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Physio I Neurophysiologie Fachschaft Zahnmedizin Münster

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Physio I

Neurophysiologie

Fachschaft Zahnmedizin Münster

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1te Auflage – 2016

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Zusammenfassung: Physiologie I

Inhalt Zusammenfassung: Physiologie I ............................................................................................................. I

Inhalt....................................................................................................................................................... III

DIE ZELLE ................................................................................................................................................. 1

Plasmamembran ................................................................................................................................. 1

Membranproteine ........................................................................................................................... 1

Transportwege durch die Zellmembran .............................................................................................. 2

Chemische Triebkraft: Diffusion ...................................................................................................... 2

Elektrochemische Triebkraft ........................................................................................................... 2

Membrantransportproteine ............................................................................................................ 3

Patch-Clamp-Technik ........................................................................................................................... 6

Ionengradienten zwischen Extra- und Intrazellulärflüssigkeit ............................................................ 6

MEMBANPOTENTIAL UND SIGNALÜBERTRAGUNG IN ZELLVERBÄNDEN ............................................... 7

Plasmamembran ................................................................................................................................. 7

Ionengradienten und Ruhepotential ................................................................................................... 7

Ruhemembranpotential ...................................................................................................................... 8

Aktionspotential .................................................................................................................................. 9

Ablauf .............................................................................................................................................. 9

Refraktärzeit .................................................................................................................................. 10

Fortleitung ..................................................................................................................................... 10

Medizinischer Nutzen: ................................................................ Fehler! Textmarke nicht definiert.

Spannungsabhängige Natriumkanäle ......................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.

Spannungsabhängige Kaliumkanäle ........................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.

KLINK: Pharmakologische Modulation von Ionenkanälen ......... Fehler! Textmarke nicht definiert.

Synapse ............................................................................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.

Präsynapse...................................................................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.

Synaptische Vesikel ........................................................................ Fehler! Textmarke nicht definiert.

Postsynapse .................................................................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.

Rezeptor ......................................................................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.

Ionotroper Rezeptor = ligandengeschalteter Inonenkanal ........ Fehler! Textmarke nicht definiert.

Metabotroper Rezeptor /7-Transmembran-Domänen-Rezeptor .............. Fehler! Textmarke nicht

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Transmitter ..................................................................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.

Wichtige intrazelluläre Botenstoffe ........................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.

Synaptische Erregung ..................................................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.

Synaptische Hemmung ................................................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.

Integration synaptischer Signale .................................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.

KLINIK ............................................................................................. Fehler! Textmarke nicht definiert.

Entmarkungs-Erkrankungen ....................................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.

Gliazellen ............................................................................................ Fehler! Textmarke nicht definiert.

Zentrale Glia ................................................................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.

Astrozyten .................................................................................. Fehler! Textmarke nicht definiert.

Oligodendrozyten ....................................................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.

Mikrogliazellen ........................................................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.

MUSKULATUR ..................................................................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.

Skelettmuskulatur .............................................................................. Fehler! Textmarke nicht definiert.

Skelettmuskeltypen ........................................................................ Fehler! Textmarke nicht definiert.

Aufbau ............................................................................................ Fehler! Textmarke nicht definiert.

Kontraktionsmechanismus ............................................................. Fehler! Textmarke nicht definiert.

Neuromuskuläre Erregungsübertragung .................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.

Querbrückenzyklus ..................................................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.

Muskelerschlaffung (Relaxation) ................................................ Fehler! Textmarke nicht definiert.

Formen der Muskelkontraktion ..................................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.

Muskelmechanik ............................................................................ Fehler! Textmarke nicht definiert.

Muskelenergetik ............................................................................. Fehler! Textmarke nicht definiert.

Glatte Muskulatur .............................................................................. Fehler! Textmarke nicht definiert.

Aufbau ............................................................................................ Fehler! Textmarke nicht definiert.

Unterschiede zur Skelettmuskulatur .............................................. Fehler! Textmarke nicht definiert.

Kontraktion der glatten Muskelzelle .............................................. Fehler! Textmarke nicht definiert.

Querbrückenzyklus ..................................................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.

Regulation und Modulation der Kontraktion ............................. Fehler! Textmarke nicht definiert.

Elektromyogramm EMG ..................................................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.

MOTORIK ............................................................................................ Fehler! Textmarke nicht definiert.

Motorischer Kortex ........................................................................ Fehler! Textmarke nicht definiert.

Afferenzen und Efferenzen des motorischen Kortex ................. Fehler! Textmarke nicht definiert.

Die motorischen Systeme des Rückenmarks und des peripheren Nervensystems Fehler! Textmarke

nicht definiert.

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Motoneurone ............................................................................. Fehler! Textmarke nicht definiert.

Messung des Muskelstatus und Weiterleitung der Information ............... Fehler! Textmarke nicht

definiert.

Reflexe ........................................................................................ Fehler! Textmarke nicht definiert.

Elektroenzephalografie EEG ............................................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.

Auswertung .................................................................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.

Schlafstadien .................................................................................. Fehler! Textmarke nicht definiert.

VEGETATIVES NERVENSYSTEM = AUTONOMES NERVENSYSTEM ...... Fehler! Textmarke nicht definiert.

Sympathikus ................................................................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.

Parasampathikus ............................................................................ Fehler! Textmarke nicht definiert.

Rezeptoren ..................................................................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.

Cholinerge Rezeptoren ............................................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.

Adrenerge Rezeptoren ............................................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.

Medikamentöse Beeinflussung der vegetativen Steuerung .......... Fehler! Textmarke nicht definiert.

Sympatho-, bzw. Parasympathomimetika ................................. Fehler! Textmarke nicht definiert.

Sympathi-, bzw. Parasympatholytika ......................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.

BLUT-HIRN-SCHRANKE ....................................................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.

SOMATOVISZERALE SENSORIK ........................................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.

Modalitäten und Qualitäten ........................................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.

Mechanismen der Reizaufnahme und Umwandlung ..................... Fehler! Textmarke nicht definiert.

Räumliches Auflösungsvermögen und Sinnesphysiologie ............. Fehler! Textmarke nicht definiert.

Sensible Bahnsysteme des ZNS ...................................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.

Hinterstrangbahn ....................................................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.

Vorderseitenstrangbahnen ........................................................ Fehler! Textmarke nicht definiert.

kortikothalamische System ........................................................ Fehler! Textmarke nicht definiert.

Tastsinn / Mechanorezeptoren ...................................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.

Drucksensoren ............................................................................ Fehler! Textmarke nicht definiert.

Berührungssensoren .................................................................. Fehler! Textmarke nicht definiert.

Vibrationssensoren ..................................................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.

Thermozeption ............................................................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.

Propriozeption (Tiefensensibilität) ................................................. Fehler! Textmarke nicht definiert.

Nozizeption und Schmerz ............................................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.

Nozizeptoren .............................................................................. Fehler! Textmarke nicht definiert.

Parakrine Funktionen nozizeptiver Fasern ................................. Fehler! Textmarke nicht definiert.

Entzündungsmediatoren ............................................................ Fehler! Textmarke nicht definiert.

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Transduktionsmechanismen an Nozizeptoren ........................... Fehler! Textmarke nicht definiert.

Schmerzeinteilung nach Entstehungsort .................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.

Formen des Schmerzes ............................................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.

Spinale und supraspinale Organisation von Nozizeption und Schmerz ..... Fehler! Textmarke nicht

definiert.

Pharmakologische Schmerzhemmung / Schmerztherapie ........ Fehler! Textmarke nicht definiert.

Klinik: Störung der Nozizeption .................................................. Fehler! Textmarke nicht definiert.

CHEMOSENSIBILITÄT .......................................................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.

Geschmackssinn ............................................................................. Fehler! Textmarke nicht definiert.

Geschmacksensoren ................................................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.

Gustatorische Transduktion ....................................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.

Geschmacksbahn ........................................................................ Fehler! Textmarke nicht definiert.

Geruchssinn .................................................................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.

Olfaktorische Transduktion ........................................................ Fehler! Textmarke nicht definiert.

Riechbahn ................................................................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.

Geruchssensoren ........................................................................ Fehler! Textmarke nicht definiert.

Klinik: Störungen des Geruchssinns ........................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.

Der trigenminale chemische Sinn: .............................................. Fehler! Textmarke nicht definiert.

AUDITORISCHES SYSTEM UND GLEICHGEWICHTSSINN ..................... Fehler! Textmarke nicht definiert.

Der Gehörgang und das äußere Ohr .............................................. Fehler! Textmarke nicht definiert.

Das Corti Organ .......................................................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.

Schallübertragung zum Innenohr ................................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.

Formen der Schallleitung ........................................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.

Hörprüfungen ............................................................................. Fehler! Textmarke nicht definiert.

Signaltransduktion und Reiztransduktion (Wanderwellentheorie) ............... Fehler! Textmarke nicht

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Signaltransduktion: ..................................................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.

Reiztransduktion ......................................................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.

Die zentrale Hörbahn ..................................................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.

Richtungs- und Entfernungshören ............................................. Fehler! Textmarke nicht definiert.

Gleichgewichts und Lagesinn ......................................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.

Peripheres Vestibularorgan ........................................................ Fehler! Textmarke nicht definiert.

Zentrales vestibuläres System .................................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.

Funktionsprüfungen ................................................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.

VISUELLES SYSTEM ............................................................................. Fehler! Textmarke nicht definiert.

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Grundlagen: Optik .......................................................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.

Das Auge ......................................................................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.

Dioptrischer Apparat .................................................................. Fehler! Textmarke nicht definiert.

Refraktionsanomalien ................................................................ Fehler! Textmarke nicht definiert.

Physiologische Abbildungsfehler ................................................ Fehler! Textmarke nicht definiert.

Ophtalmoskopie ......................................................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.

Visus............................................................................................ Fehler! Textmarke nicht definiert.

Augeninnendruck ....................................................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.

Augenbewegung ......................................................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.

Pupille ......................................................................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.

Retina.......................................................................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.

Zentrale Sehbahn und kortikale Repräsentation ........................... Fehler! Textmarke nicht definiert.

Verlauf der Sehbahn: .................................................................. Fehler! Textmarke nicht definiert.

Gesichtsfeld ................................................................................ Fehler! Textmarke nicht definiert.

Räumliches Sehen (Tiefenwahrnehmung) ................................. Fehler! Textmarke nicht definiert.

GEDÄCHTNIS ....................................................................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.

2 Gedächtnissysteme ..................................................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.

Deklaratives, explizites Gedächtnis ............................................ Fehler! Textmarke nicht definiert.

Nicht- Deklaratives, implizites Gedächtnis ................................. Fehler! Textmarke nicht definiert.

Gedächtnisbildung .......................................................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.

Sensorisches Gedächtnis ............................................................ Fehler! Textmarke nicht definiert.

Kurzzeitgedächtnis ..................................................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.

Langzeitgedächtnis ..................................................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.

KLINIK: ........................................................................................ Fehler! Textmarke nicht definiert.

Molekulare Mechanismen der synaptischen Plastizität ................ Fehler! Textmarke nicht definiert.

Langzeitpotenzierung ................................................................. Fehler! Textmarke nicht definiert.

Langzeitdepression ..................................................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.

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DIE ZELLE

Plasmamembran

Plasmamembran: besteht aus einer Doppelschicht von Lipiden (z.B. Phosphatidylcholin) und

trennt den Intra- vom Extrazellulärraum.

Aufbau: Die amphiphilen Membranproteine ordnen sich so an, dass in der Membranmitte

die apolaren (hydrophoben) Kohlenwasserstoffketten der Fettsäurereste gegenüber stehen

und die polaren (hydrophilen) Kopfgruppen in die wässrige Lösung hineinragen. Neben

Lipiden enthält die Membran Proteine (Membranproteine) und Kohlenhydrate (Glykokalix)

Die Plasmamembran regelt die Kommunikation und den Stoffaustausch zwischen den

Kompartimenten (Membranproteine)

Die Plasmamembran bildet eine Diffusionsbarriere

Selektive Permebilität:

o Ionen (Kationen/Anionen): schlecht/geringe Permeabilität (auf Grund der großen

Hydrathüllen). Aus der ungleichmäßigen Verteilung der einzelnen Ionen im Intra- und

Extrazellulärraum ergibt sich ein

Chemischer Gradient, aber insgesamt Isotonie

Elektrischer Gradient, aber Elektroneutralität in jedem Kompartiment

o Wasser, hydrophile Moleküle: Durch die Hydrophobizität der Membran können

Ionen, Wasser und hydrophile Moleküle die Membran nicht überwinden

o Lipophile Moleküle, Gase: Können die Membran durch einfache Diffusion

überwinden

Die Plasmamembran bildet einen elektrischen Isolator

Membranproteine

Integrale Proteine/Transmembranproteine

o durchspannen die Plasmamembran vollständig

o bilden die Grundlage für elektronische Signalwege

o Beispiel: Ionenkanäle, Carrierproteine, Pumpen (ATPasen), Rezeptorproteine

Periphere Proteine

Glykokalix

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Transportwege durch die Zellmembran

Die Plasmamembran erlaubt den selektiven Transport von Substanzen in die Zelle hinein

und aus der Zelle heraus

Die Plasmamembran ist für bestimmte Substanzen permeabel

o Hydrophile Substanzen (z.B. Ionen, Glucose) können die Plasmamembran nur mit

Hilfe spezieller Membrantransportproteine überwinden

o Lipidlösliche Substanzen und Gase können durch Diffusion

Chemische Triebkraft: Diffusion

Diffusion durch die Lipidschicht ist ein wichtiger Transportmechanismus für sehr kleine

Moleküle wie Gase oder lipidlösliche Moleküle

Pro Zeiteinheit über die Lipidmembran transportierte Stoffmenge ist abhängig von

o Der zur Verfügung stehenden Fläche

o Konzentrationsunterschieds des Stoffes auf beiden Seiten der Membran

o Permeabilität der Lipidmembran für den zu transportierenden Stoff

(proportionalitätsfaktor P)

1. Fick-Diffusionsgesetz: Jdiff= P * A * Δc [ 𝑚𝑜𝑙

𝑠∗𝑚²]

o Hochpermeable Substanzen passieren die Membran mit großer Geschwindigkeit

Elektrochemische Triebkraft

Die elektrochemische Triebkraft setzt sich aus 2 Komponenten zusammen

o Transmembraler Konzentrationsgradient des gelösten Teilchens = Chemische

Triebkraft

o Elektrische Triebkraft geladener Teilchen (z.V. Ca2+, K+, Cl-) abhängig von der

elektrischen Potentialdifferenz zwischen Außen- und Innenseite der Membran =

elektrische Triebkraft

Elektrochemisches Gleichgewicht: Triebkräfte für Influx (Einströmen) und Eflux

(Ausströmen) sind gleich groß, chemische und elektrische Triebkraft sind gleich groß, aber

entgegengesetzt

Nernst Gleichung und Gleichgewichtspotential

Am Gleichgewichtspotential ist die elektrische Triebkraft und chemische Triebkraft gleich

groß aber entgegengesetzt gerichtet

Ek=−𝟔𝟏 𝒎𝑽

𝒛 x log

[𝑲]𝒊

[𝑲]𝒆

EK = Gleichgewichtspotential, z = Wertigkeit,

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Membrantransportproteine

Wassserkanäle = Aquaporine

Wasserpermeabilität der Zellmembran kann je nach Zelltyp sehr unterschiedlich ausgeprägt

sein

o Erythrozyten + Nerventekken: hohe Permeabilität

o Tubulusepithelzellen der Niere: fast undurchlässig

Membranproteine bilden hochspezifische Wasserkanäle in der Zellmembran aus, um den

druchtritt der polaren Wassermoleküle zu ermöglichen = Aquaporine

Im Körper gibt es keine Wasserpumpen – Wasser kann nur dadurch gerichtet transportiert

werden, dass primär-/sekundär-aktive Transportprozesse einen osmotischen Gradient

schaffen, dem das Wasser passiv folgt

Ionenkanäle

Ionenkanäle sind selektive und komplex regulierte Poren in der Zellmembran, die den

transmembranen Transport von Ionen ermöglichen

Hohe Transportrate im aktivierten Zustand

Aufbau: Transmembranproteine aus mehreren Peptid Untereinheiten (Domänen) und

akzessorischen Proteinen, die durch die Lipiddoppelschicht reichen und sich so anordnen,

dass sie einen Kanal umschließen

Funktion: selektive Permeabilitätsänderung der Plasmamembran

o Beitrag zur elektrischen Leitfähigkeit der Zelle

Ionenkanaldichte in der Zellemembran variiert je nach Kanal- und Zelltyp.

Hohe Ionenselektivität

Ionenkanäle lassen einen Ionenfluss durch die Membran nur intermittierend zu: Sie schalten

also ständig zwischen einem Offen- und Geschlossenzustand hin und her

Vielfalt + Lokalisation der Ionenkanäle begründet die Vielfalt und Spezifität der

Aktivitätsmuster Grundlage der Signalverarbeitung

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Typen von Ionenkanäle

Spannungsgesteuerte Ionenkanäle

o Öffnung/Schluss ist abhängig vom Membranpotential

o Beispiel: schneller Na+-Kanal, der in Neuronen und Muskelzellen entscheidend zur

Entstehung des Aktionspotentials beiträgt

Ligandengesteuerte Ionenkanäle (ionotrope Rezeptoren)

o Kanal dient selbst als Rezeptor für die sie aktivierenden Liganden (z.B.

Neurotransmitter = ionotrop

o Vorgang:

Botenstoff bindet an den Rezeptor, Ionenkanal wird geöffnet

Schnelle, direkte Wirkung, ortsgenau

2 Wirkungsrichtungen/Polaritäten

Exzitatorisches postsynaptisches Potential EPSP

Inhibitorisches postsynaptisches Potential IPSP

o Beispiel: nicotinische Acetylcholinrezeptor, der durch den Liganden Acetylcholin

direkt aktiviert wird und damit an den Synapsen und an der motorischen Endplatte

ein chemisches in ein elektrisches Signal verwandelt

Rezeptorgekoppelte Ionenkanäle (metabotrope Rezeptoren)

o ein separater Rezeptor befindet sich in enger funktioneller Assoziation mit dem

Ionenkanal. Die Rezeptoraktivierung führt erst indirekt (z.B. über Biomoleküle) zu

einer Aktivierung der Ionenkanäle = metabotrop

o Vorgang:

G-Protein gekoppelt

G Protein wirkt auf 2. Botenstoffe (second messenger)

2nd Messenger wirkt auf Effektoren (z.B. Enzyme, Ionenkanäle)

Langsame Wirkung, Kaskade von Antworten

Konstitutive aktive ( komplex regulierte Ionenkanäle)

o Beispiel: konstitutiv aktive K+-Kanäle, die für die Aufrechterhaltung des

Ruhemembranpotentials verantwortlich sind

o Beispiel: epitheliale Natriumkanal (ENaC)

Ionenkanalmutationen

Ionenkanalerkranungen (Kanalpathien), z.B. Mutation der Na+ Kanäle kann zu

Krampfanfällen und Epilepsie führen (wobei Epilepsie multifaktoriell bedingt ist)

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Carrier

Carrier sind integrale Membranproteine, die Substrate binden und sie durch die

Plasmamembran befördern

Carrier nutzen den Ionengradienten/elektrochemische Triebkraft eines Substrats, um ein

anderes Substrat entgegen seinem elektrochemischen Gradienten bergauf zu transportieren

Kein direkter ATP Verbrauch, langsamer Transport (Regenerierung der Ionengradienten)

Der Transport mit Hilfe von Carrierproteinen kann elektrogen oder elektroneutral erfolgen –

je nachdem ob der Transport mit oder ohne Nettoverschiebung von Ladung über die

Membran erfolgt

Sekundär-aktiver Transport: Transport entgegen des elektrochemischen Gradienten bei

indirekter Spaltung von ATP durch einen primär aktiven Transportvorgang (z.B: Na+/K+

ATPase)

Sättigbarkeit: da die Bindungsreaktion durch die Affinität zwischen Protein und Substrat

charakterisiert ist und die Anzahl der Bindungsstellen limitiert ist, ist im einfachsten Fall mit

einer Sättigungsabhängigkeit zu rechen ( Michaelis-Menten-Gleichung)

Man unterscheidet

o Symporter (Kotransporter)

Gemeinsamer Transport mehrerer Substrate in die gleiche Richtung

Beispiel: Glucose-Na-Symport

o Antiporter (Austauscher)

Substrate des Transporters werden im Austausch in entgegengesetzte

Richtung über die Membran transportiert

Beispiel: Cl-/HCO3- Austauscher; Ca-Na-Antiport

o Uniporter:

bindet nur ein Substrat, das entsprechend seinem elektrochemischen

Gradienten im Sinne einer erleichterten Diffusion

Beispiel: Na+-unabhängige Glucosetransporter der GLUT Familie

Pumpen

Ionenpumpen sind Membrantransportproteine, die direkt ATP verbrauchen und dabei Ionen

transportieren

Primär-aktiver Transport: Arbeiten aktiv gegen den Ionengradienten und verbrauchen ATP

elektrogen

Ionenpumpen erzeugen Ionengradienten (treiben Carriersysteme sekundär aktiv!) und

leisten Beitrag zum neg. Membranpotential

Beispiel: Na/Ka-Pumpe:

o Pro Pumpzyklus werden 3 K+ ins Zellinnere für 2 Na+ nach extern transportiert,

o ubiquitäres Vorkommen

o Aktivierung durch intrazelluläres Na+ und extrazelluläres K+

o elektrogener Transportmechanismus, da eine Nettoverschiebung von elektrischer

Ladung stattfindet. Geringfügiger Beitrag (5-10 mV) zum negativen

Ruhemembranpotential der Zellen

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Patch-Clamp-Technik

Ermöglicht die Beobachtung einzelner Ionenkanäle und biophysikalische Analyse von

Ionenkanälen, eine Messung ihrer Einzelkanalleitfähigkeit, ihrer Schaltkinetik und ihrer

Regulation

Vorgehensweise:

o Eine feine Glaspipette (Spitzendurchmesser 0,3-3,μm) wird auf die Zellmembran

aufgesetzt und angepresst. Dann wird ein kleines Areal (Patch) der Zellmembran mit

negativem Druck etwas in die Pipettenöffnung hineingesaugt.

o Durch enge Interaktion der Glasoberfläche mit der Zellmembran entsteht ein sehr

hoher Abdichtungswiderstand der den Membranflecken elektrisch isoliert. Nun

lassen sich Ströme durch den isolierten Membranflecken messen.

o Das Membranareal in der Pipette sehr klein ist, befinden sich in dem untersuchten

Membranstück nur wenige Ionenkanäle

Ionengradienten zwischen Extra- und Intrazellulärflüssigkeit

Unterschiedliche Ionenzusammensetzung der Extra- und Intrazellulärflüssigkeit ist von

elementarer Bedeutung für die Funktion der Zelle

Elektroneutralität: in einer Lösung ist die Summe der positiven Ladungen stehts gleich der

Summe der negativen Ladungen

Isotonie:

Na+/K+ ATPase

o Na+-Konzentration: EXTRAZELLULÄR HOCH!, intrazellulär gering

o K+-Konzentrazion: extrazellulär gering, INTRAZELLULÄR HOCH!

o Entgegengesetzt gerichteten Konzentrationsgradienten werden durch die

kontinuierliche Pumpleistung der Na+/K+-ATPase ausgebaut

o Die Pumpe transportiert kontinuierlich Na+ aus der Zelle, K+ in die Zelle

o Die Membran ist auf Grund einer hohen Dichte und Aktivität von K+Kanälen

überwiegend für K+ permeabel

o Akkumulation von K+ in der Zelle Zellmembran entspricht annähern dem K+

Gleichgewichtspotential

Cl- ist EXTRAZELLULÄR das häufigste Anion, anionische Proteine und Phosphate

INTRAZELLULÄR

Die meisten Zellen weisen ein Membranpotential im Bereich von -50 - -80mV auf, die

Zytosolseite ist negativ gegenüber dem Extrazellulärraum geladen. Entstehung:

Ungleichverteilung der Ionen (insbesondere K+) + dominierende K+-Leitfähigkeit

Intrazellulär [mM] Extrazellulär [mM]

Na+ 10 120

K+ 120 2

Cl- 4 120

Protein-Anion A- 120 10

Ca2+ 10-4 3

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MEMBANPOTENTIAL UND SIGNALÜBERTRAGUNG IN ZELLVERBÄNDEN

Plasmamembran

Funktion: Abgrenzung Zelle gegenüber ihrer Umgebung, Homöostase

Selektive Permeabilität ermöglicht einen elektrischen Potentialgradienten (unterschiedliche

Ionenkonzentrationen intra- und extrazellulär)

Polarisierung wird genutzt, um Signale u übertragen und Substanzen entlang des

elektrischen Feldes zu transportieren

Plasmamembranen sind lipophil. Sie stellen eine Diffusionsbarriere für Ionen und andere

polare Moleküle dar

Plasmamembranen haben einen hohen elektrischen Widerstand. Kleine Ionenströme

können große Spannungsänderungen auslösen

Plasmamembranen haben eine hohe spezifische Kapazität, d.h. jede elektrische

Spannungsänderung erfordert die Verteilung von Ladungen auf der Membranoberfläche

zeitaufwendiger Prozess, Abschwächung der elektrischen Signal bei der Weiterleitung

Ionengradienten und Ruhepotential

Das Ruhemembranpotential entsteht aus der ungleichen Verteilung von Ionen zwischen

Intra- und Extrazellulärraum. Herausragende Rolle kommt den K+-Ionen zu.

Das elektrochemische Potential für ein Ion ist durch den Abstand des aktuellen

Membranpotentials vom Gleichgewichtspotential gegeben

Bei jeder Erhöhung der Permeabilität für eine bestimmte Ionenart (z.B. durch Öffnung

selektiver Ionenkanäle) nähert sich das Membranpotential dem Gleichgewichtspotential der

jeweiligen Ionenart

Depolarisation: Verschiebung des Membranpotentials von einem gegebenen zu positiveren

Werten

Hyperpolarisation: Verschiebung des Membranpotential von einem gegeben zu einem

negativeren Wert

K+-Ionen

Die Na+/K+ ATPase ist ubiquitär aktiv, K+ wird im Inneren der Zelle angereichert. (Die Pumpe

transportiert mit jedem Pumpvorgang 3 K+ Ionen nach intrazellulär, 2 Na+ Ionen nach

extrazellulär)

Chemische Triebkraft:Für K+ entsteht ein von innen nach außen gerichteter

Konzentrationsgradient. Die Membran enthält üblicherweise K+-Ionenkanäle die eine

Diffusion von innen nach außen zu

Elektrische Treibkraft: Mit jedem K+ Ion verliert die Zelle eine positive Ladung und der

Intrazellulärraum wird zunehmen negativ geladen. In der Folge entsteht ein elektrischer

Gradient, der K+Ionen aus dem Extrazellulärraum elektrostatisch anzieht

Nach der Nernst-Gleichung ergibt sich das elektrochemische Gleichgewichtspotential, für

das der Netto-Ionenstrom = O ist und die chemischen und elektrischen Triebkräfte gleich

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groß sind aber gegeneinander gerichtet sind. Wenn die Plasmamembran einer Zelle

ausschließlich für K+ Ionen permeabel ist, gleicht sich das Membranpotential EK an,

Gleichgewichtspotential bei ca. -90mV

Na+-Ionen

Durch die Tätigkeit der Na+/K+ ATPase wird [Na+] extrazellulär erhöht und intrazellulär

vermindert. (140mM Extrazellulär vs. 10mM intrazellulär), Gleichgewichtspotential +60mV

Einwärtsströme von Natriumionen sind für viele elektrische Signalprozesse, aber auch für an

Na+ gekoppelte Transportprozesse verantwortlich

Ruhende Nervenzellen haben eine signifikante Na+-Leitfähigkeit

Ca2+ Ionen

Sehr niedrige intrazelluläre Konzentration, hohe extrazelluläre Konzentration sehr steiler

Konzentrationsgradient von 1: 10.000 wird durch aktive Transportmechanismen aufrecht

erhalten

Gleichgewichtspotential bei ca. +120mV

Große treibende Kraft für Einwärtsströme von Calciumionen

Ruhemembranpotential

Das Membranpotential einer Zelle ergibt sic aus den Gleichgewichtspotentialen für alle

relevanten Ionen, wobei K+,Na+ und Cl- die wichtigste Rolle spielen. Wie stark jede Ionenart

zum resultierenden Potential beiträgt, ergibt sich aus der relativen Permeabilität der

Membran für die verschiedenen Ionen

In den meisten Zellen wird das Ruhemembranpotential von der Permabilität für K+

dominiert und liegt dem zufolge nahe des negativen Gleichgewichtpotentials für K+

Die Permeabilität der Zellmembran für K+ wird v.a. durch 2 Typen von K+-selektiven

Ionenkanälen erreicht:

o Tandemporen-Kanäle

o Einwärts gerichtete (inwardly rectifying) K-Kanäle

Das Ruhemembranpotentail beruht auf einem Überschuss negativer Ladung im Zellinneren,

der absolute Konzentrationsunterschied zum Extrazellulärraum ist jedoch verschwindend

gering kaum messbarer Unterschied der Konzentrationen von Anionen und Kationen.

Na+/K+ ATPase ist fortwährend (konstitutiv) aktiv

Page 17: Physio I - zahnmedizin-ms.de · 1 DIE ZELLE Plasmamembran Plasmamembran: besteht aus einer Doppelschicht von Lipiden (z.B. Phosphatidylcholin) und trennt den Intra- vom Extrazellulärraum.

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Aktionspotential

Aktionspotentiale sind Kennzeichen der erregbarer Zellen (Nerven-, Sinnes-, Muskelzellen)

Aktionspotential = kurze Spannungsimpulse/stereotyp ablaufende Änderungen des

Membranpotentials, die sich schnell fortpflanzen und der Koordinierung von Funktionen in

mehrzelligen Organismen dienen.

Entstehungsort: Axonhügel (hohe Dichte an Na+ Kanälen)

Alles oder nichts: Einheitlicher Potentialverlauf in einer Zelle

Stärk eines Reizes: Repräsentiert durch die Frequenz der Aktionspotentiale, Zahl der

rekrutierten Fasern

Ablauf

Z.B. durch Aktivierung erregender Synapsen, Gap Junctions, Signaltransduktion kommt es

zu einer ersten Depolarisation, die das Schwellenpotential (-50 mV) erreicht und damit

schlagartig spannungsabhängige Na-Kanäle öffnet lawinenartige Öffnung der Na+-Kanäle.

Unterschwellige Depolarisationen lösen keine Aktionspotentiale aus

Es kommt zu einem Einstrom von Na+ Ionen durch spannungsabhängige, natriumselektive

Kanäle, der das Membranpotential positiv macht starke Depolarisation.

Overshoot: Das in den positiven Bereich überschießende Potential wird Overshoot genannt

Spontane Inaktivierung der Na+-Kanäle 1-2 ms nach der Öffnung Verschluss begründet

die absolute Refraktärzeit

Ansteigende Kaliumleitfähigkeit: Öffnung von verzögerten Kalium-selektiven Kanälen, durch

die K+ Ionen nach außen strömen und das Potential wieder zu negativen Werten verschieben

Repolarisation

Hyperpolarisierendes Nachpotential/Hyperpolarisation: durch die verzögernd

gleichrichtenden Kaliumkanäle zur Wiederherstellung des negativen Mempranpotentials

Aktionspotentiale sind kurze, invariante Signale, die sich selbstständig entlang von Axonen fortpflanzen. Nach ihrer Entstehung sind AP stereotyp und Stimulus unabhängig. Voraussetzung für die Generierung ist das Überschreiten eines bestimmten Schwellenwertes, bei dem spannungsabhängige Na+ Kanäle geöffnet werden

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entsteht oft ein kurzes hyperpolarisierendes Nachpotential, bis die zusätzlich aktivierten

Kaliumkanäle wieder geschlossen sind

Refraktärzeit

Nach Ablauf des Aktionspotentials dauert es einige Millisekunden, bis die Inaktivierung der

Natriumkanäle wieder aufgehoben ist. Die Zelle ist in dier Refraktärzeit NICHT erregbar

Absolute Refraktärzeit: selbst stärkste Depolarisationen können kein aktionspotential

auslösen

Relative Refraktärzeit: ein Teil der Kanäle ist wieder aktivierbar, sodass die

Erregungsschweller erhöht ist und das AP nicht die volle Amplitude erreicht

Frequenz: Die Refraktärzeit begrenzt die Frequenz, mit der erregte Zellen feuern können

Ausbreitungsrichtung: Die Refraktärzeit sorgt dafür, dass sich Aktionspotentiale nur in eine

Richtung ausbreiten können

Fortleitung

Elektrotonische Reizleitung: Passive Ausbreitung entlang von Zellmembranen

o Ausbreitung mit Abschwächung, das die Plasmamembranen schlechte Leiter sind,

Leckströme

o Langsame Leitung (Umladen den membrankapazität)

o Nur für die Kommunikation zwischen nah beieinander liegenden Zellen geeignet

o Verwendung: Dendrit, Soma

Regenerative Erregungsleitung

o Hoher Sicherheitsfaktor: Hohe Dichte an Natrium- und Kaliumkanälen ermöglicht

die Neubildung von Aktionspotentialen an jeder Stelle

o Verlustfreie Weiterleitung

o Ermöglicht Informationsübertragung über große Distanzen

Saltatorische Erregungsleitung

o Verwendung: myelinisierte Axone: schnell leitende Fasen sind von dicht gepackten

vielschichtigen Membranlamellen umhüllt („Myelin“), die von Gliazellen gebildet

werden

o Peripheres Nervensystem: Schwann-Zellen

o Zentrales Nervensystem: Oligodendrozyten

o Vorteil: Myelin-Schicht dichtet Membran ab, sodass weniger Ladung bei Fortleitung

durch Leckströme verloren geht

o In myelinisierten Fasern breitet sich das Potential sehr schnell elektrotonisch von

Schnürring, wo das AP durch Aktivierung von Natrium- und Kaliumkanälen jeweils

wieder vollständig regeneriert wird

Leitungsgeschwindigkeit ist abhängig von:

o Durchmesser Axone (je größer, desto schneller)

o Myeliniserung der Axone (verringert Membranwiderstand)

o Temperatur (Kälte verlangsamt Prozesse)