Praktikumsbericht FES
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5/10/2018 Praktikumsbericht FES - slidepdf.com
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Bericht über die Ableistung des Praktikums im
Regionalbüro der Friedrich-Ebert-Stiftung für die Ukraineund Belarus in Kiew vom 01.03. bis zum 31.08.2011
Marcel Röthig [email protected]
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Zeitpunkt, Dauer und wöchentlicher zeitlicher Umfang des Praktikums
Das Praktikum umfasste den Zeitraum vom 01.03.2011 bis zum 31.08.2011 und betrug 6
Monate. Die wöchentliche Arbeitszeit umfasste etwa 40 Stunden, wobei gelegentliche
Wochenendveranstaltungen und Seminare hinzukamen. Das Pflichtpraktikum wurde alsAuslandsaufenthalt genutzt und durch die Studienförderung der Friedrich-Ebert-Stiftung
gesondert gefördert.
Kurze Beschreibung der Institution
Die Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) wurde 1925 als politisches Vermächtnis des ersten
demokratisch gewählten deutschen Reichspräsidenten Friedrich Ebert gegründet. DerSozialdemokrat Friedrich Ebert regte vor dem Hintergrund seiner Lebenserfahrungen in der
politischen Auseinandersetzung die Gründung einer Stiftung mit den Zielen an, die politische
und gesellschaftliche Bildung von Menschen aus allen Lebensbereichen im Geiste von
Demokratie und Pluralismus zu fördern, begabten jungen Menschen unabhängig von den
materiellen Möglichkeiten der Eltern durch Stipendien den Zugang zum Hochschulstudium zu
ermöglichen und zur internationalen Verständigung und Zusammenarbeit beizutragen. Aus
letztlich genanntem Grunde hat die Friedrich-Ebert-Stiftung ein Netzwerk von mehr als
einhundert Auslandsbüros. Seit 1993 ist die Stiftung auch mit einem Büro in der Ukraine
vertreten. In Belarus ist man zurzeit die einzige deutsche politische Stiftung, die vor Ort mit
einer eigenen Niederlassung präsent ist. Administrativ wird diese vom Büro in Kiew aus
gesteuert.
Das Engagement der Stiftung vor Ort wird stetig ausgeweitet und es existieren zahlreiche
partnerschaftliche Beziehungen mit der Zivilgesellschaft, Parlament, Regierung, Parteien,
Gewerkschaften und wissenschaftlichen Institutionen. Die Schwerpunkte haben sich mit den
politischen Entwicklungen in der Ukraine verändert. Anfangs bestand die Arbeit vorrangig in der
Förderung demokratischer institutioneller Strukturen sowie der Unterstützung von Journalismus
und Gewerkschaften, heutzutage arbeitet die Regionalvertretung in der Ukraine, um
demokratische Wirtschafts- und Sozialordnung zu fördern, Demokratisierung von Staat und
Zivilgesellschaft zu unterstützen und internationale Kooperation und europäische Integration zu
stärken. Zu den lokalen Arbeitsfeldern zählen drei Bereiche (Internationale Kooperation und
europäische Integration, Demokratisierung und Zivilgesellschaft, sowie Arbeitsbeziehungen und
Sozialer Dialog). Diese untergliedern sich jeweils in die Bereiche Außen- und Sicherheitspolitik,
Stärkung europäisch-demokratischer Werte, EU-Ukraine-Beziehungen, Regionaler Dialog
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(Schwarzmeerkooperation, Energiesicherheit etc.), Gleichstellungs- und Genderfragen,
Dezentralisierung und Selbstverwaltung, Stärkung der Medien, Entwicklung von Parteien und
Parlamentarismus, Jugend und Politik, Entwicklung funktionsfähiger sozialer Partnerschaften,
Transformation der Sozialsysteme, sowie Transformation und Entwicklung der Gewerkschaften.
Wurde das Praktikum bezahlt? Wie hoch war die Vergütung?
Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) untersagt
grundsätzlich die Vergütung von Praktikanten in den Auslandsbüros deutscher politischer
Stiftungen. Jedoch wurden Reisekosten zu Dienstzwecken, sowie Verpflegung und Unterkunft bei
„ Außenmissionen“, stets übernommen. Weiterhin gab es einen Auslandszuschuss im Rahmen des
Stipendiums der FES.
Wie sind Sie an Ihre Praktikumsstelle gekommen? Als Stipendiat der Friedrich-Ebert-Stiftung, nach zahlreichen Reisen und nach langjährigem
Befassen mit der Ukraine im Studium war die Wahl der Praktikumsinstitution letztlich eine
leichte Entscheidung. Außerdem war mir Struktur und Arbeitsweise der politischen Stiftungen
im Ausland durch meine vorherige langjährige Tätigkeit für einen Bundestagsabgeordnetenbestens bekannt. Insofern reichte eine formelle Bewerbung via Email vollends aus.
Welchem Anforderungsprofil mussten Sie genügen, um die Praktikumsstelle anzutreten?
Neben einem Lebenslauf muss aus dem Bewerbungsschreiben hervorgehen, worin die eigene
Motivation für eine Tätigkeit im Regionalbüro in Kiew liegt, insbesondere aber auch
außeruniversitäres Engagement hervorgeht. Bewerben können sich ausschließlich Studierende,die das Grundstudium im Bereich der Politik-, Sozial- oder Wirtschaftswissenschaften
abgeschlossen haben, mindestens über deutsche oder englische und russische/ ukrainische
Sprachkenntnisse für die Alltagskommunikation verfügen und Interesse an Demokratie und
Politik haben. Das Praktikum soll in der Regel zwei bis drei Monate dauern, längere Aufenthalte
sind auch möglich, kürzere müssen ausgehandelt werden. Meine Bitte, für volle sechs Monate in
Kiew zu bleiben, wurde begrüßt, da hierdurch auch eine gewisse Verlässlichkeit und Kontinuität
hergestellt wird, die sich als gewinnbringend für beide Seiten erweist. Von einem kurzen
Praktikum, etwa ein oder zwei Monate während der Sommerpause, ist von daher und aufgrund
der hohen Komplexität der Ukraine dringend abzuraten.
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Weitergin rät das Büro zum Abschluss notwendiger Versicherungen (z.B.
Auslandskrankenversicherung mit Krankenrücktransport). Die Haftung für etwaige Unfälle oder
Schäden in Verbindung mit dem Praktikum kann nicht von der FES übernommen werden. Zu
beachten sind auch die Einreisebestimmungen der Ukraine. Für Aufenthalte von bis zu 90 Tagen
ist kein Visum erforderlich. Ich selbst benötigte ein Visum, welches ich mir bereits Monate imVoraus in der Botschaft ausstellen ließ. Bitte nicht vergessen, sich zu registrieren!
Tätigkeitsbereich und Aufgaben während des Praktikums
Die Aufgaben der Praktikanten richten sich sowohl nach den Schwerpunkten und Arbeitslinien
als auch nach den tagesaktuellen Notwendigkeiten und sind abhängig von der Jahreszeit und
eventuellen politischen Ereignissen. Die Mitarbeit an der Aufbereitung aktueller politischer,ökonomischer oder sozialer Themen, sowie die Mithilfe bei der Planung, Durchführung und
Evaluierung von Veranstaltungen zählen zu den Einsatzmöglichkeiten. Der Arbeitsbereich von
Praktikanten kann aber auch vorab besprochen werden.
Der Großteil der Arbeit konzentrierte sich auf die Ukraine. Arbeitssprache war dabei zumeist ein
Mix aus Englisch, Russisch und Deutsch. Hier war ich eng in die Organisation von Seminaren
zum Thema „Toleranz im Kontext der Fußball-Europameisterschaft 2012“ eingebunden. In den
vier Austragungsorten wurde gemeinsam mit Vereinen, Fanclubs und NGOs zum Thema
Fremdenfeindlichkeit, Xenophobie und Toleranz am Beispiel des Fußballs diskutiert. Die
Aktivität umfasste die Teilnahme an den Seminaren als Referent, aber auch das Vor- und
Nachbereiten und die redaktionelle Unterstützung beim Erstellen der Publikation „Diversity and
Tolerance in Ukraine in the Context of EURO 2012“ von Mridula Gosh.
Ein weiteres großes Aufgabenfeld war eine Seminarreihe zum Thema „Politische Jugend
gestaltet eine sozial gerechte Stadt“, welche Multiplikatoren aller demokratischen Parteien in der
Ost-Ukraine ansprach. Hierbei kümmerte ich mich um die Vor- und Nachbereitung von
Seminaren in Luhansk, Donezk, Dnipropetrowsk, Sumy und Charkiw und war bei diesen auch
vor Ort präsent.
Ähnliche Seminare zum Thema „Increasing role of youth NGOs in strengthening the civil
society“ begleitete ich in Kiew und in Odessa. Ebenfalls durch lokale Präsenz, sowie Vor- und
Nachbereitung.
Gemeinsam mit den Jugendorganisationen der sozialdemokratischen Parteien und NGOs in der
Ukraine führten wir eine Sommerschule zum Thema „Innerparteiliche Demokratie“ in Puscha-
Lissna nahe Kiew durch, bei deren Organisation und Durchführung ich aktiv teilnahm.
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Weiterhin unterstütze ich die Ortskräfte in der Organisation von Delegationsreisen. Diese
umfassten Reisen von ukrainischen Energie-Experten zur Sustainable Energy Week nach
Brüssel, von hochrangigen Vertretern aus Politik und Wissenschaft nach Berlin und eine
Delegationsreise der Fraktion der Progressiven Allianz der Sozialisten und Demokraten im
Europäischen Parlament, angeführt durch den Fraktionsvorsitzenden Martin Schulz, in dieUkraine.
Die Vorbereitungen zur Parlamentswahl im Jahr 2012 war ebenfalls ein wichtiges Thema meines
Praktikums. Hierzu verfasste ich Einschätzungen rund um die kommende Wahlgesetzgebung
und nahm an Veranstaltungen anderer nationaler und internationaler NGOs teil. Ein Highlight
umfasste im Zuge dessen die Unterstützung, sowie Teilnahme an den 7. Kiewer Gesprächen, die
sich diesem Themenkomplex zuwendeten und gemeinsam mit der Friedrich-Naumann-Stiftung
und anderen NGOs organisiert wurden.Dem Feld der Sicherheitspolitik widmete ich mich im Zuge der Vor- und Nachbereitung, sowie
Teilnahme der internationalen Konferenz „Strengthening Integrity and Combating Corruption in
Ukraine’s Defence Sector“ in Kiew.
Ein großer Bereich umfasste der Bereich Sozialpolitik und Gewerkschaftsarbeit. Hier nahm ich
großen Anteil an der Unterstützung, sowie Durchführung der internationalen Konferenz
„Ukraine on the way towards a European Welfare State?“ in Kiew. Auch wurde eine Publikation
zum Thema „Die Gewerkschaftsarbeit der Friedrich-Ebert-Stiftung in Europa“ redaktionell
durch mich unterstützt und ich half bei der Nachbereitung der Workshopreihe zum Thema
„Prekäre Beschäftigung“. Außerdem unterstütze ich das Verfassen und die Herausgabe einer
Publikation zum kommenden Freihandelsabkommen mit der EU (DCFTA).
Das Praktikum beinhaltete also eine hohe Reisetätigkeit, verbunden mit einem Großteil
redaktioneller und organisatorischer Arbeit.
Waren die Tätigkeiten und Erfahrungen für das weitere Studium und/oder für die
Berufsüberlegungen nützlich?
Ja, in jedem Fall. Da ich unmittelbar nach meiner Rückkehr meine Diplom-Arbeit zu einem
Ukraine-bezogenen Thema angefangen werde, war das Praktikum in Studienhinsicht sinnvoll.
Für die Berufsüberlegungen hatte das Praktikum ebenfalls Erfolg. Die Sprachkenntnisse des
Russischen wurden entscheidend verbessert. So war ich zum Ende des Praktikums in der Lage,
auch schwierige Texte für den internen und externen Gebrauch zu übersetzen. Geringfügig
wurden auch Grundlagen der ukrainischen Sprache erworben.
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Konnten politikwissenschaftliche Kenntnisse zur Anwendung kommen?
Da ich mich im Studium sehr ausführlich mit Transformationsproblemen der Ukraine, der
Europäischen Nachbarschaftspolitik und der Östlichen Partnerschaft befasst habe, war diese
Vorbildung absolut hilfreich für die Tätigkeit vor Ort. Ohne die entsprechende themenbezogene,politikwissenschaftliche Auseinandersetzung wäre ich wahrscheinlich auch nie auf die Idee
gekommen, in dieser Institution in jenem Land ein Praktikum zu machen.
Wie ist das Praktikum zu bewerten? Ist der Praktikumsplatz weiterzuempfehlen?
Das Praktikum ist in jedem Fall sehr hoch anzusiedeln und sehr positiv zu bewerten. In diesen
sechs Monaten kann man sich auf äußerst aktive und spannende Art und Weise mit der Ukraineauseinandersetzen und kann fast das ganze Spektrum an Tätigkeiten eines Auslandsbüros einer
politischen Stiftung kennenlernen. Weiterempfehlen kann ich das Praktikum jedoch nur bedingt.
Zum Einen rate ich davon ab, unter drei Monaten vor Ort zu bleiben. Erst recht, sollte dies in die
vorlesungsfreie Zeit im Sommer fallen. Weiterhin ist es zum täglichen Überleben im Land
absolut ratsam, die russische Sprache zu beherrschen. Ich habe zuvor alle fünf Grundmodule an
der Freien Universität in zweieinhalb Jahren absolviert und bin froh, es getan zu haben.
Außerdem empfiehlt sich eine gewisse physische und psychische Stabilität aufgrund der hohen
Reisetätigkeit und der Bedingungen, unter denen man unter Umständen lebt. Ohne die
notwendige Offenheit gegenüber den ukrainischen Gegebenheiten wird man schnell an eigene
Grenzen geführt. Wer diese jedoch mitbringt, sowie verlässlich, offen und notfalls etwa
dominanter auftritt, wird die Ukraine als sehr freundliches, sicheres und arbeitsreiches Land
kennenlernen, in dem man viel persönlichen Gestaltungsspielraum erlebt und zahlreiche
persönliche Freundschaften knüpfen kann.