Projekt Schwangerschaft - WDR · Der Online-Embryologie-Kurs der Universitäten Fribourg, Lausanne...

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Quarks & Co | Projekt Schwangerschaft - alles unter Kontrolle? | 15.12.2015 http://www.quarks.de Seite 1 Projekt Schwangerschaft Alles unter Kontrolle? Mit künstlicher Befruchtung, perfekten Ultraschallbildern und planbarem Kaiserschnitt scheinen wir jede Schwangerschaft voll unter Kontrolle zu haben. Mittlerweile können Ärzte sogar ungeborene Kinder im Mutterleib operieren. Aber wer viel kontrolliert, kann auch viel finden. Werdende Eltern können durch einen scheinbar auffälligen Befund unnötig beunruhigt werden oder sogar unvorbereitet in eine Diagnose-Mühle geraten, an deren Ende die Entscheidung über Leben und Tod des eigenen Kindes steht. Wunder des Lebens Kinderkriegen? Alles planbar! OP im Mutterleib Statistik für Schwangere Die Grenzen der Schwangerschaftsvorsorge Die Ängste der Schwangeren Die Diagnose-Falle Kindesentwicklung Wegweiser durch den Vorsorge-Dschungel Redaktion: Tanja Winkler Autoren: Ulf Kneiding, Dr. med. Katrin Krieft, Ilka aus der Mark, Lars Westermann, Dr. Georg Wieghaus Assistenz: Angelika Kindler

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Projekt Schwangerschaft Alles unter Kontrolle?

Mit künstlicher Befruchtung, perfekten Ultraschallbildern und planbarem

Kaiserschnitt scheinen wir jede Schwangerschaft voll unter Kontrolle zu haben.

Mittlerweile können Ärzte sogar ungeborene Kinder im Mutterleib operieren. Aber

wer viel kontrolliert, kann auch viel finden. Werdende Eltern können durch einen

scheinbar auffälligen Befund unnötig beunruhigt werden oder sogar unvorbereitet

in eine Diagnose-Mühle geraten, an deren Ende die Entscheidung über Leben und

Tod des eigenen Kindes steht.

Wunder des Lebens

Kinderkriegen? Alles planbar! OP im Mutterleib

Statistik für Schwangere Die Grenzen der Schwangerschaftsvorsorge

Die Ängste der Schwangeren Die Diagnose-Falle

Kindesentwicklung Wegweiser durch den Vorsorge-Dschungel

Redaktion:

Tanja Winkler

Autoren:

Ulf Kneiding,

Dr. med. Katrin Krieft,

Ilka aus der Mark,

Lars Westermann,

Dr. Georg Wieghaus

Assistenz:

Angelika Kindler

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Wunder des Lebens Die abenteuerliche Entwicklung im Mutterleib

In den ersten drei Monaten einer Schwangerschaft kann viel passieren – ganz

unabhängig von äußeren Einflüssen. So nistet sich nur jede zweite befruchtete

Eizelle in der Gebärmutter ein, die andere Hälfte geht mit der Regelblutung

verloren. Außerdem ist die Hälfte aller Embryonen nicht überlebensfähig und geht

bereits nach der fünften Schwangerschaftswoche von selbst ab. Letztendlich

finden acht von zehn Fehlgeburten im ersten Schwangerschaftsdrittel statt.

Trotzdem hat diese Geschichte ein Happy End. Denn von den Babys, die alle

Gefahren im Mutterleib überstehen, kommen am Ende 95 Prozent gesund auf die

Welt.

Filmautorin: Dr. med. Katrin Krieft

Linktipp:

Online-Embryologie-Kurs

http://www.embryology.ch/indexde.html

Der Online-Embryologie-Kurs der Universitäten Fribourg, Lausanne und Bern

richtet sich an Studierende und ein Fachpublikum. Die Website ist aber auch für

Laien sehenswert, zeigt sie doch detailgenau die verschiedenen Stadien der

Kindesentwicklung von der Reifung der Eizelle bis zur Geburt.

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Kinderkriegen? Alles planbar! Schwangerschaft als durchkontrolliertes Projekt

Wer heutzutage ein Kind bekommen möchte, kann vieles planen, statt die Sache

dem Zufall zu überlassen. Mit Antibaby-Pille und „Sozial Freezing“ können Frauen

den Zeitpunkt der Schwangerschaft aufschieben. Sollte es gar nicht klappen, kann

die „Künstliche Befruchtung“ vielleicht helfen. Und ist die Frau schließlich

schwanger, kontrolliert der Arzt mit modernen Ultraschallaufnahmen, ob die

Entwicklung des Ungeborenen normal verläuft. Selbst die Geburt wird von vielen

Paaren auf den Tag genau geplant: Neun von zehn Kaiserschnitten wären -

medizinisch betrachtet - nicht unbedingt nötig.

Filmautor: Ulf Kneiding

Linktipp:

Familienplanung von A bis Z

http://www.familienplanung.de/

Von der Verhütung bis zum Kaiserschnitt bieten die Seiten der Bundeszentrale für

gesundheitliche Aufklärung viele Informationen.

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OP im Mutterleib Wie ein Baby dank moderner Technik gesund auf die Welt kam

Der sogenannte „offene Rücken“ ist die häufigste Ursache für angeborene

körperliche Behinderungen. Je länger das Rückenmark offen liegt und mit dem

Fruchtwasser in Berührung kommt, desto schwerer ist die Behinderung. Die

Diagnose hatte lange Zeit nur zwei Konsequenzen: Entweder kam das Kind mit

körperlichen Behinderungen auf die Welt oder die Eltern entschieden sich für eine

Abtreibung. Heute eröffnet die vorgeburtliche Diagnose eine neue Chance: die

minimal-invasive Therapie vor der Geburt, bei der spezialisierte Chirurgen den

offenen Rücken noch während der Schwangerschaft im Mutterleib operieren.

Quarks & Co erzählt die Geschichte von Fee, die dank moderner Ultraschall- und

Operationstechnik gesund auf die Welt kam.

Filmautor: Dr. Georg Wieghaus

Linktipp:

Selbsthilfe bei Spina Bifida und Hydrocephalus e.V.

http://asbh.de/

Die bundesweite Selbsthilfeorganisation für Menschen mit Spina bifida, Menschen

mit Hydrocephalus, ihre Angehörigen und Freunde bietet auf ihrer Website

hilfreiche Informationen rund ums Thema.

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Statistik für Schwangere Was Zahlen in der Pränataldiagnostik bedeuten

Prävalenz

Die Prävalenz einer Krankheit bezeichnet die Anzahl aller Erkrankten zu einem

bestimmten Zeitpunkt oder innerhalb eines Zeitraums. Betrachtet man nur die

Zahl der Neuerkrankungen, sprechen Mediziner von der sogenannten Inzidenz.

Die Prävalenz eines Ungeborenen mit Trisomie liegt nach Schätzungen von

Experten bei etwa 170 von 100.000 ungeborenen Kindern im Jahr.

Risiko

Das Risiko bezeichnet die Wahrscheinlichkeit, in einem bestimmten Zeitraum an

einer Krankheit zu erkranken.

Hat eine Schwangere ein Risiko von 1 von 300 für Trisomie 21, bedeutet das, dass

eine von 300 Frauen mit den gleichen Risikofaktoren ein Kind mit Trisomie

bekommt. Das sagt aber nichts darüber aus, ob die Schwangere die eine

Betroffene sein wird, oder ob sie zu den 299 Frauen gehört, die kein Kind mit

Trisomie erwarten.

Screening-Test

Ein Screening-Test ist ein systematischer Suchtest zur Früherkennung von

Krankheiten und Vorstufen von Krankheiten. Dabei wird eine große Gruppe

Das Testergebnis muss nicht unbedingt stimmen.

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untersucht, um möglichst viele Menschen herauszufiltern, die ein erhöhtes Risiko

haben. Ein klassisches Beispiel ist das Ersttrimester-Screening, bei dem aus einer

großen Gruppe von Schwangeren diejenigen herausgefiltert werden sollen, die ein

erhöhtes Risiko haben, ein Kind mit einer Veränderung des Erbguts oder einer

Fehlbildung zu bekommen.

Diese Suchtests sind keine diagnostischen Verfahren! Am Ende eines

diagnostischen Verfahrens wie etwa einer Chorionzottenbiopsie oder einer

Fruchtwasserpunktion steht keine Wahrscheinlichkeit, sondern immer ein

eindeutiges Ergebnis. Es wird zum Beispiel dann durchgeführt, wenn in einem

Screening-Test ein erhöhtes Risiko festgestellt worden ist.

Richtig-positiven Ergebnis

Von einem richtig-positiven Ergebnis spricht man, wenn ein Mensch ein erhöhtes

Risiko hat und der Suchtest ihn genauso einstuft – als Betroffenen mit erhöhtem

Risiko.

Ziel eines Suchtests ist es, möglichst viele Menschen richtig einzustufen und so

wenige wie möglich falsch einzustufen. Warum das nicht immer geht, erklärt sich

durch den sogenannten Cut-Off-Wert.

Beim Ersttrimester-Screening beträgt die Rate der richtig-positiven Ergebnisse

etwa 90 Prozent und bei den neuen sogenannten nicht-invasiven Pränataltests

(NIPT) über 99 Prozent.

Richtig-negativen Ergebnis

Bei einem richtig-negativen Ergebnis bekommt ein Nichtbetroffener durch ein

Screening auch ein unauffälliges Testergebnis. Er wird also richtig eingestuft.

Falsch-positiven Ergebnis

Von einem falsch-positiven Untersuchungsbefund spricht man, wenn eine

Screening-Untersuchung einen verdächtigen Befund ergibt, obwohl keine

Erkrankung vorliegt. Solche Fehlalarme sind, gemessen an der Häufigkeit der

gesuchten Erkrankung, sogar relativ häufig.

Das liegt meist nicht daran, dass die Ärzte die Untersuchungsbefunde falsch

interpretieren. Vielmehr ist es so, dass bei jeder Screening-Untersuchung sowohl

falsch-negative als auch falsch-positive Befunde vorkommen können und man

niemals eine hundertprozentige Sicherheit erreichen kann. Warum? Ein Beispiel ist

Eine hundertprozentige Treffsicherheit kann ein Screening nicht bieten.

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die verdickte Nackenfalte oder auch Nackentransparenz. Sowohl Kinder mit einer

Trisomie als auch nicht betroffene Kinder können im Laufe ihrer Entwicklung eine

verdickte Nackenfalte aufweisen. Da sie häufiger bei Kindern mit einer Trisomie

vorkommt, wird sie im Ersttrimester-Screening als Hinweis darauf gewertet.

Die falsch-positiv-Rate beim Ersttrimester-Screening liegt bei etwa fünf Prozent.

Das bedeutet, dass fast 5.000 von 100.000 Schwangeren mitgeteilt bekommen,

dass ihr Risiko für eine Veränderung des Erbguts erhöht ist, obwohl das nicht

stimmt. Für die Betroffenen bedeutet das meist eine hohe psychische Belastung,

bis sich der Verdacht in weiteren Untersuchungen entkräftet. Zudem sind die

meist angewandten, weiteren Untersuchungen wie Fruchtwasserpunktion und

Chorionzottenbiopsie nicht ohne Risiko: Sie führen immerhin in fast einem von

hundert Fällen zu einer Fehlgeburt.

Falsch-positiven Ergebnis

Von einem falsch-negativen Untersuchungsbefund spricht man, wenn eine

Screening-Untersuchung eine Auffälligkeit bei einem Menschen nicht als solche

erkennt.

Für Schwangere bedeutet das, sie bekommen einen unauffälligen Befund und

wiegen sich fälschlicherweise in Sicherheit, obwohl sie zum Beispiel ein Kind mit

einer Fehlbildung erwarten.

Cut-off-Wert

Der Cut-off-Wert ist der Wert, ab dem ein Untersuchungsbefund als auffällig

eingestuft wird. Bei Screening-Verfahren hängt die Rate der richtigen und falschen

Ergebnisse eng mit dem Cut-off-Wert zusammen.

Bei der Nackentransparenz-Messung etwa gehen die Ärzte ab einer bestimmten

Dicke der Nackenfalte von einem auffälligen Befund aus. Setzt man diese Grenze

herab und betrachtet schon eine wenig verdickte Nackenfalte als auffällig, erkennt

man mehr Schwangerschaften mit einer Trisomie 21 und die Rate der richtig-

positiven Ergebnisse steigt. Allerdings steigt dann auch die Rate der falsch-

positiven Ergebnisse, das heißt, mehr Frauen mit eigentlich unauffälliger

Schwangerschaft bekommen mitgeteilt, dass ihr Risiko erhöht ist, obwohl das

nicht stimmt.

Bei nahezu jeder Screening-Untersuchung kommen falsch-negative und falsch-

positive Befunde vor. Beim Ersttrimester-Screening erhalten über 5.000 von

Nicht wenige Frauen erhalten beim Ersttrimester-Screening ein falsches Testergebnis

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100.000 Schwangere ein falsches Testergebnis. Eine absolute Testsicherheit lässt

sich nicht erreichen. Das Wissen um solche Testungenauigkeiten ist wichtig, um

Nutzen und Schaden einer Früherkennungsuntersuchung beurteilen zu können.

Autorin: Dr. med. Katrin Krieft

Zusatzinfos:

Ersttrimester-Screening

Das Ersttrimester-Screening ist ein Suchtest, bei dem die Wahrscheinlichkeit für

eine genetische Erkrankung oder Fehlbildung ermittelt wird. Er besteht aus einer

Ultraschalluntersuchung und der Bestimmung zweier Werte aus dem mütterlichen

Blut. Das Ersttrimester-Screening wird zwischen der zehnten und dreizehnten

Schwangerschaftswoche durchgeführt.

Fruchtwasserpunktion

Bei der Fruchtwasseruntersuchung oder Fruchtwasserpunktion wird Fruchtwasser

aus der Fruchtblase entnommen. Es enthält abgestoßene Zellen des Fetus, die

dann genetisch untersucht werden können. Die Fruchtwasserpunktion wird

üblicherweise zwischen der fünfzehnten und sechzehnten

Schwangerschaftswoche durchgeführt.

Chorionzottenbiopsie

Bei der Chorionzottenbiopsie entnimmt der Arzt mit einer Nadel Zellen aus den

kindlichen Anteilen der Plazenta (des Mutterkuchens). Die Zellen der Probe

werden dann genetisch untersucht. Die Chorionzottenbiospie kann bereits ab der

zehnten bis elften Woche erfolgen und damit gut vier Wochen früher als die

Fruchtwasseruntersuchung.

Nicht-invasive Pränataltests (NIPT)

Mit einem dieser Tests kann der Arzt allein durch eine Blutprobe der Schwangeren

die Erbinformationen aus dem kindlichen Anteil des Mutterkuchens bereits vor der

12. Schwangerschaftswoche analysieren und auf diese Weise mit einer

Treffsicherheit von 99 Prozent herausfinden, ob der Fetus eine Trisomie aufweist.

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Die Grenzen der Schwangerschaftsvorsorge Das Ersttrimester-Screening berechnet ein individuelles Risiko – nicht mehr und

nicht weniger

Ist mein Baby gesund? Fast jede Frau beschäftigt sich mit dieser Frage während

der Schwangerschaft. Viele haben den Wunsch, wenigstens zu wissen, ob das

eigene Kind eine der häufigsten genetischen Beeinträchtigungen oder

Fehlbildungen haben wird – wie zum Beispiel das Downsyndrom. Bis vor kurzem

gab es nur eine sichere Methode, um herauszufinden, ob der Fetus betroffen ist:

die Fruchwasseruntersuchung, auch Amniozentese genannt. Aber diese

Untersuchung ist nicht ohne Risiko. Der Fetus kann verletzt werden und in bis zu

einem von 100 Fällen führt sie sogar zu einer Fehlgeburt. Schon vor langer Zeit

suchten Forscher daher nach einer risikofreieren Methode.

Eine Rechnung mit Wahrscheinlichkeiten

Das Resultat war das sogenannte Ersttrimester-Screening. Dabei werden zwei

Blutwerte der Schwangeren ermittelt: die Konzentration des Proteins „papp-A“

und das sogenannte „freie ß-hcg“. Es ist ein Baustein des

Schwangerschaftshormons „hcg“. Der Arzt misst außerdem mittels Ultraschall die

Dicke einer Struktur am Nacken des Fetus – der Nackentransparenz, auch

bekannt als „Nackenfalte“. Besonders geschulte Ärzte können mithilfe des

Ultraschalls auch andere „Marker“ messen, wie das Nasenbein oder Strukturen

des Herzens. Gemeinsam mit dem Alter der Mutter werden alle diese Daten in ein

Computerprogramm eingegeben, das dann die individuelle Wahrscheinlichkeit für

ein Downsyndrom sowie eine Trisomie der Chromosomen 13 und 18 berechnet.

Ein guter Ultraschall ist ein wichtiger Bestandteil eines Ersttrimester-Screenings. Im Gegensatz zur Fruchtwasser-untersuchung birgt diese pränatale Untersuchung kein Risiko für das ungeborene Kind.

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Dargestellt wird das Ergebnis nicht als eindeutiges „Ja“ oder „nein“, sondern als

Wahrscheinlichkeit, zum Beispiel 1:300. Das bedeutet, dass von 300 Frauen mit

diesem Risiko eine Frau ein Baby mit Downsyndrom erwartet.

Die Kosten für das Ersttrimester-Screening betragen je nach Qualifikation des

Arztes zwischen 100 und 350 Euro. Grundsätzlich gilt, dass es in Pränatal-Zentren

mit sehr guten Ultraschallern und sehr hochauflösenden Geräten teurer ist. Diese

Kosten muss die Schwangere selbst übernehmen.

Unterschiedliche Testergebnisse bei gleichen Werten

Die „fetale-medicine-foundation London“, die das Ersttrimester-Screening mit

entwickelt hat, empfiehlt Frauen ab einem Ergebnis von 1:300 eine Amniozentese,

zumindest aber weitere gründliche Ultraschalluntersuchungen. Die „fetale

medicine foundation Deutschland“ dagegen, die eine eigene Software entwickelt

hat, empfiehlt Frauen weitere Untersuchungen erst ab einem Ergebnis von 1:150.

Das ist aber nicht der einzige Unterschied der beiden Anbieter. Beide Programme

kommen mitunter bei derselben Frau mit identischen Werten zu extrem

unterschiedlichen Wahrscheinlichkeiten. Zudem hängt die Qualität des

Ersttrimester-Screenings sehr stark von der Qualifikation des Arztes ab, der den

Ultraschall durchführt. Die FMF-London legt dabei vergleichsweise hohe

Maßstäbe an. Ihre Mitglieder sind oft Spezialisten in Pränatal-Zentren. Bei der

FMF-Deutschland ist es etwas einfacher, eine Lizenz zu bekommen und zu

behalten, weshalb hier auch viele „normale“, niedergelassene Gynäkologen

zertifiziert sind. Es gibt noch weitere Anbieter von Auswertungsprogrammen, der

Markt wird aber von den beiden genannten Gesellschaften dominiert.

Die Schwächen des Ersttrimester-Screenings

Das Ersttrimester-Screening berechnet nur die Wahrscheinlichkeit einer

Fehlbildung. Wirklich wissen tut die Schwangere danach nichts. Denn der Test

sagt nichts darüber aus, ob das eigene Kind tatsächlich betroffen ist. Auch Feten

mit sehr geringer Wahrscheinlichkeit können betroffen sein und die meisten Kinder

mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit sind gesund. Viele Frauen sind vom Ergebnis

verunsichert und machen sich unnötig Sorgen. Die Schwangerschaft kann zu einer

Phase voller Angst werden. Als Schwangere sollte man sich einen Arzt suchen,

der sich genug Zeit nimmt, um das Ergebnis und seine Bedeutung genau zu

erklären.

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Die Alternative zum Ersttrimester-Screening

Seit drei Jahren gibt es in Deutschland eine Alternative: sogenannte NIPT, nicht

invasive Pränatal-Tests. „Praena“, „Harmony“ oder „Panoramatest“ können mit

einer fast hundertprozentigen Wahrscheinlichkeit eine Aussage darüber machen,

ob das Kind von einer Trisomie betroffen ist. Dafür muss der Mutter nur etwas Blut

abgenommen werden. Diese „Bluttests“ sind deutlich teurer als das Ersttrimester-

Screening, dafür sind sie mit ihrer Treffsicherheit von 99 Prozent fast so

aussagekräftig wie eine Amniozentese und bergen gleichzeitig für das

Ungeborene keinerlei Risiko.

Autor: Lars Westermann

Zusatzinfos (Fachausdrücke, Erklärungen):

Downsyndrom

Auch wenn es mit durchschnittlich 0,2 Prozent aller Schwangerschaften selten ist,

ist das Downsyndrom damit doch die am häufigsten vorkommende

chromosomale Fehlbildung, bei der das Chromosom 21 dreimal statt zweimal

vorhanden ist. Die Wahrscheinlichkeit für das Downsyndrom steigt mit dem Alter

der Mutter.

Fruchtwasseruntersuchung oder Amniozentese

Bei der Fruchtwasseruntersuchung wird Fruchtwasser aus der Fruchtblase

entnommen. Es enthält abgestoßene Zellen des Fetus, die dann genetisch

untersucht werden können. Das Fruchtwasser wird üblicherweise zwischen der

fünfzehnten und sechzehnten Schwangerschaftswoche untersucht.

Die Blutwerte werden bei den nicht invasiven Pränatal-Tests im Labor vollautomatisch erfasst.

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Die Ängste der Schwangeren Ursachen und Folgen des Kontrollwahns während der Schwangerschaft

Für viele Frauen ist ihre Schwangerschaft mit einem starken Bedürfnis verbunden,

alles unter Kontrolle zu haben und alles richtig zu machen. Der Chefarzt einer

Hamburger Frauenklinik, Dr. Wolf Lütje, beobachtet das immer wieder. Lütje

glaubt, dass dahinter der Wunsch steckt, der gesellschaftlichen Norm zu

entsprechen. Für die Schwangeren hat das Folgen. Denn wenn der Arzt viele

Untersuchungen durchführt, findet er auch eher etwas – selbst kleine, harmlose

Befunde können dann plötzlich zum Problem werden. Die Anspannung, die durch

Sorgen und hohe Ansprüche an sich selbst entsteht, kann sich sogar körperlich

auswirken und die Schwangerschaft für die Frau beschwerlicher machen. Dabei

ist der Wunsch, der Norm zu entsprechen, ohnehin unrealistisch - denn jede

Schwangerschaft verläuft anders!

Filmautor: Dr. Georg Wieghaus

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Seite 13

Literaturtipp:

Abschied von der freudigen Erwartung -

Werdende Eltern unter dem wachsenden Druck der vorgeburtlichen

Diagnostik

Autor: Giovanni Maio

Veralgsangaben: Edition Sonderwege, Waltrop u. Leipzig 2013

ISBN: 978-3-937801-93-3

Sonstiges: 140 Seiten, 9,80 €

Immer häufiger sei die Schwangerschaft von Sorgen überschattet, alles drehe sich

um die Gesundheit des heranwachsenden Kindes. Befürchtete Gefahren und

Risiken bedrängten die elterliche Vorfreude - sagt Giovanni Maio, Medizinethiker

an der Universität Freiburg. Er plädiert dafür, der technisch-diagnostischen

Machbarkeit nicht blind zu folgen, sondern „in Demut und Behutsamkeit den

Gabe-Charakter allen Lebens wiederzuentdecken.“

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Die Diagnose-Falle Ein Plädoyer für Aufklärung vor der pränatalen Untersuchung

Bedenkenlos waren Sarah und Jonas Fröhlich dem Rat des Arztes gefolgt, ihr

ungeborenes Kind untersuchen zu lassen. Auch als der Gynäkologe von einer

verdickten Nackenfalte sprach, waren sie kaum beunruhigt, weil sie dachten, dass

sich alles als Irrtum herausstellen würde. Weitere Untersuchungen zeigten aber,

dass ihr Sohn Anton schwer behindert war. Einige seiner Organe waren stark

geschädigt. Womöglich würde er die Schwangerschaft gar nicht überleben. Völlig

unvorbereitet standen Sarah und Jonas plötzlich vor einer eigentlich unmöglichen

Entscheidung: Sollten sie ihr Kind abtreiben?

Filmautorin: Ilka aus der Mark

Linktipps:

Pränataldiagnostik kompakt

http://praenataldiagnostik-info.de/

Der Arbeitskreis Pränatale Diagnostik aus Münster hat eine sehr informative

Onlinebroschüre herausgebracht, die regelmäßig erweitert wird, sobald es

Neuerungen gibt.

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Seite 15

pro familia zur Pränataldiagnostik

http://www.profamilia.de/erwachsene/schwangerschaft/vorgeburtliche-

untersuchung.html

Auf der Website von pro familia finden Sie konkrete Informationen zu allen

vorgeburtlichen Untersuchungen sowie zu den gesetzlichen Bestimmungen.

Beratungsangebot zur Pränataldiagnostik vor Ort

http://www.profamilia.de/angebote-vor-ort/nordrhein-westfalen/koeln-

zentrum/praenataldiagnostik.html

http://www.profamilia.de/angebote-vor-ort/nordrhein-

westfalen/muenster/vorgeburtliche-untersuchungen-praentaldiagnostik.html

http://www.profamilia.de/angebote-vor-ort/nordrhein-

westfalen/oberhausen/praenataldiagnostik.html

http://www.profamilia.de/angebote-vor-ort/nordrhein-

westfalen/wuppertal/praenataldiagnostik.html

http://www.profamilia.de/angebote-vor-ort/nordrhein-

westfalen/bochum/vorgeburtliche-untersuchung.html

In NRW gibt es einige pro familia-Beratungsstellen, in denen jede Frau oder jeder

Mann einen Beratungstermin bei einem zertifizierten PND-Berater (meist

Ärztinnen) vereinbaren kann. Die Beratung ist kostenfrei. Einfach auf der pro

familia-Website nach dem heimatnahen Ort suchen, das Beratungsangebot ist

dort jeweils aufgeführt. Hier sind die größeren Orte für NRW exemplarisch

angegeben.

Plattform der BZgA zur Pränataldiagnostik

http://www.pnd-online.de/

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung bietet mit ihrem Portal ein sehr

umfassendes Angebot zum Thema Pränataldiagnostik. Die Website richtet sich

nicht nur an Schwangere und Betroffene, sondern enthält auch Fachinformationen

und Qualifizierungs-Möglichkeiten für Menschen, die im Bereich

Pränataldiagnostik arbeiten.

Lebenshilfe e.V. für Menschen mit Behinderungen

www.lebenshilfe.de

Die Lebenshilfe ist eine Selbsthilfevereinigung für Menschen mit geistiger

Behinderung und ihre Familien und ist zum Beispiel auch eine hilfreiche

Anlaufstelle für Eltern, die ein Kind mit Downsyndrom erwarten oder bereits

haben.

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Seite 16

Kindesentwicklung

Tag 0

Tag der letzten Regelblutung

Woche 2

Ei- und Samenzelle verschmelzen, die Befruchtung findet statt.

Woche 4

Die Regelblutung bleibt erstmals aus, die Frau bemerkt, dass sie schwanger sein

könnte.

Woche 6

Der Embryo ist vier Millimeter lang. Sein Herz beginnt zu schlagen, Arm- und

Beinknospen bilden sich aus.

Woche 7

Der Embryo ist sieben Millimeter lang. Aus den Arm- und Beinknospen werden

paddelartige Fortsätze. Es werden die Anlagen für die Augen und eine

Nasengrube gebildet.

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Seite 17

Woche 8

Der Embryo ist jetzt zehn Millimeter lang, es bilden sich die Oberlippe und die

Ohranlagen aus. An den Armpaddeln entstehen Fingerstrahlen, das heißt, die

Finger beginnen sich zu trennen.

Woche 9

Der Embryo ist nun etwa 17 Millimeter lang. Die Nasenspitze und die Augenlider

werden gebildet. An den Fußpaddeln entstehen Zehenstrahlen, das Skelett

beginnt sich zu bilden.

Woche 10

Der Embryo ist etwa 30 Millimeter lang. Alle wesentlichen inneren und äußeren

Organe sind nun angelegt, die Geschlechtsorgane sind deutlich erkennbar, aber

man kann noch nicht nach Junge oder Mädchen unterscheiden.

Woche 11

Die Fetalperiode beginnt: Der Embryo wird nun Fetus genannt. Er ist etwa fünf

Zentimeter lang. Zwischen der elften und 14. Woche scheidet er erstmals Urin

aus.

Woche 12

Das Gesicht bekommt zunehmend menschlichere Züge, die Fingernägel werden

sichtbar.

Woche 14

Der Fetus ist etwa neun Zentimeter lang. Die Geschlechtsorgane haben sich

zunehmend ausgebildet, eine Geschlechtsunterscheidung wird langsam möglich.

Woche 20

Der Fetus ist etwa 16 Zentimeter lang. Die Zehennägel werden sichtbar und die

Zahnleisten werden angelegt. Die Herztöne sind nun auch von außen

wahrnehmbar.

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Seite 18

Woche 22

Spätestens in der 22. Woche sollten erste Tritte gespürt werden. Natürlich hat sich

der Fetus schon vorher bewegt und manche Mütter spüren das auch schon zu

einem früheren Zeitpunkt der Schwangerschaft. Haare an den Augenbrauen und

der Oberlippe werden sichtbar.

Woche 23

Das Innenohr ist komplett ausgebildet, das Kind beginnt zu hören.

Woche 24

Der Schlaf-Wach-Rhythmus bildet sich langsam aus. Außerdem gilt ein

Frühgeborenes ab der 24. Woche als überlebensfähig.

Woche 28

Der Fetus ist etwa 25 Zentimeter lang. Die Augen öffnen sich.

Woche 32

Die Zehennägel sind komplett ausgebildet, der Körper des Fetus wird nun immer

fülliger.

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Seite 19

Woche 34

Der Fetus misst jetzt 30 Zentimeter. Die Fingernägel sind komplett ausgebildet.

Woche 38

Der Greifreflex ist auslösbar, das Kind wendet sich einer Lichtquelle zu. Die

Zehennägel sind komplett ausgebildet

Autorin: Dr. med. Katrin Krieft

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Seite 20

Wegweiser durch den Vorsorge-Dschungel Die wichtigsten Untersuchungen für Schwangere

Während im Bauch der werdenden Mutter ein kleiner Mensch heranwächst,

wachsen bei vielen Schwangeren Ängste und Sorgen. Eigentlich hat die

Schwangerschaftsvorsorge das Ziel, Mutter und Kind eine möglichst

komplikationslose Schwangerschaft zu ermöglichen. Doch fast jede Schwangere

wird dabei auch mit Untersuchungen konfrontiert, die eigentlich in das Feld der

Pränataldiagnostik fallen und möglicherweise einen auffälligen Befund bringen.

Darauf sollte die Schwangere vorbereitet sein.

Verschaffen Sie sich einen Überblick über die verschiedenen

Vorsorgeuntersuchungen und die Verfahren der Pränataldiagnostik. Erfahren Sie,

wie sich das Ungeborene entwickelt und welche Untersuchungen wirklich sinnvoll

sind.

Untersuchungen als Kassenleistungen

Vorsorgeuntersuchungen

Beim ersten Vorsorgetermin erhebt der Arzt eine ausführliche Krankengeschichte,

misst Körpergewicht und Blutdruck, untersucht die Gebärmutter und die Lage des

Kindes und kontrolliert die kindlichen Herztöne. Diese Werte werden im weiteren

Verlauf der Schwangerschaft immer wieder ermittelt und im Mutterpass

eingetragen.

Insgesamt werden Schwangere etwa zehnmal vom Frauenarzt zur

Vorsorgeuntersuchung bestellt: zu Beginn der Schwangerschaft etwa alle vier

Wochen, ab der 32. Schwangerschaftswoche alle zwei Wochen. Bei

Auffälligkeiten oder Risikoschwangerschaften kann es aber auch mehr

Untersuchungen geben. Diese sollen sicherstellen, dass die Schwangerschaft

sowohl für die Mutter als auch für das Kind möglichst ohne Komplikationen

verläuft.

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Seite 21

Laboruntersuchungen bei der Erstuntersuchung

Hämoglobin-Bestimmung

Was und wann?

Der Hämoglobin-Gehalt in den roten Blutkörperchen der Mutter wird bei jeder

Vorsorgeuntersuchung bestimmt.

Warum?

Während der Schwangerschaft nimmt das Blutvolumen der werdenden Mutter zu

und es werden vermehrt rote Blutkörperchen gebildet, vor allem, um den Fetus

mit genügend Sauerstoff zu versorgen. Dabei kann es zu einem Eisenmangel

kommen, der sich in einer sinkenden Hämoglobin-Konzentration zeigt.

Diese Untersuchung dient vor allem dazu, sicherzustellen, dass die

Schwangerschaft für das Kind komplikationslos verläuft – sie ist Teil der

Schwangerenvorsorge.

Urin-Untersuchung

Was und wann ?

Der Urin wird bei der Erstuntersuchung und danach bei jedem weiteren

Arztbesuch kontrolliert. Es wird geschaut, ob sich Eiweiß, Zucker oder Bakterien

im Urin finden.

Warum?

Während der Schwangerschaft sind Frauen anfälliger für Harnwegsinfekte, die

verfrühte Wehen auslösen können. Daher wird nach Bakterien im Urin gesucht.

Zucker im Urin kann ein Hinweis auf einen Schwangerschaftsdiabetes sein.

Enthält der Urin Eiweiß, kann das ein Hinweis auf ein Nierenleiden oder eine

beginnende Schwangerschafts-Gestose sein. Unter diesem Begriff werden

unterschiedliche Erkrankungen zusammengefasst, die im Rahmen der

Schwangerschaft zu lebensbedrohlichen Komplikationen wie Krampfanfällen,

Nierenversagen oder Blutungen führen können. Diese Untersuchung dient vor

allem dazu, sicherzustellen, dass die Schwangerschaft für die Mutter

komplikationslos verläuft und zählt somit zur Schwangerenvorsorge.

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Antikörpersuchtest

Was und wann?

Der Antikörpersuchtest wird bei der ersten Schwangerschaftsvorsorge-

Untersuchung durchgeführt und zwischen der 24. und der 27.

Schwangerschaftswoche wiederholt. Die Untersuchung zeigt, ob die Mutter

Antikörper gegen Elemente des kindlichen Bluts entwickelt hat. Das ist besonders

wichtig in Bezug auf den sogenannten Rhesus-Faktor.

Warum?

Durch Vererbung kann es vorkommen, dass bei einer Schwangerschaft von einer

rhesus-negativen Mutter und einem rhesus-positiven Vater ein rhesus-positives

Kind entsteht. Gelangt nun während der Geburt Blut von diesem rhesus-positiven

Kind in den Blutkreislauf der Mutter, erkennt das Immunsystem der Mutter die

roten Blutkörperchen des Kindes als Fremdkörper und bildet Antikörper gegen sie.

Diese Antikörper führen dann zum Abbau der fremden roten Blutkörperchen des

Kindes im Körper der Mutter.

Für die erste Schwangerschaft in dieser Konstellation ist das noch kein Problem.

Wird die Mutter aber erneut mit einem rhesus-positiven Kind schwanger, schüttet

das Immunsystem der Mutter eine deutlich größere Menge Antikörper aus. Diese

können über die Plazenta auch in den Blutkreislauf des Kindes gelangen und zum

Abbau der roten Blutkörperchen des Ungeborenen führen. Die Folge: Blutarmut,

Gelbsucht, Krämpfe oder schwere Missbildungen bis hin zur Fehlgeburt.

Diese Untersuchung dient vor allem dazu, sicherzustellen, dass die

Schwangerschaft für das Kind komplikationslos verläuft – sie ist Teil der

Schwangerenvorsorge.

Rötelntiter

Was und wann?

Der Rötelntiter wird bei der ersten Vorsorgeuntersuchung bestimmt. Die

Untersuchung zeigt, ob die Mutter Antikörper gegen das Rötelnvirus hat.

Warum?

Liegt kein ausreichender Röteln-Impfschutz vor und kommt es in der

Schwangerschaft zu einer Infektion, kann das Virus über die Plazenta auf das

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Ungeborene übergehen. Besonders problematisch ist das in den ersten drei

Schwangerschaftsmonaten, in denen die Organsysteme angelegt werden. Denn

eine Rötelninfektion stört die Zellteilung und Differenzierungsvorgänge und kann

zur Fehlgeburt oder zu Fehlbildungen von Hirn, Auge, Ohr und Herz führen.

Diese Untersuchung dient vor allem dazu, sicherzustellen, dass die

Schwangerschaft für das Kind komplikationslos verläuft – sie ist Teil der

Schwangerenvorsorge.

HIV-Test

Was und wann?

Der HIV-Test sucht nach Antikörpern gegen das HIV-Virus, den Erreger der

Immunschwäche AIDS. Der HIV-Test erfolgt bei der ersten Vorsorgeuntersuchung,

sofern die Mutter dem Test zustimmt. Das Ergebnis wird nicht im Mutterpass

notiert, es wird lediglich eingetragen, ob er erfolgt ist.

Warum?

HIV kann während der Schwangerschaft, bei der Geburt und auch über die

Muttermilch auf das Kind übertragen werden. Ist die Mutter HIV-positiv, kann man

durch Medikamente eine Ansteckung des Ungeborenen in bis zu 99 Prozent der

Fälle verhindern und gegebenenfalls eine Kaiserschnittgeburt planen, bei der das

Infektionsrisiko für das Kind deutlich niedriger ist als bei einer Spontangeburt.

Diese Untersuchung ist Teil der Schwangerenvorsorge.

Chlamydien-Test

Was und wann?

Bei der Urin-Analyse im Rahmen der ersten Vorsorgeuntersuchung wird nach

Erbgut-Bestandteilen des Bakteriums Chlamydia trachomatis gesucht.

Warum?

Chlamydien sind Bakterien, die bei sexuellem Kontakt übertragen werden. Meist

verläuft die Infektion ohne Beschwerden und bleibt unbemerkt. Allerdings erhöhen

sie das Risiko für Fehlgeburten. Zudem kann sich das Neugeborene leicht

anstecken und eine Bindehaut- oder Lungenentzündung bekommen.

Diese Untersuchung ist Teil der Schwangerenvorsorge.

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LSR-Test

Was und wann?

LSR steht für Lues-Such-Reaktion. Lues ist ein anderer Name für die

Geschlechtskrankheit Syphilis. Es wird untersucht, ob eine Infektion mit diesem

Erreger vorliegt. Der LSR-Test wird bei der ersten Vorsorgeuntersuchung

gemacht. Das Ergebnis wird nicht im Mutterpass notiert, es wird lediglich

eingetragen, ob er erfolgt ist.

Warum?

Das Bakterium Treponema pallidum ist der Erreger der Syphilis. Ab der 20.

Schwangerschaftswoche kann es über die Plazenta zu einer Ansteckung des

Ungeborenen kommen und bis zu vier Jahre nach der Geburt zu einem Ausbruch

der Syphilis - mit Leber- und Milzvergrößerung, Wachstumsstörungen,

Fehlbildungen der Zähne und Innenohrschwerhörigkeit. Eine Behandlung der

Mutter vor dem vierten Schwangerschaftsmonat kann eine Übertragung

verhindern.

Diese Untersuchung ist Teil der Schwangerenvorsorge.

Weitere Laboruntersuchungen

Hepatitis B-Test

Was und wann?

Der Hepatitis B-Test sucht nach Teilen des Hepatitis B-Virus im Blut der Mutter. Er

wird nach der 34. Schwangerschaftswoche durchgeführt.

Warum?

Das Hepatitis B-Virus kann schwere Leberentzündungen hervorrufen. Allerdings

sind die Beschwerden sehr milde, so dass viele das Virus tragen, ohne es zu

merken. Die Übertragung auf das Kind erfolgt meist im letzten Drittel der

Schwangerschaft oder noch häufiger während der Geburt. Durch einen

Kaiserschnitt und eine Impfung des Kindes direkt nach der Geburt kann das

Risiko einer Übertragung deutlich gesenkt werden. Da sich die Mutter auch

während der Schwangerschaft noch mit dem Hepatitis-Virus infizieren kann, wird

der Test erst zum Ende der Schwangerschaft und dem Beginn der möglichen

Ansteckungsphase gemacht.

Diese Untersuchung ist Teil der Schwangerenvorsorge.

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Screening auf Schwangerschafts-Diabetes

Was und wann?

Beim sogenannten oralen Glukosetoleranztest (OGT) trinkt die Schwangere eine

bestimmte Menge einer Zuckerlösung. Dann wird in kurzen, regelmäßigen

Abständen der Blutzucker kontrolliert. Der OGT erfolgt zwischen der 24. und 27.

Schwangerschaftswoche. Bei auffälligen Werten wird dieser Test noch einmal

wiederholt.

Warum?

Der Schwangerschafts-Diabetes ist eine der häufigsten Begleiterkrankungen einer

Schwangerschaft. Unerkannt besteht ein Risiko für die Mutter und insbesondere

für das noch ungeborene Kind: Unbehandelt führt der Schwangerschafts-Diabetes

oft zu einer starken Zunahme der Fruchtwassermenge und zu einem abnormen

Größenwachstum des Kindes. Gleichzeitig kommt es häufig zu einer

Entwicklungsverzögerung, insbesondere der Lungenreifung. Meist werden Kinder

von Frauen mit unbehandeltem Schwangerschafts-Diabetes zu früh geboren.

Diese Untersuchung ist Teil der Schwangerenvorsorge.

Ultraschall-Screening 1

Wann?

Das erste Ultraschall-Screening findet in der neunten bis zwölften

Schwangerschaftswoche statt.

Warum?

Bei der ersten Ultraschalluntersuchung wird im Wesentlichen geprüft, ob der

Embryo sich wirklich in der Gebärmutter eingenistet hat, wie lang er ist und ob er

zeitgerecht entwickelt ist. Zusätzlich wird kontrolliert, ob sein Herz (schon) schlägt

und ob eine Mehrlingsschwangerschaft vorliegt.

Diese Untersuchung ist Teil der Schwangerenvorsorge.

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Ultraschall-Screening 2

Wann?

Das zweite Ultraschall-Screening findet in der 19. bis 22. Schwangerschaftswoche

statt.

Warum?

Beim zweiten Ultraschall-Screening wird der Fetus ausgemessen und nach seiner

Herztätigkeit und der allgemeinen körperlichen Entwicklung geschaut. Außerdem

werden die Plazenta und das Fruchtwasser beurteilt. Zusätzlich wird auch

untersucht, ob ein offener Rücken (Spina bifida) oder andere schwerwiegende

Organfehler vorliegen.

An dieser Stelle verschwimmt die Grenze zwischen der eigentlichen

Schwangerschaftsvorsorge und der Pränataldiagnostik. Die Schwangerenvorsorge

soll sicherstellen, dass die Schwangerschaft für die Mutter komplikationslos

verläuft und sich das ungeborene Kind normal entwickelt. Die Untersuchung der

Organe oder des Rückens hingegen soll Fehlbildungen ausschließen, also eine

Diagnose möglicher Erkrankungen noch vor der Geburt (lateinisch: prae-natal)

ermöglichen.

Ultraschall-Screening 3

Wann?

Das dritte und letzte Ultraschall-Screening findet in der 29. bis 32.

Schwangerschaftswoche statt.

Warum?

Beim letzten Ultraschall-Screening geht es zunehmend darum, die Lage des

Kindes zu beurteilen und einzuschätzen, ob Komplikationen bei der Geburt zu

erwarten sind. Der Fetus wird wieder gemessen und seine allgemeine körperliche

Entwicklung sowie die Plazenta und das Fruchtwasser beurteilt.

Diese Untersuchung ist Teil der Schwangerenvorsorge.

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Amniozentese

Was und wann?

Bei der Fruchtwasseruntersuchung (Amniozentese) wird mit einer langen Nadel die

Fruchtblase durch die Bauchdecke oder die Scheide der Mutter hindurch

punktiert. Es werden etwa 20 Milliliter Fruchtwasser entnommen und genetisch

untersucht. Eine örtliche Betäubung ist in der Regel nicht notwendig, die

Schmerzen sind mit denen einer Blutentnahme vergleichbar.

Das Fruchtwasser wird üblicherweise zwischen der 15. und 16.

Schwangerschaftswoche untersucht, bei begründetem Verdacht auf

Komplikationen wie etwa einer Blutgruppenunverträglichkeit aber auch noch

später. Für Schwangere über 35 werden die Kosten von der Krankenkasse

übernommen.

Warum?

Das Fruchtwasser enthält abgestoßene Zellen der Haut und Zellen aus dem

Verdauungs- und Harntrakt des Fetus, die dann genetisch untersucht werden

können. Damit lassen sich viele Erkrankungen und vor allem auch

Chromosomenstörungen wie etwa Trisomien diagnostizieren.

Diese Untersuchung zählt zur Pränataldiagnostik, da sie Chromosomenstörungen

und Fehlbildungen ausschließen und damit eine Diagnose möglicher

Erkrankungen noch vor der Geburt (lateinisch: prae-natal) ermöglichen soll.

Sinnvoll?

Das Ergebnis ist zwar in über 99 Prozent der Fälle richtig, aber keine

Untersuchung bietet eine hundertprozentige Garantie, dass ein Kind gesund zur

Welt kommt, wenn der Befund unauffällig ist. Es gibt bestimmte Konstellationen,

in denen alle Verfahren normale Ergebnisse erbringen, das Kind aber dennoch

eine Fehlbildung entwickelt. Außerdem gibt es Erkrankungen und Fehlbildungen,

die sich auch durch eine Amniozentese nicht diagnostizieren oder widerlegen

lassen.

Zwar ist der Eingriff weitestgehend schmerzfrei, aber nicht ohne Risiko. Ein bis

zwei von 200 Frauen erleben durch die Fruchtwasserentnahme eine Fehlgeburt.

Darum wird die Fruchtwasseruntersuchung auch nicht allen Frauen pauschal

angeboten, sondern nur bei begründetem Verdacht auf eine Erkrankung des

Ungeborenen. Die Untersuchung wird außerdem Schwangeren ab 35 angeboten,

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da sie als „Risikoschwangere“ gelten. Das Risiko für Trisomien ist in dem Alter

höher als bei 30-jährigen Schwangeren, liegt aber immer noch unter einem halben

Prozent.

Die Fruchtwasseruntersuchung ist also kein Screening- oder Suchtest, sondern

ein Diagnoseverfahren.

Kardiotokografie (CTG)

Was und wann?

Kardiotokografie ist lateinisch für Wehenschreiber. Bei der Untersuchung werden

mit Hilfe von zwei Messfühlern die kindlichen Herztöne und die Wehentätigkeit

über einen Zeitraum von 20 bis 30 Minuten aufgezeichnet. In der Regel wird das

CTG ab der 30. Schwangerschaftswoche im Abstand von zwei bis drei Wochen

regelmäßig wiederholt.

Warum?

Mit dem CTG wird überprüft, ob das Kind angemessen auf Wehen reagiert und ob

sein Herz möglicherweise zu schnell oder zu langsam schlägt. Damit kann der Arzt

sicherstellen, dass das Kind über die Plazenta ausreichend und dauerhaft mit

Sauerstoff versorgt ist.

Diese Untersuchung ist Teil der Schwangerenvorsorge.

Zervix-Diagnostik

Was und wann?

Bei der Zervix-Diagnostik in der 19., 25. und 31. Schwangerschaftswoche

untersucht der Frauenarzt insbesondere den Muttermund. Er ermittelt den

Verschlussgrad des Gebärmutterhalses, die Lage der Plazenta und ob

ausreichend Fruchtwasser vorhanden ist. Außerdem macht er einen Abstrich aus

dem Muttermund, der auf Bakterien untersucht wird.

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Warum?

Ziel der Untersuchung ist, aufsteigende Infektionen aus der Scheide in die

Gebärmutter rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln. Denn Infektionen können

einen vorzeitigen Blasensprung auslösen und dazu führen, dass sich der

Muttermund öffnet und es zu einer Frühgeburt kommt.

Diese Untersuchung ist Teil der Schwangerenvorsorge.

Wunschabbruch möglich

Nach §218 kann ein Kind bis 12 Wochen nach der Empfängnis im Sinne der

Beratungsregelung abgetrieben werden. Die Abtreibung bleibt dann straffrei, wenn

sie durch einen Arzt erfolgt, die Frau den Abbruch verlangt und dem Arzt eine

sogenannte Schwangerschaftskonfliktberatung einer anerkannten Beratungsstelle

nachweist. Da die Schwangerschaftswochen ab dem Zeitpunkt der letzten

Regelblutung gerechnet werden, die Empfängnis oder Befruchtung aber erst zwei

Wochen später stattfindet, ist der Abbruch bis zur 14. Schwangerschaftswoche

straflos.

IgEL

Infektionskrankheiten

Toxoplasmose-Test

Was und wann?

Es wird untersucht, ob eine Infektion mit dem Erreger Toxoplasma gondii vorliegt.

Der Toxoplasmose-Test wird in der fünften bis siebten Schwangerschaftswoche

angeboten.

Warum?

Für Erwachsene ist der Keim relativ harmlos. Er kann aber den Fötus schwer

schädigen, wenn sich eine Schwangere ansteckt. Am häufigsten infiziert man sich

durch den Verzehr rohen Fleisches oder durch den Umgang mit Katzen, die den

Erreger mit dem Kot ausscheiden.

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Diese Untersuchung dient vor allem dazu, sicherzustellen, dass die

Schwangerschaft für das Kind komplikationslos verläuft - sie ist Teil der

Schwangerenvorsorge.

Wie viel (kostet der Test)?

Der Toxoplasmose-Test kostet etwa 20 Euro. Die Krankenkasse übernimmt die

Kosten nur, wenn ein begründeter Verdacht auf eine Infektion vorliegt.

Sinnvoll?

Studien und Screening-Programme in anderen Ländern konnten bisher nicht

zeigen, dass die Behandlung infizierter Schwangerer tatsächlich dazu führt, dass

sich weniger Kinder mit dem Erreger infizieren. Zudem zieht ein erster

Toxoplasmose-Test meist weitere Untersuchungen nach sich, so etwa eine

Fruchtwasseruntersuchung mit dem Risiko einer Fehlgeburt.

Cytomegalie-Test

Was und wann?

Im Blut wird nach Antikörpern gegen das Cytomegalie-Virus gesucht. Der

Cytomegalie-Test wird in der fünften bis siebten Schwangerschaftswoche

angeboten.

Warum?

Für gesunde Menschen ist eine Infektion mit CMV meist unproblematisch und

verläuft oft unbemerkt. Das Virus kann aber im Körper verbleiben und zu erneuten

Ausbrüchen führen oder auf den Fetus übergehen. Es können

Wachstumsverzögerungen und Hörschäden auftreten. Auch wurden

neurologische Spätschäden beschrieben.

Diese Untersuchung ist Teil der Schwangerenvorsorge.

Wie viel (kostet der Test)?

Der Cytomegalie-Test kostet etwa 15 Euro und wird von den Krankenkassen nicht

übernommen.

Sinnvoll?

Experten empfehlen, dass Frauen schon vor der Schwangerschaft ihren

Antikörperstatus bestimmen lassen sollten. Dann wissen sie, ob sie durch die

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Antikörper vor einer Infektion geschützt sind oder sich während dieser Wochen

von Kleinkindern fernhalten sollten, die häufig große Mengen des Virus

ausscheiden. Eine Therapie mit sogenannten Virostatika wird in der

Schwangerschaft nicht empfohlen.

Kinderkrankheiten

Was und wann?

Die Immunitäts-Tests für Ringelröteln, Windpocken, Masern und Mumps werden

in der fünften bis siebten Schwangerschaftswoche angeboten.

Im Blut der Mutter wird geschaut, ob sie aufgrund einer durchgemachten Infektion

oder einer Impfung ausreichend Antikörper gegen die Erreger der

Kinderkrankheiten Ringelröteln, Windpocken, Maser und Mumps hat.

Warum?

Wer die Kinderkrankheiten einmal durchgemacht hat, ist lebenslang immun gegen

die Erreger. Bei Neuinfektionen in der Schwangerschaft können sie aber zu

schweren Störungen der Kindesentwicklung führen. Die Folge können

Organschäden und Defekte am Herzen oder an den Augen sein.

Diese Untersuchungen dienen vor allem dazu, sicherzustellen, dass die

Schwangerschaft für das Kind komplikationslos verläuft – sie ist Teil der

Schwangerenvorsorge.

Wie viel (kostet der Test)?

Der Test auf Ringelröteln kostet etwa 30 Euro, die anderen jeweils etwa 15 Euro.

Sinnvoll?

Wurden die Erkrankungen tatsächlich durchgemacht oder ist ein ausreichender

Impfstatus im Impfbuch dokumentiert, ist die Untersuchung nicht notwendig.

Auch sollte man die Impfung nicht während der Schwangerschaft nachholen.

Daher bleibt bei einer fehlenden Immunität gegen die Erreger nur, sich von

möglicherweise Infizierten fernzuhalten. Ob man dazu einen Labortest benötigt,

muss jeder für sich selbst entscheiden.

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Tests auf Mangelerscheinungen

Was und wann?

Diese Tests werden meist in der fünften bis siebten Schwangerschaftswoche

angeboten. Untersucht wird die Versorgung mit unterschiedlichsten Vitaminen und

Spurenelementen wie etwa Calcium, Folsäure, Selen, Magnesium und

verschiedener B-Vitamine.

Warum?

Während der Schwangerschaft steigt der Bedarf an Vitaminen und Nährstoffen.

Tatsächliche Mangelerscheinungen sind – eine ausgewogene Ernährung

vorausgesetzt – aber bis jetzt nur für Folsäure und selten noch für Jod und Eisen

beschrieben.

Diese Untersuchungen dienen vor allem dazu, sicherzustellen, dass die

Schwangerschaft für Mutter und Kind komplikationslos verläuft – sie sind Teil der

Schwangerenvorsorge.

Wie viel (kostet der Test)?

Je nach Nährstoff oder Vitamin kosten die einzelnen Laboruntersuchungen

zwischen zwei und 30 Euro.

Sinnvoll?

Bei einer ausgewogenen Ernährung und ausreichender Versorgung mit Folsäure

und Jod sind solche Tests eigentlich nicht notwendig. Viele Grenzwerte der in

solchen Tests überprüften Spurenelemente sind oft wissenschaftlich noch nicht

ausreichend belegt. Wenn der begründete Verdacht auf eine spezielle

Mangelerscheinung (etwa einen Eisenmangel) besteht, übernehmen die

Krankenkassen auch häufig die Kosten für Untersuchungen, die das weiter

abklären sollen.

Nicht-invasiver pränataler Test (NIPT)

Was und wann?

Nicht-invasive pränatale Tests (NIPT) sind seit 2012 in Deutschland auf dem

Markt. Es gibt verschiedene Anbieter, die die Blutuntersuchungen ab der neunten

beziehungsweise zehnten Schwangerschaftswoche anbieten. Dabei geht es um

eine genetische Untersuchung des Erbmaterials aus der Plazenta, genauer gesagt

um den Teil der Plazenta, der aus den embryonalen Zellen gebildet wurde.

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Warum?

In der Schwangerschaft wird die Plazenta zu einem Teil vom Kind, zum andern Teil

von der Mutter gebildet. Sie ist die Schnittstelle zwischen dem mütterlichen und

kindlichen Kreislauf. Das Erbgut aus Zellen der Plazenta, die vom Kind stammen,

wird bei diesen Tests genetisch auf verschiedene Anomalien hin untersucht.

Diese Untersuchung zählt zur Pränataldiagnostik, da sie Chromosomenstörungen

und Fehlbildungen ausschließen und damit eine Diagnose möglicher

Erkrankungen noch vor der Geburt (lateinisch: prae-natal) ermöglichen soll.

Wie viel (kostet der Test)?

Die NIPT-Verfahren sind kostenintensiv, je nach Hersteller kosten sie zwischen

480 und 930 Euro. Die Kosten muss die Schwangere selbst tragen.

Sinnvoll?

Die nicht-invasiven pränatalen Tests haben eine Genauigkeit, die fast identisch ist

mit denen von invasiven Untersuchungen wie der Fruchtwasserpunktion oder der

Chorionzottenbiopsie. Allerdings bietet keine Untersuchung eine

hundertprozentige Garantie, dass ein Kind gesund zur Welt kommt, wenn der

Befund unauffällig ist. Es gibt bestimmte Konstellationen, in denen alle Verfahren

normale Ergebnisse erbringen, das Kind aber dennoch eine Fehlbildung

entwickelt. Das kann zum Beispiel der Fall sein, wenn eine sogenannte Mosaik-

Konstellation vorliegt, in der nicht alle Zellen einen Chromosomenfehler aufweisen.

In so einem Fall können sich die Zellen der Plazenta von den Zellen des Fetus

unterscheiden. Mit einer Trefferquote von 99,9 Prozent und einer sehr geringen

falsch-positiv-Quote von 0,06 Prozent ist es der genaueste Test, den man ohne

Risiko für das ungeborene Kind machen kann. Allerdings weisen Experten darauf

hin, dass NIPT die bisherigen pränataldiagnostischen Methoden nicht vollständig

ersetzt. Denn wenn eine Frau aufgrund des Testergebnisses einen späten

Abbruch der Schwangerschaft erwägt, muss sie das Ergebnis mit einer

Fruchtwasseruntersuchung bestätigen lassen. Für Frauen, die nur wissen wollen,

ob ihr Kind das Downsyndrom hat, um sich schon während der Schwangerschaft

darauf vorbereiten zu können, gibt es keine andere, nicht-invasive und damit

risikofreie Methode, die im Ergebnis genauer ist.

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Chorionzottenbiopsie

Was und wann?

Bei der Chorionzottenbiopsie entnimmt der Arzt mit einer Nadel Zellen aus der

Plazenta. Darunter befinden sich sowohl Zellen von der Mutter, als auch Zellen

vom Fetus. Die Nadel kann entweder durch die Bauchdecke oder durch die

Scheide hindurch geführt werden. Die Zellen der Probe werden dann genetisch

untersucht. Die Chorionzottenbiospie kann bereits ab der zehnten bis elften

Woche erfolgen und damit gut drei bis vier Wochen früher als die

Fruchtwasseruntersuchung.

Warum?

In der Schwangerschaft wird die Plazenta zu einem Teil vom Kind, zum andern Teil

von der Mutter gebildet. Sie ist die Schnittstelle zwischen dem mütterlichen und

kindlichen Kreislauf. Die Chorionzotten sind eine Vorform der Plazenta, die aus

kindlichen Zellen gebildet werden und in den meisten Fällen genetisch identisch

mit den kindlichen Zellen sind. Erbgutanalysen aus diesen Zellen geben also

Aufschluss über mögliche Chromosomenstörungen und können auch andere

Fehlbildungen erkennen.

Diese Untersuchung zählt zur Pränataldiagnostik, da sie Chromosomenstörungen

und Fehlbildungen ausschließen und damit eine Diagnose möglicher

Erkrankungen noch vor der Geburt (lateinisch: prae-natal) ermöglichen soll.

Wie viel (kostet der Test)?

Meist wird die Plazenta nur punktiert, wenn andere Tests Hinweise auf Anomalien

ergeben haben. Dann zahlt auch die Kasse für die Untersuchung. Gab es zuvor

keine auffälligen Befunde, müssen die werdenden Eltern selber zahlen.

Sinnvoll?

Keine Untersuchung bietet eine hundertprozentige Garantie, dass ein Kind gesund

zur Welt kommt, wenn der Befund unauffällig ist. Es gibt bestimmte

Konstellationen, in denen alle Verfahren normale Ergebnisse erbringen, das Kind

aber dennoch eine Fehlbildung entwickelt. Die Chorionzottenbiopsie ist kein

Suchtest, sondern ein invasives Diagnoseverfahren. Daher sollte sie auch nur in

Anspruch genommen werden, wenn ein begründeter Verdacht auf eine Anomalie

vorliegt oder eine sogenannte „psychische Indikation“, bei der die werdenden

Eltern eine übergroße Angst vor kindlichen Missbildungen haben. Allerdings

sollten die Risiken des Eingriffs gegen den potenziellen Nutzen abgewogen

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werden. Auch die Chorionzottenbiospie birgt wie die Amniozentese die Gefahr

einer Fehlgeburt.

Nackentransparenz-Messung

Was und wann ?

Die Nackentransparenz-Messung erfolgt in der elften bis 14.

Schwangerschaftswoche. Bei dieser Ultraschalluntersuchung schaut sich der Arzt

insbesondere die Nackenfalte des Fetus an und misst sie aus.

Warum?

Zwischen der elften und 14. Woche entwickelt sich beim Kind das Lymphsystem

und die Nieren nehmen ihre Funktion auf. In dieser Zeit kommt es zu einer

Flüssigkeitsansammlung im Bereich des Nackens, wo die Haut sehr dehnbar ist.

Sammelt sich hier zu viel Flüssigkeit an, kann das ein Anzeichen für das Vorliegen

einer Chromosomenstörung sein. Die Nackenfalte wird dann transparenter.

Diese Untersuchung zählt zur Pränataldiagnostik, da sie Chromosomenstörungen

und Fehlbildungen ausschließen und damit eine Diagnose möglicher

Erkrankungen noch vor der Geburt (lateinisch: prae-natal) ermöglichen soll.

Wie viel (kostet der Test)?

Die Untersuchung kostet zwischen 100 und 250 Euro.

Sinnvoll?

Die Nackentransparenz-Messung allein gilt als sehr ungenaues Testverfahren. Es

werden nur acht von zehn Fällen einer vorliegenden Chromosomenstörung

entdeckt, wogegen in einem von zwölf Fällen irrtümlich eine

Chromosomenstörung angenommen wird. Der Grund: Auch gesunde Kinder

können im Laufe ihrer Entwicklung eine verdickte Nackenfalte haben. Außerdem

kann es zu Messfehlern kommen, etwa, wenn der Kopf des Embryos zu wenig

oder zu sehr gestreckt ist. Viele Frauen, die aufgrund einer erhöhten

Nackentransparenz eine Fruchtwasserpunktion machen lassen, erhalten das

erfreuliche Ergebnis, dass ihr Kind keine Chromosomenstörung hat. Dafür haben

sie aber das Risiko einer Fehlgeburt in Kauf genommen. Andererseits bedeutet

eine normale, also unauffällige Nackentransparenz nicht unbedingt, dass das Kind

keine Chromosomenstörung hat.

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Ersttrimester-Screening

Was und wann?

Das Ersttrimester-Screening (ETS) ermittelt eine Wahrscheinlichkeit für das

mögliche Vorliegen einer fetalen Chromosomenanomalie (fehlerhafte Erbanlagen),

speziell einer Trisomie 21 (Downsyndrom). Der Suchtest besteht aus zwei

Untersuchungen. Das mütterliche Blut wird auf zwei biochemische Werte hin

untersucht. Zusätzlich misst der Arzt im Ultraschall die Dicke der Nackenfalte –

und beim sogenannten erweiterten Ersttrimester-Screening auch noch (zum

Beispiel) das Nasenbein des Fetus. Die Untersuchung erfolgt meist zwischen der

zehnten und 13. Schwangerschaftswoche.

Warum?

Das ETS erweitert die Befunde der Nackentransparenz-Messung um zwei

Blutwerte, die bei Schwangeren, die ein Kind mit Chromosomenstörungen oder

anderen Fehlbildungen erwarten, verändert sein können. Die ermittelten

Untersuchungsbefunde werden mit einem Computerprogramm ausgewertet, in

dem auch das Alter der Mutter und andere Risikofaktoren wie etwa der

Raucherstatus der Mutter Berücksichtigung finden. Dabei wird dann ein

Risikowert ermittelt wie zum Beispiel: Das Risiko für ein Kind mit einer Trisomie

beträgt 1 von 300.

Diese Untersuchung zählt zur Pränataldiagnostik, da sie Chromosomenstörungen

und Fehlbildungen ausschließen und damit eine Diagnose möglicher

Erkrankungen noch vor der Geburt (lateinisch: prae-natal) ermöglichen soll.

Wie viel (kostet der Test)?

Das ETS kostet zwischen 100 und 200 Euro, die Kosten muss die werdende

Mutter selber tragen.

Sinnvoll?

Das ETS ist einer der am häufigsten durchgeführten Suchtests in der

Frühschwangerschaft. Allerdings liefert das ETS keine eindeutige Diagnose,

sondern nur eine Wahrscheinlichkeit. Man kann aus dem Ergebnis nicht ableiten,

ob eine Schwangere mit einem Risiko von „1 von 300“ die eine Betroffene ist oder

zu den 299 Frauen zählt, die ein gesundes Kind erwarten. Zudem hat auch das

ETS nur eine Entdeckungsrate von etwa 90 Prozent, beim erweiterten ETS

maximal 95 Prozent. Das bedeutet, dass fünf bis zehn von 100 Feten mit

Downsyndrom durch den Test nicht erfasst werden. Demgegenüber steht eine

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relativ hohe falsch-positiv-Quote von etwas über drei Prozent, das heißt, in einem

von 33 Fällen wird irrtümlich ein Syndrom diagnostiziert. Diese Befunde werden

dann meist durch weitere invasive Untersuchungen wie etwa eine

Fruchtwasserpunktion abgeklärt – mit dem Risiko einer Fehlgeburt. Wer wirklich

sichergehen will, sollte vielleicht lieber auf andere Tests zurückgreifen, deren

Entdeckungsraten höher und deren falsch-positiv-Raten niedriger sind, wie etwa

die neuen nicht-invasiven Pränatal-Tests. Die allerdings sind deutlich teurer.

Integriertes Screening

Was und wann?

Das integrierte Screening erweitert das Ersttrimester-Screening um eine

nochmalige Blutentnahme. Es gibt also die Ultraschalluntersuchung mit

Nackentransparenz-Messung plus Blutentnahme in der zehnten bis 13. Woche

und eine erneute Blutuntersuchung in der 14. bis 17. Schwangerschaftswoche.

Das integrierte Screening wird auch Neuralrohr-Diagnostik genannt.

Warum?

Je weiter die Schwangerschaft fortschreitet, desto aussagekräftiger sind die

Blutuntersuchungen. Das konnten Wissenschaftler in Studien zeigen. Die

Trefferquote steigt dadurch an.

Diese Untersuchung zählt zur Pränataldiagnostik.

Wie viel (kostet der Test)?

Die Kosten variieren, je nachdem, ob eine Ultraschalluntersuchung erfolgt oder

nicht.

Sinnvoll?

Viele Wissenschaftler sehen das integrierte Screening kritisch, weil die Ergebnisse

des Ersttrimester-Screenings zurückgehalten werden, bis die zweite

Untersuchung im zweiten Drittel der Schwangerschaft durchgeführt wurde. Zudem

gibt es auch beim integrierten Screening eine falsch-positiv-Rate.

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Triple-Test

Was und wann?

Beim Triple-Test werden drei Bestandteile aus dem Blut der Mutter bestimmt:

Beta-HCG (ein Baustein des sogenannten Schwangerschaftshormons), Alpha-

Fetoprotein und freies Estradiol. Daher stammt auch der Name "Triple“-Test, was

man mit "Dreifach“-Test übersetzen könnte. Die Konzentrationen können durch

Trisomie 21 bei einem Kind verändert sein, werden aber auch durch andere

Faktoren beeinflusst. Der Triple-Test wird werdenden Müttern meist zwischen der

15. und 18. Woche angeboten.

Warum?

Bei Kindern mit Downsyndrom sind die Beta-HCG-Werte oft erhöht, während die

anderen beiden Faktoren oft vermindert sind. Das ist allerdings nicht immer der

Fall. Ist das Alpha-Fetoprotein erhöht, kann das ein Hinweis auf eine Fehlbildung

der Bauchwand sein, allerdings ist auch das nicht immer der Fall.

Diese Untersuchung zählt zur Pränataldiagnostik.

Wie viel (kostet der Test)?

Der Triple-Test kostet zwischen 50 und 80 Euro.

Sinnvoll?

Der Triple-Test ist kein Diagnoseverfahren, sondern ein relativ ungenauer

Suchtest. Er ist unter Experten umstritten, da er etwa ein Drittel der Kinder mit

Trisomie 21 nicht erkennt. Zudem ist die "falsch-positiv-Rate" mit fünf Prozent

recht hoch, das heißt: In einem von 20 Fällen wird irrtümlich ein Syndrom

diagnostiziert. Wenn also der Test "Auffälligkeiten" feststellt, ist das noch kein

Beweis dafür, dass eine Trisomie 21 vorliegt. Häufig zieht der Test dann weitere

Untersuchungen nach sich wie etwa eine Fruchtwasseruntersuchung - mit dem

Risiko einer Fehlgeburt.

Ultraschalluntersuchung mit Farbdoppler

Was und wann?

Die Farbdoppler-Untersuchung wird in der 23. bis 28. Woche und erneut in der 33.

bis 34. Woche angeboten. Mit dem Ultraschallgerät werden im Farbdoppler-

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Modus die Blutflüsse in den Gefäßen der Plazenta, der Nabelschnur und des

kindlichen Kreislaufs gemessen.

Warum?

Die Blutflussgeschwindigkeit in den fetalen und plazentaren Gefäßen erlaubt dem

Arzt Rückschlüsse darauf, ob das Kind ausreichend mit Nährstoffen und

Sauerstoff versorgt ist. So kann er unterscheiden, ob ein Kind einfach „nur“ klein

ist, oder ob es mangelversorgt ist. Zudem kann die Untersuchung Hinweise auf

die Entwicklung eines schwangerschaftsbedingten Bluthochdrucks der Mutter

liefern.

Diese Untersuchung dient vor allem dazu, sicherzustellen, dass die

Schwangerschaft für Mutter und Kind komplikationslos verläuft – sie ist Teil der

Schwangerenvorsorge.

Wie viel (kostet der Test)?

Bei auffälligen Vorbefunden werden die Kosten von der Krankenkasse

übernommen. Andernfalls richtet sich die Vergütung nach der amtlichen

Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ).

Sinnvoll?

In der Frühschwangerschaft liefert eine Doppleruntersuchung kaum wegweisende

Befunde, sie wird in der Regel erst in der Spätschwangerschaft eingesetzt. Bei

begründetem Verdacht auf eine Mangelversorgung des Fetus oder eine

beginnende Schwangerschafts-Gestose der Mutter ist sie sicherlich sinnvoll.

Unter diesem Begriff werden unterschiedliche Erkrankungen zusammengefasst,

die im Rahmen der Schwangerschaft zu lebensbedrohlichen Komplikationen wie

Krampfanfällen, Nierenversagen oder Blutungen führen können. Bei einem normal

wachsenden Kind und unauffälligen Vorbefunden geht es auch ohne.

Test auf B-Streptokokken

Was und wann?

Mit einem Scheidenabstrich wird untersucht, ob eine Infektion mit Beta-

Streptokokken, einer bestimmten Bakterienart, vorliegt. Der Abstrich erfolgt kurz

vor dem Ende der Schwangerschaft, etwa in der 36. bis 37. Woche.

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Warum?

Wird bei dem Abstrich eine Infektion der Mutter festgestellt, lässt sich mit

Antibiotika verhindern, dass sich das Baby bei der Geburt ansteckt. Die

Erkrankung, die durch die Erreger ausgelöst wird, ist zwar selten, aber

lebensgefährlich: Die Neugeborenen-Sepsis, eine Blutvergiftung, kann bis zum

Tod führen.

Diese Untersuchung dient vor allem dazu, sicherzustellen, dass die

Schwangerschaft für das Kind komplikationslos verläuft – sie ist Teil der

Schwangerenvorsorge.

Wie viel (kostet der Test)?

Der Test kostet etwa 15 Euro, einige Krankenkassen übernehmen die Kosten.

Sinnvoll?

Ein Test auf Beta-Streptokokken gegen Ende der Schwangerschaft ist zwar laut

Mutterschaftsrichtlinien nicht vorgesehen, die US-Seuchenbehörde CDC empfiehlt

dies aber als Routinemaßnahme. Nach Ansicht von Pränatalmedizinern wäre es

sinnvoll, den Test in die deutschen Richtlinien mit aufzunehmen.

Autorin: Dr. med. Katrin Krieft

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