Plakat Wallfahrtskirche Buckow

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BUCKOW BEI NENNHAUSEN , HAVELLAND , ‘W ALLFAHRTSKIRCHEBestandsaufnahme, Bauforschung, Schadensdokumentation, Maßnahmenempfehlungen Einleitung Das Dorf Buckow befindet sich im Westhavelland der Mark Brandenburg, etwa 16 km östlich von Rathenow. Insgesamt gibt es in der Region 8 Dör- fer mit diesem Namen, der aus dem slawischen stammt und übersetzt so viel wie „Buchenort“ be- deutet. Nach ca. 5 km Entfernung erreicht man von diesem, hier gemeinten Buckow aus die Ge- meinde Nennhausen. Bei der Wallfahrtskirche in Buckow handelt es sich um einen hochgotischen, eingeschossigen Backsteinbau. Die Kirche wur- de im Jahr 1344 zur Ehre der Jungfrau Maria unter der Obhut des Domkapitels Brandenburg erbaut. Mit einer Länge von 26 Metern und ei- ner Breite von 14,5 Metern ist sie nicht nur älter, sondern auch bedeutend größer als die Dorfkir- chen umliegender Ortschaften, was vermutlich auf ihre hervorgehobene Stellung als Wallfahrts- kirche im Mittelalter zurückzuführen ist. Methoden Die langjährige Bau- und Nutzungsgeschich- te bot eine ideale Grundlage sowohl für span- nende theoretische, als auch für praktisch orien- tierte Ausarbeitungen. Somit erstrecken sich die durchgeführten Untersuchungen an der Kirche von der Baudokumentation über die Baufor- schung bis hin zur Schadensdokumentation und einer daraus resultierenden Maßnahmenemp- fehlung. Das Bauwerk als Quelle liefert anhand seiner Spuren von Erbauung und Umbaupha- sen zahlreiche Informationen über seine Entste- hungs- und Entwicklungsgeschichte. Parallel zur Forschung am Objekt wurde eine umfangreiche Literatur- und Archivrecherche zur Aufschlüsse- lung der 668 - jährigen Baugeschichte betrie- ben. Um die gewünschte Ausarbeitungstiefe zu erlangen wurde im Rahmen der Bauforschung eine interdisziplinäre Vorgehensweise ange- strebt. Aus diesem Grund wurde mit Fachleuten unterschiedlichster Disziplinen zusammengear- beitet, um schwierigen Fragestellungen auf den Grund gehen zu können. So konnten z.B. auch ein Holzschutzgutachen erstellt, dendrochrono- logische Proben ausgewertet und das Erdreich geophysikalisch untersucht werden. Carl Altefrohne und Anna Meise, MSD 2011-13 TECHNISCHE UNIVERSITÄT BERLIN, F AKULTÄT VI, INSTITUT FÜR ARCHITEKTUR UNIV .-PROF . DR.-ING. DOROTHÉE SACK, F ACHGEBIET HISTORISCHE BAUFORSCHUNG, MASTERSTUDIUM DENKMALPFLEGE, STRASSE DES 17. JUNI 152, SEKR. A 58, 10623 BERLIN, TEL. ++49-30-314-796 11, MAIL: [email protected] Bauforschung Im Jahre 1344 wurde der heutige Backsteinbau als Wallfahrtskirche errichtet. Bereits im 12. Jh. soll es hier eine Wallfahrtskapelle gegeben ha- ben, die in den heutigen Baukörper integriert wurde. Die Spuren dieser mittlerweile nicht mehr vorhandenen Kapelle sind noch heute an der Ost- fassade ablesbar und ließen sich im Rahmen der Bauforschung mit Hilfe geophysikalischer Mes- sungen vor der Ostfassade nachweisen. Neben einem Hostienwunder soll auch ein Jung- und Wunderbrunnen Ziel der Pilger gewesen sein. Eine erste Vermutung, dass sich dieser innerhalb des Kirchenschiffes befunden hat, erwies sich als unzutreffend, wohingegen eine Untersuchung des Brunnens vor der Kirche vielversprechende Ergebnisse lieferte. Ursprünglich befand sich das Dorf Buckow auf einer Insel in der umgebenen Sumpflandschaft, dem havelländischen Luch, und war nur mit einem Boot, oder über einen kleinen Damm zu erreichen. Um den Wallfah- rern den Weg zur Kirche zu leiten, soll sich auf dem Turm ein Dachreiter mit einer Wachskerze befunden haben, der so als Leuchtturm diente 1 . Tatsächlich wurde in dem mittelalterlichen Turm- dachstuhl die Konstruktion eines ehemaligen Dachreiters nachgewiesen. Diese konnte den- drochronologisch auf die Jahre um 1453 da- 1161 Buckow gehört zu Branden- burg 1344 Erbauung 1473 Erneute Weihung 1851 Dorfbrand 1939-41 Umfangreiche Reparaturen 12./13. Jh. 14. Jh. 15. Jh. 16./17. Jh. 18. Jh. 19. Jh. 20. Jh. 21. Jh. 1453 Turmbau 1728 Datierung Dachstuhl 1607 Datierung Glocke 1731-34 Kanzelaltar Emporen und Inventar 1964 Christenlehrraum Ansicht Süd Grundriss Erdgeschoss 1539 Reformation Barocke Überformung Vorgängerbau Innenansicht Ostwand mit Kanzelaltar und Empore tiert werden. Inwieweit der Dachreiter tatsächlich als Leuchtturm gedient hat, bleibt offen. Befunde am Turm deuten darauf hin, dass dieser vermut- lich zusammen mit den Westfassade nachträg- lich in die Kirche eingebaut wurde. Die markan- teste spätere Umbauphase stellt der Barock dar. Zu dieser Zeit wurde sowohl die Dachkubatur des Kirchenschiffes als auch die Form der Fen- ster entscheidend verändert. Des Weiteren wur- den Reparaturen im späten 18., 19. und auch im 20. Jahrhundert durchgeführt. Fazit und Ausblick Im Laufe der Ausarbeitung konnte die geschicht- liche Entwicklung der Bauwerks weitgehend auf- geschlüsselt werden, dennoch bleiben in der Bauforschung einige offene Fragen. Im Laufe der nächsten Jahre soll die Wallfahrts- kirche nach denkmalpflegerischen Grundsätzen saniert werden, wobei die Masterarbeit den Vor- zustand dokumentiert und eine Grundlage für die anstehenden Sanierungsmaßnahmen bietet. So fließen die gewonnenen Erkenntnisse direkt in aktuelle Planungen ein. Literatur 1 Eichholz, Spatz: „Die Kunstdenkmäler der Provinz Branden- burg, Band II, Teil 1, Westhavelland, Berlin 1913. Ansicht Ost

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Wallfahrtskirche Buckow bei Nennhausen Masterarbeit TU Berlin

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Buckow Bei NeNNhauseN, havellaNd, ‘wallfahrtskirche‘Bestandsaufnahme, Bauforschung, Schadensdokumentation, Maßnahmenempfehlungen

EinleitungDas Dorf Buckow befindet sich im Westhavelland der Mark Brandenburg, etwa 16 km östlich von Rathenow. Insgesamt gibt es in der Region 8 Dör-fer mit diesem Namen, der aus dem slawischen stammt und übersetzt so viel wie „Buchenort“ be-deutet. Nach ca. 5 km Entfernung erreicht man von diesem, hier gemeinten Buckow aus die Ge-meinde Nennhausen. Bei der Wallfahrtskirche in Buckow handelt es sich um einen hochgotischen, eingeschossigen Backsteinbau. Die Kirche wur-de im Jahr 1344 zur Ehre der Jungfrau Maria unter der Obhut des Domkapitels Brandenburg erbaut. Mit einer Länge von 26 Metern und ei-ner Breite von 14,5 Metern ist sie nicht nur älter, sondern auch bedeutend größer als die Dorfkir-chen umliegender Ortschaften, was vermutlich auf ihre hervorgehobene Stellung als Wallfahrts-kirche im Mittelalter zurückzuführen ist.

MethodenDie langjährige Bau- und Nutzungsgeschich-te bot eine ideale Grundlage sowohl für span-nende theoretische, als auch für praktisch orien-tierte Ausarbeitungen. Somit erstrecken sich die durchgeführten Untersuchungen an der Kirche von der Baudokumentation über die Baufor-schung bis hin zur Schadensdokumentation und einer daraus resultierenden Maßnahmenemp-fehlung. Das Bauwerk als Quelle liefert anhand seiner Spuren von Erbauung und Umbaupha-sen zahlreiche Informationen über seine Entste-hungs- und Entwicklungsgeschichte. Parallel zur Forschung am Objekt wurde eine umfangreiche Literatur- und Archivrecherche zur Aufschlüsse-lung der 668 - jährigen Baugeschichte betrie-ben. Um die gewünschte Ausarbeitungstiefe zu erlangen wurde im Rahmen der Bauforschung eine interdisziplinäre Vorgehensweise ange-strebt. Aus diesem Grund wurde mit Fachleuten unterschiedlichster Disziplinen zusammengear-beitet, um schwierigen Fragestellungen auf den Grund gehen zu können. So konnten z.B. auch ein Holzschutzgutachen erstellt, dendrochrono-logische Proben ausgewertet und das Erdreich geophysikalisch untersucht werden.

Carl Altefrohne und Anna Meise, MSD 2011-13techNische uNiversität BerliN, fakultät vi, iNstitut für architektur

uNiv.-Prof. dr.-iNg. dorothée sack, fachgeBiet historische BauforschuNg, MasterstudiuM deNkMalPflege, strasse des 17. JuNi 152, sekr. a 58, 10623 BerliN, tel. ++49-30-314-796 11, Mail: [email protected]

BauforschungIm Jahre 1344 wurde der heutige Backsteinbau als Wallfahrtskirche errichtet. Bereits im 12. Jh. soll es hier eine Wallfahrtskapelle gegeben ha-ben, die in den heutigen Baukörper integriert wurde. Die Spuren dieser mittlerweile nicht mehr vorhandenen Kapelle sind noch heute an der Ost-fassade ablesbar und ließen sich im Rahmen der Bauforschung mit Hilfe geophysikalischer Mes-sungen vor der Ostfassade nachweisen. Neben einem Hostienwunder soll auch ein Jung- und Wunderbrunnen Ziel der Pilger gewesen sein. Eine erste Vermutung, dass sich dieser innerhalb des Kirchenschiffes befunden hat, erwies sich als unzutreffend, wohingegen eine Untersuchung des Brunnens vor der Kirche vielversprechende Ergebnisse lieferte. Ursprünglich befand sich das Dorf Buckow auf einer Insel in der umgebenen Sumpflandschaft, dem havelländischen Luch, und war nur mit einem Boot, oder über einen kleinen Damm zu erreichen. Um den Wallfah-rern den Weg zur Kirche zu leiten, soll sich auf dem Turm ein Dachreiter mit einer Wachskerze befunden haben, der so als Leuchtturm diente1. Tatsächlich wurde in dem mittelalterlichen Turm-dachstuhl die Konstruktion eines ehemaligen Dachreiters nachgewiesen. Diese konnte den-drochronologisch auf die Jahre um 1453 da-

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61 Buckow

gehört zu Branden-burg

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44 Erbauung

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73 Erneute

Weihung

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51 Dorfbrand

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-41 Umfangreiche

Reparaturen

12./13. Jh. 14. Jh. 15. Jh. 16./17. Jh. 18. Jh. 19. Jh. 20. Jh. 21. Jh.

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53 Turmbau

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28 Datierung

Dachstuhl

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07 Datierung

Glocke

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-34 Kanzelaltar

Emporenund Inventar

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64 Christenlehrraum

Ansicht Süd

Grundriss Erdgeschoss

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39 Reformation

Barocke ÜberformungVorgängerbau

Innenansicht Ostwand mit Kanzelaltar und Empore

Blick von Süden

Detail der Nordfassade

tiert werden. Inwieweit der Dachreiter tatsächlich als Leuchtturm gedient hat, bleibt offen. Befunde am Turm deuten darauf hin, dass dieser vermut-lich zusammen mit den Westfassade nachträg-lich in die Kirche eingebaut wurde. Die markan-teste spätere Umbauphase stellt der Barock dar. Zu dieser Zeit wurde sowohl die Dachkubatur des Kirchenschiffes als auch die Form der Fen-ster entscheidend verändert. Des Weiteren wur-den Reparaturen im späten 18., 19. und auch im 20. Jahrhundert durchgeführt.

Fazit und AusblickIm Laufe der Ausarbeitung konnte die geschicht-liche Entwicklung der Bauwerks weitgehend auf-geschlüsselt werden, dennoch bleiben in der Bauforschung einige offene Fragen. Im Laufe der nächsten Jahre soll die Wallfahrts-kirche nach denkmalpflegerischen Grundsätzen saniert werden, wobei die Masterarbeit den Vor-zustand dokumentiert und eine Grundlage für die anstehenden Sanierungsmaßnahmen bietet. So fließen die gewonnenen Erkenntnisse direkt in aktuelle Planungen ein.

Literatur1 Eichholz, Spatz: „Die Kunstdenkmäler der Provinz Branden-burg, Band II, Teil 1, Westhavelland, Berlin 1913.

Ansicht Ost