Proteinurie und Blocker des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems; Proteinuria and...
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Diabetologe 2013 · 9:622–630DOI 10.1007/s11428-013-1089-0Online publiziert: 12. Dezember 2013© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2013
T.H. LindnerDepartment für Innere Medizin, Neurologie und Dermatologie, Klinik für Endokrinologie
und Nephrologie, Sektion Nephrologie, Universitätsklinikum Leipzig – AöR, Leipzig
Proteinurie und Blocker des Renin-Angiotensin-Aldosteron-SystemsNeue Erkenntnisse zu Pathogenese und Therapie
Während eine Makroproteinurie rela-tiv häufig mit einem Nierenschaden einhergeht, ist die Signifikanz einer Mikroalbuminurie bei Menschen oh-ne Diabetes unklar. Geringfügige Pro-teinurien ohne weitere klinische Pro-bleme haben meistens keine thera-peutische Konsequenz. Bei Diabetes-patienten erhöht eine Mikroalbumin-urie das Risiko einer koronaren Herz-erkrankung (KHK) um ein Vielfaches. Neben dieser Erkenntnis gibt es aber auch Widersprüche bei der Interpre-tation und Behandlung einer Mikro-albuminurie, die bis heute nicht aus-geräumt werden konnten.
Signifikanz der Proteinurie als Indikator für eine „Nierenschädigung“
Seit 30 Jahren ist bekannt, dass die Mikroalbuminurie ein hochsignifikantes Frühzeichen einer diabetischen Nephropathie ist. Demgemäß orientierte sich die frühere, über viele Jahre gültige klinische Klassifikation der diabetischen Nephropathie nach Mogensen (1983) vorwiegend an der Ausprägung einer Proteinurie (. Tab. 1; [18]).
Für die nichtdiabetische Nephropathie spielte die Proteinurie zur damaligen Zeit keine entscheidende Rolle. Das war durchaus nicht unbegründet, denn nicht
jede Nephropathie ging bzw. geht zwingend mit einer Proteinurie einher. Bei der hypertensiven Nephropathie mit entsprechend hochgradiger Arterio/ Arteriolo und Glomerulosklerose besteht meist nur eine geringgradige Proteinurie. Die hypertensive Nephropathie ist auch kein Exot – nach aktuellen Daten des German Chronic Kidney Disease Register hat die hypertensive Nephropathie inzwischen die diabetische Nephropathie als Hauptursache einer späteren Dialysetherapie abgelöst [12].
Aus den genannten Gründen verwundert es retrospektiv nicht, dass das chronische Nierenversagen bei Menschen ohne Diabetes zunächst ohne spezifische Berücksichtigung der Proteinurie nach der alten SarreKlassifikation eingeteilt wurde (. Tab. 1). Kreatinin sowie Schätzung der glomerulären Filtrationsrate (GFR) über
KreatininClearance und Harnstoff galten hier als die entscheidenden Parameter.
Über die Jahre wurden das Verständnis der Pathogenese der chronischen Niereninsuffizienz und auch die Bedeutung der Proteinurie zumindest aus epidemiologischer Sicht klarer. Das führte letzten Endes 2002 zu einer Vereinheitlichung der alten und Etablierung einer neuen Definition der chronischen Niereninsuffizienz durch die National Kidney Foundation (NKF) Kidney Disease Outcomes Quality Initiative (KDOQI). Im Jahr 2004 erfolgten noch einmal kleinere Anpassungen durch die Leitliniengruppe Kidney Disease Improving Global Outcomes (KDI GO, [15]).
Eine chronische Niereninsuffizienz lag demnach erst vor, wenn das Nierenproblem über mehr als 3 Monate nachweisbar blieb. Die Stadien der chronischen Nie
Tab. 1 Bis 2002 gültige Klassifikationen der chronischen Niereninsuffizienz bei Diabetespatienten und Menschen ohne Diabetes. (Adaptiert nach [18])
Diabetische Nephropathie (Mogensen) Nichtdiabetische Nephropathie (Sarre)
Stadium Bemerkung Stadium Bemerkung
1 Hypertrophie und Hyperfiltration I Latenzstadium
2 Normoalbuminurie, erhöhte GFR IIa Stadium der vollen Kompensation
3 Mikroalbuminurie, erhöhte GFR IIb Stadium der kompensierten Retention
4 Makroalbuminurie (>0,5 g/24 h) III Stadium der dekompensierten Retention (Präurämie)
5 Terminales Nierenversagen IV UrämieGFR glomeruläre Filtrationsrate.
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Leitthema
reninsuffizienz orientierten sich entweder an der GFR allein oder im Zusammenspiel mit einer „kidney damage“. Eine chronische Nierenerkrankung („chronic kidney disease“, CKD) lag immer bei einer GFR <60 ml/min vor (unabhängig von der „Kidney damage“). Unter Kidney damage wurde eine Reihe von Faktoren subsumiert – die Proteinurie war nur ein Teil davon (verminderte GFR, pathologische Abnormitäten, Albuminurie, pathologisches Urinsediment, Auffälligkeiten in bildgebenden Verfahren, [2, 3, 13]). Beim Vorliegen einer Kidney damage wurden das Stadium 1 der CKD mit einer GFR ≥90 ml/min und das Stadium 2 mit einer GFR von 60–89 ml/min definiert [2, 14].
Es ist sicherlich als ein großer Fortschritt zu werten, dass die Proteinurie über die Kidney damage Eingang in die Klassifikation gefunden hatte. Trotzdem war die Klassifikation immer noch weit davon entfernt, alle Probleme auch gelöst zu haben, was besonders an der GFR sichtbar wurde. Einer isolierten GFRAbsenkung in den Bereich 60–90 ml/min muss ursächlich nicht zwingend eine Nephropathie zugrunde liegen (z. B. bei fehlender Kidney damage). Die GFR ist zusätzlich altersabhängig. Als Goldstandard der GFRBestimmung galt die Radioisotopenmessung, die aufgrund der komplizierten Methodik als Routinemessung im klinischen Alltag überhaupt nicht anwendbar war. Stattdessen bürgerte sich die Schätzung der GFR über empirische Formeln ein. Die am meisten verwendete Formel Modification of Diet in Renal Disease (MDRD) zur Berechnung der GFR ist allerdings für den Bereich >60 ml/min
gar nicht validiert. Im Prinzip war es damit gar nicht möglich, die Stadien 1 und 2 korrekt sowie streng nach Definition im Fall einer Kidney damage zu erfassen. Auch die anderen eingesetzten Formeln nach CockcroftGault bzw. die aktuell empfohlene ChronicKidneyDiseaseEpidemiologyCollaboration(CKDEPI)Formel hatten und haben ihre Vor und Nachteile. Alle Formeln basieren auf Kreatininmessungen, die selbst bedeutenden Limitierungen ausgesetzt sind und hier nicht diskutiert werden sollen.
» Die Proteinurie ist direkt mit der Sterblichkeit assoziiert
Neben den formalen Problemen der 2002erKlassifikation und den Unzulänglichkeiten der eingesetzten Formeln zur GFRBestimmung existierte inzwischen eine Vielzahl von Studien, nach denen der Zusammenhang von Proteinurie, Nierenfunktion und Sterblichkeit in der Allgemeinbevölkerung sehr gut belegt wurde. Eine der größten Metaanalysen zu Mortalität und Proteinurie aus 2010 konnte schließlich zeigen, dass bei einer Ausscheidung >10 mg Albumin/g UrinKreatinin das Risiko („hazard ratio“) für kardiovaskuläre Ereignisse bzw. allgemeine Sterblichkeit progressiv ansteigt [17]. Bei Individuen mit normaler Nierenfunktion bei einer Albuminausscheidung von 10–29 mg/g UrinKreatinin ist das Risiko 1,63fach, bei einer Albuminausscheidung von 30–299 mg/g UrinKreatinin 1,82fach und bei >300 mg/g UrinKreatinin 4,77fach erhöht [17]. Die Proteinu
rie ist direkt mit der Sterblichkeit assoziiert. Es gilt auch als weitgehend gesichert, dass eine Proteinurie die Nieren kausal schädigt und nicht nur ein Surrogatparameter für die chronische Niereninsuffizienz darstellt.
Im Jahr 2009 überarbeitete KDOQI die 2002erKlassifikation im Ergebnis einer erneuten „controversies conference“ [14]. Der Begriff Kidney damage aus der 2002erKlassifikation wurde durch die Proteinurie in unterschiedlicher Ausprägung in einer neuen Version ersetzt. Obwohl schon vor 2009 längst praktiziert, hatte die Proteinurie nun per definitionem endlich den ihr zustehenden erstrangigen Stellenwert erreicht. Darüber hinaus wird jetzt die Nutzung der CKDEPIFormel empfohlen, die in einem GFRBereich zwischen 20 und 120 ml/min valide ist (. Abb. 1).
Makroproteinurie und Mikroalbuminurie
Makroproteinurien zeigen nach heutigem Verständnis einen höhergradigen Nierenschaden an. Eine Makroproteinurie beim Diabetes mellitus ist in der Regel nicht reversibel. Allerdings können Makroproteinurien bei Menschen ohne Diabetes in seltenen Fällen auch wieder vollständig verschwinden. Bei einer Präeklampsie z. B. entwickelt sich innerhalb von Stunden eine Makroproteinurie im Bereich von mehreren Gramm. Nach einer Notsectio kann es genauso schnell wieder zur kompletten Normalisierung kommen. Wird über das Aphereseverfahren der „soluble fmslike tyrosine kina
A2
<10 10–29 300–199930–299 ≥2000
>105
90–104
75–89
60–7445–59
30–44
Leicht bis moderat vermindertG3a
Moderat bis stark vermindertG3b
G4 Stark vermindert 15–29
G5 Nierenversagen <15
GFR
-Sta
dium
(ml/m
in)
AlbuminuriestadiumBeschreibung und Bereich (mg/g U-Kreatinin)
G2
G1 Hoch und optimal
Leicht vermindert
Optimal undnoch normal Hoch
Sehr hoch undnephrotisch
A1 A3
Abb. 1 9 Risikomatrix für die Kombination aus Ge-samtmortalität und Pro-gression zum termina-len Nierenversagen in Ab-hängigkeit von den GFR- und Albuminuriestadien. Die Stadieneinteilung entspricht der aktuell gültigen Definition der CKD nach KDIGO 2009. Zur Bestimmung der GFR wird die CKD-EPI-Formel empfohlen. Grün gerings-tes Risiko bis rot schraffiert höchstes Progressionsrisi-ko. (Adaptiert nach [14])
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se1Faktor“ (sFLT1) entfernt, reduziert sich die Proteinurie ebenfalls drastisch. Es scheint also Mechanismen zu geben, die relativ schnell eine hochgradige Proteinurie ein und ausschalten können. Ausgeprägte unselektive Proteinurien sind daher möglicherweise nicht in jedem Fall irreversibel. Manche Erkrankungen, die gewöhnlich mit einer Proteinurie einhergehen, treten in selteneren Fällen auch ohne Proteinurie auf. Diese besonderen Aspekte der Proteinurie entziehen sich noch immer dem Verständnis.
Während eine Makroproteinurie relativ häufig mit einem Nierenschaden einhergeht, ist die Signifikanz einer Mikroalbuminurie bei Menschen ohne Diabetes unklar. Geringgradige Proteinurien können ganz unterschiedliche Ursachen haben wie z. B. ihr transientes Auftreten nach körperlicher Belastung, Proteinurien als Begleitsymptom von Harnwegsinfektionen oder das Triggern von Proteinurien durch Alter, Geschlecht, Entzündungen, interstitielle Nephritiden durch Medikamente und durch Adipositas. Geringfügige Proteinurien ohne weitere klinische Probleme bei Menschen ohne Diabetes haben meistens keine therapeutische Konsequenz.
Bei Diabetespatienten erhöht eine Mikroalbuminurie das Risiko einer KHK um ein Vielfaches. Per se kann daraus keine direkte Indikation zur Herzkatheteruntersuchung abgeleitet werden. Die Mikroalbuminurie hat hier einen klaren prognostischen Wert. Bei TypIDiabetesPatienten kann die Mikroalbuminurie auch ohne Intervention wieder verschwinden [24]. Je geringer die Mikroalbuminurie, desto höher ist die Chance der Reversibilität durch eine bessere Diabetes und Blutdruckeinstellung. Die Interpretation des prognostischen Werts ist in diesem Fall unklar. Das Gleiche trifft für den seltenen Fall zu, bei dem eine diabetische Nephropathie praktisch ohne Proteinurie abläuft.
Es gibt Widersprüche bei der Interpretation einer Mikroalbuminurie, die bis heute nicht ausgeräumt wurden. Beim Nachweis einer Makroalbuminurie liegt hingegen in aller Regel ein prognostisch ungünstiger Faktor vor.
D Die Mikroalbuminurie ist möglicher-weise nicht das früheste Zeichen einer diabetischen Nephropathie.
Bei der diabetischen Nephropathie wird die Mikroalbuminurie als erstes hochsignifikantes Zeichen einer beginnenden Nephropathie gewertet. Um dieses pathogenetische Modell zu verstehen, lohnt ein Blick auf das renale „handling“ von Albumin. Nach gegenwärtigem Verständnis wird Albumin nur in sehr kleinen Dosen glomerulär filtriert (ca. 1–2 mg/min). Dies ergibt sich zum einen aus der Größe des Albumins (Molekulargewicht, MG, ca. 68.000) und zum anderen aus der negativen Ladung des Moleküls. Mit einem MG von 68.000 würde Albumin gerade noch die normale glomeruläre Schranke
passieren. Da aber die glomeruläre Basalmembran negativ geladen ist, wird Albumin an der Passage gehindert. Die geringe Menge, die dennoch in das Tubulussystem gelangt, wird dann zu 99% tubulär reabsorbiert und abgebaut. Nach einer anderen Vorstellung wird weit mehr Albumin glomerulär filtriert, dann tubulär reabsorbiert und dem Kreislauf wieder zugeführt.
In der Pathogenese der Mikroalbuminurie kommen also folgende Möglichkeiten in Betracht:F Störungen im glomerulären Endothel
(1. glomeruläre Barriere),F Veränderungen in der glomerulä
ren Basalmembran (2. glomeruläre Barriere),
F Störungen der Podozytenschlitzmembranen (3. glomeruläre Barriere),
Zusammenfassung · Abstract
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T.H. Lindner
Proteinurie und Blocker des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems. Neue Erkenntnisse zu Pathogenese und Therapie
ZusammenfassungBei Diabetespatienten korreliert eine Mikro-albuminurie mit einem massiv erhöhten Risi-ko für die Entwicklung einer koronaren Herz-krankheit. Um dieses Risiko zu senken und gleichzeitig die Progression der diabetischen Nephropathie aufzuhalten, werden frühzei-tig Medikamente eingesetzt, die das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System (RAAS) hem-men. Über die Öffnung der efferenten Gefäße wird Druck von den Glomeruli genommen; dies übt eine nephroprotektive Wirkung aus. Der Erkenntniszuwachs auf diesem speziel-len Gebiet der Nephrologie hat über die letz-ten Jahre hinweg zu wesentlichen therapeu-
tischen Fortschritten geführt. Der hier vorge-legte Beitrag bewertet bisher wenig beachte-te Befunde der letzten 20 Jahre, die die Sicht auf die Pathogenese und Therapie der Pro-teinurie signifikant erweitern, aus klinischer Sicht neu. Zur Komplettierung des gegen-wärtigen pathogenetischen Modells werden aktuelle Befunde berücksichtigt.
SchlüsselwörterDiabetische Nephropathie · Albuminurie · Glomeruläre Filtrationsrate · Podocalyxin · Aldosteron
Proteinuria and renin-angiotensin-aldosterone system blockers. New aspects of pathogenesis and therapy
AbstractIn diabetes patients microalbuminuria corre-lates with a massively increased risk for the development of coronary heart disease. In or-der to reduce this risk and simultaneously the progression of diabetic nephropathy, medica-tion which inhibits the renin-angiotensin-al-dosterone system (RAAS) is administered at an early stage. By opening the efferent ves-sels pressure is taken off the glomeruli, which has a nephroprotective effect. The increase in knowledge in this special field of nephrol-ogy has led to substantial therapeutic prog-ress in recent years. In this article the previ-
ously less well known results over the last 20 years which have significantly broadened the view on the pathogenesis and therapy of pro-teinuria, will be reassessed from a clinical per-spective. To complete the present day patho-genetic model, current results will be taken into account.
KeywordsDiabetic nephropathy · Albuminuria · Glomerular filtration rate · Podocalyxin · Aldosterone
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F Störungen der tubulären Rückresorbtion des filtrierten Albuminanteils,
F chemische Veränderungen des Albumins (im Rahmen von Stoffwechselstörungen), die die Passierbarkeit durch das Glomerulum verändern könnten.
Aktuelle Studien implizieren ursächlich Störungen des Endothels und der Podozyten. Die Basalmembran scheint eine geringere Rolle zu spielen [10].
Podozyten sitzen an der Außenseite der glomerulären Kapillaren (BowmanRaum: Urinraum) und formen die Schlitzmembranen. Für viele Nierenerkrankungen, einschließlich der diabetischen Nephropathie, spielen diese Zellen eine entscheidende Rolle. Auf der Podozytenoberfläche befindet sich das Podocalyxin, das bei Zerstörung der Podozyten freigesetzt wird. Hara et al. [9] entwickelten einen hochsensitiven „enzyme linked immunosorbent assay“ (ELISA) für Podocalyxin und testeten Urinproben von Patienten mit glomerulären Erkran
kungen (n=142), TypIIDiabetes (n=71) und gesunden Kontrollpersonen (n=69). Podocalyxin lag bei 53,8% der Diabetespatienten mit Normoalbuminurie, 64,7% mit Mikroalbuminurie und 66,7% mit Makroalbuminurie über dem „Cutoff “Wert. Podocalyxin war u. a. positiv mit dem HbA1c, Urinβ2Mikroglobulin und α1Mikroglobulin korreliert; dagegen gab es mit Blutdruck, Lipidwerten, Serumkreatinin, „estimated glomerular filtration rate“ (eGFR) und Proteinurie keinen Zusammenhang.
Besonders bemerkenswert waren die bereits erhöhten Podocalyxinwerte bei den Diabetespatienten mit Normoalbuminurie (Beachte: 53,8%); dies weist auf eine Podozytenstörung sogar bei dieser Gruppe hin. Mit diesem Befund wird die Mikroalbuminurie als das früheste Zeichen einer diabetischen Nephropathie infrage gestellt. Die Autoren beobachteten zusätzlich eine weitere Zunahme der Podocalyxinwerte mit dem Übergang der Mikroalbuminurie in eine Makroalbuminurie. Letzteres erscheint plausibel,
da dies das Fortschreiten der Podozytenschädigung belegt. Der bisherigen Theorie vom Ladungsverlust der glomerulären Basalmembran mit resultierender Mikro und später Makroalbuminurie gehen offensichtlich bereits schädigende Prozesse an den Podozyten voraus.
Die Autoren zeigten auch noch einen Zusammenhang des Urinpodocalyxinspiegels mit dem HbA1cWert, sodass eine frühe Schädigung durch hohe Glucosewerte impliziert wird. Mit Kreatinin und der GFR gab es keinen Zusammenhang, was wiederum auch nicht erstaunt, da beide Werte v. a. erst bei fortgeschrittenen Stadien der Niereninsuffizienz ins Spiel kommen.
Abb. 2 9 Beziehung zwi-schen Blutdruck und Albu-minurie bei Normalperso-nen und Diabetespatienten sowie Interaktion von ACE-Hemmern und Sartanen. (Mit freundlicher Genehmi-gung von Deutscher Ärzte-Verlag GmbH, aus [29])
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Angiotensinkonversions-enzym hemmer und Sartane als Standardtherapeutika der Proteinurie
Bei hypertensiven Diabetespatienten wird ein Angiotensinkonversionsenzym(ACE)Hemmer oder ein Sartan standardmäßig zur Verminderung der Proteinurie eingesetzt. Beide Medikamentengruppen wirken über die vermindernte AngiotensinIIWirkung vasodilatierend. In den Nieren kommt es zu einer Vasodilatation der efferenten Seite; dies führt zu einer Verringerung des intraglomerulären Drucks. In der Folge fallen GFR und damit die Eiweißausscheidung. Über den gleichen Mechanismus kann die Kreatininkonzentration leicht ansteigen, ohne einen tatsächlichen Nierenschaden zu implizieren (. Abb. 2).
Die proteinuriemindernde Wirkung von ACEHemmern und Sartanen wird damit klar. Die medikamenteninduzierte GFRSenkung wurde z. B. in der Ongoing Telmisartan Alone and in Combination With Ramipril Global End Point Trial (ONTARGET) als Progression der Nephropathie fehlinterpretiert [16]. Wenn eine duale RAASBlockade mit Ramipril und Telmisartan die GFR doppelt so stark wie die jeweilige Monotherapie über 2 Jahre senkt, zeigt das nicht zwingend eine Verschlechterung der Nierenfunktion, sondern lediglich die korrekte Einnahme der Studienmedikation an. Zur Progression der Nephropathie hätte erst nach einer anschließenden „Washout“Phase Stellung genommen werden können.
» Progression des chronischen Nierenversagens kann nicht vollständig gestoppt werden
Durch ACEHemmer und Sartane wird der Blutdruck gesenkt und der Druck von den Glomeruli genommen; dies kann die in vielen Studien gezeigte progressionshemmende Wirkung dieser Medikamente sehr gut erklären. Die Progression des chronischen Nierenversagens kann jedoch nicht vollständig gestoppt werden. Ein Teil der Erklärung liegt sicherlich im „Escape“Phänomen“ (oder „aldosterone breakthrough“), das die Medikamenten
wirkung durch Etablierung von „Nebenstoffwechselwegen“ direkt unterwandert. Bei einem signifikanten Teil der Patienten ist der Organismus in der Lage, nach einem halben bis einem Jahr den AngiotensinIISpiegel trotz ACEHemmern und Sartanen wieder anzuheben. Klinisch steigen Blutdruck und Proteinurie. Das EscapePhänomen lässt sich mit dem direkten Renininhibitor Aliskiren wieder beheben, da hiermit der initiale Schritt im RAAS blockiert wird.
Blutdruckunabhängige antiproteinurische Wirkung von Aliskiren
Es ist bemerkenswert, dass Aliskiren und auch Placebo bei einer zusätzlichen Gabe zu Losartan und einer schon optimalen antihypertensiven Therapie den Blutdruck nicht weitersenken. Durch die zusätzliche Gabe von Aliskiren kann aber die Proteinurie signifikant verringert werden (Studie Aliskiren in the Evaluation of Proteinuria in Diabetes, AVOID, [22]). Dies zeigt eine blutdruckunabhängige antiproteinurische Wirkung, die auch in anderen Studien beobachtet wurde. Abe et al. [1] behandelten zunächst 64 TypIIDiabetesPatienten (HbA1c <7,0% unter oralen Antidiabetika oder Insulin; CKDStadien 2–3; Mikroalbuminurie >30 mg/ g UKreatinin und <2000 mg/g UKreatinin) mit 80 mg Telmisartan (Maximaldosis) und 5 mg Amlodipin (halbmaximale Dosis) über mindestens 8 Wochen. Das Studienkollektiv wurde danach auf eine Aliskirengruppe mit zusätzlich 150 mg Aliskiren (später 300 mg) und eine Amlodipingruppe (Erhöhung der Amlodipindosis auf 7,5 mg/Tag) verteilt und über 24 Wochen beobachtet. Systolische und diastolische Blutdruckwerte fielen zwar, aber unterschieden sich nicht beim Vergleich der beiden Studiengruppen. Serumkreatininspiegel und GFR änderten sich nicht. Die AlbuminKreatininRatio im Urin fiel deutlich in der Aliskirengruppe (von 577±88 auf 352±57 mg/g UKreatinin, p<0,0001), aber nicht in der Amlodipingruppe. Der genaue Mechanismus dieser blutdruckunabhängigen antiproteinurischen Wirkung ist unbekannt, aber könnte über die konsekutive Aldosteronblockade zu erklären sein.
Doppelblockade des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems
Die Hemmung des RAAS über Renininhibition qualifiziert Aliskiren zu einem idealen Kandidaten für eine RAASDoppelblockade in Kombination mit Sartanen. Theoretisch sollte hier die Verminderung der Proteinurie über die bekannten Mechanismen besonders effektiv sein, da auch ein EscapePhänomen nicht auftreten könnte.
In der Aliskiren Trial in Type 2 Diabetes Using Cardiovascular and Renal Disease Endpoints (ALTITUDE) sollte geprüft werden, ob die duale Therapie von Aliskiren mit ACEHemmern bzw. Sartanen kardiovaskuläre und renale Endpunkte bei Hochrisikopatienten positiv beeinflussen kann. Die Proteinuriesenkung war kein Endpunkt in dieser Studie, wurde aber trotzdem untersucht. Als sich 2011 vermehrt Schlaganfälle und Hyperkaliämie zeigten, wurde die Studie Anfang 2012 vorzeitig abgebrochen und über 2 RoteHandBriefe an die Anwender kommuniziert. Die dazu publizierte Arbeit konnte jedoch keine signifikanten Unterschiede in der Häufigkeit von Schlaganfällen zwischen den Studiengruppen nachweisen [21], was auch mit anderen Studien korreliert, die bei einer Blutdrucksenkung <130 mmHg eine deutlich verminderte Rate an Schlaganfällen beobachtet haben (u. a. ONTARGET, [16]).
Noch vor der Publikation der relativierenden Ergebnisse wurde die Fachinformation angepasst. Demnach ist die Gabe von Aliskiren in Kombination mit einem ACEHemmer oder Sartanen bei Patienten mit Diabetes und einer GFR <60 ml/min kontraindiziert und wird generell nicht mehr als Zusatztherapie zu einem RAASBlocker empfohlen. Abgesehen von einigen gravierenden Fehlern in ALTITUDE wird eine weiterführende Untersuchung zum Thema duale RAASBlockade mit Aliskiren und ACEHemmern/Sartanen nun deutlich erschwert bzw. verhindert. Die Proteinuriedaten von ALTITUDE wurden ebenfalls noch nicht publiziert. Die in der Klinik häufig erprobte Kombination Aliskiren mit ACEHemmern/Sartanen scheint eine exzellente antiproteinurische Wirkung v. a. bei nephrotischen Syndromen mit Kreatinin
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erhöhung aufzuweisen. Durch die adaptierte Fachinformation werden Ärzte möglicherweise grundlos in den „Offlabel“Anwendungsbereich gezwungen. Derzeit droht eine vielversprechende Medikamentengruppe komplett vom Markt zu verschwinden. Das wäre umso bedauerlicher, da die Gruppe der Renininhibitoren, von der es momentan nur einen Vertreter gibt, die einzig echte Innovation auf dem Gebiet der antihypertensiven und antiproteinurischwirksamen Medikamenten der letzten 20 Jahre darstellt.
Auf der anderen Seite mehren sich aktuell die Hinweise, dass eine duale RAASBlockade mit ACEHemmern und Sartanen bei Patienten mit diabetischer Nephropathie mit erhöhten renalen Risiken und ohne Besserung der kardiovaskulären Mortalität assoziiert ist [31].
Aldosteronblockade zur Proteinuriesenkung
Aldosteron reguliert die Natriumreabsorbtion und die Kaliumexkretion über den Mineralokortikoidrezeptor (MR) im distalen Tubulus. Im Jahr 1990 wurde erstmalig nachgewiesen, dass Aldosteron eine Myokardfibrose in einem Rattenmodell verursachen kann [6]. Neun Jahre später zeigten die Randomized Aldactone Evaluation Study (RALES) und die Eplerenone Postacute Myocardial Infarction Heart Failure Efficacy and Survival Study (EPHESUS) eine deutliche Verbesserung der Mortalitätsrate bei chronischer Herzinsuffizienz, wenn auf eine Standardtherapie mit ACEHemmern und/oder Sartanen zusätzlich die Aldosteronantagonisten Spironolacton bzw. Eplerenon gegeben werden [26, 27].
Darüber hinaus nahmen auch die Hinweise zu, dass Aldosteron ein wesentlicher Auslöser für eine Proteinurie sein kann. Das moduliert das gegenwärtige Verständnis, das Angiotensin II als den wichtigsten Auslöser einer Proteinurie sieht. In der Klinik wird ein deutlicher Rückgang einer Proteinurie unter ACEHemmern und/oder Sartanen beobachtet, was auch eine beträchtliche Zahl von Studien eindrucksvoll bestätigte. Nun stellt sich die Frage, ob hier nicht die Aldosteronblockade über ACEHemmer oder Sartane neben der AngiotensinIIHemmung ein
signifikanter oder vielleicht sogar der entscheidende Faktor ist.
Im Tiermodell entwickeln transgene Ratten mit den humanen Renin und Angiotensinogengenen eine ausgeprägte Albuminurie, die mit einem Aldosteronsynthaseinhibitor wieder aufgehoben werden kann [8]. Klinische Befunde beim Menschen weisen in die gleiche Richtung:
D Angiontesinkonversionsenzym-hemmer und Sartane senken signifikant die Proteinurie und den Aldosteronspiegel.
Bei einem Teil der Patienten steigt der Aldosteronspiegel nach einer längeren RAASBlockade über das EscapePhänomen wieder an und hebt die Wirkung der Medikamente praktisch auf [4]. Sato et al. [28] konnten ein solches EscapePhänomen bereits 2003 bei bis zu 40% der TypIIDiabetesPatienten mit beginnender diabetischer Nephropathie unter einer 40wöchigen Therapie mit Trandolapril nachweisen. Bei Patienten ohne dieses Phänomen reduzierte Trandolapril die Proteinurie, bei Patienten mit dem Phänomen wurde die antiproteinurische Wirkung komplett aufgehoben. Wurde Spironolacton dazu gegeben, wurde die Albuminurie ohne Blutdruckänderung wieder reduziert. Diese Studien stehen für eine Reihe weiterer Arbeiten, die den antiproteinurischen Effekt von Aldosteronantagonisten belegen konnten.
Wie verursacht ein Aldosteronismus eine Proteinurie? Die Befunde fokussieren auf die Podozyten. Im Jahr 1998 wurden Mutationen im Nephringen als Auslöser des kongenitalen nephrotischen Syndroms vom finnischen Typ identifiziert [11]. Nephrin sitzt auf den Fußfortsätzen der Podozyten und spielt wahrscheinlich eine wichtige Rolle bei der Aufrechterhaltung der Durchlässigkeit (Porengröße) der Schlitzmembranen, die durch die Fußfortsätze geformt werden. Die Integrität der Podozyten wird auch über mechanischen Stress wie bei der glomerulären Hyperfiltration des Diabetespatienten gestört [23]. Bei einem Rattenmodell mit chronischem Mineralokortikoidexzess und Aldosteroninfusion zeigte sich eine Inhibition von Nephrin und Podocin als wesentliches Element der Schlitzmemb
ranen. Die Störung der Podozytenintegrität und die sich entwickelnde Proteinurie konnten durch Eplerenon komplett zum Verschwinden gebracht werden [30].
Nicht nur Aldosteron, sondern auch Kochsalz stimuliert den MR direkt. Daraus kann abgeleitet werden, dass die Salzrestriktion bei einer chronischen Niereninsuffizienz genauso wie eine Aldosteronblockade die Proteinurie wirksam beeinflussen kann. Salzkonsum würde außerdem das osmotische Gleichgewicht im Blut derart verschieben, dass ein Wassereinstrom aus dem Gewebe in die Gefäße und damit ein Volumenhochdruck die Folgen wären. Vorübergehend wird das RAAS inhibiert, was die Wirkung von ACEHemmern und Sartanen aufheben würde. Das Problem würde erst mit dem Einsetzen der Drucknatriurese wieder aufgehoben werden; dies ist jedoch stark von der Nierenfunktion abhängig.
Nielsen et al. [20] zeigten 2012, dass Spironolacton bei Patienten mit TypIDiabetes und Mikroalbuminurie die Albuminausscheidung wirksam reduziert. Generell wurde die relativ kleine und vorsichtige Dosierung gut toleriert. Trotzdem trat bei 2 der Patienten (ca. 10%) eine behandlungswürdige Hyperkaliämie auf, was sofort auf das größte Problem dieses Ansatzes deutet. Spironolacton in Kombination mit ACEHemmern oder Sartanen kann bei chronischer Niereninsuffizienz über die Entwicklung einer Hyperkaliämie fatale Folgen haben. Hierdurch wird die breite Anwendung als antiproteinurisches Medikament wesentlich beeinträchtigt. Hinzu kommt der weitgehend unbeachtete hyporeninämische Hypoaldosteronismus des Diabetespatienten. Diese Patienten fallen durch grenzwertig hohe oder schon erhöhte Kaliumspiegel bei normalen bis leicht hyperchlorämischacidotischen Blutgaswerten auf (renaltubuläre Acidose Typ IV, [7]). Patienten mit dieser Störung, die nicht selten ist, neigen besonders stark zu einer Hyperkaliämie unter RAASBlockade.
Um das Risiko einer Hyperkaliämie zu minimieren, untersuchten Momeni et al. [19] den Effekt der Kombination aus 50 mg Spironolacton und 25 mg Hydrochlorothiazid (HCT, induziert Hypokaliämie) pro Tag auf die Proteinurie von 60 TypIIDiabetesPatienten in einer
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kleineren Arbeit (Gruppen: Spironolacton plus Placebo, Spironolacton plus HCT, HCT plus Placebo). Die Serumkaliumkonzentration stieg ausschließlich in der SpironolactonplusPlaceboGruppe; in den beiden anderen Gruppen blieb sie konstant. Die Proteinurie wurde signifikant in den Spironolactongruppen, nicht aber in der HCTplusPlaceboGruppe gesenkt.
Spironolacton und HCT können damit eine wirksame Kombination zur Senkung der Proteinurie darstellen. Die antiprotein urische Wirkung wird hier offensichtlich über die Aldosteronblockade über den MR getriggert. In der AVOIDStudie ergab sich für den Renininhibitor Aliskiren eine überraschend blutdruckunabhängige antiproteinurische Wirkung. Hier liegt es nahe, dass diese Wirkung auch über den MR erzielt wurde. Im Jahr 2012 konnten Persson et al. [25] in einer AVOIDSubstudie nachweisen, dass Aliskiren den Urinaldosteronspiegel über ein 24wöchige Studiendauer ebenfalls senkt.
Fazit für die Praxis
F The Reduction of Endpoints in NIDDM with the Angiotensin II Antagonist Lo-sartan Study (RENAAL) hat gezeigt, dass eine 50%ige Reduktion der Albu-minausscheidung bei Typ-II-Diabetes-Patienten mit Nephropathie das Risi-ko für ein terminales Nierenversagen um 45% reduziert [5].
F Der direkte Renininhibitor Aliskiren sowie die Aldosteronantagonisten Spironolacton und Eplerenon kön-nen eine Proteinurie blutdruckunab-hängig über die Aldosteronblockade senken. Mit Spironolacton ergibt sich eine echte Zusatzoption, die aber we-gen der Gefahr der Hyperkaliämie be-hutsam eingesetzt werden muss. Viel-versprechend könnte hier eine Kom-bination aus dem auch kaliumspa-renden Diuretikum und Aldosteron-antagonisten Spironolacton und dem kaliumausschleusenden HCT bei der wirksamen Bekämpfung der Protein-urie sein. Die Kombination Spiro-nolacton plus Aliskiren wäre eben-so denkbar. Limitiert wird Letzteres durch die vorzeitig abgebrochene ALTITUDE, die Aliskiren in Kombina-
tion mit einem ACE-Hemmer oder einem Sartan bei Typ-II-Diabetes-Pa-tienten letztendlich grundlos disqua-lifizierte. Die jedoch vorschnelle Än-derung der Fachinformation für Alis-kiren (noch vor der Veröffentlichung der harten Daten) erlaubt praktisch keine RAAS-Doppelblockade unter der Beteiligung von Aliskiren.
F Das alte mechanistische Modell der Proteinuriesenkung über die Inhibi-tion von Angiotensin II wird um die ebenso antiproteinurische Wirkung über die Hemmung des MR zumin-dest ergänzt. Das letztere „target“ hat wegen dem Problem einer evtl. fa-talen Hyperkaliämie jedoch bisher kaum eine Rolle gespielt. Hier könn-ten sinnvolle Medikamentenoptionen dennoch das Arsenal der antiprotein-urisch und damit Anti-CKD wirkenden Medikamente signifikant bereichern.
Korrespondenzadresse
Prof. Dr. T.H. LindnerDepartment für Innere Medizin, Neurologie und Dermatologie, Klinik für Endokrinologie und Nephrologie, Sektion Nephrologie, Universitätsklinikum Leipzig – AöRLiebigstr. 2004103 [email protected] leipzig.de
Einhaltung der ethischen Richtlinien
Interessenkonflikt. T.H. Lindner weist auf folgen-de Beziehung hin: Honorarvorträge für die Fa. Novartis.
Dieser Beitrag enthält keine Studien an Menschen oder Tieren.
Literatur
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629Der Diabetologe 8 · 2013 |
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Galenus-Preisund CharityAward: Die Sieger 2013 stehen fest
Fachnachrichten – In eigener Sache
In Berlin wurden im Rahmen einer festlichen Gala der diesjährige Ga-lenus-von-Pergamon-Preis und der CharityAward von Springer Medizin verliehen. Überreicht wurden die be-gehrten Medaillen vom parlamenta-rischen Staatssekretär Thomas Rachel im Namen der Galenus-Schirmherrin und Bundesforschungsministerin Professor Johanna Wanka.
Primary CareIn der Kategorie Primary Care zeichnete die Jury
Rifaximin (Xifaxan®) von Norgine aus. Das
darmselektive Breitbandantibiotikum aus der
Rifamycin-Klasse soll bei Patienten mit
Leberzirrhose Durchbrüche von hepatischen
Enzephalopathien (HE) verhindern. Durch die
selektive Wirkung von Rifaximin im Darm
werden diverse Bakterien in Schach gehalten,
die toxische Substanzen wie Ammoniak
produzieren. Die Ammoniak-Plasmakonzentra-
tionen sinken, die neuropsychiatrischen
Symptome bessern sich und das Risiko für
HE-Durchbruch-Episoden sowie für Hospitalisie-
rungen wird reduziert.
Specialist Care In dieser Kategorie wurden erstmals zwei
Preisträger geehrt: Ivacaftor (Kalydeco™) von
Vertex und Pertuzumab (Perjeta®) von Roche.
Ivacaftor war 2012 das erste zugelassene
Medikament, das kausal bei zystischer Fibrose
(Mukoviszidose) wirkt. Es ist zugelassen für
Patienten ab sechs Jahren mit einer G551D-Mu-
tation im CFTR-Gen. Der Wirkstoff verbessert die
Funktion eines Ionentransportkanals exokriner
Drüsen. Dadurch bessert sich innerhalb von zwei
Wochen die Lungenfunktion, die behandelten
Patienten nehmen an Körpergewicht zu und die
Lebensqualität steigt.
Der humanisierte monoklonale Antikörper Pertu-
zumab ist seit Anfang des Jahres zur Behandlung
von Patientinnen mit einem HER2-positiven,
metastasierten oder lokal rezidivierenden,
inoperablen Mamma-Ca zugelassen. Es kommt
in Kombination mit Trastuzumab und dem
Zytostatikum Docetaxel als duale HER2-Blockade
zum Einsatz. Der Antikörper hemmt die
HER-Dimerisierung.
Grundlagenforschung Der diesjährige Galenus-Preis für Grundlagenfor-
schung geht an das Team von Prof. Oliver Groß
aus Göttingen. Der Nephrologe hat mit Arbeiten
über ACE-Hemmer beim Alport-Syndrom dafür
gesorgt, dass es erstmals eine Therapieempfeh-
lung für die chronisch progrediente Nierenfi bro-
se gibt. Vielen der jungen Patienten, die an dieser
speziellen und seltenen progressiven hereditä-
ren Nierenerkrankung leiden, kann mit dieser
Therapie womöglich die Dialyse erspart bleiben.
Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert.
CharityAward an Netzwerk Gesunde Kinder BrandenburgUnter den Top-10-Nominierten der Bewerber
hatten die Leser der Fachmedien von Springer
Medizin das Netzwerk Gesunde Kinder
Brandenburg als Sieger gekürt. Der Ehrenamts-
preis ist in diesem Jahr mit insgesamt 250.000
Euro dotiert: ein Barscheck in Höhe von 50.000
Euro, ein Medienpaket über 100.000 Euro (beides
von Springer Medizin) und erstmals eine weitere
mediale Leistung im Wert von 100.000 Euro,
gesponsert von TV-Wartezimmer. Das Netzwerk
Gesunde Kinder setzt sich seit 2006 dafür ein,
dass Familien alle Hilfen für eine gesunde
Entwicklung ihrer Kinder erhalten. Rund 1200
Paten sind ehrenamtlich in den 19 regionalen
Netzwerken aktiv. Sie begleiten derzeit rund
4200 Familien. Insgesamt haben die Netze bis
Herbst 2012 bereits fast 7000 Familien betreut.
Der Mutmacherpreis des CharityAward in Höhe
von 5000 Euro ging in diesem Jahr an die
Stiftung PhytoKids.
Quelle: Springer Medizin
630 | Der Diabetologe 8 · 2013