Planungssystem kann Potenziale im Produktionsnetzwerk heben · einen KPI-gesteuerten Materi-alfluss...

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stahl und eisen 136 (2016) Nr. 3 90 Caren Möhrke VDM METALS: Neue Geschäftsführung setzt auf Digitalisierung der gesamten Wertschöpfungskette Planungssystem kann Potenziale im Produktionsnetzwerk heben VDM Metals ist bekannt als Hersteller metallischer Hochleistungswerkstoffe. Die über 130 verschiedenen Legierungen, die das Unternehmen erschmelzt, finden in Form von Blechen, Bändern, Stangen und Drähten in den unterschiedlichsten Industrien Anwendung – von der chemischen Prozessindustrie über die Öl- und Gasindustrie und den Automobilbau bis zur Luftfahrt. Die große Variantenvielfalt und die komplexen Fertigungswege bei gleichzeitiger Erfüllung außergewöhnlich hoher Qualitätsanforderungen sind die Stärken des traditionsreichen Unternehmens – und gleichzeitig eine der größten Herausforderungen. Im Großprojekt CHA.M.P wurde daher die komplette Wertschöpfungskette mit einem Planungssystem abgebildet, optimiert und konsequent digitalisiert, um Transparenz, Flexibilität und eine Reduzierung der Bestände zu erreichen. Warmwalzwerk von VDM Metals am Standort Siegen Foto: VDM Internet-PDF aus „Stahl und Eisen“ (2016), Heft 3, Seiten 90-94 © Verlag Stahleisen GmbH, Düsseldorf

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stahl und eisen 136 (2016) Nr. 390

Caren Möhrke

VDM METALS: Neue Geschäftsführung setzt auf Digitalisierung der gesamten Wertschöpfungskette

Planungssystem kann Potenziale im Produktions netzwerk hebenVDM Metals ist bekannt als Hersteller metallischer Hochleistungswerkstoffe. Die über 130 verschiedenen Legierungen, die das Unternehmen erschmelzt, finden in Form von Blechen, Bändern, Stangen und Drähten in den unterschiedlichsten Industrien Anwendung – von der chemischen Prozessindustrie über die Öl- und Gasindustrie und den Automobilbau bis zur Luftfahrt. Die große Variantenvielfalt und die komplexen Fertigungswege bei gleichzeitiger Erfüllung außergewöhnlich hoher Qualitätsanforderungen sind die Stärken des traditionsreichen Unternehmens – und gleichzeitig eine der größten Herausforderungen. Im Großprojekt CHA.M.P wurde daher die komplette Wertschöpfungskette mit einem Planungssystem abgebildet, optimiert und konsequent digitalisiert, um Transparenz, Flexibilität und eine Reduzierung der Bestände zu erreichen.

Warmwalzwerk von VDM Metals am Standort Siegen

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D ie VDM Metals GmbH (vormals Vereinig-te Deutsche Metall-werke) mit Sitz in Wer-dohl ist ein Hersteller

korrosionsbeständiger, hitzebestän-diger und hochwarmfester Nickel-, Titan-, Kobalt- und Zirkoniumlegie-rungen sowie hochlegierter Sonder-edelstähle. Die Kunden stammen aus der chemischen Prozessindus-trie, der Öl- und Gasindustrie, der Luftfahrt, dem Automobilbau und der Elektronik/Elektrotechnik.

Eigentümer des Unternehmens ist seit dem 1. August 2015 der Finanzinvestor Lindsay Goldberg Vogel, nachdem der Verkauf der VDM-Gruppe 2012 von thyssen-krupp an den finnischen Edel-stahlhersteller Outokumpu im März 2014 rückabgewickelt wur-de. Das Unternehmen beschäftigt weltweit etwa 2 000 Mitarbeiter.

Weltweit, zeitnah, zuverlässig

VDM ist geprägt durch eine kun-denorientierte Einzelfertigung. Die Halbzeuge aus Nickellegie-rungen und Sonderedelstählen durchlaufen ein Produktions-netzwerk mit Standorten in Unna (Schmelzwerk, Schmiede und Stangenadjustage), Altena (Blech, Stangenfertigung), Wer-dohl (Verwaltung, Draht, Bandfer-tigung), Essen und Siegen. Hinzu kommen Prozessschritte, die in Lohnarbeit durchgeführt werden und ebenfalls im Planungsprozess

berücksichtigt werden müssen. „Über 130 Legierungen in un-terschiedlichen Produktformen mit unzähligen Abmessungen und kundenspezifischen Anfor-derungen, all das macht unsere Planung sehr komplex und ein flächendeckendes Feinplanungs-tool so wichtig“, erklärt Marcell Sehner, Leiter Supply Chain Ma-nagement bei VDM.

Aus Big Data werden smarte Lösungen

Das Analysetool SCM Control, sorgt dafür, dass die umfangrei-chen Daten aus den Planungs- und Produktionsprozessen ihre Geheimnisse zu Optimierungs-potenzialen preisgeben. „Wir nutzen die Daten aus Planung, Steuerung, Controlling und ope-rativ aus der Produktion, zum Bei-spiel der letzten ein bis zwei Jahre. Dann sprechen wir schnell über mehrere Millionen Daten. Die könnten gar nicht genutzt werden ohne eine intelligente Analyse-möglichkeit und die Fähigkeit zur richtigen Interpretation“, so Erwin Bronk, Senior Partner von Bronk & Company. „SCM Cont-rol ist ein Tool zur dynamischen Wertstrom analyse: Wir können damit Muster erkennen und zum Beispiel falsche Prozesse und Ent-scheidungsabläufe enttarnen, Ur-sachen identifizieren, Lösungen ableiten sowie deren Umsetzung monitoren. Das macht uns so schnell keiner nach.“

Eine neue Erkenntnisebene

Die Analysen schaffen die Voraus-setzung, alle Potenziale im Produk-tionsnetzwerk zu heben: Mit den Ergebnissen startet ein interaktiver Ursachenforschungsprozess mit den Beteiligten. „Damit können wir uns auf Zahlen, Daten und Fakten stützen, wo die Erfahrungen bzw. die Fähigkeit zur ganzheitlichen Be-trachtung aufgrund der unglaubli-chen Komplexität einen Einzelnen schnell überfordert. So gab es auch Beispiele für Ansätze in der Pla-nungsmechanik, für die das System vollkommen neue, zunächst für alle ungewohnte Lösungen brachte, z. B. bei Ein- und Umplanungsstrate-gien“, erklärt Erwin Bronk.

Dieser analytische Blick „aus der Vogelperspektive“ macht eine Supply Chain möglich, die durch Key Performance Indicators (KPI) gesteuert wird. Sie können kon-tinuierlich verfolgt und mit de-finierten Zielgrößen abgeglichen werden. Der Vergleich von Pla-nung und tatsächlicher Auftrags-abwicklung deckt zudem zukünfti-ge Trends auf. „Man kann sich das wie eine Chartanalyse an der Börse vorstellen. Unsere Daten lassen Prognosen zu, um beispielsweise frühzeitig Marktabweichungen oder verfahrenstechnisch uner-wünschte Entwicklungen zu er-kennen. Im Unternehmen kann man dann allerdings aktiv nach-regeln und wieder den optimalen Arbeitspunkt finden“, so Bronk.

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Freiformschmiedepresse bei VDM Metals im Werk Unna

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UNTERNEHMEN + MÄRKTE

Großprojekt CHA.M.P

Der Name des Projektes CHA.M.P steht für „Challenging Metal Plan-ning“. Ins Leben gerufen wurde es im Herbst 2010, nachdem bereits eine prozessorientierte Aufbauor-ganisation und ein Sales and Oper-ational Planning System (S&OP) ein-geführt worden waren. Herzstück von CHA.M.P war die Erweiterung um eine neue Feinplanungssoft-ware für das gesamte Produktions-netzwerk.

Entscheidend begleitet wurde das Projekt durch Bronk & Company (B&C): Hier haben sich seit 2014 die Berater neu zusammengefunden, die mit ihren Potenzialanalysen die Basis für eine schlanke Sup-ply Chain bei VDM gelegt hatten. Ihr spezieller Beratungsansatz der Business Releases und das Indus-trie-4.0-Tool SCM Control sowie die daraus resultierende, faktenba-sierte Umsetzung von Maßnahmen haben entscheidend zum Erfolg des Projekts beigetragen. B&C hat sich damit eine exzellente Referenz und eine Vorreiterrolle bei der Optimie-rung von Wertschöpfungsketten in der Metallindustrie erarbeitet.

Ziele: Senkung von Durchlaufzeiten und Beständen

„Hier bei VDM fokussieren wir uns auf die Reduzierung der Bestände bei gleichzeitiger Verbesserung der Liefertreue. Außerdem war es un-ser Ziel, Planungstransparenz zu schaffen. Von der Absatzplanung bis hin zur Feinplanung haben wir durch eine integrierte Auftragsab-wicklung und Produktionsplanung den gesamten Planungsprozess digi-talisiert“, so Michael Schickentanz, Senior Manager Masterplanning und Projektleiter CHA.M.P.

Durch das jetzt implementierte Planungstool wird der Materialfluss bereits deutlich besser gesteuert. Aber es ist wichtig, immer am Ball zu bleiben: „So müssen wir erstens kontinuierlich an der Stammdaten-struktur arbeiten, zweitens sukzes-sive konsequent alle Systemfunkti-onalitäten nutzen und drittens in

allen betroffenen Bereichen auch konsequent nach den Terminen, die das neue System vorgibt, arbeiten. Das Feintuning der verschiedenen Parameter ist jetzt ein kontinuier-licher Verbesserungsprozess“, so beschreibt Sehner die Zukunft.

„Die ersten Analysen unserer Produktionsaufträge haben wir zu Beginn des Projekts noch Excel-ba-siert gemacht und so Transparenz in unsere Abläufe gebracht. Paral-lel wurde durch B&C das Analyse-tool SCM Control weiterentwickelt, sodass wir nun kontinuierlich sehr umfangreiche Analysen unserer Fertigungsaufträge ohne großen Aufwand durchführen können.“

Agiles Projektmanagement: Motivierende Einführungsstrategie

Die Implementierung der einzelnen Bausteine von CHA.M.P erfolgte über so genannte Business Releases (BR). Jeder Schritt wird dabei an den zuvor ermittelten Potenzialen ausgerichtet und muss einen deut-lichen Nutzen erzeugen. So werden Komplexität und Anforderungen auf das Wesentliche reduziert und die Dauer auf je maximal drei bis vier Monate festgelegt. Durch die pragmatische und zielorientierte Steuerung wachsen Wissen und Chancen mit jedem Release. „Was dann noch hinzukommen muss in einem solchen Projekt, sind die vol-le Rückendeckung des SCM-Teams und seiner Leitung sowie das kon-sequente Commitment des obers-ten Managements. Zügige, mutige Entscheidungen und eine vertrau-ensvolle Zusammenarbeit sind letzt-endlich die wirklich entscheidenden Erfolgsfaktoren“, so Erwin Bronk, „Und genau die hatten wir mit Marcell Sehner und seinem Team.“

Tatsächlich handelt es sich bei der Einführung eines solchen Systems um einen komplexen Change-Prozess, da sich auch die Tätigkeitsschwerpunkte im SCM-Bereich verändern: Der plane-rische Aspekt und das Kapazitäts- und Konfliktmanagement rücken stärker in den Vordergrund. „Bei einem so umfangreichen Projekt

war es für mich unerlässlich, er-fahrene Partner an meiner Seite zu haben, die alle relevanten Aspekte im Blick haben und vor allem die Beteiligten gut mitnehmen. Das be-deutet, dass man Verständnis und Bereitschaft dafür weckt, bisherige Denkmuster zu hinterfragen und neue Wege zu gehen“, so Sehner.

Ausblick

Bei den aktuell weltweiten Über-kapazitäten muss sich die Metall-industrie mit hoher Geschwindig-keit besser aufstellen. Es werden nur die überleben, die schneller, flexibler, präziser, individueller und effizienter auf den Markt und die Wünsche der Kunden reagieren können. Erwin Bronk dazu: „Bei der Beratung unserer Kunden können wir uns mit SCM Control wie ein Beobachter oben auf die Wertschöp-fungskette setzen und immer wie-der schnell, da wo es erforderlich ist, nachjustieren. In Analogie zu einem Sprichwort über das Lernen sage ich auch gerne: „Optimieren ist wie Schwimmen gegen den Strom. Sobald man damit aufhört, fällt man zurück.“

Im Herbst 2015 wurde CHA.M.P abgeschlossen. „Die ersten Effekte werden nun sichtbar. Alle Betei-ligten arbeiten jetzt daran, die Po-tenziale bei der Optimierung der Service Level, der Bestände und des Durchsatzes weiter auszuschöpfen. Wir sind zuversichtlich, dass wir die definierten Ziele erreichen können“, fasst Marcell Sehner zusammen. Und CHA.M.P ist die Grundlage für die dauerhafte Erfüllung dieser an-spruchsvollen Ziele. Doch wenn es um die Vision für die Produktion von morgen, also die Industrie 4.0, geht, muss Michael Schickentanz schmun-zeln. „Da wird von optimal aufeinan-der abgestimmten, autonomen, sich selbst regulierenden Systemen und unternehmensübergreifenden Wert-schöpfungsnetzwerken gesprochen. Davon ist die Metallindustrie noch weit entfernt, aber wir bewegen uns in die richtige Richtung.“

Dr. Caren Möhrke, Düsseldorf. [email protected]

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Interview: Positionierung und Zukunft der VDM Metals

„Schon sehr gut aufgestellt für Wachstum und Innovation“

Das Großprojekt CHA.M.P wurde nahezu zeitgleich mit dem letzten Eigentümerwechsel bei VDM Metals abgeschlossen. Die beiden Neuen in der Geschäftsführung, Dr. Niclas Müller und Andrea Bauer, können daher auf dem jetzt erreichten Status quo und den Möglichkeiten der Datenana-lyse mit SCM Control aufsetzen: Denn durch die systemgestützte Produktionsplanung und die konsequente Optimierung der Wertschöpfungskette sind die Werke für die nächsten Schritte gut vorbereitet. Wie sie die Zukunft des Traditionsunternehmens und ihre Rolle dabei sehen, lesen Sie in dem folgenden Interview aus Werdohl.

Herr Dr. Müller, seit September 2015 sind Sie Vorsitzender der Ge-schäftsführung bei VDM Metals und leiten u. a. das Ressort Supply Chain Management. Wie präsentieren sich die Werke?

Dr. Niclas Müller: VDM hat im Markt einen hervorragenden Ruf. Und dass wir einer der Welt-marktführer sind, ist kein Zufall. Ich habe ein werthaltiges, im Kern gesundes Unternehmen mit einem leistungsfähigen Produktionsnetz-werk erlebt. Wir sind schon sehr gut aufgestellt. Unsere Aufgabe wird es nun sein, aus einem gu-ten Unternehmen nachhaltig ein noch besseres zu machen. Dazu haben wir eine Roadmap entwi-ckelt, in der wir uns zunächst auf einige wenige Themen und Projek-

te konzentrieren, die wir konse-quent umsetzen. Und das ist mir besonders wichtig: Bei allem was wir zukünftig tun, stehen unsere Kunden im Mittelpunkt.

Frau Bauer, mit VDM leiten Sie ei-nen der Weltmarktführer für me-tallische Hochleistungswerkstoffe. Worin liegt der besondere Reiz für Sie?

Andrea Bauer: Für mich ist die Weiterentwicklung der VDM ein sehr spannendes Thema. Bei der Vacuumschmelze habe ich be-reits die Herauslösung aus einem Konzern in die Selbstständigkeit federführend begleitet und ins-gesamt mit einem Finanzinves-tor als Eigentümer sehr positive Erfahrungen gesammelt: Kurze

Entscheidungswege, mehr Kon-zentration auf die Sache statt auf übergeordnete Konzerninteressen, um nur ein paar Beispiele zu nen-nen. Insofern nehme ich gerne die Herausforderungen und Chancen an, die sich durch die Eigenstän-digkeit von VDM Metals ergeben.

Welche Rolle spielt dabei das Projekt CHA.M.P für die Zukunft von VDM?

Dr. Niclas Müller: Mit der kontinuierlichen und konse-quenten Optimierung der Wert-schöpfungskette haben wir schon ganz viel für die Kunden getan. Insbesondere das im Projekt ein-geführte Planungstool stellt ei-nen wichtigen Hebel dar: Damit können wir unsere Lieferperfor-mance und den Materialeinsatz

Dr. Niclas Müller, Vorsitzender der Geschäftsführung, VDM Metals GmbH, Werdohl

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optimieren, und das bei gleich-zeitig verkürzten Durchlauf-zeiten. Insgesamt werden wir schneller und flexibler sein, um auf Kundenwünsche reagieren zu können. Qualität, Time-to-Market und die Reduzierung der Bestände, das sind unsere opera-tiven Topthemen.

Andrea Bauer: Für mich ist es besonders wichtig, proaktiv steu-ern zu können, und dafür ist die Transparenz aller Geschäftspro-zesse entscheidend. Dazu kommt, dass bei Legierungen — insbeson-dere Nickel — die Rohstoffe einen erheblichen Kostenfaktor darstel-len. Daher ist das „Kernstück“ von CHA.M.P, die Planungssoftware, besonders wichtig, da wir damit unsere Umlaufbestände optimie-ren und eine verbesserte Bedarfs-planung für den Einkauf machen können. Wir haben zukünftig einen KPI-gesteuerten Materi-alfluss und klarere Verantwort-lichkeiten.

Und wie begegnen Sie dem weltwei-ten Preiskampf und den Überkapa-zitäten?

Dr. Niclas Müller: Ganz klar, wir müssen unsere Innovations-führerschaft weiter ausbauen. Wir wissen, dass wir internatio-nal in einer Topliga spielen und neue Maßstäbe setzen können. Potenziale sehe ich bei unseren patentierten Lösungen und Ma-terialien, für die wir noch nicht alle Märkte und Anwendungs-möglichkeiten erschlossen ha-ben. Auch Hochleistungspulver für die additive Fertigung sind ein großes Thema. Wichtig ist, dass die ausgezeichnete Substanz der VDM, das Know-how und die Re-putation wieder im Mittelpunkt stehen. Auch gemeinsame Projek-te der Forschung & Entwicklung mit unseren Kunden werden uns wichtige Impulse liefern.

Andrea Bauer: Als CFO und Leiterin des Ressorts Finance/Controlling schaue ich natürlich auf Kostenstrukturen und Opti-mierungsansätze. Dabei ist mein persönlicher Ansatz das proaktive Vorgehen. Das heißt, dass nicht

nur ex post Kennzahlen über-prüft und abgeglichen, sondern auch Trends und Entwicklungen rechtzeitig erkannt und hieraus Maßnahmen für die Zukunft ent-wickelt und umgesetzt werden. Das proaktive Steuern stellt sicher, dass wir kontinuierlich besser wer-den und flexibel agieren können — und das müssen wir angesichts externer Kostensteigerungen und volatiler Märkte.

VDM wurde von einem Konzernun-ternehmen zu einem eigenständigen Mittelständler. Was wird sich, was muss sich in der Unternehmenskul-tur verändern?

Dr. Niclas Müller: Wir haben die Möglichkeit, künftig sehr un-ternehmerisch und schnell zu ent-scheiden. Das begeistert mich. Und für unternehmerisches Denken und Handeln möchte ich auch das gesamte VDM-Team begeistern. Ich möchte der Führungsmannschaft wieder mehr Freiheiten und mehr Verantwortung einräumen. Denn ich bin davon überzeugt, dass Er-folg Freiraum braucht. Und an-ders herum: Freiraum ermöglicht Erfolg. Dazu brauche ich eine Commitment-Kultur, oder um es deutlich zu sagen: Ich muss mich verlassen können! Ich will, dass man mit mir auf Augenhöhe dis-kutiert! Egal, ob es der Pförtner

oder unsere Topleute sind. Auch wünsche ich mir kontroverse, aber konstruktive Diskussionen und eine Kultur der Fehlertoleranz.

Andrea Bauer: Positiv aufge-fallen ist mir, dass es durch das Projekt schon eine bessere interne Vernetzung gibt, denn die neue Software hat unsere IT-Landschaft sinnvoll ergänzt. Mitarbeiter aus der IT waren und sind wichti-ge Teammitglieder im Projekt CHA.M.P und stellen in Zukunft auch den Support für das Pla-nungswerkzeug sicher. Insgesamt wünsche ich mir einen intensiver-en Austausch, auch mit unseren Kunden. Denn Innovationen sind der wichtigste Motor für einen hochflexiblen Mittelständler und Technologieführer wie uns.

Was sehen Sie persönlich als Ihre wichtigste Aufgabe?

Dr. Niclas Müller: Wir möch-ten für unsere Kunden dauerhaft ein starker Partner bleiben und unseren Mitarbeitern wieder eine Perspektive bieten. Darüber hinaus erwartet unser Gesellschafter, dass wir die richtigen Weichenstellun-gen für zukünftiges Wachstum vor-nehmen. Dies alles wird uns durch die konsequente Implementierung unserer Roadmap gelingen.

Das Interview führte Caren Möhrke.

Andrea Bauer, Mitglied der Geschäftsführung bei VDM Metals, u. a. Ressorts Finance/Controlling und IT

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