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Inhalt 1. Einleitung...................................................................................................................... 3 2. Theoretischer Hintergrund (hauptsächlich bearbeitet von Thomas Hoebel).............. 6 3. Hypothesen ................................................................................................................... 9 4. Methode (hauptsächlich bearbeitet von Marcel Goeke) .......................................... 12

4.1. Konstruktion des Fragebogens............................................................................. 12 4.1.1. Konstruktion der Persönlichkeitsvariablen................................................... 12 4.1.2. Entwicklung der Skala �Angst vor terroristischen Bedrohungen� ............... 13 4.1.3. Erstellung des Fragebogens .......................................................................... 15 4.2. Durchführung der Untersuchung ..................................................................... 15

5. Ergebnisse ................................................................................................................... 16 5.1. Univariate Auswertung ........................................................................................ 16

5.1.1. Soziodemographische Daten......................................................................... 16 5.1.1.1. Geschlecht.............................................................................................. 16 5.1.1.2. Alterstruktur........................................................................................... 17 5.1.1.3. Berufliche Stellung ................................................................................ 18 5.1.1.4. Bildungsniveau ...................................................................................... 19 5.1.1.5. Familienstand......................................................................................... 19 5.1.1.6. Staatsangehörigkeit ................................................................................ 20 5.1.1.7. Zusammenfassung ................................................................................. 20

5.1.2. Variablen der Arbeitsgruppe �Angst vor terroristischen Bedrohungen/Persönlichkeit� ................................................................................. 21

5.1.2.1. Angst vor terroristischen Bedrohungen ................................................. 21 5.1.2.2. Kontrollüberzeugungen ......................................................................... 27 5.1.2.3. Manifeste Angst..................................................................................... 30 5.1.2.4. Autoritarismus ....................................................................................... 31

5.2. Überprüfung der Hypothesen............................................................................... 34 5.2.1. Hypothese 1 (HA1) (hauptsächlich bearbeitet von Marcel Goeke) ............ 34 5.2.2. Hypothese 2 (HA2) (hauptsächlich bearbeitet von Marcel Goeke) ............ 37 5.2.3. Hypothese 3 (HA3) (hauptsächlich bearbeitet von Thomas Hoebel).......... 44 5.2.4. Hypothese 4 (HA4) (hauptsächlich bearbeitet von Thomas Hoebel).......... 47 5.2.5. Hypothese 5 (HA5) (hauptsächlich bearbeitet von Cynthia Dittmar) ........ 50 5.2.6. Hypothese 6 (HA6) (hauptsächlich bearbeitet von Cynthia Dittmar) ........ 54

6. Diskussion................................................................................................................... 59 Literatur .......................................................................................................................... 62 Anhang................................................................................................................................

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1. Einleitung Am 11. September 2001 wurden Bilder Wirklichkeit, die bis zu diesem Zeitpunkt nur in den Fantasiewelten zahlloser Computerspiele und der Filmfabrik Hollywood existierten. Die umfassende Vernetzung durch visuelle Medien machte es möglich: Rund um den Globus konnten die Menschen am Bildschirm mitverfolgen, wie aufgrund der gezielten Kollision durch zwei Passagierflugzeuge das New Yorker World Trade Center gleich eines Kartenhauses in sich zusammenstürzte und eine weitere Maschine einen Flügel des Washingtoner Pentagons beschädigte. Tausende Menschen verloren in den Trüm-mern ihr Leben.

In den Folgemonaten des Anschlags war �Der 11. September hat alles verändert� ein geflügeltes Wort (vgl. Weinlein 2002: 1). Das Datum stellt einen Wendepunkt bezüg-lich der Wahrnehmung von Terrorismus und seiner Gefahr dar. Offensichtlich wurde die Veränderung in administrativen Reaktionen. Ganze Kriege fanden mittlerweile im Namen der Terrorbekämpfung geführt. Gleichzeitig brachte der Deutsche Bundestag ein �Anti-Terror-Paket� auf den Weg. �Der 11. September� hat eine vorhandene Bedrohung erkennbar werden lassen: Seitdem spielt eine potentielle Betroffenheit in den Köpfen der Menschen eine Rolle. Den Folgen dieser potentiellen Betroffenheit möchten wir uns innerhalb des Projektorientierten Kompaktkurses (POK) IV an der Universität Osna-brück widmen.

Unter der Leitung von Prof. Reiner Niketta untersuchten wir Fragestellungen zu dem Themenkomplex �Einstellungen gegenüber den USA/Angst vor terroristischen Bedro-hungen�. Anhand dessen konnten wir das innerhalb des Kurses vermittelte theoretische Wissen über Empirische Sozialforschung umgehend in der Praxis anwenden.

Auf der Grundlage eines ersten Variablenmodells wurde in fünf Arbeitsgruppen (AGs) eine schriftliche Befragung erarbeitet (siehe Abb. 1). Jede AG entwickelte zu je zwei Variablen Methoden der Datenerhebung. Ihre Konstruktion ist in Kapitel 4 �Methoden� dargelegt.

Dieser Prozess ergab eine Modifikation des ursprünglichen Variablenmodells. Das Pro-jekt wurde in zwei Forschungsschwerpunkte innerhalb des Rahmenthemas unterglie-dert: Die Untersuchung von �Sozialer Identität� (Politische Einstellungen, soziale Iden-tität und Einstellungen gegenüber den USA) und �Terrorismus� (Einstellungen gegen-über den USA/Angst vor terroristischen Bedrohungen) - siehe Abb. 2.

Innerhalb des zweiten Forschungsschwerpunktes möchten wir uns als Mitglieder der Arbeitsgruppe, die Erhebungsmethoden zu den Variablen �Persönlichkeit� und �Angst vor terroristischen Bedrohungen� erarbeitet hat (AG 3), auf mögliche Determinanten des letztgenannten Merkmals als Folge terroristischer Gewalt konzentrieren. Diese spiegelt gleichzeitig wider, ob die Erwartung besteht, dass in Zukunft regelmäßig mit terroristischen Anschlägen zu rechnen ist (Terrorpersistenz) und ob im Zuge einer terro-ristischen Bedrohungswahrnehmung Angst vor dem Reisen besteht. Dabei möchten wir

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Tendenzen aufzeigen. Unser Forschungsinteresse stellt somit nur einen Ausschnitt aus dem Gesamtprojekt dar.

Abb. 1: Einstellungen gegenüber den USA/Angst vor terroristischen Bedrohungen - Ein erstes Vari-

ablenmodell (Stand 02.05.2003), nach: Niketta, Reiner, Email vom 03.05.03

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Abb. 2: Variablenmodelle der zwei Forschungsschwerpunkte innerhalb des Projekts (Stand: 18.07.2003),

nach: Niketta, Reiner (2003): Folie POK IV, Zum Zwischenbericht, Sitzung vom 18.07.2003

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2. Theoretischer Hintergrund Bis heute gibt es keine allgemein akzeptierte Definition für �Terrorismus�. Allerdings besteht über einige seiner aktuellen Merkmale durchaus Konsens. Diese möchten wir zunächst als Vorüberlegungen für unsere Forschungshypothesen innerhalb des Projekts darlegen.

Eindeutig ist: Er hat einen ausgesprochen sozialen Charakter. Das betrifft erstens seine Entstehung. Terrorismus ist als Reaktion auf soziale Zustände zu verstehen. Und somit als Initial zur Veränderung. In seiner Ausübung ähnelt er krimineller Gewalt oder geis-teskranken Attentaten, hebt sich allerdings von diesen aufgrund seiner politischen Moti-vation ab - gleich dem Guerillakrieg. (vgl. Hoffman 1998: 52ff.)

Eine Stoßrichtung des international operierenden Terrorismus ist zu erkennen: Die US-Botschaften in Daressalam und Nairobi, das World Trade Center, die Synagoge auf Djerba/Tunesien als Anziehungspunkt für europäische Touristen und eine von westli-chen Ausländern bewohnte Siedlung in Riad/Saudi-Arabien - diese Orte machen deut-lich, dass eine erhöhte Gefahr für Mitglieder der so genannten �westlichen Welt� be-steht. Mit dem Anschlag von Madrid am 11. März 2004 haben die Aktionen mittlerwei-le auch Europa erreicht.

Basierend auf der Tatsache, dass alle genannten Terrorakte von Angehörigen muslimi-schen Glaubens verübt wurden, liegt die Vermutung nahe, dass diese Anschläge die umstrittene �cultural-clash�-Hypothese bestätigen, die der US-amerikanische Politik-wissenschaftler Samuel Huntington formuliert hat.

�So wie es aussieht, werden die Beziehungen zwischen Staaten und Gruppen aus unter-schiedlichen Kulturkreisen nicht besonders eng und häufig sogar feindselig sein. [�] Auf der Makroebene ist die ausschlaggebende Teilung die zwischen �dem Westen� und �dem Rest�, wobei der heftigste Zusammenprall zwischen muslimischen und asiatischen Gesellschaften einerseits und dem Westen andererseits stattfindet.� (Huntington 1998: 291)1

Die Hypothese könnte Auswirkungen darauf haben, aus welcher Richtung die Bedro-hung wahrgenommen wird und ob weiterer Terror erwartet wird.

Die zweite Dimension stellen die Folgen dar, die sich bei Individuum und Gesellschaft äußern. Die von uns zu Rate gezogene Literatur benennt diese als �weitreichende psycho-logischen Auswirkungen� (Hoffman 2001: 55) und �psychische Effekte� (Münkler 2001).

1 Es soll an dieser Stelle nicht der Eindruck vermittelt werden, dass aktuell Terrorismus ausschließlich islamistisch motiviert und der Gegner pauschal �Der Westen� ist. �Erst der Mord an dem italienischen Politiker Marco Biagi am 13. März [2002], für den die �Roten Brigaden� die Verantwortung übernommen haben, brachte vielen wieder ins Bewusstsein, dass es keineswegs nur muslimische �Gotteskrieger� sind, die unsere Welt mit Gewalt verändern wollen.� (Feuerstein-Praßer 2002: 5) Eine differenzierte Liste sämtlicher Terrorakte der vergangenen 15 Jahre würde zu weit führen und ist nicht Ziel dieser Untersu-chung.

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Terrorismus zielt ab auf die Entstehung einer permanenten Bedrohungssituation. Dafür wählt der Terrorist das Mittel der Gewalt. Auf diese Weise strebt er jedoch keine Kom-munikation mit seinen Opfern an. Die Gruppe von Empfängern wäre zu klein zur Errei-chung seiner Ziele. Seine Intention ist eine Andere:

�Etwas vereinfacht wird man sagen können, dass die Strategie des Terrors weniger an den unmittelbaren physischen Folgen der Gewaltanwendung orientiert ist als vielmehr an den psychischen Effekten, die durch die Anschläge bewirkt werden. Man hat den Terrorismus darum als eine Kommunikationsstrategie bezeichnet, die Gewalt eher als eine Nachricht denn als direktes Mittel zur Brechung des gegnerischen Willens einsetzt. Bei den Angegriffenen soll Furcht und Schrecken verbreitet werden, [�].� (Münkler 2001)

Der wirkliche Adressat der Gewalt ist die allgemeine Zivilbevölkerung, sind die nicht-physischen Opfer und deren (psycho-)soziales Befinden. Über die Implementierung von Unsicherheit, Angst und Entsetzen in eine Gesellschaft wähnt der Terrorist sich auf dem richtigen Weg, um seine Ziele zu erreichen, obwohl sich die Angst der Bevölkerung auf seine Person projeziert. Niemand soll sich der Bedrohung entziehen können. Denn diese kollektiv erfahrenen individuellen Dispositionen sollen sich seinem Willen nach in öf-fentlichen Druck auf politische und ökonomische Eliten niederschlagen.

�Ziel von Terroristen ist denn auch nicht der Zusammenbruch der gegnerischen Mili-tärmacht, sondern die Zerstörung des Willens der gegnerischen Entscheidungsträger und die Unterminierung ihres Rückhalts bei der Bevölkerung.� (Herberg-Rothe 2003: 83)

Die Wirkung des Terrorismus beruht auf einer notwendigen Bedingung: Zwischen dem terroristischen Akt und seinem Adressat muss sich ein kommunikatives Medium schie-ben, das die notwendige Publizität schafft. Diese Vermittlerrolle nehmen die Medien ein. Sie sind oftmals in Minutenschnelle am Ort des Geschehens. Die Übertragungen erreichen aus jedem Winkel der Erde das heimische Fernsehzimmer, was im Kalkül der Terroristen eine zentrale Rolle spielt.

�Nur durch Verbreitung der Nachrichten über den Terror und die Greueltaten unter einem viel größeren Publikum [als den unmittelbar Betroffenen] können die Terroris-ten die maximale Hebelwirkung erzielen, die sie benötigen, um fundamentalen politi-schen Wandel durchzusetzen.� (Hoffman 2001: 173)

Der Soziologe Wolfgang Sofsky beschreibt die zeitliche Dimension des terroristischen Akts: Plötzlichkeit. Und als unmittelbare Wirkung: Kontrollverlust. Danach nimmt die mit der Gewalt konfrontierte Person die Wirklichkeit verändert wahr. Das Geschehene hat Einfluss auf Gefühle, Einstellungen und Handlungen2.

�Der Anschlag löst zunächst nicht Angst oder Schrecken aus, sondern Entsetzen. Das Widererfahrnis der Plötzlichkeit wird durch das ganz und gar Unvertraute und Unbe-kannte der Verheerung noch gesteigert. Von Art und Ausmaß der Gewalt hatten die Menschen zuvor weder eine Anschauung noch eine Vorstellung. Auf einmal ist die

2 Forscher der New York Academy of Medicine fanden bspw. heraus, dass mehr als 150.000 New Yorker in Folge des Anschlags auf das World Trade Center an psychischen Störungen leiden (vgl. dpa 2002).

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Ordnung der Dinge aus den Fugen. Das Vertrauen in den Fortbestand der gewohnten Welt ist vernichtet. [�] Erst in der nachträglichen Reflexion vermögen die Menschen zu sehen und zu begreifen, was geschehen ist.� (Sofsky 2002: 94)

Sofsky ist allerdings davon überzeugt, dass das kommunikative Medium Berichterstat-tung die Intensität der Gewalt des Augenblicks gewissermaßen katalysiert. Es schafft eine sichere Distanz - räumlich und emotional.

�Dennoch hinterließen die Anschläge eine untergründige Stimmung der Ängstlichkeit. Terror ist eine unabwägbare Gefahr, er hat keinen Namen und keine Adresse.� (Sofsky 2002: 172)

Fest steht: Der Umgang mit der �Stimmung der Ängstlichkeit� ist individuell verschieden. Einfluss darauf haben einerseits interne oder externe Kontrollüberzeugungen von Per-sonen. Die Messung dieses Faktors haben Nina Jakoby und Rüdiger Jacob in einer Kurzskala operationalisiert. Menschen neigen entweder zu der Überzeugung, dass sie ihr Leben aufgrund ihrer Fähigkeiten und Verhaltensweisen �voll im Griff haben�. Er-eignisse werden damit erklärt, dass diese von ihnen selbst herbeigeführt und gesteuert werden können (= interne Kontrollerwartungen). Anderen Personen fehlt dieses Ver-trauen. Sie sehen sich nicht zu beeinflussenden Umwelteffekten ausgesetzt, die ihr Le-ben bestimmen (= externe Kontrollerwartungen) (vgl. Jacoby/Jacob 2003). Eine For-schungsgruppe um Reiner Niketta hat daher vermutet,

�[�] dass Personen mit externen Kontrollüberzeugungen fatalistisch reagieren, weite-re nicht zu kontrollierende Terroranschläge erwarten und daher zu stärkeren Angstge-fühlen neigen als Personen mit internen Kontrollüberzeugungen.� (Niketta 2002: 3)

Weiterhin liegt nahe, dass es einen Zusammenhang zwischen manifester Angst, die bei einer Person vorhanden sein könnte, und einer �Angst vor terroristischen Bedrohungen� gibt. Es ist anzunehmen, das erstere letztgenannte beeinflusst. (vgl. Niketta 2002: 2)

Eine Angst determinierende individuelle Disposition könnte auch der Hang zum Autori-tarismus sein: Insgesamt dominieren bei dieser Verhaltensweise einfache Strukturierun-gen der Wirklichkeit. Gleichzeitig werden soziale Situationen hierarchisch wahrge-nommen, autoritär heißt somit:

"Orientierung und Anlehnung bei Sicherheit bietenden und Herrschaft ausübenden Personen oder Institutionen, Orientierung an ihren Wert- und Normsystemen sowie kri-tikloser Gehorsam ihnen gegenüber; Übernahme von Autoritätsrollen gegenüber sozial Schwächeren, autoritäres Verhalten, das befehlend, drohend, strafend, aber auch pat-riarchalisch schützend sein kann. [�]� (Oesterreich 2003)

Ausgehend von diesen Überlegungen möchten wir ein Zwischenfazit ziehen, das zu konkreten Hypothesen innerhalb unserer Untersuchung führen soll.

- Sie ergeben das Bild einer sozialen Beziehung zwischen Terrorist und Zivilbevölke-rung (der Kreis der Individuen in einer bedrohten Gesellschaft), deren Entstehung und Ausgestaltung der Initiative des Terroristen unterliegt. Obwohl sich Terrorist

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und Zivilperson nie begegnet sind, nehmen sie in ihrem Handeln und in ihrem Ver-halten aufeinander Bezug.

- Die Beziehung Terrorist/Zivilbevölkerung hat (psycho-)soziale Folgen. Entschei-dend ist der Akt terroristischer Gewalt, an die sich eine vom Terroristen intendierte Ereignisfolge anschließt: Physische Opfer und materielle Zerstörung Berichter-stattung Rezeption des Aktes durch die Zivilbevölkerung Entsetzen Angst (als Projektion auf die Person Terrorist).

- Es ist Absicht des Terroristen, dass sich diese Angst einer quantitativ großen Gruppe in einem Veränderungsdruck auf ökonomische und politische Eliten niederschlägt, um weitere terroristische Akte zu vermeiden.

- Die Intentionen des Terroristen sagen allerdings nichts über die wirklichen Folgen seiner Gewaltakte aus. Daher stellt die genannte Ereignisfolge ein Konstrukt dar. Die von uns zu Rate gezogene Literatur bleibt diesbezüglich eher allgemein (siehe oben: Münkler 2001; Hoffman 2001) oder es fehlen empirische Belege (Sofsky 2002). Diese Folgen wollen wir differenzierter untersuchen und benennen. Dafür können wir die Motive des Terroristen ausblenden.

- Die Reaktionen auf terroristische Gewalt äußern sich von Person zu Person unter-schiedlich � abhängig von Psyche, Charakter, Einstellungen und Verhaltensweisen.

- Die Bundesrepublik Deutschland zählt zu Huntingtons Kulturkreis �Der Westen�. Die Schlussfolgerung liegt nahe, dass in der deutschen Gesellschaft eine Bedro-hungssituation erfahren wird, weil sich ihre Mitglieder als Adressaten des aktuellen Terrorismus fühlen.

3. Hypothesen �Angst vor terroristischen Bedrohungen� und �Terrorpersistenz� stellen bei unseren Überlegungen diejenigen Merkmale dar, deren Abhängigkeit von unterschiedlichen Einflussfaktoren wir untersuchen möchten. Prädiktoren für �Reiseangst wegen Terro-rismus� vernachlässigen wir an dieser Stelle.

Unser Interesse bezieht sich auf sechs Determinanten: Berichtetes Medienverhalten, Kontrollüberzeugungen, Manifeste Angst, Huntingtons �cultural-clash�-Hypothese, Deutsche Identität und rechts-links-Einstellungen. Diese haben wir in einem Vari-ablenmodell � als Ausschnitt innerhalb des Gesamtprojekts � dargelegt (siehe Abb. 3).

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Rolle der Medien:

Berichtetes Medienverhalten

Persönlichkeitsvariable 1:

Kognitive Kontrolle

Politische Einstellungen 1:

�cultural-clash�-Hypothese

Persönlichkeitsvariable 2:

Manifeste Angst

HA1

HA2

HA3

HA4

Angst vor terroristischen

Bedrohungen/Terrorpersistenz

Angst vor terroristischen

Bedrohungen/Terrorpersistenz

Politische Einstellungen 2:

rechts-links-Einstellungen

Soziale Identität:

Deutsche Identität

HA5

HA6

Abb. 3: Einflussfaktoren für �Angst vor terroristischen Bedrohungen� und �Terrorpersistenz� (eigene

Darstellung) Hypothese 1 (HA1)

Entstehen also wirklich Entsetzen und Angst in der Zivilbevölkerung? Wie hängt diese von der Qualität der Berichterstattung � als Medium � ab? Unsere erste Hypothese lau-tet daher: Die Berichterstattung über Terror im Fernsehen bewirkt mehr Angst als die Berichterstattungen in Radio, Internet oder den Printmedien.

Hypothese 2 (HA2)

Die Erfahrung der Plötzlichkeit und Nicht-Beeinflussbarkeit der terroristischen Bedro-hung beeinflusst die Menschen gemäß ihren Kontrollüberzeugungen. Die Forschergrup-pe um Reiner Niketta konnte ihre Vermutung bestätigen, dass Personen mit externen Kontrollüberzeugungen höhere Angst vor Terror empfinden, was auf Personen mit in-ternen Kontrollüberzeugungen nicht zutrifft (vgl. Niketta 2002: 9). Wir möchten über-prüfen, ob diese Aussage auch auf die von uns befragten Menschen zutrifft.

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Hypothese 3 (HA3)

Menschen tendieren in unterschiedlichem Grade zu Angstgefühlen. Diese Tatsache hat Einfluss auf individuelle Verhaltensweisen und Einstellungen � auch gegenüber einer potentiellen terroristischen Gefahr. Aus diesem Grund meinen wir, dass Menschen mit einer grundsätzlichen Neigung zu Angstgefühlen in stärkerem Maße als die übrige Be-völkerung weitere terroristische Bedrohungen erwarten.

Hypothese 4 (HA4)

Huntington prophezeit zugespitzt einen Kampf �Westen vs. Islam�. Diese Meinung aus der Wissenschaft hat im Zuge des 11. Septembers Züge eines gesellschaftlichen Deu-tungsmusters von Terrorismus angenommen. Wir vermuten, dass Personen, die die �cultural-clash�-Hypothese zur Erklärung internationaler Konflikte übernommen haben, in Zukunft mit einer anhaltenden Gefährdung durch Terrorismus rechnen.

Hypothese 5 (HA5)

Die Idee des Nationalstaats vermittelt Schutz und Sicherheit. Wir vermuten, dass Men-schen mit einem positiven deutschen Nationalbewusstsein zu einer größeren Angst vor Terrorismus neigen. Dieser stellt in ihren Augen einen Angriff auf den nationalen Rah-men dar, der ihnen Sicherheit bietet.

Hypothese 6 (HA6)

Menschen mit einer eher rechten politischen Ausrichtung orientieren sich an altherge-brachten Traditionen. Wir vermuten, dass diese Personen die Ereignisse des 11. Sep-tembers als Angriff auf eben diese Werte verstehen und somit eine höhere Angst vor terroristischen Bedrohungen haben.

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4. Methode

4.1. Konstruktion des Fragebogens Nach der Vorstellung des Forschungsthemas �Angst vor terroristischen Bedrohungen und Einstellungen gegenüber den USA� durch Herrn Niketta wurde der POK IV in fünf einzelne Arbeitsgruppen aufgeteilt (siehe Abb. 1).

Konkret befassten wir uns mit Erhebungsmethoden zu den Variablen �Persönlichkeit� und �Angst vor terroristischen Bedrohungen� (AG 3). Zum einen haben wir die Skalen zur �Manifesten Angst�, zur �Kognitiven Kontrolle� und zum �Autoritarismus� ausge-wählt. Zum anderen haben wir eine eigene Skala unter Hinzunahme einiger Items aus dem Forschungsbericht �11. September: War was?� von Reiner Niketta (2002) entwi-ckelt. Diese zwei thematischen Module sind in Abbildung 1 türkisfarben gekennzeich-net.

4.1.1. Konstruktion der Persönlichkeitsvariablen Die Persönlichkeitsvariable bezüglich der �Manifesten Angst� stammen von Lück und Timaeus (2003). Die Skala versucht, die manifeste Angst im täglichen Leben zu ermit-teln. Sie soll in �[�] generalisierter Form die subjektive Wahrscheinlichkeit und die Folgen von Handlungen erfassen; es handelt sich hierbei um Erwartungen negativer Folgen.� (Lück/Timaeaus 2002, zitiert nach Niketta 2002: 4)

Die Items zur �Kognitiven Kontrolle� haben wir von Jakoby und Jacob (2003) repli-ziert. Nach Rotters �Sozialer Lerntheorie� bilden Personen generalisierte Kontrollerwar-tungen über ihre Fähigkeiten aus, die Ereignisse in ihrem Leben selbst bestimmen zu können. Personen mit interner Kontrollerwartung glauben, dass sie aktiv durch ihr eige-nes Verhalten ihr Leben bestimmen und steuern können. Sie vertrauen demnach in ihre eigenen Fähigkeiten und Anstrengungen. Personen mit externer Kontrollerwartung mei-nen, kaum Einfluss auf die Ereignisse ihres Lebens zu haben, sondern machen externe Ursachen wie �Zufall� oder �Glück� für die Ereignisse ihres Lebens verantwortlich.

Das Merkmal �Autoritarismus� haben wir mit den Items des in den 1990er Jahren modi-fizierten und neu erprobten Autoritarismusfragebogens nach Detlev Oesterreich (2003) erhoben. Bereits 1974 hatte dieser ein ähnliches Instrument entwickelt. 25 der insgesamt 31 Items flossen in den Fragebogen ein. Oesterreich wurde durch das Interesse geleitet, wie sich durch den Sozialisationsprozess hervorgerufene berufliche, soziale und politi-sche Verhaltensweisen vor allem im Erwerbsleben äußern. Personenspezifische Zu-sammenhänge zwischen den Bedürfnissen eines Individuums und seiner Umwelt stehen hier im Vordergrund. Autoritär heißt in diesem Zusammenhang, dass man soziale Kon-

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texte hierarchisch interpretiert und rigide an gewohnten Verhaltensweisen festhält. Umweltveränderungen �verstören� unter Umständen das individuelle Weltbild.

Sowohl die Persönlichkeitsvariablen zur �Manifesten Angst� als auch die Items zur �Kognitiven Kontrolle� und zum �Autoritarismus� haben wir aus dem ZUMA-Informationszentrum 2003 übernommen, welches sich der methodischen Forschung und zudem der Methodenberatung empirischer Projekte widmet.

4.1.2. Entwicklung der Skala �Angst vor terroristischen Bedrohun-gen� Nachdem sich die einzelnen Gruppen zu den jeweiligen Themenbereichen zusammen-gefunden haben, wurde anfangs eine allgemeine Ideensammlung angelegt. Daraufhin formulierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der AG 3 verschiedene Items zur Variable �Angst vor terroristischer Bedrohung.� Da die Items zu Anfang noch sehr un-geordnet waren, haben wir sie zuerst kategorisiert, um einen allgemeinen Überblick zu gewinnen. Die Einteilung in Kategorien hat uns die Auswahl bzw. die Streichung eini-ger Items sehr erleichtert. Folgende Kategorien wurden erstellt: Urlaub und Terrorangst, Terror auf Deutschland bezogen, Einschätzung der Terrorgefahr und Persönliche Angst.

In den folgenden Sitzungen wurden die jeweiligen Items diskutiert und zum Teil auch gestrichen, da einige doppelt oder vom inhaltlichen Aspekt her sehr ähnlich waren. Acht Items bezüglich der Terrorpersistenz wurden aus dem Forschungsbericht von Reiner Niketta �11. September 2001: War was?� (vgl. Niketta 2002: 18ff.) übernommen. Hier-bei handelt es sich beispielsweise um das Item: �Ich fühle mich von Terroristen be-droht.�3 Nach der Kategorisierung wurden die Items unsortiert in den Fragebogen ein-gebracht (siehe Anhang).

Weiterhin legten wir uns auf die Maske für den Fragebogen fest. Wir einigten uns dar-auf, die Items als Aussagen und nicht als Fragen zu formulieren. Der AG war es wich-tig, dass die Antworten eindimensional, kurz und verständlich konzipiert waren und keine komplizierten Fachausdrücke, sondern einfache Worte enthielten. Des Weiteren sollten die Antworten neutral formuliert sein, ohne den Zweck zu verfolgen, in eine gewisse Richtung zu zielen. Durch diese Kriterien haben wir versucht, die Befragten nicht zu überfordern.

Um nun herauszufinden, inwieweit die Aussagen auf die jeweiligen Personen zutreffen, legten wir uns auf eine Sechs-Punkte-Likert-Skala zur Beantwortung des Fragebogens fest (Stimme voll und ganz zu - Stimme überwiegend zu - Stimme eher zu - Stimme eher nicht zu - Stimme kaum zu - Stimme überhaupt nicht zu). Ziel der Likert-Skala ist es, geeignete von weniger geeigneten Items zu trennen und auf der Basis der letztlich für gut befundenen Items jeder Person einen Skalenwert zuzuweisen. (vgl. Diekmann 1997: 209)

3 Die anderen Items sind im Anhang wiedergegeben und entsprechend markiert.

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Danach wurde der vorläufige Teil des Fragebogens einem Pretest unterzogen. Ziele des Pretests waren, Mängel des Fragebogens zu entdecken, die Verständlichkeit der Aussa-gen zu prüfen, die Itembatterie zu verkürzen, die Dimensionalität zu überprüfen und ein möglichst hohes Cronbachs zu erreichen (vgl. Diekmann 1997: 415f.). Nach Auskunft von Prof. Niketta war die Auswahl der Items eine sehr komplexe Angelegenheit. Es wurden zwei Verfahren angewandt.

Über alle Items wird eine Itemanalyse gerechnet mit dem Ziel, eine hohe interne Kon-sistenz der Aussagen (Cronbachs ) zu erreichen. Wichtige Ergebnisse waren der Schwierigkeitsindex und die Trennschärfe jedes Items. Daraufhin wurde ein Diagramm erstellt, wo auf der X-Achse die Schwierigkeit und auf der Y-Achse die Trennschärfe eingetragen wurden. Gute Items haben eine hohe Trennschärfe und einen mittleren Schwierigkeitsgrad. Sie können diesbezüglich im Diagramm wieder gefunden werden. Die Trennschärfe gibt demnach an, wie gut ein einzelnes Item das Gesamtergebnis eines Tests repräsentiert. Ist also die Item-Summenscore-Korrelation (der so genannte Trenn-schärfenkoeffizient), bei den meisten Items relativ hoch, bei einigen aber niedriger, so bedeutet das, dass Items mit niedriger Trennschärfenkorrelation für unsere Messung weniger geeignet sind. (vgl. Diekmann 1997: 212)

Bei der zweiten Methode zur Reduzierung der Items werden die Items so eliminiert, bis ein optimales Cronbachs erreicht wird. Die Items werden formal entlang ihrer Bedeu-tung auf einer einzigen Dimension angeordnet, dann wird das Item mit der schwächsten Bedeutung eliminiert. Cronbachs steigt, um dann wieder zu sinken, je weniger Items noch vorhanden sind (siehe Abb. 4).

Die Items im Fragebogen sind ein Kompromiss dieser Berechnungen. Nach der Itema-nalyse des Pretests durch Prof. Niketta blieben von ursprünglich 62 Items 34 übrig.

Terroritems (Pre-Test 2003)

p = 1 = Ablehnung

SCHWIERIG

1.0.9.8.7.6.5.4.3.2.10.0

.8

.7

.6

.5

.4

.3

.2

.1

0.0

V62

V61

V60

V59

V58

V57

V56

V55

V54

V53

V52R

V50

V49

V48

V47

V46

V45

V44

V43

V42

V41

V39

V38V37

V36

V35

V33

V31

V30

V29

V26

V25

V24

V22

V20

V19R

V18

V17

V16V15

V14

V13

V11

V09

V07

V06

V05

V04

V03

V02V01R

Abb. 4: Itemananalyse des Pretests der Variable �Angst vor terroristischen Bedrohun-

gen/Terrorpersistenz�

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4.1.3. Erstellung des Fragebogens Im nächsten Schritt erstellten wir den Codeplan des Fragebogens. Dieser wurde nach einigen Korrekturen und Vervollständigungen durch Herrn Niketta in die SPSS-Variablenansicht eingegeben.

Wir wurden dem Fragebogen �Terrorismus und seine Folgen� in den Block I �Terro-rismus und Krieg� (Frage 1) und Block V �Meinungen über sich selbst� (Frage 32, 33 und 34) zugeteilt, womit deutlich wird, dass wir nur einzelne Bausteine des gesamten Forschungsprojekts konzipiert haben.

4.2. Durchführung der Untersuchung Der Fragebogen wurde in Form einer schriftlichen Befragung verteilt. In seinem Einlei-tungstext haben wir kurz den Untersuchungsgegenstand erläutert und die Befragten dar-auf hingewiesen, den Fragebogen zügig, aber sorgfältig zu bearbeiten. Die Probanden mussten den Fragebogen für sich selbst lesen und allein ausfüllen. In einer mündlichen Befragung wären die Antworten eventuell �unehrlicher� und durch externe Effekte oder Interviewfehler verzerrt ausgefallen. Auch spielten geringere Kosten bei der Wahl der Befragungsart eine Rolle.

Nachteile der schriftlichen Befragung ergeben sich dann, wenn Verständigungsproble-me auftauchen, da keine Hilfe durch den Interviewer erfolgt. Auch werden voraussicht-lich trotz Hinweises im Einleitungstext keine spontanen Antworten gegeben, sondern die Antworten können von den Befragten besser durchdacht werden. (vgl. Diekmann 1997: 439ff.)

Die Befragung fand im Zeitraum von Juli bis Oktober 2003 statt. Jeder Teilnehmer des Seminars musste mindestens fünfzehn Personen befragen. Die jeweilige Auswahl der Personen fand willkürlich statt, beispielsweise in Seminaren, in der Familie oder im Bekanntenkreis (siehe Abb. 5).

Werden alle Elemente der Grundgesamtheit untersucht?

Teilerhebung

Vollerhebung

willkürliche Auswahl

Werden die Elemente nach festen Regeln ausgewählt?

ja

nein

nein

ja

Abb. 5: Übersicht über Auswahlverfahren (aus: Schne ll, R., Hill, P. B. & Esser, E. (1999). Methoden der

empirischen Sozialforschung (6. Aufl.). München: R.Oldenbourg; zitiert nach: Niketta, Reiner (2003): Folie POK IV, Stichprobenverfahren, Sitzung vom 07.07.2003)

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5. Ergebnisse

5.1. Univariate Auswertung

5.1.1. Soziodemographische Daten Im Folgenden wird die soziodemografische Zusammensetzung unserer Stichprobe dar-gestellt. Dabei wird auch auf die Repräsentativität für die bundesdeutsche Bevölkerung eingegangen. Die dafür notwendigen Daten stammen vom Statistischen Bundesamt und beziehen sich, je nach dem welche Daten zur Verfügung standen) auf das Jahr 2002 oder 2003.

Bei den Merkmalen Geschlecht, Alter, berufliche Stellung, Bildungsniveau, Familien-stand und Staatsangehörigkeit gab es jeweils einige Befragte, die keine Angaben mach-ten. Diese werden in den Diagrammen und in der Diskussion in Prozentwerten nicht betrachtet, da wir nicht davon ausgehen, dass Angaben nicht gemacht worden sind, um bestimmte Ausprägungen zu verschweigen und so die Verteilung nicht wesentlich ver-ändert hätten.

5.1.1.1. Geschlecht An der Befragung zum Thema �Terrorismus und seine Folgen� wurden von uns insge-samt 360 Personen befragt. Davon sind 176 weiblich (50,28 %) und 178 männlich (49,72 %) wobei sechs Personen keine Angabe zum Geschlecht machten. Somit haben wir in unserer Stichprobe einen unwesentlich höheren Frauenanteil. Obwohl es keine Anweisung gab, auf eine Geschlechtergleichverteilung zu achten, ist die Verteilung der Geschlechter überraschenderweise sehr ausgeglichen und zudem repräsentativ für die bundesdeutsche Bevölkerung. Der Anteil der Frauen in der deutschen Bevölkerung be-trug in 2002 51,12 % (vgl. Statistisches Bundesamt 2003).

Geschlecht

49,7

50,3

0 10 20 30 40 50 60

Weiblich

Männlich

Abb. 6: Balkendiagramm der Geschlechterverteilung unserer Stichprobe in Prozent

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5.1.1.2. Alterstruktur Die Altersstruktur der Stichprobe stellt sich wie folgt dar:

Altersangabe

16

14

12

10

8

6

4

2

0

Abb. 7: Altersstruktur unserer Stichprobe in Prozent Lässt man die fehlende Angabe von 7 Personen außer Acht, liegt der Mittelwert der Altersverteilung bei ca. 33 Jahren, wobei die hohe Varianz/Standardabweichung darauf hindeutet, dass die Ausprägungen um diesen Wert stark streuen. Betrachtet man die Grafik, wird deutlich, dass sich die Werte um den Median von 25 konzentrieren. Ein wenig mehr als die Hälfte (54,4 %) der befragten Personen sind demnach 25 oder jün-ger. Bedenkt man die Spannweite von 16 bis 83 ist der relativ niedrige Median ein Zei-chen für fehlende Repräsentativität älterer Altersgruppen. 75,4 % der befragten Perso-nen sind 45 oder jünger. Anhand folgender Grafik kann man erkennen, dass die Alters-verteilung in der Bundesrepublik eher normalverteilt ist und in unserer Stichprobe die Altersgruppe 15 bis 25 überproportional vertreten ist. Die anderen Altersgruppen sind im Vergleich mit der BRD eher unterproportional vertreten.

0,00%

10,00%

20,00%

30,00%

40,00%

50,00%

60,00%

unter 6 6 bis 15 15 bis 25 25 bis 45 45 bis 65 65 undmehr

Bundesweit

unsere Stichprobe

Abb. 8: Altersaufbau in der Bundesrepublik Deutschland und in unserer Stichprobe in Prozent (vgl. Sta-

tistisches Bundesamt 2003a)

Spannweite = 69 Median = 25 Mittelwert = 33,0567 Varianz = 260,65019 Standardabweichung = 16,1466

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Diese offensichtliche Abweichung lässt sich durch die Auswahl der befragten Personen erklären. Jeder Student unseres Forschungsprojektes sollte 15 Personen befragen. Leicht nachvollziehbar waren dies zumeist Freunde, Bekannte, Kommilitonen oder Mitbewoh-ner aus dem direkten Umfeld, die ein ähnliches Alter wie die Teilnehmer des For-schungsprojektes haben.

5.1.1.3. Berufliche Stellung Die Abweichung unserer Stichprobe vom bundesdeutschen Durchschnitt wird auch an der Verteilung der beruflichen Stellung der befragten Personen deutlich:

6,4%

47,1%30,3%

8,4%

Mithelfende(r)

in Ausbildung

Student/in

Angestellte(

Beamter/Beamtin,

Akademiker(in)

selbständig

Abb. 9: Berufliche Stellung unserer Stichprobe in Prozent4 In unserer Stichprobe befinden sich überproportional viele Studenten, was gleichzeitig den Modalwert darstellt, also die häufigste Antwort nach der Frage der beruflichen Stel-lung. Der Anteil der Studierenden (1.939.233 im Jahr 2002/03) an der Gesamtbevölke-rung (82.536.700 im Jahr 2002) liegt mit 2,35 % deutlich unter der Quote von 48,1 % unserer Stichprobe (vgl. Statistisches Bundesamt 2003b).

Zählt man zu den Studenten noch die in Ausbildung befindlichen Personen ergeben sich 53,4 %, also mehr als die Hälfte der Befragten. Dies korrespondiert mit der These, dass unser Forscherteam überwiegend in seinem direkten, also universitären Umfeld und Bekanntenkreis Befragungen durchführte und außerdem die hohe Zahl jüngerer Perso-nen in unserer Stichprobe widerspiegelt.

Trotz allem sind immerhin 30,3 % der Befragten angestellt, 8,4 % Beamte, 3,5 % selbstständig, 2,6 % helfen in familiären Betrieben mit und 1,7 % sind bereits Akade-miker. 14 Personen machten keine Angaben zu ihrer beruflichen Stellung und wurden in der Abbildung und den Prozent-Anteilen nicht berücksichtigt. 4 nicht berücksichtigt werden 3,9% der Befragten die keine Angaben machten

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5.1.1.4. Bildungsniveau Aus der hohen Zahl der Studenten lässt sich auch das hohe Bildungsniveau unserer Stichprobe erklären. Lässt man die 12 Personen ohne gültige Angaben unbeachtet, be-sitzen 62,1 % der Befragten als höchsten Schulabschluss die allgemeine oder fachge-bundene Hochschulreife und 10,3 % die Fachhochschulreife. Die restlichen 27,3 % un-serer Stichprobe setzen sich aus Personen mit Realschulabschluss (17,2 %), Abschluss der Polytechnischen Oberschule (0,9 %), Haupt- bzw. Volksschulabschluss (6,6 %) und Personen mit anderem Abschluss zusammen.

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (2003c) hatten im Jahr 2003 ungefähr 22,01 % der Bevölkerung über 15 Jahren einen Abschluss der Fach- bzw. Hochschulrei-fe. Hingegen 19,89 % Realschulabschluss, 7,51 % Abschluss der Polytechnischen O-berschule und 45,91 % Hauptschulabschluss.

7,88%

20,86%23,09%

4,90%0,90%

17,20%

72,70%

0,00%

48,16%

6,60%

0,00%

10,00%

20,00%

30,00%

40,00%

50,00%

60,00%

70,00%

80,00%

Volks-/Hauptschul-abschluss

Abschluss derpolytechnischen

Oberschule

Realschul- odergleichwert iger

Abschluss

Fachhochschul-/Hochschulreife

noch in schulischerAusbildung

bundesweit unsere Stichprobe

Abb. 10: Verteilung der Schulabschlüsse bundesweit und in unserer Stichprobe In Abbildung 10 ist zu erkennen, dass unsere Stichprobe und der bundesdeutsche Durchschnitt insbesondere bei Volks- bzw. Hauptschulabschluss und Fachhochschulrei-fe bzw. Hochschulreife stark voneinander abweichen. Personen mit hohem Bildungsab-schluss (Fach- bzw. Hochschulreife) sind in unserer Stichprobe weit überrepräsentiert, wobei Personen mit sehr niedrigem Abschluss (Haupt- bzw. Volksschulabschluss) stark unterrepräsentiert sind.

5.1.1.5. Familienstand Korrespondierend mit der hohen Anzahl junger Menschen in der vorliegenden Stich-probe ist der Anteil der Personen deren Familienstand ledig ist mit 68,1 % relativ zu einer Quote der Verheirateten in der Bundesrepublik von 45,55 % recht hoch (vgl. Sta-tistisches Bundesamt 2003a)5. Der Anteil verheirateter Personen unserer Stichprobe von 25,7 % ist im Vergleich zu Deutschland, wo der Anteil 40,67 % beträgt, eher niedrig.

5 Sechs Personen machten in unserer Stichprobe keine Angaben.

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Verwitwet bzw. geschieden sind zusammen 4,2 % unserer Stichprobe was im Gegensatz zu 13,78 % in Deutschland relativ wenig ist.

geschieden2,5%

ledig 68,1%

verheiratet und getrenntlebend

2%

verheiratet und zusammen-

lebend25,7%

verw itw et1,7%

Abb. 11: Verteilung des Familienstandes unserer Stichprobe

5.1.1.6. Staatsangehörigkeit Abschließend soll noch das Item Staatsangehörigkeit betrachtet werden. Zu dieser Frage machten 4 Personen keine Angaben. Von den anderen gaben lediglich 3,1 % der Be-fragten an, nicht deutsch zu sein. Der Anteil ausländischer Bürger in Deutschland lag im Jahr 2002 bei 8,9 % und ist damit etwas höher als in unserer Stichprobe (vgl. Statisti-sche Ämter des Bundes und der Länder 2003).

5.1.1.7. Zusammenfassung Wie bereits erwähnt ist an vorliegender Stichprobe zu erkennen, dass die Mitglieder des Forscherteams überwiegend in ihrem sozialen Umfeld, d.h. bei gleichaltrigen Menschen und Studenten Fragebögen beantworten ließen. So sind junge Personen und Personen mit hohem Schulabschluss relativ zur Verteilung in der deutschen Bevölkerung über-proportional vertreten. Insbesondere ist zu beachten, dass Personen mit niedrigem Schulabschluss, die in Deutschland fast die Hälfte der Bevölkerung ausmachen, in unse-rer Stichprobe stark unterproportional vertreten sind.

Die Verteilung der Geschlechter ist ausgewogen und im Vergleich zur Bundesrepublik lässt sich keine große Abweichung feststellen. Der Anteil der ausländischen Befragten ist im Bundesschnitt ein wenig höher.

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5.1.2. Variablen der Arbeitsgruppe �Angst vor terroristischen Be-drohungen/Persönlichkeit�

Innerhalb des zweiten Forschungsschwerpunktes �Terrorismus� (siehe Kap. 1) hat sich unsere Arbeitsgruppe mit der Operationalisierung der Variablen �Angst vor terroristi-schen Bedrohungen� (Frage 1 des Fragebogens zum Thema �Terrorismus und seine Folgen�) und �Persönlichkeit� (Fragen 32, 33 und 34) beschäftigt.

5.1.2.1. Angst vor terroristischen Bedrohungen Die Variable �Angst vor terroristischen Bedrohungen� enthält drei Subskalen:

- Angst vor terroristischen Bedrohungen (ATB), - Terrorpersistenz und - Reiseangst (als Folge von Terrorismus).

Diese Dimensionen haben wir mittels einer Sechs-Punkte-Likert-Skala gemessen (siehe Kap. 4.1.2). Nach der Dateneingabe wurden die Ausprägungen der Items je Subskala eines jeden Merkmalsträgers in einer neuen Variablen zusammengefasst (zu jeder Per-son also ein Skalenwert berechnet, hier das arithmetische Mittel der Summe aller Item-werte der jeweiligen Subskala) und so umcodiert, dass ein niedriger Wert (minimal 1,0) eine niedrige und ein großer Wert (maximal 6,0) eine hohe Merkmalsausprägung wider-spiegelt (siehe Anhang). Den Merkmalsträgern kann also grundsätzlich jeder Wert zwi-schen 1,0 und 6,0 zugeordnet werden, es handelt sich demnach im Folgenden um stetige Variablen. Da jedes Item zunächst intervallskaliert war, kann man davon ausgehen, dass auch die Extremwerte der drei neuen Variablen gleich weit vom theoretischen Mittel (hier 3,5) entfernt sind.

Subskala �Angst vor terroristischen Bedrohungen� (ATB-Skala) Diese Skala misst die bei den Merkmalsträgern unserer Stichprobe vorhandene Angst vor einem terroristischen Anschlag. Insgesamt flossen hier 355 gültige Fragebögen der Stichprobe in die Auswertung ein.

Betrachtet man zunächst die statistischen Maßzahlen der Häufigkeitsverteilung unserer Stichprobe, so wird deutlich, dass sowohl Modus (1,62), Median (2,38) und das arith-metische Mittel (2,47) verhältnismäßig eher niedrige Skalenwerte annehmen. Auffällig ist die deutliche Abweichung des Modalwerts gegenüber den anderen Mittelwerten. Allgemein geht man bei einer Reihenfolge von Modalwert < Median < arithmetisches Mittel davon aus, dass eine linkssteile Verteilung vorliegt. Ein Blick auf die grafische Darstellung der Häufigkeitsverteilungen per Histogramm unterstützt diesen Eindruck: Die Verteilung der Werte steigt links steil an und fällt nach dem Gipfel langsam ab (sie-he Abb. 12). Allerdings liegt die Vermutung nahe, dass mit zunehmender Stichproben-größe eine symmetrische Verteilung vorliegen würde. (vgl. Gehring/Weins 2004: 111)

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Neben dem Median (dieser halbiert die nach ihrer Größe geordneten Merkmalsausprä-gungen, 50 % der in der Auswertung berücksichtigten Personen nehmen also einen Wert von weniger oder gleich 2,38 an) verweist auch die Verteilung der Quartile auf eine Ballung der Werte im niedrigen Skalenbereich: 25 % der gültigen Fragbögen neh-men Werte im Bereich 1,00 bis 1,62 an, weitere 25 % liegen im Bereich zwischen 1,62 und 2,38. Das dritte Quartil bilden die Werte 2,38 bis 3,08. Die Werte der restlichen Merkmalsträger liegen im Bereich bis 5,69. Die größtmögliche Merkmalsausprägung der Skala (6,0) wird also von keiner Person erreicht, wie insgesamt nur einer geringen Anzahl von Personen hohe Werte zugeordnet werden können: Weniger als 10 % der Befragten liegen über 4,0.

Kurz: Die zentrale Tendenz der Verteilung unserer Stichprobe verweist darauf, dass unter den befragten Personen eine vergleichsweise niedrige Angst vor terroristischen Bedrohungen vorhanden ist. Aus diesem Grund ist die Normalverteilungskurve nach links verschoben, die Verteilung der Merkmalsausprägungen ist im niedrigeren Bereich der Skala dichter. (Vgl. Gehring/Weins 2004: 196) Allerdings zeigt die Verteilung der z-transformierten Werte, dass die Befragten durchaus heterogen geantwortet haben, dabei aber fast durchweg im niedrigen Skalenbereich bleiben (siehe Abb. 13; zur Ho-mogenität/Heterogenität vgl. Gehring/Weins 2004: 43)6.

Gleichzeitig gibt es einen Unterschied zwischen den Geschlechtern: Bei Männern fällt die Angst vor einer terroristischen Bedrohung grundsätzlich geringer aus als bei Frauen (siehe Abb. 14)

Die durchgeführten Messung der Variable �Angst vor terroristischen Bedrohungen� kann als zuverlässig gewertet werden: Ein Cronbachs von 0,937 spricht für eine hohe interne Konsistenz der Skala. (vgl. Gehring/Weins 2004: 51)

Angst vor terroristischen Bedrohungen

60

50

40

30

20

10

0

Std.abw. = 1,02 Mittel = 2,47

N = 355,00

Abb. 12: Häufigkeitsverteilung der Angst vor terroris-tischen Bedrohungen

Z-Wert: Angst vor terroristischen Bedrohungen

50

40

30

20

10

0

Std.abw. = 1,00 Mittel = 0,00

N = 355,00

Abb. 13: z-Werte der Variable Angst vor terroristi-schen Bedrohungen

6 �Man kann die Skalenwerte standardisieren, indem man eine z-Transformation [�] durchführt. Die z-Werte geben die Abweichung des Skalenwertes eines Befragten vom durchschnittlichen Skalenwert in Abhängigkeit von der Streuung der Skalenwerte wider. � (Gehring/Weins 2004: 43)

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177172N =

Geschlecht

weiblichmännlich

6

5

4

3

2

1

Abb. 14: Angst vor terroristischen Bedrohungen in Abhängigkeit vom Geschlecht der Befragten Subskala �Terrorpersistenz� Ebenfalls mit Frage 1 des Fragebogens �Terrorismus und seine Folgen� wurde das Merkmal �Terrorpersistenz� erhoben: Inwieweit erwarten die Befragten terroristische Akte in der Zukunft? Wie in der vorangegangenen Auswertung konnten 355 Fragebo-gen berücksichtigt werden.

Im Vergleich mit der bereits erläuterten ATB-Skala verweisen die Mittelwerte der Sub-skala �Terrorpersistenz� auf eine entgegen gesetzte Tendenz der Häufigkeitsverteilung: Der Gipfel der Normalverteilungskurve liegt im höheren Bereich der Skala (siehe Abb. 15). Der Modalwert von 4,17 ist geringfügig größer als der Median (4,1667), gefolgt vom arithmetischen Mittel (4,1571). Die relative Nähe der Werte lässt allerdings auf eine symmetrische Verteilung schließen: Alle Mittelwerte fallen beinahe auf einen Punkt. Die Verteilung der Merkmalsausprägungen ist in diesem Bereich besonders dicht: 50 % der Werte liegen zwischen 3,60 und 4,83, der Interquartilsabstand von 1,23 ist eher gering.

Der niedrigste Skalenwert von 1,0 wird von keiner Person erreicht, der niedrigste Wert liegt bei 1,33. Demgegenüber erreichen immerhin 9 Personen den Maximalwert von 6,0.

Die zentrale Tendenz unserer Stichprobe lautet also, dass ein Großteil der Befragten eher zu der Erwartung neigt oder diese deutlich hegt, auch in Zukunft mit weiteren ter-roristischen Anschlägen konfrontiert zu werden. Die Verteilung der z-transformierten Werte spricht für eine relative Homogenität der Antworten (siehe Abb. 16). Ein ge-

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schlechtsspezifischer Unterschied ist auch hier zu erkennen: Die Erwartung von weite-ren Terrorakten fällt bei Frauen etwas höher aus (siehe Abb. 17).

Die Reliabilität der Messung ist mit einem Cronbachs von 0,8376 zufriedenstellend. Idealerweise sollte allerdings ein Wert von über 0,9 erreicht werden. (vgl. Geh-ring/Weins 2004: 51)

Terrorpersistenz

6,005,50

5,004,50

4,003,50

3,002,50

2,001,50

100

80

60

40

20

0

Std.abw. = ,91 Mittel = 4,16

N = 355,00

Abb. 15: Häufigkeitsverteilung der Terrorpersistenz

Z-Wert: Terrorpersistenz

2,001,50

1,00,50

0,00-,50

-1,00-1,50

-2,00-2,50

-3,00

100

80

60

40

20

0

Std.abw. = 1,00 Mittel = 0,00

N = 355,00

Abb. 16: z-Werte der Variable Terrorpersistenz

177172N =

Geschlecht

weiblichmännlich

6

5

4

3

2

1

Abb. 17: Terrorpersistenz in Abhängigkeit vom Geschlecht der Befragten

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Subskala �Reiseangst� Vier Items der Frage 1 messen die Variable �Reiseangst�. In diesem Zusammenhang handelt es sich um eine Angstform, die explizit durch die individuelle Bedrohungs-wahrnehmung als Folge terroristischer Gewalt entsteht. 345 gültige Fragebögen konn-ten wir diesbezüglich auswerten.

Von allen drei Terrorismus-Subskalen hat �Reiseangst� die höchsten Mittelwerte. Am häufigsten taucht die Merkmalsausprägung 4,5 auf, Median (4,25) und das arithmeti-sches Mittel (4,23) liegen unweit niedriger. Obwohl die Reihenfolge der Mittelwerte (Modalwert > Median > arithmetisches Mittel) auf eine rechtssteile Verteilung verweist, kann aufgrund der relativen Nähe der Werte zueinander eine symmetrische Häufig-keitsverteilung der Werte angenommen werden.

Die Merkmalsausprägungen ballen sich im Bereich 3,75 bis 6,0: 75 % der Befragten lassen sich vergleichsweise hohe Skalenwerte zuordnen. Obwohl sich die Werte mit einer Variationsbreite von 6,0 über die ganze Skala streuen, ist die Tendenz deutlich: Die Befragten unserer Stichprobe haben aufgrund der Möglichkeit eines terroristisch motivierten Anschlags Angst vor dem Reisen. Grafisch verdeutlicht die nach rechts ver-schobene Normalverteilungskurve dieses Ergebnis (siehe Abb. 18). Die Varianz von 0,96 und die Standardnormalverteilung der Merkmalsausprägungen lassen den Schluss zu, dass das Antwortverhalten innerhalb der Stichprobe homogen ist (siehe Abb. 19). Wiederum lässt sich konstatieren, dass Frauen zu größerer Angst neigen (siehe Abb. 20).

Die Zuverlässigkeit des Ergebnisses liegt mit einem Cronbachs- -Wert von 0,7530 in einem eher unbefriedigenden, aber unter Vorbehalt annehmbaren Bereich. Cronbachs sollte mindestens die Größe von 0,8 erreichen. (vgl. Gehring/Weins 2004: 51) Eine Er-klärung für den eher geringen Wert ist die kleine Anzahl verwendeter Items, die eine Überprüfung der internen Konsistenz der Skala erschweren.

Reiseangst wg. Terrorismus

6,005,50

5,004,50

4,003,50

3,002,50

2,001,50

1,00

80

60

40

20

0

Std.abw. = ,98 Mittel = 4,23

N = 345,00

Abb. 18: Häufigkeitsverteilung der Reiseangst als Folge von Terrorismus

Z-Wert: Reiseangst wg. Terrorismus

2,001,50

1,00,50

0,00-,50

-1,00-1,50

-2,00-2,50

-3,00-3,50

80

60

40

20

0

Std.abw. = 1,00 Mittel = 0,00

N = 345,00

Abb. 19: z-Werte der Variable Reiseangst als Folge von Terrorismus

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171168N =

Geschlecht

weiblichmännlich

6

5

4

3

2

1

Abb. 20: Reiseangst wegen Terrorismus in Abhängigkeit vom Geschlecht der Befragten Zusammenfassung Beim Vergleich der drei Terrorismus-Subskalen fällt auf, dass in unserer Stichprobe eine allgemeine Angst vor terroristischen Bedrohungen wenig bis gar nicht vorhanden ist. Demgegenüber rechnen die Befragten aber mit einer zukünftigen Gefährdung durch Terrorismus. Gleichzeitig ist eine spezielle Angst vor dem Reisen (wegen möglicher Anschläge) deutlich messbar. Diese Ergebnisse stehen zunächst einmal im Widerspruch zueinander. Trotz einer durchaus hohen Reliabilität sind diese Resultate unserer Mes-sung also mit Vorsicht zu genießen. Cronbachs sagt zunächst einmal nur etwas über die technische Zuverlässigkeit der gewählten Operationalisierung einer Variablen aus, die eine notwendige Bedingung für die Validität von Ergebnissen darstellt. Inwiefern diese als gültig betrachtet werden können, lässt sich über Cronbachs nicht aussagen. (vgl. Gehring/Weins 2004: 52)

Eine mögliche Schwäche unserer Skala könnte sein, dass die Aussagen der Items zu sehr polarisieren. Die befragten Personen werden möglicherweise aufgrund der gewähl-ten Formulierung zu sehr dazu gedrängt, sich für Extrempositionen � also extreme Wer-te auf der Skala - zu entscheiden. Die Angst vor terroristischen Bedrohungen konnte so möglicherweise nicht adäquat abgefragt werden, weil unter Umständen nur wenige Per-sonen den zugespitzten Aussagen (bspw. Item 3 der Frage 1: �Wenn ich in einer großen Menschenmenge stehe, denke ich oft daran, dass diese ein gutes Ziel für Terroranschlä-ge darstellen würde.�) zustimmen konnte.

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5.1.2.2. Kontrollüberzeugungen Mit den sechs Items der Frage 32 haben wir erhoben, ob die von uns befragten Personen � zugespitzt formuliert � eher der Vorstellung anhängen, in ihrem Leben �die Fäden selbst in der Hand zu halten� (interne Kontrollüberzeugung), oder sich als �Spielball� äußerer Einflüsse begreifen (externe Kontrollüberzeugung).

Die verwendete Likert-Skala hat fünf abgestufte Antwortalternativen. Die Items jeder Subskala (Interne Kontrollüberzeugung: Items 1, 3 und 6 / Externe Kontrollüberzeu-gung: Items 2, 4 und 5) wurden in zwei neuen stetigen Variablen zusammengefasst. Diese Operation entspricht dem Vorgehen bei den Terrorismus-Subskalen. Geringe Werte (minimal 1,0) geben hier eine niedrige Merkmalsausprägung wieder, die dement-sprechend mit höheren Werten ansteigt (maximal 5,0).

Für die Auswertung der Internen Kontrollüberzeugung konnten 354 gültige Fragebögen verwendet werden, in die Auswertung der Externen Kontrollüberzeugung flossen 357 Fragebögen ein.

Interne Kontrollüberzeugung Insgesamt kann man die Häufigkeitsverteilung der Merkmalsausprägungen als symmet-risch bezeichnen. Die Normalverteilungskurve ist dabei allerdings deutlich nach rechts verschoben und bricht am rechten Rand der Skala ab (siehe Abb. 21). Die Anordnung der Mittelwerte unterstreicht dies: Der am häufigsten auftretende Wert liegt bei 4,0, der Median bei 3,67 und das arithmetische Mittel zwischen diesen beiden Werten (3,79), was gegen eine rechtssteile Verteilung spricht. Die Abweichung des arithmetischen Mit-tels m theoretischen Mittel der Skala (3,0) ist mit 0,79 Punkten deutlich. Rund um die-sen Mittelwert ballt sich ein Großteil der Stichprobenwerte: 50% liegen im Bereich 3,33 und 4,0, der Interquartilsabstand von 0,67 ist gering.

Trotz der maximalen Variation der Werte von 4,0 geht die zentrale Tendenz der Werte dahin, dass bei den meisten der innerhalb der Stichprobe Befragten ein erhöhtes bis ho-hes Selbstvertrauen in die eigene Person besteht. Nur ein Bruchteil der Merkmalsträger (insgesamt 15) erreicht Werte von niedriger als 3,0. Das Antwortverhalten erscheint mit Blick auf die Varianz von 0,352 und der Verteilung der z-transformierten Werte (eher geringe Abweichungen vom Durchschnittwert) als homogen (siehe Abb. 22). Ge-schlechtsspezifische Unterschiede sind eher schwach ausgeprägt (siehe Abb. 23).

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28

Interne Kontrollüberzeugung

5,004,50

4,003,50

3,002,50

2,001,50

1,00

140

120

100

80

60

40

20

0

Std.abw. = ,59 Mittel = 3,79

N = 354,00

Abb. 21: Häufigkeitsverteilung Interne Kontrollüber-zeugung�

Z-Wert: Interne Kontrollüberzeugung

100

80

60

40

20

0

Std.abw. = 1,00 Mittel = 0,00

N = 354,00

Abb. 22: z-Werte der Variable Interne Kontrollüber-zeugung

176175N =

Geschlecht

weiblichmännlich

5

4

3

2

1

Abb. 23: Interne Kontrollüberzeugung in Abhängigkeit vom Geschlecht der Befragten Externe Kontrollüberzeugung Die grafische Darstellung der Variable zeigt, dass sich die Normalverteilung der Merk-malsausprägungen leicht nach links verschoben ist (siehe Abb. 24). Die Verteilung der Mittelwerte spricht die gleiche Sprache: Der Modalwert (2,33), der Median (2,67) und das arithmetische Mittel (2,65) liegen links der Skalenmitte, die Abweichung ist aller-dings nicht so ausgeprägt wie bei der Internen Kontrollüberzeugung. Insgesamt lässt sich sagen, dass sich die Werte relativ symmetrisch um das arithmetische Mittel vertei-len, zudem ballt sich hier ein Großteil der Werte. Im Bereich zwischen 2,33 und 3,0

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finden sich 50 % der Befragten wieder. Das entspricht einem eher geringen Interquartil-sabstand von 0,63.

Die zentrale Tendenz der Auswertung lautet demnach, dass der Hang zur Externen Kon-trollüberzeugung in unserer Stichprobe eher unterdurchschnittlich ausgeprägt ist. Ein Unterschied zwischen den Angaben von Frauen und Männern lässt sich kaum erkennen. (siehe Abb. 26). Aufgrund der Varianz von 0,35 und der vergleichsweise schmalen Standardnormalverteilungskurve bezieht sich dieses Ergebnis auf einen Großteil der Befragten, da man das Antwortverhalten innerhalb der Stichprobe als homogen be-zeichnen kann (siehe Abb. 25).

Externe Kontrollüberzeugung

5,004,50

4,003,50

3,002,50

2,001,50

1,00

200

175

150

125

100

75

50

25

0

Std.abw. = ,59 Mittel = 2,65

N = 357,00

Abb. 24: Häufigkeitsverteilung Externe Kontrollüber-zeugung

Z-Wert: Externe Kontrollüberzeugung

4,03,02,01,00,0-1,0-2,0-3,0

160

140

120

100

80

60

40

20

0

Std.abw. = 1,00 Mittel = 0,0

N = 357,00

Abb. 25: z-Werte der Variable Externe Kontrollüber-zeugung

178176N =

Geschlecht

weiblichmännlich

5

4

3

2

1

Abb. 26: Externe Kontrollüberzeugung in Abhängigkeit vom Geschlecht der Befragten

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Zusammenfassung Der Hang zur Internen Kontrollüberzeugung ist in unserer Stichprobe deutlich größer ausgeprägt als die Vorstellung, man habe sein eigenes Leben �nicht selbst in der Hand�. Allerdings erweist sich die Zuverlässigkeit unserer Ergebnisse als problematisch. Die Items, die Interne Kontrollüberzeugungen abbilden, weisen nur eine interne Konsistenz von Cronbachs = 0,5846 auf. Noch schlechter steht es um die Reliabilität der Messung der Externen Kontrollüberzeugung: Hier erreicht Cronbachs nur einen Wert von 0,3797. Die �Standfestigkeit� unserer Ergebnisse muss also angezweifelt werden. Eine mögliche Erklärung könnte wiederum in der geringen Itemzahl liegen.

5.1.2.3. Manifeste Angst �Manifeste Angst� untersucht, ob Menschen grundsätzlich eher zu Angstgefühlen nei-gen. Die Variable wurde über 23 Items erhoben. Deren Ausprägungen sind dichotom, so dass eine befragte Person sich entscheiden musste, ob sie der Aussage zustimmt (�rich-tig�) oder diese ablehnt (�falsch�). Diese kategorial skalierten Items wurden � in eine Richtung �gepolt� � in einer neuen Variablen zusammengefasst: Indem jeder Person für das Ankreuzen von �richtig� ein Punkt vergeben wurde, entstand ein metrisch skaliertes Punktesystem von 0 bis 23 Punkten. Der minimale Wert bildet in diesem Fall keinerlei Manifeste Angst ab. Insgesamt konnten 313 gültige Fragebögen ausgewertet werden.

Die Anordnung der Mittelwerte verweist auf eine linkssteile Häufigkeitsverteilung der Variable: Der Modus von 4,0 fällt deutlich geringer aus als der Median (7,0) und das arithmetische Mittel (8,0). Die Lage der Normalverteilungskurve ist gemessen an der Mitte der Skala (11,5) nach links verschoben (siehe Abb. 27). Beide Faktoren weisen darauf hin, dass der Mehrheit der befragten Personen unserer Stichprobe eher niedrige Skalenwerte zugeordnet sind. Die Verteilung der Quartile spricht die gleiche Sprache: Das erste Quartil reicht von 0 bis 4,0, das zweite von 4,0 bis 7,0, der Bereich des dritten erstreckt sich von 7,0 bis 11,5. Nur 25 % der Werte befinden sich in der rechten Hälfte der Skala. Die maximalen Werte 22 und 23 werden von keinem Merkmalsträger er-reicht.

Trotz einer gewissen Heterogenität des Antwortverhaltens (worauf die z-transformierten Werte � siehe Abb. 28 � und die Varianz von 22,93 hinweisen) ist die zentrale Tendenz der Auswertung dieses Merkmals, dass der Hang zu grundsätzlichen Angstgefühlen in unserer Stichprobe eher gering ausfällt bzw. nicht vorhanden ist. Bei Männern ist diese Tendenz noch deutlicher erkennbar als bei Frauen (siehe Abb. 29).

Die Voraussetzung zur Berechnung von Cronbachs ist nur bei metrisch skalierten I-tems gegeben, so dass eine Aussage über die Reliabilität der Messung nicht getroffen werden kann. Die Durchführung eines Test-Retest-Verfahrens wäre notwendig. (vgl. Gehring/Weins 2004: 50f.)

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Manifeste Angst

20,017,5

15,012,5

10,07,5

5,02,5

0,0

100

80

60

40

20

0

Std.abw. = 4,79 Mittel = 8,0

N = 313,00

Abb. 27: Häufigkeitsverteilung Manifeste Angst

Z-Wert: Manifeste Angst

2,502,00

1,501,00

,500,00

-,50-1,00

-1,50

70

60

50

40

30

20

10

0

Std.abw. = 1,00 Mittel = 0,00

N = 313,00

Abb. 28: z-Werte der Variable Manifeste Angst

155156N =

Geschlecht

weiblichmännlich

23222120191817161514131211109876543210

Abb. 29: Manifeste Angst in Abhängigkeit vom Geschlecht der Befragten

5.1.2.4. Autoritarismus Zur Erhebung des Persönlichkeitsmerkmals Autoritarismus in Frage 34 des Fragebo-gens wurden 25 Items verwendet, in denen je zwei Aussagen gegenübergestellt sind. Autoritär heißt in diesem Zusammenhang, dass man soziale Kontexte hierarchisch in-terpretiert und rigide an gewohnten Verhaltensweisen festhält.

Die Befragten konnten ihre Neigung auf einer Fünf-Punkte-Likert-Skala ausdrücken, auf der der Wert 0 die Mitte darstellt und der Grad der Zustimmung zu einer der gegen-

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sätzlichen Aussagen mit den Abweichungen 1 und 2 gemessen wird (Aufforderung an die Befragten: �Je mehr Sie der Aussage am linken Ende zustimmen, desto mehr kreu-zen Sie nach links an. Je mehr Sie der Aussage am rechten Ende zustimmen, desto mehr kreuzen Sie nach rechts an.�). Für die Auswertung wurden den Merkmalsausprägungen folgende Werte zugeordnet: Links 2 1, Links 1 2, Mitte 0 3, Rechts 1 4, Rechts 2 5.

Alle Items wurden schließlich in eine Richtung �gepolt� und in einer neuen stetigen Variable zusammengefasst (zum Verfahren vgl. das Vorgehen bei den Terrorismus-Subskalen). Der minimale Wert von 1,0 drückt die niedrigste mögliche Merkmalsaus-prägung aus, Maximum ist 5,0. In diesem Bereich kann den Befragten grundsätzlich jeder Wert zugeordnet werden. 341 Fragebögen waren für diese Auswertung gültig.

Die Mittelwerte (Modalwert = 2,32, Median = 2,24, arithmetisches Mittel = 2,23) ver-weisen auf eine Häufigkeitsverteilung, die links von der Mitte der Skala (3,0) abweicht. Die Normalverteilungskurve verdeutlicht dies in grafischer Form (siehe Abb. 30). Die relative Nähe der Kennwerte lässt auf eine symmetrische Verteilung schließen. 50 % der Werte ballen sich im Bereich von 1,98 bis 2,5, der Interquartilsabstand von 0,52 ist somit vergleichsweise gering. Die Spannweite von 3,08, die geringe Varianz von 0,19 und die Verteilung der z-transformierten Werte (siehe Abb. 31) sprechen für ein homo-genes Antwortverhalten innerhalb der Stichprobe. Die zentrale Tendenz der Auswer-tung lautet folglich, dass der autoritäre Charakter der von uns befragten Menschen eher als gering einzustufen ist. Geschlechtsspezifisch betrachtet tendieren allerdings Männer eher zu höheren Werten (siehe Abb. 32).

Die Berechnung von Cronbachs ergibt den Wert 0,8280. Die interne Konsistenz der verwendetet Items ist somit zufriedenstellend, so dass die Zuverlässigkeit des Ergebnis-ses angenommen werden kann.

Autoritarismus

100

80

60

40

20

0

Std.abw. = ,44 Mittel = 2,23

N = 341,00

Abb. 30: Häufigkeitsverteilung Autoritarismus

Z-Wert: Autoritarismus

80

60

40

20

0

Std.abw. = 1,00 Mittel = 0,00

N = 341,00

Abb. 31: z-Werte der Variable Autoritarismus

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169169N =

Geschlecht

weiblichmännlich

5,0

4,0

3,0

2,0

1,0

Abb. 32: Autoritarismus in Abhängigkeit vom Geschlecht der Befragten

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5.2. Überprüfung der Hypothesen

5.2.1. Hypothese 1 (HA1) Die Berichterstattung im Fernsehen über Terror bewirkt mehr Angst als die Berichter-stattungen im Radio, Internet oder den Printmedien.

Im theoretischen Hintergrund haben wir bereits angemerkt, dass die Wirkung des Terro-rismus auf einer notwendigen Bedingung beruht: Zwischen terroristische Tat und Ad-ressat muss sich ein kommunikatives Medium schieben, um die nötige Publizität zu schaffen. Diese Rolle nehmen die Medien ein.

Bei der Formulierung unserer Hypothese gingen wir davon aus, dass die Fernsehbe-richterstattung über terroristische Anschläge (beispielsweise die Ereignisse des 11. Sep-tembers) mehr Angst bewirkt als die Rezeption in Zeitung, Zeitschrift, Radio und Inter-net. Wir stellten uns daher die Frage, wie sehr Angst und Entsetzen von der Qualität der Berichterstattung � als Medium � abhängt und gingen folglich davon aus, dass die au-diovisuelle Konfrontation mit einem Terroranschlag mehr Angst auslöst als beispiels-weise ein Zeitschriftenartikel.

Die unabhängige Variable setzt sich aus den Items der Frage 8 zur Mediennutzung zu-sammen, deren Skalenniveaus metrisch sind.7 Grundlage für die abhängige Variable bildet die ebenfalls metrische Skala �Angst vor terroristischen Bedrohungen� (ATB).

Aus der gerichteten Alternativhypothese leitet sich folgende (konkurrierende) Null-hypothese ab:

Die Qualität der Berichterstattung hat keinen Einfluss auf die Höhe der Angst vor terro-ristischen Bedrohungen.

Wir nehmen ein Signifikanzniveau, also die vorab festgelegte Irrtumswahrscheinlich-keit, von 5% an. Zur Überprüfung der Hypothese wenden wir als Zusammenhangsmaße den Pearson-Korrelationskoeffizienten r8 und den Kendalls tau-Koeffizienten an. Um Kendalls tau berechnen zu können, mussten wir die metrischen Originalskalen zur Me-diennutzung in kategoriale Skalen umgruppieren.9

Der Kendalls tau-Koeffizient wertet nur Ränge bzw. Konkordanzen und Diskordanzen aus. Die Berechnung von Kendalls tau mit SPSS führt zu folgenden Ergebnissen.

7 Folgende Items wurden verwendet: f08_01 (TV), f08_05 (Zeitung), f08_09x (Zeitschrift), f08_13 (Ra-dio) und f08_17 (Internet). Das Item f08_09 (Zeitschriften lesen Stunden pro Woche) mussten wir in das Item f08_09x (Zeitschriften lesen Stunden pro Tag) aus Vergleichbarkeitsgründen umcodieren. 8 Hier ist anzumerken, dass die Korrelation lediglich ein Maß für den linearen Zusammenhang von zwei Variablen darstellt. 9 f08_01 f08_01g, f08_05 f08_05g, f08_09x f08_09xg, f08_13 f08_13g, f08_17 f08_17g. Das g steht für �gruppiert�.

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Kendalls tau Signifikanz f08_01g (TV)/atb_skal 0,156 0,000 f08_05g (Zeitung)/atb_skal -0,034 0,215 f08_09xg (Zeitschrift)/atb_skal 0,040 0,188 f08_13g (Radio)/atb_skal 0,131 0,001 f08_17g (Internet)/atb_skal -0,053 0,109

Tab. 1: Korrelationsmatrix zw ischen �Medienkonsum� und "ATB-Skala� nach Kendalls tau Anhand der Tabelle lässt sich nun folgendes ablesen. Bei der TV-Nutzung gibt SPSS einen Zusammenhang nach Kendalls tau von 0,156 an, welcher nicht sonderlich ausge-prägt ist.10 Auffallend hierbei ist aber, dass der Zusammenhang beim Indikator f08_13g (Radio) bei Kendalls tau von 0,131, verglichen mit den Ergebnissen der übrigen Indika-toren, relativ �hoch� ist und am ehesten mit den Werten der TV-Nutzung �konkurrie-ren� könnte.

Da es aber um die Hypothese geht, dass die Korrelation zwischen ATB und TV-Konsum höher ist als die Korrelation zwischen ATB und den anderen Medienkonsum-arten, haben wir die anderen Medienkonsumarten zusammengefasst und das arithmeti-sche Mittel gebildet. Hier ist ein sehr schwacher Zusammenhang von 0,021 zu erken-nen. Das bedeutet vorläufig, dass Kendalls tau zwischen ATB und TV-Konsum höher ist als zwischen ATB und den anderen Medien, auch wenn diese keine hohen Zusam-menhänge aufzeigen.

Bei der Berechnung mit Pearsons r verwenden wir die metrischen Originalskalen und ermitteln mit SPSS die einzelnen Korrelationen, welche in der folgenden Tabelle abzu-lesen sind.

Pearsons r Signifikanz f08_01 (TV)/atb_skal 0,149 0,003 f08_05 (Zeitung)/atb_skal 0,090 0,053 f08_09x (Zeitschrift)/atb_skal 0,127 0,187 f08_13 (Radio)/atb_skal 0,189 0,000 f08_17 (Internet)/atb_skal -0,011 0,426

Tab. 2: Korrelationsmatrix zwischen �Medienkonsum� und �ATB-Skala� nach Pearson Hier liegt der Pearson-Korrelationskoeffizient bei der TV-Nutzung bei 0,149 und weist damit auf einen schwachen Zusammenhang hin. Überraschenderweise liegen die Korre-lationen bei �Zeitschriften lesen pro Stunde� (0,127) knapp unter dem Wert der TV-Nutzung und �Radio hören pro Stunde� (0,189) sogar über dem TV-Wert.

Weiterhin ist interessant, dass die Ergebnisse von Pearsons r und Kendalls tau verschie-den sind. Bei Pearsons r könnte dies an der schiefen Verteilung der Werte liegen, bei

10 Die Stärke des (linearen) Zusammenhangs zwischen zwei Variablen lässt sich am Wert des Korrealati-onskoeffizienten ablesen. Der Koeffizient liegt im Bereich von +1 und �1. Bei +1 haben wir es mit einem perfekt Positiven, bei �1 mit einem perfekt negativen (linearen) Zusammenhang zu tun. Je näher der Wert also bei 0 liegt, desto schlechter ist der Zusammenhang.

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Kendalls tau sind eventuell Informationsverluste aufgrund der Gruppierungen (siehe oben) der Grund.

Auch hier geht es um die Überprüfung der Hypothese, ob die Berichterstattung im Fern-sehen über Terror mehr Angst als die Berichterstattungen im Radio, Internet oder den Printmedien bewirkt. Daher gehen wir wie folgt vor:

Wir bilden das arithmetische Mittel der Korrelationen zwischen ATB und den anderen Konsumarten (außer TV), also Zeitung, Zeitschrift, Radio und Internet. Hierzu müssen wir zuerst die Korrelationskoeffizienten Z-transformieren11 und dann den Durchschnitt bilden. Anschließend transformieren wir die durchschnittliche Z-transformierte Korrela-tion wieder zurück. Dies haben wir über die Online-Tabelle von Günter Gediga ge-macht. (http://methoden.ggediga.de/).

Die Z-Transformation, die als Fishers Z-Transformation bezeichnet wird, ist deshalb notwendig, um die Korrelationskoeffizienten so umzuwandeln, dass die Verteilung der transformierten Werte zumindest annähernd normalverteilt ist. Das bedeutet, wenn in der Grundgesamtheit zwischen zwei Merkmalen ein Zusammenhang besteht, erhalten wir für viele Stichproben eine rechtsteilige bzw. eine linksteilige Korrelationsverteilung. Diese müssen wir dann Z-transformieren, um eben eine Normalverteilung zu erreichen.

Des Weiteren stellen Korrelationswerte keine Maßzahlen auf einer Intervallskala dar, deshalb sind auch Mittelwerte und Varianzen von mehreren Korrelationen nicht inter-pretierbar. Daher müssen wir, wie oben durchgeführt, die einzelnen Korrelationen in Fishers Z-Werte transformieren, den Durchschnitt dieser Z-Werte berechnen und das arithmetische Mittel der Z-Werte wieder in eine Korrelation zurück transformieren. (vgl. Bortz 1999: 201f)

Nach dieser Prozedur erhalten wir nun folgendes Ergebnis: Der durchschnittliche Kor-relationskoeffizient der anderen ATB-Medienkonsumkorrelationen beträgt 0,09923 (ca. 0,1). Dies bedeutet erst einmal, dass die Korrelation ATB � TV-Konsum (0,149) höher ist als die Korrelation ATB � anderer Konsum (0,09923).

Wir müssen jetzt überprüfen, ob sich die beiden Korrelationskoeffizienten (TV und an-derer Medienkonsum) statistisch signifikant unterscheiden.. Hierfür muss aber die Kor-relation zwischen TV-Konsum und anderer Medienkonsum bekannt sein. Dazu haben wir die Summe der Medienkonsumzeiten gebildet und gemittelt. Die Summe inkl. Mit-telwert lässt sich mit einer Operation in SPSS bewerkstelligen. Hierfür haben wir eine neue Variable generiert. Aus den Variablen f08_05 (Zeitung lesen Stunden pro Tag), f08_09x (Zeitschriften lesen Stunden pro Tag), f08_13 (Radio hören Stunden pro Tag) und f08_17 (Internet Surfen Stunden pro Tag) wird die neue Variable �Medienkonsum (außer TV) Stunden pro Tag� mit dem Kürzel �med_ande� erstellt. Die Korrelation zwischen TV-Konsum � anderer Konsum liegt nach der Berechnung mit SPSS bei 0,092.

11 Die Fisher-Z-Transfomation darf nicht mit dem �kleinen z� verwechselt werden.

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Im Weiteren haben wir den Unterschied der drei Korrelationskoeffizienten (Korrelatio-nen ATB-TV-Konsum, ATB-anderer Konsum und TV-Konsum-anderer Konsum) auf statistische Signifikanz mit dem Gediga-Online-Programm berechnet und folgende Er-gebnisse erhalten:

Die Differenz der Korrelation beträgt in Z-Werten 0,0506, der t-Wert der Differenz liegt bei 0,673245118, das Resultat des Tests ist 0,5012712938.

Die Ergebnisse sind statistisch nicht signifikant und zeigen deutlich, dass wir die Null-hypothese beibehalten und die Alternativhypothese ablehnen müssen. Nach unserer A-nalyse hat demnach die Qualität der Berichterstattung keinen Einfluss auf die Höhe der Angst vor terroristischen Bedrohungen.

Zusammenfassung Dieses Resultat überrascht uns, da wir annahmen, dass Menschen (v. a. in der heutigen Zeit) auf Bilder im Fernsehen emotionaler (und ängstlicher) reagieren als auf Zeitungs-artikel oder Berichterstattungen im Radio. Unsere Annahme wurde widerlegt.

Wir vermuten, dass das Ergebnis darauf zurückzuführen ist, dass die gewählten Indika-toren die individuelle Mediennutzung unangemessen abbilden. Medienverhalten nur über Nutzungsdauer abzufragen erscheint problematisch, weil dies die Qualität der Me-dien nicht adäquat widerspiegelt. Das Mediennutzungsverhalten bzgl. Seriösität und Informationsgehalt kann auf diese Weise nicht erhoben werden. Gleichwohl sind Me-diennutzungseffekte nicht nur auf eine Mediennutzungsart zurückzuführen, da im All-tagsleben verschiedene Konsumformen nebeneinander genutzt werden. Auf der einen Seite wird eine multivariate Analyse mit quantitativen und qualitativen Indikatoren not-wendig - die Fragen 9, 10 und 11 des Fragebogens �Terrorismus und seine Folgen� würden sich hier ggf. eignen. Andererseits bieten sich Experimente an, in denen ge-währleistet ist, dass ausgewählten Versuchspersonen nur jeweils ein Medium zur Ver-fügung steht.

5.2.2. Hypothese 2 (HA2) Personen mit Externen Kontrollüberzeugungen empfinden höhere Angst vor Terror als Personen mit Internen Kontrollüberzeugungen.

Terroristische Bedrohungen beeinflussen die Menschen gemäß ihren Kontrollüberzeu-gungen. Wie im theoretischen und im methodischen Teil schon erwähnt, meinen Perso-nen mit externen Kontrollüberzeugungen, kaum Einfluss auf Ereignisse ihres Lebens nehmen zu können und machen externe Ursachen dafür verantwortlich. Demgegenüber glauben Personen mit interner Kontrollüberzeugung, dass sie aktiv ihr Leben bestimmen und steuern können.

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Die Forschergruppe um Reiner Niketta konnte diese Vermutung bestätigen. Wir möch-ten nun überprüfen, ob diese Aussage auch auf die von uns befragten Menschen zutrifft.

Die unabhängige Variable setzt sich aus den Skalen �Interne und Externe Kontrollüber-zeugungen� (internal/external) zusammen, die abhängige, zu erklärende Variable ist die �Angst vor terroristischen Bedrohungen� (ATB).

Zur Überprüfung der Hypothese haben wir nun vor, eine einfache Regressionsanalyse jeweils zwischen �internal/atb-skal� und �external/atb-skal� zu rechnen und die Ergeb-nisse miteinander zu vergleichen. Aus der gerichteten Alternativhypothese folgt die Nullhypothese (H02):

Bezogen auf ihre Angst vor terroristischen Bedrohungen gibt es keinen Unterschied zwischen Personen mit Externen und Internen Kontrollüberzeugungen.

Um eine Wahl zwischen H02 und HA2 treffen zu können, müssen wir jetzt noch eine Wahrscheinlichkeit festlegen, die als Entscheidungskriterium dient. Daher nehmen wir ein Signifikanzniveau (die Irrtumswahrscheinlichkeit) von 5% an. Das Skalenni-veau bei allen Variablen ist metrisch.

Deskriptivstatistische Prüfung �internal/atb-skal�

Deskriptive Statistiken

2,4600 1,01959 349

3,8042 ,56522 349

Angst vor terroristischenBedrohungenInterneKontrollüberzeugung

MittelwertStandardabweichung N

Tab. 3: Mittelwert, Standardabweichung und N der Variablen �Angst vor terroristischen Bedrohungen�

und �Interne Kontrollüberzeugung� Die Stichprobe bei der Überprüfung �internal/atb-skal� setzt sich aus 349 Probanden zusammen. Hohe Werte bedeuten hohe Ausprägungen. Das arithmetische Mittel der ATB-Skala beträgt 2,46 (Sie kann zwischen 1,0 und 6,0 variieren) und liegt damit unter dem theoretischen Skalenmittelwert von 3,5, daher scheint insgesamt eine eher geringe Angst vor terroristischen Bedrohungen zu bestehen. Das arithmetische Mittel der Skala �Interne Kontrollüberzeugungen� beträgt 3,8042 (Sie kann zwischen 1,0 und 5,0 variie-ren) und liegt damit über dem theoretischen Mittelwert von 3,0.

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Korrelationen

1,000 ,013

,013 1,000

. ,405

,405 .

349 349

349 349

Angst vor terroristischenBedrohungenInterneKontrollüberzeugungAngst vor terroristischenBedrohungenInterneKontrollüberzeugungAngst vor terroristischenBedrohungenInterneKontrollüberzeugung

Korrelation nach Pearson

Signifikanz (einseitig)

N

Angst vorterroristischenBedrohungen

InterneKontrollüberzeugung

Tab. 4: Korrelationen Interne Kontrollüberzeugung/ATB Der Pearson Produkt-Moment-Korrelationskoeffizient r errechnet sich aus der Kovari-anz dividiert durch das Produkt der Standardabweichungen (Streuungen) und beträgt in diesem Fall 0,013. Der Wert liegt demnach nur knapp über null und weist auf einen sehr schwachen (bzw. keinen) linearen Zusammenhang hin, der allerdings signifikant von Null ist.

Modellzusammenfassung

,013a ,000 -,003 1,02097Modell1

R R-QuadratKorrigiertesR-Quadrat

Standardfehler desSchätzers

Einflußvariablen : (Konstante), InterneKontrollüberzeugung

a.

Tab. 5: Modellzusammenfassung von �Angst vor terroristischen Bedrohungen� und �Interne Kontroll-

überzeugung� Der Determinationskoeffizient R² beträgt 0,000196. Die erklärte Varianz liegt somit bei ca. 0% (R² als PRE-Koeffizient). Dies bedeutet nun, dass der Voraussagefehler des Wertes für ATB sich nicht reduziert, wenn man den Wert für Interne Kontrollüberzeu-gung kennt. R² nimmt den Wert 0 an, wenn die unabhängige Variable, hier also Interne Kontrollüberzeugung, die Vorhersage nicht verbessert.

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40

Koeffizientena

2,372 ,372 6,369 ,000

,023 ,097 ,013 ,240 ,811

(Konstante)InterneKontrollüberzeugung

Modell1

BStandardf

ehler

Nicht standardisierteKoeffizienten

Beta

Standardisierte

Koeffizienten

T Signifikanz

Abhängige Variable: Angst vor terroristischen Bedrohungena.

Tab. 6: Koeffizienten der Regressionsanalyse Interne Kontrollüberzeugung/ATB In dieser Tabelle stehen die Regressionskoeffizienten. Wenn der internal-Wert um eine Skaleneinheit steigt, steigt der ATB-Wert um 0,023 Skaleneinheiten. Das bedeutet, dass die Ausprägung der Internen Kontrollüberzeugung die Ausprägung auf der ATB-Skala nur schwach beeinflusst.

Anhand der Tabelle lässt sich die Regressionsgleichung aufstellen:

ATB (erwartet) = 2,372 + 0,023 * internal

Deskriptivstatistische Prüfung �external/atb-skal� Die Analyse �external/atb-skal� basiert auf 352 Personen. Auch hier gilt: Je höher die Werte, desto höher die Ausprägungen. Wie man der Tabelle entnehmen kann, liegt das arithmetische Mittel der ATB-Skala bei 2,47, also unter dem theoretischen Mittelwert von 3,5 und weicht nur geringfügig von dem obigen ATB-Wert aufgrund der unter-schiedlichen Stichprobengröße N ab. Das arithmetische Mittel der Externen Kontroll-überzeugung liegt mit 2,6420 unter dem theoretischen Mittelwert von 3,0.

Deskriptive Statistiken

2,4703 1,02264 352

2,6420 ,58635 352

Angst vor terroristischenBedrohungenExterneKontrollüberzeugung

MittelwertStandardabweichung N

Tab. 7: Mittelwert, Standardabweichung und N der Variablen �Angst vor terroristischen Bedrohungen�

und �Externe Kontrollüberzeugung�

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Korrelationen

1,000 ,091

,091 1,000

. ,044

,044 .

352 352

352 352

Angst vor terroristischenBedrohungenExterneKontrollüberzeugungAngst vor terroristischenBedrohungenExterneKontrollüberzeugungAngst vor terroristischenBedrohungenExterneKontrollüberzeugung

Korrelation nach Pearson

Signifikanz (einseitig)

N

Angst vorterroristischenBedrohungen

ExterneKontrollüberzeugung

Tab. 8: Korrelationen Externe Kontrollüberzeugung/ATB Der Pearsonsche Korrelationskoeffizient gibt eine signifikante Korrelation von 0,091 an. Die leichte Abweichung von null zeigt wiederum einen sehr geringen (bzw. keinen) Zusammenhang zwischen Externer Kontrollüberzeugung und ATB an, der aber höher als der Korrelationskoeffizient der Internen Kontrollüberzeugung ist.

Modellzusammenfassung

,091a ,008 ,006 1,01982Modell1

R R-QuadratKorrigiertesR-Quadrat

Standardfehler desSchätzers

Einflußvariablen : (Konstante), ExterneKontrollüberzeugung

a.

Tab. 9: Modellzusammenfassung von �Angst vor terroristischen Bedrohungen� und �Externe Kontroll-

überzeugung� R² liegt bei 0,008. Damit reduziert sich der Voraussagefehler des ATB-Wertes also um 0,8%, wenn man den Wert für die externe Kontrolle kennt.

Koeffizientena

2,049 ,251 8,158 ,000

,159 ,093 ,091 1,716 ,087

(Konstante)ExterneKontrollüberzeugung

Modell1

BStandardf

ehler

Nicht standardisierteKoeffizienten

Beta

Standardisierte

Koeffizienten

T Signifikanz

Abhängige Variable: Angst vor terroristischen Bedrohungena.

Tab. 10: Koeffizienten der Regressionsanalyse Externe Kontrollüberzeugung/ATB

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Wenn der external-Wert um eine Skaleneinheit zunimmt, ändert sich der ATB-Wert um 0,159 Skaleneinheiten. Somit ist die Voraussagekraft sehr niedrig. Daher kann folgende Regressionsgleichung ermittelt werden:

ATB (erwartet) = 2,049 + 0,159 * external

Zusammenfassung Wir haben die Vermutung geäußert, dass Personen mit externen Kontrollüberzeugungen höhere Angst vor Terror empfinden, was auf Personen mit internen Kontrollüberzeu-gungen nicht zutrifft. Aus diesem Grund möchten wir die jeweiligen Ergebnisse kurz vergleichen. Im Anschluss daran erfolgen die inferenzstatistischen Überprüfungen der Hypothese..

Sowohl bei den Korrelationen �internal/atb� (0,013) als auch bei �external/atb� (0,091) gibt es nur einen sehr schwachen bis keinen Zusammenhang.

Die erklärte Varianz liegt bei �internal/atb� bei 0,000196, bei �external/atb� bei 0,008. Das bedeutet nun, dass sich die Voraussagefehler der Werte für ATB nahezu unbedeu-tend reduzieren, kennt man die Werte der unabhängigen Variablen.

Demnach konnte bei �Externer Kontrolle/ATB� ein sehr geringer und bei �Interner Kontrolle/ATB� kein Zusammenhang ermittelt werden, was bedeutet, dass die Null-hypothese beibehalten wird. Damit wäre die Replikation gescheitert. Die inferenzsta-tistische Analyse wird dieses vorläufige Ergebnis voraussichtlich bestätigen.

Inferenzsstatistische Prüfung Es folgen nun die inferenzstatistischen Prüfungen der Hypothese. Die Inferenzstatistik beschäftigt sich mit der Frage, wie wir aus unserer Stichprobe auf die Grundgesamtheit, aus der die Stichprobe stammt, schließen können. Da es sich wieder um eine dichotome Entscheidung handelt, lautet hierbei die grundlegende Frage, ob die Nullhypothese an-genommen oder abgelehnt werden muss. Es wird angenommen, dass ß=0 ist, d.h., dass die Steigung in der Nullhypothese = 0 ist, die Regressionsgerade demnach parallel zur x-Achse verläuft.

Zuerst wird �internal/atb� auf statistische Signifikanz überprüft.

Wir befinden uns bei beiden Variablen auf metrischem Skalenniveau. Weiterer Aus-gangspunkt ist ein Modell bivariater Normalverteilung sowie eine Nullhypothese, bei der beide Korrelationen aus der gleichen Population stammen. Das Signifikanzniveau liegt, wie oben erwähnt, bei einer Irrtumswahrscheinlichkeit von 5 %.

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ANOVAb

,060 1 ,060 ,057 ,811a

361,706 347 1,042361,766 348

RegressionResiduenGesamt

Modell1

Quadratsumme df

Mittel derQuadrate F Signifikanz

Einflußvariablen : (Konstante), Interne Kontrollüberzeugunga.

Abhängige Variable: Angst vor terroristischen Bedrohungenb.

Tab. 11: ANOVA zur Regression von ATB und Interner Kontrollüberzeugung Die Wahrscheinlichkeit des F-Wertes, also das Verhältnis zwischen erklärter und nicht erklärter Variation, liegt deutlich über 5 %. Zu demselben Ergebnis kommen wir beim T-Test. Damit ist der Wert statistisch nicht signifikant und die Nullhypothese muss, wie vermutet, in diesem Fall angenommen und die Alternativhypothese verworfen werden.

Bei der inferenzstatistischen Analyse von �external/atb� gelten die gleichen Vorausset-zungen wie bei der vorherigen Prüfung.

ANOVAb

3,062 1 3,062 2,944 ,087a

364,009 350 1,040367,071 351

RegressionResiduenGesamt

Modell1

Quadratsumme df

Mittel derQuadrate F Signifikanz

Einflußvariablen : (Konstante), Externe Kontrollüberzeugunga.

Abhängige Variable: Angst vor terroristischen Bedrohungenb.

Tab. 12: ANOVA zur Regression von ATB und Externer Kontrollüberzeugung Wiederum liegt die Wahrscheinlichkeit des F-Wertes von 2,944 mit 8,7 % über dem Signifikanzniveau. Das Ergebnis des T-Tests ist identisch. Die Werte sind statistisch nicht signifikant. Daher muss die Nullhypothese angenommen und die Alternativhypo-these abgelehnt werden.

Insgesamt stellen wir daher fest, dass wir die Alternativhypothese ablehnen und die Nullhypothese, �Bezogen auf ihre Angst vor terroristischen Bedrohungen gibt es keinen Unterschied zwischen Personen mit externen und internen Kontrollüberzeugungen�, beibehalten müssen. Mit einer Wahrscheinlichkeit von 95 % können wir davon ausge-hen, dass auch in der Grundgesamtheit kein Zusammenhang zwischen Interner bzw. Externer Kontrollüberzeugung und Angst vor terroristischen Bedrohungen besteht. Da-mit ist die Replikation nicht bestätigt worden und gescheitert.

Zusammenfassung Wir haben damit gerechnet, dass Personen mit Externer Kontrollüberzeugung höhere Angst vor Terror empfinden als Personen mit Interner Kontrollüberzeugung. Diese An-nahme wurde nach unserer Auswertung nicht bestätigt und deutlich verneint.

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Eine mögliche Ursache des Ergebnisses sehen wir in der Konstruktion der Skala. Diese war für die Überprüfung unserer Hypothese möglicherweise nicht geeignet. Es könnte an der geringen Reliabilität der Items bzgl. der internen und externen Kontrolle liegen, wie dies an den niedrigen Werten von Cronbachs zu sehen war. Eventuell liegt es auch an dem Zeitpunkt der Befragung � zwei Jahre nach dem 11. September �, da der im theoretischen Hintergrund begründete �Schockzustand� nach einer gewissen Zeit nachlässt.

Da es sich bei dieser Hypothese um eine Replikation der Analyse Reiner Nikettas (2002) handelt, die gescheitert ist, könnte über Nachfolgeuntersuchungen festgestellt werden, welchem Ergebnis eher zuzustimmen ist.

5.2.3. Hypothese 3 (HA3) Mit der Variable �Manifeste Angst� haben wir erhoben, ob die von uns befragten Men-schen zu grundsätzlichen Angstgefühlen neigen. Mit unserer dritten Hypothese wollen wir überprüfen, ob und inwiefern ein Einfluss dieses Merkmals auf die Erwartung be-steht, auch in Zukunft mit terroristischen Attacken rechnen zu müssen. Wir vermuten, dass mit höherer artikulierter Angst auch eine höhere Terrorpersistenz einhergeht � un-sere Hypothese ist gerichtet.

�Manifeste Angst� stellt in unserer Untersuchung den Prädiktor der abhängigen Variab-le �Terrorpersistenz� dar. Beide Merkmale sind metrisch skaliert. Aus diesem Grund testen wir die Hypothese mittels einer einfachen Regressionsanalyse, die auf 310 Perso-nen unserer Stichprobe beruht. Der Blick auf die arithmetischen Mittel der Skalen bestä-tigt die Ergebnisse der univariaten Analyse (siehe Tab. 13). Diese lagen bei der Auswer-tung der Manifesten Angst bei 8,0, im Fall der Terrorpersistenz bei 4,16. Grundsätzlich gilt für beide Skalen: Je größer die Skalenwerte, desto höher die Merkmalsausprägung (Skala �Manifeste Angst: 0 bis 23 / Skala �Terrorpersistenz: 1 bis 6). Die geringfügigen Abweichungen der deskriptiven Überprüfung im Zuge der Regressionsanalyse lassen sich auf die verringerte Anzahl der Merkmalsträger zurückführen.

Deskriptive Statistiken

4,1745 ,94049 3107,9903 4,75244 310

TerrorpersistenzManifeste Angst

MittelwertStandardabweichung N

Tab. 13: Mittelwert, Standardabweichung und N der Va riablen �Manifeste Angst� und �Terrorpersistenz�

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Korrelationen

1,000 ,139,139 1,000

. ,007,007 .310 310310 310

TerrorpersistenzManifeste AngstTerrorpersistenzManifeste AngstTerrorpersistenzManifeste Angst

Korrelation nach Pearson

Signifikanz (einseitig)

N

Terrorpersistenz

ManifesteAngst

Tab. 14: Korrelationen Manifeste Angst/Terrorpersistenz Die Berechnung des Pearsonschen Korrelationskoeffizienten zeigt: Zwischen den bei-den Variablen besteht ein leichter positiver linearer Zusammenhang von r = 0,139 (siehe Tab. 14).

Dieser Zusammenhang lässt sich mit einer Regressionsfunktion i = a + bxi ausdrü-cken12. Ihr zugrunde liegt der Gedanke, dass mit bekannter Regressionskonstante a und bekanntem Regressionskoeffizient b die Veränderung der Terrorpersistenz bei Zunahme der individuell vorhandenen Manifesten Angst vorhergesagt werden kann. Die Regres-sionskonstante a gibt an, welchen Wert die abhängige Variable (Terrorpersistenz) an-nimmt, wenn der Wert der unabhängigen Variable (Manifeste Angst) Null beträgt.

Koeffizientena

3,956 ,104 38,115 ,000,027 ,011 ,139 2,454 ,015

(Konstante)Manifeste Angst

Modell1

BStandardf

ehler

Nicht standardisierteKoeffizienten

Beta

Standardisierte

Koeffizienten

T Signifikanz

Abhängige Variable: Terrorpersistenza.

Tab. 15: Koeffizienten der Regressionsanalyse Manifeste Angst/Terrorpersistenz Die Berechnung unseres Modells ergibt folgende Regressionsgleichung mit a = 3,956 und b = 0,027 (siehe Tab. X):

Terrorpersistenz (erwartet) = 3,956 + 0,027 * Manifeste Angst

Der Wert der Terrorpersistenz steigt also nur geringfügig um 0,027, wenn Manifeste Angst um eine Skaleneinheit zunimmt. Dabei handelt es sich allerdings nur um eine Prognose.

Aussagen über die Vorhersagequalität dieser Regressionsgleichung lassen sich über den Determinationskoeffizienten R² treffen. �[Dieser] gibt an, welcher Anteil der Varianz der abhängigen Variable durch die Varianz der unabhängigen Variable erklärt wird.� (Geh-

12 Man verwendet aus dem Grund, da es sich bei dem berechneten y-Wert um einen geschätzten und nicht um einen beobachteten Wert handelt. (vgl. Gehring/Weins 2004: 148)

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ring/Weins 2004: 152) R² nimmt Werte zwischen 0 und 1 an. Der Wert 0 bezeichnet die Tatsache, dass ein bekannter Prädiktor die Vorhersage der abhängigen Variable in kei-ner Weise fördert. In unserer Auswertung beträgt R² 0,019 (siehe Tab. 16). Multipliziert mit 100 lässt sich also festhalten, dass die Kenntnis Manifester Angst die Prognose von Terrorpersistenz nur um 1,9 % verbessert, unser Voraussagefehler also nur geringfügig sinkt.

Modellzusammenfassung

,139a ,019Modell1

R R-Quadrat

Einflußvariablen : (Konstante), Manifeste Angsta.

Tab. 16: Modellzusammenfassung der Regressionsanalyse Manifeste Angst/Terrorpersistenz Inwieweit lassen sich die Stichprobenergebnisse zu allgemeingültigen Aussagen erwei-tern? Genauer: Beruht unser Ergebnis auf Zufall oder kann angenommen werden, dass die Stichprobenmittelwerteverteilung der Verteilung der in diesem Fall unbekannten Grundgesamtheit entspricht?

Die inferenzstatistische Prüfung beruht in diesem Zusammenhang auf folgenden An-nahmen:

- Beide Merkmale haben metrisches Skalenniveau.

- Wir testen mit dem Modell einer bivariaten Normalverteilung. Unsere Nullhypothe-se lautet, dass die jeweiligen Neigungen von Menschen zu Angstgefühlen keinen Einfluss darauf haben, mit welchem Ausmaß sie zukünftig Terroraktionen erwarten. Die Regressionsgerade hätte also die Steigung von 0 und verliefe parallel zur x-Achse. Dementsprechend entstammt der Regressionskoeffizient aus einer Populati-on mit dem Parameter =0, der Korrelationskoeffizient aus einer Population mit dem Parameter =0.

- Als Prüfverteilung verwenden wir die F-Verteilung. Der F-Wert spiegelt das Ver-hältnis von erklärter Varianz (Regression, siehe Tab. 17) und nicht erklärter Varianz (Residuen) wider:

- Bei Annahme der Nullhypothese muss F=1 sein, die beiden Varianzen unterschei-den sich in diesem Fall nicht.

- Das Signifikanzniveau legen wir auf 5% fest.

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ANOVAb

5,243 1 5,243 6,024 ,015a

268,077 308 ,870273,320 309

RegressionResiduenGesamt

Modell1

Quadratsumme df

Mittel derQuadrate F Signifikanz

Einflußvariablen : (Konstante), Manifeste Angsta.

Abhängige Variable: Terrorpersistenzb.

Tab. 17: ANOVA der Regressionsanalyse Manifeste Angst/Terrorpersistenz Bei 1 Zählerfreiheitsgrad (df) und 308 Nennerfreiheitsgraden liegt die Irrtumswahr-scheinlichkeit des F-Werts von 6,024 bei 1,5 % (siehe Tab. 17): Wir lehnen somit die Nullhypothese ab. Anders ausgedrückt: In 98,5 % der Fälle liegen wir richtig, wenn wir die Alternativhypothese � es besteht ein Zusammenhang zwischen Manifester Angst und Terrorpersistenz � annehmen. Bereits die Irrtumswahrscheinlichkeit des Korrelati-onskoeffizienten r von 0,7 % (siehe Tab. 14) hat auf ein statistisch signifikantes Ergeb-nis verwiesen.

Zusammenfassung Die univariate Auswertung und die Deskriptiven Statistiken innerhalb des Hypothesen-tests haben gezeigt: Zumindest in unserer Stichprobe ist Terrorpersistenz als eine Folge der terroristischen Gewaltakte in den vergangenen Jahren deutlich messbar. Gleichzeitig konnte unsere Hypothese bestätigt werden: Manifeste Angst ist eine Determinante die-ser Erwartungshaltung. Wer also grundsätzlich eher ängstlich ist, sieht am Horizont eher weiteren Terrorismus nahen als Menschen ohne diese Neigung. Die Regressionsfunkti-on und der Korrelationskoeffizient von 0,139 weisen allerdings darauf hin, dass dieser Zusammenhang schwach ausgeprägt ist. Zusätzlich muss der ebenfalls äußerst geringe Determinationskoeffizient von 1,9 % dahingehend interpretiert werden, dass Manifeste Angst zur Erklärung von Terrorpersistenz bei Weitem nicht ausreicht: Die Untersu-chung weiterer Einflüsse wird notwendig, um ein umfassenderes Bild zu gewinnen.

5.2.4. Hypothese 4 (HA4) Die Frage 19 des Fragebogens �Terrorismus und seine Folgen� zielte darauf ab, bei den Befragten vorhandene Gefährdungswahrnehmungen der Menschheit zu ermitteln: Wo-durch könnte die Zukunft der Menschen am meisten gefährdet werden? Unter den Ant-wortmöglichkeiten befand sich auch die �cultural-clash�-Hypothese Samuel Hunting-tons (�Krieg der Zivilisationen�). Mittels Paarvergleich konnten schließlich insgesamt 252 Personen einer Kategorie eindeutig zu geordnet werden. 56 Menschen sehen die größte Gefährdung in einem drohenden �Krieg der Zivilisationen� (siehe Abb. 33).

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Gefährdung der Menschheit

Krieg der GroßmächteUmweltkatastrophen

Krieg der Zivilis.Überbevölkerung

Seuchen

70

60

50

40

30

Abb. 33: Häufigkeitsverteilung Gefährdung der Menschheit Wir vermuten mit unserer vierten Hypothese, dass Verfechter der �cultural-clash�-Hypothese zu einer erhöhten Terrorpersistenz neigen, da sie möglicherweise terroristi-sche Anschläge in diesen Kontext einordnen.

Das kategorial skalierte Merkmal �Gefährdung der Menschheit� stellt in unsere Aus-wertung also die unabhängige und das metrisch skalierte Merkmal �Terrorpersistenz� die abhängige Variable dar. Die Gefährdungskategorien haben wir in einer neuen Vari-able so zusammengefasst, dass sich nur noch die Ausprägungen �Krieg der Zivilisatio-nen� und �Andere Gefährdungen� gegenüberstehen. 248 gültige Fälle konnten berück-sichtigt werden.

Bericht

Terrorpersistenz

4,3212 55 ,871274,1000 193 ,95614

Gefährdung derMenschheitKrieg der ZivilisationenAndere Gefährdungen

Mittelwert NStandardabweichung

Tab. 18: Verteilung der arithmetischen Mittel der Te rrorpersistenz in Abhängigkeit von der Gefährdung

der Menschheit Die Verteilung der arithmetischen Mittel der Terrorpersistenz � differenziert nach den Kategorien der Menschheitsgefährdung � bestätigt zunächst einmal unsere Vermutung: Personen, die die größte Gefährdung der Menschheit in einem Krieg der Zivilisationen sehen, neigen zu einer höheren Erwartung zukünftiger terroristisch motivierter An-schläge.

Die inferenzstatistische Prüfung der Hypothese soll nun zeigen, inwieweit dieses Er-gebnis verallgemeinerbar ist.

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Es muss eine kategoriale Variable (Gefährdungen der Menschheit) mit einem metri-schen Merkmal (Terrorpersistenz) getestet werden. Als Prüfverfahren verwenden wir den t-Test (als Stichprobenkennwerteverteilung demnach die t-Verteilung), der sich aufgrund der vergleichsweise kleinen Stichprobengröße anbietet. Folgende Vorausset-zungen sollten erfüllt sein:

- Die beiden Stichproben sind voneinander unabhängig. Im Gegensatz zu abhängigen Stichproben sind sich die Merkmalsträger unterschiedlicher Kategorien nicht paar-weise zugeordnet.

- Es wird angenommen, dass die Populationen normalverteilt sind.

- Die Varianzen in den zu vergleichenden Populationen sind gleich.

Mögliche Verstöße gegen diese Postulate fallen nicht allzu stark ins Gewicht:

�Aus Monte-Carlo-Studien geht hervor, dass der t-Test für unabhängige Stichproben auf Verletzungen seiner Voraussetzungen robust reagiert.� (Bortz 1999: 138)

Die Nullhypothese wird dahingehend überprüft, ob die Mittelwerte der beiden Populati-onen identisch sind. Nur dann kann angenommen werden, dass ein Einfluss der �cultu-ral-clash�-Hypothese auf die Erwartung zukünftigen Terrors nicht vorhanden ist. (vgl. Bortz 1999: 137ff.)

Das Signifikanzniveau legen wir auf 5 % fest.

Da unsere Hypothese gerichtet ist, müssten wir eigentlich einseitig testen. Bei der Ver-wendung von SPSS taucht allerdings das Problem auf, dass nur ein zweiseitiger Test möglich ist. Gehen wir also in einem ersten Schritt von einem zweiseitigen Test � folg-lich einer ungerichteten Hypothese � aus. Das Signifikanzniveau liegt damit auf jeder Seite der Verteilung bei 2,5 %.

Test bei unabhängigen Stichproben

,840 ,360 1,543 246 ,124

1,625 94,302 ,108

Varianzen sind gleichVarianzen sind nichtgleich

TerrorpersistenzF Signifikanz

Levene-Test derVarianzgleichheit

T df Sig. (2-seitig)

T-Test für die Mittelwertgleichheit

Tab. 19: Levene- und t-Test �Gefährdung der Menschheit/Terrorpersistenz� Der Levene-Test ergibt, dass die Varianzen der beiden Populationen gleich sind. Der empirische t-Wert beträgt 1,543. Bei 246 Freiheitsgraden (df) und der Irrtumswahr-scheinlichkeit von 2,5 % liegt der kritische t-Wert bei 1,972. Da der empirische t-Wert geringer ausfällt, muss die Nullhypothese beibehalten werden. Das gleiche Bild zeigt sich im zweiten Schritt bei einem einseitigen Test. Hier liegt der kritische t-Wert bei 1,653. Wiederum ist der empirische t-Wert niedriger, wiederum muss die Nullhypothese beibehalten werden. Die Signifikanz von 12,4 % stützt dieses Ergebnis. Es kann noch nicht einmal von einem tendenziellen Unterschied gesprochen werden, die Differenzen der Mittelwerte müssen auf den Zufall zurückgeführt werden.

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Zusammenfassung Die �cultural-clash�-Hypothese fällt als erklärender Faktor für die Erwartung weiteren Terrors aus. Die inferenzstatistische Prüfung ergibt, dass man nicht von der Zustim-mung zu einer Gefährdungskategorie (insbesondere �Krieg der Zivilisationen�) auf die Neigung zur Terrorpersistenz einer Person schließen kann. Allerdings erscheint die Zu-verlässigkeit des Erhebungsinstruments fraglich, da nur fünf Gefährdungskategorien abgefragt werden. Unter dem Eindruck aktueller Ereignisse drängen die gewählten Formulierungen den Befragten möglicherweise zu sehr in eine Antwortrichtung, da bei-spielsweise �Krieg der Großmächte� eine nicht mehr zeitgemäße Kategorie darstellt. In einer Folgeuntersuchung müsste daher versucht werden, möglichst gleichrangige Kate-gorien (bezogen auf Aktualität und Gefährdungspotential) zu bilden. Eine weitere Mög-lichkeit stellt die Erhebung der �cultural-clash�-Hypothese in Form einer Likert-Skala und einer eigenen Itembatterie dar.

5.2.5. Hypothese 5 (HA5) Wir vermuten, dass Menschen mit einem positiven deutschen Nationalbewusstsein zu einer größeren Angst vor Terrorismus neigen, der einen Angriff auf den nationalen Rah-men, der ihnen Sicherheit bietet, darstellen könnte.

Zur Analyse des Zusammenhangs zwischen Angst vor terroristischer Bedrohung und deutschem Nationalbewusstsein haben wir die metrischen Skalen ATB als zu erklärende (abhängige) und �Deutsche Identität� (deutiden) als unabhängige Variable ausgewählt.

Die Skala zur Deutschen Identität wird aus sechs Items der Fragen 35 zum Thema euro-päische bzw. deutsche Identität gewonnen. Dabei wurden Items ausgewählt, die entwe-der eine positive oder negative Identifikation mit Deutschland ausdrücken. So wurden die Items 1 (Ich lebe gern in Deutschland.), 2 (Mein Nationalgefühl wird durch die deutsche Vergangenheit negativ beeinflusst.), 4 (Ich bedaure, dass ich Deutsche(r) bin.) 7 (Im Ausland ist es mir unangenehm zu zeigen, dass ich Deutsche(r) bin), 8 (Ich bin gerne Deutsche(r).) und 9 (Ich identifiziere mich auch im Ausland mit Deutschland.) zur Skala �Deutsche Identität� zusammengefasst.

Dabei war zu beachten, dass die Items verschiedene Richtungen aufweisen und die I-tems 4, 6 und 7 in die gleiche Aussagerichtung �umgepolt� wurden. Ein hoher Wert bei der Skala �deutsche Identität� bedeutet nach einer erneuten Umpolung der gesamten Skala auch ein hohes deutsches Nationalgefühl. Das Skalenniveau wird als metrisch festgelegt, da eine Likert-Skala zugrunde liegt.

Auch bei der ATB-Skala, die ebenfalls als metrisch angenommen wird, bedeutet ein hoher Wert eine hohe Ausprägung.

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Deskriptive Statistik zur Variable "deutiden"

350 3,33 1,67 5,00 3,7499

350

VariablenDeutsche IdentitätGültige Werte(Listenweise)

Statistik Statistik Statistik Statistik Statistik

N Spannweite Minimum Maximum Mittelwert

Statistik

Tab. 24: Deskriptivstatistische Analyse der Variable �Deutsche Identität� Der niedrigste Wert der Skala von 1,0 wird von keiner Person erreicht. Der höchste Wert von 5,0 hingegen von immerhin 3,6 Prozent der 350 Personen, die in dieser Ana-lyse betrachtet werden. Die Spannweite reicht von 1,67 bis 5. Der Mittelwert der Skala �deutiden� liegt bei 3,7499 und somit höher als der theoretische Skalenmittelwert von 3,0. Damit haben die Personen unserer Stichprobe eher ein positives deutsches Natio-nalgefühl.

Die interne Konsistenz der Skala, durch ein Cronbachs von 0,7824 ausgedrückt, ist weniger gut. Cronbachs sollte mindestens 0,8 und besser noch größer als 0,9 sein, um ausreichende Reliabilität zu gewährleisten (vgl. Gehring/Weins 2004: 51).

Deutsche Identität

5,004,75

4,504,25

4,003,75

3,503,25

3,002,75

2,502,25

2,001,75

Deutsche Identität 70

60

50

40

30

20

10

0

Abb. 34: Häufigkeitsverteilung Deutsche Identität Um herauszufinden, ob eine Beziehung zwischen beiden Variablen besteht, bietet sich die deskriptivstatistische Analyse der Korrelation an. Diese misst den linearen Zusam-menhang zwischen zwei metrischen Variablen.

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Korrelationen

1,000 ,003

,003 1,000

. ,476

,476 .

345 345

345 345

Angst vor terroristischenBedrohungenDeutsche IdentitätAngst vor terroristischenBedrohungenDeutsche IdentitätAngst vor terroristischenBedrohungenDeutsche Identität

Korrelation nach Pearson

Signifikanz (einseitig)

N

Angst vorterroristischenBedrohungen

DeutscheIdentität

Tab. 25: Korrelationen Deutsche Identität/ATB Die Analyse basiert auf der Auswertung der Angaben von 345 Personen. Der Korrelati-onskoeffizient nach Pearson nähert sich dem Wert von null (r = 0,003), was bedeutet, dass weder ein positiver noch ein negativer Zusammenhang zwischen beiden Variablen besteht, da er nah an dem Abwesenheit linearer Abhängigkeit indizierenden Wert von r = 0 liegt. Die Angst der befragten Personen lässt sich also nicht durch das Nationalge-fühl erklären, weder im positiver noch im negativer Richtung.

Koeffizientena

2,461 ,292 8,416 ,000,005 ,077 ,003 ,061 ,951

(Konstante)Deutsche Identität

Modell1

BStandardf

ehler

Nicht standardisierteKoeffizienten

Beta

Standardisierte

Koeffizienten

T Signifikanz

Abhängige Variable: Angst vor terroristischen Bedrohungena.

Tab. 26: Koeffizienten zu ATB und �deutiden� Die lineare Einfachregression zeigt, dass sich die abhängige Variable ATB nur um den Regressionskoeffizienten B = 0,005 Skaleneinheiten erhöht, wenn die unabhängige Va-riable �deutiden� um eine Skaleneinheit steigt. Es ergibt sich folgende Regressionsglei-chung:

ATB (erwartet) = 2,461 + 0,005 * deutiden

Das PRE-Maß R² ist null. Dies bedeutet, dass kein Anteil der Varianz der abhängigen Variable (ATB) durch die Varianz der unabhängigen Variable (deutiden), erklärt wer-den kann. Die erklärte Varianz liegt somit bei ca. 0%, wodurch sich der Voraussagefeh-ler des ATB-Wertes nicht reduziert, wenn man den Wert von �deutiden� kennt. Die Prognosequalität vorliegender Regressionsgerade ist demnach sehr niedrig. (vgl. Geh-ring/Weins 2004: 151ff.)

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Deutsche Identität

5,55,0

4,54,0

3,53,0

2,52,0

1,5

6

5

4

3

2

1

0 R-Qu. = 0.0000

Abb. 35: Streudiagramm zur Korrelation zwischen �deutiden� und ATB

Betrachtet man das Streudiagramm beider Variablen in Abbildung 35 kann zudem aus-geschlossen werden, dass ein nicht linearer Zusammenhang, z. B. in Form einer Kurve, besteht. Somit sind lineare Einfachregression und Korrelationsanalyse angemessene Verfahren zur Untersuchung des Zusammenhanges zwischen Deutscher Identität und Angst vor terroristischen Bedrohungen (vgl. Gehring und Weins, S. 155ff.).

Für den inferenzstatistischen Test der Hypothese nehmen wir an, dass beide Variablen metrisch sind und ein Modell bivariater Normalverteilung in der Grundgesamtheit vor-liegt.

Zudem wird die Nullhypothese (H05) für die Grundgesamtheit angenommen:

Ein positives Nationalgefühl hat keinen Einfluss auf die Angst vor terroristischer Be-drohung.

Damit wird vorausgesetzt, dass keinerlei Zusammenhang zwischen den Variablen be-steht, der Regressionskoeffizient aus einer Population mit einem Regressionskoeffizien-ten = 0 stammt. Auch der Korrelationskoeffizient der Population ist null. Somit haben Regressions- und Korrelationsgerade aus der Population eine Steigung von null. Das Signifikanzniveau legen wir bei 5% fest und können uns so mit einer Wahrscheinlich-keit von 95% sicher sein, die Nullhypothese entsprechend der Grundgesamtheit abzu-lehnen.

ANOVAb

,004 1 ,004 ,004 ,951a

359,063 343 1,047359,067 344

RegressionResiduenGesamt

Modell1

Quadratsumme df

Mittel derQuadrate F Signifikanz

Einflußvariablen : (Konstante), Deutsche Identitäta.

Abhängige Variable: Angst vor terroristischen Bedrohungenb.

Tab. 27: ANOVA zur Regressionsanalyse Deutsche Identität/ATB

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Die Wahrscheinlichkeit des F-Wertes (0,004), das Verhältnis von erklärter Variation (0,004) zur ungeklärten (1,047), liegt bei 95,1%. Wenn der F-Wert groß und das Signi-fikanzniveau klein ist, kann die Nullhypothese abgelehnt werden (vgl. SPSS-Direkthilfe zu �F� in ANOVA). Der F-Wert ist in vorliegendem Fall allerdings sehr gering und das Signifikanzniveau von 95,1% überschreitet die festgelegten 5% Irrtumswahrscheinlich-keit deutlich. Somit müssen wir die Nullhypothese annehmen. Mit einer Wahrschein-lichkeit von 95% können wir davon ausgehen, dass auch in der Grundgesamtheit kein Zusammenhang zwischen deutscher Identität und der Angst vor terroristischen Bedro-hungen besteht.

Zusammenfassung Durch unsere deskriptiv- und inferenzstatistische Analyse haben wir festgestellt, dass kein Zusammenhang zwischen einem deutschen Nationalgefühl und der Angst vor ter-roristischen Bedrohungen besteht.

Die Reliabilität der Skala ist allerdings nicht besonders zufriedenstellend, so dass es sich anbieten würde, eine Skala zu entwickeln, deren Reliabilität größer ist. So könnte man erneut messen, inwieweit das Nationalgefühl mit der Angst vor terroristischen Be-drohungen zusammenhängt. Da die Ergebnisse unserer Berechnungen allerdings sehr eindeutig sind, liegt die Vermutung nahe, dass wir bei einer erneuten Erhebung trotz-dem das gleiche Resultat erzielen.

Bei der Konstruktion der Skala ging es vor allem darum, europäische oder deutsche Identität zu messen. Nationalistische Einstellungen wurden in diesem Zusammenhang weniger betrachtet. Nationalismus und Deutsche Identität dürfen daher nicht zwangsläu-fig �in einen Topf geworfen werden�. Um ein differenzierteres Bild zu erreichen, wäre es sinnvoll, in einer weiteren Befragung auch Indikatoren zu Nationalismus aufzuneh-men.

5.2.6. Hypothese 6 (HA6) Menschen mit einer eher rechten politischen Ausrichtung orientieren sich an Traditio-nen. Die Ereignisse des 11. Septembers könnten bei diesem Personenkreis eine größere Angst auslösen, da deutlich wurde, dass die Wertvorstellungen �ihrer� Gesellschaft zum einen leicht angreifbar sind und es zum anderen einen Kulturkreis gibt, der westliche Werte in Frage stellt. Unsere Hypothese (HA6) lautet daher: Menschen mit einer eher rechten politischen Einstellung (links/ rechts) haben höhere Angst vor terroristischer Bedrohung.

Zur Analyse eines Zusammenhanges zwischen Angst vor terroristischen Bedrohungen und der politischen Einstellung haben wir die metrischen Skalen ATB als zu erklärende (abhängige) Variable und die rechts-links-Einstellungen (Frage 37: �Viele Menschen

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verwenden die Begriffe links und rechts, wenn es darum geht, unterschiedliche politi-sche Einstellungen zu kennzeichnen. [...]�) ausgewählt. Letztgenannte Skala wird der Einfachheit halber mit �links/rechts� bezeichnet und wird per fiat-Messung als metrisch festgelegt.

Deskriptive Statistik

345 9,00 1,00 10,00 4,2957

345

links/rechtsGültige Werte(Listenweise)

N Spannweite Minimum Maximum Mittelwert

Tab. 20: Deskriptivstatistische Analyse der Variable �links/rechts� Die deskriptivstatistische Analyse basiert auf 345 Personen. Ein Wert von 1,0 bedeutet vollkommen links und ein Wert von 10,0 vollkommen rechts. Eine neutrale Aussage war nicht möglich. Ein Wert von 5 bedeutet noch eine leichte Neigung zu einer linken und ein Wert von 6 bereits eine leichte Neigung zu einer rechten politischen Ausrich-tung. Der Mittelwert beträgt 4,2957 und damit unter dem theoretischen Skalenmittel-wert von 5,5. Demnach scheint eine eher linke politische Einstellung in unserer Stich-probe vorzuliegen, wie man auf folgender Abbildung auch erkennen kann.

links/rechts

rechts9,00

8,007,00

6,005,00

4,003,00

2,00links

100

80

60

40

20

0

Abb. 36: Häufigkeitsverteilung rechts-links-Einstellungen

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Korrelationen

1,000 ,132

,132 1,000

. ,007

,007 .

342 342

342 342

Angst vor terroristischenBedrohungenlinks/rechtsAngst vor terroristischenBedrohungenlinks/rechtsAngst vor terroristischenBedrohungenlinks/rechts

Korrelation nach Pearson

Signifikanz (einseitig)

N

Angst vorterroristischenBedrohungen links/rechts

Tabelle 21: Korrelationen rechts-links-Einstellungen/ATB Ob die politische Ausrichtung als Prädiktor für dieses Phänomen angenommen werden kann überprüfen wir zunächst in einer linearen Regressionsanalyse. Diese basiert auf der Auswertung der Angaben von 342 Personen. Der Korrelationskoeffizient nach Pear-son beträgt r = 0,132, ist also signifikant von null verschieden. Es besteht also ein posi-tiver Zusammenhang zwischen den Variablen: Eine eher rechte politische Einstellung führt zu höherer Angst oder eine eher linke Ausrichtung zu niedrigerer Angst vor terro-ristischer Bedrohung.

links/rechts

121086420

6

5

4

3

2

1

0 R-Qu. = 0.0174

Abb. 37: Streudiagramm zur Korrelation zwischen links/rechts und ATB In Abbildung 37 kann man den Zusammenhang zwischen den Variablen gut erkennen. Die Steigung der Geraden entspricht r.

Die Varianzaufklärung, ausgedrückt durch R², beträgt 1,73 %. Die Varianz in der Vari-able ATB lässt sich nur zu 1,73% durch die Varianz von �links/rechts� erklären. Der Voraussagefehler des ATB-Wertes reduziert sich also um 1,73 % wenn der Wert von

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�links/rechts� bekannt ist. Dies deutet darauf hin, dass eher ein geringer Zusammenhang zwischen den Variablen besteht.

Koeffizientena

2,135 ,147 14,509 ,000,078 ,032 ,132 2,452 ,015

(Konstante)links/rechts

Modell1

BStandardf

ehler

Nicht standardisierteKoeffizienten

Beta

Standardisierte

Koeffizienten

T Signifikanz

Abhängige Variable: Angst vor terroristischen Bedrohungena.

Tab. 22: Koeffizienten der Regressionsanlyse rechts-links-Einstellungen/ATB Der Tabelle lassen sich die Regressionskoeffizienten entnehmen. Wenn der �links/rechts�-Wert um eine Maßeinheit steigt, steigt der ATB-Wert um 0,078. Es ergibt sich folgende Regressionsgleichung:

ATB (erwartet) = 2,135 + 0,078 * links/rechts

Die Prognosequalität vorliegender Regressionsgerade ist allerdings eher niedrig, da R² recht gering ist.

Für die inferenzstatistische Prüfung unserer gerichteten Hypothese nehmen wir erneut an, dass beide Variablen metrisch sind und dass ein Modell bivariater Normalverteilung in der Grundgesamtheit vorliegt.

Die Nullhypothese (H06) lautet: Die politische Einstellung hat keinen Einfluss auf die Angst vor terroristischer Bedrohung.

Damit nehmen wir an, dass Korrelation und Regression in der Grundgesamtheit null sind. Das Signifikanzniveau legen wir bei 5% fest.

ANOVAb

6,166 1 6,166 6,013 ,015a

348,643 340 1,025354,808 341

RegressionResiduenGesamt

Modell1

Quadratsumme df

Mittel derQuadrate F Signifikanz

Einflußvariablen : (Konstante), links/rechtsa.

Abhängige Variable: Angst vor terroristischen Bedrohungenb.

Tab. 23: ANOVA zur Regression von rechts-links-Einstellungen und ATB Im vorliegenden Fall liegt die Wahrscheinlichkeit des F-Wertes weit unter 5%. Somit kann die Nullhypothese abgelehnt werden. Es kann also für die Grundgesamtheit ange-nommen werden, dass ein Zusammenhang zwischen Angst vor terroristischer Bedro-hung und politischer Ausrichtung besteht, der gemäß der Korrelationsanalyse positiv ist.

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Zusammenfassung Wir sind davon ausgegangen, dass die politische Einstellung der Menschen ihre Angst vor terroristischen Bedrohungen beeinflusst. Tatsächlich haben wir festgestellt, dass ein positiver Zusammenhang besteht. Je mehr die Personen unserer Stichprobe zu einer rechten Einstellung tendieren, desto mehr Angst haben sie. Die inferenzstatistische Prü-fung ergab, dass wir mit einer Wahrscheinlichkeit von 98,5 % richtig liegen, wenn wir dies für unsere Grundgesamtheit annehmen.

Der festgestellte Zusammenhang ist allerdings eher schwach. Außerdem kann die Vali-dität der Messung in Frage gestellt werden. Da die Angaben der Personen auf reiner Selbsteinschätzung beruhen und eine rechte politische Einstellung gerade bei jungen, gut ausgebildeten Personen � in unserer Stichprobe überproportional vertreten � eher mit negativen Assoziationen verbunden ist, könnte es sein, dass eher in Richtung links angekreuzt wurde, obwohl eher eine rechte Einstellung vorliegt. Zum anderen sind die Definitionen von links/rechts subjektiv sehr unterschiedlich. Für den einen kann es schon sehr links sein, SPD oder Grüne zu wählen, für den anderen ist es sehr links, PDS zu wählen und für den nächsten sind nur Linksradikale sehr links. Das bedeutet, dass ein und dieselbe Ausprägung auf der Skala durchaus unterschiedliche Bedeutungen ha-ben kann.

Deshalb schlagen wir vor, den Zusammenhang mit einem anderen Instrument erneut zu messen. Bei der Konstruktion sollte darauf geachtet werden, dass sich die gewonnenen Daten nicht allzu sehr auf Selbsteinschätzung stützen, sondern versucht wird, mittels subtilerer Fragen die latente politische Einstellung zu messen.

Weiterhin ist interessant, woraus der bestehende Zusammenhang resultiert. So könnte es z.B. sein, dass rechte Parteien Angst vor Terrorismus mehr schüren als linke Parteien. Um dies zu erforschen, böte sich eine Inhaltsanalyse von Politikerreden oder Parteipro-grammen an.

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6. Diskussion Unsere Untersuchung hatte zum Ziel,

a) Folgen terroristischer Gewalt und

b) mögliche Einflüsse auf den Umgang mit dieser Gefahr zu benennen.

Aus diesem Grund hatten wir aufbauend auf unseren theoretischen Vorüberlegungen ein Modell entwickelt, dass die vermutlich intendierte Ereignisfolge des Terroristen abbil-det: Was bezweckt er mit seinem Gewaltakt? Angst in der Zivilbevölkerung.

Diese Folge haben wir mittels Frage 1 des Fragebogens �Terrorismus und seine Folgen� erhoben und kommen zu dem Ergebnis, dass eine unmittelbare �Angst vor terroristi-schen Bedrohungen� in unserer Stichprobe eher schwach ausgeprägt ist. Demgegenüber äußern sich aber deutlich die Erwartung zukünftiger terroristischer Aktionen und eine Angst vor dem Reisen im Zuge dieser Gefahr. Daher lässt sich konstatieren, dass der Terrorist entweder sein primäres Ziel (Angst) nicht erreicht oder die von uns modellhaft skizzierte Ereignisfolge nicht zutrifft. Dennoch ist die Wahrnehmung einer potentiellen Bedrohung in der Bevölkerung durchaus vorhanden: Mit weiterem Terror wird gerech-net. Dieser Faktor spielt bei den Reiseplanungen vieler Menschen eine Rolle. Allerdings können wir nicht ausschließen, dass dieses Bewusstsein nicht auch schon vor dem 11. September vorhanden war. Unserer Untersuchung liegt nur ein Querschnittsdesign, nicht aber ein länger zurückreichendes Trenddesign zu Grunde. In dieser Hinsicht ist es auch möglich, dass unmittelbar nach den New Yorker Ereignissen eine sehr hohe Angst vorhanden gewesen sein könnte, diese dann aber nach zwei Jahren (zum Zeitpunkt un-serer Erhebung) stark abgenommen hat. Möglicherweise erscheint eine unmittelbare Gefahr in Deutschland auch sehr weit entfernt. Das könnte sich seit dem Anschlag von Madrid geändert haben.

Die Subskalen �Angst vor terroristischen Bedrohungen�, �Terrorpersistenz� und �Rei-seangst als Folge von Terrorismus� reflektieren den Umgang der Bevölkerung mit einer möglichen Gefährdung. Jede Person reagiert auf ihre eigene Weise. Aber was beein-flusst diese Reaktionen? Wir haben die Faktoren Berichtetes Medienverhalten, Kon-trollüberzeugungen, Manifeste Angst, Huntingtons �cultural-clash�-Hypothese, Deut-sche Identität und rechts-links-Einstellungen untersucht.

Unsere Hypothesentests haben ergeben, dass

a) Berichtetes Medienverhalten, Kontrollüberzeugungen und Deutsche Identität keinen Einfluss auf die Angst vor terroristischen Bedrohungen haben sowie

b) die �cultural-clash�-Hypothese kein Prädiktor für Terrorpersistenz ist.

c) Ein schwacher Zusammenhang besteht zwischen Manifester Angst und Terrorper-sistenz, das gleiche trifft auf rechts-links-Einstellungen für Angst vor terroristischen Bedrohungen zu. (siehe Abb. 38)

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Rolle der Medien:

Berichtetes Medienverhalten

Persönlichkeitsvariable 1:

Kognitive Kontrolle

Politische Einstellungen 1:

�cultural-clash�-Hypothese

Persönlichkeitsvariable 2:

Manifeste Angst

HA1

HA2

HA3

HA4

Angst vor terroristischen

Bedrohungen/Terrorpersistenz

Angst vor terroristischen

Bedrohungen/Terrorpersistenz

Politische Einstellungen 2:

rechts-links-Einstellungen

Soziale Identität:

Deutsche Identität

HA5

HA6

= kein Einfluss

= schwacher Einfluss Abb. 38: Einflussfaktoren für �Angst vor terroristischen Bedrohungen� und �Terrorpersistenz� (eigene

Darstellung) Abschließend möchten wir die Gültigkeit unserer Ergebnisse diskutieren. In diesem Zusammenhang beschäftigen wir uns auch mit einigen Aspekten des Forschungsab-laufs.

Die Rückmeldungen der Personen zu unserem Fragebogen waren in vielen Fällen eher negativ. Vor allem sein Umfang und der damit verbundene Zeitaufwand der Beantwor-tung wurden bemängelt. Die Vermutung liegt nahe, dass einige Antworten die notwen-dige Konzentration und Ernsthaftigkeit vermissen lassen. Weitere kritische Anmerkun-gen betrafen die Unverständlichkeit der Fragen und einzelner Items. Insgesamt steht also die Qualität des Fragebogens zur Disposition. Für eine Folgeuntersuchung müssten Umfang und Inhalt überarbeitet werden.

Ein Problem taucht auch bezüglich des Auswahlverfahrens der Probanden auf. Einige Bevölkerungsgruppen (Studenten, junge Menschen, gut Ausgebildete) sind überpropor-tional vertreten. Somit könnte sich ergeben, dass das Reflexionsniveau gesellschaftli-cher Vorgänge in unserer Stichprobe im Vergleich zur bundesdeutschen Gesamtbevöl-kerung deutlicher ausgeprägt ist. Dies schränkt möglicherweise die Übertragbarkeit un-serer Ergebnisse auf breite Bevölkerungsschichten ein.

Der Zeitpunkt unserer Befragung sollte ebenfalls kritisch beleuchtet werden, da die un-mittelbare Angst vor Terror nach den Anschlägen des 11. Septembers längst abgeflacht war. Die Untersuchung wäre eventuelle zu einem anderen Ergebnis gekommen, hätte

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man die Folgen terroristischer Akte zeitnaher erhoben. Zeitabhängige Angstausprägun-gen sollten daher ggf. in regelmäßigen Befragungswellen ermittelt werden (Trendde-sign).

Unsere Erhebungsmethoden haben wir bereits im Zuge der Hypothesentests reflektiert (siehe jeweilige Zusammenfassung). Hier haben wir auch Empfehlungen für Nachfol-geuntersuchungen ausgesprochen. Ein besonderes Augenmerk möchten wir allerdings noch auf die von uns konstruierte Skala zur �Angst vor terroristischen Bedrohungen� (ATB) richten. Die Prämisse, die Items möglichst neutral zu formulieren (siehe Kap. 4.1.2.), konnte nicht verwirklicht werden. Die Ergebnisse lassen vermuten, dass die Antwortmöglichkeiten zu sehr polarisiert haben (siehe 5.1.2.1.). Eine inhaltliche Über-prüfung der Skala muss demnach erfolgen, sollte diese in einem neuen Forschungspro-jekt berücksichtigt werden.

Wir nehmen unsere Ergebnisse also nur unter Vorbehalt an. Weitere Untersuchungen über die Folgen terroristischer Gewalt sind wünschenswert.

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