Podcasts zum wissenstransfer und lernen jenewein

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Bei der SAP AG wurden Podcasts nicht eingefhrt, um bestehende Weiterbildungsangebote zu ersetzen, sondern vielmehr, um diese zu ergnzen sowie den globalen Wissenstransfer effektiver und effizienter zu gestalten. Wesentlich ist hierbei, dass die SAPAG als globales Unternehmen ber Lndergrenzen und Zeitzonen hinweg zielgruppenspezifische Informationen schnell verteilen muss. Der vorliegende Beitrag erlutert den Stand des Podcasting bei der SAP AG, insbesondere im Kontext der Weiterbildung und des Wissenstransfers. Dabei werden verschiedeneVarianten des Podcasting, die Einfhrung und Produktion von Podcasts und unterschiedliche Einsatzszenarien betrachtet. Zudem werden die Ergebnisse der Evaluation von Audiopodcasts und Videopodcasts vorgestellt. Die Fallstudie schließt mit einer Reflexion derMçglichkeiten und Risiken von Podcasting imWeiterbildungskontext. Der Artikel ist aus dem Jahr 2008 - daher nicht mehr voll up-to-date.

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Podcasts zum Wissenstransfer und Lernenbei der SAP AG

von Thomas Jenewein (SAP AG)

Podcasting · Audiopodcasts · Videopodcasts · Wissenstransfer · Betrieb-liche Weiterbildung · 10–20–70-Paradigma · Community · Sales Enable-ment · Evaluation

Bei der SAP AG wurden Podcasts nicht eingef�hrt, um bestehende Weiter-bildungsangebote zu ersetzen, sondern vielmehr, um diese zu erg�nzen so-wie den globalen Wissenstransfer effektiver und effizienter zu gestalten.Wesentlich ist hierbei, dass die SAP AG als globales Unternehmen �ber L�n-dergrenzen und Zeitzonen hinweg zielgruppenspezifische Informationenschnell verteilen muss.

Der vorliegende Beitrag erl�utert den Stand des Podcasting bei der SAP AG,insbesondere im Kontext der Weiterbildung und des Wissenstransfers. Da-bei werden verschiedene Varianten des Podcasting, die Einf�hrung und Pro-duktion von Podcasts und unterschiedliche Einsatzszenarien betrachtet.Zudem werden die Ergebnisse der Evaluation von Audiopodcasts und Vi-deopodcasts vorgestellt. Die Fallstudie schließt mit einer Reflexion der Mçg-lichkeiten und Risiken von Podcasting im Weiterbildungskontext.

1 Hintergrund 22 Podcasting in der Weiterbildung bei der SAP AG 23 Erstellung von Podcasts 54 Integration von Podcasting in eine Community 55 Podcasts zum Sales Enablement 76 Evaluation von Podcasting 87 Res�mee 9Literaturhinweise und Links 10

Schlagworte

�berblick

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1 Hintergrund

Laut einer Expertenbefragung des MMB Institut f�r Medien- und Kom-petenzforschung rechnen 80 % der befragten Personalverantwortlichen miteinem verst�rkten Einsatz von Podcasts im unternehmensbezogenen Bil-dungskontext in den kommenden drei Jahren (Goertz/Flasdick 2006). Auchin der Podcastumfrage 2006 zeigte sich, dass Podcasts h�ufig zur Weiterbil-dung benutzt werden: Podcasts dienen danach zur Unterhaltung 86 %, zurInformation 82 % und zur Weiterbildung 46 % (Wunschel 2006).

Podcasts sind dar�ber hinaus auch innerhalb der neuen, technologie- undwebbasierten Medien als zukunftsweisend anzusehen, obwohl der Hype inden letzten zwei bis drei Jahren etwas abgeklungen ist. Wie viele neue Tech-nologien befindet sich Podcasting im Unternehmenskontext zurzeit in derErprobungs- bzw. noch in der Einf�hrungs- und Wachstumsphase.

2 Podcasting in der Weiterbildung bei der SAP AG

Die Abteilung Knowledge Productization Services (KPS) zeichnet verantwort-lich f�r die effektive und innovative Erstellung und Vermittlung von Wissenin der SAP AG und ist in die Bereiche Produce, Design und Delivery geglie-dert. SAP-interne und externe Kunden nehmen den Service der Abteilung inAnspruch. Dazu gehçren Standard-Lernmaßnahmen wie E-Learning oderKlassenzimmer-Trainings zu SAP-Produkten und anderen Themen inklusiveallem Material oder Trainingssystemen. Zudem unterst�tzt die AbteilungKPS die Auslieferung, sei es bei der Seminarorganisation oder der elektro-nischen Publikation und Bereitstellung im Learning Management System.2006 hat der Bereich beschlossen, Podcasting als neue Methode des Wissens-transfers zu evaluieren und dann als Standard-Service einzuf�hren.

Bei der SAP AG wurden Podcasts nicht eingef�hrt, um bestehende Weiterbil-dungsangebote zu ersetzen, sondern vielmehr, um diese zu erg�nzen sowieden globalen Wissenstransfer effektiver und effizienter zu gestalten. Wesent-lich ist hierbei, dass die SAP AG als globales Unternehmen �ber L�ndergren-zen und Zeitzonen hinweg zielgruppenspezifische Informationen schnellverteilen muss. Zum Beispiel m�ssen neue Produktinformationen z�gig injede Gesch�ftstelle gelangen – wo sie einfach durch Vertriebs- und Beratungs-mitarbeiter konsumiert werden. Hierf�r sind elektronische Weiterbildungs-maßen die Instrumente der Wahl. Am effektivsten geschieht Lernen jedoch,wenn theoretische und praktische Elemente sowie Maßnahmen unter derAnleitung Dritter kombiniert werden. In dem konzeptionellen Ansatz, wel-cher bei der SAPAG in der Weiterbildung verfolgt wird, ist diese Kombinationdurch das 10–20-70-Paradigma abgebildet. Dabei sollen bestimmteAnteileder Weiterbildung auf bestimmten Lernformen basieren (K�ffner/Demel

2004).

Die 70 steht f�r den 70%-Anteil der praxisorientierten On-the-Job-Aktivit�-ten an der gesamten Weiterbildung. Hierbei werden spezifische Anforderun-gen und F�higkeiten modellbasiert erlernt, was teilweise durch Maßnahmenwie Job Enlargement, Job Enrichment oder Job Rotation durchgef�hrt wird.Weitere 20 % der Lernmaßnahmen sind als individuumszentrierte Einheitengeplant, die sich in Form von Mentoring oder Coaching ausgestalten lassen.Die restlichen 10 % der Lernmaßnahmen kommen dann den eigentlichen

Organisation

Konzept

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Trainingsmaßnahmen zugute. Dies kçnnen Workshops oder E-Learning-In-halte sein (K�ffner/Demel 2004). Podcasts fallen unter diese 10 % der Lern-maßnahmen. Hier kçnnen sie vor allem selbstgesteuertes und mobiles Ler-nen unterst�tzen, das durch die klassischen Angebote kaum oder gar nichtber�cksichtigt wird. Werden Podcasts jedoch arbeitsbegleitend erstellt oderkonsumiert, kçnnen sie auch dem 70%-Anteil zugeordnet werden.

Mit der Implementierung von Podcasts in der betrieblichen Weiterbildungwerden folgende Ziele verfolgt:

n Die Mitarbeiter sollen die pr�sentierten Inhalte lernwirksam aufnehmen.

n Die unternehmensinterne Lernkultur soll dadurch weiterentwickelt wer-den. Die Mitarbeiter sind angehalten, ihr Lernen selbstverantwortlich zuorganisieren (K�ffner/Demel 2004). Die Intention ist, die Mitarbeiterdurch den Einsatz von Podcasts dazu zu motivieren, diese Verantwortungwahrzunehmen und damit selbstgesteuertes Lernen zu fçrdern.

n Aus çkonomischer Perspektive ist die Kosteneinsparung und Produktivi-t�tssteigerung ein wichtiges Ziel, das bei Podcasts durch eine schnelle glo-bale Verbreitung aktueller Informationen, das Lernen in Randzeiten sowiedurch die einfache und g�nstige Produktion erreicht wird.

n Um herauszufinden, wie es sich sinnvoll in das bestehende Methoden-und Toolmix integrieren l�sst, sollte das neue Medium evaluiert werden.

Neben der rein auditiven Variante von Podcasts unterscheidet man bei derSAP sogenannte Enhanced Podcasts und Video Podcasts. Enhanced Podcastsenthalten Audiodateien, die in einzelne Kapitel gegliedert sind und denenBilder oder Weblinks zugeordnet werden kçnnen. Ein Vorteil dieser Varianteist, dass visuelle Komponenten die auditive Rezeption unterst�tzen undSprungmarken die Navigation innerhalb einer Episode erleichtern.

Video Podcasts oder auch Vodcasts beinhalten Episoden mit integriertemFilmmaterial. Der Terminus Vodcast leitet sich von »Video-on-demand« abund steht f�r die Idee, Videofilme bei Bedarf/Nachfrage aus dem Internetherunterzuladen. Zur Nutzung von Video Podcasts bençtigt man ein Endge-r�t mit Display, weshalb sie als ein eigenes Medium betrachtet werden kçn-nen. Die Vodcastvariante ist oft ein zus�tzliches Endprodukt von Videos, diezu Weiterbildungszwecken erstellt werden.

Audio- und multimediale Formate sind besonders daf�r geeignet, einenleichten und schnellen Einstieg in komplexe Themen zu ermçglichen. Siesind sehr n�tzlich bei der Vermittlung von konzeptionellem und �berblicks-artigem Wissen. Durch die Kombination von Konzeptanimationen und De-monstrationen von Software – bei SAP oft Gegenstand des Wissenstransfers –kçnnen mit Vodcasts auch komplexere Inhalte dargestellt werden.

Die Einf�hrung von Podcasting bei SAP wurde in die Bereiche Service, Tech-nologie und Content untergliedert. Contents wurden auf Pilotbasis in denunterschiedlichen Varianten erstellt (Audio/Enhanced/Video). Die Erstel-lung, Verteilung und Nutzung wurde durch Diplomarbeiten evaluiert, umdie kontinuierliche Verbesserung zu gew�hrleisten. Im Technologiebereichwurde als Basis zur Verteilung und Nutzung ein Podcast Directory erstellt(siehe Abbildung 1 und 2). Hierzu wurde eine Wordpress-Installation erwei-tert, dem internen Design angepasst und in das Unternehmensportal der

Ziele

Varianten vonPodcasting

Einf�hrung vonPodcasting

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SAPAG integriert. Mit den Erweiterungen �hnelt das Podcast Directory heuteeher einem YouTube-Portal.

Abb. 1: Startseite des SAP-internen Podcast Directory

In der Zwischenzeit wurde ein solches Directory speziell f�r die Mittelstands-Community auf Basis von SAP Netweaver und mit zus�tzlichen Features er-stellt. Als Service wurde ein standardisierter Design- und Produktionsserviceentwickelt. Dieser wird im Folgenden beschrieben.

Abb. 2: Detailansicht des SAP-internen Podcast Directory

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3 Erstellung von Podcasts

Das jeweilige Ziel sowie die Faktoren Zeit, Qualit�t und Kosten entscheiden,welches Podcast-Format gew�hlt wird. Mitarbeiter haben die Mçglichkeit,Podcasts �ber ein Template zu bestellen: man w�hlt Format und Variante.Audiopodcasts gibt es in Form von Experteninterviews (schnell erstellbar,einfach wiederholbar) oder als gescriptetes Rollenspiel, welches einer Radio-produktion �hnelt. Der Großteil der Podcasts wird inhouse erstellt, etwa miteigenen Sprechern oder mit Experten. Agenturen kommen dann zum Ein-satz, wenn die Qualit�t hochprofessionell sein muss.

Nach der Bestellung erh�lt der interne Kunde relevante Templates – z. B. f�rein Skript. Auch kann bei Bedarf ein kurzes telefonisches Beratungsgespr�chzum Format gef�hrt werden. Das ausgef�llte Skript bildet dann den zu pro-duzierenden Inhalt ab. Es erfasst alle relevanten Informationen zu Intro,Hauptteil und Outtro. Liegen diese Informationen vor, so wird je nach ge-w�hltem Format ein Termin zur Podcast-Erstellung vereinbart.

Bei Audiopodcasts erfolgt die Produktion �ber das Telefon. Aufgenommenwird im professionellen KPS-Videostudio, das in Walldorf sowie in Philadel-phia einen Standort hat. Je nach Kundenwunsch interviewt ein KPS-Sprechereinen Experten gem�ß den im Skript genannten Fragen und spricht ein In-tro/Outtro; oder es wird nur die Stimme aufgezeichnet, wenn ein Inhalt vollgescriptet ist. Danach wird die Audiodatei postproduziert und damit opti-miert. Es werden z. B. Stçrger�usche oder Fehlversuche gelçscht und bei Be-darf wird noch etwas Musik eingemischt. Abschließend wird die fertige Dateiim Podcast-Verzeichnis (SAP Podcast Directory) inklusive Metainformatio-nen wie Tags und Beschreibung verçffentlicht (siehe Abb. 1 und 2). Der ge-samte Zeitaufwand – von der anf�nglichen Beratung und Terminierung bishin zur Produktion, Postproduktion und Verçffentlichung eines einfachenAudiopodcasts – bewegt sich zwischen zwei und vier Stunden.

Die Produktion von Enhanced Podcasts und Videopodcasts ist vom Prozessher �hnlich – nur nat�rlich etwas aufwendiger. Daf�r kçnnen aber auch kom-plexere Informationen dargestellt werden, z. B. durch Visualisierung aneinem Whiteboard oder Flipchart. Aufwendigere Formate wie Bluescreen bil-den den oberen Qualit�tsgrad ab – jedoch wird auch hier bewusst auf High-End-Fernsehproduktionen verzichtet, damit die Kosten im Rahmen bleiben.

4 Integration von Podcasting in eine Community

SAP Business ByDesign ist die neue Mittelstandslçsung von SAP. Deren Com-munity bildet einen zentralen Bestandteil des Support- und Wissenstransfer-konzeptes. Denn in der Community teilen die Experten der SAP, die Partnerund die Kunden ihr Prozess- und Anwendungswissen miteinander in Foren,Wikis, Blogs und multimedialen Formaten (Haffner/Jenewein/Schulze 2009).Mit dem sogenannten Media Center als zentraler Anlaufstelle f�r den multi-medialen Informations- und Wissenstransfer verfolgt die SAP Business ByDe-sign Community neue Ans�tze, um die Qualit�t der Zusammenarbeit deut-lich zu verbessern. Die klassischen Kollaborationswerkzeuge wie Foren, Blogsund Wikis sollen durch die multimedialen Inhalte gezielt erg�nzt werden,wobei insbesondere das Podcasting als mobiler Wissenstransferkanal fun-giert (Haimerl/Schwind 2008;Ormond 2008).

Bestellung

Input

Produktion

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Im Media Center sind alle Inhalte in Haupt- und Einzelkategorien gegliedert.Dies soll den Benutzern die Orientierung und Navigation erleichtern. Es kçn-nen aber auch alle Inhalte nach Schl�sselbegriffen strukturiert und zusam-mengefasst werden, um eine thematisch orientierte Navigation zu unterst�t-zen. Das Media Center stellt Video- und Audioinhalte zur Verf�gung. AlleInhalte kçnnen von den Benutzern �ber unterschiedliche Kan�le bezogenwerden (vgl. Abb. 3).

Abb. 3: Channel-basiertes Modell des Media Center in der SAP Business ByDesignCommunity

Damit Benutzer des Media Center mçglichst individuell entscheiden kçn-nen, in welcher Arbeitssituation sie die Inhalte nutzen mçchten, stehen der-zeit ein Online-Kanal und ein RSS-Kanal sowie Download-Mçglichkeiten f�riPods und Blackberries zur Verf�gung. �ber den Online-Kanal kçnnen alleInhalte direkt im Media Center angesehen oder angehçrt werden; dar�berhinaus sind Zusatzinformationen als Text, Links oder Dokument-Downloadverf�gbar. �ber den RSS-Feed kçnnen die Benutzer Haupt- und Einzelkate-gorien, aber auch Schl�sselbegriffe, sogenannte »Tags« abonnieren, um auto-matisch und kontinuierlich zu allen relevanten Themen in ihrem gew�hltenInteressensbereich informiert zu werden. Wenn die Inhalte �berwiegend inmobilen Szenarien wie z. B. auf Dienstreisen genutzt werden, dann kçnneneinzelne Inhalte auch f�r die optimierte Wiedergabe auf iPods oder Blackber-ries geladen werden.

Media Center

Channels

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Beispiel: Experts@Work

Durch Videoformate, die einem Interview-Ansatz folgen, kann der Wissens-transfer unmittelbar �ber die Experten selbst laufen sowie durch Animatio-nen und Systemdemonstrationen unterst�tzt werden. Dieser Ansatz wirdzum Beispiel in der Serie »Experts@Work« verfolgt. Hier stellen die SAP Bu-siness ByDesign Experten selbst ihren jeweiligen Themenbereich vor. Aufdiese Weise kann mit der Vermittlung des impliziten Wissens gleichzeitigauch die Person hinter dem Thema vorgestellt werden – der Experte wirdentmystifiziert. Durch ein einfaches Format (Darstellung am Arbeitsplatz,kein High-End-Format) wird zudem ein hohes Maß an Authentizit�t er-zeugt. Diese Authentizit�t, verbunden mit einem gewissen Edutainment-Charakter und der Praxisorientierung (vom Arbeitsplatz f�r den Arbeits-platz), motiviert die Nutzer, sich die Inhalte anzusehen, und fçrdert denWissenstransfer.

Beispiel: ByDesign Tube

Um Prozess- und Anwendungswissen schnell zu vermitteln, eignen sichkommentierte Systemdemonstrationen sehr gut. Die »ByDesign Tube« isteine Kategorie im Media Center, die eine Vielzahl von Systemdemos zu denaktuellsten Versionen der Lçsung liefert. Auch hier liegt der große Vorteilf�r die Nutzer darin, dass sie relevante Themen �ber RSS abonnieren undsomit immer die aktuellen Entwicklungen verfolgen kçnnen. Zielgruppesind derzeit vor allem Vertriebsmitarbeiter und Berater. Mittelfristig sollauch ein Self-Service implementiert werden, der es allen Nutzern, die Zugriffhaben, ermçglicht, ihre eigenen Systemdemos hochzuladen. In der ByDe-sign Tube kommen vor allem Community Features wie »highest rating« und»most download« zur Anwendung.

5 Podcasts zum Sales Enablement

Sales Enablement ist eine Mischform aus Information und Trainings f�r Ver-triebsmitarbeiter, die sicherstellen soll, dass diese im und f�r den Verkaufs-prozess jeweils optimal informiert und ausgebildet sind, und zwar im Hin-blick auf Produkte, Prozesse und auch Soft Skills.

Speziell im Wissenstransfer zu neuen Produkten setzt die SAP AG Podcastingein. Hier geht es um neue Beratungsprodukte und Referenzgeschichten, diemeist als Interview mit Experten gestaltet werden, z. B. mit Kollegen, die f�rbestimmte Produkte verantwortlich sind oder Produkte erfolgreich einge-f�hrt oder verkauft haben. Der Vorteil von Podcasting liegt dabei darin, dasses einfach und schnell auch im Fernzugriff konsumiert werden kann.

Die zielgruppengerechte Aufbereitung der Podcasts ist gerade im Vertriebs-kontext sehr wichtig. Bei SAP haben Podcast zum Sales Enablement deshalbu. a. die folgenden Charakteristika:n Sie bieten – ohne zu viele Details – einen �berblick zum jeweiligen Thema

in Form eines Interviews (und mit Folien-Zoom-Ins, falls es sich um Video-podcasts handelt).

n Gleich zu Beginn eines Podcasts kommt immer die wichtigste Informa-tion. Es gibt keine l�ngeren Intros oder Exkurse zu Hintergr�nden.

Vertriebskontext

Anforderungen

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n Es werden kurze und pr�gnante Formulierungen gew�hlt, die ohne vieleAbk�rzungen oder Buzzwords auskommen, sodass sie z. B. auch f�rFreunde außerhalb des Unternehmens leicht zu verstehen sind.

n Alle Podcasts m�ssen Statements von Zielgruppenvertretern enthalten,damit die Glaubw�rdigkeit gesteigert wird.

K�nftige Bem�hungen werden hier noch st�rker auf die einfachere Vertei-lung der Podcasts abzielen. So gibt es derzeit immer noch keinen 1-Click-Wegvom Podcast auf das Standard Sales PDA/Mobiltelefon, das Blackberry. Auchsoll in Zukunft ein st�rkerer Fokus auf Edutainment gelegt werden, um mehrAufmerksamkeit zu erzielen und die Lernmotivation der User zu steigern.

6 Evaluation von Podcasting

Eine Begleitstudie zur Evaluation von Videopodcasting bei SAP zielte daraufab, die Wirksamkeit der pilotierten Podcastserie im Lernkontext zu �berpr�-fen, deren Einflussfaktoren zu identifizieren und End-to-End Solution Ope-ration Standards zu beschreiben (Schwind 2008). Untersucht bzw. erfragt wur-den neben der wahrgenommenen Qualit�t und der Akzeptanz der Lern-umgebung auch die pr�ferierten Nutzungsmodalit�ten. Gegenstand der Be-fragung waren elf Videopodcast-Episoden im Interview-Format. An der WebSurvey nahmen 82 Kunden, Partner und interne Mitarbeiter der SAP AG teil.

Als Motiv f�r die Nutzung der Podcasts f�hrten die Befragten �berwiegenddie Notwendigkeit f�r ihre t�gliche Arbeit sowie inhaltliches Interesse an;reines Interesse am Medium war hingegen nur bei jedem F�nften ein zus�tz-licher Beweggrund. Diese Angaben belegen die Entwicklung von Podcastingvom Trendmedium hin zum etablierten Wissenstransfermedium.

Laut Umfrage wurden die Podcasts weder orts- noch zeitunabh�ngig einge-setzt, also nicht mobil, und wurden somit nicht zur Individualisierung desLernens genutzt. Demzufolge verl�uft die Wissensaufnahme �berwiegendnicht mobil, eine Tatsache, die sich potenziell auch durch das Fehlen video-kompatibler Endger�te bei der Zielgruppe erkl�rt. Die Akzeptanz des audio-visuellen Pr�sentationskanals in diesem speziellen Nutzungsszenario istdemgegen�ber relativ hoch ausgepr�gt: 80 % der Teilnehmer gaben den Dop-pelkanal als den von ihnen in dieser speziellen Wissenstransfersituation pr�-ferierten an. Die Zielgruppe best�tigte im Weiteren auch die hohe Relevanzdes vermittelten Wissens sowie die einfache Handhabung des technischenMediums. Insgesamt bewerteten die Nutzer das podcastgest�tzte Wissens-transferangebot als zufriedenstellend, obwohl sie speziell beim Punkt Effek-tivit�t noch Optimierungspotenzial sehen. Nach Analyse der offenen Kom-mentare der Befragten l�sst sich dieser Punkt mit dem Bedarf spezifizieren,den stellenweise dichten Informationsgehalt der Folien aufzulockern.

Die Evaluation von Audiopodcasts bei SAP (Theis 2007) brachte folgende Er-gebnisse:n Der Besitz eines mobilen Endger�ts als Kennzeichen der Affinit�t zu den

neuen Medien des Web 2.0 wirkt sich positiv auf die wahrgenommeneBenutzerfreundlichkeit des Lernens mit Podcasts aus.

n In diesem Zusammenhang zeigt sich, dass viele Mitarbeiter den Vorteil,dass Podcasts orts- und situationsunabh�ngig eingesetzt werden kçnnen,noch nicht nutzen.

Videopodcasts

Ergebnisse

Audiopodcasts

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n Nachgewiesen wurde, dass die Mitarbeiter, die Podcasts bereits nutzen, eingrçßeres Interesse an weiteren Episoden entwickeln als Nichtnutzer.

n Aus den empirischen Analysen konnten Handlungsempfehlungen f�r dieSAP AG abgeleitet werden, um den Einsatz von Podcasts zu optimieren.Hier seien zum Beispiel die Bereitstellung von How-to-podcast-Animatio-nen, die bessere Vermarktung von Podcasting w�hrend der Einf�hrungsowie die Verbesserung der Bef�higung der Podcast-Ersteller genannt.

n Insgesamt �hneln die Zufriedenheitswerte (Akzeptanz, Nutzen f�r die Pra-xis etc.) im Durchschnitt sehr denen der Evaluation von traditionellerenLernformen wie E-Learning oder Klassenraum-Training.

7 Res�mee

Der Einsatz von Multimedia in der betrieblichen Weiterbildung entwickeltesich in den letzten Jahren rasant. Das Lernen in Form von E-Learning gehçrtzum Alltag vieler Unternehmen, wenn auch nicht in dem großen Umfang,wie w�hrend des E-Learning-Hypes vermutet wurde. Podcasts erweitern dasdigitale Lernen um die Mçglichkeit des mobilen Lernens und erçffnen neueWege, um der Notwendigkeit des selbstgesteuerten und lebenslangen Ler-nens gerecht zu werden. Speziell als Microcontents fçrdern Podcasts das Ler-nen »on-demand« w�hrend der Arbeit. Die Priorit�t von Podcasts ergibt sichdabei aus der Relevanz ihrer Inhalte; d. h. wichtige Inhalte bzw. f�r grçßereZielgruppen relevante Inhalte werden h�ufiger nachgefragt.

Generell wurde auf die Produktion der Medieninhalte der Industrialisie-rungsansatz der SAP-KPS-Organisation (Knowledge Productization Services)angewandt: Die Produktion wurde weitgehend standardisiert und, wo mçg-lich, automatisiert, um Kosten zu reduzieren sowie die Erstellung zu verein-fachen. So gleichen sich zum Beispiel alle Experts@Work-Videos grunds�tz-lich im Hinblick auf Kameraeinstellung, Einspieler und Fragen. Dadurchkonnte die Produktionszeit halbiert werden. Audiopodcasts benutzen Stan-dard Skript Templates und kçnnen einfach per Telefon aufgenommen wer-den. Sie sind sehr kosteneffizient zu produzieren und eignen sich vor allemals begleitendes Medium zum Information-Rollout.

Die hohe Akzeptanz der Podcasts durch die Benutzer zeigt insgesamt deut-lich, dass ein Bedarf f�r Podcasting besteht und dass es einen Mehrwert dar-stellt. Das Medium hat sich in den letzten drei Jahren etabliert und stehtinzwischen gleichberechtigt neben anderen Medien. Das Potenzial von Pod-casting bei SAP wird aber noch nicht voll ausgeschçpft und sollte in Zukunftbesser genutzt werden. Die mobile Nutzung bzw. deren Vereinfachung (Pod-casting via Blackberry) oder das eigene Erstellen von Podcasts durch die Mit-arbeiter sind hier Handlungsfelder bei SAP. Ebenso ist geplant, Podcasts voninternen Experten noch mehr kontinuierlich zu erstellen, um so eine Nut-zung auf Subskriptionsbasis zu ermçglichen und (weitere) eigene Communi-ties zu gr�nden. Die Integration mit formellem Lernen – z. B. Podcasts alsweitere Medien im Medienmix innerhalb von Blended-Learning-Ans�tzen– ist ein Punkt, der noch untersucht und weiter erprobt werden muss.

Das Risiko des bei SAP verfolgten dezentralen Ansatzes liegt auf der Hand:Aufgrund der unabh�ngigen Erstellung von Microcontents durch verschie-dene Produzenten ist der Zusammenhang zwischen den einzelnen Wissens-einheiten nicht mehr zwangsl�ufig gegeben. Daher erfordert dieses Vor-gehen starke Eigenverantwortlichkeit vonseiten der Nutzer dabei, diese Mi-

Weiterentwicklung

Herausforderungen

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crocontents selbst in ihren individuellen Arbeits- und Unternehmenszusam-menhang zu stellen. Daneben erfordert es aufseiten der Verantwortlichen f�rdie Podcast-Erstellung in den jeweiligen Gesch�ftsbereichen ein gewisses p�-dagogisch-mediendidaktisches Wissen. Der Ansatz, den die SAP AG gew�hlthat, wird den genannten Anforderungen jedoch gerecht und erçffnet damitdie Mçglichkeit, als Early Adopter den Einsatz von Podcasts zur Wissensmul-tiplikation in globalen Business Communities voranzubringen.

Literaturhinweise

Goertz, L./Flasdick, J.: Weiterbildung und digitales Lernen heute und in dreiJahren, in: MMB-Trendmonitor, 1, 2006, S. 1–6.

Haffner, C./Jenewein, T./Schulze, S.: Erfahrungen bei der Nutzung kollabora-tiver und multimedialer Methoden und Technologien zum PerformanceSupport, KnowTech, Konferenz-Band 2009.

Haimerl, C./Schwind, C.: Wissenstransfer mittels Podcast – wie geht das?, in:Wissensmanagement – Das Magazin f�r F�hrungskr�fte, Heft 5 2008,S. 32–33.

Hustad, E.: Knowledge Networking in Global Organizations: The Transfer ofKnowledge, in: Proceedings of the 2004 SIGMIS Conference on compu-ter personnel research: Careers, culture, and ethics in a networked envi-ronment, Tucson (AZ) 2004, S. 55–64.

K�ffner, U./Demel, C.: New learning approach@sap: 10–20-70, unverçffent-lichtes Manuskript, SAP AG, Walldorf 2004.

Ormond, P. R.: Podcasting enhances learning, in: Journal of Computing Sci-ences in Colleges, Volume 24, Issue 1, 2008.

Schwind, C.: Video-Podcasts zum Wissenstransfer: Eine Wirkungsanalyse desEinsatzes von Podcasts auf die Akzeptanz und den Lernerfolg bei der SAPAG, Diplomarbeit, 2008.

Theis, Anne: Evaluation des Einsatzes von Podcasts in der betrieblichen Wei-terbildung der SAP AG, Diplomarbeit, 2007.

Wunschel, A: Podcastumfrage, PimpyourBrain, 2006, online:http://www.pimpyourbrain.de/2007/01/22/ergebnisse-der-zweiten-podcastumfrage/.

Links

http://www.podcastmaschine.de/wordpress(Blog des Autors �ber Unternehmenspodcasting)

http://twitter.com/podcastmaschine(Microblog des Autors �ber Unternehmenspodcasting)

http://www.pimpyourbrain.de(deutsche Website mit vielen Informationen zu Podcasting)

http://www.podcast.de(deutsches Podcastportal)

http://podtalks.podspot.de/(Expertengespr�che �ber Corporate Podcasting)

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