Prävention im Alter - Bone and Joint Decade

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Pr ä vention im Alter Mobilität erhalten – Mobilität wiederherstellen Prof. Dr. med. W. Puhl Orthopädische Klinik mit Querschnittgelähmtenzentrum der Universität Ulm Orthopädische Abteilung des Rehabilitationskrankenhauses Ulm

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Prävention im Alter

Mobilität erhalten – Mobilität wiederherstellen

Prof. Dr. med. W. Puhl

Orthopädische Klinik mit Querschnittgelähmtenzentrum der Universität Ulm

Orthopädische Abteilung des Rehabilitationskrankenhauses Ulm

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Arthrose = „Gelenkversagen“

Prävention im Alter – Mobilität erhalten – Mobilität wiederherstellen

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Arthrose = „Gelenkversagen“

Folgen für den Patienten ohne Therapie

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SchmerzenBewegungseinschränkung

Mobilitätsverlust

Verlust funktioneller FähigkeitenHilfebedürftigkeit

Verlust sozialer Kontakte

BettlägerigkeitFolgeerkrankungen (Thrombose, Dekubitus, Depression)

Verschlechterung von Begleiterkrankungen (Diabetes, kardio-pulmonal)

Gelenkersatz = Wiederherstellung der altersentspr. Lebensqualität

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Epidemiologie

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Stat.Bundesamt (2000)

Degenerative Veränderungen der Stütz –und Bewegungsorgane bei

50 % der 30 Jährigen und bei

100 % der über 50 Jährigen

Arthrose = altersassoziierte Erkrankung

Inzidenzrate

„40% within the next 20 years“(Murray, Oxford 1999)

Engelhardt M.: Epidemiologie der Arthrose in Westeuropa. Dt. Zeitschrift für Sportmedizin, 54, Nr. 6, 171-175, 2003

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Pathologie der Arthrose

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Knorpelgewebe

70% Wasser

Matrix: 20% Kollagene5% Proteoglykane< 5% versch. Proteine

Zellen: < 1% Chondrocyten

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Homöostase wird durchZellen aufrechterhalten

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Katabol Anabol

IL-1ß

TNF-a

MMP BMP TIMP

IGF-1

Chondrocyten

Synovialzellen

SubchondraleOsteoblasten

Pathologie der Arthrose

Syntheseleistung der Zellen

Proteoglykane

Wasserbildungsfähigkeit

Druckfestigkeit

Onkotische Druck

Demaskierung vonKollagenfasern Knorpel-destruktion

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klinisch

radiologisch

biochemisch

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Entzündung

Schmerzen

Bewegungseinschränkung

Verminderung der Mobilität / Lebensqualität

Gelenkspaltverschmälerung

Zysten, Osteophyten

Subchondrale Aufhellung / Sklerose

Gesteigerte Knorpel – Matrix – Degeneration

Verminderte Matrix - Synthese

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Primäre Prävention-

Erkrankungen vermeiden

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Zielgruppe gesunde Erwachsene

Maßnahmen Überbelastungen meiden

Muskulatur trainieren / pflegen

Unfallrisiko senken („Extremsport“)

Gewichtskontrolle

Bewegungsschulung (Rücken)

ausgewogene Ernährung / regelmäßige körperliche Bewegung

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Übergewicht erhöht das Arthroserisiko

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Latente Adipositas bei 40 % der Deutschen (BMI > 25)

Manifeste Adipositas bei 20 % der Deutschen (BMI > 30)

Erhöhte BMI –Werte erhöhen das Gonarthroserisiko (2 – 3 fach)

5,5 kg Gewichtsreduktion RRR 50 %

Engelhardt M.: Epidemiologie der Arthrose in Westeuropa. Dt. Zeitschrift für Sportmedizin, 54. Jhrg., 2003, Heft 6, S. 171 – 175

Höfer J., Enneper J.: Prophylaxe der Gonarthrose. Dt. Zeitschrift für Sportmedizin, 54. Jhrg., 2003, Heft 6, S. 184 - 187

BMI = Körpergewicht (kg) / Körpergröße_(m_)

Normalgewichtige Frauen : BMI = 23 kg/m_

Normalgewichtige Männer : BMI = 24 kg/m_

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Sekundäre Prävention -

Erkrankungen frühzeitig erkennen

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Zielgruppe Erwachsene mit „Risikofaktor“

Maßnahmen Lebensführung (berufl. u. priv.) der Prädisposition anpassen

Mobilität erhalten (Sport, KG)

Medikamente zur „Arthrose-Therapie“

Osteoporose vermeiden

OP, um weitere Verschlechterung zu vermeiden

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Prädisposition

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Meniskusriss Achsfehl-stellung

Gelenkfehlstellung

Frakturen

Stoffwechsel-erkrankungen

Gelenkinstabilität

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Arthrose und Sport

Effekte der körperlichen Aktivität am Gelenk

¬ Erhöhung der periartikulären Durchblutung – Erhöhter Nährstoff-Transport durch Diffusion

¬ Induktion der Knorpelersatzbildung (CPM)

¬ Muskuläre Stabilisierung der betroffenen Gelenke

¬ Kontrakturprophylaxe der Muskulatur und Bänder

¬ Verringerung des natürlichen Knochenabbaus

Allgemeine Effekte

¬ Verbesserte Bewegungsmöglichkeiten schaffen

¬ Alltagsanforderungen besser u. schmerzfrei(er) gerecht werden

¬ Positiver psychologischer Effekt

¬ Gesteigerte Lebensqualität

McKeag DB: The relationship of osteoarthritis and exercise, Clin Sports Med 11, 471-87, 1992

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Sport / Physiotherapie

[ Sport = Sonderform der aktiven Physiotherapie ]

Grundregeln für Sport bei Arthrose

Sportarten ohne große Impulsbelastung

Sportarten ohne Extrembewegungen d. Gelenke, insbesondere Rotation

Sportarten mit gleichmäßig rhythmischen Bewegungen und geringerBewegungsenergie

Horstmann T. et al.: Möglichkeiten und Grenzen der Sporttherapie bei Coxarthrose und Hüftendoprothesen-Patienten.Dt. Z. f. Spomed., Jhg 52, Nr.10, 2001

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Schwimmen / Aquajogging

Kraul – und Rückenschwimmen (auch bei fortgeschrittener Arthrose)

Auftrieb des Wassers reduziert die Gelenkbelastung

positiver Effekt durch höhere Wassertemperatur (30° C)

Brustschwimmen führt zu zwanghafter HWS - u. LWS – Lordose

Aquajogging mit Auftriebsweste = vollständige Entlastung der Gelenke

großer Effekt auf Herz-Kreislauf und Stoffwechsel

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Jogging / Walking

Gelenkbelastung beim Joggen 2,5 – 3,0 faches Körpergewicht

Gelenkbelastung beim Walking 1,0 – 1,5 faches Körpergewicht

Bergläufe und harter Untergrund erhöhen die Gelenkbelastung

Konradsen L, Hansen EM, Sondergaard L: Long distance running and osteoarthrosis, Am J Sports Med 18, 379-381, 1990

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Radfahren / Ergometer

Möglichst kleine Übersetzung – hohe Trittfrequenz

Cave: übermäßige Radfahren führt zur Verkürzungder Hüftstrecker

Sonstige empfehlenswerte Sportarten

Skilanglauf, Rudern, Reiten, Inline – Skaten, Gymnastik

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“Chondro-Protektiva”

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-7

-6

-5

-4

-3

-2

-1

0

Woche

1

Woche

2

Woche

3

Woche

4

Woche

5

Woche

6

Woche

10

Woche

14

Hyaluronsäure (Puhl et al. 1994)

Glucosaminsulfat(Noack et al. 1994)

Glucosaminsulfat(Müller-Faßbender 1994)

Lequesne Index

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Hyaloronsäure

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Präparate (Medizinprodukte): z.B. Hyalart, Synvisc

monatelanger symptomatischer Effekt beschrieben

(allerdings teilweise auch langanhaltender Placebo-Effektmöglich)

KEIN Einfluß auf den schicksalhaften Arthrose-Verlaufnachgewiesen

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Glucosaminsulfat

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Kniegelenkspaltverschmälerung in 3 J.:

Kontrollgruppe 0,31 mm (95% KI -0,48 bis -0,13 )

Wirkstoffgruppe 0,06 mm (95% KI -0,22 bis +0,09)

139 von 212 random. Patienten nachuntersucht (66%)

Alter 66 J., BMI 27, Krankheitsdauer 8 J.

[Reginster et al 2001]

Nahrungsergänzungspräparate

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Nahrungsergänzungspräparate

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Kollagen – Hydrolysat

Stimulation der Chondrozyten zur Kollagen IISynthese (in vitro)

Schmerzreduktion, Verbesserung derBeweglichkeit (in vivo)

Oesser et al. (2003) Cell Tissue Res 311: 393-9Moskowitz et al. (2000) Seminars in arthritis and rheumatism 2000, Vol 30, No 2, pp 87-99

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Osteoporose - Prophylaxe

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Ca. 7 Mill. Osteoporose – Patienten

Jede 3. Frau erleitet osteoporosebedingten Knochenbruch.

Bei _ aller Männer tritt Osteoporose u. Knochenbruch auf.

Maximale Knochendichte zw. 25 – 30 Lebensjahr,

danach durchschnittlich 1 % Knochenverlust pro Jahr.

WHO : Eine Osteoporose liegt vor, wenn dieKnochendichte um 2,5 SD unter dem stat. Mittelwertgesunder prämenopausaler Frauen liegt (= T-Score).

DXA-Methode

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Osteoporose - Prophylaxe

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Beeinflussbare Risiken :

¬ Chron. Bewegungsmangel

¬ Übermäßige sportliche Aktivität

¬ Körpergewicht

¬ Zigarettenrauchen / Alkoholismus

¬ Fehlernährung

¬ Hormone (frühe Menopause, Hypogonadismus)

¬ Medikamente (Glukokortikoide)

Prophylaxe – Maßnahmen : Erkrankung frühzeitig erkennen – Knochendichte messen Kalzium / Vit. D reiche Kost Rückengerechte Lebensweise Regelmäßige Bewegung stärkt den Knochen Medikamentöse Therapie vor der ersten Fraktur

Bartl R: Osteoporose: Prävention – Diagnostik – Therapie. Stuttgart, New York, Thieme 2001Hosking D, Ringe JD: Treatment of metabolic bone disease, Martin Dunitz, London 2000

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Operative Maßnahmen

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z.B.: Umstellungsosteotomie

Lastumverteilung bei Achsfehlstellungen

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Operative Maßnahmen

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z.B.: Triple - Osteotomie

Ausgleich einer Restdysplasie

Vergrößerung der kraft-einleitenden Gelenkfläche

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Tertiäre Prävention -

Rückfälle / Verschlechterungen vermeiden

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Rückenschule

Wirbelsäulenschädliche Haltungen abbauen

Alltägliche Tätigkeiten rückenschonend verrichten

Entlastungspositionen erlernen

Rückenmuskulatur stabilisieren

Gelenkersatz

Gelenkumgreifende Muskulatur stabilisieren

Sportliche Aktivitäten nach o. g. Prinzipien

Horstmann, T.: Sportfähigkeit bei Arthrose und nach endoprothetischer Versorgung. Sport Orthop. Traumatol.2000, 16, S. 26-29

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Zusammenfassung

¬ Prädispositionen / Erkrankungen frühzeitig erkennen –geeignete Maßnahmen einleiten

¬ Lebensweise (berufl./ priv.) der max. Gelenkbelastunganpassen

¬ Kontrolle der Körpergewichtes, ausgewogene Ernährung

¬ Mobilität durch regelmäßige körperliche Aktivität erhalten

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Prävention im Alter – Mobilität erhalten – Mobilität wiederherstellen

Vielen Dank