Recherchieren 2.0: Social Media als Ergänzung der journalistischen Recherche – am Beispiel...

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ERSTE BACHELORARBEIT Recherchieren 2.0 Social Media als Ergänzung der journalistischen Recherche – am Beispiel Twitter eingereicht an der FH JOANNEUM Graz Studiengang Journalismus und Public Relations (PR) vorgelegt im Juni 2014 von Christoph Schattleitner 1210593025 Betreuer: Mag. Thomas Wolkinger

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Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, wie man soziale Medien für die journalistische Recherche sinnvoll nutzen kann, bzw. veranschaulicht der Verfasser auf Literatur stützend, warum Journalisten heutzutage nicht mehr auf die Verwendung von Twitter verzichten können. Aufgrund des Web 2.0 hat sich nicht nur unsere Gesellschaftsordnung geändert, sondern auch die Mediennutzung bzw. Medienproduktion. Jeder Mensch mit Smartphone kann heutzutage publizistisch tätig werden. Das eröffnet für Journalisten neue Wege der Informationsbeschaffung. Wie diese Arbeit zeigen wird, eignet sich vor allem Twitter dafür. Twitter gilt laut Umfragen als beliebtestes Social Media Tool von Journalisten. Es bietet vielfältige Arten der Recherche: Von erweiterter Suche mit zielgenauen Parametern über Networking bis hin zum Outsourcing der Recherche an die Masse. Dem geht Toleranz voraus. Nur wenn man sich offen gegenüber der Weisheit der anderen gibt, kann man sich im Social Web vernetzen und recherchieren. Die Zukunft des Journalismus bewegt sich für einige Medienmacher wie dem „Guardian“ weg vom „wir“ (Journalisten) und „sie“ (Rezipienten) und hin zum kollaborativen Austausch. Der Kontakt wird direkter, Recherche kann mit dem Publizieren eines Artikels beginnen – nicht nur enden. Große Teile unseres Lebens spielen sich mittlerweile in der digitalen Welt ab. Das Wissen unzähliger Menschen wird dort vernetzt und ist jederzeit gratis abrufbar. Ein Journalist, dem es ein Anliegen ist, der Wirklichkeit so nahe als möglich zu kommen, kann deshalb auf die Recherche mit Twitter nicht verzichten.

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    ERSTE BACHELORARBEIT

    Recherchieren 2.0

    Social Media als Ergnzung der journalistischen

    Recherche am Beispiel Twitter

    eingereicht an der

    FH JOANNEUM Graz

    Studiengang

    Journalismus und Public Relations (PR)

    vorgelegt im Juni 2014 von

    Christoph Schattleitner

    1210593025

    Betreuer:

    Mag. Thomas Wolkinger

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    Ein heutiger Journalist ohne Twitter ist wie ein

    Journalist vor 20 Jahren ohne Telefon

    (Armin Wolf, ZiB2-Anchorman) (Wolf 2013)

    I wouldnt hire anybody who doesnt know

    how to use Twitter

    (Johanna Carr, editor of BBC Radio 4 news programmePM)(Hahn 2013: 12)

    Twitter ist die neue APA

    (Anonymer Journalist in einer Befragung)(Leitner 2012: 39)

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    KURZFASSUNG

    Diese Arbeit beschftigt sich mit der Frage, wie man soziale Medien fr die

    journalistische Recherche sinnvoll nutzen kann, bzw. veranschaulicht der Verfasser

    auf Literatur sttzend, warum Journalisten heutzutage nicht mehr auf die

    Verwendung von Twitter verzichten knnen.

    Aufgrund des Web 2.0 hat sich nicht nur unsere Gesellschaftsordnung gendert,

    sondern auch die Mediennutzung bzw. Medienproduktion. Jeder Mensch mit

    Smartphone kann heutzutage publizistisch ttig werden. Das erffnet fr Journalisten

    neue Wege der Informationsbeschaffung. Wie diese Arbeit zeigen wird, eignet sich

    vor allem Twitter dafr.

    Twitter gilt laut Umfragen als beliebtestes Social Media Tool von Journalisten. Es

    bietet vielfltige Arten der Recherche: Von erweiterter Suche mit zielgenauen

    Parametern ber Networking bis hin zum Outsourcing der Recherche an die Masse.

    Dem geht Toleranz voraus. Nur wenn man sich offen gegenber der Weisheit der

    anderen gibt, kann man sich im Social Web vernetzen und recherchieren. Die

    Zukunft des Journalismus bewegt sich fr einige Medienmacher wie dem Guardian

    weg vom wir (Journalisten) und sie (Rezipienten) und hin zum kollaborativen

    Austausch. Der Kontakt wird direkter, Recherche kann mit dem Publizieren eines

    Artikels beginnen nicht nur enden.

    Groe Teile unseres Lebens spielen sich mittlerweile in der digitalen Welt ab. Das

    Wissen unzhliger Menschen wird dort vernetzt und ist jederzeit gratis abrufbar. Ein

    Journalist, dem es ein Anliegen ist, der Wirklichkeit so nahe als mglich zu kommen,kann deshalb auf die Recherche mit Twitter nicht verzichten.

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    ABSTRACT

    This paper shows how social media can be used for journalistic research. Based on

    chosen literature the author furthermore illustrates why journalists nowadays can no

    longer not use Twitter.

    Web 2.0 changed not only the way our society is structured, but also the production

    and consumption of media. Everyone with a smartphone can become a publisher

    nowadays. This enables new methods of newsgathering to journalists the author

    points out especially Twitter.

    Twitter is known as popular social media tool for journalists. It is offering variousways of doing research: From advanced search to networking to outsourcing of the

    research to the crowd.

    Research online requires tolerance towards collective intelligence. Only if you can

    deal with the wisdom of others, you can research and connect online. The future of

    journalism is for some media like The Guardian moving away from us (journalists)

    and them (recipient) and towards collaborative exchange. The contact becomes

    more direct and research can even begin by publishing an article.

    Great parts of our life are meanwhile happening in the digital world. The knowledge

    of a lot of people is available there for free at all time. A journalists, who wants to

    exposure reality as much as possible, needs to do research with Twitter.

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    INHALTSVERZEICHNIS

    Kurzfassung 3

    Abstract (English) 4

    Inhaltsverzeichnis 5

    0. Einleitung 8Warum Twitter? 8

    1. Was das Social Web verndert 10Das Internet eine Revolution? 10

    Lieber vernetzt sein als arm? 12

    Digital Natives nutzen Medien anders 13Open Journalism beim Guardian 16

    2. Die Recherche - und was sich an ihr verndert hat 18Verifikation von Inhalten in sozialen Medien 19

    3. Twitter als Tool fr Journalisten 22Kurze Twitter-Einfhrung 22

    Wie Twitter funktioniert 22Twitter fr Journalisten: Erste Schritte 23

    Folgen ersetzt Bookmarks 23Listen am Beispiel Kleine Zeitung 25Hashtags am Beispiel ORF 25Einbettung und Storify 27TweetDeck 29

    Fr Fortgeschrittene: Advanced Search und Community-Building 29Erweiterte Suche: Neue Mglichkeiten der Recherche - ortsunabhngig 29

    4. Recherchieren mit Twitter 31Wie man die Twitter-Suche journalistisch nutzen kann am Beispiel Erdogan in

    Wien 31Community-Building: Nicht nach Quellen suchen, sondern sie verwalten 33

    Beispiel: Auenpolitik von zu Hause aus 33Twitter ein Medium der Brger 34Was Twitter ausmacht: Schwarmintelligenz 35

    Beispiel: Armin Wolf bittet seine Zuseher um Fragen 36Beispiel: Interviewpartner via Twitter finden 37

    Themenrecherche mit Social Media 38Eyewitness-Journalism 38Gatewatching statt Gatekeeping 39

    Zusammenfassung 41

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    Eidesstaatliche Erklrung 7

    Gleichheitsgrundsatz 43

    Quellenverzeichnis 44

    Literaturverzeichnis 49Abbildungsverzeichnis 52

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    EIDESSTAATLICHE ERKLRUNG

    Ich erklre hiermit eidesstattlich, dass ich die vorliegende Bachelorarbeit selbstndig

    und ohne fremde Hilfe verfasst, andere als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel

    nicht benutzt und die den benutzten Quellen wrtlich oder inhaltlich entnommenen

    Stellen als solche kenntlich gemacht habe. Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder

    hnlicher Form keiner anderen Prfungskommission vorgelegt und auch nicht

    verffentlicht.

    Graz, am 27.6.2014 Unterschrift

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    0.EINLEITUNG

    Nicht nur die Medienbranche, sondern auch die Recherche ist einer stndigen

    Vernderung unterworfen. Die Entstehung des Internets erffnete Journalisten neue

    Mglichkeiten der Informationsbeschaffung. Teilweise wird das innerhalb der

    Branche noch kritisch gesehen, so wrden soziale Medien von einigen als

    Konkurrenz oder gar als eine Bedrohung fr den Journalismus angesehen (Fisher &

    Wright 2001 und Neuberger 2009, 2007 zit. nach Plotkowiak 2012: 102). Diese Arbeit

    hingegen soll zeigen, wie man neue Medien in den Rechercheprozess integrieren

    kann. Es soll veranschaulicht werden, dass Twitter keine Bedrohung, sondern eine

    sinnvolle Ergnzung fr den Journalismus sein kann. Der Verfasser geht zustzlichnoch der Frage nach, ob heutzutage eine vollstndige Recherche ohne Social Media

    berhaupt mglich ist.

    WARUM TWITTER?

    Es gibt unzhlige soziale Medien, aber viele meinen, dass keines fr den

    Journalismus derartig relevant sei wie Twitter. Eine Befragung deutscher

    Redaktionsleiter ergab etwa, dass Twitter die von den meisten Redaktionen

    genutzte Anwendung ist [...] noch vor Weblogs, 'Social Bookmarking-Diensten,

    Facebook, YouTube, [...] (Neuberger 2010: 83). Die Merkmale von Twitter, nmlich

    die Krze der Nachrichten sowie die hohe Geschwindigkeit der Verbreitung,

    prdestinieren den Dienst fr eine journalistische Verwendung (Vgl. Neuburger 2010:

    24). Ein weiterer Grund fr die Verwendung von Twitter sei, dass es kein soziales

    Netzwerk im klassischen Sinn ist. Twitter sei weniger eine Plattform fr die

    Bekanntschafts- und Beziehungspflege, sondern ein Inhalts- bzw.

    Nachrichtenmedium (Vgl. Neuberger 2010: 22 und 34 sowie Kwak 2010).

    Obwohl diese Arbeit "Twitter" im Untertitel trgt, geht es gar nicht so sehr um den

    konkreten Dienst oder das Unternehmen "Twitter", sondern um die vernderten

    Rahmenbedingungen, die das Web 2.0 mit sich brachte und sich in Form von Twitter

    am strksten uern. Das sieht auch Khler (2008 zit. nach Kolisch 2009: 3 f.) so:

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    Durch Twitter verwandelt sich das System der Massenmedien, in dem sich wenige

    Sender an eine groe, anonyme Masse von Rezipienten wendet, in eine plurale

    Landschaft aus kleinen und groen Knoten, die Nachrichten, Meinungen (...)

    austauschen, kommentieren und diskutieren.

    Nachfolgend erklrt der Verfasser in Kapitel 1 die angesprochenen Vernderungen

    der Medienwelt etwas genauer, eher er sich in Kapitel 2 auf die Recherche

    konzentriert und aufzeigt, wie sie sich verndert. Danach stelle der Autor Twitter vor

    fr Journalisten. Die wichtigsten Funktionen, die man fr die Recherche braucht,

    werden erklrt. Kapitel 4 beschftigt sich schlussendlich mit dem Recherchieren mit

    Twitter. Die vorliegende Arbeit fut auf theoretischen Grundlagen von ausgewhlterLiteratur sowie einfachen Erklrungen des Verfassers bei technischen Themen.

    Methodisch wurde viel Wert auf die Einarbeitung von aktuellen Beispielen gelegt.

    Das soll zu einem besseren Verstndnis der Thematik beitragen bzw. konkrete

    Einsatzmglichkeiten der Theorie veranschaulichen.

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    1.WAS DAS SOCIAL WEB VERNDERT

    DAS INTERNETEINE REVOLUTION?

    Es ist unbestritten, dass das Internet unser Leben verndert hat. Oder genauer

    gesagt: Das Web 2.0 nderte viel. Zu Beginn des Internets (Web 1.0) ging man

    davon aus, dass die Regeln der Massenmedien auch im Netz gelten wrden

    (Neuberger 2010: 12). Kommunikationsstrukturen, wie das Sender-Empfnger-

    Modell nach Shannon-Weaver oder die Gatekeeping-Funktion, htten ihre Gltigkeit

    jedoch in der zweiten Generation des Internets, dem sogenannten Web 2.0

    verloren (OReilly 2005).

    Wie ein kurzer Blick auf die Mediengeschichte zeigt, bereitete das Entstehen von

    neuen Medien den Machern der alten Medien oft Sorgen. So war die erste

    ausgestrahlte TV-Sendung des ORF eine Debatte der Chefredakteure der

    wichtigsten Wiener Printmedien zum Thema Wird das Fernsehen der Presse

    schaden? (Zweger 2005). Auch das Internet wrde von vielen traditionellen

    Medienmachern als Konkurrenz betrachtet werden. Ein Groteil der deutschen

    Journalisten - 81 Prozent -tut sich schwer Nutzer als Mitschreibende zu akzeptieren

    (Neuberger 2010: 70). Das Web sei aber genau das: ein Medium zum Mitmachen

    (Vgl. OReilly 2005).

    Links, soziale Medien und niedrige Eintrittsbarrieren (Internetanschluss, technisches

    Grund-Know-How) machen das Netz zu einem Ort der Dezentralitt, Partizipation,

    Gleichheit und Vernetzung, meint auch der Schpfer des Begriffs Web 2.0, Tim

    OReilly.(Neuberger 2010: 12 ff.)

    Der Zukunftsforscher Peter Kruse bezeichnet in Anbetracht dessen das Internet

    sogar als eine Explosion und Revolution, die eine grundlegende

    Machtverschiebung vom Anbieter zum Nachfrager mit sich bringe (Kruse 2011). Er

    beschreibt, dass Macht neu definiert wurde und gerade wird. Die Muster der

    Produktion, Reproduktion und Distribution kultureller Inhalte haben sich vermutlich

    nie zuvor in der Geschichte so radikal und in so kurzer Zeit verndert, wie dies in den

    letzten Jahrzehnten geschehen ist, meint Hartmann (2008: S.112 zit. nach Kolisch

    2009: 3 f.). Das bedeutet, dass die Produktion von Medien fr viele geffnet wurde.

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    Im Netz gibt es kaum bis keine vorgegeben Eliten und Eintrittsbarrieren. Jeder

    Mensch mit Internetanschluss und dem technischen Know-How ber Computer kann

    twittern oder seine Gedanken in Form eines Blogs verffentlichen. Das ging frher

    nicht, da traditionelle Massenmedien wie Fernsehen, Radio oder Zeitung Gatekeeper

    waren. Dort entscheiden Journalisten, was verffentlicht wird und was nicht. Selber

    einen Fernsehsender zu grnden ist nahezu unmglich, da diese im Regelfall an

    elitre Eigentmer gebunden und nur fr wenige erschwinglich sind. Medien sind in

    der Regel ein Hobby von Millionren, Banken und der Kirche, bringt es Konrad

    Mitschka auf den Punkt (Mitschka 2014). Er nutzte diese Aussage, um auf die

    Notwendigkeit eines Mediums der Brger hinzuweisen. Gemeint waren ffentlich-

    rechtliche Sender wie der ORF, obwohl andere der Meinung sind, dass das einzig

    wirkliche Medium der Brger das Internet sei, da es keine Barrieren fr die Nutzung

    gibt. Einzige Einschrnkungen sind zB, dass der Autor eines Web-Blogs darber

    bestimmen kann, wer unter seinem Post kommentieren darf und wer nicht. Beim

    Microblogging mit Twitter ist das schon nicht mehr der Fall: Hier ist jeder Teilnehmer

    in der gleichen Rolle mit gleich vielen Rechten (Vgl. Neuberger 2010: 22 f.): Die

    Vernetztheit (sic!), die Verbindung und die Interaktion von Personen, Informationen

    und Diskussion ist viel intensiver und vor allem auch aktueller als es bisher auf Blogs

    oder Webseiten mglich war (Simon/Bernhardt 2008: 21). Das Internet sei also eine

    Revolution (Kruse 2011), Twitter ginge noch einen Schritt weiter, was die

    Barrierefreiheit betrifft. Das bedeutet insgesamt, dass normale Brger die Mglichkeit

    htten, Nachrichten schneller zu kommunizieren als Journalisten: They [citizens] are

    performing much of the role that in the past only powerful media organisations could.

    [...] Its no longer about how big or small you are but being able to effectively

    distribute the most impartial and trusted news, sagt Peter Horrocks (2012), Director

    of the BBC World Service. Die BBC hat also erkannt, dass sie mit Konkurrenz aus

    ungewohnten Schichten rechnen muss: Die Gre der Nachrichtenorganisation

    spiele keine Rolle mehr. Horrocks (2012) glaubt auerdem, dass es nicht mehr um

    West vs. Ost und Nord vs. Sd gehe. Superkrfte htten heutzutage andere: It is

    no longer about the world views of countries we once called superpowers. It is an

    argument that will be settled by the greatest superpower the world has known - the

    Internet. Its openness and transparency provide a level playing field. It creates a

    battleground for the most trustworthy information and the most compelling ideas. Itmeans we hardly need to argue any more about whose view of news is right. Dank

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    dem Internet werde der Newsmarkt zu einem wirklich globalen Markt, in dem der

    Konsument viel zu sagen habe. An Journalisten und Politiker richtet er aus: I say

    Stop fearing the audience, stop fearing change, stop fearing technology. Produce

    news that your audience believes in and you can do little wrong. That means some

    very traditional requirements: accuracy, fairness, respect for others, all delivered with

    the right modern technology. But if the media sticks with the old view of controlling

    the news and not thinking about the audience, it will eventually be overtaken.

    (Ibidem)

    Horrocks spricht hier von technologischen nderungen, appelliert aber daran, die

    Ansichten und die Einstellung zu ndern. Mit dieser Ansicht ist er nicht alleine. Die

    jetzige Generation habe dank dem Internet eine neue Einstellung, weit weg vomPrinzip der journalistischen Gatekeeping-Funktion:

    Web 2.0 is an attitude not a technology. Its about enabling and participation through

    open applications and services. By open I mean technically open with appropriate

    API [Application Programming Interface] but also, more importantly, socially open,

    with rights granted to use the content in new and exciting contexts, sagt Ian Davis.

    (Chen 2010: 18)

    Web 2.0 lebt also von Partizipation. Die Nutzer erstellen wie bei YouTube oder

    Wikipedia nicht nur den Inhalt, sondern stellen ihn auch offen fr jeden zur

    Verfgung. Wir beobachten gerade das Entstehen einer kollektiven Intelligenz,

    lautet das Ergebnis eines koreanischen Forschungszentrums ber Twitter (Schmidt

    2010). Das Netz machte Wissen teilbar und vernetzbar, deshalb knne man auch

    von einer Schwarmintelligenz sprechen (Duden 2014). Von der kollektiven

    Intelligenz knne man profitieren vielleicht sogar mehr als vom Reich-Sein.

    LIEBER VERNETZT SEIN ALS ARM?

    "Wer mit Social Media umgehen kann, ist klar

    im Vorteil und hat mehr Macht." Diese These

    sttzt auch der deutsche

    Kommunikationswissenschaftler Norbert ABBILDUNG 1: MODELL VON NORBERT BOLZ(2007)

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    Bolz. Er unterscheidet nicht mehr nur zwischen arm und reich (have have nots),

    sondern auch zwischen den Onlinern und Offlinern (Linked und Linked-Nots)

    (Bolz 2007: 9). Whrend man bei den Einkommensverhltnissen von einer

    Gehaltsschere spricht, nennt man das Vernetzt-Sein digital divide (Oxford

    Dictionaries 2014), was in Zukunft wohl eine noch wichtigere Rolle fr den Wohlstand

    spielen knnte. Interessant an Bolz Grafik sind nicht die ganz Gutsituierten (Global

    Players) und ganz Schlechtsituierten (die Ausgeschlossenen), sondern jene

    dazwischen. Das Wachstum der Zukunft (ibidem) liege bei den Indern, also jenen,

    die zwar nicht viel (materielles) Eigentum haben, aber Know-How ber digitale

    Technologien besitzen. In Zukunft drfte es jenen besser gehen als den

    Alteuropern, den lernunwilligen Wohlhabenden der westlichen Welt. Bolz

    schlussfolgert: Die Zukunft wird wohl zeigen, dass der Gegensatz vernetzt vs. nicht

    vernetzt mchtiger ist als der zwischen arm und reich. (ibidem)

    DIGITAL NATIVES NUTZEN MEDIEN ANDERS

    Das Wissen um das Netz ist so wichtig, dass

    sogar eine Unterscheidung zwischen jenen,

    die es besitzen und jenen, die es nicht

    besitzen, getroffen wird. Die Rede ist von den

    digital natives und ihrem Pendant digital

    immigrants. Die natives sind die heutigen

    unter 30-Jhrigen, die mit dem Internet

    aufgewachsen sind und es als ihr Zuhause

    ansehen. Die immigrants hingegen

    versuchen den Anschluss zu halten. (Vgl.

    Bartz 2013) ltere Menschen knnen zwar den Umgang mit sozialen Medien lernen

    hnlich wie eine Sprache - ein Akzent wrde aber bleiben. (Vgl. Wolf 2013). Das

    ist insofern von Bedeutung, weil digital natives nachweislich Medien anders

    konsumieren wrden. In den USA bezeichnet man dieses neue

    Medienkonsumverhalten grazing, scanning, snacking and zapping (Kahlweit 2013).

    Wir leben im oft zitierten Informationszeitalter, weil in den letzten 30 Jahren mehrInformation produziert wurde als in den letzten 5.000 Jahren (Vgl. Hubbard 1987).

    ABBILDUNG 2: DER UNTERSCHIED ZWISCHENDIGITAL NATIVES UND DIGITAL IMMIGRANTSAM BEISPIEL TAGESZEITUNGS-KONSUM.

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    Diese Informationsflut erzeuge Knappheit am raren Gut Aufmerksamkeit: Es gibt viel

    zu viel Information, dass sie irgendwer rezipieren knne (Vgl. Bolz 2010). Aus der

    ehemaligen Verbreitungsknappheit wre eine Knappheit an Aufmerksamkeit

    geworden (Vgl. Neuberger 2010: 14). Peter Horrocks (2012) meint dazu:

    WITH WEB,SOCIAL INTERACTIVITY AND GLOBALISATION,NEWS BRANDS ARE IN A BATTLE FOR

    ATTENTION AND TRUST.

    Exkurs: Soziale Medien als Antwort auf verndertes Nutzungsverhalten

    Der Rezipient sucht Orientierung und liest wohl deshalb Online-Artikel nicht mehr zur

    Gnze, sondern grast und scannt sie nach wichtigen Passagen ab. Interessant

    hierbei ist auch, dass im Netz anscheinend Artikel selten zu Ende gelesen werden:

    Ein Analyse-Unternehmen fand heraus, dass von 161 Testpersonen nur 25 bis zur

    80 Prozentmarke des Textes gelesen htten, 61 htten gar sofort weggeklickt ohne

    auf der Seite aktiv gewesen zu sein (Vgl. Schrder 2013). Das Interesse an

    ausfhrlichen Nachrichten hnge vom Alter ab, so Armin Wolf (2013). Jede neue

    Generation interessiere sich weniger fr ausfhrliche Nachrichten. Das

    Mediennutzungsverhalten kristallisiere sich im Alter von 20 heraus und bliebe dann

    meistens ein Leben lang. Wer also mit 20 Jahren keine Zeitung lese oder TV-

    Nachrichten schaue, wrde das wahrscheinlich auch nicht mit 50 Jahren machen

    (Vgl. ibidem). Ob das ein Grund zur Sorge ist, sei dahingestellt. Fakt ist, dass die

    Medienbranche bekannt fr ihre Dynamik ist und der Trend klar in Richtung Die

    Nachricht kommt zu mir geht statt Ich hole mir die Nachricht in Form einer

    Tageszeitung. Stellvertretend fr die Generation der digital natives brachte einanonymer US-Student dieses neue Medienkonsumverhalten auf den Punkt:

    IF THE NEWS IS THAT IMPORTANT,IT WILL FIND ME(Stelter 2008)

    An dieser Stelle trifft die Aussage Web 2.0 is an attitude (OReilly 2007) wieder zu.

    Die jetzige Generation glaubt, dass relevante Nachrichten zu ihnen kommen, statt sie

    zu den Nachrichten. Freunde bzw. das eigene Umfeld in sozialen Netzwerken werde

    einen schon darauf hinweisen wenn es wichtig bzw. fr einen selbst relevant ist.Untersuchungen der BBC ergaben, dass Rezipienten Nachrichten, die sie von

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    Freunden oder Familie via Social Media bekommen, mehr vertrauen wrden, als den

    Nachrichten traditioneller Medien (Vgl. Horrocks 2012). Ebenjene traditionellen

    Medien wrden hier an Deutungshoheit verlieren. Die Antwort der BBC auf dieses

    Problem: So glaubwrdig werden, damit man Nachrichten auch mit Mutter, Bruder

    oder einem Freund teilt. If they believe us, they will share it. (Horrocks 2012)

    Andere Medien wie zB die NZZ versuchen dem Schwinden ihrer Deutungshoheit

    auch entgegenzuwirken, indem sie Orientierung schaffen, zur Marke werden und

    soziale Medien als Marketing-Tool verstehen, mit dem sie neue Zielgruppen

    ansprechen (Vgl. Schattleitner 2014). Das Sprichwort aus der Marketingwelt Fish

    where the fishes are scheint auch hier zuzutreffen. Traditionelle Medien knnen in

    sozialen Medien ihre Angebote anpreisen und so Aufmerksamkeit der digital natives

    auf die eigene Website lenken (Vgl. Neuberger 2010: 19 f.): Soziale Medien sind ein

    Marktplatz fr Nachrichten, meint Ebenfhrer (2012).

    Um ein selbstrecherchiertes Beispiel zu geben: The Guardian ist mit 187.000 Stck

    die kleinste Zeitung Englands (wenn man den Independent-Ableger i nicht

    mitzhlt). Auf Facebook hingegen hat der Guardian stolze drei Millionen Fans 16

    mal so viel wie Printleser.1Die Schlussfolgerung des Autors: Mit sozialen Medien

    kann man digital natives und andere Nicht-Leser fr traditionelleNachrichtenangebote gewinnen. Das glaubt auch Mark Frenkel, manager of the BBC

    social news team: If people are no longer consuming TV and radio as used to, social

    media is an important marketing tool. I think you have an obligation to enter their

    space. It shouldnt be up tothem to come to you, its up to you to find them (Hahn

    2013: 24).

    Dieser Exkurs dient dazu, die Potentiale des Social Webs fr Medienmacher bzw.

    Medieneigentmer nicht komplett auszuklammern, die nachfolgenden Kapitel

    widmen sich jedoch den Einsatzmglichkeiten fr Journalisten.

    1Liste der Auflage britischer Zeitungen

    http://www.theguardian.com/media/table/2013/jul/15/abcs-national-newspaperssowie die Facebook-Seite des Guardian:https://www.facebook.com/theguardian(Stand 14.6.2014)

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    OPEN JOURNALISM BEIM GUARDIAN

    Kaum ein anderes Medium wie der Guardian reagierte derartig offensiv auf die

    Vernderungen der Medienwelt. Whrend andere Medien wie zB die New York

    Times ihren Content hinter eine Paywall stellen, versucht es der Guardian mit

    gegenteiliger Strategie: Er mchte, dass sich die Leser in den Prozess der

    Recherche und in den Journalismus integrieren. Es gehe nicht mehr um uns und

    sie, das Sender-Empfnger-Modell scheint bei der britischen Tageszeitung

    ausgehebelt. Alan Rusbridger, The Guardian editor in-Chief, lenkt sein Medium in

    eine neue Form des Journalismus, die er Open Journalism (Rusbridger 2012) nennt

    und wie folgt definiert: (Vgl. Rusbridger 2012)

    OPEN JOURNALISM IS JOURNALISM WHICH IS FULLY KNITTED INTO THE WEB OF INFORMATION

    THAT EXISTS IN THE WORLD TODAY. IT LINKS TO IT; SIFTS AND FILTERS IT; COLLABORATES

    WITH IT AND GENERALLY USES THE ABILITY OF ANYONE TO PUBLISH AND SHARE MATERIAL TO

    GIVE A BETTER ACCOUNT OF THE WORLD.(Rusbridger 2012)

    Zum besseren Verstndnis hat Rusbridger (2012) zustzlich zehn Prinzipien (notrules) zum offenen Journalismus formuliert:

    1. It encourages participation. It invites and/or allows a response

    2. It is not an inert, "us" or "them", form of publishing

    3. It encourages others to initiate debate, publish material or make suggestions.

    We can follow, as well as lead. We can involve others in the pre-publication

    processes

    4. It helps form communities of joint interest around subjects, issues or

    individuals

    5. It is open to the web and is part of it. It links to, and collaborates with, other

    material (including services) on the web

    6. It aggregates and/or curates the work of others

    7. It recognizes that journalists are not the only voices of authority, expertise and

    interest

    8. It aspires to achieve, and reflect, diversity as well as promoting shared values

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    9. It recognizes that publishing can be the beginning of the journalistic process

    rather than the end

    10. It is transparent and open to challenge including correction, clarification and

    addition

    Rusbridger glaubt, dass der Leser mit Open Journalism eine vollstndigere Version

    der Wahrheit bekomme (Vgl. Ellis 2012). Mehrere Meinungen, Sichtweisen und

    Fakten wrden helfen, der Wahrheit nher zu kommen. Zumindest nher als ein

    einzelner Journalist: Its something which is a different idea of journalism its

    something which involves others and is responsive to others. Its a sort of statement

    about journalism itself: Weve moved from an era in which a reporter writes a story

    and goes home and thats the story written. (Ellis 2012). Konkret bedeutet das, dass

    The Guardian nach interessanten Geschichten aus der Leserschaft sucht und

    laufend Updates gibt, wie man sich involvieren kann.2Damit gibt er Kompetenzen ab

    und geht einen neuen Weg der Recherche: Nicht der Journalist alleine bestimmt,

    was recherchiert wird. Darber hinaus, prsentiert der Journalist sein fertiges

    Produkt nicht mehr der Leserschaft und verschwindet dann. Die Arbeit von

    Redakteuren wurde geffnet und der Kontakt zu den Lesern ist direkt wie nie zuvor.

    2Hier erscheinen die Updates zu Open journalism: how to get involved:http://www.theguardian.com/media/series/open-journalism-how-to-get-involved

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    2. DIE RECHERCHE - UND WAS SICH AN IHR VERNDERTHAT

    Der Begriff Recherche stammt aus dem Franzsischen und bedeutet

    Nachsuchung, Untersuchung, Aufsuchung und Nachforschung (LaRoche 1995: 18).

    Whrend der deutsche Presserat von einem unverzichtbarem Instrument

    journalistischer Sorgfalt (Presserat 2014: 4) spricht, nennt Haller (2008: 17) das

    Recherchieren die wichtigste Ttigkeit von Journalisten. Brendel (2010: 9)

    beschreibt Recherchieren als das mhselige Beschaffen von Wissen.

    Zusammengefasst handle traditionelle Recherche vom Abfragen, berprfen und

    Sammeln von Informationen, die einem Institutionen oder Personen zur Verfgung

    stellen (Vgl.Brendel 2010: 12-53).

    Wenn wir von traditioneller Recherche sprechen, stellt sich die Frage, ob

    Journalisten immer auf die gleiche Art recherchiert haben. Ja und Nein, meint

    Haller (2008:16). Gleich geblieben sei die Recherche insofern, als dass es

    bewhrte, ertragreiche Methoden [...] gibt. Darum war richtiges Recherchieren auch

    schon in frheren Zeiten abhngig von journalistischen Fertigkeiten, die gelernt

    werden knnen. Diese Fhigkeiten waren schon immer auf eine gute redaktionelle

    Ausstattung angewiesen (ibidem). Andererseits sei Recherche geschichtlich nicht

    immer gleich geblieben. Denn gutes Recherchieren war [...] untrennbar verbunden

    mit der Funktion der Massenmedien der Gesellschaft. (ibidem) Wie in Kapitel 1

    beschrieben, ndert sich diese Rolle vor allem bei den unter 30-Jhrigen. Die

    Gesellschaftsordnung wie auch die Rolle des Journalisten haben sich verndert und

    wandeln sich erneut und mit ihnen die Problem- und Themenstellung der

    Recherche. (ibidem)

    Haller geht zwar auf die neue Gesellschaftsordnung (mehr Macht des Konsumenten,

    Vgl. Kruse 2011) ein, ignoriert aber die Bedeutung von technischen Methoden wie

    Twitter. Das Internet hat Journalisten weitrechende Mglichkeit erffnet, meint

    Brendel (2010: 57), da Information in groem Umfang gezielt und direkt vom

    Verbreiter bezogen werden kann. Zusammengefasst: Haller glaubt, dass sich das

    Was der Recherche ndern wrde, Brendel ist der Meinung, dass sich das Wie

    verndert htte.

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    Information msse nicht mehr mhselig beschafft werden (Brendel 2010: 9), in der

    Informationsflut gehre Relevantes von Irrelevantem getrennt. Daher empfiehlt

    Brendel (2010: 61), im Web systematisch vorzugehen und themensortierte

    Lesezeichen anzulegen bzw. diese in Ordnern zu speichern, um in der

    Informationsflut den berblick zu behalten. Bei aller Euphorie ber so viel leicht

    zugngliche Information, sollte allerdings klar sein, dass nicht jede Quelle im Netz

    vertrauenswrdig ist. Zu den bewhrten Methoden gesinnt sich fr Inhalte aus dem

    Web eine zunehmend wichtigere Aufgabe: Verifikation. (Vgl. Weber 2012)

    VERIFIKATION VON INHALTEN IN SOZIALEN MEDIEN

    Je mehr freie Information im Web verfgbar wird, desto skeptischer und sorgfltiger

    sollte ein Journalist mit der Verbreitung umgehen. Oft stnde hinter einer Information

    ein klares Motiv, fr das Informanten bereit wren, Fotos oder Videos zu flschen

    bzw. falsche Angaben zu machen. (Vgl. Weber 2012) Dabei muss man gar kein IT-

    Experte sein oder ein sogenannter Information-Forensiker (Nieman Reports 2012:

    5). Weil: Never has it been so easy to expose an error, check a fact, crowdsourceand bring technology to bear in service of verication, meint Craig Silverman in den

    Nieman Reports (2012: 4). Nachfolgend die wichtigsten Schritte fr die Verifikation

    von Online-Inhalten:

    Der Beginn einer jeden Verifikation ist die Frage nach dem Urheber eines Inhalts. Fr

    Twitter bedeutet das: Biografie lesen, den Benutzernamen googeln (gibt es weitere

    Profile der Person im Netz?) mit diversen Diensten wie Followee den Twitter-

    Account analysieren lassen bzw. berprfen, seit wann die Person twittert (seit

    gestern?). Dann die Person kontaktieren; via Twitter oder Telefon. So handhabt es

    zum Beispiel die BBC. Die goldene Regel: Jeder Urheber muss vor der Publikation

    telefonisch (oder via Skype) kontaktiert worden sein auer die Offenlegung der

    Quelle wrde den Informanten gefhrden (Vgl. Weber 2012 und Nieman Report

    2012: 10-13). Andere Methoden sind: Die Quelle nach ihrem aktuellen Aufenthaltsort,

    die verwendete Kamera und das Motiv der Verbreitung via Social Media befragen.

    CNN stellt zustzlich gerne die Frage, ob fr die Berichterstattung bezahlt wurde, dasich die Redaktion davon zustzliche Informationen erhofft (Vgl.Weber 2012). Neben

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    den persnlichen Checks gibt es auch einige technische Tipps: Bei Fotos kann man

    die Exif-Dateien (Metadaten) auslesen, die Auskunft ber Aufnahmezeitpunkt, Art der

    Kamera oder Aufnahmeort Bescheid geben. Mit diesen Daten kann man dann zum

    Beispiel das Wetter vor Ort vergleichen oder Google Maps zu Rate ziehen, ob es

    dort wirklich so bzw. so hnlich aussieht. Exif-Lesesoftwaren wie zB

    www.regex.info/exif.cgigeben auch an, mit welchen Programmen ein Foto geffnet

    wurde und welche Einstellungen man zB mit Photoshop verwendet hat. Methoden

    wie diese helfen, Flschungen und/oder Propaganda an der Verbreitung zu hindern.

    Die BBC hat seit 2005 einen sogenannten User Generated Content Hub, der 20

    Journalisten mit der Verifikation von Userinhalten bzw. selbst recherchierten Inhalten

    beschftigt. Den grten Erfolg bisher feierte der UGC-Hub, als die beteiligten

    Journalisten 2011 ein Foto des vermeintlich toten Osama Bin Laden als Flschung

    entlarvten (Vgl. Weber 2012 und Nieman Reports 2012: 10-13). Man sollte sich

    immer vor Augen fhren, dass ein Medium ohne Eintrittsbarrieren sich eben auch gut

    fr die Verbreitung von Propaganda eignet. Alleine deshalb wird es immer

    Journalisten brauchen, die Echtheit bzw. Relevanz eines Inhalts prfen. Roboter

    oder Algorithmen (Vgl. Clark 2014) werden diese Aufgabe in mittelfristiger Zukunft

    wohl kaum bernehmen knnen, wenngleich Journalisten auch das eine oder andere

    Mal falsche Informationen verbreiteten.

    Beispiele: Wie Medien sich tuschen lieenThe media went nuts which is, what I was hoping for , beschreibt US-Comedian

    Jimmy Kimmel seinen geglckten Medienstreich. Whrend der Olympischen Spiele

    in Sotchi twitterte US-Athletin Kate Hansen ein Video, das angeblich einen Wolf in

    ihrem Korridor in Sotchi zeigt. Es gab kaum ein US-Medium, das nicht darberberichtete: Von CNN ber Fox bis hin zu NBC News. Einige Moderatoren

    recherchierten nicht einmal, um welches Tier es sich handelt (what is it?wolf,

    husky, dog) und niemand machte sich die Mhe, bei Kate Hansen rckzufragen

    oder die Echtheit des Videos anzuzweifeln. Das Video wurde nmlich im

    Fernsehstudio von Jimmy Kimmel gedreht, geschnitten und dann wie mit der

    Athletin vereinbart- auf Hansens Twitteraccount gestellt.3Verifikation wre in diesem

    3Der Tweet von Kate Hansen:https://twitter.com/k8ertotz/status/436375062229180416

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    Fall mehrfach mglich gewesen: Aufmerksam htte der Schnitt des Videos (Warum

    schneidet man ein 18-Sekunden-Handyvideo?) und der falsche Aufnahmeort (USA

    statt Sotchi) machen mssen. In der ungeschnittenen Version marschiert Comedian

    Kimmel am Ende des Videos mit Skianzug durchs Bild. Damit deckt er seinen Streich

    auf.

    Das ist zwar ein Beispiel, bei dem niemand beachtlich zu Schaden kam, aber es

    dokumentiert dennoch sehr gut, wie einfach man Medien hinters Licht fhren kann.

    Und es ist eine Erinnerung daran, dass man selbst Stars und verifizierten Accounts

    wie dem von Kate Hansen nicht alles glauben sollte (Vgl. Kimmel 2014).

    Mehr Folgen hatte dagegen ein Tweet der anerkannten Nachrichtenorganisation

    Associated Press. Hacker sendeten 2013 einen falschen Tweet, wonach das

    Weie Haus von zwei Explosionen getroffen und Prsident Barack Obama verletzt

    worden wre. Die Folge: Panik in der Wall Street und der Dow Jones Index verlor

    kurzfristig 143 Punkte; ein Freifall nach unten (Moore 2013). Der Tweet wurde zwar

    relativ rasch gelscht, dennoch stellte er die Frage nach Glaubwrdigkeit im Internet.

    Offenbar reicht Skepsis gegenber Unbekannten nicht aus. Wie das Beispiel zeigt,

    ist auch auf Nachrichtenagenturen nicht immer Verlass: Warum sollte ein Journalist

    glaubwrdiger sein, nur weil er ein Journalist ist?, fragte Wallisch (2009 zit. nach

    Kolisch 2009: 17). Auch deren Ausknften mssten nach dem Motto check, re-

    check and double check berprft werden. Unsere Aufgabe als Gatekeeper ist es,

    Informationen zu prfen, bevor wir sie verffentlichen, unterscheidet Kolisch (2014)

    zwischen den Aufgaben von Journalisten und anderen Publizierenden wie etwa

    Bloggern. Dem Hauptvorwurf an Twitter, nmlich dass die Sorgfalt aufgrund der

    Schnelligkeit verloren gehe, kann man zusammenfassend Herr werden, indem man

    Verfikationsschritte innerhalb der Redaktion vereinbart bzw. Regeln fr den Umgang

    mit Social Media festlegt (Vgl. Sullivan 2009; Posetti 2009; Hermida 2010a: 229;

    Siegert 2010, zit. nach Neuberger 2010: 23).

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    3.TWITTER ALS TOOL FR JOURNALISTEN

    Der Autor dieser Arbeit stellt Twitter und seine wichtigsten Funktionen fr die

    journalistische Verwendung vor.

    KURZE TWITTER-EINFHRUNG

    Twitter ist ein 2006 gegrndetes soziales Netzwerk, das seinen Usern maximal 140

    Zeichen fr ein Statusupdate erlaubt. In sterreich nutzen den Microblogging-Dienst

    117.000 Menschen, 45.000 verfassen selbst regelmig Tweets (Vgl. APA 2014).

    Twitter ist in sterreich und anderen Lndern grtenteils von Journalisten,

    Politikern und engagierten Brgern und Netzaktivisten dominiert (Vgl. Zettel 2012).

    Angesprochen wird von Twitter in erster Linie eine Info-Elite mit einem hohen

    Nachrichtenkonsum. Auch eine hhere Affinitt zu Berufen aus der Medien- und

    Internetbranche wurde nachgewiesen (Neuberger 2010: 36). Man kann also davon

    ausgehen, dass man es auf Twitter mit einem berdurchschnittlich gebildeten,

    medienaffinen, gesellschaftspolitisch nicht reprsentativen Nutzern zu tun hat:

    Twitter is a western, urban network used by a minority of people with particular

    attributes (Beevolve 2012 zit. nach Hahn 2013: 15)4.

    4Mehr Statistiken ber Twitter und seien Nutzer:http://www.beevolve.com/twitter-statistics/

    ABBILDUNG 3: WELTWEITE VERBREITUNG VON TWITTER,2012

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    WIE TWITTER FUNKTIONIERT

    Kurz und einfach so lautet das Prinzip von Twitter. Statusupdates (Tweets)

    bestehen aus maximal 140 Zeichen, und knnen Fotos (20 Zeichen Abzug),

    Hashtags oder Links enthalten, die automatisch gekrzt werden. Die Tweets in

    seiner Timeline kann man favorisieren (bookmarken, speichern) oder retweeten

    (teilen). Anders als zB bei Facebook muss man sich nicht gegenseitig folgen

    (Freunde), sondern kann auch asymmetrische Verbindungen eingehen (Follower).

    Ganze 78 Prozent der Twitterer machen das, sprich nur 22 Prozent folgen sich

    gegenseitig (Vgl. Schmidt 2010). Das Folgen ermglicht dem User, seinen

    Interessensgebieten, Vorbildern oder Stars zu folgen, ohne dass diese zurckfolgenmssen. Das ist vor allem fr Journalisten interessant, weil sie sich dadurch ein

    persnliches Recherche-Netzwerk zusammenstellen knnen (Vgl. Leitner 2012: 39).

    Die vernetzte Welt erlaubt es, den interessantesten Menschen und ihren Gedanken

    zu folgen bzw. das eigene Recherche-Gebiet zu monitoren. (Vgl. Twitter Support

    2014).

    TWITTER FR JOURNALISTEN:ERSTE SCHRITTE

    FOLGENERSETZT BOOKMARKS

    Wie im Kapitel Die Recherche und was sich an ihr verndert hat beschrieben,

    empfehlen manche Publizistik-Lehrbcher, online systematisch nach Quellen zu

    suchen und zu ordnen. Dies funktioniere durch Lesezeichen und Adress-Ordner, die

    ein schnelleres Ansteuern der Seite ermglichen. Zudem knne man Newsletter via

    RSS oder Email abonnieren und so stndig informiert werden (Vgl. Brendel 2010: 60

    f.). Wenn man will, ist Twitter lediglich eine Weiterentwicklung dessen. Auch hier

    sucht man vertrauenswrdige Quellen und speichert diese. Die Folgen-Funktion

    erleichtert dieses Vorgehen nur, da man die Updates automatisch in die Timeline

    gesplt bekommt und die Seite nicht extra aufrufen muss. Recherche muss nicht

    immer mhselig, geheim oder investigativ vonstattengehen. Die Quellen der

    Information sind manchmal leicht zu erschlieen, wei auch Brendel (2010: 9). Oft

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    reicht es aus, informativen Quellen auf Twitter zu folgen, die Input fr eine

    Geschichte geben knnen. Allenfalls empfiehlt sich eine eigene Follow-Policy, denn

    nicht jeder Bekannte ist es wert, Aufmerksamkeit geschenkt zu bekommen. Ratgeber

    gibt es dafr zu Hauf, letztendlich liegt es [aber] ganz an Dir wie der Twitter Support

    (2014) eingesteht. Ein lnger dienender Journalist wird seine Branche schon so gut

    kennen, um glaubwrdige und informative Quellen zu kennen. Ein Neuer,

    beispielsweise auch in einem neuen Resort oder Standort, wird sich sein Netzwerk

    erst aufbauen mssen. Auch hier gibt es externe Untersttzung. Die Austria Presse

    Agentur rankt beispielsweise die erfolgreichsten Journalisten, Politiker und

    Organisationen in einer Liste (APA OTS 2014). Damit bekommt man einen berblick

    ber die vertretene Branche auf Twitter. ber die Themenbereiche und Qualitt der

    twitternden Personen sagen solche Listen allerdings wenig aus, da sie ausschlielich

    nach Anzahl der Follower gereiht werden. Twitter bietet beim Einrichten eines neuen

    Accounts auch Vorschlge zu sortierten Themenbereichen wie Nachrichten, Sport

    oder Politik. hnlich wie Facebook hat auch Twitter einen Algorithmus, der anhand

    der eigenen E-Mail-Kontakte und von Leuten, denen man bereits folgt,

    Empfehlungen zum Folgen abgibt (Vgl. Klopp 2010).

    Die Entscheidung, wem man folgt, sollte gut gewhlt sein, wenn man Twitter fr eineprofessionelle Recherche nutzen mchte. Hier kommt eine journalistische

    Grundfunktion zum Tragen: Die Trennung von Relevantem und Irrelevantem fr sein

    Recherchegebiet. Ein Sportjournalist beispielsweise sollte selbstverstndlich

    Sportlern, Vereinen, Verbnden und Redakteurskollegen folgen, whrend ein

    Politikjournalist von den Tweets von Pressesprechern, Politikern, sowie

    internationalen Nachrichtenagenturen oder Zeitungen profitiert. Twitter ist fr

    Journalisten die neue APA, meinte ein sterreichischer Journalist in einer

    anonymen Befragung (Leitner 2012: 39). Damit ist wohl gemeint, dass man sich dank

    der Follow-Funktion selbst seine persnliche Nachrichtengagentur

    zusammenstellen kann. Die perfekte Followerzahl lsst sich nicht bestimmen,

    wirklich Sinn macht Twitter aber nur, wenn man die gefolgten Personen auch

    monitoren kann. Sind es zu viele Follower mit verschiedenen Interessen (zB Sport

    und Politik), so sollte man sich entweder mehrere Accounts oder Listen anlegen.

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    LISTEN AM BEISPIEL KLEINE ZEITUNG

    Eine Liste anzulegen bedeutet eine zweite, alternative Timeline anzulegen, in der nur

    Tweets der jeweiligen Mitglieder vorkommen. Ein Journalist, der ber Sport undPolitik berichtet, kann so seine Follower aufteilen. Recherchiert er zum Thema

    Sport, so ffnet er die Sport-Liste ohne Politik-Tweets oder umgekehrt. Als eines von

    vielen Beispielen verweist der Autor auf die Kleine Zeitung (Abb. 4), die ihre

    Leute-Seite nicht selten ausschlielich mit getwitterten Fotos befllt.

    Allen Anschein nach, wurden diese Fotos mit der Twitter-Liste Die Tweets der Stars

    recherchiert (Abb. 5), mit der die Kleine die fr sie relevanten Stars im Auge

    behalten kann.

    Andere zum Teil bereits existierende und sinnvolle Listen fr die Kleine Zeitung

    wren zum Beispiel Breaking International (internationale Agentur- und

    Eilmeldedienste), sterreichische Medien (berblick ber Geschichten der

    Mitbewerber), oder Redakteure (Alle Tweets der eigenen Medienmacher).

    HASHTAGS AM BEISPIEL ORF

    Ein Hashtag, das #-Symbol, dient dazu, Schlagwrter oder Themen in einem Tweet

    zu markieren. Das erleichtert die Kategorisierung (Vgl. Twitter Support 2014). Dashat den Vorteil, dass alle Tweets zu einem Thema sortiert werden. Mit Klick auf

    ABBILDUNG 5: WASTWITTERN DIE STARS?DIE"KLEINE"MUSS NUR EINENBLICK IN IHRE LISTE WERFEN.

    ABBILDUNG 4: DIE RCKSEITE DER"KLEINE ZEITUNG"MIT

    AUSSCHLIELICH FOTOS VON TWITTERBZW .INSTAGRAM

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    #ZiB2 werden einem alle Tweets zum Thema angezeigt. Die Einsatzmglichkeiten

    von Hashtags fr den Journalismus sind breit. Laut ORF schalteten sich beim

    Brgerforum im Jnner 2013 rund 4.500 Menschen via Twitter und Facebook zur

    Live-Debatte ber die Wehrpflicht ein (Vgl. DiePresse.com 2013). Tweets und

    Fragen wurden vorgelesen, ehe bei der ORF-Wahlkonfrontation ber die EU-Wahl

    erstmals Tweets vom Hashtag #ORFwahl14 eingebettet wurden (Abb.7). Die BBC

    ging kurzfristig sogar einen Schritt weiter und fhrte einen Diskussionsteilnehmer

    ein, der ausschlielich Argumente und Fragen von Twitter-Usern vertrat (Vgl. Hahn

    2013: 18).

    Auch wenn der ORF Hashtags fr einige seiner Sendungen verwendet, scheinen

    deren Funktion noch nicht gnzlich im Medienhaus angekommen zu sein. Der

    Breaking News-Account geht trotz oftmaligen Nutzerhinweisen sehr fragwrdig und

    redundant mit Hashtags um (Abb.7). So haben Hashtags wenig bis gar keinen Sinn,

    weil wohl niemand nach zu allgemeinen Tags wie Drei oder Tote sucht. Gute

    Hahstags, die sich fr eine wirkliche Einordnung eignen (#ORFreport), entwickelnsich im Laufe der Zeit aus Usergewohnheiten (#BRAvsENG, Fuballspiel: Heim vs

    ABBILDUNG 6: MODERATORIN INGRID THURNHERR STELLT DEN EU-

    KANDIDATEN FRAGEN DER TWITTERNUTZER

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    Gast) aus Abkrzungen (#NRW13, Nationalratswahl 2013) oder aus

    wiederkehrenden Events, die mit Jahreszahlen upgedatet werden, damit nur die

    Suchergebnisse der diesjhrigen Veranstaltung angezeigt werden (#rp14,

    republicca-Konferenz 2014).

    Hashtags eignen sich insgesamt gut fr

    das Monitoring von Live-Events.

    Whrend in sterreich Hashtags und

    User-Partizipation noch relativ am

    Beginn stehen, kommt in den USA

    kaum eine TV-Show ohne

    eingeblendeten Hashtag aus. Mit dem

    Second Screen (Smartphone / Twitter)

    werden Zusatzinfos geliefert oder das

    Gesehene diskutiert (Vgl. Washenko

    2013). Die traditionellen Medien

    profitieren so nicht nur von der

    Aufmerksamkeit, die Tweets ber sie

    generieren, sondern bekommen gratis

    User Generated Content und das dazu noch thematisch (durch Hashtags) sortiert.

    Da alle Tweets ffentlich sind, heit es eigentlich nur noch zugreifen. TV-

    Sendungen knnen in die Live-Show die Tweets einbetten, whrend Online-Medien

    damit die Stimmung im Netz einfangen knnen.

    EINBETTUNG UND STORIFY

    Zur Einbettung von Tweets in einen Online-Artikel gibt es nach derzeitigem

    technischen Stand drei Mglichkeiten.

    ABBILDUNG 2: BAD PRACTICE DES ORFBEI DERHASHTAG-VERWENDUNG

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    Zitieren und Verlinken

    Die technisch einfachste Lsung ist, den Tweet

    einfach zu zitieren und dann auf den Urheber bzw.

    den Post selbst zu verlinken. Abb.8 zeigt ein

    Beispiel von www.derStandard.at/Web

    Via HTML einbetten

    Tweets via HTML-Code, den Twitter bereitstellt, einzubetten, ist in sterreich noch

    nicht weit verbreitet regelmig macht es jedoch der Kurier. Auf die Frage warum

    kurier.at das so intensiv betreibt, verweist Nicole Kolisch, Chefin vom Dienst, auf

    den Relaunch des Online-Auftritts im Herbst 2012. Davor war eine Einbettung nur

    unter sehr groem Aufwand und unter Einsatz eines Technikers mglich. Die

    einfache Handhabe erklre zum Teil die intensive Nutzung

    (Beispiel: Abb.9) von Twitter. Eingebettet wird auch im Sinne der

    Quellentransparenz (Leser kann Quellen selbst prfen), des

    Urheberrechts (Tweet/Foto ist nach wie vor auf Twitter-Servern)

    und als Beleg fr Originalzitate. (Vgl. Kolisch 2014) Der

    technische Fortschritt (Relaunch) machte es mglich.

    Storify schafft berblick

    Mchte man viele Tweets zusammenfassen, empfiehlt sich

    Storify, ein von Twitter unabhngiger Dienst, der es erlaubt,

    Content aus verschiedensten sozialen Medien einzubetten.sterreichische Medien nutzen es vor allem, um Reaktionen

    einzufangen. Oft betitelt als Das sagt das Netz dazu kommt es

    einer nicht reprsentativen Umfrage auf der Strae gleich.

    DiePresse.com ntzt Storify zum Beispiel, um die interessantesten Tweets zum

    Brgerforum zu verffentlichen oder nutzte es auch, um den Rckzug von Monika

    Lindner aus dem Nationalrat mit Nachrufen auf Twitter zu kommentieren.

    (Felbermayer 2013)

    ABBILDUNG 8: DERSTANDARD.ATSPIEGELT DEN "PROTEST IM NETZ"ANHAND VON LINKS WIEDER

    ABBILDUNG 9: DERRELAUNCH VONKURIER.AT MACHTE EINEEINFACHE EINBETTUNG

    VON TWITTER,SOUNDCLOUD ,PREZI,INFOGRAM,ETC.MGLICH

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    Fr Medienmacher interessant: Listen, Hashtags und gespeicherte Suchen kann

    man auch via HTML (zB in die Sidebar) einbetten. (Vgl. Twitter Developers 2014)

    TWEETDECK

    TweetDeck ist ein von Twitter gekauftes Tool fr die professionelle Nutzung des

    Microblogging-Dienstes. Es hilft jenen Nutzern, die mehrere Timelines, Accounts

    oder Listen haben bzw. verschiedene Hashtags monitoren wollen. Der Inhalt jeder

    Spalte ist individualisierbar. Dadurch behaltet man alles im Auge, was man im Auge

    behalten mchte: Eine Spalte fr den Hashtag #WorldCup, eine Spalte fr einenhnlichen Hashtag wie #BRAvsENG, eine Spalte mit einer Liste von twitternden

    Sportjournalisten und eine Liste mit twitternden Sportlern aus den spielenden

    Nationen (letztere Zwei stellt Twitter selbst bereit). Nach dem Fuballspiel lscht

    man die Spalten einfach und kann ein neues Thema kurz- oder langfristig

    beobachten. TweetDeck wird von vielen verwendet, um die zahlreichen Funktionen

    von Twitter (Hashtags, Listen, Erweiterte Suche, ...) zu strukturieren.5

    FR FORTGESCHRITTENE:ADVANCED SEARCH UND COMMUNITY-BUILDING

    ERWEITERTE SUCHE: NEUE MGLICHKEITEN DER RECHERCHE -

    ORTSUNABHNGIG

    Twitter bietet hnlich wie Google - eine erweiterte Suche mit zustzlichen

    Parametern an (Vgl. Brendel 2010: 64 f.). Zur Advanced Search gelangt man, wenn

    man eine normale Suche startet und dann in der linken Sidebar auf Erweiterte

    Suche bzw. auf www.twitter.com/search-advanced klickt. Die meisten Operatoren

    sind selbsterklrend (siehe Abb. 10).

    5Hier gibt es die top tips von Twitter fr die Benutzung von TweetDeck in Formvon Kurzvideos: https://media.twitter.com/best-practice/top-tips-for-using-tweetdeck-filters

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    Die Funktion Genau dieser Satz ist vergleichbar mit Googles Suchanfragen, die

    man unter Anfhrungszeichen setzt. Dann wird exakt diese Phrase gesucht. Bei

    einer normalen Suche einfach nach den Wrtern gesucht ohne Zusammenhang

    oder rtliche Nhe der Wrter. Die erweiterte Suche lsst sich mit Abkrzungen auch

    im normalen Suchfeld rechts oben ntzen, was den Gebrauch erleichtert bzw.

    beschleunigt. Besonders hervorheben mchte der Verfasser die Personensuche.

    Das ist nicht nur praktisch, um in Archiven von ffentlichen Personen zu suchen,

    sondern auch um eigene Tweets schnell zu finden. Einfach ein Schlagwort wie

    SP und from:EugenFreund (Username) und man findet alle Tweets der Person

    zum Thema. (Vgl. Friedrich 2012: 17-20)

    ABBILDUNG 10: SO SIEHT DIE ERWEITERTE SUCHE AUS

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    4.RECHERCHIEREN MIT TWITTER

    Laut einer BITKOM-Studie (2014 zit. nach Steinschaden 2014) nutzen bereits 79

    Prozent der deutschen Journalisten soziale Medien zur Recherche. Twitter rangiert

    bei den deutschen Journalisten ganz oben (Vgl. Neuberger 2010: 83). Der Einsatz

    mit dem Dienst ist nmlich vielfltig. So kann man die Intelligenz der Masse zu Rate

    ziehen, Content von Brgerjournalisten einflieen lassen oder man sucht gezielt

    nach Tweets zu einem Thema, gesendet aus einem bestimmten Umkreis. Wie das

    funktioniert erklrt der Autor nachfolgend anhand von Beispielen.

    WIE MAN DIE TWITTER-SUCHE JOURNALISTISCH NUTZEN KANN AM BEISPIELERDOGAN IN WIEN

    Der trkische Ministerprsident hielt am 19.6.2014 eine umstrittene Rede in Wien.

    Viele demonstrierten, einige demonstrierten gegen die Demonstration und zahlreiche

    Journalisten und Protestteilnehmer twitterten darber. Da es keinen offiziellen

    Hashtag gab und sich die Tags daher unterschieden (#Erdogan, #ErdoganInWien,

    #KLZerdogan, ...) reicht eine einfache Hashtag-Suche nicht aus; man wrde nur

    einen Bruchteil der Tweets finden. Besser ist daher mit der erweiterten Suche nach

    Erdogan zu suchen, den Standort auf Wien, sterreich zu setzen und mit dem

    Parameter within:30mi die Entfernung auszuwhlen. Dann bekommt man alle

    Tweets, die Erdogan enthalten und aus Wien gesendet wurden, also von Leuten

    vor Ort. Wenn man den Operator since:2014-06-18 hinzufgt, werden einem nur

    aktuelle Tweets angezeigt, mit Filter:Links enthalten alle Tweets einen Link. Weiters

    kann man mit der Sprachauswahl trkischsprachige Tweets bewusst rausfiltern

    (wenn man sie nicht versteht) oder bewusst nach in trkischer Sprache gehaltenen

    Tweets suchen.6Auch die Art des Contents lsst sich auswhlen: Foto, Videos,

    Neuigkeiten (= Medienberichte ber das Thema) oder Personen, die fleiig zum

    6Ich habe so eine Suchanfrage zum Thema Erdogan in Wien angelegt:https://twitter.com/search?q=Erdogan%20near%3A%22Wien%2C%20%C3%96sterreich%22%20within%3A50mi%20since%3A2014-06-01&src=typd

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    Thema twittern (Vgl. Auer 2011). Insgesamt also viel qualitative Information, die der

    recherchierende Journalist sehr gut filtern und ordnen kann.

    Der Kurier hat zu diesem Beispiel einen Live-Blog: Erdogan in Wien eingerichtet, in

    dem er in Echzeit Tweets kuratierte. So werden Augenzeugen zitiert, getwitterte

    Fotos eingebettet und sogar die Konkurrenz bzw. die Kollegen von derstandard.at

    und Kobuk zitiert (Teufel, Payreder, Ichner 2014).

    Dass man ohne vor Ort zu sein ber Erdogans Besuch einen Bericht schreiben kann,

    ist nicht ausgeschlossen. Vor allem, weil es ja noch immer die Mglichkeit gibt,

    twitterende Demonstranten oder Journalisten anzuschreiben, sie anzurufen und zu

    interviewen. BBC reporter Dhruti Shah dazu: Social media is just a starting point.

    Then you follow up with oldfashioned means. You phone people to verify name and

    location, you ask where they took the image and who owns the image. (Hahn 2013:

    15)

    Die geobasierte Suchtechnik ist aber vor allem dann interessant, wenn es einem

    unmglich ist, selbst vor Ort zu sein, zB bei einem Anschlag, einer Naturkatastrophe

    oder sonstigen ungeplanten, aber wichtigen Ereignissen. Einfach Ort oder GPS-

    Koordinaten,

    7

    Entfernung und vielleicht ein Schlagwort eingeben und man findet mitetwas Glck gengend auskunftsfreudige Augenzeugen vor Ort. Beispiel: Feuer

    near:Unterpremsttten

    Der Vollstndigkeit halber sei erwhnt, dass es auch andere Anbieter fr die

    geospezifische Suche von Twitter gibt etwa Twitterfall.com (Hahn 2013: 12). Der

    Erfahrung des Autors nach funktioniert die offizielle Funktion von Twitter besser,

    andere Anbieter wirken veraltet. Das liegt wohl daran, dass die erweiterte Suche von

    Twitter im Jahr 2011 eingefhrt wurde und damit Geo-Services von anderen obsolet

    machte (Vgl. Twitter Deutschland 2011). Es gibt jedoch professionelle Services, die

    eine geobasierte Suche mehrerer Social Media Dienste (Instagram, Facebook,

    Twitter, Pinterest, ...) ermglichen. Geofeedia8ist so ein (kostenpflichtiger) Dienst,

    den zB die BBC oder CNN nutzen.

    7Die Suche nach einem Ort via GPS ist etwas komplizierter. Hier die Erklrung frdie API: https://dev.twitter.com/docs/api/1/get/geo/search8http://geofeedia.com/how-it-works

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    COMMUNITY-BUILDING: NICHT NACH QUELLEN SUCHEN, SONDERN SIEVERWALTEN

    Whrend sich die Advanced Search gut fr kurzfristiges Recherchieren vonEreignissen eignet, kann man Twitter auch fr lngerfristige Projekte einsetzen. Ein

    wichtiger Teil davon ist sicherlich, die Grundfunktionen von Twitter zu beherrschen,

    also zu wissen, wie man Listen einsetzt und wen ich folgen sollte. Recherche ist, den

    direktesten Kontakt zur Wirklichkeit zu suchen (Ru-Mohl 2010: 121), bzw. die

    Realitt herauszufinden, um sie dann abbilden zu knnen. Dafr braucht es Quellen

    und Informanten. Wer an die Quelle kommen will, muss gegen den Strom

    schwimmen (Ru-Mohl 2010: 121). Der Strom, das ist in vielen Fllen der offizielle

    Weg ber Pressestellen, Nachrichtenagenturen, Behrden, Pressekonferenzen,

    Presseaussendungen oder (nicht-)staatlichen Organisationen (Vgl. Brendel 2010).

    Auf diese kann man schwer verzichten, aber es sollte klar sein, dass diese Info-

    Quellen jeder Journalist bekommt und nutzt. Auerdem erzhlen

    Presseaussendungen oft nur eine Seite der Geschichte, nmlich jene, die sich eine

    Presseaussendung leisten oder formulieren kann. Um eine Geschichte zu schreiben,

    die ber die offiziellen Informationen hinausgeht und so die Realitt wohl genauer

    abbildet, braucht es eigene Quellen und ein Netzwerk. So etwas kann man

    aufbauen. Entweder durch persnliche Kontakte, wie es im Regionaljournalismus

    blich ist, oder durch Networking mit sozialen Medien.

    BEISPIEL:AUENPOLITIK VON ZU HAUSE AUS

    Carl Fridh Kleberg ist Auenpolitik-Journalist der schwedischen Nachrichtenagentur

    TT. Er gibt zu, dass er dank Social Media viel von zu Hause aus recherchiert

    (Kleberg 2014). Er ist auf unzhligen Plattformen vertreten, Twitter ist eines seiner

    Haupttools. Dort nutzt er vor allem die Listenfunktion. Alleine zum Thema Egypt ist

    er Mitglied in ber zehn verschiedenen Listen: In einigen sind grtenteils twitternde

    gypter, in anderen gyptische Journalisten, in einer anderen viele Auenpolitik-

    Journalisten. hnlich auch zum Thema Ukraine/Krim, Syrien, arabische Welt,

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    Damaskus, Lybien und andere auenpolitische relevante Lnder.9Kleberg ist sich

    aber bewusst, dass er nicht nur nehmen kann. Nur weil viele glauben, ein wichtiger

    Journalist zu sein, wrden sie keine Informationen bekommen. Its about the

    network, not you. Use as many tools as possible, combine them and interact.

    (Kleberg 2013) Mit Interaktion knne man sich in eine Community einkaufen, ein

    Netzwerk bilden. Kleberg tauscht Informationen nach dem Prinzip Leave a penny,

    get a penny aus und profitiert so vom Wissen der vielen: The network is

    everything. (ibidem) Das gelte nicht nur fr Twitter, sondern auch fr andere

    Networks wie Facebook. Dort gibt es auch Gruppen zur Recherche, etwa Find a

    journalist around the world. Damit wird die Kontaktaufnahme zu einem

    auskunftsfreudigen Journalisten in einem anderen Land erleichtert. Es liegt jedoch

    auf der Hand, dass die Hilfsbereitschaft hher ist, wenn man dafr auch etwas,

    nmlich Information, gibt, bzw. fr Recherchen des Gegenbers sich offen zeigt.

    Durch diesen Tauschhandel bekommt man Quellen oder Augenzeugen, die neue

    Aspekte einbringen, die in offiziellen Presseaussendungen nicht vorkommen und die

    eigene Geschichte abrunden, verfeinern oder um eine neue Sichtweise ergnzen.

    Lyse Doucet, BBCs Chief International Correspondent meinte dazu:

    THERE IS NO QUESTION, IF YOU ARE NOT ON FACEBOOK AND TWITTER, YOU ARE NOTGETTING THE FULL STORY(Hahn 2013: 7)

    Carl Fridh Kleberg ist ein Beispiel, wie man mit Social Media seine

    Nachrichtenberichterstattung ergnzen kann bzw. wie man a lot of the coverage

    von zu Hause aus durchfhren kann. (Vgl. Kleberg 2014 und Kleberg 2013)

    TWITTEREIN MEDIUM DER BRGER

    Um im Ausland zu bleiben: Twitter spielte bei einigen Protesten und Revolutionen

    eine entscheidende Rolle (Rief 2011). Der US-amerikanische Politologe Mark

    Sander urteilte auf CNN ber den Arabischen Frhling: Diese Revolution ist auch

    und vor allem eine Internetrevolution (ibidem). Der Kurznachrichtendienst wrde

    gentzt werden, um Demonstrationen zu organisieren bzw. zu koordinieren. The

    9Alle Listen findet man hier: www.twitter.com/CFKleberg/memberships

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    Guardian berichtet von Unruhen, bei denen Twitter-User Gewaltszenen der Polizei

    dokumentierten und im Netz bereits die Runde machten, noch ehe Journalisten

    berhaupt den Schauplatz erreichten (Vgl. Ball 2011). Das ist der fr Journalisten

    interessante Punkt. Andere Kommentatoren relativierten nmlich: Revolutionen gab

    es bereits vor Social Media, warum sollen sie deshalb bedeutend sein? (Vgl.

    Beaumant 2011) Eine Rolle spielen soziale Medien nmlich nicht nur fr die

    Demonstranten und Brger, sondern vor allem fr jene, die diese Ereignisse

    dokumentieren. Unverzichtbar seien die sozialen Medien fr Journalisten whrend

    solch wichtigen Momenten: Precisely how we communicate in these moments of

    historic crisis and transformation is important. The medium that carries the message

    shapes and defines as well as the message itself. (ibidem) Dies fge dem Thema

    Twitter Revolutionen (ibidem) eine neue Facette hinzu. Social Media beeinflussen

    nicht nur Proteste (die ohne Internet vielleicht auch stattfinden wrden), sondern

    auch die Berichterstattung ber jene Ereignisse. Ohne die Fotos und

    Augenzeugenberichte auf Twitter, ohne die Videos auf YouTube, fehlt eine Seite des

    Konflikts whrend Stellungnahmen oder gar Propaganda der Machthabenden den

    Weg in die Massenmedien finden. Brger haben mit ihrem Smartphone eine Waffe in

    der Hand, um die Realitt dokumentieren und verbreiten zu knnen: Die Feder ist

    mchtiger als das Schwert, besagte schon ein englisches Sprichwort aus dem 19.

    Jahrhundert. (Vgl. Rief 2011)

    WAS TWITTER AUSMACHT:SCHWARMINTELLIGENZ

    Die Macht des Social Webs entstand durch die Vernetzung der Vielen. Web 2.0 is

    about harnessing collective intelligence (OReilly 2005: 2). Einzige Voraussetzung

    dafr sei, dass sich der Journalist auf die vermeintliche Konkurrenz in der

    Leserschaft einlsst. Nach dem zunehmenden Verlust der Gatekeeping-Funktion

    (Vgl. Plotkowiak 2012: 105) verliere der Journalist auch in der Recherche

    Kompetenzen. Oder anders formuliert: Er wrde den Rechercheprozess ffnen und

    jene mitreden lassen, die das fertige Produkt konsumieren sollen. Nach dem Prinzip

    gemeinsam sind wir schlauer verwende er das Wissen der Vielen, oft

    Schwarmintelligenz oder Konnektivismus genannt. Aber was bedeutet das konkret

    fr die Praxis? Wie kann man kollektive Intelligenz einsetzen?

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    BEISPIEL:ARMIN WOLF BITTET SEINE ZUSEHER UM FRAGEN

    Der banalste Weg an das Wissen der Masse zu gelangen, ist, sie danach zu fragen.

    ZiB2-Anchorman Armin Wolf ist nach eigenen Angaben nicht sportaffin und bestrittdeshalb ein Live-Interview mit dem neuen Fuball-Teamchef Marcel Koller

    ausschlielich mit Fragen, die er ber Twitter erhalten hatte (Vgl. Reiter 2013).

    Gleiches machte er brigens beim Antritt des ehemaligen Teamchefs Didi

    Constantini auch: Darf/muss um 20h15 Didi Constantini interviewen. Habe keine

    Ahnung von Fuball! Was soll ich fragen (Wolf 2009, zit. nach Kolisch 2009: 20).

    Laut Wolf hat sich diese Methode sehr bewhrt (Reiter 2013).

    ABBILDUNG 11:ARMIN WOLF BITTET UM HILFE SEINER FOLLOWER

    Sogar whrend der Sendung vertraut Wolf auf das Wissen seiner Follower. Als

    Vizekanzler Spindelegger im Live-Interivew Im Zweifel fr die Bienen sagte,

    beschloss Wolf die Sendung mit diesem Satz abzumoderieren auf Lateinisch. Er

    beherrscht Latein jedoch nicht, fragte kurz auf Twitter nach und bekam innerhalb von

    zehn Minuten die Antwort: In dubio pro apibus (Reiter 2013).

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    BEISPIEL:INTERVIEWPARTNER VIA TWITTER FINDEN

    Ein wohl berechtigter Einwand beim Beispiel von Armin Wolf ist, dass der ZiB2-

    Anchor auch aufgrund seiner 100.000 Follower so viele Antworten bekam.Nachfolgendes Beispiel zeigt aber, dass man kein Star sein muss, um die Hilfe der

    Masse in Anspruch nehmen zu knnen.

    Anna Aridzanjan ist eine Nachwuchsjournalistin aus Deutschland (2.000 Follower),

    die eine Reportage ber Inklusion an Schulen schrieb. Zuvor recherchierte sie im

    Bekanntenkreis und stellte eine Interviewanfrage bei der Schulbehrde. Ein Termin

    wurde ausgemacht und einen Tag davor abgesagt drei Tage vor Abgabetermin des

    Textes. So griff sie zur letzten Hoffnung namens Twitter und bat um Hilfe bzw. um

    einen Retweet (RT).

    ABBILDUNG 12:DIE FOLLOWERZAHL IST NICHT ALLES,WIE DIESES BEISPIEL ZEIGT

    Innerhalb von zwei Tagen bekam sie nicht nur 133 Retweets, sondern auch sechs

    brauchbare Hinweise/Kontakte, wovon einer dann ihr zur Reportage verhalf (Vgl.

    Aridzanjan 2014)10.

    10Metarecherche: Auf dieses Beispiel stie ich, als ich meine Follower fragte, ob undwie sie mit Twitter recherchieren.https://twitter.com/Schattleitner/status/480736044967821312

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    Zusatzinfo: Retweets hngen nicht von der Followerzahl abDurch das Retweet-System wrden dem normalen Nutzer neue Perspektiven fr

    Einflussmglichkeiten geschaffen (Vgl. Kwak 2010 zit. nach Neuberger 2010: 34).

    Wenn ein User etwas Wichtiges zu sagen hat, eine exklusive Information bereitstellt,

    oder -wie im obigen Beispiel- einfach um Hilfe bittet, wird er unter Umstnden ein

    relativ groes Publikum erreichen. Wie Neuberger (2010: 32 f.) beschreibt, wrden

    die Tweets von prominenten Accounts, sprich jene mit den meisten Followern, nicht

    hufiger via Retweet verbreitet als die von durchschnittlichen Accounts. Daraus lsst

    sich die Schlussfolgerung ableiten, dass Recherchieren mit Twitter auch fr jene

    Journalisten mglich ist, die in der Branche noch eher unbekannt sind bzw. nicht

    viele Follower haben. Selbstverstndlich steigt der reale Einfluss jedoch mit der

    Anzahl der Follower, weil diese das direkt erreichbaren Publikums darstellen.

    THEMENRECHERCHE MIT SOCIAL MEDIA

    EYEWITNESS-JOURNALISM

    Stories break on Twitter, not on TV, meint die TV-Journalistin Nadja Hahn (2013:

    12). Twitter sei zum einen schneller als Nachrichtenagenturen (Vgl. Kolisch 2014,

    Schattleitner 2014), zum anderen dringen manche Geschichten nur dank sozialen

    Medien an die ffentlichkeit. Beispiel: George Osborne, britischer Finanzminister,

    wurde dabei erwischt wie er im Zug mit einem 2. Klasse-Ticket in der 1. Klasse sa

    und sich weigerte, den Platz zu rumen. Schlussendlich zahlte er sogar 160 Pfund

    Aufpreis, um in der ersten Klasse bleiben zu drfen. Rachel Townsend, Reporter bei

    ITV und ebenfalls im Zug, protokollierte den Vorfall auf Twitter. Am nchsten Tag

    titelten viele Zeitungen damit, dass Osborne den Kontakt zu normalen Leuten

    verloren htte. Aus einem Augenzeugenbericht wurde ein nationales Thema,

    gecovert von den traditionellen Massenmedien. (Vgl. Hahn 2013: 16).

    Ein weiteres bekanntes Beispiel ist jenes von Sohaib Athar, einem Caf-Besitzer, der

    2011 schrieb: Helicopter hovering above Abbottabad at 1am (is a rare event). Er

    twitterte weiter und beschrieb eine Explosion, bis er merkte, was gerade passierte:

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    Uh oh, now Im the guy who liveblogged the Osama raid without knowing it (Hahn

    2013: 12).

    Es gibt unzhlige Fallbeispiele, in denen Brger auf Twitter journalistisch ttig

    werden. Dabei sind sie schneller als die traditionellen Medien, vor allem wenn es um

    Augenzeugenberichte geht. Als in San Francisco eine Boeing 777 verunglckte,

    twitterte ein berlebender ein Foto der abgestrzten Maschine Most everyone

    seems fine (Eun 2013). Das Bild ging um die Welt und landete in vielen Zeitungen

    und TV-Sendungen.

    Bei Naturkatastrophen ist Content von Augenzeugen bereits zur Routine geworden.

    Der ORF beispielsweise hat eine eigene Seite zum Videoupload (video.orf.at)

    eingerichtet. Alleine beim Hochwasser 2013 erreichten den ORF ber 200 Videos,

    mit denen die Redaktion ihre Nachrichtensendungen gestalten konnten. Die

    Kameras des ORF wren dort nicht berall hingekommen, begrndet man den

    Einsatz von Amateurmaterial (Vgl. Wolf 2013).

    Jeff Jarvis (2008 zit. nach Plotkowiak 2012: 102) nennt diese Form der

    Berichterstattung Eyewitness-Journalism. Er glaubt (2006 zit. nach Plotkowiak

    2012: 106), dass sich Journalismus zu einer Kooperation zwischen professionellenJournalisten und Amateuren begibt. Er spricht von einem Prozess, nicht von einem

    Produkt, Netzwerkjournalismus genannt. Auch bekannt in diesem Zusammenhang

    ist Brgerjournalismus oder Twitter Journalism (OConnor 2009). Egal wie man es

    auch nennt, klar ist, dass erstmals Nicht-Journalisten Nachrichten verbreiten knnen

    und sich damit Rollen verndern.

    GATEWATCHINGSTATT GATEKEEPING

    Interessante Themen knne man auch deshalb verpassen, weil einige Personen der

    ffentlichkeit ihre Infos zuerst ber Social Media verbreiten und erst danach eine

    Presseaussendung schicken wrden sofern dies berhaupt geschieht (Vgl. Kolisch

    2014). Ob nun ein Politiker, der die Gatekeeper bewusst umgehen will oder ein

    Fuballstar, der in sozialen Medien lockerer plaudert als auf Pressekonferenzen, einJournalist, der nicht auf Twitter ist, verpasst das alles. Zu den vernderten

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    Rahmenbedingungen der Recherche gehre auch das Gatewatching anstelle des

    Gatekeepings. (Vgl. Bruns 2009) Journalisten mssten ein mentales Modell von

    Neuigkeiten und Ereignissen erzeugen, die um sie herum passieren (Hermida 2010:

    3 zit. nach Plotkowiak 2012: 106). Informationsstrme gehren beobachtet, vor allem

    ein ffentlicher, welcher von wichtigen Persnlichkeiten genutzt wird. Etwa von

    Landwirtschaftsminister Andr Rupprechter, der auf Twitter hmisch fragte: Who the

    hell is Cameron hasnt he just lost elections? (Neuhold 2014). Ob er das in dieser

    Ausdrucksweise in eine Presseaussendung geschrieben htte, ist fraglich.

    Wie diese Beispiele zeigen, spielen sich viele Situationen unseres Zusammenlebens

    bereits in der digitalen Welt ab. Wer nicht auf Twitter ist, verpasst das alles. Deshalb

    sei abschlieend erneut an Lyse Doucet, BBCs Chief International Correspondent,erinnert: There is no question, if you are not on Facebook and Twitter, you are not

    getting the full story (Hahn 2013: 7)

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    ZUSAMMENFASSUNG

    Die Art, wie Journalisten recherchieren, verndert sich. Das Internet stellt vor allem

    fr die Medienbranche eine Revolution dar. Im ersten Kapitel wurde beschrieben,

    welche Auswirkungen das vernderte Medienkonsumverhalten hat, aber auch, wie

    sich die Gesellschaft neu ordnet: Die Macht verschiebt sich vom Anbieter zum

    Nachfrager, vom Medieneigentmer / Produzenten zum Rezipienten. Das Web 2.0

    hat eine neue Generation, die digital natives, geboren, die nach einer eigenen

    Einstellung Nachrichten konsumiert bzw. gestaltet. Klar ist: Wer vernetzt ist und mit

    neuen Medien umgehen kann, ist im Vorteil.

    Auch die Recherche (Kapitel 2), die wichtigste Ttigkeit von Journalisten, hat sich

    verndert: Es gehe nicht mehr nur darum, mhselig Information zu beschaffen,

    sondern auch mit der Informationsflut im Web umgehen zu knnen. Der Trend geht

    in Richtung Gatewatching an Stelle von Gatekeeping. Aber nicht alle Inhalte im Netz

    sind vertrauenswrdig. Verifikation wird in Zukunft zu einem noch wichtigeren Thema

    werden. Vorreiter-Medien wie die BBC haben dafr schon ein eigenes Team plus

    Redaktionsrichtlinien.

    Im dritten Kapitel wurden die wichtigsten Funktionen von Twitter fr Journalisten

    vorgestellt. Twitter lebt von der Krze und der Geschwindigkeit der Verbreitung. Der

    Journalist profitiert von der Zusammenstellung einer eigenen Nachrichtenagentur

    (Folgen + Listen) und kann mit Hashtags bzw. mit der erweiterten Suche gezielt nach

    Tweets, Augenzeugen, Fotos, etc. suchen.

    Wie das genau funktioniert, wurde im vierten Kapitel beschrieben. Mit Twitter lassen

    sich unglaublich viele Informationen finden. Wichtig dabei ist, nicht den berblick zu

    verlieren. Twitter kann man sehr vielfltig nutzen nicht nur zur kurzfristigen Suche /

    Recherche zu einem Ereignis. Mit Community-Building kann man sich langfristig ein

    Netzwerk von Informanten aufbauen bzw. von der Intelligenz der vielen profitieren.

    Dank dem Web 2.0 und vor allem dank Smartphones kann heutzutage nahezu jeder

    publizieren. Dieses Informationsmaterial knnen und sollen Journalisten verwenden.

    Die journalistischen Grundstze der Recherche gelten weiterhin, nur das wie der

    Informationsbeschaffung hat sich verndert. Wer im Social Web nicht vertreten ist,ignoriert einen wichtigen Nachrichten- und Informationskanal. Man bekommt vieles

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    nicht mit bzw. wenn, dann viel spter als jene, die Twitter aktiv ntzen. Aufgabe

    eines jeden Journalisten sollte es sein, die Realitt so gut wie mglich abzubilden.

    Wer das konsequent handhabt, kann einen groen Teil der Wirklichkeit, nmlich die

    Kommunikation in sozialen Medien, nicht ignorieren. Fr Journalisten, die die

    gesamte Geschichte erzhlen wollen bedeutet das: Ohne Twitter, ohne Social Media

    geht es nicht mehr.

    Fazit und Ausblick des Autors: Diese Arbeit sollte zeigen, dass die Recherche mit

    Twitter erlernbar ist. Sie ist bereits heute schon unverzichtbar und wird in Zukunft

    noch wichtiger werden, da die Digitalisierung voranschreitet. Noch mehr Information

    wird produziert werden, die von fachkundigen Journalisten gefiltert werden kann und

    demokratiepolitisch wohl gefiltert werden soll. Twitter ermglicht einfachen Brgern

    eine ffentliche Artikulation, die frher fast nur den Reichen oder Mchtigen

    vorbehalten war. Das ist eine Machtverschiebung, die auch eine Vernderung des

    Journalismus mit sich bringt: Medien sind direkter als je zuvor mit ihren Rezipienten

    verbunden als je zuvor. Womglich knnen sie dadurch die Wirklichkeit besser

    ausforschen.

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    GLEICHHEITSGRUNDSATZ

    Um den Lesefluss durch die stndige Nennung beider Geschlechter nicht zu stren,

    wurden geschlechtsneutrale Formulierungen verwendet, beziehungsweise es wurde

    nur eines der beiden Geschlechter angegeben. In diesem Fall sind natrlich immer

    beide Geschlechter gemeint.

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    QUELLENVERZEICHNIS

    APA: OTS-twitterlist (2014) [Online, 22.6.2014] http://twitterlist.ots.at/

    APA/derStandard.at: 117.000 Twitter-Nutzer in sterreich (2014)

    [Online 14.6.2014] http://derstandard.at/1392688150450/117000-Twitter-

    Nutzer-in-Oesterreich

    ARIZANJAN Anna: Ich hatte eine Quelle gefunden, Termin fr einen

    Tag in der Inklusionsklasse war ausgemacht, aber einen Tag vorher wurde mir

    abgesagt. Dann hatte ich nur noch drei Tage bis zur Abgabe des Textes. Also

    war meine letzte Hoffnung Twitter. Das klappte berraschend gut, ich war

    selbst erstaunt ber die Zahl der RT und der Rckmeldungen. Wenn ich also

    'konventionell' in der Recherche nicht weiterkomme, ist Twitter immer eine

    gute Alternative, besonders bei Geschichten ber Menschen. (2014) Direct

    Message auf Twitter von @textautomat am 22.6.2014 sowie der ffentliche

    Tweet [Online, 22.6.2014]

    https://twitter.com/textautomat/status/480740366602477568

    BALL James, LEWIS Paul: Twitter and the riots: how the news spread

    (2011) [Online, 26.6.2014] http://www.theguardian.com/uk/2011/dec/07/twitter-riots-how-news-spread

    BEAUMONT Peter: The truth about Twitter, Facebook and the uprisings inthe Arab world (2011) [Online, 26.6.2014]http://www.theguardian.com/world/2011/feb/25/twitter-facebook-uprisings-arab-libya

    CLARK Liat: Robots have mastered news writing. Goodbye journalism(2014) [Online 23.6.2014] http://www.wired.co.uk/news/archive/2014-03/06/robots-writing-news

    Deutscher Presserat: Publizistische Grundstze (Pressekodex) Richtlinienfr die publizistische Arbeit nach den Empfehlungen des Deutschen

    Presserates (2013)

    DiePresse.com: Brgerforum auf Twitter: Charisma wie ein

    Schtzenpanzer (2013) [Online, 15.6.2014]

    http://diepresse.com/home/politik/bundesheer/1330805/index

    Duden: Schwarmintelligenz, die (2014) [Online, 21.6.2014]

    http://www.duden.de/rechtschreibung/Schwarmintelligenz

  • 5/20/2018 Recherchieren 2.0: Social Media als Ergnzung der journalistischen Recherche am Beispiel Twitter

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    EBENFHRER Astrid: Twitter ist die schnellste Nachrichtenagentur

    der Welt (2012) [Online, 21.6.2014]

    http://derstandard.at/1338558506232/PR-Tag-2012-Twitter-ist-die-schnellste-

    Nachrichtenagentur-der-Welt EUN David: I just crash landed at SFO. Tail ripped off. Most everyone seems

    fine. I'm ok. Surreal... (2013) [Online, 24.6.2014]https://twitter.com/Eunner/statuses/353592664526028801

    FELBERMAYER Gnter: Twitter-Nachrufe: Lindner,

    Pensionsansprche und Kornblumen (2013) [Online, 16.4.2014]

    http://diepresse.com/home/politik/innenpolitik/1491663/TwitterNachrufe_Lindn

    er-Pensionsanspruche-und-Kornblumen

    HORROCKS Peter: Peter Horrocks speech at the World Media

    Summit in Moscow on 6 July 2012 (2012) [Online 18.6.2014]

    http://www.bbc.co.uk/mediacentre/speeches/2012/horrocks-moscow

    KAHLWEIT Catrin: Pldoyer fr das Kulturgut Zeitung (2013) [Online,

    12.6.2014] http://www.sueddeutsche.de/medien/orf-moderator-armin-wolf-

    schreibt-bestseller-plaedoyer-fuer-das-kulturgut-zeitung-1.1651753

    KIMMEL Jimmy: Jimmy Kimmel Reveals Epic #SochiFail: Wolf in My

    Hall Prank (2014) [Online, 22.6.2014]https://www.youtube.com/watch?v=hze_6-f5KNA

    KLEBERG Carl Fridh: Twitter for Journalists (2014), Mailverkehr mit

    dem Verfasser dieser Arbeit im Juni 2014

    KLEBERG Carl Fridh: Using Social Media for Serious Reporting

    (2013) Workshop im Rahmen der European Youth Media Days 2013 in

    Brssel. Mitschrift im Besitz des Verfassers

    KLOPP Tina: Gegen Freunde ist man machtlos (2010) [Online,22.6.2014] http://www.zeit.de/digital/datenschutz/2010-02/facebook-sammelt-

    emailadressen

    KOLISCH Nicole: Einsatz von Twitter beim Kurier (2014) Twitter und

    Mailverkehr (im Besitz des Verfassers) mit der Chefin vom Dienst von kurier.at

    im Juni 2014

    KRUSE Peter [Video] zu Gast bei der vierten Sitzung des Enquete

    Kommission Internet und digitale Gesellschaft im deutschen Bundestag.(2011) [Online, 14.6.2014] https://www.youtube.com/watch?v=e_94-CH6h-o

  • 5/20/2018 Recherchieren 2.0: Social Media als Ergnzung der journalistischen Recherche am Beispiel Twitter

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    MITSCHKA Konrad [Vorlesung] zu Gast an der FH Joanneum,

    Studiengang Journalismus und PR, im Mai 2014

    MOORE Heidi und ROBERTS Dan: AP Twitter hack causes panic on

    Wall Street and sends Dow plunging (2013) [Online, 22.6.2014]http://www.theguardian.com/business/2013/apr/23/ap-tweet-hack-wall-street-

    freefall

    NEUHOLD Clemens: Wie Rupprechter auf Twitter vor Cameron in die Knieging (2014) [Online 23.6.2014]http://www.wienerzeitung.at/nachrichten/oesterreich/politik/633864_Wie-Rupprechter-auf-Twitter-vor-Cameron-in-die-Knie-ging.html

    OREILLY Tim: What Is Web 2.0 (2005) [Online, 14.6.2014]

    http://www.oreillynet.com/pub/a/oreilly/tim/news/2005/09/30/what-is-Web-20.html

    Oxford Dictionaries: Defining digital divide in English (2014) [Online

    14.6.2014] http://www.oxforddictionaries.com/definition/english/digital-divide

    PINGDOM: Internet 2011 in numbers (2012) [Online, 14.6.2014]

    http://royal.pingdom.com/2012/01/17/internet-2011-in-numbers/

    REITER Barbara: Armin Wolf: Dann wei man halt, dass ich Mad

    Men mag (2013) [Online, 22.6.2014] http://kurier.at/menschen/im-

    gespraech/armin-wolf-im-interview-ueber-twitter-mein-gott-dann-weiss-man-

    halt-dass-ich-mad-men-mag/13.728.412

    RIEF Norbert: Die Revolution, die aus dem Internet kam (2011) [Online,26.6.2014] http://diepresse.com/home/politik/innenpolitik/629943/Die-Revolution-die-aus-dem-Internet-kam

    SCHATTLEITNER Christoph: Wir mssen das Flugzeug fliegen und

    gleichzeitig umbauen (2014) In: Horizont vom 27.6.2014

    SCHRDER Jens: Online Artikel werden selten zu Ende gelesen(2013) [Online, 12.6.2014] http://meedia.de/2013/06/11/online-artikel-werden-

    selten-zu-ende-gelesen/

    STEINSCHADEN Jakob: Social Media und Journalismus (2014) [Online,25.6.2014] http://www.jakkse.com/jetzt-online-gratis-die-slides-zum-vortrag-social-media-journalismus-in-muenchen/

    STELTER Brian: Finding Political News Online, the Youth Pass It On

    (2008) [Online, 12.6.2014]

    http://www.nytimes.com/2008/03/27/us/politics/27voters.html?_r=0

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    TEUFEL Tanja, PAYREDER Monika, ICHNER Bernhard: Live-Blog

    Erdogan in Wien (2014) [Online, 19.6.2014] http://kurier.at/chronik/wien/live-

    blog-recep-tayyip-erdogan-in-wien/71.079.934

    Twitter Developers: Embedded Timelines (2014) [Online, 25.6.2014]https://dev.twitter.com/docs/embedded-timelines

    WOLF Armin: Beim Hochwasser 2013 haben wir 200 Videos

    bekommen. Wir machen das weil, wir den sterreichern zeigen wollen, was in

    unserem Land los ist. Da wrden unsere Kameras nicht berall hinkommen

    (2013) Vortrag in der Grazer Seifenfabrik fr die WKO Steiermark. Tonband

    im Besitz des Verfasssers.

    WOLF Armin: News kind of comes to me... Young Audiences, Mass

    Media, and Political Information (2010)

    o WOLF Armin: Wie Facebook, Twitter & Co unser Leben verndern

    (2013) Vortrag in der Grazer Seifenfabrik fr die WKO Steiermark.

    Tonband im Besitz des Verfassers. Im Wortlaut:

    o Frage Christoph Schattleitner: Ich studiere Journalismus und PR und

    mich wrde interessieren, ob sich ein zuknftiger Journalist den

    sozialen Medien verschlieen kann?

    ! Antwort Armin Wolf: Nein. Wenn Sie das wollen, mssen Siesich einen anderen Beruf suchen. Das ist so, wie wenn Sie vor

    20 Jahren gesagt htten: Ich mchte Journalist werden, aber

    kein Telefon haben. Das geht nicht. Soziale Medien sind ein

    extrem wichtiger Teil der Medienbranche. Zu sagen, das

    interessiert mich nicht ist wie, wenn ein zuknftiger Journalist

    sagen wrde: Ich will keine Nachrichten lesen. Nein, ich glaube,

    das ist total falsch. Das geht nicht. WOLF Armin: Wie soziale Medien unser Leben verndern (2013) ,

    Vortrag in der Seifenfabrik Graz fr die WKO Steiermark