REFLEKTOR NILS FRAHM - Elbphilharmonie...Seit Nils Frahm 2011 sein Klavier mit Filz präparierte und...

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8.–10. JUNI 2019 ELBPHILHARMONIE HAMBURG REFLEKTOR NILS FRAHM

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8.–10. JUNI 2019ELBPHILHARMONIEHAMBURG

REFLEKTOR

NILSFRAHM

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Seit Nils Frahm 2011 sein Klavier mit Filz präparierte und so seinen typisch sanften Sound erschuf, hat er nahezu alles ange-stellt, um immer wieder neue Klänge zu kreieren. Mit seinem Mix aus klassischer und zeitgenössischer Klaviermusik, die er meist um minimalistische Elektro-Klänge anreichert, begeistert der gebürtige Ham-burger inzwischen rund um den Globus. An seinem Reflektor-Wochenende erhält er nun die Möglichkeit, sich und seine Musik in der Elbphilharmonie von allen Seiten zu präsentieren. Dabei werden das Konzerthaus und dessen Umgebung für drei Tage zur Spielwiese für Frahm und seine Gäste – allesamt namhafte Künst-ler aus den Bereichen Elektro, Pop, Film und Fotografie.

Der »Reflektor Nils Frahm« wird gefördert durch die

WILLKOMMEN

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RAHMENPROGRAMM

10–11:30 Uhr | Elbphilharmonie Kaistudio 1

WORKSHOPSven Kacirek – Polyrhythmus verstehen und umsetzen

€ 5 / Ab 8 Jahren / Vorkenntnisse nicht erforderlich

ab 10 Uhr | alle 30 Minuten | letzte Vorführung 17:30 Uhr BallinStadt Auswanderermuseum Hamburg

FILMVORFÜHRUNG: »ELLIS« Regie: JR, USA 2015 / Musik: Nils Frahm, Woodkid Englische Originalfassung

Eintritt frei / Ticket erforderlich Inkl. Transfer per Barkasse zwischen Anleger Elbphilharmonie und BallinStadt sowie 20 % Nachlass auf den Museumsbesuch

In Kooperation mit BallinStadt Auswanderermuseum Hamburg

15–20 Uhr | Elbphilharmonie Kaistudios Foyer

FOTOAUSSTELLUNG: KLAUS FRAHM »The Fourth Wall – Stages & Cages«

Eintritt frei

17 Uhr | Astor Film Lounge HafenCity | Astor 2

FILMVORFÜHRUNG: »VICTORIA« Regie: Sebastian Schipper, D 2015 / Musik: Nils Frahm, DJ Koze, Deichkind Englische Originalfassung mit deutschen Untertiteln

€ 14 / In Kooperation mit ASTOR Film Lounge HafenCity

KONZERTE

17 Uhr | Elbphilharmonie Kleiner Saal

THE GENTLEMAN LOSERSSAMU KUUKKA KEYBOARDS, ELECTRONICS VILLE KUUKKA GUITARS, ELECTRONICS

MARTYN HEYNEMARTYN HEYNE GUITAR, ELECTRONICS

TATU RÖNKKÖ PERCUSSION

21 Uhr | Elbphilharmonie Großer Saal

NILS FRAHM: »ALL MELODY« NILS FRAHM LIVE ELECTRONICS

20 Uhr | MS Stubnitz (Überseebrücke)

AFTER-SHOW-PARTY 0:00–2:00 RAF | 2:00–3:30 THOMAS FEHLMANN 3:30–6:00 SUPERDEFEKT

€ 12 / Tickets vor Ort erhältlich

SA, 8. JUNI

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RAHMENPROGRAMM

ab 10 Uhr | alle 30 Minuten | letzte Vorführung 17:30 Uhr BallinStadt Auswanderermuseum Hamburg

FILMVORFÜHRUNG: »ELLIS« Regie: JR, USA 2015 / Musik: Nils Frahm, Woodkid Englische Originalfassung

Eintritt frei / Ticket erforderlich Inkl. Transfer per Barkasse zwischen Anleger Elbphilharmonie und BallinStadt sowie 20 % Nachlass auf den Museumsbesuch

In Kooperation mit BallinStadt Auswanderermuseum Hamburg

10–20 Uhr | Elbphilharmonie Kaistudios Foyer

FOTOAUSSTELLUNG: KLAUS FRAHM »The Fourth Wall – Stages & Cages«

Eintritt frei

13–14:30 Uhr | Elbphilharmonie Kaistudio 1

WORKSHOPMartyn Heyne – Die Architektur der Musik

€ 5 / Ab 8 Jahren / Vorkenntnisse nicht erforderlich

17 Uhr | Astor Film Lounge HafenCity | Astor 2

FILMVORFÜHRUNG: »MANIFESTO« »Manifesto« (Regie: Julian Rosefeldt, D/AUS 2015) Englische Originalfassung

€ 14 / In Kooperation mit ASTOR Film Lounge HafenCity

KONZERTE

16 Uhr | Elbphilharmonie Großer Saal

PENGUIN CAFE ARTHUR JEFFES PIANO | DARREN BERRY VIOLIN | CLEM BROWNE VIOLIN OLI LANGFORD VIOLIN | VINCENT GREENE VIOLA REBECCA WATERWORTH VIOLONCELLO | ANDY WATERWORTH DOUBLE BASS

17 Uhr | Elbphilharmonie Kleiner Saal

SCHNEIDER KACIREKSTEFAN SCHNEIDER LIVE ELECTRONICS | SVEN KACIREK DRUMS

SZUN WAVES LUKE ABBOTT LIVE ELECTRONICS | JACK WYLLIE SAXOPHONE

LAURENCE PIKE DRUMS

21 Uhr | Elbphilharmonie Großer Saal

AN EVENING WITH DEVENDRA BANHART AND GUESTS DEVENDRA BANHART VOCALS

NOAH GEORGESON GUITAR, BASS, VOCALS, SYNTHESIZER | STARGAZE

20 Uhr | MS Stubnitz (Überseebrücke)

AFTER-SHOW-PARTY 0:00–2:00 LUKE ABBOTT | 2:00–3:30 PLAID (»WARP« LIVE) | 3:30–6:00 MAX COOPER

€ 12 / Tickets vor Ort erhältlich

SO, 9. JUNI

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ab 10 Uhr | alle 30 Minuten | letzte Vorführung 17:30 Uhr BallinStadt Auswanderermuseum Hamburg

FILMVORFÜHRUNG: »ELLIS« Regie: JR, USA 2015 / Musik: Nils Frahm, Woodkid Englische Originalfassung

Eintritt frei / Ticket erforderlich Inkl. Transfer per Barkasse zwischen Anleger Elbphilharmonie und BallinStadt sowie 20 % Nachlass auf den Museumsbesuch

In Kooperation mit BallinStadt Auswanderermuseum Hamburg

10–20 Uhr | Elbphilharmonie Kaistudios Foyer

FOTOAUSSTELLUNG: KLAUS FRAHM »The Fourth Wall – Stages & Cages«

Eintritt frei

11 Uhr | Astor Film Lounge HafenCity | Astor 2

FILMVORFÜHRUNG: »VICTORIA« Regie: Sebastian Schipper, D 2015 / Musik: Nils Frahm, DJ Koze, Deichkind Englische Originalfassung mit deutschen Untertiteln

€ 12 / In Kooperation mit ASTOR Film Lounge HafenCity

11 Uhr | ASTOR Film Lounge HafenCity | Club

FILMVORFÜHRUNG: »MANIFESTO« »Manifesto« (Regie: Julian Rosefeldt, D/AUS 2015) Englische Originalfassung

€ 12 / In Kooperation mit ASTOR Film Lounge HafenCity

KONZERTE

17 Uhr | Elbphilharmonie Kleiner Saal

BJÖRN MEYERBJÖRN MEYER BASS

NUBYA GARCIANUBYA GARCIA SAXOPHONE

AL MACSWEEN PIANO

DANIEL CASIMIR DOUBLE BASS

SAM JONES DRUMS

20 Uhr | Elbphilharmonie Großer Saal

ERLEND ØYE UND LA COMITIVA ERLEND ØYE VOCALS, GUITAR, UKULELE

STEFANO ORTISI GUITAR

LUIGI OROFINO GUITAR MARCO CASTELLO GUITAR

STARGAZE

RAHMENPROGRAMM

10–11:30 Uhr | Elbphilharmonie Kaistudio 1

WORKSHOPArthur Jeffes – Unfolding the music of the Penguin Cafe

€ 5 / Ab 8 Jahren / Vorkenntnisse nicht erforderlich

MO, 10. JUNI

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MS STUBNITZ / ÜBERSEEBRÜCKE After-Show-Parties 8.6. & 9.6., jeweils 23 Uhr

Tickets vor Ort erhältlich | € 12

AUSWANDERERMUSEUM BALLINSTADT HAMBURG Filmvorführung: »Ellis« 8.–10.6., jeweils zwischen 10 und 17:30 Uhr je zur vollen und halben Stunde

Eintritt frei

ASTOR FILM LOUNGE HAFENCITYFilmvorführung: »Victoria«8.6., 17 Uhr | 10.6., 11 Uhr

Filmvorführung: »Manifesto«9.6., 17 Uhr | 10.6., 11 Uhr

Tickets online erhältlich | € 14

REFLEKTOR NILS FRAHM

ELBPHILHARMONIE GROSSER SAAL Nils Frahm: »All Melody« (8.6.)

Penguin Cafe (9.6.)

An Evening with Devendra Banhart and Guests (9.6.)

Erlend Øye und La Comitiva (10.6.)

ELBPHILHARMONIE KLEINER SAALDOPPELKONZERTE:

The Gentleman Losers / Martyn Heyne (8.6.)

Schneider Kacirek / Szun Waves (9.6.)

Björn Meyer / Nubya Garcia (10.6.)

ELBPHILHARMONIE KAISTUDIOSWORKSHOPS:

Sven Kacirek (8.6.)

Martyn Heyne (9.6.)

Arthur Jeffes (10.6.)

ggf. noch Tickets online erhältlich

ELBPHILHARMONIE KAISTUDIOS FOYER Fotoausstellung: Klaus Frahm8.6., 15–20 Uhr | 9. & 10.6., 10–20 UhrEintritt frei

ELBPHILHARMONIE VORPLATZFestivalcontainer mit Infopoint und gastronomischem Angebot8.–9.6., 14–21 Uhr | 10.6., 14–20 Uhr

Barkassenfahrt im kostenfreien Filmticket inkludiert

FESTIVAL MAP

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NILSFRAHM

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DIE KATHEDRALE IM OHR

Leise Töne am Klavier sind so etwas wie die Musik zur Zeit. Doch was Nils Frahm daraus macht, ist einzigartig – und aufs Schönste unvorhersehbar.

Im Laufe seiner noch jungen Karriere hat Nils Frahm bereits erreicht, was nicht viele Musiker von sich behaupten können: Er hat diesen eigenen, unverwech-selbaren Sound. Und was er damit ausdrückt, ist aufs Schönste unvorherseh-bar, nachzuhören etwa auf seinem 2018 erschienenen, opulenten Solo- Album All Melody. Das hat er in einem von ihm selbst vollständig entkernten und neu aufgebauten Tonstudio in Berlin aufgenommen, im Funkhaus Nalepastraße, wo bis 1990 der Rundfunk der DDR residierte. Dort hat Frahm akustisches und elek-tronisches Instrumentarium so ineinander verblendet, dass es klingt wie nichts Zweites auf der Welt. Chorgesang, Harmonium, Jazz-Trompete, alte analoge Synthesizer, modulare Synthesizer und Keyboards gruppieren sich um sein filz-bewehrtes Klavier. Das Spiel mit Dynamik und Klangräumen ist meisterlich, und am Ende der das Album beschließenden Harm Hymn, einem todtrauri-gen, empfindlichen, herrlichen Stück Trostmusik, geht in der letzten Minute ein Firmament an Obertönen auf.

Oft wurde Nils Frahm, der Hamburger Jung aus Bergedorf, mit dem irrefüh-renden Etikett Neoklassik versehen. Doch es gibt einen entscheidenden Unter-schied zu Kollegen wie dem Italiener Federico Albanese oder dessen Lands-manns Ludovico Einaudi, dem Isländer Ólafur Arnalds, dem Briten Max Richter oder dem Deutschen Lambert. Keiner von ihnen begreift mehr die Tasten des Klaviers als Hebel zum Aushebeln der bestehenden Ordnung. Das Zertrüm-mern der vermeintlich heilen Welt auf dem Wege avancierter Faustkämpfe mit der Tastatur, dem Korpus und den Saiten eines Flügels hat für sie keinen Reiz, oder sie sehen keine Notwendigkeit mehr dafür. Auch rhythmische Komple-xität, harmonische Kühnheit oder eine unberechenbare Melodik gelten ihnen wenig. Sie pflegen eine Kunst des pianistischen Wohlklangs, stellen dem Hörer keine Hürden in den Weg und reichern das akustische Klavier durch mehr oder weniger subtile elektronische Spurenelemente an. Das Ergebnis ist eine ver-gleichsweise schlichte, tröstende, in ihren bes seren Momenten auch mit etwas Geheimnis aufgeladene Musik. Viele empfinden sie als Balsam für die Seele in unruhigen Zeiten. Andere erblicken darin restauratives Neo-Biedermeier.

Wer sich hingegen mit Frahms Schaffen näher beschäftigt, entdeckt einen emi-nent radikalen, wagemutigen, eigen sinnigen, umstürzlerischen Hochsensiblen am Klavier, der seinen weltweit rasant wachsenden Ruhm schon deswegen ver-dient, weil er alles anders macht als die anderen und mit Besessenheit so lange in die Musik hineinhorcht, bis sie völlig unkopierbar aus ihm heraustönt. Und aus den Lautsprechern. Denn Frahm, Jahrgang 1982, ist als sein eigener Tonin-genieur mindestens so gut wie als Musikerfinder.

Als Kind hatte er Unterricht bei dem Russen Nahum Brodski, dessen Lehrer wiederum bei Alexander Siloti studiert hatte, einem russischen Virtuosen, des-sen Be arbeitung von Bachs h-Moll-Präludium Besucher von Klavier-Recitals als gern gespielte Zugabe kennen. Schon zu Schulzeiten hat Frahm aber nicht nur Klavier geübt, sondern heimlich auch mit Aufnahmegeräten herumexperimen-tiert. »Klang aufzunehmen war für mich etwas so Magisches, dass ich darüber

PORTRÄT

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der Not nachbarschaftlicher Beschwerden eine Tugend und bedeckte zusätzlich die Saiten seines Klaviers mit schallschlu-ckenden Filztüchern.

Das klingt dann zunächst auch entsprechend dumpf, ober-tonarm und abtörnend. Frahm aber geht mit Mikrofonen und Pickups so dicht an die abgedämpften Saiten heran und stellt auch die Raummikrofone so nah an die Position der eigenen Ohren, dass sein Klavier an eine Druse denken lässt, an einen dieser Gesteinshohlräume, deren Innenwände mit Kristallen besetzt sind. Das stumpfe, gewöhnliche Äußere gibt nicht preis, welch glitzernder Reichtum sich im Inneren verbirgt.

Frahm ist auch ein Erfinder. Weil ihm nicht einleuchten wollte, weshalb die Klavierbauer ihr von Haus aus so voll tönen-des Instrument umständlich mit einem Holzkasten verkleiden, ließ er sich vom lettischen Klavierbauer David Klavins einen Flü-gel entwerfen, bei dem kein Korpus den Schall begrenzt. Und in seiner Berliner Wohnung ließ er ein Klavier installieren, dessen Saiten hochkant verlaufen und über mehrere Etagen reichen wie Orgelpfeifen. Solche Sonderanfertigungen nutzt er wie ein Experimentallabor als Basis für seinen unnachahmlich diskre-ten, inwendig leuchtenden Frahm-Sound.

Es lohnt sich, dem Subtext dieses Sounds nachzulauschen. Er lässt an das Bonmot des Klang-Eremiten Arvo Pärt denken, nach dem es genügt, einen einzigen Ton schön zu spielen. Das funkelnd Leise dieses Klangs macht das Ohr zur Kathe drale. Es bringt die Schüchternheit zum Leuchten und lässt das Unspek-takuläre triumphieren. Es feiert die Mauerblümchen, legt ihre sorgsam verborgenen Gefühle unter das Vergrößerungsglas einer Musik, die versteht, und macht sie dadurch groß und erha-ben.

Frahms Musik ist die Musik zur Zeit. Man stellt sich vor, wie sie – womöglich unterm Kopfhörer – in den massenhaft verein-zelten Haushalten großer Städte läuft, wo beim Blick aus dem Fenster der Zweizimmer-Apartments in den höheren Stockwer-ken weit hinten am Horizont, jenseits des Lichtermeers, das Dunkel der Natur zu erahnen ist, aus der diese Musik kam, ehe sie durch die Frahm’sche Klangraffinerie ging, damit sie so naturähnlich klinge, wie sie nie war.

TOM R. SCHULZ

nicht mal mit meinen Freunden sprach, weil ich Angst hatte, dass sie mich aus-lachen würden«, erzählte er einmal in einem Interview.

Der Soundtrack seiner Kindheit war durch Jazz geprägt. Durch ECM-Jazz. Sein Vater Klaus Frahm hatte der damaligen Hausgrafikerin des Labels ge- legentlich Fotos für ECM-Covers zugeliefert, und die Münchner Plattenfirma revanchierte sich mitunter durch die freundliche Übersendung von Muster- exemplaren ihrer Neuerscheinungen. So hörte Frahm in jungen Jahren Musik von Keith Jarrett, Ralph Towner oder Arvo Pärt, deren Kunst fraglos in seinem eigenen Schaffen Spuren hinterlassen hat. Aber ebenso früh war ihm klar, dass – neben der überlegenen Klasse der Interpreten – bei diesen Aufnahmen mehr noch als sonst auch der Ton die Musik macht. Der Raum. Die richtige Mikrofo-nierung. Und die Stille.

Keiner seiner vermeintlichen Stilgenossen aus der sogenannten Neoklassik hat das Spiel mit dem Flüsterklavier so weit, so konsequent und klanglich so bahnbrechend neu betrieben wie Nils Frahm. Bei ihm sind nicht nur die Ham-merköpfe, die im Klavier die Saiten anschlagen, mit Filz umspannt. Als er von Hamburg nach Berlin gezogen war, machte er in seiner ersten Wohnung aus

Das Porträt ist ein Auszug aus dem aktuellen Elbphilharmonie Magazin – erhältlich im Zeit- schriftenhandel und im Shop auf der Elbphilharmonie Plaza

Nils Frahm in seinem Studio in Berlin

PORTRÄT

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DAS RAHMEN-

PROGRAMM

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Klaus Frahm, Vater von Nils Frahm, wurde 1953 bei Hamburg geboren und studierte Anthropologie (Ethnologie) und Publi-zistik. Als Fotograf ist er Autodidakt. Der Schwerpunkt seiner Arbeit ist die Architekturfotografie – durchaus auch mit poli-tisch-ethischem oder sozialem Subtext. Seit 1976 werden Klaus Frahms Werke ausgestellt und weltweit veröffentlicht. Seine Fotografien finden sich in zahlreichen Kunstsammlungen. Auch für das Label ECM hat er einige Albumcover fotografiert. Er lebt in Hamburg und Berlin.

Mit der Serie The Fourth Wall spezialisiert sich Klaus Frahm seit 2010 auf die Fotografie von europäischen Theatern und Opernhäusern. Dabei wendet er den Blick vom Bühnen- in den Zuschauerraum, durch die imaginäre »vierte Wand.« Die zwei Welten vor und hinter der Bühne werden so in reizvollen Kon-trast gesetzt.

Der 13-minütige Kurzfilm ist eine poetische Parabel auf unsere Gesellschaft und eine Erinnerung daran, dass wir alle Flücht-linge sein könnten. Es ist die Geschichte eines Paares, das zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts auf seiner Reise in die USA in der Auffangstation Ellis Island festgehalten wird. Von der kleinen Insel vor Manhattan kann es die neue Welt zwar sehen, aber nicht betreten. Der französische Fotograf und Streetart-Künstler »JR«, der hier Regie geführt hat, mischte historische Aufnahmen mit Flüchtlingsbildern der Gegenwart und schuf so einen bildgewaltigen Film an Originalschauplätzen, durch den Robert de Niro als Erzähler führt. Den Text schrieb For-rest-Gump-Autor und Oscar-Preisträger Eric Roth, die Musik stammt aus der Feder von Nils Frahm und dem französischen Musiker Woodkid.

8.–10.6. | 10–17:30 Uhr alle 30 Minuten letzte Vorführung 17:30 Uhr BallinStadt Auswanderermuseum Hamburg

Transfer per Barkasse zwischen Anleger Elbphilharmonie und BallinStadt

Eintritt frei / Ticket erforderlich (inkl. 20 % Nachlass auf den Museumsbesuch)

8.6. | 15–20 Uhr 9. & 10.6. | 10–20 Uhr Elbphilharmonie Kaistudios Foyer

Eintritt frei

FOTOAUSSTELLUNG KLAUS FRAHM FILM ELLIS

RAHMENPROGRAMM

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8.6. | 17 Uhr | € 14 10.6. | 11 Uhr | € 12 Astor Film Lounge HafenCity

Tickets unter hamburg.astor-filmlounge.de

9.6. | 17 Uhr | € 14 10.6. | 11 Uhr | € 12 Astor Film Lounge HafenCity

Tickets unter hamburg.astor-filmlounge.de

Ein Film, eine Schauspielerin, 13 Rollen. Was viele andere Schauspieler einschüchtern würde, begeisterte die zweifache Oscar-Preisträgerin Cate Blanchett. Der deutsche Filmkünstler und Regisseur Julian Rosefeldt gewann die australische Schau-spielerin für sein Filmprojekt und lässt sie in verschiedenste Rollen schlüpfen: Ob als Obdachloser, als Kranarbeiterin auf einer Müllhalde, Lehrerin, Society-Lady oder Theaterchoreo-grafin – Cate Blanchett spielt mit allen Facetten und beweist ihre enorme Wandelbarkeit.

Die Grundlage des preisgekrönten Films bilden zahlreiche Manifeste, die von Julian Rosefeldt zum Teil neu collagiert, edi-tiert oder gekürzt wurden und die allesamt die verschiedenen Kunstströmungen des 20. Jahrhunderts behandeln. »Ein Künst-lermanifest ist ein Text voller Lebensfreude, Energie und abso-luter Überzeugung, der nicht nur die Kunst, sondern die ganze Welt verändern will«, beschrieb der Regisseur seine Inspiration für den Film. Den Soundtrack dazu entwarf Nils Frahm.

Selbstvergessen tanzt die junge Spanierin Victoria in einem Ber-liner Szene-Lokal und lernt dort vier Jungs kennen. Sie flirten, doch bald wird aus Spaß bitterer Ernst: Ihre neuen Bekannten müssen als Gefallen für einen Knastbruder eine Bank überfal-len – und schließen Victoria in ihren Plan mit ein …

Der Regisseur Sebastian Schippers folgt seiner Protagonistin in Echtzeit durch das nächtliche Berlin – ohne Schnitt, in einer einzigen 140-minütigen Kameraeinstellung. Auf der Berlinale 2015 feierte der Film seine Premiere und wurde gleich mehr-fach ausgezeichnet: Unter anderem mit dem Silbernen Bären für den norwegischen Kameramann Sturla Brandth Grøvlen. Auch beim Deutschen Filmpreis gewann Victoria insgesamt sechs Auszeichnungen, darunter eine für die von Nils Frahm, DJ Koze und Deichkind komponierte Filmmusik.

FILM VICTORIA

FILM MANIFESTO

RAHMENPROGRAMM

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DIEKONZERTE

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Seit sie Teenager sind, machen die Brüder Samu und Ville Kuukka gemeinsam Musik. Die beiden Finnen probierten eine Vielzahl an Stilen aus, bis sie ihren unverwechselbaren Sound entdeckten – damit war 2004 die Band The Gentleman Losers geboren. Ihr Anspruch ist kein geringer: Die Kuukka-Brüder wollen Musik kreieren »aus einer Vergangenheit, die noch nicht stattgefunden hat«. Mit ihrem Mix aus atmosphärischer Musik, Americana, Post-Rock-Anklängen und einem dunklen Unter-ton gewannen sie viele Bewunderer; das erste selbstproduzierte Album eroberte 2006 die Musikcharts.

Die jüngste Einspielung Make We Here Our Camp of Winter entstand 2018 in einer Holzhütte an einem See in Südfinnland. Der Sound kommt spontaner daher, mit dem die beiden Brü-dern vor allem ein Gefühl einfangen wollten: eine Wendung nach innen, wo sich der herannahende Winter bemerkbar macht. So entstand ein sublimes Album, das sowohl auf traditionell-ana-logem Equipment als auch auf modernen Produktionstechniken basiert. Konsequenterweise erscheint das gefeierte Werk die-sen Monat auch auf Vinyl. So wollen die Brüder eine einzigar-tige künstlerische Handarbeit kreieren, die sowohl das Ohr als auch das Auge anspricht. Ein ähnliches Konzept verfolgen sie bei ihrem heutigen Reflektor-Konzert, für das Samu Kuukka eine Video-Montage entwarf.

Der in Hamburg geborene Komponist und Gitarrist Martyn Heyne lernte schon in jungem Alter größtenteils autodidaktisch Gitarre und Klavier und gab mit zehn Jahren seine erste Live-Performance. Schließlich folgte eine klassische Musikausbil-dung am Konservatorium in Amsterdam.

2009 zog Martyn Heyne nach Berlin und arbeite in seinem dortigen Musikstudio in Tempelhof mit verschiedensten Musi-kern und Bands zusammen, darunter Nils Frahm, The Natio-nal und Lubomyr Melnyk. In Zusammenarbeit mit dem Kompo-nisten Dustin O’Halloran arbeitete er am Soundtrack der Serie Transparent, der mit einem Emmy ausgezeichnet wurde. Es entstanden auch erste eigene Einspielungen: Nach dem Mini-Album Shady and Light von 2016 kam 2017 die CD Electric Inter-vals heraus, von der im heutigen Konzert Auszüge zu hören sind. Das Musikmagazin Intro schrieb dazu: »Fließende Musik ohne einfache Lösungen, aber sie fordert auch zum Verfolgen, Rein-wühlen und Entdecken auf.«

Mit seinen Werken will Martyn Heyne das Publikum zu einem aktiven Zuhören und zum Suchen nach Verbindungen ermu-tigen. Deshalb wählt er die Reihenfolge der Stücke stets mit Bedacht und erklärt, dass einige unter ihnen wirken sollen »wie ein Espresso am Nachmittag«.

Samu Kuukka keyboards, electronics

Ville Kuukka guitars, electronics

Martyn Heyne guitar, electronics

Tatu Rönkkö percussion

THE GENTLEMAN LOSERS MARTYN HEYNE

SA, 8. JUNI | 17 UHR | KLEINER SAAL

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1982 in Hamburg geboren, erhielt Nils Frahm früh Klavierun-terricht und kam dadurch mit Musik verschiedenster Stile und Epochen in Berührung. Die Freude am musikalischen Experi-ment und das Spiel mit verschiedenen Genres sind seit jeher sein Markenzeichen. Frahm kombiniert Klassik und Elektro und nähert sich einem traditionsreichen Instrument wie dem Kla-vier auf unkonventionelle Art: Seine kontemplativen, eine hyp-notisch-intime Wirkung entfaltenden Musikexperimente begeis-tern Fans auf der ganzen Welt. Als Solo-Künstler arbeitete der 36-jährige Komponist bereits mit zahlreichen Musikern. Auch etliche Soundtracks sind so entstanden, für die Nils Frahm unter anderem mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet wurde. Seine künstlerischen Facetten bündeln sich nun im von ihm kuratierten Reflektor-Festival in der Elbphilharmonie.

Im Zentrum steht dabei Frahms 2018 erschienenes Album All Melody, mit dem er bereits im Sydney Opera House und im Barbican Centre in London Erfolge feierte. Seinen zuvor ver-öffentlichten Platten liegt oft eine Geschichte zugrunde: Felt (2011) entzündete sich an jenem dumpfen Klavierklang, den er aus Rücksicht gegenüber seinen Nachbarn mit filzumspannten Hammerköpfen erzeugt hatte. Screws (2012) verarbeitet die kör-perliche Einschränkung, als der Komponist nach einer Verlet-zung nur noch mit neun Fingern spielen konnte. All Melody hin-gegen feiert die Grenzenlosigkeit der Musik – denn zum ersten Mal hatte Frahm nicht mit Hindernissen zu kämpfen. Als stol-zer Besitzer eines eigenen Tonstudios im renommierten Berli-ner Funkhaus schöpfte er die neu gewonnenen Möglichkeiten voll aus. Immer wieder baute er den Raum um, bis er mit Ver-kabelung, Elektrizität und Holzeinkleidung zufrieden war und zu Details übergehen konnte, etwa dem Bau einer Pfeifenorgel oder dem Mischpult. Und so kommt das Album All Melody Nils Frahms ursprünglicher musikalischer Idee bisher am nächsten: »Die Musik, die ich in mir höre, wird nie auf eine CD gebrannt werden – wie es scheint, kann ich sie nur für mich selbst spie-len. Aber diese Aufnahme beinhaltet im besten Sinne alles, was meine Musik ausmacht.« Mit Encore 1+2 erschien zudem bereits weiteres unveröffentlichtes Material zum Album.

NILS FRAHM: ALL MELODY

SA, 8. JUNI | 21 UHR | GROSSER SAAL

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Vor zehn Jahren trommelte der Komponist Arthur Jeffes einen bunten Haufen hochtalentierter Musiker aus so verschiedenen Bands wie Suede, Gorillaz und Razorlight zusammen. Gemeinsam riefen sie die Band Penguin Cafe ins Leben. Ihre Mission: das Erbe von Arthurs verstorbenem Vater Simon Jeffes wieder-zubeleben, dessen wunderbar verschrobenes Musikerkollektiv Penguin Cafe Orchestra (PCO) die britische Musikszene in den Siebzigern mit einer Mischung aus überschwänglichem Folk und moderner Kammermusik auf klassischen, elektronischen und exotischen Instrumenten aufgemischt hatte.

So kurios wie der Stil des Ensembles war auch dessen Ursprung: Eine Lebensmittelvergiftung hatte Simon Jeffes einst einige Tage in einen wachtrau-martigen Zustand versetzt. Währenddessen plagten ihn Albträume von einer Welt aus Überwachung und zwischenmenschlicher Kälte. Einziger Ort der Lebens-freude war darin eine Musikkneipe: das Penguin Cafe. Dort erklang Musik, die jedem Zuhörer seltsam vertraut schien. Diese musikalische Vision ließ Jeffes mit seinem Penguin Cafe Orchestra in den folgenden 25 Jahren Wirklichkeit wer-den – bis er 1997 nach vielen gefeierten Alben und Tourneen überraschend starb.

Als sein Sohn Arthur Jeffes das Projekt 2009 neu belebte, strich er das »Orchestra« aus dem Bandnamen, um Verwechslungen zu vermeiden. Der Spi-rit und die musikalische Ausrichtung aber sind gleich geblieben: Wie einst der Vater lässt sich auch Arthur mit seinen Kompositionen in kein Genre zwängen – und erfreut damit Liebhaber genial-absonderlicher Musik und die väterliche Fangemeinde gleichermaßen. Mit einem gewaltigen Instrumentarium von Geige bis Loop-Station finden sich darin Einflüsse aus Afrika bis Venezuela und Bra-silien, aus Klassik, Art-Rock und Avantgarde, Bluegrass und Minimal. Auch die Eindrücke seiner Arktis-Expeditionen ließ der studierte Archäologe Jeffes in den Klang des Penguin Cafe einfließen.

Auf bislang drei erfolgreichen Alben mit wechselnden Musikern gelang der Band damit das Kunststück, den Geist des Vorläufer-Kollektivs zu bewahren und gleichzeitig aufregend Neues zu schaffen. The Imperfect Sea von 2017 etwa versammelt Tanzbares, gespielt auf reellen Instrumenten. Im vergangenen Jahr nahmen die Musiker Werke der CD Union Cafe des väterlichen Kollektivs neu auf; im Herbst soll ein neues Album erscheinen. Am heutigen Abend kommt Penguin Cafe nun als siebenköpfiges Kammermusik-Ensemble in die Elbphilharmonie – und fügt dem »Reflektor« damit eine ganz besondere Note hinzu.

Arthur Jeffes piano

Darren Berry violin

Clem Browne violin

Oli Langford violin

Vincent Greene viola

Rebecca Waterworth violoncello

Andy Waterworth double bass

PENGUIN CAFE

S0, 9. JUNI | 16 UHR | GROSSER SAAL

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Stefan Schneider live electronics

Sven Kacirek drums

Luke Abbott live electronics

Jack Wyllie saxophone

Laurence Pike drums

»Ein Geniestreich! Es zeigt, wie Musik noch immer in neue Dimensionen überführt werden kann«, schrieb das Musikma-gazin Electronic Sound ekstatisch über das neue Album Radius Walk des Duos Schneider Kacirek. Die aus Hamburg und Düs-seldorf stammenden Musiker Stefan Schneider und Sven Kaci-rek gehen für die Suche nach neuen Sounds sogar auf Expedi-tion bis nach Kenia. Ihr erstes gemeinsames Album Shadows Documents zieht daraus seine ungeschliffene Energie: Es ist eine traumwandlerische Interpretation kenianischer Musik, umgesetzt mit Drums und analogen Synthesizern, ohne Sam-ples.

In das aktuelle Album Radius Walk flossen dagegen Erfah-rungen ein, die Schneider Kacirek auf gemeinsamen Tourneen sammelten. Die Live-Situation intensivierte das Zusammen-spiel, das ist auch auf dem neuen Album zu hören. Sven Kaci-rek präparierte sein Studio so, dass die spezifischen Klänge der Drums und analogen Synthesizer zu einem kompakten Gan-zen verschmolzen. So schufen die Klangkünstler einen Sound, der noch konzentrierter und transparenter daherkommt als auf dem Vorgängeralbum. Eine zentrale Rolle in ihrer Musik spie-len dunkle Bass-Drones und flirrende Percussion. Im heutigen Reflektor-Konzert präsentiert das Duo nebst den beiden Alben auch einige Solostücke.

Die Band Szun Waves besetzt eine seltene Nische zwischen Vir-tuosität, an Jazz geschulter Musikalität und Experimenten mit elektronischer Musik. Ihr 2016 selbst veröffentlichtes Debütal-bum At Sacred Walls besticht durch einen natürlichen Groove. Mit dem aktuellen Album New Hymn To Freedom betritt das Trio einen Raum grenzenloser Spontaneität. Die Platte doku-mentiert sechs live aufgenommenen Improvisationen, die mit ihrem Facettenreichtum Publikum und Presse begeisterten. So schrieb die Online-Zeitung The A. V. Club: »Einerseits ist New Hymn ein Annäherung an den spirituellen Jazz, von anderer Warte betrachtet wandelt es sich zu einer New-Age-Sinfonie mit bernsteinfarbenen Lichtreflexen. Wer es erneut wendet, ent-deckt ein fantastisches Werk voll atmosphärisch-perkussiver Experimente. New Hymn schimmert wie ein grob geschliffener Diamant.«

Das Trio setzt sich aus drei erfolgreichen Musikern zusam-men: Luke Abbott hat sich durch sein Spiel mit atmosphäri-schen Sounds und Jazz Fringes international einen Namen gemacht. Jack Wyllie gibt mit der Gruppe Portico Quartet Kon-zerte weltweit; die Formation wurde bereits für einen Mercury Prize nominiert. Und Laurence Pike fand seine eigene Stimme im Bereich der Improvisation und experimentellen Musik. Mit seinen Bands PVT und Triosk brachte er zahlreiche gefeierte Alben heraus.

SCHNEIDER KACIREK SZUN WAVES

SO, 9. JUNI | 17 UHR | KLEINER SAAL

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Mayah Kadish violin

Thora Sveinsdottir viola

Antonios Pratsinakis violoncello

Maaike van der Linde flute

Marlies van Gangelen oboe

Romain Bly trumpet, horn

Christophe Schweizer trumpet

Kobi Arditi trombone

Stargaze ist ein internationales Netzwerk aus vielseitig talen-tierten und klassisch ausgebildeten Musikern aus ganz Europa. Seit 2013 arbeitet das Kollektiv nicht nur als Orchester, sondern ist auch als Kurator aktiv und initiiert zahlreiche Zusammenar-beiten und neue Projekte auf dem Feld von zeitgenössischem Pop, elektronischer oder klassischer Musik. So entstanden Kol-laborationen mit Künstlern wie unter anderem Lisa Hannigan, Poliça, Nils Frahm und Matthew Herbert.

In diesen Konstellationen trat Stargaze bereits an weltbe-kannten Konzerthäusern und Festivals auf wie dem Barbican Centre in London, der Kölner Philharmonie, dem Holland Fes-tival und der Ruhrtriennale. Neben den zahlreichen Zusam-menarbeiten mit anderen Künstlern pflegt Stargaze sein eige-nes Repertoire und führt vor allem Werke von Songwritern und Komponisten wie Greg Saunier, Sufjan Stevens, Bryce Dessner, David Lang und Richard Reed Parry auf.

In Rahmen des »Reflektor Nils Frahm« ist das Ensemble gleich an zwei Abenden zu erleben: Im heutigen Konzert mit Devendra Banhart sowie morgen an gleicher Stelle mit Erlend Øye und La Comitiva.

1981 in Texas geboren, wuchs Devendra Banhart zunächst in Venezuela auf. Als Teenager kehrte er mit seiner Familie in die USA zurück, nach Südkalifornien, wo er sich bald in die Skate-board-Kultur verliebte. Sowohl während seiner Kindheit in Caracas als auch später an der High School kam er mit einer Vielzahl an musikalischen Strömungen und Stilen in Berührung, die allesamt in seine Musik einflossen – von Salsa, Merengue und Bossa Nova über Rocksteady, Ska bis hin zu Folk, Blues und Avantgarde. Auch als Maler ist Devendra Banhart erfolgreich, seine Werke wurden unter anderem im San Francisco Museum of Modern Art, im Palais des Beaux-Arts in Brüssel und im Museum of Contemporary Art in Los Angeles ausgestellt. Die Cover zu seinen Alben entwarf er ebenfalls meist selbst.

Mit Noah Georgeson verbindet ihn eine lange Zusammen-arbeit. Bereits 2004 tourten sie gemeinsam, 2005 nahmen sie das Album Cripple Crow auf. Seitdem hat Georgeson vier wei-tere Alben von Banhart produziert. Geboren wurde Noah Geor-geson in Kalifornien, wo er schon als Teenager in verschiedenen Punkbands spielte. Er teilte sich zudem einen Gitarrenlehrer mit Gyan Riley, dem Sohn von Terry Riley, der ihn zum Komponie-ren anregte. Neben vier Grammys erhielt er auch eine Emmy-Nominierung für die Produktion der Titelmusik zur Fernsehse-rie Narcos.

Devendra Banhart vocals

Noah Georgeson guitar, bass, vocals, synthesizer

AN EVENING WITH DEVENDRA BANHART AND GUESTS

STARGAZE

SO, 9. JUNI | 21 UHR | GROSSER SAAL

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Erst 28 Jahre alt, mischt die Londonerin Nubya Garcia mit ihrem intensiven, hitzigen Saxofonspiel gerade die internationale Jazz-Szene auf. Bereits jetzt gehört sie in Großbritannien zu den treibenden Kräften bei der Wiederentdeckung jazz-basier-ter Sounds. Ihr Ton auf dem Tenorsaxofon und die Power ihres Spiels lassen an große Namen wie John Coltrane oder Pharoah Sanders denken.

Aufgewachsen im kreativen Umfeld der karibischen Eltern, macht ihr Markenzeichen – afrikanisch gefärbter Jazz – die Musikerin zu einer Schlüsselfigur in einer Reihe neuer wie eta-blierter Bands. So arbeitete Garcia bereits mit dem legendären Elektro-Produzenten Congo Natty zusammen und war mit eige-nen Arbeiten Teil des Theon Cross Trios, des Jazz-Ensembles Maisha und des Nérija Septetts.

Nubya Garcia saxophone

Al MacSween piano

Daniel Casimir double bass

Sam Jones drums

Der Stockholmer Musiker Björn Meyer kam kurz vor seinem 18. Geburtstag zum ersten Mal in Kontakt mit dem E-Bass. Ein paar Noten, eher per Zufall gespielt, eröffneten ihm ein Klanguniversum, in dem er ungeahnte Inspiration fand. Nach Abschluss seines Informatik- und Physikstudiums widmete er sich 1989 zum ersten Mal ganz der Musik und seiner Leidenschaft für den Bass. Bis heute erforscht Meyer unermüdlich das klangliche Potenzial seines Instruments und entwickelt es weiter.

»In der Tiefe vibriert alles, zugleich glimmen in der Höhe klangliche Silber-fäden. Ein elektrischer Orchesterklang, den uns Meyer unterm Klang-Mikros-kop zeigt«, beschreibt der Schweizer Tages-Anzeiger die Kompositionen des Schweden. Bei Solo-Auftritten schwebt Meyer mühelos zwischen vermeintlichen Gegensätzen wie Komposition und Improvisation, Elektro und Akustik, Moderne und Tradition. Ein selbstverständliches Zusammenspiel entfaltet sich zwischen pulsierenden Stimmungen, archaischen Hymnen und rhythmischen Pattern-Strukturen. Mit der Erfahrung von gut dreißig Jahren intensiver Auseinander-setzung mit dem Bass eröffnet Björn Meyer einen neuen Zugang zu seinem Instrument. Sein erstes Soloalbum Provenance erschien im Herbst 2017, wei-tere CDs entstanden mit Musikern wie dem Oud-Spieler Anouar Brahem oder der Band Bazar Blå.

BJÖRN MEYER

NUBYA GARCIA

MO, 10. JUNI | 17 UHR | KLEINER SAAL

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Erlend Øye vocals, guitar, ukulele

Stefano Ortisi guitar

Luigi Orofino guitar

Marco Castello guitar

und

Stargaze

Riesige, dicke Brillengläser, die Gitarre und eine samtweiche Stimme – das sind Erlend Øyes Erkennungszeichen. Der Blondschopf gibt sich als schlacksiger Nerd, und gerade das macht ihn zum Popstar. Durch die Musik des Norwegers zieht sich ein relaxter Vibe, der die Augen und Ohren für Orte, Situationen und Begegnungen öffnet. In Øyes Liedern ste-hen Geschichten im Zentrum. Immer wieder aber erfindet er seine Musik neu, sucht sich neue Mitstreiter, neue Orte und neue Themen. Es gibt kaum eine Musikrichtung, die ihn nicht reizt – ob elektronische Musik, Indie-Rock oder alternative Strömungen des Reggae. Diesen geht er nach, ohne seine Markenzeichen, den intimen, akustischen Einschlag, abzulegen.

Bekannt wurde Erlend Øye, als er Ende der Neunziger mit seinem Kindheitsfreund Eirik Glambek die Band Kings of Convenience gründete und mit zweistimmigem Gesang und Akustikgitarren eine neue Ära des Folk ein-läutete. Bald darauf machte er mit dem Solo-Album Unrest von sich reden. Seit Øye auf Sizi-lien lebt, hat es ihm die italienische Popmusik der 60er und 70er Jahre angetan. Auf seiner aktuellen Tournee begleitet ihn deshalb das sizilianische Kollektiv La Comitiva, dessen Sound auch von lateinamerikanischen Stilen geprägt ist.

ERLEND ØYE UND LA COMITIVA

MO, 10. JUNI | 20 UHR | GROSSER SAAL

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REFLEKTOR MANFRED EICHERDas Label ECM Records, 1969 von Manfred Eicher in München gegründet, genießt eine Sonderstellung in den Plattenschrän-ken der Welt – nicht nur bei all jenen, die in der Musik »The most beautiful sound next to silence« suchen, wie der einzige je formulierte Werbeslogan der Firma lautet. Auch Klang- und Bildästheten schätzen ECM seit nunmehr 50 Jahren als Hort exzellent aufgenommener Musik und einer Cover-Gestaltung von höchstem ästhetischen Anspruch. Nun wird Eicher beim nächsten »Reflektor« mit einem von ihm selbst gestalteten Pro-gramm und zahlreichen ECM-Künstlern die ganze Elbphilhar-monie auf seine unverwechselbare Weise zum Klingen bringen.

3.– 6. Februar 2020 | ElbphilharmonieTickets ab 20. Juni auf www.elbphilharmonie.de

Es ist nicht gestattet, während des Konzerts zu filmen oder zu fotografieren.

IMPRESSUMHerausgeber: HamburgMusik gGmbHGeschäftsführung: Christoph Lieben-Seutter (Generalintendant), Jochen MargedantRedaktion: Clemens Matuschek, Simon Chlosta, François Kremer, Laura EtspülerLektorat: Reinhard HellingGestaltung: breeder typo – alatur, musialczyk, reitemeyerDruck: Flyer-Druck.de

Anzeigen: Antje Sievert, +49 40 450 698 03, [email protected]

BILDNACHWEISsoweit bezeichnet: Nils Frahm, (Cover, Porträt und Zwischenseiten: Daniel Dittus); Astor Film Lounge (Jan Bitter); Auswanderermuseum (Auswanderermuseum BallinStadt Hamburg); Martyn Heyne (Dan Lezz); Nils Frahm (Porträt Seite 2: Alexander Schneider); Schneider Kacirek (Andreas Schiko); Szun Waves (Mike Massaro); stargaze (Maarit Kytöharju); Björn Meyer (Fotini Potamia); Nubya Garcia (Fabrice Bourgelle); Manfred Eicher (Richard Schröder / ECM)

VORSCHAU

EXKLUSIV FÜR

ALLE

TICKETS FÜR DIE SAISON 2019/20 AB 20.6. IN DEN VORVERKAUFSSTELLEN UND UNTER WWW.ELBPHILHARMONIE.DE

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WIR DANKEN UNSEREN PARTNERN

FÖRDERSTIFTUNGENKühne-StiftungKörber-StiftungHans-Otto und Engelke Schümann StiftungHaspa Musik StiftungHubertus Wald StiftungErnst von Siemens MusikstiftungCyril & Jutta A. Palmer StiftungMara & Holger Cassens StiftungProgramm Kreatives Europa der Europäischen Union Adam Mickiewicz Institut

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Es ist das Besondere, das Wellen schlägt.

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