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Pollmann (Hrsg.) · Archäologische Rückblicke Festschrift für Daniel Bérenger

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Universitätsforschungenzur prähistorischen Archäologie

Band 254

Aus der Abteilung für Ur- und Frühgeschichtliche Archäologieder Universität Münster

2014

Verlag Dr. Rudolf Habelt GmbH, Bonn

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2014

Verlag Dr. Rudolf Habelt GmbH, Bonn

Archäologische RückblickeFestschrift für Daniel Bérenger

herausgegeben

von

Hans-Otto Pollmann

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ISBN 978-3-7749-3915-8

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie.Detailliertere bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar.

Copyright 2014 by Dr. Rudolf Habelt GmbH, Bonn

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VORWORTDER HERAUSGEBER

Die Reihe „Universitätsforschungen zur prähistorischen Archäologie“ soll einem in der jüngeren Vergangenheit entstandenen Bedürfnis Rechnung tragen, nämlich Exa-mensarbeiten und andere Forschungsleistungen vor-nehmlich jüngerer Wissenschaftler in die Öffentlichkeit zu tragen. Die etablierten Reihen und Zeitschriften des Faches reichen längst nicht mehr aus, die vorhandenen Manuskripte aufzunehmen. Die Universitäten sind des-halb aufgerufen, Abhilfe zu schaffen. Einige von ihnen haben mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln unter zumeist tatkräftigem Handanlegen der Autoren die vorliegende Reihe begründet. Thematisch soll darin die ganze Breite des Faches vom Paläolithikum bis zur Ar-chäologie der Neuzeit ihren Platz finden.

Ursprünglich hatten sich fünf Universitätsinstitute in Deutschland zur Herausgabe der Reihe zusammengefun-den, der Kreis ist inzwischen größer geworden. Er lädt alle interessierten Professoren und Dozenten ein, als Mithe-rausgeber tätig zu werden und Arbeiten aus ihrem Bereich der Reihe zukommen zu lassen. Für die einzelnen Bände zeichnen jeweils die Autoren und Institute ihrer Herkunft, die im Titel deutlich gekennzeichnet sind, verantwortlich. Sie erstellen Satz, Umbruch und einen Ausdruck. Bei gleicher Anordnung des Umschlages haben die verschie-denen beteiligten Universitäten jeweils eine spezifische Farbe. Finanzierung und Druck erfolgen entweder durch sie selbst oder durch den Verlag Dr. Rudolf Habelt GmbH, der in jedem Fall den Vertrieb der Bände sichert.

Herausgeber sind derzeit:

Kurt Alt (Mainz) Nikolaus Boroffka (Berlin)

Peter Breunig (Frankfurt am Main)Philippe Della Casa (Zürich)

Manfred K.H. Eggert (Tübingen)Clemens Eibner (Heidelberg)Frank Falkenstein (Würzburg)

Ralf Gleser (Münster)Bernhard Hänsel (Berlin)

Alfred Haffner (Kiel)Albert Hafner (Bern)

Svend Hansen (Berlin)Ole Harck (Kiel)

Joachim Henning (Frankfurt am Main)Christian Jeunesse (Strasbourg)Albrecht Jockenhövel (Münster)

Tobias L. Kienlin (Köln)Rüdiger Krause (Frankfurt am Main)

Klára Kuzmová (Trnava)Amei Lang (München)Achim Leube (Berlin)

Andreas Lippert (Wien)

Jens Lüning (Frankfurt am Main)Joseph Maran (Heidelberg)

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Diamantis Panagiotopoulos (Heidelberg)Christopher Pare (Mainz)

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Wolfram Schier (Berlin)Heiko Steuer (Freiburg im Breisgau)

Thomas Stöllner (Bochum)Biba Teržan (Berlin)Ulrich Veit (Leipzig)

Karl-Heinz Willroth (Göttingen)Andreas Zimmermann (Köln)

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herausgegeben vonHans-Otto Pollmann

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Albrecht JockenhövelGeleitwort ............................................................................................................................................... 1–2

Hans-Otto PollmannEin Franzose in Ostwestfalen .............................................................................................................. 3–4

Barbara Rüschoff-ThaleEin persönlicher Gruß ......................................................................................................................... 5–6

Julia Hallenkamp-Lumpe / Hans-Otto PollmannVerzeichnis der Schriften von Daniel Bérenger von 1976 bis 2014 .............................................. 7–20

Ralf-Jürgen PrilloffArchäozoologische Analyse der Tierreste von zwei Fundplätzen der Linienbandkeramik vonBorgentreich-Großeneder, Kr. Höxter .............................................................................................. 21–28

Ingo PfefferDas sogenannte Steinfeld auf dem Gaulskopf bei Warburg-Ossendorf, Kr. Höxter ................ 29–50

Otto Matthias WilbertzLanggraben und Langbetten ............................................................................................................... 51–56

Dorothee Ackermann-GrünewaldBronzefibeln von Olfen, Kr. Coesfeld, im Kontext ........................................................................ 57–66

Bernhard SicherlEin spätbronzezeitlicher Grubeninhalt aus Dortmund-Asseln.Ein Beitrag zur Kenntnis der spätbronzezeitlichen Siedlungskeramik .......................................... 67–90

Manuel Zeiler / Eva Cichy / Michael BaalesDie Vorrömische Eisenzeit in Südwestfalen. Eine Übersicht zum aktuellen Forschungsstand 91–126

Jürgen GaffreyKeramikdeponierungen in Pfostengruben. Beobachtungen im westlichen Westfalen .............. 127–138

Andrea Stapel / Bernhard StapelProfan oder rituell? Eine eisenzeitliche Keramikdeponierung aus Wettringen-Bilk ................... 139–150

Christoph GrünewaldZum eisenzeitlichen Ringschmuck in Westfalen (Hals-, Arm- und Fußringe) ............................ 151–162

Hans-Otto PollmannEin Urnenfriedhof der vorrömischen Eisenzeit bei Petershagen-Jössen, Kr. Minden-Lübbecke 163–176

Birgit GrosskopfAnthropologische Bearbeitung der Leichenbrände aus Petershagen-Jössen (DKZ 3620,073) 177–182

Inhaltsverzeichnis

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Stephan BerkeDer siebzigste Geburtstag.Ein Beitrag zur Forschungsgeschichte der römischen Anlagen von Haltern ............................... 183–194

Peter IlischRömische Fundmünzen aus Porta Westfalica-Veltheim, Kreis Minden-Lübbecke ..................... 195–200

Michael ZelleZur Pilumspitze von der Grotenburg ................................................................................................ 201–208

Bernhard RudnickWählerische Barbaren? Zur Motivauswahl auf Terra-Sigillata-Schüsseln in Westfalen .............. 209–214

Torsten CapelleOdin in Paderborn ................................................................................................................................ 215–218

Vera BrieskeVölkerwanderungszeitliche Stützarmfibeln mit stabförmigem Bügel und Rechteckfuß.Überlegungen zur Typologie und Verbreitung eines Statussymbols ............................................. 219–236

Sven SpiongEntdeckung mit der Sonde. Zu aktuellen Metallfunden aus den Siedlungen Wietheim undDedinghausen bei Bad Lippspringe ................................................................................................... 237–252

Julia Hallenkamp-LumpeEine Agnus-Dei-Fibel aus Löhne-Gohfeld und weitere Emailscheibenfibeln mitVierfüßler-Darstellungen aus Westfalen-Lippe ................................................................................. 253–264

Sveva Gai / Andreas Haasis-BernerDie Überreste der Wüstung Schattenhusen. Eine ländliche Siedlung am Hellweg ..................... 265–296

Uta HalleEine mittelalterliche Bischofskrümme aus Limoges in Bremen .................................................... 297–306

Elke TreudePilgerzeichen von der Falkenburg bei Detmold-Berlebeck ............................................................ 307–320

Johannes Werner GlawZu den Wurzeln früher Eisengewinnung im subsaharischen Afrika ............................................ 321–338

Heinz-Dieter ZutzDer jüdische Steinzeitsammler Siegfried Junkermann im Umfeld nationalistisch orientierterarchäologischer Forscher ...................................................................................................................... 339–358

Karl BanghardKalter Krieg in Währentrup ................................................................................................................ 359–368

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Elf Leichenbrände aus Petershagen-Jössen la-gen zur anthropologischen Untersuchung vor.Die Partien sind unterschiedlicher Größe, zwi-schen 4 Gramm und eineinhalb Kilogramm.Die Leichenbrände sind homogen verbrannt, eslassen sich nur vereinzelt geringe Reste primärerKohlenstoffverfärbungen, vor allem an denLangknochen, beobachten. Dies weist daraufhin, dass die Temperatur oder die Dauer derHitzeeinwirkung nicht ausgereicht hat, um einevollständige Verbrennung der organischen Be-standteile des Knochens zu bewirken.

Die Leichenbrände weisen starke Bodenanhaf-tungen auf. Daher erfolgte eine mechanischeReinigung der für die Beurteilung wichtigenOberflächen mit einer kleinen Bürste. Teilweisemussten die Leichenbrände gewaschen werden,dabei wurden sehr fragile Skelettelemente vorherherausgesucht. Das Gesamtgewicht der Partienverringerte sich durch die Reinigung gegenüberdem Einlieferungsgewicht.

Für die Bearbeitung werden die Knochenfrag-mente nach anatomischen Regionen vorsortiert(Abb. 2). Knochen, welche aufgrund ihrer Größeoder Herkunft (z.B. unspezifische kleine Lang-knochenfragmente) keinen diagnostischen Wertfür die anthropologische Bearbeitung der Lei-chenbrandpartie haben, werden aus arbeitsöko-nomischen Gründen nicht zugeordnet und alssogenannte „Restknochen“ erfasst.

Die Möglichkeiten der anthropologischen Ge-schlechtsdiagnose sind in hohem Maße vomErhaltungszustand der Knochen sowie von derSignifikanz für die Geschlechtsdiagnose dervorliegenden Merkmale abhängig. Die Sicher-

heit einer Geschlechtsdiagnose steigt mit derAnzahl der beurteilbaren Kriterien. Liegen beieiner geringen Menge Leichenbrand entspre-chend wenige Geschlechtskriterien zur Beurtei-lung vor, lässt sich die Bestimmung nur miteingeschränkter Sicherheit, mit „eher“ oder nur„Tendenz“ weiblich bzw. männlich angeben(s. Tabelle 1). Liegen keine, nur bedingt geeig-nete Fragmente oder widersprüchliche Merkmalevor, muss das Individuum als unbestimmbargelten. Die hier vorliegenden Individuen weiseneinen eher geringen Geschlechtsdimorphismusauf. Bei einer großen Serie lässt sich anhand ei-ner morphologischen Reihe die morphologischeVarianz der Population erfassen. Da hier jedochnur eine geringe Anzahl Funde vorliegen, diezudem auch noch meist sehr unvollständigüberliefert sind, ist z. B. die Aussagekraft vonRobustizitätsmerkmalen eingeschränkt.

Die Altersdiagnose erfolgte morphologisch an-hand der üblichen anthropologischen Kriteri-en.1 Bei der Leichenbrandbearbeitung erwach-sener Individuen beschränkt sich dies aufgrundder starken Fragmentierung jedoch oftmals aufdie Beurteilung des Verschlusses der Schä-delnähte. Daher kommt der Altersdiagnose mitHilfe histologischer Dünnschnitte eine wesent-liche Bedeutung zu. Dafür werden von Lang-knochenfragmenten (nach Möglichkeit aus derSchaftmitte des Oberschenkelknochens) etwa80µm dicke Querschnitte angefertigt. Mikros-kopisch erfolgt dann die Beurteilung der Anteileund Ausprägungen der einzelnen Strukturele-mente.2 Sie verändern sich im Altersgang, sodass in der Regel nicht nur eine Zuordnung zuden anthropologischen Altersklassen adult (20–40Jahre), matur (40–60 Jahre) und senil (> 60 Jah-

Anthropologische Bearbeitung der Leichenbrände aus

Petershagen-Jössen (DKZ 3620,073)

Birgit Grosskopf

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re) möglich ist, sondern meist auch eine ge-nauere Zuordnung in die früh-, mittel- oderspätadulte, bzw. -mature Altersklasse, die jeweilsetwa sieben Jahre umfasst.

Die pathologischen Veränderungen, die sich be-obachten lassen, können nur einen einge-schränkten Hinweis auf die Krankheitsbelastungder Individuen geben. Zum einen sind nur dieVeränderungen nachweisbar, die sich am Skelettmanifestieren. Zum anderen sind die Leichen-brände unvollständig überliefert, weshalb dieMenge des überlieferten Leichenbrandes eben-falls einen Einfluss hat.

Fundnummer F 1Es handelt sich um eine unvollständig überlie-ferte Leichenbrandpartie mit einem Gesamtge-wicht von 120 Gramm, die Knochen aus allenSkelettregionen aufweist. Der Leichenbrandweist eine mittlere Fragmentgröße auf (10–50mm), die maximale Fragmentgröße beträgt 55mm. Die Knochen sind vollständig verbrannt,es lassen sich keine primären Kohlenstoffver-färbungen beobachten.

Eine Geschlechtsdiagnose ist nicht möglich,weil der Leichenbrand keine Knochenfragmenteaufweist, die für eine Geschlechtsdiagnose ge-eignet sind. Es handelt sich um Überreste eineserwachsenen Individuums der adulten Alters-klasse (20–40 Jahre). Eine detailliertere histolo-gische Altersdiagnose war mangels eines ge-eigneten Knochenfragments nicht möglich.

Ein Langknochenfragment weist auf der Kno-chenoberfläche eine sogenannte periostale Reak-tion auf. Die Ursachen für periostale Reaktionenkönnen sehr vielfältig sein, in der Regel handeltes sich um Folgen stumpfer Traumata, die eineEinblutung in die Knochenhaut oder auch eineentzündliche Reaktion zur Folge haben. ZweiKnochenfragmente sind aufgrund ihrer Mor-phologie vermutlich einem Tier zuzuordnen. Inder Partie finden sich zudem kleine Holzkohle-reste.

Fundnummer F 2Das Gewicht des Leichenbrandes beträgt 1021Gramm, die Fragmente sind mittelgroß (maxi-male Größe 50 mm) und annähernd repräsen-tativ aus allen Regionen überliefert. Aufgrundder Ausprägung des oberen knöchernen Au-genrandes (Margo orbitalis), des Jochbeines (Oszygomaticum) und der Grazilität einiger Ab-schnitte des postcranialen Skelettes ist das Ge-schlecht mit „Tendenz weiblich“ zu bestimmen.Die Binnenstruktur eines Querschnittes ausdem Oberschenkelknochen (Femur) entsprichtder frühmaturen Altersklasse (40–47 Jahre).

Ein Langknochenfragment weist eine feineAuflagerung auf dem Knochen auf, im Kno-cheninnern ist die Oberfläche untypisch verän-dert. Die Ursache für diese pathologischeVeränderung ist jedoch unklar. Im Oberkieferlässt sich an der Alveole des linken Eckzahneseine entzündliche Veränderung des Alveolar-saumes (Parodontose) beobachten.

Fundnummer F 4Der Leichenbrand weist ein Gesamtgewichtvon ca. 1465 Gramm auf. Da die Partie viel Se-diment, Steine und Urnenscherben enthält, diemit den Restknochen vermischt sind, wurde derGewichtsanteil der Restknochen geschätzt. DerLeichenbrand ist mit Ausnahme der Wirbelkör-per repräsentativ überliefert, d.h. es sind aus allenSkelettregionen größere Anteile der Knochenvorhanden. Die Fragmente sind überwiegendmittelgroß (bis maximal 95 mm).

Das postcraniale Skelett sowie der Zapfen deszweiten Halswirbels sind sehr robust (dasTransversalmaß des Dens axis beträgt 10 mm).Der Muskelfortsatz am Unterkiefer (Processuscoronoideus) ist eher kräftig ausgeprägt, dieZahnwurzeln sind sehr groß. Alle anderen vor-liegenden Schädelmerkmale, wie knöchernerRand der Augenhöhle, Kiefergelenk, Jochbo-genansatz, sind indifferent ausgeprägt. Dasknöcherne Innenohr ist so stark fragmentiert,dass Messungen für eine Diskriminanzanalyse

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nicht möglich sind. Da Robustizitätsmerkmalein hohem Maße belastungsabhängig sind, kanndas Geschlecht des mittel- bis spätadulten Indi-viduums (27–40 Jahre) nur als „Tendenz männ-lich“ bestimmt werden.

Drei Knochenfragmente sind aufgrund ihresscharfkantigen Querschnittes untypisch für dasmenschliche Skelett, vermutlich handelt es sichum Tierknochen. Bei unspezifischen Fragmen-ten von Langknochen ist es oftmals auch fürArchäozoologen schwierig, eine Aussage zutreffen. In den meisten Fällen kann eine histo-logische Untersuchung dabei hilfreich sein.3

Fundnummer F 5Es handelt sich um eine kleine Partie mit 140Gramm Leichenbrand mittlerer Fragmentgröße(maximal 55 mm) und vereinzelten primärenKohlenstoffverfärbungen in den Langknochen-fragmenten. Die grazile Ausprägung der vorlie-genden Schädelmerkmale (Processus mastoideusund mandibularis) und des postcranialen Skelet-tes weisen auf ein weibliches Individuum hin.Die Knochenbinnenstruktur deutet auf die Zu-gehörigkeit zur senilen Altersklasse hin (ab 60Jahre). Der zweite Halswirbel ist pathologisch

verändert, er weist eine Schiefstellung undStrukturveränderungen am Dens axis auf (Maßdes Dens axis 9,0 mm), (Abb. 1).

Fundnummer F 6Es handelt sich um 4 Gramm Knochen, über-wiegend finden sich Schädelfragmente kleinerals 10 mm und ein Fragment mit einer Größevon 25 mm. Aufgrund der Ausprägung derStruktur im Innern der Schädelknochen (Di-ploe) stammen die Schädelfragmente von einemerwachsenen Individuum. Weitere Aussagensind aufgrund der geringen Menge an Knochennicht möglich. Ein geeignetes Knochenfrag-ment für eine histologische Altersbestimmungliegt nicht vor.

Fundnummer F 7Die Partie enthält 17 Gramm Knochen eines,aufgrund der Wandstärken, erwachsenen Indi-viduums. Dabei handelt es sich um wenige Dia-physen- und Schädelfragmente sowie zweiUnterkieferfragmente. Das Geschlecht lässt sichanhand der geringen Leichenbrandmenge nichtbestimmen. Für eine histologische Altersbestim-mung war kein geeignetes Knochenfragmentvorhanden.

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Anthropologische Bearbeitung der Leichenbrände aus Petershagen-Jössen (DKZ 3620,073)

Abb. 1Zweiter Halswirbel. Jeweils links im Bild ein unverbrannter, pathologisch unveränderter Wirbel, rechts der verbrannteund fragmentierte Wirbel aus Partie 5. Die Pfeile zeigen die Strukturveränderungen, die senkrechten Linienverdeutlichen die Schiefstellung (Foto: Historische Anthropologie und Humanökologie, Johann-Friedrich-Blumenbach-In-stitut der Georg-August-Universität/S. Hourticolon).

Ansicht von ventral Ansicht von dorsal

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Fundnummer F 8Es handelt sich um einen Leichenbrand mit ei-nem Gewicht von 1252 Gramm. Die spongi-ösen Elemente, wie Wirbel-, Schulter- undBeckenfragmente, sind in dieser Partie auffälligzahlreich überliefert (Abb. 2). Die maximaleFragmentgröße beträgt 70 mm.

Merkmale am Unterkiefer (Processus mandibu-laris und coronoideus), sowie postcraniale Ske-lettelemente sind robust ausgeprägt, was wie dierobuste Ausprägung des rechten Jochbeinkno-chens (Os zygomaticum) auf ein eher männli-ches Individuum hinweist. Das Maß des Densaxis beträgt 9 mm.

Birgit Grosskopf

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Abb. 2Leichenbrand F8 nach dem Vorsortieren. Oben links Fragmente der Langknochen (Diaphysen), darunterGelenkfragmente, unten links Finger- und Fußknochen. Rechts oben Schädelfragmente, darunter Wirbelfragmente undunten rechts Rippen-, Schulter- und Beckenfragmente. In der Mitte befinden sich die Restknochen (Foto: Historische An-thropologie und Humanökologie, Johann-Friedrich-Blumenbach-Institut der Georg-August-Universität/B. Grosskopf).

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Auffällig sind die großen morphologischen Dif-ferenzen der beiden Jochbeinknochen. Derrechte ist robust und reliefreich, der linke istgrazil. Weiterhin lassen sich Unterkieferfrag-mente mit deutlich unterschiedlich großen Al-veolen im Molarenbereich beobachten. Dakeine Skelettabschnitte doppelt vorliegen,könnte es sich dabei entweder um auffällig dif-ferenziert ausgeprägte Elemente oder um eineBeimengung eines zweiten Individuums han-deln. Das Individualalter lässt sich anhand derKnochenbinnenstruktur auf spätadult bis früh-matur eingrenzen. Die Alveolen der Zähne 37und 38 weisen Anzeichen von Parodontose auf.

Fundnummer F 9Der Leichenbrand weist eine mittlere Frag-mentgröße auf (maximal 50 mm) und wiegt1024 Gramm. Das postcraniale Skelett ist ro-bust und das Os zygomaticum ist kräftig undreliefreich ausgeprägt. Die Diskriminanzanalyseam Felsenbein ergibt das Vorliegen eines Wertesim Bereich männlicher Individuen4, so dass dasGeschlecht des Individuums als „männlich“diagnostiziert wurde. Das Alter liegt in der mit-teladulten Altersklasse (27–34 Jahre).

Fundnummer F 13Der Leichenbrand wiegt 805 Gramm. Die ma-ximale Fragmentgröße beträgt 60 mm. EinzelneElemente des postcraniales Skelettes sind ehergrazil, z.B. weist das Gelenkköpfchen des Un-terarmknochens (Capitulum radii) einen Durch-messer von 15,7 mm auf. Auch die grazileAusprägung der Jochbögen deutet auf ein eherweibliches Individuum hin.

Das Alter lässt sich anhand der Knochenbin-nenstruktur als frühmatur (40–47 Jahre) be-stimmen. An einem Wirbelfragment lässt sicheine degenerativ veränderte Deckplatte desWirbelkörpers beobachten. Ein Zwischenwir-belgelenk weist Randleistenbildung auf. Diese„Spondylosis deformans“ ist die am häufigstendiagnostizierbare degenerative Veränderung ampostcranialen Skelett. Sie kann altersdegenerativ

bedingt sein, aber auch durch Über- oder Fehl-belastung hervorgerufen werden. Veränderun-gen an der Bandscheibe lösen eine Knochen-neubildung im Randbereich der Wirbelkörperaus. Betroffene Wirbel können im fortgeschrit-tenen Stadium stark veränderte, poröse Corpus-oberflächen aufweisen. Im Zusammenhang mitdem Auftreten der Spondylosis deformans las-sen sich häufig auch Veränderungen an denZwischenwirbelgelenken beobachten (Spondyl-arthrose).

Fundnummer F 14Die Partie besteht aus mittelgroßen Fragmenten(maximal 50 mm) mit einem Gesamtgewichtvon 545 Gramm. Das Individuum weist einsehr graziles Jochbogenfragment und einengrazilen Warzenfortsatz auf, so dass es als „eherweiblich“ geschlechtsbestimmt wurde. Die his-tologische Altersdiagnose belegt die Zugehö-rigkeit zur spätadulten Altersklasse (34–40Jahre). An zwei Brustwirbelfragmenten lässt sicheine Randleistenbildung beobachten (Spondylo-sis deformans).

Fundnummer F 17Die Partie enthält 734 Gramm Knochenfrag-mente mittlerer Größe (maximal 55 mm) ausallen anatomischen Regionen, teilweise jedochnur in geringer Anzahl. Es konnten keine pri-mären Kohlenstoffverfärbungen beobachtetwerden. Für die Geschlechtsdiagnose lagen keinegeeigneten Kriterien vor. Das Alter konnte an-hand der Knochenbinnenstruktur als spätadultbis frühmatur bestimmt werden (34–47 Jahre).

ZusammenfassungDie elf untersuchten Leichenbrände stammenalle von erwachsenen Individuen, von denensich sechs geschlechtsbestimmen ließen (Tabelle1). Für weiterführende Aussagen über die Le-benserwartung und differentielle Sterblichkeitist die Anzahl der vorliegenden Leichenbrand-partien jedoch zu gering. Das vollständige Feh-len von Kinder-, vor allem aber Kleinkinder-bestattungen, weist darauf hin, dass hier

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Anthropologische Bearbeitung der Leichenbrände aus Petershagen-Jössen (DKZ 3620,073)

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entweder kein reguläres Gräberfeld vorliegtoder nur ein Teil eines ursprünglich größerenGräberfeldes erfasst worden ist. Die beobachte-ten pathologischen Veränderungen zeigen keineAuffälligkeiten. Sie stellen das übliche Spektrummeist altersdegenerativer Modifikationen dar.

Anmerkungen

1 Grosskopf 20042 Grosskopf 20043 Herrmann /Grosskopf / Fehren-Schmitz / Schoon 20074 Schutkowski / Herrmann 1983

Literatur:

Grosskopf 2004Birgit Grosskopf, Leichenbrand - Biologisches undkulturhistorisches Quellenmaterial zur Rekonstruktionvor- und frühgeschichtlicher Populationen und ihrerFuneralpraktiken. Dissertation Universität Leipzig(Leipzig 2004).

Herrmann / Grosskopf / Fehren-Schmitz /Schoon 2007Bernd Herrmann / Birgit Grosskopf / Lars Fehren-Schmitz / Reinhold Schoon, Knochen als Spurenträ-ger. In: Bernd Herrmann /Klaus-Steffen Saternus(Hrsg.), Biologische Spurenkunde. Band I: Kriminal-biologie (Heidelberg 2007) 115–144.

Schutkowski / Herrmann 1983Holger Schutkowski / Bernd Herrmann, Zur Mög-lichkeit der metrischen Geschlechtsdiagnose an derPars petrosa ossis temporalis. Zeitschrift für Rechts-medizin 90, 1983, 219–227.

Autorenanschrift

Dr. Birgit GrosskopfHistorische Anthropologie und HumanökologieJohann-Friedrich-Blumenbach-Institut der Georg-August-Universität GöttingenBürgerstr. 5037073 Gö[email protected]

Birgit Grosskopf

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*Anthropologische Altersklassen: adult (20–40 Jahre,

matur 40–60 Jahre, senil > 60 Jahre).

Tabelle 1Ergebnisse der Alters- und Geschlechtsbestimmung