umbruchbeschraumlnkungen abhaumlngig

Biologische Vielfalt im bewirtschafteten Gruumlnland erhaumllt sich allerdings nicht von selbst Durch Biodi-versitaumltsmanagement kann der Landwirt artenrei-che Gruumlnlandflaumlchen erhalten und entwickeln Hier setzen die Agrarumweltmaszlignahmen im Rahmen der GAK an die ein breit gefaumlchertes und flexibles regi-onalspezifisches Instrumentarium anbieten Soweit regional erforderlich sollte ggf eine zielgerichtete Anpassung der Maszlignahmen erfolgen (siehe Kapitel zu 431)

Zur Anreicherung oder Wiederherstellung artenrei-cher Gruumlnlandflaumlchen mit gebietsheimischen Pflan-zenarten wurden in den letzten Jahren neue Konzepte diskutiert und erprobt (s 4224)

Handlungsbedarf

(Weiter-)Entwicklung von Methoden zur Identifi-kation unterschiedlicher Gruumlnlandformen auf der Grundlage von Indikator- oder KennartenErhebungen zu Vorkommen von artenreichem urspruumlnglichem bzw natuumlrlichem Gruumlnland in Schutzgebieten und Pruumlfen der Anwendung des Konzeptes bdquogenetischer Schutzgebieteldquo (siehe Kapitel 4223) zum Schutz wertvoller Gruumlnlands-tandorte in FFH-GebietenWeiterentwicklung standortgerechter und oumlkono-misch nachhaltiger Gruumlnlandnutzungssysteme

Weiterfuumlhrung und ggf Anpassung der Foumlrderung von biodiversitaumltsfoumlrdernden Agrarumweltmaszlig-nahmen im Rahmen der GAK wie extensive Be-wirtschaftung von Gruumlnlandflaumlchen zur Erhaltung pflanzengenetisch wertvoller Gruumlnlandvegetation Streuobstwiesen Umwandlung von Ackerland in extensiv zu nutzendes Gruumlnland

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Y Weiterfuumlhrung und ggf Ausweitung geeigneter Vertragsnaturschutzmaszlignahmen auf Laumlnderebene unter Beteiligung von EU und Bund

Y Pruumlfen inwieweit Foumlrderschwerpunkte des Bun-desprogramms bdquoBiologische Vielfaltldquo wie bdquoHot-spots der biologischen Vielfalt in Deutschlandldquo oder auch die bislang nicht definierte Kategorie bdquoWeitere Maszlignahmen von besonderer repraumlsenta-tiver Bedeutung fuumlr die Strategieldquo genutzt werden koumlnnen um der besonderen Bedeutung des arten-reichen Gruumlnlands gerecht zu werden

4214 Aufbau von Kompetenzzentren

Der Aufbau regionaler Kompetenzzentren faumlllt in die Zustaumlndigkeit der einzelnen Bundeslaumlnder Entspre-chend des in der Agrobiodiversitaumltsstrategie des BMEL beschriebenen Handlungsbedarfs wurden die Laumlnder z B durch Modellvorhaben fuumlr die Erhal-tung traditioneller regionaltypischer und bedrohter Kulturpflanzen on farm durch BMEL unterstuumltzt

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Umfangreiche Sortenkenntnisse sind Voraussetzung fuumlr die Erhal-tungsarbeit

Die Erfahrungen des Kompetenzzentrums fuumlr die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen an der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen sowie der Sortenerhaltungszentrale Baden-Wuumlrttemberg am Kompetenzzentrum Obstbau-Bodensee Baven-dorf belegen einen weitergehenden Bedarf fuumlr eine Unterstuumltzung der On-farm-Bewirtschaftung auf der regionalen bzw Laumlnderebene In den anderen Bundeslaumlndern fehlt eine derartige Infrastruktur zur Beratung und Koordination entsprechender Akteu-re bisher weitgehend Der Bedarf erstreckt sich auf den Aufbau von Netzwerken auf Erzeugerebene und stufenuumlbergreifend auf die Erzeugung und Verteilung von Saatgut sowie auf unterstuumltzende Maszlignahmen zur Entwicklung und Vermarktung so genannter bdquoVielfaltsprodukteldquo

Handlungsbedarf

Evaluierung der bisher geleisteten Arbeit und der Erfahrungen in einzelnen Bundeslaumlndern mit dem Ziel einen Leitfaden und Handlungsvorschlaumlge in Abstimmung mit den Bundeslaumlndern zu ent-wickeln

Unterstuumltzung bei der Gruumlndung weiterer Kom-pe tenzzentren fuumlr die Erhaltung nachhaltige Nutzung und Vermarktung pflanzengenetischer Ress ourcen einschlieszliglich Fortbildungs- Bildungs- und Oumlffentlichkeitsarbeit

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4215 AufbauvonFortbildungsangeboten imBereichOn-farm-Erhaltung pflanzengenetischerRessourcen

Bereits die Agrobiodiversitaumltsstrategie des BMEL betont die Bedeutung einer verstaumlrkten Ausbildung in Fragen der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt Das Wissen uumlber Anbau Ver-mehrung und Nutzung alter Sorten wird derzeit zu einem groszligen Teil durch Erhalterinitiativen gepflegt und weitergegeben Berufliche und wissenschaftli-che Ausbildungsgaumlnge haben relevante Inhalte (z B Samengaumlrtnerei Taxonomie) in ihren Curricula leider stark reduziert In einer Befragung von Personen die aktiv im Bereich On-farm-Management engagiert sind konnte ermittelt werden dass Kenntnisse uumlber die praktische zuumlchterische Erhaltung von Nutz-pflanzen nur unzureichend vorhanden sind Von den Personen wurde diesbezuumlglich mehrheitlich Fortbil-dungsbedarf geaumluszligert Weiterhin wurde in einer vom BMEL in Auftrag gegebenen Studie zur Analyse von Konzepten der On-farm-Bewirtschaftung pflanzenge-netischer Ressourcen in Deutschland festgestellt dass eine erfolgreiche On-farm-Bewirtschaftung durch unterstuumltzende Maszlignahmen begleitet werden muss die auch die Entwicklung von neuen Produkten und Marketingkonzepten beinhalten sollte

Praktische Erhaltungstaumltigkeit ist ohne die Einbin-dung in Netzwerke ungleich schwerer da der Aus-tausch von Erfahrungen Informationen aber auch der unmittelbare Austausch von Material und Gerauml-

ten von entscheidender Bedeutung sind Die bereits existierenden Einrichtungen Initiativen und Vereine stellen diesbezuumlglich eine gute Basis dar allerdings fehlt es derzeit noch an etablierten Netzwerk-strukturen

Handlungsbedarf

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Erfassung von Einrichtungen die grundsaumltzlich fuumlr Fortbildungsangebote im Bereich Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen und On-farm-Management geeignet sind Erarbeitung von Fortbildungsangeboten (z B bdquoErhaltungsgaumlrtnerldquo) in Zusammenarbeit mit ent-sprechenden Bildungseinrichtungen und Erhal-tungsorganisationen Aufbau eines Fortbildungsangebotes im Bereich Unternehmensgruumlndung und Marketing in Zu-sammenarbeit mit geeigneten Fortbildungsein-richtungenErarbeitung von Fortbildungs- und Schulungsma-terial unter Einbindung vorhandener Bundesein-richtungen

Aufbau eines Beratungsnetzwerkes fuumlr den Be-reich Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen und On-farm-Management in Zusammenarbeit mit Erhaltungsorganisationen und Botanischen Gaumlrten und weiteren Akteuren sowie die oumlffentlichkeits-wirksame Bekanntmachung des Netzwerkes

Alle Maszlignahmen werden bundesweit durch das IBV der BLE unterstuumltzt und koordiniert

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422 In-situ-ErhaltungvonWildpflanzen fuumlrErnaumlhrungundLandwirtschaft (WEL)

Mehr als 2800 Arten unserer heimischen Flora (ca 3500 Arten) stellen so genannte bdquomit Kulturarten verwandte Wildartenldquo (im internationalen Sprach-gebrauch crop wild relative ndash CWR) dar oder sind potenziell fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft nutzba-re Wildarten19 Diese bdquoWildarten fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaftldquo (WEL) sind zudem eine bedeutende Ressource fuumlr die Pflanzenzuumlchtung Deshalb ist die Erhaltung der Anpassungsfaumlhigkeit dieser Artengrup-pe fuumlr die langfristige Sicherung einer ausreichenden und sicheren landwirtschaftlichen Pflanzenprodukti-on eine wichtige Voraussetzung

Gerade bei der groszligen Anzahl an heimischen poten-ziell nutzbaren Wildpflanzenarten ist die In-situ-Er-haltung schon aus quantitativen pragmatischen und finanziellen Gruumlnden die wohl einzige realistische Schutzmaszlignahme Dabei bleiben die Arten in ihren Oumlkosystemen den dynamischen Prozessen der Evolu-tion ausgesetzt

Die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft spielt bei Bewirt-schaftungs- Pflege- und Erhaltungsmaszlignahmen des Naturschutzes als eigenstaumlndige Zielsetzung bisher keine groszlige Rolle Allerdings entsprechen die seit vielen Jahren durchgefuumlhrten Maszlignahmen z B im Vertragsnaturschutz auch dem Ziel der Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen

Als wichtige Komponenten der In-situ-Erhaltung sind die nachhaltige land- und forstwirtschaftliche Flaumlchennutzung im Rahmen von Agrarumweltmaszlig-nahmen sowie die Aktivitaumlten des Natur- und Land-schaftsschutzes zu nennen Diese Aktivitaumlten um-fassen u a Maszlignahmen des Artenschutzes und des flaumlchenbezogenen Biotopschutzes

Eine aktive Bewirtschaftung innerartlicher geneti-scher Vielfalt von in Deutschland wild vorkommen-den pflanzengenetischen Ressourcen einschlieszliglich der mit den Kulturpflanzen verwandten Wildarten (WEL) setzt eine enge fachliche Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Naturschutz voraus Die aktive Erhaltung genetischer Vielfalt auf dafuumlr

ausgewaumlhlten Flaumlchen wird umso effizienter und kostenguumlnstiger sein je mehr Arten innerhalb eines bewirtschafteten Areals vorkommen Inwieweit Maszlig-nahmen des Naturschutzes ausreichend sind gene-tische Ressourcen tatsaumlchlich dauerhaft zu erhalten ist bisher aber ebenso wenig bekannt wie Standorte mit hohem Aufkommen von WEL-Arten und hoher genetischer Vielfalt

Einen Uumlberblick uumlber die wild wachsenden Pflan-zenarten (Farn- und Bluumltenpflanzen) Pflanzengesell-schaften und die natuumlrliche Vegetation Deutschlands ermoumlglicht das Informationsangebot FloraWeb (httpwwwflorawebde) des Bundesamtes fuumlr Naturschutz (BfN) Zu den ca 3500 wild wachsenden Pflanzenarten koumlnnen Artensteckbriefe mit bis zu 55 Einzelinformationen uumlber Taxonomie Systematik Biologie Oumlkologie Lebensraum Verbreitung und Be-standssituation Gefaumlhrdung und Schutz sowie Fotos abgerufen werden Informationen uumlber die Verbrei-tung in Deutschland sind durch dynamisch erstellte Karten und die interaktive GIS-Anwendung bdquoFlora-Mapldquo zugaumlnglich Die Angaben stammen aus laufend aktualisierten Datenbanken und Projekten des BfN und dessen Kooperationspartnern

Im Rahmen des Berichtssystems zum europaumlischen Schutzgebietsnetz bdquoNatura 2000ldquo erfolgt ebenfalls eine Erfassung der in diesen Gebieten vorkommen-den Pflanzenarten der Anhaumlnge II - V der FFH-Richt-linie auf Laumlnderebene doch kommen von den mehr als 1000 Tier- und Pflanzenarten der entsprechenden Anhaumlnge II - IV der FFH-Richtlinie nur ganze 50 Arten von Farn- und Bluumltenpflanzen in Deutsch-land uumlberhaupt vor Ein wesentlich groumlszligerer Anteil von Pflanzenarten wird allerdings durch die Kartie-rung von FFH-Lebensraumlumen (Anhang I) und z T auszligerhalb von Natura 2000-Gebieten im Rahmen der Biotopkartierungen der Laumlnder erfasst

Auf nationaler Ebene gibt es daruumlber hinaus nur wenige Erhebungen uumlber das Vorkommen pflan-zengenetischer Ressourcen inner- und auszligerhalb bestehender Schutzgebiete bzw eine diesbezuumlgliche Auswertung vorhandener Kartierungsdaten Bisher durchgefuumlhrte detailliertere Erhebungen beziehen sich meist punktuell auf spezifische Gebiete Auszliger-dem ist die innerartliche Variabilitaumlt der Wildpflan-zen nur ansatzweise bekannt

19 Von den ca 3500 in Deutschland in situ vorkommenden Pflanzenarten sind fuumlr uumlber 1000 Arten aktuelle oder potenzielle Nutzungen beschrieben Unter Einbeziehung der Nutzungsformen bdquoZuumlchtungldquo bzw bdquoZierpflanzeldquo kommen weitere ca 1800 Arten als bdquoheimischeldquo pflanzengenetische Ressourcen hinzu

43

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Sanddorn(Hippophaerhamnoides)eineWildpflanzeausderenFruumlchtenleckereSaumlfteundMarmeladenhergestelltwerdenkoumlnnen

Das IBV betreut ein Verzeichnis pflanzengenetischer Ressourcen welches sowohl die Kulturpflanzen als auch die Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirt-schaft umfasst Dieses Verzeichnis ist uumlber das Nati-onale Inventar zu pflanzengenetischen Ressourcen PGRDEU (httppgrdeugenresde) zugaumlnglich

Daten zum Vorkommen pflanzengenetischer Res-sourcen in situ sind bisher nur in eingeschraumlnktem Maszlige fuumlr bestimmte Pflanzenarten durch die Bun-deslaumlnder und auf Kommunal- oder Projektebene verfuumlgbar Eine allgemeine Zugaumlnglichkeit zu diesen Informationen existiert in der Regel nicht oder sie ist nur sehr eingeschraumlnkt vorhanden Im Rahmen eines vom BMEL gefoumlrderten Modell- und Demonstrati-onsvorhabens bdquoAufbau eines Berichts- und Monito-ringsystems fuumlr die In-situ-Erhaltung genetischer

Ressourcen der den Kulturpflanzen verwandten Wildarten in Brandenburgldquo wird derzeit eine mo-dellhafte Berichtsinfrastruktur auf Bundeslandebene aufgebaut welche hier kuumlnftig durch verbesserten In-formationsfluss ndash sowohl innerhalb des Bundeslandes selbst als auch von dort zur Bundesebene ndash Abhilfe schaffen soll Daneben werden uumlber weitere Modell- und Demonstrationsvorhaben die Vorkommen der verwandten Wildarten von Apfel und Rebe Malus sylvestris (L) Mill und Vitis vinifera subsp sylvestris (C C Gmel) Hegi erhoben und genetisch beschrie-ben der Erhaltungszustand der Vorkommen bewer-tet sowie Maszlignahmen fuumlr ein In-situ-Management entwickelt und gepruumlft

Handlungsbedarf

Erstellung eines nationalen Konzepts zur In-situ-Erhaltung von in Deutschland wild vorkommen-den pflanzengenetischen Ressourcen

4221 IdentifizierungvonSchwerpunktarten

Fuumlr in Deutschland wild vorkommende pflanzenge-netische Ressourcen mit ihren mehr als 2800 Arten ist die In-situ-Erhaltung der wichtigste Erhaltungs-ansatz Die groszlige Artenzahl macht hier eine Schwer-punktsetzung noumltig um weitere Schutzmaszlignahmen realistisch und umsetzbar planen zu koumlnnen

Handlungsbedarf

Pflege und Fortschreibung der Liste in Deutschland vorkommender pflanzengenetischer Ressourcen20

Entwicklung nationale und internationale Ab-stimmung und Feststellung geeigneter Kriterien fuumlr die Priorisierung von in Deutschland wild vorkommenden pflanzengenetischen Ressourcen Markierung der prioritaumlren Arten in der Liste pflanzengenetischer Ressourcen nach diesen Kriterien als Grundlage einer weiteren Schwer-punktsetzung von Erhaltungsmaszlignahmen auf nationaler und internationaler EbeneMeldung der prioritaumlren Arten und ggf von Maszlignahmen zu ihrem Schutz an internationale Informationssysteme zwecks europaumlischer und internationaler Abstimmung

20 httppgrdeugenresdeindexphptpl=an_Liste

44

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AgrarlandschaftmitbluumlhendemAckerrandstreifen

4222 BestandsstuumltzendeMaszlignahmen

Zur Unterstuumltzung des Ziels in Deutschland wild vorkommende pflanzengenetische Ressourcen vorrangig in situ zu erhalten sind auch bestands-stuumltzende Maszlignahmen fuumlr Vorkommen und Popula-tionen einzelner Arten zu pruumlfen und wo angebracht umzusetzen Hierbei sind u a auch die Moumlglichkei-ten einer Nutzung bestehender Aktivitaumlten z B im Rahmen der nationalen Umsetzung der Europaumlischen Strategie zur Erhaltung der Pflanzen (EPCS vgl Kapi-tel 311) zu pruumlfen Die Entwicklung und Etablierung von bestandsstuumltzenden Maszlignahmen erfolgte bisher modellhaft bei Malus sylvestris (L) Mill und Vitis vinifera subsp sylvestris (C C Gmel) Hegi im Rahmen von Modell- und Demonstrationsvorhaben

Handlungsbedarf

Entwicklung und Pruumlfung eines Konzepts zur Stuumltzung von Vorkommen und Populationen durch Vermehrung von Saatgut oder Pflanzen und deren Wiederausbringung

4223 IdentifizierungAufbauundAusweisung bdquogenetischerSchutzgebieteldquo

Bisher gibt es keine spezifischen Schutzgebiete fuumlr WEL Das von der Europaumlischen Kommission im Rahmen der Ratsverordnung (EG) Nr 8702004 finanzierte Vorhaben bdquoEin integrierter europaumlischer Arbeitsplan fuumlr das In-situ-Management Umsetzung der Konzepte bdquogenetisches Schutzgebietldquo und bdquoon farmldquo (AEGRO)ldquo befasst sich mit allen wesentlichen Aspekten des In-situ-Managements AEGRO fuumlhrt Daten aus europaumlischen und internationalen Quellen zusammen und harmonisiert und strukturiert Infor-mationen damit sich diese fuumlr Entscheidungspro-zesse nutzen lassen Erste Ergebnisse zeigen dass die Qualitaumlt der in verschiedenen Quellen (GBIF EURISCO) mehr oder minder auf dem kleinsten ge-meinsamen Nenner zusammengefuumlhrten Daten in taxonomischer und geographischer Hinsicht in keiner Weise fuumlr eine aggregierende Betrachtung die fuumlr die Priorisierung von Arten und Gebieten erforderlich ist ausreicht und einer umfangreichen Bearbeitung bedarf

AEGRO beschreibt ferner die genetische Diversitaumlt ausgewaumlhlter Gattungen und Arten und schafft fuumlr ausgewaumlhlte Vorkommen die organisatorischen und methodischen Voraussetzungen fuumlr das demographi-sche und genetische Monitoring Es werden fuumlr diese Modellarten auf europaumlischer Ebene abgestimmte Er-haltungsstrategien entwickelt die anderen als Vorlage dienen koumlnnen Fuumlr das In-situ-Management werden Qualitaumltsstandards als Voraussetzung fuumlr eine verbes-serte europaumlische Zusammenarbeit in diesem Bereich entwickelt und die Moumlglichkeiten zur Einrichtung genetischer Schutzareale in bdquoMost Appropriate Areas ndash MAAldquo gepruumlft Das EU-Vorhaben begann im Oktober 2007 und wird vom Julius Kuumlhn-Institut koordiniert

Bereits im Fachprogramm von 2002 war vorgesehen auch in Deutschland bestehende Schutzgebiete mit einer hohen Dichte an prioritaumlren Arten zu identifi-zieren und zusaumltzlich als bdquogenetisches Schutzgebietldquo auszuweisen Dabei koumlnnen nun die Ergebnisse des AEGRO-Projekts als Grundlage fuumlr ein nationales Erhaltungskonzept dienen

45

Handlungsbedarf

Y Identifizierung geeigneter Flaumlchen mit hoher bdquoVorkommensdichteldquo prioritaumlrer Arten im Rahmen eines Projektes

Y Entwicklung bzw Weiterentwicklung von Mana-gementmaszlignahmen fuumlr die prioritaumlren Arten

Y Ausweisung bereits vorhandener Schutzgebiete als bdquogenetische Schutzgebieteldquo fuumlr prioritaumlre Arten durch die zustaumlndigen Stellen und in Abstimmung mit den laufenden Arbeiten der Laumlnderbehoumlrden zur Ausweisung der FFH-Gebiete

4224 VerwendunggebietseigenerWildpflanzen inderfreienNatur

Das novellierte Gesetz uumlber Naturschutz und Landschaftspflege (Bundesnaturschutzgesetz ndash BNatSchG21) formuliert in sect 40 (4) strenge Anforde-rungen an das Ausbringen von Pflanzen gebiets-fremder Arten in der freien Natur22 Bereits vor der Novellierung war vorgeschrieben dass in der freien Natur kein Pflanzmaterial verwendet werden soll das seinen genetischen Ursprung nicht in der jewei-ligen Region hat Die mit der Novelle nun bundesun-mittelbar geltende Vorschrift des sect 40 Absatz 4 muss in den Laumlndern vollzogen werden ohne dass Abwei-chungsmoumlglichkeiten bestehen Zur Erleichterung wurde eine 10-jaumlhrige Uumlbergangsregelung bis zum 1 Maumlrz 2020 geschaffen in der gebietseigene Pflan-zen und Gehoumllze vorzugsweise verwendet werden sollen Erst danach gilt die neu gestaltete Genehmi-gungspflicht uneingeschraumlnkt

Der Genehmigungsvorbehalt des BNatSchG gilt nur fuumlr das Ausbringen in der freien Natur Davon sind alle Ausgleichsmaszlignahmen Rekultivierungen Straszligenbegleitgruumln und sonstigen Begruumlnungs- und Rekultivierungsmaszlignahmen in der freien Natur be-troffen Die Land- und Forstwirtschaft einschlieszliglich des Gartenbaus ist aber sowohl als Erzeuger gebiets-eigenen Saat- und Pflanzguts das in der freien Natur verwendet werden soll als auch im Rahmen von Dienstleistungen in Landschaftsbau und ndashpflege als Ausbringer betroffen

Fuumlr krautige Pflanzen gibt es sehr einfache effektive und seit Jahren in der Praxis bewaumlhrte Methoden der Begruumlnung wie Selbstbegruumlnung Heudruschver-fahren oder auch Mahdgutuumlbertragungsverfahren Weitere alternative naturnahe Begruumlnungsmethoden wurden bereits in Modellvorhaben erprobt Alle genannten Verfahren haben den Vorteil dass die Verwendung vorhandener lokaler gebietseigener Her-kuumlnfte von Wildpflanzen bei der Ausbringung in die freie Landschaft gesichert ist Es besteht jedoch auch ein zunehmender Bedarf fuumlr einen Markt fuumlr gebiets-eigenes Saatgut (z B Regiosaatgut) fuumlr diese Begruuml-nungs- und Rekultivierungsmaszlignahmen in der freien Natur Mit der nationalen Umsetzung der Richtlinie 201060EU der Kommission besteht ab Anfang 2012 die Moumlglichkeit Saatgutmischungen sogenannte Erhaltungsmischungen die zur Erhaltung der natuumlrli-chen Umwelt verwendet werden sollen auch dann in den gewerblichen Verkehr zu bringen wenn sie unter das Saatgutverkehrsgesetz fallen

ArtenreichesSchnittgruumlnlandmitgebietseigenenWildpflanzen

21 Bundesnaturschutzgesetz vom 29 Juli 2009 (BGBl I S 2542) das zuletzt durch Artikel 5 des Gesetzes vom 6 Februar 2012 (BGBl I S 148) geaumlndert worden ist

22 BNatSchG sect 40 (4) bdquoDas Ausbringen von Pflanzen gebietsfremder Arten in der freien Natur sowie von Tieren bedarf der Genehmigung der zustaumlndigen Behoumlrde Kuumlnstlich vermehrte Pflanzen sind nicht gebietsfremd wenn sie ihren genetischen Ursprung in dem betreffenden Gebiet haben Die Genehmi-gung ist zu versagen wenn eine Gefaumlhrdung von Oumlkosystemen Biotopen oder Arten der Mitgliedstaaten nicht auszuschlieszligen ist Von dem Erfordernis einer Genehmigung sind ausgenommen (hellip) 4das Ausbringen von Gehoumllzen und Saatgut auszligerhalb ihrer Vorkommensgebiete bis einschlieszliglich 1 Maumlrz 2020 bis zu diesem Zeitpunkt sollen in der freien Natur Gehoumllze und Saatgut vorzugsweise nur innerhalb ihrer Vorkommensgebiete ausgebracht werdenldquo

46

Um die entsprechenden Qualitaumltsvorgaben zu garan-tieren wurden bereits privatrechtliche Zertifizie-rungssysteme fuumlr Regiosaatgut geschaffen Somit kann gebietseigenes Saatgut das durch Besamm-lung von Wildpflanzen in einer bestimmten Region gewonnen wird ndash in der Regel nach einer Zwischen-vermehrung ndash wieder in dieser Region ausgebracht werden Die in diesen Zertifizierungssystemen defi-nierten Regionen orientieren sich am Ergebnis eines Forschungsprojektes der Deutschen Bundesstiftung Umwelt Es wurden 22 deutsche Regionen voneinan-der abgegrenzt indem standoumlrtlich-klimatisch aumlhn-liche Naturraumlume mit vergleichbarem Artenspektrum zu einer Region zusammengefasst wurden

Fuumlr Gehoumllze ist ebenfalls eine bundesweit einheit-liche Umsetzung anzustreben Zu diesem Zweck wurde die bdquoArbeitsgruppe gebietseigene Gehoumllzeldquo beim BMU ins Leben gerufen in der die Interessen der Naturschutz- Forst- und Gartenbaubehoumlrden von Bund und Laumlndern der Verkehrsplanung der Baumschulverbaumlnde und Forschung gleichberechtigt vertreten sind Mit dem bdquoLeitfaden zur Verwendung gebietseigener Gehoumllze23ldquo hat die Arbeitsgruppe entsprechende Grundlagen und Empfehlungen fuumlr eine praktikable Umsetzung vorgelegt Sie empfiehlt bundeseinheitlich eine Einteilung in sechs Gebiete als Basis fuumlr die Produktion und Ausbringung gebietseigener Gehoumllze zu Grunde zu legen Fuumlr die Handhabung der Sonderfaumllle Straszligenbegleitgruumln und Obstgehoumllze in der freien Landschaft werden ebenfalls Empfehlungen ausgesprochen

Handlungsbedarf

Y Unterstuumltzung bei der Identifikation geeigneter natuumlrlicher Vorkommen gebietseigener Pflanzen um die Erzeugung und Herkunftssicherung von Saat- und Pflanzgut gebietseigener Pflanzen vor-anzubringen

43 Nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen

In der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt wird die Vision formuliert dass eine moumlglichst groszlige Vielfalt genetischer Ressourcen aktiv und nachhaltig genutzt wird Denn diese nachhaltige Nutzung ist in der Regel die beste Voraussetzung fuumlr den langfristi-gen Erhalt der genetischen Ressourcen Im Rahmen der BMEL-Kommunikationsarbeit wurde der Slogan bdquoSchutz durch Nutzungldquo in der oumlffentlichen Diskus-sion bekannt gemacht

431 WeiterfuumlhrungvonAgrarumwelt- maszlignahmen

Agrarumweltprogramme sind ein wichtiges Instru-ment der EU-Agrarpolitik um neben anderen um-weltrelevanten Zielen insbesondere auch die biolo-gische Vielfalt in Agraroumlkosystemen einschlieszliglich pflanzengenetischer Ressourcen zu erhalten Sie werden bei uns auf circa 30 Prozent der landwirt-schaftlichen Flaumlche durchgefuumlhrt Sie honorieren die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt etwa durch Erhalt vielfaumlltiger Fruchtfolgen Bewahrung regional angepasster Kulturpflanzen-sorten und Nutztierrassen sowie durch Gruumlnland-extensivierung

Die Ausgestaltung dieser Maszlignahmen hat auf Grund ihres finanziellen und flaumlchenmaumlszligigen Umfangs einen deutlichen Einfluss auf die Ziele dieses Fachprogramms

Entsprechend der bestehenden Hauptnutzungen und der korrespondierenden Lebensraumbedingungen fuumlr WEL ist die Weiterfuumlhrung der Agrarumweltmaszlig-nahmen standortangepasst (naturraumlumliche Bedin-gungen Nutzungen) erforderlich Ggf kann ndash unter Beruumlcksichtigung des Verwaltungs- und Kontrollauf-wandes ndash gepruumlft werden inwieweit bei einzelnen Maszlignahmen Indikatoren und standoumlrtliche Diffe-renzierungen der Maszlignahmen zu Fortschritten bei Effektivitaumlt der Maszlignahmen zur Erhaltung pflanzen-genetischer Ressourcen fuumlhren

23 Leitfaden zur Verwendung gebietseigener Gehoumllze Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) Stand Januar 2012 httpwwwbmudefilespdfsallgemeinapplicationpdfleitfaden_gehoelze_bfpdf

47

Handlungsbedarf

Y Ermittlung von Indikatoren fuumlr den Erhalt pflan-zengenetischer Ressourcen als Komponente der Biodiversitaumlt bei der Weiterfuumlhrung bestimmter Agrarumweltmaszlignahmen

Y Entwicklung und Anwendung standortangepass-ter Maszlignahmen differenziert u a nach Agrar-landschaftstyp und Bodenmerkmalen mit hoher Wirkeffizienz fuumlr den Erhalt pflanzengenetischer Ressourcen

Y Uumlberpruumlfung der Wirksamkeit von Agrarumwelt-maszlignahmen fuumlr den Erhalt und die nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen mit Hilfe entsprechender Indikatoren

432 Weiterentwicklungnachhaltiger Nutzungssysteme

Wichtiges Ziel muss es sein agrarische Nutzungssys-teme im Einklang mit den Zielen der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der genetischen Ressourcen weiterzuentwickeln Dies betrifft die klassischen Nut-zungen zur Nahrungs- und Futtermittelproduktion in den Hauptausrichtungen Ackerbau Gruumlnlandbewirt-schaftung und Obst-Weinanbau Zunehmend gewin-nen aber auch die Produktionsbereiche bdquonachwach-sende Rohstoffeldquo bdquoBioenergieldquo und bdquoKlimaschutzldquo fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung pflanzenge-netischer Ressourcen an Bedeutung Potenzial ist da-bei solchen Verfahren beizumessen denen es gelingt wichtige Ziele des Biodiversitaumltsschutzes in produk-tive d h wirtschaftlich rentable Nutzungssysteme zu integrieren Unter diesem Aspekt sollten besonders solche Nutzungsformen und Produktionsverfahren entwickelt und durch Projekte unterstuumltzt werden die zu einer messbaren Integration der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung pflanzengenetischer Ressour-cen in die Produktion fuumlhren Die Wirksamkeit und Kosteneffizienz bestehender Instrumente zur Foumlrde-rung der Agrobiodiversitaumlt insbesondere der pflan-zengenetischen Ressourcen ist in der Diskussion

Handlungsbedarf

Y Modellhafte Erprobung von Produktionsverfah-ren die die Erhaltung und nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen in die Produktion

integrieren (z B Modell- und Demonstrations-vorhaben in Ackerbaubetrieben) und Uumlbertragung der Ergebnisse in die breitere landwirtschaftliche Praxis

Y Oumlkonomische Bewertungen integrierter Maszlignah-men des Agrobiodiversitaumlts- und Naturschutzes zur Gewaumlhrleistung wirtschaftlich rentabler Nut-zungssysteme

Y Erstellung von Maszlignahmenkatalogen fuumlr effizi-ente Naturschutzmaszlignahmen (Handbuumlcher fuumlr Landwirte) fuumlr Ackerbau- Gruumlnland- Obst-Wein-bau- und Heidegebiete moumlglichst mit regionalem naturraumlumlichem Bezug

Y Entwicklung und Erprobung von Verfahren fuumlr Nutzungen zur Bioenergieerzeugung die Aspekte der Erhaltung der pflanzengenetischen Ressour-cen beruumlcksichtigen z B Nutzung eines breiten Spektrums an Kulturarten streifenfoumlrmige Ener-gieholzpflanzungen in Ackerbau- und Gruumlnland-gebieten in Verbindung mit weiteren Biodiversi-taumltszielen

ErhaltenswerteregionaleApfelsorten

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433 EntwicklungundVerbesserungvon IndikatorenfuumlrdieBestimmungder Gefaumlhrdungvonpflanzengenetischen Ressourcen

Entwickelte bundesweite Biodiversitaumltsindikatoren (Vogelindikator high-natural-value-Farmland(HNV) gefaumlhrdete Arten Schmetterlinge) dienen einer orientierenden Bewertung der Situation der biologi-schen Vielfalt in Hauptlebensraumlumen Die agrarischen Gebiete werden dabei zusammenfassend durch stark generalisierte indikatorisch daher relativ wenig sensitive Maszligzahlen z B den Vogelindex fuumlr Agrar-land in Deutschland dargestellt Fuumlr die Bewertung der Situation der genetischen Vielfalt der Pflanzen in der Flaumlche z B der Entwicklung der Artenzahlen im Dauergruumlnland die genetische Vielfalt genutzter Sorten im groszligflaumlchigen Anbau sowie schlieszliglich auch schlussfolgernd fuumlr die Anwendung verbesserter Bewirtschaftungsmethoden reichen diese Indikato-ren jedoch nicht aus Dringend erforderlich ist daher die Entwicklung von Indikatoren zur Kennzeichnung der Entwicklung der genetischen Vielfalt der Nutz-pflanzen in den Produktionssystemen Bezuumlglich tier-genetischer Ressourcen war es 2010 gelungen einen entsprechenden Indikator fuumlr den Indikatorenbe-richt 2010 zur Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt zu entwickeln und einzubringen Bestehende Indikatoren mit einem Bezug auf die fuumlr viele Wild-pflanzenarten wichtigen Lebensraumlume und extensi-ven Nutzungsformen wie der HNV-Farmlandindi-kator oder der Vogelindikator muumlssen methodisch weiterentwickelt werden um den direkten Bezug zu spezifischen landwirtschaftlichen Nutzungen (Acker Gruumlnland Obst-Weinbau Heiden) zu gewaumlhrleisten

Handlungsbedarf

Y Entwicklung eines nationalen Indikators bdquopflan-zengenetische Vielfalt in Landwirtschaft und Ernaumlhrungldquo unter Beteiligung der Laumlnder

Y Weiterentwicklung von regio nalisierten landwirtschaftl ich sensitiven Biodiversitaumltsindi-ka toren auf der Basis bestehender Indikatoren (Voumlgel HNV-Farmland Schmetterlinge)

Y Entwicklung von indirekten Biodiversitaumltsindi-katoren in Form kalibrierter Schnellmethoden zur lokalen Bewertung der Bio diversitaumlt z B Schaumltz-verfahren mit Hilfe von Vegetationsstrukturmerk-malen der Pflanzenbestaumlnde

Y Entwicklung von Methoden zur Nutzung der Biodiversitaumltsindikatoren fuumlr die Evaluierung der Biodiversitaumltswirkungen von Agrarumweltmaszlig-nahmen von Maszlignahmen der Landschafts pflege und des Vertragsnaturschutzes

Y Erarbeitung von Methoden zur Kopplung der Felderhebungen der Biodiversitaumltsindikatoren mit Datenerhebungen aus landwirt schaftlichen Nutzungen zur Ableitung von praxistauglichen Maszlignahmen fuumlr die Verbesserung der Bestands-situation von Indikatorarten sowie von HNV-Farmland Flaumlchen

434 FoumlrderungderEvaluierungund Charakterisierung

Um eine gezielte Nutzung genetischer Ressourcen zur zuumlchterischen Verbesserung von Kulturpflanzen zu erreichen sind besondere Anstrengungen erforder-lich Grundvoraussetzung ist deren Charakterisierung und Evaluierung Charakterisierungsdaten beschrei-ben Merkmale von Pflanzen die in hohem Maszlige erblich sind und mit bloszligem Auge sichtbare Eigen-schaften darstellen wie z B Wuchshoumlhe und Bluumlh-zeitpunkt Evaluierungsdaten beschreiben vor allem komplexere Eigenschaften die fuumlr die Nutzung der Pflanzen wichtig sind wie Ertrag Anbaueigenschaf-ten Standorteigenschaften und Resistenzen gegen Schaderreger und Schaumldlinge

In der Evaluierung spielen zunehmend molekular- genetische und pflanzenphysiologische Untersuchun-gen die Schluumlsselrolle Waumlhrend die Sequenzierung komplexer Pflanzengenome (Genotypisierung) mit dem technischen Fortschritt zunehmend moumlglich einfacher und kostenguumlnstiger wird ist ein Engpass im Erkenntnisgewinn und damit in der Nutzbar-machung pflanzengenetischer Ressourcen zu beob-achten Dies betrifft besonders die aufwendige aber unabdingbare Phaumlnotypisierung also die quantitative Analyse pflanzlicher Strukturen und Funktionen

BoniturvonFruchtmerkmalendesApfels

49

Notwendig waumlre deshalb vor allem die Entwicklung praumlziser Hochdurchsatz-Phaumlnotypisierungen wenn die Nutzung genetischer Ressourcen zukuumlnftig schnell und effizient erfolgen soll

Handlungsbedarf

Y Foumlrderung interdisziplinaumlrer Forschungsvorhaben zur Hochdurchsatz-Phaumlnotypisierung der marker-gestuumltzten Selektion der Versuchstechnik sowie der Verarbeitung und Analyse massiver Daten-mengen um die notwendige breite Wissensbasis zu erhalten und die erforderlichen Kapazitaumlten aufzubauen

Y Ausbau von Netzwerken zur Ermittlung und Be-wertung der Eigenschaften genetischer Ressour-cen landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Kulturpflanzen unter Beteiligung der Zuumlchter u a durch weiteren Ausbau des Nationalen Evalu-ierungsprogramms pflanzengenetischer Ressour-cen (EVA II) durch Ausweitung der Evaluierung bei Getreidearten z B auf Merkmale zur Verbes-serung der Widerstandsfaumlhigkeit gegen biotische und abiotische Stressfaktoren sowie durch Ein-beziehung weiterer Kulturarten

Y Evaluierung pflanzengenetischer Ressourcen und Intensivierung der Zuumlchtungsforschung durch das Julius Kuumlhn-Institut in Zusammenarbeit mit privaten Zuumlchtungsunternehmen relevanten For-schungseinrichtungen Erhaltungsinitiativen und sonstigen Akteuren Neben den Hauptkulturen sollen auch bisher vernachlaumlssigte (neue und nicht mehr genutzte) Fruchtarten einbezogen werden

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435 ErschlieszligungvonInnovationspoten- zialenpflanzengenetischerRessourcen durchdieZuumlchtungsforschung

Die Pflanzenzuumlchtungsforschung bildet eine der wichtigsten Grundlagen der Ernaumlhrungssicherung und Rohstoffversorgung insbesondere unter sich veraumlndernden Produktionsbedingungen durch Klimawandel und einer stetig wachsenden Weltbe-voumllkerung Ziel ist die genetische Anpassung bzw pflanzenzuumlchterische Verbesserung unserer Kultur-arten gegenuumlber allen moumlglichen Stressfaktoren (z B Temperatur Trockenheit Starkniederschlaumlge Schaderreger) Ausgangspunkt der pflanzenzuumlchte-rischen Verbesserung ist die Erfassung Bewertung und Nutzung der genetischen Variation fuumlr Eigen-schaften wie Widerstandsfaumlhigkeit gegen Hitze und Trockenheit sowie Krankheiten und Schaumldlinge in pflanzengenetischen Ressourcen Im Rahmen der Pflanzenzuumlchtungsforschung gilt es diese geneti-

sche Variation sicher und effektiv zu erfassen und beschleunigt nutzbar zu machen Dies ist die Aufgabe der so genannten Vorlaufzuumlchtung (pre-breeding) Fuumlr diesen Zweck stehen heute Zell- und Gewebe-kulturverfahren sowie molekulare Techniken die eine Merkmalserfassung auf der Ebene der Erbsubs-tanz erlauben zur Verfuumlgung

BlickineinenartenreichenZuchtgarten

Die Basis fuumlr diese Arbeiten bildet ein moumlglichst groszliges Spektrum pflanzengenetischer Ressourcen Beispiele der erfolgreichen Nutzung dieser Ressour-cen durch die Ressortforschung des BMEL sind die Herbeifuumlhrung dauerhafter Krautfaumluleresistenz bei der Kartoffel durch Nutzung von Solanum-Wildarten als Resistenzressourcen die Einkreuzung neuer hochwirksamer Resistenzgene gegen verschiedene Pilz- und Viruskrankheiten aus der Wildart Hordeum bulbosum in die Kulturgerste oder die Identifizierung von Herkuumlnften der Blauen und Gelben Lupine mit Widerstandsfaumlhigkeit gegen die Brennfleckenkrank-heit (Anthraknose)

Handlungsbedarf

Weitere Unterstuumltzung der Zuumlchtungsforschung im Rahmen der bestehender Foumlrderprogram-me (z B Programm zur Innovationsfoumlrderung Foumlrderprogramm Nachwachsende Rohstoffe und Demonstrationsvorhaben Bioenergie der Fach-agentur Nachwachsende Rohstoffe Bundespro-gramm Oumlkologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft)

Foumlrderung von Programmen und Projekten zur Uumlberfuumlhrung wichtiger Merkmale in adaptiertes Pflanzenmaterial (Erstellung und Weiterentwick-lung von Basispopulationen Selektion von Vorstu-fenmaterial)

50

436 Erweiterungdergenetischen DiversitaumltdurchdenAufbauvon Evolutionsramschen

Die Erhoumlhung der genetischen Diversitaumlt in Elite-zuchtmaterial ist eine wichtige Voraussetzung fuumlr die dauerhafte Verbesserung von Kulturpflanzen Entsprechende Ansaumltze reichen von der Einlagerung einzelner Resistenzgene aus Wildformen bis hin zur Herstellung so genannter Introgressionslinien welche definierte Chromosomensegmente aus Wildformen bzw Wildarten enthalten Entsprechen-de Forschungsaktivitaumlten wurden ua im Rahmen von Projekten der bdquoGenomanalyse im Biologischen System Pflanze (GABI)ldquo bearbeitet Daruumlber hinaus koumlnnen Evolutionsramsche einen wichtigen Beitrag fuumlr die Nutzbarmachung und Weiterentwicklung pflanzengenetischer Ressourcen leisten

Evolutionsramsche entstehen aus der Durchkreu-zung unterschiedlicher Genotypen die zusammen die derzeit verfuumlgbare genetische Diversitaumlt des jeweiligen Zuumlchtungspools umfassen In den Kreu-zungsnachkommenschaften finden im Gegensatz zur Ex-situ-Erhaltung der reinen Ausgangslinien weiter-hin Anpassungsprozesse statt die durch die Dynamik natuumlrlicher Selektion verursacht werden Im Gegen-satz zu Zuchtpopulationen erfolgt keine zuumlchteri-sche Auslese auf spezifische Merkmale Im Zuge des Anpassungsprozesses koumlnnen in einem genetisch breiten Reservoir besondere auch neue Genkombina-tionen entstehen die in dieser Form moumlglicherweise im stark selektierten Elitematerial von Zuchtunter-nehmen nicht entstehen wuumlrden Evolutionsramsche sind eine wichtige Maszlignahme zur Erzeugung neuer Ausgangsvariabilitaumlt fuumlr Zuumlchtungsforschung und Pflanzenzuumlchtung

Darstellung der Hauptkoordinatenanalyse (PCoA) von 32 Sorten

Pict

AlinghiAlissa

Gaulois Cervoise

Sorna Vulcan

BirgitLomerit

Merlot

NaomieLeibniz

ElbanyPeragis

Frances

Gilberta

Alpaca

Eiszapfen

BantengLudmilla

Fridericus

EngelensII

Catinka

Venus Plana

Vogels Gold

Andrea

HordHexGig

Engelens 6zig

Mammut

Borwina

Bayava

ErfurtTraminerBrunhild

Franka

Tocka

F1-1(40)

F1-2

(41)

F1-3(26)

F1-4(14)

F1-7(51)F1-6(33)

LentaF1-5(32)

F1-6A(18)

F1-9(65)

F1-10(30)

F1-10A(11)

F1-10A(25)F1-13(25)

F1-1

4(10

) F1-1

5(24

)

F1-18A(40)

F1-8A(20)

F1-12(67)

F1-8

(55)

F1-1

1(61

)

I II

III IV

05000

02500

00000

-02500

-05000

-05000 -02500 -00000 02500 05000

109

172

Alternative

Vorrangige Kreuzung

DarstellungderHauptkoordinatenanalyse(PCoA)von32SortenwelchedenGroszligteildergenetischeVielfaltdesdeutschenWintergers-

tensortimentesrepraumlsentieren(QuelleJKI)Diey-bzwx-AchsebeschreibendenAnteildererstenundzweitenDimensionderPCoAMit

StrichenverbundeneSortenkennzeichnengeplantePaarkreuzungen

51

YY

Y

Y

Y

KuumlrbisvielfaltaufeinemVerkaufsstand

Handlungsbedarf

Fortfuumlhrung der Evolutionsramsche bei GersteAnlage Entwicklung und wissenschaftliche Begleitung von Evolutionsramschen bei weiteren wichtigen Kulturarten (insbesondere fremd- befruchtende Arten gartenbauliche Kulturen)

437 VermarktungvonbdquoVielfaltsproduktenldquo

Neben einer Nutzung pflanzengenetischer Ressour-cen im Rahmen der Zuumlchtungsforschung bzw der Pflanzenzuumlchtung soll auch ihre Nutzung durch die Vermarktung so genannter bdquoVielfaltsprodukteldquo d h von Produkten aus bestimmten Sorten bzw anderen derzeit wenig genutzten Arten gefoumlrdert werden

Als allgemeine Maszlignahme zur Weiterentwicklung von Nutzungssystemen dient nach der Agrobiodiver-sitaumltsstrategie die Foumlrderung von Maszlignahmen die die

Erhaltung und Nutzung der Agrobiodiversitaumlt besser verbinden und Innovationen foumlrdern Dazu gehoumlrt vor allem die Entwicklung geeigneter Vermark-tungsformen sowie der Verbraucherinformation und ndashaufklaumlrung Diese Ansaumltze koumlnnen durch Projekte zur Entwicklung von integrierten Erhaltungs- und Nutzungskonzepten und von Foumlrderinstrumenten fuumlr Innovationen zur verstaumlrkten nachhaltigen Nutzung von Bestandteilen der Agrobiodiversitaumlt erprobt werden

Handlungsbedarf

Durchfuumlhrung von Studien u a zum Aufzeigen der potentiellen Wertschoumlpfungsketten von bdquoVielfaltsproduktenldquoFoumlrderung von bdquoVielfaltsproduktenldquo durch Oumlffentlichkeitsarbeit

Foumlrderung innovativer Produkte u a im Rahmen der Richtlinie zur Erhaltung und innovativen nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt des BMEL

52

44 Information und Dokumentation

Die Agrobiodiversitaumltsstrategie betont die Bedeutung verstaumlrkter Informations- Beratungs- und Koordi-nationsaktivitaumlten fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der Agrobiodiversitaumlt auf Bundesebene insbesondere vor dem Hintergrund zunehmender europaumlischer und internationaler Zusammenarbeit Dies erfordert die Vervollstaumlndigung und regel- maumlszligige Aktualisierung der Inventare in situ und ex situ vorhandener pflanzengenetischer Ressourcen sowie deren Aufnahme in das nationale Informa-tionssystem Genetische Ressourcen bdquoGENRESldquo24 Der Ausbau dieses Informationssystems als Teil des deutschen Clearing-House-Mechanismus der CBD ist auch Ziel der Nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt

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InternetportaldesInformationssystemsGenetischeRessourcen(GENRES)

441 Auf-undAusbauinstitutioneller Informationsinfrastruktur

Moderne Informationssysteme sind ein wesentli-ches Arbeitswerkzeug um Qualitaumlt und Effizienz der Erhaltungsarbeit bei pflanzengenetischen Ressour-cen und ihre nachhaltige Nutzung zu gewaumlhrleisten Der rasante technische Fortschritt in diesem Bereich erlaubt immer leistungsfaumlhigere Systeme welche eine effizientere Verarbeitung der steigenden Daten-mengen erlauben und eine bessere Anpassung an die Beduumlrfnisse der Nutzer ermoumlglichen Deshalb gilt es bestehende Systeme weiter auszubauen und zu aktualisieren Dabei wird auch kuumlnftig ein bdquozentral-dezentralerldquo Ansatz Verwendung finden d h wo immer moumlglich und sinnvoll werden aufgrund der neuen technischen Moumlglichkeiten zentrale Systeme aufgebaut werden die einer Vielzahl von Nutzern zur Verfuumlgung stehen Daneben wird es auch weiter-hin ndash schon aus rein pragmatischen Gruumlnden ndash einen Bedarf an dezentralen Informationssystemen (insti-tutionelle Informationsinfrastruktur) bei den Akteu-ren selbst geben da jeder dieser Nutzer ggf andere nicht zu standardisierende Anwendungen benoumltigt In diesem Fall werden zur Gewaumlhrleistung des Daten-austausches verbindliche Standards immer wichtiger wie sie z B im Rahmen der Aktualisierung des Natio-nalen Inventars PGRDEU bereits angewandt werden

Mit der Neuentwicklung bzw Absicherung oder dem weiteren Ausbau von Dokumentationssystemen der Akteure des Nationalen Fachprogramms soll eine wesentliche Voraussetzung fuumlr eine effiziente Umset-zung wichtiger Teile des Fachprogramms geschaffen werden

24 wwwgenresde

Handlungsbedarf

Anpassung des Genbankinformationssystems GBIS beim IPK an neue Bedarfe wie z B die Entwicklung einer Schnittstelle zum Nationalen Inventar PGRDEUEntwicklung und Implementierung eines Genbank-informationssystems fuumlr die Deutsche Genbank Obst beim Julius Kuumlhn-Institut

Entwicklung und Implementierung eines Gen-bankinformationssystems fuumlr die Deutsche Gen-bank Reben beim Julius Kuumlhn-Institut auf Basis der existierenden Rebendatenbanken

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Auf- und Ausbau von Informationssystemen anderer Ex-situ-EinrichtungenZusammenarbeit von Erhaltungsinitiativen beim Aufbau gemeinsamer Informationssysteme bzw zur Vernetzung bereits bestehender Informations-systeme zusammen mit dem IBV der BLE

DasFruumlhlings-Adonisroumlschen(Adonisvernalis)wirdimRahmenderEx-situ-ErhaltungskulturenderBotanischenGaumlrtenerhalten

442 PortalfuumlrEx-situ-Erhaltungskulturen einheimischerWildpflanzen

Im Rahmen des botanischen Naturschutzes wird die Erhaltungsinfrastruktur Botanischer Gaumlrten bereits genutzt Ein von der Arbeitsgruppe bdquoEx-situ-Erhaltungskulturenldquo des Netzwerks fuumlr botanischen Naturschutz erarbeitetes Konzept befasst sich mit der Erhaltung gefaumlhrdeter einheimischer Wildpflanzen in Ex-situ-Kulturen und der Bereitstellung fuumlr die Wiederausbringung

Das BMEL foumlrdert in diesem Zusammenhang den Aufbau des ersten uumlberregionalen und interaktiven Portals zur Ex-situ-Erhaltung einheimischer Wild-pflanzen die im Gegensatz zur Genbank fuumlr Wild-pflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft nicht als eingelagerte Diasporen sondern in Lebendkollek- tionen der Botanischen Gaumlrten erhalten werden Das Portal bildet den gesamten Pflanzenbestand

der Erhaltungskulturen in deutschen Botanischen Gaumlrten ab Fuumlr 75 ausgewaumlhlte Arten darunter 56 fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft besonders relevante werden detaillierte Steckbriefe erstellt Daruumlber hinaus bietet es die Moumlglichkeit fuumlr Wissens- und Materialtransfer und spezielle Angebote fuumlr Nutzer aus dem Bereich Gartenbau sowie ein hohes Maszlig an Transparenz fuumlr Naturschutzfachbehoumlrden

Neben der technischen Realisierung beinhaltet die Umsetzung des Projekts vor allem die ausfuumlhrliche Recherche kritische Bewertung und webgerechte Aufarbeitung der folgenden Punkte Hintergrund-informationen Steckbriefe fuumlr ausgewaumlhlte Taxa Kulturhinweise Informationen fuumlr Rekultivierer Materialboumlrse Informationen zu Wiederansiedlungs-projekten Prioritaumltskonzept umfangreiche Verlin-kung und Vernetzung weiterfuumlhrende Informationen und die Datenweitergabe an die zentrale Dokumen-tation zu pflanzengenetischen Ressourcen landwirt-schaftlicher und gartenbaulicher Arten in Deutsch-land (PGRDEU)

Handlungsbedarf

Aufbau Fortfuumlhrung und weiterer Ausbau des bundesweiten Portals bdquoEx-situ- Erhaltungs-kulturen einheimischer Wildpflanzenldquo

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InternetauftrittdesbundesweitenPortalsbdquoEx-situ-ErhaltungskultureneinheimischerWildpflanzenldquo

443 Auf-undAusbaueinerDokumen- tationsinfrastrukturzwischenBund undLaumlndernfuumlrdenBereichin situ undon farm

Daten zum Vorkommen pflanzengenetischer Res-sourcen in situ bzw on farm fallen v a auf der Ebene der Bundeslaumlndern an sind bislang aber wenig ver-netzt und in der Regel selbst auf Bundeslandebene nicht einheitlich zugreifbar Informationsinfrastruk-turen zur Vernetzung der in den Bundeslaumlndern vorhandenen Daten sowie eine Schnittstelle zum Nationalen Inventar PGRDEU auf Bundesebene sind noch aufzubauen

BrombeerenSchmackhafteWildpflanzen

Handlungsbedarf

Implementierung der Ergebnisse des Modell- und Demonstrationsvorhabens bdquoAufbau eines Berichts- und Monitoringsystems fuumlr die In-situ-Erhaltung genetischer Ressourcen der den Kulturpflanzen verwandten Wildarten in Brandenburgldquo durch einen dauerhaften Datenaustausch zwischen Brandenburg und dem IBV

Implementierung von gemeinsamen Schnitt-stellen fuumlr den Datenaustausch fuumlr In-situ- bzw On-farm-Daten zwischen dem IBV und weiteren Bundeslaumlndern

Implementierung von gemeinsamen Schnittstel-len fuumlr den Datenaustausch uumlber die im Rahmen der GAK gefoumlrderten Flaumlchen je Nutzpflanze zwischen den Bundeslaumlndern und dem IBV

444 NationalesInventarbdquoPGRDEUldquo

Das Nationale Inventar (PGRDEU) ist die zentrale Dokumentation zu pflanzengenetischen Ressourcen landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Arten in Deutschland

In PGRDEU sind auch die Muster des deutschen Bei-trags zum Multilateralen System (MLS) entsprechend des Internationalen Vertrages enthalten und gekenn-zeichnet so dass eine gezielte Online-Recherche nach

55

diesem Material moumlglich ist Deutsche Einrichtungen haben seit 2008 insgesamt ca 108000 Genbankmuster in das MLS eingebracht Die Absicherung des Natio-nalen Inventars sowie der weitere Ausbau ist eine wesentliche Voraussetzung fuumlr die Umsetzung des Nationalen Fachprogramms sowie fuumlr die Erfuumlllung internationaler Berichtspflichten

Handlungsbedarf

Y Staumlndige Aktualisierung vorhandener Daten und Erweiterung im Bereich ex situ v a um die Daten aus den neu zu gruumlndenden Genbanknetzwer-ken bei Obst Reben und Zierpflanzen bzw fuumlr in Deutschland wild vorkommende pflanzengeneti-sche Ressourcen (inkl WEL)

Y Erfuumlllen der Dokumentations- und Informations-verpflichtungen aus dem MLS des Internationalen Vertrags

Y Weiterer Ausbau der Teile zur In-situ- und On-farm-Dokumentation in PGRDEU um eine kohaumlrente und umfassende Dokumentation fuumlr den gesamten Bereich pflanzengenetischer Res-sourcen zu ermoumlglichen

Y Weiterer Ausbau der Teile zur In-situ- und On-farm-Dokumentation in PGRDEU einschlieszliglich Angaben zur in der landwirtschaftlichen Produkti-on vorhandenen Vielfalt (Kulturpflanzeninventar) um eine kohaumlrente und umfassende Dokumentati-on fuumlr den gesamten Bereich pflanzengenetischer Ressourcen zu ermoumlglichen

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445 NationaleInformationsinfrastruktur fuumlrCharakterisierungs-undEvaluie- rungsdaten

Charakterisierungs- und Evaluierungsdaten (CampE-Daten) fallen bei den unterschiedlichsten Instituten (u a Forschungsinstitute Genbanken Zuumlchtern) und im Rahmen zahlreicher Forschungsprojekte an Eine nutzerfreundliche Zusammenfuumlhrung dieser Daten wurde bisher u a im Rahmen des Projektes EVA I (In-formationssystem fuumlr frei zugaumlngliche Evaluierungs-daten pflanzengenetischer Ressourcen) sowie durch dessen Weiterfuumlhrung im Verbund EVA II begonnen25 Ein aktuelles kohaumlrentes nationales Informations-system zur zentralen Speicherung von oumlffentlich zugaumlnglichen CampE-Daten fehlt jedoch bislang Das zu etablierende nationale Informations- und Doku-mentationssystem fuumlr Charakterisierungs- und

Evaluierungsdaten (Nationale Informationsinfrastruk-tur fuumlr Charakterisierungs- und Evaluierungsdaten in Deutschland NICE-D) soll deshalb auf bereits vorhan-denen Evaluierungsdaten (Daten des Julius Kuumlhn-Ins-tituts CampE-Daten der ehemaligen BAZFAL-Genbank historische Daten aus dem Informationssystem EVA I und Daten aus dem Nationalen Evaluierungspro-gramm EVA II) aufbauen und um CampE-Daten die bei Projekten in Genbanken und Universitaumlten anfallen ergaumlnzt werden Zusaumltzlich soll NICE-D auch die Moumlglichkeit bieten Daten die bei der Evaluierung von Material aus dem MLS des Internationalen Ver-trags in Deutschland entstehen zu dokumentieren

ZuchtgartenmitGetreidepflanzen

Handlungsbedarf

Aufbau eines Informations- und Dokumentati-onssystems fuumlr CampE-Daten beim Julius Kuumlhn-Ins-titut unter Verwendung von oumlffentlich zugaumlngli-chen Daten aus EVA I und EVA II sowie den beim Julius Kuumlhn-Institut vorhandenen und staumlndig neu hinzukommenden CampE-DatenWeiterer Ausbau des Informations- und Doku-mentationssystems fuumlr die Dokumentation von CampE-Daten die bei Zuumlchtern Universitaumlten Genbanken sonstigen Forschungsinstituten und Akteuren anfallen

Erweiterung von NICE-D um ein Modul fuumlr die Speicherung von CampE-Daten die an MLS-Material von deutschen Empfaumlngern erhoben werden

25 wwwgenresdeeva

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FeldmitjungenErbsen

446 Bundesinformationssystem GenetischeRessourcen

Das Bundesinformationssystem Genetische Res-sourcen (BIG) bildet Informationen uumlber Wild- und Kulturpflanzen in Deutschland aus verschiedenen dezentralen Datenbanken ab Zentrales Element ist ein Portal welches Daten zu Vorkommen und Verbreitung (in situ und ex situ) zu Eigenschaften Gefaumlhrdung und Taxonomie uumlber einen zentralen Zugang aus den angeschlossenen Partnerdaten- banken benutzergerecht aufgearbeitet bereitstellt Seit seiner Inbetriebnahme im Jahr 2003 hat sich zwar die Informationslandschaft im Bereich biologi-scher Daten z B durch die Fortentwicklung von GBIF (Global Biodiversity Information Facility) veraumlndert dennoch gibt es weiterhin einen Bedarf fuumlr das spezi-elle Angebot von BIG im Bereich pflanzengenetischer Ressourcen Fuumlr den weiteren Betrieb von BIG ist es

aus der bisherigen Erfahrung allerdings notwendig BIG auf eine moderne technische Plattform nach neuestem Stand zu portieren durch Einbeziehung neuer Datenquellen und die Entwicklung neuer Informationsangebote zu uumlberarbeiten und zu erweitern und dabei auch das BIG-Portal weiter-zuentwickeln

Handlungsbedarf

Uumlberarbeitung und Erweiterung des BIG-Portals einschlieszliglich der zentralen technischen Kom-ponenten von BIG beim IBV der BLE

Einbeziehung neuer Datenquellen zu CampE-Daten und zu Sorteninformationen durch die BIG-Partner zusammen mit dem Julius Kuumlhn-Institut (NICE-D) und dem BundessortenamtAktualisierung und technische Anpassung der BIG-Partnerdatenbanken

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45 Oumlffentlichkeitsarbeit

Bereits im Fachprogramm von 2002 wurde festge-stellt dass die Information der breiten Oumlffentlichkeit uumlber das Thema Erhaltung und nachhaltige Nutzung von PGR eher unzureichend ist Verschiedene Unter-suchungen zeigen dass auch heute die Kenntnisse uumlber die Themengebiete Biodiversitaumlt Agrobiodiver-sitaumlt oder genetische Ressourcen immer noch sehr gering sind Aus diesem Grund wurde in der Agrobio-diversitaumltsstrategie die Information und Aufklaumlrung der Oumlffentlichkeit insbesondere mit Blick auf das Nachfrage- und Ernaumlhrungsverhalten der Verbrau-cher als sektoruumlbergreifender Handlungsbedarf herausgestellt Im UN-Jahr der Biodiversitaumlt 2010 hat BMEL eine umfangreiche Kommunikations-kam-pagne zu dem Thema durchgefuumlhrt

Weiterhin wurde der Aufbau eines bdquoWissensnetzes Agrobiodiversitaumltldquo als Teil eines uumlbergreifenden deutschen Wissenschaftsnetzwerkes zur Biodiversi-taumltsforschung in der Agrobiodiversitaumltsstrategie als Leuchtturmprojekt herausgestellt

Der eigene Garten ist aus verschiedenen Gruumlnden immer seltener Teil des Alltags der Menschen in Deutschland Damit einher geht ein Verlust selbst einfachster Kenntnisse uumlber den praktischen Um-

gang und den Wert der Nutzpflanzen d h uumlber das Aussehen das Wachstum die Kultivierung Ernte und Nutzung von Pflanzen Neben der Verarmung der un-mittelbaren Agrobiodiversitaumlt findet somit zugleich ein Verlust von Erfahrungswissen statt

Im Rahmen des Leuchtturmprojekts bdquoVielfalts-Kam-pagne ndash Agrobiodiversitaumltldquo der Agrobiodiversitaumlts-strategie des BMEL wurde eine integrierte Kommuni-kationsstrategie zur Agrobiodiversitaumlt entwickelt und umgesetzt Diese muss durch geeignete Maszlignahmen aus dem Teilbereich pflanzengenetischer Ressourcen unterstuumltzt und mit den verfuumlgbaren Ressourcen fortgefuumlhrt werden

Handlungsbedarf

Y Veroumlffentlichung des Nationalen Fachprogramms als Broschuumlre in deutsch und englisch

Y Erstellen von Faktenblaumlttern und Faltblaumlttern zum Nationalen Fachprogramm durch verschiedene Akteure

Y Erstellen von Informationsmaterial fuumlr die Oumlffent-lichkeitsarbeit zu pflanzengenetischen Ressourcen (z B bdquoWho is Wholdquo der Agrobiodiversitaumlt)

Y Nutzung von Synergieeffekten bei der Kommuni-kation von Einzelmaszlignahmen durch die Akteure im Bereich pflanzengenetischer Ressourcen und Agrobiodiversitaumlt

BMELVKampagnenbusbdquoBiologischeVielfaltschuumltzenundnutzenldquo2010

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5 Organisation und Durchfuumlhrung

Der Bund und die Laumlnder sind mit der Ratifizierung des Uumlbereinkommens uumlber die Biologische Viel-falt (CBD) und des Internationalen Vertrags uumlber pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (ITPGR) umfangreiche internationale Verpflichtungen eingegangen die u a den Erhalt und die nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen betreffen

Mit der CBD verpflichten sich die Vertragsparteien nationale Strategien Plaumlne und Programme zur Er-haltung und nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt insgesamt zu entwickeln und bestimmte Informationspflichten zu erfuumlllen Dieser Verpflich-tung kommt Deutschland mit der bdquoNationalen Strategie zur biologischen Vielfaltldquo nach Sie wird ergaumlnzt durch die vom BMEL entwickelte bdquoStrategie zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der biolo-gischen Vielfalt in der Ernaumlhrungs- Land- Forst- und Fischereiwirtschaftldquo Diese Agrobiodiversitaumltsstrategie bildet einen Rahmen fuumlr die sektoralen nationalen Fachprogramme die speziell fuumlr pflanzen- tier- forst- und aquatische genetische Ressourcen erstellt worden sind

Mit dem ITPGR werden Verpflichtungen einge-gangen die speziell die Erhaltung und nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlh-rung und Landwirtschaft betreffen Nach Artikel 5 des ITPGR foumlrdert jede Vertragspartei nach Maszliggabe der innerstaatlichen Rechtsvorschriften und gegebe-nenfalls in Zusammenarbeit mit anderen Vertrags-parteien einen integrierten Ansatz zur Erforschung Erhaltung und nachhaltigen Nutzung pflanzenge-netischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirt-schaft Auszligerdem ergreifen die Vertragsparteien sofern angebracht Maszlignahmen um Gefahren fuumlr pflanzengenetische Ressourcen auf ein Mindestmaszlig zu beschraumlnken oder nach Moumlglichkeit zu beseitigen Auch diese Verpflichtungen werden in der Agrobiodi-versitaumltsstrategie des BMEL sowie dem vorliegenden Fachprogramm aufgegriffen

Die Bestimmungen der CBD und des ITPGR sind in Form zustimmungspflichtiger Bundesgesetze nach Art 59 Abs 2 des Grundgesetzes in nationales Recht umgesetzt worden (CBD BGBl II 1993 S 1741 ITPGR BGBl II 2003 S 906) Die Durchfuumlhrung und Uumlberwachung von Bundesgesetzen obliegt den Laumlndern soweit die Gesetze keine anderen

Bestimmungen enthalten Damit erstrecken sich die o g Verpflichtungen auf alle staatlichen Ebenen in Deutschland

In der Regel befinden sich die genetischen Ressour-cen in der Verfuumlgungsgewalt der Laumlnder teilweise allerdings auch in der des Bundes oder anderer nichtstaatlicher Akteure So unterhaumllt die Ressort-forschung oder das Bundessortenamt zur Erfuumlllung seiner gesetzlichen Aufgaben auch eigene Samm- lungen genetischer Ressourcen

Innerhalb des foumlderalen Systems ist der Bund fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung genetischer Ressourcen auch insoweit zustaumlndig als er von seiner Gesetzgebungskompetenz im Rahmen der konkur-rierenden Gesetzgebung zur Foumlrderung der land- und forstwirtschaftlichen Erzeugung sowie zur Sicherung der Ernaumlhrung Gebrauch macht Von Relevanz sind aber u a auch Regelungen zum Schutz des geistigen Eigentums (z B Sortenschutz)

Aus der Zustaumlndigkeit des Bundes fuumlr die auswaumlrtigen Beziehungen ergeben sich Koordinierungsaufgaben in Bezug auf Programme auf europaumlischer oder inter-nationaler Ebene und Vereinbarungen zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung genetischer Ressourcen Um diese Verpflichtungen erfuumlllen zu koumlnnen ist eine nationale Koordination der entsprechenden Inventa-risierungs- Erhaltungs- und Berichtsaktivitaumlten der Bundeslaumlnder notwendig Diese Aufgabe wurde auf Bundesebene zum groszligen Teil an das Informations- und Koordinationszentrum fuumlr Biologische Vielfalt (IBV) der BLE uumlbertragen

Die Koordination von Erhaltungsaktivitaumlten und Unterstuumltzung von Erhaltungsnetzwerken durch das IBV zeigt sich gegenwaumlrtig u a in der Koordination der Deutschen Genbank Zierpflanzen und der Mitar-beit in verschiedenen weiteren Erhaltungsnetzwerken (z B Rebe Obst)

Zustaumlndigkeiten des Bundes ergeben sich zudem aus der gemeinschaftlichen Foumlrderung von Einrichtun-gen und Vorhaben der Forschung von gesamtstaat-licher und uumlberregionaler Bedeutung durch Bund und Laumlnder So wird die Bundeszentrale Genbank fuumlr landwirtschaftliche und gaumlrtnerische Kulturpflanzen am Leibniz-Institut fuumlr Pflanzengenetik und Kultur-pflanzenforschung (IPK) vom Bund kofinanziert

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GruumlnlandmitStreuobstbaumlumenimMittelgebirge

Die Erhaltung genetischer Ressourcen hat in Deutschland in einigen Bereichen eine lange Traditi-on mit teilweise gut etablierten staatlichen oder pri-vaten Strukturen In der Agrobiodiversitaumltsstrategie und im vorliegenden Fachprogramm wird anerkannt dass die angestrebte Erhaltung und nachhaltige Nutzung genetischer Ressourcen nicht allein durch staatliche Stellen gewaumlhrleistet werden kann Aus diesem Grund sind die Erhaltungsanstrengungen von Bund und Laumlndern haumlufig in Form von Netzwerken angelegt Die Koordination der Akteure erfolgt u a uumlber den BEKO und das vorliegende FachprogrammDa es sich beim vorliegenden bdquoNationalen Fachpro-grammldquo um ein gemeinsames Programm aller rele-vanten Akteure im Bereich pflanzengenetischer Res-sourcen handelt wird dieses auch von allen Akteuren auf freiwilliger oder gesetzlicher Basis mitgetragen Ein aktueller Uumlberblick uumlber die einzelnen Akteure im Bereich der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft sowie deren Beitraumlge zur Umsetzung des vorliegenden Fachprogramms findet sich im zentralen Informationssystem Genetische Ressourcen bdquoGENRESldquo (wwwgenresde)

Der Bund die Laumlnder sowie die einzelnen Institute Gremien und Akteure stellen durch eigene Leistun-gen die Durchfuumlhrung dieses Fachprogramms sicher BMEL im Rahmen der Bundesregierung federfuumlhrend fuumlr dieses Fachprogramm wird bei der Durchfuumlhrung der ihm obliegenden Zustaumlndigkeiten besonders bei der Koordination von Maszlignahmen vom Bera-tungs- und Koordinierungsausschuss fuumlr genetische Ressourcen landwirtschaftlicher und gartenbaulicher

Kulturpflanzen (BEKO) und dessen pflanzen- und themenspezifischen Expertengruppen unterstuumltzt Die Laumlnder unterstuumltzen das Programm ggf durch die Einrichtung eigener Landesprogramme oder durch die Einbeziehung einzelner Maszlignahmen in bestehen-de Programme Wesentlich fuumlr Transparenz Kohaumlrenz und Effizienz von Maszlignahmen ist die Verbesserung des Informationsflusses und der Kommunikation zwischen den Akteuren Das Programm wird von Zeit zu Zeit unter Beteiligung der maszliggeb-lichen Akteure uumlberpruumlft und ggf fortgeschrieben

Die Durchfuumlhrung von Maszlignahmen des Arbeits-programms kann durch die Vereinbarung konkreter Projekte vorangetrieben und unterstuumltzt werden Diese werden in einem Projektplan beschrieben in welchem die Projektziele und die zu deren Umset-zung notwendigen Maszlignahmen definiert sind sowie Projektpartner und deren Aufgaben festgelegt wer-den Weitere Bestandteile des Projektplans sollten eine Auflistung von Meilensteinen ein Zeitplan sowie ein Finanzierungsplan sein der neben den Eigen-leistungen der Akteure auch externe Finanzierung beinhalten kann

Die Projekte koumlnnen sowohl durch die Akteure als auch durch den BEKO initiiert werden Die Experten-gruppen des BEKO sowie das Sekretariat unterstuumlt-zen die Erstellung der jeweiligen Projektplaumlne Die Projektdurchfuumlhrung wird durch den BEKO begleitet hierzu unterstuumltzt das Sekretariat den dazu notwen-digen Informationsaustausch zwischen den Akteuren und dem BEKO

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6 Abkuumlrzungsverzeichnis

AEGIS A European Genebank Integrated System ndash Europaumlische Genbank AEGIS

AEGRO An Integrated European In Situ Manage-ment Work Plan Implementing Genetic Reserves and On Farm Concepts ndash Ein integrierter europaumlischer Arbeitsplan fuumlr das In-situ-Management Umsetzung der Konzepte bdquogenetisches Schutzgebietldquo und bdquoOn farmldquo

AMA Associate Membership Agreement ndash Beitrittsvereinbarung

BAZFAL Bundesanstalt fuumlr Zuumlchtungsforschung an Kulturpflanzen (bis 122007)

BEKO Beratungs- und Koordinierungsausschuss fuumlr genetische Ressourcen landwirt-schaftlicher und gartenbaulicher Kultur-pflanzen

BfN Bundesamt fuumlr Naturschutz

BGB Buumlrgerliches Gesetzbuch

BIG Bundesinformationssystem Genetische Ressourcen

BLE Bundesanstalt fuumlr Landwirtschaft und Ernaumlhrung

BMEL Bundesministerium fuumlr Ernaumlhrung undLandwirtschaft

BML Bundesministerium fuumlr Ernaumlhrung Land-wirtschaft und Forsten (heute BMEL)

BMU Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz und Reaktorsicherheit

BNatSchG Bundesnaturschutzgesetz

BS Benefit Sharing

BSA Bundessortenamt

CBD Convention on Biological Diversity ndash Uumlbereinkommen uumlber die Biologische Vielfalt

CGIAR Consultative Group on International Agricultural Research ndash Beratungsgruppe fuumlr Internationale Agrarforschung

CGRFA Commission on Genetic Resources for Food and Agriculture ndash Kommission fuumlr genetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

CWR Crop Wild Relative ndash mit Kulturarten verwandte Wildarten

CampE Charakterisierung und Evaluierung

DGG Deutsche Gartenbau-Gesellschaft 1822 e V

DGO Deutsche Genbank Obst

ECPGR European Cooperative Programme for Plant Genetic Resources ndash Europaumlisches Kooperationsprogramm fuumlr Pflanzen-genetische Ressourcen

EG Europaumlische Gemeinschaft

ELER Europaumlischer Landwirtschaftsfonds fuumlr die Entwicklung des laumlndlichen Raums

EPCS European Plant Conservation Strategy ndash Europaumlische Strategie zur Erhaltung der Pflanzen

EU Europaumlische Union

EUREGIO Deutsch-niederlaumlndischer Kommunal-verband e V

EURISCO European Plant Genetic Resources Search Catalogue ndash Europaumlischer Suchkatalog fuumlr Pflanzengenetische Ressourcen

EVA Nationales Evaluierungsprogramm fuumlr Pflanzengenetische Ressourcen

EWG Europaumlische Wirtschaftsgemeinschaft (seit 1994 umbenannt in EG)

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FAO Food and Agricultural Organisation of the United Nations ndash Ernaumlhrungs- und Land-wirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen

FFH Fauna-Flora-Habitat

GABI Genomanalyse im Biologischen System Pflanze

GAK Gemeinschaftsaufgabe bdquoVerbesserung der Agrarstruktur und des Kuumlstenschutzesldquo

GAP Gemeinsame Agrarpolitik

GBIF Global Biodiversity Information Facility

GBIS Genbankinformationssystem des IPK

GCDT Global Crop Diversity Trust ndash Globaler Fonds fuumlr die Nutzpflanzenvielfalt

GEVIP Grenzuumlberschreitende Entwicklung und Vermarktung innovativer Pflanzen-produkte

GIS Geoinformationssystem

GSPC Global Strategy for Plant Conservation ndash Globale Strategie zum Erhalt der Pflan-zenvielfalt

HNV High Nature Value Farmland ndash Indikator fuumlr Landwirtschaftsflaumlchen mit hohem Naturwert

IBV Informations- und Koordinationszentrum fuumlr Biologische Vielfalt

IPEN International Plant Exchange Network ndash Internationales Pflanzenaustausch- netzwerk

IPK Leibniz-Institut fuumlr Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung

ITPGRFA International Treaty on Plant Genetic Resources for Food and Agriculture ndash Internationaler Vertrag uumlber pflanzen-genetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

JKI Julius Kuumlhn-Institut ndash Bundesforschungs-institut fuumlr Kulturpflanzen

KULAP Kulturlandschaftsprogramm

LfL Bayrische Landesanstalt fuumlr Landwirt-schaft

MAA Most Appropriate Areas

MoU Memorandum of Understanding ndash Kooperationsvereinbarung

MuD Modell- und Demonstrationsvorhaben

MLS Multilateral System of Access and Benefit-Sharing ndash Multilaterales System fuumlr Zugang und Vorteilsausgleich

NICE-D Nationale Informationsinfrastruktur fuumlr Charakterisierungs- und Evaluierungs- daten in Deutschland

PGRDEU Nationales Inventar Pflanzengenetische Ressourcen in Deutschland

PGR Pflanzengenetische Ressourcen

PGRFA Plant Genetic Resources for Food and Agriculture ndash Pflanzengenetische Ressour-cen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

RL Richtlinie

SaatG Saatgutverkehrsgesetz

SMTA Standard Material Transfer Agreement ndash Standardisierte Materialuumlbertragungs-vereinbarung

SortG Sortenschutzgesetz

UPOV International Union for the Protection of New Varieties of Plants ndash Internationaler Verband zum Schutz von Pflanzenzuumlch-tungen

VITIS Europaumlische Fruchtartendatenbanken fuumlr Vitis

WEL Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

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7 Literatur

BfN (1999) Daten zur Natur Landwirtschaftsverlag Muumlnster

BLAG (Bund-Laumlnder-Arbeitsgruppe bdquoForstliche Genressourcen und Forstsaatgutrechtldquo) (2000) Konzept zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung forstlicher Genressourcen in der Bundesrepublik Deutschland

BLE (2008) Pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Er-naumlhrung und Landwirtschaft in Deutschland Zweiter Nationaler Bericht Schriftenreihe des Informations- und Koordinationszentrums fuumlr Biologische Vielfalt Band 29

BMELV (2007) Agrobiodiversitaumlt erhalten Potenziale der Land- Forst- und Fischereiwirtschaft erschlieszligen und nachhaltig nutzen Eine Strategie des BMELV fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt fuumlr die Ernaumlhrung Land- Forst- und Fischerei-wirtschaft

BML (1996) Nutzpflanzen - Vielfalt fuumlr die Zukunft Deutscher Bericht zur Vorbereitung der 4 Internationalen Technischen Konferenz der FAO uumlber Pflanzengenetische Ressourcen vom 17-23 Juni 1996 in Leipzig Sonderdruck 625-1396 Bonn

BML (1997) 4 Internationale Technische Konferenz der FAO uumlber Pflanzengenetische Ressourcen-Schriften zu Genetischen Ressourcen (Sonder-band) Bonn

BML (2000a) Genetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung Landwirtschaft und Forsten Reihe A Angewandte Wissenschaft Heft 487 Landwirt-schaftsverlag Muumlnster-Hiltrup

BML (2000b) Statistisches Jahrbuch uumlber Ernaumlhrung Landwirtschaft und Forsten Landwirtschafts-verlag Muumlnster-Hiltrup

Bommer DFR amp K Beese (1990) Pflanzengenetische Ressourcen ndash Ein Konzept zur Erhaltung und Nutzung fuumlr die Bundesrepublik Deutschland Schriftenreihe des Bundesministeriums fuumlr Ernaumlhrung Landwirtschaft und Forsten Reihe A Angewandte Wissenschaft Heft 388

FAO (1996) Global Plan of Action for the Conservati-on and Sustainable Utilization of Plant Genetic Resources for Food and Agriculture FAO Rom

FAO (2010) The Second Report on the State of the Worldacutes Plant Genetic Resources for Food and Agriculture Rome

Hammer K (1998) Agrarbiodiversitaumlt und pflanzen-genetische Ressourcen Schriften zu Geneti-schen Ressourcen Band 10 ZADI Bonn

Korneck D amp H Sukopp (1988) Rote Liste der in der Bundesrepublik Deutschland ausgestorbenen verschollenen und gefaumlhrdeten Farn- und Bluumltenpflanzen und ihre Auswertung fuumlr den Arten- und Biotopschutz Schr ndashRF Vegeta-tionskunde 19

Korneck D M Schnittler amp I Vollmer (1996) Rote Liste der Farn- und Bluumltenpflanzen Deutsch-lands Schr-R f Vegetationskunde 28

Laliberte B Maggioni L Maxted N amp V Negri (eds) (2000) Report of a Task Force on Wild Species Conservation in Genetic Reserves and a Task Force on On-farm Conservation and Manage-ment IPGRI Rom

Leopold J (1998) Saatgut-Nachbau und Saatgut-Pflege ndash eine Umfrage bei Demeter-Landwirten und ndashGaumlrtnern ndash Forschungsring fuumlr biolo-gisch-dynamische Wirtschaftsweise Darm-stadt

Schneider C U Sukopp amp H Sukopp (1994) Bio-logisch-oumlkologische Grundlagen des Schutzes gefaumlhrdeter Segetalpflanzen Schr-R f Vege-tationskunde 26

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8 Zitierte Gesetzestexte und Mitteilungen

BMJ (1993) Gesetz zu dem Uumlbereinkommen uumlber die biologische Vielfalt vom 05 Juni 1992 Bundesgesetzblatt Teil II Z 1998 A 09 Sept 1993 Nr 32

BMELV (2011) Richtlinie zur Foumlrderung von Modell- und Demonstrationsvorhaben im Bereich der Erhaltung und innovativen nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt

BMU (2012) Leitfaden zur Verwendung gebietseige-ner Gehoumllze Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) Stand Januar 2012 httpwwwbmudefilespdfsallgemeinapplicationpdfleitfaden_ gehoelze_bfpdf Letzter Zugriff 06032012

Bundesnaturschutzgesetz vom 29 Juli 2009 (BGBl I S 2542) das zuletzt durch Artikel 5 des Geset-zes vom 6 Februar 2012 (BGBl I S 148) geaumln-dert worden ist

KOM (2001) Mitteilung der Kommission an den Rat und das Europaumlische Parlament ndash Aktionsplan zur Erhaltung der Biologischen Vielfalt in der Landwirtschaft KOM20010162 endg

KOM (2006) Mitteilung der Kommission Eindaumlm-mung des Verlusts der Biologischen Vielfalt bis zum Jahr 2010 ndash Und daruumlber hinaus KOM (2006) 216 endg

KOM (2010) Mitteilung der Kommission an das Euro-paumlische Parlament den Rat den Europaumlischen Wirtschafts- und Sozialausschuss und den Ausschuss der Regionen ndash Die GAP bis 2020 Nahrungsmittel natuumlrliche Ressourcen und laumlndliche Gebiete ndash die kuumlnftigen Herausfor-derungen KOM (2010) 6725

Verordnung uumlber das Inverkehrbringen von Saatgut von Erhaltungsmischungen vom 6 Dezember 2011 (BGBl I S 2641)

Verordnung uumlber die Zulassung von Erhaltungssor-ten und das Inverkehrbringen von Saat- und Pflanzgut von Erhaltungssorten vom 21 Juli 2009 (BGBl I S 2107)

Vierzehnte Verordnung zur Aumlnderung saatgutrecht-licher Verordnungen vom 17 Dezember 2010 (BGBl I S 2128)

VO (EG) Nr 8702007

VO (EG) Nr 16882005 (ELER-VO)

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9 Weiterfuumlhrende Informationen und Adressverzeichnis

Weiterfuumlhrende Informationen Hintergrundmaterial und ein aktuelles Adressverzeichnis fuumlr alle am vorliegenden Fachprogramm beteiligten Akteure findet sich im Informationssystem Genetische Ressourcen GENRES (httpwwwgenresdekultur-und-wildpflanzenrahmenbedingungenfachprogramm)

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ImpressumHerausgeberBundesministerium fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (BMEL)Wilhelmstraszlige 54 10117 Berlin

StandJanuar 2015

Text und AnsprechpartnerBundesministerium fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (BMEL)Referat 522Biologische Vielfalt und BiopatenteRochusstraszlige 153123 BonnTelefon +49 228 99 529-0

Gestaltungdesignidee buumlro_fuumlr_gestaltung Erfurt

BildnachweisChristian PedantFotoliacom S 1 BMELPhototheknetThomas Koumlhler S 4 R_RFotoliacom S 6 12 Herrn Dr Hoffmann ZALF S 15 S 45 Xochiquetzal FonsecaCIMMYT S 19 BMEL designidee S 28Europa-Rosarium Sangerhausen Frau Schulz S 30 B Ditsch BG Dresden S 53 Thomas Stephan Dominic MenzlerBundesanstalt fuumlr Landwirt-schaft und Ernaumlhrung (BLE)wwwoekolandbaude S 8 9 16 18 20 34 37 40 51 54 56 Informations- und Koordinationszentrum fuumlr Biologische Vielfalt (IBV) S 7 10 23 25 27 31 32 34 35 36 40 43 44 59N HirneisenPicleasecom H Winter Picleasecom S 11 FocalPointFo-toliacom S 41 G EllwangerPicleasecom H Duty Picleasecom

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  • Nationales Fachprogramm zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung pflanzen- genetischer Ressourcen landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Kulturpflanzen Pflanzengenetische Ressourcen in Deutschland
    • Inhalt
    • Vorwort
      • Sehr geehrte Leserinnnen und Leser
        • 1 Einleitung
        • 2 Bedeutung Gefaumlhrdung und Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen
          • 21 Begriffsbestimmungen
          • 22 Bedeutung
          • 23 Zustand und Gefaumlhrdung
          • 24 Erhaltung pflanzen- genetischer Ressourcen
            • 3 Politische und rechtliche Rahmen- bedingungen
              • 31 Internationale Ebene
                • 311 Uumlbereinkommen uumlber die biologische Vielfalt
                • 312 Internationaler Vertrag uumlber pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft
                  • Kommission fuumlr Genetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft der FAO
                    • 313 Globaler Treuhandfonds fuumlr Nutzpflanzenvielfalt
                      • 32 Europaumlische Ebene
                        • 321 EU-Agrarpolitik
                        • 322 Europaumlisches Kooperationsprogramm fuumlr pflanzengenetische Ressourcen
                          • 33 Nationale Ebene
                            • 331 Zugang zu pflanzengenetischen Ressourcen
                            • 332 RechtlicherRahmenfuumlrdas InverkehrbringenvonSaat-und Pflanzgut
                            • 333 AuswirkungendesNaturschutzrechts
                                • 4 Schwerpunkte des Arbeitsprogramms
                                  • 41 Ex-situ-Erhaltung
                                    • Handlungsbedarf
                                    • 411 BundeszentraleGenbankfuumlr landwirtschaftlicheund gartenbaulicheKulturpflanzen
                                      • Handlungsbedarf
                                        • 412 DeutscheGenbankObst
                                          • Handlungsbedarf
                                            • 413 DeutscheGenbankReben
                                              • Handlungsbedarf
                                                • 414 DeutscheGenbankZierpflanzen
                                                  • Handlungsbedarf
                                                    • 415 Genbank fuumlr Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft
                                                      • Handlungsbedarf
                                                        • 416 Implementierung der bdquoEuropaumlischen Genbankldquo (AEGIS) im Rahmen des ECPGR
                                                          • Handlungsbedarf
                                                            • 417 Implementierung des Multilateralen Systems (MLS) des Internationalen Vertrags
                                                              • Handlungsbedarf
                                                                  • 42 In-situ-Erhaltung
                                                                    • 421 On-farm-Bewirtschaftung
                                                                      • 4211 Weiterentwicklung der bdquoRoten Liste der gefaumlhrdeten einheimischen Nutzpflanzenldquo
                                                                        • Handlungsbedarf
                                                                          • 4212 Staumlrkung der On-farm-Erhaltung und -Bewirtschaftung
                                                                            • Handlungsbedarf
                                                                              • 4213 Erhaltung und nachhaltige Nutzung der genetischen Vielfalt im Gruumlnland
                                                                                • Handlungsbedarf
                                                                                  • 4214 Aufbau von Kompetenzzentren
                                                                                    • Handlungsbedarf
                                                                                      • 4215 AufbauvonFortbildungsangeboten imBereichOn-farm-Erhaltung pflanzengenetischerRessourcen
                                                                                        • Handlungsbedarf
                                                                                            • 422 In-situ-ErhaltungvonWildpflanzen fuumlrErnaumlhrungundLandwirtschaft (WEL)
                                                                                              • Handlungsbedarf
                                                                                              • 4221 IdentifizierungvonSchwerpunktarten
                                                                                                • Handlungsbedarf
                                                                                                  • 4222 BestandsstuumltzendeMaszlignahmen
                                                                                                    • Handlungsbedarf
                                                                                                      • 4223 IdentifizierungAufbauundAusweisung bdquogenetischerSchutzgebieteldquo
                                                                                                        • Handlungsbedarf
                                                                                                          • 4224 VerwendunggebietseigenerWildpflanzen inderfreienNatur
                                                                                                            • Handlungsbedarf
                                                                                                              • 43 Nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen
                                                                                                                • 431 WeiterfuumlhrungvonAgrarumwelt- maszlignahmen
                                                                                                                  • Handlungsbedarf
                                                                                                                    • 432 Weiterentwicklungnachhaltiger Nutzungssysteme
                                                                                                                      • Handlungsbedarf
                                                                                                                        • 433 EntwicklungundVerbesserungvon IndikatorenfuumlrdieBestimmungder Gefaumlhrdungvonpflanzengenetischen Ressourcen
                                                                                                                          • Handlungsbedarf
                                                                                                                            • 434 FoumlrderungderEvaluierungund Charakterisierung
                                                                                                                              • Handlungsbedarf
                                                                                                                                • 435 ErschlieszligungvonInnovationspoten- zialenpflanzengenetischerRessourcen durchdieZuumlchtungsforschung
                                                                                                                                  • Handlungsbedarf
                                                                                                                                    • 436 Erweiterungdergenetischen DiversitaumltdurchdenAufbauvon Evolutionsramschen
                                                                                                                                      • Handlungsbedarf
                                                                                                                                        • 437 VermarktungvonbdquoVielfaltsproduktenldquo
                                                                                                                                          • Handlungsbedarf
                                                                                                                                              • 44 Information und Dokumentation
                                                                                                                                                • 441 Auf-undAusbauinstitutioneller Informationsinfrastruktur
                                                                                                                                                  • Handlungsbedarf
                                                                                                                                                    • 442 PortalfuumlrEx-situ-Erhaltungskulturen einheimischerWildpflanzen
                                                                                                                                                      • Handlungsbedarf
                                                                                                                                                        • 443 Auf-undAusbaueinerDokumen- tationsinfrastrukturzwischenBund undLaumlndernfuumlrdenBereichin situ undon farm
                                                                                                                                                          • Handlungsbedarf
                                                                                                                                                            • 444 NationalesInventarbdquoPGRDEUldquo
                                                                                                                                                              • Handlungsbedarf
                                                                                                                                                                • 445 NationaleInformationsinfrastruktur fuumlrCharakterisierungs-undEvaluie- rungsdaten
                                                                                                                                                                  • Handlungsbedarf
                                                                                                                                                                    • 446 Bundesinformationssystem GenetischeRessourcen
                                                                                                                                                                      • Handlungsbedarf
                                                                                                                                                                          • 45 Oumlffentlichkeitsarbeit
                                                                                                                                                                            • Handlungsbedarf
                                                                                                                                                                                • 5 Organisation und Durchfuumlhrung
                                                                                                                                                                                • 6 Abkuumlrzungsverzeichnis
                                                                                                                                                                                • 7 Literatur
                                                                                                                                                                                • 8 Zitierte Gesetzestexte und Mitteilungen
                                                                                                                                                                                • 9 Weiterfuumlhrende Informationen und Adressverzeichnis
                                                                                                                                                                                • Impressum
                                                                                                                                                                                  • Herausgeber
                                                                                                                                                                                  • Stand
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                                                                                                                                                                                  • Gestaltung
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Page 9: Pflanzengenetische Ressourcen in Deutschland - BMEL

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On-farm-Bewirtschaftung als besondere Form der In-situ-Erhaltung ist die Erhaltung und Weiterent-wicklung lokal oder regional angepasster so genannter Landsorten in der Umgebung in der sie ihre besonderen Eigenschaften entwickelt haben d h im landwirtschaftlichen Betrieb im weiteren Sinne

Landsorten sind Populationen oder Klone innerhalb einer Kulturart die durch reproduzierbare Ausprauml-gung ihrer Merkmale definiert sind und sich in der Regel aus mehreren morphologisch oder physiolo-gisch voneinander abweichenden Typen zusammensetzen die sich laufend an die natuumlrlichen Umwelt-bedingungen ihrer Region anpassen

Erhaltungssorten im Sinne des Saatgutrechts sind Sorten von landwirtschaftlichen Arten und Gemuuml-searten die traditionell in bestimmten Gebieten (Ursprungsregionen) angebaut wurden an die natuumlr-lichen oumlrtlichen und regionalen Umweltbedingungen angepasst von genetischer Erosion bedroht und hinsichtlich der Erhaltung von pflanzengenetischen Ressourcen bedeutsam sind

Amateursorten im Sinne des Saatgutrechts sind Sorten von Gemuumlsearten die an sich ohne Wert fuumlr den Anbau zu kommerziellen Zwecken sind und die fuumlr den Anbau unter besonderen klimatischen boden- oder agrotechnischen Bedingungen gezuumlchtet wurden

22 Bedeutung

Von der Landnutzung in Deutschland entfaumlllt etwas mehr als die Haumllfte auf die Landwirtschaft ndash unsere agrarisch gepraumlgten Kulturlandschaften Die dort angebauten oder genutzten Kulturpflanzen haben aufgrund der damit erzeugten Produkte eine erheb-liche oumlkonomische Bedeutung ihre Nutzung bietet vielen Menschen in Deutschland Nahrung Beschaumlf-tigung und Einkommen Kulturlandschaften haben aufgrund ihrer Ausdehnung bei uns als Lebensraumlume fuumlr Pflanzen und Tiere einen hohen oumlkologischen Stellenwert

Der groumlszligte Teil der heute vorhandenen genetischen Vielfalt unserer Nutzpflanzen entstand durch staumln-dige Auslese und Weiterentwicklung im Rahmen der landwirtschaftlichen Produktion damit ist die da-durch entstandene Vielfalt in Form von angepassten Kulturpflanzenarten und -sorten sowie des Wissens uumlber Anbau Vermehrung und Nutzung auch Teil unseres kulturellen Erbes

Uumlber den aktuellen oumlkonomischen Nutzen hinaus stellt die Vielfalt der genutzten und nutzbaren Pflan-zen aufgrund der Vererbbarkeit ihrer Eigenschaf-ten zudem eine wertvolle Ressource fuumlr zukuumlnftige Nutzungen und eine Grundlage fuumlr Innovationen und erweiterte wirtschaftliche Aktivitaumlten dar Auch eine Anpassung an veraumlnderte Rahmenbedingungen wie Klimaveraumlnderungen oder veraumlnderte Nachfra-ge koumlnnen den Ruumlckgriff auf pflanzengenetische

Ressourcen erfordern Die Vielfalt ist eine grundle-gende Voraussetzung fuumlr zukuumlnftige Nutzungen und zuumlchterischen Fortschritt Einmal verloren gegangene biologische Vielfalt ist nicht wieder herstellbar Aus diesem Grunde ist in besonderer Weise Vorsorge geboten

Daruumlber hinaus sind kulturelle und aumlsthetische Werte zu beruumlcksichtigen Bei den Zierpflanzen haben letz-tere auch unmittelbar groszlige oumlkonomische Bedeutung erlangt Traditionelle Arten oder alte Sorten von Kulturpflanzen zeugen von den kulturellen Leis-tungen fruumlherer Generationen und der historischen Entwicklung des Land- und Gartenbaus in einer Region Traditionelle Formen der agrarisch gepraumlgten Kulturlandschaften haben zudem einen besonderen Erlebnis- oder Erholungswert der unter dem Stich-wort bdquoDiversifizierung der Land- und Forstwirtschaftldquo regional wiederum oumlkonomische Bedeutung als Standortfaktor erlangt

AnbauverschiedenerSalatsorten

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23 Zustand

und Gefaumlhrdung

Die Ausgangslage hinsichtlich Zustand und Gefaumlhr-dung landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Kul-turen sowie fuumlr den Weinbau werden in der Agrobio-diversitaumltsstrategie des BMEL beschrieben Weitere Informationen zu landwirtschaftlichen Nutzpflanzen Gruumlnlandpflanzen Gemuumlse Obstkulturen Zierpflan-zen Sonderkulturen und potentiell nutzbaren Wild-pflanzen finden sich im zweiten Nationalen Bericht uumlber Pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft in Deutschland aus dem Jahr 20083 Die Nationalen Berichte bildeten auch die Grundlage fuumlr den zweiten Weltzustandsbericht uumlber pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft der FAO4

Auch wenn sich einige Arten infolge gezielter Erhal-tungsmaszlignahmen erholen konnten ist insgesamt die Vielfalt der genutzten Arten und teilweise auch die genetische Vielfalt innerhalb der Arten stark ruumlck-laumlufig Der Ruumlckgang ging einher mit einer regional unterschiedlich ausgepraumlgten Intensivierung der Landwirtschaft und der Nutzungsaufgabe von er-tragsarmen Standorten Die Gefaumlhrdung der heimi-schen Nutzpflanzenvielfalt soll zukuumlnftig vor allem durch die Weiterentwicklung der bdquoRoten Liste der gefaumlhrdeten einheimischen Nutzpflanzenldquo (s Kapitel 4211) besser dokumentiert werden

Fast ein Drittel der landwirtschaftlichen Nutzflaumlche nimmt das Gruumlnland ein Es gehoumlrt mit seinem Arten-reichtum zu den wertvollsten Agraroumlkosystemen und leistet damit neben seinem Beitrag zur landwirt-schaftlichen Produktion auch wichtige Dienste als Oumlkosystem Auch bei intensiv genutztem Gruumlnland ist ein Ruumlckgang des Artenreichtums zu verzeichnen Um moumlglichst umfassende Informationen uumlber den Artenreichtum von Gruumlnlandstandorten zu erhalten ist es zunaumlchst notwendig entsprechende Indikator- oder Kennarten zu bestimmen um dann eine Auf-nahmemethode zur Identifikation der unterschiedli-chen Gruumlnlandformen festzulegen

24 Erhaltung pflanzen-

genetischer Ressourcen

Die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft erfolgt durch zwei grundsaumltzlich unterschiedliche Wege die sich jedoch ergaumlnzen Die Ex-situ- und die In-situ-ErhaltungDie Ex-situ-Erhaltung in Deutschland erfolgt v a in Genbanken Botanischen Gaumlrten und sonstigen Institutionen Waumlhrend bei der Arbeit in den Bota-nischen Gaumlrten primaumlr die globale Artenvielfalt fuumlr Forschungs- und Ausbildungszwecke im Vordergrund steht raumlumen die Genbanken vor allem der innerart-lichen Variabilitaumlt unserer Kulturarten Prioritaumlt ein Von den deutschen Genbanken betreut die zentrale Kulturpflanzengenbank Deutschlands am Leibniz-Institut fuumlr Pflanzengenetik und Kulturpflanzenfor-schung (IPK) eine sehr artenreiche Sammlung die Ak-zessionen von uumlber 3200 Arten umfasst wobei auch hier bezogen auf die Anzahl der Muster der Samm-lungsschwerpunkt bei wenigen landwirtschaftlich be-deutenden Arten (v a Getreide) liegt Diese Genbank gehoumlrt zu den weltweit groumlszligten Sammlungen

Acker-Rittersporn(Consolida regalis)Einepotenziellnutzbare

WildpflanzefuumlrErnaumlhrungundLandwirtschaft(WEL)

3 httpwwwgenresdefileadminSITE_GENRESdownloadsschriftenreiheagrobiodiversitaet_band_29pdf4 httpwwwfaoorgdocrep013i1500ei1500e00htm

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Bluumlhende Streuobstwiese

Da die Erhaltung einiger Kulturen wie Obst Gehoumllze und Zierpflanzen nicht in den Aufgabenbereich der IPK-Genbank faumlllt ist die Etablierung weiterer spezi- alisierter Genbanken bzw Genbanknetzwerke not- wendig (siehe Kapitel 41) Ergaumlnzend bieten sich auch die Botanischen Gaumlrten fuumlr die Erhaltung genetischer Ressourcen an die gleichzeitig alte Sorten wie auch Wildarten und Wildformen von Kulturarten am na- tuumlrlichen Standort als auch ex situ erhalten koumlnnen Aber auch Erhaltungsinitiativen und sonstige Insti-tutionen einschlieszliglich Privatpersonen die speziali-sierte Sammlungen mit wenigen oder nur einer Art unterhalten koumlnnen in diese Erhaltungsaktivitaumlten einbezogen werden Zur besseren Koordination dieser Sammlungsaktivitaumlten werden derzeit Erhaltungs-infrastrukturen in Form von Genbanknetzwerken etabliert bzw weiter ausgebaut (Naumlheres hierzu siehe wwwgenresde)

Traditionell sind der Schutz und die Erhaltung in situ Schwerpunktaktivitaumlten des Naturschutzes Die Arten bleiben in ihren Oumlkosystemen den dynamischen Prozessen der Evolution ausgesetzt Die notwendige Anpassung durch natuumlrliche Selektion an wechseln-de Umwelteinfluumlsse ist so gewaumlhrleistet Mit unse-ren Kulturarten verwandte Wildpflanzen (crop wild

relatives ndash CWR) und aktuell oder potenziell nutzbare Wildarten stellen mit mehr als 2800 Arten als so-genannte Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Land-wirtschaft (WEL) einen beachtlichen Anteil unserer heimischen Flora (ca 3500 Arten) WEL leisten einen wichtigen Beitrag zur Erweiterung der genetischen Basis und sind damit fuumlr die Pflanzenzuumlchtung eine wertvolle Quelle neuer Eigenschaften In der nach-haltigen landwirtschaftlichen und gartenbaulichen Pflanzenproduktion werden heute leistungsfaumlhige und gesunde Sorten mit ausgepraumlgten Qualitaumlts-eigenschaften und guter Widerstandsfaumlhigkeit gegen Pflanzenkrankheiten und Schaumldlinge benoumltigt

Eine besondere Form der In-situ-Erhaltung ist die On-farm-Bewirtschaftung Erhaltungsinitiativen aber auch einige Betriebe des oumlkologischen Landbaus bauen alte regional angepasste Sorten (so genannte Landsorten) an Beim Erhalt gartenbaulicher Kul-turpflanzen und Sonderkulturen kann ebenfalls die traditionelle Nutzung in Gaumlrten sehr wichtig sein

Die Erhaltung und nachhaltige Nutzung genetischer Ressourcen gehoumlrt zu den wichtigen Zukunftsaufgaben von Bundes- und Landesregierungen Deutschlands

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3 Politische und rechtliche Rahmen- bedingungen

31 Internationale Ebene

311 Uumlbereinkommen uumlber die biologische Vielfalt

Das 1992 in Rio de Janeiro von der Voumllkergemein-schaft beschlossene Uumlbereinkommen uumlber die biolo-gische Vielfalt (Convention on Biological Diversity ndash CBD) verpflichtet die Vertragsstaaten zur langfris-tigen Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der auf ihrem Hoheitsgebiet vorkommenden biologischen Vielfalt Es enthaumllt auch Bestimmungen uumlber den Zugang zu genetischen Ressourcen und der Teilha-be an den sich aus der Nutzung dieser Ressourcen ergebenden Vorteile (siehe hierzu auch Kapitel 331) Deutschland ist seit 1993 Vertragspartei der CBD (Ge-setz zu dem Uumlbereinkommen vom 5 Juli 1992 uumlber die biologische Vielfalt (BGBI II 1993 1741))

Ein wichtiger Erfolg des CBD-Prozesses war die Ver-abschiedung der Bonner Leitlinien uumlber den Zugang zu genetischen Ressourcen und die gerechte und ausgewogene Beteiligung an den Vorteilen aus ihrer Nutzung im Jahr 2002 Mit der Verabschiedung des sogenannten Nagoya-Protokolls auf der 10 Vertrags-staatenkonferenz unter voller Beruumlcksichtigung be-reits bestehender internationaler Regelungen wurden die Grundlagen fuumlr kuumlnftige Regelungen zu Zugang und Vorteilsausgleich geschaffen

Fuumlr den Schutz die Erhaltung und nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen ist daruumlber hinaus die 2002 im Rahmen der CBD verabschiede-te Globale Strategie zum Erhalt der Pflanzenvielfalt (Global Strategy for Plant Conservation ndash GSPC) von Bedeutung Sie stellt ein Instrument dar um das 2010-Ziel (signifikante Verminderung des Verlusts an biologischer Vielfalt) welches durch die Staats- und Regierungschefs anlaumlsslich des Weltgipfels fuumlr nach-haltige Entwicklung (World Summit on Sustainable Development) 2002 beschlossen wurde zu erreichen Alle Vertragsstaaten der CBD sind aufgefordert die GSPC bei der Erarbeitung von nationalen Strategien

und Programmen zu beruumlcksichtigen Auf der 10 Vertragsstaatenkonferenz der CBD im Oktober 2010 in Nagoya Japan wurde eine uumlberarbeitete GSPC beschlossen Die GSPC umfasst 16 konkrete Ziele in 5 Handlungsbereichen (I) Erfassung und Dokumen-tation (II) Erhaltung (III) Nachhaltige Nutzung (IV) Foumlrderung von Bildung und Bewusstsein uumlber die Pflanzenvielfalt und (V) Schaffung von fachlichen Kapazitaumlten zu deren Erhaltung In einem For-schungs- und Entwicklungsvorhaben des BfN mit den Botanischen Gaumlrten der Universitaumlt Bonn (2005ndash2008) wurden Vorschlaumlge zu Umsetzungserfordernissen der GSPC in Deutschland erarbeitet Die im Rahmen dieses Vorhabens geleistete Luumlckenanalyse und Erar-beitung von Handlungsprioritaumlten unterstuumltzen seit Beendigung des Projekts die Umsetzung einzelner Ziele durch betroffene Akteure in Deutschland

Delegierte verhandeln die internationalen Rahmenbedingungen fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen

5 Planta Europa ist ein Netzwerk unabhaumlngiger Regierungs- und Nicht-Regierungs-Organisationen die fuumlr den Schutz der europaumlischen Flora zusammenarbeiten (wwwplantaeuropaorg)

Eine weitere Grundlage bilden auch die detaillierte-ren Anforderungen der Europaumlischen Strategie zur Erhaltung der Pflanzen (European Plant Conserva-tion Strategy ndash EPCS) Die EPCS wurde von Planta Europa5 und dem Europarat entwickelt und stellt die Ziele der GSPC in einen europaumlischen Zusammen-hang Sie enthaumllt 42 klare Ziele fuumlr Europa mit der die in der GSPC definierten 16 Ziele bis Mitte 2010 um-gesetzt werden sollen Im Jahre 2007 wurde die EPCS uumlberpruumlft und weiter mit der GSPC harmonisiert Die neue Europaumlische Strategie (European Strategy for

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Plant Conservation ndash ESPC) gilt jetzt von 2008 ndash 2014 und untersetzt jedes der 16 Ziele der GSPC mit spezi-fischen europaumlischen Zielen die teilweise von hoher Relevanz fuumlr das vorliegende Fachprogramm sind (z B ESPC Ziel 91 Establishment of 25 European crop wild relative genetic reserves covering the major hot-spots of species and genetic diversity) Die Umsetzung der ESPC wird von Planta Europa koordiniert

312 Internationaler Vertrag uumlber pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

Auf internationaler Ebene trat das wichtigste Abkom-men zur Erhaltung und Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft der Internationale Vertrag uumlber pflanzengenetische Res-sourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (ITPGR) im Jahr 2004 in Kraft (vgl wwwplanttreatyorg) Der Vertrag ist als zustimmungspflichtiges Bundesgesetz ratifiziert worden61

Die Vertragsstaaten des ITPGR verpflichten sich pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft langfristig zu erhalten und nachhal-tig zu nutzen sie verpflichten sich zudem bei ihren Erhaltungsbemuumlhungen zur gegenseitigen Unterstuumlt-zung und internationalen Zusammenarbeit Ein zent-rales Element des ITPGR ist ein Multilaterales System (MLS) aus dem pflanzengenetische Ressourcen unter erleichterten Bedingungen mit Hilfe eines bdquoStandard Material Transfer Agreements (SMTA)ldquo fuumlr eine Nut-zung verfuumlgbar gemacht werden Uumlber dieses SMTA werden im ITPGR unter den jeweiligen Bedingungen entweder obligatorische oder freiwillige Zahlungen in den sogenannten bdquoBenefit Sharing (BS) Fundldquo des ITPGR eingenommen Der BS-Fund foumlrdert daraus Projekte in Entwicklungslaumlndern und Laumlndern mit Uumlbergangswirtschaften soweit sie Vertragsstaaten des ITPGR sind

Ferner erkennt der ITPGR die Rechte der Bauern (Farmerslsquo Rights) durch Anerkennung des Beitrags den die ortsansaumlssigen und eingeborenen Gemein-schaften und Bauern zur Erhaltung und Entwicklung pflanzengenetischer Ressourcen geleistet haben und weiter leisten an

Deutschland ratifizierte den ITPGR im Jahr 2004 und seine Umsetzung auf nationaler Ebene ist zwischen-zeitlich weit fortgeschritten BMEL ist federfuumlhrendes Ressort und nationale Kontaktstelle (Focal Point) fuumlr den Vertrag Die relevanten Akteure wurden aufge-fordert pflanzengenetische Ressourcen fuumlr das MLS bereitzustellen und fuumlr die Abgabe von Material dieser pflanzengenetischen Ressourcen das SMTA zu verwenden Zur besseren Information aller Ak-teure wurde eine deutsche Sprachversion des SMTA (rechtlich guumlltig ist nur die englische Textversion) in Abstimmung mit Oumlsterreich und der Schweiz erstellt und mit weiteren erlaumluternden Informationsmateri-alien u a auf der Internetseite des BMEL eingestellt Deutsche Einrichtungen haben seit 2008 insgesamt ca 108000 Genbankmuster in das MLS eingebracht Die Muster des MLS sind im Nationalen Inventar zu Pflanzengenetischen Ressourcen PGRDEU6 entspre-chend gekennzeichnet so dass eine gezielte Online-Recherche nach Material welches aus Deutschland fuumlr das MLS bereitgestellt wird moumlglich ist

Die weitere Unterstuumltzung des ITPGR ist ein wesentli-ches Element der deutschen Agrobiodiversitaumltsstrategie

6 httppgrdeugenresde61 Gesetz zu dem befristeten Vertrag vom 3 November 2001 uumlber pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft BbBI II 2003 906

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Kommission fuumlr Genetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft der FAO

Eine fuumlhrende Rolle in der internationalen Zusammenarbeit zu genetischen Ressourcen hat die Kommission fuumlr Genetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft der FAO (Com-mission on Genetic Resources for Food and Agri-culture ndash CGRFA) Dabei handelt es sich um eine zwischenstaatliche Regierungskommission die die FAO-Konferenz in Fragen der Agrobiodiversi-taumlt einschlieszliglich der genetischen Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft beraumlt Die CGRFA wurde 1983 gegruumlndet und hat z Z 172 Staaten und die EU als Mitglieder Sie ist zustaumlndig fuumlr genetische Ressourcen der Nutzpflanzen Nutztie-re Forstpflanzen aquatische genetische Res-sourcen Mikroorganismen und Wirbellose sowie Querschnittsfragen wie beispielsweise Zugang zu genetischen Ressourcen und gerechter Vor-teilsausgleich Biotechnologie zur Sicherung und Nutzung der genetischen Ressourcen Monitoring und Indikatoren oder oumlkosystemare Ansaumltze

Die CGRFA hat ein rollendes 10-jaumlhriges Ar-beitsprogramm (Multi-Year Programme of Work ndash MYPOW) zu den genetischen Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft aller Berei-che In diesem Rahmen wurde auch der zweite Weltzustandsbericht uumlber pflanzengenetische Ressourcen erstellt und basierend darauf der Globale Aktionsplan fuumlr Erhaltung und nachhal-tige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft uumlberarbeitet Mit dem Globalen Aktionsplan werden weltweite Erhaltungsansaumltze abgestimmt und uumlbergeordne-te Ziele vereinbart Die Fertigstellung des dritten Weltzustandsbericht uumlber pflanzengenetische Ressourcen ist fuumlr 2019 geplant Deutschland beteiligt sich aktiv an der Arbeit der CGRFA

313 Globaler Treuhandfonds fuumlr Nutzpflanzenvielfalt

Der Globale Treuhandfonds fuumlr Nutzpflanzenvielfalt (Global Crop Diversity Trust ndash GCDT) wurde 2004 als eigenstaumlndige internationale Organisation gegruumln-det (s wwwcroptrustorg) Er hat die Aufgabe die

dauerhafte Erhaltung und Verfuumlgbarkeit pflanzen-genetischer Ressourcen sicherzustellen um eine nachhaltige Landwirtschaft und die Sicherheit der Nahrungsmittelversorgung zu unterstuumltzen Dazu verfolgt er international vereinbarte wissenschaftlich fundierte Strategien zur Erhaltung pflanzengeneti-scher Ressourcen die darauf abzielen ein effizien-tes globales Ex-situ-Erhaltungssystem fuumlr wichtige Fruchtarten aufzubauen Von einer derart verbes-serten internationalen Zusammenarbeit sowie einer Effizienz- und Qualitaumltssteigerung bei der Ex-situ-Erhaltung werden kuumlnftig auch nationale Erhalter und Nutzer dieser pflanzengenetischen Ressourcen profitieren

Annual Report 2010

Jahresbericht des Globalen Treuhandfonds fuumlr Nutzpflanzenvielfalt

Diese Strategien werden vor allem abgestimmt mit dem Internationalen Vertrag uumlber pflanzengeneti-sche Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (ITPGR) und der FAO-Kommission fuumlr genetische Ressourcen Da der Fonds somit auch Aufgaben im Rahmen des ITPGR uumlbernimmt ist er ein wichtiger Teil des Finanzierungskonzepts des ITPGR

In Uumlbereinstimmung mit der Agrobiodiversitaumltsstra-tegie des BMEL sowie dem Fachprogramm von 2002 hat Deutschland zum Stiftungskapital des GCDT in den Jahren 2006ndash2010 insgesamt 75 Millionen Euro beigetragen Deutsche Experten leiteten auszligerdem die Erarbeitung der globalen Erhaltungsstrategie fuumlr Hafer (Avena) und waren an der Erarbeitung der Stra-tegie fuumlr Erdbeere (Fragaria) beteiligt

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32 Europaumlische Ebene

321 EU-Agrarpolitik

Die durch die Gemeinsame Agrarpolitik der EU (GAP) gesetzten Rahmenbedingungen fuumlr eine nach-haltige Landwirtschaft sind in den letzten Jahren deutlich verbessert worden Mit der sogenannten Gesundheitsuumlberpruumlfung (bdquohealth checkldquo) der GAP im November 2008 beschloss der EU-Agrarministerrat die Landwirtschaft bei der Bewaumlltigung der neuen Herausforderungen zu denen neben dem Klimawan-del auch die biologische Vielfalt zaumlhlen staumlrker zu unterstuumltzen und die Beschluumlsse der Agrarreform von 2003 entsprechend weiterzuentwickeln Die Agrarum-weltmaszlignahmen sind ein wesentliches Instrument zur Erreichung dieser Ziele der GAP Rechtsgrund-lage fuumlr die Foumlrderung der Agrarmaszlignahmen ist die Verordnung (EG) Nr 16982005 uumlber die Foumlrderung der Entwicklung des laumlndlichen Raums (ELER-Ver-ordnung) Die Umsetzung erfolgt uumlber entsprechende Programme der Bundeslaumlnder Im Rahmen der von Bund und Laumlndern getragenen Gemeinschaftsaufga-be bdquoVerbesserung der Agrarstruktur und des Kuumls-tenschutzesldquo (GAK) unterstuumltzt auch der Bund die Agrarumweltmaszlignahmen Daruumlber hinaus werden von den Laumlndern spezifische Foumlrdermaszlignahmen im Bereich des Vertragsnaturschutzes durchgefuumlhrt

Daneben existieren verschiedene Aktionsplaumlne der EU mit Relevanz fuumlr den Erhalt der Agrobiodiversi-taumlt7 Zur Fortfuumlhrung des Aktionsplans zur Eindaumlm-mung des Verlusts der biologischen Vielfalt von 2006 hat die EU-Kommission mit ihrer Mitteilung vom 3 Mai 2011 eine Biodiversitaumltsstrategie der EU bis zum Jahr 2020 vorgelegt81

Mit der Verordnung uumlber ein Gemeinschaftspro-gramm zur Sammlung Erhaltung Charakterisie-rung und Nutzung genetischer Ressourcen der Landwirtschaft (VO (EG) Nr 8702004) wurden seit 2004 EU-weit fuumlr zehn Mio Euro entsprechende Pro-jekte gefoumlrdert Die Verordnung die nach Verausga-bung der Foumlrdermittel faktisch ausgelaufen ist wird 2012 evaluiert Deutschland setzt sich zusammen mit anderen Mitgliedstaaten fuumlr eine Fortfuumlhrung bei entsprechender Mittelaufstockung ein

Fuumlr die Fortfuumlhrung der GAP bis 2020 zeichnet sich auch weiterhin eine in zwei Saumlulen gegliederte Politik ab Diese soll insgesamt ihre Beitraumlge zu den Zielen der Strategie bdquoEuropa 2020ldquo und zu Umweltzielen erhoumlhen Dafuumlr fordert die Europaumlische Kommission eine bdquogruumlnereldquo erste Saumlule wobei die landwirtschaft-lichen Direktzahlungen nur dann in voller Houmlhe gewaumlhrt werden sollen wenn die Landwirte be-stimmte umweltbezogene Maszlignahmen durchfuumlhren Fuumlr die zweite Saumlule fordert die Kommission eine Ausrichtung auf die Schwerpunkte Wettbewerb und Innovation Klimawandel und Umwelt8 Dazu zaumlhlt sie u a die Erhaltung und Verbesserung von Oumlkosys-temen die von der Land- und Forstwirtschaft abhaumln-gen Hierdurch werden sich auch Auswirkungen auf die Foumlrderung im Bereich der Agrobiodiversitaumlt und damit auch auf die Rahmenbedingungen fuumlr Teile des Nationalen Fachprogramms ergeben deren Ausmaszlig zum derzeitigen Stand aber noch nicht absehbar ist

Fuumlr Forschung und Innovation werden von der EU-Kommission im Zeitraum 2007ndash2013 rund 60 Mrd Euro zur Verfuumlgung gestellt davon rund 50 Mrd Euro fuumlr das 7 Forschungsrahmenprogramm mittlerwei-le das weltweit groumlszligte Forschungsfoumlrderprogramm Foumlrdermoumlglichkeiten bestehen im Rahmen der regelmaumlszligigen Ausschreibungen v a im spezifischen Programm bdquoZusammenarbeitldquo (Forschungsbereich Le-bensmittel Landwirtschaft Fischerei und Biotechno-logie) sowie im spezifischen Programm bdquoKapazitaumltenldquo (Forschungsinfrastrukturen)

Fuumlr Futterpflanzen und viele weitere Kulturpflanzen des Acker-landes und der Gaumlrten bildet extensives Gruumlnland den Lebensraum ihrer verwandten Wildarten

7 Mitteilung der Kommission an den Rat und das Europaumlische Parlament - Aktionsplan zur Erhaltung der Biologischen Vielfalt in der Landwirtschaft KOM20010162 endg und MITTEILUNG DER KOMMISSION EINDAumlMMUNG DES VERLUSTS DER BIOLOGISCHEN VIELFALT BIS ZUM JAHR 2010 ndash UND DARUumlBER HINAUS KOM(2006) 216 endg8 Mitteilung der Kommission an das Europaumlische Parlament den Rat den Europaumlischen Wirtschafts- und Sozialausschuss und den Ausschuss der Regionen ndash Die GAP bis 2020 Nahrungsmittel natuumlrliche Ressourcen und laumlndliche Gebiete ndash die kuumlnftigen Herausforderungen KOM (2010) 672581 (vollstaumlndige Bezeichnung)

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Wiese mit blau bluumlhenden Lupinen

322 Europaumlisches Kooperationsprogramm fuumlr pflanzengenetische Ressourcen

Um die langfristige In-situ- und Ex-situ-Erhaltung von pflanzengenetischen Ressourcen in Europa auf einer arbeitsteiligen Basis zu erleichtern und deren Nutzung in Europa zu verbessern wurde das Europauml-ische Kooperationsprogramm fuumlr pflanzengenetische Ressourcen (European Cooperative Programme for Plant Genetic Resources - ECPGR) ins Leben gerufen Es beruht im Wesentlichen auf der Zusammenarbeit von Institutionen in den derzeit 42 Mitgliedsstaaten und finanziert sich uumlber deren Beitraumlge Weitere Ziele des ECPGR sind die Foumlrderung der Zusammenarbeit auf allen Akteursebenen (oumlffentliche Einrichtungen Erhaltungsinitiativen Zuumlchtungsunternehmen etc) auch in Form gemeinsamer Projekte und Oumlffent-lichkeitsarbeit Letztlich stellt das ECPGR damit die zentrale europaumlische Plattform fuumlr die technische Zusammenarbeit innerhalb Europas und mit anderen Regionen bzw regionalen und internationalen Initia-tiven oder Programmen dar

Das ECPGR gliedert sich in arten- oder themenspe-zifische Netzwerke Die Arbeit in den Netzwerken wird von Arbeits- und Projektgruppen durchgefuumlhrt Deutsche Vertreter wirken in allen Arbeits- und

Projektgruppen mit Zudem werden die zentralen europaumlischen fruchtartspezifischen Datenbanken fuumlr Avena Beta Hordeum Minor Leafy Vegetable Poa und Vitis zur Zeit von deutschen Institutionen betrieben

Die deutsche Mitarbeit im Kooperationsprogramm wird von der Expertengruppe bdquoECPGRldquo des BEKO koordiniert Sie bereitet zu bevorstehenden Treffen den nationalen Beitrag vor berichtet uumlber die Ergeb-nisse und traumlgt zur Weiterentwicklung des ECPGR bei Ferner beraumlt diese Expertengruppe den BEKO im Hin-blick auf fruchtart- und themenspezifische FragenDie Weiterentwicklung des ECPGR ist eines der Ziele der Agrobiodiversitaumltsstrategie des BMEL Deutsch-land unterstuumltzt deshalb im Rahmen der ECPGR-Ko-operation die Umsetzung und Weiterentwicklung des Europaumlischen Suchkatalogs fuumlr pflanzengenetische Ressourcen (European Plant Genetic Resources Search Catalogue ndash EURISCO) EURISCO ist ein internetba-sierter Suchkatalog der Informationen uumlber Ex-situ-Sammlungen in ganz Europa liefert Er umfasst derzeit sogenannte Passportdaten dh Informatio-nen die ein Muster eindeutig beschreiben (zB Artzu-gehoumlrigkeit Sortenname Ursprungsland erhaltende Einrichtung etc) von mehr als 11 Millionen Mustern pflanzlicher Vielfalt die in ca 240 europaumlischen Instituten in 38 Laumlndern erhalten werden Eines der Hauptelemente von EURISCO ist ein Netzwerk nati-onaler Kontaktstellen die fuumlr das jeweilige nationale Inventar und den Datenfluss zwischen dem natio-nalen Inventar und EURISCO zustaumlndig sind Jedes Land traumlgt die volle Verantwortung fuumlr die Verfuumlg-barkeit und Richtigkeit seiner eigenen Daten sowie fuumlr die regelmaumlszligige Aktualisierung der Daten des nationalen Inventars in EURISCO Derzeit haben 40 Laumlnder eine nationale Kontaktstelle benannt und 31 nationale Inventare wurden in EURISCO integriert Die Bedingungen fuumlr die Zusammenarbeit wurden in einer Vereinbarung festgelegt die zwischen Bioversity International9 und den nationalen Kontaktstellen fuumlr die nationalen Inventare in Deutschland dem Infor-mations- und Koordinationszentrum fuumlr Biologische Vielfalt der BLE abgeschlossen wurde Eine weitere wichtige Aufgabe des ECPGR die von Deutschland ebenfalls maszliggeblich unterstuumltzt wird ist der Auf-bau der bdquoEuropaumlischen Genbankldquo AEGIS (A European Genebank Integrated System) mit der die Erhaltungs-infrastruktur fuumlr pflanzengenetische Ressourcen in Europa effizienter gestaltet werden soll

9 Bioversity International ist die internationale Forschungsorganisation zur Agrobiodiversitaumlt mit Sitz in Maccarese bei Rom Italien

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Organisationsstruktur des ECPGR mit seinen Netzwerken Arbeitsgruppen und Task Forces der Phase VIII (2009ndash2013)

Leistungsgremium

Sekretariat

Netzwerk Netzwerk Netzwerk Netzwerk Netzwerk NetzwerkGetreide Futterpflanze

Kulturpflanzennetzwerke Thematische Netzwerke

Obst Oumlle und eiweiszligshyliefernde Pflanzen

Zuckershy Staumlrkeshy und Faserpflanzen

Gemuumlse

Arbeitsgruppen Arbeitsgruppen Arbeitsgruppen Arbeitsgruppen Arbeitsgruppen Arbeitsgruppenmiddot Hafermiddot Gerstemiddot Weizen

middot Futtershypflanzen

middot MalusPyrusmiddot Prunusmiddot Weinrebe

middot Koumlrnershy leguminosen

middot Ruumlbenmiddot Faserpflanzen

(FlachsHanf)middot Heilshy und Geshy

wuumlrzpflanzenmiddot Kartoffel

middot Alliummiddot Brassicamiddot Kuumlrbissemiddot Blattgemuumlsemiddot Umbellifera

Netzwerk- koordinierungs-

gruppe

Netzwerkkoordinierungsgruppe

Netzwerkkoordinierungsgruppe

Netzwerkkoordinierungsgruppe

Netzwerk- koordinierungs-

gruppe

Netzwerk- koordinierungs-

gruppe

Netzwerk- koordinierungs-

gruppe

Netzwerk- koordinierungs-

gruppe

Netzwerk- koordinierungs-

gruppe

Dokumentations- und Informationsnetzwerk

Netzwerk In-Situ und On-farm-Erhaltung

Netzwerk interregionale Zusammenarbeit

middot Kontaktstellen fuumlr die nationalen Inventaremiddot Manager der europaumlischen zentralen Kulturdatenbanken

middot Arbeitsgruppe Erhaltung von Wildarten in Genetischen Reservatenmiddot Arbeitsgruppe OnshyfarmshyErhaltung und shyManagement

33 Nationale Ebene

Die Erhaltung und nachhaltige Nutzung genetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft ist eine uumlbergreifende Aufgabe der Bundesregierung von hoher Bedeutung Als Vertragsstaat des Uumlbereinkommens uumlber die biologische Vielfalt und des Internationalen Vertrags uumlber pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Er-naumlhrung und Landwirtschaft verpflichtet sich Deutsch-land diese Ressourcen langfristig zu erhalten und nachhaltig zu nutzen Innerhalb der Bundesregierung liegt die Zustaumlndigkeit fuumlr die Erhaltung und nachhalti-ge Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen land- und gartenbaulicher Kulturpflanzen beim BMEL

Mit der Erarbeitung der Strategie des BMEL fuumlr die

Erhaltung und nachhaltige Nutzung der biologi-schen Vielfalt fuumlr die Ernaumlhrung Land- Forst- und Fischereiwirtschaft im Jahr 2007 (kurz Agrobiodi-versitaumltsstrategie) wurde die Erhaltung genetischer Ressourcen in ein uumlbergreifendes Konzept zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der Agrobiodi-versitaumlt eingebettet Diese Strategie ergaumlnzt die vom Bundeskabinett beschlossene nationale Strategie fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der biologi-schen Vielfalt Die Bedeutung genetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft wird auch in der Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung betont

Als uumlbergreifende Aufgabe wird auch die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen von mehreren Politik- und Rechtsbereichen erfasst vor allem von

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der Agrar- und der Umwelt- und Naturschutzpolitik Aber auch die Forschungspolitik ist fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung genetischer Ressourcen von groszliger Bedeutung

Regionale Produkte werden haumlufig auf Wochenmaumlrkten verkauft

Innerhalb des foumlderalen Systems ist der Bund fuumlr die Erhaltung und Nutzung genetischer Ressourcen insoweit zustaumlndig als er von seiner Gesetzgebungs-kompetenz im Rahmen der konkurrierenden Gesetz-gebung zur Foumlrderung der land- und forstwirtschaft-lichen Erzeugung sowie zur Sicherung der Ernaumlhrung Gebrauch macht Darunter fallen fuumlr die landwirt-schaftlichen Nutzpflanzenarten u a das Saatgutver-kehrsgesetz mit den dazu erlassenen Verordnungen die das Inverkehrbringen von Saat- und Pflanzgut und die Zulassung von Pflanzensorten regeln Von Relevanz sind weiterhin auch Regelungen zum Schutz des geistigen Eigentums (z B Sortenschutz siehe Kapitel 332) Aus der Zustaumlndigkeit des Bundes fuumlr die auswaumlrtigen Beziehungen ergeben sich in Bezug auf EU-Programme oder internationale Programme und Vereinbarungen auch Koordinierungsaufgaben

Zustaumlndigkeiten ergeben sich zudem aus der ge-meinschaftlichen Foumlrderung von Einrichtungen und Vorhaben der Forschung von gesamtstaatlicher und uumlberregionaler Bedeutung durch Bund und Laumlnder

Fuumlr die Durchfuumlhrung der Taumltigkeiten zur Erhaltung von pflanzengenetischen Ressourcen einschlieszliglich Forschung Schulung und Ausbildung und die regio-nale Umsetzung und Ausgestaltung der durch die EU und den Bund vorgegebenen politischen Rahmenbe-dingungen sind in Deutschland die Laumlnder verant-wortlich Weiterhin ergeben sich im Zusammenhang mit der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung fuumlr die Laumlnder innerstaatliche Verpflichtungen aus dem Internationalen Vertrag uumlber pflanzengenetische Res-sourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft sowie aus dem Uumlbereinkommen uumlber die biologische Vielfalt Gleichzeitig wirken die Laumlnder bei der Formulierung dieser Rahmenbedingungen mit und entwickeln zu-saumltzliche eigene Maszlignahmen Vertreter der Laumlnderre-ferenten fuumlr Acker- und Pflanzenbau Extensivierung Gartenbau Weinbau und die Laumlnder-Arbeitsgemein-schaft Naturschutz arbeiten im BEKO mit um das Nationale Fachprogramm stellvertretend zu begleiten

Die Durchfuumlhrung des nationalen Fachprogramms unterstuumltzt und foumlrdert BMEL u a auch durch Bereit-stellung der notwendigen Daten und Informationen im Rahmen von Erhebungen Bestandsaufnahmen und nichtwissenschaftlichen Untersuchungen im Be-reich der biologischen Vielfalt Ziel ist die Erfassung Inventarisierung und Dokumentation genetischer Ressourcen das Monitoring der Bestandsentwicklung genetischer Ressourcen und die Erstellung sonsti-ger Informationsgrundlagen in diesem Bereich Zur Vergabe der Auftraumlge fuumlhrt die BLE Ausschreibungen durch die ggf im Bundesanzeiger und im Internetan-gebot der BLE (wwwblede) veroumlffentlicht werden

Die im Auftrag des BMEL durchgefuumlhrten Modell- und Demonstrationsvorhaben (MuD) haben das Ziel innovative Konzepte mit Vorbildcharakter zu ent-wickeln und umzusetzen und dabei ggf auftretende Schwierigkeiten bei der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung genetischer Ressourcen in Deutschland ab-zubauen Grundlage fuumlr die Foumlrderung eines Projektes als MuD ist die bdquoRichtlinie des BMEL zur Foumlrderung von Modell- und Demonstrationsvorhaben im Be-reich der Erhaltung und innovativen nachhaltigen Nutzung der Biologischen Vielfaltldquo10

10 httpwwwbledeDE03_Forschungsfoerderung04_BiologischeVielfaltMuD-VorhabenMuD-VorhabenBV_nodehtml

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Ein wichtiges Instrument um den Erhalt und die Foumlrderung der Biodiversitaumlt mit landwirtschaftlichen Nutzungssystemen besser in Einklang zu bringen sind Agrarumweltmaszlig nahm en von Bund und Laumln-dern11 Sie honorieren u a die Erhaltung vielfaumlltiger Fruchtfolgen den Anbau regional angepasster Sorten Streuobstanbau sowie die Gruumlnlandextensivierung Die Bundeslaumlnder bieten ein breit gefaumlchertes Ange-bot von Foumlrdermaszlignahmen an das insbesondere den regionalen Besonderheiten und Erfordernissen der laumlndlichen Entwicklung des Landes angepasst wurde

In den Rahmenplan der Gemeinschaftsaufgabe bdquoVerbesserung der Agrarstruktur und des Kuumlsten-schutzesldquo haben Bund und Laumlnder 2008 ein neues Foumlrderangebot zur Erhaltung genetischer Ressourcen in der Landwirtschaft aufgenommen Daruumlber hinaus koumlnnen die Laumlnder den Anbau gefaumlhrdeter einheimi-scher Nutzpflanzen auch im Rahmen ihrer landesei-genen Entwicklungsprogramme foumlrdern und durch den Aufbau regionaler Kompetenzzentren unterstuumlt-zen In beiden Umsetzungsbereichen bedarf es der Wahrnehmung von Abstimmungs- und Koordinie-rungsfunktionen durch den Bund Auszligerdem koumlnnen die Laumlnder das Thema durch ihre Oumlffentlichkeitsar-beit zu pflanzengenetischen Ressourcen im Bereich Landessortenpruumlfung Saatgutananerkennung sowie Aus- und Fortbildung (im Bereich Landwirtschaft Gartenbau und Umwelt) in den Fokus ruumlcken

331 Zugang zu pflanzengenetischen Ressourcen

Der Zugang zu pflanzengenetischen Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft betrifft sowohl In-situ-Vorkommen (natuumlrliche Wildpflanzen oder verwandte Wildarten der Kulturpflanzen) On-farm-Bestaumlnde (Land sorten) oder Ex-situ-Bestaumlnde (Akzessionen von Wild- und Nutzpflanzen in Genbanken oder Pflanzen-sammlungen fuumlr Forschung und Innovation)

Nach dem geltenden innerstaatlichen Recht haumlngt die Regelung des Zugangs zu pflanzengenetischen Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft grundsaumltzlich von dem Eigentuumlmer der Ressourcen ab Diese koumlnnen sich sowohl im Privatbesitz befin-

den als auch der oumlffentlichen Hand gehoumlren In der Regel gilt der Eigentuumlmer der Land- oder Wasserflauml-che als Eigentuumlmer der biologischen bzw genetischen Ressourcen die dort vorgefunden werden Somit steht der Zugang zu pflanzengenetischen Ressourcen die sich im Privateigentum (in situ oder ex situ) befin-den im Allgemeinen im Ermessen des Eigentuumlmers

Genbanken sichern die langfristige Erhaltung von pflanzen-genetischen Ressourcen

Deutschland ndash seit 1993 Vertragspartei der CBD ndash hat wie die meisten EU-Mitgliedstaaten keine eigenen gesetzlichen Bestimmungen die den Zugang zu gene-tischen Ressourcen auf ihrem Hoheitsgebiet im Sinne der CBD gesondert regeln Daher ist es in Deutsch-land grundsaumltzlich jedem erlaubt in situ wachsende Pflanzen zu sammeln und zwar unter Beachtung der o g Eigentumsrechte des Natur- und Artenschutzes der Regelungen zur Pflanzengesundheit und sonsti-ger besonderer Schutzrechte Um ausreichende und transparente Informationen uumlber die Bestimmungen zum Zugang und Vorteilsausgleich im Rahmen der CBD zur Verfuumlgung zu stellen hat Deutschland eine nationale Informationsstelle benannt und eine Inter-netseite zur Information uumlber Zugang und Vorteilsaus-gleich eingerichtet (httpwwwbiodiv-chmde)

11 wwwbmelde

Auf internationaler Ebene besteht seit 2004 mit dem Internationalen Vertrag eine weitere wichtige Rege-lung fuumlr den Zugang zu pflanzengenetischen Ressour-cen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft In Deutsch-land wurde mit der Ratifizierung des Internationalen

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Vertrags ein leistungsfaumlhiger und transparenter Pro-zess zur Erleichterung des Zugangs zu 35 landwirt-schaftlichen Hauptfruchtarten (z B Hafer Gerste und Kartoffeln) und zu 29 Gruumlnlandarten -gattungen (z B Leguminosen und Futtergraumlser) geschaffen

Keimpruumlfung in Filterschalen

Zentrales Element ist das sogenannte Multilaterale System fuumlr Zugang und Vorteilsausgleich (MLS) Die Vertragsstaaten des Internationalen Vertrags bringen pflanzengenetische Ressourcen von Nutzpflanzen die im Anhang I des Internationalen Vertrags aufge-fuumlhrt sind und unter ihrer Verwaltung und Kontrolle stehen in dieses MLS ein Fuumlr Material innerhalb des MLS gelten einheitliche und erleichterte Zugangs-bedingungen sofern das Material fuumlr Zwecke der Forschung Zuumlchtung und Ausbildung fuumlr Ernaumlh-rung und Landwirtschaft verwendet wird Eine vom Lenkungsorgan des Internationalen Vertrags im Jahr 2006 verabschiedete standardisierte Materialuumlber-tragungsvereinbarung (Standard Material Transfer Agreement ndash SMTA) bildet die vertragliche Grundlage jedweder Materialabgabe aus dem MLS und regelt die Einzelheiten bezuumlglich Zugang und Vorteilsausgleich Bis Mitte 2008 haben die Bundeszentrale Ex-situ-Gen-bank des Leibniz-Instituts fuumlr Pflanzengenetik und

Kulturpflanzenforschung in Gatersleben sowie die Obst-Genbank des Instituts fuumlr Zuumlchtungsforschung an gartenbaulichen Kulturen und Obst Dresden-Pill-nitz des Julius Kuumlhn-Instituts das SMTA eingefuumlhrt und seither insgesamt ca 108000 Muster fuumlr das MLS bereitgestellt Die Ressourcen der Deutschen Gen-bank Obst werden ebenfalls unter Verwendung des SMTA bereitgestellt

Fuumlr Botanische Gaumlrten beeinflussen Regelungen zum Zugang zu genetischen Ressourcen wesentlich den Austausch von Pflanzenmaterial zwischen den Gaumlrten und den internationalen Zugang zu Wildarten Zur Umsetzung der CBD-Regelungen wurde durch einige Botanische Gaumlrten ein internationales Pflanzenaus-tauschnetzwerk IPEN (International Plant Exchange Network) erarbeitet Das Netzwerk ermoumlglicht seinen Mitgliedsgaumlrten unter Einhaltung der CBD-Regeln einen vereinfachten Transfer von lebendem Pflanzen-material zur nicht-kommerziellen Nutzung unterei-nander Zu diesem Zweck wurde ein Verhaltenskodex erstellt der die Mitglieder verpflichtet das Pflan-zenmaterial ausschlieszliglich fuumlr nicht-kommerzielle Zwecke zu nutzen Daruumlber hinaus wird Material zur kommerziellen Nutzung nur abgegeben wenn der

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potenzielle Nutzer vorher das Einverstaumlndnis des Ursprungslandes eingeholt hat und dieses glaub-wuumlrdig nachweisen kann Durch die Einfuumlhrung von IPEN-Nummern die das innerhalb IPEN zirkulierte Pflanzenmaterial begleiten und von den beteiligten Gaumlrten jeweils in ihren Datenbanken gespeichert werden bleibt das Ursprungsland der Pflanze stets nachvollziehbar so dass zu jeder Zeit bei einer kom-merziellen Nutzung der genetischen Ressourcen ein angemessener Teil der Vorteile an das Ursprungsland weitergegeben werden koumlnnte Durch das Pflanzen-austauschnetzwerk wird somit die Einhaltung der CBD-Regelungen kontrolliert und zugleich stellt das System eine Zugangserleichterung zu Pflanzenmate-rial fuumlr die wichtige Arbeit von Botanischen Gaumlrten dar IPEN gehoumlren derzeit 46 Botanische Gaumlrten in Deutschland an

Der Zugang zu pflanzengenetischen Ressourcen kann durch geistige Eigentumsrechte eingeschraumlnkt sein Das deutsche Patentgesetz schlieszligt zwar eine Patentierung von Pflanzensorten und Tierrassen ausdruumlcklich aus Patente koumlnnen allerdings durch-aus fuumlr Erfindungen erteilt werden bdquoderen Gegen-stand Pflanzen oder Tiere sind wenn die Ausfuumlhrung der Erfindung technisch nicht auf eine bestimmte Pflanzensorte oder Tierrasse beschraumlnkt istldquo Damit besteht die Moumlglichkeit dass aus der Patentierung eines Herstellungsverfahrens (Erfindung) fuumlr erzeugte Produkte (Pflanzen deren Zellen oder Gene bestimm-te Eigenschaften aufweisen) ein Sachschutz abge-leitet werden kann der sich auf Folgegenerationen erstreckt Genetische Ressourcen koumlnnen sich damit unter Umstaumlnden einer uneingeschraumlnkten Nutzung entziehen

Damit das breite Spektrum von Kulturpflanzen fuumlr alle Zuumlchter und Landwirte verfuumlgbar bleibt und nicht durch Biopatente eingeengt wird hat sich Deutschland fuumlr den Schutz des geistigen Eigen-tums an neu gezuumlchteten Pflanzensorten nach dem UPOV12-Uumlbereinkommen entschieden Das deutsche Sortenschutzgesetz foumlrdert ndash wie auch die entspre-chende EG-Sortenschutzverordnung ndash den notwen-digen Zuumlchtungsfortschritt und hat den Interessen-ausgleich zwischen Zuumlchtern und Landwirten zum Ziel Das Sortenschutzrecht ermoumlglicht es einem Pflanzenzuumlchter die von ihm uumlber viele Jahre fuumlr die Zuumlchtung einer Sorte aufgewendeten Kosten wieder zu erwirtschaften z B uumlber Lizenzgebuumlhren Land-

wirte duumlrfen aber fuumlr bestimmte Arten das in ihrem eigenen Betrieb gewonnene Saat- oder Pflanzgut ei-ner geschuumltzten Sorte zur Wiederaussaat verwenden (bdquoLandwirteprivilegldquo) Allerdings sind sie in diesem Fall verpflichtet ein sogenanntes Nachbauentgelt das in der Regel deutlich niedriger als die fuumlr zerti-fiziertes Saatgut erhobene Lizenzgebuumlhr ist an den Sortenschutzinhaber zu entrichten Anders als bei der sogenannten Biopatentierung koumlnnen andere Zuumlchter sortenschutzrechtlich geschuumltzte Pflanzensorten zu eigenen Zuumlchtungsarbeiten verwenden (sogenanntes bdquoZuumlchterprivilegldquo)

Das heiszligt auch dass urspruumlngliche genetische Res-sourcen die z B in neue Pflanzensorten eingekreuzt werden durch den Sortenschutz nicht der Nutzung durch Dritte entzogen werden Die Dauer des Sorten-schutzes betraumlgt bei den meisten Pflanzenarten 25 Jahre bei Hopfen Kartoffel Rebe und Baumarten 30 Jahre

332 RechtlicherRahmenfuumlrdas InverkehrbringenvonSaat-und Pflanzgut

Beim Inverkehrbringen von Saat- und Pflanzgut ist bei bestimmten Arten das Saatgutverkehrsgesetz (SaatG) zu beachten Auf der Grundlage der EU-Saatgutrichtlinien regeln das SaatG und die dazu erlassenen Verordnungen das Inverkehrbringen von Saat- und Pflanzgut und die Zulassung von Pflanzen-sorten Das SaatG dient v a dem Schutz des Verbrau-chers und der Versorgung der Landwirtschaft und des Gartenbaus mit Saat- und Pflanzgut von leistungsfauml-higen qualitativ hochwertigen und gesunden Sorten Voraussetzung fuumlr das Inverkehrbringen und den gewerblichen Vertrieb von Saat- und Pflanzgut von Sorten landwirtschaftlicher Pflanzenarten Rebe und Gemuumlsearten ist deren Zulassung Bei Sorten land-wirtschaftlicher Arten werden fuumlr die Zulassung auch Wert gebende Eigenschaften wie Ertrag Qualitaumlt Widerstandsfaumlhigkeit Resistenzen und Anbaueigen-schaften gepruumlft (landeskultureller Wert) Die Sor-tenzulassung wird fuumlr zehn (bei Rebe 20) Jahre erteilt und kann bei Vorliegen bestimmter Voraussetzungen immer wieder verlaumlngert werden Bei Obst und Zier-pflanzenarten ist eine Sortenzulassung moumlglich diese ist aber derzeit keine Voraussetzung fuumlr die Handels-faumlhigkeit

12 Internationaler Verband zum Schutz von Pflanzenzuumlchtungen (UPOV) wwwupovorg

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Eine weitere Voraussetzung fuumlr das Inverkehrbringen von Saatgut zugelassener Sorten landwirtschaftlicher Arten ist die amtliche Saatgutanerkennung die erteilt wird wenn die Saatgutvermehrungsflaumlchen und die Beschaffenheit des Saatgutes den saatgutrechtlich vorgegebenen Normen entsprechen

Fuumlr alle Arten die nicht im Artenverzeichnis zum SaatG aufgefuumlhrt sind ist keine Zulassung der Sorten fuumlr die Handelsfaumlhigkeit des Saatgutes erforderlichIm Rahmen des bislang geltenden Saatgutrechts war es schwierig Saatgut alter saatgutrechtlich nicht bzw ehemals zugelassener Pflanzensorten gewerblich in den Verkehr zu bringen da diese Sorten uumlberwiegend nicht in der Lage sind die hohen Anforderungen der Registerpruumlfung (Unterscheidbarkeit Homogenitaumlt und Bestaumlndigkeit) zu erfuumlllen und den Nachweis des landeskulturellen Werts zu erbringen Da solche Sorten in besonderer Weise zur Erhaltung pflanzen-genetischer Ressourcen beitragen koumlnnen hat die EU im Rahmen der EU-Saatgutrichtlinien gemeinschafts-rechtliche Durchfuumlhrungsvorschriften erlassen die das gewerbliche Inverkehrbringen von Saat- und Pflanzgut von Sorten die als genetische Ressource

erhaltenswert erscheinen gezielt erleichtern Diese EU-Regelungen wurden 2009 in einer Erhaltungssor-tenverordnung13 zunaumlchst fuumlr landwirtschaftliche Ar-ten in das nationale Recht umgesetzt sie wurde um Regelungen zu Erhaltungs- und Amateursorten von Gemuumlse im Dezember 2010 ergaumlnzt14 Dies traumlgt dazu bei die biologische Vielfalt in der Landwirtschaft und im Gartenbau (Gemuumlsebau) zu sichern Erhaltungs-sorten koumlnnen in einem vereinfachten Verfahren zugelassen werden wenn sie fuumlr die Erhaltung als genetische Ressource bedeutsam sind Eine amtliche Anerkennung des Saatgutes als Voraussetzung fuumlr das Inverkehrbringen ist nicht erforderlich das Saatgut muss aber die gleichen Qualitaumltsanforderungen wie ansonsten zertifiziertes Saatgut (bzw Standardsaatgut bei Gemuumlsearten) erfuumlllen

PflanzengenetischeRessourcensindeinewichtigeGrundlagefuumlrdieZuumlchtungsforschung

Die ersten Erhaltungssorten (Winterweichweizen-sorte bdquoGoldblumeldquo und bdquoLuxaroldquo Winterroggensorte bdquoLikoroldquo Kartoffelsorten bdquoHeideniereldquo bdquoAckergoldldquo bdquoBamberger Houmlrnchenldquo und bdquoRosemarieldquo Ackerboh-ne bdquoHerz Freyaldquo) sind bereits vom Bundessortenamt zugelassen worden Weitere Zulassungsantraumlge liegen vor Der aktuelle Stand ist auf den Internetseiten des Bundessortenamtes einzusehen15

Im Dezember 2011 ist eine weitere EU-Richtlinie mit Ausnahmeregelungen fuumlr das Inverkehrbringen fuumlr Saatgutmischungen die sogenannte Erhaltungsmi-schungsverordnung die zur Erhaltung der natuumlrli-chen Umwelt verwendet werden sollen in nationales Recht umgesetzt worden16

Daneben existieren auch weitere Moumlglichkeiten alte Pflanzensorten ohne Zulassung als Erhaltungssorte zu vermehren und anzubauen z B im Vertragsanbau oder bei Begruumlnungsmaszlignahmen mit einheimischen Graumlsermischungen durch Mahdgutuumlbertragung Die Regelungen des Saatgutverkehrs der EU wurden ab 2008 einer Evaluierung unterzogen Die Ergebnisse wurden 2011 bewertet und sollen die Grundlage fuumlr eine Uumlberarbeitung des europaumlischen Saatgutrechts bilden

13 Verordnung uumlber die Zulassung von Erhaltungssorten und das Inverkehrbringen von Saat- und Pflanzgut von Erhaltungssorten vom 21 Juli 2009 (BGBl I S 2107)14 Vierzehnte Verordnung zur Aumlnderung saatgutrechtlicher Verordnungen vom 17 Dezember 2010 (BGBl I S 2128)15 wwwbundessortenamtdeinternet30indexphpid=2116 Verordnung fuumlr das Inverkehrbringen von Saatgut von Erhaltungsmischungen vom 6 Dezember 2011 (BGBl I S 2641)

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Eine wichtige Rolle nehmen die Vermarktungsricht-linien der EU fuumlr Vermehrungsmaterial auszliger fuumlr Saatgut von Gemuumlse Obst und Zierpflanzen ein So sollen z B bei der Umsetzung der Richtlinie uumlber das Inverkehrbringen von Vermehrungsmaterial und Pflanzen von Obstarten zur Fruchterzeugung (200890EG) die bestehenden Ausnahmemoumlglich-keiten insbesondere zur Erhaltung der genetischen Vielfalt national genutzt werden

333 AuswirkungendesNaturschutzrechts

Auswirkungen auf die Erhaltung pflanzengeneti-scher Ressourcen fuumlr Landwirtschaft und Ernaumlhrung ergeben sich auch aus dem Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) Dieses zielt darauf ab Natur und Land-schaft im besiedelten und unbesiedelten Raum so zu schuumltzen zu pflegen und zu entwickeln dass die Leis-tungs- und Funktionsfaumlhigkeit des Naturhaushalts die Regenerations- und Nutzungsfaumlhigkeit der Natur-guumlter die Pflanzen- und Tierwelt sowie die Vielfalt Eigenart und Schoumlnheit von Natur und Landschaft als Lebensgrundlagen des Menschen nachhaltig gesichert sind Zur Sicherung der Leistungs- und Funktionsfauml-higkeit des Naturhaushalts ist die biologische Viel-falt zu erhalten und zu entwickeln Die biologische Vielfalt umfasst die Vielfalt an Lebensraumlumen und Lebensgemeinschaften die Vielfalt an Arten sowie die genetische Vielfalt innerhalb der Arten

Die einzelnen Schutzgebietskategorien und der gesetzliche Biotopschutz dienen in besonderer Weise dem Erhalt bedrohter Arten dort vorkommender wild lebender Tiere und Pflanzen einschlieszliglich ihrer genetischen Ressourcen Spezielle Bezuumlge zu geneti-schen Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft enthaumllt das BNatSchG nur hinsichtlich seiner Bestim-mungen zu Biosphaumlrenreservaten Ziele von Biosphauml-renreservaten sind die bdquoErhaltung Entwicklung oder Wiederherstellung einer durch hergebrachte viel-faumlltige Nutzung gepraumlgten Landschaft und der darin historisch gewachsenen Arten- und Biotopvielfalt einschlieszliglich Wild- und fruumlherer Kulturformen wirt-schaftlich genutzter oder nutzbarer Tier- und Pflan-zenartenldquo Allgemein koumlnnen Biosphaumlrenreservate als Modellgebiete gesehen werden um nachhaltige Ent-wicklungsansaumltze auf regionaler Ebene zu entwickeln Damit ist die Grundstruktur gegeben praxisorientier-te (v a) In-situ- und On-farm-Management-Projekte zum Erhalt und zur nachhaltigen Nutzung (pflanzen-) genetischer Ressourcen zu implementieren Es ist al-lerdings festzustellen dass fuumlr diese Aufgabengebiete nur begrenzte finanzielle Mittel verfuumlgbar sind

bluumlhenderAckerrandstreifenmitRaps

Mit der Richtlinie 4392EWG zur Erhaltung der na-tuumlrlichen Lebensraumlume sowie der wild lebenden Tiere und Pflanzen (Fauna-Flora-Habitat - FFH) wurde eine gemeinschaftliche Rechtsgrundlage zur Erhaltung des europaumlischen Naturerbes und somit der wild vorkommenden genetischen Ressourcen geschaffen Die FFH-Richtlinie ist eines der zentralen Instrumen-te mit denen Verpflichtungen der CBD zur In-situ-Erhaltung der biologischen Vielfalt erfuumlllt werden koumlnnen Sie verpflichtet die Mitgliedsstaaten ein ko-haumlrentes europaumlisches oumlkologisches Netz besonderer Schutzgebiete bekannt als bdquoNatura 2000ldquo einzurich-ten die wertvolle Lebensraumtypen und seltene und bedrohte bzw einzigartige Arten beherbergen Die Richtlinie verlangt eine Erfolgskontrolle im Natur-schutzmanagement enthaumllt ein Uumlberwachungsgebot des Erhaltungszustands und umfassende Berichts-pflichten Aktuell sind ca 14 des Bundesgebiets als Schutzflaumlche im Rahmen von bdquoNatura 2000ldquo ausge-wiesen Diese Richtlinie beinhaltet allerdings keine besonderen Maszlignahmen im Hinblick auf genetische Ressourcen speziell fuumlr Ernaumlhrung und Landwirt-schaft Sie ermoumlglicht aber z B im Rahmen des Gruumln-landschutzes und im Bereich der In-situ-Erhaltung von Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (WEL) Synergieeffekte

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4 Schwerpunkte des Arbeitsprogramms

In diesem Kapitel werden die zur Erreichung der in Kapitel 1 genannten Ziele der Agrobiodiversitaumlts-strategie und des vorliegenden Nationalen Fachpro-gramms notwendigen Schwerpunkte des Arbeitspro-gramms festgelegt das bisher Erreichte beschrieben sowie die weiteren notwendigen Maszlignahmen ausge-fuumlhrt

41 Ex-situ-Erhaltung

Der Ausbau der Ex-situ-Erhaltung ist eines der Ziele aus der Nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt17 (insbesondere Ziel B 114 Genetische Vielfalt von wildlebenden und domestizierten Arten) und der Agrobiodiversitaumltsstrategie des BMEL (insbesonde-re das Ziel Erhaltungsinfrastruktur zu sichern und auszubauen) Dieser Ausbau bildet auch einen Teil des nationalen Beitrags u a zum Multilateralen System des Internationalen Vertrags uumlber PGRFA zur Globa-len Strategie zum Erhalt der Pflanzenvielfalt (z B GSPC-Ziel 9 bdquoErhaltung von 70 der geneti-schen Vielfalt der Nutzpflanzen und des damit ver-bundenen indigenen und lokalen Wissensldquo) und zum Aufbau der Europaumlischen Genbank AEGIS

Die Ex-situ-Erhaltung pflanzengenetischer Res-sourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft erfolgt uumlberwiegend durch die Aufbewahrung von Saat- oder Pflanzgutmustern in Sammlungen so genannten Genbanken und z T auch in Botanischen Gaumlrten Kernaufgabe von Genbanken ist die Sammlung Erhaltung Charakterisierung Dokumentation und Bereitstellung von Mustern Waumlhrend bei der Arbeit in den Botanischen Gaumlrten primaumlr die globale Arten-vielfalt fuumlr Forschungs- und Ausbildungszwecke im Vordergrund steht raumlumen die Genbanken vor allem der innerartlichen Variabilitaumlt unserer Kulturarten Prioritaumlt ein Damit bieten Genbanken eine wichtige Grundlage fuumlr die Erhaltung der Vielfalt aber auch fuumlr die Zuumlchtungsforschung und Zuumlchtung Vielfach ist Zuumlchtungsforschung direkter Bestandteil des Auf-gabenspektrums von Genbanken

Zu einer geeigneten Erhaltungsinfrastruktur zaumlhlt nicht nur die Erhaltung und der Ausbau derartiger Einrichtungen und damit die Verfuumlgbarkeit geneti-scher Ressourcen sondern auch die Gewinnung der

notwendigen Informationen uumlber ihre Eigenschaften und Nutzungsmoumlglichkeiten (Charakterisierung und Evaluierung) Dafuumlr sind vor allem Evaluierungs- und Forschungsaktivitaumlten ebenso aber auch die Bewah-rung traditionellen Wissens von Bedeutung Es sind entsprechende Inventare zu erstellen und Doku-mentations- Informations- und Monitoringsysteme auf- und auszubauen Schlieszliglich ist ein effizientes Wissensmanagement unerlaumlsslich Entsprechende Einrichtungen und Maszlignahmen koumlnnen sowohl zen-tral als auch dezentral ggf als Netzwerke organisiert bzw durchgefuumlhrt werden Letzteres hat den Vorteil durch Nutzung bestehender Strukturen und bessere Abstimmung von Programmen und Maszlignahmen Sy-nergien nutzen zu koumlnnen Bei solchen Maszlignahmen sind auch die Aktivitaumlten bestehender privater Initi-ativen zu beruumlcksichtigen Diese Ziele werden auch von der Agrobiodiversitaumltsstrategie aufgegriffen Zur Sicherstellung der vorhandenen Kapazitaumlten aber vor allem auch im Hinblick auf kuumlnftig zu erwarten-de Anforderungen (z B im Rahmen internationaler Zusammenarbeit) ist es notwendig dass bestehende Erhaltungseinrichtungen modernisiert und ihre quantitativen Kapazitaumlten erweitert werden Zudem ist v a auch die Qualitaumlt der Erhaltung sicherzustel-len bzw wo moumlglich zu erhoumlhen und internationalen Standards anzupassen In diesem Zusammenhang spielen auch moderne Informationssysteme (siehe Kapitel 44) eine bedeutende Rolle bei der Steigerung von Qualitaumlt und Effizienz der Erhaltungsarbeit

EinzelpflanzenpruumlfungvonGemuumlseanbausortenimBundessortenamt

17 httpwwwbmudefilespdfsallgemeinapplicationpdfbroschuere_biolog_vielfalt_strategie_bfpdf

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Ex-situ-Erhaltung und Dokumentation von PGR in Deutschland

Bundeszentrale Ex-Situ-Genbanklandwirtschaftlicher und gaumlrtnerischer Kulturpflanzen

Leibniz Institut fuumlr Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung

Deutsche GenbankRebe

Reben-GenbankJulius-Kuumlhn-Institut

Rebensammlungenin Laumlndereinrichtungen

Deutsche GenbankObst

Obst-GenbankJulius-Kuumlhn-Institut

Sammlungen zuApfel Kirsche Erdbeere

Tabak-GenbankLandwirtschaftlichesTechnologiezentrum

Nationales Inventar PGRDEU

Genbank fuumlrWildpflanzen fuumlr

Ernaumlhrung undLandwirtschaft

Deutsche Genbank ZierpflanzenKoordination durch die

Bundesanstalt fuumlr Landwirtschaft und Ernaumlhrung

Rose Rhodo-dendron

Handlungsbedarf

Y Sicherstellung und ggf Ausbau bestehender Erhal-tungskapazitaumlten

Y Sicherstellung der Qualitaumlt der Erhaltungsarbeit und ggf Anpassung an internationale Standards

Y Einbettung der nationalen Aktivitaumlten in die inter-nationalen Strategien z B des Globalen Treuhand-fonds fuumlr Nutzpflanzenvielfalt

Y Optimierung der Ex-situ-Erhaltung durch dauer-hafte Sicherung und verbesserte Kooperation der entsprechenden Einrichtungen (z B Genbanken Botanische Gaumlrten Museen)

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411 BundeszentraleGenbankfuumlr landwirtschaftlicheund gartenbaulicheKulturpflanzen

Die bundeszentrale Ex-situ-Genbank ist am Leibniz-Institut fuumlr Pflanzengenetik und Kulturpflanzen-forschung (IPK)18 angesiedelt Die von Bund und Laumlndern gemeinsam finanzierte Kulturpflanzen-Genbank zaumlhlt mit einem Gesamtbestand von 151000 Mustern aus uumlber 3200 verschiedenen Arten aus na-hezu 800 botanischen Gattungen zu den aumlltesten und bedeutendsten Sammlungen der Welt Neben dem Hauptstandort in Gatersleben unterhaumllt die Kultur-pflanzen-Genbank Sammlungen in ihren Auszligenstel-len in MalchowPoel (Oumll- und Futterpflanzen) und Groszlig Luumlsewitz (Kartoffel) Durch die Einlagerung der Sicherheitsduplikate im Svalbard Global Seed Vault auf der Insel Spitzbergen Norwegen erfolgt eine zu-saumltzliche Absicherung des Genbankmaterials Bereits 30000 Akzessionen sind dorthin versandt angestrebt ist die Duplizierung der gesamten Kollektion

Die Aufgaben der Genbank umfassen die Sammlung Erhaltung Dokumentation und Bereitstellung pflan-zengenetischer Ressourcen Ein Schwerpunkt bildet die fortlaufende Anpassung der internen Ablaumlufe bei der Vermehrung und Lagerung von Pflanzenmustern an internationale Standards sowie die weitere Opti-mierung des Qualitaumltsmanagements Daruumlber hinaus werden Forschungsarbeiten zur weiteren Optimie-rung des Sammlungsmanagements und zur Nutz-barmachung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr die Pflanzenzuumlchtung durchgefuumlhrt Die Kulturpflanzen-Genbank leistet damit einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Vielfalt von Kulturpflanzen und den mit ihnen verwandten Wildarten und bietet die Grund-lage fuumlr eine gezieltere und vielfaumlltigere Nutzung der genetischen Ressourcen in der Forschung in der Pflanzenzuumlchtung der Landwirtschaft der Biotech-nologie und im Umweltschutz

Neben eigenen Forschungsbeitraumlgen stellt sie einem breiten Spektrum an Nutzern Saat- und Pflanzgut zur Verfuumlgung So wurden z B im Jahr 2010 mehr als 33000 Muster abgegeben u a 25 an Forschungs-einrichtungen 57 an Nichtregierungsorganisatio-nen und Privatpersonen und 13 an Pflanzenzuumlch-

ter Durch die Bereitstellung dieser Ressourcen uumlber das SMTA unterstuumltzt die bundeszentrale Genbank auch die Implementierung des ITPGR

KleingewaumlchshaumluserimIPK

Das IPK unterstuumltzt den Aufbau der bdquoEuropaumlischen Genbankldquo (AEGIS) Das Genbankinformationssystem GBIS wird ausgebaut und den neuen Erfordernissen des Sammlungsmanagements angepasst Die europauml-ischen und internationalen Fruchtartendatenbanken fuumlr Allium Hordeum Minor Leafy Vegetables und Poa werden fortgefuumlhrt

Ein weiterer wichtiger Bestandteil ist der Ex-situ-Erhalt samenfester Sorten landwirtschaftlicher Arten einschlieszliglich Gemuumlse Erlischt die Zulassung einer Sorte beim Bundessortenamt erfolgt bei Zustimmung des Zuumlchters die Einlagerung des letzten Saatgutmus-ters einschlieszliglich der Sortenbeschreibung beim IPK Da das IPK Saatgut zu den Bedingungen des SMTA abgibt wird dadurch ein weiterer wichtiger Beitrag der privaten Pflanzenzuumlchter zum MLS des ITPGR geleistet Vor dem Hintergrund zunehmend knapper werdender Erhaltungskapazitaumlten beim IPK bedarf es Uumlberlegungen und entsprechender Regelungen da-mit auch kuumlnftig Saatgut von Sorten landwirtschaft-licher Arten einschlieszliglich Gemuumlse deren Zulassung erlischt auf Dauer ex situ erhalten wird

18 wwwipk-gaterslebende

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Handlungsbedarf

Weiterer Ausbau der bestehenden Kryosammlun-gen (Kartoffel Allium Mentha)

Erweiterung der Kapazitaumlten fuumlr die Charakterisie-rung und Evaluierung von PGRWeiterentwicklung des Genbankinformations-systems GBIS hinsichtlich der Anpassung an neue Erfordernisse zum Datenaustausch und zur Daten-integration

Schaffung der notwendigen Voraussetzungen zur dauerhaften Erhaltung von Sorten landwirtschaft-licher Arten einschlieszliglich Gemuumlse als Teil der Genbanksammlung des IPK (einschlieszliglich der uumlbernommenen Saatgutmuster geloumlschter Sorten)

412 DeutscheGenbankObst

Im Laufe der Jahrhunderte hat sich im Obstbau eine groszlige Obstarten und -sortenvielfalt entwickelt Es wird geschaumltzt dass dabei ca 40 Arten und zwischen 5000 und 6000 Sorten oder Herkuumlnfte genutzt wur-den davon allein rund 2000 Apfelsorten Die Erhal-tung von heimischen obstgenetischen Ressourcen ist eine Grundlage fuumlr die dauerhafte Sicherung des Obstbaus in Deutschland Aus diesem Grund werden bereits seit Beginn des 20 Jahrhunderts zahlreiche Sorten unterschiedlicher Obstarten in staatlichen und nichtstaatlichen Sammlungen erhalten Sie bilden die genetische Basis fuumlr die Zuumlchtung neuer Sorten Daruumlber hinaus sind sie ein Stuumlck Kultur-geschichte und tragen wesentlich zur Erhaltung der Struktur unserer Kulturlandschaft bei Aber die Erhaltung genetischer Ressourcen in vielen vonein-ander unabhaumlngigen Sammlungen ist problematisch Waumlhrend einzelne Genotypen in vielen dieser Samm-lungen erhalten werden kommen andere nur noch in einer in wenigen oder in keiner Sammlung mehr vor Das fuumlhrt langfristig zu einem schleichenden Verlust Mit der in der Agrobiodiversitaumltsstrategie des BMEL vorgesehenen Gruumlndung der Deutschen Genbank Obst (DGO) ist nun ein dezentrales Netzwerk geschaf-fen worden in dem sich Sammlungen durch einen Kooperationsvertrag zusammengeschlossen haben und ihre Erhaltungsarbeit koordinieren Die Koordi-nierungsstelle befindet sich am Julius Kuumlhn-Institut

(JKI) Institut fuumlr Zuumlchtungsforschung an gartenbauli-chen Kulturen und Obst in Dresden-Pillnitz

Von insgesamt ca 50 derzeit in Deutschland vorkom-menden Obstarten sind 30 heimisch ndash d h traditio-nell genutzt ndash und sollen langfristig erhalten werden Fuumlr jede dieser Arten erfolgt eine Auswahl der zu erhaltenden Sorten Erhalten werden vor allem

Y deutsche Sorten einschlieszliglich deutscher Neuzuumlchtungen

Y Sorten mit soziokulturellem lokalem oder historischem Bezug zu Deutschland und

Y Sorten mit wichtigen obstbaulichen Merkmalen fuumlr Forschungs- und Zuumlchtungszwecke

FormenvielfaltdesApfels

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Bislang wurden drei obstartenspezifische Netzwerke etabliert Im Apfelnetzwerk engagieren sich sechs sammlungshaltende Partner mit insgesamt ca 950 als bdquoerhaltenswertldquo eingestuften Apfelsorten Die beiden Partner des Erdbeernetzwerkes erhalten insgesamt ca 400 Sorten Im Kirschennetzwerk haben sich sieben Partner zusammengeschlossen die zur Zeit ca 300 Suumlszlig- und 100 Sauerkirschsorten erhalten Am JKI in Pillnitz werden zur Ergaumlnzung der Feldsammlungen Versuche zur Kryolagerung bzw -konservierung z B der Lagerung von Meristemen und schlafenden Knos-pen in fluumlssigem Stickstoff (-196 degC) durchgefuumlhrt Mit Hilfe dieser Langzeitlagerung soll Sammlungsver-lusten durch biotische und abiotische Schadfaktoren vorgebeugt werden

Um die Echtheit der zu erhaltenden Sorten zu ge-waumlhrleisten wird eine pomologische Echtheitspruuml-fung durchgefuumlhrt Anschlieszligend werden fuumlr alle Sorten nach den vom ECPGR bzw dem europaumlischen Groszligforschungsprojekt GENBERRY erarbeiteten Richtlinien DNA-Fingerprints erstellt Beides erfolgt im Rahmen von BMEL-Auftraumlgen fuumlr Bestandsauf-nahmen und Erhebungen und nichtwissenschaftli-chen Untersuchungen im Bereich der biologischen Vielfalt

Die Dokumentation der zu erhaltenden Sorten sowie der dazugehoumlrigen Bewertungsdaten erfolgt uumlber die Webseite der DGO (wwwdeutsche-genbank-obstde) Bis Ende 2011 werden die aktualisierten Daten dann unter der neuen Adresse wwwdeutsche-genbankobstjkibundde erreichbar sein Interessenten koumlnnen daruumlber dann den Sammlungsbestand recherchieren und direkt Anfragen nach Pflanzenmaterial alter Sorten stellen

Zielstruktur Deutsche Genbank Obst

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Handlungsbedarf

Y Sicherstellung einer hohen Qualitaumlt der in der Deutschen Genbank Obst erhaltenen Sortimente und ihrer Erhaltungsstandards

Y Erhebungen zur Sortenechtheit (pomologisch und molekularbiologisch) Dokumentation und Charakterisierung der Akzessionen

Y Ausbau um weitere fruchtartspezifische Netz-werke

Y Sicherung aller Akzessionen an mindestens zwei Standorten (Sicherheitsduplikat) innerhalb der Deutschen Genbank Obst

Y Aufnahme von unterstuumltzenden Partnern in die Deutsche Genbank Obst

Y Ausbau der Kryokonservierung der Fragaria- und Malus-Sammlung des JKI

413 DeutscheGenbankReben

Nach Schaumltzung des Instituts fuumlr Rebenzuumlchtung Geilweilerhof des Julius Kuumlhn-Instituts (JKI) duumlrften in der Vergangenheit im deutschsprachigen Raum rund 300 Rebsorten eine nennenswerte Bedeutung erlangt haben Davon sind heute noch 15 ndash 20 Sorten fuumlr den Anbau klassifiziert Neben dem Schutz oumlko-logisch wertvoller alter Weinberge gilt es die geneti-sche Basis traditioneller Rebsorten zu sichern

Sammlungen rebengenetischer Ressourcen gibt es am Institut fuumlr Rebenzuumlchtung Geilweilerhof sowie vor allem in verschiedenen Laumlndereinrichtungen Zur Koordinierung und Effizienzsteigerung wurde wie in der Agrobiodiversitaumltsstrategie des BMEL vorgesehen die Deutsche Genbank Reben als Netzwerk rebener-haltender Einrichtungen auf Bundes- und Landes-ebene am 9 Juli 2010 gegruumlndet Am JKI dient die Genbanksammlung auch als Ausgangsmaterial fuumlr die Zuumlchtung von Reben mit einer hohen Resistenz ge-genuumlber Schaumldlingen Krankheiten und abiotischem Stress sowie zur Weiterentwicklung der Zuumlchtungs-forschung uumlber Reben Die Erhaltung der Weinrebe (Vitis vinifera L Sorten und andere wild wachsende Arten) erfolgt unter Freilandbedingungen Zurzeit umfassen die Bestaumlnde in Siebeldingen rund 3800 Akzessionen Die nationale und internationale Do-kumentation der rebengenetischen Ressourcen wird durch zwei Datenbanken unterstuumltzt Die Europaumli-

sche Vitis-Datenbank und die internationale Reben-datenbank (Vitis International Variety Catalogue) die beide von der Genbankabteilung gepflegt werden

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Handlungsbedarf

Verbesserung der rechtlichen Rahmenbedin-gungen der Erhaltung der traditionell genutzten Rebsorten

Fortfuumlhrung der Erfassung Dokumentation und Erhaltung rebengenetischer Ressourcen in alten Weinbergen im Rahmen von Erfassungsprojekten und ihre Erhaltung insbesondere fuumlr die kuumlnftige Klonzuumlchtung

Festlegung von Kriterien fuumlr die Erhaltung der Rebarten -sorten und -klone zum Auf- und Ausbau des Sammlungsbestandes der Deutschen Genbank Reben basierend auf den Sammlungen der Genbankpartner federfuumlhrend durch das JKI zusammen mit anderen Partnern

Evaluierung sowie ampelographische und mole-kulargenetische Charakterisierung der Rebarten -sorten und -klone

Entwicklung effizienter Verfahren zur Eliminie-rung von Viren aus Genbankmaterial im Rahmen von Forschungsprojekten

Gewaumlhrleistung hoher Standards bei den Erhal-tungsmaszlignahmen

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414 DeutscheGenbankZierpflanzen

Mit etwa 3600 Gattungen 18000 Arten und 40000 Sorten ist die Vielfalt der Zierpflanzensortimente in Deutschland enorm Das wirtschaftliche Potenzial dieser natuumlrlichen Ressourcen stellt einen wesentli-chen Aspekt fuumlr den Gartenbau dar

Die Deutsche Genbank Zierpflanzen ist als Gen-banknetzwerk konzipiert und organisiert in dem Institutionen und Akteure mit wichtigen Zierpflan-zensammlungen zusammenarbeiten um gemeinsam das nationale Inventar dieser genetischen Ressourcen zu erhalten Die Ausgestaltung dieser Netzwerke wird jeweils entsprechend den spezifischen Bedingun-gen in den Teilnetzwerken in Form einer Koopera-tionsvereinbarung geregelt Dabei gibt es obligate und fakultative Elemente Rein organisatorisch ist immer die Rolle der koordinierenden Stelle fuumlr das jeweilige Genbanknetzwerk zu besetzen Zusaumltzlich muss auch mindestens eine Einrichtung wenigstens Teile ihrer Sammlung als Sammlungsbestand fuumlr das betreffende Genbanknetzwerk bereitstellen (Samm-

lungshaltender Partner) Wesentliches Element ist auch die vereinfachte Bereitstellung der Ressourcen fuumlr Forschung und Zuumlchtung die uumlber eine einheit-liche Materialuumlbertragungsvereinbarung geregelt wird (als Bestandteil der Kooperationsvereinbarung) Fakultativ ist z B die Einbeziehung von Partnern moumlglich die zwar keinen eigenen Sammlungsbestand in das Genbanknetzwerk einbringen dafuumlr aber die Arbeiten im Netzwerk durch eigene Kapazitaumlten und Expertise unterstuumltzen (Unterstuumltzende Partner)

Die Deutsche Genbank Zierpflanzen bildet die Dachorganisation fuumlr diese Teilnetzwerke und wird durch das Informations- und Koordinationszentrum fuumlr Biologische Vielfalt (IBV) der Bundesanstalt fuumlr Landwirtschaft und Ernaumlhrung (BLE) koordiniert In dieser Funktion dokumentiert die BLE auch den Gesamtbestand uumlber das Nationale Inventar zu Pflan-zengenetischen Ressourcen PGRDEU Weitere verbin-dende Elemente wie ein gemeinsames Logo sowie ein noch zu etablierender Beirat unterstuumltzen dabei die Einbindung der Teilnetze

RosenbogenimEuropa-RosariumSangerhausen(ERS)dasERSistKoordinatorderDeutschenGenbankRose

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Drei Petunienbluumlten im Vergleich

Im Fruumlhjahr 2009 wurde die Deutsche Genbank Rose als erster Teil der Deutschen Genbank Zierpflanzen gegruumlndet Als naumlchstes Teilnetzwerk wurde im Mai 2010 die Deutsche Genbank Rhododendron wwwlwk-niedersachsendegenbank-rhododendron gegruumlndet

Das langfristige Ziel ist die Erweiterung und die Fes-tigung der Deutschen Genbank Zierpflanzen insbe-sondere durch die Verbesserung der Zusammenarbeit der auf diesem Gebiet bereits engagierten Akteure Die Einbindung von Botanischen Gaumlrten ist dort zu pruumlfen wo der Auftrag des Gartens und das daraus resultierende Selbstverstaumlndnis eine Zusammenarbeit mit Liebhaberorganisationen oder Zuumlchterfirmen erlauben

Aufgrund vorstehender Kriterien und Informationen wurde von der Koordinationsstelle der Deutschen Genbank Zierpflanzen und unterstuumltzt durch eine Expertengruppe ein Konzept entwickelt auf deren Grundlage der weitere Auf- und Ausbau erfolgen soll Die geschilderte Struktur ist in der Abbildung unten exemplarisch dargestellt

Wichtig ist die unterstuumltzende Einbeziehung der privaten Sammler und Liebhabergesellschaften in das Gesamtkonzept der Deutschen Genbank Zierpflanze In Deutschland existierten 2010 uumlber 30 Pflanzen-liebhaber-Gesellschaften Schaumltzungen sprechen von rund 30000 Mitgliedern Die Mitglieder dieser Gesell-schaften verfuumlgen idR nicht nur uumlber ein enormes Spezialwissen sondern teilweise auch uumlber sehr um-fangreiche Sammlungen an zierpflanzengenetischen Ressourcen der jeweiligen Zierpflanzentaxa

Unter dem Dach der Deutschen Gartenbaugesell-schaft 1822 e V (DGG) hat sich 2010 die Bundes-arbeitsgemeinschaft Pflanzensammlungen (BAPS) etabliert Dementsprechend bietet sich eine intensive Zusammenarbeit der Deutschen Genbank Zierpflan-zen mit den Liebhabergesellschaften respektive der DGG mit dem Ziel einer gegenseitigen Unterstuumltzung an Das Modell- und Demonstrationsvorhaben bdquoNetz-werk Pflanzensammlungenldquo soll dafuumlr den organisa-torischen Rahmen schaffen

Modularer Aufbau der Deutschen Genbank Zierpflanzen

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Handlungsbedarf

Y Erarbeitung einer Konzeption zur Foumlrderung von Koordinierungsstellen dezentraler Genbanken und Erhaltungsnetzwerke fuumlr gartenbauliche pflan-zengenetische Ressourcen durch den Bund unter Beteiligung der Laumlnder

Y Ausbau einer Genbank fuumlr generativ vermehrte Zierpflanzen als Teil der Deutschen Genbank Zier-pflanzen

Y Auf- und Ausbau einer Genbank fuumlr vegetativ vermehrte Zierpflanzen oder eines Genbank-netzwerks unter maszliggeblicher Beteiligung Bota-nischer Gaumlrten als Teil der Deutschen Genbank Zierpflanzen

Y Gruumlndung weiterer gattungs-artspezifischer Gen-banknetzwerke analog Rose und Rhododendron

Y Erweiterung des Nationalen Inventars zu Pflan-zengenetischen Ressourcen PGRDEU um Arten und Akzessionen der Deutschen Genbank Zier-pflanze mit wichtigen Charakterisierungs- und Bilddaten

Y Pruumlfung und ggf Bereitstellung von Software zur Unterstuumltzung der Dokumentation der einzelnen Teilsammlungen

Y Einbindung von Privatsammlungen und Lieb-habergesellschaften als Partner der Deutschen Genbank Zierpflanzen in einem bdquoNetzwerk Pflan-zensammlungenldquo

Die Kornrade (Agrostemma githago) ist ein gefaumlhrdetes Ackerbeikraut

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415 Genbank fuumlr Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

Eine Verstaumlrkung der Anstrengungen zur Erhaltung der Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft ist eine der wesentlichen Forderungen des zweiten Weltzustandsberichts der FAO zu PGRFA und we-sentliches Element des entsprechenden Globalen Aktionsplans (zur Bedeutung von WEL s Kapitel In-situ-Erhaltung von Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (WEL)) Aufgrund der begrenzten Kapazitaumlten der bundeszentralen Kulturpflanzengen-bank des IPK konzentriert sich diese auf die wich-tigsten Kulturpflanzen der gemaumlszligigten Breiten und eine Auswahl von damit verwandten Wildarten Um weitere speziell in Deutschland wild vorkommende pflanzengenetische Ressourcen zu erhalten haben sich derzeit vier Botanische Gaumlrten (Osnabruumlck als Koordinator Berlin Karlsruhe und Regensburg) zu einem Genbanknetzwerk fuumlr Wildpflanzen fuumlr Ernaumlh-rung und Landwirtschaft (WEL) zusammengeschlos-sen Fokus der zu erhaltenden Zielarten liegt dabei auf gefaumlhrdeten einheimischen wild vorkommenden Arten landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Kul-turpflanzen ndash insbesondere solche die uumlber Diaspo-ren (meistens Samen) erhalten werden ndash die fuumlr die nationale Forschung und Zuumlchtung von besonderer Bedeutung sind Dadurch wird auch ein Beitrag zur Umsetzung der Globalen Strategie zum Erhalt der Pflanzenvielfalt (s Kapitel 311) geleistet

Mit Unterstuumltzung des BMEL wird ein Konzept fuumlr die Ex-situ-Erhaltung von Wildpflanzen fuumlr Er-naumlh-rung und Landwirtschaft unter besonderer Beruumlck-sichtigung von Aktivitaumlten bei kompetenten Partnereinrichtungen (z B Genbanken) entwickelt und modellhaft erprobt1 Der Ansatz bildet damit ein weiteres Beispiel wie Botanische Gaumlrten in die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen landwirt-schaftlicher und gartenbaulicher Arten eingebunden werden koumlnnen

1) wwwbiologieuni-osnabrueckdegenbank-welHome

Handlungsbedarf

Weiterentwicklung des Konzepts fuumlr die Ex-situ-Erhaltung von heimischen Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft unter besonderer Beruumlcksichtigung von Aktivitaumlten kompetenter Partnereinrichtungen (z B Botanischer Gaumlrten)

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Gruumlndung der Genbank fuumlr Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft als dezentrales Genbanknetzwerk Gewinnung weiterer Partner fuumlr die Genbank fuumlr Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

Aufbau von Sicherungsduplikaten Kontinuierliche Erweiterung der deutschland-weit ex situ zu erhaltenden WEL-Arten und deren Populationen in Abstimmung mit bestehenden Sammlungen insbesondere mit der Kulturpflan-zen-Genbank des IPK

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Internetportal der Genbank fuumlr Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

416 Implementierung der bdquoEuropaumlischen Genbankldquo (AEGIS) im Rahmen des ECPGR

Das im Rahmen des ECPGR erarbeitete Konzept fuumlr ein europaumlisches integriertes Genbanksystem AEGIS (kurz bdquoEuropaumlische Genbankldquo) entstand unter maszlig-geblicher Beteiligung Deutschlands (s Kapitel 322) Seine Umsetzung durch die Gruumlndung von AEGIS und die damit verbundenen nationalen Aktivitaumlten sollen ebenso prioritaumlr verfolgt werden wie die Wei-terentwicklung von AEGIS auf europaumlischer Ebene

Mit AEGIS sollen die in Europa vorhandenen Res-sourcen effizient koordiniert und fuumlr die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen eingesetzt werden Hierzu verpflichten sich Erhaltungseinrichtungen von AEGIS-Mitgliedstaaten in einem arbeitsteiligen Konzept geeignete pflanzengenetische Ressourcen nach gemeinsamen Standards als europaumlische Ak-zessionen langfristig zu erhalten und zu den Be-dingungen des SMTA des Internationalen Vertrags fuumlr Forschung und Zuumlchtung bereitzustellen Damit gehen die Mitgliedstaaten uumlber die Verpflichtungen des Internationalen Vertrages fuumlr Pflanzengenetische Ressourcen ndash welcher diesen Ansatz nur fuumlr Annex I Arten vorsieht ndash hinaus Deutschland spielt eine aktive Rolle bei der Weiterentwicklung von AEGIS insbe-sondere bei den laufenden Arbeiten zu Allium und Avena und im Beratungsausschuss von AEGIS Fuumlr die formale Gruumlndung von AEGIS wurde eine zwischen-staatliche Kooperationsvereinbarung (Memorandum of Understanding ndash MoU) entwickelt Damit erklaumlren die Staaten ihren Beitritt zu AEGIS Anfang des Jahres 2012 haben 30 Staaten u a Deutschland das MoU ge-zeichnet Die Beteiligung von Erhaltungseinrichtun-gen innerhalb eines AEGIS-Mitgliedstaates wird durch das bdquoAssociate Membership Agreementldquo (AMA) geregelt In Deutschland ist der Abschluss des AMA durch den Nationalen Koordinator beim IBV der BLE mit IPK JKI und BSA erfolgt Weitere Partner sollen folgen

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Zwiebelgewaumlchse im Schaugarten des VERN

Handlungsbedarf

Abschluss von bdquoAEGIS Associate Membership Agreementsldquo durch den Nationalen Koordinator mit weiteren Partnern

Erarbeitung von Vorschlagslisten fuumlr bdquoEuropaumlische Akzessionenldquo

Erarbeitung von Vorschlagslisten fuumlr bdquoAEGIS-Dienstleistungenldquo

Nationale Umsetzung der vom ECPGR gepruumlften und angenommenen AEGIS-Aufgaben (Erhaltung der bdquoEuropaumlischen Akzessionenldquo sowie Bereitstellung der bdquoAEGIS-Dienstleistungenldquo)

Unterstuumltzung der Entwicklung einer europaumlischen Finanzierung fuumlr AEGIS

417 Implementierung des Multilateralen Systems (MLS) des Internationalen Vertrags

Zur Erfuumlllung seiner internationalen Verpflichtun-gen muss Deutschland die nationale Umsetzung des Internationalen Vertrags weiter fortsetzen Dies betrifft zum einen die Einbeziehung weiterer Akteure (oumlffentliche und private) die sich mit ihren Samm-lungen oder Teilen davon am MLS beteiligen und das SMTA zur Materialabgabe verwenden (vgl Kapitel 312) Zum anderen sollen im Rahmen des Vorteils-ausgleichs (Artikel 13 des Internationalen Vertrags) neben dem finanziellen Ausgleich im Rahmen des SMTA vor allem auch der Informationsaustausch der Technologietransfer und der Aufbau von Kapazitaumlten gefoumlrdert werden

Handlungsbedarf

Bereitstellung weiterer pflanzengenetischer Res-sourcen fuumlr das MLS des Internationalen Vertrags u a durch die Deutsche Genbank Obst

Verbesserung der Beteiligung privater Akteure am MLS

Zusammenstellung bestehender Maszlignahmen zum Informationsaustausch Technologietransfer und Aufbau von Kapazitaumlten

Unterstuumltzung des Aufbaus von Kapazitaumlten im Bereich Pflanzenzuumlchtung und Saatgutversorgung in Vertragsstaaten des Internationalen Vertrags

Samen von verschiedenen Kulturpflanzen

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42 In-situ-Erhaltung

421 On-farm-Bewirtschaftung

Nach der Definition der CBD stellt die On-farm-Be-wirtschaftung einen Spezialfall der In-situ-Erhaltung dar bei der PGR im Rahmen einer landwirtschaft-lichen oder gaumlrtnerischen Nutzung erhalten und weiterentwickelt werden Der zweite Weltzustandsbe-richt uumlber pflanzengenetische Ressourcen betont die besondere Bedeutung der On-farm-Bewirtschaftung fuumlr die Erhaltung von PGR Allerdings wird auch deutlich dass ein groszliger Nachholbedarf fuumlr die Ent-wicklung wissenschaftlich fundierter Konzepte fuumlr diesen Bereich besteht Auch wird die staumlrkere inter-nationale Vernetzung dieser Aktivitaumlten angeregt

In der Landwirtschaft und im Gartenbau konzentriert sich zunehmend weltweit der Anbau hauptsaumlchlich aufgrund der vorherrschenden Wettbewerbsbedin-gungen auf wenige Fruchtarten Auch die Pflanzen-zuumlchtung setzt ihre Schwerpunkte wegen fehlender Wertschoumlpfung oder Nachfrage auf oumlkonomisch interessante Kulturarten Wenn Zuumlchtungsprogram-me nicht weitergefuumlhrt werden ist auch ein Verlust der genetischen Diversitaumlt zu erwarten

Wenn Sorten landwirtschaftlicher Kulturarten nicht mehr groszligflaumlchig angebaut werden und somit von genetischer Erosion bedroht sind bietet auch die Erhaltung ex situ nur eine Teilloumlsung Zum einen koumlnnen schon aus Kapazitaumltsgruumlnden nicht alle gezuumlchteten Sorten ex situ erhalten werden und zum anderen werden diese Sorten bezuumlglich ihrer Leis-tungsmerkmale lediglich in einem Status quo bdquoein-gefrorenldquo Es findet kein Zuumlchtungsfortschritt und keine Anpassung an geaumlnderte Umweltbedingungen und Nutzungsanforderungen mehr statt Daher ist die direkte Nutzung solcher Sorten fuumlr den Anbau nach laumlngerer Ex-situ-Erhaltung in der Regel erst nach ei-nem Prozess der zuumlchterischen Bearbeitung moumlglich Das genetische Potenzial dieser Sorten findet sich allerdings teilweise in ihren Nachfolgesorten wieder

Durch On-farm-Bewirtschaftung koumlnnten auch Nutz-pflanzen die durch die Zuumlchtungswirtschaft nicht zuumlchterisch bearbeitet werden Anbaubedeutung erlangen

Damit kann die On-farm-Bewirtschaftung einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt von Kulturpflanzen und deren innerartlichen Vielfalt leis-ten Unmittelbar damit verknuumlpft ist eine moumlgliche

Erweiterung des Lebensmittelangebots und somit ei-ner vielfaumlltigen und abwechslungsreichen Ernaumlhrung oder die innovative Nutzung von Pflanzenz B fuumlr technische oder energetische Zwecke Wenn es gelingt den Anbau heimischer von genetischer Erosion bedrohter Kulturpflanzen durch entspre-chende Foumlrdermaszlignahmen und durch entspre-chendes Ernaumlhrungs- und Nachfrageverhalten der Verbraucher und Verbraucherinnen fuumlr Landwirte wieder attraktiv zu gestalten koumlnnten sich hier neue Nischenmaumlrkte entwickeln

YY YY Y Y

Viele alte Kulturpflanzen wie der Schwarzemmer sind aus dem Anbau fast verschwunden

Die On-farm-Bewirtschaftung koumlnnte auch einen Beitrag zur Erhoumlhung der Biodiversitaumlt in der land-wirtschaftlichen Produktion leisten durch

die Erhoumlhung der Artenvielfaltdie Erhoumlhung der Sortenvielfalt bei vernach-laumlssigten Kulturpflanzendie Erhoumlhung der genetischen Vielfaltdie Erhaltung von historisch bedeutsamen Kulturpflanzen und Bewirtschaftungsformendie Verbreitung und Pflege von Wissen und praktischen Fertigkeiten

und die Erhaltung von Nischenmaumlrkten fuumlr regionale Produkte

2011 foumlrderten insbesondere zwei Laumlnder die On-farm-Bewirtschaftung in Deutschland In Branden-burg werden im Rahmen des Kulturlandschaftspro-gramms bdquoKULAP 2007ldquo (Foumlrderung erfolgt seit dem Jahr 2000) u a finanzielle Unterstuumltzung fuumlr den Anbau von ca 70 alten Zucht- und Landsorten von sechs Kulturpflanzenarten (Weizen Gerste Roggen Hafer Hirse Mais) gewaumlhrt die durch genetische Erosion gefaumlhrdet sind In Nordrhein-Westfalen

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(NRW) wurde ein Modellprojekt durchgefuumlhrt mit dem Ziel der Evaluierung von alten Sorten ihrer Wiedereinfuumlhrung in die landwirtschaftliche Pro-duktion und der Entwicklung neuer Produkte aus diesen alten Sorten sowie deren Vermarktung Nach Abschluss des Projektes 2006 wurden die Aktivitaumlten vom neu eingerichteten Kompetenzzentrum fuumlr die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen an der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen in Muumlnster fortgesetzt das u a fuumlr die Organisation der Erzeugung und Verteilung von Saatgut zustaumlndig ist Hier flossen auch die Erfahrungen des von 2002ndash2007 durchgefuumlhrten grenzuumlberschreitenden EUREGIO-Projekt GEVIP (grenzuumlberschreitende Entwicklung Verarbeitung und Vermarktung von historischen sowie innovativen Produkten aus regionalen Pflan-zenerzeugnissen) zwischen Nordrhein-Westfalen und den Niederlanden mit ein das sich mit der Entwick-lung und Vermarktung von neuen Erzeugnissen auf der Grundlage von pflanzengenetischen Ressourcen befasst hat

Mehrere Laumlnder unterstuumltzen zudem die Bewirtschaf-tung von Streuobstwiesen zur Foumlrderung des Anbaus eines genetisch breiten Spektrums alter Obstsorten Solche Maszlignahmen dienen gleichzeitig dem Schutz gefaumlhrdeter Arten in diesen Oumlkosystemen Diese Akti-vitaumlten sind durch die EU im Rahmen der Ratsverord-nung (EG) Nr 16982005 kofinanzierungsfaumlhig Da sie nicht an besondere Vorgaben hinsichtlich der Sorten-auswahl gebunden sind laumlsst sich ihre Wirkung auf die Erhaltung obstgenetischer Ressourcen on farm nicht genau abschaumltzen

In einigen Regionen Deutschlands gibt es eine erfolg-reiche Zusammenarbeit zwischen regionalen Arten-schutzinitiativen und Vertretern des Pomologenver-eins In diesen Faumlllen gelingt die Verknuumlpfung von Zielen des Arten- und Lebensraumschutzes mit der Erhaltung obstgenetischer Ressourcen on farm

4211 Weiterentwicklung der bdquoRoten Liste der gefaumlhrdeten einheimischen Nutzpflanzenldquo

Der Globale Aktionsplan der FAO zur Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft nennt die Kenntnis uumlber die aktuell existierenden genetischen Ressourcen als grund-legende Voraussetzung fuumlr gezielte und effiziente Erhaltungsaktivitaumlten Darauf wurde bereits im ersten

Fachprogramm im Jahr 2002 hingewiesen Auch die nationale Biodiversitaumltsstrategie der Bundesregierung sieht den Aufbau einer Liste der auf nationaler Ebene durch Ex-situ-Maszlignahmen dringend zu schuumltzenden Arten und deren innerartlichen Vielfalt vor

Manche Gaumlrten sind noch ein Refugium fuumlr Pflanzenvielfalt

Aus diesen Gruumlnden und um auf den erheblichen Ruumlckgang der Nutzpflanzenvielfalt auch fuumlr Deutsch-land aufmerksam zu machen sowie um Maszlignahmen zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung pflanzenge-netischer Ressourcen zu unterstuumltzen wurde die Rote Liste der gefaumlhrdeten einheimischen Nutzpflanzen in Deutschland erstellt Die Rote Liste soll alle Arten-gruppen von einheimischen Nutzpflanzen und deren Sorten Landsorten und Varietaumlten umfassen die in Deutschland an lokale Bedingungen angepasst und von Bedeutung waren

Zur Unterstuumltzung des Anbaus bedrohter regional angepasster Nutzpflanzen besteht im Rahmen der Ge-

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meinschaftsaufgabe bdquoVerbesserung der Agrarstruktur und des Kuumlstenschutzesldquo (GAK) der Foumlrdergrundsatz bdquoErhaltung genetischer Ressourcen in der Landwirt-schaftldquo Die Auswahl der unter diesem Grundsatz foumlrderfaumlhigen Nutzpflanzen erfolgt durch die zustaumln-digen Laumlnderbehoumlrden auf Basis von Empfehlungen des BEKO Die vom BEKO fuumlr eine Foumlrderung im Rahmen der GAK empfohlenen Nutzpflanzen sind in der Roten Liste entsprechend gekennzeichnet

Auch im Rahmen der Erhaltungssortenverordnung dient die Rote Liste dem Bundessortenamt und den zustaumlndigen Laumlnderdienststellen als eine moumlgliche Referenz fuumlr eine Sorte hinsichtlich ihrer Bedeut-samkeit als pflanzengenetische Ressource in ihrer Ursprungsregion

Handlungsbedarf

Y Verbesserung der wissenschaftlichen Grundlagen fuumlr die Erstellung der Roten Liste

Y Laufende Aktualisierung der Liste auf Basis der Empfehlungen des BEKO

Y Aufbau eines bdquoOn-farm-Inventarsldquo beim IBV u a auf Basis der im Rahmen der GAK verpflichtenden Meldungen der Bundeslaumlnder uumlber die gefoumlrder-ten Flaumlchen je Nutzpflanze und anderer Quellen

4212 Staumlrkung der On-farm-Erhaltung und -Bewirtschaftung

Neben der Erhaltung im Rahmen der landwirt-schaftlichen Nutzung sowie der direkten Nutzung in der Pflanzenzuumlchtung erfolgt eine On-farm-Bewirtschaftung u a bei besonders gefaumlhrdeten aus der kommerziellen Nutzung und Zuumlchtung laumlngst verschwundenen Arten und Sorten v a durch ver-schiedene Erhaltungsinitiativen sowie in agrarhisto-rischen Museen Freilichtmuseen in Gaumlrten (Haus- Klein- und Bauerngaumlrten) und in den gartenbauli-chen Sortimenten vieler Gartenbaubetriebe Aktuelle und detaillierte Erhebungen zur Anzahl der hieruumlber erhaltenen pflanzengenetischen Ressourcen liegen derzeit nicht vor und ein Konzept zur Koordination dieser verschiedenen Aktivitaumlten fehlt bislang ebenso wie konzeptionelle Maszlignahmen zur Staumlrkung dieses Sektors

Diese vielfaumlltigen Einzelinitiativen privater Personen und Vereinigungen haben eine groszlige Bedeutung fuumlr die Erhaltung der Kulturpflanzenvielfalt

Anbau von Rotkohl und Zuckermais

Von unmittelbarer Bedeutung sind auch die Maszlig-nahmen der zweiten Saumlule der Agrarpolitik der laumlndlichen Entwicklungspolitik und hier vor allem

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die Agrarumweltmaszlignahmen deren Rechtsgrundlage die sog ELER-Verordnung vom September 2005 ist (s 431) Foumlrderfaumlhig sind u a besonders biodiversi-taumltserhaltende Nutzungsformen wie Streuobstwiesen extensive Weidewirtschaft oder der Oumlkolandbau Mit der Vergroumlszligerung des Fruchtartenspektrums und der Erweiterung von Fruchtfolgen sowie der Nutzung ausreichender innerartlicher Vielfalt wird nicht nur eine standortangepasste und nachhaltige landwirt-schaftliche Produktion angestrebt sondern es soll damit auch ein Beitrag zur Erhaltung und nachhalti-gen Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen geleis-tet werden

Die positiven Auswirkungen der Maszlignahmen der zweiten Saumlule auf die biologische Vielfalt insbeson-dere auch auf den Erhalt und die nachhaltige Nut-zung pflanzengenetischer Ressourcen koumlnnen durch die Verbesserung der Foumlrdermodalitaumlten vergroumlszligert werden

Bewaumlhrt haben sich ebenfalls die vom BMEL unter-stuumltzten Modell- und Demonstrationsvorhaben die zur Erhaltung besseren Verfuumlgbarkeit oder verstaumlrk-ten nachhaltigen Nutzung genetischer Ressourcen der Land- Forst- Fischerei- und Ernaumlhrungswirt-schaft einschlieszliglich Gartenbau beitragen Die durchgefuumlhrten Vorhaben sollen einen Vorbildcha-rakter fuumlr potenzielle Nachahmer entfalten

Eine erfolgreiche On-farm-Bewirtschaftung muss durch unterstuumltzende Maszlignahmen begleitet wer-den Dazu gehoumlren beispielsweise der Aufbau von Kompetenzzentren (s 4214) die Evaluierung der Pflanzen unter Praxisbedingungen die Bereitstellung von Saat- und Pflanzgut die technische Unterstuumlt-zung bei der Reinigung und Lagerung von Saat- und Pflanzgut die Aus- und Fortbildung fuumlr die On-farm-Bewirtschaftung die Entwicklung von neuen Produk-ten und Marketingkonzepten und die Etablierung von Netzwerken von an der On-farm-Bewirtschaftung interessierten Gruppen

Die ausreichende Verfuumlgbarkeit Vermehrung und dauerhafte Erzeugung von Saatgut ist haumlufig das zentrale Problem fuumlr die On-farm-Bewirtschaftung Um dies zu verbessern wurden bereits entsprechende Regelungen erlassen die das Inverkehrbringen von Saat- und Pflanzgut von Sorten die als genetische Ressource erhaltenswert erscheinen gezielt erleich-tern Eine Uumlberpruumlfung weiterer Ausnahmeregelun-gen fuumlr Aktivitaumlten zur Erhaltung der genetischen Vielfalt wird angestrebt

Handlungsbedarf

Verbesserte Erfassung Vernetzung und Koor-dinierung von Aktivitaumlten im Bereich On-farm-Bewirtschaftung

Entwicklung und Pruumlfung eines abgestimmten Konzeptes zur On-farm-Bewirtschaftung unter Beruumlcksichtigung der bestehenden Aktivitaumlten

Erstellung eines Konzepts fuumlr die Foumlrderung des Anbaus gefaumlhrdeter einheimischer Nutzpflanzen in Deutschland Weiterfuumlhrung geeigneter Foumlrdermaszlignahmen im Rahmen der GAK wie zB Fruchtartendiversifizie-rung (ua Leguminosen Gemengeanbau) Anbau von Zwischenfruumlchten Anbau gefaumlhrdeter heimi-scher Nutzpflanzen

Pruumlfung Konzeption und ggf Etablierung projekt-unabhaumlngiger Foumlrdermoumlglichkeiten zur Unterstuumlt-zung von Erhaltungsinitiativen und Akteuren der On-farm-Bewirtschaftung

Uumlberpruumlfung der Regelungen des Saatgut- und ggf des Pflanzenschutzrechts hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf die Aktivitaumlten zur Erhaltung der genetischen Vielfalt

4213 Erhaltung und nachhaltige Nutzung der genetischen Vielfalt im Gruumlnland

Gruumlnland ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Kulturlandschaft und groszligflaumlchig erst durch die Be-wirtschaftung des Menschen entstanden Im Gruumln-land wachsen mehr als die Haumllfte aller in Deutsch-land vorkommenden Bluumltenpflanzenarten Fuumlr Futterpflanzen und viele weitere Kulturpflanzen des Ackerlandes und der Gaumlrten bildet extensives Gruumln-land den Lebensraum ihrer verwandten Wildarten Artenreiches Gruumlnland stellt somit einen wichtigen Ort zum Erhalt der genetischen Vielfalt der Kultur-pflanzen dar Die ausdauernden Pflanzenbestaumlnde des Gruumlnlands bilden uumlber das ganze Jahr Lebensraum fuumlr eine groszlige Zahl heimischer Tierarten Gruumlnland hat zudem wichtige Funktionen fuumlr den Gewaumlsser- Klima- und Bodenschutz der Landschaften Gruumln-land hat somit zusammenfassend nicht nur eine herausragende Bedeutung fuumlr die genetische Vielfalt der Kulturpflanzen und ihrer wilden Verwandten sondern auch fuumlr typische Kulturlandschaften die weitere Funktionen fuumlr die Erholung und den Touris-mus erfuumlllen

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Artenreiche Almwiese

Die Artenzusammensetzung und die Auspraumlgung der Gruumlnlandvegetation richtet sich hauptsaumlchlich nach den natuumlrlichen Faktoren wie Standort (Boden Wasserhaushalt Klima Houmlhenlage etc) und nach den Bewirtschaftungsfaktoren Zu den entscheidenden Bewirtschaftungsfaktoren gehoumlren Mahd oder Be-weidung Tierbesatz Nutzungshaumlufigkeit (Anzahl der Schnitte) Nutzungstermine und Bewirtschaftungs-technik In Jahrhunderten entstand somit eine groszlige Vielfalt verschiedenster Gruumlnlandgesellschaften Seit mehr als 120 Jahren betraumlgt der Anteil von Gruumlnland nahezu konstant etwa ein Drittel der land-wirtschaftlichen Nutzflaumlche In diesem Zeitraum ist allerdings die landwirtschaftliche Nutzflaumlche insge-samt deutlich zuruumlckgegangen und damit anteilig auch die Gruumlnlandflaumlche absolut Wenn auch der landwirtschaftliche Flaumlchenverbrauch in den letzten Jahren abgeschwaumlcht worden ist so gehen taumlglich immer noch eine Flaumlche von ca 90 ha in Deutschland verloren die hauptsaumlchlich in Wohn- Verkehrs- und Wirtschaftsflaumlchen umgewandelt werden Der stetige Flaumlchenverlust geht einher mit einer staumlrkeren Inten-sivierung der Landwirtschaft und fuumlhrt damit auch in einigen Regionen zu einer Zunahme der Bewirtschaf-tungsintensitaumlt des Gruumlnlandes Damit ist auch eine Aumlnderung der Artenzusammensetzung und haumlufig eine Abnahme der biologischen Vielfalt verbunden

Im Rahmen der Gewaumlhrung von EU-Direktzahlungen haben die EU-Mitgliedstaaten sicher zu stellen dass bezuumlglich der beantragten Flaumlchen der Anteil des

Dauergruumlnlandes an der landwirtschaftlichen Flaumlche bezogen auf das Referenzjahr 2003 erhalten bleibt Bei einem Ruumlckgang dieses Anteils um mehr als 5 sind die Laumlnder gemaumlszlig der Bestimmungen des nationalen Direktzahlungen-Verpflichungengesetzes ermaumlchtigt den weiteren Umbruch von Dauergruumlnland per Lan-des-Verordnung von einer Genehmigung abhaumlngig zu machen Anfang 2011 gab es solche Landes-Verord-nungen in sechs Laumlndern In allen anderen Laumlndern betrug der Ruumlckgang des Dauergruumlnlandanteils we-niger als 5 In zwei Laumlndern war sogar eine geringe Zunahme des Dauergruumlnlandanteils zu verzeichnen Daruumlber hinaus ist die Gewaumlhrung der Direktzahlun-gen im Rahmen der Cross Compliance-Vorgaben auch von der Beachtung bestimmter fachrechtlich beste-hender Umbruchbeschraumlnkungen abhaumlngig

Biologische Vielfalt im bewirtschafteten Gruumlnland erhaumllt sich allerdings nicht von selbst Durch Biodi-versitaumltsmanagement kann der Landwirt artenrei-che Gruumlnlandflaumlchen erhalten und entwickeln Hier setzen die Agrarumweltmaszlignahmen im Rahmen der GAK an die ein breit gefaumlchertes und flexibles regi-onalspezifisches Instrumentarium anbieten Soweit regional erforderlich sollte ggf eine zielgerichtete Anpassung der Maszlignahmen erfolgen (siehe Kapitel zu 431)

Zur Anreicherung oder Wiederherstellung artenrei-cher Gruumlnlandflaumlchen mit gebietsheimischen Pflan-zenarten wurden in den letzten Jahren neue Konzepte diskutiert und erprobt (s 4224)

Handlungsbedarf

(Weiter-)Entwicklung von Methoden zur Identifi-kation unterschiedlicher Gruumlnlandformen auf der Grundlage von Indikator- oder KennartenErhebungen zu Vorkommen von artenreichem urspruumlnglichem bzw natuumlrlichem Gruumlnland in Schutzgebieten und Pruumlfen der Anwendung des Konzeptes bdquogenetischer Schutzgebieteldquo (siehe Kapitel 4223) zum Schutz wertvoller Gruumlnlands-tandorte in FFH-GebietenWeiterentwicklung standortgerechter und oumlkono-misch nachhaltiger Gruumlnlandnutzungssysteme

Weiterfuumlhrung und ggf Anpassung der Foumlrderung von biodiversitaumltsfoumlrdernden Agrarumweltmaszlig-nahmen im Rahmen der GAK wie extensive Be-wirtschaftung von Gruumlnlandflaumlchen zur Erhaltung pflanzengenetisch wertvoller Gruumlnlandvegetation Streuobstwiesen Umwandlung von Ackerland in extensiv zu nutzendes Gruumlnland

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Y Weiterfuumlhrung und ggf Ausweitung geeigneter Vertragsnaturschutzmaszlignahmen auf Laumlnderebene unter Beteiligung von EU und Bund

Y Pruumlfen inwieweit Foumlrderschwerpunkte des Bun-desprogramms bdquoBiologische Vielfaltldquo wie bdquoHot-spots der biologischen Vielfalt in Deutschlandldquo oder auch die bislang nicht definierte Kategorie bdquoWeitere Maszlignahmen von besonderer repraumlsenta-tiver Bedeutung fuumlr die Strategieldquo genutzt werden koumlnnen um der besonderen Bedeutung des arten-reichen Gruumlnlands gerecht zu werden

4214 Aufbau von Kompetenzzentren

Der Aufbau regionaler Kompetenzzentren faumlllt in die Zustaumlndigkeit der einzelnen Bundeslaumlnder Entspre-chend des in der Agrobiodiversitaumltsstrategie des BMEL beschriebenen Handlungsbedarfs wurden die Laumlnder z B durch Modellvorhaben fuumlr die Erhal-tung traditioneller regionaltypischer und bedrohter Kulturpflanzen on farm durch BMEL unterstuumltzt

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Umfangreiche Sortenkenntnisse sind Voraussetzung fuumlr die Erhal-tungsarbeit

Die Erfahrungen des Kompetenzzentrums fuumlr die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen an der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen sowie der Sortenerhaltungszentrale Baden-Wuumlrttemberg am Kompetenzzentrum Obstbau-Bodensee Baven-dorf belegen einen weitergehenden Bedarf fuumlr eine Unterstuumltzung der On-farm-Bewirtschaftung auf der regionalen bzw Laumlnderebene In den anderen Bundeslaumlndern fehlt eine derartige Infrastruktur zur Beratung und Koordination entsprechender Akteu-re bisher weitgehend Der Bedarf erstreckt sich auf den Aufbau von Netzwerken auf Erzeugerebene und stufenuumlbergreifend auf die Erzeugung und Verteilung von Saatgut sowie auf unterstuumltzende Maszlignahmen zur Entwicklung und Vermarktung so genannter bdquoVielfaltsprodukteldquo

Handlungsbedarf

Evaluierung der bisher geleisteten Arbeit und der Erfahrungen in einzelnen Bundeslaumlndern mit dem Ziel einen Leitfaden und Handlungsvorschlaumlge in Abstimmung mit den Bundeslaumlndern zu ent-wickeln

Unterstuumltzung bei der Gruumlndung weiterer Kom-pe tenzzentren fuumlr die Erhaltung nachhaltige Nutzung und Vermarktung pflanzengenetischer Ress ourcen einschlieszliglich Fortbildungs- Bildungs- und Oumlffentlichkeitsarbeit

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4215 AufbauvonFortbildungsangeboten imBereichOn-farm-Erhaltung pflanzengenetischerRessourcen

Bereits die Agrobiodiversitaumltsstrategie des BMEL betont die Bedeutung einer verstaumlrkten Ausbildung in Fragen der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt Das Wissen uumlber Anbau Ver-mehrung und Nutzung alter Sorten wird derzeit zu einem groszligen Teil durch Erhalterinitiativen gepflegt und weitergegeben Berufliche und wissenschaftli-che Ausbildungsgaumlnge haben relevante Inhalte (z B Samengaumlrtnerei Taxonomie) in ihren Curricula leider stark reduziert In einer Befragung von Personen die aktiv im Bereich On-farm-Management engagiert sind konnte ermittelt werden dass Kenntnisse uumlber die praktische zuumlchterische Erhaltung von Nutz-pflanzen nur unzureichend vorhanden sind Von den Personen wurde diesbezuumlglich mehrheitlich Fortbil-dungsbedarf geaumluszligert Weiterhin wurde in einer vom BMEL in Auftrag gegebenen Studie zur Analyse von Konzepten der On-farm-Bewirtschaftung pflanzenge-netischer Ressourcen in Deutschland festgestellt dass eine erfolgreiche On-farm-Bewirtschaftung durch unterstuumltzende Maszlignahmen begleitet werden muss die auch die Entwicklung von neuen Produkten und Marketingkonzepten beinhalten sollte

Praktische Erhaltungstaumltigkeit ist ohne die Einbin-dung in Netzwerke ungleich schwerer da der Aus-tausch von Erfahrungen Informationen aber auch der unmittelbare Austausch von Material und Gerauml-

ten von entscheidender Bedeutung sind Die bereits existierenden Einrichtungen Initiativen und Vereine stellen diesbezuumlglich eine gute Basis dar allerdings fehlt es derzeit noch an etablierten Netzwerk-strukturen

Handlungsbedarf

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Erfassung von Einrichtungen die grundsaumltzlich fuumlr Fortbildungsangebote im Bereich Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen und On-farm-Management geeignet sind Erarbeitung von Fortbildungsangeboten (z B bdquoErhaltungsgaumlrtnerldquo) in Zusammenarbeit mit ent-sprechenden Bildungseinrichtungen und Erhal-tungsorganisationen Aufbau eines Fortbildungsangebotes im Bereich Unternehmensgruumlndung und Marketing in Zu-sammenarbeit mit geeigneten Fortbildungsein-richtungenErarbeitung von Fortbildungs- und Schulungsma-terial unter Einbindung vorhandener Bundesein-richtungen

Aufbau eines Beratungsnetzwerkes fuumlr den Be-reich Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen und On-farm-Management in Zusammenarbeit mit Erhaltungsorganisationen und Botanischen Gaumlrten und weiteren Akteuren sowie die oumlffentlichkeits-wirksame Bekanntmachung des Netzwerkes

Alle Maszlignahmen werden bundesweit durch das IBV der BLE unterstuumltzt und koordiniert

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422 In-situ-ErhaltungvonWildpflanzen fuumlrErnaumlhrungundLandwirtschaft (WEL)

Mehr als 2800 Arten unserer heimischen Flora (ca 3500 Arten) stellen so genannte bdquomit Kulturarten verwandte Wildartenldquo (im internationalen Sprach-gebrauch crop wild relative ndash CWR) dar oder sind potenziell fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft nutzba-re Wildarten19 Diese bdquoWildarten fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaftldquo (WEL) sind zudem eine bedeutende Ressource fuumlr die Pflanzenzuumlchtung Deshalb ist die Erhaltung der Anpassungsfaumlhigkeit dieser Artengrup-pe fuumlr die langfristige Sicherung einer ausreichenden und sicheren landwirtschaftlichen Pflanzenprodukti-on eine wichtige Voraussetzung

Gerade bei der groszligen Anzahl an heimischen poten-ziell nutzbaren Wildpflanzenarten ist die In-situ-Er-haltung schon aus quantitativen pragmatischen und finanziellen Gruumlnden die wohl einzige realistische Schutzmaszlignahme Dabei bleiben die Arten in ihren Oumlkosystemen den dynamischen Prozessen der Evolu-tion ausgesetzt

Die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft spielt bei Bewirt-schaftungs- Pflege- und Erhaltungsmaszlignahmen des Naturschutzes als eigenstaumlndige Zielsetzung bisher keine groszlige Rolle Allerdings entsprechen die seit vielen Jahren durchgefuumlhrten Maszlignahmen z B im Vertragsnaturschutz auch dem Ziel der Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen

Als wichtige Komponenten der In-situ-Erhaltung sind die nachhaltige land- und forstwirtschaftliche Flaumlchennutzung im Rahmen von Agrarumweltmaszlig-nahmen sowie die Aktivitaumlten des Natur- und Land-schaftsschutzes zu nennen Diese Aktivitaumlten um-fassen u a Maszlignahmen des Artenschutzes und des flaumlchenbezogenen Biotopschutzes

Eine aktive Bewirtschaftung innerartlicher geneti-scher Vielfalt von in Deutschland wild vorkommen-den pflanzengenetischen Ressourcen einschlieszliglich der mit den Kulturpflanzen verwandten Wildarten (WEL) setzt eine enge fachliche Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Naturschutz voraus Die aktive Erhaltung genetischer Vielfalt auf dafuumlr

ausgewaumlhlten Flaumlchen wird umso effizienter und kostenguumlnstiger sein je mehr Arten innerhalb eines bewirtschafteten Areals vorkommen Inwieweit Maszlig-nahmen des Naturschutzes ausreichend sind gene-tische Ressourcen tatsaumlchlich dauerhaft zu erhalten ist bisher aber ebenso wenig bekannt wie Standorte mit hohem Aufkommen von WEL-Arten und hoher genetischer Vielfalt

Einen Uumlberblick uumlber die wild wachsenden Pflan-zenarten (Farn- und Bluumltenpflanzen) Pflanzengesell-schaften und die natuumlrliche Vegetation Deutschlands ermoumlglicht das Informationsangebot FloraWeb (httpwwwflorawebde) des Bundesamtes fuumlr Naturschutz (BfN) Zu den ca 3500 wild wachsenden Pflanzenarten koumlnnen Artensteckbriefe mit bis zu 55 Einzelinformationen uumlber Taxonomie Systematik Biologie Oumlkologie Lebensraum Verbreitung und Be-standssituation Gefaumlhrdung und Schutz sowie Fotos abgerufen werden Informationen uumlber die Verbrei-tung in Deutschland sind durch dynamisch erstellte Karten und die interaktive GIS-Anwendung bdquoFlora-Mapldquo zugaumlnglich Die Angaben stammen aus laufend aktualisierten Datenbanken und Projekten des BfN und dessen Kooperationspartnern

Im Rahmen des Berichtssystems zum europaumlischen Schutzgebietsnetz bdquoNatura 2000ldquo erfolgt ebenfalls eine Erfassung der in diesen Gebieten vorkommen-den Pflanzenarten der Anhaumlnge II - V der FFH-Richt-linie auf Laumlnderebene doch kommen von den mehr als 1000 Tier- und Pflanzenarten der entsprechenden Anhaumlnge II - IV der FFH-Richtlinie nur ganze 50 Arten von Farn- und Bluumltenpflanzen in Deutsch-land uumlberhaupt vor Ein wesentlich groumlszligerer Anteil von Pflanzenarten wird allerdings durch die Kartie-rung von FFH-Lebensraumlumen (Anhang I) und z T auszligerhalb von Natura 2000-Gebieten im Rahmen der Biotopkartierungen der Laumlnder erfasst

Auf nationaler Ebene gibt es daruumlber hinaus nur wenige Erhebungen uumlber das Vorkommen pflan-zengenetischer Ressourcen inner- und auszligerhalb bestehender Schutzgebiete bzw eine diesbezuumlgliche Auswertung vorhandener Kartierungsdaten Bisher durchgefuumlhrte detailliertere Erhebungen beziehen sich meist punktuell auf spezifische Gebiete Auszliger-dem ist die innerartliche Variabilitaumlt der Wildpflan-zen nur ansatzweise bekannt

19 Von den ca 3500 in Deutschland in situ vorkommenden Pflanzenarten sind fuumlr uumlber 1000 Arten aktuelle oder potenzielle Nutzungen beschrieben Unter Einbeziehung der Nutzungsformen bdquoZuumlchtungldquo bzw bdquoZierpflanzeldquo kommen weitere ca 1800 Arten als bdquoheimischeldquo pflanzengenetische Ressourcen hinzu

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Sanddorn(Hippophaerhamnoides)eineWildpflanzeausderenFruumlchtenleckereSaumlfteundMarmeladenhergestelltwerdenkoumlnnen

Das IBV betreut ein Verzeichnis pflanzengenetischer Ressourcen welches sowohl die Kulturpflanzen als auch die Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirt-schaft umfasst Dieses Verzeichnis ist uumlber das Nati-onale Inventar zu pflanzengenetischen Ressourcen PGRDEU (httppgrdeugenresde) zugaumlnglich

Daten zum Vorkommen pflanzengenetischer Res-sourcen in situ sind bisher nur in eingeschraumlnktem Maszlige fuumlr bestimmte Pflanzenarten durch die Bun-deslaumlnder und auf Kommunal- oder Projektebene verfuumlgbar Eine allgemeine Zugaumlnglichkeit zu diesen Informationen existiert in der Regel nicht oder sie ist nur sehr eingeschraumlnkt vorhanden Im Rahmen eines vom BMEL gefoumlrderten Modell- und Demonstrati-onsvorhabens bdquoAufbau eines Berichts- und Monito-ringsystems fuumlr die In-situ-Erhaltung genetischer

Ressourcen der den Kulturpflanzen verwandten Wildarten in Brandenburgldquo wird derzeit eine mo-dellhafte Berichtsinfrastruktur auf Bundeslandebene aufgebaut welche hier kuumlnftig durch verbesserten In-formationsfluss ndash sowohl innerhalb des Bundeslandes selbst als auch von dort zur Bundesebene ndash Abhilfe schaffen soll Daneben werden uumlber weitere Modell- und Demonstrationsvorhaben die Vorkommen der verwandten Wildarten von Apfel und Rebe Malus sylvestris (L) Mill und Vitis vinifera subsp sylvestris (C C Gmel) Hegi erhoben und genetisch beschrie-ben der Erhaltungszustand der Vorkommen bewer-tet sowie Maszlignahmen fuumlr ein In-situ-Management entwickelt und gepruumlft

Handlungsbedarf

Erstellung eines nationalen Konzepts zur In-situ-Erhaltung von in Deutschland wild vorkommen-den pflanzengenetischen Ressourcen

4221 IdentifizierungvonSchwerpunktarten

Fuumlr in Deutschland wild vorkommende pflanzenge-netische Ressourcen mit ihren mehr als 2800 Arten ist die In-situ-Erhaltung der wichtigste Erhaltungs-ansatz Die groszlige Artenzahl macht hier eine Schwer-punktsetzung noumltig um weitere Schutzmaszlignahmen realistisch und umsetzbar planen zu koumlnnen

Handlungsbedarf

Pflege und Fortschreibung der Liste in Deutschland vorkommender pflanzengenetischer Ressourcen20

Entwicklung nationale und internationale Ab-stimmung und Feststellung geeigneter Kriterien fuumlr die Priorisierung von in Deutschland wild vorkommenden pflanzengenetischen Ressourcen Markierung der prioritaumlren Arten in der Liste pflanzengenetischer Ressourcen nach diesen Kriterien als Grundlage einer weiteren Schwer-punktsetzung von Erhaltungsmaszlignahmen auf nationaler und internationaler EbeneMeldung der prioritaumlren Arten und ggf von Maszlignahmen zu ihrem Schutz an internationale Informationssysteme zwecks europaumlischer und internationaler Abstimmung

20 httppgrdeugenresdeindexphptpl=an_Liste

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AgrarlandschaftmitbluumlhendemAckerrandstreifen

4222 BestandsstuumltzendeMaszlignahmen

Zur Unterstuumltzung des Ziels in Deutschland wild vorkommende pflanzengenetische Ressourcen vorrangig in situ zu erhalten sind auch bestands-stuumltzende Maszlignahmen fuumlr Vorkommen und Popula-tionen einzelner Arten zu pruumlfen und wo angebracht umzusetzen Hierbei sind u a auch die Moumlglichkei-ten einer Nutzung bestehender Aktivitaumlten z B im Rahmen der nationalen Umsetzung der Europaumlischen Strategie zur Erhaltung der Pflanzen (EPCS vgl Kapi-tel 311) zu pruumlfen Die Entwicklung und Etablierung von bestandsstuumltzenden Maszlignahmen erfolgte bisher modellhaft bei Malus sylvestris (L) Mill und Vitis vinifera subsp sylvestris (C C Gmel) Hegi im Rahmen von Modell- und Demonstrationsvorhaben

Handlungsbedarf

Entwicklung und Pruumlfung eines Konzepts zur Stuumltzung von Vorkommen und Populationen durch Vermehrung von Saatgut oder Pflanzen und deren Wiederausbringung

4223 IdentifizierungAufbauundAusweisung bdquogenetischerSchutzgebieteldquo

Bisher gibt es keine spezifischen Schutzgebiete fuumlr WEL Das von der Europaumlischen Kommission im Rahmen der Ratsverordnung (EG) Nr 8702004 finanzierte Vorhaben bdquoEin integrierter europaumlischer Arbeitsplan fuumlr das In-situ-Management Umsetzung der Konzepte bdquogenetisches Schutzgebietldquo und bdquoon farmldquo (AEGRO)ldquo befasst sich mit allen wesentlichen Aspekten des In-situ-Managements AEGRO fuumlhrt Daten aus europaumlischen und internationalen Quellen zusammen und harmonisiert und strukturiert Infor-mationen damit sich diese fuumlr Entscheidungspro-zesse nutzen lassen Erste Ergebnisse zeigen dass die Qualitaumlt der in verschiedenen Quellen (GBIF EURISCO) mehr oder minder auf dem kleinsten ge-meinsamen Nenner zusammengefuumlhrten Daten in taxonomischer und geographischer Hinsicht in keiner Weise fuumlr eine aggregierende Betrachtung die fuumlr die Priorisierung von Arten und Gebieten erforderlich ist ausreicht und einer umfangreichen Bearbeitung bedarf

AEGRO beschreibt ferner die genetische Diversitaumlt ausgewaumlhlter Gattungen und Arten und schafft fuumlr ausgewaumlhlte Vorkommen die organisatorischen und methodischen Voraussetzungen fuumlr das demographi-sche und genetische Monitoring Es werden fuumlr diese Modellarten auf europaumlischer Ebene abgestimmte Er-haltungsstrategien entwickelt die anderen als Vorlage dienen koumlnnen Fuumlr das In-situ-Management werden Qualitaumltsstandards als Voraussetzung fuumlr eine verbes-serte europaumlische Zusammenarbeit in diesem Bereich entwickelt und die Moumlglichkeiten zur Einrichtung genetischer Schutzareale in bdquoMost Appropriate Areas ndash MAAldquo gepruumlft Das EU-Vorhaben begann im Oktober 2007 und wird vom Julius Kuumlhn-Institut koordiniert

Bereits im Fachprogramm von 2002 war vorgesehen auch in Deutschland bestehende Schutzgebiete mit einer hohen Dichte an prioritaumlren Arten zu identifi-zieren und zusaumltzlich als bdquogenetisches Schutzgebietldquo auszuweisen Dabei koumlnnen nun die Ergebnisse des AEGRO-Projekts als Grundlage fuumlr ein nationales Erhaltungskonzept dienen

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Handlungsbedarf

Y Identifizierung geeigneter Flaumlchen mit hoher bdquoVorkommensdichteldquo prioritaumlrer Arten im Rahmen eines Projektes

Y Entwicklung bzw Weiterentwicklung von Mana-gementmaszlignahmen fuumlr die prioritaumlren Arten

Y Ausweisung bereits vorhandener Schutzgebiete als bdquogenetische Schutzgebieteldquo fuumlr prioritaumlre Arten durch die zustaumlndigen Stellen und in Abstimmung mit den laufenden Arbeiten der Laumlnderbehoumlrden zur Ausweisung der FFH-Gebiete

4224 VerwendunggebietseigenerWildpflanzen inderfreienNatur

Das novellierte Gesetz uumlber Naturschutz und Landschaftspflege (Bundesnaturschutzgesetz ndash BNatSchG21) formuliert in sect 40 (4) strenge Anforde-rungen an das Ausbringen von Pflanzen gebiets-fremder Arten in der freien Natur22 Bereits vor der Novellierung war vorgeschrieben dass in der freien Natur kein Pflanzmaterial verwendet werden soll das seinen genetischen Ursprung nicht in der jewei-ligen Region hat Die mit der Novelle nun bundesun-mittelbar geltende Vorschrift des sect 40 Absatz 4 muss in den Laumlndern vollzogen werden ohne dass Abwei-chungsmoumlglichkeiten bestehen Zur Erleichterung wurde eine 10-jaumlhrige Uumlbergangsregelung bis zum 1 Maumlrz 2020 geschaffen in der gebietseigene Pflan-zen und Gehoumllze vorzugsweise verwendet werden sollen Erst danach gilt die neu gestaltete Genehmi-gungspflicht uneingeschraumlnkt

Der Genehmigungsvorbehalt des BNatSchG gilt nur fuumlr das Ausbringen in der freien Natur Davon sind alle Ausgleichsmaszlignahmen Rekultivierungen Straszligenbegleitgruumln und sonstigen Begruumlnungs- und Rekultivierungsmaszlignahmen in der freien Natur be-troffen Die Land- und Forstwirtschaft einschlieszliglich des Gartenbaus ist aber sowohl als Erzeuger gebiets-eigenen Saat- und Pflanzguts das in der freien Natur verwendet werden soll als auch im Rahmen von Dienstleistungen in Landschaftsbau und ndashpflege als Ausbringer betroffen

Fuumlr krautige Pflanzen gibt es sehr einfache effektive und seit Jahren in der Praxis bewaumlhrte Methoden der Begruumlnung wie Selbstbegruumlnung Heudruschver-fahren oder auch Mahdgutuumlbertragungsverfahren Weitere alternative naturnahe Begruumlnungsmethoden wurden bereits in Modellvorhaben erprobt Alle genannten Verfahren haben den Vorteil dass die Verwendung vorhandener lokaler gebietseigener Her-kuumlnfte von Wildpflanzen bei der Ausbringung in die freie Landschaft gesichert ist Es besteht jedoch auch ein zunehmender Bedarf fuumlr einen Markt fuumlr gebiets-eigenes Saatgut (z B Regiosaatgut) fuumlr diese Begruuml-nungs- und Rekultivierungsmaszlignahmen in der freien Natur Mit der nationalen Umsetzung der Richtlinie 201060EU der Kommission besteht ab Anfang 2012 die Moumlglichkeit Saatgutmischungen sogenannte Erhaltungsmischungen die zur Erhaltung der natuumlrli-chen Umwelt verwendet werden sollen auch dann in den gewerblichen Verkehr zu bringen wenn sie unter das Saatgutverkehrsgesetz fallen

ArtenreichesSchnittgruumlnlandmitgebietseigenenWildpflanzen

21 Bundesnaturschutzgesetz vom 29 Juli 2009 (BGBl I S 2542) das zuletzt durch Artikel 5 des Gesetzes vom 6 Februar 2012 (BGBl I S 148) geaumlndert worden ist

22 BNatSchG sect 40 (4) bdquoDas Ausbringen von Pflanzen gebietsfremder Arten in der freien Natur sowie von Tieren bedarf der Genehmigung der zustaumlndigen Behoumlrde Kuumlnstlich vermehrte Pflanzen sind nicht gebietsfremd wenn sie ihren genetischen Ursprung in dem betreffenden Gebiet haben Die Genehmi-gung ist zu versagen wenn eine Gefaumlhrdung von Oumlkosystemen Biotopen oder Arten der Mitgliedstaaten nicht auszuschlieszligen ist Von dem Erfordernis einer Genehmigung sind ausgenommen (hellip) 4das Ausbringen von Gehoumllzen und Saatgut auszligerhalb ihrer Vorkommensgebiete bis einschlieszliglich 1 Maumlrz 2020 bis zu diesem Zeitpunkt sollen in der freien Natur Gehoumllze und Saatgut vorzugsweise nur innerhalb ihrer Vorkommensgebiete ausgebracht werdenldquo

46

Um die entsprechenden Qualitaumltsvorgaben zu garan-tieren wurden bereits privatrechtliche Zertifizie-rungssysteme fuumlr Regiosaatgut geschaffen Somit kann gebietseigenes Saatgut das durch Besamm-lung von Wildpflanzen in einer bestimmten Region gewonnen wird ndash in der Regel nach einer Zwischen-vermehrung ndash wieder in dieser Region ausgebracht werden Die in diesen Zertifizierungssystemen defi-nierten Regionen orientieren sich am Ergebnis eines Forschungsprojektes der Deutschen Bundesstiftung Umwelt Es wurden 22 deutsche Regionen voneinan-der abgegrenzt indem standoumlrtlich-klimatisch aumlhn-liche Naturraumlume mit vergleichbarem Artenspektrum zu einer Region zusammengefasst wurden

Fuumlr Gehoumllze ist ebenfalls eine bundesweit einheit-liche Umsetzung anzustreben Zu diesem Zweck wurde die bdquoArbeitsgruppe gebietseigene Gehoumllzeldquo beim BMU ins Leben gerufen in der die Interessen der Naturschutz- Forst- und Gartenbaubehoumlrden von Bund und Laumlndern der Verkehrsplanung der Baumschulverbaumlnde und Forschung gleichberechtigt vertreten sind Mit dem bdquoLeitfaden zur Verwendung gebietseigener Gehoumllze23ldquo hat die Arbeitsgruppe entsprechende Grundlagen und Empfehlungen fuumlr eine praktikable Umsetzung vorgelegt Sie empfiehlt bundeseinheitlich eine Einteilung in sechs Gebiete als Basis fuumlr die Produktion und Ausbringung gebietseigener Gehoumllze zu Grunde zu legen Fuumlr die Handhabung der Sonderfaumllle Straszligenbegleitgruumln und Obstgehoumllze in der freien Landschaft werden ebenfalls Empfehlungen ausgesprochen

Handlungsbedarf

Y Unterstuumltzung bei der Identifikation geeigneter natuumlrlicher Vorkommen gebietseigener Pflanzen um die Erzeugung und Herkunftssicherung von Saat- und Pflanzgut gebietseigener Pflanzen vor-anzubringen

43 Nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen

In der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt wird die Vision formuliert dass eine moumlglichst groszlige Vielfalt genetischer Ressourcen aktiv und nachhaltig genutzt wird Denn diese nachhaltige Nutzung ist in der Regel die beste Voraussetzung fuumlr den langfristi-gen Erhalt der genetischen Ressourcen Im Rahmen der BMEL-Kommunikationsarbeit wurde der Slogan bdquoSchutz durch Nutzungldquo in der oumlffentlichen Diskus-sion bekannt gemacht

431 WeiterfuumlhrungvonAgrarumwelt- maszlignahmen

Agrarumweltprogramme sind ein wichtiges Instru-ment der EU-Agrarpolitik um neben anderen um-weltrelevanten Zielen insbesondere auch die biolo-gische Vielfalt in Agraroumlkosystemen einschlieszliglich pflanzengenetischer Ressourcen zu erhalten Sie werden bei uns auf circa 30 Prozent der landwirt-schaftlichen Flaumlche durchgefuumlhrt Sie honorieren die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt etwa durch Erhalt vielfaumlltiger Fruchtfolgen Bewahrung regional angepasster Kulturpflanzen-sorten und Nutztierrassen sowie durch Gruumlnland-extensivierung

Die Ausgestaltung dieser Maszlignahmen hat auf Grund ihres finanziellen und flaumlchenmaumlszligigen Umfangs einen deutlichen Einfluss auf die Ziele dieses Fachprogramms

Entsprechend der bestehenden Hauptnutzungen und der korrespondierenden Lebensraumbedingungen fuumlr WEL ist die Weiterfuumlhrung der Agrarumweltmaszlig-nahmen standortangepasst (naturraumlumliche Bedin-gungen Nutzungen) erforderlich Ggf kann ndash unter Beruumlcksichtigung des Verwaltungs- und Kontrollauf-wandes ndash gepruumlft werden inwieweit bei einzelnen Maszlignahmen Indikatoren und standoumlrtliche Diffe-renzierungen der Maszlignahmen zu Fortschritten bei Effektivitaumlt der Maszlignahmen zur Erhaltung pflanzen-genetischer Ressourcen fuumlhren

23 Leitfaden zur Verwendung gebietseigener Gehoumllze Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) Stand Januar 2012 httpwwwbmudefilespdfsallgemeinapplicationpdfleitfaden_gehoelze_bfpdf

47

Handlungsbedarf

Y Ermittlung von Indikatoren fuumlr den Erhalt pflan-zengenetischer Ressourcen als Komponente der Biodiversitaumlt bei der Weiterfuumlhrung bestimmter Agrarumweltmaszlignahmen

Y Entwicklung und Anwendung standortangepass-ter Maszlignahmen differenziert u a nach Agrar-landschaftstyp und Bodenmerkmalen mit hoher Wirkeffizienz fuumlr den Erhalt pflanzengenetischer Ressourcen

Y Uumlberpruumlfung der Wirksamkeit von Agrarumwelt-maszlignahmen fuumlr den Erhalt und die nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen mit Hilfe entsprechender Indikatoren

432 Weiterentwicklungnachhaltiger Nutzungssysteme

Wichtiges Ziel muss es sein agrarische Nutzungssys-teme im Einklang mit den Zielen der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der genetischen Ressourcen weiterzuentwickeln Dies betrifft die klassischen Nut-zungen zur Nahrungs- und Futtermittelproduktion in den Hauptausrichtungen Ackerbau Gruumlnlandbewirt-schaftung und Obst-Weinanbau Zunehmend gewin-nen aber auch die Produktionsbereiche bdquonachwach-sende Rohstoffeldquo bdquoBioenergieldquo und bdquoKlimaschutzldquo fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung pflanzenge-netischer Ressourcen an Bedeutung Potenzial ist da-bei solchen Verfahren beizumessen denen es gelingt wichtige Ziele des Biodiversitaumltsschutzes in produk-tive d h wirtschaftlich rentable Nutzungssysteme zu integrieren Unter diesem Aspekt sollten besonders solche Nutzungsformen und Produktionsverfahren entwickelt und durch Projekte unterstuumltzt werden die zu einer messbaren Integration der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung pflanzengenetischer Ressour-cen in die Produktion fuumlhren Die Wirksamkeit und Kosteneffizienz bestehender Instrumente zur Foumlrde-rung der Agrobiodiversitaumlt insbesondere der pflan-zengenetischen Ressourcen ist in der Diskussion

Handlungsbedarf

Y Modellhafte Erprobung von Produktionsverfah-ren die die Erhaltung und nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen in die Produktion

integrieren (z B Modell- und Demonstrations-vorhaben in Ackerbaubetrieben) und Uumlbertragung der Ergebnisse in die breitere landwirtschaftliche Praxis

Y Oumlkonomische Bewertungen integrierter Maszlignah-men des Agrobiodiversitaumlts- und Naturschutzes zur Gewaumlhrleistung wirtschaftlich rentabler Nut-zungssysteme

Y Erstellung von Maszlignahmenkatalogen fuumlr effizi-ente Naturschutzmaszlignahmen (Handbuumlcher fuumlr Landwirte) fuumlr Ackerbau- Gruumlnland- Obst-Wein-bau- und Heidegebiete moumlglichst mit regionalem naturraumlumlichem Bezug

Y Entwicklung und Erprobung von Verfahren fuumlr Nutzungen zur Bioenergieerzeugung die Aspekte der Erhaltung der pflanzengenetischen Ressour-cen beruumlcksichtigen z B Nutzung eines breiten Spektrums an Kulturarten streifenfoumlrmige Ener-gieholzpflanzungen in Ackerbau- und Gruumlnland-gebieten in Verbindung mit weiteren Biodiversi-taumltszielen

ErhaltenswerteregionaleApfelsorten

48

433 EntwicklungundVerbesserungvon IndikatorenfuumlrdieBestimmungder Gefaumlhrdungvonpflanzengenetischen Ressourcen

Entwickelte bundesweite Biodiversitaumltsindikatoren (Vogelindikator high-natural-value-Farmland(HNV) gefaumlhrdete Arten Schmetterlinge) dienen einer orientierenden Bewertung der Situation der biologi-schen Vielfalt in Hauptlebensraumlumen Die agrarischen Gebiete werden dabei zusammenfassend durch stark generalisierte indikatorisch daher relativ wenig sensitive Maszligzahlen z B den Vogelindex fuumlr Agrar-land in Deutschland dargestellt Fuumlr die Bewertung der Situation der genetischen Vielfalt der Pflanzen in der Flaumlche z B der Entwicklung der Artenzahlen im Dauergruumlnland die genetische Vielfalt genutzter Sorten im groszligflaumlchigen Anbau sowie schlieszliglich auch schlussfolgernd fuumlr die Anwendung verbesserter Bewirtschaftungsmethoden reichen diese Indikato-ren jedoch nicht aus Dringend erforderlich ist daher die Entwicklung von Indikatoren zur Kennzeichnung der Entwicklung der genetischen Vielfalt der Nutz-pflanzen in den Produktionssystemen Bezuumlglich tier-genetischer Ressourcen war es 2010 gelungen einen entsprechenden Indikator fuumlr den Indikatorenbe-richt 2010 zur Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt zu entwickeln und einzubringen Bestehende Indikatoren mit einem Bezug auf die fuumlr viele Wild-pflanzenarten wichtigen Lebensraumlume und extensi-ven Nutzungsformen wie der HNV-Farmlandindi-kator oder der Vogelindikator muumlssen methodisch weiterentwickelt werden um den direkten Bezug zu spezifischen landwirtschaftlichen Nutzungen (Acker Gruumlnland Obst-Weinbau Heiden) zu gewaumlhrleisten

Handlungsbedarf

Y Entwicklung eines nationalen Indikators bdquopflan-zengenetische Vielfalt in Landwirtschaft und Ernaumlhrungldquo unter Beteiligung der Laumlnder

Y Weiterentwicklung von regio nalisierten landwirtschaftl ich sensitiven Biodiversitaumltsindi-ka toren auf der Basis bestehender Indikatoren (Voumlgel HNV-Farmland Schmetterlinge)

Y Entwicklung von indirekten Biodiversitaumltsindi-katoren in Form kalibrierter Schnellmethoden zur lokalen Bewertung der Bio diversitaumlt z B Schaumltz-verfahren mit Hilfe von Vegetationsstrukturmerk-malen der Pflanzenbestaumlnde

Y Entwicklung von Methoden zur Nutzung der Biodiversitaumltsindikatoren fuumlr die Evaluierung der Biodiversitaumltswirkungen von Agrarumweltmaszlig-nahmen von Maszlignahmen der Landschafts pflege und des Vertragsnaturschutzes

Y Erarbeitung von Methoden zur Kopplung der Felderhebungen der Biodiversitaumltsindikatoren mit Datenerhebungen aus landwirt schaftlichen Nutzungen zur Ableitung von praxistauglichen Maszlignahmen fuumlr die Verbesserung der Bestands-situation von Indikatorarten sowie von HNV-Farmland Flaumlchen

434 FoumlrderungderEvaluierungund Charakterisierung

Um eine gezielte Nutzung genetischer Ressourcen zur zuumlchterischen Verbesserung von Kulturpflanzen zu erreichen sind besondere Anstrengungen erforder-lich Grundvoraussetzung ist deren Charakterisierung und Evaluierung Charakterisierungsdaten beschrei-ben Merkmale von Pflanzen die in hohem Maszlige erblich sind und mit bloszligem Auge sichtbare Eigen-schaften darstellen wie z B Wuchshoumlhe und Bluumlh-zeitpunkt Evaluierungsdaten beschreiben vor allem komplexere Eigenschaften die fuumlr die Nutzung der Pflanzen wichtig sind wie Ertrag Anbaueigenschaf-ten Standorteigenschaften und Resistenzen gegen Schaderreger und Schaumldlinge

In der Evaluierung spielen zunehmend molekular- genetische und pflanzenphysiologische Untersuchun-gen die Schluumlsselrolle Waumlhrend die Sequenzierung komplexer Pflanzengenome (Genotypisierung) mit dem technischen Fortschritt zunehmend moumlglich einfacher und kostenguumlnstiger wird ist ein Engpass im Erkenntnisgewinn und damit in der Nutzbar-machung pflanzengenetischer Ressourcen zu beob-achten Dies betrifft besonders die aufwendige aber unabdingbare Phaumlnotypisierung also die quantitative Analyse pflanzlicher Strukturen und Funktionen

BoniturvonFruchtmerkmalendesApfels

49

Notwendig waumlre deshalb vor allem die Entwicklung praumlziser Hochdurchsatz-Phaumlnotypisierungen wenn die Nutzung genetischer Ressourcen zukuumlnftig schnell und effizient erfolgen soll

Handlungsbedarf

Y Foumlrderung interdisziplinaumlrer Forschungsvorhaben zur Hochdurchsatz-Phaumlnotypisierung der marker-gestuumltzten Selektion der Versuchstechnik sowie der Verarbeitung und Analyse massiver Daten-mengen um die notwendige breite Wissensbasis zu erhalten und die erforderlichen Kapazitaumlten aufzubauen

Y Ausbau von Netzwerken zur Ermittlung und Be-wertung der Eigenschaften genetischer Ressour-cen landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Kulturpflanzen unter Beteiligung der Zuumlchter u a durch weiteren Ausbau des Nationalen Evalu-ierungsprogramms pflanzengenetischer Ressour-cen (EVA II) durch Ausweitung der Evaluierung bei Getreidearten z B auf Merkmale zur Verbes-serung der Widerstandsfaumlhigkeit gegen biotische und abiotische Stressfaktoren sowie durch Ein-beziehung weiterer Kulturarten

Y Evaluierung pflanzengenetischer Ressourcen und Intensivierung der Zuumlchtungsforschung durch das Julius Kuumlhn-Institut in Zusammenarbeit mit privaten Zuumlchtungsunternehmen relevanten For-schungseinrichtungen Erhaltungsinitiativen und sonstigen Akteuren Neben den Hauptkulturen sollen auch bisher vernachlaumlssigte (neue und nicht mehr genutzte) Fruchtarten einbezogen werden

Y

Y

435 ErschlieszligungvonInnovationspoten- zialenpflanzengenetischerRessourcen durchdieZuumlchtungsforschung

Die Pflanzenzuumlchtungsforschung bildet eine der wichtigsten Grundlagen der Ernaumlhrungssicherung und Rohstoffversorgung insbesondere unter sich veraumlndernden Produktionsbedingungen durch Klimawandel und einer stetig wachsenden Weltbe-voumllkerung Ziel ist die genetische Anpassung bzw pflanzenzuumlchterische Verbesserung unserer Kultur-arten gegenuumlber allen moumlglichen Stressfaktoren (z B Temperatur Trockenheit Starkniederschlaumlge Schaderreger) Ausgangspunkt der pflanzenzuumlchte-rischen Verbesserung ist die Erfassung Bewertung und Nutzung der genetischen Variation fuumlr Eigen-schaften wie Widerstandsfaumlhigkeit gegen Hitze und Trockenheit sowie Krankheiten und Schaumldlinge in pflanzengenetischen Ressourcen Im Rahmen der Pflanzenzuumlchtungsforschung gilt es diese geneti-

sche Variation sicher und effektiv zu erfassen und beschleunigt nutzbar zu machen Dies ist die Aufgabe der so genannten Vorlaufzuumlchtung (pre-breeding) Fuumlr diesen Zweck stehen heute Zell- und Gewebe-kulturverfahren sowie molekulare Techniken die eine Merkmalserfassung auf der Ebene der Erbsubs-tanz erlauben zur Verfuumlgung

BlickineinenartenreichenZuchtgarten

Die Basis fuumlr diese Arbeiten bildet ein moumlglichst groszliges Spektrum pflanzengenetischer Ressourcen Beispiele der erfolgreichen Nutzung dieser Ressour-cen durch die Ressortforschung des BMEL sind die Herbeifuumlhrung dauerhafter Krautfaumluleresistenz bei der Kartoffel durch Nutzung von Solanum-Wildarten als Resistenzressourcen die Einkreuzung neuer hochwirksamer Resistenzgene gegen verschiedene Pilz- und Viruskrankheiten aus der Wildart Hordeum bulbosum in die Kulturgerste oder die Identifizierung von Herkuumlnften der Blauen und Gelben Lupine mit Widerstandsfaumlhigkeit gegen die Brennfleckenkrank-heit (Anthraknose)

Handlungsbedarf

Weitere Unterstuumltzung der Zuumlchtungsforschung im Rahmen der bestehender Foumlrderprogram-me (z B Programm zur Innovationsfoumlrderung Foumlrderprogramm Nachwachsende Rohstoffe und Demonstrationsvorhaben Bioenergie der Fach-agentur Nachwachsende Rohstoffe Bundespro-gramm Oumlkologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft)

Foumlrderung von Programmen und Projekten zur Uumlberfuumlhrung wichtiger Merkmale in adaptiertes Pflanzenmaterial (Erstellung und Weiterentwick-lung von Basispopulationen Selektion von Vorstu-fenmaterial)

50

436 Erweiterungdergenetischen DiversitaumltdurchdenAufbauvon Evolutionsramschen

Die Erhoumlhung der genetischen Diversitaumlt in Elite-zuchtmaterial ist eine wichtige Voraussetzung fuumlr die dauerhafte Verbesserung von Kulturpflanzen Entsprechende Ansaumltze reichen von der Einlagerung einzelner Resistenzgene aus Wildformen bis hin zur Herstellung so genannter Introgressionslinien welche definierte Chromosomensegmente aus Wildformen bzw Wildarten enthalten Entsprechen-de Forschungsaktivitaumlten wurden ua im Rahmen von Projekten der bdquoGenomanalyse im Biologischen System Pflanze (GABI)ldquo bearbeitet Daruumlber hinaus koumlnnen Evolutionsramsche einen wichtigen Beitrag fuumlr die Nutzbarmachung und Weiterentwicklung pflanzengenetischer Ressourcen leisten

Evolutionsramsche entstehen aus der Durchkreu-zung unterschiedlicher Genotypen die zusammen die derzeit verfuumlgbare genetische Diversitaumlt des jeweiligen Zuumlchtungspools umfassen In den Kreu-zungsnachkommenschaften finden im Gegensatz zur Ex-situ-Erhaltung der reinen Ausgangslinien weiter-hin Anpassungsprozesse statt die durch die Dynamik natuumlrlicher Selektion verursacht werden Im Gegen-satz zu Zuchtpopulationen erfolgt keine zuumlchteri-sche Auslese auf spezifische Merkmale Im Zuge des Anpassungsprozesses koumlnnen in einem genetisch breiten Reservoir besondere auch neue Genkombina-tionen entstehen die in dieser Form moumlglicherweise im stark selektierten Elitematerial von Zuchtunter-nehmen nicht entstehen wuumlrden Evolutionsramsche sind eine wichtige Maszlignahme zur Erzeugung neuer Ausgangsvariabilitaumlt fuumlr Zuumlchtungsforschung und Pflanzenzuumlchtung

Darstellung der Hauptkoordinatenanalyse (PCoA) von 32 Sorten

Pict

AlinghiAlissa

Gaulois Cervoise

Sorna Vulcan

BirgitLomerit

Merlot

NaomieLeibniz

ElbanyPeragis

Frances

Gilberta

Alpaca

Eiszapfen

BantengLudmilla

Fridericus

EngelensII

Catinka

Venus Plana

Vogels Gold

Andrea

HordHexGig

Engelens 6zig

Mammut

Borwina

Bayava

ErfurtTraminerBrunhild

Franka

Tocka

F1-1(40)

F1-2

(41)

F1-3(26)

F1-4(14)

F1-7(51)F1-6(33)

LentaF1-5(32)

F1-6A(18)

F1-9(65)

F1-10(30)

F1-10A(11)

F1-10A(25)F1-13(25)

F1-1

4(10

) F1-1

5(24

)

F1-18A(40)

F1-8A(20)

F1-12(67)

F1-8

(55)

F1-1

1(61

)

I II

III IV

05000

02500

00000

-02500

-05000

-05000 -02500 -00000 02500 05000

109

172

Alternative

Vorrangige Kreuzung

DarstellungderHauptkoordinatenanalyse(PCoA)von32SortenwelchedenGroszligteildergenetischeVielfaltdesdeutschenWintergers-

tensortimentesrepraumlsentieren(QuelleJKI)Diey-bzwx-AchsebeschreibendenAnteildererstenundzweitenDimensionderPCoAMit

StrichenverbundeneSortenkennzeichnengeplantePaarkreuzungen

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YY

Y

Y

Y

KuumlrbisvielfaltaufeinemVerkaufsstand

Handlungsbedarf

Fortfuumlhrung der Evolutionsramsche bei GersteAnlage Entwicklung und wissenschaftliche Begleitung von Evolutionsramschen bei weiteren wichtigen Kulturarten (insbesondere fremd- befruchtende Arten gartenbauliche Kulturen)

437 VermarktungvonbdquoVielfaltsproduktenldquo

Neben einer Nutzung pflanzengenetischer Ressour-cen im Rahmen der Zuumlchtungsforschung bzw der Pflanzenzuumlchtung soll auch ihre Nutzung durch die Vermarktung so genannter bdquoVielfaltsprodukteldquo d h von Produkten aus bestimmten Sorten bzw anderen derzeit wenig genutzten Arten gefoumlrdert werden

Als allgemeine Maszlignahme zur Weiterentwicklung von Nutzungssystemen dient nach der Agrobiodiver-sitaumltsstrategie die Foumlrderung von Maszlignahmen die die

Erhaltung und Nutzung der Agrobiodiversitaumlt besser verbinden und Innovationen foumlrdern Dazu gehoumlrt vor allem die Entwicklung geeigneter Vermark-tungsformen sowie der Verbraucherinformation und ndashaufklaumlrung Diese Ansaumltze koumlnnen durch Projekte zur Entwicklung von integrierten Erhaltungs- und Nutzungskonzepten und von Foumlrderinstrumenten fuumlr Innovationen zur verstaumlrkten nachhaltigen Nutzung von Bestandteilen der Agrobiodiversitaumlt erprobt werden

Handlungsbedarf

Durchfuumlhrung von Studien u a zum Aufzeigen der potentiellen Wertschoumlpfungsketten von bdquoVielfaltsproduktenldquoFoumlrderung von bdquoVielfaltsproduktenldquo durch Oumlffentlichkeitsarbeit

Foumlrderung innovativer Produkte u a im Rahmen der Richtlinie zur Erhaltung und innovativen nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt des BMEL

52

44 Information und Dokumentation

Die Agrobiodiversitaumltsstrategie betont die Bedeutung verstaumlrkter Informations- Beratungs- und Koordi-nationsaktivitaumlten fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der Agrobiodiversitaumlt auf Bundesebene insbesondere vor dem Hintergrund zunehmender europaumlischer und internationaler Zusammenarbeit Dies erfordert die Vervollstaumlndigung und regel- maumlszligige Aktualisierung der Inventare in situ und ex situ vorhandener pflanzengenetischer Ressourcen sowie deren Aufnahme in das nationale Informa-tionssystem Genetische Ressourcen bdquoGENRESldquo24 Der Ausbau dieses Informationssystems als Teil des deutschen Clearing-House-Mechanismus der CBD ist auch Ziel der Nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt

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InternetportaldesInformationssystemsGenetischeRessourcen(GENRES)

441 Auf-undAusbauinstitutioneller Informationsinfrastruktur

Moderne Informationssysteme sind ein wesentli-ches Arbeitswerkzeug um Qualitaumlt und Effizienz der Erhaltungsarbeit bei pflanzengenetischen Ressour-cen und ihre nachhaltige Nutzung zu gewaumlhrleisten Der rasante technische Fortschritt in diesem Bereich erlaubt immer leistungsfaumlhigere Systeme welche eine effizientere Verarbeitung der steigenden Daten-mengen erlauben und eine bessere Anpassung an die Beduumlrfnisse der Nutzer ermoumlglichen Deshalb gilt es bestehende Systeme weiter auszubauen und zu aktualisieren Dabei wird auch kuumlnftig ein bdquozentral-dezentralerldquo Ansatz Verwendung finden d h wo immer moumlglich und sinnvoll werden aufgrund der neuen technischen Moumlglichkeiten zentrale Systeme aufgebaut werden die einer Vielzahl von Nutzern zur Verfuumlgung stehen Daneben wird es auch weiter-hin ndash schon aus rein pragmatischen Gruumlnden ndash einen Bedarf an dezentralen Informationssystemen (insti-tutionelle Informationsinfrastruktur) bei den Akteu-ren selbst geben da jeder dieser Nutzer ggf andere nicht zu standardisierende Anwendungen benoumltigt In diesem Fall werden zur Gewaumlhrleistung des Daten-austausches verbindliche Standards immer wichtiger wie sie z B im Rahmen der Aktualisierung des Natio-nalen Inventars PGRDEU bereits angewandt werden

Mit der Neuentwicklung bzw Absicherung oder dem weiteren Ausbau von Dokumentationssystemen der Akteure des Nationalen Fachprogramms soll eine wesentliche Voraussetzung fuumlr eine effiziente Umset-zung wichtiger Teile des Fachprogramms geschaffen werden

24 wwwgenresde

Handlungsbedarf

Anpassung des Genbankinformationssystems GBIS beim IPK an neue Bedarfe wie z B die Entwicklung einer Schnittstelle zum Nationalen Inventar PGRDEUEntwicklung und Implementierung eines Genbank-informationssystems fuumlr die Deutsche Genbank Obst beim Julius Kuumlhn-Institut

Entwicklung und Implementierung eines Gen-bankinformationssystems fuumlr die Deutsche Gen-bank Reben beim Julius Kuumlhn-Institut auf Basis der existierenden Rebendatenbanken

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Auf- und Ausbau von Informationssystemen anderer Ex-situ-EinrichtungenZusammenarbeit von Erhaltungsinitiativen beim Aufbau gemeinsamer Informationssysteme bzw zur Vernetzung bereits bestehender Informations-systeme zusammen mit dem IBV der BLE

DasFruumlhlings-Adonisroumlschen(Adonisvernalis)wirdimRahmenderEx-situ-ErhaltungskulturenderBotanischenGaumlrtenerhalten

442 PortalfuumlrEx-situ-Erhaltungskulturen einheimischerWildpflanzen

Im Rahmen des botanischen Naturschutzes wird die Erhaltungsinfrastruktur Botanischer Gaumlrten bereits genutzt Ein von der Arbeitsgruppe bdquoEx-situ-Erhaltungskulturenldquo des Netzwerks fuumlr botanischen Naturschutz erarbeitetes Konzept befasst sich mit der Erhaltung gefaumlhrdeter einheimischer Wildpflanzen in Ex-situ-Kulturen und der Bereitstellung fuumlr die Wiederausbringung

Das BMEL foumlrdert in diesem Zusammenhang den Aufbau des ersten uumlberregionalen und interaktiven Portals zur Ex-situ-Erhaltung einheimischer Wild-pflanzen die im Gegensatz zur Genbank fuumlr Wild-pflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft nicht als eingelagerte Diasporen sondern in Lebendkollek- tionen der Botanischen Gaumlrten erhalten werden Das Portal bildet den gesamten Pflanzenbestand

der Erhaltungskulturen in deutschen Botanischen Gaumlrten ab Fuumlr 75 ausgewaumlhlte Arten darunter 56 fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft besonders relevante werden detaillierte Steckbriefe erstellt Daruumlber hinaus bietet es die Moumlglichkeit fuumlr Wissens- und Materialtransfer und spezielle Angebote fuumlr Nutzer aus dem Bereich Gartenbau sowie ein hohes Maszlig an Transparenz fuumlr Naturschutzfachbehoumlrden

Neben der technischen Realisierung beinhaltet die Umsetzung des Projekts vor allem die ausfuumlhrliche Recherche kritische Bewertung und webgerechte Aufarbeitung der folgenden Punkte Hintergrund-informationen Steckbriefe fuumlr ausgewaumlhlte Taxa Kulturhinweise Informationen fuumlr Rekultivierer Materialboumlrse Informationen zu Wiederansiedlungs-projekten Prioritaumltskonzept umfangreiche Verlin-kung und Vernetzung weiterfuumlhrende Informationen und die Datenweitergabe an die zentrale Dokumen-tation zu pflanzengenetischen Ressourcen landwirt-schaftlicher und gartenbaulicher Arten in Deutsch-land (PGRDEU)

Handlungsbedarf

Aufbau Fortfuumlhrung und weiterer Ausbau des bundesweiten Portals bdquoEx-situ- Erhaltungs-kulturen einheimischer Wildpflanzenldquo

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Y

InternetauftrittdesbundesweitenPortalsbdquoEx-situ-ErhaltungskultureneinheimischerWildpflanzenldquo

443 Auf-undAusbaueinerDokumen- tationsinfrastrukturzwischenBund undLaumlndernfuumlrdenBereichin situ undon farm

Daten zum Vorkommen pflanzengenetischer Res-sourcen in situ bzw on farm fallen v a auf der Ebene der Bundeslaumlndern an sind bislang aber wenig ver-netzt und in der Regel selbst auf Bundeslandebene nicht einheitlich zugreifbar Informationsinfrastruk-turen zur Vernetzung der in den Bundeslaumlndern vorhandenen Daten sowie eine Schnittstelle zum Nationalen Inventar PGRDEU auf Bundesebene sind noch aufzubauen

BrombeerenSchmackhafteWildpflanzen

Handlungsbedarf

Implementierung der Ergebnisse des Modell- und Demonstrationsvorhabens bdquoAufbau eines Berichts- und Monitoringsystems fuumlr die In-situ-Erhaltung genetischer Ressourcen der den Kulturpflanzen verwandten Wildarten in Brandenburgldquo durch einen dauerhaften Datenaustausch zwischen Brandenburg und dem IBV

Implementierung von gemeinsamen Schnitt-stellen fuumlr den Datenaustausch fuumlr In-situ- bzw On-farm-Daten zwischen dem IBV und weiteren Bundeslaumlndern

Implementierung von gemeinsamen Schnittstel-len fuumlr den Datenaustausch uumlber die im Rahmen der GAK gefoumlrderten Flaumlchen je Nutzpflanze zwischen den Bundeslaumlndern und dem IBV

444 NationalesInventarbdquoPGRDEUldquo

Das Nationale Inventar (PGRDEU) ist die zentrale Dokumentation zu pflanzengenetischen Ressourcen landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Arten in Deutschland

In PGRDEU sind auch die Muster des deutschen Bei-trags zum Multilateralen System (MLS) entsprechend des Internationalen Vertrages enthalten und gekenn-zeichnet so dass eine gezielte Online-Recherche nach

55

diesem Material moumlglich ist Deutsche Einrichtungen haben seit 2008 insgesamt ca 108000 Genbankmuster in das MLS eingebracht Die Absicherung des Natio-nalen Inventars sowie der weitere Ausbau ist eine wesentliche Voraussetzung fuumlr die Umsetzung des Nationalen Fachprogramms sowie fuumlr die Erfuumlllung internationaler Berichtspflichten

Handlungsbedarf

Y Staumlndige Aktualisierung vorhandener Daten und Erweiterung im Bereich ex situ v a um die Daten aus den neu zu gruumlndenden Genbanknetzwer-ken bei Obst Reben und Zierpflanzen bzw fuumlr in Deutschland wild vorkommende pflanzengeneti-sche Ressourcen (inkl WEL)

Y Erfuumlllen der Dokumentations- und Informations-verpflichtungen aus dem MLS des Internationalen Vertrags

Y Weiterer Ausbau der Teile zur In-situ- und On-farm-Dokumentation in PGRDEU um eine kohaumlrente und umfassende Dokumentation fuumlr den gesamten Bereich pflanzengenetischer Res-sourcen zu ermoumlglichen

Y Weiterer Ausbau der Teile zur In-situ- und On-farm-Dokumentation in PGRDEU einschlieszliglich Angaben zur in der landwirtschaftlichen Produkti-on vorhandenen Vielfalt (Kulturpflanzeninventar) um eine kohaumlrente und umfassende Dokumentati-on fuumlr den gesamten Bereich pflanzengenetischer Ressourcen zu ermoumlglichen

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445 NationaleInformationsinfrastruktur fuumlrCharakterisierungs-undEvaluie- rungsdaten

Charakterisierungs- und Evaluierungsdaten (CampE-Daten) fallen bei den unterschiedlichsten Instituten (u a Forschungsinstitute Genbanken Zuumlchtern) und im Rahmen zahlreicher Forschungsprojekte an Eine nutzerfreundliche Zusammenfuumlhrung dieser Daten wurde bisher u a im Rahmen des Projektes EVA I (In-formationssystem fuumlr frei zugaumlngliche Evaluierungs-daten pflanzengenetischer Ressourcen) sowie durch dessen Weiterfuumlhrung im Verbund EVA II begonnen25 Ein aktuelles kohaumlrentes nationales Informations-system zur zentralen Speicherung von oumlffentlich zugaumlnglichen CampE-Daten fehlt jedoch bislang Das zu etablierende nationale Informations- und Doku-mentationssystem fuumlr Charakterisierungs- und

Evaluierungsdaten (Nationale Informationsinfrastruk-tur fuumlr Charakterisierungs- und Evaluierungsdaten in Deutschland NICE-D) soll deshalb auf bereits vorhan-denen Evaluierungsdaten (Daten des Julius Kuumlhn-Ins-tituts CampE-Daten der ehemaligen BAZFAL-Genbank historische Daten aus dem Informationssystem EVA I und Daten aus dem Nationalen Evaluierungspro-gramm EVA II) aufbauen und um CampE-Daten die bei Projekten in Genbanken und Universitaumlten anfallen ergaumlnzt werden Zusaumltzlich soll NICE-D auch die Moumlglichkeit bieten Daten die bei der Evaluierung von Material aus dem MLS des Internationalen Ver-trags in Deutschland entstehen zu dokumentieren

ZuchtgartenmitGetreidepflanzen

Handlungsbedarf

Aufbau eines Informations- und Dokumentati-onssystems fuumlr CampE-Daten beim Julius Kuumlhn-Ins-titut unter Verwendung von oumlffentlich zugaumlngli-chen Daten aus EVA I und EVA II sowie den beim Julius Kuumlhn-Institut vorhandenen und staumlndig neu hinzukommenden CampE-DatenWeiterer Ausbau des Informations- und Doku-mentationssystems fuumlr die Dokumentation von CampE-Daten die bei Zuumlchtern Universitaumlten Genbanken sonstigen Forschungsinstituten und Akteuren anfallen

Erweiterung von NICE-D um ein Modul fuumlr die Speicherung von CampE-Daten die an MLS-Material von deutschen Empfaumlngern erhoben werden

25 wwwgenresdeeva

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FeldmitjungenErbsen

446 Bundesinformationssystem GenetischeRessourcen

Das Bundesinformationssystem Genetische Res-sourcen (BIG) bildet Informationen uumlber Wild- und Kulturpflanzen in Deutschland aus verschiedenen dezentralen Datenbanken ab Zentrales Element ist ein Portal welches Daten zu Vorkommen und Verbreitung (in situ und ex situ) zu Eigenschaften Gefaumlhrdung und Taxonomie uumlber einen zentralen Zugang aus den angeschlossenen Partnerdaten- banken benutzergerecht aufgearbeitet bereitstellt Seit seiner Inbetriebnahme im Jahr 2003 hat sich zwar die Informationslandschaft im Bereich biologi-scher Daten z B durch die Fortentwicklung von GBIF (Global Biodiversity Information Facility) veraumlndert dennoch gibt es weiterhin einen Bedarf fuumlr das spezi-elle Angebot von BIG im Bereich pflanzengenetischer Ressourcen Fuumlr den weiteren Betrieb von BIG ist es

aus der bisherigen Erfahrung allerdings notwendig BIG auf eine moderne technische Plattform nach neuestem Stand zu portieren durch Einbeziehung neuer Datenquellen und die Entwicklung neuer Informationsangebote zu uumlberarbeiten und zu erweitern und dabei auch das BIG-Portal weiter-zuentwickeln

Handlungsbedarf

Uumlberarbeitung und Erweiterung des BIG-Portals einschlieszliglich der zentralen technischen Kom-ponenten von BIG beim IBV der BLE

Einbeziehung neuer Datenquellen zu CampE-Daten und zu Sorteninformationen durch die BIG-Partner zusammen mit dem Julius Kuumlhn-Institut (NICE-D) und dem BundessortenamtAktualisierung und technische Anpassung der BIG-Partnerdatenbanken

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45 Oumlffentlichkeitsarbeit

Bereits im Fachprogramm von 2002 wurde festge-stellt dass die Information der breiten Oumlffentlichkeit uumlber das Thema Erhaltung und nachhaltige Nutzung von PGR eher unzureichend ist Verschiedene Unter-suchungen zeigen dass auch heute die Kenntnisse uumlber die Themengebiete Biodiversitaumlt Agrobiodiver-sitaumlt oder genetische Ressourcen immer noch sehr gering sind Aus diesem Grund wurde in der Agrobio-diversitaumltsstrategie die Information und Aufklaumlrung der Oumlffentlichkeit insbesondere mit Blick auf das Nachfrage- und Ernaumlhrungsverhalten der Verbrau-cher als sektoruumlbergreifender Handlungsbedarf herausgestellt Im UN-Jahr der Biodiversitaumlt 2010 hat BMEL eine umfangreiche Kommunikations-kam-pagne zu dem Thema durchgefuumlhrt

Weiterhin wurde der Aufbau eines bdquoWissensnetzes Agrobiodiversitaumltldquo als Teil eines uumlbergreifenden deutschen Wissenschaftsnetzwerkes zur Biodiversi-taumltsforschung in der Agrobiodiversitaumltsstrategie als Leuchtturmprojekt herausgestellt

Der eigene Garten ist aus verschiedenen Gruumlnden immer seltener Teil des Alltags der Menschen in Deutschland Damit einher geht ein Verlust selbst einfachster Kenntnisse uumlber den praktischen Um-

gang und den Wert der Nutzpflanzen d h uumlber das Aussehen das Wachstum die Kultivierung Ernte und Nutzung von Pflanzen Neben der Verarmung der un-mittelbaren Agrobiodiversitaumlt findet somit zugleich ein Verlust von Erfahrungswissen statt

Im Rahmen des Leuchtturmprojekts bdquoVielfalts-Kam-pagne ndash Agrobiodiversitaumltldquo der Agrobiodiversitaumlts-strategie des BMEL wurde eine integrierte Kommuni-kationsstrategie zur Agrobiodiversitaumlt entwickelt und umgesetzt Diese muss durch geeignete Maszlignahmen aus dem Teilbereich pflanzengenetischer Ressourcen unterstuumltzt und mit den verfuumlgbaren Ressourcen fortgefuumlhrt werden

Handlungsbedarf

Y Veroumlffentlichung des Nationalen Fachprogramms als Broschuumlre in deutsch und englisch

Y Erstellen von Faktenblaumlttern und Faltblaumlttern zum Nationalen Fachprogramm durch verschiedene Akteure

Y Erstellen von Informationsmaterial fuumlr die Oumlffent-lichkeitsarbeit zu pflanzengenetischen Ressourcen (z B bdquoWho is Wholdquo der Agrobiodiversitaumlt)

Y Nutzung von Synergieeffekten bei der Kommuni-kation von Einzelmaszlignahmen durch die Akteure im Bereich pflanzengenetischer Ressourcen und Agrobiodiversitaumlt

BMELVKampagnenbusbdquoBiologischeVielfaltschuumltzenundnutzenldquo2010

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5 Organisation und Durchfuumlhrung

Der Bund und die Laumlnder sind mit der Ratifizierung des Uumlbereinkommens uumlber die Biologische Viel-falt (CBD) und des Internationalen Vertrags uumlber pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (ITPGR) umfangreiche internationale Verpflichtungen eingegangen die u a den Erhalt und die nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen betreffen

Mit der CBD verpflichten sich die Vertragsparteien nationale Strategien Plaumlne und Programme zur Er-haltung und nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt insgesamt zu entwickeln und bestimmte Informationspflichten zu erfuumlllen Dieser Verpflich-tung kommt Deutschland mit der bdquoNationalen Strategie zur biologischen Vielfaltldquo nach Sie wird ergaumlnzt durch die vom BMEL entwickelte bdquoStrategie zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der biolo-gischen Vielfalt in der Ernaumlhrungs- Land- Forst- und Fischereiwirtschaftldquo Diese Agrobiodiversitaumltsstrategie bildet einen Rahmen fuumlr die sektoralen nationalen Fachprogramme die speziell fuumlr pflanzen- tier- forst- und aquatische genetische Ressourcen erstellt worden sind

Mit dem ITPGR werden Verpflichtungen einge-gangen die speziell die Erhaltung und nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlh-rung und Landwirtschaft betreffen Nach Artikel 5 des ITPGR foumlrdert jede Vertragspartei nach Maszliggabe der innerstaatlichen Rechtsvorschriften und gegebe-nenfalls in Zusammenarbeit mit anderen Vertrags-parteien einen integrierten Ansatz zur Erforschung Erhaltung und nachhaltigen Nutzung pflanzenge-netischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirt-schaft Auszligerdem ergreifen die Vertragsparteien sofern angebracht Maszlignahmen um Gefahren fuumlr pflanzengenetische Ressourcen auf ein Mindestmaszlig zu beschraumlnken oder nach Moumlglichkeit zu beseitigen Auch diese Verpflichtungen werden in der Agrobiodi-versitaumltsstrategie des BMEL sowie dem vorliegenden Fachprogramm aufgegriffen

Die Bestimmungen der CBD und des ITPGR sind in Form zustimmungspflichtiger Bundesgesetze nach Art 59 Abs 2 des Grundgesetzes in nationales Recht umgesetzt worden (CBD BGBl II 1993 S 1741 ITPGR BGBl II 2003 S 906) Die Durchfuumlhrung und Uumlberwachung von Bundesgesetzen obliegt den Laumlndern soweit die Gesetze keine anderen

Bestimmungen enthalten Damit erstrecken sich die o g Verpflichtungen auf alle staatlichen Ebenen in Deutschland

In der Regel befinden sich die genetischen Ressour-cen in der Verfuumlgungsgewalt der Laumlnder teilweise allerdings auch in der des Bundes oder anderer nichtstaatlicher Akteure So unterhaumllt die Ressort-forschung oder das Bundessortenamt zur Erfuumlllung seiner gesetzlichen Aufgaben auch eigene Samm- lungen genetischer Ressourcen

Innerhalb des foumlderalen Systems ist der Bund fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung genetischer Ressourcen auch insoweit zustaumlndig als er von seiner Gesetzgebungskompetenz im Rahmen der konkur-rierenden Gesetzgebung zur Foumlrderung der land- und forstwirtschaftlichen Erzeugung sowie zur Sicherung der Ernaumlhrung Gebrauch macht Von Relevanz sind aber u a auch Regelungen zum Schutz des geistigen Eigentums (z B Sortenschutz)

Aus der Zustaumlndigkeit des Bundes fuumlr die auswaumlrtigen Beziehungen ergeben sich Koordinierungsaufgaben in Bezug auf Programme auf europaumlischer oder inter-nationaler Ebene und Vereinbarungen zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung genetischer Ressourcen Um diese Verpflichtungen erfuumlllen zu koumlnnen ist eine nationale Koordination der entsprechenden Inventa-risierungs- Erhaltungs- und Berichtsaktivitaumlten der Bundeslaumlnder notwendig Diese Aufgabe wurde auf Bundesebene zum groszligen Teil an das Informations- und Koordinationszentrum fuumlr Biologische Vielfalt (IBV) der BLE uumlbertragen

Die Koordination von Erhaltungsaktivitaumlten und Unterstuumltzung von Erhaltungsnetzwerken durch das IBV zeigt sich gegenwaumlrtig u a in der Koordination der Deutschen Genbank Zierpflanzen und der Mitar-beit in verschiedenen weiteren Erhaltungsnetzwerken (z B Rebe Obst)

Zustaumlndigkeiten des Bundes ergeben sich zudem aus der gemeinschaftlichen Foumlrderung von Einrichtun-gen und Vorhaben der Forschung von gesamtstaat-licher und uumlberregionaler Bedeutung durch Bund und Laumlnder So wird die Bundeszentrale Genbank fuumlr landwirtschaftliche und gaumlrtnerische Kulturpflanzen am Leibniz-Institut fuumlr Pflanzengenetik und Kultur-pflanzenforschung (IPK) vom Bund kofinanziert

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GruumlnlandmitStreuobstbaumlumenimMittelgebirge

Die Erhaltung genetischer Ressourcen hat in Deutschland in einigen Bereichen eine lange Traditi-on mit teilweise gut etablierten staatlichen oder pri-vaten Strukturen In der Agrobiodiversitaumltsstrategie und im vorliegenden Fachprogramm wird anerkannt dass die angestrebte Erhaltung und nachhaltige Nutzung genetischer Ressourcen nicht allein durch staatliche Stellen gewaumlhrleistet werden kann Aus diesem Grund sind die Erhaltungsanstrengungen von Bund und Laumlndern haumlufig in Form von Netzwerken angelegt Die Koordination der Akteure erfolgt u a uumlber den BEKO und das vorliegende FachprogrammDa es sich beim vorliegenden bdquoNationalen Fachpro-grammldquo um ein gemeinsames Programm aller rele-vanten Akteure im Bereich pflanzengenetischer Res-sourcen handelt wird dieses auch von allen Akteuren auf freiwilliger oder gesetzlicher Basis mitgetragen Ein aktueller Uumlberblick uumlber die einzelnen Akteure im Bereich der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft sowie deren Beitraumlge zur Umsetzung des vorliegenden Fachprogramms findet sich im zentralen Informationssystem Genetische Ressourcen bdquoGENRESldquo (wwwgenresde)

Der Bund die Laumlnder sowie die einzelnen Institute Gremien und Akteure stellen durch eigene Leistun-gen die Durchfuumlhrung dieses Fachprogramms sicher BMEL im Rahmen der Bundesregierung federfuumlhrend fuumlr dieses Fachprogramm wird bei der Durchfuumlhrung der ihm obliegenden Zustaumlndigkeiten besonders bei der Koordination von Maszlignahmen vom Bera-tungs- und Koordinierungsausschuss fuumlr genetische Ressourcen landwirtschaftlicher und gartenbaulicher

Kulturpflanzen (BEKO) und dessen pflanzen- und themenspezifischen Expertengruppen unterstuumltzt Die Laumlnder unterstuumltzen das Programm ggf durch die Einrichtung eigener Landesprogramme oder durch die Einbeziehung einzelner Maszlignahmen in bestehen-de Programme Wesentlich fuumlr Transparenz Kohaumlrenz und Effizienz von Maszlignahmen ist die Verbesserung des Informationsflusses und der Kommunikation zwischen den Akteuren Das Programm wird von Zeit zu Zeit unter Beteiligung der maszliggeb-lichen Akteure uumlberpruumlft und ggf fortgeschrieben

Die Durchfuumlhrung von Maszlignahmen des Arbeits-programms kann durch die Vereinbarung konkreter Projekte vorangetrieben und unterstuumltzt werden Diese werden in einem Projektplan beschrieben in welchem die Projektziele und die zu deren Umset-zung notwendigen Maszlignahmen definiert sind sowie Projektpartner und deren Aufgaben festgelegt wer-den Weitere Bestandteile des Projektplans sollten eine Auflistung von Meilensteinen ein Zeitplan sowie ein Finanzierungsplan sein der neben den Eigen-leistungen der Akteure auch externe Finanzierung beinhalten kann

Die Projekte koumlnnen sowohl durch die Akteure als auch durch den BEKO initiiert werden Die Experten-gruppen des BEKO sowie das Sekretariat unterstuumlt-zen die Erstellung der jeweiligen Projektplaumlne Die Projektdurchfuumlhrung wird durch den BEKO begleitet hierzu unterstuumltzt das Sekretariat den dazu notwen-digen Informationsaustausch zwischen den Akteuren und dem BEKO

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6 Abkuumlrzungsverzeichnis

AEGIS A European Genebank Integrated System ndash Europaumlische Genbank AEGIS

AEGRO An Integrated European In Situ Manage-ment Work Plan Implementing Genetic Reserves and On Farm Concepts ndash Ein integrierter europaumlischer Arbeitsplan fuumlr das In-situ-Management Umsetzung der Konzepte bdquogenetisches Schutzgebietldquo und bdquoOn farmldquo

AMA Associate Membership Agreement ndash Beitrittsvereinbarung

BAZFAL Bundesanstalt fuumlr Zuumlchtungsforschung an Kulturpflanzen (bis 122007)

BEKO Beratungs- und Koordinierungsausschuss fuumlr genetische Ressourcen landwirt-schaftlicher und gartenbaulicher Kultur-pflanzen

BfN Bundesamt fuumlr Naturschutz

BGB Buumlrgerliches Gesetzbuch

BIG Bundesinformationssystem Genetische Ressourcen

BLE Bundesanstalt fuumlr Landwirtschaft und Ernaumlhrung

BMEL Bundesministerium fuumlr Ernaumlhrung undLandwirtschaft

BML Bundesministerium fuumlr Ernaumlhrung Land-wirtschaft und Forsten (heute BMEL)

BMU Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz und Reaktorsicherheit

BNatSchG Bundesnaturschutzgesetz

BS Benefit Sharing

BSA Bundessortenamt

CBD Convention on Biological Diversity ndash Uumlbereinkommen uumlber die Biologische Vielfalt

CGIAR Consultative Group on International Agricultural Research ndash Beratungsgruppe fuumlr Internationale Agrarforschung

CGRFA Commission on Genetic Resources for Food and Agriculture ndash Kommission fuumlr genetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

CWR Crop Wild Relative ndash mit Kulturarten verwandte Wildarten

CampE Charakterisierung und Evaluierung

DGG Deutsche Gartenbau-Gesellschaft 1822 e V

DGO Deutsche Genbank Obst

ECPGR European Cooperative Programme for Plant Genetic Resources ndash Europaumlisches Kooperationsprogramm fuumlr Pflanzen-genetische Ressourcen

EG Europaumlische Gemeinschaft

ELER Europaumlischer Landwirtschaftsfonds fuumlr die Entwicklung des laumlndlichen Raums

EPCS European Plant Conservation Strategy ndash Europaumlische Strategie zur Erhaltung der Pflanzen

EU Europaumlische Union

EUREGIO Deutsch-niederlaumlndischer Kommunal-verband e V

EURISCO European Plant Genetic Resources Search Catalogue ndash Europaumlischer Suchkatalog fuumlr Pflanzengenetische Ressourcen

EVA Nationales Evaluierungsprogramm fuumlr Pflanzengenetische Ressourcen

EWG Europaumlische Wirtschaftsgemeinschaft (seit 1994 umbenannt in EG)

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FAO Food and Agricultural Organisation of the United Nations ndash Ernaumlhrungs- und Land-wirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen

FFH Fauna-Flora-Habitat

GABI Genomanalyse im Biologischen System Pflanze

GAK Gemeinschaftsaufgabe bdquoVerbesserung der Agrarstruktur und des Kuumlstenschutzesldquo

GAP Gemeinsame Agrarpolitik

GBIF Global Biodiversity Information Facility

GBIS Genbankinformationssystem des IPK

GCDT Global Crop Diversity Trust ndash Globaler Fonds fuumlr die Nutzpflanzenvielfalt

GEVIP Grenzuumlberschreitende Entwicklung und Vermarktung innovativer Pflanzen-produkte

GIS Geoinformationssystem

GSPC Global Strategy for Plant Conservation ndash Globale Strategie zum Erhalt der Pflan-zenvielfalt

HNV High Nature Value Farmland ndash Indikator fuumlr Landwirtschaftsflaumlchen mit hohem Naturwert

IBV Informations- und Koordinationszentrum fuumlr Biologische Vielfalt

IPEN International Plant Exchange Network ndash Internationales Pflanzenaustausch- netzwerk

IPK Leibniz-Institut fuumlr Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung

ITPGRFA International Treaty on Plant Genetic Resources for Food and Agriculture ndash Internationaler Vertrag uumlber pflanzen-genetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

JKI Julius Kuumlhn-Institut ndash Bundesforschungs-institut fuumlr Kulturpflanzen

KULAP Kulturlandschaftsprogramm

LfL Bayrische Landesanstalt fuumlr Landwirt-schaft

MAA Most Appropriate Areas

MoU Memorandum of Understanding ndash Kooperationsvereinbarung

MuD Modell- und Demonstrationsvorhaben

MLS Multilateral System of Access and Benefit-Sharing ndash Multilaterales System fuumlr Zugang und Vorteilsausgleich

NICE-D Nationale Informationsinfrastruktur fuumlr Charakterisierungs- und Evaluierungs- daten in Deutschland

PGRDEU Nationales Inventar Pflanzengenetische Ressourcen in Deutschland

PGR Pflanzengenetische Ressourcen

PGRFA Plant Genetic Resources for Food and Agriculture ndash Pflanzengenetische Ressour-cen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

RL Richtlinie

SaatG Saatgutverkehrsgesetz

SMTA Standard Material Transfer Agreement ndash Standardisierte Materialuumlbertragungs-vereinbarung

SortG Sortenschutzgesetz

UPOV International Union for the Protection of New Varieties of Plants ndash Internationaler Verband zum Schutz von Pflanzenzuumlch-tungen

VITIS Europaumlische Fruchtartendatenbanken fuumlr Vitis

WEL Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

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7 Literatur

BfN (1999) Daten zur Natur Landwirtschaftsverlag Muumlnster

BLAG (Bund-Laumlnder-Arbeitsgruppe bdquoForstliche Genressourcen und Forstsaatgutrechtldquo) (2000) Konzept zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung forstlicher Genressourcen in der Bundesrepublik Deutschland

BLE (2008) Pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Er-naumlhrung und Landwirtschaft in Deutschland Zweiter Nationaler Bericht Schriftenreihe des Informations- und Koordinationszentrums fuumlr Biologische Vielfalt Band 29

BMELV (2007) Agrobiodiversitaumlt erhalten Potenziale der Land- Forst- und Fischereiwirtschaft erschlieszligen und nachhaltig nutzen Eine Strategie des BMELV fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt fuumlr die Ernaumlhrung Land- Forst- und Fischerei-wirtschaft

BML (1996) Nutzpflanzen - Vielfalt fuumlr die Zukunft Deutscher Bericht zur Vorbereitung der 4 Internationalen Technischen Konferenz der FAO uumlber Pflanzengenetische Ressourcen vom 17-23 Juni 1996 in Leipzig Sonderdruck 625-1396 Bonn

BML (1997) 4 Internationale Technische Konferenz der FAO uumlber Pflanzengenetische Ressourcen-Schriften zu Genetischen Ressourcen (Sonder-band) Bonn

BML (2000a) Genetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung Landwirtschaft und Forsten Reihe A Angewandte Wissenschaft Heft 487 Landwirt-schaftsverlag Muumlnster-Hiltrup

BML (2000b) Statistisches Jahrbuch uumlber Ernaumlhrung Landwirtschaft und Forsten Landwirtschafts-verlag Muumlnster-Hiltrup

Bommer DFR amp K Beese (1990) Pflanzengenetische Ressourcen ndash Ein Konzept zur Erhaltung und Nutzung fuumlr die Bundesrepublik Deutschland Schriftenreihe des Bundesministeriums fuumlr Ernaumlhrung Landwirtschaft und Forsten Reihe A Angewandte Wissenschaft Heft 388

FAO (1996) Global Plan of Action for the Conservati-on and Sustainable Utilization of Plant Genetic Resources for Food and Agriculture FAO Rom

FAO (2010) The Second Report on the State of the Worldacutes Plant Genetic Resources for Food and Agriculture Rome

Hammer K (1998) Agrarbiodiversitaumlt und pflanzen-genetische Ressourcen Schriften zu Geneti-schen Ressourcen Band 10 ZADI Bonn

Korneck D amp H Sukopp (1988) Rote Liste der in der Bundesrepublik Deutschland ausgestorbenen verschollenen und gefaumlhrdeten Farn- und Bluumltenpflanzen und ihre Auswertung fuumlr den Arten- und Biotopschutz Schr ndashRF Vegeta-tionskunde 19

Korneck D M Schnittler amp I Vollmer (1996) Rote Liste der Farn- und Bluumltenpflanzen Deutsch-lands Schr-R f Vegetationskunde 28

Laliberte B Maggioni L Maxted N amp V Negri (eds) (2000) Report of a Task Force on Wild Species Conservation in Genetic Reserves and a Task Force on On-farm Conservation and Manage-ment IPGRI Rom

Leopold J (1998) Saatgut-Nachbau und Saatgut-Pflege ndash eine Umfrage bei Demeter-Landwirten und ndashGaumlrtnern ndash Forschungsring fuumlr biolo-gisch-dynamische Wirtschaftsweise Darm-stadt

Schneider C U Sukopp amp H Sukopp (1994) Bio-logisch-oumlkologische Grundlagen des Schutzes gefaumlhrdeter Segetalpflanzen Schr-R f Vege-tationskunde 26

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8 Zitierte Gesetzestexte und Mitteilungen

BMJ (1993) Gesetz zu dem Uumlbereinkommen uumlber die biologische Vielfalt vom 05 Juni 1992 Bundesgesetzblatt Teil II Z 1998 A 09 Sept 1993 Nr 32

BMELV (2011) Richtlinie zur Foumlrderung von Modell- und Demonstrationsvorhaben im Bereich der Erhaltung und innovativen nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt

BMU (2012) Leitfaden zur Verwendung gebietseige-ner Gehoumllze Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) Stand Januar 2012 httpwwwbmudefilespdfsallgemeinapplicationpdfleitfaden_ gehoelze_bfpdf Letzter Zugriff 06032012

Bundesnaturschutzgesetz vom 29 Juli 2009 (BGBl I S 2542) das zuletzt durch Artikel 5 des Geset-zes vom 6 Februar 2012 (BGBl I S 148) geaumln-dert worden ist

KOM (2001) Mitteilung der Kommission an den Rat und das Europaumlische Parlament ndash Aktionsplan zur Erhaltung der Biologischen Vielfalt in der Landwirtschaft KOM20010162 endg

KOM (2006) Mitteilung der Kommission Eindaumlm-mung des Verlusts der Biologischen Vielfalt bis zum Jahr 2010 ndash Und daruumlber hinaus KOM (2006) 216 endg

KOM (2010) Mitteilung der Kommission an das Euro-paumlische Parlament den Rat den Europaumlischen Wirtschafts- und Sozialausschuss und den Ausschuss der Regionen ndash Die GAP bis 2020 Nahrungsmittel natuumlrliche Ressourcen und laumlndliche Gebiete ndash die kuumlnftigen Herausfor-derungen KOM (2010) 6725

Verordnung uumlber das Inverkehrbringen von Saatgut von Erhaltungsmischungen vom 6 Dezember 2011 (BGBl I S 2641)

Verordnung uumlber die Zulassung von Erhaltungssor-ten und das Inverkehrbringen von Saat- und Pflanzgut von Erhaltungssorten vom 21 Juli 2009 (BGBl I S 2107)

Vierzehnte Verordnung zur Aumlnderung saatgutrecht-licher Verordnungen vom 17 Dezember 2010 (BGBl I S 2128)

VO (EG) Nr 8702007

VO (EG) Nr 16882005 (ELER-VO)

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9 Weiterfuumlhrende Informationen und Adressverzeichnis

Weiterfuumlhrende Informationen Hintergrundmaterial und ein aktuelles Adressverzeichnis fuumlr alle am vorliegenden Fachprogramm beteiligten Akteure findet sich im Informationssystem Genetische Ressourcen GENRES (httpwwwgenresdekultur-und-wildpflanzenrahmenbedingungenfachprogramm)

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ImpressumHerausgeberBundesministerium fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (BMEL)Wilhelmstraszlige 54 10117 Berlin

StandJanuar 2015

Text und AnsprechpartnerBundesministerium fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (BMEL)Referat 522Biologische Vielfalt und BiopatenteRochusstraszlige 153123 BonnTelefon +49 228 99 529-0

Gestaltungdesignidee buumlro_fuumlr_gestaltung Erfurt

BildnachweisChristian PedantFotoliacom S 1 BMELPhototheknetThomas Koumlhler S 4 R_RFotoliacom S 6 12 Herrn Dr Hoffmann ZALF S 15 S 45 Xochiquetzal FonsecaCIMMYT S 19 BMEL designidee S 28Europa-Rosarium Sangerhausen Frau Schulz S 30 B Ditsch BG Dresden S 53 Thomas Stephan Dominic MenzlerBundesanstalt fuumlr Landwirt-schaft und Ernaumlhrung (BLE)wwwoekolandbaude S 8 9 16 18 20 34 37 40 51 54 56 Informations- und Koordinationszentrum fuumlr Biologische Vielfalt (IBV) S 7 10 23 25 27 31 32 34 35 36 40 43 44 59N HirneisenPicleasecom H Winter Picleasecom S 11 FocalPointFo-toliacom S 41 G EllwangerPicleasecom H Duty Picleasecom

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Diese Broschuumlre wird im Rahmen der Oumlffentlichkeits- arbeit des BMEL kostenlos herausgegeben Sie darf nicht im Rahmen von Wahlwerbung politischer Parteien oder Gruppen eingesetzt werden

Weitere Informationen finden Sie im Internet unterwwwbmelde

  • Nationales Fachprogramm zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung pflanzen- genetischer Ressourcen landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Kulturpflanzen Pflanzengenetische Ressourcen in Deutschland
    • Inhalt
    • Vorwort
      • Sehr geehrte Leserinnnen und Leser
        • 1 Einleitung
        • 2 Bedeutung Gefaumlhrdung und Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen
          • 21 Begriffsbestimmungen
          • 22 Bedeutung
          • 23 Zustand und Gefaumlhrdung
          • 24 Erhaltung pflanzen- genetischer Ressourcen
            • 3 Politische und rechtliche Rahmen- bedingungen
              • 31 Internationale Ebene
                • 311 Uumlbereinkommen uumlber die biologische Vielfalt
                • 312 Internationaler Vertrag uumlber pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft
                  • Kommission fuumlr Genetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft der FAO
                    • 313 Globaler Treuhandfonds fuumlr Nutzpflanzenvielfalt
                      • 32 Europaumlische Ebene
                        • 321 EU-Agrarpolitik
                        • 322 Europaumlisches Kooperationsprogramm fuumlr pflanzengenetische Ressourcen
                          • 33 Nationale Ebene
                            • 331 Zugang zu pflanzengenetischen Ressourcen
                            • 332 RechtlicherRahmenfuumlrdas InverkehrbringenvonSaat-und Pflanzgut
                            • 333 AuswirkungendesNaturschutzrechts
                                • 4 Schwerpunkte des Arbeitsprogramms
                                  • 41 Ex-situ-Erhaltung
                                    • Handlungsbedarf
                                    • 411 BundeszentraleGenbankfuumlr landwirtschaftlicheund gartenbaulicheKulturpflanzen
                                      • Handlungsbedarf
                                        • 412 DeutscheGenbankObst
                                          • Handlungsbedarf
                                            • 413 DeutscheGenbankReben
                                              • Handlungsbedarf
                                                • 414 DeutscheGenbankZierpflanzen
                                                  • Handlungsbedarf
                                                    • 415 Genbank fuumlr Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft
                                                      • Handlungsbedarf
                                                        • 416 Implementierung der bdquoEuropaumlischen Genbankldquo (AEGIS) im Rahmen des ECPGR
                                                          • Handlungsbedarf
                                                            • 417 Implementierung des Multilateralen Systems (MLS) des Internationalen Vertrags
                                                              • Handlungsbedarf
                                                                  • 42 In-situ-Erhaltung
                                                                    • 421 On-farm-Bewirtschaftung
                                                                      • 4211 Weiterentwicklung der bdquoRoten Liste der gefaumlhrdeten einheimischen Nutzpflanzenldquo
                                                                        • Handlungsbedarf
                                                                          • 4212 Staumlrkung der On-farm-Erhaltung und -Bewirtschaftung
                                                                            • Handlungsbedarf
                                                                              • 4213 Erhaltung und nachhaltige Nutzung der genetischen Vielfalt im Gruumlnland
                                                                                • Handlungsbedarf
                                                                                  • 4214 Aufbau von Kompetenzzentren
                                                                                    • Handlungsbedarf
                                                                                      • 4215 AufbauvonFortbildungsangeboten imBereichOn-farm-Erhaltung pflanzengenetischerRessourcen
                                                                                        • Handlungsbedarf
                                                                                            • 422 In-situ-ErhaltungvonWildpflanzen fuumlrErnaumlhrungundLandwirtschaft (WEL)
                                                                                              • Handlungsbedarf
                                                                                              • 4221 IdentifizierungvonSchwerpunktarten
                                                                                                • Handlungsbedarf
                                                                                                  • 4222 BestandsstuumltzendeMaszlignahmen
                                                                                                    • Handlungsbedarf
                                                                                                      • 4223 IdentifizierungAufbauundAusweisung bdquogenetischerSchutzgebieteldquo
                                                                                                        • Handlungsbedarf
                                                                                                          • 4224 VerwendunggebietseigenerWildpflanzen inderfreienNatur
                                                                                                            • Handlungsbedarf
                                                                                                              • 43 Nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen
                                                                                                                • 431 WeiterfuumlhrungvonAgrarumwelt- maszlignahmen
                                                                                                                  • Handlungsbedarf
                                                                                                                    • 432 Weiterentwicklungnachhaltiger Nutzungssysteme
                                                                                                                      • Handlungsbedarf
                                                                                                                        • 433 EntwicklungundVerbesserungvon IndikatorenfuumlrdieBestimmungder Gefaumlhrdungvonpflanzengenetischen Ressourcen
                                                                                                                          • Handlungsbedarf
                                                                                                                            • 434 FoumlrderungderEvaluierungund Charakterisierung
                                                                                                                              • Handlungsbedarf
                                                                                                                                • 435 ErschlieszligungvonInnovationspoten- zialenpflanzengenetischerRessourcen durchdieZuumlchtungsforschung
                                                                                                                                  • Handlungsbedarf
                                                                                                                                    • 436 Erweiterungdergenetischen DiversitaumltdurchdenAufbauvon Evolutionsramschen
                                                                                                                                      • Handlungsbedarf
                                                                                                                                        • 437 VermarktungvonbdquoVielfaltsproduktenldquo
                                                                                                                                          • Handlungsbedarf
                                                                                                                                              • 44 Information und Dokumentation
                                                                                                                                                • 441 Auf-undAusbauinstitutioneller Informationsinfrastruktur
                                                                                                                                                  • Handlungsbedarf
                                                                                                                                                    • 442 PortalfuumlrEx-situ-Erhaltungskulturen einheimischerWildpflanzen
                                                                                                                                                      • Handlungsbedarf
                                                                                                                                                        • 443 Auf-undAusbaueinerDokumen- tationsinfrastrukturzwischenBund undLaumlndernfuumlrdenBereichin situ undon farm
                                                                                                                                                          • Handlungsbedarf
                                                                                                                                                            • 444 NationalesInventarbdquoPGRDEUldquo
                                                                                                                                                              • Handlungsbedarf
                                                                                                                                                                • 445 NationaleInformationsinfrastruktur fuumlrCharakterisierungs-undEvaluie- rungsdaten
                                                                                                                                                                  • Handlungsbedarf
                                                                                                                                                                    • 446 Bundesinformationssystem GenetischeRessourcen
                                                                                                                                                                      • Handlungsbedarf
                                                                                                                                                                          • 45 Oumlffentlichkeitsarbeit
                                                                                                                                                                            • Handlungsbedarf
                                                                                                                                                                                • 5 Organisation und Durchfuumlhrung
                                                                                                                                                                                • 6 Abkuumlrzungsverzeichnis
                                                                                                                                                                                • 7 Literatur
                                                                                                                                                                                • 8 Zitierte Gesetzestexte und Mitteilungen
                                                                                                                                                                                • 9 Weiterfuumlhrende Informationen und Adressverzeichnis
                                                                                                                                                                                • Impressum
                                                                                                                                                                                  • Herausgeber
                                                                                                                                                                                  • Stand
                                                                                                                                                                                  • Text und Ansprechpartner
                                                                                                                                                                                  • Gestaltung
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Page 10: Pflanzengenetische Ressourcen in Deutschland - BMEL

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23 Zustand

und Gefaumlhrdung

Die Ausgangslage hinsichtlich Zustand und Gefaumlhr-dung landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Kul-turen sowie fuumlr den Weinbau werden in der Agrobio-diversitaumltsstrategie des BMEL beschrieben Weitere Informationen zu landwirtschaftlichen Nutzpflanzen Gruumlnlandpflanzen Gemuumlse Obstkulturen Zierpflan-zen Sonderkulturen und potentiell nutzbaren Wild-pflanzen finden sich im zweiten Nationalen Bericht uumlber Pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft in Deutschland aus dem Jahr 20083 Die Nationalen Berichte bildeten auch die Grundlage fuumlr den zweiten Weltzustandsbericht uumlber pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft der FAO4

Auch wenn sich einige Arten infolge gezielter Erhal-tungsmaszlignahmen erholen konnten ist insgesamt die Vielfalt der genutzten Arten und teilweise auch die genetische Vielfalt innerhalb der Arten stark ruumlck-laumlufig Der Ruumlckgang ging einher mit einer regional unterschiedlich ausgepraumlgten Intensivierung der Landwirtschaft und der Nutzungsaufgabe von er-tragsarmen Standorten Die Gefaumlhrdung der heimi-schen Nutzpflanzenvielfalt soll zukuumlnftig vor allem durch die Weiterentwicklung der bdquoRoten Liste der gefaumlhrdeten einheimischen Nutzpflanzenldquo (s Kapitel 4211) besser dokumentiert werden

Fast ein Drittel der landwirtschaftlichen Nutzflaumlche nimmt das Gruumlnland ein Es gehoumlrt mit seinem Arten-reichtum zu den wertvollsten Agraroumlkosystemen und leistet damit neben seinem Beitrag zur landwirt-schaftlichen Produktion auch wichtige Dienste als Oumlkosystem Auch bei intensiv genutztem Gruumlnland ist ein Ruumlckgang des Artenreichtums zu verzeichnen Um moumlglichst umfassende Informationen uumlber den Artenreichtum von Gruumlnlandstandorten zu erhalten ist es zunaumlchst notwendig entsprechende Indikator- oder Kennarten zu bestimmen um dann eine Auf-nahmemethode zur Identifikation der unterschiedli-chen Gruumlnlandformen festzulegen

24 Erhaltung pflanzen-

genetischer Ressourcen

Die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft erfolgt durch zwei grundsaumltzlich unterschiedliche Wege die sich jedoch ergaumlnzen Die Ex-situ- und die In-situ-ErhaltungDie Ex-situ-Erhaltung in Deutschland erfolgt v a in Genbanken Botanischen Gaumlrten und sonstigen Institutionen Waumlhrend bei der Arbeit in den Bota-nischen Gaumlrten primaumlr die globale Artenvielfalt fuumlr Forschungs- und Ausbildungszwecke im Vordergrund steht raumlumen die Genbanken vor allem der innerart-lichen Variabilitaumlt unserer Kulturarten Prioritaumlt ein Von den deutschen Genbanken betreut die zentrale Kulturpflanzengenbank Deutschlands am Leibniz-Institut fuumlr Pflanzengenetik und Kulturpflanzenfor-schung (IPK) eine sehr artenreiche Sammlung die Ak-zessionen von uumlber 3200 Arten umfasst wobei auch hier bezogen auf die Anzahl der Muster der Samm-lungsschwerpunkt bei wenigen landwirtschaftlich be-deutenden Arten (v a Getreide) liegt Diese Genbank gehoumlrt zu den weltweit groumlszligten Sammlungen

Acker-Rittersporn(Consolida regalis)Einepotenziellnutzbare

WildpflanzefuumlrErnaumlhrungundLandwirtschaft(WEL)

3 httpwwwgenresdefileadminSITE_GENRESdownloadsschriftenreiheagrobiodiversitaet_band_29pdf4 httpwwwfaoorgdocrep013i1500ei1500e00htm

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Bluumlhende Streuobstwiese

Da die Erhaltung einiger Kulturen wie Obst Gehoumllze und Zierpflanzen nicht in den Aufgabenbereich der IPK-Genbank faumlllt ist die Etablierung weiterer spezi- alisierter Genbanken bzw Genbanknetzwerke not- wendig (siehe Kapitel 41) Ergaumlnzend bieten sich auch die Botanischen Gaumlrten fuumlr die Erhaltung genetischer Ressourcen an die gleichzeitig alte Sorten wie auch Wildarten und Wildformen von Kulturarten am na- tuumlrlichen Standort als auch ex situ erhalten koumlnnen Aber auch Erhaltungsinitiativen und sonstige Insti-tutionen einschlieszliglich Privatpersonen die speziali-sierte Sammlungen mit wenigen oder nur einer Art unterhalten koumlnnen in diese Erhaltungsaktivitaumlten einbezogen werden Zur besseren Koordination dieser Sammlungsaktivitaumlten werden derzeit Erhaltungs-infrastrukturen in Form von Genbanknetzwerken etabliert bzw weiter ausgebaut (Naumlheres hierzu siehe wwwgenresde)

Traditionell sind der Schutz und die Erhaltung in situ Schwerpunktaktivitaumlten des Naturschutzes Die Arten bleiben in ihren Oumlkosystemen den dynamischen Prozessen der Evolution ausgesetzt Die notwendige Anpassung durch natuumlrliche Selektion an wechseln-de Umwelteinfluumlsse ist so gewaumlhrleistet Mit unse-ren Kulturarten verwandte Wildpflanzen (crop wild

relatives ndash CWR) und aktuell oder potenziell nutzbare Wildarten stellen mit mehr als 2800 Arten als so-genannte Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Land-wirtschaft (WEL) einen beachtlichen Anteil unserer heimischen Flora (ca 3500 Arten) WEL leisten einen wichtigen Beitrag zur Erweiterung der genetischen Basis und sind damit fuumlr die Pflanzenzuumlchtung eine wertvolle Quelle neuer Eigenschaften In der nach-haltigen landwirtschaftlichen und gartenbaulichen Pflanzenproduktion werden heute leistungsfaumlhige und gesunde Sorten mit ausgepraumlgten Qualitaumlts-eigenschaften und guter Widerstandsfaumlhigkeit gegen Pflanzenkrankheiten und Schaumldlinge benoumltigt

Eine besondere Form der In-situ-Erhaltung ist die On-farm-Bewirtschaftung Erhaltungsinitiativen aber auch einige Betriebe des oumlkologischen Landbaus bauen alte regional angepasste Sorten (so genannte Landsorten) an Beim Erhalt gartenbaulicher Kul-turpflanzen und Sonderkulturen kann ebenfalls die traditionelle Nutzung in Gaumlrten sehr wichtig sein

Die Erhaltung und nachhaltige Nutzung genetischer Ressourcen gehoumlrt zu den wichtigen Zukunftsaufgaben von Bundes- und Landesregierungen Deutschlands

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3 Politische und rechtliche Rahmen- bedingungen

31 Internationale Ebene

311 Uumlbereinkommen uumlber die biologische Vielfalt

Das 1992 in Rio de Janeiro von der Voumllkergemein-schaft beschlossene Uumlbereinkommen uumlber die biolo-gische Vielfalt (Convention on Biological Diversity ndash CBD) verpflichtet die Vertragsstaaten zur langfris-tigen Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der auf ihrem Hoheitsgebiet vorkommenden biologischen Vielfalt Es enthaumllt auch Bestimmungen uumlber den Zugang zu genetischen Ressourcen und der Teilha-be an den sich aus der Nutzung dieser Ressourcen ergebenden Vorteile (siehe hierzu auch Kapitel 331) Deutschland ist seit 1993 Vertragspartei der CBD (Ge-setz zu dem Uumlbereinkommen vom 5 Juli 1992 uumlber die biologische Vielfalt (BGBI II 1993 1741))

Ein wichtiger Erfolg des CBD-Prozesses war die Ver-abschiedung der Bonner Leitlinien uumlber den Zugang zu genetischen Ressourcen und die gerechte und ausgewogene Beteiligung an den Vorteilen aus ihrer Nutzung im Jahr 2002 Mit der Verabschiedung des sogenannten Nagoya-Protokolls auf der 10 Vertrags-staatenkonferenz unter voller Beruumlcksichtigung be-reits bestehender internationaler Regelungen wurden die Grundlagen fuumlr kuumlnftige Regelungen zu Zugang und Vorteilsausgleich geschaffen

Fuumlr den Schutz die Erhaltung und nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen ist daruumlber hinaus die 2002 im Rahmen der CBD verabschiede-te Globale Strategie zum Erhalt der Pflanzenvielfalt (Global Strategy for Plant Conservation ndash GSPC) von Bedeutung Sie stellt ein Instrument dar um das 2010-Ziel (signifikante Verminderung des Verlusts an biologischer Vielfalt) welches durch die Staats- und Regierungschefs anlaumlsslich des Weltgipfels fuumlr nach-haltige Entwicklung (World Summit on Sustainable Development) 2002 beschlossen wurde zu erreichen Alle Vertragsstaaten der CBD sind aufgefordert die GSPC bei der Erarbeitung von nationalen Strategien

und Programmen zu beruumlcksichtigen Auf der 10 Vertragsstaatenkonferenz der CBD im Oktober 2010 in Nagoya Japan wurde eine uumlberarbeitete GSPC beschlossen Die GSPC umfasst 16 konkrete Ziele in 5 Handlungsbereichen (I) Erfassung und Dokumen-tation (II) Erhaltung (III) Nachhaltige Nutzung (IV) Foumlrderung von Bildung und Bewusstsein uumlber die Pflanzenvielfalt und (V) Schaffung von fachlichen Kapazitaumlten zu deren Erhaltung In einem For-schungs- und Entwicklungsvorhaben des BfN mit den Botanischen Gaumlrten der Universitaumlt Bonn (2005ndash2008) wurden Vorschlaumlge zu Umsetzungserfordernissen der GSPC in Deutschland erarbeitet Die im Rahmen dieses Vorhabens geleistete Luumlckenanalyse und Erar-beitung von Handlungsprioritaumlten unterstuumltzen seit Beendigung des Projekts die Umsetzung einzelner Ziele durch betroffene Akteure in Deutschland

Delegierte verhandeln die internationalen Rahmenbedingungen fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen

5 Planta Europa ist ein Netzwerk unabhaumlngiger Regierungs- und Nicht-Regierungs-Organisationen die fuumlr den Schutz der europaumlischen Flora zusammenarbeiten (wwwplantaeuropaorg)

Eine weitere Grundlage bilden auch die detaillierte-ren Anforderungen der Europaumlischen Strategie zur Erhaltung der Pflanzen (European Plant Conserva-tion Strategy ndash EPCS) Die EPCS wurde von Planta Europa5 und dem Europarat entwickelt und stellt die Ziele der GSPC in einen europaumlischen Zusammen-hang Sie enthaumllt 42 klare Ziele fuumlr Europa mit der die in der GSPC definierten 16 Ziele bis Mitte 2010 um-gesetzt werden sollen Im Jahre 2007 wurde die EPCS uumlberpruumlft und weiter mit der GSPC harmonisiert Die neue Europaumlische Strategie (European Strategy for

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Plant Conservation ndash ESPC) gilt jetzt von 2008 ndash 2014 und untersetzt jedes der 16 Ziele der GSPC mit spezi-fischen europaumlischen Zielen die teilweise von hoher Relevanz fuumlr das vorliegende Fachprogramm sind (z B ESPC Ziel 91 Establishment of 25 European crop wild relative genetic reserves covering the major hot-spots of species and genetic diversity) Die Umsetzung der ESPC wird von Planta Europa koordiniert

312 Internationaler Vertrag uumlber pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

Auf internationaler Ebene trat das wichtigste Abkom-men zur Erhaltung und Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft der Internationale Vertrag uumlber pflanzengenetische Res-sourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (ITPGR) im Jahr 2004 in Kraft (vgl wwwplanttreatyorg) Der Vertrag ist als zustimmungspflichtiges Bundesgesetz ratifiziert worden61

Die Vertragsstaaten des ITPGR verpflichten sich pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft langfristig zu erhalten und nachhal-tig zu nutzen sie verpflichten sich zudem bei ihren Erhaltungsbemuumlhungen zur gegenseitigen Unterstuumlt-zung und internationalen Zusammenarbeit Ein zent-rales Element des ITPGR ist ein Multilaterales System (MLS) aus dem pflanzengenetische Ressourcen unter erleichterten Bedingungen mit Hilfe eines bdquoStandard Material Transfer Agreements (SMTA)ldquo fuumlr eine Nut-zung verfuumlgbar gemacht werden Uumlber dieses SMTA werden im ITPGR unter den jeweiligen Bedingungen entweder obligatorische oder freiwillige Zahlungen in den sogenannten bdquoBenefit Sharing (BS) Fundldquo des ITPGR eingenommen Der BS-Fund foumlrdert daraus Projekte in Entwicklungslaumlndern und Laumlndern mit Uumlbergangswirtschaften soweit sie Vertragsstaaten des ITPGR sind

Ferner erkennt der ITPGR die Rechte der Bauern (Farmerslsquo Rights) durch Anerkennung des Beitrags den die ortsansaumlssigen und eingeborenen Gemein-schaften und Bauern zur Erhaltung und Entwicklung pflanzengenetischer Ressourcen geleistet haben und weiter leisten an

Deutschland ratifizierte den ITPGR im Jahr 2004 und seine Umsetzung auf nationaler Ebene ist zwischen-zeitlich weit fortgeschritten BMEL ist federfuumlhrendes Ressort und nationale Kontaktstelle (Focal Point) fuumlr den Vertrag Die relevanten Akteure wurden aufge-fordert pflanzengenetische Ressourcen fuumlr das MLS bereitzustellen und fuumlr die Abgabe von Material dieser pflanzengenetischen Ressourcen das SMTA zu verwenden Zur besseren Information aller Ak-teure wurde eine deutsche Sprachversion des SMTA (rechtlich guumlltig ist nur die englische Textversion) in Abstimmung mit Oumlsterreich und der Schweiz erstellt und mit weiteren erlaumluternden Informationsmateri-alien u a auf der Internetseite des BMEL eingestellt Deutsche Einrichtungen haben seit 2008 insgesamt ca 108000 Genbankmuster in das MLS eingebracht Die Muster des MLS sind im Nationalen Inventar zu Pflanzengenetischen Ressourcen PGRDEU6 entspre-chend gekennzeichnet so dass eine gezielte Online-Recherche nach Material welches aus Deutschland fuumlr das MLS bereitgestellt wird moumlglich ist

Die weitere Unterstuumltzung des ITPGR ist ein wesentli-ches Element der deutschen Agrobiodiversitaumltsstrategie

6 httppgrdeugenresde61 Gesetz zu dem befristeten Vertrag vom 3 November 2001 uumlber pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft BbBI II 2003 906

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Kommission fuumlr Genetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft der FAO

Eine fuumlhrende Rolle in der internationalen Zusammenarbeit zu genetischen Ressourcen hat die Kommission fuumlr Genetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft der FAO (Com-mission on Genetic Resources for Food and Agri-culture ndash CGRFA) Dabei handelt es sich um eine zwischenstaatliche Regierungskommission die die FAO-Konferenz in Fragen der Agrobiodiversi-taumlt einschlieszliglich der genetischen Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft beraumlt Die CGRFA wurde 1983 gegruumlndet und hat z Z 172 Staaten und die EU als Mitglieder Sie ist zustaumlndig fuumlr genetische Ressourcen der Nutzpflanzen Nutztie-re Forstpflanzen aquatische genetische Res-sourcen Mikroorganismen und Wirbellose sowie Querschnittsfragen wie beispielsweise Zugang zu genetischen Ressourcen und gerechter Vor-teilsausgleich Biotechnologie zur Sicherung und Nutzung der genetischen Ressourcen Monitoring und Indikatoren oder oumlkosystemare Ansaumltze

Die CGRFA hat ein rollendes 10-jaumlhriges Ar-beitsprogramm (Multi-Year Programme of Work ndash MYPOW) zu den genetischen Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft aller Berei-che In diesem Rahmen wurde auch der zweite Weltzustandsbericht uumlber pflanzengenetische Ressourcen erstellt und basierend darauf der Globale Aktionsplan fuumlr Erhaltung und nachhal-tige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft uumlberarbeitet Mit dem Globalen Aktionsplan werden weltweite Erhaltungsansaumltze abgestimmt und uumlbergeordne-te Ziele vereinbart Die Fertigstellung des dritten Weltzustandsbericht uumlber pflanzengenetische Ressourcen ist fuumlr 2019 geplant Deutschland beteiligt sich aktiv an der Arbeit der CGRFA

313 Globaler Treuhandfonds fuumlr Nutzpflanzenvielfalt

Der Globale Treuhandfonds fuumlr Nutzpflanzenvielfalt (Global Crop Diversity Trust ndash GCDT) wurde 2004 als eigenstaumlndige internationale Organisation gegruumln-det (s wwwcroptrustorg) Er hat die Aufgabe die

dauerhafte Erhaltung und Verfuumlgbarkeit pflanzen-genetischer Ressourcen sicherzustellen um eine nachhaltige Landwirtschaft und die Sicherheit der Nahrungsmittelversorgung zu unterstuumltzen Dazu verfolgt er international vereinbarte wissenschaftlich fundierte Strategien zur Erhaltung pflanzengeneti-scher Ressourcen die darauf abzielen ein effizien-tes globales Ex-situ-Erhaltungssystem fuumlr wichtige Fruchtarten aufzubauen Von einer derart verbes-serten internationalen Zusammenarbeit sowie einer Effizienz- und Qualitaumltssteigerung bei der Ex-situ-Erhaltung werden kuumlnftig auch nationale Erhalter und Nutzer dieser pflanzengenetischen Ressourcen profitieren

Annual Report 2010

Jahresbericht des Globalen Treuhandfonds fuumlr Nutzpflanzenvielfalt

Diese Strategien werden vor allem abgestimmt mit dem Internationalen Vertrag uumlber pflanzengeneti-sche Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (ITPGR) und der FAO-Kommission fuumlr genetische Ressourcen Da der Fonds somit auch Aufgaben im Rahmen des ITPGR uumlbernimmt ist er ein wichtiger Teil des Finanzierungskonzepts des ITPGR

In Uumlbereinstimmung mit der Agrobiodiversitaumltsstra-tegie des BMEL sowie dem Fachprogramm von 2002 hat Deutschland zum Stiftungskapital des GCDT in den Jahren 2006ndash2010 insgesamt 75 Millionen Euro beigetragen Deutsche Experten leiteten auszligerdem die Erarbeitung der globalen Erhaltungsstrategie fuumlr Hafer (Avena) und waren an der Erarbeitung der Stra-tegie fuumlr Erdbeere (Fragaria) beteiligt

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32 Europaumlische Ebene

321 EU-Agrarpolitik

Die durch die Gemeinsame Agrarpolitik der EU (GAP) gesetzten Rahmenbedingungen fuumlr eine nach-haltige Landwirtschaft sind in den letzten Jahren deutlich verbessert worden Mit der sogenannten Gesundheitsuumlberpruumlfung (bdquohealth checkldquo) der GAP im November 2008 beschloss der EU-Agrarministerrat die Landwirtschaft bei der Bewaumlltigung der neuen Herausforderungen zu denen neben dem Klimawan-del auch die biologische Vielfalt zaumlhlen staumlrker zu unterstuumltzen und die Beschluumlsse der Agrarreform von 2003 entsprechend weiterzuentwickeln Die Agrarum-weltmaszlignahmen sind ein wesentliches Instrument zur Erreichung dieser Ziele der GAP Rechtsgrund-lage fuumlr die Foumlrderung der Agrarmaszlignahmen ist die Verordnung (EG) Nr 16982005 uumlber die Foumlrderung der Entwicklung des laumlndlichen Raums (ELER-Ver-ordnung) Die Umsetzung erfolgt uumlber entsprechende Programme der Bundeslaumlnder Im Rahmen der von Bund und Laumlndern getragenen Gemeinschaftsaufga-be bdquoVerbesserung der Agrarstruktur und des Kuumls-tenschutzesldquo (GAK) unterstuumltzt auch der Bund die Agrarumweltmaszlignahmen Daruumlber hinaus werden von den Laumlndern spezifische Foumlrdermaszlignahmen im Bereich des Vertragsnaturschutzes durchgefuumlhrt

Daneben existieren verschiedene Aktionsplaumlne der EU mit Relevanz fuumlr den Erhalt der Agrobiodiversi-taumlt7 Zur Fortfuumlhrung des Aktionsplans zur Eindaumlm-mung des Verlusts der biologischen Vielfalt von 2006 hat die EU-Kommission mit ihrer Mitteilung vom 3 Mai 2011 eine Biodiversitaumltsstrategie der EU bis zum Jahr 2020 vorgelegt81

Mit der Verordnung uumlber ein Gemeinschaftspro-gramm zur Sammlung Erhaltung Charakterisie-rung und Nutzung genetischer Ressourcen der Landwirtschaft (VO (EG) Nr 8702004) wurden seit 2004 EU-weit fuumlr zehn Mio Euro entsprechende Pro-jekte gefoumlrdert Die Verordnung die nach Verausga-bung der Foumlrdermittel faktisch ausgelaufen ist wird 2012 evaluiert Deutschland setzt sich zusammen mit anderen Mitgliedstaaten fuumlr eine Fortfuumlhrung bei entsprechender Mittelaufstockung ein

Fuumlr die Fortfuumlhrung der GAP bis 2020 zeichnet sich auch weiterhin eine in zwei Saumlulen gegliederte Politik ab Diese soll insgesamt ihre Beitraumlge zu den Zielen der Strategie bdquoEuropa 2020ldquo und zu Umweltzielen erhoumlhen Dafuumlr fordert die Europaumlische Kommission eine bdquogruumlnereldquo erste Saumlule wobei die landwirtschaft-lichen Direktzahlungen nur dann in voller Houmlhe gewaumlhrt werden sollen wenn die Landwirte be-stimmte umweltbezogene Maszlignahmen durchfuumlhren Fuumlr die zweite Saumlule fordert die Kommission eine Ausrichtung auf die Schwerpunkte Wettbewerb und Innovation Klimawandel und Umwelt8 Dazu zaumlhlt sie u a die Erhaltung und Verbesserung von Oumlkosys-temen die von der Land- und Forstwirtschaft abhaumln-gen Hierdurch werden sich auch Auswirkungen auf die Foumlrderung im Bereich der Agrobiodiversitaumlt und damit auch auf die Rahmenbedingungen fuumlr Teile des Nationalen Fachprogramms ergeben deren Ausmaszlig zum derzeitigen Stand aber noch nicht absehbar ist

Fuumlr Forschung und Innovation werden von der EU-Kommission im Zeitraum 2007ndash2013 rund 60 Mrd Euro zur Verfuumlgung gestellt davon rund 50 Mrd Euro fuumlr das 7 Forschungsrahmenprogramm mittlerwei-le das weltweit groumlszligte Forschungsfoumlrderprogramm Foumlrdermoumlglichkeiten bestehen im Rahmen der regelmaumlszligigen Ausschreibungen v a im spezifischen Programm bdquoZusammenarbeitldquo (Forschungsbereich Le-bensmittel Landwirtschaft Fischerei und Biotechno-logie) sowie im spezifischen Programm bdquoKapazitaumltenldquo (Forschungsinfrastrukturen)

Fuumlr Futterpflanzen und viele weitere Kulturpflanzen des Acker-landes und der Gaumlrten bildet extensives Gruumlnland den Lebensraum ihrer verwandten Wildarten

7 Mitteilung der Kommission an den Rat und das Europaumlische Parlament - Aktionsplan zur Erhaltung der Biologischen Vielfalt in der Landwirtschaft KOM20010162 endg und MITTEILUNG DER KOMMISSION EINDAumlMMUNG DES VERLUSTS DER BIOLOGISCHEN VIELFALT BIS ZUM JAHR 2010 ndash UND DARUumlBER HINAUS KOM(2006) 216 endg8 Mitteilung der Kommission an das Europaumlische Parlament den Rat den Europaumlischen Wirtschafts- und Sozialausschuss und den Ausschuss der Regionen ndash Die GAP bis 2020 Nahrungsmittel natuumlrliche Ressourcen und laumlndliche Gebiete ndash die kuumlnftigen Herausforderungen KOM (2010) 672581 (vollstaumlndige Bezeichnung)

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Wiese mit blau bluumlhenden Lupinen

322 Europaumlisches Kooperationsprogramm fuumlr pflanzengenetische Ressourcen

Um die langfristige In-situ- und Ex-situ-Erhaltung von pflanzengenetischen Ressourcen in Europa auf einer arbeitsteiligen Basis zu erleichtern und deren Nutzung in Europa zu verbessern wurde das Europauml-ische Kooperationsprogramm fuumlr pflanzengenetische Ressourcen (European Cooperative Programme for Plant Genetic Resources - ECPGR) ins Leben gerufen Es beruht im Wesentlichen auf der Zusammenarbeit von Institutionen in den derzeit 42 Mitgliedsstaaten und finanziert sich uumlber deren Beitraumlge Weitere Ziele des ECPGR sind die Foumlrderung der Zusammenarbeit auf allen Akteursebenen (oumlffentliche Einrichtungen Erhaltungsinitiativen Zuumlchtungsunternehmen etc) auch in Form gemeinsamer Projekte und Oumlffent-lichkeitsarbeit Letztlich stellt das ECPGR damit die zentrale europaumlische Plattform fuumlr die technische Zusammenarbeit innerhalb Europas und mit anderen Regionen bzw regionalen und internationalen Initia-tiven oder Programmen dar

Das ECPGR gliedert sich in arten- oder themenspe-zifische Netzwerke Die Arbeit in den Netzwerken wird von Arbeits- und Projektgruppen durchgefuumlhrt Deutsche Vertreter wirken in allen Arbeits- und

Projektgruppen mit Zudem werden die zentralen europaumlischen fruchtartspezifischen Datenbanken fuumlr Avena Beta Hordeum Minor Leafy Vegetable Poa und Vitis zur Zeit von deutschen Institutionen betrieben

Die deutsche Mitarbeit im Kooperationsprogramm wird von der Expertengruppe bdquoECPGRldquo des BEKO koordiniert Sie bereitet zu bevorstehenden Treffen den nationalen Beitrag vor berichtet uumlber die Ergeb-nisse und traumlgt zur Weiterentwicklung des ECPGR bei Ferner beraumlt diese Expertengruppe den BEKO im Hin-blick auf fruchtart- und themenspezifische FragenDie Weiterentwicklung des ECPGR ist eines der Ziele der Agrobiodiversitaumltsstrategie des BMEL Deutsch-land unterstuumltzt deshalb im Rahmen der ECPGR-Ko-operation die Umsetzung und Weiterentwicklung des Europaumlischen Suchkatalogs fuumlr pflanzengenetische Ressourcen (European Plant Genetic Resources Search Catalogue ndash EURISCO) EURISCO ist ein internetba-sierter Suchkatalog der Informationen uumlber Ex-situ-Sammlungen in ganz Europa liefert Er umfasst derzeit sogenannte Passportdaten dh Informatio-nen die ein Muster eindeutig beschreiben (zB Artzu-gehoumlrigkeit Sortenname Ursprungsland erhaltende Einrichtung etc) von mehr als 11 Millionen Mustern pflanzlicher Vielfalt die in ca 240 europaumlischen Instituten in 38 Laumlndern erhalten werden Eines der Hauptelemente von EURISCO ist ein Netzwerk nati-onaler Kontaktstellen die fuumlr das jeweilige nationale Inventar und den Datenfluss zwischen dem natio-nalen Inventar und EURISCO zustaumlndig sind Jedes Land traumlgt die volle Verantwortung fuumlr die Verfuumlg-barkeit und Richtigkeit seiner eigenen Daten sowie fuumlr die regelmaumlszligige Aktualisierung der Daten des nationalen Inventars in EURISCO Derzeit haben 40 Laumlnder eine nationale Kontaktstelle benannt und 31 nationale Inventare wurden in EURISCO integriert Die Bedingungen fuumlr die Zusammenarbeit wurden in einer Vereinbarung festgelegt die zwischen Bioversity International9 und den nationalen Kontaktstellen fuumlr die nationalen Inventare in Deutschland dem Infor-mations- und Koordinationszentrum fuumlr Biologische Vielfalt der BLE abgeschlossen wurde Eine weitere wichtige Aufgabe des ECPGR die von Deutschland ebenfalls maszliggeblich unterstuumltzt wird ist der Auf-bau der bdquoEuropaumlischen Genbankldquo AEGIS (A European Genebank Integrated System) mit der die Erhaltungs-infrastruktur fuumlr pflanzengenetische Ressourcen in Europa effizienter gestaltet werden soll

9 Bioversity International ist die internationale Forschungsorganisation zur Agrobiodiversitaumlt mit Sitz in Maccarese bei Rom Italien

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Organisationsstruktur des ECPGR mit seinen Netzwerken Arbeitsgruppen und Task Forces der Phase VIII (2009ndash2013)

Leistungsgremium

Sekretariat

Netzwerk Netzwerk Netzwerk Netzwerk Netzwerk NetzwerkGetreide Futterpflanze

Kulturpflanzennetzwerke Thematische Netzwerke

Obst Oumlle und eiweiszligshyliefernde Pflanzen

Zuckershy Staumlrkeshy und Faserpflanzen

Gemuumlse

Arbeitsgruppen Arbeitsgruppen Arbeitsgruppen Arbeitsgruppen Arbeitsgruppen Arbeitsgruppenmiddot Hafermiddot Gerstemiddot Weizen

middot Futtershypflanzen

middot MalusPyrusmiddot Prunusmiddot Weinrebe

middot Koumlrnershy leguminosen

middot Ruumlbenmiddot Faserpflanzen

(FlachsHanf)middot Heilshy und Geshy

wuumlrzpflanzenmiddot Kartoffel

middot Alliummiddot Brassicamiddot Kuumlrbissemiddot Blattgemuumlsemiddot Umbellifera

Netzwerk- koordinierungs-

gruppe

Netzwerkkoordinierungsgruppe

Netzwerkkoordinierungsgruppe

Netzwerkkoordinierungsgruppe

Netzwerk- koordinierungs-

gruppe

Netzwerk- koordinierungs-

gruppe

Netzwerk- koordinierungs-

gruppe

Netzwerk- koordinierungs-

gruppe

Netzwerk- koordinierungs-

gruppe

Dokumentations- und Informationsnetzwerk

Netzwerk In-Situ und On-farm-Erhaltung

Netzwerk interregionale Zusammenarbeit

middot Kontaktstellen fuumlr die nationalen Inventaremiddot Manager der europaumlischen zentralen Kulturdatenbanken

middot Arbeitsgruppe Erhaltung von Wildarten in Genetischen Reservatenmiddot Arbeitsgruppe OnshyfarmshyErhaltung und shyManagement

33 Nationale Ebene

Die Erhaltung und nachhaltige Nutzung genetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft ist eine uumlbergreifende Aufgabe der Bundesregierung von hoher Bedeutung Als Vertragsstaat des Uumlbereinkommens uumlber die biologische Vielfalt und des Internationalen Vertrags uumlber pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Er-naumlhrung und Landwirtschaft verpflichtet sich Deutsch-land diese Ressourcen langfristig zu erhalten und nachhaltig zu nutzen Innerhalb der Bundesregierung liegt die Zustaumlndigkeit fuumlr die Erhaltung und nachhalti-ge Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen land- und gartenbaulicher Kulturpflanzen beim BMEL

Mit der Erarbeitung der Strategie des BMEL fuumlr die

Erhaltung und nachhaltige Nutzung der biologi-schen Vielfalt fuumlr die Ernaumlhrung Land- Forst- und Fischereiwirtschaft im Jahr 2007 (kurz Agrobiodi-versitaumltsstrategie) wurde die Erhaltung genetischer Ressourcen in ein uumlbergreifendes Konzept zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der Agrobiodi-versitaumlt eingebettet Diese Strategie ergaumlnzt die vom Bundeskabinett beschlossene nationale Strategie fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der biologi-schen Vielfalt Die Bedeutung genetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft wird auch in der Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung betont

Als uumlbergreifende Aufgabe wird auch die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen von mehreren Politik- und Rechtsbereichen erfasst vor allem von

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der Agrar- und der Umwelt- und Naturschutzpolitik Aber auch die Forschungspolitik ist fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung genetischer Ressourcen von groszliger Bedeutung

Regionale Produkte werden haumlufig auf Wochenmaumlrkten verkauft

Innerhalb des foumlderalen Systems ist der Bund fuumlr die Erhaltung und Nutzung genetischer Ressourcen insoweit zustaumlndig als er von seiner Gesetzgebungs-kompetenz im Rahmen der konkurrierenden Gesetz-gebung zur Foumlrderung der land- und forstwirtschaft-lichen Erzeugung sowie zur Sicherung der Ernaumlhrung Gebrauch macht Darunter fallen fuumlr die landwirt-schaftlichen Nutzpflanzenarten u a das Saatgutver-kehrsgesetz mit den dazu erlassenen Verordnungen die das Inverkehrbringen von Saat- und Pflanzgut und die Zulassung von Pflanzensorten regeln Von Relevanz sind weiterhin auch Regelungen zum Schutz des geistigen Eigentums (z B Sortenschutz siehe Kapitel 332) Aus der Zustaumlndigkeit des Bundes fuumlr die auswaumlrtigen Beziehungen ergeben sich in Bezug auf EU-Programme oder internationale Programme und Vereinbarungen auch Koordinierungsaufgaben

Zustaumlndigkeiten ergeben sich zudem aus der ge-meinschaftlichen Foumlrderung von Einrichtungen und Vorhaben der Forschung von gesamtstaatlicher und uumlberregionaler Bedeutung durch Bund und Laumlnder

Fuumlr die Durchfuumlhrung der Taumltigkeiten zur Erhaltung von pflanzengenetischen Ressourcen einschlieszliglich Forschung Schulung und Ausbildung und die regio-nale Umsetzung und Ausgestaltung der durch die EU und den Bund vorgegebenen politischen Rahmenbe-dingungen sind in Deutschland die Laumlnder verant-wortlich Weiterhin ergeben sich im Zusammenhang mit der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung fuumlr die Laumlnder innerstaatliche Verpflichtungen aus dem Internationalen Vertrag uumlber pflanzengenetische Res-sourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft sowie aus dem Uumlbereinkommen uumlber die biologische Vielfalt Gleichzeitig wirken die Laumlnder bei der Formulierung dieser Rahmenbedingungen mit und entwickeln zu-saumltzliche eigene Maszlignahmen Vertreter der Laumlnderre-ferenten fuumlr Acker- und Pflanzenbau Extensivierung Gartenbau Weinbau und die Laumlnder-Arbeitsgemein-schaft Naturschutz arbeiten im BEKO mit um das Nationale Fachprogramm stellvertretend zu begleiten

Die Durchfuumlhrung des nationalen Fachprogramms unterstuumltzt und foumlrdert BMEL u a auch durch Bereit-stellung der notwendigen Daten und Informationen im Rahmen von Erhebungen Bestandsaufnahmen und nichtwissenschaftlichen Untersuchungen im Be-reich der biologischen Vielfalt Ziel ist die Erfassung Inventarisierung und Dokumentation genetischer Ressourcen das Monitoring der Bestandsentwicklung genetischer Ressourcen und die Erstellung sonsti-ger Informationsgrundlagen in diesem Bereich Zur Vergabe der Auftraumlge fuumlhrt die BLE Ausschreibungen durch die ggf im Bundesanzeiger und im Internetan-gebot der BLE (wwwblede) veroumlffentlicht werden

Die im Auftrag des BMEL durchgefuumlhrten Modell- und Demonstrationsvorhaben (MuD) haben das Ziel innovative Konzepte mit Vorbildcharakter zu ent-wickeln und umzusetzen und dabei ggf auftretende Schwierigkeiten bei der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung genetischer Ressourcen in Deutschland ab-zubauen Grundlage fuumlr die Foumlrderung eines Projektes als MuD ist die bdquoRichtlinie des BMEL zur Foumlrderung von Modell- und Demonstrationsvorhaben im Be-reich der Erhaltung und innovativen nachhaltigen Nutzung der Biologischen Vielfaltldquo10

10 httpwwwbledeDE03_Forschungsfoerderung04_BiologischeVielfaltMuD-VorhabenMuD-VorhabenBV_nodehtml

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Ein wichtiges Instrument um den Erhalt und die Foumlrderung der Biodiversitaumlt mit landwirtschaftlichen Nutzungssystemen besser in Einklang zu bringen sind Agrarumweltmaszlig nahm en von Bund und Laumln-dern11 Sie honorieren u a die Erhaltung vielfaumlltiger Fruchtfolgen den Anbau regional angepasster Sorten Streuobstanbau sowie die Gruumlnlandextensivierung Die Bundeslaumlnder bieten ein breit gefaumlchertes Ange-bot von Foumlrdermaszlignahmen an das insbesondere den regionalen Besonderheiten und Erfordernissen der laumlndlichen Entwicklung des Landes angepasst wurde

In den Rahmenplan der Gemeinschaftsaufgabe bdquoVerbesserung der Agrarstruktur und des Kuumlsten-schutzesldquo haben Bund und Laumlnder 2008 ein neues Foumlrderangebot zur Erhaltung genetischer Ressourcen in der Landwirtschaft aufgenommen Daruumlber hinaus koumlnnen die Laumlnder den Anbau gefaumlhrdeter einheimi-scher Nutzpflanzen auch im Rahmen ihrer landesei-genen Entwicklungsprogramme foumlrdern und durch den Aufbau regionaler Kompetenzzentren unterstuumlt-zen In beiden Umsetzungsbereichen bedarf es der Wahrnehmung von Abstimmungs- und Koordinie-rungsfunktionen durch den Bund Auszligerdem koumlnnen die Laumlnder das Thema durch ihre Oumlffentlichkeitsar-beit zu pflanzengenetischen Ressourcen im Bereich Landessortenpruumlfung Saatgutananerkennung sowie Aus- und Fortbildung (im Bereich Landwirtschaft Gartenbau und Umwelt) in den Fokus ruumlcken

331 Zugang zu pflanzengenetischen Ressourcen

Der Zugang zu pflanzengenetischen Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft betrifft sowohl In-situ-Vorkommen (natuumlrliche Wildpflanzen oder verwandte Wildarten der Kulturpflanzen) On-farm-Bestaumlnde (Land sorten) oder Ex-situ-Bestaumlnde (Akzessionen von Wild- und Nutzpflanzen in Genbanken oder Pflanzen-sammlungen fuumlr Forschung und Innovation)

Nach dem geltenden innerstaatlichen Recht haumlngt die Regelung des Zugangs zu pflanzengenetischen Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft grundsaumltzlich von dem Eigentuumlmer der Ressourcen ab Diese koumlnnen sich sowohl im Privatbesitz befin-

den als auch der oumlffentlichen Hand gehoumlren In der Regel gilt der Eigentuumlmer der Land- oder Wasserflauml-che als Eigentuumlmer der biologischen bzw genetischen Ressourcen die dort vorgefunden werden Somit steht der Zugang zu pflanzengenetischen Ressourcen die sich im Privateigentum (in situ oder ex situ) befin-den im Allgemeinen im Ermessen des Eigentuumlmers

Genbanken sichern die langfristige Erhaltung von pflanzen-genetischen Ressourcen

Deutschland ndash seit 1993 Vertragspartei der CBD ndash hat wie die meisten EU-Mitgliedstaaten keine eigenen gesetzlichen Bestimmungen die den Zugang zu gene-tischen Ressourcen auf ihrem Hoheitsgebiet im Sinne der CBD gesondert regeln Daher ist es in Deutsch-land grundsaumltzlich jedem erlaubt in situ wachsende Pflanzen zu sammeln und zwar unter Beachtung der o g Eigentumsrechte des Natur- und Artenschutzes der Regelungen zur Pflanzengesundheit und sonsti-ger besonderer Schutzrechte Um ausreichende und transparente Informationen uumlber die Bestimmungen zum Zugang und Vorteilsausgleich im Rahmen der CBD zur Verfuumlgung zu stellen hat Deutschland eine nationale Informationsstelle benannt und eine Inter-netseite zur Information uumlber Zugang und Vorteilsaus-gleich eingerichtet (httpwwwbiodiv-chmde)

11 wwwbmelde

Auf internationaler Ebene besteht seit 2004 mit dem Internationalen Vertrag eine weitere wichtige Rege-lung fuumlr den Zugang zu pflanzengenetischen Ressour-cen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft In Deutsch-land wurde mit der Ratifizierung des Internationalen

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Vertrags ein leistungsfaumlhiger und transparenter Pro-zess zur Erleichterung des Zugangs zu 35 landwirt-schaftlichen Hauptfruchtarten (z B Hafer Gerste und Kartoffeln) und zu 29 Gruumlnlandarten -gattungen (z B Leguminosen und Futtergraumlser) geschaffen

Keimpruumlfung in Filterschalen

Zentrales Element ist das sogenannte Multilaterale System fuumlr Zugang und Vorteilsausgleich (MLS) Die Vertragsstaaten des Internationalen Vertrags bringen pflanzengenetische Ressourcen von Nutzpflanzen die im Anhang I des Internationalen Vertrags aufge-fuumlhrt sind und unter ihrer Verwaltung und Kontrolle stehen in dieses MLS ein Fuumlr Material innerhalb des MLS gelten einheitliche und erleichterte Zugangs-bedingungen sofern das Material fuumlr Zwecke der Forschung Zuumlchtung und Ausbildung fuumlr Ernaumlh-rung und Landwirtschaft verwendet wird Eine vom Lenkungsorgan des Internationalen Vertrags im Jahr 2006 verabschiedete standardisierte Materialuumlber-tragungsvereinbarung (Standard Material Transfer Agreement ndash SMTA) bildet die vertragliche Grundlage jedweder Materialabgabe aus dem MLS und regelt die Einzelheiten bezuumlglich Zugang und Vorteilsausgleich Bis Mitte 2008 haben die Bundeszentrale Ex-situ-Gen-bank des Leibniz-Instituts fuumlr Pflanzengenetik und

Kulturpflanzenforschung in Gatersleben sowie die Obst-Genbank des Instituts fuumlr Zuumlchtungsforschung an gartenbaulichen Kulturen und Obst Dresden-Pill-nitz des Julius Kuumlhn-Instituts das SMTA eingefuumlhrt und seither insgesamt ca 108000 Muster fuumlr das MLS bereitgestellt Die Ressourcen der Deutschen Gen-bank Obst werden ebenfalls unter Verwendung des SMTA bereitgestellt

Fuumlr Botanische Gaumlrten beeinflussen Regelungen zum Zugang zu genetischen Ressourcen wesentlich den Austausch von Pflanzenmaterial zwischen den Gaumlrten und den internationalen Zugang zu Wildarten Zur Umsetzung der CBD-Regelungen wurde durch einige Botanische Gaumlrten ein internationales Pflanzenaus-tauschnetzwerk IPEN (International Plant Exchange Network) erarbeitet Das Netzwerk ermoumlglicht seinen Mitgliedsgaumlrten unter Einhaltung der CBD-Regeln einen vereinfachten Transfer von lebendem Pflanzen-material zur nicht-kommerziellen Nutzung unterei-nander Zu diesem Zweck wurde ein Verhaltenskodex erstellt der die Mitglieder verpflichtet das Pflan-zenmaterial ausschlieszliglich fuumlr nicht-kommerzielle Zwecke zu nutzen Daruumlber hinaus wird Material zur kommerziellen Nutzung nur abgegeben wenn der

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potenzielle Nutzer vorher das Einverstaumlndnis des Ursprungslandes eingeholt hat und dieses glaub-wuumlrdig nachweisen kann Durch die Einfuumlhrung von IPEN-Nummern die das innerhalb IPEN zirkulierte Pflanzenmaterial begleiten und von den beteiligten Gaumlrten jeweils in ihren Datenbanken gespeichert werden bleibt das Ursprungsland der Pflanze stets nachvollziehbar so dass zu jeder Zeit bei einer kom-merziellen Nutzung der genetischen Ressourcen ein angemessener Teil der Vorteile an das Ursprungsland weitergegeben werden koumlnnte Durch das Pflanzen-austauschnetzwerk wird somit die Einhaltung der CBD-Regelungen kontrolliert und zugleich stellt das System eine Zugangserleichterung zu Pflanzenmate-rial fuumlr die wichtige Arbeit von Botanischen Gaumlrten dar IPEN gehoumlren derzeit 46 Botanische Gaumlrten in Deutschland an

Der Zugang zu pflanzengenetischen Ressourcen kann durch geistige Eigentumsrechte eingeschraumlnkt sein Das deutsche Patentgesetz schlieszligt zwar eine Patentierung von Pflanzensorten und Tierrassen ausdruumlcklich aus Patente koumlnnen allerdings durch-aus fuumlr Erfindungen erteilt werden bdquoderen Gegen-stand Pflanzen oder Tiere sind wenn die Ausfuumlhrung der Erfindung technisch nicht auf eine bestimmte Pflanzensorte oder Tierrasse beschraumlnkt istldquo Damit besteht die Moumlglichkeit dass aus der Patentierung eines Herstellungsverfahrens (Erfindung) fuumlr erzeugte Produkte (Pflanzen deren Zellen oder Gene bestimm-te Eigenschaften aufweisen) ein Sachschutz abge-leitet werden kann der sich auf Folgegenerationen erstreckt Genetische Ressourcen koumlnnen sich damit unter Umstaumlnden einer uneingeschraumlnkten Nutzung entziehen

Damit das breite Spektrum von Kulturpflanzen fuumlr alle Zuumlchter und Landwirte verfuumlgbar bleibt und nicht durch Biopatente eingeengt wird hat sich Deutschland fuumlr den Schutz des geistigen Eigen-tums an neu gezuumlchteten Pflanzensorten nach dem UPOV12-Uumlbereinkommen entschieden Das deutsche Sortenschutzgesetz foumlrdert ndash wie auch die entspre-chende EG-Sortenschutzverordnung ndash den notwen-digen Zuumlchtungsfortschritt und hat den Interessen-ausgleich zwischen Zuumlchtern und Landwirten zum Ziel Das Sortenschutzrecht ermoumlglicht es einem Pflanzenzuumlchter die von ihm uumlber viele Jahre fuumlr die Zuumlchtung einer Sorte aufgewendeten Kosten wieder zu erwirtschaften z B uumlber Lizenzgebuumlhren Land-

wirte duumlrfen aber fuumlr bestimmte Arten das in ihrem eigenen Betrieb gewonnene Saat- oder Pflanzgut ei-ner geschuumltzten Sorte zur Wiederaussaat verwenden (bdquoLandwirteprivilegldquo) Allerdings sind sie in diesem Fall verpflichtet ein sogenanntes Nachbauentgelt das in der Regel deutlich niedriger als die fuumlr zerti-fiziertes Saatgut erhobene Lizenzgebuumlhr ist an den Sortenschutzinhaber zu entrichten Anders als bei der sogenannten Biopatentierung koumlnnen andere Zuumlchter sortenschutzrechtlich geschuumltzte Pflanzensorten zu eigenen Zuumlchtungsarbeiten verwenden (sogenanntes bdquoZuumlchterprivilegldquo)

Das heiszligt auch dass urspruumlngliche genetische Res-sourcen die z B in neue Pflanzensorten eingekreuzt werden durch den Sortenschutz nicht der Nutzung durch Dritte entzogen werden Die Dauer des Sorten-schutzes betraumlgt bei den meisten Pflanzenarten 25 Jahre bei Hopfen Kartoffel Rebe und Baumarten 30 Jahre

332 RechtlicherRahmenfuumlrdas InverkehrbringenvonSaat-und Pflanzgut

Beim Inverkehrbringen von Saat- und Pflanzgut ist bei bestimmten Arten das Saatgutverkehrsgesetz (SaatG) zu beachten Auf der Grundlage der EU-Saatgutrichtlinien regeln das SaatG und die dazu erlassenen Verordnungen das Inverkehrbringen von Saat- und Pflanzgut und die Zulassung von Pflanzen-sorten Das SaatG dient v a dem Schutz des Verbrau-chers und der Versorgung der Landwirtschaft und des Gartenbaus mit Saat- und Pflanzgut von leistungsfauml-higen qualitativ hochwertigen und gesunden Sorten Voraussetzung fuumlr das Inverkehrbringen und den gewerblichen Vertrieb von Saat- und Pflanzgut von Sorten landwirtschaftlicher Pflanzenarten Rebe und Gemuumlsearten ist deren Zulassung Bei Sorten land-wirtschaftlicher Arten werden fuumlr die Zulassung auch Wert gebende Eigenschaften wie Ertrag Qualitaumlt Widerstandsfaumlhigkeit Resistenzen und Anbaueigen-schaften gepruumlft (landeskultureller Wert) Die Sor-tenzulassung wird fuumlr zehn (bei Rebe 20) Jahre erteilt und kann bei Vorliegen bestimmter Voraussetzungen immer wieder verlaumlngert werden Bei Obst und Zier-pflanzenarten ist eine Sortenzulassung moumlglich diese ist aber derzeit keine Voraussetzung fuumlr die Handels-faumlhigkeit

12 Internationaler Verband zum Schutz von Pflanzenzuumlchtungen (UPOV) wwwupovorg

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Eine weitere Voraussetzung fuumlr das Inverkehrbringen von Saatgut zugelassener Sorten landwirtschaftlicher Arten ist die amtliche Saatgutanerkennung die erteilt wird wenn die Saatgutvermehrungsflaumlchen und die Beschaffenheit des Saatgutes den saatgutrechtlich vorgegebenen Normen entsprechen

Fuumlr alle Arten die nicht im Artenverzeichnis zum SaatG aufgefuumlhrt sind ist keine Zulassung der Sorten fuumlr die Handelsfaumlhigkeit des Saatgutes erforderlichIm Rahmen des bislang geltenden Saatgutrechts war es schwierig Saatgut alter saatgutrechtlich nicht bzw ehemals zugelassener Pflanzensorten gewerblich in den Verkehr zu bringen da diese Sorten uumlberwiegend nicht in der Lage sind die hohen Anforderungen der Registerpruumlfung (Unterscheidbarkeit Homogenitaumlt und Bestaumlndigkeit) zu erfuumlllen und den Nachweis des landeskulturellen Werts zu erbringen Da solche Sorten in besonderer Weise zur Erhaltung pflanzen-genetischer Ressourcen beitragen koumlnnen hat die EU im Rahmen der EU-Saatgutrichtlinien gemeinschafts-rechtliche Durchfuumlhrungsvorschriften erlassen die das gewerbliche Inverkehrbringen von Saat- und Pflanzgut von Sorten die als genetische Ressource

erhaltenswert erscheinen gezielt erleichtern Diese EU-Regelungen wurden 2009 in einer Erhaltungssor-tenverordnung13 zunaumlchst fuumlr landwirtschaftliche Ar-ten in das nationale Recht umgesetzt sie wurde um Regelungen zu Erhaltungs- und Amateursorten von Gemuumlse im Dezember 2010 ergaumlnzt14 Dies traumlgt dazu bei die biologische Vielfalt in der Landwirtschaft und im Gartenbau (Gemuumlsebau) zu sichern Erhaltungs-sorten koumlnnen in einem vereinfachten Verfahren zugelassen werden wenn sie fuumlr die Erhaltung als genetische Ressource bedeutsam sind Eine amtliche Anerkennung des Saatgutes als Voraussetzung fuumlr das Inverkehrbringen ist nicht erforderlich das Saatgut muss aber die gleichen Qualitaumltsanforderungen wie ansonsten zertifiziertes Saatgut (bzw Standardsaatgut bei Gemuumlsearten) erfuumlllen

PflanzengenetischeRessourcensindeinewichtigeGrundlagefuumlrdieZuumlchtungsforschung

Die ersten Erhaltungssorten (Winterweichweizen-sorte bdquoGoldblumeldquo und bdquoLuxaroldquo Winterroggensorte bdquoLikoroldquo Kartoffelsorten bdquoHeideniereldquo bdquoAckergoldldquo bdquoBamberger Houmlrnchenldquo und bdquoRosemarieldquo Ackerboh-ne bdquoHerz Freyaldquo) sind bereits vom Bundessortenamt zugelassen worden Weitere Zulassungsantraumlge liegen vor Der aktuelle Stand ist auf den Internetseiten des Bundessortenamtes einzusehen15

Im Dezember 2011 ist eine weitere EU-Richtlinie mit Ausnahmeregelungen fuumlr das Inverkehrbringen fuumlr Saatgutmischungen die sogenannte Erhaltungsmi-schungsverordnung die zur Erhaltung der natuumlrli-chen Umwelt verwendet werden sollen in nationales Recht umgesetzt worden16

Daneben existieren auch weitere Moumlglichkeiten alte Pflanzensorten ohne Zulassung als Erhaltungssorte zu vermehren und anzubauen z B im Vertragsanbau oder bei Begruumlnungsmaszlignahmen mit einheimischen Graumlsermischungen durch Mahdgutuumlbertragung Die Regelungen des Saatgutverkehrs der EU wurden ab 2008 einer Evaluierung unterzogen Die Ergebnisse wurden 2011 bewertet und sollen die Grundlage fuumlr eine Uumlberarbeitung des europaumlischen Saatgutrechts bilden

13 Verordnung uumlber die Zulassung von Erhaltungssorten und das Inverkehrbringen von Saat- und Pflanzgut von Erhaltungssorten vom 21 Juli 2009 (BGBl I S 2107)14 Vierzehnte Verordnung zur Aumlnderung saatgutrechtlicher Verordnungen vom 17 Dezember 2010 (BGBl I S 2128)15 wwwbundessortenamtdeinternet30indexphpid=2116 Verordnung fuumlr das Inverkehrbringen von Saatgut von Erhaltungsmischungen vom 6 Dezember 2011 (BGBl I S 2641)

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Eine wichtige Rolle nehmen die Vermarktungsricht-linien der EU fuumlr Vermehrungsmaterial auszliger fuumlr Saatgut von Gemuumlse Obst und Zierpflanzen ein So sollen z B bei der Umsetzung der Richtlinie uumlber das Inverkehrbringen von Vermehrungsmaterial und Pflanzen von Obstarten zur Fruchterzeugung (200890EG) die bestehenden Ausnahmemoumlglich-keiten insbesondere zur Erhaltung der genetischen Vielfalt national genutzt werden

333 AuswirkungendesNaturschutzrechts

Auswirkungen auf die Erhaltung pflanzengeneti-scher Ressourcen fuumlr Landwirtschaft und Ernaumlhrung ergeben sich auch aus dem Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) Dieses zielt darauf ab Natur und Land-schaft im besiedelten und unbesiedelten Raum so zu schuumltzen zu pflegen und zu entwickeln dass die Leis-tungs- und Funktionsfaumlhigkeit des Naturhaushalts die Regenerations- und Nutzungsfaumlhigkeit der Natur-guumlter die Pflanzen- und Tierwelt sowie die Vielfalt Eigenart und Schoumlnheit von Natur und Landschaft als Lebensgrundlagen des Menschen nachhaltig gesichert sind Zur Sicherung der Leistungs- und Funktionsfauml-higkeit des Naturhaushalts ist die biologische Viel-falt zu erhalten und zu entwickeln Die biologische Vielfalt umfasst die Vielfalt an Lebensraumlumen und Lebensgemeinschaften die Vielfalt an Arten sowie die genetische Vielfalt innerhalb der Arten

Die einzelnen Schutzgebietskategorien und der gesetzliche Biotopschutz dienen in besonderer Weise dem Erhalt bedrohter Arten dort vorkommender wild lebender Tiere und Pflanzen einschlieszliglich ihrer genetischen Ressourcen Spezielle Bezuumlge zu geneti-schen Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft enthaumllt das BNatSchG nur hinsichtlich seiner Bestim-mungen zu Biosphaumlrenreservaten Ziele von Biosphauml-renreservaten sind die bdquoErhaltung Entwicklung oder Wiederherstellung einer durch hergebrachte viel-faumlltige Nutzung gepraumlgten Landschaft und der darin historisch gewachsenen Arten- und Biotopvielfalt einschlieszliglich Wild- und fruumlherer Kulturformen wirt-schaftlich genutzter oder nutzbarer Tier- und Pflan-zenartenldquo Allgemein koumlnnen Biosphaumlrenreservate als Modellgebiete gesehen werden um nachhaltige Ent-wicklungsansaumltze auf regionaler Ebene zu entwickeln Damit ist die Grundstruktur gegeben praxisorientier-te (v a) In-situ- und On-farm-Management-Projekte zum Erhalt und zur nachhaltigen Nutzung (pflanzen-) genetischer Ressourcen zu implementieren Es ist al-lerdings festzustellen dass fuumlr diese Aufgabengebiete nur begrenzte finanzielle Mittel verfuumlgbar sind

bluumlhenderAckerrandstreifenmitRaps

Mit der Richtlinie 4392EWG zur Erhaltung der na-tuumlrlichen Lebensraumlume sowie der wild lebenden Tiere und Pflanzen (Fauna-Flora-Habitat - FFH) wurde eine gemeinschaftliche Rechtsgrundlage zur Erhaltung des europaumlischen Naturerbes und somit der wild vorkommenden genetischen Ressourcen geschaffen Die FFH-Richtlinie ist eines der zentralen Instrumen-te mit denen Verpflichtungen der CBD zur In-situ-Erhaltung der biologischen Vielfalt erfuumlllt werden koumlnnen Sie verpflichtet die Mitgliedsstaaten ein ko-haumlrentes europaumlisches oumlkologisches Netz besonderer Schutzgebiete bekannt als bdquoNatura 2000ldquo einzurich-ten die wertvolle Lebensraumtypen und seltene und bedrohte bzw einzigartige Arten beherbergen Die Richtlinie verlangt eine Erfolgskontrolle im Natur-schutzmanagement enthaumllt ein Uumlberwachungsgebot des Erhaltungszustands und umfassende Berichts-pflichten Aktuell sind ca 14 des Bundesgebiets als Schutzflaumlche im Rahmen von bdquoNatura 2000ldquo ausge-wiesen Diese Richtlinie beinhaltet allerdings keine besonderen Maszlignahmen im Hinblick auf genetische Ressourcen speziell fuumlr Ernaumlhrung und Landwirt-schaft Sie ermoumlglicht aber z B im Rahmen des Gruumln-landschutzes und im Bereich der In-situ-Erhaltung von Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (WEL) Synergieeffekte

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4 Schwerpunkte des Arbeitsprogramms

In diesem Kapitel werden die zur Erreichung der in Kapitel 1 genannten Ziele der Agrobiodiversitaumlts-strategie und des vorliegenden Nationalen Fachpro-gramms notwendigen Schwerpunkte des Arbeitspro-gramms festgelegt das bisher Erreichte beschrieben sowie die weiteren notwendigen Maszlignahmen ausge-fuumlhrt

41 Ex-situ-Erhaltung

Der Ausbau der Ex-situ-Erhaltung ist eines der Ziele aus der Nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt17 (insbesondere Ziel B 114 Genetische Vielfalt von wildlebenden und domestizierten Arten) und der Agrobiodiversitaumltsstrategie des BMEL (insbesonde-re das Ziel Erhaltungsinfrastruktur zu sichern und auszubauen) Dieser Ausbau bildet auch einen Teil des nationalen Beitrags u a zum Multilateralen System des Internationalen Vertrags uumlber PGRFA zur Globa-len Strategie zum Erhalt der Pflanzenvielfalt (z B GSPC-Ziel 9 bdquoErhaltung von 70 der geneti-schen Vielfalt der Nutzpflanzen und des damit ver-bundenen indigenen und lokalen Wissensldquo) und zum Aufbau der Europaumlischen Genbank AEGIS

Die Ex-situ-Erhaltung pflanzengenetischer Res-sourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft erfolgt uumlberwiegend durch die Aufbewahrung von Saat- oder Pflanzgutmustern in Sammlungen so genannten Genbanken und z T auch in Botanischen Gaumlrten Kernaufgabe von Genbanken ist die Sammlung Erhaltung Charakterisierung Dokumentation und Bereitstellung von Mustern Waumlhrend bei der Arbeit in den Botanischen Gaumlrten primaumlr die globale Arten-vielfalt fuumlr Forschungs- und Ausbildungszwecke im Vordergrund steht raumlumen die Genbanken vor allem der innerartlichen Variabilitaumlt unserer Kulturarten Prioritaumlt ein Damit bieten Genbanken eine wichtige Grundlage fuumlr die Erhaltung der Vielfalt aber auch fuumlr die Zuumlchtungsforschung und Zuumlchtung Vielfach ist Zuumlchtungsforschung direkter Bestandteil des Auf-gabenspektrums von Genbanken

Zu einer geeigneten Erhaltungsinfrastruktur zaumlhlt nicht nur die Erhaltung und der Ausbau derartiger Einrichtungen und damit die Verfuumlgbarkeit geneti-scher Ressourcen sondern auch die Gewinnung der

notwendigen Informationen uumlber ihre Eigenschaften und Nutzungsmoumlglichkeiten (Charakterisierung und Evaluierung) Dafuumlr sind vor allem Evaluierungs- und Forschungsaktivitaumlten ebenso aber auch die Bewah-rung traditionellen Wissens von Bedeutung Es sind entsprechende Inventare zu erstellen und Doku-mentations- Informations- und Monitoringsysteme auf- und auszubauen Schlieszliglich ist ein effizientes Wissensmanagement unerlaumlsslich Entsprechende Einrichtungen und Maszlignahmen koumlnnen sowohl zen-tral als auch dezentral ggf als Netzwerke organisiert bzw durchgefuumlhrt werden Letzteres hat den Vorteil durch Nutzung bestehender Strukturen und bessere Abstimmung von Programmen und Maszlignahmen Sy-nergien nutzen zu koumlnnen Bei solchen Maszlignahmen sind auch die Aktivitaumlten bestehender privater Initi-ativen zu beruumlcksichtigen Diese Ziele werden auch von der Agrobiodiversitaumltsstrategie aufgegriffen Zur Sicherstellung der vorhandenen Kapazitaumlten aber vor allem auch im Hinblick auf kuumlnftig zu erwarten-de Anforderungen (z B im Rahmen internationaler Zusammenarbeit) ist es notwendig dass bestehende Erhaltungseinrichtungen modernisiert und ihre quantitativen Kapazitaumlten erweitert werden Zudem ist v a auch die Qualitaumlt der Erhaltung sicherzustel-len bzw wo moumlglich zu erhoumlhen und internationalen Standards anzupassen In diesem Zusammenhang spielen auch moderne Informationssysteme (siehe Kapitel 44) eine bedeutende Rolle bei der Steigerung von Qualitaumlt und Effizienz der Erhaltungsarbeit

EinzelpflanzenpruumlfungvonGemuumlseanbausortenimBundessortenamt

17 httpwwwbmudefilespdfsallgemeinapplicationpdfbroschuere_biolog_vielfalt_strategie_bfpdf

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Ex-situ-Erhaltung und Dokumentation von PGR in Deutschland

Bundeszentrale Ex-Situ-Genbanklandwirtschaftlicher und gaumlrtnerischer Kulturpflanzen

Leibniz Institut fuumlr Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung

Deutsche GenbankRebe

Reben-GenbankJulius-Kuumlhn-Institut

Rebensammlungenin Laumlndereinrichtungen

Deutsche GenbankObst

Obst-GenbankJulius-Kuumlhn-Institut

Sammlungen zuApfel Kirsche Erdbeere

Tabak-GenbankLandwirtschaftlichesTechnologiezentrum

Nationales Inventar PGRDEU

Genbank fuumlrWildpflanzen fuumlr

Ernaumlhrung undLandwirtschaft

Deutsche Genbank ZierpflanzenKoordination durch die

Bundesanstalt fuumlr Landwirtschaft und Ernaumlhrung

Rose Rhodo-dendron

Handlungsbedarf

Y Sicherstellung und ggf Ausbau bestehender Erhal-tungskapazitaumlten

Y Sicherstellung der Qualitaumlt der Erhaltungsarbeit und ggf Anpassung an internationale Standards

Y Einbettung der nationalen Aktivitaumlten in die inter-nationalen Strategien z B des Globalen Treuhand-fonds fuumlr Nutzpflanzenvielfalt

Y Optimierung der Ex-situ-Erhaltung durch dauer-hafte Sicherung und verbesserte Kooperation der entsprechenden Einrichtungen (z B Genbanken Botanische Gaumlrten Museen)

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411 BundeszentraleGenbankfuumlr landwirtschaftlicheund gartenbaulicheKulturpflanzen

Die bundeszentrale Ex-situ-Genbank ist am Leibniz-Institut fuumlr Pflanzengenetik und Kulturpflanzen-forschung (IPK)18 angesiedelt Die von Bund und Laumlndern gemeinsam finanzierte Kulturpflanzen-Genbank zaumlhlt mit einem Gesamtbestand von 151000 Mustern aus uumlber 3200 verschiedenen Arten aus na-hezu 800 botanischen Gattungen zu den aumlltesten und bedeutendsten Sammlungen der Welt Neben dem Hauptstandort in Gatersleben unterhaumllt die Kultur-pflanzen-Genbank Sammlungen in ihren Auszligenstel-len in MalchowPoel (Oumll- und Futterpflanzen) und Groszlig Luumlsewitz (Kartoffel) Durch die Einlagerung der Sicherheitsduplikate im Svalbard Global Seed Vault auf der Insel Spitzbergen Norwegen erfolgt eine zu-saumltzliche Absicherung des Genbankmaterials Bereits 30000 Akzessionen sind dorthin versandt angestrebt ist die Duplizierung der gesamten Kollektion

Die Aufgaben der Genbank umfassen die Sammlung Erhaltung Dokumentation und Bereitstellung pflan-zengenetischer Ressourcen Ein Schwerpunkt bildet die fortlaufende Anpassung der internen Ablaumlufe bei der Vermehrung und Lagerung von Pflanzenmustern an internationale Standards sowie die weitere Opti-mierung des Qualitaumltsmanagements Daruumlber hinaus werden Forschungsarbeiten zur weiteren Optimie-rung des Sammlungsmanagements und zur Nutz-barmachung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr die Pflanzenzuumlchtung durchgefuumlhrt Die Kulturpflanzen-Genbank leistet damit einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Vielfalt von Kulturpflanzen und den mit ihnen verwandten Wildarten und bietet die Grund-lage fuumlr eine gezieltere und vielfaumlltigere Nutzung der genetischen Ressourcen in der Forschung in der Pflanzenzuumlchtung der Landwirtschaft der Biotech-nologie und im Umweltschutz

Neben eigenen Forschungsbeitraumlgen stellt sie einem breiten Spektrum an Nutzern Saat- und Pflanzgut zur Verfuumlgung So wurden z B im Jahr 2010 mehr als 33000 Muster abgegeben u a 25 an Forschungs-einrichtungen 57 an Nichtregierungsorganisatio-nen und Privatpersonen und 13 an Pflanzenzuumlch-

ter Durch die Bereitstellung dieser Ressourcen uumlber das SMTA unterstuumltzt die bundeszentrale Genbank auch die Implementierung des ITPGR

KleingewaumlchshaumluserimIPK

Das IPK unterstuumltzt den Aufbau der bdquoEuropaumlischen Genbankldquo (AEGIS) Das Genbankinformationssystem GBIS wird ausgebaut und den neuen Erfordernissen des Sammlungsmanagements angepasst Die europauml-ischen und internationalen Fruchtartendatenbanken fuumlr Allium Hordeum Minor Leafy Vegetables und Poa werden fortgefuumlhrt

Ein weiterer wichtiger Bestandteil ist der Ex-situ-Erhalt samenfester Sorten landwirtschaftlicher Arten einschlieszliglich Gemuumlse Erlischt die Zulassung einer Sorte beim Bundessortenamt erfolgt bei Zustimmung des Zuumlchters die Einlagerung des letzten Saatgutmus-ters einschlieszliglich der Sortenbeschreibung beim IPK Da das IPK Saatgut zu den Bedingungen des SMTA abgibt wird dadurch ein weiterer wichtiger Beitrag der privaten Pflanzenzuumlchter zum MLS des ITPGR geleistet Vor dem Hintergrund zunehmend knapper werdender Erhaltungskapazitaumlten beim IPK bedarf es Uumlberlegungen und entsprechender Regelungen da-mit auch kuumlnftig Saatgut von Sorten landwirtschaft-licher Arten einschlieszliglich Gemuumlse deren Zulassung erlischt auf Dauer ex situ erhalten wird

18 wwwipk-gaterslebende

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Y

Y

Y

Y

Handlungsbedarf

Weiterer Ausbau der bestehenden Kryosammlun-gen (Kartoffel Allium Mentha)

Erweiterung der Kapazitaumlten fuumlr die Charakterisie-rung und Evaluierung von PGRWeiterentwicklung des Genbankinformations-systems GBIS hinsichtlich der Anpassung an neue Erfordernisse zum Datenaustausch und zur Daten-integration

Schaffung der notwendigen Voraussetzungen zur dauerhaften Erhaltung von Sorten landwirtschaft-licher Arten einschlieszliglich Gemuumlse als Teil der Genbanksammlung des IPK (einschlieszliglich der uumlbernommenen Saatgutmuster geloumlschter Sorten)

412 DeutscheGenbankObst

Im Laufe der Jahrhunderte hat sich im Obstbau eine groszlige Obstarten und -sortenvielfalt entwickelt Es wird geschaumltzt dass dabei ca 40 Arten und zwischen 5000 und 6000 Sorten oder Herkuumlnfte genutzt wur-den davon allein rund 2000 Apfelsorten Die Erhal-tung von heimischen obstgenetischen Ressourcen ist eine Grundlage fuumlr die dauerhafte Sicherung des Obstbaus in Deutschland Aus diesem Grund werden bereits seit Beginn des 20 Jahrhunderts zahlreiche Sorten unterschiedlicher Obstarten in staatlichen und nichtstaatlichen Sammlungen erhalten Sie bilden die genetische Basis fuumlr die Zuumlchtung neuer Sorten Daruumlber hinaus sind sie ein Stuumlck Kultur-geschichte und tragen wesentlich zur Erhaltung der Struktur unserer Kulturlandschaft bei Aber die Erhaltung genetischer Ressourcen in vielen vonein-ander unabhaumlngigen Sammlungen ist problematisch Waumlhrend einzelne Genotypen in vielen dieser Samm-lungen erhalten werden kommen andere nur noch in einer in wenigen oder in keiner Sammlung mehr vor Das fuumlhrt langfristig zu einem schleichenden Verlust Mit der in der Agrobiodiversitaumltsstrategie des BMEL vorgesehenen Gruumlndung der Deutschen Genbank Obst (DGO) ist nun ein dezentrales Netzwerk geschaf-fen worden in dem sich Sammlungen durch einen Kooperationsvertrag zusammengeschlossen haben und ihre Erhaltungsarbeit koordinieren Die Koordi-nierungsstelle befindet sich am Julius Kuumlhn-Institut

(JKI) Institut fuumlr Zuumlchtungsforschung an gartenbauli-chen Kulturen und Obst in Dresden-Pillnitz

Von insgesamt ca 50 derzeit in Deutschland vorkom-menden Obstarten sind 30 heimisch ndash d h traditio-nell genutzt ndash und sollen langfristig erhalten werden Fuumlr jede dieser Arten erfolgt eine Auswahl der zu erhaltenden Sorten Erhalten werden vor allem

Y deutsche Sorten einschlieszliglich deutscher Neuzuumlchtungen

Y Sorten mit soziokulturellem lokalem oder historischem Bezug zu Deutschland und

Y Sorten mit wichtigen obstbaulichen Merkmalen fuumlr Forschungs- und Zuumlchtungszwecke

FormenvielfaltdesApfels

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Bislang wurden drei obstartenspezifische Netzwerke etabliert Im Apfelnetzwerk engagieren sich sechs sammlungshaltende Partner mit insgesamt ca 950 als bdquoerhaltenswertldquo eingestuften Apfelsorten Die beiden Partner des Erdbeernetzwerkes erhalten insgesamt ca 400 Sorten Im Kirschennetzwerk haben sich sieben Partner zusammengeschlossen die zur Zeit ca 300 Suumlszlig- und 100 Sauerkirschsorten erhalten Am JKI in Pillnitz werden zur Ergaumlnzung der Feldsammlungen Versuche zur Kryolagerung bzw -konservierung z B der Lagerung von Meristemen und schlafenden Knos-pen in fluumlssigem Stickstoff (-196 degC) durchgefuumlhrt Mit Hilfe dieser Langzeitlagerung soll Sammlungsver-lusten durch biotische und abiotische Schadfaktoren vorgebeugt werden

Um die Echtheit der zu erhaltenden Sorten zu ge-waumlhrleisten wird eine pomologische Echtheitspruuml-fung durchgefuumlhrt Anschlieszligend werden fuumlr alle Sorten nach den vom ECPGR bzw dem europaumlischen Groszligforschungsprojekt GENBERRY erarbeiteten Richtlinien DNA-Fingerprints erstellt Beides erfolgt im Rahmen von BMEL-Auftraumlgen fuumlr Bestandsauf-nahmen und Erhebungen und nichtwissenschaftli-chen Untersuchungen im Bereich der biologischen Vielfalt

Die Dokumentation der zu erhaltenden Sorten sowie der dazugehoumlrigen Bewertungsdaten erfolgt uumlber die Webseite der DGO (wwwdeutsche-genbank-obstde) Bis Ende 2011 werden die aktualisierten Daten dann unter der neuen Adresse wwwdeutsche-genbankobstjkibundde erreichbar sein Interessenten koumlnnen daruumlber dann den Sammlungsbestand recherchieren und direkt Anfragen nach Pflanzenmaterial alter Sorten stellen

Zielstruktur Deutsche Genbank Obst

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Handlungsbedarf

Y Sicherstellung einer hohen Qualitaumlt der in der Deutschen Genbank Obst erhaltenen Sortimente und ihrer Erhaltungsstandards

Y Erhebungen zur Sortenechtheit (pomologisch und molekularbiologisch) Dokumentation und Charakterisierung der Akzessionen

Y Ausbau um weitere fruchtartspezifische Netz-werke

Y Sicherung aller Akzessionen an mindestens zwei Standorten (Sicherheitsduplikat) innerhalb der Deutschen Genbank Obst

Y Aufnahme von unterstuumltzenden Partnern in die Deutsche Genbank Obst

Y Ausbau der Kryokonservierung der Fragaria- und Malus-Sammlung des JKI

413 DeutscheGenbankReben

Nach Schaumltzung des Instituts fuumlr Rebenzuumlchtung Geilweilerhof des Julius Kuumlhn-Instituts (JKI) duumlrften in der Vergangenheit im deutschsprachigen Raum rund 300 Rebsorten eine nennenswerte Bedeutung erlangt haben Davon sind heute noch 15 ndash 20 Sorten fuumlr den Anbau klassifiziert Neben dem Schutz oumlko-logisch wertvoller alter Weinberge gilt es die geneti-sche Basis traditioneller Rebsorten zu sichern

Sammlungen rebengenetischer Ressourcen gibt es am Institut fuumlr Rebenzuumlchtung Geilweilerhof sowie vor allem in verschiedenen Laumlndereinrichtungen Zur Koordinierung und Effizienzsteigerung wurde wie in der Agrobiodiversitaumltsstrategie des BMEL vorgesehen die Deutsche Genbank Reben als Netzwerk rebener-haltender Einrichtungen auf Bundes- und Landes-ebene am 9 Juli 2010 gegruumlndet Am JKI dient die Genbanksammlung auch als Ausgangsmaterial fuumlr die Zuumlchtung von Reben mit einer hohen Resistenz ge-genuumlber Schaumldlingen Krankheiten und abiotischem Stress sowie zur Weiterentwicklung der Zuumlchtungs-forschung uumlber Reben Die Erhaltung der Weinrebe (Vitis vinifera L Sorten und andere wild wachsende Arten) erfolgt unter Freilandbedingungen Zurzeit umfassen die Bestaumlnde in Siebeldingen rund 3800 Akzessionen Die nationale und internationale Do-kumentation der rebengenetischen Ressourcen wird durch zwei Datenbanken unterstuumltzt Die Europaumli-

sche Vitis-Datenbank und die internationale Reben-datenbank (Vitis International Variety Catalogue) die beide von der Genbankabteilung gepflegt werden

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Handlungsbedarf

Verbesserung der rechtlichen Rahmenbedin-gungen der Erhaltung der traditionell genutzten Rebsorten

Fortfuumlhrung der Erfassung Dokumentation und Erhaltung rebengenetischer Ressourcen in alten Weinbergen im Rahmen von Erfassungsprojekten und ihre Erhaltung insbesondere fuumlr die kuumlnftige Klonzuumlchtung

Festlegung von Kriterien fuumlr die Erhaltung der Rebarten -sorten und -klone zum Auf- und Ausbau des Sammlungsbestandes der Deutschen Genbank Reben basierend auf den Sammlungen der Genbankpartner federfuumlhrend durch das JKI zusammen mit anderen Partnern

Evaluierung sowie ampelographische und mole-kulargenetische Charakterisierung der Rebarten -sorten und -klone

Entwicklung effizienter Verfahren zur Eliminie-rung von Viren aus Genbankmaterial im Rahmen von Forschungsprojekten

Gewaumlhrleistung hoher Standards bei den Erhal-tungsmaszlignahmen

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414 DeutscheGenbankZierpflanzen

Mit etwa 3600 Gattungen 18000 Arten und 40000 Sorten ist die Vielfalt der Zierpflanzensortimente in Deutschland enorm Das wirtschaftliche Potenzial dieser natuumlrlichen Ressourcen stellt einen wesentli-chen Aspekt fuumlr den Gartenbau dar

Die Deutsche Genbank Zierpflanzen ist als Gen-banknetzwerk konzipiert und organisiert in dem Institutionen und Akteure mit wichtigen Zierpflan-zensammlungen zusammenarbeiten um gemeinsam das nationale Inventar dieser genetischen Ressourcen zu erhalten Die Ausgestaltung dieser Netzwerke wird jeweils entsprechend den spezifischen Bedingun-gen in den Teilnetzwerken in Form einer Koopera-tionsvereinbarung geregelt Dabei gibt es obligate und fakultative Elemente Rein organisatorisch ist immer die Rolle der koordinierenden Stelle fuumlr das jeweilige Genbanknetzwerk zu besetzen Zusaumltzlich muss auch mindestens eine Einrichtung wenigstens Teile ihrer Sammlung als Sammlungsbestand fuumlr das betreffende Genbanknetzwerk bereitstellen (Samm-

lungshaltender Partner) Wesentliches Element ist auch die vereinfachte Bereitstellung der Ressourcen fuumlr Forschung und Zuumlchtung die uumlber eine einheit-liche Materialuumlbertragungsvereinbarung geregelt wird (als Bestandteil der Kooperationsvereinbarung) Fakultativ ist z B die Einbeziehung von Partnern moumlglich die zwar keinen eigenen Sammlungsbestand in das Genbanknetzwerk einbringen dafuumlr aber die Arbeiten im Netzwerk durch eigene Kapazitaumlten und Expertise unterstuumltzen (Unterstuumltzende Partner)

Die Deutsche Genbank Zierpflanzen bildet die Dachorganisation fuumlr diese Teilnetzwerke und wird durch das Informations- und Koordinationszentrum fuumlr Biologische Vielfalt (IBV) der Bundesanstalt fuumlr Landwirtschaft und Ernaumlhrung (BLE) koordiniert In dieser Funktion dokumentiert die BLE auch den Gesamtbestand uumlber das Nationale Inventar zu Pflan-zengenetischen Ressourcen PGRDEU Weitere verbin-dende Elemente wie ein gemeinsames Logo sowie ein noch zu etablierender Beirat unterstuumltzen dabei die Einbindung der Teilnetze

RosenbogenimEuropa-RosariumSangerhausen(ERS)dasERSistKoordinatorderDeutschenGenbankRose

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Drei Petunienbluumlten im Vergleich

Im Fruumlhjahr 2009 wurde die Deutsche Genbank Rose als erster Teil der Deutschen Genbank Zierpflanzen gegruumlndet Als naumlchstes Teilnetzwerk wurde im Mai 2010 die Deutsche Genbank Rhododendron wwwlwk-niedersachsendegenbank-rhododendron gegruumlndet

Das langfristige Ziel ist die Erweiterung und die Fes-tigung der Deutschen Genbank Zierpflanzen insbe-sondere durch die Verbesserung der Zusammenarbeit der auf diesem Gebiet bereits engagierten Akteure Die Einbindung von Botanischen Gaumlrten ist dort zu pruumlfen wo der Auftrag des Gartens und das daraus resultierende Selbstverstaumlndnis eine Zusammenarbeit mit Liebhaberorganisationen oder Zuumlchterfirmen erlauben

Aufgrund vorstehender Kriterien und Informationen wurde von der Koordinationsstelle der Deutschen Genbank Zierpflanzen und unterstuumltzt durch eine Expertengruppe ein Konzept entwickelt auf deren Grundlage der weitere Auf- und Ausbau erfolgen soll Die geschilderte Struktur ist in der Abbildung unten exemplarisch dargestellt

Wichtig ist die unterstuumltzende Einbeziehung der privaten Sammler und Liebhabergesellschaften in das Gesamtkonzept der Deutschen Genbank Zierpflanze In Deutschland existierten 2010 uumlber 30 Pflanzen-liebhaber-Gesellschaften Schaumltzungen sprechen von rund 30000 Mitgliedern Die Mitglieder dieser Gesell-schaften verfuumlgen idR nicht nur uumlber ein enormes Spezialwissen sondern teilweise auch uumlber sehr um-fangreiche Sammlungen an zierpflanzengenetischen Ressourcen der jeweiligen Zierpflanzentaxa

Unter dem Dach der Deutschen Gartenbaugesell-schaft 1822 e V (DGG) hat sich 2010 die Bundes-arbeitsgemeinschaft Pflanzensammlungen (BAPS) etabliert Dementsprechend bietet sich eine intensive Zusammenarbeit der Deutschen Genbank Zierpflan-zen mit den Liebhabergesellschaften respektive der DGG mit dem Ziel einer gegenseitigen Unterstuumltzung an Das Modell- und Demonstrationsvorhaben bdquoNetz-werk Pflanzensammlungenldquo soll dafuumlr den organisa-torischen Rahmen schaffen

Modularer Aufbau der Deutschen Genbank Zierpflanzen

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Handlungsbedarf

Y Erarbeitung einer Konzeption zur Foumlrderung von Koordinierungsstellen dezentraler Genbanken und Erhaltungsnetzwerke fuumlr gartenbauliche pflan-zengenetische Ressourcen durch den Bund unter Beteiligung der Laumlnder

Y Ausbau einer Genbank fuumlr generativ vermehrte Zierpflanzen als Teil der Deutschen Genbank Zier-pflanzen

Y Auf- und Ausbau einer Genbank fuumlr vegetativ vermehrte Zierpflanzen oder eines Genbank-netzwerks unter maszliggeblicher Beteiligung Bota-nischer Gaumlrten als Teil der Deutschen Genbank Zierpflanzen

Y Gruumlndung weiterer gattungs-artspezifischer Gen-banknetzwerke analog Rose und Rhododendron

Y Erweiterung des Nationalen Inventars zu Pflan-zengenetischen Ressourcen PGRDEU um Arten und Akzessionen der Deutschen Genbank Zier-pflanze mit wichtigen Charakterisierungs- und Bilddaten

Y Pruumlfung und ggf Bereitstellung von Software zur Unterstuumltzung der Dokumentation der einzelnen Teilsammlungen

Y Einbindung von Privatsammlungen und Lieb-habergesellschaften als Partner der Deutschen Genbank Zierpflanzen in einem bdquoNetzwerk Pflan-zensammlungenldquo

Die Kornrade (Agrostemma githago) ist ein gefaumlhrdetes Ackerbeikraut

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415 Genbank fuumlr Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

Eine Verstaumlrkung der Anstrengungen zur Erhaltung der Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft ist eine der wesentlichen Forderungen des zweiten Weltzustandsberichts der FAO zu PGRFA und we-sentliches Element des entsprechenden Globalen Aktionsplans (zur Bedeutung von WEL s Kapitel In-situ-Erhaltung von Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (WEL)) Aufgrund der begrenzten Kapazitaumlten der bundeszentralen Kulturpflanzengen-bank des IPK konzentriert sich diese auf die wich-tigsten Kulturpflanzen der gemaumlszligigten Breiten und eine Auswahl von damit verwandten Wildarten Um weitere speziell in Deutschland wild vorkommende pflanzengenetische Ressourcen zu erhalten haben sich derzeit vier Botanische Gaumlrten (Osnabruumlck als Koordinator Berlin Karlsruhe und Regensburg) zu einem Genbanknetzwerk fuumlr Wildpflanzen fuumlr Ernaumlh-rung und Landwirtschaft (WEL) zusammengeschlos-sen Fokus der zu erhaltenden Zielarten liegt dabei auf gefaumlhrdeten einheimischen wild vorkommenden Arten landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Kul-turpflanzen ndash insbesondere solche die uumlber Diaspo-ren (meistens Samen) erhalten werden ndash die fuumlr die nationale Forschung und Zuumlchtung von besonderer Bedeutung sind Dadurch wird auch ein Beitrag zur Umsetzung der Globalen Strategie zum Erhalt der Pflanzenvielfalt (s Kapitel 311) geleistet

Mit Unterstuumltzung des BMEL wird ein Konzept fuumlr die Ex-situ-Erhaltung von Wildpflanzen fuumlr Er-naumlh-rung und Landwirtschaft unter besonderer Beruumlck-sichtigung von Aktivitaumlten bei kompetenten Partnereinrichtungen (z B Genbanken) entwickelt und modellhaft erprobt1 Der Ansatz bildet damit ein weiteres Beispiel wie Botanische Gaumlrten in die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen landwirt-schaftlicher und gartenbaulicher Arten eingebunden werden koumlnnen

1) wwwbiologieuni-osnabrueckdegenbank-welHome

Handlungsbedarf

Weiterentwicklung des Konzepts fuumlr die Ex-situ-Erhaltung von heimischen Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft unter besonderer Beruumlcksichtigung von Aktivitaumlten kompetenter Partnereinrichtungen (z B Botanischer Gaumlrten)

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Gruumlndung der Genbank fuumlr Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft als dezentrales Genbanknetzwerk Gewinnung weiterer Partner fuumlr die Genbank fuumlr Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

Aufbau von Sicherungsduplikaten Kontinuierliche Erweiterung der deutschland-weit ex situ zu erhaltenden WEL-Arten und deren Populationen in Abstimmung mit bestehenden Sammlungen insbesondere mit der Kulturpflan-zen-Genbank des IPK

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Internetportal der Genbank fuumlr Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

416 Implementierung der bdquoEuropaumlischen Genbankldquo (AEGIS) im Rahmen des ECPGR

Das im Rahmen des ECPGR erarbeitete Konzept fuumlr ein europaumlisches integriertes Genbanksystem AEGIS (kurz bdquoEuropaumlische Genbankldquo) entstand unter maszlig-geblicher Beteiligung Deutschlands (s Kapitel 322) Seine Umsetzung durch die Gruumlndung von AEGIS und die damit verbundenen nationalen Aktivitaumlten sollen ebenso prioritaumlr verfolgt werden wie die Wei-terentwicklung von AEGIS auf europaumlischer Ebene

Mit AEGIS sollen die in Europa vorhandenen Res-sourcen effizient koordiniert und fuumlr die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen eingesetzt werden Hierzu verpflichten sich Erhaltungseinrichtungen von AEGIS-Mitgliedstaaten in einem arbeitsteiligen Konzept geeignete pflanzengenetische Ressourcen nach gemeinsamen Standards als europaumlische Ak-zessionen langfristig zu erhalten und zu den Be-dingungen des SMTA des Internationalen Vertrags fuumlr Forschung und Zuumlchtung bereitzustellen Damit gehen die Mitgliedstaaten uumlber die Verpflichtungen des Internationalen Vertrages fuumlr Pflanzengenetische Ressourcen ndash welcher diesen Ansatz nur fuumlr Annex I Arten vorsieht ndash hinaus Deutschland spielt eine aktive Rolle bei der Weiterentwicklung von AEGIS insbe-sondere bei den laufenden Arbeiten zu Allium und Avena und im Beratungsausschuss von AEGIS Fuumlr die formale Gruumlndung von AEGIS wurde eine zwischen-staatliche Kooperationsvereinbarung (Memorandum of Understanding ndash MoU) entwickelt Damit erklaumlren die Staaten ihren Beitritt zu AEGIS Anfang des Jahres 2012 haben 30 Staaten u a Deutschland das MoU ge-zeichnet Die Beteiligung von Erhaltungseinrichtun-gen innerhalb eines AEGIS-Mitgliedstaates wird durch das bdquoAssociate Membership Agreementldquo (AMA) geregelt In Deutschland ist der Abschluss des AMA durch den Nationalen Koordinator beim IBV der BLE mit IPK JKI und BSA erfolgt Weitere Partner sollen folgen

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Zwiebelgewaumlchse im Schaugarten des VERN

Handlungsbedarf

Abschluss von bdquoAEGIS Associate Membership Agreementsldquo durch den Nationalen Koordinator mit weiteren Partnern

Erarbeitung von Vorschlagslisten fuumlr bdquoEuropaumlische Akzessionenldquo

Erarbeitung von Vorschlagslisten fuumlr bdquoAEGIS-Dienstleistungenldquo

Nationale Umsetzung der vom ECPGR gepruumlften und angenommenen AEGIS-Aufgaben (Erhaltung der bdquoEuropaumlischen Akzessionenldquo sowie Bereitstellung der bdquoAEGIS-Dienstleistungenldquo)

Unterstuumltzung der Entwicklung einer europaumlischen Finanzierung fuumlr AEGIS

417 Implementierung des Multilateralen Systems (MLS) des Internationalen Vertrags

Zur Erfuumlllung seiner internationalen Verpflichtun-gen muss Deutschland die nationale Umsetzung des Internationalen Vertrags weiter fortsetzen Dies betrifft zum einen die Einbeziehung weiterer Akteure (oumlffentliche und private) die sich mit ihren Samm-lungen oder Teilen davon am MLS beteiligen und das SMTA zur Materialabgabe verwenden (vgl Kapitel 312) Zum anderen sollen im Rahmen des Vorteils-ausgleichs (Artikel 13 des Internationalen Vertrags) neben dem finanziellen Ausgleich im Rahmen des SMTA vor allem auch der Informationsaustausch der Technologietransfer und der Aufbau von Kapazitaumlten gefoumlrdert werden

Handlungsbedarf

Bereitstellung weiterer pflanzengenetischer Res-sourcen fuumlr das MLS des Internationalen Vertrags u a durch die Deutsche Genbank Obst

Verbesserung der Beteiligung privater Akteure am MLS

Zusammenstellung bestehender Maszlignahmen zum Informationsaustausch Technologietransfer und Aufbau von Kapazitaumlten

Unterstuumltzung des Aufbaus von Kapazitaumlten im Bereich Pflanzenzuumlchtung und Saatgutversorgung in Vertragsstaaten des Internationalen Vertrags

Samen von verschiedenen Kulturpflanzen

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42 In-situ-Erhaltung

421 On-farm-Bewirtschaftung

Nach der Definition der CBD stellt die On-farm-Be-wirtschaftung einen Spezialfall der In-situ-Erhaltung dar bei der PGR im Rahmen einer landwirtschaft-lichen oder gaumlrtnerischen Nutzung erhalten und weiterentwickelt werden Der zweite Weltzustandsbe-richt uumlber pflanzengenetische Ressourcen betont die besondere Bedeutung der On-farm-Bewirtschaftung fuumlr die Erhaltung von PGR Allerdings wird auch deutlich dass ein groszliger Nachholbedarf fuumlr die Ent-wicklung wissenschaftlich fundierter Konzepte fuumlr diesen Bereich besteht Auch wird die staumlrkere inter-nationale Vernetzung dieser Aktivitaumlten angeregt

In der Landwirtschaft und im Gartenbau konzentriert sich zunehmend weltweit der Anbau hauptsaumlchlich aufgrund der vorherrschenden Wettbewerbsbedin-gungen auf wenige Fruchtarten Auch die Pflanzen-zuumlchtung setzt ihre Schwerpunkte wegen fehlender Wertschoumlpfung oder Nachfrage auf oumlkonomisch interessante Kulturarten Wenn Zuumlchtungsprogram-me nicht weitergefuumlhrt werden ist auch ein Verlust der genetischen Diversitaumlt zu erwarten

Wenn Sorten landwirtschaftlicher Kulturarten nicht mehr groszligflaumlchig angebaut werden und somit von genetischer Erosion bedroht sind bietet auch die Erhaltung ex situ nur eine Teilloumlsung Zum einen koumlnnen schon aus Kapazitaumltsgruumlnden nicht alle gezuumlchteten Sorten ex situ erhalten werden und zum anderen werden diese Sorten bezuumlglich ihrer Leis-tungsmerkmale lediglich in einem Status quo bdquoein-gefrorenldquo Es findet kein Zuumlchtungsfortschritt und keine Anpassung an geaumlnderte Umweltbedingungen und Nutzungsanforderungen mehr statt Daher ist die direkte Nutzung solcher Sorten fuumlr den Anbau nach laumlngerer Ex-situ-Erhaltung in der Regel erst nach ei-nem Prozess der zuumlchterischen Bearbeitung moumlglich Das genetische Potenzial dieser Sorten findet sich allerdings teilweise in ihren Nachfolgesorten wieder

Durch On-farm-Bewirtschaftung koumlnnten auch Nutz-pflanzen die durch die Zuumlchtungswirtschaft nicht zuumlchterisch bearbeitet werden Anbaubedeutung erlangen

Damit kann die On-farm-Bewirtschaftung einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt von Kulturpflanzen und deren innerartlichen Vielfalt leis-ten Unmittelbar damit verknuumlpft ist eine moumlgliche

Erweiterung des Lebensmittelangebots und somit ei-ner vielfaumlltigen und abwechslungsreichen Ernaumlhrung oder die innovative Nutzung von Pflanzenz B fuumlr technische oder energetische Zwecke Wenn es gelingt den Anbau heimischer von genetischer Erosion bedrohter Kulturpflanzen durch entspre-chende Foumlrdermaszlignahmen und durch entspre-chendes Ernaumlhrungs- und Nachfrageverhalten der Verbraucher und Verbraucherinnen fuumlr Landwirte wieder attraktiv zu gestalten koumlnnten sich hier neue Nischenmaumlrkte entwickeln

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Viele alte Kulturpflanzen wie der Schwarzemmer sind aus dem Anbau fast verschwunden

Die On-farm-Bewirtschaftung koumlnnte auch einen Beitrag zur Erhoumlhung der Biodiversitaumlt in der land-wirtschaftlichen Produktion leisten durch

die Erhoumlhung der Artenvielfaltdie Erhoumlhung der Sortenvielfalt bei vernach-laumlssigten Kulturpflanzendie Erhoumlhung der genetischen Vielfaltdie Erhaltung von historisch bedeutsamen Kulturpflanzen und Bewirtschaftungsformendie Verbreitung und Pflege von Wissen und praktischen Fertigkeiten

und die Erhaltung von Nischenmaumlrkten fuumlr regionale Produkte

2011 foumlrderten insbesondere zwei Laumlnder die On-farm-Bewirtschaftung in Deutschland In Branden-burg werden im Rahmen des Kulturlandschaftspro-gramms bdquoKULAP 2007ldquo (Foumlrderung erfolgt seit dem Jahr 2000) u a finanzielle Unterstuumltzung fuumlr den Anbau von ca 70 alten Zucht- und Landsorten von sechs Kulturpflanzenarten (Weizen Gerste Roggen Hafer Hirse Mais) gewaumlhrt die durch genetische Erosion gefaumlhrdet sind In Nordrhein-Westfalen

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(NRW) wurde ein Modellprojekt durchgefuumlhrt mit dem Ziel der Evaluierung von alten Sorten ihrer Wiedereinfuumlhrung in die landwirtschaftliche Pro-duktion und der Entwicklung neuer Produkte aus diesen alten Sorten sowie deren Vermarktung Nach Abschluss des Projektes 2006 wurden die Aktivitaumlten vom neu eingerichteten Kompetenzzentrum fuumlr die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen an der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen in Muumlnster fortgesetzt das u a fuumlr die Organisation der Erzeugung und Verteilung von Saatgut zustaumlndig ist Hier flossen auch die Erfahrungen des von 2002ndash2007 durchgefuumlhrten grenzuumlberschreitenden EUREGIO-Projekt GEVIP (grenzuumlberschreitende Entwicklung Verarbeitung und Vermarktung von historischen sowie innovativen Produkten aus regionalen Pflan-zenerzeugnissen) zwischen Nordrhein-Westfalen und den Niederlanden mit ein das sich mit der Entwick-lung und Vermarktung von neuen Erzeugnissen auf der Grundlage von pflanzengenetischen Ressourcen befasst hat

Mehrere Laumlnder unterstuumltzen zudem die Bewirtschaf-tung von Streuobstwiesen zur Foumlrderung des Anbaus eines genetisch breiten Spektrums alter Obstsorten Solche Maszlignahmen dienen gleichzeitig dem Schutz gefaumlhrdeter Arten in diesen Oumlkosystemen Diese Akti-vitaumlten sind durch die EU im Rahmen der Ratsverord-nung (EG) Nr 16982005 kofinanzierungsfaumlhig Da sie nicht an besondere Vorgaben hinsichtlich der Sorten-auswahl gebunden sind laumlsst sich ihre Wirkung auf die Erhaltung obstgenetischer Ressourcen on farm nicht genau abschaumltzen

In einigen Regionen Deutschlands gibt es eine erfolg-reiche Zusammenarbeit zwischen regionalen Arten-schutzinitiativen und Vertretern des Pomologenver-eins In diesen Faumlllen gelingt die Verknuumlpfung von Zielen des Arten- und Lebensraumschutzes mit der Erhaltung obstgenetischer Ressourcen on farm

4211 Weiterentwicklung der bdquoRoten Liste der gefaumlhrdeten einheimischen Nutzpflanzenldquo

Der Globale Aktionsplan der FAO zur Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft nennt die Kenntnis uumlber die aktuell existierenden genetischen Ressourcen als grund-legende Voraussetzung fuumlr gezielte und effiziente Erhaltungsaktivitaumlten Darauf wurde bereits im ersten

Fachprogramm im Jahr 2002 hingewiesen Auch die nationale Biodiversitaumltsstrategie der Bundesregierung sieht den Aufbau einer Liste der auf nationaler Ebene durch Ex-situ-Maszlignahmen dringend zu schuumltzenden Arten und deren innerartlichen Vielfalt vor

Manche Gaumlrten sind noch ein Refugium fuumlr Pflanzenvielfalt

Aus diesen Gruumlnden und um auf den erheblichen Ruumlckgang der Nutzpflanzenvielfalt auch fuumlr Deutsch-land aufmerksam zu machen sowie um Maszlignahmen zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung pflanzenge-netischer Ressourcen zu unterstuumltzen wurde die Rote Liste der gefaumlhrdeten einheimischen Nutzpflanzen in Deutschland erstellt Die Rote Liste soll alle Arten-gruppen von einheimischen Nutzpflanzen und deren Sorten Landsorten und Varietaumlten umfassen die in Deutschland an lokale Bedingungen angepasst und von Bedeutung waren

Zur Unterstuumltzung des Anbaus bedrohter regional angepasster Nutzpflanzen besteht im Rahmen der Ge-

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meinschaftsaufgabe bdquoVerbesserung der Agrarstruktur und des Kuumlstenschutzesldquo (GAK) der Foumlrdergrundsatz bdquoErhaltung genetischer Ressourcen in der Landwirt-schaftldquo Die Auswahl der unter diesem Grundsatz foumlrderfaumlhigen Nutzpflanzen erfolgt durch die zustaumln-digen Laumlnderbehoumlrden auf Basis von Empfehlungen des BEKO Die vom BEKO fuumlr eine Foumlrderung im Rahmen der GAK empfohlenen Nutzpflanzen sind in der Roten Liste entsprechend gekennzeichnet

Auch im Rahmen der Erhaltungssortenverordnung dient die Rote Liste dem Bundessortenamt und den zustaumlndigen Laumlnderdienststellen als eine moumlgliche Referenz fuumlr eine Sorte hinsichtlich ihrer Bedeut-samkeit als pflanzengenetische Ressource in ihrer Ursprungsregion

Handlungsbedarf

Y Verbesserung der wissenschaftlichen Grundlagen fuumlr die Erstellung der Roten Liste

Y Laufende Aktualisierung der Liste auf Basis der Empfehlungen des BEKO

Y Aufbau eines bdquoOn-farm-Inventarsldquo beim IBV u a auf Basis der im Rahmen der GAK verpflichtenden Meldungen der Bundeslaumlnder uumlber die gefoumlrder-ten Flaumlchen je Nutzpflanze und anderer Quellen

4212 Staumlrkung der On-farm-Erhaltung und -Bewirtschaftung

Neben der Erhaltung im Rahmen der landwirt-schaftlichen Nutzung sowie der direkten Nutzung in der Pflanzenzuumlchtung erfolgt eine On-farm-Bewirtschaftung u a bei besonders gefaumlhrdeten aus der kommerziellen Nutzung und Zuumlchtung laumlngst verschwundenen Arten und Sorten v a durch ver-schiedene Erhaltungsinitiativen sowie in agrarhisto-rischen Museen Freilichtmuseen in Gaumlrten (Haus- Klein- und Bauerngaumlrten) und in den gartenbauli-chen Sortimenten vieler Gartenbaubetriebe Aktuelle und detaillierte Erhebungen zur Anzahl der hieruumlber erhaltenen pflanzengenetischen Ressourcen liegen derzeit nicht vor und ein Konzept zur Koordination dieser verschiedenen Aktivitaumlten fehlt bislang ebenso wie konzeptionelle Maszlignahmen zur Staumlrkung dieses Sektors

Diese vielfaumlltigen Einzelinitiativen privater Personen und Vereinigungen haben eine groszlige Bedeutung fuumlr die Erhaltung der Kulturpflanzenvielfalt

Anbau von Rotkohl und Zuckermais

Von unmittelbarer Bedeutung sind auch die Maszlig-nahmen der zweiten Saumlule der Agrarpolitik der laumlndlichen Entwicklungspolitik und hier vor allem

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die Agrarumweltmaszlignahmen deren Rechtsgrundlage die sog ELER-Verordnung vom September 2005 ist (s 431) Foumlrderfaumlhig sind u a besonders biodiversi-taumltserhaltende Nutzungsformen wie Streuobstwiesen extensive Weidewirtschaft oder der Oumlkolandbau Mit der Vergroumlszligerung des Fruchtartenspektrums und der Erweiterung von Fruchtfolgen sowie der Nutzung ausreichender innerartlicher Vielfalt wird nicht nur eine standortangepasste und nachhaltige landwirt-schaftliche Produktion angestrebt sondern es soll damit auch ein Beitrag zur Erhaltung und nachhalti-gen Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen geleis-tet werden

Die positiven Auswirkungen der Maszlignahmen der zweiten Saumlule auf die biologische Vielfalt insbeson-dere auch auf den Erhalt und die nachhaltige Nut-zung pflanzengenetischer Ressourcen koumlnnen durch die Verbesserung der Foumlrdermodalitaumlten vergroumlszligert werden

Bewaumlhrt haben sich ebenfalls die vom BMEL unter-stuumltzten Modell- und Demonstrationsvorhaben die zur Erhaltung besseren Verfuumlgbarkeit oder verstaumlrk-ten nachhaltigen Nutzung genetischer Ressourcen der Land- Forst- Fischerei- und Ernaumlhrungswirt-schaft einschlieszliglich Gartenbau beitragen Die durchgefuumlhrten Vorhaben sollen einen Vorbildcha-rakter fuumlr potenzielle Nachahmer entfalten

Eine erfolgreiche On-farm-Bewirtschaftung muss durch unterstuumltzende Maszlignahmen begleitet wer-den Dazu gehoumlren beispielsweise der Aufbau von Kompetenzzentren (s 4214) die Evaluierung der Pflanzen unter Praxisbedingungen die Bereitstellung von Saat- und Pflanzgut die technische Unterstuumlt-zung bei der Reinigung und Lagerung von Saat- und Pflanzgut die Aus- und Fortbildung fuumlr die On-farm-Bewirtschaftung die Entwicklung von neuen Produk-ten und Marketingkonzepten und die Etablierung von Netzwerken von an der On-farm-Bewirtschaftung interessierten Gruppen

Die ausreichende Verfuumlgbarkeit Vermehrung und dauerhafte Erzeugung von Saatgut ist haumlufig das zentrale Problem fuumlr die On-farm-Bewirtschaftung Um dies zu verbessern wurden bereits entsprechende Regelungen erlassen die das Inverkehrbringen von Saat- und Pflanzgut von Sorten die als genetische Ressource erhaltenswert erscheinen gezielt erleich-tern Eine Uumlberpruumlfung weiterer Ausnahmeregelun-gen fuumlr Aktivitaumlten zur Erhaltung der genetischen Vielfalt wird angestrebt

Handlungsbedarf

Verbesserte Erfassung Vernetzung und Koor-dinierung von Aktivitaumlten im Bereich On-farm-Bewirtschaftung

Entwicklung und Pruumlfung eines abgestimmten Konzeptes zur On-farm-Bewirtschaftung unter Beruumlcksichtigung der bestehenden Aktivitaumlten

Erstellung eines Konzepts fuumlr die Foumlrderung des Anbaus gefaumlhrdeter einheimischer Nutzpflanzen in Deutschland Weiterfuumlhrung geeigneter Foumlrdermaszlignahmen im Rahmen der GAK wie zB Fruchtartendiversifizie-rung (ua Leguminosen Gemengeanbau) Anbau von Zwischenfruumlchten Anbau gefaumlhrdeter heimi-scher Nutzpflanzen

Pruumlfung Konzeption und ggf Etablierung projekt-unabhaumlngiger Foumlrdermoumlglichkeiten zur Unterstuumlt-zung von Erhaltungsinitiativen und Akteuren der On-farm-Bewirtschaftung

Uumlberpruumlfung der Regelungen des Saatgut- und ggf des Pflanzenschutzrechts hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf die Aktivitaumlten zur Erhaltung der genetischen Vielfalt

4213 Erhaltung und nachhaltige Nutzung der genetischen Vielfalt im Gruumlnland

Gruumlnland ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Kulturlandschaft und groszligflaumlchig erst durch die Be-wirtschaftung des Menschen entstanden Im Gruumln-land wachsen mehr als die Haumllfte aller in Deutsch-land vorkommenden Bluumltenpflanzenarten Fuumlr Futterpflanzen und viele weitere Kulturpflanzen des Ackerlandes und der Gaumlrten bildet extensives Gruumln-land den Lebensraum ihrer verwandten Wildarten Artenreiches Gruumlnland stellt somit einen wichtigen Ort zum Erhalt der genetischen Vielfalt der Kultur-pflanzen dar Die ausdauernden Pflanzenbestaumlnde des Gruumlnlands bilden uumlber das ganze Jahr Lebensraum fuumlr eine groszlige Zahl heimischer Tierarten Gruumlnland hat zudem wichtige Funktionen fuumlr den Gewaumlsser- Klima- und Bodenschutz der Landschaften Gruumln-land hat somit zusammenfassend nicht nur eine herausragende Bedeutung fuumlr die genetische Vielfalt der Kulturpflanzen und ihrer wilden Verwandten sondern auch fuumlr typische Kulturlandschaften die weitere Funktionen fuumlr die Erholung und den Touris-mus erfuumlllen

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Artenreiche Almwiese

Die Artenzusammensetzung und die Auspraumlgung der Gruumlnlandvegetation richtet sich hauptsaumlchlich nach den natuumlrlichen Faktoren wie Standort (Boden Wasserhaushalt Klima Houmlhenlage etc) und nach den Bewirtschaftungsfaktoren Zu den entscheidenden Bewirtschaftungsfaktoren gehoumlren Mahd oder Be-weidung Tierbesatz Nutzungshaumlufigkeit (Anzahl der Schnitte) Nutzungstermine und Bewirtschaftungs-technik In Jahrhunderten entstand somit eine groszlige Vielfalt verschiedenster Gruumlnlandgesellschaften Seit mehr als 120 Jahren betraumlgt der Anteil von Gruumlnland nahezu konstant etwa ein Drittel der land-wirtschaftlichen Nutzflaumlche In diesem Zeitraum ist allerdings die landwirtschaftliche Nutzflaumlche insge-samt deutlich zuruumlckgegangen und damit anteilig auch die Gruumlnlandflaumlche absolut Wenn auch der landwirtschaftliche Flaumlchenverbrauch in den letzten Jahren abgeschwaumlcht worden ist so gehen taumlglich immer noch eine Flaumlche von ca 90 ha in Deutschland verloren die hauptsaumlchlich in Wohn- Verkehrs- und Wirtschaftsflaumlchen umgewandelt werden Der stetige Flaumlchenverlust geht einher mit einer staumlrkeren Inten-sivierung der Landwirtschaft und fuumlhrt damit auch in einigen Regionen zu einer Zunahme der Bewirtschaf-tungsintensitaumlt des Gruumlnlandes Damit ist auch eine Aumlnderung der Artenzusammensetzung und haumlufig eine Abnahme der biologischen Vielfalt verbunden

Im Rahmen der Gewaumlhrung von EU-Direktzahlungen haben die EU-Mitgliedstaaten sicher zu stellen dass bezuumlglich der beantragten Flaumlchen der Anteil des

Dauergruumlnlandes an der landwirtschaftlichen Flaumlche bezogen auf das Referenzjahr 2003 erhalten bleibt Bei einem Ruumlckgang dieses Anteils um mehr als 5 sind die Laumlnder gemaumlszlig der Bestimmungen des nationalen Direktzahlungen-Verpflichungengesetzes ermaumlchtigt den weiteren Umbruch von Dauergruumlnland per Lan-des-Verordnung von einer Genehmigung abhaumlngig zu machen Anfang 2011 gab es solche Landes-Verord-nungen in sechs Laumlndern In allen anderen Laumlndern betrug der Ruumlckgang des Dauergruumlnlandanteils we-niger als 5 In zwei Laumlndern war sogar eine geringe Zunahme des Dauergruumlnlandanteils zu verzeichnen Daruumlber hinaus ist die Gewaumlhrung der Direktzahlun-gen im Rahmen der Cross Compliance-Vorgaben auch von der Beachtung bestimmter fachrechtlich beste-hender Umbruchbeschraumlnkungen abhaumlngig

Biologische Vielfalt im bewirtschafteten Gruumlnland erhaumllt sich allerdings nicht von selbst Durch Biodi-versitaumltsmanagement kann der Landwirt artenrei-che Gruumlnlandflaumlchen erhalten und entwickeln Hier setzen die Agrarumweltmaszlignahmen im Rahmen der GAK an die ein breit gefaumlchertes und flexibles regi-onalspezifisches Instrumentarium anbieten Soweit regional erforderlich sollte ggf eine zielgerichtete Anpassung der Maszlignahmen erfolgen (siehe Kapitel zu 431)

Zur Anreicherung oder Wiederherstellung artenrei-cher Gruumlnlandflaumlchen mit gebietsheimischen Pflan-zenarten wurden in den letzten Jahren neue Konzepte diskutiert und erprobt (s 4224)

Handlungsbedarf

(Weiter-)Entwicklung von Methoden zur Identifi-kation unterschiedlicher Gruumlnlandformen auf der Grundlage von Indikator- oder KennartenErhebungen zu Vorkommen von artenreichem urspruumlnglichem bzw natuumlrlichem Gruumlnland in Schutzgebieten und Pruumlfen der Anwendung des Konzeptes bdquogenetischer Schutzgebieteldquo (siehe Kapitel 4223) zum Schutz wertvoller Gruumlnlands-tandorte in FFH-GebietenWeiterentwicklung standortgerechter und oumlkono-misch nachhaltiger Gruumlnlandnutzungssysteme

Weiterfuumlhrung und ggf Anpassung der Foumlrderung von biodiversitaumltsfoumlrdernden Agrarumweltmaszlig-nahmen im Rahmen der GAK wie extensive Be-wirtschaftung von Gruumlnlandflaumlchen zur Erhaltung pflanzengenetisch wertvoller Gruumlnlandvegetation Streuobstwiesen Umwandlung von Ackerland in extensiv zu nutzendes Gruumlnland

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Y Weiterfuumlhrung und ggf Ausweitung geeigneter Vertragsnaturschutzmaszlignahmen auf Laumlnderebene unter Beteiligung von EU und Bund

Y Pruumlfen inwieweit Foumlrderschwerpunkte des Bun-desprogramms bdquoBiologische Vielfaltldquo wie bdquoHot-spots der biologischen Vielfalt in Deutschlandldquo oder auch die bislang nicht definierte Kategorie bdquoWeitere Maszlignahmen von besonderer repraumlsenta-tiver Bedeutung fuumlr die Strategieldquo genutzt werden koumlnnen um der besonderen Bedeutung des arten-reichen Gruumlnlands gerecht zu werden

4214 Aufbau von Kompetenzzentren

Der Aufbau regionaler Kompetenzzentren faumlllt in die Zustaumlndigkeit der einzelnen Bundeslaumlnder Entspre-chend des in der Agrobiodiversitaumltsstrategie des BMEL beschriebenen Handlungsbedarfs wurden die Laumlnder z B durch Modellvorhaben fuumlr die Erhal-tung traditioneller regionaltypischer und bedrohter Kulturpflanzen on farm durch BMEL unterstuumltzt

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Umfangreiche Sortenkenntnisse sind Voraussetzung fuumlr die Erhal-tungsarbeit

Die Erfahrungen des Kompetenzzentrums fuumlr die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen an der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen sowie der Sortenerhaltungszentrale Baden-Wuumlrttemberg am Kompetenzzentrum Obstbau-Bodensee Baven-dorf belegen einen weitergehenden Bedarf fuumlr eine Unterstuumltzung der On-farm-Bewirtschaftung auf der regionalen bzw Laumlnderebene In den anderen Bundeslaumlndern fehlt eine derartige Infrastruktur zur Beratung und Koordination entsprechender Akteu-re bisher weitgehend Der Bedarf erstreckt sich auf den Aufbau von Netzwerken auf Erzeugerebene und stufenuumlbergreifend auf die Erzeugung und Verteilung von Saatgut sowie auf unterstuumltzende Maszlignahmen zur Entwicklung und Vermarktung so genannter bdquoVielfaltsprodukteldquo

Handlungsbedarf

Evaluierung der bisher geleisteten Arbeit und der Erfahrungen in einzelnen Bundeslaumlndern mit dem Ziel einen Leitfaden und Handlungsvorschlaumlge in Abstimmung mit den Bundeslaumlndern zu ent-wickeln

Unterstuumltzung bei der Gruumlndung weiterer Kom-pe tenzzentren fuumlr die Erhaltung nachhaltige Nutzung und Vermarktung pflanzengenetischer Ress ourcen einschlieszliglich Fortbildungs- Bildungs- und Oumlffentlichkeitsarbeit

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4215 AufbauvonFortbildungsangeboten imBereichOn-farm-Erhaltung pflanzengenetischerRessourcen

Bereits die Agrobiodiversitaumltsstrategie des BMEL betont die Bedeutung einer verstaumlrkten Ausbildung in Fragen der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt Das Wissen uumlber Anbau Ver-mehrung und Nutzung alter Sorten wird derzeit zu einem groszligen Teil durch Erhalterinitiativen gepflegt und weitergegeben Berufliche und wissenschaftli-che Ausbildungsgaumlnge haben relevante Inhalte (z B Samengaumlrtnerei Taxonomie) in ihren Curricula leider stark reduziert In einer Befragung von Personen die aktiv im Bereich On-farm-Management engagiert sind konnte ermittelt werden dass Kenntnisse uumlber die praktische zuumlchterische Erhaltung von Nutz-pflanzen nur unzureichend vorhanden sind Von den Personen wurde diesbezuumlglich mehrheitlich Fortbil-dungsbedarf geaumluszligert Weiterhin wurde in einer vom BMEL in Auftrag gegebenen Studie zur Analyse von Konzepten der On-farm-Bewirtschaftung pflanzenge-netischer Ressourcen in Deutschland festgestellt dass eine erfolgreiche On-farm-Bewirtschaftung durch unterstuumltzende Maszlignahmen begleitet werden muss die auch die Entwicklung von neuen Produkten und Marketingkonzepten beinhalten sollte

Praktische Erhaltungstaumltigkeit ist ohne die Einbin-dung in Netzwerke ungleich schwerer da der Aus-tausch von Erfahrungen Informationen aber auch der unmittelbare Austausch von Material und Gerauml-

ten von entscheidender Bedeutung sind Die bereits existierenden Einrichtungen Initiativen und Vereine stellen diesbezuumlglich eine gute Basis dar allerdings fehlt es derzeit noch an etablierten Netzwerk-strukturen

Handlungsbedarf

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Erfassung von Einrichtungen die grundsaumltzlich fuumlr Fortbildungsangebote im Bereich Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen und On-farm-Management geeignet sind Erarbeitung von Fortbildungsangeboten (z B bdquoErhaltungsgaumlrtnerldquo) in Zusammenarbeit mit ent-sprechenden Bildungseinrichtungen und Erhal-tungsorganisationen Aufbau eines Fortbildungsangebotes im Bereich Unternehmensgruumlndung und Marketing in Zu-sammenarbeit mit geeigneten Fortbildungsein-richtungenErarbeitung von Fortbildungs- und Schulungsma-terial unter Einbindung vorhandener Bundesein-richtungen

Aufbau eines Beratungsnetzwerkes fuumlr den Be-reich Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen und On-farm-Management in Zusammenarbeit mit Erhaltungsorganisationen und Botanischen Gaumlrten und weiteren Akteuren sowie die oumlffentlichkeits-wirksame Bekanntmachung des Netzwerkes

Alle Maszlignahmen werden bundesweit durch das IBV der BLE unterstuumltzt und koordiniert

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422 In-situ-ErhaltungvonWildpflanzen fuumlrErnaumlhrungundLandwirtschaft (WEL)

Mehr als 2800 Arten unserer heimischen Flora (ca 3500 Arten) stellen so genannte bdquomit Kulturarten verwandte Wildartenldquo (im internationalen Sprach-gebrauch crop wild relative ndash CWR) dar oder sind potenziell fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft nutzba-re Wildarten19 Diese bdquoWildarten fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaftldquo (WEL) sind zudem eine bedeutende Ressource fuumlr die Pflanzenzuumlchtung Deshalb ist die Erhaltung der Anpassungsfaumlhigkeit dieser Artengrup-pe fuumlr die langfristige Sicherung einer ausreichenden und sicheren landwirtschaftlichen Pflanzenprodukti-on eine wichtige Voraussetzung

Gerade bei der groszligen Anzahl an heimischen poten-ziell nutzbaren Wildpflanzenarten ist die In-situ-Er-haltung schon aus quantitativen pragmatischen und finanziellen Gruumlnden die wohl einzige realistische Schutzmaszlignahme Dabei bleiben die Arten in ihren Oumlkosystemen den dynamischen Prozessen der Evolu-tion ausgesetzt

Die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft spielt bei Bewirt-schaftungs- Pflege- und Erhaltungsmaszlignahmen des Naturschutzes als eigenstaumlndige Zielsetzung bisher keine groszlige Rolle Allerdings entsprechen die seit vielen Jahren durchgefuumlhrten Maszlignahmen z B im Vertragsnaturschutz auch dem Ziel der Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen

Als wichtige Komponenten der In-situ-Erhaltung sind die nachhaltige land- und forstwirtschaftliche Flaumlchennutzung im Rahmen von Agrarumweltmaszlig-nahmen sowie die Aktivitaumlten des Natur- und Land-schaftsschutzes zu nennen Diese Aktivitaumlten um-fassen u a Maszlignahmen des Artenschutzes und des flaumlchenbezogenen Biotopschutzes

Eine aktive Bewirtschaftung innerartlicher geneti-scher Vielfalt von in Deutschland wild vorkommen-den pflanzengenetischen Ressourcen einschlieszliglich der mit den Kulturpflanzen verwandten Wildarten (WEL) setzt eine enge fachliche Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Naturschutz voraus Die aktive Erhaltung genetischer Vielfalt auf dafuumlr

ausgewaumlhlten Flaumlchen wird umso effizienter und kostenguumlnstiger sein je mehr Arten innerhalb eines bewirtschafteten Areals vorkommen Inwieweit Maszlig-nahmen des Naturschutzes ausreichend sind gene-tische Ressourcen tatsaumlchlich dauerhaft zu erhalten ist bisher aber ebenso wenig bekannt wie Standorte mit hohem Aufkommen von WEL-Arten und hoher genetischer Vielfalt

Einen Uumlberblick uumlber die wild wachsenden Pflan-zenarten (Farn- und Bluumltenpflanzen) Pflanzengesell-schaften und die natuumlrliche Vegetation Deutschlands ermoumlglicht das Informationsangebot FloraWeb (httpwwwflorawebde) des Bundesamtes fuumlr Naturschutz (BfN) Zu den ca 3500 wild wachsenden Pflanzenarten koumlnnen Artensteckbriefe mit bis zu 55 Einzelinformationen uumlber Taxonomie Systematik Biologie Oumlkologie Lebensraum Verbreitung und Be-standssituation Gefaumlhrdung und Schutz sowie Fotos abgerufen werden Informationen uumlber die Verbrei-tung in Deutschland sind durch dynamisch erstellte Karten und die interaktive GIS-Anwendung bdquoFlora-Mapldquo zugaumlnglich Die Angaben stammen aus laufend aktualisierten Datenbanken und Projekten des BfN und dessen Kooperationspartnern

Im Rahmen des Berichtssystems zum europaumlischen Schutzgebietsnetz bdquoNatura 2000ldquo erfolgt ebenfalls eine Erfassung der in diesen Gebieten vorkommen-den Pflanzenarten der Anhaumlnge II - V der FFH-Richt-linie auf Laumlnderebene doch kommen von den mehr als 1000 Tier- und Pflanzenarten der entsprechenden Anhaumlnge II - IV der FFH-Richtlinie nur ganze 50 Arten von Farn- und Bluumltenpflanzen in Deutsch-land uumlberhaupt vor Ein wesentlich groumlszligerer Anteil von Pflanzenarten wird allerdings durch die Kartie-rung von FFH-Lebensraumlumen (Anhang I) und z T auszligerhalb von Natura 2000-Gebieten im Rahmen der Biotopkartierungen der Laumlnder erfasst

Auf nationaler Ebene gibt es daruumlber hinaus nur wenige Erhebungen uumlber das Vorkommen pflan-zengenetischer Ressourcen inner- und auszligerhalb bestehender Schutzgebiete bzw eine diesbezuumlgliche Auswertung vorhandener Kartierungsdaten Bisher durchgefuumlhrte detailliertere Erhebungen beziehen sich meist punktuell auf spezifische Gebiete Auszliger-dem ist die innerartliche Variabilitaumlt der Wildpflan-zen nur ansatzweise bekannt

19 Von den ca 3500 in Deutschland in situ vorkommenden Pflanzenarten sind fuumlr uumlber 1000 Arten aktuelle oder potenzielle Nutzungen beschrieben Unter Einbeziehung der Nutzungsformen bdquoZuumlchtungldquo bzw bdquoZierpflanzeldquo kommen weitere ca 1800 Arten als bdquoheimischeldquo pflanzengenetische Ressourcen hinzu

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Sanddorn(Hippophaerhamnoides)eineWildpflanzeausderenFruumlchtenleckereSaumlfteundMarmeladenhergestelltwerdenkoumlnnen

Das IBV betreut ein Verzeichnis pflanzengenetischer Ressourcen welches sowohl die Kulturpflanzen als auch die Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirt-schaft umfasst Dieses Verzeichnis ist uumlber das Nati-onale Inventar zu pflanzengenetischen Ressourcen PGRDEU (httppgrdeugenresde) zugaumlnglich

Daten zum Vorkommen pflanzengenetischer Res-sourcen in situ sind bisher nur in eingeschraumlnktem Maszlige fuumlr bestimmte Pflanzenarten durch die Bun-deslaumlnder und auf Kommunal- oder Projektebene verfuumlgbar Eine allgemeine Zugaumlnglichkeit zu diesen Informationen existiert in der Regel nicht oder sie ist nur sehr eingeschraumlnkt vorhanden Im Rahmen eines vom BMEL gefoumlrderten Modell- und Demonstrati-onsvorhabens bdquoAufbau eines Berichts- und Monito-ringsystems fuumlr die In-situ-Erhaltung genetischer

Ressourcen der den Kulturpflanzen verwandten Wildarten in Brandenburgldquo wird derzeit eine mo-dellhafte Berichtsinfrastruktur auf Bundeslandebene aufgebaut welche hier kuumlnftig durch verbesserten In-formationsfluss ndash sowohl innerhalb des Bundeslandes selbst als auch von dort zur Bundesebene ndash Abhilfe schaffen soll Daneben werden uumlber weitere Modell- und Demonstrationsvorhaben die Vorkommen der verwandten Wildarten von Apfel und Rebe Malus sylvestris (L) Mill und Vitis vinifera subsp sylvestris (C C Gmel) Hegi erhoben und genetisch beschrie-ben der Erhaltungszustand der Vorkommen bewer-tet sowie Maszlignahmen fuumlr ein In-situ-Management entwickelt und gepruumlft

Handlungsbedarf

Erstellung eines nationalen Konzepts zur In-situ-Erhaltung von in Deutschland wild vorkommen-den pflanzengenetischen Ressourcen

4221 IdentifizierungvonSchwerpunktarten

Fuumlr in Deutschland wild vorkommende pflanzenge-netische Ressourcen mit ihren mehr als 2800 Arten ist die In-situ-Erhaltung der wichtigste Erhaltungs-ansatz Die groszlige Artenzahl macht hier eine Schwer-punktsetzung noumltig um weitere Schutzmaszlignahmen realistisch und umsetzbar planen zu koumlnnen

Handlungsbedarf

Pflege und Fortschreibung der Liste in Deutschland vorkommender pflanzengenetischer Ressourcen20

Entwicklung nationale und internationale Ab-stimmung und Feststellung geeigneter Kriterien fuumlr die Priorisierung von in Deutschland wild vorkommenden pflanzengenetischen Ressourcen Markierung der prioritaumlren Arten in der Liste pflanzengenetischer Ressourcen nach diesen Kriterien als Grundlage einer weiteren Schwer-punktsetzung von Erhaltungsmaszlignahmen auf nationaler und internationaler EbeneMeldung der prioritaumlren Arten und ggf von Maszlignahmen zu ihrem Schutz an internationale Informationssysteme zwecks europaumlischer und internationaler Abstimmung

20 httppgrdeugenresdeindexphptpl=an_Liste

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AgrarlandschaftmitbluumlhendemAckerrandstreifen

4222 BestandsstuumltzendeMaszlignahmen

Zur Unterstuumltzung des Ziels in Deutschland wild vorkommende pflanzengenetische Ressourcen vorrangig in situ zu erhalten sind auch bestands-stuumltzende Maszlignahmen fuumlr Vorkommen und Popula-tionen einzelner Arten zu pruumlfen und wo angebracht umzusetzen Hierbei sind u a auch die Moumlglichkei-ten einer Nutzung bestehender Aktivitaumlten z B im Rahmen der nationalen Umsetzung der Europaumlischen Strategie zur Erhaltung der Pflanzen (EPCS vgl Kapi-tel 311) zu pruumlfen Die Entwicklung und Etablierung von bestandsstuumltzenden Maszlignahmen erfolgte bisher modellhaft bei Malus sylvestris (L) Mill und Vitis vinifera subsp sylvestris (C C Gmel) Hegi im Rahmen von Modell- und Demonstrationsvorhaben

Handlungsbedarf

Entwicklung und Pruumlfung eines Konzepts zur Stuumltzung von Vorkommen und Populationen durch Vermehrung von Saatgut oder Pflanzen und deren Wiederausbringung

4223 IdentifizierungAufbauundAusweisung bdquogenetischerSchutzgebieteldquo

Bisher gibt es keine spezifischen Schutzgebiete fuumlr WEL Das von der Europaumlischen Kommission im Rahmen der Ratsverordnung (EG) Nr 8702004 finanzierte Vorhaben bdquoEin integrierter europaumlischer Arbeitsplan fuumlr das In-situ-Management Umsetzung der Konzepte bdquogenetisches Schutzgebietldquo und bdquoon farmldquo (AEGRO)ldquo befasst sich mit allen wesentlichen Aspekten des In-situ-Managements AEGRO fuumlhrt Daten aus europaumlischen und internationalen Quellen zusammen und harmonisiert und strukturiert Infor-mationen damit sich diese fuumlr Entscheidungspro-zesse nutzen lassen Erste Ergebnisse zeigen dass die Qualitaumlt der in verschiedenen Quellen (GBIF EURISCO) mehr oder minder auf dem kleinsten ge-meinsamen Nenner zusammengefuumlhrten Daten in taxonomischer und geographischer Hinsicht in keiner Weise fuumlr eine aggregierende Betrachtung die fuumlr die Priorisierung von Arten und Gebieten erforderlich ist ausreicht und einer umfangreichen Bearbeitung bedarf

AEGRO beschreibt ferner die genetische Diversitaumlt ausgewaumlhlter Gattungen und Arten und schafft fuumlr ausgewaumlhlte Vorkommen die organisatorischen und methodischen Voraussetzungen fuumlr das demographi-sche und genetische Monitoring Es werden fuumlr diese Modellarten auf europaumlischer Ebene abgestimmte Er-haltungsstrategien entwickelt die anderen als Vorlage dienen koumlnnen Fuumlr das In-situ-Management werden Qualitaumltsstandards als Voraussetzung fuumlr eine verbes-serte europaumlische Zusammenarbeit in diesem Bereich entwickelt und die Moumlglichkeiten zur Einrichtung genetischer Schutzareale in bdquoMost Appropriate Areas ndash MAAldquo gepruumlft Das EU-Vorhaben begann im Oktober 2007 und wird vom Julius Kuumlhn-Institut koordiniert

Bereits im Fachprogramm von 2002 war vorgesehen auch in Deutschland bestehende Schutzgebiete mit einer hohen Dichte an prioritaumlren Arten zu identifi-zieren und zusaumltzlich als bdquogenetisches Schutzgebietldquo auszuweisen Dabei koumlnnen nun die Ergebnisse des AEGRO-Projekts als Grundlage fuumlr ein nationales Erhaltungskonzept dienen

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Handlungsbedarf

Y Identifizierung geeigneter Flaumlchen mit hoher bdquoVorkommensdichteldquo prioritaumlrer Arten im Rahmen eines Projektes

Y Entwicklung bzw Weiterentwicklung von Mana-gementmaszlignahmen fuumlr die prioritaumlren Arten

Y Ausweisung bereits vorhandener Schutzgebiete als bdquogenetische Schutzgebieteldquo fuumlr prioritaumlre Arten durch die zustaumlndigen Stellen und in Abstimmung mit den laufenden Arbeiten der Laumlnderbehoumlrden zur Ausweisung der FFH-Gebiete

4224 VerwendunggebietseigenerWildpflanzen inderfreienNatur

Das novellierte Gesetz uumlber Naturschutz und Landschaftspflege (Bundesnaturschutzgesetz ndash BNatSchG21) formuliert in sect 40 (4) strenge Anforde-rungen an das Ausbringen von Pflanzen gebiets-fremder Arten in der freien Natur22 Bereits vor der Novellierung war vorgeschrieben dass in der freien Natur kein Pflanzmaterial verwendet werden soll das seinen genetischen Ursprung nicht in der jewei-ligen Region hat Die mit der Novelle nun bundesun-mittelbar geltende Vorschrift des sect 40 Absatz 4 muss in den Laumlndern vollzogen werden ohne dass Abwei-chungsmoumlglichkeiten bestehen Zur Erleichterung wurde eine 10-jaumlhrige Uumlbergangsregelung bis zum 1 Maumlrz 2020 geschaffen in der gebietseigene Pflan-zen und Gehoumllze vorzugsweise verwendet werden sollen Erst danach gilt die neu gestaltete Genehmi-gungspflicht uneingeschraumlnkt

Der Genehmigungsvorbehalt des BNatSchG gilt nur fuumlr das Ausbringen in der freien Natur Davon sind alle Ausgleichsmaszlignahmen Rekultivierungen Straszligenbegleitgruumln und sonstigen Begruumlnungs- und Rekultivierungsmaszlignahmen in der freien Natur be-troffen Die Land- und Forstwirtschaft einschlieszliglich des Gartenbaus ist aber sowohl als Erzeuger gebiets-eigenen Saat- und Pflanzguts das in der freien Natur verwendet werden soll als auch im Rahmen von Dienstleistungen in Landschaftsbau und ndashpflege als Ausbringer betroffen

Fuumlr krautige Pflanzen gibt es sehr einfache effektive und seit Jahren in der Praxis bewaumlhrte Methoden der Begruumlnung wie Selbstbegruumlnung Heudruschver-fahren oder auch Mahdgutuumlbertragungsverfahren Weitere alternative naturnahe Begruumlnungsmethoden wurden bereits in Modellvorhaben erprobt Alle genannten Verfahren haben den Vorteil dass die Verwendung vorhandener lokaler gebietseigener Her-kuumlnfte von Wildpflanzen bei der Ausbringung in die freie Landschaft gesichert ist Es besteht jedoch auch ein zunehmender Bedarf fuumlr einen Markt fuumlr gebiets-eigenes Saatgut (z B Regiosaatgut) fuumlr diese Begruuml-nungs- und Rekultivierungsmaszlignahmen in der freien Natur Mit der nationalen Umsetzung der Richtlinie 201060EU der Kommission besteht ab Anfang 2012 die Moumlglichkeit Saatgutmischungen sogenannte Erhaltungsmischungen die zur Erhaltung der natuumlrli-chen Umwelt verwendet werden sollen auch dann in den gewerblichen Verkehr zu bringen wenn sie unter das Saatgutverkehrsgesetz fallen

ArtenreichesSchnittgruumlnlandmitgebietseigenenWildpflanzen

21 Bundesnaturschutzgesetz vom 29 Juli 2009 (BGBl I S 2542) das zuletzt durch Artikel 5 des Gesetzes vom 6 Februar 2012 (BGBl I S 148) geaumlndert worden ist

22 BNatSchG sect 40 (4) bdquoDas Ausbringen von Pflanzen gebietsfremder Arten in der freien Natur sowie von Tieren bedarf der Genehmigung der zustaumlndigen Behoumlrde Kuumlnstlich vermehrte Pflanzen sind nicht gebietsfremd wenn sie ihren genetischen Ursprung in dem betreffenden Gebiet haben Die Genehmi-gung ist zu versagen wenn eine Gefaumlhrdung von Oumlkosystemen Biotopen oder Arten der Mitgliedstaaten nicht auszuschlieszligen ist Von dem Erfordernis einer Genehmigung sind ausgenommen (hellip) 4das Ausbringen von Gehoumllzen und Saatgut auszligerhalb ihrer Vorkommensgebiete bis einschlieszliglich 1 Maumlrz 2020 bis zu diesem Zeitpunkt sollen in der freien Natur Gehoumllze und Saatgut vorzugsweise nur innerhalb ihrer Vorkommensgebiete ausgebracht werdenldquo

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Um die entsprechenden Qualitaumltsvorgaben zu garan-tieren wurden bereits privatrechtliche Zertifizie-rungssysteme fuumlr Regiosaatgut geschaffen Somit kann gebietseigenes Saatgut das durch Besamm-lung von Wildpflanzen in einer bestimmten Region gewonnen wird ndash in der Regel nach einer Zwischen-vermehrung ndash wieder in dieser Region ausgebracht werden Die in diesen Zertifizierungssystemen defi-nierten Regionen orientieren sich am Ergebnis eines Forschungsprojektes der Deutschen Bundesstiftung Umwelt Es wurden 22 deutsche Regionen voneinan-der abgegrenzt indem standoumlrtlich-klimatisch aumlhn-liche Naturraumlume mit vergleichbarem Artenspektrum zu einer Region zusammengefasst wurden

Fuumlr Gehoumllze ist ebenfalls eine bundesweit einheit-liche Umsetzung anzustreben Zu diesem Zweck wurde die bdquoArbeitsgruppe gebietseigene Gehoumllzeldquo beim BMU ins Leben gerufen in der die Interessen der Naturschutz- Forst- und Gartenbaubehoumlrden von Bund und Laumlndern der Verkehrsplanung der Baumschulverbaumlnde und Forschung gleichberechtigt vertreten sind Mit dem bdquoLeitfaden zur Verwendung gebietseigener Gehoumllze23ldquo hat die Arbeitsgruppe entsprechende Grundlagen und Empfehlungen fuumlr eine praktikable Umsetzung vorgelegt Sie empfiehlt bundeseinheitlich eine Einteilung in sechs Gebiete als Basis fuumlr die Produktion und Ausbringung gebietseigener Gehoumllze zu Grunde zu legen Fuumlr die Handhabung der Sonderfaumllle Straszligenbegleitgruumln und Obstgehoumllze in der freien Landschaft werden ebenfalls Empfehlungen ausgesprochen

Handlungsbedarf

Y Unterstuumltzung bei der Identifikation geeigneter natuumlrlicher Vorkommen gebietseigener Pflanzen um die Erzeugung und Herkunftssicherung von Saat- und Pflanzgut gebietseigener Pflanzen vor-anzubringen

43 Nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen

In der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt wird die Vision formuliert dass eine moumlglichst groszlige Vielfalt genetischer Ressourcen aktiv und nachhaltig genutzt wird Denn diese nachhaltige Nutzung ist in der Regel die beste Voraussetzung fuumlr den langfristi-gen Erhalt der genetischen Ressourcen Im Rahmen der BMEL-Kommunikationsarbeit wurde der Slogan bdquoSchutz durch Nutzungldquo in der oumlffentlichen Diskus-sion bekannt gemacht

431 WeiterfuumlhrungvonAgrarumwelt- maszlignahmen

Agrarumweltprogramme sind ein wichtiges Instru-ment der EU-Agrarpolitik um neben anderen um-weltrelevanten Zielen insbesondere auch die biolo-gische Vielfalt in Agraroumlkosystemen einschlieszliglich pflanzengenetischer Ressourcen zu erhalten Sie werden bei uns auf circa 30 Prozent der landwirt-schaftlichen Flaumlche durchgefuumlhrt Sie honorieren die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt etwa durch Erhalt vielfaumlltiger Fruchtfolgen Bewahrung regional angepasster Kulturpflanzen-sorten und Nutztierrassen sowie durch Gruumlnland-extensivierung

Die Ausgestaltung dieser Maszlignahmen hat auf Grund ihres finanziellen und flaumlchenmaumlszligigen Umfangs einen deutlichen Einfluss auf die Ziele dieses Fachprogramms

Entsprechend der bestehenden Hauptnutzungen und der korrespondierenden Lebensraumbedingungen fuumlr WEL ist die Weiterfuumlhrung der Agrarumweltmaszlig-nahmen standortangepasst (naturraumlumliche Bedin-gungen Nutzungen) erforderlich Ggf kann ndash unter Beruumlcksichtigung des Verwaltungs- und Kontrollauf-wandes ndash gepruumlft werden inwieweit bei einzelnen Maszlignahmen Indikatoren und standoumlrtliche Diffe-renzierungen der Maszlignahmen zu Fortschritten bei Effektivitaumlt der Maszlignahmen zur Erhaltung pflanzen-genetischer Ressourcen fuumlhren

23 Leitfaden zur Verwendung gebietseigener Gehoumllze Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) Stand Januar 2012 httpwwwbmudefilespdfsallgemeinapplicationpdfleitfaden_gehoelze_bfpdf

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Handlungsbedarf

Y Ermittlung von Indikatoren fuumlr den Erhalt pflan-zengenetischer Ressourcen als Komponente der Biodiversitaumlt bei der Weiterfuumlhrung bestimmter Agrarumweltmaszlignahmen

Y Entwicklung und Anwendung standortangepass-ter Maszlignahmen differenziert u a nach Agrar-landschaftstyp und Bodenmerkmalen mit hoher Wirkeffizienz fuumlr den Erhalt pflanzengenetischer Ressourcen

Y Uumlberpruumlfung der Wirksamkeit von Agrarumwelt-maszlignahmen fuumlr den Erhalt und die nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen mit Hilfe entsprechender Indikatoren

432 Weiterentwicklungnachhaltiger Nutzungssysteme

Wichtiges Ziel muss es sein agrarische Nutzungssys-teme im Einklang mit den Zielen der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der genetischen Ressourcen weiterzuentwickeln Dies betrifft die klassischen Nut-zungen zur Nahrungs- und Futtermittelproduktion in den Hauptausrichtungen Ackerbau Gruumlnlandbewirt-schaftung und Obst-Weinanbau Zunehmend gewin-nen aber auch die Produktionsbereiche bdquonachwach-sende Rohstoffeldquo bdquoBioenergieldquo und bdquoKlimaschutzldquo fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung pflanzenge-netischer Ressourcen an Bedeutung Potenzial ist da-bei solchen Verfahren beizumessen denen es gelingt wichtige Ziele des Biodiversitaumltsschutzes in produk-tive d h wirtschaftlich rentable Nutzungssysteme zu integrieren Unter diesem Aspekt sollten besonders solche Nutzungsformen und Produktionsverfahren entwickelt und durch Projekte unterstuumltzt werden die zu einer messbaren Integration der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung pflanzengenetischer Ressour-cen in die Produktion fuumlhren Die Wirksamkeit und Kosteneffizienz bestehender Instrumente zur Foumlrde-rung der Agrobiodiversitaumlt insbesondere der pflan-zengenetischen Ressourcen ist in der Diskussion

Handlungsbedarf

Y Modellhafte Erprobung von Produktionsverfah-ren die die Erhaltung und nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen in die Produktion

integrieren (z B Modell- und Demonstrations-vorhaben in Ackerbaubetrieben) und Uumlbertragung der Ergebnisse in die breitere landwirtschaftliche Praxis

Y Oumlkonomische Bewertungen integrierter Maszlignah-men des Agrobiodiversitaumlts- und Naturschutzes zur Gewaumlhrleistung wirtschaftlich rentabler Nut-zungssysteme

Y Erstellung von Maszlignahmenkatalogen fuumlr effizi-ente Naturschutzmaszlignahmen (Handbuumlcher fuumlr Landwirte) fuumlr Ackerbau- Gruumlnland- Obst-Wein-bau- und Heidegebiete moumlglichst mit regionalem naturraumlumlichem Bezug

Y Entwicklung und Erprobung von Verfahren fuumlr Nutzungen zur Bioenergieerzeugung die Aspekte der Erhaltung der pflanzengenetischen Ressour-cen beruumlcksichtigen z B Nutzung eines breiten Spektrums an Kulturarten streifenfoumlrmige Ener-gieholzpflanzungen in Ackerbau- und Gruumlnland-gebieten in Verbindung mit weiteren Biodiversi-taumltszielen

ErhaltenswerteregionaleApfelsorten

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433 EntwicklungundVerbesserungvon IndikatorenfuumlrdieBestimmungder Gefaumlhrdungvonpflanzengenetischen Ressourcen

Entwickelte bundesweite Biodiversitaumltsindikatoren (Vogelindikator high-natural-value-Farmland(HNV) gefaumlhrdete Arten Schmetterlinge) dienen einer orientierenden Bewertung der Situation der biologi-schen Vielfalt in Hauptlebensraumlumen Die agrarischen Gebiete werden dabei zusammenfassend durch stark generalisierte indikatorisch daher relativ wenig sensitive Maszligzahlen z B den Vogelindex fuumlr Agrar-land in Deutschland dargestellt Fuumlr die Bewertung der Situation der genetischen Vielfalt der Pflanzen in der Flaumlche z B der Entwicklung der Artenzahlen im Dauergruumlnland die genetische Vielfalt genutzter Sorten im groszligflaumlchigen Anbau sowie schlieszliglich auch schlussfolgernd fuumlr die Anwendung verbesserter Bewirtschaftungsmethoden reichen diese Indikato-ren jedoch nicht aus Dringend erforderlich ist daher die Entwicklung von Indikatoren zur Kennzeichnung der Entwicklung der genetischen Vielfalt der Nutz-pflanzen in den Produktionssystemen Bezuumlglich tier-genetischer Ressourcen war es 2010 gelungen einen entsprechenden Indikator fuumlr den Indikatorenbe-richt 2010 zur Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt zu entwickeln und einzubringen Bestehende Indikatoren mit einem Bezug auf die fuumlr viele Wild-pflanzenarten wichtigen Lebensraumlume und extensi-ven Nutzungsformen wie der HNV-Farmlandindi-kator oder der Vogelindikator muumlssen methodisch weiterentwickelt werden um den direkten Bezug zu spezifischen landwirtschaftlichen Nutzungen (Acker Gruumlnland Obst-Weinbau Heiden) zu gewaumlhrleisten

Handlungsbedarf

Y Entwicklung eines nationalen Indikators bdquopflan-zengenetische Vielfalt in Landwirtschaft und Ernaumlhrungldquo unter Beteiligung der Laumlnder

Y Weiterentwicklung von regio nalisierten landwirtschaftl ich sensitiven Biodiversitaumltsindi-ka toren auf der Basis bestehender Indikatoren (Voumlgel HNV-Farmland Schmetterlinge)

Y Entwicklung von indirekten Biodiversitaumltsindi-katoren in Form kalibrierter Schnellmethoden zur lokalen Bewertung der Bio diversitaumlt z B Schaumltz-verfahren mit Hilfe von Vegetationsstrukturmerk-malen der Pflanzenbestaumlnde

Y Entwicklung von Methoden zur Nutzung der Biodiversitaumltsindikatoren fuumlr die Evaluierung der Biodiversitaumltswirkungen von Agrarumweltmaszlig-nahmen von Maszlignahmen der Landschafts pflege und des Vertragsnaturschutzes

Y Erarbeitung von Methoden zur Kopplung der Felderhebungen der Biodiversitaumltsindikatoren mit Datenerhebungen aus landwirt schaftlichen Nutzungen zur Ableitung von praxistauglichen Maszlignahmen fuumlr die Verbesserung der Bestands-situation von Indikatorarten sowie von HNV-Farmland Flaumlchen

434 FoumlrderungderEvaluierungund Charakterisierung

Um eine gezielte Nutzung genetischer Ressourcen zur zuumlchterischen Verbesserung von Kulturpflanzen zu erreichen sind besondere Anstrengungen erforder-lich Grundvoraussetzung ist deren Charakterisierung und Evaluierung Charakterisierungsdaten beschrei-ben Merkmale von Pflanzen die in hohem Maszlige erblich sind und mit bloszligem Auge sichtbare Eigen-schaften darstellen wie z B Wuchshoumlhe und Bluumlh-zeitpunkt Evaluierungsdaten beschreiben vor allem komplexere Eigenschaften die fuumlr die Nutzung der Pflanzen wichtig sind wie Ertrag Anbaueigenschaf-ten Standorteigenschaften und Resistenzen gegen Schaderreger und Schaumldlinge

In der Evaluierung spielen zunehmend molekular- genetische und pflanzenphysiologische Untersuchun-gen die Schluumlsselrolle Waumlhrend die Sequenzierung komplexer Pflanzengenome (Genotypisierung) mit dem technischen Fortschritt zunehmend moumlglich einfacher und kostenguumlnstiger wird ist ein Engpass im Erkenntnisgewinn und damit in der Nutzbar-machung pflanzengenetischer Ressourcen zu beob-achten Dies betrifft besonders die aufwendige aber unabdingbare Phaumlnotypisierung also die quantitative Analyse pflanzlicher Strukturen und Funktionen

BoniturvonFruchtmerkmalendesApfels

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Notwendig waumlre deshalb vor allem die Entwicklung praumlziser Hochdurchsatz-Phaumlnotypisierungen wenn die Nutzung genetischer Ressourcen zukuumlnftig schnell und effizient erfolgen soll

Handlungsbedarf

Y Foumlrderung interdisziplinaumlrer Forschungsvorhaben zur Hochdurchsatz-Phaumlnotypisierung der marker-gestuumltzten Selektion der Versuchstechnik sowie der Verarbeitung und Analyse massiver Daten-mengen um die notwendige breite Wissensbasis zu erhalten und die erforderlichen Kapazitaumlten aufzubauen

Y Ausbau von Netzwerken zur Ermittlung und Be-wertung der Eigenschaften genetischer Ressour-cen landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Kulturpflanzen unter Beteiligung der Zuumlchter u a durch weiteren Ausbau des Nationalen Evalu-ierungsprogramms pflanzengenetischer Ressour-cen (EVA II) durch Ausweitung der Evaluierung bei Getreidearten z B auf Merkmale zur Verbes-serung der Widerstandsfaumlhigkeit gegen biotische und abiotische Stressfaktoren sowie durch Ein-beziehung weiterer Kulturarten

Y Evaluierung pflanzengenetischer Ressourcen und Intensivierung der Zuumlchtungsforschung durch das Julius Kuumlhn-Institut in Zusammenarbeit mit privaten Zuumlchtungsunternehmen relevanten For-schungseinrichtungen Erhaltungsinitiativen und sonstigen Akteuren Neben den Hauptkulturen sollen auch bisher vernachlaumlssigte (neue und nicht mehr genutzte) Fruchtarten einbezogen werden

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435 ErschlieszligungvonInnovationspoten- zialenpflanzengenetischerRessourcen durchdieZuumlchtungsforschung

Die Pflanzenzuumlchtungsforschung bildet eine der wichtigsten Grundlagen der Ernaumlhrungssicherung und Rohstoffversorgung insbesondere unter sich veraumlndernden Produktionsbedingungen durch Klimawandel und einer stetig wachsenden Weltbe-voumllkerung Ziel ist die genetische Anpassung bzw pflanzenzuumlchterische Verbesserung unserer Kultur-arten gegenuumlber allen moumlglichen Stressfaktoren (z B Temperatur Trockenheit Starkniederschlaumlge Schaderreger) Ausgangspunkt der pflanzenzuumlchte-rischen Verbesserung ist die Erfassung Bewertung und Nutzung der genetischen Variation fuumlr Eigen-schaften wie Widerstandsfaumlhigkeit gegen Hitze und Trockenheit sowie Krankheiten und Schaumldlinge in pflanzengenetischen Ressourcen Im Rahmen der Pflanzenzuumlchtungsforschung gilt es diese geneti-

sche Variation sicher und effektiv zu erfassen und beschleunigt nutzbar zu machen Dies ist die Aufgabe der so genannten Vorlaufzuumlchtung (pre-breeding) Fuumlr diesen Zweck stehen heute Zell- und Gewebe-kulturverfahren sowie molekulare Techniken die eine Merkmalserfassung auf der Ebene der Erbsubs-tanz erlauben zur Verfuumlgung

BlickineinenartenreichenZuchtgarten

Die Basis fuumlr diese Arbeiten bildet ein moumlglichst groszliges Spektrum pflanzengenetischer Ressourcen Beispiele der erfolgreichen Nutzung dieser Ressour-cen durch die Ressortforschung des BMEL sind die Herbeifuumlhrung dauerhafter Krautfaumluleresistenz bei der Kartoffel durch Nutzung von Solanum-Wildarten als Resistenzressourcen die Einkreuzung neuer hochwirksamer Resistenzgene gegen verschiedene Pilz- und Viruskrankheiten aus der Wildart Hordeum bulbosum in die Kulturgerste oder die Identifizierung von Herkuumlnften der Blauen und Gelben Lupine mit Widerstandsfaumlhigkeit gegen die Brennfleckenkrank-heit (Anthraknose)

Handlungsbedarf

Weitere Unterstuumltzung der Zuumlchtungsforschung im Rahmen der bestehender Foumlrderprogram-me (z B Programm zur Innovationsfoumlrderung Foumlrderprogramm Nachwachsende Rohstoffe und Demonstrationsvorhaben Bioenergie der Fach-agentur Nachwachsende Rohstoffe Bundespro-gramm Oumlkologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft)

Foumlrderung von Programmen und Projekten zur Uumlberfuumlhrung wichtiger Merkmale in adaptiertes Pflanzenmaterial (Erstellung und Weiterentwick-lung von Basispopulationen Selektion von Vorstu-fenmaterial)

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436 Erweiterungdergenetischen DiversitaumltdurchdenAufbauvon Evolutionsramschen

Die Erhoumlhung der genetischen Diversitaumlt in Elite-zuchtmaterial ist eine wichtige Voraussetzung fuumlr die dauerhafte Verbesserung von Kulturpflanzen Entsprechende Ansaumltze reichen von der Einlagerung einzelner Resistenzgene aus Wildformen bis hin zur Herstellung so genannter Introgressionslinien welche definierte Chromosomensegmente aus Wildformen bzw Wildarten enthalten Entsprechen-de Forschungsaktivitaumlten wurden ua im Rahmen von Projekten der bdquoGenomanalyse im Biologischen System Pflanze (GABI)ldquo bearbeitet Daruumlber hinaus koumlnnen Evolutionsramsche einen wichtigen Beitrag fuumlr die Nutzbarmachung und Weiterentwicklung pflanzengenetischer Ressourcen leisten

Evolutionsramsche entstehen aus der Durchkreu-zung unterschiedlicher Genotypen die zusammen die derzeit verfuumlgbare genetische Diversitaumlt des jeweiligen Zuumlchtungspools umfassen In den Kreu-zungsnachkommenschaften finden im Gegensatz zur Ex-situ-Erhaltung der reinen Ausgangslinien weiter-hin Anpassungsprozesse statt die durch die Dynamik natuumlrlicher Selektion verursacht werden Im Gegen-satz zu Zuchtpopulationen erfolgt keine zuumlchteri-sche Auslese auf spezifische Merkmale Im Zuge des Anpassungsprozesses koumlnnen in einem genetisch breiten Reservoir besondere auch neue Genkombina-tionen entstehen die in dieser Form moumlglicherweise im stark selektierten Elitematerial von Zuchtunter-nehmen nicht entstehen wuumlrden Evolutionsramsche sind eine wichtige Maszlignahme zur Erzeugung neuer Ausgangsvariabilitaumlt fuumlr Zuumlchtungsforschung und Pflanzenzuumlchtung

Darstellung der Hauptkoordinatenanalyse (PCoA) von 32 Sorten

Pict

AlinghiAlissa

Gaulois Cervoise

Sorna Vulcan

BirgitLomerit

Merlot

NaomieLeibniz

ElbanyPeragis

Frances

Gilberta

Alpaca

Eiszapfen

BantengLudmilla

Fridericus

EngelensII

Catinka

Venus Plana

Vogels Gold

Andrea

HordHexGig

Engelens 6zig

Mammut

Borwina

Bayava

ErfurtTraminerBrunhild

Franka

Tocka

F1-1(40)

F1-2

(41)

F1-3(26)

F1-4(14)

F1-7(51)F1-6(33)

LentaF1-5(32)

F1-6A(18)

F1-9(65)

F1-10(30)

F1-10A(11)

F1-10A(25)F1-13(25)

F1-1

4(10

) F1-1

5(24

)

F1-18A(40)

F1-8A(20)

F1-12(67)

F1-8

(55)

F1-1

1(61

)

I II

III IV

05000

02500

00000

-02500

-05000

-05000 -02500 -00000 02500 05000

109

172

Alternative

Vorrangige Kreuzung

DarstellungderHauptkoordinatenanalyse(PCoA)von32SortenwelchedenGroszligteildergenetischeVielfaltdesdeutschenWintergers-

tensortimentesrepraumlsentieren(QuelleJKI)Diey-bzwx-AchsebeschreibendenAnteildererstenundzweitenDimensionderPCoAMit

StrichenverbundeneSortenkennzeichnengeplantePaarkreuzungen

51

YY

Y

Y

Y

KuumlrbisvielfaltaufeinemVerkaufsstand

Handlungsbedarf

Fortfuumlhrung der Evolutionsramsche bei GersteAnlage Entwicklung und wissenschaftliche Begleitung von Evolutionsramschen bei weiteren wichtigen Kulturarten (insbesondere fremd- befruchtende Arten gartenbauliche Kulturen)

437 VermarktungvonbdquoVielfaltsproduktenldquo

Neben einer Nutzung pflanzengenetischer Ressour-cen im Rahmen der Zuumlchtungsforschung bzw der Pflanzenzuumlchtung soll auch ihre Nutzung durch die Vermarktung so genannter bdquoVielfaltsprodukteldquo d h von Produkten aus bestimmten Sorten bzw anderen derzeit wenig genutzten Arten gefoumlrdert werden

Als allgemeine Maszlignahme zur Weiterentwicklung von Nutzungssystemen dient nach der Agrobiodiver-sitaumltsstrategie die Foumlrderung von Maszlignahmen die die

Erhaltung und Nutzung der Agrobiodiversitaumlt besser verbinden und Innovationen foumlrdern Dazu gehoumlrt vor allem die Entwicklung geeigneter Vermark-tungsformen sowie der Verbraucherinformation und ndashaufklaumlrung Diese Ansaumltze koumlnnen durch Projekte zur Entwicklung von integrierten Erhaltungs- und Nutzungskonzepten und von Foumlrderinstrumenten fuumlr Innovationen zur verstaumlrkten nachhaltigen Nutzung von Bestandteilen der Agrobiodiversitaumlt erprobt werden

Handlungsbedarf

Durchfuumlhrung von Studien u a zum Aufzeigen der potentiellen Wertschoumlpfungsketten von bdquoVielfaltsproduktenldquoFoumlrderung von bdquoVielfaltsproduktenldquo durch Oumlffentlichkeitsarbeit

Foumlrderung innovativer Produkte u a im Rahmen der Richtlinie zur Erhaltung und innovativen nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt des BMEL

52

44 Information und Dokumentation

Die Agrobiodiversitaumltsstrategie betont die Bedeutung verstaumlrkter Informations- Beratungs- und Koordi-nationsaktivitaumlten fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der Agrobiodiversitaumlt auf Bundesebene insbesondere vor dem Hintergrund zunehmender europaumlischer und internationaler Zusammenarbeit Dies erfordert die Vervollstaumlndigung und regel- maumlszligige Aktualisierung der Inventare in situ und ex situ vorhandener pflanzengenetischer Ressourcen sowie deren Aufnahme in das nationale Informa-tionssystem Genetische Ressourcen bdquoGENRESldquo24 Der Ausbau dieses Informationssystems als Teil des deutschen Clearing-House-Mechanismus der CBD ist auch Ziel der Nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt

Y

Y

Y

InternetportaldesInformationssystemsGenetischeRessourcen(GENRES)

441 Auf-undAusbauinstitutioneller Informationsinfrastruktur

Moderne Informationssysteme sind ein wesentli-ches Arbeitswerkzeug um Qualitaumlt und Effizienz der Erhaltungsarbeit bei pflanzengenetischen Ressour-cen und ihre nachhaltige Nutzung zu gewaumlhrleisten Der rasante technische Fortschritt in diesem Bereich erlaubt immer leistungsfaumlhigere Systeme welche eine effizientere Verarbeitung der steigenden Daten-mengen erlauben und eine bessere Anpassung an die Beduumlrfnisse der Nutzer ermoumlglichen Deshalb gilt es bestehende Systeme weiter auszubauen und zu aktualisieren Dabei wird auch kuumlnftig ein bdquozentral-dezentralerldquo Ansatz Verwendung finden d h wo immer moumlglich und sinnvoll werden aufgrund der neuen technischen Moumlglichkeiten zentrale Systeme aufgebaut werden die einer Vielzahl von Nutzern zur Verfuumlgung stehen Daneben wird es auch weiter-hin ndash schon aus rein pragmatischen Gruumlnden ndash einen Bedarf an dezentralen Informationssystemen (insti-tutionelle Informationsinfrastruktur) bei den Akteu-ren selbst geben da jeder dieser Nutzer ggf andere nicht zu standardisierende Anwendungen benoumltigt In diesem Fall werden zur Gewaumlhrleistung des Daten-austausches verbindliche Standards immer wichtiger wie sie z B im Rahmen der Aktualisierung des Natio-nalen Inventars PGRDEU bereits angewandt werden

Mit der Neuentwicklung bzw Absicherung oder dem weiteren Ausbau von Dokumentationssystemen der Akteure des Nationalen Fachprogramms soll eine wesentliche Voraussetzung fuumlr eine effiziente Umset-zung wichtiger Teile des Fachprogramms geschaffen werden

24 wwwgenresde

Handlungsbedarf

Anpassung des Genbankinformationssystems GBIS beim IPK an neue Bedarfe wie z B die Entwicklung einer Schnittstelle zum Nationalen Inventar PGRDEUEntwicklung und Implementierung eines Genbank-informationssystems fuumlr die Deutsche Genbank Obst beim Julius Kuumlhn-Institut

Entwicklung und Implementierung eines Gen-bankinformationssystems fuumlr die Deutsche Gen-bank Reben beim Julius Kuumlhn-Institut auf Basis der existierenden Rebendatenbanken

53

Y

Y

Y

Auf- und Ausbau von Informationssystemen anderer Ex-situ-EinrichtungenZusammenarbeit von Erhaltungsinitiativen beim Aufbau gemeinsamer Informationssysteme bzw zur Vernetzung bereits bestehender Informations-systeme zusammen mit dem IBV der BLE

DasFruumlhlings-Adonisroumlschen(Adonisvernalis)wirdimRahmenderEx-situ-ErhaltungskulturenderBotanischenGaumlrtenerhalten

442 PortalfuumlrEx-situ-Erhaltungskulturen einheimischerWildpflanzen

Im Rahmen des botanischen Naturschutzes wird die Erhaltungsinfrastruktur Botanischer Gaumlrten bereits genutzt Ein von der Arbeitsgruppe bdquoEx-situ-Erhaltungskulturenldquo des Netzwerks fuumlr botanischen Naturschutz erarbeitetes Konzept befasst sich mit der Erhaltung gefaumlhrdeter einheimischer Wildpflanzen in Ex-situ-Kulturen und der Bereitstellung fuumlr die Wiederausbringung

Das BMEL foumlrdert in diesem Zusammenhang den Aufbau des ersten uumlberregionalen und interaktiven Portals zur Ex-situ-Erhaltung einheimischer Wild-pflanzen die im Gegensatz zur Genbank fuumlr Wild-pflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft nicht als eingelagerte Diasporen sondern in Lebendkollek- tionen der Botanischen Gaumlrten erhalten werden Das Portal bildet den gesamten Pflanzenbestand

der Erhaltungskulturen in deutschen Botanischen Gaumlrten ab Fuumlr 75 ausgewaumlhlte Arten darunter 56 fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft besonders relevante werden detaillierte Steckbriefe erstellt Daruumlber hinaus bietet es die Moumlglichkeit fuumlr Wissens- und Materialtransfer und spezielle Angebote fuumlr Nutzer aus dem Bereich Gartenbau sowie ein hohes Maszlig an Transparenz fuumlr Naturschutzfachbehoumlrden

Neben der technischen Realisierung beinhaltet die Umsetzung des Projekts vor allem die ausfuumlhrliche Recherche kritische Bewertung und webgerechte Aufarbeitung der folgenden Punkte Hintergrund-informationen Steckbriefe fuumlr ausgewaumlhlte Taxa Kulturhinweise Informationen fuumlr Rekultivierer Materialboumlrse Informationen zu Wiederansiedlungs-projekten Prioritaumltskonzept umfangreiche Verlin-kung und Vernetzung weiterfuumlhrende Informationen und die Datenweitergabe an die zentrale Dokumen-tation zu pflanzengenetischen Ressourcen landwirt-schaftlicher und gartenbaulicher Arten in Deutsch-land (PGRDEU)

Handlungsbedarf

Aufbau Fortfuumlhrung und weiterer Ausbau des bundesweiten Portals bdquoEx-situ- Erhaltungs-kulturen einheimischer Wildpflanzenldquo

54

Y

Y

Y

InternetauftrittdesbundesweitenPortalsbdquoEx-situ-ErhaltungskultureneinheimischerWildpflanzenldquo

443 Auf-undAusbaueinerDokumen- tationsinfrastrukturzwischenBund undLaumlndernfuumlrdenBereichin situ undon farm

Daten zum Vorkommen pflanzengenetischer Res-sourcen in situ bzw on farm fallen v a auf der Ebene der Bundeslaumlndern an sind bislang aber wenig ver-netzt und in der Regel selbst auf Bundeslandebene nicht einheitlich zugreifbar Informationsinfrastruk-turen zur Vernetzung der in den Bundeslaumlndern vorhandenen Daten sowie eine Schnittstelle zum Nationalen Inventar PGRDEU auf Bundesebene sind noch aufzubauen

BrombeerenSchmackhafteWildpflanzen

Handlungsbedarf

Implementierung der Ergebnisse des Modell- und Demonstrationsvorhabens bdquoAufbau eines Berichts- und Monitoringsystems fuumlr die In-situ-Erhaltung genetischer Ressourcen der den Kulturpflanzen verwandten Wildarten in Brandenburgldquo durch einen dauerhaften Datenaustausch zwischen Brandenburg und dem IBV

Implementierung von gemeinsamen Schnitt-stellen fuumlr den Datenaustausch fuumlr In-situ- bzw On-farm-Daten zwischen dem IBV und weiteren Bundeslaumlndern

Implementierung von gemeinsamen Schnittstel-len fuumlr den Datenaustausch uumlber die im Rahmen der GAK gefoumlrderten Flaumlchen je Nutzpflanze zwischen den Bundeslaumlndern und dem IBV

444 NationalesInventarbdquoPGRDEUldquo

Das Nationale Inventar (PGRDEU) ist die zentrale Dokumentation zu pflanzengenetischen Ressourcen landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Arten in Deutschland

In PGRDEU sind auch die Muster des deutschen Bei-trags zum Multilateralen System (MLS) entsprechend des Internationalen Vertrages enthalten und gekenn-zeichnet so dass eine gezielte Online-Recherche nach

55

diesem Material moumlglich ist Deutsche Einrichtungen haben seit 2008 insgesamt ca 108000 Genbankmuster in das MLS eingebracht Die Absicherung des Natio-nalen Inventars sowie der weitere Ausbau ist eine wesentliche Voraussetzung fuumlr die Umsetzung des Nationalen Fachprogramms sowie fuumlr die Erfuumlllung internationaler Berichtspflichten

Handlungsbedarf

Y Staumlndige Aktualisierung vorhandener Daten und Erweiterung im Bereich ex situ v a um die Daten aus den neu zu gruumlndenden Genbanknetzwer-ken bei Obst Reben und Zierpflanzen bzw fuumlr in Deutschland wild vorkommende pflanzengeneti-sche Ressourcen (inkl WEL)

Y Erfuumlllen der Dokumentations- und Informations-verpflichtungen aus dem MLS des Internationalen Vertrags

Y Weiterer Ausbau der Teile zur In-situ- und On-farm-Dokumentation in PGRDEU um eine kohaumlrente und umfassende Dokumentation fuumlr den gesamten Bereich pflanzengenetischer Res-sourcen zu ermoumlglichen

Y Weiterer Ausbau der Teile zur In-situ- und On-farm-Dokumentation in PGRDEU einschlieszliglich Angaben zur in der landwirtschaftlichen Produkti-on vorhandenen Vielfalt (Kulturpflanzeninventar) um eine kohaumlrente und umfassende Dokumentati-on fuumlr den gesamten Bereich pflanzengenetischer Ressourcen zu ermoumlglichen

Y

Y

Y

445 NationaleInformationsinfrastruktur fuumlrCharakterisierungs-undEvaluie- rungsdaten

Charakterisierungs- und Evaluierungsdaten (CampE-Daten) fallen bei den unterschiedlichsten Instituten (u a Forschungsinstitute Genbanken Zuumlchtern) und im Rahmen zahlreicher Forschungsprojekte an Eine nutzerfreundliche Zusammenfuumlhrung dieser Daten wurde bisher u a im Rahmen des Projektes EVA I (In-formationssystem fuumlr frei zugaumlngliche Evaluierungs-daten pflanzengenetischer Ressourcen) sowie durch dessen Weiterfuumlhrung im Verbund EVA II begonnen25 Ein aktuelles kohaumlrentes nationales Informations-system zur zentralen Speicherung von oumlffentlich zugaumlnglichen CampE-Daten fehlt jedoch bislang Das zu etablierende nationale Informations- und Doku-mentationssystem fuumlr Charakterisierungs- und

Evaluierungsdaten (Nationale Informationsinfrastruk-tur fuumlr Charakterisierungs- und Evaluierungsdaten in Deutschland NICE-D) soll deshalb auf bereits vorhan-denen Evaluierungsdaten (Daten des Julius Kuumlhn-Ins-tituts CampE-Daten der ehemaligen BAZFAL-Genbank historische Daten aus dem Informationssystem EVA I und Daten aus dem Nationalen Evaluierungspro-gramm EVA II) aufbauen und um CampE-Daten die bei Projekten in Genbanken und Universitaumlten anfallen ergaumlnzt werden Zusaumltzlich soll NICE-D auch die Moumlglichkeit bieten Daten die bei der Evaluierung von Material aus dem MLS des Internationalen Ver-trags in Deutschland entstehen zu dokumentieren

ZuchtgartenmitGetreidepflanzen

Handlungsbedarf

Aufbau eines Informations- und Dokumentati-onssystems fuumlr CampE-Daten beim Julius Kuumlhn-Ins-titut unter Verwendung von oumlffentlich zugaumlngli-chen Daten aus EVA I und EVA II sowie den beim Julius Kuumlhn-Institut vorhandenen und staumlndig neu hinzukommenden CampE-DatenWeiterer Ausbau des Informations- und Doku-mentationssystems fuumlr die Dokumentation von CampE-Daten die bei Zuumlchtern Universitaumlten Genbanken sonstigen Forschungsinstituten und Akteuren anfallen

Erweiterung von NICE-D um ein Modul fuumlr die Speicherung von CampE-Daten die an MLS-Material von deutschen Empfaumlngern erhoben werden

25 wwwgenresdeeva

56

Y

Y

Y

FeldmitjungenErbsen

446 Bundesinformationssystem GenetischeRessourcen

Das Bundesinformationssystem Genetische Res-sourcen (BIG) bildet Informationen uumlber Wild- und Kulturpflanzen in Deutschland aus verschiedenen dezentralen Datenbanken ab Zentrales Element ist ein Portal welches Daten zu Vorkommen und Verbreitung (in situ und ex situ) zu Eigenschaften Gefaumlhrdung und Taxonomie uumlber einen zentralen Zugang aus den angeschlossenen Partnerdaten- banken benutzergerecht aufgearbeitet bereitstellt Seit seiner Inbetriebnahme im Jahr 2003 hat sich zwar die Informationslandschaft im Bereich biologi-scher Daten z B durch die Fortentwicklung von GBIF (Global Biodiversity Information Facility) veraumlndert dennoch gibt es weiterhin einen Bedarf fuumlr das spezi-elle Angebot von BIG im Bereich pflanzengenetischer Ressourcen Fuumlr den weiteren Betrieb von BIG ist es

aus der bisherigen Erfahrung allerdings notwendig BIG auf eine moderne technische Plattform nach neuestem Stand zu portieren durch Einbeziehung neuer Datenquellen und die Entwicklung neuer Informationsangebote zu uumlberarbeiten und zu erweitern und dabei auch das BIG-Portal weiter-zuentwickeln

Handlungsbedarf

Uumlberarbeitung und Erweiterung des BIG-Portals einschlieszliglich der zentralen technischen Kom-ponenten von BIG beim IBV der BLE

Einbeziehung neuer Datenquellen zu CampE-Daten und zu Sorteninformationen durch die BIG-Partner zusammen mit dem Julius Kuumlhn-Institut (NICE-D) und dem BundessortenamtAktualisierung und technische Anpassung der BIG-Partnerdatenbanken

57

45 Oumlffentlichkeitsarbeit

Bereits im Fachprogramm von 2002 wurde festge-stellt dass die Information der breiten Oumlffentlichkeit uumlber das Thema Erhaltung und nachhaltige Nutzung von PGR eher unzureichend ist Verschiedene Unter-suchungen zeigen dass auch heute die Kenntnisse uumlber die Themengebiete Biodiversitaumlt Agrobiodiver-sitaumlt oder genetische Ressourcen immer noch sehr gering sind Aus diesem Grund wurde in der Agrobio-diversitaumltsstrategie die Information und Aufklaumlrung der Oumlffentlichkeit insbesondere mit Blick auf das Nachfrage- und Ernaumlhrungsverhalten der Verbrau-cher als sektoruumlbergreifender Handlungsbedarf herausgestellt Im UN-Jahr der Biodiversitaumlt 2010 hat BMEL eine umfangreiche Kommunikations-kam-pagne zu dem Thema durchgefuumlhrt

Weiterhin wurde der Aufbau eines bdquoWissensnetzes Agrobiodiversitaumltldquo als Teil eines uumlbergreifenden deutschen Wissenschaftsnetzwerkes zur Biodiversi-taumltsforschung in der Agrobiodiversitaumltsstrategie als Leuchtturmprojekt herausgestellt

Der eigene Garten ist aus verschiedenen Gruumlnden immer seltener Teil des Alltags der Menschen in Deutschland Damit einher geht ein Verlust selbst einfachster Kenntnisse uumlber den praktischen Um-

gang und den Wert der Nutzpflanzen d h uumlber das Aussehen das Wachstum die Kultivierung Ernte und Nutzung von Pflanzen Neben der Verarmung der un-mittelbaren Agrobiodiversitaumlt findet somit zugleich ein Verlust von Erfahrungswissen statt

Im Rahmen des Leuchtturmprojekts bdquoVielfalts-Kam-pagne ndash Agrobiodiversitaumltldquo der Agrobiodiversitaumlts-strategie des BMEL wurde eine integrierte Kommuni-kationsstrategie zur Agrobiodiversitaumlt entwickelt und umgesetzt Diese muss durch geeignete Maszlignahmen aus dem Teilbereich pflanzengenetischer Ressourcen unterstuumltzt und mit den verfuumlgbaren Ressourcen fortgefuumlhrt werden

Handlungsbedarf

Y Veroumlffentlichung des Nationalen Fachprogramms als Broschuumlre in deutsch und englisch

Y Erstellen von Faktenblaumlttern und Faltblaumlttern zum Nationalen Fachprogramm durch verschiedene Akteure

Y Erstellen von Informationsmaterial fuumlr die Oumlffent-lichkeitsarbeit zu pflanzengenetischen Ressourcen (z B bdquoWho is Wholdquo der Agrobiodiversitaumlt)

Y Nutzung von Synergieeffekten bei der Kommuni-kation von Einzelmaszlignahmen durch die Akteure im Bereich pflanzengenetischer Ressourcen und Agrobiodiversitaumlt

BMELVKampagnenbusbdquoBiologischeVielfaltschuumltzenundnutzenldquo2010

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5 Organisation und Durchfuumlhrung

Der Bund und die Laumlnder sind mit der Ratifizierung des Uumlbereinkommens uumlber die Biologische Viel-falt (CBD) und des Internationalen Vertrags uumlber pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (ITPGR) umfangreiche internationale Verpflichtungen eingegangen die u a den Erhalt und die nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen betreffen

Mit der CBD verpflichten sich die Vertragsparteien nationale Strategien Plaumlne und Programme zur Er-haltung und nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt insgesamt zu entwickeln und bestimmte Informationspflichten zu erfuumlllen Dieser Verpflich-tung kommt Deutschland mit der bdquoNationalen Strategie zur biologischen Vielfaltldquo nach Sie wird ergaumlnzt durch die vom BMEL entwickelte bdquoStrategie zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der biolo-gischen Vielfalt in der Ernaumlhrungs- Land- Forst- und Fischereiwirtschaftldquo Diese Agrobiodiversitaumltsstrategie bildet einen Rahmen fuumlr die sektoralen nationalen Fachprogramme die speziell fuumlr pflanzen- tier- forst- und aquatische genetische Ressourcen erstellt worden sind

Mit dem ITPGR werden Verpflichtungen einge-gangen die speziell die Erhaltung und nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlh-rung und Landwirtschaft betreffen Nach Artikel 5 des ITPGR foumlrdert jede Vertragspartei nach Maszliggabe der innerstaatlichen Rechtsvorschriften und gegebe-nenfalls in Zusammenarbeit mit anderen Vertrags-parteien einen integrierten Ansatz zur Erforschung Erhaltung und nachhaltigen Nutzung pflanzenge-netischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirt-schaft Auszligerdem ergreifen die Vertragsparteien sofern angebracht Maszlignahmen um Gefahren fuumlr pflanzengenetische Ressourcen auf ein Mindestmaszlig zu beschraumlnken oder nach Moumlglichkeit zu beseitigen Auch diese Verpflichtungen werden in der Agrobiodi-versitaumltsstrategie des BMEL sowie dem vorliegenden Fachprogramm aufgegriffen

Die Bestimmungen der CBD und des ITPGR sind in Form zustimmungspflichtiger Bundesgesetze nach Art 59 Abs 2 des Grundgesetzes in nationales Recht umgesetzt worden (CBD BGBl II 1993 S 1741 ITPGR BGBl II 2003 S 906) Die Durchfuumlhrung und Uumlberwachung von Bundesgesetzen obliegt den Laumlndern soweit die Gesetze keine anderen

Bestimmungen enthalten Damit erstrecken sich die o g Verpflichtungen auf alle staatlichen Ebenen in Deutschland

In der Regel befinden sich die genetischen Ressour-cen in der Verfuumlgungsgewalt der Laumlnder teilweise allerdings auch in der des Bundes oder anderer nichtstaatlicher Akteure So unterhaumllt die Ressort-forschung oder das Bundessortenamt zur Erfuumlllung seiner gesetzlichen Aufgaben auch eigene Samm- lungen genetischer Ressourcen

Innerhalb des foumlderalen Systems ist der Bund fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung genetischer Ressourcen auch insoweit zustaumlndig als er von seiner Gesetzgebungskompetenz im Rahmen der konkur-rierenden Gesetzgebung zur Foumlrderung der land- und forstwirtschaftlichen Erzeugung sowie zur Sicherung der Ernaumlhrung Gebrauch macht Von Relevanz sind aber u a auch Regelungen zum Schutz des geistigen Eigentums (z B Sortenschutz)

Aus der Zustaumlndigkeit des Bundes fuumlr die auswaumlrtigen Beziehungen ergeben sich Koordinierungsaufgaben in Bezug auf Programme auf europaumlischer oder inter-nationaler Ebene und Vereinbarungen zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung genetischer Ressourcen Um diese Verpflichtungen erfuumlllen zu koumlnnen ist eine nationale Koordination der entsprechenden Inventa-risierungs- Erhaltungs- und Berichtsaktivitaumlten der Bundeslaumlnder notwendig Diese Aufgabe wurde auf Bundesebene zum groszligen Teil an das Informations- und Koordinationszentrum fuumlr Biologische Vielfalt (IBV) der BLE uumlbertragen

Die Koordination von Erhaltungsaktivitaumlten und Unterstuumltzung von Erhaltungsnetzwerken durch das IBV zeigt sich gegenwaumlrtig u a in der Koordination der Deutschen Genbank Zierpflanzen und der Mitar-beit in verschiedenen weiteren Erhaltungsnetzwerken (z B Rebe Obst)

Zustaumlndigkeiten des Bundes ergeben sich zudem aus der gemeinschaftlichen Foumlrderung von Einrichtun-gen und Vorhaben der Forschung von gesamtstaat-licher und uumlberregionaler Bedeutung durch Bund und Laumlnder So wird die Bundeszentrale Genbank fuumlr landwirtschaftliche und gaumlrtnerische Kulturpflanzen am Leibniz-Institut fuumlr Pflanzengenetik und Kultur-pflanzenforschung (IPK) vom Bund kofinanziert

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GruumlnlandmitStreuobstbaumlumenimMittelgebirge

Die Erhaltung genetischer Ressourcen hat in Deutschland in einigen Bereichen eine lange Traditi-on mit teilweise gut etablierten staatlichen oder pri-vaten Strukturen In der Agrobiodiversitaumltsstrategie und im vorliegenden Fachprogramm wird anerkannt dass die angestrebte Erhaltung und nachhaltige Nutzung genetischer Ressourcen nicht allein durch staatliche Stellen gewaumlhrleistet werden kann Aus diesem Grund sind die Erhaltungsanstrengungen von Bund und Laumlndern haumlufig in Form von Netzwerken angelegt Die Koordination der Akteure erfolgt u a uumlber den BEKO und das vorliegende FachprogrammDa es sich beim vorliegenden bdquoNationalen Fachpro-grammldquo um ein gemeinsames Programm aller rele-vanten Akteure im Bereich pflanzengenetischer Res-sourcen handelt wird dieses auch von allen Akteuren auf freiwilliger oder gesetzlicher Basis mitgetragen Ein aktueller Uumlberblick uumlber die einzelnen Akteure im Bereich der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft sowie deren Beitraumlge zur Umsetzung des vorliegenden Fachprogramms findet sich im zentralen Informationssystem Genetische Ressourcen bdquoGENRESldquo (wwwgenresde)

Der Bund die Laumlnder sowie die einzelnen Institute Gremien und Akteure stellen durch eigene Leistun-gen die Durchfuumlhrung dieses Fachprogramms sicher BMEL im Rahmen der Bundesregierung federfuumlhrend fuumlr dieses Fachprogramm wird bei der Durchfuumlhrung der ihm obliegenden Zustaumlndigkeiten besonders bei der Koordination von Maszlignahmen vom Bera-tungs- und Koordinierungsausschuss fuumlr genetische Ressourcen landwirtschaftlicher und gartenbaulicher

Kulturpflanzen (BEKO) und dessen pflanzen- und themenspezifischen Expertengruppen unterstuumltzt Die Laumlnder unterstuumltzen das Programm ggf durch die Einrichtung eigener Landesprogramme oder durch die Einbeziehung einzelner Maszlignahmen in bestehen-de Programme Wesentlich fuumlr Transparenz Kohaumlrenz und Effizienz von Maszlignahmen ist die Verbesserung des Informationsflusses und der Kommunikation zwischen den Akteuren Das Programm wird von Zeit zu Zeit unter Beteiligung der maszliggeb-lichen Akteure uumlberpruumlft und ggf fortgeschrieben

Die Durchfuumlhrung von Maszlignahmen des Arbeits-programms kann durch die Vereinbarung konkreter Projekte vorangetrieben und unterstuumltzt werden Diese werden in einem Projektplan beschrieben in welchem die Projektziele und die zu deren Umset-zung notwendigen Maszlignahmen definiert sind sowie Projektpartner und deren Aufgaben festgelegt wer-den Weitere Bestandteile des Projektplans sollten eine Auflistung von Meilensteinen ein Zeitplan sowie ein Finanzierungsplan sein der neben den Eigen-leistungen der Akteure auch externe Finanzierung beinhalten kann

Die Projekte koumlnnen sowohl durch die Akteure als auch durch den BEKO initiiert werden Die Experten-gruppen des BEKO sowie das Sekretariat unterstuumlt-zen die Erstellung der jeweiligen Projektplaumlne Die Projektdurchfuumlhrung wird durch den BEKO begleitet hierzu unterstuumltzt das Sekretariat den dazu notwen-digen Informationsaustausch zwischen den Akteuren und dem BEKO

60

6 Abkuumlrzungsverzeichnis

AEGIS A European Genebank Integrated System ndash Europaumlische Genbank AEGIS

AEGRO An Integrated European In Situ Manage-ment Work Plan Implementing Genetic Reserves and On Farm Concepts ndash Ein integrierter europaumlischer Arbeitsplan fuumlr das In-situ-Management Umsetzung der Konzepte bdquogenetisches Schutzgebietldquo und bdquoOn farmldquo

AMA Associate Membership Agreement ndash Beitrittsvereinbarung

BAZFAL Bundesanstalt fuumlr Zuumlchtungsforschung an Kulturpflanzen (bis 122007)

BEKO Beratungs- und Koordinierungsausschuss fuumlr genetische Ressourcen landwirt-schaftlicher und gartenbaulicher Kultur-pflanzen

BfN Bundesamt fuumlr Naturschutz

BGB Buumlrgerliches Gesetzbuch

BIG Bundesinformationssystem Genetische Ressourcen

BLE Bundesanstalt fuumlr Landwirtschaft und Ernaumlhrung

BMEL Bundesministerium fuumlr Ernaumlhrung undLandwirtschaft

BML Bundesministerium fuumlr Ernaumlhrung Land-wirtschaft und Forsten (heute BMEL)

BMU Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz und Reaktorsicherheit

BNatSchG Bundesnaturschutzgesetz

BS Benefit Sharing

BSA Bundessortenamt

CBD Convention on Biological Diversity ndash Uumlbereinkommen uumlber die Biologische Vielfalt

CGIAR Consultative Group on International Agricultural Research ndash Beratungsgruppe fuumlr Internationale Agrarforschung

CGRFA Commission on Genetic Resources for Food and Agriculture ndash Kommission fuumlr genetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

CWR Crop Wild Relative ndash mit Kulturarten verwandte Wildarten

CampE Charakterisierung und Evaluierung

DGG Deutsche Gartenbau-Gesellschaft 1822 e V

DGO Deutsche Genbank Obst

ECPGR European Cooperative Programme for Plant Genetic Resources ndash Europaumlisches Kooperationsprogramm fuumlr Pflanzen-genetische Ressourcen

EG Europaumlische Gemeinschaft

ELER Europaumlischer Landwirtschaftsfonds fuumlr die Entwicklung des laumlndlichen Raums

EPCS European Plant Conservation Strategy ndash Europaumlische Strategie zur Erhaltung der Pflanzen

EU Europaumlische Union

EUREGIO Deutsch-niederlaumlndischer Kommunal-verband e V

EURISCO European Plant Genetic Resources Search Catalogue ndash Europaumlischer Suchkatalog fuumlr Pflanzengenetische Ressourcen

EVA Nationales Evaluierungsprogramm fuumlr Pflanzengenetische Ressourcen

EWG Europaumlische Wirtschaftsgemeinschaft (seit 1994 umbenannt in EG)

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FAO Food and Agricultural Organisation of the United Nations ndash Ernaumlhrungs- und Land-wirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen

FFH Fauna-Flora-Habitat

GABI Genomanalyse im Biologischen System Pflanze

GAK Gemeinschaftsaufgabe bdquoVerbesserung der Agrarstruktur und des Kuumlstenschutzesldquo

GAP Gemeinsame Agrarpolitik

GBIF Global Biodiversity Information Facility

GBIS Genbankinformationssystem des IPK

GCDT Global Crop Diversity Trust ndash Globaler Fonds fuumlr die Nutzpflanzenvielfalt

GEVIP Grenzuumlberschreitende Entwicklung und Vermarktung innovativer Pflanzen-produkte

GIS Geoinformationssystem

GSPC Global Strategy for Plant Conservation ndash Globale Strategie zum Erhalt der Pflan-zenvielfalt

HNV High Nature Value Farmland ndash Indikator fuumlr Landwirtschaftsflaumlchen mit hohem Naturwert

IBV Informations- und Koordinationszentrum fuumlr Biologische Vielfalt

IPEN International Plant Exchange Network ndash Internationales Pflanzenaustausch- netzwerk

IPK Leibniz-Institut fuumlr Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung

ITPGRFA International Treaty on Plant Genetic Resources for Food and Agriculture ndash Internationaler Vertrag uumlber pflanzen-genetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

JKI Julius Kuumlhn-Institut ndash Bundesforschungs-institut fuumlr Kulturpflanzen

KULAP Kulturlandschaftsprogramm

LfL Bayrische Landesanstalt fuumlr Landwirt-schaft

MAA Most Appropriate Areas

MoU Memorandum of Understanding ndash Kooperationsvereinbarung

MuD Modell- und Demonstrationsvorhaben

MLS Multilateral System of Access and Benefit-Sharing ndash Multilaterales System fuumlr Zugang und Vorteilsausgleich

NICE-D Nationale Informationsinfrastruktur fuumlr Charakterisierungs- und Evaluierungs- daten in Deutschland

PGRDEU Nationales Inventar Pflanzengenetische Ressourcen in Deutschland

PGR Pflanzengenetische Ressourcen

PGRFA Plant Genetic Resources for Food and Agriculture ndash Pflanzengenetische Ressour-cen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

RL Richtlinie

SaatG Saatgutverkehrsgesetz

SMTA Standard Material Transfer Agreement ndash Standardisierte Materialuumlbertragungs-vereinbarung

SortG Sortenschutzgesetz

UPOV International Union for the Protection of New Varieties of Plants ndash Internationaler Verband zum Schutz von Pflanzenzuumlch-tungen

VITIS Europaumlische Fruchtartendatenbanken fuumlr Vitis

WEL Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

62

7 Literatur

BfN (1999) Daten zur Natur Landwirtschaftsverlag Muumlnster

BLAG (Bund-Laumlnder-Arbeitsgruppe bdquoForstliche Genressourcen und Forstsaatgutrechtldquo) (2000) Konzept zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung forstlicher Genressourcen in der Bundesrepublik Deutschland

BLE (2008) Pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Er-naumlhrung und Landwirtschaft in Deutschland Zweiter Nationaler Bericht Schriftenreihe des Informations- und Koordinationszentrums fuumlr Biologische Vielfalt Band 29

BMELV (2007) Agrobiodiversitaumlt erhalten Potenziale der Land- Forst- und Fischereiwirtschaft erschlieszligen und nachhaltig nutzen Eine Strategie des BMELV fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt fuumlr die Ernaumlhrung Land- Forst- und Fischerei-wirtschaft

BML (1996) Nutzpflanzen - Vielfalt fuumlr die Zukunft Deutscher Bericht zur Vorbereitung der 4 Internationalen Technischen Konferenz der FAO uumlber Pflanzengenetische Ressourcen vom 17-23 Juni 1996 in Leipzig Sonderdruck 625-1396 Bonn

BML (1997) 4 Internationale Technische Konferenz der FAO uumlber Pflanzengenetische Ressourcen-Schriften zu Genetischen Ressourcen (Sonder-band) Bonn

BML (2000a) Genetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung Landwirtschaft und Forsten Reihe A Angewandte Wissenschaft Heft 487 Landwirt-schaftsverlag Muumlnster-Hiltrup

BML (2000b) Statistisches Jahrbuch uumlber Ernaumlhrung Landwirtschaft und Forsten Landwirtschafts-verlag Muumlnster-Hiltrup

Bommer DFR amp K Beese (1990) Pflanzengenetische Ressourcen ndash Ein Konzept zur Erhaltung und Nutzung fuumlr die Bundesrepublik Deutschland Schriftenreihe des Bundesministeriums fuumlr Ernaumlhrung Landwirtschaft und Forsten Reihe A Angewandte Wissenschaft Heft 388

FAO (1996) Global Plan of Action for the Conservati-on and Sustainable Utilization of Plant Genetic Resources for Food and Agriculture FAO Rom

FAO (2010) The Second Report on the State of the Worldacutes Plant Genetic Resources for Food and Agriculture Rome

Hammer K (1998) Agrarbiodiversitaumlt und pflanzen-genetische Ressourcen Schriften zu Geneti-schen Ressourcen Band 10 ZADI Bonn

Korneck D amp H Sukopp (1988) Rote Liste der in der Bundesrepublik Deutschland ausgestorbenen verschollenen und gefaumlhrdeten Farn- und Bluumltenpflanzen und ihre Auswertung fuumlr den Arten- und Biotopschutz Schr ndashRF Vegeta-tionskunde 19

Korneck D M Schnittler amp I Vollmer (1996) Rote Liste der Farn- und Bluumltenpflanzen Deutsch-lands Schr-R f Vegetationskunde 28

Laliberte B Maggioni L Maxted N amp V Negri (eds) (2000) Report of a Task Force on Wild Species Conservation in Genetic Reserves and a Task Force on On-farm Conservation and Manage-ment IPGRI Rom

Leopold J (1998) Saatgut-Nachbau und Saatgut-Pflege ndash eine Umfrage bei Demeter-Landwirten und ndashGaumlrtnern ndash Forschungsring fuumlr biolo-gisch-dynamische Wirtschaftsweise Darm-stadt

Schneider C U Sukopp amp H Sukopp (1994) Bio-logisch-oumlkologische Grundlagen des Schutzes gefaumlhrdeter Segetalpflanzen Schr-R f Vege-tationskunde 26

63

8 Zitierte Gesetzestexte und Mitteilungen

BMJ (1993) Gesetz zu dem Uumlbereinkommen uumlber die biologische Vielfalt vom 05 Juni 1992 Bundesgesetzblatt Teil II Z 1998 A 09 Sept 1993 Nr 32

BMELV (2011) Richtlinie zur Foumlrderung von Modell- und Demonstrationsvorhaben im Bereich der Erhaltung und innovativen nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt

BMU (2012) Leitfaden zur Verwendung gebietseige-ner Gehoumllze Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) Stand Januar 2012 httpwwwbmudefilespdfsallgemeinapplicationpdfleitfaden_ gehoelze_bfpdf Letzter Zugriff 06032012

Bundesnaturschutzgesetz vom 29 Juli 2009 (BGBl I S 2542) das zuletzt durch Artikel 5 des Geset-zes vom 6 Februar 2012 (BGBl I S 148) geaumln-dert worden ist

KOM (2001) Mitteilung der Kommission an den Rat und das Europaumlische Parlament ndash Aktionsplan zur Erhaltung der Biologischen Vielfalt in der Landwirtschaft KOM20010162 endg

KOM (2006) Mitteilung der Kommission Eindaumlm-mung des Verlusts der Biologischen Vielfalt bis zum Jahr 2010 ndash Und daruumlber hinaus KOM (2006) 216 endg

KOM (2010) Mitteilung der Kommission an das Euro-paumlische Parlament den Rat den Europaumlischen Wirtschafts- und Sozialausschuss und den Ausschuss der Regionen ndash Die GAP bis 2020 Nahrungsmittel natuumlrliche Ressourcen und laumlndliche Gebiete ndash die kuumlnftigen Herausfor-derungen KOM (2010) 6725

Verordnung uumlber das Inverkehrbringen von Saatgut von Erhaltungsmischungen vom 6 Dezember 2011 (BGBl I S 2641)

Verordnung uumlber die Zulassung von Erhaltungssor-ten und das Inverkehrbringen von Saat- und Pflanzgut von Erhaltungssorten vom 21 Juli 2009 (BGBl I S 2107)

Vierzehnte Verordnung zur Aumlnderung saatgutrecht-licher Verordnungen vom 17 Dezember 2010 (BGBl I S 2128)

VO (EG) Nr 8702007

VO (EG) Nr 16882005 (ELER-VO)

64

9 Weiterfuumlhrende Informationen und Adressverzeichnis

Weiterfuumlhrende Informationen Hintergrundmaterial und ein aktuelles Adressverzeichnis fuumlr alle am vorliegenden Fachprogramm beteiligten Akteure findet sich im Informationssystem Genetische Ressourcen GENRES (httpwwwgenresdekultur-und-wildpflanzenrahmenbedingungenfachprogramm)

65

66

ImpressumHerausgeberBundesministerium fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (BMEL)Wilhelmstraszlige 54 10117 Berlin

StandJanuar 2015

Text und AnsprechpartnerBundesministerium fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (BMEL)Referat 522Biologische Vielfalt und BiopatenteRochusstraszlige 153123 BonnTelefon +49 228 99 529-0

Gestaltungdesignidee buumlro_fuumlr_gestaltung Erfurt

BildnachweisChristian PedantFotoliacom S 1 BMELPhototheknetThomas Koumlhler S 4 R_RFotoliacom S 6 12 Herrn Dr Hoffmann ZALF S 15 S 45 Xochiquetzal FonsecaCIMMYT S 19 BMEL designidee S 28Europa-Rosarium Sangerhausen Frau Schulz S 30 B Ditsch BG Dresden S 53 Thomas Stephan Dominic MenzlerBundesanstalt fuumlr Landwirt-schaft und Ernaumlhrung (BLE)wwwoekolandbaude S 8 9 16 18 20 34 37 40 51 54 56 Informations- und Koordinationszentrum fuumlr Biologische Vielfalt (IBV) S 7 10 23 25 27 31 32 34 35 36 40 43 44 59N HirneisenPicleasecom H Winter Picleasecom S 11 FocalPointFo-toliacom S 41 G EllwangerPicleasecom H Duty Picleasecom

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Diese Broschuumlre wird im Rahmen der Oumlffentlichkeits- arbeit des BMEL kostenlos herausgegeben Sie darf nicht im Rahmen von Wahlwerbung politischer Parteien oder Gruppen eingesetzt werden

Weitere Informationen finden Sie im Internet unterwwwbmelde

  • Nationales Fachprogramm zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung pflanzen- genetischer Ressourcen landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Kulturpflanzen Pflanzengenetische Ressourcen in Deutschland
    • Inhalt
    • Vorwort
      • Sehr geehrte Leserinnnen und Leser
        • 1 Einleitung
        • 2 Bedeutung Gefaumlhrdung und Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen
          • 21 Begriffsbestimmungen
          • 22 Bedeutung
          • 23 Zustand und Gefaumlhrdung
          • 24 Erhaltung pflanzen- genetischer Ressourcen
            • 3 Politische und rechtliche Rahmen- bedingungen
              • 31 Internationale Ebene
                • 311 Uumlbereinkommen uumlber die biologische Vielfalt
                • 312 Internationaler Vertrag uumlber pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft
                  • Kommission fuumlr Genetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft der FAO
                    • 313 Globaler Treuhandfonds fuumlr Nutzpflanzenvielfalt
                      • 32 Europaumlische Ebene
                        • 321 EU-Agrarpolitik
                        • 322 Europaumlisches Kooperationsprogramm fuumlr pflanzengenetische Ressourcen
                          • 33 Nationale Ebene
                            • 331 Zugang zu pflanzengenetischen Ressourcen
                            • 332 RechtlicherRahmenfuumlrdas InverkehrbringenvonSaat-und Pflanzgut
                            • 333 AuswirkungendesNaturschutzrechts
                                • 4 Schwerpunkte des Arbeitsprogramms
                                  • 41 Ex-situ-Erhaltung
                                    • Handlungsbedarf
                                    • 411 BundeszentraleGenbankfuumlr landwirtschaftlicheund gartenbaulicheKulturpflanzen
                                      • Handlungsbedarf
                                        • 412 DeutscheGenbankObst
                                          • Handlungsbedarf
                                            • 413 DeutscheGenbankReben
                                              • Handlungsbedarf
                                                • 414 DeutscheGenbankZierpflanzen
                                                  • Handlungsbedarf
                                                    • 415 Genbank fuumlr Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft
                                                      • Handlungsbedarf
                                                        • 416 Implementierung der bdquoEuropaumlischen Genbankldquo (AEGIS) im Rahmen des ECPGR
                                                          • Handlungsbedarf
                                                            • 417 Implementierung des Multilateralen Systems (MLS) des Internationalen Vertrags
                                                              • Handlungsbedarf
                                                                  • 42 In-situ-Erhaltung
                                                                    • 421 On-farm-Bewirtschaftung
                                                                      • 4211 Weiterentwicklung der bdquoRoten Liste der gefaumlhrdeten einheimischen Nutzpflanzenldquo
                                                                        • Handlungsbedarf
                                                                          • 4212 Staumlrkung der On-farm-Erhaltung und -Bewirtschaftung
                                                                            • Handlungsbedarf
                                                                              • 4213 Erhaltung und nachhaltige Nutzung der genetischen Vielfalt im Gruumlnland
                                                                                • Handlungsbedarf
                                                                                  • 4214 Aufbau von Kompetenzzentren
                                                                                    • Handlungsbedarf
                                                                                      • 4215 AufbauvonFortbildungsangeboten imBereichOn-farm-Erhaltung pflanzengenetischerRessourcen
                                                                                        • Handlungsbedarf
                                                                                            • 422 In-situ-ErhaltungvonWildpflanzen fuumlrErnaumlhrungundLandwirtschaft (WEL)
                                                                                              • Handlungsbedarf
                                                                                              • 4221 IdentifizierungvonSchwerpunktarten
                                                                                                • Handlungsbedarf
                                                                                                  • 4222 BestandsstuumltzendeMaszlignahmen
                                                                                                    • Handlungsbedarf
                                                                                                      • 4223 IdentifizierungAufbauundAusweisung bdquogenetischerSchutzgebieteldquo
                                                                                                        • Handlungsbedarf
                                                                                                          • 4224 VerwendunggebietseigenerWildpflanzen inderfreienNatur
                                                                                                            • Handlungsbedarf
                                                                                                              • 43 Nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen
                                                                                                                • 431 WeiterfuumlhrungvonAgrarumwelt- maszlignahmen
                                                                                                                  • Handlungsbedarf
                                                                                                                    • 432 Weiterentwicklungnachhaltiger Nutzungssysteme
                                                                                                                      • Handlungsbedarf
                                                                                                                        • 433 EntwicklungundVerbesserungvon IndikatorenfuumlrdieBestimmungder Gefaumlhrdungvonpflanzengenetischen Ressourcen
                                                                                                                          • Handlungsbedarf
                                                                                                                            • 434 FoumlrderungderEvaluierungund Charakterisierung
                                                                                                                              • Handlungsbedarf
                                                                                                                                • 435 ErschlieszligungvonInnovationspoten- zialenpflanzengenetischerRessourcen durchdieZuumlchtungsforschung
                                                                                                                                  • Handlungsbedarf
                                                                                                                                    • 436 Erweiterungdergenetischen DiversitaumltdurchdenAufbauvon Evolutionsramschen
                                                                                                                                      • Handlungsbedarf
                                                                                                                                        • 437 VermarktungvonbdquoVielfaltsproduktenldquo
                                                                                                                                          • Handlungsbedarf
                                                                                                                                              • 44 Information und Dokumentation
                                                                                                                                                • 441 Auf-undAusbauinstitutioneller Informationsinfrastruktur
                                                                                                                                                  • Handlungsbedarf
                                                                                                                                                    • 442 PortalfuumlrEx-situ-Erhaltungskulturen einheimischerWildpflanzen
                                                                                                                                                      • Handlungsbedarf
                                                                                                                                                        • 443 Auf-undAusbaueinerDokumen- tationsinfrastrukturzwischenBund undLaumlndernfuumlrdenBereichin situ undon farm
                                                                                                                                                          • Handlungsbedarf
                                                                                                                                                            • 444 NationalesInventarbdquoPGRDEUldquo
                                                                                                                                                              • Handlungsbedarf
                                                                                                                                                                • 445 NationaleInformationsinfrastruktur fuumlrCharakterisierungs-undEvaluie- rungsdaten
                                                                                                                                                                  • Handlungsbedarf
                                                                                                                                                                    • 446 Bundesinformationssystem GenetischeRessourcen
                                                                                                                                                                      • Handlungsbedarf
                                                                                                                                                                          • 45 Oumlffentlichkeitsarbeit
                                                                                                                                                                            • Handlungsbedarf
                                                                                                                                                                                • 5 Organisation und Durchfuumlhrung
                                                                                                                                                                                • 6 Abkuumlrzungsverzeichnis
                                                                                                                                                                                • 7 Literatur
                                                                                                                                                                                • 8 Zitierte Gesetzestexte und Mitteilungen
                                                                                                                                                                                • 9 Weiterfuumlhrende Informationen und Adressverzeichnis
                                                                                                                                                                                • Impressum
                                                                                                                                                                                  • Herausgeber
                                                                                                                                                                                  • Stand
                                                                                                                                                                                  • Text und Ansprechpartner
                                                                                                                                                                                  • Gestaltung
                                                                                                                                                                                  • Bildnachweis
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Page 11: Pflanzengenetische Ressourcen in Deutschland - BMEL

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Bluumlhende Streuobstwiese

Da die Erhaltung einiger Kulturen wie Obst Gehoumllze und Zierpflanzen nicht in den Aufgabenbereich der IPK-Genbank faumlllt ist die Etablierung weiterer spezi- alisierter Genbanken bzw Genbanknetzwerke not- wendig (siehe Kapitel 41) Ergaumlnzend bieten sich auch die Botanischen Gaumlrten fuumlr die Erhaltung genetischer Ressourcen an die gleichzeitig alte Sorten wie auch Wildarten und Wildformen von Kulturarten am na- tuumlrlichen Standort als auch ex situ erhalten koumlnnen Aber auch Erhaltungsinitiativen und sonstige Insti-tutionen einschlieszliglich Privatpersonen die speziali-sierte Sammlungen mit wenigen oder nur einer Art unterhalten koumlnnen in diese Erhaltungsaktivitaumlten einbezogen werden Zur besseren Koordination dieser Sammlungsaktivitaumlten werden derzeit Erhaltungs-infrastrukturen in Form von Genbanknetzwerken etabliert bzw weiter ausgebaut (Naumlheres hierzu siehe wwwgenresde)

Traditionell sind der Schutz und die Erhaltung in situ Schwerpunktaktivitaumlten des Naturschutzes Die Arten bleiben in ihren Oumlkosystemen den dynamischen Prozessen der Evolution ausgesetzt Die notwendige Anpassung durch natuumlrliche Selektion an wechseln-de Umwelteinfluumlsse ist so gewaumlhrleistet Mit unse-ren Kulturarten verwandte Wildpflanzen (crop wild

relatives ndash CWR) und aktuell oder potenziell nutzbare Wildarten stellen mit mehr als 2800 Arten als so-genannte Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Land-wirtschaft (WEL) einen beachtlichen Anteil unserer heimischen Flora (ca 3500 Arten) WEL leisten einen wichtigen Beitrag zur Erweiterung der genetischen Basis und sind damit fuumlr die Pflanzenzuumlchtung eine wertvolle Quelle neuer Eigenschaften In der nach-haltigen landwirtschaftlichen und gartenbaulichen Pflanzenproduktion werden heute leistungsfaumlhige und gesunde Sorten mit ausgepraumlgten Qualitaumlts-eigenschaften und guter Widerstandsfaumlhigkeit gegen Pflanzenkrankheiten und Schaumldlinge benoumltigt

Eine besondere Form der In-situ-Erhaltung ist die On-farm-Bewirtschaftung Erhaltungsinitiativen aber auch einige Betriebe des oumlkologischen Landbaus bauen alte regional angepasste Sorten (so genannte Landsorten) an Beim Erhalt gartenbaulicher Kul-turpflanzen und Sonderkulturen kann ebenfalls die traditionelle Nutzung in Gaumlrten sehr wichtig sein

Die Erhaltung und nachhaltige Nutzung genetischer Ressourcen gehoumlrt zu den wichtigen Zukunftsaufgaben von Bundes- und Landesregierungen Deutschlands

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3 Politische und rechtliche Rahmen- bedingungen

31 Internationale Ebene

311 Uumlbereinkommen uumlber die biologische Vielfalt

Das 1992 in Rio de Janeiro von der Voumllkergemein-schaft beschlossene Uumlbereinkommen uumlber die biolo-gische Vielfalt (Convention on Biological Diversity ndash CBD) verpflichtet die Vertragsstaaten zur langfris-tigen Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der auf ihrem Hoheitsgebiet vorkommenden biologischen Vielfalt Es enthaumllt auch Bestimmungen uumlber den Zugang zu genetischen Ressourcen und der Teilha-be an den sich aus der Nutzung dieser Ressourcen ergebenden Vorteile (siehe hierzu auch Kapitel 331) Deutschland ist seit 1993 Vertragspartei der CBD (Ge-setz zu dem Uumlbereinkommen vom 5 Juli 1992 uumlber die biologische Vielfalt (BGBI II 1993 1741))

Ein wichtiger Erfolg des CBD-Prozesses war die Ver-abschiedung der Bonner Leitlinien uumlber den Zugang zu genetischen Ressourcen und die gerechte und ausgewogene Beteiligung an den Vorteilen aus ihrer Nutzung im Jahr 2002 Mit der Verabschiedung des sogenannten Nagoya-Protokolls auf der 10 Vertrags-staatenkonferenz unter voller Beruumlcksichtigung be-reits bestehender internationaler Regelungen wurden die Grundlagen fuumlr kuumlnftige Regelungen zu Zugang und Vorteilsausgleich geschaffen

Fuumlr den Schutz die Erhaltung und nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen ist daruumlber hinaus die 2002 im Rahmen der CBD verabschiede-te Globale Strategie zum Erhalt der Pflanzenvielfalt (Global Strategy for Plant Conservation ndash GSPC) von Bedeutung Sie stellt ein Instrument dar um das 2010-Ziel (signifikante Verminderung des Verlusts an biologischer Vielfalt) welches durch die Staats- und Regierungschefs anlaumlsslich des Weltgipfels fuumlr nach-haltige Entwicklung (World Summit on Sustainable Development) 2002 beschlossen wurde zu erreichen Alle Vertragsstaaten der CBD sind aufgefordert die GSPC bei der Erarbeitung von nationalen Strategien

und Programmen zu beruumlcksichtigen Auf der 10 Vertragsstaatenkonferenz der CBD im Oktober 2010 in Nagoya Japan wurde eine uumlberarbeitete GSPC beschlossen Die GSPC umfasst 16 konkrete Ziele in 5 Handlungsbereichen (I) Erfassung und Dokumen-tation (II) Erhaltung (III) Nachhaltige Nutzung (IV) Foumlrderung von Bildung und Bewusstsein uumlber die Pflanzenvielfalt und (V) Schaffung von fachlichen Kapazitaumlten zu deren Erhaltung In einem For-schungs- und Entwicklungsvorhaben des BfN mit den Botanischen Gaumlrten der Universitaumlt Bonn (2005ndash2008) wurden Vorschlaumlge zu Umsetzungserfordernissen der GSPC in Deutschland erarbeitet Die im Rahmen dieses Vorhabens geleistete Luumlckenanalyse und Erar-beitung von Handlungsprioritaumlten unterstuumltzen seit Beendigung des Projekts die Umsetzung einzelner Ziele durch betroffene Akteure in Deutschland

Delegierte verhandeln die internationalen Rahmenbedingungen fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen

5 Planta Europa ist ein Netzwerk unabhaumlngiger Regierungs- und Nicht-Regierungs-Organisationen die fuumlr den Schutz der europaumlischen Flora zusammenarbeiten (wwwplantaeuropaorg)

Eine weitere Grundlage bilden auch die detaillierte-ren Anforderungen der Europaumlischen Strategie zur Erhaltung der Pflanzen (European Plant Conserva-tion Strategy ndash EPCS) Die EPCS wurde von Planta Europa5 und dem Europarat entwickelt und stellt die Ziele der GSPC in einen europaumlischen Zusammen-hang Sie enthaumllt 42 klare Ziele fuumlr Europa mit der die in der GSPC definierten 16 Ziele bis Mitte 2010 um-gesetzt werden sollen Im Jahre 2007 wurde die EPCS uumlberpruumlft und weiter mit der GSPC harmonisiert Die neue Europaumlische Strategie (European Strategy for

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Plant Conservation ndash ESPC) gilt jetzt von 2008 ndash 2014 und untersetzt jedes der 16 Ziele der GSPC mit spezi-fischen europaumlischen Zielen die teilweise von hoher Relevanz fuumlr das vorliegende Fachprogramm sind (z B ESPC Ziel 91 Establishment of 25 European crop wild relative genetic reserves covering the major hot-spots of species and genetic diversity) Die Umsetzung der ESPC wird von Planta Europa koordiniert

312 Internationaler Vertrag uumlber pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

Auf internationaler Ebene trat das wichtigste Abkom-men zur Erhaltung und Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft der Internationale Vertrag uumlber pflanzengenetische Res-sourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (ITPGR) im Jahr 2004 in Kraft (vgl wwwplanttreatyorg) Der Vertrag ist als zustimmungspflichtiges Bundesgesetz ratifiziert worden61

Die Vertragsstaaten des ITPGR verpflichten sich pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft langfristig zu erhalten und nachhal-tig zu nutzen sie verpflichten sich zudem bei ihren Erhaltungsbemuumlhungen zur gegenseitigen Unterstuumlt-zung und internationalen Zusammenarbeit Ein zent-rales Element des ITPGR ist ein Multilaterales System (MLS) aus dem pflanzengenetische Ressourcen unter erleichterten Bedingungen mit Hilfe eines bdquoStandard Material Transfer Agreements (SMTA)ldquo fuumlr eine Nut-zung verfuumlgbar gemacht werden Uumlber dieses SMTA werden im ITPGR unter den jeweiligen Bedingungen entweder obligatorische oder freiwillige Zahlungen in den sogenannten bdquoBenefit Sharing (BS) Fundldquo des ITPGR eingenommen Der BS-Fund foumlrdert daraus Projekte in Entwicklungslaumlndern und Laumlndern mit Uumlbergangswirtschaften soweit sie Vertragsstaaten des ITPGR sind

Ferner erkennt der ITPGR die Rechte der Bauern (Farmerslsquo Rights) durch Anerkennung des Beitrags den die ortsansaumlssigen und eingeborenen Gemein-schaften und Bauern zur Erhaltung und Entwicklung pflanzengenetischer Ressourcen geleistet haben und weiter leisten an

Deutschland ratifizierte den ITPGR im Jahr 2004 und seine Umsetzung auf nationaler Ebene ist zwischen-zeitlich weit fortgeschritten BMEL ist federfuumlhrendes Ressort und nationale Kontaktstelle (Focal Point) fuumlr den Vertrag Die relevanten Akteure wurden aufge-fordert pflanzengenetische Ressourcen fuumlr das MLS bereitzustellen und fuumlr die Abgabe von Material dieser pflanzengenetischen Ressourcen das SMTA zu verwenden Zur besseren Information aller Ak-teure wurde eine deutsche Sprachversion des SMTA (rechtlich guumlltig ist nur die englische Textversion) in Abstimmung mit Oumlsterreich und der Schweiz erstellt und mit weiteren erlaumluternden Informationsmateri-alien u a auf der Internetseite des BMEL eingestellt Deutsche Einrichtungen haben seit 2008 insgesamt ca 108000 Genbankmuster in das MLS eingebracht Die Muster des MLS sind im Nationalen Inventar zu Pflanzengenetischen Ressourcen PGRDEU6 entspre-chend gekennzeichnet so dass eine gezielte Online-Recherche nach Material welches aus Deutschland fuumlr das MLS bereitgestellt wird moumlglich ist

Die weitere Unterstuumltzung des ITPGR ist ein wesentli-ches Element der deutschen Agrobiodiversitaumltsstrategie

6 httppgrdeugenresde61 Gesetz zu dem befristeten Vertrag vom 3 November 2001 uumlber pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft BbBI II 2003 906

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Kommission fuumlr Genetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft der FAO

Eine fuumlhrende Rolle in der internationalen Zusammenarbeit zu genetischen Ressourcen hat die Kommission fuumlr Genetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft der FAO (Com-mission on Genetic Resources for Food and Agri-culture ndash CGRFA) Dabei handelt es sich um eine zwischenstaatliche Regierungskommission die die FAO-Konferenz in Fragen der Agrobiodiversi-taumlt einschlieszliglich der genetischen Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft beraumlt Die CGRFA wurde 1983 gegruumlndet und hat z Z 172 Staaten und die EU als Mitglieder Sie ist zustaumlndig fuumlr genetische Ressourcen der Nutzpflanzen Nutztie-re Forstpflanzen aquatische genetische Res-sourcen Mikroorganismen und Wirbellose sowie Querschnittsfragen wie beispielsweise Zugang zu genetischen Ressourcen und gerechter Vor-teilsausgleich Biotechnologie zur Sicherung und Nutzung der genetischen Ressourcen Monitoring und Indikatoren oder oumlkosystemare Ansaumltze

Die CGRFA hat ein rollendes 10-jaumlhriges Ar-beitsprogramm (Multi-Year Programme of Work ndash MYPOW) zu den genetischen Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft aller Berei-che In diesem Rahmen wurde auch der zweite Weltzustandsbericht uumlber pflanzengenetische Ressourcen erstellt und basierend darauf der Globale Aktionsplan fuumlr Erhaltung und nachhal-tige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft uumlberarbeitet Mit dem Globalen Aktionsplan werden weltweite Erhaltungsansaumltze abgestimmt und uumlbergeordne-te Ziele vereinbart Die Fertigstellung des dritten Weltzustandsbericht uumlber pflanzengenetische Ressourcen ist fuumlr 2019 geplant Deutschland beteiligt sich aktiv an der Arbeit der CGRFA

313 Globaler Treuhandfonds fuumlr Nutzpflanzenvielfalt

Der Globale Treuhandfonds fuumlr Nutzpflanzenvielfalt (Global Crop Diversity Trust ndash GCDT) wurde 2004 als eigenstaumlndige internationale Organisation gegruumln-det (s wwwcroptrustorg) Er hat die Aufgabe die

dauerhafte Erhaltung und Verfuumlgbarkeit pflanzen-genetischer Ressourcen sicherzustellen um eine nachhaltige Landwirtschaft und die Sicherheit der Nahrungsmittelversorgung zu unterstuumltzen Dazu verfolgt er international vereinbarte wissenschaftlich fundierte Strategien zur Erhaltung pflanzengeneti-scher Ressourcen die darauf abzielen ein effizien-tes globales Ex-situ-Erhaltungssystem fuumlr wichtige Fruchtarten aufzubauen Von einer derart verbes-serten internationalen Zusammenarbeit sowie einer Effizienz- und Qualitaumltssteigerung bei der Ex-situ-Erhaltung werden kuumlnftig auch nationale Erhalter und Nutzer dieser pflanzengenetischen Ressourcen profitieren

Annual Report 2010

Jahresbericht des Globalen Treuhandfonds fuumlr Nutzpflanzenvielfalt

Diese Strategien werden vor allem abgestimmt mit dem Internationalen Vertrag uumlber pflanzengeneti-sche Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (ITPGR) und der FAO-Kommission fuumlr genetische Ressourcen Da der Fonds somit auch Aufgaben im Rahmen des ITPGR uumlbernimmt ist er ein wichtiger Teil des Finanzierungskonzepts des ITPGR

In Uumlbereinstimmung mit der Agrobiodiversitaumltsstra-tegie des BMEL sowie dem Fachprogramm von 2002 hat Deutschland zum Stiftungskapital des GCDT in den Jahren 2006ndash2010 insgesamt 75 Millionen Euro beigetragen Deutsche Experten leiteten auszligerdem die Erarbeitung der globalen Erhaltungsstrategie fuumlr Hafer (Avena) und waren an der Erarbeitung der Stra-tegie fuumlr Erdbeere (Fragaria) beteiligt

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32 Europaumlische Ebene

321 EU-Agrarpolitik

Die durch die Gemeinsame Agrarpolitik der EU (GAP) gesetzten Rahmenbedingungen fuumlr eine nach-haltige Landwirtschaft sind in den letzten Jahren deutlich verbessert worden Mit der sogenannten Gesundheitsuumlberpruumlfung (bdquohealth checkldquo) der GAP im November 2008 beschloss der EU-Agrarministerrat die Landwirtschaft bei der Bewaumlltigung der neuen Herausforderungen zu denen neben dem Klimawan-del auch die biologische Vielfalt zaumlhlen staumlrker zu unterstuumltzen und die Beschluumlsse der Agrarreform von 2003 entsprechend weiterzuentwickeln Die Agrarum-weltmaszlignahmen sind ein wesentliches Instrument zur Erreichung dieser Ziele der GAP Rechtsgrund-lage fuumlr die Foumlrderung der Agrarmaszlignahmen ist die Verordnung (EG) Nr 16982005 uumlber die Foumlrderung der Entwicklung des laumlndlichen Raums (ELER-Ver-ordnung) Die Umsetzung erfolgt uumlber entsprechende Programme der Bundeslaumlnder Im Rahmen der von Bund und Laumlndern getragenen Gemeinschaftsaufga-be bdquoVerbesserung der Agrarstruktur und des Kuumls-tenschutzesldquo (GAK) unterstuumltzt auch der Bund die Agrarumweltmaszlignahmen Daruumlber hinaus werden von den Laumlndern spezifische Foumlrdermaszlignahmen im Bereich des Vertragsnaturschutzes durchgefuumlhrt

Daneben existieren verschiedene Aktionsplaumlne der EU mit Relevanz fuumlr den Erhalt der Agrobiodiversi-taumlt7 Zur Fortfuumlhrung des Aktionsplans zur Eindaumlm-mung des Verlusts der biologischen Vielfalt von 2006 hat die EU-Kommission mit ihrer Mitteilung vom 3 Mai 2011 eine Biodiversitaumltsstrategie der EU bis zum Jahr 2020 vorgelegt81

Mit der Verordnung uumlber ein Gemeinschaftspro-gramm zur Sammlung Erhaltung Charakterisie-rung und Nutzung genetischer Ressourcen der Landwirtschaft (VO (EG) Nr 8702004) wurden seit 2004 EU-weit fuumlr zehn Mio Euro entsprechende Pro-jekte gefoumlrdert Die Verordnung die nach Verausga-bung der Foumlrdermittel faktisch ausgelaufen ist wird 2012 evaluiert Deutschland setzt sich zusammen mit anderen Mitgliedstaaten fuumlr eine Fortfuumlhrung bei entsprechender Mittelaufstockung ein

Fuumlr die Fortfuumlhrung der GAP bis 2020 zeichnet sich auch weiterhin eine in zwei Saumlulen gegliederte Politik ab Diese soll insgesamt ihre Beitraumlge zu den Zielen der Strategie bdquoEuropa 2020ldquo und zu Umweltzielen erhoumlhen Dafuumlr fordert die Europaumlische Kommission eine bdquogruumlnereldquo erste Saumlule wobei die landwirtschaft-lichen Direktzahlungen nur dann in voller Houmlhe gewaumlhrt werden sollen wenn die Landwirte be-stimmte umweltbezogene Maszlignahmen durchfuumlhren Fuumlr die zweite Saumlule fordert die Kommission eine Ausrichtung auf die Schwerpunkte Wettbewerb und Innovation Klimawandel und Umwelt8 Dazu zaumlhlt sie u a die Erhaltung und Verbesserung von Oumlkosys-temen die von der Land- und Forstwirtschaft abhaumln-gen Hierdurch werden sich auch Auswirkungen auf die Foumlrderung im Bereich der Agrobiodiversitaumlt und damit auch auf die Rahmenbedingungen fuumlr Teile des Nationalen Fachprogramms ergeben deren Ausmaszlig zum derzeitigen Stand aber noch nicht absehbar ist

Fuumlr Forschung und Innovation werden von der EU-Kommission im Zeitraum 2007ndash2013 rund 60 Mrd Euro zur Verfuumlgung gestellt davon rund 50 Mrd Euro fuumlr das 7 Forschungsrahmenprogramm mittlerwei-le das weltweit groumlszligte Forschungsfoumlrderprogramm Foumlrdermoumlglichkeiten bestehen im Rahmen der regelmaumlszligigen Ausschreibungen v a im spezifischen Programm bdquoZusammenarbeitldquo (Forschungsbereich Le-bensmittel Landwirtschaft Fischerei und Biotechno-logie) sowie im spezifischen Programm bdquoKapazitaumltenldquo (Forschungsinfrastrukturen)

Fuumlr Futterpflanzen und viele weitere Kulturpflanzen des Acker-landes und der Gaumlrten bildet extensives Gruumlnland den Lebensraum ihrer verwandten Wildarten

7 Mitteilung der Kommission an den Rat und das Europaumlische Parlament - Aktionsplan zur Erhaltung der Biologischen Vielfalt in der Landwirtschaft KOM20010162 endg und MITTEILUNG DER KOMMISSION EINDAumlMMUNG DES VERLUSTS DER BIOLOGISCHEN VIELFALT BIS ZUM JAHR 2010 ndash UND DARUumlBER HINAUS KOM(2006) 216 endg8 Mitteilung der Kommission an das Europaumlische Parlament den Rat den Europaumlischen Wirtschafts- und Sozialausschuss und den Ausschuss der Regionen ndash Die GAP bis 2020 Nahrungsmittel natuumlrliche Ressourcen und laumlndliche Gebiete ndash die kuumlnftigen Herausforderungen KOM (2010) 672581 (vollstaumlndige Bezeichnung)

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Wiese mit blau bluumlhenden Lupinen

322 Europaumlisches Kooperationsprogramm fuumlr pflanzengenetische Ressourcen

Um die langfristige In-situ- und Ex-situ-Erhaltung von pflanzengenetischen Ressourcen in Europa auf einer arbeitsteiligen Basis zu erleichtern und deren Nutzung in Europa zu verbessern wurde das Europauml-ische Kooperationsprogramm fuumlr pflanzengenetische Ressourcen (European Cooperative Programme for Plant Genetic Resources - ECPGR) ins Leben gerufen Es beruht im Wesentlichen auf der Zusammenarbeit von Institutionen in den derzeit 42 Mitgliedsstaaten und finanziert sich uumlber deren Beitraumlge Weitere Ziele des ECPGR sind die Foumlrderung der Zusammenarbeit auf allen Akteursebenen (oumlffentliche Einrichtungen Erhaltungsinitiativen Zuumlchtungsunternehmen etc) auch in Form gemeinsamer Projekte und Oumlffent-lichkeitsarbeit Letztlich stellt das ECPGR damit die zentrale europaumlische Plattform fuumlr die technische Zusammenarbeit innerhalb Europas und mit anderen Regionen bzw regionalen und internationalen Initia-tiven oder Programmen dar

Das ECPGR gliedert sich in arten- oder themenspe-zifische Netzwerke Die Arbeit in den Netzwerken wird von Arbeits- und Projektgruppen durchgefuumlhrt Deutsche Vertreter wirken in allen Arbeits- und

Projektgruppen mit Zudem werden die zentralen europaumlischen fruchtartspezifischen Datenbanken fuumlr Avena Beta Hordeum Minor Leafy Vegetable Poa und Vitis zur Zeit von deutschen Institutionen betrieben

Die deutsche Mitarbeit im Kooperationsprogramm wird von der Expertengruppe bdquoECPGRldquo des BEKO koordiniert Sie bereitet zu bevorstehenden Treffen den nationalen Beitrag vor berichtet uumlber die Ergeb-nisse und traumlgt zur Weiterentwicklung des ECPGR bei Ferner beraumlt diese Expertengruppe den BEKO im Hin-blick auf fruchtart- und themenspezifische FragenDie Weiterentwicklung des ECPGR ist eines der Ziele der Agrobiodiversitaumltsstrategie des BMEL Deutsch-land unterstuumltzt deshalb im Rahmen der ECPGR-Ko-operation die Umsetzung und Weiterentwicklung des Europaumlischen Suchkatalogs fuumlr pflanzengenetische Ressourcen (European Plant Genetic Resources Search Catalogue ndash EURISCO) EURISCO ist ein internetba-sierter Suchkatalog der Informationen uumlber Ex-situ-Sammlungen in ganz Europa liefert Er umfasst derzeit sogenannte Passportdaten dh Informatio-nen die ein Muster eindeutig beschreiben (zB Artzu-gehoumlrigkeit Sortenname Ursprungsland erhaltende Einrichtung etc) von mehr als 11 Millionen Mustern pflanzlicher Vielfalt die in ca 240 europaumlischen Instituten in 38 Laumlndern erhalten werden Eines der Hauptelemente von EURISCO ist ein Netzwerk nati-onaler Kontaktstellen die fuumlr das jeweilige nationale Inventar und den Datenfluss zwischen dem natio-nalen Inventar und EURISCO zustaumlndig sind Jedes Land traumlgt die volle Verantwortung fuumlr die Verfuumlg-barkeit und Richtigkeit seiner eigenen Daten sowie fuumlr die regelmaumlszligige Aktualisierung der Daten des nationalen Inventars in EURISCO Derzeit haben 40 Laumlnder eine nationale Kontaktstelle benannt und 31 nationale Inventare wurden in EURISCO integriert Die Bedingungen fuumlr die Zusammenarbeit wurden in einer Vereinbarung festgelegt die zwischen Bioversity International9 und den nationalen Kontaktstellen fuumlr die nationalen Inventare in Deutschland dem Infor-mations- und Koordinationszentrum fuumlr Biologische Vielfalt der BLE abgeschlossen wurde Eine weitere wichtige Aufgabe des ECPGR die von Deutschland ebenfalls maszliggeblich unterstuumltzt wird ist der Auf-bau der bdquoEuropaumlischen Genbankldquo AEGIS (A European Genebank Integrated System) mit der die Erhaltungs-infrastruktur fuumlr pflanzengenetische Ressourcen in Europa effizienter gestaltet werden soll

9 Bioversity International ist die internationale Forschungsorganisation zur Agrobiodiversitaumlt mit Sitz in Maccarese bei Rom Italien

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Organisationsstruktur des ECPGR mit seinen Netzwerken Arbeitsgruppen und Task Forces der Phase VIII (2009ndash2013)

Leistungsgremium

Sekretariat

Netzwerk Netzwerk Netzwerk Netzwerk Netzwerk NetzwerkGetreide Futterpflanze

Kulturpflanzennetzwerke Thematische Netzwerke

Obst Oumlle und eiweiszligshyliefernde Pflanzen

Zuckershy Staumlrkeshy und Faserpflanzen

Gemuumlse

Arbeitsgruppen Arbeitsgruppen Arbeitsgruppen Arbeitsgruppen Arbeitsgruppen Arbeitsgruppenmiddot Hafermiddot Gerstemiddot Weizen

middot Futtershypflanzen

middot MalusPyrusmiddot Prunusmiddot Weinrebe

middot Koumlrnershy leguminosen

middot Ruumlbenmiddot Faserpflanzen

(FlachsHanf)middot Heilshy und Geshy

wuumlrzpflanzenmiddot Kartoffel

middot Alliummiddot Brassicamiddot Kuumlrbissemiddot Blattgemuumlsemiddot Umbellifera

Netzwerk- koordinierungs-

gruppe

Netzwerkkoordinierungsgruppe

Netzwerkkoordinierungsgruppe

Netzwerkkoordinierungsgruppe

Netzwerk- koordinierungs-

gruppe

Netzwerk- koordinierungs-

gruppe

Netzwerk- koordinierungs-

gruppe

Netzwerk- koordinierungs-

gruppe

Netzwerk- koordinierungs-

gruppe

Dokumentations- und Informationsnetzwerk

Netzwerk In-Situ und On-farm-Erhaltung

Netzwerk interregionale Zusammenarbeit

middot Kontaktstellen fuumlr die nationalen Inventaremiddot Manager der europaumlischen zentralen Kulturdatenbanken

middot Arbeitsgruppe Erhaltung von Wildarten in Genetischen Reservatenmiddot Arbeitsgruppe OnshyfarmshyErhaltung und shyManagement

33 Nationale Ebene

Die Erhaltung und nachhaltige Nutzung genetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft ist eine uumlbergreifende Aufgabe der Bundesregierung von hoher Bedeutung Als Vertragsstaat des Uumlbereinkommens uumlber die biologische Vielfalt und des Internationalen Vertrags uumlber pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Er-naumlhrung und Landwirtschaft verpflichtet sich Deutsch-land diese Ressourcen langfristig zu erhalten und nachhaltig zu nutzen Innerhalb der Bundesregierung liegt die Zustaumlndigkeit fuumlr die Erhaltung und nachhalti-ge Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen land- und gartenbaulicher Kulturpflanzen beim BMEL

Mit der Erarbeitung der Strategie des BMEL fuumlr die

Erhaltung und nachhaltige Nutzung der biologi-schen Vielfalt fuumlr die Ernaumlhrung Land- Forst- und Fischereiwirtschaft im Jahr 2007 (kurz Agrobiodi-versitaumltsstrategie) wurde die Erhaltung genetischer Ressourcen in ein uumlbergreifendes Konzept zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der Agrobiodi-versitaumlt eingebettet Diese Strategie ergaumlnzt die vom Bundeskabinett beschlossene nationale Strategie fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der biologi-schen Vielfalt Die Bedeutung genetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft wird auch in der Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung betont

Als uumlbergreifende Aufgabe wird auch die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen von mehreren Politik- und Rechtsbereichen erfasst vor allem von

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der Agrar- und der Umwelt- und Naturschutzpolitik Aber auch die Forschungspolitik ist fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung genetischer Ressourcen von groszliger Bedeutung

Regionale Produkte werden haumlufig auf Wochenmaumlrkten verkauft

Innerhalb des foumlderalen Systems ist der Bund fuumlr die Erhaltung und Nutzung genetischer Ressourcen insoweit zustaumlndig als er von seiner Gesetzgebungs-kompetenz im Rahmen der konkurrierenden Gesetz-gebung zur Foumlrderung der land- und forstwirtschaft-lichen Erzeugung sowie zur Sicherung der Ernaumlhrung Gebrauch macht Darunter fallen fuumlr die landwirt-schaftlichen Nutzpflanzenarten u a das Saatgutver-kehrsgesetz mit den dazu erlassenen Verordnungen die das Inverkehrbringen von Saat- und Pflanzgut und die Zulassung von Pflanzensorten regeln Von Relevanz sind weiterhin auch Regelungen zum Schutz des geistigen Eigentums (z B Sortenschutz siehe Kapitel 332) Aus der Zustaumlndigkeit des Bundes fuumlr die auswaumlrtigen Beziehungen ergeben sich in Bezug auf EU-Programme oder internationale Programme und Vereinbarungen auch Koordinierungsaufgaben

Zustaumlndigkeiten ergeben sich zudem aus der ge-meinschaftlichen Foumlrderung von Einrichtungen und Vorhaben der Forschung von gesamtstaatlicher und uumlberregionaler Bedeutung durch Bund und Laumlnder

Fuumlr die Durchfuumlhrung der Taumltigkeiten zur Erhaltung von pflanzengenetischen Ressourcen einschlieszliglich Forschung Schulung und Ausbildung und die regio-nale Umsetzung und Ausgestaltung der durch die EU und den Bund vorgegebenen politischen Rahmenbe-dingungen sind in Deutschland die Laumlnder verant-wortlich Weiterhin ergeben sich im Zusammenhang mit der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung fuumlr die Laumlnder innerstaatliche Verpflichtungen aus dem Internationalen Vertrag uumlber pflanzengenetische Res-sourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft sowie aus dem Uumlbereinkommen uumlber die biologische Vielfalt Gleichzeitig wirken die Laumlnder bei der Formulierung dieser Rahmenbedingungen mit und entwickeln zu-saumltzliche eigene Maszlignahmen Vertreter der Laumlnderre-ferenten fuumlr Acker- und Pflanzenbau Extensivierung Gartenbau Weinbau und die Laumlnder-Arbeitsgemein-schaft Naturschutz arbeiten im BEKO mit um das Nationale Fachprogramm stellvertretend zu begleiten

Die Durchfuumlhrung des nationalen Fachprogramms unterstuumltzt und foumlrdert BMEL u a auch durch Bereit-stellung der notwendigen Daten und Informationen im Rahmen von Erhebungen Bestandsaufnahmen und nichtwissenschaftlichen Untersuchungen im Be-reich der biologischen Vielfalt Ziel ist die Erfassung Inventarisierung und Dokumentation genetischer Ressourcen das Monitoring der Bestandsentwicklung genetischer Ressourcen und die Erstellung sonsti-ger Informationsgrundlagen in diesem Bereich Zur Vergabe der Auftraumlge fuumlhrt die BLE Ausschreibungen durch die ggf im Bundesanzeiger und im Internetan-gebot der BLE (wwwblede) veroumlffentlicht werden

Die im Auftrag des BMEL durchgefuumlhrten Modell- und Demonstrationsvorhaben (MuD) haben das Ziel innovative Konzepte mit Vorbildcharakter zu ent-wickeln und umzusetzen und dabei ggf auftretende Schwierigkeiten bei der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung genetischer Ressourcen in Deutschland ab-zubauen Grundlage fuumlr die Foumlrderung eines Projektes als MuD ist die bdquoRichtlinie des BMEL zur Foumlrderung von Modell- und Demonstrationsvorhaben im Be-reich der Erhaltung und innovativen nachhaltigen Nutzung der Biologischen Vielfaltldquo10

10 httpwwwbledeDE03_Forschungsfoerderung04_BiologischeVielfaltMuD-VorhabenMuD-VorhabenBV_nodehtml

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Ein wichtiges Instrument um den Erhalt und die Foumlrderung der Biodiversitaumlt mit landwirtschaftlichen Nutzungssystemen besser in Einklang zu bringen sind Agrarumweltmaszlig nahm en von Bund und Laumln-dern11 Sie honorieren u a die Erhaltung vielfaumlltiger Fruchtfolgen den Anbau regional angepasster Sorten Streuobstanbau sowie die Gruumlnlandextensivierung Die Bundeslaumlnder bieten ein breit gefaumlchertes Ange-bot von Foumlrdermaszlignahmen an das insbesondere den regionalen Besonderheiten und Erfordernissen der laumlndlichen Entwicklung des Landes angepasst wurde

In den Rahmenplan der Gemeinschaftsaufgabe bdquoVerbesserung der Agrarstruktur und des Kuumlsten-schutzesldquo haben Bund und Laumlnder 2008 ein neues Foumlrderangebot zur Erhaltung genetischer Ressourcen in der Landwirtschaft aufgenommen Daruumlber hinaus koumlnnen die Laumlnder den Anbau gefaumlhrdeter einheimi-scher Nutzpflanzen auch im Rahmen ihrer landesei-genen Entwicklungsprogramme foumlrdern und durch den Aufbau regionaler Kompetenzzentren unterstuumlt-zen In beiden Umsetzungsbereichen bedarf es der Wahrnehmung von Abstimmungs- und Koordinie-rungsfunktionen durch den Bund Auszligerdem koumlnnen die Laumlnder das Thema durch ihre Oumlffentlichkeitsar-beit zu pflanzengenetischen Ressourcen im Bereich Landessortenpruumlfung Saatgutananerkennung sowie Aus- und Fortbildung (im Bereich Landwirtschaft Gartenbau und Umwelt) in den Fokus ruumlcken

331 Zugang zu pflanzengenetischen Ressourcen

Der Zugang zu pflanzengenetischen Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft betrifft sowohl In-situ-Vorkommen (natuumlrliche Wildpflanzen oder verwandte Wildarten der Kulturpflanzen) On-farm-Bestaumlnde (Land sorten) oder Ex-situ-Bestaumlnde (Akzessionen von Wild- und Nutzpflanzen in Genbanken oder Pflanzen-sammlungen fuumlr Forschung und Innovation)

Nach dem geltenden innerstaatlichen Recht haumlngt die Regelung des Zugangs zu pflanzengenetischen Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft grundsaumltzlich von dem Eigentuumlmer der Ressourcen ab Diese koumlnnen sich sowohl im Privatbesitz befin-

den als auch der oumlffentlichen Hand gehoumlren In der Regel gilt der Eigentuumlmer der Land- oder Wasserflauml-che als Eigentuumlmer der biologischen bzw genetischen Ressourcen die dort vorgefunden werden Somit steht der Zugang zu pflanzengenetischen Ressourcen die sich im Privateigentum (in situ oder ex situ) befin-den im Allgemeinen im Ermessen des Eigentuumlmers

Genbanken sichern die langfristige Erhaltung von pflanzen-genetischen Ressourcen

Deutschland ndash seit 1993 Vertragspartei der CBD ndash hat wie die meisten EU-Mitgliedstaaten keine eigenen gesetzlichen Bestimmungen die den Zugang zu gene-tischen Ressourcen auf ihrem Hoheitsgebiet im Sinne der CBD gesondert regeln Daher ist es in Deutsch-land grundsaumltzlich jedem erlaubt in situ wachsende Pflanzen zu sammeln und zwar unter Beachtung der o g Eigentumsrechte des Natur- und Artenschutzes der Regelungen zur Pflanzengesundheit und sonsti-ger besonderer Schutzrechte Um ausreichende und transparente Informationen uumlber die Bestimmungen zum Zugang und Vorteilsausgleich im Rahmen der CBD zur Verfuumlgung zu stellen hat Deutschland eine nationale Informationsstelle benannt und eine Inter-netseite zur Information uumlber Zugang und Vorteilsaus-gleich eingerichtet (httpwwwbiodiv-chmde)

11 wwwbmelde

Auf internationaler Ebene besteht seit 2004 mit dem Internationalen Vertrag eine weitere wichtige Rege-lung fuumlr den Zugang zu pflanzengenetischen Ressour-cen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft In Deutsch-land wurde mit der Ratifizierung des Internationalen

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Vertrags ein leistungsfaumlhiger und transparenter Pro-zess zur Erleichterung des Zugangs zu 35 landwirt-schaftlichen Hauptfruchtarten (z B Hafer Gerste und Kartoffeln) und zu 29 Gruumlnlandarten -gattungen (z B Leguminosen und Futtergraumlser) geschaffen

Keimpruumlfung in Filterschalen

Zentrales Element ist das sogenannte Multilaterale System fuumlr Zugang und Vorteilsausgleich (MLS) Die Vertragsstaaten des Internationalen Vertrags bringen pflanzengenetische Ressourcen von Nutzpflanzen die im Anhang I des Internationalen Vertrags aufge-fuumlhrt sind und unter ihrer Verwaltung und Kontrolle stehen in dieses MLS ein Fuumlr Material innerhalb des MLS gelten einheitliche und erleichterte Zugangs-bedingungen sofern das Material fuumlr Zwecke der Forschung Zuumlchtung und Ausbildung fuumlr Ernaumlh-rung und Landwirtschaft verwendet wird Eine vom Lenkungsorgan des Internationalen Vertrags im Jahr 2006 verabschiedete standardisierte Materialuumlber-tragungsvereinbarung (Standard Material Transfer Agreement ndash SMTA) bildet die vertragliche Grundlage jedweder Materialabgabe aus dem MLS und regelt die Einzelheiten bezuumlglich Zugang und Vorteilsausgleich Bis Mitte 2008 haben die Bundeszentrale Ex-situ-Gen-bank des Leibniz-Instituts fuumlr Pflanzengenetik und

Kulturpflanzenforschung in Gatersleben sowie die Obst-Genbank des Instituts fuumlr Zuumlchtungsforschung an gartenbaulichen Kulturen und Obst Dresden-Pill-nitz des Julius Kuumlhn-Instituts das SMTA eingefuumlhrt und seither insgesamt ca 108000 Muster fuumlr das MLS bereitgestellt Die Ressourcen der Deutschen Gen-bank Obst werden ebenfalls unter Verwendung des SMTA bereitgestellt

Fuumlr Botanische Gaumlrten beeinflussen Regelungen zum Zugang zu genetischen Ressourcen wesentlich den Austausch von Pflanzenmaterial zwischen den Gaumlrten und den internationalen Zugang zu Wildarten Zur Umsetzung der CBD-Regelungen wurde durch einige Botanische Gaumlrten ein internationales Pflanzenaus-tauschnetzwerk IPEN (International Plant Exchange Network) erarbeitet Das Netzwerk ermoumlglicht seinen Mitgliedsgaumlrten unter Einhaltung der CBD-Regeln einen vereinfachten Transfer von lebendem Pflanzen-material zur nicht-kommerziellen Nutzung unterei-nander Zu diesem Zweck wurde ein Verhaltenskodex erstellt der die Mitglieder verpflichtet das Pflan-zenmaterial ausschlieszliglich fuumlr nicht-kommerzielle Zwecke zu nutzen Daruumlber hinaus wird Material zur kommerziellen Nutzung nur abgegeben wenn der

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potenzielle Nutzer vorher das Einverstaumlndnis des Ursprungslandes eingeholt hat und dieses glaub-wuumlrdig nachweisen kann Durch die Einfuumlhrung von IPEN-Nummern die das innerhalb IPEN zirkulierte Pflanzenmaterial begleiten und von den beteiligten Gaumlrten jeweils in ihren Datenbanken gespeichert werden bleibt das Ursprungsland der Pflanze stets nachvollziehbar so dass zu jeder Zeit bei einer kom-merziellen Nutzung der genetischen Ressourcen ein angemessener Teil der Vorteile an das Ursprungsland weitergegeben werden koumlnnte Durch das Pflanzen-austauschnetzwerk wird somit die Einhaltung der CBD-Regelungen kontrolliert und zugleich stellt das System eine Zugangserleichterung zu Pflanzenmate-rial fuumlr die wichtige Arbeit von Botanischen Gaumlrten dar IPEN gehoumlren derzeit 46 Botanische Gaumlrten in Deutschland an

Der Zugang zu pflanzengenetischen Ressourcen kann durch geistige Eigentumsrechte eingeschraumlnkt sein Das deutsche Patentgesetz schlieszligt zwar eine Patentierung von Pflanzensorten und Tierrassen ausdruumlcklich aus Patente koumlnnen allerdings durch-aus fuumlr Erfindungen erteilt werden bdquoderen Gegen-stand Pflanzen oder Tiere sind wenn die Ausfuumlhrung der Erfindung technisch nicht auf eine bestimmte Pflanzensorte oder Tierrasse beschraumlnkt istldquo Damit besteht die Moumlglichkeit dass aus der Patentierung eines Herstellungsverfahrens (Erfindung) fuumlr erzeugte Produkte (Pflanzen deren Zellen oder Gene bestimm-te Eigenschaften aufweisen) ein Sachschutz abge-leitet werden kann der sich auf Folgegenerationen erstreckt Genetische Ressourcen koumlnnen sich damit unter Umstaumlnden einer uneingeschraumlnkten Nutzung entziehen

Damit das breite Spektrum von Kulturpflanzen fuumlr alle Zuumlchter und Landwirte verfuumlgbar bleibt und nicht durch Biopatente eingeengt wird hat sich Deutschland fuumlr den Schutz des geistigen Eigen-tums an neu gezuumlchteten Pflanzensorten nach dem UPOV12-Uumlbereinkommen entschieden Das deutsche Sortenschutzgesetz foumlrdert ndash wie auch die entspre-chende EG-Sortenschutzverordnung ndash den notwen-digen Zuumlchtungsfortschritt und hat den Interessen-ausgleich zwischen Zuumlchtern und Landwirten zum Ziel Das Sortenschutzrecht ermoumlglicht es einem Pflanzenzuumlchter die von ihm uumlber viele Jahre fuumlr die Zuumlchtung einer Sorte aufgewendeten Kosten wieder zu erwirtschaften z B uumlber Lizenzgebuumlhren Land-

wirte duumlrfen aber fuumlr bestimmte Arten das in ihrem eigenen Betrieb gewonnene Saat- oder Pflanzgut ei-ner geschuumltzten Sorte zur Wiederaussaat verwenden (bdquoLandwirteprivilegldquo) Allerdings sind sie in diesem Fall verpflichtet ein sogenanntes Nachbauentgelt das in der Regel deutlich niedriger als die fuumlr zerti-fiziertes Saatgut erhobene Lizenzgebuumlhr ist an den Sortenschutzinhaber zu entrichten Anders als bei der sogenannten Biopatentierung koumlnnen andere Zuumlchter sortenschutzrechtlich geschuumltzte Pflanzensorten zu eigenen Zuumlchtungsarbeiten verwenden (sogenanntes bdquoZuumlchterprivilegldquo)

Das heiszligt auch dass urspruumlngliche genetische Res-sourcen die z B in neue Pflanzensorten eingekreuzt werden durch den Sortenschutz nicht der Nutzung durch Dritte entzogen werden Die Dauer des Sorten-schutzes betraumlgt bei den meisten Pflanzenarten 25 Jahre bei Hopfen Kartoffel Rebe und Baumarten 30 Jahre

332 RechtlicherRahmenfuumlrdas InverkehrbringenvonSaat-und Pflanzgut

Beim Inverkehrbringen von Saat- und Pflanzgut ist bei bestimmten Arten das Saatgutverkehrsgesetz (SaatG) zu beachten Auf der Grundlage der EU-Saatgutrichtlinien regeln das SaatG und die dazu erlassenen Verordnungen das Inverkehrbringen von Saat- und Pflanzgut und die Zulassung von Pflanzen-sorten Das SaatG dient v a dem Schutz des Verbrau-chers und der Versorgung der Landwirtschaft und des Gartenbaus mit Saat- und Pflanzgut von leistungsfauml-higen qualitativ hochwertigen und gesunden Sorten Voraussetzung fuumlr das Inverkehrbringen und den gewerblichen Vertrieb von Saat- und Pflanzgut von Sorten landwirtschaftlicher Pflanzenarten Rebe und Gemuumlsearten ist deren Zulassung Bei Sorten land-wirtschaftlicher Arten werden fuumlr die Zulassung auch Wert gebende Eigenschaften wie Ertrag Qualitaumlt Widerstandsfaumlhigkeit Resistenzen und Anbaueigen-schaften gepruumlft (landeskultureller Wert) Die Sor-tenzulassung wird fuumlr zehn (bei Rebe 20) Jahre erteilt und kann bei Vorliegen bestimmter Voraussetzungen immer wieder verlaumlngert werden Bei Obst und Zier-pflanzenarten ist eine Sortenzulassung moumlglich diese ist aber derzeit keine Voraussetzung fuumlr die Handels-faumlhigkeit

12 Internationaler Verband zum Schutz von Pflanzenzuumlchtungen (UPOV) wwwupovorg

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Eine weitere Voraussetzung fuumlr das Inverkehrbringen von Saatgut zugelassener Sorten landwirtschaftlicher Arten ist die amtliche Saatgutanerkennung die erteilt wird wenn die Saatgutvermehrungsflaumlchen und die Beschaffenheit des Saatgutes den saatgutrechtlich vorgegebenen Normen entsprechen

Fuumlr alle Arten die nicht im Artenverzeichnis zum SaatG aufgefuumlhrt sind ist keine Zulassung der Sorten fuumlr die Handelsfaumlhigkeit des Saatgutes erforderlichIm Rahmen des bislang geltenden Saatgutrechts war es schwierig Saatgut alter saatgutrechtlich nicht bzw ehemals zugelassener Pflanzensorten gewerblich in den Verkehr zu bringen da diese Sorten uumlberwiegend nicht in der Lage sind die hohen Anforderungen der Registerpruumlfung (Unterscheidbarkeit Homogenitaumlt und Bestaumlndigkeit) zu erfuumlllen und den Nachweis des landeskulturellen Werts zu erbringen Da solche Sorten in besonderer Weise zur Erhaltung pflanzen-genetischer Ressourcen beitragen koumlnnen hat die EU im Rahmen der EU-Saatgutrichtlinien gemeinschafts-rechtliche Durchfuumlhrungsvorschriften erlassen die das gewerbliche Inverkehrbringen von Saat- und Pflanzgut von Sorten die als genetische Ressource

erhaltenswert erscheinen gezielt erleichtern Diese EU-Regelungen wurden 2009 in einer Erhaltungssor-tenverordnung13 zunaumlchst fuumlr landwirtschaftliche Ar-ten in das nationale Recht umgesetzt sie wurde um Regelungen zu Erhaltungs- und Amateursorten von Gemuumlse im Dezember 2010 ergaumlnzt14 Dies traumlgt dazu bei die biologische Vielfalt in der Landwirtschaft und im Gartenbau (Gemuumlsebau) zu sichern Erhaltungs-sorten koumlnnen in einem vereinfachten Verfahren zugelassen werden wenn sie fuumlr die Erhaltung als genetische Ressource bedeutsam sind Eine amtliche Anerkennung des Saatgutes als Voraussetzung fuumlr das Inverkehrbringen ist nicht erforderlich das Saatgut muss aber die gleichen Qualitaumltsanforderungen wie ansonsten zertifiziertes Saatgut (bzw Standardsaatgut bei Gemuumlsearten) erfuumlllen

PflanzengenetischeRessourcensindeinewichtigeGrundlagefuumlrdieZuumlchtungsforschung

Die ersten Erhaltungssorten (Winterweichweizen-sorte bdquoGoldblumeldquo und bdquoLuxaroldquo Winterroggensorte bdquoLikoroldquo Kartoffelsorten bdquoHeideniereldquo bdquoAckergoldldquo bdquoBamberger Houmlrnchenldquo und bdquoRosemarieldquo Ackerboh-ne bdquoHerz Freyaldquo) sind bereits vom Bundessortenamt zugelassen worden Weitere Zulassungsantraumlge liegen vor Der aktuelle Stand ist auf den Internetseiten des Bundessortenamtes einzusehen15

Im Dezember 2011 ist eine weitere EU-Richtlinie mit Ausnahmeregelungen fuumlr das Inverkehrbringen fuumlr Saatgutmischungen die sogenannte Erhaltungsmi-schungsverordnung die zur Erhaltung der natuumlrli-chen Umwelt verwendet werden sollen in nationales Recht umgesetzt worden16

Daneben existieren auch weitere Moumlglichkeiten alte Pflanzensorten ohne Zulassung als Erhaltungssorte zu vermehren und anzubauen z B im Vertragsanbau oder bei Begruumlnungsmaszlignahmen mit einheimischen Graumlsermischungen durch Mahdgutuumlbertragung Die Regelungen des Saatgutverkehrs der EU wurden ab 2008 einer Evaluierung unterzogen Die Ergebnisse wurden 2011 bewertet und sollen die Grundlage fuumlr eine Uumlberarbeitung des europaumlischen Saatgutrechts bilden

13 Verordnung uumlber die Zulassung von Erhaltungssorten und das Inverkehrbringen von Saat- und Pflanzgut von Erhaltungssorten vom 21 Juli 2009 (BGBl I S 2107)14 Vierzehnte Verordnung zur Aumlnderung saatgutrechtlicher Verordnungen vom 17 Dezember 2010 (BGBl I S 2128)15 wwwbundessortenamtdeinternet30indexphpid=2116 Verordnung fuumlr das Inverkehrbringen von Saatgut von Erhaltungsmischungen vom 6 Dezember 2011 (BGBl I S 2641)

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Eine wichtige Rolle nehmen die Vermarktungsricht-linien der EU fuumlr Vermehrungsmaterial auszliger fuumlr Saatgut von Gemuumlse Obst und Zierpflanzen ein So sollen z B bei der Umsetzung der Richtlinie uumlber das Inverkehrbringen von Vermehrungsmaterial und Pflanzen von Obstarten zur Fruchterzeugung (200890EG) die bestehenden Ausnahmemoumlglich-keiten insbesondere zur Erhaltung der genetischen Vielfalt national genutzt werden

333 AuswirkungendesNaturschutzrechts

Auswirkungen auf die Erhaltung pflanzengeneti-scher Ressourcen fuumlr Landwirtschaft und Ernaumlhrung ergeben sich auch aus dem Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) Dieses zielt darauf ab Natur und Land-schaft im besiedelten und unbesiedelten Raum so zu schuumltzen zu pflegen und zu entwickeln dass die Leis-tungs- und Funktionsfaumlhigkeit des Naturhaushalts die Regenerations- und Nutzungsfaumlhigkeit der Natur-guumlter die Pflanzen- und Tierwelt sowie die Vielfalt Eigenart und Schoumlnheit von Natur und Landschaft als Lebensgrundlagen des Menschen nachhaltig gesichert sind Zur Sicherung der Leistungs- und Funktionsfauml-higkeit des Naturhaushalts ist die biologische Viel-falt zu erhalten und zu entwickeln Die biologische Vielfalt umfasst die Vielfalt an Lebensraumlumen und Lebensgemeinschaften die Vielfalt an Arten sowie die genetische Vielfalt innerhalb der Arten

Die einzelnen Schutzgebietskategorien und der gesetzliche Biotopschutz dienen in besonderer Weise dem Erhalt bedrohter Arten dort vorkommender wild lebender Tiere und Pflanzen einschlieszliglich ihrer genetischen Ressourcen Spezielle Bezuumlge zu geneti-schen Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft enthaumllt das BNatSchG nur hinsichtlich seiner Bestim-mungen zu Biosphaumlrenreservaten Ziele von Biosphauml-renreservaten sind die bdquoErhaltung Entwicklung oder Wiederherstellung einer durch hergebrachte viel-faumlltige Nutzung gepraumlgten Landschaft und der darin historisch gewachsenen Arten- und Biotopvielfalt einschlieszliglich Wild- und fruumlherer Kulturformen wirt-schaftlich genutzter oder nutzbarer Tier- und Pflan-zenartenldquo Allgemein koumlnnen Biosphaumlrenreservate als Modellgebiete gesehen werden um nachhaltige Ent-wicklungsansaumltze auf regionaler Ebene zu entwickeln Damit ist die Grundstruktur gegeben praxisorientier-te (v a) In-situ- und On-farm-Management-Projekte zum Erhalt und zur nachhaltigen Nutzung (pflanzen-) genetischer Ressourcen zu implementieren Es ist al-lerdings festzustellen dass fuumlr diese Aufgabengebiete nur begrenzte finanzielle Mittel verfuumlgbar sind

bluumlhenderAckerrandstreifenmitRaps

Mit der Richtlinie 4392EWG zur Erhaltung der na-tuumlrlichen Lebensraumlume sowie der wild lebenden Tiere und Pflanzen (Fauna-Flora-Habitat - FFH) wurde eine gemeinschaftliche Rechtsgrundlage zur Erhaltung des europaumlischen Naturerbes und somit der wild vorkommenden genetischen Ressourcen geschaffen Die FFH-Richtlinie ist eines der zentralen Instrumen-te mit denen Verpflichtungen der CBD zur In-situ-Erhaltung der biologischen Vielfalt erfuumlllt werden koumlnnen Sie verpflichtet die Mitgliedsstaaten ein ko-haumlrentes europaumlisches oumlkologisches Netz besonderer Schutzgebiete bekannt als bdquoNatura 2000ldquo einzurich-ten die wertvolle Lebensraumtypen und seltene und bedrohte bzw einzigartige Arten beherbergen Die Richtlinie verlangt eine Erfolgskontrolle im Natur-schutzmanagement enthaumllt ein Uumlberwachungsgebot des Erhaltungszustands und umfassende Berichts-pflichten Aktuell sind ca 14 des Bundesgebiets als Schutzflaumlche im Rahmen von bdquoNatura 2000ldquo ausge-wiesen Diese Richtlinie beinhaltet allerdings keine besonderen Maszlignahmen im Hinblick auf genetische Ressourcen speziell fuumlr Ernaumlhrung und Landwirt-schaft Sie ermoumlglicht aber z B im Rahmen des Gruumln-landschutzes und im Bereich der In-situ-Erhaltung von Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (WEL) Synergieeffekte

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4 Schwerpunkte des Arbeitsprogramms

In diesem Kapitel werden die zur Erreichung der in Kapitel 1 genannten Ziele der Agrobiodiversitaumlts-strategie und des vorliegenden Nationalen Fachpro-gramms notwendigen Schwerpunkte des Arbeitspro-gramms festgelegt das bisher Erreichte beschrieben sowie die weiteren notwendigen Maszlignahmen ausge-fuumlhrt

41 Ex-situ-Erhaltung

Der Ausbau der Ex-situ-Erhaltung ist eines der Ziele aus der Nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt17 (insbesondere Ziel B 114 Genetische Vielfalt von wildlebenden und domestizierten Arten) und der Agrobiodiversitaumltsstrategie des BMEL (insbesonde-re das Ziel Erhaltungsinfrastruktur zu sichern und auszubauen) Dieser Ausbau bildet auch einen Teil des nationalen Beitrags u a zum Multilateralen System des Internationalen Vertrags uumlber PGRFA zur Globa-len Strategie zum Erhalt der Pflanzenvielfalt (z B GSPC-Ziel 9 bdquoErhaltung von 70 der geneti-schen Vielfalt der Nutzpflanzen und des damit ver-bundenen indigenen und lokalen Wissensldquo) und zum Aufbau der Europaumlischen Genbank AEGIS

Die Ex-situ-Erhaltung pflanzengenetischer Res-sourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft erfolgt uumlberwiegend durch die Aufbewahrung von Saat- oder Pflanzgutmustern in Sammlungen so genannten Genbanken und z T auch in Botanischen Gaumlrten Kernaufgabe von Genbanken ist die Sammlung Erhaltung Charakterisierung Dokumentation und Bereitstellung von Mustern Waumlhrend bei der Arbeit in den Botanischen Gaumlrten primaumlr die globale Arten-vielfalt fuumlr Forschungs- und Ausbildungszwecke im Vordergrund steht raumlumen die Genbanken vor allem der innerartlichen Variabilitaumlt unserer Kulturarten Prioritaumlt ein Damit bieten Genbanken eine wichtige Grundlage fuumlr die Erhaltung der Vielfalt aber auch fuumlr die Zuumlchtungsforschung und Zuumlchtung Vielfach ist Zuumlchtungsforschung direkter Bestandteil des Auf-gabenspektrums von Genbanken

Zu einer geeigneten Erhaltungsinfrastruktur zaumlhlt nicht nur die Erhaltung und der Ausbau derartiger Einrichtungen und damit die Verfuumlgbarkeit geneti-scher Ressourcen sondern auch die Gewinnung der

notwendigen Informationen uumlber ihre Eigenschaften und Nutzungsmoumlglichkeiten (Charakterisierung und Evaluierung) Dafuumlr sind vor allem Evaluierungs- und Forschungsaktivitaumlten ebenso aber auch die Bewah-rung traditionellen Wissens von Bedeutung Es sind entsprechende Inventare zu erstellen und Doku-mentations- Informations- und Monitoringsysteme auf- und auszubauen Schlieszliglich ist ein effizientes Wissensmanagement unerlaumlsslich Entsprechende Einrichtungen und Maszlignahmen koumlnnen sowohl zen-tral als auch dezentral ggf als Netzwerke organisiert bzw durchgefuumlhrt werden Letzteres hat den Vorteil durch Nutzung bestehender Strukturen und bessere Abstimmung von Programmen und Maszlignahmen Sy-nergien nutzen zu koumlnnen Bei solchen Maszlignahmen sind auch die Aktivitaumlten bestehender privater Initi-ativen zu beruumlcksichtigen Diese Ziele werden auch von der Agrobiodiversitaumltsstrategie aufgegriffen Zur Sicherstellung der vorhandenen Kapazitaumlten aber vor allem auch im Hinblick auf kuumlnftig zu erwarten-de Anforderungen (z B im Rahmen internationaler Zusammenarbeit) ist es notwendig dass bestehende Erhaltungseinrichtungen modernisiert und ihre quantitativen Kapazitaumlten erweitert werden Zudem ist v a auch die Qualitaumlt der Erhaltung sicherzustel-len bzw wo moumlglich zu erhoumlhen und internationalen Standards anzupassen In diesem Zusammenhang spielen auch moderne Informationssysteme (siehe Kapitel 44) eine bedeutende Rolle bei der Steigerung von Qualitaumlt und Effizienz der Erhaltungsarbeit

EinzelpflanzenpruumlfungvonGemuumlseanbausortenimBundessortenamt

17 httpwwwbmudefilespdfsallgemeinapplicationpdfbroschuere_biolog_vielfalt_strategie_bfpdf

25

Ex-situ-Erhaltung und Dokumentation von PGR in Deutschland

Bundeszentrale Ex-Situ-Genbanklandwirtschaftlicher und gaumlrtnerischer Kulturpflanzen

Leibniz Institut fuumlr Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung

Deutsche GenbankRebe

Reben-GenbankJulius-Kuumlhn-Institut

Rebensammlungenin Laumlndereinrichtungen

Deutsche GenbankObst

Obst-GenbankJulius-Kuumlhn-Institut

Sammlungen zuApfel Kirsche Erdbeere

Tabak-GenbankLandwirtschaftlichesTechnologiezentrum

Nationales Inventar PGRDEU

Genbank fuumlrWildpflanzen fuumlr

Ernaumlhrung undLandwirtschaft

Deutsche Genbank ZierpflanzenKoordination durch die

Bundesanstalt fuumlr Landwirtschaft und Ernaumlhrung

Rose Rhodo-dendron

Handlungsbedarf

Y Sicherstellung und ggf Ausbau bestehender Erhal-tungskapazitaumlten

Y Sicherstellung der Qualitaumlt der Erhaltungsarbeit und ggf Anpassung an internationale Standards

Y Einbettung der nationalen Aktivitaumlten in die inter-nationalen Strategien z B des Globalen Treuhand-fonds fuumlr Nutzpflanzenvielfalt

Y Optimierung der Ex-situ-Erhaltung durch dauer-hafte Sicherung und verbesserte Kooperation der entsprechenden Einrichtungen (z B Genbanken Botanische Gaumlrten Museen)

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411 BundeszentraleGenbankfuumlr landwirtschaftlicheund gartenbaulicheKulturpflanzen

Die bundeszentrale Ex-situ-Genbank ist am Leibniz-Institut fuumlr Pflanzengenetik und Kulturpflanzen-forschung (IPK)18 angesiedelt Die von Bund und Laumlndern gemeinsam finanzierte Kulturpflanzen-Genbank zaumlhlt mit einem Gesamtbestand von 151000 Mustern aus uumlber 3200 verschiedenen Arten aus na-hezu 800 botanischen Gattungen zu den aumlltesten und bedeutendsten Sammlungen der Welt Neben dem Hauptstandort in Gatersleben unterhaumllt die Kultur-pflanzen-Genbank Sammlungen in ihren Auszligenstel-len in MalchowPoel (Oumll- und Futterpflanzen) und Groszlig Luumlsewitz (Kartoffel) Durch die Einlagerung der Sicherheitsduplikate im Svalbard Global Seed Vault auf der Insel Spitzbergen Norwegen erfolgt eine zu-saumltzliche Absicherung des Genbankmaterials Bereits 30000 Akzessionen sind dorthin versandt angestrebt ist die Duplizierung der gesamten Kollektion

Die Aufgaben der Genbank umfassen die Sammlung Erhaltung Dokumentation und Bereitstellung pflan-zengenetischer Ressourcen Ein Schwerpunkt bildet die fortlaufende Anpassung der internen Ablaumlufe bei der Vermehrung und Lagerung von Pflanzenmustern an internationale Standards sowie die weitere Opti-mierung des Qualitaumltsmanagements Daruumlber hinaus werden Forschungsarbeiten zur weiteren Optimie-rung des Sammlungsmanagements und zur Nutz-barmachung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr die Pflanzenzuumlchtung durchgefuumlhrt Die Kulturpflanzen-Genbank leistet damit einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Vielfalt von Kulturpflanzen und den mit ihnen verwandten Wildarten und bietet die Grund-lage fuumlr eine gezieltere und vielfaumlltigere Nutzung der genetischen Ressourcen in der Forschung in der Pflanzenzuumlchtung der Landwirtschaft der Biotech-nologie und im Umweltschutz

Neben eigenen Forschungsbeitraumlgen stellt sie einem breiten Spektrum an Nutzern Saat- und Pflanzgut zur Verfuumlgung So wurden z B im Jahr 2010 mehr als 33000 Muster abgegeben u a 25 an Forschungs-einrichtungen 57 an Nichtregierungsorganisatio-nen und Privatpersonen und 13 an Pflanzenzuumlch-

ter Durch die Bereitstellung dieser Ressourcen uumlber das SMTA unterstuumltzt die bundeszentrale Genbank auch die Implementierung des ITPGR

KleingewaumlchshaumluserimIPK

Das IPK unterstuumltzt den Aufbau der bdquoEuropaumlischen Genbankldquo (AEGIS) Das Genbankinformationssystem GBIS wird ausgebaut und den neuen Erfordernissen des Sammlungsmanagements angepasst Die europauml-ischen und internationalen Fruchtartendatenbanken fuumlr Allium Hordeum Minor Leafy Vegetables und Poa werden fortgefuumlhrt

Ein weiterer wichtiger Bestandteil ist der Ex-situ-Erhalt samenfester Sorten landwirtschaftlicher Arten einschlieszliglich Gemuumlse Erlischt die Zulassung einer Sorte beim Bundessortenamt erfolgt bei Zustimmung des Zuumlchters die Einlagerung des letzten Saatgutmus-ters einschlieszliglich der Sortenbeschreibung beim IPK Da das IPK Saatgut zu den Bedingungen des SMTA abgibt wird dadurch ein weiterer wichtiger Beitrag der privaten Pflanzenzuumlchter zum MLS des ITPGR geleistet Vor dem Hintergrund zunehmend knapper werdender Erhaltungskapazitaumlten beim IPK bedarf es Uumlberlegungen und entsprechender Regelungen da-mit auch kuumlnftig Saatgut von Sorten landwirtschaft-licher Arten einschlieszliglich Gemuumlse deren Zulassung erlischt auf Dauer ex situ erhalten wird

18 wwwipk-gaterslebende

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Handlungsbedarf

Weiterer Ausbau der bestehenden Kryosammlun-gen (Kartoffel Allium Mentha)

Erweiterung der Kapazitaumlten fuumlr die Charakterisie-rung und Evaluierung von PGRWeiterentwicklung des Genbankinformations-systems GBIS hinsichtlich der Anpassung an neue Erfordernisse zum Datenaustausch und zur Daten-integration

Schaffung der notwendigen Voraussetzungen zur dauerhaften Erhaltung von Sorten landwirtschaft-licher Arten einschlieszliglich Gemuumlse als Teil der Genbanksammlung des IPK (einschlieszliglich der uumlbernommenen Saatgutmuster geloumlschter Sorten)

412 DeutscheGenbankObst

Im Laufe der Jahrhunderte hat sich im Obstbau eine groszlige Obstarten und -sortenvielfalt entwickelt Es wird geschaumltzt dass dabei ca 40 Arten und zwischen 5000 und 6000 Sorten oder Herkuumlnfte genutzt wur-den davon allein rund 2000 Apfelsorten Die Erhal-tung von heimischen obstgenetischen Ressourcen ist eine Grundlage fuumlr die dauerhafte Sicherung des Obstbaus in Deutschland Aus diesem Grund werden bereits seit Beginn des 20 Jahrhunderts zahlreiche Sorten unterschiedlicher Obstarten in staatlichen und nichtstaatlichen Sammlungen erhalten Sie bilden die genetische Basis fuumlr die Zuumlchtung neuer Sorten Daruumlber hinaus sind sie ein Stuumlck Kultur-geschichte und tragen wesentlich zur Erhaltung der Struktur unserer Kulturlandschaft bei Aber die Erhaltung genetischer Ressourcen in vielen vonein-ander unabhaumlngigen Sammlungen ist problematisch Waumlhrend einzelne Genotypen in vielen dieser Samm-lungen erhalten werden kommen andere nur noch in einer in wenigen oder in keiner Sammlung mehr vor Das fuumlhrt langfristig zu einem schleichenden Verlust Mit der in der Agrobiodiversitaumltsstrategie des BMEL vorgesehenen Gruumlndung der Deutschen Genbank Obst (DGO) ist nun ein dezentrales Netzwerk geschaf-fen worden in dem sich Sammlungen durch einen Kooperationsvertrag zusammengeschlossen haben und ihre Erhaltungsarbeit koordinieren Die Koordi-nierungsstelle befindet sich am Julius Kuumlhn-Institut

(JKI) Institut fuumlr Zuumlchtungsforschung an gartenbauli-chen Kulturen und Obst in Dresden-Pillnitz

Von insgesamt ca 50 derzeit in Deutschland vorkom-menden Obstarten sind 30 heimisch ndash d h traditio-nell genutzt ndash und sollen langfristig erhalten werden Fuumlr jede dieser Arten erfolgt eine Auswahl der zu erhaltenden Sorten Erhalten werden vor allem

Y deutsche Sorten einschlieszliglich deutscher Neuzuumlchtungen

Y Sorten mit soziokulturellem lokalem oder historischem Bezug zu Deutschland und

Y Sorten mit wichtigen obstbaulichen Merkmalen fuumlr Forschungs- und Zuumlchtungszwecke

FormenvielfaltdesApfels

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Bislang wurden drei obstartenspezifische Netzwerke etabliert Im Apfelnetzwerk engagieren sich sechs sammlungshaltende Partner mit insgesamt ca 950 als bdquoerhaltenswertldquo eingestuften Apfelsorten Die beiden Partner des Erdbeernetzwerkes erhalten insgesamt ca 400 Sorten Im Kirschennetzwerk haben sich sieben Partner zusammengeschlossen die zur Zeit ca 300 Suumlszlig- und 100 Sauerkirschsorten erhalten Am JKI in Pillnitz werden zur Ergaumlnzung der Feldsammlungen Versuche zur Kryolagerung bzw -konservierung z B der Lagerung von Meristemen und schlafenden Knos-pen in fluumlssigem Stickstoff (-196 degC) durchgefuumlhrt Mit Hilfe dieser Langzeitlagerung soll Sammlungsver-lusten durch biotische und abiotische Schadfaktoren vorgebeugt werden

Um die Echtheit der zu erhaltenden Sorten zu ge-waumlhrleisten wird eine pomologische Echtheitspruuml-fung durchgefuumlhrt Anschlieszligend werden fuumlr alle Sorten nach den vom ECPGR bzw dem europaumlischen Groszligforschungsprojekt GENBERRY erarbeiteten Richtlinien DNA-Fingerprints erstellt Beides erfolgt im Rahmen von BMEL-Auftraumlgen fuumlr Bestandsauf-nahmen und Erhebungen und nichtwissenschaftli-chen Untersuchungen im Bereich der biologischen Vielfalt

Die Dokumentation der zu erhaltenden Sorten sowie der dazugehoumlrigen Bewertungsdaten erfolgt uumlber die Webseite der DGO (wwwdeutsche-genbank-obstde) Bis Ende 2011 werden die aktualisierten Daten dann unter der neuen Adresse wwwdeutsche-genbankobstjkibundde erreichbar sein Interessenten koumlnnen daruumlber dann den Sammlungsbestand recherchieren und direkt Anfragen nach Pflanzenmaterial alter Sorten stellen

Zielstruktur Deutsche Genbank Obst

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Handlungsbedarf

Y Sicherstellung einer hohen Qualitaumlt der in der Deutschen Genbank Obst erhaltenen Sortimente und ihrer Erhaltungsstandards

Y Erhebungen zur Sortenechtheit (pomologisch und molekularbiologisch) Dokumentation und Charakterisierung der Akzessionen

Y Ausbau um weitere fruchtartspezifische Netz-werke

Y Sicherung aller Akzessionen an mindestens zwei Standorten (Sicherheitsduplikat) innerhalb der Deutschen Genbank Obst

Y Aufnahme von unterstuumltzenden Partnern in die Deutsche Genbank Obst

Y Ausbau der Kryokonservierung der Fragaria- und Malus-Sammlung des JKI

413 DeutscheGenbankReben

Nach Schaumltzung des Instituts fuumlr Rebenzuumlchtung Geilweilerhof des Julius Kuumlhn-Instituts (JKI) duumlrften in der Vergangenheit im deutschsprachigen Raum rund 300 Rebsorten eine nennenswerte Bedeutung erlangt haben Davon sind heute noch 15 ndash 20 Sorten fuumlr den Anbau klassifiziert Neben dem Schutz oumlko-logisch wertvoller alter Weinberge gilt es die geneti-sche Basis traditioneller Rebsorten zu sichern

Sammlungen rebengenetischer Ressourcen gibt es am Institut fuumlr Rebenzuumlchtung Geilweilerhof sowie vor allem in verschiedenen Laumlndereinrichtungen Zur Koordinierung und Effizienzsteigerung wurde wie in der Agrobiodiversitaumltsstrategie des BMEL vorgesehen die Deutsche Genbank Reben als Netzwerk rebener-haltender Einrichtungen auf Bundes- und Landes-ebene am 9 Juli 2010 gegruumlndet Am JKI dient die Genbanksammlung auch als Ausgangsmaterial fuumlr die Zuumlchtung von Reben mit einer hohen Resistenz ge-genuumlber Schaumldlingen Krankheiten und abiotischem Stress sowie zur Weiterentwicklung der Zuumlchtungs-forschung uumlber Reben Die Erhaltung der Weinrebe (Vitis vinifera L Sorten und andere wild wachsende Arten) erfolgt unter Freilandbedingungen Zurzeit umfassen die Bestaumlnde in Siebeldingen rund 3800 Akzessionen Die nationale und internationale Do-kumentation der rebengenetischen Ressourcen wird durch zwei Datenbanken unterstuumltzt Die Europaumli-

sche Vitis-Datenbank und die internationale Reben-datenbank (Vitis International Variety Catalogue) die beide von der Genbankabteilung gepflegt werden

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Handlungsbedarf

Verbesserung der rechtlichen Rahmenbedin-gungen der Erhaltung der traditionell genutzten Rebsorten

Fortfuumlhrung der Erfassung Dokumentation und Erhaltung rebengenetischer Ressourcen in alten Weinbergen im Rahmen von Erfassungsprojekten und ihre Erhaltung insbesondere fuumlr die kuumlnftige Klonzuumlchtung

Festlegung von Kriterien fuumlr die Erhaltung der Rebarten -sorten und -klone zum Auf- und Ausbau des Sammlungsbestandes der Deutschen Genbank Reben basierend auf den Sammlungen der Genbankpartner federfuumlhrend durch das JKI zusammen mit anderen Partnern

Evaluierung sowie ampelographische und mole-kulargenetische Charakterisierung der Rebarten -sorten und -klone

Entwicklung effizienter Verfahren zur Eliminie-rung von Viren aus Genbankmaterial im Rahmen von Forschungsprojekten

Gewaumlhrleistung hoher Standards bei den Erhal-tungsmaszlignahmen

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414 DeutscheGenbankZierpflanzen

Mit etwa 3600 Gattungen 18000 Arten und 40000 Sorten ist die Vielfalt der Zierpflanzensortimente in Deutschland enorm Das wirtschaftliche Potenzial dieser natuumlrlichen Ressourcen stellt einen wesentli-chen Aspekt fuumlr den Gartenbau dar

Die Deutsche Genbank Zierpflanzen ist als Gen-banknetzwerk konzipiert und organisiert in dem Institutionen und Akteure mit wichtigen Zierpflan-zensammlungen zusammenarbeiten um gemeinsam das nationale Inventar dieser genetischen Ressourcen zu erhalten Die Ausgestaltung dieser Netzwerke wird jeweils entsprechend den spezifischen Bedingun-gen in den Teilnetzwerken in Form einer Koopera-tionsvereinbarung geregelt Dabei gibt es obligate und fakultative Elemente Rein organisatorisch ist immer die Rolle der koordinierenden Stelle fuumlr das jeweilige Genbanknetzwerk zu besetzen Zusaumltzlich muss auch mindestens eine Einrichtung wenigstens Teile ihrer Sammlung als Sammlungsbestand fuumlr das betreffende Genbanknetzwerk bereitstellen (Samm-

lungshaltender Partner) Wesentliches Element ist auch die vereinfachte Bereitstellung der Ressourcen fuumlr Forschung und Zuumlchtung die uumlber eine einheit-liche Materialuumlbertragungsvereinbarung geregelt wird (als Bestandteil der Kooperationsvereinbarung) Fakultativ ist z B die Einbeziehung von Partnern moumlglich die zwar keinen eigenen Sammlungsbestand in das Genbanknetzwerk einbringen dafuumlr aber die Arbeiten im Netzwerk durch eigene Kapazitaumlten und Expertise unterstuumltzen (Unterstuumltzende Partner)

Die Deutsche Genbank Zierpflanzen bildet die Dachorganisation fuumlr diese Teilnetzwerke und wird durch das Informations- und Koordinationszentrum fuumlr Biologische Vielfalt (IBV) der Bundesanstalt fuumlr Landwirtschaft und Ernaumlhrung (BLE) koordiniert In dieser Funktion dokumentiert die BLE auch den Gesamtbestand uumlber das Nationale Inventar zu Pflan-zengenetischen Ressourcen PGRDEU Weitere verbin-dende Elemente wie ein gemeinsames Logo sowie ein noch zu etablierender Beirat unterstuumltzen dabei die Einbindung der Teilnetze

RosenbogenimEuropa-RosariumSangerhausen(ERS)dasERSistKoordinatorderDeutschenGenbankRose

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Drei Petunienbluumlten im Vergleich

Im Fruumlhjahr 2009 wurde die Deutsche Genbank Rose als erster Teil der Deutschen Genbank Zierpflanzen gegruumlndet Als naumlchstes Teilnetzwerk wurde im Mai 2010 die Deutsche Genbank Rhododendron wwwlwk-niedersachsendegenbank-rhododendron gegruumlndet

Das langfristige Ziel ist die Erweiterung und die Fes-tigung der Deutschen Genbank Zierpflanzen insbe-sondere durch die Verbesserung der Zusammenarbeit der auf diesem Gebiet bereits engagierten Akteure Die Einbindung von Botanischen Gaumlrten ist dort zu pruumlfen wo der Auftrag des Gartens und das daraus resultierende Selbstverstaumlndnis eine Zusammenarbeit mit Liebhaberorganisationen oder Zuumlchterfirmen erlauben

Aufgrund vorstehender Kriterien und Informationen wurde von der Koordinationsstelle der Deutschen Genbank Zierpflanzen und unterstuumltzt durch eine Expertengruppe ein Konzept entwickelt auf deren Grundlage der weitere Auf- und Ausbau erfolgen soll Die geschilderte Struktur ist in der Abbildung unten exemplarisch dargestellt

Wichtig ist die unterstuumltzende Einbeziehung der privaten Sammler und Liebhabergesellschaften in das Gesamtkonzept der Deutschen Genbank Zierpflanze In Deutschland existierten 2010 uumlber 30 Pflanzen-liebhaber-Gesellschaften Schaumltzungen sprechen von rund 30000 Mitgliedern Die Mitglieder dieser Gesell-schaften verfuumlgen idR nicht nur uumlber ein enormes Spezialwissen sondern teilweise auch uumlber sehr um-fangreiche Sammlungen an zierpflanzengenetischen Ressourcen der jeweiligen Zierpflanzentaxa

Unter dem Dach der Deutschen Gartenbaugesell-schaft 1822 e V (DGG) hat sich 2010 die Bundes-arbeitsgemeinschaft Pflanzensammlungen (BAPS) etabliert Dementsprechend bietet sich eine intensive Zusammenarbeit der Deutschen Genbank Zierpflan-zen mit den Liebhabergesellschaften respektive der DGG mit dem Ziel einer gegenseitigen Unterstuumltzung an Das Modell- und Demonstrationsvorhaben bdquoNetz-werk Pflanzensammlungenldquo soll dafuumlr den organisa-torischen Rahmen schaffen

Modularer Aufbau der Deutschen Genbank Zierpflanzen

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Handlungsbedarf

Y Erarbeitung einer Konzeption zur Foumlrderung von Koordinierungsstellen dezentraler Genbanken und Erhaltungsnetzwerke fuumlr gartenbauliche pflan-zengenetische Ressourcen durch den Bund unter Beteiligung der Laumlnder

Y Ausbau einer Genbank fuumlr generativ vermehrte Zierpflanzen als Teil der Deutschen Genbank Zier-pflanzen

Y Auf- und Ausbau einer Genbank fuumlr vegetativ vermehrte Zierpflanzen oder eines Genbank-netzwerks unter maszliggeblicher Beteiligung Bota-nischer Gaumlrten als Teil der Deutschen Genbank Zierpflanzen

Y Gruumlndung weiterer gattungs-artspezifischer Gen-banknetzwerke analog Rose und Rhododendron

Y Erweiterung des Nationalen Inventars zu Pflan-zengenetischen Ressourcen PGRDEU um Arten und Akzessionen der Deutschen Genbank Zier-pflanze mit wichtigen Charakterisierungs- und Bilddaten

Y Pruumlfung und ggf Bereitstellung von Software zur Unterstuumltzung der Dokumentation der einzelnen Teilsammlungen

Y Einbindung von Privatsammlungen und Lieb-habergesellschaften als Partner der Deutschen Genbank Zierpflanzen in einem bdquoNetzwerk Pflan-zensammlungenldquo

Die Kornrade (Agrostemma githago) ist ein gefaumlhrdetes Ackerbeikraut

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415 Genbank fuumlr Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

Eine Verstaumlrkung der Anstrengungen zur Erhaltung der Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft ist eine der wesentlichen Forderungen des zweiten Weltzustandsberichts der FAO zu PGRFA und we-sentliches Element des entsprechenden Globalen Aktionsplans (zur Bedeutung von WEL s Kapitel In-situ-Erhaltung von Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (WEL)) Aufgrund der begrenzten Kapazitaumlten der bundeszentralen Kulturpflanzengen-bank des IPK konzentriert sich diese auf die wich-tigsten Kulturpflanzen der gemaumlszligigten Breiten und eine Auswahl von damit verwandten Wildarten Um weitere speziell in Deutschland wild vorkommende pflanzengenetische Ressourcen zu erhalten haben sich derzeit vier Botanische Gaumlrten (Osnabruumlck als Koordinator Berlin Karlsruhe und Regensburg) zu einem Genbanknetzwerk fuumlr Wildpflanzen fuumlr Ernaumlh-rung und Landwirtschaft (WEL) zusammengeschlos-sen Fokus der zu erhaltenden Zielarten liegt dabei auf gefaumlhrdeten einheimischen wild vorkommenden Arten landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Kul-turpflanzen ndash insbesondere solche die uumlber Diaspo-ren (meistens Samen) erhalten werden ndash die fuumlr die nationale Forschung und Zuumlchtung von besonderer Bedeutung sind Dadurch wird auch ein Beitrag zur Umsetzung der Globalen Strategie zum Erhalt der Pflanzenvielfalt (s Kapitel 311) geleistet

Mit Unterstuumltzung des BMEL wird ein Konzept fuumlr die Ex-situ-Erhaltung von Wildpflanzen fuumlr Er-naumlh-rung und Landwirtschaft unter besonderer Beruumlck-sichtigung von Aktivitaumlten bei kompetenten Partnereinrichtungen (z B Genbanken) entwickelt und modellhaft erprobt1 Der Ansatz bildet damit ein weiteres Beispiel wie Botanische Gaumlrten in die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen landwirt-schaftlicher und gartenbaulicher Arten eingebunden werden koumlnnen

1) wwwbiologieuni-osnabrueckdegenbank-welHome

Handlungsbedarf

Weiterentwicklung des Konzepts fuumlr die Ex-situ-Erhaltung von heimischen Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft unter besonderer Beruumlcksichtigung von Aktivitaumlten kompetenter Partnereinrichtungen (z B Botanischer Gaumlrten)

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Gruumlndung der Genbank fuumlr Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft als dezentrales Genbanknetzwerk Gewinnung weiterer Partner fuumlr die Genbank fuumlr Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

Aufbau von Sicherungsduplikaten Kontinuierliche Erweiterung der deutschland-weit ex situ zu erhaltenden WEL-Arten und deren Populationen in Abstimmung mit bestehenden Sammlungen insbesondere mit der Kulturpflan-zen-Genbank des IPK

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Internetportal der Genbank fuumlr Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

416 Implementierung der bdquoEuropaumlischen Genbankldquo (AEGIS) im Rahmen des ECPGR

Das im Rahmen des ECPGR erarbeitete Konzept fuumlr ein europaumlisches integriertes Genbanksystem AEGIS (kurz bdquoEuropaumlische Genbankldquo) entstand unter maszlig-geblicher Beteiligung Deutschlands (s Kapitel 322) Seine Umsetzung durch die Gruumlndung von AEGIS und die damit verbundenen nationalen Aktivitaumlten sollen ebenso prioritaumlr verfolgt werden wie die Wei-terentwicklung von AEGIS auf europaumlischer Ebene

Mit AEGIS sollen die in Europa vorhandenen Res-sourcen effizient koordiniert und fuumlr die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen eingesetzt werden Hierzu verpflichten sich Erhaltungseinrichtungen von AEGIS-Mitgliedstaaten in einem arbeitsteiligen Konzept geeignete pflanzengenetische Ressourcen nach gemeinsamen Standards als europaumlische Ak-zessionen langfristig zu erhalten und zu den Be-dingungen des SMTA des Internationalen Vertrags fuumlr Forschung und Zuumlchtung bereitzustellen Damit gehen die Mitgliedstaaten uumlber die Verpflichtungen des Internationalen Vertrages fuumlr Pflanzengenetische Ressourcen ndash welcher diesen Ansatz nur fuumlr Annex I Arten vorsieht ndash hinaus Deutschland spielt eine aktive Rolle bei der Weiterentwicklung von AEGIS insbe-sondere bei den laufenden Arbeiten zu Allium und Avena und im Beratungsausschuss von AEGIS Fuumlr die formale Gruumlndung von AEGIS wurde eine zwischen-staatliche Kooperationsvereinbarung (Memorandum of Understanding ndash MoU) entwickelt Damit erklaumlren die Staaten ihren Beitritt zu AEGIS Anfang des Jahres 2012 haben 30 Staaten u a Deutschland das MoU ge-zeichnet Die Beteiligung von Erhaltungseinrichtun-gen innerhalb eines AEGIS-Mitgliedstaates wird durch das bdquoAssociate Membership Agreementldquo (AMA) geregelt In Deutschland ist der Abschluss des AMA durch den Nationalen Koordinator beim IBV der BLE mit IPK JKI und BSA erfolgt Weitere Partner sollen folgen

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Zwiebelgewaumlchse im Schaugarten des VERN

Handlungsbedarf

Abschluss von bdquoAEGIS Associate Membership Agreementsldquo durch den Nationalen Koordinator mit weiteren Partnern

Erarbeitung von Vorschlagslisten fuumlr bdquoEuropaumlische Akzessionenldquo

Erarbeitung von Vorschlagslisten fuumlr bdquoAEGIS-Dienstleistungenldquo

Nationale Umsetzung der vom ECPGR gepruumlften und angenommenen AEGIS-Aufgaben (Erhaltung der bdquoEuropaumlischen Akzessionenldquo sowie Bereitstellung der bdquoAEGIS-Dienstleistungenldquo)

Unterstuumltzung der Entwicklung einer europaumlischen Finanzierung fuumlr AEGIS

417 Implementierung des Multilateralen Systems (MLS) des Internationalen Vertrags

Zur Erfuumlllung seiner internationalen Verpflichtun-gen muss Deutschland die nationale Umsetzung des Internationalen Vertrags weiter fortsetzen Dies betrifft zum einen die Einbeziehung weiterer Akteure (oumlffentliche und private) die sich mit ihren Samm-lungen oder Teilen davon am MLS beteiligen und das SMTA zur Materialabgabe verwenden (vgl Kapitel 312) Zum anderen sollen im Rahmen des Vorteils-ausgleichs (Artikel 13 des Internationalen Vertrags) neben dem finanziellen Ausgleich im Rahmen des SMTA vor allem auch der Informationsaustausch der Technologietransfer und der Aufbau von Kapazitaumlten gefoumlrdert werden

Handlungsbedarf

Bereitstellung weiterer pflanzengenetischer Res-sourcen fuumlr das MLS des Internationalen Vertrags u a durch die Deutsche Genbank Obst

Verbesserung der Beteiligung privater Akteure am MLS

Zusammenstellung bestehender Maszlignahmen zum Informationsaustausch Technologietransfer und Aufbau von Kapazitaumlten

Unterstuumltzung des Aufbaus von Kapazitaumlten im Bereich Pflanzenzuumlchtung und Saatgutversorgung in Vertragsstaaten des Internationalen Vertrags

Samen von verschiedenen Kulturpflanzen

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42 In-situ-Erhaltung

421 On-farm-Bewirtschaftung

Nach der Definition der CBD stellt die On-farm-Be-wirtschaftung einen Spezialfall der In-situ-Erhaltung dar bei der PGR im Rahmen einer landwirtschaft-lichen oder gaumlrtnerischen Nutzung erhalten und weiterentwickelt werden Der zweite Weltzustandsbe-richt uumlber pflanzengenetische Ressourcen betont die besondere Bedeutung der On-farm-Bewirtschaftung fuumlr die Erhaltung von PGR Allerdings wird auch deutlich dass ein groszliger Nachholbedarf fuumlr die Ent-wicklung wissenschaftlich fundierter Konzepte fuumlr diesen Bereich besteht Auch wird die staumlrkere inter-nationale Vernetzung dieser Aktivitaumlten angeregt

In der Landwirtschaft und im Gartenbau konzentriert sich zunehmend weltweit der Anbau hauptsaumlchlich aufgrund der vorherrschenden Wettbewerbsbedin-gungen auf wenige Fruchtarten Auch die Pflanzen-zuumlchtung setzt ihre Schwerpunkte wegen fehlender Wertschoumlpfung oder Nachfrage auf oumlkonomisch interessante Kulturarten Wenn Zuumlchtungsprogram-me nicht weitergefuumlhrt werden ist auch ein Verlust der genetischen Diversitaumlt zu erwarten

Wenn Sorten landwirtschaftlicher Kulturarten nicht mehr groszligflaumlchig angebaut werden und somit von genetischer Erosion bedroht sind bietet auch die Erhaltung ex situ nur eine Teilloumlsung Zum einen koumlnnen schon aus Kapazitaumltsgruumlnden nicht alle gezuumlchteten Sorten ex situ erhalten werden und zum anderen werden diese Sorten bezuumlglich ihrer Leis-tungsmerkmale lediglich in einem Status quo bdquoein-gefrorenldquo Es findet kein Zuumlchtungsfortschritt und keine Anpassung an geaumlnderte Umweltbedingungen und Nutzungsanforderungen mehr statt Daher ist die direkte Nutzung solcher Sorten fuumlr den Anbau nach laumlngerer Ex-situ-Erhaltung in der Regel erst nach ei-nem Prozess der zuumlchterischen Bearbeitung moumlglich Das genetische Potenzial dieser Sorten findet sich allerdings teilweise in ihren Nachfolgesorten wieder

Durch On-farm-Bewirtschaftung koumlnnten auch Nutz-pflanzen die durch die Zuumlchtungswirtschaft nicht zuumlchterisch bearbeitet werden Anbaubedeutung erlangen

Damit kann die On-farm-Bewirtschaftung einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt von Kulturpflanzen und deren innerartlichen Vielfalt leis-ten Unmittelbar damit verknuumlpft ist eine moumlgliche

Erweiterung des Lebensmittelangebots und somit ei-ner vielfaumlltigen und abwechslungsreichen Ernaumlhrung oder die innovative Nutzung von Pflanzenz B fuumlr technische oder energetische Zwecke Wenn es gelingt den Anbau heimischer von genetischer Erosion bedrohter Kulturpflanzen durch entspre-chende Foumlrdermaszlignahmen und durch entspre-chendes Ernaumlhrungs- und Nachfrageverhalten der Verbraucher und Verbraucherinnen fuumlr Landwirte wieder attraktiv zu gestalten koumlnnten sich hier neue Nischenmaumlrkte entwickeln

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Viele alte Kulturpflanzen wie der Schwarzemmer sind aus dem Anbau fast verschwunden

Die On-farm-Bewirtschaftung koumlnnte auch einen Beitrag zur Erhoumlhung der Biodiversitaumlt in der land-wirtschaftlichen Produktion leisten durch

die Erhoumlhung der Artenvielfaltdie Erhoumlhung der Sortenvielfalt bei vernach-laumlssigten Kulturpflanzendie Erhoumlhung der genetischen Vielfaltdie Erhaltung von historisch bedeutsamen Kulturpflanzen und Bewirtschaftungsformendie Verbreitung und Pflege von Wissen und praktischen Fertigkeiten

und die Erhaltung von Nischenmaumlrkten fuumlr regionale Produkte

2011 foumlrderten insbesondere zwei Laumlnder die On-farm-Bewirtschaftung in Deutschland In Branden-burg werden im Rahmen des Kulturlandschaftspro-gramms bdquoKULAP 2007ldquo (Foumlrderung erfolgt seit dem Jahr 2000) u a finanzielle Unterstuumltzung fuumlr den Anbau von ca 70 alten Zucht- und Landsorten von sechs Kulturpflanzenarten (Weizen Gerste Roggen Hafer Hirse Mais) gewaumlhrt die durch genetische Erosion gefaumlhrdet sind In Nordrhein-Westfalen

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(NRW) wurde ein Modellprojekt durchgefuumlhrt mit dem Ziel der Evaluierung von alten Sorten ihrer Wiedereinfuumlhrung in die landwirtschaftliche Pro-duktion und der Entwicklung neuer Produkte aus diesen alten Sorten sowie deren Vermarktung Nach Abschluss des Projektes 2006 wurden die Aktivitaumlten vom neu eingerichteten Kompetenzzentrum fuumlr die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen an der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen in Muumlnster fortgesetzt das u a fuumlr die Organisation der Erzeugung und Verteilung von Saatgut zustaumlndig ist Hier flossen auch die Erfahrungen des von 2002ndash2007 durchgefuumlhrten grenzuumlberschreitenden EUREGIO-Projekt GEVIP (grenzuumlberschreitende Entwicklung Verarbeitung und Vermarktung von historischen sowie innovativen Produkten aus regionalen Pflan-zenerzeugnissen) zwischen Nordrhein-Westfalen und den Niederlanden mit ein das sich mit der Entwick-lung und Vermarktung von neuen Erzeugnissen auf der Grundlage von pflanzengenetischen Ressourcen befasst hat

Mehrere Laumlnder unterstuumltzen zudem die Bewirtschaf-tung von Streuobstwiesen zur Foumlrderung des Anbaus eines genetisch breiten Spektrums alter Obstsorten Solche Maszlignahmen dienen gleichzeitig dem Schutz gefaumlhrdeter Arten in diesen Oumlkosystemen Diese Akti-vitaumlten sind durch die EU im Rahmen der Ratsverord-nung (EG) Nr 16982005 kofinanzierungsfaumlhig Da sie nicht an besondere Vorgaben hinsichtlich der Sorten-auswahl gebunden sind laumlsst sich ihre Wirkung auf die Erhaltung obstgenetischer Ressourcen on farm nicht genau abschaumltzen

In einigen Regionen Deutschlands gibt es eine erfolg-reiche Zusammenarbeit zwischen regionalen Arten-schutzinitiativen und Vertretern des Pomologenver-eins In diesen Faumlllen gelingt die Verknuumlpfung von Zielen des Arten- und Lebensraumschutzes mit der Erhaltung obstgenetischer Ressourcen on farm

4211 Weiterentwicklung der bdquoRoten Liste der gefaumlhrdeten einheimischen Nutzpflanzenldquo

Der Globale Aktionsplan der FAO zur Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft nennt die Kenntnis uumlber die aktuell existierenden genetischen Ressourcen als grund-legende Voraussetzung fuumlr gezielte und effiziente Erhaltungsaktivitaumlten Darauf wurde bereits im ersten

Fachprogramm im Jahr 2002 hingewiesen Auch die nationale Biodiversitaumltsstrategie der Bundesregierung sieht den Aufbau einer Liste der auf nationaler Ebene durch Ex-situ-Maszlignahmen dringend zu schuumltzenden Arten und deren innerartlichen Vielfalt vor

Manche Gaumlrten sind noch ein Refugium fuumlr Pflanzenvielfalt

Aus diesen Gruumlnden und um auf den erheblichen Ruumlckgang der Nutzpflanzenvielfalt auch fuumlr Deutsch-land aufmerksam zu machen sowie um Maszlignahmen zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung pflanzenge-netischer Ressourcen zu unterstuumltzen wurde die Rote Liste der gefaumlhrdeten einheimischen Nutzpflanzen in Deutschland erstellt Die Rote Liste soll alle Arten-gruppen von einheimischen Nutzpflanzen und deren Sorten Landsorten und Varietaumlten umfassen die in Deutschland an lokale Bedingungen angepasst und von Bedeutung waren

Zur Unterstuumltzung des Anbaus bedrohter regional angepasster Nutzpflanzen besteht im Rahmen der Ge-

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meinschaftsaufgabe bdquoVerbesserung der Agrarstruktur und des Kuumlstenschutzesldquo (GAK) der Foumlrdergrundsatz bdquoErhaltung genetischer Ressourcen in der Landwirt-schaftldquo Die Auswahl der unter diesem Grundsatz foumlrderfaumlhigen Nutzpflanzen erfolgt durch die zustaumln-digen Laumlnderbehoumlrden auf Basis von Empfehlungen des BEKO Die vom BEKO fuumlr eine Foumlrderung im Rahmen der GAK empfohlenen Nutzpflanzen sind in der Roten Liste entsprechend gekennzeichnet

Auch im Rahmen der Erhaltungssortenverordnung dient die Rote Liste dem Bundessortenamt und den zustaumlndigen Laumlnderdienststellen als eine moumlgliche Referenz fuumlr eine Sorte hinsichtlich ihrer Bedeut-samkeit als pflanzengenetische Ressource in ihrer Ursprungsregion

Handlungsbedarf

Y Verbesserung der wissenschaftlichen Grundlagen fuumlr die Erstellung der Roten Liste

Y Laufende Aktualisierung der Liste auf Basis der Empfehlungen des BEKO

Y Aufbau eines bdquoOn-farm-Inventarsldquo beim IBV u a auf Basis der im Rahmen der GAK verpflichtenden Meldungen der Bundeslaumlnder uumlber die gefoumlrder-ten Flaumlchen je Nutzpflanze und anderer Quellen

4212 Staumlrkung der On-farm-Erhaltung und -Bewirtschaftung

Neben der Erhaltung im Rahmen der landwirt-schaftlichen Nutzung sowie der direkten Nutzung in der Pflanzenzuumlchtung erfolgt eine On-farm-Bewirtschaftung u a bei besonders gefaumlhrdeten aus der kommerziellen Nutzung und Zuumlchtung laumlngst verschwundenen Arten und Sorten v a durch ver-schiedene Erhaltungsinitiativen sowie in agrarhisto-rischen Museen Freilichtmuseen in Gaumlrten (Haus- Klein- und Bauerngaumlrten) und in den gartenbauli-chen Sortimenten vieler Gartenbaubetriebe Aktuelle und detaillierte Erhebungen zur Anzahl der hieruumlber erhaltenen pflanzengenetischen Ressourcen liegen derzeit nicht vor und ein Konzept zur Koordination dieser verschiedenen Aktivitaumlten fehlt bislang ebenso wie konzeptionelle Maszlignahmen zur Staumlrkung dieses Sektors

Diese vielfaumlltigen Einzelinitiativen privater Personen und Vereinigungen haben eine groszlige Bedeutung fuumlr die Erhaltung der Kulturpflanzenvielfalt

Anbau von Rotkohl und Zuckermais

Von unmittelbarer Bedeutung sind auch die Maszlig-nahmen der zweiten Saumlule der Agrarpolitik der laumlndlichen Entwicklungspolitik und hier vor allem

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die Agrarumweltmaszlignahmen deren Rechtsgrundlage die sog ELER-Verordnung vom September 2005 ist (s 431) Foumlrderfaumlhig sind u a besonders biodiversi-taumltserhaltende Nutzungsformen wie Streuobstwiesen extensive Weidewirtschaft oder der Oumlkolandbau Mit der Vergroumlszligerung des Fruchtartenspektrums und der Erweiterung von Fruchtfolgen sowie der Nutzung ausreichender innerartlicher Vielfalt wird nicht nur eine standortangepasste und nachhaltige landwirt-schaftliche Produktion angestrebt sondern es soll damit auch ein Beitrag zur Erhaltung und nachhalti-gen Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen geleis-tet werden

Die positiven Auswirkungen der Maszlignahmen der zweiten Saumlule auf die biologische Vielfalt insbeson-dere auch auf den Erhalt und die nachhaltige Nut-zung pflanzengenetischer Ressourcen koumlnnen durch die Verbesserung der Foumlrdermodalitaumlten vergroumlszligert werden

Bewaumlhrt haben sich ebenfalls die vom BMEL unter-stuumltzten Modell- und Demonstrationsvorhaben die zur Erhaltung besseren Verfuumlgbarkeit oder verstaumlrk-ten nachhaltigen Nutzung genetischer Ressourcen der Land- Forst- Fischerei- und Ernaumlhrungswirt-schaft einschlieszliglich Gartenbau beitragen Die durchgefuumlhrten Vorhaben sollen einen Vorbildcha-rakter fuumlr potenzielle Nachahmer entfalten

Eine erfolgreiche On-farm-Bewirtschaftung muss durch unterstuumltzende Maszlignahmen begleitet wer-den Dazu gehoumlren beispielsweise der Aufbau von Kompetenzzentren (s 4214) die Evaluierung der Pflanzen unter Praxisbedingungen die Bereitstellung von Saat- und Pflanzgut die technische Unterstuumlt-zung bei der Reinigung und Lagerung von Saat- und Pflanzgut die Aus- und Fortbildung fuumlr die On-farm-Bewirtschaftung die Entwicklung von neuen Produk-ten und Marketingkonzepten und die Etablierung von Netzwerken von an der On-farm-Bewirtschaftung interessierten Gruppen

Die ausreichende Verfuumlgbarkeit Vermehrung und dauerhafte Erzeugung von Saatgut ist haumlufig das zentrale Problem fuumlr die On-farm-Bewirtschaftung Um dies zu verbessern wurden bereits entsprechende Regelungen erlassen die das Inverkehrbringen von Saat- und Pflanzgut von Sorten die als genetische Ressource erhaltenswert erscheinen gezielt erleich-tern Eine Uumlberpruumlfung weiterer Ausnahmeregelun-gen fuumlr Aktivitaumlten zur Erhaltung der genetischen Vielfalt wird angestrebt

Handlungsbedarf

Verbesserte Erfassung Vernetzung und Koor-dinierung von Aktivitaumlten im Bereich On-farm-Bewirtschaftung

Entwicklung und Pruumlfung eines abgestimmten Konzeptes zur On-farm-Bewirtschaftung unter Beruumlcksichtigung der bestehenden Aktivitaumlten

Erstellung eines Konzepts fuumlr die Foumlrderung des Anbaus gefaumlhrdeter einheimischer Nutzpflanzen in Deutschland Weiterfuumlhrung geeigneter Foumlrdermaszlignahmen im Rahmen der GAK wie zB Fruchtartendiversifizie-rung (ua Leguminosen Gemengeanbau) Anbau von Zwischenfruumlchten Anbau gefaumlhrdeter heimi-scher Nutzpflanzen

Pruumlfung Konzeption und ggf Etablierung projekt-unabhaumlngiger Foumlrdermoumlglichkeiten zur Unterstuumlt-zung von Erhaltungsinitiativen und Akteuren der On-farm-Bewirtschaftung

Uumlberpruumlfung der Regelungen des Saatgut- und ggf des Pflanzenschutzrechts hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf die Aktivitaumlten zur Erhaltung der genetischen Vielfalt

4213 Erhaltung und nachhaltige Nutzung der genetischen Vielfalt im Gruumlnland

Gruumlnland ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Kulturlandschaft und groszligflaumlchig erst durch die Be-wirtschaftung des Menschen entstanden Im Gruumln-land wachsen mehr als die Haumllfte aller in Deutsch-land vorkommenden Bluumltenpflanzenarten Fuumlr Futterpflanzen und viele weitere Kulturpflanzen des Ackerlandes und der Gaumlrten bildet extensives Gruumln-land den Lebensraum ihrer verwandten Wildarten Artenreiches Gruumlnland stellt somit einen wichtigen Ort zum Erhalt der genetischen Vielfalt der Kultur-pflanzen dar Die ausdauernden Pflanzenbestaumlnde des Gruumlnlands bilden uumlber das ganze Jahr Lebensraum fuumlr eine groszlige Zahl heimischer Tierarten Gruumlnland hat zudem wichtige Funktionen fuumlr den Gewaumlsser- Klima- und Bodenschutz der Landschaften Gruumln-land hat somit zusammenfassend nicht nur eine herausragende Bedeutung fuumlr die genetische Vielfalt der Kulturpflanzen und ihrer wilden Verwandten sondern auch fuumlr typische Kulturlandschaften die weitere Funktionen fuumlr die Erholung und den Touris-mus erfuumlllen

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Artenreiche Almwiese

Die Artenzusammensetzung und die Auspraumlgung der Gruumlnlandvegetation richtet sich hauptsaumlchlich nach den natuumlrlichen Faktoren wie Standort (Boden Wasserhaushalt Klima Houmlhenlage etc) und nach den Bewirtschaftungsfaktoren Zu den entscheidenden Bewirtschaftungsfaktoren gehoumlren Mahd oder Be-weidung Tierbesatz Nutzungshaumlufigkeit (Anzahl der Schnitte) Nutzungstermine und Bewirtschaftungs-technik In Jahrhunderten entstand somit eine groszlige Vielfalt verschiedenster Gruumlnlandgesellschaften Seit mehr als 120 Jahren betraumlgt der Anteil von Gruumlnland nahezu konstant etwa ein Drittel der land-wirtschaftlichen Nutzflaumlche In diesem Zeitraum ist allerdings die landwirtschaftliche Nutzflaumlche insge-samt deutlich zuruumlckgegangen und damit anteilig auch die Gruumlnlandflaumlche absolut Wenn auch der landwirtschaftliche Flaumlchenverbrauch in den letzten Jahren abgeschwaumlcht worden ist so gehen taumlglich immer noch eine Flaumlche von ca 90 ha in Deutschland verloren die hauptsaumlchlich in Wohn- Verkehrs- und Wirtschaftsflaumlchen umgewandelt werden Der stetige Flaumlchenverlust geht einher mit einer staumlrkeren Inten-sivierung der Landwirtschaft und fuumlhrt damit auch in einigen Regionen zu einer Zunahme der Bewirtschaf-tungsintensitaumlt des Gruumlnlandes Damit ist auch eine Aumlnderung der Artenzusammensetzung und haumlufig eine Abnahme der biologischen Vielfalt verbunden

Im Rahmen der Gewaumlhrung von EU-Direktzahlungen haben die EU-Mitgliedstaaten sicher zu stellen dass bezuumlglich der beantragten Flaumlchen der Anteil des

Dauergruumlnlandes an der landwirtschaftlichen Flaumlche bezogen auf das Referenzjahr 2003 erhalten bleibt Bei einem Ruumlckgang dieses Anteils um mehr als 5 sind die Laumlnder gemaumlszlig der Bestimmungen des nationalen Direktzahlungen-Verpflichungengesetzes ermaumlchtigt den weiteren Umbruch von Dauergruumlnland per Lan-des-Verordnung von einer Genehmigung abhaumlngig zu machen Anfang 2011 gab es solche Landes-Verord-nungen in sechs Laumlndern In allen anderen Laumlndern betrug der Ruumlckgang des Dauergruumlnlandanteils we-niger als 5 In zwei Laumlndern war sogar eine geringe Zunahme des Dauergruumlnlandanteils zu verzeichnen Daruumlber hinaus ist die Gewaumlhrung der Direktzahlun-gen im Rahmen der Cross Compliance-Vorgaben auch von der Beachtung bestimmter fachrechtlich beste-hender Umbruchbeschraumlnkungen abhaumlngig

Biologische Vielfalt im bewirtschafteten Gruumlnland erhaumllt sich allerdings nicht von selbst Durch Biodi-versitaumltsmanagement kann der Landwirt artenrei-che Gruumlnlandflaumlchen erhalten und entwickeln Hier setzen die Agrarumweltmaszlignahmen im Rahmen der GAK an die ein breit gefaumlchertes und flexibles regi-onalspezifisches Instrumentarium anbieten Soweit regional erforderlich sollte ggf eine zielgerichtete Anpassung der Maszlignahmen erfolgen (siehe Kapitel zu 431)

Zur Anreicherung oder Wiederherstellung artenrei-cher Gruumlnlandflaumlchen mit gebietsheimischen Pflan-zenarten wurden in den letzten Jahren neue Konzepte diskutiert und erprobt (s 4224)

Handlungsbedarf

(Weiter-)Entwicklung von Methoden zur Identifi-kation unterschiedlicher Gruumlnlandformen auf der Grundlage von Indikator- oder KennartenErhebungen zu Vorkommen von artenreichem urspruumlnglichem bzw natuumlrlichem Gruumlnland in Schutzgebieten und Pruumlfen der Anwendung des Konzeptes bdquogenetischer Schutzgebieteldquo (siehe Kapitel 4223) zum Schutz wertvoller Gruumlnlands-tandorte in FFH-GebietenWeiterentwicklung standortgerechter und oumlkono-misch nachhaltiger Gruumlnlandnutzungssysteme

Weiterfuumlhrung und ggf Anpassung der Foumlrderung von biodiversitaumltsfoumlrdernden Agrarumweltmaszlig-nahmen im Rahmen der GAK wie extensive Be-wirtschaftung von Gruumlnlandflaumlchen zur Erhaltung pflanzengenetisch wertvoller Gruumlnlandvegetation Streuobstwiesen Umwandlung von Ackerland in extensiv zu nutzendes Gruumlnland

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Y Weiterfuumlhrung und ggf Ausweitung geeigneter Vertragsnaturschutzmaszlignahmen auf Laumlnderebene unter Beteiligung von EU und Bund

Y Pruumlfen inwieweit Foumlrderschwerpunkte des Bun-desprogramms bdquoBiologische Vielfaltldquo wie bdquoHot-spots der biologischen Vielfalt in Deutschlandldquo oder auch die bislang nicht definierte Kategorie bdquoWeitere Maszlignahmen von besonderer repraumlsenta-tiver Bedeutung fuumlr die Strategieldquo genutzt werden koumlnnen um der besonderen Bedeutung des arten-reichen Gruumlnlands gerecht zu werden

4214 Aufbau von Kompetenzzentren

Der Aufbau regionaler Kompetenzzentren faumlllt in die Zustaumlndigkeit der einzelnen Bundeslaumlnder Entspre-chend des in der Agrobiodiversitaumltsstrategie des BMEL beschriebenen Handlungsbedarfs wurden die Laumlnder z B durch Modellvorhaben fuumlr die Erhal-tung traditioneller regionaltypischer und bedrohter Kulturpflanzen on farm durch BMEL unterstuumltzt

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Umfangreiche Sortenkenntnisse sind Voraussetzung fuumlr die Erhal-tungsarbeit

Die Erfahrungen des Kompetenzzentrums fuumlr die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen an der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen sowie der Sortenerhaltungszentrale Baden-Wuumlrttemberg am Kompetenzzentrum Obstbau-Bodensee Baven-dorf belegen einen weitergehenden Bedarf fuumlr eine Unterstuumltzung der On-farm-Bewirtschaftung auf der regionalen bzw Laumlnderebene In den anderen Bundeslaumlndern fehlt eine derartige Infrastruktur zur Beratung und Koordination entsprechender Akteu-re bisher weitgehend Der Bedarf erstreckt sich auf den Aufbau von Netzwerken auf Erzeugerebene und stufenuumlbergreifend auf die Erzeugung und Verteilung von Saatgut sowie auf unterstuumltzende Maszlignahmen zur Entwicklung und Vermarktung so genannter bdquoVielfaltsprodukteldquo

Handlungsbedarf

Evaluierung der bisher geleisteten Arbeit und der Erfahrungen in einzelnen Bundeslaumlndern mit dem Ziel einen Leitfaden und Handlungsvorschlaumlge in Abstimmung mit den Bundeslaumlndern zu ent-wickeln

Unterstuumltzung bei der Gruumlndung weiterer Kom-pe tenzzentren fuumlr die Erhaltung nachhaltige Nutzung und Vermarktung pflanzengenetischer Ress ourcen einschlieszliglich Fortbildungs- Bildungs- und Oumlffentlichkeitsarbeit

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4215 AufbauvonFortbildungsangeboten imBereichOn-farm-Erhaltung pflanzengenetischerRessourcen

Bereits die Agrobiodiversitaumltsstrategie des BMEL betont die Bedeutung einer verstaumlrkten Ausbildung in Fragen der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt Das Wissen uumlber Anbau Ver-mehrung und Nutzung alter Sorten wird derzeit zu einem groszligen Teil durch Erhalterinitiativen gepflegt und weitergegeben Berufliche und wissenschaftli-che Ausbildungsgaumlnge haben relevante Inhalte (z B Samengaumlrtnerei Taxonomie) in ihren Curricula leider stark reduziert In einer Befragung von Personen die aktiv im Bereich On-farm-Management engagiert sind konnte ermittelt werden dass Kenntnisse uumlber die praktische zuumlchterische Erhaltung von Nutz-pflanzen nur unzureichend vorhanden sind Von den Personen wurde diesbezuumlglich mehrheitlich Fortbil-dungsbedarf geaumluszligert Weiterhin wurde in einer vom BMEL in Auftrag gegebenen Studie zur Analyse von Konzepten der On-farm-Bewirtschaftung pflanzenge-netischer Ressourcen in Deutschland festgestellt dass eine erfolgreiche On-farm-Bewirtschaftung durch unterstuumltzende Maszlignahmen begleitet werden muss die auch die Entwicklung von neuen Produkten und Marketingkonzepten beinhalten sollte

Praktische Erhaltungstaumltigkeit ist ohne die Einbin-dung in Netzwerke ungleich schwerer da der Aus-tausch von Erfahrungen Informationen aber auch der unmittelbare Austausch von Material und Gerauml-

ten von entscheidender Bedeutung sind Die bereits existierenden Einrichtungen Initiativen und Vereine stellen diesbezuumlglich eine gute Basis dar allerdings fehlt es derzeit noch an etablierten Netzwerk-strukturen

Handlungsbedarf

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Erfassung von Einrichtungen die grundsaumltzlich fuumlr Fortbildungsangebote im Bereich Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen und On-farm-Management geeignet sind Erarbeitung von Fortbildungsangeboten (z B bdquoErhaltungsgaumlrtnerldquo) in Zusammenarbeit mit ent-sprechenden Bildungseinrichtungen und Erhal-tungsorganisationen Aufbau eines Fortbildungsangebotes im Bereich Unternehmensgruumlndung und Marketing in Zu-sammenarbeit mit geeigneten Fortbildungsein-richtungenErarbeitung von Fortbildungs- und Schulungsma-terial unter Einbindung vorhandener Bundesein-richtungen

Aufbau eines Beratungsnetzwerkes fuumlr den Be-reich Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen und On-farm-Management in Zusammenarbeit mit Erhaltungsorganisationen und Botanischen Gaumlrten und weiteren Akteuren sowie die oumlffentlichkeits-wirksame Bekanntmachung des Netzwerkes

Alle Maszlignahmen werden bundesweit durch das IBV der BLE unterstuumltzt und koordiniert

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422 In-situ-ErhaltungvonWildpflanzen fuumlrErnaumlhrungundLandwirtschaft (WEL)

Mehr als 2800 Arten unserer heimischen Flora (ca 3500 Arten) stellen so genannte bdquomit Kulturarten verwandte Wildartenldquo (im internationalen Sprach-gebrauch crop wild relative ndash CWR) dar oder sind potenziell fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft nutzba-re Wildarten19 Diese bdquoWildarten fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaftldquo (WEL) sind zudem eine bedeutende Ressource fuumlr die Pflanzenzuumlchtung Deshalb ist die Erhaltung der Anpassungsfaumlhigkeit dieser Artengrup-pe fuumlr die langfristige Sicherung einer ausreichenden und sicheren landwirtschaftlichen Pflanzenprodukti-on eine wichtige Voraussetzung

Gerade bei der groszligen Anzahl an heimischen poten-ziell nutzbaren Wildpflanzenarten ist die In-situ-Er-haltung schon aus quantitativen pragmatischen und finanziellen Gruumlnden die wohl einzige realistische Schutzmaszlignahme Dabei bleiben die Arten in ihren Oumlkosystemen den dynamischen Prozessen der Evolu-tion ausgesetzt

Die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft spielt bei Bewirt-schaftungs- Pflege- und Erhaltungsmaszlignahmen des Naturschutzes als eigenstaumlndige Zielsetzung bisher keine groszlige Rolle Allerdings entsprechen die seit vielen Jahren durchgefuumlhrten Maszlignahmen z B im Vertragsnaturschutz auch dem Ziel der Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen

Als wichtige Komponenten der In-situ-Erhaltung sind die nachhaltige land- und forstwirtschaftliche Flaumlchennutzung im Rahmen von Agrarumweltmaszlig-nahmen sowie die Aktivitaumlten des Natur- und Land-schaftsschutzes zu nennen Diese Aktivitaumlten um-fassen u a Maszlignahmen des Artenschutzes und des flaumlchenbezogenen Biotopschutzes

Eine aktive Bewirtschaftung innerartlicher geneti-scher Vielfalt von in Deutschland wild vorkommen-den pflanzengenetischen Ressourcen einschlieszliglich der mit den Kulturpflanzen verwandten Wildarten (WEL) setzt eine enge fachliche Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Naturschutz voraus Die aktive Erhaltung genetischer Vielfalt auf dafuumlr

ausgewaumlhlten Flaumlchen wird umso effizienter und kostenguumlnstiger sein je mehr Arten innerhalb eines bewirtschafteten Areals vorkommen Inwieweit Maszlig-nahmen des Naturschutzes ausreichend sind gene-tische Ressourcen tatsaumlchlich dauerhaft zu erhalten ist bisher aber ebenso wenig bekannt wie Standorte mit hohem Aufkommen von WEL-Arten und hoher genetischer Vielfalt

Einen Uumlberblick uumlber die wild wachsenden Pflan-zenarten (Farn- und Bluumltenpflanzen) Pflanzengesell-schaften und die natuumlrliche Vegetation Deutschlands ermoumlglicht das Informationsangebot FloraWeb (httpwwwflorawebde) des Bundesamtes fuumlr Naturschutz (BfN) Zu den ca 3500 wild wachsenden Pflanzenarten koumlnnen Artensteckbriefe mit bis zu 55 Einzelinformationen uumlber Taxonomie Systematik Biologie Oumlkologie Lebensraum Verbreitung und Be-standssituation Gefaumlhrdung und Schutz sowie Fotos abgerufen werden Informationen uumlber die Verbrei-tung in Deutschland sind durch dynamisch erstellte Karten und die interaktive GIS-Anwendung bdquoFlora-Mapldquo zugaumlnglich Die Angaben stammen aus laufend aktualisierten Datenbanken und Projekten des BfN und dessen Kooperationspartnern

Im Rahmen des Berichtssystems zum europaumlischen Schutzgebietsnetz bdquoNatura 2000ldquo erfolgt ebenfalls eine Erfassung der in diesen Gebieten vorkommen-den Pflanzenarten der Anhaumlnge II - V der FFH-Richt-linie auf Laumlnderebene doch kommen von den mehr als 1000 Tier- und Pflanzenarten der entsprechenden Anhaumlnge II - IV der FFH-Richtlinie nur ganze 50 Arten von Farn- und Bluumltenpflanzen in Deutsch-land uumlberhaupt vor Ein wesentlich groumlszligerer Anteil von Pflanzenarten wird allerdings durch die Kartie-rung von FFH-Lebensraumlumen (Anhang I) und z T auszligerhalb von Natura 2000-Gebieten im Rahmen der Biotopkartierungen der Laumlnder erfasst

Auf nationaler Ebene gibt es daruumlber hinaus nur wenige Erhebungen uumlber das Vorkommen pflan-zengenetischer Ressourcen inner- und auszligerhalb bestehender Schutzgebiete bzw eine diesbezuumlgliche Auswertung vorhandener Kartierungsdaten Bisher durchgefuumlhrte detailliertere Erhebungen beziehen sich meist punktuell auf spezifische Gebiete Auszliger-dem ist die innerartliche Variabilitaumlt der Wildpflan-zen nur ansatzweise bekannt

19 Von den ca 3500 in Deutschland in situ vorkommenden Pflanzenarten sind fuumlr uumlber 1000 Arten aktuelle oder potenzielle Nutzungen beschrieben Unter Einbeziehung der Nutzungsformen bdquoZuumlchtungldquo bzw bdquoZierpflanzeldquo kommen weitere ca 1800 Arten als bdquoheimischeldquo pflanzengenetische Ressourcen hinzu

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Sanddorn(Hippophaerhamnoides)eineWildpflanzeausderenFruumlchtenleckereSaumlfteundMarmeladenhergestelltwerdenkoumlnnen

Das IBV betreut ein Verzeichnis pflanzengenetischer Ressourcen welches sowohl die Kulturpflanzen als auch die Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirt-schaft umfasst Dieses Verzeichnis ist uumlber das Nati-onale Inventar zu pflanzengenetischen Ressourcen PGRDEU (httppgrdeugenresde) zugaumlnglich

Daten zum Vorkommen pflanzengenetischer Res-sourcen in situ sind bisher nur in eingeschraumlnktem Maszlige fuumlr bestimmte Pflanzenarten durch die Bun-deslaumlnder und auf Kommunal- oder Projektebene verfuumlgbar Eine allgemeine Zugaumlnglichkeit zu diesen Informationen existiert in der Regel nicht oder sie ist nur sehr eingeschraumlnkt vorhanden Im Rahmen eines vom BMEL gefoumlrderten Modell- und Demonstrati-onsvorhabens bdquoAufbau eines Berichts- und Monito-ringsystems fuumlr die In-situ-Erhaltung genetischer

Ressourcen der den Kulturpflanzen verwandten Wildarten in Brandenburgldquo wird derzeit eine mo-dellhafte Berichtsinfrastruktur auf Bundeslandebene aufgebaut welche hier kuumlnftig durch verbesserten In-formationsfluss ndash sowohl innerhalb des Bundeslandes selbst als auch von dort zur Bundesebene ndash Abhilfe schaffen soll Daneben werden uumlber weitere Modell- und Demonstrationsvorhaben die Vorkommen der verwandten Wildarten von Apfel und Rebe Malus sylvestris (L) Mill und Vitis vinifera subsp sylvestris (C C Gmel) Hegi erhoben und genetisch beschrie-ben der Erhaltungszustand der Vorkommen bewer-tet sowie Maszlignahmen fuumlr ein In-situ-Management entwickelt und gepruumlft

Handlungsbedarf

Erstellung eines nationalen Konzepts zur In-situ-Erhaltung von in Deutschland wild vorkommen-den pflanzengenetischen Ressourcen

4221 IdentifizierungvonSchwerpunktarten

Fuumlr in Deutschland wild vorkommende pflanzenge-netische Ressourcen mit ihren mehr als 2800 Arten ist die In-situ-Erhaltung der wichtigste Erhaltungs-ansatz Die groszlige Artenzahl macht hier eine Schwer-punktsetzung noumltig um weitere Schutzmaszlignahmen realistisch und umsetzbar planen zu koumlnnen

Handlungsbedarf

Pflege und Fortschreibung der Liste in Deutschland vorkommender pflanzengenetischer Ressourcen20

Entwicklung nationale und internationale Ab-stimmung und Feststellung geeigneter Kriterien fuumlr die Priorisierung von in Deutschland wild vorkommenden pflanzengenetischen Ressourcen Markierung der prioritaumlren Arten in der Liste pflanzengenetischer Ressourcen nach diesen Kriterien als Grundlage einer weiteren Schwer-punktsetzung von Erhaltungsmaszlignahmen auf nationaler und internationaler EbeneMeldung der prioritaumlren Arten und ggf von Maszlignahmen zu ihrem Schutz an internationale Informationssysteme zwecks europaumlischer und internationaler Abstimmung

20 httppgrdeugenresdeindexphptpl=an_Liste

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AgrarlandschaftmitbluumlhendemAckerrandstreifen

4222 BestandsstuumltzendeMaszlignahmen

Zur Unterstuumltzung des Ziels in Deutschland wild vorkommende pflanzengenetische Ressourcen vorrangig in situ zu erhalten sind auch bestands-stuumltzende Maszlignahmen fuumlr Vorkommen und Popula-tionen einzelner Arten zu pruumlfen und wo angebracht umzusetzen Hierbei sind u a auch die Moumlglichkei-ten einer Nutzung bestehender Aktivitaumlten z B im Rahmen der nationalen Umsetzung der Europaumlischen Strategie zur Erhaltung der Pflanzen (EPCS vgl Kapi-tel 311) zu pruumlfen Die Entwicklung und Etablierung von bestandsstuumltzenden Maszlignahmen erfolgte bisher modellhaft bei Malus sylvestris (L) Mill und Vitis vinifera subsp sylvestris (C C Gmel) Hegi im Rahmen von Modell- und Demonstrationsvorhaben

Handlungsbedarf

Entwicklung und Pruumlfung eines Konzepts zur Stuumltzung von Vorkommen und Populationen durch Vermehrung von Saatgut oder Pflanzen und deren Wiederausbringung

4223 IdentifizierungAufbauundAusweisung bdquogenetischerSchutzgebieteldquo

Bisher gibt es keine spezifischen Schutzgebiete fuumlr WEL Das von der Europaumlischen Kommission im Rahmen der Ratsverordnung (EG) Nr 8702004 finanzierte Vorhaben bdquoEin integrierter europaumlischer Arbeitsplan fuumlr das In-situ-Management Umsetzung der Konzepte bdquogenetisches Schutzgebietldquo und bdquoon farmldquo (AEGRO)ldquo befasst sich mit allen wesentlichen Aspekten des In-situ-Managements AEGRO fuumlhrt Daten aus europaumlischen und internationalen Quellen zusammen und harmonisiert und strukturiert Infor-mationen damit sich diese fuumlr Entscheidungspro-zesse nutzen lassen Erste Ergebnisse zeigen dass die Qualitaumlt der in verschiedenen Quellen (GBIF EURISCO) mehr oder minder auf dem kleinsten ge-meinsamen Nenner zusammengefuumlhrten Daten in taxonomischer und geographischer Hinsicht in keiner Weise fuumlr eine aggregierende Betrachtung die fuumlr die Priorisierung von Arten und Gebieten erforderlich ist ausreicht und einer umfangreichen Bearbeitung bedarf

AEGRO beschreibt ferner die genetische Diversitaumlt ausgewaumlhlter Gattungen und Arten und schafft fuumlr ausgewaumlhlte Vorkommen die organisatorischen und methodischen Voraussetzungen fuumlr das demographi-sche und genetische Monitoring Es werden fuumlr diese Modellarten auf europaumlischer Ebene abgestimmte Er-haltungsstrategien entwickelt die anderen als Vorlage dienen koumlnnen Fuumlr das In-situ-Management werden Qualitaumltsstandards als Voraussetzung fuumlr eine verbes-serte europaumlische Zusammenarbeit in diesem Bereich entwickelt und die Moumlglichkeiten zur Einrichtung genetischer Schutzareale in bdquoMost Appropriate Areas ndash MAAldquo gepruumlft Das EU-Vorhaben begann im Oktober 2007 und wird vom Julius Kuumlhn-Institut koordiniert

Bereits im Fachprogramm von 2002 war vorgesehen auch in Deutschland bestehende Schutzgebiete mit einer hohen Dichte an prioritaumlren Arten zu identifi-zieren und zusaumltzlich als bdquogenetisches Schutzgebietldquo auszuweisen Dabei koumlnnen nun die Ergebnisse des AEGRO-Projekts als Grundlage fuumlr ein nationales Erhaltungskonzept dienen

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Handlungsbedarf

Y Identifizierung geeigneter Flaumlchen mit hoher bdquoVorkommensdichteldquo prioritaumlrer Arten im Rahmen eines Projektes

Y Entwicklung bzw Weiterentwicklung von Mana-gementmaszlignahmen fuumlr die prioritaumlren Arten

Y Ausweisung bereits vorhandener Schutzgebiete als bdquogenetische Schutzgebieteldquo fuumlr prioritaumlre Arten durch die zustaumlndigen Stellen und in Abstimmung mit den laufenden Arbeiten der Laumlnderbehoumlrden zur Ausweisung der FFH-Gebiete

4224 VerwendunggebietseigenerWildpflanzen inderfreienNatur

Das novellierte Gesetz uumlber Naturschutz und Landschaftspflege (Bundesnaturschutzgesetz ndash BNatSchG21) formuliert in sect 40 (4) strenge Anforde-rungen an das Ausbringen von Pflanzen gebiets-fremder Arten in der freien Natur22 Bereits vor der Novellierung war vorgeschrieben dass in der freien Natur kein Pflanzmaterial verwendet werden soll das seinen genetischen Ursprung nicht in der jewei-ligen Region hat Die mit der Novelle nun bundesun-mittelbar geltende Vorschrift des sect 40 Absatz 4 muss in den Laumlndern vollzogen werden ohne dass Abwei-chungsmoumlglichkeiten bestehen Zur Erleichterung wurde eine 10-jaumlhrige Uumlbergangsregelung bis zum 1 Maumlrz 2020 geschaffen in der gebietseigene Pflan-zen und Gehoumllze vorzugsweise verwendet werden sollen Erst danach gilt die neu gestaltete Genehmi-gungspflicht uneingeschraumlnkt

Der Genehmigungsvorbehalt des BNatSchG gilt nur fuumlr das Ausbringen in der freien Natur Davon sind alle Ausgleichsmaszlignahmen Rekultivierungen Straszligenbegleitgruumln und sonstigen Begruumlnungs- und Rekultivierungsmaszlignahmen in der freien Natur be-troffen Die Land- und Forstwirtschaft einschlieszliglich des Gartenbaus ist aber sowohl als Erzeuger gebiets-eigenen Saat- und Pflanzguts das in der freien Natur verwendet werden soll als auch im Rahmen von Dienstleistungen in Landschaftsbau und ndashpflege als Ausbringer betroffen

Fuumlr krautige Pflanzen gibt es sehr einfache effektive und seit Jahren in der Praxis bewaumlhrte Methoden der Begruumlnung wie Selbstbegruumlnung Heudruschver-fahren oder auch Mahdgutuumlbertragungsverfahren Weitere alternative naturnahe Begruumlnungsmethoden wurden bereits in Modellvorhaben erprobt Alle genannten Verfahren haben den Vorteil dass die Verwendung vorhandener lokaler gebietseigener Her-kuumlnfte von Wildpflanzen bei der Ausbringung in die freie Landschaft gesichert ist Es besteht jedoch auch ein zunehmender Bedarf fuumlr einen Markt fuumlr gebiets-eigenes Saatgut (z B Regiosaatgut) fuumlr diese Begruuml-nungs- und Rekultivierungsmaszlignahmen in der freien Natur Mit der nationalen Umsetzung der Richtlinie 201060EU der Kommission besteht ab Anfang 2012 die Moumlglichkeit Saatgutmischungen sogenannte Erhaltungsmischungen die zur Erhaltung der natuumlrli-chen Umwelt verwendet werden sollen auch dann in den gewerblichen Verkehr zu bringen wenn sie unter das Saatgutverkehrsgesetz fallen

ArtenreichesSchnittgruumlnlandmitgebietseigenenWildpflanzen

21 Bundesnaturschutzgesetz vom 29 Juli 2009 (BGBl I S 2542) das zuletzt durch Artikel 5 des Gesetzes vom 6 Februar 2012 (BGBl I S 148) geaumlndert worden ist

22 BNatSchG sect 40 (4) bdquoDas Ausbringen von Pflanzen gebietsfremder Arten in der freien Natur sowie von Tieren bedarf der Genehmigung der zustaumlndigen Behoumlrde Kuumlnstlich vermehrte Pflanzen sind nicht gebietsfremd wenn sie ihren genetischen Ursprung in dem betreffenden Gebiet haben Die Genehmi-gung ist zu versagen wenn eine Gefaumlhrdung von Oumlkosystemen Biotopen oder Arten der Mitgliedstaaten nicht auszuschlieszligen ist Von dem Erfordernis einer Genehmigung sind ausgenommen (hellip) 4das Ausbringen von Gehoumllzen und Saatgut auszligerhalb ihrer Vorkommensgebiete bis einschlieszliglich 1 Maumlrz 2020 bis zu diesem Zeitpunkt sollen in der freien Natur Gehoumllze und Saatgut vorzugsweise nur innerhalb ihrer Vorkommensgebiete ausgebracht werdenldquo

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Um die entsprechenden Qualitaumltsvorgaben zu garan-tieren wurden bereits privatrechtliche Zertifizie-rungssysteme fuumlr Regiosaatgut geschaffen Somit kann gebietseigenes Saatgut das durch Besamm-lung von Wildpflanzen in einer bestimmten Region gewonnen wird ndash in der Regel nach einer Zwischen-vermehrung ndash wieder in dieser Region ausgebracht werden Die in diesen Zertifizierungssystemen defi-nierten Regionen orientieren sich am Ergebnis eines Forschungsprojektes der Deutschen Bundesstiftung Umwelt Es wurden 22 deutsche Regionen voneinan-der abgegrenzt indem standoumlrtlich-klimatisch aumlhn-liche Naturraumlume mit vergleichbarem Artenspektrum zu einer Region zusammengefasst wurden

Fuumlr Gehoumllze ist ebenfalls eine bundesweit einheit-liche Umsetzung anzustreben Zu diesem Zweck wurde die bdquoArbeitsgruppe gebietseigene Gehoumllzeldquo beim BMU ins Leben gerufen in der die Interessen der Naturschutz- Forst- und Gartenbaubehoumlrden von Bund und Laumlndern der Verkehrsplanung der Baumschulverbaumlnde und Forschung gleichberechtigt vertreten sind Mit dem bdquoLeitfaden zur Verwendung gebietseigener Gehoumllze23ldquo hat die Arbeitsgruppe entsprechende Grundlagen und Empfehlungen fuumlr eine praktikable Umsetzung vorgelegt Sie empfiehlt bundeseinheitlich eine Einteilung in sechs Gebiete als Basis fuumlr die Produktion und Ausbringung gebietseigener Gehoumllze zu Grunde zu legen Fuumlr die Handhabung der Sonderfaumllle Straszligenbegleitgruumln und Obstgehoumllze in der freien Landschaft werden ebenfalls Empfehlungen ausgesprochen

Handlungsbedarf

Y Unterstuumltzung bei der Identifikation geeigneter natuumlrlicher Vorkommen gebietseigener Pflanzen um die Erzeugung und Herkunftssicherung von Saat- und Pflanzgut gebietseigener Pflanzen vor-anzubringen

43 Nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen

In der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt wird die Vision formuliert dass eine moumlglichst groszlige Vielfalt genetischer Ressourcen aktiv und nachhaltig genutzt wird Denn diese nachhaltige Nutzung ist in der Regel die beste Voraussetzung fuumlr den langfristi-gen Erhalt der genetischen Ressourcen Im Rahmen der BMEL-Kommunikationsarbeit wurde der Slogan bdquoSchutz durch Nutzungldquo in der oumlffentlichen Diskus-sion bekannt gemacht

431 WeiterfuumlhrungvonAgrarumwelt- maszlignahmen

Agrarumweltprogramme sind ein wichtiges Instru-ment der EU-Agrarpolitik um neben anderen um-weltrelevanten Zielen insbesondere auch die biolo-gische Vielfalt in Agraroumlkosystemen einschlieszliglich pflanzengenetischer Ressourcen zu erhalten Sie werden bei uns auf circa 30 Prozent der landwirt-schaftlichen Flaumlche durchgefuumlhrt Sie honorieren die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt etwa durch Erhalt vielfaumlltiger Fruchtfolgen Bewahrung regional angepasster Kulturpflanzen-sorten und Nutztierrassen sowie durch Gruumlnland-extensivierung

Die Ausgestaltung dieser Maszlignahmen hat auf Grund ihres finanziellen und flaumlchenmaumlszligigen Umfangs einen deutlichen Einfluss auf die Ziele dieses Fachprogramms

Entsprechend der bestehenden Hauptnutzungen und der korrespondierenden Lebensraumbedingungen fuumlr WEL ist die Weiterfuumlhrung der Agrarumweltmaszlig-nahmen standortangepasst (naturraumlumliche Bedin-gungen Nutzungen) erforderlich Ggf kann ndash unter Beruumlcksichtigung des Verwaltungs- und Kontrollauf-wandes ndash gepruumlft werden inwieweit bei einzelnen Maszlignahmen Indikatoren und standoumlrtliche Diffe-renzierungen der Maszlignahmen zu Fortschritten bei Effektivitaumlt der Maszlignahmen zur Erhaltung pflanzen-genetischer Ressourcen fuumlhren

23 Leitfaden zur Verwendung gebietseigener Gehoumllze Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) Stand Januar 2012 httpwwwbmudefilespdfsallgemeinapplicationpdfleitfaden_gehoelze_bfpdf

47

Handlungsbedarf

Y Ermittlung von Indikatoren fuumlr den Erhalt pflan-zengenetischer Ressourcen als Komponente der Biodiversitaumlt bei der Weiterfuumlhrung bestimmter Agrarumweltmaszlignahmen

Y Entwicklung und Anwendung standortangepass-ter Maszlignahmen differenziert u a nach Agrar-landschaftstyp und Bodenmerkmalen mit hoher Wirkeffizienz fuumlr den Erhalt pflanzengenetischer Ressourcen

Y Uumlberpruumlfung der Wirksamkeit von Agrarumwelt-maszlignahmen fuumlr den Erhalt und die nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen mit Hilfe entsprechender Indikatoren

432 Weiterentwicklungnachhaltiger Nutzungssysteme

Wichtiges Ziel muss es sein agrarische Nutzungssys-teme im Einklang mit den Zielen der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der genetischen Ressourcen weiterzuentwickeln Dies betrifft die klassischen Nut-zungen zur Nahrungs- und Futtermittelproduktion in den Hauptausrichtungen Ackerbau Gruumlnlandbewirt-schaftung und Obst-Weinanbau Zunehmend gewin-nen aber auch die Produktionsbereiche bdquonachwach-sende Rohstoffeldquo bdquoBioenergieldquo und bdquoKlimaschutzldquo fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung pflanzenge-netischer Ressourcen an Bedeutung Potenzial ist da-bei solchen Verfahren beizumessen denen es gelingt wichtige Ziele des Biodiversitaumltsschutzes in produk-tive d h wirtschaftlich rentable Nutzungssysteme zu integrieren Unter diesem Aspekt sollten besonders solche Nutzungsformen und Produktionsverfahren entwickelt und durch Projekte unterstuumltzt werden die zu einer messbaren Integration der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung pflanzengenetischer Ressour-cen in die Produktion fuumlhren Die Wirksamkeit und Kosteneffizienz bestehender Instrumente zur Foumlrde-rung der Agrobiodiversitaumlt insbesondere der pflan-zengenetischen Ressourcen ist in der Diskussion

Handlungsbedarf

Y Modellhafte Erprobung von Produktionsverfah-ren die die Erhaltung und nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen in die Produktion

integrieren (z B Modell- und Demonstrations-vorhaben in Ackerbaubetrieben) und Uumlbertragung der Ergebnisse in die breitere landwirtschaftliche Praxis

Y Oumlkonomische Bewertungen integrierter Maszlignah-men des Agrobiodiversitaumlts- und Naturschutzes zur Gewaumlhrleistung wirtschaftlich rentabler Nut-zungssysteme

Y Erstellung von Maszlignahmenkatalogen fuumlr effizi-ente Naturschutzmaszlignahmen (Handbuumlcher fuumlr Landwirte) fuumlr Ackerbau- Gruumlnland- Obst-Wein-bau- und Heidegebiete moumlglichst mit regionalem naturraumlumlichem Bezug

Y Entwicklung und Erprobung von Verfahren fuumlr Nutzungen zur Bioenergieerzeugung die Aspekte der Erhaltung der pflanzengenetischen Ressour-cen beruumlcksichtigen z B Nutzung eines breiten Spektrums an Kulturarten streifenfoumlrmige Ener-gieholzpflanzungen in Ackerbau- und Gruumlnland-gebieten in Verbindung mit weiteren Biodiversi-taumltszielen

ErhaltenswerteregionaleApfelsorten

48

433 EntwicklungundVerbesserungvon IndikatorenfuumlrdieBestimmungder Gefaumlhrdungvonpflanzengenetischen Ressourcen

Entwickelte bundesweite Biodiversitaumltsindikatoren (Vogelindikator high-natural-value-Farmland(HNV) gefaumlhrdete Arten Schmetterlinge) dienen einer orientierenden Bewertung der Situation der biologi-schen Vielfalt in Hauptlebensraumlumen Die agrarischen Gebiete werden dabei zusammenfassend durch stark generalisierte indikatorisch daher relativ wenig sensitive Maszligzahlen z B den Vogelindex fuumlr Agrar-land in Deutschland dargestellt Fuumlr die Bewertung der Situation der genetischen Vielfalt der Pflanzen in der Flaumlche z B der Entwicklung der Artenzahlen im Dauergruumlnland die genetische Vielfalt genutzter Sorten im groszligflaumlchigen Anbau sowie schlieszliglich auch schlussfolgernd fuumlr die Anwendung verbesserter Bewirtschaftungsmethoden reichen diese Indikato-ren jedoch nicht aus Dringend erforderlich ist daher die Entwicklung von Indikatoren zur Kennzeichnung der Entwicklung der genetischen Vielfalt der Nutz-pflanzen in den Produktionssystemen Bezuumlglich tier-genetischer Ressourcen war es 2010 gelungen einen entsprechenden Indikator fuumlr den Indikatorenbe-richt 2010 zur Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt zu entwickeln und einzubringen Bestehende Indikatoren mit einem Bezug auf die fuumlr viele Wild-pflanzenarten wichtigen Lebensraumlume und extensi-ven Nutzungsformen wie der HNV-Farmlandindi-kator oder der Vogelindikator muumlssen methodisch weiterentwickelt werden um den direkten Bezug zu spezifischen landwirtschaftlichen Nutzungen (Acker Gruumlnland Obst-Weinbau Heiden) zu gewaumlhrleisten

Handlungsbedarf

Y Entwicklung eines nationalen Indikators bdquopflan-zengenetische Vielfalt in Landwirtschaft und Ernaumlhrungldquo unter Beteiligung der Laumlnder

Y Weiterentwicklung von regio nalisierten landwirtschaftl ich sensitiven Biodiversitaumltsindi-ka toren auf der Basis bestehender Indikatoren (Voumlgel HNV-Farmland Schmetterlinge)

Y Entwicklung von indirekten Biodiversitaumltsindi-katoren in Form kalibrierter Schnellmethoden zur lokalen Bewertung der Bio diversitaumlt z B Schaumltz-verfahren mit Hilfe von Vegetationsstrukturmerk-malen der Pflanzenbestaumlnde

Y Entwicklung von Methoden zur Nutzung der Biodiversitaumltsindikatoren fuumlr die Evaluierung der Biodiversitaumltswirkungen von Agrarumweltmaszlig-nahmen von Maszlignahmen der Landschafts pflege und des Vertragsnaturschutzes

Y Erarbeitung von Methoden zur Kopplung der Felderhebungen der Biodiversitaumltsindikatoren mit Datenerhebungen aus landwirt schaftlichen Nutzungen zur Ableitung von praxistauglichen Maszlignahmen fuumlr die Verbesserung der Bestands-situation von Indikatorarten sowie von HNV-Farmland Flaumlchen

434 FoumlrderungderEvaluierungund Charakterisierung

Um eine gezielte Nutzung genetischer Ressourcen zur zuumlchterischen Verbesserung von Kulturpflanzen zu erreichen sind besondere Anstrengungen erforder-lich Grundvoraussetzung ist deren Charakterisierung und Evaluierung Charakterisierungsdaten beschrei-ben Merkmale von Pflanzen die in hohem Maszlige erblich sind und mit bloszligem Auge sichtbare Eigen-schaften darstellen wie z B Wuchshoumlhe und Bluumlh-zeitpunkt Evaluierungsdaten beschreiben vor allem komplexere Eigenschaften die fuumlr die Nutzung der Pflanzen wichtig sind wie Ertrag Anbaueigenschaf-ten Standorteigenschaften und Resistenzen gegen Schaderreger und Schaumldlinge

In der Evaluierung spielen zunehmend molekular- genetische und pflanzenphysiologische Untersuchun-gen die Schluumlsselrolle Waumlhrend die Sequenzierung komplexer Pflanzengenome (Genotypisierung) mit dem technischen Fortschritt zunehmend moumlglich einfacher und kostenguumlnstiger wird ist ein Engpass im Erkenntnisgewinn und damit in der Nutzbar-machung pflanzengenetischer Ressourcen zu beob-achten Dies betrifft besonders die aufwendige aber unabdingbare Phaumlnotypisierung also die quantitative Analyse pflanzlicher Strukturen und Funktionen

BoniturvonFruchtmerkmalendesApfels

49

Notwendig waumlre deshalb vor allem die Entwicklung praumlziser Hochdurchsatz-Phaumlnotypisierungen wenn die Nutzung genetischer Ressourcen zukuumlnftig schnell und effizient erfolgen soll

Handlungsbedarf

Y Foumlrderung interdisziplinaumlrer Forschungsvorhaben zur Hochdurchsatz-Phaumlnotypisierung der marker-gestuumltzten Selektion der Versuchstechnik sowie der Verarbeitung und Analyse massiver Daten-mengen um die notwendige breite Wissensbasis zu erhalten und die erforderlichen Kapazitaumlten aufzubauen

Y Ausbau von Netzwerken zur Ermittlung und Be-wertung der Eigenschaften genetischer Ressour-cen landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Kulturpflanzen unter Beteiligung der Zuumlchter u a durch weiteren Ausbau des Nationalen Evalu-ierungsprogramms pflanzengenetischer Ressour-cen (EVA II) durch Ausweitung der Evaluierung bei Getreidearten z B auf Merkmale zur Verbes-serung der Widerstandsfaumlhigkeit gegen biotische und abiotische Stressfaktoren sowie durch Ein-beziehung weiterer Kulturarten

Y Evaluierung pflanzengenetischer Ressourcen und Intensivierung der Zuumlchtungsforschung durch das Julius Kuumlhn-Institut in Zusammenarbeit mit privaten Zuumlchtungsunternehmen relevanten For-schungseinrichtungen Erhaltungsinitiativen und sonstigen Akteuren Neben den Hauptkulturen sollen auch bisher vernachlaumlssigte (neue und nicht mehr genutzte) Fruchtarten einbezogen werden

Y

Y

435 ErschlieszligungvonInnovationspoten- zialenpflanzengenetischerRessourcen durchdieZuumlchtungsforschung

Die Pflanzenzuumlchtungsforschung bildet eine der wichtigsten Grundlagen der Ernaumlhrungssicherung und Rohstoffversorgung insbesondere unter sich veraumlndernden Produktionsbedingungen durch Klimawandel und einer stetig wachsenden Weltbe-voumllkerung Ziel ist die genetische Anpassung bzw pflanzenzuumlchterische Verbesserung unserer Kultur-arten gegenuumlber allen moumlglichen Stressfaktoren (z B Temperatur Trockenheit Starkniederschlaumlge Schaderreger) Ausgangspunkt der pflanzenzuumlchte-rischen Verbesserung ist die Erfassung Bewertung und Nutzung der genetischen Variation fuumlr Eigen-schaften wie Widerstandsfaumlhigkeit gegen Hitze und Trockenheit sowie Krankheiten und Schaumldlinge in pflanzengenetischen Ressourcen Im Rahmen der Pflanzenzuumlchtungsforschung gilt es diese geneti-

sche Variation sicher und effektiv zu erfassen und beschleunigt nutzbar zu machen Dies ist die Aufgabe der so genannten Vorlaufzuumlchtung (pre-breeding) Fuumlr diesen Zweck stehen heute Zell- und Gewebe-kulturverfahren sowie molekulare Techniken die eine Merkmalserfassung auf der Ebene der Erbsubs-tanz erlauben zur Verfuumlgung

BlickineinenartenreichenZuchtgarten

Die Basis fuumlr diese Arbeiten bildet ein moumlglichst groszliges Spektrum pflanzengenetischer Ressourcen Beispiele der erfolgreichen Nutzung dieser Ressour-cen durch die Ressortforschung des BMEL sind die Herbeifuumlhrung dauerhafter Krautfaumluleresistenz bei der Kartoffel durch Nutzung von Solanum-Wildarten als Resistenzressourcen die Einkreuzung neuer hochwirksamer Resistenzgene gegen verschiedene Pilz- und Viruskrankheiten aus der Wildart Hordeum bulbosum in die Kulturgerste oder die Identifizierung von Herkuumlnften der Blauen und Gelben Lupine mit Widerstandsfaumlhigkeit gegen die Brennfleckenkrank-heit (Anthraknose)

Handlungsbedarf

Weitere Unterstuumltzung der Zuumlchtungsforschung im Rahmen der bestehender Foumlrderprogram-me (z B Programm zur Innovationsfoumlrderung Foumlrderprogramm Nachwachsende Rohstoffe und Demonstrationsvorhaben Bioenergie der Fach-agentur Nachwachsende Rohstoffe Bundespro-gramm Oumlkologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft)

Foumlrderung von Programmen und Projekten zur Uumlberfuumlhrung wichtiger Merkmale in adaptiertes Pflanzenmaterial (Erstellung und Weiterentwick-lung von Basispopulationen Selektion von Vorstu-fenmaterial)

50

436 Erweiterungdergenetischen DiversitaumltdurchdenAufbauvon Evolutionsramschen

Die Erhoumlhung der genetischen Diversitaumlt in Elite-zuchtmaterial ist eine wichtige Voraussetzung fuumlr die dauerhafte Verbesserung von Kulturpflanzen Entsprechende Ansaumltze reichen von der Einlagerung einzelner Resistenzgene aus Wildformen bis hin zur Herstellung so genannter Introgressionslinien welche definierte Chromosomensegmente aus Wildformen bzw Wildarten enthalten Entsprechen-de Forschungsaktivitaumlten wurden ua im Rahmen von Projekten der bdquoGenomanalyse im Biologischen System Pflanze (GABI)ldquo bearbeitet Daruumlber hinaus koumlnnen Evolutionsramsche einen wichtigen Beitrag fuumlr die Nutzbarmachung und Weiterentwicklung pflanzengenetischer Ressourcen leisten

Evolutionsramsche entstehen aus der Durchkreu-zung unterschiedlicher Genotypen die zusammen die derzeit verfuumlgbare genetische Diversitaumlt des jeweiligen Zuumlchtungspools umfassen In den Kreu-zungsnachkommenschaften finden im Gegensatz zur Ex-situ-Erhaltung der reinen Ausgangslinien weiter-hin Anpassungsprozesse statt die durch die Dynamik natuumlrlicher Selektion verursacht werden Im Gegen-satz zu Zuchtpopulationen erfolgt keine zuumlchteri-sche Auslese auf spezifische Merkmale Im Zuge des Anpassungsprozesses koumlnnen in einem genetisch breiten Reservoir besondere auch neue Genkombina-tionen entstehen die in dieser Form moumlglicherweise im stark selektierten Elitematerial von Zuchtunter-nehmen nicht entstehen wuumlrden Evolutionsramsche sind eine wichtige Maszlignahme zur Erzeugung neuer Ausgangsvariabilitaumlt fuumlr Zuumlchtungsforschung und Pflanzenzuumlchtung

Darstellung der Hauptkoordinatenanalyse (PCoA) von 32 Sorten

Pict

AlinghiAlissa

Gaulois Cervoise

Sorna Vulcan

BirgitLomerit

Merlot

NaomieLeibniz

ElbanyPeragis

Frances

Gilberta

Alpaca

Eiszapfen

BantengLudmilla

Fridericus

EngelensII

Catinka

Venus Plana

Vogels Gold

Andrea

HordHexGig

Engelens 6zig

Mammut

Borwina

Bayava

ErfurtTraminerBrunhild

Franka

Tocka

F1-1(40)

F1-2

(41)

F1-3(26)

F1-4(14)

F1-7(51)F1-6(33)

LentaF1-5(32)

F1-6A(18)

F1-9(65)

F1-10(30)

F1-10A(11)

F1-10A(25)F1-13(25)

F1-1

4(10

) F1-1

5(24

)

F1-18A(40)

F1-8A(20)

F1-12(67)

F1-8

(55)

F1-1

1(61

)

I II

III IV

05000

02500

00000

-02500

-05000

-05000 -02500 -00000 02500 05000

109

172

Alternative

Vorrangige Kreuzung

DarstellungderHauptkoordinatenanalyse(PCoA)von32SortenwelchedenGroszligteildergenetischeVielfaltdesdeutschenWintergers-

tensortimentesrepraumlsentieren(QuelleJKI)Diey-bzwx-AchsebeschreibendenAnteildererstenundzweitenDimensionderPCoAMit

StrichenverbundeneSortenkennzeichnengeplantePaarkreuzungen

51

YY

Y

Y

Y

KuumlrbisvielfaltaufeinemVerkaufsstand

Handlungsbedarf

Fortfuumlhrung der Evolutionsramsche bei GersteAnlage Entwicklung und wissenschaftliche Begleitung von Evolutionsramschen bei weiteren wichtigen Kulturarten (insbesondere fremd- befruchtende Arten gartenbauliche Kulturen)

437 VermarktungvonbdquoVielfaltsproduktenldquo

Neben einer Nutzung pflanzengenetischer Ressour-cen im Rahmen der Zuumlchtungsforschung bzw der Pflanzenzuumlchtung soll auch ihre Nutzung durch die Vermarktung so genannter bdquoVielfaltsprodukteldquo d h von Produkten aus bestimmten Sorten bzw anderen derzeit wenig genutzten Arten gefoumlrdert werden

Als allgemeine Maszlignahme zur Weiterentwicklung von Nutzungssystemen dient nach der Agrobiodiver-sitaumltsstrategie die Foumlrderung von Maszlignahmen die die

Erhaltung und Nutzung der Agrobiodiversitaumlt besser verbinden und Innovationen foumlrdern Dazu gehoumlrt vor allem die Entwicklung geeigneter Vermark-tungsformen sowie der Verbraucherinformation und ndashaufklaumlrung Diese Ansaumltze koumlnnen durch Projekte zur Entwicklung von integrierten Erhaltungs- und Nutzungskonzepten und von Foumlrderinstrumenten fuumlr Innovationen zur verstaumlrkten nachhaltigen Nutzung von Bestandteilen der Agrobiodiversitaumlt erprobt werden

Handlungsbedarf

Durchfuumlhrung von Studien u a zum Aufzeigen der potentiellen Wertschoumlpfungsketten von bdquoVielfaltsproduktenldquoFoumlrderung von bdquoVielfaltsproduktenldquo durch Oumlffentlichkeitsarbeit

Foumlrderung innovativer Produkte u a im Rahmen der Richtlinie zur Erhaltung und innovativen nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt des BMEL

52

44 Information und Dokumentation

Die Agrobiodiversitaumltsstrategie betont die Bedeutung verstaumlrkter Informations- Beratungs- und Koordi-nationsaktivitaumlten fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der Agrobiodiversitaumlt auf Bundesebene insbesondere vor dem Hintergrund zunehmender europaumlischer und internationaler Zusammenarbeit Dies erfordert die Vervollstaumlndigung und regel- maumlszligige Aktualisierung der Inventare in situ und ex situ vorhandener pflanzengenetischer Ressourcen sowie deren Aufnahme in das nationale Informa-tionssystem Genetische Ressourcen bdquoGENRESldquo24 Der Ausbau dieses Informationssystems als Teil des deutschen Clearing-House-Mechanismus der CBD ist auch Ziel der Nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt

Y

Y

Y

InternetportaldesInformationssystemsGenetischeRessourcen(GENRES)

441 Auf-undAusbauinstitutioneller Informationsinfrastruktur

Moderne Informationssysteme sind ein wesentli-ches Arbeitswerkzeug um Qualitaumlt und Effizienz der Erhaltungsarbeit bei pflanzengenetischen Ressour-cen und ihre nachhaltige Nutzung zu gewaumlhrleisten Der rasante technische Fortschritt in diesem Bereich erlaubt immer leistungsfaumlhigere Systeme welche eine effizientere Verarbeitung der steigenden Daten-mengen erlauben und eine bessere Anpassung an die Beduumlrfnisse der Nutzer ermoumlglichen Deshalb gilt es bestehende Systeme weiter auszubauen und zu aktualisieren Dabei wird auch kuumlnftig ein bdquozentral-dezentralerldquo Ansatz Verwendung finden d h wo immer moumlglich und sinnvoll werden aufgrund der neuen technischen Moumlglichkeiten zentrale Systeme aufgebaut werden die einer Vielzahl von Nutzern zur Verfuumlgung stehen Daneben wird es auch weiter-hin ndash schon aus rein pragmatischen Gruumlnden ndash einen Bedarf an dezentralen Informationssystemen (insti-tutionelle Informationsinfrastruktur) bei den Akteu-ren selbst geben da jeder dieser Nutzer ggf andere nicht zu standardisierende Anwendungen benoumltigt In diesem Fall werden zur Gewaumlhrleistung des Daten-austausches verbindliche Standards immer wichtiger wie sie z B im Rahmen der Aktualisierung des Natio-nalen Inventars PGRDEU bereits angewandt werden

Mit der Neuentwicklung bzw Absicherung oder dem weiteren Ausbau von Dokumentationssystemen der Akteure des Nationalen Fachprogramms soll eine wesentliche Voraussetzung fuumlr eine effiziente Umset-zung wichtiger Teile des Fachprogramms geschaffen werden

24 wwwgenresde

Handlungsbedarf

Anpassung des Genbankinformationssystems GBIS beim IPK an neue Bedarfe wie z B die Entwicklung einer Schnittstelle zum Nationalen Inventar PGRDEUEntwicklung und Implementierung eines Genbank-informationssystems fuumlr die Deutsche Genbank Obst beim Julius Kuumlhn-Institut

Entwicklung und Implementierung eines Gen-bankinformationssystems fuumlr die Deutsche Gen-bank Reben beim Julius Kuumlhn-Institut auf Basis der existierenden Rebendatenbanken

53

Y

Y

Y

Auf- und Ausbau von Informationssystemen anderer Ex-situ-EinrichtungenZusammenarbeit von Erhaltungsinitiativen beim Aufbau gemeinsamer Informationssysteme bzw zur Vernetzung bereits bestehender Informations-systeme zusammen mit dem IBV der BLE

DasFruumlhlings-Adonisroumlschen(Adonisvernalis)wirdimRahmenderEx-situ-ErhaltungskulturenderBotanischenGaumlrtenerhalten

442 PortalfuumlrEx-situ-Erhaltungskulturen einheimischerWildpflanzen

Im Rahmen des botanischen Naturschutzes wird die Erhaltungsinfrastruktur Botanischer Gaumlrten bereits genutzt Ein von der Arbeitsgruppe bdquoEx-situ-Erhaltungskulturenldquo des Netzwerks fuumlr botanischen Naturschutz erarbeitetes Konzept befasst sich mit der Erhaltung gefaumlhrdeter einheimischer Wildpflanzen in Ex-situ-Kulturen und der Bereitstellung fuumlr die Wiederausbringung

Das BMEL foumlrdert in diesem Zusammenhang den Aufbau des ersten uumlberregionalen und interaktiven Portals zur Ex-situ-Erhaltung einheimischer Wild-pflanzen die im Gegensatz zur Genbank fuumlr Wild-pflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft nicht als eingelagerte Diasporen sondern in Lebendkollek- tionen der Botanischen Gaumlrten erhalten werden Das Portal bildet den gesamten Pflanzenbestand

der Erhaltungskulturen in deutschen Botanischen Gaumlrten ab Fuumlr 75 ausgewaumlhlte Arten darunter 56 fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft besonders relevante werden detaillierte Steckbriefe erstellt Daruumlber hinaus bietet es die Moumlglichkeit fuumlr Wissens- und Materialtransfer und spezielle Angebote fuumlr Nutzer aus dem Bereich Gartenbau sowie ein hohes Maszlig an Transparenz fuumlr Naturschutzfachbehoumlrden

Neben der technischen Realisierung beinhaltet die Umsetzung des Projekts vor allem die ausfuumlhrliche Recherche kritische Bewertung und webgerechte Aufarbeitung der folgenden Punkte Hintergrund-informationen Steckbriefe fuumlr ausgewaumlhlte Taxa Kulturhinweise Informationen fuumlr Rekultivierer Materialboumlrse Informationen zu Wiederansiedlungs-projekten Prioritaumltskonzept umfangreiche Verlin-kung und Vernetzung weiterfuumlhrende Informationen und die Datenweitergabe an die zentrale Dokumen-tation zu pflanzengenetischen Ressourcen landwirt-schaftlicher und gartenbaulicher Arten in Deutsch-land (PGRDEU)

Handlungsbedarf

Aufbau Fortfuumlhrung und weiterer Ausbau des bundesweiten Portals bdquoEx-situ- Erhaltungs-kulturen einheimischer Wildpflanzenldquo

54

Y

Y

Y

InternetauftrittdesbundesweitenPortalsbdquoEx-situ-ErhaltungskultureneinheimischerWildpflanzenldquo

443 Auf-undAusbaueinerDokumen- tationsinfrastrukturzwischenBund undLaumlndernfuumlrdenBereichin situ undon farm

Daten zum Vorkommen pflanzengenetischer Res-sourcen in situ bzw on farm fallen v a auf der Ebene der Bundeslaumlndern an sind bislang aber wenig ver-netzt und in der Regel selbst auf Bundeslandebene nicht einheitlich zugreifbar Informationsinfrastruk-turen zur Vernetzung der in den Bundeslaumlndern vorhandenen Daten sowie eine Schnittstelle zum Nationalen Inventar PGRDEU auf Bundesebene sind noch aufzubauen

BrombeerenSchmackhafteWildpflanzen

Handlungsbedarf

Implementierung der Ergebnisse des Modell- und Demonstrationsvorhabens bdquoAufbau eines Berichts- und Monitoringsystems fuumlr die In-situ-Erhaltung genetischer Ressourcen der den Kulturpflanzen verwandten Wildarten in Brandenburgldquo durch einen dauerhaften Datenaustausch zwischen Brandenburg und dem IBV

Implementierung von gemeinsamen Schnitt-stellen fuumlr den Datenaustausch fuumlr In-situ- bzw On-farm-Daten zwischen dem IBV und weiteren Bundeslaumlndern

Implementierung von gemeinsamen Schnittstel-len fuumlr den Datenaustausch uumlber die im Rahmen der GAK gefoumlrderten Flaumlchen je Nutzpflanze zwischen den Bundeslaumlndern und dem IBV

444 NationalesInventarbdquoPGRDEUldquo

Das Nationale Inventar (PGRDEU) ist die zentrale Dokumentation zu pflanzengenetischen Ressourcen landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Arten in Deutschland

In PGRDEU sind auch die Muster des deutschen Bei-trags zum Multilateralen System (MLS) entsprechend des Internationalen Vertrages enthalten und gekenn-zeichnet so dass eine gezielte Online-Recherche nach

55

diesem Material moumlglich ist Deutsche Einrichtungen haben seit 2008 insgesamt ca 108000 Genbankmuster in das MLS eingebracht Die Absicherung des Natio-nalen Inventars sowie der weitere Ausbau ist eine wesentliche Voraussetzung fuumlr die Umsetzung des Nationalen Fachprogramms sowie fuumlr die Erfuumlllung internationaler Berichtspflichten

Handlungsbedarf

Y Staumlndige Aktualisierung vorhandener Daten und Erweiterung im Bereich ex situ v a um die Daten aus den neu zu gruumlndenden Genbanknetzwer-ken bei Obst Reben und Zierpflanzen bzw fuumlr in Deutschland wild vorkommende pflanzengeneti-sche Ressourcen (inkl WEL)

Y Erfuumlllen der Dokumentations- und Informations-verpflichtungen aus dem MLS des Internationalen Vertrags

Y Weiterer Ausbau der Teile zur In-situ- und On-farm-Dokumentation in PGRDEU um eine kohaumlrente und umfassende Dokumentation fuumlr den gesamten Bereich pflanzengenetischer Res-sourcen zu ermoumlglichen

Y Weiterer Ausbau der Teile zur In-situ- und On-farm-Dokumentation in PGRDEU einschlieszliglich Angaben zur in der landwirtschaftlichen Produkti-on vorhandenen Vielfalt (Kulturpflanzeninventar) um eine kohaumlrente und umfassende Dokumentati-on fuumlr den gesamten Bereich pflanzengenetischer Ressourcen zu ermoumlglichen

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Y

Y

445 NationaleInformationsinfrastruktur fuumlrCharakterisierungs-undEvaluie- rungsdaten

Charakterisierungs- und Evaluierungsdaten (CampE-Daten) fallen bei den unterschiedlichsten Instituten (u a Forschungsinstitute Genbanken Zuumlchtern) und im Rahmen zahlreicher Forschungsprojekte an Eine nutzerfreundliche Zusammenfuumlhrung dieser Daten wurde bisher u a im Rahmen des Projektes EVA I (In-formationssystem fuumlr frei zugaumlngliche Evaluierungs-daten pflanzengenetischer Ressourcen) sowie durch dessen Weiterfuumlhrung im Verbund EVA II begonnen25 Ein aktuelles kohaumlrentes nationales Informations-system zur zentralen Speicherung von oumlffentlich zugaumlnglichen CampE-Daten fehlt jedoch bislang Das zu etablierende nationale Informations- und Doku-mentationssystem fuumlr Charakterisierungs- und

Evaluierungsdaten (Nationale Informationsinfrastruk-tur fuumlr Charakterisierungs- und Evaluierungsdaten in Deutschland NICE-D) soll deshalb auf bereits vorhan-denen Evaluierungsdaten (Daten des Julius Kuumlhn-Ins-tituts CampE-Daten der ehemaligen BAZFAL-Genbank historische Daten aus dem Informationssystem EVA I und Daten aus dem Nationalen Evaluierungspro-gramm EVA II) aufbauen und um CampE-Daten die bei Projekten in Genbanken und Universitaumlten anfallen ergaumlnzt werden Zusaumltzlich soll NICE-D auch die Moumlglichkeit bieten Daten die bei der Evaluierung von Material aus dem MLS des Internationalen Ver-trags in Deutschland entstehen zu dokumentieren

ZuchtgartenmitGetreidepflanzen

Handlungsbedarf

Aufbau eines Informations- und Dokumentati-onssystems fuumlr CampE-Daten beim Julius Kuumlhn-Ins-titut unter Verwendung von oumlffentlich zugaumlngli-chen Daten aus EVA I und EVA II sowie den beim Julius Kuumlhn-Institut vorhandenen und staumlndig neu hinzukommenden CampE-DatenWeiterer Ausbau des Informations- und Doku-mentationssystems fuumlr die Dokumentation von CampE-Daten die bei Zuumlchtern Universitaumlten Genbanken sonstigen Forschungsinstituten und Akteuren anfallen

Erweiterung von NICE-D um ein Modul fuumlr die Speicherung von CampE-Daten die an MLS-Material von deutschen Empfaumlngern erhoben werden

25 wwwgenresdeeva

56

Y

Y

Y

FeldmitjungenErbsen

446 Bundesinformationssystem GenetischeRessourcen

Das Bundesinformationssystem Genetische Res-sourcen (BIG) bildet Informationen uumlber Wild- und Kulturpflanzen in Deutschland aus verschiedenen dezentralen Datenbanken ab Zentrales Element ist ein Portal welches Daten zu Vorkommen und Verbreitung (in situ und ex situ) zu Eigenschaften Gefaumlhrdung und Taxonomie uumlber einen zentralen Zugang aus den angeschlossenen Partnerdaten- banken benutzergerecht aufgearbeitet bereitstellt Seit seiner Inbetriebnahme im Jahr 2003 hat sich zwar die Informationslandschaft im Bereich biologi-scher Daten z B durch die Fortentwicklung von GBIF (Global Biodiversity Information Facility) veraumlndert dennoch gibt es weiterhin einen Bedarf fuumlr das spezi-elle Angebot von BIG im Bereich pflanzengenetischer Ressourcen Fuumlr den weiteren Betrieb von BIG ist es

aus der bisherigen Erfahrung allerdings notwendig BIG auf eine moderne technische Plattform nach neuestem Stand zu portieren durch Einbeziehung neuer Datenquellen und die Entwicklung neuer Informationsangebote zu uumlberarbeiten und zu erweitern und dabei auch das BIG-Portal weiter-zuentwickeln

Handlungsbedarf

Uumlberarbeitung und Erweiterung des BIG-Portals einschlieszliglich der zentralen technischen Kom-ponenten von BIG beim IBV der BLE

Einbeziehung neuer Datenquellen zu CampE-Daten und zu Sorteninformationen durch die BIG-Partner zusammen mit dem Julius Kuumlhn-Institut (NICE-D) und dem BundessortenamtAktualisierung und technische Anpassung der BIG-Partnerdatenbanken

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45 Oumlffentlichkeitsarbeit

Bereits im Fachprogramm von 2002 wurde festge-stellt dass die Information der breiten Oumlffentlichkeit uumlber das Thema Erhaltung und nachhaltige Nutzung von PGR eher unzureichend ist Verschiedene Unter-suchungen zeigen dass auch heute die Kenntnisse uumlber die Themengebiete Biodiversitaumlt Agrobiodiver-sitaumlt oder genetische Ressourcen immer noch sehr gering sind Aus diesem Grund wurde in der Agrobio-diversitaumltsstrategie die Information und Aufklaumlrung der Oumlffentlichkeit insbesondere mit Blick auf das Nachfrage- und Ernaumlhrungsverhalten der Verbrau-cher als sektoruumlbergreifender Handlungsbedarf herausgestellt Im UN-Jahr der Biodiversitaumlt 2010 hat BMEL eine umfangreiche Kommunikations-kam-pagne zu dem Thema durchgefuumlhrt

Weiterhin wurde der Aufbau eines bdquoWissensnetzes Agrobiodiversitaumltldquo als Teil eines uumlbergreifenden deutschen Wissenschaftsnetzwerkes zur Biodiversi-taumltsforschung in der Agrobiodiversitaumltsstrategie als Leuchtturmprojekt herausgestellt

Der eigene Garten ist aus verschiedenen Gruumlnden immer seltener Teil des Alltags der Menschen in Deutschland Damit einher geht ein Verlust selbst einfachster Kenntnisse uumlber den praktischen Um-

gang und den Wert der Nutzpflanzen d h uumlber das Aussehen das Wachstum die Kultivierung Ernte und Nutzung von Pflanzen Neben der Verarmung der un-mittelbaren Agrobiodiversitaumlt findet somit zugleich ein Verlust von Erfahrungswissen statt

Im Rahmen des Leuchtturmprojekts bdquoVielfalts-Kam-pagne ndash Agrobiodiversitaumltldquo der Agrobiodiversitaumlts-strategie des BMEL wurde eine integrierte Kommuni-kationsstrategie zur Agrobiodiversitaumlt entwickelt und umgesetzt Diese muss durch geeignete Maszlignahmen aus dem Teilbereich pflanzengenetischer Ressourcen unterstuumltzt und mit den verfuumlgbaren Ressourcen fortgefuumlhrt werden

Handlungsbedarf

Y Veroumlffentlichung des Nationalen Fachprogramms als Broschuumlre in deutsch und englisch

Y Erstellen von Faktenblaumlttern und Faltblaumlttern zum Nationalen Fachprogramm durch verschiedene Akteure

Y Erstellen von Informationsmaterial fuumlr die Oumlffent-lichkeitsarbeit zu pflanzengenetischen Ressourcen (z B bdquoWho is Wholdquo der Agrobiodiversitaumlt)

Y Nutzung von Synergieeffekten bei der Kommuni-kation von Einzelmaszlignahmen durch die Akteure im Bereich pflanzengenetischer Ressourcen und Agrobiodiversitaumlt

BMELVKampagnenbusbdquoBiologischeVielfaltschuumltzenundnutzenldquo2010

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5 Organisation und Durchfuumlhrung

Der Bund und die Laumlnder sind mit der Ratifizierung des Uumlbereinkommens uumlber die Biologische Viel-falt (CBD) und des Internationalen Vertrags uumlber pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (ITPGR) umfangreiche internationale Verpflichtungen eingegangen die u a den Erhalt und die nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen betreffen

Mit der CBD verpflichten sich die Vertragsparteien nationale Strategien Plaumlne und Programme zur Er-haltung und nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt insgesamt zu entwickeln und bestimmte Informationspflichten zu erfuumlllen Dieser Verpflich-tung kommt Deutschland mit der bdquoNationalen Strategie zur biologischen Vielfaltldquo nach Sie wird ergaumlnzt durch die vom BMEL entwickelte bdquoStrategie zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der biolo-gischen Vielfalt in der Ernaumlhrungs- Land- Forst- und Fischereiwirtschaftldquo Diese Agrobiodiversitaumltsstrategie bildet einen Rahmen fuumlr die sektoralen nationalen Fachprogramme die speziell fuumlr pflanzen- tier- forst- und aquatische genetische Ressourcen erstellt worden sind

Mit dem ITPGR werden Verpflichtungen einge-gangen die speziell die Erhaltung und nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlh-rung und Landwirtschaft betreffen Nach Artikel 5 des ITPGR foumlrdert jede Vertragspartei nach Maszliggabe der innerstaatlichen Rechtsvorschriften und gegebe-nenfalls in Zusammenarbeit mit anderen Vertrags-parteien einen integrierten Ansatz zur Erforschung Erhaltung und nachhaltigen Nutzung pflanzenge-netischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirt-schaft Auszligerdem ergreifen die Vertragsparteien sofern angebracht Maszlignahmen um Gefahren fuumlr pflanzengenetische Ressourcen auf ein Mindestmaszlig zu beschraumlnken oder nach Moumlglichkeit zu beseitigen Auch diese Verpflichtungen werden in der Agrobiodi-versitaumltsstrategie des BMEL sowie dem vorliegenden Fachprogramm aufgegriffen

Die Bestimmungen der CBD und des ITPGR sind in Form zustimmungspflichtiger Bundesgesetze nach Art 59 Abs 2 des Grundgesetzes in nationales Recht umgesetzt worden (CBD BGBl II 1993 S 1741 ITPGR BGBl II 2003 S 906) Die Durchfuumlhrung und Uumlberwachung von Bundesgesetzen obliegt den Laumlndern soweit die Gesetze keine anderen

Bestimmungen enthalten Damit erstrecken sich die o g Verpflichtungen auf alle staatlichen Ebenen in Deutschland

In der Regel befinden sich die genetischen Ressour-cen in der Verfuumlgungsgewalt der Laumlnder teilweise allerdings auch in der des Bundes oder anderer nichtstaatlicher Akteure So unterhaumllt die Ressort-forschung oder das Bundessortenamt zur Erfuumlllung seiner gesetzlichen Aufgaben auch eigene Samm- lungen genetischer Ressourcen

Innerhalb des foumlderalen Systems ist der Bund fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung genetischer Ressourcen auch insoweit zustaumlndig als er von seiner Gesetzgebungskompetenz im Rahmen der konkur-rierenden Gesetzgebung zur Foumlrderung der land- und forstwirtschaftlichen Erzeugung sowie zur Sicherung der Ernaumlhrung Gebrauch macht Von Relevanz sind aber u a auch Regelungen zum Schutz des geistigen Eigentums (z B Sortenschutz)

Aus der Zustaumlndigkeit des Bundes fuumlr die auswaumlrtigen Beziehungen ergeben sich Koordinierungsaufgaben in Bezug auf Programme auf europaumlischer oder inter-nationaler Ebene und Vereinbarungen zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung genetischer Ressourcen Um diese Verpflichtungen erfuumlllen zu koumlnnen ist eine nationale Koordination der entsprechenden Inventa-risierungs- Erhaltungs- und Berichtsaktivitaumlten der Bundeslaumlnder notwendig Diese Aufgabe wurde auf Bundesebene zum groszligen Teil an das Informations- und Koordinationszentrum fuumlr Biologische Vielfalt (IBV) der BLE uumlbertragen

Die Koordination von Erhaltungsaktivitaumlten und Unterstuumltzung von Erhaltungsnetzwerken durch das IBV zeigt sich gegenwaumlrtig u a in der Koordination der Deutschen Genbank Zierpflanzen und der Mitar-beit in verschiedenen weiteren Erhaltungsnetzwerken (z B Rebe Obst)

Zustaumlndigkeiten des Bundes ergeben sich zudem aus der gemeinschaftlichen Foumlrderung von Einrichtun-gen und Vorhaben der Forschung von gesamtstaat-licher und uumlberregionaler Bedeutung durch Bund und Laumlnder So wird die Bundeszentrale Genbank fuumlr landwirtschaftliche und gaumlrtnerische Kulturpflanzen am Leibniz-Institut fuumlr Pflanzengenetik und Kultur-pflanzenforschung (IPK) vom Bund kofinanziert

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GruumlnlandmitStreuobstbaumlumenimMittelgebirge

Die Erhaltung genetischer Ressourcen hat in Deutschland in einigen Bereichen eine lange Traditi-on mit teilweise gut etablierten staatlichen oder pri-vaten Strukturen In der Agrobiodiversitaumltsstrategie und im vorliegenden Fachprogramm wird anerkannt dass die angestrebte Erhaltung und nachhaltige Nutzung genetischer Ressourcen nicht allein durch staatliche Stellen gewaumlhrleistet werden kann Aus diesem Grund sind die Erhaltungsanstrengungen von Bund und Laumlndern haumlufig in Form von Netzwerken angelegt Die Koordination der Akteure erfolgt u a uumlber den BEKO und das vorliegende FachprogrammDa es sich beim vorliegenden bdquoNationalen Fachpro-grammldquo um ein gemeinsames Programm aller rele-vanten Akteure im Bereich pflanzengenetischer Res-sourcen handelt wird dieses auch von allen Akteuren auf freiwilliger oder gesetzlicher Basis mitgetragen Ein aktueller Uumlberblick uumlber die einzelnen Akteure im Bereich der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft sowie deren Beitraumlge zur Umsetzung des vorliegenden Fachprogramms findet sich im zentralen Informationssystem Genetische Ressourcen bdquoGENRESldquo (wwwgenresde)

Der Bund die Laumlnder sowie die einzelnen Institute Gremien und Akteure stellen durch eigene Leistun-gen die Durchfuumlhrung dieses Fachprogramms sicher BMEL im Rahmen der Bundesregierung federfuumlhrend fuumlr dieses Fachprogramm wird bei der Durchfuumlhrung der ihm obliegenden Zustaumlndigkeiten besonders bei der Koordination von Maszlignahmen vom Bera-tungs- und Koordinierungsausschuss fuumlr genetische Ressourcen landwirtschaftlicher und gartenbaulicher

Kulturpflanzen (BEKO) und dessen pflanzen- und themenspezifischen Expertengruppen unterstuumltzt Die Laumlnder unterstuumltzen das Programm ggf durch die Einrichtung eigener Landesprogramme oder durch die Einbeziehung einzelner Maszlignahmen in bestehen-de Programme Wesentlich fuumlr Transparenz Kohaumlrenz und Effizienz von Maszlignahmen ist die Verbesserung des Informationsflusses und der Kommunikation zwischen den Akteuren Das Programm wird von Zeit zu Zeit unter Beteiligung der maszliggeb-lichen Akteure uumlberpruumlft und ggf fortgeschrieben

Die Durchfuumlhrung von Maszlignahmen des Arbeits-programms kann durch die Vereinbarung konkreter Projekte vorangetrieben und unterstuumltzt werden Diese werden in einem Projektplan beschrieben in welchem die Projektziele und die zu deren Umset-zung notwendigen Maszlignahmen definiert sind sowie Projektpartner und deren Aufgaben festgelegt wer-den Weitere Bestandteile des Projektplans sollten eine Auflistung von Meilensteinen ein Zeitplan sowie ein Finanzierungsplan sein der neben den Eigen-leistungen der Akteure auch externe Finanzierung beinhalten kann

Die Projekte koumlnnen sowohl durch die Akteure als auch durch den BEKO initiiert werden Die Experten-gruppen des BEKO sowie das Sekretariat unterstuumlt-zen die Erstellung der jeweiligen Projektplaumlne Die Projektdurchfuumlhrung wird durch den BEKO begleitet hierzu unterstuumltzt das Sekretariat den dazu notwen-digen Informationsaustausch zwischen den Akteuren und dem BEKO

60

6 Abkuumlrzungsverzeichnis

AEGIS A European Genebank Integrated System ndash Europaumlische Genbank AEGIS

AEGRO An Integrated European In Situ Manage-ment Work Plan Implementing Genetic Reserves and On Farm Concepts ndash Ein integrierter europaumlischer Arbeitsplan fuumlr das In-situ-Management Umsetzung der Konzepte bdquogenetisches Schutzgebietldquo und bdquoOn farmldquo

AMA Associate Membership Agreement ndash Beitrittsvereinbarung

BAZFAL Bundesanstalt fuumlr Zuumlchtungsforschung an Kulturpflanzen (bis 122007)

BEKO Beratungs- und Koordinierungsausschuss fuumlr genetische Ressourcen landwirt-schaftlicher und gartenbaulicher Kultur-pflanzen

BfN Bundesamt fuumlr Naturschutz

BGB Buumlrgerliches Gesetzbuch

BIG Bundesinformationssystem Genetische Ressourcen

BLE Bundesanstalt fuumlr Landwirtschaft und Ernaumlhrung

BMEL Bundesministerium fuumlr Ernaumlhrung undLandwirtschaft

BML Bundesministerium fuumlr Ernaumlhrung Land-wirtschaft und Forsten (heute BMEL)

BMU Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz und Reaktorsicherheit

BNatSchG Bundesnaturschutzgesetz

BS Benefit Sharing

BSA Bundessortenamt

CBD Convention on Biological Diversity ndash Uumlbereinkommen uumlber die Biologische Vielfalt

CGIAR Consultative Group on International Agricultural Research ndash Beratungsgruppe fuumlr Internationale Agrarforschung

CGRFA Commission on Genetic Resources for Food and Agriculture ndash Kommission fuumlr genetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

CWR Crop Wild Relative ndash mit Kulturarten verwandte Wildarten

CampE Charakterisierung und Evaluierung

DGG Deutsche Gartenbau-Gesellschaft 1822 e V

DGO Deutsche Genbank Obst

ECPGR European Cooperative Programme for Plant Genetic Resources ndash Europaumlisches Kooperationsprogramm fuumlr Pflanzen-genetische Ressourcen

EG Europaumlische Gemeinschaft

ELER Europaumlischer Landwirtschaftsfonds fuumlr die Entwicklung des laumlndlichen Raums

EPCS European Plant Conservation Strategy ndash Europaumlische Strategie zur Erhaltung der Pflanzen

EU Europaumlische Union

EUREGIO Deutsch-niederlaumlndischer Kommunal-verband e V

EURISCO European Plant Genetic Resources Search Catalogue ndash Europaumlischer Suchkatalog fuumlr Pflanzengenetische Ressourcen

EVA Nationales Evaluierungsprogramm fuumlr Pflanzengenetische Ressourcen

EWG Europaumlische Wirtschaftsgemeinschaft (seit 1994 umbenannt in EG)

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FAO Food and Agricultural Organisation of the United Nations ndash Ernaumlhrungs- und Land-wirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen

FFH Fauna-Flora-Habitat

GABI Genomanalyse im Biologischen System Pflanze

GAK Gemeinschaftsaufgabe bdquoVerbesserung der Agrarstruktur und des Kuumlstenschutzesldquo

GAP Gemeinsame Agrarpolitik

GBIF Global Biodiversity Information Facility

GBIS Genbankinformationssystem des IPK

GCDT Global Crop Diversity Trust ndash Globaler Fonds fuumlr die Nutzpflanzenvielfalt

GEVIP Grenzuumlberschreitende Entwicklung und Vermarktung innovativer Pflanzen-produkte

GIS Geoinformationssystem

GSPC Global Strategy for Plant Conservation ndash Globale Strategie zum Erhalt der Pflan-zenvielfalt

HNV High Nature Value Farmland ndash Indikator fuumlr Landwirtschaftsflaumlchen mit hohem Naturwert

IBV Informations- und Koordinationszentrum fuumlr Biologische Vielfalt

IPEN International Plant Exchange Network ndash Internationales Pflanzenaustausch- netzwerk

IPK Leibniz-Institut fuumlr Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung

ITPGRFA International Treaty on Plant Genetic Resources for Food and Agriculture ndash Internationaler Vertrag uumlber pflanzen-genetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

JKI Julius Kuumlhn-Institut ndash Bundesforschungs-institut fuumlr Kulturpflanzen

KULAP Kulturlandschaftsprogramm

LfL Bayrische Landesanstalt fuumlr Landwirt-schaft

MAA Most Appropriate Areas

MoU Memorandum of Understanding ndash Kooperationsvereinbarung

MuD Modell- und Demonstrationsvorhaben

MLS Multilateral System of Access and Benefit-Sharing ndash Multilaterales System fuumlr Zugang und Vorteilsausgleich

NICE-D Nationale Informationsinfrastruktur fuumlr Charakterisierungs- und Evaluierungs- daten in Deutschland

PGRDEU Nationales Inventar Pflanzengenetische Ressourcen in Deutschland

PGR Pflanzengenetische Ressourcen

PGRFA Plant Genetic Resources for Food and Agriculture ndash Pflanzengenetische Ressour-cen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

RL Richtlinie

SaatG Saatgutverkehrsgesetz

SMTA Standard Material Transfer Agreement ndash Standardisierte Materialuumlbertragungs-vereinbarung

SortG Sortenschutzgesetz

UPOV International Union for the Protection of New Varieties of Plants ndash Internationaler Verband zum Schutz von Pflanzenzuumlch-tungen

VITIS Europaumlische Fruchtartendatenbanken fuumlr Vitis

WEL Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft

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7 Literatur

BfN (1999) Daten zur Natur Landwirtschaftsverlag Muumlnster

BLAG (Bund-Laumlnder-Arbeitsgruppe bdquoForstliche Genressourcen und Forstsaatgutrechtldquo) (2000) Konzept zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung forstlicher Genressourcen in der Bundesrepublik Deutschland

BLE (2008) Pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Er-naumlhrung und Landwirtschaft in Deutschland Zweiter Nationaler Bericht Schriftenreihe des Informations- und Koordinationszentrums fuumlr Biologische Vielfalt Band 29

BMELV (2007) Agrobiodiversitaumlt erhalten Potenziale der Land- Forst- und Fischereiwirtschaft erschlieszligen und nachhaltig nutzen Eine Strategie des BMELV fuumlr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt fuumlr die Ernaumlhrung Land- Forst- und Fischerei-wirtschaft

BML (1996) Nutzpflanzen - Vielfalt fuumlr die Zukunft Deutscher Bericht zur Vorbereitung der 4 Internationalen Technischen Konferenz der FAO uumlber Pflanzengenetische Ressourcen vom 17-23 Juni 1996 in Leipzig Sonderdruck 625-1396 Bonn

BML (1997) 4 Internationale Technische Konferenz der FAO uumlber Pflanzengenetische Ressourcen-Schriften zu Genetischen Ressourcen (Sonder-band) Bonn

BML (2000a) Genetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung Landwirtschaft und Forsten Reihe A Angewandte Wissenschaft Heft 487 Landwirt-schaftsverlag Muumlnster-Hiltrup

BML (2000b) Statistisches Jahrbuch uumlber Ernaumlhrung Landwirtschaft und Forsten Landwirtschafts-verlag Muumlnster-Hiltrup

Bommer DFR amp K Beese (1990) Pflanzengenetische Ressourcen ndash Ein Konzept zur Erhaltung und Nutzung fuumlr die Bundesrepublik Deutschland Schriftenreihe des Bundesministeriums fuumlr Ernaumlhrung Landwirtschaft und Forsten Reihe A Angewandte Wissenschaft Heft 388

FAO (1996) Global Plan of Action for the Conservati-on and Sustainable Utilization of Plant Genetic Resources for Food and Agriculture FAO Rom

FAO (2010) The Second Report on the State of the Worldacutes Plant Genetic Resources for Food and Agriculture Rome

Hammer K (1998) Agrarbiodiversitaumlt und pflanzen-genetische Ressourcen Schriften zu Geneti-schen Ressourcen Band 10 ZADI Bonn

Korneck D amp H Sukopp (1988) Rote Liste der in der Bundesrepublik Deutschland ausgestorbenen verschollenen und gefaumlhrdeten Farn- und Bluumltenpflanzen und ihre Auswertung fuumlr den Arten- und Biotopschutz Schr ndashRF Vegeta-tionskunde 19

Korneck D M Schnittler amp I Vollmer (1996) Rote Liste der Farn- und Bluumltenpflanzen Deutsch-lands Schr-R f Vegetationskunde 28

Laliberte B Maggioni L Maxted N amp V Negri (eds) (2000) Report of a Task Force on Wild Species Conservation in Genetic Reserves and a Task Force on On-farm Conservation and Manage-ment IPGRI Rom

Leopold J (1998) Saatgut-Nachbau und Saatgut-Pflege ndash eine Umfrage bei Demeter-Landwirten und ndashGaumlrtnern ndash Forschungsring fuumlr biolo-gisch-dynamische Wirtschaftsweise Darm-stadt

Schneider C U Sukopp amp H Sukopp (1994) Bio-logisch-oumlkologische Grundlagen des Schutzes gefaumlhrdeter Segetalpflanzen Schr-R f Vege-tationskunde 26

63

8 Zitierte Gesetzestexte und Mitteilungen

BMJ (1993) Gesetz zu dem Uumlbereinkommen uumlber die biologische Vielfalt vom 05 Juni 1992 Bundesgesetzblatt Teil II Z 1998 A 09 Sept 1993 Nr 32

BMELV (2011) Richtlinie zur Foumlrderung von Modell- und Demonstrationsvorhaben im Bereich der Erhaltung und innovativen nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt

BMU (2012) Leitfaden zur Verwendung gebietseige-ner Gehoumllze Bundesministerium fuumlr Umwelt Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) Stand Januar 2012 httpwwwbmudefilespdfsallgemeinapplicationpdfleitfaden_ gehoelze_bfpdf Letzter Zugriff 06032012

Bundesnaturschutzgesetz vom 29 Juli 2009 (BGBl I S 2542) das zuletzt durch Artikel 5 des Geset-zes vom 6 Februar 2012 (BGBl I S 148) geaumln-dert worden ist

KOM (2001) Mitteilung der Kommission an den Rat und das Europaumlische Parlament ndash Aktionsplan zur Erhaltung der Biologischen Vielfalt in der Landwirtschaft KOM20010162 endg

KOM (2006) Mitteilung der Kommission Eindaumlm-mung des Verlusts der Biologischen Vielfalt bis zum Jahr 2010 ndash Und daruumlber hinaus KOM (2006) 216 endg

KOM (2010) Mitteilung der Kommission an das Euro-paumlische Parlament den Rat den Europaumlischen Wirtschafts- und Sozialausschuss und den Ausschuss der Regionen ndash Die GAP bis 2020 Nahrungsmittel natuumlrliche Ressourcen und laumlndliche Gebiete ndash die kuumlnftigen Herausfor-derungen KOM (2010) 6725

Verordnung uumlber das Inverkehrbringen von Saatgut von Erhaltungsmischungen vom 6 Dezember 2011 (BGBl I S 2641)

Verordnung uumlber die Zulassung von Erhaltungssor-ten und das Inverkehrbringen von Saat- und Pflanzgut von Erhaltungssorten vom 21 Juli 2009 (BGBl I S 2107)

Vierzehnte Verordnung zur Aumlnderung saatgutrecht-licher Verordnungen vom 17 Dezember 2010 (BGBl I S 2128)

VO (EG) Nr 8702007

VO (EG) Nr 16882005 (ELER-VO)

64

9 Weiterfuumlhrende Informationen und Adressverzeichnis

Weiterfuumlhrende Informationen Hintergrundmaterial und ein aktuelles Adressverzeichnis fuumlr alle am vorliegenden Fachprogramm beteiligten Akteure findet sich im Informationssystem Genetische Ressourcen GENRES (httpwwwgenresdekultur-und-wildpflanzenrahmenbedingungenfachprogramm)

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66

ImpressumHerausgeberBundesministerium fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (BMEL)Wilhelmstraszlige 54 10117 Berlin

StandJanuar 2015

Text und AnsprechpartnerBundesministerium fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft (BMEL)Referat 522Biologische Vielfalt und BiopatenteRochusstraszlige 153123 BonnTelefon +49 228 99 529-0

Gestaltungdesignidee buumlro_fuumlr_gestaltung Erfurt

BildnachweisChristian PedantFotoliacom S 1 BMELPhototheknetThomas Koumlhler S 4 R_RFotoliacom S 6 12 Herrn Dr Hoffmann ZALF S 15 S 45 Xochiquetzal FonsecaCIMMYT S 19 BMEL designidee S 28Europa-Rosarium Sangerhausen Frau Schulz S 30 B Ditsch BG Dresden S 53 Thomas Stephan Dominic MenzlerBundesanstalt fuumlr Landwirt-schaft und Ernaumlhrung (BLE)wwwoekolandbaude S 8 9 16 18 20 34 37 40 51 54 56 Informations- und Koordinationszentrum fuumlr Biologische Vielfalt (IBV) S 7 10 23 25 27 31 32 34 35 36 40 43 44 59N HirneisenPicleasecom H Winter Picleasecom S 11 FocalPointFo-toliacom S 41 G EllwangerPicleasecom H Duty Picleasecom

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Diese Broschuumlre wird im Rahmen der Oumlffentlichkeits- arbeit des BMEL kostenlos herausgegeben Sie darf nicht im Rahmen von Wahlwerbung politischer Parteien oder Gruppen eingesetzt werden

Weitere Informationen finden Sie im Internet unterwwwbmelde

  • Nationales Fachprogramm zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung pflanzen- genetischer Ressourcen landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Kulturpflanzen Pflanzengenetische Ressourcen in Deutschland
    • Inhalt
    • Vorwort
      • Sehr geehrte Leserinnnen und Leser
        • 1 Einleitung
        • 2 Bedeutung Gefaumlhrdung und Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen
          • 21 Begriffsbestimmungen
          • 22 Bedeutung
          • 23 Zustand und Gefaumlhrdung
          • 24 Erhaltung pflanzen- genetischer Ressourcen
            • 3 Politische und rechtliche Rahmen- bedingungen
              • 31 Internationale Ebene
                • 311 Uumlbereinkommen uumlber die biologische Vielfalt
                • 312 Internationaler Vertrag uumlber pflanzengenetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft
                  • Kommission fuumlr Genetische Ressourcen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft der FAO
                    • 313 Globaler Treuhandfonds fuumlr Nutzpflanzenvielfalt
                      • 32 Europaumlische Ebene
                        • 321 EU-Agrarpolitik
                        • 322 Europaumlisches Kooperationsprogramm fuumlr pflanzengenetische Ressourcen
                          • 33 Nationale Ebene
                            • 331 Zugang zu pflanzengenetischen Ressourcen
                            • 332 RechtlicherRahmenfuumlrdas InverkehrbringenvonSaat-und Pflanzgut
                            • 333 AuswirkungendesNaturschutzrechts
                                • 4 Schwerpunkte des Arbeitsprogramms
                                  • 41 Ex-situ-Erhaltung
                                    • Handlungsbedarf
                                    • 411 BundeszentraleGenbankfuumlr landwirtschaftlicheund gartenbaulicheKulturpflanzen
                                      • Handlungsbedarf
                                        • 412 DeutscheGenbankObst
                                          • Handlungsbedarf
                                            • 413 DeutscheGenbankReben
                                              • Handlungsbedarf
                                                • 414 DeutscheGenbankZierpflanzen
                                                  • Handlungsbedarf
                                                    • 415 Genbank fuumlr Wildpflanzen fuumlr Ernaumlhrung und Landwirtschaft
                                                      • Handlungsbedarf
                                                        • 416 Implementierung der bdquoEuropaumlischen Genbankldquo (AEGIS) im Rahmen des ECPGR
                                                          • Handlungsbedarf
                                                            • 417 Implementierung des Multilateralen Systems (MLS) des Internationalen Vertrags
                                                              • Handlungsbedarf
                                                                  • 42 In-situ-Erhaltung
                                                                    • 421 On-farm-Bewirtschaftung
                                                                      • 4211 Weiterentwicklung der bdquoRoten Liste der gefaumlhrdeten einheimischen Nutzpflanzenldquo
                                                                        • Handlungsbedarf
                                                                          • 4212 Staumlrkung der On-farm-Erhaltung und -Bewirtschaftung
                                                                            • Handlungsbedarf
                                                                              • 4213 Erhaltung und nachhaltige Nutzung der genetischen Vielfalt im Gruumlnland
                                                                                • Handlungsbedarf
                                                                                  • 4214 Aufbau von Kompetenzzentren
                                                                                    • Handlungsbedarf
                                                                                      • 4215 AufbauvonFortbildungsangeboten imBereichOn-farm-Erhaltung pflanzengenetischerRessourcen
                                                                                        • Handlungsbedarf
                                                                                            • 422 In-situ-ErhaltungvonWildpflanzen fuumlrErnaumlhrungundLandwirtschaft (WEL)
                                                                                              • Handlungsbedarf
                                                                                              • 4221 IdentifizierungvonSchwerpunktarten
                                                                                                • Handlungsbedarf
                                                                                                  • 4222 BestandsstuumltzendeMaszlignahmen
                                                                                                    • Handlungsbedarf
                                                                                                      • 4223 IdentifizierungAufbauundAusweisung bdquogenetischerSchutzgebieteldquo
                                                                                                        • Handlungsbedarf
                                                                                                          • 4224 VerwendunggebietseigenerWildpflanzen inderfreienNatur
                                                                                                            • Handlungsbedarf
                                                                                                              • 43 Nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen
                                                                                                                • 431 WeiterfuumlhrungvonAgrarumwelt- maszlignahmen
                                                                                                                  • Handlungsbedarf
                                                                                                                    • 432 Weiterentwicklungnachhaltiger Nutzungssysteme
                                                                                                                      • Handlungsbedarf
                                                                                                                        • 433 EntwicklungundVerbesserungvon IndikatorenfuumlrdieBestimmungder Gefaumlhrdungvonpflanzengenetischen Ressourcen
                                                                                                                          • Handlungsbedarf
                                                                                                                            • 434 FoumlrderungderEvaluierungund Charakterisierung
                                                                                                                              • Handlungsbedarf
                                                                                                                                • 435 ErschlieszligungvonInnovationspoten- zialenpflanzengenetischerRessourcen durchdieZuumlchtungsforschung
                                                                                                                                  • Handlungsbedarf
                                                                                                                                    • 436 Erweiterungdergenetischen DiversitaumltdurchdenAufbauvon Evolutionsramschen
                                                                                                                                      • Handlungsbedarf
                                                                                                                                        • 437 VermarktungvonbdquoVielfaltsproduktenldquo
                                                                                                                                          • Handlungsbedarf
                                                                                                                                              • 44 Information und Dokumentation
                                                                                                                                                • 441 Auf-undAusbauinstitutioneller Informationsinfrastruktur
                                                                                                                                                  • Handlungsbedarf
                                                                                                                                                    • 442 PortalfuumlrEx-situ-Erhaltungskulturen einheimischerWildpflanzen
                                                                                                                                                      • Handlungsbedarf
                                                                                                                                                        • 443 Auf-undAusbaueinerDokumen- tationsinfrastrukturzwischenBund undLaumlndernfuumlrdenBereichin situ undon farm
                                                                                                                                                          • Handlungsbedarf
                                                                                                                                                            • 444 NationalesInventarbdquoPGRDEUldquo
                                                                                                                                                              • Handlungsbedarf
                                                                                                                                                                • 445 NationaleInformationsinfrastruktur fuumlrCharakterisierungs-undEvaluie- rungsdaten
                                                                                                                                                                  • Handlungsbedarf
                                                                                                                                                                    • 446 Bundesinformationssystem GenetischeRessourcen
                                                                                                                                                                      • Handlungsbedarf
                                                                                                                                                                          • 45 Oumlffentlichkeitsarbeit
                                                                                                                                                                            • Handlungsbedarf
                                                                                                                                                                                • 5 Organisation und Durchfuumlhrung
                                                                                                                                                                                • 6 Abkuumlrzungsverzeichnis
                                                                                                                                                                                • 7 Literatur
                                                                                                                                                                                • 8 Zitierte Gesetzestexte und Mitteilungen
                                                                                                                                                                                • 9 Weiterfuumlhrende Informationen und Adressverzeichnis
                                                                                                                                                                                • Impressum
                                                                                                                                                                                  • Herausgeber
                                                                                                                                                                                  • Stand
                                                                                                                                                                                  • Text und Ansprechpartner
                                                                                                                                                                                  • Gestaltung
                                                                                                                                                                                  • Bildnachweis
                                                                                                                                                                                  • Druck
                                                                                                                                                                                  • Bestellinformation
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