Predigt vom 2.9.2012 - Psalm 43
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Transcript of Predigt vom 2.9.2012 - Psalm 43
Psalm43-SendedeinLicht
Gottesdienst vom 2. September 2012 – Heilsarmee Münsingen
(Psalm 43 in der Übersetzung von Martin Buber)
Schaffe mir Recht, o Gott und führe meinen Streit gegen ein unbarmherziges
Volk, von trügerischen und falschen Menschen rette mich.
Denn Du bist ein Gott, der mir Schutz bietet. Warum hast Du mich
verworfen, warum muss ich so beklommen umhergehen, in der Bedrohung
des Feindes?
Sende mir Dein Licht und Deine Treue, dass sie mich leiten, mich führen zu
Deinem heiligen Berg, hin zu Deinen Wohnungen.
Dort will ich zum Altare Gottes treten, zu Gott meiner Freude und meiner
Wonne, Dir danken mit Harfenklang, Gott, mein Gott.
Was betrübst du dich so, meine Seele, und was tobst du in meinem Innern?
Harre auf Gott! Ja, noch werde ich ihm danken dem Heil meines
Angesichtes, meinem Gott.
Wir haben hier einen zwar kurzen, aber nicht weniger inhaltsvollen Psalm vor
uns. Der Kehrvers (Vers 5), der identisch ist mit Psalm 42,12, legt die
Vermutung nahe, dass ursprünglich die Psalmen 42 und 43 eine Einheit
bildeten. Wahrscheinlich ist auch die Reihenfolge vertauscht, da der Psalm 43
eher wie eine Einleitung zum 42. wirkt, als eine Fortsetzung.
Wir haben zuvor die Kantate von Felix Mendelssohn gehört, die mit den
Worten "Richte mich, Gott" beginnt. So wurde der Vers 1 ursprünglich auch
übersetzt, Luther hat noch in der Übersetzung von 1912 diesen Wortlaut.
Daher kommt, dass dieser Psalm vorwiegend am 5. Sonntag nach Trinitatis,
dem Kirchensonntag "Judica" (dem Sonntag vor Palmsonntag in der Fastenzeit)
gelesen wurde. Aber auch jetzt, im Spätsommer, hat uns dieses Wort viel zu
sagen.
Im 1. Vers von Psalm 42 lesen wir "Von den Söhnen Korachs", was vermuten
lässt, dass auch der 43. Psalm von den gleichen Verfassern stammt.
Gleich zu Beginn stimmt der Psalmdichter eine Klage an: Ihm geschieht
Unrecht. Das macht ihn traurig und bedrückt. Aber es gibt einen gewichtigen
Unterschied zwischen klagen und lamentieren: Wer klagt, richtet sein
Augenmerk auf DEN, der helfen kann. Wer lamentiert, schaut nur auf das, was
ihm Sorgen macht.
Ich möchte hier eine kleine Geschichte erzählen: Ein Fluss bewegte sich von
den Bergen her in Richtung Meer und wollte sich mit diesem vereinen. Doch da
war ihm die Wüste im Weg. Da begann der Fluss zu klagen: "Wie soll ich jetzt
meine Bestimmung finden und Teil des Meeres werden?" Die Sonne hörte das
und meinte: "Vertrau dich der Wüste an und du wirst sehen, dass sich alles zum
Besten wendet." Der Fluss entgegnete: "Aber ich werde im Sand der Wüste
versickern und aufhören, ein Fluss zu sein!" Da sagte die Sonne: "Tu es
einfach!"
Der Fluss hörte auf zu widersprechen und sein Wasser vermischte sich mit dem
Sand der Wüste. Die Sonne heizte die Wüste auf und das Wasser verdunstete
und bildete Wolken. Der Wind trieb diese über die Wüste hinweg und an deren
anderem Ende regnete das Wasser aus den Wolken auf die Erde herab. Erneut
bildeten sich Bäche, die sich zu einem Fluss vereinten und nun zum Meer hin
strömten - jetzt klarer und reiner als zuvor.
Es braucht manchmal Mut, auch unkonventionelle Lösungen zu akzeptieren
und sich darauf einzulassen. Das Ergebnis mag überraschen.
Unser Beter richtet sich in Vers 1 an Gott. Die Worte stammen im Hebräischen
aus der Juristensprache, was bedeutet, dass er Gott als seinen Anwalt anruft.
Es scheint, als ob er in arger Bedrängnis ist und allein nicht weiterkommt. Er
hält Gott auch vor, dass er doch die einzige Zuflucht ist, die er hat. Wenn man
sich in einer solchen Zwickmühle befindet, da können schon mal bange Fragen
auftauchen: "Warum hast du mich verworfen? Warum muss ich trauernd
einhergehen, bedrückt durch den Feind?" (Vers 2) Wir kennen wahrscheinlich
alle solche Momente, in denen wir daran zweifeln, dass uns Gott hört und uns
hilft.
Nach der Schilderung der Situation verlegt sich der Beter aufs Bitten (Vers 3):
"Sende dein Licht und deine Wahrheit." Im hebräischen kann für Wahrheit an
dieser Stelle auch "Bundestreue" stehen. Aus heutiger Sicht wissen wir, dass
dieses Gebet erfüllt wurde: Gott sandte seinen Sohn Jesus Christus auf diese
Welt, der für alle Menschen zum Licht wurde und die Wahrheit (oder Treue) in
Person ist. Unser Herr sagt von sich selbst "Ich bin das Licht der Welt" (Joh
8,12) und "ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt
zum Vater denn durch mich." (Joh 14,6). Johannes bezeugt von Jesus (Joh 1,9):
"Das war das wahre Licht, das alle Menschen erleuchtet, die in diese Welt
kommen."
In der Fortsetzung von Vers 3 erklärt der Verfasser des Psalms auch den Grund
für die Bitte: "Sie (das Licht und die Wahrheit) sollen mich leiten, mich bringen
zu deinem heiligen Berg und zu deinen Wohnungen." Zur Zeit, in der dieser
Psalm entstand, war wohl der heilige Berg Zion und mit den Wohnungen der
Tempel gemeint. Für uns persönlich können wir das so nehmen, dass uns Jesus
zum heiligen Berg - Golgatha - leitet, wo uns der Herr die Erlösung am Kreuz
erwarb. Er schenkt uns das ewige Leben, wir dürfen bei IHM wohnen. Damit
schliesst sich ein Kreis: Gott hat uns durch das Leiden, Sterben und Auferstehen
Jesu Christi gerechtfertigt, das heisst ER hat uns Recht geschaffen. (1 Kor 1,30)
"Durch ihn aber seid ihr in Christus Jesus, der uns von Gott gemacht ist zur
Weisheit und zur Gerechtigkeit und zur Heiligung und zur Erlösung."
Wenn wir im Glauben die Rechtfertigung annehmen, so schliessen wir unsere
Freude darüber nicht in unseren privaten Lebensraum ein! Nein, wir dürfen
und müssen diese Erfahrung mit anderen teilen: Sei es im Gottesdienst oder in
den Gruppen, wir können darüber sprechen. So wie der Psalmist, der sagt: "So
werde ich kommen zum Altar Gottes, zum Gott meiner Jubelfreude, und werde
dich preisen auf der Zither, Gott, mein Gott!" (Vers 4)
Die Erfahrung der Erlösung und Rechtfertigung durch unseren Herrn Jesus
Christus, das Licht, das ER in unser Leben wirft, schenkt uns eine tiefe
Gelassenheit und Ruhe. Manchmal kann es zwar in uns immer noch brodeln
und Unruhe erzeugen. Das hat der Verfasser des Psalms auch erlebt: "Was bist
du so aufgelöst (oder: gebeugt), meine Seele, und was stöhnst (oder: bist
unruhig) du in mir?" Dagegen gibt es ein Rezept: "Harre auf Gott!" Nicht ein
passives Warten ist hier gemeint, sondern ein aktives Er-Warten und Ausschau
halten nach dem Licht und der Wahrheit - die wir in Christus geschenkt
erhalten.
Dann können wir ebenfalls voller Freude ausrufen: "Denn ich werde ihn noch
preisen, das Heil meines Angesichts und meinen Gott." (Vers 5)
Liebe Freunde, euch allen wünsche ich für die kommende Woche, die
kommende Zeit, dass ihr das Geschenk des Lichts, der Wahrheit und der
Rechtfertigung in grosser Fülle bekommt.
Amen.
Theo Ochsenbein
Gott gebe dir
für jeden Sturm einen Regenbogen,
für jede Träne ein Lachen,
für jede Sorge eine Aussicht
und eine Hilfe in jeder Schwierigkeit.
Für jedes Problem, das das Leben schickt,
einen Freund, es zu teilen,
für jeden Seufzer ein schönes Lied
und eine Antwort auf jedes Gebet.
So segne dich der gütige Gott!