Quinte 08

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Ausgabe 08 | 2004 I Frühjahr www.quinte.ch DIE ITA WEGMAN KLINIK INFORMIERT Stufen des Abschieds I Seite 4 Gespräch mit Annemarie Gass und Silvia Wälti Sterben in der Ita Wegman Klinik Wo Sterben zur Lebensfrage wird I Seite 8 Dr. med. Lukas Schöb Anthroposophische Medizin in der Begleitung Sterbender Wo der Himmel offen steht… I Seite 12 Regula Utzinger Töne und Klänge als Begleiter auf dem letzten Wegstück Am Ende verfliessen die Grenzen I Seite 15 Matthias Grüninger Mitten im Leben: Sterben und Auferstehen Aktuelles I Seite 18 Vorstellung von neuen Ärzten, Zertifizierung „stillfreundliche Klinik“, Jahreszeitenrezept ISSN-Nr.: 1424-9146 FÜNF BEITRÄGE ZU GESUNDHEIT UND QUALITÄT ZUM MITNEHMEN! Ihr persönliches Exemplar

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Fünf Beiträge zu Gesundheit und Qualität Ausgabe 8

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Page 1: Quinte 08

Ausgabe 08 | 2004 I Frühjahrwww.quinte.ch

D I E I TA W E G M A N K L I N I K I N F O R M I E R T

Stufen des Abschieds I Seite 4Gespräch mit Annemarie Gass und Silvia WältiSterben in der Ita Wegman Klinik

Wo Sterben zur Lebensfrage wird I Seite 8Dr. med. Lukas Schöb Anthroposophische Medizin in der Begleitung Sterbender

Wo der Himmel offen steht… I Seite 12Regula Utzinger Töne und Klänge als Begleiter auf dem letzten Wegstück

Am Ende verfliessen die Grenzen I Seite 15 Matthias GrüningerMitten im Leben: Sterben und Auferstehen

Aktuelles I Seite 18Vorstellung von neuen Ärzten, Zertifizierung „stillfreundliche Klinik“, Jahreszeitenrezept

ISSN

-Nr.:

142

4-91

46

FÜNF BEITRÄGE ZU GESUNDHEIT UND QUALITÄT

ZUM MITNEHMEN!Ihr persönliches Exemplar

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Stufen des Abschieds, Seite 4Gespräch mit Annemarie Gass und Silvia WältiSterben in der Ita Wegman Klinik

Wo Sterben zur Lebensfrage wird, Seite 8Dr. med. Lukas SchöbAnthroposophische Medizin in der Begleitung Sterbender

Wo der Himmel offen steht…, Seite 12Regula UtzingerTöne und Klänge als Begleiter auf dem letzten Wegstück

Am Ende verfliessen die Grenzen, Seite 15Matthias GrüningerMitten im Leben: Sterben und Auferstehen

Aktuelles, Seite 18Vorstellung von neuen Ärzten, Zertifizierung „stillfreundliche Klinik“, Jahreszeitenrezept

DANIEL WIRZ FÜR DAS REDAKTIONSTEAM

ICH HATTE DA EINE BEGEGNUNG mitmeinem schon vor vielen Jahren verstorbenenVater. Eine unmittelbare Nähe prägte dasZusammenkommen. Nah, ganz nah war er mirda. Näher als jemals im Leben. Und mit unüberbietbarer Klarheit stand dieEinsicht vor mir: Die Toten sind mitten unteruns! Immerwährend sind wir uns nahe, sonahe, dass wir sie – die Verstorbenen – ebengar nicht als ein Gegenüber wahrnehmen – undgerade deshalb so leicht übersehen.

Noch ein zweites ergab sich mir: Sie – die Ver-storbenen – suchen den Kontakt zu uns Leben-den. Sie hätten uns manches zu sagen. Nur: Siebleiben draussen vor der Tür, wenn wir unsihnen nicht ganz bewusst zuwenden.

Wir alle leben in einer Zeit, die sich mit demSterben denkbar schwer tut. Ein für vieleangstbeladenes, unheimliches Thema, das wirgerne aus unserem Bewusstsein verdrängen.

ganz nah…Nah,

Liebe Leserin, lieber Leser,

Ich hatte unlängst einen Traum, und mit dem Erwachen war mir klar,

dass er eine Botschaft enthielt, an deren Wahrheit ich keinen Moment zweifelte.

3Editorial2 Aus dem Inhalt Ausgabe 8-2004

Glücklich werden die sein,

welche den Worten

der Toten Gehör schenken.

Leonardo da Vinci

Das Verständnis für das Leben ist uns darobweitgehend abhanden gekommen. Dass wiruns tagaus tagein mit so viel Scheinlebenabspeisen lassen, ist mir Beweis genug dafür. Wer vom Leben nichts weiss, kann auch denTod nicht verstehen.

legt uns der Mystiker Angelus Silesius nahe.Vom Wert des Loslassens ist hier die Rede.Und vom Glück, das uns erwartet, wenn wiruns zeitlebens im Abschiednehmen üben.

Dass Ihnen dies liebe Leserin, lieber Leseretwas öfter gelinge, Sie befreie und beflügleund nur so immer wieder ins pulsierendeLeben zurückführe, wünsche ich Ihnen vonHerzen

Wer nicht stirbt, bevor er stirbt, der verdirbt, wenn er stirbt!

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Stufen des Abschieds, Seite 4Gespräch mit Annemarie Gass und Silvia WältiSterben in der Ita Wegman Klinik

Wo Sterben zur Lebensfrage wird, Seite 8Dr. med. Lukas SchöbAnthroposophische Medizin in der Begleitung Sterbender

Wo der Himmel offen steht…, Seite 12Regula UtzingerTöne und Klänge als Begleiter auf dem letzten Wegstück

Am Ende verfliessen die Grenzen, Seite 15Matthias GrüningerMitten im Leben: Sterben und Auferstehen

Aktuelles, Seite 18Vorstellung von neuen Ärzten, Zertifizierung „stillfreundliche Klinik“, Jahreszeitenrezept

DANIEL WIRZ FÜR DAS REDAKTIONSTEAM

ICH HATTE DA EINE BEGEGNUNG mitmeinem schon vor vielen Jahren verstorbenenVater. Eine unmittelbare Nähe prägte dasZusammenkommen. Nah, ganz nah war er mirda. Näher als jemals im Leben. Und mit unüberbietbarer Klarheit stand dieEinsicht vor mir: Die Toten sind mitten unteruns! Immerwährend sind wir uns nahe, sonahe, dass wir sie – die Verstorbenen – ebengar nicht als ein Gegenüber wahrnehmen – undgerade deshalb so leicht übersehen.

Noch ein zweites ergab sich mir: Sie – die Ver-storbenen – suchen den Kontakt zu uns Leben-den. Sie hätten uns manches zu sagen. Nur: Siebleiben draussen vor der Tür, wenn wir unsihnen nicht ganz bewusst zuwenden.

Wir alle leben in einer Zeit, die sich mit demSterben denkbar schwer tut. Ein für vieleangstbeladenes, unheimliches Thema, das wirgerne aus unserem Bewusstsein verdrängen.

ganz nah…Nah,

Liebe Leserin, lieber Leser,

Ich hatte unlängst einen Traum, und mit dem Erwachen war mir klar,

dass er eine Botschaft enthielt, an deren Wahrheit ich keinen Moment zweifelte.

3Editorial2 Aus dem Inhalt Ausgabe 8-2004

Glücklich werden die sein,

welche den Worten

der Toten Gehör schenken.

Leonardo da Vinci

Das Verständnis für das Leben ist uns darobweitgehend abhanden gekommen. Dass wiruns tagaus tagein mit so viel Scheinlebenabspeisen lassen, ist mir Beweis genug dafür. Wer vom Leben nichts weiss, kann auch denTod nicht verstehen.

legt uns der Mystiker Angelus Silesius nahe.Vom Wert des Loslassens ist hier die Rede.Und vom Glück, das uns erwartet, wenn wiruns zeitlebens im Abschiednehmen üben.

Dass Ihnen dies liebe Leserin, lieber Leseretwas öfter gelinge, Sie befreie und beflügleund nur so immer wieder ins pulsierendeLeben zurückführe, wünsche ich Ihnen vonHerzen

Wer nicht stirbt, bevor er stirbt, der verdirbt, wenn er stirbt!

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Der Mensch, den wir lieben,

ist nicht mehr da, wo er war –

aber überall dort, wo wir sind

und seiner gedenken.

Augustin

5Aus der Ita Wegman Klinik

Stufen des Abschieds

Sterben in der Ita Wegman Klinik:

In der Ita Wegman Klinik wird Wert auf eine würdige Begleitung Sterbender gelegt.

Als ein bereicherndes Geben und Nehmen erleben dies die hier befragten in der

Pflege Tätigen. Nach dem Tod verbringt eine Patientin, ein Patient noch drei Tage in

der Klinik. Ein schrittweises Abschiednehmen ist in der Klinik möglich.

Mit Annemarie Gass, Pflegedienstleiterin, und Silvia Wälti, Krankenschwester inder Inneren Medizin, sprach Konstanze Brefin Alt über den Umgang mit demSterben.

K O N S T A N Z E B R E F I N A LT

„ES GIBT WOHL NICHTS Intimeres als das Sterben – weshalb nicht seltenMenschen gerade dann sterben, wenn sie für kurze Zeit allein gelassen wer-den“, sagt Annemarie Gass zu Beginn unseres Gesprächs, und ihre Kollegin Sil-via Wälti ergänzt: „Jeder stirbt seinen ganz eigenen, individuellen Tod. Der einegeht relativ leicht, ist schon dem Jenseits zugewandt, ein anderer hat grosseMühe loszulassen, vielleicht, weil manches in seinem Leben noch ungeklärt ist,ein dritter hat grosse Angst vor dem Übergang, vor dem Ungewissen.“Die wenigsten Menschen fürchten den Tod selbst, sondern das, was währenddes Sterbens alles geschehen könnte. Eine der schlimmsten Vorstellungen seider Erstickungstod. Beide Gesprächspartnerinnen haben dies jedoch in derBegleitung von Sterbenden noch nie erlebt. Annemarie Gass: „Der menschli-che Organismus scheint geheimnisvoll weise eingerichtet zu sein. Die Seelelöst sich bereits etwas aus dem Leib und lässt den Sterbenden dadurch oft-mals ohne Leiden hinübergleiten. Zudem haben wir ausser der menschlichenZuwendung, die äusserst wichtig ist, auch die Mittel – sowohl die Medika-mente wie die verschiedensten Anwendungen und Therapien, insbesondereMusiktherapie und Heileurythmie – um allfällige Schmerzen und Leiden zulindern.“Angehörige und Freunde empfänden vor allem die dunkle, schwere Seite desSterbeprozesses. Viele Sterbende gingen ja auch durch Phasen der Aufleh-nung, der Erschöpfung, der Todesfurcht. Der Tod wolle angenommen sein.Aber nicht selten erlebe der Scheidende diesen Prozess anders, ganz anders,als die Menschen in seinem Umkreis. „Manchmal reist jemand sozusagenschon zwischen den Welten und berichtet, dass er zum Beispiel gerade mitder längst verstorbenen Mutter gesprochen habe“, erzählt Silvia Wälti. Undwenn man nicht aufmerksam sei, denke man an Verwirrung und verstehe dieAussage nicht. „Es kann auch vorkommen“, erklärt Annemarie Gass, „dass ein Patient unbe-dingt nach Hause will, und einen Tag später stirbt er… Unsere Sprache istdiesseitsgerichtet, was die Verständigung darüber, was an der Schwelle zurgeistigen Welt alles geschieht, erschwert.“

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Der Mensch, den wir lieben,

ist nicht mehr da, wo er war –

aber überall dort, wo wir sind

und seiner gedenken.

Augustin

5Aus der Ita Wegman Klinik

Stufen des Abschieds

Sterben in der Ita Wegman Klinik:

In der Ita Wegman Klinik wird Wert auf eine würdige Begleitung Sterbender gelegt.

Als ein bereicherndes Geben und Nehmen erleben dies die hier befragten in der

Pflege Tätigen. Nach dem Tod verbringt eine Patientin, ein Patient noch drei Tage in

der Klinik. Ein schrittweises Abschiednehmen ist in der Klinik möglich.

Mit Annemarie Gass, Pflegedienstleiterin, und Silvia Wälti, Krankenschwester inder Inneren Medizin, sprach Konstanze Brefin Alt über den Umgang mit demSterben.

K O N S T A N Z E B R E F I N A LT

„ES GIBT WOHL NICHTS Intimeres als das Sterben – weshalb nicht seltenMenschen gerade dann sterben, wenn sie für kurze Zeit allein gelassen wer-den“, sagt Annemarie Gass zu Beginn unseres Gesprächs, und ihre Kollegin Sil-via Wälti ergänzt: „Jeder stirbt seinen ganz eigenen, individuellen Tod. Der einegeht relativ leicht, ist schon dem Jenseits zugewandt, ein anderer hat grosseMühe loszulassen, vielleicht, weil manches in seinem Leben noch ungeklärt ist,ein dritter hat grosse Angst vor dem Übergang, vor dem Ungewissen.“Die wenigsten Menschen fürchten den Tod selbst, sondern das, was währenddes Sterbens alles geschehen könnte. Eine der schlimmsten Vorstellungen seider Erstickungstod. Beide Gesprächspartnerinnen haben dies jedoch in derBegleitung von Sterbenden noch nie erlebt. Annemarie Gass: „Der menschli-che Organismus scheint geheimnisvoll weise eingerichtet zu sein. Die Seelelöst sich bereits etwas aus dem Leib und lässt den Sterbenden dadurch oft-mals ohne Leiden hinübergleiten. Zudem haben wir ausser der menschlichenZuwendung, die äusserst wichtig ist, auch die Mittel – sowohl die Medika-mente wie die verschiedensten Anwendungen und Therapien, insbesondereMusiktherapie und Heileurythmie – um allfällige Schmerzen und Leiden zulindern.“Angehörige und Freunde empfänden vor allem die dunkle, schwere Seite desSterbeprozesses. Viele Sterbende gingen ja auch durch Phasen der Aufleh-nung, der Erschöpfung, der Todesfurcht. Der Tod wolle angenommen sein.Aber nicht selten erlebe der Scheidende diesen Prozess anders, ganz anders,als die Menschen in seinem Umkreis. „Manchmal reist jemand sozusagenschon zwischen den Welten und berichtet, dass er zum Beispiel gerade mitder längst verstorbenen Mutter gesprochen habe“, erzählt Silvia Wälti. Undwenn man nicht aufmerksam sei, denke man an Verwirrung und verstehe dieAussage nicht. „Es kann auch vorkommen“, erklärt Annemarie Gass, „dass ein Patient unbe-dingt nach Hause will, und einen Tag später stirbt er… Unsere Sprache istdiesseitsgerichtet, was die Verständigung darüber, was an der Schwelle zurgeistigen Welt alles geschieht, erschwert.“

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6 Aus der Ita Wegman Klinik

Sterben als soziales Geschehen

In der Pflege werde das Sterben zum sozialen Geschehen. Annema-rie Gass: „Man könnte es so formulieren, dass die Sterbenden sichgegenseitig helfen. Schilderungen von Sterbenden über ihre Ein-drücke und Erlebnisse ermöglichen es uns Pflegenden, andere Ster-bende besser zu verstehen. Es gibt noch einen weiteren Aspekt, derdiese Hilfestellung ,illustriert’: Ein Patient befindet sich im Terminal-stadium, aber das Hinübergehen zieht sich hin. Ein zweiter kommtin diese Phase. Nichts geschieht. Es scheint, als wenn sie warteten.Ein dritter stirbt dann. Und nun folgen ihm die beiden ersten, als obdieser ihnen die Tür aufgestossen hätte. Dieses Türöffnen kann auchdurch eine Geburt geschehen: Zum gleichen Zeitpunkt, da ein neuerErdenbewohner ins Leben tritt, verlässt ein alter die Erde.“An diesem Tor zur geistigen Welt also begegnen sich die, die kom-men, und die, die gehen. Silvia Wälti beobachtete auch, „dass Men-schen dann sterben konnten, wenn im Rahmen eines Jahresfestesdraussen im Korridor zum Beispiel gesungen oder wenn in derWeihnachtszeit das Hirtenspiel aufgeführt wurde.“

Noch einmal Schnee spüren...

Sterben heisse auch: ganz intensiv leben! Noch einmal Schneespüren, einen blühenden Kirschbaum sehen, eine Wiese in der Hitzeriechen, jemanden umarmen, festhalten können… Das bedeute nununglaublich viel. Wenn sich der Mensch nochmals richtig mit demLeben verbinde, könne er besser loslassen, auch die unerledigten,nicht erreichten Dinge. So könne er Friede finden, und manchmalzeige sich sogar ein feiner Humor. Silvia Wälti fügt da folgende Geschichte an: „Eine Patientin hat unse-rer Station eine Kaffeemaschine geschenkt, damit sie einen letzten,anständigen‘ Kaffee bekäme. Daraus wurde dann noch mancheTasse…“, und fährt fort: „Es sind ja viele Abschiede für den Patien-ten. Er braucht zunehmend Pflege, er kann sich nicht mehr wa-schen, kann nicht mehr alleine zur Toilette, muss ernährt werden.Das ist ein sehr empfindlicher Vorgang. Permanent muss abgespürtwerden, welche Hilfe der Patient nun braucht und wie weit er sieauch annehmen kann. Und bei jedem Abschied werde ich als Pfle-gende auf das Leben zurückgeworfen, wird mir bewusst, was ichwie selbstverständlich tun kann. Der Sterbende schenkt mir einStärker-ins-Leben-Kommen, während er für ihn Wichtiges nocherledigt oder das ihm Mögliche in vollen Zügen geniesst. Sterbendeholen einen unmittelbar in den Augenblick, sie helfen einem, gegen-wärtig zu sein – und sie brauchen es auch!“

Feierlicher Abschied

Dieses Abschiednehmen gehe über den Tod hinaus. Erst werde derVerstorbene schön hergerichtet und noch ein paar Stunden im Zim-mer gelassen; dann in mildem Kerzenlicht blumengeschmückt auf-gebahrt. Dafür biete der helle Aufbahrungsraum neben dem Foyereinen würdigen Rahmen. „So können die Hinterbliebenen und auchwir den verstorbenen Menschen gehen lassen und auf seinem neuenWegstück begleiten“, erläutert Annemarie Gass. „Wir Mitarbeiten-den halten später eine kleine Feier, zu der die Hinterbliebenen,wenn sie das wollen, herzlich eingeladen sind.“ Silvia Wälti schliesst mit einem Erlebnis: „Als ich gerade neu hierwar, kam nachts um elf Uhr eine Frau auf die Station und wollte einePatientin besuchen, die an diesem Tag verstorben war. Ich dachteerst, sie wisse es noch nicht – lernte aber schnell, dass man in der ItaWegman Klinik auch die Verstorbenen ,besucht‘!

Annemarie Gass

Pflegedienstleiterin an der Ita Wegman Klinik

Dipl. Pflegefachfrau, seit 13 Jahren in der Ita Wegman Klinik tätig, seit 8 Jahren als Pflegedienstleiterin. Ihre Hauptaufgabe liegt in der Sicher-stellung einer qualitativ hochstehen-den Pflege zur Zufriedenheit der Pati-entInnen durch gut geschultes und inanthroposophischer Pflege weitergebil-detes Pflegepersonal sowie eine geziel-te Unterstützung in der laufenden Ent-wicklung der Organisationsabläufe. Ihr Hauptanliegen: Die PatientInnenfühlen sich in ihrer Krankheits- undKrisensituation gut verstanden, beglei-tet und gepflegt.

Telefon 061 705 72 36

[email protected]

FACHPERSON

ARBEITS-

SCHWERPUNKT

KONTAKT

Silvia Wälti

Krankenschwester Innere Medizin an der Ita Wegman Klinik

Dipl. Pflegefachfrau, arbeitet gern inakut-medizinischen Situationen sowiemit bewegungseingeschränkten Kran-ken, wo sie mit Hilfe der Kinästhetik-und Bobath-Konzepte unterstützendwirken kann. Die Betreuung von Sterbenden empfin-det sie oft wie ein Ehrenamt, wo dasEntdecken und Erfüllen der letztenindividuellen Bedürfnisse die grosseHerausforderung bedeutet. Ein Grundanliegen ist die umfassendePflege in allen Situationen. Die Abtei-lung für Innere Medizin mit Schwer-punkt Kardiologie bietet ihr dafür dengeeigneten Rahmen.

Telefon 061 705 72 78

FACHPERSON

ARBEITS-

SCHWERPUNKT

KONTAKT

Was aber dem LebenSinn verleiht, gibt auch dem Tod Sinn.

ANTOINE DE SAINT-EXUPÉRY

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6 Aus der Ita Wegman Klinik

Sterben als soziales Geschehen

In der Pflege werde das Sterben zum sozialen Geschehen. Annema-rie Gass: „Man könnte es so formulieren, dass die Sterbenden sichgegenseitig helfen. Schilderungen von Sterbenden über ihre Ein-drücke und Erlebnisse ermöglichen es uns Pflegenden, andere Ster-bende besser zu verstehen. Es gibt noch einen weiteren Aspekt, derdiese Hilfestellung ,illustriert’: Ein Patient befindet sich im Terminal-stadium, aber das Hinübergehen zieht sich hin. Ein zweiter kommtin diese Phase. Nichts geschieht. Es scheint, als wenn sie warteten.Ein dritter stirbt dann. Und nun folgen ihm die beiden ersten, als obdieser ihnen die Tür aufgestossen hätte. Dieses Türöffnen kann auchdurch eine Geburt geschehen: Zum gleichen Zeitpunkt, da ein neuerErdenbewohner ins Leben tritt, verlässt ein alter die Erde.“An diesem Tor zur geistigen Welt also begegnen sich die, die kom-men, und die, die gehen. Silvia Wälti beobachtete auch, „dass Men-schen dann sterben konnten, wenn im Rahmen eines Jahresfestesdraussen im Korridor zum Beispiel gesungen oder wenn in derWeihnachtszeit das Hirtenspiel aufgeführt wurde.“

Noch einmal Schnee spüren...

Sterben heisse auch: ganz intensiv leben! Noch einmal Schneespüren, einen blühenden Kirschbaum sehen, eine Wiese in der Hitzeriechen, jemanden umarmen, festhalten können… Das bedeute nununglaublich viel. Wenn sich der Mensch nochmals richtig mit demLeben verbinde, könne er besser loslassen, auch die unerledigten,nicht erreichten Dinge. So könne er Friede finden, und manchmalzeige sich sogar ein feiner Humor. Silvia Wälti fügt da folgende Geschichte an: „Eine Patientin hat unse-rer Station eine Kaffeemaschine geschenkt, damit sie einen letzten,anständigen‘ Kaffee bekäme. Daraus wurde dann noch mancheTasse…“, und fährt fort: „Es sind ja viele Abschiede für den Patien-ten. Er braucht zunehmend Pflege, er kann sich nicht mehr wa-schen, kann nicht mehr alleine zur Toilette, muss ernährt werden.Das ist ein sehr empfindlicher Vorgang. Permanent muss abgespürtwerden, welche Hilfe der Patient nun braucht und wie weit er sieauch annehmen kann. Und bei jedem Abschied werde ich als Pfle-gende auf das Leben zurückgeworfen, wird mir bewusst, was ichwie selbstverständlich tun kann. Der Sterbende schenkt mir einStärker-ins-Leben-Kommen, während er für ihn Wichtiges nocherledigt oder das ihm Mögliche in vollen Zügen geniesst. Sterbendeholen einen unmittelbar in den Augenblick, sie helfen einem, gegen-wärtig zu sein – und sie brauchen es auch!“

Feierlicher Abschied

Dieses Abschiednehmen gehe über den Tod hinaus. Erst werde derVerstorbene schön hergerichtet und noch ein paar Stunden im Zim-mer gelassen; dann in mildem Kerzenlicht blumengeschmückt auf-gebahrt. Dafür biete der helle Aufbahrungsraum neben dem Foyereinen würdigen Rahmen. „So können die Hinterbliebenen und auchwir den verstorbenen Menschen gehen lassen und auf seinem neuenWegstück begleiten“, erläutert Annemarie Gass. „Wir Mitarbeiten-den halten später eine kleine Feier, zu der die Hinterbliebenen,wenn sie das wollen, herzlich eingeladen sind.“ Silvia Wälti schliesst mit einem Erlebnis: „Als ich gerade neu hierwar, kam nachts um elf Uhr eine Frau auf die Station und wollte einePatientin besuchen, die an diesem Tag verstorben war. Ich dachteerst, sie wisse es noch nicht – lernte aber schnell, dass man in der ItaWegman Klinik auch die Verstorbenen ,besucht‘!

Annemarie Gass

Pflegedienstleiterin an der Ita Wegman Klinik

Dipl. Pflegefachfrau, seit 13 Jahren in der Ita Wegman Klinik tätig, seit 8 Jahren als Pflegedienstleiterin. Ihre Hauptaufgabe liegt in der Sicher-stellung einer qualitativ hochstehen-den Pflege zur Zufriedenheit der Pati-entInnen durch gut geschultes und inanthroposophischer Pflege weitergebil-detes Pflegepersonal sowie eine geziel-te Unterstützung in der laufenden Ent-wicklung der Organisationsabläufe. Ihr Hauptanliegen: Die PatientInnenfühlen sich in ihrer Krankheits- undKrisensituation gut verstanden, beglei-tet und gepflegt.

Telefon 061 705 72 36

[email protected]

FACHPERSON

ARBEITS-

SCHWERPUNKT

KONTAKT

Silvia Wälti

Krankenschwester Innere Medizin an der Ita Wegman Klinik

Dipl. Pflegefachfrau, arbeitet gern inakut-medizinischen Situationen sowiemit bewegungseingeschränkten Kran-ken, wo sie mit Hilfe der Kinästhetik-und Bobath-Konzepte unterstützendwirken kann. Die Betreuung von Sterbenden empfin-det sie oft wie ein Ehrenamt, wo dasEntdecken und Erfüllen der letztenindividuellen Bedürfnisse die grosseHerausforderung bedeutet. Ein Grundanliegen ist die umfassendePflege in allen Situationen. Die Abtei-lung für Innere Medizin mit Schwer-punkt Kardiologie bietet ihr dafür dengeeigneten Rahmen.

Telefon 061 705 72 78

FACHPERSON

ARBEITS-

SCHWERPUNKT

KONTAKT

Was aber dem LebenSinn verleiht, gibt auch dem Tod Sinn.

ANTOINE DE SAINT-EXUPÉRY

Page 8: Quinte 08

9Aus der Ita Wegman Klinik

Wo Sterben zur wird.

Anthroposophische Medizin in der Begleitung SterbenderBis hin zum Sterben prägt das „Ringen um die Mitte“ unser Leben. Gelingt es mehr oder weniger,

sind wir gesund. Geraten wir ins Ungleichgewicht, wie auch immer, ist Krankheit nahe.

Auch in der Begleitung des Menschen auf seinem letzten Wegstück auf der Erde hat die anthro-

posophische Medizin Heilmittel zur Hand, die dieses Ringen unterstützen.

Wer weiss, ob nicht, was wir Leben nennen, Sterben heisst und Sterben Leben bedeutet.

EURIPIDES

D R . M E D . L U K A S S C H Ö B

ES WIRD IMMER WIEDER behauptet, Ster-ben sei ein Tabu-Thema. In den täglichen Begeg-nungen mit schwerkranken Menschen, Sterben-den und deren Angehörigen habe ich gar nichtdiesen Eindruck. Vielmehr wird häufig um einenguten Umgang mit diesem Thema gerungen. VieleFragen und Unsicherheiten tauchen auf, allespüren, dass etwas Neues kommt, doch wie geheich persönlich damit um?

Entscheidend bei der ärztlichen Betreuung vonSterbenden ist die Haltung gegenüber Krankheit,Heilung und Tod. Alle Beteiligten, allen vorannatürlich der Patient selbst, aber auch seine An-gehörigen, die Pflegenden und eben wir behan-delnden Ärzte sind dabei unweigerlich zwei ge-gensätzlichen Neigungen ausgesetzt. Auf dereinen Seite ist da die Stimmung: „Das hat dochsowieso alles keinen Sinn mehr“. Resignation,Verzweiflung tun sich darin kund. Auf der ande-ren Seite können, vielleicht auch nur phasenwei-se, Illusionen, gegenstandslose Hoffnungen bis zuVerdrängungen auftreten. Beide Haltungen sind extrem und rufen nacheiner Mitte, welche während der Krankheit dau-ernd neu gesucht werden muss – von allen Betei-ligten.

Anthroposophische Medikamente

Aus ärztlicher Sicht wären da einmal die anthro-posophischen Medikamente zu erwähnen, welchebei Sterbenden angewandt werden. Es geht dabeizum einen um die Erhaltung des Gesunden, zumandern um die Heilung von Unausgeglichenem –auch noch in der letzten Stunde vor dem Tod. Entscheidend ist dabei die Annahme der wieder-holten Erdenleben: Der Übergang vom Leben inden Tod ist prägend für unser weiteres Vorankom-men, so wie der Verlauf der Geburt das folgendeLeben beeinflusst.

LebensfrageNach so vielen Wehen,

wen wundert’s,

dass dein Tod dir als

Geburt erscheint.

Das grösste Fest des

Lebens.

Frank Geerk aus: Vom Licht der Krankheit, Karlsruhe 2000

Page 9: Quinte 08

9Aus der Ita Wegman Klinik

Wo Sterben zur wird.

Anthroposophische Medizin in der Begleitung SterbenderBis hin zum Sterben prägt das „Ringen um die Mitte“ unser Leben. Gelingt es mehr oder weniger,

sind wir gesund. Geraten wir ins Ungleichgewicht, wie auch immer, ist Krankheit nahe.

Auch in der Begleitung des Menschen auf seinem letzten Wegstück auf der Erde hat die anthro-

posophische Medizin Heilmittel zur Hand, die dieses Ringen unterstützen.

Wer weiss, ob nicht, was wir Leben nennen, Sterben heisst und Sterben Leben bedeutet.

EURIPIDES

D R . M E D . L U K A S S C H Ö B

ES WIRD IMMER WIEDER behauptet, Ster-ben sei ein Tabu-Thema. In den täglichen Begeg-nungen mit schwerkranken Menschen, Sterben-den und deren Angehörigen habe ich gar nichtdiesen Eindruck. Vielmehr wird häufig um einenguten Umgang mit diesem Thema gerungen. VieleFragen und Unsicherheiten tauchen auf, allespüren, dass etwas Neues kommt, doch wie geheich persönlich damit um?

Entscheidend bei der ärztlichen Betreuung vonSterbenden ist die Haltung gegenüber Krankheit,Heilung und Tod. Alle Beteiligten, allen vorannatürlich der Patient selbst, aber auch seine An-gehörigen, die Pflegenden und eben wir behan-delnden Ärzte sind dabei unweigerlich zwei ge-gensätzlichen Neigungen ausgesetzt. Auf dereinen Seite ist da die Stimmung: „Das hat dochsowieso alles keinen Sinn mehr“. Resignation,Verzweiflung tun sich darin kund. Auf der ande-ren Seite können, vielleicht auch nur phasenwei-se, Illusionen, gegenstandslose Hoffnungen bis zuVerdrängungen auftreten. Beide Haltungen sind extrem und rufen nacheiner Mitte, welche während der Krankheit dau-ernd neu gesucht werden muss – von allen Betei-ligten.

Anthroposophische Medikamente

Aus ärztlicher Sicht wären da einmal die anthro-posophischen Medikamente zu erwähnen, welchebei Sterbenden angewandt werden. Es geht dabeizum einen um die Erhaltung des Gesunden, zumandern um die Heilung von Unausgeglichenem –auch noch in der letzten Stunde vor dem Tod. Entscheidend ist dabei die Annahme der wieder-holten Erdenleben: Der Übergang vom Leben inden Tod ist prägend für unser weiteres Vorankom-men, so wie der Verlauf der Geburt das folgendeLeben beeinflusst.

LebensfrageNach so vielen Wehen,

wen wundert’s,

dass dein Tod dir als

Geburt erscheint.

Das grösste Fest des

Lebens.

Frank Geerk aus: Vom Licht der Krankheit, Karlsruhe 2000

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11Aus der Ita Wegman Klinik10 Aus der Ita Wegman Klinik

Dr. med. Lukas Schöb-Plattner

Facharzt für Innere Medizin FMH

Geboren 1966 in Basel. 12 JahreRudolf Steiner-Schule in Basel,

Medizinstudium in Basel undGenf. Weiterbildung zum Facharzt

in verschiedenen Kliniken derSchweiz.

Die wichtigsten Fragen währendmeines Medizinstudiums warenphilosophischer Natur, weshalb

ich einige Semester an der Philo-sophischen Fakultät belegte. Inder intensiven Auseinanderset-

zung mit Lebensfragen lernte ichso die Anthroposophie und die

anthroposophische Medizin ken-nen. Faszinierend und herausfor-

dernd ist für mich das Zusammen-wirken von Bewusstseinsprozes-

sen und leiblichen Prozessen.Unter diesen Gesichtspunkten

können sich ganz neue Wege zurBehandlung verschiedenster inter-

nistischer Erkrankungen findenlassen, wie zum Beispiel entzünd-

liche, infektiöse, degenerativeoder Tumorerkrankungen.

Telefon 061 705 72 82

[email protected]

FACHPERSON

ARBEITS-

SCHWERPUNKT

KONTAKT

Das, was hier geschieht durchLiebe, durch Freundschaft, inni-

ges einander Verstehen, dassind Bausteine, die da oben in

der geistigen Region Tempelbauen. Und es muss für die

Menschen, welche dieseGewissheit durchdringt, ein

erhebendes Gefühl sein, zu wis-sen, dass, wenn sie hier schon

von Seele zu Seele Bandeschlingen, das die Grundlage

ist eines ewigen Werdens.RUDOLF STEINERAUS: TOD WIRD LEBEN

Wenn zum Beispiel unter anderem bei Sterben-den Gold in homöopathischer Verarbeitung alsInjektion verabreicht wird, können wir häufigerstaunlich ruhige und gelassene Sterbeprozessebeobachten. Dadurch kann oft mit wenig konven-tionellen Schmerz- und Beruhigungsmitteln wiez.B. Morphium und anderen ausgekommen wer-den. Das Gold, eine durch und durch rätselvolleSubstanz, entstammt der Erde und hat seit langerZeit die Menschen fasziniert. Es vereinigt Pola-ritäten in sich. Zum einen ist es hell-glänzend,edel und rein, zum andern aber auch schwer undhoch verdichtet. Durch die pharmazeutische Ver-arbeitung wird der erste Aspekt - das Glänzende,Edle und Reine – in seinem Wirkungsgrad starkgesteigert. Gleichzeitig steht Gold seit jeher fürdie Mitte, die Sonne, das Herz.

Gold, Myrrhe, Weihrauch

Nur angedeutet werden kann hier eine weitereHeilmittelkomposition, welche den Aspekt desGoldes noch erweitert und welche von einemanthroposophischen Arzt Mitte des letzten Jahr-hunderts entwickelt wurde: Olibanum composi-tum. Es besteht aus Gold, Weihrauch und Myrrheund verweist damit auf Weisheiten mit christli-chem Hintergrund. Auch dieses Mittel wird meistals Injektion verabreicht und wirkt ausgleichend,beruhigend und krampflösend, somit auchschmerzlindernd, ohne dass es das Bewusstseindämpft.

Ausserdem stehen Heilmittel der anthroposophi-schen Medizin für den Umgang mit Atemnot,Angst und Durstgefühlen zur Verfügung, welchedie selbstverständlich ebenso eingesetzten Mittelwie Sauerstoff, chemische Medikamente und in-travenöse Flüssigkeitsgabe ergänzen.

Ringen um die Mitte

Bei der Behandlung von Sterbenden zeigt sich dasRingen um die Mitte, wie es bei jeder Krankheit,ja eigentlich während des ganzen Lebens von zen-traler Bedeutung ist, in überdeutlicher Weise. Jedes Sterben fordert uns dazu heraus, die Fra-gen nach dem Leben, nach seinem tieferen Sinnund Wert noch ernsthafter zu bedenken. Lebenals fortschreitender Heilungsprozess, als Ringenum die Mitte – bis in den Tod.

Unsterblich ist amMenschenwerke, wasaus dem Herzen her-aus, voll Liebe, für dieMenschheit gedacht,empfunden und voll-bracht wird.

RUDOLF STEINER

Wir erleichtern dem Toten un-geheuer sein Leben nach demTode, wenn wir es zuwegebringen, wirklich uns in unserSchicksal zu fügen und an denToten so zu denken, dass wirwissen: Die waltende Weisheitder Welt hat ihn uns in derrechten Stunde nehmen wol-len, weil sie ihn auf anderenGebieten des Daseins braucht.Unendliches Glück würde überLebende und Tote kommen,wenn dieses einziehen würdeals eine Gesinnung in die See-len der Menschen, und wenndie Menschenseele an die To-ten wie als an Lebende denkenkönnte, an ihre Verwandlungdes Lebens denken könnteund nicht daran, dass sie ihrgenommen worden sind.

RUDOLF STEINERAUS: TOD WIRD LEBEN

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11Aus der Ita Wegman Klinik10 Aus der Ita Wegman Klinik

Dr. med. Lukas Schöb-Plattner

Facharzt für Innere Medizin FMH

Geboren 1966 in Basel. 12 JahreRudolf Steiner-Schule in Basel,

Medizinstudium in Basel undGenf. Weiterbildung zum Facharzt

in verschiedenen Kliniken derSchweiz.

Die wichtigsten Fragen währendmeines Medizinstudiums warenphilosophischer Natur, weshalb

ich einige Semester an der Philo-sophischen Fakultät belegte. Inder intensiven Auseinanderset-

zung mit Lebensfragen lernte ichso die Anthroposophie und die

anthroposophische Medizin ken-nen. Faszinierend und herausfor-

dernd ist für mich das Zusammen-wirken von Bewusstseinsprozes-

sen und leiblichen Prozessen.Unter diesen Gesichtspunkten

können sich ganz neue Wege zurBehandlung verschiedenster inter-

nistischer Erkrankungen findenlassen, wie zum Beispiel entzünd-

liche, infektiöse, degenerativeoder Tumorerkrankungen.

Telefon 061 705 72 82

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KONTAKT

Das, was hier geschieht durchLiebe, durch Freundschaft, inni-

ges einander Verstehen, dassind Bausteine, die da oben in

der geistigen Region Tempelbauen. Und es muss für die

Menschen, welche dieseGewissheit durchdringt, ein

erhebendes Gefühl sein, zu wis-sen, dass, wenn sie hier schon

von Seele zu Seele Bandeschlingen, das die Grundlage

ist eines ewigen Werdens.RUDOLF STEINERAUS: TOD WIRD LEBEN

Wenn zum Beispiel unter anderem bei Sterben-den Gold in homöopathischer Verarbeitung alsInjektion verabreicht wird, können wir häufigerstaunlich ruhige und gelassene Sterbeprozessebeobachten. Dadurch kann oft mit wenig konven-tionellen Schmerz- und Beruhigungsmitteln wiez.B. Morphium und anderen ausgekommen wer-den. Das Gold, eine durch und durch rätselvolleSubstanz, entstammt der Erde und hat seit langerZeit die Menschen fasziniert. Es vereinigt Pola-ritäten in sich. Zum einen ist es hell-glänzend,edel und rein, zum andern aber auch schwer undhoch verdichtet. Durch die pharmazeutische Ver-arbeitung wird der erste Aspekt - das Glänzende,Edle und Reine – in seinem Wirkungsgrad starkgesteigert. Gleichzeitig steht Gold seit jeher fürdie Mitte, die Sonne, das Herz.

Gold, Myrrhe, Weihrauch

Nur angedeutet werden kann hier eine weitereHeilmittelkomposition, welche den Aspekt desGoldes noch erweitert und welche von einemanthroposophischen Arzt Mitte des letzten Jahr-hunderts entwickelt wurde: Olibanum composi-tum. Es besteht aus Gold, Weihrauch und Myrrheund verweist damit auf Weisheiten mit christli-chem Hintergrund. Auch dieses Mittel wird meistals Injektion verabreicht und wirkt ausgleichend,beruhigend und krampflösend, somit auchschmerzlindernd, ohne dass es das Bewusstseindämpft.

Ausserdem stehen Heilmittel der anthroposophi-schen Medizin für den Umgang mit Atemnot,Angst und Durstgefühlen zur Verfügung, welchedie selbstverständlich ebenso eingesetzten Mittelwie Sauerstoff, chemische Medikamente und in-travenöse Flüssigkeitsgabe ergänzen.

Ringen um die Mitte

Bei der Behandlung von Sterbenden zeigt sich dasRingen um die Mitte, wie es bei jeder Krankheit,ja eigentlich während des ganzen Lebens von zen-traler Bedeutung ist, in überdeutlicher Weise. Jedes Sterben fordert uns dazu heraus, die Fra-gen nach dem Leben, nach seinem tieferen Sinnund Wert noch ernsthafter zu bedenken. Lebenals fortschreitender Heilungsprozess, als Ringenum die Mitte – bis in den Tod.

Unsterblich ist amMenschenwerke, wasaus dem Herzen her-aus, voll Liebe, für dieMenschheit gedacht,empfunden und voll-bracht wird.

RUDOLF STEINER

Wir erleichtern dem Toten un-geheuer sein Leben nach demTode, wenn wir es zuwegebringen, wirklich uns in unserSchicksal zu fügen und an denToten so zu denken, dass wirwissen: Die waltende Weisheitder Welt hat ihn uns in derrechten Stunde nehmen wol-len, weil sie ihn auf anderenGebieten des Daseins braucht.Unendliches Glück würde überLebende und Tote kommen,wenn dieses einziehen würdeals eine Gesinnung in die See-len der Menschen, und wenndie Menschenseele an die To-ten wie als an Lebende denkenkönnte, an ihre Verwandlungdes Lebens denken könnteund nicht daran, dass sie ihrgenommen worden sind.

RUDOLF STEINERAUS: TOD WIRD LEBEN

Page 12: Quinte 08

Töne und Klänge als Begleiter auf dem letzten Wegstück

Aus der Ita Wegman Klinik

Regula UtzingerMusikerin,Musiktherapeutin

Seit 1984 Musiktherapeutinan der Ita Wegman Klinik,Arlesheim, CH;betreut stationäre undambulante Patienten ausallen Abteilungen.

Daneben pädagogische und künstlerische Tätigkeit.Freie Mitarbeit an Aus-bildungen, Tagungen undSeminaren.

Telefon 061 705 72 10

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ARBEITS-

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KONTAKT

SCHON OFT WAR das Lied „Himmelslinde“ bei der Betreuung vonMenschen auf dem Weg zur „Himmelspforte“ ein Begleiter. Wie kann einesolche musikalische Wegbegleitung in der Praxis aussehen?

Das „Thema“ ist für alle dasselbe, aber der Weg dahin ist für jeden Men-schen ein ganz anderer – eben sein eigener. Je näher der Übergang rückt,desto spezieller und individueller gilt es, die hilfreichen Töne und Klängeauszuwählen.Die Begleitung kann sich in einem Fall über Monate hinziehen oder aberauch nur ein paar Tage dauern. So lange es geht, wird man den Patien-ten in das Spielen oder Singen aktiv miteinbeziehen. Ist das nicht mehrmöglich, tritt das Vorspielen und/oder Vorsingen des Therapeuten in denVordergrund.

Ist der gemeinsame Weg länger, kann ich als Therapeutin natürlich inganz anderem Masse an den musikalischen aber auch seelischen Erleb-nissen und Wandlungen Anteil nehmen. In diesem Falle fällt mir die Aus-wahl der passenden Musik leichter. Entfällt dieses Sich-Vertraut-Machenaber, ist meinerseits ein waches Hinlauschen und sorgfältiges Beobach-ten des Menschen unabdingbar. Wie, mit welchen Instrumenten undKlängen, soll ich ihn begleiten? Ich kann ihn ja oft nicht mehr direktansprechen, auch ist es schwer abzuschätzen, inwieweit in seinemBewusstsein überhaupt noch Platz für Irdisches ist oder aber schon über-sinnliche Wahrnehmungen im Vordergrund stehen.

Grenzüberschreitendes Musikhören

Beim (Musik-)Hören passiert diese Grenzüberschreitung andauernd.Geräusche, Töne, Klänge, auch unsere Sprache – sie sind nicht sichtbar,nicht physisch fassbar. Das Hören ist somit der erste Schritt hin zum übersinnlichen Wahrnehmen. Diese Tatsache ist im Hinblick aufunsere therapeutische Arbeit (besonders bei Angstzuständen) von gros-ser Wichtigkeit.Beim Musikhören kann das „Grenzen überschreiten“ anfänglich erübt,erfahren werden. Ich bin überzeugt, dass genau dieses die Musik für unsso wichtig macht.

Wo der Himmeloffen steht...

Die Musiktherapeutin Regula Utzinger erzählt in diesem Beitrag von ihrem „musikalischen Umgang“

mit Sterbenden. Je nach Phase sind es wieder andere Instrumente, andere Klänge, die den Menschen

auf dem letzten Wegstück helfen sollen. Ein feines Gespür ist da in jedem Fall erforderlich.

R E G U L A U T Z I N G E R

Die Himmelslinde

Grad dort, grad dort,wo der Himmel offen steht.

Grad dort, grad dortsteht ein Lindlein grün.

Darunter da sitztMutter Maria.

In ihrem Arm,Das Kindlein ihr.

Es gibt seinen Segenüber alle Lande,über Himmel und Erde.

Ein Lied aus der Gottschee, Slowenien

Jesu Geburt: Madonna aus dem Isenheimer Altar, Matthias Grünewald

13

Page 13: Quinte 08

Töne und Klänge als Begleiter auf dem letzten Wegstück

Aus der Ita Wegman Klinik

Regula UtzingerMusikerin,Musiktherapeutin

Seit 1984 Musiktherapeutinan der Ita Wegman Klinik,Arlesheim, CH;betreut stationäre undambulante Patienten ausallen Abteilungen.

Daneben pädagogische und künstlerische Tätigkeit.Freie Mitarbeit an Aus-bildungen, Tagungen undSeminaren.

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SCHON OFT WAR das Lied „Himmelslinde“ bei der Betreuung vonMenschen auf dem Weg zur „Himmelspforte“ ein Begleiter. Wie kann einesolche musikalische Wegbegleitung in der Praxis aussehen?

Das „Thema“ ist für alle dasselbe, aber der Weg dahin ist für jeden Men-schen ein ganz anderer – eben sein eigener. Je näher der Übergang rückt,desto spezieller und individueller gilt es, die hilfreichen Töne und Klängeauszuwählen.Die Begleitung kann sich in einem Fall über Monate hinziehen oder aberauch nur ein paar Tage dauern. So lange es geht, wird man den Patien-ten in das Spielen oder Singen aktiv miteinbeziehen. Ist das nicht mehrmöglich, tritt das Vorspielen und/oder Vorsingen des Therapeuten in denVordergrund.

Ist der gemeinsame Weg länger, kann ich als Therapeutin natürlich inganz anderem Masse an den musikalischen aber auch seelischen Erleb-nissen und Wandlungen Anteil nehmen. In diesem Falle fällt mir die Aus-wahl der passenden Musik leichter. Entfällt dieses Sich-Vertraut-Machenaber, ist meinerseits ein waches Hinlauschen und sorgfältiges Beobach-ten des Menschen unabdingbar. Wie, mit welchen Instrumenten undKlängen, soll ich ihn begleiten? Ich kann ihn ja oft nicht mehr direktansprechen, auch ist es schwer abzuschätzen, inwieweit in seinemBewusstsein überhaupt noch Platz für Irdisches ist oder aber schon über-sinnliche Wahrnehmungen im Vordergrund stehen.

Grenzüberschreitendes Musikhören

Beim (Musik-)Hören passiert diese Grenzüberschreitung andauernd.Geräusche, Töne, Klänge, auch unsere Sprache – sie sind nicht sichtbar,nicht physisch fassbar. Das Hören ist somit der erste Schritt hin zum übersinnlichen Wahrnehmen. Diese Tatsache ist im Hinblick aufunsere therapeutische Arbeit (besonders bei Angstzuständen) von gros-ser Wichtigkeit.Beim Musikhören kann das „Grenzen überschreiten“ anfänglich erübt,erfahren werden. Ich bin überzeugt, dass genau dieses die Musik für unsso wichtig macht.

Wo der Himmeloffen steht...

Die Musiktherapeutin Regula Utzinger erzählt in diesem Beitrag von ihrem „musikalischen Umgang“

mit Sterbenden. Je nach Phase sind es wieder andere Instrumente, andere Klänge, die den Menschen

auf dem letzten Wegstück helfen sollen. Ein feines Gespür ist da in jedem Fall erforderlich.

R E G U L A U T Z I N G E R

Die Himmelslinde

Grad dort, grad dort,wo der Himmel offen steht.

Grad dort, grad dortsteht ein Lindlein grün.

Darunter da sitztMutter Maria.

In ihrem Arm,Das Kindlein ihr.

Es gibt seinen Segenüber alle Lande,über Himmel und Erde.

Ein Lied aus der Gottschee, Slowenien

Jesu Geburt: Madonna aus dem Isenheimer Altar, Matthias Grünewald

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Page 14: Quinte 08

14 Aus der Ita Wegman Klinik

GrenzenMitten im Leben: Sterben und AuferstehenSterben und Auferstehen reichen sich – schon mitten im Leben – die Hand.

Das ist trostvoll, macht aber auch Mut, sich zeitlebens im Loslassen zu üben.

Und man ahnt vielleicht, was Goethe wohl meinte, als er einmal den Tod als

Kniff der Natur charakterisiert, das Leben zu steigern.

M A T T H I A S G R Ü N I N G E R

Wie Sterbende musikalisch begleiten?

Bei einer längeren Begleitung hat vorerst muntere undbesinnlichere, schnellere und langsamere Musik mit einerreichen Tonskala Priorität. Immer weniger Töne werden esspäter sein. Grosse Tonabstände werden mehr und mehr inden Vordergrund treten. Sie lassen mehr Raum für das, wasim anderen Menschen vorgeht. Die ansonsten stimmungs-vollen Dreiklangharmonien scheinen immer weniger ange-bracht. Sie wirken jetzt allzu dicht und fast ein wenig er-drückend. Von der Klangqualität sind – rückt das Sterbeneinmal näher – Instrumente zu bevorzugen, deren Ton nachdem Anschlagen nur langsam verklingt, wie das zum Bei-spiel bei Saiteninstrumenten oder Glocken der Fall ist. Sol-che Töne wirken befreiender als etwa ein trockener Flöten-oder Xylophonton, der praktisch keinen Nachklang hat.Unterschiedlich wirken natürlich auch hohe oder tiefe Tö-ne. Gemäss meiner Erfahrung lösen tiefe Töne zuweileneine gewisse Unruhe oder gar Schmerz aus. Sie scheinen zuschwer, zu „irdisch“. Aufsteigende Melodiesequenzen wir-ken mehr lösend als absteigende.Zu dem eingangs erwähnten Lied gibt es eine Begleitung,die sich aus der Tiefe in der Wiederholung immer höherschwingt und dadurch eine immer grössere Weite schafft.

Individuelle Sterbewege

Im folgenden möchte ich zwei „Sterbewege“ kurz skizzieren.Einer Frau wurde vom Arzt ambulante Musiktherapie ver-ordnet. Damals ging es überhaupt nicht um eine Sterbe-begleitung. Die Diagnose und das, was mir der Arzt von derPatientin erzählte, sprach – was die Instrumentenwahl be-trifft – für den Einsatz einer Chrotta. Sie ist ein ursprüng-lich keltisches Instrument, das heute in Geigen-, Bratschen-oder Celloform mit vier Saiten zum Streichen gebaut wird.Frau Z. ( damals 65 jährig) war von der Tenorchrotta (halbe

Cellogrösse) sofort begeistert und genoss den warmen Tonsichtlich. Sie kaufte sich sogar ein eigenes Instrument undspielte täglich darauf. Es wurde ihr zu einem wichtigen per-sönlichen Begleiter für die nächsten fast zehn Jahre. Freu-dig kam sie jede Woche zur Stunde. Das ursprüngliche Lei-den verschwand mit der Zeit gänzlich. Trotzdem kam sieweiter zum Chrottaspielen, bis sich eines Tages eine ganzandere Krankheit bemerkbar machte. Diese behinderte siezusehends in ihrer Bewegungsfreiheit. Sie konnte bald auchnicht mehr längere Zeit sitzen. Es war schwer für sie, ihreliebe Chrotta kaum noch spielen zu können. Bald wurde sievollends bettlägerig und brauchte Spitalpflege.Anfangs probierten wir verschiedene Varianten aus, damitsie doch noch im Bett spielen konnte, aber eigentlich reich-ten die Kräfte nicht mehr aus. Sie durfte sich nun wün-schen, was sie hören möchte und genoss das Vorspiel sicht-lich, sang zuweilen sogar mit, was sie früher eher scheute.In den letzten zwei Wochen wurden die Wachmomenteimmer kürzer, mein Spiel wurde langsamer und leichter,und ich versuchte, ihren Atemrhythmus aufzugreifen. Dannkam eine Phase, in welcher mir die Chrottatöne zu schwererschienen. Ich spielte ihr auf der Leier vor. Zum Abschlussder Stunde erklang dann jeweils ihr Lieblingschoral, beidem sie manchmal noch einige Töne mitsang, obwohl manden Eindruck hatte, sie wäre schon weit weg.Eines Abends ging ich nochmals hin. Sie reagierte nicht aufmeine Begrüssung. Ich spielte ihr vor, sie blieb ruhig.Schwer und langsam ging ihr Atem. Am Schluss spielte undsang ich, wie gewohnt, den vertrauten Choral. Während derletzten Zeile erschrak ich, als vom Bett her plötzlichglockenreine Töne an mein Ohr drangen, so hell und reinwie nie zuvor! Dann kehrte wieder Stille ein. Die Verab-schiedung wurde äusserlich nicht erwidert. In der Nachtdes nachfolgenden Tages ging sie über die Schwelle.

Hilfreiche Zwischenräume

Ein anderes Erlebnis: Der Patient war schon eine Weile sta-tionär in der Klinik, bevor er zur Musiktherapie angemeldetwurde. Ich ging in sein Zimmer, um ihn zu begrüssen undherauszufinden, was ich an Instrumenten und Musik mit-bringen sollte. Er lag – sichtlich geschwächt – im Bett undfand kaum die Kraft, sich zu äussern. Ich ging und holte diegegossenen englischen Glocken und einige Saiteninstru-mente. Beim Erklingen der (im Dreiklang gestimmten) Sai-teninstrumente tat sich bei ihm nicht viel, bei den Glockenhingegen äusserte er, wie gut sie ihm tun. Als ich ihn amnächsten Tag wiederum aufsuchte, atmete er schwer undschien unruhig. Anknüpfend an die Erfahrung des Vortagsfing ich mit den Glocken an. Aber bald winkte er ab. Nacheiner kleinen Pause griff ich zur Leier und spielte in seinemAtemrhythmus eine Melodie, die immer wieder „Zwischen-räume“ eröffnete. Bald wurde die Atmung leichter, es tratEntspannung und Ruhe ein.Als ich ihn am nächsten Tag wiederum besuchte, hatte ergrad vorher seinen letzten Atemzug getan.

Ein jedes Mal empfinde ich es als eine Ehre, als ein Ge-schenk, wenn ich einen Menschen so begleiten darf. Undich bin sehr dankbar, dass ich etwas von dem Weg, den erbeschreitet, aus allernächster Nähe miterleben darf.

Der Klang taucht am tiefsten hinab in die mensch-liche Seele. (Kurt Pahlen)

Es ist bekannt, dass das Ohr als Organ im drittenMonat der Schwangerschaft bereits fertig ausgebildetist. Das Kind kann zu diesem Zeitpunkt auch schonhören. Der Mensch hört also, ehe er geboren wird. Esist ausserdem bekannt, dass das Hören als letzter Sinnnach dem Tode erlischt. Diese beiden Sachverhaltebestätigen eindrücklich, dass wir hörend buchstäblichGrenzen überschreiten. Das finden wir im täglichenLeben vollauf bestätigt. Sehen können wir nur bis zur Wand, zur Türe hin.Hören können wir zuweilen aber auch, was sich jen-seits der sichtbaren Grenze tut. Manche sind durchausin der Lage, jemanden, der kommt, an seiner Stimmeoder am Schritt zu erkennen, ehe sie ihn physischwahrnehmen.

Betrachtung des HörensAm Ende verfliessen die

Page 15: Quinte 08

14 Aus der Ita Wegman Klinik

GrenzenMitten im Leben: Sterben und AuferstehenSterben und Auferstehen reichen sich – schon mitten im Leben – die Hand.

Das ist trostvoll, macht aber auch Mut, sich zeitlebens im Loslassen zu üben.

Und man ahnt vielleicht, was Goethe wohl meinte, als er einmal den Tod als

Kniff der Natur charakterisiert, das Leben zu steigern.

M A T T H I A S G R Ü N I N G E R

Wie Sterbende musikalisch begleiten?

Bei einer längeren Begleitung hat vorerst muntere undbesinnlichere, schnellere und langsamere Musik mit einerreichen Tonskala Priorität. Immer weniger Töne werden esspäter sein. Grosse Tonabstände werden mehr und mehr inden Vordergrund treten. Sie lassen mehr Raum für das, wasim anderen Menschen vorgeht. Die ansonsten stimmungs-vollen Dreiklangharmonien scheinen immer weniger ange-bracht. Sie wirken jetzt allzu dicht und fast ein wenig er-drückend. Von der Klangqualität sind – rückt das Sterbeneinmal näher – Instrumente zu bevorzugen, deren Ton nachdem Anschlagen nur langsam verklingt, wie das zum Bei-spiel bei Saiteninstrumenten oder Glocken der Fall ist. Sol-che Töne wirken befreiender als etwa ein trockener Flöten-oder Xylophonton, der praktisch keinen Nachklang hat.Unterschiedlich wirken natürlich auch hohe oder tiefe Tö-ne. Gemäss meiner Erfahrung lösen tiefe Töne zuweileneine gewisse Unruhe oder gar Schmerz aus. Sie scheinen zuschwer, zu „irdisch“. Aufsteigende Melodiesequenzen wir-ken mehr lösend als absteigende.Zu dem eingangs erwähnten Lied gibt es eine Begleitung,die sich aus der Tiefe in der Wiederholung immer höherschwingt und dadurch eine immer grössere Weite schafft.

Individuelle Sterbewege

Im folgenden möchte ich zwei „Sterbewege“ kurz skizzieren.Einer Frau wurde vom Arzt ambulante Musiktherapie ver-ordnet. Damals ging es überhaupt nicht um eine Sterbe-begleitung. Die Diagnose und das, was mir der Arzt von derPatientin erzählte, sprach – was die Instrumentenwahl be-trifft – für den Einsatz einer Chrotta. Sie ist ein ursprüng-lich keltisches Instrument, das heute in Geigen-, Bratschen-oder Celloform mit vier Saiten zum Streichen gebaut wird.Frau Z. ( damals 65 jährig) war von der Tenorchrotta (halbe

Cellogrösse) sofort begeistert und genoss den warmen Tonsichtlich. Sie kaufte sich sogar ein eigenes Instrument undspielte täglich darauf. Es wurde ihr zu einem wichtigen per-sönlichen Begleiter für die nächsten fast zehn Jahre. Freu-dig kam sie jede Woche zur Stunde. Das ursprüngliche Lei-den verschwand mit der Zeit gänzlich. Trotzdem kam sieweiter zum Chrottaspielen, bis sich eines Tages eine ganzandere Krankheit bemerkbar machte. Diese behinderte siezusehends in ihrer Bewegungsfreiheit. Sie konnte bald auchnicht mehr längere Zeit sitzen. Es war schwer für sie, ihreliebe Chrotta kaum noch spielen zu können. Bald wurde sievollends bettlägerig und brauchte Spitalpflege.Anfangs probierten wir verschiedene Varianten aus, damitsie doch noch im Bett spielen konnte, aber eigentlich reich-ten die Kräfte nicht mehr aus. Sie durfte sich nun wün-schen, was sie hören möchte und genoss das Vorspiel sicht-lich, sang zuweilen sogar mit, was sie früher eher scheute.In den letzten zwei Wochen wurden die Wachmomenteimmer kürzer, mein Spiel wurde langsamer und leichter,und ich versuchte, ihren Atemrhythmus aufzugreifen. Dannkam eine Phase, in welcher mir die Chrottatöne zu schwererschienen. Ich spielte ihr auf der Leier vor. Zum Abschlussder Stunde erklang dann jeweils ihr Lieblingschoral, beidem sie manchmal noch einige Töne mitsang, obwohl manden Eindruck hatte, sie wäre schon weit weg.Eines Abends ging ich nochmals hin. Sie reagierte nicht aufmeine Begrüssung. Ich spielte ihr vor, sie blieb ruhig.Schwer und langsam ging ihr Atem. Am Schluss spielte undsang ich, wie gewohnt, den vertrauten Choral. Während derletzten Zeile erschrak ich, als vom Bett her plötzlichglockenreine Töne an mein Ohr drangen, so hell und reinwie nie zuvor! Dann kehrte wieder Stille ein. Die Verab-schiedung wurde äusserlich nicht erwidert. In der Nachtdes nachfolgenden Tages ging sie über die Schwelle.

Hilfreiche Zwischenräume

Ein anderes Erlebnis: Der Patient war schon eine Weile sta-tionär in der Klinik, bevor er zur Musiktherapie angemeldetwurde. Ich ging in sein Zimmer, um ihn zu begrüssen undherauszufinden, was ich an Instrumenten und Musik mit-bringen sollte. Er lag – sichtlich geschwächt – im Bett undfand kaum die Kraft, sich zu äussern. Ich ging und holte diegegossenen englischen Glocken und einige Saiteninstru-mente. Beim Erklingen der (im Dreiklang gestimmten) Sai-teninstrumente tat sich bei ihm nicht viel, bei den Glockenhingegen äusserte er, wie gut sie ihm tun. Als ich ihn amnächsten Tag wiederum aufsuchte, atmete er schwer undschien unruhig. Anknüpfend an die Erfahrung des Vortagsfing ich mit den Glocken an. Aber bald winkte er ab. Nacheiner kleinen Pause griff ich zur Leier und spielte in seinemAtemrhythmus eine Melodie, die immer wieder „Zwischen-räume“ eröffnete. Bald wurde die Atmung leichter, es tratEntspannung und Ruhe ein.Als ich ihn am nächsten Tag wiederum besuchte, hatte ergrad vorher seinen letzten Atemzug getan.

Ein jedes Mal empfinde ich es als eine Ehre, als ein Ge-schenk, wenn ich einen Menschen so begleiten darf. Undich bin sehr dankbar, dass ich etwas von dem Weg, den erbeschreitet, aus allernächster Nähe miterleben darf.

Der Klang taucht am tiefsten hinab in die mensch-liche Seele. (Kurt Pahlen)

Es ist bekannt, dass das Ohr als Organ im drittenMonat der Schwangerschaft bereits fertig ausgebildetist. Das Kind kann zu diesem Zeitpunkt auch schonhören. Der Mensch hört also, ehe er geboren wird. Esist ausserdem bekannt, dass das Hören als letzter Sinnnach dem Tode erlischt. Diese beiden Sachverhaltebestätigen eindrücklich, dass wir hörend buchstäblichGrenzen überschreiten. Das finden wir im täglichenLeben vollauf bestätigt. Sehen können wir nur bis zur Wand, zur Türe hin.Hören können wir zuweilen aber auch, was sich jen-seits der sichtbaren Grenze tut. Manche sind durchausin der Lage, jemanden, der kommt, an seiner Stimmeoder am Schritt zu erkennen, ehe sie ihn physischwahrnehmen.

Betrachtung des HörensAm Ende verfliessen die

Page 16: Quinte 08

erst deutlich: Wo Leerräume entstandensind, ist Platz geschaffen worden für neueErfahrungen, für neue Prozesse und neueBegegnungen. Und dann staunen wir überdie Urkraft des Lebens.

Tod wird Leben

So gesehen beginnt die Auferstehung ausdem Tod schon mitten im Leben. Und damitsind wir beim Geheimnis von Ostern: ImTod ist das neue Leben verborgen.Im Sterben und Auferstehen des Christusverkörpert sich das Mysterium des Lebensschlechthin. Die Urpolarität von Werdenund Vergehen, die allem Leben innewohnt,schwingt mit, wenn wir als Christen dasSterben Jesu Christi meditieren und seineAuferstehung feiern. Im mystischen Eins-werden mit Christus binden wir uns ineinen überindividuellen Zusammenhangein. Unsere eigenen, individuellen Sterbe-und Auferstehungsprozesse lassen uns aneinem grösseren Ganzen Anteil nehmen.

Es ist nicht gut, dass der Mensch alleine sei.

Um dieses Sich-Aufgehoben-Fühlen geht esbeim endgültigen Ablegen des irdischen Men-schen. So individuell und verschiedenartig essich beim Einzelnen auch vollziehen mag, einMenschenleben dürfte nicht enden in der Ver-einzelung! So sehr ein sterbender Mensch sei-nen Weg zwar alleine zu Ende gehen muss, sosehr ist er angewiesen auf liebevolle und ein-fühlsame Begleitung. „Es ist nicht gut, dass derMensch allein sei“, gibt uns die Bibel schon inder Schöpfungsgeschichte zu bedenken. Dasgilt im Blick auf das ganze Leben. Doch ganzbesonders gilt es, wenn ein Mensch vor derAufgabe steht, sein irdisches Leben loszulas-sen. Dann wird die Erfahrung des Begleitet-und Gehaltenseins zentral.

Sonnenhaft auferstehen

Die unzähligen Berichte von Nahtoderfahrun-gen über die Begegnung mit einer unbeschreib-lich liebevollen Lichtgestalt mögen uns Weiter-lebenden ein Hinweis sein – kein naturwissen-schaftlich gesicherter Beweis – aber ein Hin-weis auf eine Begegnung mit dem göttlichenLicht in einer anderen, jenseitigen Welt.Die Bibel spricht in Bildern davon. So etwavom Samenkorn, das in die Erde gelegt wirdund daraus in einer wunderbaren Verwand-lung etwas Neues und Ungeahntes hervorgeht.Vor allem aber spricht das Neue Testament vonder Auferstehung des Christus. Seit den Berich-ten der Evangelien vom leeren Grab am Oster-morgen, wird der Auferstandene mit der aufge-henden Sonne verglichen. Das Licht, das ausder Nacht heraus neu geboren wird – Christus– wird zu unserer inneren Sonne – im Lebenund im Sterben. Das deutsche Wort „Sonn-Tag“weist auf diese Verknüpfung hin. Jeder Sonn-tag ist darum ein Auferstehungstag – schonmitten im Leben!

17Zeitfragen zu Gesundheit und Lebensführung16 Zeitfragen zu Gesundheit und Lebensführung

AUF DEN ERSTEN BLICK erscheint derTod als Ende und Begrenzung des Lebens.Doch genauer besehen existiert dieseGrenze gar nicht so absolut. Tag für Tagsterben Tausende, ja wahrscheinlich Mil-lionen unserer eigenen Körperzellen ab.An ihrer Stelle entstehen immerzu neue.Solange wir leben, wird der Prozess desVergehens in unserem Körper überlagertvom Prozess des Neuwerdens. Beim jun-gen Menschen entstehen mehr neue Zel-len als alte absterben. Im Alter gewinnendie Sterbeprozesse allmählich die Ober-hand. So betrachtet ist die Grenze zwi-schen Leben und Tod fliessend, fliessen-der jedenfalls als es auf den ersten Blickerscheint.

Sterben – mitten im Leben

Was auf physischer Ebene so klar zutagetritt, wird sich im Psychischen gewissnicht anders verhalten. Wie vieles stirbtda doch schon zu Lebzeiten in uns ab?Mitten im Leben gilt es so manches, waseinem lieb und vertraut geworden ist, los-zulassen. Öfter als einem manchmal liebist, heisst es, Abschied zu nehmen vonMenschen, die ein Stück Leben mit unsgeteilt haben, von Orten, die uns Heimatgeworden sind, von Aufgaben und vonGewohnheiten, die uns in Fleisch undBlut übergegangen sind... Mitten im Le-ben stirbt dann ein Stück von uns. Umge-kehrt entsteht oft aber auch neues Leben,und nicht selten gerade dort, wo altesabgelegt wurde. Im Rückblick wird oft

aus: Urs Lüthi, Transformation, 2001

Öfter als einem manchmal lieb, ist es an der Zeitzu sterben – um ins Leben zurückzukehren.

DANIEL WIRZAUS: ERZIEHUNG – BEZIEHUNG

Matthias Grüninger

Jahrgang 1958,aufgewachsen in Zürich-Albisrieden; seit knapp 12 Jahren Gemeindepfarrer in der evangelisch-refor-mierten Kirchgemeinde Arlesheim, zuvor 6 Jahre in Rapperswil-Jona; verheiratet mit einer Primarlehrerin,zwei Kinder im Alter von 16 und 18 Jahren,liebt in der Freizeit Reisen, Bergsteigen, Lesen und Gartenpflege

Kontakt:[email protected]

Ich habe die feste Überzeu-gung, dass unser Geist einWesen ist ganz unzerstörbarerNatur; es ist ein Fortwirkendesvon Ewigkeit zu Ewigkeit. Es ist der Sonne ähnlich, diebloss unseren irdischen Augenunterzugehen scheint, die aber eigentlich nie untergeht,sondern unaufhörlich fort-leuchtet.

GOETHE

Page 17: Quinte 08

erst deutlich: Wo Leerräume entstandensind, ist Platz geschaffen worden für neueErfahrungen, für neue Prozesse und neueBegegnungen. Und dann staunen wir überdie Urkraft des Lebens.

Tod wird Leben

So gesehen beginnt die Auferstehung ausdem Tod schon mitten im Leben. Und damitsind wir beim Geheimnis von Ostern: ImTod ist das neue Leben verborgen.Im Sterben und Auferstehen des Christusverkörpert sich das Mysterium des Lebensschlechthin. Die Urpolarität von Werdenund Vergehen, die allem Leben innewohnt,schwingt mit, wenn wir als Christen dasSterben Jesu Christi meditieren und seineAuferstehung feiern. Im mystischen Eins-werden mit Christus binden wir uns ineinen überindividuellen Zusammenhangein. Unsere eigenen, individuellen Sterbe-und Auferstehungsprozesse lassen uns aneinem grösseren Ganzen Anteil nehmen.

Es ist nicht gut, dass der Mensch alleine sei.

Um dieses Sich-Aufgehoben-Fühlen geht esbeim endgültigen Ablegen des irdischen Men-schen. So individuell und verschiedenartig essich beim Einzelnen auch vollziehen mag, einMenschenleben dürfte nicht enden in der Ver-einzelung! So sehr ein sterbender Mensch sei-nen Weg zwar alleine zu Ende gehen muss, sosehr ist er angewiesen auf liebevolle und ein-fühlsame Begleitung. „Es ist nicht gut, dass derMensch allein sei“, gibt uns die Bibel schon inder Schöpfungsgeschichte zu bedenken. Dasgilt im Blick auf das ganze Leben. Doch ganzbesonders gilt es, wenn ein Mensch vor derAufgabe steht, sein irdisches Leben loszulas-sen. Dann wird die Erfahrung des Begleitet-und Gehaltenseins zentral.

Sonnenhaft auferstehen

Die unzähligen Berichte von Nahtoderfahrun-gen über die Begegnung mit einer unbeschreib-lich liebevollen Lichtgestalt mögen uns Weiter-lebenden ein Hinweis sein – kein naturwissen-schaftlich gesicherter Beweis – aber ein Hin-weis auf eine Begegnung mit dem göttlichenLicht in einer anderen, jenseitigen Welt.Die Bibel spricht in Bildern davon. So etwavom Samenkorn, das in die Erde gelegt wirdund daraus in einer wunderbaren Verwand-lung etwas Neues und Ungeahntes hervorgeht.Vor allem aber spricht das Neue Testament vonder Auferstehung des Christus. Seit den Berich-ten der Evangelien vom leeren Grab am Oster-morgen, wird der Auferstandene mit der aufge-henden Sonne verglichen. Das Licht, das ausder Nacht heraus neu geboren wird – Christus– wird zu unserer inneren Sonne – im Lebenund im Sterben. Das deutsche Wort „Sonn-Tag“weist auf diese Verknüpfung hin. Jeder Sonn-tag ist darum ein Auferstehungstag – schonmitten im Leben!

17Zeitfragen zu Gesundheit und Lebensführung16 Zeitfragen zu Gesundheit und Lebensführung

AUF DEN ERSTEN BLICK erscheint derTod als Ende und Begrenzung des Lebens.Doch genauer besehen existiert dieseGrenze gar nicht so absolut. Tag für Tagsterben Tausende, ja wahrscheinlich Mil-lionen unserer eigenen Körperzellen ab.An ihrer Stelle entstehen immerzu neue.Solange wir leben, wird der Prozess desVergehens in unserem Körper überlagertvom Prozess des Neuwerdens. Beim jun-gen Menschen entstehen mehr neue Zel-len als alte absterben. Im Alter gewinnendie Sterbeprozesse allmählich die Ober-hand. So betrachtet ist die Grenze zwi-schen Leben und Tod fliessend, fliessen-der jedenfalls als es auf den ersten Blickerscheint.

Sterben – mitten im Leben

Was auf physischer Ebene so klar zutagetritt, wird sich im Psychischen gewissnicht anders verhalten. Wie vieles stirbtda doch schon zu Lebzeiten in uns ab?Mitten im Leben gilt es so manches, waseinem lieb und vertraut geworden ist, los-zulassen. Öfter als einem manchmal liebist, heisst es, Abschied zu nehmen vonMenschen, die ein Stück Leben mit unsgeteilt haben, von Orten, die uns Heimatgeworden sind, von Aufgaben und vonGewohnheiten, die uns in Fleisch undBlut übergegangen sind... Mitten im Le-ben stirbt dann ein Stück von uns. Umge-kehrt entsteht oft aber auch neues Leben,und nicht selten gerade dort, wo altesabgelegt wurde. Im Rückblick wird oft

aus: Urs Lüthi, Transformation, 2001

Öfter als einem manchmal lieb, ist es an der Zeitzu sterben – um ins Leben zurückzukehren.

DANIEL WIRZAUS: ERZIEHUNG – BEZIEHUNG

Matthias Grüninger

Jahrgang 1958,aufgewachsen in Zürich-Albisrieden; seit knapp 12 Jahren Gemeindepfarrer in der evangelisch-refor-mierten Kirchgemeinde Arlesheim, zuvor 6 Jahre in Rapperswil-Jona; verheiratet mit einer Primarlehrerin,zwei Kinder im Alter von 16 und 18 Jahren,liebt in der Freizeit Reisen, Bergsteigen, Lesen und Gartenpflege

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Ich habe die feste Überzeu-gung, dass unser Geist einWesen ist ganz unzerstörbarerNatur; es ist ein Fortwirkendesvon Ewigkeit zu Ewigkeit. Es ist der Sonne ähnlich, diebloss unseren irdischen Augenunterzugehen scheint, die aber eigentlich nie untergeht,sondern unaufhörlich fort-leuchtet.

GOETHE

Page 18: Quinte 08

Dr. sc. agr. Petra Kühne, Ernährungswissen-schaftlerin, Leiterin desArbeitskreises für Er-nährungsforschung e. V.,Vortrags- und Kurstä-tigkeit, zahlreiche Buch-veröffentlichungen.

Neue Ärzte in unserer Klinik Die Ita Wegman Klinik in Arlesheim ist „stillfreundliche Klinik“ UNICEF

S. Stöckler, Weiterbildung Anthroposophische PflegeE-Mail: [email protected]

Weitere Informationenund Anmeldung bei:

Wollten Sie schon immer mal wissen, was das Besonde-re an den Rhythmischen Einreibungen nach Wegman/Hauschka ist – dann ist für Sie unser Schnuppertaggenau das Richtige!

Dr. med. Bettina Schleyerbach neue leitende Ärztin

Ich wuchs in Unna/Westfalen (D) auf. Nachmeiner Aus- und Weiterbildung in Deutsch-land, Frankreich und den USA zur Ärztinfür Allgemeinmedizin promovierte ich ander Universität Witten/Herdecke mit einerInhaltsstoffanalyse im Ginkgo biloba. Während des Studiums interessierte ichmich intensiv für geisteswissenschaftlicheFragestellungen auf der Suche nach einemWeg zur Entfaltung einer christlich-spiritu-ellen Heilkunst, weshalb ich mehrere Se-mester an der ev. theologischen Fakultätbelegte. Ersten Kontakt zur Anthroposophi-schen Medizin erhielt ich im Haus von Dr. P. Schily und im Ruhr-Ärztekreis. Dannvertiefte ich mein Wissen an der FreienHochschule der Christengemeinschaft Stutt-gart. Parallel absolvierte ich Ausbildungenin Traditioneller Chinesischer Medizin, Na-turheilverfahren und Chirotherapie, sowieseit 2 Jahren in Craniosacraltherapie. Seit einem Jahr bin ich Ärztin an der ItaWegman Klinik und wissenschaftliche Mit-arbeiterin am Ita Wegman-Archiv und freuemich sehr, nun ab Februar 2004 an einemder Quellorte der Anthroposophischen Me-dizin als Leitende Ärztin Patienten im Lichtder Zusammenarbeit Rudolf Steiners undIta Wegmans behandeln zu dürfen.

Dr. med. Bettina Schleyerbach

Leitende Ärztin

Kontakt: 061 705 72 72

Dr. med. Markus Schlemmer

Arzt in der Psychiatrie

Kontakt: 061 705 72 81

E R N Ä H R U N G I M F R Ü H J A H R : D A S A K T U E L L E R E Z E P T V O N D R . P E T R A K Ü H N E

18 Aktuelles

Kuren für den FrühlingMolke kann man als Gesundheits-getränk bezeichnen. Fast überallfindet man nur lobende Aussagenzu diesem Lebensmittel. Was isteigentlich Molke? Unter Molke wirdder wässrige Anteil der Milchbezeichnet, der bei der Herstellungvon Käse übrig bleibt. Man unter-scheidet Süssmolke, die bei derProduktion von Schnitt- und Weich-käse anfällt, und Sauermolke vonQuark und Sauermilchkäsen. Molkeenthält so gut wie kein Fett, aberdie wertvollen Molkeneiweisse, Mi-neralstoffe wie auch natürlichesJod und B-Vitamine. Zu nennen isthier vor allem Vitamin B 2 und dasfür Vegetarier wichtige Vitamin

Rhythmische Einreibungen nach Wegman/Hauschka

N E U : S C H N U P P E R T A G

I M P O R T R A I T :

19Aktuelles

Apfel-Möhren-Molke-Suppe (4 Personen)

Freitag, 12. März 20048.30 – 17.30 Uhr

in der Ita Wegman Klinik

Zwiebel fein hacken, in Butteranrösten, mit Wasser ablöschen,geraspelte Möhren und Apfelzufügen, 10–12 Min. köcheln,Hirse-mehl mit etwas Wasseranrühren, zu dem Gemüsegeben, einmal aufkochen, Mol-ke langsam zugiessen, etwa 5 Min. köcheln. Mit Gewürzenund Sahne abschmecken, nachWunsch pürieren.

1 Zwiebel

40 g Butter

200 ml Wasser

1 Apfel, geschält und geviertelt

500 g Möhren, geschabt und geraspelt

600 ml Molke

1 EL gemahlene Hirse

Gewürze: Salz, Pfeffer, Koriander

1 EL Sahne zum Verfeinern

B 12. Ein Glas Süssmolke deckt13% des Tagesbedarfs an Vita-min B 12 und 8% an Jod.Molke kann kurmässig ange-wandt werden beispielweise zurGewichtsabnahme, aber auchbei leichter Verstopfung, probio-tisch zur Stützung einer gesun-den Darmflora (vor allem Sauer-molke) oder wegen der gutenbiologischen Wertigkeit des Ei-weiss in der Säuglingsernährungund bei Nieren- und Darmschon-kost.Man kann Molke pur trinken, be-liebter aber sind Frucht-Molke-getränke, Sportlergetränke oderMolkesuppen.

Dr. med. Markus Schlemmer neuer Arzt in der Psychiatrie

Ich kam 1965 in München zur Welt, wuchs dort auf undbesuchte ein neusprachliches Gymnasium. Mit 12 oder13 Jahren stand mein Entschluss fest, Arzt zu werden.Der Anthroposophie bin ich im Elternhaus begegnet.Nach 20monatigem Wehrersatzdienst in einer anthropo-sophischen Kurklinik im Schwarzwald studierte ich abHerbst 1986 Medizin an der Technischen UniversitätMünchen. Zunehmendes Interesse an der Psychiatrieführte mich zur Wahl eines psychiatrischen Themas fürmeine Promotionsarbeit.Mein Berufseinstieg erfolgte auf der Internistischen Ab-teilung eines kleineren Kreiskrankenhauses im Allgäu,wo ich über vier Jahre blieb. Die Frage nach der Psychia-trie führte dann ab Juni 1998 zu einer 16monatigenAssistenzarztzeit in der anthroposophisch orientiertenFriedrich Husemann Klinik bei Freiburg im Breisgau.Anschliessend war ich jeweils zwei Jahre als Assistenz-arzt der Kantonalen Psychiatrischen Klinik Liestal undder Externen Psychiatrischen Dienste Bruderholz be-schäftigt. Die dreijährige Ausbildung in Kognitiver Ver-haltenstherapie im Rahmen des Postgraduierten Studi-enganges in Psychotherapie bei Prof. J. Margraf in Baselwerde ich im Sommer 2004 abschliessen und dann denFMH-Titel Psychiatrie und Psychotherapie erhalten.Im November habe ich nun meine Tätigkeit in der Ita Wegman Klinik aufgenommen. Für meine weiteretherapeutische Arbeit finde ich es u. a. sehr interessant,Elemente der Kognitiven Verhaltenstherapie mit Impul-sen aus der Anthroposophie und der Anthroposophi-schen Medizin zu verbinden.

Molke

Impressum

QQUUIINNTTEE ®®Fünf Beiträge zu Gesundheitund Qualität

HHeerraauussggeebbeerr:: Natura-Verlag, ArlesheimISSN-Nr.: 1424-9146

Ita Wegman KlinikPfeffingerweg 1CH 4144 ArlesheimTelefon: 061 705 71 11www.wegmanklinik.chwww.quinte.ch

RReeddaakkttiioonn::Daniel Wirz, ZugDr. med. Bernhard Wingeier, ArlesheimVerena Jäschke, ArlesheimChristoph Oling, Dornach

QQuueelllleennaannggaabbee::

Tod wird Leben, Stuttgart 1980;Daniel Wirz, Erziehung – Beziehung, Steg 2002;Frank Geerk, Vom Licht der Krankheit, Karlsruhe 2000

KKoonnzzeeppttiioonn uunndd GGeessttaallttuunngg::Saupe Fouad Werbeagentur,Mittelbiberach, DPhotos: Michael Saupe, Archivwww.saupefouad.de

Erscheinungsweise:3 mal pro Jahr

Für den Inhalt der einzelnen Beiträge tragen diejeweiligen Autoren die Verantwortung.Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Bilder wird keine Haftung übernommen.Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schrift-licher Genehmigung des Verlags.

Eine Initiative zur Förderung des StillensVon der Weltgesundheitsorganisation WHOund dem Kinderhilfswerk der VereintenNationen UNICEF wurde 1991 die „Baby-Friendly-Hospital-Initiative“ lanciert, umdie natürlichste Ernährung der Säug-linge – das Stillen – zu fördern und denKindern so einen gesunden Start ins Le-ben zu ermöglichen.

Ein weltweit anerkanntes QualitätslabelIn allen Ländern der Welt werden diesel-ben Richtlinien für Spitäler und Geburts-häuser propagiert: die ZEHN SCHRITTEZUM ERFOLGREICHEN STILLEN. Dazugehören die Information der schwange-ren Frauen über Vorteile und Praxis desStillens, das erste Anlegen des Kindesinnerhalb der ersten Stunde nach derGeburt, das Rooming-in-System, Stillbe-ratung auch nach dem Klinikaufenthalt,sowie regelmässige Aus- und Fortbildungdes Klinikpersonals. In der Region Nord-west-Schweiz ist jetzt die Ita WegmanKlinik das erste Spital, das mit dem welt-weit anerkannten Qualitätslabel von UNI-CEF und WHO „stillfreundliche Geburts-klinik“ ausgezeichnet wird.

Die Familienstation der Ita Wegman KlinikSeit Einführung der Geburtshilfe in unse-rer Klinik in den 70er Jahren wird gros-ser Wert auf die Förderung des Stillensgelegt. In Verbindung mit dem Rooming-in wird eine Hülle der Wärme und Ge-borgenheit geschaffen, durch die die Ver-bindung des geistigen Wesens des Neu-geborenen mit seinem Körper und seinerUmwelt ungestört sich entwickeln kann.Die Pflegenden auf der Familienstationsind daraufhin ausgebildet, diesen inti-men Prozess zu begleiten und zu unter-stützen.

Das ProjektEin Team von Pflegenden, Hebammen,Ärzten und Verwaltung arbeiteten an-derthalb Jahre an der Erlangung derQualitäts-Auszeichnung. Dies war miteinem nicht unerheblichen zeitlichen,organisatorischen und finanziellen Auf-wand verbunden. Schwerpunkte bilde-ten dabei der Aufbau eines systemati-schen Aus- und Fortbildungscurricu-lums sowie das Verfassen eines Hand-buches für alle, die mit der Pflege desNeugeborenen und seiner Mutter be-fasst sind. Darüber hinaus verlangt dasLabel einen gewissen Standard derDokumentation.

Kontakt: Ines Kolb, Hebamme, Tel. 061 705 72 46

Ihre MithilfeDie Gesamtkosten dieses Projektesbelaufen sich auf etwa 30.000,- Fr. Der Verein zur Förderung der Ita Weg-man Klinik hat es sich zur Aufgabe ge-macht, die Klinik materiell und ideell zu unterstützen. Das Projekt der still-freundlichen Klinik rangiert zuoberstauf seiner Förderliste.

Unterstützen Sie das Projekt,indem Sie den Förderverein derKlinik unterstützen!

Jede Zuwendung (Spende, Legat, Erb-schaft) ist willkommen. Der Förder-verein ist gemeinnützig und geniesstdie volle Steuerbefreiung.

Sie sind interessiert an weiteren Informationen?

Kontaktadresse des Fördervereins:Dr. A. Jäschke, Ita Wegman Klinik; Tel. 061 705 72 04

Postscheckkonto: 40-610043-5

Page 19: Quinte 08

Dr. sc. agr. Petra Kühne, Ernährungswissen-schaftlerin, Leiterin desArbeitskreises für Er-nährungsforschung e. V.,Vortrags- und Kurstä-tigkeit, zahlreiche Buch-veröffentlichungen.

Neue Ärzte in unserer Klinik Die Ita Wegman Klinik in Arlesheim ist „stillfreundliche Klinik“ UNICEF

S. Stöckler, Weiterbildung Anthroposophische PflegeE-Mail: [email protected]

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Wollten Sie schon immer mal wissen, was das Besonde-re an den Rhythmischen Einreibungen nach Wegman/Hauschka ist – dann ist für Sie unser Schnuppertaggenau das Richtige!

Dr. med. Bettina Schleyerbach neue leitende Ärztin

Ich wuchs in Unna/Westfalen (D) auf. Nachmeiner Aus- und Weiterbildung in Deutsch-land, Frankreich und den USA zur Ärztinfür Allgemeinmedizin promovierte ich ander Universität Witten/Herdecke mit einerInhaltsstoffanalyse im Ginkgo biloba. Während des Studiums interessierte ichmich intensiv für geisteswissenschaftlicheFragestellungen auf der Suche nach einemWeg zur Entfaltung einer christlich-spiritu-ellen Heilkunst, weshalb ich mehrere Se-mester an der ev. theologischen Fakultätbelegte. Ersten Kontakt zur Anthroposophi-schen Medizin erhielt ich im Haus von Dr. P. Schily und im Ruhr-Ärztekreis. Dannvertiefte ich mein Wissen an der FreienHochschule der Christengemeinschaft Stutt-gart. Parallel absolvierte ich Ausbildungenin Traditioneller Chinesischer Medizin, Na-turheilverfahren und Chirotherapie, sowieseit 2 Jahren in Craniosacraltherapie. Seit einem Jahr bin ich Ärztin an der ItaWegman Klinik und wissenschaftliche Mit-arbeiterin am Ita Wegman-Archiv und freuemich sehr, nun ab Februar 2004 an einemder Quellorte der Anthroposophischen Me-dizin als Leitende Ärztin Patienten im Lichtder Zusammenarbeit Rudolf Steiners undIta Wegmans behandeln zu dürfen.

Dr. med. Bettina Schleyerbach

Leitende Ärztin

Kontakt: 061 705 72 72

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Kontakt: 061 705 72 81

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18 Aktuelles

Kuren für den FrühlingMolke kann man als Gesundheits-getränk bezeichnen. Fast überallfindet man nur lobende Aussagenzu diesem Lebensmittel. Was isteigentlich Molke? Unter Molke wirdder wässrige Anteil der Milchbezeichnet, der bei der Herstellungvon Käse übrig bleibt. Man unter-scheidet Süssmolke, die bei derProduktion von Schnitt- und Weich-käse anfällt, und Sauermolke vonQuark und Sauermilchkäsen. Molkeenthält so gut wie kein Fett, aberdie wertvollen Molkeneiweisse, Mi-neralstoffe wie auch natürlichesJod und B-Vitamine. Zu nennen isthier vor allem Vitamin B 2 und dasfür Vegetarier wichtige Vitamin

Rhythmische Einreibungen nach Wegman/Hauschka

N E U : S C H N U P P E R T A G

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Apfel-Möhren-Molke-Suppe (4 Personen)

Freitag, 12. März 20048.30 – 17.30 Uhr

in der Ita Wegman Klinik

Zwiebel fein hacken, in Butteranrösten, mit Wasser ablöschen,geraspelte Möhren und Apfelzufügen, 10–12 Min. köcheln,Hirse-mehl mit etwas Wasseranrühren, zu dem Gemüsegeben, einmal aufkochen, Mol-ke langsam zugiessen, etwa 5 Min. köcheln. Mit Gewürzenund Sahne abschmecken, nachWunsch pürieren.

1 Zwiebel

40 g Butter

200 ml Wasser

1 Apfel, geschält und geviertelt

500 g Möhren, geschabt und geraspelt

600 ml Molke

1 EL gemahlene Hirse

Gewürze: Salz, Pfeffer, Koriander

1 EL Sahne zum Verfeinern

B 12. Ein Glas Süssmolke deckt13% des Tagesbedarfs an Vita-min B 12 und 8% an Jod.Molke kann kurmässig ange-wandt werden beispielweise zurGewichtsabnahme, aber auchbei leichter Verstopfung, probio-tisch zur Stützung einer gesun-den Darmflora (vor allem Sauer-molke) oder wegen der gutenbiologischen Wertigkeit des Ei-weiss in der Säuglingsernährungund bei Nieren- und Darmschon-kost.Man kann Molke pur trinken, be-liebter aber sind Frucht-Molke-getränke, Sportlergetränke oderMolkesuppen.

Dr. med. Markus Schlemmer neuer Arzt in der Psychiatrie

Ich kam 1965 in München zur Welt, wuchs dort auf undbesuchte ein neusprachliches Gymnasium. Mit 12 oder13 Jahren stand mein Entschluss fest, Arzt zu werden.Der Anthroposophie bin ich im Elternhaus begegnet.Nach 20monatigem Wehrersatzdienst in einer anthropo-sophischen Kurklinik im Schwarzwald studierte ich abHerbst 1986 Medizin an der Technischen UniversitätMünchen. Zunehmendes Interesse an der Psychiatrieführte mich zur Wahl eines psychiatrischen Themas fürmeine Promotionsarbeit.Mein Berufseinstieg erfolgte auf der Internistischen Ab-teilung eines kleineren Kreiskrankenhauses im Allgäu,wo ich über vier Jahre blieb. Die Frage nach der Psychia-trie führte dann ab Juni 1998 zu einer 16monatigenAssistenzarztzeit in der anthroposophisch orientiertenFriedrich Husemann Klinik bei Freiburg im Breisgau.Anschliessend war ich jeweils zwei Jahre als Assistenz-arzt der Kantonalen Psychiatrischen Klinik Liestal undder Externen Psychiatrischen Dienste Bruderholz be-schäftigt. Die dreijährige Ausbildung in Kognitiver Ver-haltenstherapie im Rahmen des Postgraduierten Studi-enganges in Psychotherapie bei Prof. J. Margraf in Baselwerde ich im Sommer 2004 abschliessen und dann denFMH-Titel Psychiatrie und Psychotherapie erhalten.Im November habe ich nun meine Tätigkeit in der Ita Wegman Klinik aufgenommen. Für meine weiteretherapeutische Arbeit finde ich es u. a. sehr interessant,Elemente der Kognitiven Verhaltenstherapie mit Impul-sen aus der Anthroposophie und der Anthroposophi-schen Medizin zu verbinden.

Molke

Impressum

QQUUIINNTTEE ®®Fünf Beiträge zu Gesundheitund Qualität

HHeerraauussggeebbeerr:: Natura-Verlag, ArlesheimISSN-Nr.: 1424-9146

Ita Wegman KlinikPfeffingerweg 1CH 4144 ArlesheimTelefon: 061 705 71 11www.wegmanklinik.chwww.quinte.ch

RReeddaakkttiioonn::Daniel Wirz, ZugDr. med. Bernhard Wingeier, ArlesheimVerena Jäschke, ArlesheimChristoph Oling, Dornach

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Tod wird Leben, Stuttgart 1980;Daniel Wirz, Erziehung – Beziehung, Steg 2002;Frank Geerk, Vom Licht der Krankheit, Karlsruhe 2000

KKoonnzzeeppttiioonn uunndd GGeessttaallttuunngg::Saupe Fouad Werbeagentur,Mittelbiberach, DPhotos: Michael Saupe, Archivwww.saupefouad.de

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Für den Inhalt der einzelnen Beiträge tragen diejeweiligen Autoren die Verantwortung.Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Bilder wird keine Haftung übernommen.Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schrift-licher Genehmigung des Verlags.

Eine Initiative zur Förderung des StillensVon der Weltgesundheitsorganisation WHOund dem Kinderhilfswerk der VereintenNationen UNICEF wurde 1991 die „Baby-Friendly-Hospital-Initiative“ lanciert, umdie natürlichste Ernährung der Säug-linge – das Stillen – zu fördern und denKindern so einen gesunden Start ins Le-ben zu ermöglichen.

Ein weltweit anerkanntes QualitätslabelIn allen Ländern der Welt werden diesel-ben Richtlinien für Spitäler und Geburts-häuser propagiert: die ZEHN SCHRITTEZUM ERFOLGREICHEN STILLEN. Dazugehören die Information der schwange-ren Frauen über Vorteile und Praxis desStillens, das erste Anlegen des Kindesinnerhalb der ersten Stunde nach derGeburt, das Rooming-in-System, Stillbe-ratung auch nach dem Klinikaufenthalt,sowie regelmässige Aus- und Fortbildungdes Klinikpersonals. In der Region Nord-west-Schweiz ist jetzt die Ita WegmanKlinik das erste Spital, das mit dem welt-weit anerkannten Qualitätslabel von UNI-CEF und WHO „stillfreundliche Geburts-klinik“ ausgezeichnet wird.

Die Familienstation der Ita Wegman KlinikSeit Einführung der Geburtshilfe in unse-rer Klinik in den 70er Jahren wird gros-ser Wert auf die Förderung des Stillensgelegt. In Verbindung mit dem Rooming-in wird eine Hülle der Wärme und Ge-borgenheit geschaffen, durch die die Ver-bindung des geistigen Wesens des Neu-geborenen mit seinem Körper und seinerUmwelt ungestört sich entwickeln kann.Die Pflegenden auf der Familienstationsind daraufhin ausgebildet, diesen inti-men Prozess zu begleiten und zu unter-stützen.

Das ProjektEin Team von Pflegenden, Hebammen,Ärzten und Verwaltung arbeiteten an-derthalb Jahre an der Erlangung derQualitäts-Auszeichnung. Dies war miteinem nicht unerheblichen zeitlichen,organisatorischen und finanziellen Auf-wand verbunden. Schwerpunkte bilde-ten dabei der Aufbau eines systemati-schen Aus- und Fortbildungscurricu-lums sowie das Verfassen eines Hand-buches für alle, die mit der Pflege desNeugeborenen und seiner Mutter be-fasst sind. Darüber hinaus verlangt dasLabel einen gewissen Standard derDokumentation.

Kontakt: Ines Kolb, Hebamme, Tel. 061 705 72 46

Ihre MithilfeDie Gesamtkosten dieses Projektesbelaufen sich auf etwa 30.000,- Fr. Der Verein zur Förderung der Ita Weg-man Klinik hat es sich zur Aufgabe ge-macht, die Klinik materiell und ideell zu unterstützen. Das Projekt der still-freundlichen Klinik rangiert zuoberstauf seiner Förderliste.

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Kontaktadresse des Fördervereins:Dr. A. Jäschke, Ita Wegman Klinik; Tel. 061 705 72 04

Postscheckkonto: 40-610043-5

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Telefon: +41 +61 705 71 11Telefax: +41 +61 705 71 00www.wegmanklinik.ch

Pfeffingerweg 1CH-4144 Arlesheim

P.P. 4144 Arlesheim

• Begegnungen

• Kurzreferate

• Führungen

• Musik und andere Überraschungen

• Cafè

• und viele viele Luftballons...

…wir freuen uns auf Ihren Besuch!

zum Tag der offenen Tür auf unserer Familienstationam Samstag, den 8. Mai 2004, 14 - 18 Uhr

Herzlich willkommen!

Die erste „stillfreundliche Klinik“ in der Nordwestschweiz.Feiern Sie mit uns die Zertifizierung der Ita Wegman Klinik.