Q PSI Titel.QXD 15.11.2004 16:36Uhr Seite 1 - wdr.de · PDF fileÜbersinnliche...

14

Transcript of Q PSI Titel.QXD 15.11.2004 16:36Uhr Seite 1 - wdr.de · PDF fileÜbersinnliche...

Page 1: Q PSI Titel.QXD 15.11.2004 16:36Uhr Seite 1 - wdr.de · PDF fileÜbersinnliche Phänomene im Test 00_Q_PSI 15.11.2004 16:37Uhr Seite 2. James Randi – der Herausforderer

Q_PSI_Titel.QXD 15.11.2004 16:36Uhr Seite 1

Page 2: Q PSI Titel.QXD 15.11.2004 16:36Uhr Seite 1 - wdr.de · PDF fileÜbersinnliche Phänomene im Test 00_Q_PSI 15.11.2004 16:37Uhr Seite 2. James Randi – der Herausforderer

3

Inhalt

Der „One-Million-Dollar“ Preis 4Warum ein Pendel meistens Recht hat 12Überirdisch oder doch eher irdisch – eine wahre Geschichte 15Déjà-vu-Erlebnis 18Hinweis auf ein früheres Leben?Übersinnliche Phänomene im Test 20Lesetipps 23Linktipps 25

Impressum

Text: Axel BachTristan ChytroschekThomas KresserCorinna Sachs

Redaktion und Koordination: Monika Grebe

Copyright: wdr November 2004Weitere Informationen erhalten sie unter: www.quarks.de

Gestaltung: Designbureau Kremer & Mahler, KölnDiese Broschüre wurde auf 100 % chlorfrei gebleichtem Papier gedruckt.

Bildnachweise:

Alle Abbildungen wdr

2

Übersinnliche Phänomene im Test

00_Q_PSI 15.11.2004 16:37Uhr Seite 2

Page 3: Q PSI Titel.QXD 15.11.2004 16:36Uhr Seite 1 - wdr.de · PDF fileÜbersinnliche Phänomene im Test 00_Q_PSI 15.11.2004 16:37Uhr Seite 2. James Randi – der Herausforderer

James Randi – der Herausforderer

Im Jahr 1986 bot Skeptiker James Randi demjenigen eineMillionen Dollar, der ihm unter wissenschaftlichen Be-dingungen beweisen würde, dass er übersinnliche Fähigkeitenbesitzt. In Deutschland bewarben sich seither knapp 60 Personen– 13 Kandidaten hat die GWUP an der Universität Würzburggetestet. Die Abkürzung GWUP steht für Gesellschaft zurWissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften.Die GWUP ist eine Vereinigung von Skeptikern, die Phänomenewie z. B. Wünschelrutengehen, Energetisieren von Wasserund ähnliches mit wissenschaftlichen Methoden unvorein-genommen überprüfen wollen. Sie haben sieben Kandidatenaus dem Feld der Bewerber ausgewählt.

Der Test

Für jeden Kandidaten wird ein individueller Test entworfen.Forscher und Kandidat überlegen gemeinsam, wie er aus-sehen könnte. Ungewöhnliche Fähigkeiten erfordern unge-wöhnliche Testmethoden. Der Kandidat darf bestimmen, wound wie der Versuch aufgebaut wird. Der Testablauf soll abernatürlich streng wissenschaftlich sein. Er ist doppelblind,d. h. weder Forscher noch Kandidaten können den Test beein-flussen.

Der Kandidat

Johann Grüner, 63 Jahre alt, ist selbstständiger Landmaschinen-Mechaniker. Herr Grüner möchte beweisen, dass er in derLage ist, die Aura von Pflanzen zu spüren. Dazu benutzt erseinen Schlüsselbund wie ein Pendel. Sobald er in dieNähe der Pflanze kommt, beginnt sein Schlüsselbund zu schwin-gen. Außer der Aura von Menschen, Tieren und Pflanzen könneer auch fließendes Wasser und das Magnetfeld der Erde er-spüren. Im wissenschaftlichen Test soll Johann Grünerherausfinden, unter welchem der 10 Eimer eine Pflanze ver-steckt ist. 13 Mal muss Herr Grüner die Pflanze suchen. Eigent-lich, so sagt er, könne bei dem Test nichts schief gehen. SeineLebensgefährtin, Erika Kirchner, ist auch dabei. Sie ist sichebenfalls sicher, dass Johann Grüner immer den richtigenEimer findet.

5

Für den Test darf sich Herr Grüner die Pflanze mit der sei-ner Meinung nach stärksten Aura aussuchen. Gemeinsammit den Wissenschaftlern legt er dann den genauen Testablauffest. Dabei darf Herr Grüner bestimmen, wo und in welchemAbstand die Eimer stehen sollen. Vor dem eigentlichen Testgeht Herr Grüner den gesamten Raum ab um zu kontrollieren,wo er so genannte Störfelder feststellt. Er glaubt, das Erd-magnetfeld wandert und das könne seine Messungen ver-fälschen. Damit also der gesamte Versuchsaufbau jederzeitan einen ungestörten Platz verschoben werden kann, wer-den alle Eimer auf eine große Platte gestellt. Vor jedem Test-Durchgang kontrolliert Herr Grüner, ob der Ort des Geschehensnoch frei von „Erdstrahlen“ ist.

Der offene Blindtest

Der Kandidat Herr Grüner kann dabei zusehen, wie ein Eimerals Versteck für das zu suchende Objekt ausgelost wird. Erweiß also, wo die Pflanze versteckt ist. Dieser sogenannte„offene Blindtest“ ist wichtig als Kontrolle für den Kandidaten– schließlich soll er ausprobieren können, ob er unter dengegebenen Testbedingungen das gesuchte Objekt überhauptlokalisieren kann. Ein solcher „offener Blindtest“ steht beijedem Kandidaten am Anfang und am Ende der Testreihe.

Bei Herrn Grüner wird die Pflanze im „offenen Blindtest“ unterEimer Nr. 10 versteckt. Er findet diesen Eimer auch. Das istübrigens bei allen Kandidaten so: im offenen Blindtest schlägtbei jedem das Pendel bzw. die Rute an der richtigen Stelle aus.

Der Doppelblindtest

„Doppelblind“ kann eigentlich wörtlich genommen werden:Keiner im Raum darf wissen, wo das gesuchte Objekt zu fin-den ist. Er könnte es, auch ohne es zu wollen, beispiels-weise durch seine Körpersprache verraten. Um das zugewährleisten, arbeiten drei Gruppen getrennt in dreiRäumen:

4

James Randi – der Herausforderer

Johann Grüner – ein Kandidat

Johann Grüner

Johann Grüner

Der „One-Million-Dollar“ Preis

00_Q_PSI 15.11.2004 16:37Uhr Seite 4

Page 4: Q PSI Titel.QXD 15.11.2004 16:36Uhr Seite 1 - wdr.de · PDF fileÜbersinnliche Phänomene im Test 00_Q_PSI 15.11.2004 16:37Uhr Seite 2. James Randi – der Herausforderer

7

Die anderen Kandidaten und ihre Ergebnisse

• Peter Schick | Hochbautechniker, 53 Jahre

Herr Schick möchte Wasser energetisieren. Mit Hilfe so genann-ter Gedankenkraft, die durch seine Hände fließen soll, willer den Geschmack von Wasser verändern. Zum Beweis fürdie Existenz seiner Fähigkeit bringt Herr Schick seine Nach-barin Frau Ehrlich mit, die als Testerin den geschmacklichenUnterschied feststellen soll. Von 50 Gläsern mit Wasser musssie mindestens 40 richtig als „behandelt“ oder „unbehan-delt“ identifizieren. Welches Glas behandeltes und welchesunbehandeltes Wasser enthält, losen die Experten derGWUP aus. Die Wahrscheinlichkeit, das richtige Ergebnis ein-fach nur zu erraten liegt bei 50 zu 50: Herr Schick und FrauEhrlich würden dann bei nur etwa 25 Gläsern richtig liegen.

Aufgabe: �50 Gläser getestet� bestanden bei 40 Treffern

Zufallserwartung: �ca. 25 Treffer von 50!Ergebnis: �34 Treffer

�über Durchschnitt! signifikant

Alle Kandidaten blieben im Bereich der Zufallserwartung. Bisauf Peter Schick. Er erreicht eine Trefferquote von 68 %. SeinErgebnis ist damit rechnerisch besser als vier Richtige im Lottozu bewerten. Aber wie alle wissen, gibt es durch puren Zufallmanchmal sogar sechs Richtige im Lotto. Also testet dieGWUP Herrn Schicks Fähigkeiten ein zweites Mal. Sie wollenfestzustellen, ob das Phänomen „robust“ ist – so nennenParapsychologen ein Phänomen, das immer wieder auftaucht.

Herr Schick und Frau Ehrlich treten ein zweites Mal an. Diesmalist auch James Randi dabei. Er überwacht die Vorbereitungen.Schließlich geht es um sein Geld. Auch James Randi ist ge-spannt – so gut wie Herr Schick hat bis jetzt selten ein Kandidatabgeschnitten. Doch schon beim offenen Blindtest wird HerrSchick unsicher. 5 Testrunden insgesamt – jeweils mit 10 Gläsern.Herr Schick und Frau Ehrlich absolvieren die Testrunden jetztabwechselnd. Dann die Auswertung: Herr Schick hat nur 22Gläser richtig erkannt. Er liegt damit im zweiten Test unterder Zufallserwartung. Die Million Dollar warten immer nochauf ihren neuen Besitzer.

6

• Gruppe A:

Lost mit Lottokugeln den Eimer aus. Und versteckt die Pflanze.

• Gruppe B:

In dieser Gruppe befindet sich der Kandidat – sucht mit Hilfe der paranormalen Fähigkeiten die Pflanze.

• Gruppe C:

Kontrolliert unter welchem Eimer die Pflanze wirklich war.

Erika Kirchner ist in der Kontrollgruppe C, überprüft, wo dieGruppe A die Pflanze wirklich versteckt hat. Alle dreiGruppen halten ihre jeweiligen Daten fest. Zum Schluss wer-den die drei Protokolle nebeneinander gelegt – und aufge-löst. Erst zum Schluss erfahren Kandidat und Wissenschaftlerdie Ergebnisse.

Gute Laune ist wichtig

Während der Tests herrscht immer gute Stimmung. Dafürsorgt Dr. Rainer Wolf. Er betreut die Kandidaten und hört sichderen Theorien über Erdstrahlen, Vorahnungen, Pendel undvieles mehr an, ohne zu widersprechen. Zudem überbrückter die Wartezeit mit unterhaltsamen Sinnestäuschungs-phänomenen und Zaubertricks. Einige Teilnehmer könnengar nicht glauben, dass er zu den „Skeptikern“ gehört. Dochdiese empathische Haltung ist für die Test sehr wichtig. Trotzdemgeht es während der Tests natürlich streng wissenschaftlichzu.

Herrn Grüners Ergebnis

Seine Aufgabe ist es, unter zehn Eimern denjenigen zu fin-den, unter dem die Pflanze versteckt ist. Das darf er insge-samt 13 mal probieren. Die zufällige Trefferquote hätte beiein bis zwei Erfolgen gelegen. Herr Grüner schafft es keineinziges mal.

Peter Schick – vor seiner Aufgabe

Peter Schick

Erika Kirchner

Dr. Rainer Wolf

00_Q_PSI 15.11.2004 16:37Uhr Seite 6

Page 5: Q PSI Titel.QXD 15.11.2004 16:36Uhr Seite 1 - wdr.de · PDF fileÜbersinnliche Phänomene im Test 00_Q_PSI 15.11.2004 16:37Uhr Seite 2. James Randi – der Herausforderer

Herbert Wunsch

9

• Karl-Heinz Reuter | Rentner, 64 Jahre

Herr Reuter geht seit fast 40 Jahren mit seiner Wünschelruteauf die Suche nach Wasseradern. Im Test muss er einen EimerWasser finden. In 13 Durchgängen sollte er sieben Mal rich-tig liegen. Herr Reuter glaubt, dass er jedes Mal den rich-tigen Eimer findet.

Aufgabe: �1 Eimer von 10 Eimer in 13 Durchgängen

Zufallserwartung: �1-2 TrefferErgebnis: �0 Treffer

�unter Durchschnitt

• Kurt Gerlach | Rentner, 68 Jahre

Herr Gerlach ist felsenfest von seinen Fähigkeiten überzeugt,obwohl er erst seit kurzem mit der Wünschelrute Wasseradernund Strahlungsquellen nachspürt. Eigentlich hat er mitder Wünschelrutengängerei nur deshalb angefangen, weiler die von James Randi ausgelobten 1 Million Dollar gewin-nen will. Herr Gerlach ist sich völlig sicher, bei jedem ein-zelnen Versuch den Eimer zu finden, unter dem ein ein-geschaltetes Handy liegt. Er muss bei 13 Durchgängenmindestens sieben Mal richtig liegen, um den Vortest zu be-stehen.

Aufgabe: �1 Eimer von 10 Eimer in 13 Durchgängen

Zufallserwartung: � 1-2 TrefferErgebnis: �0 Treffer

�unter Durchschnitt

• Harald Giese

Herr Giese glaubt, dass er kraft seiner Gedanken Gegenständein Bewegung setzen kann. Fachleute nennen diese FähigkeitPsychokinese. Herr Giese hat eine Alu-Maske an einem Haarseiner Frau aufgehängt – dieses Abbild seines Gesichts möch-te er mit reiner Gedankenkraft zuerst 5 Minuten um mindestens45 ° nach links bewegen. Dann soll die Maske 5 Minuten stillstehen – dann soll sie sich weitere 5 Minuten wieder mindestens

8

Karl Heinz Reuter

Kurt Gerlach

Rüdiger Flade

• Rüdiger Flade | Geschäftsführer, 47 Jahre

Herr Flade energetisiert ebenfalls Flüssigkeiten. Für den Testmöchte er diesmal Wein „verbessern“. Auch er muss 50 Gläsertesten und sollte 40 Mal richtig liegen. Zur Unterstützunghat er Herrn Neumann, einen Freund, mitgebracht. Er sollden behandelten Wein heraus schmecken. Herr Flade ist sichseiner Sache ziemlich sicher und glaubt an eine Trefferquotevon mindestens 80 – 90 %.

Aufgabe: �50 Gläser getestet�bestanden bei 40 Treffern

Zufallserwartung: �ca. 25 Treffer von 50Ergebnis: �24 Treffer

�unter Durchschnitt

• Hubert Wunsch | Maschinenbauer, 38 Jahre

Herr Wunsch möchte beweisen, dass er Wasser und andereFlüssigkeiten, wie z. B. Cola erspüren kann. Dafür hat er seineWünschelrute immer mit dabei. Sie ist sozusagen in seinenKörper eingebaut: Herr Wunsch sagt, er fühle eine „Spannung“und an seinem rechten Arm stellten sich die Härchen auf,wenn er in die Nähe einer Wasserader komme. Im Test suchter unter 10 Eimern den Einen, unter dem ein großer BecherCola versteckt ist. Bei 13 Durchgängen errechnen dieExperten der GWUP eine zufällige Trefferquote von 1-2. Umden Vortest zu bestehen, sollte Herr Wunsch sieben Mal rich-tig liegen.

Aufgabe: �1 Eimer von 10 Eimern in 13 Durchgängen

Zufallserwartung: �1-2 EimerErgebnis: �3 Eimer gefunden

�über Durchschnitt

00_Q_PSI 15.11.2004 16:37Uhr Seite 8

Page 6: Q PSI Titel.QXD 15.11.2004 16:36Uhr Seite 1 - wdr.de · PDF fileÜbersinnliche Phänomene im Test 00_Q_PSI 15.11.2004 16:37Uhr Seite 2. James Randi – der Herausforderer

11

• Amardeo Sarma, 49 Jahre …

… hat Elektrotechnik studiert und ist Diplom-Ingenieur. AlsGründungsmitglied und ehrenamtlicher Geschäftsführerder GWUP wendet sich Amardeo Sarma nicht nur gegen denGlauben an Paranormales und Übersinnliches. Er fordert auchbei wissenschaftlichen Untersuchungen, die Methodikimmer wieder genau zu überprüfen. Amardeo Sarma lehntsogar Heilverfahren wie etwa die Homöopathie ab, solan-ge deren Wirksamkeit in wissenschaftlichen Studien nichtbewiesen ist. Zusammen mit Rainer Wolf ist er für dieVersuchsplanung zuständig.

• James Randi, 76 Jahre…

…wurde in Kanada geboren und lebt inzwischen in den USA.Er ist professioneller Zauberkünstler und beschäftigt sichseit längerem mit der Untersuchung paranormaler Phäno-mene. Er ist Skeptiker, glaubt nicht alles, was er sieht. AlsZauberkünstler weiß er schließlich am besten, wie leicht sichIllusionen erzeugen lassen. 1986 hat er 1 Million US-Dollar,für die erste Person ausgelobt, die ihm unter wissenschaft-lichen Testbedingungen beweisen kann, dass sie über para-normale Fähigkeiten verfügt. Bisher hat er persönlich über200 Leute getestet. Und verschiedene Skeptiker-Organisa-tionen in aller Welt haben in seinem Auftrag über 1000 wei-tere untersucht. Bisher konnte noch niemand paranorma-le Fähigkeiten unter Beweis stellen. James Randi hält dasPreisgeld von 1.000.000 Dollar weiter aufrecht.

• Die GWUP e.V.

Die „Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung vonParawissenschaften“ möchte den Dingen auf den Grundgehen und Behauptungen über paranormale Phänomeneskeptisch hinterfragen. Inzwischen hat die GWUP über 700Mitglieder. Ihnen geht es nicht darum, dogmatisch gegen denGlauben an Paranormales zu kämpfen. Vielmehr wollen siePhänomene, wie z. B. Wünschelrutengehen, Energetisieren vonWasser und ähnliches mit wissenschaftlichen Methodenüberprüfen und die Öffentlichkeit sachlich über die Ergebnisseinformieren. Ihr Motto ist „Aufklärung durch Sachinformation“.

10

um 45° nach links bewegen. Das will Herr Giese dreimal hin-tereinander schaffen. Er geht davon aus, dass er die Maskeum 180° oder im besten Fall sogar um 360° drehen kann.

Zufallserwartung ist, dass sich die Maske gleichmäßig hinund herbewegt – und keine Richtung bevorzugt wird.

Aufgabe: �5 Minuten nach links 45°�5 Minuten Still

�5 Minuten nach rechts 45°�3 Durchgänge

Zufallserwartung: �Gleichmäßig langsame Pendelbewegung um die 10°

Ergebnis: �Gleichmäßige langsame Pendelbewegung um die 10°

�erwartungsgemäß

Das GWUP-Team in Würzburg

• Dr. Martin Mahner, 46 Jahre …

… hat Biologie und Geographie studiert und in Zoologie pro-moviert. Er ist Gründungsmitglied der GWUP und seit Mai1999 Leiter des Zentrums für Wissenschaft und kritischesDenken der GWUP. Im Rahmen der Tests ist er für dieTerminkoordination zuständig. Er ist ein Wissenschaftler, dergerne kritische Fragen stellt und sich für Aufklärung überden weit verbreiteten Glauben an das Paranormale einsetzt.

• Priv. Doz. Dr. Rainer Wolf, 63 Jahre …

… hat Biologie und Physik in Würzburg studiert. Er istMitglied im Vorstand und Wissenschaftsrat der GWUP. SeineMotivation ist die Neugierde. Als Forscher beschäftigt er sichvor allem mit Wahrnehmungs- und Sinnestäuschungen.Rainer Wolf interessiert, warum Menschen an Paranormalesglauben und wie es zu Selbsttäuschungen kommt. Deshalbmag er auch Zaubertricks. Als lokaler Gastgeber bei den Testsin Würzburg betreut und umsorgt er die Kandidaten und istzusammen mit Amardeo Sarma für die Versuchplanungzuständig.

Harald Giese

Dr. Martin Mahner

Priv. Doz. Dr. Rainer Wolf

Amardeo Sarma

James Randi

00_Q_PSI 15.11.2004 16:37Uhr Seite 10

Page 7: Q PSI Titel.QXD 15.11.2004 16:36Uhr Seite 1 - wdr.de · PDF fileÜbersinnliche Phänomene im Test 00_Q_PSI 15.11.2004 16:37Uhr Seite 2. James Randi – der Herausforderer

13

im Kreis drehen und bei Männern hin und herschwingen. Es dauert nur kurze Zeit und dasPendel „weiß“, ob es sich auf dem Foto umeine Frau oder einen Mann handelt. Selbst einschneller Kartenwechsel bringt das Pendeloffensichtlich nicht durcheinander: Nach weni-gen Schwingungen ändert es von der Kreis-bewegung in die Hin- und Herbewegung.

Jetzt soll die andere Gruppe das Pendeln erler-nen. Was die Schüler jedoch nicht ahnen: DiePendelkarten in der zweiten Gruppe sehenanders aus: Diesmal soll sich das Pendel beiMännern im Kreis drehen und bei Frauen hinund her schwingen – also genau umgekehrtwie bei der ersten Gruppe. Auch bei ihnenfunktioniert das Geschlechterpendeln über-zeugend. Insgesamt liegt das Pendel bei 70Prozent der Schüler „immer“ oder „fastimmer“ richtig, und 30 Prozent kreuzen nachdem Experiment an, dass es zumindest „häu-fig“ richtig lag.

Als die Schüler erfahren, dass die Pendelkartender beiden Gruppen unterschiedlich waren,wissen sie: Das Pendel bewegt sich so, wie eseinem die Symbole auf der Karte vorgegeben.Einige Schüler waren schon von Anfang anetwas skeptisch eingestellt: Sie probiertenaus, ob das Pendel auch Recht behalten würde,wenn man die Karten umdreht. Und siehe da:Jetzt lag die Trefferquote deutlich niedriger.

Warum sich ein Pendel überhaupt bewegt

Manch wissenschaftliche Errungenschaft hates schwer, allgemein bekannt zu werden.Schon seit einer Veröffentlichung von WilliamB. Carpenter im Jahr 1852 („On the Influence ofSuggestion in Modifying and directing Mus-cular Movement, independently of Volition“)weiß man um den so genannten ideomotori-schen Effekt – heute auch Carpenter-Effektgenannt. Demnach bewirkt jede Bewegungs-

12

Haben Sie schon mal gependelt? Das ist eine tolle Sache.Halten Sie einfach ein Pendel (vgl. Bauanleitung unten)ganz ruhig über eine Pendelkarte. Die ist wie eine Torte inmehrere Felder aufgeteilt – und in jedem Feld steht zumBeispiel ein Beruf. Ohne lange zu üben, wird das Pendelgenau über dem Feld schwingen, das ihrem Beruf amnächsten kommt. Aber Pendel können angeblich noch vielmehr: Im Klappentext zum Buch „Grundkurs Pendeln“heißt es: „Das Pendeln wurde schon in der Antike erfolg-reich praktiziert. Es lassen sich damit nicht nur verborge-ne Wasseradern oder archäologische Schätze aufspüren,sondern auch Fragen des Alltags beantworten wie bei-spielsweise: Bekommt mir dieses Heil- oder Lebens-mittel? Ist dieser Beruf der richtige für mich? Passt meinPartner zu mir? Welche Charaktereigenschaften habe ichselbst...?“

Dem Pendel auf der Spur

Pendeln, Tischerücken, Kartenlegenoder Handlesen: Knapp 60 Prozentaller Jugendlichen haben so etwasschon mal gemacht. Quarks & Co woll-te dem Geheimnis des Pendels auf dieSpur kommen und hat einen echtenPendel-Experten in das Kölner Irm-gardis-Gymnasiums eingeladen. RalfWambach ist Physik- und Mathe-Lehrer. Er glaubt, dass PendelnHokuspokus ist. Und davon möchte erauch die Schüler überzeugen. Mit derKlasse 10 D machte er ein besonderesExperiment – im Religionsunterricht.

Er gibt vor, den Schülern das Pendeln beizubringen. Erspricht von wissenschaftlichen Untersuchungen zumThema Pendeln, zeigt Folien über die unterschiedlichePolarität von Frau und Mann und schlägt vor, zum Üben mitdem so genannten Geschlechterpendeln anzufangen.

Dafür wird die Klasse in zwei Gruppen geteilt. Während dieeine im Nebenraum wartet, kann die andere direkt losle-gen: Die Schüler erhalten Bilder von Männern und Frauen.Hält man das Pendel über die Bilder, soll es sich bei Frauen

Dieses Pendel hat immer Recht

Warum ein Pendel meistens Recht hat

Die Klasse 10 D des Irmgardis-

Gymnasiums in Köln

Die Pendelkarten der 1. Gruppe

Die Pendelkarten der 2. Gruppe

Die Pendelkarten in den

Gruppen unterscheiden sich

00_Q_PSI 15.11.2004 16:37Uhr Seite 12

Page 8: Q PSI Titel.QXD 15.11.2004 16:36Uhr Seite 1 - wdr.de · PDF fileÜbersinnliche Phänomene im Test 00_Q_PSI 15.11.2004 16:37Uhr Seite 2. James Randi – der Herausforderer

15

Ort des Geschehens: Ein abgelegenes Gehöft in derNähe von Bremen.

Person: Frank, ein junger, alleinstehender Mann

Frank sitzt an einem verregneten Samstag Abend zuhauseund liest.

Tag 1:Frank hat es sich gerade auf seinem Sofa bequem gemachtund ist mit der Lektüre eines Buches zur GeschichteGriechenlands beschäftigt, als er plötzlich eigenartige Ge-räusche vernimmt. Was war das? Hört er richtig oder ist esdoch nur Einbildung? Er hört genauer hin, kann aber nichterkennen, was es war. Nicht weiter beunruhigt, ent-schließt er sich, keine weiteren Gedanken daran zu ver-schwenden und liest einfach weiter.

Tag 2:Am nächsten Morgen: Frank frühstückt gerade, als er wie-der Geräusche hört. Er vernimmt sie deutlicher als beimletzten Mal und es scheint ihm, als könnte er aus denGeräuschen Stimmen heraushören. So richtig sicher ist ersich aber nicht. Auf jeden Fall scheinen die Geräusche deut-lich lauter zu sein als am Abend zuvor. Vielleicht handelt essich ja um Botschaften aus dem Jenseits? Das kann sichFrank eigentlich nicht vorstellen, denn er glaubt nicht anÜbersinnliches.

Tag 3:Tags darauf ist er gerade mit dem wöchentlichen Woh-nungsputz beschäftigt, als Frank schon wieder Geräuschehört. Dieses Mal kann er deutlich Stimmen vernehmen.Jetzt reicht es ihm. Zusehends beunruhigt sucht er imInternet nach Hilfe. Frank stößt auf die Parapsycho-logische Beratungsstelle in Freiburg. Sie berät Menschen,die von ungewöhnlichen Phänomenen berichten und ver-sucht gemeinsam mit ihnen, des Rätsels Lösung zu finden.Frank ruft dort an und schildert dem Berater, was in denletzten Tagen vorgefallen ist. Der meint, dass es wahrs-cheinlicher sei, dass Frank vergessen habe, irgendeinesseiner Radios auszuschalten. Frank ist erleichtert.Vielleicht gibt es für die mysteriösen Stimmen doch nocheine einfache Erklärung.

14

vorstellung einen Antrieb zum Vollzug dieserBewegung. Konkret: Das Pendel wird durchdas Unterbewusstsein angetrieben: Dass esaber überhaupt in Schwung kommt, liegtdaran, dass man seine Hand gar nicht wirklichruhig halten kann. Die Muskelspannung führtschon nach kürzester Zeit zu einem Zittern.Der Puls und die Atmung verstärken dieseBewegungen. Wenn Sie es nicht glauben, dannprobieren Sie mal Folgendes aus: Halten Siezwei Stifte weit von sich weg und versuchenSie, die Spitzen ganz ruhig aneinander zu hal-ten.

Selber pendeln

Wenn Sie das Pendeln zuhause oder auf dernächsten Party mal ausprobieren möchten,können Sie sich ein Pendel ganz leicht selberbauen: Knoten Sie einen 20 bis 30 Zentimeterlangen Faden an eine Schraubenmutter. Diemeist recht teuren Pendel aus dem Eso-terikfachhandel funktionieren nach denselbenphysikalischen Prinzipien – kosten dafür abervergleichsweise viel Geld. Wer das Pendel-Experiment aus der Sendung in der Schulenachmachen möchte, dem sei zur Vorberei-tung das Buch von Wolfgang Hund (vgl. beiden Lesetipps s; S. 23) empfohlen.

Einige Pendelkarten zum Geschlechter-pendeln können Sie unterhttp://www.quarks.de/pdf/Q_Pendel.pdf als PDF-Dokument herunterladen.

Überirdisch oder doch eher irdisch– eine wahre Geschichte

Kann man zwei Stifte mit der

Spitze ganz ruhig aneinander

halten?

00_Q_PSI 15.11.2004 16:37Uhr Seite 14

Page 9: Q PSI Titel.QXD 15.11.2004 16:36Uhr Seite 1 - wdr.de · PDF fileÜbersinnliche Phänomene im Test 00_Q_PSI 15.11.2004 16:37Uhr Seite 2. James Randi – der Herausforderer

17

Funktionsprinzip eines Mittelwellenempfängers

Ein Mittelwellenempfänger funktioniert im Prinzip ganzeinfach:

Eine Antenne fängt die elektromagnetischen Wellen ein.Zuerst wird aus der Vielzahl der verschiedenen Frequen-zen eine ausgewählt. Das geschieht durch einen Kon-densator und eine Spule. Sie bilden einen Schwingkreisund sprechen auf eine bestimmte Frequenz an. Die aufge-fangenen elektromagnetischen Wellen regen den Schwing-kreis zum Schwingen an.

Die Radiomusik und die Sprache sind im Bereich derMittelwelle von einer Sendefrequenz überlagert, was alsAmplitudenmodulation (AM) bezeichnet wird. Ein weiteresBauteil, die sogenannte Diode wirkt nun wie ein elektri-sches Rückschlagventil, ein Gleichrichter. Die in diesemFall positive Halbwelle wird durchgelassen. Sie bewirkteine Stromschwankung, die im Mittel genau derSchwingung der Musik entspricht. Diese Stromschwan-kung treibt dann den Kopfhörer an.

In den Anfängen wurden nicht Dioden als Gleichrichterverwendet, sondern bestimmte Kristalle wie Bleiglanz,Zinkit (Rotzinkerz) oder Pyrit. Auch rostige Metall-gegenstände wie beispielsweise eine alte Zange besitzenHalbleitereigenschaften und können daher als Gleich-richter fungieren. Das einfache Funktionsprinzip ist derGrund dafür, dass ein solcher Mittelwellenempfänger –vor allem in der Nähe von leistungsstarken Sendern –zufällig in einem Elektroherd oder einem anderenKüchengerät entstehen kann.

16

Woher kommen die Stimmen?

Sofort macht sich Frank auf die Suche und stöbert hinterden Bücherregalen im Wohnzimmer. Er sucht unter demSofa, im Bett und im Kleiderschrank. Selbst im Stauraum imFlur schaut er nach. Aber wo immer er auch nachsieht: einRadio kann er nirgends finden. Als er an der Küche vorbeigeht fällt ihm auf, dass die Stimmen dort am lautesten sind.Jetzt kann Frank deutlich hören, dass es sich bei denGeräuschen um Radiostimmen handelt. Er testet dasKüchenradio. Aber egal, ob er das Radio ein- oder ausschal-tet, die Radiostimmen im Hintergrund bleiben erhalten.

Erneut ruft er bei der Beratungsstelle für übersinnlichePhänomene in Freiburg an. Der Berater, ein promovierterPhysiker, hat schließlich die richtige Idee: Er fragt Frank,ob sich in der Nähe seiner Wohnung ein Mittelwellen-sender befände. Und tatsächlich, unweit des Gehöfts ragtein solcher Sender in die Höhe. Der Berater erklärt ihm,dass wahrscheinlich eines seiner Küchengeräte als Radio-Empfänger fungiert. Frank beendet das Telefonat undmacht sich in der Küche auf die Suche. Was kann es sein?Er lauscht an den einzelnen Küchengeräten, erst amToaster, dann an der Kaffeemaschine und schließlich amWasserkessel auf dem Elektroherd. Und tatsächlich, dieRadiostimmen kommen aus dem Wasserkessel. Franküberprüft das, indem er den Kessel vom Herd nimmt.Sofort sind die Radiostimmen nicht mehr zu hören. Sobalder den Kessel wieder auf die Herdplatte stellt, hört er einNDR-Radioprogramm.

Des Rätsels Lösung

Offenbar überträgt die Freileitung, die das Gehöft mitStrom versorgt, die Mittelwellenfrequenz des nahegelege-nen Senders. Über die Stromleitung gelangt die Mittel-wellenfrequenz bis in den Elektroherd. Eine Spule imInneren des Herds nimmt das NDR-Radiosignal auf und lei-tet es in die Herdplatte weiter. Der Radiostrom versetzt dieHeizspirale in der Herdplatte in Schwingung. Gleichzeitigerzeugt er ein wechselndes Magnetfeld über der Platte, sodass auch der Wasserkessel im Rhythmus der Radiofre-quenz schwingt. Und schon kann Frank NDR-Radio aus sei-nem Wasserkessel hören.

00_Q_PSI 15.11.2004 16:37Uhr Seite 16

Page 10: Q PSI Titel.QXD 15.11.2004 16:36Uhr Seite 1 - wdr.de · PDF fileÜbersinnliche Phänomene im Test 00_Q_PSI 15.11.2004 16:37Uhr Seite 2. James Randi – der Herausforderer

19

nisse. Der parahippocampale Cortex dagegen greift ein-treffende Eindrücke auf und sucht im Archiv nach gleichenoder ähnlichen Erinnerungen. Findet er sie, so deklarierter den Eindruck als bekannt und verleiht ihm das typischevertraute Gefühl. Manchmal unterläuft ihm ein Fehler: Erordnet einem Eindruck das vertraute Gefühl zu, obwohlkeine passende Erinnerung vorhanden ist. Und schon istsie da, die merkwürdige Mischung aus Vertrautheit undBefremden, die ein Déjà-vu-Erlebnis auszeichnet.

Déjà-vu-Erlebnisse als Beweis für die Wiedergeburt?

Für Menschen, die an Übersinnliches glauben, sind Déjà-vu-Erlebnisse nichts anderes als kurze Erinnerungen anfrühere Leben, im Fachjargon Reinkarnation. Der Menschlebt demnach also nicht nur einmal. Seine Seele und seinBewusstsein verkörpern sich demnach mehrmals nachein-ander, um durch die Erfahrungen aus diesen wiederholtenErdenleben zu lernen.

18

Entspannt lehnen Sie sich zurück, auf dem Tisch vor Ihnendampft ein Milchkaffee. Eine Fliege inspiziert den Kaffee-löffel. Sie sitzen mit einer Freundin in einem Straßencafe.Und auf einmal kommt es Ihnen so vor, als ob sie schoneinmal hier gesessen wären, auf eben diesem Stuhl, mitgenau diesem bittersüßen Kaffeegeschmack auf derZunge; sogar an die Fliege können Sie sich erinnern!Schon damals hatte Ihnen ihre Freundin von ihrem Mexiko-Urlaub vorgeschwärmt. Aber wann war das? Und kann dasüberhaupt sein? Sie war doch das erste Mal in Mexiko...

Eine Déjà-vu-Erfahrung – das diffuse Gefühl, eine unbe-kannte Situation genau so schon einmal erlebt zu haben –ist nicht ungewöhnlich. Eine Studie unter Studenten derUniversität Halle-Wittenberg ergab, dass fast 90 % vonihnen schon mal ein Déjà-vu erlebt hatten. Seine Existenzist sowohl unter Skeptikern als auch Anhängern des Über-sinnlichen unstrittig. Unklar sind bis heute die Ursachenfür ein Déjà-vu-Erlebnis. Wir haben nachgefragt, wieFachleute dieses Phänomen beurteilen und was Menschensagen die an Übersinnliches glauben.

Gefühlsfragmente aus der Vergangenheit?

Psychologen sehen in Déjà-vu-Erlebnissen eine Verbin-dung mit längst verschüttet geglaubten Erinnerungen. Siesagen, dass wir ein Geschehen als vertraut empfinden,auch wenn wir nur ein bestimmtes Detail davon – etwaeinen charakteristischen Geruch – früher in einem anderenZusammenhang schon einmal erlebt haben. Dieser Geruchlöst in uns das vertraute Gefühl aus, das wir irrtümlich aufdas gesamte aktuelle Geschehen übertragen.

Fehlschaltung im Gehirn?

Für Neurologen ist das Déjà-vu-Erlebnis eine Fehlschal-tung im Gehirn. Zwei Abteilungen, der parahippocampaleCortex und der Hippocampus arbeiten nach ihrer Theorienicht richtig zusammen. Letzterer ist das Archiv für episo-dische Erinnerungen wie beispielsweise Kindheitserleb-

Déjà-vu-Erlebnis Hinweis auf ein früheres Leben?

00_Q_PSI 15.11.2004 16:37Uhr Seite 18

Page 11: Q PSI Titel.QXD 15.11.2004 16:36Uhr Seite 1 - wdr.de · PDF fileÜbersinnliche Phänomene im Test 00_Q_PSI 15.11.2004 16:37Uhr Seite 2. James Randi – der Herausforderer

21

dabei 256 verschiedene Testpersonen als Sender undEmpfänger, und 16 verschiedene Versuchsleiter.

Die Hälfte der Versuchsleiter wurde angeleitet, ein posi-tives Ergebnis der Studie zu erwarten. Somit glauben sie,dass ihre Versuche beweisen werden, dass es Telepathiegibt. Die andere Hälfte der Versuchsleiter wurde angelei-tet, keine positiven Resultate zu erwarten. Also führtdiese Gruppe ihre Versuche in dem Glauben durch, dasssie keinen Beweis für Telepathie finden werden.Außerdem wurde vorher schriftlich festgehalten, ob dieVersuchsleiter selbst an Telepathie glauben oder nicht.Mit einer Videokamera wird außerdem aufgezeichnet,wie sich der Versuchsleiter und seine Versuchspersonenverhalten. Die Versuchsleiter wissen dabei nicht, dasssie selbst im Mittelpunkt der Beobachtungen stehen. Siedenken, dass die Versuche nur zur Dokumentationgefilmt werden.

Die Studie soll herausfinden, ob Gedankenübertragungzwischen Sender und Empfänger möglich ist, und ob dasVerhalten des Versuchsleiters einen Einfluss auf dieErgebnisse hat. Die große Anzahl von Versuchen undVersuchspersonen soll statistische Sicherheit bei derAuswertung der Ergebnisse geben.

Überraschende Ergebnisse

Die Studie wurde bisher noch nicht vollständig ausge-wertet, aber erste Ergebnisse und Erfahrungen aus frü-heren Studien lassen überraschende Resultate erwarten.

Dem Empfänger werden am Ende des Experiments vierverschiedene Videos zur Auswahl gezeigt. Der Empfän-ger hat statistisch gesehen eine Chance von 1:4, dasrichtige Video herauszufinden. Die Trefferwahr-scheinlichkeit liegt also bei 25 %. Bei einigen Versuchenliegt die Trefferwahrscheinlichkeit aber bei 33 %. Dasheißt, dass manche Empfänger weit öfter das richtigeVideo erkennen als statistisch wahrscheinlich ist.

Erste Auswertungen haben ergeben, dass die Empfängerhäufiger das richtige Video erkennen, wenn bestimmteVersuchsleiter den Versuch durchführen. Dies bedeutet,

20

Telepathie im Test: Das Ganzfeld-Experiment

Eine Gruppe von Wissenschaftlern im englischen Liver-pool möchte mit einem Versuch sowohl die telepatischenFähigkeiten von Versuchspersonen, als auch den Einflussder Versuchsleiter auf die Ergebnisse untersuchen. Siehaben sich dafür entschieden, ein sogenanntes Ganz-feld-Experiment durchzuführen.

Ganzfeld-Experimente dienen der wissenschaftlichenUntersuchung von Gedankenübertragung. Dabei gibt eseinen Gedanken-Sender, einen Gedanken-Empfänger undeinen Versuchsleiter. Der Gedanken-Empfänger wird voll-kommen von der Außenwelt abgeschottet. Er liegt ineinem Sessel und hört über Kopfhörer ein gleichmäßigesRauschen. Seine Augen sind von halben Tischtennis-bällen abgedeckt, die mit Rotlicht bestrahlt werden,damit er nur einen gleichmäßigen roten Schimmer sehenkann.

Die Wahrnehmungen des Empfängers werden ausge-schaltet, damit sich sein Gehirn ohne Störung von außenvoll auf die Gedanken des Senders konzentrieren kann.Der Sender sieht sich in einem anderen Raum Videobilderan, die zufällig von einem Computer ausgewählt werden.Weder Empfänger noch Versuchsleiter wissen, welchesVideo der Sender gerade sieht. Der Empfänger hat einehalbe Stunde Zeit, die vom Sender übertragenen Bilderwahrzunehmen. Er versucht während dieser Zeit die vorseinem geistigen Auge erscheinenden Bilder zu beschrei-ben – der Versuchsleiter notiert seine Aussagen.

Nach einer halben Stunde zeigt der Versuchsleiter demEmpfänger eine Auswahl von Videos. Der Empfängermuss jetzt herausfinden, welches Video seinen währenddes Experiments wahrgenommenen Bildern am nächstenkommt. Der Versuchsleiter notiert sich die Wahl desEmpfängers. Erst danach enthüllt der Computer, welchesVideo der Sender tatsächlich gesehen hat.

Gläubige und Skeptiker – Der Liverpooler Versuch

Die Forscher an der Liverpooler Hope Universität führeninsgesamt 128 Ganzfeld-Versuche durch. Sie prüfen

Eine Gedanken-Empfängerin

Beeinflussen skeptische

Experimentatoren durch ihr Verhalten

Versuchspersonen?

Louie Savva wertet die Versuche aus.

Übersinnliche Phänomene im Test

00_Q_PSI 15.11.2004 16:38Uhr Seite 20

Page 12: Q PSI Titel.QXD 15.11.2004 16:36Uhr Seite 1 - wdr.de · PDF fileÜbersinnliche Phänomene im Test 00_Q_PSI 15.11.2004 16:37Uhr Seite 2. James Randi – der Herausforderer

2322

dass erhöhte Trefferquoten nicht von Sendern oderEmpfängern abhängen, sondern davon, wer der Ver-suchsleiter ist. Es scheint also tatsächlich so zu sein,dass die Person des Experimentators bei diesen Versu-chen die Ergebnisse beeinflusst.

Mögliche Erklärungen

Die Liverpooler Forscher haben so weit wie möglich ver-sucht, Manipulation oder Schlampigkeit auszuschließen.Sender und Empfänger kennen sich nicht, die Versuchs-leiter wissen nicht, dass ihr Verhalten beobachtet wird,und weder Empfänger noch Versuchsleiter kennen dieVideos, die der Sender anschaut.

Diejenigen, die an Telepathie glauben, argumentieren,dass manche Versuchsleiter selbst telepathische Fähig-keiten haben und so die Wahrnehmungen ihrer Test-personen beeinflussen. Skeptiker übernatürlicher Phä-nomene erklären diesen sogenannten Experimentator-Effekt mit speziellem Verhalten der Versuchsleiter ihrenTestpersonen gegenüber. Der Experimentator-Effekt istzum Beispiel bei Arzneimittelstudien nachgewiesen wor-den. Wenn ein Versuchsleiter ein positives Ergebnis derStudie erwartet, wird er sich wissentlich oder unwissent-lich anders gegenüber seinen Versuchspersonen verhal-ten als einer, der nicht an die Wirkung des Arzneimittelsglaubt oder die Studie für überflüssig hält.

Diese Erwartungen oder Einstellungen können sich durchsubtile Gesten, unwillkürliche Muskelanspannungenoder eine veränderte Tonlage der Stimme des Ver-suchsleiters äußern. Diese kleinen Hinweise werdenunbewusst von der Versuchsperson wahrgenommen undbeeinflussen ihr Verhalten während des Versuchs.Obwohl diese Einflüsse nur minimal und unwillkürlichsind, können sie das Resultat eines Experiments wesent-lich verändern. Ob dieser Effekt auch für die Resultateder Liverpooler Versuche zutrifft, ist noch nicht geklärt.Man darf auf die vollständige Auswertung der Ergebnissegespannt sein...

„Gibt's das wirklich? – Okkultismus und Esoterik in Fragenund Antworten – ein Ratgeber für Schule und Jugendarbeit“

Das Buch gibt einen Überblick über okkulte Praktiken desPendelns und Gläserrückens – und wie Lehrer mit dem Themain der Schule umgehen können. Wer das Pendel-Experimentaus der Sendung in der eigenen Klasse machen möchte, soll-te dieses Buch vorher lesen.

Autor: Hund, WolfgangVerlagsangaben: Care-LineISBN: 3-937252-15-0Sonstiges: Broschiert, 64 Seiten, Preis 12,80 Euro

„Fälscher, Schwindler, Scharlatane. Betrug in Forschung undWissenschaft“

Wenn es um Parapsychologie geht, vermuten viele MenschenScharlatanerie. Heinrich Zankl zeigt in seinem Buch, dassFälscher, Schwindler und Scharlatane auch in anderenWissenschaftsdisziplinen vorkommen; häufiger als man essich wünschen würde. Der Autor nennt das den Mogelfaktorund hat alte und neue Skandale in den Geistes- undNaturwissenschaften zusammengestellt. In einem Teil setzter sich auch mit den bisher vergeblichen Versuchen auseinander,so genannte Psi-Phänomene nachzuweisen.

Autor: Zankl, Heinrich Verlagsangaben: Wiley-VCH ISBN: 3-527-30710-9Sonstiges: Gebundene Ausgabe, 288 Seiten,

Preis 24,90 Euro

„Parapsychologie ist viel Statistik“

Wer sich mit Parapsychologie beschäftigt, kommt an einerungeliebten Wissenschaft nicht vorbei: der Statistik. Denn,wer vorgibt, hellseherische Fähigkeiten zu haben, kann jabei der Auswahl einfach nur aus Zufall richtig getippthaben. Das passiert ja beim Lotto-Spielen Woche für Woche.Ob ein Ereignis Zufall ist oder nicht, ist eine der Fragen, diesich Wissenschaftler ständig stellen müssen. Wer aller-dings zu einem Statistik-Lehrbuch greift, wird es in den mei-sten Fällen nach kurzer Zeit entnervt in die Ecke legen (oder

Beeinflusst das Verhalten des

Versuchsleiters die Ergebnisse?

Lesetipps

00_Q_PSI 15.11.2004 16:38Uhr Seite 22

Page 13: Q PSI Titel.QXD 15.11.2004 16:36Uhr Seite 1 - wdr.de · PDF fileÜbersinnliche Phänomene im Test 00_Q_PSI 15.11.2004 16:37Uhr Seite 2. James Randi – der Herausforderer

25

Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung vonParawissenschaften e.V. (GWUP). Die GWUP ist ein Verein, indem sich über 700 Wissenschaftler und wissenschaftlichInteressierte für Aufklärung und kritisches Denken, für sorg-fältige Untersuchungen parawissenschaftlicher Behauptungeneinsetzen. Die GWUP informiert aus wissenschaftlicher Sichtüber Parawissenschaften, Pseudowissenschaften und verwandteÜberzeugungssysteme. Dort besteht nicht nur die Möglichkeit,sich als Kandidat für die One-Million-Dollar anzumelden. Esgibt auch Informationen zu Skeptiker Organisationen weltweit.Wer einen Überblick über die kritische Sicht zur Messung vonErdstrahlen, Heilsteine und ähnlichem sucht ist hier richtig.http://www.gwup.org.

Hier finden sich Informationen zum Thema Reinkarnation, dasvon den Teilen der Parawissenschaft in engen Zusammenhangmit Deja vu gebracht wird.http://www.gwup.org/themen/texte/reinkarnation/

Die Beratungsstelle bietet Beratung und Information zum ThemaParapsychologie. Es geht der Beratungsstelle vor allem um einesachgerechte Aufklärung und Informationen unter Menschen,die ungewöhnliche Erfahrungen gemacht haben. http://www.parapsychologische-beratungsstelle.de/

Déjà vu – Zwei Links, die den Déjà vu-Begriff historisch defi-nieren und neurologische bzw. psychologische Erklärungsansätzeliefern:http://de.wikipedia.org/wiki/Deja_vuhttp://www.skeptischeecke.de/Worterbuch/Hellsicht/Deja_vu/deja_vu.html

Ideomotorischer Effekt – Carpenters Originalarbeit von 1852http://www.sgipt.org/medppp/psymot/carp1852.htm

Die Homepage von Wolfgang Hund. Hier gibt es Informationenzum Thema Pendeln und anderen okkulten Praktiken aus derSicht eines Lehrers; mit vielen Original-Aufsätzen.http://www.hund-hersbruck.de/

Ganzfeld-Experimente, aus der Sicht von Befürwortern(deutsch):http://www.parasearch.de/mysteria/hw/hw5515.htm

Ganzfeld-Experimente, aus der Sicht von Skeptikern (englisch):http://skepdic.com/ganzfeld.html

24

Linktipps

werfen). Zwei Bücher können wir jedoch empfehlen: „DerHund, der Eier legt“ ist ein verständliches und gut geschrie-benes Buch, das beinahe ohne Formeln auskommt. „Statistikfür die Praxis“ bietet dann demjenigen, der nicht nur ver-stehen will, sondern selber rechnen muss, einen tiefer gehen-den Einstieg.

Der Hund, der Eier legt

Autor: Beck-Bornholdt, Hans-Peter und Hans-Hermann Dubben

Verlagsangaben: RowohltISBN: 3-499-61154-6 Sonstiges: Broschiert, 256 Seiten, Preis 9,90 Euro

„Statistik für die Praxis – Vom Problem zur Methode“

Autor: Elser, Thomas Verlagsangaben: Wiley-VCHISBN: 3-527-50097-9 Sonstiges: Gebundene Ausgabe, 300 Seiten mit CD-

ROM, Preis 24,90 Euro

„Der Glaube an PSI“

Das Buch führt den Leser in die Welt der paranormalenPhänomene ein. Es setzt sich fundiert mit der Geschichteder Parapsychologie, den Problemen beim Nachweis para-normaler Phänomene sowie den psychischen Grundlagenfür den Glauben an PSI auseinander. Insgesamt ein sehr inter-essantes, lesenswertes Buch.

Autor: Hergovich, AndreasVerlagsangaben: Verlag Hans Huber,

Bern-Göttingen- Toronto-SeattleISBN: 3-456-83643-0

00_Q_PSI 15.11.2004 16:38Uhr Seite 24

Page 14: Q PSI Titel.QXD 15.11.2004 16:36Uhr Seite 1 - wdr.de · PDF fileÜbersinnliche Phänomene im Test 00_Q_PSI 15.11.2004 16:37Uhr Seite 2. James Randi – der Herausforderer

2726

Über James Randi kann man sich auf seiner Seite informieren– leider nur in Englisch http://www.randi.org/jr/bio.html

Liverpool Hope University (englisch):http://www.hope.ac.uk

Experimentator Effekt, aus der Sicht von Skeptikern (englisch):http://skepdic.com/experimentereffect.html

Hier finden sich umfassende Erklärungen zum ThemaMittelwellenempfänger www.foerderverein-schulbiologiezentrum.de/ 19.25%20OBJ-Bausteinradio.pdf

Erklärungen und Erläuterungen zur einfachsten Variante desMittelwellenempfängers, dem Detektor-Empfänger.http://de.wikipedia.org/wiki/Detektor-Empf%C3%A4nger

Die Anleitung zum Bau eines Detektorempfängers, ganz ohneelektronische Bauteile! http://www.jogis-roehrenbude.de/Kristall.htm

Verwandte Themen bei Quarks & Co

Die Wissenschaft vom Zufallhttp://www.quarks.de/dyn/5286.phtml

Die Wissenschaft von der Illusionhttp://www.quarks.de/dyn/3730.phtml

Grenzen des Bewusstseinshttp://www.quarks.de/bewusstsein/index.htm

Astrologie – Hokus Pokus oder Wissenschafthttp://www.quarks.de/astro/index.htm

Dr. Humbug und Prof. Scharlatanhttp://www.quarks.de/humbug/index.htm

Quarks & Co Scripte

In der Reihe QuarksScript sind bisher Broschüren zu folgenden Themen erschienen:(ist ein Script vergriffen, können Sie es online unter www.quarks.de als PDF beziehen)

Risiko Zusatzstoffe?MalariaBig Brother is watchingLebenskünstler BaumLeben ohne Schmerz?Lebensquell WasserDas Geheimnis der NeandertalerVolksdroge AlkoholDer Kampf gegen die KilosAbenteuer FliegenSpurensuche auf dem MarsDas ABC der VitamineGute Hexen - böse HexenDas geheime Leben der FröscheLernen mit KöpfchenWunder EiWunderdroge TeeWas Knochen erzählen nicht online verfügbarBlut - Der ganz besondere SaftMilch unter der LupeDie Welt der DüfteRisiko Elektrosmog?Diagnose „zuckerkrank“Wie wir lernenDiäten unter der LupeEnergie der ZukunftDie Börse - einfach erklärt(2. überarbeitete Auflage)Die Biochemie der LiebeDie Kunst des KlebensDer Traum vom langen LebenMindestens haltbar bis ...Kampf dem Schmutz Schokolade - die süße Last Kernenergie vergriffenDas HerzAbenteuer Fahrrad Das Wunder Haar vergriffenGute Zähne - schlechte Zähne vergriffenFaszination Kaffee vergriffenNeues vom Krebs vergriffenUnser SchweißGesünder Essen vergriffen nicht online verfügbarUnsere Haut Die Geheimnisse des Kochens Eine Reise durch Magen und Darm vergriffenDie Wissenschaft vom Bier vergriffen

So bestellen Sie ein QuarksScript:

Beschriften Sie einen C5-Umschlag mit Ihrer Adresse und mit dem Vermerk „Büchersendung“. Frankieren Sie ihn mit 0,77 € und schicken Sie ihn in einem normalen Briefkuvert an:

wdr FernsehenQuarks & CoStichwort: Titel der Sendung, z.B. „Risiko Zusatzstoffe?“50612 Köln

Wenn Sie mehrere Scripts gleichzeitig bestellen wollen, geben Sie als Stichwort „Sammelbestellung“ an und legen einen Zettel bei, der die gewünschten Hefte auflistet. Je C5-Umschlag und 0,77 € Porto können bis zu 10 Scripts verschickt werden.

00_Q_PSI 15.11.2004 16:38Uhr Seite 26