Probleme der Energie- und Klimapolitik mit dem Unsichtbaren · Stromeffizienz und erneuerbare...
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Probleme der Energie- und Klimapolitik mit dem Unsichtbaren Dr. Patrick Hofstetter, WWF Schweiz GNI Generalversammlung vom 13. April 2011
Referats- Übersicht
1. Das Klimaproblem
2. Die Klimapolitik Post-2012
3. Plan B für eine sichere Stromversorgung
4. Zurück zu den Gebäuden als Lösungsträger
Die Erde wird wärmer
Der Beweis!
Natürliche Schwankungen würde Abkühlung verursachen
Schweiz – Folgen heute
Hochwasser & Murgänge Hitze & Trockenheit Gletscher, Permafrost & Schnee
Wir können uns nicht erlauben, dass:
• 180 bis 230 Millionen Menschen an Malaria erkranken
• 97% der Korallen ausbleichen und absterben
• die Arktis abschmilzt und Eisbären, Seehunde und Walrosse aussterben
• 15 bis 37% aller Pflanzenarten verschwinden
• die Weltmeere langfristig um 6 Meter ansteigen, weil das Grönlandeis abschmilzt
• Wasserknappheit, Verschiebung der Ernteerträge und Unbewohnbarkeit von tiefliegenden Küsten über 100 Millionen Menschen zu Klimaflüchtlingen macht
Das Klimaziel: sicher unter 2°C
Maximale Rate: 0.1°C pro Jahrzehnt
Copyright Schaad Tages-Anzeiger
So sagt es Sir Nicolas Stern.
«Wenn wir nichts gegen die Klimawerwärmung tun, werden deren Kosten auf 5 bis 20% des Bruttoweltproduktes ansteigen. Präventionsmassnahmen kosten 1-2%.»
„Nichts tun“ wird sehr teuer!
Sir Nicholas Stern, former Chief Economist
of the World Bank
Schäden neben überproportional zu – auch in der Schweiz
- Drei Grad plus kosten bereits 2050 eine Mia. CHF pro Jahr
- Jedes Grad weniger spart längerfristig 0,6 bis 1 Mia. CHF pro Jahr
Quelle: Ecoplan 2007
Langfrist-Klimaschutzziele
⇒ Mittlere globale Erwärmung soll unter 2°C bleiben
⇒ Weltweite Treibhausgas-Emissionen bis 2050 um 50 bis 80%
reduzieren (Referenz 1990) ⇒ Industrieländer müssen Treibhausgase bis 2020 um mindestens
40% und bis 2050 um 95 % reduzieren, Schweiz auch!
⇒ Obergrenze von jährlich 1t CO2-eq/Kopf (bei künftig 9 bis 10 Mrd. Menschen) rasch erreichen, allenfalls negative Emissionen anstreben
Verhindern von irreversiblen Kippeffekten und verheerenden Auswirkungen auf Mensch und Umwelt
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Peters et al. 2007
Schweiz unter Top-Ten der CO2-Verursacher der Welt!
Terminator der Debatte
„I say the debate is over. We know the science, we see the threat, and the time for action is now“
Arnold Schwarzenegger (1.6.2005)
(Governor of California)
Referats- Übersicht
1. Das Klimaproblem
2. Die Klimapolitik Post-2012
3. Plan B für eine sichere Stromversorgung
4. Zurück zu den Gebäuden als Lösungsträger
Nachzügler Schweiz bei Reduktionsziel 2020 (bei internationalem Abkommen)
Diese Gewerbe-Verbände haben eine eigene Meinung und Stimme
Stimme der Firmen, die es auch morgen noch gibt!
Erschienen am 6.3.2011
Verkehr und Gebäude als Hauptquellen für Treibhausgase (Schweiz)
22%
6%
32%
16%
3%
9%
12%
Personenverkehr ohne.Flug
Güterverkehr (nur Strasse)
Gebäude (Wohnen, Dienstleistung, Gewerbe, Landwirtschaft)Industrie/Gewerbe inkl. Prozess-/Lösungsmittelemissionen
Abfälle
Landwirtschaft
Flugverkehr
BAFU/WWF
CO2-Reduktion bei Gebäuden lohnt sich gegenüber Instandsetzung
Wärmepreis 10 Rp/kWh Energetische Gebäudeerneuerungen – Wirtschaftlichkeit und CO2Vermeidungskosten Eine Auswertung des Gebäudeprogramms der Stiftung Klimarappen
10
20
15
5
25
Zusätzliche Indirekte Wirkung (Art. 4+8)
-1.7 bis -4.1%
Reduk)on von CO2eq bis 2020 rela)v zu 1990 in %
Abgabe
Treibstoffe (max. 28Rp/l)
-
Gebäudeprogramm +100Mio.Fr , -0.9%
Inlandprogramm Treibstoffkompensation
(Art.23) -2.8%
Referenzentwicklung ohne weitere Massnahmen (-3.8%)
Gebäudeprogramm wie bisher (inkl. Wirkung kant. Energiegesetz Stand 2010) -4.2%
Neuwageneffizienz (130gCO2/km bis 2015)
-3.2%
Industrie (EnAW und EU-ETS -0.9-1.5%)
Abgabe Brennstoffe (120 Fr/tCO2)
Abgabe Brennstoffe (60Fr./t CO2) 2.3%
oder
Massnahmenbuchhaltung Stand 8. März 2011 (hier für Reduktionsziel 20% im Inland)
Bereits lauwarme Klimapolitik schafft netto 27‘000 Arbeitsplätze
„Wir haben uns die Effekte der geplanten regulatorischen Massnahmen im Bereich Gebäude, Transport und erneuerbarer Energien angeschaut. Würde der Staat sich höhere CO2-Reduktionsziele stecken und grössere Anstrengungen zur Erreichung anregen, stiege der positive Effekt auf die Wirtschaft linear“. Marco Ziegler, McKinsey & Company, In Genesis, UnternehmerZeitung Nr. 01/2010
Referats- Übersicht
1. Das Klimaproblem
2. Die Klimapolitik Post-2012
3. Plan B für eine sichere Stromversorgung
4. Zurück zu den Gebäuden als Lösungsträger
Strom-Studie von Infras und TNC (2010)
• Ausgangspunkt • Annahme swisselectric: Im Jahr 2035 fehlen in der Schweiz
zwischen 25 und 30 TWh des benötigten Stroms.
• Vergleich der Auswirkungen zweier Investitionsstrategien
• „Szenario Grosskraftwerke“ • „Szenario Stromeffizienz und erneuerbare Energien“
• bezüglich • Stromproduktion bzw. -einsparung • Investitionen und Wirtschaftlichkeit • Wertschöpfung und Beschäftigung • Umwelt und Risiken
Vergleich der Szenarien: Energetische Wirkungen und Wirtschaftlichkeit
Szenario Grosskraftwerke
Szenario Stromeffizienz und erneuerbare Energien
Zusätzliche Stromproduktion und Stromeinsparungen im Jahr 2035
30 TWh 30 TWh
Über den Zeitraum 2006 bis 2035 kumulierte Stromproduktion und Stromeinsparung
374 TWh
414 TWh
Investitionen (exkl. Netzausbau und Pumpspeicherkraftwerke)
39 Mia. CHF
65 Mia. CHF
Nettobarwert (Wirtschaftlichkeit) (exkl. Netzausbau und Pump-speicherkraftwerke)
-9.0 Mia. CHF 2.8 Mia. CHF
Vergleich der Szenarien: Wertschöpfungs- und Beschäftigungseffekte
Szenario Grosskraftwerke
Szenario Stromeffizienz und erneuerbare Energien
Kumulierte Bruttowertschöpfungs-effekte über die Zeitperiode 2006 bis 2035
11.0 Mia. CHF 20.2 Mia. CHF
Kumulierte Beschäftigungseffekte über die Zeitperiode 2006 bis 2035 (in Personenjahren)
100’000
160’000
Durchschnittlicher Beschäftigungs-effekt pro Jahr (Vollzeitäquivalente pro Jahr)
3’300 5’300
Vergleich der Szenarien: Risiken
Szenario Grosskraftwerke • Finanzielle Risiken • Politische Risiken • Risiken für Mensch und Umwelt durch Betrieb • Endlagerung der radioaktiven Abfälle ungelöst • Proliferationsrisiko
Szenario EFF/ERN • Politischer Wille
BfS
Strompreis -32 Prozent Stromverbrauch +35 Prozent
10.0
12.0
14.0
16.0
18.0
20.0
22.0
5000
5500
6000
6500
7000
7500
8000
1980 1985 1990 1995 2000 2005
Stro
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Heutige Rahmenbedingungen verhindern zukunftsfähige Investitionen
Quelle: VSE
Die Strompreise in der Schweiz gehören zu den niedrigsten in Europa!
Referats- Übersicht
1. Das Klimaproblem
2. Die Klimapolitik Post-2012
3. Plan B für eine sichere Stromversorgung
4. Zurück zu den Gebäuden als Lösungsträger
Schweiz hat sehr hohe CO2-Emissionen bei Gebäuden
0
0.5
1
1.5
2
2.5
3
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5
Norway
Portugal
Sweden
Finland
Denmark
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Switzerland
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http://www.odyssee-indicators.org
Schweiz als Heizöl-Tiefpreisinsel (Fr pro 100l Heizöl am 28. 3.2011)
Wärmebedarf von Neubauten
HR Kunz, AWEL Zürich
0.6% der Gebäude von 2005-2009 dank Förderprogramm saniert
Evaluation Gebäudeprogramm Stiftung Klimarappen
energetische Sanierungsrate: Verdreifachung nötig
Vor 2005 ca. 0.5% => dauert 200 Jahre Aktuell knapp 1% => dauert 100 Jahre Ziel 3% => dauert 30 Jahre
Programme zum Fensterersatz alleine genügen nicht! Ersatzneubau immer als Erstes prüfen!
Warum passiert‘s nicht schon?
Hemmnisse: 1. Fehlendes Wissen um Möglichkeiten bei Hausbesitzern, Architekten,
Planern und Handwerkern 2. Viele Hausbesitzer sind alt, langfristige Investitionen „unbeliebt“ und
Unsicherheit das Richtige zu tun gross 3. Investitionskosten sind hoch, Gang zur Bank „unbeliebt“ 4. Mieter-Vermieter-Dilemma: Überwälzung nicht immer möglich 5. Nebenkosten waren bisher meist tief, Transparenz bei
Kauf/Neumiete fehlt, Hoffen auf sinkende Ölpreise 6. Gesetze zu Grenzabständen, Gebäudehöhen, Ausnutzungsziffern,
Denkmalpflege, Heimatschutz und Ortsbildschutz oft limitierend 7. Zusatznutzen insb. Komfortgewinn noch wenig bekannt
Gebäudeautomation kann das verhindern
Selbst Wohnungsinserate in Paris
…deklarieren den energetischen Zustand => Transparenz
Wirtschaftliches Effizienzpotential im Gebäude sehr hoch
kostenloses Potential Gebäude Deutschland Total: 63 Mio.t davon Gebäudedämmung: 27 Mio.t davon Gebäudeautomation und Beleuchtung: 19 Mio.t davon Heizung 4 Mio.t
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Ein Drittel des Stromverbrauchs ohne Nutzen
BFE
(200
9)
Nach Optimierung
Gute Gebäudeautomation verhindert Betrieb ohne Nutzen (BoN)
BFE
(200
9)
Probleme integriert lösen
Klimaerwärmung
Peak Oil, Peak Gas, Peak Uranium
Versorgungssicherheit
Abfluss von Petrodollars
Wirtschaftsstandort Schweiz => Integrierte Energie- und Klimapolitik
Probleme sind zum Lösen da!
Nötige Massnahmen sind global und national bekannt. Nötige Technologien sind (in den Industrieländern)
weitgehend vorhanden. Handeln ist günstiger als warten. Machen wir endlich den ersten Schritt!
“They say that time changes things, but you actually have to change them yourself”
Andy Warhol