PLAYOFFS - sueddeutsche.de · Der neue Audi A7 zieht viele Blicke an – und hält noch mehr...

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Anne Panther Auf diese Frau hören auch die großen Männer Uli Hoeneß Der FC-Bayern-Präsident erzählt, was einen Fußballer am Basketball fasziniert Henning Harnisch Der ehemalige Europameister geht noch einmal in die Grundschule – Mai 2018 – PLAYOFFS Das Basketball-Magazin

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Anne PantherAuf diese Frau hören

auch die großen Männer

Uli Hoeneß Der FC-Bayern-Präsident

erzählt, was einen Fußballer am Basketball fasziniert

Henning HarnischDer ehemalige Europameister

geht noch einmal in die Grundschule

– Mai 2018 –

PLAYOFFSDas Basketball-Magazin

* Bitte beachten Sie: Die Systeme arbeiten nur innerhalb von Systemgrenzen und unterstützen den Fahrer.Die Verantwortlichkeit und notwendige Aufmerksamkeit im Straßenverkehr verbleiben beim Fahrer.

Der neue Audi A7 zieht viele Blicke an – und hält noch mehr Gefahren auf Abstand: dank einer

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Der neue Audi A7. Die schönste Form, voraus zu sein.

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INHALT

5 EDITORIAL

6 POLIEREN UND OPTIMIERENVon den BBL- in die NBA-Playoffs: Die Bundesliga hat sich zum Sprungbrett für höchste Aufgaben entwickelt

10 LETZTER WURF ENTSCHEIDETWas hat es eigentlich mit diesen Playoffs auf sich? Eine Erklärung anhand von sieben Beispielen

14 AUS LIEBE ZUM GRÜNKOHLIm schnelllebigen Basketball-Geschäft findet man nur selten so eine treue Seele wie Rickey Paulding. Der Amerikaner spielt seit elf Jahren in Oldenburg

18 AUS DEM NICHTS VON NACOGDOCHESSpätzünder, Sprungwunder, Rückkehrer – die auffälligs-ten und wertvollsten Akteure dieser Saison

26 STEINE STATT BEINEEine größere Halle ist nicht das Allheilmittel – aber die Voraussetzung für sportlichen Erfolg

28 DIE STANDORTE DER BBL-KLUBSVon Bremerhaven bis München: Die Heimstätten mit allen Daten

32 NACHWUCHS FÜR DIE NATIONALMANNSCHAFTBei den Fraport Skyliners in Frankfurt werden Talente so konsequent an das Bundesliga-Niveau herangeführt wie sonst nirgends

36 PROFIS IN DIE KITADer ehemalige Europameister Henning Harnisch will schon die Jüngsten zum Spielen bewegen

41 IN MÜHSAMER KLEINARBEITSo viele BBL-Klubs aus den neuen Bundesländern gab es noch nie. Jena, Gotha und Weißenfels zeigen: Der Osten holt auf

44 EIN BLICK AUF GUTE TISCHMANIERENMit bescheidenem Budget und kreativen Mitteln holen die Trainer John Patrick und Raoul Korner mehr aus ihren Mannschaften heraus, als in ihnen zu stecken scheint

46 AUSGEZEICHNETE ERFAHRUNGDie Trainer der übrigen 16 Bundesliga-Klubs haben ihr Handwerk zum Teil in exotischen Ländern gelernt wie Finnland, Belgien und Österreich – eine TypologieFo

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„WIR MÜSSEN IN DER EUROLEAGUE SPIELEN“FC-Bayern-Präsident Uli Hoeneß über die Faszina-tion des Basketballs, seine Lieblingsspieler und die tollste Arena der Welt

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WENN DIE LATERNE ERST MAL BRENNT ...Die Frau, nach deren Pfeife die Männer spielen: Anne Panther hat sich als Schieds-richterin nicht nur in der BBL durchgesetzt

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„WENN MAN BASKET-BALL NICHT ATTRAKTIV DARSTELLT, SCHAUT NIEMAND ZU“Bambergs Aufsichtsrats-chef Michael Stoschek über die Fernsehpräsenz in Deutschland, Gastspiele in China und Partien mit 60 Millionen Zuschauern

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EDITORIAL

Konkurrenz belebt das Geschäft – es mag nicht sofort ein-leuchten, warum dieser Leitsatz aus dem Einmaleins der Betriebswirtschaft hier ausgerechnet in Zusammenhang mit dem FC Bayern München Erwähnung findet. Kon-kurrenz? Geht es um Fußball, schaut Uli Hoeneß mit dem Fernglas in die Republik und kann doch keine entdecken. Geht es aber um Basketball, wird er schon im Freistaat fündig, an den Brose Baskets aus Bamberg kamen die Münchner seit ihrem Meistertitel 2014 nicht mehr vorbei.

In dieser Saison war es bislang anders, da steht der FC Bayern nach der Hauptrunde weit oben und der fränki-sche Serienmeister weiter unten im Tableau. Im Fußball wäre jetzt für Bamberg nichts mehr zu holen, da ist so eine Tabelle nach Hin- und Rückrunde eingefroren – beim Basketball geht es jetzt erst richtig los. Playoff heißt das Zauberwort, und jedes Kind weiß inzwischen, was die-ser Anglizismus bedeutet: Alles, was zuvor in der Saison geschah, zählt nicht mehr viel, alles kommt noch einmal in den Cocktailshaker und wird kräftig durchgeschüttelt.

Der erste Platz nach der Hauptrunde ist ein Versprechen, aber in den Playoffs für nichts eine Garantie. Nicht nur Uli Hoeneß ist in diesem Sportland inzwischen eine Art emotionales Zwitterwesen: Im Fußball findet der Präsi-dent des FC Bayern München nur die klassische Tabelle als Maßstab gut; im Basketball jedoch sorgt erst die Do-or-die-Zuspitzung der Playoffs für die finale Gänsehaut.

Seit 2011 sind die Münchner zurück im Spiel, da stiegen sie in die Basketball-Bundesliga (BBL) auf. Hoch finanziert zwar, aber nicht als neureich einzustufen, schon 1954 und 1955 hatte der FC Bayern die ersten seiner drei deutschen Meisterschaften gewonnen. Nun trafen zwei Aufsteiger-Geschichten zusammen: Die BBL befand sich auf Expan-sionskurs, die Münchner gesellten sich als Herausforderer hinzu. Ob eher regional gegen Bamberg oder Bayreuth, in Braunschweig oder Bremerhaven, Bonn oder Berlin, neue, zum Teil hitzige Rivalitäten entwickelten sich. Es entstand eine vitale Konkurrenz, von der heute alle profitierten.

Und so hat die BBL ein kräftiges Sportpaket geschnürt, um im Dirk-Nowitzki-Boom zu wachsen. Aber auch, um hier-zulande mit Handball oder Eishockey ins rivalisierende Werben um Talente, Sponsoren und die Publikumsgunst zu ziehen.

Es ist wieder Playoff-Time! Der Cocktail ist gemixt. Jetzt wird gerührt und geschüttelt. Klaus Hoeltzenbein

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POLIEREN UND OPTIMIEREN

Von den BBL- in die NBA-Playoffs: Die Bundesliga hat sich zum Sprungbrett für höchste Aufgaben entwickelt

B ei den New Orleans Pelicans haben sie schnell gemerkt, dass das ein anderer Darius Miller war, den sie zurückbekommen haben, als der

Darius Miller, den sie einst weggeschickt hatten, weil er doch nicht ihre Erwartun-gen erfüllte. Es war noch früh in dieser Sai-son der National Basketball Association (NBA), der nordamerikanischen Profiliga, als Miller demonstrierte, was er kann.

Die Pelicans taten sich sehr schwer gegen die Atlanta Hawks an diesem Abend im November 2017, ehe Miller zu großer Form auflief: In den letzten zwei Minuten ver-wandelte der Flügelspieler drei Drei-Punk-te-Würfe und damit einen 97:101-Rück-stand in einen 106:105-Erfolg. Allein im letzten Viertel hatte Miller 14 Punkte zur Aufholjagd beigetragen, insgesamt war er auf 21 gekommen in dieser Partie – eine neue persönliche Bestleistung in der NBA.

„Genau das brauchen wir von ihm“, sagte damals sein Teamkollege Anthony Davis, 25, der von vielen Experten als nächster Superstar der Liga gehandelt wird. „Als Darius zum ersten Mal bei uns war, hat er immer nur angetäuscht, angetäuscht und dann doch bloß gepasst“, erinnerte sich der 2,11 Meter große Center, der mit Miller schon zu Collegezeiten in Kentucky zusammen gespielt hatte und gemeinsam mit ihm 2012 von New Orleans verpflich-tet worden war. „Er war längst nicht so aggressiv, hat sich bei weitem nicht so viel zugetraut“, fuhr Davis fort: „Aber er hat sich in den letzten Jahren in Deutschland den Hintern aufgerissen. Und jetzt ist er so weit, dass er uns helfen kann.“ Erstmals nach drei Jahren erreichten die Pelicans wieder die Playoffs in der NBA.

Die letzten Jahre in Deutschland, zweiein-halb waren es genau, hat Darius Miller bei

Brose Bamberg verbracht, dem Meister der Basketball-Bundesliga (BBL). Von Bam-berg aus hat sich auch Daniel Theis im vori-gen Jahr auf den Weg in die NBA gemacht, zum dortigen Rekord-Champion Boston Celtics. Auch der Flügelspieler Theis hat sich auf Anhieb etabliert, und hätte er sich im Frühjahr nicht so schwer verletzt, dass die Saison für ihn beendet war, gäbe es nun zwei Profis, die den direkten Sprung von den BBL- in die NBA-Playoffs geschafft haben – ein Novum.

Ein weiteres Novum ist, dass in einem Som-mer gleich drei Basketballer aus Deutsch-land in die USA gewechselt sind: Maxi Kleber ging vom FC Bayern München zu den Dallas Mavericks, dem Klub seines Landsmanns Dirk Nowitzki. Die Ma-vericks qualifizierten sich freilich ebenso wenig für die K.-o.-Runde wie die Atlanta Hawks von Dennis Schröder oder die Chi-cago Bulls von Paul Zipser. Trotzdem ist auch das bemerkenswert: Fünf Deutsche gleichzeitig in der besten Liga der Welt, das hatte es auch noch nie gegeben.

Herausragend schon in der ersten Saison: Daniel Theis (Nr. 27) hat sich beim NBA-Rekordmeister Boston Celtics etabliert. Foto: Icon Sportswire/Imago

Darius Miller (links) greift wieder für die New Orleans Pe-licans ins Spielgeschehen ein. Den Feinschliff für die NBA hatte er sich in Bamberg geholt. Foto: Mike Brown/Imago

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Früher waren es eher Einzelfälle, wenn je-mand den Sprung von der Bundesliga aus in die NBA schaffte: Ausnahmetalente wie der Würzburger Nowitzki oder der Braun-schweiger Schröder, deren Können nicht zu übersehen war. In den vergangenen fünf, sechs Jahren hat der Export freilich auf-fallend zugenommen, nicht nur von ein-heimischen Spielern: Auch einige Ameri-kaner brachten hierzulande ihre Karriere in Schwung und holten sich das Rüstzeug für höhere Aufgaben in der Heimat – Profis wie P.J. Tucker, Brian Roberts oder zuletzt Darius Miller. Der Begriff „Basketball-Entwicklungsland“, mit dem Deutschland lange behaftet war, hat inzwischen eine neue Bedeutung: Hier muss nicht mehr der Sport an sich entwickelt werden, hier werden nun die Sportler entwickelt.

Dafür spricht auch, dass viele Akteure in der BBL das Interesse europäischer Spit-zenklubs geweckt haben und nun zumin-dest in den Euroleague-Playoffs aktiv wa-ren, in der zweitstärksten Liga der Welt. Der Titelverteidiger Fenerbahçe Istanbul hatte sich beispielsweise mit den ehema-ligen Bambergern Brad Wanamaker und Nicoló Melli verstärkt, die Herausforderer Olympiakos Piräus und Real Madrid hat-

ten sich für diese Saison den Letten Janis Strelnieks und den Franzosen Fabien Cau-seur aus Oberfranken geholt. Bambergs Aderlass im vorigen Sommer war derart enorm, dass der Klub in dieser Saison schwer zu kämpfen hatte, um überhaupt die nationale K.-o.-Runde zu erreichen.

Es ist kein Zufall, dass viele Profis bei ihrem internationalen Aufstieg eine Zwi-schenstation in Bamberg eingelegt haben. Dort wirkt der Österreicher Stefan Weis-senböck seit Langem als Assistenztrainer, seit drei Jahren ist er ausschließlich für die individuelle Förderung der Spieler zustän-dig. Weissenböck und der Spanier Carlos Frade, der seit dieser Saison bei Alba Ber-

lin tätig ist, sind in der BBL die einzigen Coaches, die exklusiv Individualtraining anbieten. „Das ist eine sehr gute Konstel-lation, aber auch Luxus“, hat Weissenböck der Fachzeitschrift FIVE erzählt: „In ande-ren BBL-Klubs machen das ganz normale Assistenztrainer, die aber trotzdem sehr gute individuelle Arbeit leisten, wie zum Beispiel Klaus Perwas in Frankfurt.“ Un-ter dessen Anleitung ist der Center Johan-nes Voigtmann derart gereift, dass ihn der spanische Klub Baskonia Vitoria Gasteiz verpflichtet hat – auch das ein Playoff-Teilnehmer in der Euroleague.

Beim FC Bayern München wiederum macht vor allem die medizinische Abteilung die Profis fit. Sie stellte die verletzungsanfälli-gen Paul Zipser und Maxi Kleber wieder derart stabil auf die Beine, dass beide nun die Belastungen einer NBA-Saison mit ih-ren 82 Spielen durchstehen können.

In Bamberg arbeitet Weissenböck im Grunde zweigleisig, einmal während der Saison für die Angestellten seines Klubs, einmal in der Sommerpause in einem pri-vaten Camp, zu dem dann alle möglichen Profis kommen, auch aus der NBA. Bei diesem Intensivkurs hat sich Theis auf das

Gemeinsam Meister in Bamberg: Nach dem Titelgewinn 2017 trennten sich die Wege von Darius Miller und Daniel Theis (rechts). Foto: Zink/Imago

Bei zwei Klubs gibt es Coaches

exklusiv fürs Einzeltraining

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vorbereiten lassen, was ihn auf der ande-ren Seite des Atlantiks erwartet, auch die Münchner Kleber und Zipser waren schon da, Weissenböcks Landsmann Jakob Pöltl von den Toronto Raptors oder der Tsche-che Tomáš Satoranský von den Washing-ton Wizards ebenfalls.

Bambergs Verantwortliche haben Stefan Weissenböck bereits zweimal losgeschickt, damit er bei NBA-Klubs hospitiert. Dort hat sich der Österreicher abgeschaut, wie die Amerikaner das Einzeltraining orga-nisieren und in einen knapp bemessenen Tagesablauf integrieren. Die Amerikaner wiederum haben gesehen, was Weissen-böck so drauf hat. Für diesen Sommer wollen ihn einige Klubs einladen. „Mich als Spezialisten einfliegen zu lassen, wäre schon ein Traum“, gibt er zu.

Dabei sind es bisweilen bloß Kleinigkei-ten, an denen er mit den Profis arbeitet. „Der Ball ist eine große Umstellung für manche“, hat er beobachtet: Das in der

NBA verwendete Spielgerät wird noch aus echtem Leder gefertigt, „es dauert lange, bis es griffig ist“, sagt Weissenböck. Daran müssten sich europäische Profis gewöh-nen, die sonst Kunstleder-Bälle in Händen halten, die sich weniger abnutzen und im-mer ähnlich zu greifen sind.

Im laufenden Saisonbetrieb bereitet Weis-senböck seine Klienten nicht speziell auf die Anforderungen in den USA vor. „Aber die Stärken, die sie sich hier erarbeiten, stehen ihnen in der NBA nicht im Weg“, sagt er. Aus P.J. Tucker hat er einst einen si-cheren Distanzschützen gemacht, indem er ihn einfach einbremste. „Der hat alles mit Energie und Kraft gemacht“, erinnert sich Weissenböck, „wir haben zehn Prozent Dy-namik rausgenommen und in Genauigkeit investiert, in mehr Kontrolle beim Wurf. Seine Dynamik hat immer noch gereicht, um an jedem Gegner vorbeizukommen.“

Bei Fabien Causeur wiederum sei es so gewesen, dass die gegnerischen Teams sich

darauf eingestellt hatten, dass er Links-händer ist – sie versuchten zunehmend, ihn nach rechts zu drücken, so dass er mit seiner starken Hand quasi gegen die Bewe-gungsrichtung des Körpers hätte werfen müssen. „Da haben wir ein, zwei Opti-onen gefunden, wo er nach rechts gehen und doch mit der linken Hand abschließen konnte“, erklärt Weissenböck. Das zahlte sich im vorigen Jahr in den BBL-Playoffs aus, in denen der Franzose nicht mehr zu stoppen war und zum besten Spieler der Finalserie gekürt wurde.

Im Fall von Darius Miller „sehe ich kei-ne großartige Leistung meinerseits“, sagt Stefan Weissenböck. Der 28-Jährige habe vieles gekonnt, bei ihm sei es mehr „ums Polieren und Optimieren“ von Details ge-gangen, um ein wenig mehr Raumgewinn für einen stabileren Wurf zum Beispiel. „Oft hilft es aber viel mehr, jemandem das Gefühl zu geben, dass er was kann“, sagt Weissenböck. Das ist ihm ganz offensicht-lich gelungen. Joachim Mölter

Von der BBL direkt in die NBA

DEUTSCHE SPIELER

Dirk Nowitzki 1999 von der DJK Würzburg zu den Dallas Mavericks

Dennis Schröder 2013 von den New Yorker Phantoms Braunschweig zu den Atlanta Hawks

Paul Zipser 2016 vom FC Bayern München zu den Chicago Bulls

Daniel Theis 2017 von Brose Bamberg zu den Boston Celtics

Maxi Kleber 2017 vom FC Bayern München zu den Dallas Ma-vericks

AUSLÄNDISCHE SPIELER

Marcin Gortat (Polen) 2007 von RheinEnergie Köln zu Orlando Magic

Anthony Tolliver (USA) 2008 von den Eisbären Bremerhaven zu den San An-tonio Spurs

P.J. Tucker (USA) 2012 von Brose Baskets Bamberg zu den Phoenix Suns

Brian Roberts (USA) 2012 von Brose Baskets Bamberg zu den New Orleans Pelicans

Darius Miller (USA) 2017 von Brose Bamberg zu den New Orleans Pelicans

Gemeinsam mit Daniel Theis in der NBA (von links oben, im Uhrzeigersinn): Die Würzburger Dirk Nowitzki und Maxi Kleber sind für die Dallas Mavericks aktiv, Dennis Schrö-der hat sich bei den Atlanta Hawks zum Stammspieler entwickelt, Paul Zipser kämpft bei den Chicago Bulls um seinen endgültigen Durchbruch. Fünf Deutsche gleichzei-tig in der stärksten Liga der Welt - auch das spricht für die Arbeit in der Bundesliga. Fotos: Zuma Press (3), George Frey/Imago

LETZTER WURF ENTSCHEIDET

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Was hat es eigentlich mit diesen Playoffs auf sich? Eine Erklärung anhand von sieben Beispielen

I m Fußball ist eine Bundesliga-Saison nach 34 Spieltagen vorbei – die Span-nung mitunter aber schon lange vorher futsch, so wie in diesem Jahr. Der Titel

ist seit Wochen vergeben (an den FC Bay-ern München, wen sonst?), die Absteiger stehen auch seit Längerem so gut wie fest. Am Ende geht es nur noch um Trostpreise in Form von internationalen Startplätzen.

Im Basketball hat eine Bundesliga-Saison ebenfalls 34 Spieltage, aber vorbei ist sie dann nicht: Der Kampf um die Meister-schaft geht danach erst richtig los – in den Playoffs. Die ersten acht Teams treten in K.-o.-Runden gegeneinander an, im Mo-dus „Best of five“: Wer dreimal gewinnt, ist weiter, es gibt also pro Duell und Runde maximal fünf Partien. Am Ende ist nicht zwingend jene Mannschaft Meister, die nach dem 34. Spieltag Erster war. In den Playoffs ist viel möglich – ein paar Bei-spiele.

1. SHOWDOWN AN DER SPREE

Die Halbfinalserie von 2015

Altmeister gegen Emporkömmling, offi-zielle Hauptstadt gegen heimliche Haupt-stadt, Basketball-Marke Nummer eins gegen Sportmarke schlechthin. Zwischen Alba Berlin und Bayern München herrsch-te für eine Weile die größtmögliche Riva-lität. Die Bayern hatten fleißig ehemaliges Alba-Personal rekrutiert und sich in Berlin sogar den Titel geholt, im Finale 2014. Ein Jahr später trafen die Teams erneut auf-einander, diesmal bereits im Halbfinale. Jeder Klub gewann seine Heimspiele, der fünfte Vergleich entschied, es kam zum Showdown an der Spree. Zur größtmögli-chen Rivalität gesellte sich größtmögliche Dramatik: Bayern-Coach Svetislav Pešic, Albas ehemaliger Meistermacher, flog aus der Halle; Berlins überragender Jamel Mc-Lean (links im Bild, im gelben Trikot ) ver-

gab mit dem letzten Wurf die Chance zum Sieg – Verlängerung! Heißer, emotionaler, intensiver ging es selten zu in der BBL. Am Ende siegten die Münchner (100:96), den Titel verteidigten sie aber nicht. Körper-lich und mental geschlaucht, mussten sie sich im Finale ausgeruhten Bambergern beugen.

2. HEIMVORTEILDie erste Runde 2010

Natürlich bringt es etwas, wenn man nach 34 Spieltagen in der Tabelle vorne ist: ver-meintlich leichtere Gegner. Im Viertelfi-nale empfängt der Tabellenerste den Ach-ten, der Zweite den Siebten, der Dritte den Sechsten, der Vierte den Fünften. Die höher platzierten Klubs bekommen einen Heimvorteil: Das erste, dritte und – falls nötig – fünfte Spiel tragen sie daheim aus, sie dürfen die Serie also zu Hause anfangen und können sie dort auch beenden. Das hilft oft, aber nicht immer. Im Jahr 2010 schieden zum einzigen Mal in der BBL-Geschichte die ersten Vier der Hauptrun-de kollektiv in der ersten Playoff-Runde aus: der Tabellenerste und Titelverteidiger Oldenburg, der Zweite Berlin, der Dritte Göttingen sowie der Vierte Bonn (siehe unten stehenden Playoff-Baum). Den Titel schnappten sich die vom fünften Rang aus gestarteten Bamberger; kein Meister ist nach der Hauptrunde schlechter platziert gewesen. Bamberg leitete damit seine beste Zeit ein: Der Klub gewann dreimal nach-einander das Double aus Titel und Pokal, das ist keinem anderen gelungen.

3. DREHMOMENTDas Wendejahr 1989Mit 1,68 Meter war Bo Dukes einer der kleinsten Profis, die je in der Bundesliga aufgelaufen sind; für die Fans in Bayreuth wird er einer der Größten bleiben. Bo Dukes war 1989 der Anführer ihrer ein-zigen Meistermannschaft, zumindest auf

dem Parkett. An der Seitenlinie komman-dierte der NBA-erfahrene Trainer Les Ha-begger, ein Schinder vor dem Herrn. „Von Trainingslehre hatte er aus heutiger Sicht nicht so viel Ahnung“, erzählte Ralf Koch ein Vierteljahrhundert später, „aber der Erfolg hat ihm in diesen Jahren Recht ge-geben.“ Habegger bevorzugte ein schnelles Spiel, er ließ seine Profis rennen, rennen, rennen. „Das Training war so hart“, erin-nerte sich Nationalspieler Uwe Sauer, „da waren die Spiele fast langweilig.“ Trotz-dem lagen die Bayreuther in der Finalserie gegen Bayer Leverkusen 0:2 zurück. Die Wende kam, als sie vor dem dritten Spiel erfuhren, dass ihre Gäste bereits eine Meis-terfeier organisiert hatten. Das motivierte den kleinen Dukes und seine Nebenmän-ner derart, dass sie die Serie noch drehten und den Titel holten. In den seit 1988 im Best-of-five-Modus ausgetragenen Finals war es das einzige Mal, dass ein Klub nach einem 0:2-Rückstand noch Meister wurde.

4. KLARE SACHE. ODER?Die Endspiele von 2013

Ein 3:0 gilt im Fußball als eindeutiges Er-gebnis, im Basketball ist die Sache nicht immer so klar, wie sie erscheint. In der Meisterliste des Basketballs ist Brose Bamberg für das Jahr 2013 beispielsweise mit einem 3:0-Erfolg über die EWE Bas-kets Oldenburg vermerkt, der ebenso als

VIERTELFINALE

1 Oldenburg 1

8 Braunschweig 3

4 Bonn 0

5 Bamberg 3

2 Berlin 1

7 Frankfurt 3

3 Göttingen 2

6 Bremerhaven 3

8 Braunschweig 0

5 Bamberg 3

HALBFINALE

7 Frankfurt 3

6 Bremerhaven 2

HALBFINALE

5 Bamberg 3

7 Frankfurt 2

FINALE

Da macht sich einer kleiner als er ist: Der 1,68-Meter-Mann Bo Dukes führte Bayreuth zum einzigen Titel. Später trieb er in Ulm die Mannschaft an. Foto: Oliver Behrendt/Imago

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0:3-Niederlage in die Statistikbücher hätte eingehen können. Viel hat jedenfalls nicht gefehlt dazu, sieben Punkte, um genau zu sein. 65:63, 63:61 und 91:88 nach Verlänge-rung lauteten die Resultate von Bambergs drei Siegen, was bedeutet: Oldenburg hätte jedes einzelne Spiel mit dem letzten Wurf gewinnen können – und damit letztlich die ganze Serie. Knapper kann es kaum zugehen.

5. DURCHGESTARTETBonns Aufstieg 1996/97

In der Saison 1997/98 sind die Fußballer des 1. FC Kaiserslautern als Aufsteiger in die Bundesliga Meister geworden – ein bis heute einzigartiges Kunststück im deut-schen Teamsport. Den Profis von Telekom Baskets Bonn wäre das beinahe schon ein Jahr eher gelungen. 1995 als Zusammen-schluss mehrerer Basketball-Abteilungen verschiedener Klubs gegründet, gelang den Bonnern auf Anhieb der Aufstieg in die erste Liga und dort sogar der Vorstoß in die Playoffs. Der Trainer Bruno Socé hatte dem 2,21 Meter großen und 35 Jahre alten Europameister Gunther Behn-ke die flinken Guards Eric Tay-lor, Klaus Perwas und Sebastian Machowski zur Seite gestellt. In den K.-o.-Runden schaltete die-se Combo erst den Lokalrivalen Rhöndorf aus, dann Bamberg – erst im Finale wurde sie von Alba Berlin gestoppt. Für das Team aus der neuen Bundes-hauptstadt war es der erste von acht deutschen Meistertiteln, für die Repräsentanten der al-ten Republik die erste von vie-len, vielen Finalniederlagen in der Liga und im Pokal.

6. ÜBERRASCHUNG, ÜBERRASCHUNG

Die Favoritenstürze von 2007 und 2010

Dass sich in einem Playoff-For-mat der Achte der Hauptrunde gegen den Ersten durchsetzt, kommt selten vor; in der Bun-desliga geschah das erst zwei-mal. 2010 warf Braunschweig den erstplatzierten Titelvertei-diger Oldenburg mit 3:1 Siegen aus dem Wettbewerb; das ent-scheidende Spiel endete 78:76,

denkbar knapp. Bereits 2007 hatten sich die Artland Dragons aus Quakenbrück gegen den Vorjahresfinalisten Alba Berlin durchgesetzt, sogar glatt mit 3:0 Erfolgen. Trainer im 12.000-Einwohner-Ort Qua-kenbrück war damals Chris Fleming, der sich mit diesem Coup für größere Aufga-ben empfahl. Der Amerikaner wurde im weiteren Verlauf seiner Karriere zum Meis-tercoach in Bamberg sowie zum Bundes-trainer befördert. Inzwischen arbeitet er im Trainerstab des NBA-Klubs Brooklyn Nets in der Neun-Millionen-Einwohner-Metropole New York.

7. DIE GLORREICHE SIEBENUlms Lauf von 2016

Ach, was war das für ein verkorkster Sai-sonstart, den Ratiopharm Ulm im Herbst 2015 hinlegte: sieben der ersten zehn Spie-le verloren, Verletzungen, Entlassungen, Neuverpflichtungen – es dauerte, bis Trainer Thorsten Leibenath eine funkti-onierende Gruppe beisammen hatte. In so einem Fall ist im Fußball nichts mehr zu retten, im Basketball rettete sich Ulm

als Tabellensiebter immerhin noch in die Playoffs. Mit einer kleinen Rotation, meist nur sie-ben Mann, und einer einfachen Idee rollten die Ulmer das Feld von hinten auf. Ihr Plan: Alle Energie ins erste Auswärtsspiel stecken, dieses gewinnen und den Gegner somit unter Druck setzen. Das klappte prima im Viertel- und im Halbfinale ge-gen Oldenburg und Frankfurt, die jeweils 3:1 bezwungen wur-den von den glorreichen Sieben, wie die Ulmer Rumpftruppe bald genannt wurde. Es klapp-te dann aber nicht mehr in der Finalserie gegen Bamberg. Der Meister verteidigte Heimvor-teil und Titel. Die Ulmer trös-teten sich damit, dass sie schon zum zweiten Mal von Platz sieben aus ins Finale gekom-men waren; 1998 war ihnen das ebenfalls gelungen. Die inzwi-schen freiwillig abgestiegenen Artland Dragons schafften es sogar einmal vom achten Platz aus in die Endspiele, im bereits erwähnten Jahr 2007. Aber dass der Achtplatzierte nach der Hauptrunde Meister wird, das fehlt noch in der Geschichte der BBL-Playoffs. Joachim Mölter

Die Finalserien in der BBL seit Einführung des Best-of-five-Formats(in Klammern die Platzierung nach der Hauptrunde)

2016/17 Brose Bamberg (2.) – EWE Oldenburg (5.) 3:0

2015/16 Brose Bamberg (1.) – Ratiopharm Ulm (7.) 3:0

2014/15 Brose Bamberg (1.) – FC Bayern München (3.) 3:2

2013/14 FC Bayern München (1.) – Alba Berlin (3.) 3:1

2012/13 Brose Bamberg (1.) – EWE Oldenburg (2.) 3:0

2011/12 Brose Bamberg (1.) – Ratiopharm Ulm (2.) 3:0

2010/11 Brose Bamberg (1.) – Alba Berlin (3.) 3:2

2009/10 Brose Bamberg (5.) – DB Skyliners Frankfurt (7.) 3:2

2008/09 EWE Oldenburg (2.) – Telekom Bonn (4.) 3:2

2007/08 Alba Berlin (1.) – Telekom Bonn (7.) 3:1

2006/07 Brose Bamberg (3.) – Artland Dragons (8.) 3:1

2005/06 RheinEnergie Köln (3.) – Alba Berlin (1.) 3:1

2004/05 GHP Bamberg (2.) – Opel Skyliners Frankfurt (4.) 3:2

2003/04 Opel Skyliners Frankfurt (3.) – GHP Bamberg (5.) 3:2

2002/03 Alba Berlin (2.) – TTL universa Bamberg (5.) 3:0

2001/02 Alba Berlin (5.) – RheinEnergy Cologne (3.) 3:0

2000/01 Alba Berlin (1.) – Telekom Bonn (3.) 3:0

1999/2000 Alba Berlin (1.) – Bayer Leverkusen (2.) 3:0

1998/99 Alba Berlin (1.) – Telekom Bonn (2.) 3:2

1997/98 Alba Berlin (1.) – SSV Ratiopharm Ulm (7.) 3:0

1996/97 Alba Berlin (1.) – Telekom Bonn (7.) 3:1

1995/96 Bayer Leverkusen (1.) – Alba Berlin (2.) 3:1

1994/95 Bayer Leverkusen (1.) – Alba Berlin (2.) 3:0

1993/94 Bayer Leverkusen (1.) – Brandt Hagen (2.) 3:0

1992/93 Bayer Leverkusen (1. Gr. Nord) – TTL Bamberg (1. Gr. Süd) 3:1

1991/92 Bayer Leverkusen (1.) – Alba Berlin (2.) 3:0

1990/91 Bayer Leverkusen (1.) – BG Charlottenburg (2.) 3:2

1989/90 Bayer Leverkusen (2.) – Steiner Bayreuth (1.) 3:1

1988/89 Steiner Bayreuth (1.) – Bayer Leverkusen (3.) 3:2

1987/88 BSC Saturn Köln (3.) – Bayer Leverkusen (1.) 3:1

Von Quakenbrück bis nach New York: Mit einem Coup bei den Artland Dragons empfahl sich der junge Chris Fleming für eine große Trainerkarriere. Foto: Wolter/Imago

Wie die virtuelle Realität den Basketball verändern wird.Stellen Sie sich vor, Sie könnten ein Basketball-Spiel nicht nur vom Spielfeldrand, sondern auf dem Feld mitverfolgen. Stellen Sie sich vor, Sie wären nicht mehr an einen zweidimensionalen Bildschirm gefesselt, sondern könnten direkt ins Geschehen eintauchen, ohne selbst vor Ort zu sein. Was futuristisch klingt, ist Dank Virtual Reality Brillen bereits heute Realität.

Die Idee in künstliche Welten und virtuelle Realitäten einzutau-chen, beflügelt schon länger die Fantasie der Menschen. Gerade in der Science-Fiction tauchen immer wieder Konzepte wie das Holodeck von Star Trek oder die Matrix aus der gleichnamigen Filmtrilogie auf, die ihre Nutzer in simulierte, aber von der echten Realität kaum zu unterscheidende Dimensionen transportieren können.

Die heutigen VR-Plattformen, wie beispielsweise Facebooks Occulus VR, sind aber nicht die ersten, die versuchen glaubhafte virtuelle Realitäten zu erschaffen. Bereits vor 30 Jahren experi-mentierten Unternehmen und Visionäre mit der Technologie, allerdings waren diese ersten VR-Brillen klobig und unangenehm zu tragen. Heute hat fast jeder ein VR-fähiges Gerät in seiner Hosentasche: das Smartphone.

Aber wie wird VR den Basketball und das Fan-Erlebnis verän-dern? Zusammen mit dem FC Bayern Basketball hat die BayWa die „BayWa VR Experience“ entwickelt, die zeigt, welche Möglich-

keiten diese Technologie bietet. Die Betrachter können erstmals in der Geschichte des europäischen Basketballs mithilfe ihres Smartphones auf vr.baywa.de in eine virtuelle Welt eintauchen und sich frei entscheiden, welche Inhalte sie erleben möchten: Etwa die Höhepunkte des bayerischen Derbys gegen Titelverteidiger Bamberg am 19. November 2017 – inklusive des Einlaufs der Spieler und der besten Spielszenen. Dabei können die Fans zwi-schen einzigartigen Perspektiven wechseln, ob Vogelperspektive, Court-View oder auch direkt am Mittelkreis mit den Cheerleadern. Kombiniert werden die verschiedenen Blickwinkel mit sogenannten Eintauchfunktionen, in denen der Nutzer in vollständig animierte Räume eintritt, etwa zur Spielervorstellung. Jeder Bereich ist für das perfekte Erlebnis mit individuellem Sounddesign abgestimmt. Die VR Experience ermöglicht es Fans, das Spiel und die Spieler anders und näher zu erleben. Bis zum Holodeck wird es zwar noch etwas dauern, aber die BayWa VR Experience ist ein wichtiger Schritt in die nächste Evolutionsstufe des Basketballspielerlebnisses.

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vr.baywa.de

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Wie die virtuelle Realität den Basketball verändern wird.Stellen Sie sich vor, Sie könnten ein Basketball-Spiel nicht nur vom Spielfeldrand, sondern auf dem Feld mitverfolgen. Stellen Sie sich vor, Sie wären nicht mehr an einen zweidimensionalen Bildschirm gefesselt, sondern könnten direkt ins Geschehen eintauchen, ohne selbst vor Ort zu sein. Was futuristisch klingt, ist Dank Virtual Reality Brillen bereits heute Realität.

Die Idee in künstliche Welten und virtuelle Realitäten einzutau-chen, beflügelt schon länger die Fantasie der Menschen. Gerade in der Science-Fiction tauchen immer wieder Konzepte wie das Holodeck von Star Trek oder die Matrix aus der gleichnamigen Filmtrilogie auf, die ihre Nutzer in simulierte, aber von der echten Realität kaum zu unterscheidende Dimensionen transportieren können.

Die heutigen VR-Plattformen, wie beispielsweise Facebooks Occulus VR, sind aber nicht die ersten, die versuchen glaubhafte virtuelle Realitäten zu erschaffen. Bereits vor 30 Jahren experi-mentierten Unternehmen und Visionäre mit der Technologie, allerdings waren diese ersten VR-Brillen klobig und unangenehm zu tragen. Heute hat fast jeder ein VR-fähiges Gerät in seiner Hosentasche: das Smartphone.

Aber wie wird VR den Basketball und das Fan-Erlebnis verän-dern? Zusammen mit dem FC Bayern Basketball hat die BayWa die „BayWa VR Experience“ entwickelt, die zeigt, welche Möglich-

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AUS LIEBE ZUM GRÜNKOHL

Im schnelllebigen Basketball-Geschäft findet man nur selten so eine treue Seele wie Rickey Paulding. Der Amerikaner spielt seit elf Jahren in Oldenburg

S elbst in Kansas City kennen sie mittlerweile das Wappen der Stadt Oldenburg. Zumindest diejenigen, die im US-Bundesstaat Missouri in

der Nachbarschaft von Rickey Paulding leben. Der amerikanische Basketballprofi der EWE Baskets Oldenburg hisst jedes Mal die Flagge seiner deutschen Lieblings-stadt im Garten, wenn er in den Som-mermonaten mit seiner Frau und den drei Kindern in die Staaten zurückkommt.

Auf dem Oldenburger Wappen ist die mar-kante rote Zinnenmauer zu sehen, bekrönt von drei blau bedachten Spitztürmen mit goldenen Kugeln, der mittlere breiter und höher; darin ein schwarzes Tor, innen da-ran angelehnt das goldene Schild mit zwei roten Balken. „Die Fahne ist mein Liebes-beweis an die Stadt“, sagt Paulding.

Bei ihm ist das nicht einfach so dahinge-sagt, nicht aufgesetzt. Bei ihm klingt das so zärtlich, als würde er ein Gedicht rezitie-ren. Paulding, 35 Jahre alt, lebt und spielt seit elf Jahren in der niedersächsischen Stadt an der Hunte. Er ist eine Ausnah-meerscheinung im Profi-Basketball, wo manche Sportler Arbeitspapiere für acht Wochen unterschreiben und der Wechsel beständiger ist als das Bleiben. Spieler wie Paulding sind selten, nicht nur in der Bas-ketball-Bundesliga (BBL). „Vor allem für Ausländer ist es nicht normal, so lange für denselben Klub zu spielen“, gibt Paulding zu, dessen Vertrag im Sommer 2019 endet. In Frankfurt ist noch ein Profi ähnlich ver-wurzelt, dort läuft Pauldings Landsmann Quantez Robertson, 33, seit fast einem

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Jahrzehnt für die Fraport Skyliners auf. Der aus Cincinnati stammende Guard war nach seiner Collegezeit für keinen anderen Profiklub aktiv. Derart treue Seelen findet man sonst kaum im schnelllebigen Bas-ketball.

Der „ewige Rickey“, wie er in Oldenburg genannt wird, ist der Liebling der Anhän-ger, ein Idol, ein uneitler und bescheidener Sympathieträger, der dem Klub zu einer Meisterschaft (2009) und einem Pokalsieg (2015) verholfen hat. Warum er schon so lange das Oldenburger Jersey überstreift, beantwortet Paulding mit einem Lächeln: „Weil ich Grünkohl so liebe.“

Das Wort „Grünkohl“ sagt er auf Deutsch, er beherrscht die Sprache fließend, aber wenn er über sich erzählt, macht er das lieber auf Englisch. Der Grünkohl ist aber nur die halbe Wahrheit. Es liegt vor allem an seiner Familie, dass er sich im Norden Deutschlands so wohlfühlt. „Es ist das Wichtigste für mich, dass ich meine Liebs-ten ständig um mich herum habe“, erzählt Paulding. Er ist ohne Vater aufgewachsen, das hat ihn geprägt; als er wusste, dass er mit Basketball Geld verdienen kann, hat er sich geschworen: „Ich werde nirgendwo ohne meine Familie spielen.“

Paulding begann seine Profikarriere 2004 bei Hapoel Jerusalem, danach war er zwei Jahre in Frankreich aktiv, erst für Asvel Lyon-Villeurbanne, dann für BCM Gra-velines. Als er im Sommer 2007 mit seiner Frau nach Oldenburg übersiedelte, hatten sie noch keine Kinder. „Aber wir haben schnell gemerkt, dass wir hier bleiben wol-len“, erzählt er, „weil das ein hervorra-gender Ort ist, um Kinder großzuziehen.“ Mittlerweile haben sie zwei Jungen und ein Mädchen. Die älteren Buben, zehn und sieben Jahre alt, gehen in Oldenburg zur Schule, sie spielen Basketball und Fußball. „Sie haben viele Freunde und genießen es, hier zu sein“, sagt Paulding stolz.

Natürlich kommen sie auch zu den Heim-spielen ihres Vaters in die Halle. Sie haben früh gelernt, dass ihr Vater ein besonderer Spieler ist, einer, der attraktiv und zugleich sehr effizient Basketball spielt. Paulding ist das, was man einen kompletten Profi nennt: Er verteidigt zwar auch sehr gut, aber in der Offensive entfaltet der Flügel-spieler seine Vielseitigkeit am besten.

Rickey Paulding, 1,96 Meter groß, ist ein Spieler, den sich ein Trainer wünscht: flei-ßig, gewissenhaft, unwiderstehlich. „Wenn

es am Ende hart auf hart kommt, ist auf Rickey immer Verlass“, lobt Oldenburgs Trainer Mladen Drijencic seinen Kapitän. Paulding hat schon aus schier unmöglichen Distanzen Spiele mit dem letzten Wurf ent-schieden, aber er ist nicht nur ein exzel-lenter Dreipunktewerfer: Er vermag dank seiner Athletik so schnell zum Korb zu

ziehen und Angriffe mit einem Korbleger oder einem Dunking abzuschließen, als würde er eine Abkürzung dorthin kennen.

Dass er mit 35 Jahren langsam in eine Phase kommt, in der andere über das En-de der sportlichen Karriere nachdenken, weil schon morgens beim Aufstehen die Muskeln und Gelenke schmerzen oder die Sprungkraft nachlässt, blendet Paulding

nicht aus, aber er dramatisiert es auch nicht. „Ich fühle mich körperlich großar-tig“, versichert er. Und er erkennt sogar ei-nen Vorteil: Mit zunehmendem Alter ver-stehe er sich mit seinem Körper viel besser. „Ich weiß inzwischen, was ich brauche, um gut zu spielen“, erklärt er. Als junger Profi habe er sich häufig zu sehr unter Druck gesetzt, das hat ihn gehemmt. „Mittler-weile habe ich verstanden, dass gute und schlechte Spiele einfach dazugehören“, sagt Paulding.

Wer sich mit ihm unterhält, lernt einen Menschen kennen, der leise spricht, zu-rückhaltend auftritt und sich nicht allzu wichtig nimmt. Erst auf dem Parkett, wenn er sich ein Trikot angezogen hat, verwan-delt er sich in einen Sportler, der aus sich herausgeht, laut sein kann und seine Mit-spieler leidenschaftlich führt. Er hat diese Hauptrolle gerne inne, weil er den Wettbe-werb liebt, die Playoffs. Das Niveau in der Bundesliga sei in den vergangenen Jahren rasant gestiegen, sagt Paulding. „Das In-teresse, der Zuspruch der Fans ist überall in Deutschland größer geworden und hat dazu geführt, dass mehr Geld in den Bas-ketball investiert wird und sich die Klubs auf diese Weise viel bessere Spieler leisten können.“

Irgendwann bekommt Rickey Paulding sein eigenes Denkmal in Oldenburg, Motive liefert er ja genug (großes Bild links). Ins goldene Buch der Stadt hat sich der Amerikaner schon eingetragen (oben). Fotos: Camera 4, Nordphoto/Imago

„Ich fühle mich körperlich

großartig“, sagt der 35-Jährige

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Paulding motiviert das alles, der verschärf-te Konkurrenzkampf holt das Beste aus ihm heraus. In der vergangenen Spielzeit hat er seine Mannschaft mit denkwürdi-gen und bemerkenswerten Darbietungen ins Playoff-Finale gegen Brose Bamberg gebracht, das die Oldenburger dann klar verloren. Eine ähnliche Überraschung traut Paulding seiner Mannschaft auch in dieser Meisterrunde zu. Nach anfängli-chen Verletzungssorgen hat sie zum Ende der Hauptrunde hin – auch mit einem Sieg über den Titelfavoriten FC Bayern – an-gedeutet, zu welchen Leistungen sie fähig ist. „Wir können wieder weit kommen“, glaubt er, „auch ins Endspiel.“

Nach den Playoffs werden er und seine Familie wieder nach Kansas City zurück-kehren und im Garten die Oldenburger Flagge hissen. Ob er nach seiner Karriere ganz in sein Haus in Missouri ziehen wird, ist noch nicht abzusehen. „Wir können uns auch vorstellen, in Oldenburg zu bleiben“, sagt Paulding. Er habe schon Ideen für die Karriere nach der Karriere; er könnte beispielsweise als Trainer arbeiten oder Basketballcamps für Kinder organisieren. „Ich muss herausfinden, was das Beste für mich ist“, erzählt er, „aber ich würde gerne später etwas mit Basketball machen.“

Das Ende seiner aktiven Karriere will er freilich so lange wie möglich hinauszö-gern. Er könne sich auch gut vorstellen, so lange wie Dirk Nowitzki zu spielen, fügt er hinzu. Der deutsche Basketballer wird im Juni 40 und läuft seit zwanzig Jahren für die Dallas Mavericks in der US-Profiliga NBA auf. Rickey Paulding wird noch viel Grünkohl essen und ein paar Verträge in Oldenburg unterschreiben müssen, um mit ihm gleichzuziehen. Matthias Schmid

Abkürzung zum Korb: Rickey Paulding kann auch verteidi-gen, aber in der Offensive entfaltet der Flügelspieler seine Fähigkeiten am besten. Foto: Andreas Burmann/Imago

„Wir können uns vorstellen, in Oldenburg zu bleiben.“

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JOHN BRYANTCenter, Gießen 46ers

Acht Monate war John Bryant ver-einslos, er dach-te ans Aufhören. Rückblickend be-zeichnet der zwei-malige MVP – der beste Spieler der Liga – die Pause als Segen. Beim FC Bayern hatte er unter dem strengen Trainer Sve-tislav Pešic die Freude am Spiel verloren, in Valencia wurde er wegen Übergewichts aussortiert, sein Gastspiel in Monaco war ebenfalls nur kurz. Neue Angebote blieben aus, erst kurz vor der Saison fragte Gießen an. Dort nähert sich der wuchtige Center mit dem feinen Händchen seiner früheren Form an, er erzielt im Schnitt rund 17 Punkte und zehn Rebounds. Seine Karriere sei noch nicht vorbei, sagt der 30-Jährige mit Selbstironie: Die Athletik, die er nie gehabt habe, könne er ja nicht verlieren.

ROBIN BENZINGForward, s.Oliver Würzburg

Die Lebensläufe von Robin Benzing und John Bryant lesen sich ähnlich, bezogen auf die vergangenen Jah-re. Auch Benzing etablierte sich auf den Stationen Ulm und München in der Bundesliga. Auch er wechselte nach Spa-nien, weil es ihm beim FC Bayern keinen Spaß mehr machte. Was die ehemaligen Teamkollegen unterscheidet: Der Kapi-tän der Nationalmannschaft sammelte in zwei Jahren in Saragossa Selbstvertrauen. Durchschnittlich zwölf Punkte erzielte der 29-Jährige in der europäischen Top-Liga, bevor er zurückkehrte. In dieser Saison kommen seine Qualitäten in Würzburg zur Geltung. Bis zu seiner Sprunggelenksver-letzung Ende März war er mit 18,5 Punkten pro Spiel bester deutscher Werfer der BBL.

THOMAS WALKUP Guard, MHP Riesen Ludwigsburg

Von Nacogdoches nach Ludwigs-burg, aus der te-xanischen Provinz ins Schwabenland: Thomas Walkup kam quasi aus dem Nichts. Der 25-Jährige ist bis auf seinen roten Rausche-bart unauffällig und bedient damit Kli-schees. Zum einen das des typischen John-Patrick-Spielers: Ludwigsburgs Coach hat schon häufig Profis entdeckt und groß herausgebracht. Zum anderen das des int-rovertierten Holzfällers: Walkups College-Team an der Stephen F. Austin State Uni-versity heißt „Lumberjacks“ – Holzfäller. Denn die Universität unterhält ein land-wirtschaftliches Forschungszentrum und einen Lehrforst. Als Spieler ist Walkup vielseitig und macht auf dem Parkett alles, nur eines so gut wie nie: Fehler.

LUKE SIKMAPower Forward, Alba Berlin

In seiner Jugend wurde Luke Sikma oft mit seinem Vater Jack verglichen – immerhin siebenmaliger NBA-Allstar und mit den Seattle SuperSonics 1979 NBA-Meister. Dessen Trikot mit der Num-mer 43 wurde von den Sonics nie wieder an einen anderen Profi vergeben. Die Bürde seines Nach-namens hat Luke Sikma, 28, hinter sich gelassen. Vorbei sind die Zeiten, in denen der Spätzünder an der Highschool und am College zunächst physisch reifen musste, um die Erwartungen von außen zu erfüllen. Als Sohn einer NBA-Legende aufzuwachsen, sei in erster Linie ein Privileg gewesen, sagt der Amerikaner heute. Er sei einfach nur der stolze Sohn von Jack Sikma. Aber Luke Sikma ist inzwischen mehr: Als Profi arbeitete er sich über die zweite spanische Liga zum Erstligisten Valencia hoch. Mit dem Außenseiter gewann er 2017 die Meisterschaft gegen Real Madrid und erreichte sowohl das Po-kal- als auch das Eurocup-Finale, bevor er nach Berlin wechselte. In der Basketball-Bundesliga (BBL) überzeugt er als einer der vielseitigsten und intelligentesten Akteure, eine Art zweiter Spielmacher auf der Position vier. Uneigennützig gibt er seiner Mannschaft, was sie braucht. In der Offensive glänzt er – für einen Power Forward außergewöhnlich – als Vorlagengeber, in der Defensive als drittbester Rebounder der Liga. Beim Auswärtssieg über den FC Bayern legte er im März fast ein Triple-Double auf: 14 Punkte, neun Rebounds, neun Assists. An seinen Vater erinnert bei solchen Auftritten einzig noch Luke Sikmas Trikotnummer: 43.

Das Runde muss in diesem Fall ins Runde: Luke Sikma ist Vorlagengeber, Vollstrecker und Beschützer des Rings in einem. Fotos: Eibner (2), König, Schepp, Zink, Masterpress, Schreyer, Burmann, Huebner/Imago

AUS DEM NICHTSSpätzünder, Sprungwunder, Rückkehrer – die auffälligsten und wertvollsten Akteure dieser Saison

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RAŠID MAHALBAŠIĆCenter, EWE Baskets Oldenburg

Gäbe es Jakob Pöltl nicht, der in der NBA bei den Toronto Raptors spielt, wäre Ras-hid Mahalba-sic, 27, der beste österre ichische Center der Geschichte. Er ist ja einer der wenigen Österreicher, die im Ausland mit Basketball Geld verdienen. Geboren im ehemaligen Jugoslawien, kam Mahalba-sic als Kind nach Österreich, wo er für die Wörthersee Piraten aus Klagenfurt in der höchsten Spielklasse debütierte. Zwar konnte er sich anschließend weder beim Euroleague-Champion Fenerbahçe Istan-bul, noch in der NBA-Summer-League durchsetzen. Aber in Oldenburg hat es der österreichische Nationalspieler in kurzer Zeit geschafft, seinen populären Vorgän-ger Brian Qvale vergessen zu machen.

PHILIP SCRUBBGuard, Fraport Skyliners

Mit seiner Ge-schichte wäre der kanadische Nati-onalspieler in den einschlägigen US-Ligen Anwärter auf den Titel des „Comeback Player of the Year“ – des Spielers, der sich nach längerer Absenz am eindrucksvollsten zurückgekämpft hat. Philip Scrubb, 25, verpasste die Saison 2016/17 wegen eines Knorpelschadens im Knie. So fiel das Duell mit seinem Bruder Thomas aus, der in der vorigen Saison für Gießen spielte. In der laufenden Spielzeit punktet Scrubb, als sei er nie fort gewesen; sogar besser: Er hat seinen Punkteschnitt aus der Premieren-saison in Frankfurt fast verdoppelt. Der Combo-Guard verteilt den Ball, sucht aber auch selbst den Korb – und ist mit fast 20 Punkten pro Partie der Topscorer der Liga.

SCOTT EATHERTONCenter, Löwen Braunschweig

Man könnte Scott Eatherton als den Ant i -Cunning-ham der Liga be-zeichnen, oder den Luke Sikma der unteren Tabellen-hälfte. Der Ame-rikaner ist weder besonders groß, noch besonders breit, nicht besonders sprung-stark, auch nicht spektakulär. Und doch ist der Center einer der wertvollsten Spieler der Liga. Eatherton erkennt die Situatio-nen, in denen er gebraucht wird, er über-zeugt mit Spielintelligenz, positioniert sich geschickt, punktet, rebounded und blockt. Heraus kommt in jedem zweiten Spiel ein Double-Double. Der 26-Jährige kam aus Göttingen, seinetwegen hat Braunschweig in dieser Saison mit dem Abstieg nichts zu tun. Mittlerweile hat er seinen Vertrag um ein Jahr verlängert. Maximilian Länge

JARED CUNNINGHAMShooting Guard, FC Bayern München

Der 26-Jährige hat etwas gebraucht, um sich an die europäische Spielweise zu gewöhnen. Doch dass seine neue Rolle sich von der beim chine-sischen Klub Jiangsu Tongxi Monkey Kings in Nanjing unterscheiden würde, wusste Jared Cun-ningham, als er beim FC Bayern unterschrieb. Auf 74 Punkte, wie er sie einmal in China erzielte, wird er in der BBL nicht kommen. In München wurde der Amerikaner auch nicht als reiner Scorer verpflichtet, sondern um Verantwortung zu übernehmen. Am Pokalsieg des FC Bayern im Februar war er als bester Punktesammler im Halbfinale und Finale maßgeblich be-teiligt. Cunningham ist der wohl spektakulärste Akteur der Liga, er stellt seine Athletik und Sprungkraft regelmäßig zur Schau. Seine Spezialität: Alley-oops, bei denen er die Grundlinie entlang läuft und das hohe Zuspiel eines Teamkollegen im Flug durch den Ring donnert. München, das sagt der Guard mit dem Einjahresvertrag offen, soll nur Zwischenstation sein auf dem Weg zurück in die NBA. Dort begann seine Profikarriere 2012, als ihn die Cleveland Cavaliers verpflichteten. In der besten Liga der Welt konnte sich Cunningham aber nicht etablieren, 2016 wagte er den Schritt nach Fernost, wo er durchschnittlich 34 Punkte machte. Das Punktesam-meln im großen Stil hat Jared Cunningham nun eingetauscht gegen eine Vielseitigkeit, mit der er die Münchner zum zweiten BBL-Titel führen könnte. Ein Sammler bleibt er trotzdem: Zu seiner 1800 Paar umfassenden Sportschuh-Kollektion könnten rote Meister-Schuhe hinzukommen.

Die Spieler des Jahres in der BBL werden seit 1994 ausgezeichnet. Die bisher Geehrten:

SAISON SPIELER NATIONALITÄT KLUB

2016/17 Raymar Morgan USA Ratiopharm Ulm

2015/16 Brad Wanamaker USA Brose Baskets Bamberg

2014/15 Jamel McLean USA Alba Berlin

2013/14 Malcolm Delaney USA FC Bayern München

2012/13 John Bryant USA Ratiopharm Ulm

2011/12 John Bryant USA Ratiopharm Ulm

2010/11 DaShaun Wood USA DB Skyliners Frankfurt

2009/10 Julius Jenkins USA Alba Berlin

2008/09 Jason Gardner USA EWE Baskets Oldenburg

2007/08 Julius Jenkins USA Alba Berlin

2006/07 Jerry Green USA EnBW Ludwigsburg

2005/06 Jovo Stanojevic SRB Alba Berlin

2004/05 Chuck Eidson USA Gießen 46ers

2003/04 Pascal Roller GER DB Skyliners Frankfurt

2002/03 Mithat Demirel GER Alba Berlin

2001/02 Wendell Alexis USA Alba Berlin

2000/01 Mark Miller USA Baskets Bonn

1999/2000 Wendell Alexis USA Alba Berlin

1998/99 Dirk Nowitzki GER DJK Würzburg

1997/98 Wendell Alexis USA Alba Berlin

1996/97 Wendell Alexis USA Alba Berlin

1995/96 Henrik Rödl GER Alba Berlin

1994/95 Michael Koch GER Bayer Leverkusen

1993/94 Teoman Alibegovic SLO Alba Berlin

VON NACOGDOCHES

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„WIR MÜSSEN IN DER EUROLEAGUE SPIELEN“

FC-Bayern-Präsident Uli Hoeneß über die Faszination von Bas-ketball, seine Lieblingsspieler und die tollste Arena der Welt

Herr Hoeneß, wie überredet der Präsident des FC Bayern München seine Geschäfts-partner, nicht ins Fußball-Stadion zu gehen, sondern ihn stattdessen zum Basketball zu begleiten?Da ist keine Überredung nötig. Damit würde man dem Basketball nicht gerecht. Es mag Bedenken in der Vergangenheit gegeben haben, aber keiner, den ich je mit-genommen habe zu einem Spiel, hat nach-her gesagt: Da fahre ich nicht mehr hin, das fand ich langweilig. Viele, die nie ein Basketballspiel gesehen hatten, kommen heute bei jeder Gelegenheit, ich denke an Martin Winterkorn, den ehemaligen Vor-standsvorsitzenden von VW. Das Interesse hat sich gewaltig entwickelt, das sieht man auch an unseren Zuschauerzahlen: Unsere Dauerkartenverkäufe steigen deutlich. War das zu erwarten? München ist ja tra-ditionell eine Fußballstadt. Ja, aber es hat sich gezeigt, dass Basket-ball hinter dem Fußball – weit hinter dem Fußball natürlich – eine zweite Größe in München sein kann. Die Entscheidung, Basketball als zweite Sportart zu pushen, war sicherlich richtig. Wie viel Anschub war nötig? Basketball ist vergleichsweise kompliziert. Es gibt wis-senschaftliche Studien, die besagen, Bas-ketball sei verwirrend für Erstzuschauer: Deshalb gebe es keine „schnellen Anste-ckungseffekte“.Das mag sein. Aber es fällt auf, dass viele Leute, die in die Halle kommen, einen aka-demischen Hintergrund haben. Sie sagen, sie hätten das an der Schule, an der Hoch-schule schon ausprobiert. Und wenn man

ehrlich ist, stimmt das sogar: An den Uni-versitäten wurde früher tatsächlich mehr Basketball gespielt als Fußball. Ob diese neuen Zuschauer dann die Regeln in der Bundesliga kennen, ist eine andere Sache. Aber das Interesse ist da. War das bei Ihnen ähnlich?Am Gymnasium in Ulm stand Basketball jede Woche auf dem Plan, Fußball selten. Das musste ich im Verein machen. Sie waren 1972 in der deutschen Olympia-Auswahl der Fußballer. Haben Sie damals auch beim olympischen Basketball-Turnier vorbeigeschaut? Spielstätte in München war ja damals – wie heute für die FC-Bayern-Basketballer – die Rudi-Sedlmayer-Halle, die jetzt Audi Dome heißt.

Damals war ich als Olympia-Kämpfer auch ein-, zweimal als Zuschauer beim Basketball, ja. Aber man muss wissen, dass die Spiele 1972 durch das Attentat schlagartig völlig verändert worden sind. Die Stimmung war am Anfang fantastisch, auch im Olympischen Dorf, aber danach war keinem mehr nach Fröhlichkeit zumu-te. Das war sehr schade: Olympia lebt ja davon, dass man sich viel anschauen kann, und zum Basketball wäre ich sicher noch sehr viel häufiger gegangen. Sie mussten dann erst 55 Jahre alt werden, ehe Sie Ihr Basketball-Erweckungserlebnis hatten. Warum hat es so lange gedauert?Zunächst habe ich ja in der Schulmann-schaft gespielt. Dann hat mich, viele Jahre später beim FC Bayern, unser ehemaliger Vizepräsident Bernd Rauch jede Woche mit dem Thema drangsaliert. Solange ich Vorstand der Fußball-AG war, konnte ich nichts unternehmen. Die Beschlusslage war: Die AG subventioniert keine andere Sportart. Wir haben zu Beginn eine hal-be Million Euro zur Verfügung gestellt, aber das war’s auch. Und es war niemand da, der die Sponsoren daherbringt. Als ich dann Präsident wurde, und Bernd Rauch wieder kam, gab’s keine Ausrede mehr: Ich habe mein Netzwerk eingebracht. Und die Einnahmen aus Sponsoring und Marke-ting sind sehr schnell erheblich gestiegen. Schon Mitte der 1990er-Jahre hat Sie auch Alba Berlins Manager Marco Baldi für die BBL gewinnen wollen. Mit dem Argument, dass etliche europäische Fußballklubs er-folgreiche Basketball-Teams unterhalten: Real Madrid, der FC Barcelona, Olympiakos Piräus. Hat der FC Bayern Jahre verschenkt?Na, wir haben schon tüchtige Leute, die in Sieben-Meilen-Stiefeln hinter ihnen her marschiert sind. Wir haben das im schnel-len Durchlaufverfahren gemacht: Wir sind ja erst in der siebten BBL-Saison.

Die Faszination des Fußballers für Basketball: In der Schule hat FC-Bayern-Präsident Uli Hoeneß (66, oben) den Ball mehr mit der Hand gespiel als mit den Füßen getreten. Fußball-Weltmeister Mats Hummels (großes Foto rechts) kann ebenfalls mit dem großen Ball dribbeln, wie er demonstriert. Fotos: Oryk Haist, MIS/Imago

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Beim FC Bayern fällt auf, wie viele Fußball-profis bei Basketballspielen auf der Tribüne sitzen: Am Anfang Bastian Schweinsteiger, seit Neuestem Arjen Robben, Thomas Mül-ler, Javi Martinez. Fordern Sie das?Nein, das muss jeder selbst wissen. Aber das ist ja immer noch mein Traum: Ich sehe den FC Bayern als ganze Familie und möchte, dass die Fußballer zum Basket-ball kommen und die Basketballer zum Fußball. Das werden wir hoffentlich künf-tig noch ein bisschen verstärken. Zieht es Sie selbst auch in andere Hallen, etwa in der NBA?Wenn ich in den USA war, habe ich jede Ge-legenheit genutzt: Mit meiner Frau war ich einmal in Houston, da habe ich die Rockets angeschaut. Dann waren wir in New York bei den Knicks. Bewundert habe ich früher natürlich Michael Jordan – aber mein Fa-vorit war Scottie Pippen. Neulich, als wir in Sevilla waren (im Viertelfinale der Fußball-Champions-League, Anm.), habe ich mir bei Real TV das Euroleague-Spiel gegen Malaga angesehen. Real hat gewonnen – und mein Lieblingsspieler Fabien Causeur hat in den letzten zwanzig Sekunden fünf Punkte gemacht: erst einen Dreier, dann einen Zweier. Unnachahmlich!

Und wer ist der Lieblingsspieler in Ihrer ei-genen Mannschaft?Ich finde, wir haben einen sehr ausgegli-chenen Kader. Natürlich ist Jared Cun-ningham außergewöhnlich. Auch Braydon Hobbs: Der hat uns quasi allein besiegt, als er noch in Ulm war. Bei uns ist die Dreier-Quote ausbaufähig. Ich habe mal gehört, dass Dirk Nowitzki zwischen sechs und acht Stunden in der Halle ist und Hunderte von Würfen macht. So etwas hatte ich bei uns zuletzt, ehrlich gesagt, vermisst.

Ist das der Grund, warum Sie sich sehr spät in der Saison von Trainer Alexandar Djordje-vic trennten – trotz des Pokalsiegs?Zunächst war das eine Entscheidung der Geschäftsführung des FC Bayern Basket-ball und des Sportdirektors, Daniele Baie-si, die das Präsidium mitgetragen hat. Sie kamen nach intensiver Diskussion zum Er-gebnis, dass die Maßnahme unausweich-lich sei, um den Erfolg dieser Saison nicht zu gefährden. Es fiel auf, dass wir viele Spiele bis zur Halbzeit gut gestaltet und teilweise am Schluss dramatisch verloren haben. In Istanbul (im Eurocup-Halbfinale gegen Darussafaka, Anm.) haben wir mit 17 Punkten geführt und das Spiel noch aus der Hand gegeben.

Ist Ihnen das schon mal passiert, dass Sie einen Trainer so kurz vor der Meisterschafts-entscheidung ausgetauscht haben? Der Zeitpunkt spielt gar keine Rolle. Das Entscheidende ist Folgendes: Auf die Dau-er kann man in einem Klub nur Erfolg haben, wenn die wesentlichen Personen gut zusammenarbeiten. Das habe ich im Fußball auch im Fall Carlo Ancelotti ge-spürt. Das hat es hier im Basketball seit langer Zeit nicht mehr gegeben. Es war nur ein Nebeneinander, kein Miteinander. Ein-mal waren ja alle an einem Tisch, aber es hat trotzdem nicht funktioniert. Und dann kann es in einem Verein nur eine Lösung geben: Dann muss der Trainer gehen. Man hat nicht mit-, sondern übereinander ge-sprochen. Das konnte auf die Dauer nicht gut gehen. Diese Zusammenarbeit der wesentlichen Personen ......ist beim FC Bayern für alle Zeiten das oberste Gebot! Man muss darauf achten, dass man nicht den Superstar als Trainer hat, sondern jemanden, der sich in die Gruppe integriert. Ich nehme jetzt ein Bei-spiel aus dem Fußball: José Mourinho bei Manchester United ist ein Superstar. Aber er hat den Klub kein Stück weiter gebracht. Alles konzentriert sich immer nur auf ihn.

Kultfigur: Auch Uli Hoeneß gehört zu den Bewunderern von Michael Jordan (links), dem sechsmaligen NBA-Meis-ter mit den Chicago Bulls und herausragenden Basket-baller der Neunzigerjahre. Foto: Zuma Press/Imago

„Eine wunderbare Geschichte“: Jared Cunningham stemmt den erstmals nach einem halben Jahrhundert wiedergewonnenen Pokal in die Höhe. Foto: Eibner/Imago

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Wie wichtig ist die Meisterschaft für den FC Bayern?Sehr wichtig. Wir haben uns wirtschaftlich einen enormen Kraftakt zugemutet, wir haben unheimlich viel Geld investiert. Es gibt keinen Zweifel, dass wir den besten Kader in der Liga haben. Aber der beste Kader nützt nichts, wenn die Leute nicht miteinander zurechtkommen.

Ein Pokalsieg, der erste seit 50 Jahren, reicht auf einmal schon nicht mehr? Der Pokal ist eine wunderbare Geschichte. Aber die Meisterschaft ist eine andere Sa-che: Stellen Sie sich vor, die Fußballer des FC Bayern gewinnen den Pokal, aber wer-den in der Meisterschaft nur Zweiter oder Dritter. Dann ist hier keine Zufriedenheit da. Und so wird es auch im Basketball in Zukunft sein. Ist es nach Ihrer jüngsten Erfahrung also ebenso unmöglich, den Erfolg im Basketball zu kaufen wie im Fußball?Im Basketball ist es vielleicht leichter, weil nur fünf Spieler auf dem Platz sind, nicht elf. Wichtig bleibt, dass man fleißig ist. Seit der FC Bayern in der Bundesliga ist, hat sich die Sportart hierzulande stark entwi-ckelt. Sie sind täglich dabei, das Produkt zu verbessern. Was ist das große Ziel?Unsere Vision muss sein, dass eine Mann-schaft, besser noch zwei oder drei, in der Lage sind, in der Euroleague mitzuspielen. Sie zu gewinnen, wird schwierig. Ich war ja in Moskau, da finanziert das Innenminis-terium eine Mannschaft, nämlich ZSKA. In der Türkei sind alle basketballverrückt. Die konzentrieren sich extrem auf die Eu-roleague, und da dürfen zum Beispiel auch zwölf Ausländer im Kader sein, was bei uns nicht möglich ist – was ich aber richtig finde. Deshalb haben wir noch viel zu tun. Eine Station auf dem Weg dahin ist die neue Arena in München. Bedauern Sie, dass die Ihnen noch nicht zur Verfügung steht?Nein, gar nicht, weil wir im Moment den Bedarf noch nicht haben. Es würde mich stören, wenn diese neue Halle, die ja um die 10.000 Plätze haben wird, nur mit 6000 bis 7000 Leuten gefüllt wäre. So wie es aus-schaut, wird sie 2020/21 fertig. Sie wird das Tollste, was es auf der Welt gibt. Weil alle Beteiligten – sowohl Red Bull als auch der FC Bayern und ebenso der neue Namensge-ber – keine billige, sondern eine moderne, spektakuläre Halle bauen wollen. Und bis dahin müssen wir eine Mannschaft haben, die in wichtigen Spielen regelmäßig 10.000 Zuschauer anzieht.

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Das heißt: Sie haben jetzt noch keine 10.000-Zuschauer-Mannschaft – nur eine 7000-Zuschauer-Mannschaft?Nein, Basketball ist hier in München noch keine 10.000-Zuschauer-Sportart.

Was fehlt? Wir müssen in der Euroleague spielen. Der einfache Weg geht traditionell über den Meistertitel in der BBL. Wer ist jetzt in den Playoffs der größte Titel-Rivale? Berlin, eindeutig. Und Bamberg. Bei denen habe ich den Eindruck, dass sie sehr lange unter ihren Möglichkeiten gespielt haben. Vielleicht auch Ludwigsburg. Alba Berlins Trainer Aíto García Reneses ist 71 Jahre alt. Sie sehen beim FC Bayern jetzt ge-rade mit Bedauern Ihren Fußball-Trainer Jupp Heynckes, 72, ziehen. Was sagt Ihnen das?71, das ist doch super! Der gewinnt ihnen die Spiele! Sie kennen ja meine These, dass es nur gute und schlechte Trainer gibt, keine alten und jungen. Ich habe hohen Respekt vor Berlin und bin froh, dass sie einen Trainer gefunden haben, der da wie-der eine richtige Spielkultur reingebracht hat. Denn der Sport lebt vom Wettbewerb. Ich werde den Teufel tun, zu hoffen, dass wir für alle Zeiten vorneweg marschieren. Sie wollen tatsächlich mehr Konkurrenz im deutschen Basketball?Ich würde mir wünschen, dass die eine oder andere Großstadt eine Basketball-Abteilung mitspielen ließe. Ich denke an Hamburg, Köln oder Stuttgart: Städte mit wunderbaren Hallen. Dem Sport würde das gut tun. Wobei ich diesen universitä-ren Charakter des Basketballs sehr schät-

ze: Heidelberg, Tübingen, Göttingen und auch Gießen, das sind alles Universitäts-städte. Die möchte ich in der Bundesliga nicht missen. Aber eine gesunde Mischung würde ich mir wünschen. Ich hätte auch kein Problem, wenn die Kommunen in kleineren Städten ein bisschen einspringen würden, um den Wettbewerbsvorteil, den wir als Bundesligaverein haben, auszuglei-chen. Ich wäre der Letzte, der das beklagte. Weil dann zu fürchten ist, dass die Schere zwischen den Großen und den Kleinen auch im Basketball immer größer wird?Sport ist auch Teil der Kultur in unserer Gesellschaft. Gerade in den Universitäts-städten wäre es schön, wenn der eine oder andere Verein mitspielen könnte. Man denke nur an College-Basketball: Was da in Amerika abgeht, ist ein Traum. Ich ha-be viele Freunde in den USA, die lieber College-Basketball als NBA schauen, weil es emotionaler und spannender ist. Borussia Dortmund überlegt gerade, eine Abteilung auszubauen – im Handball.Ich mag auch Handball sehr. Aber man darf sich nicht verzetteln. Ich muss auch an die Zeit nach mir denken: Vielleicht kommt ein Präsident, der mit Basketball weniger am Hut hat oder mit Handball nichts anfangen kann. Dann hätten wir ein Riesen-Investment getätigt, und es wird nicht mehr angemessen verwaltet. Der FC Bayern steht vor einer Zäsur in den kom-menden Jahren, darüber bin ich mir im Klaren. Die Nachfolger müssten alles auch so sehen. Denn eines ist klar: Alles steht und fällt mit den handelnden Personen.

Interview: Barbara Klimke und Ralf Tögel

Die große FC-Bayern-Familie: Klub-Patriarch Uli Hoeneß (links unten) befeuert die Zusammenkünfte seiner Abtei-lungen, sei es aktiv auf dem Spielfeld wie bei Javi Martinez und Karim Jallow (Bild oben) oder passiv als Zuschauer wie bei Thomas Müller und Arjen Robben (unten Mitte). Hauptsache, alle haben sich lieb und liegen sich am Ende fröhlich in den Armen wie Hoeneß und der Basketball-Profi Milan Macvan (unten rechts). Fotos: Huebner, Kolbert, Simon, Haist/Imago

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W enn Wolfgang Wiedlich da-mals geahnt hätte, auf was er sich einlässt, er hätte die Finger davon gelassen. Aber

Wiedlich, seit 20 Jahren Präsident der erst 1995 gegründeten Telekom Baskets Bonn, hat damals etwas angepackt, von dem er heute sagt, es sei „die größte Vision, die an einem BBL-Standort verwirklicht worden ist – wenn man finanzielle Möglichkeiten in Beziehung zum Risiko setzt“: eine reine Basketball-Halle auf eigene Rechnung zu bauen. Die städtische Hardtberghalle mit ihren 3400 Plätzen war dem Klub zu eng geworden.

Seit zehn Jahren steht nun der 6000 Zu-schauer fassende Telekom Dome nahe der Autobahnausfahrt Hardtberg, und zum Jubiläum ist Wiedlich gefragt worden, ob er so ein Projekt noch einmal wagen würde. „Mit dem Wissen von heute eher nicht“, gibt er zu: „Zum Glück waren wir damals etwas dumm und extrem mutig. Wir ha-ben das Abenteuer unterschätzt.“ Es ist ja nicht so, dass so ein Bauprojekt mit der Schlüsselübergabe beendet ist, „da geht es erst richtig los“, hat Wiedlich gemerkt: Betrieb, Vermietung und Instandhaltung hielten ihn und seine Mitstreiter noch jah-relang in Atem.

16,8 Millionen Euro hat die Halle nebst einem Trainingszentrum gekostet. Finan-ziert hat der Klub das mit einem Zuschuss der Stadt, mit Spenden und Sponsorengeld sowie einem Kredit über rund sieben Milli-onen Euro. „Die Halle ist in der Hochzins-phase fertiggestellt worden, entsprechend war die Belastung“, sagt Wiedlich, der in manchen Jahren arg am Team-Budget spa-ren musste. Mittlerweile sind die Telekom Baskets aus dem Gröbsten raus, „der Ritt

auf der Rasierklinge ist beendet“, erzählt ihr Präsident: „Inzwischen konnten wir umschulden und profitieren von niedrigen Zinsen.“

Zudem generiert der Klub als Hallenbe-treiber auch Einnahmen durch Konzerte und andere Events wie im vorigen Jahr eine Luther-Gala zum 500. Jahrestag der Reformation samt Beethoven-Orchester. Dass der Telekom Dome in einer Umfra-ge der Fachzeitschrift BIG von den Fans zur schönsten Basketballhalle des Landes gekürt wurde, hat die Bonner natürlich sehr gefreut. Klubchef Wiedlich findet den-noch: „Das Alleinstellungsmerkmal eigene Halle ist ein Allein-Belastungsmerkmal in der BBL geblieben.“

Immerhin können die Bonner von sich be-haupten, mit ihrem Mut in der Basketball-Bundesliga (BBL) Pioniere gewesen zu sein. Nach ihnen bezogen etliche andere Klubs ebenfalls größere Objekte; meist als Mieter in Betreiber-Modellen, oft als Antreiber der entsprechenden Bauvorha-ben. In Ludwigsburg, Ulm und Oldenburg expandierten sie von 3000-Mann-Hallen in 4500- und 6000-Zuschauer-Arenen; in Berlin zog Alba von der Max-Schmeling-Halle (8500 Plätze) in die Mercedes-Benz-

STEINE S T A T T B E I N EEine größere Halle ist nicht das Allheilmittel – aber die Voraus-setzung für sportlichen Erfolg

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Arena (14.500). „Es ist überall das Gleiche passiert“, hat Gunnar Wöbke beobach-tet, der geschäftsführende Gesellschafter der Fraport Skyliners aus Frankfurt: „Mit einer besseren Halle an einem besseren Standort kann man noch mal ein anderes, neues Publikum ansprechen.“

In Frankfurt und München sind gerade neue Arenen in Planung, für 12.000 Zu-schauer und mehr sowie 100 Millionen Euro Baukosten und mehr, wobei die Bas-ketballer sich die Sportstätten mit Eis-hockeyklubs teilen sollen. Wöbke sagt: „Frankfurt braucht eine so große Hal-le. Wenn unser Sport-Budget doppelt so hoch wird, können wir auch wieder die deutsche Meisterschaft gewinnen.“ Die Entwicklung ist ganz im Sinne von BBL-Geschäftsführer Stefan Holz. „Größere Sprünge beim Zuschauerwachstum sind nur über größere Hallen möglich“, sagt er, „und auch Budgetwachstum geht in erster Linie über Zuschauerzuwachs.“

Für Ulms Geschäftsführer Andreas Oet-tel war der Wechsel von der Kuhberghalle in die Ratiopharm Arena 2011 ein „Mei-lenstein in der Klubgeschichte: Es hätte uns nichts Besseres passieren können“. Die sportlichen Erfolge seitdem – unter anderem zweimal Finalteilnahme in den BBL-Playoffs und zweimal Ausrichter der Pokal-Endrunde – „wären ohne die neue Infrastruktur nicht möglich gewesen“, glaubt Oettel und fügt hinzu: „Eine grö-ßere Halle ist nicht das Allheilmittel, aber eine Grundvoraussetzung. Ohne schaffst du es nicht mehr.“

In der Tat sieht es so aus, als würden die Klubs, die weiterhin in kleineren, älte-ren Hallen spielen, allmählich abgehängt von den Neubau-Besitzern. „Als wir 2006 in die BBL aufgestiegen sind, war unser Nachbar Tübingen das Vorbild mit seiner neuen 3000-Mann-Halle, jetzt haben wir ihn überholt“, erzählt Oettel. Und zwar

deutlich: In dieser Saison standen die Tü-binger frühzeitig als Absteiger fest. Aber nicht nur deswegen stellt Andreas Oettel klar: „Wenn du in einer wachsenden Liga dabei sein willst, ist Stagnation schon ein Rückfall, weil du von anderen überholt wirst.“

Die Ratiopharm-Arena ist seit ihrer Ein-weihung immer ausverkauft gewesen, für Spitzenspiele könnte der Klub deutlich mehr Tickets absetzen als die 6200, die zur Verfügung stehen. Oettel findet trotzdem,

die Halle habe „eine gute Größe für ein Re-gion wie Ulm“, zumindest für den Augen-blick: „Basketball hat sich in den vergan-genen zehn Jahren extrem gut entwickelt, das ist bombastisch. Aber es ist auch noch viel drin. Es kann sein, dass irgendwann einmal 6000 Zuschauer nicht ausreichen.“

Die BBL verlangt seit 2002 für die Lizenz-erteilung eine Hallenkapazität von min-destens 3000, angesichts der Entwicklung wird bereits debattiert, ob diese Zahl noch zeitgemäß ist. „Wir können bei den Stan-dards nicht einfach 4000er- oder 5000er-Hallen aus dem Ärmel schütteln“, entgeg-

net Stefan Holz und warnt, „alle Standorte über einen Kamm zu scheren – wir müssen differenzierter ran“. Er verspricht: „Wir werden jetzt keine neue Größe definieren, aber wir werden das Thema anpacken.“

Die Liga will einen Mix behalten zwi-schen Großstädten und Traditionsorten wie Göttingen und Gießen, „das tut uns nach wie vor gut“, findet Holz – auch wenn manch kleinere Halle das Gesamtwachs-tum hemmt. Um ihre Zuschauerzahlen über die natürlichen Grenzen hinaus zu erhöhen, weichen Klubs gelegentlich in größere Nachbarstädte aus. Der Mittel-deutsche BC verlegt beispielsweise regel-mäßig Spitzenspiele von Weißenfels nach Leipzig, die Eisbären Bremerhaven gastie-ren zwei- bis dreimal pro Saison in Bremen. „Die eine oder andere Großstadt täte uns gut“, gibt Geschäftsführer Holz zu; auf der BBL-Landkarte gibt es ja durchaus weiße Flecken.

Erstaunlicherweise gehört Nordrhein-Westfalen dazu, einst ein Zentrum des deutschen Basketballs. „Hagen, Leverku-sen, Köln, Düsseldorf – alle weg“, zählt Wolfgang Wiedlich die regionalen Kon-kurrenten auf, die er mit seinen Telekom Baskets überholt und abgehängt hat seit dem Bundesliga-Aufstieg 1996. Im be-völkerungsreichsten Bundesland hat nur Bonn überlebt. „Ob das in einer Schul-turnhalle trotz Telekom als Hauptsponsor möglich gewesen wäre?“, fragt sich Wolf-gang Wiedlich: „Ich glaube nicht. Aber die NRW-Derbys fehlen uns natürlich sehr.“

Unter dem Strich hat sich die Investition in eine eigene Halle, in Steine statt Beine, trotz allem gelohnt, bilanziert Wolfgang Wiedlich zum 10-Jahre-Jubiläum. „In ei-ner Stadt, in der mehr als 50 Prozent der freiwilligen Leistungen in die Kultur flie-ßen“, sagt er, „blieb uns damals nichts anderes übrig, wenn wir weiter erstklassig sein wollten.“ Joachim Mölter

Stimmungsvolle Arenen: Bonns Basketball-Halle (links und unten) ist von den Fans zur schönsten des Landes gekürt worden, in Ulm (oben) sind die 6200 Plätze immer ausverkauft. Fotos: Wolter (2), Camera 4/Imago

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EWE BASKETS OLDENBURG

EWE ARENABaujahr: 2013 Fassungsvermögen: 6000 Zuschauerschnitt: 5545 (2016/17) Tickets (Dauer/Einzel): 115,50 – 531 €/9 – 50 € Mehr Infos unter: ewe-baskets.de

BG GÖTTINGEN

Sparkassen-Arena/LokhalleBaujahr: 2011/1917 Fassungsvermögen: 3447/3700 Zuschauerschnitt: 3307 (2016/17) Tickets (Dauer): 135 – 480 € Mehr Infos unter: bggoettingen.de

EISBÄREN BREMERHAVEN

Stadthalle Bremerhaven/ÖVP Arena BremenBaujahr: 1996 (Umbau)/2005 (Umbau) Fassungsvermögen: 4050/10.100 Zuschauerschnitt: 3706 (2016/17) Tickets (Dauer/Einzel): 65 – 476 €/6 – 45 € Mehr Infos unter: dieeisbaeren.de

BB LÖWEN BRAUNSCHWEIG

VolkswagenhalleBaujahr: 2000 Fassungsvermögen: 3603 Zuschauerschnitt: 2489 (2016/17) Tickets (Dauer/Einzel): 161– 447 €/ab 13,50 € Mehr Infos unter: basketball-loewen.de

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DIE STANDORTE DER 18 BBL- KLUBS

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Die Zuschauer-Entwicklung in den vergangenen zehn JahrenSAISON GESAMTZAHL SCHNITT ZAHL DER SPIELE*

2007/2008 1.198.325 3577 335

2008/2009 1.294.045 3874 334

2009/2010 1.302.350 3888 335

2010/2011 1.365.058 4051 337

2011/2012 1.463.802 4422 331

2012/2013 1.481.324 4435 334

2013/2014 1.575.581 4675 337

2014/2015 1.554.835 4655 334

2015/2016 1.494.995 4517 331

2016/2017 1.422.569 4574 311**

* nach Abschluss von Hauptrunde und Playoffs** weniger Spiele wegen der Insolvenz von Phoenix Hagen im Lauf der Saison

MITTELDEUTSCHER BC

Stadthalle WeißenfelsBaujahr: 2002 Fassungsvermögen: 3000Zuschauerschnitt: 2170 (2016/17) Tickets (Dauer/Einzel): 87,98 – 322,50 €/6,90 – 26,50 € Mehr Infos unter: mitteldeutscherbc.de

SCIENCE CITY JENA

Sparkassen-Arena JenaBaujahr: 2013 Fassungsvermögen: 3000 Zuschauerschnitt: 2615 (2016/17) Tickets (Dauer/Einzel): 104 –360 €/8 –25 € Mehr Infos unter: baskets-jena.de

ALBA BERLIN

Mercedes-Benz ArenaBaujahr: 2008 Fassungsvermögen: 14.500 Zuschauerschnitt: 9918 (2016/17) Tickets (Dauer/Einzel): ab 35 €/ab 9 € Mehr Infos unter: albaberlin.de

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GOTHA ROCKETS

Messehalle ErfurtBaujahr: 1989 Fassungsvermögen: 3536 Zuschauerschnitt: 2196 (2016/17) Tickets (Dauer/Einzel): 160 –385 €/11 –26 € Mehr Infos unter: oettinger-rockets.de

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TELEKOM BASKETS BONN

Telekom DomeBaujahr: 2008 Fassungsvermögen: 6000 Zuschauerschnitt: 5284 (2016/17) Tickets (Dauer/Einzel): 90 – 450 €/7–35 € Mehr Infos unter: telekom-baskets-bonn.de

GIESSEN 46ERS

Sporthalle Gießen-OstBaujahr: 1969 Fassungsvermögen: 3752 Zuschauerschnitt: 3416 (2016/17) Tickets (Dauer/Einzel): 122– 420 €/8–28,50 € Mehr Infos unter: giessen46ers.de 18

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MHP RIESEN LUDWIGSBURG

MHP ArenaBaujahr: 2009 Fassungsvermögen: 4500 Zuschauerschnitt: 3878 (2016/17) Tickets (Dauer/Einzel): 158– 609 €/9 – 60 € Mehr Infos unter: mhp-riesen-ludwigsburg.de

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WALTER TIGERS TÜBINGEN

Paul Horn-ArenaBaujahr: 2004 Fassungsvermögen: 3132 Zuschauerschnitt: 3045 (2016/17) Tickets (Dauer/Einzel): 119 –399 €/9 –29 € Mehr Infos unter: walter-tigers.de

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FRAPORT SKYLINERS

Fraport ArenaBaujahr: 1988 Fassungsvermögen: 5002 Zuschauerschnitt: 4525 (2016/17) Tickets (Dauer/Einzel): 89 –369 €/8–149 € Mehr Infos unter: fraport-skyliners.de

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S.OLIVER WÜRZBURG

s.Oliver ArenaBaujahr: 1980 Fassungsvermögen: 3140 Zuschauerschnitte: 3102 (2016/17) Tickets (Dauer/Einzel): 135 – 435 €/9 –29 € Mehr Infos unter: soliver-wuerzburg.de

MEDI BAYREUTH

OberfrankenhalleBaujahr: 1988 Fassungsvermögen: 3300 Zuschauerschnitte: 3128 (2016/17) Tickets (Dauer/Einzel): 119 – 499 €/7–35 € Mehr Infos unter: medi-bayreuth.de

RATIOPHARM ULM

ratiopharm arenaBaujahr: 2011 Fassungsvermögen: 6200 Zuschauerschnitt: 6200 (2016/17) Tickets (Dauer/Einzel): 109,20 –556 €/6 – 45 € Mehr Infos unter: ratiopharmulm.com

FC BAYERN MÜNCHEN

Audi DomeBaujahr: 1972 Fassungsvermögen: 6700 Zuschauerschnitte: 6018 (2016/2017) Tickets (Dauer/Einzel): 75 –550 €/5 – 60 € Mehr Infos unter fcb-basketball.de

BROSE BAMBERG

BROSE ARENABaujahr: 2001 Fassungsvermögen: 6392 Zuschauerschnitte: 6302 (2016/17) Tickets (Dauer/Einzel): 145 – 875 €/12– 46 € Mehr Infos unter: brosebamberg.de

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N eulich hat Isaac Bonga im Nationalteam debütiert, beim 79:74 über Serbien in der WM-Qualifikation. Einen Jüngeren als den 2,03 Meter großen Guard hat der Deutsche Basketball Bund (DBB) noch nie in

seine Männer-Auswahl berufen; 18 Jahre und drei Monate war der gebürtige Pfälzer bei seiner Premiere. Die fand im Februar passenderweise in Frankfurt statt: Dort ist Isaac Bonga seit zwei Jahren zu Hause, dort hat der Bundesligist Fraport Skyliners Spielplätze für die Jungen eingerichtet. Mit Erfolg: Der Klub bringt regelmäßig Nachwuchs für die Nationalmannschaft hervor. „Es kommt nicht jedes Talent zu uns“, sagt der Geschäftsführer Gunnar Wöbke, „aber die, die sich richtig schlau machen.“

So wie Richard Freudenberg. Der 19-Jährige entstammt der Jugend von Bayern München, wo er zu ersten Einsätzen in der Basketball-Bundesliga (BBL) kam – aber „nur in den letzten vier Minuten, wenn wir 20 Punkte vorne waren“, wie er erzählt. Er verbrachte dann ein Jahr an der St. John’s University in New York, in deren Team er ebenfalls wenig spielte. „Ich wollte in eine Mannschaft, in der einem der Trainer Vertrauen gibt und auf junge Spieler setzt“, sagt Freudenberg: „Und das ist in Frankfurt ja Philosophie.“ Isaac Bonga und Niklas Kiel, die er aus der Jugend-Na-tionalmannschaft kennt, hatten ihm das berichtet; und deren ehemaliger Teamkollege Max Merz, 24, bei dem sich Freudenberg ebenfalls erkundigt hat, bestätigte das.

NACHWUCHS FÜR DIE NATIONAL-MANNSCHAFT

Bei den Fraport Skyliners in Frankfurt wer-den Talente so konsequent ans Bundesliga-Niveau herangeführt wie sonst nirgends

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„Wir haben kein großes Spieler-Budget“, beschreibt Trainer Gordon Herbert die Frankfurter Philosophie: „Wir können Er-folg nicht kaufen, wir müssen ihn entwi-ckeln. Und je besser wir entwickeln, desto mehr Erfolg haben wir.“

Diese Erfolgsspirale hat der Klub gleich in seiner ersten Bundesliga-Saison 1999 in Gang gesetzt. Nur drei Jahre später halfen die Ur-Skyliners Pascal Roller und Robert Maras der Nationalmannschaft beim Ge-winn von WM-Bronze. Zuletzt reiften Jo-hannes Voigtmann, Danilo Barthel und Konstantin Klein in Frankfurt zu Nati-onalspielern heran. Nun werden Bonga, Kiel, Freudenberg und andere ausgebildet, alle erst um die zwanzig Jahre alt. „Sie sehen, dass man hier spielen darf und sich entwickeln kann“, erklärt Gordon Her-bert den steten Zustrom junger Spieler.

Dabei gewährt der Klub nicht einmal einen Jugendbo-nus. „Der Trainer muss die spielen lassen, die am besten sind. An-ders funktioniert eine Mannschaft nicht“, sagt Wöb-ke. „Mir wurde überhaupt nichts garantiert“, bestä-tigt Freudenberg, der das aber gut fand: In New York hatten sie viel ver-sprochen und we-nig gehalten. Für Frankfurt spielt der Small Forward nun durchschnittlich zehn, elf, zwölf Mi-nuten pro Partie, „fürs erste Profijahr ist das relativ gut“, findet er und fügt hinzu: „Grundsätzlich behandeln die Coaches hier alle gleich, sie gehen mit mir nicht anders um als mit Mike Morrison oder Quantez Robertson.“ Beide sind ältere, lang gediente Amerika-ner im Kader.

Isaac Bonga sagt zwar, „wir jungen Spie-ler versuchen immer, uns gegenseitig zu pushen und zu motivieren“. Aber Richard Freudenberg entgegnet, er orientiere sich eher an den Spielern auf seiner Position, an Robertson und Shawn Huff, den ältesten Spielern im Team mit ihren jeweils 33 Jah-ren: „Ich versuche, von ihnen zu lernen, mir

im Training meine Minuten zu erkämp-fen.“ So wie es sich Gordon Herbert eben vorstellt. „Ich habe in zwanzig Jahren als Coach nie einem Spieler Einsatzzeit garan-tiert“, sagt der Kanadier: „Man muss sich die Zeit erarbeiten“, im Training.

In Frankfurt skizziert das Management den Teenagern in der Regel einen Drei-Jahres-Plan mit sportlichen und berufli-

chen Zielen; da kann als Zwischenetappe zunächst auch noch der Schulabschluss im Vordergrund stehen. Es gibt Ausstiegsopti-onen, wenn ein Talent weniger spielt als er-hofft, und Prämien, wenn es häufiger zum Einsatz kommt. Gewisse Risiken kalkulie-ren sie in Frankfurt dabei ein. Max Merz zum Beispiel hat sich nach seiner dualen Ausbildung gegen den Profisport und für eine Karriere in einem bürgerlichen Beruf entschieden. Auch dass die Mannschaft ge-legentlich die Playoffs verpasst, vor allem zu Beginn eines neuen Drei-Jahres-Zyklus, nehmen sie bei den Skyliners bewusst in Kauf. „Wir kommen dafür im dritten Jahr manchmal weiter, als wir nach drei Jahren

wären, wenn wir den Fokus immer nur auf eine Saison gelegt hätten“, bilanziert Gunnar Wöbke den Vorteil einer geduldi-gen Aufbauarbeit. „Wir werden alle zwei, drei Jahre Zweiter oder Dritter – mit einem deutlich geringeren Etat als die anderen“, fügt der Geschäftsführer hinzu: „So sind wir auch deutscher Meister geworden.“ 2004 war das, als das von Pascal Roller und Robert Maras angeführte Team eine verkrustete Hierarchie aufbrach. „Vorher ist immer derjenige Meister geworden, der das meiste Geld hatte“, erinnert Wöbke: erst siebenmal Bayer Leverkusen, dann sie-benmal Alba Berlin.

Der Gründer der Skyliners weiß frei-lich, dass er in einer glücklichen Lage ist. „Müssten wir jedes Jahr deutscher Meister werden, würden wir das wohl nicht tun“, sagt er in Bezug auf die Talentförderung

auf Bundesliga-Niveau: „Dann machen wir das vielleicht bloß mit einem Spie-ler, nicht mit drei, vier.“ Cheftrainer Herbert hat die Er-fahrung gemacht: „Spieler zu entwi-ckeln und gleich-zeitig Spiele zu gewinnen, ist eine der schwierigsten Aufgaben für einen Coach, egal in wel-chem Sport.“

Es ist nun aller-dings nicht so, dass die Nachwuchsför-derung das höchste und ausschließliche Ziel der Skyliners ist. „Wir wollen je-

des Spiel gewinnen, wir wollen sportlichen Erfolg“, versichert Wöbke: „Sonst sind wir nicht so attraktiv für andere Projekte. Seit wir den Klub gegründet haben, haben wir immer versucht, viel für die Jugend in der Region zu tun.“

Die BBL gibt ihren 18 Klubs ja einiges vor in Sachen Nachwuchsarbeit; um das Niveau der Nationalmannschaft zu he-ben, hat sie beispielsweise die sogenannte „6+6-Regel“ eingeführt, eine „freiwillige Selbstbeschränkung“, wie Jens Stauden-mayer formuliert, der Abteilungsleiter Sport der BBL. Die in Europa einzigartige Regulierung bedeutet, dass von den zwölf

„Man muss sich die Einsatzzeit erabeiten“: Frankfurts Trainer Gordon Herbert (oben, mit Brille) gibt jungen Spielern wie Richard Freudenberg und Isaac Bonga aber gern Hilfestellung auf dem Weg zum Profi. Der 18 Jahre alte Bonga hat sogar schon in der Nationalmannschaft debütiert (großes Bild links). Fotos: Jan Huebner/Imago

Gewisse Risiken kalkulieren sie in Frankfurt ein

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Akteuren, die pro Partie auf dem Spiel-berichtsbogen eingetragen werden dürfen, mindestens die Hälfte Deutsche sein müs-sen. Was in der Folge dazu führt, dass die Einheimischen auch eingesetzt werden, manche mehr, manche weniger. Die Skyli-ners leisten sich manchmal den Luxus, nur vier, fünf Ausländer im Kader zu haben, statt der erlaubten sechs. „Dadurch spielen die Deutschen automatisch noch mehr“, erklärt Gunnar Wöbke.

„Wir sind keine Verfechter von Quoten“, sagt Andreas Oettel, der Geschäftsführer von Ratiopharm Ulm, zum Thema, „aber in der Liga hat 6+6 dazu geführt, dass ei-niges passiert ist.“ Bundestrainer Henrik Rödl hat tatsächlich eine größere Auswahl an spielstarken Akteuren, das haben die jüngsten Auftritte bei der EM 2017 und vor allem in der laufenden WM-Qualifikation gezeigt. Die Regelung habe dazu geführt, „dass wir mit der zweiten Reihe interna-tional konkurrenzfähig sind und bei den Jugend-Nationalteams auch“, sagt Stau-denmayer: „Wir haben in der Spitze und in der Breite aufgeholt.“

Bester Beleg dafür ist der eingangs er-wähnte Sieg bei Isaac Bongas Länder-spiel-Debüt über Serbien, immerhin der Olympia-, WM- und EM-Zweite. Weil bei beiden Teams im Februar die NBA- und Euroleague-Profis wegen ihres laufenden Spielbetriebs fehlten, kam eben die nächste Generation zum Zug – und da ist der deut-sche Nachwuchs ganz offensichtlich auf gleicher Höhe mit der globalen Basketball-Großmacht, mindestens.

Nun betreiben die Bundesligisten ihre Ju-gendarbeit natürlich nicht nur in Diensten des DBB oder im Sinne der BBL, sondern durchaus auch freiwillig. „Wir machen das für uns selbst“, sagt Andreas Oettel. Die Motivation seines Klubs erklärt er damit, den Standortnachteil gegenüber größeren Städten ausgleichen, das Ein-zugsgebiet vergrößern zu müssen. In der 124.000-Einwohner-Stadt Ulm pflegen sie dabei ein ähnliches Konzept wie in der 736.000-Menschen-Metropole Frankfurt. Den Spielmacher Per Günther haben sie beispielsweise einst aus Hagen geholt und behutsam zum Gesicht und Kapitän der Mannschaft aufgebaut. „Der nächste Per Günther darf ruhig in Ulm geboren sein, aber auch gern in Nördlingen, Augsburg oder sogar Bukarest“, sagt Oettel und fügt hinzu: „Ob einer aus Ulm kommt, ist ei-gentlich egal. Wichtig ist, dass er durch unsere Schule gegangen ist.“

Wobei das mit der Schule wörtlich zu ver-stehen ist. „Nur Sport geht nicht“, findet Ulms Geschäftsführer; dafür schafften letztlich zu wenige Talente den Karriere-sprung zu den Profis. In Ulm planen sie gerade ein Trainingszentrum, den Orange Campus, mit integriertem Internat. „Wir haben jetzt schon eins, das wollen wir vergrößern und professionalisieren“, sagt Oettel; er ist optimistisch, dass die Saat langfristig eine reiche Ernte einbringt: „Wir werden sicher mehr Spieler entwickeln, als wir dann in unserem Kader unterbringen können.“ So würde dann auch die Kon-kurrenz von einer guten Nachwuchsarbeit profitieren und sich das Niveau innerhalb der Liga insgesamt heben.

„Es macht viel Spaß, ein Wachstum zu

begleiten.“

Für Oettels Kollegen Gunnar Wöbke sollte das Streben eines BBL-Klubs ohnehin nicht ausschließlich auf sportlichen oder wirt-schaftlichen Gewinn ausgerichtet sein. Es gebe auch ideelle Ziele, gibt er zu beden-ken: „Es macht unfassbar viel Spaß, einer Entwicklung zuzusehen, ein Wachstum zu begleiten.“ Als zum Beispiel der gebürti-ge Heidelberger Danilo Barthel 2011 nach Frankfurt kam, habe er am Anfang beim sogenannten Korbleger, einer der einfachs-ten Übungen, fast immer den Ball neben den Korb gelegt statt hinein. „Und heute ist er ein dominanter Nationalspieler“, schwärmt Gunnar Wöbke über den 2016 zum FC Bayern München abgewanderten Flügelspieler.

Auch Isaac Bonga wird sie eines Tages verlassen, da machen sie sich bei den Skyli-ners keine Illusionen. Der Teenager könnte sogar den ganz großen Sprung schaffen: Er ist schon im Blick der NBA-Klubs aus der besten Liga der Welt. Joachim Mölter

Drei Generationen Nationalspieler aus der Frankfurter Schule: Richard Freudenberg (oben) hat in der Jugend-Auswahl Erwartungen geweckt, Johannes Voigtmann (Mitte, mit Ball) gehört zur aktuellen Männer-Mannschaft, Pascal Roller (unten) hat sogar schon Medaillen geholt, WM-Bronze 2002 und EM-Silber 2005. Fotos: Jan Huebner (2), David Aguilar/Imago

GROSSE SPIELER. GROSSER BUS.

Innerhalb weniger Jahre haben sich die Korbjäger des FC Bayern in der ersten Bundesliga etabliert. Sie sorgten 2013 mit ihrem Euroleague-Debüt für Furore und holten 2014 den ersten Meistertitel seit 60 Jahren. Als langjähriger Sponsor des FC Bayern begleitet MAN seit 2011 auch das Basketball-Team und unterstützt die roten Riesen mit einem erstklassigen Mannschaftsbus.

Wir wünschen der Mannschaft in dieser Saison große Erfolge bei den Playoffs!

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PROFIS IN DIE KITA

Der ehemalige Europameister Henning Harnisch will schon die Jüngsten zum Spielen bewegen

W enn es um Nachwuchsarbeit im deutschen Sport geht, gibt es im Wesentlichen zwei Denk-schulen: Die eine lehrt, von 100

Jugendlichen schafft es nur einer bis zum Profi, bis zu Geld und Ruhm. Die andere unterscheidet sich nur in Nuancen, sie be-hauptet, es sei bloß einer von 1000.

Egal, ob es nun 99 von 100 oder 999 von 1000 sind, die keine Profis werden – an die, die das große Ziel nicht erreichen, denkt jedenfalls keiner mehr. „Diese anderen verliert man aus dem Blick“, sagt Hen-ning Harnisch. Im deutschen Sportsystem sei „alles, was nicht Goldmedaille ist oder

Fußball, eigentlich brüchig“. Das will er reparieren. Nein, er will es revolutionieren: Es geht ihm um eine neue Sportkultur.

Henning Harnisch ist einer der erfolg-reichsten Basketballer hierzulande, neun-mal nacheinander deutscher Meister, Eu-ropameister von 1993; „Flying Henning“ haben ihn die Fans genannt, weil er zum Korb zu schweben schien mit langen, we-henden Haaren. Inzwischen ist der gebür-tige Marburger Vizepräsident bei Alba Berlin, dem Klub, bei dem er 1998 seine Karriere beendete. Harnisch ist humanis-tisch gebildet, er hat Kulturwissenschaften studiert, nun engagiert er sich vor allem für

die Jugend. Man kann sagen: Er hat sich runtergearbeitet – vom Profiwesen hinein in Grundschulen und Kitas.

„Es geht um eine ganzheitliche Idee“, er-klärt Harnisch, um Erzieher, Lehrer, Trai-ner, um Kinder- und Jugendsport als Beruf. „Bislang baut das auf der Idee des Ehren-amts auf, die aber so nicht mehr funkti-oniert“, findet er. Es geht auch darum, Elite und Breite nicht zu spalten, sondern „möglichst viele Kinder mitzunehmen“ in den Sport.

Flying Henning ist mittlerweile 50 und hat selbst Kinder, er kennt das Elend des Schul-

sports und die Klagen: dass Kinder heut-zutage praktisch bewegungsunfähig sind. „Das Aufwachsen läuft komplett anders“, hat Harnisch beobachtet. Es ist nicht mehr so wie in seiner Jugend, als man einfach raus ging, sich einen Ball schnappte, kickte oder dribbelte. „Man muss heute viel mehr selber herstellen, damit was losgeht“, sagt er: „Kinder geraten anders in den Sport hinein. Man muss die ersten Schritte the-matisieren.“ Das klingt sehr theoretisch, Harnisch weiß das. „Große Veränderun-gen erreicht man nie durch Forderungen“, räumt er ein und erklärt: „Man stellt erst mal eine Praxis her. Die Leute mögen Pra-xisbeispiele.“

Also ein Praxisbeispiel aus seinen Vorstel-lungen: „Bei der Einschulung könnten die Erstklässler die letzten 100 Meter vor der Schule mit ihrer Zuckertüte rückwärts laufen – das schafft einen Zugang zum Sport, eine Kultur. Die Kinder merken un-bewusst, dass so was Spaß macht.“ Und die Erwachsenen – die Erzieher in den Kitas und Kindergärten, die Grundschullehrer – müssten sich überlegen, wie sie die Klei-nen dazu bewegen, rückwärts zu laufen. Auch auf diese Weise, ganz unten an der Basis, kann man eine neue Sportkultur be-gründen, eine „positive Sport-Erzählung“ anfangen, wie Henning Harnisch das for-muliert.

Dribbeln, passen, werfen, tricksen: Bei den von Henning Harnisch (rechts, im weißen Pulli) initiierten Programmen zeigen Kinder, was sie können. Foto: Ulmer/Imago

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Er hat etliche solcher Beispiele in die Praxis umgesetzt und gezeigt, wie man mit neuen Ideen Kinder bewegt. Eine verwirklichte er gemeinsam mit dem Unternehmen Ferrer, die „Kinder+Sport Basketball Academy“, ein Trainingsprogramm, das sich an einzel-ne Kinder, an Schulen und Vereine richtet. Die Jugendlichen dribbeln, passen, werfen; dann zeigen sie, was sie können und werden – angelehnt an die Gürtel bei Kampfsport-arten – mit farbigen Trikots belohnt, vom weißen für Anfänger bis zum schwarzen für „Allstars“, die letzte der sechs Schwie-rigkeitsstufen, die man erklimmen kann.

Das Konzept sei für alle Kinder gedacht, unabhängig vom Können, erklärt Har-nisch: „Das erste Trikot schafft jeder, dann ist man symbolisch Basketballer, dann ist man dabei.“ Im besten Fall ein Leben lang. Bei Alba Berlin läuft dieses Programm im sechsten Jahr, mittlerweile haben sich neun BBL-Klubs angeschlossen. „Die Vereine verstehen es als Werkzeug, Basketball at-traktiv zu machen“, sagt Harnisch.

Er verbreitet seine Ideen nicht nur als Bot-schafter dieser Basketball-Akademie, er sitzt auch in einer Arbeitsgemeinschaft der Basketball-Bundesliga (BBL), der AG Nachwuchs. „Wenn es um den Nachwuchs geht, haben die Vereine weniger Scheu-klappen“, hat Jens Staudenmayer festge-stellt, der Abteilungsleiter Sport der BBL: „Da teilen sie ihr Wissen und ihre Erfah-rungen sehr offen und transparent.“ Vieles wird von der Liga übernommen und in die Lizenzierungsbedingungen integriert.

So wird heute nicht nur verlangt, dass jeder Erstligist in den Altersklassen U19 und U16 ebenfalls Bundesligateams unterhält, sondern auch, dass jeder Klub mindestens drei hauptamtliche Nachwuchstrainer be-schäftigt, darunter einen, der sich explizit um „Minis“ (die unter 12-Jährigen) und Schulen kümmert. Selbst ein Mindestlohn, der deutlich über dem gesetzlichen liegt, ist vorgegeben, „um Anreize zu schaffen und eine Berufsperspektive“, erklärt Stauden-mayer. Das entspricht Harnischs Idee vom professionellen Kinder- und Jugendtrai-ner. Inzwischen gebe es deutlich mehr als die 54 geforderten Nachwuchstrainer (je drei bei 18 Klubs), sagt der BBL-Funktio-när Staudenmayer: Rund zehn Prozent des jährlichen Liga-Umsatzes von 115 Millio-nen Euro fließen in die Nachwuchsarbeit.

Nun ist Henning Harnisch natürlich nicht der einzige, der Ideen hat. Auch Frank-furts Konzept hat Schule gemacht. „Seit

wir den Klub gegründet haben, haben wir immer versucht, viel für die Jugend in der Region zu tun“, sagt Gunnar Wöb-ke, der geschäftsführende Gesellschafter des 1999 in Frankfurt gegründeten BBL-Mitglieds. Die Fraport Skyliners betreuen heute 3500 Jugendliche in 140 Schul-AGs, ein Konzept, das die BBL ebenfalls aufge-griffen hat, wenn auch in bescheidenerem Rahmen: Wer eine Lizenz will, muss fünf Grundschul-AGs einrichten, die einmal pro Woche 60 Minuten beschäftigt werden.

Die Nachwuchsförderung ist im Grunde Aufgabe des Deutschen Basketball Bun-des (DBB). Aber „in einer Unternehmens-struktur kann man flexibler und schneller agieren“, erklärt Staudenmayer und versi-chert, dass es in Sachen Nachwuchs keine Kontroverse zwischen Liga und DBB gibt. Die Profis übernehmen halt einfach viel Arbeit. So organisiert Alba in Berlin seit zehn Jahren eine Grundschulliga und bau-te später eine Oberschulliga darauf auf, mit insgesamt mehr als 300 Teams. „Das ist im Prinzip die niedrigste Verbandsliga“, findet Henning Harnisch. Wenn es nach

ihm ginge, sollte man sowieso „den Ver-einssport mehr durch die Schule denken: Warum soll Sport denn erst nach 16 Uhr anfangen, wenn die Schule aus ist?“ Seine Idealvorstellung ist eine Verzahnung, ein Miteinander, also „wenn wir in jeder Schu-le einen Sportlehrer hätten, der uns sagt: Schaut euch den mal an“.

Denn bei aller Liebe zu einer umfassenden Jugendförderung will Harnisch die Spitze nicht aus dem Blick verlieren, den Einen unter hundert, tausend, der es zu den Profis schaffen könnte. Bei Alba Berlin haben sie früher viele einheimische Talente gefun-den und gefördert, mit dem TuS Lichter-felde zusammen, „da ging mal etwas ver-loren, das haben wir jetzt wiederbelebt“, sagt Harnisch. Der Klub geht auch in die schwierigeren Bezirke, ins Märkische Vier-tel, in die Gropiusstadt. „Wir selektieren niemanden weg, wir nehmen alle mit“, ver-spricht Henning Harnisch: alle hundert, alle tausend, nicht nur den Einen – den aber auch.

In Albas aktuellem Profiteam stehen in Jos-hiko Saibou, 28, Niels Giffey, 26, und Tim Schneider, 20, schon wieder drei Berliner; im Perspektivkader warten vier Teenager aus der Hauptstadt auf ihre Beförderung auf die nächste Schwierigkeitsstufe. „Jetzt kommen die Ersten wieder nach oben“, freut sich Henning Harnisch über das Auf-blühen des Konzeptes, das er einst noch in seiner Funktion als Sportdirektor mitent-wickelt hat. Den Faktor Zeit, gibt er zu, habe er damals unterschätzt: „Wenn man jetzt mit Dreijährigen anfängt, dauert es halt 15 Jahre.“ Joachim Mölter

Flying Henning und Air Jordan: Bei Olympia 1992 traf Harnisch mit der deutschen Auswahl auf das Dream Team aus den USA. Foto: Norbert Schmidt/Imago

Vom Spieler zum Funktionär: Henning Harnisch kümmert sich heute als Vizepräsident von Alba Berlin um den Nachwuchs. Foto: Contrast/Imago

„Warum soll Sport erst

anfangen, wenn Schule aus ist?“

WENN DIE LATERNE ERST MAL BRENNT ...

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Die Frau, nach deren Pfeife die Männer spielen: Anne Panther hat sich als Schiedsrichterin nicht nur in der Bundesliga durchgesetzt

Z u Beginn ihrer Karriere hat sich Anne Panther manchmal als Schlichterin gefühlt, als Vermittlerin unter dem Korb. Sie ging dazwischen, wenn

die Fäuste flogen: „Ich dachte, einer Frau passiert schon nichts.“ Inzwischen hält sie Abstand bei Handgemengen: „Wenn die Laterne erst mal brennt, dann brennt sie.“ Lodern die Emotionen, macht es herzlich wenig Unterschied für die Konfliktbetei-ligten, ob nun ein Mann mit Bart und Brille oder eine Frau mit hochgebundenen Haaren die Pfeife im Mund führt. Es sei nicht die Aufgabe von Unparteiischen, sich in Schlägereien zu werfen, sagt sie, son-dern am Ende eine richtige Entscheidung

zu treffen. Dazu braucht sie Besonnenheit und Übersicht – also Distanz zu Männern, die sich in den Haaren liegen. Aber: „Wenn ich sehe, dass sich etwas anbahnt, dann versuche ich umgehend, schlichtend ein-zugreifen.“

Anne Panthers große Stärke liegt darin, dass sie von den meisten Profis und Trai-nern nur als Schiedsrichter auf dem Feld wahrgenommen wird. Als 1,75 Meter gro-ße, absolut neutrale Instanz. Vielleicht mit dem kleinen Suffix „-in“ im Spielberichts-bogen, aber das ist kaum noch von Belang. „Für alle, die seit Jahren in der Bundesliga tätig sind, gehört das zur Normalität“, sagt sie, „neue Spieler oder Trainer mögen am Anfang womöglich ein wenig irritiert sein, aber der Gewöhnungsprozess voll-zieht sich schnell.“

Seit acht Jahren steht sie in der Basketball-Bundesliga der Männer auf dem Feld, seit 2012 verfügt sie über eine Lizenz des Welt-verbandes FIBA und wird für internati-onale Turniere der Männer und Frauen nominiert, sie war bei Olympia in Rio, bei Welt- und Europameisterschaften. In der Euroleague hat sie kürzlich das Spitzen-spiel zwischen Real Madrid und Olympia-

kos Piräus vor 11.500 Zuschauern gepfif-fen, eine Partie auf Messers Schneide, die erst mit dem letzten Wurf zugunsten von Piräus entschieden war. Sie ist die mit Ab-stand beste, höchstklassige Schiedsrichte-rin hierzulande – aber sie ist nicht allein. In der zweiten Bundesliga leiten insgesamt sechs Frauen Spiele, weshalb Anne Pan-ther, 35, gern darauf hinweist: „Exoten sind wir längst nicht mehr.“

Sie wurde schon früh für Männer-Partien eingeteilt; eine Formalie zunächst, weil sie nicht für Frauen-Partien nominiert werden durfte, solange sie noch selber spielte. Im Deutschen Basketball Bund (DBB) aber gehöre Gleichstellung zur Selbstverständ-lichkeit, sagt Anne Panther: „Die Schieds-richter-Verantwortlichen haben immer wieder klar gemacht, dass die Qualität zählt, nicht das Geschlecht. Das ist in an-deren Ländern oft anders. In Deutschland werden alle Schiedsrichterinnen generell im männlichen Jugendbereich oder bei den Senioren eingesetzt. Eine Differenzierung findet nicht statt.“ In dieser Hinsicht sei der Verband anderen weit voraus.

Und zwar schon lange. Denn Anne Pan-ther, die als Jugendliche mit 15 ihre erste

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Schiedsrichterprüfung ablegte, setzt eine Tradition fort, die bis in die 1970er-Jahre zurückreicht. Damals sorgte Silvia Otto für Aufsehen, die erste und lange auch einzige Schiedsrichterin, die ein Spiel in der höchsten Männer-Liga leitete. Der Pi-onierin folgte später Petra Kremer nach, die noch gemeinsam mit Anne Panther im Schiedsrichter-Kader stand. Als einsame Solistin mit Ausnahmestatus hat sich Anne Panther deshalb nie gefühlt. Und weil die Basketballer sehr früh auf die Kompetenz von Frauen vertrauten, blieben ihr auch die Erfahrungen ihrer Fußball-Kollegin Bibiana Steinhaus erspart. Die Fußball-Bundesliga entschloss sich spät, erst in der Saison 2017/18, einer Frau die Spielleitung zu überlassen – was seltsame Kurzschluss-reaktionen nach sich zog. Für Franck Ribé-ry vom FC Bayern München war die Prä-senz von Bibiana Steinhaus ein derartiges Novum auf dem Rasen, dass er sich zu einem kleinen Scherz provoziert fühlte: Er zog ihr heimlich die Schnürsenkel auf.

Solche Späße gibt es im Basketball nicht, sagt Anne Panther. Weil die Nominierung einer Schiedsrichterin keine Sensation mehr ist, weil niemand ihre Autorität in Frage stellt. „Wenn ich einen Fehler ge-macht habe, wird mir ein Spieler oder Trainer genauso seine Meinung sagen wie einem männlichen Kollegen“, erklärt sie.

Wie alle anderen absolviert sie zweimal jährlich einen Fitnesstest: einen Shuttle-Run über 20 Meter, 86 Bahnen, steigendes Tempo. Da werde kein Unterschied zwi-schen Männern und Frauen gemacht, „das ist auch fair, sonst beeinträchtigt das die Zusammenarbeit“. Die einzige Differenz, die sie sieht, besteht darin, dass eine Frau „anders trainieren muss, um in puncto Athletik und Schnelligkeit mitzuhalten“.

Jede Begegnung wird sofort

ausgewertet – noch in der HalleAuf siebzig bis achtzig Spiele kommt sie im Jahr, sie ist jedes Wochenende unterwegs: Das Schiedsrichtern auf internationalem Niveau ist Hochleistungssport. Im Okto-ber 2017 hat sie deshalb eine neue Aufgabe an der Uniklinik Heidelberg angenommen, halbtags im Geschäftsbereich Personal.

Bis 2016 hat Anne Panther noch selber gespielt. Ihre aktive Karriere führte sie bis

in die zweite Liga, zuletzt lief sie noch sporadisch für den USC Heidelberg in der Regionalliga auf. Inzwischen hält sie sich mit einem Trainingsplan des Weltverban-des Fiba in Form für Duelle, bei denen sie stets als Erste an der Grundlinie zu sein hat. Die Schiedsrichter laufen mit Pulsuhren, sie laden regelmäßig ihre Daten hoch, wer-den turnusmäßig ärztlich durchgecheckt. Nach Spielschluss wird jede Begegnung umgehend ausgewertet, entweder direkt durch einen Coach noch in der Halle oder durch Telefonkonferenzen mit einem so-fortigem Video-Feedback. Das sei auch nötig, sagt Anne Panther, „weil am nächs-ten Tag schon die nächste Partie anstehen kann“.

Zusätzlich werden die Basketball-Referees auch mental geschult – unter anderem von Polizeipsychologen. Es geht um Auftreten, um Selbstmanagement, um Kommunikati-on, sagt Anne Panther. Schiedsrichter müs-sen nicht nur den Spielbeteiligten klare und deutliche Signale geben, sondern sich auch untereinander im Kollegen-Team schnell verständigen. Und selbstverständlich ist sie eine Expertin für Deeskalation. „Wenn ich sehe, dass sich etwas anbahnt, kann ich na-türlich noch dazwischen gehen“, sagt Anne Panther. Nur wenn die Laternen brennen, bleibt die neutrale Instanz besser auf Dis-tanz. Barbara Klimke

Kurze Besprechung: Anne Panther (Mitte) hat gelernt, sich mit ihren Schiedsrichter-Kollegen schnell auf eine Entscheidung zu einigen. Foto: Camera 4/Imago

IN MÜHSAMER KLEINARBEIT

So viele BBL-Klubs aus den neuen Bundes-ländern gab es noch nie. Jena, Gotha und Weißenfels zeigen: Der Osten holt auf

N atürlich hatte Martin Geissler die Playoffs im Sinn. Doch beim Geschäftsführer des Mitteldeutschen Basketballclubs (MBC) hatte das einen anderen Grund als bei den Kollegen der acht Teams, die

vom 5. Mai an um die Meisterschaft kämpfen. Geissler wollte an jenem Tag nur sicher sein, dass „wir uns trotz des nachweislich kleinsten Etats für die dreizehnte Saison in der Basketball-Bundesliga qualifiziert haben“.

Für den Klub aus der Kleinstadt Weißenfels in Sachsen-Anhalt geht es immer nur um den Verbleib in der Beletage des deutschen Basketballs, damit befindet er sich freilich in guter Nachbarschaft. „Da muss man sich nichts vor-machen“, sagt auch Björn Harmsen, der Cheftrainer von Science City Jena: „Unser Ziel ist der Klassenverbleib.“ Auch die Thüringer rangieren mit ihrem Etat am unteren Ende der Bundesliga-Skala, so wie der Aufsteiger Rockets Gotha. Immerhin in einem Punkt liefern diese Klubs einen Spitzenwert: Drei Mannschaften aus den neuen Bundes-ländern in der Basketball-Bundesliga – das gab es noch nie.

Gotha hat es dabei am schwersten, denn die Landung der Rockets im Oberhaus war so nicht geplant, gibt Mana-ger Wolfgang Heyder zu: „Der Aufstieg im vergangenen Jahr kam sehr schnell“, sagt er, die Agenda habe ihn erst zwei Jahre später vorgesehen. Im Gegensatz zu Jena und Weißenfels, die ihre Etats in mühsamer Kleinarbeit ein-sammeln, gab es in Gotha zumindest einen finanzkräfti-gen Hauptsponsor, der den Löwenanteil beisteuerte: eine Brauerei mit Sitz im schwäbischen Oettingen, die den Klub mehr als zwanzig Jahre unterstützte, weil sie dort eine Produktionsstätte unterhielt.

Der frühere Brauereichef Dirk Kollmar, ein leidenschaft-licher Basketballer, war als Präsident maßgeblich am Auf-schwung Gothas beteiligt, doch er starb im Mai 2014 überraschend im Alter von 50 Jahren an einem Herzin-farkt. Seine Witwe führte den Klub zunächst weiter, doch Erbstreitigkeiten um Firmenanteile führten letztlich da-zu, dass die Brauerei Oettinger zum Jahresende 2017 die Unterstützung komplett einstellte. Zwar sicherte Astrid Kollmar mit ihrem privaten Geld die laufende Saison, dennoch mussten die Rockets massiv sparen und wichtige Spieler gehen lassen. Danach hat die Mannschaft wochen-

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Gebremster Aufstieg: Die schnell emporgeschossenen Rockets um Retin Obasohan (am Ball) tun sich schwer auf dem höchsten Niveau. Foto: Jacob Schröter/Imago

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lang „kein Spiel mehr gewonnen“, klagte Heyder. Das größte Problem des Aufstei-gers ist die Hallensituation: In Gotha gibt es keine Spielstätte, die den BBL-Auflagen genügt. Nach dem Aufstieg 2012 in die ProA, die zweithöchste Liga, spielten die Rockets in einem eigens errichteten Zelt mit einer Kapazität von 1800 Zuschauern, Kritiker sprachen verächtlich von einem Bierzelt. 2016 zog die Mannschaft um in die Messehalle nach Erfurt, Heyder als Freund der Familie und ausgewiesener Fachmann wurde geholt, um den Umzug mit seinem Know-how zu begleiten. Dann kam der Erstliga-Aufstieg.

Die Messehalle schlägt zwar mit mehr als 600.000 Euro Kosten pro Saison zu Buche, erklärt der Manager, aber sie sei auch nach einem Abstieg „alternativlos“. Nur wäre sie dann für einen Zweitligisten noch schwerer zu finanzieren, „denn die Kostensituation würde sich nicht stark ver-ändern“. Es bleibt ein Loch von einer Million Euro, sagt Heyder, der den notwendigen Gesamtetat auf etwas mehr als das Dreifache beziffert. Keine schönen Aussichten für die Rockets, angesichts der strukturellen Schwäche in den neuen Bundesländern.

In der Region sind unter-nehmergeführte Firmen die Ausnahme, es gibt zwar gro-ße Produktionsstandorte, „aber die Firmen engagieren sich vor allem dort, wo sie zu Hause sind“, erklärt Martin Geissler, „und das ist in der Regel nicht in Mitteldeutsch-land“. Der MBC-Funktionär ist gebürtiger Weißenfelser, er kennt die Probleme: „Das ist wie ein Teufelskreis. Wir haben die kleinste Halle, die niedrigsten Ticketpreise. Bei uns machen die Zuschauer-einnahmen etwa 13 Prozent aus, der BBL-Schnitt liegt bei 30 Prozent. Auch daran erkennt man, welchen wirt-schaftlichen Nachteil dieser Standort mit sich bringt.“

Der MBC, der die größte Tra-dition der Ostklubs aufweist, hat sich im Bewusstsein sei-ner Möglichkeiten passa-

bel eingerichtet. Vor 14 Jahren gewann Weißenfels gar die Eurochallenge, einen nachrangigen europäischen Wettbewerb, bezahlte den Triumph im internationalen Geschäft aber mit dem finanziellen Kollaps und dem Absturz in die Regionalliga. Das

war schmerzhaft und lehrreich: „Wir ge-ben nie wieder mehr aus, als wir haben“, sagt Geissler. Der Ruf als Fahrstuhlmann-schaft ist für ihn eher Prädikat als Ärgernis: „Wir haben den Anspruch, zu den besten 20 Mannschaften in Deutschland zu gehö-ren“, sagt er, also wenigstens an der Spitze der ProA zu stehen. Dort war der MBC schon dreimal Meister, „das hat kein an-derer Klub geschafft“, sagt der Manager.

Jena scheint bereits einen Schritt weiter zu sein. Science City hat ein Team um die Altmeister Immanuel McElroy, 38, Der-rick Allen und Julius Jenkins, beide 37, gebaut, allesamt frühere BBL-Topspieler und nach wie vor für Punkte gut. Trainer Björn Harmsen ist auch erst 36, hat aber

viel Erfahrung in und mit den neuen Bundesländern gesam-melt, seit er als Schüler nach Thüringen kam. Er weiß, dass Basketball Randsportart ist, besonders im Osten Deutsch-lands.

Das hängt damit zusammen, dass dieser Sport in der DDR keine Rolle spielte, das Regime stellte in den Sechzigerjah-ren die Förderung aufgrund fehlender Medaillenpers-pektiven ein. Somit fehlt die Sozialisierung ganzer Gene-rationen, der Nachholbedarf ist nach wie vor groß. „Bas-ketball gab es hier erst nach der Wende. Es ist immer noch ein junger Sport“, sagt Harm-sen, der auch schon Trainer in Weißenfels war.

Wenn man sich mit den spezi-ellen regionalen Gegebenhei-ten arrangiert, kann der Sport aber gut funktionieren, findet Harmsen; die drei Standor-te würden es ja beweisen. „Basketball ist attraktiv, man kann die Leute relativ schnell begeistern“, sagt er und er-gänzt: Noch spiele Fußball die überragende Rolle im Osten, „aber das kann sich ändern. Ich glaube, dass sich eine junge Generation entwi-ckelt, mit einem anderen Be-zug zu diesem Sport“. Es gebe Entwicklungspotenzial, sagt Harmsen, nicht nur in Jena, Gotha, Weißenfels. Sondern im ganzen Osten. Ralf Tögel

Schwieriger Balanceakt: Während Marcus Hatten (unten, links) und der Mitteldeutsche BC seit Jahren viel jonglieren, um sich in der ersten Liga auf den Beinen zu halten, versucht Jena mit der Erfahrung der Altmeister Julius Jenkins und Immanuel McElroy (oben, von links) nach vorne zu kommen. Fotos: DeFodi, Jacob Schröter/Imago

„Basketball gab es erst nach der Wende“, weiß

Björn Harmsen

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Mit bescheidenem Budget und kreativen Mitteln holen die Trainer John Patrick und Raoul Korner mehr aus ihren Mann-schaften heraus, als in ihnen zu stecken scheint

D ieser Raoul Korner aus Österreich ist John Patrick schon Anfang des Jahrtausends aufgefallen. Dem Amerikaner gefiel, wie der Wiener

beim Welser BC spielen ließ, mit energi-scher Abwehrarbeit hinten und viel Tempo nach vorne. Das kam Patrick bekannt vor. Als Zweitliga-Trainer der BG 74 Göttingen lehrte er seine Spieler eine ähnliche Taktik, und mit der „Ganzfeldpresse“ führte er sogar einen ganz speziellen Stil ein, der inzwischen im europäischen Spitzenbas-ketball überall gängig ist.

Mittlerweile begegnen sich Patrick als Verwantwortlicher der MHP Riesen Lud-wigsburg und Korner als Chefcoach von Medi Bayreuth regelmäßig in der höchs-ten deutschen Liga. „Raoul ist ein cleverer Trainer“, lobt Patrick seinen Rivalen. Die beiden haben vor allem eines gemeinsam: Sie holen aus ihren Mannschaften das Op-timum heraus und sie verfügen dabei über Budgets, die nicht unbedingt eine Playoff-Teilnahme erwarten lassen. Patrick und Korner sind Basketballlehrer, die Spieler entwickeln und besser machen können.

Patrick hat Ludwigsburg gerade zum fünf-ten Mal in Serie in die Meisterrunde der bes-ten acht Teams geführt. Korner darf zum zweiten Mal nacheinander mit Bayreuth in den Playoffs mitmachen. Dazu hatte er sich mit seinem Team noch in der Endrunde des Pokalwettbewerbs vorgestellt, im Final Four. „Wir haben bisher overperformt“, sagt Korner. Die Neuschöpfung „overper-formen“, also über seinen Verhältnissen zu spielen, ist eine Lieblingsvokabel des 44 Jahre alten Österreichers, der mit 25 schon sein Jurastudium beendet hatte und da-mals bereits wusste, dass er kein Anvwalt

oder Richter werden wollte, sondern Bas-ketballtrainer auf höchstem europäischen Niveau, in der Euroleague.

Korner und Patrick haben früh akzeptieren müssen, dass ihre Träume als Basketball-spieler größer waren als ihr sportliches Ta-lent. Sie haben sich deshalb jeweils schon in jungen Jahren dem Trainerjob gewidmet und dabei gelernt, dass sie kreativer und pfiffiger arbeiten müssen als andere, um Anerkennung zu finden. Weil sie im Ver-gleich zu den Spitzenklubs aus Bamberg, München und Berlin viel weniger Geld ha-ben, fahnden sie nach jungen, motivierten

Spielern – auch in exotischen Ligen wie der finnischen, rumänischen oder der deut-schen zweiten Liga, der ProA. Während Patrick seine Spieler überwiegend mittels eines weltweiten persönlichen Netzwerks passend zu seinem radikalen Spielstil aus-sucht, achtet Korner darauf, dass seine Pro-fis vor allem charakterlich einwandfrei auf-treten können. Auf Tischmanieren legt der Österreicher zum Beispiel sehr viel Wert. Er lädt potenzielle Kandidaten deshalb gerne zum Abendessen ein, um herauszu-finden, „ob sich ein Spieler zu benehmen weiß“, wie Korner es formuliert.

Mit seiner einnehmenden Art hat er Bay-reuth aus einem Dornröschenschlaf er-weckt. Der deutsche Meister von 1989 war bestenfalls ein Mitläufer in der Bundesli-ga, eine graue Maus, bis Korner vor zwei Jahren aus Braunschweig kam. Seinen in diesem Sommer auslaufenden Vertrag hat er kürzlich um weitere zwei Jahre verlän-

EIN BLICK AUF GUTE T I S C H M A N I E R E N

Den Guerilla- Basketball hat John Patrick in Japan gelernt

„Nichts für Softies“: Wer sich als Profi auf den Trai-ner John Patrick einlässt, weiß, was ihn erwartet. Foto: Peter Kolb/Imago

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gert, „weil in dem Klub noch viel Potenzial steckt“, wie er erklärt. Den Aufschwung auf allen Ebenen kann man auch daran erkennen, dass Spielerberater inzwischen ihre Klienten in Bayreuth anbieten, nach-dem er lange Zeit selbst nach Profis hat-te suchen müssen. „Jeder in der Branche kennt jetzt Bayreuth“, sagt Korner stolz.

Sein Ludwigsburger Pendant, John Pa-trick, ist schon weiter, der 50-Jährige ist eine unverwechselbare Marke im Basket-ball. Jeder Spieler weiß, was ihn erwartet, wenn er sich auf John-Patrick-Basketball einlässt. „Das ist nichts für Softies“, sagt der Amerikaner selbst, der mit einer deut-schen Frau verheiratet ist und fünf Kinder hat. Das Training ist anstrengend, zweimal am Tag übt er mit seinen Männern, um die Verteidigung über die volle Spielzeit von 40 Minuten hinweg durchstehen zu können. Die Profis sollen sich im Spiel verausgaben, über das gesamte Feld pressen, die Gegner so stressen, dass sie Fehler machen, die die Ludwigsburger dann in schnelle, einfache Punkte überführen.

Diese Chaos-Theorie oder den Guerilla-Basketball mit vielen Wechseln hat er in Japan gelernt, wo er als Spieler und Trainer 13 Jahre verbracht hat. „Dort gab es einen amerikanischen Collegetrainer, der diesen Stil perfektioniert hat“, er-zählt Patrick. Er war dann einer der Ersten, der ihn nach Europa importierte. In Göttingen führte er ei-nen finanziell gebeutelten Klub auf diese Weise mit Studenten und Schülern 2007 in die Bundesliga.

Patrick bevorzugt kleine, wendige Spieler, in seinen Teams ist kaum einer grö-ßer als 2,05 Meter. Auffäl-lig ist, dass sie trotzdem viele Abpraller vom Brett holen, so genannte Re-bounds, weil sie aggressiv und athletisch die Gegner

unter dem Korb in Schach halten – oder ausboxen, wie man das in der Fachsprache nennt. Seine Teams sammeln mit dieser Strategie oft nicht nur die meisten Punkte pro Spiel, sondern auch die meisten Fouls. „Das schreckt Zweifler auf“, sagt Patrick. Er hat in Japan aber gezeigt, dass er damit auch Meister werden kann. In Ludwigs-burg trauen sie ihm das ebenfalls zu, ob-wohl sie wissen, dass sie ihre besten Spieler nach der Saison stets an Klubs verlieren, die mehr zahlen können. Mit Ludwigsburg einen Titel zu gewinnen, sagt Patrick, „ist unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich“.

Auch Korner glaubt daran. Im Pokal war Bayreuth schon nahe dran, musste sich aber im Halbfinale Alba Berlin geschlagen geben. Es ist kein Geheimnis, dass die Spit-zenklubs Korner fähig halten für höhere Aufgaben. Titel hat er schon in Österreich und den Niederlanden gewonnen. In Bay-reuth wünscht er sich nach seiner Vertrags-verlängerung, dass der Etat erhöht wird, damit die Infrastruktur organisch mit dem sportlichen Erfolg mitwachsen kann.

Mehr Geld bedeute, sagt Korner mit einem Lächeln, „dass ich mir auch mal einen Fehl-einkauf erlauben darf“. Auf Dauer ist das Overperforming auch für Raoul Korner keine kreative Lösung. Matthias Schmid

Die Trainer des Jahres in der BBL

SAISON TRAINER NATIONALITÄT KLUB

2016/17 Thorsten Leibenath GER Ratiopharm Ulm

2015/16 Gordon Herbert CAN Fraport Skyliners Frankfurt

2014/15 Saša Obradovic SRB Alba Berlin

2013/14 Silvano Poropat CRO Mitteldeutscher BC

2012/13 Sebastian Machowski GER EWE Baskets Oldenburg

2011/12 Thorsten Leibenath GER Ratiopharm Ulm

2010/11 Chris Fleming USA Brose Baskets Bamberg

2009/10 John Patrick USA BG Göttingen

2008/09 John Patrick USA BG Göttingen

2007/08 Achim Kuczmann GER Bayer Giants Leverkusen

2006/07 Silvano Poropat CRO EnBW Ludwigsburg

2005/06 Šarunas Sakalauskas LIT Eisbären Bremerhaven

2004/05 Stefan Koch GER Gießen 46ers

2003/04 Dirk Bauermann GER GHP Bamberg

2002/03 Dirk Bauermann GER TSK Bamberg

EIN BLICK AUF GUTE T I S C H M A N I E R E N

„Jeder kennt jetzt Bay-reuth“: Raoul Korner hat mit seiner Mannschaft die Branche aufgeschreckt. Foto: Camera 4/Imago

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LUCA BANCHIBrose Bamberg

Ist in Italien dafür bekannt, gerne schwierige Aufgaben zu überneh-men. Der 52-Jährige führte nicht nur Siena zur Meisterschaft, son-dern 2014 auch Olimpia Milano, nachdem der Klub 18 Jahre auf

den Titel gewartet hatte. Bringt als Nachfolger seines Landsmanns Andrea Trinchieri alles mit, um den schwä-chelnden Meister wieder aufzurichten für die Playoffs.

DIRK BAUERMANNs.Oliver Würzburg

Neben Svetislav Pešic der be-kannteste Trainer der deutschen Basketball-Historie, mit neun Meisterschaften zudem der erfolg-reichste in der Bundesliga. Allein siebenmal gewann der 60-Jährige

den Titel mit Leverkusen. Hat nur als langjähriger Bun-destrainer einen Titel verpasst – als Verlierer des EM-Finales von 2005. Geht nach dieser Saison nach China.

MATHIAS FISCHERWalter Tigers Tübingen

Kam 2012 zu den Gießen 46ers und wurde von vielen für einen Österreicher gehalten: Der 46-Jäh-rige war dort zuvor Trainer des Jahres, weil er mit den Swans Gmunden Meisterschaft und

Pokal errungen hatte. Ist aber in Polen geboren und hat in Bonn Abitur gemacht. Assistiert neben seinem Job in Tübingen dem Bundestrainer Henrik Rödl.

BJÖRN HARMSENScience City Jena

Stieg 2006 mit Jena in die Bundesliga auf, damals als ge-rade einmal 24-Jähriger; etliche Spieler waren älter als ihr Trainer. Zwischendurch beim Mitteldeut-schen BC und in Gießen. Unter-

schrieb im Dezember 2017 einen neuen Vertrag in Jena – einen unbefristeten. Im Profisport einzigartig. Sagt: „Jena ist meine Heimat.“

MLADEN DRIJENČIĆEWE Baskets Oldenburg

Begann in Oldenburg 2015 prak-tisch mit einem Pokalsieg gegen Bamberg in eigener Halle. Erst wenige Wochen davor war der 52-Jährige zum Cheftrainer be-fördert worden. War während des

Balkan-Krieges nach Deutschland geflohen, arbeitete als Maschinenbautechniker und trainierte nebenbei Klubs. Empfahl sich beim drittklassigen Oldenburger TB.

INGO FREYERGießen 46ers

Gewann als Bundesligaspieler mit Alba Berlin 1995 den Korac-Cup. Ein nationaler Titel blieb dem 47-Jährigen aber stets verwehrt. Stellte allerdings einen Rekord auf, indem er zehn Jahre lang Phoenix

Hagen trainierte – so lange war bisher noch keiner Trai-ner bei einem BBL-Klub. Nach Hagens Insolvenz 2016 verpflichteten ihn die Gießen 46ers.

GORDON HERBERTFraport Skyliners

Betreut die Frankfurter zum drit-ten Mal, gewann mit ihnen 2004 den Titel und 2016 den Europe-Cup. Dafür wurde der 59-Jährige zum Trainer des Jahres gekürt. Verbrachte die meiste Zeit seiner

Spielerkarriere in Finnland, zwölf Jahre. Coachte im Winter während der WM-Qualifikation interimsweise auch die Auswahl seines Heimatlandes Kanada.

IGOR JOVOVIĆMitteldeutscher BC

Kommt aus Montenegro, ist mit 35 Jahren jüngster Trainer in der BBL. Hörte bereits mit 19 als Spie-ler auf und sammelte als Trainer schnell Erfolge: Als Assistent und später als Chef von KK Buducnost

Podgorica holte er sieben Meistertitel und sechs Pokale. Wechselte 2016 zum Mitteldeutschen BC in die ProA und stieg auf Anhieb in die BBL auf.

AUSGEZEICHNETE ERFAHRUNG

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DEJAN RADONJIĆFC Bayern München

Übernahm erst kurz vor Ende der Hauptrunde das Amt von Alek-sandar Djordjevic. Montenegriner, 48 Jahre alt, hat sich bei Roter Stern Belgrad einen exzellenten Ruf erworben, unter anderem

durch drei Meistertitel in der Adria-Liga ABA. Legt großen Wert auf Defensive, ist aber auch ein Freund des kreativen, schnellen Spiels nach vorne.

THORSTEN LEIBENATHRatiopharm Ulm

Hat noch keinen Teamtitel gewon-nen, dafür zwei individuelle Aus-zeichnungen: 2012 und 2017 die für den Trainer des Jahres in der BBL. Der 43-Jährige begann seine Karriere als Chefcoach 2006 bei

den Scottisch Rocks in der britischen Liga. Führte Ulm in der vorigen Saison zu 27 Siegen in Serie – Startrekord in der BBL! Schied dann allerdings im Halbfinale aus.

IVAN PAVIĆGotha Rockets

Deutsch-Kroate, gebürtig in Ostbayern, hat als Spieler zwei Meistertitel mit Bamberg gewon-nen. Begann dort auch als Scout, wechselte dann zum Bamberger Kooperationspartner nach Bau-

nach, mit dem er in die ProA aufstieg. Mit Gotha gelang dem 36-Jährigen in der vergangenen Saison sein bisher größter Erfolg als Trainer: der Aufstieg in die BBL.

JOHAN ROIJAKKERSBG Göttingen

Niederländer, 37, begann seine kurze Spielerkarriere aber in Bel-gien: In Bree wurde er auch zum Cheftrainer befördert, mit damals 23 Jahren. Wechselte später zum Ligakonkurrenten Dexia Mons-

Hainaut und 2010 in die USA, als Co-Trainer der Rio Grande Valley Vipers. Übernahm 2012 den Zweitligisten BG Göttingen und stieg zwei Jahre später in die BBL auf.

FRANK MENZLöwen Braunschweig

Hat lange Zeit in unterschiedli-chen Funktionen beim Deutschen Basketball-Bund (DBB) verbracht, anderthalb Jahre sogar als Bun-destrainer. Schied mit der Auswahl bei der EM 2013 bereits in der

Vorrunde aus, übernahm dann wieder die U20 des DBB. Wechselte im Sommer 2016 nach Braunschweig. Dort ist der 54-Jährige Cheftrainer und Sportdirektor.

PREDRAG KRUNIĆTelekom Baskets Bonn

Einer der wenigen Trainer, die es geschafft haben, deutscher Meister zu werden, obwohl sie keinen der großen Klubs aus Bamberg, Berlin oder München trainierten: Holte 2009 den Titel nach Oldenburg.

Arbeitet bereits zum zweiten Mal in Bonn. Beim ersten Mal, 2001, war er mit 34 Jahren jüngster Trainer der Li-ga; kam trotzdem dreimal in die Halbfinal-Playoffs.

AÍTO GARCÍA RENESESAlba Berlin

Einer der renommiertesten Trainer Europas. Verließ im vorigen Som-mer erstmals seine spanische Hei-mat, um im Ausland einen Klub zu trainieren. Mit dem FC Barcelona holte der 71-Jährige neun Meis-

terschaften, er führte die Nationalmannschaft Spaniens 2008 in Peking zu Olympiasilber und gewann zudem fünf kontinentale Titel.

ARNE WOLTMANNEisbären Bremerhaven

Früher Bundesliga-Profi, heute der einzige BBL-Trainer, der sich sel-ber entlassen kann. Der 43-Jährige ist seit Juli 2017 Geschäftsführer in Bremerhaven und seit der Ent-lassung von Sebastian Machowski

im Dezember auch Cheftrainer. Als Assistenzcoach von Chris Fleming in Bamberg war er an vier Meisterschaften und drei Pokalsiegen beteiligt. Matthias Schmid

Die Trainer der übrigen 16 Bundesliga-Klubs haben ihr Handwerk zum Teil in exotischen Ländern gelernt wie Finnland, Belgien und Österreich – eine Typologie

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„Mag sein, dass in zehn Jahren unsere Sehgewohnheiten total anders sind.“

Basketball liveAlle Spiele der Basketball-Bundesliga sind live zu sehen auf den Plattfor-men von Telekom Sport, online über www.telekomsport.de oder über die Telekom-Sport-App. Für Telekom-Kunden – Festnetz, Mobil oder Enter-tain TV – ist das Angebot kostenlos, für alle anderen gibt es Monats- oder Jahres-Abos. Zusammenfassungen aller Spiele sind am nächsten Tag ab 8 Uhr kostenfrei verfügbar.

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„ WENN MAN BASKETBALL NICHT ATTRAKTIV DARSTELLT, SCHAUT NIEMAND ZU“

Michael Stoschek, Aufsichts-ratsvorsitzender des deutschen Meisters Brose Bamberg, über die Fernsehpräsenz des Basket-balls in Deutschland, mögliche Gastspiele in China – und Parti-en mit 60 Millionen Zuschauern

Herr Stoschek, wenn Sie ausnahmsweise nicht in der Halle ein Spiel von Brose Bam-berg anschauen können: Wie verfolgen Sie es dann?Soweit es mir zeitlich möglich ist, versu-che ich, die Spiele auf telekomsport.de zu sehen. Ich bin viel im Ausland unterwegs und daher froh über diese Möglichkeit. Es ist schon komfortabel, wenn ich im Res-taurant einfach das Handy oder Tablet auf den Tisch legen und die Spiele sehen kann. Trotzdem meine ich, dass Basketball ins Fernsehen gehört. Die Kombination Free-TV und Internet fände ich optimal.

Ist die Basketball-Bundesliga mit der Über-tragung aller Partien der ersten Liga und der Euroleague ihrer Zeit nicht schon voraus?Irgendwann werden wir vielleicht nur noch im Internet fernsehen. Jetzt sind wir noch auf die öffentlich-rechtlichen und freien Kanäle angewiesen, und deshalb wäre eine Verbreitung des Basketballs im linearen Fernsehen wichtig. Mag sein, dass in zehn, fünfzehn Jahren unsere Sehgewohnheiten total anders sind.

Im Moment verhandelt die BBL über neue Übertragungsrechte. Bleibt dann für die Klubs mehr Geld übrig?Es ist wohl für die Klubs eine größere Aus-schüttung als bisher geplant, aber für die Vermarktung wäre es wichtiger, das Geld in die Medien zu investieren, um unseren Sport bekannter zu machen. Basketball

steht ja in der Zuschauergunst immer mit Handball und Eishockey im Wettbewerb, wobei die beiden anderen Sportarten durch die Erfolge ihrer Nationalteams viel Aufmerksamkeit erreichen.

Welche Ideen haben Sie, wie man Basket-ball für den Fernsehmarkt attraktiver ge-stalten könnte?Ein Schlüssel könnte sein – übrigens nicht nur für die Attraktivität im Fernsehen, sondern für den Sport insgesamt – Bas-ketball wie in den USA als Lifestyle zu vermarkten. Eine Art Weltanschauung, die insbesondere auch die Jugend und ih-re Kleidung einbezieht. Zum anderen ist Basketball aber auch ein eindeutiger Uni-versitätssport. Hier liegt noch ein großes Potenzial. Das war eine unserer Ideen mit der Metropolregion Nürnberg, in der es mehr als 120.000 Studenten gibt, die wir nicht nur als Zuschauer gewinnen wollen. Basketball könnte in den studentischen Sport integriert werden.

Also müssen mehr Menschen von den Vor-zügen des Basketballs überzeugt werden? Unser Sport lebt von seinem Tempo, von der Technik und der Spannung. In welcher anderen Sportart kann man in den letzten drei Minuten einen 15-Punkte-Rückstand noch in einen Sieg verwandeln, oft sogar mit dem letzten Wurf? Das gibt es in dieser Form in keinem anderen Wettbewerb, und diese Besonderheiten des Basketballs müs-sen wir versuchen, über die Medien viel mehr herauszuarbeiten. Über Print müs-sen die Internet- und TV-Übertragungen bekannt gemacht werden, damit die Zu-schauer einschalten. Vorberichte, Hinter-grundgeschichten und Interviews mit Spie-lern machen einen Sport für das Publikum interessant.

Sportfreund: Michael Stoschek (70, links) sitzt dem Au-to-Zulieferer Brose vor. Der gebürtige Coburger, früher bayerischer Meister im Springreiten und immer noch pas-sionierter Rallye-Fahrer, unterstützt über sein Unterneh-men die Bamberger Basketballer um Ricky Hickman sowie etliche weitere Spitzenklubs in Franken. Foto: Zink/Imago

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Die Fernsehsender verzichten größtenteils darauf und verweisen in dem Zusammen-hang meistens auf ihre schlechten Quoten beim Basketball im Vergleich zur vierten Liga im Fußball.Das ist das übliche Henne-Ei-Problem. Wenn man Basketball nicht attraktiv dar-stellt, schaut niemand zu. Die Sportart ist erklärungsbedürftig und muss ent-sprechend kommentiert werden. Live-Zu-schauer, die das erste Mal ein Spiel erleben, sind in der Regel begeistert von der un-glaublichen Spannung dieser Sportart. Um sie auch über die Basketballregion hinaus bekannt zu machen, braucht es überregio-nale Medien. Und Krimis gehören nun mal zum Fernsehen.

Kann der FC-Bayern-Präsident Uli Hoeneß mit seiner Prominenz helfen, mehr Basket-ball ins Fernsehen zu bringen?Soweit ich weiß, versucht er dies ja. Hoeneß wünscht sich allerdings, dass noch mehr große Fußballvereine seinem Beispiel fol-gen, damit der Sport interessanter wird. Für alle Klubs, die keine große Fußball-organisation hinter sich haben, wäre das natürlich eine Benachteiligung, denn sie müssen die Infrastruktur alleine aus dem Basketball finanzieren. Auch die Akquisiti-on großer Sponsoren ist in Verbindung mit Fußball bedeutend einfacher.

Aber die Sponsoren in Bamberg sind be-strebt, den FC Bayern in den nächsten Jah-ren weiter herauszufordern?Am Willen scheitert es nicht. Aber wir müssen realistisch bleiben. Der FC Bayern hat ganz andere Voraussetzungen. Dass er diese nutzt, ist völlig legitim.

Von einem Duell um die Spitze profitiert ja der deutsche Basketball: Er macht sich so interessanter fürs Fernsehen.Momentan haben wir eher eine Situation wie in der Fußball-Bundesliga, wo der Rest nur noch um den zweiten Platz kämpft. Ob das dem Basketball guttun würde, bezweif-le ich. Wir nehmen die Situation an. Ein Wettrüsten um jeden Preis wird es jedoch auf keinen Fall geben. Zunächst geht es für uns darum, den Anschluss an die Spitze wieder herzustellen.

Geht es im Sport rasanter abwärts als in der Geschäftswelt?Dass wir uns in dieser Spielzeit nach der überlegenen Meisterschaft so schwer tun, war hart für alle Beteiligten: für die Spon-soren genauso wie fürs Publikum. In der Geschäftswelt geht es langsamer, wenn man einmal eine falsche Entscheidung trifft. Das macht aber den Reiz im Sport aus: Da geht es tatsächlich sehr schnell.

Interessiert die Großsponsoren nur die Fernsehpräsenz?Für überregionale Werbepartner ist es sicherlich das entscheidende Kriterium für ein Engagement. Da geht es nicht um persönliche Begeisterung oder Herzblut, sondern um eine nüchterne Kosten-Nut-zen-Rechnung. Die TV-Übertragungen der Euroleague-Spiele außerhalb Deutsch-lands haben zum Teil unglaubliche Zu-schauerzahlen: Das Spiel der Woche verfol-gen bis zu 60 Millionen Zuschauer.

Weltweit?Nein, aber in ganz Südeuropa und vor al-lem in Asien. In China gehört Basketball zu

den beliebtesten Sportarten. Dabei sind die Chinesen international nicht erfolgreich. Trotzdem ist der Sport extrem geachtet, obwohl die besten Spieler im Ausland be-schäftigt sind. Aufgrund des starken Enga-gements der Firma Brose in China haben wir auch schon überlegt, unser Team dort auftreten zu lassen, um Sponsoren zu ge-winnen, die ihre Marke in Europa bezie-hungsweise in der Bundesrepublik bekannt machen wollen.

Könnte das während der Saisonvorberei-tung stattfinden?Sicherlich keine leichte Aufgabe, aber Alba Berlin hat es schon mit Erfolg praktiziert.

Wie sieht denn die Fernsehsituation in der spanischen ACB aus, mit der sich die deut-sche Bundesliga gerne und oft vergleicht?In Spanien wird Basketball in Free- und Pay-TV übertragen, wie auch in den meis-ten anderen Ländern unserer Mitbewer-ber. Brose Bamberg war in den vergange-nen Jahren die einzige Mannschaft, deren Euroleague-Spiele im Heimatland nur im Internet zu sehen waren. Dieser Nachteil schränkt natürlich die Vermarktungsmög-lichkeiten deutlich ein, auf der anderen Seite profitieren unsere europäischen Kon-kurrenten von der Verteilung der Fernseh-gelder durch die Euroleague. Sie verfügen über Budgets, die in den meisten Fällen deutlich über unserem liegen. Wenn also die besten deutschen Basketballklubs sich auf europäischem Level im Vorderfeld eta-blieren wollen, muss noch einiges an den Voraussetzungen verändert werden.

Interview: Matthias Schmid

Mehr Basketball ins Fernsehen: Gemeinsam mit FC-Bay-ern-Chef Uli Hoeneß (links) will Michael Stoschek (Mitte) die Aufmerksamkeit erhöhen. Foto: Zink/Imago

IMPRESSUMPLAYOFFSEin Magazin der Süddeutschen Zeitung

Verlag: Süddeutsche Zeitung GmbH, Hultschiner Straße 8, 81677 München Redaktion: Klaus Hoeltzenbein (verantwortlich)Konzeption und Leitung: Joachim Mölter Autoren: Barbara Klimke, Maximilian Länge, Joachim Mölter, Matthias Schmid, Ralf Tögel Fotos: Getty Images (Titelfoto), Imago, Basketball-Bundesliga (Seiten 28–31 und 46/47) Anzeigen: Jürgen Maukner (verantwortlich) Grafik: SZ Medienproduktion/Melissa Wolf Druck: ADV-Augsburger Druck- und Verlagshaus GmbH, Aindlinger Straße 17–19, 86167 Augsburg

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