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Effiziente Patientenprogramme Konsequenz, Konsistenz und Kundenzentrierung als wichtigste Erfolgsfaktoren Bernhard Gandolf eisq GmbH & Co. KG, Osnabrück Patientenprogramme, oft PSP für Patient Support Programme ge- nannt, leisten vieles. Adhärenz und Persistenz beeinflussen PSPs ebenso wie die Lebensqualität und Zufriedenheit von Patienten. Damit positive Ergebnisse unter dem Strich stehen, benötigen Pharma- und Medizintechnik-Unternehmen 3 Dinge. Die Zentrie- rung der Aktivitäten auf die Bedürfnisse der Kunden steht an erster Stelle. Zweitens gilt es, die Konsistenz der kommunizierten Bot- schaften und deren Tonalität sicherzustellen. Der dritte Faktor Konsequenz in der Steuerung der Prozessbeteiligten rundet den Mix der wichtigsten Erfolgsfaktoren ab. Für Verunsicherung sorgt das neue Antikorruptionsgesetz, wenn- gleich es im Detail keine erheblichen Neuerungen beinhaltet. Möglicherweise leistet ein zukünftiger Musterprozess einen we- sentlichen Beitrag für mehr Klarheit. Reicht die Trennung eines PSP vom Marketing aus? ein Erfolgsfaktor allein zeichnet für die Effizienz eines Patientenpro- gramms verantwortlich. Vielmehr führt das Zusammenspiel aller Fak- toren zum größtmöglichen Erfolg. Glaube führt zur Tat, Konzentra- tion führt zum Erfolg, Wiederholung führt zur Meisterschaft[3]. Übertra- gen auf Patientenprogramme ergibt sich aus diesem Zitat folgender Sinn: Der Glaube steht für die Überzeugung des Anbieters, die Lebensqualität von erkrankten Menschen mit intelligen- ten Services zu verbessern, also Diens- ten, die auf die Bedürfnisse des Ein- zelnen zielen. Die Konzentration re- präsentiert die klare Fokussierung und die einheitlich durchgehende Umsetzung. Die Meisterschaft zeigt sich in der täglichen Arbeit. Mehr Durchdringung durch Customer Centricity Auf den ersten Blick gibt es keinerlei Gemeinsamkeiten zwischen pharma- zeutischen Programmen für Patien- ten und Bonussystemen von Flugge- sellschaften. Während die Airlines mit Litfaßsäulen-Werbung, Print- anzeigen, Trikot-Sponsoring bei Fuß- ballclubs und Web-Marketing auf sich aufmerksam machen dürfen, sollen Medikamentenhersteller im Hintergrund bleiben. Denn Werbung für verschreibungspflichtige Präpa- rate verbietet der Gesetzgeber. Doch die grundlegenden Methoden erfolgreicher Patientenprogramme unterscheiden sich keineswegs von jenen Bonussystemen. So unterteilen Fluggesellschaften ihre Kunden in verschiedene Kundengruppen. Je nach Status erhält der Reisende Zu- gang zu kostenfreien Wohlfühl- Lounges, Chauffeur-Services oder an- deren Annehmlichkeiten. Sie seg- mentieren außerdem nach Wert (Status des Reisenden, Häufigkeit der Flüge und Wert der Buchungs- Es ist kein Geheimnis: Patientenpro- gramme tragen erheblich zur besseren Versorgung von Erkrankten bei [1]. Funktionierende Programme sorgen für mehr Adhärenz und Persistenz so- wie die Steigerung der Lebensqualität/ Zufriedenheit der Patienten [2]. Im Zeitalter aufgeklärter Verbraucher wächst der Informations- und Service- bedarf aller indirekten Kunden von Pharmaunternehmen. Und im Gegen- satz zu vielen Befürchtungen birgt das im Juni 2016 verabschiedete Antikor- ruptionsgesetz keine erheblichen Neuerungen oder verbietet gar ent- sprechende Programme. Trotzdem sorgt es für Verunsicherung auf Seiten der Pharmaunternehmen und volle Auftragsbücher bei Juristen. Mehr denn je sollten Pharma- und Medizinproduktehersteller in die Qua- lität ihrer Serviceprogramme investie- ren. Hier gibt es eine Vielzahl von Fak- toren,dieentsprechendenErfolgsowie effiziente Patientenprogramme ver- sprechen. Dazu zählen insbesondere Kundenzentrierung, Konsistenz und Konsequenz in der Steuerung. Nicht n AUTOR Bernhard Gandolf Der Certified Management Consultant Bernhard Gandolf führt seit 2009 die Geschäfte der Unter- nehmensberatung eisq. Als ausgewiesener Experte für operative Exzellenz und Vendor Management liegen seine Schwerpunkte in der Pharma- und Medizintechnik-Branche. Stationen als Leiter einer Beratungssparte für Qualitätsmanagement und Customer Care sowie als Geschäftsführer eines Outsourcing-Serviceproviders zeugen von Praxis- erfahrung. 1998 gewinnt die von ihm geleitete Ein- heit bei einem Telekommunikationsunternehmen den Titel Erfolgreichstes Outbound Call Center. Arzneimittelwesen • Gesundheitspolitik • Industrie und Gesellschaft Gesundheitswesen 460 Gandolf Effiziente Patientenprogramme Pharm. Ind. 80, Nr. 4, 460–464 (2018) © ECV Editio Cantor Verlag, Aulendorf (Germany)

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Effiziente PatientenprogrammeKonsequenz, Konsistenz und Kundenzentrierung als wichtigste Erfolgsfaktoren

Bernhard Gandolf

eisq GmbH & Co. KG, Osnabrück

Patientenprogramme, oft PSP für Patient Support Programme ge-nannt, leisten vieles. Adhärenz und Persistenz beeinflussen PSPsebenso wie die Lebensqualität und Zufriedenheit von Patienten.Damit positive Ergebnisse unter dem Strich stehen, benötigenPharma- und Medizintechnik-Unternehmen 3 Dinge. Die Zentrie-rung der Aktivitäten auf die Bedürfnisse der Kunden steht an ersterStelle. Zweitens gilt es, die Konsistenz der kommunizierten Bot-schaften und deren Tonalität sicherzustellen. Der dritte FaktorKonsequenz in der Steuerung der Prozessbeteiligten rundet denMix der wichtigsten Erfolgsfaktoren ab.Für Verunsicherung sorgt das neue Antikorruptionsgesetz, wenn-gleich es im Detail keine erheblichen Neuerungen beinhaltet.Möglicherweise leistet ein zukünftiger Musterprozess einen we-sentlichen Beitrag für mehr Klarheit. Reicht die Trennung einesPSP vom Marketing aus?

ein Erfolgsfaktor allein zeichnet fürdie Effizienz eines Patientenpro-gramms verantwortlich. Vielmehrführt das Zusammenspiel aller Fak-toren zum größtmöglichen Erfolg.

„Glaube führt zur Tat, Konzentra-tion führt zum Erfolg, Wiederholungführt zur Meisterschaft“ [3]. Übertra-gen auf Patientenprogramme ergibtsich aus diesem Zitat folgender Sinn:Der Glaube steht für die Überzeugungdes Anbieters, die Lebensqualität vonerkrankten Menschen mit intelligen-ten Services zu verbessern, also Diens-ten, die auf die Bedürfnisse des Ein-zelnen zielen. Die Konzentration re-präsentiert die klare Fokussierungund die einheitlich durchgehendeUmsetzung. Die Meisterschaft zeigtsich in der täglichen Arbeit.

Mehr Durchdringung durchCustomer Centr icity

Auf den ersten Blick gibt es keinerleiGemeinsamkeiten zwischen pharma-zeutischen Programmen für Patien-ten und Bonussystemen von Flugge-

sellschaften. Während die Airlinesmit Litfaßsäulen-Werbung, Print-anzeigen, Trikot-Sponsoring bei Fuß-ballclubs und Web-Marketing aufsich aufmerksam machen dürfen,sollen Medikamentenhersteller imHintergrund bleiben. Denn Werbungfür verschreibungspflichtige Präpa-rate verbietet der Gesetzgeber.Doch die grundlegenden Methodenerfolgreicher Patientenprogrammeunterscheiden sich keineswegs vonjenen Bonussystemen. So unterteilenFluggesellschaften ihre Kunden inverschiedene Kundengruppen. Jenach Status erhält der Reisende Zu-gang zu kostenfreien Wohlfühl-Lounges, Chauffeur-Services oder an-deren Annehmlichkeiten. Sie seg-mentieren außerdem nach Wert(Status des Reisenden, Häufigkeitder Flüge und Wert der Buchungs-

Es ist kein Geheimnis: Patientenpro-gramme tragen erheblich zur besserenVersorgung von Erkrankten bei [1].Funktionierende Programme sorgenfür mehr Adhärenz und Persistenz so-wie die Steigerung der Lebensqualität/Zufriedenheit der Patienten [2]. ImZeitalter aufgeklärter Verbraucherwächst der Informations- und Service-bedarf aller indirekten Kunden vonPharmaunternehmen. Und im Gegen-satz zu vielen Befürchtungen birgt dasim Juni 2016 verabschiedete Antikor-ruptionsgesetz keine erheblichenNeuerungen oder verbietet gar ent-sprechende Programme. Trotzdemsorgt es für Verunsicherung auf Seitender Pharmaunternehmen und volleAuftragsbücher bei Juristen.

Mehr denn je sollten Pharma- undMedizinproduktehersteller in die Qua-lität ihrer Serviceprogramme investie-ren. Hier gibt es eine Vielzahl von Fak-toren, die entsprechenden Erfolg sowieeffiziente Patientenprogramme ver-sprechen. Dazu zählen insbesondereKundenzentrierung, Konsistenz undKonsequenz in der Steuerung. Nicht

n AUTOR

Bernhard GandolfDer Certified Management Consultant BernhardGandolf führt seit 2009 die Geschäfte der Unter-nehmensberatung eisq. Als ausgewiesener Expertefür operative Exzellenz und Vendor Managementliegen seine Schwerpunkte in der Pharma- undMedizintechnik-Branche. Stationen als Leiter einerBeratungssparte für Qualitätsmanagement undCustomer Care sowie als Geschäftsführer einesOutsourcing-Serviceproviders zeugen von Praxis-erfahrung. 1998 gewinnt die von ihm geleitete Ein-heit bei einem Telekommunikationsunternehmenden Titel „Erfolgreichstes Outbound Call Center“.

Arzneimittelwesen • Gesundheitspolitik • Industrie und Gesellschaft

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. „Wo kann der Patient/AngehörigeAnerkennung und Verständnis fürseine Situation erhalten?“

. „Wer nimmt sich seiner Sorgenan?“

. „Wie kann er die Situation akzep-tieren und wer nimmt sich seineran?“

Auch soziale Nutzen sollten als wich-tig erachtet werden. Hier stehen etwaLösungsangebote auf Fragen wiediese an:. „Wer schafft Bewusstsein in derGesellschaft für das Krank-heitsbild?“

. „Wo findet für den Patienten einekonkrete Vernetzung mit anderenBetroffenen statt?“

. „Wie kann er sich mit anderenaustauschen?“

Durch Customer Centricity erzielenMedikamentenhersteller eine höhereReichweite und meistern den Spagatzwischen ihren 3 Klientengruppen:Für Patienten steht einerseits dieFrage nach Möglichkeiten zur Steige-rung der Lebensqualität im Vorder-grund. Für Angehörige spielt anderer-seits die emotionale Anerkennungund Unterstützung bei der Therapie-begleitung eine ebenso zentrale Rolle.Wohingegen sich Health Care Profes-sionals, wie sich Angehörige einesHeilberufs neudeutsch nennen, auchmit der Thematik befassen, was imProgramm bei und mit den von ihnentherapierten Patienten passiert. Kurz:Wie unterstützt das Patientenpro-gramm die Rolle des Arztes? Diesesehen noch einen weiteren Nutzen.Die Entlastung durch die Delegationvon Alltagsfragen sowohl zur Thera-pie als auch zur Erkrankung repräsen-tiert für viele Health Care Professio-nals einen großen Mehrwert.Den Erfolgsfaktor Zentrierung auf

die Bedürfnisse der jeweiligen Ziel-gruppen belegen 2 aktuelle Studien.Frenzel [5] nennt es patientenzen-trierte Strategie. Illert und Teich [6]bezeichnen es als Individualisierung.Besonders interessant in diesem Zu-sammenhang scheint folgendes Er-gebnis der Studie von Illert undTeich: Unter Gründe für Misserfolgvon Patientenprogrammen listen

die Autoren an erster Stelle fehlendeAusrichtung auf die Patientenbedürf-nisse auf. Somit belegen die beidenauch in der Gegenprobe den Wertvon Zentrierung.

Merke: Gelingt es dem Pharmaun-ternehmen, für den jeweils einzel-nen Kunden und seine individuel-len Herausforderungen gleicher-maßen funktionale, emotionale so-wie soziale Nutzenangebote pas-send zu den Bedürfnissen zu schaf-fen, verfügt es über den ersten Er-folgsfaktor für ein effektives Patien-tenprogramm.

Diese kundenorientierte Denkweisesetzt sich momentan in den Köpfender Manager innovativer Unterneh-men durch. Viele klassische Bran-chen stehen hingegen oftmals nochvor der Herausforderung, sich umfas-send mit der Thematik auseinander-zusetzen. Energieversorger, Versi-cherungen oder die eingangs zitier-ten Fluggesellschaften denken undhandeln i.d.R. in Kohorten und Mas-senbearbeitung. Die Interessen Ein-zelner kommen nicht vor. Hier kris-tallisiert sich der Unterschied zuPharmaunternehmen und deren Pa-tientenprogrammen heraus, in denendie Bedürfnisse eines jeden einzelnenKunden im Zentrum stehen. Wer alsMedikamentenhersteller sein Patien-tenserviceprogramm konsequent anindividuellen Bedürfnissen ausrich-tet, erreicht schnell eine höhereMarktdurchdringung [6].Der Erfolg liegt auf der Hand.

Denn so bekommen Ärzte als Thera-pieentscheider die entsprechend be-nötigten Rückmeldungen und Infor-mationen darüber, was abseits derPraxis passiert. Patienten erfahreneine bessere Betreuung im Sinnedes Therapieerfolgs. Folglich emp-fehlen behandelnde Mediziner guteProgramme eher an ihre Patientenweiter. Auch Angehörigen fällt dieUnterstützung der Therapie mitdem Präparat des Herstellers leich-ter, wenn sie Ansprechpartner füralle Fragen des Alltags an ihrer Seitewissen. Überdies nimmt der Patient

klassen), Sprache (Deutsch, Englisch,Französisch etc.) sowie groben Prä-ferenzen (Ernährung, Interessenetc.). Dabei gehen sie klassisch nachdem amerikanischen Wirtschaftswis-senschaftler und Professor für Mar-keting Philip Kotler [4] folgendenHauptfragen nach: „Welche Bedürf-nisse hat der jeweilige Kunde?“ und„Wie können diese befriedigt wer-den?“ Airlines entwickeln ihre Bo-nusservices entsprechend den identi-fizierten Bedürfnissen für möglichstgroße Segmente und vernachlässigendabei häufig die einzelne Person.Erfolgreiche Pharmafirmen gehen

ähnlich, aber mit einem entscheiden-den Unterschied vor. Ausgehend vonden 3 Hauptzielgruppen Patienten,Angehörige und Health Care Profes-sionals orientieren erfolgreiche An-bieter ihre Programme an den Be-dürfnissen dieser Klientel. Sehr guteProgramme gehen noch einen Schrittweiter und fokussieren die Belangeund Wünsche des Einzelnen. Custo-mer Centricity, Kundenzentrierung,lautet das Unterscheidungsmerkmal.So gibt es jeweils individualisierteAnsprache- und Betreuungskonzepteje nach Status der Erkrankung füreinzelne Patienten und deren Um-feld. Bei vielen Krankheitsbildernkommt auch den Lebenspartnernchronisch Kranker eine entschei-dende begleitende Rolle zu. Das be-deutet neben Verantwortung v.a.Stress für die Personen. Auch hierfürgibt es entsprechende Lösungen.Patientenprogramme, die sich auf

Customer Centricity berufen, bietensowohl funktionalen, sozialen wieauch emotionalen Nutzen. Typischefunktionale Nutzenmerkmale einesPatientenservice umfassen Antwor-ten und Lösungen auf Fragen folgen-der Art:. „Wie wird richtig injiziert?“. „Wo sind unkompliziert Ver-brauchsmaterialien zu erhalten?“

. „Wie wird das Medikament richtiggelagert?“

Häufig vorkommende Nutzenange-bote hingegen richten sich an emo-tionale Themen und beinhalten oft-mals psychologische Komponenten:

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den Service und die Therapie lieberan, wenn er einen konkreten Nutzenspürt. Das spricht sich schnell he-rum. Umgekehrt verhält es sich aller-dings genauso: Bleibt der Nutzen aus,leidet der Ruf des Programms unddes Medikaments. Die logische Kon-sequenz: unzufriedene Patienten undausbleibende Verschreibungen [6].

Mehr Vertrauen durchkonsistente Services ,

Botschaften und Erlebnisse

Die schriftliche Anmeldebestäti-gung des Angehörigen für die Patien-tenakademie beginnt ebenfalls miteinem verbesserungswürdigen Satz:„Wir stehen in jeder Phase Ihrer Er-krankung an Ihrer Seite.“ Das wirktnicht nur auf den Betroffenen be-fremdlich. Schließlich handelt essich bei der sich anmeldenden Per-son um den Begleiter und nicht den-jenigen, der mit dem Medikamentbehandelt wird.

Als dann der Telefon-Coach demEhemann die Termine und starrenFenster für die Betreuungsgesprä-che nennt, ist schnell klar: VonSelbstbestimmung kann keine Redesein. „Wenn Sie einen Termin ver-passen oder nicht einhalten können,fällt unser Telefonat aus. Ich rufe Siedann im nächsten Monat zur verein-barten Uhrzeit an“ erklärt der psy-chologische Betreuer für den Ange-hörigen. Ein gut gemeinter Serviceentpuppt sich somit als unflexiblesKorsett.

Bei der Betrachtung und Analysedes Fallbeispiels im Gesamten wirdder Zusammenhang von durchgän-gigen Services und Botschaften, vondenen der Anbieter hier noch weitentfernt ist, deutlich. Das demons-triert der Vergleich der Aussage aufder Webseite, in der das Programm„für alle“ Betroffenen und Angehöri-gen zur Verfügung steht. Mit derkonkreten Antwort „nur für Patien-ten“ des Service-Centers präsentiertsich die mangelhafte Umsetzung.Ebenso fehlt die konsequente Ge-staltung konsistenter Botschaften.Dem „selbstbestimmten Leben“ ste-hen festvergebene Termine zur Ver-fügung. Eine Verschiebung erweistsich als nicht machbar: „Wenn Siemal nicht können, fällt das Telefonataus.“ Das offensichtlich primär fürPatienten konzipierte Anschreiben„Anmeldebestätigung“ passt über-haupt nicht zum Vorgang.

Darüber hinaus treten deutlicheUnterschiede in der Ausdrucksweiseauf. In den Broschüren überzeugt dasPharmaunternehmen mit „Liebe Le-serin, lieber Leser“ mit einer herz-lichen Ansprache. Die E-Mail-Ant-

wort des Service-Centers strotzt hin-gegen vor Formalismen und Distanz.Die Einleitung „Sehr geehrte Damenund Herren“ passt wenig, wo dochder Name des Ehemanns in der An-frage bekannt ist. Mit „unter Bezug-nahme auf die Anfrage vom“ folgenTextbausteine, die keinen geeignetenLesefluss erzeugen. Nähe und Einfüh-lungsvermögen fehlen gänzlich. Ganzanders präsentiert sich die Schwes-ter. Diese weiß Charme und Empa-thie im Dialog zu vereinbaren.

Die Art und Weise der Kommuni-kation an den unterschiedlichenTouch Points erfolgt hochgradig ab-weichend. Das Zauberwort für diebessere Lösung heißt Konsistenz.

Nur unzureichend erstellte undnicht durchgängig verwendete Kom-munikationselemente erzeugen un-nötige Barrieren und Friktionen. DaMedikamentenhersteller nicht mitemotionalen Werbespots Missständein der sog. Below-the-line-Kommuni-kation überdecken können, wird hierbesonderes Augenmerk aufs Detailgelegt. Konsistenz in den Services,in den Botschaften und in der Aus-drucksweise bildet den maßgebli-chen Dreiklang. So gelingt eine ein-heitliche Wahrnehmung von außen.

Prof. Caldini [7] demonstriert imAbschnitt „Konsistenz und Verbind-lichkeit“ in seinem Standardwerk dieBedeutung von Konsistenz für Ent-scheidungsprozesse und Handlungs-weisen. Er belegt sie als wesentlichenTreiber. Für Riesenbeck [8] „machtden Unterschied zwischen starkenund schwachen Brands“ Konsistenzaus.

Diese Erkenntnisse gelten auchund ganz besonders für Patienten-programme, bei denen die Kom-ponente Vertrauen naturgemäßeine besondere Bedeutung genießt.

Merke: Dieser zweite ErfolgsfaktorKonsistenz bedingt die zuvor ge-schilderte Zentrierung auf den Ein-zelnen. Leistungen und Kommuni-kation fokussieren den Kunden.Zusammen bilden die Faktorenein starkes Duo.

Patientenprogramme verfügen häu-fig über viele verschiedene Bausteine:Service-Center, Coaches, Schwes-ternservice, Broschüren, Patienten-akademie, Online-Communitys undChats lauten einige Beispiele [2].Die Elemente sind beliebig erweiter-bar. In der Regel stehen hinter deneinzelnen Angeboten unterschied-liche Beteiligte. Über all diese Kon-taktpunkte hinweg durchgehendeDienstleistungen zu konzipieren,stellt somit eine enorme Herausfor-derung dar. Das gilt erst Recht für dieEinhaltung übereinstimmender Bot-schaften über alle Kanäle. Es zeigtsich in der Praxis viel zu häufig,dass Videos auf Social-Media-Kanä-len wie YouTube oder auch Claims inBroschüren mit den Aussagen vonMedical Agents, Schwestern undCoaches wenig gemeinsam haben.

Als Illustration dieses Umstandsdient folgender Praxisfall: „Wir sindfür Sie da und ermöglichen Ihnen einselbstbestimmtes Leben“ lautet derClaim des Pharmaherstellers für sei-nen Patientenservice. Gemäß derWebseite steht das Programm allenBetroffenen und deren Angehörigenoffen. Nachgefragt im Service-Centervia E-Mail erfolgt jedoch eine ganzandere Antwort auf die Frage nachdem Nutzen des Programms unddes Service für den Ehemann: „Siekönnen uns jederzeit anrufen. Wirgeben Auskünfte nur an Patienten.Sie erhalten Verbrauchsmaterialienvon uns.“ Das klingt schon weit we-niger nach „Wir sind für Sie da undermöglichen Ihnen ein selbstbe-stimmtes Leben“.

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Konsequentes Messen undSteuern führt zurMeisterschaft

herstellers häufig die vielen Strän-ge aus dem Tagesgeschäft. Meistinvolvieren Unternehmen mehrereDienstleister in die jeweiligen Abläufe.Dienstleister arbeiten jedoch nichtaltruistisch. Es handelt sich um Unter-nehmen, die positive Gelderträge er-wirtschaften wollen. Dazu gehört esauch, die eigene Produktion vielver-sprechend zu optimieren. Das kann,muss aber nicht, im Einklang mitden Zielen des Auftraggebers stehen.

Im täglichen Ablauf treten häufigKonstellationen wie bei diesem Fall-beispiel auf: Für den Versanddienst-leister stellen unterschiedliche Ver-packungsgrößen ein Hindernis dar.Also nutzt er eine Einheitsgröße fürSchachteln. Diese gilt genauso für Er-satzbatterien, Broschüren, Medizin-produkte wie aber auch für Kalender.Erfolgt der Versand von Batterien,sucht der Empfänger in einem mas-siv überdimensionierten Kartonnach einem winzigen Gegenstand.Trifft ihn der Paketbote zu Hausenicht an, folgt der Ärger über einenunnötigen Weg mit dem Auto zumnächstgelegenen Versandzentrum.Für einen Artikel, der in ein Briefku-vert passt, muss der Abholer einsperriges Paket entgegennehmen.

Auch das folgende Beispiel zeigtDiskrepanzen auf: Der Outsourcerdes Coaching-Programms vergibtdie Telefontermine so, dass er miteiner minimalen Besetzung durchdie Woche kommt. Kann der Patientoder der Angehörige theoretisch Te-lefontermine wochentags zwischen8 Uhr morgens und 20 Uhr abendsvereinbaren, sieht die Praxis andersaus. Fragt jemand z.B. nach Freitag16 Uhr, lautet die Antwort, dass dieZeit leider, leider schon vergeben wä-re. In Wirklichkeit endet die Schichtaber vielleicht regelmäßig um 14 Uhr.

Solche Abweichungen, ganz zuschweigen von der Ausdrucksweiseund der Übereinstimmung von Bot-schaften, lassen sich nur mit kon-tinuierlichen Messungen feststellen.Dazu dienen Kundenbefragungen ge-nauso wie verdeckte Tests, vulgoMystery Activities. Auch Prozess-beobachtungen vor Ort und Wis-

sensüberprüfungen liefern wertvolleDaten und Erkenntnisse. Quantita-tive Angaben zur Häufigkeit undDauer von Vorgängen vervollständi-gen das Bild. Zusammengesetzt ver-setzen die Ergebnisse Manager in dieLage, die richtigen korrigierendenMaßnahmen zu setzen. Sie steuerndie Dienstleistungserbringung.

Managern von Pharmaunterneh-men ist demnach zu empfehlen, indie fortlaufende Messung des Pro-gramms und der beteiligten internensowie externen Dienstleister Zeit undGeld zu investieren. Erst die Kon-sequenz [9] in der Messung undSteuerung ermöglicht die Wirksam-keit der ersten beiden Erfolgsfaktoren.Moderne Qualitätsmanagementsys-teme [10] wie z.B. Six Sigma setzendarauf. Dort heißt es Define – Mea-sure – Analyze – Improve – Control.Measure und Analyze stehen in die-sem Kontext für Messung, Improvefür Steuerung. Die Konsequenz derAnwendung führt u.a. zu Kosteneffi-zienz und Kundenzufriedenheit [10].

Merke: Konsequentes Messen undSteuern lautet der dritte Erfolgsfak-tor.

§ 299a/b StGB – Was ändertsich?

Die Frage danach, ob Pharmaunter-nehmen nach §299a/b StGB Patien-tenprogramme überhaupt noch an-bieten dürfen, stellt sich in letzterZeit häufiger. Die Verunsicherung,die die Branche mit dem neuen Anti-korruptionsgesetz seit Juni 2016 imBann hält und bereits anfangs er-wähnt wurde, lässt sich direkt greifen.Doch worum geht es dabei eigentlich?

Genau betrachtet, beinhalten dieRegelungen in §299a und b StGBgar keine so großen Überraschungen.„Bestechlichkeit im Gesundheits-wesen“ lautet der korrekte Titel desGesetzestexts. Abschnitt a widmetsich den Angehörigen eines Heil-berufs und untersagt diesen, Vorteileoder Gegenleistungen zu fordern.Hierbei geht es klar um Bestechung.

Häufig verteilen sich die einzelnenBausteine und Rollen eines Patien-tenprogramms auf mehrere Schul-tern. So betreuen Patient Care Ma-nager das Service-Center und dieCoaches. Marketing Manager sindverantwortlich für Webseiten undForen, Field Manager nehmen sichdes Schwestern-Services an [2]. Dasvollständige Programm permanentim Blick zu haben, stellt daher eineHerausforderung ersten Ranges dar.

Wie klappt es aber dennoch mitder Sicherstellung der Konsistenz?Um diese zu gewährleisten, bedarfes konsequenter Qualitätsmessun-gen. Und wie sieht es mit der Zufrie-denheit der Leistungsempfänger,vulgo Kunden, aus? Wo gilt es, Stell-schrauben zu justieren? Nur werweiß, was wie wo passiert, kann ent-sprechend steuernd eingreifen.

Qualitätssicherung im Sinne derEinhaltung von Meldeprozessen undrichtiger Auskünfte geschieht oftmalsausschließlich aus einseitigen Blick-winkeln. Pharmakovigilanz, Produkt-sicherheit, interne Überwachung undmedizinische Information repräsen-tieren die „Brille rechtlicher Zulässig-keit“. Die Bedeutung dieser Sichtweiselässt sich nicht kleinreden. Schließlichhängt die Lizenz zum „Inverkehrbrin-gen von verschreibungspflichtigen Me-dikamenten“ daran.

Eine ebenso hohe Relevanz ist derfortlaufenden Messung aus Sicht derLeistungsempfänger zuzuschreiben.Hier stehen die Wahrnehmung desProgramms vom Standpunkt des Pa-tienten aus sowie die Erlebnisse derAngehörigen im Mittelpunkt. DasGleiche gilt auch für die Frage, wasan der Schnittstelle zu Fachkreisenpassiert. Dabei decken Verantwort-liche mit Sicherheit ständig kleinereund größere Abweichungen auf, diees zu steuern gilt. Diese „Brille“ kannnicht hoch genug geschätzt werden.In der betrieblichen Realität unter-stützen die genannten unterschiedli-chen Rollen innerhalb des Pharma-

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v. a. eins: volle Auftragsbücher beiRechtsbeiständen.

Brauchen Pharmafirmenüberhaupt

Patientenprogramme?

Diese Frage darf in Zeiten von zahlrei-chen Angeboten von Krankenkassen,Selbsthilfegruppen und spezialisiertenÄrzten durchaus gestellt und nochweiter gedacht werden. Handelt essich bei Patientenprogrammen even-tuell sogar um eine Form einer wei-teren Therapie? Nicht nur AngehörigevonHeilberufen äußernmehr oder we-niger offen solche Gedanken [6].Demgegenüber steht eine alte

Erkenntnis im Gesundheitswesen:Mehr Verzahnung wäre überaussinnvoll. Alle paar Jahre unternimmtdie Politik Anstrengungen, auf inte-grierte Versorgungskonzepte hin-zuwirken [11]. Die Zielstellungen[12] dafür lauten:. aufwendige und teure Mehrfach-untersuchungen reduzieren

. Patienten umfassender betreuen

. wechselweise Einflüsse von unter-schiedlichen Therapieformen bes-ser koordinieren

. die Qualität der Versorgung fürden Patienten erhöhen

Das alles beinhaltet zu Ende gedachtauch die korrekten Anwendungenvon Medikamenten und Medizinpro-dukten. Wer könnte dazu besser Aus-kunft und Hilfestellung geben als derHersteller selbst? Wer verfügt übereine größere Spezialisierung und Fo-kussierung?Natürlich verfolgen Arzneimittel-

und Medizinproduktehersteller kom-merzielle Interessen. Doch gilt diesnicht genauso für privatwirtschaft-lich geführte Krankenhäuser, Apo-theken und Pflegeeinrichtungen?Der einzelne Arzt sei an dieser Stellebewusst nicht erwähnt.Gerade bei hochwertigen Produk-

ten und Dienstleistungen erwartenaufgeklärte Verbraucher heute mehrdenn je umfassende Services und In-formationen. Verbraucher, sprich Pa-tienten, das zeigen entsprechendeStudien regelmäßig, fordern seit Jah-

ren einen stetig steigenden Selbst-bestimmungsgrad [13]. Diesem Zeit-geist des „aufgeklärten Patienten“lässt sich kaum mit einer restriktivenServicepolitik entgegentreten.Die These lautet: Wer als Phar-

maunternehmen heute für chro-nische Erkrankungen kein Patienten-programm anbietet, verliert die Ak-zeptanz bei den indirekten Kunden,also den Patienten. Diese These alsGrundlage lässt nur eine Antwort zu:Ja, es besteht eine Notwendigkeit fürPatientenprogramme.

n L ITERATUR

[1] Illert, G. et Teich, P. Vision & Realität vonPatientenprogrammen, 2014 HealthcareShapers und Härtel, J. Patientenpro-gramme, 2015, in (Eigenverlag) arvatobusiness solutions.

[2] Haertler, A-K. et al. Critical SuccessFactors for Patient Support Programmes(PSPs) in the German Pharma Industry –Towards an evaluation framework forPSPs. In: BMC-Kongress “Versorgung ge-stalten”, Jan. 2017.

[3] Zitat von Nikolaus B. Enkelmann; 14. Ge-setz zur Lebensentfaltung [Quelle: En-kelmann et al. (2010): Erst dein Traummacht dich groß; S. 178].

[4] Kotler, P. et Keller K. L. Marketing-Ma-nagement. Pearson, 2015.

[5] Frenzel, A. Evaluieren und gezielt opti-mieren. In: pharma relations, 4/2017, 12 f.

[6] Illert, G. et Teich, P. Vision & Realität vonPatientenprogrammen. 2014 HealthcareShapers.

[7] Cialdini, R. Die Psychologie des Über-zeugens. Huber Verlag 2013.

[8] Riesenbeck, H. Erfolg durch Konsistenz,Absatzwirtschaft. Verlagsgruppe Han-delsblatt, 09/2006.

[9] Hirt, M. Die 7 Todsünden des Manage-ments: Keine Konsequenzen. In: DiePresse, Die Presse Verlag, 24.04.2015.

[10] Köhler, M. et al. Six Sigma. In: MasingHandbuch Qualitätsmanagement, CarlHanser, 2014.

[11] BKK Dachverband. Vernetzte Versorgung– Sinnvolle Strukturen aller Versor-gungsprozesse, -strukturen und -akteure.Eigenverlag, 2014

[12] Schaeffer, D. et Ewers, M. IntegrierteVersorgung nach deutschem Muster. In:Pflege & Gesellschaft, Heft 3, 2006.

[13] Verbraucherzentrale Bundesverband:Positionspapier. Eigenverlag 2016 gezeigtauf ‚CCW Kongress 2016.

Korrespondenz:Bernhard Gandolfeisq GmbH & Co. KGFranz-Lenz-Str. 1A49084 Osnabrück (Germany)e-mail: [email protected]

Der andere Aspekt behandelt dasWettbewerbsrecht. In- und ausländi-scher Wettbewerb dürfen nicht un-lauter bevorzugt werden.

„Bestechung und unlauter Wett-bewerb? Dazu gibt es doch längst Ge-setze!“ Wenn dem geneigten Leser soein Gedanke in den Kopf schießt, lau-tet die Antwort: Stimmt, deswegen bie-tet die Regelung auch keine übermäßi-gen Neuerungen. Im Strafgesetzbuchfinden sich bereits Regelungen zumThema Bestechung. Wer Amtsträgerkorrumpiert, handelt sich bis zu 5 JahreFreiheitsstrafe ein. Für das Gesund-heitswesen nennt das Gesetz 3 Jahre.Das Lauterkeitsrecht, speziell das be-kanntere Gesetz gegen den unlauterenWettbewerb, kurz UWG, beschäftigtHeerscharen von Juristen.Den Abschnitt b des §299 StGB

fürchten Pharma- und Medizinpro-duktehersteller am meisten. Denndort finden sich die fast wortgleichenFormulierungen wie in Abschnitt a.Der entscheidende Unterschied liegtdarin, dass es hier um diejenigengeht, die bestechen und unlauterenWettbewerb betreiben.Häufig verorten Arzneimittel- und

Medizintechnikproduzenten ihre Pa-tientenprogramme sicherheitshalberin den eigenen medizinischen Abtei-lungen, sauber getrennt vom Marke-ting. Das ist eine erste Maßnahme,um Patientenprogramme strikt vonWerbung abzutrennen. Doch stelltes bereits eine Einflussnahme dar,wenn der behandelnde Arzt aus ei-nem Patientenprogramm eine Rück-meldung erhält? Oder handelt es sichlediglich um einen Versorgungs- undServiceaspekt, um ggf. dem Gesund-heitssystem sogar Mehrkosten zu er-sparen? Fragestellungen, die in die-sem Zusammenhang keine Selten-heit sind. In der Praxis, soviel lässtsich Ende 2016 prophezeien, wird esirgendwann in Deutschland zu Mus-terprozessen kommen. Deren Ergeb-nisse werden zeigen, welche Aus-legung zulässig ist. Ändert sich nichtsWesentliches, dürfen Pharmaunter-nehmen wohl weiter Patientenbe-treuungsprogramme anbieten. Mo-mentan schafft die Verunsicherung

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