Programm Silvesterkonzert

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Silvesterkonzert 15 16

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Johann Sebastian Bach: Kyrie aus h-Moll Messe BWV 232 Bernd Alois Zimmermann: Ich wandte mich… Ekklesiastische Aktion für zwei Sprecher, Bass und Orchester Johannes Brahms: Fest- und Gedenksprüche a cappella op. 109 Wolfgang Amadeus Mozart: Symphonie C-Dur KV 425 „Linzer“ Dirigent: Kent Nagano Sopran: Christina Gansch Sopran: Dorottya Láng Bariton: Dietrich Henschel Sprecher: André Jung Sprecher: Thomas Thieme Dirigent: Christoph Schoener: Chor St. Michaelis Philharmonisches Staatsorchester Hamburg

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Silvesterkonzert

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Konzertmeister

Konradin SeitzerThomas C. Wolf

Violine 1

Monika BruggaierBogdan DumitrascuDanuta KobusJens-Joachim MuthHildegard SchlaudAnnette SchäferImke Dithmar-BaierChristiane WulffSidsel Garm NielsenHedda SteinhardtPiotr PujanekSonia Eun Kim

Violine 2

Hibiki OshimaMarianne EngelBerthold HolewikSanda-Ana PopescuThomas F. SommerHerlinde KerschhackelHeike SartortiFelix HeckhausenAnnette Schmidt-BarnekowDorothee FineJosephine NobachAnna Göbel*

Viola

Gerd GrötzschelIsabelle-Fleur ReberSönke HinrichsenChristopher HoganDaniel HoffmannJürgen StrummelRoland HennBettina RühlLiisa HaanteräAugusta Romaskeviciute

Violoncello

Thomas TyllackClara GrünwaldMarkus TollmannMonika MärklArne KleinBrigitte MaaßJohannes RaabMerlin Schirmer

Kontrabass

Stefan SchäferTobias GroveFriedrich PeschkenKatharina von HeldFranziska KoberMio Tamayama*

Flöte

Walter KellerManuela TyllackJocelyne Fillion-Kelch

Oboe

Nicolas ThiébaudMelanie JungRalph van Daal

Klarinette

Rupert WachterPatrick Alexander HollichChristian Seibold

Fagott

Christian KunertMathias ReitterFabian Lachenmaier

Horn

Isaak SeidenbergPascal DeuberElsa Klemm*Jan-Niklas SiebertTorsten Schwesig

Trompete

Stefan HouyMartin FrießSebastian Leibing*

Posaune

Felix EckertEckart WiewinnerTobias Schüler*

Tuba

Andreas Simon

Pauke

Brian Barker

Schlagwerk

Massimo DrechslerFrank PolterMatthias HupfeldŠpela Cvikl*Mareike NiehuesManuel Rettich

Harfe

Lena-Maria Buchberger

Gitarre

Ulf Mummert

Orgel

Daveth Clark

Bühnenmusik

PosauneHannes TschuggJoachim KnorrMateusz Dwulecki

Orchesterwarte

Thomas GeritzlehnerThomas StormChristian Piehl

* Mitglied der Orchesterakademie

Die heutige Konzertbesetzung des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg

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SilvesterkonzertDonnerstag, 31. Dezember 2015, 11 Uhr

Johann Sebastian Bach (1685-1750)aus der Messe in h-Moll BWV 232

Kyrie eleison-Christe eleison-Kyrie eleison

Bernd Alois Zimmermann (1918-1970)Ich wandte mich um und sah an alles Unrecht, das geschah unter der Sonne

Ekklesiastische Aktion für zwei Sprecher, Bass-Solo und Orchester

Pause

Johannes Brahms (1833-1897)Fest- und Gedenksprüche a cappella op. 109

Unsere Väter hofften auf dichWenn ein starker Gewappneter

Wo ist ein so herrlich Volk

Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791)Symphonie Nr. 36 C-Dur KV 425 „Linzer“

Adagio-Allegro spiritoso – Poco Adagio – Menuetto – Presto

Dirigent Kent NaganoSopran I Christina GanschSopran II Dorottya Láng

Bariton Dietrich HenschelSprecher André Jung, Thomas Thieme

Chor St. MichaelisDirigent Christoph Schoener

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Den Himmel zu erringen ist etwas Herrliches und Erhabenes, aber auch auf der lieben Erde ist es un-vergleichlich schön. Darum lasst uns Menschen sein.“Wolfgang Amadeus Mozart

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Besinnung statt BesinnlichkeitZum Programm des Silvesterkonzertes 2015

Versöhnender Ausklang des Vergangenen und hoffnungsfrohe Erwartung des noch zukünf­tig Ungewissen in bedeutenden Tönen – dieser Einstimmung auf die kommenden Stunden, Tage und Monate ist das Konzert von Generalmusikdirektor Kent Nagano und seinem Phil­harmonischen Orchester am heutigen letzten Vormittag des Jahres gewidmet. Sie haben da­für ein Programm aufgeboten, das der Vielgestaltigkeit der Gegenwart und ihren manchmal nur schwer zu verkraftenden Umbrüchen mit einer Kultur des geschärften Blicks und der verständnisgeprägten Auseinandersetzung begegnen will – gespeist aus der Überzeugung in die Wirkungskraft einer wiedererstandenen, vom Bürger getragenen und unterhaltenen Aufklärung. Und eine Kultur, die die Welt mit dem Herzen und dem Geist verstehen will, äußert sich am wirkungsvollsten in Musik; jener Kunst des universellen Ausdrucks von Hu­manität, die sich seit je der Imagination, der Vernunft und des Verstandes bedient, um mit ihrem schier unerschöpflichen Vorrat an kreativer, emotionaler Energie und Sinnlichkeit eben jenen Verstand freizumachen für ein – in Geschichte und Gegenwart eingebettetes und ins Überrationale erweitertes – ästhetisches Daseinserlebnis. Ein Erlebnis, das vielleicht auch den Blick in die Zukunft gelassener und zugleich aufgeschlossener werden lässt.

Johann Sebastian Bachs Kyrie aus der h-Moll-Messe – Glaube jenseits der Konfessionen

Entstehung: Kyrie und Gloria 1733, ca. 1748/49 überarbeitet und mit der Komposition aller folgenden Ordinariumsteile zur „Missa tota“ ergänzt Uraufführung: 20. Februar 1834, Berlin. Die Kyrie-Gloria-Messe von 1733 ist Sr. Königlichen Hoheit und Churfürst-lichen Durchlaucht zu Sachsen, Friedrich August II., gewidmet.Besetzung: Kyrie eleison I und II: Fünfstimmiger Chor – 2 Traversflöten, 2 Oboen d’amore, Fagott, Violinen 1, Violinen 2, Violen, ContinuoChriste eleison: 2 Solo-Soprane – 2 Solo-Violinen, Continuo

In seinen letzten Lebensjahren widmete sich Johann Sebastian Bach fast ausschließlich der Komposition seiner einzigen vollständigen Messe. Sie ist der Abschluss einiger Projekte universellen kompositorischen Anspruchs, wozu das Musicalische Opfer und die Kunst der Fuge zählen. Alle waren sie der möglichst vollständigen Ausdifferenzierung und künstleri­schen Ausgestaltung ganz bestimmter musiktheoretischer Modelle verpflichtet, wie zum Beispiel des Kontrapunkts in der Kunst der Fuge. Doch auch sie legte er unvollständig zur Seite, als er das Bedürfnis verspürte, ein seiner Matthäus-Passion ebenbürtiges, weiteres exemplarisches geistliches Werk der Nachwelt zu übergeben, als ein ganzheitliches Porträt

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seiner christlichen Überzeugungen und künstlerischen Fähigkeiten. Die Wahl der großen katholischen Messe zu diesem Zweck gewährt einen tiefen Einblick in Bachs religiöses Denken und Empfinden. Sie bezeugt unmissverständlich, dass der überzeugte Lutheraner, der übrigens auch den pietistischen Strömungen seiner Zeit aufgeschlossen war, am Ende bekräftigen wollte, dass sich christliches Leben am wertvollsten in einem ökumenischen Geist vollzieht. Das einleitende Kyrie entnahm Bach einer älteren Messe, die er 1733 für den Sächsischen Kurfürsten Friedrich August II. geschrieben hatte, als dieser – nach vollzogener Konvertie­rung zum katholischen Glauben – zum König des tiefkatholischen Polen gekrönt worden war. Das Werk bestand nur aus Kyrie und Gloria, was damals nicht unüblich war, die im Übrigen auch im lutheranischen Gottesdienst als lateinische Ordinariumsteile eingesetzt werden konnten. In überarbeiteter Form gestaltete er nun jenes Kyrie zur ersten Abteilung seiner neuen Messe, die schließlich zu inkommensurabler Größe heranwachsen sollte und in ihrer Universalität vielleicht sogar Beethovens Missa solemnis aussticht. Das weit ausgreifende, vielgestaltige und mit einer langen, unvergänglich meditativen, instrumentalen Einleitung ausgestattete Kyrie der Messe in h-Moll eröffnet mit Bedacht den programmatischen Diskurs dieses Konzerts zum Jahresende: Es steht hier beispielhaft und wirkungsmächtig für den christlichen Glauben, auf dessen geistiges, auf ein glückhaftes Jenseits ausgerichtetes, spirituelles Weltverständnis unsere Gesellschaft gegründet ist. Und das in seinem inständigen „Herr, erbarme dich, Christus, erbarme dich“ das Bekenntnis aufscheinen lässt, dass der Mensch ständig der Verführung erliegt, die im Glauben gesetz­ten, ethischen und empathischen Normen zu seinem eigenen Schaden zu missachten.

Bernd Alois Zimmermanns „Ekklesiastische Aktion“ – Die letzte Verzweiflung eines Wahrhaften

Entstehung: 1970 Uraufführung: 2. September 1972, Kiel Besetzung: Bass-Solo, 2 Sprecher – 3 Flöten (alle auch Piccolo, 3. auch Altflöte), 3 Oboen (3. auch Englisch Horn), 3 Klarinetten, 3 Fagotte, 5 Hörner, 3 Trompeten, 6 Po-saunen (3. auch Kontrabassposaune), Basstuba, Pauken, Schlagwerk, E-Gitarre, Harfe, Streicher

Wie groß der Schaden werden kann, das bezeugt Bernd Alois Zimmermanns bis ins Ex­tremste konsequente „sakral­predigende Handlung“, wie man vielleicht den Titel „Ekklesi­astische Aktion“ übersetzen könnte. Dieser Titel bezieht sich auf das Buch „Prediger“ des Alten Testamentes, dessen Text Zimmermann auszugsweise verwandte. Im hebräischen Original heißt es „das Buch des Kohelet“, womit jemand bezeichnet wird, der eine Ver­sammlung einberuft oder vor ihr spricht. Kohelet kann aber auch den spirituellen Führer meinen, der um sich eine Gemeinschaft versammelt und sie Weisheit lehrt. Die lateinische

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Francisco de Goya: Tagebuch-Album: Licht in der Dunkelheit (1803-1824)

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Vulgata hat das mit „Ecclesiastes“ übersetzt. Und Luther wiederum machte einen „Predi­ger“ aus ihm. In diesem Buch räsoniert der Kohelet, der sich als Sohn Davids, König von Jerusalem, vorstellt, sich aber nur als Salomo ausgibt, über die Sinnlosigkeit, Eitelkeit und Bedeutungslosigkeit der menschlichen Existenz, die sich ziellos mit leerer Beschäftigung abmüht. Zimmermann endet den Bibelausschnitt bei der für ihn selbst zentralen Klage: „Weh dem, der allein ist!“ und verzichtet – wohl aus leidgeprüfter Selbsterfahrung – auf den Kapitelschluss, worin der Kohelet andeutet, dass das Unglück in der Gemeinschaft leichter zu ertragen sei. Diesem alttestamentarischen Bibeltext wird ein christlicher eingefügt: die Erzählung vom greisen Großinquisitor Tomás de Torquemada in Dostojewskis Die Brüder Karamasow, der den wiederauferstandenen Christus im Verließ, wo er ihn gefangen hält, besucht und ihm das Scheitern seiner Aufopferung für die sündige Menschheit ins Gesicht schreit, weil der Mensch seine Gemeinheit und niedrige Gesinnung nicht überwinden kann, sondern darin verkommen muss, wenn man ihn gewähren lässt. Gegen Ende steigern sich die Sprecher in ein lärmendes Chaos von wild durcheinandergerufenen, unverständlichen Sätzen, das in eine ergreifende „Weheklage“ des Bass­Solos übergeht. Die „Aktion“ schließt mit einem Choral­Zitat aus Bachs Kantate „Oh Ewigkeit, du Donnerwort“, BWV 60: „Es ist genug, Herr, wenn es dir gefällt, so spanne mich doch aus“ – textlos und möglichst ohne Aus­druck intoniert von Trompeten und Posaunen. Darauf fällt noch ein letzter Schlussakkord, ein klassisch­tragischer c­Moll­Akkord, dessen Töne Zimmermann aber fortissimo auf Posaunen, Pauke und Streicher aufteilt, dass sie wie Axthiebe jene letzte Bitte um Erlösung förmlich in Stücke reißen.Bernd Alois Zimmermann, der bedeutendste deutsche Komponist jener nach dem Zweiten Weltkrieg sich neu besinnenden und sich neu orientierenden Generation, der mit den Soldaten die wichtigste Oper der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts geschaf­fen hat, schrieb seine „Ekklesiastische Aktion“ mit erst 52 Jahren. Sie ist das Fazit seiner letztlich tragischen Existenz, die trotz äußeren Erfolgs eine quälende Suche war nach einer wahrhaftigen Musik, nach einer lebendigen Ästhetik, die für einen um seine moralische und künstlerische Integrität ringenden Deutschen Bestand haben kann, der die jüngste Vergangenheit als beschämende und erdrückende Last empfand. Für die Nachwelt hat er sein Ziel erreicht, gerade dieses Werk gehört trotz seines Pessimismus’ zur wertvollsten Musik, die unserer Pflege bis heute anvertraut ist. Für sich selbst hatte er versagt, in seinen Augen aber auch die Gesellschaft, die lasch und kompromissbereit und äußerst mangelhaft ihre Vergangenheit reflektierte und sich einen glänzenden, aber sehr dünnen und inhalt­losen Oberflächen­Firnis zugelegt hatte. Und nicht zuletzt hatte auch die Religion ihn mit seinen Zweifeln und quälenden Krankheiten allein gelassen – er war bekennender, jedoch universalistisch eingestellter Katholik. Ob die vollendete „Aktion“ ihn darin bestärkte oder ob er schon viel länger mit dem Gedanken gespielt hatte – fünf Tage nach geleisteter Parti­tur­Niederschrift beendete Bernd Alois Zimmermann sein Leben von eigener Hand. Seinen Platz in diesem Konzert aber fand dieses in jeder Hinsicht bemerkenswerte und

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hochoriginelle Stück nicht ob seiner Resignation vor der anscheinend unlösbaren Diskre­panz zwischen christlicher Utopie und menschlicher Realität, sondern ob seines unter­schwelligen Zornes auf die ewigen Wiederholungen scheinbar alternativloser menschlicher Unzulänglichkeit und ihren immer verheerenderen Folgen; eines Zornes, der zum Handeln aufruft.

Johannes Brahms’ Fest- und Gedenksprüche – Hommage an Hamburgs Kulturpflege

Entstehung: wahrscheinlich 1888-1889 Uraufführung: 9. September 1889, HamburgGewidmet „Seiner Magnifizenz, dem Herrn Bürgermeister Dr. Carl Petersen in Hamburg“Besetzung: Doppelchor à je vier Stimmen a-cappella

Aus den Abgründen einer Humanitas, die sich selbst verspielt und zerschossen hat, führen Johannes Brahms’ drei festliche Motetten zurück zu den hellen Momenten optimistischer, spezifisch deutscher Selbstversicherung im 19. Jahrhundert – in einem echten Hambur­ger Heimspiel. Brahms hat sein op. 109 zum Gedenken an drei herausragende, durchaus patriotisch empfundene Ereignisse der deutschen Geschichte seines Jahrhunderts geschrie­ben: die Völkerschlacht bei Leipzig, dem Sieg der deutschen Allianz 1813 über Napoleon, den Sieg des Norddeutschen Bundes und der verbündeten süddeutschen Staaten über die Franzosen 1870 bei Sedan und zum Dritten die Gründung des neuen deutschen Kaiser­reichs 1871 mit der Kaiserkrönung Wilhelms I. in Versailles. Den dreiteiligen kleinen Zyklus schenkte Brahms ein halbes Jahr später seiner Geburtsstadt Hamburg beziehungsweise ihrem Bürgermeister als Dank für seine Ernennung zum Ehrenbürger der Stadt. Seit vielen Jahren interessierte sich Brahms für die alte polyphone und kontrapunktische Musik von Palestrina, Bach und Schütz. Hier, in diesen festlichen Gedenksprüchen, ist die Lust des Komponisten deutlich spürbar, vor allem kompositionstechnische Spezialitäten von Schütz in seinen eigenen Stil zu übernehmen; die doppelchörige Anlage ist hiervon nur das äußerlichste Zeichen. Uraufgeführt wurde das Werk vom Hamburger Cäcilienverein, einem hochangesehenen, großen Laienchor, der, gegründet 1843, seinerzeit gut 150 Mitglieder stark gewesen sein muss und den beträchtlichen chorischen Anforderungen wohl gewachsen war. Der Chor war so erfolgreich, dass er jährlich drei Abonnementskonzerte geben konnte, ein respekta­bles Resultat und ein Indiz für die eminente gesellschaftliche und kulturelle Bedeutung der Laienchor­Bewegung im 19. Jahrhundert. Der Cäcilienverein repräsentiert hier aber auch beispielhaft das althergebrachte Hamburger Bürger­Engagement, das für die Kultur der Stadt seit je Verantwortung mittragen wollte und will und sie auch wesentlich mitbestimmt. Auch deshalb stehen diese Brahms­Motetten heute auf dem Programm: Weil sie das kleine

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Francisco de Goya: Zeit und Wahrheit (um 1800)

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Monument einer großen Kunst sind, die ihrerseits wiederum in einem symbiotischen Ver­hältnis ausgerichtet ist auf eine aktive, selbstbewusste und für die Kunst aufgeschlossene Bürgerschaft.

Wolfgang Amadeus Mozarts „Linzer“ Symphonie – Sinnbild der aufgeklärten Gesellschaft und festliche Unterhaltung

Entstehung: 1783 Uraufführung: 4. November 1783, LinzBesetzung: 2 Oboen, 2 Fagotte, 2 Hörner, 2 Trompeten, Pauken, Streicher

Mit Mozarts heiterer „Linzer“ Symphonie entledigt sich das heutige Programm definitiv der letzten Reste dunkler Anmutungen, die von der mahnenden Beschwörung der destrukti­ven Seiten der conditio humana zuvor vielleicht noch nachwirken. Jetzt werden Geist und Gemüt mit Laune und Aplomb eingestimmt auf die festlichen Stunden der kommenden Silvesternacht. Neben ihrem alles überströmenden Frohmut zeichnet gerade diese Symphonie noch eine ganz andere Besonderheit aus. Mozart konnte bekanntlich sehr schnell komponieren, aber hier hat er sich selbst übertroffen: In nur vier Tagen waren das Werk und sein Aufführungs­material fertig, wohlgemerkt alles von Hand geschrieben. Mozart hatte es wirklich eilig mit dieser Symphonie, denn er hatte plötzlich die Gelegenheit, in Linz ein Konzert, damals „Akademie“ genannt, zu geben. Er war eigentlich nur auf der Rückreise von Salzburg, wo er dem Vater endlich seine heimlich geheiratete Ehefrau Constanze vorgestellt hatte, nach Wien. In Linz lud ihn Graf Thun, ein Freund der Familie, ein, Station zu machen und spon­tan wurde ihm eben eine „Akademie“ angetragen. Dem Vater berichtete er: „Dienstag als den 4:ten Novembr werde ich hier im theater academie geben. – und weil ich keine einzige Simphonie bey mir habe, so schreibe ich über hals und kopf an einer Neuen, welche bis dahin fertig seyn muß.“ Das Ergebnis ist ein Wunder. Mozart schuf hier in unglaublicher Eile seine erste große Symphonie, weit entfernt von seinen bisherigen Salzburger Serena­den­Symphonien, als eine in sich stimmige Einheit. Eine Symphonie, die alle Sätze als ein großes Ganzes begreift, das man nicht mehr in unabhängige Einzelteile zerlegen kann, wie man das bisher bei Symphonie­Aufführungen bedenkenlos geübt hat. Sie war nicht mehr nur reine Unterhaltung, sondern forderte, raffiniert kompositionstechnisch gearbeitet, zu bewusstem ästhetischen Genuss auf, wandte sich also schon entschieden an die „Kenner und Liebhaber“. Haydn war natürlich das inspirierende Vorbild, auch darin, dass diese „Lin­zer“ Symphonie Tendenzen eines neuen Musikverständnisses der Aufklärung reflektiert, die gerade die Instrumentalmusik als reine, zweckungebundene Musik aufgefasst sehen wollte: Der Inhalt der Musik sei Musik, ihre freie Erfindung unabhängig von irgendwelchen Befindlichkeiten des Komponisten – und dessen individuelles Genie soll nur aus dieser Erfindung und ihrer kunstvollen Gestaltung erkenntlich werden.

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Noch einer ganz anderen gesellschaftlich­kulturellen Entwicklung steht die „Linzer“ nahe: Die Musik drängte in die bürgerliche Öffentlichkeit, weg von den Höfen der Hocharisto­kratie. Konzerte, Akademien, wurden zum Normalfall, es wurden die ersten Konzerthäuser gebaut, der Bürger löste den Fürsten als wichtigsten Partner des Komponisten ab. Die Aufwertung der „gewöhnlichen“ Menschen in der Idee der Gleichheit aller gesellschaftli­chen Stände infiltrierte sozusagen auch die symphonische Komposition. Bei Joseph Haydn und in seinem Fahrwasser auch bei Mozart emanzipieren sich buchstäblich die einzelnen Orchestergruppen zu gleichwertigen Mitspielern am symphonischen Geschehen. Holz­, Blechbläser und Streicher werden in einen Diskurs geführt, an dem sie mit­, neben­ und ge­geneinander gleichberechtigt teilnehmen. Das macht die Musik einerseits leichter fasslich, eröffnet ihr andererseits ungeahnte Möglichkeiten für Klangfarben­ und Stimmungswech­sel. Die klassische Symphonie wird so zum klingenden Gleichnis einer aufgeklärten Gesell­schaft, an deren Gestaltung alle ihre Glieder teilhaben und die ihre Probleme so harmonisch wie möglich im Diskurs lösen kann. Auch die „Linzer“ Symphonie ist schon eine solche Projektion einer idealen, humanen Gemeinschaft und man möge sie hier – aus gegebenem Anlass! – durchaus als Aufmunterung verstehen. Das meinte auch Kent Nagano, als er in der Ankündigung dieses Konzerts schrieb: „Diese Musik, Schöpfung aus menschlichem Geist und Seele, macht Mut und gibt Hoffnungen einen Raum. Das ist ihre Größe und das ist ihre Macht. Ihr sich in den Dienst zu stellen, macht einen tiefen Sinn, weil diese Macht der Musik dem Frieden und der Freude, dem Leben der Menschen in Freiheit und Würde dient.“In diesem Sinne wünschen wir Ihnen einen fröhlich „aufgeklärten“ Übergang ins neue Jahr und alles Gute für die kommende Zeit!

Martin Griesemer

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Francisco de Goya: Tagebuch-Album: ohne Titel (1803-1824)

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Prediger Salomo, in der Luther-Über-setzung 1912, Kapitel 4, Vers 1 bis 10Fjodor Dostojewski, Die Brüder Kara-masow, „Der Großinquisitor“

Prediger Ich wandte mich um und sah an alles Unrecht, das geschah unter der Sonne; und siehe, da waren Tränen derer, so Unrecht litten und hatten keinen Tröster; und die ihnen Unrecht getan hatten, waren zu mächtig, dass sie keinen Tröster haben konnten.

Großinquisitor Da öffnet sich plötzlich im tiefen Dunkel die eiserne Tür des Kerkers, und herein kommt langsam, eine Leuchte in der Hand, der greise Großinquisitor selbst. Er ist allein, hinter ihm schließt sich sogleich wieder die Tür. Er bleibt am Ein­gang stehen und blickt lange, eine Minute oder zwei, Ihm ins Gesicht. Endlich tritt er leise näher, stellt die Leuchte auf den Tisch und sagt zu Ihm: „Bist Du es? Du?“ Doch bevor er eine Antwort erhält, fügt er rasch hinzu: „Antworte nicht, schweige! Was könntest Du auch sagen? Ich weiß nur zu gut, was Du sagen würdest. Auch hast Du gar kein Recht, dem etwas hinzuzufügen, was Du schon früher gesagt hast. Warum bist Du gekommen, uns zu stören? Denn Du bist gekommen, uns zu stören, Du weißt das selbst. Weißt Du aber, was morgen ge­schehen wird? Ich weiß nicht, wer Du bist, und will auch gar nicht wissen, ob Du es wirklich bist oder nur sein Ebenbild. Doch morgen noch werde ich Dich richten als den schlimmsten aller Ketzer.“

P Da lobte ich die Toten, die schon gestor­ben waren, mehr als die Lebendigen, die noch das Leben hatten.

G Und der Gefangene schweigt. Er sieht ihn lang an und sagt kein Wort.„Hast Du das Recht, uns auch nur ein einzi­ges Geheimnis aus jener Welt zu verkün­den, aus der Du gekommen bist?Der furchtbare und kluge Geist, der Geist der Selbstvernichtung und des Nichtseins“, fährt der Greis fort, „der große Geist hat mit Dir in der Wüste gesprochen, und es ist uns in der Schrift überliefert, er habe Dich dort versucht. Trifft das zu? Und hätte man et­was Wahreres sagen können als das, was er Dir in den drei Fragen verkündete? Und was Du von Dir wiesest und was in der Schrift ‚Versuchung‘ genannt wird?Entscheide nun selbst, wer recht hatte: Du oder jener, der Dich damals fragte. Erinne­re Dich der ersten Frage: Du willst in die Welt gehen und gehst mit leeren Händen, mit dem vagen Versprechen einer Freiheit, das sie in ihrer Einfalt und angeborenen Zuchtlosigkeit nicht einmal begreifen können, vor dem sie sich fürchten und das sie beängstigt. Siehst Du die Steine in dieser nackten, und glühenden Wüste? Verwandle sie in Brote, und die Menschheit wird Dir nachlaufen wie eine Herde, dankbar und gehorsam.“

P Und besser denn alle beide ist, der des Bösen nicht innewird, das unter der Sonne geschieht.

Ekklesiastische AktionBernd Alois Zimmermann

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G Doch Du wolltest den Menschen nicht der Freiheit berauben und lehntest den Vorschlag ab ...

P Ich sah an Arbeit und Geschicklichkeit in allen Sachen; da neidet einer den andern. Das ist auch eitel und Haschen nach dem Wind.Ein Narr schlägt die Finger ineinander und verzehrt sich selbst.

G Ich schwöre Dir, der Mensch ist schwä­cher und niedriger, als Du gedacht hast! Vermag er denn zu vollbringen, was Du vollbracht hast? In Deiner hohen Achtung vor ihm hast Du so gehandelt, als hättest Du kein Mitleid mehr mit ihm. Denn Du verlangtest zuviel von ihm. Du, der Du ihn mehr liebst als Dich selbst! Hättest Du ihn weniger geachtet, so hättest Du auch weniger von ihm verlangt, und das wäre der Liebe näher gekommen, denn seine Bürde wäre dann leichter gewesen. Er ist schwach und gemein. Was hat es schon zu besagen, wenn er jetzt allerorten gegen unsere Herr­schaft rebelliert und darauf auch noch stolz ist. Das ist nur der Stolz eines Kindes, eines Schuljungen. Sie sind wie kleine Kinder, die sich im Klassenzimmer empört und ihren Lehrer hinausgejagt haben. Sie werden die Kirche niederreißen und die Erde mit Blut überschwemmen. Aber bei all ihrer Torheit werden sie schließlich einsehen, dass sie zwar Aufrührer, aber nur schwache Aufrührer sind, die ihren eigenen Aufruhr nicht ertragen ... Unruhe, Verwirrung und Unglück, das ist das Los nach alledem, was Du für ihre Freiheit erduldet hast …

Vielleicht willst Du es gerade aus meinem Munde vernehmen. So höre denn: Wir sind nicht mit Dir, sondern mit Ihm! Das ist un­ser Geheimnis! Wir sind schon längst nicht mehr mit Dir, sondern mit Ihm!!!Oh, es werden noch Jahrhunderte vergehen, in denen der Unfug des freien Verstandes …

P Ich wandte mich und sah die Eitelkeit unter der Sonne.

G … ihre Wissenschaft und Menschenfres­serei herrschen werden, …

P Es ist ein einzelner, und nicht selbander, …

G … denn sie, die ihren babylonischen Turm ohne uns zu bauen begannen, werden bei der Menschenfresserei enden …

P … und hat weder Kind noch Bruder; doch ist seines Arbeitens kein Ende, und seine Augen werden Reichtums nicht satt. Wem arbeite ich doch und breche meiner Seele ab? Das ist auch eitel und böse.

G „Freiheit und Wissenschaft werden sich selbst vernichten, gegenseitig ausrotten …Du musst wissen, dass auch ich in der Wüste gewesen bin, dass auch ich mich von Heuschrecken und Wurzeln ernährt habe, dass auch ich die Freiheit gesegnet habe, mit der Du die Menschheit gesegnet hast. Auch ich hatte vor, einer von Deinen Auser­wählten zu werden …“Er aber nähert sich schweigend dem Greis und küsst ihn still auf seine blutleeren, neunzigjährigen Lippen. – Das ist seine

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ganze Antwort. – Der Greis fährt zusam­men. Seine Mundwinkel zucken; er geht zur Tür, öffnet sie und sagt zu Ihm: „Geh und komm nicht wieder … Komme nie, nie mehr wieder … niemals, niemals!“Der Gefangene geht, und er lässt ihn hinaus auf die dunklen Straßen und Plätze der Stadt.

P So ist’s ja besser zwei als eins; denn sie genießen doch ihrer Arbeit wohl.Fällt ihrer einer, so hilft ihm sein Gesell auf. Weh dem, der allein ist! (Spielanweisung Zimmermanns:) „Beide

Sprecher beginnen dann, wie für sich hinlesend, unabhängig voneinander (oder auch zusammen, je nachdem), beliebige Teile aus dem „Großinquisi-tor“ und dem 2., 3. und 4. Kapitel des „Prediger“ (in der Luther´schen Über-setzung) zu sprechen, zu flüstern, einige Worte oder Sätze zu schreien: ganz beliebig in der Auswahl; auch beliebige Meditationspausen.“

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Fest- und GedenksprücheJohannes Brahms

Unsere Väter hofften auf dich; und da sie hofften, halfst du ihnen aus. Zu dir schrien sie und wurden errettet; sie hofften auf dich

und wurden nicht zu Schanden.Der Herr wird seinem Volk Kraft geben,

der Herr wird sein Volk segnen mit Frieden. (Ps. 22,5­6; Ps. 29,11)

Wenn ein starker Gewappneter seinen Palast bewahret, so bleibet das Seine mit Frieden.

Aber, ein jeglich Reich, so es mit ihm selbst uneins wird, das wird wüste; und ein Haus fället über das andere.

(Luk. 11,21; Luk. 11,17; Matth. 12,25)

Wo ist ein so herrlich Volk, zu dem Götter also nahe sich tun als der Herr, unser Gott, so oft wir ihn anrufen.

Hüte dich nur und bewahre deine Seele wohl, dass du nicht vergessest der Geschichte, die deine Augen gesehen haben,

und dass sie nicht aus deinem Herzen kommen alle dein Lebelang. Und sollst deinen Kindern und Kindeskindern kundtun.

Amen. (5. Mose 4,9)

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Kent Nagano gilt als einer der herausra­genden Dirigenten sowohl für das Opern­ als auch das Konzertrepertoire. Seit der Spielzeit 2015/16 ist er Hamburgischer Generalmusikdirektor und Chefdirigent der Hamburger Staatsoper und des Philharmo­nischen Staatsorchesters Hamburg. Zudem ist er seit 2006 Music Director des Orche­stre symphonique de Montréal und seit 2013 Artistic Advisor und Principal Guest Conductor der Göteborger Symphoniker. Im Bewusstsein der bedeutenden Tradition der Hamburgischen Staatsoper und des Philharmonischen Staatsorchesters möchte Kent Nagano gemeinsam mit Opern­ und Orchesterintendant Georges Delnon im Spannungsfeld zwischen sorgsamer Pflege eines breiten Repertoires und markanter Leidenschaft für das Neue ein eigenes Profil für die Musikstadt Hamburg entwickeln. Als vielgefragter Gastdirigent arbeitet Kent Nagano weltweit mit den führenden Orches­tern. Seit 2014 gestaltet er im Rahmen der AUDI­Sommerkonzerte ein eigenes Festival, das Vorsprung­Festival.

Christina Gansch, geboren in St. Pölten, schloss ihr Studium 2012 am Mozarteum Salzburg ab und war Stipendiatin an der Royal Academy of Music in London. Ihr internationales Operndebüt gab sie 2013 in der Partie des Amor in Glucks Orfeo ed Euridice in Montpellier. Es folgten Auftritte beim Verbier Festival in der Schweiz, beim Resonanzen­Festival in Wien und an der Wigmore Hall in London. Als Barbarina in Le Nozze di Figaro sang sie bereits unter Nikolaus Harnoncourt am Theater an der Wien sowie als Teilnehmerin des Young Singers Project bei den Salzburger Festspie­len. Seit der Spielzeit 2014/15 ist Chris­tina Gansch Mitglied im Internationalen Opernstudio der Staatsoper Hamburg. Sie singt hier Partien wie Frasquita in Carmen, Karolka in Jenufa, Gretel in Hänsel und Gretel, Hirt in Tannhäuser, Oscar in Un Ballo in Maschera, Ascagne in Les Troyens sowie Barbarina. In der aktuellen Spielzeit ist sie wieder bei den Salzburger Festspielen zu er­leben und debütiert an der Staatsoper Berlin als Waldvogel in Siegfried unter Barenboim.

Kent Nagano Christina Gansch

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Die Ungarin Dorottya Láng studierte an der Universität für Musik und Darstellende Kunst in Wien. 2012­14 war die Mezzoso­pranistin Ensemblemitglied an der Wiener Volksoper, an der sie u. a. als Cherubino in Le Nozze di Figaro, Mercedes in Carmen, Nanette im Wildschütz, Hänsel in Hum­perdincks Märchenoper und als Nancy in Albert Herring zu hören war. Als Octavian im Rosenkavalier gab sie 2014 ihr Rollen­debüt an der Oper Malmö. Im selben Jahr gastierte sie im Lieder­Matinée­Zyklus am Wiener Konzerthaus und gab einen Liederabend beim Oxford Lieder Festival. Mit Schumanns Requiem für Mignon mit dem RSO Wien kehrte sie in den Musikver­ein Wien zurück. In der Spielzeit 2014/15 gehörte sie zum Ensemble des Nationalthe­aters Mannheim, wo sie u. a. als Cherubino, Orlowsky, Lola, Hänsel sowie als Marguerite in einer Neuproduktion von La Damnation de Faust zu erleben war. 2015 debütierte sie als Wellgunde in Rheingold bei der Ruhrtri­ennale und tritt erstmals in der Wigmore Hall mit Helmut Deutsch als Begleiter auf.

Seit Beginn seiner Laufbahn widmet sich der Bariton Dietrich Henschel hauptsäch­lich großen, zentralen Darstellerpartien der Oper. Nach seinem Debüt bei der Münche­ner Biennale als Le Précepteur von Michèle Réverdy war er Ensemblemitglied der Kieler Oper. Seine internationale Karriere begann mit Henzes Prinz von Homburg an der Deutschen Oper Berlin und Busonis Doktor Faust in Lyon. Es folgten Engagements an bedeutenden europäischen Opernhäusern, u. a. für Il Barbiere di Siviglia, Tannhäuser, Il Ritorno d’Ulisse in Patria, Don Giovanni so­wie kürzlich Kunrad in Feuersnot und Jocha­naan in Salome. Auch im Konzertbereich ist Dietrich Henschel sehr präsent, seine Dis­kographie umfasst Lied­ und Oratorienauf­nahmen aller Epochen mit Dirigenten wie John Eliot Gardiner, Phillipe Herreweghe und Colin Davis. Komponisten wie Detlev Glanert, Manfred Trojahn und Luciano Be­rio vertrauten ihm ihre Werke zur Urauffüh­rung an. An der Hamburgischen Staatsoper debütierte er 2013/14 als Meister in Höllers Der Meister und Margarita.

Dorottya Láng Dietrich Henschel

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André Jung Thomas Thieme

André Jung studierte an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart. Engagements führten ihn u. a. ans The­ater Basel, ans Deutsche Schauspielhaus Hamburg, ans Schauspielhaus Zürich, nach Heidelberg, Straßburg und Frankfurt am Main. Der in Luxemburg geborene Schauspieler ist bekannt aus Fernsehpro­duktionen wie Endstation Glück oder Käthe Kruse und aus Kinofilmen wie Eine neue Zeit oder Wir sind die Neuen. André Jung ist Mit­glied der Akademie der Künste Berlin und Ensemblemitglied der Münchner Kammer­spiele. Derzeit spielt er auch im Ensemble des Staatstheaters Stuttgart sowie am Thalia Theater Hamburg im Stück Späte Nachbarn. Anfang 2016 ist er im Film Anne Frank in den deutschen Kinos zu sehen. Neben zahlreichen anderen Preisen und Auszeich­nungen wurde er von der Fachzeitschrift „Theater heute“ bereits zweimal zum Besten Schauspieler des Jahres gewählt.

Thomas Thieme zählt seit Jahrzehnten zu einer festen Größe in der deutschen The­ater­ und Filmlandschaft. Der aus Weimar stammende Schauspieler absolvierte seine Ausbildung an der Staatlichen Schauspiel­schule Ernst Busch in Berlin. Neben zahl­reichen Theaterrollen in Frankfurt, Wien, Berlin und Hamburg spielte er in Kinofil­men wie Das Leben der Anderen, Wer wenn nicht wir und Der Untergang. Im TV wurde er durch Rollen u. a. im Tatort, Rosa Roth oder Der Alte bekannt. 2014 erhielt Thomas Thieme die Goldene Kamera in der Katego­rie Bester deutscher Schauspieler. Bereits 2000 wurde er für seine Rolle als Richard III. im Stück Schlachten! am Deutschen Schauspielhaus Hamburg zum Schauspieler des Jahres gekürt.

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Christoph Schoener Chor St. Michaelis

Seine Ausbildung als Kirchenmusiker führ­te Christoph Schoener von Freiburg über Paris bis nach Amsterdam. Konzerte in vie­len wichtigen Musikzentren und Kathedra­len Europas folgten, darunter Paris, Prag, Zürich, Amsterdam, St. Petersburg und Reykjavik. Sein Repertoire umfasst u. a. das gesamte Orgelwerk J.S. Bachs und Werke der deutschen Romantik, u. a. von Mendels­sohn, Liszt und Reger. Vierzehn Jahre lang leitete er den Leverkuse ner Bachchor und war von 1991 bis 1996 als Landeskirchen­musikdirektor der Evan ge lischen Kirche im Rheinland tätig, bevor er 1998 zum Kir­chenmusikdirektor der Hamburger Haupt­kirche St. Michaelis berufen wurde. Seitdem pflegt er mit dem damals neu gegründeten Chor St. Michaelis, dessen Leitung er über­nahm, neben den jährlich wiederkehrenden Aufführungen der Matthäus Passion und des Weihnachtsoratoriums von J.S. Bach so­wie des deutschen Requiems von Johannes Brahms ein weitgespanntes Repertoire von Carl Philipp Emanuel Bach über die Roman­tik bis zur Moderne.

Der 26. Oktober 1912 gilt als Beginn einer regelmäßigen Chorarbeit an der Hamburger Hauptkirche St. Michaelis, als Alfred Sittard den Auftrag erhielt, für das Einweihungs­konzert der großen Walcker­Orgel einen St. Michaelis­Chor zu gründen. Seit dem Amts­antritt von Christoph Schoener 1998 erfüllt der Chor St. Michaelis seinen Auftrag, die Tradition in Gottesdiensten und Konzerten weiterzuführen und zu erneuern. Zum Re pertoire des Chor St. Michaelis gehören neben den beiden großen Passionen J.S. Bachs, seiner h­Moll­Messe und dem Weih­nachtsoratorium sowie dem Messias von G.F. Händel u. a. die großen Oratorien von F. Mendelssohn Bartholdy, die Chichester Psalms von L. Bernstein, das Passionsorato­rium Golgotha von Frank Martin, das Prager Te Deum und die Kirchenoper Jeremias von Petr Eben, die Petite Messe Solennelle von G. Rossini, das Passionsoratorium Deus Passus von Wolfgang Rihm, das Gloria von F. Poulenc sowie die Requien von W.A. Mozart und G. Verdi und Ein deutsches Requiem von J. Brahms.

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Vorschau

2. Kammerkonzert

So, 17. Januar 2016, 11 Uhr

Anton Reicha: Bläserquintett Es-Dur op. 88/2

Erkki-Sven Tüür: Architectonics IHenri Tomasi: Cinq Danses

profanes et sacréesModest Mussorgsky: Bilder einer

Ausstellung (Bearbeitung für Bläser-quintett von Joachim Linckelmann)

Flöte: Manuela TyllackOboe: Ralph van Daal

Klarinette: Christian SeiboldFagott: Fabian Lachenmaier

Horn: Isaak Seidenberg

5. Philharmonisches Konzert

So, 31. Januar 2016, 11 Uhr Mo, 1. Februar 2016, 20 Uhr

Dmitri Schostakowitsch: Violinkonzert Nr. 1 a-Moll op. 77

Peter I. Tschaikowsky: Symphonie Nr. 6 h-Moll op. 74 „Pathétique”

Dirigent: Michael SanderlingVioline: Baiba Skride

Philharmonisches Staatsorchester Hamburg

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HerausgeberLandesbetrieb Philharmoni-sches Staatsorchester

GeneralmusikdirektorKent Nagano

OrchesterintendantGeorges Delnon

OrchesterdirektorinSusanne Fohr

DramaturgieDr. Dieter Rexroth

Presse und MarketingHannes Rathjen

RedaktionJanina Zell

GestaltungAnnedore Cordes

Design-KonzeptPETER SCHMIDT, BELLIERO & ZANDÉE

LithoRepro Studio Kroke GmbH

HerstellungHartung Druck + Medien

NachweiseDer Artikel von Martin Griese-mer ist ein Originalbeitrag für das Philharmonische Staats-orchester Hamburg – Museo del Prado, Madrid – Felix Broede – Susanne Diesner – Nikolai Eberth – Münchner Kammerspiele – Shirley Suarez – Michael Zapf – Kartal Karagedik

AnzeigenverwaltungAntje Sievert, Telefon (040) 450 [email protected]

Stiftung Philharmonische Gesellschaft HamburgDie Stiftung Philharmonische Gesellschaft Hamburg steht seit ihrer Gründung im Jahre 1985 dem Philharmonischen Staatsorchester zur Seite und führt die hanseatisch-philharmonische Tradition der Gründerväter des Orchesters fort. Die Stiftung unterstützt den Klangkörper im Bereich der Orchesterakademie, bei der Finanzierung von CD-Produktionen und der Zeitungsbeilage „Philharmonische Welt“ oder bei der Anschaffung von Instrumenten.Bringen auch Sie Ihre Verbundenheit mit der Musikstadt Hamburg und dem Or-chester der Hansestadt zum Ausdruck!Spendenkonto Haspa, IBAN: DE24 2005 0550 1280 3739 92, BIC: HASPDEHH

Freunde und Förderer Freundeskreis-Mitglieder sind ganz nah dran an den Philharmonikern und kommen in den Genuss von Probenbesuchen, Künstler- und Expertengesprä-chen sowie Einladungen zu exklusiven Veranstaltungen rund ums Orchester. Der Freundeskreis unterstützt die künstlerische Arbeit der Philharmoniker einerseits durch Förderbeiträge, andererseits als engagierter Botschafter für das Orches-ter in der Hansestadt. Seien auch Sie dabei! Unterstützen Sie Ihr Orchester und werden Sie Mitglied im Freundeskreis!Weitere Informationen: www.staatsorchester-hamburg.de/freundeskreis

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