Politik Panzer im Gefecht - · PDF file27. April 2015 MinisteriuM / Hintergrund aktuell 3....

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D 8512 DIE BUNDESWEHR IM INTERNET www.bundeswehr.de www.wirdienendeutschland.de www.bmvg.de www.youtube.com/bundeswehr www.facebook.com/bundeswehr www.twitter.com/bundeswehrInfo www.flickr.com/photos/ augustinfotos www.instagram.com/bundeswehr 51. Jahrgang Nr. 16 Montag, 27. April 2015 Panzer im Gefecht Bei der Übung „Dynamic Response“ trainieren tschechische, österreichische und deutsche Soldaten gemeinsam den scharfen Schuss. Seite 8 Foto: Jörg Koch Marine bereit für Hilfe im Mittelmeer Einsatzgruppenversorger „Berlin“ und eine Fregatte sollen bei Flüchtlingskatastrophe helfen. Berlin. Deutschland plant, zwei Schiffe der Marine ins Mittel- meer zu entsenden, um gemein- sam mit den EU-Mitgliedstaaten der Flüchtlingskatastrophe zu begegnen. „Es geht jetzt vor allem darum, dass wir sehr schnell Menschen, die in Not sind, helfen“, sagte Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen am vergangenen Freitag. Nach Angaben des Ministeriums könnten zwei Schiffe innerhalb von zwölf bis 14 Tagen das Mittelmeer errei- chen. Geprüft wird, ob Schiffe des Einsatzausbildungsverbands der Marine dafür in Frage kom- men, konkret geht es um den Ein- satzgruppenversorger „Berlin“ und eine Fregatte. Die Schiffe sind derzeit im Golf von Aden vor der Ostküste Afrikas unter- wegs – etwa 4600 Kilometer vom Mittelmeer entfernt. Der Einsatzgruppenversorger ist unter anderem mit einer gro- ßen und umfassend ausgestatte- ten Sanitätsstation ausgerüstet. In Verbindung mit den Aufklä- rungsfähigkeiten einer Fregatte ergänzen sich beide Schiffe für die Aufgaben im Mittelmeer besonders gut. Die gezielte Hilfeleistung im Mittelmeer basiert auf Artikel 98 des Seerechtsübereinkommens der Vereinten Nationen. Es ver- pflichtet den Kapitän eines jeden Schiffes, jeder Person, die auf See in Lebensgefahr angetroffen wird, möglichst schnell zu Hilfe zu eilen. Angesichts des immer größeren Ausmaßes der Flüchtlingskatas- trophe im Mittelmeer einigten sich die EU-Regierungschefs vergangene Woche darauf, die EU-Einsätze „Triton“ vor Italien und „Poseidon“ vor Griechenland zu stärken und die Finanzmittel mindestens zu verdreifachen. Dadurch sollen die Möglichkei- ten der Seenotrettung durch die Grenzschutzbehörde Frontex ver- stärkt werden. In diesem Zusam- menhang sagte Deutschland zu, zwei Schiffe zu entsenden. (eb) NACHRICHTEN POLITIK Afghanistan-Bilanz Abgeordnete des Bundestags haben eine Anfrage zum Ein- satz am Hindukusch eingereicht. Die wichtigsten Fakten aus der Antwort der Regierung. Seite 4 BUNDESWEHR Erste Hilfe in Erbil Viele Kämpfer der Peschmerga starben, weil Erste Hilfe fehlte. Jetzt werden die Kämpfer unter anderem von deutschen Soldaten dafür ausgebildet. Seite 5 Foto: Bundeswehr/Bergold Derzeit im Golf von Aden: Der „Einsatzgruppenversorger“ Berlin.

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51. Jahrgang nr. 16 montag, 27. April 2015

Panzer im Gefecht

Bei der Übung „Dynamic Response“ trainieren

tschechische, österreichische und deutsche Soldaten

gemeinsam den scharfen Schuss. Seite 8

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Marine bereit für Hilfe im MittelmeerEinsatzgruppenversorger „Berlin“ und eine Fregatte sollen bei Flüchtlingskatastrophe helfen.

Berlin. Deutschland plant, zwei Schiffe der Marine ins Mittel-meer zu entsenden, um gemein-sam mit den EU-M itgliedstaaten der Flüchtlingskatastrophe zu begegnen.

„Es geht jetzt vor allem darum, dass wir sehr schnell Menschen, die in Not sind, helfen“, sagte Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen am vergangenen Freitag. Nach Angaben des Ministeriums könnten zwei Schiffe innerhalb von zwölf bis 14 Tagen das Mittelmeer errei-chen. Geprüft wird, ob Schiffe des Einsatzausbildungsverbands der Marine dafür in Frage kom-men, konkret geht es um den Ein-satzgruppenversorger „Berlin“ und eine Fregatte. Die Schiffe

sind derzeit im Golf von Aden vor der Ostküste Afrikas unter-wegs – etwa 4600 Kilometer vom Mittelmeer entfernt.

Der Einsatzgruppenversorger ist unter anderem mit einer gro-ßen und umfassend ausgestatte-ten Sanitätsstation ausgerüstet.

In Verbindung mit den Aufklä-rungsfähigkeiten einer Fregatte ergänzen sich beide Schiffe für die Aufgaben im Mittelmeer besonders gut.

Die gezielte Hilfeleistung im Mittelmeer basiert auf Artikel 98 des Seerechtsübereinkommens

der Vereinten Nationen. Es ver-pflichtet den Kapitän eines jeden Schiffes, jeder Person, die auf See in Lebensgefahr angetroffen wird, möglichst schnell zu Hilfe zu eilen.

Angesichts des immer größeren Ausmaßes der Flüchtlingskatas-trophe im Mittelmeer einigten sich die EU-Regierungschefs vergangene Woche darauf, die EU-Einsätze „Triton“ vor Italien und „Poseidon“ vor Griechenland zu stärken und die Finanzmittel mindestens zu verdreifachen. Dadurch sollen die Möglichkei-ten der Seenotrettung durch die Grenzschutzbehörde Frontex ver-stärkt werden. In diesem Zusam-menhang sagte Deutschland zu, zwei Schiffe zu entsenden. (eb)

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Politik

Afghanistan-BilanzAbgeordnete des Bundestagshaben eine Anfrage zum Ein-satz am Hindukusch eingereicht. Die wichtigsten Fakten aus der Antwort der Regierung. Seite 4

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Erste Hilfe in ErbilViele Kämpfer der Peschmerga starben, weil Erste Hilfe fehlte. Jetzt werden die Kämpfer unter anderem von deutschen Soldaten dafür ausgebildet. Seite 5

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Ihre Väter verloren ihr Leben im einsatz: Auf einladung von Hertha BSC haben vier Kinder von gefallenen Bundeswehrsoldaten den 29. Spieltag der 1. Fußballbundesliga auf besondere Art erlebt. Maskottchen „Herthino“ begrüßte die jungen Besucher, anschließend begleiteten sie die Hertha-Profis vor der Partie gegen Köln aufs Spielfeld.

BILd der WoCHe

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Redaktionsanschrift:Redaktion der BundeswehrBundeswehr aktuellReinhardtstraße 52, 10117 BerlinTelefon: (0 30) 886 228 - App.Fax: (0 30) 886 228 - 20 65, BwFw 88 41E-Mail: [email protected]

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ISSN: 1618-9086Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Filme, Fotos und Zeichnungen wird keine Gewähr übernom-men. Namensbeiträge geben die Meinung des Ver-fassers wieder. Sie entsprechen nicht unbedingt der Auffassung der Redaktion oder des BMVg. Nach-druck nur mit Genehmigung der Redaktion. Leser-briefe per E-Mail werden nur mit wirklichem Namen und Adresse berücksichtigt, außerdem behält sich die Redaktion das Recht auf Kürzung vor.

ZItAt

„Unseren afghanischen Helfern gegenüber haben wir eine moralische Fürsorgepflicht.“

Der scheidene Wehrbeauftrage des Bundestags, Hellmut Königs-haus (FDP), während seiner letzten Rede im Parlament am vergan-genen Donnerstag.

KALenderBLAtt

Vor 40 Jahren: Am 30. April 1975 endet der Vietnamkrieg für dieVereinigten Staaten mir der ersten militärischen Niederlage ihrer Ge-schichte. Am 30. April besetzten nordvietnamesische Truppen Saigon.Zehn Jahre zuvor hatten die ersten US-Truppen das Land erreicht.

Vor 55 Jahren: Am 1. Mai 1960 wird im sowjetischen Luftraumein US-Aufklärungsflugzeug vom Typ U-2 abgeschossen. Der Pilotüberlebt den Absturz, wird verhaftet und zwei Jahre später im Tauschgegen einen sowjetischen Agenten freigelassen.

Vor 70 Jahren: Am 29. April 1945 treffen Funktionäre der Kommu-nistischen Partei Deutschlands (KPD) unter der Führung von WalterUlbricht in Berlin ein. Die Gruppe war in Moskau ausgebildet worden, um in der künftigen sowjetischen Besatzungszone administrative und politische Aufgaben zu übernehmen.

Vor 150 Jahren: Am 27. April 1865 wird in Ludwigshafen die BASF– die Badische Anilin- und Sodafabrik – von Friedrich Engelhorn gegründet. Im Laufe der folgenden 30 Jahre wird Deutschland zumgrößten europäischen Chemieproduzenten.

Vor 215 Jahren: Am 2. Mai 1800 gelingt es den britischen C hemikernWilliam Nicholson und Anthony Carlisle, Wasser durch Strom-spannung in seine Grundbestandteile Wasserstoff und Sauerstoff zu zerlegen. Das als „Elektrolyse“ bekannte Verfahren ist bis heute einegrundlegende Methode der chemischen Forschung. (eb)

edItorIAL

Die Bundeswehr bietet vielfäl-tigste berufliche Möglichkeiten mit unterschiedlichsten Werde-gängen. Auch ich durfte daserfahren. Klassisch begonnen als Seefahrer habe ich danach ein Karriereberatungsbüro geleitet.Seit Anfang des Monats bin ich als Redakteurin in der Redak-tion der Bundeswehr tätig. Ein abwechslungsreicher Weg, der mir die Möglichkeit bot – und noch bietet –, über meinen mari-timen Horizont hinaus zu blicken.

Aufträge, Übungen, Einsätze – an Land, in der Luft, auf See. Die wenigsten Soldaten haben die Gelegenheit, die Arbeit ande-rer Truppengattungen oder sogar Teilstreitkräfte und Organisati-onsbereiche kennenzulernen.Genauso verhält es sich, wenn es in den Einsatz geht – welche Aufträge haben die anderen?

Das ist das Thema, mit dem wir uns als Redakteure im Ress ort Einsatz täglich beschäftigen.Wir bekommen die Möglichkeit, weltweit Eindrücke und Erfah-rungen zu sammeln, darübercross medial zu berichten und den Lesern somit Einblicke in die verschiedensten Tätigkeiten und Aufträge zu geben.

Wie wichtig die Sanitäts-ausbildung auch für bereitskampferprobte Soldaten wie die

Peschmerga im Irak ist, erläu-tern wir auf Seite 5 dieser Aus-gabe. Außerdem geht es um einen lebensrettenden technischen Fort-schritt: Neue Störsender sind in der Lage, Funksignale ganz gezielt zu unterbrechen und das Auslösen eines Sprengkörpers per Funkverbindung zu verhin-dern.

Darüber hinaus hat aktuell für diese Ausgabe den Kom-mandierenden General des Deutsch-NiederländischenKorps getroffen. Im Interview mit aktuell spricht Generalleut-nant Volker Halbauer über die NATO Response Force und das Ziel, ein Hauptquartier zu formen, das einsatzbereit ist und militärische Operationen führen kann (Seite 6/7).

Victoria KietzmannRedakteurin Einsatz

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27. April 2015 MinisteriuM / Hintergrund aktuell 3

Berlin. Als Verteidigungsmi-nisterin Ursula von der Leyen den Verteidigungsausschuss am vergangenen Mittwoch wieder verlässt, spricht sie Klartext.Drei Stunden lang hat sie sich den Fragen der Bundestagsab-geordneten gestellt. Thema: Der Bericht zu Präzisionsproblemen, die Fachleute beim Standardge-wehr der Bundeswehr festgestellt haben. Die Analyse wurde in Zusammenarbeit mit dem unab-hängigen Ernst-Mach-Institut in Freiburg (EMI), der Wehrtech-nischen Dienststelle für Waffen und Munition (WTD 91) sowie dem WehrwissenschaftlichenInstitut für Werk- und Betriebs-stoffe und dem Bundesrech-nungshof erstellt.

Im Anschluss an die Sitzung im Ausschuss tritt die Ministerin vor die Mikrofone der wartenden Journalisten und sagt: „Das G36 hat so, wie es heute konstruiert ist, keine Zukunft in der Bundes-wehr.“

Und jetzt? Es werde mit Hoch-druck daran gearbeitet, eine Lösung für die Soldaten zu fin-den, sagt von der Leyen. Es gehe jetzt darum, Prioritäten zu setzen und zu bestimmen, für welche Einsatzgebiete, für welche Auf-träge und für welche Soldaten – beispielsweise die Spezialkräfte – umgehend Ersatz gebraucht wird. Von der Leyen: „Bei eini-gen Soldaten werden wir sofort ersetzen müssen.“

Mängel waren seit 2010 bekannt

Experten des Bundesamts für Ausrüstung, Informationstech-nik und Nutzung der Bundeswehr prüfen seit vergangener Woche, welche Waffe alternativ zügig zur Verfügung gestellt werden kann. Mit einem neuen Gewehr auf die Schnelle ist es allein nicht getan – auch eine gründliche Ausbil-dung an der neuen Waffe muss gewährleistet werden.

Die gesamte Bundeswehr mit neuen Gewehren auszustatten, wird nach Angaben der Minis-terin „nicht binnen Jahresfrist“ möglich sein. Ob das G 36 kom-plett ersetzt werden muss, oder der Bundeswehr in einer über-arbeiteten Form doch erhalten bleiben könnte, ließ die Minis-terin offen.

Inzwischen steht fest, dass die Berichte über die Mängel des G 36 dem Ministerium bereits im Jahr 2010 vorlagen. Der ver-teidigunspolitische Sprecher der SPD, Rainer Arnold, sagte nach dem Ausschuss: „ Wir müssen über die Vergangenheit sprechen. Wer ist der Verantwortliche für die Mängel im Prozess?“

Das Ministerium hat bereits die „Organisationsstudie G 36“ in Auftrag gegeben. Als unab-hängiger Sachverständiger wird Klaus-Peter Müller die Prozess-abläufe bei der Beschaffung, Prüfung und Nutzung des G 36 analysieren. Müller leitete bis

September 2013 die Regierungs-kommission „Deutscher Corpo-rate Governance Kodex“.

Der Abgeordente Jan van Aken (Die Linke) sagte, im Ausschuss sei klar geworden, dass das heu-tige G 36 den Lieferbedingungen aus dem Jahr 1996 voll entspreche. Ein Anspruch auf Schadensersatz sei damit hinfällig.

Ausschuss hat weitere Fragen

Der G 36-Abschlussbericht werfe neue Fragen auf, sagte die Abgeordnete Agnjeska Brugger (Bündnis 90 / Die Grünen). Der Ausschuss hat weitere Unter-lagen vom Ministerium einge-fordert.

Soldaten müssten sich in jeder Lage auf ihre Waffe verlassen können, sagte der CDU-Abge-ordnete Henning Otte. „Es war gut, dass die Ministerin dieses unabhängige Gutachten in Auf-trag gegeben hat.“ (vmd)

G36 auf dem Prüfstand – Ministerium sucht „mit Hochdruck“ nach einer Lösung.

Blitzbesuch in WashingtonUrsula von der Leyen zu Gast beim neuen US-Verteidigungsminister Ashton B. Carter.

Washington. Verteidigungs-ministerin Ursula von der Leyen ist zu politischen Gesprächen in die USA gereist.

In Washington traf sie den neuen amerikanischen Verteidi-gungsminister Ashton Carter, um sich über das weitere Vorgehen in Afghanistan sowie die Bekämp-fung der Terrormiliz „Islami-scher Staat“ (IS) und die Umset-zung der NATO-Beschlüsse von Wales auszutauschen. Bei dem Treffen im September hatten die Nato-Mitglieder unter anderem vereinbart, die Verteidigungs-ausgaben binnen eines Jahrzehnts auf zwei Prozent der Wirtschafts-leistung zu erhöhen.

Die Ministerin betonte die engen Beziehungen zwischen den USA und Deutschland und die sehr gute Zusammenarbeit

bei der Bewältigung der zahl-reichen sicherheitspolitischen Herausforderungen. Die USA und Deutschland seien vertraute und „unverbrüchliche Partner“.

Die Ministerin: „Wir arbeiten gemeinsam an Lösungen für zahl-reiche Konfliktherde dieser Welt und stehen Seite an Seite in den Einsätzen.“ Es sei unzweifelhaft,

dass die bisherigen Erfolge der internationalen Allianz gegen den IS-Terror zu einem guten Stück dem beherzten Engagement der Vereinigten Staaten von Amerika zu verdanken seien. Zur Situa-tion in Afghanistan sagte von der Leyen: „Ich bin unseren ameri-kanischen Freunden insbeson-dere dankbar, dass die USA in Afghanistan ihre Truppenstärke von 9800 Soldaten bis Ende 2015 beschlossen haben.Das gibt auch der Bundeswehr die notwendige Planungssicherheit.“ Hinter-grund: Ursprünglich war geplant, dass 5000 US-Soldaten am Hindukusch bleiben. Im März kündigte die US-Regierung an, bis Jahresende deutlich mehr Soldaten im Land zu belassen.

Carter ist seit Februar US- Verteidigungsminister. (eb)

Ein Gast aus Down Under

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Berlin. Verteidigungsministe-rin Ursula von der Leyen hat ihren australischen Amtskolle-gen Kevin Andrews im Bendler-block empfangen. Die Minister tauschten sich bei dem Treffen in der vergangenen Woche über die deutsch-australischen Bezie-hungen aus. In Afghanistan, im Nordirak und im Südsudan hat sich eine sehr gute Zusammen-arbeit zwischen den deutschen und australischen Streitkräften entwickelt. Mit Blick auf politi-sche Ziele und das gemeinsame demokratische Grundverständnis ist Australien für die Bundesre-publik der entscheidende Werte-partner in der Indo-Pazifischen Region. (stö)

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Ankunft in Washington: ursula von der Leyen und Ashton Carter.

UNO will mehr Unterstützungnew York. Die VereintenNationen (UNO) wünschen sich von Deutschland mehr Unterstützung bei Friedens-missionen. Das haben Ver-treter des UNO-Sekretariats gegenüber Mitgliedern desVerteidigungsausschussesdes Deutschen Bundestages geäußert. Eine Delegationdes Ausschusses war Mitte April in die Vereinigten Staaten gereist. Die Bundes-tagsabgeordneten trafen unter anderem Mitglieder des US- Repräsentantenhauses unddes Senats und tauschten sich mit Vertretern des German Marschall Funds und des Atlantic Council aus. Außer-dem besuchten sie die Zentrale der Vereinten Nationen. „In den Gesprächen, die wir dort geführt haben, ist sehr deut-lich geworden, dass sich Ver-antwortliche im UNO-Sekre-tariat von Deutschland einen größeren Beitrag zu den UNO- Missionen wünschen“, sagte der Vorsitzende des Ausschus-ses, Hans-Peter Bartels (SPD). Dabei ginge es um sogenannte „Enabler“-Fähigkeiten – also Führungsunterstützung durch deutsche Soldaten, logistische Fähigkeiten wie Lufttransport oder medizinische Versor-gung. „Das sind Fähigkeiten, die die größeren Truppenstel-ler für die UNO-Missionen wie zum Beispiel Bangladesh so nicht einbringen können“, sagte Bartels.

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in seiner jetzigen Form nicht zuverlässig: das g 36 trifft nicht präzise, wenn es erhitzt ist. im gefecht kann das zur gefahr werden.

Und jetzt?

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4 aktuell Politik / Hintergrund 27. April 2015

Die Afghanistan-Bilanz Bundestagsabgeordnete fordern in einer Großen Anfrage Auskunft über den Isaf-Einsatz.

von Frank Bötel

Berlin. Eine Bilanz des Afgha-nistan-Einsatzes haben Abge-ordnete des Bundestages in einer Großen Anfrage gefordert – und mehr als 180 Fragen zum ISAF- Einsatz, zur Anti-Terror-Opera-tion Endur ing Freedom aber auch zu den Lebensbedingungen der afghanischen Bevölkerung einge-reicht. Auf rund 100 Seiten hat die Regierung Stellung genommen. aktuell fasst die wichtigsten Fak-ten zusammen:

Einsatz

Rund 8,41 Milliarden Euro hat der ISAF-Einsatz der Bun-deswehr bis zum 30. Juni 2014 gekostet. Besser gesagt: In die-ser Höhe hat er „einsatzbedingte Zusatzausgaben“ im Verteidi-gungshaushalt verursacht. Hinzu kamen knapp 290 Millionen Euro für Infrastrukturmaßnahmen der NATO. Rechnerisch waren mehr als 132 500 Bundeswehrsoldaten

von Dezember 2001 bis Juni 2014 bei ISAF eingesetzt, gut 30 000 von ihnen mehrfach – im Durchschnitt dreimal. 55 Bundes-wehrsoldaten ließen in Afghanis-tan ihr Leben. Davon fielen 35 durch Feindeinwirkung.

Sicherheitskräfte

Die afghanischen Sicherheits-kräfte – Polizei und Streitkräfte – umfassen derzeit 350 000 Männer und Frauen. Sie zah-len im Kampf gegen Aufstän-dische und Kriminalität einen hohen Blutzoll. Im ersten Halb-jahr 2014 sind etwa 1500 Ange-hörige der afgha nischen Polizei gefallen.

Lebensbedingungen

Die durchschnittliche Lebens-erwartung beträgt in Afgha-nistan aktuell 60 Jahre und ist seit Beginn des internationalen Engagements im Land deutlich gestiegen – 2010 lag die Erwar-

tung bei nur 50 Jahren. Inzwi-schen haben 57 Prozent der Bevölkerung Zugang zu medizi-nischer Versorgung. 2002 waren es lediglich neun Prozent. Rund 8,2 Millionen afghanische K inder – davon 3,3 Millionen Mädchen – gingen 2014 zur Schule. Das entspricht einer Quote von circa 40 Prozent. Bis zur nächsten Wasserquelle müssen Afghanen durchschnittlich einen Weg von sechs Minuten laufen.

Wirtschaft

Afghanistan ist ein Agrar-land: Knapp 60 Prozent aller Beschäftigten arbeiten in der Landwirtschaft. Ihr geschätz-tes Pro-Kopf-Einkommen stieg von 441 US-Dollar im Jahr 2007 auf 961 US-Dollar im Jahr 2012. In Industrie und Bergbau sind 12,5 Prozent der Erwerbstätigen beschäftigt. 24,6 Prozent arbei-ten im Dienstleistungssektor, 3,9 Prozent der Arbeitnehmer in der öffentlichen Verwaltung. Gemes-

sen am Bruttoinlandsprodukt pro Kopf stieg die Wirtschaftsleis-tung von 2001 bis 2013 von 115 auf 678 US-Dollar.

Sicherheitslage

„Bei landesweiter Betrach-tung ist unverändert festzustel-len, dass der Großteil der afghani-schen Bevölkerung in Regionen mit einer mindestens ausrei-chend kontrollierbaren Sicher-heitslage lebt“, formuliert die Bundesregierung in ihrer Ant -wort. Rund 500 Quadratkilome-ter im Land sind weiterhin mit Minen oder Kampfmittelrück-ständen belastet.

Drogenanbau

Das Land ist mehr als 652 000 Quadratkilometer groß. Experten schätzen, dass auf rund 209 000 Hektar Schlafmohn als Grund-stoff für Opium angebaut wird. Das entspricht 0,55 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen.

Wie steht es um Afghanistan? 132 500 deutsche Soldaten waren dort im einsatz (l.). 3,3 Millionen Mädchen gingen 2014 zur Schule( r.).

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„Am Hindukusch – und weiter?“

Berlin. Was ist das Fazit aus dem Afgha- Hans Christoph Groh- Sterben“ schreibt er über „Jahre der Frustra-nistan-Einsatz der Bundeswehr? Mit dieser mann. In seinem Bei- tion“ und einen „Vorrat an Glück“. Ebenfalls Frage beschäftigen sich 20 Autoren – vom trag „Führen im Ein- unter den Autoren: Die Entwicklungshelfe-Stabsfeldwebel bis zum ISAF-Regionalkom- satz und im Gefecht“ rin Suzana Lipovac. In „Zwei Welten – ein mandeur, vom Theologen bis zum Journa- berichtet Grohmann, Ziel?“ beschreibt sie ihre Erfahrungen in der listen, vom Mediziner bis zum Mitarbeiter wie er im Jahr 2009 Rainer L. Glatz / Rolf Tophoven (Hrsg.) zivilmilitärischen Zusammenarbeit. Sie sagt:

Am Hindukusch – und weiter?

einer Nicht-Regierungsorganisation – in einer mit seinen Soldaten in Die Bundeswehr im Auslandseinsatz: Erfahrungen, Bilanzen, Ausblicke „Der Afghanistan-Einsatz hat allen deut-

neuen Publikation der Bundeszentrale für einen Hinterhalt gerät. schen Akteuren vieles gelehrt.“ Wichtig sei politische Bildung. „Am Hindukusch – und Sein Fazit: „Wer unter eine Auswertung – und Fehler einzuräumen. weiter?“ heißt das Werk, das Generalleut- allen Umständen Ver-

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Eine Kooperation aller diplomatischen, ent-nant a. D. Rainer Glatz gemeinsam mit dem luste vermeiden will, wicklungspolitischen, zivilgesellschaftlichen,Terrorismusforscher Rolf Tophoven heraus - zaudert und verpasst den richtigen Moment polizeilichen und militärischen Akteure sei gegeben hat. „Ziel war, sich ganz anders mit der Entscheidung. Letztlich setzt er seine notwendig. „Hier besteht das größte Defizit“, dem Thema auseinanderzusetzen, als das bis- Soldatinnen und Soldaten dadurch höheren schreibt Lipovac. (vmd) her geschehen ist. Einsätze sind mehrschich- Risiken aus.“ tig zu betrachten – es geht um mehr als allein Der Fernsehjournalist Uli Gack reiste Am Hindukusch – und weiter? ist über die die militärische Dimension“, sagt Glatz. Mit- immer wieder nach Afghanistan. In seinem Internetseite der Bundeszentrale für politi-gewirkt hat unter anderem Oberstleutnant Beitrag „Nach Kunduz kommt man nur zum sche Bildung www.bpb.de erhältlich.

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Russland rüstet in Ukraine aufWashington. Die USA werfen Russland eine erneute Aufrüstung an der Grenze zur Ukraine vor. Russland habe weitere Luftab-wehrsysteme und Soldaten in Bereitschaft gebracht, sagte eine Sprecherin des US-Außenminis-teriums am vergangenen Mitt-woch. Die russische Armee habe „zusätzliche Luftabwehrsysteme im Osten der Ukraine stationiert und einige davon näher an die Frontlinien gebracht“. Russland sei außerdem dabei, weitere Sol-daten an die Grenze zur Ukraine zu entsenden. Daraus ergebe sich die „größte Truppenpräsenz seit Oktober 2014“. (eb)

Jemen: Neuer UNO-Beauftragter

new York. Der mauretanische Diplomat Ismail Ould Cheikh Ahmed wird neuer Sonderge-sandter für den Jemen. Das teilte UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon mit. Cheikh Ahmed soll den Posten von Dschamal Benomar übernehmen und die Friedensge-spräche voranbringen. Benomar war zurückgetreten, nachdem die Golfstaaten ihm die Unterstützung verweigert hatten. Die von Saudi- Arabien geführte Militärallianz kündigte vergangene Woche an, ihre Luftangriffe (Foto) gegen Huthi-Rebellen im Jemen been-den zu wollen. (eb)

UNO: Abrüstung kommt nicht voran

new York. Die UNO-Abrüs-tungsbeauftragte Angela Kane (Foto) beklagt fehlendes Engage-ment zur Abrüstung. Es gebe „einen Stillstand auf dem Weg zu einer atomwaffenfreien Welt“, die Atomwaffen-Staaten hielten sich nicht an die Abmachung. Der Atomwaffensperrvertrag trat 1970 in Kraft. In dem Abkommen verzichten die Unterzeichnerstaa-ten ohne Atomwaffen auf nukle-are Rüstung. Die Atommächte USA, Frankreich, Großbritannien, Russland und China verpflichte-ten sich im Gegenzug zu Abrüs-tungsbemühungen. (eb)

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Erste Hilfe für die FrontSanitätsausbildung ist fester Bestandteil in der Weiterbildung der Peschmerga im Irak.

von Jürgen Bredtmann

Erbil. Was ist eine der größten Gefahren für im Gefecht verwun-dete Soldaten? Ein zu hoher Blut-verlust. Bisher gab es auf der Bri-gadeebene bei den Peschmerga im Irak nur einen Arzt. Ein im Kampf gegen die Terrororganisa-tion „Islamischer Staat“ (IS) ver-wundeter Soldat wurde schlicht in ein Auto gelegt und möglichst schnell in das nächste Kranken-haus gebracht. In der Ausbildung im Kampf gegen IS lernen die Peschmerga jetzt, wie sie mit Erster Hilfe Leben retten können.

Stoppen der Blutung, abbinden, stabilisieren, informieren, trans-portieren. All das bilden die inter-nationalen Soldaten im Kurdistan Training Coordination Center

(KTCC) im Zuge der Bataillons-ausbildung aus. An der Koalition sind Großbritannien, Italien, die Niederlande, Norwegen,Deutschland und die USA betei-ligt. Mit der Ersthelferausbildung steigen die Überlebenschancen der Kurden an der Front erheb-lich.

Theorie zeigt Möglichkeiten auf„Ist ein Peschmerga verwun-

det worden, muss er erst einmal in Sicherheit gebracht werden, also weg vom Feindfeuer“, erläu-tert Major Robert P. Er ist deut-scher Ausbildungsleiter für den Bataillonsstab. „Und dann müs-sen Sie als nächstes die Blutung stoppen“, ergänzt Oberstabsarzt

Stephanie T. Sie hat die Ausbil-dung des kurdischen Sanitäts-zuges übernommen. Die beiden deutschen Offiziere führen die Ausbildung gemeinsam durch. Die während der Lehrvorführung geschilderten Situationen decken sich mit den Erfahrungen der kur-dischen Kämpfer: Feuer, Ver-letzte, Deckung. Dann in Sicher-heit bringen, Blutung s toppen, Information an den Chef, hin zum Sammelpunkt, weitere Versor-gung, Krankenhaus.

Gute Ausbildung, richtige Ausstattung

„Wir verschaffen mit dieser Ausbildung den Peschmerga neue Möglichkeiten in der Ver-sorgung ihrer verwundeten Sol-

daten“, sagt der Major. Er erklärt der Bataillonsführung aus-führlich, wie die Versorgung des Verwundeten über Sam-melpunkte und rechtzeitigeInformation organisiert wer-den kann. „Zu wissen, es küm-

mern sich Profis um mich, wenn ich das brauche, steigert wesent-lich die Moral der Truppe“, gibt der erfahrene Ausbilder denPeschmerga noch mit auf denWeg.

Zeit ist ein wesentlicher Faktor. Je schneller qualifizierte sanitätsdienstliche Versorgungmöglich ist, desto größer sinddie Überlebenschancen. „Wennder jetzt ausgebildete Zug mitden richtigen Materialien aus-gerüstet wird, dann ist einegute Versorgung möglich“, ist Oberstabsarzt T. überzeugt.

Hohe Motivation undLernwilligkeit

„Unsere Trainer sind alle sehr beeindruckt von den Fortschritten, die alle Peschmerga hier w ährend der Ausbildung machen“, sagteder niederländische Oberstleut -nant H. zu den Angehörigen des kurdischen Bataillonsstabes.Er ist der Chef des Stabes vomKTCC. Die kurdische Regional-regierung ist zufrieden und vonden Fortschritten der Peschmerga überzeugt. Man weiß aber auch,dass der Kampf gegen IS nochlange dauern kann. FundierteErste Hilfe erhöht die Chancender Peschmerga-Kämpfer, zuüberleben.

Hubschrauber wieder im Einsatz

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dschibuti. Zwei Marinehub-schrauber des Typs „Sea Lynx“ sind Anfang April in Djibouti eingetroffen. In einem Trans-portflugzeug des Typs „Antonow 124“ flogen die beiden Hub-schrauber in das Einsatzgebiet. Beide „Sea Lynx“, sowie das dazu gehörige 18-köpfige Team verstärken nun das Einsatzkon-tingent „Atalanta“ und die Besat-zung der Fregatte „Bayern“. Aus-gerüstet mit einer Vorrichtung zum Abseilen kann das Übersetzen der Boardingteams jetzt wieder sehr viel schneller erfolgen. (eb)

Gemeinsame Pionierarbeit in Mali

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segou. Deutsche Pioniere aus Minden bilden seit Ende März somalische Streitkräfte im Umgang mit einer aus Pontons bestehenden „Hohlplattenfähre“ aus. Die neunwöchige Ausbil-dung beinhaltet sechs Teilbe-reiche, vom Aufbau über die Nutzung bis hin zur Instandset-zung. Der Niger, der stellenweise mehr als drei Kilometer breit ist, bildet für die Einheimischen das größte Hindernis. Bisher stellen-weise kaum überwindbar, lernen die knapp 60 malischen Soldaten nun mit einfachen Mitteln den Fluss zu überqueren. Unabhän-gig von weit entfernten Brücken oder dem Wasserstand des Flus-ses. (eb)

Verstärkung bei Atalanta dschibuti. Seit Anfang April verstärken Teile des Einsatz- und Ausbildungsverbandes die Opera-tion „Atalanta“. Über einen Zeit-raum von drei Wochen werden an Bord der Fregatte „Hessen“ und des Einsatzgruppenversor-gers „Berlin“ auch Offizieran-wärter der Crew VII / 2014 aus-gebildet. Das Einsatzkontingent von „Atalanta“ besteht nun aus drei Schiffen unterschiedlicher Klassen sowie einem Seefernauf- klärer und kann somit ein noch breiteres Auftragsspektrum ab- decken. (eb)

Für den Einsatz: Mit Störsendern gezielt gegen Sprengfallen

Koblenz. Die Bundeswehr soll eines der Störsignale gesendet, die exakt auf das hat für mehrere Millionen Euro den Auftrag weltweit modernsten Schutzsysteme gegen feindliche Frequenzband zugeschnitten zur Lieferung von Störsendern erteilt. Sie sol-Bomben erhalten, die durch Funksignale aus- sind. Damit würde die Funkverbindung len in geschützte Fahrzeuge der Bundeswehr gelöst werden. Die Airbus-Rüstungssparte zwischen Attentäter und Bombe unterbro- eingebaut werden. So könnte das Schutzsys-hat eine Technologie entwickelt, die nicht chen, noch bevor es zur tödlichen Explosion tem beispielsweise im Allschutz-Tr ansport-mehr das Funk-Umfeld stört, sondern in der kommt. Die Reaktionszeit liege bei deutlich Fahrzeug vom Typ Dingo installiert werden, Lage ist, den einen gefährlichen Anruf sehr unter einer Millisekunde. das in Afghanistan eingesetzt wird. wahrscheinlich herauszufiltern. Das Bundesamt für Ausrüstung, Informa- Nach ersten Angaben soll Airbus insge-

Versteckte Autobomben oder Sprengfallen tionstechnik und Nutzung der Bundeswehr samt 36 Sender liefern. (vie) gehören in Krisenregionen wie etwa den Ein-satzgebieten der Bundeswehr zu den größten Bedrohungen für Militärfahrzeuge oder den Transport geschützter Personen. Die Bomben werden häufig mit einem Handy-Anruf oder einem Funksignal ausgelöst. Um sich vor der tödlichen Bedrohung zu schützen, wurde bislang vereinzelt mit starken Störsendern das Funk-Umfeld von Militärfahrzeugen lahmgelegt. Dies hatte allerdings einen gra-vierenden Nachteil: Je nach Frequenz war damit auch der eigene Funk unterbrochen.

Nach Angaben von Airbus Defence and Space identifiziert das System die Funk- G

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signale, mit denen Straßenbomben gezündet im Einsatz: der störsender identifiziert und blockiert die gegnerischen Frequenzen und werden sollen. In Echtzeit werden dann verhindert die zündung der sprengfalle, ohne das gesamte Funkumfeld zu stören.

27. April 2015 EinsAtz / BundEswEhr aktuell 5

Ausbildung im irak: Peschmerga in Ersthelferausbildung, um im Ernstfall Leben retten zu können.

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Page 6: Politik Panzer im Gefecht -  · PDF file27. April 2015 MinisteriuM / Hintergrund aktuell 3. Berlin. Als Verteidigungsmi-nisterin Ursula von der Leyen den Verteidigungsausschuss am

6 aktuell aktuell 7Bundeswehr

„Alles muss abgebildet werden“Generalleutnant Volker Halbauer führt das I. Deutsch-Niederländische Korps. Im Interview erklärt er das Besondere dieses Großverbands und was den Auftrag NRF ausmacht.

Münster. Seit Anfang des Jah-res steht das I. Deutsch-Nieder-ländische Korps für ein Jahr als NATO Response Force (NRF) in der Verantwortung. Mit aktuell sprach der Kommandiere General, Generalleutnant Volker Halbauer, über diesen besonde-ren Auftrag und seine bisherige Zeit im Korpsstab.

Seit mehr als einem Jahr füh-ren Sie das 1. Deutsch-Nieder-ländische Korps. Wie fällt Ihr Zwischenfazit aus?

Mit Neugier und Respekt vor der Aufgabe hat es begonnen. Beobachten und lernen, wo die besonderen Anforderungen lie-gen, war Teil dieser Phase. Schnell wurde klar, dass viele von uns den Auftrag als Land Component Command (LCC) der NRF irgendwie unterschätzt hatten. Die Lage begann sich zu ändern. Es galt, gemeinsam Eini-ges aufzuholen, um unser Ziel zu erreichen: Ein Hauptquartier zu formen, das einsatzbereit ist, um militärische Operationen zu führen. Und das Ganze schnell, in einem vernetzten Ansatz und mit der notwendigen Entschlos-senheit. Wir haben dieses Ziel mit einer ausgesprochen guten Zertifizierung erreicht. Gleich-zeitig wurde mit der Stand-By-Phase aber auch klar: Dies war erst der Anfang!

Es ist das erste Mal, dass Sie im Inland einen binationalen Groß-verband führen. Was ist anders als in rein nationaler Funktion?

Dieses multinationale Haupt-quartier in Münster hat eine besondere Qualität, so wie man es als militärischer Vorgesetzter nicht oft findet. Die deutsch-nie-derländische Kooperation, die hier sichtbar und erlebbar wird, ist außerordentlich. Und das ver-bunden mit einem homogenen, gut unterstützenden multinati-onalen Team dahinter, mittler-weile mit insgesamt 13 Natio-nen. Es macht große Freude, hier in Münster in diesem Korpsstab zu dienen.

Vor dieser Funktion haben sie ein Jahr die KFOR-Truppen geführt, einen Großverband aus annähernd 30 Nationen. Welche Erfahrungen konnten Sie im Einsatz sammeln und was konnten Sie in Münster unter-bringen?

Also zunächst erzeugt ein Ein-satz wie KFOR jeden Tag ganz reale Ansprüche und Situationen, auf die man sich einstellen muss und wo es gilt, taktisch-operative Ziele umzusetzen.

KFOR war zu einem sehr großen Anteil ein stark durch politische Elemente beeinfluss-ter Einsatz, die das Tagesgeschäft dann auch dominiert haben.

Ich habe bei KFOR schätzen gelernt, was es ausmacht, eine vielfältige multinationale Orga-nisation verfügbar zu haben – mit allen Herausforderungen, vor allem aber mit allen Vortei-len, die solch eine Struktur bietet.

Das setzt sich jetzt in ähnlicher Form in Münster fort. Das Tages-geschäft ist natürlich anders, die taktisch-operative Zielsetzung hat eine genauso reale Dimen-sion und die Professionalität, die ich hier erlebe, ist beeindruckend.

Was ist das besondere an die-sem Stab?

Der Korps-Stab besteht aus mehr als 400 Soldaten und Sol-datinnen sowie zivilen Mitarbei-tern, 80 Prozent Deutsche und Niederländer, jeweils etwa zur Hälfte. Die verbleibenden 20 Prozent werden von den anderen 11 Nationen gestellt. Zwei Nati-onen haben „nur“ einen Offizier abgestellt, aber nicht die Anzahl der Personen, sondern die Quali-tät zählt. Die Art und Weise, wie sich die Menschen mit ihren ein-zelnen Qualitäten zu einem har-monischen Ganzen zusammen-finden, das ist das Besondere.

Das Korps verfolgt schon sehr lange das Projekt „Common Effort“, also den sogenannten Comprehensive Approach – Ver-netzter Ansatz. Was beinhaltet dieses Projekt und was ist hier in der folgenden Zeit geplant?

Der Comprehensive Approach ist sozusagen Teil unserer Gene. Was meine ich damit? Wir ver-suchen in allem, was wir tun – in unseren täglichen friedensmäßi-gen Routineabläufen, in der Vor-bereitung von Übungen oder in der Vorbereitung auf NRF – die Erkenntnis aus den Einsätzen, dass der vernetzte Ansatz unbe-

dingt notwendig ist, umzusetzen und zu leben.

„Common Effort“ setzen wirauch in diesem Jahr fort, im Mai in Berlin. Derzeit konzipierenwir sozusagen Common Effort2.0. Das heißt, wir lassen neueErkenntnisse in die Übungeneinfließen. Dazu entwickeln wir einen Mechanismus, der es wei-teren nicht militärisch geprägten Organisationen ermöglicht, anden Übungen mit Gewinn teilzu-nehmen.

Zusätzlich ist es unsereAbsicht, das bestehende guteNetzwerk im Rahmen einergemeinsamen Grundsatzerklä-rung zu formalisieren, was wohl sicher ein außergewöhnlicher

Schritt ist und eine positive Ent-wicklung des Gesamtprojektes auf eine neue Ebene bedeutet.

Das Korps ist nach 2005 und 2008 zum dritten Mal in der Ver-pflichtung, als NATO Response Force zum Einsatz zu kommen. Welche Aufgaben verbergen sic konkret hinter diesem Auftrag?

Die NRF hat insgesamt eine Größenordnung von rund 13000 Soldaten, aufgeteilt in Land-, Luft-, See- und auch Spezial-kräfte. Wir in Münster führen den Landstreitkräfte-Anteil die-ser Gesamt-NRF-Organisation und wir sind darauf eingestellt, und überprüft, dass wir in einem Zeitraum von wenigen Tagen bis

zu 30 Tagen die volle Einsatzbe-reitschaft herstellen können.

Der Auftrag der NRF ist durch-aus vielfältig. Und man kann nicht voraussagen, welche Leis-tung in einem Einsatzfall konkret abverlangt wird. Wir leisten mit der NRF sichtbar den Beitrag, den wir in der Nato brauchen, um sicherzustellen, dass Abschre-ckung und am Ende, wenn erfor-derlich, auch bündnisgemein-same Verteidigung tatsächlich funktionieren kann. Das tun wir gemeinsam mit unseren Part-nern, und das tun wir in einer großen Bandbreite: von der Wah-rung territorialer Integrität, über Demonstration von Stärke, über friedensunterstützende Opera-

tionen, in Katastrophenhilfe, über den Schutz kritischer Infrastruk-turen bis hin auch zu umfassen-den Gefechtseinsätzen. Alles ist denkbar und alles muss abgebil-det werden können.

Wie haben Sie sich mit Ihren Frauen und Männern auf die-sen Einsatz vorbereitet?

Wir haben uns sehr intensiv darauf vorbereitet – ein Jahr lang mit drei großen Übungen im ver-gangenen Jahr. Einmal haben wir dabei die sogenannte „Schnelle Eingreifbrigade“, die zu den Landstreitkräften gehört, in einer umfassenden Übung in Deutsch-land und in den Niederlanden auf ihre Einsatzbereitschaft überprüft

und zertifiziert. Dann wurden wir im September in einer Übung in Deutschland und in Norwegen überprüft und zertifiziert. Das ist am Ende, wenn ich das für mich persönlich betrachte, so etwas, wie wieder in der Schule zu sein, eine Arbeit zu schreiben und ein Ergebnis abzuliefern. Das haben wir sehr erfolgreich gemeistert.

Zusätzlich haben wir auch bei der Überprüfung unseres vorge-setzten Hauptquartiers in Neapel unterstützt.

Das Ziel ist erreicht: Wir haben ein Hauptquartier, dass für alle möglichen Entscheidungen der Nato und unserer jeweiligen Nationen in der Lage ist, militä-rische Operationen erfolgreich zu führen.

Die NATO-Verteidigungsminis-ter haben im Februar die vor-läufige Schnelle Eingreiftruppe gebilligt. Wie wirkt sich das auf den Einsatz des Korps aus?

Als Teil dieser NRF werden wir auch an der Umsetzung der politischen Vorgaben, die im Nachgang zum Wales Gipfel im vergangenen September und durch die NATO Verteidigungs-minister im Februar entschieden worden sind, unterstützen. Das Konzept der so genannten „sehr schnellen Eingreiftruppe“, der VJTF, ist ein Element davon.

Unter der Führung des NATO-Oberbefehlshabers in Europa (SACEUR) haben wir den Testbetrieb einer Interim VJTF begonnen. Auch Deutsch-land beteiligt sich mit für die NRF bereitgestellten Kräften sehr umfangreich an diesem Prozess. In einer ersten Alert Exercise im April haben wir die Alarmierung einer solchen Truppe unter Rück-griff auf die bestehenden NRF Kräfte und Verfahren erprobt. Im Juni wird eine Deployment Exercise nach Polen folgen.

Die Fragen stellte Torsten Sandfuchs-Hartwig.

1288 Soldaten

Streitkräftebasis

- Combined Joint-Chemical, Biological, Radiological, Nuclear Defence-Task Force unter Deutscher Führung- weitere Führungs- und Unterstützungselemente

570 Soldaten

Sanitätsdienst

- 4 Sanitätsstaffeln Einsatz (Role 1)- 1 Sanitätskompanie Einsatz (als Nationale Unterstützungskräfte)

466 Soldaten

Marine

- 1 Fregatte- 1 Minenabwehreinheit- 1 Tanker und 1 Flottendienstboot (1. Halbjahr)*- 1 Maritime Patrol Aircraft und 1 Uboot (2. Halbjahr)*

430 Soldaten

Luftwaffe

- 1 Modul Air and Missile Defence (3 Staffeln Patriot)- 1 A-310 Multi Role Transport Tanker- 2 „Transall“ C-160

1200 Soldaten

Heer

Deutscher Anteil I. Deutsch-Niederländisches Korps mit:- Stabs-/Unterstützungsbataillon- Führungsunstertützungsbataillon- Mechanisiertes Infanterie Bataillon- weitere Führungs- und Unterstützungselemente

NATO Response Force (Immediate Response Force)

Anzahl gesamt:

Deutsche Beteiligung:

13000 Soldaten

Oranje in Münster

Münster. Was typisch deutsch Fernsehraum klar eingefärbt bilder an die Sergeants Major Academy im texa-sei? Josephine van den Berg über- gewesen, und zwar in Orange, nischen Fort Bliss. Soldatsein, das ist im Hause legt kurz und lächelt. Zur Begrü- sagt Lieske augenzwinkernd. Lieske bereits der zweiten Generation vererbt. ßung die Hand geben, das sei in Doch er kann das großar- Seine Tochter ist Leutnant bei der Fernmeldetruppe. ihrer Heimat nicht so üblich. Van tige Arbeitsklima nur bestä- Für den Oberstabsfeldwebel war 2011 der Wechsel den Berg ist Major der Nederlandse tigen. Die Hierarchie bei den nach Deutschland zurück in eine NATO-Dienst-Krijgsmacht – der niederländi- Niederländern sei etwas fla- stelle kein Problem. „Ich habe mich hier sofort schen Streitkräfte. Aber mit einem cher. „Es geht weniger um sehr heimisch gefühlt“, sagt er. besonderen Dienstort. Denn die den Dienstgrad, sondern um Auch van den Berg unterstreicht dies. Zwar 34- Jährige ist seit Anfang des Jah res beim 1. Deutsch-Nieder-ländischen Korps in Münster stati-oniert, in der Presseabteilung. Und das als studierte Psychologin. „Das Fo

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die Fähigkeit des Einzelnen“, fehle ihr hin und wieder die Familie, doch sind so der 49- Jährige. Die Kombi- es bis in ihren Wohnort nahe Arnheim nur rund nation sei gut, man müsse halt 200 Kilometer. Zu viel, um täglich zu fahren, aber Kompromisse machen. „Bei der Gedanke, eben mal heim zu können, reiche uns geht es ein wenig lockerer aus. Übrigens ist die Niederländerin schwanger.

ist nicht unvorteilhaft“, sagt van und informeller zu“, ergänzt Wenn die Uniform nicht mehr passt, darf sie in den Berg. Bekanntermaßen sollte in einem sol- van den Berg. Daher sei Toleranz wichtig und vor ziviler Kleidung zum Dienst gehen. Die nieder-chen Studiengang viel Wert auf Kommunikation allem, dass sich beide annähern. Auch hier kommt ländischen Streitkräfte haben auch Regeln rund gelegt werden. der Soldatin zugute, dass sie lange als Psychologin um die Schwangerschaft. Diese unterscheiden

Münster ist bereits van den Bergs zweiter deut- gearbeitet hat. Sie mag den deutschen Bäcker, Lieske sich ein wenig vom deutschen System. Nach der scher Standort. Vor wenigen Jahren war sie für län- findet einiges am niederländischen Essen gewöh- Geburt hat ein Elternteil die Möglichkeit, für bis gere Zeit bei einem niederländischen Verband in nungsbedürftig. Als großer Fisch-Fan weiß er den zu drei Monate vom Dienst freigestellt zu wer-Seedorf stationiert. Von daher ist ihr die deutsche frischen Matjes zu schätzen, der im holländischen den, um sich um das Baby kümmern zu können.Kultur sehr vertraut und sie hat auch ein wenig übrigens Hering genannt wird. „Bratwurst, Schnit- An weiteren Gelegenheiten, die Räume im Gefallen an diesen Strukturen gefunden. „Vie- zel und Grünkohl“, van den Berg gerät ein wenig Korpsstab in „oranje“ zu tauchen, wird es nicht les ist geregelt und es gibt klare Vorgaben“, sagt ins Schwärmen. Ja, darauf können sich beide ein- mangeln. Vielleicht kommt es bei der Fußball- van den Berg und nickt ihrem deutschen Kamera- trächtig einigen. Europameisterschaft zum Traumfinale. Sowohl den zu, der das Public Affairs Office, das Presse- Und wenn es um Esskulturen geht, kann Lieske Jogis Jungs als auch die Elftal von Coach Guus büro, betritt. Oberstabsfeldwebel Uwe Lieske einiges vorweisen. Schließlich war der gebür- Hiddink arbeiten derzeit daran. Und egal, wie ein gibt das Gesagte direkt zurück: Klare Vorgaben tige Düsseldorfer lange in den USA stationiert. solches Spiel ausgeht, Josephine van den Berg und habe es bei den holländischen Kameraden zur Zunächst beim Heereshauptverbindungsstab in Uwe Lieske werden auch weiterhin friedlich mit-Fußball-Weltmeisterschaft gegeben, denn da sei der Fort Monroe, Virginia, später wechselte er als Aus- einander Schnitzel und Fingerfood essen. (tsh)

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Anfang des Jahres: Generalleutnant halbauer (linkes Foto l.) übernimmt für das Korps den Auftrag der nATO response Force. eindrücke von der Vorbereitung der Truppen auf die Zertifizierung im vergangenen Jahr (M., r.).

Page 7: Politik Panzer im Gefecht -  · PDF file27. April 2015 MinisteriuM / Hintergrund aktuell 3. Berlin. Als Verteidigungsmi-nisterin Ursula von der Leyen den Verteidigungsausschuss am

8 aktuell bundeswehr 27. April 2015

von Patricia Franke

Allentsteig. Es ist sechs Uhr morgens. Die Sonne geht gerade auf. Vögel zwitschern. Die Idylle im österreichischen Allentsteig wird plötzlich durch ein dump­fes Grollen unterbrochen. Aus der Ferne werden die Silhouet­ten von zwei Panzerspähwagen „Fennek“ sichtbar. Nach einem kurzen Beobachtungshalt gehen sie unter gegenseitiger Sicherung in einer Baumgruppe in Stellung. Spähtruppführer Hauptfeldwebel Andreas Kelzenberg lässt das Vor­gelände mit der Granatmaschinen­waffe abschwenken. Die Aufgabe seines Trupps ist es, feindliche Aufklärung zu erkennen, ohne selbst gesehen zu werden.

Übung mit 1400 Soldaten

Der Aufklärungstrupp gehört zur Panzergrenadierbrigade 21. Zwei Wochen lang üben die Augustdorfer unter der österrei­chischen Führung der 3. Panzer­grenadierbrigade gemeinsam mit der 7. Mechanisierten Brigade aus Tschechien den Kampf der verbundenen Waffen. „Wir sind bei dieser Übung vertreten mit Panzertruppe, Panzergrenadier­truppe, Pionieren und Aufklä­rern. Das gefällt uns gut, weil wir so das Zusammenwirken intern und gleichzeitig mit den Öster­reichern zusammen üben kön­nen“, erklärt Brigadegeneral Kai Rohschneider, Kommandeur der Panzerbrigade 21.

Insgesamt sind 1400 Soldaten auf dem niederösterreichischen Truppenübungsplatz. „Das Sze­nario ist so aufgebaut, dass vorne eingesetzte, verhältnis­mäßig leichte Teile den Gegnern nichts mehr entgegenzusetzen haben und unsere Bataillons­kampfgruppe hier zunächst den Feind verzögern soll, um in wei­terer Folge Raum in Besitz zu nehmen und den Gegenangriff

sicherzustellen“, erklärt Briga­dier Bruno Hofbauer, Brigade­kommandant der österreichischen Panzergrenadierbrigade.

Es ist 9:30 Uhr. Hauptfeld­webel Kelzenberg hat feindli­che Kräfte aus Osten aufgeklärt. Der Spähtrupp eröffnet das Feuer. Für die multinationale Kampf­gruppe beginnt nun der Verzö­gerungskampf – über 21 Kilome­ter. Tschechische Schützenpanzer BVP­2 nehmen den Gegner unter Beschuss, um den eigenen Kräf­ten das Ausweichen auf die erste Verzögerungslinie zu ermögli­chen. Mit österreichischer Unter­stützung aus der Luft, dem soge­nannten „Close Combat Attack“ mit dem Hubschrauber „Agusta Bell“ OH­58 „Kiowa“ und „Close Air Support“ durch das Flugzeug „Pilatus“ PC 7 kann die Batail­lonskampfgruppe ausweichen.

Ziel des Verzögerungskampfes ist es, den Vormarsch des Geg­ners so lange wie möglich zuerschweren. Dabei nutzen dieeigenen Kräfte bewusst Wald­schneisen.Nachdem alle Gefechts­fahrzeuge den Weg passiert haben, gibt es plötzlich mehrere Explo­sionen hintereinander, 15 Bäume fallen auf den Weg. Die öster­reichischen Pioniere haben mit60 Kilogramm Sprengstoff eineBaumsperre gelegt. Ein Hindernis für den Feind, der sich nun einen neuen Marschweg suchen muss.

Derweil treffen die gepanzerten Fahrzeuge auf den OttensteinerStausee. Das Durchfahren ist

unmöglich. Eine 25­TonnenFähre bringt sie so schnell wie möglich auf die andere Seite. Die Infanteristen werden mit Sturm­booten befördert.

Vorbereitung zum Gegenangriff

Zur gleichen Zeit im rückwär­tigen Raum: Soldaten des Pan­zerbataillons 203 aus August­dorf und des Panzerbataillons 33 aus Zwölfaxing bereiten sich auf den anspruchsvollen Einsatz vor. Hauptfeldwebel Björn Zimmer ist mit seinem Panzerzug einer öster­reichischen Kompanie unterstellt. Das Gelände ist für die deutschen Panzer „Leopard“ 2A6 und die österreichischen „Leopard“2A4 und „Ulan“ fordernd. „Wir haben hier wirklich sehr schweres Gelände, was durchschnitten ist durch viele sumpfige Abschnitte, viele Wälle und Gräben, wo ich nicht viel Geschwindigkeit auf­nehmen kann“, so Zimmer. Der Platz sei zudem sehr staubig. Die massive Staubentwicklung wäh­rend des Fahrens erschwere den Zusammenhalt des Zuges, erklärt der 35­Jährige.

Wenig später formieren sich deutsche, österreichische und tschechische Einheiten zumGegenangriff. Die österreichische Artillerie unterstützt gleichzeitig mit der Panzerhaubitze M109.

Kurz darauf nimmt eineMinensperre den Kampfpanzern den Angriffsschwung. Sie kön­

nen nicht weiter vorrücken. Jetzt kommt der Minenräumpanzer„Keiler“ zum Einsatz, um eine sichere Schneise durch das Minen­feld anzulegen. Die Kampfpanzer können weiter vorrücken.

Südlich davon gehen die tsche­chischen Schützenpanzer auf brei­ter Front gegen den Feind vor. Langsam, aber ständig mit der Bordkanone schießend, arbeiten sie sich den Gegenhang hinauf, bis sie ihr vorgesehenes Angriffs­ziel am Waldrand erreicht haben. Gemeinsam wurde die kom­plexe Gefechtssituation bewäl­tigt. Übungsende.

Ein solches Szenario ist selbst für die einsatzerfahrenen Tsche­chen nicht alltäglich. Sie stellen in Allentsteig eine Panzerkompa­nie mit den Panzern T72 M4 und BVP­2. Oberst Josef Kopecky, Kommandeur der 7. Mechanisier­ten Brigade, hält solche multinati­onalen Übungen für unabdingbar. „Das Wichtigste sind die Solda­ten. Wenn sie gut trainiert und erfahren sind und verstehen was ihr Auftrag und die Herausfor­derungen sind, dann funktioniert das auch“, erklärt er. Nach zwei Wochen gemeinsamen Gefechts­dienst in Niederösterreich haben die beteiligten Soldaten enorm viel an Erfahrung gewonnen.

ic Response“ rreicher und insam.

Unterstützung aus einer Handeuskirchen. In dieser Wochewird die Multinational GeospatialSupport Group in Dienst gestellt.Die neue Unterstützungsgruppeist dem Zentrum für Geoin­formationswesen der Bundes­wehr unterstellt und unterstütztNATO und EU in militärischenEinsätzen, der Krisenfallplanungund bei Übungen. Geoinforma­tionen unterschiedlicher Streit­kräfte der NATO und EU werdenaufgearbeitet und vereinheitlicht.Anschließend stellt die neueDienststelle die Daten wiederzur Verfügung. Auf diese Weisekann die internationale Truppe imEinsatz auf einheitliches Karten­material zurückgreifen. (mg)

„Puma“ erhält Genehmigung

Munster. Das Bundesamt fürAusrüstung, Informationstech­nik und Nutzung der Bundeswehrhat kürzlich die Nutzungsgeneh­migung für den Schützenpanzer„Puma“ erteilt. In Zukunft wer­den die Panzergrenadiere im Aus­bildungszentrum Munster in derneu aufgestellten Einführungsor­ganisation an ihrem neuen Fahr­zeug ausgebildet. Mit zunächstsieben „Puma“ werden dort bisEnde des Jahres die künftigenAusbilder geschult. Die dreimo­natige Schulung der Panzergrena­diere soll 2016 beginnen. (ble)

Bw Classix

Filmbeiträge aus sechs Jahr­zehnten Bundeswehr – das sind die Bw Classix. Mal infor­mativ, mal humorvoll berich­ten sie von den damaligen politischen und gesellschaft­lichen Verhältnissen.

Dieser Beitrag zeigt denDienst der Flugbereitschaft in den 1970iger Jahren. Alle Maschinen werden – damals wie heute – von der Luftwaffe betrieben. Zwischen den Kon­tinenten unterwegs müssen Routen geplant und Frachtgüter transportiert werden – damals wie heute. Die Maschine mit dem Rufzeichen „German Airforce 1001“ ist diesmal nach Washington unterwegs.

Der Beitrag „German

Airforce One“ unter

www.youtube.com/

bundeswehr.

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sprengung: die Pioniere legen eine baumsperre an.

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Feuerkraft: deutsche und österreichische Kampfpanzer „Leopard“ beim Gegenangriff.

Luftunterstützung: Close Combat Attack ermöglicht Ausweichen.

Bei der Übung „Dynamüben Tschechen, Öste

Deutsche geme

Den Beitrag „Dyna­

mic Response “ finden

Sie unter www.youtube.

com/bundeswehr.

Feuer frei!

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27. April 2015 innere Führung / Militärgeschichte aktuell 9

Dönitz‘ kurze Nachfolge Nach dem Selbstmord von Adolf Hitler wird Großadmiral Karl Dönitz Reichspräsident.

geschichte. Am 20. April 1945 ernannte Adolf Hitler General-feldmarschall Albert Kesselring zum Oberbefehlshaber für die noch nicht von Truppen der alli-ierten Kriegsgegner besetzten Gebiete im Süden. Großadmiral Karl Dönitz ernannte er indes zum Oberbefehlshaber im Norden. Dieser verließ daraufhin am 22. April Berlin mit Ziel Flensburg. In Plön/Holstein erhielt Dönitz am 30. April die Mitteilung, dass er zum Nachfolger Hitlers nach dessen Tod ausersehen war und nicht, wie erwartet, Hermann Göring. Dönitz versicherte dem „Führer“ aus diesem Grund noch-mals seine „unabdingbare“ Treue und bekundete den Willen, „die-sen Krieg zu Ende zu führen, wie es der einmalige Heldenkampf des deutschen Volkes verlangt“.

Testamentarische Nachfolge

Als dieser Funkspruch anHitler abging, war der Adressat schon tot. Allerdings wusste Dönitz das nicht. Das „politi-sche Testament“, in dem Hitler von allen Deutschen gegenüber der neuen Regierung und dem Reichspräsidenten Dönitz Treue bis in den Tod und „die peinliche Einhaltung der Rassengesetze“ forderte, war dem Großadmiral unbekannt. Darin hatte Hitler zudem noch einmal seinen radi-kalen Antisemitismus bezeugt. Mit seinem „Treue-Funkspruch“ bekundete Dönitz seinen Durch-haltewillen. Später behauptete er, er habe seine Berufung zum Staatsoberhaupt als Freibrief für die Kapitulation verstanden. Es ist letztlich nicht klar, warum

Dönitz das Kriegsende dann doch schnell herbeiführen wollte: imVollzug von Hitlers ihm nochvom 22. April zuletzt bekanntenWillen oder aus eigener Erkennt-nis. Anders gefragt: Ob er sich,wenngleich erst nach dessen Tod, von Hitler befreit hatte oder ihmbis zuletzt gehorsam war, ist nicht zu klären.

Ähnlich unklar sind die Beweg-gründe Hitlers, Dönitz zu sei-nem Nachfolger als Präsidentenzu ernennen. Allerdings konnteHitler angesichts einer Vielzahlvon Belegen überzeugt sein, inDönitz, seit dem 30. Januar 1943 Oberbefehlshaber der Kriegsma-rine, einen überzeugten National-sozialisten zu seinem Nachfol-ger ernannt zu haben. Dönitzgab Hitler durch überoptimisti -sche Stellungnahmen immer wie-der neuen Mut. In einer Vielzahl von „Sonderlagen“ schwor er dieKriegsmarine noch bis MitteApril 1945 auf „Durchhalten biszum Endsieg“ ein. Dafür lobte

ihn der Leiter der Reichskanzlei, Martin Bormann, weshalb ange-nommen werden darf, dass auch Hitler davon wusste. Noch Ende April 1945 beispielsweise veran-lasste Dönitz die Entsendung von Offizieranwärtern der Marine zur Verteidigung der Reichskanzlei, also Adolf Hitlers, nach Berlin.

Festhalten bis zum letzten Tag

Seine Unerbittlichkeit bezeugte Dönitz auch noch nach dem Tod seines „Führers“: Als nach Eintritt der Kapitulation im Nordraum am 5. Mai 1945 um 8.00 Uhr der Kommandant des Dönitz-Befehlszuges seine Sol-daten in die nahen Heimatorte entließ, wurde er auf Befehl des Großadmirals standrechtlich erschossen. In diesem Ungeist ließen andere Offiziere einfache Matrosen noch nach der Gesamt-kapitulation am 8. Mai 1945 hin-richten.

Die Dankbarkeit der geschätz-ten zwei Millionen Flüchtlinge, die durch Schiffe der Kriegs- und Handelsmarine aus den deut-schen Ostgebieten nach Westen transportiert wurden, gebührte weniger Dönitz, der bis zuletzt an den Endsieg glaubte, als vielmehr den Besatzungen die-ser Schiffe. Manche Schiffe wie etwa die „Wilhelm Gustloff“ soll-ten in erster Linie U-Bootbesat-zungen zur weiteren Ausbildung für den „neuen U-Bootkrieg“ nach Westen bringen, wobei sie Flüchtlinge nur mitnahmen.

Im „Nürnberger Prozess“ wurde Dönitz wegen „Verbre-chen gegen den Frieden und zwar durch Planung, Vorbe-reitung, Entfesselung und Füh-rung von Angriffskriegen“ sowie Kriegsverbrechen zu zehn Jahren Gefängnishaft verurteilt. Sie wurde bis zur letzten Minute voll-zogen. Sein Verteidiger bezeich-nete diese Strafe zwar als „Min-deststrafe für nicht schuldig“,

aber sie hätte auch sehr viel härter ausfallen können. Denn sehr viel später erst bezeugten mehrere U-Bootkommandanten schrift-lich, dass sie den Befehl zur Ver-nichtung von Besatzungen ver-senkter Handelsschiffe erhalten hatten und überzeugt waren, dass dies nicht ohne Dönitz‘ Wissen geschehen sein konnte.

Letzte Ruhe ohne großes Aufsehen

Nach der Entlassung am 1. Oktober 1956 aus dem Vier-Mächte-Gefängnis in Berlin-Spandau lebte Dönitz in Aumühle bei Hamburg, schrieb Bücher, stand Historikern Rede und Antwort. Ungeachtet der Verehrung durch Einzelne blieb die Bundesmarine auf Distanz. Karl Dönitz starb am 24. Dezem-ber 1980. Schon lange vorher war entschieden worden, dass seine Beisetzung ohne Beteili-gung der Bundeswehr stattfin-den würde. Darin waren sich alle Verteidigungsminister einig. Aktiven Soldaten war die Teil-nahme an der Beisetzung am 6. Januar 1981 in Uniform ver-boten worden, wofür Verteidi-gungsminister Hans Apel sowohl gelobt als auch scharf kritisiert wurde.

Unbestritten aber war immer: Karl Dönitz, der nach Erich Raeder der zweite Großadmi-ral Adolf Hitlers gewesen war, konnte niemals Vorbild für die Soldaten der Bundesmarine sein.

Autor: Fregattenkapitän a.D. Dr. Dieter Hartwig ist Militär-historiker.

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Als neues staatsoberhaupt: großadmiral Karl Dönitz (Mitte) in Flensburg im Mai 1945.

Vor 125 Jahren Tag der Arbeit eingeführtAuslöser war die Chicagoer Haymarket Rebellion 1886 als dramatischer Höhepunkt der Arbeiterbewegung in den USA.

geschichte. Für Nicht-Ame-rikaner ist unverständlich, wes-halb in den USA der Tag der Arbeit, labor day genannt, auf den jeweils ersten Montag im September und nicht auf den 1. Mai wie im Rest der Welt fällt.

Der Umstand hat zu tun mit Besonderheiten der US-ameri-kanischen Arbeiterbewegung. Dies ist um so schwieriger zu begreifen, als sich das Datum „1. Mai“, in Deutschland 1890 erstmals als nicht-öffentlicher, das heißt ungesetzlicher Feier-tag begangen, auf einen Zeitraum bezieht, der zur Geschichte der USA gehört: die Tage der soge-nannten Haymarket Rebellion in Chicago, Anfang Mai 1886.

Konkret ging es damals um die Durchsetzung des 8-Stunden-Tages. Eine Streik -bewegung hatte die Industrie-zentren der USA ergriffen. Von den bis zu 500 000 im Ausstand befindlichen Arbeitern ging allein in Chicago ein knappes Fünftel auf die Straße. Zentra-ler Kundgebungsort war hier der Haymarket. Die Chicagoer- Arbeiterzeitung unter Leitung des anarchistisch orientierten Deutschamerikaners August Spies bildete dafür das publi-zistische Forum. Zu den führen-den Persönlichkeiten mit deut-schamerikanischem Hintergrund zählten George Engel, Adolph Fischer, Louis Lingg, Oscar

Neebe und Michael Schwab. Doch der am 3. Mai von der Polizei blutig niedergeschla-gene Protest mit sechs getöteten Arbeitern und zahlreichen Ver-letzten bildete alles andere als eine Angelegenheit einer spezi-fischen Einwanderergruppe mit Integrationsschwierigkeiten.

Am 4. Mai eskalierte die Lage: Eine in die Menge geworfene Bombe explodierte. MehrereMenschen, darunter auch Poli-zisten, kamen ums Leben. Nun schlug die Staatsmacht geballt zu. Die acht Organisatoren des Streiks wurden sogleich inhaf-tiert. Der Prozess bildete alles andere als ein Ruhmesblatt in der US-amerikanischen Justiz-

geschichte und erregte sogleich als Form eklatanter Klassenjus-tiz weltweites Aufsehen. Inter-national führten die Ereignisse zum 1. Mai als weltweit began-genen „Tag der Arbeit“, dessen Bedeutung in einer globalisier-ten Arbeitswelt alles andere als überholt ist.

In Deutschland ist der 1. Mai seit 1933 gesetzlicher Feiertag. Er blieb nach 1945 in beiden deutschen Staaten bestehen. In der DDR diente er der Selbst-vergewisserung der SED, immer im Sinne der „Werktätigen“ zu handeln. Im westlichen Teil Deutschlands erfuhr der 1. Mai zunehmend eine Quasi-Ent-politisierung.

Rückblende: Im Kaiserreich war der 1. Mai kein öffentlicher Feiertag, sondern der Hochtag der Arbeiterschaft. November 1918 stürzte in Deutschland die Monar-chie. SPD, Linksliberale und Zen-trum - die Parteien der „Weimarer Koalition“ - versäumten es gleich zu Beginn der Weimarer Repu-blik, den 1. Mai zu einem gesetz-lichen Feiertag auszurufen. Somit hatten die Nazis ab 1933 ein leich-teres Spiel bei der Arbeiterschaft.

1889 hatte der erstmals in Paris tagende „International Socialist Congress“ beschlossen, den 1. Mai fortan als internationalen Tag der Arbeiterklasse zu begehen. Die deutsche Sozialdemokratie war das stärkste Kontingent. (pp)

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10 aktuell sport 27. April 2015

Training, Training, TrainingPetrissa Solja bereitet sich mit abertausenden Schlägen auf die Tischtennis-WM in China vor.

von Dieter Kramer

Düsseldorf. Unaufhörlich flie-gen die kleinen Tischtennisbälle über das Netz. Klack, klack, klack – buchstäblich im Sekun-dentakt, beinahe millimetergenau und mitunter über 100 Stunden-kilometer schnell serviert Wan Guohui robotergleich die Plas-tikkugeln immer wieder diago-nal über die Platte auf die gleiche Stelle des Tisches. Auf der ande-ren Seite bemüht sich Gefreiter Petrissa Solja (Sportfördergruppe Köln, Foto), die Vorlagen des Bundestrainer-Assistenten mit Präzision und der immer gleichen Schlagtechnik die Tischkante entlang in die äußere Ecke zu

platzieren. Bevor die 21-Jährige zu den

Schlägen

ansetzt, kehrt die Europameiste-rin im Doppel mit kurzen, schnellen Sidesteps zunächst wieder in die Ausgangsstel-lung in der Tischmitte z u r ü c k

und bringt sich danach wieder in die optimale Schlagposition.Hin, zurück, hin, zurück, immer wieder.

Gut 30 Minuten geht das so in der Trainingshalle des Deutschen Tischtennis-Zentrums in Düssel-dorf. Als die Einheit zur Vorbe-reitung auf die Individual-WM (Einzel und Doppel) im chine-sischen Suzhou (26. April bis 3. Mai) endet, liegen hinter Wan fast 2 000 Bälle in der Box ver-teilt. Solja rinnt der Schweiß von der Stirn, was nicht überrascht: Das Balleimer-Training gehört zu den Elementen mit der höchsten Intensität und Komplexität in der Tisch-tennis-Trai-ningslehre.

„Es ist wirklich hart, aber wir mögen das Balleimer-Training sehr, weil dadurch die Automa-tisierung aller Abläufe von der Beinarbeit bis hin zum idealen Schlag geschult wird“, beschreibt Petrissa Solja den Wert der nur auf den ersten Blick monotonen Übung. Die Bundestrainer Jie Schöpp (Damen) und Jörg Roß-kopf (Herren) schwören wie die meisten ihrer Kollegen darauf, weil dabei Konzentration und Kondition gleichermaßen geför-dert werden.

Balleimer-Training hat Pet-rissa Solja schon unzählige Male

absolviert. Auch dadurch blickt die Pfälzerin auf

eine glänzende Ent-wicklung zurück: Nach ersten Seriensiegen vor fast schon zehn Jahren

bei deutschen und euro-päischen Schüler- und Jugend-Meisterschaften

und dem Länderspiel-Debüt klopft die Linkshänderin mitt-lerweile an der Tür zur Welt-

spitze an. Durch ihren Finaleinzug bei den

German Open vor Monatsfrist in

Bremen nach Erfolgen gleich gegen ein Duo aus der Welt-meister-Schmiede China und sogar eine Top-10-Gegnerin kletterte der Publikumsliebling vom deutschen Meister ttc east-side Berlin in der Weltrangliste um fast 20 Plätze auf Position 22. „Bei der WM“, sagt Solja sicht-lich selbstbewusst, „bei der WM möchte ich den Schritt in die Top 20 schaffen.“

Anders als die deutschen Stars Timo Boll und Dimitrij Ovtcharov setzt sich Solja in China (noch) keine Medaillen zum Ziel. Doch aus dem Sportsoldaten-Quar-tett bei der WM, das Unteroffi-zier Sabine Winter (Sportförder-gruppe Köln) und Oberfeldwebel Kristin (Sportfördergruppe Köln) sowie Stabsunteroffizier Steffen Mengel (Sportfördergruppe Mainz) komplettieren, hat die dreifache Europameisterin vor-aussichtlich die besten Perspek-tiven: „Wir sind auf einem guten Weg. 2016 bei Olympia in Rio wollen wir Teams aus Asien angreifen.“ Bis dahin fliegen Solja beim Balleimer-Training sicher noch zig-tausende Plastik-kugeln um die Ohren.

Erfolgsserie beim SäbelfechtenAnna Limbach und Matyas Szabo siegen bei Deutschen Meisterschaften.

Koblenz. Sportsoldaten der Bundeswehr können sich bei den Deutschen Meisterschaften 2015 in Koblenz über gute Leistungen im Säbelfechten freuen. So haben Gefreiter Anna Limbach undStabsgefreiter Matyas Szabo für einen Dormagener Doppelsieggesorgt. Die Schwester von Welt-meister Nicolas Limbach feierte bei den Damen ihren ersten natio-nalen Titelgewinn: Bei den Deut-schen Meisterschaften setzte siesich im Finale gegen die Lokal-matadorin Alexandra Bujdoso15:13 durch. Einen weiteren ers-ten Platz belegte Limbach dar-über hinaus bei den DeutschenMannschaftsmeisterschaften.

Szabo verteidigte erfolgreichden Titel aus dem Vorjahr bei

den Herren: Er bezwang Björn Hübner (Tauberbischofsheim) klar mit 15:9. Bei den Deut-schen Mannschaftsmeister-schaften belegte Szabo überdies zusammen mit dem Hauptge-freiten Richard Hübers den dritten Platz bei den Herren, während der erste Platz von Unteroffizier (FA) Maximilian Kindler errungen wurde. Bei den Damen ging der zweite Platz der Mannschaftsmeisterschaft an Obergefreiter Anne-SophieKindler.

Limbach, 1989 geboren, kann bereits auf diverse Siege zurückblicken. Sie gewann mit der Mannschaft die deutschen Fechtmeisterschaften 2006, 2008, 2009, 2011 und 2014.

Bei den Junioren-Europameis-terschaften holte sie 2008 in Prag Bronze.

Der 1991 geborene Sportsol-dat Matyas Szabo hat ebenfalls schon zahlreiche Titel erfoch-ten: Unter anderem gewann er 2008 bei den Deutschen Meis-terschaften mit der Mannschaft. Zwei Jahre später war er der Sieger bei den Junioren-Welt-meisterschaften am Toten Meer sowohl im Einzel als auch mit der Mannschaft. 2013 gewann er das Worldcupturnier in Chicago im Einzel sowie zum dritten Mal die Deutschen Meisterschaften mit der Mannschaft. Ein Jahr später wurde er Deutscher Meister im Einzel und mit der Mannschaft. In Kasan errang die Mannschaft mit Nicolas Limbach statt mit Richard Hübers die Weltmeis-terschaft. (vie)

Ruderer glänzen im Kleinbootrudern. Bei den DeutschenKleinboot-Meisterschaften imRudern in Brandenburg an derHavel haben Sportsoldaten der Bundeswehr zahlreiche Erfolge eingefahren. In der wichtigsten Disziplin, dem Zweier ohneSteuermann, triumphiertenStabsunteroffizier (FA) Richard Schmidt und Stabsunteroffizier(FA) Felix Drahotta. Unteroffizier (FA) Anton Braun wurde mitseinem Trainingspartner Kristof Wilke Dritter. Im Einer sicherten sich Unteroffizier (FA) Stephan Krüger Gold und Hauptgefreiter Philipp Wende Bronze. DenMeistertitel im Leicht gewichts-Zweier ohne Steuermann holten sich Obergefreiter Jonathan Koch und Hauptgefreiter Lars Wichert. Bei den Frauen gewann Ober-maat (BA) Michaela Schmidtden Meistertitel im Zweier ohne Steuermann zusammen mit Sonja Schütte. (sr)

Velagic überzeugt ohne Medaille

Gewichtheben. Hauptfeld-webel Almir Velagic hat beider Europameisterschaft imGewichtheben eine Medailleknapp verpasst. Im Super-schwergewicht brachte der33-Jährige im Reißen und Sto-ßen insgesamt 418 Kilogramm zur Hochstrecke und belegtedamit den vierten Platz. Bundes-trainer Oliver Caruso sprach im Anschluss von einer „Riesenleis-tung“. Für die einzige deutsche Medaille im georgischen Tiflis sorgte die ehemalige Sportsol-datin Julia Schwarzbach. Inder Klasse bis 53 Kilogrammsicherte sie sich Silber. (sr)

Schützen mit gutem Saisonstartsportschießen. Unteroffizier(FA) Oliver Geis hat beim Welt-cupauftakt der Sportschützen im südkoreanischen Changwon die Silbermedaille gewonnen. ImFinale mit der Schnellfeuer-pistole auf der 25 Meter-Distanz erzielte der amtierende Vize-weltmeister 27 von 30 mögli-chen Treffern. Er musste sichdamit nur dem Franzosen Jean Quiquampoix geschlagen geben, der mit 29 Treffern einen neuen Junioren-Finalweltrekord auf-stellte. (sr)

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strahlende siegerin beim säbel - fechten in Koblenz: Gefreiter Anna Limbach.

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27. April 2015 Vermischtes aktuell 11

Soldatin für einen TagBeim Girls‘ Day lernen junge Mädchen den Beruf „Soldatin“ aus neuen Perspektiven kennen.

von Stefan Rentzsch

Freyung. „Panzer marsch!“ Nina Scheibenzuber sitzt in Uniform auf dem Spähwagen „F ennek“. Soeben hat die 16- Jährige dem Fahrer den Befehl erteilt loszu-fahren. Mit einem lauten Knat-tern setzt sich das Fahrzeug in Bewegung und beschleunigt auf etwa 40 Stundenkilometer. Nach hundert Metern ertönt ein wei-terer Befehl: „Panzer halt!“ Die Räder blockieren. Scheibenzuber hält sich mit aller Kraft an der Kommandantenluke fest. Inner-halb kürzester Zeit kommt der „Fennek“ zum Stehen.

Vorurteile und Scheu abbauen

Das Kommandieren des Rad-panzers durch einen Parcours ist das Highlight des diesjährigen Girls‘ Day beim Aufklärungs-bataillon 8 im niederbayrischen Freyung. 86 junge Mädchen aus der Region haben hier die Gele-genheit, sich über die Berufs-möglichkeiten für Frauen bei der Bundeswehr zu informieren. Eine davon ist Nina Scheibenzuber. Die Fahrt mit dem „Fennek“ hat sie beeindruckt. „Der fährt schon ziemlich schnell und das plötzliche Abbremsen ist sehr hart“, stellt die Realschülerin aus Freyung fest. „Man spürt, dass man da oben eine große Verant-wortung hat, weil sich der Fah-rer komplett auf einen verlassen muss.“

Teamwork und Kameradschaft sind nur zwei Vorzüge der Bun-deswehr, die die Schülerinnen beim Girls‘ Day erfahren sollen.

„Es geht uns hier auch darum, die Mädchen aktiv zu fordern. Das praktische Erleben soll im Vordergrund stehen“, beschreibt Oberfeldwebel Christian Schuster die Idee hinter der Veranstaltung. Der 27-jährige Projekt offizier hat gemeinsam mit seinen Kamera-den dafür gesorgt, dass den jun-gen Frauen an diesem Tag einiges geboten wird. „Wir hoffen so, die ‚erste Scheu‘ oder möglicher-weise bestehende Vorurteile gegenüber dem Berufsbild der Soldatin abzubauen.“

Dass das Konzept aufgeht, zeigt sich spätestens beim Orientie-rungslauf. In kleinen Gruppen müssen die Schülerinnen ver-steckte Checkpoints erreichen. Nina Scheibenzuber hat sichtlich Spaß daran. Schnell übernimmt sie die Führung der Gruppe. Zunächst heißt es: Auftrag ent-gegennehmen. Die vier Mäd-chen machen sich daran, einen per NATO-Alphabet codierten Funkspruch zu entschlüsseln. Dann geht es los. Die Schüle-

rinnen sprinten von Station zu Station quer über das Kasernen-gelände.

Unter Zeitdruck müssen sie sich auch per Kompass orien-tieren. Für Nina Scheibenhuber kein Problem. Die Schülerin hat das Prinzip schnell verinnerlicht und treibt ihre Gruppe an: „Los, noch fünf Minuten. Das schaf-fen wir!“ Auf dem Weg zum Ziel müssen die Mädchen noch in einen getarnten Unterschlupf kriechen. Am Ende sind sie ziem -lich außer Puste. „Das war schon anstrengend. Trotz des kühlen Regens sind wir schnell warm geworden“, versichern sie stolz.

Heeresaufklärung im Nachtsicht-Parcours

Natürlich erleben die Schüle-rinnen auch, was Heeresaufklä-rung bedeutet. Dazu sind in der Kaserne verschiedenes Groß- und Kleingerät sowie Waffen und Ausrüstungsgegenstände ausgestellt. Fast alle zeigen sich

interessiert und löchern die anwe-senden Soldaten mit Fragen. Eine völlig neue Erfahrung für diemeisten ist der „Lucie-Parcours“. Hier gilt es, in einem abgedun-kelten Raum mit Hilfe des Nacht-sichtgeräts Lucie knifflige Aufga-ben zu lösen. Alles schimmert in eigenartigen Grüntönen. Vorsich-tig versuchen die Schülerinnen, auf eine kleine Leiter zu steigen oder Puzzleteile in einer Sand-grube zu suchen und zusammen-zusetzen.

Am Ende des Tages ziehtChristian Schuster ein durch-weg positives Fazit. „Trotz des schlechten Wetters waren alle motiviert“, so der Oberfeldwebel. Und auch Nina Scheibenzuber, die inzwischen Tarnschminke ins Gesicht aufgetragen hat, ist begeistert. „Ich habe heute eini-ges gelernt und einen neuenBeruf entdeckt, den ich mir gut vorstellen kann“, meint die Ober-bayerin. „Auf jeden Fall passt die Uniform wie angegossen“, fügt sie augenzwinkernd an.

The Avengers: Age of Ultron

Kino. Die Avengers sind zurück. Mussten sich die Helden aus den Marvelcomics in den letzten drei Jahren allein auf der Leinwand durchschlagen, folgt nun die Fort-setzung des Superheldenteams. In „The Avengers: Age of Ultron“ treten Iron Man, Captain America, Thor, Hulk, Black Widow und Hawkeye gegen den Superroboter Ultron an. Zunächst im Kampf gegen die Verbrecherorganisation Hydra ausgezogen, sehen sich die Helden kurz darauf dem hausge-machten Problem Ultron gegen-über. Aus einem fehlgeschlage-nen Friedensprogramm Iron Mans entstanden, setzt der mechanische Superschurke fortan alles daran, die Menschheit auszurotten. Dabei wird er tatkräftig von den Zwil-lingen Pietro und Wanda, alias Quicksilver und Scarlet Witch, unterstützt. Während Quicksilver die Superhelden mit seiner extre-men Schnelligkeit herausfordert, gelingt es Wanda Witch, mit ihren mentalen Fähigkeiten das Helden-sextett vor eine echte Zerreißprobe zu stellen.

Im zweiten Teil der Avengers greift Regisseur Joss Whedon auf die bewährten Mittel von Action und Wortwitz zurück. Epische Kampfszenen werden immer wie-der durch einen gelungenen Lacher aufgelockert, sodass sie trotz ihrer enormen Länge unterhaltsam blei-ben. Mit einer packenden Story und gelungenen Specialeffects wird die bunte Heldentruppe rund um die Welt geschickt und vor reiz-vollen Kulissen von New York bis Johannesburg in Szene gesetzt.

In den weniger actiongeladenen Sequenzen wird ein Einblick in die Gefühlswelt der einzelnen Charak-tere gewährt. Durch Rückblenden und Dialoge offenbart sich, wie es im Inneren der Helden aussieht und wie sie die Last ihrer Vergan-genheit noch heute spüren. Daraus entspinnen sich Handlungsstränge, die dem Film zusätzliche Drama-tik verleihen, ohne dabei die vor-dergründige Action zu schmälern. Eine weitere gelungene Comicver-filmung der Marvel Studios, die 140 Minuten beste Unterhaltung verspricht. (tfk)

Kinostart: 23. April

Mit Brahms nach Transsilvanien

cD. „Brahms – The Werk doch als schöpferisches an. Es ist eine erweiterte, um Improvisati-Hungarian Connection“ Resümee des großen Musikers. onen ergänzte Fassung – der letzte Brahms ist bereits Andreas Zugleich klingen erste „unga- des Albums.Ottensamers zweites rische Momente“ an. Zwei kurze Kompositionen des Ungarn Leó Album. Der 26- jährige Das Intime der Kammer- Weiner folgen nun: „Der traurige Hirt“ lässt Soloklarinettist der musik tritt dann in den Hin- die Klarinette melancholisch sinnieren. Im Berliner Philharmoni- tergrund. Die übrigen Stücke Gegensatz dazu lädt der „Székler Tanz“ zur ker nimmt den Hörer sind vom Ensemblemitglied ausgelassenen und beschwingten Dorffeier ein. diesmal mit zu seinen und Cellisten Stephan Koncz Das Album endet mit einer Kombination teils ungarischen Wurzeln. neu arrangiert worden. Den exotisch anmutender, traditioneller Tänze aus Im Mittelpunkt steht Übergang in die Puszta voll- Transsylvanien. Im schwungvollen Finale des Johannes Brahms, der ziehen zwei zusammengefügte Arrangements kann Ottensamer seine ungari-nüchterne Norddeutsche mit der Begeiste- Walzer. Anfangs noch schwermütig und sche Seite leidenschaftlich ausleben.rung für ungarische Volksmusik. wunderbar melodisch gleitet die Musik sanft „The Hungarian Connection“ ist dramatur-

Der Auftakt der Zusammenstellung ist mit ins Volksliedhafte ab. gisch klug aufgebaut und voll künstlerisch Brahms Klarinettenquintett (Op. 115) klas- Die beiden nächsten Stücke stammen aus gleißendem Esprit – ein faszinierender Aus-sisch gehalten. Dieses Spätwerk ist seit sei- Brahms‘ berühmten Ungarischen Tänzen, flug in die ungarische Seelenwelt. (am)ner Uraufführung 1891 eines der beliebtes- deren Grundlage die Sammlung traditionel-ten des Komponisten. Ottensamer und sein ler Volksliedmelodien ist. Fast schon spitz- Andreas Ottensamer: Brahms – The Hun-Ensemble hauchen dem kompositorisch dich- bübisch wandert die Klarinette durch den garian Connection, Deutsche Grammophon, ten Stück Leben ein. Ihnen gelingt damit zu Tanz Nr. 7. Erst nachdenklich, doch dann Audio-CD, Veröffentlichung: März 2015, Beginn eine großartige Würdigung, gilt das mit feurigem Elan schließt der Tanz Nr. 1 Euro 18,99

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soldatenberuf zum Anfassen: Nina scheibenzuber erlebt den Girls‘ Day beim Aufklärungsbataillon 8.

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12 aktuell vermischtes 27. April 2015

Eventmanagerin für SoldatenOberfeldwebel Stefanie W. dient im Betreuungsbüro im Camp Marmal in Afghanistan.

mazar-e sharif. Tanz-kurse, Schach-, Poker-, und Volleyballturniere, Themen abende und Sport-wettbewerbe. Es gibt fast nichts, was das Betreuungs-büro im Camp Marmal für die Soldaten im Einsatz nicht möglich macht.

Oberfeldwebel Stefanie W. blüht auf, wenn sie von ihrer Arbeit für die rund 1500 Soldaten im Feld-lager am Fuße des Hindu-kusch spricht. Zusammen mit dem Betreuungsoffizier und den „helfenden Händen“, wie sie die acht afghanischen Orts-kräfte liebevoll nennt, plant die Soldatin rund zehn Events pro Monat. Aber auch Brettspiele, DVD, Sportgeräte, Bücher und Spiele konsolen können dort ausgeliehen werden. „Wir versuchen, den Soldaten, wann immer es geht, Abwechslung im Einsatzalltag zu bescheren“, erklärt die 27-Jährige.

Die Einbindung der insgesamt 21 Nationen, die derzeit mit Kon-tingenten und einzelnen Soldaten im Camp Marmal vertreten sind, bereitet der Soldatin besondere Freude. „Die Soldaten anderer Nationen kennen ein Angebot wie das Betreuungsbüro aus ihren Streitkräften häufig gar nicht. Sie

wissen unser Angebot sehr zu schätzen“, freut sich Oberfeld-webel W., die anstrebt, Berufs-soldatin zu werden. Es ist ihr ers-ter Auslandseinsatz. Nach rund der Hälfte der Zeit schwärmt sie von der Erfahrung: „Die Interna-tionalität hier im Lager ist etwas ganz Besonderes. Im Moment versuche ich, etwas Dari zu lernen, um auch besser mit den ‚helfenden Händen‘ zusammen-arbeiten zu können.“

Für den Ostermarkt war es dem Betreuungsbüro gelungen, zahlreiche Soldaten andererNationen zu gewinnen: „Esgab belgische Waffeln, ungari-sche Gulaschsuppe, lettischen Balzams und natürlich deutsche Bratwurst.“ (uje)

Was ist Ihr höchstes Gut?Meine Familie und Freiheit.

Welche Redewendung gebrauchen Sie zu häufig?Wahres Können benötigt keinerlei Anstrengung.

Was treibt Sie an?Egal, ob im Betreuungsbüro oder in der Personalbearbeitung: Das Lächeln im Gesicht des Anderen, wenn man ihm eine Freude machen konnte.

Welche Eigenschaft schätzen Sie an anderen am meisten?Ehrlichkeit.

Was wäre Ihre berufliche Alternative gewesen?Psychologin oder Kindergärtnerin.

Wo möchten Sie am liebsten leben?Als geborene Thüringerin natürlich in Thüringen! Da gibt es alles: Berge, Wiesen, Seen und Täler.

Was ist Ihre größte Errungenschaft?Ein Ford Mustang, der derzeit noch in meiner Garage zu Hause steht. Ich habe ihn nach einer Trennung gekauft und möchte ihn nach meiner Rückkehr aus dem Einsatz restaurieren.

Wie können Sie am besten entspannen?Bei guter Musik, Wein und Kerzenschein.

Wozu können Sie nicht „Nein“ sagen?Zu Schokolade. Eine Packung liegt immer auch neben meinem Bett.

Was ist Ihr Lebensmotto?„Es kann sich alles zum Guten wenden.“ Als Symbol für dieses Sprichwort habe ich mir einen Phönix auf den Rücken tätowieren lassen.

Ausgewählte Medienbeiträge29. April, 19:00 Uhr, Br:„Das Kreuz mit dem Frieden: Die Kirchen und die Kriegseinsätze“Filmautorin Jutta Neupertfragt nach: Wie kann Frieden geschaffen werden? DivergenteEinschätzungen gaben unteranderem Erzbischof LudwigSchick aus Bamberg, der die UN in der Pflicht sieht und Landesbi-schof Heinrich Bedford-Strohm, der den Krieg in Syrien, genauwie die 17-jährige Jesidin Narcis, hautnah erlebte. Mi litärseelsorger Jens Hauschild berichtet, wie ihn seine zwei Einsätze in Afgha-nistan veränderten. Eine Doku-mentation über Menschen, dieZeugen des Krieges wurden und deren Weltbild sich angesichtserlebter Kriegsgewalt wandelte.

Youtube-video der Woche:Ein ungewöhnlicher Dienstpos-ten an einem ungewöhnlichen Dienstort. Für einen Koch,den sogenannten Smut, in der Kombüse des Segelschulschiffes Gorch Fock ist das Alltag. Vor-ratshaltung, Koordinierung undZubereitung des Essens für 300Mann ist bei schwerem Seegang eine Herausforderung. (eb)

Der Beitrag „Smut auf

der Gorch Fock “ unter

www.youtube.com/

bundeswehr.

SUDOKUSenden Sie die vier Lösungszahlen, die sich aus den farbigen Feldern ergeben, per E-Mail mit dem Betreff “Sudoku 16/2015” und Ihrer Postanschrift an:

[email protected]

Einsendeschluss:Sonntag dieser Woche

Der Gewinn: Eine Outdoor-Kaffeepresse

Lösung der Ausgabe 14/2015:7 5 8 1

Gewonnen hat:Bernhard Bichler

Spielregeln: Füllen Sie das Raster mit den Zahlen von 1 bis 9. In jeder Zeile und jeder Spalte darf jede Zahl nur einmal vorkommen. Zudem kommt auch in jedem 3 x 3 Feld jede Zahl nur einmal vor. Doppelungen sind nicht erlaubt. Aus allen richtigen Einsendungen wird der Gewinner ausgelost. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

16/2015

Viel Glück!

Foto

: Tw

ardy

/Red

Bw