Practische Bemerkungen über den officinellen Kermes und Goldschwefel;

28
40 Simon : Adalysen arrimalischer Substanzen. 3) Unterwchung der Faeces eines durch Muttermilch genahrten Kindes von 6 Tagen. Die Faeces sind breiartig, gelb, riechen stark nach aaurer Milch. Mit Wasser angeruhrt, zeigen sie unter dem Mikroskop eine Menge Fettkiigelchen, aber nicht deutlich zu erkennende Epiteliumzellen, dagegen der Hauptmasse nach eine Substanz, die dem geronnenen Ei- weirs oder Klisestoff 'gleicht. Beim Abdampfen schnlilct die ganze Masse in der grorsen Menge Fett, welche sie enthllt. Aether zieht dieses Fettmaus, das fester als But- ter ist, aber kein Cholesterin enthllt, denn es verseift sich vollliommen. Bus den mit Aether ausgezogenen . Faeces zog Alkohol oder verdunnter Alkohol keine ex- tractive Materie, sondern, besondors der mit etwas Schwe- felslure aogesauerte, Gallenfarbstoff. In 100 bestanden die trocknen Faeces. aus : Fett.. . .. . . . . . . . ..... . . .... . . .. . . . . . . ... . .. .52,00 Gallenfarbstoff, & an Aether eine nicht ge- ringe Menge griingefirbtes Fett abgiebt . . .16,00 Coagulirten Kisestoff und Schleim . . . . . . . . . .18,00 Der grobe Verluet ist einer hartnlickig zuriickge- haltenen Menge Peuchtigkeit zuzuschreiben. Practische Bemerkuiigen uber den offici- nellen Kermes und Goldschwefel; Franz JahPa, von Apotheker und Kreisdirector des Vereins in Meiningen. 1. Vide meiner Collegen haben mir mitgetheilt, d a b man im Verfolg der Vorschrift der Preuk. Pharmakopiie -_

Transcript of Practische Bemerkungen über den officinellen Kermes und Goldschwefel;

Page 1: Practische Bemerkungen über den officinellen Kermes und Goldschwefel;

40 Simon : Adalysen arrimalischer Substanzen.

3) Unterwchung der Faeces eines durch Muttermilch genahrten Kindes von 6 Tagen.

Die Faeces sind breiartig, gelb, riechen stark nach aaurer Milch. Mit Wasser angeruhrt, zeigen sie unter dem Mikroskop eine Menge Fettkiigelchen, aber nicht deutlich zu erkennende Epiteliumzellen, dagegen der Hauptmasse nach eine Substanz, die dem geronnenen Ei- weirs oder Klisestoff 'gleicht. Beim Abdampfen schnlilct die ganze Masse in der grorsen Menge Fett, welche sie enthllt. Aether zieht dieses Fettmaus, das fester als But- ter ist, aber kein Cholesterin enthllt, denn es verseift sich vollliommen. Bus den mit Aether ausgezogenen . Faeces zog Alkohol oder verdunnter Alkohol keine ex- tractive Materie, sondern, besondors der mit etwas Schwe- felslure aogesauerte, Gallenfarbstoff.

In 100 bestanden die trocknen Faeces. aus :

Fett.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .52,00 Gallenfarbstoff, & an Aether eine nicht ge-

ringe Menge griingefirbtes Fet t abgiebt . . .16,00 Coagulirten Kisestoff und Schleim . . . . . . . . . .18,00

Der grobe Verluet ist einer hartnlickig zuriickge- haltenen Menge Peuchtigkeit zuzuschreiben.

Practische Bemerkuiigen uber den offici- nellen Kermes und Goldschwefel;

Franz JahPa, von

Apotheker und Kreisdirector des Vereins in Meiningen.

1. Vide meiner Collegen haben mir mitgetheilt, d a b

man im Verfolg der Vorschrift der Preuk. Pharmakopiie

- _

Page 2: Practische Bemerkungen über den officinellen Kermes und Goldschwefel;

Jahn: Ueber Kermes und Goldschwefel. 41

(dnrch Scbmelzen einer Mischung von Spiersglanznietall, Schwefel nnd trocknem kohlensaureh Natron und wieder- holten Auskochen dieser Hepar - wobei es niir sclion vorgekommen ist, dars Einige die Bezeichnung : Stibium venale fiir kiiufliches Schwefel- Spiebglanz genommen haben) eine allzugeringe Aiisbeute an Kermes erhalte, welche durch den etwas hochgestellten Preis in der Taxe - 1 Drachme zu 6 Silbergr. - keinesweges vergiitet werde. Es ist auch bei mir schon vorgekonimen, dafs die Menge des Products im Verfolg ein und derselben Vorschrift vermhieden war und ich habe anfanglich diese Verschiedenheit einem verschieden stark eingehaltenen Pnncte der Schmelzung der Mischung, wobei in einigen FIllen (doch ohne dafs von mir die Veranlassung er- forscht worden ist, welche dieser Erscheinung eu Grunde Jiegt) eine Ausscheidung von sehr vie1 Spiehglanzmetall- kugeln in der Hepar, trotz dem dars das verwendete Spicfsglanz aufs feinste gepulvert und innig mit den iibrigen Substanzen gemengt worden war, beobachtet wurde, xugeschrieben, ich habe mich aber uberzeugt, dafs letzteres keinesweges die Ursache der geringen Aus- beute gewesen sein kann, sondern d a h diese blofs dem wechselnden Trockenheitsverlial tnib des zur Mischung au verwendenden kohlensauren Natrons anheimzukel- len ist.

Bekanntlich bewirkt man letzteres, indem die etwas cerkleinerten Krystalle an einem trocknen Orte so lange ausgebreitet werden, bis sie zu einem viillig trocknen Pulver zerfallen sind. Wenn aber dasNatron in ziemlich klein xerstuckeltem Zustande in der angezeigten Weise behandelt wird, so sieht es oft ganz weirsausund erscheint verwittert in Pulver verwandelt - dessennngeachtet ist ea noch nicht g e h i i m w t r o c k n e t sondern e~ ver-

Page 3: Practische Bemerkungen über den officinellen Kermes und Goldschwefel;

da Jahn :

liert3ioch beim Erhitzen, indem es schoa in gelinder wi i rme noch in seinem Krystallwasser tuunvollkommner Schmelzung kommt, eine belrlchtliche Mengevon Wasser. 7 Unzen in solcher Weise anscheinend gehiirig getrock- netes kohlensaures Natron verloren aber beim ferneren Austroclinen in einem eisernen Tiegel, wobei fast bis zum Gliihen erhitzf wnrde, noch so vie1 an Gewicht, dars nur noch 4 Unzen zuruckblieben.

Wahrend man nun in zwei vorhergehenden Arbeiten aus einer in dem Verhiiltnifs, wie es die Pharmakopiie vorschreibt, und in derselben Quantitat zusammengesetz- ten Mischung mit dem erwahnten fur trocken gehalte- nen kohlensauren Natron jedesmal nur etwas mehr als 3 Drachmen Kermes (also aus 8 Unzen metallischen Spiefsglanzes) erhalten hatte, lieferte eine mit in der an- gegebenen Weise viillig entwasserten Natron bereitete Hepar, in welcher beim Zerstofsen nichtsdestoweniger eine betriichtliche Menge von ausgeschiedenem Metal1 bcobachtet wurde, sogleich beim ersten Auskochen schon eine QuantiGt you 10 Drachmen sehr scliiin braunroth gefiirbten Kermes, so dafs in 3 Ma1 wiederholten Aus- lrocliungen mi t ersterem zusammen 23 Drachmen erhal- ten wurden. Es h#tte aus dieser Hepar indessen irnmer 110ch mehr Kermes erhalten werden kiinnen, Wenn das Auskochen noch ferner fortgesetzt worden ware, allein theils hatle man in diesen Arbeiten schon ein fiir mehre Jahre ausreichendes Quantum von diesem in hiesi- ger Gegend nicht allzugebauchlichen Arzneimittel erhal- ten, theils zweifelte man, weil ngmlich der in lebten Abkochungen erhaltene Kermes ein ziemlich aufgequol- leues Ansehn und eine mehr gelbbraune Farbe besafe, so d a b e r auch ungleich schwieriger als der erste aus- gcwaschen werden konnte. Qllalleser zuletzt erhaltene

Page 4: Practische Bemerkungen über den officinellen Kermes und Goldschwefel;

TJeber Kermes und GoldscAwefel. 43

wirklich oxydhaltiger Kermes sei. Als aber derselbe, nachdem er etwas abgetrocknet war (welches allerdings such langere Zeit als bei dem euerst erhaltenen error- derte) noch halbfeucht mit heirsem Wasser wieder an- geriihrt und nun, aufs Filter gebracht, wiederholt mit

Wasser ausgesiibt worden war, bot e r nicht mehr das aufgequollene Ansehn dar nnd es entwickelte sich dar- am nicht, v i e man vermuthet hatte, Schmefelwasserstoff- geruch beim Uebergiersen des getrockneten Kermes mit wbsriger Weinsteinsaure, sondern e r erwiers sicli im Gegentheil durch die starlie gelbrothe Fallung, welche das damit gekochte und wieder abfiltrirte weinsaure Wasser durch Schwefel.wasserstoffwasser erlitt, als eben- so stark oxydhaltig, als der bei erster Abkochung er- haltene mehr dunkelbraun gefarbte und ebenso behan- delte Kermes. '

Nach diesdr Erfahrung glaube ich also, d a t die in der genannten Pharmakopiie gegebene Vorschrift zur Bereitung des Kermes nichts zu wiinschen ubrig lffst, wenn nur vollhommen trocknes kohlensaures Natron da- bei in Anwendung gebracht wird.

2. In einigen pharmaceutischen Zeitschriften ist ferner

schon die Rede davon gewesen, dafs man (im Verfolg der Vorschrift derselben Pharmakopije - aus Schlippe- sqhen Salz) mitunter sehr feurig roth, mitunter aber auch fast braun wie Kermes geyarbten Goldschwefel er- hake nnd ich habe mich bestrebt, da ein gleicher Fall wie der letztbeschriebene bei mir, aogeblich in1 ge- nauen Verfolg dieser Vorschrift vorgekommen ist und dazn noch ein stark oxydhaltiges Product gewonnen wurde, die Veranlassung zu diesem abweichenden Re- sultate eu ergriinden.

'

Page 5: Practische Bemerkungen über den officinellen Kermes und Goldschwefel;

d l Jahn :

Veranlafst durch die sich sptiter ale ungegriindet er- wiesene Vermuthung, als ob durch langeres oder kiir- zeres SchmelEen des vorgeschriebeiien Gemenges von kohlensaurem Natron, Schwefel, Schwefelspiefsglanz und Kohle verschiedener Einfluds auf die zu erlangenden Kryslalle des Schlippe'schen Salzes und den daraus zu fillenden Goldschwefel sich geltend mache, habe ich solche Mischungen in verschiedenei Weise in Flufs ge- bracht und darin erhalten.

Wenn man nun auch fand, d a b hierdurch, dau Schmelzen mag llngere oder kiireere Zeit hindurch be- triebari werden, jederzeit Schlippe'sches Sala gewonnen wird, so fiillt doch die ganze Quantitiit desselben, je nach den verschiedenen Hitzgraden, wegen der nebenbei ent- stehenden Producte, ganz verschieden aus, ja in einigen nlher zu beschreibenden FHllen erhalt man neben Schlippe- schem Sala ganz andere Krystalle. Bei gehiiriger Vor- sicht kann man aber aus jeder Hepar einen ganzlich von Einfach - Schwefelntimon *) freien Goldschwefel erhalten. Der Oxydgehalt des Goldschwefels ist ebenfalls nur Folge .von unachtsamer Behandlung, wie sich aus Folgendem ergeben wird.

Nach dem erwlhnten Dispensatorium sol1 die vor- geschriebene Mischung bei mllbigem Feuer in F lub ge- bracht werden nnd man erhllt, wenn man den Zeitpunct richtig einhalt, in welchem die Masse ruhig'zu fliersen anfingt und nicht bedentend mehr aufwallt, aus einer solchen Hepar, in welcher die letzten Antlieire von Kohle noch nicht viillig verbrannt sind, die griifste Menge von Schlippe'schem Salze. Treibt man aber, wie man jenen Begriff des Fliissigmachens verstehen kiinnte,

*) welchee die Ursacho der braunen Farbe des Goldachwefels ist.

Page 6: Practische Bemerkungen über den officinellen Kermes und Goldschwefel;

Ueber Kermes und Goldschuefel. 45

die Erliitzung weiter, bis dahin, wo dieses Aufwallen ganz nachllfst und keine brennbaren Dsmpfe von Koh- lenoxydgas mehr entweichen, in welchem Falle dann die Hepar ziemlich leicht iind rnhig flierst, so erhilt man aus dieser Hepar echon eine verhaltniibmabig geringere Menge von Schlippe’schem Salze und es er- scheint beim Erkalten der L a u p aus einer solchen He- par eine ziemlich obetriichtliche Menge von Einfach- Schwefelantimon ale braunrother Absatz in der Fliis- sigkeit.

W i r d die Erhitzung und Sclimelznng der Hepar noch weiter getrieben (derselbe Fall? wenn anch lang- eamer, tritt ein, wenn der Tiegel miiglichst bedeckt ge- halten wird - was aber wegen des niithigen Umriihrene der periodisch aufschlumenden Masse nicht. vollkom- men eingehalten werden kann) so spriilien jetzt weih- leuchtende Funken von verbrennendem Antimonmetall hervor.

Dieses Funkensyriihen bat die Bildung von Anti- monoxyd cur Folge, welches sich als weifser Rauch am oberen Theile des Tiegels und der Bedeckung anlegt. Nebenbei entwickeln eich Dampfe von schweflicher Sauro - eine Ausscheidung von Antimoiimetallkiirnern ist aber weder in einer solchew, noch in einer kiirzernzeit er- hitcten oder in F ld8 erhaltenen Hepar von mir bemerkt morden.

Aue einer in letzter Weise behandelten Hepar er- hi l t man beim Auskochen einer Fliissigkeit, welche nach dem Erkalten fast gallertartig erstarrt und man murs sie noch mit vielem Wasser verdiinnen, um sie vom ausgeschiedenen Einfach-Schwefelantimon abfil triren und zum Krystallieirpunct, bei welchem sich wiederholt eine grofse Menge von solchen Kremes absetzt, verdampfen

Page 7: Practische Bemerkungen über den officinellen Kermes und Goldschwefel;

46 * John :

zu kdinnen. Die Menge der somit erhaltenen Krystalle ist aber . noch unbedentender, als in der letztbeschriebe- nen Schmelzung, unter ihnen habe ich merkwiirdiger Weise, aber erblarbar durch die Oxydation eines An- theils Schwefelnatriums , einige Glaubersalzkrystalle, welche sich als solche schon durch ihr leichtes Verwit- tern zu erkennen geben, bemerkt.

Wenn sich nun hieraus ergi&t, dafs die Menge des Schlippe’schen Salzes dnrch zu weit getriebenes Schmelzen der Hepar abnimmt und sich eine immer be- trkhtlichere Menge von Einfach-Schwefelantimon bildet, so mufs dies Folge davon sein, dafs sich, woranf scliun D u f 1 o s aufmerksam gemacht und eine griihere Menge von Schwefel zu nehmen oder die Lauge spiiter zuzu- setzen vorgesclilagen hat, ein Theil des in die Mischung gehijrigen Schwefels verfluchtigt; aber wie aus der Bil- dung der nicht unbetrIchtlichen Menge von Antimon- oxyd, wenn man die IIepar schr lange in Flufs erhllt, hervorgeht (von welchem man zwar keine Spur in den beini Erkalten der Lauge entstehenden Abdtzen antrifTt, wenn es vielleicht auch zum Theil‘in anderer Verbin- dung in dem in Wasser nnlijslichcn Theil der Hepar zuriickbleilt), dieses Antimonoxyd wird, Wenn Wasser hinzukiimmt, nicht wohl ohne Einwirkung auf das in der Mischung befindliche Schwefelnatrium bleiben, son- dern es wird sich daraus jedenfalla Einfach-Schwefel- antimon nnd Natron in griifsern oder kleinern Mengen bilden. Es 1 3 s t sich somit ,per sehr starke Absatz aue einer solchen Lauge, herbeigefuhrt durch die Anfliisung von Einfach-Schwefelantimon in diesem Natron und in dem noch iibrigen Schlippe’schen Salze, nnd die geringe Ausbente an letzterem erklgren.

Andere Krystalle neben Schlippe’schem Salze, von

E

Page 8: Practische Bemerkungen über den officinellen Kermes und Goldschwefel;

Ucber Kermes und Goldschwefel. 47

welchen icli oben sprach, erhalt man ferner noch, wenn man die Mischung, wie sie die Preufs. Pharniakoyiie vorschreibt, nur unvollkonimen erhitet und nicht or- dentlicli zum Flufs kommen liifst, und zwar so, dafs die Masse nur bis eum starben Zusammenbacken gelangt. Man mag sie in einem bedeckten oder unbedecktenTie- gel in der angegebenen Weise behandeln, so erhi l t man, wenn diese Hepar aus dem Feuer genommen wird, eine, durch die in grofser Menge und unzersetzt noch vor- handene Kohle, schwarzgefiirbte Masse. W i r d dieselbe im feingepiilverten Zustande mit Wasser digerirt, oder wird sie damit ausgekocht, so erhalt man eine nur we- nig gefarbte durchs Filter laufende Fliissigkeit (welche aber ebenfalls beim 'Erkalten schon Kermes absetzt); diese Fliissigkeit reagirt alkalisch , mit Schwefelsaure eerlegt, entbindet sich aus ihr, wie sicli aus dem star- ken Aufschaumen im Verhllfnifs zu der geringen Menge des niederfallenden Goldschmefels ergiebt, neben Schwe- felwasserstoff eine noch griifsere Menge von Kohlen- siiuregas .- es ist also noch kohlensalires Natron vor- handen, aber es hat sich schon Schlippesches Sale (die Verbindung von Schwefelantimon mit Schwefelnatrinm) gebildet. Verdnnstet man nach dem Absetzen des KeP- mes die Fliissigkeit zum Krystallpunct, so erhslt man, je nach der Dauer des Schmelzens, eine kriimliche un- deutlich krystallinische Masse und ein in feinen Nadeln anschiefsendes SaL, oder wenn man etwas langer schmilzt, schon mehr deutlich auskrystallisirtes Schlippe'sches SaL und Krystalle von der Form des Glaubersalzes, welche letzteren, so wie die in feinen Nadeln angeschossenen Krystalle, auch dem griibten Theile nach aus schwefel- saurem Natron bestehen (wQ1 ihre Aufliisung durch

0

Page 9: Practische Bemerkungen über den officinellen Kermes und Goldschwefel;

48 Jakn :

salpetersauren Baryt stark getriibt wird*) und sie an der Luft bald verwittern), aber Schlippe’sches Salz (weil ihre Auflijsung durch SHure zerlegt, Goldschwefel fallen iarst) und unterschwefligsaures Natron beigemengt ent- halten. An der vorhin beschriebenen kriimlichen Kry- stallform des nebenbei krystallisirenden Schlippe’schen Sslzee ist das vorhandene lcohlensaure, jedenfalls auch eingemengtes unterschwefligsaures Natron Schuld, d a t sich aber letzteres wirklich bilde, geht daraus hervor, dars die Auflijsung dieser glaubersalzghnlichen Krystallo mit kohlensaurem Bleioxyd digerirt (unter Braunfarbung dieses letzteren - indem sich durch das vorhandene Schlippe’sche Salz Schwefelblei und Schwefelantimon bilden), wenn jetzt die Fliissigkeit abfiltrirt wird, beim Vermischen und Erwiirmen mit SalzsBure Geruch nach schwefliger Saure entwhkelt und Schwefel fallen lXst - der anderweitigen Reactionen hier nicht besonders noch zu gedenken. Es kann deshalb uber die Anmesen- heit der unterschwefligen SHure in diesem Salze kein Zweifel sein, und es bestehen demnach diese in dfacher Weise zusammengesetzten Krystalle aus schwefclsaurem nnd unterschwefligsaurem Natron, Schwefelnatrium nnd Schwefelantimon.

Es ist nun aber bekanntlich angenommen worden, d a b der beim Zusarnmenschmelzen von kohlensaurem Natron, Schwcfelantimon , Schwefel und Kohle durch Verbindung des Schwefels mit dem Natrium freiwer- dende Sauerstoff sofort sich auf die Kohle wirft und als KohlensIure entweicht, ohne dars sich Antimonoxyd oder

*) und der Niederschlag in Salpeterslure oicht v611ig wieder llislich ist.

Page 10: Practische Bemerkungen über den officinellen Kermes und Goldschwefel;

Ueber Kermes und Goldschefel. 49

eine andere oxydirte Substanz in der Mischung bildet. Das durch den im Ueberschuk anmesenden Schwefel gebildete Dreifach-Schwefelnatrium verbindet sich als- dann, indem es an das vorhandene Einfach-Schwefelan- timon seine 2 Atome Schwefel abtritt, mit diesem Drei- fach-Schwefelantimon zu den Bestandtlieilen des Schlip- pe'schen Salzes. Diese Theorie geniigt viillig zur Er- Irlamng der Entstehung dieses Doppelsalees, allein ge- wib wirft sich, wi& sich aus der Bildung von Schwe- felsaure und unterschwefligtsaurem Salze ergiebt, (das zur Arbeit verwendete kohlensaure Natron war gane frei von Glaubersale !) der freiwerdende Sauerstoff des eu Natrium gewordenen Natrons LU Anfang des Pro- cesses auf den vorhandenen Schwefel, ebenso wird aber auch schon hier (worauf vielleicht die Aussclieidung von Einfach-Schwefelantimon aus der Lauge yon einer nur kurze Zeit erhitzten, kaum etwas Schwefel verlo- ren habenden Hepar hinweist) wohl etwas Antimonoxyd gebildet werden, welches darauf durch die Einwirkung des Schwefelnatriums, wenn Wasser hinzukb'mmt, zu Schwefelantimon verwandelt wird und jedenfalls griirs- tentheils in der Gestalt von Crocus (d. h. nicht vb'llig cersetztes, sondern noch niit Schwefelantimon verbun- denes Oxyd) bei dem in kochendem Wasser unliislichen Theil der HeEar zuriickbleibt. Ein kleinerer Theil mag aber doch als Antinionoxydalkali der Zersetzung noch widerstrebend in Auflt'sung gehen und dann bei ferne- re r Beriihrung mit Schwefelnatrium, beim Verdampfen und Erkalten einer solchen Lauge, gefallt werden, WO-

durch die Kermesabsatze aus einsr solchen Fliissigkeit sich erklsren lassen, wenn sie nicht daliin zu deuten sind, dafs das in der Fliissigkeit befindliche Schlippe'sche Salz oder das unzersetzt vorhandene koblens. &itrOR

4 Arch. d. Pbirm. 11. Reihe. XXII. Bds. 1. HFt.

Page 11: Practische Bemerkungen über den officinellen Kermes und Goldschwefel;

50 Jah :

unzersetztes Einfach-Schwefelantimon beim Kochen auf- liist und beim Erkalten wieder fallen 181bt, was freilich in dieser gemischten Verbindung nur schwer wird be- stimmt werden liiinnen.

Die Reduction dieses gebildeten schwefels. und un- terschwefligs: Salzes und des gebildeten Antimonoxyds erfolgt erst alsdann, wenn die Masse ruliig im Feuer zu fliersen beginnt, also gerade in dem Augenblicke, in Gelchem die griifste Meuge von Schlippe’schem Sale, wie ohen erwHhnt wurde, erhalten wird, - man findet dann keine Spur von fremder Krystallisation mehr in dem aus solcher Hepar gewonnenen Salze, aber wegen des schon eingetretenen Schwefelmangels scheidet sich im- mer eine betrachtliche Menge von Einfach-Schwefel- antimon aus der erkaltenden Fliissiglreit aus.

W e n n man bedenkt, dafs die RerEetzung eines un- terschwefligs. Salzes, wenn freier Schwefelwasserstoff mit in Freiheit gesetzter unterschwefliger Siure in Be- riihrnng kommt - wie es bei dem erwHhnten vierfach zusammengesetzten Krystallen, wenn ihre Aufliisung durch Schwefelsiure Eerlegt wird, der Fall sein muD - eine Ausscheidung zur Folge hat, so wird die Miig- lichkeit gegeben sein, dafs man aus solchen, aus einer unvollkommen geflossenen Hepar erhaltenen Krystallen Goldschwefel bekommen kann, welcher mehr Schwefel enthalt, als eigentlich in seine Mischung gehtirt und wirk- lich habe ich aus einer aufs Neue in der angegebenen Weise behandelten Mischung, als die daraus erhaltenen gemischten Krystalle in Wasser geliist und mit Schwe- felsaure zerlegt wurden, einen etwas mehr lichtroth ge- fttrbtenGoldschwefe1 erhalten. Ich bin aber in den von mir su r genauen Ermittclung des Schwefelgehalte dieses

Page 12: Practische Bemerkungen über den officinellen Kermes und Goldschwefel;

Ueber Kermes und Goldschwefel. 51

Goldachwefels angestellten Versnchen nicht im Stande gewesen, eine griibere Menge von Schwefel darin zu erkennen, sondern er verhielt sich ganz wie der aus reinen Schlippe’schen Krystallen gefiallte, und das ver- schiedene Ansehen m u b wohl nur auf dem verschiede- nen Grade derverdiinnung der Lauge oder der feinern Zertheilung des Niederschlags beruht haben. - Ich glaube aber doch hiemit die Miiglichkeit dargethan zu haben, dars auch aus krystallisirtem Salz (wenn nanilich aus solch einer Fliissigkeit neben einem Schlippe’schen Salz eine griibere Quantitat dieses fremden Salzes mit an- schiefst) ein im Schwefelgehalt verschiedener Goldschwe- fel erhalten werden kann.

Alle diese Krystallanschiisse, vvie sie in einem oder dem andern der oben beschriebenen Grade der Schmel- zung erhalten werden, es mag nun vie1 oder wenig Ein- fach-Schwefelantimon (Kermes) sich dabei mit abge- schieden oder darauf abgelagert haben, liefern, wenn sie in kalten destillirtem Wasser geliist werden, wobei dieser Absatz unliislich zuriickbleibt, mit SIure zerlegt, sehr schiin feurigrothen Goldschwefel. Uebergiefst man aber diese Krystalle, ohne sie von dem zugleich mit abgelagerten Kermes zu trennen, mit heirsem Wasser oder macht man die Aufliisung derselben heirs, so liist sich in derselben der griibte Theil des noch feuchten Kermes wieder, und wenn nun diese Iieibe Auflosung mit Slure zerlegt wird, so fallt mit dem daraus zu er- haltenden reinen Goldschwefel zugleich das aufgeliiste Einfach-Schwefelantimon nieder, welches dann den1 Nie- derschlag, je nach der Quantitat, in welcher es gegen- wartig ist, eine sehr stark dunkelbraune Farbe ertheilen kann und in solcher Weise kann deshalb auch, wenn man zumal rnit eineiPk 8eiel;r lange geflossenen Hepar zu

4*

Page 13: Practische Bemerkungen über den officinellen Kermes und Goldschwefel;

62 Jahn :

thnn hat, trotz dern, dafs die Lauge zur Krystallisation befiirdert nnd nur der Krystallabsatz auf Goldschwefel benutzt wurde*) - wenn niimlich'heifs geliist und ge- fallt wird - ein ganz verschiedenes Product resultiren.

In keiner Weise, wenn es nach diesem auch erklar- lich war, woher die braune Farbe des Eingangs geschil- derten Goldschwefels riihre, ist 9s mir jedoch miiglich gewesen, oxydhaltigen Goldsch.cvefe1 oder oxydhaltigen Kermesabsatz aus solchen Fliissigkeiten zu erhalten. Es siOd von mir iiber diesen Gegenstand sorgfiiltige Ver- suche angestellt worden, der Goldschwefel und Kermes aus allen diesen Arbeiten wurde auf Oxydgehalt gepriift, aber aus frisch bereitetem Goldschwefel habe ich durch Kochen mit verdiinnter Weinsteinsaure niemals etwas Oxyd erhalten kiinnen. Man erinnerte sich nun, dafs die Bereitung jenes Golhchwefels mit Oxydgehalt in die Sommerzeit gefallen war, dafs man denselben auf dem Boden des Hauses nnter dem Dache getrocknet hatte, dars dagegen das Trocknen der spatern Goldschwe- felproben auf einem erwtrmten Stubenofen vorgenom- men worden war, und dafs namentlich, weil man in kleinerer Menge gearbeitet hatte, das Trocknen schon wegen des letztern Umstandes in urigleich kiirzerer Zeit vorgegangen war. Durch die langere Einwirkung der

*) Von dieser Nothwendigkeit, um einen gleichfiirmig zusam- inengesetzten Goldschwefel zu erhalten, kiinnen sich immer noch nicht alle Apotheker iiberzeugen. In sehr vielen Of- ficinen findct sich dies Prlparat in solcher Weise bereitet, dars die Hepar ausgekocht und die daraus erhaltene Lauge geradezu init S u r e pr'acipitirt wird. Darum sieht es bald braun, (aus obiger Ursache) bald orangegelb (von zu gro- bem Schwefelgehalte aus dem mitgefillten uberschuseig in der Lauge befindlichen Schwefelnatriulnl und nur in sel- tenen r i l l e n feurigroth aus.

Page 14: Practische Bemerkungen über den officinellen Kermes und Goldschwefel;

Ueber Kertnes und Goldschwefel. 53

Feuchtigkeit und der Luft konnte das Praparat oxyd- haltig geworden sein. - Es wurde deshalb Goldschwe- fel und oxydfreier Kermes laogere Zeit der Luft in fcuchtem Zustande ausgesetEt, schon nach Verlauf von 8 Tagen, oft selbst nach 24 Stunden, *) fand man sol- che Niederschlage oxydhaltig, woraus sich ergab, d d s nur hierdurch das abweichende Verhalten jenes Gold- schwefels bedingt worden war. Auch aus einer Auflii- sung von Schlippes’chem Salz, welche nach einer dawn gewonnenen Probe einen Goldschwefel lieferte, welcher keine Spur von Oxyd an Weinsteinsaure abtrat, erhielt man nach viertel jahrigem Stehen in offenem leichtbe- deckten Glase von selbst kermesahnlich ausgefiallten Goldschwefel, welcher eine sehr betrachtliche Menge yon Oxyd an Weinsteinsaure abtrat.

Aber besonders merkwiirdig und auch der Betrach- tung i n medicinischer Hinsicht ist es werth, dafs feurig- rother Goldschwefel aus schiinstkryatallisirtem Schlippe- schen Sale, welcher nach dem Trocknen durchaus kei- nen Oxydgehalt zeigte, nachdem er etwa 2Monate lang in einem nicht gane damit gefiullten aber doch luft- dicht verschlossenen Glase gestanden hatte, schon so vie1 Sauerstoff in sich aufgenonlmen hatte, dafs ver- diinnte Weinsteinsiiure nach dem Kochen damit, sich durch Zusate von Ammoniun~sulphh~drat riithlichgelb trubte. An dieser Neigung des Goldschwefels, sich zu oxy-

diren, mag hauptsEchlich die Eigenschaft desselben, als starkhygroskopische Substanz eine betrachtliche Menge von Wasser in sich zuriickzubehalten, wenn er auch langere Zeit hindurch der Warme und der trocknen Luft ausgesetzt wnrde, Ursache sein. --

*) Bei kleinen Quantitlten.

Page 15: Practische Bemerkungen über den officinellen Kermes und Goldschwefel;

54 Jahn :

Zur Verbesserung solchen braungefarbten Gold- schwefels ist, SO viel ich niich erinnere, vor ciniger Zeit von S t i c k e 1 vorgeschlagen worden, man solle den- selben in Aetzlauge unter Zusatz von Schwefel h e n und diese Aufliisung durch Saure fsllen, wodurch ein vie1 schiiner gefarbtes PrKcipitat erhalten werde. Auf diesem w e g e ist cs mir aber, ich mochte viel oder we- nig Schwefel zyetzen, nicht miiglich gewesen,'ein dem aus Schlippe'schem Salz dargestellten nur einigermafsen ahnliches Product zii erhalten. Der i n solcher Weise erhaltene Goldschwrfel enthiilt, wie natiirlich, eine bald griifsere bald kleinere Menge von Schwefelmilch bei- gemischt und ich habc den Schwefelgehalt in solchem Goldschwefel schon zu 60 und 70 Proc. angetroffen"). Die Ursache dieses bedeutenden Schwefelgehalts beruht bekanntlich auf dem in solchen Fliissigkeiten uberschiis- sig verhandenen Schwefelkalium , weshalb auch der auf nassem Wege, durch Eintragen eines Gemenges von Schwefelantimon iind Schwefel in Aetzkalilauge (wel- ches Verfahren noch die altere PreuTsische Pharmakopiie yon 1827 vorschreibt) nnd sofortiges Prhcipitiren hier- aus bereitete Goldschwefel in keinem Falle ein Schwe- felantimon niit bestimmtem Schwefelgehalt darstellt, sondern sich ganz wie rler nach oben verbesserte Gold- schwefel verhilt. Bekanntlich kann man eine solche Lauge nur sehr schwer znm Krystallisiren bringen, um die dem Schlippe'schen Schwefelantimon-Schwefelnatrium entsprechende Kaliumverbindung zn erhal ten, aus dessen Zersetzung durch Saure sogut, wie aus gchtem Schlip- pe'schen Salze reines Dreifach- Schwefelantimon resnl-

*) d. h. diesen freien und gebundenen Schwefel eusammen- gerechnet.

Page 16: Practische Bemerkungen über den officinellen Kermes und Goldschwefel;

Ueber Kermes und Gofdschwefef. 55

tiren wiirde. - Die Krystalle zerfliefsen sclion wieder, 8 0 wie sie nur einige Zeit niit der Flussigkeit selbst oder mit der atmospharischen Luft in Verbindung ste- hen. Das einzige Mittel, aus einer solchen Lauge den- noch guten Goldschwefel zu erhalten, wiirde darin be- stehen, sie nach D ii b e r e i n e r’s Vorschlag mit der ent- sprechenden Menge von Glaubersalzlijsung zn vermi- schen nnd die beim Verdampfen erhaltenen Krystalle, wobei zuerst jedenfalls schwefels. Kali auskryatallisiren wird, in der bekannten Weise zu zerlegen. Einfacher ist iiaturlich der Weg, Natronlauge zu nehmen, aus dieser wird ohne Weiteres, wenn solcher rdsfarbener Goldschwefel unter Zusatz von Schwefel darin geliist wird, Schlippe’sches Salz beim Verdampfen herauskry- stallisiren.

Wenn man versncht, solchen braungefarbten Gold- schwefel dadurch zu verbessern, dars man ihn ohne Zu- sale von Schwefel in Aetzkalilauge liist, so bleibt, indem sich der griifste Theil des Goldschwefels Iiist, eine nicht unbetrachtliche Menge eines gelblicli oder graulicliweirs gefsrbten Ruckstandes, welcher dem griifssten Theile nach, (nach rneinen Versuchen damit) aus basischem Antimonoxydkali mit Scliwefelantimon vermischt, be- steht und deshalb eine A r t von Crocus darstellt. FHllt man nach Absonderung dieses unliislichen Kiirpers die Lauge durch Schwefelsaure, so erhalt man ein sehr schiin rothes, im hohen Grade dem Goldschwefel aus Schlippe’schem Salz ahnliches Schwefelantimon. Aber auch wenn dies Pracipitat sehr gut mit Wasser ausge- waschen worden war, tritt es an Weinsteinsaure, mit welcher es gekocht wird, eine betrachtliche Menge von Antimonoxyd ab, ohne dafs sich seine Farbe verandert und eine Untersuchnng auf das VerhSltnifs des Schwe-

Page 17: Practische Bemerkungen über den officinellen Kermes und Goldschwefel;

56 Jahn :

fels su dem Antimon in solchem bis zum Erscliiipfen mit weins. Wasser gekochten Goldschwefel lieferte das Resultat, dafs. derselbe nicht, wie man vermuthet hatte, ebenfalls mehr Schwefcl, als ihm gehiire, enthalte, son- dern dafs e r im Gegentheil trotz seiner etwas blassen rothen Farbe eine geringere Quantit5t Schwefel, als der BUS Schlippe'schem Salz enthllt. Dieser Schwefelgehalt betrug nach mehrfliltigen Versuchen im Durchschnitt nur 33 Proc. Auch e r ist also ein von dem ausSchlip- pe'8chem Salz erhaltenen Goldschwefel ganz verschiede- nes Product und auf solchem Wege kann also ebenfalls '

solch braungefarbter Goldschwefel nicht verbessert werden.

Wahrend meiner BeschSftigung rnit den in ver- schiedenen Weisen erhaltenen Goldschwefelproben hat Hr. Professor M i t s ch e r 1 i ch ein neues Verfahren Bur Erlangung von arsenilrfreiem Goldschwefel beschrieben. (Berliner Jahrb. XXXVZ, 1. pag. 209-2212.) Nach diesem wird zunachst aus kohlens. Natron mit Aetzkalk .in der bekannten Weise Aetznatronlauge bereitet. Ohne sie aber erst lange mit dem Kalk zu kochen oder von dem entstandenen kohlens. Kalk absufiltriren, wird so-

gleich der Mischung ein Gemenge von gewiihnlichem Schwefelantimon mit gewaschenen Schwefelblumen zu- gemischt und + Stnnde unter fleibigem Umriihren im Kochen erhalten. Der hiebei zuriickbleibende kohlens. Kalk halt neben Antimonoxydkalk nach M i t s c h e s l i c h den griifsten Theil des im Schwefelantimon enthalte- nen Arseniks als arsenigts. Kalk beigemischt, ein ande- rer Theil des Arseniks bleibt als leichtliisliches Schwe- felarsenik beim Herauskrystallisiren des Schlippe'schen Salzes in der Mutterlaoge.

Page 18: Practische Bemerkungen über den officinellen Kermes und Goldschwefel;

Ueber Kermes und Goldschwefel. 67

Ich habe damals sogleich dieses sehr bequeme Ver- fahren befolgt, man erhiilt aus einer gleichen Menge Schwefelantimons (im VerhZltniTs der Vorschrift der Preub. PharmakopBe) eine ungleich griifsere Menge Schlippe’schen Salzes, mit welchem man hei weitem nicht so viel Ungemach wegen des hier beim Auskry- stallisiren des Salzes fast ganz fehlenden Einfach-Schwe felantimons hat. Die Krystalle besitzen aber eine viel n e h r gelbe Farbe und der daraus gefallte Goldschwefel war sehr schiin feurigroth, doch erschien auch e r etwas lichter, als der der Vorschrift der Preub. PharmakopBe gemlfs bereitete Goldschwefel. Wegen dieser gelben Farbe der Krystalle, welche mit denen des Kaliurneisen- cyaniirs im Aeufsern grofse Aehnlichkeit haben, habe ich eine Verschiedenheit in der innern Zusammensetzung derselben gegen blofses oder ungefarbtes Schlippe’sches Sale vermuthet und namentlich geglaubt, dafs mehr Schwefel darin enthalten sei. Dieses hat sich indessen in den von mir ziir Bestimmung des Schwefelgehaltes des aus demelben gef3lten Goldschwefels unternom- menen Versuchen nicht bestatigt, sondern der Schwefel betrug nicht mehr als der imGoldschwefe1 a m anderm Schlippe’schen Salz. Ein kleiner Kalkgehalt wurde zwar in diesen Krystallen getroffen, aber ich kann nicht glan- hen, dafs dieser die Ursache ihrer gelben Farbe sei. Uer kleine Antheil des bei der Zerlegung dieser Kry- stalle mittalst SchwefelsAure mit dem Goldschwefel nie- derfallenden Gypses, in Folge dieser Beimischung, wird durch sorgKiltiges Auswaschen des Prlicipitats vollkom- men mieder entfernt und ich erlaube mir nochmals her- vorzuheben, dars dies Verfahren sehr practisch ist und deshalb jedem Pharmaceuten nicht genug emyfohlen werden kann. Die Drachme Goldschwefel, nach der

Page 19: Practische Bemerkungen über den officinellen Kermes und Goldschwefel;

58 J a h :

Prenfs. PharmakopBe bereitet, ist mit 4 Sgr. 6 Pf. in der Taxe angesetzt, ich bin aber ubereeugt, dars wcgen der geringen Ausbeute Lei jener Verfahrungsweise der Apotheker kaum eine Vergiitung seiner Arbeit bei die- sem Preise finden wird. - Ob man in Verfolg der Vorsclirift der PharmakopBe, Venn nach D u f l o s eine griirsere Menge von Scliwefel angewendet wird, eine reichere Ausbeute an Schlippe’schem Sala erhalt, lcann ich nicht benrtheilen, indem gerade uber diesen Gegen- stand keine Versuche von inir unternommen worden sind.

Z u r Beurtheilung der Giite und chemdschen .Reinheit des officinelien Goldschwefels und des Kermes wird in manchen Lehrbuchern und Arzneimittel-Priifungdehren (unter letztern nenne ich Roloffs Anleitung zur Pru- fung der Arzneikl’rper, herausgegeben von Lindes 1834) vorgeschlagen, man solle diese Praparate erhitzen, ihre viillige Verfluchtigung sei ein Beweis ihrer Reinheit. - Es sind yon mir iiber diescn Gegenstand vielfache Versuche sowohl in verschlossenen Glasriiliren wie in offenen Schalen und auf Glastafela unternommen wor- den, aber auch der ganz reine aus Schlippe’schem Salz bereitete Goldschwefel verfluchtigt sich nicht vollkoni- men. Unter Ausschlufs der Luft erhitzt, bleibt voni Goldschwefel, wie bekannt, unter Verfliichtigung und Sublimation eines Antheils Schwefel, schwarzes Einfach- Schwefelantimon zuriick. Dieses verhBlt sich selbst in starker und langer Cluhhitze unversndert. Erst wenn es sehr heftig gegluht wird, giebt es noch etwas mehr Schwefel aus und cs schien mir wenigstens so, als ver- fluchtige sich etwas Antimonmetall, welches sich aber sogleich iiber der gluhenden Stelle der Glasriihre wie- der anlegt. Macht man die Probe in einer offenen

___

Page 20: Practische Bemerkungen über den officinellen Kermes und Goldschwefel;

Ueber Kermes und Goldschwefel. 59

Glasriihre, so verfliichtigt sich nach Ausgabe des iiber- schussigen Schwefels nach und nach etwas Antimonoxyd, welches sich als weifser Anflug besser oben anlegt, es gehiirt aber schon fiehr starke Gluhhitze dam, eine ge- ringe Menge von Schwefelantirnon ganxlich zu oxydi- ren - es bleibt sogar noch lange neben einer gelblich- weifsen pulverigeu Substanz sclirvartes Schwefelantimon oder Antimonmetall zuriick. Am leichtesten geschieht die Umwandlung in oxydirtes Antimon auf der Spitze einer Glastafel, aber auch bei einer Hi.tze, wo das Glas zu schmelzsn anfgngt, (sich wenigstens erweicht) ist man nicht im Stande, das gebildete Oxyd, weil sich jedenfalls zugleich antimonige oder Antinionsinre bil- det, viillig zu verfluchtigen. Anfangs schmilzt die weifse Substanz, bplter wird sie fest und es bleibt nsch dem Erkalten ein gelblichweiher Punct zuriick.

Das Verhalten vor dem Liithrolire liabe ich nicht versucht, es wird hierdurch jedenfalls der Zweck eher erreicht werden, indem sich auf der Kohle und in der Reductionsflamme die gebildete AntimonsSure wieder in (fliichtiges) Oxyd zuriickfuhren 15fst. Da aber die Kohle fremde StoKe neben Schwefelantimon mit ein- saugt, welche doch eben dadurch nachgewiesen werden sollen, so wird man anf diese Art eine genaue Priifung nicht unternehmen kiinnen. Von einigen Schriftstellern ist sogar zu dieser Verfliichtigung ein Platinliiffel vorgcschla- gen worden. Niemandwage es,sich eines solchen zu bedie- nen ! Das nach Verfliichtigung des Schwefels zuriickblei- bende Antimon, wohl auch das Schwefelmetall selbst, verbindet sich fest mit dem Platin und wenn es auch durch anhaltendes und heftiges Gluhen zwischen Koh- len davon. wieder getrennt wird, so bleibt doch die

Page 21: Practische Bemerkungen über den officinellen Kermes und Goldschwefel;

60 Jahn :

Stelle des Tiegels, wo das Schwefelmetall lag, poriis und aufgetrieben.

Zur Priifung des Goldschwefels auf Oxydgehalt ist ein kurces Kochen des mit Wasser feinabgeriebenen Prlparats niit einer Aufliisung vun Weinsteinsaure am mhicklichsten. Einige Tropfen Aqua hydrosulphurata oder Ammonium - Sulphh ydrat zeigeii augenblicklich diese Beimischung in der abfiltrirten Flussigkeit an. Wie ich aber oben erwahnte, so wird ein kleiner Ge- halt an Oxyd *), da auch der gut verschlossen gehsltene Goldschwefel in kurzer Zeit sehr oxydhaltig wird, nicht leicht EU vermeiden sein, wenn man diesen Zustand nicht durch, von Zeit zu Zeit vorzunehmendes Kochen mit weins. Wasser zu beseitigen sucht. Es giebt uns diese Beobachtung zugleich jedoch einen Fingerzeig, den Gold- schwefel nicht in zu grorsen Quantitaten vorrathig zu halten, den frischgefallten nach hinlanglichem Auswa- schen schnell zu trocknen (wie dies schon G e i g e r em- pfohlen hat), aber dabei durch anlialtendes Trocknen denselben so wasserfrei als miiglich herzustellen, indem dieser Wassergehalt jedenfalls zunachst Veranlassung cu dieser Oxydation giebt. - . - . - - -

*) Dasselbe fand auch O t t o (Annafen der Pharmac. XXV‘I, p. 88.) stets im Goldschwefel nebcn etwas Schwefelslure und erkl i r t die Entstehung ebenfalls durch Oxydation des Goldschwefels wahrend des Trocknens. Der mit Weinsiiure vom Oxyd durchs Rochen befreiete Goldschwefel sol1 nach ihm sich spater nicht ferner oxydiren - woriiber von mir keine Versuche gemacht worden sind. - In einem an- geblich aus Schlippe’schem Salz bereiteten und der Farbe nach Ychten Goldschwefel, der aber ringere Zeit hindurch in einer gewiihnlichen Holzbiichse gestanden hatte, hatte sich soviel Oxyd gebildet, d a b ein sehr bedeutender Ruck- stand an Einfach-Schwefelantimon (entstanden aus Oxyd - siehe das Folgende) bei der Rehandlung rnit Antimon- sulyhhydrat blieb.

Page 22: Practische Bemerkungen über den officinellen Kermes und Goldschwefel;

Ueber Kermes und Goldschwefel. 61

Das Verfahren, den Goldschwefel durch Aetzlange zu priifen, in welcher er sich losen mufs, wobei, im Fallc Oxyd darin enthalten ist, ein weifser Riickstand bleibe, giebt fhr sich allein kein sicheres Resultat j man we ib namlich nicht, ob dies Oxyd zuvor schon darin enthalten ist, oder erst durch Einwirkung des Alkalis, wenn namlich etwas Einfach-Schwefelantirnon dabei ist, Vie ich bei Behandlung des obenerwahnten brannen Goldschwefels mit Kalilange fand, gebildet wurde. Fer- ner liist sich Goldschwefel a m Schlippe'schem Salz in frischbereiteter Aetzlauge vollkommen hell und klar, wahrend derselbe Goldschwefel in etwas langer gestan- dener Lauge einen weifsen Bodensatz liefert (aber auch in erster Auflosung hatte sich bis zum andern Tage ein krystallinischer weifser Absatz gebildet) und auch der Goldschwefel mit mehr Schwefelgehalt ist in Aetz- lauge liislich.

G e i g e r schreibt zur Priifung des Goldschwefels Aetnammoniak vor; reiner Goldschwefel sol1 sich, nach- dem er durch Abreiben mit Wasser fein zertheilt ist, in 50 Theilen Salmiakgeist in gelinder Warrne unter AusschluI's der Luft viillig liisen. Unter den genannten Priifungsmitteln hat sich auch mir dasselbe, wo es sich darum hanrlelt, Reimischungen von Einfach-Schwefel- Bntimon, Antimonoxyd und Schwefel zu erkennen, & das Beste bewiesen. Ersteres bleibt als eine braunrothc, letztere beiden als eine gelbweirse Substanz zuruck ; wird diese, mit Ammonium-Sulphhydrat abgerieben, braun und liist sich in einer etwas griirsernlWenge des- selben auf, indem sie gelbes Ammonium-Sulphhydrat entfarbt, so ist sie Antimonoxyd nnd kein Schwefel, wel- cher sich ebenfalls bekanntlich in Schwefelammonium lost, jedoch ohne vorher braun zu werden, und gerade

Page 23: Practische Bemerkungen über den officinellen Kermes und Goldschwefel;

62 Jahn :

das Aufliisungsmittel noch mehr hochgelh farbt. Aber auch der aus scliiinstlrrystallisirtem Schlippe'schen Salx gefallte Goldschwefel, welcher an Weinsteinslure bei der Priifung auf Oxyd uichts abtrat, liinterliefs in den von mir unternommenen Versuchen einen kleinen Ruck- stand gelblichweiher Fliickchen, welche ich Anfange fur eine Spur Kieselerde gehalten, spater aber, soweit es ihre geringe Menge xuliefs, fur Antimonoxyd erkannt habe, jedenfalls entstanden durch Oxydation eines An- theils Antimon aus dem Schwefelantimon, indem sich auf der andern Seite Schwefelammonium bildete. Man verlange deshalb auch hier keine vSllig klare Aufliisung !

Der Salmiakgeist wird immer eins der schgtxbarsten Priifungsmittel bleiben, da, wo es sich darum handelt, Verunreinigungen des Goldschwefels durch zugleich mitgefallten Schwefel (wenn z. B. die Aetzlauge, ohne sie zum Krystallpuncte zu verdampfen und das entstan- dene Sale eur Pracipitation eu verwenden, ohne Wei - teres gefallt worden ware) zu erkennen. Dieser nicht chemisch gebundene Schwefel bleibt sammtlich zuriick und wird auch bei anhaltendem Kochen der Fliissigkeit nicht aufgenommen. Nur hat die Anwendung des Sal- miakgeists das Unangenehme, dars man langere Zeit digeriren und selbst kochen mufs, urn eine miiglichst klare Aufliisung zu bewirken. Sein Gebrauch ist also bei schnellen Versuchen, um z. B. bei Apothekenvisita- tionen uber die Aechtheit eines Goldschwefels zu ent- scheiden, mit Umstandlichkeit verkniipft.

Ein schnelleres Friifungsmittel, als der Salmiakgeist, giebt in solcher Beziehung das Ammonium-Sulphhydrat (Schwefelammonium) ab, am besten, wenn es frisch be- reitet oder doch nicht allzu gelb gefarbt ist. Dieses Priifungsmittel ist von niir seit einigen Jahren schon

Page 24: Practische Bemerkungen über den officinellen Kermes und Goldschwefel;

Ueber Kermes und Goidschwefel. 63

fast nur allein in Anwendung genommen worden, urn in kurzer Zeit sogleich die Aechtheit des officinellen, nach der Preuk. Pharmakopiie (bhls Schlippe’scbem Sals) bereiteten Goldschwefels zu erproben. - ?Venn schon die feurigrothe Farbe dieses Goldschwefels dem, wel- cher solchen einmal bereitet und gesehen hat, sogleich eiemlich bestinrmten Aufschlufs uber seine Aechtheit und Unterscheidung von andern Goldschwefelproben gehen wird, indem eine mehr braune Farbe auf Beimischung von Einfach-Schwefelantimon (oxydfreien Kermes) eine lichter rothe oder orangegelbe auf Beimischung von uberfliissigem Schwefel in den meisten Flllen hinweist (wonach sogar auf die bei der Bereitung befolgten Me- thode geschlossen werden kann), so tiiuscht man sich doch darin mitunter, und ich habe oben von einem durch Aetzlauge friiher braunroth aussehendem Gold- schwefel gesprochen, welcher dem lchten tHuschend Ihnlich sah, dessenungeachtet ein unreines, weniger Schwefel enthaltendes Priiparat war, welchem statt die- ses Schwefels eine betrschtliche Menge Antimonoxydlrali beigemischt war. Die Art dieser Beimischungen ergiebt sich sogleich siemlich genau bei Behandlung des Gold- schwefels mit der schickiichen Menge dieser Fliissigkeit. Reiner Goldschwefel aus Schlippe’schem Salz liist sich nffmlich schnell und in kurzer Zeit in einer sehr gerin- gen Menge dieser Fliissigkeit, - 1 Gran zuvor mit 2 bis 3 Tropfen Wasser abgeriebener Goldschwefel in, 20 Trop fen Schwefelammonium (erhalten durch Ssttigung des mit seinem gleichen Gewichte Wassers verdiinnten Salmiak- geists mit Schwefelwasserstoff - aber anch ein concen- trirteres Schwefelammonium *) fst Brauchbar.) In

.

*) nur in anderm VerhitnXs der Zumischung.

Page 25: Practische Bemerkungen über den officinellen Kermes und Goldschwefel;

64 Jahn :

10 Minuten ist die Fliissigkeit viillig klar nnd nicht mehr gelb gefGrbt, als sie vorher war. Directe Versuche, welche ich sonst noch. dariibcr anstellte, sind folgende :

Einfach - Schwefelantiinoa (aus Brechweinsteinauflii- sung oder Liquor stibii muriatici durch Schwefelwasser- stoff gefiillt) sieht dem Goldschwcfel zienilich ahnlich feurigroth, aber erfordert, wenn es sich auch schon in der Kalte darin liist, eine ungleich griibere Menge von Schwefelammonium ; seine rothe Farbe verwandelt sich, wenn es damit iibergossen wird, mehr in dunkelbraun, und das gelbe Schwefelammonium entfiirbt sich dabei so, dafs es hell wie Wasser wird, oder wenn das Auf- liisungsmittel starker gelb gefarbt ist, SO wird diese gelbe Farbe doch geringer, als vor dem Versucha Wenn in dem obigen Verhaltnifs 1 Gran mit 20 Tropfen behan- delt wird, so bleibt bis zum andern Tage, ja selbst nach 8 Tagen, noch ein ciemlich betrachtlicher Theil unge- liist - und es erfordert deshalb auch einGoldschwefe1, der Einfach - Schwefelantimon beigemischt enthllt, eine ungleich griifsere Menge des Aufliisungsmittels.

Oxydhaltiger Kermes der Preuh. PharmakopBe f i rbt sich damit ebenfalls anfanglich mehr dunkelbraun, die Farbe des Ungeliistbleibenden wird dann mehr rothbraun, aber es gehiirt noch eine betrachtliche Menge von Schwe- felammonium dazu, um eine kleine Quantitat dieses Ker- mes nach und nach c u liisen. 1 Gran mit 20 Tropfen behandelt, hinterlafst noch nach 8 Tagen eine ziemlich betrachtliche Menge eines kastanienbraunen Absatzes, und die gelbe Fliissigkeit entfarbt sich noch mehr, ale vorhin. Auch reines Antimonoxyd (Stib. oxydat. gri- sourn), mit Schwefalamvnium abgerieben, farht sich brawroth (sich in Einfach - Schwefelammoniurp verwan- delnd) und liist sich endlich in einer betr&h&c@n

Page 26: Practische Bemerkungen über den officinellen Kermes und Goldschwefel;

Ueber Kermes und Goldschwefel. 65

Menge yon dieser Fliissigkeit, indelu diese ebenso wie vorhin entfarbt wird, auf. - Goldschwefel, der irgend eine betrachtliche Menge von Antimonoxyd enthalt, er- fordert deshalb ebenfalls eine griibere Quantitiit decl Prii- fungsmittelg als die oben angegebene. - Jener Gold- schwefel, von welchem ich oben sprach, dafs e r aus braun- gefiirbtem, durch Aufliisung in Aetclauge und Pallung dieser Fliissigkeit mittelst SchwefelsIure, erhalten war- den sei, wodurch ein stark oxydhaltiges Product resul- tirt habe, verhielt sich, als 1 Gran mit 20 Tropfen Am- monium - Sulphhydrat ubergossen wurde ? in folgenger Weise: Er veranderte die Farbe binnen ICurcem, ohne sich viillig zu liisen. Der unlBslicheThei1 war snfbg- lich mehr duukelbraun, wurde d a m braungelb, binnen einer Stunde graugelb. Die iiberstehende Fliissigkeit sah nicht starker gelbgefarbt aus v i e vorher, der Niederschlag bie cum andern T a p war nicht mehr so bedeutend, aber die Fliissigkeit mehr hellgelb geworden, woraus her- vorging, dah dieser Goldschwefel auber dem beigemisch- ten Antimonoxyd anch eine kleine Menge nicht chemisch gebundenen Schwefels enthielt, welcher bei der, auf das quantitative Verhaltnib des Sahwefels cum Antimon ge- richteten Analyse ubersehen worden war.

Goldschwefel aus Schlippe’schem Salc, welchem bei der Aufliisung absichtlich eine schwefelleberaufliisung eugefiigt wurde, durch Schwefelsaure prlcipitirt, WO-

durch also ein mehr Schwefel enthaltendes Product ge- wonnen wurde - veranderte seine schiinrothe Earbe angenblidrlich, wie bei iichtem Goldschwefel, als er in dem oben angegebenenVerhlltniCs mit Ammonium-Sulph- hydrat iibergossen wurde; die Flussigkeit blieb aber sehr triibe und selbst nach langcm Umschiitteln hellte sie sich nicht auf. Nach einigen Stehen war ein gelber Absatz

I

Arch. d. Pbarm. 11. Reihe. XXII. Bda. 1. Hft. 5

Page 27: Practische Bemerkungen über den officinellen Kermes und Goldschwefel;

66 Jahn :

*on Schwefel sichtbar, die uberstehende Pliissigkeit hatte sich mshr goldgelb gefarbt. Bis zum andern Tap hatte sich der Schwefelabsatz noch verringert, aber es blieb noch nach mehren Tagen ein weirsgrauer Absatz, wah- rend sich bis dahin die Fliissigkeit slark goldgelb, fast braungelb fgrbte.

Es geht also hieraus hervor, dare diese Fliissigkeit in schicklichem Verhaltnifs angmandt, welches ich noch- mais hervorheben mds , sich sehr wohl als schnelles Prii- fhngsmittel zur Erkennung des achten Goldschwefels am Schlippe'schem Salz, von welchem sich 1 Gran binnen 10 Minuten 'in 20 Tropfen liisen mufs, eignet. Bleibt ein unliislicher Absatz, wtihrend sich die Fliissigkeit ent- firbt, oder doch nicht mehr gertrbtwird, als sie vorher war, so enthalt der Goldschwefel eine Beimischung von Antimonoxyd oder Einfach - Schmefelantimon. Liist sich der Anfangs bleibende Bodensatc nach nnd nach mehr, indem das Schwefelmmonium sich goldgelb firbt, oder fiirbt sich dies gleich im Anfang stzrker gelb, so darf man sicher darauf rechnen, ein mehr Bchwefel mlhal- tendes Priiparat vor sidi zu haben, und mit Hiilfe des Salmiakgeists oder des Kochens mit Weinsteinslure wird daun derjenige, welchem es urn nlhere Kenntnib der Beirnischnng zu thun ist, eine genanere Priifung unter- nehmen kiinnen, welches aber, wenn man erst mehr- fache Priifungen dieser Art mit dem erwHhnten Mittel unternommen hat, 3h den' 'wenigsten Flllen riiithig ist, sondern man wird ans d& Farbe des Absatzes nnd der Farbung des Goldschwefels seibst uod der spster iiber- stehenden Fliissigkeit sogleick mIt ziemlicher Sicherheit die Art der Vernnreinigung beslimmen kiinnen, wie ich vorhin schon erwiihnte *). -

*> Der Genauigkeit wegen darE ich zu bemerken nicht unter-

Page 28: Practische Bemerkungen über den officinellen Kermes und Goldschwefel;

Ueber Kermes und Goldschwefel. 67

Pie sonstigen Verunreinigungen des Goldschwefels, durch salzige Bestandtheile, in Folge nachlassigen Aus- waschens in densclben gelangt, werden in bekannter Weise erkannt, die Yriifung auf beigemischtes Schwe- felarsenilr wird sich aber wolil schwerlich nach dem von M a r s h emgfohlenen Verfaliren entdecken lassen, weil sich wohl iiiclit leicht eine ganz uon Antimon freie Fliissigkeit durch Oxydation des Goldschwefels mit Sal- petersaure oder auf andere A r t erhalten larst und das Antimon dann ebenfalls mit dem Wasserstoff eine gas- I

fiirmige Verbindung eingelit, welche fast gleiche Eigen- schaften rnit dem Arsenikwasserstoff theilt. Die Me- thode, den Goldschwefel uacli S i m o n mit frischem Kalk- erdehydrat in einer Glasrilhre zu hedeckeri und zu er- hitzen (aber genau nach dessen Vorschrift, Annalen der Pitarm. Bd. 22.), oder denselben mit Kiinigswasser voll- kommen zu oxydiren, urn das Antimon und das Arsenik in Antimonsaure nnd ArseniltsYiire zu verwandeln, von welchen dann die erste durch salpetersaures Silberoxyd weirs, die andere braunroth gcfarbt wird, werden in solcher Becielinng die besten Priifungswege bleiben. -

lassen, d e h auch der reinste Goldschwefel in der obigea Priifungsweise, wenn er sich auch Anfangs sogleich schein- bar vGllig hell und klar in Ammoniumsulphhydrat lGst, nach mehren Stunden r i m Spur, abet auch nur eine Spur, eines grauschwarzen Absatzes zeigt - dafs e r also deshalb nicht fur unrein zu nehmen ist. Wgrin dieser Absatz be- stehe, ob in Staub, einer Spur yon Kieselerde oder viel- leicht oon Schwefeleisen, habe ich wegen seiner geriogen Menge, wie ich ihn in oligen Versuchen erhielt, nicht genau bestimmen k h n e n . Jeder, der die PruTung des Goldschwefels invergleich mit unreineren Priiparaten nur einige Ma1 versucht hat, wird aber diesen geringen Absatc leicht von anderen Beimischungen schon durch dae YuLere Ansehen unterscheiden k6nnen.

'

a?-

5*