Regularität und Irregularität in der Kasusmorphologie deutscher Sprachinselvarietäten (Russland,...

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Regularität und Irregularität in der Kasusmorphologie deutscher Sprachinselvarietäten (Russland, Brasilien): intralinguale, interlinguale, typologische Konvergenz Prozesse der Regularität und Irregularität in Phonologie und Morphologie Workshop an der WWU Münster, Germanistisches Institut, 19.-20.06.2009 Peter Rosenberg / Sahra Damus / Thomas Strobel (Frankfurt/Oder) abrufbar unter: http://www.kuwi.euv-frankfurt-o.de/de/lehrstuhl/sw/sw1

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Regularität und Irregularität in der Kasusmorphologie deutscher Sprachinselvarietäten (Russland, Brasilien): intralinguale, interlinguale, typologische Konvergenz

Prozesse der Regularität und Irregularität in Phonologie und MorphologieWorkshop an der WWU Münster, Germanistisches Institut, 19.-20.06.2009

Peter Rosenberg / Sahra Damus / Thomas Strobel (Frankfurt/Oder)

abrufbar unter: http://www.kuwi.euv-frankfurt-o.de/de/lehrstuhl/sw/sw1

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Regularität und Irregularität in der Kasusmorphologie deutscher Sprachinselvarietäten (Russland, Brasilien): intralinguale, interlinguale, typologische Konvergenz

Gegenstand sind die Entwicklungsverläufe regulärer und irregulärer Morphologie in deutschen Sprachinseln in Russland und Brasilien: ihr Vorkommen, ihre Distribution und ihre Funktionalität bei Sprechern unterschiedlicher Ausgangsvarietäten und unterschiedlichen Alters in Sprechsituationen unterschiedlicher Formalität.

Ziel des Projekts ist die Beschreibung der Abbauprozesse der Kasusmorphologie und ihre Erklärung im Zusammenwirken von Konvergenz, Sprachwandel und Sprachwechsel.

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Gegenstand sind

1 die Entwicklungsverläufe regulärer

2 und irregulärer Morphologie

3 in deutschen Sprachinseln in Russland und Brasilien:

4 ihr Vorkommen,

5 ihre Distribution

6 ihre Funktionalität,

bei Sprechern unterschiedlicher Ausgangsvarietäten

und unterschiedlichen Alters

in Sprechsituationen unterschiedlicher Formalität.

7 Ziel des Projekts ist die Beschreibung der Abbauprozesse der Kasusmorphologie und

8 ihre Erklärung im Zusammenwirken von Konvergenz,

9 Sprachwandel und

10 Sprachwechsel

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Gegenstand sind

1 die Entwicklungsverläufe regulärer

2 und irregulärer Morphologie

3 in deutschen Sprachinseln in Russland und Brasilien:

4 ihr Vorkommen,

5 ihre Distribution

6 ihre Funktionalität,

bei Sprechern unterschiedlicher Ausgangsvarietäten

und unterschiedlichen Alters

in Sprechsituationen unterschiedlicher Formalität.

7 Ziel des Projekts ist die Beschreibung der Abbauprozesse der Kasusmorphologie und

8 ihre Erklärung im Zusammenwirken von Konvergenz,

9 Sprachwandel und

10 Sprachwechsel

Page 5: Regularität und Irregularität in der Kasusmorphologie deutscher Sprachinselvarietäten (Russland, Brasilien): intralinguale, interlinguale, typologische.

1 Entwicklungsverläufe regulärer Morphologie: Nominalflexion: fortgeschrittener Kasusabbau

a Zwei-Kasus-System: Nominativ ≠ Obliquenkasus oder b Einheitskasus

2 Entwicklungsverläufe irregulärer Kasusmorphologie: Pronominalflexion: „selektive“ Resistenz gegenüber Kasusabbau

a Drei-Kasus-Systems: Nominativ ≠ Dativ ≠ Akkusativ oder b Erhalt von Dativformen (im Zwei-Kasus-System: Nominativ ≠ Obliquenkasus)

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1 Entwicklungsverläufe regulärer Morphologie: Nominalflexion: fortgeschrittener Kasusabbau

a Zwei-Kasus-System: Nominativ ≠ Obliquenkasus oder b Einheitskasus

2 Entwicklungsverläufe irregulärer Kasusmorphologie: Pronominalflexion: „selektive“ Resistenz gegenüber Kasusabbau

a Drei-Kasus-Systems: Nominativ ≠ Dativ ≠ Akkusativ oder b Erhalt von Dativformen (im Zwei-Kasus-System: Nominativ ≠ Obliquenkasus)

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Gegenstand sind

1 die Entwicklungsverläufe regulärer

2 und irregulärer Morphologie

3 in deutschen Sprachinseln in Russland und Brasilien:

4 ihr Vorkommen,

5 ihre Distribution

6 ihre Funktionalität,

bei Sprechern unterschiedlicher Ausgangsvarietäten

und unterschiedlichen Alters

in Sprechsituationen unterschiedlicher Formalität.

7 Ziel des Projekts ist die Beschreibung der Abbauprozesse der Kasusmorphologie und

8 ihre Erklärung im Zusammenwirken von Konvergenz,

9 Sprachwandel und

10 Sprachwechsel

Page 8: Regularität und Irregularität in der Kasusmorphologie deutscher Sprachinselvarietäten (Russland, Brasilien): intralinguale, interlinguale, typologische.

3 Warum Sprachinseln?

Deutsche Sprachinseln: intensiver Sprachkontakt Sprachstrukturelle Abbauprozesse (Abbau morphologischer Strukturen) Sprachliche Konvergenz: intralingual: Dialektausgleich/Mischdialekte interlingual: Interferenz/Entlehnung/Code-mixing Sprachwechsel

Deutsche Sprachinseln: „überschaubare“ Sprachgemeinschaften auf begrenztem Raum von Umgebungssprache deutlich unterscheidbare Sprachen/Sprachvarietäten Distinktivitätsbewusstsein (Mattheier 1996) dichtes kommunikatives Netzwerk

Deutsche Sprachinseln in Russland und Brasilien:Vergleichende Untersuchung in Sprachinseln mit differenten Sprachkontaktbedingungen lässt Ineinandergreifen interner und externer Sprachwandelphänomene ermessen

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3 Warum Sprachinseln?

Deutsche Sprachinseln: intensiver Sprachkontakt Sprachstrukturelle Abbauprozesse (Abbau morphologischer Strukturen) Sprachliche Konvergenz: intralingual: Dialektausgleich/Mischdialekte interlingual: intensiver Sprachkontakt Sprachwechsel

Deutsche Sprachinseln: „überschaubare“ Sprachgemeinschaften auf begrenztem Raum von Umgebungssprache deutlich unterscheidbare Sprachen/Sprachvarietäten Distinktivitätsbewusstsein (Mattheier 1996) dichtes kommunikatives Netzwerk

Deutsche Sprachinseln in Russland und Brasilien:Vergleichende Untersuchung in Sprachinseln mit differenten Sprachkontaktbedingungen lässt Ineinandergreifen interner und externer Sprachwandelphänomene ermessen

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3 Warum Sprachinseln?

Deutsche Sprachinseln: intensiver Sprachkontakt Sprachstrukturelle Abbauprozesse (Abbau morphologischer Strukturen) Sprachliche Konvergenz: intralingual: Dialektausgleich/Mischdialekte interlingual: intensiver Sprachkontakt Sprachwechsel

Deutsche Sprachinseln: „überschaubare“ Sprachgemeinschaften auf begrenztem Raum von Umgebungssprache deutlich unterscheidbare Sprachen/Sprachvarietäten Distinktivitätsbewusstsein (Mattheier 1996) dichtes kommunikatives Netzwerk

Deutsche Sprachinseln in Russland und Brasilien:Vergleichende Untersuchung in Sprachinseln mit differenten Sprachkontaktbedingungen lässt Ineinandergreifen interner und externer Sprachwandelphänomene ermessen

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Deutsche Siedlungenin der ehemaligen UdSSR

Nationalkreis Halbstadt, Altajskij Kraj

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Deutsche Siedlungen in Russland

„katholische“ und „mennonitische Varietät“

Sprach-aufnahmen:

Erhebungsorte

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(Altenhofen 1996)

Dialektvarietätendes Deutschenin Rio Grande do Sul

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Deutsche Siedlungen in Brasilien

Pomeranos

Rio Grande do Sul – Santa Catarina

Sprach-aufnahmen:

Erhebungs-orte

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Gegenstand sind

1 die Entwicklungsverläufe regulärer

2 und irregulärer Morphologie

3 in deutschen Sprachinseln in Russland und Brasilien:

4 ihr Vorkommen,

5 ihre Distribution

6 ihre Funktionalität,

bei Sprechern unterschiedlicher Ausgangsvarietäten

und unterschiedlichen Alters

in Sprechsituationen unterschiedlicher Formalität.

7 Ziel des Projekts ist die Beschreibung der Abbauprozesse der Kasusmorphologie und

8 ihre Erklärung im Zusammenwirken von Konvergenz,

9 Sprachwandel und

10 Sprachwechsel

Page 16: Regularität und Irregularität in der Kasusmorphologie deutscher Sprachinselvarietäten (Russland, Brasilien): intralinguale, interlinguale, typologische.

Gegenstand sind

1 die Entwicklungsverläufe regulärer

2 und irregulärer Morphologie

3 in deutschen Sprachinseln in Russland und Brasilien:

4 ihr Vorkommen,

5 ihre Distribution

6 ihre Funktionalität,

bei Sprechern unterschiedlicher Ausgangsvarietäten

und unterschiedlichen Alters

in Sprechsituationen unterschiedlicher Formalität.

7 Ziel des Projekts ist die Beschreibung der Abbauprozesse der Kasusmorphologie und

8 ihre Erklärung im Zusammenwirken von Konvergenz,

9 Sprachwandel und

10 Sprachwechsel

Page 17: Regularität und Irregularität in der Kasusmorphologie deutscher Sprachinselvarietäten (Russland, Brasilien): intralinguale, interlinguale, typologische.

Gegenstand sind

1 die Entwicklungsverläufe regulärer

2 und irregulärer Morphologie

3 in deutschen Sprachinseln in Russland und Brasilien:

4 ihr Vorkommen,

5 ihre Distribution

6 ihre Funktionalität,

bei Sprechern unterschiedlicher Ausgangsvarietäten

und unterschiedlichen Alters

in Sprechsituationen unterschiedlicher Formalität.

7 Ziel des Projekts ist die Beschreibung der Abbauprozesse der Kasusmorphologie und

8 ihre Erklärung im Zusammenwirken von Konvergenz,

9 Sprachwandel und

10 Sprachwechsel

Page 18: Regularität und Irregularität in der Kasusmorphologie deutscher Sprachinselvarietäten (Russland, Brasilien): intralinguale, interlinguale, typologische.

4 Vorkommen: unterschiedliche Abbauintensität und -richtung Nominalflexion: Dat = Akk Pronominalflexion: Dat ≠ Akk oder Dat = Akk

5 Distribution: unterschiedlicher Abbau in Sprechergenerationen: Ältere: geringerer Abbau Jüngere: starker Abbau unterschiedlicher Abbau in verschiedenen Sprechsituationen: formell: geringerer Abbau Informell: starker Abbau

6 Funktionalität: unterschiedliche funktionale Belastung: Beispiel: Spezifika der 3. Pers. Distinktion in 3. Pers. Sg.: hochfrequenter Dativ: ihm/ihr 3. Plur. (hd.: „ihnen“): fehlt weitgehend

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Brasilien – Pomerano(Ostniederdeutsch)

SL/Santa Maria 1998

(HIAT-Transkription)

NOMINALFLEXION — PRONOMINALFLEXION

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Nominalflexion in Südbrasilien (Dat. Nom./Akk.) [Pomerano]

Satz 12 ich habe Löcher in meinen neuen Strümpfen ANMERKUNGEN:

P-BM-04: ick/ ick heff Lœxa / Lœxa / Lœxa inne / in mine nije strömp / strümp

P-DFr2-07: ick ick

heffe / heffe

Lœxa / Lœxa

in min nœije/ nije

strüemp.

P-GM-10: ick Löaxa in mine nije strümpe

P-HA-12: [ick] [Lכxe] [in maine noie (trüemfe)

P-HD-13: ick Lœaxa in mine strümp

P-HL-14: ich Lœaxa in maine noie strümpfe

P-KE-16 [g.rout] Löaxa in de strümp

P-KR-18 ich Lœächä in maine noie strü.empf

P-LB-21 ick Lœxa in min nije strömp

P-LE-22 ick heff Lœxa in min niche strümp.e

P-LL-25 ick heff [ä Lכax] / Lœaxa in mine nije strüəmpe

P-LO-30 ick heff Lœxa in min nije strümp

P-LR-26 ich heff Lכxas in minn nije strümp

P-LS-23 ick Lœcha in mine nije strümp

P-LT-24 (da sin) Lœxa in in mine [de] nije strüəmp

P-MI-32 ick heww [’e] Lכx / Lœxa in min nii strüəmp

P-MV-33 ick heff [’e] Lœaxe in mine niche strüəmp

P-NN-36 Löcher in naie strümpe

P-NO-38 Löaxa [in minen/ minn strump]

P-NS-39 ’n Lכch in meine nije strömp

P-SG-46 [ha=er] Löaxa [sine] nije strümp

P-TJ -50 ick heff Lœxa in min nije strüəmp

PH-MD-31 ich hab [’n Lכax] / Lœcher in main struəmpf

PH-NA-34 ick heff Lœaxa in min nich.e strüəmp

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Nominalflexion in Südbrasilien (Dat. Nom./Akk.) [Hunsrückisch]

Satz 12 ich habe Löcher in meinen neuen Strümpfen ANMERKUNGEN:

H-DFe-05: ich hab Lächr (gerissen)

[in meinn neuen strumpf] / strümpfen

H-DFr1-06: ich han Löcher / Löcher in meinn neue strümpfe (getan)

HDF-RL-43 ich habe Lœcher in mainen noie strümpfen nachgesprochen?

HDF-RN-44 ich Lœcher [in maine noie strump]

HD-RE-42 ich habe Lœchern in noie strüempwe

HF-NM-37 ich hab ’n Lכx / lœcher in maine noie striəmp

HF-RR-45 ich habe Lœcher in maine noien strœempfe

HF-RX-40 ich hab Lœaxa in maine striempfe

HF-RY-41 ich hab Lœxä in maine noie strümpfe

H-KH-19

H-KR-17 [i(x) [Lœcher] [in mainen noien strump]

H-KR-20 ich / ich

Lœchern in/ in

main/ mainn

noie/ noie

striemp/ striempe

H-LO-27 ich hכn Lächer in main/ main

naie/ noie

strüemp

H-NN-35 ich hכb Löchern in maine naie strümp

H-SF-48 ich hכn Läch.er in maine naije strümpf

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Nominalflexion in Sibirien (Dat. Nom./Akk.)[Mennoniten-Nd./“Katholisch”]

Satz 12 ich habe Löcher in meinen neuen Strümpfen ANMERKUNGEN:

M-FJ -06: ätch habe læcha in mine nije [sכcke]

M-FT-07: ätch hab. lœcha in mine nije strəœmp

M-HA99-10: ich ha‘ læcha in mine nije strœmp

M-HA02-11: ätj ha‘ læcha in mine nije sכcke

M-JF-12: ätch hab [aine] [strimp]

M-JO-13: ätch ha‘ [’ne lכx] in min nije strœmpe [sætje {= Socken}]

M-KA-21 ätch ha‘ læcha (bännän) än mine mine

nije strœmp [rän] strœmp

M-KJ -23 ätch

ha‘ læcha in mine nije strümp

M-TJ -40 ätch hab. lœacha än mine nije strœmp

K-BJ -01: ich hebb. lœja in mäine näije strümpf

K-BM-03: ich hebb. lœcha in määne näije [ßכck.e1] 1 {= fast ßucke}

K-BE-04: ich habb. lœx[γ]a in määnen näije scht.rimpf

K-BM-05: [sind] [lœaxa2] in määne mäne

näije scht.rümpf scht.rümpfe

2 {= Nom.}

K-FR-09: ich hebb. læja in määne näije scht.rimpf

K-KJ -15: läxer in mäine näije scht.rimp

K-KK1-16 ich hebb. lœja in määne mäine mäine

näije näije [de]

scht.rimpf scht.rimpf scht.rimpf

K-KK2-17 Ich hebb. [ä lכx] lächer läxa

in [mäm] näije [schd.rumpf]

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Nominalflexion in Sibirien (Dat. Nom./Akk.)[“Katholisch”]

Satz 12 ich habe Löcher in meinen neuen Strümpfen ANMERKUNGEN:

K-KO-18 ich ich

häbb. lœx.a [äin lכx] lächer läxer

in in

mäine mäine

näije [ßכck.e] scht.rimp

K-KV-20 ich ich

häbb. lœxa in [de] näije [sכck.e] ([drin]) [sכck.e] ([drin]) [mine sכcke3] ([sin verrisse])

3 {= Nom.}

K-KJ -22 ich habb. lœja in mai maine [de]

no.ije strimpf [strimpwe4] ([gäb ’s kaine])

4 {= Akk.}

K-LL-26 ich häbb. lœγa än5 [mäin] [unsere]

näije näije näije

[schd.rumpf] schd.rimpf schd.rimpf

5 {= in}

K-SA-29 ich häbb. lœja in määne näije [sכck.e]

K-SB-31 ich häbb. læja in mäine määne

näije nëije näije

schd.rümpfe schd.rümpfe schd.rimpfe

K-SI-32 ich ich

habb. häbb.

[ain lכx] [aine lכx] läxa

[im] [sכck.e]

K-SP-35 ich häbb. lœxa in mäine näije [sכck.e]

K-SR1-36 [sin] [läja6] in määne [sכck.e] 6 {= Nom.}

K-SK-39 ich häbb. lœja in in

määne määne [de mãns irə]

näije [sכck.e]

KL-KA-24 ich habbe læγa in in

mäine maine

näije no.ijen

schd.rimpf schd.rimpf

L-LA-25 ich häbb. lœjer in in

[de] [de]

näije strimpf strimpf

LL-MO-28 ich habe [g.rouse] lœja in mãne nëije [sכck.e]

P-BJ -02: ich hun läjer in må4ine naije [stiiwl]

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Pronominalflexion in Südbrasilien (Dat.) [Pomerano]

Satz 34 Vor ihm lag ein Hund. ANMERKUNGEN:

P-BG-03: vor äəm laj -ə hund

P-DFr2-07: vor im/ äam hätt läijə / läaxt ä / ai hund

P-GM-10: vor äm ai hund

P-HA-12: vor ihm ain hond

P-HD-13: vor eäm/ äm [lכupə] / hätt lääjə ain / ainə hund

P-HL-14: vor ääm hätt läγə ain hund

P-KE-16 vor däi ä hund däi = wie they

P-KR-18 vor ihm laax ain hund

P-LB-21 vor äəm lax ai hund

P-LE-22 vor äəm lax ə hund.

P-LL-25 vor eəm laax ä hund

P-LO-28 vor äəm laij än hund

P-LR-26 vor [ihn] [ätt si hänläaγə] ain hund (= hat sich hingelegt?)

P-LS-23 vor äəm laij ä hund

P-LT-24 vor [ää] laacht ain hund ää = ihr?

P-MI-32 vor äm [däi’ läijə] ’e hũnd Vergangenheitstempora: Umschreibung mit tun / hũnd leicht nasaliert

P-MV-33 vor [ää] / äm laaich ai hũnd hũ nd leicht nasaliert

P-NN-36 vor [ää] / ihm lax / [licht] ä hund Wechsel zw. Hrs. bzw. Hd. + Pom.

P-NO-38 vor äm / em e / da hund

P-SM-47 vor äm lax ä hund

P-TFE-49

P-TJ -50 vor äəm laax ä hund

PH-MD-31 vor ihm läächt / hat g. ə läijən ain hõnd hõnd leicht nasaliert

PH-NA-34 vor ääm laax ai hũũnd hũũnd leicht nasaliert

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Pronominalflexion in Südbrasilien (Dat. + Nom./Akk.) [Hunsrückisch]

Satz 34 Vor ihm lag ein Hund. ANMERKUNGEN:

H-DFe-05: vorn ihn/ ihm lag ain hund

H-DFr1-06: vor ihn lag / lax ain hund

HDF-RL-43 [vor ihm lak. ain hund] nachgesprochen

HDF-RN-44 vor ihm lax ain hund

HD-RE-42 vor ihn laxd. ain hun/ hund

H-FE-08:

HF-NM-37 vor ihm [lait] ‘n hũnd hũnd leicht nasaliert

HF-RR-45 vor ihm lag. ain hund

HF-RX-40 vor ihn ain hund.

HF-RY-41 vor ihm [lכift.] ain hund.

H-KH-19

H-KR-17 [vor im] laag. en hund. nicht verstanden?

H-KR-20 vor ihm [lait] ain hund.

H-LO-27 vor ihm hכt gehכckt ‘n hund

H-LO-29

H-NN-35 vor ihm [lait] / hat [gəlecht] ain hund

H-SF-48 vor ihm [lait] / had. gəläi ‘n hũnd hũnd leicht nasaliert

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4 Vorkommen: unterschiedliche Abbauintensität und -richtung Nominalflexion: Dat = Akk Pronominalflexion: Dat ≠ Akk oder Dat = Akk

5 Distribution: unterschiedlicher Abbau in Sprechergenerationen: Ältere: geringerer Abbau Jüngere: starker Abbau unterschiedlicher Abbau in verschiedenen Sprechsituationen: formell: geringerer Abbau Informell: starker Abbau

6 Funktionalität: unterschiedliche funktionale Belastung: Beispiel: Spezifika der 3. Pers. Distinktion in 3. Pers. Sg.: hochfrequenter Dativ: ihm/ihr 3. Plur. (hd.: „ihnen“): fehlt weitgehend

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Auswahl der Gewährspersonen

• Entwicklungsverlauf in „relativer Zeit“ (Generationsvergleich)

Probanden dreier Altersgruppen:- A: < 40 Jahre- B: 40-59 Jahre- C: 60 Jahre

• Messung in „Echtzeit“ (longitudinale Wiederholungserhebung)

konstant gehaltene (kontrollierte) Merkmale:Ortsfestigkeitsozio-ökonomischer Status

variable Merkmale:VarietätAlter

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Aufnahmesituationen

Situationen unterschiedlicher Formalitätsstufen:

• Standardisierte Testsätze Erhebung der maximalen dialektalen

Kasusdifferenzierung

• Interviewaufnahmen (freies Sprechen im Dialekt: Erzählung/Bericht)

• Selbstaufnahmen alltäglichen Sprachgebrauchs(„Familiengespräch“)

formell

halbformell

informell

Hypothese: abnehmende Distinktion der Kasusmorphologie vom formellen zum informellen Register

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4 Vorkommen: unterschiedliche Abbauintensität und -richtung Nominalflexion: Dat = Akk Pronominalflexion: Dat ≠ Akk oder Dat = Akk

5 Distribution: unterschiedlicher Abbau in Sprechergenerationen: Ältere: geringerer Abbau Jüngere: starker Abbau unterschiedlicher Abbau in verschiedenen Sprechsituationen: formell: geringerer Abbau Informell: starker Abbau

6 Funktionalität: unterschiedliche funktionale Belastung: Beispiel: Spezifika der 3. Pers. Distinktion in 3. Pers. Sg.: hochfrequenter Dativ: ihm/ihr 3. Plur. (hd.: „ihnen“): fehlt weitgehend

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Sprachproben - Brasilien

(1) männlich, Pomerano, Santa Maria, 12.10.1998

(Transkription mit EXMARaLDA)

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Sprachproben - Brasilien

(2) weiblich, Hunsrückisch, Morro Redondo, 17.10.1998

(Transkription mit EXMARaLDA)

Page 32: Regularität und Irregularität in der Kasusmorphologie deutscher Sprachinselvarietäten (Russland, Brasilien): intralinguale, interlinguale, typologische.

Sprachproben - Russland

(1) männlich, „katholische“ Varietät, Schumanowka, 29.10.2002

(Transkription mit EXMARaLDA)

Page 33: Regularität und Irregularität in der Kasusmorphologie deutscher Sprachinselvarietäten (Russland, Brasilien): intralinguale, interlinguale, typologische.

Sprachproben - Russland

(2) männlich, „mennonitische“ Varietät, Schumanowka, 23.01.1999

(Transkription mit EXMARaLDA)

Page 34: Regularität und Irregularität in der Kasusmorphologie deutscher Sprachinselvarietäten (Russland, Brasilien): intralinguale, interlinguale, typologische.

Gegenstand sind

1 die Entwicklungsverläufe regulärer

2 und irregulärer Morphologie

3 in deutschen Sprachinseln in Russland und Brasilien:

4 ihr Vorkommen,

5 ihre Distribution

6 ihre Funktionalität,

bei Sprechern unterschiedlicher Ausgangsvarietäten

und unterschiedlichen Alters

in Sprechsituationen unterschiedlicher Formalität.

7 Ziel des Projekts ist die Beschreibung der Abbauprozesse der Kasusmorphologie und

8 ihre Erklärung im Zusammenwirken von Konvergenz,

9 Sprachwandel und

10 Sprachwechsel

Page 35: Regularität und Irregularität in der Kasusmorphologie deutscher Sprachinselvarietäten (Russland, Brasilien): intralinguale, interlinguale, typologische.

Deutsche Sprachinseln als „großangelegtes sprachgeschichtliches Experiment“ und als „sprachwissenschaftliches Laboratorium […], in dem wir an der Hand geschichtlicher Zeugnisse in einer kurzen Zeitspanne von 100 bis 150 Jahren Entwicklungen verfolgen können, die sich im Mutterlande in mehreren Jahrhunderten abgespielt haben müssen“.Viktor M. Schirmunski (1930: 113f.)

Laboratorium: Erkenntnisse aus „Aufbau“-Prozessen Dialektausgleich Koineisierung Standardisierung

Laboratorium: Erkenntnisse aus „Abbau“-Prozessen? (interlinguale oder intralinguale) Konvergenz morphologische Reduktion Normabbau Sprachwechsel

7 Ziel des Projekts ist die Beschreibung der Abbauprozesse der Kasusmorphologie:

Page 36: Regularität und Irregularität in der Kasusmorphologie deutscher Sprachinselvarietäten (Russland, Brasilien): intralinguale, interlinguale, typologische.

Deutsche Sprachinseln als „großangelegtes sprachgeschichtliches Experiment“ und als „sprachwissenschaftliches Laboratorium […], in dem wir an der Hand geschichtlicher Zeugnisse in einer kurzen Zeitspanne von 100 bis 150 Jahren Entwicklungen verfolgen können, die sich im Mutterlande in mehreren Jahrhunderten abgespielt haben müssen“.Viktor M. Schirmunski (1930: 113f.)

Laboratorium: Erkenntnisse aus „Aufbau“-Prozessen Dialektausgleich Koineisierung Standardisierung

Laboratorium: Erkenntnisse aus „Abbau“-Prozessen? (interlinguale oder intralinguale) Konvergenz morphologische Reduktion Normabbau Sprachwechsel

7 Ziel des Projekts ist die Beschreibung der Abbauprozesse der Kasusmorphologie:

Page 37: Regularität und Irregularität in der Kasusmorphologie deutscher Sprachinselvarietäten (Russland, Brasilien): intralinguale, interlinguale, typologische.

Deutsche Sprachinseln als „großangelegtes sprachgeschichtliches Experiment“ und als „sprachwissenschaftliches Laboratorium […], in dem wir an der Hand geschichtlicher Zeugnisse in einer kurzen Zeitspanne von 100 bis 150 Jahren Entwicklungen verfolgen können, die sich im Mutterlande in mehreren Jahrhunderten abgespielt haben müssen“.Viktor M. Schirmunski (1930: 113f.)

Laboratorium: Erkenntnisse aus „Aufbau“-Prozessen Dialektausgleich Koineisierung Standardisierung

Laboratorium: Erkenntnisse aus „Abbau“-Prozessen? (interlinguale oder intralinguale) Konvergenz morphologische Reduktion Normabbau Sprachwechsel

7 Ziel des Projekts ist die Beschreibung der Abbauprozesse der Kasusmorphologie:

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Befunde zur irregulärer Morphologie:

1 Kasussynkretismus in irregulärer Morphologie geringer als in regulärer.2 Dativformen in Flexion der Personalpronomina hochfrequent (gegenüber Akkusativ- oder Nominativformen im Nominalbereich und generell in der regulären Morphologie).3 Dies gilt für Sprachinseln mit morphologisch reichen wie morphologisch armen Kontaktsprachen gleichermaßen.4 Resistenz der Kasusmorphologie besonders in den Personalpronomina der 1.- 3. Pers. Sg., die häufig mit belebten Referenten korrelieren. 5 3. Pers. Sg. häufig Dativformen. vgl. engl. him/her (aengl. Dativ: him/hire) vgl. dän. ham/henne (askand. Dativ honum/henni) vgl. frz. lui (afrz. li, vulgärlat. li, lat. illi)6 Akkusativformen häufig als Defaults („den“, „sein(e)n“ etc.), die auch im Neutrum verwendet werden.7 Abbausequenz?

Regularisierung > Simplifikation (+ Defaultisierung) > Morphologieabbau (mit Substitution, z.B. durch Wortstellung).

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Befunde zur irregulärer Morphologie:

1 Kasussynkretismus in irregulärer Morphologie geringer als in regulärer.2 Dativformen in Flexion der Personalpronomina hochfrequent (gegenüber Akkusativ- oder Nominativformen im Nominalbereich und generell in der regulären Morphologie).3 Dies gilt für Sprachinseln mit morphologisch reichen wie morphologisch armen Kontaktsprachen gleichermaßen.4 Resistenz der Kasusmorphologie besonders in den Personalpronomina der 1.- 3. Pers. Sg., die häufig mit belebten Referenten korrelieren. 5 3. Pers. Sg. häufig Dativformen. vgl. engl. him/her (aengl. Dativ: him/hire) vgl. dän. ham/henne (askand. Dativ honum/henni) vgl. frz. lui (afrz. li, vulgärlat. li, lat. illi)6 Akkusativformen häufig als Defaults („den“, „sein(e)n“ etc.), die auch im Neutrum verwendet werden.7 Abbausequenz?

Regularisierung > Simplifikation (+ Defaultisierung) > Morphologieabbau (mit Substitution, z.B. durch Wortstellung).

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Befunde zur irregulärer Morphologie:

1 Kasussynkretismus in irregulärer Morphologie geringer als in regulärer.2 Dativformen in Flexion der Personalpronomina hochfrequent (gegenüber Akkusativ- oder Nominativformen im Nominalbereich und generell in der regulären Morphologie).3 Dies gilt für Sprachinseln mit morphologisch reichen wie morphologisch armen Kontaktsprachen gleichermaßen.4 Resistenz der Kasusmorphologie besonders in den Personalpronomina der 1.- 3. Pers. Sg., die häufig mit belebten Referenten korrelieren. 5 3. Pers. Sg. häufig Dativformen. vgl. engl. him/her (aengl. Dativ: him/hire) vgl. dän. ham/henne (askand. Dativ honum/henni) vgl. frz. lui (afrz. li, vulgärlat. li, lat. illi)6 Akkusativformen häufig als Defaults („den“, „sein(e)n“ etc.), die auch im Neutrum verwendet werden.7 Abbausequenz?

Regularisierung > Simplifikation (+ Defaultisierung) > Morphologieabbau (mit Substitution, z.B. durch Wortstellung).

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Befunde zur irregulärer Morphologie:

1 Kasussynkretismus in irregulärer Morphologie geringer als in regulärer.2 Dativformen in Flexion der Personalpronomina hochfrequent (gegenüber Akkusativ- oder Nominativformen im Nominalbereich und generell in der regulären Morphologie).3 Dies gilt für Sprachinseln mit morphologisch reichen wie morphologisch armen Kontaktsprachen gleichermaßen.4 Resistenz der Kasusmorphologie besonders in den Personalpronomina der 1.- 3. Pers. Sg., die häufig mit belebten Referenten korrelieren. 5 3. Pers. Sg. häufig Dativformen. vgl. engl. him/her (aengl. Dativ: him/hire) vgl. dän. ham/henne (askand. Dativ honum/henni) vgl. frz. lui (afrz. li, vulgärlat. li, lat. illi)6 Akkusativformen häufig als Defaults („den“, „sein(e)n“ etc.), die auch im Neutrum verwendet werden.7 Abbausequenz?

Regularisierung > Simplifikation (+ Defaultisierung) > Morphologieabbau (mit Substitution, z.B. durch Wortstellung).

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Befunde zur irregulärer Morphologie:

1 Kasussynkretismus in irregulärer Morphologie geringer als in regulärer.2 Dativformen in Flexion der Personalpronomina hochfrequent (gegenüber Akkusativ- oder Nominativformen im Nominalbereich und generell in der regulären Morphologie).3 Dies gilt für Sprachinseln mit morphologisch reichen wie morphologisch armen Kontaktsprachen gleichermaßen.4 Resistenz der Kasusmorphologie besonders in den Personalpronomina der 1.- 3. Pers. Sg., die häufig mit belebten Referenten korrelieren. 5 3. Pers. Sg. häufig Dativformen. vgl. engl. him/her (aengl. Dativ: him/hire) vgl. dän. ham/henne (askand. Dativ honum/henni) vgl. frz. lui (afrz. li, vulgärlat. li, lat. illi)6 Akkusativformen häufig als Defaults („den“, „sein(e)n“ etc.), die auch im Neutrum verwendet werden.7 Abbausequenz?

Regularisierung > Simplifikation (+ Defaultisierung) > Morphologieabbau (mit Substitution, z.B. durch Wortstellung).

Page 43: Regularität und Irregularität in der Kasusmorphologie deutscher Sprachinselvarietäten (Russland, Brasilien): intralinguale, interlinguale, typologische.

Befunde zur irregulärer Morphologie:

1 Kasussynkretismus in irregulärer Morphologie geringer als in regulärer.2 Dativformen in Flexion der Personalpronomina hochfrequent (gegenüber Akkusativ- oder Nominativformen im Nominalbereich und generell in der regulären Morphologie).3 Dies gilt für Sprachinseln mit morphologisch reichen wie morphologisch armen Kontaktsprachen gleichermaßen.4 Resistenz der Kasusmorphologie besonders in den Personalpronomina der 1.- 3. Pers. Sg., die häufig mit belebten Referenten korrelieren. 5 3. Pers. Sg. häufig Dativformen. vgl. engl. him/her (aengl. Dativ: him/hire) vgl. dän. ham/henne (askand. Dativ honum/henni) vgl. frz. lui (afrz. li, vulgärlat. li, lat. illi)6 Akkusativformen häufig als Defaults („den“, „sein(e)n“ etc.), die auch im Neutrum verwendet werden.7 Abbausequenz?

Regularisierung > Simplifikation (+ Defaultisierung) > Morphologieabbau (mit Substitution, z.B. durch Wortstellung).

Page 44: Regularität und Irregularität in der Kasusmorphologie deutscher Sprachinselvarietäten (Russland, Brasilien): intralinguale, interlinguale, typologische.

Befunde zur irregulärer Morphologie:

1 Kasussynkretismus in irregulärer Morphologie geringer als in regulärer.2 Dativformen in Flexion der Personalpronomina hochfrequent (gegenüber Akkusativ- oder Nominativformen im Nominalbereich und generell in der regulären Morphologie).3 Dies gilt für Sprachinseln mit morphologisch reichen wie morphologisch armen Kontaktsprachen gleichermaßen.4 Resistenz der Kasusmorphologie besonders in den Personalpronomina der 1.- 3. Pers. Sg., die häufig mit belebten Referenten korrelieren. 5 3. Pers. Sg. häufig Dativformen. vgl. engl. him/her (aengl. Dativ: him/hire) vgl. dän. ham/henne (askand. Dativ honum/henni) vgl. frz. lui (afrz. li, vulgärlat. li, lat. illi)6 Akkusativformen häufig als Defaults („den“, „sein(e)n“ etc.), die auch im Neutrum verwendet werden.7 Abbausequenz?

Regularisierung > Simplifikation (+ Defaultisierung) > Morphologieabbau (mit Substitution, z.B. durch Wortstellung).

Page 45: Regularität und Irregularität in der Kasusmorphologie deutscher Sprachinselvarietäten (Russland, Brasilien): intralinguale, interlinguale, typologische.

Gegenstand sind

1 die Entwicklungsverläufe regulärer

2 und irregulärer Morphologie

3 in deutschen Sprachinseln in Russland und Brasilien:

4 ihr Vorkommen,

5 ihre Distribution

6 ihre Funktionalität,

bei Sprechern unterschiedlicher Ausgangsvarietäten

und unterschiedlichen Alters

in Sprechsituationen unterschiedlicher Formalität.

7 Ziel des Projekts ist die Beschreibung der Abbauprozesse der Kasusmorphologie und

8 ihre Erklärung im Zusammenwirken von Konvergenz,

9 Sprachwandel und

10 Sprachwechsel

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A Konvergenz als Folge des Sprachkontakts? wenig wahrscheinlich, da strukturell gleiche Prozesse im Kontakt mit: (brasil.) Portugiesisch (morph. Kasus nur in Pronominalflexion) (US-amerik.) Englisch (morph. Kasus nur in Pronominalflexion) Russisch (6 Kasus in Nominal- wie Pronominalflexion)

B Konvergenz als Folge des Varietätenkontakts? wenig wahrscheinlich, da strukturell gleiche Prozesse bei: Gruppen mit starkem Dialektausgleich/labilen Gruppennormen Gruppen mit schwachem Dialektausgleich/stabilen Gruppennormen

C Typologische „Konvergenz“? polyzentrische „Konvergenz“ (Coseriu 1975): Abbauprozesse seit Langem in allen deutschen Sprachvarietäten (und anderen germanischen und romanischen Sprachen) Reduktion von „fusionierender“ Formenbildung (Wurzel 1996: 522) höhere Resistenz in Pers. Pron.

Page 47: Regularität und Irregularität in der Kasusmorphologie deutscher Sprachinselvarietäten (Russland, Brasilien): intralinguale, interlinguale, typologische.

A Konvergenz als Folge des Sprachkontakts? wenig wahrscheinlich, da strukturell gleiche Prozesse im Kontakt mit: (brasil.) Portugiesisch (morph. Kasus nur in Pronominalflexion) (US-amerik.) Englisch (morph. Kasus nur in Pronominalflexion) Russisch (6 Kasus in Nominal- wie Pronominalflexion)

B Konvergenz als Folge des Varietätenkontakts? wenig wahrscheinlich, da strukturell gleiche Prozesse bei: Gruppen mit starkem Dialektausgleich/labilen Gruppennormen Gruppen mit schwachem Dialektausgleich/stabilen Gruppennormen

C Typologische „Konvergenz“? polyzentrische „Konvergenz“ (Coseriu 1975): Abbauprozesse seit Langem in allen deutschen Sprachvarietäten (und anderen germanischen und romanischen Sprachen) Reduktion von „fusionierender“ Formenbildung (Wurzel 1996: 522) höhere Resistenz in Pers. Pron.

Page 48: Regularität und Irregularität in der Kasusmorphologie deutscher Sprachinselvarietäten (Russland, Brasilien): intralinguale, interlinguale, typologische.

A Konvergenz als Folge des Sprachkontakts? wenig wahrscheinlich, da strukturell gleiche Prozesse im Kontakt mit: (brasil.) Portugiesisch (morph. Kasus nur in Pronominalflexion) (US-amerik.) Englisch (morph. Kasus nur in Pronominalflexion) Russisch (6 Kasus in Nominal- wie Pronominalflexion)

B Konvergenz als Folge des Varietätenkontakts? wenig wahrscheinlich, da strukturell gleiche Prozesse bei: Gruppen mit starkem Dialektausgleich/labilen Gruppennormen Gruppen mit schwachem Dialektausgleich/stabilen Gruppennormen

C Typologische „Konvergenz“? polyzentrische „Konvergenz“ (Coseriu 1975): Abbauprozesse seit Langem in allen deutschen Sprachvarietäten (und anderen germanischen und romanischen Sprachen) Reduktion von „fusionierender“ Formenbildung (Wurzel 1996: 522) höhere Resistenz in Pers. Pron.

Page 49: Regularität und Irregularität in der Kasusmorphologie deutscher Sprachinselvarietäten (Russland, Brasilien): intralinguale, interlinguale, typologische.

Spezifika von Personalpronomina

1 Hohe Frequenz: resistenter gegenüber sprachlichem Wandel?2 Belebte Referenten: morph. Unterscheidung syntaktischer Rollen?3 Geschlossene Klassen: auf andere Weise lexik. gespeichert als offene?4 Kleinere Klassen: Analogie geringere Wirkung?5 Pronomina können wie Köpfe von Nominalphrasen fungieren bzw. vertreten ganze Nominalphrasen: stärkere morphologische Markierung ?6 Suppletivformen: individuell und als ganze Einheiten lexikalisch gespeichert? Verlust von Kasusmarkierungen an Nomina (in „Dekomposition“ gespeichert) daher weniger „disruptiv“ (Salmons 1994) als Ersetzung ganzer lexikalischer Einträge.7 „Full Listing“ (Lexikalisierung als ganze Einheiten, Cholewa 1993) von: monomorphematische Wörter polymorphematische Wörter mit irregulärer Wortbildung mit weniger produk tiven morphologischen Mustern semantisch weniger transparente Wörter = Personalpronomina?

Page 50: Regularität und Irregularität in der Kasusmorphologie deutscher Sprachinselvarietäten (Russland, Brasilien): intralinguale, interlinguale, typologische.

Gegenstand sind

1 die Entwicklungsverläufe regulärer

2 und irregulärer Morphologie

3 in deutschen Sprachinseln in Russland und Brasilien:

4 ihr Vorkommen,

5 ihre Distribution

6 ihre Funktionalität,

bei Sprechern unterschiedlicher Ausgangsvarietäten

und unterschiedlichen Alters

in Sprechsituationen unterschiedlicher Formalität.

7 Ziel des Projekts ist die Beschreibung der Abbauprozesse der Kasusmorphologie und

8 ihre Erklärung im Zusammenwirken von Konvergenz,

9 Sprachwandel und

10 Sprachwechsel

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A Soziolinguistik der Konvergenz: Auflösung als Auslöser beschleunigten Sprachwandels?

Sprachinselvarietäten „in obsolescence“ (Dorian 1989) Auflösung von Gruppennetzwerken Verfall von „Normativität“ (Sprachwissen und Sprachloyalität) Zunahme von Zweitsprachlernern gegenüber Muttersprachlern

B Pidginisierung? Analogie zwischen „Sprachtod“ und Pidginisierung (Dressler/Wodak-Leodolter 1977) „Sprachtod“ als „creolization in reverse“ (Trudgill 1978) Morphologieabbau zugunsten des Ausdrucks grammatischer Funktionen durch Wortfolgebeziehungen Form-Funktions-Mustern nach 1:1-Principle (vgl. Andersen 1989: 386) Beseitigung von markierten (Kasus-)Strukturen zugunsten unmarkierter/ weniger markierter (vgl. Campbell/Muntzel 1989: 189, Jakobson 1936) bzw. zugunsten „natürlicherer“ (vgl. Mayerthaler et al. 1998: 167)

C Zusammenwirken „innerer“ und „äußerer“ Wandelprozesse

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A Soziolinguistik der Konvergenz: Auflösung als Auslöser beschleunigten Sprachwandels?

Sprachinselvarietäten „in obsolescence“ (Dorian 1989) Auflösung von Gruppennetzwerken Verfall von „Normativität“ (Sprachwissen und Sprachloyalität) Zunahme von Zweitsprachlernern gegenüber Muttersprachlern

B Pidginisierung? Analogie zwischen „Sprachtod“ und Pidginisierung (Dressler/Wodak-Leodolter 1977) „Sprachtod“ als „creolization in reverse“ (Trudgill 1978) Morphologieabbau zugunsten des Ausdrucks grammatischer Funktionen durch Wortfolgebeziehungen Form-Funktions-Mustern nach 1:1-Principle (vgl. Andersen 1989: 386) Beseitigung von markierten (Kasus-)Strukturen zugunsten unmarkierter/ weniger markierter (vgl. Campbell/Muntzel 1989: 189, Jakobson 1936) bzw. zugunsten „natürlicherer“ (vgl. Mayerthaler et al. 1998: 167)

C Zusammenwirken „innerer“ und „äußerer“ Wandelprozesse

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A Soziolinguistik der Konvergenz: Auflösung als Auslöser beschleunigten Sprachwandels?

Sprachinselvarietäten „in obsolescence“ (Dorian 1989) Auflösung von Gruppennetzwerken Verfall von „Normativität“ (Sprachwissen und Sprachloyalität) Zunahme von Zweitsprachlernern gegenüber Muttersprachlern

B Pidginisierung? Analogie zwischen „Sprachtod“ und Pidginisierung (Dressler/Wodak-Leodolter 1977) „Sprachtod“ als „creolization in reverse“ (Trudgill 1978) Morphologieabbau zugunsten des Ausdrucks grammatischer Funktionen durch Wortfolgebeziehungen Form-Funktions-Mustern nach 1:1-Principle (vgl. Andersen 1989: 386) Beseitigung von markierten (Kasus-)Strukturen zugunsten unmarkierter/ weniger markierter (vgl. Campbell/Muntzel 1989: 189, Jakobson 1936) bzw. zugunsten „natürlicherer“ (vgl. Mayerthaler et al. 1998: 167)

C Zusammenwirken „innerer“ und „äußerer“ Wandelprozesse

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Regularität und Irregularität in der Kasusmorphologie deutscher Sprachinselvarietäten (Russland, Brasilien): intralinguale, interlinguale, typologische Konvergenz

Prozesse der Regularität und Irregularität in Phonologie und MorphologieWorkshop an der WWU Münster, Germanistisches Institut, 19.-20.06.2009

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Peter Rosenberg / Sahra Damus / Thomas Strobel (Frankfurt/Oder)

abrufbar unter: http://www.kuwi.euv-frankfurt-o.de/de/lehrstuhl/sw/sw1