Portrait Kerstin Hack Kreative Powerfrau mit Tiefgang

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Kerstin Hack hat in Tübingen und Singapur Anglistik (Neuere Englische Literatur) und Ethnologie (Völkerkunde) mit Schwerpunkt interkulturelle Kommunikation studiert. Von 1987 – 1999 gestaltete sie als leitende Mitarbeiterin und später Geschäftsführerin den Aufbau eines international tätigen Vereins.Im Jahr 2000 gründete sie den Verlag und die Beratungsfirma “Down to Earth”.Sie bildete sich in verschiedenen Bereichen, z.B. Zeit- und Lebensmanagement sowie DISG Persönlichkeitsprofil weiter fort.Kerstin Hack schreibt für verschiedene Magazine. Sie ist Autorin bzw. Herausgeberin mehrerer Bücher und Impulshefte über Selbstfindung, kreative Spiritualität und ausgewogenes Leben.Als gefragte Referentin im In- und Ausland referiert sie zu Themen wie Lebensbalance, kreative Spiritualität, Transformation von Städten und Regionen. Ihre Vorträge und Seminare sind gekennzeichnet von Fröhlichkeit, Inspiration, persönlicher Offenheit und Tiefe, sowie aktiver Integration der Zuhörer.In ihrer Freizeit reist und fotografiert sie gerne – wenn sie nicht gerade viele Bücher liest.Portrait über Kerstin Hack aus der Zeitschrift Joyce 2 / 08

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Kerstin Hack – kreativePowerfrau mit TiefgangWer ist eigentlich die Frau hinter den „Pixi-Büchern für Erwachsene“, die mit ihrer kreativen

Spiritualität neue geistliche Impulse setzt? Rebekka Tonne hat die Autorin und Verlegerin

Kerstin Hack in ihrer Wahlheimat Berlin getroffen und für JOYCE porträtiert.

Es gibt nicht viele Frauen in Deutsch-land die es wagen, ihre eigene Fir-ma aufzubauen. Erst recht nicht

viele christliche. Eine große Portion Mutund Optimismus sind dazu nötig. Eine,die diesen Mut aufgebracht hat, istKerstin Hack. Die schlanke, dunkelhaa-rige Frau mit den funkelnden grünenAugen gründete im Jahr 2000 „Down toEarth“, einen Dreiklang aus Verlag, Se-minaren und Beratungsangebot mitSitz in Berlin. Bekannt wurde KerstinHack durch die Herausgabe und denVertrieb der deutschen Ausgabe der

„Transformation“-Videos und ihresBuches „Swing – Lebe im Rhythmusder Schöpfung“. Mit ihrer lebensnahenund ungezwungen-quirligen Art ist sieeine gefragte Referentin – sowohl in Ge-meinden und bei Frauengruppen alsauch bei Business-Events.

Eine übersprudelndeQuelle von Ideen

Es ist 20 Uhr an einem Freitag-abend in Berlin-Friedenau. Das Abend-licht glänzt noch golden über den Dä-

chern. Kerstin Hack ist auf dem Weg zueiner Verabredung in einem ihrer Lieb-lingsrestaurants, einem Mexikaner. Ihrenroten Schal über die schlanken Schul-tern geschwungen läuft sie zügig dieBürgersteige entlang. Unterwegs undschnell – eine bezeichnende Eigenschaf-ten für Kerstin Hack. Während sie be-stimmten Schrittes geht, blicken sichihre wachen Augen ständig um undscheinen zu erwarten, dass die Häuserund Bäume oder der alte Mann mit derEinkaufstasche ihr eine Inspiration ge-ben. Vielleicht für den Freund, der

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einen passenden Namen für sein Un-ternehmen sucht? Das Notizbuch stecktjedenfalls griffbereit in der sportlich-schwarzen Handtasche.

Kreativ – dieses Wort ist zu klein,um Kerstin Hack zu beschreiben. Manmüsste es mit hundert multiplizieren,um dieser übersprudelnden Quelle vonIdeen annähernd gerecht zu werden.Mit einer guten Portion Selbstbewusst-sein, Optimismus und Gottvertrauengesegnet ist sie vor allem eins: einestarke und lebendige Frau.

Lebensnah,praktisch und humorvoll

1967 in Franken geboren, machtKerstin Hack nach ihrem Abitur einFreiwilliges Soziales Jahr in der Groß-küche einer internationalen Organisa-tion in England. Sie flachst: „Nacheinem Jahr Töpfe schleppen und Supperühren hab ich problemlos zwanzigLiegestütze an einem Stück geschafft.“Sie genießt das internationale Flair dort,die Begegnungen mit Menschen ausaller Welt und studiert anschließend inTübingen und Singapur Ethnologie(Völkerkunde) und Anglistik (neuereenglische Literatur) mit dem Schwer-punkt „Interkulturelle Kommunika-tion“. „Übersetzen fand ich schon immerspannend. Damit sich Menschen ausunterschiedlichenWelten begegnen kön-nen, braucht es Leute, die verschiedeneKulturen kennen und zwischen ihnenübersetzen und vermitteln können.“

Als Übersetzungsarbeit sieht siedeshalb auch die Tätigkeit ihrer Firma„Down to Earth“. Der englische Begriffbedeutet so viel wie „herunter zurErde“ und „bodenständig“. Immer wie-der ist sie begeistert darüber, wie GottPrinzipien und Ideen gegeben hat, dasLeben aktiv zu gestalten. Die will sie„aufschnappen“ und dann „vom Him-mel auf die Erde“ holen und Menschenhelfen, sie im Alltagsleben greifbar zumachen und handfest umzusetzen.Geistliche Luftblasen und theoretischesGeplänkel liegen ihr nicht – was sieschreibt ist lebensnah, praktisch undgewürzt mit einer guten Prise Humor.

Hinein ins volle LebenZum Beispiel ihr neues Buch

„Spring. Hinein ins volle Leben“, dasim letzten Herbst erschienen ist. „Ichkenne zu viele Menschen, die nur exis-tieren, sich aber schon lange nichtmehr wirklich lebendig gefühlt haben.

Für sie habe ich dieses Buch geschrieben.“Es erzählt ehrlich von eigenen Erfah-rungen und gibt – typisch für KerstinHack – jede Menge praktischer Tippszur Umsetzung. Eben „Down to Earth“.

Erst nachdem sie „Spring“ fertig-geschrieben hatte, erfuhr Kerstin Hack,dass die Aussage Jesu „Ich lebe und ihrsollt auch leben“ aus Johannes 14,19,die sie zum Schreiben inspiriert hatte,die Jahreslosung für 2008 sein wird.Zufall? Vielleicht. Sie hält es für denk-bar, dass Gott sie bei der Auswahl desThemas geführt hat – ganz unspekta-kulär. Und doch lebendig.

Neben den „großen“ Büchern hatKerstin auch eine Reihe kleiner Mini-Bücher geschrieben und herausge-geben. Auch das ist eher zufällig ent-standen. Der Leiter des stadtweitenNetzwerks „Gemeinsam für Berlin“ batsie Anfang 2006 zwei Mini-Bücherüber Gebet für die eigene Umgebungzu publizieren. Und weil diese „Pixi-Hefte für Erwachsene“ bei den Lesernso gut ankamen, schrieb sie gleichnoch ein Dutzend weitere: über kreati-ves Beten, Vaterliebe Gottes, Glück, lie-ben, umweltfreundliches Leben imAlltag. Also Glaubens- und Lebens-themen in einer bunten Mischung.

Viel zu gebenDer Grund, warum Kerstin Hack

so viel zu geben hat ist sicherlich auchder, dass sie aus ihren eigenen Erfah-rungen gelernt hat. Es klingt so, als obihr alles leicht fällt und es ist zweifels-ohne eine Stärke von ihr, Chancen, diesich bieten, zu ergreifen. „Zufall ist,was mir zufällt – und es ist mein Job,das, was mir zufällt, festzuhalten undetwas daraus zu machen.“ Aber siekennt auch schwere Zeiten. Ihr Mut, indie unternehmerische Selbstständig-keit zu gehen, schützte sie leider nichtdavor, schlechte Entscheidungen zutreffen und von unzuverlässigen Part-nern betrogen zu werden. Auch dasgehört zum Geschäft. Sie spricht offendarüber und man merkt ihr an, dass esnicht leicht für sie war, mit zwischen-menschlichen Enttäuschungen undihren finanziellen Folgen klarzukom-men. Es war sogar ziemlich hart. Abersie schaffte es – mit der Unterstützungvon guten Freunden – und lernte da-raus. Zur Unternehmensführung ge-hört eben nicht nur Kreativität, sondernauch Wissen um Geschäftsabläufe,Marketing und Verkauf. „Ich versucheim Meer des Nichtwissens ein paar

Brücken zwischen den Inseln desWissens zu bauen!“ lacht sie. Ehrlich.Und auch ein wenig ernst. Leicht ist esnicht immer.

Das Naheliegende tunWenngleich Kerstin Hack eine

Frau voller Ideen ist, träumt sie seltendavon, etwas Großes zu vollbringen.Sagt sie jedenfalls. Stattdessen fängt siemeistens damit an, das Naheliegendezu tun. Sie ist selbst oft am meistenüberrascht, wenn Gott etwas Großesaus ihren eher pragmatischen Anfängen

macht. Und so war es eigentlich schonimmer: Kurz nachdem Kerstin sich imAlter von zehn Jahren bekehrt hatte,fing sie an, bei der Jungschar im Nach-barort und bei Mädchenfreizeiten mit-zuhelfen: „Ich war mit 13 Jahren jüngerals einige der Teilnehmerinnen undmusste den Leitern versprechen, nie-mandem zu verraten, wie jung ich bin.Das hat geklappt.“

Als sie 16 Jahre alt war, fand sie esschade, dass es an ihrem eigenenWohnort keine einzige Bibelgruppeoder ähnliches gab. Sie betete, dass sieChristen kennenlernen würde, falls esdenn welche gäbe. Bei einem Preisaus-schreiben gewann sie einen Platz aufeiner Winterfreizeit und lernte dorteine gläubige Frau aus ihrer Stadt ken-nen. Gemeinsam gründeten sie einenHauskreis zu dem sie Nicht-Christeneinluden. „Zum Glück hat mir damalsniemand gesagt, dass man so etwas alsTeenie nicht machen darf. Ich habe eseinfach getan“, kommentiert sie heutediese bewegende Zeit. Auch an ihremGymnasium erlebte sie, dass durch dieGebete von ihr und ihren Freundenviele Mitschüler zum Glauben kamen,darunter eine Mitschülerin, die sich inokkulte Praktiken verstrickt hatte undderen Vater nach dem Gebet durch an-dere Christen schlagartig von Gesichts-

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»Sie ist selbst oft ammeisten überrascht,wenn Gott etwasGroßes aus ihreneher pragmatischenAnfängen macht.«

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krebs geheilt wurde. Kerstin konntenur staunen und mithelfen, die Fragender vielen neuen Christen in ihrer Jahr-gangsstufe zu beantworten.

Eine absolute PionierfrauDas Naheliegende tun – darin be-

steht nun auch ihre Arbeit bei „Downto Earth“. Zum Beispiel mit ihremBenefizkalender für obdachlose Familienin Afghanistan, von dessen Erlös meh-rere Häuser gebaut werden konnten.Sie wollte 2003 eigentlich nur die Ar-beit einer Hilfsorganisation kennenler-nen und über sie schreiben. Also be-reiste sie das Land, lernte Menschenund Projekte kennen. Als sie anschlie-ßend ihre eigenen ausdrucksstarkenFotografien sah, entschloss sie sich,einen Benefizkalender zu publizieren,von dessen Erlös Baumaterialien gestif-tet wurden – mit dem Ergebnis, dassseither einige Familien ein Dach überdem Kopf haben.

Kerstin Hack ist eine absolute Pio-nierfrau. Am liebsten schubst sie mitihrem gesammelten Schwung Dingean. Und sieht das auch primär als ihreAufgabe. „Wenn etwas gut läuft, emp-finde ich: Nun braucht man mich nichtmehr. Das können andere genauso gutoder besser weiterführen.“

Dem einen oder anderen mag soviel Schwung zu viel und so vielKreativität zu anstrengend sein, vorallem, weil die meisten MenschenKerstin nur in den „dynamischen“Momenten erleben. Aber zu ihr gehö-ren genauso die stillen Reflexionsstun-

den zum Auftanken auf dem Balkonoder ihrem roten Sofa und längere„Stille Tage“ ein- oder zweimal im Jahr,zu denen sie sich in das Gästehauseines nahegelegenen Klosters zurück-zieht. Diese Zeiten braucht sie. Undirgendwie sieht man Kerstin Hack auchan, dass vieles von dem, was sie sagt,selbst erlebt, durchlebt und manchmalauch durchlitten ist. Diese Zeiten ge-ben ihr zu all der Kreativität eine glaub-würdige Tiefe.

Keine fertigen AntwortenFakt ist, dass von der Energie dieses

Wirbelwindes eine Menge Menschenprofitieren. Und nicht nur ihr großerFreundeskreis, ihre Hausgemeinde unddie Leser ihrer Bücher, Impulshefteoder ihres Internet-Tagebuchs (Blog)„Kerstin pur“. Seit 2006 arbeitet sieverstärkt als Coach und Beraterin. EinFunkeln umspielt ihre Augen als siesagt: „Ich liebe es, wenn der Knotenplatzt und ein Mensch motiviert seinLeben wieder in die Hand nimmt. Dasbegeistert mich!“ Dabei präsentiert sieden Menschen, die sie berät, keine fer-tigen Antworten, sondern unterstütztihre Klienten vielmehr durch gezielteFragen dabei, ihren eigenen Weg zufinden. „Woher soll ich denn auch wis-sen, was jemand am Besten tun sollte?So sehr kann ich mich gar nicht in dasProblem hineindenken. Ich kann aberden Personen durch gute Fragen undReflexionen helfen, ihre für sie passen-de Lösungen zu entdecken und Schrittezu unternehmen, um ihre Situation zu

verbessern.“ In diesem Sinne ist derBeratungs- und Coachingbereich ihrerTätigkeit auch Übersetzungsarbeit:Zwischen dem Menschen und sichselbst.

Beziehungen stärkenBeziehungen zwischen Menschen

stärken – auch dafür steht sie. Freundesind ihr wichtig. Fast die wichtigsteZutat im Cocktail-Leben der Single-Frau. Sehr dankbar und glücklich ist siefür dieseWegbegleiter. Für die Freundin,mit der sie betet und träumt und die fürsie da ist, wenn sie mal durchhängt undmit der sie gemeinsam Projekte fürihre Stadt Berlin ausheckt. Für dieInspirations-Freundin, mit der sie sichüber persönliche und inhaltliche Fragenaustauscht, fast täglich E-Mails schreibtoder auch mal einen gemeinsamenSchreib-Urlaub macht. Oder für densensiblen Künstler-Freund, der sie im-mer wieder dazu aufgefordert hat, ihreneigenen Gefühlen auf die Spur zu kom-men und so wesentlich zu ihrer per-sönlichen Entwicklung beigetragen hat.„Als Single hat man niemanden, der(zumindest theoretisch) ständig füreinen verfügbar ist, wenn man jeman-den zum Reden, Trösten oder für Unter-nehmungen braucht. Es ist sicher an-strengender als in einer Ehe, die Partnerfür Unternehmungen immer wiederneu suchen zu müssen. Aber es hält dasLeben auch lebendig.“

Erfüllte TräumeEins wird Kerstin Hack mit Sicher-

heit nicht tun und das ist stehenblei-ben. 2007 ist sie vierzig geworden. DasMotto ihrer Geburtstagsfeier war „Mitvierzig hat man noch Träume – undweiß, sie sich zu erfüllen.“ Unterwegsund schnell – also weiterhin der Rhyth-mus dieses Paradiesvogels.

Und während sie die Tür zumRestaurant mit Schwung öffnet, bleibtsie plötzlich stehen, kramt ihr kleinesNotizbuch hervor und notiert sich eiligeine Idee für den Freund mit dem Un-ternehmen. Kreativ eben.

Rebekka Tonnelebt und studiert in Köln.

Mehr von Kerstin Hack findet man imInternet unter: www.kerstinhack.de,www.down-to-earth.de

» GeistlicheLuftblasen undtheoretischesGeplänkel liegenihr nicht – was sieschreibt ist lebens-nah, praktisch undgewürzt mit einerguten Prise Humor.«