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PLATTENAUFTEIL TECHNIK 128 möbelfertigung 7/2014 Germania: Entwickelte mit Anthon und DPI Engineering eine individuelle, hochmoderne Anlagenlösung MATERIALVIELFALT optimiert zuschneiden > E in Kompetenz-Mix aus schwerem Maschinenbau und moderner Software – dafür steht die Anthon GmbH. Diese Fähigkeiten öffnet dem Unternehmen immer wieder neue, verwandte Märkte und Ent- wicklungsmöglichkeiten, zudem ist der Anlagenbauer fähig, die Wün- sche seiner Kunden ganz individuell und auf höchstem technischem Niveau zu erfüllen. Genau wie Anthon ein Tradi- tionsunternehmen ist der ostwest- fälische Hersteller Germania, der seit nun mehr als 50 Jahren Möbel produziert. Die Schlangener produ- zieren mit 190 Mitarbeitern Wohn- Komplexität gefragt: Der westfälische Möbelhersteller Germania hatte hohe Ansprüche an seine neue Plattenaufteillösung in der Produktion. Und wenig Platz. Mit Anthon fand das Unter- nehmen den passenden Projektpartner, der alle gewünschten Parameter von der Materialvielfalt bis hin zur individuell angepassten Schnittoptimierung umsetzen konnte. matisches Plattenlager mit ein- zubinden sowie eine neue Schnitt- optimierungssoftware in den Ferti- gungsablauf zu integrieren. Die größte Herausforderung bestand aber letztlich darin, all dies unter Berücksichtigung der extrem ein- geschränkten Platzverhältnisse zu lösen. Die Wahl fiel auf Anthon – und selbst die Flensburger erkann- ten schnell die Komplexität. Hier war mit Standard nicht viel zu erreichen, das war Vertriebsleiter Bernd Jochims von Anthon sehr schnell klar. Gemeinsam mit dem Kunden und Dr. Torsten Peisker von DPI En- gineering, der dem Kunden bera- tend zur Seite stand, ist nach mehr- maligen Treffen und gemeinsamen Besichtigungen von Anthon-Refe- renzanlagen eine passende Lösung für Germania entstanden. „Die sehr gute Umsetzung unserer Ideen und Vorstellungen in ein Anlagenlayout war ausschlaggebend für die Auf- tragsvergabe an die Firma Anthon“, erklärt Christian Pauly, Projektleiter bei Germania. „Von Anfang an fühlten wir uns wohl, und es wurde stets versucht, unsere eigenen Ideen auch konstruktiv umzusetzen. Gemeinsam ist dann ein Anlagen- konzept entstanden, mit dem wir technisch und kaufmännisch für die nächsten Jahre sehr gut aufgestellt sind“, so Pauly weiter. „Die Auf- gabenstellung konstruktiv den bau- lichen Gegebenheiten anzupassen und das erarbeitete Pflichtenheft dabei 100-prozentig zu berücksich- tigen, ist eine kleine Meisterleistung wände, Garderoben, Büro- und Badprogramme von konsumig bis hochwertig. Zu den Abnehmern zählen stationäre Handelshäuser, Onlinehändler aus dem In- und Ausland sowie Universalversender, die Germania-Produkte mit dem Label „Qualität – Produkt und Ser- vice aus Deutschland“ vertreiben. Um der Vielfalt an Produkten und vor allem den Mengen gerecht zu werden, stand bei Germania eine Investition in die Produktion an. Für die komplette Produktpalet- te von Wohnwand bis Kleinmöbel galt es, eine hoch individuelle Plat- tenaufteilanlage zur Herstellung von Korpussen, Fronten, Sockeln, Tops und Rückwänden zu projektie- ren. Aus Rohplattenformaten von 5.600 x 2.070 Millimetern sollten dabei unter anderem Teile in den Abmessungen 63 x 400 Millimeter entstehen. Neben melaminbe- schichteten Holzwerkstoffplatten und Rohspanplatten gab es den Wunsch, auch MDF-Platten aufzu- teilen. Die Stärken der Materialien variieren zwischen 2,5 bis 28 Milli- metern. Beschichtungsmaterialien sind Papier, Folie und Melamin. Die Beschichtungsmaterialien können glatt – mit oder ohne Schutzfolie – oder auch strukturiert mit Vertiefun- gen oder Erhebungen sein. Zusätz- lich war die Anforderung, ein auto- >Bernd Jochims, Vertriebsleiter von Anthon (links) und Christian Pauly, Projektleiter bei Germania, vor einem Teil der neuen Längs- säge, die nach der Abnahme in Flensburg Anfang 2015 an den Möbelhersteller ausgeliefert wird.

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PLATTENAUFTEIL TECHNIK

128 möbelfertigung 7/2014

Germania: Entwickelte mit Anthon und DPI Engineering eine individuelle, hochmoderne Anlagenlösung

MATERIALVIELFALToptimiert zuschneiden

>

Ein Kompetenz-Mix ausschwerem Maschinenbauund moderner Software –dafür steht die Anthon

GmbH. Diese Fähigkeiten öffnetdem Unternehmen immer wiederneue, verwandte Märkte und Ent-wicklungsmöglichkeiten, zudem istder Anlagenbauer fähig, die Wün-sche seiner Kunden ganz individuellund auf höchstem technischem Niveau zu erfüllen.

Genau wie Anthon ein Tradi -tionsunternehmen ist der ostwest-fälische Hersteller Germania, derseit nun mehr als 50 Jahren Möbelproduziert. Die Schlangener produ-zieren mit 190 Mitarbeitern Wohn-

Komplexität gefragt: Der westfälische Möbelhersteller Germaniahatte hohe Ansprüche an seine neue Plattenaufteillösung in derProduktion. Und wenig Platz. Mit Anthon fand das Unter-nehmen den passenden Projektpartner, der alle gewünschtenParameter von der Materialvielfalt bis hin zur individuell angepassten Schnittoptimierung umsetzen konnte.

matisches Plattenlager mit ein -zubinden sowie eine neue Schnitt-optimierungssoftware in den Ferti-gungsablauf zu integrieren. Diegrößte Herausforderung bestandaber letztlich darin, all dies unterBerücksichtigung der extrem ein -geschränkten Platzverhältnisse zulösen. Die Wahl fiel auf Anthon –und selbst die Flensburger erkann-ten schnell die Komplexität. Hierwar mit Standard nicht viel zuer reichen, das war VertriebsleiterBernd Jochims von Anthon sehrschnell klar.

Gemeinsam mit dem Kundenund Dr. Torsten Peisker von DPI En-gineering, der dem Kunden bera-tend zur Seite stand, ist nach mehr-maligen Treffen und gemeinsamenBesichtigungen von Anthon-Refe-renzanlagen eine passende Lösungfür Germania entstanden. „Die sehrgute Umsetzung unserer Ideen undVorstellungen in ein Anlagenlayoutwar ausschlaggebend für die Auf-tragsvergabe an die Firma Anthon“,erklärt Christian Pauly, Projektleiterbei Germania. „Von Anfang anfühlten wir uns wohl, und es wurdestets versucht, unsere eigenen Ideen auch konstruktiv umzusetzen.Gemeinsam ist dann ein Anlagen-konzept entstanden, mit dem wirtechnisch und kaufmännisch für dienächsten Jahre sehr gut aufgestelltsind“, so Pauly weiter. „Die Auf -gabenstellung konstruktiv den bau-lichen Gegebenheiten anzupassenund das erarbeitete Pflichtenheftdabei 100-prozentig zu berücksich-tigen, ist eine kleine Meisterleistung

wände, Garderoben, Büro- undBadprogramme von konsumig bishochwertig. Zu den Abnehmernzählen stationäre Handelshäuser,Onlinehändler aus dem In- undAusland sowie Universalversender,die Germania-Produkte mit dem Label „Qualität – Produkt und Ser-vice aus Deutschland“ vertreiben.

Um der Vielfalt an Produktenund vor allem den Mengen gerechtzu werden, stand bei Germaniaeine Investition in die Produktionan. Für die komplette Produktpalet-te von Wohnwand bis Kleinmöbelgalt es, eine hoch individuelle Plat-tenaufteilanlage zur Herstellungvon Korpussen, Fronten, Sockeln,

Tops und Rückwänden zu projektie-ren. Aus Rohplattenformaten von5.600 x 2.070 Millimetern solltendabei unter anderem Teile in denAbmessungen 63 x 400 Millimeterentstehen. Neben melaminbe-schichteten Holzwerkstoffplattenund Rohspanplatten gab es denWunsch, auch MDF-Platten aufzu-teilen. Die Stärken der Materialienvariieren zwischen 2,5 bis 28 Milli-metern. Beschichtungsmaterialiensind Papier, Folie und Melamin. DieBeschichtungsmaterialien könnenglatt – mit oder ohne Schutzfolie –oder auch strukturiert mit Vertiefun-gen oder Erhebungen sein. Zusätz-lich war die Anforderung, ein auto-

>Bernd Jochims, Vertriebsleitervon Anthon (links) und ChristianPauly, Projektleiter bei Germania,vor einem Teil der neuen Längs -säge, die nach der Abnahme inFlensburg Anfang 2015 an denMöbelhersteller ausgeliefert wird.

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schnell Fehlerursachen analysierenund gegebenenfalls beheben. Dasgarantiert minimale Ausfallzeitenfür den Kunden. Durch das modula-re System ergeben sich für die Zu-kunft vielfältige Erweiterungs- undOptimierungs-Möglichkeiten.

Ein wichtiger Baustein ist auchder Leitrechner, er hat die Aufgabe,die Verbindungen zu den überge-ordneten Systemen wie das Ferti-gungsleitsystem und das Lager her-zustellen sowie die Versorgung derAnlage mit den notwendigen Para-metern und Bearbeitungsschrittenzu versorgen. Die Software des Leit-rechners wurde vollständig im HauseAnthon entwickelt und steht aufden Betriebssystemplattformen Li-nux und Windows zur Verfügung.

An der Anlage ankommendeStapel werden mit Datensätzen bisauf jede einzelne Platte aufgelöst,vom Fertigungsleitsystem bis anden Anthon-Linienrechner geliefert.Jede Platte kann eine eigene Auf -teilung erhalten. Nach der Ferti-gung der Teile erfolgt die Rück -meldung an das Fertigungsleitsys-tem zur Buchung und dem Druckvon Stapelzetteln. Die Schnittstellenzum Fertigungsleitsystem und zumLager sind als Datenbankschnitt-stellen ausgeführt.

Auch die Hürde „Schnittopti-mierung“ überwand Anthon sehrelegant bei dem Germania-Projekt.Hierzu hat der Maschinenbauer aufden langjährigen Partner PSL mitdem Optimierungsprogramm „Se-cant“ zurückgegriffen. Der Fokuswurde dabei nicht nur auf eine optimale Materialausnutzung ge-legt, sondern auch auf die Zusam-menarbeit zwischen Fertigungsleit-

system, Flächenlager und Säge.Standardaufgaben wie die Berech-nung von Schnittplänen, Schnitt -zeiten und Abfall sowie die grafi-sche Ausgabe von Schnittplänenwurden überarbeitet und Neuheitenwie die zeitgebundene Wiederver-wendung von produzierten Restenoder das Auffüllen der Fertigungs-aufträge mit Überhangteilen in dieSchnittoptimierung implementiert.

Die Schnittoptimierung erledigtsowohl die Vorkommissionierungder Platten vom Flächenlager alsauch – im vorgegebenen Rahmen –die Berechnung der Stapelkonstella-tion für den Bediener bei der Ab-stapelung.

Dank „Silent Modus“ läuftdie Schnittoptimierung automa-tisch und praktisch bedienungslosim Hintergrund, stellt letztlich demBediener die Ergebnisse zur Aus-wahl zur Verfügung.

„Gemeinsam ist es gelungen,eine für uns ideal konfigurierte Plat-tenaufteilanlage zu planen“, be-richtet Pauly während einer Teil -abnahme in Flensburg.

Ende des Jahres erfolgt in Flens-burg bei Anthon die komplette Inbe-triebnahme der Anlage, bereits imkommenden März soll bei Germaniadamit die Produktion anlaufen. „Wirhoffen, dass die Anlage für vieleJahre am Anfang der Bearbeitungs-kette im Produktions ablauf bei Germania wertvolle Dienste leistet.Auch in Zukunft wird die Firma Anthon ein offenes Ohr für dieWünsche ihrer Kunden haben, umauch im kommenden Jubiläumsjahrdes 150-jährigen Firmenbestehensweitere Anlagen weltweit liefern zu dürfen“, resümiert Jochims.

gewesen. Eine Standardanlage hätteuns hier nicht viel genützt“, fasstder Projektleiter aus Schlangen zu-sammen.

Die Anlage weist mehrere Be-sonderheiten auf: doppelstöckigeRollenbahnen für eine parallele Stapelzu- und Abfuhr; die Sägen -beschickung sowohl vom Stapelmittels Abschieber als auch mit Paketen durch das Kranlager; einekundenspezifische Ausführung inBezug auf Funktion, Ablauf undProduktvarianz; die sehr kompakte,platzsparende Bauweise mit opti-maler Position der 0-Kanten fürhohe Sägenkapazität; Kopfschnittesind mittels Drehtisch möglich,Drittschnitte in der Quersäge fürSonderformate; das Aufteilen vonPlatten mit Sonderkanten mittelsvertikaler Kantenritzsäge; die auto-matische Ausschleusung von Rest-formaten nach dem Längs- oderQuerschnitt zurück ins Plattenlager;eine neu entwickelte Absaugung fürdie nahezu staubfreie Plattenauftei-lung; eine neue Siemens-„SimaticS7-1516“-Steuerung, zudem ist dieAufteilanlage für die Verarbeitungextrem empfindlicher Plattenober-flächen ausgelegt.

Die aufzuteilenden Rohplattenkommen von einem Blocklageroder von einem automatischenPlattenlager zur Beschickung derSäge. Die durch die Beschickunggebildeten Pakete werden über einen Drehtisch, der die Pakete inKopfschnitt- oder in Längsschnitt-stellung positioniert, zur Längssägetransportiert.

Nach dem Aufteilen auf derLängssäge werden die Pakete in derRegel über eine Winkelübergabezur Quersäge transportiert. GroßeRestteile können über einen anheb-baren Riemensatz ausgeschleustund zurück in das automatischeFlächenlager transportiert werden.

Nach der Quersäge warten vierPlätze in einer Handabstapelungauf die geschnittenen Teile, jeweilszwei der Plätze lassen sich dabeizusammenschalten. Es ist jedochauch möglich, die durch die Quer-säge produzierten Teile für Dritt-schnitte zurück vor die Quersägezu transportieren. Dabei wird derBediener durch das Auslaufbandund den Rückschiebebalken unter-stützt.

>Oben: Die nahezufertig gestellte Aufteil-säge. Foto ganz links:Die Anlage wird be-dient über ein Sie-mens-„Comfortpanel“© Siemens AG 2014,Alle Rechte vorbehal-ten. Daneben: Anthonwählte für das Kunden-projekt eine „SimaticS7-1500“-Steuerungvon Siemens © Sie-mens AG 2014, AlleRechte vorbehalten.

Zur Aufteilung von Platten ausdem Restelager steht die Quersägewie eine Einachssäge zur Verfü-gung. Dabei können, wie bei dendurch die Längssäge verarbeitetenPlatten, Längsschnitte, Kopfschnitte,Querschnitte und Drittschnitte vor-genommen werden.

Zusätzlich zur Abstapelung aufden vier Handabstapelplätzen kön-nen die produzierten Teile nachdem Sammeln auf den Pufferrollen-bahnen ebenfalls den Weg in einRestelager antreten.

Die auf den Abstapelplätzen erzeugten Stapel stehen zumAbtransport durch einen Verfahr-wagen in das nachfolgende Teile-lager bereit.

Die Steuerung der Anlage er-folgt mittels Siemens-„Simatic S7-1516“. Die Programmierung erfolgtmit „Step 7 V13“ unter dem Tia-Portal. Mit dieser Steuerung sindalle Ein- und Ausgänge der Anlagewie Sensoren, Ventile und Antriebeverbunden. Die Vernetzung inner-halb der Anlage wird durch „Profi-net“ realisiert. Die Vorteile der „S7-1500 CPU“ liegen in der Perfor-mance, dem Speicherumfang undDatensicherheitsfunktionen.

Die Benutzerschnittstelle istdurch ein Siemens-„Comfortpanel“realisiert. Damit kann der Bedieneralle Parameter der Anlage beein-flussen und kontrollieren, sowie jeden einzelnen Antrieb von Handbewegen. Hier erfolgen auch Mel-dungen und Fehleranzeigen. DieSteuerung lässt sich über einen Zu-griff auf das Germania-Netzwerkaus der Ferne warten. Somit hat dieAnthon-Hotline einen umfassendenZugriff auf die Steuerung und kann