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Ratgeber Alte Apfelsorten: Empfehlungen für Hausgärten und Streuobstwiesen in der Metropolregion Hamburg

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Ratgeber Alte Apfelsorten:Empfehlungen für Hausgärten und Streuobstwiesen in der Metropolregion Hamburg

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Editorial Liebe Leserin, lieber Leser,

Streuobstwiesen sind wahre Naturparadiese. Ebenso vielfältig wie das Obst, das sie hervorbringen, ist die Natur, die von diesen beson-deren Lebensräumen profitiert. Bienen, Hummeln und zahllose andere Insekten ernähren sich von Nektar und Pollen und sorgen dabei für die Bestäubung der Blüten. Vögel, Schmetterlinge und verschiedene Säugetiere laben sich an den herab fallenden Früchten. In den Höhlen alter, knorriger Bäume wohnen neben Spechten und Eulen auch andere seltene Tiere wie Fledermäuse und Siebenschlä-fer. Wissenschaftler sprechen von bis zu 5.000 Tier- und Pflanzenarten, die auf Streuobstwiesen ihr Zuhause finden. Dank dieser enormen Artenvielfalt gehören Streuobstwiesen gerade in einer Großstadt wie Hamburg zu den wertvollsten Grünflächen. Frei von Herbiziden und Düngemitteln gelten sie als hervorragende Rückzugsgebiete für viele gefährdete oder sogar vom Aussterben bedrohte Tiere und Pflanzen.Für den BUND ist der Schutz dieser wertvollen Flächen deshalb eine Herzensan-gelegenheit, zumal der „moderne“ Erwerbsobst-, der Straßen- und Wohnungsbau sowie die Ansiedelung von Gewerbe die Bestände in den letzten Jahrzehnten gewaltig schrumpfen ließen. Von 1951 bis 1965 verschwanden in der Hansestadt fast 90 Prozent der bis dahin zahlreichen traditionellen Obstwiesen.Das soll sich ändern. Bereits heute betreut der BUND zahlreiche Streuobstwiesen, insbesondere in den Bezirken Wandsbek, Harburg und Mitte. Andere Stadtteile sollen folgen. Zusammen mit Anwohnern und anderen Interessierten, Stadtteil-initiativen oder Jugendgruppen und auch mit den jährlich stattfindenden „Nord-deutschen Apfeltagen“ sorgt der BUND dafür, dass diese Raritäten in Hamburg wieder an Aufmerksamkeit gewinnen und dass an geeigneten Orten neue Streu-obstwiesen entstehen.Wer mitmachen will, ist herzlich willkommen – auf den von uns betreuten Flächen wird jede Hand gebraucht. Wir geben auch gerne Tipps, wenn Sie Ihren eigenen Garten mit alten Obstbäumen traditionell und naturnah gestalten wollen. Der BUND freut sich sehr, dass der Obstbauer und Autor Eckart Brandt in diesem Ratgeber über die alten Obstsorten seiner Heimat schreibt. Seine Empfehlungen könnten doch der Einstieg in Ihr neues Hobby sein!

Viel Spaß beim Lesen wünschtIhr

Harald KöpkeVorsitzender des BUND Hamburg

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Inhalt

Editorial S. 3

Vorwort S. 6

Warum Sie Alte Apfelsorten pflanzen sollten! S. 7

Der Standort S. 9

Die Baumform S. 10

Der Pflanzabstand S. 11

Die Sortenwahl S. 12

Die Befruchtung S. 13

Die Sortenliste für den Bereich der Metropolregion Hamburg S. 14

Die Pflanzung S. 18

Der Pflanzschnitt S. 21

Der Obstbaumschnitt S. 22

Der Pflanzenschutz S. 25

Die Ernte S. 26

Die Lagerung S. 27

Die Verarbeitung S. 28

Service- und Adressen-Teil

Weitere Information und Beratung S. 30

Bezugsquellen für alte Apfelsorten S. 31

Mostereien S. 32

Baumpflege und Baumschnitt S. 34

Apfel-Projekte S. 35

Literaturhinweise S. 41

Impressum S. 43

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Liebe Leserinnen und Leser,

Martin Luther würde heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen, wenn morgen die Welt unterginge. Traute er seinem Gott nicht zu, die Welt so schnell untergehen zu lassen? War er ein solch unbändiger Apfelfan, dass er ein Apfelbäumchen pflanzen wollte, komme was da wolle? Oder war er im Besitz einer derart schnell fruchtenden Sorte, die ihn in jedem Fall auf seine Kosten kommen ließ?

Auch Sie - ob lutherischen Bekenntnisses oder nicht - sollten sich überlegen, ob Sie nicht einen Apfelbaum pflanzen wollen. Sie könnten sich eine kleine Quelle der Freude und des Genusses verschaffen, die Ihnen sonst nur schwer zugäng-lich wäre und um die andere Sie beneiden würden. Mit dem Pflanzen einer alten Apfelsorte schaffen Sie sich ein Stück Lebensqualität, das es nirgendwo zu kaufen gibt: den Genuss von unverwechselbaren Aromen aus längst vergangenen Zeiten!

Gleichzeitig leisten Sie einen kleinen Beitrag zur Erhaltung der Obstsortenviel-falt, die ohne die Mithilfe vieler Garten- und Streuobstwiesenbesitzer untergehen würde. Und Sie bereichern ökologisch Ihre Natur und Umwelt, indem Sie z.B. im Frühjahr den Bienen und Hummeln Pollen und Nektar anbieten.

Mit diesem kleinen Ratgeber möchten wir interessierten Laien Tipps und Rat-schläge an die Hand geben, wie Sie mit Ihren Apfelbäumen sinnigerweise umge-hen sollten, damit Sie auch Freude an ihnen haben.

] Was müssen Sie beachten bei der Wahl des Standortes? ] Welcher Boden eignet sich gut, welcher sollte vor der Pflanzung verbessert werden? ] Wann sollten Sie pflanzen? ] Wie wählen Sie die richtigen Sorten aus und wo bekommen Sie diese? ] Welche Baumform ist die richtige (Busch, Halbstamm oder Hochstamm)? ] Wie pflanzen Sie einen Apfelbaum richtig und wie bewahren Sie ihn vor Schaden? ] Wie und wann müssen Sie ihn beschneiden? ] Wie und wann ernten Sie seine Äpfel und wie lagern Sie sie am besten? ] Wie und zu was können Sie die Äpfel verarbeiten?

Beim Schreiben dieses Ratgebers habe ich mir vorgestellt, Sie als obstbaulich interessierter Laie stünden bei mir auf dem Obsthof, um sich ein paar junge Apfel-bäume für Ihren Garten oder Ihre neu anzulegende Streuobstwiese zu besorgen. Vorab hätten Sie da noch ein paar Fragen...Weil diese Fragen sich sehr ähneln und immer wieder gestellt werden, habe ich sie hier zusammengestellt und versucht, sie nach bestem Wissen als Bio-Obstbauer und Sammler alter Sorten zu beantworten.

Ihr

Eckart Brandt

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Warum Sie Alte Apfelsorten pflanzen sollten!

Wer einen Apfelbaum in seinen Garten oder gleich mehrere auf eine Obstwiese pflanzen möchte, sollte sich vorweg ein paar Gedanken machen und nicht gleich das erstbeste Schnäppchen-Angebot im Baumarkt erstehen. Sie werden in der Regel eine ganze Reihe von Jahren mit Ihrem Baum verbringen und wollen doch Ihre Freude an ihm haben. Drum prüfe, wer sich zeitlich bindet...

Warum empfehle ich Ihnen alte und regionale Sorten? Nach meinen Erfahrungen möchten die allermeisten Garten- und Obstwiesenbesitzer in ihrem Wirkungs-bereich nicht mit Giften rumhantieren (auch wenn diese sich heute häufig lieber „Pflanzenschutzmittel“ nennen). Sie brauchen daher robuste, unempfindliche Sorten, die diesen ganzen Kram nicht nötig haben und trotzdem schöne schmack-hafte Früchte bringen. Damit sind Sie im Sortiment der alten und regionalen Sorten eindeutig besser aufgehoben als im modernen Sortiment des heutigen Erwerbsobstbaus. Der moderne Intensivobstbauer muss pro Saison seine Äpfel mindestens ein Dutzend Mal – oft häufiger – spritzen, meist mit Fungiziden, um Infektionen mit dem Schorfpilz vorzubeugen. Der intensive Bio-Erwerbsobstbau macht das ebenso – nur mit den nach seinen Anbaurichtlinien zulässigen Bio-Mitteln wie z.B. Netzschwefel. Diese Spritzungen müssen dann auch noch punkt-genau auf Termin ausgebracht werden, was dem Hausgärtner zumeist unmöglich sein dürfte, selbst wenn er es wollte. Also: lassen Sie am besten die Finger vom Anbau moderner Erwerbsobstsorten wie Golden Delicious, Gloster, Jonagold, Elstar, Rubinette usw. Wenn Sie diese Sorten gern essen, kaufen Sie sie lieber bei den Profis vom Erwerbsobstbau oder im Supermarkt.

Die alten Apfelsorten sind zu meist wesentlich unempfindlicher. Man kann sie oft nicht direkt als „schorfresistent“ bezeichnen, weil sich hier und da dann doch mal ein Schorffleckchen zeigen kann, aber „schorftolerant“ sind sie größtenteils. Für den Hausgebrauch ist ja auch meistens ein Schorffleckchen nicht so ein großes Malheur.

Es gibt allerdings auch im alten Apfel-sortiment ein paar Sorten, die so empfindlich und anspruchsvoll sind, dass man sich sehr ernsthaft überlegen sollte, ob man sich mit ihnen abquälen möchte, z.B. Signe Tillisch, Cox Orange, Berlepsch, Ingrid Marie, Landsberger Renette u.a. Manche dieser Sorten ha-ben ein wunderbares Aroma und haben daher – trotz aller Empfindlichkeit – immer ihre Fans gehabt. Natürlich kann man solche Sorten auch pflanzen, wenn man sie für unverzichtbar hält. Man muss ihnen dann allerdings die bestmöglichen Bedingungen verschaffen und sie ständig im Auge behalten, z.B. beim krebs-

Finkenwerder Herbstprinz, Apfel des Jahres 2001

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empfindlichen Signe Tillisch neue Krebsbefallsstellen immer gleich ausschneiden. Dann hat man eine Chance, auch von solchen Sorten Früchte zu ernten, wenn auch zumeist keine besonders schönen.

Überlegen kann man sich auch noch, ob man eine der neuen schorfresistenten Sorten pflanzen möchte. Viele von ihnen weisen schon in ihrem Namen auf ihre Resistenz hin, z.B. Rewena, Remo, Relinda aus dem Züchtungsprogramm von Dresden-Pillnitz, hinzu kommen Sorten anderen Ursprungs wie Topaz und Melo-dy aus Tschechien u.a. Resistent sind diese Sorten nur gegen den Schorfpilz, von anderen Krankheiten können sie trotzdem befallen werden. So neigt der schorf-resistente Topaz zu Krebs, Kragenfäule und Regenfleckenpilz-Infektionen, weswe-gen er im hiesigen Bio-Obstbau zumeist dem kompletten Spritzprogramm unter-worfen wird. Auch sind die Schorfresistenzen bei vielen dieser Sorten anscheinend genetisch nur auf sehr schmaler Basis verankert, weswegen sie auch schon in gar nicht wenigen Fällen nach ein paar Jahren wieder zusammengebrochen sind. Ge-schmacklich sind viele der neuen, schorfresistenten Sorten bestenfalls Mittelmaß. Für den Streuobstbau, der vitale, kräftig wachsende Sorten braucht, sind viele von ihnen zu schwachwüchsig.

Aus all diesen Gründen haben wir in dieser Broschüre auf Sortenemp-fehlungen verzichtet. Der historische Obstbau mit seinen Tausenden von Sorten bietet reichlich genug Auswahl für alle Bedürfnisse des Standortes und des Apfelfreundes.

Ruhm von Kirchwerder, auch Johannsens Roter Herbst, Apfel des Jahres 2003

Celler Dickstiel, auch Krügers Dickstiel,Apfel des Jahres 2002

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