Quelle: Gustav Schwab Zeus und Io - · PDF fileSeite 1 Deutsch (Thiel) Lesetest, Diktat,...

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    Deutsch (Thiel)Lesetest, Diktat, Verstndnisberprfung

    Quelle: Gustav Schwab

    Zeus und Io() Hera, die Gttermutter, war lngst an die Treulosigkeit ihres Gatten gewhnt, der sich von ihrer Liebe ab- und den Tchtern der Halbgtter und der Sterblichen zuwandte; aber sie vermochte ihren Zorn und ihre Eifersucht nicht zu bndi-gen, und mit immer wachem Misstrauen beobachtete sie alle Schritte des Gottes auf der Erde. So schaute sie auch jetzt gerade auf die Gegenden hernieder, wo ihr Gemahl ohne ihr Wissen wandelte. Zu ihrem groen Erstaunen bemerkte sie pltzlich, wie der heitere Tag auf einer Stelle durch ncht-lichen Nebel getrbt wurde und wie dieser weder einem Strome noch dem dunstigen Boden entsteige, noch sonst von einer natrlichen Ursache herrhre. Da kam ihr schnell ein Gedanke an die Untreue ihres Gatten; sie sphte rings durch den Olymp und sah ihn nicht. Entweder ich tusche mich, sprach sie ergrimmt zu sich selbst, oder ich werde von meinem Gatten schnde gekrnkt! Und nun fuhr sie auf einer Wolke vom hohen ther zur Erde hernieder und gebot dem Nebel, der den Entfhrer mit seiner Beute umschlossen hielt, zu weichen. Zeus hatte die Ankunft seiner Gemahlin geahnt, und um seine Geliebte ihrer Rache zu entziehen, verwandelte er die schne Tochter des Inachos schnell in eine schmucke, schneeweie Kuh. Aber auch so war die Holdselige noch schn geblieben. Hera, welche die List ihres Gemahls als-bald durchschaut hatte, pries das stattliche Tier und fragte, als wsste sie nichts von der Wahrheit, wem die Kuh gehre, von wo sie herkme und aus welcher Zucht sie sei. Zeus, in der Not und um sie von weiterer Nachfrage abzuschrecken, nahm seine Zuflucht zu einer Lge und gab vor, die Kuh ent-stamme der Erde. Hera gab sich damit zufrieden, aber sie bat sich das schne Tier von ihrem Gemahl zum Geschenke aus. Was sollte der betrogene Betrger machen? Gibt er die Kuh her, so wird er seiner Geliebten verlustig; verweigert er sie, so erregt er erst recht den Verdacht seiner Gemahlin, welche der Unglcklichen dann rasches Verderben senden wird! So entschloss er sich denn, fr den Augenblick auf die Jungfrau zu verzichten, und schenkte die schimmernde Kuh, die er noch immer fr unentdeckt hielt, seiner Gemahlin. Hera knpfte, scheinbar beglckt durch die Gabe, dem schnen Tier ein Band um den Hals und fhrte die Unselige, der ein verzweifelndes Menschenherz unter der Tiergestalt schlug, im Triumphe davon. Doch machte der Gttin dieser Diebstahl selbst Angst, und sie ruhte nicht, bis sie ihre Nebenbuhlerin der sichersten Hut berantwortet hatte. Daher suchte sie den Argos, den Sohn des Arestor, auf, ein Ungetm, das ihr zu diesem Dienste besonders geeignet schien. Denn Argos hatte hundert Augen im Kopfe, von denen nur ein Paar abwechs-lungsweise sich schloss und der Ruhe ergab, whrend die b-rigen alle, ber Vorder- und Hinterhaupt wie funkelnde Sterne zerstreut, auf ihrem Posten ausharrten. Diesen gab Hera der armen Io zum Wchter, damit ihr Gemahl Zeus die entrissene Geliebte nicht entfhren knne. Unter seinen hundert Augen durfte Io, die Kuh, des Tags ber auf einer fetten Trift (= Weg

    zur Weide) weiden; Argos aber stand in der Nhe, und wo er sich immer hinstellen mochte, erblickte er die ihm Anvertraute; auch wenn er sich abwandte und ihr das Hinterhaupt zukehrte, hatte er Io vor Au-gen. Wenn aber die Sonne untergegangen war, schloss er sie ein und belastete den Hals der Unglckseligen mit Ketten; bittre Kruter und Baumlaub waren ihre Speise, ihr Bett der harte, nicht einmal immer mit Gras bedeckte Boden, ihr Trank schlammige Pftzen. Io verga oft, dass sie kein Mensch mehr war; sie wollte, Mitleiden erflehend, ihre Arme zu Argos erheben, da ward sie erst daran erinnert, dass sie keine Arme mehr hatte. Sie wollte ihm in Worten rhrende Bitten vortragen, dann entfuhr ihrem Munde ein Brllen, dass sie vor ihrer eigenen Stimme erschrak, welche sie daran mahnte, wie sie durch ihres Rubers Selbstsucht in ein Tier verwandelt worden sei. Doch blieb Argos mit ihr nicht an einer Stelle, denn so hatte es ihn Hera geheien, die durch Vernderung ihres Aufenthalts sie dem Gemahl um so gewisser zu entziehen hoffte. Daher zog ihr Wchter mit ihr im Lande herum, und so kam sie auch mit ihm in ihre alte Heimat, an das Gestade des Flusses, wo sie so oft als Kind zu spielen gepflegt hatte. Da sah sie zum ersten Mal ihr Bild in der Flut; als das Tierhaupt mit Hrnern ihr aus dem Wasser entgegenblickte, schauderte sie zurck und floh bestrzt vor sich selbst. Ein sehnschtiger Trieb fhrte sie in die Nhe ihrer Schwestern, in die Nhe ihres Vaters Inachos; aber diese erkannten sie nicht; Inachos streichelte wohl das schne Tier und reichte ihm Bltter, die er von dem nchsten Strauche pflckte; Io beleckte dankbar seine Hand und benetzte sie mit Kssen und heim-lichen menschlichen Trnen. Aber wen er liebkoste und von wem er geliebkost wurde, das ahnte der Greis nicht. Endlich kam der Armen, deren Geist unter der Verwandlung nicht gelitten hatte, ein glcklicher Gedanke. Sie fing an, Schriftzeichen mit dem Fue zu ziehen, und er-regte durch diese Bewegung die Aufmerksamkeit des Vaters, der bald im Staube die Kunde las, dass er sein eigenes Kind vor sich habe. Ich Unglckseliger, rief der Greis bei dieser Entdeckung aus, indem er sich an Horn und Nacken der sthnenden Tochter hing, so muss ich dich wiederfinden, die ich durch alle Lnder gesucht habe! Wehe mir, du hast mir weniger Kummer gemacht, solange ich dich suchte, als jetzt, wo ich dich gefunden habe! Du schweigst? Du kannst mir kein trstendes Wort sagen, mir nur mit einem Gebrll antworten! Ich Tor, einst sann ich darauf, wie ich dir einen wrdigen Eidam (Bruti-gam) zufhren knnte, und dachte nur an Brautfackel und Vermhlung. Nun bist du ein Kind der Herde... Argos, der grausame Wchter, lie den jammernden Vater nicht vollenden, er riss Io von dem Vater hinweg und schleppte sie fort auf einsame Weiden. Dann klomm er selbst einen Berggipfel empor und versah sein Amt, indem er mit sei-nen hundert Augen wachsam nach allen vier Winden hinauslugte.

    Hermes, Io (als Kuh) und Argos, schwarzfigurige Amphora der Northampton-Gruppe, 540530 v. Chr., Mnchen, Staatliche Antikensammlungen

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    Fragen zum vorhergehenden Text (immer die richtige Antwort ankreuzen, wenn nicht anders verlangt)

    1.) Welche Gefhle hat die Gttin Hera gegenber Zeus? (Kreuze nur jene Begriffe an, die im Text vorkom-men!)

    Hass, Missgunst, Verzweiflung, Neugier, Eifersucht, verletzte Eitelkeit, liebevolle Zuneigung, Gleich-

    gltigkeit, Gromut, Zorn, Hinterlist, Neid, Ungeduld, Ahnungslosigkeit, Vertrauen,

    gttliche Allwissenheit, Bsartigkeit, Sympathie, Furcht, Neugier

    2.) Was tut Zeus in der Geschichte mit dem Mdchen Io? (Kreuze die richtige Antwort an und verbessere darin die missverstndlichen und falschen Aussagen!)

    a) Er trifft sie zufllig auf seiner Wanderschaft, weil er auf der Suche nach neuen Erkenntnissen ist und fachsimpelt mit dem schnen Mdchen ber Viehzucht, da sie gerade dabei ist, die schnsten Khe ihres Vaters auf die Weide zu fhren.

    b) Zeus hatte gerade Ehekrach mit seiner Frau Hera und sucht nun Trost und Abwechslung auf der Erde. Er trifft ganz zufllig auf das Mdchen Io, das ihn trstet und Mut zuspricht.

    c) Zeus ist frustriert und missbraucht in einem Anfall von Brutalitt seine Nichte Io. Dabei kommt er ins Schwitzen, sodass eine graue Dunstwolke entsteht.

    3.) Was kann man unter dem Namen Argos verstehen? (bezogen auf den Text). Kreuze die wahrschein-lichste Antwort an und verbessere die falschen Angaben.

    a) Die Wach- und Schliegesellschaft Argos", die verspricht, auf Huser und Eigentum besonders aufzu-passen.

    b) Ein Ort in den USA/Indiana, in den Zeus und Io nach ihrer Affre ausgewandert sind.

    c) Ein Planet mit seinem Mond, weil Hera die beiden aus Eifersucht in den Planetenhimmel verbannt hat.

    d) Ein hundsgemeiner Zwerg, der mit seinen 50 Ohren sofort alle Bewegungen wahrnehmen kann, um so eine Flucht der verwandelten Io zu verhindern. Er schlft nie, wodurch ein Entkommen vllig aussichts-los ist.

    4.) Wie geht die Geschichte weiter? (Bitte nur in Stichworten angeben!)

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