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RENTENREFORM ALLEIN REICHT FÜR DIE SANIERUNG DES BRASILIANISCHEN STAATSHAUSHALTS NICHT AUS Doch die Reform ist der notwendige erste Schritt Edition 21 Freitag, 31. Mai 2019 Bauwirtschaft Eisen & Stahl Statistik Immobilienentwickler konnten ihre Verluste im ersten Quartal deutlich reduzieren Positiver Trend dürfte im Jahresverlauf anhalten Vale und CCCC wollen Stahlwerk für R$ 1,5 Mrd. in Pará bauen Walzwerk mit 300.000 t Kapazität soll 2023 die Produktion aufnehmen Natura kauft die US-Marke Avon und baut seine weltweite Präsenz aus Wert des weltweit viertgrößten Kosmetikkonzerns wird auf 11 Mrd. US$ geschätzt Golar Power plant zwei weitere Anlagen zur Vergasung von Flüssiggas (LNG) Unabhängig von der Marktregulierung setzt Golar auf die Abkehr von Diesel Tabellen Statistik Scania will zwischen 2021 und 2024 R$ 1,4 Mrd. Investieren Der schwedische Lkw-Hersteller modernisiert die Fabrik in São Paulo Öl & Gas Kosmetika Kfz

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RENTENREFORM ALLEIN REICHT FÜR DIE SANIERUNG

DES BRASILIANISCHEN STAATSHAUSHALTS NICHT AUS

Doch die Reform ist der notwendige erste Schritt

Edition 21 Freitag, 31. Mai 2019

Bauwirtschaft

Eisen & Stahl

Statistik

Immobilienentwickler konnten ihre Verluste im ersten Quartal deutlich reduzieren

Positiver Trend dürfte im Jahresverlauf anhalten

Vale und CCCC wollen Stahlwerk für R$ 1,5 Mrd. in Pará bauen

Walzwerk mit 300.000 t Kapazität soll 2023 die Produktion aufnehmen

Natura kauft die US-Marke Avon und baut seine weltweite Präsenz aus

Wert des weltweit viertgrößten Kosmetikkonzerns wird auf 11 Mrd. US$ geschätzt

Golar Power plant zwei weitere Anlagen zur Vergasung von Flüssiggas (LNG)

Unabhängig von der Marktregulierung setzt Golar auf die Abkehr von Diesel

TabellenStatistik

Scania will zwischen 2021 und 2024 R$ 1,4 Mrd. Investieren

Der schwedische Lkw-Hersteller modernisiert die Fabrik in São Paulo

Öl & Gas

Kosmetika

Kfz

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Edition 21

Rentenreform allein reicht für die Sanierung des brasilianischen

Staatshaushalts nicht aus

Die Reform des defizitären brasilianischen Rentensystems ist ein notwendiger Schritt

auf dem Weg zur Stabilisierung der Staatsfinanzen des Landes. Doch selbst wenn der

von der Regierung vorgelegte Reformvorschlag ohne substanzielle Änderungen vom

Kongress verabschiedet wird, ist nicht sicher, ob die steigende Staatsverschuldung

gestoppt werden kann. Dieser Ansicht ist selbst der Präsident der

Abgeordnetenkammer, Rodrigo Maia.

Der Chef des Unterhauses des brasilianischen Parlaments, der für eine rasche

Verabschiedung der Rentenreform kämpft, deutete in einem Interview mit Valor

Econômico an, dass zur nachhaltigen Konsolidierung der Staatsfinanzen weitere

Maßnahmen notwendig sind. Dazu gehören aus seiner Sicht auch Einschnitte bei

gesetzlich garantierten staatlichen Leistungen und eine Verwaltungsreform, um die

Ausgaben für Staatsbedienstete in den Griff zu bekommen. Ob diese Maßnahmen

durchsetzbar sind, ist fraglich. Denn selbst für die Rentenreform gibt es bislang noch

keine parlamentarische Mehrheit.

Auch Instituto Fiscal Independente (IFI), das als zuverlässige Quelle für Daten und

Analysen zur Entwicklung der Staatsfinanzen gilt, kommt zu dem Schluss, dass die

Rentenreform allein nicht reichen wird, um die steigende Staatsverschuldung in den

Griff zu bekommen. Diese liegt aktuell bei 78,4% des Bruttoinlandsproduktes (BIP).

Zum Schuldenabbau ist nach Berechnungen des IFI ein Primärüberschuss im Haushalt

in Höhe von mindestens 1,7% des BIP erforderlich. Derzeit hat Brasilien ein

Primärdefizit von 1,6% des BIP.

In seinen aktuellen Prognosen geht das IFI davon aus, dass die Staatsschulden erst

nach 2026 langsam sinken werden. Dabei legt das dem Senat unterstehende

Expertengremium bereits zu Grunde, dass der Staat durch die Rentenreform in den

kommenden 10 Jahren 1 Billionen Reais sparen wird. Dafür müsste der

Regierungsentwurf den Kongress ohne große Änderungen passieren, eine recht

optimistische Annahme. „Die Verabschiedung der Rentenreform ist von fundamentaler

Bedeutung, denn sie macht den Weg für die Diskussion frei, welche Maßnahmen

darüber hinaus für die fiskalpolitische Konsolidierung noch ergriffen werden müssen“,

unterstrich der Direktor des IFI, Felipe Salto, in Valor Econômico.

Die erfolgreiche Verabschiedung der Rentenreform dürfte in jedem Fall das Vertrauen

der Finanzmarktakteure erhöhen, dass der Regierung auch die Konsolidierung des

Staatshaushalts gelingen wird. Wachsendes Vertrauen des Finanzmarktes wiederum

senkt die mittelfristigen Inflationsrisiken, was die Zentralbank zu weiteren

Zinssenkungen bewegen könnte, um die Wirtschaft anzukurbeln. Der Leiter der

Amerika-Abteilung der Eurasia Group, einer Politikberatung, Christopher Garman,

stufte die Chancen, dass es die Rentenreform durch den Kongress schafft, am 17. Mai

von 70% auf 80% herauf.

Freitag, 31. Mai 2019

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Ein Scheitern oder eine Verschiebung der Reform würde nicht nur die

Staatsschuldenkrise verschärfen. Sie würde auch die Zeit der politischen und

wirtschaftlichen Unsicherheiten verlängern und damit die ohnehin schon schwächelnde

Wirtschaft weiter negativ belasten. Noch genießt die Regierung von Präsident

Bolsonaro einen Vertrauensschuss der Unternehmer. In Investitionen wird sich das

Vertrauen aber nur ummünzen, sofern die Regierung die angekündigten

fiskalpolitischen Reformen tatsächlich umsetzt.

Quelle: Valor Econômico, 20/05/2019

Freitag, 31. Mai 2019

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Immobilienentwickler konnten ihre Verluste im ersten Quartal deutlich

reduzieren

Die Verbesserung der Geschäftslage der brasilianischen Immobilienentwickler seit

Mitte 2018 hat sich im ersten Quartal dieses Jahres auch auf die Ergebnisse der

Unternehmen ausgewirkt. Die 15 größten, börsennotierten Bauträger des Landes

konnten ihre Verluste von R$ 434,8 Millionen im ersten Quartal 2018 auf R$ 43,3

Millionen reduzieren. Rechnet man PDG Reality mit R$ 240,3 Millionen Verlust heraus,

erwirtschaftete die Branche sogar einen Gewinn von R$ 197 Millionen. Die Daten

wurden von der Wirtschaftszeitung Valor Econômico erhoben.

Der Großteil der Immobilienentwickler verzeichnete zu Jahresbeginn steigende

Umsätze, größere Margen und dadurch bessere Ergebnisse. Die Erlöse stiegen

insgesamt um 31,3% auf R$ 4,59 Milliarden und die Gewinnmargen erreichten 28%

nach 25,3% im Vorjahreszeitraum. Der positive Trend dürfte sich im Jahresverlauf trotz

der Abschwächung des Wirtschaftsaufschwungs fortsetzen. „Der Sektor erlebt eine

Erholung, doch von einem Boom sind wir weit entfernt“, meinte der

Immobilienmarktanalyst Renan Manda von der Santander-Bank in Valor Econômico.

Manda erinnerte daran, dass die Zahl der neuen Projekte im Portfolio der

Unternehmen aktuell nur halb so hoch ist wie zu Beginn des Jahrzehnts.

In den nächsten Quartalen dürften dank des Baubeginns rentablerer Projekte die

Margen der Unternehmen weiter steigen. Im zweiten Quartal entwickelten sich die

Verkaufszahlen weiterhin gut. Einige Unternehmen vermeldeten allerdings sinkendes

Interesse an schlüsselfertigen Immobilien als Folge der eingetrübten

Verbraucherstimmung. In São Paulo geht auch das Interesse an neuen Projekten im

Planungsstadium seit April im Vergleich zum Jahresbeginn zurück.

Mittelfristig dürften auch die Immobilienpreise wieder anziehen. Das Überangebot an

Neubauwohnungen geht langsam zurück. Zudem steigen die Baukosten wieder an. Die

Preise werden sich allerdings nicht von heute auf morgen erholen, denkt der Renan

Manda von der Santander-Bank.

Die von Valor befragten größten Immobilienkonzerne brachten im ersten Quartal neue

Bauprojekte mit einem potenziellen Verkaufswert von R$ 3,84 Milliarden auf den

Markt. Der Zuwachs gegenüber dem Vorjahreszeitraum betrug 71%. Der größte

Immobilienentwickler des Landes, MRV, begann von Januar bis März neue Vorhaben

im Wert R$ 1,09 Milliarden. Doch die stärksten Zuwächse verzeichneten die Bauträger

Cyrela, Even, EZTec und Trisul, die alle im gehobenen Segment tätig sind. Dabei stach

das Projekt Fasano Itaim – Residencial in São Paulo heraus. Das 40-stöckiges Wohn-

und Geschäftshochhaus im noblen Stadtbezirk Itaim Bibi hat einen potenziellen

Marktwert von R$ 578,7 Millionen.

Freitag, 31. Mai 2019

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Das einfachere Segment hatte unter der Wirtschaftskrise der letzten Jahre wegen der

Aufträge aus dem sozialen Wohnungsbauprogramm „Minha Casa Minha Vida“ weniger

gelitten als Mittelschicht- und Luxusimmobilien. Und trotz restriktiverer

Kreditkonditionen der staatlichen Bank Caixa Econômica Federal, dem größten

Immobilienfinanzierer des Landes, haben Unternehmen wie MRV und Tenda im ersten

Quartal mehr neue Projekte auf den Weg gebracht als ein Jahr zuvor. MRV überraschte

unter den Entwicklern preisgünstiger Immobilien positiv. Das Unternehmen aus Minas

Gerais erzielte mit R$ 1,5 Milliarden den größten Umsatz der Branche und machte mit

R$ 188,7 Millionen auch den höchsten Gewinn.

Quelle: Valor Econômico, 17/05/2019

Freitag, 31. Mai 2019

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Vale und CCCC wollen Stahlwerk für R$ 1,5 Mrd. in Pará bauen

Der brasilianische Bergbaukonzern Vale und der chinesische Infrastrukturriese CCCC

wollen zusammen ein neues Stahlwerk im nordbrasilianischen Bundesstaat Pará

errichten. Beide Unternehmen unterzeichneten am 23. Mai eine Absichtserklärung über

den Bau des Walzwerks, das im Industriegebiet von Marabá im Südosten des

Bundesstaats entstehen soll. Die geplante jährliche Produktionskapazität liegt bei

300.000 Tonnen.

Der Baukonzern Concremat, Tochterunternehmen von CCCC, wird für die Konstruktion

des Werkes verantwortlich sein. Vale ist für die Finanzarchitektur des Projektes

verantwortlich, das R$ 1,5 Milliarden kosten soll. Die Baukosten sollen fast komplett

über Bankkredite finanziert und von Vale lediglich über Bürgschaften abgedeckt

werden. „Diese Form der Unterstützung ist effizient und minimiert das finanzielle

Engagement von Vale. Sie steht damit in Einklang mit unserem strategischen [Ziel] des

effizienten Kapitaleinsatzes“, teilte das Bergbauunternehmen mit. Allerdings kann Vale

seine Garantien in Anteile an dem Werk umwandeln, sofern sich dies in Zukunft als

notwendig oder sinnvoll erweisen sollte.

Die Genehmigungen zum Bau des neuen Stahlwerks sollen nach Angaben des

Gouverneurs von Pará, Helder Barbalho, im nächsten Jahr vorliegen. Concremat und

CCCC müssen auch noch die Wirtschaftlichkeit des Projektes prüfen und einen

Betreiber für das Werk finden. Der Beginn der Produktion ist für 2023 geplant. „Der

Bau des Werks ist der erste Schritt, die Wertschöpfung bei der Eisenerzproduktion in

unserem Bundesstaat zu vertiefen. Dadurch sollen andere Investoren angelockt

werden“, sagt der Gouverneur sinngemäß in Valor Econômico.

Vale betreibt in Carajás in Pará die größte Eisenerzmine der Welt. Die Landesregierung

drängt den Bergbaukonzern deshalb schon seit vielen Jahren, ein Stahlwerk in dem

Bundesstaat zu bauen, um die Wertschöpfung aus der Erzproduktion vor Ort zu

erhöhen. Bereits vor 10 Jahren hatten der damalige brasilianische Präsident Lula da

Silva und der ehemalige Vale-Chef Roger Agnelli den Bau eines Stahlwerks in Marabá

angekündigt. Doch das geplante Riesenprojekt mit einer jährlichen Produktionsleistung

von 3 Millionen Tonnen Stahlband wurde nie verwirklicht. Die Bergwerkskatastrophe

von Brumadinho zu Jahresbeginn dürfte Vales Pläne für den Bau eines neuen Werks in

Brasilien beschleunigt haben. Das geplante neue Walzwerk in Marabá soll Stahlbleche

und Bänder ausschließlich für den brasilianischen Markt herstellen. Die Brammen für

die Produktion sollen auf dem Heimatmarkt gekauft werden.

CCCC ist 2016 durch die Übernahme von 80% der Anteile an Concremat in den

brasilianischen Markt eingetreten. 2017 beteiligte sich das Unternehmen mit 51% am

neuen Industriehafen in São Luis (Maranhão, Nordbrasilien). Der chinesische Konzern

mit einem Jahresumsatz von US$ 70 Milliarden ist daran interessiert, in weitere

Infrastrukturprojekte im Land zu investieren, wie beispielsweise Häfen oder

Eisenbahnstrecken.

Quelle: Valor Econômico, 23/05/2019

Freitag, 31. Mai 2019

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Golar Power plant zwei weitere Anlagen zur Vergasung von Flüssiggas

(LNG)

Golar Power ist bereits seit 2007 in der Vergasung von Flüssigerdgas in Brasilien aktiv.

Das Joint-Venture-Unternehmen der norwegischen Gesellschaft Golar und des

nordamerikanischen Fonds Stonepack plant nun Investitionen in der Höhe von beinahe

R$ 1 Mrd. in zwei weitere Anlagen. Hauptabnehmer sollen staatliche Stromerzeuger

werden.

Die Strategie der Gesellschaft setzt dabei auf zwei Ziele der brasilianischen Regierung:

Kostenreduzierung in der Stromerzeugung und Minderung der Dieselimporte, deren

Preis an den internationalen Markt gekoppelt ist. „Wir wollen dazu beitragen, den

Strompreis zu senken und importierten Dieselkraftstoff durch Flüssiggas zu ersetzen”,

bekräftigt der Präsident von Golar Power, der Brasilianer Eduardo Antonello.

Das Unternehmen unterstützt die Reform des Erdgasmarktes und die Marktöffnung für

private Anbieter, entwickelt aber auch eine Strategie für Aktivitäten unter den

derzeitigen Bedingungen.

Gemeinsam mit EBrasil gründete Golar Power die Elektrizitätszentrale von Sergipe

(Celse), die in Barra dos Coqueiros (Sergipe) den Bau eines Wärmekraftwerks

verbunden mit einer Wiederverdampfungsanlage vorantreibt. Das Kraftwerk mit einer

installierten Kapazität von 1.500 MW ist zu 90% fertiggestellt und soll im Januar 2020 in

Betrieb gehen. Die beiden anderen Anlagen sollen in São Franciso do Sul (Santa

Catarina) und in Barcarena (Pará) entstehen. Für beide Projekte besteht bereits ein

vorläufiges Umweltgutachten. In die geplanten Anlagen sollen insgesamt etwa R$ 800

Mio. investiert werden.

Die erste private Wiederverdampfungsanlage von Flüssigerdgas in Sergipe soll in der

Lage sein, täglich 21 Mio. m3 Erdgas zu verarbeiten. Davon wird mehr als ein Drittel an

das Wärmekraftwerk geliefert. Der Rest wird anderen Kunden angeboten.

Wie Antonello betont, sind die beiden anderen Anlagen nicht zwangsläufig an den Bau

von Kraftwerken gekoppelt. „Wir wollen diese Terminals unabhängig von

Wärmekraftwerkstandorten errichten”.

Zur Unternehmensstrategie gehört der Plan, Erdgas allgemein auf Märkten anzubieten,

die bisher Dieselkraftstoff verwenden, der höhere Kosten und eine größere

Umweltverschmutzung verursacht. 21,3% des in Brasilien verwendeten Diesels kommt

aus dem Ausland.

„Wir arbeiten an der Vertriebslogistik, zunächst für den Nordosten, ausgehend von

Sergipe”, erläutert Antonello. „Aber dann konzentrieren wir unsere Aktionen auf Pará

und die gesamte Nordregion Brasiliens, die wir strategisch für besonders wichtig

halten. Die Bauarbeiten in Barcarena sollen noch dieses Jahr beginnen.

Da 95% aller brasilianischen Gemeinden nicht an ein Erdgasnetz angeschlossen seien,

baue man auf das Marktwachstum über den Transport von Flüssiggas, das in

Wiederverdampfungsanlagen wieder in den gasförmigen Zustand zurückversetzt

werde. Man könne auf diese Weise jeden Ort des Landes in weniger als einem Jahr

erreichen, während der Bau von Pipelines in bestimmten Fällen bis zu zehn Jahren

dauert.

Freitag, 31. Mai 2019

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Scania will zwischen 2021 und 2024 R$ 1,4 Mrd. investieren

Bei seinem letzten Besuch in Brasilien im November des vergangenen Jahres

verkündete Scania-Präsident Henrik Henrikson, er sei von der Wettbewerbsfähigkeit

Brasiliens überzeugt und bereit, weiterhin in diesem Land zu investieren. Am 21. Mai

gab das Unternehmen Investitionen in der Höhe von R$ 1,4 Mrd. bekannt, die sich auf

den Zeitraum von 2021 bis 2014 erstrecken sollen.

Mit diesem Programm summieren sich die Investitionen des schwedischen Lkw- und

Omnibusherstellers zwischen 2016 und 2024 auf R$ 4 Mrd. Die aktuelle eher

ungünstige Lage habe die Verhandlungen mit der Konzernzentrale erschwert,

berichtete der Präsident von Scania in Lateinamerika, der Brasilianer Christopher

Podgorski.

Trotz aller Einwände herrscht im Unternehmen Konsens, dass die brasilianische Fabrik

aktualisiert werden müsse, um auf dem internationalen Markt mithalten zu können.

„Scania ist seit 62 Jahren in Brasilien und an unbeständige Märkte gewöhnt”, betont

Podgorski. „Wir dürfen nicht vergessen, dass das BIP Brasiliens im großen Maße von

Lastwagen getragen wird”, fügt der Manager hinzu.

Die Belieferung ausländischer Märkte gehört ebenfalls zur Strategie des schwedischen

Nutzfahrzeugfabrikanten. 65% der in São Bernardo do Campo (São Paulo)

produzierten Fahrzeuge werden exportiert. Die argentinische Krise hatte zwar

Auswirkungen auf den Exportrhythmus, allerdings in geringerem Ausmaß als bei

anderen Lkw-Herstellern.

Der Strategieplan sieht vor, dass von Scania produzierten Nutzfahrzeuge überall auf

der Welt mit alternativen Brennstoffen wie Biodiesel, Bioethanol, Biomethan oder

Elektrizität betrieben werden können.

Die Nachricht, dass Scania neue Investitionen plane, machte bereits zum Monatsbeginn

nach dem Besuch Podgorskis im Regierungspalast Bandeirantes die Runde.

Gouverneur João Doria und Wirtschaftsminister Henrique Meirelles wurden eingeladen

die Fabrik in São Bernardo kennenzulernen. Danach kursierten Gerüchte, Scania sei

nach General Motors das zweite Unternehmen das am Programm IncentivAuto

teilnehmen wolle. Podgorski betonte allerdings, sein Unternehmen wolle die

Investitionen unabhängig von diesem Programm durchführen. Die Regierung bietet

progressive Steuererleichterungen für Hersteller an, die mehr als R$ 1 Mrd. investieren

und mindestens 400 neue Arbeitsstellen schaffen.

Eine Erweiterung des Industrieparks steht laut Podgorski nicht zur Diskussion. Allein

durch die Modernisierung der heutigen Anlage könne man die Produktion steigern,

falls dies erforderlich sein sollte.

Die Investitionen beginnen im Forschungs- und Entwicklungsbereich. R$ 75 Mio. sollen

in den Bau eines neuen Zentrums zu diesem Zweck fließen. Wie Podgorski ausführt,

braucht das aus 250 Mitgliedern bestehende Ingenieursteam neue Einrichtungen und

Ausrüstungen, da neue Aufgabenbereiche aus Schweden nach São Paulo verlegt

werden sollen.

Freitag, 31. Mai 2019

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Natura kauft die US-Marke Avon und baut seine weltweite Präsenz aus

Natura gab letzte Woche den Kauf der Marke Avon bekannt und wird damit zum

weltweit viertgrößten Unternehmen der Kosmetikbranche. Natura hat in den letzten

Jahren bereits die britische Marke The Body Shop und die autralische Marke Aesop

gekauft. Durch den Kauf von Avon verfügt Natura über einen Umsatz von 10 Mrd. US-

Dollar, 40.000 Mitarbeiter, 6,3 Mio. Direktverkäufer sowie 3.200 Läden. Die Geschäfte

von Avon in den USA, Kanada und Porto Rico sind nicht Teil der Akquisition. Natura

weitet seine internationale Präsenz von 70 auf 100 Länder aus. Ausschlaggebend für

das Geschäft ist jedoch die Stärkung auf dem brasilianischen Markt, auf dem Natura

nun die Führungsposition übernimmt. Der Marktanteil stieg von 11,9% auf 16,6%. Im

Direktvertrieb wirkt sich die Konzentration noch deutlicher aus. Der Marktanteil erreicht

hier 46,5%.

Die Aktionäre der beiden Unternehmen erhalten die Aktien einer neuen

Holdinggesellschaft, Natura & Co (Natura Holding), die mit einem Wert von 11 Mrd.

US$ bewertet wurde. Die Aktien des neuen Unternehmens werden als ADRs an der

New Yorker Börse gehandelt. Die Nachricht über die Übernahme ließ die Aktien letzte

Woche an der New Yorker Börse in die Höhe schiessen.

Laut Elton Morimitsu, Senior Analyst bei Euromonitor International, ermöglicht die

Übernahme Natura die Führung auf dem mexikanischen Direktvertriebsmarkt, der zu

den wettbewerbsstärksten Regionen in Lateinamerika gehört. Desweiteren wird es

auch den russischen Markt erklimmen, einer der Hauptmärkte für Avon. Die Produkte

sind bei den russischen Verbrauchern beliebt, aber es gibt Schwierigkeiten. Im ersten

Quartal war Russland das Land, das den größten Umsatzrückgang von 31% verzeichnet

hat.

In Argentinien ging der Umsatz von Avon um 27% zurück und in Brasilien um 17%,

obwohl der Absatz anstieg. "Mit dieser Transaktion verringert Natura seine

Abhängigkeit vom brasilianischen Markt. Statt zuvor 53% macht Brasilien zukünftig nur

noch 40% des Umsatzes aus. Was die Kategorien anbelangt, rückt das

Hauptaugenmerk mehr in Richtung Make-up. Schließlich verkauft Avon 2,5-mal mehr

Produkte dieser Kategorie als Natura", sagte Morimitsu.

Daten von Euromonitor International zeigen, dass Natura & Co durch den

Zusammenschluss der Unternehmen für 2,6% des weltweiten Sektors für Körperpflege

und Kosmetik verantwortlich und demnach der neuntgrösste Konzern nach Beiersdorf

und noch vor der japanischen Shiseido sein wird. Der Marktanteil von Natura betrug im

vergangenen Jahr 1,4% und von Avon 1,2%. Der Marktführer L'Oréal hat einen Anteil

von 9,7%. Bei Unternehmen, die sich ausschließlich der Schönheit widmen, belegt

Natura den vierten Platz im Ranking.

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In der Bewertung der Transaktion gehen die Meinungen der Vermögensberater, die

von der Wirtschaftszeitung Valor Economico befragt wurden, weit auseinander. Einer

beurteilt die Akquisition von Avon als zu teuer. "Avon wurde vor vier Jahren gewertet,

als das Unternehmen noch eine bessere Leistung zeigte", sagte ein Berater. "Das heißt

nicht, dass das Geschäft schlecht sein wird, aber die Finanzierung ist dadurch

kompliziert.", fügt er hinzu. Ein anderer bewertet den Zusammenschluß als positiv, da

Natura beim Direktverkauf gestärkt wird, ein bereits wichtiges Geschäft von Natura.

"Qualitativ gesehen ist es kein Traumgeschäft, da Avon eine schwache Marke ist", sagte

er und fügte hinzu, dass Avon zwar starke Einnahmen verbucht, aber ein

margenschwaches Unternehmen ist. Laut dieses Beraters könnte Avon seine Marge

durch die Synergien mit Natura um 6% erhöhen.

Für die Beratungsfirma Eleven Financial ist es nicht möglich, die Transaktion nur über

den aktuellen Preis zu definieren. "Wenn sich die Entwicklung von Avon-Produkten

fortsetzt, wäre das schlecht. Was jedoch im Preis berücksichtigt werden muss, ist der

Plan für die Integration von Avon, ein Plan der bei Body Shop schon gut funktioniert

hat“, meint Netto von Eleven Financial.

Freitag, 31. Mai 2019

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Wechselkurs zum Jahresende - (R$/US$)

Ausländische Direktinvestitionen - (In Mrd. US$)

Entwicklung des BIP - (In %)

Inflationsindex IPCA - (Jahresdurchschnitt in %)

Freitag, 31. Mai 2019

2,35 2,65

3,963,25 3,31

3,84 3,79 3,81

0

1

2

3

4

5

2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 (P) 2020 (P)

64,0 62,5 63,0

78,870,3

77,1 81,0 82,1

0

20

40

60

80

100

2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 (P) 2020 (P)

5,96,4

10,7

6,3

3,03,8 4,1 4,0

0

2

4

6

8

10

12

2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 (P) 2020 (P)

2,7

0,5

-3,8 -3,6

1,0 1,2 1,32,4

-6

-4

-2

0

2

4

6

2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 (P) 2020 (P)

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Impressum

Herausgeber:

Eine Gemeinschaftspublikation der Deutsch-Brasilianischen Auslandshandelskammern und

von Germany Trade and Invest

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