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  • 8/8/2019 Psychiatrie kontra Medizin: Psychiatrische Praktiken und ihre destruktiven Auswirkungen auf das Gesundheitswesen

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    PSYCHIATRIEKONTRA MEDIZINPsychiatrische Praktiken und ihre destruktiven

    Auswirkungen auf das Gesundheitswesen

    Verffentlicht von der Citizens Commission on Human Rights

    Gegrndet im Jahre 1969

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    ie Psychiatrie gibt vor, dass sie die alleinigeAutoritt fr psychische Krankheiten seiund dass nur sie wisse, was geisteskrank ist

    und was nicht.Die Fakten zeigen ein gnzlich anderes Bild:1. PSYCHIATRISCH KLASSIFIZIERTE STRUN-

    GEN SIND KEINE KRANKHEITEN IM MEDIZINI-SCHEN SINNE.In der Medizin gibt es strikte Kriterien,wann ein Zustand als Krankheit bezeichnet wird.Neben einer vorhersagbaren Reihe von Symptomenmuss auch die Ursache der Symptome oder ein gewis-ses Verstndnis ihrer Physiologie (Funktion) belegtsein. Fieber und Frsteln beispielsweise sind keineKrankheiten, sondern lediglich Symptome. Malariaund Typhus dagegen sind Krankheiten. Krankheitenknnen durch objektive Nachweise und krperlicheTests nachgewiesen werden. Fr keine einzige der vie-len behaupteten psychischen Krankheiten wurde jemals irgendein medizinischer Nachweis erbracht.

    2. PSYCHIATER BEFASSEN SICH AUSSCHLIESS-LICH MIT PSYCHISCHEN STRUNGEN, NICHT MIT NACHWEISBAREN KRANKHEITEN.Whrend sich dieklassische Medizin mit krperlichen Krankheiten beschftigt, geht es in der Psychiatrie um Strun-gen. In Ermangelung einer bekannten Ursache odereines nachvollziehbaren physiologischen Ablaufswird eine Gruppe von Symptomen, die bei vielen ver-schiedenen Patienten beobachtet wird, als Strungoder Syndrom bezeichnet. Joseph Glenmullen von derHarvard Medical School schreibt, dass es sich beiallen psychiatrischen Diagnosen lediglich um Syndro-me [oder Strungen] handelt, also um eine Gruppevon Symptomen, bei denen ein Zusammenhang ver-mutet wird, aber eben nicht um Krankheiten. Psychi-atriekritiker Dr. Thomas Szasz, selbst emeritierter Pro-fessor fr Psychiatrie: Im Unterschied zu den meis-ten krperlichen Krankheiten gibt es keinen Bluttestoder andere medizinische Tests zur Feststellung desVorhandenseins oder Nichtvorhandenseins einer psy-chischen Erkrankung.

    3. DIE PSYCHIATRIE HAT NOCH NIE EINE UR-SACHE FR IRGENDEINE PSYCHISCHE STRUNGGEFUNDEN.

    Fhrende Psychiatrieverbnde wie dieWorld Psychiatric Association (WPA) und das Natio-nal Institute of Mental Health (NIMH) der Vereinigten

    Staaten rumen ein, dass Psychiater weder die Ursa-chen oder die Heilung fr irgendeine psychische St-rung kennen, noch wissen, was ihre Therapien imPatienten genau bewirken oder anrichten. Ihre Dia-gnosen und Methoden sttzen sich ausschlielich auf Theorien und widersprchliche Meinungen und sindohne jegliche wissenschaftliche Grundlage.

    Ein frherer Prsident der World PsychiatricAssociation drckte es so aus: Die Zeiten, in denenPsychiater glaubten, sie knnten psychisch Krankeheilen, sind vorbei. In Zukunft werden psychischKranke lernen mssen, mit ihrer Krankheit zu leben.

    4. DIE THEORIE EINES CHEMISCHEN UN-GLEICHGEWICHTS IM GEHIRN ALS URSACHE(ANGEBLICHER) PSYCHISCHER STRUNGEN IST EINE UNBEWIESENE BEHAUPTUNG. NICHT MEHR.Eine weit verbreitete psychiatrische Theorie (undzudem eine fundamental wichtige fr den Verkauf von Psychopharmaka) unterstellt, dass psychischeStrungen die Folge eines chemischen Ungleichge-wichts im Gehirn seien. Wie fr viele andere psychia-trische Theorien gibt es auch fr diese Behauptungkeinen biologischen oder andersartigen Beweis. AlsReprsentant einer groen Anzahl von Experten auf dem Gebiet der Medizin und der Biochemie konsta-tiert Dr. phil. Elliot Valenstein, Autor des Buches Bla-ming the Brain: [E]s gibt keine Tests, um den chemi-schen Zustand des Gehirns eines lebenden Menschen

    einzuschtzen ....5. DAS GEHIRN IST NICHT DIE WIRKLICHE

    URSACHE VON PROBLEMEN IM LEBEN. Ja, Menschenhaben Probleme und Sorgen, die zu psychischenSchwierigkeiten fhren knnen, manchmal auch zuernsten. Aber es ist unlauter, schdlich und in nichtwenigen Fllen auch tdlich, diese Schwierigkeiten alseine unheilbare Gehirnerkrankung darzustellen, dienur durch die Einnahme gefhrlicher Pillen gelindertwerden knne. Diese Psychopharmaka sind hufigpotenter als herkmmliche Drogen und knnen Men-schen zu Gewalttaten verleiten oder in den Selbstmordtreiben. Und: Sie verschleiern die wahren Ursachenvon Problemen im Leben und schwchen die Lebens-kraft der Betroffenen, mit der Folge, dass ihnen einemgliche wirkliche Genesung und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft versperrt bleiben.

    DWICHTIGER HINWEIS

    fr den Leser

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    INHALTEINLEITUNG:Die Manipulation der Medizin ....

    KAPITEL EINSGute Geschfte, schlechte Medizin

    KAPITEL ZWEIPsychiatrie kontra Medizin ..........

    KAPITEL DREIEine Parodie auf Medizin und

    Wissenschaft ..................................

    KAPITEL VIERMit dem Drogenhammerauf Wehrlose..................................

    KAPITEL FNFMedizinische Ethik mitschwarzen Flecken ........................

    KAPITEL SECHS Alternativen zurpsychiatrischen Sicht ...................

    EMPFEHLUNGEN ......................

    Die Citizens Commission onHuman Rights International .........

    PSYCHIATRIEKONTRA MEDIZIN

    Psychiatrische Praktiken und ihreAuswirkungen auf das Gesun

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    Alan I. Leshner, Psychiater und ehemaligerVorstand des National Institute on DrugAbuse in den USA, erklrte 1998: MeinerMeinung nach sollte man heute dafr insGefngnis kommen, wenn man sich wei-gert, gegen Depressionen SSRIs [Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer, ein neuer Typ Antidepressiva]zu verschreiben. Ich vertrete auch die Ansicht, dass man infnf Jahren dafr ins Gefngnis wandern sollte, wenn manCrack-Abhngigen nicht die Medikamente verschreibt, andenen wir heute (1998) arbeiten.1

    In den mehr als 25 Jahren, die ich jetzt auf dem Gebiet der Psychia-triereform arbeite, habe ichmit Hunderten von rztenund Tausenden von Pa-tienten gesprochen, wh-rend ich dabei mitgeholfenhabe, zahlreiche Men-schenrechtsverletzungender Psychiatrie aufzudek-

    ken. Bis vor kurzem warmir jedoch nie in den Sinn gekommen, dass auch die Rech-te nicht-psychiatrischer rzte in Gefahr sind. Die Frage ist:Liegt es im Bereich des Mglichen, dass ein Arzt straf- oderzivilrechtlich belangt wird, nur weil er sich weigert, Anti-depressiva gegen Depressionen zu verschreiben?

    Viele rzte sind der berzeugung, dass zahlreichekrperliche Erkrankungen Gemts- und Verhaltenspro- bleme verursachen knnen. Und sie wissen auch, wiewichtig es ist, zuerst diesen Punkt zu berprfen. DieSchlussfolgerung liegt nahe, dass ein Arzt, der sich auf Anti-depressiva verlsst, um emotionale Symptome zu unter-drcken, ohne zuvor nach mglichen zugrunde liegendenkrperlichen Leiden zu suchen und diese zu heilen, seinePatienten einfach nur chemisch zusammenflickt. Das Risikoist gro, dass er sie mit einer Krankheit zurcklsst, die sichverschlimmert.

    Was aber wre, wenn ein Internist oder ein Hausarzsolch eine krperliche Krankheit korrekt diagnostizieren unheilen und die Depression ohne Psychopharmaka verschwinden wrde? Knnte dieser Arzt dann beschuldigwerden,unethischgehandelt zu haben? Oder sogar juristischwegen grober medizinischer Fahrlssigkeit belangt weden, weil er keine Antidepressiva verschrieben hat?

    Verrckt, sagen Sie? Das knnte nie passieren? Vieleicht doch. Es ist jederzeit mglich, dass ein Arzt beschdigt wird, unethisch zu handeln, wenn er ethische Medizin betreibt. Er kann kritisiert, eingeschchtert und wie ein

    extremistische Randfigur behandelt werden, wenn ertraditionelle, funktionieren-de diagnostische Medizinpraktiziert.

    Diese Broschre iszuerst fr rzte gedacht, besonders fr jene, die einfach nur nicht-psychiatri-sche Medizin betreibenwollen und von einer auf-

    richtigen und frsorgli-chen Absicht in bester hippokratischer Tradition motiviesind, rzte, die einfach nur ihre Arbeit tun wollen, nmlic bestmglichst fr die Gesundheit von Menschen zu sogen. Sie ist fr rzte gedacht, die darber besorgt sindass Millionen Kinder verschreibungspflichtige, schtmachende, speedhnliche Stimulanzien gegen eine angebliche psychische Strung dieAufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivittsstrung (ADHS) einnehmen.

    Doch nicht zuletzt wurde sie auch fr all jengeschrieben, die die Meinung vertreten, dass es weit mehals nur sonderbar ist, wenn Behrdenvertreter Eltern dekriminellen Vernachlssigung bezichtigen was heut jederzeit geschehen kann , nur weil diese sich weigerihren Kindern Psychostimulanzien oder Antidepressivverabreichen zu lassen.

    Wie sind wir berhaupt in diese Lage geraten? Wi

    E I N L E I T U N GD i e M a n i p u l a t i o n d e r M e d i z i n

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    Das psychiatrische Diagnosesystementstand nicht im Geiste des Respekts

    fr die Traditionen und das Wissender Allgemeinmedizin und der

    medizinischen Spezialdisziplinen. Jan Eastgate

    Die Manipulation der MedizinEINLEITUNG

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    hoffen, dass ihnen diese Broschre hilft, eine Antwort auf diese Frage zu finden.

    Unter praktischen rzten findet eine bestimmte Artdes Denkens ber Probleme der geistigen Gesundheitimmer weiter Verbreitung. Dies beruht hauptschlich auf dem Erfolg des psychiatrischen Diagnosesystems, desDiagnostischen und Statistischen Manuals Psychischer Strun- gen(DSM). Dieses System, jetzt in der vierten Auflage(DSM-IV ), und der Abschnitt ber psychische Strun-gen in derInternational Classification of Diseases (ICD-10)werden nicht-psychiatrischen rzten gegenber als unab-dingbare Standards zur Erkennung psychischer Strun-gen ausgegeben.

    Aber es gibt noch einen weiteren Faktor. Medizinersehen sich zwar Druck von vielen Seiten ausgesetzt, dochder Einfluss der Psychiatrie ist insofern einzigartig, als ervon einer Art subtil-bsartigem Zwang begleitet wird. Daspsychiatrische Diagnosesystem entstand nicht im Geistedes Respekts fr die Traditionen und das Wissen der All-gemeinmedizin und der medizinischen Spezialdis-ziplinen. Es gab kein Begleitschreiben, in dem stand: Wirrespektieren die Unantastbarkeit Ihrer Beziehung zu den

    Patienten und Ihren Wunsch, das Beste fr sie zu tun.Machen Sie sich bitte mit unserem Diagnosesystem ver-traut und beurteilen Sie dann aufgrund Ihrer eigenenBeobachtungen, ob wir auf dem richtigen Weg sind. Wirsind dankbar fr jede Rckmeldung und konstruktiveKri-tik. Wenn Sie Hilfe bentigen, sind wir jederzeit fr Sie da.

    Stattdessen ist der Tenor des psychiatrischen Diag-nose-Handbuchs sinngem folgender: Hier ist ein klei-nes Kind mit schweren psychischen Problemen. Unserefachmnnische Diagnose ist bereits erstellt, Sie mssenalso nichts weiter tun, als unsere strikten Anweisungenzur Medikamentenverschreibung befolgen und sichansonsten unserer fachmnnischen Aufsicht unterstellen.Mit anderen Worten: Ihre Patienten scheinen Ihnen mehrzu trauen als uns, darum lesen Sie hier, wie Sie die psychi-schen Erkrankungen diagnostizieren mssen, an denenihre Patienten zweifelsfrei leiden.

    Wir sprechen hier von genau dem unterschwelligen

    Zwang, der der Psychiatrie unauslschlich anhaftet, seitsie vor 200 Jahren in (Irren-)Anstalten ihre ersten Auf-sichtspflichten bernommen hat. Er offenbart sich auf vie-lerlei Arten, und wo immer er auftaucht, kann er sichextrem destruktiv auf Gewissheit, Stolz, Ehre, Flei, Initia-tive, Integritt, inneren Frieden, Wohlergehen und Ver-nunft auswirken. Dies alles sind Charakterzge, fr derenBewahrung wir uns einsetzen mssen. Fr alle Patienten.Und fr alle Mediziner.

    Mit herzlichen Gren

    Jan EastgatePrsidentin derCitizens Commission on Human Rights International

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    Matthew Smith wurde an seiner Schule dazu gezwungen, eStimulans einzunehmen, damit er sich besser konzentrieren k

    starb er im Alter von 14 Jahren an Herzversagen. Ein GerichtsmTod auf die jahrelange Einnahme dieses verschriebenen Stimu

    mehr Kindern wird die Diagnose ADS/ADHS auferlegt, eine KExistenz noch niemals klinisch nachgewiesen wurde. Groan

    kampagnen sind weitgehend fr den Anstieg der Verschreibun

    Die biologische Psychiatrie ist nach40 Jahren immer noch den Nachweisschuldig, dass irgendeine psychiatrischeDiagnose eine Abnormitt oder Krankheitdarstellt, oder irgendetwas Neurologis-ches, Biologisches, chemisch Unaus-gewogenes oder Genetisches sei.

    1998 war eine von den amerikanischenNational Institutes of Health (NIH) veran-staltete Konferenz mit den fhrenden

    ADHS-Befrwortern der Welt zu der Schlus-sfolgerung gezwungen, dass es keinenBeweis gibt, der ADHS als eine Fehl-funktion des Gehirns besttigt. 2

    Nach Dr. Paul Runge, einem deutschenKinder- und Jugendpsychiater, wrde bei

    Annahme einer biologischen Ursache fr ADHS eine echte, effektive Behandlungein Heilmittel verlangen, das nur diese spe-zielle biologische Strung beeinflusst. 3 Einesolche Behandlung existiert aber nicht.

    Die im Jahre 2002 niedergelegten Empfeh-lungen der Parlamentarischen Versamm-lung des Europarates fordern eine striktereKontrolle von Diagnose und Behandlungdieser Strungen. Die Versammlung vertrittauch die Ansicht, dass mehr Forschungber die Auswirkungen pdagogischerLsungen fr Kinder mit ADHS-Symptomenbetrieben werden sollte sowie ber alter-native Behandlungsmethoden. 4

    In den 90er Jahren stieg die weltweite

    Produktion von Methylphenidat (Ritalin) von 2,8 Mio. auf 15,3 Mio. Tonnen an. 5

    WICHTIGE FAKTEN

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    KAPITEL EINS

    K A P I T E L E I N SG u t e G e s c h f t e , s c h l e c h t e M e d i z i n

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    Im Alter von Sieben wurde bei Matthew Smith inder Schule eine Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperak-tivittsstrung(ADHS) diagnostiziert. SeinenEltern wurde gesagt, er bentige ein Stimulans,um sich besser konzentrieren zu knnen. Denanfangs zgernden Eltern gab man zu verstehen, dassein Zuwiderhandeln eine Strafanzeige wegen Ver-nachlssigung der Erziehung und der emotionellenBedrfnisse ihres Sohneszur Folge haben knnte.Meine Frau und ich hat-ten Angst vor derMglichkeit, unser Kindzu verlieren, wenn wirnicht Folge leisten, sagteLawrence Smith, Matthe-ws Vater. Und nachdemes hie, es sei nichts ver-kehrt mit der Medika-tion, sie knne nurhelfen, fgten sich Mat-thews Eltern dem Druck

    und willigten ein.Am 21. Mrz 2000starb Matthew whrenddes Skateboardens an ei-nem Herzinfarkt. Bei derObduktion wurden anseinem Herz eindeutige Zeichen jener Schdigung derkleinen Blutgefe gefunden, wie sie durch stimulie-rende Substanzen wie Amphetamine verursacht wer-den. Der mit der Untersuchung beauftragte Gerichtsme-diziner schloss daraus, dass Matthew an der jahrelangen Einnahme eines ihm verschriebenen Sti-mulans gestorben war.

    Trotz gegenteiliger Behauptungen der Psychiatrieist die Verschreibung einer kokainhnlichen Droge frdie Kinder dieser Welt in keiner Weise wissenschaft-lich untermauert. Bei der Mehrzahl der verfgbaren

    Daten fllt eine gewaltige Verdrehung von Tatsachenauf. Die nachfolgenden Informationen zeigen einealternative Sichtweise fr den interessierten Arzt auf.

    1998 war eine von den amerikanischenNationalInstitutes of Health (NIH) veranstaltete Konferenzmit fhrenden ADHS-Befrwortern der Welt zu derSchlussfolgerung gezwungen, dass es keine Daten gibt,die ADHS als eine Fehlfunktion des Gehirns besttigen.

    Die Konferenzteilnehmergaben zu, dass unserWissen ber die Ursacheoder Ursachen von ADHSim Wesentlichen speku-lativ bleibt. Entsprechendrumte auch das NationalInstitute for Clinical Excel-lencein Grobritannien ein,dass es immer noch Kon-troversen ber die Ursa-chen und die diagnostischeGltigkeit von ADHSgibt.7

    Dominick Riccio, Di-rektor des InternationalCenter for the Study of Psy-chiatry and Psychology,sagt: Sie mssten mirschon eine direkte kausale

    Beziehung zwischen irgendeiner Gehirnchemikalieund den ADHS-Symptomen zeigen. ... Sie hatten dieDopamine-Hypothese. Sie hatten dieSerotonin-Hy-pothese. Keine der beiden zeigt einen kausalenZusam-menhang.8

    Die praktische rztin Dr. Louria Shulamit aus Israelmeint: ADHS ist (per Definition) keine Krankheit, son-dern ein Syndrom. Als solches wird sie anhand vonSymptomen diagnostiziert. Die Symptome dieses Syn-droms sind so allgemein, dass diese Diagnose bei allenKindern insbesondere bei Jungen zutrifft.9

    Die Diagnose von ADS (Auf-merksamkeitsdefizitstrung) ist vllig

    subjektiv ... Es gibt keinen Test.Sie ist vllig der Interpretation

    berlassen. Vielleicht verhlt sich einKind vorlaut in der Klasse oder sitzt

    nicht still. Die Grenze zwischeneinem an ADS leidenden und einemgesunden, ausgelassenen Kind kann

    vllig verschwommen sein.6

    Dr. Joe Kosterich, Bundesvorsitzender der Australian Medical Association,

    Abteilung Allgemeinmedizin, 1999

    Gute Geschfte, schlechte Medizin

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    Dr. William Carey, ein respektierter Kinderarzt an derKinderklinik von Philadelphia, meint: Die gegenwrtigeBeschreibung von ADHS fhrt zur Diagnose, wenn einegewisse Anzahl schwieriger Verhaltensweisen existiertund andere Kriterien erfllt sind. Dabei wird bersehen,dass es sich bei den dort beschriebenen Verhaltensweisengewhnlich um normale Verhaltensweisen handelt.10

    In seinem BuchPrescriptions for Disaster (Verschrie-benes Unheil) schreibt Thomas Moore, dass der gegen-wrtige Umgang mit Medikamenten wie Ritalin eineschockierende Gefahr fr eine ganze Generation vonKindern bedeutet. Das Medikament wird zur kurz-fristigen Steuerung des Verhaltens verabreicht nichtum eine erkennbare Gefahr fr die Gesundheit [der

    Kinder] zu verringern. Eine chemische Kontrollmenschlichen Verhaltens von solchem Ausma wurde bisher in unserer Gesellschaft auerhalb von Pflegeheimen und psychiatrischen Kliniken noch nicht unter-nommen.11

    Kein chemisches Ungleichgewicht Psychiater argumentieren, dass ADHS ein chemi

    sches Ungleichgewicht zugrunde liege, das genauso eineMedikation erfordere wie Diabetes eine Insulin behandlung.

    Dr. Elliot Valenstein hlt dem entgegen: ...Es stehekeinerlei Tests zur Verfgung, um den chemischenZustand des Gehirns eines lebenden Menschen zu bestimmen.12 Joseph Glenmullen von der Harvard Medical School erklrt: In allen Fllen, in denen geglaubwurde, dass ein solches Ungleichgewicht gefunden worden sei, stellte es sich spter als falsch heraus.13

    Im Jahre 2004 ver-warf der Psychiater M.Douglas Mar die Theorie,dass mit Hilfe vonGehirn-Scans psychischeKrankheiten diagnosti-ziert werden knnen: Esgibt keine wissenschaftli-che Grundlage fr dieseForderung [nach demEinsatz von Gehirn-Scansfr psychiatrische Dia-gnosen].14 Eine akkurateDiagnose nur aufgrund

    eines Gehirn-Scans istschlicht unmglich,pflichtet Dr. Michael D.

    Devous vomNuklearmedizinischen Zentrum des Sd-westlichen Medizinischen Zentrums der UniversittTexas bei.15

    Dr. Mary Ann Block, Autorin vonNo more ADHD(Schluss mit ADHS) widerspricht aufs Schrfste:ADHS ist nicht mit Diabetes und Ritalin nicht miInsulin vergleichbar. Diabetes ist ein real existierendemedizinischer Zustand, der objektiv diagnostiziertwerden kann. ADHS ist ein erfundener Begriff, fdessen Feststellung es keine objektiven, gltigenMethoden gibt. Insulin ist ein lebenswichtiges natrliches Hormon, das vom Krper produziert wird.Ritalin ist eine chemisch gewonnene, amphetaminartige Droge, die nicht lebensnotwendig ist. Diabete

    K A P I T E L E I N SG u t e G e s c h f t e , s c h l e c h t e M e d i z i n

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    Wie knnen Millionen von Kindern eineDroge einnehmen, die pharmakologisch

    einer anderen Droge sehr hnlich ist,nmlich Kokain, das nicht nur als gefhr-

    lich und Sucht erzeugend angesehen wird,sondern dessen Kauf, Verkauf undGebrauch auch als Straftat gelten?

    Richard DeGrandpre, Professor frPsychologie und Autor von Ritalin Nation

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    ist ein Insulinmangel. Aufmerksamkeits- und Ver-haltensprobleme dagegen sind kein Ritalinmangel.16

    Im Jahre 2001 bemerkte Dr. phil. Ty C. Colbert hier-zu: Wie bei allen anderen psychischen Strungen gibtes auch fr ADHS keinen biologischen Test oder ein

    genetisches Merkmal.17

    Gefhrliche DrogenauswirkungenEs gibt zahlreiche Gesundheitsrisiken und Wider-

    sprche im Zusammenhang mit der Verschreibungvon bewusstseinsverndernden Drogen fr das sogenannte ADHS oder fr Lernstrungen.

    Laut dem Physicians Desk Reference Guide , einemHandbuch fr rzte in den Vereinigten Staaten, kn-nen erhhter Blutdruck und Herzschlag die Folge derEinnahme des Stimulans sein, das hauptschlich gegenADHS verschrieben wird.18

    Im August 2001 wiederholte die Zeitschrift derAmerican Medical Association, dass das am hufigstenverwendete Stimulans sehr hnlich wie Kokain wirkt.19Langfristige schdliche Nebenwirkungen knnenmanchmal erst Jahre nach Beginn oder sogar erst nachEnde der Einnahme von ADHS-Psychopharmaka auf-treten.20 Die nachteilige Wirkung auf Wachstumshor-mone ist so blich und vorhersehbar, dass sie als Ma-stab dafr herangezogen werden kann, ob [dasStimulans] im Krper des Kindes aktiv ist.21 Sogardie sexuelle Reifung des Kindes ist beeintrchtigt.22Selbstmord ist die Hauptkomplikation beim Entzugdieses Stimulans und hnlicher amphetaminartigerDrogen.23

    Dr. Sydney Walker III, Autor des BuchesThe

    Hyperactivity Hoax (Der Schwindel mit der Hyper-aktivitt): Auch wenn Untersuchungen nahe legen,dass das Methylphendat (Ritalin) wahrscheinlich nurein schwaches Karzinogen [krebserzeugende Sub-stanz] ist, darf dieses zuknftige Krebsrisiko fr Millio-

    nen von Kindern auch wenn es noch so gering ist nicht leichtfertig in Kauf genommen werden. Ein wei-terer Bericht jngeren Datums warnt davor, dass [dasStimulans] eventuell dauerhafte, kumulative Wirkun-gen auf das Myokardium [Herzmuskel] hat.24

    In den Vereinigten Staaten werden 85% der in-ternationalen Produktion von Methylphenidat (Rita-lin) verbraucht.25 2002 berichtete die ParlamentarischeVersammlung des Europarates, die europischenSpitzenreiter im Verbrauch von Methylphenidat seiendie Schweiz, Island, die Niederlande, Grobritannien,Deutschland, Belgien und Luxemburg. In Grobritan-nien stiegen die Verschreibungen von Stimulanzien frKinder zwischen 1992 und 2000 um 9.200 %. Australienerlebte whrend der letzten beiden Jahrzehnte einen34fachen Anstieg der verschriebenen Stimulanzien.26Frankreich berichtete fr den Zeitraum 1989 bis 2002einen 600%igen Anstieg der als ,hyperaktiv abgestem-pelten Kinder.27 In Mexiko stieg der Umsatz vonMethylphenidat zwischen 1993 und 2001 um 800 %.

    Wie knnen Millionen von Kindern eine Drogeeinnehmen, die pharmakologisch einer anderen Drogesehr hnlich ist, nmlich Kokain, das nicht nur alsgefhrlich und Sucht erzeugend angesehen wird, son-dern dessen Kauf, Verkauf und Gebrauch auch alsStraftat gelten?, fragt Richard DeGrandpre, Professorfr Psychologie und Autor vonRitalin Nation .28

    K A P I T E L E I N S

    G u t e G e s c h f t e , s c h l e c h t e M e d i z i n7

    Wenn es keinen gltigen Test fr ADHS gibt, keine Daten,die beweisen, dass ADHS eine Fehlfunktion des Gehirns ist,

    keine Langzeitstudien ber die Nebenwirkungen derMedikamente, und wenn die Medikamente die schulischen

    Leistungen und sozialen Fertigkeiten nicht verbessern,sondern Zwangsverhalten und Gemtsstrungen

    verursachen und zu illegalem Drogenkonsum fhren knnen,warum um alles in der Welt bekommen dann Millionen von

    Kindern und Erwachsenenen den Stempel ,ADHS

    aufgedrckt und diese Medikamente verschrieben? Dr. Mary Ann Block, Autorin vonNo More ADHD

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    Weitere 1,5 Million Kinder und Jugendliche inden Vereinigten Staaten nehmen SSRI-Antidepressiva.29 Von 1995 bis 1999 ist der Verbrauch von Antdepressiva unter den 7- bis 12-Jhrigen in den USAum 151% und unter den Kindern unter sechs Jahren

    sogar um 580% gestiegen. Einige begingen sogaschon im Alter von fnf Jahren Selbstmord. Auch inGrobritannien hat sich die Zahl der Verschreibungenfr Antidepressiva in 10 Jahren mehr als verdoppelt.30

    Im Jahre 2003 warnte die britische Arzneimitteaufsichtsbehrde rzte vor der Verschreibung vonSelektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmern (SSRan Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren, weil diesMittel Selbstmordgefahr hervorrufen knnen. DieserWarnung folgend, verkndete ein Beratungskomiteefr ffentliche Gesundheit der US-Food and DrugAdministration (FDA) am 22. Mrz 2004: Angst- unErregungszustnde, Panikattacken, SchlaflosigkeitReizbarkeit, Feindseligkeit, Impulsivitt, Akathisi(schwere Rastlosigkeit), Hypomanie und Manie sindsowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern festgestellt worden, die mit (SSRI) Antidepressiva behandelwurden sowohl bei psychiatrischen als auch benicht-psychiatrischen Patienten.31

    Robert Whitaker, Wissenschaftsschriftsteller undAutor von Mad in America , sagt: Nach Jahren derzunehmenden Verwendung von Psychopharmakahaben wir eine Krise in der psychischen Gesundheivor uns, eine Epidemie von psychischen Erkrankun-gen bei Kindern. Anstatt durch die Zunahme derMedikamentierung eine Verbesserung der psychi-schen Gesundheit zu sehen, erleben wir eine Ver-

    schlechterung.32

    Eines der Dinge, mit denen ich nur schwer fertigwerde, sagt Lawrence Smith, Vater des toten Matthew, ist die Tatsache, dass Matthew seine Medikamente nie wollte. Wie viele weitere 14-jhrige Mathew Smiths werden noch sterben mssen, ehe jemand diesem grten Betrug aller Zeiten imGesundheitswesen ein Ende setzt?

    Es war allerdings ein Psychiater, der Matthewdie tdlichen Psychodrogen verschrieben hat, nichdas Gesundheitswesen. Aber indem die All-gemeinmedizin das psychiatrische Diagnose- undBehandlungssystem akzeptiert, setzt sie sich selbsRisiken und Kontroversen aus, weil die Fehlschlgund Unzulnglichkeiten dieses Systems offensichtlicher werden.

    Daneben besteht noch ein weiteres schweres Berufsrisiko: Wenn Allgemeinmediziner und Fachrztepsychiatrischen Vorstellungen zustimmen oder diesesogar bernehmen, knnten sie in den Augen derffentlichkeit nicht nur mit dem schlechten Ruf dePsychoindustrie, sondern auch mit der unheilvollenGeschichte der Psychiatrie assoziiert werden. EinGeschichte, die es wert ist, nher untersucht zuwerden.

    Austin Harris wurde als Musterfall einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hy-peraktivittsstrung gehandelt. Er war ein Kind,das niemand um sich ha-ben wollte und das innerhalb

    von drei Jahren aus elf Vorschu-len rausgeworfen wurde. DieGrnde reichten von obsznenSprchen ber Prgeleien mitanderen Kindern. Einmal stach ereinem Lehrer mit einem Bleistiftins Auge. Er wurde auf Stimulan-zien gesetzt.

    Aber es geschah etwasUnerwartetes: nachdem Austinzur Entfernung eines Darmverschlusses im Krankenhaus behandelt wordenwar, terrorisierte das Kind, das niemand um sich haben wollte, seine Lehrerund Klassenkameraden nicht mehr. Stattdessen war Austin, mittlerweile 10

    Jahre alt, in der Lage ruhig zu sitzen, und es war eine Freude ihn um sichzu haben. Die Medikamente wurden abgesetzt.

    Fhrende Kinderinternisten haben festgestellt, dass ein Zusammenhangzwischen Verhalten und chronischer Verstopfung bei Kindern nicht ungewhn-lich ist. Die Verhaltensaufflligkeiten verschwinden, sobald die berbelastungbeseitigt ist, so Dr. Paul Hyman, Leiter der Abteilung fr Kinder-Gastroenterolo-gie am Medical Center der Universitt von Kansas. Hymanerklrt, dass das negative Verhalten von Kindern durch Angst und Schmerz ver-ursacht werden kann, derer sich das Kind vielleicht nicht einmal bewusst ist.33

    1992 2000 1989 2002

    1993 2001 1995 1999

    Frankreich:Zwischen

    1989 und 2002stieg die

    Anzahl der alshyperaktiv

    abgestempeltenKinder um

    600%.

    Mexiko: DerUmsatz von

    Methylphenidatstieg zwischen

    1993 und 2001um 800%.

    Vereinigte Staaten: Zwi-schen 1995 und 1999

    stieg der Verbrauch von Antidepressiva unter den

    7- bis 12-Jhrigen um151% und unter den Kin-

    dern unter sechs Jahrensogar um 580%.

    Grobritannien:Zwischen 1992

    und 2000stiegen die Ver-

    schreibungen von Stimulan-zien fr Kinder

    um 9.200%.

    In den Vereinigten Staaten werden 85% der internationalen Produktion von Methylphenidat(Ritalin) verbraucht. Dennoch berichtete die Parlamentarische Versammlung des Europarates imJahre 2002 hohe Zahlen im Verbrauch von Methylphenidat fr die Schweiz, Island, die Nieder-lande, Grobritannien, Deutschland, Belgien und Luxemburg. Statistiken belegen den sprunghaftenAnstieg des Verbrauchs von Psychopharmaka

    VON DER VERSTOPFUNG ZUR ADHS-DIAGNOSE

    7-12 Jahre

    alt

    6 Jahreund dar-

    unter

    PSYCHOPHARMAKAEskalierender Verbrauch und Absatz

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    WARNUNG VORBEHANDLUNGSFEHLERN

    Verletzung der rztlichen Aufklrungspflicht

    Dr. Baughman istKinderneurologe und Mit-glied der American Aca-demy of Neurology. Er ent-deckte und beschriebtatschliche Krankheiten, fand jedoch keine Abnor-mitten bei Kindern, denenADHS und Lernun- fhigkeiten nachgesagt wurden.

    Whrend der80er und90er Jahreerlebte ich, wie die

    ADHS-Epidemie explo-sionsartig um sich griff.Und genauso wie es mei-ne Pflicht gegenber

    jedem Patienten ist, eineKrankheit zu diagnos-

    tizieren, wenn sie tat-schlich existiert, er-achtete ich es auch alsmeine Pflicht, einem Pati-enten klar zu machen,dass er keine hat, wennkeine Abnormitt gefun-den werden kann. Da-rber hinaus fasse ich esebenfalls als meine Pflichtauf, die wissenschaftlicheLiteratur ber jedewirkliche neurologischeKrankheit zu kennen, undauch ber jede nurbehauptete Krankheit.

    Im Gegensatz dazu ist die biologische Psychiatrienach 40 Jahren immer noch den Nachweis schuldig,dass irgendein psychiatrischer Zustand oder irgendeinepsychiatrische Diagnose eine Abnormitt oder Krank-heit darstellt, oder irgendetwas Neurologisches,Biologisches, chemisch Unausgewogenes oderGenetisches.

    Ohne eine derartige Abnormitt ist die pseudo-medizinische Kennzeichnung ADHS-Kind nichts als

    eine Stigmatisierung und die unabnderlich folgen-de ungerechtfertigte medikamentse Behandlungnichts anderes als krperliche Misshandlung. Die bei

    ADHS und Lernstrungen blicherweise verord-neten Medikamente sind gefhrliche und Suchterzeugende amphetaminartige Drogen.

    Die folgenden Kinder sind nicht mehr hyperak-tiv oder unaufmerksam sie sind tot. Zwischen1994 und 2001 wurde ich, aus medizinischen oderrechtlichen Grnden, offiziell oder inoffiziell, in den

    folgenden Todesfllen zuRate gezogen:

    Stephanie, 11, wur-de ein Stimulans verschrie-ben; sie starb an Herzrhyth-musstrungen.

    Matthew, 13, wurdeein Stimulans verschrieben;er starb am Kardiomyopa-thie [Erkrankung des Herz-muskels].

    Macauley, 7, wur-den ein Stimulans und dreiandere Psychopharmaka verschrieben; er erlitt einenHerzstillstand.

    Travis, 13, wurde einStimulans verschrieben; erstarb an Kardiomyopathie.

    Randy, 9, wurdenein Stimulans und einigeandere Medikamente ver-abreicht; er starb an Herz-stillstand.

    Cameron, 12, wurdeein Stimulans verschrieben;er starb am hyper-eosino-philen Syndrom [abnormaleZunahme von weien Blut-krperchen]. Dies ist einhoher Preis fr die Behand-lung einer Krankheit, diees nicht gibt.

    Indem ADHS ohne wissenschaftliche Belege als Abnormitt oder Krankheit bezeichnet wird, spricht derPsychiater wissentlich eine Lge aus und verletzt dierztliche Informationspflicht sowohl gegenber demPatienten als auch gegenber den Eltern. Dies ist de fac-to ein rztlicher Behandlungsfehler.

    Ich bitte alle rzte, sich Folgendes einzuprgen:Keine nachweisbare physische oder chemische Ab-normitt = keine Krankheit!

    Ich bitte alle rzte, sich Folgendeseinzuprgen: Keine nachweisbare

    physische oder chemische Abnormitt= keine Krankheit!

    Dr. med Fred A. Baughman, Jr., Kinderneurologe

    von Dr. med. Fred A. Baughman, Jr.

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    Whrend die Medizin auf ihrergesicherten wissenschaftlichen Basiszu groen Entdeckungen voran-schritt, entwickelte sich die Psychia-trie losgelst vom wissenschaft-lichen Modell und nherte sicheinem Verstehen oder Heilenmentaler Probleme keineswegs an.

    In den 30er und 40er Jahren ver-suchte die Psychiatrie, die Medizinmit krperlichen Behandlungenwie Insulinschock, Gehirnchirurgieund Elektroschockbehandlungnachzuahmen.

    In den 50er und 60er Jahrenparodierte die Psychiatrie dieMedizin mit psychoaktiven Drogen,

    die Symptome nur unterdrckten.1989 riet die American Psychiatric Association (APA) ihren Mitgliedern,ihr Ansehen unter den nicht-psychiatrischen rzten zu erhhen.Sie sollten dasDSM verwenden, umGewinnanteile durch mehrberweisungen zu erreichen.34

    1998 produzierte die World HealthOrganization (WHO) einenLeitfaden zur psychiatrischenGrundversorgung, um praktische rzte zu veranlassen, psychischeKrankheiten zu diagnostizieren.35

    Seit 1808, als Johann Reil (innen) das Wort Psychiatrie pr20. Jahrhunderts, als Emil Kraepelin (oben) einen PsychiHerrscher, der geleitet von unserem heutigen Wissen

    Lebensumstnde von Menschen rcksichtslos einzugreifen vergeblich versucht, die medizinische Wissenschaft nachzuah

    Unterdrckens von Symptomen mit Schmerz und Beruhigungsstuhl im Bild oben) kann die Psychiatrie Ge

    nicht definieren, geschweige denn die Ursache und

    WICHTIGE FAKTEN

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    Man kann die Psychiatrie von heute am besten begreifen, wenn man die Psychiatrie vongestern versteht.Im Gegensatz zur Medizin selbst, die mindestens

    bis ins antike Griechenland zurckreicht, steckt die Psy-chiatrie noch in den Kinderschuhen. Laut ProfessorEdward Shorter, Autor des Buches A History of Psychia-try , gab es vor dem Ende des 18. Jahrhunderts so etwaswie die Psychiatrie nicht.36 Die Mediziner Franz G.Alexander und Sheldon T. Selesnick berichten, dass manim 18. und 19. Jahrhundert glaubte, die Geisteskrankenmit den krperlichen Methoden der Medizin nicht behandeln zu knnen.37

    Man schrieb das Jahr1676, als Ludwig XIII inganz Frankreich per De-kret die Hospiteaux Gene-raux (allgemeine Kran-kenhuser) etablierte, umdie Zgellosen, die ver-schwenderischen Vter,die verlorenen Shne, die

    Gotteslsterer, Mnner,die ,sich selbst zugrunderichten, [und] die Sitten-losen aufzunehmen. Die-ser Erlass markiert denBeginn des groen Wegsperrens der Geisteskranken.38

    Aus diesen Anstalten erwuchs das Fachwissen desAnstaltsaufsehers, dem direkten Vorgnger des An-staltspsychiaters. Der Begriff Schlangengrube um-gangssprachlich fr psychiatrische Klinik stammtaus diesen frhen Tagen, als die Geisteskranken in mitSchlangen gefllte Gruben geworfen wurden, um siedurch den Schock wieder zu Sinnen zu bringen.

    Obwohl ihnen nur bloe Verwahrttigkeiten zuge-wiesen waren, behaupteten diese frhen Psychiater,einen legitimen Anspruch auf den Status der rztlichen

    Zunft zu haben, weil das Betreiben einer Anstalt auf the-rapeutische Art eine mindestens ebenso schwierigeKunst und Wissenschaft ist wie Chemie oder Anato-mie.39 An diesem Anspruch hlt die Psychiatrie, trotzvernichtender Gegenbeweise, seit 100 Jahren unerscht-terlich fest.

    Obwohl die Psychiatrie als notwendig akzeptiertwurde, war sie der Medizin suspekt und wurde in einerRandposition gehalten.

    1858 markierte Rudolf Virchows VerffentlichungDie Cellularpathologie in ihrer Begrndung auf phy-siologische und pathologische Gewebelehredie Geburts-

    stunde der modernenMedizin als einer Fach-richtung auf empirischer,w i s s e n s c h a f t l i c h e rGrundlage. Das Studiumder Pathologie als derPhnomenologie vonKrankheiten und dasStudium der Bakteriolo-gie als der Lehre von den

    Ursachen von Infektions-krankheiten stellten dieMedizin auf das solideFundament modernerWissenschaft.40

    Whrend die Medizin ruhig und rasch auf ihrergesicherten wissenschaftlichen Basis zu groen Entdec-kungen voranschritt, entwickelte die Psychiatrie losge-lst vom wissenschaftlichen Modell ihre eigenen Ideen.

    1803 beschrieb Johann Reil, der spter das WortPsychiatrie prgte (grch. psyche Seele +iatreia Hei-lung), die frhen Aufseher so: ... sie standen sofort bereit, um das Los der Geisteskranken zu verbessern.Er schilderte sie als eine mutige Rasse von Mnnern,die sich an diese gewaltige Idee heranwagte, eineder verheerendsten Plagen der Erde auszurotten.41

    KAPITEL ZWEI

    Wir wrden gut daran tun,uns an die Kunst der Medizin

    zu erinnern und die Worte jenes Mannes zu beherzigen,der den [Hippokratischen] Eid

    geschrieben hat... Dr. med. John Dorman, Arzt an der Stanford

    Universitt, Journal of American College Health , 1995

    K A P I T E L Z W E IP s y ch i a t r i e k o n t r a M e d i z i n

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    Psychiatrie kontra Medizin

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    Mit anderen Worten, die psychiatrischen Pioniereglaubten daran, Geisteskrankheit ausrotten zu kn-nen.42

    Reil war der erste, der die psychischen Behand-lungsmethoden als Teil der medizinischen und

    chirurgischen Methoden bezeichnete. Seine psychi-schen Behandlungen bedeuteten Massage, Auspeit-schen, Schlagen und Opium. Dr. med. John G. Howellsspricht in World History of Psychiatry davon, dassReils Empfehlung dieser Heilmethoden fr Geistes-krankheiten einen wesentlichen Beitrag dazu leiste-ten, die Psychiatrie als medizinische Spezialdisziplinzu etablieren.43 Um 1840 verkndete Dr. ThomasKirkbrade, Vorsteher des Pennsylvania Hospitals frGeisteskranke, dass neue Flle von Geisteskrankheitgewhnlich gut heilbar sind.44

    Zu diesen phantasievollen Behandlungsmetho-den gehrte etwa der so genannte Darwin-Stuhl, indem die Geisteskranken rotierten, bis ihnen das Blutaus Mund, Ohren und Nase strmte; ber Jahre hin-weg wurden uerst erfolgreiche Heilungen durchden Gebrauch dieses Stuhles berichtet. WeitereBehandlungsmethoden waren Kastration und Hun-gerkuren.45

    Der psychiatrische Pionier Emil Kraepelin defi-nierte 1918 einen Psychiater als einen absoluten Herr-scher, der geleitet von unserem heutigen Wissen - inder Lage wre, in die Lebensumstnde von Menschenrcksichtslos einzugreifen und der sicherlich inner-halb eines Jahrzehnts eine entsprechende Abnahmeder Geisteskrankheit erzielen wrde.46 Whrend derErste Weltkrieg tobte, etablierte Kraepelin in Deutsch-

    land ein psychiatrisches Forschungszentrum mitdem Zweck, die Natur von Geisteskrankheiten zu bestimmen und Techniken zu ihrer Vorbeugung, Lin-derung und Heilung zu entdecken. Es seien bereitsFortschritte erzielt worden, die es uns ermglichenwerden, einen Sieg ber die schrecklichsten Nte, dieden Menschen bedrngen knnen, zu erringen.47

    Fast ein Jahrhundert spter schrieb dagegen deramerikanische Wissenschaftler Shepherd Ivory Franz:Es gibt keine Fakten, die uns gegenwrtig in die Lageversetzen, geistige Vorgnge im Gehirn besser zu loka-lisieren, als dies vor 50 Jahren mglich war.48 Nach100 Jahren und trotz all ihrer zuversichtlichen Prah-lereien war die Psychiatrie dem Verstndnis und derHeilung von Geisteskrankheiten oder psychischenProblemen keinen Schritt nher gekommen.

    DUNKLE VERGANGENHEITBrutale Behandlungsmethoden

    1) In der Vergangenheit beinhaltete psychia-trische Behandlung unter anderem: krperlicheZchtigung; Anketten an die Wand; Fixierung

    mit einer an der Wand befestigten Jacke(Wandkamisol) oder mit einer herkmmlichen

    Zwangsjacke (rechts).

    2) Andere Methoden beinhaltetenunvorhergesehene Strze der Patientenin eiskaltes Wasser, in dem man sielngere Zeit festhielt, whrend manihnen wiederholt Wasser ber denKopf schttete, um Angst und einenAbkhl-Effekt zu erzielen. (links)

    Der Eierstockkompressor zur Bndigung hysterischer Frauenechts) oder 4) das Einsperren in den verschiedensten Vorrich-ungen wie in diesem Kfigbett (unten) dienten ebenfalls dazu,

    den Patienten einzuschchtern und gefgig zu machen.

    Seit ihren Anfngen verwendet die Psychiatrie grau-same Zwangsmethoden. Mit unterschiedlichen For-

    men der Gewalt werden Menschen krperlich und psychisch berwltigt, die bereits an den Grenzenihrer psychischen Belastbarkeit stehen. Bereits im

    18. Jahrhundert behaupteten die Verantwortlichender so genannten Irrenanstalten beharrlich, ihre

    barbarischen Praktiken seien die einzigen wirkungs-vollen Methoden. In Wahrheit haben ihre Metho-

    den nie geheilt. Patienten wurden bestenfallsgedemtigt und gefgig gemacht, in den meisten

    Fllen jedoch erheblich geschdigt.

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    EINE VERGANGENHEIT VON GEFHRLICHENBEHANDLUNGSMETHODEN

    Psychiatrische Praktiken, bei denen gesundes Gehirngewebe her-ausgeschnitten wird, irreversible Schden verursacht und grundle-gende Fhigkeiten zerstrt werden, werden als angeblich funktio-nierend" hingestellt. Dazu gehren folgende Methoden: 1) Psy-chochirurgie (oben), 2) Elektroschock (rechts), 3) Insulinschock (unten) und 4) Metrozolschock (unten rechts).Heute hat sich daran kaum etwas gendert. Bei den modernenBehandlungsmethoden der Psychiater handelt es sich immer nochum Menschenrechtsverletzungen. Trotzdem bestehen sie weiterhindarauf, dass ihre Methoden anderen berlegen seien. Sie fgen

    ihren Patienten regelmig Schaden zu, verstehen die Ursacheneines mentalen Traumas nicht und knnen keine Heilung bewirken.

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    In den 30er und 40er Jahren ging der Trendwieder mehr hin zu kr-perlichen Therapien.Dr. Elliot S. Valenstein

    schreibt dazu: Krperli-che Behandlung half denPsychiatern auch, Re-spekt innerhalb der Me-dizin zu erlangen, underlaubte es ihnen, erfolg-reicher mit Neurologenzu konkurrieren, die oftPatienten mit so genann-ten ,Nervenleiden be-handelten.49 Und sofhrte die Psychiatriezwischen 1928 und 1938solche Horrormethodenein wie Metrozolschocks,Insulinschocks, Elektro-schocks und Psycho-chirurgie. Trotz dieserDurchbrche behiel-ten die meisten rzteihre geringe Wertscht-zung fr Psychiater bei.50

    Die 50er und 60er Jahre schlielich sahen die Einfhrung psychoaktiverDrogen, die einige der Symptome von Geistes-krankheit lindern und so Patienten pflegeleichtermachen sollten. Gleichzeitig fhrte die Psychiatrie

    ein Diagnosesystem fr psychische Strungen ein.

    Shorter nannte diese radie zweite biologischePsychiatrie. Sie vertratdie Ansicht, dass gene-tische Faktoren und Ge-

    hirnentwicklung dieUrsachen fr psychischeErkrankungen seien,und dass psychoaktiveDrogen und zwanglosePsychotherapie die Heil-mittel seien.

    In den darauf fol-genden dreiig Jahrenwurden Psychopharma-ka rasch zur Hauptstt-ze der psychiatrischenTherapie und die mitihren eigenen Medika-menten und ihrem eige-nen Diagnosesystemausgerstete psychia-trische Industrie war bereit zur Expansion. Ineiner Kampagnen-Mappe der AmericanPsychiatric Association(APA) von 1989 wird

    den APA-Mitgliedern erklrt: Ein verbessertesAnsehen der Psychiatrie bei nicht-psychiatrischenrzten kann nur Gutes bewirken. Und fr alle, dienach dem eigenen Vorteil fragen: Ihr Beitrag fr die

    Verbesserung dieses Ansehens kann sich durch eine

    Die neuesten Psycho- pharmaka werden alsAllheilmittel fr alle

    mglichen psychischenStrungen fr jungund alt vermarktet,obwohl sie laut den

    Annalen der Pharma-kologie mit Akathisie,

    Anfllen, sexuellenFunktionsstrungen,

    Stottern, Ticks,Gehrverlust, mani-

    schen Episoden, para-noiden Reaktionen undintensiven Selbstmord-

    gedanken in Verbin-dung gebracht werden.

    Heute kmpfen Theorie und Praxis derPsychiatrie erstmals seit ihren Anfngen nichtmehr um die Akzeptanz durch die Medizin.Durch massives Marketing ihres Systems

    von Diagnosen und Psychodrogen werdensie mehr und mehr zu einem integralenBestandteil der Allgemeinmedizin.

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    Zunahme von Patienten-berweisungen schnellrechnen.51

    Im Jahre 1998 wurdevon Psychiatern haupt-

    schlich durch das Colle-gium Internationale Neu-ro-psychopharmacologi-cum (CINP), die NationalInstitutes of MentalHealth (NIMH) und dieWorld Psychiatric Asso-ciation (WPA) eine kon-zertierte Anstrengungunternommen, die Unter-sttzung von rzten zuerhalten. Die Weltge-sundheitsorganisation(WHO) produzierte so-gar einen Leitfaden zurpsychiatrischen Grund-versorgung, der welt-weit verteilt wurde, umes praktischen rzten zuerleichtern, psychischeKrankheiten zu diagno-stizieren.52

    Auf der Grundlagedes DSM-IV und derICD-10-Kriterien verfolg-te man damit die ein-deutige Absicht, der Psy-

    chiatrie mehr Kundenzuzufhren. Offensicht-lich wurde hier mit enor-mem Marketingaufwandkompensiert, was derPsychiatrie traditionellan Wissenschaftlichkeitfehlt.

    Dieses Marketingfut nicht zuletzt auch auf einer unheiligen Allianz mit der Pharmaindustrie. PatBracken und Phil Thomas, beratende Psychiater undSenior Research Fellows an der University of Bradfordin England, stellen fest: Die Psychiatrie ist ein wich-tiges Expansionsfeld fr die Pharmaindustrie. DurchEinfluss auf die Art und Weise, wie Psychiater psychi-sche Probleme am Reibrett entwerfen, hat die Pharma-industrie neue (und lukrative) Mrkte fr ihre Produk-te entwickelt.53

    Carl Elliott, Bioethiker an der University of Min-nesota: Man verkauft Psychopharmaka, indem manpsychiatrische Krankheiten verkauft.54

    Nachdem man praktische rzte fr die Vorstel-

    lungen der Psychiatrie eingenommen hatte, folgte derAbsatz psychiatrischer Drogen fast automatisch.Dr. Joseph Glenmullen schreibt: Wenn das Ganzedann in Fahrt kommt, berschreiten die Psychophar-maka die Grenzen der Psychiatrie und werden schlie-lich auch von praktischen rzten gegen die tglichenWehwehchen verschrieben.55

    Heute kmpfen Theorie und Praxis der Psychiatrieerstmals seit ihren Anfngen nicht mehr um die Akzep-tanz durch die Medizin. Durch massives Marketingihres Systems von Diagnose und Psychodrogen wer-den sie mehr und mehr zu einem integralen Bestandteilder Allgemeinmedizin.

    EXPANSION AM MARKT1998 erweiterte die Psychiatrie ihr Territo-rium mit der Herausgabe einer Schrift derWeltgesundheitsorganisation (WHO),die eine Art Leitfaden zur psychiatrischenGrundversorgung darstellte. Damit wurden praktische rzte angehalten, mit Hilfe einer psychiatrischen Checkliste psychischeStrungen zu diagnostizieren. Mit diesemaufdringlichen Marketing versuchte diePsychiatrie, ihren Mangel an wissenschaft-lichen Verdiensten wettzumachen.

    Die vorgefertder Sympto

    lichen eine DCheckliste, mibestimmten Be plan und be

    scheinen an de

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    DieInternational Classification of Diseases (ICD) und dasDiagnostische und Statistische Manual Psychischer Strungen (DSM) hatten zum Ziel, denschlechten Ruf der Psychiatrie inner-halb der rzteschaft zu verbessern.

    Das DSM widmet sich nur der Diag-nose und Kategorisierung derSymp- tome , nicht aber der Krankheiten .Keine der Diagnosen kann sich auf objektive Beweise fr eine krperlicheoder psychischeKrankheit sttzen.

    Dr. Elliot Valenstein erklrte: Es stehenkeinerlei Tests zur Verfgung, um denchemischen Zustand des Gehirns eineslebenden Menschen zu messen. 56

    Mit der Einfhrung der Neuroleptikain den 50er Jahren stieg die Zahl derpsychischen Strungen sprunghaft an, von 163 im DSM-II (1968) auf 374im DSM-IV (1994).

    Im Jahr 2000 erreichte der Umsatzfr Neuroleptika in den USA ber4 Mrd. Dollar (3,2 Mrd. Euro) undstieg im Jahr 2003 auf 8,1 Mrd. Dollar(6,5 Mrd. Euro). Der weltweite Jahre-sumsatz fr Neuroleptika liegt mittler-weile bei mehr als 12 Mrd. Dollar(9,6 Mrd. Euro).57

    345

    2

    Anders als in der Medizin gibt es in keine Tests, um irgendeine psychisc

    Krankheit zu besttigen. Viele werddurch Mehrheitsbeschluss, ohne wiGrundlage oder Beweis, zur Krank

    WICHTIGE FAKTEN

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    Das Erscheinen von Rudolf VirchowsDie Cellularpathologie in ihrer Begrn-dung auf physiologische und pathologischeGewebelehre hatte 1858 die wissen-schaftliche Glaubwrdigkeit der Medi-zin fest etabliert. Die Psychiatrie hingegen murkste bis in die 50er Jahre immer noch mit brutalenZwangsmethoden herum, ohne jegliche systemati-sche Herangehensweise an Probleme auf dem Gebietder geistigen Gesundheit. Das Fehlen eines adqua-ten Diagnosesystems fr psychische Probleme trugzum schlechten Ruf der Psychiatrie sowohl in derrzteschaft als auch inder breiten Bevlkerung bei.

    Die sechste Auflageder International Classifi-cation of Diseases (ICD)aus dem Jahre 1948, dieerstmals psychiatrischeStrungen (als Krankhei-ten) enthielt und die Ver-

    ffentlichung des Dia- gnostic and Statistical Manual of Mental Disor-ders (DSM) 1952 in den Vereinigten Staaten waren dieersten Versuche in Richtung einer anscheinend syste-matischen Diagnose.

    Als spter die Kritik amDSM-II wegen seinerWidersprche und Ungenauigkeiten zunahm, ver-suchte die Psychiatrie ein neues und verbessertesDiagnosesystem zu schaffen, eines, das eine interna-tionale Grundlage fr die Verstndigung innerhalbder gesamten Zunft bilden sollte.

    Laut David Healy, Psychiater und Direktor desNorth Wales Department of Psychological Medicine,war das Endergebnis, das DSM-III, eine Revolutiondurch Komitee-Beschluss.59

    Durch politische Abstimmung entstand ein Klas-sifikationssystem, das sich drastisch von allem unter-schied, was die Medizin bisher gesehen hatte. Nebenzahllosen anderen Unterschieden war der bemer-kenswerteste der, dass sich das neue DSM nur derDiagnose und Kategorisierung der Symptome, nichtaber der Krankheiten widmete. Ein weiterer Unter-schied war, dass sich keine der Diagnosen auf objek-tive Beweise fr eine krperliche oder psychischeKrankheit sttzen konnte.Der Psychiater David Kaiser bemerkt dazu:Symptome sind per Definition die oberflchliche

    Manifestation tiefer lie-gender Vorgnge. Dasversteht sich von selbst.Von Seiten der modernen(d.h. biologischen) Psy-chiatrie gab es jedocheine umfassende undgrtenteils unbemerkteAnstrengung, Symptomemit psychischen Krank-

    heiten gleichzusetzen.Er wre ein schlechterPsychiater, so Kaiser,

    wenn sein einziges Behandlungswerkzeug ein Rezept- block fr Medikamente wre, die zwar Symptomeverringern, aber die psychische Erkrankung an sichnicht behandeln wrden. Er wrde dann nmlichimmer noch einem leidenden Patienten gegenbersit-zen, der ber sein Elend reden mchte.60

    In ihrem Buch Making us Crazy beschreiben dieProfessoren Herb Kutchins und Stuart A. Kirk 1997die Geschichte des Diagnosehandbuchs der Psychia-ter als die Geschichte des Kampfes der AmericanPsychiatric Association um den Respekt innerhalb derMedizin und um die Vorherrschaft unter den vielenFachleuten im Bereich der geistigen Gesundheit.61

    KAPITEL DREI

    K A P I T E L D R E IE i n e P a r o d i e a u f M e d i z i n u n d Wi s s e n s c h a f t

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    Eine Parodie auf Medizinund Wissenschaft

    Die ,bittere Pille ist jedoch,dass das DSM erfolglos versucht

    hat, zu viele menschlicheSchwierigkeiten als Krankheiten

    darzustellen.58 Professoren Herb Kutchins und Stuart A. Kirk,

    Making Us Crazy , 1997

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    Dr. Thomas Dorman, Internist und Mitglied desRoyal College of Physicians in Grobritannien unKanada, schrieb: Bei diesem Geschft werden psychiatrische Kategorien von ,Krankheiten erfundenund durch Konsens verabschiedet. Danach werden

    ihnen diagnostische Codes zugeordnet, wodurch sie bei den Krankenversicherungen abgerechnet werdenknnen. Dieses ganze Geschft ist kurz gesagt einSchwindel, welcher der Psychiatrie eine pseudowissenschaftliche Aura verleiht. Die Tter msten sicganz klar am Trog ffentlicher Gelder.62

    Der Psychiater Matthew Dumont kommentiertden hohlen Anspruchs des DSM folgendermaenZwischen Bescheidenheit und Arroganz im Texkann man kaum unterscheiden, sie sind wie herum-tollende junge Hunde. Sie sagen: ,... auch wenn dieses Handbuch eine Klassifizierung psychischeStrungen bietet, ... legt keine Definition ausreichenprzise Grenzen fr den Begriff fest ... [AmericaPsychiatric Association, 1987]... Desweiteren schre ben sie: , eine geistige Strung ist keine eigenstdige Instanz mit klaren Grenzlinien zwischen sichund anderen geistigen Strungen oder zwischen sichund keinen geistigen Strungen. [APA, 1987].63

    Shorter formuliert es so: Was verursacht soetwas wie Liebeswahn, die wahnhafte berzeugungvon einer anderen Person geliebt zu werden? Nie-mand wei das ... Diese berlegungen lassen vermuten, dass die Psychiatrie in der Klassifikation sehleicht vom Weg abkommen kann.64

    Die Mythen der Biopsychiatrie

    In der Absicht, Forschungsgelder aus der Staatskasse zu erhalten, sagte Steven Miran, medizinischeDirektor der APA, bei einer Anhrung vor einemKomitee des US-Reprsentantenhauses im Jahr 2000Wissenschaftliche Forschung hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten gezeigt, dass schwere psychische Krankheiten und Suchtstoffabhngigkeit ..Erkrankungen des Gehirns mit einer starken geneti-schen und biologischen Basis sind.65

    Im Gegensatz dazu berichtet Healy, UnterKlinikern herrscht zunehmende Besorgnis darber,dass neurowissenschaftliche Entwicklungen nicht nurnichts ber die Natur psychiatrischer Strungen offen- baren, sondern darber hinaus von der klinischen For-schung ablenken. ... Es hat einen bemerkenswerten

    Die fr die psychiatrischen Diagnosen verwendeten Kriterien stellen eine Parodieder wirklich wissenschaftlich fundiertenKrankheiten dar - vom erstenDiagnos-tischen und Statistischen Manual

    Psychischer Strungen (DSM) mit112 psychischen Strungen, bis zur neuestenAusgabe, die derzeit 374 solcher Strungenenthlt. Durch Verwendung dieser St-rungen schdigen Psychiater wissentlichoder unwissentlich die Krankenhuser,Regierungen und Krankenversicherungenund bringen dadurch die Medizin in Verruf.Es knnen unter anderem folgende St-rungen mit der Kasse abgerechnet werden:

    Koffeininduzierte StrungenDSM-IV, Seite 281

    Strung mit Oppositionellem Trotz- verhalten, DSM-IV, Seite 130

    Expressive SprachstrungDSM-IV, Seite 91

    RechenstrungDSM-IV, Seite 85

    Strung des Schriftlichen AusdrucksDSM-IV, Seite 87

    Wie man psychiatrischeKrankheiten verkauft

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    EIN BOOMENDER WIRTSCHAFTSZWEIG

    Fortschritt in den Neuro-wissenschaften gegeben,aber so gut wie keinenFortschritt, was das Ver-

    stndnis von Depressionangeht.72Glenmullen von der

    Harvard Universittschreibt, dass die Psycho-pharmakologie an-gesichts des Fehlenstatschlicher Krankhei-ten nicht gezgert hat,Krankheitsmodelle frpsychiatrische Diagnosen zu entwerfen. Diese Model-le sind hypothetische Vermutungen, was die zugrundeliegende Physiologie sein knnte zum Beispiel einSerotonin-Ungleichgewicht.73

    Jedem Wehwehchen seinpsychiatrisches Mntelchen

    In einem Artikel desGlobe and Mail(Toronto) vom Juni 2000 mit der berschrift Die Lcke zwischen derPsychiatrie und den Hausrzten schliet sich heit es:Psychiater haben ein waches Auge auf die oft mangelndeVertrautheit von Hausrzten mit psychischen Problemen.Der Artikel zitiert Glenn Thompson, den Leitenden Direk-

    tor der Canadian MentalHealth Association inOntario, der die Auffas-sung vertritt, dass nichtsdamit verkehrt sei, wennder Hausarzt die ersteAnlaufstelle ist, voraus-gesetzt, er arbeitet inerster Linie mit einemPsychiater zusammen.

    Die psychischenProbleme, auf die derArtikel Bezug nimmt, sind

    natrlich die aus demDSM. Dieses knstliche Diagnosesy-stem und die unvermeidliche Ausstellung eines Rezepts frPsychopharmaka sind tatschlich alles, was die Psychiatriean Sachkenntnis zu bieten hat.

    Die Akzeptanz psychiatrischen Denkens undHandelns durch nicht-psychiatrische Mediziner kann unsteuer zu stehen kommen. So sagen etwa J. Allan Hobsonund Jonathan A. Leonard, Autoren vonOut of Its Mind,Psychiatry in Crisis, A Call For Reform: ... der autoritre Sta-tus des DSM-IV und seine detaillierte Natur frdern dieVorstellung, dass mechanisches Diagnostizieren undexzessives Verschreiben vonPillen akzeptabel sind.74

    K A P I T E L D R E IE i n e P a r o d i e a u f M e d i z i n u n d Wi s s e n s c h a f t

    19

    112

    224

    25372.9%

    $80

    Geschtzt

    DSM-Verkufe der Amerikanischen Psy-chiater-Vereinigung APA* (in Millionen)

    Anzahlpsychischer Strungen im DSM

    DSM DSM IV DSM V 1993 1994 2005

    1952 1968 1980 1987 1994

    374

    $22

    $40163

    *APA: American Psychiatric Association, Herausgeber des Diagnostic and StatisticalManual of Mental Disorders (DSM)

    Das von der American Psychiatric Associ-ation (APA) herausgegebene Diagnostis-che und Statistische Manual PsychischerStrungen (DSM) ist vielleicht die lukra-tivste Errungenschaft der Psychiatrie.Durch die Erfindung einer wachsendenAnzahl psychischer Strungen fr dasDSM und gesteigerte Marketingkampag-nen zur Durchdringung des Marktes kon-nte die Psychiatrie allein mit dem Verkauf

    dieses Buches Millionen scheffeln. Nochgrere Summen erhielt sie aus ffentlichenKassen - ein entsprechender Nutzen fr dieGesellschaft blieb jedoch aus.

    Die Behandlungstech-niken von Psychiaternsind heute nicht wis-senschaftlicher als vor200 Jahren, als sie denCharakter einer Personaus der Form desSchdels ableiteten.

  • 8/8/2019 Psychiatrie kontra Medizin: Psychiatrische Praktiken und ihre destruktiven Auswirkungen auf das Gesundheitswesen

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    Dr. Thomas Szasz ist emeri-tierter Professor fr Psychia-trie am Health ScienceCenter der State University von New York und Autor von mehr als 30 Bchern

    Aufgrund einerUmfrage ber dieGesundheit derNation zog das MagazinParade den Schluss, dassDepression die dritthu-figste Krankheit sei. Alsman die Teilnehmer jedochfragte Was ist ihre grtegesundheitliche Sorge frdie Zukunft?, wurde De-pression nicht einmal er-whnt. Sie waren besorgtber Krebs und Herzer-krankungen.

    Auch wenn die Men-schen die Kategorisierung

    von Depression als Krank-heit akzeptiert haben, ha-ben sie keine Angst davor,Depressionen zu bekom-men, einfach, weil sieintuitiv erkennen, dass esein persnliches Problemist, keine Krankheit. Siehaben jedoch Angst vorKrebs oder Herzerkrankun-gen, weil sie wissen, dassdas wirklich Krankheitensind tatschliche medizi-nische Probleme nichtblo Namen.

    Allen J. Frances, Pro-fessor fr Psychiatrie am Duke University Medical Centerund Vorsitzender der DSM-IV -Arbeitsgruppe, schreibt:Das DSM-IV ist ein Handbuch psychischer Strungen,aber es ist keineswegs klar, was eine psychische Strungist ... Es gibt keinen schlimmeren Begriff als psychischeStrung, um die im DSM-IV klassifizierten Zustnde zubeschreiben. Warum verwendet die APA den Begriff dann immer noch?

    Hauptfunktion und Ziel des DSM ist es, dem Anspruch Glaubwrdigkeit zu verleihen, dass gewisse Verhaltensweisen genauer gesagt schlechte Verhaltens-

    weisen psychische Strungen sind und dass solche

    Strungen deshalb medizinische Krankheiten sind. Audiese Weise geniet pathologische Spielsucht den glei-chen Status wie ein Herzinfarkt. Tatschlich behauptet die

    APA, dass das Wetten etwas ist, das der Patient nicht kon-trollieren kann; und dass generell alle psychiatrischen

    Symptome oder Strun-gen auerhalb der Kon-trolle des Patienten liegen.Ich weise diese Behaup-tung als offenkundig falschzurck.

    Die scheinbare Gltig-keit desDSM wird durch diepsychiatrische Behauptung

    verstrkt, dass psychischKrankheiten Gehirnerkran-kungen seien angeblichaufgrund jngster Ent-deckungen in den Neuro-wissenschaften, ermglichtdurch computergesttzteBildtechniken fr die Diagnose und durch neue phar-makologische Wirkstoffe beder Behandlung. Das istnicht wahr. Es gibt keine

    objektiven diagnostischenTests, welche die Diagnoseeiner Depression besttigenoder entkrften knnten;die Diagnose kann undmuss alleine auf der Grund-lage des Erscheinungsbildesund Verhaltens des Patien-ten gestellt werden.

    Im Gegensatz zu denmeisten krperlichen Krankheiten gibt es keinen Blut-test oder andere medizini-sche Tests zur Feststellungeiner psychischen Erkran-kung. Wenn ein solcher Test

    entwickelt werden wrde (fr bisher als psychiatrisch eingestufte Erkrankungen), dann wre der Zustand keine psy-chische Krankheit mehr und wrde stattdessen alsSymptom einer krperlichen Krankheit klassifiziert werde

    Wenn sich zum Beispiel herausstellen sollte, dass efr Schizophrenie eine biochemische Ursache und

    Abhilfe gibt, dann wre sie nicht lnger eine jeneKrankheiten, bei der jemand gegen seinen Willen einge-wiesen werden kann. Sie wrde dann von Neurologenbehandelt werden und Psychiater htten nicht mehrdamit zu tun als mit Glioblastoma [bsartiges

    Geschwulst im Hirn und Rckenmark], Parkinson un

    Im Gegensatz zu den meisten krperlichenKrankheiten gibt es keinen Bluttest oder

    andere medizinische Tests zur Feststellungeiner psychischen Erkrankung. Wenn ein

    solcher Test entwickelt werden wrde(fr bisher als psychiatrisch eingestufte

    Erkrankungen), dann wre der Zustandkeine psychische Krankheit mehr undwrde stattdessen als Symptom einer

    krperlichen Krankheit klassifiziert werden. Dr. med. Thomas Szasz,

    emeritierter Professor der Psychiatrie, 2002

    Von Prof. Thomas Szasz

    PSYCHIATRISCHER SCHWINDesignerdiagnosen

  • 8/8/2019 Psychiatrie kontra Medizin: Psychiatrische Praktiken und ihre destruktiven Auswirkungen auf das Gesundheitswesen

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    Mit den Psychopharmaka hat auch eine neue biologische Spra-che in die Psychiatrie Einzug gefunden. Das Ausma, in demdiese auch Bestandteil der populren Kultur geworden ist, verblfft immer wieder ... Doch dieser Triumph hatauch seine Kehrseite. Man kann mit Recht fragen, ob die biologische Sprache den Werbe-textern nicht dienlicher ist als der klinischenPraxis.66 Dr. David Healy, Die ra der Antidepressiva , 1999.

    Der Eckstein des modernenpsychiatrischen Krankheits-modells ist die Vorstellung,

    dass psychische Erkrankungen voneinem chemischen Ungleichgewicht imGehirn ausgehen. Auch wenn diese Vor-stellung durch umfangreiche ffentliche Ver-marktung populr gemachtwurde, ist es doch nur weite-res psychiatrisches Wunsch-denken. Wie alle anderenpsychiatrischen Krankheits-modelle wurde auch dieses

    von der Forschung grnd-lich diskreditiert.

    Dr. Elliot Valenstein hat

    keine Zweifel: Es gibtweder Tests, um den chemischen Zustand des Gehirns eineslebenden Menschen einzuschtzen 67 noch sind irgendwel-che biochemischen, anatomischen oder funktionalen

    Anzeichen gefunden worden, welche die Gehirne vonPsychiatriepatienten verlsslich charakterisieren knnten.68

    In einem Artikel, der im Mai 2004 in der US-ZeitungThe Mercury News verffentlicht wurde, heit es: Viele rztewarnen davor, die SPECT (Single Photon Emission Compu-ted Tomography Gehirn-Scans) als diagnostisches Hilfs-mittel zu gebrauchen. Sie sagen, dass es fr rzte unethischund potentiell gefhrlich ist, die SPECT zu verwenden, umemotionales Verhalten und psychiatrische Probleme beiPatienten zu isolieren. Die 2.500 Dollar [2.000 Euro] teureUntersuchung bringt keine brauchbaren oder genauenInformationen, sagen sie.69

    Dr. Julian Whitaker, Autor des angesehenen Health and Healing Newsletters , sagt:

    Psychiater diagnostizieren ein Kind oder einen Er-wachsenen aufgrund von Symptomen. Sie haben keinerleipathologische Diagnosen; sie haben keine Labortests; sieknnen keine Differenzierungen vorweisen, welche die Dia-gnose dieser psychischen ,Krankheiten erhrten. Bei einemHerzanfall kann man die Verletzung ausfindig machen; bei

    Diabetes ist der Blutzuckersehr hoch; Arthritis wirddurch Rntgenaufnahmensichtbar. In der Psychiatriegeht es zu wie beim Vor-hersagen mit einer Kristall-kugel oder wie beimHandlesen. Sie ist vllig un-wissenschaftlich.

    Dr. Ty Colbert schreibt:Wir wissen, dass dasModell des chemischen

    Ungleichgewichts als Erklrung fr psychische Krankheitenniemals wissenschaftlich bewiesen worden ist. Alle tragba-ren Beweise weisen darauf hin, dass psychiatrische Drogenunfhig machen. Wir wissen auch, dass die Forschunghinsichtlich der Effizienz der Psychopharmaka unzuverlssigist, da Psychopharmaka-Tests nur die Effizienz bei derSymptomreduzierung messen, aber nicht die Effizienz beider Heilung.70

    Laut Valenstein wird an den Theorien nicht nur des-halb festgehalten, weil sonst nichts ihren Platz einnehmenknnte, sondern auch, weil sie ntzlich dafr sind, fr eineBehandlung mit Psychopharmaka zu werben.71

    K A P I T E L D R E I

    E i n e P a r o d i e a u f M e d i z i n u n d Wi s s e n s c h a f t21

    Elliot S. Valenstein

    Es stehen keinerlei Tests zur Verfgung,um den chemischen Zustand des Gehirnseines lebenden Menschen zu bestimmen.

    Dr. Elliot S. Valenstein

    SNDENBOCK GEHIRNDer groe Schwindel mit dem chemischen

    Ungleichgewicht

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    Der deutsche Psychiater Emil Kraepelindefinierte die Schizophrenie zuerstim spten 19. Jahrhundert als De- mentia praecox . Der Begriff Schizo-phrenie wurde 1908 durch denSchweizer Psychiater Bleuler geprgt.

    Es wurde spter entdeckt, dassKraepelins Schizophrenie-Patientenunter einer gewhnlichen medizini-schen Krankheit namens Enzephalitis lethargica (eine Lethargie verursa-chende Gehirnentzndung) litten,die geistige Verwirrung verursacht.

    Im DSM-II wird offen erklrt: Selbstwenn das [APA]Komitee es versuchthtte, htte es keine bereinstim-mung darber erzielen knnen, was

    diese Strung ist; sie konnten sichnur auf den Namen einigen. 75

    Die Psychopharmaka, die bei Schizo-phrenie verschrieben werden, verur-sachen gewaltttiges, manisches Ver-halten sowohl whrend der Behand-lung als auch whrend des Entzugs.

    Erfolgreiche Programme in den Vereinigten Staaten und Italienhaben bewiesen, dass Schizophre-nie ohne psychiatrische Drogengeheilt werden kann.

    2

    45

    3

    WICHTIGE FAKTEN

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    K A P I T E L V I E RM i t d e m D r o g e n h a m m e r a u f We h r l o s e

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    Whrend die Psychiatrie durch denErfolg des DSM und der Psycho-pharmaka immer tiefer in unser tg-liches Leben einsickert, glauben diemeisten Menschen immer noch, dieHauptfunktion der Psychiatrie sei die Behandlung vonPatienten mit schweren, lebensbedrohlichen psychi-schen Strungen

    Auf diesem Gebiet aber hat es der Psychiater miteiner Krankheit zu tun,die zuerst von Kraepelinim spten 19. Jahrhundertals Dementia praecox unddanach, 1908, vomSchweizer PsychiaterEugen Bleuler als Schi-zophrenie bezeichnetwurde.

    Der Psychiater E.Fuller Torrey berichtet,dass Kraepelin irratio-nalem Verhalten das

    endgltige medizinischeSiegel aufgedrckt hat,indem er es benannteund kategorisierte. Irra-tionales Verhalten war jetzt in Medizinerkreisensalonfhig, weil es einenNamen hatte. ... SeinKlassifikationssystemdominiert die Psychiatrie bis in die Gegenwart nichtweil es sich als wertvoll erwiesen hat, sondern weil esfr irrationales Verhalten die Eintrittskarte in die Medi-zin war.77

    Robert Whitaker berichtet jedoch, dass die Patien-ten, die von Kraepelin mitDementia praecox diagnosti-ziert wurden, unter einer gewhnlichen medizinischen

    Krankheit namens Enzephalitis lethargica (eine Lethar-gie verursachende Gehirnentzndung) litten, die dendamaligen rzten unbekannt war. Diese Patientenhatten einen komischen Gang und litten unter Zuckenim Gesicht, Muskelkrmpfen und pltzlichen Schlf-rigkeitsanfllen, und ihre Pupillen reagierten langsamauf Licht. Sie sabberten auch, hatten Mhe beimSchlucken, chronische Verstopfung und waren unfhig,willentlich physische Aktionen zu beenden.78

    Die Psychiatrie hatKraepelins Material nieuntersucht, um herauszu-finden, ob Schizophrenieeinfach ein undiagnosti-ziertes und unbehandel-tes physisches Problemwar. Schizophrenie warein Konzept, das fr diemedizinische Legitima-tion der Professoren zuwichtig war ... Die kr-perlichen Symptome der

    Krankheit wurden still-schweigend weggelas-sen. Was als wichtigsteerkennbare Eigenschaf-ten blieb, waren die men-talen Symptome: Halluzi-nationen, Illusionen und bizarre Gedanken, sagtWhitaker.

    Die Psychiatrie hlt weiterhin hartnckig daranfest, Schizophrenie als Krankheit zu bezeichnen,obwohl nach mehr als einem Jahrhundert der For-schung und Untersuchung kein einziger objektiverBeweis dafr vorliegt, dass sie als tatschliche Krank-heit oder physische Abnormitt existiert.

    Die Neuroleptika (Antipsychotika), die fr diesen

    Jemanden als schizophren zudiagnostizieren mag auf den erstenBlick wissenschaftlich erscheinen,besonders da die Biopsychiatrie

    fortwhrend behauptet, dass einegenetisch bedingte Gehirnerkran-kung im Spiel sei. Aber wenn manaus einigem Abstand betrachtet,was diese Forscher wirklich tun,dann fragt man sich, wie sie ihre Arbeit rechtfertigen knnen ...

    Das ist keine Wissenschaft.76 Dr. med. Ty C. Colbert,

    Blaming Our Gene s, 2001

    KAPITEL VIERMit dem Drogenhammer auf Wehrlose

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    Zustand verschrieben werden, wurden ursprnglichin Frankreich entwickelt, um das Nervensystem whrend einer Operation zu betuben. Die Psychiaterlernten sehr bald, dass Neuroleptika Symptome vonParkinson und Enzephalitis lethargica verursachen.79

    Bei 5% aller Patienten konnte innerhalb eines Jahres nach Beginn einer Neuroleptikabehandlung tardiveDyskinesie (tardiv bedeutet spt und Dyskinesie eineandauernde Beeintrchtigung der willkrlichen Bewegung von Lippen, Zunge, Kiefer, Zehen und anderenKrperteilen) festgestellt werden.80 Das maligne neuro-leptische Syndrom, eine potenziell tdliche toxischReaktion, bei der Patienten starkes Fieber bekommenverwirrt, hektisch und extrem steif werden, ist ein weiteres bekanntes Folgerisiko. Schtzungen zufolge sinmittlerweile 100.000 Amerikaner daran gestorben.81

    Um der negativen Publicity zu begegnen, wurdenin medizinischen Zeitschriften regelmig die Vorteilder neuen Psychopharmaka bertrieben dargestellt,die Nachteile aber verheimlicht. Whitaker sagt, dasdas, was die rzte und die breite ffentlichkeit in den50er Jahren ber die neuen Psychodrogen erfahrenhaben, sorgsam aufbereitet war. Diese Meinungsformung spielte natrlich eine entscheidende Rolle dabeiNeuroleptika als sichere anti-schizophrene Medikamente fr psychisch Kranke hinzustellen.

    Die Ergebnisse unabhngiger Forschungen hingegen sind Besorgnis erregend. In einer acht Jahre dauernden Studie stellte die WHO fest, dass es Patientein drei wirtschaftlich benachteiligten Lndern - IndienNigeria und Kolumbien auffallend besser ging alPatienten in den USA und vier anderen entwickelten

    Lndern. Tatschlich waren nach fnf Jahren 64%der Patienten in den armen Lndern symptomfrei undkamen gut zurecht. Im Gegensatz dazu waren nur18% der Patienten in den wohlhabenden Lnderngenesen.82 Eine zweite Folgestudie, in der die gleichenDiagnosekriterien verwendet wurden, besttigte die-ses Ergebnis.83 Der Zusammenhang zwischen Neuro-leptika und den signifikant schlechteren Ergebnissenin den westlichen Lndern lag klar auf der Hand.

    Es dauerte bis zum Jahre 1985, ehe die APA einewarnenden Brief hinsichtlich der potentiell tdlichenWirkungen der Neuroleptika an ihre Mitglieder ver-schickte, und das auch nur nach einigen sehr ffentlichkeitswirksamen Gerichtsfllen, in denen festgestelwurde, dass Psychiater und ihre Institutionen uerstnachlssig darin waren, ihre Patienten vor Risiken zu

    In dem Hollywood-FilmA Beautiful Mind wird der NobelpreistrgerDr. John Nash so dargestellt, als sei er durch die neuesten Medikamente der Psychiatrie

    von Schizophrenie geheilt worden. Nash weist diese Darstellung jedoch entschiedenzurck. Tatschlich hatte er seit 24 Jahren keinerlei psychiatrische Drogen mehr

    genommen und sich auf ganz natrliche Weise von seinem Zustand erholt.

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    K A P I T E L V I E RM i t d e m D r o g e n h a m m e r a u f We h r l o s e

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    Der Grundgedanke war, dass Schizophrenie hufig leichtermit Hilfe sinnvoller zwischenmenschlicher Beziehungen

    als mit Medikamenten berwunden werden kann, und dasseine solche Behandlung letztendlich zu einem zweifellos

    gesnderen Leben fhren wird. Dr. Loren Mosher, ehem. Vorstand des Zentrums fr

    Schiziphreniestudien am US National Institute of Mental Health

    warnen; in einem Fall betrug die Schadenersatzzahlungber 3 Millionen Dollar [2,4 Millionen Euro].

    Als Antwort darauf wurden in den 90er Jahrenneue atypische [nicht gewhnliche] Psychodrogenfr Schizophrenie eingefhrt, die weniger Nebenwir-kungen versprachen.84 Tests mit einem dieser atypi-schen Neuroleptika hatten aber bereits in den 60er Jah-ren ergeben, dass es Anflle, massive Sedierung, ber-migen Speichelfluss, Krmpfe, Harninkontinenz,Gewichtszunahme, Atemstillstand, Herzattacken und,wenn auch selten, pltzliche Todesflle verursachenkann. Nach seiner Einfhrung in Europa in den 70er Jahren wurde das Psychopharmakon wieder vomMarkt genommen, nachdem man entdeckt hatte, dasses bei bis zu 2% der Patienten Agranulocytose verur-sachte, eine potentiell tdliche Verminderung derweien Blutkrperchen.85

    In dem Film A Beautiful Mind , ausgezeichnet mitdem Academy Award , wird der Nobelpreistrger John Nash so dargestellt, als verliee er sich auf die

    neuesten Medikamente der Psychiatrie, um einenRckfall in seine Schizophrenie zu verhindern.Dies ist jedoch eine Erfindung von Hollywood, daNash die Darstellung des Films, er habe zur Zeit sei-ner Nobelpreisverleihung neuere Medikamenteeingenommen, entschieden zurckweist. Nash hatteseit 24 Jahren keinerlei psychiatrische Drogen mehrgenommen und sich auf ganz natrliche Weise vonseinem Zustand erholt.

    Auch im wirklichen Leben gab es obwohl diesnicht in den von der Psychiatrie gesponserten Ge-schichtsbchern steht viele engagierte und funktio-nierende medizinische Programme fr Menschen mitschweren psychischen Strungen, Programme, diesich nicht auf hochpotente Psychopharmaka verlas-sen haben.

    Brauchbare BehandlungenDr. Loren Mosher() war der Vorstand des Zen-

    trums fr Schizophreniestudien am US NationalInstitute of Mental Health, klinischer Professor frPsychiatrie an der medizinischen Fakultt der Uni-versitt von Kalifornien in San Diego und Direktorder Soteria Associates in San Diego, Kalifornien. Ererffnete 1971 das Soteria House als einen Ort, an dem junge Menschen, bei denen Schizophrenie diagno-stiziert worden war, ohne Psychopharmakabehand-lung zusammen mit nicht-professionellen Betreuernlebten. Die Betreuer waren dazu ausgebildet, ihnenzuzuhren und sie zu verstehen, boten ihnen Unter-sttzung und Sicherheit und akzeptierten ihre Erfah-rungen. Der Grundgedanke war, dass Schizophreniehufig leichter mit Hilfe sinnvoller zwischenmensch-licher Beziehungen als mit Medikamenten berwun-den werden kann, und dass eine solche Behandlungletztendlich zu einem zweifellos gesnderen Lebenfhren wird, sagte er.

    Dr. Mosher berichtete weiter: Das Experimentfunktionierte besser als erwartet. Bereits nach sechsWochen hatten sich beide Gruppen deutlich und invergleichbarer Weise verbessert, obwohl die Soteria-Patienten im Normalfall keine antipsychotischenMedikamente erhalten hatten! Zwei Jahre spterarbeiteten die nach Soteria-Art behandelten Patien-ten in bedeutend hheren beruflichen Stellungen,fhrten ein unabhngigeres Leben und hatten weni-ger Rckflle. Interessanterweise schnitten die Sote-ria-Patienten, die whrend der gesamten zwei Jahrekeine Neuroleptika erhalten hatten und bei denenman den schlimmsten Krankheitsverlauf erwartethatte, im Vergleich zu den medikaments behandel-ten Krankenhauspatienten der Kontrollgruppe am besten ab.

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    Im Instituto di Osser-vanza in Imola, Italien, behandelte Dr. GiorgioAntonucci Dutzende sogenannter gewaltttiger

    schizophrener Frauen,von denen die meistendauernd ans Bett fixiertwaren (einige seit 20 Jah-ren). Zwangsjacken wa-ren genauso in Verwen-dung wie Plastikmasken,um die Patienten amBeien zu hindern. Dr.Antonucci befreite dieFrauen von ihren Fesselnund verbrachte tglichviele, viele Stunden da-mit, mit ihnen zu spre-chen und ihr Deliriumund ihre Qualen zudurchdringen. Von je-dem einzelnen Fall hrteDr. Antonucci Geschich-ten ber jahrelange Ver-zweiflung und Leiden inder Anstalt. Unter Dr.Antonuccis Fhrungwurden alle psychiatri-schen Behandlungsme-thoden aufgegeben undeinige der repressivsten

    psychiatrischen Abtei-lungen aufgelst.Er stellte sicher, dass die Patienten mit Mitgefhl

    behandelt wurden, mit Respekt und ohne Psycho-pharmaka. Unter seiner Fhrung verwandelte sichdie Abteilung von der gewaltttigsten in die ruhigste.Nach ein paar Monaten waren seine gefhrlichenPatienten frei und gingen ruhig im Anstaltsgartenspazieren. Irgendwann wurden sie aus der Anstalt

    entlassen und viele lernten zum ersten Mal in ihremLeben zu arbeiten und fr sich selbst zu sorgen.

    Die berragenden Ergebnisse von Dr. Antonuccwaren auch wesentlich kostengnstiger. Solche Programme legen dauerhaft Zeugnis dafr ab, dass esauch fr die schwer Betroffenen ernsthafte Lsungeund Hoffnung fr die Zukunft gibt.

    Dr. GiorgioAntonucci (2. v. r.)

    und die Patienten, dieer mittels Kommuni-

    kation und Mit-gefhl gerettet hat.

    Zwischen 1973 und 1996 lsteDr. Antonucci (links und oben mit Patien-

    ten) einige der repressivsten psychia-trischen Stationen auf, die Konzentrations-lagern glichen, und stellte sicher, dass diePatienten mit Mitgefhl und Respekt und

    ohne Psychopharmaka behandelt wurden.

  • 8/8/2019 Psychiatrie kontra Medizin: Psychiatrische Praktiken und ihre destruktiven Auswirkungen auf das Gesundheitswesen

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    Am 20. Juni 2001 fllte Andrea Yates, Hausfrauund Mutter aus Texas, die Badewanne undertrnkte ihre fnf Kinder im Alter zwischen

    sechs Monaten und sieben Jahren darin. Jahrelang hattesich die 37-Jhrige durch Einweisungen in die Psychiatrie,Selbstmordversuche und depressive Phasen gekmpft. Am12. Mrz 2002 jedoch wiesen die Geschworenen ihreSchuldunfhigkeit aufgrund von Geisteskrankheit zurck und sprachen sie des vorstzlichen Mordes fr schuldig.

    Fr die Juristen und die Medien war der Fall damitabgeschlossen. Der Standpunkt der Psychiatrie war vor-hersehbar. Entweder litt Mrs. Yates an einer schwerenpsychischen Strung, die behandlungsresistent war,oder man hatte es ganz einfach unterlassen, ihr eineangemessene und hochwertige psychiatrische Betreu-ung zukommen zu lassen.

    Die Citizens Commission on Human Rights in Texasgab sich damit nicht zufrieden und erreichte eine unab-hngige medizinische Einschtzung der Behandlungsun-terlagen von Mrs. Yates. Der wissenschaftliche Berater Dr.med. Edward G. Ezrailson berichtete, dass der Medika-mentencocktail, der Mrs. Yates verschrieben wordenwar, eine unfreiwillige Intoxikation verursacht hatte. Dieberdosis eines Antidepressivums und die pltzlichenhohen Dosen eines anderen verschlimmerten ihr Ver-halten, sagte er, was zu den Morden fhrte. 86

    Die Untersuchung des Autoren Robert Whitakerbrachte ans Licht, dass Neuroleptika zwar Psychosenkurzfristig eindmmen knnen, aber langfristig die Anfl-ligkeit des Patienten erhhen. Ein zweiter paradoxer Effekt

    ist eine Akathisie genannte Nebenwirkung. [ a = ohne;kathisia = sitzen; eine Unfhigkeit, ruhig zu bleiben]. Die-se Nebenwirkung wurde auch mit gewaltttigem, aggres-sivem Verhalten in Verbindung gebracht. 87 Eine Studie ausdem Jahr 1990 kam zu dem Schluss, dass 50% aller Tt-lichkeiten in psychiatrischen Abteilungen auf Akathisiezurckzufhren sind. Die Patienten beschrieben denDrang, jeden in der Nhe gewaltttig anzugreifen. 88

    Ein britischer Bericht enthllte 1998, dass minde-stens 5% der SSRI-Patienten an allgemein bekanntenNebenwirkungen litten, wie z.B. Erregung, Furcht undNervositt. Etwa 5% der berichteten Nebenwirkungenbeinhalten Aggression, Halluzinationen, Unwohlseinund Persnlichkeitsverlust.89

    1995 berichteten neun australische Psychiater, dassPatienten unter SSRI-Einnahme sich selbst geschlagenoder extrem gewaltttiges Verhalten entwickelt htten.Ich wollte nicht sterben, sagte ein Patient den Psychia-tern, ich versprte nur den Drang, mein Fleisch inStcke zu reien.90

    Entzugserscheinungen Im Jahre 1996 verffentlichte das National Pre-

    ferred Medicines Center Inc. in Neuseeland einenBericht ber Drogenentzug im akuten Stadium, in demausgefhrt wird, dass der Entzug von PsychopharmakaFolgendes verursachen kann: 1) Echo-Wirkungen, die

    frhere Symptome einer psychiatrischen Krankheit ver-schlimmern und 2) neue Symptome, die nichts mit dembehandelten Zustand zu tun haben und vom Patienten

    vorher nicht erlebt worden waren. 91 Dr. John Zajecka berichtet im Journal of Clinical

    Psychiatry, dass die von Patienten auf SSRI-Entzug er-lebte Erregung und Reizbarkeit Aggressivitt undSelbstmordimpulse verursachen knnen.92 Im Lancet ,der britischen Medizinerzei-tung, berichtet Dr. MikiBloch ber Patienten, dienach dem Absetzen von

    Antidepressiva Mord- undSelbstmordgedanken heg-ten ein Mann versprtesogar den Drang, seineeigenen Kinder zu tten.93

    Whrend Psychiaterdie Verbindung zwischenPsychopharmaka undSelbstmord oder Gewaltta-ten weiterhin als reinanekdotisch abtun, han-deln jetzt dort, wo psychia-trische Vereinigungen esnicht tun, die Gerichte. Am25. Mai 2001 machte einaustralischer Richter einpsychiatrisches Antidepres-sivum dafr verantwortlich,dass aus dem friedlieben-den und gesetzestreuenDavid Hawkins ein brutalerKiller wurde. Richter Barry O'Keefe vom OberstenGerichtshof im australi-schen Bundesstaat New South Wales urteilte, dassMrs. Hawkins hchst-wahrscheinlich nicht get-tet worden wre ... wennMr. Hawkins das Antide-pressivum nicht genom-men htte.

    Im Juni 2001 sprachein Schwurgericht in Wyo-ming den Verwandten vonDonald Schell, der nach derEinnahme eines Antide-pressivums wild um sichgeschossen hatte, 8 Millio-nen Dollar (6,4 MillionenEuro) zu. Den Feststellun-gen des Gerichts zufolgewar das Medikament zu80% der auslsende Faktorfr die Schieerei.94

    FFENTLICHE WARNUNGMedikamente als Ursache von Gewalt

    Viele medizberichten vodass psychiagewaltttigeVerhalten veunten abgebaus den USA

    und Japan hschen brutal whrend sietrischer BehPsychopharm

    Kip Kinkel

    Mamoru TakumaDavid Hawkins

    Jeremy Strohmeyer

    Andrea Yates

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    Die Psychiatrie hat unter allenmedizinischen Disziplinen diehchste Rate von Versicherungs-betrug. 95

    Zehn Prozent der Psychiater,Psychologen und Psychothera-peuten geben zu, ihre Patientensexuell zu missbrauchen.

    Eine Studie zeigte, dass einer von20 durch Therapeuten sexuellmissbrauchten Patienten minder-

    jhrig war, wobei das Durch-schnittsalter der Mdchen beisieben und der Jungen bei zwlf

    Jahren liegt.96

    Eine Umfrage bei ber 530Psychiatern zeigte, dass 25% sichihren Beruf aufgrund eigenerpsychiatrischer Probleme gewhlthatten. 97

    Psychiater haben die hchstenSelbstmord- und Drogenmiss-brauchsraten unter allen Arzt-berufen.98

    5

    3

    WICHTIGE FAKTEN

    4

    2

    Der amerikanische Psychiater Michae2002 wegen sexuellen Missbrauchs ei

    Patientin mit zwei Jahren Gefnseit ihren Anfngen haben Psychiat

    und bestndig den Hippokratische

  • 8/8/2019 Psychiatrie kontra Medizin: Psychiatrische Praktiken und ihre destruktiven Auswirkungen auf das Gesundheitswesen

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    Nicht-psychiatrische rzte haben nichtnur viele gute medizinische Grnde,die psychiatrische Sichtweise von psy-chischer Hygiene abzulehnen. Sie ms-sen auch an ihren Ruf denken.Whrend sich die Medizin auf eine ganze Reihe beneidenswerter Erfolge und allgemeine ffentlicheAkzeptanz sttzen kann, wird die Psychiatrie in denAugen der ffentlichkeit immer noch mit Schlangen-gruben, Zwangsjacken und Einer flog ber dasKuckucksnest assoziiert. Die Psychiatrie hat nicht vielzu einer Verbesserung die-ses Images beigetragen, blickt man auf die Ent-wicklungsgeschichte ihrergrausamen Behandlungs-methoden wie Elektro-schocks, Psychochirurgie,die chemische Zwangs- jacke aus Psychopharma-ka und die endlose Reiheerfolglos behandelter Pa-

    tienten.In der Sparte Betrugist die Psychiatrie deut-lich berreprsentiert. Die Psychiatrie war auch inden grten Betrugsfall in der Geschichte des US-Gesundheitswesens verwickelt, obwohl sie denkleinsten Sektor im Gesundheitswesen darstellt. 99Laut einem altgedienten kalifornischen Privatdetek-tiv, der sich auf das Gesundheitswesen spezialisierthat, besteht eine der einfachsten Methoden, Betrge-reien aufzudecken, darin, die Aufzeichnungen vonPsychiatern ber ihre Medikamentenverschreibun-gen zu berprfen.

    Sexualverbrechen:Eine 1998 erfolgte berprfung aller zwischen

    1981 und 1996 eingeleiteten Disziplinarverfahren der

    US-Gesundheitsbehrde gegen 761 rzte wegen sexu-eller Vergehen zeigte, dass die Psychiatrie und die Kin-derpsychiatrie deutlich berreprsentiert waren.Whrend Psychiater nur 6,3% der rzteschaft des Lan-des stellen, waren 27,9% der wegen sexueller Vergehen belangten rzte Psychiater.100

    Ein Bericht der schwedischen Sozialbehrde (Ge-sundheitsausschuss) ber Patientenbeschwerden bereinem Zeitraum von vier Jahren zeigte, dass Psychiaterfr beinahe die Hlfte der von Patienten berichtetenFlle von Misshandlung verantwortlich waren. Einige

    davon waren derart schwer-wiegend wie Gewaltan-wendung und sexuellerMissbrauch dass sie frweitere Manahmen andie Staatsanwaltschaft wei-tergeleitet wurden.101

    Zwischen 10 % und25% der Mitarbeiter impsychiatrischen System ge- ben zu, ihre Patienten

    sexuell zu missbrauchen.Eine landesweite Studie inden USA ber Sex zwi-

    schen Therapeut und Patient enthllte, dass Therapeu-ten mehr Mdchen als Jungen missbrauchen. Die weib-lichen Opfer waren von 3 bis17Jahre alt. Die sexuell miss- brauchten Jungen waren zwischen 7 und 16 Jahre alt.102

    In der Zwischenzeit arbeiten Psychiater hart dar-an, Allgemeinmediziner dahingehend zu beeinflussen,die auf dem DSM basierenden Diagnose-Checklistenzu verwenden, um die Anzahl ihrer berweisungenzu erhhen. Nicht-psychiatrische Mediziner sollten jedoch die wahrscheinlichen Konsequenzen