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24 DIE FRÄNKISCHE SCHWEIZ 2/2018 Prof. Dr. Wolfgang Schirmer: [email protected] @ Bild : Die fünf unter den „schönsten Geotopen Bayerns“, die innerhalb des Naturparks Fränkische Schweiz–Veldensteiner Forst liegen. „Grüß dich, Bawedd. Wo bist’n grood?“ — „I bin in meim Geodoob. “ — „In was bist?“ —„In meim Geodoob. “ — „Was isn des nach?“ — „Wass’d des net? Des stedd doch in aner jeder Zeidung: Geo is die Ärdn, doob is der Ord, des Plätzla, des Fleggla. Also mei Ärdfleggla, wo ich eem drauf leb.“ Wenn jedes Flecklein der Erde ein Ge- otop ist, weshalb wird dann von fünf Geotopen im Naturpark Fränkische Schweiz—Veldensteiner Forst geschrie- ben und warum werden sie mit den Num- mern 29, 41, 49, 61, 74 verzeichnet? Diese Geotope müssten eigentlich „Aus- gewählte, beste oder schönste Geotope des Naturparks Fränkische Schweiz–Vel- densteiner Forst“ heißen. Weshalb gerade diese Geotope? Zwischen 2002 und 2011 hat das Ba- yerische Landesamt für Umwelt „100 wichtige Geotope“ in Bayern als „Bayern schönste Geotope“ tituliert, um die Be- völkerung auf die Schönheit, Bedeutung und Erhaltungswürdigkeit der Gesteine, auf denen wir leben, aufmerksam zu machen. Davon fallen in den Naturpark Fränkische Schweiz–Veldensteiner Forst genau fünf mit den Nummern 29, 41, 49, 61, 74 (Bild ), wie gesagt, Nummern von den 100 bayerischen. Alle fünf Geotope sind vor Ort durch große Tafeln erläu- tert. Faltblätter dazu können über www. stmugv.bayern.de bestellt werden. Es ist klar, dass es im Naturpark Frän- kische Schweiz–Veldensteiner Forst viele Hunderte Plätze gibt, an denen man den Gesteinsuntergrund unter der Pflanzen- decke gut sehen kann, Plätze, die auch alle viel von der Erde zu erzählen hätten und sehr schön sind. Man sollte also diese fünf „schönsten Geotope“ als bei- spielhaft betrachten. Bild zeigt ihre Lage innerhalb des Umrisses des Naturparks Fränkische Schweiz–Veldensteiner Forst. In Bild ist ein ein Querschnitt darge- stellt durch die vier ersten Geotop-Num- mern, vom Walberla (Nr. 41) über die Rie- senburg (Nr. 61) nach Tüchersfeld (Nr. 29) bis zum Großen Lochstein (Nr. 49). Der Staffelberg (Nr. 74) liegt weiter nörd- lich dieser Linie etwa in der Position des Walberlas, nämlich am westlichen Stirn- rand der Nordalb. Geotope in der Nördlichen Frankenalb

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Prof. Dr. Wolfgang Schirmer: [email protected]@

Bild ➊: Die fünf unter den „schönsten Geotopen Bayerns“, die innerhalb des Naturparks Fränkische Schweiz–Veldensteiner Forst liegen.

„Grüß dich, Bawedd. Wo bist’n grood?“ — „I bin in meim Geodoob.“ — „In was bist?“ —„In meim Geodoob.“ — „Was isn des nach?“ — „Wass’d des net? Des stedd doch in aner jeder Zeidung: Geo is die Ärdn, doob is der Ord, des Plätzla,

des Fleggla. Also mei Ärdfleggla, wo ich eem drauf leb.“

Wenn jedes Flecklein der Erde ein Ge-otop ist, weshalb wird dann von fünf Geotopen im Naturpark Fränkische

Schweiz—Veldensteiner Forst geschrie-ben und warum werden sie mit den Num-mern 29, 41, 49, 61, 74 verzeichnet?

Diese Geotope müssten eigentlich „Aus-gewählte, beste oder schönste Geotope des Naturparks Fränkische Schweiz–Vel-densteiner Forst“ heißen.

Weshalb gerade diese Geotope?

Zwischen 2002 und 2011 hat das Ba-yerische Landesamt für Umwelt „100 wichtige Geotope“ in Bayern als „Bayern schönste Geotope“ tituliert, um die Be-völkerung auf die Schönheit, Bedeutung und Erhaltungswürdigkeit der Gesteine, auf denen wir leben, aufmerksam zu machen. Davon fallen in den Naturpark Fränkische Schweiz–Veldensteiner Forst genau fünf mit den Nummern 29, 41, 49, 61, 74 (Bild ➊), wie gesagt, Nummern von den 100 bayerischen. Alle fünf Geotope sind vor Ort durch große Tafeln erläu-tert. Faltblätter dazu können über www.stmugv.bayern.de bestellt werden.

Es ist klar, dass es im Naturpark Frän-kische Schweiz–Veldensteiner Forst viele Hunderte Plätze gibt, an denen man den Gesteinsuntergrund unter der Pflanzen-decke gut sehen kann, Plätze, die auch alle viel von der Erde zu erzählen hätten und sehr schön sind. Man sollte also diese fünf „schönsten Geotope“ als bei-spielhaft betrachten.

Bild ➋ zeigt ihre Lage innerhalb des Umrisses des Naturparks Fränkische Schweiz–Veldensteiner Forst.

In Bild ➋ ist ein ein Querschnitt darge-stellt durch die vier ersten Geotop-Num-mern, vom Walberla (Nr. 41) über die Rie-senburg (Nr. 61) nach Tüchersfeld (Nr. 29) bis zum Großen Lochstein (Nr. 49). Der Staffelberg (Nr. 74) liegt weiter nörd-lich dieser Linie etwa in der Position des Walberlas, nämlich am westlichen Stirn-rand der Nordalb.

Geotope in der Nördlichen Frankenalb

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Bild ➋: Schnitt durch die Wiesentalb mit vier der besprochenen Geotope. Horizontale unmaßstäblich. Dolomit und Kalkstein bilden den Weißen Jura. Rot = Höhlen, Grün = Kreidesandstein.Bild ➌: Der Staffelberg, die Krone Frankens, aus Dolomit im Gipfelbereich (alle Bilder W. Schirmer).

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Der Weiße Jura – Schönheitskönigin im Naturpark

Allen fünf ausgewählten Geotopen ist gemeinsam, dass sie im Weißen Jura liegen, der obersten harten Schicht-platte, die die Fränkische Alb bedeckt (in Bild ➋ in Kalkstein und Dolomit un-

terteilt). An allen fünf Geotopen ist das Gestein Dolomit beteiligt, an den beiden westlichen – Walberla und Staffelberg – auch Kalkstein. Staffelberg und Walberla krönen auch den westlichen Stufenrand der Alb (Bild ➌ und ➍). So ist auf den Tafeln den beiden Geotop-Berge auch der Gesteinsaufbau des gesamten Stu-

fenrandes aus Schwarzem, Braunen und Weißen Jura mit erläutert.An allen vier Orten ist der Weiße Jura als Riffgestein ausgebildet. Es handelt sich um Schwamm-Algen-Riffe, die sich im Flachmeer der Zeit des Weißen Juras (163–145 Millionen Jahre vor heute) ge-bildet haben. Noch in der Jurazeit wurde

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Bild ➍: Bismarckfels (links) und Steinerne Frau (rechts im Bild) am Walberla, ein isolierter Felsturm im Kalkstein aus jurazeitlichem untermeerischem Riffschutt. Sie ist Hauptobjekt des Geotops.

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der oberste Teil der Kalksteinriffe in Do-lomit umgewandelt.

Als sich diese untermeerischen Riffe als Land heraushoben, wurden sie durch Regenwasser, das im Boden als Grund-wasser bezeichnet wird, so angelöst, dass Hohlräume im Gestein entstanden,

die sich zu unseren heutigen Höhlen im Weißen Jura ausgeweitet haben.Am Staffelberg ist eine Höhle als Quer-kelesloch sichtbar, am Walberla als Hol-luch auf der Ostseite, die Riesenburg ist selbst eine am Wiesenttalrand ange-schnittene Halbhöhle (Bild ➎), der Große Lochstein hat seinen Namen von einer

Durchgangshöhle in seinem heutigen Felsfuß (Bild ➏).Am Staffelberg (542 m) und Walberla (532 m) liegt der Weiße Jura hoch he-rausgehoben, da die harte Dachplatte im Westen der Frankenalb hoch aufgebo-gen wurde (Bild ➋). Daher bieten beide Berge wunderbare, weite Aussicht. Der

Bild ➎: Die Riesenburg, eine durch das Wiesenttal angeschnittene Höhle im Dolomit.

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Staffelberg (Nr. 74) ist auch durch ei-nen Natur-Lehrpfad, der sich über den ganzen Berg zieht, mit 26 Tafeln erläu-tert. Der Weg zeigt die Schichten des Braunen und Weißen Juras.Im Bild ➍ ist vom Riffkranz am Wal-berla das Hauptobjekt dieses Geotops dargestellt, der Bismarck-Fels mit der etwas kleineren Steinernen Frau rechts von ihm. Die von links nach rechts ein-tauchende Schichtung an den Felsen kennzeichnet einen Teil eines untermee-rischen gewölbten Riffes.Die Riesenburg-Höhle (Bild ➎) ist durch das tiefe Einschneiden der Wiesent zu romantischem Höhlengewirr geöffnet und zerlegt worden.

Das Tüchersfelder Gefels ist wohl durch Dolineneinbrüche und durch den Talein-schnitt der Püttlach als Felsgebilde isoliert worden. Dieses romantische Felsmassiv wird amtlich als Mittelberg bezeichnet, umgangssprachlich aber Fahnenstein (die Felsteile zum Ort hin, Bild ➐) und Zeckenstein (Felsen nach Norden hin) genannt.

Der Große Lochstein (Bild ➏) war einst (vor 100–80 Millionen Jahren) von Kreidesand zugedeckt und umman-telt. Durch spätere Ausspülung dieses Sandes sind seine oberen Felsteile wie-der freigelegt worden. Er durchragt also die Sandfüllung.

Literatur zu diesen Felsgeotopen:

Abels, B.-U., Dippold, G., Schirmer, W. & Spoletschnik, E. (2009): Die Ehrenbürg. Geologie – Archäologie – Volkskund e. – 109 S., Forchheim (Kulturamt des Landkreises Forch-heim).Meyer, R. K. F. & Schmidt-Kaler, H. (1992): Wanderungen in die Erdge-schichte, 5: Durch die Fränkische Schweiz. – 168 S.; München (Pfeil).Schirmer, W. (2015): Gesteine und Landschaft im Staffelberg-Umland. – In: Stadt Bad Staffelstein (Hrsg.): Entdeckungen rund um den Staffel-berg: 6–25, Bad Staffelstein.

Bild ➏: Der Große Lochstein (Dolomit) mit Durchgangshöhle in seinem heutigen Fuß..2014.

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Bild ➐: Der Fahnenstein (Dolomit) über der Tüchersfelder Burg.