Physiologische Chemie

3
328 Schwefelhalt. Verbindungen d. Cruciferen. - Milchkotbakterien. 1,0116 und 1,0147; Alkohol enthalten die meisten Weinessige keinen mehr, hochstens noch Spuren davon; der Gehalt an Extrakt bewegt sich in den Zahlen von 0,35 Proz. bis 1,51 Proz., dasselbe hat einen an- genehmen , aromatischen, an Weinertrakt erinnernden Geruch und einen sauerlich-sufsen Geschmack. Glycerin ist nur in Spuren vorhanden, em konstantes Verhaltnis von Glycerin zur Essigsaure , worauf manche Autoren als Unterscheidungsmerkmal vom Spritessig Gewicht legen, konnte in keinem Falle beobachtet werden. Der Gehalt an Essigsiiure- hydrat betragt in guten Weinessigen im Mittel 6 Proz. Jeder echte Weinessig enthalt Weinstein, zum Nachweis desselben ist mindestens l/z bis 1 1 Essig einzudampfen. Die Gesamtasche eines Weinessigs betragt selten mebr als 0,25 Proz., sie enthalt stets Phosphorsaure, da- neben Chlor, Schwefelsaure, Kali, Natron, Kalk, Magnesia etc. ,,Er 'bt die Untersuchung eines Essigs', so schliebt der Verfaeser seinen frtikel, .Zahlen, welche mit den obigen iibereinstimmen , ist auberdem noch Weinstein und Phosphorsaure zugegen und sind Geruch und Geschmack weinahnlich, so lie$ kein Grund Tor, denselben n i c h t als Weinessig anzusehen ; absolute Merkmale seiner Echtheit gibt es nicht, so wenig man eolche beim Weine findet.' (Pharm. Zeit. 34, p. 14.) 0. H. Phyeiologisehe Chemie. Znr Kenntnis der schwefelhaltigen Verbindungen der Crnciferen. Von William J. Smith. Von organischen, schwefelhaltigen Ver- bindungen, welche aurser dem Eiweifs und ahnlichen Substanzen im tierischen Organismus vorkommen, kennt man bis jetzt nur wenige.: das Taurin, das Cystin und Rhodanverbindungen , auberdem die Ather- schwefelsauren verschiedener Verbindungen der aromatischen Reihe. Mit Ausnabme der Athemchwefelsauren entstehen diese Stoffe im Tier- korper ausschlieblich aus dem Eiweifs. Die Atherschwefelsauren de egen werden aus Schwefehaure und organischen Verbindungen unter (iKsaserabspaltung gebildet, sie stehen also in weni er direkter Beziehung; zu dem Eiweifs, als die erstgenannten Stoffe. In !en Pflanzen kornmen zahlreiche schwefelhaltige Verbindungen vor, von welchen man direkte Beziehungen zum Eiweifs noch nicht kennt; wahrscheinlich kommt ein derartiger niiherer Zusammenhang dieser Stoffe, wie er im Tierkorper besteht, hier im dlgemeinen nicht vor. Es ist aber sehr bemerkenswert, dab nur einzelne Pflanzenfamilien dadurch ausgezeichnet sind , dafs sie schwefelhaltige Verbindungen besonderer Art erzeugen, und dazu gehoren Tor allem die Cruciferen. Verfasser hat nun eine Reihe von Versuchen angestellt 1. uber den Gehalt verschiedener Cruciferensamen an Ather- schwefelsauren ; 2. iiber .die Spaltung der Atherschwefelsaure durch die in den Samen enthaltenen Fermente; 3. uber das Verhalten der Ather- schwefelsauren bei der Keimung und 4. uber die Fermentc der Cruciferen- samen. Wir verweisen die Interessenten auf diese Arbeit, welche in der Zeitschr. f. physiol. Chemie XII. Bd. 5. Heft enthalten ist. Znr Biologie der normalen Elchkotbakterien. Von Dr. Adolf Baginsky. Durch E s c h e r i c h ' s wertvolle Untersuchungen (,,Die Darmbakterien des Sauglings', Stuttgart 1886, bei Ferd. E n k e ) ist die bakteriologische, nach den modernen und exakten K o c h'schen Zuchtungs- methoden gewonnene Kenntnis der in normalen Milchfaces der Kinder vmkommenden Mikroorganismen geschaffen worden. Es gelang E B c h e rich, unter den in den normalen Milchfaces vorkommenden verschiedenen Bakterienformen zwei als konstante und stets wieder- kehrende zu isolieren, die er mit den Namen Bacterium lactis aerogenes

Transcript of Physiologische Chemie

328 Schwefelhalt. Verbindungen d. Cruciferen. - Milchkotbakterien.

1,0116 und 1,0147; Alkohol enthalten die meisten Weinessige keinen mehr, hochstens noch Spuren davon; der Gehalt an Extrakt bewegt sich in den Zahlen von 0,35 Proz. bis 1,51 Proz., dasselbe hat einen an- genehmen , aromatischen, an Weinertrakt erinnernden Geruch und einen sauerlich-sufsen Geschmack. Glycerin ist nur in Spuren vorhanden, em konstantes Verhaltnis von Glycerin zur Essigsaure , worauf manche Autoren als Unterscheidungsmerkmal vom Spritessig Gewicht legen, konnte in keinem Falle beobachtet werden. Der Gehalt an Essigsiiure- hydrat betragt in guten Weinessigen im Mittel 6 Proz. Jeder echte Weinessig enthalt Weinstein, zum Nachweis desselben ist mindestens l/z bis 1 1 Essig einzudampfen. Die Gesamtasche eines Weinessigs betragt selten mebr als 0,25 Proz., sie enthalt stets Phosphorsaure, da- neben Chlor, Schwefelsaure, Kali, Natron, Kalk, Magnesia etc.

,,Er 'bt die Untersuchung eines Essigs', so schliebt der Verfaeser seinen frtikel, .Zahlen, welche mit den obigen iibereinstimmen , ist auberdem noch Weinstein und Phosphorsaure zugegen und sind Geruch und Geschmack weinahnlich, so lie$ kein Grund Tor, denselben n i c h t als Weinessig anzusehen ; absolute Merkmale seiner Echtheit gibt es nicht, so wenig man eolche beim Weine findet.' (Pharm. Zeit. 34, p . 14.)

0. H.

Phyeiologisehe Chemie. Znr Kenntnis der schwefelhaltigen Verbindungen der Crnciferen.

Von William J. Smi th . Von organischen, schwefelhaltigen Ver- bindungen, welche aurser dem Eiweifs und ahnlichen Substanzen im tierischen Organismus vorkommen, kennt man bis jetzt nur wenige.: das Taurin, das Cystin und Rhodanverbindungen , auberdem die Ather- schwefelsauren verschiedener Verbindungen der aromatischen Reihe. Mit Ausnabme der Athemchwefelsauren entstehen diese Stoffe im Tier- korper ausschlieblich aus dem Eiweifs. Die Atherschwefelsauren d e

egen werden aus Schwefehaure und organischen Verbindungen unter (iKsaserabspaltung gebildet, sie stehen also in weni er direkter Beziehung; zu dem Eiweifs, als die erstgenannten Stoffe. In !en Pflanzen kornmen zahlreiche schwefelhaltige Verbindungen vor, von welchen man direkte Beziehungen zum Eiweifs noch nicht kennt; wahrscheinlich kommt ein derartiger niiherer Zusammenhang dieser Stoffe, wie er im Tierkorper besteht, hier im dlgemeinen nicht vor. Es ist aber sehr bemerkenswert, dab nur einzelne Pflanzenfamilien dadurch ausgezeichnet sind , dafs sie schwefelhaltige Verbindungen besonderer Art erzeugen, und dazu gehoren Tor allem die Cruciferen. Verfasser hat nun eine Reihe von Versuchen angestellt 1. uber den Gehalt verschiedener Cruciferensamen an Ather- schwefelsauren ; 2. iiber .die Spaltung der Atherschwefelsaure durch die in den Samen enthaltenen Fermente; 3. uber das Verhalten der Ather- schwefelsauren bei der Keimung und 4. uber die Fermentc der Cruciferen- samen. Wir verweisen die Interessenten auf diese Arbeit, welche in der Zeitschr. f. physiol. Chemie XII. Bd. 5. Heft enthalten ist.

Znr Biologie der normalen Elchkotbakterien. Von Dr. Adolf Bag insky . Durch E s c h e r i c h ' s wertvolle Untersuchungen (,,Die Darmbakterien des Sauglings', Stuttgart 1886, bei Ferd. E n k e ) ist die bakteriologische, nach den modernen und exakten K o c h'schen Zuchtungs- methoden gewonnene Kenntnis der in normalen Milchfaces der Kinder vmkommenden Mikroorganismen geschaffen worden. Es gelang E B c h e r i c h , unter den in den normalen Milchfaces vorkommenden verschiedenen Bakterienformen zwei als konstante und stets wieder- kehrende zu isolieren, die er mit den Namen Bacterium lactis aerogenes

Hamoglobingehalt des Blutes bei vollstiindiger Inanition. 129

und Bacterium coli commune belegte. Die mit beiden maeatellten bio- logisch - chemischen Untersuchungen erwiesen, dafs dem ersteren, unter Gasbildung, eine ausgiebige SpaItung des Zuckers bei geringerem Eiweifs- konsum zukommt, wahrend der letztere weder auf den einen, noch auf den anderen Nahrstoff besondere Einwirkung zeigt. Beide Bakterien- arten bringen, die erstere rascher, die letztere lan samer und mit nicht so massigem Niederschlage, die steril gemachte K%nnilch unter Siiure- bildung zur Gerinnung. Die von Bacterium lactis gelieferte Saure wird als Milchsaure angesprochen und wird daher dasselbe auch Milchsaure- bazillus oder Darmmilchs&urebazillus genannt. Der Verfasser , welcber sich seit langeren Jahren mit den pathologischen Prozessen im kindlichen Darmtractus beschiiftigt, hat es unternommen , die bakteriologischen Untersuchungen E s ch e r i c h's nachzupriifen , vor allem aber die von enem aufgedeckten biologisch-chemischen Wirkungen der genannten

bakterien zu untersuchen, in der H o f h n g , dabei auch uber gewisse pathologische Vorgange, welche in dem kindlichen Darmtractus ablaufen, Aufklarung zu erhalten. E r hat diese Untersuchungen derart angestellt, dafs er zunachst aus nomalem, unter aseptischen Cautelen aus dem Darm von Brustkindern entnommenen Fices nach K o ch'scher Methode Plattenkulturen anlegte, von den Platten die Bakterien in Reinkulturen auf Pleischpeptongelatine, Agar- Agar, Kartoffeln ziichtete und diese so gewonnenen rein kultivierten Bakterien zu biologisch - chemischen Unter- suchungen verwandte. Bei diesen Versuchen bat nun Verfasser gefunden, d a b das Bacterium lactis aerogenes ( E s c h e r i c h ) den Milchzucker in ausgiebigster Weise, unter Bildung kleiner Mengen von Aceton, zu Essig- saure und weiter zu Kohlensaure, Methan und Wasserstoff vergiirt und dah bei dieser Garung nur ganz eringe Mengen von Milchsaure zu entdecken sind. Die neutralen mfchsauren Salze aber fiihrt dieses Bacterium in buttersaure iiber und reiht sich so den schon bekannten, von P a s t e u r und F i t z beschriebenen Buttersgurebildnern an. Auf Amylum wirkt das Bacterium nur unter Sauerstoffzufuhr ein, doch trat eine Zuckerbildung nicht auf, vielmehr erschien auch hier direkte Bildung von Essigsaure. Wahrend Verfasser nur insoweit zu uberein- stimmenden Resultaten mit denjenigen E s c b e r i c h 's gekommen kt, dafs das Bacterium lactis eine intensive Garungswirkung auf Zucker hat, konnte er konstatieren , dafs eine der Eiweifsfaulnis entsprechende Wirkung von dem Bacterium auf die stickstoffhaltigen Bestandteile der Milch nicht ausgeubt wird, vielmehr fehlten, wenngleich ein gewisser Ver- brauch von stickstoffhaltigem Material statffindet, die Produkte der Eiweifs- faulnis vollstandig. - Die hervorragende Eigenschaft des Bacteriums, E s s i g s a u r e zu bilden , veranlassen den Verfasser , fur dasselbe den Namen B a c t e r i u m a c e t i c u m vonuschlagen, was um SO zweck- mafsiger ware, als schon einige in der Milch vorkommende Bakterien den Namen Bacterium lactis fiihren. (Zeitschr. f. physiol. clhemie XI4 5.)

Untersnchnngen iiber den Hiimoglobingehalt des Blutes bei VOU- stlindiger Inanition. Nach Versuchen von Dr. S. Grol l , mitgeteilt von L. H e r m a n n . G r o l l wollte durch seine Versuche das Verhaltnis des Hamoglobins zu der Gesamtmenge der festen Bestandteile des Blutes im Bungerzustande kennen lernen und entnahm den Versuchsteilen in mehrtagigen wischenraumen einige Gramm Blut, meist aus den Arterien, verwandte d: en kleineren Teil zur hamometrischen Untersuchung , den Rest zur Bestimmung des bei 110 O getrockneten festen Riickstandes. Der Hamoglobingehalt wurde mittels des sehr brauchbaren v o n F 1 e i s o h 1 'schen Hamometers bestimmt. G r o 11 kam durch seine Versuche zu der Cberzeugung, dafs wahrend des Hungerns das Ver- hdtnifs des Hamoglobins zu den iibrigen festen Bestandteilen sich zu

Arch. d. Pharm. XXVII. Bds. 3. Ben. 9

130 Glykogen i. Ham d. Diabetiker. - Toxische Wirkungen d. Zinns.

Gunsten des ereteren andert. Das Hamoglobin wird beim Hun ern w e n i g e r r a s c h aufgezehrt als andere feste Bestandteile. f!Aw Pfluger’s Archiv 1888, 5, 6, durch Ned.<hirurg. Ruminchan 1888, 14.)

-r Glykogen im Harn der Diabetiker. Von Prof. Leube . Wiihrend im Harn Gesunder und an Diabetes insipidus Leidender kein Glykogen nachweisbar ist, wurde dasselbe von L e u b e in einem Falle von Diabetes mellitus in folgender Weise nachgewiesen: Der Harn wurde direkt in absoluten Alkohol gelassen, die Niederschlage ge- sammelt , .getrocknet, mit destilliertem Wasser aufgenommen und dies so oft wederholt, bis das wasserige Extrakt sich frei von Zucker erwies. Das Glykogen wurde dann somohl durch Jodkalium als auch durch Uberfuhrung in Zucker (Kochen mit Schwefelsaure , Neutrali- sieren etc.) nachgewiesen. (Miinch. nted. Wochenschr. 1888, 24, drirch Med.- chincrg. &dschalc 1888, 14.) P.

Toxikologie. Uber die physiologische Wirkung von Senecio canicida. Von M.

D e b i e r r e . Die zu den Kompositen gehorende S e n e c i o c a n i c i d a m r d e von den Mexikanern, wie schon ihr Name andeutet, zum Tiiten der Hunde gebraucht, doch fand sie auch Anwendung innerlich als schweifstreibendes Mittel und aufserlich bei Geschwuren des Rachens und bei Hautkrankheiten. G o u i I1 o u e t veroffentlichte die erste Studie ilber diese Wanae, aus welcher wir entnehmen, d a b das giftige Prinzi derselben, welches nicht nur auf Hunde, sondern auf alle Tiere todlicg wirkt, in geringer Menge in den Blattern, reichlicher in der Wurzel ent- halten ist. Die Vergiftung verlauft in drei Stadien, namlich in dem der E r repng , der Ruhe und der Krampfe. Bei allen Tieren steigt die Temperatur bis zum Tode , welcher durch respiratorische Lahmung ein- tritt; die Pupille ist erweitert, das Blut schwarz und fliissig, die Hirnhaute mit Blut iiberfullt. Das Gift wirkt subcutan rascher, als durch den Mund genommen. Die Giftwirkung der Senecio canicida lafst sich nicht gut in die der bisher bekannten Gifie einreihen. WLhrend das Gift die Schliefsmuskel der Blase und des Mastdarms lahmt, reizt es zugleich die platten Muskelfasern des Darmes, der Blase und der Iris. Es totet durch Stillstand der Atmung und bewirkt Krampfe, welche ahntich den durch Strychnin hervorgerufenen sind, doch unterscheidet es sich von dem Strychnin durch die Ilerabsetzung der Reflexerregbarkeit. (AM Les mmveuux renddes 8.16. 1888, durch Med.-chirurg. Rundschau 1888, 13.)

n e r die toxischen Wirkungen des Zinns mit besonderer Beriick- sichtigung der dnrch den Gebrauch verzinnter Konservebiichsen der Gesundheit drohenden Gefahren. Von E. U n g a r und G. B o d l a n d e r . Von den wenigen vorhandenen Arbeiten iiber die Toxilogie des Zinns war nur diejenige von W h i t e beachtenswert , welcher mit dem wein- sauren Zinnoxydulnatron und dem essigsauren Zinntriathyl experimentiert und nach intravenoser und subcutaner Injektion dieser Zinnverbindungen heftigen Katarrh der Darmschleimhaut und Riickenmarklahmung, sowie Reizung von Gehirn und Medullarcentren als AKektionen des Central- nervensystems beobachtet hatte. Die Verfasser, welche ein besonderes Interesse der chronischen Zinnvergiftung widmen, ale der vom hygienischen Standpunkt aus wichtigsten Vergiftungsform, untersuchten mittels aubcutaner Injektion bei Froschen , Kaninchen, Katzen und Hunden die Wirkung genau bestimmter kleiner und kleinster Mengen Zinn bei haufigerer Darreichung; ferner, ob nach Eingabe mit dem Futter vom Magen aus geniigende Mengen Zinn zur Hervorbringung