Potentiodynamik II
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Potentiodynamik II
Zyklische Voltammetrie von Mehrschrittprozessen
1. CE-Mechanismus:
z.B. Formaldehyd-Hydrat Formaldehyd Reduktion zu Methanol
CH2(OH)2 CH2O + H2O CH2O + 2H+ + 2e- CH3OH
Grenzfall 1: C-Reaktion ist sehr langsam, langsamer als die Diffusion
Die Diffusionskontrolle ist ausgehebelt, deshalb kann es im Voltammogramm keine Peaks mehr geben!
Grenzstrom
k1, k-1 K
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Mehrschrittprozesse
Zyklische Voltammetrie von Mehrschrittprozessen
1. CE-Mechanismus:
Grenzfall 2: C-Reaktion ist sehr schnell
Das normale Voltammogramm einer reversiblen Reaktion
k1, k-1 K
Charakteristika des CE-Mechanismus:
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Mehrschrittprozesse
Zyklische Voltammetrie von Mehrschrittprozessen
2. EC-Mechanismus:
Einfachster Grenzfall: E-Reaktion ist irreversibel
k1, k-1K
Das normale Voltammogramm einer irreversiblen Reaktion
Die Anwesenheit der chemischen Reaktion hat keinen Einfluss auf den elektrochemischen Prozess und ist deshalb im Voltammogramm nicht sichtbar
z.B. Reduktion von Ascorbinsäure plus folgende Hydratation, Oxidation von 4-Aminophenol zu Chinonimin plus Reaktion zum Benzochinon
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Mehrschrittprozesse
Zyklische Voltammetrie von Mehrschrittprozessen
2. EC-Mechanismus:
Anderer Grenzfall: C-Reaktion ist irreversibel und k1 sehr groß
k1, k-1K
langsame Scanraten: Voltammogramm einer irreversiblen Reaktion ohne Rückpeak
Je schneller die Scanrate, desto stärker erscheint ein Rückpeak
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Mehrschrittprozesse
Zyklische Voltammetrie von Mehrschrittprozessen
2. EC-Mechanismus: k1, k-1K
Charakteristika des EC-Mechanismus:
Potentialshift des i-Peaks:
30/n mV per v2/v1 = 10
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Mehrschrittprozesse
Zyklische Voltammetrie von Mehrschrittprozessen
3. ECE-Mechanismus:
Einfachster Fall: C-Reaktion ist irreversibel
Tritt häufig in der organischen Elektrochemie auf
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Adsorbierte Spezies
Einfachster Fall: nur die adsorbierten Zustände sind elektroaktiv
Folgerungen: Diffusion spielt keine Rolle
die Peaks verschieben sich nicht mit der Scanrate
Hin- und Rückpeak an der gleichen Stelle
Peakhöhe proportional zur Scangeschwindigkeit (nicht zur Wurzel!)
Ursache des Stromabfalle ist hier nicht die Diffusion, sondern die endliche Stoffmenge des Adsorbates!
Ladung Q unter einem Peak Bedeckungsgrad
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Adsorbierte Spezies
-i
-E
E0
Reduktion
Oxidation
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MetallabscheidungMetallabscheidung auf einem anderen, inertem Material, z.B. Blei auf Kohle
Hinscan: ähnlich einem normalen Reduktionsvorgang, allerdings:
- Späterer Einsatz
- Steilerer Anstieg
Ursache: Nukleationshemmung
Rückscan: sehr scharf (und hoch) und symmetrisch. „Stripping Peak“
Ursache: das aufzulösende Metall ist schon an der Oberfläche und muss nicht erst herandiffundieren
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Metallabscheidung-i
-E
E0
Nukleation / Wachstum
Auflösung (Stripping Peak)
Empfindlichkeit: ppb bis ppt
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Metallabscheidung
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Mikroelektroden1. Grundprobleme elektrochemischer Messungen
- die Kapazität C der Elektrode ist proportional zum Flächeninhalt und führt in der Voltammetrie zu störenden kapazitiven Strömen:
i ~ C dU/dt
- bei größeren Überspannungen beginnen die Transportprozesse die Stromdichte zu limitieren --> dann sind keine Informationen mehr über die Elektrodenkinetik erhältlich!
naheliegende Lösung: rotierende Scheibenelektrode:
max: 104 rpm --> dmin = 5 m : mehr ist nicht möglich!
(typisch sind 50 .. 100 m)
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Sphärische DiffusionAlternative: Abkehr von der ebenen Diffusion:
(halb-)kugelförmige Elektroden --> sphärische Diffusion
Kriterium:
Diffusionsschichtdicke d (Nernst, Levich, transient)
gegenüber der Ausdehnung der Elektrode (Radius) r:
r >> d: ebene Diffusion
r << d: sphärische Diffusion
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Sphärische DiffusionZeitliches Verhalten:
eben: ohne Konvektion sinkt die Stromdichte immer weiter ab,
i ~ 1/(D t) --> 0 Cottrell-Gleichung
sphärisch: auch ohne jegliche Konvektion gibt es eine konstante Grenzstromdichte:
i ~ nFDc0 ( 1/(D t) + 1/r ) --> nFDc0 / r,
wobei r der Radius der Kugel ist.
Die Grenzstomdichte ist äquivalent einer ebenen Diffusion mit einer Schichtdicke, die dem Kugelradius entspricht!
d = 5 m sind mit Mikroelektroden, welche eben diesen Radius haben, sehr leicht zu erzeugen!!
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UltramikroelektrodenMit einigem Aufwand lässt sich aber eine Elektrode von bis zu 0.25
m (Ultramikroelektrode) herstellen --> das bedeutet einen Grenzstrom, der 20 mal größer ist, als er mit der rotierenden Scheibenelektrode erreichbar wäre!
bei c0 = 10 mM und n = 2 ergibt das eine Grenzstromdichte von 0.8 A/cm2 !
Damit lässt sich der Potentialbereich bei der Untersuchung der Butler-Volmer-Kinetik wesentlich vergrößern!
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Spurenanalytik0.1 mM entsprechen 10 ppb bei M = 100 und liefern bei der
obigen Ultramikroelektrode eine Stromdichte von immerhin 8 A/cm2
dabei stört eine eventuell vorhandene Konvektion nicht, da sie in der Regel zu viel größeren Diffusionsschichtdicken führt (50 .. 100 m)
besonders geeignet für in-situ-Messungen bei industriellen Anwendungen
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Vorteile / NachteileVorteile:
sehr kleiner Gesamtstrom: nur geringfügige Störung des zu untersuchenden Systems durch Reaktionsprodukte, nur kleiner Spannungsabfall in der Lösung
Strömungen beeinflussen nicht das Messergebnis
Sehr empfindlich
sehr hohe Scanraten sind möglich
sehr hohe Stromdichten sind realisierbar
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Vorteile / NachteileNachteile:
trotz der hohen Stromdichte ist der gemessene Gesamtstrom sehr klein: r = 0.25 m, i = 1 mA/cm2 --> I = 2 10-12 A !!
das Verhältnis von Probenvolumen zur Elektrodenoberfläche ist extrem groß: wenn auch nur Spuren von oberflächenaktiven Stoffen vorliegen, so bedecken sie leicht die gesamte Elektrodenoberfläche:
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Vorteile / NachteileNachteile:
Beispiel:
Monolage: z.B. 1015 Moleküle/cm2 -> 10-9 mol/cm2
typisch für die normale Elektrochemie:
1 cm2 Elektrodenfläche auf 10 .. 100 cm3 Lösungsvolumen: V/A = 10 .. 100 cm
gefährliche Konzentration einer oberflächenaktiven Verunreinigung:
c = 10-9 mol / 10 .. 100 cm3 = 0.1 .. 0.01 M
typisch für Mikroelektroden:
V/A = 106 .. 108 cm --> 10-6 .. 10-8 M --> unerreichbare Reinheit! ?!?
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Arrays von Mikroelektroden
Lösung 1: Sehr viele, regelmäßig angeordnete Mikroelektroden auf einer ebenen isolierenden Unterlage angebracht
Bedingung: Abstand benachbarter MEs L >> d (=2r), dann beeinflussen sie sich nicht mehr gegenseitig
der aktive Oberflächenbereich: (d/L)2
typisch ist: d/L = 0.03 .. 0.1 ==> (d/L)2 : 0.1 .. 1 % der Fläche sind aktiv
dadurch vergrößert sich die maximale Verunreinigungskonzentration bei einer Array-Elektrode von 1 cm2 Fläche typischerweise auf
10-3.. 10-4 M
was wieder erreichbar ist!
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SECMLösung 2: Messung in einer sehr dünnen Schicht
Scanning ElectroChemical Microscope
C. Donner, Scanning Electrochemical Microscopy with Microelectrodes - New Challanges and New Prospects, 2008
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SECMAbrastern der Elektrodenoberfläche:
- Konstanter Strom: Höhenprofil
- Konstante Höhe: Aktivitätsprofil
C. Donner, Scanning Electrochemical Microscopy with Microelectrodes - New Challanges and New Prospects, 2008