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Praxis Journal Nur für unsere Patienten, nicht zur Weitergabe bestimmt. Überblick S.2 Schmerzen und Schmerz- therapie – Wie Schmerzen entstehen und wie sie bekämpft werden können Stichwort S.4 Blutgruppen – Der süße Unterschied: Unser Immun- system reagiert auf den indi- viduell unterschiedlichen Aufbau der Zuckerketten Nachgefragt S.5 Was ist eigentlich Psycho- Onkologie? Stichwort S.6 Mammographie-Screening – Die wirkungsvollste Unter- suchung zur Früherkennung bösartiger Brusttumoren Ernährung S.7 Genießen, so oft es geht! Verführen Sie sich selbst zu Essen und Trinken – gerade auch während der Chemo- therapie Kurz berichtet S.8 Täglich Vollkornbrot reduziert das Darmkrebsrisiko – Sport- lich aktive Krebspatienten leben länger – Salmonellen für die Krebsbekämpfung Impressum Liebe Patientin, lieber Patient, sicher sind Gesundheit und Krankheit für Sie spätestens seit der Diagnose zu den wichtigsten Themen in Ihrem Leben geworden. Und wenn man Sie fragte, welches Ihr größter Wunsch ist, würden Sie mit Sicherheit antworten: Wieder gesund zu werden. Wann aber gilt man als gesund, so fragen uns viele Patienten; nach drei, nach vier oder nach fünf Jahren ohne nachweisbare Krankheitszei- chen? Leider ist eine pauschale Antwort auf diese Frage nicht möglich. Heilung ist nicht das ausschließliche Ziel unserer Bemühungen. Ein Tumorleiden ist keine Lungenentzündung. In der Onkologie ist es schon ein großer Fortschritt, wenn aus einer akut lebensbedrohlichen eine beherrschbare chronische Erkrankung gewor- den ist. Und das ist es, wonach wir streben: Sie nach Kräften dabei zu unterstützen, Ihre Krank- heit zu besiegen – oder, wenn das nicht voll- ständig gelingt, Ihnen zu zeigen, wie Sie auch mit Ihrer Krankheit leben können. Ihr Praxisteam Dr. Naser Kalhori und Dr. Arnd Nusch Dr. med. Naser Kalhori · Dr. med. Arnd Nusch Praxis für Innere Medizin, Hämatologie und Internistische Onkologie Friedrichstraße 311 · 42551 Velbert Tel. 02051 / 31 25 11 · Fax 02051 / 31 25 13 Sprechzeiten Mo, Di, Do 8 – 16.30 Uhr Mi, Fr 8 – 14 Uhr Werdener Str. 3 · 40878 Ratingen Tel. 02102 / 892 47 30 · Fax 02102 / 892 47 31 Sprechzeiten Di, Mi, Do 8 – 12.30 Uhr E-Mail: [email protected] [email protected] www.onkologie-velbert.de PraxisJournal 10 | Juli 2007 Inhalt Buchempfehlung Gespräche gegen die Angst Herausgerissen aus der alltäglichen Routine und mit einer völlig veränderten Situation kon- frontiert, gilt es für Krebs-Betroffene und ihre Angehörigen immer wieder einen Weg zu fin- den, der das Leben mit der Krankheit erträglich macht. Vor all die Fragen zur medizinischen Versor- gung und der sozialen Absicherung schiebt sich bei vielen wie eine unüberwindliche Mauer die Angst. Krankheit ist nicht nur ein körperliches Geschehen, sondern eine tief greifende Erfah- rung, die den ganzen Menschen mit seinen Ge- danken und Gefühlen umfasst. Wenn die Ge- danken von Angst besetzt sind und gefangen gehalten werden, führt das zu einem Gefühl des Ausgeliefertseins und der Hilflosigkeit. Die Psychologie-Professorin Anne-Marie Tausch zeigt in ihrem Buch die vielen Möglichkeiten und Wege eines angstfreieren Um- gangs mit der Erkrankung auf. Denn Angst ist ein schlechter Ratgeber. Das Reden über die Angst nimmt den schwer lastenden Druck und erlaubt es den Betroffenen, all die notwendigen, schweren Ent- scheidungen auf einer Basis von Wissen und In- formation gelassener zu treffen und auch mit der Krankheit ein erfülltes Leben zu führen von Anne-Marie Tausch rororo 18375, Reinbek 2003 284 Seiten, broschiert, 7,50

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PraxisJournalNur für unsere Patienten, nicht zur Weitergabe bestimmt.

Überblick S.2Schmerzen und Schmerz-therapie – Wie Schmerzenentstehen und wie siebekämpft werden können

Stichwort S.4Blutgruppen – Der süßeUnterschied: Unser Immun-system reagiert auf den indi-viduell unterschiedlichenAufbau der Zuckerketten

Nachgefragt S.5Was ist eigentlich Psycho-Onkologie?

Stichwort S.6Mammographie-Screening –Die wirkungsvollste Unter-suchung zur Früherkennungbösartiger Brusttumoren

Ernährung S.7Genießen, so oft es geht!Verführen Sie sich selbst zuEssen und Trinken – geradeauch während der Chemo-therapie

Kurz berichtet S.8Täglich Vollkornbrot reduziertdas Darmkrebsrisiko – Sport-lich aktive Krebspatientenleben länger – Salmonellenfür die KrebsbekämpfungImpressum

Liebe Patientin, lieber Patient,

sicher sind Gesundheit und Krankheit für Siespätestens seit der Diagnose zu den wichtigstenThemen in Ihrem Leben geworden. Und wennman Sie fragte, welches Ihr größter Wunsch ist,würden Sie mit Sicherheit antworten: Wiedergesund zu werden.

Wann aber gilt man als gesund, so fragen unsviele Patienten; nach drei, nach vier oder nachfünf Jahren ohne nachweisbare Krankheitszei-chen? Leider ist eine pauschale Antwort aufdiese Frage nicht möglich. Heilung ist nicht dasausschließliche Ziel unserer Bemühungen. Ein

Tumorleiden ist keine Lungenentzündung. Inder Onkologie ist es schon ein großer Fortschritt,wenn aus einer akut lebensbedrohlichen einebeherrschbare chronische Erkrankung gewor-den ist. Und das ist es, wonach wir streben: Sienach Kräften dabei zu unterstützen, Ihre Krank-heit zu besiegen – oder, wenn das nicht voll-ständig gelingt, Ihnen zu zeigen, wie Sie auchmit Ihrer Krankheit leben können.

Ihr Praxisteam Dr. Naser Kalhori und Dr. Arnd Nusch

Dr. med. Naser Kalhori · Dr. med. Arnd Nusch Praxis für Innere Medizin, Hämatologie und Internistische Onkologie

Friedrichstraße 311 · 42551 VelbertTel. 02051 / 31 25 11 · Fax 02051 / 31 25 13

Sprechzeiten Mo, Di, Do 8 – 16.30 UhrMi, Fr 8 – 14 Uhr

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SprechzeitenDi, Mi, Do 8 – 12.30 Uhr

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PraxisJournal 10 | Juli 2007

Inhalt

B u c h e m p f e h l u n g

Gespräche gegen die Angst

Herausgerissen aus der alltäglichen Routineund mit einer völlig veränderten Situation kon-frontiert, gilt es für Krebs-Betroffene und ihreAngehörigen immer wieder einen Weg zu fin-den, der das Leben mit der Krankheit erträglichmacht.

Vor all die Fragen zur medizinischen Versor-gung und der sozialen Absicherung schiebt sichbei vielen wie eine unüberwindliche Mauer dieAngst. Krankheit ist nicht nur ein körperlichesGeschehen, sondern eine tief greifende Erfah-rung, die den ganzen Menschen mit seinen Ge-danken und Gefühlen umfasst. Wenn die Ge-danken von Angst besetzt sind und gefangengehalten werden, führt das zu einem Gefühl desAusgeliefertseins und der Hilflosigkeit.

Die Psychologie-ProfessorinAnne-Marie Tausch zeigt inihrem Buch die vielenMöglichkeiten und Wegeeines angstfreieren Um-gangs mit der Erkrankungauf. Denn Angst ist ein schlechterRatgeber. Das Reden über die Angst nimmtden schwer lastenden Druck und erlaubt es denBetroffenen, all die notwendigen, schweren Ent-scheidungen auf einer Basis von Wissen und In-formation gelassener zu treffen und auch mitder Krankheit ein erfülltes Leben zu führen

von Anne-Marie Tauschrororo 18375, Reinbek 2003284 Seiten, broschiert, 7,50 €

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Der Tumor oder seine Tochter-geschwülste können aber auchdirekt einen Nerven schädigen,sozusagen ohne Umweg überdie Schmerzfühler. Dieser Ner-venschmerz oder fachsprachlichneuropathische Schmerz fühltsich häufig brennend oder krib-belnd an, er kann auch plötzlicheinschießend auftreten.

Von Eingeweideschmerz oderviszeralem Schmerz sprichtman unter anderem, wennKrebszellen in Organen wieLeber oder Niere wachsen, unddort durch ihre Größenzunah-me das Organ stark dehnen.Der Eingeweideschmerz fühltsich dumpf an, und derSchmerzort ist nicht exakt be-schreibbar. Auch die kolikarti-gen Schmerzen, die bei einerVerlegung der Darmwege auf-treten (Prae-Ileus) gehören indiese Kategorie.

Schmerzen durch die TherapieUnmittelbar nach einer Chemo-therapie, manchmal aber aucherst Wochen oder Monate spä-ter kann es zu Kribbeln oderBrennen in Händen und Füßenkommen. Meist werden die Be-schwerden als nicht so schwer-wiegend empfunden; dennochsollten Sie uns auch über solcheSchmerzen immer informieren.

Ähnliche Schmerzen treten sel-ten auch längere Zeit nach einerStrahlentherapie oder sogarnach einer Operation auf. Da-hinter stecken häufig Nerven-schädigungen, die sich trotz

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Durchschnittlich jeder zweiteKrebspatient klagt im Verlaufseiner Krankheit über be-handlungsbedürftige Schmer-zen, in fortgeschrittenen Sta-dien sind es sogar 70 Prozent.Schmerzen müssen aber nichtertragen werden. Bei Tumor-patienten werden sie auf zweiEbenen behandelt: Durch dieBekämpfung des schmerzaus-lösenden Tumors selbst undim Rahmen einer so genann-ten Schmerztherapie.

Krebspatienten fürchten denSchmerz nicht nur, weil „esweh tut“, sondern weil sieAngst davor haben, dass derSchmerz das Fortschreiten derTumorerkrankung signalisiert.Allein aus diesem Grund ist eswichtig, die Ursache desSchmerzes möglichst genau zubestimmen.

Schmerzen durch den TumorDer Tumor selbst kann durchseine Ausdehnung oder durchdie Bildung von Tochterge-schwülsten Schmerzen verur-sachen. Ein typisches Beispielist der Knochenschmerz:Krebszellen können den Kno-chen regelrecht abbauen; da-durch werden chemische Sig-nalstoffe frei, die sich an spe-zielle Schmerzfühler bindenund über Nervenbahnen dieInformation „Schmerz“ an dasGehirn melden. Solche somati-schen Schmerzen sind meistbohrend, schneidend oder stechend. Betroffene könnengenau beschreiben, wo es wehtut.

Schmerzenund Schmerztherapie

aller Sorgfalt bei der Behand-lung nicht vermeiden ließen.

Wege aus dem TeufelskreisManchmal können Schmerzensich wie in einem Teufelskreisselbst verstärken: Schmerzenlösen gerade bei Krebspatien-ten häufig Angst aus; werAngst hat, ist angespannt. An-spannung verursacht mehrSchmerz, der wiederum dieAngst vergrößert.

Einen Ausweg bietet nur dieprofessionell durchgeführteSchmerztherapie. Unsinnig istes dagegen, die Schmerzen ein-fach zu ertragen, denn dieNicht-Behandlung verschlim-mert die Situation. ZurSchmerztherapie gehören zu-nächst immer Maßnahmen zurVerkleinerung des Tumors, alsoOperation, Chemo- und Strah-lentherapie. Wenn im Verlaufoder nach dieser Therapieimmer noch unerträglicheSchmerzen bestehen, dann istes sinnvoll, diese Schmerzenwie eine eigene Krankheit zubehandeln.

Individuelle SchmerztherapieDas Schmerzempfinden istetwas sehr Individuelles. Des-halb muss auch die Schmerz-therapie auf jeden einzelnenPatienten zugeschnitten sein.Eine erfolgreiche Schmerzbe-handlung gelingt bei mehr als95 Prozent aller Krebspatienten.Allerdings muss man ehrlichsagen, dass nicht alle diese Pa-tienten komplett schmerzfreiwerden. Es gelingt aber, die

Schmerzintensität auf ein fürden Patienten akzeptables Ni-veau abzusenken.

Neben der medikamentösenTherapie steht eine Reihe vonanderen Verfahren zur Verfü-gung, darunter die Bestrah-lung, die Blockade von Nerven,physikalische Maßnahmen wieMassagen und Krankengym-nastik, die Nervenstimulation,die Akupunktur, psychologi-sche Verfahren und nicht zu-letzt die mäßige, aber regelmä-ßige körperliche Aktivität.

Medikamentöse Schmerz-therapieZwei große Gruppen vonSchmerzmedikamenten stehenfür die Behandlung zur Ver-fügung: Die „leichteren“Schmerzmittel wirken in derRegel am Ort der Schmerzent-stehung. Zu dieser Gruppe ge-hören Präparate wie die Acetyl-salicylsäure (ASS), das Diclofe-nac oder das Paracetamol.

Bei Krebspatienten werden siein der Regel gegen Schmerzenin Haut, Muskeln, Knochenund Gelenken oder gegenkrampfartige Schmerzen in denEingeweiden eingesetzt.

Ein Teil dieser Präparate kannzu Beschwerden im Magen-Darm-Trakt führen. Wenn sie –wie bei Krebspatienten nichtselten – über längere Zeit ein-genommen werden müssen,empfiehlt sich die Einnahmeeines Magenschleimhaut-schüt-zenden Präparates.

Ü b e r b l i c k

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PraxisJournal

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Das Stufenschema der WHOZur Behandlung von Schmer-zen stehen alle drei Gruppenvon Medikamenten zur Verfü-gung: Die Nicht-Opioide wieASS sowie die schwachen unddie starken Opioide.

Zur Schmerzbehandlung vonTumorpatienten hat sich dasStufenschema der Weltgesund-heitsorganisation (WHO) eta-bliert. Auf der ersten Stufe ste-hen die Nicht-Opioide, auf derzweiten die schwachen undauf der dritten Stufe die star-ken Opioide.

Jede medikamentöse Schmerz-therapie beginnt mit Präpara-ten der ersten Stufe. Lässt sich

OpioideDie zweite große Gruppe vonSchmerzmedikamenten wirktnicht am Ort der Schmerzent-stehung, sondern beeinflusstdie Schmerzweiterleitung und–verarbeitung im Rückenmarkund im Gehirn. Der bekanntes-te Wirkstoff dieser Gruppe istdas Morphin. Es handelt sichdabei um einen Bestandteil desOpiums, das seinerseits ausdem getrockneten Milchsaftunreifer Schlafmohnkapselnhergestellt wird. Wegen derVerwandtschaft mit demOpium wird diese zweite Me-dikamentengruppe auch alsOpioide bezeichnet.

Opioide werden je nachschmerzlindernder Wirkungals schwach oder stark be-zeichnet. Morphin gilt als star-kes Opioid. Tramadol, Tilidinoder Codein besitzen lediglichein Zehntel der Morphin-Wirk-stärke und zählen deshalb zuden schwach wirksamenOpioiden.

Wohlgemerkt: Auch schwacheOpioide sind sehr potenteSchmerzmittel. Nur im direk-ten Vergleich mit Morphin sindsie etwa zehn Mal schwächer.

Wenn man Schmerzmittel regelmäßig – nicht zuspät und nicht zu früh – einnimmt, dann tretenSchmerzen nicht mehr auf, und die unerwünschtenNebenwirkungen halten sich in Grenzen.

damit kein befriedigendes Be-handlungsergebnis erzielen,können zusätzlich Präparateder zweiten Stufe eingesetztwerden. Lässt sich auch damitder Schmerz nicht auf ein er-trägliches Niveau absenken,kann der Einsatz starker an-stelle schwacher Opioide sinn-voll sein.

Medikamente regelmäßig einnehmen!Neben diesen Schmerzmittelnim engeren Sinne setzen wirauch andere Medikamente zurSchmerzbekämpfung ein: Be-stimmte Antidepressiva kön-nen ebenso wie manche kram-pflösende Mittel die Schmer-zempfindung dämpfen, Korti-son hat eine zuverlässige ent-zündungshemmende und ab-schwellende Wirkung, und Bis-phosphonate bekämpfen Kno-chenschmerzen durch Hem-mung des Knochenabbaus.

Gleichgültig, welche Arznei-mittel zur Schmerzbekämp-fung im Einzelfall verordnet

werden: Wichtig ist immer dieregelmäßige Einnahme derPräparate. Die Wirkdauer derMedikamente schwankt vonPatient zu Patient. Es machtdaher Sinn, zunächst auszutes-ten, wielange eine bestimmteArznei den Schmerz ausschal-tet. Danach wird ärztlicherseitsfestgelegt, in welchen Zeitab-ständen Sie das Präparat ein-nehmen müssen, um sicherzu-stellen, dass Sie möglichst dau-erhaft schmerzfrei sind (sieheAbbildung links).

Wer als Patient mit Dauer-schmerzen seine Medikamentenicht regelmäßig einnimmt,sondern jedes Mal wartet bisder Schmerz durchbricht, derriskiert eine Verschlimmerungseines Zustandes. Denn durchdie immer wiederkehrendenSchmerzen „trainiert“ der Or-ganismus die Übertragung vonSchmerzsignalen, es bildet sichein „Schmerzgedächtnis“ aus,die Schmerzattacken ver-schlimmern sich.

Selbst aktiv werdenEine Schmerztherapie stütztsich in den seltensten Fällen al-lein auf Medikamente. Wenndie Schmerzen erträglich ge-worden oder sogar ganz ver-schwunden sind, empfehlensich häufig Maßnahmen wieMassagen, Bäder oder Kran-kengymnastik. Dadurch kön-nen beispielsweise schmerz-verursachende Fehlhaltungenkorrigiert werden. Zusätzlichhat die körperliche Aktivitäteine ausgleichende Wirkung,die stress- und schmerzredu-zierend wirkt.

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A, B or not AB – so möchte man in An-lehnung an den berühmten Hamlet-Monolog deklamieren; denn auf diesekommt es an, wenn man von Blutgrup-pen spricht. Doch lassen Sie uns die Ge-schichte der Reihe nach erzählen.

Bereits im 19. Jahrhundert hatten Ärzteimmer wieder versucht, Patienten nachgroßen Blutverlusten durch die Übertra-gung von Blutspenden das Leben zu ret-ten. Bis zum Jahr 1871 waren jedoch vonmehr als 260 solcher Bluttransfusionenknapp 150 für die Empfänger tödlich aus-gegangen, weil sich schwere Gerinnsel inihren Gefäßen gebildet hatten. Kein Arztwagte mehr die Blutübertragung, bis imJahr 1900 der Österreicher Karl Landstei-ner herausfand, warum sich das Blutzweier Menschen manchmal verträgt undmanchmal verklumpt. Landsteiner hatte inExperimenten systematisch das Blut ver-schiedener Spender miteinander ver-mischt. Er fand dabei heraus, dass dieSpender sich in vier Gruppen unterteilenließen, je nachdem wie ihre Blutzellen mitdem Serum anderer Menschen reagierten(siehe Abbildung). Damit hatte er daswichtigste Blutgruppensystem, das so ge-nannte AB0-System, entdeckt.

Das AB0-SystemHeute weiß man, dass die Blutgruppendurch Moleküle auf den Blutzellen be-stimmt werden: die Blutgruppen-Anti-gene. Das sind kurze Ketten aus Zucker-molekülen, die einen lichten Rasen auf derOberfläche der Zellen bilden. Grundbe-standteil des AB0-Systems ist eine Ketteaus fünf Zuckermolekülen, schlicht „H“genannt.

Der süße UnterschiedBei Trägern der Blutgruppe 0, etwa 40 Pro-zent der Bevölkerung, wird die H-Kettenicht weiter verändert. Die Gruppen A undB, vertreten bei 45 beziehungsweise knapp10 Prozent, sind jedoch zusätzlich miteinem Enzym ausgestattet, das einen wei-teren Zuckerbaustein an die H-Ketten an-heftet. Entscheidend ist, dass diese A- undB-Transferasen, unterschiedliche Zuckerbenutzen. Selten, nämlich nur bei den 5Prozent der Menschen, welche die Blut-gruppe AB tragen, kommen beide Enzymegleichzeitig vor.

Auf die individuellen Unterschiede imAufbau der Zuckerketten reagiert das Im-munsystem. Unter den Milliarden ver-schiedener Antikörper, die jeder Menschbildet, fehlen solche, welche die eigeneBlutgruppe erkennen. Allerdings sindunter den Antikörpern per Zufall auchimmer welche, die die anderen Blutgrup-pen erkennen.

Das führt dazu,dass etwa Men-

schen mit Blut-gruppe A immer

Antikörper gegen dieBlutgruppe B besitzen. Wenn man Blut die-ser Menschen vermischt, verkleben dieAntikörper die Blutzellen zu einem Pfrop-fen. Ein Träger der Blutgruppe 0 bildetAntikörper gegen die Blutgruppen A undB. Nur Träger der Blutgruppe AB sind freivon solchen Antikörpern.

Das RhesussystemNeben dem AB0-System gibt es 15 weitereBlutgruppensysteme. Das wichtigste istdas 1940 ebenfalls von Landsteiner ur-sprünglich an Affen entdeckte Rhesus-Sys-tem. Es umfasst mehrere Dutzend Blut-gruppen-Antigene; das wichtigste wird„D“ genannt. Etwa 85 Prozent der Mittel-europäer besitzen dieses D-Antigen, siesind Rhesus-positiv.

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Fremd ist Blut für unser Immunsystem immerdann, wenn auf der Oberfläche der Blutzellen einunbekanntes Antigen sitzt. Patienten mit der Blut-gruppe A entwickeln deshalb Antikörper gegendas B-Antigen und umgekehrt. Ein Mensch derBlutgruppe AB bildet überhaupt keine Antikörperaus, weil auf seinen Blutzellen eigene A- und B-Antigene vorkommen. Träger der Blutgruppe ABkönnen deshalb – gleiche Rhesusgruppe voraus-

gesetzt – das Blut eines jeden Spenders erhalten.Träger der Blutgruppe 0 haben keinerlei Antigenauf ihren roten Blutkörperchen. Gegen ihr Blut bil-det daher auch niemand Antikörper, das heißt, siekönnen jedem Menschen Blut spenden. Empfan-gen können sie Blut aber nur von ihresgleichen,also Menschen mit der Blutgruppe 0; denn ihr Im-munsystem kennt die Antigene A und B nicht undbildet dagegen Antikörper.

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Onkologen sind Fachleute für Krebser-krankungen; sie kümmern sich in ersterLinie um die optimale Behandlung derkörperlichen Symptome. Für die psy-chisch-seelischen Aspekte der Erkran-kung sind Psycho-Onkologen zuständig.Was aber tun die eigentlich genau?

� Benötigt jeder Krebspatient einepsychoonkologische Betreuung?Nein, keineswegs. Viele Patienten kom-men mit der seelischen Verarbeitung ihrerErkrankung gut alleine klar. Es ist aberkein Zeichen von Schwäche, wenn mansolch eine Betreuung wünscht.

� Was genau geschieht denn beimPsycho-Onkologen?Das kommt selbstverständlich immer aufden Einzelfall an. Grundsätzlich aber wirdzunächst die Krankengeschichte noch ein-mal besprochen, und zwar nicht nur diemedizinische. Dabei geht es um ganz le-benspraktische Fragen – Arbeitsplatz, Kin-derversorgung, finanzielle Probleme –,aber natürlich auch um die Beziehungenzum Partner oder zur Partnerin und umandere persönliche Sorgen und Ängste.

� Es hilft vielen Patienten sicherschon, über all das zu reden, aberwas wird dann konkret getan?Um zu wissen, was getan werden soll,muss man sich zunächst über das Ziel derBehandlung klar werden. Zwei wichtigeZiele jeder psychoonkologischen Behand-

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den folgenden Sitzungen wird dann über-prüft, ob die Absprachen auch eingehaltenwurden.

� Sind Psycho-Onkologen eigentlichimmer Psychologen?Alle Psycho-Onkologen haben sich in ihrerAusbildung intensiv mit Psychologie be-fasst. Als Psycho-Onkologen tätig sind spe-ziell ausgebildete Ärzte, Psychotherapeu-ten und zum Teil auch Sozialarbeiter.

� Welche Patienten benötigen einepsycho-onkologische Betreuung?Alle diejenigen, die selbst mit der Belastungnicht mehr fertig werden, die eine Krebser-krankung bedeutet. Medizinisch ausge-drückt leiden diese Patienten an einerschweren „Belastungsstörung“ oder mitdem englischen Fachausdruck an einem er-heblichen Disstress.

� Gibt es einen Zeitpunkt im Krank-heitsverlauf, zu dem diese Beschwer-den bevorzugt auftreten?Häufig nach Abschluss aller therapeuti-schen Maßnahmen – also nach Operation,Strahlen- oder Chemotherapie. Bis dahinwurde von ärztlicher Seite immer aktivetwas gegen den Krebs getan, jetzt gibt esnur noch einen nächsten Termin für dieNachsorgeuntersuchung. Und der Krebsmacht aber weiter Angst. Ein Teil dieser Pa-tienten sucht dann professionelle Hilfe.

� Wie kommt man zum Psycho-Onkologen?Indem man den behandelnden Arzt umeine Überweisung bittet.

� Zahlt die gesetzliche Krankenver-sicherung die Behandlung?Wer in Deutschland eine psycho-onkologi-sche Betreuung benötigt, der erhält sie bis-her – auch als Kassenpatient.

lung sind: a) zu lernen, mit der Krankheitzu leben und b) trotz der Krankheit dieSelbstständigkeit zurückzugewinnen, dieman benötigt, um ein selbstbestimmtesLeben führen zu können.

� Das hört sich gut an, aber nocheinmal: Wie geht das praktisch?Ganz praktisch wird zunächst versucht,herauszufinden, in welchen BereichenUnterstützung notwendig ist. Geht es umfinanzielle Probleme, kann ein Finanzex-perte hinzugezogen werden. Ist das Bezie-hungsgefüge in der Familie gefährdet,kann es sinnvoll sein, die Familie zu einerFamilientherapie zu bewegen. Hadert derPatient mit seinem Gott, ist er also in einerspirituellen Krise, dann ist seelsorgerischeUnterstützung notwendig.

� Ein Psycho-Onkologe ist also imwesentlichen Vermittler?Ein guter Psycho-Onkologe versucht zu-nächst, sich einen Gesamt-Eindruck vomPatienten und seiner Krankengeschichtezu verschaffen, um dann gezielte Vor-schläge zur Unterstützung zu machen. Daaber ein Mensch allein nicht Experte füralles sein kann, arbeiten Psycho-Onkolo-gen häufig in einem Netzwerk mit anderenExperten zusammen.

� Und was macht der Psycho-On-kologe letztlich selbst?Viele Psycho-Onkologen sind zunächsteinmal Gesprächspartner des Patienten.Gemeinsam wird besprochen, wie der Pa-tient seine Stärke und Selbstständigkeitwieder gewinnen kann. Dazu gehörenmeist ganz einfache, aber eben auch ganzkonkrete Absprachen und Vereinbarungen.Ein Patient verspricht etwa, täglich einenSpaziergang zu machen oder wieder unterLeute zu gehen, beispielsweise mit Freun-den einen Film im Kino anzuschauen. In

N a c h g e f r a g t

Die Fragen beantwortete Ihr Ärzteteam

Was genau ist eigentlich

Psycho-Onkologie?

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Bereits im Juni 2002 hat der Bundestagdie Einführung von systematischenMammographie-Reihenuntersuchungenfür Frauen zwischen 50 und 69 Jahren be-schlossen, um so die Zahl der Brust-krebsopfer deutlich zu senken.

Mammographie bedeutet wörtlich über-setzt „Brustdarstellung“. Es handelt sichum ein spezielles Röntgenverfahren, dasunter Experten als wichtigstes bildgeben-des Verfahren zur Früherkennung bösarti-ger Brusttumoren gilt. Diese durch Studiengut belegte Einschätzung veranlasste letzt-lich auch den Gesetzgeber zur Einführungdes Mammographie-Screenings.

Was Kritiker meinenKritiker der Reihenuntersuchungen füh-ren häufig ins Feld, dass das Ergebnis sol-cher Untersuchungen den immensen Auf-wand nicht rechtfertige. Von 1.000 nichtmammographierten Frauen sterben imVerlauf von zehn Jahren durchschnittlichacht Frauen an Brustkrebs. Unter 1.000 re-gelmäßig mammographierten Frauen for-dert der Brustkrebs im selben Zeitraumaber immer noch sechs Todesopfer.

Diese Zahlen stimmen auf den ersten Blicknachdenklich. Allerdings beschränkt sichder Nutzen des Mammographie-Scree-nings nicht auf die Rettung von zweiLeben pro 1.000 Frauen. Wenn im Rahmender Untersuchung ein Brustkrebs entdecktworden ist, sind die Erfolgsaussichten derBehandlung besser als bei solchen Patien-tinnen, deren Karzinom eher zufällig miteiner anderen Methode entdeckt wurde.Das zeigt eine im September 2004 veröf-fentlichte finnische Studie eindeutig.

Qualitätssicherung ist gefragtVoraussetzung ist allerdings, dass dieMammographien mit gleich bleibendhoher Qualität durchgeführt werden. Ausdiesem Grund hat der Gesetzgeber fürÄrzte beziehungsweise Untersuchungs-zentren, die an diesem Programm teilneh-men wollen, eine hohe Hürde errichtet:Beispielsweise dürfen nur solche Fachärz-te die Reihenuntersuchungen vornehmen,die pro Jahr die Mammographie-Aufnah-men von mindestens 3.000 Frauen aus-werten. Das ist einer der Gründe dafür,warum das Screening noch nicht flächen-deckend angeboten wird (siehe Grafik).Spätestens bis 2007 werden jedoch 86Screeningzentren in Betrieb sein.

StrahlenbelastunggesenktViele Frauen fürchten die angeblich hoheStrahlenbelastung der Untersuchung.

Dank der fortschreitenden technischenEntwicklung konnte sie in den letzten Jah-ren um etwa 50 Prozent gesenkt werdenund schlägt heute mit etwa einem Zehntelder natürlichen Strahlenbelastung in derUmwelt zu Buche.

Bleibt noch das in der Tat nicht angenehme„Einklemmen“ der Brust bei jeder der viernotwendigen Aufnahmen. Diese Kom-pression der Brust ist leider nach wie vornotwendig, um die bestmögliche Bildqua-lität zu erreichen.

Wer darf teilnehmen?Eines vorweg: Das Mammographie-Scree-ning ist eine Untersuchung für Frauen, beidenen bisher kein Brustkrebs diagnosti-ziert wurde. Das bedeutet aber keinesfalls,dass ausgerechnet Brustkrebs-Patientin-nen keine Mammographie erhalten. Wennderen Arzt eine Mammographie für erfor-derlich hält, wird er diese veranlassen, unddie Kosten werden von der Krankenver-

sicherung übernommen.

Zukünftig werden alle Frauenzwischen 50 und 69 Jahrenschriftlich zur Teilnahme ein-geladen, und zwar alle zweiJahre. Jede eingeladene Frauentscheidet dann selbst, ob sieder Einladung folgt oder nicht.

TIPP: Wenn Sie auf ein sol-ches Schreiben nicht warten,sondern selbst aktiv werdenmöchten, dann setzen Sie sichbitte mit Ihrer Krankenversi-cherung in Verbindung.

Mammographie-Screening

Stichwort

Erwartete Screening-Einheitenin den einzelnen Bundesländern:Voraussichtliche Regelversorgung

ab 2005ab 2006ab 2007

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Wer auch als Krebspatient in der Lage ist,sein Essen zu genießen, der tut nicht nuretwas für seine Lebensqualität. Auchwenn die bedarfsgerechte Ernährung kei-neswegs eine „Wunderwaffe“ darstellt,so ist sie immerhin Voraussetzung füreinen möglichst günstigen Krankheits-verlauf. Was aber tun bei Appetitlosig-keit, Übelkeit oder entzündetem Gau-men? Im Folgenden geben wir Ihnen einpaar praktische Tipps für die Ernährungwährend der Therapie.

Echte Vollwerternährung – so wie sie dieDeutsche Gesellschaft für Ernährung emp-fiehlt – ist für Krebspatienten während derTherapie kaum durchzuhalten: Vollkorn-produkte, blähende Hülsenfrüchte undrohes Obst lassen den Appetit gegen Nullsinken oder verursachen Übelkeit.

Gedünstet, zerkleinert, gemust

Es gibt aber eine so genannte Magen-Darm-Variante der Vollwerternährung.Zartes Gemüse wie Möhren, Kohlrabi,Zucchini und Spargel lassen sich gedüns-tet oder auch als Gemüsesaft genießen.Wirklich reifes Obst, wie zum BeispielHimbeeren, Erd- und Heidelbeeren odergeschälte und zerkleinerte Äpfel, Birnen,Bananen, Melonen oder Mangos könnenin kleinen Portionen gereicht werden.

Apropos Portionen: Essen Sie immer,wenn Sie Hunger haben, aber möglichst inkleinen Portionen. Ideal wäre es, wenn Siealle anderthalb bis zwei Stunden eine Klei-nigkeit essen könnten. Acht kleine Portio-nen pro Tag dürfen es schon sein. Wenn SieVollkornprodukte probieren möchten,dann essen Sie gekochten Naturreis oderHirse. Sie lassen sich ebenso wie Breie oderSuppen aus Getreide mit frischen Kräu-tern, mit Kräutersalz sowie Knoblauch-und Zwiebelpulver vorzüglich würzen.

Ingwer gegen Übelkeit

Wenn Essen und Essensgerüche bei IhnenÜbelkeit verursachen, dann probieren Sie,schon vor dem Aufstehen eine Scheibe tro-ckenes Knäckebrot zu essen. Lassen Siesich ruhig Zeit, kauen Sie gründlich undspeicheln Sie den Nahrungsbrei im Mundgut ein. Wenn Sie dabei Radio hören oderZeitung lesen, geschieht das Essen sozusa-gen nebenbei. Und das ist immer erlaubt,wenn Ihnen etwas übel aufstößt.

Übelkeit wird verstärkt durch Essensgerü-che. Kochen Sie daher nicht selbst, und lüf-ten Sie viel. Gegen schlechte Gerüche hilftauch eine Duftlampe mit Lavendel- oderZitronengrasöl. Kalte Speisen riechen we-niger als warme – deshalb essen Sie besserabgekühlte Speisen. Trinken ist selbstver-ständlich auch wichtig – gerade währendder Chemotherapie. Kohlensäurearmesoder stilles Mineralwasser ist empfehlens-wert.

Zusätzlich zu den verordneten Medika-menten hilft gegen die Übelkeit häufig eineMischung aus Pfefferminz- und Kamillen-tee. Auch ein Ingwer-Aufguss hat sich be-währt: Eine etwa einen Zentimeter langeIngwerwurzel wird dazu zerdrückt und

mit 0,2 Liter kochendem Wasser übergos-sen. Nach zehn Minuten abseihen und trin-ken.

Flüssigkeit ist wichtig, kann aber den oh-nehin nicht übermäßigen Appetit weiterdämpfen. Besser ist es daher, nicht zu denMahlzeiten, sondern zwischendurch zutrinken.

Gelegenheit macht AppetitLiebevoll zubereitete Speisen und einschön gedeckter Tisch können allein schonAppetit machen. Kleine Häppchen in Kon-fektschalen drapiert, die immer erreichbarsind, verführen ganz nebenbei zum Essen.„Überlisten“ Sie Ihre Appetitlosigkeit aufdiese Weise selbst.

Bevorzugen Sie kleine Speisen, die sichschnell zubereiten lassen – nutzen Sie auchTiefgefrorenes. Schließlich ist auch gegeneinen Aperitif vor dem Essen meist nichtseinzuwenden. Im Zweifelsfall halten Siedazu Rücksprache mit uns.

Sanftes gegen wunde Schleimhäute

Schmerzhaft sind sie und sie verhindernjeden Genuss: Wunde Stellen im Mund be-ziehungsweise Schleimhautentzündungenin Mund, Magen und Darm. Meiden Sie indiesen Fällen alles das, was sehr sauer, sehrsüß oder sehr bitter ist. Also: EssigsaureGurken oder Soßen, Tomaten, Zitrusfrüch-te, Orangensaft, Endiviensalat, aber auchKaffee, Bier und Weißwein sind tabu. Be-vorzugen Sie stattdessen mit Wasser ver-dünnten Saft aus roten Trauben oder Jo-hannisbeeren. Im Zweifelsfall verzichtenSie auch auf Speisen, die viel Magensäure„locken“. Dazu gehören im wesentlichenFisch und Fleisch sowie die bereits ge-nannten Getränke. Auch Hitze reizt emp-findliche Schleimhäute. Lassen Sie IhreSpeisen deshalb ausreichend abkühlen.

Genießen, so oft es geht

Ernährung 7

Page 8: Praxis Journal - onkologie-magdeburg.de · Unterschied: Unser Immun-system reagiert auf den indi-viduell unterschiedlichen Aufbau der Zuckerketten Nachgefragt S.5 Was ist eigentlich

PraxisJournal8

Lassen Sie sichnicht verunsichern!

Täglich Vollkornbrotreduziert das Darmkrebsrisiko

Mit viel Obst und Gemüse allein kann mansich zwar nicht vor jeder Krebsart schützen,trotzdem ist vollwertige Ernährung wichtig. Solautet das Fazit, das sich derzeit aus der welt-weit größten Langzeit-Untersuchung zu Krebsund Ernährung, der EPIC-Studie, ziehen lässt.Die Datenlage zum Obst- und Gemüsekon-sum könne bisher noch nicht endgültig inter-pretiert werden, so Professor Heiner Boeing,der Leiter eines der beiden deutschen EPIC-Studienzentren. Wirklich robuste Daten liegenlaut Boeing aber zum Darmkrebsrisiko vor:Wer seine Ballaststoffzufuhr von 15 auf 30Gramm pro Tag erhöht – das entspricht derAufnahme von fünf bis sechs Scheiben Voll-kornbrot – kann EPIC-Ergebnissen zufolgesein Darmkrebsrisiko um 40 Prozent senken.Mit 100 Gramm rotem Fleisch pro Tag erhöhtsich dagegen das Darmkrebsrisiko um dieHälfte.

Und auch zum Obst- und Gemüseverzehr lie-fert EPIC einen wichtigen Befund: Wer vielObst und Gemüse isst, senkt sein Diabetes-Risiko um immerhin 70 Prozent. Ernährungs-experten wie Boeing warnen deshalb vor kurz-

© 2007, LUKON GmbH

Chefredaktion:Dr. Naser Kalhori und Dr. Arnd Nusch

Grafik-Design, Illustration: Charlotte Schmitz

Druck: DigitalDruckHilden GmbH

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Das Menschenmögliche tun.

Salmonellen für die Krebsbekämpfung

Wenn im menschlichen Organismus ein Krebswuchert, wandern dort häufig Bakterien einund vermehren sich. Dieses schon seit langembekannte Phänomen wollen sich Forscher desHelmholtz-Zentrums für Infektionsforschungim Kampf gegen den Krebs zunutze machen.Ihnen ist es jetzt gelungen, genetisch veränder-te Salmonellen in die Tumore krebskrankerMäuse einzuschleusen. Bei Kontakt mit demZucker L-Arabinose werden die ein-gefügten Gene der Mikroben aktivund erzeugen messbares Licht. Ver-abreicht man den mit diesen Sal-monellen infizierten krebskrankenMäusen L-Arabinose-Zucker, leuchten die inden Tumor eingewanderten Bakterien, sodasssich Lage und Größe des Tumors analysierenlassen. Zusätzlich zum Licht, so die Vision derWissenschaftler, sollen (nicht krankmachen-de) Bakterien künftig einmal direkt am Zielort– also im Tumor selbst – Krebsmedikamenteproduzieren und ausschütten.

Quelle: Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung

sichtigen Schlussfolgerungen. Trotz vieler nochoffener Detailfragen ist eine vollwertige Er-nährung immer gesundheitsfördernd.

Quelle: Ärztezeitung

Sportlich aktive Krebspatienten leben länger

Regelmäßiger Ausdauersport kann die krebs-bedingte Sterblichkeit bei Brust- und Darm-krebspatienten erheblich mindern. Das be-richtete kürzlich Professor Lothar Kanz, On-

kologe an der Universitäts-klinik in Tübingen bei einerFortbildungsveranstaltung inBerlin. Bei Patienten, diewöchentlich drei bis sechs

Stunden Walking beziehungsweise Schwim-men, Joggen oder Rad fahren praktizierten,war die tumorbedingte Sterberate um etwa dieHälfte geringer als bei Patienten, die nichtsportlich aktiv waren. Auch die Rückfallquotelässt sich mit Ausdauersport offenbar umknapp 50 Prozent reduzieren. Ob die beob-achteten Effekte direkte Wirkungen der sport-lichen Aktivität sind oder ob der Sport zueinem besseren Allgemeinbefinden und damitindirekt zu erhöhter Widerstandskraft gegenden Tumor beiträgt, lässt sich nach derzeitigerStudienlage noch nicht eindeutig beurteilen.

Quelle: Ärztezeitung

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Kurz berichtet