Reiseerinnerungen an Spanien

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345 ein sehr auffallondes .~larrubium. Ich halte dieses ftir einon Bastart; die Bl~itter wio beim M, pannonicum~ die Kelchz~ihne wie beim J/. vuIgare, doch in geringerer Anzahl, eine wahre Mitteltbrm zwi- sehen don genannten Arten, und da es ~ in der Tracht und don we- sentliehen Cbarakteren dem M. vulgare miher steht, muss es M. vulgareXperegrinum heissen. Es unterscheidet sich von dem M. peregrinoXvulgare Reich., welches in der Traeht dem M. peregrinum niiher steht, ganz gut. Um mieh gegentiber dem M. remotum Kit. in Sehult. F1. austr, zu orientiren, zeigtoe mi Herr v. Janka dassolbe ira Herbar des Prof. Kit., und wir i~berzeugten uns, dass die Pflanze von Armes keine andere sei, als welche wir bei uns fiir J/. peregrinoX vulgare halten. Was Herr v. Janka bis jetzt vert Siebenb~~ f~ir M. remotum hielt, ist eine durch ihre grossen Bltithen und Kelch- zi4hne sehr auffallende, vielleicht neue Spezies. Bei dieser Gelegen- heit rand ich ira Herbar des Prof. Kitaibel auch mein M. vulgareX peregrinum unter dem INamen ~/, intermedium, doch fehlt es in ad- ditamentis ad FI. Hungar. Ira l/erbar der Pesto Universit~it ist ein Exemplar von J. S~indor unter dem 5Tamen M. remotum Kit. In Erlau habe ieh bei Hrn. Vrab› einige Genera durchsehend, Fuma- ria Schleicheri Soy. Will. und F. Vaillantii Loiss. von vielen Stand- ortoe Mittelungarns zusammengemischt gefunden. Bei Samos Ujfalfi (cottus Neogrdd) in lapidosis umbrosis montis S~itor fand ich: Aspi- &um Filix mas e. umbrosum Milde, Rosa pyrenaica Gouan, in apri- cis: AIsine hybrida Jord. Herniaria glabra L. -- Sagina subulata Filago apiculala sind ira Neogr~der Komitate h~ufig, ira Pester Ko- milate sehr selton oder gar nieht. Die ersten Blatter von Tulipa Bilettiana Jord. sind sehmal, ~ihnlieh jenen der Gagea lutea Sehult, doch nach der Zwiebel ist die Tulipa nieht Allium. Ipoly-Litke am t3. Sept. i874. Reiseerinnerungen an Spanien, Von Moritz Winkler. Ein erster Ausflug in die Umgebung bereicherte unsere Samm- lung durch Anagallis lini[olia L., Anthemis fuscata Brot., Campa- nula Erinus L., Centranthus macrosyphon Bciss., Cynoglossum clan- destinum Desf., JDaucus muricatus L., Erodium Chium Willd., E. malacoides W. sp., E. involucratum W. sp., Lathyrus Aphaca L., Lath. Ochrus L., Linaria spartea Link., Malva nicaeensis Ail., Melilotus compacta Salzm., Rubia peregrina L, Sclerochloa rigida Link, Scro- phularia sambuci[olia L., welche durch ihre anseb.nlichen hocbrothen Bl unter allen europ'aischen Arten hervorragt. Zwischen dem Strassenpflaster haire sich Perideraea aurea und Alternanthera Achy-

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ein sehr auffallondes .~larrubium. Ich halte dieses ftir einon Bastart; die Bl~itter wio beim M, pannonicum~ die Kelchz~ihne wie beim J/. vuIgare, doch in geringerer Anzahl, eine wahre Mitteltbrm zwi- sehen don genannten Arten, und da es ~ in der Tracht und don we- sentliehen Cbarakteren dem M. vulgare miher steht, muss es M. vulgareXperegrinum heissen. Es unterscheidet sich von dem M. peregrinoXvulgare Reich., welches in der Traeht dem M. peregrinum niiher steht, ganz gut. Um mieh gegentiber dem M. remotum Kit. in Sehult. F1. austr, zu orientiren, zeigtœ mi�9 Herr v. Janka dassolbe ira Herbar des Prof. Kit., und wir i~berzeugten uns, dass die Pflanze von Armes keine andere sei, als welche wir bei uns fiir J/. peregrinoX vulgare halten. Was Herr v. Janka bis jetzt vert Siebenb~~�9 f~ir M. remotum hielt, ist eine durch ihre grossen Bltithen und Kelch- zi4hne sehr auffallende, vielleicht neue Spezies. Bei dieser Gelegen- heit rand ich ira Herbar des Prof. Kitaibel auch mein M. vulgareX peregrinum unter dem INamen ~/, intermedium, doch fehlt es in ad- d i t a m e n t i s ad FI. Hungar. Ira l/erbar der Pesto�9 Universit~it ist ein Exemplar von J. S~indor unter dem 5Tamen M. remotum Kit. In Erlau habe ieh bei Hrn. Vrab› einige Genera durchsehend, Fuma- ria Schleicheri Soy. Will. und F. Vaillantii Loiss. von vielen Stand- ortœ Mittelungarns zusammengemischt gefunden. Bei Samos Ujfalfi (cottus Neogrdd) in lapidosis umbrosis montis S~itor fand ich: Aspi- &um Filix mas e. umbrosum Milde, Rosa pyrenaica Gouan, in apri- cis: AIsine hybrida Jord.�87 Herniaria glabra L. -- Sagina subulata�87 Filago apiculala sind ira Neogr~der Komitate h~ufig, ira Pester Ko- milate sehr selton oder gar nieht. Die ersten Blatter von Tulipa Bilettiana Jord. sind sehmal, ~ihnlieh jenen der Gagea lutea Sehult, doch nach der Zwiebel ist die Tulipa nieht Allium.

I p o l y - L i t k e � 8 7 am t3. Sept. i874.

Reiseerinnerungen an Spanien, Von Moritz Winkler .

Ein erster Ausflug in die Umgebung bereicherte unsere Samm- lung durch Anagallis lini[olia L., Anthemis fuscata Brot., Campa- nula Erinus L., Centranthus macrosyphon Bciss., Cynoglossum clan- destinum Desf., JDaucus muricatus L., Erodium Chium Willd., E. malacoides W. sp., E. involucratum W. sp., Lathyrus Aphaca L., Lath. Ochrus L., Linaria spartea Link., Malva nicaeensis Ail., Melilotus compacta Salzm., Rubia peregrina L, Sclerochloa rigida Link, Scro- phularia sambuci[olia L., welche durch ihre anseb.nlichen hocbrothen Bl�9 unter allen europ'aischen Arten hervorragt. Zwischen dem Strassenpflaster haire sich Perideraea aurea und Alternanthera Achy-

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ranthes L. angesiedelt, doeh war letztere noch in jngendlicher Ent- wicklung. Eine andere Exkursion brachte Cony~a viridis v. Uechtr., Hedysarum spinosissimum et cap|rature L.�87 Jasminum fruticans L.�87 Koniga lybica R. Br.~ Melandrium macrocarpum B. Rb, 2t~ereurialis tomentosa L., Papaver hybridum L, Torilis nodosa L. und Urtica membranacea Pourr. Ware das Welter zum Sammeln und Trocknen der P© g[msqger gewesen, so w~irde die Ausbeutc eine noch bedeutend lohnendere geworden sein.

Ohne unser Standquartier in Xeres aufzngeben, bentitzten wir die Oster�9 zu ei~]em Ausfiuge nach Sevilla, um diese Stadt voll Wunder, die wir gew(~hnt sind, schon von Kindheit an als ein unerreichbares Traumbild, als ein M~hrchen aus l()0t Nacht mit phan- tastischen Bildern zu umkleiden, nun mit eigenen Augen zu schauen. Wie verschieden |st doch das ldeal, welches die Jugend sich tr~inmt~ und die rea|e Wir!dichkœ187 wenn sie der alternde Fuss betritt! Ich habe keine Wunder in Sevilla gesehen, und die Stadt als solche hat mieh kalt gelassen. Krumme, me|st schmale Strassen, wenige auffallende Palmiste, sondera me|st ein-bis zweistiiekige schmucklose H~iuser; die Promenaden staubig und theilweise verwildert, der riel besungene Guadalqubir ohne erhebliche Breite, mit trtibem Wasser erfti|lt, auf dessen Wellen sieh einige a]terssehwache Schiffœ melaneholiseh schau- kelten. ])ie Stadt erschien menschenlœ nur die Kirchen wa�9 des Os~erfestes wegen �9239 daher erti)nte auch kein fri)hlicher Ge- sang, keine Gluthaugen funkelten nengierig auf den Fremdling herab�87 nur die ewig treue Sonne versengte uns mit ihren brennenden Strahlen. Aber wir haben ihr tapfer geirotzt und riel des Sch0nen gesehen~ welches die einstige Hauptstadt der Almohaden in ihren Mauern birgt.

Eine htibsche und bel der Hitze des S@ens wohlth:~itigœ Ein- riel~tung, weleh'e man in den meisten spanischen St~dten findet, |st der innere Hof der Geb~ude, und diese inneren H~)fe, welche man me|st >'on der Strasse ans sehen kann, sind in Sevilla ganz besonders zierlich und luxuriSs. Das fiussere grosse Thor d•s Hauses |st weit ge(')ffnet~ das innere rneist dureh eine sehr zierlich gearbeitete eiserne Thi~�9 geschlossen, so dass man bequem in den Ho[" blicken kann, weIcher mit bunten Thonplatten oder Marmorfiiesen bedeckt und mit pr~chtig bff~i~enden Gewacl~sen erfi~llt ist~ in deren Mitte sehr oft ein kleiner Springbrunnen erfrischende Ktihle schafft.

Von Sehenswi~rdigkeiten nahmen wir zuerst die Kathedrale in Angenschein, ein herrliches gothisches Bauwerk von 420 Fuss L~nge und 260 Fuss Breite�87 welch,~s durch m~chtige Sau|en in ft~nf Sct~iffe get�9 |st und durch einfache und solide Grossartigkeit noch riel mel'.r i.,nponiren wtirde, wenn man nicht mitten hinein den Cher ge- baut h~tte, der den Totaleindruck st0rt, und dessert Bans[yl und Uœ234 die ganze Harmonie hinwegnimmt. Kos|bare Bilder, von Muri|Io nnd se|ner Schule, sind se|Il|ch der grossen mit alter Glas- malerei bedecklen Fensler angebracht, aber ihre Beleuchtung |st so mange|haft, dass man nieht ira Stande |st die Sch(}nheit derse|ben zu

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wtirdigen. In der Kirche zeigt man das Grabmal Ferdinand des Hei- ligen, sowie seines Sohnes Alphons und der K0nigin B•atrice, und in einer INebenkapelle werden eine Unzahl allerlei kostbarer Kirchen- ger~the aufbewahrt. Leider wird man durch polizeiwidrige Bettelei unatffh0rlich verl'elgt; ein ailes Weib drang uns bis tu die grosse Kapelle nach, wo ein Priesier Gebete las, einœ Art Kustos in Hemd- i~r�9 und eine Cigarette ira Munde erkl~irte dazu die verschiedenen Gegenst~nde, und ebenso ungenirt sprach unser F(ihrer dazwischen, ohne sich nur irgend mn deu Priester zu ktimmern.

Eine ~ ernste Betrachtung, zu welcher das erhabenœ Bauwerk wohl jedes Menschenherz aufrichten masste, konnte un~er solchen Umst~nden natg~rlich nicht Platz greifen~ uud jede lllusiou wird voll- stiindig vernichtet. ~ Aus der Kathedrale ging es in die Bilder- gallerie, wo einzelne herrliche Murillos das Auge fesseln, auch eine andere Gem~ildesammlung neuerer Mei~ter wa�9 gerade ge(iffnet, in der sich eine Anzahl recht ttichtiger Bilder befand.

Niichst der Kathedrale ist es der maurische K6nigspalast Alea- zar, welcher die Aufmerksamkeit des Fremden in hehem Grad~~, in Anspruch zu nehmen berechtigt ist. Es war der erste derartige Pa- last, den ich zu sehen Gelegenheit hatte, und ich muss sagen, dass er mir ausserordentlich imponirte. Er ist in den letzten Jah�9 vert der 13egierung mit grossem Kostenaufwande restaurirt worden, und wenu auch ~iosserlieh durch sp~itere Anbauten Manches verunziert ist, se macht das Innere einen ganz o�9 vert deu soustigeu Bau- stylen t(~tal verschiedenen Eindruck. Die W~inde der Gem~~cher siud theilweise einige Fuss hoch mit glasirten, buntfarbigen Thonplatten, obe�9 aber mit rundlich verschieden gemustertem Gypsstuck be- deckt~ die Muster treten etwa ~ Linie hech bUS der Fl~che hervor und bringen dadurch Licht und Scha[ten in die prachtvoll bun�8 Farben, mit denen das Ganze td)ertt~nehl: ist. Die h(ict~ste Sorgfalt ist auf die Decken verwendet, und besonders die Deeke ira Saale der Gesandlen besteht aus einer hehen W51bung, vert der in gl~inzender, nnr tiberladen reicher Vergoldnng tausende von tropfsleinarligen Ge- bilden herabgli�9 Thiiren, Fenster uud Fenstœ siud mit Mo- saik verkleidet, zu welcher die edelsten Holzarten, Eli'enbein und Perlmutter verwendet sind. Die Sorgl'alt der Ausf0hrung ist bewun(te- rungswtirdig. Zeit und Geld muss in versehwenderischer Fiille zu Gebote gestanden haben, um die unz~ihligen kostbaren Details zu einem grossen Ganzen zu verschmelzen. Der Garte~a ist nicht se wohl erhalten, als man es wohl w~insehen mi)eh~e, die Wasserkiinste sind theilweise verfallen, und die geriihmte Bltithenpracht war meh�9 als massig.

Ein stattliches Gebfiude ist der Palast des Herzogs von Orleans, und der umfangreiche daranstossende Garten hat hiibsche Palmen und grosse schat[ige B~iume.

Um die Stadt hermn bemerkten wir keine Pflauze, die etwa besonderes Interesse erregt h~itte, dagegen bot sich auf einem Aus- fiuge nach dos Hermanas, einer Eisenbahnstation etwa 2 Meilen ~on

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Sevilla entfernt, eine reizende Ftille seltener Gew~ichse. Die Umge- bung ist noch ziemlich waldreich~ sowohl Laub- als Nadelholz wech- seln miteinander ab, jedoch ist der Wuchs ein recht d�9 Gleich beim Eintritt in den Wald stand Picridium intermedium Schlz., Bi- serrula Pelecinus L., Itippocrepis ciliata W , wciter hinein Avena Crepaniana Guss, Galium murale L., Ophrys lutea Cass., Orobanche speciosa D C., Orob. Mutelii F. Schlz., Poly9ala monspeliaca L, und nun folgte jedem Schritt ein reizendes Bli;m~chen nach dem andern: Allium roseum L, Anchusa calcarata Boiss., Anthyllis tetraphylla L., Biscutella auriculala L., Briza major L.�87 Cistus albidus L, Cyno- glossum arundanum Boiss, Eruca longirostris v. Uechtr., Ervum Er- vilia L, Hedysarum coronavium L., Iberis pectinata Boiss., Lathyrus Cicera L., Linaria amethystea H. L. ff. albiflora�87 Lonicera etrusca Santi, Lychnis corsica Lois., Malcolmia erosa DC, Medicago obscura l%ch, M. tornata W., Omphalodes linifolia Mnch, Prolongoa pecti- nata Boiss., Quercus coccifera L�87 Ou. Ilex L., Salvia viridis L., Slipa tortilis Ds�9 Tamus communis L., Teucrium fruticans L, The- sium humile L., Valerianella divaricata Lg, V. coronata D C., Vicia lutea L., V. atropurpurea Dsf., V. covdata Wulf. etc.

Unter dem Eifer des Sammelns hatten wir die Richtung g~inz- lich verloren und geriethen tramer mehr auf absolute Irrpt'ade, aber wir achteten weder auf das Abkommen vom Wege, noch Hunger und Durst, bis endliy die œ Krafte uns erntichterten. Aber was nun thun, wohin den Schritt wenden? wo lag die zu erreichende Eisenbahnstation? Mit versengender Gluth strahlte die Sonne auf uns hernieder, kein Tropfen Wasser, kœ Bissen Brot, keine menschliche Seele, die uns h~itte Auskun�9 geben k0nnen. Wohl 2 Stunden irrten wir so hin und her, bis endlich ein Haus sichtbar war, auf welches wir nun unsere eiligœ Schritte lenkten; ein Trunk Wasser war das Erste, was wir begehrten und erhi› hir239 erkundigten wir uns nach der michsten Eisenbahnstation, hbrten, dass wir 2~/2 Stunden davon ent�9 waren, und der Inwohner des Hauses war so freund- lich uns wohl eine Stunde weit zu begleiten, um uns so weit zu ff~h�9 bis der Weg nicht mehr zu fehlen war. Ans Erkenntlichkeit boten wir ihm ein gu~es Dow'eur an, aber er wies es mit stolzen Worten zurtick, und wir dachten beschiimt an unsere guten deutschen Landsleute, die in ~ihnlichem Falle wahrscheinlich mehr verlangt h~itten. Nach zw01fstgmdiffer ras!loser Wanderung erreichten wir enc[- lich die Station, wo wir geradœ noch Zeit gewannen, einen kleinen hnbiss zu uns zu nehmen, dann den Eisenbahnwagen zu besteigen, um ~Nach/s t l Uhr wieder in unserem Standquartier Xeres anzu- langen.

Mehrere Tage bedur�9 wir zum Pr@ariren unserer Pfianzen, konnten auch des wieder eingetre/enen unbest~indigen Wetters wegen nur ganz in der N;ihe der Stadt heru~t~vagiren, machten aber dann noch zwei weitere Ausfl�9 nach Puerta St. Maria, eincm flat'enorte an der Cadixer Bucht gelegen, wo uns wiederum eine lohnende Aus- beute nicht entging. Avena Dufourii B. Br., Cynara humilis L�87 tle-

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lianthemum guttatum Pers, Lagurus ovatus L., Lythrum Grdfferi Ten.�87 l~lelilotus parviflora Dsf., Ophrys Speculum Link., Orobanchy barbata Poir~ Plantago Loe[flingii L.™ Ranunculus palustris L., Rham- nus oleoides L., Rumex bucephalophorus L, Rumex intermedius D C., Sideritis angustifolia Lam, Statice macroclada Boiss, S. sinuata L., Statice ferulacea L, Suaeda fruticosa Forsk.~ ValerianeUa trun- cata Bothk.

5~ach kurzem Verweilen in Cadix bestiegen wir das Damp�9 um nach Algeeiras zu ge|angen, wo wir wiederum einen l~ingeren Aufenthalt zu nehmen die Absicht hatten. 5~icht |ange wiihrte die Fahrt~ als unser Blick die afrikanisehe Ktiste begrtisste; von Jugend auf gew0hnt, mit der ldee an A�9 zugleich unertr~igliche Hitze und wasserlose Wfiste zu verbiuden, war es allerdings ein wunder- barer Kontrast, dass wir das Atlasgebirge noch mit Schnee bedeckt sahen~ dass die Wogen des atlantichen Ozeans uns umbrausicn und oin kalter~ heftiger Wind uns den spritzende~ Sehaum der Wellen ins Gesicht warf. 1Naeh etwa 10sttindiger Bewegung landeten wir in Algeciras, dessert Luge eine ganz ausgezeichnete ist. Der Ha�9 welcher etwa 2 Quadl'atmeilen umfassen mag~ wird auf einer Seite durch Gibrallar begrenzt, welehes man ganz deutlich .cor seinen Blicken hat, so dass man fast die ei nzelnen Hauser zu erkennen ver- mag, links davon reiht sich der ca. 1300 Fuss hohe Monte Carbonero oberhalb St. Roque an~ weiterhin folgt dann die Sierra Palma, die Sierra Luna und Sierra Tarifa~ bis die Hbhenz0ge mit dem Punto Carnero sich wieder ans Meer seMiessen, iiber welches hinweg man den Bliek tiber die afl'il~anische Ktiste fret hat. Unge�9 500 Schritte vor Algeeiras zieht sieh ira Meere ein Fe|senriff hin, welches stets vom Sehaume der Brandung umspt'dt ist; ira Dunkeln~ wo die Gas- beleuchlung in Gibrallar flimmernde Slreifen darauf sendet, wo die Leuchtthtirme durch in|ermfltirende Flammen wie Irrlichter flmkelu und das dumpfe Murmeln der Wogen an's Ohr schl~igt~ glaubt man wirklieh in einem t~eengarten zu weilen.

Es war uns von Xeres aus eine Empfehlung an einen gewissen Don Miguel tibeYgeben worden, den wir uns am nfichsten Tage aufsuehten, nm uns tiber die Umgebung~ Preise der Ftihrer und Reit- pferde zu orientiren. Der Mann sah aus wie ein wohlgemihrter Ross- arzt, schien auch, wie uns seine l%den und seine Beurtheilung der P© bekundete, bisweilen Kuren an Menschen vorzunehmen, ob- wohl seine medizinischen |™ kaum tiber den Gebrauch von Baldrian und Kami[lenthee hinaus ragen mochten; war tibrigens ein sto[zer Spanier~ der sich uns so�9 als Guarda Major der Provinz Cadix vorstellte, eine Wtirde, die ich nicht ganz zu begreifen vermochte, fiber welche er uns jedoeh seine betreffenden grossbesiegelten Di- plome vor Augen legte. Er erkl~irte uns sofort, dass er es sich zur Ehre sch~itze, selbst unser Ffihrer zu sein, auch fier gute P�9 sorgen wolle, wofiir wir per Tag und Ross zwei Du�9 (41/~ Silber- gulden) zu zahlen hatten. Das war a|lerdings ein ziemlich hoher Preis~ aber um eines so gewandten Fhhrers willen gingen wir darauf

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ein und verabredeten gleich ffir den n~ichsten Tag eine Partie naeh de�9 Sierra Luna, einem Theile der Sierra Tarifa. Auf unsere Anfrage �9 Betreff seiner eigenen Bemiihungen erwiederte er iminer nur: dass es ihm eine Ehre set, uns zu begleiten.

Der n~chste Morgen braeh mit triibem Himme] an, und kaum waren wir eine halbe Stunde gerilten~ als der Regen sich iiber uns ergoss, und wi�9 bald bis zut Haut durehniisst waren. Diess st0rte wold die Fronde sehr, aber es ve�9 uns nicht, die Partie gl~lcklich zu Ende zu fiihren. Erst kamen wir tiber eine hiigelige baumleere Steppe~ dann in einen Wald von uraIten Kork- eichen, auf deren Rinde Davallia canariensis schmarotzte, sp~iter ffihrte unse�9 Weg an einem Garten voriiber, in welehem Orangen mit reicher Frueht�9 zwischen Kirschbiiumen standen, die mit Bl~ithen- schnee bedockt waren, und h()her hinauf durchrilien wir eine tdeine Schlucht, welehe ganzmit 15--20 Fuss hohen Str~iuchern von Rhodo- dendron boeticum B(;iss. und Erica arborea bewaehsen war; a]les Erseheinnngen voll Reiz und Neuheit ftir einen Bewohner der n(ird- lieheren Zone. Hier wurde nun F�9239 gehalten, und unser fi'eund- licher Fiihrer bewies dabei eine ungew0hnliche Fertigkeit. Ein Korb mit Wein und Esswaaren, don wir in der Ueberzeugung milgenommon hatten~ dass er mindestens far zwei Tago ausreiehend set, lee�9 sich zu unserem Schreeken binnen einer halben Stunde. Don Miguel spielte den Wirth und bedachte sich zuerst auf das reiehlichsfe, gab deu Rosselenke�9 ebenfalls ganz ungew/)hnliche Portionen an Trank und Speise, war aber doch so gfitig, uns auch ein bescheidenes Theil zu tiberweisen, was wir nati~rlich dankend annahmen, da wir die Ueber- zeugung gewonnen hatten, den tibrigen Theil des Tages hungern und dii�9 zu m(lssen. Wir wussen nicht, sollten wir uns fiber diese Frechheit firgern oder dariibor laehen, zogen aber doeh das Letztere vor und setzten dann zu Fuss unsere Partie bis zum Gipfel der Sierra Luna fort. Au�9 der H0he, die vielleicht 2500--3000 Fuss be- tragen mag, w ar die Vegetation noch kaum erwacl�9 und fast nur Avena albinervis Boiss. zu finden; dagegen sammelfen wir an tiefor gelegenen Stellen Davallia canariensis Sw., SelagineUa denticulata Spring., Avena sulcata Gay, Carex divulsa Good., Cistus populi- folius L., Erica australis L., Genista eriocarpa Kze., G. linifolia L., G. gibraltarica I)C., G. tridentala L., Itelianlhemum tuberaria Mill., H. lasianthum Presl, Lu~ula Forsteri D C., Polygaly juniperina Car. und Simethis bicolor Kunth. Durchn~isst und von Frosf gesehtittelt ritten wir Abends S Uhr wieder in Alg'eciras ein.

Einige Tage sp~iter unte�9 wir eine neue Exkursion naeh der Sier�9 Palma, ebenfalls in Begleitung Don Miguel's~ auf der uns das Wetter noch sehlimmer miispielte, als auf der ersten, denn einem schwiilen Morgen felgten heftige Gewitter mit starken Regengi~ssen und Hagelschauer, so dass die Ausbeute, alle~ MCd~e ungeaehtet, nicht so reich ausfiel, als die prfichtige Vegelation voraussetzen liess, ieh nahm mit: Anthoxanthum ovatum Lag, Asplenium lanceolatum Huds., �9 cordifolium Kze.~ Cistus crispus L., Festuca caeruleseens

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Dsf., ftelianthemum formosum Dunal~ Lithospermum prostratum Guss.~ MeIica pyramidalis Bert., Pedicutaris lusitanica Link.~ Ranunculus ophioglossifolius Vill., Bhamnus Alaternus L, Sarothamnus Wel- witschii Boiss., Scilla monophylla Link. und Sedum brevifolium DC.

Vorsichtig gemacht durch die Erfahrungen auf der ersten Partie~ behielten wir rem Frtihsttick eine Flasche Wein zu�9 um nach beendeter Fusstour wenigstens einige Evfrischung zu haben, als wi�9 aber zum Ausgangspunkt zm'iickkehrten, hatte der Ariero sic bis auf den le~zten Tropfen geleert, und Freund Miguel vertheidigte ihn gegen uns noch datait, dass er meinte: Wasser sel nicht in der N~,he gewesen, und da h~itte er doch seinen Dnrst l(ischen mtissen. Der Mann ring uns an sehr unangenehm zu werden, und nur der Umstand, dass wir noch eine Partie nach St. Roque mit ihm verab- redet hatten�87 veranlasste uns, Wort zu halten~ sp~iter liessen wir ihn liegen und mach(en die Exkursionen auf eigene Faust; aber nun ring" seine Unverseh~imtheit ira Fordern an. Zuerst beanspruchte er auch ftir sein Pferd, mit dem er uns begleitet hatte~ pro Tag 2 Duros~ dann schickte er durch seinen Sohn œ Zettel, auf welchem er 5 Dures begehrte, den niichsten Tag verlangte er wiederum 2 Dures, die wir ihm, um rien Menschen les zu werden, auch noch schickten i als er aber nach einigen Tagen sehriftlich auseinandersetzte, dass die Strapazen, welche er ausgestanden, und die Vers~iumnisse, die er gehabt, lange noch nicht ersetzt seien, und uns au~orderie ihm heure wenigstens nochmals 3 Dures zu schicken, erkl~irten wir kurz- weg, dass wir keinen Pfennig mehr zahlen wtirden, er m~)ge uns ve�9 wa.s er jedoch unterliess. (ro~~~~~~~~~ fo~gt.)

Lir turberich~;e.

Die botanischen G~rten, ihre Aufgabe in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukun�8 Von A. Ke�9 Innsbruck, I~74. ~~ S. 8.

, . . . . Es ist auch unter den Fa~hgenossen seit geraumer Zeit kein Geheimniss mehr~ in welch' traurigem und unwfivdigem Zu- s[ande sich gegenw~irtig zahlreiche botanische G~rten befinden. Sie stehen mit ihrer ~iusse�9 Erscheinung bei]~(ufig not~h auf dem Stand- punlde, welchen die botanisehen G~irten ara Ende des ]etzten Jahr- hunderts eingenemmen halten~ unterscheiden sich aber in durchaus nicht vortheilhafter Weise vnn dlesen dadureh, dass die in ihnen kul- tivirten Arten zum guten Theile falsch determini�9187 beziehungsweise mit unriehtigen Namen au�9 den beigefiigten ‚ bezeichnet sind. Die Samen, welche von de�9 bot. G~irlen naeh althergebrachter Gepfiogenheit zum Tausehe ausgeboten und versandt werden~ sind na- ttirlich gleichfalls mit falschen Namen bezeichnet, wodnrch dann der Schlendriaa auch noch in andere Gi]rten verpflanzt wird. y Diese Steile ist der anzuzelgenden Schrift unseres hochverdienten valer|~indisch(~n Botanikers entnommen. Wir glauben die Wichtigkeit und Zeitgem~ss-