Pflege und Bestandesführung für intensives Grünland im Milchviehbetrieb, HUMER 2014

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  • 1. pflegeundbestandesfhrungfrintensivesgrnlandimmilchviehbetrieb1-140311071247-phpapp02- reupload.docx Seite 1 Fachbeitrag fr Die Bauerzeitung und das LK Web; Mrz 2014 Pflege und Bestandesfhrung fr intensives Grnland im Milchviehbetrieb Autor: Dipl.-Ing. Johann HUMER Frhjahrstipps fr ertragreiche Futterwiesen Fr leistungsstarke Milchviehbetriebe sind sehr gute Wiesenfutterqualitten eine unverzichtbare Voraussetzung fr hohe Milchleistungen. Der Vergleich der Entwicklung der Milchleistungen mit der Entwicklung der Futterqualitten der Wiesen zeigt, dass die Futterqualitt vieler Wiesen dieser Voraussetzung nicht gerecht wird. Erst sorgsam ausgewhlte Zuchtsorten von Grsern versprechen beste Qualitt und Ertrge aus dem Grundfutter. Boden, Saatgut, Pflanzenbestand, Dngung und richtige Umgang mit dem Boden sind das wertvollste Kapital, das jeder Landwirt selbst in der Hand hat. Er kann entscheiden wie er

2. pflegeundbestandesfhrungfrintensivesgrnlandimmilchviehbetrieb1-140311071247-phpapp02- reupload.docx Seite 2 diese Kardinalfaktoren einsetzt. Zur rechten Zeit eingesetzt sind sie die wichtigsten Helfer. Speziell im intensiv gefhrten Milchviehbetrieb muss man der abnehmenden Selbstverjngungskrfte der Wiesennarbe und damit der Ertragsleistung der Wiesen nachhaltig Aufmerksamkeit schenken. Die immer frhere Nutzung zwecks Steigerung der Energiegehalte im Futter verhindert den natrlichen Samenausfall der Futterwiesen. Zudem sollte er auch aus wirtschaftlichen und tiergesundheitlichen Grnden und klimabewusst agieren. Das heit konkret: mglichst wenig Kraftfutter und mglichst viel selbst produziertes Grundfutter einsetzen. Beste Genetik ist der Standard bei der Hochleistungsstrategie bei Hochleistungskhen. Die Hochleistungsstrategie mit bester Genetik muss daher auch bei eigenem Wiesenfutter, in Form neuester und leistungsstarken Zuchtgrser und hoher Energiedichte eine Selbstverstndlichkeit sein. Wildpflanzen, Unkruter oder Ungrser wie sie noch groteils auf Wiesen wachsen, erfllen die hohen Futterqualittsansprche im hchsten Milchleistungsbereich nicht mehr. Der eigene Pflanzenbestand das A und O in der Futterqualitt Im ersten Schritt ist es selbstverstndlich notwendig die auf den eigenen Wiesen wachsenden Pflanzenarten zu erkennen und ber ihre Eigenschaften wie bei allen Werkzeugen BESTENS BESCHEID zu wissen. Hchstes Augenmerk ist auf die wertvollen Futterpflanzenarten zu legen, weil sie das beste und ertragreichste Futter produzieren. Dazu zhlen: Englisches Raygras, Rotklee, Knaulgras, Glatthafer und Goldhafer. Liefert der eigene Pflanzenbestand beste Ertrge und Spitzenqualitten, umso mehr Kraftfutter wird eingespart. Das A und O in der eigenen Futterproduktion ist daher ein hochenergetischer und ertragreicher Pflanzenbestand. Fr beste Ertrge ist es unumgnglich ber alle unerwnschten Pflanzenarten (Unkruter, Ungrser) und ihre Bekmpfung bestens informiert zu sein. Unerwnschte Pflanzenarten sollen wertvollen Grsern keine Futterflche rauben. Wenn ein Grnlandwirt all seine Wiesenpflanzen kennt, geben ihm oft auch Zeigerpflanzen wertvolle Hinweise. Die LK bietet fr diesen Zweck allen Grnlandwirten ihr Expertenwissen an und veranstaltet auch Wiesenbegehungen wo in kleinen Gruppen dieses Wissen praxisgerecht vermittelt wird. 3. pflegeundbestandesfhrungfrintensivesgrnlandimmilchviehbetrieb1-140311071247-phpapp02- reupload.docx Seite 3 Die Top-Futtergrser im Milchviehbetrieb Dabei geht es um die leistungsfhigsten Grser im intensiv gefhrten Grnland fr die produktionsorientierten Milchviehbetriebe. Wo diese Topfuttergrser fehlen, ist zu berlegen wie man sie in den Bestand einbringt, frdert und begnstigt. Produktiv gefhrte Futterwiesen mit viel Biomasse verdrngen die unerwnschten Pflanzenarten auf den Wiesen durch ihren enormen Platzbedarf. Die Strategie hoher Futterertrge hat folgenden Nutzen: Spitzenertrag, hohe Energiedichte und rasche Entwicklung nach der Saat, frher Ertrag, Unkrautunterdrckung durch starke Bodenbedeckung, intensive Durchwurzelung, Schutz von Nitrataustrag, maximale klimaschondende CO2-Bindung. Gute Ertrge erfordern eine angemessene Nhrstoffversorgung. Speziell Wirtschaftsdnger sollen verlustarm eingesetzt werden. 4. pflegeundbestandesfhrungfrintensivesgrnlandimmilchviehbetrieb1-140311071247-phpapp02- reupload.docx Seite 4 Fr beste Ertrge und Futterqualitten braucht man die Biodiversitt dieser besten Futterpflanzen: Englisches Raygras Rotklee Knaulgras Glatthafer und Goldhafer. Dngung der Wiesen Prinzipiell ist die Dngung CROSS-COMPLIANCE konform gem der Richtlinien fr die sachgerechte Dngung (SGD 2006) vorzunehmen. Es wird hingewiesen, dass nur mit einer vollstndigen sachgerechten Dngung und einem tadellosen Pflanzenbestand bestmgliche Ertrge erreichbar sind. Eine Unterversorgung fhrt zu Ertragsverlusten und geringer Futterqualitt. Die Vernachlssigung einer ordentlichen Dngung fhrt auch zur bedenklichen Zunahme von schwer bekmpfbaren Giftpflanzen und Unkrutern (Extensivierungszeigerpflanzen), wie die letzten Jahre zeigten. Die beste Dngerausnutzung gibt es nur bei gut kultivierten und optimal entwickelten Pflanzenbestnden Das Wissen ber die verlustarme Dngerausbringung und ber den Nhrstoffbedarf sollte selbstverstndlich sein. Die beste Nhrstoffausnutzung von Wirtschaftsdngern wird dann erzielt, wenn 1/3 der Gesamt N-Menge als mineralische Stickstoffergnzung gegeben wird. Dieses Phnomen wird in der Pflanzenbauwissenschaft als Priming-Effekt bezeichnet. Der Effekt basiert wie bei einem Katalysator. Erst die Anwesenheit von Mineraldnger-N fhrt zur berproportionalen N-Freisetzung aus dem Wirtschaftsdnger. Durch die bessere Stickstoffverwertung braucht der Pflanzenbestand auch etwas wenig intensiv gedngt werden. 5. pflegeundbestandesfhrungfrintensivesgrnlandimmilchviehbetrieb1-140311071247-phpapp02- reupload.docx Seite 5 N-Bedarfswerte fr gute Futterwiesen in kg / Hektar Ertragslage mittel hoch Dauerwiesen und Wechselwiesen 3 Schnitte kleereich 100 120 3 Schnitte grserbetont 120 150 4 Schnitte kleereich 120 150 4 Schnitte grserbetont 160 200 5 Schnitte grserbetont 200 210 6 Schnitte grserbetont - 210 Mhweiden/Weiden 1 Schnitt+1bis2xWeide 90 - 2 Schnitte + 1 Weidegang 110 140 2 Schnitte+ 2 Weidegnge 120 170 Ganztagsweide (>12 Std.) 100 150 Kurztagsweide (>12 Std.) 110 150 Feldfutter Kleebetont (Klee>40 Flchen%) 40 40 Grserbetont 180 210 Grserreinbestnde 200 210 Fr gutes Futter und beste Ertrge sind diese in der Tabelle sachgerechten N-Mengen aus Wirtschafts- und Mineraldnger notwendig. Auch die empfohlenen Phosphor, Kali- und Kalkdngemengen sind dazu erforderlich (SGD 2006). Die beste Dngerausnutzung und Rentabilitt gibt es nur mit gut entwickelten Pflanzenbestnden. 6. pflegeundbestandesfhrungfrintensivesgrnlandimmilchviehbetrieb1-140311071247-phpapp02- reupload.docx Seite 6 7. pflegeundbestandesfhrungfrintensivesgrnlandimmilchviehbetrieb1-140311071247-phpapp02- reupload.docx Seite 7 Die besten Futtergrser und Kleearten fr ertragreiche und beste Futterwiesen Futterart Anteilsziel in Flchen-% Entscheidende Futtereigenschaften Knaulgras ca 40 % Extremer Horstgrastyp daher starke Neigung zur Lckigkeit, trockenresistent, extrem lange u. breite Bltter, ein Gras fr alle produktiven Lagen bis ca 1000 m Seehhe Englisches Raygras ca 30 % Hochqualitatives Spitzengras, Horstgrastyp bei Schnittnutzung mit limitierter Ausdauer, muss bei Mhwiesen daher regelmig eingest werden, als reines Weidegras langfristig dauerhaft Goldhafer unter 20 % Bestwchsiges, feines und recht ausdauerhaftes Gras in Berglagen und rauen Lagen, unter 20% kein Calzinose-Risiko Glatthafer 10 20% Hochwertiges Halmgras, Horstgrastyp, neuerdings sogar in 4-Schnittweisen bei Ansaat zunehmend auftretend. Bestwchsig in warmen hngigen Sdlagen der Berggebiete, auch rauen Lagen Weiklee 5 10 % Sehr guter Bodenbedecker und Eiweilieferant, natrliche Kampfpflanze gegen Gemeine Rispe, verdrngt bei starker Ausbreitung ber 20% auch die wertvolle Futtergrser Rotklee 5 10 % Ertragsreichste und hoch qualitative gut erntbare Mhleguminose fr alle Bodentypen, als Tiefwurzler relativ trockenresistent. Ausdauer: limitiert auf 2-3 Jahre, zu hohe Anteile (>20%) knnen zu Kleekrebs fhren 8. pflegeundbestandesfhrungfrintensivesgrnlandimmilchviehbetrieb1-140311071247-phpapp02- reupload.docx Seite 8 EINSAATMISCHUNGEN NACH HUMER 2014 je nach Lage und Produktionsintensitt Die Zusammensetzung dieser Einsaatmischungen beruht auf 30jhrigen Praxiserfahrungen des Autors. Arten mit geringem Ertrag, langsamer Entwicklung oder wenig Konkurrenzkraft wie z.B. Rotschwingel sind in den Empfehlungen der LK N fr gute Lagen im Gegensatz zu AG-Nachsaatmischungen nicht enthalten, weil die Zugabe jeder weiterer ertragsschwachen Art den Ertrag nur mindert. Zudem entfallen die teils auffllig hheren Saatgutkosten fr jene Arten die niedrige Futterertrge liefern. 9. pflegeundbestandesfhrungfrintensivesgrnlandimmilchviehbetrieb1-140311071247-phpapp02- reupload.docx Seite 9 Arten- und Sortenwahl fr intensives gefhrtes Grnland Je leistungsfhiger Futterwiesen sein sollen, um so individueller muss die Arten- und Sortenwahl fr die Einsaatmischung erfolgen. Fr leistungsstarke Wiesen ist daher knftig ein strker ausgeprgtes Arten- und Sortenbewusstsein erforderlich, so wie es im Ackerbau selbstverstndlich ist und schon lange berzeugend praktiziert wird. Fehlen die wertvollen Zuchtgrser in Futterwiesen vergibt man die Chance auf bessere Grundfutterleistungen. Artenreiche Blumenwiesen knnen den Anforderungen von intensiv gefhrtem Grnland fr Hochleistungsbetriebe nicht gerecht werden. Blumenwiesen haben aber ihre kologischen und sthetischen Werte meist auf weniger produktiven Lagen. Detailierte Sorteninfos sind verfgbar unter www.ages.at und www.oeag-gruenland.at. Nur die regelmige Einsaat verbessert Wiesen nachhaltig Gebruchliche Techniken der Wiesenverbesserung sind Schlitzsaat, Striegelsaat und Eggensaat mit Samenstreuer. Eigene Versuche in EDELHOF (2008 bis 2010) und vierjhrige Schweizer Versuche (SAUTER 2013) zeigen, dass die Einsaattechnik fr den Einsaaterfolg NICHT entscheidend ist. Einsaaten gelingen nur bei gnstigen Wuchsfaktoren. Wenn es an Bodenfeuchte, Licht, Platz und Wurzelraum mangelt - also ein gutes Saatbett fehlt - kann sich keine Einsaat gut entwickeln. Damit erklrt sich auch der deutlich bessere Erfolg von regelmigen Einsaaten. Schlielich gibt es doch immer wieder auch gnstigere Wuchsbedingungen. Die eigenen Erfahrungen in N zeigen berzeugend, dass NUR die JHRLICH WIEDERHOLTE EINSAAT drei Jahre hintereinander eine markante Ertragsverbesserung mit einer auerodentlichen und wirklich sichtbar beeindruckenden Bestandesvernderung in Richtung eingester Grser bringt. Erst die jhrlich wiederholte Einsaatfrequenz mit 5-8 kg/ha verspricht den richtigen Futterschub (BUCHGRABER, Wintertagung 2012). Fr bestes Futter geht man in der BRD schon so weit, dass bereits zu jedem Aufwuchs vor allem das Englische Raygras einst, um es dauerhaft zu halten. Hhere Saatmengen bei Knaulgras und Engl. Raygras zeigen einen positiven Einfluss zur Steigerung dieser Grser (PTSCH, 2012). Bei Futterwiesen mit 35-50%iger Lckigkeit werden 15 - 20 kg/ha Einsaatmischung empfohlen. Wer das Risiko einer ungnstigen Folgewitterung mindern will, st nach meinen Empfehlungen 50% der Saatmenge im Frhjahr und den Rest sofort nach der Ernte, wenn reichlich offener Boden nach der Ernte 10. pflegeundbestandesfhrungfrintensivesgrnlandimmilchviehbetrieb1-140311071247-phpapp02- reupload.docx Seite 10 vorhanden ist. Das ist bis zum August mglich. Das treffendste Schlagwort dass man sich fr erfolgreiche Einsaaten einfach merken sollte ist: GEDULDIGE WIEDERHOLUNG ! Viele Wiesen haben ein Dauerproblem mit der Lckigkeit der Narbe. Die regelmige Einsaat in geduldiger Wiederholung kann dieses Problem lsen. Damit braucht man auch nicht auf die viel weniger produktiven rasenbildenden Grser Wiesenrispe und Rotschwingel zurckgreifen. Zusammenfassung Leistungsstarke Futterwiesen mit bester Futterqualitt erfordern eine intensive Beschftigung mit dem Pflanzenbestand. Das A und O bildet dabei die eigenen Wiesen voll in Ertrag zu bringen und zu halten - mit hohen Anteilen an hoch ertragreichen Futtergrsern die Spitzenertrge, hchste Energiegehalte, minimale Brckelverluste, rasches Anwachsen, frhe Ertrge und Unkrautunterdrckung in sich vereinen. Fr leistungsfhige Einsaaten ist ein ausgeprgtes Zuchtsortenbewusstsein notwendig. Das Striegeln und Einsen hat im Frhjahr nach Bedarf zu erfolgen. Einsaaten sollten immer mit einer Erfolgskontrolle begleitet werden um zu wissen wie weit sich der Bestand verbessert hat. Die LK untersttzt Sie gerne persnlich mit Expertenwissen durch Beratungen zur Wiesenverbesserung. Wir beurteilen die Pflanzenbestandeszusammensetzung Ihrer Wiesen und erstellen dazu ein Verbesserungskonzept. Nutzen Sie dazu das LK-Expertenwissen mit den Projekten lk Beratung!