rebirth news 4 DEZEMBER 2016 · die Kommunikation zwischen dem Sonic Hedgehog-Signalweg im...

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rebirth news 4 TITELTHEMA Lungenentwicklung: Forscher identifizieren wichtigen Regulationsweg FORSCHUNG Protein fördert krankhaftes Herzwachstum GSCN-JAHRESTAGUNG Nationale Experten treffen sich in Hannover PHD PROGRAMM Die neuen Doktoranden sind da DEZEMBER 2016

Transcript of rebirth news 4 DEZEMBER 2016 · die Kommunikation zwischen dem Sonic Hedgehog-Signalweg im...

rebirth news 4

TITELTHEMA

Lungenentwicklung: Forscher identifizieren wichtigen Regulationsweg

FORSCHUNG Protein fördert krankhaftes Herzwachstum GSCN-JAHRESTAGUNG Nationale Experten treffen sich in Hannover PHD PROGRAMM Die neuen Doktoranden sind da

DEZEMBER 2016

Modell für Herzmuskelerkrankungen Herzmuskelzellen aus humanen embryonalen Stammzellen (hESC-CMs) bergen ein großes Potenzial für in vitro Modelle von Herzmus-kelerkrankungen. Bisher war es nicht gelungen, hESC-CMs zu züch-ten, die wie ventrikuläre humane Herzmuskelzellen ausschließlich β-kardiales Myosin exprimieren. Durch den Vergleich von Protein-expression und kontraktilen Eigenschaften in zwei in vitro Kultivie-rungsmodellen konnten die Forscher zeigen, dass sich durch Kultur auf steifer Matrix hESC-CMs generieren lassen, die ausschließlich β-kardiales Myosin exprimieren, und sich somit für in vitro Analysen von Kardiomyopathien und Drug-Screenings eignen.

Publikation Stiff matrix induces switch to pure β-cardiac myosin heavy chain expression in human ESC-derived cardiomyocytes. Weber N, Schwanke K, Greten S, Wendland M, Iorga B, Fischer M, Geers-Knörr C, Hegermann J, Wrede C, Fiedler J, Kempf H, Franke A, Piep B, Pfanne A, Thum T, Martin U, Brenner B, Zweigerdt R, Kraft T. Basic Res Cardiol. 2016 Nov;111(6):68.

MikroRNAs in NanopartikelnBlutgefäße sind innen mit einer schützenden Zellschicht, dem En-dothel, ausgekleidet. Im Laufe des Lebens nutzt sich diese Schicht ab, die Gefäßwände verdicken und verkalken. Diese Veränderungen sind häufig Ursache für Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlag-anfall. In dieser Arbeit haben die Forscher eine neue Therapie zur Heilung derart geschädigter Gefäße entwickelt. Der Clou: Die Wissenschaftler brachten die MicroRNA-126 über winzige, abbau-bare Lipid-Nanopartikel in geschädigte Gefäße ein. Die Zellen in der geschädigten Gefäßwand erneuerten sich daraufhin dank der MikroRNA deutlich schneller; das Gefäß konnte wieder repariert werden. Dies bewiesen die Wissenschaftler anhand von Versuchen im Mausmodell sowie an menschlichen Gewebeproben.

PublikationHartmann D, Fiedler J, Sonnenschein K, Just A, Pfanne A, Zim-mer K, Remke J, Foinquinos A, Butzlaff M, Schimmel K, Maeg-defessel L, Hilfiker-Kleiner D, Lachmann N, Schober A, Froese N, Heineke J, Bauersachs J, Batkai S, Thum T. MicroRNArna-Based Therapy of Gata2-Deficient Vascular Disease. Circulation. 2016;25(116):022478. Epub 2016/10/27.

Biomarker für GefäßerkrankungenVeränderungen der Kranzarterien (sog. Transplantatvaskulopathie) sind die Hauptursache für Krankheit und Tod nach einer Herztrans-plantation. Diese Erkrankung kann bisher nur durch eine Koronaran-giografie diagnostiziert werden. Einen nicht-invasiven Biomarker für die Diagnose gibt es bisher nicht. Die Wissenschaftler dieser Studie identifizierten die im Blut nachweisbare MikroRNA miR-628-5p als neuartigen potenziellen Biomarker für diese Erkrankung.

PublikationMicroRNA 628-5p as a novel biomarker for cardiac allograft vascu-lopathy. Neumann A, Napp LC, Kleeberger JA, Benecke N, Pfanne A, Haverich A, Thum T, Bara C. Transplantation. 2016 Sep 21.

Natürliches Spermidin schützt das Herz In dieser Publikation konnten Forscher zeigen, dass die Gabe des natürlichen Polyamins Spermidin die Lebensdauer von Mäusen verlängert und für das Herz schützende Effekte hat, wodurch Hypertrophie vermindert und die diastolische Funktion bei alten Mäusen aufrechterhalten wird. Das Team um Professor Mühlfeld führte die morphologischen und stereologischen Untersuchungen dieser Arbeit durch.

PublikationEisenberg T, Abdellatif M, Schroeder S, Primessnig U, Stekovic S, Pendl T, Harger A, Schipke J, Zimmermann A, Schmidt A, Tong M, Ruckenstuhl C, Dammbrueck C, Gross AS, Herbst V, Magnes C, Trausinger G, Narath S, Meinitzer A, Hu Z, Kirsch A, Eller K, Carmo-na-Gutierrez D, Buttner S, Pietrocola F, Knittelfelder O, Schrepfer E, Rockenfeller P, Simonini C, Rahn A, Horsch M, Moreth K, Beckers J, Fuchs H, Gailus-Durner V, Neff F, Janik D, Rathkolb B, Rozman JA-Ohoo, de Angelis MHA-Ohoo, Moustafa T, Haemmerle G, Mayr MA-OhooX, Willeit P, von Frieling-Salewsky M, Pieske B, Scorrano LA-Ohoo, Pieber T, Pechlaner R, Willeit JA-Ohoo, Sigrist SJ, Linke WAA-Ohoo, Muhlfeld C, Sadoshima J, Dengjel J, Kiechl S, Kroemer G, Sedej SA-Ohoo, Madeo F. Cardioprotection and Lifespan Exten-sion by the Natural Polyamine Spermidine. Lid - 10.1038/Nm.4222 [Doi]. Nat Med. 2016

2 rebirth news 2016 | 4 AKTUELLE PUBLIKATIONEN

Aktuelle Publikationen

3rebirth news 2016 | 4INHALTSVERZEICHNIS

Inhalt

Lungenentwicklung: Forscher identifizieren wichtigen Regulationsweg ............................................4

Altersangepasste Herzinfarkt-Therapie ..........................7

Protein fördert krankhaftes Herzwachstum ....................8

Herzersatzgewebe aus Magenschleimhaut ....................9

Im Verbund Ersatz für Organe finden ...........................10

Optische Herzschrittmacher .......................................11

2.000 Gäste beim Tag der offenen Tür .........................12

Stammzellexperten tagen in Hannover .........................14

GSCN-Preis „Publikation des Jahres“ geht an REBIRTH-Wissenschaftler .......................................16

TECAS-ITN Orientierungswoche ...................................17

LISA: Im Sommer studieren .........................................18

Frauen in der Wissenschaft .........................................18

REBIRTH-Doktoranden ausgezeichnet. ........................20

Internationaler Austausch führt zu unerwartetem Erfolg ......................................21

Der neue Jahrgang ist da! ............................................22

Who is Who: Regenerative Sciences PhD program ................................................23

Forschung in der Bibliothek .........................................24

Impressum ....................................................................6

4Lungenentwicklung: REBIRTH-Forscher identifizieren wichtigen Regulationsweg

14Stammzellexperten tagen in Hannover

18Frauen in der Wissenschaft

21Internationaler Austausch führt zu unerwartetem Erfolg

4 rebirth news 2016 | 4 TITELTHEMA

Pharmakologische Behandlungen von Lungenorgankulturen, um das Zusammenspiel der Tbx2- und Tbx3-abhängigen Entwicklungs-signalwege in der Lunge zu entschlüsseln. Das Bild zeigt eine autofluoreszierende Fotographie der gewebespezifischen Aktivie-rung eines grün fluoreszierenden Reporters in Lungenrudimente (Wt1creERT2/+;Rosa26mTmG/+) an Tag 11,5 sowie invertierte Hellfeld-bilder einer Lungenkultur zu vier unterschiedlichen Zeitpunkten, die verwendet wurden, um das Organwachstum und die Verzweigungs-morphogenese zu bewerten.

Die drei Keimblätter Während der Entwicklung eines Embryos im Mutter-leib findet in der dritten Woche eine erste Spezialisie-rung der Zellmasse in die drei Keimblätter Endoderm, Mesoderm und Ektoderm statt. Aus jedem dieser Keimblätter entwickeln sich später spezifische Gewe-be und Organe. So gehen zum Beispiel aus dem Endo-derm unter anderem der Verdauungstrakt, die Leber und der Atmungstrakt hervor.

5rebirth news 2016 | 4TITELTHEMA

Die menschliche Lunge dient dem Gasaustausch zwischen Blut und Luft. Damit dieser Gasaustausch effizient ver-läuft, führt ein stark verästeltes Leitungssystem, der Bron-chialbaum, die Luft zu einer Vielzahl kleiner Bläschen, den Alveolen, in denen ein großflächiger und enger Kontakt mit dem Blutgefäßsystem erfolgt. Der Bronchialbaum und sei-ne Alveolen entwickeln sich während der Embryonalent-wicklung aus einer einfachen Vorstülpung des Vorder-darms – einem Teil des Endoderms. Dabei wächst eine Knospe mit einem einschichtigen dichten Zellverband, ei-nem Epithel, in das lockere Bindegewebe (Mesenchym) seiner Umgebung ein und verzweigt sich durch regelmäßi-ge Spaltung der Knospenspitze in eine baumartige Struk-tur. Frühere Studien hatten bereits gezeigt, dass dieses Auswachsen einen ständigen Austausch von Signalen zwi-schen Epithel und Mesenchym voraussetzt. Forscher der

Lungenentwicklung: Forscher

identifizieren wichtigen

RegulationswegWie entstehen die Verästelungen des luftleitenden

Systems in der Embryonalentwicklung?

Von links: Dr. Timo Lüdtke, der Erstautor der Studie und Professor Dr. Andreas Kispert am Inkubator mit einer Kulturplatte für embryonale Organanlagen.

6 rebirth news 2016 | 4 TITELTHEMA

Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) haben nun einen wichtigen molekularen Schalter entdeckt, der die si-gnal-vermittelte Kommunikation zwischen Epithel und Me-senchym an den Knospen während des Auswachsens des Bronchialsystems in der Embryonalentwicklung steuert.

Das Team um Professor Dr. Andreas Kispert und Dr. Timo Lüdtke, REBIRTH-Unit „Transcriptional Control of Organo-genesis“, entdeckten, dass zwei nahe verwandte Transkrip-tionsfaktoren, Tbx2 und Tbx3, durch Signale aus dem Epi-

ImpressumHeft 4, Dezember 2016Herausgeber Exzellenzcluster REBIRTH Carl-Neuberg-Straße 1 30625 Hannover Tel.: 0511/532-5201 Fax: 0511/532-5205 www.rebirth-hannover.deKonzept, Entwurf, Redaktion Yvonne Stöber, Camilla Mosel, Tilman Fabian (V.i.S.d.P.) E-Mail: [email protected] & Satz: D. Kleimenhagen, Designer AGD

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Der durch die Forscher entschlüsselte SignalwegTbx2 und Tbx3 sind Transkriptionsfaktoren, die wäh-rend der Entwicklung der Lunge die Aktivität zweier wichtiger Signalwege koordinieren. Die Transkriptions-faktoren vermitteln in der embryonalen Lungenanlage die Kommunikation zwischen dem Sonic Hedgehog-Signalweg im epithelialen Teil der Lungenknospen und dem Wnt-Signalweg im umgebenden Mesenchym, in-dem sie lokal das Ablesen von bestimmten Genen ver-hindern. Darunter sind Faktoren, die den Wnt-Signal-weg hemmen und die Gene für p21/27, die die Zellvermehrung pausieren lassen. Beide Mechanis-men stellen das intensive Lungenwachstum im Emb-ryo sicher. Mäuse, in denen die Transkriptionsfaktoren nicht oder nur reduziert vorkommen, bilden in der Fol-ge nur sehr kleine Lungen aus.

thel der Lungenknospe im die Knospe umgebenden Mesenchym angeschaltet werden. Dort stellen sie das Auswachsen der Lunge und die Verästelung des Bronchi-albaumes während der Embryonalentwicklung sicher. Wie das funktioniert, entschlüsselten die Wissenschaftler an-hand von Versuchen im Mausmodell sowie in Kultursyste-men mit embryonalen Lungenanlagen der Maus. Den ge-nauen Mechanismus beschreiben sie in der aktuellen Ausgabe der renommierten Fachzeitschrift Developmental Cell. „Unsere Ergebnisse könnten langfristig bei Lungener-krankungen wie der idiopathischen Fibrose helfen“, erklärt Professor Kispert. „Bei der Erkrankung werden diese emb-ryonalen Signalwege und Tbx2 wieder angeschaltet und es entstehen vermehrt Bindegewebszellen in der Lunge, die den Patienten die Atmung erschweren.“ „Auch im Lungen-krebs ist seit kurzem bekannt, dass Tbx2 wieder aktiviert werden kann und dann die Aggressivität des Tumors ver-stärkt. Das Wissen um die Wirkung dieses embryonalen Schlüsselfaktors kann helfen, den Krebs besser zu verste-hen und zu behandeln“, ergänzt Dr. Lüdtke.

Publikation: Lüdtke TH, Rudat C, Wojahn I, Weiss AC, Kleppa MJ, Kurz J, Farin HF, Moon A, Christoffels VM, Kispert A. Tbx2 and Tbx3 Act Downstream of Shh to Maintain Canonical Wnt Signaling During Branching Morphogenesis of the Murine Lung. Dev Cell. 2016;39(2):239-53. Epub 2016/10/26.

7rebirth news 2016 | 4NEUE WISSENSCHAFTLICHE ERGEBNISSE

Altersangepasste Herzinfarkt-Therapie

Wird MicroRNA 22 gehemmt, hat das positive Effekte

für ältere Herzinfarkt-Patienten.

Forscher der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) haben eine neue Herzinfarkt-Therapie auf den Weg ge-bracht, die sich insbesondere für ältere Patienten eignet: Das Team um Professor Dr. Dr. Thomas Thum und Shashi K. Gupta vom MHH-Institut für Molekulare und Translatio-nale Therapiestrategien fand heraus, dass es zwei positive Effekte hat, wenn eine bestimmte Ribonukleinsäurekette (MicroRNA 22) gehemmt wird: Zum einen wird dadurch krankhaftes Herzwachstum gestoppt und somit Herz-schwäche verhindert und zum andern erleichtert dies die zelleigene Müllabfuhr, indem Abfallprodukte leichter abge-baut und abtransportiert werden. Dies bewiesen die Wis-senschaftler anhand von Zell- und Mausversuchen.

„Diese Effekte zeigen sich insbesondere bei älteren Mäu-sen, da sie viel mehr MicroRNA 22 im Herzgewebe haben als jüngere Mäuse“, sagt Professor Dr. Dr. Thomas Thum.

Von links: Shashi K. Gupta und Professor Dr. Dr. Thomas Thum im Labor.

Die Forscher haben auch in menschlichem Herzmuskelge-webe diese altersabhängige Verteilung von MicroRNA 22 gefunden. Somit haben sie den Grundstein gelegt für eine altersangepasste Herzinfarkt-Therapie. Sie soll künftig weiterentwickelt werden, bis sie am Patienten angewendet werden kann. Sie veröffentlichten ihre Ergebnisse im Jour-nal of the American College of Cardiology.

MicroRNAs sind kurze Ribonukleinsäureketten. Sie wirken zumeist auf ein ganzes Netzwerk von Genen und steuern darüber die Entwicklung, Vermehrung und Funktion von Zellen. Das Institut für Molekulare und Translationale The-rapiestrategien ist an der MHH in das Integrierte For-schungs- und Behandlungszentrum Transplantation (IFB-Tx) und in den Exzellenzcluster REBIRTH eingebunden.

Publikation: Gupta SK, Foinquinos A, Thum S, Remke J, Zimmer K, Bauters C, de Groote P, Boon RA, de Windt LJ, Preissl S, Hein L, Batkai S, Pinet F, Thum T. Preclinical Development of a Microrna-Based Therapy for Elderly Patients with Myocardial Infarction. J Am Coll Cardiol. 2016;68(14):1557-71. Epub 2016/10/01.

Ein Interview mit Professor Thum und Professor Dr. Axel Haverich, Sprecher des Ex-zellenzclusters, zu der Publikati-on finden Sie unter folgendem Link: http://www.rebirth-hanno-ver.de/index.php?id=250

8 rebirth news 2016 | 4 NEUE WISSENSCHAFTLICHE ERKENNTNISSE

Protein fördert krankhaftes

Herzwachstum

REBIRTH-Forscher fanden heraus, dass Herzschwäche und -versagen

möglicherweise durch die Hemmung eines Proteins verhindert werden können.

Die Wissenschaftler konnten krankhaftes Herzwachstum stoppen, indem sie das Protein CTRP9 hemmten. Das zeig-te das Team um Professor Dr. Jörg Heineke am Mausmo-dell und an Herzmuskelzellen. Die Wissenschaftler der REBIRTH-Unit „Myocardial Cellular Crosstalk and Gene Therapy“ veröffentlichten ihre Ergebnisse in der Fachzeit-schrift Circulation Research. Erstautoren sind Dr. Mahesh Appari und Dr. Astrid Breitbart.

Krankhaftes Herzwachstum und infolgedessen Herz-schwäche oder sogar -versagen können beispielsweise aufgrund von langjährigem hohen Blutdruck entstehen. „Die Konzentration an CTRP9 in chronisch vergrößerten Herzen ist zwanzigfach so hoch wie im gesunden Herz-muskel“, erläutert Professor Heineke. Sein Team fand her-aus: Das Protein kommt aus den Blutgefäßzellen des Her-zens und regt die Herzmuskelzellen zum krankhaften Wachstum an. Mäuseherzen, denen es fehlt, wachsen weniger und haben geringere Bindegewebseinlagerungen, sie funktionieren besser und werden nicht schwach. Im

Gegensatz dazu wach-sen Mäuseherzen mit viel CTRP9 vermehrt und leiden schnell an Herzschwäche.

„In Bezug auf das langsam voranschrei-tende chronisch-

krankhafte Herzwachstum könnte das Ausschalten von CTRP9 sinnvoll sein – möglicherweise mit einer Antikör-pertherapie“, fasst Professor Heineke zusammen. Seine Arbeitsgruppe konnte auch den zugrundeliegenden Me-chanismus entschlüsseln: Das Protein wirkt auf bestimmte Signalwege der Herzmuskelzelllen, wobei die Signalprote-ine ERK5 und GATA4 eine große Rolle spielen.

Publikation: Appari M, Breitbart A, Brandes F, Szaroszyk M, Froese N, Korf-Klingebiel M, Malek Mohammadi M, Grund A, Scharf GM, Wang H, Zwadlo C, Fraccarollo D, Schrameck U, Nemer M, Wong W, Katus HA, Wollert KC, Muller OJ, Bauersachs J, Heineke J. C1q-Tnf-Related Protein-9 Promotes Cardiac Hypertrophy and Failure. Circ Res. 2016. Epub 2016/11/09.

Professor Dr. Jörg Heineke öffnet einen Brutschrank, in dem Herzmuskel- und Endothelzellen gezüchtet werden.

Isolectin B4 Anti-β-Galactosidase Merge

IsolectinB4 (grün) markiert die Endothelzellen, anti-beta Galaktosidase (rot) die CTRP9 exprimierenden Zellen; im Overlay (Merge) zeigt sich, dass CTRP9 insbesondere aus den Endothelzellen des Herzens kommt.

9rebirth news 2016 | 4GEROK - KLINISCHE ROTATION

Herzersatzgewebe aus Magenschleimhaut

Eine neue Methode um durch Herzinfarkt geschädigtes Gewebe zu ersetzen?

Dr. Felix Fleißner, Assistenzarzt der Herz-, Thorax-, Transplanta-tions- und Gefäßchirurgie (HTTG) in der Fachweiterbildung zum Facharzt für Herzchirurgie, entwickelte im Rahmen seiner GEROK-Stelle unter anderem Experimente im Großtier, in denen er Magen-schleimhaut als Herzersatzgewebe testete. „Die Verwendung von Dünndarm als Ersatz für den rechten Vorhof wurde in der Vergan-genheit durch uns bereits sowohl in tierexperimentellen Studien als auch in klinischen Einzelfällen im Menschen erfolgreich einge-setzt“, erklärt Dr. Fleißner. „Durch die höheren Drücke im linken Herzen ist dieses Gewebe jedoch aufgrund seiner Beschaffenheit nicht geeignet, sodass die Verwendung der Magenmukosa hier deutlich besser geeignet erscheint.“

Die für die Operation am Großtier verwendete Magenschleimhaut bereitete er so auf, dass die Blutversorgung erhalten blieb. Diesen sogenannten gestielten Patch setzte Dr. Fleißner, betreut durch den HTTG-Oberarzt Dr. Serghei Cebotari, REBIRTH Unit „Large Ani-mal Models for Myocardial Repair“ als Ersatz für linksventrikuläres Herzgewebe in einer Operation am offenen Herzen ein. Zusätzlich

entnahm er während der Operation Vorläuferzel-len aus dem Herzohr, die er dann in den Patch einbrachte, um hier eine mögliche Differenzie-rung in Herzmuskelzel-len zu erreichen und so eine Kontraktilität des Patches zu gewährleis-ten. Die Tiere schloss er für die Operation – wie beim Menschen auch – an eine Herz-Lungen-maschine an und senk-te die Körpertemperatur

künstlich ab, damit Stoffwechsel und Herzschlag ver-ringert werden. Dies erhöht den Schutz für Herz und Gehirn während und nach der Operation. „Trotz der Komplexität der Operation mit langer Herz-Lungen-Maschinenzeit und Nachbetreuung konnte eine akzep-table Überlebensrate (Mortalität und Morbidität) er-reicht werden. Insgesamt scheint der Ansatz sehr erfolgversprechend; es sind jedoch weitere Versuche notwendig, um hier eine weitergehende Standardisie-rung zu gewährleisten“, sagt Dr. Fleißner.

Rotationsstellen für ÄrzteIn der Medizin tätige Forscherinnen und For-scher sind in der Regel in erheblichem Umfang durch Aufgaben in der Krankenversorgung in Anspruch genommen. Im Rahmen eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) ge-förderten Forschungsvorhabens besteht des-halb die Möglichkeit, durch sogenannte „Rotati-onsstellen“ bereits in der Forschungsinstitution tätige Ärztinnen und Ärzte mit Aufgaben über-wiegend in der Patientenversorgung vorüberge-hend von ihren klinischen Verpflichtungen frei-zustellen. Hierdurch soll es ihnen ermöglicht werden, sich in dieser Zeit ausschließlich einem wissenschaftlichen Projekt zu widmen und in der Forschung weiter zu qualifizieren.

10 rebirth news 2016 | 410 rebirth news 2016 | 4 MITTEILUNGEN UND MELDUNGEN

Im Verbund Ersatz für Organe finden

Einzigartiger Forschungsverbund „Biologie der xenogenen Zell- und Organtransplantation

– vom Labor in die Klinik“ wird verlängert.

Der Bedarf an Spenderorganen ist weitaus größer als das Angebot – mit der Folge, dass Patienten oft mehrere Jah-re auf ein Transplantat warten, was viele von ihnen nicht überleben: In Deutschland sterben durchschnittlich täglich drei Patienten auf der Warteliste. Organersatz wie Dialyse oder Kunstherz können die Organfunktion meist nur vorü-bergehend übernehmen, Organersatz aus Stammzellen ist noch nicht möglich. Deshalb kann die Übertragung von Organen und Geweben aus Schweinen eine vielverspre-chende Alternative darstellen – die Xenotransplantation. Diesem Thema widmet sich der seit 2012 bestehende welt-weit einzigartige Forschungsverbund „Biologie der xenoge-nen Zell- und Organtransplantation – vom Labor in die Klinik“. Diesen Sonderforschungsbereich/Transregio 127 mit seinen Standorten in Hannover, München und Dresden fördert die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) nun für die kommenden vier Jahre mit weiteren rund 15 Millio-nen Euro. Die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) erhält davon rund 2,3 Millionen Euro. An dem Projekt, das aus der DFG geförderten Forschergruppe Xenotransplan-tation hervorgegangen ist, sind auch Wissenschaftler aus den REBIRTH-Arbeitsgruppen „Tolerogenic Cell Therapie“, „Tissue Engineered Heart Valves“, „Large Animal Models“ und „Ethical and Legal Dimensions“ beteiligt.

In der neuen Antragsperiode sollen erste Transplantationen von insulinproduzierenden Zellen und Herzklappen in den Menschen erfolgen. Langfristig geht es auch um die Trans-plantation solider Organe wie das Herz. Dazu untersuchen die Wissenschaftler die Immunreaktion gegen das übertra-gene Organ oder Gewebe. Um zu verhindern, dass es im Patienten abgestoßen wird, werden Schweinezellen und

-organe genetisch verändert, so dass sie als Transplantate für den Menschen verwendet werden können.

Um eine Übertragung von Infektionserregern des Schweins auf den Menschen auszuschließen, sind Arbeitsgruppen des Robert Koch-Instituts und des Paul Ehrlich-Instituts an dem Forschungskonsortium beteiligt. Darüber hinaus sind Ethiker und Medizinjuristen in das Projekt eingebunden, da die Verwendung des tierischen Gewebes und der tierischen Organe mit neuen ethischen und rechtlichen Herausforde-rungen verbunden ist.

Beteiligte PartnerQQ Medizinische Hochschule HannoverQQ Friedrich Loeffler-Institut für Nutztiergenetik Neustadt-MarienseeQQ Leibniz Universität Hannover QQ Deutsches Primatenzentrum Göttingen QQ Ludwig-Maximilians-Universität München (Sprecherhochschule)QQ Technische Universität Dresden QQ Technische Universität MünchenQQ Helmholtz Zentrum München QQ Robert Koch-InstitutQQ Paul Ehrlich-Institut

11rebirth news 2016 | 4 11rebirth news 2016 | 4MITTEILUNGEN UND MELDUNGEN

Optische Herzschrittmacher

Das Ziel: Herzrhythmusstörungen schonender durch eine gezielte optische Stimulation des Herzmuskels

und anderen Muskelgruppen behandeln.

In dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit zwei Millionen Euro für drei Jahre geförderten Verbundprojekt „Biohybrids for Photon-Activated Cardiac Excitation“ (BioPACE) entwickeln REBIRTH-Forscher des Laser Zentrums Hannover e. V. (LZH) und der Medizini-schen Hochschule Hannover (MHH) gemeinsam mit drei weiteren Partnern einen biohybriden Herzschrittmacher. Während herkömmliche Herzschrittmacher elektrische Im-pulse in das Herz geben, sollen in dem neuen Verfahren optische Impulse eingesetzt werden. So wird der Herzmus-kel nicht mittels einer elektrischen Stimulation, sondern mit Licht zur Kontraktion gebracht.

Interdisziplinäre Zusammenarbeit

Der neue Schrittmacher soll zum Teil aus biologischem Material bestehen. Dazu stellen die REBIRTH-Wissen-schaftler um Dr. Robert Zweigerdt und PD Dr. Ina Gruh modifizierte und reprogrammierte patienteneigene Zellen her und entwickeln daraus optisch anregbare Herzmuskel-konstrukte. Um eine effiziente Anregung auch in der Tiefe

Das Projekt-Team beim Kick-off-Treffen im NIFE.

Ein Cluster aus Herzmuskelzellen, auf die mittels Laser ein ringförmiges Punktmuster projiziert wird. Durch diese optische Stimulation werden sie zur Kontraktion angeregt. Die Frequenz der Projektion steuert den Kontraktionsrhythmus.

12 rebirth news 2016 | 412 rebirth news 2016 | 4 MITTEILUNGEN UND MELDUNGEN

2.000 Gäste beim Tag

der offenen Tür November der Wissenschaft 2016:

REBIRTH stellt gemeinsam mit Medizinern, Wissenschaftlern

und Ausbildern am 5. November seine Arbeit vor.

BioPACE: Die PartnerQQ Die Koordination des Verbundprojektes BioPACE übernimmt das LZH und evaluiert verschiedene optische Technologien zur effizienten Anregung.

QQ Die MHH stellt die Expertise in der Zellherstellung, Herzmuskelgenerierung und funktionelle Testung am Kleintiermodell zur Verfügung.

QQ LifePhotonic GmbH stellt die Lichtleitfasertechik.

QQ Das Centrum für Angewandte Nanotechnologie CAN GmbH steuert die konvertierenden Nanoparti-kel (wie UCNPs oder Quantum Dots) bei.

QQ Das Universitätsklinikum Bonn beschäftigt sich mit den Anwendungsmöglichkeiten am Herz-muskel und der Skelettmuskulatur im transgenen Tiermodell.

der Konstrukte zu erreichen, bringt das REBIRTH-Team um Professor Dr. Alexander Heisterkamp sogenannte auf-wärtskonvertierende Nanopartikel (upconverting nanopar-ticles, UCNP) ein. Werden diese Nanopartikel optisch sti-muliert, konvertieren sie das Anregungslicht in andere Wellenlängenbereiche, die über photoschaltbare Moleküle (sog. Kanalrhodopsine) eine Kontraktion der Zellen auslö-sen. Der Impuls wird an die umliegenden Zellen weiterge-geben, wodurch sich der Herzmuskel zusammenzieht.

Schneller Erfolg dank Teamwork

Das Projekt hat eine ungewöhnlich kurze Entwicklungszeit, weil die Partner in ihrem jeweiligen Teilvorhaben auf be-reits erzielte Ergebnisse zurückgreifen können. „Die Her-ausforderung liegt nun darin, die Ergebnisse zu verbinden und für den Einsatz als Herzschrittmacher vorzubereiten“, sagt Professor Heisterkamp, REBIRTH-Unit „Laser Manipu-lation and Cellular Engineering“ und Koordinator des Pro-jektes. Sobald dies gelungen ist, wollen die Wissenschaft-ler auch einen biohybriden Defibrillator entwickeln. Dadurch könnten Langzeitfolgen der Behandlung – wie zum Beispiel Vernarbungen des Gewebes – verringert oder ganz vermieden werden. Zusätzlich lässt sich die entwi-ckelte Technologie auf weitere Bereiche wie die Stimulati-on der Skelettmuskulatur übertragen.

13rebirth news 2016 | 4 13rebirth news 2016 | 4MITTEILUNGEN UND MELDUNGEN

Medizin zum Anfassen, Ausprobieren und Mitmachen prä-sentierten Kliniker, Forscher und Lehrende beim Tag der offenen Tür in der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), dem Beitrag der Hochschule zum fünften Novem-ber der Wissenschaft. Unter anderem nutzte die MHH-Pflege die Gelegenheit, um einen spannenden Einblick in ihre vielfältigen Aufgaben zu geben: Anhand einer Schwei-nelunge wurde demonstriert, wie die künstliche Beatmung beim Menschen funktioniert. Vom Tatort ins Labor führten die Rechtsmediziner die wissenshungrigen Besucher und räumten dabei mit so manchem (Fernseh-)Vorurteil auf. Die Experten der Klinik für Rehabilitationsmedizin zeigten, wie man mit einem motorischen Training auf dem „Wackel-brett“ Gleichgewichtsstörungen beheben kann, und am

Stand des Instituts für Humangenetik konnten sich Inter-essierte ihren Stammbaum selbst legen.

Auch REBIRTH stellte seine Forschungsschwerpunkte in ausführlichen Gesprächen mit den Besuchern und anhand von Exponaten wie einem Mikroskop, der bioartifiziellen Lunge sowie einer dezellularisierten Schweine-Herzklappe vor. Ein Poster des seit 2016 durch die Europäische Union geförderten Projektes TECHNOBEAT klärte darüber auf, wie die Forscher um Dr. Robert Zweigerdt, REBIRTH-Unit „Mass Production and Purification of Recombinant Prote-ins“ Milliarden von Zellen herstellen wollen, um durch ei-nen Herzinfarkt geschädigtes Gewebe zu ersetzen und so die Herzfunktion wieder zu verbessern.

Die 13-jährige Paula hält eine beatmete Schweinelunge in den Händen.

14 rebirth news 2016 | 414 rebirth news 2016 | 4 MITTEILUNGEN UND MELDUNGEN

Stammzellexperten tagen in Hannover

Die 4. GSCN-Konferenz wurde an der Medizinischen Hochschule Hannover ausgerichtet und vom Exzellenz-

cluster REBIRTH finanziell unterstützt.

Die 4. Jahrestagung des Deutschen Stammzellnetzwerks (German Stem Cell Network - GSCN) begrüßte vom 12. bis 14. September 2016 über 400 Teilnehmer und 35 Unterneh-men an der Medizinischen Hochschule in Hannover. Wäh-rend der intensiven drei Tage präsentierte die wissen-schaftliche Gemeinschaft die neuesten Ergebnisse in Vorträgen und Posterpräsentationen. Die Konferenz bot umfangreiche Netzwerkmöglichkeiten, um den Austausch

mit bestehenden Kooperationspartnern zu ermöglichen und neue Verbindungen zu schaffen.

Am Mittwochnachmittag präsentierten Professor Nils Hoppe, Professor Kai Wollert, Professor Thomas Thum und Dr. Robert Zweigert den nationalen Stammzellexper-ten ihre Arbeiten im Exzellenzcluster in der REBIRTH-Session.

15rebirth news 2016 | 4 15rebirth news 2016 | 4MITTEILUNGEN UND MELDUNGEN

Im HAZ-Forum: Die Professoren Axel Haverich, Nils Hoppe, Michael Manns, Tobias Cantz und Ulrich Martin stellten bei

einer gut besuchten öffentlichen Veranstaltung am Mittwoch-abend die Fortschritte der Stammzellforschung

einem interessierten Laienpublikum vor.

Im Gespräch (von links): GSCN-Geschäftsführer Dr. Daniel Besser, Professor Dr. Axel

Haverich, MHH-Präsident Professor Dr. Christopher Baum, Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil und

der 2015/16 amtierende GSCN-Präsident Professor Dr. Ulrich Martin bei der Auftaktveranstaltung der Jahrestagung.

Maike Kosanke, seit 2015 Doktorandin im PhD Programm „Regenerative Sciences”, erhielt einen der vier GSCN-Posterprei-se: Sie stellte in der „Session Stammzellen, Altern, Genomstabi-lität und Epigenetik“ ihr Poster „Reprogrammierung führt zur Anreicherung spezifischer Varianten, welche in den parentalen Zellen mit geringer Frequenz präexistieren“ vor.

16 rebirth news 2016 | 416 rebirth news 2016 | 4 MITTEILUNGEN UND MELDUNGEN

GSCN-Preis „Publikation des

Jahres“ geht an REBIRTH-

Wissenschaftler

Die Auszeichnung „Publikation des Jahres“ des Deutschen Stammzellnetzwerkes erhielten Dr. Guangqi Song, Dr. Mar-tin Pacher, Dr. Amar D. Sharma und Professor Michael Dr. Ott aus der MHH-Abteilung Gastroenterologie, Hepatolo-gie und Endokrinologie für ihre kürzlich in der Fachzeit-schrift Cell Stem Cell erschienenen Arbeit zur Reprogram-mierung von Fibrose fördernden Myofibroblasten in Hepatozyten (siehe REBIRTH News 3/2016). Der Preis wurde auf dem diesjährigen Kongress des Deutschen Stammzellnetzwerks an der MHH vom Tagungspräsiden-ten Professor Ulrich Martin und dem Geschäftsführer Dr.

Daniel Besser überreicht. „Ich freue mich ungemein für meine jungen Kollegen Guangqi Song und Martin Pacher, die erst am Anfang ihrer beruflichen Karriere stehen“ erklärt Professor Michael Ott, Leiter der Klinischen For-schergruppe Zell- und Gentherapie am TWINCORE. Der chinesische Stipendiat Song hat kürzlich seine naturwis-senschaftliche Promotion mit „summa cum laude“ an der MHH abgeschlossen und ist inzwischen als Wissenschaft-ler und Hochschullehrer an die Universität Fudan, Shang-hai, China, berufen worden. „Wir hätten ihn gerne noch in unseren Arbeitsgruppen gehalten, aber sein staatlich fi-nanziertes Stipendiat erfordert nach Abschluss des Pro-jektes eine mindestens zweijährige Rückkehr nach China“, erläutert der Leiter der Nachwuchsforschergruppe „Mi-croRNAs in der Leberregeneration“ und direkter Betreuer,

Amar Sharma. Auch Pa-cher, Absolvent des PhD Programms „Regenerative Sciences“ arbeitet mitt-lerweile nicht mehr an der MHH, sondern in ei-nem pharmazeutischen Unternehmen in Bayern und ist mit der Qualitäts-kontrolle von molekular-biologischen Testmetho-den betraut.

Die ausgezeichnete Ar-beit wurde in enger Zu-sammenarbeit mit den REBIRTH-Forschern Pro-fessor Dr. Tobias Cantz, Translationale Hepatolo-gie und Stammzellbiolo-

gie, Professor Dr. Axel Schambach, Experimentelle Häma-tologie, Professor Dr. Doris Steinemann, Molekulare Pathologie und Professor Dr. Hans Schöler vom Max-Planck-Institut für molekulare Biomedizin in Münster, durchgeführt. Für Professor Dr. Axel Haverich, den REBIRTH-Koordinator, zeigt diese Auszeichnung, wie wichtig For-schungsverbünde wie der Exzellenzcluster REBIRTH in Deutschland sind, um international wettbewerbsfähige Wissenschaft in der Medizin durchzuführen. „Und die Che-mie unter den Arbeitsgruppen scheint in REBIRTH zu stim-men“, erklärt er.

Von Links: Dr. Martin Pacher, Professor Dr. Michael Ott, Dr. Guangqi Song, Dr. Daniel Besser, Dr. Amar Sharma und Professor Dr. Ulrich Martin.

17rebirth news 2016 | 4 17rebirth news 2016 | 4MITTEILUNGEN UND MELDUNGEN

TECAS-ITN Orientierungswoche

Vom Gymnasium zur Universität und

darüber hinaus

Die 4. TECAS-ITN Orientierungswoche für Gymnasiasten fand vom 10. bis 14. Oktober 2016 im Niedersächsischen

Zentrum für Biomedizintechnik, Implantatforschung und Entwicklung (NIFE) statt. In diesem Jahr war die Veranstal-tung auch für Teilnehmer des Studienkollegs der Leibniz Universität Hannover (LUH) zugänglich. Die jungen Er-wachsenen mit einem internationalen Schulabschluss be-reiten sich am Studienkolleg auf ein Studium in Nieder-sachsen vor. In der Orientierungswoche nutzten sie die Chance, sich mit einer Karriere im akademischen und wis-senschaftlichen Umfeld vertraut zu machen.

Das fünftägige Programm bot den 35 Teilnehmern der Ori-entierungswoche Vorträge von herausragenden Wissen-schaftlern, unter anderem REBIRTH-Koordinator Prof. Dr. Axel Haverich, Herz-, Thorax, Transplantations- und Gefäß-chirurgie (HTTG), Medizinische Hochschule Hannover (MHH) und Professor Hansjoachim Hackbarth, Institut für Tierschutz und Verhaltensforschung, Tierärztliche Hoch-schule Hannover. Auch Seminare, Workshops, Laborprakti-ka und Führungen sowie Karriereberatung durch junge und erfahrene Wissenschaftler sowie Ärzte waren Teil des Pro-gramms. Erstmals öffneten das NIFE und die Hannover Unified Biobank ihre Pforten für die Gymnasiasten. Ein wei-terer Höhepunkt der fünftägigen Veranstaltung war die Gruppenübung: Die Schüler wurden in Gruppen eingeteilt und dann gebeten, eine Präsentation einer wissenschaftli-

chen Publikation ihrer Wahl vorzubereiten und vorzustellen. Dies fand unter Aufsicht und Leitung eines Forschers statt, der als Mentor der Gruppe tätig war.

Die Orientierungswoche wurde von Dr. Sotiris Korossis, REBIRTH-Unit „Biohybrid Lung“, HTTG, MHH gemeinsam mit Professorin Dr. Birgit Glasmacher, Institut für Mehrpha-senprozesse, LUH, im Rahmen der Informationsverbrei-tung und Öffentlichkeitsarbeit des Marie Curie Initial Trai-ning Network (TECAS) organisiert.

18 rebirth news 2016 | 418 rebirth news 2016 | 4 MITTEILUNGEN UND MELDUNGEN

LISA: Im Sommer studieren

Frauen in der Wissenschaft1. überregionale WiS-Konferenz erfolgreich.

Studierende, Wissenschaftlerinnen in frühen Karrierestu-fen sowie in Führungspositionen: Vom 19. bis 20. Oktober 2016 trafen sich 90 Forscherinnen in Heidelberg zur ersten EMBL/DFG „Woman in Science“-Konferenz (WiS-Konfe-renz) zum Thema „Von Genen, Zellen und Immunsystem zu Therapien“. Die WiS-Konferenz bot den Frauen ein inspirie-rendes Forum, um sich über ihre Forschung auszutau-schen, Karrierechancen zu erörtern und Netzwerke aufzu-bauen. In Vorträgen berichteten sie über genetische, zelluläre und immunologische Mechanismen und Immun-therapien sowie über Fortschritte aus allen Entwicklungs-

Professor Dr. Tim Sparwasser, TwinCore, und Dr. Susanne Kruse, Büro der Hannover Biomedical Research School, veranstalteten vom 14. bis 28. August 2016 die 6. Nieder-sächsische Internationale Sommerakademie (LISA) für Immunologie (Entzündung, Regeneration und Immunität). 32 Studierende aus 22 verschiedenen Ländern wurden ausgewählt, an der Sommerakademie teilzunehmen. Die

phasen der Grundlagenforschung bis hin zur klinischen Entwicklung. Die Prä-sentationen waren in strukturierte Netz-werkveranstaltungen eingebettet.

„Nach ähnlichen, kleineren Treffen im Jahr 2015 in Bonn, Hannover und Mün-chen war das Treffen im Weiterbildungs-zentrum des „European Molecular Biolo-gy Laboratory“ (EMBL) die erste überregionale WiS-Konferenz“, sagt Pro-fessorin Dr. Renata Stripecke, REBIRTH Unit „Regenerative Immune Therapies Applied“, die die Tagung gemeinsam mit Professorin Dr. Irmgard Förster von der Universität in Bonn und Dr. Cecile Gout-tefangeas von der Universität Tübingen organisierte. Gefördert wurde die Konfe-renz durch neun Sonderforschungsbe-reiche der Deutschen Forschungsge-meinschaft (DFG).

19rebirth news 2016 | 4 19rebirth news 2016 | 4MITTEILUNGEN UND MELDUNGEN

Die Teilnehmer der Sommerakademie.

Forscher kamen von der Medizinischen Hochschule Han-nover (MHH), dem TwinCore sowie dem Fraunhofer-Institut für Toxikologie und Experimentelle Medizin (ITEM).

Zum Programm gehörte eine Woche mit intensiven Vorle-sungen und Workshops, gefolgt von ein bis drei Wochen Laborpraktika und Vorstellungen von Geräten: Darüber hi-

naus hielten herausragende internationale Dozenten wie Michael Sixt vom „Institute of Science and Technology Austria in Wien“, Paola Romagnoli vom „Centre of Patho-physiology of Toulouse Purpan“, Florent Ginhoux vom „Sin-gapore Immunology Network“ (SIgN) und Doreen Cantrell von der University of Dundee Vorträge und diskutierten mit den LISA-Studenten. Auch konnten die Studierenden an sozialen Aktivitäten wie einer Stadtführung, Grillen, Feuer-werk oder dem Besuch des GOP-Theaters teilnehmen. Die Akademie wurde freundlicherweise von HBRS, REBIRTH, EFIS sowie mehreren Biotech-Unternehmen unterstützt. „Das Feedback war ausgezeichnet, daher planen wir be-reits für das kommende Jahr wieder eine LISA“, sagt Dr. Kruse.

Die Teilnehmer der EMBL/DFG WiS-Konferenz.

20 rebirth news 2016 | 420 rebirth news 2016 | 4 PHD PROGRAMM

REBIRTH-Doktoranden

ausgezeichnet

Jedes Jahr ehrt die Hannover Biomedical School (HBRS) die beste Doktorarbeit des Jahres im Rahmen

der Eröffnungsfeier. Bei der diesjährigen Feier am 17. Oktober 2016 wurden gleich drei HBRS-Preise verteilt,

zwei davon gingen an Doktoranden des Exzellenzclusters REBIRTH.

Dr. Janika Viereck, Absolventin des PhD Programm „Regenerative Sciences“, erhielt den Preis für ihre Doktor-arbeit „Non-coding RNAs as ‘theranostics’ in heart, lung and circulation“. Sie führte ihre Forschungsarbeit in der REBIRTH „Unit miRNA in Myocardial Regeneration“ unter der Leitung von Prof. Dr. Dr. Thomas Thum durch. In ihrer Arbeit identifizierte sie eine zuvor unbekannte lange nicht-kodierende Ribonukleinsäure (lncRNA), die bei der Entwick-lung der Herzinsuffizienz eine zentrale Rolle spielt. Durch pharmakologische Inhibition dieser lncRNA war es möglich, krankhafte Umbauprozesse im Herzen umzukehren und dessen Funktion deutlich zu verbessern (REBIRTH News 1/2016). Für dieses Krankheitsbild sind neue Therapiean-sätze von großer Bedeutung, da bisherige Behandlungsop-tionen lediglich das Fortschreiten der Erkrankung verlang-samen, aber nicht aufhalten oder umkehren können.

Dr. Dakai Yang, Absolventin des PhD Programm „Molecular Me-dicine“, wurde für ihre Arbeit „Identification of microRNA-125b-5p as a key regulator of liver re-generation and acute liver failu-re“ mit dem HBRS-Preis geehrt. In dem Team der REBIRTH-Unit „miRNA in Liver Regeneration“ um Dr. Amar Sharma überprüfte sie 302 MikroRNAs, die sowohl in Mäusen als auch Menschen auftreten, auf ihre Rolle bei aku-tem Leberversagen. Dabei ent-deckte sie eine MicroRNA, die akutes Leberversagen verhin-dert (REBIRTH News 3/2016). Diese Erkrankung kann durch Viren, Medikamentenunverträg-lichkeiten oder Vergiftungen, zum Beispiel nach dem Verzehr

von Pilzen, auftreten. Das Leben der betroffenen Patien-ten kann häufig nur mit einer Lebertransplantation geret-tet werden; wirksame Medikamente für diese Erkrankung fehlen bislang.

Die Preisträger Dr. Dakai Yang (links) und Dr. Janika Viereck (rechts) mit Professor Dr. Reinhold E. Schmidt.

21rebirth news 2016 | 4 21rebirth news 2016 | 4PHD PROGRAMM

Das preisgekrönte Bild.

Internationaler Austausch führt zu

unerwartetem ErfolgMaster-Student an

Nature-Publikation beteiligt.

Ein Erasmus+-Stipendium führte Sebastian Theobald wäh-rend seiner Masterarbeit, die er 2015 in Biomedizin an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) absolvierte, für ein zweieinhalbmonatiges Praktikum an die Universität zu Cambridge in Großbritannien. „In Cambridge habe ich im MRC Cancer Center im Labor von Dr. Christian Frezza gearbeitet. Hier war ich an vier verschiedenen Projekten beteiligt“, sagt Sebastian Theobald. In einem der Projekte zu Fumarat als Oncometabolit im epithelialen bis mesen-chymalen Übergang (epithelial to mesenchymal transition

- EMT) half Sebastian Theobald dem PostDoc Dr. Marco Sciacovelli den EMT-Prozess, der mit einer Krebsentste-hung assoziiert ist, in verschiedenen Knockout Zelllinien mit konfokaler Mikroskopie zu analysieren. Ebenfalls mit konfokaler Mikroskopie untersuchte Theobald primäre Mauszellen auf ihren Methylierungstatus. „Diese Daten brachten mir nun eine Koautorenschaft auf einer Veröffent-lichung ein, die im August 2016 in der Fachzeitschrift Nature erschienen ist“, freut sich der Biomediziner, der mit einem seiner Bilder auch den „Picture of the month“-Preis des MRC Cancer Centers gewann. „Ich habe meine Zeit in Cambridge sehr genossen und der Kontakt zu meinen dor-tigen Kollegen besteht noch immer, sodass wir uns bereits mehrfach gegenseitig besucht haben.“

Sebastian Theobald ist seit Oktober 2015 Doktorand im PhD Programm „Regenerative Sciences“. Seine Forschung führt er in dem Labor von Professorin Dr. Renata Stripecke, REBIRTH Unit „Regenerative Immune Therapies Applied“ durch. Bereits während seiner Masterarbeit hat er dort im Labor als wissenschaftliche Hilfskraft gearbeitet.

22 rebirth news 2016 | 4 PHD PROGRAMM22 rebirth news 2016 | 4

PhD Programm Regenerative Sciences

Der neue Jahrgang ist da!

Der 10. Jahrgang des PhD Programms Regenerative Scien-ces ist ein großer Jahrgang: 19 neue Doktoranden haben im Oktober mit ihrer Promotion begonnen. 13 Frauen und sechs Männer forschen in den kommenden drei Jahren an regenerativen Themen. Sie stammen aus zehn Nationen. Mit Houda Ichati aus Marokko, Abulai Usman aus Ghana und Anais Sahabian, einer US-Amerikanerin mit rumäni-schen Wurzeln, sind diese Länder erstmals im PhD Pro-gramm vertreten. Alle drei führen ihre Doktorarbeit in unterschiedlichen Arbeitsgruppen der Leibniz Forschungs-laboratorien für Biotechnologie und künstliche Organe (LEBAO) durch.

Neben der Internationalität ist die Interdisziplinarität ein wichtiges Merkmal des PhD Programms. „Deshalb freut es uns besonders, dass wir in diesem Jahrgang wieder Vete-

Bewerben Sie sich jetzt für 2017!Bewerbungen für den Jahrgang 2017 nehmen wir wieder ab 1. Dezember über das online Portal: https://hbrs.opencampus.net entgegen. Für Rückfra-gen stehen Ihnen Dr. Pelz und Mariam Kujenya unter [email protected] zur Verfügung.

rinärmediziner für das PhD Programm gewinnen konnten und das gleich zwei Mal“, sagt Dr. Daniela Pelz, Koordina-torin des PhD Programms. Hendrik Sake ist am Institut für Nutztiergenetik des FLI in Mariensee tätig und Annika Heß arbeitet in der Arbeitsgruppe (AG) von Dr. Jens Bankstahl am MHH-Institut für Nuklearmedizin. Auch eine Human-medizinerin ist mit dabei: Julia Meier strebt die anspruchs-volle Karriere eines „Clinical Scientist“ an. Ihre Facharzt-ausbildung absolviert sie in der Herz-, Thorax-, Transplantations- und Gefäßchirurgie (HTTG), ihre wissen-schaftliche Ausbildung am NIFE, dem Niedersächsischen Zentrum für Biomedizintechnik, Implantatforschung und Entwicklung, in der AG von PD Dr. Ulrike Böer und Profes-sor Dr. Mathias Wilhelmi.

Das neue Forschungsgebäude NIFE am Stadtfelddamm beherbergt noch ein weiteres Projekt: Sonja Johannsmeier forscht dort in der AG von Dr. Dag Heinemann, der seinen Doktortitel ebenfalls im PhD Programm Regenerative Sci-ences erwarb. Er ist nicht der einzige Alumnus des PhD Programms, der die Seiten gewechselt hat: Auch PD Dr. Nico Lachmann betreut zwei Doktorandinnen am MHH-Institut für Experimentelle Hämatologie (IEH). Ebenfalls neu als Betreuerin im PhD Programm ist Professorin Dr. Hildegard Büning vertreten. Die Professorin für Infektions-biologie des Gentransfers am IEH ist im März 2015 von der Uniklinik Köln an die MHH gekommen und war bereits als Ko-Betreuerin tätig.

Das REBIRTH-Management heißt alle neuen PhD-Studie-renden und ihre Betreuer herzlich Willkommen und wünscht ihnen viel Erfolg für ihre gemeinsame Promotionszeit!

23rebirth news 2016 | 4PHD PROGRAMM 23rebirth news 2016 | 4

Woran arbeiten Sie und warum?Die Leber ist ein lebenswichtiges Organ in Wirbeltieren, das fast jedes andere Organ unterstützt. Es hat eine bemerkens-werte regenerative Kapazität und Entgiftungsfunktion. Aller-dings gibt es mehrere Ursachen für Leberversagen wie He-patitis, die Fettleber oder Leberkrebs, durch die ein Leberersatz oder eine Unterstützung der Leber für den Pati-enten notwendig wird. Wegen des Mangels an Spenderorga-nen liegt unser Fokus auf der in vitro Expansion von Leber-zellen. Um den Verlust von leberspezifischen Funktionen zu vermeiden, der das Hauptprob-lem bei der Vermehrung von Leberzellen im Labor ist, mani-pulieren wir wichtige hepati-sche Signalwege genetisch. So werden die Funktionen in Le-berzellen wiederhergestellt. Diese modifizierten Hepatozy-ten ahmen Leberzellen in vivo viel besser nach als herkömm-liche Zellkultursysteme. Daher sind sie weitaus besser für Le-berersatzansätze und tempo-räre Leberunterstützungsgerä-te während eines akuten Leberversagens sowie für Grundlagen- und angewandte Forschung geeignet.

Warum haben Sie sich für das PhD Programm „Regenerative Sciences“ entschieden?Mir gefiel die Idee der multidis-ziplinären Forschung in rege-nerativen Ansätzen sehr gut; gemeinsam mit anderen Wis-senschaftlern zu arbeiten und sich mit ihnen über Ideen aus-zutauschen, ist etwas, was ich wirklich genieße. Und von den – überraschend wenigen –strukturierten PhD Program-men, die sich in Europa auf re-generative Wissenschaften konzentrieren, finde ich, dass REBIRTH den besten Ansatz für Multidisziplinarität bietet.

Was gefällt Ihnen an der Wissenschaft? Wollten Sie schon immer Wissenschaftler werden?Meine Karrierebestrebungen reichten von „Chef“ im Kinder-garten über Archäologe in der Grundschule bis hin zum Arzt in der Sekundarstufe, auch der obligatorische Feuerwehr-mann wurde irgendwann mit in den Topf geworfen. Aber als ich die ersten Einblicke in die Biologie bekam, war ich faszi-niert von der Vorstellung, die inneren Mechanismen lebender Organismen zu verstehen. Zu diesem Zeitpunkt war mir ziemlich klar, dass ich Wissenschaftler werde. Meine Faszi-

nation hat sich seitdem nicht verändert.

Welche (verrückte / realistische) Innovation wird Ihrer Meinung nach bis 2030 nach oben kommen?Kann jemand bitte endlich ei-nen Smartphoneairbag erfin-den, der das Zerschmettern des Smartphonedisplays ver-hindert? Aber nun etwas ernsthafter: Ich hoffe, dass die Batterietechnologie bis 2030 in Sachen Kosten, Ener-giedichte, Sicherheit und Lade-/Entladezyklen große Fortschritte gemacht hat. Das würde allen Aspekten ei-ner modernen Gesellschaft zugutekommen wie:QQ Erschwinglichere Elektro-autos mit einer längeren Reichweite würden Autos mit Verbrennungsmotor ersetzen.QQ Die Fähigkeit, Energie aus regenerativen Quellen platzsparend für den späteren Gebrauch zu speichern. QQ Und seltenere Operatio-nen für Patienten, die auf batteriebetriebene Implan-tate wie Herzschrittma-cher angewiesen sind.

PhD Programm Regenerative Sciences

Who is Who

Tom Wahlicht (26) aus Deutschland, REBIRTH Unit 4.4 – Rational Cell

Engineering

24 rebirth news 2016 | 424 rebirth news 2016 | 4 MITTEILUNGEN UND MELDUNGEN

Forschung in der Bibliothek

Ein Praktikum der anderen Art.

Die „British Library“ in London ist die größte Bibliothek der Welt. Sie beherbergt jegliche Art von Artikeln, Manuskrip-ten, Landkarten, Patenten, Tonaufnahmen und natürlich Büchern. Darüber hinaus unterstützt die Library Forschung in allen akademischen Fächern und fördert die Verbreitung

von Wissen und Forschungsergebnissen. Das Wissen-schaftsteam organisiert beispielsweise regelmäßig die öffentliche Veranstaltungsserie „TalkScience“ mit Diskus-sionen zu aktuellen naturwissenschaftlichen Themen. Die „TalkScience“-Veranstaltung am 13. Oktober 2016 gestal-tete Mandy Kleinsorge, Doktorandin in der REBIRTH-Unit „Translational Hepatology and Stem Cell Biology“ im Rah-men eines dreimonatigen Praktikums an der Bibliothek. Ihrem Interesse für Tierversuchsalternativen folgend, ar-beitete sie mit dem britischen „National Centre for the Re-placement, Refinement & Reduction of Animals in Re-search“ (NC3Rs) zusammen, um den Diskussionsabend zu den ‚3 Rs‘ zu organisieren.

Stephen Holgate, University Southampton und Vorstands-vorsitzender des NC3Rs, leitete die Diskussion mit den drei

profilierten Wissenschaftlern Robin Williams vom Royal Holloway College, Sally Robinson von dem Arzneimittelher-steller AstraZeneca und Robin Lovell-Badge vom Francis Crick Institute. Sie gaben Einblicke in ihre individuellen Perspektiven zum Thema Tierversuche. Sie sprachen über in vitro-Methoden, die bereits etabliert sind und ohne Tiere auskommen, aber auch über die Bemühungen, die Anzahl der benötigten Tiere in der Forschung zu reduzieren und deren Wohlergehen zu verbessern. „Im Lauf der Diskussion wurde klar, dass Alternativen zu Tierversuchen die Akzep-tanz in der Wissenschaft fehlt, da Gutachter für finanzielle Förderungen und Publikationen weiterhin stets zuerst nach Tiermodellen fragen“, berichtet Mandy Kleinsorge. „Auch müssten Studien, die auf Tierversuchen beruhen,

sorgfältiger unter Verwendung robuster Biostatistik und bedachterer Handhabung der Tiere geplant werden.“ Die Referenten betonten, dass Aufgeschlossenheit seitens der Durchführenden ein Muss wäre, weil sich die Öffentlichkeit nur ein genaues Bild machen kann, wenn die Notwendig-keit von Tierversuchen richtig erklärt wird.

Mandy Kleinsorge fand die Erfahrungen, die sie während dieses Praktikums sammeln konnte, sehr bereichernd: „Ich möchte Doktoranden ermutigen, selbst auch einmal über ihren Tellerrand hinauszuschauen. Einblicke solcher Art in die Wissenschaftskommunikation können sowohl innerhalb als auch außerhalb der akademischen Welt nützlich sein.“