Q08 // Dimitris Lyacos // Der erste Tod

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1992 begann Lyacos die Trilogie »Poena Damni«. Der Titel bezieht sich auf die Strafe der verdammten Seelen in der Hölle: Sie dürfen Gott nicht schauen. Die Trilogie beginnt mit dem Schluss und schreitet von dort aus zurück an den Anfang. Der chronologsich letzte Teil erschien somit als erster: »O protos thanatos« (Der erste Tod). Er liegt inzwischen neben dem griechischen Original auch in englischer, deutscher, spanischer und italienischer Übersetzung vor. Die Trilogie gehört einem Kontext von tragischer Dichtung und epischem Drama an. Der Stil wird auch als ‚postmodern‘ bezeichnet. Homer, Aischylos, Dante und dunklere Aspekte der romantischen Dichtung zeigen ebenso ihren Einfluss wie der Symbolismus, Expressionismus sowie religiöses und philosophisches Gedankengut.

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  • Dimitris Lyacos

    Poena DamniAus dem Griechischen von Nina-Maria Wanek.

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  • Der erste Tod........................................................................................................................................................................................................................................................................12Anmerkungen.....................................................................................................................................................................................................................................................................54Nachwort....................................................................................................................................................................................................................................................................................60

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  • Nothing in this bookis original, except perhapsby mistake.

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  • Das Meer thlern. Der Mond chweigam wie ein Schmerz in der Tiefe des Geites. Ein Krper, hin- und hergerien auf dem Felen, als eine Alge oder ein lebloer Fangarm, Frucht eines von Strmen zerrienen Schoes, ein Sumpf, voller Fleich und blutgefllt. Der linke Arm an der Wurzel abge-trennt, der rechte bis zum Handgelenk, ein verfaulter Stumpf delirierend in den Lungen des Waers. Vom zertrten Mund blieb nur eine Wunde, die ich langam schlo. Aus den Augen ein ausgewachenes Licht. Die Augen ohne Lider. Die Beine bis zu den Kncheln hinab ohne Fe. Zuckungen.

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  • Meeresverurteilung: Feeln aus zerbrochenen Schluchzernunter den geprungenen Lidern des trockenen Krugeseine unichtbare Beute Marodieren aus den Grbern der Leidenchaften, Litaneien an die einturzgefhrdetenSinne, verrenkte Melodien, Lavaenthaupteter FleKlingen der Wellen chneiden tief in die Blende;Voranchreiten einer Waeruhr, Seucheungemichte Viionen von Helden, gelenktin die trunkenen Adern des Lichtesdas Unwetter, das in den Smpfen berwintert die Bltter laende Rckkehreines zertckelten Krpers im Frhjahr.

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  • Tote Kinnladen, die Sturzbche zusammenpreenzerbrochene Zhne, deren Wurzeln das Zittern des Opfers ausgrub, bevor es den Haken anbeteterund um die Spuren der Verzckung und Verwtungzwichen den vergreiten Zweigen der Fetopfertrecken ie ich aus wie ein Netz gegen den bleichen Himmel,der wie ein zitternder Ku von deinen Lippen trzt;Heercharen von Toten, die unaufhrlich flternauf einem endloen Friedhof, in dirvermagt du auch nicht mehr zu prechen, du ertrinktund der vertraute Schmerz berhrtAusgnge in dem unzugnglichen Krperjetzt kannt du nicht einmal mehr gehen du schleppt dich dorthin, wo die Dunkelheit dichter itzarter, Gerippeeines ausgeweideten Tiereseine Handvoll bettlgeriger* Knochen umarmt du und inkt in den Schlaf.

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