Policy Paper auf Basis der Studie „Identifikation von ...€¦ · der Ausarbeitung nationaler...

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1 ENTWURF Die österreichische Strategie zur Anpassung an den Klima- wandel Teil 1 - Kontext

Transcript of Policy Paper auf Basis der Studie „Identifikation von ...€¦ · der Ausarbeitung nationaler...

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ENTWURF

Die österreichische Strategie

zur Anpassung an den Klima-

wandel

Teil 1 - Kontext

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INHALTSVERZEICHNIS

1. Einleitung .......................................................................................................................5

2. Politisches Umfeld ........................................................................................................7

3. Zielsetzung .................................................................................................................. 13

4. Der Weg zur österreichischen Anpassungsstrategie ............................................... 16

5. Klimawandel in Österreich ......................................................................................... 19

5.1 Globale Klimaszenarien ......................................................................................................... 19

5.2 Regionale Klimaszenarien für Österreich .............................................................................. 20

5.3 Zukünftig zu erwartende Auswirkungen des Klimawandels auf Basis der Klimaszenarien für

Österreich .......................................................................................................................................... 27

6. Herausforderungen in der Anpassung ...................................................................... 35

7. Soziale Aspekte des Klimawandels ........................................................................... 37

8. Leitprinzipien der Anpassung .................................................................................... 46

9. Kriterien für die Priorisierung der Handlungsempfehlungen ................................... 49

10. Der Status-quo zur Anpassung in Österreich – Aktivitäten der Bundesländer ...... 52

11. Forschungslandschaft und Forschungsbedarf ......................................................... 65

12. Good Practice .............................................................................................................. 73

13. Kommunikation und Bildung ...................................................................................... 87

14. Globaler Kontext ......................................................................................................... 89

15. Handlungsempfehlungen ........................................................................................... 92

16. Ressourcenbedarf im Zuge der Anpassung an den Klimawandel ......................... 119

17. Ausblick und weitere Vorgangsweise ...................................................................... 121

18. Literaturverzeichnis .................................................................................................. 124

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1. Einleitung

Der Klimawandel als globales Phänomen stellt die größte umweltpolitische Herausforderung

des 21. Jahrhunderts dar. Es besteht wissenschaftlicher Konsens darüber, dass die Klima-

änderung nicht mehr verhindert, sondern nur in ihrer Auswirkung gemindert werden kann.

Für nahezu alle Regionen Europas werden Beeinträchtigungen erwartet, die für viele sozio-

ökonomische und natürliche Systeme erhebliche Probleme darstellen werden.

Selbst bei einer sofortigen signifikanten Reduktion bzw. einer Stabilisierung der Treibhaus-

gasemissionen auf heutigem Niveau ist mit einem anhaltenden Temperaturanstieg in den

nächsten Jahrzehnten zu rechnen. Dies liegt zum einen an den bereits bestehenden Belas-

tungen aus der Vergangenheit seit Beginn der Industrialisierung und zum anderen an der

Trägheit des Klimasystems.

Die Europäische Union hat sich zum Ziel gesetzt, den Anstieg der globalen Durchschnitts-

temperatur auf weniger als 2 °C über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen (EK 2007c).

Bei der Einhaltung des 2 °C-Ziels wird davon ausgegangen, dass die negativen Auswirkun-

gen durch geeignete und rechtzeitige Anpassungsmaßnahmen in Grenzen gehalten und

schwere Folgen vermieden werden können. Gelingt die Begrenzung des Temperaturanstiegs

nicht, ist mit beträchtlichen Schäden zu rechnen.

Deshalb müssen neben den unverzichtbaren Maßnahmen zur Senkung der Treibhausgas-

emissionen auch Strategien zur Anpassung entwickelt und umgesetzt werden. Die Anpas-

sung als zweite Säule der Klimapolitik stellt eine notwendige und unerlässliche Ergänzung

zum Klimaschutz dar. Die ursächliche Bekämpfung des Klimawandels, d. h. die weitere Re-

duktion der Treibhausgase, hat weiterhin oberste Priorität. Ein wesentliches Element der

Vorsorge für kommende Jahre ist daher das Erreichen der Klimaschutzziele.

Für Europa sind bereits weitreichende Auswirkungen des Klimawandels – wie der Rückzug

der Gletscher, längere Vegetationszeiten, negative Effekte auf die Gesundheit aufgrund von

Hitzewellen etc. – dokumentiert (IPCC 2007). Die Abbildung 1 stellt anthropogene Antriebe

und Wirkungen des Klimawandels sowie die Reaktionen auf klimawandelinduzierte Verände-

rungen dar. Die Zusammenhänge und Wechselwirkungen dieser Komponente werden

schematisch dargelegt.

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Abbildung 1: Schematische Darstellung der anthropogenen Antriebe und Auswirkungen des Klimawandels, der

Reaktionen darauf sowie deren Verbindungen untereinander. (IPCC 2008)

Die Klimaänderung beeinflusst eine Reihe von Sektoren, Systemen, Institutionen und Indivi-

duen und fällt lokal und regional sehr unterschiedlich aus. Derzeit sind Anpassungsinitiativen

in erster Linie auf die Bewältigung kurz- und mittelfristiger Auswirkungen fokussiert und lau-

fen individuell und als Reaktion auf bereits spürbare Auswirkungen des Klimawandels ab

(reaktiv). Sie wurden bislang hauptsächlich zur Minderung bzw. im günstigsten Fall zur Ver-

meidung von Verlusten und Schäden durch extreme Wetterereignisse initiiert (z. B. Hoch-

wasserschutz, Züchtung trockenresistenter Pflanzen). Eine Orientierung auf langfristige

Auswirkungen (pro-aktive Maßnahmen) findet erst ansatzweise statt. Dies hängt u. a. mit

den Unsicherheiten bezüglich zukünftiger Auswirkungen der Klimaänderung zusammen. Es

besteht kein Zweifel daran, dass sich die globale Erwärmung fortsetzen wird, wobei sich die

Durchschnittstemperaturen im Alpenraum – im Vergleich zum globalen Anstieg – besonders

schnell erhöhen. Aus diesem Grund ist eine vorausschauende Planung und Umsetzung von

flexiblen Anpassungsmaßnahmen auf Basis des heutigen Wissens unabdingbar.

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2. Politisches Umfeld

Sowohl auf internationaler als auch auf europäischer Ebene steht das Thema Klimawandel-

anpassung seit einigen Jahren verstärkt im Fokus der Aufmerksamkeit. Die Verpflichtung,

eine nationale Klimawandelanpassungsstrategie zu erstellen, findet sich bereits in dem von

Österreich ratifizierten Klimarahmenübereinkommen der Vereinten Nationen1 (United Nations

Framework Convention on Climate Change; UNFCCC 2007). Darin ist festgelegt, dass die

Vertragsstaaten nationale und gegebenenfalls regionale Programme erarbeiten, umsetzen

und aktualisieren, die eine angemessene Anpassung an die Klimaänderungen erleichtern.

Des Weiteren trägt auf internationaler Ebene das Nairobi Work Programme (NWP)2 der

UNFCCC (United Nations Framework Convention on Climate Change) zu einem besseren

Verständnis über Auswirkungen der Klimaänderung und Anpassungsmöglichkeiten bei, in-

dem es Wissen und Erfahrungen einzelner Länder mit der Planung und Durchführung von

Anpassungsmaßnahmen vereint3. Eine breite Palette von Möglichkeiten, die von rein techno-

logischen über verhaltensbezogene und politische bis hin zu Bewirtschaftungsmaßnahmen

reicht, steht somit zur Verfügung. Diese sollten möglichst rasch genutzt werden, da mit zu-

nehmender Klimaänderung die Möglichkeiten für eine erfolgreiche Anpassung sinken und die

damit verbundenen Kosten steigen (IPCC 2007). Im Bali-Aktionsplan, der bei der 13. Ver-

tragsstaatenkonferenz (COP) der Klimarahmenkonvention verabschiedet wurde, wurde An-

passung an den Klimawandel als eine der vier zentralen Säulen4 für die globale Klimapolitik

festgelegt.

Die Europäische Kommission (EK 2007a) hat 2007 mit dem Grünbuch zur Anpassung an

den Klimawandel in Europa eine erste Grundlage für Anpassungsinitiativen auf EU-Ebene

geschaffen. Ein Weißbuch zur Anpassung (EK 2009a) an den Klimawandel wurde Anfang

April 2009 von der Europäischen Kommission präsentiert. Dieses Weißbuch gibt einen Akti-

onsrahmen vor, innerhalb dessen sich die Europäische Union und ihre Mitgliedstaaten auf

die Folgen des Klimawandels vorbereiten sollen. Die erste Phase der Strategie läuft bis 2012

und schafft die Grundlage für eine umfassende Anpassungsstrategie der EU, die 2013 ein-

geleitet wird.

Das Weißbuch regt Anstrengungen in vier Bereichen an:

1 Schaffung einer soliden Wissensgrundlage über die Risiken und Folgen des Klima-

wandels sowie über Kosten und Nutzen möglicher Maßnahmen;

1 „Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen―, Art. 4.1 b und e; S. 6f ;

http://unfccc.int/resource/docs/convkp/convger.pdf 2 UNFCC, Nairobi Work Programme: 5-Jahres-Programm der UNFCCC, gegründet im Jahr 2005

3 Link: http://unfccc.int/adaptation/sbsta_agenda_item_adaptation/items/3633.php

4 Die 4 Säulen des Bali-Aktionsplans sind Emissionsreduktion, Anpassung an den Klimawandel, Technologie-

transfer und Finanzielle Unterstützung. (UNFCCC 2007)

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2 Einbeziehung des Aspekts der Anpassung in die verschiedenen Politikbereiche der

EU;

3 bestmögliche Kombination verschiedener politischer Instrumente (marktgestützte In-

strumente, Leitlinien, öffentlich-private Partnerschaften);

4 Intensivierung der internationalen Zusammenarbeit und insbesondere Bereitstellung

von Wissen an Entwicklungsländer.

Aktuell arbeitet die Europäische Kommission an der Umsetzung der ersten Säule und berei-

tet die Erstellung eines Clearinghouse-Mechanismus zu Klimawandelfolgen, Vulnerabilität

und Anpassung vor (abrufbar als Web-Seite im Internet ab Frühjahr 2012). Darüber hinaus

hat die Europäische Kommission erste Schritte zur Umsetzung der zweiten Säule eingeleitet

und u. a. einen Leitfaden zur Integrierung anpassungsrelevanter Aspekte bei der Erstellung

der Nationalen Gewässerbewirtschaftungspläne veröffentlicht (EK 2009b). Zusätzlich dazu

hat die Europäische Kommission zur Umsetzung des Weißbuchs neue Strukturen etabliert:

die sogenannte „Steering Group― und die „Working Group on Knowledge Base on Climate

Change Impacts, Vulnerability and Adaptation―. Österreich ist in beiden Gruppen vertreten.

Für die Arbeiten rund um das Thema Klimawandel wurde eine neue DG Climate5 eingerich-

tet.

Um Möglichkeiten zur Verbesserung der Belastbarkeit Europas gegenüber den Auswirkun-

gen der Klimaänderung aufzuzeigen, wurde im Rahmen des Europäischen Klimaschutzpro-

gramms6 eine eigene Arbeitsgruppe (Working Group II „Impacts and Adaptation―) gegründet.

Aber auch die Europäische Umweltagentur (EEA) und die OECD widmen sich vermehrt dem

Thema Klimawandel und Klimawandelanpassung. So hat die Europäische Umweltagentur

einen Umweltbericht veröffentlicht, in dem auch Klimawandel und Anpassung thematisiert

werden (EEA 2010).

Zusätzlich beschäftigt sich seit Jahren eine Vielzahl von europäischen Staaten verstärkt mit

der Ausarbeitung nationaler Anpassungsstrategien (NAS). Die Entwicklung von Anpas-

sungsstrategien ist oft der erste Schritt für ein koordiniertes Vorgehen von Nationalstaaten

und der erste Meilenstein eines langfristigen Prozesses. Die unterschiedlichen Ansätze und

Vorgehensweisen liefern wertvolle Informationen einerseits für die Entwicklung von Strate-

gien und andererseits für deren Umsetzung.

5 Link: http://ec.europa.eu/dgs/clima/mission/index_en.htm

6 ECCP (European Climate Change Programme): http://ec.europa.eu/environment/climat/eccpii.htm

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Die Bundesregierung hat im Dezember 2008 die Deutsche Anpassungsstrategie an den Klima-

wandel (DAS) beschlossen. Wesentliches Ziel der DAS ist es, die Anpassungsfähigkeit von Ökosys-

temen und einzelnen Gruppen zu stärken, sodass sie für die Zukunft vorbereitet sind. Die Anpas-

sungsstrategie stellt vorrangig den Beitrag des Bundes dar und bietet auf diese Weise eine Orientie-

rung für andere AkteurInnen.

Neben dem aktuellen Kenntnisstand zu den erwarteten Klimaänderungen (weltweit und für Deutsch-

land) und zu den damit verbundenen möglichen Auswirkungen werden in der DAS für 13 Lebens-,

Umwelt- und Wirtschaftsbereiche sowie den Bevölkerungsschutz und die Raumordnung mögliche

Klimafolgen und Handlungsoptionen skizziert. Ferner werden der internationale Kontext und der deut-

sche Beitrag zur Anpassung in anderen Teilen der Welt umrissen sowie die nächsten Schritte zur

Weiterentwicklung der Deutschen Anpassungsstrategie beschrieben.

Als wesentlicher nächster Schritt in der Weiterentwicklung und Konkretisierung der Strategie wurde in Zusammenarbeit mit den Ländern und anderen gesellschaftlich relevanten AkteurInnen ein „Aktions-plan Anpassung― erarbeitet und im August 2011 beschlossen. Dieser beinhaltet die Aktivitäten des Bundes in den kommenden Jahren und zeigt Verknüpfungen mit anderen nationalen Strategieprozes-sen auf. Der „Aktionsplan Anpassung― enthält Aktivitäten in vier Bereichen: „Wissen bereitstellen, In-formieren, Befähigen―, „Rahmensetzung durch den Bund―, „Aktivitäten in direkter Bundesverantwor-tung― und „Internationale Verantwortung―.

Link zur DAS:

http://www.anpassung.net/SharedDocs/Downloads/DE/DAS-

Kabinettbericht,templateId=raw,property=publicationFile.pdf/DAS-Kabinettbericht.pdf

Link zum Aktionsplan: http://www.bmu.de/klimaschutz/downloads/doc/47641.php

Weiterführende Informationen:

http://www.bmu.de/klimaschutz/anpassung_an_den_klimawandel/doc/42781.php http://www.anpassung.net/nn_700714/DE/Anpassungsstrategie/DAS/das__node.html?__nnn=true

Die Schweiz arbeitet seit 2009 daran, die klimabedingten Risiken zu analysieren und eine Strategie

zur Anpassung an die Klimaänderung zu erstellen. Die Anpassungsstrategie Schweiz wird dem Bun-

desrat Ende 2011 vorgelegt. Mit der Strategie wird das Ziel verfolgt, gezielte Maßnahmen zu setzen

um (i) die Chancen, die sich aufgrund der Klimaänderung ergeben, nutzen zu können, (ii) die Risiken

der Klimaänderung zu minimieren, (iii) Bevölkerung, Sachwerte und natürliche Lebensgrundlagen zu

schützen und (iv) die Anpassungsfähigkeit von Gesellschaft, Wirtschaft und Natur zu steigern.

Die Strategie enthält eine umfangreiche Darstellung der Herausforderungen durch Auswirkungen der

Klimaänderung (z. B. zunehmende Sommertrockenheit) und deren Bezug zu den Sektoren (z. B.

Wasserwirtschaft, Waldwirtschaft) sowie übergeordnete Ziele und Grundsätze für die Anpassung. Des

Weiteren sind für neun Sektoren die wichtigsten Handlungsfelder der Anpassung identifiziert, Anpas-

sungsziele für die Handlungsfelder formuliert und die Stoßrichtung für die Erreichung dieser Ziele

skizziert.

Die Anpassungsstrategie enthält keinen Maßnahmenkatalog und keine Erfolgskontrolle der Maßnah-

men. Diese sollen in einem nächsten Schritt in einem Aktionsplan Anpassung an die Klimaänderung

erarbeitet werden. Dabei wird die Zusammenarbeit zwischen Bund, Kantonen, Gemeinden, Verbän-

den und Privaten wichtig sein.

Weiterführende Informationen:

http://www.bafu.admin.ch/klima/00493/06573/11075/index.html?lang=de

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Als erstes europäisches Land hat das finnische Ministerium für Land- und Forstwirtschaft 2005 eine

Strategie zur Anpassung an den Klimawandel verabschiedet. Mit der Strategie wird das Ziel verfolgt,

die Anpassungskapazität der finnischen Gesellschaft zu erhöhen.

Die Strategie identifiziert Klimafolgen und Anpassungsmaßnahmen für 15 Bereiche mit einem Zeitho-

rizont bis 2080. Als prioritär bis 2015 wurden folgende Handlungsbereiche identifiziert: (i) Integrieren

von Anpassung in bestehende Politiken, (ii) Berücksichtigen von Anpassung in langfristige Investitio-

nen, (iii) Etablieren von Monitoring- und Frühwarnsystemen, (iv) Stärken der Forschung und (v) For-

cieren der internationalen Zusammenarbeit.

In Finnland wurde 2009 eine erste Evaluierung der Strategie veröffentlicht. Darin wurden die Maß-

nahmen aus der Strategie anhand einer 5-skaligen Tabelle bewertet (von 1 – wenig Aktivitäten bis zu

5 – Maßnahme umgesetzt). Aufbauend auf der Evaluierung wird die Strategie bis 2013 überarbeitet

und angepasst.

Link zur Strategie:

http://www.mmm.fi/attachments/ymparisto/5h0aZ7Iid/Finlands_national_adaptation_srtrategy_julkaisu.pdf

Weiterführende Informationen:

Evaluierung:

http://www.mmm.fi/attachments/mmm/julkaisut/julkaisusarja/2009/5IEsngZYQ/Adaptation_Strategy_ev

aluation.pdf

Großbritannien ist bis dato das einzige europäische Land, in dem die Anpassung seit 2008 verbind-

lich durch das britische Klimawandelgesetz (Climate Change Act) geregelt ist. Mit diesem Gesetz

wird gefordert, dass bis 2012 eine Klimawandel-Risikobeurteilung vorzulegen ist und darauf abge-

stimmt ein Anpassungsprogramm etabliert werden soll. Unter anderem bietet das Gesetz die Möglich-

keit, öffentliche Einrichtungen aufzufordern, ein rechtlich verbindliches Monitoring und Reporting zu

den Risiken des Klimawandels und zu den Anpassungserfolgen zu erstellen. Ein Indikatoren-System

für die Erfolgskontrolle soll 2012 vorliegen.

Abgesehen von den Aktivitäten im Rahmen des Klimawandelgesetzes hat Großbritannien mit der

Einrichtung des UKCIP (United Kingdom Climate Impact Programme) im Jahr 1998 eine europäische

Vorreiterrolle in der Anpassung übernommen. UKCIP bietet Programme und Informationen zu Klima-

wandel und Klimafolgen an, mit deren Hilfe private und öffentliche Organisationen mögliche Klimafol-

gen einschätzen können. Zusätzlich ist ein Online-Tool zur Anpassung verfügbar, das Organisationen

dabei unterstützen soll, sich systematisch mit der notwendigen Anpassung auseinanderzusetzen.

Link zur Strategie:

http://www.defra.gov.uk/environment/climate/government/

Weiterführende Informationen:

http://www.ukcip.org.uk/

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In den Niederlanden arbeiten EntscheidungsträgerInnen, WissenschafterInnen und weitere Stakehol-

der gemeinsam im „Programme for Spatial Adaptation to Climate Change‖ (ARK) an Anpassungsthe-

men. Dieses Programm geht von der Annahme aus, dass die Raumplanung in Verbindung mit weite-

ren betroffen Bereichen der Ausgangspunkt für die Anpassung sein soll und somit die erste Priorität

darstellt.

Ein Produkt dieser Zusammenarbeit ist die Nationale Strategie zur Anpassung in der Raumplanung,

die 2007 veröffentlicht wurde. Die Strategie formuliert den notwendigen Handlungsbedarf, um die Ro-

bustheit der Niederlande gegenüber negativen Klimawandelauswirkungen zu erhöhen. Eine Agenda

zur Konkretisierung des Handlungsbedarfs auf der Maßnahmen-Ebene erfolgte 2009 und wird nun

laufend weiterentwickelt. Des Weiteren wurden in den Niederlanden umfangreiche Arbeiten zur me-

thodischen Entwicklung von Priorisierungs-Systemen für Anpassungsmaßnahmen durchgeführt (van

Ierland et al. 2007).

Link zur Strategie:

http://www.maakruimtevoorklimaat.nl/fileadmin/user_upload/Documenten/PDF/Engelstalige_document

en/policy_memorandum_ENG.pdf

Weiterführende Informationen:

http://www.maakruimtevoorklimaat.nl/english-summary.html

http://www.enr.wur.nl/NR/rdonlyres/C5116C22-0259-40AD-8BC6-

FBA94705C41F/69791/Routeplanner_Aqualitativeassessmentofclimateadapta.pdf

Im Alpenraum sind die Vertragsparteien der Alpenkonvention (BGBl. Nr. 477/1995) aktiv ge-

worden und haben im Jahr 2009 den Aktionsplan zum Klimawandel in den Alpen angenom-

men Der Aktionsplan zum Klimawandel zielt darauf ab, die Alpen zu einer Vorbildregion für

die Prävention und die Anpassung an den Klimawandel zu machen. Die Alpenstaaten ver-

pflichten sich, die Umsetzung des Klimaaktionsplans durch konkrete Maßnahmen zum

Kampf gegen den Klimawandel zu verfolgen und die erforderlichen Mittel hierfür bereitzustel-

len.

Auf nationaler Ebene wurde der Prozess zur Entwicklung einer österreichischen Anpas-

sungsstrategie im Jahr 2007 gestartet (siehe Kapitel 4). Im aktuellen Regierungsprogramm

der Bundesregierung für die 24. Gesetzgebungsperiode (REPUBLIK ÖSTERREICH 2008) ist

die Erarbeitung einer Klimawandelanpassungsstrategie unter Einbindung aller Stakeholder

und Berücksichtigung internationaler Beispiele vorgesehen. Ziel ist es, die Bevölkerung und

die Wirtschaft auf die Veränderungen vorzubereiten und Optionen für den Schutz vor negati-

ven Auswirkungen anzubieten.

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Infobox:

Grünbuch der Europäischen Kommission zur Anpassung an den Klimawandel: http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/site/en/com/2007/com2007_0354en01.pdf Weißbuch der Europäischen Kommission zur Anpassung an den Klimawandel: http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=COM:2009:0147:FIN:DE:PDF ECCP (European Climate Change Programme): http://ec.europa.eu/environment/climat/eccpii.htm DG Climate http://ec.europa.eu/dgs/clima/mission/index_en.htm Europäische Umweltagentur: http://www.eea.europa.eu/de/themes/climate/eea-activities OECD: http://www.oecd.org/topic/0,3373,en_2649_34359_1_1_1_1_37465,00.html Nairobi Work Programme der UNFCC: http://unfccc.int/adaptation/sbsta_agenda_item_adaptation/items/3633.php

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3. Zielsetzung

Ziel der österreichischen Anpassungsstrategie ist es, nachteilige Auswirkungen des Klima-

wandels auf Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft zu vermeiden und die sich ergebenden

Chancen zu nutzen. Die Verabschiedung einer Anpassungsstrategie soll die natürliche, ge-

sellschaftliche und technische Anpassungskapazität stärken.

Von der Notwendigkeit zur Anpassung sind unterschiedlichste Handlungsebenen betroffen:

von öffentlichen Verwaltungseinheiten mit ihren diversen Verantwortungsbereichen über die

verschiedenen Wirtschaftszweige bis hin zu Einzelpersonen. Anpassung ist eine gesamtge-

sellschaftliche Aufgabe und bedarf einer gut aufeinander abgestimmten Vorgehensweise –

sowohl zwischen den betroffenen Bereichen als auch zwischen den Handelnden.

Als bundesweiter Orientierungsrahmen für die Ausrichtung notwendiger Anpassungsmaß-

nahmen trägt die Strategie dazu bei, die Vernetzung der AkteurInnen und ein partnerschaftli-

ches Vorgehen zu unterstützen und Synergien durch mögliche Kooperationen zu nutzen. Sie

verfolgt das Ziel, Handlungsempfehlungen für die unterschiedlichen Bereiche bereitzustellen

und Anknüpfungspunkte für alle in der Umsetzung geforderten Akteurinnen und Akteure zu

bieten. Im Sinne des Vorsorgeprinzips bezweckt sie damit, Entscheidungsgrundlagen für ein

vorausschauendes Handeln im Hinblick auf künftige Klimaauswirkungen bereitzustellen und

eine erfolgreiche Umsetzung zu fördern. Ein proaktives Vorgehen ist zu empfehlen, da mit

zunehmender Klimaänderung die Möglichkeiten für eine erfolgreiche Anpassung abnehmen

und die damit verbundenen Kosten steigen.

Trotz umfangreicher wissenschaftlicher Erkenntnisse sind die Auswirkungen des Klimawan-

dels in vielen Bereichen noch mit Unsicherheiten behaftet. Es stand daher bei der Gestaltung

der Strategie im Vordergrund, flexible bzw. robuste Handlungsempfehlungen zu entwickeln,

die sich mit geringem Aufwand an unterschiedliche Anforderungen anpassen lassen und

einen sekundären Nutzen bringen. No-regret- und win-win-Maßnahmen lohnen sich in jedem

Fall und bringen zusätzlich gesellschaftliche, ökologische oder ökonomische Vorteile mit

sich, unabhängig davon in welchem Ausmaß die Klimaänderung ausfällt.

Eine wichtige Zielsetzung besteht auch darin, Schnittstellen zwischen den Aktivitätsfeldern

und Handlungsempfehlungen aufzuzeigen, um negative Auswirkungen auf andere Bereiche

und mögliche Konflikte bei der Umsetzung zu vermeiden. Anpassungsaktivitäten, die ande-

ren wesentlichen Zielen – wie dem Klima- oder Umweltschutz – entgegenstehen, oder ge-

sellschaftliche Gruppen benachteiligen, sind ebenso auszunehmen. Zu vermeiden ist insbe-

sondere eine spontane Fehlanpassung. Darunter sind Maßnahmen zu verstehen, die als

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reine Symptombekämpfung höchstens kurzfristig erfolgversprechend sind, sich jedoch lang-

fristig als kontraproduktiv erweisen.

Ein wesentliches Ziel liegt auch darin, das Bewusstsein auf allen Ebenen zu erweitern, die

AkteurInnen zu sensibilisieren und das komplexe Thema Anpassung an den Klimawandel

greifbarer zu machen.

Was verstehen wir unter Anpassung?

Unter Anpassung werden Initiativen und Maßnahmen verstanden, die gesetzt werden, um

„die Empfindlichkeit natürlicher oder menschlicher Systeme gegenüber tatsächlichen oder

erwarteten Auswirkungen der Klimaänderung zu verringern― (IPCC 2007).

Anpassungsaktivitäten zielen darauf ab, die Verwundbarkeit gegenüber der Klimaänderung

zu reduzieren bzw. die Widerstandsfähigkeit (Resilienz) zu erhöhen sowie mögliche Chan-

cen durch veränderte klimatische Bedingungen zu nutzen. Anpassung kann auf vielerlei Art

und auf unterschiedlichsten Handlungsebenen erfolgen: vorausschauend (pro-aktiv) oder auf

bestimmte Klimafolgen reagierend (reaktiv), auf privater oder öffentlicher Ebene sowie auto-

nom oder geplant.

Grundsätzlich steht eine breite Palette von Anpassungsmöglichkeiten zur Verfügung. Die

Anpassungsmaßnahmen lassen sich grob in drei Kategorien gliedern (EK 2009c)

1. „Graue―, rein technische Maßnahmen (etwa technische Anlagen zum Hochwasser-

schutz oder zur Hangstabilisierung),

2. „grüne― Maßnahmen, die darauf abzielen, die natürlichen Funktionen von Ökosyste-

men zu erhalten oder zu verbessern und somit „Resilienzen― zu schaffen, die Klima-

folgen puffern können, und

3. „softe oder smarte― Maßnahmen. Darunter sind Aktivitäten zusammengefasst, die auf

eine Bewusstseinssteigerung und auf Wissenszuwachs fokussieren, ökonomische

Anreize schaffen und institutionelle Rahmenbedingungen für die Anpassung ermögli-

chen.

Auch wenn die Definition von Anpassung eindeutig erscheint, gibt es in der Praxis oft Ab-

grenzungsschwierigkeiten. Beispielsweise sind Maßnahmen, die auf einen nachhaltigen

Umgang mit Boden und Wasser abzielen, auch ohne Folgen des Klimawandels sinnvoll und

notwendig. Allerdings wird der Klimawandel den Druck auf die natürlichen Ressourcen erhö-

hen, sodass derartige Maßnahmen auch zur Anpassung an den Klimawandel beitragen. Es

ist daher nicht immer möglich und auch nicht zweckdienlich, die Anpassung an den Klima-

wandel von Maßnahmen zu unterscheiden, die z. B. dem Klimaschutz, dem Umweltschutz

oder der nachhaltigen Entwicklung dienen.

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Schnittstellen zu relevanten nationalen Strategien

Klimaanpassung ist ein Querschnittsthema, das eine große Bandbreite an Politikfeldern be-

trifft: vom Hochwasserschutz über die Sicherung der landwirtschaftlichen Produktion bis zur

Gesundheitsvorsorge. Durch den Querschnittscharakter der Anpassung bestehen zahlreiche

Schnittstellen zwischen der Anpassungsstrategie und anderen relevanten nationalen Strate-

gien, Prozessen und Programmen. Insbesondere nachhaltige Entwicklung und Anpassung

an den Klimawandel stehen in engem Zusammenhang und ergänzen sich. Die österreichi-

sche Anpassungsstrategie ist im Kontext zur nachhaltigen Entwicklung zu sehen, die darauf

abzielt eine zukunftsfähige, d.h. wirtschaftlich leistungsfähige, sozial gerechte und ökologisch

tragfähige Entwicklung sicherzustellen.

Darüber hinaus existieren in einzelnen Aktivitätsfeldern oft schon eigene Strategien, die

wichtige Anknüpfungspunkte darstellen und wo eine enge Kooperation und Abstimmung für

die Nutzung von Synergien zweckmäßig ist. Folgende Grafik zeigt exemplarisch die Schnitt-

stellen der Anpassungsstrategie zu bestehenden Strategien und Programmen.

Abbildung 2: Anpassung an der Klimawandel als Querschnittsthema. Graphik: Umweltbundesamt

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4. Der Weg zur österreichischen Anpassungsstrategie

Der Prozess zur Entwicklung der österreichischen Anpassungsstrategie startete im Septem-

ber 2007. Die Initiative ging dabei vom Kyoto-Forum aus – einem Gremium, das die Diskus-

sion und die Abstimmung von Klimaschutzmaßnahmen zwischen dem Lebensministerium

und den Ländern zur Aufgabe hat. Die Federführung bei der Entwicklung der österreichi-

schen Anpassungsstrategie hat das Lebensministerium inne.

Ausgangspunkt für die Entwicklung von Handlungsempfehlungen waren die Ergebnisse ei-

ner „Ist-Stand-Erhebung zur Anpassung an den Klimawandel in Österreich― (Gingrich et al.

2008). Als Ergebnis wurde die Entwicklung einer österreichischen Anpassungsstrategie emp-

fohlen.

Im Auftrag des Lebensministeriums und des Klima- und Energiefonds wurden im Zeitraum

von Juni 2008 bis November 2011 für 14 Aktivitätsfelder schrittweise Handlungsempfehlun-

gen aus der Sicht der Wissenschaft entwickelt. Aussagen zu den sektoralen und regionalen

Klimafolgen sowie eine erste qualitative Einschätzung der Vulnerabilität unterstützten die

Entwicklung von Maßnahmenvorschlägen. Auf Grundlage einer Literaturrecherche, einer

schriftlichen Befragung und unter Einbindung einer Vielzahl von Fachleuten wurden konkrete

Handlungsempfehlungen für die folgenden 14 Aktivitätsfelder formuliert.

1. Landwirtschaft

2. Forstwirtschaft

3. Wasserhaushalt und Wasserwirtschaft

4. Tourismus

5. Energie

6. Bauen und Wohnen

7. Schutz vor Naturgefahren

8. Katastrophenmanagement

9. Gesundheit

10. Ökosysteme/Biodiversität

11. Verkehrsinfrastruktur und ausgewählte Aspekte der Mobilität

12. Raumordnung

13. Wirtschaft/Industrie/Handel

14. Stadt – Urbane Frei- und Grünräume

Begleitend wurde – mit dem Ziel, die Handlungsempfehlungen hinsichtlich der Umsetzung zu

konkretisieren – ein Beteiligungsprozess unter Einbindung von rund 100 Organisationen vom

Sommer 2008 bis Juli 2011 durchgeführt

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Auf Basis der inhaltlichen Studien wurde als erstes politisches Grundsatzpapier das Policy

Paper: Auf dem Weg zu einer nationalen Anpassungsstrategie, 1. Entwurf erstellt und

im Juni 2009 veröffentlicht. Ein 2. erweiterter Entwurf wurde im Oktober 2010 publiziert

(BMLFUW 2010). Das Policy Paper wurde laufend überarbeitet und ergänzt und zur österrei-

chischen Anpassungsstrategie entwickelt.

Informelle Workshops des Lebensministeriums begleiteten den Prozess zur Erstellung der

nationalen Anpassungsstrategie. Insgesamt wurden im Zeitraum September 2007 bis No-

vember 2011 sechs Workshops durchgeführt. Dabei wurde der aktuelle Stand der inhaltli-

chen Arbeiten einem breiten Publikum vorgestellt und diskutiert.

Die Handlungsempfehlungen für die 14 Aktivitätsfelder sind im Teil 2 „Aktionsplan― im Detail

ausgeführt.

Abbildung 3: Darstellung der zeitlichen Abfolge der Arbeiten und Prozesse zur Entwicklung der nationalen Anpas-

sungsstrategie für die Jahre 2007–2009. Graphik: Umweltbundesamt

hellgrau = Veranstaltungsreihe des Lebensministeriums, mittelgrau = inhaltliche Arbeiten, dunkelgrau = strategi-sches Grundsatzpapier auf welchem die weitere Entwicklung der Anpassungsstrategie aufsetzt, gelb = begleiten-

der Beteiligungsprozess

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Abbildung 4: Darstellung der zeitlichen Abfolge der laufenden und geplanten Arbeiten und Prozesse zur Entwick-

lung der nationalen Anpassungsstrategie für die Jahre 2010–2011. Graphik: Umweltbundesamt

hellgrau = Veranstaltungsreihe des Lebensministeriums, mittelgrau = inhaltliche Arbeiten, dunkelgrau = strategi-sches Grundsatzpapier auf welchem die weitere Entwicklung der Anpassungsstrategie aufsetzt, gelb = begleiten-

der Beteiligungsprozess

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5. Klimawandel in Österreich

Ergebnisse einer Vielzahl von Studien legen die Schlussfolgerung nahe, dass der Klimawan-

del seit Beginn der Industrialisierung vom Menschen beeinflusst wird und bereits stattfindet.

In Österreich wurde seit Mitte des 19. Jahrhundert ein Anstieg der durchschnittlichen Jahres-

temperatur von rund 2 °C (ZAMG7, Auer et al. 2007) verzeichnet. Dieser Anstieg liegt be-

trächtlich über der weltweiten Temperaturerwärmung von 0,76 °C (IPCC 2007). Allein seit

Mitte der 1970er-Jahre hat die Lufttemperatur in Österreich um mehr als 1 °C zugenommen.

Die jährliche Menge an Niederschlag ist seit 1970 – mit Ausnahme im Südosten Österreichs

– um 10–15 % gestiegen (Schöner et al. 2010).

Die Auswirkungen des Klimawandels sind vielerorts und auch in Österreich belegbar: rasan-

tes Abschmelzen der Gletscher, Auftauen der Permafrostböden, zunehmende Anzahl an

Hitzetagen etc. Von besonderem Interesse ist hierbei die Frage, wie sich der Klimawandel

zukünftig auf das Mensch-Umwelt-System auswirken wird, etwa auf die Anzahl und Intensi-

tät von Extremereignissen (z. B. Starkniederschläge und daraus resultierende Hochwässer).

5.1 Globale Klimaszenarien

Um die Komplexität des Klimasystems erfassen und vergangene und zukünftige Entwicklun-

gen abschätzen zu können, werden komplexe Klimamodelle erstellt. Diese bilden die wich-

tigsten klimarelevanten physikalischen Vorgänge in der Atmosphäre, den Ozeanen und auf

der Erdoberfläche sowie deren gegenseitige Wechselwirkungen nach.

Für die Berechnung von Klimaszenarien sind neben der Modellierung des Klimasystems

auch zusätzliche Angaben zur künftigen Entwicklung der Treibhausgaskonzentration erfor-

derlich, die in Form von Emissionsszenarien nachgestellt werden. Diese Szenarien gehen

von der Annahme aus, dass die zukünftige demographische, wirtschaftliche und technologi-

sche Entwicklung eine unmittelbare Auswirkung auf den weiteren Verlauf des Treibhausgas-

ausstoßes hat und somit den Klimawandel unterschiedlich stark vorantreibt. Zu diesen so

genannten SRES-Emissionsszenarien (nach: "Special Report on Emissions Scenarios―) zäh-

len unter anderem das „optimistische― B1, das moderate A1B und das A2-Szenario (IPCC

2008).

Die Klimaszenarien des IPCC-Berichts (2007) berechnen bis zum Ende des 21. Jahrhun-

derts eine Erwärmung von 1,1–6,4 °C, ohne jedoch natürliche Klimaantriebsgrößen (Vulka-

7ZAMG:http://www.zamg.ac.at/klima/Klimawandel/Klimavergangenheit/Aktuelle_Entwicklungen/Lufttemperatur/ind

ex.php

20

ne, Sonnenaktivität) und externe Rückkopplungsprozesse zu berücksichtigen. Global be-

trachtet wird von einer Erwärmung von über 0,2° C pro Dekade für die nächsten zwei Jahr-

zehnte ausgegangen. Selbst wenn die Treibhausgaskonzentrationen auf den Werten aus

dem Jahr 2000 konstant gehalten würden, wäre mit einem Temperaturanstieg von 0,1° C pro

Dekade zu rechnen8. Zwischen 2050 und 2100 zeigen sich jedoch deutliche Temperaturun-

terschiede zwischen den einzelnen Emissionsszenarien. Aussagen über den Niederschlag

sind wesentlich unsicherer als jene zur Temperatur, da die Modellierungen für den Nieder-

schlag schlechter sind als für die Temperatur und mehrere niederschlagswirksame Prozesse

durch die Modelle derzeit noch nicht erfasst werden.

Grundsätzlich führen fehlende Daten, mangelndes Prozessverständnis (vor allem über

Rückkoppelungsprozesse) und die begrenzte räumliche Auflösung bei der Berechnung der

Klimaszenarien zu unsicheren Aussagen (Kromp-Kolb 2008). Modelle können immer nur

Annäherungen an die Wirklichkeit sein und niemals sämtliche Faktoren berücksichtigen. Die

Modellrechnungen zum globalen Klima – und vor allem zum regionalen Klima – weisen da-

her hohe Unsicherheiten auf; die Rückkoppelungseffekte werden dabei noch nicht berück-

sichtigt. Die Ergebnisse werden umso unsicherer, je weiter die Szenarien in die Zukunft ge-

hen. Dennoch zeigen verschiedene Modelle eine mögliche Bandbreite an Veränderungen,

die auf uns zukommen werden. Innerhalb dieser Bandbreite sind geeignete Anpassungs-

maßnahmen zu setzen, die eine flexible Nachsteuerung ermöglichen und bestehende Unsi-

cherheiten berücksichtigen.

Trotz dieser Unsicherheitsfaktoren bilden Klimamodelle und Szenarien eine wesentliche

Grundlage für das Verstehen des Klimawandels und dessen mögliche Auswirkungen. Um die

Rechenergebnisse für konkrete Maßnahmen einordnen zu können, wird es in Zukunft uner-

lässlich werden, Faktoren mit unterschiedlicher Aussageschärfe zu unterscheiden (berech-

nete Änderungen der Lufttemperatur sind z. B. zuverlässiger als die des Niederschlags) und

die Bandbreiten der Ergebnisse auszuweisen.

5.2 Regionale Klimaszenarien für Österreich

Regionale Auswertungen von globalen Klimamodellen (GCM) können nur für größere Gebie-

te wie z. B. den Alpenraum durchgeführt werden. Dafür stehen 15 verschiedene Ergebnisse

der letzten GCM-Generation zur Verfügung. Durch die Betrachtung dieses Ensembles an

Modellergebnissen können neben dem mittleren Trend auch Aussagen über die Sicherheit

der Ergebnisse gemacht werden. Für den Alpenraum zeigen unter Annahme des sogenann-

ten moderaten Szenarios A1B (entspricht einem weiteren Anstieg der Emissionen bis ca.

8ZAMG:http://www.zamg.ac.at/klima/Klimawandel/Klimavergangenheit/Aktuelle_Entwicklungen/Lufttemperatur/ind

ex.php

21

2050, dann deutliche Reduktion durch technischen Fortschritt) einen Jahrestemperaturan-

stieg von etwa 4 °C bis 2100 gegenüber der „Klimanormalperiode― 1961–1990 (siehe Abbil-

dung 5). Neben diesem mittleren Trend sind auch die Unterschiede zwischen den Modellen

erkennbar. 50 % aller Modelle liegen innerhalb der dunkelgrauen Fläche und 80 % innerhalb

der mittelgrauen. Bei der Temperatur wird hier deutlich, dass die Unsicherheiten wesentlich

geringer sind als das Klimaänderungssignal.

Abbildung 5: Jahresmitteltemperatur bezogen auf 1961–1990 im erweiterten Alpenraum bis 2100, basierend auf

15 GCMs. Die grüne Linie zeigt die Messwerte. (Datenquelle: IPCC 2007 Quelle: Schöner et.al. 2010).

Um die Auswirkungen der Klimaänderung für Teilregionen des Alpenraums ableiten zu kön-

nen, müssen den globalen Klimamodellen sogenannte „Regionalisierungsansätze― (Berück-

sichtigung von regionalen Gegebenheiten in einer räumlichen Auflösung von 10 x 10 km)

nachgeschaltet werden. Regionale Änderungen sind jedoch wesentlich schwieriger zu simu-

lieren als Veränderungen globaler Durchschnittswerte, sodass die Aussagen – bezogen auf

einzelne Regionen – mit größeren Unsicherheiten behaftet sind.

In dem österreichischen Forschungsprojekt reclip:century (Loibl et al. 2011) wurde ein En-

semble an regionalen Klimamodellläufen mit einer räumlichen Auflösung von 10 km vorerst

bis zur Mitte des 21. Jahrhunderts durchgeführt. Die Klimaänderungssignale dieser Modelle

sind generell ähnlich wie die treibenden globalen Klimamodelle, jedoch wegen der besseren

Repräsentation der Alpen wesentlich belastbarer.

Bei der Temperatur zeigen alle Modelle im Mittel für Österreich gegenüber der Periode

1971–2000 einen kontinuierlichen Anstieg von etwa 1,5–2,5 °C bis zur Periode 2031–2060.

Besonders ausgeprägt ist die Erwärmung im Sommer und Winter, die geringste Erwärmung

wird in allen Fällen für das Frühjahr erwartet (siehe Abbildung 6)

22

Der Vergleich der beiden eingesetzten Modellkombinationen zeigt, dass bei ECHAM5/CCLM

(siehe Abbildung 6, links) die Erwärmung etwas moderater ausfällt als bei HADCM3/CCLM9.

ECHAM5/CCLM zeigt eine maximale Erwärmung im Herbst mit 2,4 °C, gefolgt vom Winter

mit 2,3 °C. Im Sommer ergibt sich eine Erwärmung von etwa 1,8 °C und im Winter von

1,4 °C. Bei der HADCM3/CCLM sind die Unterschiede zwischen den Jahreszeiten ähnlich

groß. Die stärkste Erwärmung zeigt sich hier für den Sommer mit 2,7 °C, für den Winter wird

die geringste Erwärmung angenommen.

Abbildung 6: Regionale Szenarien über die Klimaerwärmung in Österreich, jeweils Differenz von 30-jährigen Mit-

teln zur Periode 1971–2000. Links: basierend auf dem GCM ECHAM5, rechts: auf HADCM3. (Quelle:

reclip:century, Loibl et al. 2011)

DJF: Dezember, Jänner, Februar; MAM: März, April, Mai; JJA: Juni, Juli, August; SON: September, Oktober,

November

In Abbildung 7 ist die räumliche Verteilung der Temperaturerwärmung im Alpenraum für die

Perioden 2001–2030, 2011–2040, 2021–2050 und 2031–2060 gegenüber der Klimaperiode

1971–2000 dargestellt. Grundsätzlich ist der Temperaturanstieg gleichmäßig über den ge-

samten Alpenraum verteilt; tendenziell erwärmen sich die Regionen südlich des Alpenhaupt-

kamms etwas rascher:

9 ECHAM5 und HadCM3 sind globale Klimamodelle, COSMO CLM (CCLM) ist ein regionales Klimamodell

23

Abbildung 7: Regionale Szenarien über die Klimaerwärmung im Alpenraum, jeweils Differenz von 30-jährigen

Mitteln zur Periode 1971–2000, basierend auf dem GCM HADCM3. (Quelle: reclip:century, Loibl et al. 2011)

In Abbildung 11 sind eine Zusammenschau der Klimaänderungssignale für 7 Teilregionen

und die derzeit drei verfügbaren reclip:century-Modelle dargestellt. Bei der Temperatur sind

die regionalen Unterschiede in den Übergangsjahreszeiten gering, im Sommer und Winter

können sie jedoch bis zu einem halben Grad betragen.

Die Niederschlagsentwicklung ist von Prozessen abhängig, die von globalen Klimamodellen

nicht ausreichend erfasst werden (z. B. kleinräumige Wärmegewitter oder großräumige

Starkniederschläge in Staulagen). Der Alpenraum wirkt als Barriere für den Niederschlag.

Zwischen 1860 und 2007 nahm der Niederschlag im Nordwesten des Alpenraums zu, im

Süden langfristig ab. Für den kontinentalen Nordosten ist keine Veränderung ablesbar

(ZAMG 2009a).

Die aus den globalen Klimamodellen abgeleiteten Niederschlagsszenarien für den Alpen-

raum zeigen, dass die Jahressumme weitgehend konstant bleiben dürfte (siehe

Abbildung 8), wobei sich die Niederschläge voraussichtlich vom Sommerhalbjahr ins Winter-

halbjahr verlagern werden. Die vorliegenden Modellierungsergebnisse zeigen bis 2100 eine

Niederschlagszunahme im Winter und eine deutliche Niederschlagsabnahme im Sommer für

24

alle Regionen Österreichs. Deutliche Änderungen des Niederschlags für den Sommer wer-

den nach derzeit vorliegenden Studien erst nach ca. 2040 simuliert (Schöner et al. 2010).

Abbildung 8: Änderung der Niederschläge, bezogen auf 1961–1990 im erweiterten Alpenraum bis 2100, basie-

rend auf 15 GCMs. Die grüne Linie zeigt die Messwerte. Links: Winter; rechts: Sommer. (Datenquelle: IPCC

2007, Quelle: Schöner et al. 2010)

Die Ergebnisse von reclip:century für den Niederschlag sind nicht so belastbar wie jene für

die Temperatur. Dies liegt einerseits daran, dass die globalen Klimamodelle meist erst für die

zweite Jahrhunderthälfte signifikante Änderungen im saisonalen Niederschlag für den Alpen-

raum zeigen. Zudem Andererseits sind einheitliche Entwicklungen des Niederschlags für

Österreich nicht zu erwarten, da durch die Alpen sehr unterschiedliche Niederschlagsregime

gegeben sind. Alle Modelle weisen auf eine Niederschlagsabnahme im Sommer hin (siehe

Abbildung 8 und Abbildung 9). Die Übergangsjahreszeiten Frühling und Herbst werden von

den Modellen unterschiedlich eingestuft und im Winter zeigt sich wieder bei allen Modellen

eine Zunahme.

Abbildung 9: Regionale Szenarien für die Niederschlagsänderung in Österreich, jeweils relative Änderung von 30-

jährigen Mitteln zur Periode 1971–2000. (Quelle: reclip:century, Loibl et al. 2011)

DJF: Dezember, Jänner, Februar; MAM: März, April, Mai; JJA: Juni, Juli, August; SON: September, Oktober,

November

25

Abbildung 10: Regionale Szenarien für die Niederschlagsänderung im Alpenraum, jeweils Differenz von 30-

jährigen Mitteln zur Periode 1971–2000, basierend auf dem GCM HADCM3. (Quelle: reclip:century, Loibl et al.

2011)

Regional differenziert zeigt sich im Winter (siehe Abbildung 11) für die Periode 2021–2050

eine Niederschlagszunahme im Norden und Osten von knapp über 10 %, im Westen und

Südosten hingegen von knapp unter 10 %. Für das Frühjahr ergeben sich keine einheitlichen

Signale, außer im Osten, wo eine leichte Abnahme möglich scheint. Im Sommer zeigt sich

generell eine Abnahme, die südlich des Alpenhauptkamms und im Westen knapp 10 % er-

reicht. Für den Herbst werden überwiegend keine deutlichen Veränderungen der Nieder-

schlagssummen erwartet, möglich ist eine Abnahme im Süden und Osten Österreichs, die

rund 10 % beträgt.

Neben diesen Veränderungen der mittleren Niederschlagssumme wird auch eine zuneh-

mende klimawandelbedingte Variabilität zwischen den Jahren diskutiert. Deswegen sind die

Niederschlagsszenarien mit besonderer Vorsicht zu interpretieren.

Für die Untersuchung des derzeitigen und des vergangenen Klimas in Österreich wurden –

über Modellrechnungen hinaus – in letzter Zeit insbesondere von der ZAMG geprüfte und

homogenisierte Messdatensätze erarbeitet (HISTALP). Die Datensätze wurden bereits mehr-

fach einer eingehenden Analyse unterzogen und ergeben ein deutliches Bild der Klimaver-

änderungen in Österreich.

26

Ein deutliches Ergebnis aus der Vergangenheit, das auch für die Zukunft übertragen werden

kann, ist, dass die Jahr- zu- Jahr Änderungen des Klimas (der Temperatur, des Nieder-

schlags, der Schneedeckendauer, etc.) viel größer sind als langfristige Trends des Klimas,

solange bei zukünftigen Szenarien Zeithorizonte von einigen Jahrzehnten betrachtet werden.

Klimaszenarien müssen deshalb immer unter Berücksichtigung der natürlichen Klimavariabi-

lität interpretiert werden.

Abbildung 11: Zusammenfassung der reclip:century-Ergebnisse für Temperatur und Niederschlag in den österrei-

chischen Teilregionen für die Periode 1921–2050 im Vergleich zur Periode 1971–2001. (Quelle: reclip:century,

Loibl et al. 2011)

27

5.3 Zukünftig zu erwartende Auswirkungen des Klimawandels auf Basis der

Klimaszenarien für Österreich

Neben den bereits erwähnten regionalen und saisonalen Veränderungen des Temperatur-

und Niederschlagsverlaufs sind auch deren direkte und indirekte Auswirkungen wesentlich.

Im Folgenden werden die in Zukunft zu erwartenden temperatur- und niederschlagsinduzier-

ten Effekte hinsichtlich ihrer Bedeutung für die betrachteten Aktivitätsfelder schlagwortartig

dargestellt.

Land- und Forstwirtschaft:

Verlängerung der Vegetationsperiode;

Verlagerung des Niederschlags aus der Vegetationsperiode in den Winter (regionale Dif-

ferenzierung notwendig);

Abnahme der Niederschlagshäufigkeit während der Sommermonate;

Zunahme der Niederschlagsvariabilität von Jahr zu Jahr im Sommer;

Zunahme der Häufigkeit von Trockenperioden;

Hitzebelastung von Pflanzen speziell in Kombination mit Trockenheit;

vermutlich Abnahme des Bodenwassergehaltes und damit erhöhter Trockenstress im Sü-

den und Osten Österreichs;

Erhöhung der potenziellen Evapotranspiration10 durch höhere Temperaturen und längere

Vegetationsperioden;

Hitzebelastung von Pflanzen sowie Erhöhung der Evapotranspiration können dazu führen,

dass einzelne Kulturen gänzlich bzw. regional aus der Nutzung verschwinden. Erhöhtes

Risiko zur Verringerung der Artenvielfalt;

Veränderung der Artenzusammensetzung inklusive neue invasive Arten;

derzeit noch keine belastbaren Aussagen zu Extremereignissen wie Sturm- und Hagel-

häufigkeit sowie Erosion durch Starkniederschläge; bezüglich Hochwasser siehe Ab-

schnitt Wasserhaushalt und Wasserwirtschaft (erhöhter Forschungsbedarf notwendig);

Veränderung physiologischer Leistungs- und Qualitätsparameter von Nutz- und Kultur-

pflanzen als Folge veränderter Niederschlagsverteilung und Temperaturverhältnisse.

Wasserhaushalt und Wasserwirtschaft:

Tendenz zur Verschiebung des Hochwasserrisikos in den Winter und Frühling im Norden

Österreichs; Zunahme von Starkniederschlägen möglich (bisher nicht eindeutig belegt);

diskutiert wird eine mögliche Zunahme lokaler Starkniederschläge von kurzer Dauer;

Zunahme der Verdunstung;

10

Evapotranspiration: Gesamtheit von Bodenverdunstung, Pflanzenverdunstung und Verdunstung aus der Interzeption (Zurückhalten von Niederschlägen auf der „Oberfläche“)

28

Abnahme des Schneeniederschlags und der Schneedeckendauer, früherer Beginn der

Schneeschmelze;

Zunahme der Winterniederschläge (besonders im Norden), Abnahme der Sommernieder-

schläge;

Erhöhung der Abflüsse im Winter (mit Ausnahme des Südens), Reduktion im Sommer

(regional unterschiedlich);

Rückgang der Gletscher setzt sich fort. Abflüsse aus Gletscherschmelze dürften um

2040–2050 ihr Maximum erreichen;

Erhöhung der Niederwasserabflüsse in den Alpen im Winter, mögliche Reduktion im

Flachland im Spätsommer/Herbst;

Erhöhung der Niederwasserabflüsse im Winter, Reduktion im Sommer;

Anstieg der Wassertemperaturen (Oberflächenwässer besonders im Sommer, sowie

Grundwasser);

Lokal kann das Geschiebepotenzial im Bereich der Permafrostgrenze zunehmen; regional

betrachtet dürfte die Zunahme bei größeren Vorflutern eher klein sein.

im Süden und Osten Österreichs Abnahme der Grundwasserneubildung wahrscheinlich;

im Norden und Westen Österreichs könnte sie zunehmen;

Durch die mögliche Zunahme der Verdunstung und Abnahme der Niederschläge im

Sommer ist eine Reduktion der Quellschüttungen von oberflächennahen Quellen nicht

auszuschließen.

Mögliches geringeres Verdünnungspotenzial in Oberflächengewässern im Südosten Ös-

terreichs kann zu erhöhten Stoffkonzentrationen führen.

Temperaturerhöhung wird zu Veränderungen der aquatischen Biozönosen führen, die

Bioregionen werden sich verschieben.

Kleinräumig könnten sich vorhandene Engpässe in der Wasserversorgung in Gebieten mit

ungünstigem Wasserdargebot verstärken.

Tourismus:

Anstieg der Jahresmitteltemperatur (Ganzjahres-Tourismus);

Veränderung der Niederschlagsmengen und ihrer saisonalen Verteilung – Abnahme der

Niederschlagshäufigkeit während der Sommermonate und Zunahme in den Wintermona-

ten;

Abnahme des Schneeanteils in tiefen und mittleren Lagen, Rückgang der Schneesicher-

heit;

Abnahme der Eis- und Frosttage;

Zunahme der Tage ohne durchgehende Schneedecke im Gebirge;

29

Auftauen der Permafrostböden kann zu Instabilität von Infrastruktureinrichtungen und zu

Steinschlaggefahr führen.

Rückgang der Gletscher beeinflusst das Landschaftsbild;

erhöhter Druck auf Gletscher durch schlechtere Bedingungen in Schigebieten niedriger

Lagen möglich;

Anstieg der Wassertemperaturen (längere „badetaugliche― Temperaturen);

mögliche Belastung der Wasserqualität der Seen (z. B. durch Algen) bei höheren Tempe-

raturen;

relative klimatische Begünstigung des Alpenraums gegenüber insb. Mittelmeerdestinatio-

nen im Sommer;

verstärkte Hitzeperioden bzw. Anstieg an Hitzetagen (über 30 °C) im Sommer (z. B. Städ-

tetourismus – Flucht aus urbanen Räumen in umliegende Gebiete);

Rückgang der Artenvielfalt (Flora und Fauna) führt zu einer Veränderung des Land-

schaftsbildes.

Energie:

Erhöhung der Niederwasserabflüsse im Winter und früherer Beginn der Schneeschmelze;

an voralpinen Gewässern: erhöhte Ausprägung der Niederwasserperioden im Sommer

und Herbst;

an alpinen Gewässern: eventuell im Spätsommer längere Niederwasserperioden, wobei in

den vergletscherten Gebieten der Sommer- und Herbstabfluss sogar steigen wird, da die

Gletscherschmelze zum Abfluss beiträgt;

Anstieg der Wassertemperaturen vor allem während sommerlicher Trockenperioden;

Gletscher- und Permafrostrückgang und dadurch erhöhter Geschiebeanteil;

mögliche Veränderung des Winddargebots;

mögliche Veränderung der Solareinstrahlung;

mögliche Veränderung im Dargebot biogener Stoffe zur energetischen Nutzung;

Abnahme des Heizenergiebedarfs und Zunahme des Kühlenergiebedarfs; Veränderungen

der Anzahl der Heiz- und Kühlgradtage;

mögliche Veränderungen im Angebot von erneuerbaren Energieträgern (z. B. Windener-

gie, Solarenergie, Biomasse).

Bauen und Wohnen:

Steigende Durchschnittstemperaturen und Temperaturmaxima;

Vermehrtes Auftreten von Hitzewellen führt zu einer Zunahme der Hitzebelastung; speziell

für urbane Regionen wird eine Verstärkung des Wärmeinseleffekts erwartet.

30

Erhöhung der temperaturbedingten physikalischen Beanspruchung von Gebäuden;

Zunahme der nächtlichen Temperaturminima von über 20 °C;

regional unterschiedliche Zunahme der Niederschlagsintensität;

Verlagerung des Hochwasserrisikos in den Winter und Frühling – eine generelle Aussage

über die Veränderung des Hochwasserrisikos für ganz Österreich ist derzeit nicht möglich;

Erhöhte Schneelasten sind in höheren Lagen zu erwarten und können für tiefere und mitt-

lere Lagen infolge zunehmender Klimavariabilität nicht ausgeschlossen werden.

Derzeit sind noch keine belastbaren Aussagen zu Extremereignissen wie Sturm- und Ha-

gelhäufigkeit möglich (erhöhter Forschungsbedarf notwendig).

Regional unterschiedlich zunehmende Starkniederschläge sowie Auftauen von Perma-

frost können im alpinen Raum vermehrt zu Muren, Steinschlag, Felssturz und Rutschun-

gen sowie im Winter vermehrt zu Lawinenabgängen führen.

erhöhtes Risiko von Wald- und Flächenbränden infolge von Hitzewellen.

Gesundheit:

Vermehrtes Auftreten von Hitzewellen führt zu einer Zunahme der Hitzebelastung; speziell

für urbane Regionen wird eine Verstärkung des Wärmeinseleffekts erwartet.

Erreichen neuer Temperaturmaxima in Flachlandbereichen Österreichs;

Zunahme der nächtlichen Temperaturminima von über 20 °C, insbesondere während Hit-

zeperioden;

Zunahme der thermophysiologischen Belastung an heißen Tagen und bei Hitzeperioden;

Zunahme der Mortalitätsrate bei Hitzeperioden, insbesondere bei Risikogruppen;

mögliche Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit an heißen Tagen und während Hitzepe-

rioden;

Veränderung der Ausbreitungs- und Übertragungsbedingungen von Vektoren und Krank-

heitserregern;

mögliche verstärkte Ausbreitung allergener Pflanzen und Tiere;

Belastbare Aussagen über die Zunahme an extremen Wetterereignissen wie Sturm- und

Hagelhäufigkeit sowie Starkniederschläge und Hochwässer sind derzeit nicht möglich.

Häufigere Extremereignisse erhöhen das Risiko für Verschüttungen, Verletzungen, dau-

erhafte Behinderungen bis hin zu Todesfällen.

Als sekundäre gesundheitliche Folgen nach Extremereignissen sind Stress und psychi-

sche Störungen sowie Schimmelpilzbefall in Wohnräumen bei Feuchtschäden möglich.

Sommerliche Hochdruckwetterlagen können die Bildung von Luftverunreinigungen be-

günstigen.

Höhere Temperaturen können die Vermehrung von Mikroorganismen in Lebensmitteln

begünstigen und zu einer Zunahme an lebensmittelbedingten Infektionen führen.

31

mögliche bakteriologische Beeinträchtigung der Trinkwasserqualität durch einen Anstieg

der Wassertemperaturen

Natürliche Ökosysteme/Biodiversität:

Anstieg der Jahresmitteltemperatur;

Höhere Temperaturen führen direkt zu einer Verlängerung der Vegetationsperiode und

damit zu einem früheren Einsetzen und einem späteren Ende der Transpiration der Pflan-

zen.

Zunahme der Häufigkeit von Trockenperioden;

Veränderung der Niederschlagsmengen und ihrer saisonalen Verteilung – Abnahme der

Niederschlagshäufigkeit während der Sommermonate und Zunahme in den Wintermona-

ten (regionale Differenzierung notwendig);

Hitzebelastung von Pflanzen speziell in Kombination mit Trockenheit;

vermutlich Abnahme des Bodenwassergehaltes und damit erhöhter Trockenstress im Sü-

den und Osten Österreichs;

erhöhtes Risiko zur Verringerung der Artenvielfalt;

Veränderung der Artenzusammensetzung;

Abnahme des Schneeanteils in tiefen und mittleren Lagen, Rückgang der Schneesicher-

heit;

Abnahme der Eis- und Frosttage;

Anstieg der Wassertemperaturen vor allem während sommerlicher Trockenperioden;

Verschiebung von Arealgrenzen entlang von Höhen- und Feuchtegradienten;

Änderungen in der Artenzusammensetzung in Lebensgemeinschaften und Biotopen;

Verlust von Lebensräumen und Arten;

Ausbreitung neuer invasiver Arten (Neobiota).

Verkehrsinfrastruktur:

Steigende Hitzebelastung kann zu Material- und Strukturschäden sowie zu Verformungen

an Straßenbelägen und der Schieneninfrastruktur führen.

bei Hitzewellen erhöhtes Ausfallsrisiko der elektronischen Ausstattung (Signalanlagen);

Veränderung der Niederschlagsmengen und ihrer saisonalen Verteilung – Abnahme der

Niederschlagshäufigkeit während der Sommermonate und Zunahme in den Wintermona-

ten;

Tendenz zur Verschiebung des Hochwasserrisikos in den Winter und Frühling im Norden

Österreichs;

32

Erhöhung der Abflüsse im Winter (mit Ausnahme des Südens), Reduktion im Sommer

(regional unterschiedlich);

Zunahme von Starkniederschlägen möglich (bisher nicht eindeutig belegt); diskutiert wird

eine mögliche Zunahme lokaler Starkniederschläge von kurzer Dauer;

Starkniederschläge können zur Überlastung von Drainagesystemen und zur Flutung von

Unterführungen führen.

Erosion und Unterspülungen können die Stabilität von Bahndämmen und Gleisbett ge-

fährden.

zunehmendes Risiko für Massenbewegungen (Hangrutschungen, Muren);

Abnahme des Schneeniederschlags und der Schneedeckendauer, früherer Beginn der

Schneeschmelze;

Abnahme des Schneeanteils in tiefen und mittleren Lagen; Rückgang der Schneesicher-

heit;

Zunahme der Schneemenge in Höhenlagen von über 1.800 m, was regional eine erhöhte

Gefahr von Lawinen mit sich bringen kann;

Zunahme der Tage ohne durchgehende Schneedecke im Gebirge;

Abnahme der Eis- und Frosttage;

Auftauen der Permafrostböden kann zu Instabilität von Infrastruktureinrichtungen und zu

Steinschlaggefahr führen.

Belastbare Aussagen betreffend Stürme sind derzeit noch nicht möglich; Stürme können

Schäden an der elektronischen Infrastruktur und Behinderungen verursachen.

Wirtschaft:

Höhere Temperaturen und Hitzewellen erhöhen den Kühlungsbedarf für die Lagerung und

den Transport verschiedener Produkte

Höhere Temperaturen und Hitzewellen beeinträchtigen die Arbeitsbedingungen (Rück-

gang der Produktivität, Gefährdung der Gesundheit und der Arbeitssicherheit)

Veränderungen im Konsumverhalten durch steigende Temperaturen und längere Hitzepe-

rioden (z.B. Getränke)

Abnahme der Verfügbarkeit von Kühlwasser bei Hitzewellen/Dürren kann kühlungsinten-

sive Produktion sowie Energieerzeugung beeinträchtigen

Mögliche Änderungen in der Verfügbarkeit von Rohstoffen und Vorprodukten durch geän-

derte Temperatur- und Niederschlagsverhältnisse kann Auswirkungen auf die gesamte

Wertschöpfungskette mit sich bringen

Regional unterschiedliche Wasserverfügbarkeit durch Änderungen der Niederschlags-

mengen und ihrer saisonalen Verteilung - Abnahme der Niederschlagshäufigkeit während

der Sommermonate und Zunahme in den Wintermonaten

33

Potenziell zunehmende Extremereignisse und extreme Witterungsperioden können mas-

sive Schäden der betrieblichen Infrastruktur und bei der Produktion verursachen (Gefahr

von Liquiditätsengpässen bei Unternehmen und Versicherungen)

Niederschlags- und temperaturinduzierte Extremereignisse (Sturm, Hagel, Überschwem-

mungen und Massenbewegungen, Hitzewellen in Verbindung mit Dürre) können zu Eng-

pässen in der Energieversorgung führen und somit die Produktion behindern bzw. ggf. zu

Produktionsausfälle führen

Beeinflussung der betriebsinternen Logistik durch eventuell vermehrt auftretende Extrem-

ereignisse, Beeinträchtigungen der Transport- und Lagerinfrastruktur

Durch die globale Vernetzung werden sowohl die Zulieferung für die Produktion in Öster-

reich als auch der Absatz österreichischer Produkte durch Klimafolgen in anderen Erdtei-

len betroffen sein

Sowohl Klimaschutzauflagen als auch Klimaänderungen können zu Produkt- und Verfah-

rensinnovationen führen - etwa in der Dämmstoffindustrie, bei Kühlmitteln, neuen Baustof-

fen, regenerativen Energien - oder auch beim Hochwasserschutz, bei Hangstabilitäts-

maßnahmen und anderen Formen der Anpassung

Stadt – urbane Frei- und Grünräume:

Vermehrtes Auftreten von Hitzewellen führt zu einer Zunahme der Hitzebelastung; speziell

für urbane Regionen wird eine Verstärkung des Wärmeinseleffekts erwartet.

Zunahme thermischer Extremwerte und Erreichen neuer Temperaturmaxima in Flach-

landbereichen Österreichs;

Zunahme der nächtlichen Temperaturminima von über 20 °C, insbesondere während Hit-

zeperioden;

Zunahme der thermophysiologischen Belastung an heißen Tagen und bei Hitzeperioden;

Zunahme der Mortalitätsrate bei Hitzeperioden insbesondere bei Risikogruppen;

mögliche Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit an heißen Tagen und während Hitzepe-

rioden;

Verstärkung des thermischen Stadtklimaeffektes durch erhöhten Strombedarf bei Hitze-

wellen (zunehmende Gebäudeklimatisierung);

Sommerliche Hochdruckwetterlagen können die Bildung von Luftverunreinigungen be-

günstigen.

Verlagerung des Hochwasserrisikos in den Winter und Frühling – eine generelle Aussage

über die Veränderung des Hochwasserrisikos für ganz Österreich ist derzeit nicht möglich.

Veränderung der Niederschlagsmengen und ihrer saisonalen Verteilung – Abnahme der

Niederschlagshäufigkeit während der Sommermonate und Zunahme in den Wintermona-

ten;

häufigere Sommergewitter und Starkregenereignisse mit Starkregenabflussspitzen;

34

Belastbare Aussagen betreffend Stürme sind derzeit noch nicht möglich; Stürme können

Schäden an der elektronischen Infrastruktur und Behinderungen verursachen.

Veränderungen der urbanen Pflanzen- und Tierwelt und Ausbreitung wärmeliebender

Pflanzen und Tierarten, insbesondere von Neobiota;

Abnahme der Verdunstungsleistung der Vegetation;

Verlängerung der Vegetationsperiode;

erhöhte Anfälligkeit der Vegetation bei Trockenperioden.

35

6. Herausforderungen in der Anpassung

Die Planung und Umsetzung von Anpassung ist ein dynamischer Prozess, der sich flexibel

auf neue Verhältnisse (z. B. weitere Klimawandelfolgen, neue Forschungsergebnisse) ein-

stellen muss. Die Anpassung an den Klimawandel ist eine komplexe Aufgabe und durch un-

terschiedlichste Herausforderungen geprägt:

Der richtige Umgang mit Unsicherheiten ist unumstritten eine wesentliche Herausforderung

für jede Planung und Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen. Unsicherheiten resultieren

vor allem aus den globalen und regionalen Szenarien für die zukünftige Entwicklung des

Klimas. Mangelndes Prozessverständnis (vor allem über Rückkoppelungsprozesse), unklare

Entwicklung der Treibhausgase, fehlende Langzeitdaten und die begrenzte räumliche Auflö-

sung bei der Berechnung der Klimaszenarien führen zu unsicheren Aussagen. Jedoch kön-

nen solche Klimaszenarien immer nur Annäherungen an die Wirklichkeit sein und niemals

sämtliche Faktoren berücksichtigen. Sie liefern keine sicheren Vorhersagen über einen be-

stimmten zukünftigen Verlauf, sondern zeigen eine Bandbreite von möglichen Entwicklungen

auf. Trotz dieser Unsicherheitsfaktoren bilden Klimaszenarien eine wesentliche Grundlage

für das Verstehen des Klimawandels und dessen möglicher Auswirkungen.

Zusätzlich zu den Modellunsicherheiten kommen Unsicherheiten im Hinblick auf künftige

Entwicklungen der Treibhausgasemissionen. Dies hängt von vielen Faktoren ab, wie dem

Bevölkerungswachstum, dem Wirtschaftswachstum, der Energiepreisentwicklung, Landnut-

zungsänderungen sowie davon wie sich Technologien für geringeren Treibhausgasausstoß

weltweit durchsetzen werden.

Eine weitere Herausforderung in der Anpassung ergibt sich durch die Tatsache, dass die

Anpassung ein klassisches Querschnittsthema ist: eine Vielzahl von Handlungsfeldern

(z. B. Infrastruktur, Energieversorgung, Wasserwirtschaft, Schutz vor Naturgefahren) und

AkteurInnen aus unterschiedlichen Bereichen spielen eine Rolle. Zusätzlich sind verschiede-

ne Verantwortungsebenen und -bereiche von notwendigen Anpassungsmaßnahmen betrof-

fen: von öffentlichen Verwaltungseinheiten (von Bund bis Gemeinde) über die verschiedenen

Wirtschaftszweige bis hin zu Einzelpersonen. Zwischen unterschiedlichen Ebenen und

Handlungsfeldern treten auch Wechselwirkungen auf, sodass der Nutzen in einem Bereich

zu unerwünschten Folgen in einem anderen führen kann. Durch eine fehlende Kooperation

und Abstimmung zwischen den unterschiedlichen Handlungsfeldern, AkteurInnen und Ent-

scheidungsebenen kann es zu Konflikten kommen und mögliche Synergien (auch finanzieller

Natur) können ungenutzt bleiben. Daher wird eine sektorübergreifende Betrachtung und ggf.

Integration von Anpassung in diverse Politikbereiche angestrebt.

36

Die dritte Herausforderung ergibt sich aus der Notwendigkeit, dass Klimaschutz und An-

passung an den Klimawandel in enger Verknüpfung stehen und somit auch gemeinsam

betrachtet werden sollte. Anpassung kann den Klimaschutz nicht ersetzen. Erfolge im Klima-

schutz tragen aber dazu bei, die Kosten für die Anpassung geringer zu halten. Bei der Pla-

nung von Anpassungsmaßnahmen sollten wiederum solche Maßnahmen bevorzugt werden,

die gleichzeitig die Ziele des Klimaschutzes verfolgen. Aber auch bei der Planung von Klima-

schutzmaßnahmen sollten solche favorisiert werden, die robust sind gegenüber einer großen

Bandbreite von möglichen Klimaentwicklungen.

All diese Herausforderungen dürfen jedoch kein Argument für Nichthandeln sein! Wesentlich

ist hierbei, dass jene Personen, die in der Anpassungsplanung gefordert sind, ein gemein-

sames Verständnis und den gleichen Wissensstand haben und bereit sind, sich mit den offe-

nen Fragen in der Planung und Umsetzung pro-aktiv auseinanderzusetzen. Des Weiteren

sind ein kooperatives Vorgehen und eine enge Zusammenarbeit von Wissenschaft, Praxis

und Entscheidungsträgerinnen/-trägern Voraussetzung für eine erfolgreiche Anpassung.

37

7. Soziale Aspekte des Klimawandels

Menschen sind einerseits Verursacher des Klimawandels, andererseits bekommen sie – in

immer stärkerem Ausmaß – die Auswirkungen der Klimaänderungen zu spüren und suchen

nach Möglichkeiten zur Anpassung. Klimaschutz und intelligente Klimawandelanpassung

dienen nicht nur dem Schutz der Ökosysteme, sie können auch ganz direkt zum Wohl der

Menschen beitragen, etwa wenn es um soziale Gerechtigkeit oder Gesundheitsschutz geht.

Die Nutzung der Umwelt wie auch die diesbezügliche Risikowahrnehmung ist von individuel-

len Faktoren sowie vom gesellschaftlichen Umfeld beeinflusst. Wie Menschen dem Klima-

wandel gegenüberstehen und ob und in welcher Weise sie bereit sind, entsprechende Stra-

tegien tatsächlich umzusetzen oder verfügbare Ressourcen zur Anpassung zur Verfügung zu

stellen, hängt stark von den jeweiligen sozialen Bedingungen der Betroffenen, von individuel-

len Voraussetzungen sowie dem gesellschaftlich-kulturellen Umfeld ab.

Nicht nur auf der globalen Ebene, auch innerhalb der österreichischen Gesellschaft gibt es

Ungleichheiten was Lebensstile, Einkommensverhältnisse und Ressourcenverbrauch betrifft.

So gibt es Menschen, die zwar mehr Ressourcen verbrauchen, jedoch von Umweltbelastun-

gen – wie etwa den negativen Auswirkungen des Klimawandels – weniger betroffen sind,

und andere, meist sozial schlechter gestellte, die sowohl gesellschaftlich als auch durch ver-

stärkte Umweltbelastungen benachteiligt sind.

Zu den gesellschaftlich auszuhandelnden Fragen, wie wir mit der Umwelt umgehen und wie

viel Risiko beim Klimawandel getragen werden soll, kommen bei den sozialen Aspekten des

Klimawandels und der Anpassung an den Klimawandel weitere Werthaltungen hinzu, die tief

in das weltanschauliche und ethische Denken aller Beteiligten reichen. Dazu gehören etwa

Themen wie die soziale und ökologische Gerechtigkeit zwischen den Lebenden sowie zu-

künftigen Generationen.

Derzeit liegen noch keine ausführlichen wissenschaftlichen Einschätzungen der sozialen

Auswirkungen des Klimawandels und der zu definierenden Anpassungsmaßnahmen vor. Es

stellen sich jedoch folgende Fragen:

Wie sind Menschen in Österreich aufgrund ihrer räumlichen und sozio-ökonomischen

Situation vom Klimawandel und möglichen Maßnahmen zur Anpassung betroffen?

Wie wird der Alltag der Menschen, insbesondere die Arbeitswelt und die Lebenswei-

se, gegebenenfalls verändert werden?

Welche Zusammenhänge gibt es mit den globalen Aspekten der Anpassung an den

Klimawandel?

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Welche Maßnahmen sind erforderlich, um die Verwundbarkeit der sozialen Systeme

und nachteilige Auswirkungen der Klimaänderung zu minimieren bzw. zu verhindern?

Es gibt in Österreich politisch abgestimmte gemeinsame soziale Ziele, die in der Österrei-

chischen Strategie zur nachhaltigen Entwicklung (BMLFUW 2002) dargestellt sind. In

dieser Strategie sind soziale Themen vor allem in zwei der insgesamt vier großen Hand-

lungsfelder zu finden. Im Handlungsfeld „Lebensqualität in Österreich―, das vor allem die

österreichischen Ziele hervorhebt und im Handlungsfeld „Österreichs Verantwortung―, das

sich mit den weltweiten Zusammenhängen befasst. Anhand dieser Leitziele wird der mögli-

che Einfluss des Klimawandels/der Klimawandelanpassung beleuchtet und es werden erste

allgemeine Überlegungen zu Handlungsansätzen abgeleitet

Lebensqualität in Österreich

Leitziel 1 – Ein zukunftsfähiger Lebensstil

Durch Bildung und Bewusstseinsbildung die Lebensstile am Leitbild nachhaltiger Entwick-

lung orientieren und einen Wertewandel initiieren.

Das Ziel eines tragfähigen zukünftigen Lebensstils ist geprägt von den die "nachhaltige Ent-

wicklung" bestimmenden Prinzipien der lokalen Identität, Langfristigkeit, Vielfalt, Natürlich-

keit, Partnerschaftlichkeit, Qualität vor Quantität sowie Nähe. Der sogenannte „westliche

Lebensstil― ist nur durch einen im weltweiten Maßstab überdurchschnittlichen Verbrauch von

Energie- und Ressourcen möglich. Das in den 90er-Jahren entwickelte Konzept des ökologi-

schen Fußabdruckes, das die Folgen dieses Lebensstils bildhaft darstellt, zeigt, dass drei

Planeten notwendig wären, wenn alle rd. 7 Milliarden Menschen einen derartigen Lebensstil

führen würden.

Durch die weltweit steigende Nachfrage nach Ressourcen (vor allem Energie und Lebens-

mittel) beginnen die Preise zu steigen. Besondere Bedeutung kommt dabei der Tatsache zu,

dass die Lebensmittelpreise seit 2008 ein internationales Rekordhoch erreicht haben. Preis-

steigerungen, verursacht u. a. durch höhere Energiekosten, knapper werdende Ressourcen

und zusätzliche Auswirkungen des Klimawandels (wie Überschwemmungen, Dürre, Tro-

ckenheit und damit einhergehende Ernteausfälle etc.) können ohne ausgleichende Maß-

nahmen eine Verschlechterung der Lebensbedingungen insbesondere der gering verdienen-

den und armen Menschen, bedeuten. Gleichzeitig sind die BezieherInnen von hohen Ein-

kommen aufgrund des geringeren Ausgabenanteils zur Befriedigung von Grundbedürfnissen

weniger stark von den Preissteigerungen betroffen. Es ist zu erwarten, dass die Preissteige-

rungen, die durch den Klimawandel verstärkt werden, die bereits bestehenden sozialen Un-

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terschiede zwischen Arm und Reich noch verschärfen werden. Einkommensschwache

Schichten haben vor allem aus finanziellen Gründen weniger Vermeidungs- und Ausweich-

möglichkeiten gegenüber unerwünschten Entwicklungen. Die Anzahl und Verteilung von

Menschen mit geringem Einkommen sowie die Betroffenheit durch den Klimawandel sind

regional unterschiedlich. Zusätzlich kann es durch verstärkte Ungleichheiten und Fragen der

Verteilungsgerechtigkeit zu Konflikten kommen.

Bildhafte Darstellungen der Auswirkungen einen ressourcenintensiven Lebensstils – wie et-

wa der ökologische Fußabdruck – müssten daher auch berücksichtigen, dass bei einer Re-

duktion des Ressourcenverbrauches ohne entsprechende Begleitmaßnahmen negative so-

ziale Auswirkungen auftreten können.

Empfehlungen

Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel sind in allen Aktivitätsfeldern an den

Prinzipien der nachhaltigen Entwicklung zu orientieren, um soziale, wirtschaftliche, um-

weltbezogene wie auch ethische Aspekte zu berücksichtigen und abzuwägen.

Die Fähigkeit zur Anpassung und die Eigenverantwortlichkeit vor Ort sollten gestärkt und

durch unterstützende Programme und Initiativen auf Bundes- und Länderebene gefördert

werden. Diese Programme können je nach Bedarf regional unterschiedlich und/oder sozi-

al gestaffelt sein.

Klimawandelaspekte sollten in bestehende Programme/Initiativen wie die ÖSTRAT 2010

und das ÖSTRAT Arbeitsprogramm sowie Klima:aktiv und Klimabündnis integriert wer-

den.

Die Forschung sollte hinsichtlich folgender Themen forciert werden: Lebensstile bzw. so-

ziale Milieus im Zusammenhang mit Risikowahrnehmung, Risikokommunikation und An-

passung an den Klimawandel, Klimawandelanpassung und ethische Aspekte (Vertei-

lungsgerechtigkeit), soziale Kohäsion und Demokratie-Entwicklung, technologischer

Wandel und Klimawandelanpassung.

Qualitative Zukunftsforschung für eine antizipatorische Klimawandelanpassungspolitik ist

anzustreben:

o Themen: Industrie, Konsum, Landwirtschaft; Technologieassessments;

o Wie werden durch Ressourceneinsparung freiwerdende Mittel eingesetzt? (Re-

bound-Effekt, fehlender Netto-Einsparungseffekt)?

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o Szenarienentwicklung mit Wirkungsorientierung auf verschiedene Gruppen (z. B.

Verteilungswirkung).

Leitziel 2 – Entfaltungsmöglichkeiten für alle Generationen

Die Finanzierung von Familien- und Sozialleistungen, Gesundheitswesen und der Alterssi-

cherung der demografischen Entwicklung entsprechend vorbereiten und Gesundheit fördern

Leitziel 5 – Ein menschenwürdiges Leben

Armut bekämpfen, sozialen Zusammenhalt schaffen und gleiche Chancen für alle sichern

Zusätzlich zu den Änderungen des Klimas kommen auf die österreichische Gesellschaft

auch umfassende demografische Veränderungen zu. Wenn sich die Zahl der Menschen, die

Altersstruktur, die Zahl der ein-Personen-Haushalte oder andere demografische Merkmale

ändern, so hat dies Auswirkungen auf den Umgang mit der Umwelt aber auch auf spezifi-

sche Bedürfnisse (z. B. steigende Hitzesensibilität mit höherem Alter). Die demografische

Entwicklung hat insofern auch Auswirkungen auf die Planung und Umsetzung von Maßnah-

men zur Klimawandelanpassung.

Es ist davon auszugehen, dass folgende österreichische Bevölkerungsgruppen aufgrund

ihrer räumlichen und/oder sozio-ökonomischen Situation besonders stark vom Klimawandel

und von möglichen Maßnahmen zur Anpassung betroffen sein werden:

Arme oder armutsgefährdete Personen;

chronisch kranke Menschen, Personen mit schlechtem Gesundheitszustand (v. a. bei

Hitzewellen, vektorenübertragenen Krankheiten);

Kinder;

ältere Menschen;

Personen, die in von Naturgefahren bedrohten Gegenden wohnen;

Personen, die in Gegenden wohnen, die verstärkt Hitzewellen ausgesetzt sein werden;

Personen, die berufsbedingt Hitze ausgesetzt sind;

Personen, deren Einkommen durch Auswirkungen des Klimawandels zumindest zeitweise

bedroht sein kann.

Nach den Ergebnissen der aktuellen Prognose wird die Bevölkerung Österreichs auch in

Zukunft weiterhin wachsen, und zwar auf rund 9½ Mio. im Jahr 2050. Parallel dazu verändert

sich die Altersstruktur. Die Bevölkerung im Alter von über 60 Jahren wird zahlen- und an-

teilsmäßig stark an Gewicht gewinnen.

41

Als Maß für den materiellen Lebensstandard dient das äquivalisierte Haushaltseinkommen.

Unterschreitet es einen bestimmten Schwellenwert, werden die in den betreffenden Haushal-

ten lebenden Personen als armutsgefährdet bezeichnet. Die Schwelle für Armutsgefährdung

für einen Einpersonenhaushalt beträgt nach aktuellen Analysen ca. 12.000 € pro Jahr. Rund

jeder achte Österreicher bzw. jede achte Österreicherin ist arm oder armutsgefährdet. Schon

derzeit sind gerade Bevölkerungsgruppen, die über einen niedrigen Bildungsstand und ein

niedriges Einkommen verfügen, oft zusätzlich von Umweltbelastungen betroffen. Arme und

armutsgefährdete Personen leben in Städten oft in Gegenden, die starkem Verkehrslärm

sowie hoher Feinstaubbelastung ausgesetzt sind und haben meist wenig Zugang zu Grün-

flächen und Erholungsgebieten. Mit Stand 2009 waren insgesamt 631.000 Personen bzw.

9 % der Bevölkerung ab 16 Jahren gesundheitlich beeinträchtigt. Auswirkungen des Klima-

wandels wie Hitzewellen, Trockenheit und Starkregen werden zusätzliche Belastungen dar-

stellen und voraussichtlich besonders jene treffen, die weder das nötige Wissen noch die

finanziellen Mittel zur Vorsorge haben.

Vor allem in dicht bebauten Siedlungsbereichen wird eine verstärkte Hitzebelastung im

Sommer zu ungünstigerem Raum- und Wohnklima und damit zu gesundheitlichen Belastun-

gen führen. Verstärkt wird dieses Problem durch die fehlende nächtliche Abkühlung. Ärmere

Personen leben oft in Mietverhältnissen und haben weder die finanziellen Mittel noch die

rechtlichen Möglichkeiten, ihren Vermieter zu Klimawandelanpassungsmaßnahmen wie

Dämmungen oder Beschattungen zu bewegen. Zusätzlich geben ärmere Einkommens-

schichten im Verhältnis mehr für Energie aus als besser gestellte Haushalte.

Die öffentlichen Finanzen werden in Zukunft durch die demografische Entwicklung und die

damit zusammenhängenden Bedingungen für das Gesundheits-, Sozial- und Pensionssys-

tem stark gefordert werden. Offen ist, ob der Klimawandel zeitgleich zu erheblichen Zusatz-

belastungen der öffentlichen Finanzen führt und somit eine Doppelbelastung droht.

Empfehlungen

Bei der Planung und Umsetzung der Handlungsoptionen, insbesondere in den Aktivitäts-

feldern Gesundheit, Bauen und Wohnen, Energie, Raumordnung, Verkehrsinfrastruktur

sowie Städte – urbane Frei- und Grünräume, sind die unterschiedlichen Bedürfnisse der

Generationen und insbesondere die demografische Entwicklung zu berücksichtigen.

Auch der Gesundheitszustand beeinflusst, wie gut Menschen die Änderungen des Klimas

vertragen und wie gut sie sich anpassen können. Diese Unterschiede sollten bei Maß-

nahmen zur Klimawandelanpassung berücksichtigt werden.

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Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel sind mit bestehenden sozialen Zielset-

zungen, sozialen Teilhabemöglichkeiten oder gesundheitsbezogenen Zielen wie Redukti-

on von Lärm oder Feinstaub zu verknüpfen.

Geeignete Lenkungsmaßnahmen sind zu prüfen und ggf. umzusetzen. Dabei ist zu be-

achten, dass diese keine zusätzliche Belastung des Faktors Arbeit darstellen.

Kosten- und Nutzen von Klimawandelanpassung sollten stratifiziert auf verschiedene Be-

völkerungsschichten und unter Bedachtnahme auf Genderaspekte dargestellt werden.

Hierbei sollten auch die sozialen Vor- und Nachteile sowie Nutzungskonflikte berücksich-

tigt werden. (Anpassungsmaßnahmen können auch eine Vergrößerung des ökologischen

Fußabdrucks mit sich bringen – z. B. Klimaanlagen, technische Schutzmaßnahmen etc.).

Klimawandelanpassung sollte in bestehende Programme integriert werden: z. B. Berück-

sichtigung bei der Weiterentwicklung des NREAP11 und des Energieeffizienz-

Aktionsplans12, einschließlich der sozialen und preislichen Auswirkungen auf verschiede-

ne Bevölkerungsgruppen.

Ein nationaler Aktionsplan gegen Energiearmut sollte unter Berücksichtigung u. a. folgen-

der Aspekte erarbeitet werden:

o Information und Beratung von privaten Haushalten (kostenlose Vor-Ort-

Energieberatung); Studien, wie die Beratung zielgruppengerecht durchzuführen ist,

liegen bereits vor bzw. laufen (z. B. von der Caritas);

o Forcierung der Forschung zu Fragen der „Energiearmut― und sozialen Aspekten

des Klimawandels (unterschiedliche Betroffenheiten, Änderungen im Energiever-

brauchsverhalten);

o Durchführung von Bildungsmaßnahmen;

o Identifikation von Aspekten, die den Energieverbrauch insbesondere in ärmeren

Haushalten aufgrund des Klimawandels erhöhen (Preisentwick-

lung:Verbrauchsentwicklung) und Entwicklung von Gegenstrategien;

o Schaffung eines Energieeffizienzfonds zum Tausch ineffizienter Haushaltsgeräte

und Heizsysteme. Hier besteht langfristig auch ein enormes Einsparpotenzial und

zusätzlich wird zur Emissionsreduktion beigetragen;

o verstärkte Kooperation Bund/Länder bei den Förderungen;

o Forcierung des Einsatzes alternativer Energiequellen;

11

National Renewable Energy Action Plan 12

BMWFJ 2007: 1. Energieeffizienzaktionsplan der Republik Österreich gemäß EU-Richtlinie 2006/32/EG

43

Forschung zu Beschäftigungseffekten und Klimawandelanpassung;

Vulnerabilitätsabschätzung der (qualitativen und quantitativen) Arbeitsplatzsituation: Ana-

lyse, welche Veränderungen auf den Klimawandel zurückzuführen sind; Abschätzung wie

sich technologische Veränderungen negativ oder positiv auswirken (inkl. Technologiefol-

gen).

Leitziel 3 – Gleichberechtigung für Frauen und Männer

Gender Mainstreaming und die reale Gleichstellung von Frauen und Männern in Beruf und

Familie umsetzen

Männer und Frauen haben unterschiedliche Bedürfnisse und zu Risiken wie Klimawandel

und Anpassung an den Klimawandel unterschiedliche Einstellungen. Im Bereich Anpassung

bzw. Klimaschutz sind Frauen eher bereit, Lebensstile zu ändern, während Männer oft ver-

stärkt auf technologische Lösungen setzen.

Es macht einen Unterschied für Wahrnehmung und Verhalten, wo man wohnt, ob man viel

oder wenig über Risiken weiß und ob man die Natur als unberechenbar oder zerbrechlich

ansieht. Auch individuelle Eigenschaften eines Menschen wie Ängstlichkeit oder Behinde-

rung kommen hinzu.

Das Einkommen ist ebenfalls einer der Faktoren, die bestimmen, ob jemand überhaupt in der

Lage ist, Maßnahmen zur Klimawandelanpassung zu tätigen. Immer noch bestehen Ein-

kommensunterschiede zwischen Männern und Frauen. Insbesondere alleinstehende ältere

Frauen sowie Alleinerzieherinnen sind überdurchschnittlich armutsgefährdet.

Wichtig ist, dass auch bei Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel Frauen die glei-

chen Chancen der Teilhabe, Gestaltung und Entscheidung in gesellschaftlichen Prozessen

haben wie Männer.

Zu dem Thema Gender und Klimawandelanpassung gibt es schon Forschungsarbeiten, sie

beziehen sich jedoch vorwiegend auf entwicklungspolitische Zusammenhänge, in denen die

unterschiedlichen Rollen von Männern und Frauen thematisiert werden. Frauen nehmen

dabei in vielen Bereichen eine wichtige Stellung ein – als „agents of change― sowohl für den

Klimaschutz als auch für die Klimaanpassung.

Empfehlungen

Geschlechtsspezifische Analysen zum Thema Klimawandel in Österreich und Anpassung

an den Klimawandel sind zu fördern, um unterschiedliche Bedürfnisse und Betroffenheit

44

von Frauen und Männern berücksichtigen zu können und die Programme und Strategien

dementsprechend auszurichten.

Bei der Planung, Entwicklung und Umsetzung aller klimarelevanten Strategien und Maß-

nahmen sind Frauen/GenderexpertInnen mit einzubeziehen.

Die Teilnahme von Frauen an Dialogen, die Klimawandelanpassung betreffend, ist zu

forcieren.

Leitziel 4 – Bildung und Forschung schaffen Lösungen

Durch Forschung, Ausbildung und lebenslanges Lernen die Chancen der Wissensgesell-

schaft nützen

Der Klimawandel und die Energiekrise werden in der Bevölkerung bereits heute als Bedro-

hung wahrgenommen. Einerseits werden diese aber nicht direkt mit dem eigenen Lebensstil

in Verbindung gebracht, andererseits fehlt das Wissen um entsprechende Handlungsmög-

lichkeiten. Wissen allein reicht aber oft nicht aus, um entsprechende Verhaltensänderungen

zu initiieren. Motivation und die Schaffung von Anreizen sowie geeignete gesellschaftliche

Rahmenbedingungen gelten als wesentliche Elemente, um die Handlungsfähigkeit jedes und

jeder Einzelnen zu erhöhen.

Das Wissen zum Thema Klimawandelanpassung findet seine Grenzen in der Risikowahr-

nehmung. Die unterschiedlichen Wahrnehmungen und Werthaltungen beeinflussen eine

Entscheidung, ob und wie man sich an die Klimaänderung anpasst. Denn Anpassungsmaß-

nahmen werden durch tief verwurzelte (aber nicht unveränderliche) kulturelle und soziale

Normen und Werte sowie individuelle Wahrnehmungen beeinflusst.

Die Berücksichtigung des kulturellen und gesellschaftlichen Umfelds, aber auch der individu-

ellen Ebene, die die Risikowahrnehmung aber auch die Fähigkeit und das Wissen zur An-

passung beeinflusst, sollte immer in Kommunikation über Klimawandelanpassung einfließen.

Dies macht die Weitergabe von Informationen in verschiedene soziale Milieus zu einer an-

spruchsvollen Aufgabe.

In allen bearbeiteten Aktivitätsfeldern gibt es themenspezifische Handlungsempfehlungen zu

Maßnahmen für Kommunikation und Bildung. Kommunikation und Bildung betreffen alle Al-

tersgruppen, alle sozialen Milieus sowie alle Verwaltungsebenen und müssen zielgruppen-

spezifisch aufbereitet werden. Ziel ist es, jedem/jeder Einzelnen das entsprechende Wissen

in die Hand zu geben, um innerhalb geeigneter Rahmenbedingungen eigenverantwortlich zu

handeln.

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Empfehlungen

Die Beratung zu Klimawandelanpassung hat zielgruppenorientiert und geschlechtsspezi-

fisch zu erfolgen, damit sie auch in bildungsfernen Teilen der Bevölkerung ankommt.

Die Anpassung an den Klimawandel und die damit erforderlichen Anpassungen der Le-

bensstile sollten, wo möglich, im Dialog mit Betroffenen thematisiert werden. Dabei sollten

auch ethische Fragen angesprochen werden.

Die Eigenverantwortung der Bevölkerung sollte forciert werden.

Zum Thema Risikokommunikation und Klimawandelanpassung und soziale Milieus ist

relativ wenig öffentlich zugängliche Information vorhanden. Forschung, die sich mit diesen

Themen auseinandersetzt, sollte gefördert werden.

In der Kommunikation sollten verstärkt auch die möglichen Chancen durch den Klima-

wandel aufbereitet und transportiert werden.

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8. Leitprinzipien der Anpassung

Anpassung an den Klimawandel ist ein laufender Prozess, der sich über einen langen Zeit-

raum erstrecken wird und von vielen AkteurInnen wahrgenommen werden muss. Als Unter-

stützung für die Anpassungsplanung liegen Leitkriterien vor, die unabhängig von den betei-

ligten Sektoren, Ebenen und Betroffenen angewendet werden können. Zehn Leitprinzipien

(Prutsch et al. 2010) fassen die wesentlichen Faktoren für gelungene Anpassung zusam-

men. Sie bieten so einen Orientierungsrahmen für die Anpassung, der auch genügend Raum

für situationsspezifische Entscheidungen lässt.

Die Leitprinzipien für die Anpassung können wie folgt zusammengefasst werden:

Verantwortung wahrnehmen: Das klare Bekenntnis der EntscheidungsträgerInnen zur

Anpassung und die Bereitschaft zur Übernahme von Managementaufgaben in einer Or-

ganisation/Gruppe von Personen müssen von Beginn an gegeben sein. Langfristig müs-

sen ausreichende personelle und finanzielle Ressourcen für die Anpassung zur Verfü-

gung stehen.

Information weitergeben: Das Lernen von anderen AkteurInnen, die laufende Wissens-

erweiterung und die Kommunikation von Information sind essenziell für einen Anpas-

sungsprozess. Wissenschaftliche Informationen müssen so aufbereitet werden, dass sie

den Anfordernissen der jeweiligen Zielgruppe entsprechen. Gleichzeitig muss eine ge-

meinsame Sprache zwischen den Betroffenen geschaffen werden, um Kommunikation

und Kooperation zu ermöglichen.

Kooperation fördern: Das partnerschaftliche Arbeiten während des gesamten Anpas-

sungsprozesses mit den relevanten und betroffenen Personen ist eine wichtige Voraus-

setzung für eine erfolgreiche Anpassung. Für die Identifizierung der relevanten AkteurIn-

nen können folgende Leitlinien behilflich sein:

o Wer ist von den Auswirkungen des Klimawandels oder von möglichen Anpas-

sungsentscheidungen betroffen?

o Wer ist für die Umsetzung von möglichen Anpassungsmaßnahmen verant-

wortlich?

o Wer kann den Erfolg der Anpassungsmaßnahmen unterstützen?

o Von Beginn an müssen die Ziele der Kooperation und der Einflussbereich der

TeilnehmerInnen feststehen und kommuniziert werden.

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Unsicherheiten mitdenken: Aussagen über zukünftige Klimafolgen werden immer mit

Unsicherheiten verbunden sein. Dem Vorsorgeprinzip folgend müssen trotzdem Anpas-

sungsmaßnahmen eingeleitet werden. Ein anpassungsfähiges Management beschreibt

ein schrittweises und iteratives Vorgehen für die Planung, Umsetzung und Verbesserung

von Anpassungsmaßnahmen. Für Sektoren mit langfristigen Planungshorizonten ist es

wesentlich, die Widerstandsfähigkeit der natürlichen und menschlichen Systeme zu erhal-

ten bzw. zu vergrößern.

Klimafolgen priorisieren: Für die Priorisierung der Klimafolgen auf regionaler Ebene

sollen sowohl die vergangenen Wetterereignisse als auch Szenarien zu möglichen zu-

künftigen klimatischen und sozio-ökonomischen Veränderungen analysiert werden. Um

die Unsicherheiten bei den Klimaszenarien zu minimieren, sollten für die Abschätzung des

Klimatrends immer mehrere Szenarien herangezogen werden.

Breites Spektrum an Anpassungsmöglichkeiten nutzen: Bei der Planung soll das ge-

samte mögliche Portfolio von technischen, verhaltensändernden, informativen, organisa-

torischen, ökosystemischen oder sozio-ökonomischen Anpassungsmaßnahmen

sektorbezogen und -übergreifend in Betracht gezogen werden. Die vorhandenen Optio-

nen sollten möglichst detailliert beschrieben werden, beispielsweise hinsichtlich der Ziele,

direkter und indirekter, zeitlicher und räumlicher Effekte, AkteurInnen sowie Betroffenen.

Anpassungsmaßnahmen priorisieren: Für die Priorisierung zur Umsetzung der identifi-

zierten Anpassungsmaßnahmen steht eine Reihe von Auswahlkriterien zur Verfügung,

wie z. B. Effizienz, Effektivität, Dringlichkeit, Flexibilität, Nebenwirkungen, usw. Vorrang

sollten jene Maßnahmen haben, die unabhängig von der Klimaveränderung einen Vorteil

bringen („win-win―) bzw. die keine Nachteile bringen, wenn die tatsächliche Klimaentwick-

lung nicht der projizierten entsprechen sollte („no regret―).

In bestehende Instrumente und Strukturen integrieren: Zunächst sollten bestehende

Instrumente und Entscheidungsprozesse sowohl in der öffentlichen Verwaltung als auch

in der privaten Wirtschaft im Hinblick auf ihre Eignung, mit Klimafolgen umgehen zu kön-

nen, überprüft und allenfalls modifiziert werden. Wo notwendig und sinnvoll, müssen neue

Instrumente überlegt werden.

Ziel- und Nutzungskonflikte vermeiden: Ein vorausschauendes Abwägen bei der Pla-

nung von Maßnahmen hinsichtlich ihrer kurz- und insbesondere langfristigen Wirkung –

auch auf andere Bereiche – ist entscheidend für den Umsetzungserfolg. Vor allem muss

darauf geachtet werden, dass eine Anpassungsmaßnahme nicht den Zielen des Klima-

schutzes und der Nachhaltigkeit widerspricht.

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System für Monitoring und Evaluierung schaffen: Anpassung ist ein kontinuierlicher

Prozess, der einer regelmäßigen Überprüfung der priorisierten Klimafolgen und der Wirk-

samkeit der gewählten Anpassungsmaßnahmen bedarf. Ein Monitoring begleitet den lau-

fenden Lernprozess der Anpassung, während die Evaluierung auf die Bewertung des Er-

gebnisses abzielt. Monitoring und Evaluierung in der Anpassung sollten parallel zur Ge-

staltung der Maßnahmen überlegt werden. Die Verwendung von Indikatoren kann das

Monitoring und die Evaluierung von Anpassungsmaßnahmen unterstützen.

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9. Kriterien für die Priorisierung der Handlungsempfehlungen

Der Aktionsplan zur österreichischen Anpassungsstrategie beinhaltet für die unterschiedli-

chen Aktivitätsfelder und für öffentliche und private AkteurInnen eine Vielzahl von Hand-

lungsempfehlungen.

Die verschiedenen gesellschaftlichen Bereiche und Regionen sind von den klimatischen Än-

derungen in unterschiedlicher Art und Weise und in unterschiedlicher Intensität betroffen. In

welchem Umfang die Menschen, die Umwelt und die Wirtschaft in einer Region von den

Auswirkungen des Klimawandels beeinflusst werden, hängt einerseits von der naturräumli-

chen Verwundbarkeit und andererseits von der vorhandenen Anpassungskapazität gegen-

über Klimaänderungen und Wetterextremen ab. Daraus ergeben sich auch unterschiedliche

Handlungserfordernisse.

Für die Festlegung, welche Handlungsempfehlungen prioritär im jeweiligen Aktivitätsfeld

bzw. in der jeweiligen Region in Angriff zu nehmen sind, wird eine Liste von Kriterien vorge-

stellt. Sie dient zur Unterstützung der betroffenen AkteurInnen, Schwerpunktsetzungen im

Anpassungsprozess vorzunehmen.

Grundsätzlich muss aber festgehalten werden, dass jene Maßnahmen den Vorrang haben,

die unabhängig von der Klimaveränderung einen Vorteil bringen („win-win―) bzw. die keine

Nachteile bringen („no-regret―), wenn die tatsächliche Klimaentwicklung nicht der projizierten

entsprechen sollte. Durch die bestehenden Unsicherheiten der Auswirkungen der zukünfti-

gen Klimaerwärmung ist es notwendig, flexible Maßnahmen auszuwählen und umzusetzen,

die den veränderten Gegebenheiten leicht angepasst werden können.

Als Grundlage für die Priorisierung ist eine umfassende Beschreibung der Handlungsemp-

fehlung erforderlich. Ausführliche Informationen über das Ziel der jeweiligen Handlungsemp-

fehlung, den Planungshorizont, die betroffenen AkteurInnen und HandlungsträgerInnen, den

Ressourcenbedarf, mögliche Konflikte mit anderen umweltpolitischen Zielen und dgl. erleich-

tern die Auswahl. Die Handlungsempfehlungen im Maßnahmenteil der österreichischen Kli-

mawandel-Anpassungsstrategie weisen diese detaillierte Beschreibung auf.

Wie bereits bei den Leitprinzipien der Anpassung erwähnt, steht für die Priorisierung der An-

passungsmaßnahmen eine Reihe von Kriterien zur Verfügung. Da diese Kriterien jedoch in

Abhängigkeit von der Zielsetzung und vom Kontext eine unterschiedliche Bedeutung haben

können, wird eine Gewichtung der Kriterien vorgeschlagen. Die Auswahl der

Priorisierungskriterien sowie deren Gewichtung soll mit betroffenen AkteurInnen durchgeführt

werden.

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Bedeutung/Relevanz: Die Handlungsempfehlungen haben ein sehr großes Potenzial,

das Risiko von negativen Klimawandelauswirkungen zu verringern, die Widerstandskraft

des Systems/Sektors zu erhöhen bzw. die positiven Folgen des Klimawandels zu nutzen.

Zu behandelnde Aspekte: Wie groß ist die absolute Bedeutung einer Maßnahme? Ist da-

von nur ein relativ kleiner Teil der Bevölkerung und der Gesellschaft betroffen oder ein

sehr großer Teil? Wäre ohne eine Umsetzung dieser Maßnahme der Schaden für die ge-

samte Gesellschaft sehr groß oder eher klein?

Dringlichkeit: Die Handlungsempfehlung erfordert eine rasche Umsetzung, da die Aus-

wirkungen bereits gegeben sind, langfristige Planungsprozesse notwendig sind oder die

Handlungsempfehlung erst mit Zeitverzug wirkt (z. B. Forstwirtschaft, technische Infra-

struktur).

Robustheit: Jenen Handlungsempfehlungen wird der Vorrang eingeräumt, die unabhän-

gig von der Klimaveränderung einen Vorteil bringen („win-win―) bzw. keine Nachteile her-

vorrufen („no-regret―), wenn die tatsächliche Klimaentwicklung nicht der projizierten ent-

sprechen sollte. Unter diesem Kriterium werden somit Maßnahmen hoch bewertet, die ei-

nen umweltpolitischen, wirtschaftlichen oder anderen Nutzen für die Gesellschaft bringen,

der unabhängig vom Ausmaß die Klimaänderung ist.

Flexibilität bzw. Reversibilität: Die Handlungsempfehlungen nehmen darauf Rücksicht,

dass Unsicherheiten hinsichtlich der zukünftigen Klimaerwärmung bestehen. Sie sind da-

her flexibel gestaltet, sodass sie den veränderten Gegebenheiten leicht angepasst bzw.

rückgängig gemacht werden können.

Kosten-Nutzen-Relation: Diese Option weist eine gute Relation von Kosten zu Nutzen

auf. Dabei ist zu berücksichtigen, dass eine Quantifizierung von Kosten und Nutzen von

Adaptionsmaßnahmen im Rahmen dieser nationalen Anpassungsstrategie nicht vorsehen

ist. Es ist daher nur möglich, qualitative Einschätzungen sowie Literaturwerte – soweit ver-

fügbar – anzusetzen. In diesem Zusammenhang ist auch die Frage von möglichen Wett-

bewerbsverlusten im internationalen Vergleich zu sehen.

Positive Nebeneffekte: Die Handlungsempfehlungen haben eine positive Auswirkung auf

die Umwelt (Ökosysteme, Biodiversität, Wasserhaushalt, Boden) und auf sozio-

ökonomische Bereiche. Die Maßnahmen sollen auch den Zielen anderer umweltpoliti-

scher Prozesse, wie z. B. der Nachhaltigkeit, entsprechen.

Simultane Klimaschutzwirkung: Im Speziellen unterstützen solche Anpassungsempfeh-

lungen die Ziele des Klimaschutzes und tragen im besten Fall sogar zur Reduktion der

Treibhausgasemission bei.

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Wechselwirkungen zu anderen Handlungsempfehlungen: Der Klimawandel als Quer-

schnittsmaterie betrifft unterschiedlichste Ebenen und Sektoren und bringt in den kom-

menden Jahren und Jahrzehnten große Herausforderungen mit sich. Im Zuge dessen

sind große Umbrüche und Investitionen erforderlich. Die Frage ist, inwiefern vorgeschla-

gene Adaptionsmaßnahmen in einem Sektor sich auf Maßnahmen aus anderen Sektoren

auswirken und diese beeinflussen. Darüber hinaus sind auch andere Entwicklungen,

Trends und Maßnahmen zu berücksichtigen. Zu bevorzugen sind Handlungsempfehlun-

gen, die Synergien mit anderen Maßnahmen und Entwicklungen aufweisen.

Politische Umsetzbarkeit: Die Priorisierung sollte auch eine Einschätzung der politi-

schen Umsetzbarkeit berücksichtigen. Wird ein Konsens erzielbar sein und die Umset-

zungswahrscheinlichkeit als hoch eingestuft, oder wird die Maßnahme nur schwierig zu

verwirklichen sein?

Für die Priorisierung der Handlungsempfehlungen wird auch empfohlen, die Aussagen zum

Klimawandel und zu seinen Effekten nach ihrer Aussagekraft (z. B. in einer Einteilung nach

harten/mittelharten/weichen Aussagen) zu unterscheiden.

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10. Der Status-quo zur Anpassung in Österreich – Aktivitäten der

Bundesländer

Das Thema „Anpassung an den Klimawandel― beschäftigt Österreich bereits seit einigen

Jahren.

Auf der Ebene der Bundesländer werden bereits vielfältige Aktivitäten, etwa im Bereich der

Forschung bis hin zu konkreten Maßnahmen in einzelnen Sektoren, gesetzt. Alle neun Bun-

desländer nehmen Klimawandelanpassung als Teil einer integrierten Klimaschutzpolitik

wahr. In einzelnen Bundesländern befinden sich länderspezifische Strategien zur Anpassung

in Ausarbeitung. Im Folgenden wird ein Überblick über die Aktivitäten zur Anpassung in den

Bundesländern präsentiert.

Das Land Burgenland hat im Jahr 2006 eine Studie „Neusiedler See – Tourismus mit Zu-

kunft― von der ARC Seibersdorf Research GmbH erarbeiten lassen, die die Auswirkungen

des Wasserstandes des Neusiedler Sees innerhalb der Region Neusiedler See wissen-

schaftlich aufbereitet. Ziel dieser Studie war es, ausgehend von einer Darstellung und Analy-

se der Ist-Situation realistische Szenarien zu entwickeln und die Auswirkungen der unter-

schiedlichen Wasserstandsniveaus (Absinken bzw. Austrocknung) auf die Wirtschaft und

den Tourismus in der UNESCO Welterberegion Neusiedler See unter Angabe von Zeithori-

zonten zu untersuchen und zu bewerten.

Um negativen wirtschaftlichen Prognosen zu entgegnen, kommen eine Reihe von touristi-

schen und wasserwirtschaftlichen Maßnahmen in Frage, von denen ein Teil bereits im bur-

genländischen Tourismuskonzept berücksichtigt ist bzw. sich bereits in Umsetzung befindet.

Neben Maßnahmen im Bereich Tourismus werden auch wasserwirtschaftliche Maßnahmen,

wie z. B. die künstliche Verlängerung des Seewasserhaushaltes, ein Bewässerungsmana-

gement und Einsatz trockenresistenter Kulturen für die Landwirtschaft sowie ein grenzüber-

greifendes Wassermanagement- und Tourismuskonzept für die Region Neusiedler See (z. B.

Interreg-Initiative) erforderlich sein.

In einem Welterbe-Managementplan wurden von den nationalen und lokalen Stellen in Ös-

terreich und Ungarn nach den Richtlinien der UNESCO die Natur- und Kulturwerte, die Zu-

kunftsaussichten und -strategien der Region sowie kurz-, mittel- und langfristige Ziele und

Maßnahmen definiert. Der Managementplan hat Empfehlungscharakter. Er spielt eine stra-

tegisch richtungweisende und beeinflussende Rolle, ist jedoch nicht allgemein verpflichtend.

Im Managementplan sind Strategien zur tourismuspolitischen Entwicklung der Region Neu-

siedler See beinhaltet, die Ziele und Maßnahmen für nachhaltige touristische Supra- und

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Infrastrukturen definieren und im Bereich Marketing und touristische Organisation auf dem

Bewusstsein des Welterbestatus basieren.

Das Land Burgenland setzt eine Reihe von Maßnahmen im Bereich erneuerbarer Energie-

träger, die als wesentlich für den Klimaschutz gelten, aber auch einen wichtigen Beitrag un-

ter dem Gesichtspunkt der Anpassung darstellen. Durch die burgenländischen Windkraftan-

lagen und den Biomasse-Cluster Güssing zielt das Burgenland mittel- bis langfristig darauf

ab, bei der Stromversorgung autark zu werden. An bestimmten Tagen entspricht bereits der-

zeit die Stromgewinnung aus erneuerbarer Energie dem gesamten Stromverbrauch des

Landes. Das Europäische Zentrum für Erneuerbare Energie (EEE) Güssing beschäftigt sich

neben der Betreuung von Demonstrationsanlagen insbesondere mit Forschung & Entwick-

lung, der Aus- und Weiterbildung sowie mit dem Ökoenergietourismus.

Zu dem Aktivitätsfeld Landwirtschaft sollen exemplarisch nachfolgende Anpassungsmaß-

nahmen genannt werden: Das Bewässerungsmanagement im Bezirk Neusiedl beinhaltet

bereits eine Abstimmung zwischen Grundwasser-Angebot und Bewässerungsbedarf. In der

Praxis findet auch bereits eine Verlagerung des Anbauverhaltens statt, wie z. B. verstärkte

Anlage von Gründecken für den Humusaufbau und Erosionsschutz, Zunahme von biologi-

schem Acker- und Weinbau, Nutzung hitze- und trockenheitsresistenter Saatgutsorten. Die

burgenländische Landwirtschaft setzt bei Stallbauinvestitionen auf die vermehrte Errichtung

von Offenstallungen mit einer besseren Durchlüftung. Günstige Errichtungskosten sind dabei

ein positiver Nebeneffekt. Die burgenländische Landwirtschaftskammer hat seit etlichen Jah-

ren ein sehr weit verzweigtes Netz von Klimastationen und einen Warndienst, hauptsächlich

für Pflanzenschutzmaßnahmen, aufgebaut.

Im Land Kärnten wurde zur besseren Umsetzung von Klimaschutzzielen und der Erarbei-

tung von Anpassungsstrategien das Kärntner Institut für Klimaschutz (KIKS) als Verein ge-

führt und beim Kompetenzzentrum Umwelt, Wasser und Naturschutz des Amts der Kärntner

Landesregierung angesiedelt. Zur nachhaltigen Umsetzung von regionalen Maßnahmen im

Zusammenhang mit der globalen Erderwärmung war es notwendig, in Kärnten eine eigene

Stelle zu installiereneinzurichten, da die umfangreichen Querschnittsmaterien Klimaschutz

und Anpassung an den Klimawandel weit über die Aufgaben einzelner Landesabteilungen

hinausgehen.

Mit einer ersten Koordinationssitzung am 14. Jänner 2009 hat das Land Kärnten einen Ar-

beitskreis zur Anpassung an den Klimawandel ins Leben gerufen. Dieser umfasst die Sekto-

ren Wasserwirtschaft, Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Raumordnung, Wohnbau, Gesund-

heitswesen, Verkehr, Gemeinden, Energiewirtschaft und Luftchemie und soll zukünftig auch

54

auf weitere Bereiche (Wirtschaftskammer, Landwirtschaftskammer, Energieversorgungsun-

ternehmen wie KELAG und Verbund, Geologie, Tourismuswirtschaft, Naturwissenschaftli-

cher Verein) ausgedehnt werden. Aufgabe dieser Arbeitsgruppe ist es, Strategien für die

Anpassung an den Klimawandel speziell in Kärnten zu entwickeln und zu realisieren sowie

Sektoren zu definieren, in denen speziell in Kärnten Maßnahmen zu setzen sind, und damit

auch an der nationalen Anpassungsstrategie Österreichs mitzuarbeiten. Die bisherigen

Schritte zur Erstellung der nationalen Anpassungsstrategie wurden bereits aktiv unterstützt;

an den jeweiligen Beteiligungsprozessen wurde durch Entsendung von Fachleuten teilge-

nommen.

Im Bereich der Forschung wurde im Interreg-Projekt AdaptAlp (Adaption to Climate Change

in the Alpine Space)13 das Wissen um den Einfluss des Klimawandels auf regionaler Skala

vertieft und es wurden Anpassungsmaßnahmen speziell für den alpinen Raum entwickelt.

Des Weiteren hat Kärnten maßgeblich am Projekt ClimChAlp14 (Vorgängerprojekt von

AdaptAlp) mitgearbeitet. Das Projekt Alp-Water-Scarce (Water Management Strategies

against Water Scarcity in the Alps)15 hat speziell die Auswirkungen des Klimawandels auf die

Wasserverfügbarkeit in den Alpen untersucht und lokale Frühwarnsysteme zur Wasser-

knappheit in den Alpen entwickelt. Im Projekt SILMAS16 (Sustainable Instruments for Lakes

Managements in the Alpine Space) wird versucht, das Management rund um alpine Seen an

neue Erfordernisse durch den Klimawandel anzupassen. Das Projekt MANFRED17 (Mana-

gement strategies to adapt Alpine Space forests to climate change risks) soll die Lücke zwi-

schen Forschung und angewandter Waldbewirtschaftung mit den Schwerpunkten Klimawan-

delfolgen und Wachstum, Naturgefahren und Stressoren sowie Maßnahmen, um sich an die

sich ändernden Umweltbedingungen anzupassen, überbrücken. Kärnten beteiligt sich aktiv

an diesen Projekten und nimmt auch aktiv am Projekt FAMOUS (Factory for Adaptation

Measures Operated by Users at different Scales) teil.

In Zusammenarbeit mit der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) wird

seit Jänner 2009 eine aktuelle Klimatografie Kärntens entwickelt, die die Auswirkungen des

Klimawandels in Kärnten untersucht und durch den Vergleich mit langjährigen Mittelwerten

detailliert darstellt. Durch dieses Wissen sollen in weiterer Folge Anpassungsmaßnahmen

speziell auf regionaler Skala entwickelt und realisiert werden. Diese Klimatografie wird nicht

nur statisch erscheinen sondern als dynamische Plattform im Internet zukünftig auf Monats-

und Jahresbasis aktualisiert. Als Vorarbeit zur Klimatografie Kärntens wurde bereits mit Ende

2010 die Studie der ZAMG „Langzeitklima Kärnten – Langjährige Zeitreihen und Zukunfts-

13

Link: http://www.adaptalp.org/ 14

Link: http://www.climchalp.org/ 15

Link: http://www.alpwaterscarce.eu/ 16

Link: http://www.silmas.eu 17

Link: http://www.manfredproject.eu/

55

szenarien für das Bundesland Kärnten― erarbeitet (Auer et al. 2010), die ebenso helfen soll,

die Auswirkungen des Klimawandels speziell in Kärnten abzuschätzen und Maßnahmen da-

ran anzupassen. Die Studie ist im Internet unter www.kiks.ktn.gv.at frei verfügbar, auch die

ersten Zwischenergebnisse zur Klimatographie Kärntens werden im Internet veröffentlicht.

In Niederösterreich wurde zur Darstellung der Betroffenheit durch den Klimawandel das

Forschungsprojekt „Auswirkungen des Klimawandels in Niederösterreich – NÖ Klimastudie

2007―18 beauftragt. In der Studie wurden die neuesten Klimaszenarien für Niederösterreich

regionalisiert und anhand von fünf anwendungsorientierten Fragestellungen im Hinblick auf

den Klimawandel untersucht. Die Teilstudien sind:

Forstwirtschaft: „Niederösterreichs Wald im Klimawandel. Klimafolgenstudie für die Region

Waldviertel―,

Landwirtschaft: „Potentielle Auswirkungen und Anpassungsmaßnahmen der Landwirt-

schaft an den Klimawandel im Nordosten Österreichs

Energiebedarf für Heizen und Kühlen in NÖ: „heat.―,

mögliche Entwicklung des Abflussverhaltens der Flüsse: „Klimafolgen für die Abflussbil-

dung am Beispiel der Lainsitz―

Wintertourismus ―Vulnerabilität des Wintertourismus in Niederösterreich. Überblick über

die klimawandelbedingte regionalökonomische Verletztlichkeit des Tourismus mit Case

Study für ein Wintersportgebiet―

Forstwirtschaft

Niederösterreich nahm am Interreg III-B- Alpenraum Projekt „ClimChAlp― (Climate, Change,

Impact and Adaptation Strategies in the Alpin Space)19 2006-2008 teil. Anhand einer Modell-

region wurden Anpassungsstrategien in der Forstwirtschaft modelliert. Es wurde ein compu-

tergestütztes Beratungsinstrument für die praktische Anwendung entwickelt. Damit sollen

dem klimasensiblen Biomasseproduktionsbereich „Wald―, der in seiner Anpassung sehr

schwerfällig ist, frühzeitig Grundlagen für wirtschaftspolitische Entscheidungen dargeboten

werden.

Landwirtschaft

Der Niederösterreichische Landschaftsfonds (LAFO) berücksichtigt bei Planungen und Be-

pflanzungen das Thema Klimawandel. Maßnahmen wie Minimalbodenbearbeitung, Mulch-

und Direktsaat, Bodenbearbeitung und Erosionsschutz werden von der Landesregierung NÖ

stark forciert. m Rahmen der Land-Impulse ein Bildungs- und Serviceinstitut der landwirt-

18

Link: http://www.noe.gv.at/Umwelt/Klima/Klimawandel-Klimaschutz/klimawandelklimaschutzuebersicht.html 19

Link: http://www.climchalp.org/

56

schaftlichen Fach- und Berufsschulen wird sehr stark Bewusstseinsbildung und Sensibilisie-

rungsarbeit geleistet. Teilnahme am Forschungsprojekt WEINKLIM 2011-201320 – am Bei-

spiel der Modellregion Traisental, die Anpassungsmöglichkeiten des Weinbaus an den Kli-

mawandel werden untersucht. Es wurden dabei jeweils Maßnahmenvorschläge erarbeitet

Raumordnung

Das NÖ Raumordnungsgesetz wurde als Reaktion auf die jüngsten Hochwasserereignisse

angepasst und ist das seit 1999 am strengsten ausformulierte. Bauland-Neuwidmungen sind

im Überflutungsbereich des 100 jährlichen Hochwassers nicht zulässig, ebenso wenig wie für

die roten und gelben Zonen der Gefahrenzonenpläne der Wildbauch- und Lawinenverbau-

ung. Bei Bedrohung von Bauland durch Naturgefahren sind, nach entsprechendem Prüfver-

fahren, auch Rückwidmungen verpflichtend.

Wasserwirtschaft

Im Forschungsprojekt FloodRisk I und FloodRisk II gab es mehrere Teilprojekte, die Unter-

suchungsregionen in Niederösterreich herangezogen haben. In FloodRisk II beteiligte sich

Niederösterreich insbesondere im Arbeitspaket „Recht―, mit dem Ziel, Erkenntnisse aus dem

Hochwasser 2002 darzustellen, Handlungsmöglichkeiten zu beschreiben sowie Strategien

zur Umsetzung zu erarbeiten.

In Niederösterreich wurde die Struktur der Wasserversorgung in allen Gemeinden erhoben

und damit eine Grundlage geschaffen, um gemeinsam mit den Gemeinden die Versorgungs-

sicherheit durch einen Ausbau der öffentlichen Netze, durch eine verstärkte Vernetzung be-

stehender Anlagen und durch die Erschließung zusätzlicher Wasserspender zu erhöhen.

Aufbauend auf die gemeinsam von Bund und Ländern beauftragte Studie „Anpassungsstra-

tegien an den Klimawandel für Österreichs Wasserwirtschaft― werden nun in einem weiteren

Schritt Konzepte für jene Regionen erarbeitet, wo zukünftig mit einer geringeren Grundwas-

serneubildung gerechnet werden muss und dies nicht durch bereits bestehende überregiona-

le Versorgungsstrukturen abgefedert werden kann.

Niederösterreich führt derzeit als Lead-Partner das von der EU geförderte Projekt CEframe

durch, mit dem Ziel eine umfassende, grenzübergreifende Harmonisierung des Hochwas-

sermanagements mit den Partnern aus Tschechien, der Slowakei und Ungarn in den ge-

meinsamen Flussgebieten zur Anpassung an klimabedingte Veränderungen zu erarbeiten.

Naturschutz:

20

Link: http://seri.at/de/projects/completed-projects/weinklim-viniculture-and-climate-change/

57

In Zusammenhang mit Naturschutzmaßnahmen, welche auch einen wesentlichen Beitrag zur

Anpassung an den Klimawandel leisten, wurden mehrere Projekte initiiert und umgesetzt

(Wiederherstellung naturnaher Ökosysteme u.a. als C-Senken, Retentionsräume; Vernet-

zung bestehender Schutzgebiete/natürlicher Lebensräume, um notwendige Migrationen bzw.

Austausch v. (Teil-)Populationen zu ermöglichen).

Weiters wird gerade ein Projekt umgesetzt, das den Wert naturnaher Ökosysteme (ökosys-

temare Dienstleistungen―, u.a. auch in Zusammenhang mit Anpassung an den Klimawandel)

herausarbeiten und der interessierten Öffentlichkeit vermitteln will.21

Beispielhaft zu erwähnen sind der AKK – Alpen-Karpaten Korridor 2009-2012 und der

RAMSAR-SKAT 2010-2012

Sektor-übergreifende Projekte:

Im Rahmen des Forschungsprojektes FAMOUS (Factory for Adaptation Measures operated

by users at different scales, Laufzeit 2011-2013) werden gemeinsam mit den zukünftigen

AnwenderInnen Methoden und Werkzeuge für die Anpassung an den Klimawandel konzi-

piert, getest und evaluiert. Die Region Waldviertel ist eine Untersuchungsregion.

Das Mostviertel ist die Testregion für RIVAS (Regional (Participatory) Integrated Vulnerability

Assessment for Austria), das auf die Entwicklung von Konzept, Prozessdesign, Indikatoren

und Bewertungsmethoden für regionale Vulnerabilitätsbewertungen in Österreich abzielt.

Besonders berücksichtigt wird dabei die für die Praxisanwendung notwendige Interaktion

zwischen Forschung und regionalen Stakeholdern.

Im Rahmen des interdisziplinären Verbundprojekts KLIMZUG-Nordhessen werden Struktu-

ren, Produkte und Dienstleistungen zur Klimaanpassung entwickelt und umgesetzt. Dabei

findet eine enge Kooperation von Partnern aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und gesell-

schaftlichen Gruppen statt. Die Klimaanpassungsmaßnahmen aus der Modellregion

Nordhessen werden mit der Region Waldviertel ausgetauscht und transferiert.

Niederösterreich beteiligt sich auch an C3-Alps (Capitalizing Climate Change Knowledge for

Adaptation in the Alpine Space): Ziel des Projektes ist es Ergebnisse aus vorangegangenen

und laufenden Alpine Space Projekten zu den Themen Klimaschutz und Klimawandelanpas-

sung zu synthetisieren, in die Politik zu übertragen und in die Praxis umzusetzen.

In Oberösterreich wurden nach dem Hochwasserereignis August 2002 von sechs Arbeits-

kreisen Vorschläge für einen verbesserten Hochwasserschutz, unterschieden in kurz- und

langfristige Maßnahmen (z. B. verbessertes Katastrophenschutzgesetz, neue Informations-

21

http://www.vielfalt-2010-plus.at/

58

systeme, Hochwasserschutzprogramm) erarbeitet. Aktuell wird im Rahmen von Pilotprojek-

ten gemeinsam mit dem BMVIT und dem BMLFUW an verschiedensten Projekten zum Ma-

nagement von Hochwasserrisiken im Rahmen der Umsetzung der Hochwasserrichtlinie ge-

arbeitet.

Zudem wurde 2009 in Zusammenarbeit mit der Universität für Bodenkultur eine Studie zur

wasserwirtschaftlichen Entwicklung in Überflutungsgebieten initiiert. Ziel ist es, Methoden für

eine Risikobewertung, Aussagen über Retentionsraumverluste bzw. Schadenspotenziale

und Konzepte für Kompensationsmaßnahmen zu entwickeln.

Oberösterreich beteiligte sich im Zeitraum Juli 2005 bis Dezember 2007 am Interreg-

Programm AMICA22 (Adaptation and Mitigation – an Integrated Climate Policy Approach). In

dem Projekt wurden Kurzbeschreibungen von möglichen Anpassungsmaßnahmen sowie

Good-Practice-Beispiele erarbeitet und publiziert. Als wesentliche Sektoren mit maßgebli-

chen Überschneidungsbereichen zwischen Anpassung und Mitigation wurden die Sektoren

Energie, Gebäude sowie Städte- und Raumplanung identifiziert und vertieft bearbeitet.

Des Weiteren startete 2008 das Interreg-Projekt CLISP23 (Climate Change Adaptation by

Spatial Planning), bei dem Oberösterreich eine Modell-Region darstellte. Ein umfassendes

Klimaforschungsprojekt mit der Universität für Bodenkultur liefert weitere Grundlagen: "Tem-

peraturerhöhung in Oberösterreich", "Auswirkungen des Klimawandels auf Hochwasserer-

eignisse in Oberösterreich" und "Hitze und Mortalität" wurden bislang präsentiert24. Weitere

Landeskooperationen bei Studien erfolgen mit der Johannes Keppler Universität (volkswirt-

schaftliche Auswirkungen des Klimawandels), mit dem Umweltbundesamt (Natur, Moore

bzw. Hochwasser und Klimawandel) und mit der Universität für Bodenkultur (Landwirtschaft,

Tourismus).

In Zusammenarbeit mit der Universität für Bodenkultur wurde ein Wärmelastplan für das

Traun-Ager-System erstellt. In dieser bzw. in einer weiteren Studie in Zusammenarbeit mit

dem Institut für Gewässerökologie, Fischereibiologie und Seenkunde in Scharfling wurden

u. a. Auswirkungen von Änderungen der Gewässertemperatur auf die Fischfauna betrachtet.

Aktuelle Ergebnisse zu Veränderungen der Abflussregimetypen oberösterreichischer Fließ-

gewässer durch den Klimawandel liefert eine Studie des Umweltbundesamt.

Um den Einfluss des Klimawandels auf Grundwasserressourcen zu untersuchen und Anpas-

sungsstrategien zur Entschärfung von Nutzungskonflikten zwischen Landwirtschaft und öf-

fentlicher Wasserversorgung zu ermitteln, wurde eine Studie an das Austrian Institute of

Technology Seibersdorf vergeben.

22

Link: www.amica-climate.net 23

Link: http://www.clisp.eu 24

Link: http://www.anschober.at/index_materialien.php

59

Aufbauend auf der Studie "Anpassungsstrategien an den Klimawandel für Österreichs Was-

serwirtschaft" (ZAMG & TU-Wien 2010) ist geplant, Oberösterreich in unterschiedliche Regi-

onen einzuteilen und Grundlagen für strategische Planungen zur Klimawandelanpassung im

Bereich der Wasserwirtschaft zu erarbeiten.

In der Studie zum Thema „Klimawandel und Tourismus in Oberösterreich― (Formayer &

Kromp-Kolb 2009) sind die Auswirkungen des Klimawandels auf die festgelegten Themen

des „Kursbuch Tourismus- und Freizeitwirtschaft 2003–2010― in ausgewählten Tourismusre-

gionen in Oberösterreich untersucht.

In der Landesverwaltung wurde ein ExpertInnennetzwerk zum Bereich Klimaanpassung auf-

gebaut, welches bei den bisherigen Schritten zur Erstellung einer nationalen Klima-

Anpassungsstrategie wertvolle Unterstützung lieferte. Im neuen Regierungsprogramm ÖVP-

Grüne 2009–2015 wurde die Erarbeitung einer oberösterreichischen Klimawandel-

Anpassungsstrategie verankert. In einem ersten Schritt wurde in Zusammenarbeit mit dem

Umweltbundesamt eine Einreichung beim KLI.EN (ACRP) zwecks Erarbeitung eines Tools

vorgenommen. Im Rahmen des Vorhabens soll das Tool in Oberösterreich getestet werden

und in weiterer Folge auch anderen Bundesländern oder Städten zur Verfügung stehen.

Salzburg reagiert bereits seit Längerem – mittelbar und unmittelbar – auf die Herausforde-

rungen des Klimawandels, beispielsweise indem Maßnahmen zum Hochwasserschutz oder

zur Anpassung von Waldgemeinschaften gesetzt wurden.

Seit Jahren arbeiten – unter Federführung der Umweltschutzabteilung – alle relevanten

Dienststellen in der "Arbeitsgruppe Klimaschutz". In dieser Arbeitsgruppe werden auch die

Fragen der Anpassung sowie die Aktivitäten zu einer auf die Bundesstrategie abgestellte

regionale Anpassungsstrategie gebündelt. Derzeit wird die Frage der Vulnerabilität in ver-

schiedenen Sektoren der einzelnen Regionen des Bundeslandes bearbeitet.

Im Bereich der Forschung liegen bereits zahlreiche Studien vor, wie z. B. der Bericht "Klima-

änderung und mögliche Auswirkungen auf den Wintertourismus in Salzburg" (Kromp-Kolb &

Formayer 2001), oder zur Klimasensibilität der Salzburger Bezirke (Breiling et al. 2008).

Des Weiteren wurden regionalisierte Klimaszenarien durch das Wegener Center Graz als

Basis für weitere Planungen im Bereich der Anpassung erstellt.

Ebenfalls im Jahr 2008 wurde eine Studie im Bereich Raumordnung und Klimaschutz zu

"Verkehrsentwicklung und Emissionsbilanz einer haushälterischen Standortentwicklung –

Case Study für den Salzburger Zentralraum" durch das Wegener Center und das Büro

60

Trafico erstellt, die als Grundlage für das Einfließen von Klimaschutzbelangen in die Raum-

planung dient.

Salzburg nahm am Interreg IVB Projekt CLISP (Climatic Change Adaption by Spatial

Planning in the Alpine Space)25 teil, in dem auch eine Salzburger Region als Modellregion

untersucht wurde.

In der Steiermark wurde im Mai 2009 die Stabsstelle Klimaschutzkoordination im Amt der

Steiermärkischen Landesregierung eingerichtet. Zentrale Agenden des Klimaschutzes, aber

auch des Themenbereiches Klimawandelanpassung, haben somit eine konkrete Anlaufstelle

erhalten. Im Zuge der Entwicklung des Klimaschutzplans Steiermark kam es zudem zur Ein-

richtung eines internen Landesprojektes namens „klimark―, das sich zur Aufgabe gesetzt hat,

nicht nur den Klimaschutzplan Steiermark zu begleiten, sondern auch den Themen-

Aktionsbereich Klimawandelanpassung zu bearbeiten. Im Rahmen von Workshops wurden

2010/2011 unter Beiziehung von externen wissenschaftlichen Beraterinnen und Beratern die

Eckpunkte für eine mögliche Klimawandelanpassungsstrategie festgemacht. Seit 2011 lau-

fen dazu auch Vorbereitungen zu einem landesinternen Prozess zur Klimawandelanpas-

sung, welcher mit 2012 gestartet werden soll.

Im Zuge dessen wurde des Weiteren ein Auftrag zur Erstellung der Studie „KlimaWandelFol-

gen – Klimaszenarien und Klimafolgen in der Steiermark bis 2050― an das WegenerCenter

vergeben. Dabei wurden klimatologische Grundlagen erarbeitet, die eine optimale Basis für

weitere Untersuchungen über Klimawandelfolgen und deren Anpassung bieten. Die Ergeb-

nisse der Studie werden ab 2012 auch im Internet veröffentlicht.

Die Steiermark war Partner im Projekt CLISP (Climatic Change Adaption by Spatial Planning

in the Alpine Space) – einem Interreg IVB Projekt. In diesem Projekt wurde v. a. auf die Re-

gion Ennstal eingegangen. Im Zuge des Projektes wurden ausgewählte Raumplanungsin-

strumente einer Stärken-Schwächen-Analyse bezüglich der Herausforderungen des Klima-

wandels unterzogen („Klimafitnesstest―) und darauf aufbauend Verbesserungsvorschläge

erarbeitet. Für die Region Liezen wurde analysiert, wie sich der Klimawandel auf die Region

auswirkt. Die sensiblen Bereiche wurden dargestellt. Aufbauend auf der Analyse der beste-

henden Maßnahmen wurden Vorschläge erarbeitet, um die Region noch „klimafitter― zu ma-

chen und mit den regionalen AkteurInnen diskutiert.

Als Partner im EU-Projekt GRaBS26 – (green and blue space adaption for urban areas and

eco towns) hatte die Steiermark insbesondere die Möglichkeit v. a. im städtischen Bereich

25

Link: www.clisp.eu 26

Link: http://www.grabs-eu.org/

61

von internationalen Erfahrungen zu profitieren. GRaBS selbst steht für die Adaptierung der

„Grünen und Blauen Infrastruktur" in Ballungszentren und Ökostädten. Grüne Infrastruktur

mit Hausgärten, Parks, produzierenden landwirtschaftlichen Flächen, Grünverbindungen und

grünen Dachlandschaften und Wänden sowie die blaue Infrastruktur mit Gewässern, Flüs-

sen, Strömen, Überflutungsbereichen und nachhaltigen Drainagierungssystemen spielen

eine wichtige Rolle, um eine belastbare klimatische Entwicklung zu schaffen – eine Rolle,

welche derzeit nicht ausreichend erkannt und genutzt wird. Hauptziel ist es, regionale Ent-

scheidungen und politische Prozesse zu verbessern.

2010 wurde der „Klimaatlas Steiermark―27 vom LUIS (Landesumweltinformationssystem) und

Joanneum Research neu überarbeitet und ist auch online verfügbar.

Seitens der Landessanitätsdirektion wurde der Steirische Hitzeschutzplan erarbeitet und im

April 2011 veröffentlicht, welcher als Informationsgrundlage für den öffentlichen Gesund-

heitsdienst dient.

Durch enge Kooperationen des Landes Steiermark mit steirischen Forschungseinrichtungen

(wie z. B. WegenerCenter Uni Graz, Joanneum Research) ist es möglich, den Risiken des

Klimawandels für die Steiermark auf Basis aktueller Studien und Expertisen auch weiterhin

wissenschaftlich zu begegnen. So wurde z. B. im Frühjahr 2011 die Studie „Klimarisiko Stei-

ermark – Erste Schritte zur Anpassungsstrategie―28 (Joanneum Research, im Auftrag von

Impuls Styria) veröffentlicht.

Im Land Tirol werden nicht zuletzt aufgrund der Hochwasserkatastrophen der letzten Jahre

verstärkt Initiativen einerseits zur Hochwasserprävention und andererseits zur Revitalisie-

rung der Flussläufe gesetzt. Eine Sonderrolle nimmt dabei Tirols größter Fluss, der Inn, ein.

In einem gemeinsamen Projekt – dem Kooperationsprojekt "der.inn – gemeinsam und si-

cher" – von Lebensministerium, Land Tirol und WWF wird unter anderem der Inn an mehre-

ren Stellen aufgeweitet, um bei Hochwasserereignissen einen besseren Schutz für die Sied-

lungsgebiete zu erreichen und gleichzeitig die ökologische Wertigkeit des Lebensraums Inn

für Flora und Fauna zu erhöhen.29

Von besonderer Bedeutung ist in Tirol auch das mit der Klimaerwärmung einhergehende

Thema des Auftauens der Permafrostböden im alpinen Raum. Die Thematik wird im Rahmen

von Veranstaltungen und in der Forschung behandelt.

27

Link: http://www.umwelt.steiermark.at/cms/ziel/16178332/DE/ 28

Link: http://www.impulsstyria.at/images/stories/Klimarisiko_Steiermark_Publikation_WEB_neu.pdf 29

Details siehe: http://www.tirol.gv.at/themen/umwelt/wasser/revitalisierung/

62

Der Wald, insbesondere ein intakter Schutzwald, spielt in Tirol eine besondere Rolle zum

Schutz des Lebensraumes. Daher hat sich die Landesregierung bereits frühzeitig entschlos-

sen, die Grundlagen für eine verstärkte präventive Schutzwaldbewirtschaftung zu schaffen.

Im Interreg IIIB Projekt „NAB – Naturpotenziale Alpiner Berggebiete― (2003–2007) wurden

integrale Systeme zur Schaffung optimal wirksamer Schutzwälder entwickelt und bereits in

die Praxis umgesetzt. Das Interreg IVA Projekt „WINALP― (mit Bayern und Salzburg) entwi-

ckelt aktuell flächige Waldtypenkarten, um die ökologischen Potenziale verschiedener Wald-

gesellschaften bei verschiedenen Klimaszenarien praxisgerecht aufzubereiten. Mit diesem

Werkzeug können künftig die optimal angepassten Baumartenkombinationen für die vielfälti-

gen Ansprüche an den Wald schnell und sicher umgesetzt werden.

In Kooperation mit dem Forsttechnischen Dienst für Wildbach und Lawinenverbauung wird

im Interreg IVA Projekt "IREK― an der Schaffung neuer, innovativer Schutzkonzepte zur Si-

cherung des Lebensraumes gearbeitet.

Mit dem Gemeinschaftsprojekt "Wildbachbetreuung" der Wildbach und Lawinenverbauung,

der Gemeinden sowie dem Land Tirol wurden für die Beseitigung wasserabflusshindernder

Gegenstände in den Wildbächen die Rollen der verschiedenen Stellen und alle Bearbei-

tungsschritte anhand einer Datenbank definiert. Die Begehungsstrecken sind kategorisiert

und kartografisch erfasst und werden seit dem Jahr 2008 systematisch begangen. Mittlerwei-

le wurden über 2000 Abflusshindernisse und Schäden an Schutzbauten durch die Waldauf-

seherInnen dokumentiert und durch die Gemeinden mit Hilfe der Wildbachverbauung groß-

teils beseitigt bzw. wird die Instandsetzung der Schutzbauten in Angriff genommen.

Hauptzweck und -ziel des 2010 gegründeten Forschungsnetzwerk "alp-S – Centre for Clima-

te Change Adaption Technologies" ist es, dem Klimawandel zu begegnen und Strategien

und Lösungen zur Anpassung zu entwickeln. "alp-S" soll in den nächsten Jahren internatio-

nal als Markenzeichen im Naturgefahrenbereich eine führende Rolle spielen. Persönliche

und gesellschaftliche Sicherheit in alpinen Lebensräumen sollen erhöht werden, indem es

durch praxisnahe Forschung und Entwicklung gelingt, Schäden durch Naturgefahren lang-

fristig auf ein akzeptables Minimum zu begrenzen.30

In Vorarlberg werden insbesondere wasserbauliche Maßnahmen mit Katastrophen- und

Objektschutz umgesetzt.

30 Näheres zu laufenden Projekten und Vorhaben unter www.alp-s.at.

63

Die Bemessungswerte aller relevanten Gewässer Vorarlbergs wurden aktualisiert. Diese

Werte sind Grundlage für die im Rahmen des Aktionsprogramms Hochwasserschutz bis zum

Jahr 2016 geplanten Projekte. Hier erfolgt auch eine entsprechende Zusammenarbeit mit der

Land- und Forstwirtschaft, vor allem hinsichtlich des damit verbundenen Flächenbedarfs

(Stichwort Retentionsflächen).

Ein Schwerpunkt liegt in der Ausarbeitung von Gefahrenzonenplänen. Dabei wird auch der

Überlastfall (HQ300) berechnet und dargestellt. In Zusammenarbeit mit der Raumplanung

werden raumrelevante Beschränkungen und rechtliche Anpassungen von Raumplanungs-

und Baugesetzen zielgerichtet erörtert.

Unter anderem wird nach dem bereits laufenden Modell zur Hochwasservorhersage an der

Dornbirner Ach derzeit ein Hochwasservorhersagemodell für die Ill entwickelt.

Zum Katastrophenschutz werden derzeit Modellprojekte der Gemeinden ausgearbeitet und

vom Land auch finanziell unterstützt. Der private Objektschutz wird durch eine breite Öffent-

lichkeitsarbeit, verbunden mit konkreten Maßnahmenvorschlägen, unterstützt. Das Thema

"Risikokultur― wird durch die Öffentlichkeitsarbeit massiv gefördert.

Im Tourismusbereich werden die Auswirkungen des Klimawandels stark in Richtung Forcie-

rung des Ganzjahrestourismus und Entwicklung neuer Angebote für den Sommertourismus

diskutiert. Tendenziell erfolgt auch eine Stärkung der Wintersportgebiete in höher gelegenen

Regionen.

Wien setzt seit Jahren vielfältige Aktivitäten zur Anpassung an den Klimawandel – etwa im

Bereich der Forschung bis hin zu konkreten Maßnahmen in einzelnen Sektoren: beispiels-

weise in den Bereichen Hochwasserschutz (Donauhochwasserschutz, Gefahrenzonenpla-

nung Wienerwaldbäche), Energieversorgung (jüngstes Beispiel: Vorarbeiten für einen Ver-

sorgungssicherheitsplan), Trinkwasserversorgung (Karstwasserforschungsprogramme) und

im Gebäudebereich (Vorkehrungen gegen sommerliche Überhitzung, Fernkühlung). Die im

Dezember 2009 vom Wiener Gemeinderat beschlossene Fortschreibung des Wiener Klima-

schutzprogramms (KliP II) mit dem Zielhorizont 2020 enthält den Auftrag, auf

ExpertInnenebene festzustellen, inwieweit in Wien zusätzliche Anpassungsmaßnahmen er-

forderlich sind, und den politischen EntscheidungsträgerInnen konkrete Vorschläge zu unter-

breiten.31 Ein diesbezügliches Brainstorming hat im Jahr 2007 im Rahmen eines Workshops

mit ExpertInnen der Stadt Wien sowie namhaften WissenschafterInnen stattgefunden. Hier-

bei wurden zukünftige Handlungsfelder der Klimawandelanpassung (beispielsweise Ge-

31

Details siehe unter http://www.wien.gv.at/umwelt/klimaschutz/klip

64

sundheit, Energie- und Wasserversorgung, Stadtplanung, Bauwesen, Verkehr, Stadtvegeta-

tion sowie Land- und Forstwirtschaft) identifiziert und diskutiert.

Ebenfalls im Zuge der KliP II-Erarbeitung hat die Stadt Wien eine Studie an der Universität

für Bodenkultur beauftragt, die den derzeitigen Wissensstand anhand bisher für den Wiener

Raum erstellter Klimaszenarien zusammenfasst (Kromp-Kolb et al. 2007). Es ist jedoch zu

beachten, dass die zugrundeliegenden regionalen Klimamodelle und -szenarien noch nicht

sehr ausgereift und die daraus abgeleiteten Aussagen daher noch mit großen Unsicherhei-

ten behaftet sind. Dabei sind die Aussagen über die Temperaturentwicklung besser abgesi-

chert als jene über die Entwicklung der Niederschläge. Außerdem sind die Einflüsse der Be-

bauungsstruktur, die zur Ausbildung von städtischen Wärmeinseln führen, noch nicht in die

heutigen Klimamodelle integriert.

Da die Klimawandelanpassung – genauso wie der Klimaschutz – eine Querschnittsmaterie

darstellt, wurden die Aspekte der Klimawandelanpassung und des Klimaschutzes immer

verzahnt berücksichtigt. Darüber hinaus wurden Klimawandelanpassungsmaßnahmen als

integraler Bestandteil bestehender Pläne (z. B. Stadtentwicklungsplan, Masterplan Verkehr,

...) und Projekte (Zielgebietsmanagement, ...) implementiert.

Im Zuge der Umsetzung des "KliP II" wird in den nächsten Jahren durch entsprechende Ar-

beitsgruppen ein Maßnahmenpaket zur Anpassung an die in Wien zu erwartenden Klimaver-

änderungen ausgearbeitet werden. Zu diesem Zweck hat am 18. Oktober 2011 ein weiterer

Workshop mit den Führungskräften der Stadt Wien stattgefunden. Auf der Basis der Ergeb-

nisse des Workshops wird nun weitergearbeitet. Insbesondere dem Bereich Öffentlichkeits-

arbeit und Bewusstseinsbildung wird eine besondere Rolle zukommen. Außerdem werden

noch weitere vertiefende Forschungsarbeiten erforderlich sein.

Nicht zuletzt arbeiten ExpertInnen der Stadt Wien in verschiedenen Arbeitskreisen zum

Thema „Anpassung an den Klimawandel― sowohl auf nationaler als auch auf EU-Ebene mit.

65

11. Forschungslandschaft und Forschungsbedarf

Wissenschaft und Forschung muss sowohl in der Anpassung als auch beim Klimaschutz

eine wesentliche Gestaltungsaufgabe zukommen. Sinnvolle politische, wirtschaftliche, ökolo-

gische und soziale Lösungen lassen sich nur entwerfen und umsetzen, wenn Ursachen für

Klimaänderung und Folgen für das Leben der Menschen fundiert und integrativ abgeschätzt

werden können.

Die Klimaforschung in Österreich zeigte in den letzten Jahren eine rege Entwicklung, die

jedoch aktuell aufgrund der finanziellen Restriktionen negativ betroffen sein könnte. Auf

Ebene des Bundes liefern zum Forschungsschwerpunkt „Klimawandel und Anpassung― das

nationale Klimafolgenforschungsprogramm StartClim32 und der Klima- und Energiefonds33

(insbesondere das Forschungsprogramm ACRP) wichtige und zukunftsweisende Ergebnis-

se. Des Weiteren konnten durch das Forschungsprogramm proVision34 des Bundesministe-

riums für Wissenschaft und Forschung und durch das Global Change Programm der Öster-

reichischen Akademie der Wissenschaften35 wesentliche Erkenntnisse gewonnen werden.

Das Klimaforschungsprogramm StartClim wurde im Jahr 2002 auf Initiative des Lebens-

ministeriums gegründet und an die Klimaforschungscommunity AustroClim übertragen. Im

Rahmen der bisher über 60 StartClim-Projekte wurde bereits eine umfangreiche Wissensba-

sis geschaffen und weiterer dringender Forschungsbedarf in unterschiedlichen Themenfel-

dern aufgezeigt. StartClim konnte auch Fachdisziplinen motivieren, die auf den ersten Blick

nicht direkt mit Klimawandelfolgen in Verbindung gebracht werden, jedoch einen wichtigen

Beitrag zur Beantwortung von gesellschaftsrelevanten Fragestellungen in Bezug auf den

Klimawandel beisteuern.

Das Forschungsprogramm StartClim ist als flexibles Instrument gestaltet, das durch kurze

Laufzeit und jährliche Vergabe von Projekten rasch aktuelle Themen im Bereich Klimawan-

del aufgreifen kann. Bisher konnten über 100 österreichische ForscherInnen bzw. fast 50

Institutionen erste Studien zum Klimawandel und dessen Auswirkungen durchführen. Das

Programm hat nicht nur interessante Ergebnisse hervorgebracht, sondern auch wesentlich

dazu beigetragen, dass das nötige Know-How in der österreichischen Klimaforschungswelt

entwickelt werden konnte. StartClim wird von einem offenen Geldgeberkonsortium finanziert

(2010: Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft,

Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend, Bundesministerium für Wissenschaft

32

Link: http://www.austroclim.at/index.php?id=45 33

Link: http://www.klimafonds.gv.at/

34 Link: http://www.provision-research.at/

35 Link: http://www.oeaw.ac.at/deutsch/forschung/programme/change.html

66

und Forschung und die Österreichischen Bundesforste) und durch einen internationalen wis-

senschaftlichen Beirat unterstützt.

Mit dem Austrian Climate Research Program (ACRP) des Klima- und Energiefonds wurde

in Österreich eine wichtige Forschungsschiene für Fragestellungen zu Klimawandel und An-

passung eingerichtet. Das seit vier Jahren laufende Programm zielt darauf ab, die durch den

Klimawandel verursachten Auswirkungen zu erforschen und die wissenschaftliche Basis für

zukunftsweisende Entscheidungen der Politik, der Wirtschaft und der Gesellschaft zu schaf-

fen.

Der inhaltliche Schwerpunkt des ACRP reicht von der Erforschung regionaler und lokaler

Auswirkungen des Klimawandels sowie der sich daraus ergebenden Anpassungserforder-

nisse bis hin zu inter- und transdisziplinären Vulnerabilitätsstudien und Risikomanagement-

ansätzen. Das Programm soll die österreichische Forschungskompetenz auf diesem Sektor

ausbauen und ihre Sichtbarkeit in der internationalen Forschung verstärken. In einer ersten

Ausschreibung zur Klimafolgenforschung im Oktober 2007 und in drei ACRP-

Ausschreibungen zwischen 2008 und 2010 wurden 74 Projekte mit einem Budget von mehr

als 12 Mio. € beauftragt. Die 4. Ausschreibung lief von Mai bis September 2011. In 2012 sind

weitere Ausschreibungen geplant.

Wichtige Beiträge liefert auch das BMWF-Forschungsprogramm proVISION. Es untersucht

die Auswirkungen des Klimawandels auf Ökosysteme, Raumentwicklung und Lebensqualität.

proVISION soll Informationen bereitstellen, mit denen sich die vordringlichen Aufgaben der

Vorsorge für Natur und Gesellschaft im Sinne der Nachhaltigkeit bewältigen lassen: Anpas-

sung an den Klimawandel und seine Folgen, adäquate Lebens- und Wirtschaftsmodelle,

schonende Nutzung der Lebens- und Wirtschaftsgrundlagen, Entwicklung und Schutz des

Lebensraumes. Transdisziplinarität ist das leitende Forschungsprinzip in proVISION; es steht

für jene wissenschaftliche Arbeit, in der außerwissenschaftliche PartnerInnen an der Entste-

hung des Wissens mitwirken, ihre Problemsicht, ihr Wissen, ihre Erfahrungen in die For-

schung einbringen und dadurch die Schlagkraft der Wissenschaft verbessern. Aus der lan-

gen Liste der geförderten Aktivitäten fokussieren manche Arbeiten im Doktoratskolleg

„Nachhaltige Entwicklung― und die Projekte „A Tale of two Valleys― und „STRATEGE― auf

Klimawandelaspekte.

Das Global Change Programm der Österreichischen Akademie der Wissenschaften wurde

bereits 1990 gegründet und umfasst drei internationale Forschungsnetzwerke (International

Geosphere-Biosphere Programme, World Climate Research Programme und International

Human Dimension Programme). Im Rahmen des Programmes werden Projekte zur Erfor-

schung des globalen Umweltwandels (u. a. Klima, Biodiversität) gefördert. Das Forschungs-

programm wird vom Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung finanziert und

67

durch ein an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften angesiedeltes Nationalko-

mitees verwaltet.

Des Weiteren werden mit der Auftragsforschung seitens des Lebensministeriums (Programm

für Forschung und Entwicklung Im Lebensministerium PFEIL 15) wichtige Projekte im The-

menfeld Klimafolgen und Anpassung initiiert.

Wesentlich ist zu erwähnen, dass die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik

(ZAMG) einen bedeutenden Beitrag in der Grundlagenarbeit zur Überwachung des Klimas

(Klimamonitoring) leistet. Die Gewinnung der Daten aus dem Automatischen Wetterstati-

onsnetz (TAWES) sowie auch vom phänologischen Beobachtungsnetz der ZAMG erlauben

eine Beschreibung des Zustands der Atmosphäre und der Auswirkungen auf die Biosphäre.

Außerdem laufen Projekte im Rahmen der Glaziologie. Regelmäßige Messung der Glet-

schermassenbilanz, von Glazialabfluss, Schneechemie und Messungen des Permafrosts

sind notwendig, um die Grundlagen für glaziologisch-klimatologische Modellstudien zu schaf-

fen.36

Neben der Klimaforschung in Österreich sind auch Forschungsaktivitäten zu beachten, die

sich im europäischen und internationalen Kontext mit Fragen der Anpassung an den Kli-

mawandel beschäftigen. Österreichs ForscherInnen widmen sich in zahlreichen internationa-

len Projekten wesentlichen Fragestellungen zu Klimawandel und Anpassung, die auch eine

hohe Relevanz für Österreich haben. So können wesentliche Projektergebnisse aus den

Interreg IIIB Forschungsprogrammen von 2000–2006 (Alpine Space37, CADSES38), den

Interreg IVB Forschungsprogrammen (Alpine Space39, Central Europe40, South East Euro-

pe41) und aus den Europäischen Rahmenprogrammen (FP542, FP643, FP744) gewonnen wer-

den. Eine Zusammenstellung aller FP-finanzierten Projekte mit dem Fokus auf Klimawandel

ist unter dem Link: http://ec.europa.eu/research/environment/index_en.cfm?pg=climate zu

finden.

Ein herausragendes Beispiel für die Vernetzung der österreichischen mit der europäischen

Klimaforschung ist das von Österreich koordinierte ERA-Net CIRCLE und das Folgeprojekt

CIRCLE2. Ebenfalls ist darauf hinzuweisen, dass sich Österreich federführend an der Joint

Programming Initiative (JPI) ―Climate Knowledge for Europe‖ beteiligt. In der durch das

36

siehe auch www.zamg.ac.at/forschung/klimatologie 37

Link: http://www.alpine-space.org/projects.html 38

Link: http://www.cadses.net/en/home.html 39

Link: http://www.alpine-space.eu/ 40

Link: http://www.central2013.eu/ 41

Link: http://www.southeast-europe.net/hu/ 42

Link: http://cordis.europa.eu/fp5/ 43

Link: http://ec.europa.eu/research/fp6/index_en.cfm 44

Link: http://cordis.europa.eu/fp7/projects_en.html

68

Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung gestarteten Joint Programming Initiative

„Connecting Climate Knowledge for Europe― haben sich 12 Länder, darunter Österreich, auf

eine gemeinsame Vision zur transnationalen Programmentwicklung sowie eine gemeinsame

Strategische Forschungsagenda zur Klimaforschung verständigt. Diese Agenda verfolgt in

ineinandergreifenden Forschungsschwerpunkten das Ziel, die natur- und sozialwissenschaft-

liche Klimaforschung verstärkt an die Bedingungen gesellschaftlicher Planungs- und Ent-

scheidungsprozesse heranzuführen.

Angesichts der Dimensionen des Klimawandels ist eine institutionalisierte Kooperation der

Klima- und Klimafolgenforschung in Österreich dringend erforderlich. Auf Initiative von fünf

österreichischen Universitäten (BOKU, TU Graz, TU Wien, Uni Graz, Uni Innsbruck) wurden

2010 erste Schritte unternommen, um ein Klimazentrum für Österreich einzurichten. Ziel des

Climate Change Center Austria ist es, durch Vernetzung und die Förderung von Koopera-

tionen die Qualität und Effizienz der Klimaforschung zu verbessern, aber auch die internatio-

nale Sichtbarkeit zu erhöhen. Als Anlaufstelle für Forschung, Politik, Medien und Öffentlich-

keit und für alle Fragen der Klimaforschung in Österreich dient es zur Förderung eines nach-

haltigen Klimadialogs in Österreich.

Im Juni 2011 wurde das Climate Change Center Austria, welches in Form eines Vereins or-

ganisiert ist, formal eingerichtet. Zahlreiche Universitäten und außeruniversitäre For-

schungseinrichtungen haben bereits ihre Mitwirkung zugesagt.

Die vom Lebensministerium im Jahr 2008 beauftragte Studie „Ist-Stand-Erhebung zur An-

passung an den Klimawandel in Österreich― (Gingrich et al. 2008) lieferte eine erste Über-

sicht über Forschungsprojekte mit Fokus auf Klimawandelanpassung. Die Ergebnisse dieser

Studie wurden in eine Datenbank übergeführt, die unter dem Link

www.klimawandelanpassung.at/datenbank/ abrufbar ist. Die Datenbank wird laufend aktuali-

siert und gibt einen guten Überblick über den Schwerpunkt der einzelnen Forschungsprojek-

te, bei denen österreichische ForscherInnen beteiligt sind.

Viele der wissenschaftlichen Ergebnisse aus den zahlreichen Forschungsprojekten liefern

auch eine wesentliche Basis für den politischen Entscheidungsprozess. So baut z. B. diese

vorliegende Anpassungsstrategie an den Klimawandel auf einer Reihe von wissenschaftli-

chen Resultaten auf. „Klimawandel und Anpassung― ist jedoch ein sehr junges Forschungs-

feld, sodass in einigen Bereichen nach wie vor viele offene Fragen bestehen. Um den not-

wendigen Forschungsbedarf im Speziellen für die Umsetzung der Maßnahmen in der natio-

69

nalen Anpassungsstrategie zu eruieren, wurde im Rahmen des Beteiligungsprozesses zur

Unterstützung der Erstellung der nationalen Anpassungsstrategie45 ein Workshop mit Perso-

nen aus der Wissenschaft durchgeführt. Ziel war es, den Dialog zwischen Wissen-

schaft/Forschung und Politik bzw. anderen Entscheidungsträgerinnen und -trägern zu er-

möglichen.

Im Rahmen des Workshops wurde ein umfangreicher Forschungsbedarf für die ersten fünf

Sektoren aus dem Policy Paper identifiziert. Die nachfolgende Zusammenstellung gibt nur

einen beispielhaften Einblick in die breite Palette an Forschungsfragen und soll nur als Aus-

zug verstanden werden.

Landwirtschaft

Im Bereich Landwirtschaft wurde vor allem ein Forschungsbedarf in der Verbesserung des

Humusaufbaus und der Kohlenstoffbindung, der Wasseraufnahmefähigkeit (Querbezug zum

Wasser beachten!) und der Bodenstruktur gesehen. Des Weiteren wurden zahlreiche For-

schungsfragen im Zusammenhang mit dem Tierschutz und der Tiergesundheit identifiziert

(z. B. die Bestimmung von „Hot Spots― für klimawandelinduzierte und bereits bestehende

Infektionserreger).

Forstwirtschaft

Fehlendes Wissen besteht bei der Abschätzung der Vulnerabilität der österreichischen Wäl-

der unter Betrachtung regionalisierter Klimaszenarien und regionalisierter Informationen über

Waldbestände und Waldökosysteme und unter Berücksichtigung forstwirtschaftlicher und

ökologischer Auswirkungen. Ein weiteres wesentliches Forschungsfeld fokussiert auf die

Frage der Warnsysteme bei Auftreten von diversen Krankheitserregern und Schadinsekten

sowie einer zeitlich-räumlich dynamischen Prädispositionsabschätzung.

Wasserhaushalt und Wasserwirtschaft

Ein Forschungsbedarf besteht bei den ökologischen Auswirkungen einer Temperaturerwär-

mung auf die Ressource Wasser (z. B. Verschiebung des Artenspektrums). Um mögliche

Konflikte vorbeugen zu können, ist auch die veränderte Verfügbarkeit von Wasser und die

Bedeutung für die unterschiedlichen Nutzungen vertiefend zu untersuchen. Wesentlich ist es,

der Frage nachzugehen, ob und wie der Klimawandel die Intensität und Häufigkeit von Ext-

remereignissen beeinflusst bzw. zukünftig beeinflussen kann.

45

Link: www.klimawandelanpassung.at

70

Tourismus

Eine umfassende Analyse der Vulnerabilität wichtigster Tourismusdestinationen wird als be-

deutender Forschungsbedarf gesehen. Des Weiteren werden die Ausarbeitung von regiona-

len Klimaszenarien und von Szenarien zur Entwicklung der Naturgefahren als Entschei-

dungsgrundlage für unterschiedliche Planungsprozesse angeregt. Zusätzlich sollen die ört-

lich aufgelösten Schneemodelle laufend aktualisiert werden und so eine wesentliche Grund-

lage liefern.

Energie

Ein großer Forschungsbedarf wird im Bereich der erneuerbaren Energien gesehen (z. B.

zum Einsatz von Geothermie, zur Ausweisung von Windeignungsflächen, zur Untersuchung

von Windlasten bei den Photovoltaikanlagen). Ebenfalls besteht Forschungsbedarf zu den

möglichen ökologischen Folgen der vermehrten Nutzung von Biomasse. Wesentlich ist auch

die Forschung zu intelligentem Netz- und Lastenmanagement mit dem Ziel, eine Abflachung

von Verbraucherspitzen zu erreichen.

Aus den vorliegenden Studien zu den weiteren Aktivitätsfeldern in der Anpassungsstrategie

kann folgender Forschungsbedarf beispielhaft abgeleitet werden:

Bauen und Wohnen

Im Bereich Bauen und Wohnen soll u. a. ein Schwerpunkt auf die Gebäudeforschung (z. B.

klimafolgenangepasste Gebäudekonzepte und Bauweise, Materialforschung, Identifikation

kritischer Gebäudebestände, energiewirtschaftliche Analysen) gelegt werden. Des Weiteren

sollen Forschungsfragen rund um das Bio- und Mikroklima (z. B. Komfortbedingungen in

Innenräumen, Wärmeinseleffekt, Entwicklung von Simulationstools, Konzeptentwicklung zur

Verbesserung des Mikroklimas) in den Fokus gerückt werden.

Schutz vor Naturgefahren

In diesem Bereich ist es wesentlich, die Erforschung der Zusammenhänge von Klimawandel

und Extremereignissen zu forcieren. Zusätzlich soll die Fragestellung vertieft untersucht wer-

den, wie das Bewusstsein der betroffenen Menschen hinsichtlich ihrer Eigenverantwortung

erhöht werden kann.

Katastrophenmanagement

Fragestellungen in der Forschung sollen sich mit Risikokommunikation und der Entwicklung

zielgerichteter Kommunikationsstrategien befassen. Ferner soll die Umsetzung von Pilotpro-

jekten im Katastrophenschutz begleitet und evaluiert werden.

71

Gesundheit

Im Zusammenhang mit Schutz vor Naturgefahren wäre es wesentlich, an der Entwicklung

von Frühwarnsystemen und Aktionsplänen im Falle von Extremereignissen zu forschen und

konkrete Maßnahmen zu entwickeln. Die Wissensbasis hinsichtlich klimawandelbedingter

Veränderungen bei der Etablierung und Ausbreitung von Erregern und Infektionskrankheiten

soll verbessert werden. Vertiefende Forschung zu allergenen Arten und möglichen Strate-

gien zur Vermeidung der Etablierung bzw. Bekämpfung dieser wären ebenfalls wesentliche

Fragestellungen für den Bereich Gesundheit.

Natürliche Ökosysteme/Biodiversität

Grundsätzlich sind noch weitere Erkenntnisse notwendig zum besseren Verständnis der

Auswirkungen des Klimawandels auf die Biodiversität und zur Vulnerabilität von Arten, Le-

bensräumen und Ökosystemdienstleistungen. Forschungsbedarf besteht auch bezüglich der

Aufnahme von Klimawandelaspekten in bestehende Monitoringsystemen.

Verkehrsinfrastruktur

In der Verkehrsinfrastruktur besteht Forschungsbedarf zur Frage der baulichen und rechtli-

chen Möglichkeiten in der Raumplanung, die zum Schutz von Verkehrsinfrastrukturen hin-

sichtlich Extremwetterereignisse durchgeführt werden können. Eine weitere Fragestellung

bezieht sich auf die Sicherstellung des thermischen Komforts in Verkehrsmitteln und auf

Verkehrsflächen.

Raumordnung

Insbesondere zur Ausarbeitung und Bereitstellung von Arbeits-, Planungs- und Vollzugshil-

fen sowie entscheidungsunterstützenden Werkzeugen für Planungsträger, Aufsichts- und

Genehmigungsbehörden, Gemeinden und PlanerInnen sind Forschungsarbeiten notwendig.

Weiters besteht Bedarf zur Entwicklung und zum Ausbau von Modellen und Strukturen zum

Regional Governance von Klimawandelanpassung.

Wirtschaft

Im Bereich der Wirtschaft wird insbesondere in der Produktentwicklung Forschungsbedarf

identifiziert. Für die Versicherungswirtschaft ist die Entwicklung von Risikoabschätzungs-

verfahren von Bedeutung.

Stadt – urbane Frei- und Grünräume

Im Bereich der urbanen Frei- und Grünräume besteht Forschungsbedarf zu optimierten Pla-

nungssystemen sowie zu Risikoanalysen für urbane Räume. Weitere Fragestellungen sind

72

die Eignung von Pflanzenarten bei zunehmender Hitze und Trockenheit und vor allem die

Ausarbeitung von Umsetzungsstrategien.

Infobox: StartClim (AustroClim) http://www.austroclim.at/index.php?id=45 ACRP (Klima- und Energiefonds) http://www.klimafonds.gv.at proVISION (BMWF) http://www.provision-research.at/ Global Change Programm (ÖAW) http://www.oeaw.ac.at/deutsch/forschung/programme/change.html

Pfeil 10 (BMLFUW) http://www.dafne.at/dafne_plus_homepage/sections/dafneplus/PFEIL10.pdf Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik http://www.zamg.ac.at/klima/Klimawandel/ Alpine Space 2000-2006 http://www.alpine-space.org/projects.html CADSES 2000–2006 http://www.cadses.net/en/home.html Alpine Spate http://www.alpine-space.eu/ Central Europe http://www.central2013.eu/ South East Europe http://www.southeast-europe.net/hu/

FP5 http://cordis.europa.eu/fp5/ FP6 http://ec.europa.eu/research/fp6/index_en.cfm FP7 http://cordis.europa.eu/fp7/projects_en.html Zusammenstellung FP- PJ mit Fokus Klimawandel http://ec.europa.eu/research/environment/index_en.cfm?pg=climate

73

12. Good Practice

Good-Practice-Beispiele erfüllen eine wichtige Funktion: Sie zeigen unterschiedliche Wege

auf, wie Systeme und Bereiche auf ein geändertes Klima erfolgreich reagieren können. Sol-

che Beispiele illustrieren die Bandbreite an möglichen Reaktionsmöglichkeiten und die zahl-

reichen Ansätze für die Bewältigung der unterschiedlichsten Herausforderungen. Die Analy-

se und Kommunikation von Erfolgsfaktoren, aber auch von möglichen Barrieren in der An-

passung, können andere Regionen und AkteurInnen bei der Umsetzung ihrer geplanten Ak-

tivitäten unterstützen. Die Präsentation solcher Vorzeigebeispiele fördert eine neue Kultur

des Dialoges zum Austausch der Erfahrungen und der Informationen. Dadurch wird es mög-

lich, voneinander zu lernen und ein Stück weit gemeinsam den Herausforderungen der An-

passung zu begegnen.

In Österreich sind bis dato nur vereinzelt praktische Anpassungsmaßnahmen umgesetzt,

sodass die Identifizierung von Good-Practice-Beispielen eine schwierige Aufgabe darstellt.

Im Nachfolgenden werden zwei Beispiele vorgestellt, die relevante Einblicke in einen guten

Anpassungsprozess geben.

Landwirtschaft

Praxisgerechtes Tool für die Humusbilanzierung

Dem Humusgehalt des Bodens kommt im Zusammenhang mit dem Klimawandel eine grundlegende

Rolle zu: Ein Boden mit hohem Humusgehalt kann mehr Wasser speichern und damit die Kultur-

pflanzen unter trockenen Bedingungen besser versorgen, aber auch Starkregen besser infiltrieren,

Erosion vermindern und Nährstoffe besser speichern. Anhand von Humusbilanzen kann gezeigt wer-

den, welche Auswirkungen Fruchtfolge und Bewirtschaftung auf den Humusgehalt eines Ackerbo-

dens haben. Die derzeit eingesetzte einfache Berechnungsmethode berücksichtigt jedoch regionale

Fruchtfolge- und Ertragsverhältnisse sowie auch bestimmte Bewirtschaftungsfaktoren (z. B. Begrü-

nungen) nicht ausreichend.

Ziel des im Rahmen von StartClim von der Bio Forschung Austria (BFA) durchgeführten Projektes

„Humusbilanzierung als praxisgerechtes Tool für Landwirte zur Unterstützung einer CO2-

speichernden Landwirtschaft“ war es, eine Humusbilanzmethode zu finden, die einfach zu berechnen

ist und die Humusentwicklung auf landwirtschaftlichen Betrieben des Weinviertels hinreichend genau

abbildet. Damit soll den LandwirtInnen ein Werkzeug in die Hand gegeben werden, mit dessen Hilfe

eine CO2-speichernde landwirtschaftliche Bewirtschaftung planbar und umsetzbar wird.

Nach Vergleich verschiedener Humusbilanzierungsmethoden fiel die Wahl unter Berücksichtigung

der in der Praxis vorhandenen Daten und des zeitlichen und finanziellen Aufwandes auf die Methode

Kolbe. Die ausgewählte Humusbilanzmethode wurde in einem Workshop mit der Weinviertler Bau-

erngruppe anhand der Daten ihrer Praxisbetriebe erprobt und evaluiert. Diese Methode wird zukünftig

in den regelmäßig stattfindenden Workshops von Bio Forschung Austria mit Bauern auch aus ande-

ren Regionen verwendet werden.

Weitere Informationen:

http://www.austroclim.at/fileadmin/user_upload/StartClim2009_reports/StCl09D.pdf

74

Landwirtschaft

Weinbau im Klimawandel am Beispiel der Modellregion Traisental

Der Wein wird geprägt von der Lage, der Region und den klimatischen Bedingungen. Diese enge

Verflechtung zeigt sind in den unterschiedlichen Weinqualitäten von Jahr zu Jahr. Klimatische Verän-

derungen wie höhere Temperaturen und Änderungen in der Wasserverfügbarkeit, aber auch neue

Krankheiten und Schädlinge werden den Weinbau vor neue Herausforderungen stellen. So werden

die höheren Temperaturen zu früheren Leseterminen führen und Qualität und Geschmack des Wei-

nes verändern.

Das Projekt WeinKlim befasste sich für die Region Krems-Traisental mit der Frage, wie sich der

Weinbau am besten an zukünftige Bedingungen anpassen und gleichzeitig seine Treibhausgasemis-

sionen verringern kann. Die Studienregion Traisental soll die Nachhaltigkeit der Weinbau-

Produktionstechnik zum Markenzeichen der lokalen Weinbauregion und zum Vorbild für andere

Weinbauregionen machen.

Basierend auf den Daten von 9 Betrieben wurden für die Jahre 2007–2009 der Einfluss des Klima-

wandels auf den Weinbau und die Treibhausgas-Emissionen durch Weinanbau, -erzeugung und -

vertrieb untersucht.

Die Einbindung der WinzerInnen und anderer lokaler Stakeholder stand im Zentrum des Projektes.

Damit konnte gewährleistet werden, dass die Vorschläge für Anpassungsmaßnahmen an den Klima-

wandel und Maßnahmen zur Reduktion der THG-Emissionen sowohl wissenschaftlich fundiert als

auch praxisnah und regionsspezifisch zugeschnitten sind.

Zur Anpassung an den Klimawandel wurden folgende Maßnahmenvorschläge erarbeitet:

Anbau angepassterer Rebsorten,

Ausweitung der Anbauzonen,

Optimierung bestimmter Arbeitsschritte,

Warndienst für Krankheiten zum Einsatz von Pflanzenschutzmitteln „on demand―,

Monitoring neuer Krankheiten bzw. Schädlinge und Identifikation von Schadschwellen,

Kombination von Hagelschutz, Sonnenschutz und Vogelschutz durch Netze,

Optimierung des Gründecken-Managements.

Zusätzlich wurden auch Vorschläge zur Reduktion der THG-Emissionen (z. B. zu den Themen Bo-

denbearbeitung, Düngung, Begrünungsmanagement) entwickelt.

Weitere Informationen:

http://seri.at/de/projects/completed-projects/weinklim-viniculture-and-climate-change/

Forstwirtschaft

Adaptive Managementstrategien für die Österreichischen Bundesforste

Kaum ein anderer Wirtschaftszweig hängt so stark vom Klima ab wie die Forstwirtschaft. Die Öster-

reichischen Bundesforste (ÖBf AG) haben bereits seit Längerem die Bedeutung des Themas erkannt

und stellen sich den Herausforderungen des Klimawandels. Zu diesem Zweck wurde das Projekt

ADAPT ins Leben gerufen und von ExpertInnen des Instituts für Waldbau an der Universität für Bo-

denkultur umgesetzt. Die direkte Einbindung der ForstplanerInnen und der betroffenen ÖBf-

MitarbeiterInnen sorgte für die hohe Praxisrelevanz der Projektergebnisse.

75

Die Ergebnisse zeigen, dass die Verwundbarkeit der Waldbestände der ÖBf gegenüber den Folgen

des Klimawandels speziell in der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts stark zunehmen wird. Während

der Anteil an hoch verwundbaren Beständen im Zeitraum 2001–2020 noch bei 5,9 % liegt, wurden für

die zweite Hälfte des 21. Jahrhunderts bereits 39,6 % als hoch vulnerabel eingestuft. Negativ betrof-

fen sind vor allem Standorte mit geringer Wasserverfügbarkeit auf kalkhaltigem Untergrund. Höher

gelegene Standorte hingegen können durchaus vom Klimawandel profitieren.

Die Ergebnisse von ADAPT dienen als praktisch umsetzbare Entscheidungshilfe für die Beurteilung,

inwieweit sich Waldbestände in bestimmten Regionen unter veränderten klimatischen Bedingungen

entwickeln werden und mit welchen Bewirtschaftungsstrategien (z. B. durch Anpassung der Baumar-

tenwahl, Verjüngungsmethoden) entgegengesteuert werden kann. Auf diese Weise ist es möglich,

künftige Herausforderungen durch den Klimawandel in die waldbauliche Planung der ÖBf zu integrie-

ren. Speziell auf strategischer Ebene tragen die Projektergebnisse dazu bei, Umfang und Dringlich-

keit von notwendigen Anpassungsmaßnahmen abzuschätzen. Ebenso wurden, basierend auf den

Ergebnissen aus ADAPT, die ÖBf-internen Waldbaurichtlinien adaptiert. Seit dem Abschluss des

Projektes sorgen ÖBf-interne Schulungen und Workshops dafür, dass die gewonnenen Erkenntnisse

weitergegeben werden.

Weitere Informationen:

https://forschung.boku.ac.at/fis/suchen.projekt_uebersicht?sprache_in=de&menue_id_in=300&id_in=

6167

http://www.dafne.at/

Wasserhaushalt und Wasserwirtschaft

Regionales Netzwerk in der Region Lavanttal

Im Alpenraum machen sich die Spuren des Klimawandels so deutlich wie in kaum einer anderen

Region in Europa bemerkbar. Dies hat zur Folge, dass es in den heißen, niederschlagsarmen Som-

mermonaten immer wieder zu Engpässen bei der Wasserversorgung kommen kann. Dies betrifft

gleichermaßen Privathaushalte als auch Tourismus und Landwirtschaft. Im letzten Jahrhundert sind

im Lavanttal die durchschnittlichen jährlichen Niederschläge um bis zu 25 % gesunken, während die

Temperatur in den vergangenen 50 Jahren um 1,2 °C angestiegen ist. Die Region hat auf diese Ent-

wicklung bereits reagiert und rechtzeitig Maßnahmen eingeleitet.

Seit 1994 hat der „Wasserverband Verbundschiene Lavanttal― die Wasserversorgungsnetzwerke der

Gemeinden Wolfsberg, St. Andrä, St. Paul und St. Georgen zusammengeschlossen. Damit soll ein

Ausgleich der Wassermengen zwischen den Gemeinden erreicht werden, um zeitweilig auftretende

regionale Engpässe zu bewältigen. Die Umsetzung dieser Idee wurde auf Initiative einer Einzelper-

son erreicht, die bereits früh das Potenzial einer gemeindeübergreifenden Kooperation erkannte.

Heute verfügt das Netzwerk über ein Fördersystem mit einer Durchflussmenge von 260.000 m³ und

versorgt 42.000 KonsumentInnen. Das Wasser stammt aus den Quellen von zwölf Privatpersonen,

die mit dem Wasserverband langfristige Nutzungsverträge abgeschlossen haben.

Parallel zu dieser Maßnahme regen die Gemeinden ihre BürgerInnen mit gut aufbereitetem Informa-

tions- und Datenmaterial sowie konkreten Tipps dazu an, mit Wasser sparsam umzugehen. Diese

kontinuierliche Information und die langfristige Aufklärungsarbeit und Sensibilisierung der Bevölke-

rung haben zum Gelingen erheblich beitragen.

Weitere Informationen:

www.wasserwerk.at/home/wasserwerke/lavanttal

76

Tourismus

Gefährdungskarten für hochalpine Wanderrouten

Verstärken sich als Folge des Klimawandels natürliche Prozesse im Hochgebirge (z. B. Felsstürze),

können sie eine Gefahr für Personen und Infrastruktur darstellen. Während für Siedlungen, Ver-

kehrswege und touristisch intensiv genutzte Gebiete bereits Schutzmaßnahmen existieren, ist die

Sicherheit von Personen, die sich abseits dieser geschützten Areale auf Wanderwegen befinden,

nicht gewährleistet.

Aus diesem Grund wurde im StartClim-Projekt AlpinRiskGP eine der meistbesuchten Hochgebirgs-

landschaften Österreichs – das Großglockner-Pasterze-Gebiet – auf die Gefährdung durch Felssturz,

Muren, Lawinen und ähnliche Abtragungsprozesse untersucht. Hauptursachen für diese Prozesse

sind der Gletscherschwund und der auftauende Permafrost.

Es wurde eine Gefährdungskarte erstellt, die das untersuchte Gebiet flächenhaft in vier Gefähr-

dungsklassen gliedert. Zusätzlich wurden mit Hilfe von Daten aus Klimamodellen die Bedingungen für

ein Szenario im Jahr 2030 abgeschätzt. Durch Überlagerung mit dem Wege- und Routennetz wurden

Karten der Verletzlichkeit einzelner Wegabschnitte erstellt, welche von Kundigen der Region begut-

achtet und in Hinblick auf mögliche Maßnahmen bewertet wurden. Die vorgeschlagenen Maßnahmen

reichen von konkreten lokalen Wegsicherungsarbeiten (z. B. durch Auflassung oder Neuanlage von

Wegen) bis zu neuen Organisationsformen (z. B. Einrichtung eines Wege-Informationssystems) oder

verbesserter Information der Personen, die im Hochgebirge ihre Freizeit verbringen.

In der Differenzkarte der Gefahrenstufen (2010–2030) ist eine Erhöhung der Gefahr festzustellen

(orange bis dunkelrot), während die Herabsetzung des Gefahrenpotenzials nur punktuell vorkommt

(grün).

Weitere Informationen:

http://www.austroclim.at/index.php?id=startclim2009

77

Tourismus, Gesundheit

Wien ist anders – auch bei der Versorgung mit Trinkwasser

Vor allem in großen Städten ist der Klimawandel in den Sommermonaten bereits heute spürbar: Die

Sonne heizt an heißen Tagen den Beton kräftig auf und im dicht verbauten Gebiet bleibt ein Großteil

dieser Wärme gespeichert. Hitzewellen mit Tagestemperaturen über 30 °C und tropischen Nächten,

bei denen die Temperaturen nicht unter 20 °C absinken, werden weiter an Häufigkeit und Intensität

zunehmen. Damit in direktem Zusammenhang stehen Beeinträchtigungen von Gesundheit, Wohlbe-

finden und Leistungsfähigkeit der Menschen. Da aufgrund der Hitze schnell ein Flüssigkeitsmangel

entstehen kann, ist eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr eine der wichtigsten vorbeugenden Maß-

nahmen im Umgang mit der Sommerhitze.

Als Service bietet die Stadt Wien allen Einwohnerinnen/Einwohnern und TouristInnen die Möglichkeit,

sich in der heißen Jahreszeit an den Wiener Trinkbrunnen zu erfrischen. Insgesamt stehen allen

Durstigen 900 Trinkbrunnen zur Verfügung, die direkt an das Wiener Trinkwassernetz angeschlossen

sind und kostenlos Wiener Hochquellwasser anbieten.

Die Brunnen sind strategisch verteilt (u. a. in Parks, bei Spielplätzen oder bei Märkten) und gliedern

sich mit ihren unterschiedlichen Formen und Stilen harmonisch in verschiedene (Alt)Stadtgebiete ein.

Neben diesen stationären Brunnen sind auch sieben mobile Trinkbrunnen in Betrieb. Außerdem be-

steht die Möglichkeit, zum Beispiel bei Großveranstaltungen noch weitere mobile Trinkbrunnen ein-

zusetzen. Diese können bei der Wiener Stadtverwaltung (MA 31) gegen Zahlung eines Unkostenbei-

trags angefordert werden. Zusätzlich wurden diese Trinkbrunnen mit Düsen ausgestattet, die auf

Knopfdruck einen feinen Sprühregen ausstoßen, der für äußerliche Abkühlung sorgen soll.

Die Bereitstellung der Trinkbrunnen hat sich bereits bestens bewährt: Im Jahr 2008 wurden allein

beim Trinkbrunnen am Graben rund 250.000 Liter getrunken („der Standard―, 24. Mai 2011).

Als zusätzliches Service – insbesondere auch für TouristInnen – sind die Standorte der Trinkbrunnen

im online Stadtplan der Stadt Wien abrufbar.

Weitere Informationen sowie Standorte der Brunnen:

http://www.wien.gv.at/wienwasser/versorgung/brunnen.html

http://data.wien.gv.at/katalog/trinkbrunnen.html

Energie, Bauen und Wohnen

Fernkälte: eine energiesparende Kühl-Alternative

Durch die steigenden Temperaturen werden Büroräume, Wohnungen und Geschäfte im Sommer

deutlich aufgeheizt. Daher ist in den vergangenen Jahren die Nachfrage nach klimatisierten Arbeits-

plätzen und Geschäftslokalen deutlich gestiegen. Kompressionskältemaschinen sind in der Kälteer-

zeugung zwar sehr effizient, verbrauchen jedoch Strom und verursachen klimarelevante Emissionen.

Der Einsatz von Fernkälte stellt eine umweltfreundliche Strom- und CO2-sparende Alternative dar.

Fernkälte ist vor allem in Ballungsräumen für Abnehmer mit hohem Energiebedarf wie z. B. Kranken-

häuser, Hotels, Veranstaltungs- und Bürogebäude eine sinnvolle Kühlmöglichkeit. Die Erzeugung der

Fernkälte erfolgt großteils in Absorptionskältemaschinen, wobei anstelle von Strom Abwärme für die

Erzeugung der Kälte verwendet wird. Entscheidend für die Umweltfreundlichkeit ist die Herkunft der

Wärme, die z. B. in Wien aus Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen und aus der thermischen Abfallbe-

handlung stammt. Die Fernkältezentrale Spittelau gibt eine Einsparung von 62 % an Primärenergie

und von 70 % an Treibhausgasemissionen gegenüber herkömmlichen Kältezentralen an. 2010 ist der

78

österreichische Fernkälteverbrauch von 25 auf 60 Gigawattstunden angewachsen. Das entspricht

einer Steigerung um 140 % innerhalb von zwölf Monaten.

Die Gebäude können von einer zentralen Kältezentrale aus über das Fernkältenetz oder dezentral

mit Fernkälte versorgt werden. Bei dezentraler Erzeugung von Fernkälte wird im Gebäude des Kun-

den eine Kältezentrale errichtet und über das Fernwärmenetz mit der Antriebsenergie versorgt. Diese

Vorgangsweise ist dort sinnvoll, wo kein eigenes Fernkältenetz vorhanden ist.

In Wien werden unter anderem das Allgemeine Krankenhaus, der Bürokomplex TownTown, die Uni-

versität für Bodenkultur oder das Bürogebäude Skyline mit Fernkälte gekühlt. In Linz zählen etwa das

Brucknerhaus oder das Krankenhaus der Elisabethinen zu Fernkälte-Kunden. Geplant ist eine deutli-

che Erweiterung des Angebots.

Weitere Informationen:

http://www.wienenergie.at/we/ep/programView.do/channelId/-22449/programId/12413/pageTypeId/11893

http://www.gaswaerme.at/bfk/themen/index_html?uid=2742

Bauen & Wohnen, Urbane Frei- und Grünräume, Raumordnung & Gesundheit

Dachbegrünung

Die Vorteile von begrünten Dächern und Dachgärten sind vielfältig: Sie bieten neue Lebensräume für

Tiere und Pflanzen, verbessern das Mikroklima und haben im Sommer durch die stärkere Verduns-

tung eine kühlende Wirkung. Sie nehmen bis zu 90 % an Niederschlag auf (Retentionswirkung), bin-

den durch die höhere Luftfeuchtigkeit Staub und Schadstoffe aus der Luft und wirken wärme- und

schalldämmend.

Pilotprojekt „Gründach“ der Stadt Wien

In diesem Pilotprojekt wurde ein bestehendes Kiesdach zu einem Gründach umgebaut. Langfristiges

Ziel ist es, alle Flachdächer in Wien zu begrünen. Dies ist klima- und umweltfreundlicher, verlängert

deren Lebensdauer und ist bei einer extensiven Begrünung auch kostengünstiger. Das Know-how zur

Dachbegrünung liegt weitgehend bei der Umweltschutzabteilung der Stadt Wien (MA 22). Von dieser

werden neben der Weitergabe von Informationen an Interessierte (z. B. ArchitektInnen oder Bauträ-

ger) auch Initiativen für Projekte zur Dachbegrünung durchgeführt. Zusätzlich fördert die Stadt Wien

die Begrünung von Dächern unter bestimmten Voraussetzungen bis maximal 2.200 €.

Weitere Informationen:

http://www.tinavienna.at/Dachbegruenung/

http://images.umweltberatung.at/htm/dachbegruenung-infobl-garten.pdf

Erster Österreichischer Gründach-Städtewettbewerb

Ziel dieses Wettbewerbs war es, das Bewusstsein für Dachbegrünungen weiter zu vertiefen, ver-

schiedene Varianten aufzuzeigen und Ansporn für weitere Begrünungsprojekte zu sein. Zu diesem

Zweck wurden die besten Projekte ausgezeichnet. Neben österreichischen Landeshauptstädten ha-

ben auch mittlere und kleine Gemeinden an dem Wettbewerb teilgenommen. Entscheidendes Kriteri-

um waren herausragende und sehenswerte Gründachobjekte in der Gemeinde/in der Stadt.

Ein Musterbeispiel für eine erfolgreiche Dachbegrünung ist der Landschaftspark Bindermichl-

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Spallerhof, der die Mühlkreisautobahn überplattet und die Stadtteile Bindermichl und Spallerhof ver-

bindet. Der Verkehr wurde unter die Erde verlegt. Das darüber entstandene 8,3 ha große Parkareal

ist die derzeit größte Dachbegrünung in Linz und bringt für AnrainerInnen und BesucherInnen eine

erhebliche Steigerung der Lebensqualität.

Aber auch private Wohnprojekte und Gründachumsetzungen verschiedenster Unternehmen wurden

in Linz bereits verwirklicht.

Weitere Informationen:

http://www.bauinfo24.at/news/personalien/1329-preisverleihung-gruendachwettbewerb/index.html

Bauen und Wohnen, Energie

Bewusstseinsbildung – sommertauglich Bauen

Durch höhere Extrem- und Durchschnittstemperaturen und häufigere und intensivere Hitzewellen

wird das Thema Gebäudekühlung und Sommertauglichkeit zukünftig an Bedeutung gewinnen. Vor

allem im städtischen Bereich wird der Kühlbedarf besonders groß sein. Als unmittelbare Reaktion

lässt sich schon jetzt eine gesteigerte und eine dem Klimaschutz zuwiderlaufende Zunahme an Kli-

maanlagen beobachten, die den Energieverbrauch empfindlich in die Höhe treiben. Gebäude müssen

daher nicht nur die Anforderungen an einen optimierten Wärmeschutz erfüllen, sondern auch die

sommerliche Kühlung berücksichtigen.

Durch Bewusstseinsbildung und Informationsmaterialien erhalten PlanerInnen, ArchitektInnen, Bau-

trägerInnen, BauherrInnen und Hausverwaltungen Hilfestellungen, welche die vielfältigen Möglichkei-

ten darstellen, Gebäude sommertauglich, energie- und nutzeroptimiert zu gestalten. Mit Broschüren

und Leitfäden werden klimaschonende Maßnahmen und Strategien zur Erreichung behaglicher In-

nenraumtemperaturen in den Sommermonaten im Gebäudebestand aufgezeigt.

Umfassende Informationen dazu liefern die Broschüre „Sommertauglich Bauen – Wie Ihr Haus im

Sommer angenehm kühl bleibt― und der Leitfaden „Sommertauglich entwerfen und bauen – Leitfaden

zum effizienten Bauen― des Oö. Energieverbandes. Der Leitfaden behandelt ausführlich die Aspekte

"Verminderung des Wärmeeintrags", "Wärme-/Kühlespeicherung", "Optimierung der Tageslichtver-

sorgung", "Technische Gebäudeausrüstung" sowie den "Einsatz von Pflanzen".

Eine weitere Informationsquelle ist die Broschüre „Sommertauglichkeit im Gebäudebestand―, die von

der Arbeitsgruppe Ressourcenorientiertes Bauen der BOKU Wien erarbeitet wurde. Neben grund-

sätzlichen Strategien zu den Themen Gebäudehülle, Speichermassen und Verschattungs-

möglichkeiten werden anhand ausgeführter Projekte Kühlstrategien und Konzepte für die thermische

Sanierung von Kastenfenstern beschrieben.

Weitere Informationen:

Oberösterreichischer Energiesparverband:

Leitfaden: http://www.esv.or.at/info-service/publikationen/sommertauglich/

Broschüre: http://www.esv.or.at/fileadmin/redakteure/ESV/Info_und_Service/Publikationen/Bro_Sommertaugl_Bauen-fin.pdf

Universität für Bodenkultur: http://www.baunat.boku.ac.at/18827.html?&L=

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Schutz vor Naturgefahren

HORA 2.0 – Online-Plattform zur Naturgefahrenerkennung

Anlässlich der schweren Hochwasserereignisse der vergangenen Jahre initiierte das Lebensministe-

rium bereits 2002 gemeinsam mit dem Versicherungsverband (VVO) das Projekt „Hochwasserrisiko-

zonierung Austria – HORA―, ein bundesweites Risikozonierungssystem für Naturgefahren mit beson-

derem Schwerpunkt auf Hochwasser. Ziel des Projektes war es, das Risiko von Naturkatastrophen,

insbesondere von Hochwässern, für ganz Österreich zentral zu erfassen und das Schadenspotenzial

besser abschätzen zu können. Dafür wurden Daten der Hochwasserpegel von 25.000 Flusskilome-

tern in Österreich erfasst.

Im Sommer 2011 wurde die Plattform HORA erneuert und inhaltlich erweitert. Seither ist eine neue

Version der digitalen Applikation unter http://hora.gv.at abrufbar. Die Internetplattform bietet allen

Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit, mittels Adresseneingabe eine erste Gefahrenabschätzung

für diverse Naturgefahren/Wetterereignisse wie Hochwasser, Erdbeben, Sturm, Hagel, Blitz und

Schneelast zu erhalten. Darüber hinaus sind auch aktuelle Wetterwarnungen für Hochwasser, Hagel

und Starkregenereignisse, Erdbeben usw. abrufbar. Für alle gängigen Smart-Phones gibt es seit

August zudem ein HORA-APP, welches die Abschätzung des Gefahrenpotenzials noch leichter

macht.

HORA zielt insbesondere darauf ab, das Risikobewusstsein innerhalb der Bevölkerung zu schärfen,

um rechtzeitig vorsorgen zu können. Die Visualisierung von Gefahrenbereichen soll überdies Ge-

meinden, Ländern und Bund als wichtige Grundlage zur Optimierung und Prioritätenfestlegung im

Hochwasserschutz und in der Raumordnung dienen.

Weitere Informationen:

http://www.hora.gv.at/

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Schutz vor Naturgefahren

Unwetterwarnung per SMS/E-Mail

Seit einigen Jahren können örtlich (nach Postleitzahl) und zeitlich exakte Vorhersagen und Informati-

onen über Art und Intensität eines nahenden Unwetters (Sturm, Starregen, starker Schneefall, Glatt-

eis, Hagel und Gewitter) elektronisch versendet werden. Die Warnungen erfolgen per SMS und/oder

E-Mail. Dadurch können frühzeitig Schutzmaßnahmen getroffen und somit Leben gerettet und Schä-

den verhindert/vermindert werden. In Zusammenarbeit mit der ZAMG bieten mehrere Institutionen,

darunter Versicherungen und der Radiosender Ö3, diesen zumeist kostenpflichtigen Dienst an.

Die Wetterwarnungen werden von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik mit Hilfe von

INCA ermittelt, einem Computerprogramm, das speziell für regionale Wetterprognosen in Österreich

entwickelt wurde. Es werden Wetterdaten von mehr als 140 Wetterstationen ausgewertet. Werden

die Unwetterkriterien für ein bestimmtes Zielgebiet erreicht, erfolgt umgehend die Unwetterwarnung –

bis zu 2 Stunden vor Eintritt des Unwetters.

Weitere Informationen:

http://www.zamg.ac.at/produkte/thema/wettervorhersage/warnungen/

http://www.zamg.ac.at/aktuell/index.php?seite=1&artikel=2007-05-16

http://www.versichern24.at/unwetterwarnung-sms-f%C3%BCr-ganz-%C3%B6sterreich

http://www.uniqa.at/uniqa_at/cms/service/unwetterwarnung/index.jsp

http://www.wetter.at/wetter/oesterreich/uw-sms

Katastrophenmanagement

Team Österreich: Schnelle, unbürokratische Katastrophenhilfe

Mit der Zunahme an extremen Wetterereignissen steigt auch der Bedarf an Helferinnen und Helfern

bei der Bewältigung von Naturkatastrophen. Im Jahr 2007 wurde daher in Österreich eine neue Idee

der BürgerInnenbeteiligung umgesetzt: Das Team Österreich ist eine Initiative von Hitradio Ö3 und

dem Roten Kreuz mit dem Ziel, in Katastrophenfällen rasch und unbürokratisch professionelle Helfe-

rInnen vor Ort zu unterstützen.

Die Stärke des Teams ergibt sich aus der Fülle der unterschiedlichen Fähigkeiten aller Helfenden, die

bei der Anmeldung abgefragt werden und einen gezielten Einsatz ermöglichen. Die Aufgaben im

Katastrophenfall reichen von einfachen Hilfsarbeiten (z. B. Befüllen von Sandsäcken) bis zu Tätigkei-

ten, die spezielle Fachkenntnisse erfordern (z. B. Betreuung von Katastrophenopfern, Mithilfe bei

Aufbauarbeiten).

Die Unterstützung beruht auf Freiwilligkeit – wer Zeit hat und helfen will, der beteiligt sich. Mitmachen

kann jeder, der über 18 Jahre alt ist. Alle HelferInnen sind in einer Datenbank erfasst und können bei

Bedarf rasch verständigt werden, derzeit (Stand August 2011) sind über 29.000 Mitglieder gemeldet.

Jedes Teammitglied ist im Einsatz versichert und erhält vom Roten Kreuz einen Grundkurs in Kata-

strophenhilfe, um für den Einsatzfall gerüstet zu sein. Organisiert werden die Einsätze vom Roten

Kreuz.

Die Initiative erhielt im Jahr 2008 von der International Advertising Association die Auszeichnung in

Silber in der Kategorie Soziales. Die Idee und das Konzept von Team Österreich wurden mittlerweile

auch von anderen europäischen Ländern aufgegriffen.

Weitere Informationen:

http://apps.teamoesterreich.at/

http://oe3.orf.at/teamoesterreich

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Gesundheit

Ozon-Warnung am Smartphone

Durch die mit dem Klimawandel einhergehende Erwärmung und vermehrte Sonneneinstrahlung steigt

die Gefahr erhöhter bodennaher Ozon-Konzentrationen. Eine hohe Ozonbelastung betrifft vor allem

Kinder mit überempfindlichen Bronchien, Personen mit schweren Erkrankungen der Atemwege

und/oder des Herzens sowie Asthmakranke. Kurzzeitig erhöhte Werte können Kopfschmerzen, bren-

nende Augen, Atemwegsbeschwerden oder Asthmaanfälle auslösen und die körperliche Leistungsfä-

higkeit einschränken. Sind erhöhte Ozonwerte bereits vorhanden, können nur noch Folgewirkungen

minimiert werden – etwa indem anstrengende Tätigkeiten oder der Aufenthalt im Freien unterlassen

werden. Daher ist eine zeitgerechte Warnung bei Überschreitungen der Schwellenwerte von enormer

gesundheitlicher Bedeutung.

Zum Schutz der Bevölkerung sind Informations- und Alarmschwellen festgelegt. Die Informations-

schwelle wird bei einer einstündigen Ozonkonzentration von mehr als 180 µg/m³ erreicht, die Alarm-

schwelle bei einer einstündigen Ozonkonzentration von mehr als 240 µg/m³.

BesitzerInnen von Smartphones können sich ab sofort über den stundengenauen Ozonwert in ihrer

Nähe informieren und sich bei Überschreitung der Schwellenwerte warnen lassen. Die Open Data-

Anwendung ist kostenfrei erhältlich und lässt sich auf den Smartphones sämtlicher Hersteller installie-

ren. Die Anwendung funktioniert in jedem modernen Browser und Smartphone und kann unter

www.ozon-info.at aufgerufen werden.

Weitere Informationen:

http://www.umweltbundesamt.at/aktuell/presse/lastnews/newsarchiv_2008/news080729/

http://www.open3.at/projekte/ozon-info-at-ozon-warnung-am-smartphone

Gesundheit

Hitzeschutzplan Steiermark

Hitzewellen kommen in regelmäßigen Abständen auch in unseren Breitengraden vor. Aufgrund des

Klimawandels ist mit länger andauernden und häufiger auftretenden Hitzewellen zu rechnen. Eine

solche liegt dann vor, wenn anhaltende Tag- und Nachttemperaturwerte erreicht werden, die eine

massive Belastung der Gesundheit von Personen bzw. Risikogruppen mit sich bringen.

Der Aktionsplan des Landes Steiermark soll vor allem der Bewusstseinsschaffung für die Problematik

der gesundheitlichen Belastung durch länger anhaltende Hitzeperioden dienen. Praktische Tipps und

ein Leitfaden für Behörden und Einrichtungen sollen mithelfen, Krankheiten und Todesfälle durch

Hitze zu vermeiden.

Der Hitzeschutzplan Steiermark ist in zwei Hauptstufen unterteilt:

Die Vorwarnstufe: Für Zeiträume außerhalb des Beobachtungszeitraumes von Mai–September

bzw. Zeiträume, innerhalb derer die Schwellenwerte nicht überschritten werden.

Die Warnstufe: Für Zeiträume, in denen die Schwellenwerte voraussichtlich für mindestens drei

Tage überschritten werden. Bei Ausrufung der Warnstufe ist die Bevölkerung über allgemeine Ver-

haltensregeln entsprechend zu informieren. Zusätzlich zur medialen Aufbereitung gibt es ein Onli-

ne-Angebot auf der Website der Landessanitätsdirektion. Durch die Aktivierung des Vorwarnsys-

tems erhalten betroffene Einrichtungen einen Tag vor Einsetzen der Hitzeperiode mit entspre-

chend starker Wärmebelastung eine E-Mail mit regionaler Prognose. Somit können sie rechtzeitig

notwendige Maßnahmen ergreifen (z. B. Koordination der Dienstpläne, Organisation von zusätzli-

83

chem Betreuungspersonal, Kontrollanrufe bei alleinstehenden Personen etc.).

Die Schwellenwerte des Vorwarnsystems wurden in Kooperation mit ExpertInnen des ZAMG und

aufgrund wissenschaftlicher Grundlagen festgelegt. Basis ist eine bioklimatische Studie der Steier-

mark, die neben dem Temperaturwert auch die Schwülebelastung mit einbezieht.

Zu den Grundpfeilern des Hitzeschutzplans zählen:

Die Identifikation von Risikogruppen und -personen,

die Sicherstellung der Pflege und Betreuung durch Angehörige und Freiwilligen-Dienste,

die frühzeitige Information wichtiger Institutionen (Pflegeheime, Krankenhäuser, Schulen und Kin-

dergärten, Mobile Dienste, Blaulichtorganisationen etc.),

die Ausarbeitung von Merkblättern für einzelne Zielgruppen, Risikogruppen und online zum Down-

load,

die Ausarbeitung detaillierter Informationen für richtige Verhaltenshinweisen und über präventive

Schutzmaßnahmen,

die Entwicklung von Bewusstsein sowie Fachkenntnis und -information bei Betroffenen bezüglich

hitzebedingter Probleme und Krankheitsverläufe,

die Vorbereitung von Informationsmaterial für die Massenmedien.

Weitere Informationen:

http://www.verwaltung.steiermark.at/cms/ziel/65872062/DE/

Ökosysteme/Biodiversität

Neobiota Projekt am Beispiel Johnsbach

Die durch den Klimawandel bedingten höheren Temperaturen begünstigen häufig gebietsfremde

Arten, die sogenannten Neobiota. Darunter werden Pflanzen und Tiere aus anderen Kontinenten

verstanden, die nach 1492 durch den Menschen nach Österreich gelangt sind und sich teilweise

massiv ausbreiten.

Die Österreichischen Bundesforste haben in vier Bundesländern ein dreijähriges Pilotprojekt zum

Naturraum-Management begonnen, das die mehrjährige Bekämpfung bestimmter Invasionspflanzen

und deren lückenloses Ausmerzen zum Ziel hat. Das Projekt wird in ausgewählten Gebieten in Nie-

der- und Oberösterreich, Wien und der Steiermark durchgeführt und soll in jedem Bundesland über

das „Programm zur Entwicklung des ländlichen Raumes― (LE) finanziert werden. Ermöglicht wird das

Projekt durch die aktive Mitarbeit der Bevölkerung.

Eine der betroffenen Gemeinden ist Johnsbach im Gesäuse. In den letzten Jahren haben sich hier

vor allem drei Pflanzenarten explosionsartig vermehrt: Das Himalaya-Springkraut, die Kanadische

Goldrute und der Japanische Staudenknöterich. Diese Pflanzen haben bereits tiefer gelegenen Alm-

wiesen bis zu einer Höhe von 1.600 Meter erreicht.

Johnsbach liegt in einem allseits von Bergen umschlossenen Talschluss – der einzige Eintragspfad

für die invasiven Pflanzen verläuft daher über die Zwischenmäuerstrecke des Johnsbaches, welche

konsequent neophytenfrei gehalten wird. Das Projektteam der ÖBf kümmert sich um die Projektab-

wicklung, Organisation und Koordination der Maßnahmen, Schulungen und um die Erfolgskontrolle.

Weitere Informationen:

http://www.johnsbach.at/gemeinde/61-springkraut.html

84

Verkehrsinfrastruktur

Pilotprojekt Grüngleis – ökologische Grundlagen und Bewertungsmethoden für den Straßenbahnoberbau (GrüGl)

Begrünte Gleise tragen neben einer Aufwertung des öffentlichen Raums auch zur Zurückhaltung von

Regenwasser sowie zur Verbesserung des Kleinklimas bei. Daher werden Grüngleise häufig für Straßen-

bahnneubauten als „nachhaltige― Maßnahme gefordert. Aufgrund eines fehlenden Regelwerks von zu

berücksichtigenden Umweltkriterien bei Eisenbahninfrastrukturprojekten gestalten sich Bauausschreibun-

gen allerdings oftmals sehr schwierig. Im Rahmen des Projektes GrüGl werden Indikatoren zur Bewer-

tung der Auswirkungen auf die Umwelt erarbeitet und anhand der Umsetzung eines neuartigen Grünglei-

ses auf einem neuen Streckenabschnitt der Straßenbahnlinie 26 in Wien einem Praxistest unterzogen

werden. Damit soll künftig ÖPNV-Betreibern ermöglicht werden, in Bauausschreibungen besonders auf

die Erfüllung der Umweltschutzerfordernisse einzugehen und sicherzustellen, dass die Infrastruktur so

umweltgerecht wie möglich errichtet wird.

Ein weiteres Ziel des Projektes ist es, eine Alternative zum sogenannten „Rasengleis― zu schaffen. Da-

durch sollen u. a. das Mikroklima verbessert, das Wasserrückhaltevermögen erhöht, der Schallschutz

verbessert und ästhetischen Kriterien Rechnung getragen werden. Dabei soll eine Mischung von heimi-

schen salz- und trockenheitsbeständigen Wildpflanzenarten zum Einsatz kommen, die optimal an die

herrschenden Umgebungsbedingungen angepasst, pflegeleicht und beständig (keine Nachsaat erforder-

lich) sind. Die Endergebnisse des Pilot-Projektes werden im Juni 2012 vorliegen.

Weitere Informationen:

http://www2.ffg.at/verkehr/projekte.php?id=709&lang=de&browse=programm

https://forschung.boku.ac.at/fis/suchen.projekt_uebersicht?sprache_in=de&menue_id_in=300&id_in=8248

http://publik.tuwien.ac.at/files/PubDat_199677.pdf

Raumordnung

CLISP – Anpassung an den Klimawandel durch Raumplanung im Alpenraum (Umsetzung in den Modellregionen)

Die Auswirkungen des Klimawandels wie zunehmende Wasserknappheit, Hitzewellen und insbeson-

dere steigende Naturgefahrenpotenziale beeinflussen in großem Ausmaß die Raumentwicklung,

Flächennutzungen und lebenserhaltende Ökosystemleistungen. Fragestellungen wie „Welche Rolle

kann die Raumplanung bei der Anpassung an den Klimawandel einnehmen?― oder „Wie ‚klimawan-

delfit‗ sind unsere Raumplanungssysteme und -prozesse?― standen im Fokus des vom Alpenraum-

programm (ETZ 2007–2013) geförderten Projektes CLISP (Climate Change Adaptation by Spatial

Planning in the Alpine Space).

Im Zuge des Projektes wurden in insgesamt zehn Modellregionen im Alpenraum Detailuntersuchun-

gen durchgeführt. In Österreich zählten dazu das Bundesland Oberösterreich sowie die NUTS-3-

Regionen Liezen (Steiermark) und Pinzgau-Pongau (Salzburg). Für jede Modellregion wurde in

einem ersten Schritt die Verwundbarkeit ausgewählter Sektoren analysiert (der Fokus in Pinzgau-

Pongau und Liezen lag vorwiegend auf Tourismus und Siedlungsentwicklung; in Oberösterreich u. a.

auf Tourismus, Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Wasserwirtschaft und Energie). In einem zweiten

Schritt wurden einzelne Raumplanungsinstrumente evaluiert, deren Stärken und Schwächen aufge-

zeigt sowie konkrete Empfehlungen erarbeitet. Ein weiteres Arbeitspaket in den Modellregionen war

die Initiierung eines Stakeholderprozesses zum Thema Risikomanagement und Risikosteuerung in

der Region, im Rahmen dessen mehrere Workshops, Interviews und dgl. durchgeführt wurden.

Durch die Arbeiten in den Modellregionen fand im Laufe der Projektlaufzeit von CLISP eine Sensibili-

sierung von Politik und Entscheidungsträgern, Planungsbehörden, Stakeholdern und der Öffentlich-

85

keit im Hinblick auf die Rolle der Raumplanung bei der Anpassung an den Klimawandel statt. In meh-

reren Modellregionen wurden auch über das Projekt hinaus Aktivitäten und Prozesse zur künftigen

Ausrichtung der Raumentwicklung in der Region initiiert. So wurde beispielsweise in Oberösterreich

eine intersektorale Arbeitsgruppe unter Leitung der Abt. Raumordnung etabliert, welche sich – basie-

rend auf den Ergebnissen von CLISP – mit dem Thema Klimawandelanpassung und Raumordnung

auseinandersetzt und Empfehlungen für künftige Strategien ausarbeitet. Auch in der Modellregion

Liezen sind die Ergebnisse aus CLISP in die Prozesse auf Bundesländerebene (u. a. Klimaschutz-

plan Steiermark) eingeflossen.

Weitere Informationen:

http://www.clisp.eu/

Raumordnung, Schutz vor Naturgefahren

Programm zur hochwassersicheren Entwicklung der Siedlungsräume in der Steiermark

Das 2005 verordnete Sach-Raumordnungsprogramm zur hochwassersicheren Entwicklung der Sied-

lungsräume enthält verbindliche Regelungen mit klar definierten Rechtsfolgen für die Flächenwid-

mung und Bautätigkeiten in Hochwasserabflussgebieten und Gefährdungsbereichen. Hochwasserab-

flussgebiete des HQ100, rote Gefahrenzonen und blaue Vorbehaltsflächen (u. a. für Hochwasser-

schutzmaßnahmen besonders geeignete Flächen) der nach den forstrechtlichen Bestimmungen er-

lassenen Gefahrenzonenpläne sowie ein Uferstreifen entlang natürlich fließender Gewässer von min-

destens 10 m Breite sind von Baulandwidmungen und Bauführungen freizuhalten. Ausnahmen vom

Widmungs- und Bebauungsverbot innerhalb des HQ100-Bereichs sind klar geregelt. In potenziellen

Gefährdungsbereichen, wo weder die HQ100-Anschlaglinie noch Gefahrenzonenpläne vorliegen,

sollen entweder empirische Hochwasseranschlaglinien der Vergangenheit für Widmungsentschei-

dungen herangezogen oder Gutachten der Wildbach- und Lawinenverbauung angefordert werden.

Weitere Informationen:

http://www.raumplanung.steiermark.at

Raumordnung, Schutz vor Naturgefahren

Hochwasserschutz-Maßnahmengesetz 2004 in Salzburg:

Das Hochwasserschutz-Maßnahmengesetz 2004 sieht vor, dass neben der Freihaltung von HQ30-

Flächen und roten Gefahrenzonen auch wesentliche Hochwasserabfluss- und Rückhalteflächen von

Baulandwidmungen freizuhalten sind. In der Planungspraxis wird die Abgrenzung der betreffenden

Flächen über die HQ100-Anschlaglinie durchgeführt (gelb-rote Gefahrenzonen gemäß Gefahrenzo-

nenplan BWV). Überflutungsräume und Gefahrenzonen wurden 2009 im Salzburger Raumordnungs-

gesetz verankert. Demnach besteht für Hochwasserabfluss und -rückhalt wesentliche Flächen ein

Baulandwidmungsverbot. Die Salzburger Bauordnung sieht vor, dass Bauplatzerklärungen innerhalb

des HQ100-Bereichs nicht erteilt werden dürfen, wenn die Gefährdung bzw. Abflussbeeinträchtigung

nicht mit wirtschaftlich vertretbaren Maßnahmen behoben werden kann. Zudem wurde im Baurecht

die nachträgliche Vorschreibung von objektbezogenen Sicherstellungsmaßnahmen für Baubestand in

Gefährdungsbereichen ermöglicht.

Weitere Informationen:

http://www.salzburg.gv.at/raumplanung

http://www.salzburg.gv.at/themen/nuw/wasser/hochwasser_hauptseite.htm

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Stadt – urbane Frei- & Grünräume, Raumordnung, Okösysteme/Biodiversität

Klimaregulation in Städten: „Grünes Netz Graz“ & „Grazer Innenhöfe beleben“

Dichte Bebauung, Bodenversiegelung und die Emission von Luftschadstoffen und Abwärme können in

Städten zu einer höheren Durchschnittstemperatur und Schadstoffkonzentration, zu niedrigeren Wind-

geschwindigkeiten und geringerer Luftfeuchtigkeit führen. Dieser als Stadtklima bezeichnete Effekt wird

durch den Klimawandel weiter verstärkt. Grün- und Freiräume nehmen eine wichtige Funktion für die

Klimaregulation ein und können dem Temperaturanstieg in Städten entgegenwirken. Daher wurden von

der Stadt Graz zwei Projekte zur Verbesserung des städtischen Klimas und der Lebensqualität der

BewohnerInnen umgesetzt.

„Grünes Netz Graz“

Ziel dieses Projektes ist die Vernetzung von bestehenden Grün- und Freiflächen durch verbindende

Wege und Grünelemente. Neben den ökologischen und stadtklimatischen Auswirkungen steht auch die

Erholungsfunktion im Vordergrund. Gleichzeitig werden attraktive Fuß- und Radwege als alternative

Möglichkeiten der Fortbewegung zum Pkw angeboten. Die Naherholungsgebiete beginnen de facto vor

der Haustüre bzw. sind über „Grüne Wege― leicht zu erreichen.

Das Grüne Netz ist nicht nur ein Strategiepapier zur Stadtentwicklung, sondern soll auch den Hand-

lungsbedarf für die städtebauliche Entwicklung klar definieren. Es dient als Arbeitsgrundlage für die

Stadtplanung, die Flächenwidmungsplanung und für Stellungnahmen zu Bauanträgen usw.

Weitere Informationen:

http://www.stadtland.at/htm/projekte/grNetzGraz.htm

http://gis.graz.at/cms/dokumente/10071750_1515118/46e8462a/GRAZ_Broschuere_Gruenes_Netz.pdf

http://gis.graz.at/cms/ziel/1515118/DE/

„Grazer Innenhöfe beleben“

Neben den Grünanlagen und städtischen Wäldern sind es auch die Innenhöfe, die als Lebens- und

Erlebnisraum genutzt werden können. Als halböffentliche und private Freiräume können sie maßgeb-

lich zur Lebensqualität in dicht bebauten Stadtteilen beitragen. Sie verbessern mit entsprechenden

Bepflanzungen das Kleinklima und erhöhen damit auch die Wohnqualität in den anliegenden Gebäu-

den. Insbesondere in Gebieten mit hoher Bevölkerungsdichte und wenig öffentlich zugänglichen Park-

flächen kommt den Innenhöfen eine besondere Bedeutung zu. Im Rahmen eines von der Europäischen

Union geförderten Projektes wurden soziologische, planerische und rechtliche Gesichtspunkte der

Erhaltung und Revitalisierung von Grazer Innenhöfen untersucht und in Pilotprojekten umgesetzt. Mit

der Broschüre „Urbane Oasen― werden allen Interessierten Möglichkeiten zur Umgestaltung des Hofes

aufgezeigt sowie Informationen über bestehende Unterstützungen gegeben.

Weitere Informationen:

http://www.graz.at/cms/beitrag/10066544/1248185

http://www.graz.at/cms/beitrag/10066553/1248267

http://www.verantwortung-zeigen.at/index.php?id=1117

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13. Kommunikation und Bildung

Gerade wenn es um gesamtgesellschaftliche Themen wie die Anpassung an den Klimawan-

del geht, die durch Unsicherheit einerseits und einen hohen Grad an Risiko andererseits

gekennzeichnet sind, ist ein intensiver gesellschaftlicher Dialog notwendig. Dies ist umso

mehr von zentraler Bedeutung, als die zur Anpassung notwendigen Maßnahmen verschie-

dene Entscheidungsebenen betreffen und zusätzlich in die unmittelbaren Lebensbereiche

vieler Menschen eingreifen werden. Die Notwendigkeit einer Anpassung gilt gleichermaßen

für die breite Öffentlichkeit wie auch für UnternehmerInnen, Interessenvertretungen und Per-

sonen aus der Verwaltung (von Bund bis Gemeinden). Um betroffene Personen im Anpas-

sungsprozess zu unterstützen und robuste Zukunftsentscheidungen zu ermöglichen sowie

den Umsetzungserfolg der vorliegenden Klimawandel-Anpassungsstrategie zu erhöhen,

kommen Kommunikation und Bildung eine wesentliche Rolle zu.

Damit Anpassungsstrategien und -maßnahmen erfolgreich umgesetzt werden können, müs-

sen sie möglichst von der gesamten Gesellschaft getragen werden. Das Bereitstellen und

Vermitteln von zielgruppengerechten und praxisrelevanten Informationen zu den Folgen des

Klimawandels und möglichen Anpassungsmaßnahmen sind zentrale Schritte, um die Men-

schen zum präventiven Tun zu motivieren. Dadurch wird ermöglicht, dass das „beste― vor-

handene Wissen in den Entscheidungsprozess einbezogen werden kann.

In den letzten Jahren sind in Österreich einige Internet-Informationsplattformen entstanden,

die auf den Informationstransfer von der Politik/Forschung hin zur breiten Öffentlichkeit ab-

zielen. Zu nennen ist hier die Web-Seite des Lebensministeriums

(http://klimaanpassung.lebensministerium.at), die über den laufenden politischen Prozess zu

Klimawandelanpassung auf nationaler Ebene berichtet. Im Rahmen des Beteiligungsprozes-

ses zur Unterstützung der Erstellung der österreichischen Klimawandel-Anpassungsstrategie

wurde eine Homepage eingerichtet (www.klimawandelanpassung.at; konzipiert und umge-

setzt vom Umweltbundesamt mit Finanzierung vom Klima- und Energiefonds), die öster-

reichspezifische Informationen zu Klimawandel und Anpassung bereitstellt. Ebenfalls anzu-

führen ist die Informationsplattform, die im Rahmen des vom Klima- und Energiefonds finan-

zierten Projekts „Triple-C― konzipiert wird (vorläufige Version:

www.ecoresearch.net/climate/#6). Die Abteilung Klimaforschung an der ZAMG ging im No-

vember 2010 mit einem Informationsportal zum Thema Klimawandel online

(www.zamg.ac.at/klima/Klimawandel/). Mit dieser Plattform wird das Ziel verfolgt, fundierte

naturwissenschaftliche Informationen zum Klimawandel in verständlicher Form zu präsentie-

ren.

88

Neben den Informationen im Internet gibt es seit Jänner 2011 auch einen Newsletter zu Kli-

mawandelanpassung (www.klimawandelanpassung.at/newsletter-

registrierung/newsletterarchiv/), der praxisnahe Information für EntscheidungsträgerInnen

aus der Verwaltung, Interessenvertretungen etc. aufbereitet und zur Verfügung stellt (konzi-

piert und umgesetzt vom Umweltbundesamt mit Finanzierung vom Klima- und Energiefonds).

Der Zugang zu fundierter und zielgerichteter Information übers Internet leistet einen wesent-

lichen Beitrag zur Bewusstseinsbildung. Zusätzlich sollen aber adäquate Inhalte zu Klima-

wandel und Anpassung in die schulische Ausbildung integriert werden. Daher ist die Erstel-

lung von geeigneten Unterrichtsmaterialien ein weiteres wesentliches Element.

Wissenschaftliche Studien (IPCC 2007, Grothmann et al. 2009) haben jedoch nachgewie-

sen, dass die Bereitstellung von Informationen nicht unmittelbar zu einer Handlung führen

muss. In anderen Worten: das Wissen reicht nicht immer aus, um Personen auch zum Tun

zu bewegen. Daher müssen in einer weiteren Phase – neben der Vermittlung von Informati-

on – Wege und Ansätze entwickelt werden, die die Motivation und Befähigung der Menschen

zum Handeln erhöhen. Denkbar sind in diesem Zusammenhang Aktivitäten wie Werbekam-

pagnen, persönliche Gespräche oder Beiträge in Fachjournalen. Obwohl Beispiele und Er-

fahrungen in diesem Bereich europaweit erst vereinzelt vorhanden sind (z. B. Dialogveran-

staltungen zur deutschen Anpassungsstrategie46 oder das Bildungsprogramm von UKCIP47),

werden Kommunikation und Bildung als wesentliche Elemente für eine erfolgreiche Anpas-

sung in allen vorliegenden Anpassungsstrategien der europäischen Länder genannt (Swart

et al. 2009).

Auch in Österreich wird die Bedeutung von Kommunikation und Bildung für die Erhöhung

des Bewusstseins und der Handlungskompetenz aller Betroffenen gesehen. Bei der Weiter-

entwicklung dieser vorliegenden Anpassungsstrategie an den Klimawandel wird darauf be-

sonderes Augenmerk gelegt.

46

Link: http://www.anpassung.net/cln_117/nn_701050/DE/Anpassungsstrategie/Veranstaltungen/Dialoge_20zur_20Klimaanpassung/1005_20nationaler_20Dialog/Nationaler_20Dialog.html 47

Link: http://www.ukcip.org.uk/index.php?option=com_content&task=view&id=205&Itemid=320

89

14. Globaler Kontext

Die Gefahren, die vom Klimawandel ausgehen, werden in verschiedenen Regionen der Welt

noch schwerwiegendere Auswirkungen auf Menschen, Umwelt sowie wirtschaftliche und

soziale Entwicklung haben als in Österreich und Europa.

Diese nachteiligen Effekte treffen vor allem Entwicklungsländer, die häufig in labilen und ge-

fährdeten Naturräumen liegen und hauptsächlich von natürlichen Ressourcen und den damit

zusammenhängenden Wirtschaftssektoren wie Land- und Forstwirtschaft und Fischerei ab-

hängig sind. Durch eine mangelhafte wirtschaftliche und soziale Entwicklung verfügen sie

nur über begrenzte Möglichkeiten, sich an den Klimawandel anzupassen.

Der globale Klimawandel erhöht nun die Gefahr, dass sich die weltweite Armut und soziale

Konflikte zusehends verschärfen. Es ist ein wichtiges und gemeinsames Ziel von Industrie-

und Entwicklungsländern, den negativen Auswirkungen des Klimawandels entgegenzuwir-

ken.

In Art. 4 (1) des Klimarahmenübereinkommen der Vereinten Nationen ist festgehalten, dass

alle Vertragsparteien unter Berücksichtigung ihrer gemeinsamen aber unterschiedlichen

Verantwortlichkeiten nationale und gegebenenfalls regionale Programme erarbeiten und um-

setzen, in denen Maßnahmen zum Klimaschutz sowie zur angemessenen Anpassung an die

Klimänderung vorgesehen sind. Art. 4 (4) sieht die Unterstützung der Industriestaaten für

Entwicklungsländer vor, die durch diese Anpassung entstehenden Kosten zu tragen.

Diese Unterstützung der Entwicklungsländer bei der Anpassung an den Klimawandel ist ein

zentraler Bestandteil der Verhandlungen um ein internationales Klimaregime sowie Bestand-

teil vielfältiger Maßnahmen der multilateralen und bilateralen Entwicklungszusammenarbeit.

Die globalen Aspekte der Klimawandelanpassung werden vor allem in Bereichen der Ent-

wicklungszusammenarbeit intensiv diskutiert und haben schon in entsprechende nationale

(z. B dem Strategische Leitfaden „Umwelt und Entwicklung―, BMeiA & Lebensministerium

2009) oder internationale (OECD 2009) politische Vorlagen Eingang gefunden.

Für die entwicklungs-, sicherheits- und umweltpolitische Zusammenarbeit sowie für Migrati-

onspolitik spielt das Thema zunehmend eine Rolle. Aus diesem Grund befasst sich auch die

österreichische Anpassungsstrategie mit internationalen Aspekten des Klimawandels.

Lebensbedingungen sichern

In vielen Regionen der Welt wird der Klimawandel die Lebensbedingungen nachhaltig beein-

trächtigen und z. B. durch Wasserknappheit zu einer massiven Bedrohung für die Lebensmit-

telversorgung führen. Andere Auswirkungen des Klimawandels werden hitzebedingte Todes-

90

fälle, die Verbreitung von Vektor-übertragenen Krankheiten wie Malaria und den Zugang zu

natürlichen Ressourcen betreffen. Auch das Erreichen der Millenniumsziele und der damit

verbundenen nationalen Ziele zur Auslöschung der Armut und Förderung nachhaltiger Ent-

wicklung erscheint durch den Klimawandel gefährdet (OECD 2009). Dies dürfte eine Zunah-

me von Umweltflüchtlingen mit sich bringen.

Die Zahl der für das Jahr 1999 geschätzten 25 Millionen Umweltflüchtlinge wird bis zum Jahr

2050 auf 150–200 Millionen angestiegen sein. Alleine durch das Steigen des Meeresspiegels

ist in den nächsten zehn Jahren mit zehn Millionen zusätzlichen Umweltflüchtlingen zu rech-

nen (EK 2007b). Der Klimawandel ist dabei nicht der alleinige Faktor, der zu Migration führt;

Auslöser sind oft bereits bestehende problematische Verhältnisse (politisch, wirtschaftlich,

religiös etc.). Dazu zählen unter anderem unzureichende Infrastruktur, generelle Wasser-

knappheit, schlechte medizinische Grundversorgung etc. Global nachhaltige Wirtschaft

Industrie- und Entwicklungsländer stehen vor der Herausforderung, sozial und ökologisch

nachhaltige Wirtschaftsformen zu entwickeln und umzusetzen (BMLFUW 2002). Zusätzlich

sollen Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel getroffen werden. Für Entwicklungs-

länder werden beide Aufgaben durch fehlende Finanzierungsmöglichkeiten und mangelnde

Humanressourcen erschwert.

Nicht zuletzt haben nicht nachhaltige Produktions- und Konsumgewohnheiten in den Indust-

rieländern negative Auswirkungen auf die Entwicklungsländer und führen zu einem erhöhten

Druck auf die natürlichen Ressourcen. Alle Staaten tragen somit Verantwortung für die

nachhaltige Entwicklung unseres Planeten (BMeiA 2009). Besondere Bedeutung haben

durch Marktkräfte hervorgerufene unbeabsichtigte indirekte Auswirkungen von Klimaschutz

oder Anpassungsmaßnahmen in reicheren Ländern: Landgrabbing, Futtermittelimporte und

die Nachfrage nach Agrartreibstoffen können zusätzliche Konflikte mit sich bringen (Breitwie-

ser 2011).

Umwelt erhalten und schützen

Global betrachtet hat sich der Zustand der Umwelt und der natürlichen Lebensgrundlagen in

den vergangenen Jahrzehnten vielerorts stetig verschlechtert; der Klimawandel verschärft

die Situation zusätzlich. Die Einbindung des Umweltschutzes und des Erhalts der natürlichen

Lebensgrundlagen gehört deshalb – wie unter anderem in der österreichischen Gesetz-

gebung festgehalten – zu den wichtigsten Aufgaben der Entwicklungszusammenarbeit.

Die Folgen des Klimawandels und die Notwendigkeit zur Anpassung verschärfen vor allem

die Unsicherheit der armen Bevölkerung in ländlichen Gebieten und küstennahen Ballungs-

räumen, die ohnehin schwierigen agro-ökologischen Bedingungen, Umweltrisiken und hoher

Klimavariabilität ausgesetzt ist. Unsichere Landrechte, fehlender Zugang zu Umweltinforma-

91

tionen und die Auswirkungen von Umweltkatastrophen gefährden ihre Existenz in hohem

Maß. Gesetze werden mangelhaft umgesetzt; die Kapazitäten in Ministerien, Regionen, Ge-

meinden und Institutionen sind schwach (BMeiA 2009).

Empfehlungen

Unter Einbeziehung aller Klimaaspekte (Klimaschutz und Anpassung an den Klimawan-

del) sollten Drittländer und -regionen bei Maßnahmen für eine nachhaltige Entwicklung di-

rekt unterstützt werden.

Die Entwicklungszusammenarbeit wäre, mit dem Ziel zu verstärken, die Gesundheitsver-

sorgung sowie Umwelt- und Lebensbedingungen (Gesundheit, Ernährung) vor Ort zu ver-

bessern

Partizipative Initiativen, die den lokalen Gesellschaften helfen, ihre Widerstandsfähigkeit

gegenüber klimatischen Risiken zu verbessern, sollten gefördert werden.

Studien zu den Entstehungszusammenhängen von Migrationsbewegungen nach Öster-

reich und Europa sollten initiiert werden, damit eventuelle Migrationsströme vermindert

bzw. bewältigt werden können.

Bei der österreichischen Klimawandelanpassungspolitik müssen die externen Auswirkun-

gen mitberücksichtigt werden, um die Auslagerung negativer oder sogar kontraproduktiver

Effekte zu verhindern.

Sektoraler Know-How-Transfer sollte in beide Richtungen erfolgen: gegenseitiges Lernen.

Bei Aktivitäten mit Auslandsbezug (z. B. Import von Produkten) müssen verstärkt Aspekte

der Klimawandelanpassung mitberücksichtigt werden.

92

15. Handlungsempfehlungen

Um eine koordinierte und abgestimmte Vorgehensweise auf nationaler Ebene zu unterstüt-

zen, liefert die österreichische Anpassungsstrategie Handlungsempfehlungen für 14 Aktivi-

tätsfelder. Einen Überblick über Handlungsempfehlungen sind nachstehend tabellarisch zu-

sammengefasst. Im Aktionsplan sind die Handlungsempfehlungen ausführlich beschrieben.

93

LANDWIRTSCHAFT

Nr. Titel Ziel HandlungsträgerInnen

3.2.4.1 Nachhaltiger Aufbau des Bodens, Sicherung der Bodenfruchtbarkeit,. -struktur und -stabilität

Langfristige Stabilisierung und Erhöhung des Humusgehaltes der Böden;

Erhaltung der Aggregatstabilität sowie Förderung des Bodenlebens und Steigerung der Wasseraufnahme- und Wasserspeicherfähigkeit;

Vermeidung von Schäden (insbesondere Bodenverdichtung und Boden-erosion) und Erhalt der Bodenfruchtbarkeit durch eine nachhaltige und standortangepasste Bodennutzung sowie eine bodenschonende Bearbei-tungsmethode;

Bund, Bundesländer, Interessenvertretungen (Beratung, Information), universitäre und au-ßeruniversitäre Forschungseinrichtungen, LandwirtInnen, Bio-Austria, b

4 -Corporate

Soil

Competence

3.2.4.2

Verstärkte Etablierung und Förde-rung von wassersparenden Bewäs-serungssystemen sowie Verbesse-rungen in der Bewässerungspla-nung

Effizienzsteigerung in der Bewässerung und der Wassernutzung durch den Einsatz moderner technologischer Entwicklungen, die eine Optimie-rung der Bewässerung hinsichtlich Zeitpunkt und Menge erlauben

Bund, Bundesländer, Gemeinden, Interessen-vertretungen, universitäre und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, LandwirtInnen, In-dustrie

3.2.4.3

Züchtung und gezielter Einsatz von wassersparenden, hitzetoleranten Pflanzen (Art/Sorte) im Sinne einer regional angepassten Bewirt-schaftung

Einsatz von Arten und Neuzüchtungen von Sorten, welche wechselnde klimatische Bedingungen tolerieren. Insbesondere hitzetolerante sowie wassersparende Kulturpflanzen und Gräser bzw. Sorten mit einer gerin-gen Anfälligkeit gegenüber Schadorganismen sollten bevorzugt werden

Bund (Forschungsförderung), Aufbau und Nut-zung nationaler und europäischer Netzwerke, PflanzenzüchterInnen, universitäre und außer-universitäre Forschungseinrichtungen, AGES, Lehr- und Forschungszentrum Raumberg-Gumpenstein (HBLFA), LandwirtInnen (Umset-zung -Sortenwechsel)

3.2.4.4 Anpassung des Düngemanagements an saisonale Witterungsverläufe

Bedarfsgerechte und standortbezogene Pflanzenernährung als Beitrag zur Pflanzengesundheit und Ertragssicherheit

Bund, universitäre und außeruniversitäre For-schungseinrichtungen, Interessenvertretungen, AGES, Lehr- und Forschungszentrum Raumberg-Gumpenstein (HBLFA), Fachbeirat für Bodenfruchtbarkeit und Bodenschutz, Land-wirtInnen

3.2.4.5

Bereitstellung wissenschaftlicher Grundlagen zu möglichen neuen Krankheiten und Schaderregern in der Landwirtschaft

Verbesserung des Kenntnisstands hinsichtlich neu auftretender Krankhei-ten und Schädlinge, um im Bedarfsfall rasch und effizient reagieren zu können sowie Optimierung der Pflanzenschutzmaßnahmen

Bund, Bundesländer, Interessenvertretungen, AGES, universitäre und außeruniversitäre For-schungseinrichtungen, LandwirtInnen, Industrie (ProduzentInnen)

3.2.4.6 Umweltgerechter und nachhaltiger Einsatz von Pflanzenschutzmitteln

Optimierung der Pflanzenschutzmaßnahmen durch Veränderung des Zeitpunktes und des Verfahrens der Anwendung und/oder eventuell des Pflanzenschutzmittelspektrums sowie Etablierung eines systematischen Monitorings hin zu einer umweltgerechten und nachhaltigen Landwirt-schaft

Bund, Bundesländer, Interessenvertretungen, AGES, universitäre und außeruniversitäre For-schungseinrichtungen, Fachbeirat für Boden-fruchtbarkeit und Bodenschutz, Agrarhandel, LandwirtInnen, Industrie

94

Nr. Titel Ziel HandlungsträgerInnen

3.2.4.7

Überprüfung der Standorteignung aufgrund sich ändernder kli-matischer Bedingungen und Erar-beitung von Empfehlungen für die Wahl einer an den Standort ange-passten Kulturpflanze

Auswahl geeigneter Kulturpflanzen für die jeweiligen Standortbedingun-gen

Bund, Bundesländer, Wasserwirtschaft, AGES, Lehr- und Forschungszentrum Raumberg-Gumpenstein (HBLFA), Interessenvertretungen, Elementarversicherungen, universitäre und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen

3.2.4.8 Risikominimierung sowie Entwick-lung und Ausbau von Instrumenten der Risikostreuung

Verringerung wetterbedingter Produktionsrisiken und Entwicklung und Ausbau weiterer Versicherungsmodelle

Bund, Bundesländer, Wasserwirtschaft, AGES, Lehr- und Forschungszentrum Raumberg-Gumpenstein (HBLFA), Interessenvertretungen, Elementarversicherungen, universitäre und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen

3.2.4.9

Integrierte Landschaftsgestaltung zur Bodensicherung und Verbesse-rung der Agrarökologie inklusive der Erhaltung und Pflege von Land-schaftselementen

Verbesserung der agrarökologischen Situation und Erhalt der natürlichen Biodiversität durch die Reduktion der Windangriffsfläche/ Windgeschwin-digkeit und der Bodenerosion sowie die Verbesserung des Wasserrück-halts

Bund, Bundesländer, Interessenvertretungen (Beratung, Information), LandwirtInnen, Natur-schutzverbände, Tourismusverbände

3.2.4.10 Erhalt bestehender Almflächen und Revitalisierung aufgelassener Al-men

Erhalt der Schutz- und Erholungsfunktion, der Futtermittelproduktion so-wie gezielte Revitalisierung und Wiederaufnahme der Bewirtschaftung von aufgelassenen Almflächen unter Berücksichtigung naturschutzfachlicher Aspekte

Bund, Länder (Förderungen der Almbewirt-schaftung), Interessenvertretungen, Almwirt-schaft Österreich, eventuell Tourismusverbän-de, LandwirtInnen

3.2.4.11 Optimierung der Glashauskultur hinsichtlich Energie-, Wasser- und Kühlungsversorgungspläne

Effizienzsteigerung des Energie- und Wasserverbrauchs von Glashaus- und Folienkulturen insbesondere hinsichtlich einer zunehmenden Hitzebe-lastung im Sommer und eventuell vermehrt auftretenden Elementarereig-nissen

Bund, Bundesländer, universitäre und außer-universitäre Forschungseinrichtungen, Interes-senvertretungen, Bundesgemüsebauverband Österreichs, Gemeinden, Erzeugerorganisatio-nen, Industrie, BetriebsleiterInnen

3.2.4.12 Förderung des Tierschutzes und der Tiergesundheit unter veränderten klimatischen Verhältnissen

Ausbau des Wissensstandes und Bewertung der Auswirkungen des Kli-mawandels auf die Tiergesundheit sowie Ausarbeitung von präventiven Maßnahmen und allenfalls erforderlicher Veterinärmaßnahmen als Ent-scheidungsgrundlage für Behörden und LandwirtInnen

Bund, Bundesländer, Forschung, Veterinärbe-hörden, AGES, Interessenvertretungen, Lehr- und Forschungszentrum Raumberg-Gumpenstein (HBLFA), LandwirtInnen, österrei-chischer Tiergesundheitsdienst (TGD) sowie Tiergesundheitsdienste der Bundesländer

95

Nr. Titel Ziel HandlungsträgerInnen

3.2.4.13

Berücksichtigung von zukünftigen Anforderungen an die Klimatisie-rung von Stallungen durch steigen-de thermische Belastung

Verringerung der thermischen Belastung der landwirtschaftlichen Nutztie-re, artgerechte stressfreie Haltung sowie Reduzierung der Schadstoffe in den Stallungen

Bund, Bundesländer, Interessenvertretungen (Förderungen zur Adaptierung der Stallungen), LandwirtInnen, universitäre und außeruniversi-täre Forschungseinrichtungen (wie insbesonde-re Lehr- und Forschungszentrum Raumberg-Gumpenstein, BOKU, VMU), Gemeinden

3.2.4.14 Optimierung der Anpassungs- und Bekämpfungsstrategie für neue Krankheiten und Schädlinge

Einführung effizienterer Warnsysteme, Verbesserung des Informations- und Datentransfers (z.B. zwischen meteorologischen Stellen, der For-schung und den Landwirten) sowie ein flächendeckendes Monitoring von potenziell gefährlichen Schadorganismen;

Ausweisung besonders gefährdeter Gebiete und Ausarbeitung bzw. Adap-tierung von Entscheidungshilfen für Maßnahmen;

Bund, Bundesländer, universitäre und außer-universitäre Forschungseinrichtungen, Interes-senvertretungen, AGES, Lehr- und For-schungszentrum Raumberg-Gumpenstein (HBLFA) , Versicherungen, LandwirtInnen

96

FORSTWIRTSCHAFT

Nr. Titel Ziel HandlungsträgerInnen

3.3.4.1 Anpassung der Baumartenwahl und der Herkunftswahl

Erhöhung der Stabilität und Reduzierung der Anfälligkeit des Waldökosys-tems gegenüber Schadorganismen;

Erhöhung der an die jeweils standörtlichen Verhältnisse angepassten Diversität auf allen Ebenen (genetisch, artspezifisch, strukturell, Diversität der Lebensräume etc.);

Erhöhung der Stabilität und Verringerung der Störanfälligkeit durch z. B. rechtzeitige Einleitung von Verjüngungsmaßnahmen;

WaldbesitzerInnen, Interessenvertretungen, universitäre und außeruniversitäre Forschungs-einrichtungen, Bundesländer, Bund, EU (Ver-antwortung liegt bei allen genannten)

3.3.4.2 Bodenschonende Bewirtschaftung Erhaltung der physikalischen Funktionen des Bodens, insbesondere als Wasserspeicher

WaldbesitzerInnen, Schlägerungsunternehmen, Behörden, Interessenvertretungen, For-schungseinrichtungen, Bund, Bundesländer, EU, Wasserwirtschaft, WaldarbeiterInnen, Ge-meinden, WaldpächterInnen

3.3.4.3 Reduktion der Wildschadensbelas-tung

Geringere Wildschadensbelastung zur Sicherung der Verjüngung und Erhaltung der Bestandesstabilität

JägerInnen, WaldbesitzerInnen, Bundesländer (Jagdgesetzgebung), Bund, Interessen-vertretungen

3.3.4.4

Entwicklung eines Beratungskon-zeptes für WaldbesitzerInnen bzgl. der Anpassung der Wälder an den Klimawandel

Verbesserung der Beratung, Ausbildung sowie Fortbildung von Waldbe-sitzerInnen unter Berücksichtigung neuester Ergebnisse aus der For-schung

Bund, Forstbehörden, Landwirtschaftskammer und sonstige Beratungseinrichtungen, universi-täre und außeruniversitäre Forschungseinrich-tungen

3.3.4.5 Adaptierung und Verbesserung des Störungs- und Kalamitätsmanage-ments

Schadensbegrenzung bei Schadereignissen wie z. B. Windwürfen oder Borkenkäferkalamitäten

Bund, Bundesländer, Forstbehörden, auch andere Behörden (z. B. Wasserrechtsbehör-den), Interessenvertretungen, WaldbesitzerIn-nen, forstliche Vereinigungen (Waldwirtschafts-gemeinschaften WWGs), Transportgewerbe, Holz- und Papierindustrie, EU

3.3.4.6 Etablierung von Vorsorgemaßnah-men im Hinblick auf die mögliche Zunahme von Waldbränden

Entwicklung von Vorsorgemaßnahmen sowie von Waldbrandbeobach-tungs- und Frühwarnsystemen, um das Risiko von Waldbränden zu mini-mieren;

Erstellung bzw. Überarbeitung von Einsatzplänen zur Bekämpfung von Waldbränden;

Bund, Bundesländer, Gemeinden, Interessen-vertretungen, WaldbesitzerInnen, Waldwirt-schaftsgemeinschaften (WWGs), Forschung, EU

97

Nr. Titel Ziel HandlungsträgerInnen

3.3.4.7 Immissionsschutz Wald – Integrierte Waldinventur und Immissionsmoni-toring

Flächendeckende Inventur des österreichischen Waldes durch die Zu-sammenführung der Waldinventur mit Methoden der Fernerkundung (Laserscanning, multi-spektrale Satellitenaufnahmen) zur Erhöhung der Systemkenntnis sowie die Einrichtung eines Immissionsmonitorings

EU, Bund, Bundesländer, Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum für Wald, Naturgefahren und Landschaft (BFW), Umweltbundesamt GmbH

3.3.4.8

Entwicklung von adaptierten und innovativen Techniken zur Holzver-arbeitung unter Berücksichtigung möglicher Veränderungen in der Holzqualität und der Baumarten

Entwicklung innovativer effizienter Techniken zur Verarbeitung von Holz, um die Wertschöpfung der Holznutzungskette zu steigern

Forschung, holzbe- und verarbeitende Industrie, Interessenvertretungen , Bund, EU (Forest Technology Plattform).

98

WASSERHAUSHALT UND WASSERWIRTSCHAFT

Nr. Titel Ziel HandlungsträgerInnen

3.4.4.1 Analyse bestehender Daten und Forcierung weiterer Datenerhebun-gen zur Ressource Wasser

Verringerung der Wissensdefizite hinsichtlich der Auswirkungen des Kli-mawandels auf die Ressource Wasser und deren Nutzung

Bund, Bundesländer, Bezirke, Gemeinden, Forschung, Wasserversorger (Wasserver-brauch/-gebrauch und Bedarf)

3.4.4.2 Verbesserte Koordinie-rung/Information betreffend Was-serverbrauch und Wasserbedarf

Möglichst vollständige Datenerhebung zum tatsächlichen Wasserver-brauch unterschiedlicher NutzerInnen als Grundlage für die Steuerung und Sicherstellung der Wasserversorgung

Bund, Bundesländer, Interessenvertretung, Regionen, Gemeinden

3.4.4.3 Zukünftige Gewährleistung der Wasserversorgung

Erhöhung der qualitativen und quantitativen Sicherheit in der Wasserver-sorgung in Gebieten mit drohender Wasserknappheit durch den Einsatz von planerischen und technischen Maßnahmen

EU, Bundesländer, Gemeinden, Wasserversor-gungsunternehmen

3.4.4.4 Bewusster Umgang mit der Res-source Wasser

Schonung der Wasserressourcen in Gebieten mit drohender Wasser-knappheit durch forcierten Einsatz von effizienten Wasserspartechnolo-gien und durch gezielte Bewusstseinsbildung

Bundesländer, Gemeinden, Wasserversor-gungsunternehmen, WassernutzerInnen, uni-versitäre und außeruniversitäre Forschungsein-richtungen

3.4.4.5 Forcierung der Bewirtschaftung der Wasserressourcen bei Niederwas-ser

Sicherstellung des Erreichens der Wasserwirtschaftlichen Ziele bei Nie-derwasser

Bund, Bundesländer, Gemeinden, universitäre und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen

3.4.4.6

Erreichung und Sicherung des gu-ten ökologischen und chemischen Zustands von Gewässern (inkl. Grundwasser)

Erreichung und Sicherung des guten ökologischen und chemischen Zu-stands von Gewässer (inkl. Grundwasser) bzw. des guten ökologischen Potenzials

Bund, Bundesländer, Gemeinden, EU und zu-sätzliche AkteurInnen wie Energieversorgungs-unternehmen, Wasserversorger, Industrie, Hochwasserverbände etc.

3.4.4.7 Intensivierung der wasserwirtschaft-lichen Planung der Grundwasser-vorkommen

Verminderung des Risikos der Auswirkung des Klimawandels auf die Grundwasserkörper und auf grundwasserabhängige Ökosysteme um zum Erhalt des guten mengenmäßigen, chemischen und hygienischen Zu-stands der Grundwasserkörper beizutragen

Bund, Länder, Gemeinden, EU, Naturschutzor-ganisationen

3.4.4.8 Adaptives Hochwassermanagement mit robusten Maßnahmen

Vermeidung einer Erhöhung von Abflussspitzen bzw. von Schäden EU, Bund, Bundesländer, Gemeinden, universi-täre und außeruniversitäre Forschungseinrich-tungen

3.4.4.9 Verstärkte Berücksichtigung von Wassertemperaturen bei wasser-wirtschaftlichen Maßnahmen

Reduktion des Einflusses erhöhter Wassertemperaturen auf die Nutzung und den Schutz der Gewässer

Gemeinden, Bundesländer, Bund, EU und zu-sätzliche AkteurInnen wie Energieversorger, Wasserunternehmen, Fischerei, Industrie

99

Nr. Titel Ziel HandlungsträgerInnen

3.4.4.10 Installierung von Nutzwassermana-gement-Instrumenten

Gewährleistung der Nutzwasserversorgung für die verschiedenen Aktivi-tätsfelder: Landwirtschaft (Bewässerung), Energiewirtschaft (Kühlwasser), Bewässerung von Golf- und Fußballplätzen, Holzlagerberegnung, Indust-rie und Gewerbe sowie im Bereich Klimatisierung und Kühlung

EU, Bund, Bundesländer, BetreiberInnen

100

TOURISMUS

Nr. Titel Ziel HandlungsträgerInnen

3.5.4.1 Berücksichtigung von Klimawandel in Tourismusstrategien

Vertiefung der strategischen Überlegungen zum Thema Klimawandel und Tourismus als Rahmenbedingung für die Implementierung von Anpas-sungsmaßnahmen

Bundesländer; Bund, AkteurInnen wie z.B. Mobilitätsanbieter, internationalen AkteurInnen usw.

Ferner ist eine starke Vernetzung zwischen den unterschiedlichen Verwaltungsebenen (vertikal) und zwischen den Aktivitätsfeldern (horizontal) anzustreben.

3.5.4.2 Entwicklung von klimaschonenden Anpassungsmaßnahmen auf Basis der Tourismusstrategien

Gezielte Förderung von Anpassungsmaßnahmen, die bestmöglich zur Senkung der Treibhausgasemissionen beitragen

Bund, Bundesländer, Regionen, Gemeinden, lokale Tourismusverbände, Städte- und Ge-meindebund, Interessenvertretungen, einzelne Wirtschaftstreibende, Beratungseinrichtungen/-leistungen, Incoming & Outgoing Branche, Netzwerke (z. B. RegioNext (Stmk.) oder Pla-nungsverband (Tirol).

3.5.4.3

Ausarbeitung, Bereitstellung und Verbesserung regionaler Daten als Entscheidungsgrundlage für Anpas-sungsmaßnahmen

Minimierung bestehender Unsicherheiten und Erstellung robuster Ent-scheidungsgrundlagen mit Hilfe von regional bezogenen Datengrundla-gen, speziell durch die Integration von regionalen Klimawandelszenarien

Alpine Vereine, Destinationen

Hinsichtlich der Schaffung von neuen Daten-grundlagen (z. B. regionalen Klimaszenarien, Informationen zu neuen Angeboten) sind so-wohl der Bund als auch die Bundesländer ge-fordert.

101

ENERGIE

Nr. Titel Ziel HandlungsträgerInnen

3.6.4.1 Erarbeitung von Grundlagen für eine einheitliche Netzplanung und Optimierung der Netzinfrastruktur

Vermeidung von vorhersehbaren Engpässen und Überkapazitäten Bund, Bundesländer, Elektrizitätswirtschaft, e- control, Netzbetreiber, EU, universitäre und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen

3.6.4.2 Forcierung dezentraler Energie-Erzeugung und –Einspeisungen

Nutzung regionaler Ressourcen zur Erhöhung der Versorgungssicherheit (Versorgung auch im Krisenfall) und Forcierung der Unabhängigkeit von zentral bereitgestellter Energie sowie Sensibilisierung der Bevölkerung für Energiethemen

Bund (BMWFJ, BMLFUW, BMVIT, BMF), Bun-desländer, Elektrizitätswirt-schaft e-control, Netzbetreiber, EU

3.6.4.3 Verstärkte Forschung zu Möglich-keiten der Energiespeicherung

Entlastung der Ausgleichfunktion der Netze bei Differenzen zwischen Er-zeugung und Verbrauch

Universitäre und außeruniversitäre For-schungseinrichtungen (Forschungsfonds, Uni-versitäten, Forschungseinrichtungen wie z. B. Industries of Technologies ATI,) E-Wirtschaft

3.6.4.4 Stabilisierung des Transport- und Verteilnetzes durch entsprechende klimaangepasste Systemplanung

Reduktion der Störungsanfälligkeit von Transportnetzen sowie die Vermei-dung von Überlastung oder Versorgungsengpässen aufgrund der zu erwar-tenden klimatischen Veränderungen

Bund, Bundesländer, Energie-Wirtschaft, Anrai-nerInnen

3.6.4.5

Optimierung des Zusammenspiels von Erzeugung (aus diversen Quel-len) und Verbrauch im Energie-Versorgungssystem bei wechseln-dem Angebot und Nachfrage

Vermeidung von kritischen Lastspitzen im Fall von Engpässen sowie die Entlastung des Transportnetzes bei Lastspitzen. Optimierung der dezent-ralen Netzeinspeisung

Netzbetreiber, EU, Bund, Bundesländer, Kom-munen, Energie-Wirtschaft, Industrie (Produ-zenten/Erzeuger von Geräten), KundInnen

3.6.4.6

Berücksichtigung der Auswirkungen des Klimawandels bei energie-wirtschaftlichen Entscheidungen und Forschungsaktivitäten, z. B. in Hinblick auf eine weitere Diversifi-zierung in der Energieversorgung

Erhöhung der Versorgungssicherheit durch vermehrt diversifizierte Ener-gie-trägerstrukturen und weitgehende Vermeidung von negativen Auswir-kungen auf andere Bereiche und deren Anpassungsfähigkeit.

Energieversorger, Bund (BMWFJ, BMVIT, BMLFUW, BMF), Bundesländer, Kommunen, Energiedienstleister, Interessenverbände, NGOs (z. B. Bio-masseverband, Photovoltaik)

3.6.4.7 Reduktion der Nachfrage durch Erhöhung der Endenergieeffizienz und innerer Lasten

Reduktion des Energieverbrauchs durch Effizienzsteigerung, Verbesse-rung des thermischen Komforts durch die Reduktion innerer Lasten

Bund, Bundesländer, EU, GebäudenutzerInnen, ImmobilienentwicklerInnen, Haustechnikplane-rInnen, IT-PlanerInnen, GeräteentwicklerInnen, universitä-re und außeruniversitäre For-schungseinrichtungen

102

Nr. Titel Ziel HandlungsträgerInnen

3.6.4.8

Entwicklung einer Energieversor-gungsstrategie auf Basis einer um-fassenden Strom-und Wärme-Bedarfsprognose unter Berücksich-tigung von ―Anpassungsszenarien―

Erstellung einer langfristigen Strategie 2030 bis 2050 unter Beachtung möglicher zukünftiger Entwicklungen und Erarbeitung von entsprechen-den anpassungsrelevanten Maßnahmen als Planungsinstrument.

Bund, Bundesländer, Energieversorger, Netzbe-treiber

103

BAUEN UND WOHNEN

Nr. Titel Ziel HandlungsträgerInnen

3.7.4.1

Umsetzung von baulichen Maß-nahmen sowohl im Neubau als auch in der Sanierung zur Sicherstellung des thermischen Komforts

Sicherstellung des thermischen Komforts in Innenräumen durch bauliche Maßnahmen insbesondere bei vermehrtem Auftreten von Hitzetagen

Bund, Bundesländer, ArchitektInnen, PlanerIn-nen, GebäudeeigentümerInnen, Immobilienent-wicklerInnen, universitäre und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen

3.7.4.2 Forcierte Anwendung passiver und aktiver Kühlung mit alternativen Technologien

Sicherstellung des thermischen Komforts in Innenräumen im Neubau, in der Sanierung sowie im Bestand durch Anwendung von passiven und alternativen („aktiven―) Kühlstrategien

Bund, Bundesländer, (Energieberatung), Um-weltberatung, ArchitektInnen, PlanerInnen, GebäudeeigentümerInnen, Immobilienentwick-lerInnen, Forschung, TechnologieanbieterInnen

3.7.4.3

Klimatologische Verbesserung urbaner Räume, insbesondere Berücksichtigung von mik-ro/mesoklimatischen Bedingungen bei der Stadt- und Freiraumplanung

Optimierung der Lebensbedingungen & der Human- und Windkomfortbe-dingungen und Reduktion des Wärmeinseleffekts durch die Stadt- und Freiraumplanung

Bundesländer, Gemeinden, Immobilienentwick-lerInnen, PlanerInnen, MikroklimaexpertInnen, universitäre und außeruniversitäre Forschungs-einrichtungen, BauherrInnen

3.7.4.4 Umsetzung von baulichen Maß-nahmen an Gebäuden zum Schutz vor Extremwetterereignissen

Bauliche Anpassung von Gebäuden (Neubau und Gebäudebestand) zum Schutz vor Extremwetterereignissen

Bund, Bundesländer, ArchitektInnen, PlanerIn-nen, GebäudeeigentümerInnen, Immobilienent-wicklerInnen, TechnologieanbieterInnen, For-schungseinrichtungen, MikroklimaexpertInnen

3.7.4.5 Erhöhung des Wasserrückhalts in der Fläche

Vermeidung von lokalen Überflutungen durch bauliche Maßnahme im Umfeld von Gebäuden

Bund, Bundesländer, Gemeinden, PlanerInnen

3.7.4.6 Anpassung von Baustandards und Normen an den Klimawandel

Berücksichtigung und Integration von Anpassungserfordernissen in den Baustandards und Normen

Bund, Bundesländer, Österreichisches Institut für Bautechnik (OIB), Normungsinstitut

3.7.4.7

Prüfung und ggf. Weiterentwicklung von Förderungsinstrumenten zur Berücksichtigung von Aspekten des Klimawandel im Neubau und der Sanierung

Verstärkte Berücksichtigung von Anpassungserfordernissen bei der För-derung von Neubau und Sanierung von Wohn- und Nichtwohngebäuden

Bund, Bundesländer, tlw. Interessenverbände, Gemeinden, Public Private Partnership, BMJ, BMWFJ,

104

SCHUTZ VOR NATURGEFAHREN

Nr. Titel Ziel HandlungsträgerInnen

3.8.3.1

Forcierung des Gefahren- und Risi-kobewusstseins sowie der Eigen-versorgung in der Bevölkerung und Entwicklung von Beratungsmodellen

Verankerung und Stärkung eines verantwortungsvollen Verhaltens im Umgang mit dem Risiko durch Naturgefahren und Entwicklung eines „One-stop-shop― für Anliegen der Bevölkerung zum Thema Klimawandel-anpassung im Bereich „Schutz vor Naturgefahren―

Bund (Dienststellen), Bundesländer (Dienststel-len), Gemeinden, Tourismusverbände, Individu-en, Staatliches Krisen- und Katastrophen-schutzmanagement (SKKM), ZAMG, Geologi-sche Bundesanstalt, ÖROK, Landesschulbe-hörden

3.8.3.2

Forcierung nachhaltiger Raument-wicklungsstrategien unter verstärk-ter Einbeziehung der Gefahrenzo-nenplanung und Risikodarstellung

Freihaltung bzw. gezielte Steuerung von potenziell durch Naturgefahren beeinflussten Flächen für Siedlungs-, Gewerbe- und Infrastrukturzwecke

Bund (Gefahrenzonenpläne, GZP), Bundeslän-der, Gemeinden

3.8.3.3

Forcierung des Wasserrückhalts in der Fläche sowie der Reaktivierung von natürlichen Überschwem-mungsflächen im Besonderen als Beitrag zur Flächenvorsorge

Reduktion der Abflussspitzen durch Sicherung des Wasserrückhalts in der Fläche

Bund, Bundesländer, Gemeinden, Infrastruktur-betreiber, GrundeigentümerInnen, Wasserver-bände, ÖROK

3.8.3.4

Forcierung der Erforschung der Auswirkung des Klimawandels auf Extremereignisse sowie auf Verän-derungen im Naturraum und auf die menschliche Nutzung

Bereitstellung von Entscheidungsgrundlagen, basierend auf den Stand der Technik und Wissenschaft

EU, Bund, Land, Forschungseinrichtungen (öffentlich/privat), universitäre Kooperationen, nationale Forschungsprogramme

3.8.3.5

Forcierung der Risikovorsorge unter Einbeziehung geeigneter Risiko-transfermechanismen (Risikopart-nerschaften)

Stärkung des Bewusstseins über die Notwendigkeit der versicherungsge-stützten Eigenvorsorge

Öffentliche Hand (Bund, Land, Gemeinde), Versicherungswirtschaft, Einzelpersonen

3.8.3.6

Forcierung technischer Objekt-schutzmaßnahmen (permanent und temporär) als Beitrag zur Eigenvor-sorge

Prävention von Gebäude- und Sachschäden in Bezug auf die Auswirkun-gen von Naturgefahren

Bund, Bundesländer, Gemeinden, Versiche-rungsverband, Wissenschaft, Bauträger, Ein-zelpersonen, OIB (Österreichisches Institut für Bautechnik), Stelle für die Zertifizierung

3.8.3.7 Forcierung von Prognose-, (Früh)Warn- und Messsystemen

Erweiterung des Daten- und Informationsumfangs über gefährliche Natur-prozesse und der daraus resultierenden Möglichkeit der (Früh)Warnung

Bund (z.B. BMVIT), Wildbach- und Lawinenver-bauung, Bundesländer, Gemeinden, Interes-sengemeinschaften, wissenschaftliche Einrich-tungen, Infrastrukturbetreiber, ZAMG, Geologi-sche Bundesanstalt, Einsatzorganisationen

105

KATASTROPHENMANAGEMENT

Nr. Titel Ziel HandlungsträgerInnen

3.9.3.1

Kontinuierliche Überprüfung, An-passung und Umsetzung der SKKM-Strategie 2020 unter Berück-sichtigung der Auswirkungen des Klimawandels

Implementierung eines nationalen Aktionsprogramms, das in Bezug auf ein integriertes Katastrophenmanagement klare Zielvorgaben und Maß-nahmen zur Erreichung des definierten Handlungsbedarfs der SKKM-Strategie enthält

Bund, Bundesländer, Gemeinden, Wissen-schaft, Wirtschaft, Einsatzorganisationen

3.9.3.2 Etablierung einer nationalen multi-sektoralen Kommunikationsplatt-form zur Risikoreduktion

Verbesserung des Wissenstransfers zwischen den AkteurInnen des Kata-strophenmanagements und Förderung eines breit angelegten Dialogs

Behörden auf Bundesebene (BMI, BMLVS, BMVIT, BMLFUW, BMG), auf Bundesländer- und Gemeinde-Ebene, Einsatzorganisationen (Feuerwehr, Rotes Kreuz etc.), Wirtschaft (z. B. Versicherungen, Betreiber kritischer Infrastruk-tur), Wissenschaft, Bevölkerung

3.9.3.3

Schaffung und Erhalt geeigneter Rahmenbedingungen für ehrenamt-liches Engagement im Bereich des Katastrophenmanagements

Schaffung geeigneter Rahmenbedingungen für ehrenamtliche Ressour-cen im Bereich des Katastrophenmanagements, um eine qualifizierte Selbsthilfefähigkeit weiterhin zu gewährleisten

Europäische Union, Bund, Bundesländer, Ge-meinden, Einsatzorganisationen, humanitäre Organisationen, Freiwillige, Wirtschaft, Gewerk-schaft

3.9.3.4 Flexibilisierung von Finanzierungs- und Förderinstrumenten im Bereich des Katastrophenmanagements

Schaffung eines Finanzierungsmechanismus für kurz-, mittel- und langfris-tige Aktivitäten eines integrierten Katastrophenmanagements auf Basis definierter Kriterien

Bund, Bundesländer, Einsatzorganisationen, (Versicherungs)Wirtschaft, Wissenschaft

3.9.3.5 Verbesserung der Risikokommuni-kation im Bereich der Katastrophen-vorsorge

Gefährdung durch Naturkatastrophen wird von der Bevölkerung erkannt und es werden adäquate Vorsorgemaßnahmen durchgeführt

Bund, Bundesländer, Gemeinden, Einsatzorga-nisationen, (Kommunika-tions)Wirtschaft, Medi-en, Forschung (Kommunikations)Wissenschaft

3.9.3.6 Erweiterung des Ausbildungsange-botes im Bereich des Katastro-phenmanagements

Verbesserung der Ausbildung und Vertiefung der Kompetenzen der Ak-teurInnen des Katastrophenmanagements

AkteurInnen des Katastrophenmanagements, Bildungseinrichtungen des Katastrophenmana-gements, tertiäre Bildungseinrichtungen

3.9.3.7 Einheitliche Methodik zur Durchfüh-rung von Risikoanalysen

Schaffung und Implementierung einer einheitlichen Methodik zur Beurtei-lung von Katastrophenrisiken als Grundlage für eine abgestimmte, integ-rierende, risikobasierte und kosten- und nutzenorientierte Maßnahmen-planung in Österreich

Bund, Bundesländer, Gemeinden, Infrastruktur-betreiber, Forschungseinrichtungen, Versiche-rungswirtschaft

3.9.3.8

Entwicklung partizipativer Methoden zur Integration aller AkteurInnen im Bereich des Katastrophenmanage-ments

Entwicklung und Umsetzung von Methoden, die die Einbeziehung aller AkteurInnen in Meinungsbildungs-, Entscheidungs- und Umsetzungspro-zesse im Sinne eines integrierten Katastrophenmanagements forcieren

EU, Bund, Land, Gemeinden, Wirtschaft, Wis-senschaft, BürgerInnen

106

Nr. Titel Ziel HandlungsträgerInnen

3.9.3.9 Konzentration von Forschungsakti-vitäten mit Bezug zum Katastro-phenmanagement

Forschungsaktivitäten bzw. Etablierung von ergänzenden Forschungspro-grammen, deren Inhalte sich an dem aus der SKKM-Strategie 2020 abzu-leitenden nationalen Aktionsprogramm orientiert

SKKM-Arbeitsgruppen, Bund, Bundesländer, Gemeinden, Wirtschaft (im besonderen Betrei-ber kritischer Infrastruktur), Forschungseinrich-tungen, Einsatzorganisationen

107

GESUNDHEIT

Nr. Titel Ziel HandlungsträgerInnen

3.10.4.1

Allgemeine Öffentlichkeitsarbeit sowie spezifisch zur Vorbereitung auf Extremereignisse oder Ausbrü-che von Infektionskrankheiten

Bewusstseinsbildung und Information der Bevölkerung sowie Befähigung der koordinierenden Einsatzkräfte und verantwortlichen Institutionen zur Vermeidung bzw. Minimierung von Gesundheitsbelastungen und Verrin-gerung von Todesfällen im Fall von Extremereignissen oder Infektions-krankheiten

BMG, Länder (Fachbehörden), ÖÄK (österrei-chische Ärztekammer), Gesundheitswesen, ÖGD, Arbeiterkammer, Medien, AGES, Univer-sitäten, Schulen, Volkshochschulen, Vernet-zung innerhalb der EU und national, BMLFUW, BMUKK, Tourismusverbände

3.10.4.2 Umgang mit Hitze und Trockenheit

Minderung von Hitzestress und Vermeidung zusätzlicher, klimawandelbe-dingter negativer gesundheitlicher Auswirkungen auf die Bevölkerung in besonders hitzegefährdeten Gebieten (z. B. bedingt durch Hitzeinseleffekt in urbanen Gebieten)

BMG, ÖGD, BMWA, BMUKK, Bundesländer, Städte, Gemeinden, Hilfsorganisationen, Ge-werkschaften, Arbeiterkammer, Wirtschafts-kammer, Städte- u. Gemeindebund, Stadtpla-nung, ÖÄK, Medien, NGOs, Forschungseinrich-tungen

3.10.4.3 Umgang mit Hochwässern, Muren und Lawinen

Aufrechterhaltung der Versorgungsfunktion zentraler Bereiche im Kata-strophenfall und Verhinderung von Todesfällen, von akuten und chroni-schen sowie physischen und psychischen Gesundheitsfolgen

Kooperation zwischen Bund und Ländern, Ge-meinden, Hilfsorganisationen, Gesundheitswe-sen, Katastrophenschutz, Spitalserhaltern, BMI, psychosozialen Diensten, Rettungsdiensten, Bundesheer, ÖÄK, Psychotherapieverbänden, Spitälern, Versicherungen

Wasserversorger

BMG, ÖGD, BMLFUW, Bundesländer, AGES, ÖWAV, ÖVGW, NGOs, Universitäten

3.10.4.4 Ausbau des Wissensstandes und Vorbereitung zum Umgang mit Erregern/Infektionskrankheiten

Verbesserung der Wissensbasis hinsichtlich klimawandelbedingter Ver-änderungen bei der Etablierung und Ausbreitung von Erregern und Infek-tionskrankheiten;

Unterdrückung der Etablierung und Ausbreitung von Erregern, Infektions-krankheiten sowie von Krankheitsüberträgern (Vektoren);

Verbesserung von Früherkennung, Diagnose und Therapie von „New and Emerging diseases―;

BMG, BMWF, BMLVS, BMFLUW, Länder, Uni-versitäten, AGES, ÖÄK, EU (ECDC)

3.10.4.5 Risikomanagement hinsichtlich der Ausbreitung allergener und giftiger Arten

Verhinderung/Reduktion gesundheitlicher Beeinträchtigungen durch aller-gene und giftige Pflanzen und Tiere

BMG, AGES, BMLFUW, Länder, Landwirt-schaftskammer, Gesundheitswesen, Universitä-ten, Gemeinden, Naturschutzabteilungen, Gärt-nerInnen, ÖÄK, Medien

108

Nr. Titel Ziel HandlungsträgerInnen

3.10.4.6 Umgang mit Schadstoffen und ult-ravioletter Strahlung

Verhinderung/Reduktion gesundheitlicher Beeinträchtigungen durch Ver-änderung der Schadstoffexposition infolge von Extremereignissen und infolge von Klimaänderung

BMLFUW, BMG, Länder, Landwirtschaftskam-mer, Gesundheitswesen, Gemeinden, ÖÄK, Medien

3.10.4.7 Aufbau von Monitoring- und Früh-warnsystemen

Vorbereitung der Bevölkerung, des Gesundheitswesen und der Hilfsorga-nisationen auf klimawandelbedingte Veränderungen und Akutsituationen zur Vermeidung/Verringerung gesundheitlicher Folgen durch die Entwick-lung einer gemeinsamen, kohärenten Monitoring-Struktur insbesondere durch die Verknüpfung bestehender Systeme. Diese sollen für die jeweili-gen Risiken (z. B. Hochwasser, Hitze, Kälte, Erre-ger/Infektionskrankheiten) adaptierbar sein

BMG, BMLVS, Länder, Universitäten, ÖÄK (österreichische Ärztekammer), Versicherungs-träger, Statistik Austria, ZAMG, Städ-te/Gemeinden, Pflegedienste, Pensionistenhäuser, Pflegeheime, Krankenan-stalten, psychosoziale Dienste, Katastrophen-schutz, Einsatzorganisationen, Zivilschutzver-bände, Medien

3.10.4.8

Aus- und Weiterbildung von ÄrztIn-nen und des Personals in medizi-nisch, therapeutisch, diagnostischen Gesundheitsberufen (MTDG) unter Berücksichtigung von klimarelevan-ten Themen

Erhöhung der Kompetenz von ÄrztInnen und Pflegepersonal im Umgang mit klimarelevanten Gesundheitsthemen

BMG, Bundesländer, ÖÄK (österreichische Ärztekammer), Ausbildungsakademien, Spitalserhalter, Universitäten, Gesundheitswe-sen, Öffentlicher Gesundheitsdienst, psychoso-ziale Dienste, Medien

109

ÖKOSYSTEME UND BIODIVERSITÄT

Nr. Titel Ziel HandlungsträgerInnen

3.11.4.1

Verbesserung der Wissensbasis durch Forschung zu Auswirkungen des Klimawandels auf Ökosyste-me/Biodiversität

Ausbau des Wissenstandes zu den Auswirkungen des Klimawandels auf Ökosysteme und Biodiversität als Basis und zur Unterstützung der Um-setzung möglicher Maßnahmen

Bund (BMWF, BMLFUW), Bundesländer, uni-versitäre und außeruniversitäre Forschungsein-richtungen, ZAMG, Österreichische Akademie der Wissenschaften, FWF, Klima- und Energie-fonds (ACRP, Austrian Climate Research Pro-gramm)

3.11.4.2

Verstärkte Berücksichtigung des Klimawandels in bestehenden Monitoringsystemen bzw. Ausbau von Monitoring- und Frühwarnsys-temen

Fortführung, Anpassung, Ergänzung und Verdichtung bestehender oder im Aufbau befindlicher Umweltmonitoringnetzwerke mit dem übergeordne-ten Ziel, die Auswirkungen des Klimawandels auf Arten, Lebensräume und Ökosystemdienstleistungen zu identifizieren und für Frühwarnsyste-me zu nutzen

BMWF, BMFLUW; Bundesländer, NGOs, BFW, ÖAW, FWF, Universitäten, Umweltbundesamt, Austrian Climate Research Programm (ACRP), Long Term Ecological Network (LTER), Museen (z.B. Zobodat)

3.11.4.3 Integration von Klimawandel in Naturschutzkonzepte

Berücksichtigung der Auswirkungen des Klimawandels und Darstellung des möglichen Handlungsbedarfs in Naturschutzkonzepten

Bundesländer, BMLFUW

3.11.4.4

Stärkung der Wissensvermittlung zur Bedeutung der Biodiversität und von Ökosystemen für Klimawandel-anpassung in Ausbildung und ver-stärkte Öffentlichkeitsarbeit

Verstärkte Integration der Bedeutung von Biodiversität für die Anpassung der Gesellschaft an den Klimawandel in die Ausbildung sowie forcierte Öf-fentlichkeitsarbeit

Bundesländer (Naturschutzabteilungen), Land-nutzerInnen, Biodiversitätsforschungsinstitute, NGOs, Wissenschaftsministerium, Universitä-ten, Aus- und Weiterbildungsstätten für die relevanten Interessensgruppen (z. B. Land- und forstwirtschaftliche Fortbildungsinstitutionen), Naturpark-Akademien, Verbände

3.11.4.5

Beibehaltung einer extensiven Landnutzung in montanen bis alpi-nen Gebirgslagen ausgewählten Lagen

Schutz der traditionellen Kulturlandschaft als Rückzugsraum für Arten der Kulturlandschaft unter Klimawandel

EU, BMLFUW, Bundesländer (Naturschutzab-teilungen), LandnutzerInnen, Grundeigentüme-rInnen, NGOs, Interessensvertretungen, Land-wirtschaftsbehörden, Gemeinden, LEHR- UND FORSCHUNGSZENTRUM HBLFA Raumberg Gumpenstein, Tourismusverbände

3.11.4.6 Anpassung der Angebote von zu Freizeit- und Urlaubsaktivitäten

Steuerung und Anpassung von Freizeitaktivitäten, die die Biodiversität gefährden zu Gunsten nachhaltiger Freizeitaktivitäten

Tourismusverbände, -wirtschaft und -fachleute, GrundbesitzerInnen, Schutzgebietsverwaltun-gen, Bildungsträger, NGOs, Interessensverbän-de, Gesamtbevölkerung

110

Nr. Titel Ziel HandlungsträgerInnen

3.11.4.7

Anpassung der Gestaltung öffentli-cher und privater Freiflächen in Siedlungen an Naturschutzziele und Klimawandeleffekte

Schaffung von Rückzugsräumen für Tier- und Pflanzenarten (inkl. seltener und gefährdeter Arten), Verbesserung des Lokalklimas in besiedelten Gebieten, Erhöhung des Wasserrückhalts, Anpassung der Gestaltung von Grünanlagen an den Klimawandel (z.B. Sorten- und Artenauswahl).

GebäudeeigentümerInnen, Gemeinden, Archi-tektInnen, GartenbesiterInnen, Immobilienent-wicklerInnen, Gartenämter, Bildungsträger, Umweltberatung, "Aktion Natur im Garten", BMG, BMLFUW

3.11.4.8 Stärkung gefährdeter Populationen und Arten

Verringerung der Gefährdungssituation von durch Klimawandel bedrohten Arten durch Bestandesstützung oder ex situ-Erhaltung (inkl. Samen- und Genbanken)

LandnutzerInnen, Verbände, Naturschutzabtei-lungen, Schutzgebietsverwaltungen, Universitä-ten, Botanische Gärten, Umweltbundesamt

3.11.4.9 Erhaltung und Verbesserung der Einbettung und Vernetzung von Schutzgebieten und Lebensräumen

Verbesserung der Vernetzung von Lebensräumen und Schutzgebieten unter Integration von Pufferzonen und Korridoren zur Erhöhung der Über-lebenswahrscheinlichkeit von Populationen und Arten und Erhaltung des Naturschutzwertes von Schutzgebieten unter einem sich wandelnden Klima

BMLFUW, BMWF, Bundesländer (Naturschutz-abteilungen), Schutzgebietsverwaltungen, GrundbesitzerInnen, NGOs, Interessensvertre-tungen, Agrarbezirksbehörden, ÖAW, universi-täre und außeruniversitäre Forschungseinrich-tungen, Umweltbundesamt, NGOs, Raumpla-nungsbehörden

3.11.4.10

Schutz von Feuchtlebensräumen durch Sicherung der Qualität und Quantität des Grundwassers und durch Erhöhung der Wasserspei-cher- und -rückhaltefähigkeit der Landschaften

Schutz von Feuchtlebensräumen durch Gewährleistung einer ausreichen-den Grundwasserqualität und -quantität unter Klimawandel und Erhöhung der Wasserspeicher und -rückhaltefähigkeit durch abflussverzögernde Maßnahmen

BMLFUW, Bundesländer, GrundbesitzerInnen, Energieerzeuger, Wasserversorger, Interes-sensvertretungen, Landwirtschaftsbehörden, Raumordnung, NGOs, ÖBf, Universitäten

3.11.4.11

Forcierung des Gewässerrückbaus und Stärkung eines integrierten Einzugsgebietsmanagements bei Gewässern sowie Vermeidung starker Gewässererwärmungen

Kombinierter Hochwasser- und Biodiversitätsschutz durch Gewässerrena-turierung und einer umfassenden Betrachtung von Gewässerkörpern sowie der Vermeidung starker Gewässererwärmungen

BMLFUW, Bundesländer (Naturschutzabteilun-gen), GrundbesitzerInnen, Energieerzeuger, Wasserwirtschaftsverbände, Industrie, Interes-sensverbände (z.B. Fischerei), NGOs, BOKU, Umweltbundesamt, Wasserbauabteilungen der Bundesländer, Via Donau

3.11.4.12 Erhalt von Ökosystemdienstleistun-gen bei nachhaltiger Landnutzung und im Naturschutz

Bewusstseinsbildung für Ökosystemdienstleistungen in allen betroffenen Bereichen unter der Voraussetzung einer nachhaltigen Landnutzung und im Naturschutz (z. B. Beitrag zur Wasserretention, Hochwasserschutz, Biodiversität, Trinkwasserbildung, CO2-Bindung etc.) zur Forcierung einer nachhaltiger Landnutzung und Stärkung des Naturschutzes

Politik, Ministerien, Interessenvertretun-gen/Verbände, LandnutzerInnen, NGOs, Bun-desländer (Naturschutzabteilungen), Landwirt-schafts- und Forstwirtschaftsbehörden

111

Nr. Titel Ziel HandlungsträgerInnen

3.11.4.13 Berücksichtigung des Themas Öko-systeme/Biodiversität im globalen Kontext

Reduzierung der indirekten Beeinträchtigung der Biodiversität weltweit

Bund, Bundesländer, ADA, Gemeinden, Wirt-schaft, Globale Verantwortung - Arbeitsgemein-schaft für Entwicklung und Humanitäre Hilfe , ANRICA (Österreichische Agentur für Waldent-wicklung, Waldbewirtschaftung und internatio-nale Kooperation)

112

VERKEHRSINFRASTRUKTUR

Nr. Titel Ziel HandlungsträgerInnen

3.12.4.1 Weiterer Ausbau von Informations- und Frühwarnsystemen

Umsetzung des Vorsorgeprinzips für Verkehrsinfrastrukturen bei Extrem-wetterereignissen

Bund, Bundesländer, Gemeinden, Verkehrsinf-rastrukturbetreiber, Universitäten, FH, meteoro-logische Institutionen und Unternehmen (wie z. B. ZAMG, AustroControl)

3.12.4.2 Sicherung eines funktionsfähigen Verkehrssystems

Anpassung der Verkehrsinfrastruktur zur Sicherstellung eines funktionsfä-higen und klimaverträglichen Verkehrssystems und zur Sicherung der Versorgung der Bevölkerung

Bund, Bundesländer, Bundesanstalt für Verkehr (BAV), Kommunen, Verkehrsinfrastrukturbetrei-ber, PlanerInnen, Bauträger, Betriebe

3.12.4.3 Sicherstellung des thermischen Komforts durch Reduktion der ther-mischen Lasten

Verringerung der thermischen Belastung in Siedlungsräumen, Verkehrs-trägern und Betriebsgebäuden

ImmobilienentwicklerInnen, IT-PlanerInnen, GeräteentwicklerInnen, Bund, Bundesländer

3.12.4.4

Reduktion von möglichen Hitzebe-lastungen für Fahrgäste und Perso-nal in öffentlichen Verkehrsmitteln durch geeignete Klimatisierung

Steigerung der Betriebssicherheit hinsichtlich der Hitzebelastung in öffent-lichen Verkehrsmitteln (Sicherheit für Personen und für Betriebsmittel)

Bund, ÖV-Betreiber, Bildungseinrichtungen, Bundesländer, Gemeinden, Hersteller von öf-fentlichen Verkehrsmitteln

3.12.4.5

Überprüfung und allenfalls Anpas-sung von Rechtsnormen an den Klimawandel für Bau und Betrieb von Verkehrsinfrastrukturen

Anpassung von Gesetzen, Normen und Richtlinien an die Auswirkungen des Klimawandels

Bund, Bundesländer, Normungsgremien, Öster-reichisches Institut für Bautechnik (OIB), Öster-reichische Forschungsgesellschaft Straße, Schiene und Verkehr (FSV)

3.12.4.6

Überprüfung und gegebenenfalls Anpassung von baulichen und rechtlichen Maßnahmen in der Raumordnung

Anpassung raumwirksamer Maßnahmen (z. B. Gefahrenzonenpläne) zum Schutz vor Extremwetterereignissen

PlanerInnen, Errichter und Betreiber von Ver-kehrsinfrastruktur, Gemeinden, Bundesländer, Bund

3.12.4.7 Berücksichtigung von mikro-/mesoklimatischen Bedingungen bei der Stadt- und Freiraumplanung

Sicherstellung des thermischen Komforts durch eine angepasste Infra-strukturplanung als Teil der Stadt- und Freiraumplanung

Kommunen, PlanerInnen, MeteorologInnen, VerkehrsteilnehmerInnen

3.12.4.8 Reduktion des Zuwachses dauer-haft versiegelter Flächen als Über-flutungsschutz

Verringerung überschüssiger Versiegelungsflächen von Verkehrsinfra-strukturen zur Verminderung/Vermeidung von lokalen Überflutungen

Bund, Bundesländer, Kommunen, Verkehrsinf-rastrukturbetreiber, Bauträger, Grundeigentü-merInnen

113

Nr. Titel Ziel HandlungsträgerInnen

3.12.4.9 Forschung zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels im Be-reich Verkehrsinfrastruktur

Verbesserung der Informationsbasis mit dem Ziel einer optimierten An-passung an die Folgen des Klimawandels

EU, Bund, Forschungsförderungseinrichtungen (z. B. Klima- und Energiefonds, FWF - Der Wissenschaftsfonds, Österreichische For-schungsförderungsgesellschaft FFG), universi-täre und außeruniversitäre Forschungseinrich-tungen

3.12.4.10 Pilotprojekte zu klimawandelange-passten Verkehrsinfrastrukturen

Demonstration der Machbarkeit von klimawandelangepasster Verkehrsinf-rastruktur

EU, Bund, Forschungsförderungseinrichtungen (Klima- und Energiefonds, FWF - Der Wissen-schaftsfonds, Österreichische Forschungsförde-rungsgesellschaft FFG), universitäre und au-ßeruniversitäre Forschungseinrichtungen, inno-vative Immobilienentwickler/Bauträger

3.12.4.11 Verbesserte Öffentlichkeitsarbeit Schaffung von Akzeptanz für notwendigen Handlungsbedarf und Verbrei-tung von Wissen betreffend das Thema Anpassung an den Klimawandel im Verkehrsbereich

NGOs, NPOs, Bund, Bundesländer, Gemein-den, Schulen, Universitäten, Interessenverbän-de, Medien, Einzelpersonen

3.12.4.12

Aus- und Weiterbildung zum Thema Anpassung an die Folgen des Kli-mawandels im Bereich Verkehrsinf-rastruktur

Erhöhung des Wissensstandes zur Anpassung an die Folgen des Klima-wandels durch Vermittlung entsprechender Information in der Aus- und Weiterbildung

Bund, Aus- und Weiterbildungsinstitutionen, Interessenverbände (Kammern)

114

RAUMORDNUNG

Nr. Titel Ziel HandlungsträgerInnen

3.14.4.1

Erarbeitung und Bereitstellung pra-xisrelevanter Daten- und Informati-onsgrundlagen, Bewusstseinsbil-dung sowie bessere Vernetzung der AkteurInnen

Generierung, Bereitstellung und Transfer von verbessertem raumrelevan-tem Klimafolgenwissen, das für Entscheidungsprozesse in der Raumord-nung unmittelbar nutzbar und nützlich ist;

Erhöhung der Handlungsbereitschaft und der Handlungskompetenz von RaumordnungsakteurInnen und betroffenen Bürgerinnen/Bürgern im Um-gang mit dem Klimawandel;

Bund, ÖROK, Länder, Gemeinden, Interessen-vertretungen, Forschungseinrichtungen, Plane-rInnen

3.14.4.2

Schaffung und Sicherung von Hochwasserrückhalte- und Hoch-wasserabflussflächen und klare Regelung von Widmungsverboten und -beschränkungen

Schutz des Siedlungsraums vor Hochwasser durch Sicherung und Rück-gewinnung von natürlichen Überflutungsflächen und Rückhalteräumen;

Verbesserung des Wasserrückhaltes in der Fläche der Einzugsgebiete der Flüsse;

Schutz vor hochwasserbedingten Schäden durch die Reduktion der Ab-flussspitzen und Verlangsamung von Hochwasserwellen;

ÖROK, Bundesländer, Gemeinden, PlanerIn-nen, Schutzwasserwirtschaft, Wildbach- und Lawinenverbauung

3.14.4.3 Verstärkte rechtliche Koppelung zwischen Flächenwidmung und Gefahrenzonenplanung

Schutz des Siedlungsraums und von Infrastruktur vor Naturgefahren.

Freihalten von durch Naturgefahren gefährdeten Bereichen von Bebauun-gen und Nutzungen mit erhöhtem Schadenspotenzial;

Sicherstellung einer vorausschauenden Gefahrenvorsorge;

ÖROK, Bundesländer, Gemeinden, PlanerIn-nen, Schutzwasserwirtschaft, Wildbach- und Lawinenverbauung

3.14.4.4 Regelungen für den Umgang mit Widmungs- und Bebauungsbestand in Gefährdungsbereichen

Verringerung des Schadenpotenzials durch Naturgefahrenereignisse;

Sicherstellung einer vorausschauenden Gefahrenvorsorge;

Bundesländer, Gemeinden, Wildbach- und Lawinenverbauung (in Sachverständigen- und Beratungsrolle bei Einzelgutachten)

3.14.4.5 Förderung der interkommunalen Kooperation

Sicherung großräumiger „solidarischer― Hochwasserretentions- bzw. Na-turgefahrenvorsorgeflächen;

Schaffung von Ausgleichsmechanismen bzw. Risikotransfermodellen zwischen Gemeinden oder Körperschaften öffentlichen Rechts nach WRG (z. B. Wassergenossenschaften/Wasserverbände) zur Kompensation von wechselseitiger Flächeninanspruchnahme zwischen Ober- und Unterliegergemeinden;

Bund, Bundesländer, Gemeinden, PlanerInnen

3.14.4.6

Sicherung von Frisch- und Kaltluft-entstehungsgebieten, Ventilations-bahnen sowie „grüner― und „blauer Infrastruktur― innerhalb des Sied-lungsraums

Verbesserung des Kleinklimas in dicht bebauten Gebieten, Vermeidung von Überhitzungs- bzw. Wärmeinseleffekten und Ausgleich von erhöhten bioklimatischen Belastungen für die menschliche Gesundheit;

Sicherstellung der Kalt- und Frischluftzufuhr in dicht besiedelten Gebieten,

Übergeordnetes Ziel ist die Vermeidung hitzebedingter Gesundheitsrisi-ken;

Bundesländer, Gemeinden, PlanerInnen, Natur-schutz (Bundesländer), Forschung (insb. Mete-orologie/Mikroklimatologie)

115

Nr. Titel Ziel HandlungsträgerInnen

3.14.4.7

Prüfung und ggf. Anpassung der bautechnischen Vorgaben im Bau-recht und bioklimatisch wirksamer Maßnahmen in den Bebauungsplä-nen

Verbesserung des Kleinklimas in dicht bebauten Gebieten, Vermeidung von Überhitzungs- bzw. Wärmeinseleffekten und Ausgleich von erhöhten bioklimatischen Belastungen für die menschliche Gesundheit;

Vermeidung hitzebedingter Gesundheitsrisiken;

Gemeinden, PlanerInnen, Stadtplanung, For-schung (insb. Meteorologie/Mikroklimatologie)

3.14.4.8

Verstärkte Sicherung von Wasser-ressourcen und verbesserte Integra-tion von Raumordnung, wasserwirt-schaftlichen Planungen und Nut-zungen mit Wasserbedarf

Sicherung von Grund- und Trinkwasserressourcen und Unterstützung der Grundwasserneubildung;

Gewährleistung der quantitativen und qualitativen Wasserversorgungssi-cherheit;

Bundesländer, Gemeinden, PlanerInnen, Was-serwirtschaft, Landwirtschaft, Industrie, Ener-giewirtschaft, Tourismus

3.14.4.9

Verstärkte Sicherung von ökolo-gisch bedeutsamen Freiräumen (unzerschnittene naturnahe Räume, Lebensraumkorridore, Biotopver-netzung) und Minimierung weiterer Lebensraumzerschneidungen

Sicherung und Verbesserung eines auch unter geänderten naturräumli-chen Bedingungen funktionsfähigen Netzes von Schutzgebieten und Le-bensräumen für Tier- und Pflanzenarten;

Schaffung und Erhaltung von unzerschnittenen Rückzugsräumen für Tier- und Pflanzenarten sowie Vermeidung weiterer Lebensraumzerschneidun-gen;

ÖROK, Bundesländer, Gemeinden, PlanerIn-nen, Naturschutz (Bundesländer), Verkehrs- und Infrastrukturplanung

3.14.4.10

Verstärkte Zusammenarbeit von Raumordnung und Tourismus zur Förderung einer klimawandelange-passten nachhaltigen touristischen Infrastruktur

Sicherstellung und Unterstützung einer nachhaltigen und Klimawandel-angepassten räumlichen Entwicklung im Tourismus

ÖROK, Bundesländer, Gemeinden, PlanerInnen

(Tourismusplanung, Regionalentwicklung: BMWFJ, Bundesländer, Tourismusverbände, Regionen, Gemeinden, Wildbach- und Lawi-nenverbauung)

3.14.4.11 Forcierung energieeffizienter Raumstrukturen

Stärkung des Raumbezugs des Energiesystems;

Verringerung des Energieverbrauchs und Verbesserung der Energieeffizi-enz;

verbesserte Erreichung von Klimaschutzzielen durch Reduktion von Treibhausgasemissionen;

Erhöhung des Beitrags erneuerbarer Energieträger aus regionaler Bereit-stellung zur Energiebedarfsdeckung;

Bund, ÖROK, Bundesländer, Gemeinden Pla-nerInnen, Energieversorgungsunternehmen, Energieagenturen, Energieinstitute, Regional-verbände, Regionalmanagements

116

WIRTSCHAFT

Nr. Titel Ziel HandlungsträgerInnen

3.14.4.1

Sicherung von Zulieferung, Trans-portnetzen und Produktion durch differenzierte Zuliefernetze, regiona-le Cluster und marktnahe Produkti-on

Gewährleistung der Versorgungssicherheit mit landwirtschaftlichen Pro-dukten durch regional und saisonal differenzierte Zuliefernetze; Reduktion des Risikos von Ausfällen in der Lieferkette landwirtschaftlicher Rohstoffe

Reduktion des Risikos von Ausfällen und/oder Preis- und Mengen-schwankungen (Verfügbarkeit) in der Zulieferkette durch Regionalisierung der Vorlieferbeziehungen

Sicherstellen der Transportwege der Zuliefer- und Vertriebsnetze, Reduk-tion des Risikos von Unterbrechungen entlang des Transportnetzes, Si-cherstellen der Qualität von landwirtschaftlichen Produkten oder Lebens-mitteln

Unternehmen; Bund, Bundesländer, Gemein-den

3.14.4.2

Sicherung von Zulieferung und Produktion durch langfristige Ver-träge und Ausweitung von Lagerbe-ständen

Aufrechterhalten von Prozessen der Güterströme entlang der Wertschöp-fungskette durch langfristige Verträge bzw. Ausweitung bestehender Ver-träge, Verminderung des Ausfallsrisikos landwirtschaftlicher Zulieferpro-dukte, Sicherstellen der Qualität von landwirtschaftlichen Vorleistungen

Reduktion des Risikos von Ausfällen und/oder Preis- und Mengen-schwankungen (Verfügbarkeit) in der Zulieferkette durch Ausweitung der Lagerbestände, Vermeidung von Versorgungsengpässen

Unternehmen; Bund

3.14.4.3 Maßnahmen zur Erhöhung der Resilienz von Produktion, Vertrieb und betrieblicher Infrastruktur

Beibehaltung des Produktionsablaufs und Sicherstellen adäquater Bedin-gungen der Lagerhaltung, Vermeiden von Qualitätseinbußen durch beein-trächtigte Lagerhaltung, funktionierende Logistik bei höheren Außentem-pe-raturen und während Dürreperioden sowie Schutz der betrieblichen Infra-struktur bei Hochwasser und sonstigen Extremereignissen (Sturm, Hagel, Schneelast)

Unternehmen sowie Bund, Bundesländer und Gemeinden

3.14.4.4

Maßnahmen zur Erhöhung der Energie-Versorgungssicherheit durch verstärkten Einsatz regenera-tiver Energien, Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung, Netzausbau und effizienzsteigernde Maßnahmen

Erhöhung der energetischen Versorgungssicherheit (und Förderung alter-nativer/energieeffizienter Technologien)

Unternehmen, Bund und Länder, Energie-Wirtschaft

3.14.4.5 Entwicklung von klimafreundlichen und anpassungsfördernden Produk-ten

Erhöhung der Anpassungskapazität mit Hilfe innovativer Produkte Unternehmen (angebots- und nachfrageseitig) und öffentliche Hand (nachfrageseitig)

117

Nr. Titel Ziel HandlungsträgerInnen

3.14.4.6 Adäquate Zukunftsszenarien-basierte Risikoabschätzung, Zu-sammenarbeit mit F&E, Monitoring von wissenschaftlichen Ergebnissen

Entwicklung neuer Risikoabschätzungsverfahren für die Versicherungs-wirtschaft unter Berücksichtigung von Klimaszenarien; bessere Risikoab-schätzungsgrundlagen für Unternehmen

Versicherungsunternehmen und universitäre und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen

3.14.4.7 Bewusstseinsbildung in der Bevöl-kerung zur Vermeidung von Scha-densfällen und Stärkung der Eigen-verantwortung von Versicherten

Erhöhung des Bewusstseins über mögliche Schäden als Beitrag zur Reduk-tion derselben

Versicherungsunternehmen und öffentliche Institutionen

3.14.4.8 Bessere Risikostreuung für Versi-cherer und damit Erhöhung der Versicherbarkeit klima- bzw. wetter-induzierter Schäden

Einführung einer kombinierten Feuer- und Naturgefahrenversicherung zur breiteren Risikostreuung

Versicherungsunternehmen, Bund

3.14.4.9 Bereitstellen von Dienstleistungen für den Kunden nach Schadensfäl-len

Unterstützung bei Schadensbehebung und –management als Beitrag zur Begrenzung von Folgeschäden

Versicherungen, weiter Dienstleister

118

STADT – URBANE FREI- UND GRÜNRÄUME

Nr. Titel Ziel HandlungsträgerInnen

3.15.4.1 Anpassung der Strategie des Was-sermanagements für Grün- und Freiräume

Sicherstellung der Wasserversorgung bzw. der Retentionsfunktion von Grün- und Freiräumen unter veränderten klimatischen Bedingungen

Magistratsabteilungen, Gartenbauämter, Was-serversorger

3.15.4.2 Anpassung des Bodenmanage-ments in urbanen Grün- und Frei-räumen

Aufrechterhaltung der Bodenfunktion, insbesondere der Wasserspeicher- und Wasserfilterfunktion

Bundesländer, Magistratsabteilungen, Garten-bauämter, PlanerInnen, Privatpersonen

3.15.4.3 Erhalt und Förderung der biologi-schen Vielfalt urbaner Grün- und Freiräume

Aufrechterhaltung der Ökosystemfunktionen und der Artenvielfalt in urba-nen Grün- und Freiräumen

BMLFUW, Bundesländer, Magistratsabteilun-gen, Gartenbauämter, PlanerInnen, Stadtpla-nung, Raumordnung, Gartencenter, Gartenbau-betriebe

3.15.4.4 Anpassung der Planungsstrategien für urbane Grün- und Freiräume

Berücksichtigung des Klimawandels in den städtischen Planungsinstru-menten

Bundesländer, Magistratsabteilungen, Stadt-entwicklung und Stadtplanung, Gartenbauäm-ter, Raumordnung, PlanerInnen

3.15.4.5 Anpassung der Freiraumgestaltung und der Pflege

Berücksichtigung der klimatischen Änderungen in der Umsetzung, Gestal-tung und bei der Pflege von urbanen Grün- und Freiräumen

Magistratsabteilungen, Gartenbauämter, Plane-rInnen

3.15.4.6

Forcierung und Anpassung von Grün- und Freiräumen für Naherho-lung und Freizeitgestaltung unter sich ändernden klimatischen Bedin-gungen

Erhalt und Anlage von Grün- und Freiräumen als Naherholungs- und Freizeitraum zur Förderung des menschlichen Wohlbefindens unter sich ändernden klimatischen Bedingungen (insbesondere bei Hitzewellen)

Magistratsabteilungen, Gartenbauämter, Plane-rInnen.

3.15.4.7

Bewusstseinsbildung, Verbesserung der Vernetzung sowie Anpassung der Aus- und Weiterbildung der AkteurInnen (öffentlich und privat)

Ausbau des Wissenstandes und Verbesserung der Vernetzung der betrof-fenen AkteurInnen

Stadtverwaltungen, Städtebund

3.15.4.8

Verbesserung der Wissensbasis durch inter- und transdisziplinäre Forschung zu urbanen Frei- und Grünräumen

Im Hinblick auf eine Anpassung der urbanen Grün- und Freiräume an den Klimawandel sind auf unterschiedlichen Ebenen Fragestellungen zu erfor-schen und für die Umsetzung interdisziplinär aufzubereiten

Bund (Forschungsprogramme), universitäre und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, Stadtverwaltungen, PlanerInnen.

119

16. Ressourcenbedarf im Zuge der Anpassung an den Klimawan-

del

Wenn auch über die speziellen Kosten der Anpassung derzeit noch keine verlässlichen Aus-

sagen getroffen werden können, also noch spezifischere Informationen erforderlich sind, so

kann bereits heute davon ausgegangen werden, dass die Kosten des Handelns zur Bewälti-

gung des Klimawandels (einschließlich Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen) sehr viel

niedriger sein werden als die mittel- bis langfristigen Kosten des Nichthandelns. (EK 2009a).

Derzeit wird in nationalen und internationalen Studien, speziell auch auf Ebene der EU, in-

tensiv an einer Methodik zur Darstellung der Netto-Anpassungskosten gearbeitet. Ein Scree-

ning von Strategiepapieren anderer europäischer und außereuropäischer Staaten macht

deutlich, dass bislang keine belastbaren Angaben zum Ressourcenbedarf der Anpassung

möglich sind.

Vorliegende Anpassungs-Strategien von Staaten wie Belgien, Finnland, Deutschland oder

Frankreich treffen dazu daher nur prinzipielle Aussagen und weisen allenfalls Kosten für

spezifische Programme aus, deren Umsetzung bereits beschlossen und budgetiert ist.

Ökonomische Analysen können wesentliche Argumente für die Prioritätendiskussion inner-

halb des Anpassungsprozesses und die Abwägung von möglichen Maßnahmen beisteuern.

Die Herausforderung liegt speziell darin, dass nicht die absoluten Zahlen/Kostenangaben

unmittelbar von Bedeutung sind, sondern jene, die u.a. folgendes mitberücksichtigen:

Aktivitäten, die auch ohne direkten Bezug zu Klimawandelanpassung gesetzt werden,

jedoch zur Anpassung beitragen;

Schadenskosten- bzw. allenfalls auch -„bezifferbarer― Nutzen aufgrund des Klimawandels,

die sich ohne rechtzeitige Gegensteuerung ergeben werden;

Zusatznutzen der Anpassungsmaßnahmen.

Studien und Forschungsprojekte, die sich dieses Themas annehmen, sollten also einen inte-

grierten, Sektor übergreifenden und holistischen Ansatz wählen, wobei auch die durch Ver-

schlechterung physikalischer und biologischer Systeme bedingten Umweltkosten internali-

siert werden. International wird daran derzeit intensiv gearbeitet.

Grundsätzlich wird die Umsetzung der österreichischen Anpassungsstrategie unter folgen-

den Prämissen erfolgen:

Die Umsetzung der Handlungsempfehlungen soll im Rahmen der bestehenden Zustän-

digkeiten zu erfolgen.

120

Sie ist soweit als möglich durch Prioritätensetzungen und Umschichtungen innerhalb der

für die einzelnen Themenbereiche verfügbaren Budgets abzudecken.

Im Falle darüber hinaus gehender Anforderungen wären mögliche (innovative) Finanzie-

rungsinstrumente zu prüfen.

Zur besseren Abschätzung notwendiger Ressourcen wird derzeit im Auftrag des Lebensmi-

nisteriums vom Umweltbundesamt eine umfassende Studie mit dem Titel „Climate-Proofing―

bestehender Instrumente als erster Schritt zur Umsetzung der österreichischen Klimawandel-

Anpassungsstrategie― durchgeführt.

Inhalte:

• Auflistung jener Maßnahmen aus der Klimawandel-Anpassungsstrategie, die bereits

durch bestehende Instrumente umgesetzt werden;

• Abschätzung, welcher finanzielle Rahmen dafür aufgewendet wird;

• Empfehlungen, welche Handlungsoptionen in bestehende Instrumente integriert wer-

den können (=Synergien);

• Identifizierung jener Handlungsoptionen aus der Anpassungsstrategie, die nicht durch

bestehende Instrumente umgesetzt werden können und somit eine zusätzliche Fi-

nanzierung benötigen;

Erste Ergebnisse werden bis April 2012 vorliegen.

121

17. Ausblick und weitere Vorgangsweise

Österreich muss sich in den kommenden Jahren und Jahrzehnten sukzessive an den Klima-

wandel anpassen. Die vorliegende Anpassungsstrategie bietet dafür einen geeigneten Rah-

men. Für deren Umsetzungserfolg ist eine bestmögliche Kooperation aller betroffenen Akteu-

rInnen entscheidend. Die Erstellung der nationalen Anpassungsstrategie wurde daher von

Beginn an als iterativer Prozess gestaltet, in dem alle Betroffenen auf Bundes- und Länder-

ebene, Interessensverbände sowie NGOs und weitere in der Umsetzung geforderte Instituti-

onen intensiv eingebunden waren. Information, Dialog und Beteiligung waren für den Weg

zur nationalen Anpassungsstrategie kennzeichnend.

Die Anpassung an den Klimawandel ist ein Prozess, der unmittelbar beginnen muss, sich

jedoch über längere Zeithorizonte erstreckt. Ein kontinuierliche Verbesserung des Wissens-

standes und Erfahrungen in der Umsetzung sind Grundlage für ein stetes Lernen und die

Voraussetzung dafür, den Weg erfolgreich zu beschreiten.

Die besondere Herausforderung im Prozess, der von strategischen Überlegungen in die

konkrete Umsetzung führt, liegt in der hohen Komplexität, die sich unter anderem aus den

unterschiedlichen Betroffenheiten, den unterschiedlichen Entscheidungsebenen, den be-

reichsübergreifenden Wechselwirkungen und Abhängigkeiten sowie der Vielzahl von Hand-

lungsträgerInnen ergibt.

Anders als beim Klimaschutz, bei dem eine klare Zielgröße betreffend die Reduktion der

Treibhausgasemissionen im Mittelpunkt steht, gilt es für die Anpassung an die Folgen des

Klimawandels, ein langfristiges Ziel zu erreichen, das nicht scharf fassbar ist und nur um-

schrieben werden kann: die Verletzlichkeit natürlicher, gesellschaftlicher und ökonomischer

Systeme zu verringern, deren Anpassungsfähigkeit zu erhalten bzw. zu steigern und neue

Chancen, die sich ergeben könnten, bestmöglich zu nutzen.

Wesentlich erscheint, dass in Hinkunft mögliche Folgen des Klimawandels in allen relevan-

ten Planungs- und Entscheidungsprozessen auf der nationalen bis hin zur lokalen Ebene,

behördlich, privatwirtschaftlich und den Einzelnen betreffend „mitgedacht― werden.

Das bedeutet, dass die vorliegende Anpassungsstrategie ein erster politischer Meilenstein im

Umgang mit den Folgen des Klimawandels ist. Das Dokument muss jedoch entsprechend

dem Wissenszuwachs und den faktischen Notwendigkeiten in regelmäßigen Abständen wei-

terentwickelt werden.

Die Bundesregierung wird durch Unterstützung von Forschungsaktivitäten die wissenschaft-

lichen Grundlagen für die erfolgreiche Umsetzung der Klimawandel-Anpassungsstrategie

vertiefen. Einen wesentlichen Anteil daran werden Forschungsprogramme wie StartClim

122

(www.austroclim.at/startclim) und ACRP (Austrian Climate Research Programme) des Klima-

und Energiefonds (http://www.klimafonds.gv.at/foerderungen/aktuelle-

foerderungen/2011/austrian-climate-research-program/) leisten. Das ACRP wird in diesem

Zusammenhang auch eine unterstützende Rolle in Form einer Begleit- und Umsetzungsfor-

schung übernehmen.

Verstärkte Zusammenarbeit wird auch mit dem im Juni 2011 gegründeten Climate Change

Centre Austria/Klimaforschungsnetzwerk Österreich (CCCA), einer koordinierenden Einrich-

tung zur Förderung der Klimaforschung in Österreich, angestrebt. In diesem Sinne sollen

neue Forschungsergebnisse durch Herstellen eines guten Kontaktes zwischen Wissenschaft

und Politik unmittelbar für konkrete umweltpolitische Entscheidungen nutzbar gemacht wer-

den.

Anpassung ist ein dynamischer Prozess. Die Fortschritte bei der Anpassung sind regelmäßig

zu evaluieren. Erfolgskontrolle ist wesentlich für die Bewertung der Wirksamkeit der Strate-

gie. Dies wird mittels regelmäßiger Berichterstattung über die laufenden Aktivitäten in den

jeweiligen Aktivitätsfeldern erfolgen. Federführung und Koordination des Gesamtprozesses

liegen beim Lebensministerium.

Als erster Schritt zur Begleitung und Unterstützung der Umsetzung von Handlungsempfeh-

lungen wird vom Lebensministerium eine Umfrage in der Verwaltung initiiert werden. Mittels

eines Fragebogens/digitalisierten Tools soll konkret der Stand der Umsetzung in den ver-

schiedenen Aktivitätsfeldern sichtbar gemacht werden.

Weitere Abfolge:

Übermittlung des Fragebogens mit dem Ersuchen um Beantwortung an betroffene Mini-

sterien, die Bundesländer sowie den Städte-/Gemeindebund

Auswertung der systematischen Erhebung

Entwicklung eines pragmatischen und leicht handhabbaren Evaluierungstools zur Ein-

schätzung/Bewertung des Status Quo zur Klimawandelanpassung in den definierten Akti-

vitätsfeldern (auf Basis der internationalen Erfahrungen)

Zusammenfassender Bericht über Ergebnisse mit klarer Darstellung des Umsetzungs-

stands (Umsetzungsbericht) und Veröffentlichung

Die weitere Berichterstattung erfolgt im Zwei-Jahres-Rhythmus

123

Parallel dazu vertiefende Bearbeitung spezieller Fragestellungen, die derzeit noch nicht

ausreichend bearbeitet/beantwortet sind z.B.

o Detailliertere Abschätzung des Ressourcenbedarfs

o Genaue zeitliche Planung der Umsetzung

Der erste Umsetzungsbericht wird bis Ende 2014 vorgelegt werden.

Es wird auf diese Weise bewusst ein Zusammenhang zum 5. Sachstandsbericht des IPCC

(Intergovernmental Panel on Climate Change) hergestellt. Der Synthesebericht des IPCC

wird im Oktober 2014 veröffentlicht werden. Die Ergebnisse dieses Berichts werden auch für

die Strategie der Klimawandelanpassung in Österreich höchst bedeutsam sein.

Weiters wird voraussichtlich im Jahr 2014 ein auf Österreich bezogener „Sachstandsbericht―

zum Thema Klimawandel vom CCCA (Klimaforschungsnetzwerk Österreich) vorgelegt wer-

den und konkrete Beiträge zur Diskussion liefern können.

Im Rahmen der Erfolgskontrolle zur Anpassungsstrategie sollen in jedem Fall auch neue

wissenschaftliche/praktische Erkenntnisse, etwa zur Vulnerabilität des jeweiligen Aktivitäts-

feldes, einfließen.

124

18. Literaturverzeichnis

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