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158 Sopron (Ödenburg) ist vor allem durch den Weinbau, den Handel und durch die Kultur zu einer Stadt geworden sowohl für die Bevölkerung im engeren Raum, als auch für die Bewohner der Umgebung. Nach dem Beginn der industriellen Entwicklung am Ende des 19. Jahrhunderts ist Sopron nicht zu einer „Industriestadt“ geworden, obwohl viele berühmte Industrieprodukte zum hervorragenden Ruf der Stadt beige- tragen haben. Diese Studie präsentiert jene Elemente der wirtschaftlichen Tradi- tionen, die bis heute übriggeblieben sind und jene neuen Faktoren, die bestehende Elemente durch den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandel nach dem Sys- temwechsel ergänzen. Bevor dieses Thema dargestellt wird, werden kurz die regionalen Funktionen von Sopron – die an erster Stelle mit wirtschaftlichen Gründen zu erklären sind – und jene Hauptfaktoren angeführt, die das Wirtschaftsleben der Stadt bestimmen. Nur von einem Blickpunkt innerhalb der Landesgrenze können die regionalen Funk- tionen von Sopron nicht erläutert werden. Auf Grund der Geschichte von Sopron ist es offensichtlich, dass die Stadt wegen der unvorteilhaften Verhältnisse, die sich im 19. und 20. Jahrhundert entwickelt haben, von ihrem städtischen Rang verloren hat. Dabei können unter anderem folgende Faktoren und Ereignisse erwähnt werden: Der Soproner Handel ist von den positiven Aus- wirkungen der Getreidehochkonjunktur ausgeschlossen worden, der Eisenbahn- bau verlief schwerfällig, die Jahrhundert- wende (vom 19. zum 20. Jahrhundert) führte zu einem Zusammenbruch des Bankwesens und nachdem die Grenzen in Trianon abgesteckt wurden, hat Sopron ca. 2/3 ihres ehemaligen Einzugsbereiches verloren. Nach dem Zweiten Weltkrieg hat die Stadt weitere Verluste erlitten, ihr wurde der Rang des Komitatssitzes genommen, und in der Grenzzone hat die Stadt nur einen bescheidenen Anteil an Investitionen bekommen (Kovács 1990, GyŒri 2006). All das hat sich auch in dem langsame- ren Prozess der Industrialisierung, in der mäßigen Zunahme der Einwohnerzahl und später im Verlust von weiteren administra- tiven und städtischen Funktionen gezeigt. Natürlich bereut heute niemand, dass die Industrieförderung in der sozialistischen Ära, insbesondere in den 1950er-Jahren, nicht stattgefunden hat. Diesem Umstand ist es nämlich zu verdanken, dass das tra- ditionelle Image der Stadt nicht durch die Schwerindustrie zerstört wurde. Den Siedlungshierarchie-Analysen ent- sprechend hat der Komitatssitz Sopron zur Jahrhundertwende (19. zum 20. Jahrhun- dert) auch über regionale Funktionen ver- fügt. Hinsichtlich der Verwaltungsinstitutio- nen hat Sopron, Arad und auch Brassó (Kronstadt) übertroffen und sich eine ähnli- che Position wie GyŒr (Raab) geschaffen, sodass Sopron zur 5.-bedeutendsten Stadt des jetzigen Landesgebiets wurde (laut Untersuchungen von Pál Beluszky und Róbert GyŒri). Bei den Wirtschaftfunktio- nen hat die Stadt allmählich an Bedeutung Ferenc Jankó, Attila Fábián, Laura Bertalan und Ilona Kaufman Sopron/Ödenburg – Wirtschaftszentrum an der Grenze Die regionalen Funktionen von Ödenburg

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Sopron (Ödenburg) ist vor allem durch denWeinbau, den Handel und durch die Kulturzu einer Stadt geworden sowohl für dieBevölkerung im engeren Raum, als auchfür die Bewohner der Umgebung. Nachdem Beginn der industriellen Entwicklungam Ende des 19. Jahrhunderts ist Sopronnicht zu einer „Industriestadt“ geworden,obwohl viele berühmte Industrieproduktezum hervorragenden Ruf der Stadt beige-tragen haben. Diese Studie präsentiertjene Elemente der wirtschaftlichen Tradi-tionen, die bis heute übriggeblieben sindund jene neuen Faktoren, die bestehendeElemente durch den gesellschaftlichen undwirtschaftlichen Wandel nach dem Sys-temwechsel ergänzen. Bevor diesesThema dargestellt wird, werden kurz dieregionalen Funktionen von Sopron – die anerster Stelle mit wirtschaftlichen Gründenzu erklären sind – und jene Hauptfaktorenangeführt, die das Wirtschaftsleben derStadt bestimmen.

Nur von einem Blickpunkt innerhalb derLandesgrenze können die regionalen Funk-tionen von Sopron nicht erläutert werden.Auf Grund der Geschichte von Sopron istes offensichtlich, dass die Stadt wegen derunvorteilhaften Verhältnisse, die sich im 19.und 20. Jahrhundert entwickelt haben, vonihrem städtischen Rang verloren hat. Dabeikönnen unter anderem folgende Faktorenund Ereignisse erwähnt werden: DerSoproner Handel ist von den positiven Aus-wirkungen der Getreidehochkonjunktur

ausgeschlossen worden, der Eisenbahn-bau verlief schwerfällig, die Jahrhundert-wende (vom 19. zum 20. Jahrhundert) führte zu einem Zusammenbruch desBankwesens und nachdem die Grenzen inTrianon abgesteckt wurden, hat Sopron ca.2/3 ihres ehemaligen Einzugsbereichesverloren. Nach dem Zweiten Weltkrieg hatdie Stadt weitere Verluste erlitten, ihrwurde der Rang des Komitatssitzesgenommen, und in der Grenzzone hat dieStadt nur einen bescheidenen Anteil anInvestitionen bekommen (Kovács 1990,GyŒri 2006).

All das hat sich auch in dem langsame-ren Prozess der Industrialisierung, in dermäßigen Zunahme der Einwohnerzahl undspäter im Verlust von weiteren administra-tiven und städtischen Funktionen gezeigt.Natürlich bereut heute niemand, dass dieIndustrieförderung in der sozialistischenÄra, insbesondere in den 1950er-Jahren,nicht stattgefunden hat. Diesem Umstandist es nämlich zu verdanken, dass das tra-ditionelle Image der Stadt nicht durch dieSchwerindustrie zerstört wurde.

Den Siedlungshierarchie-Analysen ent-sprechend hat der Komitatssitz Sopron zurJahrhundertwende (19. zum 20. Jahrhun-dert) auch über regionale Funktionen ver-fügt. Hinsichtlich der Verwaltungsinstitutio-nen hat Sopron, Arad und auch Brassó(Kronstadt) übertroffen und sich eine ähnli-che Position wie GyŒr (Raab) geschaffen,sodass Sopron zur 5.-bedeutendsten Stadtdes jetzigen Landesgebiets wurde (lautUntersuchungen von Pál Beluszky undRóbert GyŒri). Bei den Wirtschaftfunktio-nen hat die Stadt allmählich an Bedeutung

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Sopron/Ödenburg – Wirtschaftszentrum an der Grenze

Die regionalen Funktionenvon Ödenburg

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verloren, und Anfang der 1960er-Jahre istsie auf das Niveau der Mittelstädte gesun-ken. Später wurde Sopron im „NationalenSiedlungssystem-Entwicklungskonzeptvon 1971“ zu einem „Regionalzentrumhöchster Wertigkeit“ erklärt, wodurch dieStadt bezüglich der künftigen Entwicklun-gen gleich nach der Hauptstadt Budapestrangierte (Beluszky-GyŒri 2004.)

Mit der politischen Linderung der1970er- bis 1980er-Jahre hat die Stadtlangsam angefangen aus ihrer Lage ent-lang der Grenze zu profitieren. Zuersthaben sich die bilateralen Verbindungendurch die Abschaffung des Visumzwangsverstärkt, danach, am Ende der 1980er-Jahre hat sich der Einkaufstourismussowohl auf der ungarischen, als auch aufder österreichischen Seite entwickelt. DieUngarn sind wegen Mangelwaren nachÖsterreich gefahren, und die Österreichersind wegen der günstigen Preise (alltägli-che Verbrauchsartikel, Konsumartikel undGesundheitsdienstleistungen usw.) nachSopron gereist. So hat Sopron ihr verlore-nes Einzugsgebiet teilweise zurückerlangt.Dies konnte sich jedoch in anderen Berei-chen der Lebensverhältnisse nicht durch-setzen. Nach den Deportationen, die nachdem Zweiten Weltkrieg erfolgten, wurdemit dem „Eisernen Vorhang“ auch eineSprachgrenze gezogen, wodurch die Stadtnur eine geringe Anziehungskraft in denBereichen Bildlung und Kultur jenseits derGrenze ausüben konnte. Wegen der ver-passten Möglichkeiten der Politik, der Ent-wicklung der offiziellen österreich-ungari-schen Beziehungen und der Schwierigkei-ten der Zusammenarbeit, konnte Sopronnur im kulturellen Leben der Region einebedeutende Rolle spielen. Die Integrationder Grenzregion bedeutet weiterhin einegroße Herausforderung und Aufgabe fürdie Stadt.

Dies wird jedoch im Bereich der Wirt-schaft noch lange nicht stattfinden, da

durch die Öffnung der Grenze nicht nurSoprons Einzugsbereich erweitert wordenist, sondern Wien, die ehemalige Kaiserre-sidenz, wieder eine wesentliche Anzie-hungskraft auf Sopron ausübt.

Nach der Wende hat Sopron ihre Positi-on in der ungarischen Städtehierarchiewieder verbessert und gehört als einzigeStadt, die nicht Komitatssitz ist, zur hierar-chischen Kategorie der „Komitatsstädte“.Das heißt, die Stadt hat zahlreiche, wennauch nicht alle, auf der Komitatsebeneorganisierte – in erster Linie wirtschaft-liche – Funktionen erworben (Beluszky-GyŒri 2004). Es ist kein Zufall, dassdamals Sopron mit Hilfe von politischerUnterstützung auch am Wettkampf derStädte um den Rang des Regionszen-trums, zusammen mit GyŒr und Szomba-thely (Steinamanger), teilgenommen hat.In dieser Zeit sind jene Stadtentwicklungs-konzepte entstanden, die für Sopron dieRolle des „Regionszentrums“ – obwohl ineinem engeren regionalen Rahmen –bestimmt haben.

Heute lässt sich die Lage entlang derGrenze bezüglich Soprons Anziehungs-kraft auf die Erwerbstätigen gut zeigen.Der Einzugsbereich von Erwerbstätigender Stadt ist viel kleiner im Vergleich zuEisenstadt, das nur über ein Fünftel derBevölkerung von Sopron verfügt (Abb. 1)1.In Sopron leben viermal so viele Erwerbs-tätige wie in Eisenstadt, obwohl die Zahlder Erwerbstätigen am Arbeitsort nur zwei-mal so groß ist. Dagegen gibt es zweimalso viele Einpendler in Eisenstadt. Jedochsind die Anziehungskraft der Erwerbstäti-gen und ebenso die relativ hohe Zahl derAuspendler bei kleineren Städten oftmalsbeträchtlich. Dies kann in Ungarn am Bei-spiel von FertŒd und in Österreich mit Aus-nahme von Wien im Falle von allen Sied-lungen wahrgenommen werden. Dasheißt, dass die Beschäftigungskraft vonSopron eher mit der von GyŒr oder Szom

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bathely verglichen werden soll, da in bei-den Städten, ähnlich wie in Sopron, 90 %der Erwerbstätigen am Wohnort beschäf-tigt sind. Wenn die Wohnbevölkerung mitder Zahl der Erwerbstätigen am Arbeitsort

verglichen wird, kann man den Schlussziehen, dass Sopron auf Grund der Größeein wesentlich größeres Angebot anArbeitsplätzen und damit ein größeresWirtschaftspotenzial haben müsste.(Tabellen 1–2).

Abb. 1: Einzugsbereich der Pendler von Sopron nach Siedlungen.Entwurf: Jankó, 2007. KSH laut Daten der Volkszählung 2001 ( "http://www.portal.ksh.hu")

Wohnbevölke-rung

Erwerbstätige Erwerbstätigeam Wohnort

Auspendler Einpendler Erwerbstätigeam Arbeitsort

Sopron 56175 24461 21797 2664 5882 27679

GyŒr 129414 56874 52239 4635 25918 78157

Szombathely 81920 37946 33703 4243 13148 46851

Wien 1550123 709679 622551 87128 214625 837173

Eisenstadt 11334 5175 3535 1640 10506 14041

Wiener Neustadt

37627 17194 9519 7675 17220 26739

Tab. 1: Statistische Daten über Bevölkerungs- und Erwerbsstruktur ausgewählterStädte im Grenzraum, 2001, im VergleichQuelle: KSH, Statistik Austria, Volkszählungen. "http://portal.ksh.hu" "http://www.statistik.at"

Zahl der Tagesauspendler nach Sopron

Anteil der Auspendler nachSopron an den in den jeweiligenGemeinden wohnhaftenBeschäftigten

20-250

251-500

501-531

bis unter 10,0

10,1-20,0

20,1-30,0

30,1-40,0

40,1 und mehr

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Dies kann einerseits mit der Grenzlage derStadt begründet werden, andererseits istder Anteil der Pendler an den Erwerbstäti-gen in Ungarn viel geringer; im KomitatGyŒr-Moson-Sopron macht er von nur 34,6 % aus, während er im Burgenland71,6 % beträgt.Die Stadt mit ihren zahlreichen Funktionenwirkt nicht nur auf die Erwerbstätigen derStadt, sondern auch auf das Leben und dieMenschen in ihrer Umgebung eine starkeAnziehungskraft aus. Hinsichtlich des Han-dels und des Gesundheitswesens ist dieKleinregion Kapuvár eindeutig auf dieStadt Sopron ausgerichtet, deren Bedeu-tung im Bereich der mittleren Schulbildungdie Komitatsgrenzen weit überschreitet.Der Einzugsbereich der Universität vonSopron erstreckt sich bei einigen Fächern(z. B. Forst- und Holzwissenschaften) aufganz Ungarn.

Die infrastrukturelle Situation der Stadt istziemlich gut im Vergleich zu anderenRegionen Ungarns. Dies ist teilweise mitder Nähe von Österreich, dessen Schnell-verkehrsnetz und mit der Nähe Wiens zubegründen. Eventuell ist es den österrei-chischen Lesern nicht bekannt, dass dankdes Eisenbahnverkehrs zwischen Wienund Deutschkreutz Sopron zwei- bis drei-mal so intensiven Kontakt zur ehemaligenKaiserresidenz Wien als zu Budapest hat.Die öffentlichen Versorgungseinrichtungenvon Sopron und Umgebung sind im Lan-desmaßstab außerordentlich gut. Zurzeitwird das Kanalisations- und Abwasserreini -gungsprogramm in der Region Sopron rea-lisiert, wodurch die Qualität der Versorgung

Erwerbstätigeam Wohnort (%)

Einpendler/Auspendler

Einpendler/Erwerbstätigeam Wohnort

Erwerbstätigeam Arbeitsort/Erwerbstätige(%)

Einpendler+Auspendler/Erwerbstätigeam Wohnort(%)

Erwerbstätigeam Arbeitsort/Wohnbevöl-kerung

Sopron 89,1 2,2 0,3 113,2 34,9 0,5

Gy r̨ 91,9 5,6 0,5 137,4 53,7 0,6

Szombathely 88,8 3,1 0,4 123,5 45,8 0,6

Wien 87,7 2,5 0,3 118,0 42,5 0,5

Eisenstadt 68,3 6,4 3,0 271,3 234,7 1,2

Wiener Neustadt

55,4 2,2 1,8 155,5 144,8 0,7

Tabelle 2: Statistische Daten über Beschäftigungsstruktur ausgewählter Städte imGrenzraum, in %, 2001, im VergleichQuelle: KSH, Statistik Austria, Volkszählungen, "http://portal.ksh.hu", "http://www.statistik.at"

Faktoren, die die wirtschaftli-che Entwicklung der Stadtbeeinflussen

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Foto 1: Universität Westungarn, Hauptgebäude im Botanischen GartenFoto: F. Jankó

Foto 2: Universität Westungarn, Fakultät für Wirtschaftswissenschaften in derElizabeth Straße Foto: F. Jankó

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noch besser wird. Weiters ermöglicht dasProgramm, dass die Umweltschutzrichtlini-en erfüllt werden können. Die Lösung desAbfalldeponieproblems der Region Sopronwird auch zurzeit durchgeführt, unter ande-rem wird eine regionale Abfallverarbei-tungsanlage gebaut. Hinsichtlich der Ener-gieversorgung der Wirtschaft treten keineKapazitätsprobleme auf, dasselbe gilt auchfür die Kommunikations- und Fernmelde-weseninfrastruktur.

In der Stadt befinden sich zwei bedeu-tende Industrieparks. Ziel des Industrie-parks Arany-hegy ist es, sich zu eineminnovativen Technologiezentrum zu entwi-ckeln. Dazu stehen außerordentlich guteinfrastrukturelle Bedingungen zur Verfü-gung, und den Anzeichen nach kann dasfestgelegte kurzfristige Leitbild des Parksumgesetzt werden. Der südöstliche Indus-triepark ist durch eine Privatinitiative ent-standen. In dem Wirtschaftentwicklungs-konzept des Parks ist festgelegt, dass derPark zu einem Logistikzentrum wird, dasdie Aktivitäten der Raaberbahn gut ergän-zen und weiterentwickeln kann.

Die Zahl der Erwerbstätigen in der Stadtund ihrer Region ist stabil. Die Region istein Zuwanderungsziel, die Einwohnerzahlsteigt. Die demographischen Verhältnisse,die Altersstruktur und das Bildungsniveauder Stadt und ihrer Region gelten alle alsvorbildlich verglichen mit dem Landes-durchschnitt oder im Vergleich mit anderenKomitaten. Es ist eine Region, die durchwirtschaftliche und soziale Probleme inner-halb des Komitats am wenigsten betroffenist, die Arbeitslosenrate ist sehr gering. Nurein sehr kleiner Anteil der Erwerbstätigenarbeitet in der Landwirtschaft und einhoher Anteil ist im Dienstleistungssektoraktiv. Innerhalb der Industrie ist die Maschinenindustrie die Leitbranche,gefolgt von Holz- und Möbelindustrie mitfast gleich großem Anteil, Textilindustrie,Herstellung von Nichtmetall-und Mineral-

produkten und Chemieindustrie. Die vor-teilhaften Veränderungen, die bezüglichdes Arbeitsmarkts von Sopron wahrge-nommen werden können, sind unter ande-rem der Nähe Österreichs zu verdanken.Die Pendler, die wegen der besserenErwerbsmöglichkeiten von Sopron undUmgebung nach Österreich pendeln, kön-nen kaum in den ungarischen Arbeitsmarkt„zurückgelockt“ werden.

Die hohen Immobilienpreise des Woh-nungsmarktes von Sopron erschweren dieMigration zwischen den Regionen und zwi-schen den Dörfern und Städten. Die quali-tative Zusammensetzung des Wohnungs-marktes ermöglicht jedoch, dass dieGeschäftsleute und die neu ankommendenErwerbstätigen gute Wohnungsverhältnis-se finden können, die natürlichen und kul-turellen Gegebenheiten der Stadt sindauch außergewöhnlich gut.

Es gibt eine Vielfalt von Ausbildungs-möglichkeiten, besonders Mittelschulenmit vielfältigem Profil. Die Schüler könnenzwischen zahlreichen Ausbildungen wäh-len, wobei die bedeutendsten Bereiche dieWeinkunde, die Holzwissenschaften, dieElektronik- und Informationsbildung unddas Gaststättengewerbe sind. Die traditio-nellen Fächer an der Universität, die vonnationaler Bedeutung sind, sind die Holz-und Forstwissenschaften, die durch eineKooperation mit den Unternehmen zurStärkung der Umweltschutz- und Holzin-dustrie in der Region beitragen können.Die Aufgaben der Fakultät für Wirtschafts-wissenschaften gehen weit über die Bil-dung hinaus: In Zusammenarbeit mit denpolitischen und wirtschaftlichen Akteurenfungiert die Fakultät als intellektuelle Basisund als Organisator der regionalen For-schungen und der Raumentwicklung.

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Bezüglich der Soproner Landwirtschaft fälltfast jedem ausschließlich der Weinbau ein.Die Agrartraditionen der Stadt verbindensich eindeutig mit dem Weinbau und mitdem Garten- bzw. Obstgartenbau. DieJahrhunderte alte Geschichte des Sopro-ner Weins hängt mit der Entwicklung derStadt und ihrer Bürger eng zusammen. DieGröße der Stadt Sopron ist also großteilsdurch den Weinbau und den Weinhandelentstanden, obwohl die Bedeutung desFernhandels, z. B. die Rolle der SopronerHändler beim Rinder-Export, auch erwähntwerden soll. Die Weinberge von Sopronwurden bis zum Zweiten Weltkrieg vorallem durch deutsche Bauern, „Ponzichter“(Bohnenzüchter), bewirtschaftet. DerWeinbau der Region ist erstens durch denMarktverlust, der dem preußisch-österrei-chischen Zollkrieg im 18. Jahrhundert folg-te, danach durch die Phylloxera-Seuche(Reblaus-Katastrophe) zurückgefallen.Nachdem die Grenzen in Trianon abge-steckt wurden, sind weitere Schwierigkei-ten und weitere Marktverluste aufgetreten.Durch die Deportation der Deutschen unddurch die Organisation von sozialistischenBetrieben ist ein wichtiger Teil der Sopro-ner Geschichte verschwunden.

In der Ära der sozialistischen Staatswirt-schaft wurden zahlreiche Produktionsge-nossenschaften in Sopron und Umgebunggegründet, von denen sich mit der Zeit derso genannte „Dózsa“ (eine landwirtschaftli-che Produktionsgenossenschaft = LPG)zur stärksten entwickelt hat. Der Weinbauhat aber erst nach 1970 wieder die führen-de Stellung innerhalb der Landwirtschafteingenommen. Die damaligen quantitati-ven Entwicklungen wurden mittlerweiledurch Entwicklungen, die die Erhöhung derQualität zum Ziel haben, abgelöst. Es istdiesen Entwicklungen zu verdanken, dass

heute das Weinbaugebiet Sopron zu denWeingegenden gehört, wo hohe Qualitätgarantiert ist.

Natürlich war der Wein nicht das aus-schließliche Produkt, das durch die Agrar-bevölkerung hergestellt wurde, der Anbauvon Zerealien (Getreide), Viehfutter,Zuckerrüben und Kartoffeln war, den west-ungarischen Gegebenheiten entspre-chend, auch typisch. Der Obstbau in derRegion hat nach den Schwierigkeiten desWeinverkaufs einen Aufschwung genom-men. Der Anbau von Edelkastanien zähltzu den ältesten Traditionen in der Umge-bung. Bis um die Jahrhundertwende (um1900) haben die Dörfer entlang des Ufersdes Neusiedler Sees eine Wirtschaft entwi-ckelt, die die Versorgung der städtischenWirtschaft garantierte.

In der sozialistischen Ära war der Anbauder Futterpflanzen bedeutend, aber auchdie spezialisierte Viehzucht, vor allem Rin-der und Schafe. In den 1980er-Jahren istder Acker- und Pflanzenbau praktisch ein-gestellt worden wie auch die Viehhaltung,wobei sich als „letzte Inseln“ die Rinder-zucht in FertŒrákos (Kroisbach), die Pfer-de- und Schafzucht in Brandmajor, und diePferdezucht in Ágfalva (Agendorf) in derunmittelbare Umgebung der Stadt erhaltenkonnten. Die Ackerflächen wurden bisheute zerstückelt, die Kultivierung der cha-rakteristischen Kleingärten blieb erhalten.

Durch die Entwicklung der Stadt hat sichdie Größe der Flächen, die von der Kulti-vierung ausgeschlossen wurden (bebauteFlächen, Straßen usw.) vervielfacht. Seit1935 haben sich die Ackerflächen um1.300 Hektar verringert. Von den beste-henden Ackerflächen sind jedoch vielebrach liegend, nach einigen Schätzungenwerden nahezu zwei Drittel der Ackerflä-chen nicht bewirtschaftet. Die bebaute Flä-che der Stadt grenzt heute nirgendwo anausgedehnte Ackerflächen, nur kleinereAckerflächen befinden sich noch beim

Die landwirtschaftlichen Traditionen der Stadt

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Grenzübergang Klingenbach (Kelénpatak)und in der Umgebung von Ágfalva,SopronkŒhida und Harka (Harkau).

Die landwirtschaftliche Kultivierung derStadt wird zusätzlich durch die forstwirt-schaftliche ergänzt. Der größte Teil derstädtischen Waldfläche von 5,9 Hektarwird von der Studien-Forstwirtschaft-AGverwaltet. Diese Firma bewirtschaftetaußerdem von der Stadt entfernt gelegeneWälder der ehemaligen so genannten„NagyerdŒ“ („Grosswald“) des KomitatsSopron. In der Umgebung von Sopron sindin erster Linie Kastanienwälder in Privatbe-sitz gekommen. In Ungarn ist der Studien-Charakter der Aktiengesellschaft einmalig,der einen bedeutenden und bestimmtenTätigkeitsbereich vorschreibt: Das primäreZiel ist die Präsentation durch Fachleuteunter betrieblichen Umständen für dieSchüler und Studenten der Universität undder höheren Fachschulen und die Bereit-stellung der Rahmenbedingungen der wis-senschaftlichen Forschung. Fast ein Drittelder Fläche der Forstwirtschaft ist Natur-schutzgebiet, und der 2.300 ha Parkwaldbietet auch eine spezielle Funktion für deninländischen Tourismus.

Die Entwicklung von Sopron ist seit Mittedes 19. Jahrhunderts einigermaßen ste-cken geblieben. Die Stadt wurde durch denwegfallenden Weinexport, der in Richtungdeutsche Bundesländer unmöglich wurde,und durch den langsamen Ausbau derEisenbahnlinien beeinträchtigt. Die Bahnli-nie in die kaiserliche Hauptstadt ist vergeb-lich so früh errichtet worden, viele habengemeint, dass dadurch eher die Konkur-renz der Wiener Händler bzw. der EinflussWiens in Sopron stärker geworden ist.Wegen seiner Verwaltungsfunktionen in

der Bach-Ära hatte Sopron lange Zeitdanach aus der Sicht der Regierung einnegatives Image. Ohne die Unterstützungder Regierung sind viele Versuche, Fabri-ken und Werke zu gründen, bis zur Jahr-hundertwende gescheitert (Horváth 1988).Erst danach wurden Leitbetriebe gegrün-det, obwohl das erste KohlenbergwerkUngarns schon seit Ende des 18. Jahrhunderts in Brennbergbánya(Brennberg), in der Nähe von Sopron, inBetrieb war. Der Vorgänger der noch heutefunktionierenden Bierbrauerei wurde 1896,der Vorgänger der Teppichfabrik, die 2008geschlossen wurde, 1909 gegründet. Inder Stadt ist zuerst die Metallindustriebedeutend geworden – 1905 wurde dieEisenwarenfabrik AG mit österreichischemKapital errichtet, die auch eine Metallgie-ßerei und eine Schlosserei gründete, spä-ter, 1943, haben die Budapester Weiss-Manfréd-Werke einen Betrieb gegründet,der Metallwaren hergestellt hat. Die Textil-industrie hat in den 1920er- und 1930er-Jahren angefangen, sich durch die ent-schlossene Strategie der Soproner Füh-rungskräfte zu verstärken. In diesen Jahr-zehnten haben sich in der Stadt zwei Sei-denfabriken, eine Baumwollfabrik und eineKammgarnfabrik angesiedelt, die mehr-heitlich durch österreichische und deut-sche Kapitalinvestitionen finanziert wur-den. Innerhalb der Industrie hat also dieTextilindustrie dominiert, zwischen denzwei Weltkriegen waren noch ein bis zweiweitere Fabriken in Betrieb, die eine nen-nenswerte Zahl an Arbeitern beschäftigthaben. Diese waren die Schuhzubehör-Fabrik in der KŒszegi Straße und dieFleischfabrik in der Hátulsó Straße. Natür-lich hat es noch weitere kleinere oder grö-ßere Unternehmen (Seifenfabrik, Essigfa-brik, Zigarettenpapierfabrik, Brotfabrik,Milchfabrik, Leistenfabrik, Stärkefabrik,Ziegelfabriken usw.) in Sopron gegeben,aber diese haben nicht zu den Betrieben

Industrie – schwache Industrialisierung, starkeDeindustrialisierung

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gehört, die viele Arbeiter beschäftigthaben. Die Arbeitskräftestruktur der Stadtund ihrer Region hat sich daher langsamerumgestaltet, letzten Endes ist die Entwick-lung der Stadt im Vergleich mit den Zen-tren der Region ziemlich zurückgeblieben(Horváth 1985; Kelényi 1964).

Der Verstaatlichung von 1948 folgte dieZusammenlegung der Betriebe zwischen1955 und 1963, danach erfolgten nochzahlreiche Umorganisierungen. Als Resul-tat haben alle Betriebe, mit Ausnahme derBekleidungsfabrik, ihre Selbstständigkeitverloren.

Das Holzindustrie-Profil der Stadt hatsich in den 1950er-Jahren entwickelt. DieMöbelindustrie-Genossenschaft vonSopron hat 1948, der Vorgänger des Holz-industrie-Unternehmens von Sopron(SOFA) 1951, das Spanholzverarbeitungs-unternehmen (FORFA) 1956 angefangenzu produzieren. Die Bedeutung der Textilin-dustrie hat nach dem Krieg weiterhin zuge-nommen (Bekleidungsfabrik – 1950), ihrProduktionswert innerhalb der Industrie lagin den 1980er-Jahren bei 40 %, der Anteilan Beschäftigten bei 50 %. Die Maschinen-industrie war jedoch auch im Aufschwung:Die Werte des Leichtindustrie Maschinen-bauunternehmens, des Autoausrüstungs-unternehmens (AFIT) und des Baumaschi-nenherstellungsunternehmens lagen auchbei ca. 30 %, wohingegen die Holzindustrienur 20 % bzw. 10 % vorweisen konnte. Hin-sichtlich der Gestaltung des industriellenProfils von Sopron haben die Genossen-schaften auch eine entscheidende Rollegespielt, z. B. die Ciklámen-Bekleidungsin-dustrie-Genossenschaft, die Autometall-und Kupferwerkindustrie-Genossenschaft,die Möbelindustrie-Genossenschaft, dieEisen- und Kraftfahrzeugindustrie-Genos-senschaft (Mollay 1985).

Bis zu Beginn der 1980er-Jahre habendie einzelnen Betriebe, als Einheiten derverschiedenen Großunternehmen, mit

mehr oder weniger Selbstständigkeit funk-tioniert. Folglich war eine dynamischeIndustrieförderung nicht charakteristisch.1983 gab es nur noch folgende selbststän-dige Unternehmen: die BierbrauereiSopron, AFIT und SOFA. Die spektakuläreProduktionsvolumen-Erweiterung kannjedoch drei Firmen, ELZETT, AFIT und derGießerei, verdankt werden. Die Produktionfür den Export hat sich auch auf die folgen-den drei Firmen bezogen: AFIT, ELZETTund die Teppichfabrik (Horváth 2002).

Von den aufgezählten Betrieben sindviele nach dem Systemwechsel eingestelltworden, so die Baumwollindustrie, dieBekleidungsfabrik, die Mehrheit der Unter-nehmen, die sich mit Maschinenbau odermit Eisenwarenherstellung beschäftigten,und SOFA von den Holzindustriefirmen. Zuden Betrieben, die auch heute gut funktio-nieren, gehören die Bierbrauerei im Besitzvon Heineken, das Taeg Sägewerk und dieSamas Büromöbel GmbH., die der Rechts-nachfolger von FORFA ist. Neue bedeu-tende Ansiedlungen, die auf dem „Brauns-feld“ (ein Gebiet mit Industrieruinen ausder sozialistischen Ära) entstanden, sind:die Gala-Kerzen Kerzenfabrik, die Hof-mann GmbH., die garagenindustrielle Ein-richtungen herstellt, Semperform undSempermed, die die Gummiindustrierepräsentieren, und Csonka-Glas, die inder Glasindustrie aktiv ist. Viele neu ange-siedelte Unternehmen können noch aufge-zählt werden: Der Sweedwood Betrieb, derzur Firmengruppe von IKEA gehört, stärktdas Holzindustrie-Profil der Stadt, neben-bei sind die neu angesiedelten Firmenhauptsächlich in der Ersatzteilherstellungfür die Autoindustrie (AWF, Hirschler), inder Maschinenindustrie (Unimas, Clemco)und in der Elektronikindustrie (IMS Con-nector System GmbH.) tätig. Ihre Bedeu-tung liegt in der Funktion als Arbeitgeberebenso wie als Gewerbesteuer-Zahler.

Das heißt, dass wir nach dem System-

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wechsel Zeugen des kompletten Verfallsder städtischen Textilindustrie wurden. DieMaschinenindustrie und die Holzindustriehaben jedoch große Umwandlungendurchgemacht und sind schließlich übrig-blieben, wiewohl die Rolle der Industrie inder Beschäftigung allgemein sehr nachge-lassen hat.

Die zwei Hauptteile der Industriegebietein der Stadt befinden sich entlang derEisenbahnlinien. Zuerst ist die nordwestli-che Zone entstanden, zu deren Entwick-lung zahlreiche Faktoren beigetragenhaben. Der wichtigste davon ist wahr-scheinlich, dass die erste Eisenbahnver-bindung der Stadt zwischen Wiener Neu-stadt und Sopron ausgebaut wurde (1847),die Hauptstation war der Südbahnhof, deran der westlichen Seite der Stadt gebautwurde. Der Durchgangsverkehr ist späterdurch den Bau der Sopron-Nagykanizsa-Linie (1865) am Bahnhof entstanden. DieLage des Bahnhofs hat sowohl die Ent-wicklung des Straßennetzes, als auch dieWahl des Standortes von vielen Indus-trieunternehmen beeinflusst, da der Bahn-transport und die Möglichkeit, Industrieglei-se ausbauen zu können, Priorität bis in die1950- und 1960er-Jahre hatten. Ein ande-rer Grund war, dass vor der Grenzziehungvon Trianon das selbstverständliche Zen-trum für die Stadt Sopron die „Hauptstadt“Wien war, der Soproner AbsatzmarktÖsterreich; bis zum Zweiten Weltkrieg wur-den auch die meisten Betriebe mit österrei-chischem oder deutschem Kapital gegrün-det, deshalb hat sich die Stadt in RichtungWesten gedreht und hat sich in erster Liniein diese Richtung entwickelt. Neben denFabriken hat auch die Mehrheit der Militä-robjekte und Kasernen ihren Platz an demwestlichen bzw. nordwestlichen Teil derStadt gefunden, wahrscheinlich ebensowegen der Eisenbahn. Während des Zwei-ten Weltkriegs wurden mehrere Kasernenbombardiert, auf dessen Plätzen und Rui-

nen neue sozialistische Unternehmen,Wirtschaftorganisationen (staatliche Forst-wirtschaft, Holzindustrie) errichtet wurden,wodurch sich der wirtschaftliche Charakterdes nordwestlichen Gebiets erweitert hat(Abb. 2–3).

In den 1960er- und 1970er-Jahren kamdie Erkenntnis zu spät, dass die Luftver-schmutzung der Industrieanlagen am häu-figsten durch die nördlichen und westlichenWinde in Richtung der Stadt getrieben wird.Die größten Umweltverschmutzer – dieEisengießerei, das Wärmekraftwerk –haben die Luft der Stadt für eine lange Zeitbelastet. Durch die Schließung der umwelt-verschmutzenden Industriezweige, durchden Technologiewandel und der darausresultierenden Emissionsminderung ist dieUmweltbelastung, die durch den Transportzu den Betrieben entsteht, zu einem größe-ren Problem als die direkte Luftverschmut-zung geworden. All das kann mit dem Wan-del der Verkehrsmöglichkeiten begründetwerden, da die Rolle des Eisenbahnver-kehrs vom weitaus flexibleren Straßengü-terverkehr übernommen wurde. Dies ist vorallem deswegen zu einem großen Problemgeworden, weil die Stadt, die im Sozialis-mus ihre Orientierung gewechselt hat, dieStraßennetzentwicklung der nordwestli-chen Gebiete vollkommen vernachlässigte.Die nord-südliche Verbindungsstraße, dieschon vor dem Zweiten Weltkrieg geplantwar, wurde nicht gebaut, weshalb der Stra-ßengüterverkehr gänzlich quer durch dieStadt stattgefunden hat und auch heutestattfindet. Das andere Problem ist, dassdas Gebiet heute zum Teil zu einer„Brownfield-Zone“ geworden ist, das heißtzu einer unbenutzten, durch zahlreicheUmwelt- und Immobilienmarkt-Problemegeprägten Industrie- und Bahn-Zonewurde. Die geschlossenen großen sozialis-tischen Standorte wurden zerstückelt, undteilweise durch Handels- und Dienstleis-tungsfunktionen erweitert (Abb. 4).

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Abb. 2: Funktionen der Wirtschaftsgebiete von Sopron 1938Legende:a: Land- und Forstwirtschaft b: Weinbau c: Nahrungsmittelindustrie d: Textilindustrie e: Holz- und Möbelindustrie f: Chemieindustrie g: Ziegelproduktionh: Produktion von Metallgrundstoffen und Metallwaren i: Elektronikindustriej: Maschinenbau k: Kraftfahrzeugindustriel: sonstige Leichtindustrie m: Transport und Lager n: Kommunalbetriebe o: Kasernen p: Bürogebäude q: Beherbergung und Gastronomie, Tourismus r: Handel, Dienstleistungen, s: Wohnfunktion, Wohnhäuser der ErwerbstätigenEntwurf: Jankó F., 2007

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Abb. 3: Funktionen der Wirtschaftsgebiete von Sopron 1987Legende: a: Land- und Forstwirtschaft b: Weinbau c: Nahrungsmittelindustried: Textilindustrie e: Holz- und Möbelindustrief: Gummi- und Kunststoffindustrie g: Glasindustrie, Baumaterialienindustrie h: Produktion von Metallgrundstoffen und Metallwaren i: Elektronikindustrie j: Maschinenbau k: Kraftfahrzeugindustriel: sonstige Leichtindustrie m: Transport und Lager, Großhandelsunternehmen n: Kommunalbetriebe o: Verteidigung p: Bürogebäude q: Beherbergung und Gastronomie, Tourismus r: Handel, Dienstleistungen, Dienstleitungsunternehmen s: Wohnfunktion, Wohn-häuser der ErwerbstätigenEntwurf: Jankó, 2007

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Abb. 4: Funktionen der Wirtschaftsgebiete von Sopron 2007Legende: a: Land- und Forstwirtschaft b: Weinbau c: Nahrungsmittelindustrie d: Textilindustrie e: Holz- und Möbelindustrief: Gummi- und Kunststoffindustrie g: Glasindustrie, Baumaterialienindustrie h: Produktion von Metallgrundstoffen und Metallwaren i: Elektronikindustrie j: Maschinenbau k: Kraftfahrzeugindustrie l: sonstige Leichtindustrie m: Transport und Lager n: Kommunalbetriebe o: Verteidigung p: unbenutztes Betriebsgelände q: teilweise genutztes Betriebsgelände, wo die frühere Funktion eingestellt wurde r: ehemaliges Betriebsgelände, das zur Handelsfunktion umkonstruiert wurde s: ehemaliges Betriebsgelände, das zur Wohnfunktion umkonstruiert wurde t: Bürogebäude u: Beherbergung und Gastronomie, Tourismus v: Handel, Dienstleistungen w: Wohnfunktion, Wohnhäuser der ErwerbstätigenEntwurf: Jankó, 2007

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Das zweitgrößte Industrie- und Wirt-schaftsgebiet liegt im südöstlichen Teil vonSopron. Dieses Gebiet hat nun seit Endeder 1960er-Jahre angefangen sich an demGelände östlich der Eisenbahnüberführungüber die GyŒri Straße auszubreiten, bisdahin standen auf diesem Gebiet nur derSchlachthof und die Dózsa LPG, die aufdem Platz der ehemaligen Seifenfabrikangesiedelt ist. In der sozialistischen Ärahaben sich die industriellen Merkmale desGebiets nicht verstärkt, sondern verschie-dene Dienstleistungs- und Handelsunter-nehmen haben hier Standorte gegründet.Nur nach dem Systemwechsel kann manvon einer Industrieförderung sprechen:Mehrere Betriebe haben sich an den inne-ren Bereichen des westlichen Rangier-bahnhofs angesiedelt. Das Gebiet um dieGyŒri Straße ist heute das Zentrum derkommerziellen Entwicklung.

Mehrere größere Industrie- und Wirt-schaftsgebiete befinden sich im nördlichenbzw. nordöstlichen Teil der Stadt. Der Cha-rakter der Ausfahrtstrecke der PozsonyiStraße wird durch Autosalons und Bauma-terialhandlungen bestimmt, die durch dieRekultivierung des Müllabladeplatzes ander ehemaligen Sandgrube entstandensind. Im Gegensatz zum Namen „Industrie-park Arany-hegy“ hat das Gebiet keinindustrielles, sondern eher ein kommerziel-les und Dienstleistungsprofil. Der Park istauf jenem Gebiet gegründet worden, dasdurch die Rekultivierung des Geländes derZiegelfabrik entstanden ist, wobei die Zie-gelfabrik (Wienerberger) noch immerneben dem Park besteht.

Bei der Vorstellung der Wirtschaft vonSopron spielen bei den wirtschaftlichenEigenheiten der Stadt natürlich auch dieDienstleistungen eine wichtige Rolle. Heut-

zutage arbeiten in allen Städten die meis-ten Erwerbstätigen im tertiären Sektor.Zwischen den 1980er-Jahren und der letz-ten Volkszählung ist die Zahl der Erwerbs-tätigen, die in der Industrie beschäftigtwaren von 11.000 auf 5.000 Tausendgesunken. Eine noch größere Verminde-rung konnte nur bei der Landwirtschaftwahrgenommen werden. Innerhalb destertiären Sektors haben der Handel, dieBeherbergung und Gastronomie, die wirt-schaftlichen Dienstleistungen nach undnach ihren Anteil zumindest verdoppelt.Das Profil einer Handelsstadt hat sich wie-der ausgeprägt, zusammen mit dem Trans-port waren 2001 in diesen Bereichen mehrErwerbstätige beschäftigt als in den sekun-dären Wirtschaftszweigen. Das kann auchanhand der Verteilung der wirtschaftendenUnternehmen wahrgenommen werden(Tabelle 3–4).

Einer der bedeutendsten Wirtschaftsak-teure der Stadt ist die Raaberbahn AG(GYSEV Zrt.), die schon seit 1872 als eineselbstständige Eisenbahngesellschaftinnerhalb der Monarchie funktioniert hat.Seit Trianon wird sie von Eigentümern bei-derseits Seite der Grenze betrieben undverwirklicht Entwicklungen in der Region.Die Raaberbahn AG hat die Sopron-GyŒr-und die Sopron-Szombathely-Szentgott-hárd-Eisenbahnlinien elektrifiziert, siebetreibt die Bahn in der Region des Neu-siedler Sees und spielt eine entscheidendeRolle im Personen- und Gütertransport derGrenzregion.

Die Stadt ist jedoch auch zu einerDienstleistungsstadt geworden, ihre städti-schen Funktionen haben sich verstärkt; alldas kann anhand der sich schnell entwi-ckelnde Verwaltungs-, Bildungs- undGesundheitssektoren festgestellt werden.Die Bedeutung des Tourismus kann durchdiese zwei Datentypen nicht real bewertetwerden, da das ausgegebene Geld derangekommenen Gäste in mehreren Wirt-

Handel, Dienstleistungen

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1980 1990 2001

Landwirtschaft 5,1 4,9 1,6

Industrie 43,1 33,3 22,3

Baugewerbe 4,4 4,7 6,1

Handel, Instandhaltung und Reparatur 7,9 9,4 14,7

Beherbergung und Gastronomie 3,9 6,2 8,0

Transport und Lagerwirtschaft, Nachrichtenübermittlung

10,8 11,9 11,2

Kredit- und Versicherungsgewerbe 0,5 0,9 1,8

Grundstücks- und Wohnungswesen, Wirtschaftsdienstleistungen

3,8 3,4 5,8

Öffentliche Verwaltung, Verteidigung 2,9 4,8 6,1

Erziehung und Unterricht 7,9 8,4 8,8

Gesundheits-, Veterinär- und Sozialwe-sen

5,6 7,2 8,2

Erbringung von sonstigen öffentlichenDienstleistungen

4,2 4,7 5,5

Tabelle 3: Anteil der Erwerbstätigen von Sopron nach Wirtschaftsbranchen 1980,1990 und 2001 (Volkszählungen)Quelle: KSH, "http://portal.ksh.hu"

1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005

Landwirtschaft 2,3 2,4 2,2 2,1 1,9 1,7 1,6

Industrie 11,3 11,1 11,5 10,6 10,0 9,4 9,4

Baugewerbe 7,9 7,7 7,6 8,0 8,4 8,6 8,3

Handel, Instandhaltung und Reparatur 28,4 26,5 24,0 21,2 20,4 20,2 20,0

Beherbergung und Gastronomie 7,5 7,3 6,9 6,5 6,1 6,0 5,7

Transport und Lagerwirtschaft, Nachrichtenübermittlung 4,4 4,4 4,6 6,2 6,3 6,0 5,7

Kredit- und Versicherungsgewerbe 2,4 3,2 2,8 2,5 2,4 2,8 3,2

Grundstücks- und Wohnungswesen, Wirtschaftsdienst-leistungen

21,1 22,3 24,6 23,3 24,4 24,9 25,6

Öffentliche Verwaltung, Verteidigung 1,9 2,4 2,9 3,0 3,5 3,5 3,6

Erziehung und Unterricht 4,3 4,3 4,4 4,6 4,7 4,8 5,0

Gesundheits-, Veterinär- und Sozialwesen 8,2 8,4 8,4 12,1 12,0 12,0 11,9

Tabelle 4: Branchenstruktur der Soproner Unternehmen 1999–2005Quelle: KSH, "http://portal.ksh.hu"

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schaftszweigen realisiert wird. Es ist vielmehr bezeichnend, dass Sopron 2006 hin-sichtlich der Zahl der Touristen und derZahl der Übernachtungen den 5. bzw. den6. Platz in Ungarn erreicht hat, nur von derHauptstadt und von einigen Badeortenübertroffen. Der Anteil der ausländischenTouristen an diesen Daten ist gar nicht sohoch (8., 12.), die Stadt ist also eher einZielpunkt des nationalen Tourismus.

Der wichtigste Bereich des Kleinhandelsist die traditionelle Einkaufsstraße, die„Grabenrunde“ (Várkerület), der sich Stra-ßen in einer funktionellen Weise, mit gerin-gerer Funktionsdichte, anschließen. DieseStraßen werden eher von der lokalenBevölkerung benutzt. Seit Anfang der1990er-Jahre wurde die Kleinhandels- undGastgewerbezone der Grabenrunde umdie Füredi Promenade erweitert. Auf dem-selben Raum konzentrieren sich die Zahn-arztpraxen, die auch heute noch gut vomDentaltourismus leben, und die Schön-heitsdienstleistungen (Abbildung 5–6).

Eine weitere Handels- und Gastgewer-bezone ist entlang der Lackner KristófStraße in Richtung des Grenzübergangsentstanden (Stadion-Geschäftshaus, derehemalige Standort der Baumwollindus-trie, die Umgebung des Sportzentrums, biszum Sopron Plaza), die in erster Liniedurch den Einkaufstourismus ins Lebengerufen wurde. Viele Handels- und Dienst-

leitungsunternehmen mit großen Grundflä-chen sind entlang der südöstlichen und dernördlichen Ausfahrtstraßen der Stadt ange-siedelt, die an erster Stelle die Versorgungder Bevölkerung der Stadt und ihrer Umge-bung abdecken, und deren Zahl sich heuteweiter vermehrt. Dadurch ergibt sich dieFrage, wie die Handelszentren am Randeder Stadt die traditionellen Räume desKleinhandels beeinflussen. Obwohl in die-sem Zusammenhang immer mehr Zeichenauf den Niedergang des Burgrings hinwei-sen, haben diese Prozesse erst begonnen.Die Entscheidungsträger haben schon dieBehandlung des Problems angesprochen,die Lösung liegt wahrscheinlich in derUmgestaltung der Raumnutzung und derVerkehrsordnung des Burgrings und in derAnwendung von Förderungsmaßnahmenzugunsten des lokalen Kleinhandels.

Die Struktur des Soproner Handels hatsich in den vergangenen anderthalb Jahr-zehnten ziemlich gewandelt. Die Zahl derKleinhandelsgeschäfte hat sich sehr ver-ringert und ist auf das Niveau von vor 10Jahren zurückgefallen. Dies kann zum Teildurch den Niedergang des Einkaufstouris-mus begründet werden, aber die Unterneh-men, die sich im Handel unbedingt durch-setzen wollten aber scheiterten, habenauch dazu beigetragen. Regionale Datenim Vergleich widersprechen diesen Argu-menten (Tabelle 5).

1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005

Komitat Gy r̨-Moson-Sopron 6254 6923 7293 7486 7630 7723 7768 7771 7793

Kleinregion Sopron-Fert d̨ 1686 1818 1908 1890 1920 1869 1801 1775 1730

Sopron 1252 1368 1461 1456 1482 1427 1372 1345 1296

Tabelle 5: Zahl der Kleinhandelsgeschäfte 1997–2005 im VergleichQuelle: KSH, portal.ksh.hu

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Abb. 5: Bekleidungs-, Textilwaren-, Schuh- und Lederwarengeschäfte in derInnenstadt von Sopron, 2000Legende:a: Bekleidung und Textilwaren b: Schuhe und Lederwaren c: leere GeschäftsräumeQuelle: Jankó, 2001

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Abb. 6: Gesundheitsdienstleistungen in der Innenstadt von Sopron, 2000Legende: 1: Zahnarztpraxen2: Friseursalons und sonstige GesundheitsdienstleistungenQuelle: Jankó, 2001

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Abb. 8: Entwicklung der Kleinhandelsstruktur des Komitates Gy r̨-Moson-Sopron,1998–2005 Quelle: KSH, portal.ksh.hu

Abb. 7: Entwicklung der Kleinhandelsstruktur von Sopron, 1998–2005Quelle: KSH, portal.ksh.hu

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Die deutliche Abnahme der Bekleidungs-und Lebensmittelgeschäfte ist offensicht-lich. Diese Verminderung zeigt sich auchauf der Komitatsebene, obwohl der Rück-gang in Sopron viel stärker sichtbar ist.Dies kann mit der Entstehung der großenEinkaufszentren, der Veränderung des Käuferverhaltens und auf jeden Fallmit dem Niedergang des Einkaufstouris-mus begründet werden (Abbildung 7–8).Die Verringerung des Einkaufstourismusist dem Ausgleich der Verbraucherpreisezu verdanken. Heute nimmt die Zahl derPersonen, die mit Einkaufsabsichten vonSopron nach Österreich fahren, wieder zu,da die Preise in vielen Fällen in Ungarnnicht mehr günstiger sind. Die Käufer, dieQualitätsprodukte kaufen wollen, wählenauch immer öfter Österreich, und das giltauch für einige Dienstleistungen (z. B.Schwimmbad, Strandbad).

Viele Experten meinen, dass Sopron nichtvom Einkaufstourismus leben sollte. Fürdie Stadt ist die große Herausforderung,wie sie ihren ehemaligen Einzugsbereichimmer mehr integrieren kann, um sichdadurch Stadtentwicklungspotenziale ver-schaffen zu können. Dabei ergeben sichzahlreiche Fragen. Ist es möglich, dassSopron im kulturell-touristischen Bereichwieder eine zentrale Rolle in der Grenzre-gion spielen wird? Kann bzw. will die Stadtwieder zweisprachig werden, hat über-haupt diese Frage Realität in der nahenZukunft? Was für eine Rolle spielt und wel-che Rolle will Sopron in der Wiener Makro-region bekommen? Wohnort, Erholungs-ort, Rekreations- und Gesundheitszen-trum?

Doch Sopron hat die industrielle Ent-wicklung noch gar nicht aufgegeben. Wirddie Stadt dazu fähig sein, in einem derindustriellen Wirtschaftszweige, die einen

hohen Mehrwert generieren (z. B. Umwelt-industrie) eine regional oder auch landes-weit bedeutende Rolle zu erringen? Diessind die Fragen, die sich in den kommen-den Jahrzehnten entscheiden werden unddie langfristig die Verhältnisse von Sopronund ihrer Region bestimmen werden.

BELUSZKY P., GYŒRI R. 2004: Fel is út, leis út…(Városaink településhierarchiábanelfoglalt pozícióinak változásai a 20. szá-zadban) (Aufstieg und Untergang… - Posi-tionsveränderungen unserer Städte in derStädtehierarchie in der 20. Jahrhundert).Tér és Társadalom 18. 1. 1–41.HEIMLER K. (szerk.) 1936: Sopron topo-gráfiája (Topographie von Sopron). Röttig-Romwalter, SopronHORVÁTH Z. 1985: Sopron városias fejlŒ-dése a kapitalizmus elsŒ idŒszakában(1848–1914) (Die städtische Entwicklungvon Sopron in der ersten Periode des Kapi-talismus – (1848–1914). – Soproni Szemle39. 2., 3., pp. 119–146., 213–235.HORVÁTH Z. 1988: Idegen (külföldi) tŒké-sek gyáralapítási kísérletei Sopronban1918 elŒtt (Betriebsgründungsversucheder ausländischen Kapitalisten in Sopronvor 1918). Soproni Szemle 42. 3. 193–220.HORVÁTH Z. 2002: Sopron önkormányza-tának jogai és címerei. Várostörténet1277–2002 (Rechte und Wappen vonGemeinde Sopron. Stadtgeschichte 1277–2002). SopronJANKÓ F. 2001: Sopron történelmi épüle-tállományának funkcionális hasznosítása(Funktionsspezifische Verwendung derhistorischen Gebäude von Sopron). –Soproni Szemle 55. 3., 4. pp. 277–296,411–432.KELÉNYI F. 1964: Sopron kereskedelmeés ipara a kiegyezés évében (Industrie undHandel von Sopron in dem Jahr des Aus-gleiches). Soproni Szemle 18. 4. 307–318.

Perspektive

Literatur

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1 Vergleiche: Volkszählung 2001, Berufspendler.Statistik Austria, Wien, 2004, Seite 12

Autoren:Dr. Ferenc JankóGeographUniversität Westungarn (Sopron)Wirtschaftswissenschaftliche FakultätInstitut für Internationale und Regionale Ökonomie

Ass.-Prof. Dr. Attila FábiánÖkonom, InstitutsleiterUniversität Westungarn (Sopron)Wirtschaftswissenschaftliche FakultätInstitut für Internationale und Regionale Ökonomie

Mag. Laura BertalanÖkonominUniversität Westungarn (Sopron)Wirtschaftswissenschaftliche FakultätInstitut für Internationale und Regionale Ökonomie

Mag. Ilona KaufmanÖkonomin, Ökonom-LehrerinUniversität Westungarn (Sopron)Wirtschaftswissenschaftliche FakultätInstitut für Internationale und Regionale Ökonomie