Raps- und Sonnenblumenöl Glänzendes Ergebnis · anderen Pflanzenöle von Natur au ein Cholesterin...

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KONSUMENT 5/2018 Raps- und Sonnenblumenöl TEST Glänzendes Ergebnis Raps- und Sonnenblumenöl stehen in fast jedem Küchenkasten – und lieferten in unserem Test Top-Ergebnisse. Am meisten konnten Kronen Öl und Ja! Natürlich punkten. Schadstoffen belastet. So sehr unser Labor auch nach Mineralölrückständen, 3 MCPD- Ester und Glycidyl-Fettsäureester, Weich- machern und polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) fahndete: Es war kaum etwas nachweisbar und falls doch, dann nur in vernachlässigbaren Mengen, die maximal geringfügig über der Nachweisgrenze lagen. Die Hersteller haben die Schadstoffproblematik offenbar gut im Griff. Das war, wie unsere Tests von Pflanzen- ölen der vergangenen Jahre zeigen, nicht immer so. In der aktuellen Untersuchung gab es ledig- lich einen „Ausreißer“: Das kalt gepresste Sonnenblumenöl von Spar Natur pur hat, verglichen mit der Konkurrenz, den höchs- ten Gehalt an polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen. In diesem Öl wurde der Höchstgehalt, den es für die Summe einzelner PAKs gibt, zu 30 Prozent ausge- schöpft. Damit reichte es in der Reihung nur für den letzten Platz, aber immer noch für ein durchschnittliches Testurteil. Werbeschmähs Verbesserungsbedarf sehen wir bei der Kennzeichnung einiger Öle. So kommt das Öl von Osana als „Feinstes Rapsöl“ in den Handel. Eine Beschreibung, warum dieses Öl feiner ist als die Konkurrenz, sucht man auf der Flasche allerdings ver- geblich. Merkur Immer Gut und Billa be- werben ihr Rapsöl dagegen mit „umwelt- schonender Herstellung“. Auch hier bleibt im Dunklen, was sich Verbraucher darunter vorstellen können. Für Heiterkeit sorgte dagegen die Auslobung des Rapsöls von S-Budget und des Sonnenblumenöls von Spar Natur pur: Hier werden auf den Etiketten allen Ernstes Broteinheiten an- gegeben. Was das auf einem Lebensmittel ohne Kohlenhydrate soll, weiß niemand! Immerhin: Als vor vielen Jahren Rapso auf den Markt kam, wurde es fett als „cholesterinfrei“ beworben. Blöd nur, dass nicht nur Rapsöl, sondern auch alle anderen Pflanzenöle von Natur aus kein Cholesterin enthalten. Zumindest diese Werbung mit Selbstverständlichkeiten ist längst Geschichte. Letzten Sommer schrieb uns Dr. Wolfgang Zerbs, langjähriger KONSUMENT-Abonnent aus Linz: „Was ich leider seit Jahren vermisse, ist ein Test über das doch in Österreich in der Küche verwendete Rapsöl. Immer wur- den nur Olivenöle geprüft und bewertet.“ Wir nahmen seinen Wunsch auf und stellten nach einer Online-Umfrage fest: Auch viele andere Leser wollten einen Test über Rapsöl, andere schlugen eine Überprüfung von Sonnenblumenöl vor. Rapsöl: wenig bio Aus den insgesamt 47 Produkten, die wir in den Regalen der großen Handelsketten fanden, wählten wir 10 Rapsöle und 5 Son- nenblumenöle aus. Schon bei der Markt- erhebung fiel uns auf: Nur 5 der angebo- tenen 29 Rapsöle werden biologisch pro- duziert. Vom oft beschworenen Bioboom ist bei dieser Produktgruppe derzeit nicht viel zu bemerken. Keinen Nachholbedarf gibt es dagegen bei der Qualität der untersuchten Öle. Fast alle Produkte im Test schnitten tadellos ab, denn sie enthalten so gut wie keine Schad- stoffe. Mit dem Rapsöl von Kronen Öl und dem Sonnenblumenöl von Ja! Natürlich, einem Bioöl, lagen gleich zwei österreichi- sche Produkte an der Spitze. Apropos bio: Wer ein biologisch hergestell- tes Öl möchte, muss zumindest auf den Flaschenetiketten nicht lange suchen. Jeder Hersteller, der ein Öl in Bioqualität anbietet, lobt das auch groß aus. Heiß oder kalt gepresst Anders sieht es bei den Informationen zur Herstellung der Öle aus. Um aus Rapssaat oder Sonnenblumenkernen Öl zu pressen, gibt es verschiedene Verfahren. Genaueres dazu lesen Sie in den Kästen „Raffiniertes bzw. kalt gepresstes Öl“ auf Seite 13. Doch auf den meisten Flaschenetiketten findet sich keine Angabe zur Herstellungs- art. Herrscht Schweigen, kann man davon ausgehen, dass das Öl raffiniert wurde. In diesen Flaschen steckt daher ein hellgelbes bis fast farbloses Öl, das unauffällig riecht und neutral schmeckt. Nur insgesamt vier Produkte im Test sind als kalt gepresste oder native Öle gekenn- zeichnet. Die meisten davon sind auch Bio- produkte und kosten fast 6 Euro pro Liter. Ebenfalls kalt gepresst, aber konventionell erzeugt, ist das Rapsöl von Bellasan, einer Eigenmarke von Hofer, um 3,98 Euro pro Liter. Top im Test Außer, dass wir uns in Sachen Ölgewinnung etwas mehr Auskunftsfreudigkeit wün- schen würden, ist ansonsten bei unserer Untersuchung quasi alles in Butter. Viel besser als dieser kann ein Test eigentlich nicht ausfallen! Gleich 9 von 10 Rapsölen schafften die Bestnote. Bei den Sonnen- blumenölen waren es 3 von 5 Produkten. Bis auf eine Ausnahme waren alle geteste- ten Öle nur ganz gering oder gar nicht mit „Wer ein Bio-Rapsöl möchte, muss gezielt danach suchen. Anders als bei den Sonnenblumenölen ist das Angebot hier noch erstaunlich schmal.“ Mag. Nina Siegenthaler VKI-Ernährungsexpertin Der Konsumentenschutz der Arbeiterkammer OÖ stellt Ihnen diesen Beitrag kostenlos als Download zur Verfügung.

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10 KONSUMENT 5 /2018

Raps- und SonnenblumenölTEST

Glänzendes ErgebnisRaps- und Sonnenblumenöl stehen in fast jedem Küchenkasten – und lieferten in unserem Test Top-Ergebnisse. Am meisten konnten Kronen Öl und Ja! Natürlich punkten.

Schadstoffen belastet. So sehr unser Labor auch nach Mineralölrückständen, 3 MCPD-Ester und Glycidyl-Fettsäureester, Weich-machern und polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) fahndete: Es war kaum etwas nachweisbar und falls doch, dann nur in vernachlässigbaren Mengen, die maximal geringfügig über der Nachweisgrenze lagen. Die Hersteller haben die Schadstoffproblematik offenbar gut im Griff. Das war, wie unsere Tests von Pflanzen-ölen der vergangenen Jahre zeigen, nicht immer so. In der aktuellen Untersuchung gab es ledig-lich einen „Ausreißer“: Das kalt gepresste Sonnenblumenöl von Spar Natur pur hat, verglichen mit der Konkurrenz, den höchs-ten Gehalt an polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen. In diesem Öl wurde der Höchstgehalt, den es für die Summe einzelner PAKs gibt, zu 30 Prozent ausge-schöpft. Damit reichte es in der Reihung nur für den letzten Platz, aber immer noch für ein durchschnittliches Testurteil.

Werbeschmähs

Verbesserungsbedarf sehen wir bei der Kennzeichnung einiger Öle. So kommt das Öl von Osana als „Feinstes Rapsöl“ in den Handel. Eine Beschreibung, warum dieses Öl feiner ist als die Konkurrenz, sucht man auf der Flasche allerdings ver-geblich. Merkur Immer Gut und Billa be-werben ihr Rapsöl dagegen mit „umwelt-schonender Herstellung“. Auch hier bleibt im Dunklen, was sich Verbraucher darunter vorstellen können. Für Heiterkeit sorgte dagegen die Auslobung des Rapsöls von S-Budget und des Sonnenblumenöls von Spar Natur pur: Hier werden auf den Etiketten allen Ernstes Broteinheiten an-gegeben. Was das auf einem Lebensmittel ohne Kohlenhydrate soll, weiß niemand! Immerhin: Als vor vielen Jahren Rapso auf den Markt kam, wurde es fett als „choles terinfrei“ beworben. Blöd nur, dass nicht nur Rapsöl, sondern auch alle anderen Pflanzenöle von Natur aus kein Cholesterin enthalten. Zumindest diese Werbung mit Selbstverständlichkeiten ist längst Geschichte.

Letzten Sommer schrieb uns Dr. Wolfgang Zerbs, langjähriger KONSUMENT-Abonnent aus Linz: „Was ich leider seit Jahren vermisse, ist ein Test über das doch in Österreich in der Küche verwendete Rapsöl. Immer wur-den nur Olivenöle geprüft und bewertet.“ Wir nahmen seinen Wunsch auf und stellten nach einer Online-Umfrage fest: Auch viele andere Leser wollten einen Test über Rapsöl, andere schlugen eine Überprüfung von Sonnenblumenöl vor.

Rapsöl: wenig bio

Aus den insgesamt 47 Produkten, die wir in den Regalen der großen Handelsketten fanden, wählten wir 10 Rapsöle und 5 Son-nenblumenöle aus. Schon bei der Markt-erhebung fiel uns auf: Nur 5 der angebo-tenen 29 Rapsöle werden biologisch pro-duziert. Vom oft beschworenen Bioboom ist bei dieser Produktgruppe derzeit nicht viel zu bemerken.Keinen Nachholbedarf gibt es dagegen bei der Qualität der untersuchten Öle. Fast alle Produkte im Test schnitten tadellos ab, denn sie enthalten so gut wie keine Schad-stoffe. Mit dem Rapsöl von Kronen Öl und dem Sonnenblumenöl von Ja! Natürlich, einem Bioöl, lagen gleich zwei österrei chi-sche Produkte an der Spitze.Apropos bio: Wer ein biologisch hergestell-tes Öl möchte, muss zumindest auf den Flaschenetiketten nicht lange suchen. Jeder Hersteller, der ein Öl in Bioqualität anbietet, lobt das auch groß aus.

Heiß oder kalt gepresst

Anders sieht es bei den Informationen zur Herstellung der Öle aus. Um aus Rapssaat oder Sonnenblumenkernen Öl zu pressen, gibt es verschiedene Verfahren. Genaueres dazu lesen Sie in den Kästen „Raffiniertes bzw. kalt gepresstes Öl“ auf Seite 13. Doch auf den meisten Flaschenetiketten findet sich keine Angabe zur Herstellungs-art. Herrscht Schweigen, kann man davon ausgehen, dass das Öl raffiniert wurde. In diesen Flaschen steckt daher ein hellgelbes bis fast farbloses Öl, das unauffällig riecht und neutral schmeckt.Nur insgesamt vier Produkte im Test sind als kalt gepresste oder native Öle gekenn-zeichnet. Die meisten davon sind auch Bio-produkte und kosten fast 6 Euro pro Liter. Ebenfalls kalt gepresst, aber konventionell erzeugt, ist das Rapsöl von Bellasan, einer Eigenmarke von Hofer, um 3,98 Euro pro Liter.

Top im Test

Außer, dass wir uns in Sachen Ölgewinnung etwas mehr Auskunftsfreudigkeit wün-schen würden, ist ansonsten bei unserer Untersuchung quasi alles in Butter. Viel besser als dieser kann ein Test eigentlich nicht ausfallen! Gleich 9 von 10 Rapsölen schafften die Bestnote. Bei den Sonnen-blumenölen waren es 3 von 5 Produkten. Bis auf eine Ausnahme waren alle geteste-ten Öle nur ganz gering oder gar nicht mit

„Wer ein Bio-Rapsöl möchte, muss gezielt danach suchen. Anders als bei den Sonnenblumenölen ist das Angebot hier noch erstaunlich schmal.“

Mag. Nina SiegenthalerVKI-Ernährungsexpertin

10 KONSUMENT 5 /2018

Raps- und SonnenblumenölTEST

Glänzendes ErgebnisRaps- und Sonnenblumenöl stehen in fast jedem Küchenkasten – und lieferten in unserem Test Top-Ergebnisse. Am meisten konnten Kronen Öl und Ja! Natürlich punkten.

Schadstoffen belastet. So sehr unser Labor auch nach Mineralölrückständen, 3 MCPD-Ester und Glycidyl-Fettsäureester, Weich-machern und polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) fahndete: Es war kaum etwas nachweisbar und falls doch, dann nur in vernachlässigbaren Mengen, die maximal geringfügig über der Nachweisgrenze lagen. Die Hersteller haben die Schadstoffproblematik offenbar gut im Griff. Das war, wie unsere Tests von Pflanzen-ölen der vergangenen Jahre zeigen, nicht immer so. In der aktuellen Untersuchung gab es ledig-lich einen „Ausreißer“: Das kalt gepresste Sonnenblumenöl von Spar Natur pur hat, verglichen mit der Konkurrenz, den höchs-ten Gehalt an polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen. In diesem Öl wurde der Höchstgehalt, den es für die Summe einzelner PAKs gibt, zu 30 Prozent ausge-schöpft. Damit reichte es in der Reihung nur für den letzten Platz, aber immer noch für ein durchschnittliches Testurteil.

Werbeschmähs

Verbesserungsbedarf sehen wir bei der Kennzeichnung einiger Öle. So kommt das Öl von Osana als „Feinstes Rapsöl“ in den Handel. Eine Beschreibung, warum dieses Öl feiner ist als die Konkurrenz, sucht man auf der Flasche allerdings ver-geblich. Merkur Immer Gut und Billa be-werben ihr Rapsöl dagegen mit „umwelt-schonender Herstellung“. Auch hier bleibt im Dunklen, was sich Verbraucher darunter vorstellen können. Für Heiterkeit sorgte dagegen die Auslobung des Rapsöls von S-Budget und des Sonnenblumenöls von Spar Natur pur: Hier werden auf den Etiketten allen Ernstes Broteinheiten an-gegeben. Was das auf einem Lebensmittel ohne Kohlenhydrate soll, weiß niemand! Immerhin: Als vor vielen Jahren Rapso auf den Markt kam, wurde es fett als „choles terinfrei“ beworben. Blöd nur, dass nicht nur Rapsöl, sondern auch alle anderen Pflanzenöle von Natur aus kein Cholesterin enthalten. Zumindest diese Werbung mit Selbstverständlichkeiten ist längst Geschichte.

Letzten Sommer schrieb uns Dr. Wolfgang Zerbs, langjähriger KONSUMENT-Abonnent aus Linz: „Was ich leider seit Jahren vermisse, ist ein Test über das doch in Österreich in der Küche verwendete Rapsöl. Immer wur-den nur Olivenöle geprüft und bewertet.“ Wir nahmen seinen Wunsch auf und stellten nach einer Online-Umfrage fest: Auch viele andere Leser wollten einen Test über Rapsöl, andere schlugen eine Überprüfung von Sonnenblumenöl vor.

Rapsöl: wenig bio

Aus den insgesamt 47 Produkten, die wir in den Regalen der großen Handelsketten fanden, wählten wir 10 Rapsöle und 5 Son-nenblumenöle aus. Schon bei der Markt-erhebung fiel uns auf: Nur 5 der angebo-tenen 29 Rapsöle werden biologisch pro-duziert. Vom oft beschworenen Bioboom ist bei dieser Produktgruppe derzeit nicht viel zu bemerken.Keinen Nachholbedarf gibt es dagegen bei der Qualität der untersuchten Öle. Fast alle Produkte im Test schnitten tadellos ab, denn sie enthalten so gut wie keine Schad-stoffe. Mit dem Rapsöl von Kronen Öl und dem Sonnenblumenöl von Ja! Natürlich, einem Bioöl, lagen gleich zwei österrei chi-sche Produkte an der Spitze.Apropos bio: Wer ein biologisch hergestell-tes Öl möchte, muss zumindest auf den Flaschenetiketten nicht lange suchen. Jeder Hersteller, der ein Öl in Bioqualität anbietet, lobt das auch groß aus.

Heiß oder kalt gepresst

Anders sieht es bei den Informationen zur Herstellung der Öle aus. Um aus Rapssaat oder Sonnenblumenkernen Öl zu pressen, gibt es verschiedene Verfahren. Genaueres dazu lesen Sie in den Kästen „Raffiniertes bzw. kalt gepresstes Öl“ auf Seite 13. Doch auf den meisten Flaschenetiketten findet sich keine Angabe zur Herstellungs-art. Herrscht Schweigen, kann man davon ausgehen, dass das Öl raffiniert wurde. In diesen Flaschen steckt daher ein hellgelbes bis fast farbloses Öl, das unauffällig riecht und neutral schmeckt.Nur insgesamt vier Produkte im Test sind als kalt gepresste oder native Öle gekenn-zeichnet. Die meisten davon sind auch Bio-produkte und kosten fast 6 Euro pro Liter. Ebenfalls kalt gepresst, aber konventionell erzeugt, ist das Rapsöl von Bellasan, einer Eigenmarke von Hofer, um 3,98 Euro pro Liter.

Top im Test

Außer, dass wir uns in Sachen Ölgewinnung etwas mehr Auskunftsfreudigkeit wün-schen würden, ist ansonsten bei unserer Untersuchung quasi alles in Butter. Viel besser als dieser kann ein Test eigentlich nicht ausfallen! Gleich 9 von 10 Rapsölen schafften die Bestnote. Bei den Sonnen-blumenölen waren es 3 von 5 Produkten. Bis auf eine Ausnahme waren alle geteste-ten Öle nur ganz gering oder gar nicht mit

„Wer ein Bio-Rapsöl möchte, muss gezielt danach suchen. Anders als bei den Sonnenblumenölen ist das Angebot hier noch erstaunlich schmal.“

Mag. Nina SiegenthalerVKI-Ernährungsexpertin

Der Konsumentenschutz der Arbeiterkammer OÖ stellt Ihnen diesen Beitrag kostenlos als Download zur Verfügung.

10 KONSUMENT 5 /2018

Raps- und SonnenblumenölTEST

Glänzendes ErgebnisRaps- und Sonnenblumenöl stehen in fast jedem Küchenkasten – und lieferten in unserem Test Top-Ergebnisse. Am meisten konnten Kronen Öl und Ja! Natürlich punkten.

Schadstoffen belastet. So sehr unser Labor auch nach Mineralölrückständen, 3 MCPD-Ester und Glycidyl-Fettsäureester, Weich-machern und polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) fahndete: Es war kaum etwas nachweisbar und falls doch, dann nur in vernachlässigbaren Mengen, die maximal geringfügig über der Nachweisgrenze lagen. Die Hersteller haben die Schadstoffproblematik offenbar gut im Griff. Das war, wie unsere Tests von Pflanzen-ölen der vergangenen Jahre zeigen, nicht immer so. In der aktuellen Untersuchung gab es ledig-lich einen „Ausreißer“: Das kalt gepresste Sonnenblumenöl von Spar Natur pur hat, verglichen mit der Konkurrenz, den höchs-ten Gehalt an polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen. In diesem Öl wurde der Höchstgehalt, den es für die Summe einzelner PAKs gibt, zu 30 Prozent ausge-schöpft. Damit reichte es in der Reihung nur für den letzten Platz, aber immer noch für ein durchschnittliches Testurteil.

Werbeschmähs

Verbesserungsbedarf sehen wir bei der Kennzeichnung einiger Öle. So kommt das Öl von Osana als „Feinstes Rapsöl“ in den Handel. Eine Beschreibung, warum dieses Öl feiner ist als die Konkurrenz, sucht man auf der Flasche allerdings ver-geblich. Merkur Immer Gut und Billa be-werben ihr Rapsöl dagegen mit „umwelt-schonender Herstellung“. Auch hier bleibt im Dunklen, was sich Verbraucher darunter vorstellen können. Für Heiterkeit sorgte dagegen die Auslobung des Rapsöls von S-Budget und des Sonnenblumenöls von Spar Natur pur: Hier werden auf den Etiketten allen Ernstes Broteinheiten an-gegeben. Was das auf einem Lebensmittel ohne Kohlenhydrate soll, weiß niemand! Immerhin: Als vor vielen Jahren Rapso auf den Markt kam, wurde es fett als „choles terinfrei“ beworben. Blöd nur, dass nicht nur Rapsöl, sondern auch alle anderen Pflanzenöle von Natur aus kein Cholesterin enthalten. Zumindest diese Werbung mit Selbstverständlichkeiten ist längst Geschichte.

Letzten Sommer schrieb uns Dr. Wolfgang Zerbs, langjähriger KONSUMENT-Abonnent aus Linz: „Was ich leider seit Jahren vermisse, ist ein Test über das doch in Österreich in der Küche verwendete Rapsöl. Immer wur-den nur Olivenöle geprüft und bewertet.“ Wir nahmen seinen Wunsch auf und stellten nach einer Online-Umfrage fest: Auch viele andere Leser wollten einen Test über Rapsöl, andere schlugen eine Überprüfung von Sonnenblumenöl vor.

Rapsöl: wenig bio

Aus den insgesamt 47 Produkten, die wir in den Regalen der großen Handelsketten fanden, wählten wir 10 Rapsöle und 5 Son-nenblumenöle aus. Schon bei der Markt-erhebung fiel uns auf: Nur 5 der angebo-tenen 29 Rapsöle werden biologisch pro-duziert. Vom oft beschworenen Bioboom ist bei dieser Produktgruppe derzeit nicht viel zu bemerken.Keinen Nachholbedarf gibt es dagegen bei der Qualität der untersuchten Öle. Fast alle Produkte im Test schnitten tadellos ab, denn sie enthalten so gut wie keine Schad-stoffe. Mit dem Rapsöl von Kronen Öl und dem Sonnenblumenöl von Ja! Natürlich, einem Bioöl, lagen gleich zwei österrei chi-sche Produkte an der Spitze.Apropos bio: Wer ein biologisch hergestell-tes Öl möchte, muss zumindest auf den Flaschenetiketten nicht lange suchen. Jeder Hersteller, der ein Öl in Bioqualität anbietet, lobt das auch groß aus.

Heiß oder kalt gepresst

Anders sieht es bei den Informationen zur Herstellung der Öle aus. Um aus Rapssaat oder Sonnenblumenkernen Öl zu pressen, gibt es verschiedene Verfahren. Genaueres dazu lesen Sie in den Kästen „Raffiniertes bzw. kalt gepresstes Öl“ auf Seite 13. Doch auf den meisten Flaschenetiketten findet sich keine Angabe zur Herstellungs-art. Herrscht Schweigen, kann man davon ausgehen, dass das Öl raffiniert wurde. In diesen Flaschen steckt daher ein hellgelbes bis fast farbloses Öl, das unauffällig riecht und neutral schmeckt.Nur insgesamt vier Produkte im Test sind als kalt gepresste oder native Öle gekenn-zeichnet. Die meisten davon sind auch Bio-produkte und kosten fast 6 Euro pro Liter. Ebenfalls kalt gepresst, aber konventionell erzeugt, ist das Rapsöl von Bellasan, einer Eigenmarke von Hofer, um 3,98 Euro pro Liter.

Top im Test

Außer, dass wir uns in Sachen Ölgewinnung etwas mehr Auskunftsfreudigkeit wün-schen würden, ist ansonsten bei unserer Untersuchung quasi alles in Butter. Viel besser als dieser kann ein Test eigentlich nicht ausfallen! Gleich 9 von 10 Rapsölen schafften die Bestnote. Bei den Sonnen-blumenölen waren es 3 von 5 Produkten. Bis auf eine Ausnahme waren alle geteste-ten Öle nur ganz gering oder gar nicht mit

„Wer ein Bio-Rapsöl möchte, muss gezielt danach suchen. Anders als bei den Sonnenblumenölen ist das Angebot hier noch erstaunlich schmal.“

Mag. Nina SiegenthalerVKI-Ernährungsexpertin

KONSUMENT 5 /2018 11

Gute Wahl. Raps- und Sonnenblumenöl sind praktische Allzwecköle sowohl für die kalte als auch warme Küche. Und sie enthalten so gut wie keine Schadstoffe, wie unsere Testergebnisse zeigen.

Regional. Fast die Hälfte der unter-suchten Produkte kommt aus Öster-reich, sowohl was die Rohstoffe als auch die Abfüllung betrifft.

Raffiniert. Die meisten Produzenten füllen heiß gepresste Öle in ihre Flaschen. Fehlen Angaben zur Ölgewinnung, han-delt es sich meist um ein raffiniertes Öl mit neutralem Geschmack.

Nativ. Kalt gepresste und native Öle sind farbintensiv und haben ein ausge-prägtes Aroma. Ihr intensiver Geruch und Geschmack sind allerdings nicht jedermanns Sache.

Ölig. Bei der Bewerbung ihrer Produkte setzen manche Verkäufer auf Sugges-tion statt Argumentation. Blumige Formulierungen wie „feinstes“ Rapsöl bedeuten genau gar nichts.

VKI-TIPPS

Rot-Weiß-Rot

Wer Wert auf regionale Herkunft legt, hat bei etwa der Hälfte der getesteten Öle Glück. Jedes zweite Produkt stammt näm-lich aus Österreich. Viele Hersteller geben auf den Flaschen an, woher die Rohstoffe für ihr Öl kommen und wo es abgefüllt wird. Wir haben zusätzlich bei den Produzenten nachgefragt und ihre Antworten mit den Angaben auf den Etiketten verglichen. Passt alles!100 Prozent Österreich steckt im Rapsöl von Testsieger Kronen Öl. Dasselbe gilt für Merkur Immer Gut und Rapso sowie für das Rapsöl von Billa. Auch der Raps für Osana, einem Produkt, das es bei Hofer zu kaufen gibt, wächst in Österreich; abgefüllt wird das Öl aber irgendwo in der EU. Die Sonnen-blumen für das Öl von Ja! Natürlich und Echt Bio von Penny wachsen ebenfalls in Österreich, wo auch die Pressung und Abfüllung erfolgt.Fo

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Raps- und SonnenblumenölTEST

Glänzendes ErgebnisRaps- und Sonnenblumenöl stehen in fast jedem Küchenkasten – und lieferten in unserem Test Top-Ergebnisse. Am meisten konnten Kronen Öl und Ja! Natürlich punkten.

Schadstoffen belastet. So sehr unser Labor auch nach Mineralölrückständen, 3 MCPD-Ester und Glycidyl-Fettsäureester, Weich-machern und polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) fahndete: Es war kaum etwas nachweisbar und falls doch, dann nur in vernachlässigbaren Mengen, die maximal geringfügig über der Nachweisgrenze lagen. Die Hersteller haben die Schadstoffproblematik offenbar gut im Griff. Das war, wie unsere Tests von Pflanzen-ölen der vergangenen Jahre zeigen, nicht immer so. In der aktuellen Untersuchung gab es ledig-lich einen „Ausreißer“: Das kalt gepresste Sonnenblumenöl von Spar Natur pur hat, verglichen mit der Konkurrenz, den höchs-ten Gehalt an polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen. In diesem Öl wurde der Höchstgehalt, den es für die Summe einzelner PAKs gibt, zu 30 Prozent ausge-schöpft. Damit reichte es in der Reihung nur für den letzten Platz, aber immer noch für ein durchschnittliches Testurteil.

Werbeschmähs

Verbesserungsbedarf sehen wir bei der Kennzeichnung einiger Öle. So kommt das Öl von Osana als „Feinstes Rapsöl“ in den Handel. Eine Beschreibung, warum dieses Öl feiner ist als die Konkurrenz, sucht man auf der Flasche allerdings ver-geblich. Merkur Immer Gut und Billa be-werben ihr Rapsöl dagegen mit „umwelt-schonender Herstellung“. Auch hier bleibt im Dunklen, was sich Verbraucher darunter vorstellen können. Für Heiterkeit sorgte dagegen die Auslobung des Rapsöls von S-Budget und des Sonnenblumenöls von Spar Natur pur: Hier werden auf den Etiketten allen Ernstes Broteinheiten an-gegeben. Was das auf einem Lebensmittel ohne Kohlenhydrate soll, weiß niemand! Immerhin: Als vor vielen Jahren Rapso auf den Markt kam, wurde es fett als „choles terinfrei“ beworben. Blöd nur, dass nicht nur Rapsöl, sondern auch alle anderen Pflanzenöle von Natur aus kein Cholesterin enthalten. Zumindest diese Werbung mit Selbstverständlichkeiten ist längst Geschichte.

Letzten Sommer schrieb uns Dr. Wolfgang Zerbs, langjähriger KONSUMENT-Abonnent aus Linz: „Was ich leider seit Jahren vermisse, ist ein Test über das doch in Österreich in der Küche verwendete Rapsöl. Immer wur-den nur Olivenöle geprüft und bewertet.“ Wir nahmen seinen Wunsch auf und stellten nach einer Online-Umfrage fest: Auch viele andere Leser wollten einen Test über Rapsöl, andere schlugen eine Überprüfung von Sonnenblumenöl vor.

Rapsöl: wenig bio

Aus den insgesamt 47 Produkten, die wir in den Regalen der großen Handelsketten fanden, wählten wir 10 Rapsöle und 5 Son-nenblumenöle aus. Schon bei der Markt-erhebung fiel uns auf: Nur 5 der angebo-tenen 29 Rapsöle werden biologisch pro-duziert. Vom oft beschworenen Bioboom ist bei dieser Produktgruppe derzeit nicht viel zu bemerken.Keinen Nachholbedarf gibt es dagegen bei der Qualität der untersuchten Öle. Fast alle Produkte im Test schnitten tadellos ab, denn sie enthalten so gut wie keine Schad-stoffe. Mit dem Rapsöl von Kronen Öl und dem Sonnenblumenöl von Ja! Natürlich, einem Bioöl, lagen gleich zwei österrei chi-sche Produkte an der Spitze.Apropos bio: Wer ein biologisch hergestell-tes Öl möchte, muss zumindest auf den Flaschenetiketten nicht lange suchen. Jeder Hersteller, der ein Öl in Bioqualität anbietet, lobt das auch groß aus.

Heiß oder kalt gepresst

Anders sieht es bei den Informationen zur Herstellung der Öle aus. Um aus Rapssaat oder Sonnenblumenkernen Öl zu pressen, gibt es verschiedene Verfahren. Genaueres dazu lesen Sie in den Kästen „Raffiniertes bzw. kalt gepresstes Öl“ auf Seite 13. Doch auf den meisten Flaschenetiketten findet sich keine Angabe zur Herstellungs-art. Herrscht Schweigen, kann man davon ausgehen, dass das Öl raffiniert wurde. In diesen Flaschen steckt daher ein hellgelbes bis fast farbloses Öl, das unauffällig riecht und neutral schmeckt.Nur insgesamt vier Produkte im Test sind als kalt gepresste oder native Öle gekenn-zeichnet. Die meisten davon sind auch Bio-produkte und kosten fast 6 Euro pro Liter. Ebenfalls kalt gepresst, aber konventionell erzeugt, ist das Rapsöl von Bellasan, einer Eigenmarke von Hofer, um 3,98 Euro pro Liter.

Top im Test

Außer, dass wir uns in Sachen Ölgewinnung etwas mehr Auskunftsfreudigkeit wün-schen würden, ist ansonsten bei unserer Untersuchung quasi alles in Butter. Viel besser als dieser kann ein Test eigentlich nicht ausfallen! Gleich 9 von 10 Rapsölen schafften die Bestnote. Bei den Sonnen-blumenölen waren es 3 von 5 Produkten. Bis auf eine Ausnahme waren alle geteste-ten Öle nur ganz gering oder gar nicht mit

„Wer ein Bio-Rapsöl möchte, muss gezielt danach suchen. Anders als bei den Sonnenblumenölen ist das Angebot hier noch erstaunlich schmal.“

Mag. Nina SiegenthalerVKI-Ernährungsexpertin

Testergebnisse Raps- und Sonnenblumenöl

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Marke Sachbezeichnung Kalt

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100 Prozentpunkten

RAPSÖL

1 Kronen Öl 100 % Rapsöl aus Österreich Merkur 3,99 sehr gut (96) + + + + + + + + + + + + + AT AT

2 Clever Rapsöl Billa 1,49 sehr gut (86) + + + + + + + + + + + + EU AT

3 Bellasan Kaltgepresstes Rapsöl Hofer 3,98 sehr gut (86) + + + + + + + + + + + + DE DE

4 Alnatura Bio-Rapsöl nativ Merkur 5,98 sehr gut (86) + + + + + + + + + + + + EU FR

5 Osana Feinstes Rapsöl Hofer 1,49 sehr gut (85) + + + + + + + + + o + + AT EU

6 s-budget 100 % reines Rapsöl Interspar 1,49 sehr gut (85) + + + + + + + + + o + + EU AT

7 Billa Rapsöl Billa 3,72 sehr gut (85) + + + + + + + + + o + + AT AT

8 Merkur Immer Gut Rapsöl Merkur 3,72 sehr gut (85) + + + + + + + + + o + + AT AT

9 Rapso 100 % reines Rapsöl Billa 5,99 sehr gut (85) + + + + + + + + + o + + AT AT

10 Vita D‘or Rapsöl Lidl 1,49 gut (74) + + + + + + + + o + + EU DE

SONNENBLUMENÖL

11 Ja!Natürlich Sonnenblumenöl aus Österreich Billa 5,98 sehr gut (96) + + + + + + + + + + + + + AT AT

12 Alnatura Bio-Sonnenblumenöl nativ Merkur 5,78 sehr gut (90) + + + + + + + + + + + + + EU FR

13 Echt Bio Bio-Sonnenblumenöl Penny 5,32 sehr gut (89) + + + + + + + + + + o + + AT AT

14 Vita D‘or Sonnenblumenöl Lidl 1,39 gut (74) + + + + + + + + o + + EU DE

15 Spar Natur pur Sonnenblumenöl kaltgepresst Interspar 5,78 durchschnittlich (43) – + + + + + – o + + EU DE

Zeichenerklärung: = ja AT = Österreich, DE = Deutschland , EU = Europa, FR = Frankreich Beurteilungsnoten: sehr gut (+ +), gut (+), durchschnittlich (o), weniger zufriedenstellend (–), nicht zufriedenstellend (– –)...für Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, für Weichmacher, für 3-MCPD-Ester und Glycidylester, für Mineralölrückstände und für SCHADSTOFFE: kein Schadstoff nachweisbar (+ +), mindestens 1 Schadstoff nachweisbar (+), mindestens 1 Schadstoff in geringen Mengen nachweisbar (o), mindestens 1 Schadstoff mit erhöhtem Wert nachweisbar (–), mindestens 1 Schadstoff überschreitet auch nach Abzug der Messunsicherheit der Grenzwert (– –)...für KENNZEICHNUNG: entspricht (+ +), Verbesserungsbedarf (o), entspricht nicht (– –) Prozentangaben = Anteil am Endurteil Preise: Jänner 2018

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Raps- und SonnenblumenölTEST

Glänzendes ErgebnisRaps- und Sonnenblumenöl stehen in fast jedem Küchenkasten – und lieferten in unserem Test Top-Ergebnisse. Am meisten konnten Kronen Öl und Ja! Natürlich punkten.

Schadstoffen belastet. So sehr unser Labor auch nach Mineralölrückständen, 3 MCPD-Ester und Glycidyl-Fettsäureester, Weich-machern und polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) fahndete: Es war kaum etwas nachweisbar und falls doch, dann nur in vernachlässigbaren Mengen, die maximal geringfügig über der Nachweisgrenze lagen. Die Hersteller haben die Schadstoffproblematik offenbar gut im Griff. Das war, wie unsere Tests von Pflanzen-ölen der vergangenen Jahre zeigen, nicht immer so. In der aktuellen Untersuchung gab es ledig-lich einen „Ausreißer“: Das kalt gepresste Sonnenblumenöl von Spar Natur pur hat, verglichen mit der Konkurrenz, den höchs-ten Gehalt an polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen. In diesem Öl wurde der Höchstgehalt, den es für die Summe einzelner PAKs gibt, zu 30 Prozent ausge-schöpft. Damit reichte es in der Reihung nur für den letzten Platz, aber immer noch für ein durchschnittliches Testurteil.

Werbeschmähs

Verbesserungsbedarf sehen wir bei der Kennzeichnung einiger Öle. So kommt das Öl von Osana als „Feinstes Rapsöl“ in den Handel. Eine Beschreibung, warum dieses Öl feiner ist als die Konkurrenz, sucht man auf der Flasche allerdings ver-geblich. Merkur Immer Gut und Billa be-werben ihr Rapsöl dagegen mit „umwelt-schonender Herstellung“. Auch hier bleibt im Dunklen, was sich Verbraucher darunter vorstellen können. Für Heiterkeit sorgte dagegen die Auslobung des Rapsöls von S-Budget und des Sonnenblumenöls von Spar Natur pur: Hier werden auf den Etiketten allen Ernstes Broteinheiten an-gegeben. Was das auf einem Lebensmittel ohne Kohlenhydrate soll, weiß niemand! Immerhin: Als vor vielen Jahren Rapso auf den Markt kam, wurde es fett als „choles terinfrei“ beworben. Blöd nur, dass nicht nur Rapsöl, sondern auch alle anderen Pflanzenöle von Natur aus kein Cholesterin enthalten. Zumindest diese Werbung mit Selbstverständlichkeiten ist längst Geschichte.

Letzten Sommer schrieb uns Dr. Wolfgang Zerbs, langjähriger KONSUMENT-Abonnent aus Linz: „Was ich leider seit Jahren vermisse, ist ein Test über das doch in Österreich in der Küche verwendete Rapsöl. Immer wur-den nur Olivenöle geprüft und bewertet.“ Wir nahmen seinen Wunsch auf und stellten nach einer Online-Umfrage fest: Auch viele andere Leser wollten einen Test über Rapsöl, andere schlugen eine Überprüfung von Sonnenblumenöl vor.

Rapsöl: wenig bio

Aus den insgesamt 47 Produkten, die wir in den Regalen der großen Handelsketten fanden, wählten wir 10 Rapsöle und 5 Son-nenblumenöle aus. Schon bei der Markt-erhebung fiel uns auf: Nur 5 der angebo-tenen 29 Rapsöle werden biologisch pro-duziert. Vom oft beschworenen Bioboom ist bei dieser Produktgruppe derzeit nicht viel zu bemerken.Keinen Nachholbedarf gibt es dagegen bei der Qualität der untersuchten Öle. Fast alle Produkte im Test schnitten tadellos ab, denn sie enthalten so gut wie keine Schad-stoffe. Mit dem Rapsöl von Kronen Öl und dem Sonnenblumenöl von Ja! Natürlich, einem Bioöl, lagen gleich zwei österrei chi-sche Produkte an der Spitze.Apropos bio: Wer ein biologisch hergestell-tes Öl möchte, muss zumindest auf den Flaschenetiketten nicht lange suchen. Jeder Hersteller, der ein Öl in Bioqualität anbietet, lobt das auch groß aus.

Heiß oder kalt gepresst

Anders sieht es bei den Informationen zur Herstellung der Öle aus. Um aus Rapssaat oder Sonnenblumenkernen Öl zu pressen, gibt es verschiedene Verfahren. Genaueres dazu lesen Sie in den Kästen „Raffiniertes bzw. kalt gepresstes Öl“ auf Seite 13. Doch auf den meisten Flaschenetiketten findet sich keine Angabe zur Herstellungs-art. Herrscht Schweigen, kann man davon ausgehen, dass das Öl raffiniert wurde. In diesen Flaschen steckt daher ein hellgelbes bis fast farbloses Öl, das unauffällig riecht und neutral schmeckt.Nur insgesamt vier Produkte im Test sind als kalt gepresste oder native Öle gekenn-zeichnet. Die meisten davon sind auch Bio-produkte und kosten fast 6 Euro pro Liter. Ebenfalls kalt gepresst, aber konventionell erzeugt, ist das Rapsöl von Bellasan, einer Eigenmarke von Hofer, um 3,98 Euro pro Liter.

Top im Test

Außer, dass wir uns in Sachen Ölgewinnung etwas mehr Auskunftsfreudigkeit wün-schen würden, ist ansonsten bei unserer Untersuchung quasi alles in Butter. Viel besser als dieser kann ein Test eigentlich nicht ausfallen! Gleich 9 von 10 Rapsölen schafften die Bestnote. Bei den Sonnen-blumenölen waren es 3 von 5 Produkten. Bis auf eine Ausnahme waren alle geteste-ten Öle nur ganz gering oder gar nicht mit

„Wer ein Bio-Rapsöl möchte, muss gezielt danach suchen. Anders als bei den Sonnenblumenölen ist das Angebot hier noch erstaunlich schmal.“

Mag. Nina SiegenthalerVKI-Ernährungsexpertin

TestkriterienIm Test: 10 Rapsöle (darunter 1 Bioprodukt) und 5 Sonnenblumenöle (davon 4 Bioprodukte). 2 Proben aus jeder Produktgruppe waren als nativ oder kalt gepresst gekennzeichnet.Alle Öle wurden auf Schadstoffe wie Mineralölrück-stände, 3-MCPD-Ester und Glycidyl-Fettsäureester, Weichmacher sowie polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) untersucht und die Kenn-zeichnung auf den Flaschenetiketten überprüft. Außerdem wurden die Hersteller nach der Herkunft der Rohstoffe und dem Abfüllort des Öls gefragt.Registrierte Abonnenten finden die Testkriterien auf www.konsument.at/pflanzenoele052018.

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Gewinnung. Vor allem Bioöle werden mechanisch gewon-nen, da die bei diesem Verfahren erreichten Temperaturen niedrig bleiben. Daher auch die Bezeichnung Kaltpressung. Weil die Ausbeute hier geringer ist, werden solche Öle im Handel meist deutlich teurer angeboten als raffinierte Pro-dukte. Unter nativ versteht man ein Öl, das nach dem Pressen nicht weiter bearbeitet wurde. Erlaubt sind hier nur Filtern und Zentrifugieren.Aussehen und Geschmack. Kalt gepresste und native Öle zeigen Farbe. Vor allem Rapsöl ist intensiv gelb. Sonnen-blumenöl schmeckt kernig-fruchtig bis nussig. Rapsöl hat einen kräftig würzigen, ebenfalls nussigen Geschmack. Beide Öle eignen sich beson-ders für kalte Speisen.Inhaltstoffe. Durch die niedrigen Temperaturen beim Kaltpressen bleiben Vitamine, Aroma- und sekundäre Pflanzenstoffe weitgehend erhalten. Aber auch mögliche Schadstoffe aus der Saat bleiben im Öl.

Kalt gepresstes Öl: Nussiges Aroma

Gewinnung. Die meisten unserer untersuchten Raps-, aber auch Sonnenblumenöle sind raffiniert, auch wenn davon nichts auf der Flasche steht. Für diese Öle werden Rapssaat bzw. Sonnenblumenkerne bei sehr hohen Temperaturen über 100 °C gepresst. Man spricht auch von Heißpressung. Mit diesem Verfahren lässt sich die Ausbeute an Öl erhöhen. Anschließend werden in mehreren Arbeitsschritten Geruchs-, Geschmacks- und Farbstoffe aus dem Öl entfernt. Aussehen und Geschmack. Raffiniertes Raps- und Sonnenblumenöl ist wie die meisten anderen Pflanzenöle auch klar, fast farblos oder mit einem gelblichen Stich. Diese Öle schmecken neutral und können daher in der Küche vielfältig eingesetzt werden.Inhaltstoffe. Beim Raffinieren werden nicht nur Schad- und Fettbegleitstoffe entfernt. Auch Vitamine, Aroma- und sekundäre Pflanzenstoffe gehen bei diesem Verfahren teilweise verloren.

Raffiniertes Öl: Neutral im Geschmack

Vita D‘or-Suchrätsel. Wo ist das Mindest-haltbarkeitsdatum? Nein, Sie brauchen keine neue Brille! Ein weißer Aufdruck auf einer durchsichtigen Flasche mit hellgelbem Öl ist auch für Adleraugen unlesbar.

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KONSUMENT 5 /2018 13

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