Psychostimulanzien und medikamentöse Behandlung der ADHS · Hinweise für kleine bis moderate...

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Psychostimulanzien und medikamentöse Behandlung der ADHS Dr. med. Alexander Häge Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters Curriculum Entwicklungspsychopharmakologie Potsdam, den 13.09.2018

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Psychostimulanzien und medikamentöse Behandlung der ADHS

Dr. med. Alexander Häge

Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des

Kindes- und Jugendalters

Curriculum Entwicklungspsychopharmakologie

Potsdam, den 13.09.2018

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Mögliche Interessenskonflikte

2

• Mitglied in Advisory Boards/Vortragshonorare/Kongressreisen

Shire, Lilly

• Forschungsförderung/klinische Studien

EU, BMBF, Shire, Servier, Lundbeck, Lilly, Janssen-Cilag, Otsuka

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ADHS - Kernsymptomatik

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ADHS – Risiken/Beeinträchtigungen

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2–4-mal mehr Verkehrsunfälle

50 % mehr Fahrradunfälle

33 % mehr Notfallaufnahmen

mehr Schulverweise und Schulabbrüche

häufiger Auseinandersetzungen mit Geschwistern

3–5-mal mehr Trennungen/Scheidungen

erhöhtes Risiko für Nikotinabhängigkeit und Substanzmissbrauch

deutlich erhöhtes Risiko eines vorzeitigen Ablebens

DiScala C et al., 1998; Leibson C et al., 2001; Barkley RA et al. 1996; Biederman J et al. 1998; Arias AJ et al., 2008; Mash E, Johnston C, 1983, Barkley RA, Fischer et al., 1991, Lee et al., 2011; Charach et al., 2011; Dalsgaard et al., 2014

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ADHS – vorzeitiger Tod

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Dalsgaard et al., 2015

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ADHS - Komorbiditäten

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Groenman AP et al. Addiction. 2013 Aug; 108 (8): 1503–11; Nazar BP et al. Int J Eat Disord. 2016 Dec; 49 (12): 1045–57; Tsai MH et al.

Curr Psychiatry Rep. 2016 Aug; 18 (8): 76; Banaschewski T et al. Dtsch Arztebl Int 2017; 114: 149–59; AMWF-Leitlinie Autismus-Spektrum-

Störungen

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Multimodale Behandlung

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Psycho-edukation(obligat)

Eltern-training /

Intervention Familie

Inter-ventionen

Kiga / Schule

Kognitive Therapie

Pharmako-therapie

Diäten/ Neuro-

feedback

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Medikamentöse Behandlung der ADHS

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Non-stimulants

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In Deutschland zugelassene Wirkstoffe zur Behandlung von AHDS im Kindes- und Jugendalter

9

DA = Dopamin, NA = Noradrenalin

1. Han DD et al. BMC Pharmacol 2006; 6: 6; 2. Fachinformation Elvanse®, Mai 2017; 3. Fachinformation Strattera®, Juni 2015; 4. Fachinformation Intuniv®, Juni 2017

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Präsynaptisches Dopamin-Neuron

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Hodgkins P et al. Eur Child Adolesc Psychiatry 2012; 21: 477-492

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Indikation zur medikamentösen Behandlung – S3 Leitlinie

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Bei Kindern vor dem Alter von sechs Jahren soll primär psychosozial (einschließlich psychotherapeutisch) interveniert werden.

Eine Pharmakotherapie der ADHS-Symptomatik soll nicht vor dem Alter von drei Jahren angeboten werden.

Bei ADHS von einem leichten Schweregrad soll primär psychosozial (einschließlich psychotherapeutisch) interveniert werden. In Einzelfällen kann bei behandlungsbedürftiger residualer ADHS-Symptomatik ergänzend eine Pharmakotherapie angeboten werden.

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Indikation zur medikamentösen Behandlung – S3 Leitlinie

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Bei mittelgradiger ADHS soll in Abhängigkeit von den konkreten Bedingungen des Patienten, seines Umfeldes, den Präferenzen des Patienten und seiner relevanten Bezugspersonen sowie den Behandlungsressourcen nach einer umfassenden Psychoedukation entweder eine intensivierte psychosoziale (einschließlich intensivierte psychotherapeutische) Intervention oder eine pharmakologische Behandlung oder eine Kombination angeboten werden.

Bei schwerer ADHS soll primär eine Pharmakotherapie nach einer intensiven Psychoedukation angeboten werden. In die Pharmakotherapie kann eine parallele intensive psychosoziale (einschließlich psychotherapeutische) Intervention integriert werden. In Abhängigkeit von dem Verlauf der Pharmakotherapie sollen bei residualer behandlungsbedürftiger ADHS Symptomatik psychosoziale (einschließlich psychotherapeutische) Interventionen angeboten werden.

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Auswahl des Wirkstoffes – S3 Leitlinie

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Bei einer Entscheidung für eine Pharmakotherapie sollten bei der Wahl des Wirkstoffes bzw. der Zubereitungsform folgende Aspekte berücksichtigt werden:

Zulassungsstatus

die erwünschte Wirkdauer und das zu erwartende Wirkprofil

die unterschiedlichen Profile der unerwünschten Wirkungen der Medikamente

das Vorliegen spezifischer koexistierender Störungen / Erkrankungen

besondere Umstände, welche die Medikamenten-Adhärenz des Patienten beeinträchtigen könnten; z. B. Stigmatisierung eines Kindes oder Jugendlichen, wenn ein kurz wirksames Präparat während der Schulzeit eingenommen werden muss

der Gefahr des Missbrauchs der Substanz durch den Patienten bzw. der Weitergabe der Medikamente an Dritte

die Präferenzen des Patienten und ggf. seiner Sorgeberechtigten.

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Auswahl des Wirkstoffes – S3 Leitlinie

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Wenn die Entscheidung für eine medikamentöse Behandlung gefallen ist, soll der Behandler unter Beachtung der jeweiligen Kontra-Indikationen bei Patienten mit ADHS ohne relevante Komorbiditäten eine initiale Behandlung mit Stimulanzien wählen.

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Behandlung mit Stimulanzien

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Arnold LE. J Atten Disord 2000; 3: 200–11

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Pharmakokinetik Methylphenidat

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Pharmakokinetik Methylphenidat

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Mit freundlicher Genehmigung von ADH Spedia Service (https://www.adhspedia.de/wiki/Datei:Methylphenidat-Spiegelverlauf.jpg)

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Lisdexamfetamindimesilat (LDX)

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Lineare Pharmakokinetik von Lisdexamfetamindimesilat (LDX)

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Boellner et al. 2010. Mittlere Plasmakonzentrationsprofile des freigesetzten D-

Amfetamins nach Einnahme von LDX

(n=17, Kinder von 6-12 Jahren)1

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Nebenwirkungen unter Stimulanzientherapie (1)

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Kopfschmerzen / Bauchschmerzen / Übelkeit / Mundtrockenheit

Verringerter Appetit

Gewichtsabnahme / Verringerung Längenwachstum

Schlaflosigkeit

Verstärkung von Tics

Reizbarkeit / Aggressivität

Traurigkeit / Stimmungsschwankungen / Affektlabilität

Ängste

Blutdruck- / Pulsanstieg / Rhythmusstörungen

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Nebenwirkungen unter Stimulanzientherapie (2)

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Kardiale NW

Rate schwerwiegender kardiovaskulärer Ereignisse (plötzlicher kardial bedingter Todesfälle, Myokardinfarkt, Schlaganfall) unter medikamentöser Therapie mit Stimulanzien gegenüber der Rate der unbehandelten Bevölkerung vermutlich nicht erhöht.

Mazza et al. 2013

Epilepsie unter Stimulanzien-Behandlung

Es gibt keine Hinweise darauf, dass Stimulanzien die zentralnervöse Krampfschwelle herabsetzen (Wernicke et al. 2007). Kinder mit ADHS und gut eingestellter Epilepsie zeigen nur selten eine Erhöhung der Anfallsfrequenz, wenn Methylphenidat verordnet wird (Cortese et al. 2013).

Wernicke et al. 2007

Cortese et al. 2013

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Nebenwirkungen unter Stimulanzientherapie (3)

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Suizidalität

Risiko suizidalen Verhaltens unter ATX und MPH nach Ergebnissen einer Meta-Analyse (fünf doppelblinde placebo-kontrollierte Studien; n = 1.024) kurzfristig nicht erhöht, bzw. vermindert (n = 37.936 Patienten mit ADHS, Hazard Ratio: 0,81; CI: 0,70–0,94)

Bushe & Savill 2013

Chen et al. 2014

Wachstum

Nach 36 Monaten Behandlung:

Längenminderung um ca. 2 cm, Gewichtsunterschied von ca. 2,7 kg

Unklar, ob Rückstand aufgeholt wirdFaraone et al. 2008

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Stimulanzien und Sucht

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Meta-Analyse von 15 Studien (n = 2565)

Keine Evidenz, dass Behandlung mit Stimulanzien das Risiko für subsequenten Substanzmissbrauch oder eine spätere Abhängigkeit von Alkohol, Kokain, Cannabis, Nikotin oder anderen Substanzen erhöht

Keine Evidenz für Anstieg des Risikos für Substanzmissbrauch unter einer medikamentösen Therapie der ADHS, sondern Absenkung des Risikos im Vergleich zu Unbehandelten um 31 % (Hazard Ratio: 0,69; 95 % CI: 0,57–0,84)

Humphreys et al. 2013

Chang et al. 2014

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Kontrolluntersuchungen unter Stimulanzientherapie –

Was empfiehlt die Leitlinie?

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Kontrolluntersuchungen (1)

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Engmaschige Erfassung unerwünschter Wirkungen zu Beginn der medikamentösen Behandlung (z. B. wöchentlich)

Mindestens alle 6 Monate Überprüfung ob Weiterverordnung indiziert (ggf. Auslassversuch)

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Kontrolluntersuchungen (2)

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Körpergewicht initial nach 3 und 6 Monaten, im weiteren Verlauf alle 6 Monate messen und dokumentieren (Altersperzentilen bestimmen)

Bei signifikanter Beeinträchtigung des Längenwachstums im Zusammenhang mit einer medikamentösen Behandlung mit Stimulanzien ggf. Unterbrechung (z. B. in den Schulferien)

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Kontrolluntersuchungen (3)

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Puls- und Blutdruckkontrollen bei Anpassung der Dosierung sowie routinemäßig etwa alle 6 Monate

Bei wiederholten Ruhetachykardien, Arrhythmien und/oder erhöhtem systolischen Blutdruck – Dosisreduktion und Überweisung zum (Kinder-) Kardiologen

Bei Auftreten psychotischer Symptome (z.B. Wahn / Halluzinationen) – Absetzen des Präparates und ausführliche psychiatrische Abklärung

Bei neu auftretenden Krampfanfällen oder Exazerbation eines bekannten Krampfleidens – Absetzen des Präparates und Überweisung zum Neurologen/Neuropädiater

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Welche Substanz bei Co-Morbiditäten?

Wann Nicht-Stimulanzien?

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ADHS und Störung des Sozialverhaltens

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S3-LL ADHS empfehlen für Patienten mit ADHS und koexistierender Störung des Sozialverhaltens oder antisozialer Persönlichkeitsstörung ebenso eine initiale Behandlung mit Stimulanzien.

Was sagen die S3-LL zur Störung des Sozialverhaltens?

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ADHS und Ticstörung

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Bei Patienten mit ADHS und koexistierender Ticstörung Stimulanzien oder alternativ Atomoxetin oder Guanfacin wählen.

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ADHS und AngststörungenADHS und Substanzkonsum

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Bei Patienten mit ADHS und koexistierender Angststörung Stimulanzien oder alternativ Atomoxetin wählen.

Bei Patienten mit ADHS und Substanzkonsum mit erhöhtem Risiko für nicht bestimmungsgemäßen Gebrauch der Medikation langwirksame Stimulanzien oder alternativ Atomoxetin oder Guanfacin wählen.

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Was tun, wenn die Wirkung ausbleibt?

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Bei Patienten, bei denen sich eine Behandlung mit Stimulanzien trotz Aufdosierung auf die maximal tolerierbare Dosis als ineffektiv erwiesen hat, ein anderes Stimulanz, Atomoxetin oder Guanfacin wählen.

Bei Patienten mit ADHS, deren Symptomatik weder auf Stimulanzien (Methylphenidat, Dexamfetamin) noch auf Atomoxetin oder Guanfacin anspricht bzw. bei welchen die genannten Medikamente zu nicht tolerierbaren unerwünschten Wirkungen führen, kann eine Kombination verschiedener Wirkstoffe erwogen werden.

Bei Patienten mit ADHS und stark ausgeprägter Impulskontrollstörung und aggressivem Verhalten kann die befristete zusätzliche Gabe von atypischen Neuroleptika in Kombination mit psychosozialen (einschließlich psychotherapeutischen) Interventionen zur Reduktion dieser Symptomatik erwogen werden.

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Kurzwirksame oder langwirksame Präparate?

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Bei der Verschreibung von Stimulanzien bei Patienten mit ADHS können aus folgenden Gründen langwirksame Präparate erwogen werden:

Größere Benutzerfreundlichkeit, einschließlich vereinfachter Medikamenteneinnahme

Verbesserte Adhärenz

Vermeidung möglicher Stigmatisierung (z.B. durch Wegfall einer Einnahme der Medikation in der Schule)

Alternativ können z. B. aus folgenden Gründen unretardierteVerabreichungsformen erwogen werden:

genauere Dosisanpassung während der initialen Titrierungsphase der Medikation

erforderliche höhere Flexibilität in den Dosierungsschemata

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Risiken von ADHS

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Behandlung mit Stimulanzien führt zur Verminderung der Risiken für

delinquentes Verhaltens

Substanzmissbrauch

suizidales Verhalten

Unfälle um ca. 42 % (Zusammenhänge allerdings nur bei männlichen Probanden)

Coghill et al. 2014; Lichtenstein et al. 2012; Chang et al. 2014; Ljung et al. 2014; Man et al. 2015

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Stimulanzien – die dunkle Seite

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Missbrauch von Stimulanzien

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Missbräuchliche Einnahme von Stimulanzien

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Die Prävalenz missbräuchlicher Einnahme von Stimulanzien bei US-College Studenten wir auf 13-23% geschätzt (im Mittel 17%)

Primäre Motivation zur missbräuchlichen Einnahme ist das Ziel einer verbessertenakademischen Performance (cognitive and academic enhancement)

Interessanterweise gibt es eine negative Assoziation zwischen akademischerLeistung und missbräuchlicher Stimulanzien-Einnahme

Junge Erwachsene (18-25 Jahre) sind häufiger betroffen als ältere (26-49)

Benson et al., 2015; Rabiner et al., 2009; Weyandt et al., 2013; Weyandt et al., 2016

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Wer ist vor allem Betroffen?

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Männer häufiger als Frauen (beim überwiegenden Teil der Studien)

Prokrastination und Schwierigkeiten mit Zeitmanagement

ADHS-Symptome

Darredeau et al., 2007; Dussault & Weyandt, 2013; Flory, Payne & Benson, 2014; McCabe et al., 2005; Novak et al., 2007; Rabiner et al., 2009, Moore et al., 2014; Benson et al., 2015

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Neuro-Enhancement?

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Hinweise für kleine bis moderate Effekte im Hinblick auf:

Working memory, repsonse inhibition, processing speed

Keine Hinweise für Effekte im Hinblick auf:

various behavioral measures of attention, executive function (e.g., decision making, verbal fluency, and planning), cognitive flexibility

Mechanismen unklar. Daten unzureichend.

Placeboeffekte / Erwartungshaltung? Höhere Motivation?

Hild, Lieb & Franke, 2014; Ilieva et al., 2015; Smith & Farah, 2011

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Vielen Dank für die Aufmerksamkeit !

www.zi-mannheim.de

[email protected]

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