Projekt Schwangerschaft - WDR · Der Online-Embryologie-Kurs der Universitäten Fribourg, Lausanne...
Transcript of Projekt Schwangerschaft - WDR · Der Online-Embryologie-Kurs der Universitäten Fribourg, Lausanne...
Quarks & Co | Projekt Schwangerschaft - alles unter Kontrolle? | 15.12.2015 http://www.quarks.de
Seite 1
Projekt Schwangerschaft Alles unter Kontrolle?
Mit künstlicher Befruchtung, perfekten Ultraschallbildern und planbarem
Kaiserschnitt scheinen wir jede Schwangerschaft voll unter Kontrolle zu haben.
Mittlerweile können Ärzte sogar ungeborene Kinder im Mutterleib operieren. Aber
wer viel kontrolliert, kann auch viel finden. Werdende Eltern können durch einen
scheinbar auffälligen Befund unnötig beunruhigt werden oder sogar unvorbereitet
in eine Diagnose-Mühle geraten, an deren Ende die Entscheidung über Leben und
Tod des eigenen Kindes steht.
Wunder des Lebens
Kinderkriegen? Alles planbar! OP im Mutterleib
Statistik für Schwangere Die Grenzen der Schwangerschaftsvorsorge
Die Ängste der Schwangeren Die Diagnose-Falle
Kindesentwicklung Wegweiser durch den Vorsorge-Dschungel
Redaktion:
Tanja Winkler
Autoren:
Ulf Kneiding,
Dr. med. Katrin Krieft,
Ilka aus der Mark,
Lars Westermann,
Dr. Georg Wieghaus
Assistenz:
Angelika Kindler
Quarks & Co | Projekt Schwangerschaft - alles unter Kontrolle? | 15.12.2015 http://www.quarks.de
Seite 2
Wunder des Lebens Die abenteuerliche Entwicklung im Mutterleib
In den ersten drei Monaten einer Schwangerschaft kann viel passieren – ganz
unabhängig von äußeren Einflüssen. So nistet sich nur jede zweite befruchtete
Eizelle in der Gebärmutter ein, die andere Hälfte geht mit der Regelblutung
verloren. Außerdem ist die Hälfte aller Embryonen nicht überlebensfähig und geht
bereits nach der fünften Schwangerschaftswoche von selbst ab. Letztendlich
finden acht von zehn Fehlgeburten im ersten Schwangerschaftsdrittel statt.
Trotzdem hat diese Geschichte ein Happy End. Denn von den Babys, die alle
Gefahren im Mutterleib überstehen, kommen am Ende 95 Prozent gesund auf die
Welt.
Filmautorin: Dr. med. Katrin Krieft
Linktipp:
Online-Embryologie-Kurs
http://www.embryology.ch/indexde.html
Der Online-Embryologie-Kurs der Universitäten Fribourg, Lausanne und Bern
richtet sich an Studierende und ein Fachpublikum. Die Website ist aber auch für
Laien sehenswert, zeigt sie doch detailgenau die verschiedenen Stadien der
Kindesentwicklung von der Reifung der Eizelle bis zur Geburt.
Quarks & Co | Projekt Schwangerschaft - alles unter Kontrolle? | 15.12.2015 http://www.quarks.de
Seite 3
Kinderkriegen? Alles planbar! Schwangerschaft als durchkontrolliertes Projekt
Wer heutzutage ein Kind bekommen möchte, kann vieles planen, statt die Sache
dem Zufall zu überlassen. Mit Antibaby-Pille und „Sozial Freezing“ können Frauen
den Zeitpunkt der Schwangerschaft aufschieben. Sollte es gar nicht klappen, kann
die „Künstliche Befruchtung“ vielleicht helfen. Und ist die Frau schließlich
schwanger, kontrolliert der Arzt mit modernen Ultraschallaufnahmen, ob die
Entwicklung des Ungeborenen normal verläuft. Selbst die Geburt wird von vielen
Paaren auf den Tag genau geplant: Neun von zehn Kaiserschnitten wären -
medizinisch betrachtet - nicht unbedingt nötig.
Filmautor: Ulf Kneiding
Linktipp:
Familienplanung von A bis Z
http://www.familienplanung.de/
Von der Verhütung bis zum Kaiserschnitt bieten die Seiten der Bundeszentrale für
gesundheitliche Aufklärung viele Informationen.
Quarks & Co | Projekt Schwangerschaft - alles unter Kontrolle? | 15.12.2015 http://www.quarks.de
Seite 4
OP im Mutterleib Wie ein Baby dank moderner Technik gesund auf die Welt kam
Der sogenannte „offene Rücken“ ist die häufigste Ursache für angeborene
körperliche Behinderungen. Je länger das Rückenmark offen liegt und mit dem
Fruchtwasser in Berührung kommt, desto schwerer ist die Behinderung. Die
Diagnose hatte lange Zeit nur zwei Konsequenzen: Entweder kam das Kind mit
körperlichen Behinderungen auf die Welt oder die Eltern entschieden sich für eine
Abtreibung. Heute eröffnet die vorgeburtliche Diagnose eine neue Chance: die
minimal-invasive Therapie vor der Geburt, bei der spezialisierte Chirurgen den
offenen Rücken noch während der Schwangerschaft im Mutterleib operieren.
Quarks & Co erzählt die Geschichte von Fee, die dank moderner Ultraschall- und
Operationstechnik gesund auf die Welt kam.
Filmautor: Dr. Georg Wieghaus
Linktipp:
Selbsthilfe bei Spina Bifida und Hydrocephalus e.V.
http://asbh.de/
Die bundesweite Selbsthilfeorganisation für Menschen mit Spina bifida, Menschen
mit Hydrocephalus, ihre Angehörigen und Freunde bietet auf ihrer Website
hilfreiche Informationen rund ums Thema.
Quarks & Co | Projekt Schwangerschaft - alles unter Kontrolle? | 15.12.2015 http://www.quarks.de
Seite 5
Statistik für Schwangere Was Zahlen in der Pränataldiagnostik bedeuten
Prävalenz
Die Prävalenz einer Krankheit bezeichnet die Anzahl aller Erkrankten zu einem
bestimmten Zeitpunkt oder innerhalb eines Zeitraums. Betrachtet man nur die
Zahl der Neuerkrankungen, sprechen Mediziner von der sogenannten Inzidenz.
Die Prävalenz eines Ungeborenen mit Trisomie liegt nach Schätzungen von
Experten bei etwa 170 von 100.000 ungeborenen Kindern im Jahr.
Risiko
Das Risiko bezeichnet die Wahrscheinlichkeit, in einem bestimmten Zeitraum an
einer Krankheit zu erkranken.
Hat eine Schwangere ein Risiko von 1 von 300 für Trisomie 21, bedeutet das, dass
eine von 300 Frauen mit den gleichen Risikofaktoren ein Kind mit Trisomie
bekommt. Das sagt aber nichts darüber aus, ob die Schwangere die eine
Betroffene sein wird, oder ob sie zu den 299 Frauen gehört, die kein Kind mit
Trisomie erwarten.
Screening-Test
Ein Screening-Test ist ein systematischer Suchtest zur Früherkennung von
Krankheiten und Vorstufen von Krankheiten. Dabei wird eine große Gruppe
Das Testergebnis muss nicht unbedingt stimmen.
I
m
D
e
u
t
s
c
h
l
a
Quarks & Co | Projekt Schwangerschaft - alles unter Kontrolle? | 15.12.2015 http://www.quarks.de
Seite 6
untersucht, um möglichst viele Menschen herauszufiltern, die ein erhöhtes Risiko
haben. Ein klassisches Beispiel ist das Ersttrimester-Screening, bei dem aus einer
großen Gruppe von Schwangeren diejenigen herausgefiltert werden sollen, die ein
erhöhtes Risiko haben, ein Kind mit einer Veränderung des Erbguts oder einer
Fehlbildung zu bekommen.
Diese Suchtests sind keine diagnostischen Verfahren! Am Ende eines
diagnostischen Verfahrens wie etwa einer Chorionzottenbiopsie oder einer
Fruchtwasserpunktion steht keine Wahrscheinlichkeit, sondern immer ein
eindeutiges Ergebnis. Es wird zum Beispiel dann durchgeführt, wenn in einem
Screening-Test ein erhöhtes Risiko festgestellt worden ist.
Richtig-positiven Ergebnis
Von einem richtig-positiven Ergebnis spricht man, wenn ein Mensch ein erhöhtes
Risiko hat und der Suchtest ihn genauso einstuft – als Betroffenen mit erhöhtem
Risiko.
Ziel eines Suchtests ist es, möglichst viele Menschen richtig einzustufen und so
wenige wie möglich falsch einzustufen. Warum das nicht immer geht, erklärt sich
durch den sogenannten Cut-Off-Wert.
Beim Ersttrimester-Screening beträgt die Rate der richtig-positiven Ergebnisse
etwa 90 Prozent und bei den neuen sogenannten nicht-invasiven Pränataltests
(NIPT) über 99 Prozent.
Richtig-negativen Ergebnis
Bei einem richtig-negativen Ergebnis bekommt ein Nichtbetroffener durch ein
Screening auch ein unauffälliges Testergebnis. Er wird also richtig eingestuft.
Falsch-positiven Ergebnis
Von einem falsch-positiven Untersuchungsbefund spricht man, wenn eine
Screening-Untersuchung einen verdächtigen Befund ergibt, obwohl keine
Erkrankung vorliegt. Solche Fehlalarme sind, gemessen an der Häufigkeit der
gesuchten Erkrankung, sogar relativ häufig.
Das liegt meist nicht daran, dass die Ärzte die Untersuchungsbefunde falsch
interpretieren. Vielmehr ist es so, dass bei jeder Screening-Untersuchung sowohl
falsch-negative als auch falsch-positive Befunde vorkommen können und man
niemals eine hundertprozentige Sicherheit erreichen kann. Warum? Ein Beispiel ist
Eine hundertprozentige Treffsicherheit kann ein Screening nicht bieten.
I
m
D
e
u
t
s
c
h
l
a
Quarks & Co | Projekt Schwangerschaft - alles unter Kontrolle? | 15.12.2015 http://www.quarks.de
Seite 7
die verdickte Nackenfalte oder auch Nackentransparenz. Sowohl Kinder mit einer
Trisomie als auch nicht betroffene Kinder können im Laufe ihrer Entwicklung eine
verdickte Nackenfalte aufweisen. Da sie häufiger bei Kindern mit einer Trisomie
vorkommt, wird sie im Ersttrimester-Screening als Hinweis darauf gewertet.
Die falsch-positiv-Rate beim Ersttrimester-Screening liegt bei etwa fünf Prozent.
Das bedeutet, dass fast 5.000 von 100.000 Schwangeren mitgeteilt bekommen,
dass ihr Risiko für eine Veränderung des Erbguts erhöht ist, obwohl das nicht
stimmt. Für die Betroffenen bedeutet das meist eine hohe psychische Belastung,
bis sich der Verdacht in weiteren Untersuchungen entkräftet. Zudem sind die
meist angewandten, weiteren Untersuchungen wie Fruchtwasserpunktion und
Chorionzottenbiopsie nicht ohne Risiko: Sie führen immerhin in fast einem von
hundert Fällen zu einer Fehlgeburt.
Falsch-positiven Ergebnis
Von einem falsch-negativen Untersuchungsbefund spricht man, wenn eine
Screening-Untersuchung eine Auffälligkeit bei einem Menschen nicht als solche
erkennt.
Für Schwangere bedeutet das, sie bekommen einen unauffälligen Befund und
wiegen sich fälschlicherweise in Sicherheit, obwohl sie zum Beispiel ein Kind mit
einer Fehlbildung erwarten.
Cut-off-Wert
Der Cut-off-Wert ist der Wert, ab dem ein Untersuchungsbefund als auffällig
eingestuft wird. Bei Screening-Verfahren hängt die Rate der richtigen und falschen
Ergebnisse eng mit dem Cut-off-Wert zusammen.
Bei der Nackentransparenz-Messung etwa gehen die Ärzte ab einer bestimmten
Dicke der Nackenfalte von einem auffälligen Befund aus. Setzt man diese Grenze
herab und betrachtet schon eine wenig verdickte Nackenfalte als auffällig, erkennt
man mehr Schwangerschaften mit einer Trisomie 21 und die Rate der richtig-
positiven Ergebnisse steigt. Allerdings steigt dann auch die Rate der falsch-
positiven Ergebnisse, das heißt, mehr Frauen mit eigentlich unauffälliger
Schwangerschaft bekommen mitgeteilt, dass ihr Risiko erhöht ist, obwohl das
nicht stimmt.
Bei nahezu jeder Screening-Untersuchung kommen falsch-negative und falsch-
positive Befunde vor. Beim Ersttrimester-Screening erhalten über 5.000 von
Nicht wenige Frauen erhalten beim Ersttrimester-Screening ein falsches Testergebnis
I
m
D
e
u
t
s
c
h
l
a
n
Quarks & Co | Projekt Schwangerschaft - alles unter Kontrolle? | 15.12.2015 http://www.quarks.de
Seite 8
100.000 Schwangere ein falsches Testergebnis. Eine absolute Testsicherheit lässt
sich nicht erreichen. Das Wissen um solche Testungenauigkeiten ist wichtig, um
Nutzen und Schaden einer Früherkennungsuntersuchung beurteilen zu können.
Autorin: Dr. med. Katrin Krieft
Zusatzinfos:
Ersttrimester-Screening
Das Ersttrimester-Screening ist ein Suchtest, bei dem die Wahrscheinlichkeit für
eine genetische Erkrankung oder Fehlbildung ermittelt wird. Er besteht aus einer
Ultraschalluntersuchung und der Bestimmung zweier Werte aus dem mütterlichen
Blut. Das Ersttrimester-Screening wird zwischen der zehnten und dreizehnten
Schwangerschaftswoche durchgeführt.
Fruchtwasserpunktion
Bei der Fruchtwasseruntersuchung oder Fruchtwasserpunktion wird Fruchtwasser
aus der Fruchtblase entnommen. Es enthält abgestoßene Zellen des Fetus, die
dann genetisch untersucht werden können. Die Fruchtwasserpunktion wird
üblicherweise zwischen der fünfzehnten und sechzehnten
Schwangerschaftswoche durchgeführt.
Chorionzottenbiopsie
Bei der Chorionzottenbiopsie entnimmt der Arzt mit einer Nadel Zellen aus den
kindlichen Anteilen der Plazenta (des Mutterkuchens). Die Zellen der Probe
werden dann genetisch untersucht. Die Chorionzottenbiospie kann bereits ab der
zehnten bis elften Woche erfolgen und damit gut vier Wochen früher als die
Fruchtwasseruntersuchung.
Nicht-invasive Pränataltests (NIPT)
Mit einem dieser Tests kann der Arzt allein durch eine Blutprobe der Schwangeren
die Erbinformationen aus dem kindlichen Anteil des Mutterkuchens bereits vor der
12. Schwangerschaftswoche analysieren und auf diese Weise mit einer
Treffsicherheit von 99 Prozent herausfinden, ob der Fetus eine Trisomie aufweist.
Quarks & Co | Projekt Schwangerschaft - alles unter Kontrolle? | 15.12.2015 http://www.quarks.de
Seite 9
Die Grenzen der Schwangerschaftsvorsorge Das Ersttrimester-Screening berechnet ein individuelles Risiko – nicht mehr und
nicht weniger
Ist mein Baby gesund? Fast jede Frau beschäftigt sich mit dieser Frage während
der Schwangerschaft. Viele haben den Wunsch, wenigstens zu wissen, ob das
eigene Kind eine der häufigsten genetischen Beeinträchtigungen oder
Fehlbildungen haben wird – wie zum Beispiel das Downsyndrom. Bis vor kurzem
gab es nur eine sichere Methode, um herauszufinden, ob der Fetus betroffen ist:
die Fruchwasseruntersuchung, auch Amniozentese genannt. Aber diese
Untersuchung ist nicht ohne Risiko. Der Fetus kann verletzt werden und in bis zu
einem von 100 Fällen führt sie sogar zu einer Fehlgeburt. Schon vor langer Zeit
suchten Forscher daher nach einer risikofreieren Methode.
Eine Rechnung mit Wahrscheinlichkeiten
Das Resultat war das sogenannte Ersttrimester-Screening. Dabei werden zwei
Blutwerte der Schwangeren ermittelt: die Konzentration des Proteins „papp-A“
und das sogenannte „freie ß-hcg“. Es ist ein Baustein des
Schwangerschaftshormons „hcg“. Der Arzt misst außerdem mittels Ultraschall die
Dicke einer Struktur am Nacken des Fetus – der Nackentransparenz, auch
bekannt als „Nackenfalte“. Besonders geschulte Ärzte können mithilfe des
Ultraschalls auch andere „Marker“ messen, wie das Nasenbein oder Strukturen
des Herzens. Gemeinsam mit dem Alter der Mutter werden alle diese Daten in ein
Computerprogramm eingegeben, das dann die individuelle Wahrscheinlichkeit für
ein Downsyndrom sowie eine Trisomie der Chromosomen 13 und 18 berechnet.
Ein guter Ultraschall ist ein wichtiger Bestandteil eines Ersttrimester-Screenings. Im Gegensatz zur Fruchtwasser-untersuchung birgt diese pränatale Untersuchung kein Risiko für das ungeborene Kind.
I
m
D
e
u
t
s
c
h
l
a
n
d
i
s
Quarks & Co | Projekt Schwangerschaft - alles unter Kontrolle? | 15.12.2015 http://www.quarks.de
Seite 10
Dargestellt wird das Ergebnis nicht als eindeutiges „Ja“ oder „nein“, sondern als
Wahrscheinlichkeit, zum Beispiel 1:300. Das bedeutet, dass von 300 Frauen mit
diesem Risiko eine Frau ein Baby mit Downsyndrom erwartet.
Die Kosten für das Ersttrimester-Screening betragen je nach Qualifikation des
Arztes zwischen 100 und 350 Euro. Grundsätzlich gilt, dass es in Pränatal-Zentren
mit sehr guten Ultraschallern und sehr hochauflösenden Geräten teurer ist. Diese
Kosten muss die Schwangere selbst übernehmen.
Unterschiedliche Testergebnisse bei gleichen Werten
Die „fetale-medicine-foundation London“, die das Ersttrimester-Screening mit
entwickelt hat, empfiehlt Frauen ab einem Ergebnis von 1:300 eine Amniozentese,
zumindest aber weitere gründliche Ultraschalluntersuchungen. Die „fetale
medicine foundation Deutschland“ dagegen, die eine eigene Software entwickelt
hat, empfiehlt Frauen weitere Untersuchungen erst ab einem Ergebnis von 1:150.
Das ist aber nicht der einzige Unterschied der beiden Anbieter. Beide Programme
kommen mitunter bei derselben Frau mit identischen Werten zu extrem
unterschiedlichen Wahrscheinlichkeiten. Zudem hängt die Qualität des
Ersttrimester-Screenings sehr stark von der Qualifikation des Arztes ab, der den
Ultraschall durchführt. Die FMF-London legt dabei vergleichsweise hohe
Maßstäbe an. Ihre Mitglieder sind oft Spezialisten in Pränatal-Zentren. Bei der
FMF-Deutschland ist es etwas einfacher, eine Lizenz zu bekommen und zu
behalten, weshalb hier auch viele „normale“, niedergelassene Gynäkologen
zertifiziert sind. Es gibt noch weitere Anbieter von Auswertungsprogrammen, der
Markt wird aber von den beiden genannten Gesellschaften dominiert.
Die Schwächen des Ersttrimester-Screenings
Das Ersttrimester-Screening berechnet nur die Wahrscheinlichkeit einer
Fehlbildung. Wirklich wissen tut die Schwangere danach nichts. Denn der Test
sagt nichts darüber aus, ob das eigene Kind tatsächlich betroffen ist. Auch Feten
mit sehr geringer Wahrscheinlichkeit können betroffen sein und die meisten Kinder
mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit sind gesund. Viele Frauen sind vom Ergebnis
verunsichert und machen sich unnötig Sorgen. Die Schwangerschaft kann zu einer
Phase voller Angst werden. Als Schwangere sollte man sich einen Arzt suchen,
der sich genug Zeit nimmt, um das Ergebnis und seine Bedeutung genau zu
erklären.
Quarks & Co | Projekt Schwangerschaft - alles unter Kontrolle? | 15.12.2015 http://www.quarks.de
Seite 11
Die Alternative zum Ersttrimester-Screening
Seit drei Jahren gibt es in Deutschland eine Alternative: sogenannte NIPT, nicht
invasive Pränatal-Tests. „Praena“, „Harmony“ oder „Panoramatest“ können mit
einer fast hundertprozentigen Wahrscheinlichkeit eine Aussage darüber machen,
ob das Kind von einer Trisomie betroffen ist. Dafür muss der Mutter nur etwas Blut
abgenommen werden. Diese „Bluttests“ sind deutlich teurer als das Ersttrimester-
Screening, dafür sind sie mit ihrer Treffsicherheit von 99 Prozent fast so
aussagekräftig wie eine Amniozentese und bergen gleichzeitig für das
Ungeborene keinerlei Risiko.
Autor: Lars Westermann
Zusatzinfos (Fachausdrücke, Erklärungen):
Downsyndrom
Auch wenn es mit durchschnittlich 0,2 Prozent aller Schwangerschaften selten ist,
ist das Downsyndrom damit doch die am häufigsten vorkommende
chromosomale Fehlbildung, bei der das Chromosom 21 dreimal statt zweimal
vorhanden ist. Die Wahrscheinlichkeit für das Downsyndrom steigt mit dem Alter
der Mutter.
Fruchtwasseruntersuchung oder Amniozentese
Bei der Fruchtwasseruntersuchung wird Fruchtwasser aus der Fruchtblase
entnommen. Es enthält abgestoßene Zellen des Fetus, die dann genetisch
untersucht werden können. Das Fruchtwasser wird üblicherweise zwischen der
fünfzehnten und sechzehnten Schwangerschaftswoche untersucht.
Die Blutwerte werden bei den nicht invasiven Pränatal-Tests im Labor vollautomatisch erfasst.
I
m
D
e
u
t
s
c
h
l
a
n
d
i
s
t
d
e
r
g
r
ö
ß
t
e
M
i
l
c
h
e
Quarks & Co | Projekt Schwangerschaft - alles unter Kontrolle? | 15.12.2015 http://www.quarks.de
Seite 12
Die Ängste der Schwangeren Ursachen und Folgen des Kontrollwahns während der Schwangerschaft
Für viele Frauen ist ihre Schwangerschaft mit einem starken Bedürfnis verbunden,
alles unter Kontrolle zu haben und alles richtig zu machen. Der Chefarzt einer
Hamburger Frauenklinik, Dr. Wolf Lütje, beobachtet das immer wieder. Lütje
glaubt, dass dahinter der Wunsch steckt, der gesellschaftlichen Norm zu
entsprechen. Für die Schwangeren hat das Folgen. Denn wenn der Arzt viele
Untersuchungen durchführt, findet er auch eher etwas – selbst kleine, harmlose
Befunde können dann plötzlich zum Problem werden. Die Anspannung, die durch
Sorgen und hohe Ansprüche an sich selbst entsteht, kann sich sogar körperlich
auswirken und die Schwangerschaft für die Frau beschwerlicher machen. Dabei
ist der Wunsch, der Norm zu entsprechen, ohnehin unrealistisch - denn jede
Schwangerschaft verläuft anders!
Filmautor: Dr. Georg Wieghaus
Quarks & Co | Projekt Schwangerschaft - alles unter Kontrolle? | 15.12.2015 http://www.quarks.de
Seite 13
Literaturtipp:
Abschied von der freudigen Erwartung -
Werdende Eltern unter dem wachsenden Druck der vorgeburtlichen
Diagnostik
Autor: Giovanni Maio
Veralgsangaben: Edition Sonderwege, Waltrop u. Leipzig 2013
ISBN: 978-3-937801-93-3
Sonstiges: 140 Seiten, 9,80 €
Immer häufiger sei die Schwangerschaft von Sorgen überschattet, alles drehe sich
um die Gesundheit des heranwachsenden Kindes. Befürchtete Gefahren und
Risiken bedrängten die elterliche Vorfreude - sagt Giovanni Maio, Medizinethiker
an der Universität Freiburg. Er plädiert dafür, der technisch-diagnostischen
Machbarkeit nicht blind zu folgen, sondern „in Demut und Behutsamkeit den
Gabe-Charakter allen Lebens wiederzuentdecken.“
Quarks & Co | Projekt Schwangerschaft - alles unter Kontrolle? | 15.12.2015 http://www.quarks.de
Seite 14
Die Diagnose-Falle Ein Plädoyer für Aufklärung vor der pränatalen Untersuchung
Bedenkenlos waren Sarah und Jonas Fröhlich dem Rat des Arztes gefolgt, ihr
ungeborenes Kind untersuchen zu lassen. Auch als der Gynäkologe von einer
verdickten Nackenfalte sprach, waren sie kaum beunruhigt, weil sie dachten, dass
sich alles als Irrtum herausstellen würde. Weitere Untersuchungen zeigten aber,
dass ihr Sohn Anton schwer behindert war. Einige seiner Organe waren stark
geschädigt. Womöglich würde er die Schwangerschaft gar nicht überleben. Völlig
unvorbereitet standen Sarah und Jonas plötzlich vor einer eigentlich unmöglichen
Entscheidung: Sollten sie ihr Kind abtreiben?
Filmautorin: Ilka aus der Mark
Linktipps:
Pränataldiagnostik kompakt
http://praenataldiagnostik-info.de/
Der Arbeitskreis Pränatale Diagnostik aus Münster hat eine sehr informative
Onlinebroschüre herausgebracht, die regelmäßig erweitert wird, sobald es
Neuerungen gibt.
Quarks & Co | Projekt Schwangerschaft - alles unter Kontrolle? | 15.12.2015 http://www.quarks.de
Seite 15
pro familia zur Pränataldiagnostik
http://www.profamilia.de/erwachsene/schwangerschaft/vorgeburtliche-
untersuchung.html
Auf der Website von pro familia finden Sie konkrete Informationen zu allen
vorgeburtlichen Untersuchungen sowie zu den gesetzlichen Bestimmungen.
Beratungsangebot zur Pränataldiagnostik vor Ort
http://www.profamilia.de/angebote-vor-ort/nordrhein-westfalen/koeln-
zentrum/praenataldiagnostik.html
http://www.profamilia.de/angebote-vor-ort/nordrhein-
westfalen/muenster/vorgeburtliche-untersuchungen-praentaldiagnostik.html
http://www.profamilia.de/angebote-vor-ort/nordrhein-
westfalen/oberhausen/praenataldiagnostik.html
http://www.profamilia.de/angebote-vor-ort/nordrhein-
westfalen/wuppertal/praenataldiagnostik.html
http://www.profamilia.de/angebote-vor-ort/nordrhein-
westfalen/bochum/vorgeburtliche-untersuchung.html
In NRW gibt es einige pro familia-Beratungsstellen, in denen jede Frau oder jeder
Mann einen Beratungstermin bei einem zertifizierten PND-Berater (meist
Ärztinnen) vereinbaren kann. Die Beratung ist kostenfrei. Einfach auf der pro
familia-Website nach dem heimatnahen Ort suchen, das Beratungsangebot ist
dort jeweils aufgeführt. Hier sind die größeren Orte für NRW exemplarisch
angegeben.
Plattform der BZgA zur Pränataldiagnostik
http://www.pnd-online.de/
Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung bietet mit ihrem Portal ein sehr
umfassendes Angebot zum Thema Pränataldiagnostik. Die Website richtet sich
nicht nur an Schwangere und Betroffene, sondern enthält auch Fachinformationen
und Qualifizierungs-Möglichkeiten für Menschen, die im Bereich
Pränataldiagnostik arbeiten.
Lebenshilfe e.V. für Menschen mit Behinderungen
www.lebenshilfe.de
Die Lebenshilfe ist eine Selbsthilfevereinigung für Menschen mit geistiger
Behinderung und ihre Familien und ist zum Beispiel auch eine hilfreiche
Anlaufstelle für Eltern, die ein Kind mit Downsyndrom erwarten oder bereits
haben.
Quarks & Co | Projekt Schwangerschaft - alles unter Kontrolle? | 15.12.2015 http://www.quarks.de
Seite 16
Kindesentwicklung
Tag 0
Tag der letzten Regelblutung
Woche 2
Ei- und Samenzelle verschmelzen, die Befruchtung findet statt.
Woche 4
Die Regelblutung bleibt erstmals aus, die Frau bemerkt, dass sie schwanger sein
könnte.
Woche 6
Der Embryo ist vier Millimeter lang. Sein Herz beginnt zu schlagen, Arm- und
Beinknospen bilden sich aus.
Woche 7
Der Embryo ist sieben Millimeter lang. Aus den Arm- und Beinknospen werden
paddelartige Fortsätze. Es werden die Anlagen für die Augen und eine
Nasengrube gebildet.
Quarks & Co | Projekt Schwangerschaft - alles unter Kontrolle? | 15.12.2015 http://www.quarks.de
Seite 17
Woche 8
Der Embryo ist jetzt zehn Millimeter lang, es bilden sich die Oberlippe und die
Ohranlagen aus. An den Armpaddeln entstehen Fingerstrahlen, das heißt, die
Finger beginnen sich zu trennen.
Woche 9
Der Embryo ist nun etwa 17 Millimeter lang. Die Nasenspitze und die Augenlider
werden gebildet. An den Fußpaddeln entstehen Zehenstrahlen, das Skelett
beginnt sich zu bilden.
Woche 10
Der Embryo ist etwa 30 Millimeter lang. Alle wesentlichen inneren und äußeren
Organe sind nun angelegt, die Geschlechtsorgane sind deutlich erkennbar, aber
man kann noch nicht nach Junge oder Mädchen unterscheiden.
Woche 11
Die Fetalperiode beginnt: Der Embryo wird nun Fetus genannt. Er ist etwa fünf
Zentimeter lang. Zwischen der elften und 14. Woche scheidet er erstmals Urin
aus.
Woche 12
Das Gesicht bekommt zunehmend menschlichere Züge, die Fingernägel werden
sichtbar.
Woche 14
Der Fetus ist etwa neun Zentimeter lang. Die Geschlechtsorgane haben sich
zunehmend ausgebildet, eine Geschlechtsunterscheidung wird langsam möglich.
Woche 20
Der Fetus ist etwa 16 Zentimeter lang. Die Zehennägel werden sichtbar und die
Zahnleisten werden angelegt. Die Herztöne sind nun auch von außen
wahrnehmbar.
Quarks & Co | Projekt Schwangerschaft - alles unter Kontrolle? | 15.12.2015 http://www.quarks.de
Seite 18
Woche 22
Spätestens in der 22. Woche sollten erste Tritte gespürt werden. Natürlich hat sich
der Fetus schon vorher bewegt und manche Mütter spüren das auch schon zu
einem früheren Zeitpunkt der Schwangerschaft. Haare an den Augenbrauen und
der Oberlippe werden sichtbar.
Woche 23
Das Innenohr ist komplett ausgebildet, das Kind beginnt zu hören.
Woche 24
Der Schlaf-Wach-Rhythmus bildet sich langsam aus. Außerdem gilt ein
Frühgeborenes ab der 24. Woche als überlebensfähig.
Woche 28
Der Fetus ist etwa 25 Zentimeter lang. Die Augen öffnen sich.
Woche 32
Die Zehennägel sind komplett ausgebildet, der Körper des Fetus wird nun immer
fülliger.
Quarks & Co | Projekt Schwangerschaft - alles unter Kontrolle? | 15.12.2015 http://www.quarks.de
Seite 19
Woche 34
Der Fetus misst jetzt 30 Zentimeter. Die Fingernägel sind komplett ausgebildet.
Woche 38
Der Greifreflex ist auslösbar, das Kind wendet sich einer Lichtquelle zu. Die
Zehennägel sind komplett ausgebildet
Autorin: Dr. med. Katrin Krieft
Quarks & Co | Projekt Schwangerschaft - alles unter Kontrolle? | 15.12.2015 http://www.quarks.de
Seite 20
Wegweiser durch den Vorsorge-Dschungel Die wichtigsten Untersuchungen für Schwangere
Während im Bauch der werdenden Mutter ein kleiner Mensch heranwächst,
wachsen bei vielen Schwangeren Ängste und Sorgen. Eigentlich hat die
Schwangerschaftsvorsorge das Ziel, Mutter und Kind eine möglichst
komplikationslose Schwangerschaft zu ermöglichen. Doch fast jede Schwangere
wird dabei auch mit Untersuchungen konfrontiert, die eigentlich in das Feld der
Pränataldiagnostik fallen und möglicherweise einen auffälligen Befund bringen.
Darauf sollte die Schwangere vorbereitet sein.
Verschaffen Sie sich einen Überblick über die verschiedenen
Vorsorgeuntersuchungen und die Verfahren der Pränataldiagnostik. Erfahren Sie,
wie sich das Ungeborene entwickelt und welche Untersuchungen wirklich sinnvoll
sind.
Untersuchungen als Kassenleistungen
Vorsorgeuntersuchungen
Beim ersten Vorsorgetermin erhebt der Arzt eine ausführliche Krankengeschichte,
misst Körpergewicht und Blutdruck, untersucht die Gebärmutter und die Lage des
Kindes und kontrolliert die kindlichen Herztöne. Diese Werte werden im weiteren
Verlauf der Schwangerschaft immer wieder ermittelt und im Mutterpass
eingetragen.
Insgesamt werden Schwangere etwa zehnmal vom Frauenarzt zur
Vorsorgeuntersuchung bestellt: zu Beginn der Schwangerschaft etwa alle vier
Wochen, ab der 32. Schwangerschaftswoche alle zwei Wochen. Bei
Auffälligkeiten oder Risikoschwangerschaften kann es aber auch mehr
Untersuchungen geben. Diese sollen sicherstellen, dass die Schwangerschaft
sowohl für die Mutter als auch für das Kind möglichst ohne Komplikationen
verläuft.
Quarks & Co | Projekt Schwangerschaft - alles unter Kontrolle? | 15.12.2015 http://www.quarks.de
Seite 21
Laboruntersuchungen bei der Erstuntersuchung
Hämoglobin-Bestimmung
Was und wann?
Der Hämoglobin-Gehalt in den roten Blutkörperchen der Mutter wird bei jeder
Vorsorgeuntersuchung bestimmt.
Warum?
Während der Schwangerschaft nimmt das Blutvolumen der werdenden Mutter zu
und es werden vermehrt rote Blutkörperchen gebildet, vor allem, um den Fetus
mit genügend Sauerstoff zu versorgen. Dabei kann es zu einem Eisenmangel
kommen, der sich in einer sinkenden Hämoglobin-Konzentration zeigt.
Diese Untersuchung dient vor allem dazu, sicherzustellen, dass die
Schwangerschaft für das Kind komplikationslos verläuft – sie ist Teil der
Schwangerenvorsorge.
Urin-Untersuchung
Was und wann ?
Der Urin wird bei der Erstuntersuchung und danach bei jedem weiteren
Arztbesuch kontrolliert. Es wird geschaut, ob sich Eiweiß, Zucker oder Bakterien
im Urin finden.
Warum?
Während der Schwangerschaft sind Frauen anfälliger für Harnwegsinfekte, die
verfrühte Wehen auslösen können. Daher wird nach Bakterien im Urin gesucht.
Zucker im Urin kann ein Hinweis auf einen Schwangerschaftsdiabetes sein.
Enthält der Urin Eiweiß, kann das ein Hinweis auf ein Nierenleiden oder eine
beginnende Schwangerschafts-Gestose sein. Unter diesem Begriff werden
unterschiedliche Erkrankungen zusammengefasst, die im Rahmen der
Schwangerschaft zu lebensbedrohlichen Komplikationen wie Krampfanfällen,
Nierenversagen oder Blutungen führen können. Diese Untersuchung dient vor
allem dazu, sicherzustellen, dass die Schwangerschaft für die Mutter
komplikationslos verläuft und zählt somit zur Schwangerenvorsorge.
Quarks & Co | Projekt Schwangerschaft - alles unter Kontrolle? | 15.12.2015 http://www.quarks.de
Seite 22
Antikörpersuchtest
Was und wann?
Der Antikörpersuchtest wird bei der ersten Schwangerschaftsvorsorge-
Untersuchung durchgeführt und zwischen der 24. und der 27.
Schwangerschaftswoche wiederholt. Die Untersuchung zeigt, ob die Mutter
Antikörper gegen Elemente des kindlichen Bluts entwickelt hat. Das ist besonders
wichtig in Bezug auf den sogenannten Rhesus-Faktor.
Warum?
Durch Vererbung kann es vorkommen, dass bei einer Schwangerschaft von einer
rhesus-negativen Mutter und einem rhesus-positiven Vater ein rhesus-positives
Kind entsteht. Gelangt nun während der Geburt Blut von diesem rhesus-positiven
Kind in den Blutkreislauf der Mutter, erkennt das Immunsystem der Mutter die
roten Blutkörperchen des Kindes als Fremdkörper und bildet Antikörper gegen sie.
Diese Antikörper führen dann zum Abbau der fremden roten Blutkörperchen des
Kindes im Körper der Mutter.
Für die erste Schwangerschaft in dieser Konstellation ist das noch kein Problem.
Wird die Mutter aber erneut mit einem rhesus-positiven Kind schwanger, schüttet
das Immunsystem der Mutter eine deutlich größere Menge Antikörper aus. Diese
können über die Plazenta auch in den Blutkreislauf des Kindes gelangen und zum
Abbau der roten Blutkörperchen des Ungeborenen führen. Die Folge: Blutarmut,
Gelbsucht, Krämpfe oder schwere Missbildungen bis hin zur Fehlgeburt.
Diese Untersuchung dient vor allem dazu, sicherzustellen, dass die
Schwangerschaft für das Kind komplikationslos verläuft – sie ist Teil der
Schwangerenvorsorge.
Rötelntiter
Was und wann?
Der Rötelntiter wird bei der ersten Vorsorgeuntersuchung bestimmt. Die
Untersuchung zeigt, ob die Mutter Antikörper gegen das Rötelnvirus hat.
Warum?
Liegt kein ausreichender Röteln-Impfschutz vor und kommt es in der
Schwangerschaft zu einer Infektion, kann das Virus über die Plazenta auf das
Quarks & Co | Projekt Schwangerschaft - alles unter Kontrolle? | 15.12.2015 http://www.quarks.de
Seite 23
Ungeborene übergehen. Besonders problematisch ist das in den ersten drei
Schwangerschaftsmonaten, in denen die Organsysteme angelegt werden. Denn
eine Rötelninfektion stört die Zellteilung und Differenzierungsvorgänge und kann
zur Fehlgeburt oder zu Fehlbildungen von Hirn, Auge, Ohr und Herz führen.
Diese Untersuchung dient vor allem dazu, sicherzustellen, dass die
Schwangerschaft für das Kind komplikationslos verläuft – sie ist Teil der
Schwangerenvorsorge.
HIV-Test
Was und wann?
Der HIV-Test sucht nach Antikörpern gegen das HIV-Virus, den Erreger der
Immunschwäche AIDS. Der HIV-Test erfolgt bei der ersten Vorsorgeuntersuchung,
sofern die Mutter dem Test zustimmt. Das Ergebnis wird nicht im Mutterpass
notiert, es wird lediglich eingetragen, ob er erfolgt ist.
Warum?
HIV kann während der Schwangerschaft, bei der Geburt und auch über die
Muttermilch auf das Kind übertragen werden. Ist die Mutter HIV-positiv, kann man
durch Medikamente eine Ansteckung des Ungeborenen in bis zu 99 Prozent der
Fälle verhindern und gegebenenfalls eine Kaiserschnittgeburt planen, bei der das
Infektionsrisiko für das Kind deutlich niedriger ist als bei einer Spontangeburt.
Diese Untersuchung ist Teil der Schwangerenvorsorge.
Chlamydien-Test
Was und wann?
Bei der Urin-Analyse im Rahmen der ersten Vorsorgeuntersuchung wird nach
Erbgut-Bestandteilen des Bakteriums Chlamydia trachomatis gesucht.
Warum?
Chlamydien sind Bakterien, die bei sexuellem Kontakt übertragen werden. Meist
verläuft die Infektion ohne Beschwerden und bleibt unbemerkt. Allerdings erhöhen
sie das Risiko für Fehlgeburten. Zudem kann sich das Neugeborene leicht
anstecken und eine Bindehaut- oder Lungenentzündung bekommen.
Diese Untersuchung ist Teil der Schwangerenvorsorge.
Quarks & Co | Projekt Schwangerschaft - alles unter Kontrolle? | 15.12.2015 http://www.quarks.de
Seite 24
LSR-Test
Was und wann?
LSR steht für Lues-Such-Reaktion. Lues ist ein anderer Name für die
Geschlechtskrankheit Syphilis. Es wird untersucht, ob eine Infektion mit diesem
Erreger vorliegt. Der LSR-Test wird bei der ersten Vorsorgeuntersuchung
gemacht. Das Ergebnis wird nicht im Mutterpass notiert, es wird lediglich
eingetragen, ob er erfolgt ist.
Warum?
Das Bakterium Treponema pallidum ist der Erreger der Syphilis. Ab der 20.
Schwangerschaftswoche kann es über die Plazenta zu einer Ansteckung des
Ungeborenen kommen und bis zu vier Jahre nach der Geburt zu einem Ausbruch
der Syphilis - mit Leber- und Milzvergrößerung, Wachstumsstörungen,
Fehlbildungen der Zähne und Innenohrschwerhörigkeit. Eine Behandlung der
Mutter vor dem vierten Schwangerschaftsmonat kann eine Übertragung
verhindern.
Diese Untersuchung ist Teil der Schwangerenvorsorge.
Weitere Laboruntersuchungen
Hepatitis B-Test
Was und wann?
Der Hepatitis B-Test sucht nach Teilen des Hepatitis B-Virus im Blut der Mutter. Er
wird nach der 34. Schwangerschaftswoche durchgeführt.
Warum?
Das Hepatitis B-Virus kann schwere Leberentzündungen hervorrufen. Allerdings
sind die Beschwerden sehr milde, so dass viele das Virus tragen, ohne es zu
merken. Die Übertragung auf das Kind erfolgt meist im letzten Drittel der
Schwangerschaft oder noch häufiger während der Geburt. Durch einen
Kaiserschnitt und eine Impfung des Kindes direkt nach der Geburt kann das
Risiko einer Übertragung deutlich gesenkt werden. Da sich die Mutter auch
während der Schwangerschaft noch mit dem Hepatitis-Virus infizieren kann, wird
der Test erst zum Ende der Schwangerschaft und dem Beginn der möglichen
Ansteckungsphase gemacht.
Diese Untersuchung ist Teil der Schwangerenvorsorge.
Quarks & Co | Projekt Schwangerschaft - alles unter Kontrolle? | 15.12.2015 http://www.quarks.de
Seite 25
Screening auf Schwangerschafts-Diabetes
Was und wann?
Beim sogenannten oralen Glukosetoleranztest (OGT) trinkt die Schwangere eine
bestimmte Menge einer Zuckerlösung. Dann wird in kurzen, regelmäßigen
Abständen der Blutzucker kontrolliert. Der OGT erfolgt zwischen der 24. und 27.
Schwangerschaftswoche. Bei auffälligen Werten wird dieser Test noch einmal
wiederholt.
Warum?
Der Schwangerschafts-Diabetes ist eine der häufigsten Begleiterkrankungen einer
Schwangerschaft. Unerkannt besteht ein Risiko für die Mutter und insbesondere
für das noch ungeborene Kind: Unbehandelt führt der Schwangerschafts-Diabetes
oft zu einer starken Zunahme der Fruchtwassermenge und zu einem abnormen
Größenwachstum des Kindes. Gleichzeitig kommt es häufig zu einer
Entwicklungsverzögerung, insbesondere der Lungenreifung. Meist werden Kinder
von Frauen mit unbehandeltem Schwangerschafts-Diabetes zu früh geboren.
Diese Untersuchung ist Teil der Schwangerenvorsorge.
Ultraschall-Screening 1
Wann?
Das erste Ultraschall-Screening findet in der neunten bis zwölften
Schwangerschaftswoche statt.
Warum?
Bei der ersten Ultraschalluntersuchung wird im Wesentlichen geprüft, ob der
Embryo sich wirklich in der Gebärmutter eingenistet hat, wie lang er ist und ob er
zeitgerecht entwickelt ist. Zusätzlich wird kontrolliert, ob sein Herz (schon) schlägt
und ob eine Mehrlingsschwangerschaft vorliegt.
Diese Untersuchung ist Teil der Schwangerenvorsorge.
Quarks & Co | Projekt Schwangerschaft - alles unter Kontrolle? | 15.12.2015 http://www.quarks.de
Seite 26
Ultraschall-Screening 2
Wann?
Das zweite Ultraschall-Screening findet in der 19. bis 22. Schwangerschaftswoche
statt.
Warum?
Beim zweiten Ultraschall-Screening wird der Fetus ausgemessen und nach seiner
Herztätigkeit und der allgemeinen körperlichen Entwicklung geschaut. Außerdem
werden die Plazenta und das Fruchtwasser beurteilt. Zusätzlich wird auch
untersucht, ob ein offener Rücken (Spina bifida) oder andere schwerwiegende
Organfehler vorliegen.
An dieser Stelle verschwimmt die Grenze zwischen der eigentlichen
Schwangerschaftsvorsorge und der Pränataldiagnostik. Die Schwangerenvorsorge
soll sicherstellen, dass die Schwangerschaft für die Mutter komplikationslos
verläuft und sich das ungeborene Kind normal entwickelt. Die Untersuchung der
Organe oder des Rückens hingegen soll Fehlbildungen ausschließen, also eine
Diagnose möglicher Erkrankungen noch vor der Geburt (lateinisch: prae-natal)
ermöglichen.
Ultraschall-Screening 3
Wann?
Das dritte und letzte Ultraschall-Screening findet in der 29. bis 32.
Schwangerschaftswoche statt.
Warum?
Beim letzten Ultraschall-Screening geht es zunehmend darum, die Lage des
Kindes zu beurteilen und einzuschätzen, ob Komplikationen bei der Geburt zu
erwarten sind. Der Fetus wird wieder gemessen und seine allgemeine körperliche
Entwicklung sowie die Plazenta und das Fruchtwasser beurteilt.
Diese Untersuchung ist Teil der Schwangerenvorsorge.
Quarks & Co | Projekt Schwangerschaft - alles unter Kontrolle? | 15.12.2015 http://www.quarks.de
Seite 27
Amniozentese
Was und wann?
Bei der Fruchtwasseruntersuchung (Amniozentese) wird mit einer langen Nadel die
Fruchtblase durch die Bauchdecke oder die Scheide der Mutter hindurch
punktiert. Es werden etwa 20 Milliliter Fruchtwasser entnommen und genetisch
untersucht. Eine örtliche Betäubung ist in der Regel nicht notwendig, die
Schmerzen sind mit denen einer Blutentnahme vergleichbar.
Das Fruchtwasser wird üblicherweise zwischen der 15. und 16.
Schwangerschaftswoche untersucht, bei begründetem Verdacht auf
Komplikationen wie etwa einer Blutgruppenunverträglichkeit aber auch noch
später. Für Schwangere über 35 werden die Kosten von der Krankenkasse
übernommen.
Warum?
Das Fruchtwasser enthält abgestoßene Zellen der Haut und Zellen aus dem
Verdauungs- und Harntrakt des Fetus, die dann genetisch untersucht werden
können. Damit lassen sich viele Erkrankungen und vor allem auch
Chromosomenstörungen wie etwa Trisomien diagnostizieren.
Diese Untersuchung zählt zur Pränataldiagnostik, da sie Chromosomenstörungen
und Fehlbildungen ausschließen und damit eine Diagnose möglicher
Erkrankungen noch vor der Geburt (lateinisch: prae-natal) ermöglichen soll.
Sinnvoll?
Das Ergebnis ist zwar in über 99 Prozent der Fälle richtig, aber keine
Untersuchung bietet eine hundertprozentige Garantie, dass ein Kind gesund zur
Welt kommt, wenn der Befund unauffällig ist. Es gibt bestimmte Konstellationen,
in denen alle Verfahren normale Ergebnisse erbringen, das Kind aber dennoch
eine Fehlbildung entwickelt. Außerdem gibt es Erkrankungen und Fehlbildungen,
die sich auch durch eine Amniozentese nicht diagnostizieren oder widerlegen
lassen.
Zwar ist der Eingriff weitestgehend schmerzfrei, aber nicht ohne Risiko. Ein bis
zwei von 200 Frauen erleben durch die Fruchtwasserentnahme eine Fehlgeburt.
Darum wird die Fruchtwasseruntersuchung auch nicht allen Frauen pauschal
angeboten, sondern nur bei begründetem Verdacht auf eine Erkrankung des
Ungeborenen. Die Untersuchung wird außerdem Schwangeren ab 35 angeboten,
Quarks & Co | Projekt Schwangerschaft - alles unter Kontrolle? | 15.12.2015 http://www.quarks.de
Seite 28
da sie als „Risikoschwangere“ gelten. Das Risiko für Trisomien ist in dem Alter
höher als bei 30-jährigen Schwangeren, liegt aber immer noch unter einem halben
Prozent.
Die Fruchtwasseruntersuchung ist also kein Screening- oder Suchtest, sondern
ein Diagnoseverfahren.
Kardiotokografie (CTG)
Was und wann?
Kardiotokografie ist lateinisch für Wehenschreiber. Bei der Untersuchung werden
mit Hilfe von zwei Messfühlern die kindlichen Herztöne und die Wehentätigkeit
über einen Zeitraum von 20 bis 30 Minuten aufgezeichnet. In der Regel wird das
CTG ab der 30. Schwangerschaftswoche im Abstand von zwei bis drei Wochen
regelmäßig wiederholt.
Warum?
Mit dem CTG wird überprüft, ob das Kind angemessen auf Wehen reagiert und ob
sein Herz möglicherweise zu schnell oder zu langsam schlägt. Damit kann der Arzt
sicherstellen, dass das Kind über die Plazenta ausreichend und dauerhaft mit
Sauerstoff versorgt ist.
Diese Untersuchung ist Teil der Schwangerenvorsorge.
Zervix-Diagnostik
Was und wann?
Bei der Zervix-Diagnostik in der 19., 25. und 31. Schwangerschaftswoche
untersucht der Frauenarzt insbesondere den Muttermund. Er ermittelt den
Verschlussgrad des Gebärmutterhalses, die Lage der Plazenta und ob
ausreichend Fruchtwasser vorhanden ist. Außerdem macht er einen Abstrich aus
dem Muttermund, der auf Bakterien untersucht wird.
Quarks & Co | Projekt Schwangerschaft - alles unter Kontrolle? | 15.12.2015 http://www.quarks.de
Seite 29
Warum?
Ziel der Untersuchung ist, aufsteigende Infektionen aus der Scheide in die
Gebärmutter rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln. Denn Infektionen können
einen vorzeitigen Blasensprung auslösen und dazu führen, dass sich der
Muttermund öffnet und es zu einer Frühgeburt kommt.
Diese Untersuchung ist Teil der Schwangerenvorsorge.
Wunschabbruch möglich
Nach §218 kann ein Kind bis 12 Wochen nach der Empfängnis im Sinne der
Beratungsregelung abgetrieben werden. Die Abtreibung bleibt dann straffrei, wenn
sie durch einen Arzt erfolgt, die Frau den Abbruch verlangt und dem Arzt eine
sogenannte Schwangerschaftskonfliktberatung einer anerkannten Beratungsstelle
nachweist. Da die Schwangerschaftswochen ab dem Zeitpunkt der letzten
Regelblutung gerechnet werden, die Empfängnis oder Befruchtung aber erst zwei
Wochen später stattfindet, ist der Abbruch bis zur 14. Schwangerschaftswoche
straflos.
IgEL
Infektionskrankheiten
Toxoplasmose-Test
Was und wann?
Es wird untersucht, ob eine Infektion mit dem Erreger Toxoplasma gondii vorliegt.
Der Toxoplasmose-Test wird in der fünften bis siebten Schwangerschaftswoche
angeboten.
Warum?
Für Erwachsene ist der Keim relativ harmlos. Er kann aber den Fötus schwer
schädigen, wenn sich eine Schwangere ansteckt. Am häufigsten infiziert man sich
durch den Verzehr rohen Fleisches oder durch den Umgang mit Katzen, die den
Erreger mit dem Kot ausscheiden.
Quarks & Co | Projekt Schwangerschaft - alles unter Kontrolle? | 15.12.2015 http://www.quarks.de
Seite 30
Diese Untersuchung dient vor allem dazu, sicherzustellen, dass die
Schwangerschaft für das Kind komplikationslos verläuft - sie ist Teil der
Schwangerenvorsorge.
Wie viel (kostet der Test)?
Der Toxoplasmose-Test kostet etwa 20 Euro. Die Krankenkasse übernimmt die
Kosten nur, wenn ein begründeter Verdacht auf eine Infektion vorliegt.
Sinnvoll?
Studien und Screening-Programme in anderen Ländern konnten bisher nicht
zeigen, dass die Behandlung infizierter Schwangerer tatsächlich dazu führt, dass
sich weniger Kinder mit dem Erreger infizieren. Zudem zieht ein erster
Toxoplasmose-Test meist weitere Untersuchungen nach sich, so etwa eine
Fruchtwasseruntersuchung mit dem Risiko einer Fehlgeburt.
Cytomegalie-Test
Was und wann?
Im Blut wird nach Antikörpern gegen das Cytomegalie-Virus gesucht. Der
Cytomegalie-Test wird in der fünften bis siebten Schwangerschaftswoche
angeboten.
Warum?
Für gesunde Menschen ist eine Infektion mit CMV meist unproblematisch und
verläuft oft unbemerkt. Das Virus kann aber im Körper verbleiben und zu erneuten
Ausbrüchen führen oder auf den Fetus übergehen. Es können
Wachstumsverzögerungen und Hörschäden auftreten. Auch wurden
neurologische Spätschäden beschrieben.
Diese Untersuchung ist Teil der Schwangerenvorsorge.
Wie viel (kostet der Test)?
Der Cytomegalie-Test kostet etwa 15 Euro und wird von den Krankenkassen nicht
übernommen.
Sinnvoll?
Experten empfehlen, dass Frauen schon vor der Schwangerschaft ihren
Antikörperstatus bestimmen lassen sollten. Dann wissen sie, ob sie durch die
Quarks & Co | Projekt Schwangerschaft - alles unter Kontrolle? | 15.12.2015 http://www.quarks.de
Seite 31
Antikörper vor einer Infektion geschützt sind oder sich während dieser Wochen
von Kleinkindern fernhalten sollten, die häufig große Mengen des Virus
ausscheiden. Eine Therapie mit sogenannten Virostatika wird in der
Schwangerschaft nicht empfohlen.
Kinderkrankheiten
Was und wann?
Die Immunitäts-Tests für Ringelröteln, Windpocken, Masern und Mumps werden
in der fünften bis siebten Schwangerschaftswoche angeboten.
Im Blut der Mutter wird geschaut, ob sie aufgrund einer durchgemachten Infektion
oder einer Impfung ausreichend Antikörper gegen die Erreger der
Kinderkrankheiten Ringelröteln, Windpocken, Maser und Mumps hat.
Warum?
Wer die Kinderkrankheiten einmal durchgemacht hat, ist lebenslang immun gegen
die Erreger. Bei Neuinfektionen in der Schwangerschaft können sie aber zu
schweren Störungen der Kindesentwicklung führen. Die Folge können
Organschäden und Defekte am Herzen oder an den Augen sein.
Diese Untersuchungen dienen vor allem dazu, sicherzustellen, dass die
Schwangerschaft für das Kind komplikationslos verläuft – sie ist Teil der
Schwangerenvorsorge.
Wie viel (kostet der Test)?
Der Test auf Ringelröteln kostet etwa 30 Euro, die anderen jeweils etwa 15 Euro.
Sinnvoll?
Wurden die Erkrankungen tatsächlich durchgemacht oder ist ein ausreichender
Impfstatus im Impfbuch dokumentiert, ist die Untersuchung nicht notwendig.
Auch sollte man die Impfung nicht während der Schwangerschaft nachholen.
Daher bleibt bei einer fehlenden Immunität gegen die Erreger nur, sich von
möglicherweise Infizierten fernzuhalten. Ob man dazu einen Labortest benötigt,
muss jeder für sich selbst entscheiden.
Quarks & Co | Projekt Schwangerschaft - alles unter Kontrolle? | 15.12.2015 http://www.quarks.de
Seite 32
Tests auf Mangelerscheinungen
Was und wann?
Diese Tests werden meist in der fünften bis siebten Schwangerschaftswoche
angeboten. Untersucht wird die Versorgung mit unterschiedlichsten Vitaminen und
Spurenelementen wie etwa Calcium, Folsäure, Selen, Magnesium und
verschiedener B-Vitamine.
Warum?
Während der Schwangerschaft steigt der Bedarf an Vitaminen und Nährstoffen.
Tatsächliche Mangelerscheinungen sind – eine ausgewogene Ernährung
vorausgesetzt – aber bis jetzt nur für Folsäure und selten noch für Jod und Eisen
beschrieben.
Diese Untersuchungen dienen vor allem dazu, sicherzustellen, dass die
Schwangerschaft für Mutter und Kind komplikationslos verläuft – sie sind Teil der
Schwangerenvorsorge.
Wie viel (kostet der Test)?
Je nach Nährstoff oder Vitamin kosten die einzelnen Laboruntersuchungen
zwischen zwei und 30 Euro.
Sinnvoll?
Bei einer ausgewogenen Ernährung und ausreichender Versorgung mit Folsäure
und Jod sind solche Tests eigentlich nicht notwendig. Viele Grenzwerte der in
solchen Tests überprüften Spurenelemente sind oft wissenschaftlich noch nicht
ausreichend belegt. Wenn der begründete Verdacht auf eine spezielle
Mangelerscheinung (etwa einen Eisenmangel) besteht, übernehmen die
Krankenkassen auch häufig die Kosten für Untersuchungen, die das weiter
abklären sollen.
Nicht-invasiver pränataler Test (NIPT)
Was und wann?
Nicht-invasive pränatale Tests (NIPT) sind seit 2012 in Deutschland auf dem
Markt. Es gibt verschiedene Anbieter, die die Blutuntersuchungen ab der neunten
beziehungsweise zehnten Schwangerschaftswoche anbieten. Dabei geht es um
eine genetische Untersuchung des Erbmaterials aus der Plazenta, genauer gesagt
um den Teil der Plazenta, der aus den embryonalen Zellen gebildet wurde.
Quarks & Co | Projekt Schwangerschaft - alles unter Kontrolle? | 15.12.2015 http://www.quarks.de
Seite 33
Warum?
In der Schwangerschaft wird die Plazenta zu einem Teil vom Kind, zum andern Teil
von der Mutter gebildet. Sie ist die Schnittstelle zwischen dem mütterlichen und
kindlichen Kreislauf. Das Erbgut aus Zellen der Plazenta, die vom Kind stammen,
wird bei diesen Tests genetisch auf verschiedene Anomalien hin untersucht.
Diese Untersuchung zählt zur Pränataldiagnostik, da sie Chromosomenstörungen
und Fehlbildungen ausschließen und damit eine Diagnose möglicher
Erkrankungen noch vor der Geburt (lateinisch: prae-natal) ermöglichen soll.
Wie viel (kostet der Test)?
Die NIPT-Verfahren sind kostenintensiv, je nach Hersteller kosten sie zwischen
480 und 930 Euro. Die Kosten muss die Schwangere selbst tragen.
Sinnvoll?
Die nicht-invasiven pränatalen Tests haben eine Genauigkeit, die fast identisch ist
mit denen von invasiven Untersuchungen wie der Fruchtwasserpunktion oder der
Chorionzottenbiopsie. Allerdings bietet keine Untersuchung eine
hundertprozentige Garantie, dass ein Kind gesund zur Welt kommt, wenn der
Befund unauffällig ist. Es gibt bestimmte Konstellationen, in denen alle Verfahren
normale Ergebnisse erbringen, das Kind aber dennoch eine Fehlbildung
entwickelt. Das kann zum Beispiel der Fall sein, wenn eine sogenannte Mosaik-
Konstellation vorliegt, in der nicht alle Zellen einen Chromosomenfehler aufweisen.
In so einem Fall können sich die Zellen der Plazenta von den Zellen des Fetus
unterscheiden. Mit einer Trefferquote von 99,9 Prozent und einer sehr geringen
falsch-positiv-Quote von 0,06 Prozent ist es der genaueste Test, den man ohne
Risiko für das ungeborene Kind machen kann. Allerdings weisen Experten darauf
hin, dass NIPT die bisherigen pränataldiagnostischen Methoden nicht vollständig
ersetzt. Denn wenn eine Frau aufgrund des Testergebnisses einen späten
Abbruch der Schwangerschaft erwägt, muss sie das Ergebnis mit einer
Fruchtwasseruntersuchung bestätigen lassen. Für Frauen, die nur wissen wollen,
ob ihr Kind das Downsyndrom hat, um sich schon während der Schwangerschaft
darauf vorbereiten zu können, gibt es keine andere, nicht-invasive und damit
risikofreie Methode, die im Ergebnis genauer ist.
Quarks & Co | Projekt Schwangerschaft - alles unter Kontrolle? | 15.12.2015 http://www.quarks.de
Seite 34
Chorionzottenbiopsie
Was und wann?
Bei der Chorionzottenbiopsie entnimmt der Arzt mit einer Nadel Zellen aus der
Plazenta. Darunter befinden sich sowohl Zellen von der Mutter, als auch Zellen
vom Fetus. Die Nadel kann entweder durch die Bauchdecke oder durch die
Scheide hindurch geführt werden. Die Zellen der Probe werden dann genetisch
untersucht. Die Chorionzottenbiospie kann bereits ab der zehnten bis elften
Woche erfolgen und damit gut drei bis vier Wochen früher als die
Fruchtwasseruntersuchung.
Warum?
In der Schwangerschaft wird die Plazenta zu einem Teil vom Kind, zum andern Teil
von der Mutter gebildet. Sie ist die Schnittstelle zwischen dem mütterlichen und
kindlichen Kreislauf. Die Chorionzotten sind eine Vorform der Plazenta, die aus
kindlichen Zellen gebildet werden und in den meisten Fällen genetisch identisch
mit den kindlichen Zellen sind. Erbgutanalysen aus diesen Zellen geben also
Aufschluss über mögliche Chromosomenstörungen und können auch andere
Fehlbildungen erkennen.
Diese Untersuchung zählt zur Pränataldiagnostik, da sie Chromosomenstörungen
und Fehlbildungen ausschließen und damit eine Diagnose möglicher
Erkrankungen noch vor der Geburt (lateinisch: prae-natal) ermöglichen soll.
Wie viel (kostet der Test)?
Meist wird die Plazenta nur punktiert, wenn andere Tests Hinweise auf Anomalien
ergeben haben. Dann zahlt auch die Kasse für die Untersuchung. Gab es zuvor
keine auffälligen Befunde, müssen die werdenden Eltern selber zahlen.
Sinnvoll?
Keine Untersuchung bietet eine hundertprozentige Garantie, dass ein Kind gesund
zur Welt kommt, wenn der Befund unauffällig ist. Es gibt bestimmte
Konstellationen, in denen alle Verfahren normale Ergebnisse erbringen, das Kind
aber dennoch eine Fehlbildung entwickelt. Die Chorionzottenbiopsie ist kein
Suchtest, sondern ein invasives Diagnoseverfahren. Daher sollte sie auch nur in
Anspruch genommen werden, wenn ein begründeter Verdacht auf eine Anomalie
vorliegt oder eine sogenannte „psychische Indikation“, bei der die werdenden
Eltern eine übergroße Angst vor kindlichen Missbildungen haben. Allerdings
sollten die Risiken des Eingriffs gegen den potenziellen Nutzen abgewogen
Quarks & Co | Projekt Schwangerschaft - alles unter Kontrolle? | 15.12.2015 http://www.quarks.de
Seite 35
werden. Auch die Chorionzottenbiospie birgt wie die Amniozentese die Gefahr
einer Fehlgeburt.
Nackentransparenz-Messung
Was und wann ?
Die Nackentransparenz-Messung erfolgt in der elften bis 14.
Schwangerschaftswoche. Bei dieser Ultraschalluntersuchung schaut sich der Arzt
insbesondere die Nackenfalte des Fetus an und misst sie aus.
Warum?
Zwischen der elften und 14. Woche entwickelt sich beim Kind das Lymphsystem
und die Nieren nehmen ihre Funktion auf. In dieser Zeit kommt es zu einer
Flüssigkeitsansammlung im Bereich des Nackens, wo die Haut sehr dehnbar ist.
Sammelt sich hier zu viel Flüssigkeit an, kann das ein Anzeichen für das Vorliegen
einer Chromosomenstörung sein. Die Nackenfalte wird dann transparenter.
Diese Untersuchung zählt zur Pränataldiagnostik, da sie Chromosomenstörungen
und Fehlbildungen ausschließen und damit eine Diagnose möglicher
Erkrankungen noch vor der Geburt (lateinisch: prae-natal) ermöglichen soll.
Wie viel (kostet der Test)?
Die Untersuchung kostet zwischen 100 und 250 Euro.
Sinnvoll?
Die Nackentransparenz-Messung allein gilt als sehr ungenaues Testverfahren. Es
werden nur acht von zehn Fällen einer vorliegenden Chromosomenstörung
entdeckt, wogegen in einem von zwölf Fällen irrtümlich eine
Chromosomenstörung angenommen wird. Der Grund: Auch gesunde Kinder
können im Laufe ihrer Entwicklung eine verdickte Nackenfalte haben. Außerdem
kann es zu Messfehlern kommen, etwa, wenn der Kopf des Embryos zu wenig
oder zu sehr gestreckt ist. Viele Frauen, die aufgrund einer erhöhten
Nackentransparenz eine Fruchtwasserpunktion machen lassen, erhalten das
erfreuliche Ergebnis, dass ihr Kind keine Chromosomenstörung hat. Dafür haben
sie aber das Risiko einer Fehlgeburt in Kauf genommen. Andererseits bedeutet
eine normale, also unauffällige Nackentransparenz nicht unbedingt, dass das Kind
keine Chromosomenstörung hat.
Quarks & Co | Projekt Schwangerschaft - alles unter Kontrolle? | 15.12.2015 http://www.quarks.de
Seite 36
Ersttrimester-Screening
Was und wann?
Das Ersttrimester-Screening (ETS) ermittelt eine Wahrscheinlichkeit für das
mögliche Vorliegen einer fetalen Chromosomenanomalie (fehlerhafte Erbanlagen),
speziell einer Trisomie 21 (Downsyndrom). Der Suchtest besteht aus zwei
Untersuchungen. Das mütterliche Blut wird auf zwei biochemische Werte hin
untersucht. Zusätzlich misst der Arzt im Ultraschall die Dicke der Nackenfalte –
und beim sogenannten erweiterten Ersttrimester-Screening auch noch (zum
Beispiel) das Nasenbein des Fetus. Die Untersuchung erfolgt meist zwischen der
zehnten und 13. Schwangerschaftswoche.
Warum?
Das ETS erweitert die Befunde der Nackentransparenz-Messung um zwei
Blutwerte, die bei Schwangeren, die ein Kind mit Chromosomenstörungen oder
anderen Fehlbildungen erwarten, verändert sein können. Die ermittelten
Untersuchungsbefunde werden mit einem Computerprogramm ausgewertet, in
dem auch das Alter der Mutter und andere Risikofaktoren wie etwa der
Raucherstatus der Mutter Berücksichtigung finden. Dabei wird dann ein
Risikowert ermittelt wie zum Beispiel: Das Risiko für ein Kind mit einer Trisomie
beträgt 1 von 300.
Diese Untersuchung zählt zur Pränataldiagnostik, da sie Chromosomenstörungen
und Fehlbildungen ausschließen und damit eine Diagnose möglicher
Erkrankungen noch vor der Geburt (lateinisch: prae-natal) ermöglichen soll.
Wie viel (kostet der Test)?
Das ETS kostet zwischen 100 und 200 Euro, die Kosten muss die werdende
Mutter selber tragen.
Sinnvoll?
Das ETS ist einer der am häufigsten durchgeführten Suchtests in der
Frühschwangerschaft. Allerdings liefert das ETS keine eindeutige Diagnose,
sondern nur eine Wahrscheinlichkeit. Man kann aus dem Ergebnis nicht ableiten,
ob eine Schwangere mit einem Risiko von „1 von 300“ die eine Betroffene ist oder
zu den 299 Frauen zählt, die ein gesundes Kind erwarten. Zudem hat auch das
ETS nur eine Entdeckungsrate von etwa 90 Prozent, beim erweiterten ETS
maximal 95 Prozent. Das bedeutet, dass fünf bis zehn von 100 Feten mit
Downsyndrom durch den Test nicht erfasst werden. Demgegenüber steht eine
Quarks & Co | Projekt Schwangerschaft - alles unter Kontrolle? | 15.12.2015 http://www.quarks.de
Seite 37
relativ hohe falsch-positiv-Quote von etwas über drei Prozent, das heißt, in einem
von 33 Fällen wird irrtümlich ein Syndrom diagnostiziert. Diese Befunde werden
dann meist durch weitere invasive Untersuchungen wie etwa eine
Fruchtwasserpunktion abgeklärt – mit dem Risiko einer Fehlgeburt. Wer wirklich
sichergehen will, sollte vielleicht lieber auf andere Tests zurückgreifen, deren
Entdeckungsraten höher und deren falsch-positiv-Raten niedriger sind, wie etwa
die neuen nicht-invasiven Pränatal-Tests. Die allerdings sind deutlich teurer.
Integriertes Screening
Was und wann?
Das integrierte Screening erweitert das Ersttrimester-Screening um eine
nochmalige Blutentnahme. Es gibt also die Ultraschalluntersuchung mit
Nackentransparenz-Messung plus Blutentnahme in der zehnten bis 13. Woche
und eine erneute Blutuntersuchung in der 14. bis 17. Schwangerschaftswoche.
Das integrierte Screening wird auch Neuralrohr-Diagnostik genannt.
Warum?
Je weiter die Schwangerschaft fortschreitet, desto aussagekräftiger sind die
Blutuntersuchungen. Das konnten Wissenschaftler in Studien zeigen. Die
Trefferquote steigt dadurch an.
Diese Untersuchung zählt zur Pränataldiagnostik.
Wie viel (kostet der Test)?
Die Kosten variieren, je nachdem, ob eine Ultraschalluntersuchung erfolgt oder
nicht.
Sinnvoll?
Viele Wissenschaftler sehen das integrierte Screening kritisch, weil die Ergebnisse
des Ersttrimester-Screenings zurückgehalten werden, bis die zweite
Untersuchung im zweiten Drittel der Schwangerschaft durchgeführt wurde. Zudem
gibt es auch beim integrierten Screening eine falsch-positiv-Rate.
Quarks & Co | Projekt Schwangerschaft - alles unter Kontrolle? | 15.12.2015 http://www.quarks.de
Seite 38
Triple-Test
Was und wann?
Beim Triple-Test werden drei Bestandteile aus dem Blut der Mutter bestimmt:
Beta-HCG (ein Baustein des sogenannten Schwangerschaftshormons), Alpha-
Fetoprotein und freies Estradiol. Daher stammt auch der Name "Triple“-Test, was
man mit "Dreifach“-Test übersetzen könnte. Die Konzentrationen können durch
Trisomie 21 bei einem Kind verändert sein, werden aber auch durch andere
Faktoren beeinflusst. Der Triple-Test wird werdenden Müttern meist zwischen der
15. und 18. Woche angeboten.
Warum?
Bei Kindern mit Downsyndrom sind die Beta-HCG-Werte oft erhöht, während die
anderen beiden Faktoren oft vermindert sind. Das ist allerdings nicht immer der
Fall. Ist das Alpha-Fetoprotein erhöht, kann das ein Hinweis auf eine Fehlbildung
der Bauchwand sein, allerdings ist auch das nicht immer der Fall.
Diese Untersuchung zählt zur Pränataldiagnostik.
Wie viel (kostet der Test)?
Der Triple-Test kostet zwischen 50 und 80 Euro.
Sinnvoll?
Der Triple-Test ist kein Diagnoseverfahren, sondern ein relativ ungenauer
Suchtest. Er ist unter Experten umstritten, da er etwa ein Drittel der Kinder mit
Trisomie 21 nicht erkennt. Zudem ist die "falsch-positiv-Rate" mit fünf Prozent
recht hoch, das heißt: In einem von 20 Fällen wird irrtümlich ein Syndrom
diagnostiziert. Wenn also der Test "Auffälligkeiten" feststellt, ist das noch kein
Beweis dafür, dass eine Trisomie 21 vorliegt. Häufig zieht der Test dann weitere
Untersuchungen nach sich wie etwa eine Fruchtwasseruntersuchung - mit dem
Risiko einer Fehlgeburt.
Ultraschalluntersuchung mit Farbdoppler
Was und wann?
Die Farbdoppler-Untersuchung wird in der 23. bis 28. Woche und erneut in der 33.
bis 34. Woche angeboten. Mit dem Ultraschallgerät werden im Farbdoppler-
Quarks & Co | Projekt Schwangerschaft - alles unter Kontrolle? | 15.12.2015 http://www.quarks.de
Seite 39
Modus die Blutflüsse in den Gefäßen der Plazenta, der Nabelschnur und des
kindlichen Kreislaufs gemessen.
Warum?
Die Blutflussgeschwindigkeit in den fetalen und plazentaren Gefäßen erlaubt dem
Arzt Rückschlüsse darauf, ob das Kind ausreichend mit Nährstoffen und
Sauerstoff versorgt ist. So kann er unterscheiden, ob ein Kind einfach „nur“ klein
ist, oder ob es mangelversorgt ist. Zudem kann die Untersuchung Hinweise auf
die Entwicklung eines schwangerschaftsbedingten Bluthochdrucks der Mutter
liefern.
Diese Untersuchung dient vor allem dazu, sicherzustellen, dass die
Schwangerschaft für Mutter und Kind komplikationslos verläuft – sie ist Teil der
Schwangerenvorsorge.
Wie viel (kostet der Test)?
Bei auffälligen Vorbefunden werden die Kosten von der Krankenkasse
übernommen. Andernfalls richtet sich die Vergütung nach der amtlichen
Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ).
Sinnvoll?
In der Frühschwangerschaft liefert eine Doppleruntersuchung kaum wegweisende
Befunde, sie wird in der Regel erst in der Spätschwangerschaft eingesetzt. Bei
begründetem Verdacht auf eine Mangelversorgung des Fetus oder eine
beginnende Schwangerschafts-Gestose der Mutter ist sie sicherlich sinnvoll.
Unter diesem Begriff werden unterschiedliche Erkrankungen zusammengefasst,
die im Rahmen der Schwangerschaft zu lebensbedrohlichen Komplikationen wie
Krampfanfällen, Nierenversagen oder Blutungen führen können. Bei einem normal
wachsenden Kind und unauffälligen Vorbefunden geht es auch ohne.
Test auf B-Streptokokken
Was und wann?
Mit einem Scheidenabstrich wird untersucht, ob eine Infektion mit Beta-
Streptokokken, einer bestimmten Bakterienart, vorliegt. Der Abstrich erfolgt kurz
vor dem Ende der Schwangerschaft, etwa in der 36. bis 37. Woche.
Quarks & Co | Projekt Schwangerschaft - alles unter Kontrolle? | 15.12.2015 http://www.quarks.de
Seite 40
Warum?
Wird bei dem Abstrich eine Infektion der Mutter festgestellt, lässt sich mit
Antibiotika verhindern, dass sich das Baby bei der Geburt ansteckt. Die
Erkrankung, die durch die Erreger ausgelöst wird, ist zwar selten, aber
lebensgefährlich: Die Neugeborenen-Sepsis, eine Blutvergiftung, kann bis zum
Tod führen.
Diese Untersuchung dient vor allem dazu, sicherzustellen, dass die
Schwangerschaft für das Kind komplikationslos verläuft – sie ist Teil der
Schwangerenvorsorge.
Wie viel (kostet der Test)?
Der Test kostet etwa 15 Euro, einige Krankenkassen übernehmen die Kosten.
Sinnvoll?
Ein Test auf Beta-Streptokokken gegen Ende der Schwangerschaft ist zwar laut
Mutterschaftsrichtlinien nicht vorgesehen, die US-Seuchenbehörde CDC empfiehlt
dies aber als Routinemaßnahme. Nach Ansicht von Pränatalmedizinern wäre es
sinnvoll, den Test in die deutschen Richtlinien mit aufzunehmen.
Autorin: Dr. med. Katrin Krieft
Quarks & Co | Projekt Schwangerschaft - alles unter Kontrolle? | 15.12.2015 http://www.quarks.de
Seite 41
Impressum:
Herausgeber:
Westdeutscher Rundfunk Köln
Verantwortlich:
Quarks & Co
Lisa Weitemeier
Redaktion:
Tanja Winkler
Gestaltung:
Designbureau Kremer & Mahler, Köln
Bildrechte:
Alle: © WDR; außer S.16 - S. 19 - lizenzfrei
© WDR 2015