Quercus polycarpa CHUR OCH -...

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Quercus polycarpa III-2 Enzyklopädie der Holzgewächse – 35. Erg.Lfg. 3/04 1 Quercus polycarpa SCHUR, 1851 syn.: Q. dschorochensis C. KOCH, 1840 Siebenbürgische Eiche, Dschoroch-Eiche Familie: Fagaceae Subgenus: Lepidobalanus Serbien: Transilvanski Kitnjak Sektion: Roburoides Slowenien: Dub mnohoplod ´ y Abb. 1: Quercus polycarpa. Bestand

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Quercus polycarpaIII-2

Enzyklopädie der Holzgewächse – 35. Erg.Lfg. 3/04 1

Quercus polycarpa SCHUR, 1851

syn.: Q. dschorochensis C. KOCH, 1840

Siebenbürgische Eiche, Dschoroch-Eiche Familie: FagaceaeSubgenus: Lepidobalanus

Serbien: Transilvanski Kitnjak Sektion: RoburoidesSlowenien: Dub mnohoplody

Abb. 1: Quercus polycarpa. Bestand

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Quercus polycarpa, eine bis 25 m hohe Eichenart mit süd-osteuropäischem Areal, unterscheidet sich von Q. petraeain mehreren Merkmalen der Blatt- und Fruchtmorpholo-gie, wird aber in der waldbaulichen Praxis nicht als sepa-rate Art behandelt und genutzt.

Bekannt ist ihre Dürre- und Frosthärte. Informationen zurBewurzelung, über Holzeigenschaften und zur Pathologiefehlen aber fast völlig.

Zu Aufforstungen wird Q. polycarpa noch nicht herange-zogen.

Verbreitung

Q. polycarpa ist eine Baumart der Balkan-Halbinsel, dieaußerdem an der West- und Südküste des Schwarzen Mee-res sowie im Karpatenbecken vorkommt.

Die Westgrenze ihres Areals befindet sich am Fuße der Al-pen, namentlich im ungarischen Alpenvorland, d.h. im So-proner Gebirge, im Köszeger Gebirge und am Vas-hegybei Felsöcsatár, die Nordgrenze liegt in Mähren sowie inden Vorbergen der Nordkarpaten [8, 10]. Die Höhenver-breitung der Art verläuft zwischen 200 und 750 m ü. NN.

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Abb. 2: Natürliches Verbreitungsgebiet; nach [8]

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Abb. 3: Blattformen; rechts unten: Becher mit auffallend stark gewölbtem Rücken (nat. Größe)

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Beschreibung

Q. polycarpa wächst zu mächtigen, bis 25 m hohen Bäu-men mit schlanken Stämmen (BHD 35–55 cm) heran. DieKrone wird etwas breiter als bei Q. petraea, hinsichtlichder Borke besteht Ähnlichkeit.

Knospen und Blätter

Die relativ großen Winterknospen (Länge: Endknospen15–18 mm, Seitenknospen 10–14 mm) sind länglich oval,laufen allmählich in eine verschmälerte Spitze aus und ha-ben breite Tegmente mit bewimperten Rändern.

Die Art ist sommergrün und treibt in der 2. Aprilhälfteaus. Sie trägt wechselständig angeordnete, etwas ledrige,7–11 cm lange und 5–7 cm breite Laubblätter mit rund-lichem Apex. Die plötzlich verschmälerte oder schwachherzförmige Spreitenbasis läuft in einen 14 bis 30 mm lan-gen, oberseits rinnigen, anfangs schwach behaarten, spä-ter kahlen Stiel aus. Zwei trockenhäutige, fadige und be-wimperte Stipeln fallen früh ab.

Die Blätter sind seicht gebuchtet und beiderseits mit je 6bis 8 rundlichen, relativ breiten Lappen versehen. Ober-seits ist die Spreite glänzend dunkelgrün, unterseits gelb-lich grün oder graugrün. Vollentwickelte Blätter sind nurentlang der parallel verlaufenden Sekundärnerven be-haart. Letztere treten auf der Unterseite stark hervor. In-terkalare Nerven fehlen.

Vor dem Abfallen im Herbst verfärben sich die Blättergelblich braun.

Blüten und Früchte

Q. polycarpa blüht in der ersten Mai-Hälfte. Die Blütensind monoezisch verteilt und stehen zu mehreren an Inflo-reszenzen. Bei den männlichen Blütenständen ist die Achseschwach behaart, die Blüten selbst haben ein Perigon mit5 bis 7 lanzettlichen, außen schwach, an der Spitze aberlänger behaarten Kronblättern sowie 5 bis 7 Staubblättermit eiförmigen Antheren und gleichlangem Filament.Weibliche Blütenstände mit 2–6 Blüten entspringen denBlattachseln. Die Blüten entwickeln sich zu 1,8–2,5 cmlangen Eicheln, die tief in den Fruchtbecher eingesenktsind. Letzterer wird 0,8 bis 1,2 cm hoch, nimmt einenDurchmesser von 1,5 bis 2,0 cm ein und ist mit breitenSchuppen besetzt, die einen stark aufgewölbten Rand unddünne, behaarte Spitzen aufweisen [1, 3, 4, 7, 10]. DieEicheln sind Mitte September reif und fallen Anfang Ok-tober zu Boden.Abb. 4: Trieb mit reifender Frucht

Abb. 5: Borke eines alten Exemplars

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Verschiedenes

Bis heute wird Q. polycarpa von der forstlichen Praxisnicht von Q. petraea unterschieden. Deswegen fehlt es vonGrund auf an Informationen über Schäden und Krankhei-ten, ebenso über Ertragsdaten und Holzeigenschaften.Auch über Standortsansprüche und pflanzensoziologischeZusammenhänge sind wir nur lückenhaft unterrichtet.

Literatur

[1] BELDIE, A., 1952: Genus Quercus. In: Nyárády, E., (red.):Flora Rep. Pop. Rom. tom. I., Bucuresti, 224–261.

[2] BORHIDI, A., 1969: Adatok a koscsánytalan tölgy (Quercuspetraea fajcsoport) és a molyhos tölgy (Q. pubenscensfacscoport) kisfajainak ökológiai-cönológiai magatar-tásáról. [Angaben über die ökologisch-zönologischen Ver-hältnisse der Kleinarten der Traubeneiche (Q. p. agg.) undder Flaumeiche (Q. p. agg.)]. Botanikai Közlemények 56,155–158.

[3] GANCEV, I.; BONDEV, I., 1966: Quercus. In: JORDANOV, P.(red.): Flora reipublicae popularis bulgaricae III., BAN,Sofia, 106–145.

[4] MAJER, A., 1989: Beteiligung der Kleinarten der Trauben-eiche (Quercus petraea (Mattusch.) Liebl.) in den Popula-tionen Ungarns. Folia Dendrologica 16, 179–194.

[5] MATYAS, V., 1970: Taxa nova Quercuum Hungariae. ActaBotanica Acad. Sci. Hung. 16, 329–361.

[6] MATYAS, V., 1971: A magyarországi kocsánytalan tölgyfa-jok alakkörének kritikai elemzése. [Kritische Aufteilung desFormenkreises der Traubeneichen-Arten in Ungarn.] Erdés-zeti Kutatások 67, 43–96.

[7] MATYAS, G.; MATYAS, CS.; HORVATH, F., 1994: Akocsánytalan tölgy taxonok elöfordulása a magyartölgyherbárium (HQ) anyaga alapján. [Vorkommen derTraubeneichen-Taxa in Ungarn auf der Grundlage desUngarischen Eichenherbariums [HQH)]. Botanikai Köz-lemények 81, 235–248.

[8] POZGAJ, J.; HORVATHOVA, J., 1986: Variabilita a ekológiadruhov rodu Quercus L. na Slovensku. [Beitrag zur Variabi-lität und Ökologie ausgewählter Arten der Gattung Quer-cus L. in der Slowakei.] Acta Dendrobiologica, Bratislava.

[9] SCHUR, F. 1857: Beiträge zur Kenntnis der siebenbürgischenEichen. Oest. Bot. Wochenblatt 7(1), 417–420, 7(2), 9–10,7(3), 17–22.

[10] SCHWARZ, O., 1936–39: Monographie der Eichen Europasund des Mittelmeergebietes. Feddes Rep. spec. nov. regniveg. Sonderbeiheft D.

Taxonomie, genetischeDifferenzierung und Artbastarde

Vor der Erstbeschreibung durch SCHUR 1851 in Transsyl-vanien hielt man Q. polycarpa für eine Form der Trau-beneiche (Q. petraea). Von dieser unterscheidet sie sich je-doch eindeutig durch:

– die kahle, etwas ledrige, seicht gebuchtete Blattspreitemit parallel verlaufenden, unterseits deutlich hervortre-tenden Seitennerven.

– die dickwandige, mit breiten, stark gewölbten Schuppenbesetzte Cupula.

– junge Triebe mit auffälligen, dichtstehenden elliptischenLenticellen.

Insgesamt variiert die Blattform der SiebenbürgischenEiche weniger als jene der Traubeneiche. Hinsichtlich derPosition der Früchte unterscheidet man zwei Varietäten:

– var. polycarpa MATY. Früchte in Gruppen angeordnet.Dieser Formenkreis ist im größten Teil des Areals ver-breitet.

– var. welandii MATY. Früchte sind „traubenartig“ an derverlängerten, 25–30 mm langen Blütenstandsachse an-geordnet. Vorkommen sporadisch, meist auf trockenen,steinigen Standorten.

Q. polycarpa bastardiert häufig mit Eichenarten der sel-ben Sektion. Folgende natürlich entstandene Hybridenwurden beschrieben [5, 6]:

Q. dalechampii x Q. polycarpa(= Q. x barnova GEORG. et DOBR.)

Q. petraea x Q. polycarpa (= Q. x sooi MATYAS)

Q. frainetto x Q. polycarpa (= Q. x tabajdiana SIMK.)

Q. pubescens x Q. polycarpa (= Q. x dacica BORB.)

Q. robur x Q. polycarpa (= Q. x csatoi BORB.)

Ökologie

Q. polycarpa ist eine wärmeliebende, dürreharte Baumart,die selbst unter streng kontinentalen Klimaverhältnissengedeiht und im Hochsommer längere Dürreperioden tole-riert. Sie wächst in den Eichenwäldern der Waldsteppen-zone, in Karstbuschwäldern wie auch in anderen kalk-liebenden, thermophilen Waldgesellschaften. In extremtrockenen Lagen bleibt sie strauchförmig.

Auf kalkarmen Standorten, wo sie gemeinsam mit Quer-cus dalechampii und Pinus sylvestris vorkommt, kann sieQuercus pubescens ersetzen [2]. Hingegen ist sie auf kalk-reichen Substraten oft mit Fraxinus ornus, Quercuspubescens, Q. pedunciflora, Q. cerris und Q. dalechampii,selten hingegen mit Q. petraea gemischt.

Hinsichtlich des Boden-pH deckt sie einen Bereich von pH4,5 bis 8 ab.

Der Autor:

Prof. Dr. DÉNES BARTHA

Lehrstuhl für BotanikUniversität für ForstwissenschaftenBajcsy-Zs. u. 4.H-9400 Sopron

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